Arbeitsmarkt: Institutionelle Rahmenbedingungen für mehr Flexibilität
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Aktive <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik: Instrument mit begrenzter Wirkung 273<br />
Die europäischen Länder unterscheiden sich ebenfalls deutlich im Hinblick auf die Verteilung<br />
der AAMP-Ausgaben: Während beispielsweise Deutschland und Frankreich stärker die Arbeitsuche<br />
und Qualifikationsmaßnahmen unterstützen, fließen in Spanien und in den nordeuropäischen<br />
Ländern <strong>mehr</strong> Mittel in die Förderung der Beschäftigung (Schaubild 67).<br />
489. Umfassende Meta-Analysen von zahlreichen Evaluationsstudien ergeben, dass die Effektivität<br />
von AAMP fast ausschließlich durch den Maßnahmentyp bestimmt wird und größtenteils<br />
unabhängig vom konjunkturellen oder institutionellen Umfeld ist (Card et al., 2010;<br />
Kluve, 2010). Die Studien zeigen, dass vor allem die Unterstützung der Arbeitsuche die<br />
Beschäftigungswahrscheinlichkeit signifikant erhöht. Da diese Maßnahmen vergleichsweise<br />
kostengünstig sind, gelten sie ebenfalls als die kosteneffektivsten. Dabei ist zu beachten, dass<br />
sich diese Unterstützung überwiegend an Personen richtet, die erst kurze Zeit arbeitslos sind<br />
und daher tendenziell noch hohe Wiedereinstiegschancen haben.<br />
490. Fortbildungs- und Qualifikationsmaßnahmen weisen durchschnittlich ebenfalls positive<br />
Beschäftigungseffekte auf, insbesondere in längerfristigen Betrachtungen, wobei es sehr stark<br />
auf die Ausgestaltung der jeweiligen Maßnahme ankommt. Dies unterstreicht die Bedeutung<br />
des Aufbaus von Humanvermögen im Rahmen von AAMP. Um eine rasche Rückkehr in<br />
Beschäftigung nicht zu verhindern (Lock-in Effekt), sollten sie jedoch erst nach der Unterstützung<br />
von individuellen Suchanstrengungen eingesetzt werden. Erste Studien deuten dann<br />
auf eine optimale Dauer solcher Maßnahmen von etwa 4 bis 6 Monaten hin (Flores et al.,<br />
2012; Kluve et al., 2012). Idealerweise enthalten sie zudem eine Praxiskomponente, damit<br />
die Teilnehmer nah am <strong>Arbeitsmarkt</strong> bleiben.<br />
Schaubild 67<br />
Ausgaben der <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik in ausgewählten Ländern 1)<br />
Unterstützung bei Arbeitsuche Fortbildungs- und Qualifikationsmaßnahmen Beschäftigungsförderung im Privatsektor 2)<br />
%<br />
4,0<br />
Beschäftigungsförderung im öffentlichen Sektor 3)<br />
passive <strong>Arbeitsmarkt</strong>politik 4)<br />
%<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,5<br />
3,0<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,5<br />
2,0<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,5<br />
1,0<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,5<br />
0<br />
2007 2011 2007 2011 2007 2011 2007 2011 2007 2011<br />
Deutschland Frankreich Italien Spanien Nordische Länder 5)<br />
1) In Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt.– 2) Lohnsubventionen, Förderung der Selbstständigkeit, Job-Sharing.–<br />
3) Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Rehabilitation.– 4) Einkommensunterstützung <strong>für</strong> Arbeitslose, Vorruhestandsregelungen.–<br />
5) Ungewichteter Durchschnitt der Länder Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden.<br />
Quelle: Eurostat<br />
© Sachverständigenrat<br />
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Sachverständigenrat - Jahresgutachten 2013/14