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A 04 / 004 Abschied (Aufstieg/Veränderungen/Versetzung)* )
(vorher: Kap. 4.2 / Seite 124)
Vorbemerkung
Einleitende
Überlegungen
Die Rede zur Verabschiedung eines Mitarbeiters/
Kollegen/Untergebenen (kurz ãAbschiedsredeÓ
genannt) ist ein sehr hŠufiger rhetorischer Anla§.
Jeder Chef, Amtsleiter, Vorsteher, Direktor, PrŠsident
mu§ in seiner Dienstzeit Dutzende solcher Texte
verfassen und vortragen.
Da geht eine SekretŠrin in Rente, da tritt ein
Oberstudienrat in den Ruhestand, da verlŠ§t ein
Buchhalter krankheitshalber die Firma, da nimmt
ein verdienter Mitarbeiter eine begehrte Stelle an
einem anderen Betriebsort an. Mitunter mu§ auch
ein Prokurist oder ein Abteilungsleiter zum Abschied
seines Chefs, der in den Aufsichtsrat oder in die
Konzernleitung berufen wurde, sprechen.
Das sind immer wieder neue RedeanlŠsse und persšnliche
Situationen, die jeweils neue, individuelle
Texte erfordern. Da ist es nicht mit einer Standardrede
getan. Abschiedsreden, obwohl hundertfach
gehalten, lassen sich also nicht wšrtlich aus RedenhandbŸchern
und Mustersammlungen Ÿbernehmen.
Allenfalls kšnnen solche Musterreden Anregungen
geben.
Es wird Ihnen aber leichtfallen, demnŠchst eine
Abschiedsrede zu halten, wenn Sie einige Grundregeln
befolgen.
*) Dieser Beitrag gilt gleicherweise fŸr Reden zur Verabschiedung in den
Ruhestand
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Abschied (Aufstieg/Veränderungen/Versetzung) A 04 / 005
(vorher: Kap. 4.2 / Seite 125)
6 Regeln für Abschiedsreden
Aus den einleitenden †berlegungen geht bereits
hervor, da§ es bei der Verabschiedung meist um eine
vertraute Persšnlichkeit des Kollegenkreises/
Arbeitsumfeldes geht. Daraus folgen:
Regel 1: Der Redner soll ein Vertrauter des
Adressaten sein, ein positives VerhŠltnis zu ihm
haben.
Die Abschiedsrede mu§ persšnlich und individuell
gehalten sein. Es geht bei einer Verabschiedung
nicht nur um die SekretŠrin oder den Pfšrtner, die
oder der den Kollegenkreis verlŠ§t. Die Verabschiedung
ist der Anla§, auch die richtige Person zum
Redner zu bestimmen: Denn der Abschiednehmende
und der Abschiedgebende sind quasi die
zwei Seiten einer Medaille: Beide sind gleich wichtig
und beide (noch) untrennbar verbunden. Daraus
folgt fŸr die Auswahl des Abschiedsredners: Er sollte
dem Adressaten verbunden sein, ein befreundeter
Kollege, ein langjŠhriger Mitarbeiter. Und dieses
positive VerhŠltnis sollte in der individuellen
Rede auch zum Ausdruck kommen.
Regel 1: Sie
sollten den
Adressaten
mögen
Wenn Sie gebeten werden, einen Kollegen zu verabschieden,
mit dem Sie jahrelang im Streit gelegen
haben, sollten Sie hšflich unter einem Vorwand
ablehnen und einen geeigneten Kollegen vorschlagen.
Ihre Rede kšnnte nur frostig oder scheinheilig
Ð auf jeden Fall peinlich Ð werden. Die Abschieds-
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Abschied (Aufstieg/Veränderungen/Versetzung)
(vorher: Kap. 4.2 / Seite 126)
rede mu§ also nicht unbedingt der unmittelbare
Vorgesetzte des zu Verabschiedenden halten.
Regel 2: Die Abschiedsrede mu§ kurz und prŠgnant
sein.
Regel 2:
Sprechen
Sie kurz
und prägnant
Stellen wir uns jetzt die Šu§ere Situation vor, in der
die Abschiedsrede ablŠuft. Nur in wenigen FŠllen
werden die Teilnehmer in einem Vortragssaal oder
im Kasino sitzen, wŠhrend Sie als Abschiedsredner
von einem Rednerpult aus sprechen.
Meist wird sich alles in einem Arbeitszimmer oder
Besprechungsraum abspielen, in dem die Zuhšrer
stehen, wahrscheinlich leicht gedrŠngt. Mšglicherweise
haben alle bereits ein Glas Champagner
in der Hand, der still vor sich hin perlt und zunehmend
wŠrmer wird. Manch einer denkt sicher schon
an die Lachs-CanapŽs und Rehmedaillons, die vom
Partyservice oder den SekretŠrinnen im Nebenzimmer
bereitgestellt wurden. Solch eine Zuhšrerschaft
dŸrfen Sie nicht mit ellenlangen
AusfŸhrungen vergraulen. Daher gilt fŸr diesen
Anla§ ganz besonders, was eigentlich Grundsatz
fŸr fast alle Reden sein sollte: Sprechen Sie kurz und
prŠgnant. In der KŸrze liegt die WŸrze!
Es ist weder erforderlich noch wŸnschenswert, alle
Einzelheiten und Entwicklungsstufen aus dem
Arbeitsleben des Adressaten aufzuzŠhlen und hervorzuheben.
Nicht ein kompletter Lebenslauf ist
das Ziel, sondern es gilt, ein paar positive
Glanzlichter aus der TŠtigkeit der oder des zu
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Abschied (Aufstieg/Veränderungen/Versetzung) A 04 / 007
(vorher: Kap. 4.2 / Seite 127)
Verabschiedenden zur Sprache zu bringen. Daraus
folgt die thematische Regel Nummer 3.
Regel 3: In der Abschiedsrede sollen Leistung und
Persšnlichkeit des Adressaten positiv gewŸrdigt
werden.
Im Grunde brauchen Sie nur vier Punkte anzusprechen:
a) Was hat der Abschiednehmende fŸr die Firma,
die Behšrde, den Verein getan und zukunftsweisend
bewirkt?
Regel 3:
Würdigen
Sie Leistung
und Person
b) Wodurch hat er sich in der Zusammenarbeit mit
Kollegen, Untergebenen, Vorgesetzten ausgezeichnet?
c) Welche hervorstechenden Charakter-Eigenschaften
haben seinen Arbeitsstil geprŠgt?
d) Warum wird er kŸnftig allen fehlen?
Der Adressat soll dabei Anerkennung fŸr seine
TŠtigkeit erfahren.
Aber Achtung: Sie halten keinen Nachruf oder eine
Gedenkrede. Der zu Verabschiedende steht ja Ð vielleicht
gerŸhrt, aber in bester Laune Ð vor oder neben
Ihnen.
Daraus folgt, um Nachrufstimmung zu vermeiden,
die Regel 4.
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Abschied (Aufstieg/Veränderungen/Versetzung)
(vorher: Kap. 4.2 / Seite 128)
Regel 4: Die Abschiedsrede sollte humorvoll sein.
Regel 4:
Seien Sie
humorvoll
Ihre Rede ist gelungen, wenn die Anwesenden Ð der
zu Verabschiedende eingeschlossen Ð mindestens
ein halbes Dutzend Mal herzhaft lachen kšnnen. Sie
werden also nicht nur die BewŠhrung des Abschiednehmenden
in schweren Zeiten der Firmengeschichte
beschwšren, sondern auch heitere
Anekdoten erzŠhlen, ein Bonmot des Adressaten
zitieren, Ÿber eine lustige Begebenheit vom Betriebsfest
berichten.
Auf diese Weise vermeiden Sie BeweihrŠucherung
und Ÿbertriebenes Lob, das von den Anwesenden
ohnehin als unecht und scheinheilig empfunden
wŸrde.
Um eine allzu wŸrdige Stimmung zu vermeiden,
sollten Sie sich auch an folgendes halten:
Regel 5: Die Abschiedsrede kann augenzwinkernd
auf kleine menschliche SchwŠchen des Adressaten
anspielen.
Regel 5:
Erwähnen
Sie
Schwächen
– augenzwinkernd
Der Kollege oder die Kollegin ist schlie§lich bekannt,
und alle Anwesenden kennen seine oder ihre Kanten
und Ecken. Idealisierung ist also fehl am Platz; statt
dessen sollte neben der WŸrdigung der Leistung
auch eine humorvolle Andeutung kleiner Fehler
erfolgen.
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Abschied (Aufstieg/Veränderungen/Versetzung) A 04 / 009
(vorher: Kap. 4.2 / Seite 129)
Aber Achtung: Sie sollen hier nicht abmahnen oder
alte Rechnungen begleichen. Der Adressat mu§ Ÿber
Ihre Anspielungen lachen oder wenigstens schmunzeln
kšnnen.
Regel 6: Die Abschiedsrede sollte Ausblicke auf
die Zukunft des Adressaten eršffnen.
Wenn Sie nur auf das bisherige Arbeitsleben zurŸckblicken,
kšnnte der Adressat das GefŸhl bekommen,
fortan nichts Sinnvolles mehr zu tun zu haben.
Regel 6:
Schauen Sie
nach vorn
Schildern Sie daher abschlie§end dessen Aussichten,
in neuer Arbeitsumgebung Wichtiges zu gestalten
oder im Ruhestand langgehegte PlŠne zu verwirklichen
(z. B. Reisen zu unternehmen, ein Buch zu veršffentlichen,
ein Hobby intensiver zu betreiben, ein
Ehrenamt wahrzunehmen, seine Memoiren zu schreiben,
eine NebentŠtigkeit zu betreiben, Auslandskontakte
zu pflegen, im Verein aktiv zu werden).
Wenn Sie diese 6 grundsŠtzlichen Regeln beachten,
kann bei der Verabschiedungsfeier eigentlich nichts
mehr schiefgehen. Aber Ð gute Regeln garantieren
noch lange keinen pfiffigen Text und keinen brillanten
Vortrag.
Deshalb folgen jetzt noch 14 detaillierte RatschlŠge,
die Sie schrittweise anwenden kšnnen Ð von den
VorŸberlegungen bis zum Handschlag mit dem
Adressaten am Abschiedstag.
Reden-Berater Dezember 1999/Januar 2000 Seite 21