LinuxUser CMS für Einsteiger (Vorschau)
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BOSS: Wachablösung <strong>für</strong><br />
Windows XP aus Indien S. 18<br />
WiFi Guard: Eindringlinge<br />
im WLAN aufspüren S. 66<br />
Arch Linux: Handliche Derivate<br />
mit Ubuntu-Killer-Potenzial S. 70<br />
07.2014<br />
EPIDEMIC • GRAPHVIZ • OBNAM • PIPELIGHT • TIKz • YUBIKEY • <strong>CMS</strong> & BLOG<br />
Schicke Blogs und Websites per Mausklick aufsetzen ohne Datenbank und Programmieren<br />
<strong>CMS</strong> <strong>für</strong> <strong>Einsteiger</strong><br />
Fünf unkomplizierte <strong>CMS</strong><br />
ohne Zwang zur<br />
Datenbank S. 24<br />
Websites einfach<br />
lokal sichern mit<br />
Linux-Bordmitteln S. 32<br />
CSS, Javascript, Regex:<br />
Unverzichtbare Online-Tools<br />
<strong>für</strong> den gewieften Webdesigner S. 36<br />
Pipelight: Video-on-Demand unter Linux S. 60<br />
Firefox schon jetzt den DRM-Knebel <strong>für</strong> Maxdome, Watchever & Co. verpassen<br />
Kontact-Debugging S. 54<br />
So lösen Sie die versteckten Bremsen<br />
Top-Distris<br />
auf zwei<br />
Heft-DVDs<br />
Datenbank per Mausklick S. 40<br />
Tabellen und Formulare in LibO Base<br />
07<br />
www.linux-user.de<br />
EUR 8,50 EUR 9,35 sfr 17,00 EUR 10,85 EUR 11,05 EUR 11,05<br />
Deutschland Österreich Schweiz Benelux Spanien Italien 4 196067 008502 07
Editorial<br />
Vernagelt<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
verlight, der mithilfe einer speziell angepassten<br />
Wine-Version das Plugin unter<br />
Linux lauffähig macht (siehe Artikel ab<br />
S. 60). Inzwischen aber arbeitet das Pipelight-Plugin<br />
nicht mehr mit Chrome oder<br />
Chromium, da diese Browser NPAPI-Plugins<br />
nicht mehr unterstützen. Die Türen,<br />
die Pipelight aufstoßen konnte, beginnen<br />
sich also schon wieder zu schließen.<br />
Ohnehin müssen Sie sich aber nicht<br />
mehr lang mit der Plugin-Krücke behelfen:<br />
HTML5 macht sich auf, nach Flash<br />
auch Silverlight zu verdrängen. Das dazu<br />
nötige DRM hat das W3C bereits als<br />
„En crypted Media Extensions“ (EME û)<br />
implementiert. Selbst der Open-Source-<br />
Browser Firefox wird diese in Zukunft integrieren,<br />
ironischerweise in Kooperation<br />
mit Adobe û. Mozilla-Chefin Mitchell<br />
Baker argumentiert, wenn Firefox<br />
in Zukunft nicht EME unterstütze, würden<br />
sich die User wohl einen anderen<br />
Browser suchen, um Medien direkt zu<br />
konsumieren. Kritiker betrachten die<br />
EME-Integration dagegen als einen Verrat<br />
an dem Ziel, die Freiheit der Benutzer<br />
zu schützen: Die Mozilla Foundation<br />
schiele auf Kosten der Privatsphäre nach<br />
dem Marktanteil û.<br />
Am Ende ist wohl der ehrliche und<br />
zahlende Kunde wieder einmal der<br />
Dumme. Leichter hat es, wer auf Urheberrechtsverletzungen<br />
pfeift: Der quelloffene<br />
Bittorrent-Streaming-Client Popcorn<br />
Time û zeigt, wie einfach und be-<br />
Christoph Langner<br />
Redakteur<br />
Video-on-Demand-Dienste wie Watchever,<br />
Amazon Prime Video, Maxdome,<br />
Sky Go und der Branchenprimus Netflix<br />
gelten als Schlüsselunternehmen <strong>für</strong> die<br />
Zukunft des Mediengeschäfts. Die Tage<br />
des linearen Fernsehens, das stumpf<br />
Sendung nach Sendung abspult, scheinen<br />
gezählt. Es wäre aber verfehlt, hier<br />
die Rechnung ohne den Wirt aufzumachen:<br />
Die Content-Industrie wacht mit<br />
Argusaugen über ihre teuer produzierten<br />
Inhalte. HD-Video-Streams ohne<br />
digitale Rechteminderung (DRM) – ein<br />
markerschütternder Alptraum <strong>für</strong> alle<br />
Hollywood- und TV-Studios.<br />
Daher setzen sämtliche VoD-Anbieter<br />
auf Microsofts Silverlight. Gut möglich,<br />
dass ihnen dabei gar keine Wahl bleibt:<br />
Entweder, sie verschlüsseln mit Silverlight,<br />
oder die Content-Industrie rückt<br />
die gewünschten Inhalte nicht heraus.<br />
Für Windows- und Mac-OS-User stellt<br />
das Browser-Plugin nur einen weiteren<br />
binären Blob auf dem Rechner dar – mit<br />
Linux steht man jedoch einmal mehr vor<br />
verschlossenen Türen. Die Dienste melden<br />
allesamt lakonisch Bitte installieren<br />
Sie Silverlight, die Entwicklung einer Linux-Version<br />
des Plugins aber steht bei<br />
Microsoft nicht auf dem Programm –<br />
wenig verwunderlich.<br />
Als Linux-Anwender müssen Sie dennoch<br />
nicht auf Kinofilme und TV-Serien<br />
per Stream verzichten. Das Pipelight-<br />
Projekt entwickelt einen Wrapper <strong>für</strong> Silquem<br />
eine moderne Online-Videothek<br />
funktionieren könnte – wenn die Content-Industrie<br />
denn bereit wäre, etwas<br />
Kontrolle über die Inhalte aufzugeben.<br />
Trotz DRM-Gängelung und Inkompatibilitäten<br />
strotzen Netflix und Co. nur so<br />
vor Kraft, die Kundschaft rennt den VoD-<br />
Diensten die Türen ein. Es bleibt zu hoffen,<br />
dass die Benutzer nicht nur in der<br />
Open-Source-Community erkennen,<br />
dass Sicherheit, Privatsphäre und Freiheit<br />
wichtiger sind als seichte Samstagabendunterhaltung.<br />
Herzliche Grüße,<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/32628<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
3
07<br />
Wer versucht, kommerzielle Streaming-Plattformen<br />
unter Linux zu<br />
60<br />
nutzen, scheitert in der Regel am DRM. Mit<br />
dem Projekt Pipelight nimmt der Browser<br />
Firefox diese Hürde, wenn auch nur knapp.<br />
Dank Wifi Guard spüren Sie unerwünschte<br />
Eindringlinge im heimi-<br />
66<br />
schen WLAN im Handumdrehen auf.<br />
Lange war Debian der heimliche<br />
70 Held der Community. Aber mit<br />
dem schlanken Arch Linux steht ein neuer<br />
Mitspieler mit viel Potenzial in der Arena.<br />
Heft-DVD<br />
Sparky Linux .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Mit Sparky Linux stellen Sie sich im Nu einen<br />
maßgeschneiderten Desktop zusammen.<br />
Epidemic Linux .. . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Das auf Debian aufbauende Epidemic Linux<br />
bietet bei identischer Softwaregrundlage<br />
mehr Komfort als die Mutterdistribution.<br />
NixOS 14.04................... 13<br />
Bereits vor Jahren versuchte Gobolinux die<br />
Softwareverwaltung zu revolutionieren. Die<br />
seit Kurzem verfügbare erste Version von<br />
NixOS verfolgt einen ähnlichen Weg.<br />
Aktuelles<br />
News: Software................ 16<br />
Datenflüsse überwachen mit Pipe Viewer<br />
1.5.3, Konsolenprogramme aufpeppen mit<br />
Rlwrap 0.40, Proxy-Protokolle auswerten mit<br />
Squid Analyzer 5.4, Gvim mit dem Dateimanager<br />
Vimpal 1.4.0 ausbauen<br />
Report<br />
Boss Linux.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Während in Europa mancherorts der<br />
Wechsel von Windows XP zu vernünftigen<br />
Alternativen verschlafen wurde, hat sich<br />
Indien längst auf die Zeit nach Windows<br />
vorbereitet und Boss Linux entwickelt.<br />
Schwerpunkt<br />
Schlanke <strong>CMS</strong> .. . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Die Begriffe Content Management System<br />
und Blog sind eng mit Namen wie Word-<br />
Press, Typo3 oder Joomla verknüpft. Für<br />
einfache Projekte existieren aber ebenso<br />
unkomplizierte wie spannende Alternativen.<br />
Syncen und Sichern. ........... 32<br />
Für das Backup einer einfachen Website genügen<br />
die gängigen Linux-Dateimanager völlig.<br />
Dabei erleichtern sie Ihnen die Arbeit mit<br />
Hotlists und vordefinierten Orten. Brauchen<br />
Sie mehr, dann greifen Sie zum Spezialisten.<br />
Online-Webtools............... 36<br />
Ob Themes und Templates, Javascript oder<br />
reguläre Ausdrücke, Responsive Design oder<br />
Typografie – der gewiefte Webdesigner erleichtert<br />
sich die Arbeit mit den zahlreichen<br />
frei im Netz verfügbaren Werkzeugen.<br />
Deutsche Behörden und Unternehmen<br />
verschlafen gerade den<br />
18<br />
Ausstieg aus dem antiken Windows XP.<br />
Dabei zeigt Indien mit Boss Linux, wie einfach<br />
der Wechsel sein kann, wenn man will.<br />
4 07.2014
90<br />
Um schnell eine Grafik zu erzeugen,<br />
brauchen Sie keine Spezialsoftware:<br />
Es genügt das Gespann LaTeX<br />
und TikZ. So arbeiten Sie mit der gewohnten<br />
Syntax und erzielen mit wenigen Befehlen<br />
qualitativ hochwertige Ergebnisse.<br />
Wer mehr will, als die Web-Visitenkarten,<br />
aber Wordpress scheut,<br />
24<br />
der setzt auf ein schlankes <strong>CMS</strong>. Wir zeigen,<br />
welche freien Systeme sich anbieten<br />
und wo deren spezifische Stärken liegen.<br />
Selbst in der kleinsten Website<br />
32 steckt viel Arbeit. Wir zeigen, wie<br />
Sie Online-Projekte synchronisieren und<br />
sichern, und das mit simplen Bordmitteln.<br />
Praxis<br />
LibreOffice Base (Teil 1)......... 40<br />
Datenbankanwendungen über Assistenten<br />
und grafische Editoren per Mausklick erstellen<br />
– ganz ohne SQL und Programmierung:<br />
Das verspricht das LibreOffice-Programm<br />
Base nach dem Vorbild von Microsoft Access.<br />
Graphviz im Praxiseinsatz.. . . . . . 48<br />
Ob Netzwerkpläne, verschachtelte Abhängigkeiten<br />
oder binäre Bäume – mit Graphviz<br />
visualisieren Sie selbst komplexe Zusammenhänge<br />
auf einfache Weise.<br />
Kontact-Debugging............. 54<br />
KDEs Groupware-Client Kontact glänzt zwar<br />
mit beeindruckender Funktionsvielfalt, produziert<br />
jedoch gelegentlich auch ärgerliche<br />
Fehler. Alles kein Problem – wenn Sie wissen,<br />
wo Sie hinlangen müssen.<br />
Im Test<br />
WiFi Guard.................... 66<br />
Um die Sicherheit Ihres WLAN zu erhöhen,<br />
empfiehlt sich der Einsatz entsprechender<br />
Tools. Dazu gehört das Prüfen des Netzes<br />
nach unbekannten Hosts mit WiFi Guard.<br />
Netz&System<br />
Arch und Derivate.............. 70<br />
Arch Linux will eine anfängertaugliche Distribution<br />
sein. Die Derivate Manjaro und Antergos<br />
legen sogar noch eine Scheibe drauf.<br />
Obnam.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
Das CLI-Tool Obnam erlaubt Backups selbst<br />
dann, wenn der X-Server streikt. Die Vielfalt<br />
an Optionen ermöglicht den Einsatz im heimischen<br />
Netz oder im SOHO-Bereich.<br />
Hardware<br />
YubiKey (Teil 3).. . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Der Zugangsschutz geht in eine neue Runde,<br />
diesmal kontaktlos per NFC. Mit einem<br />
Smartphone und dem USB-Token YubiKey<br />
Neo greifen Sie auch von unterwegs sicher<br />
auf Ihre in der Cloud lagernden Daten zu.<br />
Know-how<br />
LaTeX und TikZ. ............... 90<br />
Mit dem Satzsystem LaTeX und dem Paket<br />
TikZ erstellen Sie hochwertige Vektorgrafiken,<br />
mit denen Sie Ihre Dokumente aufwerten<br />
und Inhalte augenfällig visualisieren.<br />
Pipelight...................... 60<br />
Video-on-Demand-Dienste wie Watchever<br />
oder Sky Go fallen <strong>für</strong> Linux-Anwender<br />
eigentlich flach. Mit dem Wine-Abkömmling<br />
Pipelight steht dem nächsten Kinoabend<br />
aber dennoch nichts im Weg.<br />
© yubico<br />
Die Zukunft rückt wieder ein Stück<br />
82näher: Mit dem YubiKey Neo und einem<br />
Smartphone mit NFC authentifizieren<br />
Sie sich kontaktlos und greifen so schnell<br />
und sicher auf Ihre Daten in der Cloud zu.<br />
Service<br />
Editorial.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
IT-Profimarkt.. . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
Impressum................... 102<br />
Events/Autoren/Inserenten..... 103<br />
<strong>Vorschau</strong>. ................... 104<br />
Heft-DVD-Inhalt .............. 105<br />
07.2014<br />
www.linux-user.de<br />
5
Heft-DVD<br />
Sparky Linux<br />
Desktop selbst bauen mit Sparky Linux<br />
Individualist<br />
Rund 300 verschiedene Linux-Distributionen buhlen<br />
um die Gunst der Anwender. Finden Sie darunter<br />
partout nichts Passendes, dann stellen Sie sich<br />
einfach mit Sparky Linux einen maßgeschneiderten<br />
Desktop zusammen. Erik Bärwaldt<br />
Sparky Linux 3.3.1 Base (32+64 Bit)<br />
bootfähig auf Heft-DVD<br />
Readme<br />
Linux bietet statt spröder Einfalt dynamische<br />
Vielfalt. Wer auch auf älterer Hardware<br />
einen ganz besonderen Desktop zusammenstellen<br />
möchte, der ist mit Sparky<br />
Linux gut bedient.<br />
Als äußerst wandlungsfähiges Betriebssystem<br />
bietet Linux eigentlich <strong>für</strong> jeden<br />
Geschmack etwas. Nicht zuletzt hält das<br />
freie OS auch die Möglichkeit offen, sich<br />
ganz nach Lust und Laune im Baukastenprinzip<br />
einen eigenen Desktop zusammenzustellen.<br />
So vermeiden Sie vor allem<br />
auf älterer Hardware Leistungsengpässe<br />
durch nicht benötigte Dienste und<br />
nutzen exakt jene Software, die Sie wünschen,<br />
ohne aufgrund eines standardisierten<br />
Installationsprozesses viel Ballast<br />
mit sich herumschleppen zu müssen.<br />
Strategie<br />
Um ein individuelles System zu entwickeln,<br />
bietet es sich an, eine etablierte<br />
und stabile Basis zu verwenden. Diese<br />
sollte aber zugleich über eine entsprechend<br />
große Softwareauswahl verfügen.<br />
Wir haben uns danach umgesehen und<br />
stießen dabei auf das aus Polen stammende<br />
Sparky Linux, das auf Debian als<br />
Basis aufsetzt.<br />
Sparky-Linux (http:// sparkylinux. org)<br />
gibt es in unzähligen Varianten, wobei<br />
praktisch alle gängigen, ressourcenschonenden<br />
Desktops vertreten sind. Zusätzlich<br />
stellen die Entwickler alle Varianten<br />
jeweils als 32- und 64-Bit-Version bereit,<br />
sodass sich <strong>für</strong> jede Hardware das passende<br />
System findet.<br />
Wir möchten uns unseren eigenen<br />
Desktop <strong>für</strong> ältere Rechner in 32-Bit-Architektur<br />
zusammenstellen und wählen<br />
daher die Variante Base. Diese haben die<br />
Entwickler explizit da<strong>für</strong> ausgelegt, einen<br />
individuellen Fundus an Software<br />
einzuspielen. Daher umfasst ihre Desktop-Ausstattung<br />
lediglich den spartanischen<br />
Fenstermanager Openbox sowie<br />
den beliebten Systemmonitor Conky.<br />
Sparky Linux startet in dieser Version<br />
zügig als reines Live-Medium, das außer<br />
Conky und einer leeren Tint2-Taskleiste<br />
am unteren Bildschirmrand keinerlei Elemente<br />
auf dem Desktop bietet. Ein<br />
Rechtsklick mit der Maus auf die Arbeitsoberfläche<br />
öffnet ein schmuckloses<br />
Menü, in dessen Gruppe Applications |<br />
System Tools sich der Eintrag Sparky Installer<br />
findet. Er ermöglicht die Installation<br />
des Systems auf dem lokalen Massen-<br />
6 www.linux-user.de<br />
07.2014
Sparky Linux<br />
Heft-DVD<br />
Der grafische Paketmanager Synaptic,<br />
den Sie im Menü Einstellungen finden, eröffnet<br />
zusätzlich ganz neue Gestaltungsoptionen:<br />
Neben den Debian-„Testing“-<br />
Repositories integriert er auch ein Sparkyeigenes<br />
Paketarchiv. Nach dem Neueinlesen<br />
der Paketquellen stehen über 40 000<br />
Pakete zur Verfügung.<br />
Damit können Sie beispielsweise bequem<br />
jede erdenkliche Oberfläche auswählen<br />
und auf dem System per Mausklick<br />
installieren, wobei sich Synaptic um<br />
das Auflösen aller Abhängigkeiten kümmert.<br />
Nach erfolgreicher Installation eispeicher<br />
mithilfe einer grafischen Routine<br />
in wenigen Schritten 1 .<br />
Nach dem Einrichten starten Sie das<br />
System von Festplatte neu. Selbst auf<br />
unserem rund 16 Jahre alten Pentium-III-<br />
Testrechner gibt Sparky Linux dabei richtig<br />
Gas und lässt uns die altersbedingt<br />
leistungsschwache Hardware vergessen.<br />
Der Desktop ändert auch nach der Installation<br />
das Aussehen nicht, sodass wir<br />
uns zunächst umschauen, welche Software<br />
bereits installiert wurde.<br />
Im Hauptmenü, das Sie über einen<br />
Rechtsklick in die Arbeitsoberfläche erreichen,<br />
finden sich diverse Untergruppen,<br />
die von der üblichen Struktur abweichen.<br />
So gibt es hier beispielsweise<br />
eine Gruppe Debian mit zahlreichen<br />
Konfigurationstools. Zusätzlich hat der<br />
Installer Programme aus dem LXDE-Fundus<br />
eingerichtet und auch einige schlanke<br />
Tools wie etwa der textbasierte Midnight<br />
Commander stehen bereits zum<br />
Einsatz parat.<br />
Gängige Software-Boliden wie Librerespektive<br />
OpenOffice, Gimp oder auch<br />
Firefox suchen Sie dagegen vergebens.<br />
Von den unter Linux gängigen multimedialen<br />
Applikationen wie VLC, Mplayer<br />
oder Xine fehlt ebenfalls jede Spur.<br />
Optik<br />
Den rustikal wirkenden Desktop peppen<br />
Sie Ihren Wünschen gemäß auf unterschiedliche<br />
Weise auf, wozu Sparky<br />
Linux im Menü Applications | Einstellungen<br />
mehrere kleine Werkzeuge mitbringt.<br />
Der Openbox-Konfigurationsmanager<br />
dient dazu als erste Anlaufstelle:<br />
Mit seiner Hilfe ändern Sie das grundlegende<br />
Erscheinungsbild der Fenster und<br />
passen Bildschirmeinstellungen nach<br />
Ihrem Geschmack an. Über das entsprechende<br />
Tool modifizieren Sie zudem die<br />
Optionen zum Bildschirmschoner.<br />
Mit Nitrogen, einem kleinen Programm<br />
zum Ändern des Desktop-Hintergrunds,<br />
das Sie im Menü Applications |<br />
Zubehör finden, peppen Sie die Arbeitsoberfläche<br />
optisch auf. Dazu binden Sie<br />
zusätzliche Bilder aus dem Internet oder<br />
auch eigene Kreationen und Fotos als<br />
Wallpaper ins System ein 2 .<br />
1 Ein grafischer Installer richtet Sparky Linux auf der Festplatte ein.<br />
2 Der Openbox-Konfigurationsmanager hilft beim Aufpeppen des Systems.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
7
Heft-DVD<br />
Sparky Linux<br />
ner neuen Desktop-Umgebung wählen<br />
Sie beim Neustart des Systems im Login-<br />
Bildschirm, mit welcher Umgebung Sie<br />
arbeiten möchten. Jede neue Arbeitsumgebung<br />
landet dabei nur in der Basisversion<br />
auf der Festplatte, sodass sich<br />
die Software-Ausstattung je nach Desktop<br />
individuell auswählen lässt 3 , was<br />
den Ressourcenverbrauch reduziert.<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Individualisierung<br />
besteht darin, nur einzelne Programme<br />
aus verschiedenen Desktop-<br />
Welten zu installieren. Um etwa den<br />
Gnome-Audioplayer Rhythmbox und<br />
den KDE-Webbrowser Konqueror einträchtig<br />
nebeneinander zu betreiben,<br />
wählen Sie lediglich in Synaptic die fraglichen<br />
Pakete aus und pflegen sie ins System<br />
ein. Beachten Sie dabei jedoch, dass<br />
Pakete mit vielen Abhängigkeiten reichlich<br />
Speicherplatz auf der Festplatte beanspruchen,<br />
was bei betagter Hardware<br />
mit beschränkter Festplattenkapazität<br />
schnell zu Engpässen führen kann.<br />
Manuelle Anpassungen<br />
Neben der Möglichkeit, das System mithilfe<br />
entsprechender Werkzeuge an Ihre<br />
Wünsche anzupassen, können Sie den<br />
Fenstermanager Openbox auch durch<br />
wenige Konfigurationsdateien manuell<br />
modifizieren. Außer dem bereits vorgestellten<br />
Konfigurationsmanager steht<br />
hierzu das Werkzeug ObMenu bereit,<br />
das Sie allerdings erst über Synaptic<br />
nachinstallieren müssen. Dieses Programm<br />
erlaubt es, die Menüstruktur von<br />
Openbox zu modifizieren und eigene<br />
Einträge zu generieren.<br />
Da die Menüs von Openbox auf einem<br />
XML-Layout beruhen, lassen sich durch<br />
Bearbeiten der zugrundeliegenden XML-<br />
Datei die Menüs ganz nach Wunsch gestalten.<br />
Openbox aktualisiert die vorhandene<br />
Struktur nicht automatisch nach jeder<br />
Programminstallation. Daher finden<br />
Sie neu installierte Software unter Sparky<br />
Linux im Menü Applications mit entsprechenden<br />
Startern, die Sie wahlfrei in diverse<br />
Untermenüs gruppieren. Das grafische<br />
Tool ObMenu öffnet die Datei menu.<br />
xml, in der Sie mithilfe der selbsterklärenden<br />
Oberfläche die gewünschten Modifikationen<br />
vornehmen 4 .<br />
Wollen Sie Openbox komplett von<br />
Hand konfigurieren, so stehen Ihnen unter<br />
Sparky-Linux dazu die beiden Dateien<br />
autostart.sh und menu.xml zur Verfügung.<br />
Beide Dateien finden Sie im Verzeichnis<br />
~/.config/openbox.<br />
Die Datei menu.xml gestattet dabei die<br />
Modifikation der Menüstruktur. Da diese<br />
XML-Datei keinerlei Binärcode enthält<br />
und der Aufbau recht einfachen Konventionen<br />
folgt, lässt sie sich auch von Laien<br />
ohne zeitaufwendiges Einarbeiten in einem<br />
beliebigen Editor bearbeiten. Stellen<br />
Sie dabei jedoch sicher, dass Sie<br />
beim Aufruf der Datei den vollen Pfad<br />
mit angeben, da ansonsten die Gefahr<br />
besteht, die Menüdatei des Administrators<br />
zu bearbeiten.<br />
Openbox legt <strong>für</strong> jeden Nutzer eine eigene<br />
Menüdatei an, sodass Sie bei mehreren<br />
Anwendern am selben Computer<br />
die Programmstruktur individualisieren<br />
können. Dabei gilt es, zu beachten, dass<br />
sich die Datei hierarchisch aufbaut, was<br />
den Überblick auch bei komplexen Inhalten<br />
erleichtert. Jedes Element ist zudem<br />
durch zwei Tags begrenzt.<br />
Dabei schließt das Tag die<br />
einzelnen Menü-Einträge ein, während<br />
definiert, welche Aktion das<br />
System ausführen soll. Das Tag <br />
verweist auf ein ausführbares Pro-<br />
3 Auch der schnelle Desktop E17 steht in Sparky-Linux bereit.<br />
8 www.linux-user.de<br />
07.2014
In der Datei autostart.sh, einem einfachen<br />
Shell-Skript, tragen Sie die beim<br />
Systemstart auszuführenden Programme<br />
ein, jeweils eine Applikation pro Zeile.<br />
Gemäß der herkömmlichen Befehlssyntax<br />
unter Linux können Sie dabei<br />
auch festlegen, ob das zu startende Programm<br />
beispielsweise im Hintergrund<br />
arbeiten soll oder mit anderen Befehlen<br />
verknüpft wird. Somit lässt sich der<br />
Startprozess weitgehend vereinfachen<br />
und beschleunigen.<br />
4 Mit ObMenu können Sie die Openbox-<br />
Menüs grafisch modifizieren.<br />
gramm, während Sie ein zusätzliches<br />
Menü mit dem -Begrenzer kennzeichnen.<br />
Diese Tags erscheinen jeweils<br />
am Anfang und am Ende des entsprechenden<br />
Eintrages, wobei ein vorangestellter<br />
Schrägstrich die Endauszeichner<br />
kenntlich macht 5 .<br />
Beachten Sie beim Neugestalten der<br />
Menüs, dass bei Software von Drittanbietern,<br />
die Sie nicht aus den Paketquellen<br />
installiert haben, in vielen Fällen eine<br />
genaue Pfadangabe nötig ist, damit der<br />
entsprechende Starter funktioniert.<br />
Um die modifizierten Menüs zu nutzen,<br />
müssen Sie sich zudem nach dem<br />
Bearbeiten der Datei menu.xml ab- und<br />
wieder anmelden.<br />
Fazit<br />
Sparky Linux Base eröffnet die Möglichkeit,<br />
den Desktop ganz nach Belieben zu<br />
individualisieren, wobei es von vornherein<br />
darauf verzichtet, jeglichen unnötigen<br />
Ballast zu installieren. Über die<br />
mächtigen Editieroptionen der Openbox-Konfigurationsdateien<br />
passen Sie<br />
sowohl im Terminal als auch mit grafischen<br />
Tools Menüs und Applikationen<br />
schnell und einfach Ihren Wünschen an,<br />
ohne sich erst in eine komplizierte Befehlssyntax<br />
einarbeiten zu müssen.<br />
Da das System dank der soliden Basis<br />
Debian über eine sehr gute Hardware-<br />
Unterstützung verfügt (inklusive proprietärer<br />
Firmware <strong>für</strong> einige Komponenten)<br />
und obendrein einen enormen Software-Fundus<br />
mitbringt, verhelfen Sie<br />
auch älterer Hardware mit Sparky Linux<br />
zu einem zweiten Frühling. (jlu) n<br />
5 Die XML-basierte Menüdatei von Sparky Linux zeigt sich übersichtlich.<br />
07.2014 www.linux-user.de
Heft-DVD<br />
Epidemic Linux<br />
Pflegeleichtes Debian-Derivat Epidemic Linux<br />
Conforto do Brasil<br />
Das auf Debian aufbauende<br />
Epidemic Linux bietet bei<br />
gleichem Software-Angebot<br />
erheblich mehr Komfort als<br />
die Mutterdistribution.<br />
Erik Bärwaldt<br />
Readme<br />
Mit Epidemic Linux erhalten Sie ein frisches,<br />
gut lokalisiertes und exzellent mit Software<br />
ausgestattetes Debian-Derivat. Das schicke<br />
System kommt selbst mit widerspenstiger<br />
Hardware überraschend gut zurecht.<br />
Brasilien gilt bereits seit Längerem als<br />
Hochburg freier Software, viele Distributionen<br />
haben in dem südamerikanischen<br />
Land ihren Ursprung. Schon seit<br />
einigen Jahren am Markt und daher entsprechend<br />
ausgereift präsentiert sich<br />
das innovative Epidemic Linux.<br />
Pflegeleicht<br />
Das System kommt in einer einzigen<br />
Variante <strong>für</strong> 64-Bit-Prozessoren als etwa<br />
1,5 GByte großes Image û daher. Die<br />
von den Entwicklern angegebenen<br />
Hardware-Anforderungen klingen sehr<br />
moderat: Epidemic begnügt sich bereits<br />
mit 1 GByte Arbeitsspeicher und<br />
10 GByte Festplattenplatz.<br />
Auch bei der Grafikkarte gibt sich das<br />
System wenig wählerisch: Modelle der<br />
Hersteller AMD/ATI, Nvidia und Intel unterstützt<br />
es problemlos. Aufgrund dieser<br />
weit gefassten Anforderungen wollen<br />
wir es genauer wissen und installieren<br />
das System auf einem Notebook, wo sich<br />
aufgrund besonders angepasster Komponenten<br />
oft höhere Anforderungen an<br />
die Hardware-Erkennung ergeben.<br />
Epidemic empfängt uns dabei auf<br />
einem HP Elitebook 2530p mit einem<br />
Grub-Menü, das insgesamt fünf Optionen<br />
zum Starten der Live-Variante bietet. Die<br />
Spielarten unterscheiden sich lediglich in<br />
der Lokalisierung, auch eine deutsche<br />
Version findet sich. Einen Modus zum Beheben<br />
von Problemen mit der Hardware<br />
haben sich die Entwickler ebenso gespart<br />
wie die Op tion <strong>für</strong> eine direkte Installation<br />
auf einem Massenspeicher.<br />
Das System bootet in einen KDE-4.8-<br />
Desktop, wobei es die Hardware des<br />
Rechners tadellos erkennt, mit Ausnahme<br />
des Sensors zum Authentifizieren. Hier<br />
scheint die solide Basis Debian durch,<br />
welche die Entwickler allerdings noch um<br />
Firmware-Pakete ergänzt haben. So erkennt<br />
das System selbst Komponenten<br />
wie WLAN-Adapter von Intel direkt.<br />
10 www.linux-user.de<br />
07.2014
Epidemic Linux<br />
Heft-DVD<br />
Der Desktop wirkt aufgeräumt und zeigt<br />
zunächst keine Besonderheiten. Erst<br />
beim Starten des K-Menüs unten links im<br />
Panel treten im Untermenü Favoriten erste<br />
Eigenentwicklungen zutage: Hier findet<br />
sich der Menüpunkt Epidemic installer,<br />
der das System in wenigen Schritten<br />
auf den Massenspeicher packt 1 .<br />
Von DVD zu USB<br />
zeichnet der Reiter sdb den USB-Stick. Im<br />
Feld Optionen unten mittig im Fenster<br />
setzen Sie nun ein Häkchen vor dem Eintrag<br />
USB-Livesystem. Danach aktivieren<br />
Sie darüber in der grafischen Anzeige<br />
der Partitionen das Auswahlfeld root. Mit<br />
einem Mausklick unten rechts auf die<br />
Schaltfläche Installieren schließen Sie<br />
den Vorgang ab 2 .<br />
Im Terminal<br />
Viele grundlegende Arbeiten beim Konfigurieren<br />
lassen sich auf der Konsole<br />
schneller erledigen als mit einer aufwendigen<br />
grafischen Oberfläche. Epidemic<br />
integriert daher nicht nur das über [F12]<br />
zu erreichende Terminal Yakuake û,<br />
sondern offeriert zudem eine stattliche<br />
Anzahl spezieller Befehle, die der Konfiguration<br />
dienen. Dazu gehören euser,<br />
elocale, eaptsrc, ekdm und exorg.<br />
Alle diese Kommandos entsprechen<br />
weitgehend den originalen Befehlen<br />
unter Debian, bieten jedoch erweiterte<br />
Funktionen. Mit diesen spezifischen Befehlen<br />
nehmen Sie in einem Terminal<br />
recht schnell die Konfiguration des Systems<br />
vor. Um die exakten Parameter zu<br />
ermitteln, rufen Sie die Dokumentation<br />
Epidemic Linux 4.0 (64 Bit)<br />
bootfähig auf Heft-DVD<br />
Zwar zielt das Standard-ISO-Image auf<br />
die Installation via DVD ab, doch besteht<br />
auch die Möglichkeit, aus dem Live-Betrieb<br />
heraus einen bootfähigen USB-<br />
Stick zu generieren. Dabei greift der<br />
In staller auf eine eigene Routine namens<br />
ePendrive zurück.<br />
Um diese Variante zu nutzen, verbinden<br />
Sie einen USB-Stick mit mindestens<br />
2 GByte Kapazität mit dem Computer.<br />
Achten Sie darauf, den Speicher vorab<br />
mit einem der beiden Dateisys teme Ext2<br />
oder ReiserFS zu formatieren. Anschließend<br />
klicken Sie im Menü Favoriten auf<br />
den Eintrag Epidemic installer, der den<br />
eInstaller startet.<br />
Sie finden oben horizontal nun zwei<br />
Reiter mit den im System vorhandenen<br />
Massenspeichern – üblicherweise bezu<br />
dem jeweiligen Befehl einfach wie<br />
gewohnt mit dem Man-Kommando auf.<br />
Zwei interessante Einträge finden sich<br />
auch im Menü Favoriten. Der Befehl Meta<br />
packages installer eMorph integriert eine<br />
stattliche Anzahl verschiedenster Anwendungen<br />
aus je einer Untergruppe<br />
dauerhaft im System. Special packages<br />
installer eAsy Channel beschäftigt sich<br />
mit dem Herunterladen und Installieren<br />
von unfreien und patentbehafteten Applikationen.<br />
Diese Software binden Sie<br />
1 Der eInstaller packt das System schnell auf einen Massenspeicher des PCs.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
11
Heft-DVD<br />
Epidemic Linux<br />
komfortabel mit einem Mausklick auf<br />
das in der mittleren Fensterspalte angezeigte<br />
Würfel-Symbol ins System ein 3 .<br />
Software-Fundus<br />
Nach der Installation bietet Epidemic<br />
eine recht vollständige Software-Ausstattung.<br />
Im Menü Grafik fehlt allerdings der<br />
Bildbearbeitungsbolide Gimp. Da<strong>für</strong> stehen<br />
unter Internet mit Iceweasel und<br />
Konqueror gleich zwei Webbrowser bereit.<br />
Dem Firefox-Derivat Iceweasel fehlen<br />
jedoch jegliche Addons, sodass es noch<br />
etwas manueller Nacharbeit bedarf, um<br />
den Webbrowser zeitgemäß abzusichern.<br />
Auch im Menü Multimedia finden sich<br />
mit dem Allround-Player Amarok und<br />
dem KDE-Jukebox-Programm JuK gleich<br />
zwei Anwendungen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Ansprüche. Video-Freunde beglückt Epidemic<br />
mit gleich drei Programmen: Kaffeine,<br />
dem VLC-Player und dem schlanken<br />
Dragon Player. Da entsprechende<br />
Codecs bereits auf der Platte liegen,<br />
spielen die Applikationen Filme und Audiodateien<br />
in diversen Formaten ohne<br />
zusätzliche Konfiguration sofort ab. Für<br />
anspruchsvolle Aufgaben, wie das<br />
Video- und Audio-Encoding sowie das<br />
Konvertieren stellt die Standardinstallation<br />
jedoch keine Anwendungen bereit.<br />
Weniger spektakulär ausgestattet geben<br />
sich die weiteren Untermenüs: Hier finden<br />
sich vor allem Applikationen aus<br />
dem KDE-Fundus. Die Integration von<br />
Wine ermöglicht es, viele Windows-Programme<br />
direkt einzusetzen. Da unter<br />
Linux vor allem <strong>für</strong> Spielernaturen noch<br />
ein gewisses Defizit besteht, haben die<br />
Programmierer auch PlayOnLinux û ins<br />
System eingepflegt, das eine Installation<br />
von Windows-Spielen ermöglicht.<br />
Das Menü System bündelt hardwarenahe<br />
Konfigurations- und Verwaltungswerkzeuge.<br />
Hier gibt es unter dem Eintrag<br />
System actualization eine weitere<br />
Eigenentwicklung des Epidemic-Teams:<br />
Nach einem Klick auf den Starter und der<br />
anschließenden Eingabe des Administrator-Passworts<br />
bringen Sie das System<br />
automatisch auf den jeweils aktuellen<br />
Stand, was aufgrund der vielen Repositories<br />
unter Umständen etwas dauert.<br />
Fazit<br />
2 Dank eInstaller erstellen Sie im Handumdrehen einen bootfähigen USB-Stick.<br />
Epidemic Linux kann dank seiner Debian-Basis<br />
mit einem riesigen Softwarebestand<br />
punkten, denn die Programmarchive<br />
des „Testing“-Zweigs stehen auch<br />
unter dem brasilianischen Allrounder zur<br />
Verfügung. Zusätzlich haben die Entwickler<br />
jedoch noch ein eigenes Main-<br />
Repository aufgebaut, das ebenfalls in<br />
Synaptic bereits aktiviert ist. So greifen<br />
Sie auf insgesamt mehr als 40 000 Software-Pakete<br />
zurück.<br />
Mit Epidemic Linux bekommen Sie<br />
eine solide Distribution, die sich dank<br />
verschiedener Eigenentwicklungen in<br />
einigen Bereichen einfacher handhaben<br />
lässt als das Original Debian. Dank der<br />
sehr guten Hardware-Erkennung arbeitet<br />
das System auch mit exotischen Komponenten<br />
bestens zusammen. Falls lediglich<br />
die langen Entwicklungszyklen<br />
und die dadurch altbackene Software Sie<br />
bislang vom Debian-Einsatz abgehalten<br />
haben, sollten Sie also unbedingt einen<br />
Blick auf Epidemic Linux werfen. (agr) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
3 Per Mausklick und ohne Suche installieren Sie spezielle Programme.<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32616<br />
12 www.linux-user.de<br />
07.2014
NixOS<br />
Heft-DVD<br />
NixOS mit neuem Paketmanagement<br />
Auf den Kopf gestellt<br />
Bereits vor Jahren versuchte Gobolinux sich an einem neuen Ansatz zur Software-Verwaltung.<br />
Die Distribution NixOS geht jetzt einen ganz ähnlichen Weg. Mario Blättermann<br />
Der Inhalt eines Distributionspakets verteilt<br />
sich beim Installieren wie eine Ladung<br />
Schrot über alle erdenklichen Ordner<br />
des Systems. Das liegt daran, dass<br />
sich beinahe alle Distributionen an den<br />
Filesystem Hierarchy Standard (FHS) halten,<br />
der dieses Verhalten regelt. Beinahe<br />
alle, wohlgemerkt: Einige wenige, wie<br />
Nix OS û, versuchen aus dem Korsett<br />
dieser Grundregel auszubrechen.<br />
Was verbirgt sich aber hinter NixOS?<br />
Eine auf das Wesentliche reduzierte Distribution?<br />
Eher nicht – das Sortiment der<br />
Programme weist kaum Lücken auf: Neben<br />
dem KDE SC finden sich IceWM, i3,<br />
Ratpoison und einige mehr unter den<br />
angebotenen Arbeitsumgebungen, und<br />
mit LibreOffice, Firefox oder Gimp stehen<br />
gängige Tools in aktuellen Versionen<br />
bereit. Trotzdem ist NixOS keine<br />
Universaldistribution wie viele andere.<br />
Bereits kurz nach der Jahrtausendwende<br />
versuchte Gobolinux û, den FHS auf<br />
den Kopf zu stellen. Dazu kopierten dessen<br />
Entwickler das Verhalten von Mac<br />
OS X, bei dem der Installer pro Paket ein<br />
Verzeichnis anlegt. 2008 verfiel das Projekt<br />
in einen Dornröschenschlaf. Im Januar<br />
dieses Jahres meldete es sich überraschend<br />
mit einer neuen Alpha-Version zu<br />
Wort und schaffte es bis zum 8. Mai, die<br />
finale Version 015 auszuliefern.<br />
Readme<br />
NixOS versucht, das Konzept <strong>für</strong> die Installation<br />
von Programmen von Mac OS X auf<br />
Linux zu übertragen: Jede Software landet in<br />
einem eigenen Ordner. Aber die Umsetzung<br />
sowie die Installation des Systems deuten<br />
noch auf viel Arbeit <strong>für</strong> die Entwickler hin.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
13
Heft-DVD<br />
NixOS<br />
1 Grub mag es nicht, wenn Sie ihn in eine Partition einsperren. 2 Alles in Butter: Die Installation gelang ohne Fehlermeldungen.<br />
Filesystem Hierarchy Standard: Die anfangs<br />
nur <strong>für</strong> Linux entwickelte Richtlinie zum Untergliedern<br />
der Ordner eines unixoiden Betriebssystems.<br />
Kurze Zeit später adaptierten<br />
unter anderem die BSD-Systeme. Er gilt als<br />
einer der Grundpfeiler des Systems. Die<br />
Linux Foundation betreut das Projekt.<br />
Für andere Distributionen wäre eine solche<br />
Strategie absolut tabu. Gemäß dem<br />
Standard verteilt sich der Inhalt eines<br />
Softwarepakets meist mehr oder weniger<br />
gleichmäßig über die Unterverzeichnisse<br />
der Systemwurzel und /usr.<br />
NixOS dagegen liefert seine Pakete so<br />
aus, dass die Dateien nach der Installation<br />
in einem einzigen Verzeichnis beieinander<br />
bleiben. Wie das funktioniert,<br />
zeigt ein Test der am 1. Mai erschienenen<br />
ersten Version NixOS 14.04.<br />
Nichts Neues<br />
3 Nichts ist, wie es war; Dateien sind nur noch Pappkameraden.<br />
NixOS bietet verschiedene Medien an.<br />
Die <strong>für</strong> 32 oder 64 Bit verfügbaren CD-<br />
Images passen tatsächlich noch auf eine<br />
CD, während die meisten anderen Distributionen<br />
längst auf DVDs umgestellt haben.<br />
Im Test kam die 64-Bit-Version zum<br />
Einsatz. Neben den Live-CDs gibt es eine<br />
Minimal-Installations-CD mit etwa<br />
300 MByte Umfang sowie eine Appliance<br />
<strong>für</strong> Virtualbox, die Sie direkt in der virtuellen<br />
Maschine starten.<br />
Als Standard-Desktop dient KDE, das<br />
aber auf einem etwas verzwickten Weg<br />
startet. Zunächst sehen Sie nur eine Befehlszeile.<br />
Hier erhalten Sie die Anweisung,<br />
sich als Root ohne Passwort anzumelden<br />
und dann den Befehl start display‐manager<br />
einzugeben. Die Oberfläche<br />
startet dann prompt in der recht aktuellen<br />
Version 4.12.4. Der Desktop-Ordner<br />
fehlt in der Voreinstellung, wodurch<br />
die Arbeitsfläche ziemlich leer wirkt.<br />
Dem <strong>für</strong> heutige Verhältnisse viel zu<br />
kleinen Image sind einige weitere Einschränkungen<br />
geschuldet. Das Live-System<br />
bietet zwar gerade noch die Möglichkeit,<br />
die deutsche Tastaturbelegung<br />
einzustellen, aber eine Lokalisierung des<br />
Desktops fehlt völlig. Ohne Englischkenntnisse<br />
kommen Sie also nicht weit.<br />
Die Auswahl an Software bleibt im<br />
Live-Modus ebenfalls sehr eingeschränkt.<br />
Programme <strong>für</strong> den Büroalltag fehlen völlig,<br />
ebenso ein Mailclient, und als Webbrowser<br />
muss Konqueror genügen. Zum<br />
Surfen müssen Sie aber erst einmal ins<br />
Netz kommen – das KDE-interne Tool<br />
zum Konfigurieren von WLAN und mobilem<br />
Breitband suchen Sie vergeblich.<br />
Immerhin gelingt es, nachträglich im<br />
Live-Betrieb Pakete zu installieren, was<br />
einen ersten Blick auf die Paketverwaltung<br />
ermöglicht. Mit dem Befehl<br />
14 www.linux-user.de<br />
07.2014
NixOS<br />
Heft-DVD<br />
nix‐env ‐qa | less sehen Sie sich zuerst<br />
die verfügbaren Pakete an. Die Installation<br />
stoßen Sie dann mit nix‐env<br />
‐i Paket an. Tauschen Sie den Schalter<br />
‐i gegen ‐e aus, deinstallieren Sie das<br />
entsprechende Paket wieder.<br />
Auf die Platte<br />
Meist bietet ein Live-System eine <strong>Vorschau</strong><br />
auf das, was das installierte System<br />
liefert. Doch einen Knopf, der den<br />
Installer startet, suchen Sie bei NixOS<br />
vergeblich. Hier müssen Sie erst einmal<br />
die Platte manuell partitionieren, um<br />
überhaupt etwas zu installieren. Zumindest<br />
steht dazu die Hilfe auf der achten<br />
virtuellen Konsole ständig bereit, die Sie<br />
über [Strg]+[Alt]+[F8] erreichen.<br />
Das Partitionieren des Zielmediums<br />
gelingt mit Fdisk, dessen Interface zwar<br />
nicht mehr sonderlich beliebt ist, <strong>für</strong> diesen<br />
Zweck aber ausreicht. Das komfortablere<br />
Cfdisk steht nicht bereit. Auch<br />
das Erzeugen der Dateisysteme gelingt<br />
mit Bordmitteln. Eine Ext4-Partition<br />
etwa legen Sie mit folgendem Befehl auf<br />
der Platte an:<br />
# mkfs.ext4 ‐L nixos Gerätedatei<br />
Anzuraten ist auch eine Auslagerungspartition,<br />
sofern der Testrechner nicht sowieso<br />
schon darüber verfügt. Diese erzeugen<br />
Sie mit mkswap, der Befehl swapon<br />
aktiviert den zusätzlichen Speicher.<br />
Die Installation selbst erfordert noch<br />
etwas mehr Handarbeit. Der Befehl aus<br />
der ersten Zeile von Listing 1 hängt die<br />
Systempartition ein. Danach erzeugt das<br />
Kommando aus der zweiten Zeile die<br />
benötigte Systemkonfiguration, die Sie<br />
mit einem Editor wie Nano oder Vim an<br />
Ihre Erfordernisse anpassen.<br />
Ohne Editor kommen Sie schon deshalb<br />
nicht aus, weil Sie in der neuen<br />
Kon figuration wenigstens das Kommentarzeichen<br />
von der Zeile:<br />
# boot.loader.grub.device = "/devU<br />
/sda";<br />
entfernen und die richtige Bezeichnung<br />
<strong>für</strong> das Boot-Gerät setzen müssen. Die<br />
Grub-Installation in eine Partition klappte<br />
im Test nicht 1 . Schlussendlich startet<br />
nixos‐install dann die tatsächliche<br />
Installation 2 .<br />
Spätestens hier benötigen Sie eine<br />
funktionierende Netzwerkverbindung,<br />
denn aufgrund der dürftigen Softwareausstattung<br />
des Live-Mediums<br />
braucht es einiges aus dem Netz, sofern<br />
Sie die Auswahl an Paketen in der Konfigurationsdatei<br />
an Ihre Wünsche angepasst<br />
haben. Eine LAN-Verbindung empfiehlt<br />
sich, wenn Sie nicht noch weiter in<br />
das Einrichten via Befehlszeile einsteigen<br />
wollen, um auf diesem Weg drahtlose<br />
Verbindungen zum Laufen zu bringen.<br />
Wie bei anderen Live-Medien auch<br />
schreibt der Installer nun mindestens den<br />
Inhalt des Mediums auf die Platte, zumindest<br />
in der Theorie. Nach dem Neustart<br />
des Rechners sieht es allerdings ganz anders<br />
aus: Ein Minimalsystem steht bereit,<br />
das aber keineswegs den Zugang in eine<br />
grafische Umgebung gestattet. X-Server,<br />
Grafiktreiber und diverse Programme gilt<br />
es noch nachzuinstallieren.<br />
Dabei stehen sogar in Gentoo-Manier<br />
nicht in allen Fällen Binärpakete direkt<br />
bereit, das System kompiliert diese erst<br />
aus den Quellen. Das ist zwar interessant,<br />
falls Sie diese an Ihr System anpassen<br />
möchten, dürfte aber <strong>für</strong> die meisten<br />
Benutzer kaum eine Rolle spielen.<br />
Wohin geht die Reise?<br />
Es ist müßig, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.<br />
Zu groß fallen die Unterschiede<br />
unter der Motorhaube aus, um tatsächlich<br />
Vor- und Nachteile des etwas anderen<br />
Ansatzes <strong>für</strong> das Dateisystem gegeneinander<br />
abzuwägen. NixOS versteht<br />
sich als eine den Mitbewerbern ebenbürtige<br />
Desktop-Distribution oder zumindest<br />
eine, die es werden will. Somit<br />
erscheint es recht und billig, die <strong>für</strong> ein<br />
„gewöhnliches“ Desktopsystem üblichen<br />
Maßstäbe anzulegen.<br />
In Sachen Komfort trennen das System<br />
Welten von Ubuntu, OpenSuse oder<br />
Mageia. Haben Sie jedoch schon einmal<br />
Arch Linux erfolgreich installiert und <strong>für</strong><br />
den Alltag konfiguriert, sollte der Einstieg<br />
nicht allzu schwer fallen. Zugegebenermaßen<br />
schießt der Ansatz zur<br />
Paket verwaltung zu kurz, solange Sie<br />
noch alles im Terminal ausführen müssen.<br />
Ideal wäre ein Verhalten wie unter<br />
Mac OS X, wo Sie ein Paket einfach in<br />
einen Ordner ziehen.<br />
Darüber hinaus hat sich das System<br />
der alten Hierarchie im Dateisystem immer<br />
noch nicht ganz entledigt, denn ein<br />
Blick in die Ordner zeigt, dass statt echter<br />
Dateien dort symbolische Links lagern,<br />
die das eigentliche Ziel der übersichtlicheren<br />
Installation aushebeln 3 .<br />
Echte Dateien finden sich nur in Unterverzeichnissen<br />
von /nix/store.<br />
Fazit<br />
Alles in allem ist NixOS durchaus auf<br />
dem Weg, sich zu einer brauchbaren Distribution<br />
zu entwickeln. In dieser frühen<br />
Phase fällt es aber schwer, abzuschätzen,<br />
welche Überraschungen das Abweichen<br />
von der üblichen Ordnung noch bereithält.<br />
Das System funktioniert, wenngleich<br />
von anderen Distributionen bekannte<br />
grafische Helferlein wie ein Installer<br />
oder eine Softwareverwaltung<br />
noch fehlen.<br />
Es fragt sich generell, wo in der Distributionslandschaft<br />
sich NixOS überhaupt<br />
einordnen will – abgesehen von der allgemeinen<br />
Zielgruppe der Desktop-Benutzer.<br />
Quellinstallationen, das Verwerfen<br />
der klassischen Struktur im Dateisystem<br />
und die generell <strong>für</strong> ungeübte Benutzer<br />
ungeeignete Art und Weise der Installation<br />
führen dazu, dass das Konzept etwas<br />
konfus wirkt. Zwar steht eine umfassende<br />
Dokumentation bereit û, dennoch ist<br />
ein solches System eher etwas <strong>für</strong> hartgesottene<br />
Beta-Tester. (agr) n<br />
Listing 1<br />
# mount /dev/disk/by‐label/nixos<br />
/mnt<br />
# nixos‐generate‐config ‐‐root<br />
/mnt<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32840<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
15
Aktuelles<br />
Angetestet<br />
Dateijongleur<br />
Mit Vimpal 1.4.0 spendieren<br />
Sie Gvim einen Dateimanager<br />
samt Profilen und Quicklist.<br />
Beim Start zeigt Vimpal in seiner auf Qt4<br />
basierenden Oberfläche den Ver zeich nisbaum<br />
des Anwenderverzeichnisses an.<br />
Klicken Sie darin eine Datei an, öffnet das<br />
Programm diese als Reiter in Gvim und<br />
wechselt den Fokus dorthin. In der Konfiguration<br />
des Tools dürfen Sie aber auch<br />
weitere externe Programme festlegen,<br />
mit denen Vimpal Dateien öffnet. Dabei<br />
orientiert es sich an der festgelegten Dateinamenserweiterung,<br />
stellt das jeweilige<br />
Programm aber lediglich im Kontextmenü<br />
Öffnen mit zur Verfügung, das Sie<br />
über die rechte Maustaste erreichen. Dort<br />
bietet es weitere Dateifunktionen wie Löschen<br />
oder Umbenennen an, auch neue<br />
Verzeichnisse lassen sich hier anlegen.<br />
Das Kopieren oder Verschieben von<br />
Dateien beherrscht Vimpal jedoch nicht.<br />
Über das Kontextmenü gelangen Sie<br />
auch in die sehr überschaubaren Konfigurationseinstellungen:<br />
Sie können versteckte<br />
Dateien anzeigen lassen, einen<br />
dunklen Hintergrund wählen, das Verhalten<br />
von Gvim beim Öffnen einer Datei<br />
anpassen oder den Editor mit weiteren<br />
Kommandozeilenparametern füttern. Arbeiten<br />
Sie mit vielen Verzeichnissen, hinterlegen<br />
Sie diese am besten als sogenanntes<br />
Profil, ähnlich wie ein Lesezeichen<br />
im Webbrowser. Vimpal zeigt das<br />
aktuelle Profil in der Fußzeile an. Ein neues<br />
erzeugen Sie, indem Sie ins gewünschte<br />
Verzeichnis wechseln und auf das Symbol<br />
in der Fußzeile klicken. Dies öffnet die<br />
Profilübersicht, wo Sie das neue Profil mit<br />
einem eindeutigen Namen einfügen.<br />
Vimpal speichert bei Programmende das<br />
aktuelle Profil und lädt es beim nächsten<br />
Start automatisch. So arbeiten Sie dort<br />
weiter, wo Sie aufgehört haben. Dateien<br />
stellt Vimpal in einer sogenannten Quicklist<br />
<strong>für</strong> den schnellen Zugriff zur Verfügung,<br />
die Zuordnung erfolgt über das<br />
Kontextmenü der rechten Maustaste.<br />
Lizenz: GPLv3<br />
nn<br />
Quelle: http:// vimpal. sourceforge. net/<br />
Chefauswerter<br />
Für eine übersichtliche Nutzungsstatistik<br />
setzen Sie einfach den<br />
Squid Analyzer 5.4 auf die<br />
Protokolle Ihres Proxys an.<br />
Mit dem Squid Analyzer steht Ihnen eine<br />
leistungsfähige Perl-Lösung zur Verfügung,<br />
um die Protokolle des Proxys Squid<br />
komfortabel auszuwerten. Das Tool wertet<br />
die von Squid protokollierten Anfragen<br />
aus und generiert eine HTML-basierte<br />
Reportstruktur, die Sie entweder in<br />
Ihre Webpräsenz integrieren oder einfach<br />
via Browser auswerten. Dabei stehen verschiedene<br />
Ansichten zur Verfügung. Die<br />
Hauptseite enthält eine nach Jahren geordnete,<br />
tabellarische Übersicht mit der<br />
Summe der übertragenen<br />
Bytes und<br />
der Auslastung des<br />
Proxy-Caches. Sobald<br />
Sie ein Jahr zur<br />
Analyse auswählen,<br />
können Sie über einen<br />
Kalender in der<br />
oberen rechten<br />
Ecke von Squid Analyzer<br />
Monate und<br />
Tage auswählen, deren<br />
Daten Sie sich<br />
genauer anschauen<br />
möchten. In weiteren<br />
Untermenüs listet das Tool die 100<br />
begehrtesten URLs sowie die Top-100 der<br />
TLDs. Für beide zeigt es die Anzahl der<br />
Abfragen und die übertragene Datenmenge<br />
ab. Haben Sie in Squid ein Kostenmodell<br />
konfiguriert, berechnet Squid<br />
Analyzer auch die entstandenen Kosten.<br />
Bei Bedarf schlüsselt es die Nutzungsstatistik<br />
auch nach lokalen Netzwerken oder<br />
Anwendern auf. Beim Aufschlüsseln nach<br />
Netzwerken gibt das Tool nur die IP<br />
Adresse des Rechners aus, der Sie jedoch<br />
über eine Alias-Datei eindeutige Namen<br />
zuordnen können. Die Alias-Dateien <strong>für</strong><br />
Netzwerke und Benutzer sowie die Konfigurationsdatei<br />
finden Sie in /etc/squidanalyzer/.<br />
In der Konfiguration setzen<br />
Sie die Pfade zu den Squid-Logs und dem<br />
Speicherort <strong>für</strong> Berichte, binden Alias-Dateien<br />
ein und nehmen Anpassungen an<br />
der Kostenberechnung oder Diagrammtypen<br />
vor. Die Webseite und Manpage<br />
von Squid-Analyzer enthalten umfangreiche<br />
Anwendungsbeispiele.<br />
Lizenz: GPLv3<br />
<br />
Quelle: http:// squidanalyzer. darold. net<br />
16 www.linux-user.de<br />
07.2014
Angetestet<br />
Aktuelles<br />
Unter Linux leitet man oft die Ausgabe eines<br />
Werkzeugs zur Weiterverarbeitung in<br />
ein anderes Tool um. Dabei geben viele<br />
Programme keine oder nur dürftige Auskünfte<br />
über den Datenfluss. Hier schafft<br />
Pipe Viewer, kurz: Pv, Abhilfe: Zwischen<br />
Quelle und Ziel platziert, visualisiert es<br />
den Datenfluss in der Pipe. Rufen Sie Pv<br />
ohne weitere Parameter auf, stellt es dazu<br />
lediglich einen Fortschrittsbalken dar<br />
und gibt die Übertragungsdauer sowie<br />
den Datendurchsatz an. Mit dem Parameter<br />
‐n ersetzen Sie den Balken durch eine<br />
numerische Anzeige. Weitere Parameter<br />
begrenzen den maximalen Datendurchsatz<br />
in der Pipe (‐‐rate‐limit) oder<br />
legen die Größe des Datenpuffers fest<br />
Lizenz: Artistic License 2.0 nn<br />
Quelle: http:// www. ivarch. com/ programs/<br />
pv. shtml<br />
(‐‐buffer‐size). In der Vorgabe umfasst<br />
er 512 KByte. Auch das Aktualisierungsintervall<br />
der Anzeige passen Sie nach Bedarf<br />
an. Für mehr Übersicht ordnen Sie jeder<br />
Pipe mit ‐‐name einen eindeutigen<br />
Namen zu. Nutzen Sie Programme wie<br />
GPG in der Pipe, dürften Sie den Parameter<br />
‐‐wait zu schätzen wissen: Pv wartet<br />
mit dem Start der Fortschrittsanzeige, bis<br />
die ersten Bytes übertragen wurden, sodass<br />
es weder Passwortabfragen<br />
noch andere wichtige Ausgaben<br />
überschreibt. Mit weiteren Parametern<br />
lassen Sie den Fortschritt<br />
in Prozent ausgeben oder passen<br />
die Größeneinheit der Anzeige<br />
an. Treten Probleme bei der<br />
Übertragung auf, bricht Pv diese<br />
ab. Mit ‐‐skip‐errors ignoriert<br />
es dagegen die Lesefehler und<br />
überträgt alles, was es erhält.<br />
Pegelmessung<br />
Dank Pipe Viewer 1.5.3 sehen Sie<br />
sofort, ob der Datenfluss in einer<br />
Pipe stockt und wie viel bereits<br />
übertragen wurde. Die Buffer-<br />
Funktion sorgt dabei <strong>für</strong> einen<br />
kontinuierlichen Datenfluss.<br />
Wer oft auf der Konsole arbeitet, weiß<br />
Funktionen wie die History und den Zeileneditor<br />
der Shell zu schätzen. Nicht alle<br />
Werkzeuge bringen diese Eigenschaften<br />
von Haus aus mit. Mit Rlwrap, das auf den<br />
Readline-Bibliotheken basiert, rüsten Sie<br />
diese Funktionen nach. Dabei legt sich<br />
das Tool als Wrapper zwischen die Eingabe<br />
und das verarbeitende Programm.<br />
Letzteres übergeben Sie als Parameter<br />
beim Start an Rlwrap. Dieses startet das<br />
Programm und stattet es mit einer Suchund<br />
Verlaufsfunktion aus. Auch eine Autovervollständigung<br />
gelingt, sofern Sie<br />
vorher <strong>für</strong> das auszuführende Programm<br />
eine Datei mit Schlüsselbegriffen erzeugen.<br />
Diese muss den Namen des aufzurufenden<br />
Programms tragen und in /etc/<br />
Lizenz: GPLv2<br />
n<br />
Quelle: http:// utopia. knoware. nl/ ~hlub/<br />
rlwrap/<br />
rlwrap/ liegen. Wählen Sie einen anderen<br />
Speicherort, übergeben Sie den Dateinamen<br />
mit dem Parameter ‐f an<br />
Rlwrap. Dabei dürfen Sie auch mehrere<br />
Schlüsseldateien gleichzeitig angeben.<br />
Den Eingabeverlauf eines Programms<br />
legt Rlwrap als versteckte Datei, die den<br />
Programmnamen als Präfix trägt, im Benutzerverzeichnis<br />
ab. Um die Verlaufsdateien<br />
anderenorts abzulegen, setzen Sie<br />
vorab die Umgebungsvariable RLWRAP_<br />
HOME. Die Größe der standardmäßig<br />
unbegrenzten Verlaufsdatei<br />
limitieren Sie gegebenenfalls mit<br />
‐s. Der Parameter ‐D vermeidet<br />
doppelte Einträge in der Verlaufsdatei.<br />
Weitere Parameter legen<br />
die Farbgebung der Eingabezeile<br />
fest oder entfernen über<br />
Filter Einträge aus der Verlaufsdatei.<br />
Ein Blick in die umfassende<br />
Manpage lohnt sich. (jlu) n<br />
Aufgemotzt<br />
Für alle Tools ohne Readline-<br />
Unterstützung bietet Rlwrap 0.40<br />
eine History samt Suche sowie<br />
eine Autovervollständigung.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
17
Report<br />
Boss Linux<br />
Freie Software und Linux in Indien<br />
Made in India<br />
Mit Boss Linux entwickelt das indische Ministerium <strong>für</strong> Kommunikation und Information<br />
eine eigene Linux-Distribution. Das System etabliert sich in den Behörden vor Ort mehr<br />
und mehr als Windows-XP-Nachfolger. Erik Bärwaldt<br />
Readme<br />
Während in Europa mancherorts der Wechsel<br />
von Windows XP zu vernünftigen Alternativen<br />
verschlafen wurde, hat sich Indien<br />
längst auf die Zeit nach Windows vorbereitet<br />
und dazu Boss Linux entwickelt. Was das<br />
System leistet und wo es zum Einsatz<br />
kommt, zeigt unser Bericht.<br />
Nach langem Zaudern kündigte Microsoft<br />
zum 8. April 2014 sein betagtes Betriebssystem<br />
Windows XP endgültig ab.<br />
Während in Europa zahlreiche staatliche<br />
Institutionen die Entwicklung verschliefen<br />
und jetzt Steuergelder herhalten<br />
müssen, um Sicherheitslücken exklusiv<br />
stopfen zu lassen û, gehen die Verantwortlichen<br />
im Vielvölkerstaat Indien andere<br />
Wege: Hier verabschiedet man<br />
Microsoft und migriert zu Linux.<br />
Ausgeschlafen<br />
Indien verschreibt sich bereits seit Jahren<br />
einer konsequenten Open-Source-Strategie.<br />
Dazu bündelte das Land mit seinen<br />
mehr als 1,2 Milliarden Einwohnern<br />
schon seit längerer Zeit mit dem C-DAC<br />
(Centre for Development of Advanced<br />
Computing) und dem NRCFOSS (National<br />
Resource Centre for Free and Open Source<br />
Software) Forschungs- und Entwicklungskapazitäten,<br />
um eine eigene Linux-Distribution<br />
auf die Beine zu stellen.<br />
C-DAC bietet das indische Linux in<br />
verschiedenen Ausprägungen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Einsatzzwecke an. Die Distribution<br />
soll im behördlichen Umfeld sowie<br />
in Schulen auf Clients und Servern<br />
einen kostengünstigen Einsatz moderner<br />
IT-Strukturen ermöglichen. Ein<br />
Schwerpunkt bei der Entwicklung von<br />
Boss Linux (Bharat Operating System<br />
Solutions û) liegt auf der Unterstützung<br />
möglichst vieler landestypischer Sprachen,<br />
um den Bürgern den Zugang zu<br />
Computersystemen in ihrer jeweiligen<br />
Muttersprache zu gewähren und so Hürden<br />
beim EDV-Einstieg abzubauen.<br />
Boss Linux setzt auf Debian auf und arbeitet<br />
daher – nicht nur wegen der lan<br />
18 www.linux-user.de<br />
07.2014
Boss Linux<br />
Report<br />
Boss Linux begrüßt den Anwender mit einem<br />
herkömmlichen, optisch etwas aufgepeppten<br />
Grub-Menü, das sowohl den<br />
Live-Betrieb als auch die direkte Installation<br />
auf einen Massenspeicher anbietet.<br />
Die Live-Variante startet in einen Gnome-Desktop,<br />
der in einem Begrüßungsbildschirm<br />
über das System und die genutzten<br />
freien Lizenzen informiert. Das<br />
System zeigt auch beim Start auf anspruchsvoller<br />
mobiler Hardware keinerlei<br />
Treiberprobleme. Ein Blick in die Untermenüs<br />
der Gnome-Oberfläche fördert<br />
das übliche Spektrum an Programmen<br />
zutage, zu denen auch der Bildbearbeitungsspezialist<br />
Gimp und der<br />
schlanke Webbrowser Chromium zählen.<br />
Darüber hinaus fallen mehrere eigenentwickelte<br />
Applikationen des Boss-<br />
Teams auf, die Sie in verschiedenen Untermenüs<br />
finden: So tauchen unter Office<br />
die beiden Programme BOSS Bulk Document<br />
Converter sowie das BOSS Presentation<br />
Tool auf. Während der Dokumentenkonverter<br />
gestattet, in einem Rutsch<br />
ganze Dateiordner mit Dokumenten von<br />
einem Format in ein anderes umzuwangen<br />
Release-Zyklen – außerordentlich<br />
stabil. Zudem bietet es auch den <strong>für</strong> ein<br />
Anwendungsspektrum vom Server bis<br />
zum Schüler-Desktop nötigen, umfangreichen<br />
Softwarefundus. Zusätzlich<br />
bringt das Betriebssystem Eigenentwicklungen<br />
aus indischen Softwareschmieden<br />
mit. Rund um das eigentliche Betriebssystem<br />
veranstalten die Entwickler<br />
außerdem regelmäßig Workshops <strong>für</strong> Anwender<br />
und Lösungsanbieter. Um auch<br />
Newcomern den leichten Einstieg in die<br />
Welt freier Software zu ermöglichen, geben<br />
die über das ganze Land verteilten<br />
Dependancen des C-DAC kostenfrei Datenträger<br />
mit Boss Linux ab. Außerdem<br />
erhalten Interessierte auch vor Ort per<br />
Telefon oder E-Mail kostenlosen Support.<br />
Im südlichen indischen Bundesstaat<br />
Tamil Nadu, der Entwicklungsstätte von<br />
Boss Linux, trägt diese Strategie Früchte:<br />
So steigen mit dem Ende des Supports<br />
von Windows XP die Regierungsstellen<br />
auf das eigenentwickelte Linux-System<br />
um û. Zudem beabsichtigen Indiens<br />
Banken mit dem Support-Ende <strong>für</strong> Windows<br />
XP Embedded am 12. Januar 2016<br />
ebenfalls eine großflächige Migration<br />
auf Boss Linux. Die soll rund 115 000<br />
Bankautomaten der Hersteller NCR und<br />
Diebold betreffen û.<br />
In erster Linie zeichnet der indische<br />
Geldautomaten-Hersteller Vortex û da<strong>für</strong><br />
verantwortlich, dass Linux in der bisherigen<br />
Windows-Domäne Indien Subkontinent<br />
– und zukünftig auch in vielen<br />
anderen Ländern – auf dem raschen Vormarsch<br />
ist: Das Unternehmen bietet mit<br />
dem rund 450 Kilogramm schweren<br />
Ecoteller den weltweit ersten komplett<br />
mit Linux betriebenen Geldautomaten<br />
an. Der Linux-ATM arbeitet extrem energieeffizient<br />
und eignet sich damit auch<br />
zum Anschluss an Solarmodule. Zudem<br />
ist er <strong>für</strong> den Einsatz <strong>für</strong> die in Südasien<br />
vorherrschenden tropischen Temperaturen<br />
bis 50 Grad Celsius ausgelegt.<br />
Freie Wahl<br />
Das frei erhältliche Boss Linux steht in<br />
verschiedenen Varianten als ISO-Image<br />
zum Download bereit û. Der universelle<br />
Desktop in Version 5.0 umfasst ein rund<br />
3,5 GByte großes Image, das sich <strong>für</strong><br />
32-Bit-Architekturen eignet. Der moderne<br />
Kernel in Version 3.1 enthält allerdings<br />
die PAE-Erweiterung, sodass einige ältere<br />
mobile Intel-Prozessoren und viele Atom-<br />
CPUs damit nicht zurechtkommen. Andererseits<br />
erlaubt die Erweiterung den Einsatz<br />
von mehr als 4 GByte Arbeitsspeicher<br />
auch auf 32-Bit-Systemen.<br />
Sofern Sie einen Prozessor ohne PAE-<br />
Unterstützung in Ihrem System nutzen,<br />
bietet sich der Einsatz von Netboss Linux<br />
an, der Boss-Variante speziell <strong>für</strong> Atom-<br />
Prozessoren. Als weitere Spielarten bietet<br />
das Ministerium Eduboss <strong>für</strong> den Einsatz<br />
in Schulen an sowie den Boss-Server,<br />
der unterschiedlichste Dienste bereithält<br />
und viele – teils auch grafische –<br />
Verwaltungswerkzeuge mitbringt. Neu<br />
ins Programm hinzu kam das Mool-Projekt<br />
û, das durch die Entkopplung von<br />
Kernel und Treibermodulen verbesserte<br />
Wartungsmöglichkeiten des Systems erreichen<br />
will.<br />
Erster Start<br />
Boss Linux 5.0 Desktop Edition<br />
bootfähig auf Heft-DVD<br />
ATM: Automated Teller Machine. Die im<br />
englischsprachigen Raum gebräuchliche<br />
Bezeichnung <strong>für</strong> Geldautomaten.<br />
deln, erleichtert das Präsentationsprogramm<br />
den Umgang mit Folien und Dokumenten<br />
bei multimedialen Vorträgen.<br />
Es ermöglicht, Präsentationen am Beamer<br />
automatisch ablaufen lassen; zusätzlich<br />
bietet es verschiedene Effekte an, die<br />
den Übergang zwischen Vortragsfolien<br />
interessanter gestalten 1 .<br />
Im Untermenü System Tools | Administration<br />
finden Sie die BOSS Utilities, mit<br />
deren Hilfe Sie bei älteren Boss-Versionen<br />
zusätzliche Programme von einer<br />
gesonderten Utility-CD installieren<br />
konnten. Seit Version 4 ist diese Bestandteil<br />
des DVD-Images, womit Sie keinen<br />
zusätzlichen Datenträger mehr benötigen,<br />
um die Zusatzsoftware zu installieren.<br />
Wie die Bezeichnung „Utility-CD“<br />
fälschlicherweise suggeriert, handelt es<br />
sich bei den angebotenen Applikatio<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
19
Report<br />
Boss Linux<br />
1 Mit dem BOSS Presentation Tool machen Sie Ihre<br />
Vorträge zu echten Hinguckern.<br />
2 Die BOSS Utilities gestatten es Ihnen jenseits von Synaptic, zusätzliche<br />
Software zu installieren.<br />
nen keineswegs nur um Utilities, sondern<br />
um ausgewachsene Programme,<br />
die das Menü in mehreren Gruppen zusammenfasst<br />
2 .<br />
Nach Anwahl einer Gruppe bietet die<br />
Software eine Auswahl an Programmen<br />
daraus, von denen Sie die zu installierenden<br />
per Häkchen markieren. Nach<br />
einem Klick auf OK richtet das Tool diese<br />
in einem Rutsch unter Berücksichtigung<br />
der Abhängigkeiten ein. Eine weitere<br />
Besonderheit von Boss Linux finden Sie<br />
im Menü Sound & Video: Hier integrierten<br />
die Entwickler das XBMC-Mediacenter<br />
3 , sodass Sie Ihren PC ohne zusätzliche<br />
Installation in eine multimediale<br />
Heimzentrale verwandeln. Daneben stehen<br />
der altbekannte VLC-Player und<br />
Banshee als Abspielprogramme <strong>für</strong> Filme<br />
und Musik bereit, außerdem gibt es<br />
diverse Bildbetrachter und Audio-Ripper<br />
im Angebot.<br />
3 Dank XBMC verwandelt Boss Linux Ihren Rechner auf Knopfdruck in ein Multimedia-Center.<br />
20 www.linux-user.de<br />
07.2014
Boss Linux<br />
Report<br />
Installation<br />
Um die Distribution auf Ihrem Rechner<br />
zu installieren, wählen Sie beim Start der<br />
DVD aus dem Grub-Menü Install BOSS<br />
Graphicaly an. Mithilfe der von Debian<br />
bekannten grafischen Installationsroutine<br />
gelangt das System auf den heimischen<br />
Massenspeicher.<br />
Aufgrund der geografischen wie auch<br />
technischen Wurzeln von Boss Linux gilt<br />
es, zwei Besonderheiten zu beachten:<br />
Der Installer bietet zwar ein deutsches<br />
Keyboard-Layout an, als Sprachvarianten<br />
<strong>für</strong> die Desktopumgebung stehen zunächst<br />
jedoch lediglich mehrere indische<br />
Dialekte sowie Englisch zur Verfügung.<br />
Daher empfiehlt es sich, das System<br />
erst einmal in englischer Sprache zu<br />
installieren und es dann später an deutsche<br />
Gegebenheiten anzupassen.<br />
Eine weitere Besonderheit betrifft bestimmte<br />
WLAN-Hardware von Intel: Da<br />
das Unternehmen <strong>für</strong> viele seiner WLAN-<br />
Karten lediglich proprietäre Firmware<br />
bereitstellt, die Debian und die meisten<br />
seiner Derivate nicht anbieten, müssen<br />
Sie die entsprechende Firmware nachinstallieren.<br />
Das wiederum setzt eine funktionierende<br />
Internetverbindung voraus,<br />
sodass es sich empfiehlt, den Rechner<br />
<strong>für</strong> die Installation von Boss Linux am<br />
kabelgebundenen Netzwerk anzuschließen.<br />
Abgesehen von dieser kleinen Einschränkung<br />
verlief die Installation der<br />
Desktop-Variante des Systems im Test<br />
ohne weitere Probleme.<br />
Vielsprachig<br />
Obwohl die Distribution bei der Installation<br />
außer der englischen Lokalisierung<br />
nur indische Sprachen unterstützt, bereitet<br />
es keine Probleme, das Betriebssystem<br />
auch <strong>für</strong> andere Länder fit zu machen.<br />
Boss Linux bietet da<strong>für</strong> keine grafischen<br />
Bordmittel, deswegen verwenden<br />
Sie die Konsole.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
21
Report<br />
Boss Linux<br />
Zunächst rekonfigurieren Sie die Lokalisierungen<br />
durch Eingabe des Befehls<br />
dpkg‐reconfigure locales. Bei der angezeigten<br />
Auswahl bestätigen Sie de_DE<br />
UTF-8. Danach öffnen Sie die noch leere<br />
Datei /etc/environment mit einem Texteditor<br />
und tragen dort die beiden Zeilen<br />
LANGUAGE="de_DE.UTF‐8" und LANG=de_<br />
DE.UTF‐8 ein 4 . Nach dem Speichern<br />
der Datei starten Sie das System neu.<br />
Anschließend erscheinen alle Menüs<br />
und auch die meisten Anwendungen in<br />
deutscher Sprache.<br />
Zu den Ausnahmen von dieser Regel<br />
zählen die vom Boss-Entwicklerteam geschriebenen<br />
Programme, die Webbrowser<br />
Chromium und Iceweasel sowie<br />
Libre Office. Während sich die Boss-spezifischen<br />
Anwendungen mangels entsprechender<br />
Lokalisierung nicht an die deutsche<br />
Sprache anpassen lassen, richten<br />
Sie <strong>für</strong> LibreOffice, Iceweasel und Chromium<br />
die entsprechenden Language-<br />
Packs über Synaptic ein.<br />
Um abschließend auch die deutsche<br />
Zeitzone einzustellen, wechseln Sie im<br />
Gnome-Desktop ins Menü Anwendungen<br />
| Systemwerkzeuge | Systemverwaltung<br />
| Datum und Uhrzeit und ändern die<br />
hier eingetragene Zeitzone von Kalkutta/Indien<br />
in Berlin/Europa.<br />
Eduboss<br />
Um auch jüngeren Semestern die Vorteile<br />
von Linux nahezubringen und zudem<br />
Medienkompetenz zu vermitteln, findet<br />
in weiterführenden Schulen auch der<br />
Unterricht teilweise EDV-gestützt statt.<br />
Da<strong>für</strong> entwickelte das Boss-Team mit<br />
Eduboss eine spezielle Distribution <strong>für</strong><br />
Lehr- und Lernzwecke.<br />
Die in Version 3 vorliegende Distribution<br />
bietet das Ministerium als 3,8 GByte<br />
großes Image zum Download an. Das<br />
System liefert eine vom Allround-Desktop<br />
abweichende Softwareausstattung:<br />
Hier finden Sie unterschiedliche Lehrprogramme<br />
<strong>für</strong> die Jüngsten und Grundschüler,<br />
etwa Gcompris oder Childsplay.<br />
Für die älteren Semester stehen mathematische<br />
und naturwissenschaftlich orientierte<br />
Programme bereit. Außerdem<br />
bringt das System viele aus dem KDE-<br />
Fundus bekannte Lernprogramme mit.<br />
Das Herzstück bildet jedoch die Software<br />
Italc, die Eduboss fit <strong>für</strong> den Einsatz<br />
in Computerkabinetten macht. Das auf<br />
einer Client-Server-Architektur basierende<br />
Programm lässt sich plattformübergreifend<br />
nutzen und integriert somit im<br />
Computerkabinett auch Rechner mit<br />
verschiedenen Betriebssystemen. Italc<br />
ermöglicht dem Lehrer einen komplett<br />
rechnergestützten Unterricht mithilfe<br />
interaktiver Übungen und Tests. Obendrein<br />
verwaltet es auch die einzelnen<br />
Schülerrechner im Klassenraum, wobei<br />
die Lehrkraft diese individuell steuern<br />
kann. Die Optionen, die Italc dabei bietet,<br />
reichen vom Aufschalten auf einen<br />
Schüler-PC bis hin zum Abschalten und<br />
Herunterfahren einzelner Rechner.<br />
Das unter einer freien Lizenz stehende<br />
Italc eignet sich auch zum Verwalten großer<br />
EDV-Installationen. Da es zudem getunnelte<br />
Verbindungen zwischen Server<br />
und Client unterstützt, lassen sich auch<br />
außerhalb der Schule genutzte Computer<br />
via VPN in ein Eduboss-Netz integrieren.<br />
Als einziges Manko von Italc erweisen<br />
sich die recht hohen Hardwareanforderungen:<br />
Insbesondere auf Rechnern<br />
mit Single-Core-CPUs macht die Software<br />
einen recht trägen Eindruck, da sie<br />
intensiv Multi-Threading nutzt und sich<br />
daher erst auf Maschinen mit mehreren<br />
CPU-Kernen richtig wohl fühlt.<br />
Auch <strong>für</strong> Eduboss steht der gesamte<br />
Softwarefundus von Debian zur Verfügung.<br />
Gewünschte Applikationen installieren<br />
Sie bequem via Synaptic nach.<br />
Fazit<br />
Indien gibt sich im südasiatischen Raum<br />
als einer der Vorreiter freier und quelloffener<br />
Software. Dabei beschränken sich<br />
die staatlich koordinierten Aktivitäten<br />
nicht nur auf die Einflussnahme bei der<br />
Verabschiedung von Industriestandards,<br />
sondern gehen durch eine langfristig angelegte<br />
Strategie zur festen Verankerung<br />
freier Software weit darüber hinaus.<br />
Zudem entwickelt Indien in Form von<br />
Boss Linux eine erfolgreiche, an landesspezifische<br />
Sprachen angepasste Linux-<br />
Distribution, die vorwiegend in Schulen<br />
und Behörden zum Einsatz kommt, an<br />
der jedoch zunehmend auch die freie<br />
Wirtschaft Gefallen findet.<br />
Das Betriebssystem zeigt auf älterer wie<br />
neuerer Hardware kaum Schwächen und<br />
bringt einige Software-Schmankerl mit,<br />
die es auch über den indischen Markt<br />
hinaus interessant machen. Die „great<br />
new experiences“, die Microsoft bei einem<br />
Wechsel weg von Windows XP vollmundig<br />
verspricht, sind <strong>für</strong> indische Anwender<br />
somit dank Boss Linux längst Realität<br />
– auch ganz ohne Microsoft. (tle) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32909<br />
4 Mit einigen wenigen Handgriffen richten Sie auf Boss Linux die deutsche<br />
Lokalisierung ein.<br />
22 www.linux-user.de<br />
07.2014
Schwerpunkt<br />
Schlanke <strong>CMS</strong><br />
© Pixelbliss, 123RF<br />
Übersicht: <strong>CMS</strong>-Systeme ohne Datenbank<br />
Blog ohne<br />
Grenzen<br />
Die Begriffe <strong>CMS</strong> und Blog<br />
verbinden viele mit Wordpress,<br />
Typo3 oder Joomla.<br />
Doch <strong>für</strong> viele Zwecke genügen<br />
schlankere Systeme.<br />
Thomas Leichtenstern,<br />
Andreas Reitmaier<br />
Readme<br />
Umfassende <strong>CMS</strong> wie Typo3, Joomla oder<br />
Wordpress bieten meist wesentlich mehr<br />
Funktionen, als der Nutzer braucht. Der Artikel<br />
stellt mehrere einfach zu bedienende<br />
Content-Management-Systeme vor, die<br />
ohne Datenbank auskommen.<br />
Ob Bilder, Urlaubsberichte oder Spielbeschreibungen:<br />
Content-Management-<br />
Systeme (<strong>CMS</strong>) erlauben das einfache<br />
Publizieren und Verwalten von Inhalten<br />
im Internet. Doch es müssen nicht immer<br />
die großen wie Joomla und Wordpress<br />
sein: Häufig erfüllen schlankere<br />
und vor allem unkompliziertere Systeme<br />
den gleichen Zweck. Unsere Übersicht<br />
zeigt Ihnen recht unterschiedliche Systeme,<br />
die ohne Datenbankanbindung auskommen<br />
und praktisch keinerlei Einrichtung<br />
erfordern.<br />
GetSimple<strong>CMS</strong><br />
Als Systemvoraussetzungen nennen die<br />
Entwickler von GetSimple<strong>CMS</strong> û einen<br />
Apache-Webserver sowie PHP 5.2 oder<br />
höher. Um alle Funktionen zu nutzen,<br />
benötigen Sie außerdem die PHP-Module<br />
cURL, GD Library und ZipArchive û.<br />
Auf der Webseite des Projekts steht die<br />
aktuelle GetSimple<strong>CMS</strong>-Version 3.3.2<br />
zum Download bereit, Leser der Media-<br />
Ausgabe finden sie auf der Heft-DVD.<br />
Entpacken Sie das Zip-Archiv und laden<br />
dessen Inhalt via FTP auf Ihren Webserver.<br />
Möchten Sie das <strong>CMS</strong> lokal ausprobieren,<br />
kopieren Sie die Dateien ins öffentliche<br />
Verzeichnis von Apache, je<br />
nach Distribution nach / var/www/ oder<br />
/ srv/www/htdocs/. Mit dem Aufruf der<br />
URL http://localhost/admin startet<br />
das Setup, das sich auf die Eingabe des<br />
Seitennamens, des Nutzernamens und<br />
der Mail-Adresse beschränkt.<br />
Nach der Installation verschickt das<br />
System eine Bestätigungsmail an die angegebene<br />
Adresse mit dem Nutzernamen<br />
und einem automatisch erzeugten<br />
Kennwort. Der tiefere Sinn dieser Mail<br />
erschließt sich uns allerdings nicht, da<br />
das Setup das generierte Passwort auch<br />
auf der Web-Oberfläche anzeigt.<br />
Um das <strong>CMS</strong> einzudeutschen, laden<br />
Sie von der Webseite des Projekts die<br />
passende Lokalisierung herunter û und<br />
platzieren diese im Verzeichnis ~/admin/<br />
lang/. Die Auswahl der Sprache erfolgt<br />
entweder während der Installation oder<br />
über die Settings. Navigieren Sie darin zu<br />
24 www.linux-user.de<br />
07.2014
Schlanke <strong>CMS</strong><br />
Schwerpunkt<br />
Language: und wählen aus dem Dropdown-Menü<br />
de_DE. Abschließend übernimmt<br />
Save settings die Änderung.<br />
Bei GetSimple<strong>CMS</strong> handelt es sich<br />
nicht um ein Blog-System im herkömmlichen<br />
Sinn, sondern um ein einfaches<br />
Werkzeug <strong>für</strong> das Verwalten von Webseiten.<br />
Im Admin-Backend finden sich nur<br />
wenige Menüpunkte, sodass der Einstieg<br />
relativ leichtfällt. Die Beispielseite<br />
vermittelt anschaulich die zur Verfügung<br />
stehenden Funktionen.<br />
Zum Erstellen einer ersten Testseite<br />
steuern Sie den Reiter Seiten an und klicken<br />
links auf Neue Seite erstellen. Der<br />
WYSIWYG-Editor 1 bietet grundlegende<br />
Formatierungsoptionen sowie die<br />
Möglichkeit, Bilder und Links in den Text<br />
einzufügen. Alternativ bearbeiten Sie<br />
den Text als Quellcode. Um lokal gespeicherte<br />
Bilder in den Text einzubinden,<br />
wechseln Sie in die Rubrik Dateien und<br />
laden die gewünschten Bilder via Dateien<br />
und/oder Grafiken hochladen… auf<br />
den Server. Danach stehen diese im Dialog<br />
Bild des Seiteneditors zur Verfügung.<br />
Damit Sie die neue Seite später erreichen,<br />
klicken Sie im Editor auf Optionen+<br />
worauf sich weitere Einstellungsmöglichkeiten<br />
öffnen. Aktivieren Sie darin<br />
die Checkbox neben Diese Seite im Menü<br />
anzeigen, damit die Page im Hauptmenü<br />
der Startseite erscheint. Im Eingabefeld<br />
menü-text legen Sie den Namen des Menüs<br />
fest, mit priorität, an welcher Stelle<br />
es erscheint. Beides ändern Sie bei Bedarf<br />
im Menü-Manager per Drag & Drop.<br />
Über die Vorlagen, die Sie unter dem<br />
gleichnamigen Menüpunkt erreichen,<br />
passen Sie das Aussehen der Seite an.<br />
Die Homepage von GetSimple<strong>CMS</strong> bietet<br />
eine große Auswahl entsprechender<br />
Themes û, von der einfachen Textpräsentation<br />
bis hin zur bildlastigen Portfolio-Vorlage.<br />
Um eine davon zu nutzen,<br />
kopieren Sie diese in das Verzeichnis<br />
~/ theme, worauf sie im Dropdown-Menü<br />
der Vorlagenverwaltung erscheint.<br />
GetSimple<strong>CMS</strong> stellt darüber hinaus<br />
eine Vielzahl an Plugins û zum Download<br />
bereit, die den Funktionsumfang<br />
des <strong>CMS</strong> beträchtlich erweitern. Dabei<br />
reicht die Bandbreite von einer FAQ-Verwaltung<br />
über Erweiterungen des Editors<br />
bis hin zur Foto-Galerie. Um ein Plugin<br />
zu nutzen, genügt es, dieses ins Verzeichnis<br />
~/plugin zu entpacken. Es erscheint<br />
dann im Admin-Backend in der<br />
Rubrik Plugins.<br />
Hier fällt negativ auf, dass das Projekt<br />
in der Grundeinstellung die Erweiterung<br />
Send Anonymous Data aktiviert, die in regelmäßigen<br />
Abständen Nutzungsdaten<br />
an das Projekt weiterleitet. Diese enthalten<br />
unter anderem Versionsabfragen<br />
von PHP, Apache und dem <strong>CMS</strong>, aber<br />
auch Informationen über die Anzahl verwendeter<br />
Plugins, Themes sowie hochgeladener<br />
Dateien.<br />
Kirby<br />
Kirby û verzichtet auf ein Backend, in<br />
dem Sie Ihre Artikel verfassen. Hier genügt<br />
ein einfacher Texteditor, um die<br />
Seiten beziehungsweise die gesamte<br />
Homepage zu pflegen. Im Gegensatz zu<br />
den anderen vorgestellten Systemen<br />
Flatpress 1.0.2<br />
GetSimple<strong>CMS</strong> 3.3.2<br />
<strong>CMS</strong>imple 4.4.2<br />
LU/cms/<br />
1 Das einfach gehaltene Blog-System GetSimple<strong>CMS</strong> besitzt nur einen einfachen Editor,<br />
der aber auf der Haben-Seite ein unkompliziertes Einbinden von Bildern verbucht.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
25
Schwerpunkt<br />
Schlanke <strong>CMS</strong><br />
steht Kirby lediglich zur Installation auf<br />
dem lokalen Rechner kostenfrei zur Verfügung.<br />
Möchten Sie Ihre Webseite damit<br />
betreiben, fällt eine Lizenzgebühr<br />
von 30 Euro an.<br />
Zum Einrichten von Kirby genügt es,<br />
die Installationsdateien von der Programm-Homepage<br />
herunterzuladen<br />
und in einem Verzeichnis Ihres Webservers<br />
zu entpacken. Rufen Sie die URL<br />
dann im Browser auf, erscheint bereits<br />
eine einfache Beispielseite.<br />
2 Bei Kirby findet<br />
die gesamte Bearbeitung<br />
und Verwaltung<br />
im Texteditor<br />
und einem FTP-<br />
Client statt.<br />
Das <strong>CMS</strong> verwendet Plaintext-Dateien<br />
als Grundlage, die es mithilfe einer eigenen,<br />
sehr simplen und eingängigen<br />
Markup-Sprache 2 sowie den Themes<br />
in HTML formatiert. Eine Seite besteht<br />
im einfachsten Fall lediglich aus einem<br />
Titel und dem Fließtext (Listing 1). Links<br />
oder Bilder binden Sie über das Tag<br />
image: ein, etwa image: 01.jpg.<br />
Um den ganzen Webauftritt in Form<br />
zu bringen, setzt Kirby auf verschachtelte<br />
Verzeichnisse. Jeder Ordner unterhalb<br />
von ~/content entspricht einer einzelnen<br />
Seite auf der Homepage. In diesem<br />
Ordner befindet sich die Textdatei nach<br />
obigem Beispiel. Zusätzlich hinterlegen<br />
Sie dort alle zur jeweiligen Seite gehörenden<br />
Medien, etwa Bilder, Thumbnails<br />
oder Dateien. Die einzelnen Verzeichnisse<br />
erhalten eine Nummerierung, die als<br />
Links in der entsprechenden Reihenfolge<br />
im Menü erscheinen. Nicht nummerierte<br />
Verzeichnisse tauchen dort auch<br />
nicht auf.<br />
Wer zum ersten Mal eine eigene Webseite<br />
aufsetzen möchte, greift besser zu<br />
einem System wie GetSimple<strong>CMS</strong> statt<br />
zu Kirby: Gerade <strong>Einsteiger</strong>n fällt es<br />
schwer, sich vorzustellen, wie der<br />
Rohtext später als Webseite aussieht.<br />
Flatpress<br />
Obwohl der Name Flatpress û etwas an<br />
Wordpress erinnert, beschränken sich<br />
die Gemeinsamkeiten auf das Design<br />
der Flatpress-Startseite, das ein wenig an<br />
erste WP-Versionen erinnert 3 . Das<br />
<strong>CMS</strong> speichert seine Informationen in<br />
reinen Text-Dateien.<br />
Die Installation reduziert sich darauf,<br />
nach dem Download der aktuellen Version<br />
den Flatpress-Ordner via FTP ins<br />
Zielverzeichnis auf dem Server zu kopieren.<br />
Beim ersten Seitenaufruf fragt das<br />
Setup-Skript Nutzername, Kennwort<br />
und E-Mail-Adresse ab, danach steht das<br />
Listing 1<br />
Title: Artikeltitel<br />
3 Das Standard-Layout von Flatpress erinnert ein wenig an frühe Wordpress-Auftritte.<br />
Allerdings ist Flatpress deutlich schlanker.<br />
‐‐‐‐<br />
Text: Artikeltext<br />
26 www.linux-user.de<br />
07.2014
Schlanke <strong>CMS</strong><br />
Schwerpunkt<br />
<strong>CMS</strong> zum Einsatz bereit. Trotz des unscheinbaren<br />
Auftritts besitzt Flatpress<br />
ein Admin-Backend. Dessen eingängiger<br />
und logischer Aufbau erleichtert den<br />
Einstieg. Es enthält außerdem einige<br />
Demo-Inhalte sowie eine Reihe von<br />
Plugins und Widgets.<br />
Flatpress unterscheidet zwischen<br />
„Entries“ und „Statics“. Letztere stellen,<br />
ähnlich wie bei Wordpress, feste Seiten<br />
dar. Entries (Einträge) erscheinen auf der<br />
Blog-Seite, Statics verlinkt das <strong>CMS</strong> im<br />
Menü. Letzteres besteht ebenfalls aus<br />
einer statischen Seite, die ein spezielles<br />
Widget als Eintrag in der Seitenleiste<br />
automatisch anzeigt.<br />
Einträge und Seiten erstellen Sie in einem<br />
Editor, der die Texte mittels BBCode<br />
(Bulletin Board Code) formatiert. Dabei<br />
handelt es sich um eine einfach gehaltene<br />
Auszeichnungssprache, die HTML<br />
ähnelt, aber auf das Wesentlichste reduziert<br />
ist. Im oberen Teil des Fensters 4<br />
erscheint der Text in der <strong>Vorschau</strong>, darunter<br />
finden Sie den eigentlichen Editor.<br />
Um die Ansichten zu synchronisieren,<br />
gilt es, auf den Button <strong>Vorschau</strong> am unteren<br />
Fensterrand zu klicken. Diese Ansicht<br />
macht es auch <strong>Einsteiger</strong>n recht<br />
einfach, Texte sinnvoll zu formatieren.<br />
Weniger praktisch erweist sich dagegen<br />
der Umgang mit Bildern. Die müssen Sie<br />
zunächst via Uploader auf den Server<br />
laden, wonach sie dann im Dropdown-<br />
Menü des Editors erscheinen. Allerdings<br />
fehlen dem Werkzeug die Mittel, um die<br />
Ausrichtung zu bestimmen und die Größe<br />
festzulegen. Ein Bild erscheint entsprechend<br />
immer in Originalgröße.<br />
Wie die anderen Kandidaten im Test<br />
bietet auch Flatpress eine ganze Reihe<br />
von Plugins û an, die den Funktionsumfang<br />
erweitern. Im Forum û präsentieren<br />
die Anwender darüber hinaus ihre<br />
eigenen Erweiterungen. Allerdings fehlt<br />
dadurch der Plugin-Suche eine klare<br />
Struktur. Besser sieht es bei den Themes<br />
aus: Die präsentiert die Projektseite in einem<br />
übersichtlichen Verzeichnis û. Die<br />
Anzahl der Themes fällt erstaunlich groß<br />
und recht vielfältig aus.<br />
Flatpress erlaubt es, mit minimalen<br />
Servervoraussetzungen schnell eine<br />
Webseite online zu stellen. Die Installation<br />
dauert nur wenige Augenblicke, die<br />
Konfiguration verpackt das <strong>CMS</strong> überraschend<br />
übersichtlich und weitgehend<br />
selbsterklärend. Für bildlastige Seiten<br />
eignet sich Flatpress aufgrund des umständlichen<br />
Handlings von Bilddateien<br />
jedoch weniger.<br />
<strong>CMS</strong>imple<br />
Auch bei <strong>CMS</strong>imple û genügt es, das<br />
heruntergeladene Archiv auf den Server<br />
zu laden und die URL aufzurufen. Etwas<br />
versteckt am unteren Ende der Seite fin-<br />
4 Der extrem schlanke Editor von Flatpress verwendet zum Formatieren des Textes die<br />
Auszeichnungssprache BBCode, die einer gewissen Eingewöhnungszeit bedarf.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
27
Schwerpunkt<br />
Schlanke <strong>CMS</strong><br />
den Sie den Link Login, über den Sie sich<br />
mit dem Vorgabepasswort test anmelden.<br />
Ändern Sie zunächst unter Settings |<br />
<strong>CMS</strong> das Passwort. Zum Umschalten der<br />
Lokalisierung von Englisch auf Deutsch<br />
wählen Sie aus dem Dropdown-Menü<br />
im Abschnitt Language die Option de.<br />
Ein Klick auf Save am unteren Seitenrand<br />
übernimmt die Einstellungen.<br />
Im Backend finden Sie einen einfachen<br />
Dateimanager, mit dessen Hilfe Sie<br />
Bilder, Plugins und andere Dateien auf<br />
den Server laden. Auf diese greifen Sie<br />
anschließend bei Bedarf bequem per<br />
Editor zu. Die Verwaltung des <strong>CMS</strong> besitzt<br />
unter Einstellungen 5 ein eigenständiges<br />
Menü, in dem Sie wichtige<br />
Parameter anpassen, ohne dass Sie da<strong>für</strong><br />
INI-Dateien per FTP hoch- und herunterladen<br />
müssten. Gleiches gilt auch <strong>für</strong><br />
Templates und die CSS-Datei.<br />
Bei <strong>CMS</strong>imple bearbeiten Sie die Seite<br />
und deren Inhalte quasi in der eigentlichen<br />
Darstellung. Dazu wechseln Sie<br />
über die oben eingeblendete Menüleiste<br />
in den Bearbeiten-Modus. Die aktuell<br />
geöffnete Seite erscheint dann im Editor.<br />
Das <strong>CMS</strong> integriert die Editorkomponente<br />
TinyMCE 6 , die viele Funktionen<br />
zum Gestalten der Seite per Mausklick<br />
zugänglich macht, ohne dass Sie dazu<br />
eine einzige Zeile HTML beherrschen<br />
müssten. Gerade <strong>für</strong> <strong>Einsteiger</strong> oder unregelmäßigere<br />
Anwendung bietet das<br />
Vorteile. Auch zum Integrieren von Fotos<br />
oder Einfügen von Links bietet TinyMCE<br />
komfortable Dialoge an. Formatierungen,<br />
Textimport und Sonderzeichen stellen<br />
damit ebenfalls keine besondere<br />
Herausforderung dar.<br />
<strong>CMS</strong>imple bietet viele Themes û und<br />
Plugins û zum Download an, die teilweise<br />
direkt vom Autor des Systems<br />
stammen. Viele davon lassen sich ohne<br />
Einschränkungen kostenfrei nutzen;<br />
einige sind beispielsweise <strong>für</strong> den kommerziellen<br />
Einsatz kostenpflichtig. Hier<br />
sollten Sie grundsätzlich einen Blick auf<br />
das Kleingedruckte werfen.<br />
<strong>CMS</strong>imple eignet sich vor allem <strong>für</strong><br />
Webpräsenzen mit wenigen Seiten und<br />
nur bedingt <strong>für</strong> den Einsatz als Blog,<br />
selbst wenn da<strong>für</strong> eine Erweiterung<br />
bereitsteht. Die logisch aufgebaute Bedienoberfläche<br />
bereitet selbst bei nur<br />
seltener Nutzung keine Probleme. Der<br />
TinyMC-Editor tut ein Übriges, die Pflege<br />
der Seiten zu erleichtern.<br />
Quick.<strong>CMS</strong><br />
Das zum großen Teil frei nutzbare Quick.<br />
<strong>CMS</strong> û stellt nur geringe Anforderungen<br />
an den Server, darunter PHP 5.2 und<br />
5 Das einfach aufgebaute Backend von <strong>CMS</strong>imple sorgt <strong>für</strong> Übersicht und bringt sogar einen kleinen Dateimanager mit.<br />
28 www.linux-user.de<br />
07.2014
Schlanke <strong>CMS</strong><br />
Schwerpunkt<br />
höher sowie <strong>für</strong> die Verarbeitung von<br />
Fotos die Gd2-Bibliothek. Jedoch erfordert<br />
das Herunterladen eine Registrierung<br />
auf der Projektseite. Allerdings gelangen<br />
Sie auch danach noch nicht zum<br />
Download-Bereich – den schaltet das<br />
Projekt manuell nach Prüfung der Angaben<br />
erst innerhalb von 72 Stunden frei<br />
und informiert Sie darüber per E-Mail.<br />
Nach dem Hochladen der Dateien auf<br />
den eigenen Server starten Sie die Installation<br />
durch das Aufrufen der Webadresse<br />
mit angehängtem /admin.php.<br />
Die Einrichtungsroutine startet zunächst<br />
zweisprachig, mit Polnisch als Standardsprache.<br />
Löschen Sie per FTP unter<br />
~/ database/translations/ die Datei<br />
pl.php, dann erscheint die Oberfläche in<br />
englischer Sprache. Das Projekt stellt<br />
auch eine deutsche Lokalisierung zum<br />
Download bereit.<br />
Quick.<strong>CMS</strong> setzt wie <strong>CMS</strong>imple auf<br />
den Editor TinyMCE 7 , allerdings in einer<br />
abgespeckten Version. Trotzdem erweist<br />
sich der Aufbau als deutlich komplexer<br />
als bei <strong>CMS</strong>imple. Das beginnt<br />
schon mit dem Erstellen der Seiten: Hier<br />
gibt es vielfältige Optionen <strong>für</strong> einzelne<br />
Seiten, wie etwa einen Eingabebereich<br />
<strong>für</strong> eine spezielle Kurzbeschreibung zu<br />
jedem Text. Außerdem erlaubt das <strong>CMS</strong>-<br />
System das Hinzufügen zusätzlicher<br />
SEO-Daten. Auch die Platzierung im<br />
Menü sowie eventuelle Unterseiten<br />
legen Sie hier fest.<br />
Das Verwalten von Dateien und Bildern<br />
erfolgt direkt in der Seitenbearbeitung.<br />
Zum Platzieren und Konfigurieren<br />
grafischer Elemente stellt das <strong>CMS</strong> nur<br />
rudimentäre Tools bereit. Sie laden die<br />
Bilder in einem Dialog hoch, wählen sie<br />
aus und versehen sie mit einer Unterschrift.<br />
Danach legen Sie die Größe des<br />
Thumbnails sowie dessen Platzierung<br />
und Reihenfolge im Text fest. Erst in der<br />
gerenderten Seite sehen Sie allerdings<br />
abschließend, ob die Position des Bildes<br />
Ihren Wünschen entspricht.<br />
Auch Quick.<strong>CMS</strong> lässt sich über Plugins<br />
û ergänzen und sein Erscheinungsbild<br />
mittels Templates û anpassen. Die<br />
zum größeren Teil kostenpflichtigen Erweiterungen<br />
bietet der Hersteller auch<br />
als „Rundum-Sorglos-Paket“ an, also zum<br />
Festpreis <strong>für</strong> alle Plugins und Themes.<br />
Allerdings stehen vergleichsweise wenige<br />
Erweiterungen zur Verfügung.<br />
Im Gegensatz zu <strong>CMS</strong>imple eignet<br />
sich Quick.<strong>CMS</strong> nicht unbedingt zum<br />
Einstieg in die Materie. Das liegt hauptsächlich<br />
an der sehr unterschiedlichen<br />
Darstellung des Backends im Vergleich<br />
zum Frontend, die bei Anfängern <strong>für</strong><br />
Verwirrung sorgen dürfte. Sie macht es<br />
zudem nicht leicht, schick gestaltete Beiträge<br />
zu erstellen. Wer sich aber erst einmal<br />
damit zurechtfindet, der verwaltet<br />
mit Quick.<strong>CMS</strong> auch umfangreichere<br />
Webauftritte.<br />
<strong>CMS</strong> mit Datenbank<br />
Neben den hier vorgestellten Systemen<br />
ohne Datenbank gibt es auch eine Reihe<br />
weiterer, die zwar eine Datenbank benötigen,<br />
jedoch bei Weitem nicht so komplex<br />
ausfallen wie Wordpress, Joomla<br />
oder Typo3.<br />
Das Projekt Koken û spezialisiert sich<br />
auf die schöne Darstellung von Fotos<br />
und adressiert damit Fotografen und<br />
andere Kreative. Koken betont, auch <strong>für</strong><br />
den kommerziellen Einsatz „always free“<br />
zu sein. Neben PHP 5.2 oder höher benötigt<br />
es eine MySQL-5-Datenbank sowie<br />
eine Grafik-Bibliothek. Koken bietet<br />
eine <strong>für</strong> ein freies Projekt ungewöhnlich<br />
umfangreiche Bildverwaltung und hält<br />
sogar ein Plugin <strong>für</strong> Adobe Lightroom<br />
bereit, mit dem Fotografen ihre Bilder<br />
komfortabel direkt zum Koken-System<br />
übertragen. Das System lässt sich über<br />
Themes anpassen und durch einige<br />
Plugins erweitern. Diese stehen zum Teil<br />
kostenlos zur Verfügung, gerade bei<br />
Themes aber auch kostenpflichtig.<br />
Suchen Sie eher nach einem Blog-System,<br />
lohnt ein Blick auf Chyrp û. Es besitzt<br />
eine Ajax-Oberfläche und ermög-<br />
6 <strong>CMS</strong>imple besitzt<br />
einen sehr komfortabel<br />
ausgestatteten<br />
TinyMC-Editor, der es<br />
erlaubt, Inhalte einfach<br />
und schön zu gestalten.<br />
Er öffnet sich<br />
dabei über den Eintrag<br />
„Bearbeiten“ in<br />
der Layout-Ansicht.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
29
Schwerpunkt<br />
Schlanke <strong>CMS</strong><br />
licht so das direkte Bearbeiten von Seiten<br />
aus der Frontend-Sicht heraus. Damit<br />
bietet es sich auch <strong>für</strong> eher unerfahrene<br />
Blog-Betreiber an. Chyrp benötigt<br />
neben PHP 5.3 eine Datenbank, wahlweise<br />
MySQL ab Version 4.1 oder<br />
SQLite 3+. Das Projekt bietet eine Reihe<br />
nützlicher Erweiterungen und Themes<br />
an. Hilfe gibt es im Support-Forum auf<br />
der Webseite. Eine Demo-Installation auf<br />
der Homepage ermöglicht vor einer eigenen<br />
Installation den Test des Systems.<br />
CMBasic û basiert auf PHP und My-<br />
SQL und entstand 2005 aus Frust über<br />
das überladene und damit komplex gewordene<br />
Joomla. Bemerkenswert daran:<br />
Der ausgewiesene Joomla-Experte und<br />
Fachautor Johann-Christian Hanke entwickelte<br />
dieses System. Die Besonderheit<br />
von CMBasic liegt in einer gewissen<br />
Einfachheit. Es besitzt zwar ein Backend,<br />
das viele Verwaltungsfunktionen mitbringt,<br />
erlaubt aber auch das Bearbeiten<br />
von Seiten über die Frontpage, also im<br />
fertigen Layout. Nach dem Login erscheint<br />
bei den Beiträgen auf der Webseite<br />
ein Bearbeiten-Button, mit dem Sie<br />
das gewählte Objekt in TinyMCE öffnen<br />
und editieren. Auch neue Beiträge legen<br />
Sie auf diese einfache Weise innerhalb<br />
der Seitenstruktur an.<br />
Fazit<br />
7 Der Editor von Quick.<strong>CMS</strong> bietet nur wenig Hilfen <strong>für</strong> <strong>Einsteiger</strong>. Besonders der Umgang<br />
mit Bildern und Dateien wirkt extrem ungewohnt und etwas sperrig.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31445<br />
Die getesteten Kandidaten belegen,<br />
dass gute und funktionsreiche <strong>CMS</strong><br />
nicht zwangsweise eine Datenbank benötigen.<br />
Dieser Verzicht bringt speziell<br />
bei der Datensicherung durchaus auch<br />
Vorteile: So genügt es, die Ordner mit<br />
den Inhalten auf das Sicherungsmedium<br />
zu kopieren. Die Lösungen bauen auf<br />
recht unterschiedliche Ansätze auf, vom<br />
ganz einfachen System mit Textschwerpunkt,<br />
dessen Seiten Sie mithilfe einer<br />
eigenen Auszeichnungssprache formatieren,<br />
bis hin zum kompletten <strong>CMS</strong> mit<br />
Dateiverwaltung und WYSIWYG-Editor.<br />
Von den vorgestellten Systemen gefiel<br />
uns besonders GetSimple<strong>CMS</strong>. Obwohl<br />
klein und kompakt, bietet es beim Erstellen<br />
von Webseiten einigen Komfort und<br />
offeriert zudem einige Erweiterungen<br />
und Layouts. Darüber hinaus glänzt es<br />
mit einer eingängigen, durchaus einsteigerfreundlichen<br />
Benutzerführung. Weniger<br />
schön ist jedoch die Tatsache, dass<br />
GetSimple<strong>CMS</strong> bereits in der Grundeinstellung<br />
ein Plugin aktiviert, das Nutzungsstatistiken<br />
an das Projekt sendet.<br />
Das Programm <strong>CMS</strong>imple zeichnet<br />
sich durch schöne Themes und einen<br />
komfortablen Editor aus, der besonders<br />
beim Einsatz von Bildern zur Geltung<br />
kommt. Dieser Aspekt bereitet so manchem<br />
Konkurrenten arge Probleme.<br />
Komplexere Seitenstrukturen lassen sich<br />
in <strong>CMS</strong>imple recht gut organisieren, optional<br />
erweitern Sie den Funktionsumfang<br />
problemlos mit Plugins, die aber<br />
nicht alle kostenfrei bereitstehen.<br />
Bei den kompakten Systemen mit Datenbank<br />
in der Kurzübersicht erwies sich<br />
der Kandidat Koken als sehr interessant<br />
<strong>für</strong> alle Anwender, die großen Wert auf<br />
eine schöne Darstellung von Fotos legen.<br />
In dieser Hinsicht sticht der Stellvertreter<br />
der eher kleinen Systeme sogar<br />
etablierte Boliden wie Wordpress oder<br />
Joomla aus. (tle) n<br />
30 www.linux-user.de<br />
07.2014
Schwerpunkt<br />
Synchronisieren und Sichern<br />
Netzwerkspeicher per<br />
Dateimanager einbinden<br />
Synchron<br />
© 36clicks, 123RF<br />
Webhoster geben Ihnen<br />
üblicherweise einen FTP-<br />
Zugang, um Daten auf Ihren<br />
Online-Speicher zu laden.<br />
Unter Linux genügt ein Dateimanager,<br />
um auf Netzwerkspeicher<br />
zuzugreifen.<br />
Christoph Langner, Andreas Bohle<br />
Readme<br />
Ein kleines Blog besteht im Wesentlichen<br />
aus wenigen Dateien. Mit gängigen Dateimanagern<br />
sichern Sie diese im Handumdrehen<br />
und haben auf diese Weise noch ein<br />
kleines Backup und Experimentierfeld.<br />
Wer von Windows aus auf einen Webserver<br />
zugreifen möchte, der muss sich<br />
zusätzliche Anwendungen aus dem Netz<br />
laden, wie etwa die quelloffenen Programme<br />
Filezilla û oder WinSCP û. Beide<br />
beherrschen FTP/FTPS, WinSCP versteht<br />
sich obendrein auf SSH/SCP.<br />
Unter Linux dagegen müssen Sie sich<br />
nicht erst groß nach einem netzwerkfähigen<br />
Dateimanager umsehen: Die in den<br />
großen Desktop-Umgebungen integrierten<br />
Dateimanager Dolphin und Thunar<br />
verstehen sich bestens mit allen gängigen<br />
Fileservern im Internet. Selbst auf<br />
der Kommandozeile finden sich diverse<br />
Werkzeuge, die den Datenabgleich zwischen<br />
Ihrem Rechner und einem Server<br />
im Internet erleichtern.<br />
Gnome macht’s mit Dateien<br />
Was bei Gnome früher Epiphany, Fileroller<br />
oder Nautilus hieß, nennt sich nun<br />
nur noch schlicht Web oder Internet, Archivmanager<br />
und Dateien. Die eingängigeren<br />
Namen sollen eine einfachere Bedienung<br />
der Programme suggerieren.<br />
Über dieses zweifellos hehre Ziel schießen<br />
die Entwickler allerdings gern hinaus.<br />
Das zeigt sich insbesondere beim<br />
Dateimanager: Praktische Funktionen<br />
wie etwa den Zwei-Fenster-Modus gab<br />
es zwar einmal, Dateien kennt diesen jedoch<br />
nicht mehr.<br />
Unverändert unterstützt Dateien aber<br />
weiterhin das Einbinden via FTP, SSH,<br />
SFTP, WebDAV und SMB mithilfe des<br />
Gnome Virtual File System, kurz GVFS. Es<br />
integriert die Netzwerkfreigaben dabei<br />
transparent ins Dateisystem, sodass die<br />
entfernt liegenden Files so erscheinen,<br />
als lägen sie lokal vor. So schaffen Sie Ihr<br />
Blog direkt mit Dateien ins Netz oder bearbeiten<br />
mit Gedit die Files des von Ihnen<br />
genutzten <strong>CMS</strong>, ohne sie erst einmal<br />
auf den PC zu kopieren.<br />
Dateien bietet Ihnen dazu im App-Menü<br />
unter dem Punkt Mit Server verbinden<br />
… einen Verbindungsmanager an. Unter<br />
Serveradresse tragen Sie dort die Netzwerkadresse<br />
des von Ihnen genutzten<br />
Webservers als URL ein 1 . Die zuletzt<br />
benutzten Server merkt sich Dateien im<br />
Feld darunter. Um dies abzukürzen, tippen<br />
Sie einfach [Strg]+[L], um die Adressleiste<br />
im Dateimanager zu aktivieren.<br />
32 www.linux-user.de<br />
07.2014
Synchronisieren und Sichern<br />
Schwerpunkt<br />
Dateien nimmt nicht nur lokale Pfade<br />
entgegen, sondern auch URLs wie<br />
ftp://Beispiel.de, gegebenenfalls sogar<br />
samt Authentifizierungsdaten und<br />
Portadresse:<br />
ftp://User:Passwort@Beispiel.de:U<br />
Port<br />
Wie bei FTP üblich, überträgt Dateien<br />
Ihr Passwort dabei im Klartext. Daher<br />
nutzen Sie, falls der Anbieter das unterstützt,<br />
besser das verschlüsselte Secure<br />
File Transfer Protocol SFTP mit ftps://<br />
Beispiel.de.<br />
Neben FTP unterstützt Dateien auch<br />
die Secure Shell mittels ssh://Beispiel.<br />
de, WebDAV nutzen Sie über einen Aufruf<br />
von dav://Beispiel.de beziehungsweise<br />
über davs://… in der verschlüsselten<br />
Variante. Im lokalen Netzwerk lassen<br />
sich auch Samba-Shares so einbinden<br />
(smb://Server/Share). Wie bei FTP<br />
nimmt Dateien auch bei SSH, WebDAV<br />
und SMB Login, Passwort und Port in der<br />
URL-Zeile entgegen. Damit Sie später<br />
nicht immer wieder die URL eintippen<br />
müssen, legen Sie am besten ein Lesezeichen<br />
<strong>für</strong> Ihren Web-Account an.<br />
Einmal angebunden, verwenden Sie<br />
das Netzlaufwerk und die dort gespeicherten<br />
Dateien wie gewöhnliche lokale<br />
Verzeichnisse und Files. Änderungen an<br />
den PHP- oder CSS-Dateien Ihrer Webseite<br />
machen Sie mit dem Editor Ihrer<br />
Wahl. Bilddateien öffnen Sie direkt aus<br />
Dateien heraus mit Gimp, ohne dass Sie<br />
die Daten zuvor auf Ihren Rechner kopieren<br />
müssen.<br />
Sklaven-Treiber KDE<br />
Wo bei Gnome das GVFS zum Einsatz<br />
kommt, da lädt KDE SC seine Input/Output-Slaves<br />
oder kurz KIO-Slaves. Die KIO-<br />
Slaves realisieren ein asynchrones virtuelles<br />
Dateisystem, das entfernte Netzlaufwerke<br />
über verschiedene Protokolle<br />
<strong>für</strong> Anwendungsprogramme verfügbar<br />
macht. Über Plugins unterstützen die<br />
KIO-Slaves FTP, FTPS, SSH, WebDAV und<br />
SMB. Daneben beherrschen die KDE-<br />
Dienste aber auch Aufrufe wie audiocd:/<br />
(Zugriff auf Audio-CDs), http:/<br />
1 Gnomes Dateimanager mit dem einfallsreichen Namen Dateien (früher hieß er Nautilus)<br />
bringt eine einfache Verwaltung <strong>für</strong> Netzlaufwerke mit.<br />
(vollwertiger Web browser), man:/ (Manpages<br />
lesen) oder settings:/ (Einstellungen<br />
des KDE-Kontrollzentrums).<br />
Der Aufruf erfolgt wie beim Gnome-<br />
Dateimanager über die Adressleiste: Diese<br />
aktivieren Sie über das Menü Ansicht |<br />
Adresse | Adresse ändern 2 oder ebenfalls<br />
wieder mit [Strg]+[L]. Die Syntax unterscheidet<br />
sich nicht – FTP nutzen Sie<br />
also mit der schon bei Gnome vorgestellten<br />
kurzen oder langen URL-Form.<br />
Für den SSH-Zugriff dagegen tippen Sie<br />
fish://Beispiel.de.<br />
Beim Jonglieren mit Dateien und Verzeichnissen<br />
zwischen verschiedenen<br />
Rechnern kommt ein Zwei-Fenster-Modus<br />
sehr gelegen. Den bietet Dolphin<br />
an, Sie müssen ihn jedoch erst via Ansicht<br />
| Teilen oder mit [F3] aktivieren. Für<br />
oft genutzte Netzlaufwerke legen Sie am<br />
besten Lesezeichen an, wozu Sie einfach<br />
einen der Ordner vom Server in die linke<br />
Seitenleiste des Dateimanagers ziehen.<br />
GVFS mit Thunar<br />
Das XFCE-Projekt kombiniert schlanke<br />
Anwendungen wie Mousepad, XNoise,<br />
Abiword oder Gnumeric zu einer leichtgewichtigen<br />
Desktop-Umgebung. Der<br />
von XFCE genutzte Dateimanager Thunar<br />
weiß mit Netzlaufwerken umzuge-<br />
TIPP<br />
GVFS bindet Netzwerkfreigaben transparent<br />
ins System ein, sodass Sie unter<br />
/ run/user/uid/gvfs/ftp:host=Beispiel.de/Pfad<br />
auch im Terminal Ihre<br />
Online-Daten finden. So können Sie CLI-<br />
Tools wie Imagemagick, Exiftool oder Ähnliches<br />
direkt auf die im Netz gespeicherten<br />
Files loslassen. Um direkt in dieses<br />
Verzeichnis zu springen, installieren Sie<br />
das Paket nautilus-open-terminal, öffnen<br />
das Netzwerklaufwerk und tippen dann<br />
mit rechts auf einen freien Bereich im Dateimanager.<br />
Der Menüpunkt Im Terminal<br />
öffnen startet dann das Terminal mit dem<br />
entsprechenden Verzeichnis. Aktuelle Versionen<br />
des Gnome-Dateimanagers bringen<br />
diese Funktion von Haus aus mit.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
33
Schwerpunkt<br />
Synchronisieren und Sichern<br />
2 Ein Zwei-Fenster-Modus und der Zugriff auf das Netzwerk über KIO-Slaves verwandeln<br />
KDEs Dateimanager Dolphin in einen vollwertigen FTP-Client.<br />
hen, er nutzt da<strong>für</strong> das von Gnome entwickelte<br />
GVFS-Backend. In der Standardeinstellung<br />
von Thunar finden Sie generell<br />
eine direkt editierbare Adressleiste.<br />
Sehen Sie stattdessen nur eine Brotkrumen-Navigation<br />
mit Schaltflächen <strong>für</strong><br />
jedes Verzeichnis im Pfad, dann aktivieren<br />
Sie die Adressleiste mittels Anzeige |<br />
Adressleiste | Werkzeugleisten-Stil 3 . Alternativ<br />
rufen Sie mit [Strg]+[L] einen<br />
Dia log auf, über den Sie generell beliebige<br />
Orte öffnen können.<br />
Midnight Commander<br />
Der flexible Konsolen-Dateimanager<br />
Midnight Commander besitzt umfangreiche<br />
Möglichkeiten zur Konfiguration<br />
und beherrscht unter anderem das Einrichten<br />
einer Hotlist. Über diese greifen<br />
Sie direkt auf vorher definierte lokale<br />
oder entfernte Speicherorte zu. So schieben<br />
Sie bei Bedarf im Handumdrehen<br />
Daten zwischen lokalen Verzeichnissen<br />
und einem Server hin und her. Alle Einträge<br />
<strong>für</strong> die Hotlist landen in der gleichnamigen<br />
Datei im Ordner .config/mc/.<br />
Die erste Zeile von Listing 1 zeigt ein<br />
Beispiel <strong>für</strong> einen Rechner, mit dem Sie<br />
via SSH kommunizieren. Direkt hinter<br />
dem Schlüsselwort ENTRY tragen Sie eine<br />
Beschreibung ein, die dann im Hotlist-<br />
Menü erscheint, das Sie über [\] erreichen.<br />
Auf das Schlüsselwort URL folgt die<br />
Angabe der Parameter in einer etwas<br />
ungewöhnlichen Schreibweise: Die Zeichenkette<br />
/sh.:// identifiziert die Verbindung<br />
als SSH-Kommunikation. Darauf<br />
folgen die Angaben zu Benutzer,<br />
Rechner und Verzeichnis auf dem entfernten<br />
Rechner.<br />
In der zweiten Zeile von Listing 1 sehen<br />
Sie ein Beispiel <strong>für</strong> eine FTP-Verbindung,<br />
die sich im Wesentlichen durch den Präfix<br />
vom ersten Beispiel unterscheidet. Nutzen<br />
Sie eine Datei ~/.netrc, dann klappt<br />
das Login auf der Gegenseite ohne Eingabe<br />
des Passworts. Gleiches gilt, wenn Sie<br />
einen SSH-Schlüssel ohne Passwort verwenden.<br />
Dieses Vorgehen schwächt allerdings<br />
das eigentlich sichere Verfahren.<br />
Haben Sie die Verbinden einmal eingerichtet,<br />
arbeiten Sie wie gewohnt im<br />
Zwei-Fenster-Modus mit Aktionen wie<br />
Kopieren, Verschieben oder Löschen. Für<br />
den einfachen Abgleich von Dateien genügt<br />
dieses Setup allemal. Zudem stehen<br />
Ihnen dabei die eingebauten Funktionen<br />
des Midnight Commanders bereit,<br />
mit denen Sie auf die schnelle Dateien<br />
und Verzeichnisse vergleichen 4 .<br />
Immer synchron<br />
3 Schlank und trotzdem voll netzwerkfähig: Der schlichte Dateimanager<br />
Thunar aus der XFCE-Desktop-Umgebung.<br />
Spezialisten wie etwa Sitecopy û überwachen<br />
Dateien und gleichen diese auf<br />
Befehl zwischen dem lokalen Rechner<br />
und dem Server ab. Fügen Sie an einer<br />
Stelle neue Dateien hinzu, schiebt Sitecopy<br />
diese an die Gegenstelle. Es löscht<br />
dabei nicht mehr benötigte Files und<br />
bringt geänderte Dateien auf den neuesten<br />
Stand. Einzige Voraussetzung: Sie<br />
brauchen einen via FTP oder WebDAV<br />
ansprechbaren Server.<br />
Unter Ubuntu genügt es, im Paketmanager<br />
nach sitecopy zu suchen und<br />
das Archiv einzuspielen. Ähnlich sieht es<br />
bei anderen Distributionen aus. Finden<br />
34 www.linux-user.de<br />
07.2014
Synchronisieren und Sichern<br />
Schwerpunkt<br />
Sie wider erwarten nichts im Repository,<br />
bleibt nur der Griff zum Quellcode.<br />
Die Konfiguration erwartet das Werkzeug<br />
in der versteckten Datei ~/.sitecopyrc,<br />
die alle Informationen zum Server<br />
enthält (Listing 2). Um weitere Seiten<br />
zu synchronisieren, hängen Sie am Ende<br />
der Datei unter einem neuen Namen einen<br />
weiteren Eintrag an.<br />
Alle Zeilen mit einer Raute (#) ignoriert<br />
das Programm. Ansonsten enthält<br />
jede Zeile den Namen einer Einstellung,<br />
gefolgt von einem Leerzeichen und dem<br />
eigentlichen Wert. In der zweiten Zeile<br />
steht die Adresse des Servers (oder alternativ<br />
dessen IP-Adresse). In der nächsten<br />
Zeile folgt hinter protocol das beim<br />
Daten austausch eingesetzte Protokoll,<br />
direkt im Anschluss geben Sie schließlich<br />
die Zugangsdaten an.<br />
Kommt es während der Dateiübertragung<br />
zu einer Störung oder gar zu einem<br />
Verbindungsabbruch, hilft der<br />
Fetch-Mode aus der Klemme: Über die<br />
Option ‐‐fetch untersuchen Sie zunächst<br />
die Situation auf dem Server, ein<br />
anschließendes ‐‐update beseitigt<br />
sämtliche Inkonsistenzen. Einen Überblick<br />
über alle wichtigen Befehle gibt die<br />
Manpage des Tools.<br />
Wegen eines Bugs bricht das Synchronisieren<br />
mit einer Fehlermeldung ab, falls<br />
die entfernte Seite mehrere Ebenen tief<br />
ist. Rufen Sie den Befehl einfach mehrmals<br />
nacheinander auf, bis das Programm<br />
sämtliche Ebenen korrekt anlegt und beginnt,<br />
die einzelnen Dateien zu kopieren.<br />
Neben der Konfigurationsdatei legen<br />
Sie mittels des Befehls mkdir ~/.sitecopy<br />
noch das spezielle Verzeichnis<br />
~/.sitecopy an. Darin speichert das Tool<br />
den jeweils letzten Zustand der Dateien<br />
auf dem Server. Die Dokumentation bezeichnet<br />
ihn als „Storage Directory“.<br />
Sowohl die Konfigurationsdatei als<br />
auch das Storage Directory dürfen nur<br />
<strong>für</strong> Sie selbst zugänglich sein: Andernfalls<br />
verweigert das Programm den<br />
Dienst. Die entsprechenden Benutzerrechte<br />
setzen Sie mit den beiden folgenden<br />
Befehlen:<br />
$ chmod 600 .sitecopyrc<br />
$ chmod 700 .sitecopy<br />
4 Mit den eingebauten Funktionen des Midnight Commanders spüren Sie Änderungen<br />
an Dateien, ob lokal oder entfernt, schnell und zuverlässig auf.<br />
Die Datenübertragung via FTP erfolgt<br />
grundsätzlich unverschlüsselt. Übertragen<br />
Sie wichtige Daten, greifen Sie daher<br />
lieber auf einen externen WebDAV-<br />
Server zu, der SSL beherrscht. Dazu ergänzen<br />
Sie die Datei ~/.sitecopyrc um<br />
die Zeile http secure.<br />
Fazit<br />
Keiner der etablierten Linux-Dateimanager<br />
leistet sich heute den Lapsus, die<br />
gängigen Netzwerkprotokolle zu ignorieren.<br />
Sowohl mit Dolphin unter KDE als<br />
auch mit Thunar und Nautilus/Dateien<br />
unter XFCE beziehungsweise Gnome arbeiten<br />
Sie komfortabel mit Daten auf entfernten<br />
Systemen, genauso als ob sie lokal<br />
auf Ihrem Rechner liegen würden.<br />
Als besonders pfiffig erweist sich dabei<br />
Gnomes GVFS, auch unter XFCE. Da<br />
es die Netzwerkspeicher transparent ins<br />
Dateisystem einbindet, beschränkt sich<br />
der Zugriff nicht auf grafische Werkzeuge<br />
und Editoren: Auch Kommando zeilen<br />
tools können so Dateien auf FTP-Servern<br />
verarbeiten. (cla) n<br />
Listing 1<br />
ENTRY "Webserver" URL "/sh://Benutzer@Host/Verzeichnis"<br />
ENTRY "FTP" URL "/ftp://Benutzer@Host"<br />
Listing 2<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31443<br />
site alicecat<br />
server www.alice.de<br />
protocol ftp<br />
username alice<br />
password cheshire<br />
local /home/alice/website/cats<br />
remote ~/katzen<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
35
Schwerpunkt<br />
Online-Webtools<br />
Praktische Online-Helfer <strong>für</strong> <strong>CMS</strong>-<strong>Einsteiger</strong><br />
Werkzeugkasten<br />
Ob Themes und Templates,<br />
Javascript oder Regexe,<br />
Responsive Design oder<br />
Typografie – der gewiefte<br />
Web designer erleichtert sich<br />
© Karel Miragaya, 123RF<br />
die Arbeit mit den zahlreichen<br />
frei im Netz verfügbaren<br />
Werkzeugen.<br />
Christoph Langner<br />
Als angehender Webentwickler müssen<br />
Sie nicht erst lange suchen, um praktische<br />
Werkzeuge zu finden, die Sie beim<br />
Design und der Umsetzung Ihrer Internetpräsenz<br />
unterstützen: Der Natur der<br />
Sache gemäß finden Sie im WWW zahlreiche<br />
Websites, die nützliche Tools <strong>für</strong> das<br />
Gestalten, Verbessern und Testen von<br />
Webseiten bereithalten. Im Folgenden<br />
stellen wir Ihnen sechs besonders hilfreiche<br />
Vertreter dieser Gattung vor, die Sie<br />
bei der täglichen Arbeit unterstützen.<br />
Readme<br />
Zahlreiche in der Webentwicklung anfallende<br />
Aufgaben lassen sich auch ohne<br />
große Vorkenntnisse mithilfe praktischer<br />
Online-Werkzeuge abwickeln.<br />
Angerichtet<br />
Setzen Sie auf ein populäres <strong>CMS</strong> wie<br />
Wordpress, Drupal oder etwa Serendipity,<br />
dann finden Sie schnell ansprechenden<br />
Templates zur Gestaltung Ihrer Website:<br />
Auf den jeweiligen Projektseiten<br />
sammeln die Entwickler die von der<br />
Community erstellten freien Templates.<br />
So stehen etwa im Themes Directory von<br />
Wordpress unter http:// wordpress. org/<br />
themes über 2500 Templates zur Wahl.<br />
Auch ohne tiefer gehende Kenntnisse<br />
gelingt so schnell der Aufbau einer attraktiven<br />
Webseite, wenn auch Probleme<br />
oft durch Versuch und Irrtum gelöst werden<br />
müssen. Oft liegt die größte Hürde<br />
im korrekten Referenzieren der entsprechenden<br />
Elemente im Stylesheet des<br />
Themes. Muss ich in die style.css jetzt<br />
bsp {...} schreiben, .bsp {...}, #bsp<br />
{...} oder .bsp p {...}? Und<br />
was bezieht sich eigentlich auf was?<br />
Sollten Sie sich nur ungern auf Selfhtml.org<br />
in die Thematik der CSS-Selektoren<br />
einlesen wollen, dann finden Sie<br />
im CSS Diner unter http:// flukeout.<br />
github. io eine praktische Lernhilfe zu<br />
Cascading Style Sheets. In 26 Leveln gilt<br />
es, den richtigen Selektor zu finden.<br />
Links im CSS-Editor tragen Sie Ihre Lösung<br />
ein, rechts in der HTML-Ansicht erscheint<br />
der HTML-Code zu referenzierenden<br />
Elemente 1 .<br />
Javascript-Ablage<br />
Die heutige Webentwicklung kombiniert<br />
HTML, CSS und Javascript. Der HTML-<br />
Code beschreibt dabei lediglich die Inhalte,<br />
die Cascading Style Sheets bestimmen<br />
das Aussehen der Webseite und mit Java<br />
36 www.linux-user.de<br />
07.2014
Online-Webtools<br />
Schwerpunkt<br />
script lassen sich dynamische Elemente<br />
einbinden. Das Zusammenspiel dieser<br />
drei Komponenten fällt angehenden<br />
Webmastern schwer, auch wenn es nur<br />
ein bestehendes Template anzupassen<br />
gilt. Zum Einstieg in die Webentwicklung<br />
gilt es daher, die verschiedenen Techniken<br />
gemeinsam zu testen. Mit JS Bin<br />
(http:// jsbin. com) gelingt dies sehr gut.<br />
Die Oberfläche von JS Bin 2 setzt sich<br />
aus den Panelen HTML, CSS, Javascript,<br />
Console und Result zusammen, die Sie<br />
über die Kopfleiste ein- und ausblenden.<br />
Mit Ausnahme von Result und Console<br />
handelt es sich dabei um Eingabefelder.<br />
Result dagegen fungiert, wie der Name<br />
schon vermuten lässt, als Ausgabefeld,<br />
das Ihre Eingaben sofort umsetzt. Dieses<br />
Bedienlayout haben viele vergleichbare<br />
Dienste adaptiert, auch wenn sich die<br />
Ausrichtung oder Anzahl der Panels von<br />
Dienst zu Dienst unterscheidet.<br />
Die Menüleiste am oberen Fensterrand<br />
bietet erweiterte Einstellungsmöglichkeiten.<br />
Dort speichern Sie Ihr aktuelles Bin<br />
oder setzen einen Milestone zum Archivieren.<br />
Über den Punkt Share geben Sie<br />
das aktuelle Bin frei oder lassen sich den<br />
einzubettenden Code zum Einbinden in<br />
eine andere Webseite anzeigen – so arbeiten<br />
Sie gemeinsam an einem Teil Ihrer<br />
Webseite. Hier besteht auch die Option,<br />
bekannte Frameworks wie jQuery, Mootools,<br />
YUI und viele mehr zu integrieren.<br />
1 Als Web-<strong>Einsteiger</strong> müssen Sie zuerst die Grundlagen verstehen. Das CSS Diner hilft<br />
Ihnen beim Erlernen des Umgangs mit CSS-Selektoren.<br />
Ausdrücklich<br />
Die Wikipedia beschreibt einen regulären<br />
Ausdruck als „Zeichenkette der Informatik,<br />
die der Beschreibung von Mengen<br />
von Zeichenketten mithilfe syntaktischer<br />
Regeln dient“. Das hört sich stark<br />
nach Informatikstudium an, doch spätestens,<br />
wenn Sie in der Shell eine Auswahl<br />
an Dateien mit *.jpg ansprechen,<br />
nutzen Sie einen einfachen regulären<br />
Ausdruck oder kurz gesagt einen Regex.<br />
2 Wer Webseiten entwickelt,<br />
der kann dies inzwischen<br />
auch direkt im<br />
Browser tun – mit einer<br />
webbasierten Entwicklungsumgebung<br />
wie<br />
JS Bin.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
37
Schwerpunkt<br />
Online-Webtools<br />
Echtzeit weiter unten im Text die jeweiligen<br />
Treffer der Suche. Fahren Sie hier mit<br />
dem Mauscursor über die markierten Texte,<br />
erscheinen zusätzliche Informationen.<br />
Alternativ bedienen Sie sich bei den Beispielen<br />
aus der Seitenleiste oder Sie helfen<br />
sich mit einem Blick in das Cheatsheet<br />
und die ausführliche Regex-Referenz.<br />
Aufgehübscht<br />
3 Das Beherrschen von regulären Ausdrücken gehört zu dem Rüstzeug eines jeden Webentwicklers.<br />
Der RegExr hilft Hobby-Webdesignern beim Verstehen dieses Werkzeugs.<br />
Reguläre Ausdrücke kommen nicht nur in<br />
Skripts und beim Programmieren zum<br />
Einsatz, sondern auch beim Entwickeln<br />
von Webseiten: Manchmal angeln Sie damit<br />
per PHP bestimmte Beiträge aus einer<br />
Page, ein anderes Mal wählen Sie per<br />
CSS eine Vielzahl von Elementen aus und<br />
weisen diesen dann einen eigenen Stil<br />
zu. RegExr hilft Ihnen beim Verstehen,<br />
Entwickeln und Testen von Regexen 3 .<br />
Unter http:// regexr. com geben Sie<br />
über eine Weboberfläche eigene reguläre<br />
Ausdrücke ein. Regexr markiert dann in<br />
Das Entwickeln individueller Templates<br />
<strong>für</strong> <strong>CMS</strong>-gestützte Homepages gelingt<br />
dank zahlreicher Template-Vorlagen<br />
meist sehr einfach. Hier eine andere<br />
Schriftart, da etwas mehr Platz zwischen<br />
den Absätzen, dort ein etwas anders eingefärbter<br />
Block – durch simple Änderungen<br />
an den CSS-Dateien des Templates<br />
lässt sich das schnell machen. Am Ende<br />
bläht sich der CSS-Code jedoch kräftig<br />
auf, die Ladezeiten steigen (wenn auch<br />
aufgrund der geringen Größe der Textdateien<br />
nur wenig) und die CSS-Datei<br />
entwickelt sich zu einem unübersichtlichen<br />
Monstrum.<br />
Code Beautify hilft Ihnen dabei, den<br />
CSS-Code Ihrer Webseite – aber auch andere<br />
Code-Dateien, wie HTML, Javascript,<br />
C# oder SQL – abzuspecken und<br />
übersichtlich zu formatieren 4 . Kopieren<br />
Sie dazu den fraglichen Code in den<br />
Webeditor unter http:// codebeautify. org<br />
oder laden Sie ihn über den Open-But<br />
4 Ordnung ist das halbe<br />
Leben – auch beim Programmieren<br />
und Entwickeln<br />
von Webseiten.<br />
Code Beautify räumt CSS-<br />
Code auf und komprimiert<br />
ihn auf Wunsch auf<br />
das Nötigste.<br />
38 www.linux-user.de<br />
07.2014
Online-Webtools<br />
Schwerpunkt<br />
ton und tippen Sie zur Formatierung auf<br />
Beautify. Minify entfernt dagegen sämtliche<br />
<strong>für</strong> die Darstellung im Browser unnötige<br />
Zeichen – also auch Zeilenumbrüche,<br />
Einzüge und Kommentare.<br />
Dadurch lässt sich der Code nur noch<br />
schwer lesen und bearbeiten, der minimierte<br />
Code reduziert jedoch das zu<br />
übertragende Datenvolumen und damit<br />
die Ladezeit.<br />
Angepasst<br />
Aufgrund der Vielfalt von Anzeigegeräten<br />
sollten Sie ihre Webseiten so gestalten,<br />
dass sie sich bei jeder Bildschirmgröße<br />
gut bedienen lassen. Im Jargon<br />
der Webentwickler nennt sich dieser Ansatz<br />
responsives oder reaktionsfähiges<br />
Webdesign. Sehr viele Templates <strong>für</strong> die<br />
diversen <strong>CMS</strong> greifen entsprechende<br />
Techniken bereits auf. Bei Änderungen<br />
an der Webseite gilt es daher, diese auf<br />
möglichst viele unterschiedliche Auflösungen<br />
zu testen. Dabei hilft Ihnen beispielsweise<br />
das browserunabhängige<br />
Bookmarklet Viewport Resizer.<br />
Den Viewport Resizer aktivieren Sie<br />
entweder über einen Klick auf den Button<br />
auf der Homepage unter http:// lab.<br />
maltewassermann. com/ viewport‐resizer,<br />
oder Sie sichern das Bookmarklet in den<br />
Lesezeichen Ihres Browsers – so starten<br />
Sie den Resizer auf jeder Webseite ohne<br />
Umweg. Der Resizer öffnet am oberen<br />
Rand eine schmale Icon-Leiste. Über diese<br />
wählen Sie die Anzeigegröße einer<br />
Reihe von Geräten aus. Per Drag & Drop<br />
an einem der Griffe am Rand des Anzeigebereichs<br />
oder dem Feld Customize bestimmen<br />
Sie die Größe des Viewports 5 .<br />
5 Mit dem Bookmarklet Viewport Resizer testen Sie die Darstellung von Webseiten auf<br />
unterschiedlichen mobilen Geräten.<br />
erstellen Sie einfach per Mausklick ein<br />
entsprechendes Textraster 6 .<br />
Über die Schieberegler im Kopf der<br />
Seite geben Sie die Schriftgröße, die Zeilenhöhe<br />
und einen Skalierungsfaktor<br />
vor. Gridlover blendet nach einem Klick<br />
auf Styles eine Seitenleiste mit dem CSS-<br />
Code des von Ihnen über die Regler generierten<br />
Layouts ein. Dieser lässt sich<br />
dann in eigene Projekte übernehmen.<br />
Den von Gridlover vorgegebenen Blindtext<br />
tauschen Sie unter Content gegen<br />
eigene Inhalte aus. (cla) n<br />
Ausgerichtet<br />
Bei der Gestaltung Ihrer Webseite sollten<br />
Sie nicht nur auf das Positionieren von<br />
Blöcken, Widgets oder Bildern achten,<br />
sondern daneben immer auch ein Auge<br />
auf die Typografie haben. Eine gut gestaltete<br />
Webseite nutzt passende, gut<br />
lesbare Schriftarten und variiert Schriftgrößen<br />
und Abstände bei Überschriften,<br />
Zwischentiteln und Lauftext. Mit dem<br />
Gridlover (http:// www. gridlover. net/ app)<br />
6 Wie groß sollten die Abstände auf Ihrer Webseite zwischen Texten und Überschriften<br />
ausfallen? Gridlover erstellt <strong>für</strong> Sie ein ansprechendes CSS-Layout.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
39
Praxis<br />
LibreOffice Base (Teil 1)<br />
Einstieg in LibreOffice Base<br />
Gut sortiert<br />
Datenbankanwendungen über Assistenten und grafische Editoren<br />
per Mausklick erstellen – ganz ohne SQL und Programmierung: Das verspricht<br />
das LibreOffice-Programm Base nach dem Vorbild von Microsoft Access. Peter Kreußel<br />
© Inhabitant, 123RF<br />
Readme<br />
Dieser Artikel führt Sie am Beispiel einer<br />
Bilddatenbank in die wichtigsten Funktionen<br />
von LibreOffice Base ein: Er erklärt<br />
das Erstellen eines Katalogsystems mit Eingabeformular<br />
und einem Tagging, wie Sie<br />
es von Social Networks her kennen. Der<br />
zweite Teil des Artikels in der folgenden<br />
Ausgabe erklärt, wie Sie eine Suchfunktion<br />
<strong>für</strong> die neue Datenbank erstellen.<br />
Mit Access schuf Microsoft ein Programm,<br />
das relationale SQL-Datenbanken<br />
(siehe Kasten Relationale Datenbanken)<br />
hinter einer grafischen Benutzeroberfläche<br />
verbirgt: SQL-Abfragen und<br />
Formulare <strong>für</strong> die Dateneingabe entstehen<br />
dort per Mausklick, Kenntnisse einer<br />
Programmiersprache benötigt der Anwender<br />
in diesem Fall nicht.<br />
Auch OpenOffice erkannte das Potenzial<br />
einer solchen Software und liefert<br />
seit Ende 2005 das Access-Pendant<br />
Base û mit 1 . An die Arbeit mit grafischen<br />
Benutzeroberflächen gewöhnte<br />
Anwender „programmieren“ mit dessen<br />
Hilfe Bücher- oder Videodatenbanken,<br />
kleinere Unternehmen analysieren damit<br />
ihre Finanzdaten.<br />
Datenspeicher<br />
Den Kern der Bilddatenbank bildet die<br />
Tabelle Bilder: Sie enthält eine Spalte<br />
(„Feld“) <strong>für</strong> jede Eigenschaft eines Fotos,<br />
das Sie speichern möchten. Abbildung<br />
2 schlägt sieben solcher Datenfelder<br />
vor, bei Bedarf bauen Sie aus.<br />
Zum Erstellen der Tabelle wählen Sie<br />
in der linken Spalte im Base-Hauptfenster<br />
Tabellen und klicken unter Aufgaben<br />
auf Tabelle in der Entwurfsansicht erstellen.<br />
Beim ersten Feld id handelt es sich<br />
nicht um ein Datenfeld im eigentlichen<br />
Sinn: Es erscheint nicht im Eingabeformular<br />
und bleibt Ihnen damit verborgen.<br />
Sie brauchen es jedoch, um Bilder<br />
und Kategorien in Relation zu setzen<br />
(siehe Kasten Relationale Datenbanken).<br />
In Base funktioniert zudem die Eingabe<br />
neuer Datensätze in Formularen ohne einen<br />
solchen Schlüssel nicht.<br />
Als Feldtyp <strong>für</strong> die Schlüsselspalte<br />
wählen Sie Integer [ INTEGER ]. Setzen Sie<br />
außerdem in den Feldeigenschaften die<br />
Einstellung Auto-Wert auf Ja. Damit<br />
weist die Datenbank neuen Datensätzen<br />
automatisch einen bisher noch nicht<br />
verwendeten Wert zu. Das kleine Schlüs-<br />
40 www.linux-user.de<br />
07.2014
LibreOffice Base (Teil 1)<br />
Praxis<br />
neten Formulars die rechtsstehende Option<br />
In Blöcken – Beschriftung oben.<br />
Nach Beenden des Assistenten bleibt<br />
das Formular in der Bearbeitungsansicht<br />
geöffnet. Um den Bearbeitungsmodus<br />
der Eingabemaske zu erreichen, wechseln<br />
Sie ins Hauptfenster von Base. Darin<br />
aktivieren Sie in der linken Spalte Formulare<br />
und rechtsklicken im Abschnitt Formulare<br />
auf den eben erzeugten Eintrag<br />
Bilder. Wählen Sie dann aus dem Kontextmenü<br />
bearbeiten.<br />
Abbildung 3 zeigt eine durch Verschieben<br />
und Skalieren einiger Felder<br />
optimierte Version der Eingabemaske.<br />
Das Feld Dateipfad wurde per Rechtsklick<br />
und Auswahl der Option Ersetzen<br />
durch | Grafisches Steuerelement in ein<br />
Feld umgewandelt, das per Doppelklick<br />
einen Dateimanager öffnet. Dort wählen<br />
Sie das Bild aus, das Sie darin platzieren<br />
möchten. Die Größe der so entstandeselsymbol<br />
in der Randspalte kennzeichnet<br />
das Feld als sogenannten Primärschlüssel.<br />
Mit einem Rechtsklick auf den<br />
Feldrand und der Anwahl von Primärschlüssel<br />
aus dem Kontextmenü erheben<br />
Sie das gewählte Feld zu einem solchen.<br />
Das signalisiert der Datenbank: Erzeuge<br />
einen Index <strong>für</strong> einen schnellen Zugriff<br />
und verbiete das mehrfache Verwenden<br />
des gleichen Wertes.<br />
Außer dem Feldtyp Integer kommen in<br />
der Tabelle noch die Typen Text und<br />
Datum/Zeit vor. Text-Feldern weisen die<br />
Feldeigenschaften eine feste Länge zu,<br />
gemäß der die Datenbank pro Datensatz<br />
Speicherplatz zuordnet. Für Titel, Autor<br />
und Dateipfad genügt die Voreinstellung<br />
100, <strong>für</strong> Notizen wählen Sie sicherheitshalber<br />
einen Wert zwischen 500 und<br />
1000 als Maximalgröße.<br />
Der Datentyp Datum/Zeit bündelt ein<br />
Datum und eine Uhrzeit. Weitere oft gebrauchte<br />
Typen sind Dezimal (Fixkommazahlen,<br />
zum Beispiel <strong>für</strong> Währungsdaten)<br />
und Float (Fließkommazahlen, zum<br />
Beispiel <strong>für</strong> physikalische Größen). Es<br />
gibt auch Feldtypen <strong>für</strong> getrenntes Ablegen<br />
von Zeit und Datum. Haben Sie alle<br />
Feldnamen und Feldtypen wie in Abbildung<br />
2 (oder Ihren eigenen Vorstellungen<br />
entsprechend) eingetragen, dann<br />
speichern Sie die Tabelle anschließend<br />
unter dem Namen Bilder.<br />
Bilddatenbank,<br />
Base-Handbuch (ODT, PDF)<br />
LU/base/<br />
Formulare<br />
Ein Doppelklick auf Bilder im Hauptfenster<br />
von Base öffnet die Tabelle in einer<br />
von Tabellenkalkulationen bekannten<br />
Ansicht – ein Eingabeformular 3 sorgt<br />
allerdings <strong>für</strong> mehr Komfort. Der Formularassistent,<br />
den Sie mit Formular unter<br />
Verwendung des Assistenten erstellen…<br />
starten, erzeugt in wenigen Mausklicks<br />
eine Eingabemaske <strong>für</strong> die Tabelle Bilder.<br />
Wählen Sie unter Tabellen und Abfragen<br />
im ersten Schritt des Assistenten<br />
Tabelle: Bilder sowie alle Verfügbaren Felder<br />
bis auf die automatisch erzeugte<br />
id 4 . Nun überspringen Sie die Schritte<br />
zwei bis vier (Erstellen von Unterformularen)<br />
und wählen in Schritt fünf <strong>für</strong> das Ergebnis<br />
aus Abbildung 5 unter Anordnung<br />
der Datenbankfelder des übergeord-<br />
1 Mit Abfrageeditoren und Assistenten (links und unten) löst Base typische<br />
Programmieraufgaben in einer grafischen Oberfläche.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
41
Praxis<br />
LibreOffice Base (Teil 1)<br />
nen Bildvorschau verändern Sie nach Ihrem<br />
eigenen Geschmack. Das Tabellenfeld<br />
speichert jedech nur den Pfad zur<br />
Bilddatei, dessen relative Lage zur Datenbankdatei<br />
dürfen Sie später nicht<br />
mehr verändern. Vor dem Skalieren der<br />
Felder Dateipfad und Notizen lösen Sie<br />
die Gruppierung mit einem Rechtsklick<br />
auf die entsprechenden Felder und der<br />
Anwahl von Gruppierung | Gruppierung<br />
aufheben. Nach einem Doppelklick auf<br />
das Label Dateipfad ändern Sie den Titel<br />
von Dateipfad in Bild.<br />
Um das vergrößerte Notizen-Feld richtig<br />
zu nutzen, klicken Sie doppelt auf das<br />
Eingabefeld, woraufhin die Maske Eigenschaften<br />
erscheint. Ändern Sie darin den<br />
Text-Typ auf mehrzeilig und wählen Sie<br />
zwei Zeilen darüber <strong>für</strong> die Bildlaufleiste<br />
die Option senkrecht. Für die beiden Datumsfelder<br />
aktivieren Sie in der Eigenschaftspalette<br />
die Option aufklappbar,<br />
die jeweils einen praktischen Datumswähler<br />
bereitstellt.<br />
Um bei der Dateneingabe unabhängig<br />
von eventuell ausgeblendeten Symbolleisten<br />
im Programmfenster durch die<br />
Datensätze zu navigieren, fügen Sie eine<br />
Navigationsleiste ein. Das zugehörige<br />
Werkzeug finden Sie in der linken Symbolleiste<br />
unter Weitere Steuerelemente<br />
(rechts, in Abbildung 3 rot hervorgehoben).<br />
Sie blenden diese mithilfe des<br />
ebenfalls hervorgehobenen Buttons auf<br />
der Hauptsymbolleiste links ein. Ziehen<br />
Sie nach dem Aktivieren des Steuerelementwerkzeugs<br />
mit der Maus die Navigationsleiste<br />
auf eine passende Größe.<br />
Nach dem Speichern des Formulars<br />
schließen Sie es. Dann öffnen Sie es per<br />
Doppelklick im Hauptfenster wieder,<br />
diesmal im Eingabemodus statt wie bisher<br />
im Entwurfsmodus. Wie Sie sehen,<br />
hat das weitgehend automatisch erzeugte<br />
Eingabeformular die Tabelle Bilder zu<br />
einer einfachen, aber voll funktionsfähigen<br />
Bilddatenbank ausgebaut, die nun<br />
auf die Eingabe von Daten wartet.<br />
Wie im Kasten Relationale Datenbanken<br />
angedeutet, benötigen Sie <strong>für</strong> das Zuordnen<br />
einer beliebigen Zahl an Kategorien<br />
zu einem Bilddatensatz zwei neue<br />
Tabellen: Kategorien enthält ein Textfeld<br />
Kategorie <strong>für</strong> den Kategorienamen und –<br />
wie schon die Bilder-Tabelle – eine id-<br />
Spalte mit einem Auto-Wert-Schlüssel<br />
vom Typ Integer, den Sie als Primärschlüssel<br />
kennzeichnen.<br />
Flexibel angebunden<br />
Speichern Sie diese Tabelle unter dem<br />
Namen Kategorien und schließen Sie sie.<br />
Öffnen Sie sie danach in der Dateneingabe-Ansicht.<br />
Geben Sie die Kategorien<br />
ein, in die Sie Ihre Bildsammlung einteilen<br />
möchten (an dieser Stelle sparen wir<br />
uns ein gesondertes Eingabeformular).<br />
Die eigentliche Verknüpfung leistet<br />
die Brückentabelle („pivot table“) Bilder-<br />
Kategorien mit ihren Feldern BildId und<br />
KategorieId, die pro Tabellenzeile einen<br />
2 Die Tabelle Bilder speichert beschreibende Daten zu<br />
Bildern auf der Festplatte und bildet somit das Kernstück<br />
der Beispieldatenbank.<br />
3 Eine Eingabemaske <strong>für</strong><br />
die Tabelle Bilder erzeugt<br />
der Base-Assistent weitgehend<br />
automatisch.<br />
42 www.linux-user.de<br />
07.2014
LibreOffice Base (Teil 1)<br />
Praxis<br />
Datensatz aus Bilder mit einem aus Kategorien<br />
über ihre id verknüpft. Um diese<br />
Tabelle zu erstellen, brauchen Sie im<br />
Werkzeug Tabelle in der Entwurfsansicht<br />
erstellen nur die zwei genannten Feldnamen<br />
einzutippen und als Feldtyp Integer<br />
auszuwählen. Beantworten Sie die Frage,<br />
ob Base beim Schließen des Entwurfs<br />
<strong>für</strong> die Tabelle BilderKategorien den noch<br />
fehlenden Primärschlüssel automatisch<br />
erzeugen soll, mit Ja.<br />
Es wäre sehr unhandlich, die verknüpfenden<br />
ids manuell in die Tabelle Bilder-<br />
Kategorien einzutragen. Dazu integrieren<br />
Sie, wie im nächsten Abschnitt beschrieben,<br />
in das Bild-Formular die in Abbildung<br />
6 rot hervorgehobene Tabelle<br />
Kategorien. Diese in ein Unterformular<br />
eingebettete Kategorien-Tabelle zeigt<br />
alle dem aktuellen Datensatz in BilderKategorien<br />
verknüpften Kategorien – plus<br />
eine leere Zeile, in der Sie per Auswahl<br />
aus einem Dropdown-Menü eine neue<br />
Zuordnung <strong>für</strong> den aktuellen Datensatz<br />
einfügen. Bestehende Zuordnungen verändern<br />
Sie auf die gleiche Weise.<br />
Unter und Ober<br />
Base ordnet jedem Formular eine Tabelle<br />
oder Abfrage als Datenquelle zu. Sie<br />
wählen diese nach einem Klick auf den<br />
vierten Button von oben (Formular) in<br />
der linken Schalterleiste der Bearbeitungsansicht<br />
im Reiter Daten 7 . Für das<br />
Formular Bilder erzeugte der Assistent<br />
bereits die richtige Zuordnung.<br />
4 Im Formularassistenten brauchen Sie nur die Felder und die Formatierung zu wählen,<br />
in der der Assistent die Felder im automatisch erzeugten Formular anordnet.<br />
Um Daten aus der Tabelle Kategorien in<br />
das Eingabeformular einzubinden, benötigen<br />
Sie ein sogenanntes Unterformular<br />
mit einer vom Hauptformular unabhängigen<br />
Datenquellenbindung. Um<br />
es zu erstellen, öffnen Sie den Formularnavigator<br />
mit dem in Abbildung 8<br />
markierten Schalter in der unteren Leiste<br />
der Formularbearbeitungsansicht.<br />
Im Formularnavigator wählen Sie nach<br />
einem Rechtsklick auf das vom Assistenten<br />
generierte MainForm die Option<br />
Neu | Formular und tippen als Name <strong>für</strong><br />
das Unterformular Kategorien ein. Ein<br />
Rechtsklick auf das neue Unterformular<br />
öffnet dessen Eigenschaften-Palette, in<br />
der Sie im Reiter Daten <strong>für</strong> Art des Inhalts<br />
Relationale Datenbanken<br />
Relationale Datenbanken speichern Daten in Tabellen mit fester<br />
Spaltenzahl („Felder“). Die starre Struktur erlaubt einen schnellen<br />
Zugriff. Allerdings ergibt sich daraus die Notwendigkeit, zusammengehörige<br />
Daten auf mehrere Tabellen zu verteilen („Normalisieren“).<br />
Ein Beispiel: Sie möchten <strong>für</strong> Ihre Bücher nicht nur bibliografische<br />
Daten speichern, wie Autor und Titel, sondern jedes davon auch einer<br />
oder mehreren Kategorien zuordnen. Eine einfache, jedoch offensichtlich<br />
ineffiziente Lösung wäre, in der Tabelle Bücher die Spalten<br />
Kategorie 1, Kategorie 2 und so weiter zu erstellen.<br />
Im Beispiel wäre die Anzahl der möglichen Kategorien pro Buch<br />
ohne Grund auf drei begrenzt. Unpraktisch ist auch, dass beim Löschen<br />
der Kategorie 1 die Werte aus Kategorie 2 und Kategorie 3<br />
nicht automatisch auf die nun freie höchste Ebene nachrücken.<br />
Um diese Probleme zu lösen, teilen relationale Datenbanksysteme<br />
Daten mit starrer Feldzahl und die in wechselnder Anzahl zugeordneten<br />
Kategorien einfach auf mehrere Tabellen auf: Die Tabelle Bücher<br />
speichert die Pflichtfelder <strong>für</strong> das jeweilige Objekt, Kategorien<br />
dagegen alle bereits vergebenen Kategorien.<br />
Jeder Datensatz beider Tabellen enthält außerdem einen automatisch<br />
erzeugten eindeutigen Zahlencode („Schlüssel“). Um Bücher<br />
einer oder mehreren Kategorien zuzuordnen, fehlt nur noch eine<br />
dritte Tabelle BuchKategorien mit den Feldern BuchId und KategorieId,<br />
die ein Buch über seinen Schlüssel BuchId mit einem Kategorieschlüssel<br />
(KategorieId) korreliert.<br />
So lassen sich Verknüpfungen in beliebiger Anzahl hinzufügen und<br />
wieder löschen, ohne dass Lücken in einer der Tabellen entstehen.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
43
Praxis<br />
LibreOffice Base (Teil 1)<br />
Tabelle und <strong>für</strong> Inhalt die zuvor erstellte<br />
Brückentabelle mit dem Namen Bilder-<br />
Kategorien auswählen.<br />
Dank dieser Einstellung greifen nun<br />
alle Datenfelder innerhalb des Unterformulars<br />
auf die Tabelle BilderKategorien<br />
zu, bisher jedoch auf die gesamte Tabelle.<br />
Uns interessieren aber nur die Kategorien-Verknüpfungen<br />
<strong>für</strong> den im<br />
Hauptformular geöffneten Datensatz.<br />
Daher gilt es, im nächsten Schritt in den<br />
Daten-Eigenschaften des Unterformulars<br />
die Felder Verknüpfen von und Verknüpfen<br />
nach auszufüllen.<br />
5 So sieht die vom Assistenten erzeugte Rohform des Eingabeformulars aus.<br />
6 Das rot markierte Unterformular ordnet ein Bild beliebig vielen Kategorien zu.<br />
7 Jedes Formular<br />
ist an eine<br />
Datenquelle (Abfrage<br />
oder Tabelle)<br />
gebunden.<br />
Mithilfe von eingebetteten<br />
Unterformularen<br />
greift<br />
eine Maske trotzdem<br />
auf mehrere<br />
Tabellen zu.<br />
Ein Klick auf das Ellipsen-Symbol (…)<br />
hinter Verknüpfen von öffnet den Dialog<br />
Felder Verknüpfen, in dem Sie die extra<br />
<strong>für</strong> die Zuordnung angelegten Felder<br />
der Tabellen BilderKategorien und Bilder<br />
auswählen, also BilderId und id. Das beschränkt<br />
das Unterformular auf die Zeilen<br />
aus BilderKategorien, deren BilderId<br />
mit der id des geöffneten Datensatzes<br />
im Hauptformular übereinstimmt.<br />
Zeilenweise<br />
Anders als im Hauptformular, das nur jeweils<br />
einen Datensatz anzeigt, sollen im<br />
Kategorien-Unterformular alle verknüpften<br />
Kategorien gleichzeitig erscheinen.<br />
Statt einfacher Textfelder brauchen Sie<br />
dazu ein mehrzeiliges Tabellen-Steuerelement<br />
9 , das Sie mithilfe der bereits erwähnten<br />
Symbolleiste Weitere Steuerelemente<br />
in das bisher noch leere Unterformular<br />
einfügen. Achten Sie darauf, dass<br />
im bereits erwähnten Formularnavigator<br />
das Unterformular Kategorien aktiv ist,<br />
denn nur dann landen neue Steuerelemente<br />
im Unterformular und haben Zugriff<br />
auf dessen Datenquelle.<br />
Schaffen Sie vorher durch Verkleinern<br />
des Felds Notizen etwas Platz. Ziehen Sie<br />
dann mit dem Tabellen-Steuerelement-<br />
Werkzeug die Kategorien-Tabelle auf,<br />
wie in Abbildung 6 zu sehen. Den sich<br />
nach dem Aufziehen startenden Assistenten<br />
brechen Sie ab. Öffnen Sie die Eigenschaftspalette<br />
mit einem Rechtsklick<br />
auf das Tabellen-Steuerelement und die<br />
Option Kontrollfeld, und setzen Sie die<br />
Einstellungen Symbolleiste Navigation<br />
und Datensatzmarkierer auf nein. Das in<br />
der Abbildung gezeigte Tabellensteuerelement<br />
ist nun vorhanden, enthält aber<br />
noch keine Datenfelder.<br />
Fügen Sie nun mit einem Rechtsklick<br />
auf den Tabellenkopf ein Listenfeld ein,<br />
das Sie mit einem weiteren Rechtsklick<br />
auf die nun entstandene Spalte Listenfeld<br />
1 und Auswahl des Menüpunkts<br />
Spalte weiter anpassen: Verändern Sie im<br />
Reiter Allgemein den Titel zu Kategorien.<br />
Im Reiter Daten koppeln Sie das Datenfeld<br />
an die Spalte aus BilderKategorien,<br />
die die verknüpfte Kategorie speichert,<br />
also KategorieId.<br />
44 www.linux-user.de<br />
07.2014
LibreOffice Base (Teil 1)<br />
Praxis<br />
Im Listenfeld soll jedoch nicht der numerische<br />
Kategorieschlüssel KategorieId erscheinen.<br />
Statt Schlüsselnummern wie<br />
1,2 oder 3 erwarten wir eine Auswahl<br />
zwischen Kategorien wie Porträt, Landschaft<br />
oder Stillleben. Diese Kategoriennamen<br />
stehen allerdings nicht in der an<br />
das Unterformular gebundenen Tabelle<br />
BilderKategorien, sondern in Kategorien.<br />
Wer nicht fragt, bleibt dumm<br />
8 Der Formularnavigator zeigt eine Übersicht der Steuerelemente in der Eingabemaske.<br />
Per Rechtsklick verändern Sie deren Einstellungen oder fügen Unterformulare ein.<br />
Deswegen erzeugt der Feldtyp Listenfeld<br />
die sichtbaren Listeneinträge aus einer<br />
externen Datenquelle. Die weicht vom<br />
Datenfeld ab, in der das Listenfeld seine<br />
Daten ablegt, und sollte pro Listeneintrag<br />
mindestens zwei Felder enthalten<br />
(vergleiche Abbildung 0 , Listenfeld<br />
Kategorien).<br />
Das erste Feld der Datenquelle erscheint<br />
sichtbar in der Liste. Ein anderes<br />
gebundenes Feld liefert den Wert, der<br />
nach Auswahl einer Option in der Tabelle<br />
BilderKategorien landet. Die Einstellung<br />
gebundenes Feld entscheidet darüber,<br />
um welches davon es sich handelt;<br />
die Spaltenzählung beginnt mit null.<br />
Lautete die Reihenfolge der Felder in<br />
der Kategorien-Tabelle Kategorie, id,<br />
dann könnten Sie die Tabelle direkt als<br />
Listeninhalt nutzen. Laut Konvention bildet<br />
aber die id das erste Feld. Deswegen<br />
benötigen Sie an dieser Stelle eine simple<br />
Abfrage, um die Reihenfolge der Felder<br />
umzudrehen. Als Bonus sortiert die<br />
Abfrage die Kategorienamen alphabetisch.<br />
Klicken Sie im Base-Hauptfenster<br />
in der linken Spalte auf Abfragen und<br />
wählen Sie Abfrage in der Entwurfsansicht<br />
erstellen…. Auf die Frage nach hinzuzufügenden<br />
Tabellen wählen Sie Kategorien,<br />
Hinzufügen und dann Schließen.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
45
Praxis<br />
LibreOffice Base (Teil 1)<br />
9 Ein Tabellen-Steuerelement zeigt alle<br />
Datensätze eines (Unter-)Formulars als Tabellenzeilen<br />
an. Wie gewöhnliche Formulare<br />
kennt es unterschiedliche Feldtypen,<br />
wie das im Beispiel genutzte Listenfeld.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32212<br />
Dann brauchen Sie nur noch die Felder<br />
Kategorie und id aus der als Kasten dargestellten<br />
Tabelle auf zwei leere Tabellenspalten<br />
in der unteren Hälfte des<br />
Query Designers zu ziehen. Für die Spalte<br />
Kategorie wählen Sie unter dem Parameter<br />
Sortierung den Wert aufsteigend und<br />
speichern die Abfrage unter dem Namen<br />
Kategorienliste.<br />
Abgefragt<br />
Nun wählen Sie in den Eigenschaften der<br />
eben erstellten Listenfeld-Spalte Abfrage<br />
als Art der Abfrage und die Abfrage Kategorienliste<br />
als Inhalt. Gebundenes Feld erhält<br />
den Wert 1, was bei nullbasierter<br />
Zählung der zweiten Spalte der Abfrage<br />
entspricht, also der entsprechenden id<br />
der Tabelle Kategorien.<br />
Die Abfrage Kategorienliste können Sie<br />
sich als virtuelle Tabelle vorstellen, die<br />
den Inhalt der Tabelle Kategorien in Echtzeit<br />
neu zusammenstellt. Selten fallen<br />
Abfragen so schlicht aus; meist kombinieren<br />
Sie Felder mehrerer Tabellen oder<br />
filtern bestimmte Datensätze anhand<br />
der im Abfrageneditor in der Zeile Kriterium<br />
eingetragenen Bedingungen. Eine<br />
solche Abfrage erklärt der zweite Teil des<br />
Workshops in der nächsten Ausgabe, in<br />
dem es unter anderem um das Programmieren<br />
einer Suchfunktion <strong>für</strong> die Bilddatenbank<br />
geht.<br />
Fazit …<br />
Rekapitulieren wir noch einmal die<br />
Funktion des Kategoriesystems anhand<br />
von Abbildung 0 : Im Hauptformular ist<br />
ein Datensatz aus Bilder offen. Passend<br />
zu dessen id wählt das Unterformular<br />
Datensätze aus der Pivot-Tabelle Bilder-<br />
Kategorien gemäß der Verknüpfung Bilder.id<br />
= BilderKategorien.BildId.<br />
Das Tabellensteuerelement enthält<br />
pro Unterformular-Datensatz eine Listenfeld-Zeile,<br />
das den zur KategorieId<br />
passenden Kategorienamen aus Bilder-<br />
Kategorien anzeigt oder die neue KategorieId<br />
in BilderKategorien ablegt.<br />
… und Ausblick<br />
In diesem Teil des Workshops hat Ihnen<br />
der Formularassistent viel Arbeit abgenommen<br />
hat. In der zweiten Folge wird<br />
sich aber zeigen, dass sich in Base (wie<br />
auch in Microsoft Access) nicht alle Aufgabenstellungen<br />
ohne Kenntnisse der<br />
datenbankspezifischen Programmiersprache<br />
SQL lösen lassen.<br />
Weitere Anstöße und praktische Beispiele<br />
liefert das als PDF und ODF-Datei<br />
im Internet verfügbare offizielle Base-<br />
Handbuch û, das weit über die mitgelieferte<br />
Onlinehilfe hinausgeht. Sie finden<br />
es auch auf der Heft-DVD zu dieser<br />
Ausgabe. (tle) n<br />
0 So funktioniert das Zuordnen: Ein Unterformular bindet per Verknüpfung der id in Bild zu BildId in Kategorien alle dem Datensatz zugeordneten<br />
Kategorien ein. Ein Listenfeld nimmt eine Verknüpfung vor: Es zeigt den zur KategorieId passenden Namen.<br />
46 www.linux-user.de<br />
07.2014
Praxis<br />
Graphviz<br />
Mit Graphviz komplexe Strukturen veranschaulichen<br />
Richtig ausgerichtet<br />
Netzwerkpläne, verschachtelte Abhängigkeiten oder binäre Bäume – mit Graphviz<br />
visualisieren Sie auf einfache Weise komplexe Zusammenhänge. Frank Hofmann<br />
© Mn-que, sxc.hu<br />
Readme<br />
In der Open-Source-Landschaft ist das<br />
Programm Graphviz û seit Längerem<br />
fest verankert (siehe Kasten Aus den Bell<br />
Labs). Vielfach leistet es unbemerkt im<br />
Hintergrund seine Dienste, etwa beim<br />
automatischen Erstellen von Abbildungen<br />
auf einem Webserver über ein Skript<br />
aus einer Datenbank heraus. Die Markdown-Sprache<br />
Asciidoc û bietet die<br />
Möglichkeit, Graphviz-Daten direkt einzubetten<br />
– der Compiler übersetzt diese<br />
Abschnitte automatisch in entsprechende<br />
Grafiken. Für das Dokumentationssystem<br />
Doxygen û und diverse Wiki-<br />
Plattformen stehen passende Plugins<br />
bereit. Ebenso kommt Graphviz in Puppet<br />
û zum Einsatz – hier zum Erzeugen<br />
von Ressourcen-Graphen.<br />
Die Graphen-Software Graphviz bietet bereits<br />
umfangreiche Möglichkeiten. Eine<br />
Reihe von Anwendungsbeispielen zeigt,<br />
dass das Programm oft mit wenig Aufwand<br />
einen erheblichen Beitrag leistet, um Zusammenhänge<br />
zu verdeutlichen.<br />
Graphviz-Serie<br />
Michael Niedermair:<br />
„Richtig arrangiert“<br />
Michael Niedermair:<br />
„Dot2tex“<br />
LU 01/2014, S. 46 http:// www. linux‐community. de/ 28542<br />
LU 06/2014, S. 40 http:// www. linux‐community. de/ 28543<br />
48 www.linux-user.de<br />
07.2014
Graphviz<br />
Praxis<br />
Im nächsten Schritt steht das Übersetzen<br />
der Datei mit einem der genannten<br />
Tools in ein Ausgabeformat an (GIF,<br />
PNG, SVG, PDF, Postscript). Der folgende<br />
Befehl erzeugt aus graph.dot eine Abbildung<br />
im PNG-Format:<br />
$ dot ‐Tpng graph.dot ‐o graph.png<br />
Beim Verarbeiten gerichteter und ungerichteter<br />
Graphen (siehe Kasten Graphen-Typen)<br />
helfen die Kommandozeilenwerkzeuge<br />
dot, neato, fdp, circo und<br />
twopi. Sie alle gehören zum Graphviz-<br />
Paket und setzen jeweils spezifische Algorithmen<br />
aus der Graphentheorie zur<br />
Reduktion von Kantenlängen, Separierung<br />
von Teilgraphen und Erkennen von<br />
Zusammenhangskomponenten û um.<br />
Arbeitsablauf<br />
Zunächst erzeugen Sie mit einem Texteditor<br />
eine Beschreibung der Elemente<br />
und deren Abhängigkeiten untereinander<br />
und speichern diese als Textdatei ab.<br />
Der Aufbau der Dot-Datei gestaltet sich<br />
recht einfach: Zunächst definieren Sie<br />
einen Graphen (Listing 1, Zeile 1). Mit<br />
dem Schlüsselwort digraph beginnt ein<br />
gerichteter Graph, auf Englisch abgekürzt<br />
<strong>für</strong> „directed graph“. Vergessen Sie<br />
keinesfalls die öffnende, geschweifte<br />
Klammer nach dem Schlüsselwort.<br />
In den darauffolgenden Zeilen spezifizieren<br />
Sie die drei Knoten A, B und C<br />
mit entsprechenden Attributen zum<br />
Gestalten der Knoten und Kanten. Jede<br />
Zeile schließen Sie am Ende mit einem<br />
Semikolon ab. Als Name eines Knotens<br />
verwenden Sie entweder einen Bezeichner,<br />
wie er in der Programmiersprache<br />
C zulässig ist, oder eine Zahl<br />
beziehungsweise eine in Anführungszeichen<br />
eingeschlossene Zeichenkette.<br />
Leer-, Steuer- und sonstige Satzzeichen<br />
respektiert Dot ebenfalls. Mehrzeilige<br />
Beschriftungen erzeugen Sie mittels \n<br />
<strong>für</strong> einen Zeilenumbruch. Die Beschriftung<br />
erscheint dann mittig.<br />
Der Operator ‐> erzeugt eine Kante<br />
zwischen zwei Punkten in der entsprechenden<br />
Richtung. In Zeile 6 schließen<br />
Sie die Definition des Graphen mit einer<br />
geschweiften Klammer ab. Mit der Vergabe<br />
von Attributen steuern Sie das<br />
Aussehen des Graphen. Die Attribute geben<br />
Sie in eckigen Klammern an. Das ist<br />
entweder als allgemeine Anweisung <strong>für</strong><br />
Aus den Bell Labs<br />
Die plattformübergreifende Visualisierungssoftware<br />
Graphviz stammt ursprünglich<br />
von AT&T und den Bell Labs. Die Software<br />
existiert seit 1988, steht unter der<br />
Eclipse Public License (EPL) û und läuft<br />
unter den Betriebssystemen Linux, Solaris,<br />
Windows und Mac OS X. Für alle Distributionen<br />
stehen stabile Pakete bereit.<br />
Graphen-Typen<br />
Ein Graph besteht aus einer Menge von<br />
Knoten und Kanten, wobei eine Kante<br />
stets zwei Knoten miteinander verbindet.<br />
Es gibt zwei Typen von Graphen: ungerichtet<br />
und gerichtet. Bei einem ungerichteten<br />
Graphen weisen die Kanten keine<br />
Angabe zur Richtung auf. Bei gerichteten<br />
Graphen dagegen verfügen alle Kanten<br />
über eine solche. Diese gibt die Leserichtung<br />
vor, ähnlich einer Einbahnstraße.<br />
Listing 1<br />
01 digraph G {<br />
02 A ‐> B [style=dotted];<br />
03 A ‐> C [color=red,<br />
label="Beschriftung"];<br />
04 C [shape=box, style=filled,<br />
color="0.7 0.7 0.0"];<br />
05 B ‐> C;<br />
06 }<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
49
Praxis<br />
Graphviz<br />
alle nachfolgenden Elemente möglich<br />
oder nur <strong>für</strong> einzelne Knoten. Letzteres<br />
zeigen die Zeilen 2 und 3 in Listing 1.<br />
Des Weiteren definiert Zeile 2 eine gepunktete<br />
Linie, Zeile 3 stattdessen eine<br />
rot gefärbte Linie mit einer Beschriftung<br />
der Kante. Dazu verwenden Sie das Attribut<br />
label, gefolgt von einem Gleichheitszeichen<br />
und dem Inhalt in Anführungszeichen.<br />
In Zeile 4 legen Sie <strong>für</strong><br />
den Knoten C einen eckigen Rahmen<br />
fest, dessen Inhalt eine blaue Farbe erhält.<br />
Den Farbwert setzen Sie aus den<br />
Rot-, Grün- und Blau-Anteilen zusammen.<br />
Abbildung 1 zeigt den Quellcode<br />
und das Ergebnis im Bildbetrachter.<br />
In der Arbeit mit dem Rechner eignet<br />
sich Graphviz unter anderem dazu, Verzeichnishierarchien<br />
zu visualisieren. Ein<br />
Graph zeigt in einer Baumstruktur, wo<br />
sich möglicherweise unerwünschte Ordner<br />
angesammelt haben. Das Programm<br />
bietet mit der Option folder <strong>für</strong> die Ausgabe<br />
der Knoten kleine Symbole an, deren<br />
Aussehen sich an jenes von Ordnern<br />
im Dateimanager anlehnt (Listing 2).<br />
Die Datei übersetzen Sie analog zum<br />
vorher gezeigten Beispiel. Abbildung 2<br />
präsentiert die erzeugte Grafik. Nutzen<br />
Sie eines der anderen Werkzeuge, übersetzen<br />
diese obige Beschreibung zwar<br />
anstandslos, ordnen die Objekte aber<br />
kreisförmig an, was der gewohnten Sicht<br />
auf ein Dateisystem entgegensteht.<br />
Mit etwas Geschick ließe sich die Dot-<br />
Datei aus einem Skript heraus erzeugen.<br />
Auf diese Weise würden Sie sich automatisiert<br />
einen Überblick über einen Zweig<br />
des Dateisystems verschaffen.<br />
Binärer Baum<br />
Bäume bestehen als Datenstrukturen<br />
aus Knoten und Kanten, wobei die Wurzel<br />
den oberste Knoten bildet. Binäre<br />
Bäume verfügen über zwei Sorten von<br />
Knoten – äußere (ohne Nachfolger) und<br />
innere (mit genau zwei Nachfolgern).<br />
Das vorrangige Einsatzgebiet solcher<br />
Binärbäume stellt das Strukturieren und<br />
die möglichst effiziente Suche in sortierten<br />
Datenmengen dar.<br />
Graphviz nimmt Ihnen beim Umgang<br />
mit solchen Graphen Arbeit ab. Listing 3<br />
zeigt, wie Sie einen solchen binären<br />
Baum mit der Software erstellen. Nachdem<br />
Sie zunächst in Zeile 2 das Aussehen<br />
aller Knoten als Rechteck festgelegt<br />
haben, definieren Sie in den Zeilen 4<br />
bis 8 die Struktur und die Inhalte.<br />
Jeder Knoten verfügt über drei Elemente:<br />
Einen Verweis auf den nachfolgenden,<br />
linken Knoten (benannt mit l),<br />
ein mittleres Datenfeld mit Inhalt (benannt<br />
mit m) sowie einen Verweis auf<br />
den nachfolgenden, rechten Knoten (benannt<br />
mit r). Auf die einzelnen Elemente<br />
greifen Sie später über deren Namen zu.<br />
1 Farbige Visualisierung eines gerichteten Graphen mit drei Knoten.<br />
Listing 2<br />
01 graph {<br />
02 "/" [shape=folder];<br />
03 "/boot" [shape=folder];<br />
04 "/usr" [shape=folder];<br />
05 "/home" [shape=folder];<br />
06 "/var" [shape=folder];<br />
07 "/frank" [shape=folder];<br />
08 "/peter" [shape=folder];<br />
09 "/" ‐‐ "/boot";<br />
10 "/" ‐‐ "/usr";<br />
11 "/" ‐‐ "/home";<br />
12 "/" ‐‐ "/var";<br />
13 "/home" ‐‐ "/frank";<br />
14 "/home" ‐‐ "/peter";<br />
15 }<br />
50 www.linux-user.de<br />
07.2014
Graphviz<br />
Praxis<br />
3 Die Pfeile <strong>für</strong> den binären Suchbaum<br />
setzt Graphviz automatisch an die richtigen<br />
Stellen, wenn Sie die korrekte Syntax<br />
verwenden.<br />
2 Graphviz bringt von Haus aus eine<br />
kleine Grafik mit, die sich dazu eignet, um<br />
Ordner in einer Verzeichnishierarchie zu<br />
symbolisieren.<br />
In Zeile 10 verknüpfen Sie das linke Element<br />
von knoten0 mit dem mittleren<br />
Element von knoten1. Die anderen Knoten<br />
binden Sie in ähnlicher Weise ein.<br />
Das gewünschte Element des jeweiligen<br />
Knotens adressieren Sie über den Namen<br />
des Elements, durch einen Doppelpunkt<br />
separiert vom Namen des Knotens.<br />
Damit bestimmen Sie die Position,<br />
auf die der Pfeil zeigt. Das nachfolgende<br />
Übersetzen erzeugt die gewünschten<br />
Kästchen und Linien 3 .<br />
Datenstruktur als Hashes<br />
Beim Programmieren kommen häufig<br />
Datenstrukturen in Form eines Hashes<br />
zum Einsatz, wie etwa assoziative Arrays<br />
û. Graphviz bildet solche Strukturen<br />
ohne komplexe Verrenkungen ab,<br />
wenn Sie die richtige Syntax verwenden.<br />
So legt die Zeile 2 von Listing 4 fest, dass<br />
Sie einen gerichteten Graphen generieren<br />
möchten – der Parameter LR bestimmt<br />
dabei die Richtung von links<br />
nach rechts.<br />
Die Zeilen 5 bis 11 definieren den Inhalt<br />
des Knotens als zusätzliche Struktur<br />
und greifen später auf die einzelnen Elemente<br />
über deren Namen zu. Dabei hat<br />
knoten0 (Zeile 5) die drei Elemente f0, f1<br />
und f2, während knoten1 bis knoten5<br />
(Zeile 7 bis 11) jeweils über die beiden<br />
4 Wer sich beim<br />
Programmieren die<br />
Zusammenhänge<br />
von Hash-Tabellen<br />
klarmachen möchte,<br />
dem hilft Graphviz<br />
mit den entsprechenden<br />
Funktionen.<br />
Listing 3<br />
01 digraph G {<br />
02 node [shape=record, height=0.1];<br />
03 <br />
04 knoten0 [label = " | H | "];<br />
05 knoten1 [label = " | D | "];<br />
06 knoten2 [label = " | A | "];<br />
07 knoten3 [label = " | P | "];<br />
08 knoten4 [label = " | W | "];<br />
09 <br />
10 knoten0:l ‐> knoten1:m;<br />
11 knoten1:l ‐> knoten2:m;<br />
12 knoten0:r ‐> knoten3:m;<br />
13 knoten1:r ‐> knoten4:m;<br />
14 }<br />
Listing 4<br />
01 digraph G {<br />
02 rankdir=LR;<br />
03 node [shape=record, width=0.1, height=0.1];<br />
04 <br />
05 knoten0 [label = " | | ", height=1.5];<br />
06 node [width=1.5];<br />
07 knoten1 [label = "{ n14 | 719 | }"];<br />
08 knoten2 [label = "{ k71 | 216 | }"];<br />
09 knoten3 [label = "{ n39 | 771 | }"];<br />
10 knoten4 [label = "{ k56 | 250 | }"];<br />
11 knoten5 [label = "{ a34 | 125 | }"];<br />
12 <br />
13 knoten0:f0 ‐> knoten1:n;<br />
14 knoten1:p ‐> knoten2:n;<br />
15 knoten0:f1 ‐> knoten3:n;<br />
16 knoten0:f2 ‐> knoten4:n;<br />
17 knoten4:p ‐> knoten5:n;<br />
18 }<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
51
Praxis<br />
Graphviz<br />
den Sie die Abhängigkeiten zwischen<br />
Paketen auf einem Debian-basierten<br />
System. Dazu erwartet es als Parameter<br />
den Namen eines oder mehrerer Pakete<br />
– der Einfachheit halber verwenden wir<br />
im Beispiel lediglich sqlite3 <strong>für</strong> die Datenbank<br />
SQLite3 û.<br />
Das Programm liefert das Ergebnis im<br />
Dot-Format. Der Aufruf aus Listing 5 erzeugt<br />
auf der Kommandozeile die angesprochene<br />
Liste und leitet das Ergebnis<br />
in die Datei sqlite3.dot um 5 . Daraus<br />
generieren Sie mit Dot eine Bilddatei 6 .<br />
Pfade hervorheben<br />
5 Die Dot-Beschreibung zu den Abhängigkeiten des Pakets sqlite3 auf einem Debianbasierten<br />
System wirkt komplex, der entsprechende Graph erscheint eingängig.<br />
Listing 5<br />
$ debtree sqlite3 > sqlite3.dot<br />
$ dot ‐Tpng sqlite3.dot ><br />
sqlite3.png<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31703<br />
Elemente n und p verfügen. Das mittlere<br />
Element hat keinen Bezeichner, sondern<br />
nur den angegebenen Wert. Das Verlinken<br />
der Knoten erfolgt in den Zeilen 13<br />
bis 17, den Rest übernimmt Graphviz 4 .<br />
Ein anderes Beispiel stammt direkt aus<br />
dem „Motorraum“ eines Linux-Systems:<br />
Mit dem Programm Debtree û erkun-<br />
Listing 6<br />
01 graph {<br />
02 a ‐‐ b ‐‐ d ‐‐ c ‐‐<br />
f[color=red,penwidth=3.0];<br />
03 b ‐‐ c;<br />
04 d ‐‐ e;<br />
05 e ‐‐ f;<br />
06 a ‐‐ d;<br />
07 }<br />
Manchmal interessiert in einem Graphen<br />
ein bestimmter Pfad, wie etwa die kürzeste<br />
Verbindung zwischen zwei Punkten<br />
– zum Beispiel beim Planen einer<br />
Route in einem Wegenetz. Meist erhalten<br />
die Kanten zusätzliche Eigenschaften,<br />
wie die Distanz, die Beschaffenheit<br />
der Wege (Straßenzustand) oder aktuelle<br />
Hindernisse wie Baustellen oder Staus.<br />
All diese Kriterien fließen in die Bewertung<br />
einer Route mit ein.<br />
Abbildung 7 zeigt ein relativ einfaches<br />
Beispiel. Die rote Farbe und die veränderte<br />
Breite der Linie erreichen Sie<br />
über die Attribute color und penwidth.<br />
Um das gleichmäßige Sechseck zu erhalten,<br />
rufen Sie beim Übersetzen von Listing<br />
6 das Kommando circo auf – alle<br />
anderen Elemente bleiben identisch.<br />
Dot-Betrachter<br />
Neben dem im Graphviz-Paket mitgelieferten<br />
und eher antik wirkenden Programm<br />
dotty förderte eine Recherche<br />
6 Mit Debtree und Graphviz sehen Sie auf einen Blick, was <strong>für</strong> einen Rattenschwanz an Programmen eine Installation nach sich zöge.<br />
52 www.linux-user.de<br />
07.2014
Graphviz<br />
Praxis<br />
Fazit<br />
7 Pfad in einem Netzwerk.<br />
im Web unter anderem Smyrna û und<br />
ZGRViewer û zutage. Ersteres hat den<br />
Status „experimentell“, macht aber nach<br />
einem Blick in die Dokumentation einen<br />
vielversprechenden Eindruck. ZGRViewer<br />
basiert auf Java-Programmcode, der<br />
bislang nicht <strong>für</strong> Debian oder Ubuntu als<br />
Paket vorhanden ist.<br />
Graphviz versteht sich auf sehr umfangreiche<br />
Beschreibungen, die sogar Verläufe<br />
in den Farben enthalten dürfen. Fühlen<br />
Sie sich mit dem Programm trotz dieses<br />
Umfangs ungenügend bedient, hilft<br />
ein Blick auf ähnliche Projekte. Dazu gehören<br />
unter anderem GraphML û, die<br />
Graph Exchange Language (GXL) û<br />
oder die Innereien des Formats Scalable<br />
Vector Graphics (SVG). Alle drei definieren<br />
Strukturen von Grafiken auf der Basis<br />
von XML-Formaten. Für GXL finden sich<br />
im Graphviz-Paket passende Konverter<br />
von und nach Dot. (agr) n<br />
Danksagung<br />
Der Autor bedankt sich bei Axel Beckert,<br />
Wolfram Eifler und Thomas Winde <strong>für</strong> deren<br />
kritische Anmerkungen und Kommentare<br />
im Vorfeld dieses Artikels.<br />
Der Autor<br />
Frank Hofmann (http:// www. efho. de) arbeitet<br />
in Berlin im Büro 2.0, einem Open-Source Experten-Netzwerk,<br />
als Dienstleister. Der Mitgründer<br />
des Schulungsunternehmens Wizards of<br />
FOSS koordiniert seit 2008 das Regionaltreffen<br />
der LUGs aus der Region Berlin-Brandenburg.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
53
Praxis<br />
Kontact-Debugging<br />
Fehlersuche in Kontact, Akonadi und Nepomuk<br />
Pannenhelfer<br />
© Svedoliver, 123RF<br />
KDEs Groupware-Client Kontact glänzt zwar mit einer<br />
beeindruckenden Vielfalt an Funktionen, produziert jedoch<br />
gelegentlich ärgerliche Fehler. Kein Problem – wenn Sie<br />
wissen, wo Sie hinlangen müssen. Markus Feilner<br />
Readme<br />
Kontact ist der einzig verbliebene vollständige<br />
Groupware-Client <strong>für</strong> Linux-Desktops.<br />
Vom Umfang her stellt er Thunderbird oder<br />
Evolution locker in den Schatten, doch birgt<br />
das Gespann im Hintergrund, Akonadi und<br />
Nepomuk, einige Stolpersteine. Mit etwas<br />
Know-how und den richtigen Tools meisten<br />
Sie jedoch diese Klippen.<br />
E-Mail, Kontakte, Kalender, Aufgaben,<br />
Notizen, (RSS-)Nachrichten und Journale<br />
(Tagebücher) – schon das Standard-<br />
Spektrum der Kontact-Module 1 lässt<br />
ahnen, dass hier eine Software werkelt,<br />
die weit mehr bewerkstelligt als nur<br />
E-Mails zu verwalten. Wer dann seinen<br />
Account konfiguriert, der findet in den<br />
Tiefen der Einstellungsdialoge <strong>für</strong> jedes<br />
dieser Module eine meist lange Liste zusätzlicher<br />
Dienste, die zum Einbinden<br />
bereitstehen.<br />
Unüberschaubar<br />
Doch nicht alle der zahlreichen Konfigurationsoptionen,<br />
Einrichtungsdialoge<br />
und Module arbeiten ohne Fehler. Generell<br />
gilt: Je neuer das im Standardumfang<br />
der KDE SC enthaltene Kontact û<br />
ausfällt und je länger ein Modul schon<br />
dabei ist, umso besser funktioniert es. Im<br />
Falle der Kalendermodule 2 heißt das:<br />
Bei Google, Facebook, Kolab und den<br />
verschiedenen Arten, Termine in Dateien<br />
zu speichern, sollten nur wenige Probleme<br />
auftreten. Eine Anbindung an Microsofts<br />
Exchange-Server verwarfen die<br />
Entwickler übrigens mangels Nachfrage.<br />
Die unüberschaubare Vielfalt stellt<br />
aber nicht das einzige Problem dar: Viele<br />
der Einstellungen und Dialoge tauchen<br />
auch an anderer Stelle erneut oder in anderer<br />
Ausprägung wieder auf – etwa in<br />
der Systemsteuerung, in Setup-Wizards<br />
oder den Diagnosetools.<br />
Akonadi<br />
Besonders wenn Sie als Anwender mehrere<br />
Accounts verwenden, werkelt im<br />
Hintergrund eine ganze Palette von<br />
Diensten, die die Suche, das Indizieren<br />
und Speichern der Daten übernehmen.<br />
Im Rahmen des semantischen Desktops,<br />
den das KDE-Projekt anstrebt, unterstützen<br />
vor allem vier Dienste beziehungsweise<br />
Programme Kontact und KDE bei<br />
der Arbeit: Akonadi, Nepomuk, Soprano<br />
und Virtuoso.<br />
54 www.linux-user.de<br />
07.2014
Kontact-Debugging<br />
Praxis<br />
Vereinfacht erklärt liefert Akonadi û als<br />
Speicherdienst die Storage-Engine <strong>für</strong><br />
die Daten, wobei es Informationen desktopweit<br />
und eindeutig adressierbar bereitstellt.<br />
Damit sind alle Akonadi-tauglichen<br />
Anwendungen in der Lage, unkompliziert<br />
Daten miteinander zu teilen<br />
und zu ändern. Das nach einer afrikanischen<br />
Gottheit benannte Akonadi holt<br />
die Mails ab, checkt Kalendereinträge<br />
und speichert Adressbücher.<br />
Nepomuk<br />
Komplizierter gestaltet sich da schon die<br />
Arbeit von Nepomuk û. Das „Networked<br />
Environment for Personal Ontology-based<br />
Management of Unified<br />
Knowledge“ will den semantischen<br />
Desktop des KDE-Projektes entwickeln<br />
und Metadaten jeder Form schnell und<br />
unkompliziert zur Verfügung stellen.<br />
Stark vereinfacht dargestellt indiziert<br />
Nepomuk die Daten aus Akonadi und<br />
hilft dem Anwender über teils automatisch<br />
generierte Tags und Stichwörter,<br />
bei der Suche schnellere und bessere Ergebnisse<br />
zu erzielen. Hier kommen Soprano<br />
und Virtuoso ins Spiel, Datenbank-<br />
Backends und Bibliotheken, die der Anwender<br />
eigentlich gar nicht zu Gesicht<br />
bekommen sollte. Trotzdem drängen sie<br />
sich manchmal in den Vordergrund – vor<br />
allem Virtuoso.<br />
In der Praxis<br />
Lief bei Ihnen die Kontact-Suite schon<br />
immer tadellos und traten nach dem<br />
Einrichten von Mailclient, Google-Kalender<br />
und ähnlichen Ressourcen keine Probleme<br />
mit KDE oder Kontact auf, dann<br />
zählen Sie zu den wenigen glücklichen<br />
Ausnahmen unter den KDE-Anwendern.<br />
Erst etwa ab KDE SC 4.10 läuft das komplexe<br />
Gespann überwiegend fehlerfrei.<br />
Die zu Redaktionsschluss aktuelle Version<br />
4.12.2 überzeugt in Sachen Stabilität<br />
und liefert von Haus aus fast sofort Suchergebnisse<br />
aus allen Datenquellen.<br />
Abbildung 3 zeigt eine Suche über den<br />
Dialog Befehl ausführen, den Sie mit<br />
[Alt]+[F2] erreichen. Dessen Einstellungen<br />
erreichen Sie über das Schraubenschlüssel-Icon<br />
am linken Rand. Ebenso<br />
zeigt ein Popup im To:-Feld von Kmail<br />
alle zur Eingabe passenden E-Mail-<br />
Adressen – nicht nur die aus dem<br />
Adressbuch, sondern auch solche, die<br />
sich beispielsweise in PDF-Dokumenten<br />
auf der Festplatte befinden.<br />
Probleme<br />
Doch bis dahin war es ein langer Weg:<br />
Zwei der größten Problemfelder des Backends<br />
waren der Suchdienst Nepomuk<br />
und seine Datenbank-Engine Virtuoso.<br />
Nicht selten berichteten Anwender über<br />
langsame Rechner, nachdem sie Kontact<br />
einrichtet hatten. Auch brachten Suchanfragen<br />
keine oder fehlerhafte Ergebnisse.<br />
Wer mit top oder der Systemsteuerung<br />
den nervigen Prozessen auf die<br />
Schliche kommen wollte, fand beispielsweise<br />
Nepomuk zugeordnete virtuoso-t-<br />
Prozesse, die Gigabytes an Speicher belegten<br />
und die CPU über Stunden mit<br />
annähernd 100 Prozent auslasteten.<br />
Dazu kam ein weiteres Problem, bei<br />
dem die Entwickler allerdings keine<br />
Schuld trifft: Die vielen verschiedenen<br />
Backends (Facebook, Google, etc.) beispielsweise<br />
<strong>für</strong> Kontact machen es<br />
schwer, den Überblick über die Einstellungen<br />
zu behalten. Wer Kontact zu sehr<br />
verkonfiguriert hat, dem hilft häufig nur<br />
1 Kontact will nicht<br />
nur einen Mail-Client<br />
bieten, sondern ein<br />
Personal Information<br />
Management<br />
(PIM), klassisch<br />
Groupware genannt.<br />
2 Alleine <strong>für</strong> das<br />
Kalendermodul stehen<br />
zahlreiche zusätzliche<br />
Komponenten zum<br />
Einsatz bereit.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
55
Praxis<br />
Kontact-Debugging<br />
noch das Anlegen eines neuen Benutzerkontos,<br />
um wieder zurück zu einer<br />
funktionierenden und schnellen Arbeitsumgebung<br />
im Ursprungszustand zu gelangen.<br />
Doch bevor Sie diesen harten<br />
Eingriff erwägen, sollten sie zu den im<br />
Folgenden vorgestellten hilfreichen<br />
Werkzeugen <strong>für</strong> den Betrieb greifen.<br />
Akonaditray<br />
Das Werkzeug Akonaditray klinkt sich im<br />
Systemtray ein, wo Sie es per Rechtsklick<br />
auf Akonadi-Modul starten 4 . Im ersten<br />
der beiden Reiter stellen Sie die Ressourcen<br />
zentral ein, im zweiten finden Sie<br />
unter Status die Schaltflächen Test, Stopp<br />
und Neu starten.<br />
Es lohnt sich gerade <strong>für</strong> Akonadi-<strong>Einsteiger</strong>,<br />
einmal einen Test oder einen<br />
Neustart anzustoßen, um sich ein Bild<br />
davon zu machen, was Akonadi dabei alles<br />
erledigt. Die Ausgabe in den Informationsdialogen<br />
stellt das Tool übersichtlich<br />
und klar dar, bietet aber dennoch<br />
viele bisweilen hilfreiche Details.<br />
Akonadiconsole<br />
Deutlich mehr Möglichkeiten des Debuggings<br />
eröffnet die Akonadiconsole,<br />
die Sie mit akonadiconsole starten. Das<br />
Tool nutzen in der Regel nur Entwickler<br />
oder Administratoren, denn es erschlägt<br />
mit einer wahren Flut an Detailinformationen<br />
und Werkzeugen <strong>für</strong> jedes Problem.<br />
Im Browser 5 zeigt die Software<br />
einen einzelnen Kalender-Termin an. Da<br />
es sich hier um eine Kolab-Groupware-<br />
Ressource handelt, liegt sie als eine<br />
E-Mail mit Termindaten im XML- beziehungsweise<br />
Vcal-Format vor. Bei einem<br />
Klick auf eine Zeile in der Liste rechts<br />
zeigt Akonadiconsole unten im Bereich<br />
Raw Payload die Rohdaten des Termins,<br />
den Kontact als bunten Eintrag im Kalender<br />
am entsprechenden Tag darstellt.<br />
Fortgeschrittene Benutzer und Entwickler<br />
verwenden die Konsole dazu,<br />
um über die Reiter Debugger, Query<br />
Debugger oder Monitors Details über laufende<br />
Vorgänge, Fehler und Akonadi-<br />
Objekte zu erhalten.<br />
Steuerung<br />
Auch auf der Kommandozeile bietet<br />
Akonadi einige hilfreiche Optionen. Das<br />
Kommando akonadictl status zeigt<br />
den Zustand des Akonadi-Servers an,<br />
akonadictl start beziehungsweise<br />
akonadictl stop starten respektive beenden<br />
den Dienst; akonadictl restart<br />
führt einen Neustart aus. Vor allem nach<br />
Updates und bei Problemen, die nach<br />
solchen Aktualisierungen auftauchen,<br />
bietet sich das Kommando an: Einige<br />
Probleme löst Akonadi beim Neustart.<br />
Mit Vorsicht genießen sollten Sie den<br />
Befehl akonadictl vacuum, das unter<br />
Einsatz vieler Ressourcen (CPU und Festplatte)<br />
den internen Speicher zu löschen<br />
versucht. Der Aufruf akonadictl fsck<br />
prüft die Konsistenz der Datenbank und<br />
versucht, gängige Fehler zu reparieren.<br />
Nepomukctl<br />
Das Kontrollkommando von Nepomuk<br />
heißt Nepomukctl. Sie geben den Befehl<br />
nepomukctl zusammen mit einer der Optionen<br />
start, stop, restart oder status<br />
in ein Terminal ein, um analog zu Akonadictl<br />
den Dienst zu stoppen oder starten<br />
und Informationen zu erhalten. Weil<br />
Nepomuk über eigene Unter-Dienste<br />
verfügt (Storage, Dateiüberwachung<br />
und Indexer sowie gegebenenfalls weitere,<br />
etwa <strong>für</strong> Programme wie die Bilddatenbank<br />
Digikam), können Sie diese<br />
ebenfalls im Einzelfall dediziert steuern,<br />
beispielsweise mit einem nepomukctl<br />
status (Listing 1).<br />
Listing 1<br />
$ nepomukctl status<br />
Nepomuk Server is running.<br />
Service storage is running.<br />
Service fileindexer is running.<br />
Service filewatch is running.<br />
Service digikamnepomukservice is running.<br />
Listing 2<br />
$ cat agent_config_akonadi_imap_resource_0<br />
[Agent]<br />
Name=<strong>LinuxUser</strong><br />
DesiredOnlineState=true<br />
3 Dank Nepomuk und Konsorten zeigt der Dialog Befehl<br />
ausführen auch Suchergebnisse aus E-Mails, Dateien,<br />
Bookmarks, Kalender und vielem mehr an.<br />
56 www.linux-user.de<br />
07.2014
Kontact-Debugging<br />
Praxis<br />
Die beiden Programme benötigen zum<br />
Ausführen keine Root-Rechte. Möchten<br />
Sie tiefer in die Materie einsteigen, dann<br />
sollten Sie sich die anderen Tools und<br />
ihre Dokumentation ansehen, die Nepomuk<br />
und Akonadi mitbringen. Darunter<br />
befinden sich interessante Werkzeuge<br />
<strong>für</strong> Migration, Export und Backup, aber<br />
auch Dienstprogramme zum Aufräumen<br />
der Datenbanken .<br />
Frühjahrsputz<br />
Sowohl KDE und Kontact als auch Akonadi<br />
und Nepomuk speichern ihre Daten<br />
als Klartextdateien und Datenbanken in<br />
Ihrem Heimatverzeichnis. Das erweist<br />
sich als sehr hilfreich, wenn Sie beispielsweise<br />
eine Konfiguration erstellen und<br />
diese auf mehreren Rechnern verwenden<br />
wollen. Hier genügt es, die relevanten<br />
Daten von einem Rechner zum anderen<br />
zu kopieren. Allerdings müssen<br />
Sie darauf achten, dass Ihnen Benutzernamen,<br />
‐rechte und ‐IDs keinen Strich<br />
durch die Rechnung machen: Die müssen<br />
auf Quell- und Zielsystem gleich lauten<br />
– zumindest dann, wenn sie in den<br />
Konfigurationsdateien vorkommen.<br />
4 Die Akonadi-Einrichtung mit Akonaditray. Ein Reiter kümmert sich ums Ressourcenmanagement,<br />
der andere um Treiber und vor allem um Test und Restart von Akonadi.<br />
Ebenfalls hilfreich mag unter Umständen<br />
das simple Löschen all dieser Dateien<br />
erscheinen, zum Beispiel dann, wenn<br />
Sie einen Account „zurücksetzen“ möchten.<br />
Das betrifft alle Einstellungen von<br />
5 Die Akonadiconsole bietet vielfältige Möglichkeiten, von Akonadi gespeicherte Daten zu sichten und zu verwalten.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
57
Praxis<br />
Kontact-Debugging<br />
Listing 3<br />
$ killall ‐9 kontact<br />
$ akonadictl stop<br />
$ nepomukctl stop<br />
$ rm ‐rf ~/.config/akonadi<br />
$ rm ‐rf ~/.local/share/akonadi<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/emailidentities<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/kmail2<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/kontact<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/korganizer<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/messageviewer<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/nepomuk<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/kresources<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/akon*<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/email*<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/kaddressbook*<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/kontact*<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/korga*<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/mailtransports<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/nepomuk*<br />
$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/specialmailcollectionsrc<br />
Kontact, den Akonaditools, Nepomuk<br />
und unter Umständen auch der KDE-Systemsteuerung.<br />
Die zugehörigen Informationen<br />
liegen an verschiedenen Orten:<br />
In der Regel, etwa unter OpenSuse<br />
oder Fedora 20, speichert Akonadi die<br />
Daten und Datenbanken sowie Fehlerprotokolle<br />
unter ~/.local/share/akonadi/.<br />
Dieses Verzeichnis kann schnell<br />
viele GByte Umfang erreichen.<br />
In separaten Verzeichnissen, die zusätzlich<br />
den Namen der betreffenden<br />
Ressource tragen, etwa akonadi_maildir_resource_0,<br />
liegen die lokalen Ordner<br />
des E-Mail-Moduls von Kontact. Je<br />
nach Installation und Nutzungsverhalten<br />
spielen hier andere Ordner eine Rolle.<br />
Ebenfalls unter .local/share/ finden<br />
Sie in nepomuk‐contact‐images die im<br />
Adressbuch optional einzelnen Kontakten<br />
zugeordneten Bilder.<br />
Unter ~/.config/akonadi/ hinterlegt<br />
der Dienst seine Konfiguration sowie die<br />
Einstellungen <strong>für</strong> die zahlreichen Agenten.<br />
Im Beispiel aus Listing 2 definiert<br />
Akonadi <strong>für</strong> den IMAP-Posteingang<br />
Linux User, dass dieser (wenn möglich) im<br />
Zustand Online startet.<br />
Noch mehr Einstellungen und Daten<br />
finden Sie in den Verzeichnissen unter<br />
~/.kde/share/. Die Konfigurationsdetails<br />
liegen hier unter config/, spezielle<br />
Informationen von einzelnen Anwendungen<br />
in Unterverzeichnissen unterhalb<br />
von apps/. Meist genügt die Bezeichnung<br />
der Datei- oder Verzeichnisnamen,<br />
um zu verstehen, was KDE hier<br />
speichert. Ein Blick in diese Dateien<br />
lohnt sich nicht nur, wenn sich ihr Sinn<br />
nicht erschließt: Die Konfigurationsdateien<br />
sind in der Regel außerordentlich<br />
gut dokumentiert. Wer sie löscht, riskiert<br />
erst mal nicht viel, denn er setzt damit<br />
lediglich alle Einstellungen auf die Vorgabewerte<br />
zurück. KDE oder Kontact erstellen<br />
sie beim nächsten Start neu, spätestens<br />
aber bei der nächsten Konfigurationsänderung.<br />
Auf dem Fedora-20-Testsystem des<br />
Autors genügten die Befehle aus Listing<br />
3, um die Konfiguration von Kontact<br />
samt Akonadi wieder in den Ausgangszustand<br />
nach der Installation zu versetzen.<br />
Akonadi und Nepomuk vorher zu<br />
stoppen, ist ebenso wichtig wie das Beenden<br />
(nötigenfalls per Kill) von Kontact.<br />
Andernfalls verbleiben oft Daten im<br />
Speicher, die unter Umständen und<br />
beim späteren Beenden wieder auf der<br />
Festplatte landen.<br />
Fazit<br />
Beim Groupware-Client Kontact und den<br />
Tools aus den KDE-PIM-Paketen handelt<br />
es sich um waschechte Funktionsmonster.<br />
Akonadi und Nepomuk als Backends<br />
sorgen ebenfalls nicht immer <strong>für</strong> mehr<br />
Übersicht. Mit den richtigen Werkzeugen<br />
und ein wenig Einarbeitung behalten<br />
Sie aber trotzdem den Überblick.<br />
Eine gute Nachricht <strong>für</strong> alle, die sich<br />
nach wie vor mit Nepomuk nicht anfreunden<br />
können: Auf der Entwicklerkonferenz<br />
Fosdem in Brüssel gaben die<br />
KDE-Entwickler bekannt, dass sie bereits<br />
an einem Ersatz namens Baloo arbeiten<br />
û, der viele Schwächen des bisherigen<br />
Such- und Indizierungsdienstes beheben<br />
soll. (tle) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 31638<br />
58 www.linux-user.de<br />
07.2014
Praxis<br />
Pipelight<br />
Pipelight: Silverlight unter Linux nutzen<br />
Leinwandtauglich<br />
Video-on-Demand-Dienste wie Watchever<br />
oder Sky Go fallen <strong>für</strong> Linux-User eigentlich flach.<br />
Mit dem Wine-Abkömmling Pipelight steht dem nächsten<br />
Kinoabend aber dennoch nichts im Weg. Christoph Langner<br />
© Alphaspirit, 123RF<br />
Readme<br />
Aufgrund hoher Anforderungen an die digitale<br />
Rechteminderung DRM setzen Online-<br />
Videotheken wie Watchever, Maxdome oder<br />
Amazon Instant Prime Video auf das Browser-Plugin<br />
Silverlight von Microsoft. Mit<br />
Pipelight nutzen Sie dies auch unter Linux.<br />
Video-on-Demand-Dienste wie Netflix<br />
oder Hulu haben sich in den USA bereits<br />
so fest etabliert, dass sie ihre eigenen<br />
Serien exklusiv produzieren, wie etwa<br />
den Polit-Thriller House of Cards. Auch in<br />
Deutschland gehen inzwischen immer<br />
mehr Videodienste an den Start. Bei<br />
Plattformen wie Watchever, Amazon<br />
Instant Prime Video, Maxdome und Sky<br />
Go lassen sich Tausende von Filmen und<br />
Serien gegen eine Flatrate-Gebühr von<br />
um die 10 Euro betrachten.<br />
Eines haben alle diese Dienste gemeinsam:<br />
Sie unterstützen offiziell Linux<br />
nicht, da sie auf die Browsererweiterung<br />
Silverlight û setzen. Das von Microsoft<br />
entwickelte Programm gibt es nur <strong>für</strong><br />
Windows und den Mac, die Unterstützung<br />
freier Betriebssysteme steht nicht<br />
auf dem Plan. Die einstmals gemeinsam<br />
von Microsoft von Novell entwickelte<br />
Linux-Alternative Moonlight û unterstützte<br />
nie dieselben DRM-Funktionen<br />
wie Silverlight und wurde inzwischen<br />
auch eingestellt.<br />
Dennoch müssen Linux-Anwender nicht<br />
auf gemütliche Videoabende verzichten.<br />
Mit Pipelight û arbeiten <strong>für</strong> Windows<br />
gedachte Browser-Plugins – darunter<br />
Silverlight, aber auch Flash oder Shockwave<br />
– unter Linux. Dies funktioniert<br />
dank eines Windows-Programms, das<br />
mithilfe einer angepassten Version der<br />
Windows-Laufzeitumgebung Wine dem<br />
Browser-Plugin einen Windows-Browser<br />
vorgaukelt und dessen Ausgaben an<br />
den Linux-Browser durchleitet. So landen<br />
dann auch per Silverlight übertragene<br />
Videostreams, wie jene von Amazon<br />
Instant Prime Video 1 oder Magine<br />
TV 2 , ohne spürbare Verzögerungen<br />
auf dem Linux-Desktop.<br />
Silverlight installieren<br />
Für Pipelight müssen Sie das Browser-<br />
Plugin mitsamt der Wine-Umgebung<br />
installieren. Die Pipelight-Entwickler<br />
geben auf der Homepage Hinweise <strong>für</strong><br />
zahlreiche Linux-Distributionen û.<br />
60 www.linux-user.de<br />
07.2014
Pipelight<br />
Praxis<br />
Unter Ubuntu nutzen Sie am besten entsprechend<br />
Listing 1 das Pipelight- Stable-<br />
PPA û. Für Debian oder Arch Linux bieten<br />
die Entwickler ebenfalls eigene Paketquellen<br />
an. Unter Fedora und Open-<br />
Suse nutzen die Pipelight-Entwickler<br />
den OpenSuse Build Service, sodass Sie<br />
auch hier Pipelight einfach installieren.<br />
Alternativ lässt es sich auch aus dem<br />
Quellcode kompilieren, wobei Sie wiederum<br />
die Pipelight-Homepage an die<br />
Hand nimmt. Aufgrund der Größe des<br />
Wine-Projekts dauert dies jedoch auch<br />
auf schnellen Rechnern geraume Weile.<br />
Nach dem Einrichten des Pipelight-<br />
Browser-Plugins müssen Sie noch die<br />
von Ihnen gewünschten Windows-Plugins<br />
laden. Pipelight gibt die dazu nötigen<br />
Befehle mit pipelight‐plugin<br />
‐‐help aus. Entsprechend Listing 2, Zeile<br />
1 aktivieren Sie die aktuelle Silverlight-<br />
Version oder geben wie in Zeile 2 und 3<br />
explizit die zu installierende Version des<br />
Browser-Plugins an.<br />
Je nachdem, ob Sie die Befehle mit<br />
Root-Rechten oder als Benutzer ausführen,<br />
installieren Sie die Plugins systemweit<br />
<strong>für</strong> alle Anwender oder nur <strong>für</strong> den<br />
gerade angemeldeten Benutzer. Beim<br />
nächsten Start des Browsers lädt das<br />
Pipelight-Plugin dann das eigentliche<br />
Silverlight-Plugin automatisch aus dem<br />
Netz. Sind Silverlight 5.0 und 5.1 zugleich<br />
installiert, dann verwendet der<br />
Browser automatisch die neuere Version.<br />
Möchten Sie ein Plugin wieder deaktivieren,<br />
dann lassen Sie sich über die<br />
Kommandozeilenparamter ‐‐listenabled<br />
oder ‐‐list‐enabled‐all die<br />
<strong>für</strong> benutzerspezifisch oder global aktivierten<br />
Plugins ausgeben. Anschließend<br />
deaktivieren diese entweder gezielt einzeln<br />
mit ‐‐disable Plugin oder alle<br />
Plug ins in einem Rutsch via Option<br />
1 Video-on-Demand-Dienste wie Amazons Prime Instant Video funktionieren mit der<br />
Zwischenschicht Pipelight und den entsprechenden Browser-Plugins auch unter Linux.<br />
‐‐dis able‐all (Listing 3). Für die Deinstallation<br />
global eingerichteter Plugins<br />
benötigen Sie Root-Rechte. Nach der Installation<br />
des Plugins prüfen Sie die Konfiguration<br />
der Kette Silverlight-Pipelight-<br />
Listing 1<br />
$ sudo add‐apt‐repository<br />
ppa:pipelight/stable<br />
$ sudo apt‐get update<br />
$ sudo apt‐get install<br />
‐‐install‐recommends<br />
pipelight‐multi<br />
$ sudo pipelight‐plugin ‐‐update<br />
2 Auch der sehr junge und aktuell noch komplett kostenlose Online-TV-Anbieter<br />
Magine setzt zum Leidwesen der Linux-Gemeinde auf Silverlight.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
61
Praxis<br />
Pipelight<br />
3 Für die ruckelfreie Videowiedergabe sollte der Smooth-Streaming-Test eine Wiederholrate<br />
von 25 fps erreichen.<br />
Wine-Browser am besten über den Silverlight-Balls-Animation-Test<br />
û oder die<br />
von Microsoft bereitgestellten Smooth-<br />
Streaming-Tests. Diese zeigen, ob der<br />
Rechner schnell genug arbeitet, um<br />
auch hochauflösende 720p- û oder<br />
1080p-Videos û ruckelfrei zu übertragen.<br />
Die Silverlight-Balls sollten bei diesen<br />
Tests um die 150 Frames pro Sekunde<br />
(fps) erreichen, die Smooth-Streaming-Demos<br />
dagegen so nah wie möglich<br />
an die optimale Bildwiederholrate<br />
von 25 fps herankommen 3 .<br />
User-Agent ändern<br />
Nach den Tests brauchen Sie sich eigentlich<br />
um nichts mehr zu kümmern. Das<br />
Pipelight-Plugin, und damit Silverlight,<br />
lädt automatisch, sobald eine Webseite<br />
die entsprechende Funktion anfordert<br />
und Sie den Start des Plugins erlauben.<br />
Allerdings müssen Sie Maxdome, Watchever<br />
und Konsorten noch vorzutäuschen,<br />
dass Sie einen Windows-Rechner<br />
nutzen. Alleine Silverlight/Pipelight als<br />
Plugin installiert zu haben, genügt nicht.<br />
Dazu installieren Sie in Ihrem Webbrowsers<br />
eine Browser-Erweiterung, die dem<br />
Webserver über den beim Seitenaufruf<br />
übertragenen User-Agent einen Rechner<br />
„mit Windows“ vorspiegelt. Für<br />
Firefox û und Opera û finden Sie in<br />
den jeweiligen Addon-Stores entsprechende<br />
Plugins 4 . Mit dem Update auf<br />
Pipelight 0.2.6 ist das Ändern des User-<br />
Agents zwar nicht mehr zwingend nötig<br />
– dennoch erfordern zahlreiche der von<br />
uns getesteten Videodienste nach wie<br />
vor diesen Trick (siehe Tabelle Video-<br />
Dienste und Pipelight), da sie sonst ein<br />
inkompatibles Betriebssystem melden.<br />
Den richtigen User-Agent-String müssen<br />
Sie oft nach der Versuch-und-Irrtum-<br />
Methode herausfinden. Meist hilft es,<br />
eine Kennung zu wählen, die der Windows-Version<br />
des aktuell genutzten<br />
Browsers entspricht. Es hat sich aber bewährt,<br />
generell einen Firefox-Browser<br />
unter Windows 7 („Windows NT 6.1“)<br />
vorzugeben. Listing 4 zeigt Kennungen,<br />
die Sie von Hand in die entsprechenden<br />
User-Agent-Wechsler eintragen können.<br />
Vermeiden Sie es aber in jedem Fall, einen<br />
Internet Explorer vorzutäuschen: Bei<br />
diesem versuchen die Webserver meist<br />
Active X aufzurufen – unter Linux geraten<br />
Sie da zwangsläufig ins Rudern.<br />
Linux-Video-on-Demand<br />
Mit einem Windows-User-Agent und<br />
dem aktuellen Silverlight 5.1 liegen Sie<br />
bei den meisten getesteten Diensten<br />
Listing 2<br />
01 $ pipelight‐plugin ‐‐enable silverlight<br />
02 $ pipelight‐plugin ‐‐enable silverlight5.0<br />
03 $ pipelight‐plugin ‐‐enable silverlight5.1<br />
Listing 3<br />
$ pipelight‐plugin ‐‐list‐enabled<br />
silverlight5.1<br />
$ pipelight‐plugin ‐‐disable silverlight5.1<br />
Plugin silverlight5.1 is now disabled<br />
$ pipelight‐plugin ‐‐list‐enabled‐all<br />
$ pipelight‐plugin ‐‐disable‐all<br />
Listing 4<br />
Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; WOW64; rv:15.0) Gecko/20120427 Firefox/15.0a1<br />
Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; WOW64; rv:22.0) Gecko/20100101 Firefox/22.0<br />
Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; rv:23.0) Gecko/20131011 Firefox/23.0<br />
62 www.linux-user.de<br />
07.2014
Pipelight<br />
Praxis<br />
richtig. Der Online-TV-Anbieter Magine<br />
und die On-Demand-Videothek Watchever<br />
meckern nicht mal über eine unveränderte<br />
Linux-Kennung des Browsers.<br />
Bei den anderen Anbietern ändern Sie<br />
am besten vor dem Öffnen der Seite die<br />
Browser-Kennung. Klagt der Dienst auch<br />
nach dem Ändern des User-Agent-<br />
Strings immer noch über einen nicht unterstützten<br />
Linux-Browser, dann löschen<br />
Sie die Cookies der Webseite: Diese enthalten<br />
auch oft Informationen über den<br />
genutzten Browser.<br />
Eine Ausnahme stellt Sky Go dar: Dieser<br />
Dienst funktioniert auf den meisten<br />
Linux-Systemen nur mit Silverlight 5.0.<br />
Der Grund da<strong>für</strong> liegt in der DRM-Verschlüsselung,<br />
die mit Silverlight 5.1 noch<br />
strenger arbeitet. Hier muss der Grafikkartentreiber<br />
bis Windows XP das Certified<br />
Output Protection Protocol (COPP)<br />
oder ab Windows Vista OPM unterstützten,<br />
sodass die Kommunikation über<br />
den PCI-Express-Bus verschlüsselt läuft<br />
und das Video sich nicht mehr über die<br />
Hardware auslesen lässt. Sky Go besteht<br />
bei Silverlight 5.1 auf zertifizierte Treiber,<br />
die es <strong>für</strong> Linux nicht gibt.<br />
Die Lösung dieses Problems besteht<br />
aktuell darin, <strong>für</strong> Sky Go Silverlight 5.0 zu<br />
nutzen. Allerdings dürfen nicht beide Silverlight-Versionen<br />
zur gleichen Zeit aktiv<br />
sein – der Browser nutzt immer die<br />
neuste Version. Für Sky Go deaktivieren<br />
Sie daher entsprechend Listing 6 Silverlight<br />
5.1 und aktivieren die Version 5.0.<br />
Für andere Videodienste müssen Sie<br />
4 Viele Video-on-Demand-Anbieter müssen Sie durch Ändern der Browser-Kennung zur<br />
Zusammenarbeit überreden.<br />
wieder zu Silverlight 5.1 zurückwechseln.<br />
Beachten Sie, dass sich die Pipelight-Plugins<br />
gezielt <strong>für</strong> den User und<br />
mit Root-Rechten global im System installieren<br />
lassen. Prüfen Sie daher mit<br />
pipelight‐plugin ‐‐list‐enabled‐all,<br />
ob nur Silverlight 5.0 aktiv ist.<br />
32-Bit-Grafiktreiber<br />
Während 32-Bit-Distributionen Silverlight-Videos<br />
meist ruckelfrei abspielen,<br />
Listing 5<br />
(if<br />
(and<br />
(is (window_class) "Wine")<br />
(or<br />
(is (application_name)<br />
"Adobe Flash Player")<br />
(is (application_name)<br />
"Microsoft Silverlight")<br />
)<br />
)<br />
(begin<br />
(focus)<br />
)<br />
)<br />
Listing 6<br />
$ pipelight‐plugin ‐‐disable silverlight ‐‐enable silverlight5.0<br />
$ pipelight‐plugin ‐‐disable silverlight5.0 ‐‐enable silverlight<br />
Video-Dienste und Pipelight<br />
Dienst Benötigt User-Agent<br />
Amazon Prime Instant Video Silverlight 5.1 Ja<br />
Magine Silverlight 5.1 Nein<br />
Maxdome Silverlight 5.1 Ja<br />
Sky Go Silverlight 5.0 Ja<br />
Watchever Silverlight 5.1 Nein<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
63
Praxis<br />
Pipelight<br />
5 In der Gnome-Shell müssen Sie im Vollbildmodus das Videofenster von Hand in den Vordergrund holen.<br />
Listing 7<br />
kommt es auf demselben Rechner mit<br />
einem 64-Bit-Linux oft zu Aussetzern im<br />
Bild. Das liegt unter anderen daran, dass<br />
Silverlight als 32-Bit-Programm auch einen<br />
32-Bit-Grafikkartentreiber benötigt.<br />
[...]<br />
libGL error: dlopen /usr/lib32/xorg/modules/dri/i965_dri.so failed (/<br />
usr/lib32/xorg/modules/dri/i965_dri.so: Kann die Shared‐Object‐Datei<br />
nicht öffnen: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden)<br />
libGL error: unable to load driver: i965_dri.so<br />
libGL error: driver pointer missing<br />
libGL error: failed to load driver: i965<br />
[...]<br />
Listing 8<br />
$ sudo apt‐get install libgl1‐mesa‐dri:i386 # Ubuntu 12.10+<br />
Den installieren die Setup-Routinen der<br />
meisten Distributionen jedoch nicht von<br />
Haus aus û. Das Fehlen des Treibers erkennen<br />
Sie an den Fehlermeldungen<br />
des Pipelight-Plugins beim Start des<br />
Browsers aus dem Terminal. Listing 7<br />
zeigt die entsprechenden Ausgaben <strong>für</strong><br />
ein System mit Intel-Grafikkarte.<br />
Die Installation der 32-Bit-Treiber holen<br />
Sie unter Debian und Ubuntu nach,<br />
indem Sie das Paket libgl1-mesa-dri:i386<br />
einspielen. Bei Ubuntu 12.04 installieren<br />
Sie stattdessen libgl1-mesa-dri-ltssaucy:i386<br />
(Listing 8). Dort gibt es libgl1-<br />
mesa-dri:i386 zwar auch, allerdings entfernt<br />
dessen Installation gleich den gesamten<br />
X-Server – seien Sie an dieser<br />
Stelle bitte wachsam! Unter Arch Linux<br />
installieren Sie gezielt den <strong>für</strong> Ihr System<br />
nötigen Treiber (Listing 9).<br />
$ sudo apt‐get install libgl1‐mesa‐dri‐lts‐saucy:i386 # Ubuntu 12.04<br />
Listing 10<br />
Listing 9<br />
# pacman ‐S lib32‐intel‐dri # Intel<br />
# pacman ‐S lib32‐nouveau‐dri # Nouveau<br />
# pacman ‐S lib32‐ati‐dri # AMD<br />
[...]<br />
; default‐fragments = 4<br />
; default‐fragment‐size‐msec = 25<br />
default‐fragment‐size‐msec = 5<br />
[...]<br />
64 www.linux-user.de<br />
07.2014
Pipelight<br />
Praxis<br />
Eine weitere Quelle <strong>für</strong> Aussetzer im Video<br />
stellt der von vielen Distributionen<br />
genutzte Soundserver Pulseaudio dar.<br />
Da sich Pipelight/Silverlight mit dem<br />
Soundserver abstimmen und mit der<br />
Wiedergabe warten, wenn der Soundserver<br />
nicht mit der Tonausgabe hinterherkommt,<br />
lassen sich zeitgleiche Aussetzer<br />
in Ton und Bild auf diesen zurückführen.<br />
Die Problematik tritt nicht nur<br />
auf älteren Systemen mit langsamen<br />
CPUs auf: Wir konnten sie auf einem<br />
Rechner mit aktueller Core-i7-Quad-<br />
Core-CPU (3 GHz) nachstellen.<br />
Pulseaudio optimieren<br />
Das Stottern beim Abspielen eines Videos<br />
bekommen Sie üblicherweise mit einer<br />
kleineren, am Stück zu verarbeitenden<br />
Paketgröße in den Griff. Dazu öffnen<br />
Sie die Konfigurationsdatei von Pulseaudio/etc/pulse/daemon.conf<br />
mit Root-<br />
Rechten in einem Editor. Dort bearbeiten<br />
Sie den Wert default‐fragmentsize‐msec<br />
(Listing 10). Dessen Standardwert<br />
liegt bei 25 – bei einem Wert von 5<br />
liefen Silverlight-Videos mit 25 fps, ohne<br />
dass es zu Rucklern im Bild und Tonaussetzern<br />
kam. Um die neuen Einstellungen<br />
zu aktivieren, starten Sie Pulseaudio<br />
Silverlight auf dem Raspberry Pi<br />
Viele Fans des Raspberry Pi nutzen den<br />
stromsparenden Rechner als Mediacenter.<br />
Mit Raspbmc oder OpenELEC gibt es<br />
gleich zwei Distributionen, die sich darauf<br />
spezialisiert haben, XBMC auf die Fähigkeiten<br />
des Raspi hin zu optimieren. In der<br />
Theorie wäre der Raspi ideal zusammen<br />
mit Pipelight Watchever und Konsorten<br />
auf den Fernseher zu bringen, dies scheitert<br />
jedoch an der Rechnerarchitektur: Der<br />
RasPi baut auf eine ARM-CPU, Silverlight<br />
gibt es jedoch nur <strong>für</strong> x86-Befehlssätze.<br />
Das Silverlight-Plugin lässt sich daher auf<br />
dem Raspberry Pi nicht betreiben.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32641<br />
nach dem Speichern der Konfiguration<br />
mit dem Kommando pulseaudio ‐k aus<br />
einem Terminal neu.<br />
Fazit<br />
In unseren Tests konnten wir sämtliche<br />
in Deutschland aktiven Video-on-Demand-Dienste<br />
erfolgreich unter Linux<br />
nutzen. Als richtig widerborstig erwies<br />
sich lediglich Sky Go, das als einziger<br />
Dienst nur mit Silverlight 5.0 funktionierte.<br />
In künftigen Versionen soll Pipelight<br />
auch mit der strengeren Verschlüsselung<br />
der Version 5.1 zurechtkommen – hier<br />
gibt es jedoch rechtliche Hürden zu<br />
überwinden, schließlich darf der Kopierschutz<br />
nicht ausgehebelt werden.<br />
Inzwischen funktioniert Pipelight jedoch<br />
nur noch mit Firefox oder Opera, da<br />
Chrome/Chromium seit der Version 35<br />
nicht mehr die NPAPI-Schnittstelle unterstützt.<br />
Eine ärgerliche Einschränkung<br />
gibt es bei bei Amazon Prime Instant<br />
Video: Amazons Online-Videothek spielt<br />
Videos mit Pipelight unter Linux nur in<br />
SD-Qualität ab, HD-Videos verweigert<br />
der Amazon-Player mit Hinweise auf<br />
eine fehlende HDCP-Unterstützung des<br />
Monitors û. Das liegt daran, dass die<br />
Linux-Grafiktreiber keine Funktionen<br />
zum Einschränken des Benutzers unterstützen,<br />
Amazons Dienst jedoch eine<br />
digitale Rechteminderung zwingend voraussetzt.<br />
Das Pipelight-Team arbeitet<br />
bereits an einem entsprechenden Workaround<br />
<strong>für</strong> das Problem. (cla) n<br />
Vollbild unter Gnome 3<br />
Beim Abspielen von Silverlight-Videos unter<br />
Gnome 3 kommt es aufgrund eines<br />
Bugs û in der Gnome-Shell zu einem<br />
Fehler im Vollbildmodus: Das Fullscreen-<br />
Video erscheint nur kurz, verschwindet jedoch<br />
gleich wieder. Im Browser sehen Sie<br />
statt des Films nur einen schwarzen Kasten.<br />
Die Entwickler arbeiten an der Behebung<br />
des Fehlers, es jedoch Workarounds.<br />
Um Pipelight-Videos in der Gnome-Shell<br />
im Vollbild zu sehen, schalten Sie nach<br />
dem Aktivieren des Vollbildmodus in die<br />
Aktivitätenübersicht – entweder per Klick<br />
HDCP: High-bandwidth Digital Content Protection.<br />
HDCP soll zum Zweck des Kopierschutzes<br />
das Abgreifen der Video- und Audiodaten<br />
auf der (zwingend digitalen) Verbindung<br />
zwischen Sender und Empfänger<br />
verhindern. Unterstützt das Ausgabegerät<br />
kein HDCP, reduziert das Abspielgerät die<br />
Auflösung oder verweigert die Wiedergabe.<br />
auf Aktivitäten oder dadurch, dass Sie die<br />
Mauszeiger in die linke obere Bildschirmecke<br />
fahren. Dann suchen Sie sich das<br />
Videofenster heraus 5 .<br />
Genügt das nicht, kommen Sie mit Devilspie<br />
zum zuverlässigen Vollbildmodus. Installieren<br />
Sie dazu das Tool, und legen Sie<br />
die Datei ~/.devilspie/pipelight.ds<br />
mit dem Inhalt aus Listing 5 an. Anschließend<br />
starten Sie Devilspie über devilspie.<br />
Es erkennt von nun an das durch<br />
Silverlight geöffnete Vollbildfenster und<br />
holt es automatisch in den Vordergrund<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
65
Im Test<br />
WiFi Guard<br />
Geräte im Netzwerk<br />
mit WiFi Guard überwachen<br />
Aufpasser<br />
Mit WPA2-PSK gesicherte WLANs lassen sich<br />
mit verschiedenen Methoden kompromittieren.<br />
Damit Sie eventuelle Einbruchsversuche<br />
rechtzeitig erkennen, empfiehlt sich der Einsatz<br />
von WiFi Guard.<br />
Erik Bärwaldt, Thomas Leichtenstern<br />
© Gary Blakeley, 123RF<br />
Moderne WLAN-Standards bieten im<br />
Vergleich zu älteren Vertretern eine verbesserte<br />
Sicherheit. Gleichwohl schaffen<br />
es findige Angreifer nach wie vor, mit<br />
überschaubarem Aufwand in ein fremdes<br />
Funknetz einzudringen. In Zeiten<br />
von Flatrate-Verbindungen und großen<br />
DSL-Bandbreiten jenseits von 16 Mbit/s<br />
fallen „Schwarzsurfer“ im heimischen<br />
Netz meist nicht sofort oder womöglich<br />
gar nicht auf.<br />
Nutzen die Eindringlinge Ihr Netz jedoch<br />
<strong>für</strong> illegale Aktivitäten, steht unter<br />
Umständen schon bald die Polizei vor Ihrer<br />
Tür. Darüber hinaus gelangen ungebetene<br />
Gäste auch an die im Netz freigegebenen<br />
Ressourcen, wie etwa persönliche<br />
Bilder oder Dokumente. Mit dem<br />
(nicht quelloffenen) Gratis-Tool WiFi<br />
Guard û des australischen Herstellers<br />
SoftPerfect Research kommen Sie unerwünschten<br />
Nutzern in Ihrem WLAN<br />
jedoch schnell auf die Spur.<br />
Funktionsweise<br />
WiFi Guard folgt einem ebenso einfachen<br />
wie wirksamen Funktionsprinzip:<br />
Das Programm überprüft in regelmäßigen<br />
Abständen das WLAN nach vorhandenen<br />
IP-Adressen. In aller Regel schaltet<br />
der Router einen IP-Bereich aus dem<br />
Readme<br />
Um die Sicherheit eines WLANs zu erhöhen,<br />
empfiehlt sich der kombinierte Einsatz verschiedener<br />
Tools. Dazu gehört unter anderem<br />
das Prüfen auf unbekannte Hosts, <strong>für</strong><br />
das sich die Software WiFi Guard eignet.<br />
Installation<br />
WiFi Guard erhalten Sie <strong>für</strong> 32- und 64-Bit-<br />
Systeme als DEB-Paket oder Tarball auf der<br />
Homepage des Herstellers. Nutzen Sie eine<br />
RPM-basierte Distribution, konvertieren Sie<br />
das passende DEB-Paket mithilfe des Tools<br />
Alien in ein RPM-Binärpaket:<br />
# alien ‐r ‐‐scripts Paket<br />
Das neu generierte RPM-Paket installieren<br />
Sie anschließend via rpm ‐ivh Paket.<br />
Die Routine kopiert die Software auf die<br />
Festplatte und legt bei der Gelegenheit<br />
einen Starter im Untermenü Internet an.<br />
66 www.linux-user.de<br />
07.2014
WiFi Guard<br />
Im Test<br />
privaten Adressraum 192.168.x.x frei, aus<br />
dem der DHCP-Server den einzelnen<br />
Teilnehmern Adressen zuordnet. Tauchen<br />
bei einer Überprüfung plötzlich<br />
neu vergebene IP-Adressen <strong>für</strong> Clients<br />
auf, ohne dass Sie zusätzliche Rechner<br />
oder Peripheriegeräte ins Netz eingebunden<br />
haben, so deutet das auf unerwünschte<br />
Besucher hin. Sie müssen bei<br />
einem Verdacht auf Infiltration nicht ellenlange<br />
Log-Dateien analysieren, sondern<br />
können anhand der verdächtigen<br />
IP-Adresse sofort feststellen, ob es sich<br />
um einen Eindringling handelt.<br />
WiFi Guard nutzt zum Erkunden der<br />
im Netz vorhandenen Hosts das Address<br />
Resolution Protocol ARP. Es dient dazu,<br />
IPs den Hardware-Adressen zuzuordnen,<br />
und startet da<strong>für</strong> den Broadcast Who has<br />
IP‐Adresse? Tell Nachfragender<br />
Host. In der Regel antworten die Hosts<br />
im Netz mit IP‐Adresse is at MAC‐<br />
Adresse. WiFi Guard macht sich diesen<br />
Umstand zunutze und fragt in der<br />
Grundeinstellung alle IP-Adressen des<br />
Netzwerksegments ab. Bekommt es eine<br />
Antwort, weiß es, dass ein Host die<br />
Adresse belegt.<br />
Einstellungen<br />
Nach dem Programmstart zeigt WiFi<br />
Guard ein übersichtliches Fenster, in dessen<br />
mittleren Bereich eine Liste aller Geräte<br />
im WLAN erscheint. Bekannte Hosts<br />
zeigt das Hauptfenster mit einem grünen<br />
Punkt vor dem Eintrag an, unbekannte<br />
mit einem roten.<br />
Sie bedienen das Tool fast ausschließlich<br />
über eine horizontale Schalterleiste<br />
im oberen Fensterbereich. Um das Programm<br />
zu konfigurieren, klicken Sie zunächst<br />
auf den Button Einstellungen. Hier<br />
legen Sie beispielsweise die Zeitintervalle<br />
fest, in denen WiFi Guard das Netz<br />
nach neu hinzugekommenen Hosts<br />
scannt, sowie die Anzahl gleichzeitiger<br />
Scans. Verwendet Ihr Rechner mehrere<br />
WLAN-Adapter, so wählen Sie darin auch<br />
das passende Interface aus 1 . Darüber<br />
hinaus gestattet die Software es auch,<br />
kabelgebundene Netzwerke zu scannen.<br />
Um den Adressbereich einzustellen,<br />
der dem Ihres DHCP-Servers entspre-<br />
1 WiFi Guard bietet nur wenige, aber<br />
ausreichende Konfigurationsoptionenen.<br />
chen sollte, geben Sie die Anfangs- und<br />
Endadresse im Reiter Erweitert ein. Unter<br />
Play sounds on detect legen Sie ferner<br />
fest, welche Audiodatei das Tool beim<br />
Erkennen neuer Geräte abspielt. Verwenden<br />
Sie im Netz statische IP-Adressen,<br />
so definieren Sie in WiFi Guard die<br />
erste und die letzte vergebene Adresse<br />
im Feld des zu scannenden IP-Bereichs.<br />
Soll WiFi Guard Sie via E-Mail über neu<br />
hinzugekommene Hosts informieren,<br />
tragen Sie unter E-mail die entsprechenden<br />
Verbindungsdaten ein 2 .<br />
Insbesondere in größeren WLAN-Installationen<br />
mit vielen Clients und Peripheriegeräten<br />
ändert sich die Zahl der<br />
WiFi Guard 1.0.4<br />
LU/wifiguard/<br />
2 Unbekannte Geräte meldet das Programm optisch, akustisch und bei Bedarf per Mail.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
67
Im Test<br />
WiFi Guard<br />
3 Per Doppelklick auf den gewünschten<br />
Eintrag fügen Sie die Daten <strong>für</strong> ein Gerät<br />
der Liste der bekannten Hosts hinzu.<br />
TIPP<br />
Nach dem gleichen Prinzip wie WiFiGuard<br />
arbeitet auch das Programm Arpwatch û,<br />
das allerdings keine grafische Oberfläche<br />
mitbringt. Daneben eignet sich das Tool<br />
Arp-scan û dazu, im Netz angemeldete<br />
Geräte ausfindig zu machen.<br />
eingeloggten Systeme häufig. Kommen<br />
zusätzlich noch mobile Endgeräte hinzu,<br />
wie Tablets und Smartphones, die sich<br />
teilweise nur kurz anmelden, verändert<br />
sich die Netzstruktur ständig. Damit WiFi<br />
Guard hier nicht bei jedem Prüflauf unzählige<br />
neue Geräte findet und anschließend<br />
Alarm schlägt, gibt es die Möglichkeit,<br />
alle Ihnen bekannten Endgeräte<br />
einmal zu registrieren.<br />
Möchten Sie ein beim Scan gefundenes<br />
Gerät registrieren, doppelklicken Sie<br />
dazu auf den entsprechenden Eintrag.<br />
Im Dialog Parameter aktivieren Sie dann<br />
die Checkbox Ich kenne den Computer<br />
oder das Gerät. Im Textfeld darunter tragen<br />
Sie bei Bedarf zusätzliche Kommentare<br />
zu dem Eintrag ein. Alternativ markieren<br />
Sie den gewünschten Eintrag und<br />
drücken danach auf den Schalter Parameter<br />
aus der Menüleiste 3 .<br />
Bekanntmachung<br />
Speziell in Netzwerken mit vielen Hosts<br />
gerät diese Art der Bekanntmachung<br />
schnell zur Geduldsarbeit – insbesondere,<br />
weil die Listenansicht keine Mehrfach<br />
anwahl erlaubt. Da<strong>für</strong> bietet die<br />
Software jedoch die Funktion Alle Geräte.<br />
Ein Klick auf den gleichnamigen<br />
Schalter öffnet ein Fenster, in dem alle<br />
bisher ermittelten Geräte erscheinen,<br />
darunter auch solche, die die Software in<br />
früheren Scans fand 4 . Allerdings sehen<br />
Sie lediglich die MAC-Adresse sowie<br />
den Hersteller, nicht jedoch den Hostnamen<br />
und die IP-Adresse des Geräts.<br />
Bei gedrücktem [Strg] wählen Sie nun<br />
die Hosts an, die Sie der Software bekannt<br />
machen wollen, und öffnen danach<br />
mit einem Linksklick das Kontextmenü.<br />
Aus diesem aktivieren Sie Als<br />
bekannt markieren.<br />
Wie Sie in den Geräteinformationen<br />
sehen, weist die Software nicht nur die<br />
IP-Adresse, sondern auch die MAC-Adresse<br />
des Endgeräts aus. Das schließt einen<br />
missbräuchlichen Netzzugang mithilfe<br />
lediglich einer gültigen IP-Adresse aus:<br />
Tummelt sich plötzlich ein Client mit einer<br />
unbekannten MAC-Adresse in Ihrem<br />
WLAN, löst WiFi Guard sofort Alarm aus.<br />
Paketfilter<br />
WiFi Guard nimmt beim Start sofort einen<br />
Scan des Netzes vor. Manuelle Prüfläufe<br />
außerhalb eines definierten Zeitschemas<br />
starten Sie durch einen Klick<br />
auf den Schalter Scan oben links im Programmfenster.<br />
Die Software beherrscht<br />
dabei auch die Möglichkeit, Endgeräte<br />
zu lokalisieren, die sich im Netz hinter<br />
einer lokalen Firewall befinden. Solche<br />
lassen sich oft nicht mithilfe des Ping-<br />
Befehls lokalisieren, da der Paketfilter<br />
Ping-Anfragen blockiert. Weil WiFi Guard<br />
aber wie beschrieben die Hosts via ARP<br />
ermittelt, lässt sich der Paketfilter nicht<br />
als „Tarnkappe“ missbrauchen.<br />
Fazit<br />
WiFi Guard erhöht die Sicherheit in Ihrem<br />
WLAN durch einen IP- und MAC-<br />
Adressenscanner. In kleineren WLAN-Installationen<br />
erfahren Sie als Administrator<br />
zuverlässig, wenn sich unbekannte<br />
Endgeräte in Ihrem WLAN tummeln. Regelmäßige<br />
automatische Scans und eine<br />
Benachrichtigungsfunktion erlauben,<br />
das Tool unbeobachtet einzusetzen. WiFi<br />
Guard eignet sich daher insbesondere<br />
<strong>für</strong> weniger aufwendig konzipierte Netze,<br />
bei denen keine Proxy-Server der<br />
Absicherung dienen. (tle) n<br />
4 Der Dialog Alle Geräte wurden im Netz gefunden erlaubt die Mehrfachanwahl<br />
der Einträge und erleichtert es damit, Hosts als bekannt zu markieren.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32910<br />
68 www.linux-user.de<br />
07.2014
Netz&System<br />
Arch und Derivate<br />
Die Arch-Derivate Antergos und Manjaro in der Praxis<br />
Zurück zu den Wurzeln<br />
Arch Linux will eine einfache, anfängertaugliche Linux-Distribution sein. Die Derivate<br />
Manjaro und Antergos legen gar noch eine Scheibe drauf. Karsten Günther, Christoph Langner<br />
© Martin Malchev, 123RF<br />
Readme<br />
Arch Linux gilt unter erfahrenen Anwendern<br />
als eine der interessantesten Distributionen:<br />
Stets aktuell und selbst auf schwacher<br />
Hardware flott. Mit den Abkömmlingen<br />
Manjaro und Antergos eignet es sich sogar<br />
<strong>für</strong> den Einsatz als Mainstream-Distribution.<br />
Lange Zeit war Suse Linux die in<br />
Deutschland vorherrschende Distribution.<br />
Das lag zum einen an der guten<br />
Softwareausstattung, zum anderen an<br />
der hervorragenden Lokalisierung. Nach<br />
OpenSuse entwickelte sich Ubuntu zur<br />
weltweit und auch in Deutschland führenden<br />
Distribution. Eine klare Struktur<br />
mit einer vorinstallierten Anwendung<br />
pro Aufgabe, eine riesige Community<br />
mit einer exzellenten Infrastruktur und<br />
nicht zuletzt auch ein professionelles<br />
Marketing führten dazu.<br />
Inzwischen setzt aber Ernüchterung<br />
ein: OpenSuse spielt derzeit nur noch<br />
eine Nebenrolle, die Ubuntu-Macher setzen<br />
sich mit zahlreichen kontroversen<br />
Entscheidungen immer weiter von den<br />
Anwendern ab. Weckte schon Ubuntus<br />
eigene Desktop-Umgebung Unity viel<br />
Unmut, sorgte die Verdrahtung der<br />
Shopping-Lens mit kommerziellen Partnern<br />
wie Ebay und Amazon <strong>für</strong> einen<br />
wahren Sturm der Entrüstung – GNU-<br />
Gründer Richard Stallman spricht in diesem<br />
Zusammenhang von Spyware.<br />
Auch technisch geht Ubuntu mit dem<br />
Init-System Upstart und dem Display-<br />
Server Mir eigene Wege, <strong>für</strong> die es regelmäßig<br />
Kritik einstecken muss. Dazu<br />
kommt, dass die Software-Auswahl der<br />
aktuellen Ubuntu-Ausgabe inzwischen<br />
oft bei Erscheinen bereits veraltet ist. So<br />
lieferte Ubuntu beispielsweise Gimp bereits<br />
mehrfach in einer überholten Version<br />
aus, obwohl es schon neuere Releases<br />
in den PPAs gab.<br />
Viele Anwender halten es <strong>für</strong> an der<br />
Zeit, nach einer neuen Distribution <strong>für</strong><br />
den heimischen PC Ausschau zu halten.<br />
Rolling Release<br />
Schon seit mehreren Jahren erfreut sich<br />
Arch Linux û bei erfahreneren Anwendern<br />
großer Beliebtheit. Das auf Linux<br />
70 www.linux-user.de<br />
07.2014
Arch und Derivate<br />
Netz&System<br />
from Scratch (kurz LFS) û basierende<br />
System baut auf einfachen Konzepten<br />
auf und arbeitet dadurch sehr zügig. Es<br />
bietet alles, was man sich heute an Komfort<br />
wünscht, und verfügt über einen<br />
sehr großen Softwarepool in seiner Paketverwaltung.<br />
Zudem handelt es sich<br />
bei Arch um eine Rolling-Release-Distribution,<br />
die immer aktuelle Software bereitstellt.<br />
Wesentlichster Nachteil: Die Installation<br />
und Konfiguration gilt als nicht<br />
gerade einsteigerfreundlich.<br />
Bei Arch Linux erledigen Sie viele Aufgaben<br />
auf der Befehlszeile, statt wie bei<br />
anderen Distributionen zu grafischen<br />
Werkzeugen zu greifen. Letztere lösen<br />
Aufgaben auf den ersten Blick zwar einfacher,<br />
fördern aber sicher nicht das Verständnis<br />
der zugrundeliegenden Strukturen.<br />
Außerdem besteht dabei immer<br />
die Gefahr, dass Ausnahmefälle nicht gut<br />
genug gelöst werden.<br />
Seit einiger Zeit gibt es mehrere auf<br />
Arch Linux aufbauende Distributionen,<br />
die <strong>für</strong> zumindest einen Teil der administrativen<br />
Aufgaben grafische Tools bereitstellen,<br />
ohne aber das hohe Abstraktionsniveau<br />
von Ubuntu und ähnlichen<br />
Distribution anzustreben. Dazu zählen<br />
beispielsweise Manjaro û (gesprochen<br />
wie in „Kilimanjaro“) sowie das in großen<br />
Teilen recht ähnliche Antergos û (ehemals<br />
Cinnarch). Dieser Artikel bezieht<br />
sich im Folgenden auf diese beiden Distributionen.<br />
1 Bei Manjaro haben Sie die Wahl zwischen XFCE, Openbox und KDE.<br />
arbeiten Sie stets mit den aktuellsten<br />
Ausgaben der auf dem System installierten<br />
Software, ohne da<strong>für</strong> sechs oder<br />
mehr Monate auf das nächste Release<br />
der Distribution warten zu müssen.<br />
Rolling-Release-Updates haben jedoch<br />
auch ihre Tücken: Nicht ohne<br />
Grund verweigern sich die großen Distributionen<br />
wie Debian, Ubuntu, Red Hat<br />
Manjaro 0.8.9 XFCE<br />
bootfähig auf Heft-DVD<br />
Manjaro und Antergos<br />
Manjaro 1 und Antergos 2 bieten jeweils<br />
eigene grafische Installationswerkzeuge<br />
und einen grafischen Paketmanager<br />
sowie alle zur gewählten Desktop-<br />
Umgebung gehörenden Tools. Alle auf<br />
Arch Linux basierenden Distributionen<br />
stellen neben den gängigen Desktops<br />
wie Gnome, KDE und LXDE auch einfache<br />
Fenstermanager zur Verfügung. Als<br />
Voreinstellung dient oft das schlanke<br />
und schnelle XFCE.<br />
Da es sich bei Arch Linux und den darauf<br />
aufbauenden Distributionen um Rolling<br />
Releases handelt, laufen über die<br />
Paketverwaltung fortwährend neue Programmversionen<br />
auf dem System ein. So<br />
2 Antergos setzt komplett auf die Gnome-Shell als Desktop-Umgebung.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
71
Netz&System<br />
Arch und Derivate<br />
und Suse diesem Prinzip. Es stellt eine<br />
knifflige Aufgabe dar, ein Rolling Release<br />
so zu pflegen, dass es bei größeren Updates<br />
zu keinen Schwierigkeiten kommt.<br />
Allzu eng sind wesentliche Komponenten<br />
wie Kernel, Glib, Treiber und wichtige<br />
Bibliotheken miteinander verzahnt.<br />
Aus diesem Grund muss man gelegentlich<br />
auftretende kleinere Probleme<br />
mit nicht angepassten Versionen tolerieren.<br />
So verlangte beispielsweise das aktuelle<br />
ZFS-Modul als Kernel eine etwas<br />
3 Manjaro verfügt über ein eigenes Werkzeug zum Erkennen der im System<br />
verbauten Hardware. Das erleichtert die Konfiguration der Komponenten.<br />
neuere Version als die gerade installierte.<br />
Lösen ließ sich das Problem bei der Installation<br />
durch Anpassen der PKGBUILD-<br />
Datei, in der es die entsprechenden Versionsnummern<br />
zu ändern galt – Linux-<br />
<strong>Einsteiger</strong> würden daran wohl scheitern.<br />
Arch in einfach<br />
Die Entwickler von Manjaro betonen,<br />
dass Manjaro nicht gleich Arch Linux ist.<br />
Das stimmt insofern, als dass Manjaro<br />
zwar auf Arch Linux aufbaut, aber eigene<br />
Software-Repositories und Tools bereitstellt.<br />
Dennoch bestehen enge Bindungen<br />
zu Arch Linux: So lässt sich auch<br />
unter Manjaro Software aus dem Arch-<br />
User-Repository (AUR) installieren, wie<br />
wir weiter unten erläutern. Für Antergos<br />
gilt dies entsprechend, wobei dieses seine<br />
Software direkt aus den Arch-Paketquellen<br />
bezieht, die es lediglich mit einem<br />
eigenen Repository ergänzt.<br />
Der Fokus von Manjaro und Antergos<br />
liegt auf der Anwenderfreundlichkeit,<br />
was sich in grafischen Installationsroutinen,<br />
den zur Auswahl stehenden Desktop-Umgebungen,<br />
dem grafischen Paketmanager<br />
und vorinstallierten Multimedia-Codecs<br />
zeigt. Daher eignet sich<br />
besonders Manjaro gut als Einstieg ins<br />
Arch-Linux-Universum. Sehnen Sie sich<br />
später nach einem richtigen Arch Linux,<br />
so lässt sich ein Manjaro-System in ein<br />
klassisches Arch umwandeln û.<br />
Mehrere Kernel<br />
4 Manjaro und Antergos bieten jeweils eine grafische Installationsroutine an.<br />
Sowohl Manjaro als auch Antergos stellen<br />
dem Anwender so wie Arch Linux<br />
mehrere Kernel zur Verfügung. Dazu<br />
zählen neben dem gerade aktuellen Betriebssystemkern<br />
oft auch Vorabausgaben<br />
der nächsten Version sowie manchmal<br />
einige ältere, besonders stabile Releases.<br />
Diese Auswahl bietet also wahlweise<br />
neuste Features und Treiber <strong>für</strong><br />
aktuelle Hardware oder eine besonders<br />
hohe Stabilität und Kontinuität.<br />
Manjaro wirbt mit einer besonders guten<br />
Hardware-Erkennung, die auf dem<br />
selbst entwickelten Tool Mhwd basiert<br />
(siehe Kasten Hardware erkennen mit<br />
Mhwd). Es ermittelt die im Rechner ver<br />
72 www.linux-user.de<br />
07.2014
Arch und Derivate<br />
Netz&System<br />
baute Hardware und konfiguriert diese<br />
zur Laufzeit. Allerdings befindet sich das<br />
Programm noch in der Entwicklung, sodass<br />
noch nicht alles immer ganz korrekt<br />
funktioniert. Das Manjaro-Wiki û beschreibt<br />
den Befehl im Detail.<br />
In der Praxis bietet die Hardware-Erkennung<br />
unter Manjaro ein ganz ähnliches<br />
Bild wie unter Ubuntu: Sie identifiziert<br />
fast alle Komponenten korrekt und<br />
konfiguriert viele automatisch richtig<br />
3 . In einigen Fällen – insbesondere<br />
bei älterer, nicht besonders gut unterstützter<br />
Hardware – helfen nur Handarbeit<br />
und eine Reihe von Experimenten<br />
weiter. Besser als die Hardware-Erkennung<br />
von Ubuntu arbeitet jene von<br />
Manjaro also nicht, aber sicher auch<br />
nicht signifikant schlechter.<br />
Die Distribution Manjaro nutzt im Gegensatz<br />
zu Antergos eigene Repositories,<br />
in die neue Software erst nach ausführlichen<br />
Tests einfließt. Dieses Verfahren<br />
sichert eine große Stabilität des Systems,<br />
verzögert aber das Ausliefern kritischer<br />
Updates. Zusätzlich lässt sich fehlende<br />
oder aktualisierte Software aber<br />
auch direkt aus den Paketquellen von<br />
Arch Linux beziehen. Dennoch sorgt dieser<br />
Schritt <strong>für</strong> Kritik, da Manjaro <strong>für</strong> nur<br />
sehr geringe Änderungen an den Paketen<br />
Arch vollständig forkt.<br />
Im Arch-User-Repository (AUR) locken<br />
viele aktuelle Pakete und neue Entwicklungen.<br />
Die Installation von Programmen<br />
aus dieser Quelle birgt jedoch auch<br />
Risiken. Das AUR enthält sehr viel mehr<br />
Software als de Distributionen Manjaro<br />
oder Antergos selbst bereitstellen –<br />
doch die wurde eventuell nicht ganz so<br />
gut getestet. Bei der Installation von<br />
Software aus dem AUR übernehmen<br />
Skripte das automatisierte Kompilieren<br />
aus dem Quellcode, was in den allermeisten<br />
Fällen ohne Probleme funktioniert<br />
– dazu später mehr.<br />
Für viele Pakete gibt es hier mehrere<br />
unterschiedliche Versionen. So steht hier<br />
etwa neben dem derzeit aktuellen, stabilen<br />
Gimp-Release 2.8.10 als Alternative<br />
auch die Entwicklerversion 2.9.1 mit experimentellen<br />
Funktionen bereit. Daneben<br />
enthält AUR auch einige ältere Versionen.<br />
Das macht es <strong>für</strong> Anwender deutlich<br />
unübersichtlicher als die Manjaro-<br />
Repositories – dort finden sich keine<br />
Entwicklerversionen.<br />
Installation<br />
Während Antergos nur ein Installationsabbild<br />
û mit der Gnome-Shell als Desktop-Umgebung<br />
anbietet, gibt es Manjaro<br />
in vielen Spielarten. Je nachdem, welchen<br />
Desktop Sie bevorzugen, laden Sie<br />
die – aufgrund der Größe nur <strong>für</strong> DVDs<br />
geeigneten – Images <strong>für</strong> die XFCE-,<br />
Openbox- oder die KDE-Variante herunter<br />
û. (Auf der Heft-DVD dieser Aus gabe<br />
finden Sie Manjaro 0.8.9 XFCE.)<br />
Möchten Sie sich das Brennen einer<br />
DVD ersparen, dann befördern Sie das<br />
heruntergeladene Image mit folgendem<br />
Kommando auf einen USB-Stick:<br />
$ dd bs=4M if=manjaro*.iso of=/deU<br />
v/sdx<br />
Dabei ersetzen Sie das x in /dev/sdx<br />
durch die Device-Nummer des an Ihrem<br />
KISS<br />
Was Linux-Systeme im Unterschied zum<br />
Marktführer Windows so attraktiv macht,<br />
ist unter anderem die grundlegende Einfachheit.<br />
Sie lässt sich im Paradigma Keep<br />
It Simple, Stupid zusammenfassen, das<br />
durchaus unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten<br />
zulässt û. Diese Einfachheit<br />
zeigt sich besonders bei Arch Linux an<br />
vielen Stellen: Einfache Strukturen lassen<br />
sich meist besser nachvollziehen als kom-<br />
Hardware erkennen mit Mhwd<br />
Sie steuern das Kommando mhwd durch<br />
eine Reihe von kombinierbaren Optionen:<br />
‐h zeigt eine kurze Hilfe, mit ‐‐pci und<br />
‐‐usb beschränken Sie die Ausgaben auf<br />
die entsprechenden Geräte. Die wichtigsten<br />
Optionen lauten ‐lh (Hardware<br />
anzeigen), ‐la (Treiber anzeigen) und ‐l<br />
(Konfigurationen anzeigen). Der Schalter<br />
‐d präsentiert Ihnen bei Bedarf zusätzliche<br />
Detailinformationen.<br />
Arch-User-Repository: Das AUR enthält sogenannte<br />
PKGBUILD-Skripte, über die Software,<br />
die sich nicht in den offiziellen Arch-<br />
Paketquellen findet, aus dem Quellcode<br />
heraus installieren lässt. Dazu gehören Anwendungen,<br />
die es aufgrund ihrer Lizenz<br />
nicht in die Arch-Repositories geschafft<br />
haben, oder auch brandneue Programme.<br />
plizierte Konstrukte und erweisen sich im<br />
Alltag als weniger fehleranfällig. Programme<br />
werden oft zunächst ohne grafische<br />
Oberfläche entwickelt, um sich auf<br />
das Wesentliche zu konzentrieren. Dass<br />
grafische Oberflächen und zusammenfassende<br />
Skripte jedoch nicht unbedingt von<br />
Nachteil sein müssen, beweisen Manjaro<br />
und Antergos: Dort stehen <strong>für</strong> die wichtigsten<br />
Aufgaben spezielle Tools bereit.<br />
Neben Mhwd selbst existieren noch mehrere<br />
Varianten des Programms, von denen<br />
mhwd‐kernel die wichtigste ist. Sie erlaubt<br />
die Verwaltung der Kernel, die Manjaro<br />
anbietet. ‐l zeigt die verfügbaren Kernel,<br />
‐li die im System vorhandenen; ‐i<br />
installiert eine neue Version, ‐r entfernt<br />
eine veraltete. Aus dem AUR stammende<br />
Kernel berücksichtigt das Tool nicht: Diese<br />
verwalten Sie über den Paketmanager.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
73
Netz&System<br />
Arch und Derivate<br />
Rechner angesteckten USB-Sticks. Details<br />
dazu können Sie im Manjaro<br />
Forum û nachlesen.<br />
Mit den grafischen Installationsroutinen<br />
von Manjaro 4 und Antergos geht<br />
die Installation der Arch-Derivate leicht<br />
von der Hand: Das Setup-Programm<br />
gleicht in großen Teilen jenen anderer<br />
etablierter Distributionen und erlaubt<br />
eine intuitive Bedienung.<br />
Etwas rustikaler, da<strong>für</strong> aber auch wesentlich<br />
detaillierter steuerbar, erfolgt<br />
die Installation mit dem textbasierenden<br />
Setup. Manjaro bietet es in zwei Varianten<br />
an: Der testing installer unterstützt<br />
Rechner mit UEFI-BIOS sowie das <strong>für</strong><br />
SSDs optimierte Btrfs. Besser getestet<br />
und von daher auch eher zu empfehlen<br />
ist der stable installer, der an jenen von<br />
Debian erinnert.<br />
Auch in der textbasierten Umgebung<br />
klappt das Installieren ohne tiefgreifendes<br />
technisches Know-how. Vorsicht ist<br />
in jedem Fall beim Partitionieren der<br />
Festplatte geboten: Löschen Sie die falsche<br />
Partition, dann gehen die dort gespeicherten<br />
Daten in der Regel verloren.<br />
Alternativ teilen Sie den entsprechenden<br />
Datenträger vorab mit Gparted oder<br />
der Gparted-Live-CD auf.<br />
Pacman-Übersicht<br />
Pacman-Befehl Debian/Ubuntu-Pendant Funktion<br />
Installation und Aktualisierungen<br />
pacman ‐Syu<br />
apt‐get update && apt‐get Paketquellen aktualisieren und Updates installieren<br />
dist‐upgrade<br />
pacman ‐S Paket apt‐get install Pakete installieren oder aktualisieren<br />
pacman ‐Ss Paket apt‐cache search installierbare Pakete suchen<br />
pacman ‐Sg<br />
Paketgruppen anzeigen<br />
pacman ‐Sg Paketgruppe<br />
Inhalt einer Paketgruppe anzeigen<br />
pacman ‐Si Paket apt‐cache show Informationen zu nicht installierten Paketen zeigen<br />
pacman ‐Sw Paket apt‐get ‐‐download‐only herunterladen, ohne zu installieren<br />
pacman ‐Sy apt‐get update Paketdatenbank aktualisieren<br />
pacman ‐Syy<br />
Paketdatenbank neu aufbauen<br />
Pakete entfernen<br />
pacman ‐R Paket apt‐get remove Paket deinstallieren<br />
pacman ‐Rd Paket<br />
Paket entfernen, ohne Abhängigkeiten zu berücksichtigen<br />
pacman ‐Rs Paket<br />
Paket mit Abhängigkeiten entfernen<br />
pacman ‐Rss Paket<br />
Paket entfernen mit allen Abhängigkeiten und deren Abhängigkeiten<br />
Abfragen<br />
pacman ‐Q dpkg ‐‐get‐selections installierte Pakete mit Versionsnummer anzeigen<br />
pacman ‐Qs Paket aptitude search<br />
installiertes Paket suchen<br />
'~i(~nexpr|~dexpr)<br />
pacman ‐Qi Paket dpkg ‐s Informationen zu installierten Paketen anzeigen<br />
pacman ‐Ql Paket dpkg ‐L durch Paket installierte Dateien anzeigen<br />
pacman ‐Qo /Pfad/ dpkg ‐S<br />
Paket anzeigen, zu dem die Datei gehört<br />
zur/Datei<br />
pacman ‐Qu apt‐get upgrade Updates <strong>für</strong> installierte Pakete finden<br />
Weitere Aktionen<br />
pacman ‐Qk debsums installierte Pakete überprüfen<br />
pacman ‐Qdt<br />
verwaiste Pakete zeigen<br />
pacman ‐Scc apt‐get clean Paket-Cache löschen<br />
pacman ‐Sc apt‐get autoclean veraltete Pakete löschen<br />
pacman ‐U Paketdatei<br />
dpkg ‐i && apt‐get install ‐f lokales Paket installieren<br />
pacman‐optimize<br />
Paket-Datenbank optimieren<br />
Die wichtigsten Schalter wie ‐S oder ‐Syu lassen sich auch mit yaourt oder pacaur benutzen.<br />
74 www.linux-user.de<br />
07.2014
Arch und Derivate<br />
Netz&System<br />
Paketmanager<br />
Das Paketsystem nimmt eine zentrale<br />
Rolle innerhalb einer Distribution ein: Es<br />
sorgt <strong>für</strong> das reibungslose Installieren<br />
von Software (relativ einfach) sowie <strong>für</strong><br />
den Austausch installierter Pakete bei<br />
Updates (viel komplexer). Arch Linux<br />
setzt auf ein spezielles Paketformat: Es<br />
verwendet XZ-komprimierte TAR-Archive<br />
auf, die um einige Steuerdateien ergänzt<br />
wurden û.<br />
Alle auf Arch Linux basierenden Distributionen<br />
setzen auf den gleichen Paketmanager,<br />
den auch das Vorbild verwendet:<br />
Pacman. Er entspricht in seinen<br />
Funktionen etwa Dpkg bei Debian und<br />
Ubuntu, übernimmt also überwiegend<br />
die internen Aufgaben. Allerdings<br />
kommt ihm eine etwas weitergehende<br />
Rolle zu, da er auch viele Funktionen von<br />
Apt-get beinhaltet.<br />
Unter Manjaro und Antergos gibt es<br />
jeweils einfache grafische Frontends als<br />
Aufsatz zu Pacman. Manjaro setzt hier<br />
auf den pamac‐manager 5 , bei Antergos<br />
kommt pacmanxg 6 zum Einsatz. Daneben<br />
steht speziell <strong>für</strong> die Installation von<br />
Software aus den AUR noch das Befehlszeilenprogramm<br />
yaourt zur Verfügung,<br />
auf das wir später noch ausführlicher<br />
eingehen. Trotz aller Vorteile der Frontends<br />
kommen Sie bei der Administra tion<br />
nicht in allen Fällen um Pacman herum:<br />
Eine Reihe spezieller Aktionen lassen<br />
sich nur direkt über dieses Programm<br />
anstoßen.<br />
5 Die Distribution Manjaro setzt im Gegensatz zu Antergos auf den in eigener Regie<br />
entwickelten Pamac-Manager zum Verwalten der Software-Archive.<br />
Das gesamte System aktualisieren Sie<br />
ebenfalls am besten mit dem Programm<br />
Pacman – am einfachsten über pacman<br />
‐Syyu. Der Pamac-Manager macht etwas<br />
Ähnliches beim Start automatisch. Er<br />
scheitert aber, falls es nicht aufzulösende<br />
Abhängigkeiten gibt. Mittels Pacman<br />
führen Sie das Update in mehreren<br />
Schritten durch und sparen so die problematischen<br />
Pakete zunächst aus, um<br />
TIPP<br />
Als Umsteiger von einer anderen Distribution<br />
sind Ihnen Befehle wie apt‐get<br />
install, yum search oder zypper dup<br />
wahrscheinlich schon lange in Fleisch und<br />
Blut übergegangen. In der Tabelle Pacman-Übersicht<br />
finden Sie eine Gegenüberstellung<br />
der wichtigsten Pacman-<br />
Funktionen mit denen von apt‐get oder<br />
dpkg. Das Arch-Wiki bietet unter dem Eintrag<br />
„Pacman Rosetta“ û zudem eine gut<br />
gemachte Zusammenstellung, die die einzelnen<br />
Aufrufe auch noch in jene von Fedora,<br />
Suse oder Gentoo übersetzt.<br />
6 Antergos vereinfacht die ansonsten auf Text und Befehlen <strong>für</strong> die Kommandozeile<br />
basierenden Paketverwaltung mit dem grafischen Frontend PacmanXG.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
75
Netz&System<br />
Arch und Derivate<br />
ACHTUNG!<br />
diese später nachzuholen, sobald die<br />
Updates <strong>für</strong> die fehlenden Pakete auf<br />
den Servern bereitstehen.<br />
Die Installation bestimmter Pakete –<br />
besonders solcher, die aus dem Quelltext<br />
gebaut werden – zieht oft zahlreiche<br />
zusätzliche Pakete als Abhängigkeiten<br />
mit, die anschließend nur noch nutzlos<br />
im System herumliegen. Diese als<br />
verwaist („orphaned“) bezeichneten Pakete<br />
belegen unnötig Festplattenplatz<br />
und können unter ungünstigen Bedingungen<br />
zu Problemen bei Aktualisierungen<br />
führen.<br />
Sie sollten diese Paket-Waisen daher<br />
ab und an löschen. Zunächst stöbern Sie<br />
sie mit pacman ‐Qdt auf, das Kommando<br />
pacman ‐R Paket entfernt sie dann. Folgender<br />
Aufruf fasst beides zusammen,<br />
indem er alle verwaisten Pakete automatisch<br />
löscht:<br />
# pacman ‐Qdtq | pacman ‐Rs ‐<br />
Unter Ubuntu oder Debian kennen Sie<br />
diesen Befehl als apt‐get autoremove.<br />
Das Manjaro-Wiki dokumentiert die wesentlichen<br />
Funktionen von Pacman û.<br />
User-Pakete<br />
Aus dem Arch-User-Repository AUR installieren<br />
Sie Pakete mittels yaourt –<br />
auch die grafischen Paketmanager nutzen<br />
intern dieses Tool. Yaourt – und die<br />
alternativen AUR-Clients – rufen Sie immer<br />
ohne Root-Rechte auf, da das Tool<br />
die Pakete im Userspace aus dem Quellcode<br />
baut und erst zur Installation Root-<br />
Rechte anfordert. Die Syntax entspricht<br />
weitgehend jener von Pacman, sodass<br />
yaourt synonym zu pacman funktioniert.<br />
Bei der Installation von Paketen aus dem<br />
AUR bietet Ihnen Yaourt immer an, die<br />
PKGBUILD-Datei des gebauten Pakets einzusehen<br />
und zu bearbeiten:<br />
Edit PKGBUILD ? [Y/n] ("A" to abU<br />
ort)<br />
Machen Sie unbedingt von dieser Möglichkeit<br />
Gebrauch! Das AUR ist sehr offen, jeder<br />
darf ohne große Hürden eigene Software<br />
dort einstellen. Es besteht daher<br />
durchaus die Möglichkeit, über dieses Repository<br />
Malware zu verteilen. Kontrollieren<br />
Sie daher immer zumindest die<br />
source=...-Zeile dahingehend, ob sie<br />
den Quellcode oder Programmpakete aus<br />
einer legitimen Quelle lädt.<br />
Yaourt arbeitet recht fehlertolerant: So<br />
genügt es, nur Bestandteile von Paketnamen<br />
anzugeben, um das entsprechende<br />
Paket zu finden. Alternativ lässt<br />
sich auch ein Teil der Kurzbeschreibung<br />
eines Pakets verwenden (Listing 1). Dies<br />
liefert jedoch oft eine unübersichtlich<br />
große Menge an Treffern.<br />
Die drei am Ende des Listings ausgegebenen<br />
Zeilen fordern Sie auf, ein oder<br />
mehrere Pakete zur Installation auszuwählen.<br />
Einzelne Pakete geben Sie, mit<br />
Leerzeichen getrennt, hintereinander an<br />
(1 3 17) oder übergeben ganze Nummernbereiche<br />
(22‐35). Mit der Tastenkombination<br />
[Strg]+[C] oder durch Drücken<br />
von [Eingabe], ohne eine Nummer<br />
anzugeben, beenden Sie das Programm<br />
ohne Installation eines AUR-Pakets.<br />
Pakete aus dem AUR installieren Sie<br />
bei Problemen auch manuell. Nach dem<br />
Herunterladen etwa nach /usr/local/<br />
src/ entpacken Sie das Quellarchiv und<br />
wechseln in das dabei neu entstandene<br />
Verzeichnis, das oft schlicht builds/<br />
heißt. Der Befehl makepkg ‐s sorgt nun<br />
<strong>für</strong>s Übersetzen. So lassen sich eventuell<br />
auftretende Fehler während des Build-<br />
Prozesses untersuchen.<br />
Abhängigkeiten löst der Befehl automatisch<br />
auf, sofern es Manjaro- beziehungsweise<br />
Arch-Pakete da<strong>für</strong> gibt. Fehlen<br />
die in den offiziellen Paketquellen,<br />
greift das Build-Skript auf AUR-Pakete<br />
zurück. Als Ergebnis erzeugt makepkg ein<br />
Paket, das sich mit pacman ‐U Paket.xz<br />
ins System integrieren lässt. Alternativ<br />
verfolgen Sie das Kompilieren und Einrichten<br />
der Software über makepkg ‐i.<br />
Hardware to go!<br />
Nach dem Einrichten des Systems und<br />
der wichtigsten Software müssen Sie bei<br />
Arch Linux und seinen Derivaten die im<br />
Rechner verbaute Hardware zum Laufen<br />
bringen, falls sie das nicht schon von<br />
Haus aus tut. Hier zeigt sich besonders<br />
mit schwieriger Hardware, was Arch<br />
wirklich auf dem Kasten hat.<br />
Sofern bei der Installation des Systems<br />
die Grafikkarte korrekt erkannt wurde,<br />
stehen Ihnen dazu die grafischen Tools<br />
der jeweils installierten Desktop-Umge<br />
76 www.linux-user.de<br />
07.2014
Arch und Derivate<br />
Netz&System<br />
bung zur Verfügung. Aber was, wenn es<br />
schon bei der Grafikkarte klemmt? Von<br />
Haus verzichten die Distributionen darauf,<br />
als Notlösung <strong>für</strong> den X-Server ein<br />
VESA-Modul einzurichten. Bleibt der<br />
Bildschirm beim Start der grafischen<br />
Oberfläche schwarz, sollten Sie daher<br />
das Paket xf86-video-vesa auf dem System<br />
manuell installieren.<br />
Im Anschluss daran konfigurieren Sie<br />
den X-Server von Hand: Xorg ‐configure,<br />
als Root ausgeführt, erzeugt eine<br />
Konfigurationsdatei xorg.conf.new, die<br />
Sie anschließend mittels Xorg ‐config<br />
xorg.conf.new testen. Klappt das, lässt<br />
sich der Display-Manager (bei Manjaro:<br />
MDM) aufrufen. Weitere Tipps zu X.org<br />
und der Konfiguration finden Sie im<br />
Manjaro-Wiki û.<br />
Peripherie<br />
Bei Peripheriegeräten wie Druckern,<br />
Scannern oder Webcams sollten Sie in<br />
der Regel keine großen Klimmzüge machen<br />
müssen. Die Hardware-Unterstützung<br />
<strong>für</strong> diese Geräte liegt in den Händen<br />
des Kernels und – in Bezug auf die<br />
Drucker – bei Cups. All das ist bei Arch<br />
und seinen Derivaten brandneu, dementsprechend<br />
umfassend fällt der Hardware-Support<br />
aus. Zum Einrichten eines<br />
Druckers nutzen Sie entweder das Webfrontend<br />
von Cups unter http://localhost:631<br />
oder die Druckereinstellungen<br />
der Desktop-Umgebung.<br />
Generell stellt das Arch-Linux-Wiki û<br />
eine gute Anlaufstelle bei Hardwareproblemen<br />
dar. Auch in den Wikis anderer<br />
Distributionen finden sich oft brauchbare<br />
Informationen, die sich auf Arch, Manjaro<br />
oder Antergos übertragen lassen.<br />
Fazit<br />
Arch Linux und seine Derivate gefallen<br />
aufgrund ihrer Aktualität und durch die<br />
große Bandbreite der zur Verfügung stehenden<br />
Software. Zudem gilt Arch als<br />
eine der flottesten Distributionen auf<br />
dem Markt. Wer sich schon ein wenig<br />
länger mit Linux beschäftigt, der findet<br />
hier genau das richtige System. Lediglich<br />
einige kleinere Mängel trüben den rundum<br />
guten Eindruck: So erweist sich die<br />
Hardware-Erkennung gegenüber einem<br />
Ubuntu oder Fedora nicht unbedingt als<br />
besser – ab und an müssen Sie einem<br />
Gerät mit einem Eintrag in /etc/<br />
modprobe.d auf die Sprünge helfen.<br />
Sowohl Antergos als auch Manjaro<br />
runden Arch Linux hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit<br />
ab. Mit grafischen<br />
Installern und anwenderfreundlichen<br />
Tools bereiten beide das oft als kompliziert<br />
verschrieene Arch Linux <strong>für</strong> weniger<br />
erfahrenere Anwender auf. Die eigenen<br />
Paketquellen von Manjaro wirken<br />
zudem als Puffer, wenn es in der Paketverwaltung<br />
von Arch einmal klemmt.<br />
Mit Antergos dagegen bleiben Sie direkt<br />
am Puls von Arch Linux. (cla) n<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32538<br />
Listing 1<br />
$ yaourt gimp<br />
1 extra/gimp 2.8.10‐1 [installed]<br />
GNU Image Manipulation Program<br />
2 extra/potrace 1.11‐1 [installed]<br />
Utility for tracing a bitmap (input: PBM,PGM,PPM,BMP; output: EPS,<br />
PS,PDF,SVG,DXF,PGM,Gimppath,XFig)<br />
...<br />
117 aur/vim‐gtk‐syntax‐git 20130811‐1 (2)<br />
Vim syntax highlighting for GLib, Gtk+, Xlib, Gimp, Gnome, and more<br />
118 aur/xcftools 1.0.7‐3 [installed] (9)<br />
Miscellaneous command line tools for use with the open XCF format<br />
used by The GIMP<br />
==> Enter n° of packages to be installed (ex: 1 2 3 or 1‐3)<br />
==> ‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐<br />
==><br />
TIPP<br />
Neben Yaourt gibt es noch eine ganze<br />
Reihe weiterer Hilfsprogramme <strong>für</strong> das<br />
AUR: Dazu zählen unter anderem Aurpac,<br />
Packer, Aura und Pacaur, um nur ein paar<br />
der im Arch-Wiki angebotenen Helfer û<br />
zu nennen. Wir empfehlen Pacaur û: Der<br />
AUR-Helper nutzt wie Yaourt die Pacman-<br />
Syntax, zeigt aber im Vorfeld in einem<br />
Rutsch alle PKGBUILD-Dateien an, nicht<br />
wie Yaourt immer wieder zwischendurch.<br />
So installieren Sie auch größere Pakete<br />
mitsamt zahlreicher Abhängigkeiten im<br />
Hintergrund, ohne dass Sie immer wieder<br />
auf Nachfragen reagieren müssen.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
77
Netz&System<br />
Obnam<br />
Mit Obnam komfortabel Backups erledigen<br />
In die Vollen<br />
© Haloocyn, freeimages.com<br />
Das Kommandozeilenwerkzeug Obnam erlaubt das Sichern und Wiederherstellen von Daten<br />
selbst dann, wenn der X-Server einmal streikt. Ferdinand Thommes<br />
Readme<br />
Bei Obnam handelt es sich um ein mächtiges,<br />
aber trotzdem einfach zu bedienendes<br />
Backup-Werkzeug <strong>für</strong> die Kommandozeile.<br />
Seine herausragenden Merkmale sind<br />
Snapshot-Backups, Deduplikation, eine einfache<br />
Möglichkeit der Verschlüsselung mittels<br />
GnuPG sowie Push- oder Pull-Betrieb.<br />
Festplatten kennen nur drei grundlegende<br />
Zustände: leer, voll, kaputt. Zwischen<br />
den ersten beiden speichern sie<br />
mehr oder weniger wichtige Daten.<br />
Allerdings wechselt die Hardware oft<br />
schneller zu Zustand 3, als es einem lieb<br />
ist. Wer also nicht nach der Torvalds-<br />
Devise „Echte Männer brauchen keine<br />
Backups“ lebt, benötigt über kurz oder<br />
lang eine geeignete Strategie und die<br />
dazu passende Software.<br />
Die Auswahl der passenden Programme<br />
fällt groß aus û. Obnam hebt sich<br />
von der Masse durch eine Vielzahl an<br />
Optionen ab, die es in den meisten Fällen<br />
ermöglichen, eine optimale Sicherung<br />
zu erstellen. Das ausgezeichnete<br />
Tutorial û und die Manpage des Projekts<br />
û helfen bei Spezialfällen weiter.<br />
Obnam stammt aus der Feder des finnischen<br />
Debian-Entwicklers und Linux-<br />
Urgesteins Lars Wirzenius. Er arbeitet seit<br />
2006 an der Python-Software, die auf<br />
Wunsch Backups auf lokalen Festplatten,<br />
auf NFS- oder SMB-Shares oder auf entfernten<br />
Servern speichert, wozu sie das<br />
SFTP-Protokoll unterstützt.<br />
Auf Nummer sicher<br />
Die meisten Backup-Tools basieren auf<br />
den Algorithmen von Rsync û. Diese<br />
liefern eine der wichtigsten Eigenschaften,<br />
die eine Backup-Software bieten<br />
78 www.linux-user.de<br />
07.2014
Obnam<br />
Netz&System<br />
sollte: die inkrementelle Datensicherung.<br />
Dabei sichert die Software immer<br />
nur die Änderungen seit der letzten vollen<br />
oder inkrementellen Sicherung.<br />
Allerdings macht diese Methode von<br />
Zeit zu Zeit eine komplette Sicherung<br />
der Daten notwendig. Das kostet Zeit<br />
und beim Transfer über das Internet zusätzlich<br />
Bandbreite. Beim Wiederherstellen<br />
erhöht sich bei dieser Methode<br />
ebenfalls der Aufwand, da die Daten sich<br />
meist aus mehreren einzelnen Sicherungen<br />
zusammensetzen. Die Alternative<br />
einer differenziellen Sicherung, die immer<br />
die Änderungen zur letzten komplett<br />
speichert, braucht dagegen mehr<br />
Speicherplatz.<br />
Als Lars Wirzenius im Jahr 2006 einen<br />
Onlinedienst <strong>für</strong> Backups ins Leben rufen<br />
wollte, gefielen ihm diese Ansätze<br />
nicht, wie er in der Ankündigung zur<br />
stabilen Version 1.0 von Obnam im Jahr<br />
2012 schrieb û. Er implementierte daher<br />
<strong>für</strong> Obnam die Funktion Copy-on-<br />
Write, kurz COW û, die ebenfalls im<br />
Dateisystem BTRFS <strong>für</strong> die Snapshot-<br />
Funktion zum Einsatz kommt.<br />
Das blockbasierte Vorgehen ermöglichte<br />
in Obnam die Snapshot-Funktion,<br />
die es von vielen anderen Backup-Systemen<br />
unterscheidet und in die Nähe von<br />
kommerziellen Produkten mit „Nearcontinuous<br />
Data Protection“ (Near-CDP)<br />
rückt û. Dabei verwendet die Software<br />
bereits vorhandene identische Blöcke<br />
wieder, selbst wenn sie sich in einer anderen<br />
Datei oder einer älteren Sicherung<br />
befinden. Die Technik heißt Deduplikation<br />
û. Somit erscheint jede Sicherung<br />
von Obnam wie ein komplettes Backup,<br />
selbst wenn es sich von der Theorie her<br />
um ein inkrementelles Backup handelt.<br />
In medias res<br />
Was nach einem komplizierten Konzept<br />
klingt, vereinfacht sich in der Praxis<br />
durch Obnam, und zwar vor allem gerade<br />
dadurch, dass das Tool keine grafische<br />
Oberfläche mitbringt: Die wäre<br />
durch die vielen Optionen entweder<br />
total überladen oder unzureichend.<br />
Dank der guten Dokumentation eignet<br />
sich das Programm <strong>für</strong> alltägliche<br />
Fälle. In weniger als einer halben Stunde<br />
haben Sie die Software in der Regel konfiguriert.<br />
Danach verrichtet sie ihre Arbeit<br />
auf Wunsch völlig automatisch zu<br />
festgelegten Zeiten. Parallel bietet Obnam<br />
aber die Möglichkeit, das Sichern<br />
sowie Wiederherstellen jederzeit über<br />
die Kommandozeile anzustoßen.<br />
Die Installation der Applikation gestaltet<br />
sich unter Debian am einfachsten:<br />
Dazu genügt der simple Befehl:<br />
# apt‐get install obnam<br />
Er kopiert weniger als 5 MByte Daten auf<br />
die Festplatte. Für Ubuntu, Gentoo und<br />
OpenSuse finden sich Pakete auf der<br />
Downloadseite, wo auch der Quellcode<br />
bereitsteht û. Für die allermeisten Szenarien<br />
fertigen Sie sinnvollerweise eine<br />
Konfigurationsdatei an. Dazu erstellen<br />
Sie als normaler Benutzer mit dem Befehl<br />
touch ~/.obnam.conf im Home-<br />
Verzeichnis eine Textdatei. Listing 1 zeigt<br />
ein Beispiel <strong>für</strong> deren Inhalt.<br />
Erste Sicherung<br />
Ein erstes manuelles Backup zum Sichern<br />
des gesamten Home-Verzeichnisses starten<br />
Sie über den folgenden Befehl:<br />
$ obnam backup $HOME<br />
Listing 1<br />
TIPP<br />
Zum Sichern des Root-Dateisystems oder<br />
von Teilen davon empfiehlt sich eine eigene<br />
Konfigurationsdatei, in der Sie zusätzlich<br />
eine Zeile wie root = /etc,<br />
/ var einfügen, die in die jeweiligen Verzeichnisse<br />
sichert.<br />
[config]<br />
# Ablage <strong>für</strong> die Sicherungen<br />
repository=/media/Backup<br />
# Ablage <strong>für</strong> die Protokolldatei<br />
log = /home/Username/obnam.log<br />
# Log‐Tiefe<br />
log‐level = info<br />
# maximale Größe der Log‐Datei<br />
log‐max = 100 mb<br />
# Backup‐Ausschlüsse (Endungen, Downloads‐Ordner)<br />
exclude = .mp3$, .mp4$, .part$, .rar$, .nfo$, /Downloads$<br />
# Auschluss aller Caches<br />
exclude‐caches = yes<br />
# Ausschluss externer Dateisysteme (/proc, NFS, etc.)<br />
one‐file‐system = yes<br />
# behält ein Backup täglich <strong>für</strong> die letzten 14 Tage etc.<br />
keep = 14d,10w,12m<br />
# verschlüsselt die Sicherung mittels GnuPG<br />
encrypt‐with = "Ihr Bezeichner"<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
79
Netz&System<br />
Obnam<br />
Das setzt voraus, dass Sie das Ziel der<br />
Sicherung bereits eingebunden haben<br />
und sich in der Konsole in diesem Verzeichnis<br />
befinden. Alternativ geben Sie<br />
das Ziel der Sicherung im Befehl selbst<br />
über die Option ‐r an oder legen es in<br />
der Konfiguration fest.<br />
Das nächste Backup, falls ebenfalls<br />
manuell angestoßen, starten Sie mittels<br />
des gleichen Befehls. Es sichert alle neuen<br />
und geänderten Dateien. Bei größeren<br />
Backups wie dem ersten kompletten<br />
Durchlauf besteht die Möglichkeit, dass<br />
die Verbindung abbricht – insbesondere,<br />
falls Sie per WLAN über das Internet auf<br />
einen Server gehen. Deshalb erstellt das<br />
Programm alle 100 MByte eine Marke<br />
und nimmt nach einem Abbruch bei dieser<br />
die Arbeit wieder auf.<br />
Allerdings verrichtet Obnam seine Arbeit<br />
ohnehin ziemlich zügig. Im Test dauerte<br />
das Sichern eines Home-Verzeichnisses<br />
mit 61 GByte Daten auf eine externe<br />
Platte mit USB-3-Anschluss rund 37 Minuten.<br />
Nach Vollzug meldete sich die Software<br />
mit der Nachricht aus der ersten<br />
Zeile von Listing 2. Ein zweiter Lauf einige<br />
Tage später ergab die Meldung aus der<br />
zweiten Zeile – das Programm war also<br />
gut eine halbe Stunde schneller.<br />
Listing 2<br />
Um zu kontrollieren, wie viele Backup-<br />
Generationen Sie bereits erzeugt beziehungsweise<br />
behalten haben, genügt die<br />
Eingabe von obnam generations. Listing<br />
3 zeigt das Ergebnis zu den Backups<br />
aus Listing 2.<br />
Teile und herrsche<br />
In den seltensten Fällen kommt es jedoch<br />
vor, das Sie das gesamte Home-<br />
Verzeichnis sichern. Die Vorgehensweise<br />
bei der Auswahl oder dem Ausschluss<br />
von Dateien hängt davon ab, was sich<br />
schneller definieren lässt. Wollen Sie nur<br />
fünf Verzeichnisse sichern, so bietet es<br />
sich an, diese im Befehl zur Sicherung<br />
oder über die Konfiguration festzulegen.<br />
Weitaus häufiger dürfte jedoch der<br />
Fall sein, dass Sie einzelne Verzeichnisse<br />
und Dateien vom Sichern ausschließen<br />
möchten. Das erreichen Sie über den<br />
Parameter ‐‐exclude, den Sie dem Tool<br />
entweder auf der Kommandozeile mitgeben<br />
oder – sinnvollerweise – direkt in<br />
die Konfiguration schreiben.<br />
Zusätzlich besteht die Möglichkeit,<br />
mit exclude‐ caches = yes alle temporären<br />
Speicher ebenso auszuschließen<br />
wie mittels one‐file‐system = yes<br />
$ Backed up 98627 files (of 98628 found), uploaded 61.0 GiB in 37m18s<br />
at 28.1 MiB/s average speed<br />
$ Backed up 4633 files (of 101010 found), uploaded 3.0 GiB in 3m24s at<br />
15.1 MiB/s average speed<br />
Listing 3<br />
5543 2014‐04‐27 19:52:12 .. 2014‐04‐27 19:59:35 (98628 files,<br />
69491282768 bytes)<br />
6751 2014‐05‐01 09:42:39 .. 2014‐05‐01 09:43:20 (101010 files,<br />
71257775259 bytes)<br />
Listing 4<br />
01 $ mkdir ~/backups<br />
02 $ obnam mount ‐‐to ~/backups<br />
03 $ ls ‐l ~/backups<br />
04 drwxr‐xr‐x 25 root root 4096 Apr 27 19:59 5543<br />
05 drwxr‐xr‐x 25 root root 4096 Mai 1 09:43 6751<br />
06 lrwxr‐xr‐x 25 root root 4096 Mai 1 09:43 latest ‐> 6751<br />
07 $ fusermount ‐u ~/backups<br />
extern eingehängte Dateisysteme oder<br />
das virtuelle Proc-Verzeichnis.<br />
Wer seine Sicherungen im Internet<br />
ablegt, dem kommt es gelegen, dass<br />
Obnam die Backups mittels GnuPG verschlüsseln<br />
kann. Das setzt voraus, dass<br />
Sie neben der Installation des Programms<br />
GnuPG-Agent respektive GPG-Agent (je<br />
nach Distribution) ein Schlüsselpaar erzeugen.<br />
Das erledigen Sie als User mit<br />
dem Befehl gpg ‐‐gen‐key. Einen tieferen<br />
Einblick in die Möglichkeiten gewährt<br />
die Dokumentation von GnuPG û.<br />
Jeder Schlüssel hat einen Bezeichner,<br />
den die Software beim Erzeugen des<br />
Schlüssels als Kommentar abfragt. Dieser<br />
Bezeichner erscheint auch in der Liste,<br />
wenn Sie mit ‐‐list‐keys die Informationen<br />
zu den gespeicherten Schlüsseln<br />
abrufen. Den Bezeichner geben Sie<br />
in der Konfiguration über die folgende<br />
Zeile an:<br />
encrypt‐with = "Bezeichner"<br />
Mit diesem schlichten Eintrag ist die Verschlüsselung<br />
bereits fertig eingerichtet.<br />
Im Ernstfall<br />
Haben Sie Daten verloren und möchten<br />
diese nun wiederherstellen, bietet Obnam<br />
dazu zwei Wege. Der erste macht<br />
sich die Eigenschaften des FUSE-Dateisystems<br />
û zunutze, das auf modernen<br />
Linux-Systemen meist standardmäßig<br />
installiert ist. Der zweite, weit weniger<br />
komfortable Weg kommt zum Einsatz,<br />
wenn FUSE nicht bereitsteht.<br />
Bei FUSE handelt es sich um ein Dateisystem<br />
im Userspace. Nutzen Sie es,<br />
zeigt Ihnen Obnam die Backups wie ein<br />
normales Verzeichnis an, das Sie einhängen.<br />
Dazu legen Sie mit dem Befehl aus<br />
der ersten Zeile von Listing 4 einen neuen<br />
Ordner im Home-Verzeichnis an.<br />
Listing 5<br />
01 $ obnam restore ‐‐repository<br />
Repository/Pfad ‐‐to Pfad<br />
02 $ obnam restore ‐‐to Pfad<br />
03 $ obnam restore ‐‐to Pfad<br />
‐‐5543<br />
80 www.linux-user.de<br />
07.2014
Obnam<br />
Netz&System<br />
Dann hängen Sie das Verzeichnis mit<br />
den Sicherungen dort ein (Zeile 2) und<br />
sehen sich deren Inhalt an (Zeile 3).<br />
Dabei entspricht jedes angezeigte Verzeichnis<br />
einer (durch die Nummer eindeutig<br />
bezeichneten) Backup-Generation.<br />
Sie haben nun die Möglichkeit, in die<br />
Sicherung zu schauen, die Sie komplett<br />
oder teilweise wiederherstellen wollen.<br />
Dazu wechseln Sie in das entsprechende<br />
Verzeichnis und prüfen dessen Inhalt.<br />
Möchten Sie die letzte Sicherung oder<br />
Teile davon wiederherstellen, genügt der<br />
Parameter latest anstatt der Nummer.<br />
Möchten Sie nur eine einzelne Datei<br />
zurückkopieren, legen Sie zuerst ein Verzeichnis<br />
an beliebiger Stelle an. Dann<br />
spielen Sie das File per Copy-Befehl dorthin.<br />
Nun haben Sie die Möglichkeit, die<br />
Datei mittels Diff û mit einer eventuell<br />
noch vorhandenen Version zu vergleichen.<br />
Nach dem erfolgreichen Wiederherstellen<br />
hängen Sie das Verzeichnis<br />
wieder aus (Listing 4, Zeile 7).<br />
Steht FUSE und damit der Befehl<br />
obnam mount nicht bereit, suchen Sie mit<br />
dem Parametern generations und dem<br />
Befehl ls auf der Kommandozeile, was<br />
Sie zurückspielen wollen. Mit dem Befehl<br />
aus der ersten Zeile von Listing 5<br />
holen Sie dann die fragliche Datei aus<br />
dem Repository. Die komplette letzte<br />
Generation restaurieren Sie mit dem<br />
Befehl aus Zeile 2, eine ältere Sicherung<br />
geben Sie per Nummer an (Zeile 3).<br />
Automatisierte Backups erhalten Sie,<br />
indem Sie einen Cronjob û anlegen, der<br />
im angegebenen Intervall sichert. Einen<br />
solchen Cronjob richten Sie unter Gnome<br />
durch Nachinstallieren des Pakets<br />
gnome-schedule in einer grafischen<br />
Oberfläche ein. Ähnliches gilt <strong>für</strong> KDE,<br />
wo ein passendes Werkzeug bereits unter<br />
Systemeinstellungen | Aufgabenplaner<br />
vorliegt. Auf der Konsole gibt es einen<br />
Editor, den Sie mit crontab ‐e aufrufen.<br />
Sie sollten testweise zu Beginn eine<br />
kleine Sicherung anlegen und diese sowohl<br />
komplett als auch teilweise zurücksichern.<br />
Das schafft das nötige Vertrauen<br />
in die Backups <strong>für</strong> den Fall eines Datenverlustes,<br />
sei es durch eine kaputte Festplatte<br />
oder ein versehentlich gelöschtes<br />
Verzeichnis. Der ein oder andere Fall<br />
wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit<br />
früher oder später eintreten.<br />
Fazit<br />
Obnam ermöglicht es, mit ein wenig<br />
Lernaufwand Daten so platzsparend wie<br />
möglich lokal oder auf entfernten Servern<br />
zu sichern und im Notfall verlässlich<br />
wieder zurückzukopieren. Das Programm<br />
bietet zwar keine grafische<br />
Oberfläche, erweist sich in der Praxis<br />
aber trotzdem als einfach zu bedienen.<br />
Was nützt auch die schönste grafische<br />
Oberfläche, wenn Sie sie nach einem Absturz<br />
des Systems nicht mehr erreichen?<br />
Obnam versteht sich auf Mandanten:<br />
Das ermöglicht kleinen und selbst mittleren<br />
Firmen Flexibilität, um die jeweiligen<br />
Anforderungen zu erfüllen. Welche<br />
Bedeutung die Daten haben und damit,<br />
wie aufwendig Sie sie sichern möchten,<br />
hängt vom Einzelfall ab. Obnam setzt Ihnen<br />
hier keinerlei Grenzen und sichert<br />
auf Wunsch die Daten mehrerer Kunden<br />
unter Berücksichtigung der Deduplikation<br />
in einem Repository. (agr) n<br />
TIPP<br />
Als Obnam-Alternative mit grafischer<br />
Oberfläche bietet sich <strong>für</strong> den Hausgebrauch<br />
das auf dem Qt-Framework basierende<br />
Lucky Backup 1 an û. Es werkelt<br />
im Hintergrund mit Rsync, wodurch die<br />
Sicherungen um einiges größer ausfallen<br />
als mit Obnam. Da<strong>für</strong> tun sich Ungeübte<br />
mit dem Einrichten leichter.<br />
Der Autor<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32639<br />
Ferdinand Thommes lebt und arbeitet als<br />
Linux-Entwickler, freier Autor und Stadtführer<br />
in Berlin.<br />
1 Lucky Backup<br />
bietet sich als Alternative<br />
<strong>für</strong> Anwender<br />
an, die<br />
sich auf der Kommandozeile<br />
nicht<br />
sattelfest fühlen.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
81
Hardware<br />
YubiKey Neo<br />
Via NFC authentifizieren mit<br />
YubiKey Neo und Smartphone<br />
Angestrichen<br />
© Ba1969,freeimages.com<br />
Mit einem Smartphone und<br />
dem YubiKey Neo und NFC<br />
greifen Sie von mobilen Geräten<br />
sicher auf Ihre Daten<br />
in der Cloud zu.<br />
Werner Heuser, Frank Hofmann<br />
Mobile Geräte lösen in vielen Bereichen<br />
mittelfristig stationäre PCs ab. Dabei<br />
liegt die Masse der Daten in Online-Speichern,<br />
nur noch ausgewählte Dateien lagern<br />
auf den Geräten. Daher verdienen<br />
diese mobilen Devices besondere Aufmerksamkeit<br />
in Bezug auf das Absichern<br />
und Autorisieren.<br />
Der NSA-Überwachungsskandal hat<br />
gezeigt, dass viele Sicherheitsmaßnahmen<br />
nicht ausreichend schützen. Aus<br />
dieser Perspektive verbindet die Kombination<br />
von Smartphone oder Tablet und<br />
YubiKey Neo û einen einfachen Zugriff<br />
mit einem komplexen Sicherheitssystem.<br />
Die bisher erhältlichen Modelle<br />
(siehe Tabelle Die Varianten) haben sich<br />
in der Praxis bewährt û.<br />
Im Herbst 2012 berichtete <strong>LinuxUser</strong><br />
über das kleine USB-Token û. Im Mittelpunkt<br />
stand die Authentifizierung über<br />
SSH-Verbindungen auf der Basis dynamisch<br />
generierter Einmalpasswörter<br />
(One Time Passwords, OTP) unter Linux.<br />
Readme<br />
Der USB-Token YubiKey Neo kombiniert<br />
Zwei-Faktor-Authentifizierung mit Einmalpasswörtern<br />
und der kontaktlosen Übertragungsschnittstelle<br />
NFC. Dadurch schützt er<br />
sicher gegen Replay-Angriffe, Man-In-The-<br />
Middle-Attacken und viele andere Angriffsvektoren.<br />
Er bietet außerdem eine Open-<br />
Source-API, ist preiswert, robust und verbreitet<br />
sich immer stärker.<br />
Die Varianten<br />
Modell Funktionen Preis Einsatzfeld<br />
YubiKey 2<br />
YubiKey Nano<br />
YubiKey Neo<br />
Authentifizierung mittels dynamischem<br />
und statischem Passwort; funktioniert als<br />
Tastatur über USB.<br />
Authentifizierung mittels dynamischem<br />
und statischem Passwort; funktioniert als<br />
Tastatur über USB.<br />
Authentifizierung mittels dynamischem<br />
und statischem Passwort; funktioniert als<br />
Tastatur über USB, stellt zusätzlich dynamisches<br />
Passwort mittels NFC bereit.<br />
30 Euro Geräte mit USB-Slot;<br />
kurzzeitiger Einsatz.<br />
50 Euro Geräte mit USB-Slot;<br />
permanenter Einsatz.<br />
60 Euro Geräte mit USB/<br />
NFC/RFID-Schnittstelle;<br />
Kurzzeitbetrieb.<br />
82 www.linux-user.de<br />
07.2014
YubiKey Neo<br />
Hardware<br />
Damals noch neu und verhältnismäßig<br />
unbekannt, kommt der Token inzwischen<br />
in über 120 Ländern bei vielen<br />
Online-Plattformen zum Einsatz, wie<br />
etwa bei Google, Lastpass, Facebook<br />
oder PayPal. Mittlerweile liegt mit dem<br />
YubiKey Neo der Nachfolger in den Regalen,<br />
er kostet rund 60 Euro. Der neue<br />
Token erweitert den Funktionsumfang<br />
der Vorgänger um kontaktlose Kommunikation<br />
über Near Field Communication<br />
(siehe Kasten Was ist NFC?). Gleichzeitig<br />
ersetzt er das bislang erhältliche Modell,<br />
das lediglich RFID unterstützte.<br />
Beide Techniken<br />
Der Neo beherrscht beide Techniken.<br />
Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten<br />
im Zusammenspiel mit mobilen Anwendungen<br />
auf der Grundlage von Geräten,<br />
die ebenfalls über eine NFC-Schnittstelle<br />
verfügen. Dazu zählen bei den Smartphones<br />
etwa Samsungs Galaxy S2 bis S4,<br />
die Nokia-Modelle Lumia und N9 sowie<br />
das Blackberry Z10 û, bei den Tablets<br />
unter anderem das Sony Xperia Tablet Z<br />
oder das Google Nexus 10.<br />
Im Test kam ein Samsung Galaxy S3<br />
mit vorinstalliertem Android 4.1.2 zum<br />
Einsatz. Der YubiKey-Hersteller Yubico<br />
unterstützt offiziell nur Google-Nexus-<br />
Smartphones, speziell die Modelle<br />
Galaxy Nexus, Nexus 4 und Nexus 7. Teure<br />
Smartphones unterstützen in aller Regel<br />
sowohl NFC als auch USB On-the-go<br />
(OTG). Zum Anschluss des YubiKey per<br />
USB-OTG benötigen Sie einen speziellen<br />
Adapter. Der ist preiswert, entspricht<br />
aber nicht der Vorstellung vom einfachen,<br />
mobilen Arbeiten.<br />
NFC mit Android<br />
Im Smartphone ist NFC oft ausgeschaltet.<br />
Sie aktivieren es in Android 4.1.2 unter<br />
Einstellungen | Weitere Einstellungen.<br />
Optional fügen Sie ein NFC-Symbol, das<br />
den aktuellen Status zeigt, über den<br />
Punkt Einstellungen | Anzeige | Benachrichtigungsfeld<br />
in die Benachrichtigungsleiste<br />
am oberen Displayrand ein 1 .<br />
Eigentlich erlaubt das NFC-Symbol<br />
auch, NFC ein- und auszuschalten. Das<br />
1 Das entsprechende Symbol (im Bild ganz rechts) in der Leiste am oberen Displayrand<br />
des Smartphones signalisiert, ob die NFC-Funktion des Geräts aktiv ist.<br />
funktionierte im Test jedoch nicht zuverlässig.<br />
Bei aktiviertem NFC-Sensor können<br />
Sie Daten von NFC-Tags auslesen<br />
und diese verarbeiten. In den Tests war<br />
es <strong>für</strong> ein erfolgreiches Übertragen via<br />
NFC nicht erforderlich, die Schutzhülle<br />
des Smartphones abzunehmen. Als Hülle<br />
kam das Modell Commuter Case von<br />
Otterbox û zum Einsatz. Um die Hardware<br />
hingegen vollständig abzuschotten,<br />
bleibt nur das Einwickeln des Smartphones<br />
in Alufolie.<br />
Was ist NFC?<br />
NFC steht <strong>für</strong> „Near Field Communication“,<br />
sinngemäß als Nahfeldkommunikation<br />
oder Nahfeldkopplung über Induktion<br />
übersetzt. Es bezeichnet einen internationalen<br />
Übertragungsstandard zum kontaktlosen<br />
Austausch von Daten per Funktechnik.<br />
Die Datenübertragungsrate beträgt<br />
maximal 424 kbit/s, die Teilnehmer funken<br />
auf 13,56 MHz û.<br />
NFC kombiniert die Techniken aus der<br />
Smartcard-Welt mit kontaktlosen Verfahren.<br />
Der maximale Abstand zwischen zwei<br />
Geräten beträgt 10 Zentimeter, größere<br />
Distanzen gelten gemäß der Spezifikation<br />
als Abbruch der Kommunikation. Der Yubi-<br />
Key Neo braucht keine eigene Energiequelle<br />
und bezieht die Betriebsspannung<br />
über Induktion vom Smartphone.<br />
Bevor Sie das Token in Betrieb nehmen,<br />
hilft das Verständnis, welche Komponenten<br />
hier zur Authentifizierung überhaupt<br />
zusammenspielen 2 . In der Werkseinstellung<br />
liefert der YubiKey Neo ein Einmalpasswort<br />
(OTP) in Form einer variablen<br />
Zeichenkette. Diese gilt gegenüber<br />
einer Authentifizierungsstelle – in diesem<br />
Fall dem Yubico-Server – nur ein<br />
einziges Mal. Weitere Aufrufe generieren<br />
ähnliche, aber niemals identische oder<br />
bereits erzeugte Zeichenketten.<br />
NFC kommt als Technologie bereits recht<br />
häufig zum Einsatz, etwa <strong>für</strong> Bibliothekskarten,<br />
den deutschen Personalausweis<br />
(seit 2011) oder manche Fahrausweise <strong>für</strong><br />
den ÖPNV û. So statten der Rhein-Main-<br />
Verkehrsverbund (RMV) und der Verkehrsverbund<br />
Berlin-Brandenburg (VBB) û<br />
neuere Ausweise mit NFC aus, erfassen<br />
darüber Fahrten und prüfen die Gültigkeit<br />
des Tickets. In die gleiche Richtung geht<br />
das Programm Touch & Travel der Deutschen<br />
Bahn û.<br />
Das Handy als Autoschlüssel befindet sich<br />
bislang noch im Versuchsstadium û. Bereits<br />
im Laden liegt dagegen das auf NFC<br />
und Bluetooth/WLAN aufsetzende Türschloss<br />
von Lockitron û.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
83
Hardware<br />
YubiKey Neo<br />
2 Schematische Darstellung der Kommunikation zwischen dem Token, Smartphone und dem Server beim Authentifizieren.<br />
Das Smartphone dient dabei als Kommunikationsmittel.<br />
Die entsprechende<br />
App auf dem Smartphone kommuniziert<br />
über die NFC-Schnittstelle mit dem<br />
Yu biKey Neo und fängt das Einmalpasswort<br />
ab. Das Smartphone nimmt das<br />
OTP entgegen und übermittelt die Daten<br />
an den Authentifizierungsdienst. Damit<br />
das gelingt, halten Sie den YubiKey<br />
Neo an die Rückseite des Smartphones.<br />
Sender und Empfänger befinden sich in<br />
der Regel in der Mitte der Rückseite des<br />
mobilen Geräts.<br />
NFC erfordert im Alltag weniger als<br />
5 Millimeter Abstand zwischen beiden.<br />
Die Lage des YubiKey – quer, längs oder<br />
schräg zur Geräterückseite – spielt keine<br />
Rolle. Von der Vorderseite des Smartphones<br />
aus geht es jedoch nicht, außerdem<br />
darf das Display des Smartphones<br />
nicht abgeschaltet oder gesperrt sein.<br />
Beim Auslesen öffnet sich die App mit<br />
der vom Token eingefangenen Zeichenkette.<br />
Sie haben im Anschluss die Möglichkeit,<br />
diese gegenüber weiteren<br />
Diensten zu verwenden, wie einem Server<br />
im Web, der den YubiKey als Methode<br />
zum Authentifizieren unterstützt. Nur<br />
wer den Schlüssel besitzt, darf loslegen<br />
– alle anderen nicht.<br />
Konfiguration<br />
3 Über die grafische Oberfläche YubiKey Personalization Tool konfigurieren Sie das<br />
USB-Token, damit es gegen einen anderen Server authentifiziert.<br />
Ab Werk arbeitet der YubiKey Neo mit<br />
der YubiCloud zusammen, dem Yubicoeigenen<br />
Authentifizierungsdienst. Slot 1<br />
des YubiKey Neo ist bereits mit einem<br />
validierten Yubico-OTP vorbelegt. Zum<br />
Validieren des Schlüssels benötigen Sie<br />
eine direkte Internetverbindung. Nutzen<br />
Sie das Token in Ihrer eigenen Infrastruktur,<br />
programmieren Sie den Schlüssel<br />
um, damit Ihr Dienst die generierten Einmalpasswörter<br />
als gültig einstuft. Für einige<br />
Anwendungen wie den Passwortmanager<br />
Lastpass ist keine individuelle<br />
Konfiguration des Token erforderlich.<br />
Überraschenderweise zeigte sich im<br />
Test, dass die Android-App eine individuelle<br />
Konfiguration nicht unterstützt.<br />
Bislang steht eine entsprechende App<br />
weder <strong>für</strong> die NFC-Schnittstelle noch <strong>für</strong><br />
84 www.linux-user.de<br />
07.2014
YubiKey Neo<br />
Hardware<br />
eine Anbindung per USB-OTG-Adapterkabel<br />
bereit. Daher folgen Sie am einfachsten<br />
der Empfehlung des Herstellers<br />
und konfigurieren den YubiKey mit der<br />
Personalization GUI (Version 3.1.2) û<br />
unter Debian „Testing“ 3 . Nur neue Versionen<br />
des Debian-Paketes erkennen<br />
den YubiKey Neo.<br />
Neben einer Variante <strong>für</strong> andere Linux-<br />
Spielarten gibt es auf der Webseite des<br />
Herstellers auch Programmversionen <strong>für</strong><br />
Windows und Mac OS X. Laut Yubico<br />
steht die Portierung auf Android noch<br />
aus. Möglich ist die Anbindung über die<br />
Yubico-j-Bibliothek, die in der YubiTOTP-<br />
App bereits zum Einsatz kommt û.<br />
Beobachtungen<br />
Im Test fielen eine Reihe von Punkten<br />
auf: Halten Sie mehrere YubiKey Neo ans<br />
Smartphone, setzt sich einer davon stets<br />
durch – welcher, das ließ sich im Test jedoch<br />
nicht vorhersehen. Der YubiKey<br />
Neo verfügt über zwei Slots. Beide eignen<br />
sich <strong>für</strong> den Einsatz dynamischer<br />
wie statischer Passworte. Die Konfiguration<br />
statischer Passworte zum Übertragen<br />
per NFC gelingt bislang nur im<br />
Advanced Mode. Zusätzlich klappt eine<br />
Auswahl zwischen Slot 1 und 2, praktisch<br />
funktionierte im Test mit NFC aber<br />
nur das Auslesen aus Slot 1. Ab Werk<br />
kommt bei NFC stets Slot 1 zum Einsatz<br />
(siehe Kasten Statisches Passwort).<br />
Die NFC-Schnittstelle lässt sich erst<br />
benutzen, wenn das Smartphone gebootet<br />
hat. Das Entschlüsseln der SD-<br />
Karte im Smartphone und das Anmelden<br />
auf dem Gerät scheiden somit aus.<br />
Selbst mit einem statischen Passwort,<br />
das an sich deutlich weniger Sicherheit<br />
bietet, klappte es aber im Test nicht: Das<br />
Passwort ließ sich nicht via NFC <strong>für</strong> das<br />
Anmelden per PIN und SD-Kartenverschlüsselung<br />
nutzen. Die Alternative Statisches<br />
Passwort via USB On-the-go funktioniert,<br />
zum Entschlüsseln erscheint<br />
diese Alternative aber umständlich.<br />
Es gibt noch nicht viele Android-Apps,<br />
die den YubiKey Neo und das Verfahren<br />
NFC unterstützen. Einige davon sind<br />
kostenfrei und stammen direkt vom Hersteller<br />
Yubico, so auch die Demo-App û,<br />
die sich aber nur zu Funktionstests eignet.<br />
YubiTOTP and YubiOATH ermöglichen<br />
hingegen den Einsatz des Challenge-Response-Verfahrens<br />
über NFC gemäß<br />
ISO-Standard 14443-4.<br />
Apps-Übersicht<br />
Insgesamt gestaltet sich die Recherche<br />
nach Apps mit Unterstützung <strong>für</strong> den<br />
YubiKey Neo im Google Play Store recht<br />
merkwürdig. Eine Suche nach der Zeichenkette<br />
yubi förderte zwar diverse<br />
Notizbuch-Anwendungen zutage, jedoch<br />
keine dedizierte App <strong>für</strong> den Neo.<br />
Zum Speichern von Notizen auf dem<br />
Smartphone existiert im Play Store die<br />
App YubiNotes û – die Entwicklung eines<br />
Drittanbieters. Darin gespeicherte<br />
Notizen sind nur mit dem passenden<br />
YubiKey Neo zugänglich. Im Test fiel auf,<br />
dass die App derzeit instabil läuft und<br />
nicht zuverlässig arbeitet. Nach dem<br />
Neustart des Smartphones und dem ersten<br />
Login erscheint die Nachricht: Yubi-<br />
Notes angehalten. Entfernen Sie das<br />
Token während der Arbeit mit der App,<br />
lassen sich die Notizen nicht mehr öffnen.<br />
Unklar blieb, ob sich die Notizen im<br />
Bedarfsfall mit Linux oder anderen Betriebssystemen<br />
auslesen lassen und was<br />
mit den Notizen passiert, wenn der<br />
YubiKey Neo verloren geht. Ein Totalverlust<br />
ist nicht auszuschließen.<br />
NFCSecure<br />
Die kostenpflichtige App NFCSecure û<br />
verspricht das Absichern des Smartphones<br />
über YubiKeys und NFC-basierte<br />
Armbänder. Jedoch fällt die Dokumentation<br />
recht spärlich aus und steht nur in<br />
der App selbst bereit. Der Preis von<br />
3,89 Euro erscheint hoch, zumal jeweils<br />
Statisches Passwort<br />
Es besteht die Möglichkeit, den YubiKey<br />
Neo über das Personalization Tool mit<br />
einem statischen Passwort zu versehen.<br />
Die Einstellung erfolgt über das Personalization<br />
Tool im Advanced Mode. Damit reduzieren<br />
Sie jedoch die Sicherheit erheblich:<br />
Jeder Unberechtigte, der die Hardware<br />
in die Finger bekommt, kann das darauf<br />
gespeicherte Passwort mittels USB-<br />
Schnittstelle im Klartext auslesen. Daher<br />
rät Yubico von dieser Methode ab, zumal<br />
sich NFC ähnlich wie Bluetooth verhält:<br />
Mit einer entsprechenden Software lassen<br />
sich die Daten aus der Luft abfangen.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
85
Hardware<br />
YubiKey Neo<br />
ein Euro <strong>für</strong> den Support pro YubiKey<br />
Neo und <strong>für</strong> das Locale-Plugin hinzukommen<br />
– wobei sich Letzteres erst<br />
nach dem Kauf herausstellt.<br />
Besteht der Bedarf, Zugangsdaten<br />
und Passworte im Web zu speichern, so<br />
stehen diverse Plattformen zur Verwaltung<br />
bereit. Android-Apps gibt es unter<br />
anderem <strong>für</strong> Lastpass û, Keepass2Android<br />
û und Keepass NFC û.<br />
Während Lastpass als kommerzieller<br />
Dienst Passworte zentral verwaltet, handelt<br />
es sich bei dem <strong>für</strong> den dezentralen<br />
Einsatz geeigneten Keepass um Open<br />
Source. Keepass NFC und Keepass2Android<br />
versprechen die NFC-Funktionalität<br />
des YubiKey Neo zu unterstützen. Der<br />
Test beschränkte sich auf die kommerzielle<br />
Variante Lastpass.<br />
Im Alltagstest<br />
Lastpass arbeitet nur in der kostenpflichtigen<br />
Premium-Version mit dem YubiKey<br />
zusammen. Da<strong>für</strong> fallen pro Jahr 12 US-<br />
Dollar an, also rund 10 Euro. Das Einrichten<br />
des Zugangs mittels YubiKey Neo erledigen<br />
Sie im Webbrowser û. Möchten<br />
Sie Einstellungen und Hilfe in deutscher<br />
Sprache benutzen, dann stellen Sie die<br />
Auswahl Deutsch bereits vor dem Login<br />
auf der Startseite ein. Die Option finden<br />
Sie links neben dem Feld Anmelden bei<br />
LastPass. Nach dem Login bewirkt das<br />
Umschalten auf German innerhalb von<br />
Settings nichts mehr.<br />
Den YubiKey Neo registrieren Sie unter<br />
Einstellungen | Arten der mehrstufigen<br />
Anmeldung. Es empfiehlt sich, zwei Token<br />
<strong>für</strong> den Lastpass-Zugang zu registrieren:<br />
Das dient der Ausfallsicherheit,<br />
falls Sie ein Token verlieren. Es kommt<br />
nicht darauf an, zwei baugleiche Modelle<br />
zu verwenden. Für diesen Zweck genügt<br />
eine preiswertere Version, zumindest<br />
falls Sie alternativ zum Smartphone<br />
einen Computer mit USB-Anschluss nutzen<br />
oder ein USB-OTG-Kabel besitzen.<br />
Ob Sie Slot 1 oder 2 mit dem Yubico<br />
OTP nutzen, spielt keine Rolle. Im Test<br />
war es aber wiederholt schwierig, die<br />
richtige Länge des Tastendrucks zu finden<br />
(laut Dokumentation 2,5 bis 5 Sekunden),<br />
um das Passwort aus Slot 2 zu<br />
aktivieren. Für Slot 1 genügt dagegen<br />
ein kurzes Tippen auf die grün leuchtende<br />
Schaltfläche.<br />
Es besteht die Möglichkeit, bis zu fünf<br />
YubiKeys mit dem Konto zu verknüpfen.<br />
Da es in den Einstellungen keine Möglichkeit<br />
gibt, Notizen zu den verschiedenen<br />
Token zu machen, vermerken Sie am<br />
besten in Ihren Unterlagen die Zuordnung<br />
zwischen YubiKey und dem Slot,<br />
zusätzlich zur Seriennummer oder der<br />
Art und Farbe. Die weitere Konfiguration<br />
gerät sonst unübersichtlich.<br />
Nach dem Anmelden eines oder mehrerer<br />
Keys stehen Ihnen nun drei Optionen<br />
bereit: Mit YubiKey Authentifizierung<br />
schalten Sie die Zweifaktor-Authentifizierung<br />
per Hardware ein oder aus. Diese<br />
Funktion hilft beim Testen. Setzen Sie<br />
also diese Einstellung von dem voreingestellten<br />
Wert auf Aktiviert 4.<br />
Mit der Option Zugriff von mobilen Geräten<br />
legen Sie fest, ob die Software bei<br />
den Geräten, die keinen USB-Anschluss<br />
besitzen, die Zweifaktor-Authentifizierung<br />
überspringt. Wählen Sie Verweigern,<br />
so erhöhen Sie die Sicherheit. Ins-<br />
4 Der kommerzielle Dienst Lastpass unterstützt den YubiKey. Hier verwalten Sie Passwörter <strong>für</strong> Online-Dienste.<br />
86 www.linux-user.de<br />
07.2014
YubiKey Neo<br />
Hardware<br />
5 Zugangsbeschränkung auf bestimmte mobile Geräte.<br />
gesamt empfiehlt es sich, diese Option<br />
zu nutzen. Für das Überspringen gibt es<br />
zwei Optionen: Erlauben und Erlauben<br />
außer Android/Windows Phone. Das funktionierte<br />
im Test mit der Lastpass-App<br />
gut. Bei der Lastpass-Anmeldung im<br />
Browser eines Smartphones ohne USB<br />
und NFC verlangte der Server jedoch immer<br />
nach einer zusätzlichen Authentifizierung<br />
per YubiKey.<br />
Mit der Option Offline gewähren Sie<br />
Zugang zum Lastpass-Konto, falls keine<br />
Verbindung zum Internet besteht. Dieses<br />
Verfahren ist allerdings weniger sicher:<br />
Ohne Netzzugang überprüft die<br />
Software nur den statischen Teil des<br />
Yubico OTP. Diese Option bleibt permanent<br />
gesetzt. Sollten Sie sie also nur<br />
temporär benötigen, vergessen Sie<br />
nicht, das Häkchen wieder zu entfernen.<br />
Mit einem Klick auf Aktualisierung setzen<br />
Sie die Konfiguration fort und beenden<br />
diese durch die Eingabe des Zugangspassworts.<br />
Möchten Sie einen YubiKey aus dem<br />
Konto löschen, entfernen Sie einfach alle<br />
Daten aus dem entsprechenden Eingabefeld<br />
und klicken auf die Schaltfläche<br />
Aktualisierung. Falls Sie den YubiKey Neo<br />
verlieren oder jemand diesen stiehlt,<br />
hätte er die Möglichkeit, den Lastpass-<br />
Account zu nutzen. Dagegen hilft die<br />
Beschränkung der mit dem YubiKey Neo<br />
nutzbaren mobilen Geräte unter Einstellungen<br />
| Mobiles Gerät 5 .<br />
Der Onlinedienst erkennt die Geräte<br />
selbstständig beim ersten Login von diesem<br />
Gerät und weist ihnen einen Hash<br />
zu. Bei mehreren mobilen Geräten gerät<br />
das aber schnell unübersichtlich, da es<br />
außer dem errechneten Wert keine Informationen<br />
gibt. Im Test funktionierte diese<br />
Beschränkung zuverlässig: Als ein<br />
nicht autorisiertes Gerät versuchte, Zu-<br />
6 Die Lastpass-Authentifikation mit dem YubiKey gelingt in mehreren Schritten, die Software genau auflistet.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
87
Hardware<br />
YubiKey Neo<br />
Die Autoren<br />
Werner Heuser arbeitet seit 15 Jahren als<br />
freiberuflicher EDV-Sachverständiger <strong>für</strong><br />
Laptops und Handys. 1999 gründete er die<br />
Firma Xtops.DE und war der erste deutsche<br />
Anbieter von Laptops mit vorinstalliertem<br />
Linux. Sein aktueller Schwerpunkt liegt im<br />
professionellen Umgang mit mobilen Geräten<br />
wie Laptops, Tablet-PCs und Handys<br />
(http:// sentinel4mobile. de).<br />
Frank Hofmann arbeitet in Berlin im Büro<br />
2.0, einem Open-Source-Experten-Netzwerk,<br />
als Dienstleister mit Spezialisierung<br />
auf Druck und Satz (http:// www. efho. de).<br />
Er ist Mitgründer des Schulungsunternehmens<br />
Wizards of FOSS. Seit 2008 koordiniert<br />
er das Regionaltreffen der Linux User<br />
Groups aus der Region Berlin-Brandenburg.<br />
griff auf das Konto zu erhalten, verschickte<br />
der Dienstleister per E-Mail<br />
einen Warnhinweis.<br />
Bevor Sie den YubiKey Neo nach der<br />
Einrichtung mit Ihrem Smartphone verwenden,<br />
folgen Sie am besten der Empfehlung<br />
von Lastpass und loggen sich<br />
aus dem Konto aus, damit ab sofort alle<br />
lokal zwischengespeicherten Daten mit<br />
dem YubiKey-Hash doppelt verschlüsselt<br />
werden können. Testen Sie nun das Anmelden<br />
über den Browser. Lastpass verlangt<br />
dabei eine Zweifaktor-Authentifizierung<br />
mit Passwort und YubiKey 6 .<br />
Nehmen Sie dann Ihr Smartphone zur<br />
Hand,überprüfen Sie, ob NFC aktiviert<br />
ist, und starten Sie dann die App von<br />
Lastpass. Nach Eingabe von Benutzername<br />
und Passwort fragt die Software<br />
nach dem Token. Ein kurzes Streichen<br />
über die Rückseite des Smartphones genügt<br />
zum Freischalten des Tresors.<br />
Bei der Abfrage bietet die App die Option<br />
Diesem Gerät vertrauen? an. Setzen<br />
Sie hier ein Häkchen, entfällt in Zukunft<br />
die Sicherheitsabfrage. Das regelmäßige<br />
Erneuern der Zweifaktor-Authentifizierung<br />
stellen Sie bei Bedarf per Browser<br />
unter Einstellungen | Vertrauenswürdige<br />
Computer wieder her. Allerdings fällt es<br />
schwer, die Einträge <strong>für</strong> die Geräte zu<br />
unterscheiden, da die Software nur das<br />
Betriebssystem, den Namen des Modells<br />
und einen Hash anzeigt 7 .<br />
Halten Sie den YubiKey kurz an die<br />
Rückseite des Smartphones – so sparen<br />
Sie sich das Öffnen der Lastpass-App:<br />
Der Dialog zum Anmelden öffnet sich<br />
automatisch 8 . Die oben genannte Option<br />
Diesem Gerät vertrauen? bietet die<br />
App auf diesem Weg aber nicht an.<br />
Im offiziellen Handbuch von Lastpass<br />
beschreibt der Abschnitt YubiKey Authentification<br />
(Logging in with YubiKey<br />
Neo) eine weitere Methode per NFC über<br />
das Programmieren des NDEF-Tags. Das<br />
funktionierte im Test jedoch nicht.<br />
Fazit<br />
Derzeit gibt es nur wenige funktionierende<br />
Anwendungen <strong>für</strong> Smartphones,<br />
die NFC in Kombination mit dem<br />
YubiKey Neo nutzen. Ausprobiert haben<br />
wir neben der Demo-App auch NFC-<br />
Secure sowie die Lastpass-App. Es existieren<br />
weitere Apps wie Keepass2Android,<br />
Keepass und YubiClip. Bislang hat aber<br />
nur die Lastpass-App als einfache Methode<br />
der Zweifaktor-Authentifizierung<br />
im Zusammenspiel zwischen Token und<br />
Smartphone überzeugt. (agr) n<br />
Danksagung<br />
Die Autoren bedanken sich beim Support<br />
des Herstellers Yubico. Weiter gilt unser<br />
Dank Wolfram Eifler, Christoph Dahms<br />
und Michal Bielicki <strong>für</strong> deren Kritik und<br />
Anmerkungen im Vorfeld des Artikels.<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 32134<br />
8 Der Anmeldebildschirm der App Lastpass.<br />
7 Vertrauenswürdige Computer erhalten über eine vereinfachte Prozedur Zugriff auf das Lastpass-<br />
Konto und somit auf die dort gespeicherten Passwörter. Daher gilt es hier, mit Vorsicht zu arbeiten.<br />
88 www.linux-user.de<br />
07.2014
Know-how<br />
LaTeX/TikZ<br />
Vektorgrafiken mit LaTeX und TikZ erstellen<br />
Blaupause<br />
© Lusi, freeimages.com<br />
Mit LaTeX und dem Paket<br />
TikZ erstellen Sie hochwertige<br />
Vektorgrafiken, mit denen<br />
Sie Ihre Dokumente aufwerten<br />
und Inhalte ansprechend<br />
visualisieren.<br />
LaTeX eignet sich nicht nur <strong>für</strong> schnöden,<br />
grauen Textsatz. Mit den richtigen<br />
Paketen bringen Sie Farbe û ins Spiel<br />
und binden bei Bedarf externe Grafiken<br />
û ein. Das Paket TikZ û ermöglicht<br />
es, Vektorgrafiken mit LaTeX zu erzeugen.<br />
Dieses Paket setzt seinerseits auf<br />
das Paket PGF auf und vereinfacht dessen<br />
Nutzung.<br />
Nutzen Sie TikZ zum Erstellen der Grafiken,<br />
so erhalten Sie mit wenigen Zeilen<br />
Code hochwertige Illustrationen, die<br />
sich perfekt in das Schriftbild von LaTeX<br />
einfügen. Da<strong>für</strong> müssen Sie allerdings<br />
den Nachteil in Kauf nehmen, nicht sofort<br />
zu wissen, wie die Grafik aussieht, an<br />
der Sie gerade arbeiten: Jede Änderung<br />
setzt einen vorhergehenden LaTeX-Lauf<br />
voraus. Das Programm KTikZ û schafft<br />
in diesem Fall Abhilfe, der Editor zeigt<br />
die Grafik direkt an 1 .<br />
Der Einsatz von TikZ fällt leicht: Sie laden<br />
dazu lediglich mittels des Befehls<br />
\ usepackage{tikz} in der Präambel das<br />
entsprechende Paket. Die Befehle, mit<br />
denen Sie Ihre Grafiken erstellen, stehen<br />
im Hauptteil in der Umgebung tikzpicture<br />
(Listing 1, Zeile 1 bis 3). Alternativ<br />
verwenden Sie den Befehl aus Listing 1,<br />
Zeile 4. Das ist dann sinnvoll, wenn Sie<br />
Daniel Tibi<br />
Readme<br />
Um Vektorgrafiken <strong>für</strong> Ihre LaTeX-Dokumente<br />
zu erstellen, brauchen Sie nicht auf<br />
externe Programme zurückzugreifen. Wer<br />
einmal mit TikZ gearbeitet hat, weiß die<br />
umfangreichen Möglichkeiten des Pakets<br />
sowie die hohe Qualität der Grafiken zu<br />
schätzen.<br />
Optionen<br />
Option<br />
scale=Faktor<br />
rotate=Winkel<br />
baseline=Wert<br />
Wirkung<br />
Vergrößern um den angegebenen Faktor. Zum Verkleinern negativen<br />
Faktor wählen.<br />
Drehung um den angegebenen Winkel.<br />
Statt des untersten Punktes der Grafik liegt der angegebene Wert auf<br />
der Grundlinie.<br />
90 www.linux-user.de<br />
07.2014
LaTeX/TikZ<br />
Know-how<br />
nur wenige Befehle <strong>für</strong> die Ausgabe der<br />
gewünschten Grafik nutzen.<br />
Die Tabelle Optionen zeigt, wie Sie die<br />
Ausgabe beeinflussen dürfen. Diese Optionen<br />
stehen auch bei einem einzelnen<br />
Befehl bereit, wobei sie dann nur <strong>für</strong> die<br />
Grafik gelten, die Sie mit dem entsprechenden<br />
Befehl erzeugen. Umgekehrt<br />
besteht die Möglichkeit, Optionen, die<br />
bei den einzelnen Befehlen zum Einsatz<br />
kommen, global einzutragen. Diese gelten<br />
dann statt <strong>für</strong> die einzelne Grafik <strong>für</strong><br />
alle Grafiken in der Umgebung.<br />
Linien<br />
Der Befehl, mit dem Sie Linien, Bézier-<br />
Kurven und Figuren zeichnen, ist nach<br />
dem Schema \draw[Optionen] Pfad;<br />
aufgebaut. Über Optionen passen Sie<br />
den Stil der Linien und deren Farbe an.<br />
Was Sie als Pfad eintragen, variiert je<br />
nach Grafik, die Sie erstellen wollen.<br />
Listing 2 enthält einige Beispiele <strong>für</strong><br />
Linien und Bézier-Kurven. Die Punkte,<br />
mit denen Sie eine Grafik konstruieren,<br />
geben Sie in runden Klammern an.<br />
Dabei dürfen Sie die Koordinaten des<br />
Punkts durch Komma getrennt angeben<br />
(Zeile 1). Falls Sie keine Einheit <strong>für</strong> die<br />
Längen setzen, interpretiert der Com-<br />
Listing 1<br />
01 \begin{tikzpicture}[Optionen]<br />
02 Befehle<br />
03 \end{tikzpicture}<br />
04 \tikz[Optionen]{Befehle}<br />
piler die Zahlen als Einheiten im Koordinatensystem,<br />
wobei eine Einheit einem<br />
Zentimeter entspricht.<br />
Alternativ geben Sie die Polarkoordinaten<br />
durch einen Doppelpunkt getrennt<br />
an (Zeile 2). Das ändert jedoch die<br />
Bedeutung: Vor dem Doppelpunkt steht<br />
nun der Winkel, nach dem Doppelpunkt<br />
die Entfernung.<br />
Standardmäßig gilt der Mittelpunkt<br />
eines Koordinatensystems als Ausgangspunkt,<br />
relativ zu dem Sie alle anderen<br />
Punkte definieren. Tragen Sie vor der<br />
runden Klammer ein doppeltes Pluszeichen<br />
(++) ein, erscheint der Punkt in der<br />
Klammer relativ zum davor verwendeten<br />
Punkt (Zeile 3).<br />
Die Zeilen 1 bis 4 von Listing 2 erzeugen<br />
alle die gleiche Grafik, jedoch auf<br />
vier verschiedene Weisen. Der Code in<br />
Zeile 1 zeichnet mittels des Befehls ‐‐<br />
eine gerade Linie zwischen den Punkten<br />
(0,0) und (2,2).<br />
Das Kommando |‐ sorgt da<strong>für</strong>, dass<br />
dies keine direkte Verbindung zwischen<br />
den beiden Punkten ist, sondern eine,<br />
die nur aus einer Horizontalen und einer<br />
Listing 2<br />
01 \tikz{\draw (0,0) ‐‐ (2,2) (0,0) |‐ (2,2);}<br />
02 \tikz{\draw (0,0) ‐‐ (45:2.83cm) (0,0) |‐ (45:2.83cm);}<br />
03 \tikz{\draw (0,0) ‐‐ ++(2,2) ++(‐2,‐2) |‐ ++(2,2);}<br />
04 \tikz{\draw (0,0) |‐ (2,2) ‐‐ cycle;}<br />
05 \tikz{\draw (‐2,0) .. controls (‐1,1) and (1,1) .. (2,0);}<br />
06 \tikz{\draw (0,0) circle (2cm);}<br />
07 \tikz{\draw (0,0) arc (30:60:2cm);}<br />
08 \tikz{\draw (0,0) ellipse (2cm and 1cm);}<br />
09 \tikz{\draw (0,0) rectangle (4,4);}<br />
1 Der Editor KTikZ ermöglicht<br />
es, erzeugte<br />
Grafiken sofort anzusehen.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
91
Know-how<br />
LaTeX/TikZ<br />
2 Mit wenigen Zeilen LaTeX-Code erzeugen Sie schnell und einfach Millimeterpapier.<br />
Vertikalen besteht, wobei ein vorangestellter<br />
Bindestrich bewirkt, dass vom<br />
ersten Punkt aus eine Horizontale und<br />
dann eine Vertikale entsteht; ein dem<br />
Pipe-Zeichen nachfolgender Strich<br />
zeichnet zunächst eine Vertikale und<br />
dann eine Horizontale.<br />
Beide Befehle aus Zeile 1 zusammen<br />
ergeben ein rechtwinkliges Dreieck. Zeile<br />
2 definiert das gleiche Dreieck mit Polarkoordinaten.<br />
Ausgehend vom Punkt<br />
(0,0) entsteht hier im Winkel vom<br />
45 Grad eine 2,83 Zentimeter lange Linie,<br />
anschließend vom Punkt (0,0) eine<br />
Vertikale auf Höhe des Endpunktes der<br />
vorher gezeichneten Geraden, und<br />
schließlich eine Horizontale zu diesem<br />
Punkt hin, sodass die rechtwinklige Spitze<br />
des Dreiecks entsteht.<br />
In Zeile 3 erstellen die Befehle wiederum<br />
das gleiche Dreieck, wobei diesmal<br />
die einzelnen Punkte relativ zum jeweils<br />
vorhergehenden Punkt liegen. Zeile 4 erstellt<br />
schließlich zunächst die rechtwinklige<br />
Spitze des Dreiecks. Die Grundlinie<br />
kommt durch den Befehl ‐‐ cycle zustande,<br />
der die beiden Enden zu einer<br />
geschlossenen Figur verbindet.<br />
Neben geraden Linien lassen sich mit<br />
TikZ auch Kurven zeichnen. Eine solche<br />
geben Sie durch vier Punkte an (Listing<br />
2, Zeile 5). Die erste runde Klammer<br />
enthält den Startpunkt der Kurve, die<br />
vierte den Endpunkt. Die beiden Kontrollpunkte<br />
stehen in den beiden mittleren<br />
Klammern.<br />
Geometrische Figuren<br />
Linien und Kurven erlauben es nun, jede<br />
beliebige Figur zu erstellen. Listing 2<br />
zeigt in Zeile 6 den Befehl <strong>für</strong> einen<br />
Kreis: In der ersten runden Klammer geben<br />
Sie den Mittelpunkt an, in der zweiten<br />
den Radius.<br />
Listing 3<br />
01 \begin{tikzpicture}<br />
02 \draw[step=1mm,help lines] (0,0) grid (50mm,50mm);<br />
03 \draw[step=10mm] (0,0) grid (50mm,50mm);<br />
04 \end{tikzpicture}<br />
Listing 4<br />
01 \begin{tikzpicture}<br />
02 \draw[ultra thin] (0,0) ‐‐ (6,0);<br />
03 \draw[very thin] (0,0.5) ‐‐ (6,0.5);<br />
04 \draw[thin] (0,1) ‐‐ (6,1);<br />
05 \draw[semithick] (0,1.5) ‐‐ (6,1.5);<br />
06 \draw[thick] (0,2) ‐‐ (6,2);<br />
07 \draw[very thick] (0,2.5) ‐‐ (6,2.5);<br />
08 \draw[ultra thick] (0,3) ‐‐ (6,3);<br />
09 \draw[line width=2pt] (0,3.5) ‐‐ (6,3.5);<br />
10 \end{tikzpicture}<br />
Listing 5<br />
01 \begin{tikzpicture}<br />
02 \draw[solid] (0,0) ‐‐ (6,0);<br />
03 \draw[dash pattern=on 5mm off 2mm] (0,1) ‐‐<br />
(6,1);<br />
04 \draw[dotted] (0,2) ‐‐ (6,2);<br />
05 \draw[densely dotted] (0,3) ‐‐ (6,3);<br />
06 \draw[loosely dotted] (0,4) ‐‐ (6,4);<br />
07 \draw[dashed] (0,5) ‐‐ (6,5);<br />
08 \draw[densely dashed] (0,6) ‐‐ (6,6);<br />
09 \draw[loosely dashed] (0,7) ‐‐ (6,7);<br />
10 \draw[dashdotted] (0,8) ‐‐ (6,8);<br />
11 \draw[densely dashdotted] (0,9) ‐‐ (6,9);<br />
12 \draw[loosely dashdotted] (0,10) ‐‐ (6,10);<br />
13 \draw[dashdotdotted] (0,11) ‐‐ (6,11);<br />
14 \draw[densely dashdotdotted] (0,12) ‐‐ (6,12);<br />
15 \draw[loosely dashdotdotted] (0,13) ‐‐ (6,13);<br />
16 \end{tikzpicture}<br />
92 www.linux-user.de<br />
07.2014
LaTeX/TikZ<br />
Know-how<br />
Möchten Sie statt eines ganzen Kreises<br />
nur einen Kreisbogen zeichnen, nutzen<br />
Sie den Befehl aus Zeile 7. Zunächst geben<br />
Sie wiederum den Mittelpunkt in<br />
der ersten runden Klammer an, anschließend<br />
in der zweiten runden Klammer<br />
den Winkel, an dem der Teil des Kreisbogens<br />
beginnt, und schließlich den Winkel,<br />
an dem er endet sowie den Radius.<br />
Den Befehl <strong>für</strong> eine Ellipse enthält Zeile<br />
8. In die erste runde Klammer gehört<br />
hier der Mittelpunkt, in der zweiten runden<br />
Klammer folgen zunächst die Länge<br />
der Hauptachse und dann die Länge der<br />
Nebenachse.<br />
Zeile 9 zeigt den Befehl <strong>für</strong> ein Rechteck.<br />
Die erste runde Klammer nennt den<br />
linken unteren Punkt, die zweite runde<br />
Klammer den rechten oberen.<br />
Auf den Millimeter genau<br />
Außerdem hält LaTeX einen Befehl bereit,<br />
um ein Gitternetz zu erzeugen. So<br />
können Sie ein Koordinatensystem erstellen<br />
oder beispielsweise auch Millimeterpapier<br />
generieren.<br />
Der Befehl in Zeile 2 von Listing 3 veranlasst<br />
LaTeX, ein Gitternetz mit Einteilungen<br />
von einem Millimeter zu zeichnen.<br />
Die Option help lines bewirkt,<br />
dass LaTeX die Linien dünn und grau<br />
zeichnet. Die Koordinaten in der ersten<br />
runden Klammer geben die linke untere<br />
Ecke der Grafik an, die Koordinaten in<br />
der zweiten runden Klammer die rechte<br />
obere Ecke. Über dieses Netz ziehen Sie<br />
durch den Befehl in Zeile 3 ein weiteres<br />
mit Linien in normaler Dicke und Einteilungen<br />
von zehn Millimetern 2 .<br />
Von dünn nach breit<br />
Befehl<br />
line width=Dicke<br />
ultra thin<br />
very thin<br />
thin<br />
semithick<br />
thick<br />
very thick<br />
ultra thick<br />
Dicke<br />
gemäß des<br />
angegebenen<br />
Werts<br />
0,1 Punkt<br />
0,2 Punkt<br />
0,4 Punkt<br />
0,6 Punkt<br />
0,8 Punkt<br />
1,2 Punkt<br />
1,6 Punkt<br />
Linienstil<br />
Die Tabelle Von dünn nach breit enthält<br />
eine Übersicht über die Befehle, die Sie<br />
als Option angeben dürfen, um die Liniendicke<br />
anzupassen. Listing 4 zeigt ein<br />
Beispiel, das parallele Linien unterschiedlicher<br />
Dicke zeichnet.<br />
Neben der Strichbreite dürfen Sie zusätzlich<br />
das Muster der Linie anpassen.<br />
Die Tabelle Gemustert enthält eine Übersicht<br />
der möglichen Befehle dazu. Listing<br />
5 zeigt ein Beispiel, Abbildung 3<br />
das dazugehörige Ergebnis.<br />
Es besteht außerdem die Möglichkeit,<br />
Linien als Pfeile zu gestalten. Dazu zeigt<br />
Listing 6 zwei Beispiele. Das Aussehen<br />
des Pfeils geben Sie als Option an. In der<br />
Mitte steht stets ein Bindestrich. Links<br />
des Bindestrichs definieren Sie den Anfang<br />
des Pfeils, rechts vom Bindestrich<br />
das Ende. Nutzen Sie dazu eine spitze<br />
Klammer <strong>für</strong> eine einfache Pfeilspitze,<br />
zwei spitze Klammern <strong>für</strong> eine doppelte<br />
Spitze und einen vertikalen Strich <strong>für</strong> ein<br />
einfaches Ende.<br />
Darüber hinaus können Sie angeben,<br />
wie die Enden der Linien aussehen sollen.<br />
Dazu nutzen Sie die Option line<br />
cap=Stil. Als Stile stehen butt (voreingestellt),<br />
rect und round bereit. Listing 7<br />
enthält ein Beispiel, Abbildung 4 zeigt<br />
das entsprechende Ergebnis.<br />
Gemustert<br />
Befehl<br />
solid<br />
dash pattern=on<br />
Breite off Breite<br />
dotted<br />
densely dotted<br />
loosely dotted<br />
dashed<br />
densely dashed<br />
loosely dashed<br />
dashdotted<br />
densely dashdotted<br />
loosely dashdotted<br />
dashdotdotted<br />
densely dashdotdotted<br />
loosely dashdotdotted<br />
Muster<br />
3 LaTeX bringt Befehle <strong>für</strong> verschiedene<br />
Muster der Linien mit.<br />
durchgezogene Linie (voreingestellt)<br />
gestrichelte Linie bestehend aus Strichen der bei on angegebenen<br />
Breite und Aussparungen der bei off angegebenen Breite<br />
gepunktete Linie<br />
dicht gepunktete Linie<br />
breit gepunktete Linie<br />
gestrichelte Linie<br />
dicht gestrichelte Linie<br />
breit gestrichelte Linie<br />
Muster aus Abfolge von Strich und Punkt<br />
dichtes Muster aus Abfolge von Strich und Punkt<br />
breites Muster aus Abfolge von Strich und Punkt<br />
Muster aus Abfolge von einem Strich und zwei Punkten<br />
dichtes Muster aus Abfolge von einem Stricht und zwei Punkten<br />
breites Linienmuster aus Abfolge von einem Stricht und zwei<br />
Punkten<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
93
Know-how<br />
LaTeX/TikZ<br />
4 TikZ stellt verschiedene Linienenden zur Verfügung: butt (unten),<br />
rect (Mitte), round (oben).<br />
5 Auch die Ecken der Pfeilspitze können verschieden aussehen:<br />
miter (unten), bevel (Mitte), round (oben).<br />
Mit der Option line join=Stil bestimmen<br />
Sie, wie Ecken aussehen sollen. Als<br />
Stile stehen miter (voreingestellt), bevel<br />
und round bereit. Listing 8 enthält ein<br />
Beispiel, Abbildung 5 zeigt das dazugehörige<br />
Ergebnis.<br />
Die Farbe einer Linie verändern Sie, indem<br />
Sie die gewünschte Farbe als Option<br />
angeben. Das Paket tikz lädt automatisch<br />
das Paket xcolor, sodass Ihnen umfangreiche<br />
Möglichkeiten zum Einsatz<br />
von Farben zur Verfügung stehen.<br />
Flächen<br />
Flächen füllen Sie mit dem Befehl<br />
\ fill[Optionen] Pfad;. Den Pfad beschreiben<br />
Sie mit den oben besprochenen<br />
Befehlen. Schließen Sie den Pfad<br />
nicht selbst, erledigt LaTeX das automatisch<br />
<strong>für</strong> Sie. Die Farbe, mit der Sie die<br />
Fläche füllen möchten, geben Sie als Option<br />
an, voreingestellt ist Schwarz. Listing<br />
9 zeigt in der Zeile 1 ein Beispiel:<br />
Die Fläche eines Dreiecks erscheint in<br />
Blau. Den Befehl ‐‐ cycle dürfen Sie<br />
wie in Zeile 2 weglassen.<br />
Es besteht die Möglichkeit, die beiden<br />
Befehle <strong>für</strong> Linien und Flächen zu kombinieren.<br />
Sie erhalten dann eine Figur,<br />
bei der sich Rand und Fläche von einander<br />
absetzen. Listing 9 zeigt in Zeile 3<br />
ein Beispiel, in dem die Fläche eines<br />
Dreiecks mit einem hellen Grau gefüllt<br />
erscheint, die Außenlinien in einem<br />
dunklen Grau. Verzichten Sie auf den Befehl<br />
‐‐ cycle wie in Zeile 4, schließt La-<br />
TeX nur die Fläche automatisch, nicht jedoch<br />
die Außenlinien.<br />
Schatten<br />
Über Schatten werten Sie Flächen optisch<br />
auf. Listing 10 zeigt ein Beispiel. Ersetzen<br />
Sie dazu \fill durch \shade (Zeile<br />
1) beziehungsweise \filldraw durch<br />
Listing 6<br />
01 \tikz{\draw [|‐>] (0,0) ‐‐ (2,2);}<br />
02 \tikz{\draw [‐>>] (0,0) arc (15:60:3cm);}<br />
Listing 8<br />
01 \begin{tikzpicture}[line width=12pt]<br />
02 \draw[line join=miter] (0,0) ‐‐ (1,1) ‐‐ (0,2);<br />
03 \draw[line join=bevel] (2,0) ‐‐ (3,1) ‐‐ (2,2);<br />
04 \draw[line join=round] (4,0) ‐‐ (5,1) ‐‐ (4,2);<br />
05 \end{tikzpicture}<br />
Listing 7<br />
01 \begin{tikzpicture}[line width=12pt]<br />
02 \draw[line cap=butt] (0,0) ‐‐ (6,0);<br />
03 \draw[line cap=rect] (0,1) ‐‐ (6,1);<br />
04 \draw[line cap=round] (0,2) ‐‐ (6,2);<br />
05 \end{tikzpicture}<br />
Listing 9<br />
01 \tikz{\fill[blue] (0,0) |‐ (2,2) ‐‐ cycle;}<br />
02 \tikz{\fill[blue] (0,0) |‐ (2,2);}<br />
03 \tikz{\filldraw[fill=lightgray,draw=darkgray,line<br />
width=1pt] (0,0) |‐ (2,2) ‐‐ cycle;}<br />
04 \tikz{\filldraw[fill=lightgray,draw=darkgray,line<br />
width=1pt] (0,0) |‐ (2,2);}<br />
94 www.linux-user.de<br />
07.2014
LaTeX/TikZ<br />
Know-how<br />
\shadedraw (Zeile 2). Standardmäßig erstellt<br />
LaTeX Schatten durch einen Übergang<br />
von Grau zu Weiß von oben nach<br />
unten. Bei Bedarf passen Sie Farbe sowie<br />
Richtung des Schattens an. Zeile 3 erstellt<br />
einen Schatten von oben nach unten<br />
von Blau nach Grau, Zeile 4 einen<br />
von links nach rechts von Rot nach Grau<br />
und Zeile 5 einen von innen nach außen<br />
von Gelb nach Grau.<br />
Abfolgen<br />
Grafiken enthalten oft eine wiederkehrende<br />
Abfolge von Elementen. Das Zifferblatt<br />
einer Bahnhofsuhr 6 etwa ließe<br />
sich mit sechzig einzelnen Befehlen erstellen.<br />
Doch geht es auch wesentlich<br />
einfacher mit nur zwei Befehlen (Listing<br />
11, Zeilen 2 und 3).<br />
Über Zeile 2 erzeugen Sie zunächst<br />
das Zifferblatt mit den kleinen Einheiten,<br />
die die Minuten symbolisieren. Der Abstand<br />
zwischen den einzelnen Strichen<br />
beträgt jeweils 6 Grad. Dazu kommt in<br />
der ersten geschweiften Klammer der<br />
Platzhalter \x zum Einsatz. Die Folge<br />
enthält Werte von 6 bis 360 Grad im Abstand<br />
von je 6 Grad. Die zweite geschweifte<br />
Klammer enthält den Befehl,<br />
der die Linien erstellt.<br />
Zeile 3 generiert die längeren, dickeren<br />
Linien, die im Fünf-Minuten-Abstand<br />
das Zifferblatt ergänzen. Diese Linien<br />
liegen jeweils 30 Grad auseinander. Der<br />
Platzhalter \y enthält die Werte von<br />
30 bis 360 Grad im Abstand von je<br />
30 Grad. Die zweite geschweifte Klammer<br />
enthält den Befehl, der die Linien erstellt.<br />
In den Zeilen 4 bis 7 folgen die Befehle,<br />
die den Stunden-, Minuten- und<br />
Sekundenzeiger sowie den Punkt an der<br />
Verbindungsstelle der Zeiger erzeugen.<br />
Textfelder<br />
Listing 12 zeigt ein Beispiel <strong>für</strong> das Beschriften<br />
einer Grafik. Der Mittelpunkt<br />
6 Mit wenigen Zeilen LaTeX-Code erstellen<br />
Sie eine Bahnhofsuhr als Vektorgrafik.<br />
des Texts liegt an der angegebenen Position.<br />
Da der Text auf diese Weise in die<br />
Grafik hineinragt, ist als Option die Position<br />
des Textes um den Punkt angegeben.<br />
Als vertikale Position stehen die Parameter<br />
above (über dem Punkt) oder below<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
95
Know-how<br />
LaTeX/TikZ<br />
Listing 10<br />
(unter dem Punkt) bereit, als horizontale<br />
Position left (links vom Punkt) oder<br />
right (rechts vom Punkt), wobei Sie die<br />
vertikale und horizontale Positionierung<br />
kombinieren dürfen. Wenn Sie nur das<br />
Textfeld erstellen möchten, stellen Sie<br />
\ path voran, wie in Zeile 2. Die Option<br />
draw zeichnet einen Rahmen um den<br />
Text, die Option fill=Farbe füllt diesen<br />
mit der angegebenen Farbe.<br />
Über die Option align=Ausrichtung<br />
richten Sie den Text aus, wobei Sie die<br />
Wahl zwischen left (linksbündig), center<br />
(zentriert), right (rechtsbündig) und<br />
justify (Blocksatz) haben. Zum Formatieren<br />
des Texts stehen die üblichen La-<br />
TeX-Befehle einschließlich des Mathematik-Modus<br />
bereit.<br />
Zuschneiden<br />
Manchmal ist nur ein Teil einer Grafik von<br />
Bedeutung, sodass es sinnvoll wäre, der<br />
Einfachheit halber die gesamte Grafik zu<br />
01 \tikz{\shade (0,0) circle (2);}<br />
02 \tikz{\shadedraw (0,0) circle (2);}<br />
03 \tikz{\shade[top color=blue, bottom color=gray] (0,0) circle (2);}<br />
04 \tikz{\shade[left color=red, right color=gray] (0,0) circle (2);}<br />
05 \tikz{\shade[inner color=yellow, outer color=gray] (0,0) circle<br />
(2);}<br />
erstellen, aber nur den relevanten Teil ins<br />
Dokument aufzunehmen. Das bietet sich<br />
etwa bei Funktionsgrafen an, bei denen<br />
es nur auf eine einzelne Schnittstelle ankommt.<br />
Listing 13 zeigt zwei abgeänderte<br />
Zeilen <strong>für</strong> Listing 11. Damit vergrößern<br />
Sie die Grafik der Bahnhofsuhr um den<br />
Faktor drei (Zeile 1). Die darauf folgende<br />
Zeile schneidet einen 10 Millimeter großen<br />
Kreis um die Neun-Uhr-Markierung<br />
aus (Zeile 2), sodass Sie im Ergebnis nur<br />
diesen Bereich sehen.<br />
Fazit<br />
Mit den grundlegenden Funktionen von<br />
TikZ erstellen Sie schnell und einfach<br />
Vektorgrafiken mit LaTeX. Doch das Paket<br />
kann noch viel mehr: Über entsprechende<br />
Bibliotheken erstellen Sie nicht nur<br />
Kalender, Stundenpläne und Mindmaps,<br />
sondern auch Funktionsgrafen, Schaltpläne<br />
oder Flussdiagramme. So eignet<br />
sich TikZ nicht nur, um Texte mit Grafiken<br />
aufzulockern und zu visualisieren, sondern<br />
genügt selbst gehobenen Ansprüchen<br />
wissenschaftlicher Texte. (agr) n<br />
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Listing 11<br />
01 \begin{tikzpicture}<br />
02 \foreach \x in {6,12,...,360} {\draw[line width=1.2pt] (\x:1.85cm)<br />
‐‐ (\x:2cm);}<br />
03 \foreach \y in {30,60,...,360} {\draw[line width=4pt] (\y:1.55cm) ‐‐<br />
(\y:2cm);}<br />
04 \draw[line width=6pt] (0,0) ‐‐ (0:1.45cm);<br />
05 \draw[line width=4pt] (0,0) ‐‐ (90:1.85cm);<br />
06 \draw[line width=2pt,red] (0,0) ‐‐ (180:2cm);<br />
07 \fill[line width=2pt,red] (‐1.45,0) circle (2mm);<br />
08 \fill[line width=2pt] (0,0) circle (2mm);<br />
09 \end{tikzpicture}<br />
Listing 12<br />
01 \tikz{\draw[|‐|] (0,0) node[above left]{Start} ‐‐ (5,0) node[below<br />
right]{Ziel};}<br />
02 \tikz{\path (0,0) node[draw,fill=yellow,align=center] {Text\\\<br />
textit{Text}\\$x+1$};}<br />
Listing 13<br />
01 \begin{tikzpicture}[scale=3]<br />
02 \clip (‐2,0) circle (10mm);<br />
03 % [... weiter wie in Listing<br />
11 ...]<br />
Der Autor<br />
Daniel Tibi ist Benediktiner-<br />
Mönch der Abtei Kornelimünster<br />
in Aachen. Er studiert<br />
Theologie an der Ruhr-<br />
Universität Bochum und arbeitet dort am<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> Philosophisch-Theologische<br />
Grenzfragen. Als Wissenschaftler nutzt er<br />
die umfangreichen Möglichkeiten von La-<br />
TeX aus. Neben seiner Tätigkeit an der Uni<br />
schreibt er als freier Autor über seine Erfahrungen<br />
mit dem Textsatzsystem.<br />
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Florian Effenberger, Karsten Günther, Frank Hofmann,<br />
Peter Kreußel, Hartmut Noack, Tim Schürmann,<br />
Dr. Karl Sarnow, Vincze-Áron Szabó, Ferdinand Thommes,<br />
Uwe Vollbracht, Harald Zisler<br />
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(Einzelpreis)<br />
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Jahres-DVD<br />
(zum Abo 2 )<br />
€ 6,70 € 6,70 Sfr 8,50 € 6,70<br />
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(3 Ausgaben)<br />
€ 3,00 € 3,00 Sfr 4,50 € 3,00<br />
Jahres-Abo<br />
(No-Media-Ausgabe)<br />
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Jahres-Abo<br />
(DVD-Ausgabe)<br />
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Heft-PDF<br />
(Einzelausgabe)<br />
€ 5,95 € 5,95 Sfr 7,70 € 5,95<br />
Digi-Sub<br />
(12 Ausgaben)<br />
€ 60,60 € 60,60 Sfr 78,70 € 60,60<br />
Digi-Sub<br />
(zum Abo 2 )<br />
€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />
HTML-Archiv<br />
(zum Abo 2 )<br />
€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />
Preise Kombi-Abos Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />
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(LU plus LM 3 )<br />
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(monatliche DELUG-DVD) sowie die Jahres-DVDs beider Magazine.<br />
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Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit<br />
seiner freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff <strong>für</strong> die<br />
Gruppe der Unix-ähnlichen Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD,<br />
Solaris, u.a.) verwendet, nicht als Bezeichnung <strong>für</strong> das Trademark »UNIX« der Open<br />
Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry Ewing mit dem Pixelgrafikprogramm<br />
»The GIMP« erstellt.<br />
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durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung<br />
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Veröffent lich ung in einer Publikation der Medialinx AG. Für unverlangt eingesandte<br />
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Urheber- und Verwertungsrecht <strong>für</strong> angenommene Manus kripte liegt beim<br />
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Copyright © 1999 - 2014 Medialinx AG ISSN: 1615-4444<br />
102 www.linux-user.de<br />
07.2014
Veranstaltungen/Autoren/Inserenten<br />
Service<br />
Veranstaltungen<br />
17.-18.06.2014<br />
Enterprise Apps World<br />
London, Großbritannien<br />
http://www.apps-world.net/enterpriseapps/<br />
19.-22.06.2014<br />
Gulaschprogrammiernacht 2014<br />
Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung (HfG)<br />
Lichthof<br />
Lorenzstraße 15<br />
76135 Karlsruhe, Germany<br />
Veranstalter: Entropia e.V. (CCC Karlsruhe)<br />
https://entropia.de/GPN14<br />
23.-24.06.2014<br />
Enterprise End User Summit<br />
New York, NY, USA<br />
http://events.linuxfoundation.org/events/enterpriseend-user-summit<br />
23.-25.06.2014<br />
Cloud DevCon: AWS Developer Con 2014<br />
San Francisco, CA, USA<br />
www.clouddevcon.net<br />
24.-26.06.2014<br />
Magnolia Konferenz 2014<br />
Basel, Schweiz<br />
http://www.magnolia-cms.com/conference<br />
28.06.2014<br />
Pi and More 5<br />
Universität Trier<br />
Hörsaalzentrum Campus 2<br />
54286 Trier<br />
http://www.piandmore.de/<br />
20.-26.07.2014<br />
Linux Bier Wanderung<br />
Wales, UK<br />
http://lbw2014.xn--vdaa.be/<br />
21.-27.07.2014<br />
Europython 2014<br />
Berliner Congress Center<br />
Alexanderstr. 11<br />
10178 Berlin<br />
https://ep2014.europython.eu/<br />
15.-17.08.2014<br />
GNU Hackers’ Meeting 2014<br />
TU München (Campus Garching)<br />
Boltzmannstraße 15<br />
85748 Garching<br />
https://www.gnu.org/ghm/upcoming.html<br />
23.-31.08.2014<br />
DebConf14<br />
Portland, OR, USA<br />
http://debconf14.debconf.org/<br />
05.-06.09.2014<br />
Swiss Perl Workshop 2014<br />
Flörli Olten<br />
Florastrasse 21<br />
4600 Olten, Schweiz<br />
http://act.perl-workshop.ch/spw2014/<br />
06.-12.09.2014<br />
Akademy 2014<br />
Brünn, Tschechien<br />
http://akademy.kde.org/2014<br />
Autoren<br />
Andreas Reitmaier Kleine <strong>CMS</strong>-Projekte im Vergleich 24<br />
Christoph Langner Online-Tools <strong>für</strong> Webentwickler 36<br />
Webseiten syncen und sichern 32<br />
Mit Pipelight Videostreaming im Firefox nutzen 60<br />
Überblick: Arch Linux und dessen Derivate 70<br />
Daniel Tibi Grafiken mit LaTeX und TikZ erstellen 90<br />
Erik Bärwaldt Sparky Linux <strong>für</strong> Individualisten 6<br />
Epidemic: Debian-Derivat mit viel Komfort 10<br />
Boss Linux als Ersatz <strong>für</strong> Windows XP 18<br />
WLANs überwachen mit WiFi Guard 66<br />
Ferdinand Thommes Backups mit Obnam 78<br />
Frank Hofmann Professionelle Graphen mit Graphviz 48<br />
Authentifizieren per NFC mit YubiKey Neo und Handy 82<br />
Karsten Günther Überblick: Arch Linux und dessen Derivate 70<br />
Mario Blättermann NixOS mit neuer Verzeichnisstruktur <strong>für</strong> Software 13<br />
Markus Feilner Probleme in Kontact finden und beheben 54<br />
Peter Kreußel Datenbanken aufsetzen mit LibreOffice Base 40<br />
Thomas Leichtenstern Kleine <strong>CMS</strong>-Projekte im Vergleich 24<br />
WLANs überwachen mit WiFi Guard 66<br />
Neues auf den Heft-DVDs 105<br />
Uwe Vollbracht Angetestet: Aktuelle Software im Kurztest 16<br />
Werner Heuser Authentifizieren per NFC mit YubiKey Neo und Handy 82<br />
Inserenten<br />
Fernschule Weber GmbH www.fernschule-weber.de 17<br />
Linux Magazine www.linux-magazine.com 101<br />
Linux-Magazin www.linux-magazin.de 95<br />
Linuxhotel www.linuxhotel.de 21<br />
<strong>LinuxUser</strong> www.linuxuser.de 45, 53, 103<br />
Medialinx IT-Academy www.medialinx-academy.de 99, 101<br />
PlusServer AG www.plusserver.de 31, 47, 59, 69, 89, 97<br />
Raspberry Pi Geek www.raspberry-pi-geek.de 100<br />
Spenneberg Training & Consulting www.spenneberg.com 101<br />
Strato AG www.strato.de 23<br />
Tuxedo Computers GmbH www.linux-onlineshop.de 107<br />
Ubuntu User www.ubuntu-user.de 108<br />
Verion GmbH www.verion.de 2<br />
Webtropia www.webtropia.com 9<br />
05.2014 www.linux-user.de<br />
103
<strong>Vorschau</strong><br />
auf 08/2014<br />
Die nächste Ausgabe<br />
erscheint am 17.07.2014<br />
Systemadministration<br />
Ein richtig aufgesetztes Linux-System<br />
braucht im Prinzip wenig Pflege. Aber<br />
der Charme liegt gerade in der Tatsache,<br />
dass es auf dem heimischen Rechner genug<br />
Aufgaben <strong>für</strong> ein ganzes Team von<br />
Administratoren gäbe. Updates, Monitoring<br />
und die Konfiguration von Laufwerken<br />
bieten viel Raum, um die Möglichkeiten<br />
des freien Betriebssystems geschickt<br />
zum Überwachen und Automatisieren<br />
einzusetzen. In der kommenden<br />
Ausgabe geben wir einen Überblick<br />
über gängige Aufgaben und helfen mit<br />
Tipps und Tools bei deren Bewältigung.<br />
PDFs editieren<br />
Der PDF Shuffler hilft dabei, das Dateiformat<br />
aus dem Hause Adobe zu bearbeiten.<br />
So haben Sie die Möglichkeit,<br />
selbst dann kleinere Korrekturen vorzunehmen,<br />
wenn Sie gar nicht über die<br />
Originaldaten verfügen.<br />
Backup leicht gemacht<br />
Das Sichern wichtiger Daten scheitert<br />
häufig an zu komplexen Werkzeugen.<br />
Dass es auch einfach geht, zeigt Areca:<br />
Mit ihm erstellen Sie Backups unkompliziert<br />
auf einem Desktop-PC – ganz ohne<br />
Server und kryptische Konfiguration.<br />
© Tpacific, freeimages.comm<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Themen zu ändern oder zu streichen.<br />
Ausgabe 03/2014 erscheint am 10.07.2014<br />
© Kiyoshi Takahase Segundo, 123RF<br />
Audio und Video<br />
Audio- und Videodateien können Sie unter<br />
Linux mit den passenden Werkzeugen<br />
schneiden und umwandeln. Selbst<br />
eigene Aufnahmen zu erstellen, ist kein<br />
Problem – wir zeigen, wie Sie Aktivitäten<br />
auf dem Desktop und Ihre dazu gesprochenen<br />
Erklärungen aufzeichnen und<br />
weiterverarbeiten.<br />
Firefox und Thunderbird<br />
Die Versionsnummern von Firefox und<br />
Thunderbird schnellen seit einiger Zeit<br />
rasant in die Höhe. Der Browser wird in<br />
Kürze in Version 29 erwartet und der<br />
E-Mail-Client nähert sich der Nummer 28.<br />
In zwei Workshops stellen wir neue Features<br />
der beiden Applikationen vor, die<br />
auf kaum einem Rechner fehlen.<br />
MAGAZIN<br />
Ausgabe 08/2014 erscheint am 03.07.2014<br />
© Rancz Andrei, 123RF<br />
Die Lehren aus Heartbleed<br />
Der Open-SSL-Schock sitzt noch in den<br />
Knochen. Der Schwerpunkt der nächsten<br />
Ausgabe nutzt die Sensibilisierung<br />
und gibt Denkanstöße. Hilft zum Beispiel<br />
mehr Geld <strong>für</strong> die Entwicklung? In<br />
der Hauptsache geht es aber um Technik,<br />
um Schlüssellängen, Protokolle und<br />
Cipher-Suites, Code Reviews und die<br />
wichtigsten Open-SSL-Konkurrenten.<br />
Hut ab: RHEL 7<br />
Die Tester des Linux-Magazins haben einen<br />
Release Candidate des anstehenden<br />
Red Hat Enterprise Linux zu fassen bekommen.<br />
Anhand dessen muss Red Hat<br />
beweisen, ob Cluster-, Cloud- und HA-<br />
Features ihres neuen Hauptproduktes<br />
sowie XFS als dessen neues Defaultdateisystem,<br />
Open LMI und Docker den<br />
Subskriptionspreis wert sind.<br />
104 www.linux-user.de<br />
07.2014
Heft-DVD-Inhalt<br />
Service<br />
Neues auf den Heft-DVDs<br />
Epidemic Linux 4.0<br />
Bei Epidemic Linux handelt es sich um ein<br />
gut lokalisiertes und mit opulenter Software-Ausstattung<br />
versehenes Debian-Derivat,<br />
das mit jeglicher Hardware gut zurechtkommt.<br />
Als Systemvoraussetzungen nennt<br />
das Projekt 1 GByte Hauptspeicher und<br />
10 GByte freien Festplattenplatz. Als Webbrowser<br />
stellt Epidemic Linux Konqueror<br />
und Iceweasel bereit, Letzteren jedoch ohne<br />
Add ons. Unter Multimedia finden Sie neben<br />
Amarok sowie dem Jukebox-Programm JuK<br />
auch Kaffeine, den VLC-Player sowie den<br />
schlanken Dragon Player. Dank vorinstallierter<br />
Codecs spielen die Programme<br />
Filme und Audiodateien in unterschiedlichsten<br />
Formaten ohne lästige Zusatzkonfiguration<br />
sofort ab. Weitere Informationen<br />
bietet ein Artikel ab Seite 10.<br />
Manjaro 0.8.9 XFCE<br />
Das vollständig zu Arch Linux kompatible<br />
Manjaro 0.8.9 XFCE setzt auf den schlanken<br />
Desktop XFCE in Version 4.11 mit Whiskermenu.<br />
Die Grundlage der gut ausgestatteten<br />
Distribution bilden der Kernel 3.10.30<br />
und X.org 1.14.5. LibreOffice 4.1.5 dient als<br />
Bürosuite, Firefox 27.0.1 als Webbrowser.<br />
Die aktuelle Ausgabe bringt auch native<br />
Tools mit, wie etwa den Manjaro Settings<br />
Manager, sowie einige Neuerungen. Der<br />
grafische Installationsassistent Thus erlaubt<br />
es jetzt, die Systempartition und das Heimatverzeichnis<br />
via EncFS zu verschlüsseln.<br />
Der Paketmanager Pamac erlaubt, die<br />
Unterstützung <strong>für</strong> das Arch User Repository<br />
per Menü an- oder abzuschalten.<br />
Darüber hinaus gestattet er auch das<br />
Festlegen der Intervalle, in denen die<br />
Software nach Updates sucht. Mehr lesen<br />
Sie in einem Artikel ab Seite 70.<br />
Sparky Linux 3.3.1 Base<br />
Das auf Debian „Testing“ basierende Sparky<br />
Linux eignet sich ideal als Grundlage <strong>für</strong><br />
das Zusammenstellen eines individuellen<br />
Systems. Auf der Heft-DVD finden Sie auf<br />
Seite A die 32-Bit- und auf Seite B die<br />
64-Bit-Variante der Base-Version. Diese<br />
bootet in den extrem schlanken Openbox-<br />
Desktop, der als Grundlage dazu dient, das<br />
System nach Ihren eigenen Vorstellungen<br />
auszubauen. Via Synaptic lassen<br />
sich rund 40 000 Pakete aus den Debian-<br />
und Sparky-Repositories nachinstallieren.<br />
Dank der geringen Systemanforderungen<br />
eignet sich Sparky Linux<br />
auch sehr gut zum Einsatz auf älteren<br />
Rechnern, wie der Artikel ab Seite 6 zeigt.<br />
NixOS 14.04<br />
NixOS versucht, das Konzept <strong>für</strong> die Installation<br />
von Programmen von Mac OS X auf<br />
Linux zu übertragen: Jede Software landet<br />
in einem eigenen Ordner. In Sachen Komfort<br />
trennen das System trotz seines KDE-<br />
Desktops Welten von Ubuntu, OpenSuse<br />
oder Mageia. Haben Sie jedoch schon einmal<br />
Arch Linux installiert und konfiguriert,<br />
fällt der Einstieg nicht allzu schwer. Die<br />
<strong>für</strong> 32- und 64-Bit-Systeme verfügbaren<br />
ISO-Images von NixOS passen tatsächlich<br />
noch auf eine CD. Sie finden<br />
die beiden Abbilddateien im Verzeichnis<br />
LU/nixos/ auf Seite A der Heft-DVD.<br />
Wie das System sich im Betrieb anfasst,<br />
zeigt ein Artikel ab Seite 13.<br />
07.2014 www.linux-user.de<br />
105
Service<br />
Heft-DVD-Inhalt<br />
Made in India: Boss Linux<br />
Während man in Europa mancherorts den<br />
Wechsel von Windows XP zu vernünftigen<br />
Alternativen verschlafen hat, bereitet<br />
sich Indien längst auf die Zeit nach<br />
Windows vor und entwickelte<br />
dazu Boss Linux. Die Distribution<br />
setzt auf Debian auf und arbeitet<br />
daher nicht nur wegen der<br />
langen Releasezyklen außerordentlich<br />
stabil, sondern<br />
bietet auch einen umfangreichen<br />
Softwarefundus.<br />
Zusätzlich bringt Boss<br />
Linux Eigenentwicklungen<br />
aus den indischen Softwareschmieden<br />
mit. Zum<br />
Einsatz kommen in der vorliegenden<br />
Version 5.0 der<br />
Kernel 3.10, LibreOffice 4.1.0,<br />
Chromium 27.0 sowie Evolution<br />
3.4.4. Auf der Webseite des<br />
Projekts stehen darüber hinaus<br />
weitere Derivate zum Herunterladen<br />
bereit. Mehr zu Boss Linux lesen Sie in<br />
einem Artikel ab Seite 18. (tle) n<br />
Bei der DVD-Edition von <strong>LinuxUser</strong> ist an dieser Stelle der zweite Heft-Datenträger eingeklebt.<br />
Bitte wenden Sie sich per E-Mail an cdredaktion@linux-user.de, falls es Probleme mit der Disk gibt.<br />
Neue Programme<br />
Getmail 4.46 eignet sich hervorragend zum automatisierten E-Mail-<br />
Empfang mit anschließender Weiterverteilung im lokalen System.<br />
Das Tool beherrscht nützliche Funktionen wie Multidrop und unterstützt<br />
alle gängigen Protokolle wie APOP, POP3 oder IMAP4.<br />
Die Monitoring-Lösung Sysusage 5.3 ermöglicht es, die Systemressourcen<br />
mit Sysstat oder eigenen Skripten zu überwachen. Die ermittelten<br />
Daten bereitet das Programm grafisch auf.<br />
Ehemalige Google-Reader-Anwender, die noch immer eine neue<br />
Bleibe <strong>für</strong> Ihre Feeds suchen, finden in Miniflux 13.04 eine gute<br />
Alternative zum Hosten auf dem eigenen Webserver.<br />
Ob Bilder, Urlaubsberichte oder Spielbeschreibungen: Content-Management-Systeme<br />
erlauben das einfache Publizieren und Verwalten<br />
von Inhalten im Internet. Die auf der Heft-DVD enthaltenen Vertreter<br />
<strong>CMS</strong>imple 4.4.2, Flatpress 1.0.2 und GetSimple<strong>CMS</strong> 3.3.2<br />
zeichnen sich durch eine unkomplizierte Bedienung aus und arbeiten<br />
ohne Datenbank.<br />
Das schlanke Kommandozeilentool Google Translate CLI übersetzt<br />
direkt im Terminal Textabschnitte oder auch ganze Dateien. Dabei<br />
bedient es sich des Online-Dienstes Google Translate. Anders als<br />
dieser erlaubt das Tool auch das Übersetzen in mehrere Sprachen<br />
gleichzeitig. So transkribiert der Befehl $ translate {=fr+it+en}<br />
„Begriff“ den Begriff sowohl in die französische, als auch italienische<br />
und englische Sprache.<br />
Bei Obnam 1.8 handelt es sich um ein mächtiges, aber trotzdem<br />
einfach zu bedienendes Backup-Werkzeug <strong>für</strong> die Kommandozeile.<br />
Seine herausragenden Merkmale sind Snapshot-Backups, Deduplikation,<br />
eine einfache Möglichkeit der Verschlüsselung mittels<br />
GnuPG sowie Push- oder Pull-Betrieb.<br />
Dem Textsatzsystem LaTeX eilt der Ruf voraus, nicht zuletzt wegen<br />
seiner Fülle an Möglichkeiten kompliziert zu bedienen zu sein. Abhilfe<br />
schafft der WYSIWYG-Editor TeXstudio 2.7.0. Er erleichtert Ihnen<br />
unter anderem durch hilfreiche Assistenten den Umgang mit LaTeX.<br />
Mit dem Konsolenprogramm Pipe Viewer 1.5.3 behalten Sie den<br />
Datenfluss zwischen Konsolenprogrammen im Auge. In der Pipe<br />
zwischen Quell- und Zielprogramm platziert, zeigt das Tool über<br />
einen Fortschrittsbalken, wie es um die Datenübertragung steht.<br />
106 www.linux-user.de<br />
07.2014