Kino mit Ãlteren - Evangelisches Bildungszentrum Bad Orb
Kino mit Ãlteren - Evangelisches Bildungszentrum Bad Orb
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<strong>Kino</strong> <strong>mit</strong> Älteren – keine Berührungsängste!<br />
Bei einer unserer Silvesterfreizeiten wurden wir überrascht: zweimal boten wir einen<br />
Film <strong>mit</strong> anschließendem Gespräch an, zweimal kamen fast alle der 45<br />
Teilnehmenden!<br />
Wir begannen <strong>mit</strong> einer Komödie: „Die Herbstzeitlosen“. Eine alte Dame eröffnet<br />
nach dem Tod ihres Mannes ein Dessous-Geschäft in ihrem kleinen, verknöchert<br />
konservativen Schweizer Bergdorf. Ein Skandal! Wie sie sich durchsetzt, vor allem<br />
gegen ihren Sohn, den Dorfpfarrer, hat alle bewegt. Im Anschluss kam viel zur<br />
Sprache: die Lebensträume genauso wie die Erfahrung, von den eigenen Kindern<br />
bevormundet zu werden. Viel Stoff zum Nachdenken und Weiterreden.<br />
Die Reaktionen auf den zweiten Film „The Straight Story“, ein Kunstfilm und<br />
Roadmovie von David Lynch, waren nicht minder überraschend. Der 73-jährige<br />
Rentner Alvin Straight will nach sehr langer Zeit seinen Bruder Lyle besuchen. Der<br />
Schlaganfall des Bruders wird zum Anlass, einen uralten Streit zu beenden. Straight<br />
besitzt keinen Führerschein und möchte nicht gefahren werden. Deshalb legt er den<br />
412 Kilometer langen Weg von Laurens, Iowa, nach Mount Zion, Wisconsin, auf<br />
seinem Aufsitz-Rasenmäher der Marke John Deere zurück. Sechs Wochen ist er<br />
unterwegs. Die Begegnungen auf diesem Weg rühren an eigene Erfahrungen: der<br />
Wert der Familie, das Vertrauen in Fremde, unerwartete Hilfe, Versöhnungswege.<br />
Wir waren alle beeindruckt und bewegt.<br />
Ich bin endgültig überzeugt: <strong>Kino</strong> <strong>mit</strong> Seniorinnen und Senioren geht nicht nur,<br />
sondern gibt ganz andere Impulse, weil die Bilder und Geschichten so un<strong>mit</strong>telbar<br />
wirken. Sie eröffnen einen Zugang zu den eigenen inneren Bildern.<br />
Klar, man braucht einen Beamer. Den kann man sich bei der Bildstelle oder der<br />
Nachbarschule ausleihen. Aber ein Fernseher tut´s auch. Oder der nächste Ausflug<br />
geht ins <strong>Kino</strong>!<br />
Wenn Sie selbst gerne Filme schauen, dann versuchen Sie es einmal <strong>mit</strong> Ihrer<br />
Gruppe.<br />
Zur Vorbereitung<br />
• Schauen Sie sich den Film vorher selbst an: an welche Themen rührt er bei<br />
Ihnen selbst? Trauen Sie sich zu, <strong>mit</strong> den anderen offen darüber zu<br />
sprechen?<br />
• Gibt es Elemente in dem Film, die Sie zur Dekoration auf Tischen oder<br />
Wänden <strong>mit</strong>bringen könnten? Sie können den Zugang zum Film erleichtern.<br />
◦ Welche Farben überwiegen im Film? Bestimmte Accessoires? (zum<br />
Beispiel die Angeln in „Ein verrücktes Paar“ <strong>mit</strong> Walter Matthau und Jack<br />
Lemmon)<br />
◦ gewagt z.B. für „Die Herbstzeitlosen“ oder auch „Kalendergirls“: der<br />
Dessous-Laden Ihres Ortes bringt ein paar Auslagen <strong>mit</strong>, die man im<br />
Vorbeigehen mal anschauen/anfassen kann. Da sind Sie gleich in einer<br />
Diskussion über Erotik und Schönheit im Alter.<br />
<strong>Evangelisches</strong> <strong>Bildungszentrum</strong> für die zweite Lebenshälfte<br />
Würzburger Str. 13, 61619 <strong>Bad</strong> <strong>Orb</strong>/ Telefon: 06052-91570/ ebz.badorb@ekkw.de<br />
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◦ Gibt es irgendetwas zu Essen, das im Film vorkommt oder zu ihm passen<br />
würde?<br />
◦ Eine schön gestaltete „Löffelliste“, also eine Liste auf der man<br />
aufschreiben kann, welche Lebensträume und Wünsche man hat. (zum<br />
Film „Das Beste kommt zum Schluss“ <strong>mit</strong> Jack Nicholson und Morgan<br />
Freeman)<br />
Fragen vorbereiten<br />
Es gibt je nach Gruppengröße die Möglichkeit <strong>mit</strong> der ganzen Gruppe oder in<br />
Kleingruppen nachher über den Film zu sprechen. Ich bevorzuge Kleingruppen von<br />
3-4 Personen, weil dann mehr Personen etwas sagen können und den meisten das<br />
Sprechen leichter fällt als vor der ganzen Gruppe.<br />
Zunächst bietet es sich natürlich an, Eindrücke zu sammeln:<br />
• Was hat Sie beeindruckt? Zum Nachdenken gebracht?<br />
• Was hat Sie besonders amüsiert?<br />
Je nach Thema des Films können Sie dann noch weitere Fragen vorbereiten (Je<br />
nach Größe der Gruppe auf Zetteln vorbereiten und auf den Tischen verteilen)<br />
• Welche Wünsche haben Sie? Was würde auf Ihrer „Löffelliste“ stehen? (z.B.<br />
Herbstzeitlose, Das Beste kommt zum Schluss)<br />
• Wie möchten Sie im Alter wohnen? (z.B. Best Excotic Marigold Hotel;<br />
Zusammen ist man weniger allein)<br />
• Was halten Sie von aktiver Sterbehilfe? Ist Selbstbestimmung bis zum Tod<br />
aus Ihrer Sicht richtig? (z.B. „Satte Farben vor Schwarz“ <strong>mit</strong> Senta Berger und<br />
Bruno Ganz)<br />
Ebenfalls je nach Thema können Sie weiteres Informationsmaterial anbieten, bzw.<br />
da<strong>mit</strong> beim nächsten Treffen am Thema weiterarbeiten. Filme helfen dabei,<br />
emotional in ein Thema einzusteigen, ohne dass man selbst etwas von sich<br />
offenbaren muss. So lässt sich auch über Tabuthemen (z.B. Sterben, Sterbehilfe,<br />
Sexualität im Alter) reden, oft sogar auf humorvolle Weise. Auch so persönliche<br />
Themen wie das Wohnen im Alter, kann man auf diese Weise leichter ansprechen.<br />
Im Blog für die zweite Lebenshälfte habe ich verschiedene Filme besprochen. Sie<br />
finden die Filmtipps hier: http://blog.ebz-bad-orb.de/category/buecher-filme/<br />
Annegret Zander<br />
<strong>Evangelisches</strong> <strong>Bildungszentrum</strong> für die zweite Lebenshälfte<br />
Würzburger Str. 13, 61619 <strong>Bad</strong> <strong>Orb</strong>/ Telefon: 06052-91570/ ebz.badorb@ekkw.de<br />
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