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Dokumentation 2006 (pdf - 6 MB) - Linz

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DOKUMENTATION<br />

Gott in der Zeit<br />

der Kinder<br />

Liturgisches Feiern<br />

im Kirchenjahr<br />

Veronika Pirchner VS Hüttenschlag: „Im Himmel“<br />

19. März <strong>2006</strong><br />

Bildungshaus Schloss Puchberg, Wels


Impressum:<br />

Herausgeberin: Abteilung Kath. Jungschar/Kinderpastoral/Diözesaner Arbeitskreis für Kinderliturgie<br />

Zusammenstellung: Mag a . Maria Eichinger<br />

Layout: Sandra Huemer<br />

Druck: Diözesandruckerei<br />

Alle: Kapuzinerstr. 84, 4020 <strong>Linz</strong>


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Vorwort<br />

Mag a . Maria Eichinger<br />

Liebe Teilnehmerinnen!<br />

Sie haben die <strong>Dokumentation</strong> des Kinderliturgie-Studientages <strong>2006</strong> vor sich.<br />

Wir haben von Frau Mag. a Monika Heilmann dankenswerter weise das Referat bekommen, das nun zum<br />

Nachlesen zur Verfügung steht. Auch der Ablauf der Wort-Gottes-Feier, sowie die Lieder vom Einsingen im<br />

Plenum und die Zusammenfassung der Workshops finden sie hier.<br />

Die <strong>Dokumentation</strong> soll neben den inhaltlichen Schätzen auch Erinnerung sein an die<br />

Veranstaltung, an die gute Stimmung und das große Engagement, das überall spürbar war.<br />

Der Studientag lebt davon, dass sich viele Menschen engagieren und ihre Kompetenz einbringen. Daher<br />

ist es mir ein Anliegen, ihnen allen einen ausdrücklichen Dank auszusprechen:<br />

Den Workshop-Leiterinnen für ihren Einsatz und die unkomplizierte Zusammenarbeit,<br />

Ursula Steiner und Christian Katzinger für die Abwicklung des Behelfeverkaufs,<br />

Maria-Anna Fellner für die Leitung des Einsingens und die Liedbegleitung beim Gottesdienst,<br />

Andrea Nadlinger für die Leitung der Wort-Gottes-Feier,<br />

Sandra Huemer, die - obwohl das erste Mal - die gesamte Organisation toll im Griff hatte,<br />

dem Bildungshaus Schloss Puchberg für die gute Zusammenarbeit,<br />

dem Team des Kinderprogramms, das sich kompetent um die Kinder kümmerte,<br />

dem diözesanen Kinderliturgie-Arbeitskreis für das Erarbeiten des Themas und die Gestaltung des Studientages,<br />

Hans Stockhammer, dem Liturgiereferenten, für die Mitarbeit im Arbeitskreis und die Organisation des<br />

Bücher- und Behelfetisches.<br />

Danke sage ich auch unserer Referentin Frau Mag. a Monika Heilmann, die durch ihre<br />

theologische Kompetenz und Erfahrung einen guten, theoretischen Hintergrund für die praktische Umsetzung<br />

am Nachmittag lieferte.<br />

Alles Gute und Gottes Segen für die kommenden kinderliturgischen Feiern<br />

Maria Eichinger<br />

Referentin für Kinderpastoral und<br />

Jungscharseelsorgerin<br />

Der Kinderliturgie-Studientag 2007 findet am 25. März 2007 wieder in Puchberg statt.<br />

Wir werden Ihnen eine Einladung zuschicken, falls Sie diese nicht benötigen, dann teilen Sie uns das bitte<br />

mit! 0732/7610-3342; kath.jungschar@dioezese-linz.at<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Impressum Seite 2<br />

Vorwort Seite 3<br />

Referat: Gott in der Zeit der Kinder - Liturgisches Feiern im Kirchenjahr Seite 4 - 15<br />

Lieder vom Einsingen Seite 16 - 18<br />

Wort-Gottes-Feier Seite 19 - 20<br />

Workshops Seite 21 - 41<br />

Gemeinsamer Abschluss Seite 42


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Referat: Gott in der Zeit der Kinder<br />

Liturgisches Feiern im Kirchenjahr<br />

Mag. a Monika Heilmann<br />

Wenn wir als Erwachsene uns Jahr für Jahr vom Rhythmus des Kirchenjahres mitnehmen lassen, dann tun<br />

wir das, weil uns die Geborgenheit in den festen Ritualen gut-tut. Wir tun das aber auch, weil wir uns von den<br />

Themen des Kirchenjahres erwarten, dass sie uns näher an uns selbst und an Gott heranführen. Und wir<br />

lassen uns ein auf das Feiern des Kirchenjahres, weil wir uns im natürlichen Ablauf der Jahreszeiten wieder<br />

finden und verschiedene Prägungen, die der Jahreskreis hat begehen und feiern wollen. Man sagt ja, mit<br />

dem Alter vergeht die Zeit immer schneller. Ob das stimmt oder nicht, ist nicht ausschlaggebend, doch fest<br />

steht, dass es ein unterschiedliches Zeitempfinden von Menschen gibt, und dass der Unterschied zwischen<br />

erwachsenem und kindlichem Zeitgefühl relativ groß ist. In einem ersten Teil meines Referates möchte ich<br />

auf diese Verschiedenheiten eingehen.<br />

Inhaltlicher Ablauf:<br />

1. Zeitgefühl der Kinder<br />

2. Das Kirchenjahr: Historisch, theologisch, Jahreszeiten<br />

3. Grunderfahrungen zu den Festen Ostern und Pfingsten: Erwachsene und Kinder<br />

4. Auf die Kinder hören und was heißt das für das gemeinsame Feiern von Kindern und Erwachsenen (KG<br />

und Plenum)<br />

1. Zum Zeitempfinden der Kinder<br />

Wer Kinder hat wird mir sicher zustimmen, wenn ich behaupte, dass das Eingebunden-sein von Kindern<br />

in einen guten Alltagsrhythmus ein wesentlicher Bestandteil des Wohlbefindens der Kinder sowie auch<br />

der Eltern ist. Wenn sie etwas „aus dem Rhythmus bringt“, dann sind sie unzufriedener, aufgedrehter,<br />

anhänglicher, …. – je nach Lebensalter der Kinder ist die Auswirkung mehr oder wenige groß. Es gibt auch<br />

Beobachtungen im Alltag, an denen wir festmachen können, dass Kinder die Zeit anders empfinden als wir<br />

Erwachsene: Blumen und Käfer beobachten beim Spazierengehen zum Beispiel. Eine Bekannte von mir<br />

bezeichnete aus diesem Grund die Ausflüge mit ihrer Tochter kürzlich als „Spazierenstehen“. Der Grund liegt<br />

hier einerseits im Unterschied zwischen Kind-sein und Erwachsen-sein aber darin, dass Erwachsene anders<br />

eingebunden sind in die messbare Zeit.<br />

1.1. Entwicklungspsychologisches 1<br />

Um etwas über das Zeitempfinden der Kinder sagen zu können, müssen wir Kinder aufmerksam beobachten.<br />

Das tun wir im Alltag im Zusammenleben mit den Kindern und das tun auch WissenschafterInnen. Das<br />

Problem mit der Beobachtung von Kindern ist immer, dass sie von Erwachsenen beobachtet werden –d.h.<br />

die Wissenschafter/innen orientieren sich oft am erwachsenen Menschen und beurteilen dann, auf welcher<br />

Stufe die Kinder stehen. Ein Beispiel dafür ist Piaget. Er unterscheidet vier Stufen in der Entwicklung des<br />

Zeitbegriffs bei Kindern. Dabei orientiert er sich am Zeitverständnis von Erwachsenen, was zur Folge hat,<br />

dass dann Kinder von ihren Defiziten her beschrieben werden. Ich erzähle es deshalb, weil auch interessante


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Beobachtungen dabei sind –wenn man von den Wertungen absieht.<br />

Das Säuglinge und Kleinkinder haben einen Zeitbegriff, der von ihrem<br />

biologischen Rhythmus abhängig ist. (sensomotorischer Zeitbegriff).<br />

Das bedeutet, dass sie bestimmte Zeitdauern empfinden: Zwischen<br />

Wach-sein und Schlafen, Zwischen Nahrungsaufnahme und<br />

Verdauen. Wenn sie z.B. sehen, dass ihr Flascherl zubereitet wird,<br />

hören sie möglicherweise auf zu schreien, weil Nahrung in Sicht ist.<br />

Kinder zwischen drei und sieben Jahren haben einen anschaulichen<br />

Zeitbegriff: noch dreimal schlafen bis zum Geburtstag, z.B. was es<br />

bedeutet, dass am Nachmittag die Freundin zum Spielen kommt ist<br />

vorstellbar, weil: das ist nach dem Mittagessen. Sie messen die Zeit<br />

räumlich: größere Bäume müssen älter sein, um eine längere Strecke<br />

zurückzulegen braucht man eine längere Zeit- unabhängig von der<br />

Geschwindigkeit (Flugzeug-Auto!!) Auf die Frage, wie lange ein Jahr ist sagt ein Kind: „Sehr lang!“ „Kannst<br />

du das etwas genauer sagen?“ „Ja, 8 Kilometer!“<br />

Sie lernen die Uhr zu lesen und einen Begriff von „vorher-nachher“ zu entwickeln, aber sie können noch nicht<br />

abschätzen, wie lang z.B. eine Stunde im Verhältnis zu einem Tag oder der Lebenszeit ist. (Gottesdienst!!)<br />

Zwischen sieben und neun Jahren lernen die Kinder, den Zeitbegriff von konkreten Anschauungen loszulösen;<br />

sie lernen, dass Zeit überall gültig ist, („Zeit ist immer da!“) dass sie in bestimmte Abschnitte unterteilt<br />

ist, dass man sie messen kann. (operativer Zeitbegriff).<br />

Ab dem Alter von neun Jahren können Handlungen nach ihrer Dauer eingeschätzt werden und Kinder entwickeln<br />

ein Interesse, wie Zeit ihr Leben bestimmt: Sie wollen wissen woher sie kommen und wollen mehr<br />

über ihre Lebensgeschichte erfahren und machen sich Gedanken über ihre Zukunft. Und sie lernen, ihre Zeit<br />

zu gestalten. (metrischer Zeitbegriff)<br />

Piaget meint, dass in Bezug auf das Zeitverständnis keine automatische Reifung eintritt, sondern dass die<br />

Entwicklung ganz eng mit Sozialisation und Erziehung zusammenhängen. Sie können keine Stufe überspringen<br />

aber auch nicht in eine frühere zurückfallen. Die Kritik an diesem Modell ist vergleichbar mit der<br />

Kritik an allen Stufenmodellen der Entwicklung, nämlich, dass es zu starr sei, dass sich Kinder sehr individuell<br />

entwickeln, und dass die Kategorien auch moralisch aufgeladen werden: Je älter, desto „besser“ sei<br />

dasZeitverständnis, weil immer am erwachsenen Verständnis orientiert.<br />

Dagegen zeigen neuer Forschungen Sozialisation, und Erziehung (Doris Bischof-Köhler), dass sich bereits<br />

ab vier Jahren ein Zeitbegriff entwickelt, wo Kinder zwischen „jetzt“ und „später“ unterscheiden können. Das<br />

kann man daran erkennen, dass sie verstehen, wenn nicht alle ihre Bedürfnisse sofort erfüllt werden können.<br />

Sie können ihre Bedürfnisse aufschieben.<br />

1.2. Geburt und Tod – Anfang und Ende- anfangen und aufhören<br />

Zur Zeit gehört es, im Vergleich zu „Ewigkeit“, dass es einen Anfang und ein Ende gibt.<br />

Ende und Anfang – Geburt und Tod liegen für Kinder gefühlsmäßig ganz eng beisammen. Im Bauch der<br />

Mutter sein wird mit „Tot-sein“ assoziiert. 2


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Kinder thematisieren das besonders dann, wenn sie Todesfälle erleben. Wenn Kinder erleben, dass Verwandte,<br />

Freunde/ Freundinnen oder auch Haustiere sterben, dann erfahren sie eine Grenze. Sie erleben sich<br />

ohnmächtig – im Gegensatz zu ihrem alltäglichen Lebensgefühl der „Allmacht“, besonders im Vorschulalter. 3<br />

Sie sind so in der Gegenwart, dass das gleichzeitig ein Gefühl von „Ewigkeit“ hervorruft. Das führt dazu,<br />

dass Kinder oft die Endgültigkeit des Todes leugnen, weil sie sich diese Grenze nicht vorstellen können. Sie<br />

werden in ihren Abläufen und täglichen Ritualen, die Geborgenheit geben, unterbrochen, die Kontinuität des<br />

Alltags ist erschüttert. Wenn bis dahin Abschiede und Trennung zeitlich begrenzte Ereignisse waren, so ist<br />

das mit dem Tod anders. Auch bei Erwachsenen wird in Zeiten der Trauer die Zeit selber problematisiert. 4<br />

„Wann hört das endlich auf!“ „Ich habe gar kein Zeitgefühl!“ „Ich denke immer, diese schwere Zeit hat jetzt<br />

aufgehört, und dann scheint es wieder von vorne anzufangen. Ich bin dann wieder ganz am Anfang.“<br />

1.3. Biblisches Zeitverständnis<br />

Im Hebräischen gibt es keinen abstrakten Begriff für Zeit; die „Menschen leben in einer bestimmten Zeit“;<br />

sie können aber nicht darüber verfügen, sondern nur versuchen, den richtigen Moment wahrzunehmen. Die<br />

Zeit hat immer ein Ziel oder eine Funktion im Sinne eines „richtigen Moments“ -Kairos, die Zeit ist immer eine<br />

Zeit für etwas, jemanden,…; alles zu seiner Zeit – der Zeitpunkt ist von großer Bedeutung.<br />

Es gibt interessanterweise keinen Begriff für die Ewigkeit, also die „Nicht-Zeit“. Es gibt ein Wort für Dauerhaftigkeit<br />

oder sehr entfernte Zeit, aber keinen Begriff für die „Nicht-Zeit“.<br />

Der Zeitbegriff der Kinder ist diesem alten, biblischen Zeitbegriff sehr ähnlich: Ihr Zeit ist Spiel-Zeit, Ihre<br />

Zeit ist das „Jetzt“, jeder<br />

Augenblick ist kostbar. Erfüllte<br />

Zeit erleben bedeutet,<br />

die tickende Zeit vergessen zu<br />

können. Kinder können<br />

eine Chronologie der Zeit (also<br />

einen abstrakten Ablauf<br />

von Zeit, der nichts mit ihnen zu<br />

tun hat) in dem Sinn<br />

nachvollziehen, dass nach Tag<br />

wieder Nacht und wieder<br />

Tag, … kommt. („Die Zeit muss<br />

vergehen, sonst wäre<br />

immer Tag,“…) Also Sonnenaufgang<br />

und Sonnenun-<br />

tergang können sie unmittelbar<br />

erkennen und dann auch das Warten, z.B. dazu in<br />

Beziehung setzen.<br />

Im Neuen Testament dagegen wird das Leben der Menschen immer im Hinblick auf das Kommende gesehen.<br />

(Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe gekommen. Mk 1,15) Wann beginnt endlich das gute<br />

Leben? Das ist eine typische Erwachsenenperspektive. Christliches Zeitverständnis zielt auf eine Ewigkeit<br />

Gottes ab, die für Kinder im Grunde unvorstellbar ist: „Bewegen kann man sich nicht, stehen aber auch nichtwenn<br />

ich die Ewigkeit denken will, kriege ich einen Kurzschluss im Gehirn!“, so die zehnjährige Susi auf die<br />

Frage, wie sie sich die Unendlichkeit vorstellt. 5<br />

Es gibt den Wunsch von Kindern, dass alle Zeit von ihnen abhängig sein sollte, immer auf ihre Lebenszeit<br />

bezogen sei. In einer Vesuchsanordnung wurden Kinder und Erwachsene gebeten, die Zeit aufzuzeichnen.


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Einige Erwachsene zeichneten eine gerade Linie, die von links nach rechts über das Blatt führte. Einige<br />

Kinder zeichneten ein Osterei. (Es war gerade Ostern vorbei.) Für Kinder ist es ein Paradox und unverständlich,<br />

dass die Zeit schnell vergeht, wenn man angenehmes erlebt und sehr langsam bei unangenehmen<br />

Erfahrungen. In der Rückschau erscheint dann aber das schöne Erlebnis als länger als die Langeweile, die<br />

schrumpft in der Erinnerung. 6 (Krank sein, auf etwas sehnlichst warten: Zeit vergeht langsam. Spielen,…:<br />

Zeit vergeht schnell.)<br />

1.4. Für den Umgang von Erwachsenen mit der Zeit der Kinder:<br />

Kinder brauchen ihre Eigenzeit – haben sie nur in der Kindheit- ihre Gegenwart darf nicht der Zukunft zum<br />

Opfer fallen. Sie leben (lieber) im Hier und Jetzt und wollen nicht ihre Zeit damit verbringen, Pläne für die<br />

Zukunft zu machen. Das heißt für uns als Erwachsene: Alles pädagogische Bemühen auf Zukunft hin muss<br />

die Kinder mit ihrer Gegenwart, so wie sie grade sind, ernst nehmen. (Beispiele: Alte Diskussion um die<br />

Funktion des Gottesdienstes für Kinder!, verräterische Aussage „Die Zukunft der Kirche sind die Kinder!“<br />

Eine grundlegende Entwicklungsaufgabe ist das Erlernen und Erleben eines sinnvollen Umgangs mit der<br />

Zeit. Die evangelische Kirche Deutschlands formulierte in ihrem Dokument „Die Maße des Menschlichen“:<br />

„einhalten, nachdenken, sich sammeln, Zeit lassen zum Begreifen, zu sich selbst kommen.“ 7<br />

Zusammenfassung:<br />

Kinder haben ihre Zeit „zur Verfügung“ und entwickeln auch ihre Theorien darüber<br />

Kinder-Zeit ist an einen Zeitpunkt/ Moment gebunden und daher ist jede Zeit einen genutzte Zeit.<br />

Kinder kosten den Moment aus. Kinder-Zeit ist Spiel-Zeit.<br />

Kinder Zeit braucht den Schonraum ohne Termine und Verpflichtungen.<br />

Kinder Zeit ist auch für Erwachsene faszinierend und es tut uns gut, uns in die kindliche Perspektive hineinzuversetzen.<br />

Die Kinder auf diese Art und Weise ernst nehmen bedeutet, dass sich Gott in der Zeit der Kinder finden<br />

lässt!<br />

2. Das Kirchenjahr<br />

2.1. Das Kirchenjahr und die Kinder<br />

Die Religion ordnet Zeiten und Räume. Sie bestimmt heilige Räume und weltliche Räume, heilige Zeiten und<br />

profane Zeiten. Wir können davon ausgehen, dass diese Strukturen noch vor 30-50 Jahren sehr prägend für<br />

die Gesellschaft und für die einzelnen Menschen waren. Die Frage ist, ob und wie heute Menschen – und<br />

besonders Kinder- davon geprägt werden. 8 Und ob es überhaupt noch Sinn hat, die Kinder ins Kirchenjahr<br />

mitzunehmen, weil sie ja schon so weit weg sind von allem?<br />

In der Literatur der Vergangenheit wird ausführlich berichtet über schöne und feierliche und aufregende<br />

Erlebnisse zu Weihnachten – Staunen, Glück, Familie, Geschenke, Zauberhaftes Christkind und Entzauberung,<br />

zum Nikolaus mit alle Facetten, Palmsonntag -Palmbuschen, Ostern- Eier suchen, Prozessionen und<br />

Bittgänge.


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Die Kartage mit der Leidensmystik sind für die Kinder auch in der Vergangenheit eher negativ besetzt. Interessant:<br />

Das Brauchtum steht im Vordergrund.<br />

Außerdem zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen dem positiven Erleben des Kirchenjahres und dem<br />

als negativ beschriebenen Religionsunterricht und Gottesdienst. „’Lange Predigten, welche die Kinder in der<br />

Regeln gar nichts angehen, sind für erwachsene Menschen nichts Angenehmes, für Kinder aber, die immer<br />

still sein sollen, eine Qual.’ Auch der vielfach übliche Religionsunterricht, in dem Katechismen memoriert<br />

wurden, habe oft ‚nicht mehr das Geringste im Gedächtnis’ belassen.“ 9<br />

Für die Gegenwart lässt sich sagen, dass Feste des Kirchenjahrs den Alltag/die Zeit der Kinder strukturieren.<br />

An ihnen lesen die Kinder ab, dass die Zeit vergeht. Die deutlichste Zäsur bildet der Nikolaus, das Weihnachtsfest,<br />

dann folgt Ostern, dann der Geburtstag und danach die Ferien (Sommer und Weihnachten); auch<br />

Erstkommunion und Firmung werden genannt. Ältere Kinder bedauern in Interviews manchmal, nicht mehr<br />

„klein“ zu sein: „Früher war es (das Suchen der Ostereier) lustiger, jetzt kenn ich schon alle Verstecke.“ 10<br />

Der Vergleich bringt folgendes zu Tage: Es gibt ganz große Übereinstimmungen, aber auch große Verschiebungen:<br />

Neu ist die Bedeutung der Geburtstage, Halloween ist neu dazu gekommen. Das Kirchenjahr bildet<br />

nach wie vor einen Bestandteil der Lebensrealität der Kinder. Und es ist für Erwachsene ein Grund, nicht aus<br />

der Kirche auszutreten: „Das ist ja, als würde ich aus dem Leben austreten!“ 11<br />

Zum Jahreskreis:<br />

‣ Kinder bewerten die Feste nicht nach ihrem religiösen Inhalt, sondern nach der Feierkultur; bedeutet<br />

aber nicht, dass sie eine rein materielle Einstellung hätten, sondern dass die Inhalte eben auch konkret<br />

erlebbar und erfahrbar werden müssen!<br />

‣ Daraus folgt: Kirchenjahr sollte mit den Kindern gefeiert werden (freudig, positiv, spannend)- um ihrer<br />

selbst willen und nicht nur, um sie durch diese Türen wieder in die Kirche zu führen. Dazu gehört es<br />

aber auch, es unaufgeregt zur Kenntnis zu nehmen, „dass die Sternspritzer ihnen mehr bedeuten als<br />

das Weihnachtsevangelium.“ 12<br />

Zum Sonntag:<br />

Da der Sonntag die Grundlage aller Struktur im Kirchenjahr ist, soll auch das Erleben des Sonntags von<br />

Kindern zur Sprache kommen: Nachdem die Kinder Anteil haben an den Erfahrungen der Eltern, erleben sie<br />

alles zwischen Sonntagslangeweile und Sonntagsstress.<br />

Das Sonntagsessen hat in Abhebung vom Alltag– zwar in gewandelter<br />

Form- immer noch eine große Bedeutung: Im Restaurant Pommes<br />

essen, in manchen Familien kocht am Sonntag der Vater, nicht die<br />

Mutter, es gibt Brunches. Die Zeiten der besonderen Belastung der<br />

Hausfrauen durch das große Aufkochen am Sonntag scheint vorbei<br />

zu sein. Frauen gehen im Anschluss an den Gottesdienst genauso<br />

ins Pfarrbuffet oder zum Frühschoppen wie die Männer. Regine<br />

Schindler 13 meint, dass sich die Familie für den Sonntag bestimmte<br />

Rituale für Kinder ausdenken soll und erzählt von ihrer Familie folgendes:<br />

Sie haben den Brauch des „Vorfrühstücks“ eingeführt, der


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

den Eltern ein längeres Schlafen und den Kindern einen besonderen Tagesanfang bescherte: Am Samstag<br />

Abend wurde von den Eltern für die Kinder etwas besonders vorbereitet: Essen und Trinken und irgendeine<br />

kleine Überraschung für eine Beschäftigung (Kleine Geschichte, Malstifte und Zeichenpapier, mal ein neues<br />

Bilderbuch,….)<br />

2.2. Historisches und theologisches zum Kirchenjahr<br />

Das Kirchenjahr als gesamtes, als einheitliches, durchgestaltetes Konzept gibt es noch nicht so lange, wie<br />

man vielleicht meint. Es ist langsam im Lauf der Jahrhunderte entstanden. Meistens wurde irgendwo angefangen,<br />

ein Fest auf eine bestimmte Art und Weise zu feiern, dann machten es andere nach, bis schließlich<br />

dann nach vielen Jahren eine Art Verbindlichkeit für die gesamte Kirche festgelegt wurde. Ein sehr gutes<br />

Beispiel dafür sind die Kirchweihfeste: Ab dem 4. Jh. Sind Segensfeiern für neue Kirchen überliefert und seit<br />

dem 7. Jh. gibt es eigene Messformulare dafür.<br />

Als Hauptelement des Kirchenjahres gilt der Sonntag; seine Entstehung hängt mit der Schöpfungsgeschichte<br />

zusammen – am 7. Tag ruht Gott – und deshalb halten die Juden den Sabbat. 14 Die christliche Prägung erhält<br />

der Sonntag dadurch (um das Jahr 100 n.Chr. schriftlich belegt), dass er der Überlieferung nach der Tag der<br />

Auferstehung Jesu ist. Schon sehr bald in den Anfängen des Christentums wird am Sonntag die Eucharistie<br />

gefeiert – Andenken an die Auferstehung –und zwar in dem Bewusstsein, dass diese Auferstehung auch<br />

für uns Wirklichkeit werden kann/wirkt. (Apg 2,42); in anderen Quellen heißt es: „Am Herrentag“ ; oder: “An<br />

dem Tag, den man den Tag der Sonne nennt.“ wird Eucharistie gefeiert. Dazu kam, dass am Sonntag nicht<br />

gefastet wurde, und lange Zeit war es nicht üblich, beim Gebet zu knien, denn das war die Haltung der Buße<br />

und das war dem Sonntag nicht angemessen. Der Sonntag soll für den Gottesdienst, für die Erholung –also<br />

„zur Freude der Menschen“ da sein! Erst ab 321 (Römerreich, Kaiser Konstantin, Christentum Staatsrelgion)<br />

war der Sonntag ein Feiertag in unserem Sinn, der arbeitsfrei war.<br />

Zu den Festkreisen des Kirchenjahres:<br />

Am Anfang war Ostern. Die Feier der Auferstehung Jesu. Seit dem 2. Jahrhundert ist der kleine Osterfestkreis<br />

belegt. In den folgenden 200 Jahren entwickelte sich der gesamte Osterfestkreis weiter mit sehr detaillierten<br />

Festen: Es wurde die Fastenzeit gehalten, der Aschermittwoch entstand durch die 40 Tage Fastenzeit<br />

im Anklang an das Fasten Jesu in der Wüste (deshalb Beginn der Fastenzeit kein Sonntag!) Die Feier der<br />

Karwoche mit dem Palmsonntag und die verschiedenen liturgischen Feiern entstanden. Im 4. Jh ist eine<br />

Zäsur zu entdecken:<br />

Es begann sich das Kirchenjahr zu entwickeln. Das ist auch der Beginn des Weihnachtsfestes. Der Festkreis<br />

wurde vor allem in den westlichen Kirchen mit der vorangehenden Adventzeit gestaltet. Inhaltlich steht diese<br />

Entwicklung in Zusammenhang mit den Konzilien, die damals die großen Dogmen, formulierten. Jetzt wurde<br />

darüber nachgedacht: „Wer ist dieser Jesus eigentlich?“, nachdem es in den Jahrhunderten zuvor darum<br />

ging, sich daran zu erinnern, was er getan hat, dass er getötet wurde und auferstanden ist. (Osterfest!) Die<br />

Geburt Jesu zu feiern bedeutete auf der theologischen Ebene, darüber nachzudenken: Wo kommt Jesus<br />

wirklich her? Ist er Gott? Ist er Mensch? Wie kann man sich diesen Gottmenschen vorstellen?<br />

Das Weihnachtsfest wurde von Anfang an am 25. Dezember gefeiert. Dieser Tag galt vorher schon als Win-


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

tersonnenwende und dementsprechend gab es ein Fest „Geburtstag der unbesiegbaren Sonne“. Dieses<br />

wurde vom christlichen Weihnachtsfest verdrängt. Der zweite Grund für die Festlegung auf diesen Tag war,<br />

dass man ihn für das historische Geburtsdatum Jesu hielt.<br />

Nun gab es also die zwei Festkreise: Ostern und Weihnachten. Dazwischen entwickelten sich die Sonntage<br />

im Jahreskreis, die inhaltlich nach keiner besonderen Logik aufgebaut wurden – man liest chronologische<br />

aus den Evangelium einzelne Abschnitte auf die Sonntag verteilt. – die sog. „Ungeprägte Zeit“. In der Liturgie<br />

mit der Farbe grün gekennzeichnet.<br />

Die verschiedenen Feste im Kirchenjahr kann man unterscheiden in „Ereignisfeste“ (Ostern, Weihnachten,<br />

…), die ein bestimmtes Ereignis aus dem Leben Jesu feiern, das für uns Bedeutung hat, – und die „Ideenfeste“,<br />

die sich mit bestimmten theologisch durchdachten, ausgefalteten Ideen auseinandersetzen. Diese<br />

sind vor allem seit der Wende ins 2. Jahrtausend entstanden. Z.B. Herz-Jesu-Fest, Dreifaltigkeitssonntag<br />

(Sonntag nach Pfingsten)– ist das älteste (seit 1334 von Papst Joh XXII vorgeschrieben). Christkönig (1925,<br />

wurde „von oben“ geschaffen), Hl. Familie (1876 für alle), Fronleichnam (seit dem 14.Jh.)<br />

Vorbereitungszeiten 15<br />

Ein ganz wesentlicher Aspekt des Kirchenjahres sind die Vorbereitungszeiten. Den großen Festen im Kirchenjahr<br />

sind der Advent und die Fastenzeit (Österliche Bußzeit) vorangestellt. Das steht dem Zeitempfinden<br />

heute kritisch gegenüber. Wenn wir die vielen Events und Großereignisse, zu denen Massen von Menschen<br />

kommen, beobachten, dann läuft das so ab, dass die Leute kommen– erleben- und wieder gehen. Einige<br />

wenige sind natürlich mit der Vorbereitung beschäftigt, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch, aber die<br />

große Zahl von Menschen sind „das Publikum“. Da unterscheiden wie uns als Christen – und damit auch als<br />

feiernde Pfarrgemeinde wesentlich: Wir wollen keine „Instantfeste“, sondern wir wollen selber kochen und<br />

essen – um in dem Bild aus der Nahrung zu bleiben. Vorbereitungszeiten tragen zur Verlangsamung bei. Die<br />

Feier des Kirchenjahre bringt dadurch auch eine ganz wichtige Grundwahrheit auf den Punkt: Nämlich, dass<br />

„Leben“ Zeit braucht. Entwicklungen brauchen Zeit, Veränderungen brauchen Zeit, Reife braucht Zeit; und<br />

die haben wir nicht, wenn wir sehr schnell leben und versuchen aus der Zeit möglichst viel herauszuholen<br />

– die Logik „Zeit ist Geld“ hat sich von den Fabrikshallen und Computern auf unser ganzes Leben übertragen.<br />

Dabei zeigen uns vielfältige Erfahrungen, dass Verlangsamung Qualität bringt: Chöre singen sich ein, bevor<br />

sie ihr Konzert geben, Instrumente werden gestimmt, zur Sexualität gehört das Vorspiel, SportlerInnen brauchen<br />

das Warmlaufen, menschliche Begegnung braucht das Kennen lernen. Wenn Leben, Liebe, Glück<br />

in unserem Leben landen soll, dann braucht das Vorlaufzeiten. Zeit und Geduld haben, Bereitschaft und<br />

Offenheit spüren.<br />

Ein anderer Aspekt der Vorbereitung ist die Vorfreude: z.B. Auszug aus dem „Kleinen Prinz“ 16 :<br />

Am nächsten Morgen kam der kleine Prinz zurück. „Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde<br />

wieder gekommen“, sagte der Fuchs. „Wenn du z.B. um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei<br />

Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr Zeit vergeht, umso glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr<br />

werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist. Wen du aber<br />

irgendwann kommst, kann ich nie wissen wann mein Herz da sein soll … Es muss feste Bräuche geben.“<br />

„Was heißt fester Brauch?“, sagte der kleine Prinz.“ Auch etwas in Vergessenheit Geratenes“, sagte der<br />

Fuchs. „Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von den anderen Stunden. Es<br />

gibt zu Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern. Sie tanzen am Donnerstag mit den Mädchen des Dorfes.<br />

Daher ist der Donnerstag der wunderbare Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger<br />

irgendwann zum Tanzen gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien.“ So machte denn<br />

der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut…<br />

10


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

3. Grunderfahrungen Ostern und Pfingsten<br />

3.1. Lebenserfahrungen zum Osterfest - Erwachsene 17<br />

Das Osterfest in angesiedelt rund um die Frühlings- tag- und Nachtgleiche. Der 21.März ist einer der beiden<br />

Tage, wo sich Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit die Waage halten. Frühlingsbeginn- Zunahme von Licht<br />

und Wärme und damit das lebendig werden der Natur. Ostern feiern bedeutet, sich bewusst machen, dass<br />

es ein Spannungsfeld gibt zwischen Leben und Tod, dem alles Leben unterworfen ist. Das wird uns am deutlichsten<br />

(und am leidvollsten) durch zwei Grenzerfahrungen: Die biologische Vergänglichkeit des Lebens,<br />

die im Tod gipfelt und die Schuld – wenn Menschen Leben zerstören oder verletzen. Daran anknüpfend stellt<br />

sich einerseits die Frage: Was bedeutet die Vergänglichkeit des Lebens und: Wie können wir dem Kreislauf<br />

von Gewalt, die Leben zerstört entkommen? 18<br />

In der Leidensgeschichte Jesu zeigt sich dieses zweifache Ausgeliefert-sein: Im Unterworfensein gegenüber<br />

der Vergänglichkeit sowie im Ausgelieferts-sein an die Gewaltbereitschaft des Menschen. Politische<br />

Entscheidungsträger der damaligen Zeit hielten seine Botschaft vom Reich Gottes für so gefährlich und<br />

unerträglich, dass sie sein Leben zu Ende brachten. Doch an<br />

diesem Ende zeigte sich eine völlig neue, unerwartete Erfahrung<br />

Gottes: Die in Jesus erfahrbare Solidarität und Güte konnte von<br />

den Menschen nicht dauerhaft zerstört werden, sondern wurde<br />

offenbar als Gottes eigene Wirklichkeit – obwohl: In Gewaltverzicht<br />

und Ohnmacht. Ostern: „Eine Zeit des Auf-stands zum<br />

Leben wider die Zeit der Herrschaft des Todes.“(Franz Gruber) 19<br />

Drei Hinweise zu menschlichen Grunderfahrungen:<br />

3.1.1. Auferweckung und Auferstehung<br />

Neues Leben ist geprägt von zwei Aspekten: Auferweckt werden ist ein Geschenk, das uns zukommt, wir<br />

können nicht alles machen und beeinflussen. –Das alte Wort „Gnade“ beschreibt genau diese Erfahrung.<br />

Damit ist auch angedeutet, dass wir uns letztlich unser Leben nicht „verdienen“ können. Auferstehung ist<br />

kein Gegenstand des Kaufens oder Tauschens: „Ich bin ein Leben lang brav und dann darf mich kein Leid<br />

erwischen.“ Oder in der beurteilenden Variante auf andere Menschen hin gesehen: Wahrscheinlich hat sie<br />

zu wenig „Positiv gedacht“ und jetzt hat sie Krebs bekommen. Das ist eiskalter Zynismus, der in esoterischem,<br />

quasireligiösem Gedankengut oft vorkommt: „Wer sich nicht selbst erlöst, ist selber schuld.“<br />

Gleichzeitig ist aber Auferstehung auch eine persönliche Herausforderung an uns. Es gehört auch eine<br />

Kraft dazu, die man lernen kann und selber aufbringen muss. In biblischen Erzählungen von Heilung kommt<br />

immer auch dieser eigene Lebenswille vor. Auf irgendeine Weise machen alle einen Schritt in Richtung ihrer<br />

eigenen Rettung: Die blutflüssige Frau zum Beispiel berührt das Gewand von Jesus; er stellt oft die Frage:<br />

Was willst du? Und die Kranken müssen zumindest sagen: Ich will gesund werden.<br />

3.1.2. Frauen berichten von der Auferstehung<br />

Interessant sind die Berichte in der Bibel, wie die Auferstehung Jesu erlebt, erzählt und bezeugt wird. Es<br />

sind Frauen, die die ersten Erfahrungen in diesem Sinn machen. Sie werden beschrieben als die ersten<br />

11


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Zeuginnen; vor den Aposteln. Vor allem Maria Magdalena spielt hier eine so große Rolle, dass sie von den<br />

Kirchenvätern den Titel „Apostelin der Apostel“ erhält. Bei den damaligen Gesetzen und einer patriarchalen<br />

Gesellschaftsordnung beinhaltet das einiges an Sprengkraft. Nicht nur die Auferstehung an sich ist auch für<br />

die JüngerInnen etwas unerwartetes, sondern auch die Art und Weise, wie sie erlebt und bezeugt wird.<br />

3.1.3. Jesus wird nicht gleich erkannt<br />

Ein zweiter Aspekt dazu ist der, dass Jesus in den Geschichten zuerst nicht erkannt wird. Maria Magdalena<br />

hält ihn für den Gärtner bis er sie bei ihrem Namen nennt. Die Emmausjünger führen ein sehr tiefes<br />

Gespräch mit ihm auf ihrem Weg, sie erkennen ihn aber erst, als mit ihnen isst und das Brot bricht. Und die<br />

dritte Geschichte ist die mit den Fischern, die draußen auf dem Boot sind und am Ufer jemanden stehen<br />

sehen. Erst als der vermeintlich Fremde ihnen sagt, dass sie das Netz noch einmal auswerfen sollen und sie<br />

einen großen Fang machen, gehen ihnen die Augen auf.<br />

Beim Namen genannt werden, erzählen können, was uns bedrückt, die Hoffnung nicht zu schnell aufgeben<br />

– so könnte man diese drei Erfahrungen benennen, die dazu führen, dass jemand erkennt: Hier ist der Gott<br />

des Lebens spürbar. Aber man erkennt ihn erst irgendwann, im Lauf von ganz alltäglichen Ereignissen, an<br />

alltäglichen Schauplätzen.<br />

Das Osterfest, bzw. die Auferstehung Jesu bedeutet deshalb, dass uns in der Zeit unseres Lebens, die auch<br />

das Leid umfasst, Gott entgegenkommt und Tod in Leben verwandelt. Darum ist Ostern die Mitte des Kirchenjahres:<br />

Weil es um unsere Erlösung schlechthin geht.<br />

3.2. Ostern für Kinder<br />

Noch ein Wort zu den Kartagen:<br />

„Jesus ist für mich gestorben“: das ausschmückende und ausführliche Erzählen von Leid und Tod Jesu hat<br />

etwas düsteres, es kann sein, dass sich Kinder fürchten. Es ist für Kinder etwas erschreckendes. (Schon in<br />

der Vergangenheit – und auch da hatten Kinder schon Angst.)<br />

Im Gegensatz dazu ist das Erzählen vom auferstandenen Jesus „einfach“. Es lässt sich gut mit der Frühlings-,<br />

Aufbruchststimmung verbinden. 20<br />

‣ Beim Namen genannt werden<br />

‣ Erzählen können, was mich bedrückt und es hört mir jemand zu<br />

‣ Die Hoffnung nicht zu schnell aufgeben, „dran bleiben“<br />

‣ Die Spannung von Tot und Lebendig-sein haben Kinder auch im Gefühl: Ausgeliefert sein/ Schuldig<br />

werden, …<br />

Alles was mit „Sich-lebendig-fühlen“, Leben spüren, zusammenhängt, ist eine Grunderfahrung von Ostern<br />

her. Freude, Tanzen, Laut-singen, …<br />

3.3. Pfingsten für Erwachsene<br />

Pfingsten liegt jahreszeitlich nahe am Sommeranfang, heuer z.B. am 4./5. Juni. Die Sonne steht in voller<br />

Kraft und erreicht ihren höchsten Stand. Helligkeit, Wärme und Lebenskraft sind an ihrem Höhepunkt. Die<br />

größte Fülle ist erreicht zwischen dem Heranwachsen und dem Welken. 21<br />

Der heilige Geist als Lebenselexier und Lebenskraft wird gefeiert. Ruach (Lebensatem, Seele)<br />

12


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Unser Zeiterleben ist davon geprägt, ob eine Dynamik,<br />

eine Vitalität, ein Esprit oder ob Niedergeschlagenheit,<br />

Trägheit und geistige Leere herrschen. 22<br />

Immer wieder brauchen wir inspirierende Momente<br />

oder inspirative Personen, die uns Orientierung<br />

oder einen hilfreichen Rat geben können, damit wir<br />

einen Schritt vorankommen. Das gilt auch für die<br />

Geschichte und für bestimmte Zeitepochen. Es gibt<br />

Zeiten der Aufbrüche, der Kreativität und Zeiten der<br />

geistigen Erschöpfung und des Rückganges. Nach<br />

dem Krieg bis in die 70er Jahre waren z.B. solche<br />

Aufbruchszeiten. Und es lassen sich auch Zeiten ausmachen, die von einem Ungeist geradezu befallen sind.<br />

Ideologien die zu Totalität und Unmenschlichkeit führen, Fanatismus, Bereicherung und Konsum als geistige<br />

Grundhaltung. Geistige Haltungen der Gegenwart entscheiden über die Zukunft ganzer Generationen und<br />

Völker. Menschen können aus Lethargie oder Angst eine bessere Zukunft versäumen oder aufgrund von<br />

falschen Geisteshaltungen in Sackgassen geraten.<br />

Theologisch gesehen ist das Pfingstfest ein anderer Aspekt der Auferstehung: Es ist das Fest, dass Gott<br />

in uns ist, nicht nur über uns und mit uns. Wir bekommen die Botschaft, dass die „alte Welt“, geprägt von<br />

Unheil, Tod und Leid, im Prinzip schon überwunden ist. Pfingsten ist das Fest des Aufbruchs, der Überschreitung<br />

von Grenzen (Bibeltexte) und das Fest des Christ-werdens: Neues Herz und neuer Geist und als Verbundenheit<br />

und Gemeinsamkeit untereinander das „Kinder-Gottes-sein“. Damit ist Pfingsten auch das Fest<br />

der Identitätsfindung. Wes Geistes Kind sind die ChristInnen, ist die Kirche – wenn wir das wissen, können<br />

wir uns auch nach außen richten. Gleichzeitig weist uns das Pfingstfest auch auf die Gefahr hin, als Kirche<br />

den Geist Gottes nicht zu erkennen: Durch Starre, Angst, Fanatismus. Wenn wir das Pfingstfest feiern, dann<br />

feiern wir, dass Menschen im Herzen, im Geist eine neue Existenz beginnen können. Sie sind nicht nur von<br />

äußeren Bedingungen abhängig sind, weil Ängste, Befürchtungen zu kurz zu kommen im Leben,… durch<br />

Gottes Geist in ihnen nicht Überhand gewinnen. Pfingsten: „Eine Zeit der Inspiration wider die Zeiten der<br />

geistigen Leere.“ 23<br />

3.3.1. Fest der Fruchtbarkeit 24<br />

Wind und Sturm (Bilder für den Geist) sind fruchtbarmachend. Deshalb können wir Pfingsten auch als das<br />

Fest der Fruchtbarkeit bezeichnen – im realen, aber auch im übertragenen Sinn, denn die Fruchtbarkeit des<br />

Geistes ist ja auch die Kreativität. In diesem Zusammenhang ist es dann auch nicht mehr verwunderlich,<br />

dass „der“ heilige Geist im hebräischen (die Ruach- Lebensatem) weiblichen Geschlechtes ist. Visionen,<br />

Ideen, Möglichkeiten entdecken und ausführen können ist eine Wirkung des Heiligen Geistes.<br />

3.3.2. Fest der Freiheit<br />

Von Pfingsten her ist es sehr kritisch zu sehen, wenn Menschen sich von anderen Menschen auf irgendeine<br />

Art und Weise unterdrücken, klein machen oder bevormunden oder beeinflussen lassen. Gurus, die Heil<br />

versprechen gehören da ebenso dazu wie Drohprediger; Missachtung der Privatsphäre ebenso wie Ver-<br />

13


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

zweckung von Menschen. Selber Orientierung suchen, Verantwortung übernehmen für das eigene Leben,<br />

sich eine eigene Meinung bilden und lernen, sich kritisieren zu lassen- das würde unter dem Geist Gottes<br />

stehen.<br />

3.3.3. Fest der Vereinigung und Verständigung<br />

Die Sprache des Geistes ist für alle verständlich. Welche Sprache verstehen alle Menschen? Behringer<br />

meint, dass die grundlegende Verständigung aller Menschen auf die elementaren Bedürfnisse und Ereignisse<br />

verweisen: Nahrung geben, Lächeln, konkrete Hilfe, Zärtlichkeit, Musik/ Singen. Pfingsten ist immer<br />

mit Austausch, dem Mitteilen verbunden.<br />

3.4. Pfingsten für Kinder<br />

Wie könnte ein Zugang zur Erfahrung des göttlichen Geistes für Kinder aussehen? 25<br />

‣ Fruchtbarkeit/ Kreativität<br />

‣ Freiheit<br />

‣ Vereinigung und Verständigung :„Kommt alle her, dann werden wir mehr!“<br />

Pfingsten als Geburtstag der Kirche<br />

Dreifaches Eingebunden-sein, dreifache Aufmerksamkeit:<br />

1. Lebenssituation/ Lebensthemen der Kinder und der Erwachsenen: Wirklich ernst nehmen, nicht nur als<br />

„Aufhänger“, damit ich mit meinen fertigen Antworten besser ankomme!<br />

2. Botschaft des Kirchenjahres, gibt den Anlass! Wann sonst sollen wir es tun?! „Haltestellen“<br />

3. Jahreszeit und Rhythmus: Zeitempfinden der Kinder, Jahreszeit einbeziehen<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Anmerkungen<br />

1<br />

Vgl. Renate Hofmann, Leben im Jetzt. Annäherungen an das kindliche Zeitverständnis, in: 2 A. Bucher u.a. (Hg.), „Zeit ist<br />

immer da“. Kinder erleben Hoch-Zeit und Fest-Tage, Calwer Stuttgart 2004 (=Jahrbuch für Kindertheologie 3) 48-57<br />

3<br />

Vgl. Marielene Leist, Kinder begegnen dem Tod, Gütersloh 3 1993, 20-21<br />

4<br />

Vgl. Marielene Leist, Kinder begegnen dem Tod, Gütersloh 3 1993, 15-16<br />

5<br />

Daniela Tausch-Flammer/ Lis Bickel, Wenn Kinder nach dem Sterben fragen. Ein Begleitbuch für Kinder, Eltern und Erzieher,<br />

Freiburg-Basel-Wien 1994 (=Herder Spektrum TB 4691), 51<br />

6<br />

Renate Hofmann, Leben im Jetzt. Annäherungen an das kindliche Zeitverständnis, in: A.Bucher u.a. (Hg.), „Zeit ist immer da“.<br />

Kinder erleben Hoch-Zeit und Fest-Tage, Calwer Stuttgart 2004 (=Jahrbuch für Kindertheologie 3), 54<br />

7<br />

Hofmann, 55<br />

8<br />

Hofmann, 56<br />

9<br />

Vgl. Elisabeth Anker/ Anton Bucher, Kinder erleben das katholische Kirchenjahr, in: A.Bucher u.a. (Hg.), „Zeit ist immer da“.<br />

Kinder erleben Hoch-Zeit und Fest-Tage, Calwer Stuttgart 2004 (=Jahrbuch für Kindertheologie 3), 69-83<br />

10<br />

Anker/Bucher, 74/75 (Hansjakob)<br />

11<br />

Anker/Bucher, 79<br />

12<br />

Anker/Bucher, 83 (Fußnote 49)<br />

13<br />

Ebd., 83<br />

14<br />

Vgl. Regine Schindler, Zur Hoffnung erziehen. Gott im Kinderalltag, Lahr/ Zürich 1999, 180-188<br />

15<br />

Vgl. im Folgenden: Francois Reckinger, Gott begegnen in der Zeit. Unser Kirchenjahr<br />

16<br />

Vgl. Hans Gerhard Behringer, Die Heilkraft der Feste. Der Jahreskreis als Lebenshilfe,29-39<br />

17<br />

Antoine de Saint-Exupery, Der kleine Prinz, Zürich 1950, 47-48<br />

18<br />

Vgl. Behringer, 197-221<br />

19<br />

Gruber, aufdanken. Gott in der Zeit der Menschen, 19<br />

20<br />

Ebd.<br />

21<br />

Regine Schindler, Zur Hoffnung erziehen. Gott im Kinderalltag, Zürich 1999, 212<br />

22<br />

Vgl. Chr. Bundschuh-Schramm/ A.Barbier-Piepenbrock/ J. Gaab, Rituale im Kreis des Lebens. Verstehen-gestalten-erleben,<br />

Ostfildern 2004, 117ff<br />

23<br />

Vgl. im Folgenden: Gruber, aufdanken. Gott in der Zeit der Menschen, 21<br />

24<br />

Gruber, aufdanken. Gott in der Zeit der Menschen, 21<br />

25<br />

Vgl. Hans Gerhard Behringer, Die Heilkraft der Feste. Der Jahreskreis als Lebenshilfe, 241-261<br />

26<br />

Vgl. Petra Freudenberger-Lötz/ Martin Schreiner, „Kommt alle her, dann werden wir mehr!“ Kinder deuten das Pfingstfest,<br />

in: A.Bucher u.a. (Hg.), „Zeit ist immer da“. Kinder erleben Hoch-Zeit und Fest-Tage, Calwer Stuttgart 2004 (=Jahrbuch für<br />

Kindertheologie 3), 109-116<br />

15


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Lieder vom Einsingen<br />

Wasser ist Leben<br />

Alle meine Quellen entspringen in dir<br />

Liederquelle<br />

16


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Bewahre uns, Gott<br />

Liederquelle<br />

Ausgang und Eingang<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Meine engen Grenzen<br />

Liederquelle<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Wort-Gottes-Feier<br />

Leitung: Andrea Nadlinger<br />

Lied „Wasser ist Leben“<br />

Kreuzzeichen<br />

1. Teil d. Schriftstelle: Joh 4,5 - 7a<br />

Begrüßung / Einführung<br />

Jesus und die Frau haben sich beim Jakobsbrunnen getroffen –<br />

er war ihre Mitte<br />

Unsere Mitte ist jetzt hier … Kinder gestalten unsere Mitte ...<br />

Wir haben so zu sagen den Brunnen in unsere Mitte geholt<br />

Wenn wir miteinander feiern ist Jesus in unserer Mitte –<br />

wir suchen gemeinsam die Quelle, wir wollen unsere Mitte<br />

zum Brunnen werden lassen<br />

Die Bibel liegt in der Mitte – das Wort Jesu – das ist auch eine Quelle<br />

Die Kinder stehen in einem Kreis um den angedeuteten Brunnen – Schale mit Vase (die<br />

in der Schale steht) und rundherum blaue Tücher - die Kinder setzen sich rund um den<br />

Brunnen<br />

Gebet / Kyrie-Gedanken<br />

Dazwischen: „Meine Tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit“ singen<br />

2. Teil d. Schriftstelle: Joh 7b-15.25-26<br />

Meditationstext: Mein Brunnen bist du<br />

Dazwischen: Kinder holen Wasser in Kannen von einem Tischchen bei der Tür und schütten nach<br />

einem Ruf jeweils eine Kanne in die Vase, bis sie überläuft<br />

Jeweils danach Refrain von „Alle meine Quellen“ singen<br />

Gedanke → Wasser → Refrain<br />

3. Teil d. Schriftstelle: Joh 4,28-30.39-42<br />

Wasser / Welle schwappt über – auch wir beten heute noch so,<br />

wie Jesus uns gelehrt hat<br />

Vater unser<br />

Friedensgruß<br />

Segenswort<br />

Lied „Bewahre uns Gott“<br />

19


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Kyriegedanken<br />

Jesus, wir kommen zu deinem Brunnen<br />

und suchen Erholung von unserer Arbeit.<br />

Wir kommen zu deinem Brunnen<br />

und suchen Stärkung für unseren Alltag.<br />

Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit,<br />

bringe ich vor dich.<br />

Wandle sie in Heimat,<br />

Herr erbarme dich.<br />

Jesus, wir kommen zu deinem Brunnen,<br />

mit unserem Durst zu lieben und geliebt zu werden.<br />

Wir kommen zu deinem Brunnen,<br />

mit unserem Durst nach Geborgenheit in tiefen Beziehungen.<br />

Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit,<br />

bringe ich vor dich.<br />

Wandle sie in Heimat,<br />

Herr erbarme dich.<br />

Jesus, wir kommen zu deinem Brunnen,<br />

mit unserer Sehnsucht nach Heimat bei dir,<br />

jetzt und für immer. Meditationstext zu Joh 4,1-42<br />

Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit,<br />

bringe ich vor dich.<br />

Wandle sie in Heimat,<br />

Herr erbarme dich.<br />

Ruf<br />

Mein Brunnen bist du, mein Gott.<br />

Der Ort, der den Durst<br />

meiner Sehnsucht stillt, bist du.<br />

Das unauslotbare Rund,<br />

dessen Grund ich nie erahne, bist du.<br />

Ruf<br />

Der dunkle Schacht,<br />

in den ich falle, bist du.<br />

Die Tiefe, aus der ich<br />

mit oft zu kurzem Seil versuche,<br />

Wasser zu schöpfen, bist du.<br />

Ruf<br />

Die ruhende Mitte auf dem<br />

Marktplatz meines Lebens bist du.<br />

Die sprudelnde Bewegung in der<br />

scheinbaren Ruhe meines Gartens bist du.<br />

Ruf<br />

Der stets unerschöpfliche Geber<br />

in Wüste und Stein bist du.<br />

Quelle des lebendigen Wassers,<br />

aus der ich lebe, bist du.<br />

Mein Brunnen bist du. Du mein Gott.<br />

20


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Workschop 1<br />

Christina Wöckinger<br />

Kinderkirche – mit kleinen Kindern Gottesdienst feiern<br />

Gründonnerstagsfeier<br />

· ERÖFFNUNG<br />

Begrüßung; Liturgische Eröffnung<br />

Ich darf euch alle zu unserer Feier am Gründonnerstag begrüßen.<br />

Wir entzünden unsere Kerze als Zeichen dafür, dass Gott bei uns ist.<br />

Gott ich denke an dich, ich erzähle von dir, ich spüre du bist bei mir.<br />

Kreuzzeichenlied<br />

Heut ist Gründonnerstag.<br />

Heute beginnt das Osterfest.<br />

Das Osterfest ist ein so großen Fest, dass wir es an mehreren Tagen feiern: am Palmsonntag, heute am<br />

Gründonnerstag, am Karfreitag und dann kommt noch die Feier der Osternacht.<br />

Heute können wir wirklich singen: Wir feiern heut ein Fest und kommen hier zusammen. Herein, herein, wir<br />

laden alle ein.<br />

Lied: Wir feiern heut ein Fest<br />

Hinführung: Gespräch mit den Kindern<br />

„Wir feiern heut ein Fest“<br />

Wenn wir ein Fest feiern, was tun wir da?<br />

Wann feiern wir denn ein Fest? ( Anlässe) Wo feiern wir?<br />

Was brauchen wir dazu? Wen laden wir ein? ( Freunde, Verwandte...)<br />

Lied: Viele, viele Gäste kommen zu dem Fest<br />

· VERKÜNDIGUNG<br />

Erzählung des Gründonnerstagsgeschehens<br />

(Darstellung durch uns Erwachsene und Kinder als Freunde Jesu. Ein leerer Tisch steht in der Mitte, bereitgestellt sind<br />

Tischschmuck, Geschirr, Brot, Traubensaft, Waschschüssel mit warmen! Wasser, Handtuch.<br />

Die SpielerInnen werden von der Erzählerin durch das Spiel geleitet)<br />

Ich möchte euch jetzt erzählen, was am Gründonnerstag gefeiert wird.<br />

Wir erinnern uns dabei an etwas das Jesus vor vielen, vielen Jahren mit seinen Freunden und Freundinnen<br />

getan hat.<br />

Jesus will mit seinen Freunden das Paschafest feiern. Es ist ein Fest, bei dem die Menschen Gott danken<br />

wollen für alles Gute. Die Leute feiern dieses Fest jedes Jahr, so wie wir jetzt Ostern oder Weihnachten<br />

feiern. Beim Paschafest werden ganz bestimmte Sachen gegessen: Lammfleisch, das Paschalamm, bittere<br />

Kräuter, süßes Mus, und es wird Wein getrunken.<br />

Jesus will dieses Fest mit seinen Freunden und Freundinnen feiern.<br />

Er sagt zu zwei Freunden: Geht ihr schon in die Stadt voraus und bereitet alles für das Fest vor. Am Abend<br />

werde ich mit den anderen kommen und wir werden alle zusammen das Fest feiern und miteinander<br />

essen.<br />

So gehen die beiden Jünger voraus und bereiten alles, was zum Fest nötig ist.<br />

Sie decken den Tisch und bringen alles zum Essen.(sprachlich begleiten)<br />

21


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Am Abend kommt Jesus mit seinen Freunden, sie setzen sich an den festlich gedeckten Tisch.( Alle stehen<br />

im Halbkreis um den Tisch)<br />

Jesus weiß, dass er bald sterben wird. Seine Feinde werden ihn gefangen nehmen und töten. Jesus ist traurig.<br />

Es ist jetzt das letzte Mal, dass er mit seinen Freunden essen wird. Jesus liebt seine Freunde, darum<br />

tut er etwas ganz Besonderes:<br />

Jesus nimmt eine Schüssel mit Wasser und beginnt, seinen Freunden die Füße zu waschen.<br />

(2 Kindern – vorher absprechen- werden die Füße gewaschen)<br />

Die Jünger sind erstaunt. Sie lassen es an sich geschehen.<br />

Jesus sagt: Schaut her. Dies ist ein Zeichen. So wie ich euch etwas Gutes tue, so sollt auch ihr einander<br />

Gutes tun. Liebt einander, helft einander.<br />

Lied: Liebt einander (mit Gesten)<br />

Dann nimmt Jesus Brot in seine Hände.<br />

Er dankt Gott für seine Freunde. Jesus liebt seine Freunde und will ihnen ganz nahe sein. Er will mit ihnen<br />

verbunden bleiben, auch wenn er bald sterben wird.<br />

So segnet er das Brot. Er bricht es und sagt zu seinen Freunden: Ich gebe euch das Brot des Lebens. Immer<br />

wenn ihr das Brot miteinander teilt, bin ich bei euch. Denkt immer an mich, und liebt einander, so wie ich<br />

euch geliebt habe.<br />

Lied: Liebt einander<br />

Dann nimmt Jesus den Wein und betet wieder. Er segnet den Wein und gibt ihn seinen Freunden zu trinken.<br />

Trinkt alle davon und denkt daran wie sehr ich euch liebe.<br />

Lied: Liebt einander<br />

So hat Jesus mit seinen Freunden gefeiert.<br />

Später als Jesus nicht mehr bei seinen Freunden war, haben sie alleine das Brot geteilt und sich an Jesus<br />

erinnert. Dabei haben sie gespürt: Jesus ist ganz bei uns.<br />

Wir können auch heute zu Jesus kommen. Wir sind Freundinnen und Freunde von Jesus. Wir gehen in einer<br />

langen Prozession(- um die Sesseln herum -) zum Tisch und singen dabei<br />

Lied: Viele, viele Gäste kommen zu dem Feste.<br />

· GEBETSTEIL<br />

(Während der Prozession werden Brotkörbe und Gläser mit Traubensaft oder Wasser auf den Tisch gestellt. Wir sammeln<br />

uns rund um den Tisch)<br />

Lied: Liebt einander, helft einander<br />

Jesus hat mit seinen Freunden das Brot geteilt. Er hat ihnen versprochen, immer bei ihnen zu bleiben.<br />

Wenn wir miteinander Brot teilen, ist Jesus bei uns.<br />

Beten wir miteinander( vor/nachsprechen)<br />

Jesus, du gibst uns das Brot<br />

Wir teilen das Brot miteinander<br />

Jesus, du bist mitten unter uns<br />

Jesus, du liebst uns<br />

Wir danken dir dafür<br />

Amen<br />

Lied: Liebt einander<br />

22


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Wir teilen jetzt das Brot und das Wasser aus. Alle bekommen etwas und können es noch mit jemand anderen<br />

teilen. (schon geteiltes Brot wird in mehreren Körben ausgeteilt, dazu leise Musik)<br />

Lied: Gottes Liebe ist so wunderbar<br />

· SCHLUSSTEIL<br />

Segen:<br />

Segenslied<br />

Wenn wir Brot miteinander teilen, ist Jesus bei uns.<br />

Wenn wir nun weitergehen, dann sind wir nicht allein, denn Gott hat uns<br />

versprochen bei uns zu sein.<br />

Wenn wir nun weitergehen,... (im Kreis gehen, Gesten)<br />

Es segne uns der lebendige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist.<br />

Amen.<br />

Verabschiedung<br />

Aus dem Referat: „Wort-Gottes-Feiern mit Kindern- der liturgische Dienst in der Leitung“ von Dr. Diana<br />

Güntner ( <strong>Dokumentation</strong> Kinderliturgie- Studientag 14. 3. 2004)<br />

Rezept für Kindergottesdienste<br />

- eine Prise Moral<br />

- eine Prise Vorführung<br />

- eine Handvoll Unterricht<br />

- drei oder mehr Handvoll gläubiger Umgang mit Zeichen und Symbolen<br />

Backen Sie das Ganze in Gottvertrauen, servieren Sie es bitte nicht zu heiß (nichts wird so heiß gegessen,<br />

wie gekocht!), machen sie die Teller nicht zu voll und bieten Sie nur gut verdauliche Dinge an ( Kinder haben<br />

kleine und empfindliche Mägen), kauen Sie den Kindern nichts vor, machen Sie eher kleine Häppchen, aber<br />

füttern Sie die Kinder nicht: die Kinder sollen selber essen können, essen sie zusammen mit den Kindern<br />

und achten Sie bei der gemeinsamen Mahlzeit auf eine gute Atmosphäre.<br />

Workschop 2<br />

Sonja Höhenberger<br />

Kindgerechte Elemente für Hochfeste<br />

Ablauf<br />

1. Begrüßung/Vorstellrunde<br />

2. Welche Hochfeste feiern wir in der kath. Kirche? Bei welchen Hochfesten feiern Kinder (nicht) mit?<br />

3. Was heißt „kindgerechte Liturgie“?<br />

4. In welchen Punkten entspricht unser derzeitiges Feiern der Hochfeste Kindern? Was widerspricht sich?<br />

5. Hochfest feiern konkret: Welche liturgischen Elemente gibt es? Was können Kinder dabei tun/erleben?<br />

6. Materialbörse<br />

23


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

· 1. Begrüßung/Vorstellrunde<br />

Bevor wir mit diesem Workshop beginnen, können Sie selbst den Stand Ihrer Vorkenntnisse überprüfen.<br />

(Kopien austeilen)<br />

Vorstellrunde: Name Wie viele Antworten wussten Sie?<br />

Was macht Ihnen Spaß an der Kinderliturgie?<br />

· 2. Welche Hochfeste feiern wir?<br />

Bei welchen Hochfesten feiern Kinder (nicht) mit?<br />

8. Dezember: Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria<br />

(Maria Empfängnis)<br />

25. Dezember: Hochfest der Geburt des Herrn<br />

1. Jänner: Hochfest der Gottesmutter Maria<br />

20. März: Hochfest des Hl. Josef, Bräutigam der Gottesmutter Maria<br />

25. März: Verkündigung des Herrn<br />

Usw.<br />

Es gibt in der kath. Kirche mehr Hochfeste als wir im Bewusstsein haben,<br />

wir beschränken uns heute auf die zentralen Hochfeste unserer Kirche.<br />

Plakat vom Jahreskreis betrachten und Hochfeste herausschreiben auf Plakat.<br />

Plakat „Kirchenjahr“<br />

Arbeitsplakat + Stifte<br />

Gespräch: Welche Hochfeste bzw. in welcher Form werden diese Feste von den Kindern in unseren Pfarren<br />

gefeiert? (eigene Kinderfeiern, mit den Erwachsenen, gar nicht?) Formen am Plakat dazuschreiben<br />

· 3. Was heißt kindgerechte Liturgie?<br />

Ganzheitlich und sinnenorientiert feiern, Atmosphäre, Zeitrahmen, aktive Teilnahme, Symbole bewusst einsetzen,…<br />

Mitte gestalten, aus der Kinderbibel Perikope von David vorlesen/singen<br />

Weihrauch + Kohle + Zündholz,<br />

Kinderbibel, Kreuz, Tücher, Teelichter<br />

· 4. In welchen Punkten entspricht unser derzeitiges Feiern der<br />

Hochfeste Kindern? Was widerspricht sich?<br />

Gespräch in der Großgruppe + eintragen auf Arbeitsplakat was bereits entspricht<br />

· 5. Hochfest feiern konkret: Welche liturgischen Elemente gibt es?<br />

Was können Kinder dabei tun/erleben?<br />

Gruppenarbeit: je eine Gruppe Weihnachten, Pfingsten + 2 Gruppen Ostern (Osternacht, Ostersonntag/<br />

Ostermontag)<br />

Jede Gruppe bekommt einen Feierablauf der Pfarre Ansfelden<br />

+ leerer Gottesdienstablauf Gottesdienstvorber. in Kopie<br />

Arbeitsauftrag:<br />

1. Gehen Sie den Ablauf des Festes durch und markieren Sie grün<br />

was Kinder anspricht bzw. wo sich Kinder beteiligen können.<br />

Markieren Sie blau was nicht kindgerecht ist.<br />

24


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

PAUSE<br />

2. Gehen Sie den Ablauf nochmals durch und überlegen Sie, Gottesdienstabläufe in Kopie<br />

wo sich Kinder beteiligen könnten bzw. was geändert werden<br />

müsste um kindgerecht zu werden.<br />

Entwickeln Sie Ideen, Vorschläge, … Alles ist erlaubt, alles ist möglich!<br />

Anschließend Vorstellung der „Ideen“ in der Großgruppe.<br />

„Gott in der Zeit der Kinder – Liturgisches Feiern im Kirchenjahr“<br />

ganzheitlich<br />

(Herz, Hirn, Hand)<br />

sinnenorientiert<br />

sehen, hören, riechen,<br />

schmecken, tasten<br />

Weihnachten<br />

Kinderfeier<br />

-<br />

*Kirchenchor<br />

*Einleitung zu lang<br />

+<br />

*Gemeinsame Lieder<br />

*Krippengang (mit Kindern)<br />

*Fürbitten (zum Teil von Kinder<br />

gelesen)<br />

*Vater unser/Friedensgruß<br />

Ostern<br />

Hochamt mit<br />

Kirchenchor<br />

JS-Messe<br />

*Texte zu lang<br />

*Liedertexte<br />

*Speisenweihe (nicht aktiv)<br />

*langer Eingangsteil<br />

*Kirchenchor zu dominant<br />

*Einzug<br />

*Lichtfeier m. Kinder<br />

*Lesungstexte mit Symbolen<br />

*Mirjamlied, Gloria,..<br />

*Licht das sich ausbreitet<br />

*Glockengeläut<br />

*Kerzen zur Tauferneuerung<br />

*Vater unser Kinder um Altar<br />

*Predigt mit Symbole<br />

*Fürbitten v. Kindern<br />

Pfingsten<br />

*Kirchenchor zu dominant<br />

*zu viele Meditationstexte und<br />

allgem. Texte<br />

*Instrumentalstücke<br />

*Kinderelemente zur Lesung mit<br />

buntem Krepppapier (verteilen<br />

sich wie Hl. Geist in Kirche)<br />

*Fürbitten<br />

*Lieder<br />

*Bildbetrachtung<br />

6. Materialbörse<br />

Akklamationen zum Hochgebet, Fürbittrufe, Heiliglieder, Lieder und Gebete mit Gesten, Krippengang, Evangelienprozession,<br />

Kirchenraum zur Einstimmung mit den Kindern vorbereiten (Kerzen entzünden, Messbuch<br />

hinlegen,…)<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Workschop 3<br />

Christa Außerwöger<br />

Von Xaverl, Katharina und anderen kleinen Leuten<br />

Das Erzählen<br />

Erzählen schafft eine andere Atmosphäre als das Vorlesen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben<br />

Geschichten gerne.<br />

... die Erzählerin oder der Erzähler<br />

Wie lerne ich eine Geschichte?<br />

1. Lesen<br />

Die Geschichte wird gelesen, sodass Personen, Handlung und das Geschehen bekannt sind.<br />

2. Verstehen<br />

Ist der Inhalt des Textes bekannt, gilt es Verständnisfragen abzuklären. Ein wichtiger Teil dabei ist, das Verstehen<br />

und Kennenlernen der Personen, die in der Geschichte vorkommen. Das Kennenlernen kann sich<br />

auf Äußerlichkeiten beziehen, wie Haarfarbe, Größe, Alter, Kleidung aber auch Charaktere. Diese Sachen<br />

brauchen dann nicht alle erzählt werden, aber es hilft zum Vertraut werden mit der Geschichte.<br />

3. Gliedern<br />

Die Geschichte lässt sich meist in Szenen/Bilder gliedern. Hier geht es nicht um Details.<br />

Diese Szenen/Bilder bilden den roten Faden. Beim Erzählen können diese Bilder im Geiste angesehen und<br />

erzählt werden.<br />

Mit Hilfe dieser Bilder schafft man es, sich von der Geschichte zu befreien. Beim Erzählen braucht es manchmal<br />

kleine Umstellungen. Eine erzählte Geschichte hat oder braucht eine andere Logik/Ablauf als eine vorgelesene.<br />

Die erzählte Geschichte wird zu „meiner“ Geschichte und ist nicht mehr die Geschichte dieser Autorin oder<br />

jenes Autors.<br />

4. Anfang und Ende<br />

Wichtig ist, dass der Anfang und das Ende sitzt.<br />

Gleich zu Beginn soll die ganze Aufmerksamkeit der Zuhörenden gefesselt werden. Ein klarer Beginn hilft<br />

dabei. Es braucht keinen einleitenden Satz, warum ich eine Geschichte erzähle, wo ich sie gefunden habe.<br />

Beginne direkt mit der Geschichte.<br />

Das Ende sollen keine abschließenden, zusammenfassenden Bemerkungen sein. Überlege dir deinen<br />

Schlußsatz und dann ist Punkt. Das ist das Ende. Danach ist es ruhig. Lass den Zuhörenden und der<br />

Geschichte Zeit anzukommen.<br />

5. Botschaft<br />

Was will die Geschichte erzählen und hat das auch den entsprechenden Platz in meiner Erzählung. Dieser<br />

Punkt dient der Selbstreflexion in der Vorbereitung.<br />

... die Zuhörenden<br />

Erzählen hat viel mit Atmosphäre zu tun und braucht Zeit.<br />

Deshalb langsam erzählen, Pausen machen, die Wirkung der Stille nicht unterschätzen, weniger ist mehr.<br />

Oftmals ist man versucht, dieses oder jenes zu erklären (vor allem bei Kindern), damit alles verstanden wird.<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Das braucht es nicht oder nur in wirklich sehr, sehr wenigen Fällen. Erklären und über die Geschichte reden<br />

kann in einem weiteren Schritt erfolgen. Wird zuviel erklärt, geht die Geschichte verloren.<br />

Manchmal kann es hilfreich sein, etwas aus der Geschichte darzustellen, Hilfsmittel zu verwenden, einen<br />

Stein, ein flauschiger Pelz oder es gibt eine Bild, das die Geschichte unterstützt, Handpuppen oder Stofftiere.<br />

Wenn es Tradition hat, dass eine Geschichte erzählt wird, könnte das auch mit einer „Kennmelodie“ umrahmt<br />

werden. Ertönt die Melodie oder wird ein bestimmtes Lied gesungen wissen die Kinder nun wird uns eine<br />

Geschichte erzählt.<br />

Dabei bitte einfach erfinderisch sein und auch aufpassen, dass die Geschichte nicht „zugedeckt“ wird.<br />

All das Geschriebene soll helfen und ermutigen, eine Geschichte zu erzählen. Wichtig ist, es einfach zu<br />

versuchen. Es passiert nichts, außer dass sich die Zuhörenden an einer Geschichte erfreuen und ein neues<br />

Erzähltalent entdeckt wurde.<br />

Die Geschichten<br />

Es gibt sehr sehr viele Bücher mit Geschichten. Und auch bei Geschichten ist es so, dass nicht alle<br />

Geschichten gleich ansprechen, der einen gefallen sie, dem anderen gefällt die gleiche Geschichte nicht.<br />

Geschmäcker sind eben auch bei Geschichten verschieden.<br />

Ein paar Empfehlungen (im Bewusstsein, viele gute Geschichten damit nicht zu erwähnen)<br />

· Mayer-Skumanz, Lene. Wenn du meinst, lieber Gott. Geschichten für Aufgeweckte. Verlag St. Gabriel.<br />

(In diesen Geschichten tritt Xaverl immer wieder ins Gespräch mit Gott. Diese Geschichten sind einzigartig als hier Kinder hören und erfahren, dass<br />

ich jederzeit und überall mich an Gott wenden kann mit allem was mich bewegt.)<br />

· Hoffsümmer, Willi. Kurzgeschichten. Matthias Grünewald Verlag.<br />

(Es gibt einige Bände. Sie sind reichhaltiger Fundus.)<br />

· Kath. Jungschar Innsbruck (Hg.), Werkmappe Jugendgottesdienste. Bausteine für Jugendliturgie,<br />

2<br />

1997<br />

(Eine gute Zusammenstellung an Texten für Bußakt, Glaubensbekenntnissen, Fürbitten, Segensgebeten, Texten zum Nachdenken und sehr schönen<br />

Geschichten.)<br />

Workschop 4<br />

Martha M. Leonhartsberger<br />

Bleibt hier und wacht!<br />

Wir sind an diesem Nachmittag mit Jesus seinen Leidensweg mitgegangen. Die biblischen Erzählfiguren<br />

haben uns das Verständnis dieses Weges erleichtert. Mit Legetüchern waren die wichtigsten Orte ausgelegt:<br />

der Abendmahlssaal, der Ölberg und der Garten Getsemani, der Palast des Hohenpriesters, die Residenz des<br />

römischen Statthalters Pontius Pilatus.<br />

Alle Teilnehmerinnen übernahmen Figuren, die sie bei den jeweiligen Textstellen in die Orte einsetzten: Jesus,<br />

die Apostel (am wichtigsten Petrus und Judas), der Hohepriester und seine Schergen, Pilatus und seine römischen<br />

Soldaten, Männer und Frauen aus dem Volk.<br />

Es war uns wichtig zu verstehen, warum die einzelnen Personen so handelten. Wir versuchten uns gemeinsam<br />

zu erinnern, was wir etwa von Judas und Petrus wissen, vom Hohenpriester und von Pilatus. Was ist ihr<br />

Lebenshintergrund? Was ihre Schwächen und Versuchungen? Pilatus etwa war es wichtig, dass Ruhe und<br />

Ordnung im Land herrscht, er hat ja schließlich seinen Ruf zu verlieren. Ein Toter mehr oder weniger spielte<br />

ihm keine Rolle. Oder der Hohepriester: er war verantwortlich, dass beim Paschafest, zu dem Tausende Leute<br />

nach Jerusalem gepilgert waren, keine politische Aufruhr entstand. Jesus war hier eine Gefahr. Der Hohepries-<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

ter wusste, wie sehr die Leute Jesus verehrten. Auch er hatte viel zu verlieren und war bereit, lieber Jesus zu<br />

opfern als seine eigene Macht.<br />

Petrus kennen wir aus anderen Bibelstellen als den besten Freund Jesu, der auch bei Situationen dabei ist,<br />

wo Jesus nur ganz wenige Menschen bei sich haben will. Er ist schnell begeistert, aber wenn es brenzlig wird,<br />

kann es schon sein, dass er schwach wird. So ging es ihm auch, als er im Hof des Hohenpriesters nicht mehr<br />

zu Jesus stehen konnte.<br />

Die interessanteste Figur in der Passionsgeschichte ist wohl Judas. Wie konnte er seinen Freund ausliefern?<br />

Was hat ihn wohl so an ihm enttäuscht? Oder wollte er Jesus dazu bringen, sich als politischer Führer zu<br />

„outen“, mit dem es gelingen könnte, die verhassten Römer zu vertreiben? Jesus aber wollte kein Blutvergießen,<br />

er wollte kein politischer Messias sein. Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Judas zerbricht an dieser<br />

Schuld, dass er eine Lawine losgetreten hat, die dann nicht mehr zu stoppen war. Petrus allerdings kann aus<br />

seiner Schuld heraus viel gutmachen, indem er nach dem Tod Jesu zu einem der eifrigsten Verkünder seines<br />

Lebens und seiner Botschaft wird.<br />

Workschop 5<br />

Maria-Anna Fellner<br />

Lieder, Gesten und Bewegungen in der Kinderliturgie<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

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30<br />

DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong>


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Workschop 6<br />

Mathilde Leeb<br />

Feste der Nachbarn – Gemeinsames und Fremdes<br />

Multikulturell und multireligiös Feiern<br />

Miteinander leben – einander bereichern<br />

1. Vision und Leitsätze<br />

2. Situationsanalyse<br />

welche Länder<br />

welche Religionen<br />

welches Alter der Kinder<br />

welche Familiensituation<br />

2.1. Unser Auftrag als Christen:<br />

Gott und die Menschen zu Lieben<br />

3. Zusammenarbeit und Einbinden der Eltern<br />

zB bei Geburtstagsfeier<br />

Gesunde Jause<br />

Gebetsteppich zeigen<br />

4. Erfahrungen der Kinder nützen<br />

zB mit Fotos aus Ihrem eigenen Land<br />

Familien berichten vom Fasten<br />

Urlaubserlebnisse<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Früchte aus anderen Ländern<br />

Begrüßungen in verschiedenen Sprachen (die in der Gruppe vorhanden sind)<br />

5. Aufzeigen von Vielfalt<br />

Gebet: Manche beten so<br />

Lied: Wir beten auf unsere Weise * Musik<br />

Kirche: Moschee – Tempel<br />

* Essen<br />

* Spiele aus anderen Ländern<br />

Martin Buber sagt:<br />

Religiöse Erziehung als Teilgebiet muss immer problematisiert werden, aber im Ganzen ist Erziehung nur,<br />

wenn sie als Ganzes religiös ist.<br />

Gemeinschaft ist, wo Gemeinschaft geschieht.<br />

Gemeinschaft ist Bewältigung der Andersheit in der gelebten Einheit.<br />

Themen die uns alle betreffen, sich dann wie ein roter Faden durch das Jahr ziehen und auch in den religiösen<br />

Festen unserer Religion Platz finden:<br />

- Die Erde ist ein großer Tisch<br />

- Früchte reifen durch die Sonne – Menschen reifen durch die Liebe<br />

- Die Sinne<br />

- Erwerben von emotionaler und sozialer Kompetenz<br />

- Ich – Du – Wir<br />

Buchtipps:<br />

Gottes Haus hat viele Türen – Lahn<br />

Gott hat viel Arbeit und keine Frau – Styria<br />

Was glaubst du denn – auf den Spuren fremder Kulturen<br />

Viele Farben hat der Himmel – Butzon + Becker<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong>


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

entnommen aus dem Buch „Religion macht Kinder kompetent“ Josef<br />

Peterseil, Ulrike Stadlbauer, Silvia Habringer-Hagleitner<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Workschop 7<br />

Susanne Bock<br />

Die Botschaft der Feste in Ritualen und Bräuchen<br />

Ritual - es ist ein Wort aus dem religiösen Bereich, dem in unserer Zeit wieder eine große Bedeutung beigemessen<br />

wird.<br />

Das Wort „Ritual“ kommt aus der lateinischen Sprache - ritualis - den heiligen Gebrauch betreffend.<br />

(Duden)<br />

Welche Rituale führen durch das Jahr?<br />

Das rituelle Weltbild geht von einem achtspeichigen Jahresrad aus. Dieses Rad teilt das Jahr in sieben bis<br />

acht Wochen. Sie stehen wechselweise im Zeichen des Mondes und der Sonne. Sie geben die wesentlichen<br />

Naturvorgänge im Jahr wieder und verbinden die Lebensgestaltung mit dem Prozess im Naturzyklus.<br />

Es ist deutlich bäuerlichen Ursprungs, denn der Kern jeden Festes bezieht sich auf die Symbolik von Säen,<br />

Wachsen und Ernten.<br />

20. -23. 12. Wintersonnenwende:<br />

Hier endet das Jahr. Wir erleben die längste Nacht und gleichzeitig werden die Tage wieder länger. Es wird die<br />

Geburt des Lichts gefeiert.<br />

Thema: Wiedergeburt und Beginn von etwas Neuem.<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

2. 2. Lichtmess:<br />

Durchbruch und Aufbruch zu neuem Leben wird vorbereitet.<br />

Alte Themen werden abgeschlossen und verabschiedet, damit etwas Neues Platz hat und beginnen kann.<br />

Reinigungs- und Segnungsritual<br />

Thema: Klären des Jahresthemas für jede / jeden.<br />

21. –23. 3. Frühlings-Tag- und Nachtgleiche:<br />

Hier halten sich Tag und Nacht, Licht und Dunkel die Balance – Frühlingsbeginn.<br />

Licht und Wärme nehmen zu.<br />

Es werden Bedingungen geschaffen um die Visionen von Lichtmess in die Realität des Lebens umsetzen zu<br />

können.<br />

Thema: Entscheidung und eigener Wille.<br />

30. 4. Walpurgisnacht:<br />

Freudenfest, weil die Lebenskräfte des Frühlings sich voll entfalten. Das Fest steckt voller Energie und erotischer<br />

Kraft.<br />

Thema: Kraft des Lebens und Sexualität.<br />

20. – 23. 6. Sommersonnenwende:<br />

Helligkeit, Wärme und Lebenskraft sind auf dem Höhepunkt.<br />

Themen: Lust, Kreativität, Zorn<br />

2. 8. Kräuterweihe:<br />

Dies ist ein Erntefesttag. beide Aspekte werden sichtbar: Fülle und Zerstörung. Bild der Felder.<br />

Thema: Blick auf das Erreichte und das was wir loslassen müssen.<br />

21. –23. 9. Herbst-Tag- und Nachtgleiche:<br />

Tag und Nacht sind gleich lang. Wir feiern die Vollendung der Natur. Übergang vom goldenen Herbst in die<br />

dunkle Jahreszeit.<br />

Thema: Grenzübergänge<br />

31. 10. – 1. 11. Dunkelheitsfest:<br />

Die Kräfte der Natur ziehen sich ins Innere zurück, um sich auf das Neue vorzubereiten.<br />

Es wird der Verstorbenen gedacht und damit beschäftigt sich auch jeder / jede mit dem eigenen Tod – was<br />

muss sterben, damit Neues wachsen darf.<br />

Thema: Sterben, Tod und Trennung<br />

Die Diagonale vom März zum September teilt das Jahr in zwei Hälften.<br />

Sommer – Diesseits – nach außen gerichtet.<br />

Winter – Jenseits - spirituelle Wirklichkeit, Innenwelt<br />

Die christliche Kirche hat viele der vorgefundenen heidnischen kulturellen und religiösen Werte, Feste und<br />

Heiligtümer aufgegriffen und mit christlichen Inhalten verknüpft.<br />

Feiern die es zu Ehren der Mondgöttin gab, wurden auf Maria übertragen.<br />

Wintersonnewende<br />

Lichtmess<br />

Frühlings- Tag- und Nachtgleiche<br />

Sommersonnenwende<br />

Kräuterweihe<br />

Herbst- Tag- und Nachtgleiche<br />

Dunkelheitsfest<br />

Weihnachten<br />

Maria Lichtmess<br />

Ostern<br />

Johannes<br />

Maria Himmelfahrt<br />

Erntedankfest<br />

Allerheiligen, Allerseelen<br />

Die Walpurgisnacht findet im christlichen Festkalender keine Parallele. Das könnte am Inhalt dieses Festes<br />

liegen. Kraftvolle Energie und Erotik.<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Durch die christlichen Rituale wird die Lebensgeschichte zu einer Leben – mit – Gott -<br />

Geschichte.<br />

Ablauf eines Rituals:<br />

Erleben mit allen Sinnen!<br />

sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken<br />

Die heilige Mitte:<br />

Bildet das Zentrum der Feier und zentriert mich.<br />

Sie enthält Symbole und Gegenstände die das Thema des Festes aufgreifen<br />

Naturmaterialen, edles Material, Kerze, Tücher in bestimmten Farben, Weihrauch, Räucherstäbchen, Duftlampe<br />

oder Kräuter.<br />

Märchen und Mythen / Bibelstelle<br />

Lichtsymbolik:<br />

Ist auf die Jahreszeit abgestimmt. Mit dem Länger-Werden des Tages nehmen auch die Lichter zu bis hin zur<br />

Osterkerze und dem Sonnwendfeuer.<br />

Nach der Wende nimmt die Strahlkraft ab: Laternenumhüllungen, Grableuchten bis hin zur Neugeburt – Weihnachten<br />

– viele kleine Kerzen am Christbaum.<br />

Sonnensymbolik:<br />

Die Sonne symbolisiert das Auf- und Untergehen, das Kommen und Gehen, die Polaritäten.<br />

Immer wieder haben die Menschen die Erfahrung und Entwicklung auf ihr eigenes Leben bezogen. Geburt<br />

– Tod, Glück – Unglück, Gesundheit und Krankheit, Abschied Trauer – Neubeginn.<br />

Symbole wie Kreuz, Bogen, Spirale, Kreis werden verwendet.<br />

Texte<br />

Tanz – gemeinsam in Bewegung<br />

Stille – nach innen gerichtet schauen und erleben<br />

Festessen – Energie aufnehmen<br />

Grundhaltungen einer Ritualleiterin:<br />

Raum schaffen, damit Begegnung möglich ist.<br />

In Verbindung treten mit der göttlichen Kraft.<br />

Thanks – danken für das was geschieht.<br />

Ueberzeugung, dass etwas passiert, es aber nicht machbar ist.<br />

Achtung vor den Menschen, für die und mit denen gefeiert wird.<br />

Loslassen von bestimmten Vorstellungen / Erwartungen.<br />

Entwicklung geduldig abwarten, Prozessen ihre Zeit lassen.<br />

(Auszug aus dem Buch: Rituale im Kreis des Lebens von Christiane Bundschuh-Schramm, Annedore Barbier-Piepenbrock und Judith Gaab)<br />

Rituale in unserem Alltag und immer wiederkehrende Rituale im Kirchenjahr:<br />

Rituale zu Hause:<br />

Gemeinsames Morgen- und Abendgebet, Bettgehrituale, Begrüßungsrituale, gemeinsame Essenskultur,<br />

Tischgebet - Händereichen, Kaffeekochritual und Kaffeetrinkritual, verschiedene Abschiedsrituale zB beim<br />

Weggehen Kreuzzeichen auf die Stirn und ein Busserl geben, sich als Paar daran erinnern wie lieb ich den<br />

anderen habe und das auch aussprechen (gibt dem Partner und den Kindern Sicherheit)<br />

Kirchliche Rituale:<br />

Kreuzzeichen mit dem Weihwasser, Friedensgruß, Vater unser mit Hände reichen, Vater unser mit Kinderkreis<br />

um dem Altar, gleich bleibendes Lied zur bestimmten Zeit, Segenstanz oder Segen mit Gesten oder Handauflegen,<br />

kleines Abschlussgeschenk bei der Familienmesse,<br />

Begrüßungslied, Jesuskerze / Kinderkirchenkerze anzünden, gesungenes Kreuzzeichen („Ich denke<br />

an dich, ...“)<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Rituale im Jahreskreis / Kirchenjahr:<br />

Bei den Hochfesten einen Teil gestalten<br />

Fasching: Erwachsene und besonders die Kinder dürfen geschminkt und verkleidet in die Messe<br />

kommen.<br />

Advent:<br />

Adventlied und anzünden der Kerzen am Adventkranz<br />

Adventkalender<br />

jeden Adventsonntag Stroh in die Krippe legen<br />

Weihnachten: Friedenslicht austeilen; Krippenspiel; Lichtertanz<br />

Maria Lichtmess: Kindersegnung<br />

An den Fastensonntagen oder in den Kartagen eine Fastenkrippe aufbauen (siehe Anleitung)<br />

Gründonnerstag: Fußwaschung; der Altartisch wird bewusst von den Kindern gedeckt; bei der Kommunion<br />

wird Brot für die Jüngeren ausgeteilt.<br />

Karfreitag: Mit den mitgebrachten Blumen der Kinder ein Kreuz auf den Boden legen, die Blumen werden<br />

für den Osterschmuck am Ostersonntag verwendet; Kreuz aus Tüchern legen mit einem Symbol<br />

für jede Kreuzwegstation.<br />

Kinderkreuzweg<br />

Karsamstag: Gang zum Grab; Grabwache, Grabruhe – bewusst keine Liturgie feiern<br />

Ostersonntag: Prozession mit der Osterkerze; Ostergrußaktion der JS; Hallelujatanz; Speisenweihe<br />

Persönliche Übergangsrituale:<br />

Geburt, Geburtstag, Kindergarteneintritt, Schuleintritt, Schulwechsel, Berufsausbildung, Volljährigkeit, Auszug<br />

in die eigene Wohnung und eventuell Entscheidung für eine Partnerschaft (Ablösung von zu Hause), Geburt<br />

der eigenen Kinder – Elternschaft annehmen, runde Geburtstage – Jubiläen, Pension<br />

Übergangsrituale im Kirchenjahr:<br />

Übergänge im Kirchenjahr:<br />

Übergang Kleinkind - Kind - Jugendlicher - Erwachsener: Taufe,<br />

Erstkommunion, Firmung, Hochzeit, Tod<br />

Advent und Fastenzeit<br />

Trauer und Tod: Hier ist es wichtig, gemeinsam neue Rituale zu finden - entsprechend dem Alter der<br />

Kinder.<br />

Diese Rituale geben Sicherheit und Geborgenheit und lassen den Kindern und uns Erwachsenen den<br />

Raum zum Trauern, jede / jeder auf seine persönliche Art und Weise.<br />

Abschirmung und Verleugnung dieses großen Themas ist für Kinder und weiters für uns Erwachsene<br />

nicht zielführend und entwicklungshemmend!<br />

Unsere Aufgabe in der Kinderliturgie ist es dem Kind Bilder, Bewegungen, Töne, Gerüche zuzuspielen, die<br />

beim Kind in seiner Findungsphase plötzliche Assoziationen wecken. Diese speichert das Kind und wird im<br />

Erwachsenenalter durch den Initiationsmoment eines Rituals frei. So wird der Erwachsene bereit sich neu zu<br />

orientieren (z.B. Auferstehungsfeier = Auferstehung, Leben nach dem Tod, gutes Gefühl, Gott sagt ja zu mir).<br />

Lebendige Rituale, das sind jene tragenden, schützenden Wände mit genau dem richtigen Lichteinfall zum<br />

Wachsen, damit unsere Kinder groß und stark werden. Die Rituale sind das Fundament der Verbindung unter<br />

uns Christen!<br />

Anleitung für eine Fastenkrippe / Ostergarten:<br />

Material:<br />

großer flacher, wasserdichter Behälter in dem der Garten angelegt werden kann, Sand, Kies, Steine Erde, Äste<br />

für Sträucher, Moos, Teelichter, Kreuz aus Holz, ev. Dornenkrone, ...<br />

In dem flachen Behälter gestaltet man mit Erde, Sand, Kies, Steinen usw. eine Landschaft mit dem Ölberg,<br />

dem Hügel Golgotha, und dem Felsengrab, alles mit einem Weg verbunden. Sträucher und Moos schmücken<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

die Landschaft, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Am Gründonnerstag und Karfreitag wird ein Teelicht<br />

- Symbol für Jesus - am jeweiligen Ort entzündet. Am Karsamstag ist das Grab verschlossen es brennt kein<br />

Licht. Am Ostersonntag brennt im offenen Grab ein Teelicht – Symbol für die Auferstehung. Figuren in passender<br />

Größe können dabei eingesetzt werden.<br />

Diese Idee kann natürlich noch ausgeschmückt werden!<br />

Workschop 8<br />

Herta Graf<br />

Halt an, wo läufst du hin?<br />

Eine Zeit der Auferstehung am Anfang<br />

aller Tage der Woche<br />

Sonntag<br />

Eine Zeit der Hoffnung<br />

Advent<br />

Eine Zeit des Schenkens<br />

Nikolaus<br />

Eine Zeit der Gnade<br />

Maria Empfängnis<br />

Eine Zeit der Menschwerdung<br />

Weihnachten<br />

Eine Zeit des Gottes – Friedens<br />

Erscheinung des Herrn, Hl. Drei Könige<br />

Eine Zeit der Gewaltfreiheit<br />

Darstellung des Herrn, Maria Lichtmess<br />

Eine Zeit der Achtsamkeit fürs Wesentliche<br />

Aschermittwoch<br />

Eine Zeit der Einkehr<br />

Österliche Fastenzeit<br />

Eine Zeit, die heilsame Macht der Ohnmacht<br />

zu erkennen.<br />

Palmsonntag<br />

Eine Zeit, für andere zu leben<br />

Gründonnerstag<br />

Eine Zeit der Durchkreuzung des Lebens<br />

um des Heiles willen<br />

Karfreitag<br />

Eine Zeit des Loslassens<br />

Karsamstag<br />

Eine Zeit des Auf - stands zum Leben<br />

Fest der Auferstehung des Herrn, Ostern<br />

Eine Zeit, auf das Ziel des Lebens zu schauen<br />

Christi Himmelfahrt<br />

Eine Zeit der Inspiration<br />

Pfingsten<br />

Eine Zeit der Einheit in Vielfalt<br />

Dreifaltigkeitssonntag<br />

Eine Zeit, nach außen zu gehen<br />

Fronleichnam<br />

Eine Zeit, Himmel und Erde zu vereinen<br />

Maria Himmelfahrt<br />

Eine Zeit des Dankes für Arbeit und Brot<br />

Erntedank<br />

Die Zeit der Vollendung<br />

Allerheiligen<br />

Eine Zeit des Erinnerns der Verstorbenen<br />

Allerseelen<br />

Eine Zeit für die Notleidenden<br />

Hl. Martin<br />

Eine Zeit für die Leidenden<br />

Hl. Elisabeth<br />

Eine Zeit der Menschlichkeit<br />

Christkönig<br />

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DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Eigentlich müsste ich umkehren<br />

Ein Mann sitzt im Bummelzug.<br />

Bei jeder Station steckt er den Kopf zum Fenster hinaus, liest den Ortsnamen und stöhnt.<br />

Nach vier oder fünf Stationen fragt ihn besorgt sein Gegenüber:<br />

„Tut Ihnen etwas weh?“<br />

Sie stöhnen so entsetzlich.“<br />

Da antwortete er:<br />

„Eigentlich müsste ich aussteigen.<br />

Ich fahre dauernd in die falsche Richtung. Aber hier ist es so schön warm drin.“<br />

Aus: Hoffsümmer (Hg), Kurzgeschichten 2, Mainz (Matthias-Grünewald-Verlag) 1989<br />

Entschleunigen<br />

Was ist los mit unserer Welt?<br />

Was ist los mit unserer Zeit?<br />

immer mehr<br />

immer besser<br />

immer schneller<br />

noch eine Idee<br />

noch ein Termin<br />

noch eine Aktivität<br />

noch ein Plan<br />

noch eine Veranstaltung<br />

noch ein Gremium<br />

noch mehr zu tun<br />

und noch mehr machen<br />

noch besser<br />

noch schneller<br />

noch mehr?<br />

Das scheint der Weg zu sein<br />

der unsere Sehnsucht stillt<br />

ganz im Gegenteil<br />

Könnte es sein<br />

dass wir<br />

das Eigentliche verloren<br />

vergessen<br />

verdrängt haben?<br />

Sich neu orientieren<br />

Den Weg neu<br />

bestimmen<br />

vielleicht ist<br />

lassen angesagt<br />

sich lösen<br />

von Erwartungen<br />

von Bildern<br />

von Ideen<br />

um neu hinzuschauen<br />

hinzuhören<br />

sich hinzugeben<br />

in den Strom<br />

der Lebendigkeit<br />

In die Liebe<br />

Gottes<br />

um neu<br />

zu sein<br />

um neu<br />

zu werden.<br />

Könnte es sein<br />

das wir gerade deshalb so viel tun?<br />

Könnte es sein<br />

dass wir die Stille<br />

nicht mehr aushalten<br />

und deshalb<br />

so laut geworden sind?<br />

Vielleicht ist jetzt<br />

etwas anderes angesagt<br />

Vielleicht ist jetzt<br />

innehalten angesagt<br />

Tempo herausnehmen<br />

entschleunigen<br />

gekürzt nach Andrea Schwarz<br />

41


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Gesunder Lebensrhythmus<br />

Wesentlich werden<br />

mir nichts vormachen<br />

so sein dürfen wie ich wirklich bin<br />

zum Wohl der Gemeinschaft<br />

Wesentlich werden<br />

mich einlassen auf Beziehung<br />

mein Fühlen und Denken mitteilen<br />

zur Stärkung der Freundschaft<br />

Wesentlich werden<br />

einen einfachen Lebensstil gestalten<br />

im Einüben des Loslassens<br />

zur Gestaltung einer gerechteren Welt<br />

Wesentlich werden<br />

für Leib und Seele Sorge tragen<br />

mich bewegen lassen<br />

zu einem gesunden Lebensrhythmus<br />

Wesentlich werden<br />

im tiefsten Seelengrunde erkennen<br />

wie Du in jedem Menschen<br />

wesentlich wohnst und wirkst<br />

Kirche als Ort der Solidarität<br />

Kirche als Ort<br />

wo Menschen liebevoll vernetzt leben<br />

wo sie sich treffen<br />

um tiefste Verbundenheit<br />

in Hoffnung und Schmerz zu feiern<br />

Kirche als Ort<br />

wo sich Menschen ihrer<br />

lebensbehindernden Verstrickungen<br />

bewusst werden<br />

Ausschau halten<br />

nach Verbündeten<br />

offen und verletzlich bleiben<br />

Kirche als Ort<br />

wo Mensch und Schöpfung<br />

mir Rückhalt geben<br />

wo der Altar zur Kraftquelle wird<br />

weil sich da vergegenwärtigt<br />

was wir zutiefst ersehnen:<br />

Trotz allem Gefangensein in sich selber<br />

ereignet sich Wandlung<br />

und befreit zur Mitmenschlichkeit<br />

Pierre Stutz<br />

„Der Stimme des Herzens folgen“<br />

Pierre Stutz<br />

„Der Stimme des Herzens folgen“<br />

Gemeinsamer Abschluss<br />

Betrachtung des Bildes von Sieger Köder: Die Frau am Jakobsbrunnen<br />

Du Brunnen in der Wüste<br />

Menschenfreundlicher Gott, es gibt Tage,<br />

an denen alles versandet ist:<br />

die Freude, die Hoffnung, der Glaube, der Mut.<br />

Treuer Gott, lass mich an solchen Tagen erfahren,<br />

dass ich nicht allein bin, dass ich nicht durchhalten muss<br />

aus eigener Kraft, dass du mitten in der Wüste einen<br />

Brunnen schenkst und meinen übergroßen Durst stillst.<br />

Lass mich erfahren, dass du alles hast und bist,<br />

dessen ich bedarf.<br />

Lass mich glauben, dass du meine Wüste<br />

in fruchtbares Land verwandeln kannst.<br />

42<br />

(Nach Sabine Naegeli)


DOKUMENTATION KINDERLITURGIE-STUDIENTAG 19. MÄRZ <strong>2006</strong><br />

Sieger Köder<br />

43

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