20.06.2014 Aufrufe

LinuxUser CMS für Einsteiger (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

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BOSS: Wachablösung <strong>für</strong><br />

Windows XP aus Indien S. 18<br />

WiFi Guard: Eindringlinge<br />

im WLAN aufspüren S. 66<br />

Arch Linux: Handliche Derivate<br />

mit Ubuntu-Killer-Potenzial S. 70<br />

07.2014<br />

EPIDEMIC • GRAPHVIZ • OBNAM • PIPELIGHT • TIKz • YUBIKEY • <strong>CMS</strong> & BLOG<br />

Schicke Blogs und Websites per Mausklick aufsetzen ohne Datenbank und Programmieren<br />

<strong>CMS</strong> <strong>für</strong> <strong>Einsteiger</strong><br />

Fünf unkomplizierte <strong>CMS</strong><br />

ohne Zwang zur<br />

Datenbank S. 24<br />

Websites einfach<br />

lokal sichern mit<br />

Linux-Bordmitteln S. 32<br />

CSS, Javascript, Regex:<br />

Unverzichtbare Online-Tools<br />

<strong>für</strong> den gewieften Webdesigner S. 36<br />

Pipelight: Video-on-Demand unter Linux S. 60<br />

Firefox schon jetzt den DRM-Knebel <strong>für</strong> Maxdome, Watchever & Co. verpassen<br />

Kontact-Debugging S. 54<br />

So lösen Sie die versteckten Bremsen<br />

Top-Distris<br />

auf zwei<br />

Heft-DVDs<br />

Datenbank per Mausklick S. 40<br />

Tabellen und Formulare in LibO Base<br />

07<br />

www.linux-user.de<br />

EUR 8,50 EUR 9,35 sfr 17,00 EUR 10,85 EUR 11,05 EUR 11,05<br />

Deutschland Österreich Schweiz Benelux Spanien Italien 4 196067 008502 07


Editorial<br />

Vernagelt<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

verlight, der mithilfe einer speziell angepassten<br />

Wine-Version das Plugin unter<br />

Linux lauffähig macht (siehe Artikel ab<br />

S. 60). Inzwischen aber arbeitet das Pipelight-Plugin<br />

nicht mehr mit Chrome oder<br />

Chromium, da diese Browser NPAPI-Plugins<br />

nicht mehr unterstützen. Die Türen,<br />

die Pipelight aufstoßen konnte, beginnen<br />

sich also schon wieder zu schließen.<br />

Ohnehin müssen Sie sich aber nicht<br />

mehr lang mit der Plugin-Krücke behelfen:<br />

HTML5 macht sich auf, nach Flash<br />

auch Silverlight zu verdrängen. Das dazu<br />

nötige DRM hat das W3C bereits als<br />

„En crypted Media Extensions“ (EME û)<br />

implementiert. Selbst der Open-Source-<br />

Browser Firefox wird diese in Zukunft integrieren,<br />

ironischerweise in Kooperation<br />

mit Adobe û. Mozilla-Chefin Mitchell<br />

Baker argumentiert, wenn Firefox<br />

in Zukunft nicht EME unterstütze, würden<br />

sich die User wohl einen anderen<br />

Browser suchen, um Medien direkt zu<br />

konsumieren. Kritiker betrachten die<br />

EME-Integration dagegen als einen Verrat<br />

an dem Ziel, die Freiheit der Benutzer<br />

zu schützen: Die Mozilla Foundation<br />

schiele auf Kosten der Privatsphäre nach<br />

dem Marktanteil û.<br />

Am Ende ist wohl der ehrliche und<br />

zahlende Kunde wieder einmal der<br />

Dumme. Leichter hat es, wer auf Urheberrechtsverletzungen<br />

pfeift: Der quelloffene<br />

Bittorrent-Streaming-Client Popcorn<br />

Time û zeigt, wie einfach und be-<br />

Christoph Langner<br />

Redakteur<br />

Video-on-Demand-Dienste wie Watchever,<br />

Amazon Prime Video, Maxdome,<br />

Sky Go und der Branchenprimus Netflix<br />

gelten als Schlüsselunternehmen <strong>für</strong> die<br />

Zukunft des Mediengeschäfts. Die Tage<br />

des linearen Fernsehens, das stumpf<br />

Sendung nach Sendung abspult, scheinen<br />

gezählt. Es wäre aber verfehlt, hier<br />

die Rechnung ohne den Wirt aufzumachen:<br />

Die Content-Industrie wacht mit<br />

Argusaugen über ihre teuer produzierten<br />

Inhalte. HD-Video-Streams ohne<br />

digitale Rechteminderung (DRM) – ein<br />

markerschütternder Alptraum <strong>für</strong> alle<br />

Hollywood- und TV-Studios.<br />

Daher setzen sämtliche VoD-Anbieter<br />

auf Microsofts Silverlight. Gut möglich,<br />

dass ihnen dabei gar keine Wahl bleibt:<br />

Entweder, sie verschlüsseln mit Silverlight,<br />

oder die Content-Industrie rückt<br />

die gewünschten Inhalte nicht heraus.<br />

Für Windows- und Mac-OS-User stellt<br />

das Browser-Plugin nur einen weiteren<br />

binären Blob auf dem Rechner dar – mit<br />

Linux steht man jedoch einmal mehr vor<br />

verschlossenen Türen. Die Dienste melden<br />

allesamt lakonisch Bitte installieren<br />

Sie Silverlight, die Entwicklung einer Linux-Version<br />

des Plugins aber steht bei<br />

Microsoft nicht auf dem Programm –<br />

wenig verwunderlich.<br />

Als Linux-Anwender müssen Sie dennoch<br />

nicht auf Kinofilme und TV-Serien<br />

per Stream verzichten. Das Pipelight-<br />

Projekt entwickelt einen Wrapper <strong>für</strong> Silquem<br />

eine moderne Online-Videothek<br />

funktionieren könnte – wenn die Content-Industrie<br />

denn bereit wäre, etwas<br />

Kontrolle über die Inhalte aufzugeben.<br />

Trotz DRM-Gängelung und Inkompatibilitäten<br />

strotzen Netflix und Co. nur so<br />

vor Kraft, die Kundschaft rennt den VoD-<br />

Diensten die Türen ein. Es bleibt zu hoffen,<br />

dass die Benutzer nicht nur in der<br />

Open-Source-Community erkennen,<br />

dass Sicherheit, Privatsphäre und Freiheit<br />

wichtiger sind als seichte Samstagabendunterhaltung.<br />

Herzliche Grüße,<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/32628<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

3


07<br />

Wer versucht, kommerzielle Streaming-Plattformen<br />

unter Linux zu<br />

60<br />

nutzen, scheitert in der Regel am DRM. Mit<br />

dem Projekt Pipelight nimmt der Browser<br />

Firefox diese Hürde, wenn auch nur knapp.<br />

Dank Wifi Guard spüren Sie unerwünschte<br />

Eindringlinge im heimi-<br />

66<br />

schen WLAN im Handumdrehen auf.<br />

Lange war Debian der heimliche<br />

70 Held der Community. Aber mit<br />

dem schlanken Arch Linux steht ein neuer<br />

Mitspieler mit viel Potenzial in der Arena.<br />

Heft-DVD<br />

Sparky Linux .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Mit Sparky Linux stellen Sie sich im Nu einen<br />

maßgeschneiderten Desktop zusammen.<br />

Epidemic Linux .. . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Das auf Debian aufbauende Epidemic Linux<br />

bietet bei identischer Softwaregrundlage<br />

mehr Komfort als die Mutterdistribution.<br />

NixOS 14.04................... 13<br />

Bereits vor Jahren versuchte Gobolinux die<br />

Softwareverwaltung zu revolutionieren. Die<br />

seit Kurzem verfügbare erste Version von<br />

NixOS verfolgt einen ähnlichen Weg.<br />

Aktuelles<br />

News: Software................ 16<br />

Datenflüsse überwachen mit Pipe Viewer<br />

1.5.3, Konsolenprogramme aufpeppen mit<br />

Rlwrap 0.40, Proxy-Protokolle auswerten mit<br />

Squid Analyzer 5.4, Gvim mit dem Dateimanager<br />

Vimpal 1.4.0 ausbauen<br />

Report<br />

Boss Linux.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Während in Europa mancherorts der<br />

Wechsel von Windows XP zu vernünftigen<br />

Alternativen verschlafen wurde, hat sich<br />

Indien längst auf die Zeit nach Windows<br />

vorbereitet und Boss Linux entwickelt.<br />

Schwerpunkt<br />

Schlanke <strong>CMS</strong> .. . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Die Begriffe Content Management System<br />

und Blog sind eng mit Namen wie Word-<br />

Press, Typo3 oder Joomla verknüpft. Für<br />

einfache Projekte existieren aber ebenso<br />

unkomplizierte wie spannende Alternativen.<br />

Syncen und Sichern. ........... 32<br />

Für das Backup einer einfachen Website genügen<br />

die gängigen Linux-Dateimanager völlig.<br />

Dabei erleichtern sie Ihnen die Arbeit mit<br />

Hotlists und vordefinierten Orten. Brauchen<br />

Sie mehr, dann greifen Sie zum Spezialisten.<br />

Online-Webtools............... 36<br />

Ob Themes und Templates, Javascript oder<br />

reguläre Ausdrücke, Responsive Design oder<br />

Typografie – der gewiefte Webdesigner erleichtert<br />

sich die Arbeit mit den zahlreichen<br />

frei im Netz verfügbaren Werkzeugen.<br />

Deutsche Behörden und Unternehmen<br />

verschlafen gerade den<br />

18<br />

Ausstieg aus dem antiken Windows XP.<br />

Dabei zeigt Indien mit Boss Linux, wie einfach<br />

der Wechsel sein kann, wenn man will.<br />

4 07.2014


90<br />

Um schnell eine Grafik zu erzeugen,<br />

brauchen Sie keine Spezialsoftware:<br />

Es genügt das Gespann LaTeX<br />

und TikZ. So arbeiten Sie mit der gewohnten<br />

Syntax und erzielen mit wenigen Befehlen<br />

qualitativ hochwertige Ergebnisse.<br />

Wer mehr will, als die Web-Visitenkarten,<br />

aber Wordpress scheut,<br />

24<br />

der setzt auf ein schlankes <strong>CMS</strong>. Wir zeigen,<br />

welche freien Systeme sich anbieten<br />

und wo deren spezifische Stärken liegen.<br />

Selbst in der kleinsten Website<br />

32 steckt viel Arbeit. Wir zeigen, wie<br />

Sie Online-Projekte synchronisieren und<br />

sichern, und das mit simplen Bordmitteln.<br />

Praxis<br />

LibreOffice Base (Teil 1)......... 40<br />

Datenbankanwendungen über Assistenten<br />

und grafische Editoren per Mausklick erstellen<br />

– ganz ohne SQL und Programmierung:<br />

Das verspricht das LibreOffice-Programm<br />

Base nach dem Vorbild von Microsoft Access.<br />

Graphviz im Praxiseinsatz.. . . . . . 48<br />

Ob Netzwerkpläne, verschachtelte Abhängigkeiten<br />

oder binäre Bäume – mit Graphviz<br />

visualisieren Sie selbst komplexe Zusammenhänge<br />

auf einfache Weise.<br />

Kontact-Debugging............. 54<br />

KDEs Groupware-Client Kontact glänzt zwar<br />

mit beeindruckender Funktionsvielfalt, produziert<br />

jedoch gelegentlich auch ärgerliche<br />

Fehler. Alles kein Problem – wenn Sie wissen,<br />

wo Sie hinlangen müssen.<br />

Im Test<br />

WiFi Guard.................... 66<br />

Um die Sicherheit Ihres WLAN zu erhöhen,<br />

empfiehlt sich der Einsatz entsprechender<br />

Tools. Dazu gehört das Prüfen des Netzes<br />

nach unbekannten Hosts mit WiFi Guard.<br />

Netz&System<br />

Arch und Derivate.............. 70<br />

Arch Linux will eine anfängertaugliche Distribution<br />

sein. Die Derivate Manjaro und Antergos<br />

legen sogar noch eine Scheibe drauf.<br />

Obnam.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

Das CLI-Tool Obnam erlaubt Backups selbst<br />

dann, wenn der X-Server streikt. Die Vielfalt<br />

an Optionen ermöglicht den Einsatz im heimischen<br />

Netz oder im SOHO-Bereich.<br />

Hardware<br />

YubiKey (Teil 3).. . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Der Zugangsschutz geht in eine neue Runde,<br />

diesmal kontaktlos per NFC. Mit einem<br />

Smartphone und dem USB-Token YubiKey<br />

Neo greifen Sie auch von unterwegs sicher<br />

auf Ihre in der Cloud lagernden Daten zu.<br />

Know-how<br />

LaTeX und TikZ. ............... 90<br />

Mit dem Satzsystem LaTeX und dem Paket<br />

TikZ erstellen Sie hochwertige Vektorgrafiken,<br />

mit denen Sie Ihre Dokumente aufwerten<br />

und Inhalte augenfällig visualisieren.<br />

Pipelight...................... 60<br />

Video-on-Demand-Dienste wie Watchever<br />

oder Sky Go fallen <strong>für</strong> Linux-Anwender<br />

eigentlich flach. Mit dem Wine-Abkömmling<br />

Pipelight steht dem nächsten Kinoabend<br />

aber dennoch nichts im Weg.<br />

© yubico<br />

Die Zukunft rückt wieder ein Stück<br />

82näher: Mit dem YubiKey Neo und einem<br />

Smartphone mit NFC authentifizieren<br />

Sie sich kontaktlos und greifen so schnell<br />

und sicher auf Ihre Daten in der Cloud zu.<br />

Service<br />

Editorial.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

IT-Profimarkt.. . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

Impressum................... 102<br />

Events/Autoren/Inserenten..... 103<br />

<strong>Vorschau</strong>. ................... 104<br />

Heft-DVD-Inhalt .............. 105<br />

07.2014<br />

www.linux-user.de<br />

5


Heft-DVD<br />

Sparky Linux<br />

Desktop selbst bauen mit Sparky Linux<br />

Individualist<br />

Rund 300 verschiedene Linux-Distributionen buhlen<br />

um die Gunst der Anwender. Finden Sie darunter<br />

partout nichts Passendes, dann stellen Sie sich<br />

einfach mit Sparky Linux einen maßgeschneiderten<br />

Desktop zusammen. Erik Bärwaldt<br />

Sparky Linux 3.3.1 Base (32+64 Bit)<br />

bootfähig auf Heft-DVD<br />

Readme<br />

Linux bietet statt spröder Einfalt dynamische<br />

Vielfalt. Wer auch auf älterer Hardware<br />

einen ganz besonderen Desktop zusammenstellen<br />

möchte, der ist mit Sparky<br />

Linux gut bedient.<br />

Als äußerst wandlungsfähiges Betriebssystem<br />

bietet Linux eigentlich <strong>für</strong> jeden<br />

Geschmack etwas. Nicht zuletzt hält das<br />

freie OS auch die Möglichkeit offen, sich<br />

ganz nach Lust und Laune im Baukastenprinzip<br />

einen eigenen Desktop zusammenzustellen.<br />

So vermeiden Sie vor allem<br />

auf älterer Hardware Leistungsengpässe<br />

durch nicht benötigte Dienste und<br />

nutzen exakt jene Software, die Sie wünschen,<br />

ohne aufgrund eines standardisierten<br />

Installationsprozesses viel Ballast<br />

mit sich herumschleppen zu müssen.<br />

Strategie<br />

Um ein individuelles System zu entwickeln,<br />

bietet es sich an, eine etablierte<br />

und stabile Basis zu verwenden. Diese<br />

sollte aber zugleich über eine entsprechend<br />

große Softwareauswahl verfügen.<br />

Wir haben uns danach umgesehen und<br />

stießen dabei auf das aus Polen stammende<br />

Sparky Linux, das auf Debian als<br />

Basis aufsetzt.<br />

Sparky-Linux (http:// sparkylinux. org)<br />

gibt es in unzähligen Varianten, wobei<br />

praktisch alle gängigen, ressourcenschonenden<br />

Desktops vertreten sind. Zusätzlich<br />

stellen die Entwickler alle Varianten<br />

jeweils als 32- und 64-Bit-Version bereit,<br />

sodass sich <strong>für</strong> jede Hardware das passende<br />

System findet.<br />

Wir möchten uns unseren eigenen<br />

Desktop <strong>für</strong> ältere Rechner in 32-Bit-Architektur<br />

zusammenstellen und wählen<br />

daher die Variante Base. Diese haben die<br />

Entwickler explizit da<strong>für</strong> ausgelegt, einen<br />

individuellen Fundus an Software<br />

einzuspielen. Daher umfasst ihre Desktop-Ausstattung<br />

lediglich den spartanischen<br />

Fenstermanager Openbox sowie<br />

den beliebten Systemmonitor Conky.<br />

Sparky Linux startet in dieser Version<br />

zügig als reines Live-Medium, das außer<br />

Conky und einer leeren Tint2-Taskleiste<br />

am unteren Bildschirmrand keinerlei Elemente<br />

auf dem Desktop bietet. Ein<br />

Rechtsklick mit der Maus auf die Arbeitsoberfläche<br />

öffnet ein schmuckloses<br />

Menü, in dessen Gruppe Applications |<br />

System Tools sich der Eintrag Sparky Installer<br />

findet. Er ermöglicht die Installation<br />

des Systems auf dem lokalen Massen-<br />

6 www.linux-user.de<br />

07.2014


Sparky Linux<br />

Heft-DVD<br />

Der grafische Paketmanager Synaptic,<br />

den Sie im Menü Einstellungen finden, eröffnet<br />

zusätzlich ganz neue Gestaltungsoptionen:<br />

Neben den Debian-„Testing“-<br />

Repositories integriert er auch ein Sparkyeigenes<br />

Paketarchiv. Nach dem Neueinlesen<br />

der Paketquellen stehen über 40 000<br />

Pakete zur Verfügung.<br />

Damit können Sie beispielsweise bequem<br />

jede erdenkliche Oberfläche auswählen<br />

und auf dem System per Mausklick<br />

installieren, wobei sich Synaptic um<br />

das Auflösen aller Abhängigkeiten kümmert.<br />

Nach erfolgreicher Installation eispeicher<br />

mithilfe einer grafischen Routine<br />

in wenigen Schritten 1 .<br />

Nach dem Einrichten starten Sie das<br />

System von Festplatte neu. Selbst auf<br />

unserem rund 16 Jahre alten Pentium-III-<br />

Testrechner gibt Sparky Linux dabei richtig<br />

Gas und lässt uns die altersbedingt<br />

leistungsschwache Hardware vergessen.<br />

Der Desktop ändert auch nach der Installation<br />

das Aussehen nicht, sodass wir<br />

uns zunächst umschauen, welche Software<br />

bereits installiert wurde.<br />

Im Hauptmenü, das Sie über einen<br />

Rechtsklick in die Arbeitsoberfläche erreichen,<br />

finden sich diverse Untergruppen,<br />

die von der üblichen Struktur abweichen.<br />

So gibt es hier beispielsweise<br />

eine Gruppe Debian mit zahlreichen<br />

Konfigurationstools. Zusätzlich hat der<br />

Installer Programme aus dem LXDE-Fundus<br />

eingerichtet und auch einige schlanke<br />

Tools wie etwa der textbasierte Midnight<br />

Commander stehen bereits zum<br />

Einsatz parat.<br />

Gängige Software-Boliden wie Librerespektive<br />

​OpenOffice, Gimp oder auch<br />

Firefox suchen Sie dagegen vergebens.<br />

Von den unter Linux gängigen multimedialen<br />

Applikationen wie VLC, Mplayer<br />

oder Xine fehlt ebenfalls jede Spur.<br />

Optik<br />

Den rustikal wirkenden Desktop peppen<br />

Sie Ihren Wünschen gemäß auf unterschiedliche<br />

Weise auf, wozu Sparky<br />

Linux im Menü Applications | Einstellungen<br />

mehrere kleine Werkzeuge mitbringt.<br />

Der Openbox-Konfigurationsmanager<br />

dient dazu als erste Anlaufstelle:<br />

Mit seiner Hilfe ändern Sie das grundlegende<br />

Erscheinungsbild der Fenster und<br />

passen Bildschirmeinstellungen nach<br />

Ihrem Geschmack an. Über das entsprechende<br />

Tool modifizieren Sie zudem die<br />

Optionen zum Bildschirmschoner.<br />

Mit Nitrogen, einem kleinen Programm<br />

zum Ändern des Desktop-Hintergrunds,<br />

das Sie im Menü Applications |<br />

Zubehör finden, peppen Sie die Arbeitsoberfläche<br />

optisch auf. Dazu binden Sie<br />

zusätzliche Bilder aus dem Internet oder<br />

auch eigene Kreationen und Fotos als<br />

Wallpaper ins System ein 2 .<br />

1 Ein grafischer Installer richtet Sparky Linux auf der Festplatte ein.<br />

2 Der Openbox-Konfigurationsmanager hilft beim Aufpeppen des Systems.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

7


Heft-DVD<br />

Sparky Linux<br />

ner neuen Desktop-Umgebung wählen<br />

Sie beim Neustart des Systems im Login-<br />

Bildschirm, mit welcher Umgebung Sie<br />

arbeiten möchten. Jede neue Arbeitsumgebung<br />

landet dabei nur in der Basisversion<br />

auf der Festplatte, sodass sich<br />

die Software-Ausstattung je nach Desktop<br />

individuell auswählen lässt 3 , was<br />

den Ressourcenverbrauch reduziert.<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Individualisierung<br />

besteht darin, nur einzelne Programme<br />

aus verschiedenen Desktop-<br />

Welten zu installieren. Um etwa den<br />

Gnome-Audioplayer Rhythmbox und<br />

den KDE-Webbrowser Konqueror einträchtig<br />

nebeneinander zu betreiben,<br />

wählen Sie lediglich in Synaptic die fraglichen<br />

Pakete aus und pflegen sie ins System<br />

ein. Beachten Sie dabei jedoch, dass<br />

Pakete mit vielen Abhängigkeiten reichlich<br />

Speicherplatz auf der Festplatte beanspruchen,<br />

was bei betagter Hardware<br />

mit beschränkter Festplattenkapazität<br />

schnell zu Engpässen führen kann.<br />

Manuelle Anpassungen<br />

Neben der Möglichkeit, das System mithilfe<br />

entsprechender Werkzeuge an Ihre<br />

Wünsche anzupassen, können Sie den<br />

Fenstermanager Openbox auch durch<br />

wenige Konfigurationsdateien manuell<br />

modifizieren. Außer dem bereits vorgestellten<br />

Konfigurationsmanager steht<br />

hierzu das Werkzeug ObMenu bereit,<br />

das Sie allerdings erst über Synaptic<br />

nachinstallieren müssen. Dieses Programm<br />

erlaubt es, die Menüstruktur von<br />

Openbox zu modifizieren und eigene<br />

Einträge zu generieren.<br />

Da die Menüs von Openbox auf einem<br />

XML-Layout beruhen, lassen sich durch<br />

Bearbeiten der zugrundeliegenden XML-<br />

Datei die Menüs ganz nach Wunsch gestalten.<br />

Openbox aktualisiert die vorhandene<br />

Struktur nicht automatisch nach jeder<br />

Programminstallation. Daher finden<br />

Sie neu installierte Software unter Sparky<br />

Linux im Menü Applications mit entsprechenden<br />

Startern, die Sie wahlfrei in diverse<br />

Untermenüs gruppieren. Das grafische<br />

Tool ObMenu öffnet die Datei menu.<br />

xml, in der Sie mithilfe der selbsterklärenden<br />

Oberfläche die gewünschten Modifikationen<br />

vornehmen 4 .<br />

Wollen Sie Openbox komplett von<br />

Hand konfigurieren, so stehen Ihnen unter<br />

Sparky-Linux dazu die beiden Dateien<br />

autostart.sh und menu.xml zur Verfügung.<br />

Beide Dateien finden Sie im Verzeichnis<br />

~/.config/openbox.<br />

Die Datei menu.xml gestattet dabei die<br />

Modifikation der Menüstruktur. Da diese<br />

XML-Datei keinerlei Binärcode enthält<br />

und der Aufbau recht einfachen Konventionen<br />

folgt, lässt sie sich auch von Laien<br />

ohne zeitaufwendiges Einarbeiten in einem<br />

beliebigen Editor bearbeiten. Stellen<br />

Sie dabei jedoch sicher, dass Sie<br />

beim Aufruf der Datei den vollen Pfad<br />

mit angeben, da ansonsten die Gefahr<br />

besteht, die Menüdatei des Administrators<br />

zu bearbeiten.<br />

Openbox legt <strong>für</strong> jeden Nutzer eine eigene<br />

Menüdatei an, sodass Sie bei mehreren<br />

Anwendern am selben Computer<br />

die Programmstruktur individualisieren<br />

können. Dabei gilt es, zu beachten, dass<br />

sich die Datei hierarchisch aufbaut, was<br />

den Überblick auch bei komplexen Inhalten<br />

erleichtert. Jedes Element ist zudem<br />

durch zwei Tags begrenzt.<br />

Dabei schließt das Tag die<br />

einzelnen Menü-Einträge ein, während<br />

definiert, welche Aktion das<br />

System ausführen soll. Das Tag <br />

verweist auf ein ausführbares Pro-<br />

3 Auch der schnelle Desktop E17 steht in Sparky-Linux bereit.<br />

8 www.linux-user.de<br />

07.2014


In der Datei autostart.sh, einem einfachen<br />

Shell-Skript, tragen Sie die beim<br />

Systemstart auszuführenden Programme<br />

ein, jeweils eine Applikation pro Zeile.<br />

Gemäß der herkömmlichen Befehlssyntax<br />

unter Linux können Sie dabei<br />

auch festlegen, ob das zu startende Programm<br />

beispielsweise im Hintergrund<br />

arbeiten soll oder mit anderen Befehlen<br />

verknüpft wird. Somit lässt sich der<br />

Startprozess weitgehend vereinfachen<br />

und beschleunigen.<br />

4 Mit ObMenu können Sie die Openbox-<br />

Menüs grafisch modifizieren.<br />

gramm, während Sie ein zusätzliches<br />

Menü mit dem -Begrenzer kennzeichnen.<br />

Diese Tags erscheinen jeweils<br />

am Anfang und am Ende des entsprechenden<br />

Eintrages, wobei ein vorangestellter<br />

Schrägstrich die Endauszeichner<br />

kenntlich macht 5 .<br />

Beachten Sie beim Neugestalten der<br />

Menüs, dass bei Software von Drittanbietern,<br />

die Sie nicht aus den Paketquellen<br />

installiert haben, in vielen Fällen eine<br />

genaue Pfadangabe nötig ist, damit der<br />

entsprechende Starter funktioniert.<br />

Um die modifizierten Menüs zu nutzen,<br />

müssen Sie sich zudem nach dem<br />

Bearbeiten der Datei menu.xml ab- und<br />

wieder anmelden.<br />

Fazit<br />

Sparky Linux Base eröffnet die Möglichkeit,<br />

den Desktop ganz nach Belieben zu<br />

individualisieren, wobei es von vornherein<br />

darauf verzichtet, jeglichen unnötigen<br />

Ballast zu installieren. Über die<br />

mächtigen Editieroptionen der Openbox-Konfigurationsdateien<br />

passen Sie<br />

sowohl im Terminal als auch mit grafischen<br />

Tools Menüs und Applikationen<br />

schnell und einfach Ihren Wünschen an,<br />

ohne sich erst in eine komplizierte Befehlssyntax<br />

einarbeiten zu müssen.<br />

Da das System dank der soliden Basis<br />

Debian über eine sehr gute Hardware-<br />

Unterstützung verfügt (inklusive proprietärer<br />

Firmware <strong>für</strong> einige Komponenten)<br />

und obendrein einen enormen Software-Fundus<br />

mitbringt, verhelfen Sie<br />

auch älterer Hardware mit Sparky Linux<br />

zu einem zweiten Frühling. (jlu) n<br />

5 Die XML-basierte Menüdatei von Sparky Linux zeigt sich übersichtlich.<br />

07.2014 www.linux-user.de


Heft-DVD<br />

Epidemic Linux<br />

Pflegeleichtes Debian-Derivat Epidemic Linux<br />

Conforto do Brasil<br />

Das auf Debian aufbauende<br />

Epidemic Linux bietet bei<br />

gleichem Software-Angebot<br />

erheblich mehr Komfort als<br />

die Mutterdistribution.<br />

Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

Mit Epidemic Linux erhalten Sie ein frisches,<br />

gut lokalisiertes und exzellent mit Software<br />

ausgestattetes Debian-Derivat. Das schicke<br />

System kommt selbst mit widerspenstiger<br />

Hardware überraschend gut zurecht.<br />

Brasilien gilt bereits seit Längerem als<br />

Hochburg freier Software, viele Distributionen<br />

haben in dem südamerikanischen<br />

Land ihren Ursprung. Schon seit<br />

einigen Jahren am Markt und daher entsprechend<br />

ausgereift präsentiert sich<br />

das innovative Epidemic Linux.<br />

Pflegeleicht<br />

Das System kommt in einer einzigen<br />

Variante <strong>für</strong> 64-Bit-Prozessoren als etwa<br />

1,5 GByte großes Image û daher. Die<br />

von den Entwicklern angegebenen<br />

Hardware-Anforderungen klingen sehr<br />

moderat: Epidemic begnügt sich bereits<br />

mit 1 GByte Arbeitsspeicher und<br />

10 GByte Festplattenplatz.<br />

Auch bei der Grafikkarte gibt sich das<br />

System wenig wählerisch: Modelle der<br />

Hersteller AMD/​ATI, Nvidia und Intel unterstützt<br />

es problemlos. Aufgrund dieser<br />

weit gefassten Anforderungen wollen<br />

wir es genauer wissen und installieren<br />

das System auf einem Notebook, wo sich<br />

aufgrund besonders angepasster Komponenten<br />

oft höhere Anforderungen an<br />

die Hardware-Erkennung ergeben.<br />

Epidemic empfängt uns dabei auf<br />

einem HP Elitebook 2530p mit einem<br />

Grub-Menü, das insgesamt fünf Optionen<br />

zum Starten der Live-Variante bietet. Die<br />

Spielarten unterscheiden sich lediglich in<br />

der Lokalisierung, auch eine deutsche<br />

Version findet sich. Einen Modus zum Beheben<br />

von Problemen mit der Hardware<br />

haben sich die Entwickler ebenso gespart<br />

wie die Op tion <strong>für</strong> eine direkte Installation<br />

auf einem Massenspeicher.<br />

Das System bootet in einen KDE-4.8-<br />

Desktop, wobei es die Hardware des<br />

Rechners tadellos erkennt, mit Ausnahme<br />

des Sensors zum Authentifizieren. Hier<br />

scheint die solide Basis Debian durch,<br />

welche die Entwickler allerdings noch um<br />

Firmware-Pakete ergänzt haben. So erkennt<br />

das System selbst Komponenten<br />

wie WLAN-Adapter von Intel direkt.<br />

10 www.linux-user.de<br />

07.2014


Epidemic Linux<br />

Heft-DVD<br />

Der Desktop wirkt aufgeräumt und zeigt<br />

zunächst keine Besonderheiten. Erst<br />

beim Starten des K-Menüs unten links im<br />

Panel treten im Untermenü Favoriten erste<br />

Eigenentwicklungen zutage: Hier findet<br />

sich der Menüpunkt Epidemic installer,<br />

der das System in wenigen Schritten<br />

auf den Massenspeicher packt 1 .<br />

Von DVD zu USB<br />

zeichnet der Reiter sdb den USB-Stick. Im<br />

Feld Optionen unten mittig im Fenster<br />

setzen Sie nun ein Häkchen vor dem Eintrag<br />

USB-Livesystem. Danach aktivieren<br />

Sie darüber in der grafischen Anzeige<br />

der Partitionen das Auswahlfeld root. Mit<br />

einem Mausklick unten rechts auf die<br />

Schaltfläche Installieren schließen Sie<br />

den Vorgang ab 2 .<br />

Im Terminal<br />

Viele grundlegende Arbeiten beim Konfigurieren<br />

lassen sich auf der Konsole<br />

schneller erledigen als mit einer aufwendigen<br />

grafischen Oberfläche. Epidemic<br />

integriert daher nicht nur das über [F12]<br />

zu erreichende Terminal Yakuake û,<br />

sondern offeriert zudem eine stattliche<br />

Anzahl spezieller Befehle, die der Konfiguration<br />

dienen. Dazu gehören euser,<br />

elocale, eaptsrc, ekdm und exorg.<br />

Alle diese Kommandos entsprechen<br />

weitgehend den originalen Befehlen<br />

unter Debian, bieten jedoch erweiterte<br />

Funktionen. Mit diesen spezifischen Befehlen<br />

nehmen Sie in einem Terminal<br />

recht schnell die Konfiguration des Systems<br />

vor. Um die exakten Parameter zu<br />

ermitteln, rufen Sie die Dokumentation<br />

Epidemic Linux 4.0 (64 Bit)<br />

bootfähig auf Heft-DVD<br />

Zwar zielt das Standard-ISO-Image auf<br />

die Installation via DVD ab, doch besteht<br />

auch die Möglichkeit, aus dem Live-Betrieb<br />

heraus einen bootfähigen USB-<br />

Stick zu generieren. Dabei greift der<br />

In staller auf eine eigene Routine namens<br />

ePendrive zurück.<br />

Um diese Variante zu nutzen, verbinden<br />

Sie einen USB-Stick mit mindestens<br />

2 GByte Kapazität mit dem Computer.<br />

Achten Sie darauf, den Speicher vorab<br />

mit einem der beiden Dateisys teme Ext2<br />

oder ReiserFS zu formatieren. Anschließend<br />

klicken Sie im Menü Favoriten auf<br />

den Eintrag Epidemic installer, der den<br />

eInstaller startet.<br />

Sie finden oben horizontal nun zwei<br />

Reiter mit den im System vorhandenen<br />

Massenspeichern – üblicherweise bezu<br />

dem jeweiligen Befehl einfach wie<br />

gewohnt mit dem Man-Kommando auf.<br />

Zwei interessante Einträge finden sich<br />

auch im Menü Favoriten. Der Befehl Meta<br />

packages installer eMorph integriert eine<br />

stattliche Anzahl verschiedenster Anwendungen<br />

aus je einer Untergruppe<br />

dauerhaft im System. Special packages<br />

installer eAsy Channel beschäftigt sich<br />

mit dem Herunterladen und Installieren<br />

von unfreien und patentbehafteten Applikationen.<br />

Diese Software binden Sie<br />

1 Der eInstaller packt das System schnell auf einen Massenspeicher des PCs.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

11


Heft-DVD<br />

Epidemic Linux<br />

komfortabel mit einem Mausklick auf<br />

das in der mittleren Fensterspalte angezeigte<br />

Würfel-Symbol ins System ein 3 .<br />

Software-Fundus<br />

Nach der Installation bietet Epidemic<br />

eine recht vollständige Software-Ausstattung.<br />

Im Menü Grafik fehlt allerdings der<br />

Bildbearbeitungsbolide Gimp. Da<strong>für</strong> stehen<br />

unter Internet mit Iceweasel und<br />

Konqueror gleich zwei Webbrowser bereit.<br />

Dem Firefox-Derivat Iceweasel fehlen<br />

jedoch jegliche Addons, sodass es noch<br />

etwas manueller Nacharbeit bedarf, um<br />

den Webbrowser zeitgemäß abzusichern.<br />

Auch im Menü Multimedia finden sich<br />

mit dem Allround-Player Amarok und<br />

dem KDE-Jukebox-Programm JuK gleich<br />

zwei Anwendungen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />

Ansprüche. Video-Freunde beglückt Epidemic<br />

mit gleich drei Programmen: Kaffeine,<br />

dem VLC-Player und dem schlanken<br />

Dragon Player. Da entsprechende<br />

Codecs bereits auf der Platte liegen,<br />

spielen die Applikationen Filme und Audiodateien<br />

in diversen Formaten ohne<br />

zusätzliche Konfiguration sofort ab. Für<br />

anspruchsvolle Aufgaben, wie das<br />

Video- und Audio-Encoding sowie das<br />

Konvertieren stellt die Standardinstallation<br />

jedoch keine Anwendungen bereit.<br />

Weniger spektakulär ausgestattet geben<br />

sich die weiteren Untermenüs: Hier finden<br />

sich vor allem Applikationen aus<br />

dem KDE-Fundus. Die Integration von<br />

Wine ermöglicht es, viele Windows-Programme<br />

direkt einzusetzen. Da unter<br />

Linux vor allem <strong>für</strong> Spielernaturen noch<br />

ein gewisses Defizit besteht, haben die<br />

Programmierer auch PlayOnLinux û ins<br />

System eingepflegt, das eine Installation<br />

von Windows-Spielen ermöglicht.<br />

Das Menü System bündelt hardwarenahe<br />

Konfigurations- und Verwaltungswerkzeuge.<br />

Hier gibt es unter dem Eintrag<br />

System actualization eine weitere<br />

Eigenentwicklung des Epidemic-Teams:<br />

Nach einem Klick auf den Starter und der<br />

anschließenden Eingabe des Administrator-Passworts<br />

bringen Sie das System<br />

automatisch auf den jeweils aktuellen<br />

Stand, was aufgrund der vielen Repositories<br />

unter Umständen etwas dauert.<br />

Fazit<br />

2 Dank eInstaller erstellen Sie im Handumdrehen einen bootfähigen USB-Stick.<br />

Epidemic Linux kann dank seiner Debian-Basis<br />

mit einem riesigen Softwarebestand<br />

punkten, denn die Programmarchive<br />

des „Testing“-Zweigs stehen auch<br />

unter dem brasilianischen Allrounder zur<br />

Verfügung. Zusätzlich haben die Entwickler<br />

jedoch noch ein eigenes Main-<br />

Repository aufgebaut, das ebenfalls in<br />

Synaptic bereits aktiviert ist. So greifen<br />

Sie auf insgesamt mehr als 40 000 Software-Pakete<br />

zurück.<br />

Mit Epidemic Linux bekommen Sie<br />

eine solide Distribution, die sich dank<br />

verschiedener Eigenentwicklungen in<br />

einigen Bereichen einfacher handhaben<br />

lässt als das Original Debian. Dank der<br />

sehr guten Hardware-Erkennung arbeitet<br />

das System auch mit exotischen Komponenten<br />

bestens zusammen. Falls lediglich<br />

die langen Entwicklungszyklen<br />

und die dadurch altbackene Software Sie<br />

bislang vom Debian-Einsatz abgehalten<br />

haben, sollten Sie also unbedingt einen<br />

Blick auf Epidemic Linux werfen. (agr) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

3 Per Mausklick und ohne Suche installieren Sie spezielle Programme.<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32616<br />

12 www.linux-user.de<br />

07.2014


NixOS<br />

Heft-DVD<br />

NixOS mit neuem Paketmanagement<br />

Auf den Kopf gestellt<br />

Bereits vor Jahren versuchte Gobolinux sich an einem neuen Ansatz zur Software-Verwaltung.<br />

Die Distribution NixOS geht jetzt einen ganz ähnlichen Weg. Mario Blättermann<br />

Der Inhalt eines Distributionspakets verteilt<br />

sich beim Installieren wie eine Ladung<br />

Schrot über alle erdenklichen Ordner<br />

des Systems. Das liegt daran, dass<br />

sich beinahe alle Distributionen an den<br />

Filesystem Hierarchy Standard (FHS) halten,<br />

der dieses Verhalten regelt. Beinahe<br />

alle, wohlgemerkt: Einige wenige, wie<br />

Nix OS û, versuchen aus dem Korsett<br />

dieser Grundregel auszubrechen.<br />

Was verbirgt sich aber hinter NixOS?<br />

Eine auf das Wesentliche reduzierte Distribution?<br />

Eher nicht – das Sortiment der<br />

Programme weist kaum Lücken auf: Neben<br />

dem KDE SC finden sich IceWM, i3,<br />

Ratpoison und einige mehr unter den<br />

angebotenen Arbeitsumgebungen, und<br />

mit LibreOffice, Firefox oder Gimp stehen<br />

gängige Tools in aktuellen Versionen<br />

bereit. Trotzdem ist NixOS keine<br />

Universaldistribution wie viele andere.<br />

Bereits kurz nach der Jahrtausendwende<br />

versuchte Gobolinux û, den FHS auf<br />

den Kopf zu stellen. Dazu kopierten dessen<br />

Entwickler das Verhalten von Mac<br />

OS X, bei dem der Installer pro Paket ein<br />

Verzeichnis anlegt. 2008 verfiel das Projekt<br />

in einen Dornröschenschlaf. Im Januar<br />

dieses Jahres meldete es sich überraschend<br />

mit einer neuen Alpha-Version zu<br />

Wort und schaffte es bis zum 8. Mai, die<br />

finale Version 015 auszuliefern.<br />

Readme<br />

NixOS versucht, das Konzept <strong>für</strong> die Installation<br />

von Programmen von Mac OS X auf<br />

Linux zu übertragen: Jede Software landet in<br />

einem eigenen Ordner. Aber die Umsetzung<br />

sowie die Installation des Systems deuten<br />

noch auf viel Arbeit <strong>für</strong> die Entwickler hin.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

13


Heft-DVD<br />

NixOS<br />

1 Grub mag es nicht, wenn Sie ihn in eine Partition einsperren. 2 Alles in Butter: Die Installation gelang ohne Fehlermeldungen.<br />

Filesystem Hierarchy Standard: Die anfangs<br />

nur <strong>für</strong> Linux entwickelte Richtlinie zum Untergliedern<br />

der Ordner eines unixoiden Betriebssystems.<br />

Kurze Zeit später adaptierten<br />

unter anderem die BSD-Systeme. Er gilt als<br />

einer der Grundpfeiler des Systems. Die<br />

Linux Foundation betreut das Projekt.<br />

Für andere Distributionen wäre eine solche<br />

Strategie absolut tabu. Gemäß dem<br />

Standard verteilt sich der Inhalt eines<br />

Softwarepakets meist mehr oder weniger<br />

gleichmäßig über die Unterverzeichnisse<br />

der Systemwurzel und /usr.<br />

NixOS dagegen liefert seine Pakete so<br />

aus, dass die Dateien nach der Installation<br />

in einem einzigen Verzeichnis beieinander<br />

bleiben. Wie das funktioniert,<br />

zeigt ein Test der am 1. Mai erschienenen<br />

ersten Version NixOS 14.04.<br />

Nichts Neues<br />

3 Nichts ist, wie es war; Dateien sind nur noch Pappkameraden.<br />

NixOS bietet verschiedene Medien an.<br />

Die <strong>für</strong> 32 oder 64 Bit verfügbaren CD-<br />

Images passen tatsächlich noch auf eine<br />

CD, während die meisten anderen Distributionen<br />

längst auf DVDs umgestellt haben.<br />

Im Test kam die 64-Bit-Version zum<br />

Einsatz. Neben den Live-CDs gibt es eine<br />

Minimal-Installations-CD mit etwa<br />

300 MByte Umfang sowie eine Appliance<br />

<strong>für</strong> Virtualbox, die Sie direkt in der virtuellen<br />

Maschine starten.<br />

Als Standard-Desktop dient KDE, das<br />

aber auf einem etwas verzwickten Weg<br />

startet. Zunächst sehen Sie nur eine Befehlszeile.<br />

Hier erhalten Sie die Anweisung,<br />

sich als Root ohne Passwort anzumelden<br />

und dann den Befehl start display‐manager<br />

einzugeben. Die Oberfläche<br />

startet dann prompt in der recht aktuellen<br />

Version 4.12.4. Der Desktop-Ordner<br />

fehlt in der Voreinstellung, wodurch<br />

die Arbeitsfläche ziemlich leer wirkt.<br />

Dem <strong>für</strong> heutige Verhältnisse viel zu<br />

kleinen Image sind einige weitere Einschränkungen<br />

geschuldet. Das Live-System<br />

bietet zwar gerade noch die Möglichkeit,<br />

die deutsche Tastaturbelegung<br />

einzustellen, aber eine Lokalisierung des<br />

Desktops fehlt völlig. Ohne Englischkenntnisse<br />

kommen Sie also nicht weit.<br />

Die Auswahl an Software bleibt im<br />

Live-Modus ebenfalls sehr eingeschränkt.<br />

Programme <strong>für</strong> den Büroalltag fehlen völlig,<br />

ebenso ein Mailclient, und als Webbrowser<br />

muss Konqueror genügen. Zum<br />

Surfen müssen Sie aber erst einmal ins<br />

Netz kommen – das KDE-interne Tool<br />

zum Konfigurieren von WLAN und mobilem<br />

Breitband suchen Sie vergeblich.<br />

Immerhin gelingt es, nachträglich im<br />

Live-Betrieb Pakete zu installieren, was<br />

einen ersten Blick auf die Paketverwaltung<br />

ermöglicht. Mit dem Befehl<br />

14 www.linux-user.de<br />

07.2014


NixOS<br />

Heft-DVD<br />

nix‐env ‐qa | less sehen Sie sich zuerst<br />

die verfügbaren Pakete an. Die Installation<br />

stoßen Sie dann mit nix‐env<br />

‐i Paket an. Tauschen Sie den Schalter<br />

‐i gegen ‐e aus, deinstallieren Sie das<br />

entsprechende Paket wieder.<br />

Auf die Platte<br />

Meist bietet ein Live-System eine <strong>Vorschau</strong><br />

auf das, was das installierte System<br />

liefert. Doch einen Knopf, der den<br />

Installer startet, suchen Sie bei NixOS<br />

vergeblich. Hier müssen Sie erst einmal<br />

die Platte manuell partitionieren, um<br />

überhaupt etwas zu installieren. Zumindest<br />

steht dazu die Hilfe auf der achten<br />

virtuellen Konsole ständig bereit, die Sie<br />

über [Strg]+[Alt]+[F8] erreichen.<br />

Das Partitionieren des Zielmediums<br />

gelingt mit Fdisk, dessen Interface zwar<br />

nicht mehr sonderlich beliebt ist, <strong>für</strong> diesen<br />

Zweck aber ausreicht. Das komfortablere<br />

Cfdisk steht nicht bereit. Auch<br />

das Erzeugen der Dateisysteme gelingt<br />

mit Bordmitteln. Eine Ext4-Partition<br />

etwa legen Sie mit folgendem Befehl auf<br />

der Platte an:<br />

# mkfs.ext4 ‐L nixos Gerätedatei<br />

Anzuraten ist auch eine Auslagerungspartition,<br />

sofern der Testrechner nicht sowieso<br />

schon darüber verfügt. Diese erzeugen<br />

Sie mit mkswap, der Befehl swapon<br />

aktiviert den zusätzlichen Speicher.<br />

Die Installation selbst erfordert noch<br />

etwas mehr Handarbeit. Der Befehl aus<br />

der ersten Zeile von Listing 1 hängt die<br />

Systempartition ein. Danach erzeugt das<br />

Kommando aus der zweiten Zeile die<br />

benötigte Systemkonfiguration, die Sie<br />

mit einem Editor wie Nano oder Vim an<br />

Ihre Erfordernisse anpassen.<br />

Ohne Editor kommen Sie schon deshalb<br />

nicht aus, weil Sie in der neuen<br />

Kon figuration wenigstens das Kommentarzeichen<br />

von der Zeile:<br />

# boot.loader.grub.device = "/devU<br />

/sda";<br />

entfernen und die richtige Bezeichnung<br />

<strong>für</strong> das Boot-Gerät setzen müssen. Die<br />

Grub-Installation in eine Partition klappte<br />

im Test nicht 1 . Schlussendlich startet<br />

nixos‐install dann die tatsächliche<br />

Installation 2 .<br />

Spätestens hier benötigen Sie eine<br />

funktionierende Netzwerkverbindung,<br />

denn aufgrund der dürftigen Softwareausstattung<br />

des Live-Mediums<br />

braucht es einiges aus dem Netz, sofern<br />

Sie die Auswahl an Paketen in der Konfigurationsdatei<br />

an Ihre Wünsche angepasst<br />

haben. Eine LAN-Verbindung empfiehlt<br />

sich, wenn Sie nicht noch weiter in<br />

das Einrichten via Befehlszeile einsteigen<br />

wollen, um auf diesem Weg drahtlose<br />

Verbindungen zum Laufen zu bringen.<br />

Wie bei anderen Live-Medien auch<br />

schreibt der Installer nun mindestens den<br />

Inhalt des Mediums auf die Platte, zumindest<br />

in der Theorie. Nach dem Neustart<br />

des Rechners sieht es allerdings ganz anders<br />

aus: Ein Minimalsystem steht bereit,<br />

das aber keineswegs den Zugang in eine<br />

grafische Umgebung gestattet. X-Server,<br />

Grafiktreiber und diverse Programme gilt<br />

es noch nachzuinstallieren.<br />

Dabei stehen sogar in Gentoo-Manier<br />

nicht in allen Fällen Binärpakete direkt<br />

bereit, das System kompiliert diese erst<br />

aus den Quellen. Das ist zwar interessant,<br />

falls Sie diese an Ihr System anpassen<br />

möchten, dürfte aber <strong>für</strong> die meisten<br />

Benutzer kaum eine Rolle spielen.<br />

Wohin geht die Reise?<br />

Es ist müßig, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.<br />

Zu groß fallen die Unterschiede<br />

unter der Motorhaube aus, um tatsächlich<br />

Vor- und Nachteile des etwas anderen<br />

Ansatzes <strong>für</strong> das Dateisystem gegeneinander<br />

abzuwägen. NixOS versteht<br />

sich als eine den Mitbewerbern ebenbürtige<br />

Desktop-Distribution oder zumindest<br />

eine, die es werden will. Somit<br />

erscheint es recht und billig, die <strong>für</strong> ein<br />

„gewöhnliches“ Desktopsystem üblichen<br />

Maßstäbe anzulegen.<br />

In Sachen Komfort trennen das System<br />

Welten von Ubuntu, OpenSuse oder<br />

Mageia. Haben Sie jedoch schon einmal<br />

Arch Linux erfolgreich installiert und <strong>für</strong><br />

den Alltag konfiguriert, sollte der Einstieg<br />

nicht allzu schwer fallen. Zugegebenermaßen<br />

schießt der Ansatz zur<br />

Paket verwaltung zu kurz, solange Sie<br />

noch alles im Terminal ausführen müssen.<br />

Ideal wäre ein Verhalten wie unter<br />

Mac OS X, wo Sie ein Paket einfach in<br />

einen Ordner ziehen.<br />

Darüber hinaus hat sich das System<br />

der alten Hierarchie im Dateisystem immer<br />

noch nicht ganz entledigt, denn ein<br />

Blick in die Ordner zeigt, dass statt echter<br />

Dateien dort symbolische Links lagern,<br />

die das eigentliche Ziel der übersichtlicheren<br />

Installation aushebeln 3 .<br />

Echte Dateien finden sich nur in Unterverzeichnissen<br />

von /nix/store.<br />

Fazit<br />

Alles in allem ist NixOS durchaus auf<br />

dem Weg, sich zu einer brauchbaren Distribution<br />

zu entwickeln. In dieser frühen<br />

Phase fällt es aber schwer, abzuschätzen,<br />

welche Überraschungen das Abweichen<br />

von der üblichen Ordnung noch bereithält.<br />

Das System funktioniert, wenngleich<br />

von anderen Distributionen bekannte<br />

grafische Helferlein wie ein Installer<br />

oder eine Softwareverwaltung<br />

noch fehlen.<br />

Es fragt sich generell, wo in der Distributionslandschaft<br />

sich NixOS überhaupt<br />

einordnen will – abgesehen von der allgemeinen<br />

Zielgruppe der Desktop-Benutzer.<br />

Quellinstallationen, das Verwerfen<br />

der klassischen Struktur im Dateisystem<br />

und die generell <strong>für</strong> ungeübte Benutzer<br />

ungeeignete Art und Weise der Installation<br />

führen dazu, dass das Konzept etwas<br />

konfus wirkt. Zwar steht eine umfassende<br />

Dokumentation bereit û, dennoch ist<br />

ein solches System eher etwas <strong>für</strong> hartgesottene<br />

Beta-Tester. (agr) n<br />

Listing 1<br />

# mount /dev/disk/by‐label/nixos<br />

/mnt<br />

# nixos‐generate‐config ‐‐root<br />

/mnt<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32840<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

15


Aktuelles<br />

Angetestet<br />

Dateijongleur<br />

Mit Vimpal 1.4.0 spendieren<br />

Sie Gvim einen Dateimanager<br />

samt Profilen und Quicklist.<br />

Beim Start zeigt Vimpal in seiner auf Qt4<br />

basierenden Oberfläche den Ver zeich nisbaum<br />

des Anwenderverzeichnisses an.<br />

Klicken Sie darin eine Datei an, öffnet das<br />

Programm diese als Reiter in Gvim und<br />

wechselt den Fokus dorthin. In der Konfiguration<br />

des Tools dürfen Sie aber auch<br />

weitere externe Programme festlegen,<br />

mit denen Vimpal Dateien öffnet. Dabei<br />

orientiert es sich an der festgelegten Dateinamenserweiterung,<br />

stellt das jeweilige<br />

Programm aber lediglich im Kontextmenü<br />

Öffnen mit zur Verfügung, das Sie<br />

über die rechte Maustaste erreichen. Dort<br />

bietet es weitere Dateifunktionen wie Löschen<br />

oder Umbenennen an, auch neue<br />

Verzeichnisse lassen sich hier anlegen.<br />

Das Kopieren oder Verschieben von<br />

Dateien beherrscht Vimpal jedoch nicht.<br />

Über das Kontextmenü gelangen Sie<br />

auch in die sehr überschaubaren Konfigurationseinstellungen:<br />

Sie können versteckte<br />

Dateien anzeigen lassen, einen<br />

dunklen Hintergrund wählen, das Verhalten<br />

von Gvim beim Öffnen einer Datei<br />

anpassen oder den Editor mit weiteren<br />

Kommandozeilenparametern füttern. Arbeiten<br />

Sie mit vielen Verzeichnissen, hinterlegen<br />

Sie diese am besten als sogenanntes<br />

Profil, ähnlich wie ein Lesezeichen<br />

im Webbrowser. Vimpal zeigt das<br />

aktuelle Profil in der Fußzeile an. Ein neues<br />

erzeugen Sie, indem Sie ins gewünschte<br />

Verzeichnis wechseln und auf das Symbol<br />

in der Fußzeile klicken. Dies öffnet die<br />

Profilübersicht, wo Sie das neue Profil mit<br />

einem eindeutigen Namen einfügen.<br />

Vimpal speichert bei Programmende das<br />

aktuelle Profil und lädt es beim nächsten<br />

Start automatisch. So arbeiten Sie dort<br />

weiter, wo Sie aufgehört haben. Dateien<br />

stellt Vimpal in einer sogenannten Quicklist<br />

<strong>für</strong> den schnellen Zugriff zur Verfügung,<br />

die Zuordnung erfolgt über das<br />

Kontextmenü der rechten Maustaste.<br />

Lizenz: GPLv3<br />

nn<br />

Quelle: http:// vimpal. sourceforge. net/<br />

Chefauswerter<br />

Für eine übersichtliche Nutzungsstatistik<br />

setzen Sie einfach den<br />

Squid Analyzer 5.4 auf die<br />

Protokolle Ihres Proxys an.<br />

Mit dem Squid Analyzer steht Ihnen eine<br />

leistungsfähige Perl-Lösung zur Verfügung,<br />

um die Protokolle des Proxys Squid<br />

komfortabel auszuwerten. Das Tool wertet<br />

die von Squid protokollierten Anfragen<br />

aus und generiert eine HTML-basierte<br />

Reportstruktur, die Sie entweder in<br />

Ihre Webpräsenz integrieren oder einfach<br />

via Browser auswerten. Dabei stehen verschiedene<br />

Ansichten zur Verfügung. Die<br />

Hauptseite enthält eine nach Jahren geordnete,<br />

tabellarische Übersicht mit der<br />

Summe der übertragenen<br />

Bytes und<br />

der Auslastung des<br />

Proxy-Caches. Sobald<br />

Sie ein Jahr zur<br />

Analyse auswählen,<br />

können Sie über einen<br />

Kalender in der<br />

oberen rechten<br />

Ecke von Squid Analyzer<br />

Monate und<br />

Tage auswählen, deren<br />

Daten Sie sich<br />

genauer anschauen<br />

möchten. In weiteren<br />

Untermenüs listet das Tool die 100<br />

begehrtesten URLs sowie die Top-100 der<br />

TLDs. Für beide zeigt es die Anzahl der<br />

Abfragen und die übertragene Datenmenge<br />

ab. Haben Sie in Squid ein Kostenmodell<br />

konfiguriert, berechnet Squid<br />

Analyzer auch die entstandenen Kosten.<br />

Bei Bedarf schlüsselt es die Nutzungsstatistik<br />

auch nach lokalen Netzwerken oder<br />

Anwendern auf. Beim Aufschlüsseln nach<br />

Netzwerken gibt das Tool nur die IP­<br />

Adresse des Rechners aus, der Sie jedoch<br />

über eine Alias-Datei eindeutige Namen<br />

zuordnen können. Die Alias-Dateien <strong>für</strong><br />

Netzwerke und Benutzer sowie die Konfigurationsdatei<br />

finden Sie in /etc/squidanalyzer/.<br />

In der Konfiguration setzen<br />

Sie die Pfade zu den Squid-Logs und dem<br />

Speicherort <strong>für</strong> Berichte, binden Alias-Dateien<br />

ein und nehmen Anpassungen an<br />

der Kostenberechnung oder Diagrammtypen<br />

vor. Die Webseite und Manpage<br />

von Squid-Analyzer enthalten umfangreiche<br />

Anwendungsbeispiele.<br />

Lizenz: GPLv3<br />

<br />

Quelle: http:// squidanalyzer. darold. net<br />

16 www.linux-user.de<br />

07.2014


Angetestet<br />

Aktuelles<br />

Unter Linux leitet man oft die Ausgabe eines<br />

Werkzeugs zur Weiterverarbeitung in<br />

ein anderes Tool um. Dabei geben viele<br />

Programme keine oder nur dürftige Auskünfte<br />

über den Datenfluss. Hier schafft<br />

Pipe Viewer, kurz: Pv, Abhilfe: Zwischen<br />

Quelle und Ziel platziert, visualisiert es<br />

den Datenfluss in der Pipe. Rufen Sie Pv<br />

ohne weitere Parameter auf, stellt es dazu<br />

lediglich einen Fortschrittsbalken dar<br />

und gibt die Übertragungsdauer sowie<br />

den Datendurchsatz an. Mit dem Parameter<br />

‐n ersetzen Sie den Balken durch eine<br />

numerische Anzeige. Weitere Parameter<br />

begrenzen den maximalen Datendurchsatz<br />

in der Pipe (‐‐rate‐limit) oder<br />

legen die Größe des Datenpuffers fest<br />

Lizenz: Artistic License 2.0 nn<br />

Quelle: http:// www. ivarch. com/ programs/​<br />

pv. shtml<br />

(‐‐buffer‐size). In der Vorgabe umfasst<br />

er 512 KByte. Auch das Aktualisierungsintervall<br />

der Anzeige passen Sie nach Bedarf<br />

an. Für mehr Übersicht ordnen Sie jeder<br />

Pipe mit ‐‐name einen eindeutigen<br />

Namen zu. Nutzen Sie Programme wie<br />

GPG in der Pipe, dürften Sie den Parameter<br />

‐‐wait zu schätzen wissen: Pv wartet<br />

mit dem Start der Fortschrittsanzeige, bis<br />

die ersten Bytes übertragen wurden, sodass<br />

es weder Passwortabfragen<br />

noch andere wichtige Ausgaben<br />

überschreibt. Mit weiteren Parametern<br />

lassen Sie den Fortschritt<br />

in Prozent ausgeben oder passen<br />

die Größeneinheit der Anzeige<br />

an. Treten Probleme bei der<br />

Übertragung auf, bricht Pv diese<br />

ab. Mit ‐‐skip‐errors ignoriert<br />

es dagegen die Lesefehler und<br />

überträgt alles, was es erhält.<br />

Pegelmessung<br />

Dank Pipe Viewer 1.5.3 sehen Sie<br />

sofort, ob der Datenfluss in einer<br />

Pipe stockt und wie viel bereits<br />

übertragen wurde. Die Buffer-<br />

Funktion sorgt dabei <strong>für</strong> einen<br />

kontinuierlichen Datenfluss.<br />

Wer oft auf der Konsole arbeitet, weiß<br />

Funktionen wie die History und den Zeileneditor<br />

der Shell zu schätzen. Nicht alle<br />

Werkzeuge bringen diese Eigenschaften<br />

von Haus aus mit. Mit Rlwrap, das auf den<br />

Readline-Bibliotheken basiert, rüsten Sie<br />

diese Funktionen nach. Dabei legt sich<br />

das Tool als Wrapper zwischen die Eingabe<br />

und das verarbeitende Programm.<br />

Letzteres übergeben Sie als Parameter<br />

beim Start an Rlwrap. Dieses startet das<br />

Programm und stattet es mit einer Suchund<br />

Verlaufsfunktion aus. Auch eine Autovervollständigung<br />

gelingt, sofern Sie<br />

vorher <strong>für</strong> das auszuführende Programm<br />

eine Datei mit Schlüsselbegriffen erzeugen.<br />

Diese muss den Namen des aufzurufenden<br />

Programms tragen und in /etc/<br />

Lizenz: GPLv2<br />

n<br />

Quelle: http:// utopia. knoware. nl/ ~hlub/​<br />

rlwrap/<br />

rlwrap/ liegen. Wählen Sie einen anderen<br />

Speicherort, übergeben Sie den Dateinamen<br />

mit dem Parameter ‐f an<br />

Rlwrap. Dabei dürfen Sie auch mehrere<br />

Schlüsseldateien gleichzeitig angeben.<br />

Den Eingabeverlauf eines Programms<br />

legt Rlwrap als versteckte Datei, die den<br />

Programmnamen als Präfix trägt, im Benutzerverzeichnis<br />

ab. Um die Verlaufsdateien<br />

anderenorts abzulegen, setzen Sie<br />

vorab die Umgebungsvariable RLWRAP_<br />

HOME. Die Größe der standardmäßig<br />

unbegrenzten Verlaufsdatei<br />

limitieren Sie gegebenenfalls mit<br />

‐s. Der Parameter ‐D vermeidet<br />

doppelte Einträge in der Verlaufsdatei.<br />

Weitere Parameter legen<br />

die Farbgebung der Eingabezeile<br />

fest oder entfernen über<br />

Filter Einträge aus der Verlaufsdatei.<br />

Ein Blick in die umfassende<br />

Manpage lohnt sich. (jlu) n<br />

Aufgemotzt<br />

Für alle Tools ohne Readline-<br />

Unterstützung bietet Rlwrap 0.40<br />

eine History samt Suche sowie<br />

eine Autovervollständigung.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

17


Report<br />

Boss Linux<br />

Freie Software und Linux in Indien<br />

Made in India<br />

Mit Boss Linux entwickelt das indische Ministerium <strong>für</strong> Kommunikation und Information<br />

eine eigene Linux-Distribution. Das System etabliert sich in den Behörden vor Ort mehr<br />

und mehr als Windows-XP-Nachfolger. Erik Bärwaldt<br />

Readme<br />

Während in Europa mancherorts der Wechsel<br />

von Windows XP zu vernünftigen Alternativen<br />

verschlafen wurde, hat sich Indien<br />

längst auf die Zeit nach Windows vorbereitet<br />

und dazu Boss Linux entwickelt. Was das<br />

System leistet und wo es zum Einsatz<br />

kommt, zeigt unser Bericht.<br />

Nach langem Zaudern kündigte Microsoft<br />

zum 8. April 2014 sein betagtes Betriebssystem<br />

Windows XP endgültig ab.<br />

Während in Europa zahlreiche staatliche<br />

Institutionen die Entwicklung verschliefen<br />

und jetzt Steuergelder herhalten<br />

müssen, um Sicherheitslücken exklusiv<br />

stopfen zu lassen û, gehen die Verantwortlichen<br />

im Vielvölkerstaat Indien andere<br />

Wege: Hier verabschiedet man<br />

Microsoft und migriert zu Linux.<br />

Ausgeschlafen<br />

Indien verschreibt sich bereits seit Jahren<br />

einer konsequenten Open-Source-Strategie.<br />

Dazu bündelte das Land mit seinen<br />

mehr als 1,2 Milliarden Einwohnern<br />

schon seit längerer Zeit mit dem C-DAC<br />

(Centre for Development of Advanced<br />

Computing) und dem NRCFOSS (National<br />

Resource Centre for Free and Open Source<br />

Software) Forschungs- und Entwicklungskapazitäten,<br />

um eine eigene Linux-Distribution<br />

auf die Beine zu stellen.<br />

C-DAC bietet das indische Linux in<br />

verschiedenen Ausprägungen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />

Einsatzzwecke an. Die Distribution<br />

soll im behördlichen Umfeld sowie<br />

in Schulen auf Clients und Servern<br />

einen kostengünstigen Einsatz moderner<br />

IT-Strukturen ermöglichen. Ein<br />

Schwerpunkt bei der Entwicklung von<br />

Boss Linux (Bharat Operating System<br />

Solutions û) liegt auf der Unterstützung<br />

möglichst vieler landestypischer Sprachen,<br />

um den Bürgern den Zugang zu<br />

Computersystemen in ihrer jeweiligen<br />

Muttersprache zu gewähren und so Hürden<br />

beim EDV-Einstieg abzubauen.<br />

Boss Linux setzt auf Debian auf und arbeitet<br />

daher – nicht nur wegen der lan­<br />

18 www.linux-user.de<br />

07.2014


Boss Linux<br />

Report<br />

Boss Linux begrüßt den Anwender mit einem<br />

herkömmlichen, optisch etwas aufgepeppten<br />

Grub-Menü, das sowohl den<br />

Live-Betrieb als auch die direkte Installation<br />

auf einen Massenspeicher anbietet.<br />

Die Live-Variante startet in einen Gnome-Desktop,<br />

der in einem Begrüßungsbildschirm<br />

über das System und die genutzten<br />

freien Lizenzen informiert. Das<br />

System zeigt auch beim Start auf anspruchsvoller<br />

mobiler Hardware keinerlei<br />

Treiberprobleme. Ein Blick in die Untermenüs<br />

der Gnome-Oberfläche fördert<br />

das übliche Spektrum an Programmen<br />

zutage, zu denen auch der Bildbearbeitungsspezialist<br />

Gimp und der<br />

schlanke Webbrowser Chromium zählen.<br />

Darüber hinaus fallen mehrere eigenentwickelte<br />

Applikationen des Boss-<br />

Teams auf, die Sie in verschiedenen Untermenüs<br />

finden: So tauchen unter Office<br />

die beiden Programme BOSS Bulk Document<br />

Converter sowie das BOSS Presentation<br />

Tool auf. Während der Dokumentenkonverter<br />

gestattet, in einem Rutsch<br />

ganze Dateiordner mit Dokumenten von<br />

einem Format in ein anderes umzuwangen<br />

Release-Zyklen – außerordentlich<br />

stabil. Zudem bietet es auch den <strong>für</strong> ein<br />

Anwendungsspektrum vom Server bis<br />

zum Schüler-Desktop nötigen, umfangreichen<br />

Softwarefundus. Zusätzlich<br />

bringt das Betriebssystem Eigenentwicklungen<br />

aus indischen Softwareschmieden<br />

mit. Rund um das eigentliche Betriebssystem<br />

veranstalten die Entwickler<br />

außerdem regelmäßig Workshops <strong>für</strong> Anwender<br />

und Lösungsanbieter. Um auch<br />

Newcomern den leichten Einstieg in die<br />

Welt freier Software zu ermöglichen, geben<br />

die über das ganze Land verteilten<br />

Dependancen des C-DAC kostenfrei Datenträger<br />

mit Boss Linux ab. Außerdem<br />

erhalten Interessierte auch vor Ort per<br />

Telefon oder E-Mail kostenlosen Support.<br />

Im südlichen indischen Bundesstaat<br />

Tamil Nadu, der Entwicklungsstätte von<br />

Boss Linux, trägt diese Strategie Früchte:<br />

So steigen mit dem Ende des Supports<br />

von Windows XP die Regierungsstellen<br />

auf das eigenentwickelte Linux-System<br />

um û. Zudem beabsichtigen Indiens<br />

Banken mit dem Support-Ende <strong>für</strong> Windows<br />

XP Embedded am 12. Januar 2016<br />

ebenfalls eine großflächige Migration<br />

auf Boss Linux. Die soll rund 115 000<br />

Bankautomaten der Hersteller NCR und<br />

Diebold betreffen û.<br />

In erster Linie zeichnet der indische<br />

Geldautomaten-Hersteller Vortex û da<strong>für</strong><br />

verantwortlich, dass Linux in der bisherigen<br />

Windows-Domäne Indien Subkontinent<br />

– und zukünftig auch in vielen<br />

anderen Ländern – auf dem raschen Vormarsch<br />

ist: Das Unternehmen bietet mit<br />

dem rund 450 Kilogramm schweren<br />

Ecoteller den weltweit ersten komplett<br />

mit Linux betriebenen Geldautomaten<br />

an. Der Linux-ATM arbeitet extrem energieeffizient<br />

und eignet sich damit auch<br />

zum Anschluss an Solarmodule. Zudem<br />

ist er <strong>für</strong> den Einsatz <strong>für</strong> die in Südasien<br />

vorherrschenden tropischen Temperaturen<br />

bis 50 Grad Celsius ausgelegt.<br />

Freie Wahl<br />

Das frei erhältliche Boss Linux steht in<br />

verschiedenen Varianten als ISO-Image<br />

zum Download bereit û. Der universelle<br />

Desktop in Version 5.0 umfasst ein rund<br />

3,5 GByte großes Image, das sich <strong>für</strong><br />

32-Bit-Architekturen eignet. Der moderne<br />

Kernel in Version 3.1 enthält allerdings<br />

die PAE-Erweiterung, sodass einige ältere<br />

mobile Intel-Prozessoren und viele Atom-<br />

CPUs damit nicht zurechtkommen. Andererseits<br />

erlaubt die Erweiterung den Einsatz<br />

von mehr als 4 GByte Arbeitsspeicher<br />

auch auf 32-Bit-Systemen.<br />

Sofern Sie einen Prozessor ohne PAE-<br />

Unterstützung in Ihrem System nutzen,<br />

bietet sich der Einsatz von Netboss Linux<br />

an, der Boss-Variante speziell <strong>für</strong> Atom-<br />

Prozessoren. Als weitere Spielarten bietet<br />

das Ministerium Eduboss <strong>für</strong> den Einsatz<br />

in Schulen an sowie den Boss-Server,<br />

der unterschiedlichste Dienste bereithält<br />

und viele – teils auch grafische –<br />

Verwaltungswerkzeuge mitbringt. Neu<br />

ins Programm hinzu kam das Mool-Projekt<br />

û, das durch die Entkopplung von<br />

Kernel und Treibermodulen verbesserte<br />

Wartungsmöglichkeiten des Systems erreichen<br />

will.<br />

Erster Start<br />

Boss Linux 5.0 Desktop Edition<br />

bootfähig auf Heft-DVD<br />

ATM: Automated Teller Machine. Die im<br />

englischsprachigen Raum gebräuchliche<br />

Bezeichnung <strong>für</strong> Geldautomaten.<br />

deln, erleichtert das Präsentationsprogramm<br />

den Umgang mit Folien und Dokumenten<br />

bei multimedialen Vorträgen.<br />

Es ermöglicht, Präsentationen am Beamer<br />

automatisch ablaufen lassen; zusätzlich<br />

bietet es verschiedene Effekte an, die<br />

den Übergang zwischen Vortragsfolien<br />

interessanter gestalten 1 .<br />

Im Untermenü System Tools | Administration<br />

finden Sie die BOSS Utilities, mit<br />

deren Hilfe Sie bei älteren Boss-Versionen<br />

zusätzliche Programme von einer<br />

gesonderten Utility-CD installieren<br />

konnten. Seit Version 4 ist diese Bestandteil<br />

des DVD-Images, womit Sie keinen<br />

zusätzlichen Datenträger mehr benötigen,<br />

um die Zusatzsoftware zu installieren.<br />

Wie die Bezeichnung „Utility-CD“<br />

fälschlicherweise suggeriert, handelt es<br />

sich bei den angebotenen Applikatio­<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

19


Report<br />

Boss Linux<br />

1 Mit dem BOSS Presentation Tool machen Sie Ihre<br />

Vorträge zu echten Hinguckern.<br />

2 Die BOSS Utilities gestatten es Ihnen jenseits von Synaptic, zusätzliche<br />

Software zu installieren.<br />

nen keineswegs nur um Utilities, sondern<br />

um ausgewachsene Programme,<br />

die das Menü in mehreren Gruppen zusammenfasst<br />

2 .<br />

Nach Anwahl einer Gruppe bietet die<br />

Software eine Auswahl an Programmen<br />

daraus, von denen Sie die zu installierenden<br />

per Häkchen markieren. Nach<br />

einem Klick auf OK richtet das Tool diese<br />

in einem Rutsch unter Berücksichtigung<br />

der Abhängigkeiten ein. Eine weitere<br />

Besonderheit von Boss Linux finden Sie<br />

im Menü Sound & Video: Hier integrierten<br />

die Entwickler das XBMC-Mediacenter<br />

3 , sodass Sie Ihren PC ohne zusätzliche<br />

Installation in eine multimediale<br />

Heimzentrale verwandeln. Daneben stehen<br />

der altbekannte VLC-Player und<br />

Banshee als Abspielprogramme <strong>für</strong> Filme<br />

und Musik bereit, außerdem gibt es<br />

diverse Bildbetrachter und Audio-Ripper<br />

im Angebot.<br />

3 Dank XBMC verwandelt Boss Linux Ihren Rechner auf Knopfdruck in ein Multimedia-Center.<br />

20 www.linux-user.de<br />

07.2014


Boss Linux<br />

Report<br />

Installation<br />

Um die Distribution auf Ihrem Rechner<br />

zu installieren, wählen Sie beim Start der<br />

DVD aus dem Grub-Menü Install BOSS<br />

Graphicaly an. Mithilfe der von Debian<br />

bekannten grafischen Installationsroutine<br />

gelangt das System auf den heimischen<br />

Massenspeicher.<br />

Aufgrund der geografischen wie auch<br />

technischen Wurzeln von Boss Linux gilt<br />

es, zwei Besonderheiten zu beachten:<br />

Der Installer bietet zwar ein deutsches<br />

Keyboard-Layout an, als Sprachvarianten<br />

<strong>für</strong> die Desktopumgebung stehen zunächst<br />

jedoch lediglich mehrere indische<br />

Dialekte sowie Englisch zur Verfügung.<br />

Daher empfiehlt es sich, das System<br />

erst einmal in englischer Sprache zu<br />

installieren und es dann später an deutsche<br />

Gegebenheiten anzupassen.<br />

Eine weitere Besonderheit betrifft bestimmte<br />

WLAN-Hardware von Intel: Da<br />

das Unternehmen <strong>für</strong> viele seiner WLAN-<br />

Karten lediglich proprietäre Firmware<br />

bereitstellt, die Debian und die meisten<br />

seiner Derivate nicht anbieten, müssen<br />

Sie die entsprechende Firmware nachinstallieren.<br />

Das wiederum setzt eine funktionierende<br />

Internetverbindung voraus,<br />

sodass es sich empfiehlt, den Rechner<br />

<strong>für</strong> die Installation von Boss Linux am<br />

kabelgebundenen Netzwerk anzuschließen.<br />

Abgesehen von dieser kleinen Einschränkung<br />

verlief die Installation der<br />

Desktop-Variante des Systems im Test<br />

ohne weitere Probleme.<br />

Vielsprachig<br />

Obwohl die Distribution bei der Installation<br />

außer der englischen Lokalisierung<br />

nur indische Sprachen unterstützt, bereitet<br />

es keine Probleme, das Betriebssystem<br />

auch <strong>für</strong> andere Länder fit zu machen.<br />

Boss Linux bietet da<strong>für</strong> keine grafischen<br />

Bordmittel, deswegen verwenden<br />

Sie die Konsole.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

21


Report<br />

Boss Linux<br />

Zunächst rekonfigurieren Sie die Lokalisierungen<br />

durch Eingabe des Befehls<br />

dpkg‐reconfigure locales. Bei der angezeigten<br />

Auswahl bestätigen Sie de_DE<br />

UTF-8. Danach öffnen Sie die noch leere<br />

Datei /etc/environment mit einem Texteditor<br />

und tragen dort die beiden Zeilen<br />

LANGUAGE="de_DE.UTF‐8" und LANG=de_<br />

DE.UTF‐8 ein 4 . Nach dem Speichern<br />

der Datei starten Sie das System neu.<br />

Anschließend erscheinen alle Menüs<br />

und auch die meisten Anwendungen in<br />

deutscher Sprache.<br />

Zu den Ausnahmen von dieser Regel<br />

zählen die vom Boss-Entwicklerteam geschriebenen<br />

Programme, die Webbrowser<br />

Chromium und Iceweasel sowie<br />

Libre Office. Während sich die Boss-spezifischen<br />

Anwendungen mangels entsprechender<br />

Lokalisierung nicht an die deutsche<br />

Sprache anpassen lassen, richten<br />

Sie <strong>für</strong> LibreOffice, Iceweasel und Chromium<br />

die entsprechenden Language-<br />

Packs über Synaptic ein.<br />

Um abschließend auch die deutsche<br />

Zeitzone einzustellen, wechseln Sie im<br />

Gnome-Desktop ins Menü Anwendungen<br />

| Systemwerkzeuge | Systemverwaltung<br />

| Datum und Uhrzeit und ändern die<br />

hier eingetragene Zeitzone von Kalkutta/​Indien<br />

in Berlin/​Europa.<br />

Eduboss<br />

Um auch jüngeren Semestern die Vorteile<br />

von Linux nahezubringen und zudem<br />

Medienkompetenz zu vermitteln, findet<br />

in weiterführenden Schulen auch der<br />

Unterricht teilweise EDV-gestützt statt.<br />

Da<strong>für</strong> entwickelte das Boss-Team mit<br />

Eduboss eine spezielle Distribution <strong>für</strong><br />

Lehr- und Lernzwecke.<br />

Die in Version 3 vorliegende Distribution<br />

bietet das Ministerium als 3,8 GByte<br />

großes Image zum Download an. Das<br />

System liefert eine vom Allround-Desktop<br />

abweichende Softwareausstattung:<br />

Hier finden Sie unterschiedliche Lehrprogramme<br />

<strong>für</strong> die Jüngsten und Grundschüler,<br />

etwa Gcompris oder Childsplay.<br />

Für die älteren Semester stehen mathematische<br />

und naturwissenschaftlich orientierte<br />

Programme bereit. Außerdem<br />

bringt das System viele aus dem KDE-<br />

Fundus bekannte Lernprogramme mit.<br />

Das Herzstück bildet jedoch die Software<br />

Italc, die Eduboss fit <strong>für</strong> den Einsatz<br />

in Computerkabinetten macht. Das auf<br />

einer Client-Server-Architektur basierende<br />

Programm lässt sich plattformübergreifend<br />

nutzen und integriert somit im<br />

Computerkabinett auch Rechner mit<br />

verschiedenen Betriebssystemen. Italc<br />

ermöglicht dem Lehrer einen komplett<br />

rechnergestützten Unterricht mithilfe<br />

interaktiver Übungen und Tests. Obendrein<br />

verwaltet es auch die einzelnen<br />

Schülerrechner im Klassenraum, wobei<br />

die Lehrkraft diese individuell steuern<br />

kann. Die Optionen, die Italc dabei bietet,<br />

reichen vom Aufschalten auf einen<br />

Schüler-PC bis hin zum Abschalten und<br />

Herunterfahren einzelner Rechner.<br />

Das unter einer freien Lizenz stehende<br />

Italc eignet sich auch zum Verwalten großer<br />

EDV-Installationen. Da es zudem getunnelte<br />

Verbindungen zwischen Server<br />

und Client unterstützt, lassen sich auch<br />

außerhalb der Schule genutzte Computer<br />

via VPN in ein Eduboss-Netz integrieren.<br />

Als einziges Manko von Italc erweisen<br />

sich die recht hohen Hardwareanforderungen:<br />

Insbesondere auf Rechnern<br />

mit Single-Core-CPUs macht die Software<br />

einen recht trägen Eindruck, da sie<br />

intensiv Multi-Threading nutzt und sich<br />

daher erst auf Maschinen mit mehreren<br />

CPU-Kernen richtig wohl fühlt.<br />

Auch <strong>für</strong> Eduboss steht der gesamte<br />

Softwarefundus von Debian zur Verfügung.<br />

Gewünschte Applikationen installieren<br />

Sie bequem via Synaptic nach.<br />

Fazit<br />

Indien gibt sich im südasiatischen Raum<br />

als einer der Vorreiter freier und quelloffener<br />

Software. Dabei beschränken sich<br />

die staatlich koordinierten Aktivitäten<br />

nicht nur auf die Einflussnahme bei der<br />

Verabschiedung von Industriestandards,<br />

sondern gehen durch eine langfristig angelegte<br />

Strategie zur festen Verankerung<br />

freier Software weit darüber hinaus.<br />

Zudem entwickelt Indien in Form von<br />

Boss Linux eine erfolgreiche, an landesspezifische<br />

Sprachen angepasste Linux-<br />

Distribution, die vorwiegend in Schulen<br />

und Behörden zum Einsatz kommt, an<br />

der jedoch zunehmend auch die freie<br />

Wirtschaft Gefallen findet.<br />

Das Betriebssystem zeigt auf älterer wie<br />

neuerer Hardware kaum Schwächen und<br />

bringt einige Software-Schmankerl mit,<br />

die es auch über den indischen Markt<br />

hinaus interessant machen. Die „great<br />

new experiences“, die Microsoft bei einem<br />

Wechsel weg von Windows XP vollmundig<br />

verspricht, sind <strong>für</strong> indische Anwender<br />

somit dank Boss Linux längst Realität<br />

– auch ganz ohne Microsoft. (tle) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32909<br />

4 Mit einigen wenigen Handgriffen richten Sie auf Boss Linux die deutsche<br />

Lokalisierung ein.<br />

22 www.linux-user.de<br />

07.2014


Schwerpunkt<br />

Schlanke <strong>CMS</strong><br />

© Pixelbliss, 123RF<br />

Übersicht: <strong>CMS</strong>-Systeme ohne Datenbank<br />

Blog ohne<br />

Grenzen<br />

Die Begriffe <strong>CMS</strong> und Blog<br />

verbinden viele mit Wordpress,<br />

Typo3 oder Joomla.<br />

Doch <strong>für</strong> viele Zwecke genügen<br />

schlankere Systeme.<br />

Thomas Leichtenstern,<br />

Andreas Reitmaier<br />

Readme<br />

Umfassende <strong>CMS</strong> wie Typo3, Joomla oder<br />

Wordpress bieten meist wesentlich mehr<br />

Funktionen, als der Nutzer braucht. Der Artikel<br />

stellt mehrere einfach zu bedienende<br />

Content-Management-Systeme vor, die<br />

ohne Datenbank auskommen.<br />

Ob Bilder, Urlaubsberichte oder Spielbeschreibungen:<br />

Content-Management-<br />

Systeme (<strong>CMS</strong>) erlauben das einfache<br />

Publizieren und Verwalten von Inhalten<br />

im Internet. Doch es müssen nicht immer<br />

die großen wie Joomla und Wordpress<br />

sein: Häufig erfüllen schlankere<br />

und vor allem unkompliziertere Systeme<br />

den gleichen Zweck. Unsere Übersicht<br />

zeigt Ihnen recht unterschiedliche Systeme,<br />

die ohne Datenbankanbindung auskommen<br />

und praktisch keinerlei Einrichtung<br />

erfordern.<br />

GetSimple<strong>CMS</strong><br />

Als Systemvoraussetzungen nennen die<br />

Entwickler von GetSimple<strong>CMS</strong> û einen<br />

Apache-Webserver sowie PHP 5.2 oder<br />

höher. Um alle Funktionen zu nutzen,<br />

benötigen Sie außerdem die PHP-Module<br />

cURL, GD Library und ZipArchive û.<br />

Auf der Webseite des Projekts steht die<br />

aktuelle GetSimple<strong>CMS</strong>-Version 3.3.2<br />

zum Download bereit, Leser der Media-<br />

Ausgabe finden sie auf der Heft-DVD.<br />

Entpacken Sie das Zip-Archiv und laden<br />

dessen Inhalt via FTP auf Ihren Webserver.<br />

Möchten Sie das <strong>CMS</strong> lokal ausprobieren,<br />

kopieren Sie die Dateien ins öffentliche<br />

Verzeichnis von Apache, je<br />

nach Distribution nach / var/www/ oder<br />

/ srv/www/htdocs/. Mit dem Aufruf der<br />

URL http://localhost/admin startet<br />

das Setup, das sich auf die Eingabe des<br />

Seitennamens, des Nutzernamens und<br />

der Mail-Adresse beschränkt.<br />

Nach der Installation verschickt das<br />

System eine Bestätigungsmail an die angegebene<br />

Adresse mit dem Nutzernamen<br />

und einem automatisch erzeugten<br />

Kennwort. Der tiefere Sinn dieser Mail<br />

erschließt sich uns allerdings nicht, da<br />

das Setup das generierte Passwort auch<br />

auf der Web-Oberfläche anzeigt.<br />

Um das <strong>CMS</strong> einzudeutschen, laden<br />

Sie von der Webseite des Projekts die<br />

passende Lokalisierung herunter û und<br />

platzieren diese im Verzeichnis ~/admin/<br />

lang/. Die Auswahl der Sprache erfolgt<br />

entweder während der Installation oder<br />

über die Settings. Navigieren Sie darin zu<br />

24 www.linux-user.de<br />

07.2014


Schlanke <strong>CMS</strong><br />

Schwerpunkt<br />

Language: und wählen aus dem Dropdown-Menü<br />

de_DE. Abschließend übernimmt<br />

Save settings die Änderung.<br />

Bei GetSimple<strong>CMS</strong> handelt es sich<br />

nicht um ein Blog-System im herkömmlichen<br />

Sinn, sondern um ein einfaches<br />

Werkzeug <strong>für</strong> das Verwalten von Webseiten.<br />

Im Admin-Backend finden sich nur<br />

wenige Menüpunkte, sodass der Einstieg<br />

relativ leichtfällt. Die Beispielseite<br />

vermittelt anschaulich die zur Verfügung<br />

stehenden Funktionen.<br />

Zum Erstellen einer ersten Testseite<br />

steuern Sie den Reiter Seiten an und klicken<br />

links auf Neue Seite erstellen. Der<br />

WYSIWYG-Editor 1 bietet grundlegende<br />

Formatierungsoptionen sowie die<br />

Möglichkeit, Bilder und Links in den Text<br />

einzufügen. Alternativ bearbeiten Sie<br />

den Text als Quellcode. Um lokal gespeicherte<br />

Bilder in den Text einzubinden,<br />

wechseln Sie in die Rubrik Dateien und<br />

laden die gewünschten Bilder via Dateien<br />

und/​oder Grafiken hochladen… auf<br />

den Server. Danach stehen diese im Dialog<br />

Bild des Seiteneditors zur Verfügung.<br />

Damit Sie die neue Seite später erreichen,<br />

klicken Sie im Editor auf Optionen+<br />

worauf sich weitere Einstellungsmöglichkeiten<br />

öffnen. Aktivieren Sie darin<br />

die Checkbox neben Diese Seite im Menü<br />

anzeigen, damit die Page im Hauptmenü<br />

der Startseite erscheint. Im Eingabefeld<br />

menü-text legen Sie den Namen des Menüs<br />

fest, mit priorität, an welcher Stelle<br />

es erscheint. Beides ändern Sie bei Bedarf<br />

im Menü-Manager per Drag & Drop.<br />

Über die Vorlagen, die Sie unter dem<br />

gleichnamigen Menüpunkt erreichen,<br />

passen Sie das Aussehen der Seite an.<br />

Die Homepage von GetSimple<strong>CMS</strong> bietet<br />

eine große Auswahl entsprechender<br />

Themes û, von der einfachen Textpräsentation<br />

bis hin zur bildlastigen Portfolio-Vorlage.<br />

Um eine davon zu nutzen,<br />

kopieren Sie diese in das Verzeichnis<br />

~/ theme, worauf sie im Dropdown-Menü<br />

der Vorlagenverwaltung erscheint.<br />

GetSimple<strong>CMS</strong> stellt darüber hinaus<br />

eine Vielzahl an Plugins û zum Download<br />

bereit, die den Funktionsumfang<br />

des <strong>CMS</strong> beträchtlich erweitern. Dabei<br />

reicht die Bandbreite von einer FAQ-Verwaltung<br />

über Erweiterungen des Editors<br />

bis hin zur Foto-Galerie. Um ein Plugin<br />

zu nutzen, genügt es, dieses ins Verzeichnis<br />

~/plugin zu entpacken. Es erscheint<br />

dann im Admin-Backend in der<br />

Rubrik Plugins.<br />

Hier fällt negativ auf, dass das Projekt<br />

in der Grundeinstellung die Erweiterung<br />

Send Anonymous Data aktiviert, die in regelmäßigen<br />

Abständen Nutzungsdaten<br />

an das Projekt weiterleitet. Diese enthalten<br />

unter anderem Versionsabfragen<br />

von PHP, Apache und dem <strong>CMS</strong>, aber<br />

auch Informationen über die Anzahl verwendeter<br />

Plugins, Themes sowie hochgeladener<br />

Dateien.<br />

Kirby<br />

Kirby û verzichtet auf ein Backend, in<br />

dem Sie Ihre Artikel verfassen. Hier genügt<br />

ein einfacher Texteditor, um die<br />

Seiten beziehungsweise die gesamte<br />

Homepage zu pflegen. Im Gegensatz zu<br />

den anderen vorgestellten Systemen<br />

Flatpress 1.0.2<br />

GetSimple<strong>CMS</strong> 3.3.2<br />

<strong>CMS</strong>imple 4.4.2<br />

LU/cms/<br />

1 Das einfach gehaltene Blog-System GetSimple<strong>CMS</strong> besitzt nur einen einfachen Editor,<br />

der aber auf der Haben-Seite ein unkompliziertes Einbinden von Bildern verbucht.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

25


Schwerpunkt<br />

Schlanke <strong>CMS</strong><br />

steht Kirby lediglich zur Installation auf<br />

dem lokalen Rechner kostenfrei zur Verfügung.<br />

Möchten Sie Ihre Webseite damit<br />

betreiben, fällt eine Lizenzgebühr<br />

von 30 Euro an.<br />

Zum Einrichten von Kirby genügt es,<br />

die Installationsdateien von der Programm-Homepage<br />

herunterzuladen<br />

und in einem Verzeichnis Ihres Webservers<br />

zu entpacken. Rufen Sie die URL<br />

dann im Browser auf, erscheint bereits<br />

eine einfache Beispielseite.<br />

2 Bei Kirby findet<br />

die gesamte Bearbeitung<br />

und Verwaltung<br />

im Texteditor<br />

und einem FTP-<br />

Client statt.<br />

Das <strong>CMS</strong> verwendet Plaintext-Dateien<br />

als Grundlage, die es mithilfe einer eigenen,<br />

sehr simplen und eingängigen<br />

Markup-Sprache 2 sowie den Themes<br />

in HTML formatiert. Eine Seite besteht<br />

im einfachsten Fall lediglich aus einem<br />

Titel und dem Fließtext (Listing 1). Links<br />

oder Bilder binden Sie über das Tag<br />

image: ein, etwa image: 01.jpg.<br />

Um den ganzen Webauftritt in Form<br />

zu bringen, setzt Kirby auf verschachtelte<br />

Verzeichnisse. Jeder Ordner unterhalb<br />

von ~/content entspricht einer einzelnen<br />

Seite auf der Homepage. In diesem<br />

Ordner befindet sich die Textdatei nach<br />

obigem Beispiel. Zusätzlich hinterlegen<br />

Sie dort alle zur jeweiligen Seite gehörenden<br />

Medien, etwa Bilder, Thumbnails<br />

oder Dateien. Die einzelnen Verzeichnisse<br />

erhalten eine Nummerierung, die als<br />

Links in der entsprechenden Reihenfolge<br />

im Menü erscheinen. Nicht nummerierte<br />

Verzeichnisse tauchen dort auch<br />

nicht auf.<br />

Wer zum ersten Mal eine eigene Webseite<br />

aufsetzen möchte, greift besser zu<br />

einem System wie GetSimple<strong>CMS</strong> statt<br />

zu Kirby: Gerade <strong>Einsteiger</strong>n fällt es<br />

schwer, sich vorzustellen, wie der<br />

Rohtext später als Webseite aussieht.<br />

Flatpress<br />

Obwohl der Name Flatpress û etwas an<br />

Wordpress erinnert, beschränken sich<br />

die Gemeinsamkeiten auf das Design<br />

der Flatpress-Startseite, das ein wenig an<br />

erste WP-Versionen erinnert 3 . Das<br />

<strong>CMS</strong> speichert seine Informationen in<br />

reinen Text-Dateien.<br />

Die Installation reduziert sich darauf,<br />

nach dem Download der aktuellen Version<br />

den Flatpress-Ordner via FTP ins<br />

Zielverzeichnis auf dem Server zu kopieren.<br />

Beim ersten Seitenaufruf fragt das<br />

Setup-Skript Nutzername, Kennwort<br />

und E-Mail-Adresse ab, danach steht das<br />

Listing 1<br />

Title: Artikeltitel<br />

3 Das Standard-Layout von Flatpress erinnert ein wenig an frühe Wordpress-Auftritte.<br />

Allerdings ist Flatpress deutlich schlanker.<br />

‐‐‐‐<br />

Text: Artikeltext<br />

26 www.linux-user.de<br />

07.2014


Schlanke <strong>CMS</strong><br />

Schwerpunkt<br />

<strong>CMS</strong> zum Einsatz bereit. Trotz des unscheinbaren<br />

Auftritts besitzt Flatpress<br />

ein Admin-Backend. Dessen eingängiger<br />

und logischer Aufbau erleichtert den<br />

Einstieg. Es enthält außerdem einige<br />

Demo-Inhalte sowie eine Reihe von<br />

Plugins und Widgets.<br />

Flatpress unterscheidet zwischen<br />

„Entries“ und „Statics“. Letztere stellen,<br />

ähnlich wie bei Wordpress, feste Seiten<br />

dar. Entries (Einträge) erscheinen auf der<br />

Blog-Seite, Statics verlinkt das <strong>CMS</strong> im<br />

Menü. Letzteres besteht ebenfalls aus<br />

einer statischen Seite, die ein spezielles<br />

Widget als Eintrag in der Seitenleiste<br />

automatisch anzeigt.<br />

Einträge und Seiten erstellen Sie in einem<br />

Editor, der die Texte mittels BBCode<br />

(Bulletin Board Code) formatiert. Dabei<br />

handelt es sich um eine einfach gehaltene<br />

Auszeichnungssprache, die HTML<br />

ähnelt, aber auf das Wesentlichste reduziert<br />

ist. Im oberen Teil des Fensters 4<br />

erscheint der Text in der <strong>Vorschau</strong>, darunter<br />

finden Sie den eigentlichen Editor.<br />

Um die Ansichten zu synchronisieren,<br />

gilt es, auf den Button <strong>Vorschau</strong> am unteren<br />

Fensterrand zu klicken. Diese Ansicht<br />

macht es auch <strong>Einsteiger</strong>n recht<br />

einfach, Texte sinnvoll zu formatieren.<br />

Weniger praktisch erweist sich dagegen<br />

der Umgang mit Bildern. Die müssen Sie<br />

zunächst via Uploader auf den Server<br />

laden, wonach sie dann im Dropdown-<br />

Menü des Editors erscheinen. Allerdings<br />

fehlen dem Werkzeug die Mittel, um die<br />

Ausrichtung zu bestimmen und die Größe<br />

festzulegen. Ein Bild erscheint entsprechend<br />

immer in Originalgröße.<br />

Wie die anderen Kandidaten im Test<br />

bietet auch Flatpress eine ganze Reihe<br />

von Plugins û an, die den Funktionsumfang<br />

erweitern. Im Forum û präsentieren<br />

die Anwender darüber hinaus ihre<br />

eigenen Erweiterungen. Allerdings fehlt<br />

dadurch der Plugin-Suche eine klare<br />

Struktur. Besser sieht es bei den Themes<br />

aus: Die präsentiert die Projektseite in einem<br />

übersichtlichen Verzeichnis û. Die<br />

Anzahl der Themes fällt erstaunlich groß<br />

und recht vielfältig aus.<br />

Flatpress erlaubt es, mit minimalen<br />

Servervoraussetzungen schnell eine<br />

Webseite online zu stellen. Die Installation<br />

dauert nur wenige Augenblicke, die<br />

Konfiguration verpackt das <strong>CMS</strong> überraschend<br />

übersichtlich und weitgehend<br />

selbsterklärend. Für bildlastige Seiten<br />

eignet sich Flatpress aufgrund des umständlichen<br />

Handlings von Bilddateien<br />

jedoch weniger.<br />

<strong>CMS</strong>imple<br />

Auch bei <strong>CMS</strong>imple û genügt es, das<br />

heruntergeladene Archiv auf den Server<br />

zu laden und die URL aufzurufen. Etwas<br />

versteckt am unteren Ende der Seite fin-<br />

4 Der extrem schlanke Editor von Flatpress verwendet zum Formatieren des Textes die<br />

Auszeichnungssprache BBCode, die einer gewissen Eingewöhnungszeit bedarf.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

27


Schwerpunkt<br />

Schlanke <strong>CMS</strong><br />

den Sie den Link Login, über den Sie sich<br />

mit dem Vorgabepasswort test anmelden.<br />

Ändern Sie zunächst unter Settings |<br />

<strong>CMS</strong> das Passwort. Zum Umschalten der<br />

Lokalisierung von Englisch auf Deutsch<br />

wählen Sie aus dem Dropdown-Menü<br />

im Abschnitt Language die Option de.<br />

Ein Klick auf Save am unteren Seitenrand<br />

übernimmt die Einstellungen.<br />

Im Backend finden Sie einen einfachen<br />

Dateimanager, mit dessen Hilfe Sie<br />

Bilder, Plugins und andere Dateien auf<br />

den Server laden. Auf diese greifen Sie<br />

anschließend bei Bedarf bequem per<br />

Editor zu. Die Verwaltung des <strong>CMS</strong> besitzt<br />

unter Einstellungen 5 ein eigenständiges<br />

Menü, in dem Sie wichtige<br />

Parameter anpassen, ohne dass Sie da<strong>für</strong><br />

INI-Dateien per FTP hoch- und herunterladen<br />

müssten. Gleiches gilt auch <strong>für</strong><br />

Templates und die CSS-Datei.<br />

Bei <strong>CMS</strong>imple bearbeiten Sie die Seite<br />

und deren Inhalte quasi in der eigentlichen<br />

Darstellung. Dazu wechseln Sie<br />

über die oben eingeblendete Menüleiste<br />

in den Bearbeiten-Modus. Die aktuell<br />

geöffnete Seite erscheint dann im Editor.<br />

Das <strong>CMS</strong> integriert die Editorkomponente<br />

TinyMCE 6 , die viele Funktionen<br />

zum Gestalten der Seite per Mausklick<br />

zugänglich macht, ohne dass Sie dazu<br />

eine einzige Zeile HTML beherrschen<br />

müssten. Gerade <strong>für</strong> <strong>Einsteiger</strong> oder unregelmäßigere<br />

Anwendung bietet das<br />

Vorteile. Auch zum Integrieren von Fotos<br />

oder Einfügen von Links bietet TinyMCE<br />

komfortable Dialoge an. Formatierungen,<br />

Textimport und Sonderzeichen stellen<br />

damit ebenfalls keine besondere<br />

Herausforderung dar.<br />

<strong>CMS</strong>imple bietet viele Themes û und<br />

Plugins û zum Download an, die teilweise<br />

direkt vom Autor des Systems<br />

stammen. Viele davon lassen sich ohne<br />

Einschränkungen kostenfrei nutzen;<br />

einige sind beispielsweise <strong>für</strong> den kommerziellen<br />

Einsatz kostenpflichtig. Hier<br />

sollten Sie grundsätzlich einen Blick auf<br />

das Kleingedruckte werfen.<br />

<strong>CMS</strong>imple eignet sich vor allem <strong>für</strong><br />

Webpräsenzen mit wenigen Seiten und<br />

nur bedingt <strong>für</strong> den Einsatz als Blog,<br />

selbst wenn da<strong>für</strong> eine Erweiterung<br />

bereitsteht. Die logisch aufgebaute Bedienoberfläche<br />

bereitet selbst bei nur<br />

seltener Nutzung keine Probleme. Der<br />

TinyMC-Editor tut ein Übriges, die Pflege<br />

der Seiten zu erleichtern.<br />

Quick.<strong>CMS</strong><br />

Das zum großen Teil frei nutzbare Quick.<br />

<strong>CMS</strong> û stellt nur geringe Anforderungen<br />

an den Server, darunter PHP 5.2 und<br />

5 Das einfach aufgebaute Backend von <strong>CMS</strong>imple sorgt <strong>für</strong> Übersicht und bringt sogar einen kleinen Dateimanager mit.<br />

28 www.linux-user.de<br />

07.2014


Schlanke <strong>CMS</strong><br />

Schwerpunkt<br />

höher sowie <strong>für</strong> die Verarbeitung von<br />

Fotos die Gd2-Bibliothek. Jedoch erfordert<br />

das Herunterladen eine Registrierung<br />

auf der Projektseite. Allerdings gelangen<br />

Sie auch danach noch nicht zum<br />

Download-Bereich – den schaltet das<br />

Projekt manuell nach Prüfung der Angaben<br />

erst innerhalb von 72 Stunden frei<br />

und informiert Sie darüber per E-Mail.<br />

Nach dem Hochladen der Dateien auf<br />

den eigenen Server starten Sie die Installation<br />

durch das Aufrufen der Webadresse<br />

mit angehängtem /admin.php.<br />

Die Einrichtungsroutine startet zunächst<br />

zweisprachig, mit Polnisch als Standardsprache.<br />

Löschen Sie per FTP unter<br />

~/ database/translations/ die Datei<br />

pl.php, dann erscheint die Oberfläche in<br />

englischer Sprache. Das Projekt stellt<br />

auch eine deutsche Lokalisierung zum<br />

Download bereit.<br />

Quick.<strong>CMS</strong> setzt wie <strong>CMS</strong>imple auf<br />

den Editor TinyMCE 7 , allerdings in einer<br />

abgespeckten Version. Trotzdem erweist<br />

sich der Aufbau als deutlich komplexer<br />

als bei <strong>CMS</strong>imple. Das beginnt<br />

schon mit dem Erstellen der Seiten: Hier<br />

gibt es vielfältige Optionen <strong>für</strong> einzelne<br />

Seiten, wie etwa einen Eingabebereich<br />

<strong>für</strong> eine spezielle Kurzbeschreibung zu<br />

jedem Text. Außerdem erlaubt das <strong>CMS</strong>-<br />

System das Hinzufügen zusätzlicher<br />

SEO-Daten. Auch die Platzierung im<br />

Menü sowie eventuelle Unterseiten<br />

legen Sie hier fest.<br />

Das Verwalten von Dateien und Bildern<br />

erfolgt direkt in der Seitenbearbeitung.<br />

Zum Platzieren und Konfigurieren<br />

grafischer Elemente stellt das <strong>CMS</strong> nur<br />

rudimentäre Tools bereit. Sie laden die<br />

Bilder in einem Dialog hoch, wählen sie<br />

aus und versehen sie mit einer Unterschrift.<br />

Danach legen Sie die Größe des<br />

Thumbnails sowie dessen Platzierung<br />

und Reihenfolge im Text fest. Erst in der<br />

gerenderten Seite sehen Sie allerdings<br />

abschließend, ob die Position des Bildes<br />

Ihren Wünschen entspricht.<br />

Auch Quick.<strong>CMS</strong> lässt sich über Plugins<br />

û ergänzen und sein Erscheinungsbild<br />

mittels Templates û anpassen. Die<br />

zum größeren Teil kostenpflichtigen Erweiterungen<br />

bietet der Hersteller auch<br />

als „Rundum-Sorglos-Paket“ an, also zum<br />

Festpreis <strong>für</strong> alle Plugins und Themes.<br />

Allerdings stehen vergleichsweise wenige<br />

Erweiterungen zur Verfügung.<br />

Im Gegensatz zu <strong>CMS</strong>imple eignet<br />

sich Quick.<strong>CMS</strong> nicht unbedingt zum<br />

Einstieg in die Materie. Das liegt hauptsächlich<br />

an der sehr unterschiedlichen<br />

Darstellung des Backends im Vergleich<br />

zum Frontend, die bei Anfängern <strong>für</strong><br />

Verwirrung sorgen dürfte. Sie macht es<br />

zudem nicht leicht, schick gestaltete Beiträge<br />

zu erstellen. Wer sich aber erst einmal<br />

damit zurechtfindet, der verwaltet<br />

mit Quick.<strong>CMS</strong> auch umfangreichere<br />

Webauftritte.<br />

<strong>CMS</strong> mit Datenbank<br />

Neben den hier vorgestellten Systemen<br />

ohne Datenbank gibt es auch eine Reihe<br />

weiterer, die zwar eine Datenbank benötigen,<br />

jedoch bei Weitem nicht so komplex<br />

ausfallen wie Wordpress, Joomla<br />

oder Typo3.<br />

Das Projekt Koken û spezialisiert sich<br />

auf die schöne Darstellung von Fotos<br />

und adressiert damit Fotografen und<br />

andere Kreative. Koken betont, auch <strong>für</strong><br />

den kommerziellen Einsatz „always free“<br />

zu sein. Neben PHP 5.2 oder höher benötigt<br />

es eine MySQL-5-Datenbank sowie<br />

eine Grafik-Bibliothek. Koken bietet<br />

eine <strong>für</strong> ein freies Projekt ungewöhnlich<br />

umfangreiche Bildverwaltung und hält<br />

sogar ein Plugin <strong>für</strong> Adobe Lightroom<br />

bereit, mit dem Fotografen ihre Bilder<br />

komfortabel direkt zum Koken-System<br />

übertragen. Das System lässt sich über<br />

Themes anpassen und durch einige<br />

Plugins erweitern. Diese stehen zum Teil<br />

kostenlos zur Verfügung, gerade bei<br />

Themes aber auch kostenpflichtig.<br />

Suchen Sie eher nach einem Blog-System,<br />

lohnt ein Blick auf Chyrp û. Es besitzt<br />

eine Ajax-Oberfläche und ermög-<br />

6 <strong>CMS</strong>imple besitzt<br />

einen sehr komfortabel<br />

ausgestatteten<br />

TinyMC-Editor, der es<br />

erlaubt, Inhalte einfach<br />

und schön zu gestalten.<br />

Er öffnet sich<br />

dabei über den Eintrag<br />

„Bearbeiten“ in<br />

der Layout-Ansicht.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

29


Schwerpunkt<br />

Schlanke <strong>CMS</strong><br />

licht so das direkte Bearbeiten von Seiten<br />

aus der Frontend-Sicht heraus. Damit<br />

bietet es sich auch <strong>für</strong> eher unerfahrene<br />

Blog-Betreiber an. Chyrp benötigt<br />

neben PHP 5.3 eine Datenbank, wahlweise<br />

MySQL ab Version 4.1 oder<br />

SQLite 3+. Das Projekt bietet eine Reihe<br />

nützlicher Erweiterungen und Themes<br />

an. Hilfe gibt es im Support-Forum auf<br />

der Webseite. Eine Demo-Installation auf<br />

der Homepage ermöglicht vor einer eigenen<br />

Installation den Test des Systems.<br />

CMBasic û basiert auf PHP und My-<br />

SQL und entstand 2005 aus Frust über<br />

das überladene und damit komplex gewordene<br />

Joomla. Bemerkenswert daran:<br />

Der ausgewiesene Joomla-Experte und<br />

Fachautor Johann-Christian Hanke entwickelte<br />

dieses System. Die Besonderheit<br />

von CMBasic liegt in einer gewissen<br />

Einfachheit. Es besitzt zwar ein Backend,<br />

das viele Verwaltungsfunktionen mitbringt,<br />

erlaubt aber auch das Bearbeiten<br />

von Seiten über die Frontpage, also im<br />

fertigen Layout. Nach dem Login erscheint<br />

bei den Beiträgen auf der Webseite<br />

ein Bearbeiten-Button, mit dem Sie<br />

das gewählte Objekt in TinyMCE öffnen<br />

und editieren. Auch neue Beiträge legen<br />

Sie auf diese einfache Weise innerhalb<br />

der Seitenstruktur an.<br />

Fazit<br />

7 Der Editor von Quick.<strong>CMS</strong> bietet nur wenig Hilfen <strong>für</strong> <strong>Einsteiger</strong>. Besonders der Umgang<br />

mit Bildern und Dateien wirkt extrem ungewohnt und etwas sperrig.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31445<br />

Die getesteten Kandidaten belegen,<br />

dass gute und funktionsreiche <strong>CMS</strong><br />

nicht zwangsweise eine Datenbank benötigen.<br />

Dieser Verzicht bringt speziell<br />

bei der Datensicherung durchaus auch<br />

Vorteile: So genügt es, die Ordner mit<br />

den Inhalten auf das Sicherungsmedium<br />

zu kopieren. Die Lösungen bauen auf<br />

recht unterschiedliche Ansätze auf, vom<br />

ganz einfachen System mit Textschwerpunkt,<br />

dessen Seiten Sie mithilfe einer<br />

eigenen Auszeichnungssprache formatieren,<br />

bis hin zum kompletten <strong>CMS</strong> mit<br />

Dateiverwaltung und WYSIWYG-Editor.<br />

Von den vorgestellten Systemen gefiel<br />

uns besonders GetSimple<strong>CMS</strong>. Obwohl<br />

klein und kompakt, bietet es beim Erstellen<br />

von Webseiten einigen Komfort und<br />

offeriert zudem einige Erweiterungen<br />

und Layouts. Darüber hinaus glänzt es<br />

mit einer eingängigen, durchaus einsteigerfreundlichen<br />

Benutzerführung. Weniger<br />

schön ist jedoch die Tatsache, dass<br />

GetSimple<strong>CMS</strong> bereits in der Grundeinstellung<br />

ein Plugin aktiviert, das Nutzungsstatistiken<br />

an das Projekt sendet.<br />

Das Programm <strong>CMS</strong>imple zeichnet<br />

sich durch schöne Themes und einen<br />

komfortablen Editor aus, der besonders<br />

beim Einsatz von Bildern zur Geltung<br />

kommt. Dieser Aspekt bereitet so manchem<br />

Konkurrenten arge Probleme.<br />

Komplexere Seitenstrukturen lassen sich<br />

in <strong>CMS</strong>imple recht gut organisieren, optional<br />

erweitern Sie den Funktionsumfang<br />

problemlos mit Plugins, die aber<br />

nicht alle kostenfrei bereitstehen.<br />

Bei den kompakten Systemen mit Datenbank<br />

in der Kurzübersicht erwies sich<br />

der Kandidat Koken als sehr interessant<br />

<strong>für</strong> alle Anwender, die großen Wert auf<br />

eine schöne Darstellung von Fotos legen.<br />

In dieser Hinsicht sticht der Stellvertreter<br />

der eher kleinen Systeme sogar<br />

etablierte Boliden wie Wordpress oder<br />

Joomla aus. (tle) n<br />

30 www.linux-user.de<br />

07.2014


Schwerpunkt<br />

Synchronisieren und Sichern<br />

Netzwerkspeicher per<br />

Dateimanager einbinden<br />

Synchron<br />

© 36clicks, 123RF<br />

Webhoster geben Ihnen<br />

üblicherweise einen FTP-<br />

Zugang, um Daten auf Ihren<br />

Online-Speicher zu laden.<br />

Unter Linux genügt ein Dateimanager,<br />

um auf Netzwerkspeicher<br />

zuzugreifen.<br />

Christoph Langner, Andreas Bohle<br />

Readme<br />

Ein kleines Blog besteht im Wesentlichen<br />

aus wenigen Dateien. Mit gängigen Dateimanagern<br />

sichern Sie diese im Handumdrehen<br />

und haben auf diese Weise noch ein<br />

kleines Backup und Experimentierfeld.<br />

Wer von Windows aus auf einen Webserver<br />

zugreifen möchte, der muss sich<br />

zusätzliche Anwendungen aus dem Netz<br />

laden, wie etwa die quelloffenen Programme<br />

Filezilla û oder WinSCP û. Beide<br />

beherrschen FTP/​FTPS, WinSCP versteht<br />

sich obendrein auf SSH/​SCP.<br />

Unter Linux dagegen müssen Sie sich<br />

nicht erst groß nach einem netzwerkfähigen<br />

Dateimanager umsehen: Die in den<br />

großen Desktop-Umgebungen integrierten<br />

Dateimanager Dolphin und Thunar<br />

verstehen sich bestens mit allen gängigen<br />

Fileservern im Internet. Selbst auf<br />

der Kommandozeile finden sich diverse<br />

Werkzeuge, die den Datenabgleich zwischen<br />

Ihrem Rechner und einem Server<br />

im Internet erleichtern.<br />

Gnome macht’s mit Dateien<br />

Was bei Gnome früher Epiphany, Fileroller<br />

oder Nautilus hieß, nennt sich nun<br />

nur noch schlicht Web oder Internet, Archivmanager<br />

und Dateien. Die eingängigeren<br />

Namen sollen eine einfachere Bedienung<br />

der Programme suggerieren.<br />

Über dieses zweifellos hehre Ziel schießen<br />

die Entwickler allerdings gern hinaus.<br />

Das zeigt sich insbesondere beim<br />

Dateimanager: Praktische Funktionen<br />

wie etwa den Zwei-Fenster-Modus gab<br />

es zwar einmal, Dateien kennt diesen jedoch<br />

nicht mehr.<br />

Unverändert unterstützt Dateien aber<br />

weiterhin das Einbinden via FTP, SSH,<br />

SFTP, WebDAV und SMB mithilfe des<br />

Gnome Virtual File System, kurz GVFS. Es<br />

integriert die Netzwerkfreigaben dabei<br />

transparent ins Dateisystem, sodass die<br />

entfernt liegenden Files so erscheinen,<br />

als lägen sie lokal vor. So schaffen Sie Ihr<br />

Blog direkt mit Dateien ins Netz oder bearbeiten<br />

mit Gedit die Files des von Ihnen<br />

genutzten <strong>CMS</strong>, ohne sie erst einmal<br />

auf den PC zu kopieren.<br />

Dateien bietet Ihnen dazu im App-Menü<br />

unter dem Punkt Mit Server verbinden<br />

… einen Verbindungsmanager an. Unter<br />

Serveradresse tragen Sie dort die Netzwerkadresse<br />

des von Ihnen genutzten<br />

Webservers als URL ein 1 . Die zuletzt<br />

benutzten Server merkt sich Dateien im<br />

Feld darunter. Um dies abzukürzen, tippen<br />

Sie einfach [Strg]+[L], um die Adressleiste<br />

im Dateimanager zu aktivieren.<br />

32 www.linux-user.de<br />

07.2014


Synchronisieren und Sichern<br />

Schwerpunkt<br />

Dateien nimmt nicht nur lokale Pfade<br />

entgegen, sondern auch URLs wie<br />

ftp://Beispiel.de, gegebenenfalls sogar<br />

samt Authentifizierungsdaten und<br />

Portadresse:<br />

ftp://User:Passwort@Beispiel.de:U<br />

Port<br />

Wie bei FTP üblich, überträgt Dateien<br />

Ihr Passwort dabei im Klartext. Daher<br />

nutzen Sie, falls der Anbieter das unterstützt,<br />

besser das verschlüsselte Secure<br />

File Transfer Protocol SFTP mit ftps://<br />

Beispiel.de.<br />

Neben FTP unterstützt Dateien auch<br />

die Secure Shell mittels ssh://Beispiel.<br />

de, WebDAV nutzen Sie über einen Aufruf<br />

von dav://Beispiel.de beziehungsweise<br />

über davs://… in der verschlüsselten<br />

Variante. Im lokalen Netzwerk lassen<br />

sich auch Samba-Shares so einbinden<br />

(smb://Server/Share). Wie bei FTP<br />

nimmt Dateien auch bei SSH, WebDAV<br />

und SMB Login, Passwort und Port in der<br />

URL-Zeile entgegen. Damit Sie später<br />

nicht immer wieder die URL eintippen<br />

müssen, legen Sie am besten ein Lesezeichen<br />

<strong>für</strong> Ihren Web-Account an.<br />

Einmal angebunden, verwenden Sie<br />

das Netzlaufwerk und die dort gespeicherten<br />

Dateien wie gewöhnliche lokale<br />

Verzeichnisse und Files. Änderungen an<br />

den PHP- oder CSS-Dateien Ihrer Webseite<br />

machen Sie mit dem Editor Ihrer<br />

Wahl. Bilddateien öffnen Sie direkt aus<br />

Dateien heraus mit Gimp, ohne dass Sie<br />

die Daten zuvor auf Ihren Rechner kopieren<br />

müssen.<br />

Sklaven-Treiber KDE<br />

Wo bei Gnome das GVFS zum Einsatz<br />

kommt, da lädt KDE SC seine Input/​Output-Slaves<br />

oder kurz KIO-Slaves. Die KIO-<br />

Slaves realisieren ein asynchrones virtuelles<br />

Dateisystem, das entfernte Netzlaufwerke<br />

über verschiedene Protokolle<br />

<strong>für</strong> Anwendungsprogramme verfügbar<br />

macht. Über Plugins unterstützen die<br />

KIO-Slaves FTP, FTPS, SSH, WebDAV und<br />

SMB. Daneben beherrschen die KDE-<br />

Dienste aber auch Aufrufe wie audiocd:/<br />

(Zugriff auf Audio-CDs), http:/<br />

1 Gnomes Dateimanager mit dem einfallsreichen Namen Dateien (früher hieß er Nautilus)<br />

bringt eine einfache Verwaltung <strong>für</strong> Netzlaufwerke mit.<br />

(vollwertiger Web browser), man:/ (Manpages<br />

lesen) oder settings:/ (Einstellungen<br />

des KDE-Kontrollzentrums).<br />

Der Aufruf erfolgt wie beim Gnome-<br />

Dateimanager über die Adressleiste: Diese<br />

aktivieren Sie über das Menü Ansicht |<br />

Adresse | Adresse ändern 2 oder ebenfalls<br />

wieder mit [Strg]+[L]. Die Syntax unterscheidet<br />

sich nicht – FTP nutzen Sie<br />

also mit der schon bei Gnome vorgestellten<br />

kurzen oder langen URL-Form.<br />

Für den SSH-Zugriff dagegen tippen Sie<br />

fish://Beispiel.de.<br />

Beim Jonglieren mit Dateien und Verzeichnissen<br />

zwischen verschiedenen<br />

Rechnern kommt ein Zwei-Fenster-Modus<br />

sehr gelegen. Den bietet Dolphin<br />

an, Sie müssen ihn jedoch erst via Ansicht<br />

| Teilen oder mit [F3] aktivieren. Für<br />

oft genutzte Netzlaufwerke legen Sie am<br />

besten Lesezeichen an, wozu Sie einfach<br />

einen der Ordner vom Server in die linke<br />

Seitenleiste des Dateimanagers ziehen.<br />

GVFS mit Thunar<br />

Das XFCE-Projekt kombiniert schlanke<br />

Anwendungen wie Mousepad, XNoise,<br />

Abiword oder Gnumeric zu einer leichtgewichtigen<br />

Desktop-Umgebung. Der<br />

von XFCE genutzte Dateimanager Thunar<br />

weiß mit Netzlaufwerken umzuge-<br />

TIPP<br />

GVFS bindet Netzwerkfreigaben transparent<br />

ins System ein, sodass Sie unter<br />

/ run/user/uid/gvfs/ftp:host=Beispiel.de/Pfad<br />

auch im Terminal Ihre<br />

Online-Daten finden. So können Sie CLI-<br />

Tools wie Imagemagick, Exiftool oder Ähnliches<br />

direkt auf die im Netz gespeicherten<br />

Files loslassen. Um direkt in dieses<br />

Verzeichnis zu springen, installieren Sie<br />

das Paket nautilus-open-terminal, öffnen<br />

das Netzwerklaufwerk und tippen dann<br />

mit rechts auf einen freien Bereich im Dateimanager.<br />

Der Menüpunkt Im Terminal<br />

öffnen startet dann das Terminal mit dem<br />

entsprechenden Verzeichnis. Aktuelle Versionen<br />

des Gnome-Dateimanagers bringen<br />

diese Funktion von Haus aus mit.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

33


Schwerpunkt<br />

Synchronisieren und Sichern<br />

2 Ein Zwei-Fenster-Modus und der Zugriff auf das Netzwerk über KIO-Slaves verwandeln<br />

KDEs Dateimanager Dolphin in einen vollwertigen FTP-Client.<br />

hen, er nutzt da<strong>für</strong> das von Gnome entwickelte<br />

GVFS-Backend. In der Standardeinstellung<br />

von Thunar finden Sie generell<br />

eine direkt editierbare Adressleiste.<br />

Sehen Sie stattdessen nur eine Brotkrumen-Navigation<br />

mit Schaltflächen <strong>für</strong><br />

jedes Verzeichnis im Pfad, dann aktivieren<br />

Sie die Adressleiste mittels Anzeige |<br />

Adressleiste | Werkzeugleisten-Stil 3 . Alternativ<br />

rufen Sie mit [Strg]+[L] einen<br />

Dia log auf, über den Sie generell beliebige<br />

Orte öffnen können.<br />

Midnight Commander<br />

Der flexible Konsolen-Dateimanager<br />

Midnight Commander besitzt umfangreiche<br />

Möglichkeiten zur Konfiguration<br />

und beherrscht unter anderem das Einrichten<br />

einer Hotlist. Über diese greifen<br />

Sie direkt auf vorher definierte lokale<br />

oder entfernte Speicherorte zu. So schieben<br />

Sie bei Bedarf im Handumdrehen<br />

Daten zwischen lokalen Verzeichnissen<br />

und einem Server hin und her. Alle Einträge<br />

<strong>für</strong> die Hotlist landen in der gleichnamigen<br />

Datei im Ordner .config/mc/.<br />

Die erste Zeile von Listing 1 zeigt ein<br />

Beispiel <strong>für</strong> einen Rechner, mit dem Sie<br />

via SSH kommunizieren. Direkt hinter<br />

dem Schlüsselwort ENTRY tragen Sie eine<br />

Beschreibung ein, die dann im Hotlist-<br />

Menü erscheint, das Sie über [\] erreichen.<br />

Auf das Schlüsselwort URL folgt die<br />

Angabe der Parameter in einer etwas<br />

ungewöhnlichen Schreibweise: Die Zeichenkette<br />

/sh.:// identifiziert die Verbindung<br />

als SSH-Kommunikation. Darauf<br />

folgen die Angaben zu Benutzer,<br />

Rechner und Verzeichnis auf dem entfernten<br />

Rechner.<br />

In der zweiten Zeile von Listing 1 sehen<br />

Sie ein Beispiel <strong>für</strong> eine FTP-Verbindung,<br />

die sich im Wesentlichen durch den Präfix<br />

vom ersten Beispiel unterscheidet. Nutzen<br />

Sie eine Datei ~/.netrc, dann klappt<br />

das Login auf der Gegenseite ohne Eingabe<br />

des Passworts. Gleiches gilt, wenn Sie<br />

einen SSH-Schlüssel ohne Passwort verwenden.<br />

Dieses Vorgehen schwächt allerdings<br />

das eigentlich sichere Verfahren.<br />

Haben Sie die Verbinden einmal eingerichtet,<br />

arbeiten Sie wie gewohnt im<br />

Zwei-Fenster-Modus mit Aktionen wie<br />

Kopieren, Verschieben oder Löschen. Für<br />

den einfachen Abgleich von Dateien genügt<br />

dieses Setup allemal. Zudem stehen<br />

Ihnen dabei die eingebauten Funktionen<br />

des Midnight Commanders bereit,<br />

mit denen Sie auf die schnelle Dateien<br />

und Verzeichnisse vergleichen 4 .<br />

Immer synchron<br />

3 Schlank und trotzdem voll netzwerkfähig: Der schlichte Dateimanager<br />

Thunar aus der XFCE-Desktop-Umgebung.<br />

Spezialisten wie etwa Sitecopy û überwachen<br />

Dateien und gleichen diese auf<br />

Befehl zwischen dem lokalen Rechner<br />

und dem Server ab. Fügen Sie an einer<br />

Stelle neue Dateien hinzu, schiebt Sitecopy<br />

diese an die Gegenstelle. Es löscht<br />

dabei nicht mehr benötigte Files und<br />

bringt geänderte Dateien auf den neuesten<br />

Stand. Einzige Voraussetzung: Sie<br />

brauchen einen via FTP oder WebDAV<br />

ansprechbaren Server.<br />

Unter Ubuntu genügt es, im Paketmanager<br />

nach sitecopy zu suchen und<br />

das Archiv einzuspielen. Ähnlich sieht es<br />

bei anderen Distributionen aus. Finden<br />

34 www.linux-user.de<br />

07.2014


Synchronisieren und Sichern<br />

Schwerpunkt<br />

Sie wider erwarten nichts im Repository,<br />

bleibt nur der Griff zum Quellcode.<br />

Die Konfiguration erwartet das Werkzeug<br />

in der versteckten Datei ~/.sitecopyrc,<br />

die alle Informationen zum Server<br />

enthält (Listing 2). Um weitere Seiten<br />

zu synchronisieren, hängen Sie am Ende<br />

der Datei unter einem neuen Namen einen<br />

weiteren Eintrag an.<br />

Alle Zeilen mit einer Raute (#) ignoriert<br />

das Programm. Ansonsten enthält<br />

jede Zeile den Namen einer Einstellung,<br />

gefolgt von einem Leerzeichen und dem<br />

eigentlichen Wert. In der zweiten Zeile<br />

steht die Adresse des Servers (oder alternativ<br />

dessen IP-Adresse). In der nächsten<br />

Zeile folgt hinter protocol das beim<br />

Daten austausch eingesetzte Protokoll,<br />

direkt im Anschluss geben Sie schließlich<br />

die Zugangsdaten an.<br />

Kommt es während der Dateiübertragung<br />

zu einer Störung oder gar zu einem<br />

Verbindungsabbruch, hilft der<br />

Fetch-Mode aus der Klemme: Über die<br />

Option ‐‐fetch untersuchen Sie zunächst<br />

die Situation auf dem Server, ein<br />

anschließendes ‐‐update beseitigt<br />

sämtliche Inkonsistenzen. Einen Überblick<br />

über alle wichtigen Befehle gibt die<br />

Manpage des Tools.<br />

Wegen eines Bugs bricht das Synchronisieren<br />

mit einer Fehlermeldung ab, falls<br />

die entfernte Seite mehrere Ebenen tief<br />

ist. Rufen Sie den Befehl einfach mehrmals<br />

nacheinander auf, bis das Programm<br />

sämtliche Ebenen korrekt anlegt und beginnt,<br />

die einzelnen Dateien zu kopieren.<br />

Neben der Konfigurationsdatei legen<br />

Sie mittels des Befehls mkdir ~/.sitecopy<br />

noch das spezielle Verzeichnis<br />

~/.sitecopy an. Darin speichert das Tool<br />

den jeweils letzten Zustand der Dateien<br />

auf dem Server. Die Dokumentation bezeichnet<br />

ihn als „Storage Directory“.<br />

Sowohl die Konfigurationsdatei als<br />

auch das Storage Directory dürfen nur<br />

<strong>für</strong> Sie selbst zugänglich sein: Andernfalls<br />

verweigert das Programm den<br />

Dienst. Die entsprechenden Benutzerrechte<br />

setzen Sie mit den beiden folgenden<br />

Befehlen:<br />

$ chmod 600 .sitecopyrc<br />

$ chmod 700 .sitecopy<br />

4 Mit den eingebauten Funktionen des Midnight Commanders spüren Sie Änderungen<br />

an Dateien, ob lokal oder entfernt, schnell und zuverlässig auf.<br />

Die Datenübertragung via FTP erfolgt<br />

grundsätzlich unverschlüsselt. Übertragen<br />

Sie wichtige Daten, greifen Sie daher<br />

lieber auf einen externen WebDAV-<br />

Server zu, der SSL beherrscht. Dazu ergänzen<br />

Sie die Datei ~/.sitecopyrc um<br />

die Zeile http secure.<br />

Fazit<br />

Keiner der etablierten Linux-Dateimanager<br />

leistet sich heute den Lapsus, die<br />

gängigen Netzwerkprotokolle zu ignorieren.<br />

Sowohl mit Dolphin unter KDE als<br />

auch mit Thunar und Nautilus/​Dateien<br />

unter XFCE beziehungsweise Gnome arbeiten<br />

Sie komfortabel mit Daten auf entfernten<br />

Systemen, genauso als ob sie lokal<br />

auf Ihrem Rechner liegen würden.<br />

Als besonders pfiffig erweist sich dabei<br />

Gnomes GVFS, auch unter XFCE. Da<br />

es die Netzwerkspeicher transparent ins<br />

Dateisystem einbindet, beschränkt sich<br />

der Zugriff nicht auf grafische Werkzeuge<br />

und Editoren: Auch Kommando zeilen<br />

tools können so Dateien auf FTP-Servern<br />

verarbeiten. (cla) n<br />

Listing 1<br />

ENTRY "Webserver" URL "/sh://Benutzer@Host/Verzeichnis"<br />

ENTRY "FTP" URL "/ftp://Benutzer@Host"<br />

Listing 2<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31443<br />

site alicecat<br />

server www.alice.de<br />

protocol ftp<br />

username alice<br />

password cheshire<br />

local /home/alice/website/cats<br />

remote ~/katzen<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

35


Schwerpunkt<br />

Online-Webtools<br />

Praktische Online-Helfer <strong>für</strong> <strong>CMS</strong>-<strong>Einsteiger</strong><br />

Werkzeugkasten<br />

Ob Themes und Templates,<br />

Javascript oder Regexe,<br />

Responsive Design oder<br />

Typografie – der gewiefte<br />

Web designer erleichtert sich<br />

© Karel Miragaya, 123RF<br />

die Arbeit mit den zahlreichen<br />

frei im Netz verfügbaren<br />

Werkzeugen.<br />

Christoph Langner<br />

Als angehender Webentwickler müssen<br />

Sie nicht erst lange suchen, um praktische<br />

Werkzeuge zu finden, die Sie beim<br />

Design und der Umsetzung Ihrer Internetpräsenz<br />

unterstützen: Der Natur der<br />

Sache gemäß finden Sie im WWW zahlreiche<br />

Websites, die nützliche Tools <strong>für</strong> das<br />

Gestalten, Verbessern und Testen von<br />

Webseiten bereithalten. Im Folgenden<br />

stellen wir Ihnen sechs besonders hilfreiche<br />

Vertreter dieser Gattung vor, die Sie<br />

bei der täglichen Arbeit unterstützen.<br />

Readme<br />

Zahlreiche in der Webentwicklung anfallende<br />

Aufgaben lassen sich auch ohne<br />

große Vorkenntnisse mithilfe praktischer<br />

Online-Werkzeuge abwickeln.<br />

Angerichtet<br />

Setzen Sie auf ein populäres <strong>CMS</strong> wie<br />

Wordpress, Drupal oder etwa Serendipity,<br />

dann finden Sie schnell ansprechenden<br />

Templates zur Gestaltung Ihrer Website:<br />

Auf den jeweiligen Projektseiten<br />

sammeln die Entwickler die von der<br />

Community erstellten freien Templates.<br />

So stehen etwa im Themes Directory von<br />

Wordpress unter http:// wordpress. org/​<br />

themes über 2500 Templates zur Wahl.<br />

Auch ohne tiefer gehende Kenntnisse<br />

gelingt so schnell der Aufbau einer attraktiven<br />

Webseite, wenn auch Probleme<br />

oft durch Versuch und Irrtum gelöst werden<br />

müssen. Oft liegt die größte Hürde<br />

im korrekten Referenzieren der entsprechenden<br />

Elemente im Stylesheet des<br />

Themes. Muss ich in die style.css jetzt<br />

bsp {...} schreiben, .bsp {...}, #bsp<br />

{...} oder .bsp p {...}? Und<br />

was bezieht sich eigentlich auf was?<br />

Sollten Sie sich nur ungern auf Selfhtml.org<br />

in die Thematik der CSS-Selektoren<br />

einlesen wollen, dann finden Sie<br />

im CSS Diner unter http:// flukeout.​<br />

github. io eine praktische Lernhilfe zu<br />

Cascading Style Sheets. In 26 Leveln gilt<br />

es, den richtigen Selektor zu finden.<br />

Links im CSS-Editor tragen Sie Ihre Lösung<br />

ein, rechts in der HTML-Ansicht erscheint<br />

der HTML-Code zu referenzierenden<br />

Elemente 1 .<br />

Javascript-Ablage<br />

Die heutige Webentwicklung kombiniert<br />

HTML, CSS und Javascript. Der HTML-<br />

Code beschreibt dabei lediglich die Inhalte,<br />

die Cascading Style Sheets bestimmen<br />

das Aussehen der Webseite und mit Java­<br />

36 www.linux-user.de<br />

07.2014


Online-Webtools<br />

Schwerpunkt<br />

script lassen sich dynamische Elemente<br />

einbinden. Das Zusammenspiel dieser<br />

drei Komponenten fällt angehenden<br />

Webmastern schwer, auch wenn es nur<br />

ein bestehendes Template anzupassen<br />

gilt. Zum Einstieg in die Webentwicklung<br />

gilt es daher, die verschiedenen Techniken<br />

gemeinsam zu testen. Mit JS Bin<br />

(http:// jsbin. com) gelingt dies sehr gut.<br />

Die Oberfläche von JS Bin 2 setzt sich<br />

aus den Panelen HTML, CSS, Javascript,<br />

Console und Result zusammen, die Sie<br />

über die Kopfleiste ein- und ausblenden.<br />

Mit Ausnahme von Result und Console<br />

handelt es sich dabei um Eingabefelder.<br />

Result dagegen fungiert, wie der Name<br />

schon vermuten lässt, als Ausgabefeld,<br />

das Ihre Eingaben sofort umsetzt. Dieses<br />

Bedienlayout haben viele vergleichbare<br />

Dienste adaptiert, auch wenn sich die<br />

Ausrichtung oder Anzahl der Panels von<br />

Dienst zu Dienst unterscheidet.<br />

Die Menüleiste am oberen Fensterrand<br />

bietet erweiterte Einstellungsmöglichkeiten.<br />

Dort speichern Sie Ihr aktuelles Bin<br />

oder setzen einen Milestone zum Archivieren.<br />

Über den Punkt Share geben Sie<br />

das aktuelle Bin frei oder lassen sich den<br />

einzubettenden Code zum Einbinden in<br />

eine andere Webseite anzeigen – so arbeiten<br />

Sie gemeinsam an einem Teil Ihrer<br />

Webseite. Hier besteht auch die Option,<br />

bekannte Frameworks wie jQuery, Mootools,<br />

YUI und viele mehr zu integrieren.<br />

1 Als Web-<strong>Einsteiger</strong> müssen Sie zuerst die Grundlagen verstehen. Das CSS Diner hilft<br />

Ihnen beim Erlernen des Umgangs mit CSS-Selektoren.<br />

Ausdrücklich<br />

Die Wikipedia beschreibt einen regulären<br />

Ausdruck als „Zeichenkette der Informatik,<br />

die der Beschreibung von Mengen<br />

von Zeichenketten mithilfe syntaktischer<br />

Regeln dient“. Das hört sich stark<br />

nach Informatikstudium an, doch spätestens,<br />

wenn Sie in der Shell eine Auswahl<br />

an Dateien mit *.jpg ansprechen,<br />

nutzen Sie einen einfachen regulären<br />

Ausdruck oder kurz gesagt einen Regex.<br />

2 Wer Webseiten entwickelt,<br />

der kann dies inzwischen<br />

auch direkt im<br />

Browser tun – mit einer<br />

webbasierten Entwicklungsumgebung<br />

wie<br />

JS Bin.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

37


Schwerpunkt<br />

Online-Webtools<br />

Echtzeit weiter unten im Text die jeweiligen<br />

Treffer der Suche. Fahren Sie hier mit<br />

dem Mauscursor über die markierten Texte,<br />

erscheinen zusätzliche Informationen.<br />

Alternativ bedienen Sie sich bei den Beispielen<br />

aus der Seitenleiste oder Sie helfen<br />

sich mit einem Blick in das Cheatsheet<br />

und die ausführliche Regex-Referenz.<br />

Aufgehübscht<br />

3 Das Beherrschen von regulären Ausdrücken gehört zu dem Rüstzeug eines jeden Webentwicklers.<br />

Der RegExr hilft Hobby-Webdesignern beim Verstehen dieses Werkzeugs.<br />

Reguläre Ausdrücke kommen nicht nur in<br />

Skripts und beim Programmieren zum<br />

Einsatz, sondern auch beim Entwickeln<br />

von Webseiten: Manchmal angeln Sie damit<br />

per PHP bestimmte Beiträge aus einer<br />

Page, ein anderes Mal wählen Sie per<br />

CSS eine Vielzahl von Elementen aus und<br />

weisen diesen dann einen eigenen Stil<br />

zu. RegExr hilft Ihnen beim Verstehen,<br />

Entwickeln und Testen von Regexen 3 .<br />

Unter http:// regexr. com geben Sie<br />

über eine Weboberfläche eigene reguläre<br />

Ausdrücke ein. Regexr markiert dann in<br />

Das Entwickeln individueller Templates<br />

<strong>für</strong> <strong>CMS</strong>-gestützte Homepages gelingt<br />

dank zahlreicher Template-Vorlagen<br />

meist sehr einfach. Hier eine andere<br />

Schriftart, da etwas mehr Platz zwischen<br />

den Absätzen, dort ein etwas anders eingefärbter<br />

Block – durch simple Änderungen<br />

an den CSS-Dateien des Templates<br />

lässt sich das schnell machen. Am Ende<br />

bläht sich der CSS-Code jedoch kräftig<br />

auf, die Ladezeiten steigen (wenn auch<br />

aufgrund der geringen Größe der Textdateien<br />

nur wenig) und die CSS-Datei<br />

entwickelt sich zu einem unübersichtlichen<br />

Monstrum.<br />

Code Beautify hilft Ihnen dabei, den<br />

CSS-Code Ihrer Webseite – aber auch andere<br />

Code-Dateien, wie HTML, Javascript,<br />

C# oder SQL – abzuspecken und<br />

übersichtlich zu formatieren 4 . Kopieren<br />

Sie dazu den fraglichen Code in den<br />

Webeditor unter http:// codebeautify. org<br />

oder laden Sie ihn über den Open-But­<br />

4 Ordnung ist das halbe<br />

Leben – auch beim Programmieren<br />

und Entwickeln<br />

von Webseiten.<br />

Code Beautify räumt CSS-<br />

Code auf und komprimiert<br />

ihn auf Wunsch auf<br />

das Nötigste.<br />

38 www.linux-user.de<br />

07.2014


Online-Webtools<br />

Schwerpunkt<br />

ton und tippen Sie zur Formatierung auf<br />

Beautify. Minify entfernt dagegen sämtliche<br />

<strong>für</strong> die Darstellung im Browser unnötige<br />

Zeichen – also auch Zeilenumbrüche,<br />

Einzüge und Kommentare.<br />

Dadurch lässt sich der Code nur noch<br />

schwer lesen und bearbeiten, der minimierte<br />

Code reduziert jedoch das zu<br />

übertragende Datenvolumen und damit<br />

die Ladezeit.<br />

Angepasst<br />

Aufgrund der Vielfalt von Anzeigegeräten<br />

sollten Sie ihre Webseiten so gestalten,<br />

dass sie sich bei jeder Bildschirmgröße<br />

gut bedienen lassen. Im Jargon<br />

der Webentwickler nennt sich dieser Ansatz<br />

responsives oder reaktionsfähiges<br />

Webdesign. Sehr viele Templates <strong>für</strong> die<br />

diversen <strong>CMS</strong> greifen entsprechende<br />

Techniken bereits auf. Bei Änderungen<br />

an der Webseite gilt es daher, diese auf<br />

möglichst viele unterschiedliche Auflösungen<br />

zu testen. Dabei hilft Ihnen beispielsweise<br />

das browserunabhängige<br />

Bookmarklet Viewport Resizer.<br />

Den Viewport Resizer aktivieren Sie<br />

entweder über einen Klick auf den Button<br />

auf der Homepage unter http:// lab.​<br />

maltewassermann. com/ viewport‐resizer,<br />

oder Sie sichern das Bookmarklet in den<br />

Lesezeichen Ihres Browsers – so starten<br />

Sie den Resizer auf jeder Webseite ohne<br />

Umweg. Der Resizer öffnet am oberen<br />

Rand eine schmale Icon-Leiste. Über diese<br />

wählen Sie die Anzeigegröße einer<br />

Reihe von Geräten aus. Per Drag & Drop<br />

an einem der Griffe am Rand des Anzeigebereichs<br />

oder dem Feld Customize bestimmen<br />

Sie die Größe des Viewports 5 .<br />

5 Mit dem Bookmarklet Viewport Resizer testen Sie die Darstellung von Webseiten auf<br />

unterschiedlichen mobilen Geräten.<br />

erstellen Sie einfach per Mausklick ein<br />

entsprechendes Textraster 6 .<br />

Über die Schieberegler im Kopf der<br />

Seite geben Sie die Schriftgröße, die Zeilenhöhe<br />

und einen Skalierungsfaktor<br />

vor. Gridlover blendet nach einem Klick<br />

auf Styles eine Seitenleiste mit dem CSS-<br />

Code des von Ihnen über die Regler generierten<br />

Layouts ein. Dieser lässt sich<br />

dann in eigene Projekte übernehmen.<br />

Den von Gridlover vorgegebenen Blindtext<br />

tauschen Sie unter Content gegen<br />

eigene Inhalte aus. (cla) n<br />

Ausgerichtet<br />

Bei der Gestaltung Ihrer Webseite sollten<br />

Sie nicht nur auf das Positionieren von<br />

Blöcken, Widgets oder Bildern achten,<br />

sondern daneben immer auch ein Auge<br />

auf die Typografie haben. Eine gut gestaltete<br />

Webseite nutzt passende, gut<br />

lesbare Schriftarten und variiert Schriftgrößen<br />

und Abstände bei Überschriften,<br />

Zwischentiteln und Lauftext. Mit dem<br />

Gridlover (http:// www. gridlover. net/ app)<br />

6 Wie groß sollten die Abstände auf Ihrer Webseite zwischen Texten und Überschriften<br />

ausfallen? Gridlover erstellt <strong>für</strong> Sie ein ansprechendes CSS-Layout.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

39


Praxis<br />

LibreOffice Base (Teil 1)<br />

Einstieg in LibreOffice Base<br />

Gut sortiert<br />

Datenbankanwendungen über Assistenten und grafische Editoren<br />

per Mausklick erstellen – ganz ohne SQL und Programmierung: Das verspricht<br />

das LibreOffice-Programm Base nach dem Vorbild von Microsoft Access. Peter Kreußel<br />

© Inhabitant, 123RF<br />

Readme<br />

Dieser Artikel führt Sie am Beispiel einer<br />

Bilddatenbank in die wichtigsten Funktionen<br />

von LibreOffice Base ein: Er erklärt<br />

das Erstellen eines Katalogsystems mit Eingabeformular<br />

und einem Tagging, wie Sie<br />

es von Social Networks her kennen. Der<br />

zweite Teil des Artikels in der folgenden<br />

Ausgabe erklärt, wie Sie eine Suchfunktion<br />

<strong>für</strong> die neue Datenbank erstellen.<br />

Mit Access schuf Microsoft ein Programm,<br />

das relationale SQL-Datenbanken<br />

(siehe Kasten Relationale Datenbanken)<br />

hinter einer grafischen Benutzeroberfläche<br />

verbirgt: SQL-Abfragen und<br />

Formulare <strong>für</strong> die Dateneingabe entstehen<br />

dort per Mausklick, Kenntnisse einer<br />

Programmiersprache benötigt der Anwender<br />

in diesem Fall nicht.<br />

Auch OpenOffice erkannte das Potenzial<br />

einer solchen Software und liefert<br />

seit Ende 2005 das Access-Pendant<br />

Base û mit 1 . An die Arbeit mit grafischen<br />

Benutzeroberflächen gewöhnte<br />

Anwender „programmieren“ mit dessen<br />

Hilfe Bücher- oder Videodatenbanken,<br />

kleinere Unternehmen analysieren damit<br />

ihre Finanzdaten.<br />

Datenspeicher<br />

Den Kern der Bilddatenbank bildet die<br />

Tabelle Bilder: Sie enthält eine Spalte<br />

(„Feld“) <strong>für</strong> jede Eigenschaft eines Fotos,<br />

das Sie speichern möchten. Abbildung<br />

2 schlägt sieben solcher Datenfelder<br />

vor, bei Bedarf bauen Sie aus.<br />

Zum Erstellen der Tabelle wählen Sie<br />

in der linken Spalte im Base-Hauptfenster<br />

Tabellen und klicken unter Aufgaben<br />

auf Tabelle in der Entwurfsansicht erstellen.<br />

Beim ersten Feld id handelt es sich<br />

nicht um ein Datenfeld im eigentlichen<br />

Sinn: Es erscheint nicht im Eingabeformular<br />

und bleibt Ihnen damit verborgen.<br />

Sie brauchen es jedoch, um Bilder<br />

und Kategorien in Relation zu setzen<br />

(siehe Kasten Relationale Datenbanken).<br />

In Base funktioniert zudem die Eingabe<br />

neuer Datensätze in Formularen ohne einen<br />

solchen Schlüssel nicht.<br />

Als Feldtyp <strong>für</strong> die Schlüsselspalte<br />

wählen Sie Integer [ INTEGER ]. Setzen Sie<br />

außerdem in den Feldeigenschaften die<br />

Einstellung Auto-Wert auf Ja. Damit<br />

weist die Datenbank neuen Datensätzen<br />

automatisch einen bisher noch nicht<br />

verwendeten Wert zu. Das kleine Schlüs-<br />

40 www.linux-user.de<br />

07.2014


LibreOffice Base (Teil 1)<br />

Praxis<br />

neten Formulars die rechtsstehende Option<br />

In Blöcken – Beschriftung oben.<br />

Nach Beenden des Assistenten bleibt<br />

das Formular in der Bearbeitungsansicht<br />

geöffnet. Um den Bearbeitungsmodus<br />

der Eingabemaske zu erreichen, wechseln<br />

Sie ins Hauptfenster von Base. Darin<br />

aktivieren Sie in der linken Spalte Formulare<br />

und rechtsklicken im Abschnitt Formulare<br />

auf den eben erzeugten Eintrag<br />

Bilder. Wählen Sie dann aus dem Kontextmenü<br />

bearbeiten.<br />

Abbildung 3 zeigt eine durch Verschieben<br />

und Skalieren einiger Felder<br />

optimierte Version der Eingabemaske.<br />

Das Feld Dateipfad wurde per Rechtsklick<br />

und Auswahl der Option Ersetzen<br />

durch | Grafisches Steuerelement in ein<br />

Feld umgewandelt, das per Doppelklick<br />

einen Dateimanager öffnet. Dort wählen<br />

Sie das Bild aus, das Sie darin platzieren<br />

möchten. Die Größe der so entstandeselsymbol<br />

in der Randspalte kennzeichnet<br />

das Feld als sogenannten Primärschlüssel.<br />

Mit einem Rechtsklick auf den<br />

Feldrand und der Anwahl von Primärschlüssel<br />

aus dem Kontextmenü erheben<br />

Sie das gewählte Feld zu einem solchen.<br />

Das signalisiert der Datenbank: Erzeuge<br />

einen Index <strong>für</strong> einen schnellen Zugriff<br />

und verbiete das mehrfache Verwenden<br />

des gleichen Wertes.<br />

Außer dem Feldtyp Integer kommen in<br />

der Tabelle noch die Typen Text und<br />

Datum/​Zeit vor. Text-Feldern weisen die<br />

Feldeigenschaften eine feste Länge zu,<br />

gemäß der die Datenbank pro Datensatz<br />

Speicherplatz zuordnet. Für Titel, Autor<br />

und Dateipfad genügt die Voreinstellung<br />

100, <strong>für</strong> Notizen wählen Sie sicherheitshalber<br />

einen Wert zwischen 500 und<br />

1000 als Maximalgröße.<br />

Der Datentyp Datum/​Zeit bündelt ein<br />

Datum und eine Uhrzeit. Weitere oft gebrauchte<br />

Typen sind Dezimal (Fixkommazahlen,<br />

zum Beispiel <strong>für</strong> Währungsdaten)<br />

und Float (Fließkommazahlen, zum<br />

Beispiel <strong>für</strong> physikalische Größen). Es<br />

gibt auch Feldtypen <strong>für</strong> getrenntes Ablegen<br />

von Zeit und Datum. Haben Sie alle<br />

Feldnamen und Feldtypen wie in Abbildung<br />

2 (oder Ihren eigenen Vorstellungen<br />

entsprechend) eingetragen, dann<br />

speichern Sie die Tabelle anschließend<br />

unter dem Namen Bilder.<br />

Bilddatenbank,<br />

Base-Handbuch (ODT, PDF)<br />

LU/base/<br />

Formulare<br />

Ein Doppelklick auf Bilder im Hauptfenster<br />

von Base öffnet die Tabelle in einer<br />

von Tabellenkalkulationen bekannten<br />

Ansicht – ein Eingabeformular 3 sorgt<br />

allerdings <strong>für</strong> mehr Komfort. Der Formularassistent,<br />

den Sie mit Formular unter<br />

Verwendung des Assistenten erstellen…<br />

starten, erzeugt in wenigen Mausklicks<br />

eine Eingabemaske <strong>für</strong> die Tabelle Bilder.<br />

Wählen Sie unter Tabellen und Abfragen<br />

im ersten Schritt des Assistenten<br />

Tabelle: Bilder sowie alle Verfügbaren Felder<br />

bis auf die automatisch erzeugte<br />

id 4 . Nun überspringen Sie die Schritte<br />

zwei bis vier (Erstellen von Unterformularen)<br />

und wählen in Schritt fünf <strong>für</strong> das Ergebnis<br />

aus Abbildung 5 unter Anordnung<br />

der Datenbankfelder des übergeord-<br />

1 Mit Abfrageeditoren und Assistenten (links und unten) löst Base typische<br />

Programmieraufgaben in einer grafischen Oberfläche.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

41


Praxis<br />

LibreOffice Base (Teil 1)<br />

nen Bildvorschau verändern Sie nach Ihrem<br />

eigenen Geschmack. Das Tabellenfeld<br />

speichert jedech nur den Pfad zur<br />

Bilddatei, dessen relative Lage zur Datenbankdatei<br />

dürfen Sie später nicht<br />

mehr verändern. Vor dem Skalieren der<br />

Felder Dateipfad und Notizen lösen Sie<br />

die Gruppierung mit einem Rechtsklick<br />

auf die entsprechenden Felder und der<br />

Anwahl von Gruppierung | Gruppierung<br />

aufheben. Nach einem Doppelklick auf<br />

das Label Dateipfad ändern Sie den Titel<br />

von Dateipfad in Bild.<br />

Um das vergrößerte Notizen-Feld richtig<br />

zu nutzen, klicken Sie doppelt auf das<br />

Eingabefeld, woraufhin die Maske Eigenschaften<br />

erscheint. Ändern Sie darin den<br />

Text-Typ auf mehrzeilig und wählen Sie<br />

zwei Zeilen darüber <strong>für</strong> die Bildlaufleiste<br />

die Option senkrecht. Für die beiden Datumsfelder<br />

aktivieren Sie in der Eigenschaftspalette<br />

die Option aufklappbar,<br />

die jeweils einen praktischen Datumswähler<br />

bereitstellt.<br />

Um bei der Dateneingabe unabhängig<br />

von eventuell ausgeblendeten Symbolleisten<br />

im Programmfenster durch die<br />

Datensätze zu navigieren, fügen Sie eine<br />

Navigationsleiste ein. Das zugehörige<br />

Werkzeug finden Sie in der linken Symbolleiste<br />

unter Weitere Steuerelemente<br />

(rechts, in Abbildung 3 rot hervorgehoben).<br />

Sie blenden diese mithilfe des<br />

ebenfalls hervorgehobenen Buttons auf<br />

der Hauptsymbolleiste links ein. Ziehen<br />

Sie nach dem Aktivieren des Steuerelementwerkzeugs<br />

mit der Maus die Navigationsleiste<br />

auf eine passende Größe.<br />

Nach dem Speichern des Formulars<br />

schließen Sie es. Dann öffnen Sie es per<br />

Doppelklick im Hauptfenster wieder,<br />

diesmal im Eingabemodus statt wie bisher<br />

im Entwurfsmodus. Wie Sie sehen,<br />

hat das weitgehend automatisch erzeugte<br />

Eingabeformular die Tabelle Bilder zu<br />

einer einfachen, aber voll funktionsfähigen<br />

Bilddatenbank ausgebaut, die nun<br />

auf die Eingabe von Daten wartet.<br />

Wie im Kasten Relationale Datenbanken<br />

angedeutet, benötigen Sie <strong>für</strong> das Zuordnen<br />

einer beliebigen Zahl an Kategorien<br />

zu einem Bilddatensatz zwei neue<br />

Tabellen: Kategorien enthält ein Textfeld<br />

Kategorie <strong>für</strong> den Kategorienamen und –<br />

wie schon die Bilder-Tabelle – eine id-<br />

Spalte mit einem Auto-Wert-Schlüssel<br />

vom Typ Integer, den Sie als Primärschlüssel<br />

kennzeichnen.<br />

Flexibel angebunden<br />

Speichern Sie diese Tabelle unter dem<br />

Namen Kategorien und schließen Sie sie.<br />

Öffnen Sie sie danach in der Dateneingabe-Ansicht.<br />

Geben Sie die Kategorien<br />

ein, in die Sie Ihre Bildsammlung einteilen<br />

möchten (an dieser Stelle sparen wir<br />

uns ein gesondertes Eingabeformular).<br />

Die eigentliche Verknüpfung leistet<br />

die Brückentabelle („pivot table“) Bilder-<br />

Kategorien mit ihren Feldern BildId und<br />

KategorieId, die pro Tabellenzeile einen<br />

2 Die Tabelle Bilder speichert beschreibende Daten zu<br />

Bildern auf der Festplatte und bildet somit das Kernstück<br />

der Beispieldatenbank.<br />

3 Eine Eingabemaske <strong>für</strong><br />

die Tabelle Bilder erzeugt<br />

der Base-Assistent weitgehend<br />

automatisch.<br />

42 www.linux-user.de<br />

07.2014


LibreOffice Base (Teil 1)<br />

Praxis<br />

Datensatz aus Bilder mit einem aus Kategorien<br />

über ihre id verknüpft. Um diese<br />

Tabelle zu erstellen, brauchen Sie im<br />

Werkzeug Tabelle in der Entwurfsansicht<br />

erstellen nur die zwei genannten Feldnamen<br />

einzutippen und als Feldtyp Integer<br />

auszuwählen. Beantworten Sie die Frage,<br />

ob Base beim Schließen des Entwurfs<br />

<strong>für</strong> die Tabelle BilderKategorien den noch<br />

fehlenden Primärschlüssel automatisch<br />

erzeugen soll, mit Ja.<br />

Es wäre sehr unhandlich, die verknüpfenden<br />

ids manuell in die Tabelle Bilder-<br />

Kategorien einzutragen. Dazu integrieren<br />

Sie, wie im nächsten Abschnitt beschrieben,<br />

in das Bild-Formular die in Abbildung<br />

6 rot hervorgehobene Tabelle<br />

Kategorien. Diese in ein Unterformular<br />

eingebettete Kategorien-Tabelle zeigt<br />

alle dem aktuellen Datensatz in BilderKategorien<br />

verknüpften Kategorien – plus<br />

eine leere Zeile, in der Sie per Auswahl<br />

aus einem Dropdown-Menü eine neue<br />

Zuordnung <strong>für</strong> den aktuellen Datensatz<br />

einfügen. Bestehende Zuordnungen verändern<br />

Sie auf die gleiche Weise.<br />

Unter und Ober<br />

Base ordnet jedem Formular eine Tabelle<br />

oder Abfrage als Datenquelle zu. Sie<br />

wählen diese nach einem Klick auf den<br />

vierten Button von oben (Formular) in<br />

der linken Schalterleiste der Bearbeitungsansicht<br />

im Reiter Daten 7 . Für das<br />

Formular Bilder erzeugte der Assistent<br />

bereits die richtige Zuordnung.<br />

4 Im Formularassistenten brauchen Sie nur die Felder und die Formatierung zu wählen,<br />

in der der Assistent die Felder im automatisch erzeugten Formular anordnet.<br />

Um Daten aus der Tabelle Kategorien in<br />

das Eingabeformular einzubinden, benötigen<br />

Sie ein sogenanntes Unterformular<br />

mit einer vom Hauptformular unabhängigen<br />

Datenquellenbindung. Um<br />

es zu erstellen, öffnen Sie den Formularnavigator<br />

mit dem in Abbildung 8<br />

markierten Schalter in der unteren Leiste<br />

der Formularbearbeitungsansicht.<br />

Im Formularnavigator wählen Sie nach<br />

einem Rechtsklick auf das vom Assistenten<br />

generierte MainForm die Option<br />

Neu | Formular und tippen als Name <strong>für</strong><br />

das Unterformular Kategorien ein. Ein<br />

Rechtsklick auf das neue Unterformular<br />

öffnet dessen Eigenschaften-Palette, in<br />

der Sie im Reiter Daten <strong>für</strong> Art des Inhalts<br />

Relationale Datenbanken<br />

Relationale Datenbanken speichern Daten in Tabellen mit fester<br />

Spaltenzahl („Felder“). Die starre Struktur erlaubt einen schnellen<br />

Zugriff. Allerdings ergibt sich daraus die Notwendigkeit, zusammengehörige<br />

Daten auf mehrere Tabellen zu verteilen („Normalisieren“).<br />

Ein Beispiel: Sie möchten <strong>für</strong> Ihre Bücher nicht nur bibliografische<br />

Daten speichern, wie Autor und Titel, sondern jedes davon auch einer<br />

oder mehreren Kategorien zuordnen. Eine einfache, jedoch offensichtlich<br />

ineffiziente Lösung wäre, in der Tabelle Bücher die Spalten<br />

Kategorie 1, Kategorie 2 und so weiter zu erstellen.<br />

Im Beispiel wäre die Anzahl der möglichen Kategorien pro Buch<br />

ohne Grund auf drei begrenzt. Unpraktisch ist auch, dass beim Löschen<br />

der Kategorie 1 die Werte aus Kategorie 2 und Kategorie 3<br />

nicht automatisch auf die nun freie höchste Ebene nachrücken.<br />

Um diese Probleme zu lösen, teilen relationale Datenbanksysteme<br />

Daten mit starrer Feldzahl und die in wechselnder Anzahl zugeordneten<br />

Kategorien einfach auf mehrere Tabellen auf: Die Tabelle Bücher<br />

speichert die Pflichtfelder <strong>für</strong> das jeweilige Objekt, Kategorien<br />

dagegen alle bereits vergebenen Kategorien.<br />

Jeder Datensatz beider Tabellen enthält außerdem einen automatisch<br />

erzeugten eindeutigen Zahlencode („Schlüssel“). Um Bücher<br />

einer oder mehreren Kategorien zuzuordnen, fehlt nur noch eine<br />

dritte Tabelle BuchKategorien mit den Feldern BuchId und KategorieId,<br />

die ein Buch über seinen Schlüssel BuchId mit einem Kategorieschlüssel<br />

(KategorieId) korreliert.<br />

So lassen sich Verknüpfungen in beliebiger Anzahl hinzufügen und<br />

wieder löschen, ohne dass Lücken in einer der Tabellen entstehen.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

43


Praxis<br />

LibreOffice Base (Teil 1)<br />

Tabelle und <strong>für</strong> Inhalt die zuvor erstellte<br />

Brückentabelle mit dem Namen Bilder-<br />

Kategorien auswählen.<br />

Dank dieser Einstellung greifen nun<br />

alle Datenfelder innerhalb des Unterformulars<br />

auf die Tabelle BilderKategorien<br />

zu, bisher jedoch auf die gesamte Tabelle.<br />

Uns interessieren aber nur die Kategorien-Verknüpfungen<br />

<strong>für</strong> den im<br />

Hauptformular geöffneten Datensatz.<br />

Daher gilt es, im nächsten Schritt in den<br />

Daten-Eigenschaften des Unterformulars<br />

die Felder Verknüpfen von und Verknüpfen<br />

nach auszufüllen.<br />

5 So sieht die vom Assistenten erzeugte Rohform des Eingabeformulars aus.<br />

6 Das rot markierte Unterformular ordnet ein Bild beliebig vielen Kategorien zu.<br />

7 Jedes Formular<br />

ist an eine<br />

Datenquelle (Abfrage<br />

oder Tabelle)<br />

gebunden.<br />

Mithilfe von eingebetteten<br />

Unterformularen<br />

greift<br />

eine Maske trotzdem<br />

auf mehrere<br />

Tabellen zu.<br />

Ein Klick auf das Ellipsen-Symbol (…)<br />

hinter Verknüpfen von öffnet den Dialog<br />

Felder Verknüpfen, in dem Sie die extra<br />

<strong>für</strong> die Zuordnung angelegten Felder<br />

der Tabellen BilderKategorien und Bilder<br />

auswählen, also BilderId und id. Das beschränkt<br />

das Unterformular auf die Zeilen<br />

aus BilderKategorien, deren BilderId<br />

mit der id des geöffneten Datensatzes<br />

im Hauptformular übereinstimmt.<br />

Zeilenweise<br />

Anders als im Hauptformular, das nur jeweils<br />

einen Datensatz anzeigt, sollen im<br />

Kategorien-Unterformular alle verknüpften<br />

Kategorien gleichzeitig erscheinen.<br />

Statt einfacher Textfelder brauchen Sie<br />

dazu ein mehrzeiliges Tabellen-Steuerelement<br />

9 , das Sie mithilfe der bereits erwähnten<br />

Symbolleiste Weitere Steuerelemente<br />

in das bisher noch leere Unterformular<br />

einfügen. Achten Sie darauf, dass<br />

im bereits erwähnten Formularnavigator<br />

das Unterformular Kategorien aktiv ist,<br />

denn nur dann landen neue Steuerelemente<br />

im Unterformular und haben Zugriff<br />

auf dessen Datenquelle.<br />

Schaffen Sie vorher durch Verkleinern<br />

des Felds Notizen etwas Platz. Ziehen Sie<br />

dann mit dem Tabellen-Steuerelement-<br />

Werkzeug die Kategorien-Tabelle auf,<br />

wie in Abbildung 6 zu sehen. Den sich<br />

nach dem Aufziehen startenden Assistenten<br />

brechen Sie ab. Öffnen Sie die Eigenschaftspalette<br />

mit einem Rechtsklick<br />

auf das Tabellen-Steuerelement und die<br />

Option Kontrollfeld, und setzen Sie die<br />

Einstellungen Symbolleiste Navigation<br />

und Datensatzmarkierer auf nein. Das in<br />

der Abbildung gezeigte Tabellensteuerelement<br />

ist nun vorhanden, enthält aber<br />

noch keine Datenfelder.<br />

Fügen Sie nun mit einem Rechtsklick<br />

auf den Tabellenkopf ein Listenfeld ein,<br />

das Sie mit einem weiteren Rechtsklick<br />

auf die nun entstandene Spalte Listenfeld<br />

1 und Auswahl des Menüpunkts<br />

Spalte weiter anpassen: Verändern Sie im<br />

Reiter Allgemein den Titel zu Kategorien.<br />

Im Reiter Daten koppeln Sie das Datenfeld<br />

an die Spalte aus BilderKategorien,<br />

die die verknüpfte Kategorie speichert,<br />

also KategorieId.<br />

44 www.linux-user.de<br />

07.2014


LibreOffice Base (Teil 1)<br />

Praxis<br />

Im Listenfeld soll jedoch nicht der numerische<br />

Kategorieschlüssel KategorieId erscheinen.<br />

Statt Schlüsselnummern wie<br />

1,2 oder 3 erwarten wir eine Auswahl<br />

zwischen Kategorien wie Porträt, Landschaft<br />

oder Stillleben. Diese Kategoriennamen<br />

stehen allerdings nicht in der an<br />

das Unterformular gebundenen Tabelle<br />

BilderKategorien, sondern in Kategorien.<br />

Wer nicht fragt, bleibt dumm<br />

8 Der Formularnavigator zeigt eine Übersicht der Steuerelemente in der Eingabemaske.<br />

Per Rechtsklick verändern Sie deren Einstellungen oder fügen Unterformulare ein.<br />

Deswegen erzeugt der Feldtyp Listenfeld<br />

die sichtbaren Listeneinträge aus einer<br />

externen Datenquelle. Die weicht vom<br />

Datenfeld ab, in der das Listenfeld seine<br />

Daten ablegt, und sollte pro Listeneintrag<br />

mindestens zwei Felder enthalten<br />

(vergleiche Abbildung 0 , Listenfeld<br />

Kategorien).<br />

Das erste Feld der Datenquelle erscheint<br />

sichtbar in der Liste. Ein anderes<br />

gebundenes Feld liefert den Wert, der<br />

nach Auswahl einer Option in der Tabelle<br />

BilderKategorien landet. Die Einstellung<br />

gebundenes Feld entscheidet darüber,<br />

um welches davon es sich handelt;<br />

die Spaltenzählung beginnt mit null.<br />

Lautete die Reihenfolge der Felder in<br />

der Kategorien-Tabelle Kategorie, id,<br />

dann könnten Sie die Tabelle direkt als<br />

Listeninhalt nutzen. Laut Konvention bildet<br />

aber die id das erste Feld. Deswegen<br />

benötigen Sie an dieser Stelle eine simple<br />

Abfrage, um die Reihenfolge der Felder<br />

umzudrehen. Als Bonus sortiert die<br />

Abfrage die Kategorienamen alphabetisch.<br />

Klicken Sie im Base-Hauptfenster<br />

in der linken Spalte auf Abfragen und<br />

wählen Sie Abfrage in der Entwurfsansicht<br />

erstellen…. Auf die Frage nach hinzuzufügenden<br />

Tabellen wählen Sie Kategorien,<br />

Hinzufügen und dann Schließen.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

45


Praxis<br />

LibreOffice Base (Teil 1)<br />

9 Ein Tabellen-Steuerelement zeigt alle<br />

Datensätze eines (Unter-)Formulars als Tabellenzeilen<br />

an. Wie gewöhnliche Formulare<br />

kennt es unterschiedliche Feldtypen,<br />

wie das im Beispiel genutzte Listenfeld.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32212<br />

Dann brauchen Sie nur noch die Felder<br />

Kategorie und id aus der als Kasten dargestellten<br />

Tabelle auf zwei leere Tabellenspalten<br />

in der unteren Hälfte des<br />

Query Designers zu ziehen. Für die Spalte<br />

Kategorie wählen Sie unter dem Parameter<br />

Sortierung den Wert aufsteigend und<br />

speichern die Abfrage unter dem Namen<br />

Kategorienliste.<br />

Abgefragt<br />

Nun wählen Sie in den Eigenschaften der<br />

eben erstellten Listenfeld-Spalte Abfrage<br />

als Art der Abfrage und die Abfrage Kategorienliste<br />

als Inhalt. Gebundenes Feld erhält<br />

den Wert 1, was bei nullbasierter<br />

Zählung der zweiten Spalte der Abfrage<br />

entspricht, also der entsprechenden id<br />

der Tabelle Kategorien.<br />

Die Abfrage Kategorienliste können Sie<br />

sich als virtuelle Tabelle vorstellen, die<br />

den Inhalt der Tabelle Kategorien in Echtzeit<br />

neu zusammenstellt. Selten fallen<br />

Abfragen so schlicht aus; meist kombinieren<br />

Sie Felder mehrerer Tabellen oder<br />

filtern bestimmte Datensätze anhand<br />

der im Abfrageneditor in der Zeile Kriterium<br />

eingetragenen Bedingungen. Eine<br />

solche Abfrage erklärt der zweite Teil des<br />

Workshops in der nächsten Ausgabe, in<br />

dem es unter anderem um das Programmieren<br />

einer Suchfunktion <strong>für</strong> die Bilddatenbank<br />

geht.<br />

Fazit …<br />

Rekapitulieren wir noch einmal die<br />

Funktion des Kategoriesystems anhand<br />

von Abbildung 0 : Im Hauptformular ist<br />

ein Datensatz aus Bilder offen. Passend<br />

zu dessen id wählt das Unterformular<br />

Datensätze aus der Pivot-Tabelle Bilder-<br />

Kategorien gemäß der Verknüpfung Bilder.id<br />

= BilderKategorien.BildId.<br />

Das Tabellensteuerelement enthält<br />

pro Unterformular-Datensatz eine Listenfeld-Zeile,<br />

das den zur KategorieId<br />

passenden Kategorienamen aus Bilder-<br />

Kategorien anzeigt oder die neue KategorieId<br />

in BilderKategorien ablegt.<br />

… und Ausblick<br />

In diesem Teil des Workshops hat Ihnen<br />

der Formularassistent viel Arbeit abgenommen<br />

hat. In der zweiten Folge wird<br />

sich aber zeigen, dass sich in Base (wie<br />

auch in Microsoft Access) nicht alle Aufgabenstellungen<br />

ohne Kenntnisse der<br />

datenbankspezifischen Programmiersprache<br />

SQL lösen lassen.<br />

Weitere Anstöße und praktische Beispiele<br />

liefert das als PDF und ODF-Datei<br />

im Internet verfügbare offizielle Base-<br />

Handbuch û, das weit über die mitgelieferte<br />

Onlinehilfe hinausgeht. Sie finden<br />

es auch auf der Heft-DVD zu dieser<br />

Ausgabe. (tle) n<br />

0 So funktioniert das Zuordnen: Ein Unterformular bindet per Verknüpfung der id in Bild zu BildId in Kategorien alle dem Datensatz zugeordneten<br />

Kategorien ein. Ein Listenfeld nimmt eine Verknüpfung vor: Es zeigt den zur KategorieId passenden Namen.<br />

46 www.linux-user.de<br />

07.2014


Praxis<br />

Graphviz<br />

Mit Graphviz komplexe Strukturen veranschaulichen<br />

Richtig ausgerichtet<br />

Netzwerkpläne, verschachtelte Abhängigkeiten oder binäre Bäume – mit Graphviz<br />

visualisieren Sie auf einfache Weise komplexe Zusammenhänge. Frank Hofmann<br />

© Mn-que, sxc.hu<br />

Readme<br />

In der Open-Source-Landschaft ist das<br />

Programm Graphviz û seit Längerem<br />

fest verankert (siehe Kasten Aus den Bell<br />

Labs). Vielfach leistet es unbemerkt im<br />

Hintergrund seine Dienste, etwa beim<br />

automatischen Erstellen von Abbildungen<br />

auf einem Webserver über ein Skript<br />

aus einer Datenbank heraus. Die Markdown-Sprache<br />

Asciidoc û bietet die<br />

Möglichkeit, Graphviz-Daten direkt einzubetten<br />

– der Compiler übersetzt diese<br />

Abschnitte automatisch in entsprechende<br />

Grafiken. Für das Dokumentationssystem<br />

Doxygen û und diverse Wiki-<br />

Plattformen stehen passende Plugins<br />

bereit. Ebenso kommt Graphviz in Puppet<br />

û zum Einsatz – hier zum Erzeugen<br />

von Ressourcen-Graphen.<br />

Die Graphen-Software Graphviz bietet bereits<br />

umfangreiche Möglichkeiten. Eine<br />

Reihe von Anwendungsbeispielen zeigt,<br />

dass das Programm oft mit wenig Aufwand<br />

einen erheblichen Beitrag leistet, um Zusammenhänge<br />

zu verdeutlichen.<br />

Graphviz-Serie<br />

Michael Niedermair:<br />

„Richtig arrangiert“<br />

Michael Niedermair:<br />

„Dot2tex“<br />

LU 01/​2014, S. 46 http:// www. linux‐community. de/ 28542<br />

LU 06/​2014, S. 40 http:// www. linux‐community. de/ 28543<br />

48 www.linux-user.de<br />

07.2014


Graphviz<br />

Praxis<br />

Im nächsten Schritt steht das Übersetzen<br />

der Datei mit einem der genannten<br />

Tools in ein Ausgabeformat an (GIF,<br />

PNG, SVG, PDF, Postscript). Der folgende<br />

Befehl erzeugt aus graph.dot eine Abbildung<br />

im PNG-Format:<br />

$ dot ‐Tpng graph.dot ‐o graph.png<br />

Beim Verarbeiten gerichteter und ungerichteter<br />

Graphen (siehe Kasten Graphen-Typen)<br />

helfen die Kommandozeilenwerkzeuge<br />

dot, neato, fdp, circo und<br />

twopi. Sie alle gehören zum Graphviz-<br />

Paket und setzen jeweils spezifische Algorithmen<br />

aus der Graphentheorie zur<br />

Reduktion von Kantenlängen, Separierung<br />

von Teilgraphen und Erkennen von<br />

Zusammenhangskomponenten û um.<br />

Arbeitsablauf<br />

Zunächst erzeugen Sie mit einem Texteditor<br />

eine Beschreibung der Elemente<br />

und deren Abhängigkeiten untereinander<br />

und speichern diese als Textdatei ab.<br />

Der Aufbau der Dot-Datei gestaltet sich<br />

recht einfach: Zunächst definieren Sie<br />

einen Graphen (Listing 1, Zeile 1). Mit<br />

dem Schlüsselwort digraph beginnt ein<br />

gerichteter Graph, auf Englisch abgekürzt<br />

<strong>für</strong> „directed graph“. Vergessen Sie<br />

keinesfalls die öffnende, geschweifte<br />

Klammer nach dem Schlüsselwort.<br />

In den darauffolgenden Zeilen spezifizieren<br />

Sie die drei Knoten A, B und C<br />

mit entsprechenden Attributen zum<br />

Gestalten der Knoten und Kanten. Jede<br />

Zeile schließen Sie am Ende mit einem<br />

Semikolon ab. Als Name eines Knotens<br />

verwenden Sie entweder einen Bezeichner,<br />

wie er in der Programmiersprache<br />

C zulässig ist, oder eine Zahl<br />

beziehungsweise eine in Anführungszeichen<br />

eingeschlossene Zeichenkette.<br />

Leer-, Steuer- und sonstige Satzzeichen<br />

respektiert Dot ebenfalls. Mehrzeilige<br />

Beschriftungen erzeugen Sie mittels \n<br />

<strong>für</strong> einen Zeilenumbruch. Die Beschriftung<br />

erscheint dann mittig.<br />

Der Operator ‐> erzeugt eine Kante<br />

zwischen zwei Punkten in der entsprechenden<br />

Richtung. In Zeile 6 schließen<br />

Sie die Definition des Graphen mit einer<br />

geschweiften Klammer ab. Mit der Vergabe<br />

von Attributen steuern Sie das<br />

Aussehen des Graphen. Die Attribute geben<br />

Sie in eckigen Klammern an. Das ist<br />

entweder als allgemeine Anweisung <strong>für</strong><br />

Aus den Bell Labs<br />

Die plattformübergreifende Visualisierungssoftware<br />

Graphviz stammt ursprünglich<br />

von AT&T und den Bell Labs. Die Software<br />

existiert seit 1988, steht unter der<br />

Eclipse Public License (EPL) û und läuft<br />

unter den Betriebssystemen Linux, Solaris,<br />

Windows und Mac OS X. Für alle Distributionen<br />

stehen stabile Pakete bereit.<br />

Graphen-Typen<br />

Ein Graph besteht aus einer Menge von<br />

Knoten und Kanten, wobei eine Kante<br />

stets zwei Knoten miteinander verbindet.<br />

Es gibt zwei Typen von Graphen: ungerichtet<br />

und gerichtet. Bei einem ungerichteten<br />

Graphen weisen die Kanten keine<br />

Angabe zur Richtung auf. Bei gerichteten<br />

Graphen dagegen verfügen alle Kanten<br />

über eine solche. Diese gibt die Leserichtung<br />

vor, ähnlich einer Einbahnstraße.<br />

Listing 1<br />

01 digraph G {<br />

02 A ‐> B [style=dotted];<br />

03 A ‐> C [color=red,<br />

label="Beschriftung"];<br />

04 C [shape=box, style=filled,<br />

color="0.7 0.7 0.0"];<br />

05 B ‐> C;<br />

06 }<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

49


Praxis<br />

Graphviz<br />

alle nachfolgenden Elemente möglich<br />

oder nur <strong>für</strong> einzelne Knoten. Letzteres<br />

zeigen die Zeilen 2 und 3 in Listing 1.<br />

Des Weiteren definiert Zeile 2 eine gepunktete<br />

Linie, Zeile 3 stattdessen eine<br />

rot gefärbte Linie mit einer Beschriftung<br />

der Kante. Dazu verwenden Sie das Attribut<br />

label, gefolgt von einem Gleichheitszeichen<br />

und dem Inhalt in Anführungszeichen.<br />

In Zeile 4 legen Sie <strong>für</strong><br />

den Knoten C einen eckigen Rahmen<br />

fest, dessen Inhalt eine blaue Farbe erhält.<br />

Den Farbwert setzen Sie aus den<br />

Rot-, Grün- und Blau-Anteilen zusammen.<br />

Abbildung 1 zeigt den Quellcode<br />

und das Ergebnis im Bildbetrachter.<br />

In der Arbeit mit dem Rechner eignet<br />

sich Graphviz unter anderem dazu, Verzeichnishierarchien<br />

zu visualisieren. Ein<br />

Graph zeigt in einer Baumstruktur, wo<br />

sich möglicherweise unerwünschte Ordner<br />

angesammelt haben. Das Programm<br />

bietet mit der Option folder <strong>für</strong> die Ausgabe<br />

der Knoten kleine Symbole an, deren<br />

Aussehen sich an jenes von Ordnern<br />

im Dateimanager anlehnt (Listing 2).<br />

Die Datei übersetzen Sie analog zum<br />

vorher gezeigten Beispiel. Abbildung 2<br />

präsentiert die erzeugte Grafik. Nutzen<br />

Sie eines der anderen Werkzeuge, übersetzen<br />

diese obige Beschreibung zwar<br />

anstandslos, ordnen die Objekte aber<br />

kreisförmig an, was der gewohnten Sicht<br />

auf ein Dateisystem entgegensteht.<br />

Mit etwas Geschick ließe sich die Dot-<br />

Datei aus einem Skript heraus erzeugen.<br />

Auf diese Weise würden Sie sich automatisiert<br />

einen Überblick über einen Zweig<br />

des Dateisystems verschaffen.<br />

Binärer Baum<br />

Bäume bestehen als Datenstrukturen<br />

aus Knoten und Kanten, wobei die Wurzel<br />

den oberste Knoten bildet. Binäre<br />

Bäume verfügen über zwei Sorten von<br />

Knoten – äußere (ohne Nachfolger) und<br />

innere (mit genau zwei Nachfolgern).<br />

Das vorrangige Einsatzgebiet solcher<br />

Binärbäume stellt das Strukturieren und<br />

die möglichst effiziente Suche in sortierten<br />

Datenmengen dar.<br />

Graphviz nimmt Ihnen beim Umgang<br />

mit solchen Graphen Arbeit ab. Listing 3<br />

zeigt, wie Sie einen solchen binären<br />

Baum mit der Software erstellen. Nachdem<br />

Sie zunächst in Zeile 2 das Aussehen<br />

aller Knoten als Rechteck festgelegt<br />

haben, definieren Sie in den Zeilen 4<br />

bis 8 die Struktur und die Inhalte.<br />

Jeder Knoten verfügt über drei Elemente:<br />

Einen Verweis auf den nachfolgenden,<br />

linken Knoten (benannt mit l),<br />

ein mittleres Datenfeld mit Inhalt (benannt<br />

mit m) sowie einen Verweis auf<br />

den nachfolgenden, rechten Knoten (benannt<br />

mit r). Auf die einzelnen Elemente<br />

greifen Sie später über deren Namen zu.<br />

1 Farbige Visualisierung eines gerichteten Graphen mit drei Knoten.<br />

Listing 2<br />

01 graph {<br />

02 "/" [shape=folder];<br />

03 "/boot" [shape=folder];<br />

04 "/usr" [shape=folder];<br />

05 "/home" [shape=folder];<br />

06 "/var" [shape=folder];<br />

07 "/frank" [shape=folder];<br />

08 "/peter" [shape=folder];<br />

09 "/" ‐‐ "/boot";<br />

10 "/" ‐‐ "/usr";<br />

11 "/" ‐‐ "/home";<br />

12 "/" ‐‐ "/var";<br />

13 "/home" ‐‐ "/frank";<br />

14 "/home" ‐‐ "/peter";<br />

15 }<br />

50 www.linux-user.de<br />

07.2014


Graphviz<br />

Praxis<br />

3 Die Pfeile <strong>für</strong> den binären Suchbaum<br />

setzt Graphviz automatisch an die richtigen<br />

Stellen, wenn Sie die korrekte Syntax<br />

verwenden.<br />

2 Graphviz bringt von Haus aus eine<br />

kleine Grafik mit, die sich dazu eignet, um<br />

Ordner in einer Verzeichnishierarchie zu<br />

symbolisieren.<br />

In Zeile 10 verknüpfen Sie das linke Element<br />

von knoten0 mit dem mittleren<br />

Element von knoten1. Die anderen Knoten<br />

binden Sie in ähnlicher Weise ein.<br />

Das gewünschte Element des jeweiligen<br />

Knotens adressieren Sie über den Namen<br />

des Elements, durch einen Doppelpunkt<br />

separiert vom Namen des Knotens.<br />

Damit bestimmen Sie die Position,<br />

auf die der Pfeil zeigt. Das nachfolgende<br />

Übersetzen erzeugt die gewünschten<br />

Kästchen und Linien 3 .<br />

Datenstruktur als Hashes<br />

Beim Programmieren kommen häufig<br />

Datenstrukturen in Form eines Hashes<br />

zum Einsatz, wie etwa assoziative Arrays<br />

û. Graphviz bildet solche Strukturen<br />

ohne komplexe Verrenkungen ab,<br />

wenn Sie die richtige Syntax verwenden.<br />

So legt die Zeile 2 von Listing 4 fest, dass<br />

Sie einen gerichteten Graphen generieren<br />

möchten – der Parameter LR bestimmt<br />

dabei die Richtung von links<br />

nach rechts.<br />

Die Zeilen 5 bis 11 definieren den Inhalt<br />

des Knotens als zusätzliche Struktur<br />

und greifen später auf die einzelnen Elemente<br />

über deren Namen zu. Dabei hat<br />

knoten0 (Zeile 5) die drei Elemente f0, f1<br />

und f2, während knoten1 bis knoten5<br />

(Zeile 7 bis 11) jeweils über die beiden<br />

4 Wer sich beim<br />

Programmieren die<br />

Zusammenhänge<br />

von Hash-Tabellen<br />

klarmachen möchte,<br />

dem hilft Graphviz<br />

mit den entsprechenden<br />

Funktionen.<br />

Listing 3<br />

01 digraph G {<br />

02 node [shape=record, height=0.1];<br />

03 <br />

04 knoten0 [label = " | H | "];<br />

05 knoten1 [label = " | D | "];<br />

06 knoten2 [label = " | A | "];<br />

07 knoten3 [label = " | P | "];<br />

08 knoten4 [label = " | W | "];<br />

09 <br />

10 knoten0:l ‐> knoten1:m;<br />

11 knoten1:l ‐> knoten2:m;<br />

12 knoten0:r ‐> knoten3:m;<br />

13 knoten1:r ‐> knoten4:m;<br />

14 }<br />

Listing 4<br />

01 digraph G {<br />

02 rankdir=LR;<br />

03 node [shape=record, width=0.1, height=0.1];<br />

04 <br />

05 knoten0 [label = " | | ", height=1.5];<br />

06 node [width=1.5];<br />

07 knoten1 [label = "{ n14 | 719 | }"];<br />

08 knoten2 [label = "{ k71 | 216 | }"];<br />

09 knoten3 [label = "{ n39 | 771 | }"];<br />

10 knoten4 [label = "{ k56 | 250 | }"];<br />

11 knoten5 [label = "{ a34 | 125 | }"];<br />

12 <br />

13 knoten0:f0 ‐> knoten1:n;<br />

14 knoten1:p ‐> knoten2:n;<br />

15 knoten0:f1 ‐> knoten3:n;<br />

16 knoten0:f2 ‐> knoten4:n;<br />

17 knoten4:p ‐> knoten5:n;<br />

18 }<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

51


Praxis<br />

Graphviz<br />

den Sie die Abhängigkeiten zwischen<br />

Paketen auf einem Debian-basierten<br />

System. Dazu erwartet es als Parameter<br />

den Namen eines oder mehrerer Pakete<br />

– der Einfachheit halber verwenden wir<br />

im Beispiel lediglich sqlite3 <strong>für</strong> die Datenbank<br />

SQLite3 û.<br />

Das Programm liefert das Ergebnis im<br />

Dot-Format. Der Aufruf aus Listing 5 erzeugt<br />

auf der Kommandozeile die angesprochene<br />

Liste und leitet das Ergebnis<br />

in die Datei sqlite3.dot um 5 . Daraus<br />

generieren Sie mit Dot eine Bilddatei 6 .<br />

Pfade hervorheben<br />

5 Die Dot-Beschreibung zu den Abhängigkeiten des Pakets sqlite3 auf einem Debianbasierten<br />

System wirkt komplex, der entsprechende Graph erscheint eingängig.<br />

Listing 5<br />

$ debtree sqlite3 > sqlite3.dot<br />

$ dot ‐Tpng sqlite3.dot ><br />

sqlite3.png<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31703<br />

Elemente n und p verfügen. Das mittlere<br />

Element hat keinen Bezeichner, sondern<br />

nur den angegebenen Wert. Das Verlinken<br />

der Knoten erfolgt in den Zeilen 13<br />

bis 17, den Rest übernimmt Graphviz 4 .<br />

Ein anderes Beispiel stammt direkt aus<br />

dem „Motorraum“ eines Linux-Systems:<br />

Mit dem Programm Debtree û erkun-<br />

Listing 6<br />

01 graph {<br />

02 a ‐‐ b ‐‐ d ‐‐ c ‐‐<br />

f[color=red,penwidth=3.0];<br />

03 b ‐‐ c;<br />

04 d ‐‐ e;<br />

05 e ‐‐ f;<br />

06 a ‐‐ d;<br />

07 }<br />

Manchmal interessiert in einem Graphen<br />

ein bestimmter Pfad, wie etwa die kürzeste<br />

Verbindung zwischen zwei Punkten<br />

– zum Beispiel beim Planen einer<br />

Route in einem Wegenetz. Meist erhalten<br />

die Kanten zusätzliche Eigenschaften,<br />

wie die Distanz, die Beschaffenheit<br />

der Wege (Straßenzustand) oder aktuelle<br />

Hindernisse wie Baustellen oder Staus.<br />

All diese Kriterien fließen in die Bewertung<br />

einer Route mit ein.<br />

Abbildung 7 zeigt ein relativ einfaches<br />

Beispiel. Die rote Farbe und die veränderte<br />

Breite der Linie erreichen Sie<br />

über die Attribute color und penwidth.<br />

Um das gleichmäßige Sechseck zu erhalten,<br />

rufen Sie beim Übersetzen von Listing<br />

6 das Kommando circo auf – alle<br />

anderen Elemente bleiben identisch.<br />

Dot-Betrachter<br />

Neben dem im Graphviz-Paket mitgelieferten<br />

und eher antik wirkenden Programm<br />

dotty förderte eine Recherche<br />

6 Mit Debtree und Graphviz sehen Sie auf einen Blick, was <strong>für</strong> einen Rattenschwanz an Programmen eine Installation nach sich zöge.<br />

52 www.linux-user.de<br />

07.2014


Graphviz<br />

Praxis<br />

Fazit<br />

7 Pfad in einem Netzwerk.<br />

im Web unter anderem Smyrna û und<br />

ZGRViewer û zutage. Ersteres hat den<br />

Status „experimentell“, macht aber nach<br />

einem Blick in die Dokumentation einen<br />

vielversprechenden Eindruck. ZGRViewer<br />

basiert auf Java-Programmcode, der<br />

bislang nicht <strong>für</strong> Debian oder Ubuntu als<br />

Paket vorhanden ist.<br />

Graphviz versteht sich auf sehr umfangreiche<br />

Beschreibungen, die sogar Verläufe<br />

in den Farben enthalten dürfen. Fühlen<br />

Sie sich mit dem Programm trotz dieses<br />

Umfangs ungenügend bedient, hilft<br />

ein Blick auf ähnliche Projekte. Dazu gehören<br />

unter anderem GraphML û, die<br />

Graph Exchange Language (GXL) û<br />

oder die Innereien des Formats Scalable<br />

Vector Graphics (SVG). Alle drei definieren<br />

Strukturen von Grafiken auf der Basis<br />

von XML-Formaten. Für GXL finden sich<br />

im Graphviz-Paket passende Konverter<br />

von und nach Dot. (agr) n<br />

Danksagung<br />

Der Autor bedankt sich bei Axel Beckert,<br />

Wolfram Eifler und Thomas Winde <strong>für</strong> deren<br />

kritische Anmerkungen und Kommentare<br />

im Vorfeld dieses Artikels.<br />

Der Autor<br />

Frank Hofmann (http:// www. efho. de) arbeitet<br />

in Berlin im Büro 2.0, einem Open-Source Experten-Netzwerk,<br />

als Dienstleister. Der Mitgründer<br />

des Schulungsunternehmens Wizards of<br />

FOSS koordiniert seit 2008 das Regionaltreffen<br />

der LUGs aus der Region Berlin-Brandenburg.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

53


Praxis<br />

Kontact-Debugging<br />

Fehlersuche in Kontact, Akonadi und Nepomuk<br />

Pannenhelfer<br />

© Svedoliver, 123RF<br />

KDEs Groupware-Client Kontact glänzt zwar mit einer<br />

beeindruckenden Vielfalt an Funktionen, produziert jedoch<br />

gelegentlich ärgerliche Fehler. Kein Problem – wenn Sie<br />

wissen, wo Sie hinlangen müssen. Markus Feilner<br />

Readme<br />

Kontact ist der einzig verbliebene vollständige<br />

Groupware-Client <strong>für</strong> Linux-Desktops.<br />

Vom Umfang her stellt er Thunderbird oder<br />

Evolution locker in den Schatten, doch birgt<br />

das Gespann im Hintergrund, Akonadi und<br />

Nepomuk, einige Stolpersteine. Mit etwas<br />

Know-how und den richtigen Tools meisten<br />

Sie jedoch diese Klippen.<br />

E-Mail, Kontakte, Kalender, Aufgaben,<br />

Notizen, (RSS-)Nachrichten und Journale<br />

(Tagebücher) – schon das Standard-<br />

Spektrum der Kontact-Module 1 lässt<br />

ahnen, dass hier eine Software werkelt,<br />

die weit mehr bewerkstelligt als nur<br />

E-Mails zu verwalten. Wer dann seinen<br />

Account konfiguriert, der findet in den<br />

Tiefen der Einstellungsdialoge <strong>für</strong> jedes<br />

dieser Module eine meist lange Liste zusätzlicher<br />

Dienste, die zum Einbinden<br />

bereitstehen.<br />

Unüberschaubar<br />

Doch nicht alle der zahlreichen Konfigurationsoptionen,<br />

Einrichtungsdialoge<br />

und Module arbeiten ohne Fehler. Generell<br />

gilt: Je neuer das im Standardumfang<br />

der KDE SC enthaltene Kontact û<br />

ausfällt und je länger ein Modul schon<br />

dabei ist, umso besser funktioniert es. Im<br />

Falle der Kalendermodule 2 heißt das:<br />

Bei Google, Facebook, Kolab und den<br />

verschiedenen Arten, Termine in Dateien<br />

zu speichern, sollten nur wenige Probleme<br />

auftreten. Eine Anbindung an Microsofts<br />

Exchange-Server verwarfen die<br />

Entwickler übrigens mangels Nachfrage.<br />

Die unüberschaubare Vielfalt stellt<br />

aber nicht das einzige Problem dar: Viele<br />

der Einstellungen und Dialoge tauchen<br />

auch an anderer Stelle erneut oder in anderer<br />

Ausprägung wieder auf – etwa in<br />

der Systemsteuerung, in Setup-Wizards<br />

oder den Diagnosetools.<br />

Akonadi<br />

Besonders wenn Sie als Anwender mehrere<br />

Accounts verwenden, werkelt im<br />

Hintergrund eine ganze Palette von<br />

Diensten, die die Suche, das Indizieren<br />

und Speichern der Daten übernehmen.<br />

Im Rahmen des semantischen Desktops,<br />

den das KDE-Projekt anstrebt, unterstützen<br />

vor allem vier Dienste beziehungsweise<br />

Programme Kontact und KDE bei<br />

der Arbeit: Akonadi, Nepomuk, Soprano<br />

und Virtuoso.<br />

54 www.linux-user.de<br />

07.2014


Kontact-Debugging<br />

Praxis<br />

Vereinfacht erklärt liefert Akonadi û als<br />

Speicherdienst die Storage-Engine <strong>für</strong><br />

die Daten, wobei es Informationen desktopweit<br />

und eindeutig adressierbar bereitstellt.<br />

Damit sind alle Akonadi-tauglichen<br />

Anwendungen in der Lage, unkompliziert<br />

Daten miteinander zu teilen<br />

und zu ändern. Das nach einer afrikanischen<br />

Gottheit benannte Akonadi holt<br />

die Mails ab, checkt Kalendereinträge<br />

und speichert Adressbücher.<br />

Nepomuk<br />

Komplizierter gestaltet sich da schon die<br />

Arbeit von Nepomuk û. Das „Networked<br />

Environment for Personal Ontology-based<br />

Management of Unified<br />

Knowledge“ will den semantischen<br />

Desktop des KDE-Projektes entwickeln<br />

und Metadaten jeder Form schnell und<br />

unkompliziert zur Verfügung stellen.<br />

Stark vereinfacht dargestellt indiziert<br />

Nepomuk die Daten aus Akonadi und<br />

hilft dem Anwender über teils automatisch<br />

generierte Tags und Stichwörter,<br />

bei der Suche schnellere und bessere Ergebnisse<br />

zu erzielen. Hier kommen Soprano<br />

und Virtuoso ins Spiel, Datenbank-<br />

Backends und Bibliotheken, die der Anwender<br />

eigentlich gar nicht zu Gesicht<br />

bekommen sollte. Trotzdem drängen sie<br />

sich manchmal in den Vordergrund – vor<br />

allem Virtuoso.<br />

In der Praxis<br />

Lief bei Ihnen die Kontact-Suite schon<br />

immer tadellos und traten nach dem<br />

Einrichten von Mailclient, Google-Kalender<br />

und ähnlichen Ressourcen keine Probleme<br />

mit KDE oder Kontact auf, dann<br />

zählen Sie zu den wenigen glücklichen<br />

Ausnahmen unter den KDE-Anwendern.<br />

Erst etwa ab KDE SC 4.10 läuft das komplexe<br />

Gespann überwiegend fehlerfrei.<br />

Die zu Redaktionsschluss aktuelle Version<br />

4.12.2 überzeugt in Sachen Stabilität<br />

und liefert von Haus aus fast sofort Suchergebnisse<br />

aus allen Datenquellen.<br />

Abbildung 3 zeigt eine Suche über den<br />

Dialog Befehl ausführen, den Sie mit<br />

[Alt]+[F2] erreichen. Dessen Einstellungen<br />

erreichen Sie über das Schraubenschlüssel-Icon<br />

am linken Rand. Ebenso<br />

zeigt ein Popup im To:-Feld von Kmail<br />

alle zur Eingabe passenden E-Mail-<br />

Adressen – nicht nur die aus dem<br />

Adressbuch, sondern auch solche, die<br />

sich beispielsweise in PDF-Dokumenten<br />

auf der Festplatte befinden.<br />

Probleme<br />

Doch bis dahin war es ein langer Weg:<br />

Zwei der größten Problemfelder des Backends<br />

waren der Suchdienst Nepomuk<br />

und seine Datenbank-Engine Virtuoso.<br />

Nicht selten berichteten Anwender über<br />

langsame Rechner, nachdem sie Kontact<br />

einrichtet hatten. Auch brachten Suchanfragen<br />

keine oder fehlerhafte Ergebnisse.<br />

Wer mit top oder der Systemsteuerung<br />

den nervigen Prozessen auf die<br />

Schliche kommen wollte, fand beispielsweise<br />

Nepomuk zugeordnete virtuoso-t-<br />

Prozesse, die Gigabytes an Speicher belegten<br />

und die CPU über Stunden mit<br />

annähernd 100 Prozent auslasteten.<br />

Dazu kam ein weiteres Problem, bei<br />

dem die Entwickler allerdings keine<br />

Schuld trifft: Die vielen verschiedenen<br />

Backends (Facebook, Google, etc.) beispielsweise<br />

<strong>für</strong> Kontact machen es<br />

schwer, den Überblick über die Einstellungen<br />

zu behalten. Wer Kontact zu sehr<br />

verkonfiguriert hat, dem hilft häufig nur<br />

1 Kontact will nicht<br />

nur einen Mail-Client<br />

bieten, sondern ein<br />

Personal Information<br />

Management<br />

(PIM), klassisch<br />

Groupware genannt.<br />

2 Alleine <strong>für</strong> das<br />

Kalendermodul stehen<br />

zahlreiche zusätzliche<br />

Komponenten zum<br />

Einsatz bereit.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

55


Praxis<br />

Kontact-Debugging<br />

noch das Anlegen eines neuen Benutzerkontos,<br />

um wieder zurück zu einer<br />

funktionierenden und schnellen Arbeitsumgebung<br />

im Ursprungszustand zu gelangen.<br />

Doch bevor Sie diesen harten<br />

Eingriff erwägen, sollten sie zu den im<br />

Folgenden vorgestellten hilfreichen<br />

Werkzeugen <strong>für</strong> den Betrieb greifen.<br />

Akonaditray<br />

Das Werkzeug Akonaditray klinkt sich im<br />

Systemtray ein, wo Sie es per Rechtsklick<br />

auf Akonadi-Modul starten 4 . Im ersten<br />

der beiden Reiter stellen Sie die Ressourcen<br />

zentral ein, im zweiten finden Sie<br />

unter Status die Schaltflächen Test, Stopp<br />

und Neu starten.<br />

Es lohnt sich gerade <strong>für</strong> Akonadi-<strong>Einsteiger</strong>,<br />

einmal einen Test oder einen<br />

Neustart anzustoßen, um sich ein Bild<br />

davon zu machen, was Akonadi dabei alles<br />

erledigt. Die Ausgabe in den Informationsdialogen<br />

stellt das Tool übersichtlich<br />

und klar dar, bietet aber dennoch<br />

viele bisweilen hilfreiche Details.<br />

Akonadiconsole<br />

Deutlich mehr Möglichkeiten des Debuggings<br />

eröffnet die Akonadiconsole,<br />

die Sie mit akonadiconsole starten. Das<br />

Tool nutzen in der Regel nur Entwickler<br />

oder Administratoren, denn es erschlägt<br />

mit einer wahren Flut an Detailinformationen<br />

und Werkzeugen <strong>für</strong> jedes Problem.<br />

Im Browser 5 zeigt die Software<br />

einen einzelnen Kalender-Termin an. Da<br />

es sich hier um eine Kolab-Groupware-<br />

Ressource handelt, liegt sie als eine<br />

E-Mail mit Termindaten im XML- beziehungsweise<br />

Vcal-Format vor. Bei einem<br />

Klick auf eine Zeile in der Liste rechts<br />

zeigt Akonadiconsole unten im Bereich<br />

Raw Payload die Rohdaten des Termins,<br />

den Kontact als bunten Eintrag im Kalender<br />

am entsprechenden Tag darstellt.<br />

Fortgeschrittene Benutzer und Entwickler<br />

verwenden die Konsole dazu,<br />

um über die Reiter Debugger, Query<br />

Debugger oder Monitors Details über laufende<br />

Vorgänge, Fehler und Akonadi-<br />

Objekte zu erhalten.<br />

Steuerung<br />

Auch auf der Kommandozeile bietet<br />

Akonadi einige hilfreiche Optionen. Das<br />

Kommando akonadictl status zeigt<br />

den Zustand des Akonadi-Servers an,<br />

akonadictl start beziehungsweise<br />

akonadictl stop starten respektive beenden<br />

den Dienst; akonadictl restart<br />

führt einen Neustart aus. Vor allem nach<br />

Updates und bei Problemen, die nach<br />

solchen Aktualisierungen auftauchen,<br />

bietet sich das Kommando an: Einige<br />

Probleme löst Akonadi beim Neustart.<br />

Mit Vorsicht genießen sollten Sie den<br />

Befehl akonadictl vacuum, das unter<br />

Einsatz vieler Ressourcen (CPU und Festplatte)<br />

den internen Speicher zu löschen<br />

versucht. Der Aufruf akonadictl fsck<br />

prüft die Konsistenz der Datenbank und<br />

versucht, gängige Fehler zu reparieren.<br />

Nepomukctl<br />

Das Kontrollkommando von Nepomuk<br />

heißt Nepomukctl. Sie geben den Befehl<br />

nepomukctl zusammen mit einer der Optionen<br />

start, stop, restart oder status<br />

in ein Terminal ein, um analog zu Akonadictl<br />

den Dienst zu stoppen oder starten<br />

und Informationen zu erhalten. Weil<br />

Nepomuk über eigene Unter-Dienste<br />

verfügt (Storage, Dateiüberwachung<br />

und Indexer sowie gegebenenfalls weitere,<br />

etwa <strong>für</strong> Programme wie die Bilddatenbank<br />

Digikam), können Sie diese<br />

ebenfalls im Einzelfall dediziert steuern,<br />

beispielsweise mit einem nepomukctl<br />

status (Listing 1).<br />

Listing 1<br />

$ nepomukctl status<br />

Nepomuk Server is running.<br />

Service storage is running.<br />

Service fileindexer is running.<br />

Service filewatch is running.<br />

Service digikamnepomukservice is running.<br />

Listing 2<br />

$ cat agent_config_akonadi_imap_resource_0<br />

[Agent]<br />

Name=<strong>LinuxUser</strong><br />

DesiredOnlineState=true<br />

3 Dank Nepomuk und Konsorten zeigt der Dialog Befehl<br />

ausführen auch Suchergebnisse aus E-Mails, Dateien,<br />

Bookmarks, Kalender und vielem mehr an.<br />

56 www.linux-user.de<br />

07.2014


Kontact-Debugging<br />

Praxis<br />

Die beiden Programme benötigen zum<br />

Ausführen keine Root-Rechte. Möchten<br />

Sie tiefer in die Materie einsteigen, dann<br />

sollten Sie sich die anderen Tools und<br />

ihre Dokumentation ansehen, die Nepomuk<br />

und Akonadi mitbringen. Darunter<br />

befinden sich interessante Werkzeuge<br />

<strong>für</strong> Migration, Export und Backup, aber<br />

auch Dienstprogramme zum Aufräumen<br />

der Datenbanken .<br />

Frühjahrsputz<br />

Sowohl KDE und Kontact als auch Akonadi<br />

und Nepomuk speichern ihre Daten<br />

als Klartextdateien und Datenbanken in<br />

Ihrem Heimatverzeichnis. Das erweist<br />

sich als sehr hilfreich, wenn Sie beispielsweise<br />

eine Konfiguration erstellen und<br />

diese auf mehreren Rechnern verwenden<br />

wollen. Hier genügt es, die relevanten<br />

Daten von einem Rechner zum anderen<br />

zu kopieren. Allerdings müssen<br />

Sie darauf achten, dass Ihnen Benutzernamen,<br />

‐rechte und ‐IDs keinen Strich<br />

durch die Rechnung machen: Die müssen<br />

auf Quell- und Zielsystem gleich lauten<br />

– zumindest dann, wenn sie in den<br />

Konfigurationsdateien vorkommen.<br />

4 Die Akonadi-Einrichtung mit Akonaditray. Ein Reiter kümmert sich ums Ressourcenmanagement,<br />

der andere um Treiber und vor allem um Test und Restart von Akonadi.<br />

Ebenfalls hilfreich mag unter Umständen<br />

das simple Löschen all dieser Dateien<br />

erscheinen, zum Beispiel dann, wenn<br />

Sie einen Account „zurücksetzen“ möchten.<br />

Das betrifft alle Einstellungen von<br />

5 Die Akonadiconsole bietet vielfältige Möglichkeiten, von Akonadi gespeicherte Daten zu sichten und zu verwalten.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

57


Praxis<br />

Kontact-Debugging<br />

Listing 3<br />

$ killall ‐9 kontact<br />

$ akonadictl stop<br />

$ nepomukctl stop<br />

$ rm ‐rf ~/.config/akonadi<br />

$ rm ‐rf ~/.local/share/akonadi<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/emailidentities<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/kmail2<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/kontact<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/korganizer<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/messageviewer<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/apps/nepomuk<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/kresources<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/akon*<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/email*<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/kaddressbook*<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/kontact*<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/korga*<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/mailtransports<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/nepomuk*<br />

$ rm ‐rf ~/.kde/share/config/specialmailcollectionsrc<br />

Kontact, den Akonaditools, Nepomuk<br />

und unter Umständen auch der KDE-Systemsteuerung.<br />

Die zugehörigen Informationen<br />

liegen an verschiedenen Orten:<br />

In der Regel, etwa unter OpenSuse<br />

oder Fedora 20, speichert Akonadi die<br />

Daten und Datenbanken sowie Fehlerprotokolle<br />

unter ~/.local/share/akonadi/.<br />

Dieses Verzeichnis kann schnell<br />

viele GByte Umfang erreichen.<br />

In separaten Verzeichnissen, die zusätzlich<br />

den Namen der betreffenden<br />

Ressource tragen, etwa akonadi_maildir_resource_0,<br />

liegen die lokalen Ordner<br />

des E-Mail-Moduls von Kontact. Je<br />

nach Installation und Nutzungsverhalten<br />

spielen hier andere Ordner eine Rolle.<br />

Ebenfalls unter .local/share/ finden<br />

Sie in nepomuk‐contact‐images die im<br />

Adressbuch optional einzelnen Kontakten<br />

zugeordneten Bilder.<br />

Unter ~/.config/akonadi/ hinterlegt<br />

der Dienst seine Konfiguration sowie die<br />

Einstellungen <strong>für</strong> die zahlreichen Agenten.<br />

Im Beispiel aus Listing 2 definiert<br />

Akonadi <strong>für</strong> den IMAP-Posteingang<br />

Linux User, dass dieser (wenn möglich) im<br />

Zustand Online startet.<br />

Noch mehr Einstellungen und Daten<br />

finden Sie in den Verzeichnissen unter<br />

~/.kde/share/. Die Konfigurationsdetails<br />

liegen hier unter config/, spezielle<br />

Informationen von einzelnen Anwendungen<br />

in Unterverzeichnissen unterhalb<br />

von apps/. Meist genügt die Bezeichnung<br />

der Datei- oder Verzeichnisnamen,<br />

um zu verstehen, was KDE hier<br />

speichert. Ein Blick in diese Dateien<br />

lohnt sich nicht nur, wenn sich ihr Sinn<br />

nicht erschließt: Die Konfigurationsdateien<br />

sind in der Regel außerordentlich<br />

gut dokumentiert. Wer sie löscht, riskiert<br />

erst mal nicht viel, denn er setzt damit<br />

lediglich alle Einstellungen auf die Vorgabewerte<br />

zurück. KDE oder Kontact erstellen<br />

sie beim nächsten Start neu, spätestens<br />

aber bei der nächsten Konfigurationsänderung.<br />

Auf dem Fedora-20-Testsystem des<br />

Autors genügten die Befehle aus Listing<br />

3, um die Konfiguration von Kontact<br />

samt Akonadi wieder in den Ausgangszustand<br />

nach der Installation zu versetzen.<br />

Akonadi und Nepomuk vorher zu<br />

stoppen, ist ebenso wichtig wie das Beenden<br />

(nötigenfalls per Kill) von Kontact.<br />

Andernfalls verbleiben oft Daten im<br />

Speicher, die unter Umständen und<br />

beim späteren Beenden wieder auf der<br />

Festplatte landen.<br />

Fazit<br />

Beim Groupware-Client Kontact und den<br />

Tools aus den KDE-PIM-Paketen handelt<br />

es sich um waschechte Funktionsmonster.<br />

Akonadi und Nepomuk als Backends<br />

sorgen ebenfalls nicht immer <strong>für</strong> mehr<br />

Übersicht. Mit den richtigen Werkzeugen<br />

und ein wenig Einarbeitung behalten<br />

Sie aber trotzdem den Überblick.<br />

Eine gute Nachricht <strong>für</strong> alle, die sich<br />

nach wie vor mit Nepomuk nicht anfreunden<br />

können: Auf der Entwicklerkonferenz<br />

Fosdem in Brüssel gaben die<br />

KDE-Entwickler bekannt, dass sie bereits<br />

an einem Ersatz namens Baloo arbeiten<br />

û, der viele Schwächen des bisherigen<br />

Such- und Indizierungsdienstes beheben<br />

soll. (tle) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 31638<br />

58 www.linux-user.de<br />

07.2014


Praxis<br />

Pipelight<br />

Pipelight: Silverlight unter Linux nutzen<br />

Leinwandtauglich<br />

Video-on-Demand-Dienste wie Watchever<br />

oder Sky Go fallen <strong>für</strong> Linux-User eigentlich flach.<br />

Mit dem Wine-Abkömmling Pipelight steht dem nächsten<br />

Kinoabend aber dennoch nichts im Weg. Christoph Langner<br />

© Alphaspirit, 123RF<br />

Readme<br />

Aufgrund hoher Anforderungen an die digitale<br />

Rechteminderung DRM setzen Online-<br />

Videotheken wie Watchever, Maxdome oder<br />

Amazon Instant Prime Video auf das Browser-Plugin<br />

Silverlight von Microsoft. Mit<br />

Pipelight nutzen Sie dies auch unter Linux.<br />

Video-on-Demand-Dienste wie Netflix<br />

oder Hulu haben sich in den USA bereits<br />

so fest etabliert, dass sie ihre eigenen<br />

Serien exklusiv produzieren, wie etwa<br />

den Polit-Thriller House of Cards. Auch in<br />

Deutschland gehen inzwischen immer<br />

mehr Videodienste an den Start. Bei<br />

Plattformen wie Watchever, Amazon<br />

Instant Prime Video, Maxdome und Sky<br />

Go lassen sich Tausende von Filmen und<br />

Serien gegen eine Flatrate-Gebühr von<br />

um die 10 Euro betrachten.<br />

Eines haben alle diese Dienste gemeinsam:<br />

Sie unterstützen offiziell Linux<br />

nicht, da sie auf die Browsererweiterung<br />

Silverlight û setzen. Das von Microsoft<br />

entwickelte Programm gibt es nur <strong>für</strong><br />

Windows und den Mac, die Unterstützung<br />

freier Betriebssysteme steht nicht<br />

auf dem Plan. Die einstmals gemeinsam<br />

von Microsoft von Novell entwickelte<br />

Linux-Alternative Moonlight û unterstützte<br />

nie dieselben DRM-Funktionen<br />

wie Silverlight und wurde inzwischen<br />

auch eingestellt.<br />

Dennoch müssen Linux-Anwender nicht<br />

auf gemütliche Videoabende verzichten.<br />

Mit Pipelight û arbeiten <strong>für</strong> Windows<br />

gedachte Browser-Plugins – darunter<br />

Silverlight, aber auch Flash oder Shockwave<br />

– unter Linux. Dies funktioniert<br />

dank eines Windows-Programms, das<br />

mithilfe einer angepassten Version der<br />

Windows-Laufzeitumgebung Wine dem<br />

Browser-Plugin einen Windows-Browser<br />

vorgaukelt und dessen Ausgaben an<br />

den Linux-Browser durchleitet. So landen<br />

dann auch per Silverlight übertragene<br />

Videostreams, wie jene von Amazon<br />

Instant Prime Video 1 oder Magine<br />

TV 2 , ohne spürbare Verzögerungen<br />

auf dem Linux-Desktop.<br />

Silverlight installieren<br />

Für Pipelight müssen Sie das Browser-<br />

Plugin mitsamt der Wine-Umgebung<br />

installieren. Die Pipelight-Entwickler<br />

geben auf der Homepage Hinweise <strong>für</strong><br />

zahlreiche Linux-Distributionen û.<br />

60 www.linux-user.de<br />

07.2014


Pipelight<br />

Praxis<br />

Unter Ubuntu nutzen Sie am besten entsprechend<br />

Listing 1 das Pipelight- Stable-<br />

PPA û. Für Debian oder Arch Linux bieten<br />

die Entwickler ebenfalls eigene Paketquellen<br />

an. Unter Fedora und Open-<br />

Suse nutzen die Pipelight-Entwickler<br />

den OpenSuse Build Service, sodass Sie<br />

auch hier Pipelight einfach installieren.<br />

Alternativ lässt es sich auch aus dem<br />

Quellcode kompilieren, wobei Sie wiederum<br />

die Pipelight-Homepage an die<br />

Hand nimmt. Aufgrund der Größe des<br />

Wine-Projekts dauert dies jedoch auch<br />

auf schnellen Rechnern geraume Weile.<br />

Nach dem Einrichten des Pipelight-<br />

Browser-Plugins müssen Sie noch die<br />

von Ihnen gewünschten Windows-Plugins<br />

laden. Pipelight gibt die dazu nötigen<br />

Befehle mit pipelight‐plugin<br />

‐‐help aus. Entsprechend Listing 2, Zeile<br />

1 aktivieren Sie die aktuelle Silverlight-<br />

Version oder geben wie in Zeile 2 und 3<br />

explizit die zu installierende Version des<br />

Browser-Plugins an.<br />

Je nachdem, ob Sie die Befehle mit<br />

Root-Rechten oder als Benutzer ausführen,<br />

installieren Sie die Plugins systemweit<br />

<strong>für</strong> alle Anwender oder nur <strong>für</strong> den<br />

gerade angemeldeten Benutzer. Beim<br />

nächsten Start des Browsers lädt das<br />

Pipelight-Plugin dann das eigentliche<br />

Silverlight-Plugin automatisch aus dem<br />

Netz. Sind Silverlight 5.0 und 5.1 zugleich<br />

installiert, dann verwendet der<br />

Browser automatisch die neuere Version.<br />

Möchten Sie ein Plugin wieder deaktivieren,<br />

dann lassen Sie sich über die<br />

Kommandozeilenparamter ‐‐listenabled<br />

oder ‐‐list‐enabled‐all die<br />

<strong>für</strong> benutzerspezifisch oder global aktivierten<br />

Plugins ausgeben. Anschließend<br />

deaktivieren diese entweder gezielt einzeln<br />

mit ‐‐disable Plugin oder alle<br />

Plug ins in einem Rutsch via Option<br />

1 Video-on-Demand-Dienste wie Amazons Prime Instant Video funktionieren mit der<br />

Zwischenschicht Pipelight und den entsprechenden Browser-Plugins auch unter Linux.<br />

‐‐dis able‐all (Listing 3). Für die Deinstallation<br />

global eingerichteter Plugins<br />

benötigen Sie Root-Rechte. Nach der Installation<br />

des Plugins prüfen Sie die Konfiguration<br />

der Kette Silverlight-Pipelight-<br />

Listing 1<br />

$ sudo add‐apt‐repository<br />

ppa:pipelight/stable<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install<br />

‐‐install‐recommends<br />

pipelight‐multi<br />

$ sudo pipelight‐plugin ‐‐update<br />

2 Auch der sehr junge und aktuell noch komplett kostenlose Online-TV-Anbieter<br />

Magine setzt zum Leidwesen der Linux-Gemeinde auf Silverlight.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

61


Praxis<br />

Pipelight<br />

3 Für die ruckelfreie Videowiedergabe sollte der Smooth-Streaming-Test eine Wiederholrate<br />

von 25 fps erreichen.<br />

Wine-Browser am besten über den Silverlight-Balls-Animation-Test<br />

û oder die<br />

von Microsoft bereitgestellten Smooth-<br />

Streaming-Tests. Diese zeigen, ob der<br />

Rechner schnell genug arbeitet, um<br />

auch hochauflösende 720p- û oder<br />

1080p-Videos û ruckelfrei zu übertragen.<br />

Die Silverlight-Balls sollten bei diesen<br />

Tests um die 150 Frames pro Sekunde<br />

(fps) erreichen, die Smooth-Streaming-Demos<br />

dagegen so nah wie möglich<br />

an die optimale Bildwiederholrate<br />

von 25 fps herankommen 3 .<br />

User-Agent ändern<br />

Nach den Tests brauchen Sie sich eigentlich<br />

um nichts mehr zu kümmern. Das<br />

Pipelight-Plugin, und damit Silverlight,<br />

lädt automatisch, sobald eine Webseite<br />

die entsprechende Funktion anfordert<br />

und Sie den Start des Plugins erlauben.<br />

Allerdings müssen Sie Maxdome, Watchever<br />

und Konsorten noch vorzutäuschen,<br />

dass Sie einen Windows-Rechner<br />

nutzen. Alleine Silverlight/​Pipelight als<br />

Plugin installiert zu haben, genügt nicht.<br />

Dazu installieren Sie in Ihrem Webbrowsers<br />

eine Browser-Erweiterung, die dem<br />

Webserver über den beim Seitenaufruf<br />

übertragenen User-Agent einen Rechner<br />

„mit Windows“ vorspiegelt. Für<br />

Firefox û und Opera û finden Sie in<br />

den jeweiligen Addon-Stores entsprechende<br />

Plugins 4 . Mit dem Update auf<br />

Pipelight 0.2.6 ist das Ändern des User-<br />

Agents zwar nicht mehr zwingend nötig<br />

– dennoch erfordern zahlreiche der von<br />

uns getesteten Videodienste nach wie<br />

vor diesen Trick (siehe Tabelle Video-<br />

Dienste und Pipelight), da sie sonst ein<br />

inkompatibles Betriebssystem melden.<br />

Den richtigen User-Agent-String müssen<br />

Sie oft nach der Versuch-und-Irrtum-<br />

Methode herausfinden. Meist hilft es,<br />

eine Kennung zu wählen, die der Windows-Version<br />

des aktuell genutzten<br />

Browsers entspricht. Es hat sich aber bewährt,<br />

generell einen Firefox-Browser<br />

unter Windows 7 („Windows NT 6.1“)<br />

vorzugeben. Listing 4 zeigt Kennungen,<br />

die Sie von Hand in die entsprechenden<br />

User-Agent-Wechsler eintragen können.<br />

Vermeiden Sie es aber in jedem Fall, einen<br />

Internet Explorer vorzutäuschen: Bei<br />

diesem versuchen die Webserver meist<br />

Active X aufzurufen – unter Linux geraten<br />

Sie da zwangsläufig ins Rudern.<br />

Linux-Video-on-Demand<br />

Mit einem Windows-User-Agent und<br />

dem aktuellen Silverlight 5.1 liegen Sie<br />

bei den meisten getesteten Diensten<br />

Listing 2<br />

01 $ pipelight‐plugin ‐‐enable silverlight<br />

02 $ pipelight‐plugin ‐‐enable silverlight5.0<br />

03 $ pipelight‐plugin ‐‐enable silverlight5.1<br />

Listing 3<br />

$ pipelight‐plugin ‐‐list‐enabled<br />

silverlight5.1<br />

$ pipelight‐plugin ‐‐disable silverlight5.1<br />

Plugin silverlight5.1 is now disabled<br />

$ pipelight‐plugin ‐‐list‐enabled‐all<br />

$ pipelight‐plugin ‐‐disable‐all<br />

Listing 4<br />

Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; WOW64; rv:15.0) Gecko/20120427 Firefox/15.0a1<br />

Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; WOW64; rv:22.0) Gecko/20100101 Firefox/22.0<br />

Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; rv:23.0) Gecko/20131011 Firefox/23.0<br />

62 www.linux-user.de<br />

07.2014


Pipelight<br />

Praxis<br />

richtig. Der Online-TV-Anbieter Magine<br />

und die On-Demand-Videothek Watchever<br />

meckern nicht mal über eine unveränderte<br />

Linux-Kennung des Browsers.<br />

Bei den anderen Anbietern ändern Sie<br />

am besten vor dem Öffnen der Seite die<br />

Browser-Kennung. Klagt der Dienst auch<br />

nach dem Ändern des User-Agent-<br />

Strings immer noch über einen nicht unterstützten<br />

Linux-Browser, dann löschen<br />

Sie die Cookies der Webseite: Diese enthalten<br />

auch oft Informationen über den<br />

genutzten Browser.<br />

Eine Ausnahme stellt Sky Go dar: Dieser<br />

Dienst funktioniert auf den meisten<br />

Linux-Systemen nur mit Silverlight 5.0.<br />

Der Grund da<strong>für</strong> liegt in der DRM-Verschlüsselung,<br />

die mit Silverlight 5.1 noch<br />

strenger arbeitet. Hier muss der Grafikkartentreiber<br />

bis Windows XP das Certified<br />

Output Protection Protocol (COPP)<br />

oder ab Windows Vista OPM unterstützten,<br />

sodass die Kommunikation über<br />

den PCI-Express-Bus verschlüsselt läuft<br />

und das Video sich nicht mehr über die<br />

Hardware auslesen lässt. Sky Go besteht<br />

bei Silverlight 5.1 auf zertifizierte Treiber,<br />

die es <strong>für</strong> Linux nicht gibt.<br />

Die Lösung dieses Problems besteht<br />

aktuell darin, <strong>für</strong> Sky Go Silverlight 5.0 zu<br />

nutzen. Allerdings dürfen nicht beide Silverlight-Versionen<br />

zur gleichen Zeit aktiv<br />

sein – der Browser nutzt immer die<br />

neuste Version. Für Sky Go deaktivieren<br />

Sie daher entsprechend Listing 6 Silverlight<br />

5.1 und aktivieren die Version 5.0.<br />

Für andere Videodienste müssen Sie<br />

4 Viele Video-on-Demand-Anbieter müssen Sie durch Ändern der Browser-Kennung zur<br />

Zusammenarbeit überreden.<br />

wieder zu Silverlight 5.1 zurückwechseln.<br />

Beachten Sie, dass sich die Pipelight-Plugins<br />

gezielt <strong>für</strong> den User und<br />

mit Root-Rechten global im System installieren<br />

lassen. Prüfen Sie daher mit<br />

pipelight‐plugin ‐‐list‐enabled‐all,<br />

ob nur Silverlight 5.0 aktiv ist.<br />

32-Bit-Grafiktreiber<br />

Während 32-Bit-Distributionen Silverlight-Videos<br />

meist ruckelfrei abspielen,<br />

Listing 5<br />

(if<br />

(and<br />

(is (window_class) "Wine")<br />

(or<br />

(is (application_name)<br />

"Adobe Flash Player")<br />

(is (application_name)<br />

"Microsoft Silverlight")<br />

)<br />

)<br />

(begin<br />

(focus)<br />

)<br />

)<br />

Listing 6<br />

$ pipelight‐plugin ‐‐disable silverlight ‐‐enable silverlight5.0<br />

$ pipelight‐plugin ‐‐disable silverlight5.0 ‐‐enable silverlight<br />

Video-Dienste und Pipelight<br />

Dienst Benötigt User-Agent<br />

Amazon Prime Instant Video Silverlight 5.1 Ja<br />

Magine Silverlight 5.1 Nein<br />

Maxdome Silverlight 5.1 Ja<br />

Sky Go Silverlight 5.0 Ja<br />

Watchever Silverlight 5.1 Nein<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

63


Praxis<br />

Pipelight<br />

5 In der Gnome-Shell müssen Sie im Vollbildmodus das Videofenster von Hand in den Vordergrund holen.<br />

Listing 7<br />

kommt es auf demselben Rechner mit<br />

einem 64-Bit-Linux oft zu Aussetzern im<br />

Bild. Das liegt unter anderen daran, dass<br />

Silverlight als 32-Bit-Programm auch einen<br />

32-Bit-Grafikkartentreiber benötigt.<br />

[...]<br />

libGL error: dlopen /usr/lib32/xorg/modules/dri/i965_dri.so failed (/<br />

usr/lib32/xorg/modules/dri/i965_dri.so: Kann die Shared‐Object‐Datei<br />

nicht öffnen: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden)<br />

libGL error: unable to load driver: i965_dri.so<br />

libGL error: driver pointer missing<br />

libGL error: failed to load driver: i965<br />

[...]<br />

Listing 8<br />

$ sudo apt‐get install libgl1‐mesa‐dri:i386 # Ubuntu 12.10+<br />

Den installieren die Setup-Routinen der<br />

meisten Distributionen jedoch nicht von<br />

Haus aus û. Das Fehlen des Treibers erkennen<br />

Sie an den Fehlermeldungen<br />

des Pipelight-Plugins beim Start des<br />

Browsers aus dem Terminal. Listing 7<br />

zeigt die entsprechenden Ausgaben <strong>für</strong><br />

ein System mit Intel-Grafikkarte.<br />

Die Installation der 32-Bit-Treiber holen<br />

Sie unter Debian und Ubuntu nach,<br />

indem Sie das Paket libgl1-mesa-dri:i386<br />

einspielen. Bei Ubuntu 12.04 installieren<br />

Sie stattdessen libgl1-mesa-dri-ltssaucy:i386<br />

(Listing 8). Dort gibt es libgl1-<br />

mesa-dri:i386 zwar auch, allerdings entfernt<br />

dessen Installation gleich den gesamten<br />

X-Server – seien Sie an dieser<br />

Stelle bitte wachsam! Unter Arch Linux<br />

installieren Sie gezielt den <strong>für</strong> Ihr System<br />

nötigen Treiber (Listing 9).<br />

$ sudo apt‐get install libgl1‐mesa‐dri‐lts‐saucy:i386 # Ubuntu 12.04<br />

Listing 10<br />

Listing 9<br />

# pacman ‐S lib32‐intel‐dri # Intel<br />

# pacman ‐S lib32‐nouveau‐dri # Nouveau<br />

# pacman ‐S lib32‐ati‐dri # AMD<br />

[...]<br />

; default‐fragments = 4<br />

; default‐fragment‐size‐msec = 25<br />

default‐fragment‐size‐msec = 5<br />

[...]<br />

64 www.linux-user.de<br />

07.2014


Pipelight<br />

Praxis<br />

Eine weitere Quelle <strong>für</strong> Aussetzer im Video<br />

stellt der von vielen Distributionen<br />

genutzte Soundserver Pulseaudio dar.<br />

Da sich Pipelight/​Silverlight mit dem<br />

Soundserver abstimmen und mit der<br />

Wiedergabe warten, wenn der Soundserver<br />

nicht mit der Tonausgabe hinterherkommt,<br />

lassen sich zeitgleiche Aussetzer<br />

in Ton und Bild auf diesen zurückführen.<br />

Die Problematik tritt nicht nur<br />

auf älteren Systemen mit langsamen<br />

CPUs auf: Wir konnten sie auf einem<br />

Rechner mit aktueller Core-i7-Quad-<br />

Core-CPU (3 GHz) nachstellen.<br />

Pulseaudio optimieren<br />

Das Stottern beim Abspielen eines Videos<br />

bekommen Sie üblicherweise mit einer<br />

kleineren, am Stück zu verarbeitenden<br />

Paketgröße in den Griff. Dazu öffnen<br />

Sie die Konfigurationsdatei von Pulseaudio/etc/pulse/daemon.conf<br />

mit Root-<br />

Rechten in einem Editor. Dort bearbeiten<br />

Sie den Wert default‐fragmentsize‐msec<br />

(Listing 10). Dessen Standardwert<br />

liegt bei 25 – bei einem Wert von 5<br />

liefen Silverlight-Videos mit 25 fps, ohne<br />

dass es zu Rucklern im Bild und Tonaussetzern<br />

kam. Um die neuen Einstellungen<br />

zu aktivieren, starten Sie Pulseaudio<br />

Silverlight auf dem Raspberry Pi<br />

Viele Fans des Raspberry Pi nutzen den<br />

stromsparenden Rechner als Mediacenter.<br />

Mit Raspbmc oder OpenELEC gibt es<br />

gleich zwei Distributionen, die sich darauf<br />

spezialisiert haben, XBMC auf die Fähigkeiten<br />

des Raspi hin zu optimieren. In der<br />

Theorie wäre der Raspi ideal zusammen<br />

mit Pipelight Watchever und Konsorten<br />

auf den Fernseher zu bringen, dies scheitert<br />

jedoch an der Rechnerarchitektur: Der<br />

RasPi baut auf eine ARM-CPU, Silverlight<br />

gibt es jedoch nur <strong>für</strong> x86-Befehlssätze.<br />

Das Silverlight-Plugin lässt sich daher auf<br />

dem Raspberry Pi nicht betreiben.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32641<br />

nach dem Speichern der Konfiguration<br />

mit dem Kommando pulseaudio ‐k aus<br />

einem Terminal neu.<br />

Fazit<br />

In unseren Tests konnten wir sämtliche<br />

in Deutschland aktiven Video-on-Demand-Dienste<br />

erfolgreich unter Linux<br />

nutzen. Als richtig widerborstig erwies<br />

sich lediglich Sky Go, das als einziger<br />

Dienst nur mit Silverlight 5.0 funktionierte.<br />

In künftigen Versionen soll Pipelight<br />

auch mit der strengeren Verschlüsselung<br />

der Version 5.1 zurechtkommen – hier<br />

gibt es jedoch rechtliche Hürden zu<br />

überwinden, schließlich darf der Kopierschutz<br />

nicht ausgehebelt werden.<br />

Inzwischen funktioniert Pipelight jedoch<br />

nur noch mit Firefox oder Opera, da<br />

Chrome/Chromium seit der Version 35<br />

nicht mehr die NPAPI-Schnittstelle unterstützt.<br />

Eine ärgerliche Einschränkung<br />

gibt es bei bei Amazon Prime Instant<br />

Video: Amazons Online-Videothek spielt<br />

Videos mit Pipelight unter Linux nur in<br />

SD-Qualität ab, HD-Videos verweigert<br />

der Amazon-Player mit Hinweise auf<br />

eine fehlende HDCP-Unterstützung des<br />

Monitors û. Das liegt daran, dass die<br />

Linux-Grafiktreiber keine Funktionen<br />

zum Einschränken des Benutzers unterstützen,<br />

Amazons Dienst jedoch eine<br />

digitale Rechteminderung zwingend voraussetzt.<br />

Das Pipelight-Team arbeitet<br />

bereits an einem entsprechenden Workaround<br />

<strong>für</strong> das Problem. (cla) n<br />

Vollbild unter Gnome 3<br />

Beim Abspielen von Silverlight-Videos unter<br />

Gnome 3 kommt es aufgrund eines<br />

Bugs û in der Gnome-Shell zu einem<br />

Fehler im Vollbildmodus: Das Fullscreen-<br />

Video erscheint nur kurz, verschwindet jedoch<br />

gleich wieder. Im Browser sehen Sie<br />

statt des Films nur einen schwarzen Kasten.<br />

Die Entwickler arbeiten an der Behebung<br />

des Fehlers, es jedoch Workarounds.<br />

Um Pipelight-Videos in der Gnome-Shell<br />

im Vollbild zu sehen, schalten Sie nach<br />

dem Aktivieren des Vollbildmodus in die<br />

Aktivitätenübersicht – entweder per Klick<br />

HDCP: High-bandwidth Digital Content Protection.<br />

HDCP soll zum Zweck des Kopierschutzes<br />

das Abgreifen der Video- und Audiodaten<br />

auf der (zwingend digitalen) Verbindung<br />

zwischen Sender und Empfänger<br />

verhindern. Unterstützt das Ausgabegerät<br />

kein HDCP, reduziert das Abspielgerät die<br />

Auflösung oder verweigert die Wiedergabe.<br />

auf Aktivitäten oder dadurch, dass Sie die<br />

Mauszeiger in die linke obere Bildschirmecke<br />

fahren. Dann suchen Sie sich das<br />

Videofenster heraus 5 .<br />

Genügt das nicht, kommen Sie mit Devilspie<br />

zum zuverlässigen Vollbildmodus. Installieren<br />

Sie dazu das Tool, und legen Sie<br />

die Datei ~/.devilspie/pipelight.ds<br />

mit dem Inhalt aus Listing 5 an. Anschließend<br />

starten Sie Devilspie über devilspie.<br />

Es erkennt von nun an das durch<br />

Silverlight geöffnete Vollbildfenster und<br />

holt es automatisch in den Vordergrund<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

65


Im Test<br />

WiFi Guard<br />

Geräte im Netzwerk<br />

mit WiFi Guard überwachen<br />

Aufpasser<br />

Mit WPA2-PSK gesicherte WLANs lassen sich<br />

mit verschiedenen Methoden kompromittieren.<br />

Damit Sie eventuelle Einbruchsversuche<br />

rechtzeitig erkennen, empfiehlt sich der Einsatz<br />

von WiFi Guard.<br />

Erik Bärwaldt, Thomas Leichtenstern<br />

© Gary Blakeley, 123RF<br />

Moderne WLAN-Standards bieten im<br />

Vergleich zu älteren Vertretern eine verbesserte<br />

Sicherheit. Gleichwohl schaffen<br />

es findige Angreifer nach wie vor, mit<br />

überschaubarem Aufwand in ein fremdes<br />

Funknetz einzudringen. In Zeiten<br />

von Flatrate-Verbindungen und großen<br />

DSL-Bandbreiten jenseits von 16 Mbit/​s<br />

fallen „Schwarzsurfer“ im heimischen<br />

Netz meist nicht sofort oder womöglich<br />

gar nicht auf.<br />

Nutzen die Eindringlinge Ihr Netz jedoch<br />

<strong>für</strong> illegale Aktivitäten, steht unter<br />

Umständen schon bald die Polizei vor Ihrer<br />

Tür. Darüber hinaus gelangen ungebetene<br />

Gäste auch an die im Netz freigegebenen<br />

Ressourcen, wie etwa persönliche<br />

Bilder oder Dokumente. Mit dem<br />

(nicht quelloffenen) Gratis-Tool WiFi<br />

Guard û des australischen Herstellers<br />

SoftPerfect Research kommen Sie unerwünschten<br />

Nutzern in Ihrem WLAN<br />

jedoch schnell auf die Spur.<br />

Funktionsweise<br />

WiFi Guard folgt einem ebenso einfachen<br />

wie wirksamen Funktionsprinzip:<br />

Das Programm überprüft in regelmäßigen<br />

Abständen das WLAN nach vorhandenen<br />

IP-Adressen. In aller Regel schaltet<br />

der Router einen IP-Bereich aus dem<br />

Readme<br />

Um die Sicherheit eines WLANs zu erhöhen,<br />

empfiehlt sich der kombinierte Einsatz verschiedener<br />

Tools. Dazu gehört unter anderem<br />

das Prüfen auf unbekannte Hosts, <strong>für</strong><br />

das sich die Software WiFi Guard eignet.<br />

Installation<br />

WiFi Guard erhalten Sie <strong>für</strong> 32- und 64-Bit-<br />

Systeme als DEB-Paket oder Tarball auf der<br />

Homepage des Herstellers. Nutzen Sie eine<br />

RPM-basierte Distribution, konvertieren Sie<br />

das passende DEB-Paket mithilfe des Tools<br />

Alien in ein RPM-Binärpaket:<br />

# alien ‐r ‐‐scripts Paket<br />

Das neu generierte RPM-Paket installieren<br />

Sie anschließend via rpm ‐ivh Paket.<br />

Die Routine kopiert die Software auf die<br />

Festplatte und legt bei der Gelegenheit<br />

einen Starter im Untermenü Internet an.<br />

66 www.linux-user.de<br />

07.2014


WiFi Guard<br />

Im Test<br />

privaten Adressraum 192.168.x.x frei, aus<br />

dem der DHCP-Server den einzelnen<br />

Teilnehmern Adressen zuordnet. Tauchen<br />

bei einer Überprüfung plötzlich<br />

neu vergebene IP-Adressen <strong>für</strong> Clients<br />

auf, ohne dass Sie zusätzliche Rechner<br />

oder Peripheriegeräte ins Netz eingebunden<br />

haben, so deutet das auf unerwünschte<br />

Besucher hin. Sie müssen bei<br />

einem Verdacht auf Infiltration nicht ellenlange<br />

Log-Dateien analysieren, sondern<br />

können anhand der verdächtigen<br />

IP-Adresse sofort feststellen, ob es sich<br />

um einen Eindringling handelt.<br />

WiFi Guard nutzt zum Erkunden der<br />

im Netz vorhandenen Hosts das Address<br />

Resolution Protocol ARP. Es dient dazu,<br />

IPs den Hardware-Adressen zuzuordnen,<br />

und startet da<strong>für</strong> den Broadcast Who has<br />

IP‐Adresse? Tell Nachfragender<br />

Host. In der Regel antworten die Hosts<br />

im Netz mit IP‐Adresse is at MAC‐<br />

Adresse. WiFi Guard macht sich diesen<br />

Umstand zunutze und fragt in der<br />

Grundeinstellung alle IP-Adressen des<br />

Netzwerksegments ab. Bekommt es eine<br />

Antwort, weiß es, dass ein Host die<br />

Adresse belegt.<br />

Einstellungen<br />

Nach dem Programmstart zeigt WiFi<br />

Guard ein übersichtliches Fenster, in dessen<br />

mittleren Bereich eine Liste aller Geräte<br />

im WLAN erscheint. Bekannte Hosts<br />

zeigt das Hauptfenster mit einem grünen<br />

Punkt vor dem Eintrag an, unbekannte<br />

mit einem roten.<br />

Sie bedienen das Tool fast ausschließlich<br />

über eine horizontale Schalterleiste<br />

im oberen Fensterbereich. Um das Programm<br />

zu konfigurieren, klicken Sie zunächst<br />

auf den Button Einstellungen. Hier<br />

legen Sie beispielsweise die Zeitintervalle<br />

fest, in denen WiFi Guard das Netz<br />

nach neu hinzugekommenen Hosts<br />

scannt, sowie die Anzahl gleichzeitiger<br />

Scans. Verwendet Ihr Rechner mehrere<br />

WLAN-Adapter, so wählen Sie darin auch<br />

das passende Interface aus 1 . Darüber<br />

hinaus gestattet die Software es auch,<br />

kabelgebundene Netzwerke zu scannen.<br />

Um den Adressbereich einzustellen,<br />

der dem Ihres DHCP-Servers entspre-<br />

1 WiFi Guard bietet nur wenige, aber<br />

ausreichende Konfigurationsoptionenen.<br />

chen sollte, geben Sie die Anfangs- und<br />

Endadresse im Reiter Erweitert ein. Unter<br />

Play sounds on detect legen Sie ferner<br />

fest, welche Audiodatei das Tool beim<br />

Erkennen neuer Geräte abspielt. Verwenden<br />

Sie im Netz statische IP-Adressen,<br />

so definieren Sie in WiFi Guard die<br />

erste und die letzte vergebene Adresse<br />

im Feld des zu scannenden IP-Bereichs.<br />

Soll WiFi Guard Sie via E-Mail über neu<br />

hinzugekommene Hosts informieren,<br />

tragen Sie unter E-mail die entsprechenden<br />

Verbindungsdaten ein 2 .<br />

Insbesondere in größeren WLAN-Installationen<br />

mit vielen Clients und Peripheriegeräten<br />

ändert sich die Zahl der<br />

WiFi Guard 1.0.4<br />

LU/wifiguard/<br />

2 Unbekannte Geräte meldet das Programm optisch, akustisch und bei Bedarf per Mail.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

67


Im Test<br />

WiFi Guard<br />

3 Per Doppelklick auf den gewünschten<br />

Eintrag fügen Sie die Daten <strong>für</strong> ein Gerät<br />

der Liste der bekannten Hosts hinzu.<br />

TIPP<br />

Nach dem gleichen Prinzip wie WiFiGuard<br />

arbeitet auch das Programm Arpwatch û,<br />

das allerdings keine grafische Oberfläche<br />

mitbringt. Daneben eignet sich das Tool<br />

Arp-scan û dazu, im Netz angemeldete<br />

Geräte ausfindig zu machen.<br />

eingeloggten Systeme häufig. Kommen<br />

zusätzlich noch mobile Endgeräte hinzu,<br />

wie Tablets und Smartphones, die sich<br />

teilweise nur kurz anmelden, verändert<br />

sich die Netzstruktur ständig. Damit WiFi<br />

Guard hier nicht bei jedem Prüflauf unzählige<br />

neue Geräte findet und anschließend<br />

Alarm schlägt, gibt es die Möglichkeit,<br />

alle Ihnen bekannten Endgeräte<br />

einmal zu registrieren.<br />

Möchten Sie ein beim Scan gefundenes<br />

Gerät registrieren, doppelklicken Sie<br />

dazu auf den entsprechenden Eintrag.<br />

Im Dialog Parameter aktivieren Sie dann<br />

die Checkbox Ich kenne den Computer<br />

oder das Gerät. Im Textfeld darunter tragen<br />

Sie bei Bedarf zusätzliche Kommentare<br />

zu dem Eintrag ein. Alternativ markieren<br />

Sie den gewünschten Eintrag und<br />

drücken danach auf den Schalter Parameter<br />

aus der Menüleiste 3 .<br />

Bekanntmachung<br />

Speziell in Netzwerken mit vielen Hosts<br />

gerät diese Art der Bekanntmachung<br />

schnell zur Geduldsarbeit – insbesondere,<br />

weil die Listenansicht keine Mehrfach<br />

anwahl erlaubt. Da<strong>für</strong> bietet die<br />

Software jedoch die Funktion Alle Geräte.<br />

Ein Klick auf den gleichnamigen<br />

Schalter öffnet ein Fenster, in dem alle<br />

bisher ermittelten Geräte erscheinen,<br />

darunter auch solche, die die Software in<br />

früheren Scans fand 4 . Allerdings sehen<br />

Sie lediglich die MAC-Adresse sowie<br />

den Hersteller, nicht jedoch den Hostnamen<br />

und die IP-Adresse des Geräts.<br />

Bei gedrücktem [Strg] wählen Sie nun<br />

die Hosts an, die Sie der Software bekannt<br />

machen wollen, und öffnen danach<br />

mit einem Linksklick das Kontextmenü.<br />

Aus diesem aktivieren Sie Als<br />

bekannt markieren.<br />

Wie Sie in den Geräteinformationen<br />

sehen, weist die Software nicht nur die<br />

IP-Adresse, sondern auch die MAC-Adresse<br />

des Endgeräts aus. Das schließt einen<br />

missbräuchlichen Netzzugang mithilfe<br />

lediglich einer gültigen IP-Adresse aus:<br />

Tummelt sich plötzlich ein Client mit einer<br />

unbekannten MAC-Adresse in Ihrem<br />

WLAN, löst WiFi Guard sofort Alarm aus.<br />

Paketfilter<br />

WiFi Guard nimmt beim Start sofort einen<br />

Scan des Netzes vor. Manuelle Prüfläufe<br />

außerhalb eines definierten Zeitschemas<br />

starten Sie durch einen Klick<br />

auf den Schalter Scan oben links im Programmfenster.<br />

Die Software beherrscht<br />

dabei auch die Möglichkeit, Endgeräte<br />

zu lokalisieren, die sich im Netz hinter<br />

einer lokalen Firewall befinden. Solche<br />

lassen sich oft nicht mithilfe des Ping-<br />

Befehls lokalisieren, da der Paketfilter<br />

Ping-Anfragen blockiert. Weil WiFi Guard<br />

aber wie beschrieben die Hosts via ARP<br />

ermittelt, lässt sich der Paketfilter nicht<br />

als „Tarnkappe“ missbrauchen.<br />

Fazit<br />

WiFi Guard erhöht die Sicherheit in Ihrem<br />

WLAN durch einen IP- und MAC-<br />

Adressenscanner. In kleineren WLAN-Installationen<br />

erfahren Sie als Administrator<br />

zuverlässig, wenn sich unbekannte<br />

Endgeräte in Ihrem WLAN tummeln. Regelmäßige<br />

automatische Scans und eine<br />

Benachrichtigungsfunktion erlauben,<br />

das Tool unbeobachtet einzusetzen. WiFi<br />

Guard eignet sich daher insbesondere<br />

<strong>für</strong> weniger aufwendig konzipierte Netze,<br />

bei denen keine Proxy-Server der<br />

Absicherung dienen. (tle) n<br />

4 Der Dialog Alle Geräte wurden im Netz gefunden erlaubt die Mehrfachanwahl<br />

der Einträge und erleichtert es damit, Hosts als bekannt zu markieren.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32910<br />

68 www.linux-user.de<br />

07.2014


Netz&System<br />

Arch und Derivate<br />

Die Arch-Derivate Antergos und Manjaro in der Praxis<br />

Zurück zu den Wurzeln<br />

Arch Linux will eine einfache, anfängertaugliche Linux-Distribution sein. Die Derivate<br />

Manjaro und Antergos legen gar noch eine Scheibe drauf. Karsten Günther, Christoph Langner<br />

© Martin Malchev, 123RF<br />

Readme<br />

Arch Linux gilt unter erfahrenen Anwendern<br />

als eine der interessantesten Distributionen:<br />

Stets aktuell und selbst auf schwacher<br />

Hardware flott. Mit den Abkömmlingen<br />

Manjaro und Antergos eignet es sich sogar<br />

<strong>für</strong> den Einsatz als Mainstream-Distribution.<br />

Lange Zeit war Suse Linux die in<br />

Deutschland vorherrschende Distribution.<br />

Das lag zum einen an der guten<br />

Softwareausstattung, zum anderen an<br />

der hervorragenden Lokalisierung. Nach<br />

OpenSuse entwickelte sich Ubuntu zur<br />

weltweit und auch in Deutschland führenden<br />

Distribution. Eine klare Struktur<br />

mit einer vorinstallierten Anwendung<br />

pro Aufgabe, eine riesige Community<br />

mit einer exzellenten Infrastruktur und<br />

nicht zuletzt auch ein professionelles<br />

Marketing führten dazu.<br />

Inzwischen setzt aber Ernüchterung<br />

ein: OpenSuse spielt derzeit nur noch<br />

eine Nebenrolle, die Ubuntu-Macher setzen<br />

sich mit zahlreichen kontroversen<br />

Entscheidungen immer weiter von den<br />

Anwendern ab. Weckte schon Ubuntus<br />

eigene Desktop-Umgebung Unity viel<br />

Unmut, sorgte die Verdrahtung der<br />

Shopping-Lens mit kommerziellen Partnern<br />

wie Ebay und Amazon <strong>für</strong> einen<br />

wahren Sturm der Entrüstung – GNU-<br />

Gründer Richard Stallman spricht in diesem<br />

Zusammenhang von Spyware.<br />

Auch technisch geht Ubuntu mit dem<br />

Init-System Upstart und dem Display-<br />

Server Mir eigene Wege, <strong>für</strong> die es regelmäßig<br />

Kritik einstecken muss. Dazu<br />

kommt, dass die Software-Auswahl der<br />

aktuellen Ubuntu-Ausgabe inzwischen<br />

oft bei Erscheinen bereits veraltet ist. So<br />

lieferte Ubuntu beispielsweise Gimp bereits<br />

mehrfach in einer überholten Version<br />

aus, obwohl es schon neuere Releases<br />

in den PPAs gab.<br />

Viele Anwender halten es <strong>für</strong> an der<br />

Zeit, nach einer neuen Distribution <strong>für</strong><br />

den heimischen PC Ausschau zu halten.<br />

Rolling Release<br />

Schon seit mehreren Jahren erfreut sich<br />

Arch Linux û bei erfahreneren Anwendern<br />

großer Beliebtheit. Das auf Linux<br />

70 www.linux-user.de<br />

07.2014


Arch und Derivate<br />

Netz&System<br />

from Scratch (kurz LFS) û basierende<br />

System baut auf einfachen Konzepten<br />

auf und arbeitet dadurch sehr zügig. Es<br />

bietet alles, was man sich heute an Komfort<br />

wünscht, und verfügt über einen<br />

sehr großen Softwarepool in seiner Paketverwaltung.<br />

Zudem handelt es sich<br />

bei Arch um eine Rolling-Release-Distribution,<br />

die immer aktuelle Software bereitstellt.<br />

Wesentlichster Nachteil: Die Installation<br />

und Konfiguration gilt als nicht<br />

gerade einsteigerfreundlich.<br />

Bei Arch Linux erledigen Sie viele Aufgaben<br />

auf der Befehlszeile, statt wie bei<br />

anderen Distributionen zu grafischen<br />

Werkzeugen zu greifen. Letztere lösen<br />

Aufgaben auf den ersten Blick zwar einfacher,<br />

fördern aber sicher nicht das Verständnis<br />

der zugrundeliegenden Strukturen.<br />

Außerdem besteht dabei immer<br />

die Gefahr, dass Ausnahmefälle nicht gut<br />

genug gelöst werden.<br />

Seit einiger Zeit gibt es mehrere auf<br />

Arch Linux aufbauende Distributionen,<br />

die <strong>für</strong> zumindest einen Teil der administrativen<br />

Aufgaben grafische Tools bereitstellen,<br />

ohne aber das hohe Abstraktionsniveau<br />

von Ubuntu und ähnlichen<br />

Distribution anzustreben. Dazu zählen<br />

beispielsweise Manjaro û (gesprochen<br />

wie in „Kilimanjaro“) sowie das in großen<br />

Teilen recht ähnliche Antergos û (ehemals<br />

Cinnarch). Dieser Artikel bezieht<br />

sich im Folgenden auf diese beiden Distributionen.<br />

1 Bei Manjaro haben Sie die Wahl zwischen XFCE, Openbox und KDE.<br />

arbeiten Sie stets mit den aktuellsten<br />

Ausgaben der auf dem System installierten<br />

Software, ohne da<strong>für</strong> sechs oder<br />

mehr Monate auf das nächste Release<br />

der Distribution warten zu müssen.<br />

Rolling-Release-Updates haben jedoch<br />

auch ihre Tücken: Nicht ohne<br />

Grund verweigern sich die großen Distributionen<br />

wie Debian, Ubuntu, Red Hat<br />

Manjaro 0.8.9 XFCE<br />

bootfähig auf Heft-DVD<br />

Manjaro und Antergos<br />

Manjaro 1 und Antergos 2 bieten jeweils<br />

eigene grafische Installationswerkzeuge<br />

und einen grafischen Paketmanager<br />

sowie alle zur gewählten Desktop-<br />

Umgebung gehörenden Tools. Alle auf<br />

Arch Linux basierenden Distributionen<br />

stellen neben den gängigen Desktops<br />

wie Gnome, KDE und LXDE auch einfache<br />

Fenstermanager zur Verfügung. Als<br />

Voreinstellung dient oft das schlanke<br />

und schnelle XFCE.<br />

Da es sich bei Arch Linux und den darauf<br />

aufbauenden Distributionen um Rolling<br />

Releases handelt, laufen über die<br />

Paketverwaltung fortwährend neue Programmversionen<br />

auf dem System ein. So<br />

2 Antergos setzt komplett auf die Gnome-Shell als Desktop-Umgebung.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

71


Netz&System<br />

Arch und Derivate<br />

und Suse diesem Prinzip. Es stellt eine<br />

knifflige Aufgabe dar, ein Rolling Release<br />

so zu pflegen, dass es bei größeren Updates<br />

zu keinen Schwierigkeiten kommt.<br />

Allzu eng sind wesentliche Komponenten<br />

wie Kernel, Glib, Treiber und wichtige<br />

Bibliotheken miteinander verzahnt.<br />

Aus diesem Grund muss man gelegentlich<br />

auftretende kleinere Probleme<br />

mit nicht angepassten Versionen tolerieren.<br />

So verlangte beispielsweise das aktuelle<br />

ZFS-Modul als Kernel eine etwas<br />

3 Manjaro verfügt über ein eigenes Werkzeug zum Erkennen der im System<br />

verbauten Hardware. Das erleichtert die Konfiguration der Komponenten.<br />

neuere Version als die gerade installierte.<br />

Lösen ließ sich das Problem bei der Installation<br />

durch Anpassen der PKGBUILD-<br />

Datei, in der es die entsprechenden Versionsnummern<br />

zu ändern galt – Linux-<br />

<strong>Einsteiger</strong> würden daran wohl scheitern.<br />

Arch in einfach<br />

Die Entwickler von Manjaro betonen,<br />

dass Manjaro nicht gleich Arch Linux ist.<br />

Das stimmt insofern, als dass Manjaro<br />

zwar auf Arch Linux aufbaut, aber eigene<br />

Software-Repositories und Tools bereitstellt.<br />

Dennoch bestehen enge Bindungen<br />

zu Arch Linux: So lässt sich auch<br />

unter Manjaro Software aus dem Arch-<br />

User-Repository (AUR) installieren, wie<br />

wir weiter unten erläutern. Für Antergos<br />

gilt dies entsprechend, wobei dieses seine<br />

Software direkt aus den Arch-Paketquellen<br />

bezieht, die es lediglich mit einem<br />

eigenen Repository ergänzt.<br />

Der Fokus von Manjaro und Antergos<br />

liegt auf der Anwenderfreundlichkeit,<br />

was sich in grafischen Installationsroutinen,<br />

den zur Auswahl stehenden Desktop-Umgebungen,<br />

dem grafischen Paketmanager<br />

und vorinstallierten Multimedia-Codecs<br />

zeigt. Daher eignet sich<br />

besonders Manjaro gut als Einstieg ins<br />

Arch-Linux-Universum. Sehnen Sie sich<br />

später nach einem richtigen Arch Linux,<br />

so lässt sich ein Manjaro-System in ein<br />

klassisches Arch umwandeln û.<br />

Mehrere Kernel<br />

4 Manjaro und Antergos bieten jeweils eine grafische Installationsroutine an.<br />

Sowohl Manjaro als auch Antergos stellen<br />

dem Anwender so wie Arch Linux<br />

mehrere Kernel zur Verfügung. Dazu<br />

zählen neben dem gerade aktuellen Betriebssystemkern<br />

oft auch Vorabausgaben<br />

der nächsten Version sowie manchmal<br />

einige ältere, besonders stabile Releases.<br />

Diese Auswahl bietet also wahlweise<br />

neuste Features und Treiber <strong>für</strong><br />

aktuelle Hardware oder eine besonders<br />

hohe Stabilität und Kontinuität.<br />

Manjaro wirbt mit einer besonders guten<br />

Hardware-Erkennung, die auf dem<br />

selbst entwickelten Tool Mhwd basiert<br />

(siehe Kasten Hardware erkennen mit<br />

Mhwd). Es ermittelt die im Rechner ver­<br />

72 www.linux-user.de<br />

07.2014


Arch und Derivate<br />

Netz&System<br />

baute Hardware und konfiguriert diese<br />

zur Laufzeit. Allerdings befindet sich das<br />

Programm noch in der Entwicklung, sodass<br />

noch nicht alles immer ganz korrekt<br />

funktioniert. Das Manjaro-Wiki û beschreibt<br />

den Befehl im Detail.<br />

In der Praxis bietet die Hardware-Erkennung<br />

unter Manjaro ein ganz ähnliches<br />

Bild wie unter Ubuntu: Sie identifiziert<br />

fast alle Komponenten korrekt und<br />

konfiguriert viele automatisch richtig<br />

3 . In einigen Fällen – insbesondere<br />

bei älterer, nicht besonders gut unterstützter<br />

Hardware – helfen nur Handarbeit<br />

und eine Reihe von Experimenten<br />

weiter. Besser als die Hardware-Erkennung<br />

von Ubuntu arbeitet jene von<br />

Manjaro also nicht, aber sicher auch<br />

nicht signifikant schlechter.<br />

Die Distribution Manjaro nutzt im Gegensatz<br />

zu Antergos eigene Repositories,<br />

in die neue Software erst nach ausführlichen<br />

Tests einfließt. Dieses Verfahren<br />

sichert eine große Stabilität des Systems,<br />

verzögert aber das Ausliefern kritischer<br />

Updates. Zusätzlich lässt sich fehlende<br />

oder aktualisierte Software aber<br />

auch direkt aus den Paketquellen von<br />

Arch Linux beziehen. Dennoch sorgt dieser<br />

Schritt <strong>für</strong> Kritik, da Manjaro <strong>für</strong> nur<br />

sehr geringe Änderungen an den Paketen<br />

Arch vollständig forkt.<br />

Im Arch-User-Repository (AUR) locken<br />

viele aktuelle Pakete und neue Entwicklungen.<br />

Die Installation von Programmen<br />

aus dieser Quelle birgt jedoch auch<br />

Risiken. Das AUR enthält sehr viel mehr<br />

Software als de Distributionen Manjaro<br />

oder Antergos selbst bereitstellen –<br />

doch die wurde eventuell nicht ganz so<br />

gut getestet. Bei der Installation von<br />

Software aus dem AUR übernehmen<br />

Skripte das automatisierte Kompilieren<br />

aus dem Quellcode, was in den allermeisten<br />

Fällen ohne Probleme funktioniert<br />

– dazu später mehr.<br />

Für viele Pakete gibt es hier mehrere<br />

unterschiedliche Versionen. So steht hier<br />

etwa neben dem derzeit aktuellen, stabilen<br />

Gimp-Release 2.8.10 als Alternative<br />

auch die Entwicklerversion 2.9.1 mit experimentellen<br />

Funktionen bereit. Daneben<br />

enthält AUR auch einige ältere Versionen.<br />

Das macht es <strong>für</strong> Anwender deutlich<br />

unübersichtlicher als die Manjaro-<br />

Repositories – dort finden sich keine<br />

Entwicklerversionen.<br />

Installation<br />

Während Antergos nur ein Installationsabbild<br />

û mit der Gnome-Shell als Desktop-Umgebung<br />

anbietet, gibt es Manjaro<br />

in vielen Spielarten. Je nachdem, welchen<br />

Desktop Sie bevorzugen, laden Sie<br />

die – aufgrund der Größe nur <strong>für</strong> DVDs<br />

geeigneten – Images <strong>für</strong> die XFCE-,<br />

Openbox- oder die KDE-Variante herunter<br />

û. (Auf der Heft-DVD dieser Aus gabe<br />

finden Sie Manjaro 0.8.9 XFCE.)<br />

Möchten Sie sich das Brennen einer<br />

DVD ersparen, dann befördern Sie das<br />

heruntergeladene Image mit folgendem<br />

Kommando auf einen USB-Stick:<br />

$ dd bs=4M if=manjaro*.iso of=/deU<br />

v/sdx<br />

Dabei ersetzen Sie das x in /dev/sdx<br />

durch die Device-Nummer des an Ihrem<br />

KISS<br />

Was Linux-Systeme im Unterschied zum<br />

Marktführer Windows so attraktiv macht,<br />

ist unter anderem die grundlegende Einfachheit.<br />

Sie lässt sich im Paradigma Keep<br />

It Simple, Stupid zusammenfassen, das<br />

durchaus unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten<br />

zulässt û. Diese Einfachheit<br />

zeigt sich besonders bei Arch Linux an<br />

vielen Stellen: Einfache Strukturen lassen<br />

sich meist besser nachvollziehen als kom-<br />

Hardware erkennen mit Mhwd<br />

Sie steuern das Kommando mhwd durch<br />

eine Reihe von kombinierbaren Optionen:<br />

‐h zeigt eine kurze Hilfe, mit ‐‐pci und<br />

‐‐usb beschränken Sie die Ausgaben auf<br />

die entsprechenden Geräte. Die wichtigsten<br />

Optionen lauten ‐lh (Hardware<br />

anzeigen), ‐la (Treiber anzeigen) und ‐l<br />

(Konfigurationen anzeigen). Der Schalter<br />

‐d präsentiert Ihnen bei Bedarf zusätzliche<br />

Detailinformationen.<br />

Arch-User-Repository: Das AUR enthält sogenannte<br />

PKGBUILD-Skripte, über die Software,<br />

die sich nicht in den offiziellen Arch-<br />

Paketquellen findet, aus dem Quellcode<br />

heraus installieren lässt. Dazu gehören Anwendungen,<br />

die es aufgrund ihrer Lizenz<br />

nicht in die Arch-Repositories geschafft<br />

haben, oder auch brandneue Programme.<br />

plizierte Konstrukte und erweisen sich im<br />

Alltag als weniger fehleranfällig. Programme<br />

werden oft zunächst ohne grafische<br />

Oberfläche entwickelt, um sich auf<br />

das Wesentliche zu konzentrieren. Dass<br />

grafische Oberflächen und zusammenfassende<br />

Skripte jedoch nicht unbedingt von<br />

Nachteil sein müssen, beweisen Manjaro<br />

und Antergos: Dort stehen <strong>für</strong> die wichtigsten<br />

Aufgaben spezielle Tools bereit.<br />

Neben Mhwd selbst existieren noch mehrere<br />

Varianten des Programms, von denen<br />

mhwd‐kernel die wichtigste ist. Sie erlaubt<br />

die Verwaltung der Kernel, die Manjaro<br />

anbietet. ‐l zeigt die verfügbaren Kernel,<br />

‐li die im System vorhandenen; ‐i<br />

installiert eine neue Version, ‐r entfernt<br />

eine veraltete. Aus dem AUR stammende<br />

Kernel berücksichtigt das Tool nicht: Diese<br />

verwalten Sie über den Paketmanager.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

73


Netz&System<br />

Arch und Derivate<br />

Rechner angesteckten USB-Sticks. Details<br />

dazu können Sie im Manjaro­<br />

Forum û nachlesen.<br />

Mit den grafischen Installationsroutinen<br />

von Manjaro 4 und Antergos geht<br />

die Installation der Arch-Derivate leicht<br />

von der Hand: Das Setup-Programm<br />

gleicht in großen Teilen jenen anderer<br />

etablierter Distributionen und erlaubt<br />

eine intuitive Bedienung.<br />

Etwas rustikaler, da<strong>für</strong> aber auch wesentlich<br />

detaillierter steuerbar, erfolgt<br />

die Installation mit dem textbasierenden<br />

Setup. Manjaro bietet es in zwei Varianten<br />

an: Der testing installer unterstützt<br />

Rechner mit UEFI-BIOS sowie das <strong>für</strong><br />

SSDs optimierte Btrfs. Besser getestet<br />

und von daher auch eher zu empfehlen<br />

ist der stable installer, der an jenen von<br />

Debian erinnert.<br />

Auch in der textbasierten Umgebung<br />

klappt das Installieren ohne tiefgreifendes<br />

technisches Know-how. Vorsicht ist<br />

in jedem Fall beim Partitionieren der<br />

Festplatte geboten: Löschen Sie die falsche<br />

Partition, dann gehen die dort gespeicherten<br />

Daten in der Regel verloren.<br />

Alternativ teilen Sie den entsprechenden<br />

Datenträger vorab mit Gparted oder<br />

der Gparted-Live-CD auf.<br />

Pacman-Übersicht<br />

Pacman-Befehl Debian/​Ubuntu-Pendant Funktion<br />

Installation und Aktualisierungen<br />

pacman ‐Syu<br />

apt‐get update && apt‐get Paketquellen aktualisieren und Updates installieren<br />

dist‐upgrade<br />

pacman ‐S Paket apt‐get install Pakete installieren oder aktualisieren<br />

pacman ‐Ss Paket apt‐cache search installierbare Pakete suchen<br />

pacman ‐Sg<br />

Paketgruppen anzeigen<br />

pacman ‐Sg Paketgruppe<br />

Inhalt einer Paketgruppe anzeigen<br />

pacman ‐Si Paket apt‐cache show Informationen zu nicht installierten Paketen zeigen<br />

pacman ‐Sw Paket apt‐get ‐‐download‐only herunterladen, ohne zu installieren<br />

pacman ‐Sy apt‐get update Paketdatenbank aktualisieren<br />

pacman ‐Syy<br />

Paketdatenbank neu aufbauen<br />

Pakete entfernen<br />

pacman ‐R Paket apt‐get remove Paket deinstallieren<br />

pacman ‐Rd Paket<br />

Paket entfernen, ohne Abhängigkeiten zu berücksichtigen<br />

pacman ‐Rs Paket<br />

Paket mit Abhängigkeiten entfernen<br />

pacman ‐Rss Paket<br />

Paket entfernen mit allen Abhängigkeiten und deren Abhängigkeiten<br />

Abfragen<br />

pacman ‐Q dpkg ‐‐get‐selections installierte Pakete mit Versionsnummer anzeigen<br />

pacman ‐Qs Paket aptitude search<br />

installiertes Paket suchen<br />

'~i(~nexpr|~dexpr)<br />

pacman ‐Qi Paket dpkg ‐s Informationen zu installierten Paketen anzeigen<br />

pacman ‐Ql Paket dpkg ‐L durch Paket installierte Dateien anzeigen<br />

pacman ‐Qo /Pfad/ dpkg ‐S<br />

Paket anzeigen, zu dem die Datei gehört<br />

zur/Datei<br />

pacman ‐Qu apt‐get upgrade Updates <strong>für</strong> installierte Pakete finden<br />

Weitere Aktionen<br />

pacman ‐Qk debsums installierte Pakete überprüfen<br />

pacman ‐Qdt<br />

verwaiste Pakete zeigen<br />

pacman ‐Scc apt‐get clean Paket-Cache löschen<br />

pacman ‐Sc apt‐get autoclean veraltete Pakete löschen<br />

pacman ‐U Paketdatei<br />

dpkg ‐i && apt‐get install ‐f lokales Paket installieren<br />

pacman‐optimize<br />

Paket-Datenbank optimieren<br />

Die wichtigsten Schalter wie ‐S oder ‐Syu lassen sich auch mit yaourt oder pacaur benutzen.<br />

74 www.linux-user.de<br />

07.2014


Arch und Derivate<br />

Netz&System<br />

Paketmanager<br />

Das Paketsystem nimmt eine zentrale<br />

Rolle innerhalb einer Distribution ein: Es<br />

sorgt <strong>für</strong> das reibungslose Installieren<br />

von Software (relativ einfach) sowie <strong>für</strong><br />

den Austausch installierter Pakete bei<br />

Updates (viel komplexer). Arch Linux<br />

setzt auf ein spezielles Paketformat: Es<br />

verwendet XZ-komprimierte TAR-Archive<br />

auf, die um einige Steuerdateien ergänzt<br />

wurden û.<br />

Alle auf Arch Linux basierenden Distributionen<br />

setzen auf den gleichen Paketmanager,<br />

den auch das Vorbild verwendet:<br />

Pacman. Er entspricht in seinen<br />

Funktionen etwa Dpkg bei Debian und<br />

Ubuntu, übernimmt also überwiegend<br />

die internen Aufgaben. Allerdings<br />

kommt ihm eine etwas weitergehende<br />

Rolle zu, da er auch viele Funktionen von<br />

Apt-get beinhaltet.<br />

Unter Manjaro und Antergos gibt es<br />

jeweils einfache grafische Frontends als<br />

Aufsatz zu Pacman. Manjaro setzt hier<br />

auf den pamac‐manager 5 , bei Antergos<br />

kommt pacmanxg 6 zum Einsatz. Daneben<br />

steht speziell <strong>für</strong> die Installation von<br />

Software aus den AUR noch das Befehlszeilenprogramm<br />

yaourt zur Verfügung,<br />

auf das wir später noch ausführlicher<br />

eingehen. Trotz aller Vorteile der Frontends<br />

kommen Sie bei der Administra tion<br />

nicht in allen Fällen um Pacman herum:<br />

Eine Reihe spezieller Aktionen lassen<br />

sich nur direkt über dieses Programm<br />

anstoßen.<br />

5 Die Distribution Manjaro setzt im Gegensatz zu Antergos auf den in eigener Regie<br />

entwickelten Pamac-Manager zum Verwalten der Software-Archive.<br />

Das gesamte System aktualisieren Sie<br />

ebenfalls am besten mit dem Programm<br />

Pacman – am einfachsten über pacman<br />

‐Syyu. Der Pamac-Manager macht etwas<br />

Ähnliches beim Start automatisch. Er<br />

scheitert aber, falls es nicht aufzulösende<br />

Abhängigkeiten gibt. Mittels Pacman<br />

führen Sie das Update in mehreren<br />

Schritten durch und sparen so die problematischen<br />

Pakete zunächst aus, um<br />

TIPP<br />

Als Umsteiger von einer anderen Distribution<br />

sind Ihnen Befehle wie apt‐get<br />

install, yum search oder zypper dup<br />

wahrscheinlich schon lange in Fleisch und<br />

Blut übergegangen. In der Tabelle Pacman-Übersicht<br />

finden Sie eine Gegenüberstellung<br />

der wichtigsten Pacman-<br />

Funktionen mit denen von apt‐get oder<br />

dpkg. Das Arch-Wiki bietet unter dem Eintrag<br />

„Pacman Rosetta“ û zudem eine gut<br />

gemachte Zusammenstellung, die die einzelnen<br />

Aufrufe auch noch in jene von Fedora,<br />

Suse oder Gentoo übersetzt.<br />

6 Antergos vereinfacht die ansonsten auf Text und Befehlen <strong>für</strong> die Kommandozeile<br />

basierenden Paketverwaltung mit dem grafischen Frontend PacmanXG.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

75


Netz&System<br />

Arch und Derivate<br />

ACHTUNG!<br />

diese später nachzuholen, sobald die<br />

Updates <strong>für</strong> die fehlenden Pakete auf<br />

den Servern bereitstehen.<br />

Die Installation bestimmter Pakete –<br />

besonders solcher, die aus dem Quelltext<br />

gebaut werden – zieht oft zahlreiche<br />

zusätzliche Pakete als Abhängigkeiten<br />

mit, die anschließend nur noch nutzlos<br />

im System herumliegen. Diese als<br />

verwaist („orphaned“) bezeichneten Pakete<br />

belegen unnötig Festplattenplatz<br />

und können unter ungünstigen Bedingungen<br />

zu Problemen bei Aktualisierungen<br />

führen.<br />

Sie sollten diese Paket-Waisen daher<br />

ab und an löschen. Zunächst stöbern Sie<br />

sie mit pacman ‐Qdt auf, das Kommando<br />

pacman ‐R Paket entfernt sie dann. Folgender<br />

Aufruf fasst beides zusammen,<br />

indem er alle verwaisten Pakete automatisch<br />

löscht:<br />

# pacman ‐Qdtq | pacman ‐Rs ‐<br />

Unter Ubuntu oder Debian kennen Sie<br />

diesen Befehl als apt‐get autoremove.<br />

Das Manjaro-Wiki dokumentiert die wesentlichen<br />

Funktionen von Pacman û.<br />

User-Pakete<br />

Aus dem Arch-User-Repository AUR installieren<br />

Sie Pakete mittels yaourt –<br />

auch die grafischen Paketmanager nutzen<br />

intern dieses Tool. Yaourt – und die<br />

alternativen AUR-Clients – rufen Sie immer<br />

ohne Root-Rechte auf, da das Tool<br />

die Pakete im Userspace aus dem Quellcode<br />

baut und erst zur Installation Root-<br />

Rechte anfordert. Die Syntax entspricht<br />

weitgehend jener von Pacman, sodass<br />

yaourt synonym zu pacman funktioniert.<br />

Bei der Installation von Paketen aus dem<br />

AUR bietet Ihnen Yaourt immer an, die<br />

PKGBUILD-Datei des gebauten Pakets einzusehen<br />

und zu bearbeiten:<br />

Edit PKGBUILD ? [Y/n] ("A" to abU<br />

ort)<br />

Machen Sie unbedingt von dieser Möglichkeit<br />

Gebrauch! Das AUR ist sehr offen, jeder<br />

darf ohne große Hürden eigene Software<br />

dort einstellen. Es besteht daher<br />

durchaus die Möglichkeit, über dieses Repository<br />

Malware zu verteilen. Kontrollieren<br />

Sie daher immer zumindest die<br />

source=...-Zeile dahingehend, ob sie<br />

den Quellcode oder Programmpakete aus<br />

einer legitimen Quelle lädt.<br />

Yaourt arbeitet recht fehlertolerant: So<br />

genügt es, nur Bestandteile von Paketnamen<br />

anzugeben, um das entsprechende<br />

Paket zu finden. Alternativ lässt<br />

sich auch ein Teil der Kurzbeschreibung<br />

eines Pakets verwenden (Listing 1). Dies<br />

liefert jedoch oft eine unübersichtlich<br />

große Menge an Treffern.<br />

Die drei am Ende des Listings ausgegebenen<br />

Zeilen fordern Sie auf, ein oder<br />

mehrere Pakete zur Installation auszuwählen.<br />

Einzelne Pakete geben Sie, mit<br />

Leerzeichen getrennt, hintereinander an<br />

(1 3 17) oder übergeben ganze Nummernbereiche<br />

(22‐35). Mit der Tastenkombination<br />

[Strg]+[C] oder durch Drücken<br />

von [Eingabe], ohne eine Nummer<br />

anzugeben, beenden Sie das Programm<br />

ohne Installation eines AUR-Pakets.<br />

Pakete aus dem AUR installieren Sie<br />

bei Problemen auch manuell. Nach dem<br />

Herunterladen etwa nach /usr/local/<br />

src/ entpacken Sie das Quellarchiv und<br />

wechseln in das dabei neu entstandene<br />

Verzeichnis, das oft schlicht builds/<br />

heißt. Der Befehl makepkg ‐s sorgt nun<br />

<strong>für</strong>s Übersetzen. So lassen sich eventuell<br />

auftretende Fehler während des Build-<br />

Prozesses untersuchen.<br />

Abhängigkeiten löst der Befehl automatisch<br />

auf, sofern es Manjaro- beziehungsweise<br />

Arch-Pakete da<strong>für</strong> gibt. Fehlen<br />

die in den offiziellen Paketquellen,<br />

greift das Build-Skript auf AUR-Pakete<br />

zurück. Als Ergebnis erzeugt makepkg ein<br />

Paket, das sich mit pacman ‐U Paket.xz<br />

ins System integrieren lässt. Alternativ<br />

verfolgen Sie das Kompilieren und Einrichten<br />

der Software über makepkg ‐i.<br />

Hardware to go!<br />

Nach dem Einrichten des Systems und<br />

der wichtigsten Software müssen Sie bei<br />

Arch Linux und seinen Derivaten die im<br />

Rechner verbaute Hardware zum Laufen<br />

bringen, falls sie das nicht schon von<br />

Haus aus tut. Hier zeigt sich besonders<br />

mit schwieriger Hardware, was Arch<br />

wirklich auf dem Kasten hat.<br />

Sofern bei der Installation des Systems<br />

die Grafikkarte korrekt erkannt wurde,<br />

stehen Ihnen dazu die grafischen Tools<br />

der jeweils installierten Desktop-Umge­<br />

76 www.linux-user.de<br />

07.2014


Arch und Derivate<br />

Netz&System<br />

bung zur Verfügung. Aber was, wenn es<br />

schon bei der Grafikkarte klemmt? Von<br />

Haus verzichten die Distributionen darauf,<br />

als Notlösung <strong>für</strong> den X-Server ein<br />

VESA-Modul einzurichten. Bleibt der<br />

Bildschirm beim Start der grafischen<br />

Oberfläche schwarz, sollten Sie daher<br />

das Paket xf86-video-vesa auf dem System<br />

manuell installieren.<br />

Im Anschluss daran konfigurieren Sie<br />

den X-Server von Hand: Xorg ‐configure,<br />

als Root ausgeführt, erzeugt eine<br />

Konfigurationsdatei xorg.conf.new, die<br />

Sie anschließend mittels Xorg ‐config<br />

xorg.conf.new testen. Klappt das, lässt<br />

sich der Display-Manager (bei Manjaro:<br />

MDM) aufrufen. Weitere Tipps zu X.org<br />

und der Konfiguration finden Sie im<br />

Manjaro-Wiki û.<br />

Peripherie<br />

Bei Peripheriegeräten wie Druckern,<br />

Scannern oder Webcams sollten Sie in<br />

der Regel keine großen Klimmzüge machen<br />

müssen. Die Hardware-Unterstützung<br />

<strong>für</strong> diese Geräte liegt in den Händen<br />

des Kernels und – in Bezug auf die<br />

Drucker – bei Cups. All das ist bei Arch<br />

und seinen Derivaten brandneu, dementsprechend<br />

umfassend fällt der Hardware-Support<br />

aus. Zum Einrichten eines<br />

Druckers nutzen Sie entweder das Webfrontend<br />

von Cups unter http://localhost:631<br />

oder die Druckereinstellungen<br />

der Desktop-Umgebung.<br />

Generell stellt das Arch-Linux-Wiki û<br />

eine gute Anlaufstelle bei Hardwareproblemen<br />

dar. Auch in den Wikis anderer<br />

Distributionen finden sich oft brauchbare<br />

Informationen, die sich auf Arch, Manjaro<br />

oder Antergos übertragen lassen.<br />

Fazit<br />

Arch Linux und seine Derivate gefallen<br />

aufgrund ihrer Aktualität und durch die<br />

große Bandbreite der zur Verfügung stehenden<br />

Software. Zudem gilt Arch als<br />

eine der flottesten Distributionen auf<br />

dem Markt. Wer sich schon ein wenig<br />

länger mit Linux beschäftigt, der findet<br />

hier genau das richtige System. Lediglich<br />

einige kleinere Mängel trüben den rundum<br />

guten Eindruck: So erweist sich die<br />

Hardware-Erkennung gegenüber einem<br />

Ubuntu oder Fedora nicht unbedingt als<br />

besser – ab und an müssen Sie einem<br />

Gerät mit einem Eintrag in /etc/<br />

modprobe.d auf die Sprünge helfen.<br />

Sowohl Antergos als auch Manjaro<br />

runden Arch Linux hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit<br />

ab. Mit grafischen<br />

Installern und anwenderfreundlichen<br />

Tools bereiten beide das oft als kompliziert<br />

verschrieene Arch Linux <strong>für</strong> weniger<br />

erfahrenere Anwender auf. Die eigenen<br />

Paketquellen von Manjaro wirken<br />

zudem als Puffer, wenn es in der Paketverwaltung<br />

von Arch einmal klemmt.<br />

Mit Antergos dagegen bleiben Sie direkt<br />

am Puls von Arch Linux. (cla) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32538<br />

Listing 1<br />

$ yaourt gimp<br />

1 extra/gimp 2.8.10‐1 [installed]<br />

GNU Image Manipulation Program<br />

2 extra/potrace 1.11‐1 [installed]<br />

Utility for tracing a bitmap (input: PBM,PGM,PPM,BMP; output: EPS,<br />

PS,PDF,SVG,DXF,PGM,Gimppath,XFig)<br />

...<br />

117 aur/vim‐gtk‐syntax‐git 20130811‐1 (2)<br />

Vim syntax highlighting for GLib, Gtk+, Xlib, Gimp, Gnome, and more<br />

118 aur/xcftools 1.0.7‐3 [installed] (9)<br />

Miscellaneous command line tools for use with the open XCF format<br />

used by The GIMP<br />

==> Enter n° of packages to be installed (ex: 1 2 3 or 1‐3)<br />

==> ‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐<br />

==><br />

TIPP<br />

Neben Yaourt gibt es noch eine ganze<br />

Reihe weiterer Hilfsprogramme <strong>für</strong> das<br />

AUR: Dazu zählen unter anderem Aurpac,<br />

Packer, Aura und Pacaur, um nur ein paar<br />

der im Arch-Wiki angebotenen Helfer û<br />

zu nennen. Wir empfehlen Pacaur û: Der<br />

AUR-Helper nutzt wie Yaourt die Pacman-<br />

Syntax, zeigt aber im Vorfeld in einem<br />

Rutsch alle PKGBUILD-Dateien an, nicht<br />

wie Yaourt immer wieder zwischendurch.<br />

So installieren Sie auch größere Pakete<br />

mitsamt zahlreicher Abhängigkeiten im<br />

Hintergrund, ohne dass Sie immer wieder<br />

auf Nachfragen reagieren müssen.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

77


Netz&System<br />

Obnam<br />

Mit Obnam komfortabel Backups erledigen<br />

In die Vollen<br />

© Haloocyn, freeimages.com<br />

Das Kommandozeilenwerkzeug Obnam erlaubt das Sichern und Wiederherstellen von Daten<br />

selbst dann, wenn der X-Server einmal streikt. Ferdinand Thommes<br />

Readme<br />

Bei Obnam handelt es sich um ein mächtiges,<br />

aber trotzdem einfach zu bedienendes<br />

Backup-Werkzeug <strong>für</strong> die Kommandozeile.<br />

Seine herausragenden Merkmale sind<br />

Snapshot-Backups, Deduplikation, eine einfache<br />

Möglichkeit der Verschlüsselung mittels<br />

GnuPG sowie Push- oder Pull-Betrieb.<br />

Festplatten kennen nur drei grundlegende<br />

Zustände: leer, voll, kaputt. Zwischen<br />

den ersten beiden speichern sie<br />

mehr oder weniger wichtige Daten.<br />

Allerdings wechselt die Hardware oft<br />

schneller zu Zustand 3, als es einem lieb<br />

ist. Wer also nicht nach der Torvalds-<br />

Devise „Echte Männer brauchen keine<br />

Backups“ lebt, benötigt über kurz oder<br />

lang eine geeignete Strategie und die<br />

dazu passende Software.<br />

Die Auswahl der passenden Programme<br />

fällt groß aus û. Obnam hebt sich<br />

von der Masse durch eine Vielzahl an<br />

Optionen ab, die es in den meisten Fällen<br />

ermöglichen, eine optimale Sicherung<br />

zu erstellen. Das ausgezeichnete<br />

Tutorial û und die Manpage des Projekts<br />

û helfen bei Spezialfällen weiter.<br />

Obnam stammt aus der Feder des finnischen<br />

Debian-Entwicklers und Linux-<br />

Urgesteins Lars Wirzenius. Er arbeitet seit<br />

2006 an der Python-Software, die auf<br />

Wunsch Backups auf lokalen Festplatten,<br />

auf NFS- oder SMB-Shares oder auf entfernten<br />

Servern speichert, wozu sie das<br />

SFTP-Protokoll unterstützt.<br />

Auf Nummer sicher<br />

Die meisten Backup-Tools basieren auf<br />

den Algorithmen von Rsync û. Diese<br />

liefern eine der wichtigsten Eigenschaften,<br />

die eine Backup-Software bieten<br />

78 www.linux-user.de<br />

07.2014


Obnam<br />

Netz&System<br />

sollte: die inkrementelle Datensicherung.<br />

Dabei sichert die Software immer<br />

nur die Änderungen seit der letzten vollen<br />

oder inkrementellen Sicherung.<br />

Allerdings macht diese Methode von<br />

Zeit zu Zeit eine komplette Sicherung<br />

der Daten notwendig. Das kostet Zeit<br />

und beim Transfer über das Internet zusätzlich<br />

Bandbreite. Beim Wiederherstellen<br />

erhöht sich bei dieser Methode<br />

ebenfalls der Aufwand, da die Daten sich<br />

meist aus mehreren einzelnen Sicherungen<br />

zusammensetzen. Die Alternative<br />

einer differenziellen Sicherung, die immer<br />

die Änderungen zur letzten komplett<br />

speichert, braucht dagegen mehr<br />

Speicherplatz.<br />

Als Lars Wirzenius im Jahr 2006 einen<br />

Onlinedienst <strong>für</strong> Backups ins Leben rufen<br />

wollte, gefielen ihm diese Ansätze<br />

nicht, wie er in der Ankündigung zur<br />

stabilen Version 1.0 von Obnam im Jahr<br />

2012 schrieb û. Er implementierte daher<br />

<strong>für</strong> Obnam die Funktion Copy-on-<br />

Write, kurz COW û, die ebenfalls im<br />

Dateisystem BTRFS <strong>für</strong> die Snapshot-<br />

Funktion zum Einsatz kommt.<br />

Das blockbasierte Vorgehen ermöglichte<br />

in Obnam die Snapshot-Funktion,<br />

die es von vielen anderen Backup-Systemen<br />

unterscheidet und in die Nähe von<br />

kommerziellen Produkten mit „Nearcontinuous<br />

Data Protection“ (Near-CDP)<br />

rückt û. Dabei verwendet die Software<br />

bereits vorhandene identische Blöcke<br />

wieder, selbst wenn sie sich in einer anderen<br />

Datei oder einer älteren Sicherung<br />

befinden. Die Technik heißt Deduplikation<br />

û. Somit erscheint jede Sicherung<br />

von Obnam wie ein komplettes Backup,<br />

selbst wenn es sich von der Theorie her<br />

um ein inkrementelles Backup handelt.<br />

In medias res<br />

Was nach einem komplizierten Konzept<br />

klingt, vereinfacht sich in der Praxis<br />

durch Obnam, und zwar vor allem gerade<br />

dadurch, dass das Tool keine grafische<br />

Oberfläche mitbringt: Die wäre<br />

durch die vielen Optionen entweder<br />

total überladen oder unzureichend.<br />

Dank der guten Dokumentation eignet<br />

sich das Programm <strong>für</strong> alltägliche<br />

Fälle. In weniger als einer halben Stunde<br />

haben Sie die Software in der Regel konfiguriert.<br />

Danach verrichtet sie ihre Arbeit<br />

auf Wunsch völlig automatisch zu<br />

festgelegten Zeiten. Parallel bietet Obnam<br />

aber die Möglichkeit, das Sichern<br />

sowie Wiederherstellen jederzeit über<br />

die Kommandozeile anzustoßen.<br />

Die Installation der Applikation gestaltet<br />

sich unter Debian am einfachsten:<br />

Dazu genügt der simple Befehl:<br />

# apt‐get install obnam<br />

Er kopiert weniger als 5 MByte Daten auf<br />

die Festplatte. Für Ubuntu, Gentoo und<br />

OpenSuse finden sich Pakete auf der<br />

Downloadseite, wo auch der Quellcode<br />

bereitsteht û. Für die allermeisten Szenarien<br />

fertigen Sie sinnvollerweise eine<br />

Konfigurationsdatei an. Dazu erstellen<br />

Sie als normaler Benutzer mit dem Befehl<br />

touch ~/.obnam.conf im Home-<br />

Verzeichnis eine Textdatei. Listing 1 zeigt<br />

ein Beispiel <strong>für</strong> deren Inhalt.<br />

Erste Sicherung<br />

Ein erstes manuelles Backup zum Sichern<br />

des gesamten Home-Verzeichnisses starten<br />

Sie über den folgenden Befehl:<br />

$ obnam backup $HOME<br />

Listing 1<br />

TIPP<br />

Zum Sichern des Root-Dateisystems oder<br />

von Teilen davon empfiehlt sich eine eigene<br />

Konfigurationsdatei, in der Sie zusätzlich<br />

eine Zeile wie root = /etc,<br />

/ var einfügen, die in die jeweiligen Verzeichnisse<br />

sichert.<br />

[config]<br />

# Ablage <strong>für</strong> die Sicherungen<br />

repository=/media/Backup<br />

# Ablage <strong>für</strong> die Protokolldatei<br />

log = /home/Username/obnam.log<br />

# Log‐Tiefe<br />

log‐level = info<br />

# maximale Größe der Log‐Datei<br />

log‐max = 100 mb<br />

# Backup‐Ausschlüsse (Endungen, Downloads‐Ordner)<br />

exclude = .mp3$, .mp4$, .part$, .rar$, .nfo$, /Downloads$<br />

# Auschluss aller Caches<br />

exclude‐caches = yes<br />

# Ausschluss externer Dateisysteme (/proc, NFS, etc.)<br />

one‐file‐system = yes<br />

# behält ein Backup täglich <strong>für</strong> die letzten 14 Tage etc.<br />

keep = 14d,10w,12m<br />

# verschlüsselt die Sicherung mittels GnuPG<br />

encrypt‐with = "Ihr Bezeichner"<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

79


Netz&System<br />

Obnam<br />

Das setzt voraus, dass Sie das Ziel der<br />

Sicherung bereits eingebunden haben<br />

und sich in der Konsole in diesem Verzeichnis<br />

befinden. Alternativ geben Sie<br />

das Ziel der Sicherung im Befehl selbst<br />

über die Option ‐r an oder legen es in<br />

der Konfiguration fest.<br />

Das nächste Backup, falls ebenfalls<br />

manuell angestoßen, starten Sie mittels<br />

des gleichen Befehls. Es sichert alle neuen<br />

und geänderten Dateien. Bei größeren<br />

Backups wie dem ersten kompletten<br />

Durchlauf besteht die Möglichkeit, dass<br />

die Verbindung abbricht – insbesondere,<br />

falls Sie per WLAN über das Internet auf<br />

einen Server gehen. Deshalb erstellt das<br />

Programm alle 100 MByte eine Marke<br />

und nimmt nach einem Abbruch bei dieser<br />

die Arbeit wieder auf.<br />

Allerdings verrichtet Obnam seine Arbeit<br />

ohnehin ziemlich zügig. Im Test dauerte<br />

das Sichern eines Home-Verzeichnisses<br />

mit 61 GByte Daten auf eine externe<br />

Platte mit USB-3-Anschluss rund 37 Minuten.<br />

Nach Vollzug meldete sich die Software<br />

mit der Nachricht aus der ersten<br />

Zeile von Listing 2. Ein zweiter Lauf einige<br />

Tage später ergab die Meldung aus der<br />

zweiten Zeile – das Programm war also<br />

gut eine halbe Stunde schneller.<br />

Listing 2<br />

Um zu kontrollieren, wie viele Backup-<br />

Generationen Sie bereits erzeugt beziehungsweise<br />

behalten haben, genügt die<br />

Eingabe von obnam generations. Listing<br />

3 zeigt das Ergebnis zu den Backups<br />

aus Listing 2.<br />

Teile und herrsche<br />

In den seltensten Fällen kommt es jedoch<br />

vor, das Sie das gesamte Home-<br />

Verzeichnis sichern. Die Vorgehensweise<br />

bei der Auswahl oder dem Ausschluss<br />

von Dateien hängt davon ab, was sich<br />

schneller definieren lässt. Wollen Sie nur<br />

fünf Verzeichnisse sichern, so bietet es<br />

sich an, diese im Befehl zur Sicherung<br />

oder über die Konfiguration festzulegen.<br />

Weitaus häufiger dürfte jedoch der<br />

Fall sein, dass Sie einzelne Verzeichnisse<br />

und Dateien vom Sichern ausschließen<br />

möchten. Das erreichen Sie über den<br />

Parameter ‐‐exclude, den Sie dem Tool<br />

entweder auf der Kommandozeile mitgeben<br />

oder – sinnvollerweise – direkt in<br />

die Konfiguration schreiben.<br />

Zusätzlich besteht die Möglichkeit,<br />

mit exclude‐ caches = yes alle temporären<br />

Speicher ebenso auszuschließen<br />

wie mittels one‐file‐system = yes<br />

$ Backed up 98627 files (of 98628 found), uploaded 61.0 GiB in 37m18s<br />

at 28.1 MiB/s average speed<br />

$ Backed up 4633 files (of 101010 found), uploaded 3.0 GiB in 3m24s at<br />

15.1 MiB/s average speed<br />

Listing 3<br />

5543 2014‐04‐27 19:52:12 .. 2014‐04‐27 19:59:35 (98628 files,<br />

69491282768 bytes)<br />

6751 2014‐05‐01 09:42:39 .. 2014‐05‐01 09:43:20 (101010 files,<br />

71257775259 bytes)<br />

Listing 4<br />

01 $ mkdir ~/backups<br />

02 $ obnam mount ‐‐to ~/backups<br />

03 $ ls ‐l ~/backups<br />

04 drwxr‐xr‐x 25 root root 4096 Apr 27 19:59 5543<br />

05 drwxr‐xr‐x 25 root root 4096 Mai 1 09:43 6751<br />

06 lrwxr‐xr‐x 25 root root 4096 Mai 1 09:43 latest ‐> 6751<br />

07 $ fusermount ‐u ~/backups<br />

extern eingehängte Dateisysteme oder<br />

das virtuelle Proc-Verzeichnis.<br />

Wer seine Sicherungen im Internet<br />

ablegt, dem kommt es gelegen, dass<br />

Obnam die Backups mittels GnuPG verschlüsseln<br />

kann. Das setzt voraus, dass<br />

Sie neben der Installation des Programms<br />

GnuPG-Agent respektive GPG-Agent (je<br />

nach Distribution) ein Schlüsselpaar erzeugen.<br />

Das erledigen Sie als User mit<br />

dem Befehl gpg ‐‐gen‐key. Einen tieferen<br />

Einblick in die Möglichkeiten gewährt<br />

die Dokumentation von GnuPG û.<br />

Jeder Schlüssel hat einen Bezeichner,<br />

den die Software beim Erzeugen des<br />

Schlüssels als Kommentar abfragt. Dieser<br />

Bezeichner erscheint auch in der Liste,<br />

wenn Sie mit ‐‐list‐keys die Informationen<br />

zu den gespeicherten Schlüsseln<br />

abrufen. Den Bezeichner geben Sie<br />

in der Konfiguration über die folgende<br />

Zeile an:<br />

encrypt‐with = "Bezeichner"<br />

Mit diesem schlichten Eintrag ist die Verschlüsselung<br />

bereits fertig eingerichtet.<br />

Im Ernstfall<br />

Haben Sie Daten verloren und möchten<br />

diese nun wiederherstellen, bietet Obnam<br />

dazu zwei Wege. Der erste macht<br />

sich die Eigenschaften des FUSE-Dateisystems<br />

û zunutze, das auf modernen<br />

Linux-Systemen meist standardmäßig<br />

installiert ist. Der zweite, weit weniger<br />

komfortable Weg kommt zum Einsatz,<br />

wenn FUSE nicht bereitsteht.<br />

Bei FUSE handelt es sich um ein Dateisystem<br />

im Userspace. Nutzen Sie es,<br />

zeigt Ihnen Obnam die Backups wie ein<br />

normales Verzeichnis an, das Sie einhängen.<br />

Dazu legen Sie mit dem Befehl aus<br />

der ersten Zeile von Listing 4 einen neuen<br />

Ordner im Home-Verzeichnis an.<br />

Listing 5<br />

01 $ obnam restore ‐‐repository<br />

Repository/Pfad ‐‐to Pfad<br />

02 $ obnam restore ‐‐to Pfad<br />

03 $ obnam restore ‐‐to Pfad<br />

‐‐5543<br />

80 www.linux-user.de<br />

07.2014


Obnam<br />

Netz&System<br />

Dann hängen Sie das Verzeichnis mit<br />

den Sicherungen dort ein (Zeile 2) und<br />

sehen sich deren Inhalt an (Zeile 3).<br />

Dabei entspricht jedes angezeigte Verzeichnis<br />

einer (durch die Nummer eindeutig<br />

bezeichneten) Backup-Generation.<br />

Sie haben nun die Möglichkeit, in die<br />

Sicherung zu schauen, die Sie komplett<br />

oder teilweise wiederherstellen wollen.<br />

Dazu wechseln Sie in das entsprechende<br />

Verzeichnis und prüfen dessen Inhalt.<br />

Möchten Sie die letzte Sicherung oder<br />

Teile davon wiederherstellen, genügt der<br />

Parameter latest anstatt der Nummer.<br />

Möchten Sie nur eine einzelne Datei<br />

zurückkopieren, legen Sie zuerst ein Verzeichnis<br />

an beliebiger Stelle an. Dann<br />

spielen Sie das File per Copy-Befehl dorthin.<br />

Nun haben Sie die Möglichkeit, die<br />

Datei mittels Diff û mit einer eventuell<br />

noch vorhandenen Version zu vergleichen.<br />

Nach dem erfolgreichen Wiederherstellen<br />

hängen Sie das Verzeichnis<br />

wieder aus (Listing 4, Zeile 7).<br />

Steht FUSE und damit der Befehl<br />

obnam mount nicht bereit, suchen Sie mit<br />

dem Parametern generations und dem<br />

Befehl ls auf der Kommandozeile, was<br />

Sie zurückspielen wollen. Mit dem Befehl<br />

aus der ersten Zeile von Listing 5<br />

holen Sie dann die fragliche Datei aus<br />

dem Repository. Die komplette letzte<br />

Generation restaurieren Sie mit dem<br />

Befehl aus Zeile 2, eine ältere Sicherung<br />

geben Sie per Nummer an (Zeile 3).<br />

Automatisierte Backups erhalten Sie,<br />

indem Sie einen Cronjob û anlegen, der<br />

im angegebenen Intervall sichert. Einen<br />

solchen Cronjob richten Sie unter Gnome<br />

durch Nachinstallieren des Pakets<br />

gnome-schedule in einer grafischen<br />

Oberfläche ein. Ähnliches gilt <strong>für</strong> KDE,<br />

wo ein passendes Werkzeug bereits unter<br />

Systemeinstellungen | Aufgabenplaner<br />

vorliegt. Auf der Konsole gibt es einen<br />

Editor, den Sie mit crontab ‐e aufrufen.<br />

Sie sollten testweise zu Beginn eine<br />

kleine Sicherung anlegen und diese sowohl<br />

komplett als auch teilweise zurücksichern.<br />

Das schafft das nötige Vertrauen<br />

in die Backups <strong>für</strong> den Fall eines Datenverlustes,<br />

sei es durch eine kaputte Festplatte<br />

oder ein versehentlich gelöschtes<br />

Verzeichnis. Der ein oder andere Fall<br />

wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit<br />

früher oder später eintreten.<br />

Fazit<br />

Obnam ermöglicht es, mit ein wenig<br />

Lernaufwand Daten so platzsparend wie<br />

möglich lokal oder auf entfernten Servern<br />

zu sichern und im Notfall verlässlich<br />

wieder zurückzukopieren. Das Programm<br />

bietet zwar keine grafische<br />

Oberfläche, erweist sich in der Praxis<br />

aber trotzdem als einfach zu bedienen.<br />

Was nützt auch die schönste grafische<br />

Oberfläche, wenn Sie sie nach einem Absturz<br />

des Systems nicht mehr erreichen?<br />

Obnam versteht sich auf Mandanten:<br />

Das ermöglicht kleinen und selbst mittleren<br />

Firmen Flexibilität, um die jeweiligen<br />

Anforderungen zu erfüllen. Welche<br />

Bedeutung die Daten haben und damit,<br />

wie aufwendig Sie sie sichern möchten,<br />

hängt vom Einzelfall ab. Obnam setzt Ihnen<br />

hier keinerlei Grenzen und sichert<br />

auf Wunsch die Daten mehrerer Kunden<br />

unter Berücksichtigung der Deduplikation<br />

in einem Repository. (agr) n<br />

TIPP<br />

Als Obnam-Alternative mit grafischer<br />

Oberfläche bietet sich <strong>für</strong> den Hausgebrauch<br />

das auf dem Qt-Framework basierende<br />

Lucky Backup 1 an û. Es werkelt<br />

im Hintergrund mit Rsync, wodurch die<br />

Sicherungen um einiges größer ausfallen<br />

als mit Obnam. Da<strong>für</strong> tun sich Ungeübte<br />

mit dem Einrichten leichter.<br />

Der Autor<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32639<br />

Ferdinand Thommes lebt und arbeitet als<br />

Linux-Entwickler, freier Autor und Stadtführer<br />

in Berlin.<br />

1 Lucky Backup<br />

bietet sich als Alternative<br />

<strong>für</strong> Anwender<br />

an, die<br />

sich auf der Kommandozeile<br />

nicht<br />

sattelfest fühlen.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

81


Hardware<br />

YubiKey Neo<br />

Via NFC authentifizieren mit<br />

YubiKey Neo und Smartphone<br />

Angestrichen<br />

© Ba1969,freeimages.com<br />

Mit einem Smartphone und<br />

dem YubiKey Neo und NFC<br />

greifen Sie von mobilen Geräten<br />

sicher auf Ihre Daten<br />

in der Cloud zu.<br />

Werner Heuser, Frank Hofmann<br />

Mobile Geräte lösen in vielen Bereichen<br />

mittelfristig stationäre PCs ab. Dabei<br />

liegt die Masse der Daten in Online-Speichern,<br />

nur noch ausgewählte Dateien lagern<br />

auf den Geräten. Daher verdienen<br />

diese mobilen Devices besondere Aufmerksamkeit<br />

in Bezug auf das Absichern<br />

und Autorisieren.<br />

Der NSA-Überwachungsskandal hat<br />

gezeigt, dass viele Sicherheitsmaßnahmen<br />

nicht ausreichend schützen. Aus<br />

dieser Perspektive verbindet die Kombination<br />

von Smartphone oder Tablet und<br />

YubiKey Neo û einen einfachen Zugriff<br />

mit einem komplexen Sicherheitssystem.<br />

Die bisher erhältlichen Modelle<br />

(siehe Tabelle Die Varianten) haben sich<br />

in der Praxis bewährt û.<br />

Im Herbst 2012 berichtete <strong>LinuxUser</strong><br />

über das kleine USB-Token û. Im Mittelpunkt<br />

stand die Authentifizierung über<br />

SSH-Verbindungen auf der Basis dynamisch<br />

generierter Einmalpasswörter<br />

(One Time Passwords, OTP) unter Linux.<br />

Readme<br />

Der USB-Token YubiKey Neo kombiniert<br />

Zwei-Faktor-Authentifizierung mit Einmalpasswörtern<br />

und der kontaktlosen Übertragungsschnittstelle<br />

NFC. Dadurch schützt er<br />

sicher gegen Replay-Angriffe, Man-In-The-<br />

Middle-Attacken und viele andere Angriffsvektoren.<br />

Er bietet außerdem eine Open-<br />

Source-API, ist preiswert, robust und verbreitet<br />

sich immer stärker.<br />

Die Varianten<br />

Modell Funktionen Preis Einsatzfeld<br />

YubiKey 2<br />

YubiKey Nano<br />

YubiKey Neo<br />

Authentifizierung mittels dynamischem<br />

und statischem Passwort; funktioniert als<br />

Tastatur über USB.<br />

Authentifizierung mittels dynamischem<br />

und statischem Passwort; funktioniert als<br />

Tastatur über USB.<br />

Authentifizierung mittels dynamischem<br />

und statischem Passwort; funktioniert als<br />

Tastatur über USB, stellt zusätzlich dynamisches<br />

Passwort mittels NFC bereit.<br />

30 Euro Geräte mit USB-Slot;<br />

kurzzeitiger Einsatz.<br />

50 Euro Geräte mit USB-Slot;<br />

permanenter Einsatz.<br />

60 Euro Geräte mit USB/​<br />

NFC/​RFID-Schnittstelle;<br />

Kurzzeitbetrieb.<br />

82 www.linux-user.de<br />

07.2014


YubiKey Neo<br />

Hardware<br />

Damals noch neu und verhältnismäßig<br />

unbekannt, kommt der Token inzwischen<br />

in über 120 Ländern bei vielen<br />

Online-Plattformen zum Einsatz, wie<br />

etwa bei Google, Lastpass, Facebook<br />

oder PayPal. Mittlerweile liegt mit dem<br />

YubiKey Neo der Nachfolger in den Regalen,<br />

er kostet rund 60 Euro. Der neue<br />

Token erweitert den Funktionsumfang<br />

der Vorgänger um kontaktlose Kommunikation<br />

über Near Field Communication<br />

(siehe Kasten Was ist NFC?). Gleichzeitig<br />

ersetzt er das bislang erhältliche Modell,<br />

das lediglich RFID unterstützte.<br />

Beide Techniken<br />

Der Neo beherrscht beide Techniken.<br />

Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten<br />

im Zusammenspiel mit mobilen Anwendungen<br />

auf der Grundlage von Geräten,<br />

die ebenfalls über eine NFC-Schnittstelle<br />

verfügen. Dazu zählen bei den Smartphones<br />

etwa Samsungs Galaxy S2 bis S4,<br />

die Nokia-Modelle Lumia und N9 sowie<br />

das Blackberry Z10 û, bei den Tablets<br />

unter anderem das Sony Xperia Tablet Z<br />

oder das Google Nexus 10.<br />

Im Test kam ein Samsung Galaxy S3<br />

mit vorinstalliertem Android 4.1.2 zum<br />

Einsatz. Der YubiKey-Hersteller Yubico<br />

unterstützt offiziell nur Google-Nexus-<br />

Smartphones, speziell die Modelle<br />

Galaxy Nexus, Nexus 4 und Nexus 7. Teure<br />

Smartphones unterstützen in aller Regel<br />

sowohl NFC als auch USB On-the-go<br />

(OTG). Zum Anschluss des YubiKey per<br />

USB-OTG benötigen Sie einen speziellen<br />

Adapter. Der ist preiswert, entspricht<br />

aber nicht der Vorstellung vom einfachen,<br />

mobilen Arbeiten.<br />

NFC mit Android<br />

Im Smartphone ist NFC oft ausgeschaltet.<br />

Sie aktivieren es in Android 4.1.2 unter<br />

Einstellungen | Weitere Einstellungen.<br />

Optional fügen Sie ein NFC-Symbol, das<br />

den aktuellen Status zeigt, über den<br />

Punkt Einstellungen | Anzeige | Benachrichtigungsfeld<br />

in die Benachrichtigungsleiste<br />

am oberen Displayrand ein 1 .<br />

Eigentlich erlaubt das NFC-Symbol<br />

auch, NFC ein- und auszuschalten. Das<br />

1 Das entsprechende Symbol (im Bild ganz rechts) in der Leiste am oberen Displayrand<br />

des Smartphones signalisiert, ob die NFC-Funktion des Geräts aktiv ist.<br />

funktionierte im Test jedoch nicht zuverlässig.<br />

Bei aktiviertem NFC-Sensor können<br />

Sie Daten von NFC-Tags auslesen<br />

und diese verarbeiten. In den Tests war<br />

es <strong>für</strong> ein erfolgreiches Übertragen via<br />

NFC nicht erforderlich, die Schutzhülle<br />

des Smartphones abzunehmen. Als Hülle<br />

kam das Modell Commuter Case von<br />

Otterbox û zum Einsatz. Um die Hardware<br />

hingegen vollständig abzuschotten,<br />

bleibt nur das Einwickeln des Smartphones<br />

in Alufolie.<br />

Was ist NFC?<br />

NFC steht <strong>für</strong> „Near Field Communication“,<br />

sinngemäß als Nahfeldkommunikation<br />

oder Nahfeldkopplung über Induktion<br />

übersetzt. Es bezeichnet einen internationalen<br />

Übertragungsstandard zum kontaktlosen<br />

Austausch von Daten per Funktechnik.<br />

Die Datenübertragungsrate beträgt<br />

maximal 424 kbit/​s, die Teilnehmer funken<br />

auf 13,56 MHz û.<br />

NFC kombiniert die Techniken aus der<br />

Smartcard-Welt mit kontaktlosen Verfahren.<br />

Der maximale Abstand zwischen zwei<br />

Geräten beträgt 10 Zentimeter, größere<br />

Distanzen gelten gemäß der Spezifikation<br />

als Abbruch der Kommunikation. Der Yubi-<br />

Key Neo braucht keine eigene Energiequelle<br />

und bezieht die Betriebsspannung<br />

über Induktion vom Smartphone.<br />

Bevor Sie das Token in Betrieb nehmen,<br />

hilft das Verständnis, welche Komponenten<br />

hier zur Authentifizierung überhaupt<br />

zusammenspielen 2 . In der Werkseinstellung<br />

liefert der YubiKey Neo ein Einmalpasswort<br />

(OTP) in Form einer variablen<br />

Zeichenkette. Diese gilt gegenüber<br />

einer Authentifizierungsstelle – in diesem<br />

Fall dem Yubico-Server – nur ein<br />

einziges Mal. Weitere Aufrufe generieren<br />

ähnliche, aber niemals identische oder<br />

bereits erzeugte Zeichenketten.<br />

NFC kommt als Technologie bereits recht<br />

häufig zum Einsatz, etwa <strong>für</strong> Bibliothekskarten,<br />

den deutschen Personalausweis<br />

(seit 2011) oder manche Fahrausweise <strong>für</strong><br />

den ÖPNV û. So statten der Rhein-Main-<br />

Verkehrsverbund (RMV) und der Verkehrsverbund<br />

Berlin-Brandenburg (VBB) û<br />

neuere Ausweise mit NFC aus, erfassen<br />

darüber Fahrten und prüfen die Gültigkeit<br />

des Tickets. In die gleiche Richtung geht<br />

das Programm Touch & Travel der Deutschen<br />

Bahn û.<br />

Das Handy als Autoschlüssel befindet sich<br />

bislang noch im Versuchsstadium û. Bereits<br />

im Laden liegt dagegen das auf NFC<br />

und Bluetooth/​WLAN aufsetzende Türschloss<br />

von Lockitron û.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

83


Hardware<br />

YubiKey Neo<br />

2 Schematische Darstellung der Kommunikation zwischen dem Token, Smartphone und dem Server beim Authentifizieren.<br />

Das Smartphone dient dabei als Kommunikationsmittel.<br />

Die entsprechende<br />

App auf dem Smartphone kommuniziert<br />

über die NFC-Schnittstelle mit dem<br />

Yu biKey Neo und fängt das Einmalpasswort<br />

ab. Das Smartphone nimmt das<br />

OTP entgegen und übermittelt die Daten<br />

an den Authentifizierungsdienst. Damit<br />

das gelingt, halten Sie den YubiKey<br />

Neo an die Rückseite des Smartphones.<br />

Sender und Empfänger befinden sich in<br />

der Regel in der Mitte der Rückseite des<br />

mobilen Geräts.<br />

NFC erfordert im Alltag weniger als<br />

5 Millimeter Abstand zwischen beiden.<br />

Die Lage des YubiKey – quer, längs oder<br />

schräg zur Geräterückseite – spielt keine<br />

Rolle. Von der Vorderseite des Smartphones<br />

aus geht es jedoch nicht, außerdem<br />

darf das Display des Smartphones<br />

nicht abgeschaltet oder gesperrt sein.<br />

Beim Auslesen öffnet sich die App mit<br />

der vom Token eingefangenen Zeichenkette.<br />

Sie haben im Anschluss die Möglichkeit,<br />

diese gegenüber weiteren<br />

Diensten zu verwenden, wie einem Server<br />

im Web, der den YubiKey als Methode<br />

zum Authentifizieren unterstützt. Nur<br />

wer den Schlüssel besitzt, darf loslegen<br />

– alle anderen nicht.<br />

Konfiguration<br />

3 Über die grafische Oberfläche YubiKey Personalization Tool konfigurieren Sie das<br />

USB-Token, damit es gegen einen anderen Server authentifiziert.<br />

Ab Werk arbeitet der YubiKey Neo mit<br />

der YubiCloud zusammen, dem Yubicoeigenen<br />

Authentifizierungsdienst. Slot 1<br />

des YubiKey Neo ist bereits mit einem<br />

validierten Yubico-OTP vorbelegt. Zum<br />

Validieren des Schlüssels benötigen Sie<br />

eine direkte Internetverbindung. Nutzen<br />

Sie das Token in Ihrer eigenen Infrastruktur,<br />

programmieren Sie den Schlüssel<br />

um, damit Ihr Dienst die generierten Einmalpasswörter<br />

als gültig einstuft. Für einige<br />

Anwendungen wie den Passwortmanager<br />

Lastpass ist keine individuelle<br />

Konfiguration des Token erforderlich.<br />

Überraschenderweise zeigte sich im<br />

Test, dass die Android-App eine individuelle<br />

Konfiguration nicht unterstützt.<br />

Bislang steht eine entsprechende App<br />

weder <strong>für</strong> die NFC-Schnittstelle noch <strong>für</strong><br />

84 www.linux-user.de<br />

07.2014


YubiKey Neo<br />

Hardware<br />

eine Anbindung per USB-OTG-Adapterkabel<br />

bereit. Daher folgen Sie am einfachsten<br />

der Empfehlung des Herstellers<br />

und konfigurieren den YubiKey mit der<br />

Personalization GUI (Version 3.1.2) û<br />

unter Debian „Testing“ 3 . Nur neue Versionen<br />

des Debian-Paketes erkennen<br />

den YubiKey Neo.<br />

Neben einer Variante <strong>für</strong> andere Linux-<br />

Spielarten gibt es auf der Webseite des<br />

Herstellers auch Programmversionen <strong>für</strong><br />

Windows und Mac OS X. Laut Yubico<br />

steht die Portierung auf Android noch<br />

aus. Möglich ist die Anbindung über die<br />

Yubico-j-Bibliothek, die in der YubiTOTP-<br />

App bereits zum Einsatz kommt û.<br />

Beobachtungen<br />

Im Test fielen eine Reihe von Punkten<br />

auf: Halten Sie mehrere YubiKey Neo ans<br />

Smartphone, setzt sich einer davon stets<br />

durch – welcher, das ließ sich im Test jedoch<br />

nicht vorhersehen. Der YubiKey<br />

Neo verfügt über zwei Slots. Beide eignen<br />

sich <strong>für</strong> den Einsatz dynamischer<br />

wie statischer Passworte. Die Konfiguration<br />

statischer Passworte zum Übertragen<br />

per NFC gelingt bislang nur im<br />

Advanced Mode. Zusätzlich klappt eine<br />

Auswahl zwischen Slot 1 und 2, praktisch<br />

funktionierte im Test mit NFC aber<br />

nur das Auslesen aus Slot 1. Ab Werk<br />

kommt bei NFC stets Slot 1 zum Einsatz<br />

(siehe Kasten Statisches Passwort).<br />

Die NFC-Schnittstelle lässt sich erst<br />

benutzen, wenn das Smartphone gebootet<br />

hat. Das Entschlüsseln der SD-<br />

Karte im Smartphone und das Anmelden<br />

auf dem Gerät scheiden somit aus.<br />

Selbst mit einem statischen Passwort,<br />

das an sich deutlich weniger Sicherheit<br />

bietet, klappte es aber im Test nicht: Das<br />

Passwort ließ sich nicht via NFC <strong>für</strong> das<br />

Anmelden per PIN und SD-Kartenverschlüsselung<br />

nutzen. Die Alternative Statisches<br />

Passwort via USB On-the-go funktioniert,<br />

zum Entschlüsseln erscheint<br />

diese Alternative aber umständlich.<br />

Es gibt noch nicht viele Android-Apps,<br />

die den YubiKey Neo und das Verfahren<br />

NFC unterstützen. Einige davon sind<br />

kostenfrei und stammen direkt vom Hersteller<br />

Yubico, so auch die Demo-App û,<br />

die sich aber nur zu Funktionstests eignet.<br />

YubiTOTP and YubiOATH ermöglichen<br />

hingegen den Einsatz des Challenge-Response-Verfahrens<br />

über NFC gemäß<br />

ISO-Standard 14443-4.<br />

Apps-Übersicht<br />

Insgesamt gestaltet sich die Recherche<br />

nach Apps mit Unterstützung <strong>für</strong> den<br />

YubiKey Neo im Google Play Store recht<br />

merkwürdig. Eine Suche nach der Zeichenkette<br />

yubi förderte zwar diverse<br />

Notizbuch-Anwendungen zutage, jedoch<br />

keine dedizierte App <strong>für</strong> den Neo.<br />

Zum Speichern von Notizen auf dem<br />

Smartphone existiert im Play Store die<br />

App YubiNotes û – die Entwicklung eines<br />

Drittanbieters. Darin gespeicherte<br />

Notizen sind nur mit dem passenden<br />

YubiKey Neo zugänglich. Im Test fiel auf,<br />

dass die App derzeit instabil läuft und<br />

nicht zuverlässig arbeitet. Nach dem<br />

Neustart des Smartphones und dem ersten<br />

Login erscheint die Nachricht: Yubi-<br />

Notes angehalten. Entfernen Sie das<br />

Token während der Arbeit mit der App,<br />

lassen sich die Notizen nicht mehr öffnen.<br />

Unklar blieb, ob sich die Notizen im<br />

Bedarfsfall mit Linux oder anderen Betriebssystemen<br />

auslesen lassen und was<br />

mit den Notizen passiert, wenn der<br />

YubiKey Neo verloren geht. Ein Totalverlust<br />

ist nicht auszuschließen.<br />

NFCSecure<br />

Die kostenpflichtige App NFCSecure û<br />

verspricht das Absichern des Smartphones<br />

über YubiKeys und NFC-basierte<br />

Armbänder. Jedoch fällt die Dokumentation<br />

recht spärlich aus und steht nur in<br />

der App selbst bereit. Der Preis von<br />

3,89 Euro erscheint hoch, zumal jeweils<br />

Statisches Passwort<br />

Es besteht die Möglichkeit, den YubiKey<br />

Neo über das Personalization Tool mit<br />

einem statischen Passwort zu versehen.<br />

Die Einstellung erfolgt über das Personalization<br />

Tool im Advanced Mode. Damit reduzieren<br />

Sie jedoch die Sicherheit erheblich:<br />

Jeder Unberechtigte, der die Hardware<br />

in die Finger bekommt, kann das darauf<br />

gespeicherte Passwort mittels USB-<br />

Schnittstelle im Klartext auslesen. Daher<br />

rät Yubico von dieser Methode ab, zumal<br />

sich NFC ähnlich wie Bluetooth verhält:<br />

Mit einer entsprechenden Software lassen<br />

sich die Daten aus der Luft abfangen.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

85


Hardware<br />

YubiKey Neo<br />

ein Euro <strong>für</strong> den Support pro YubiKey<br />

Neo und <strong>für</strong> das Locale-Plugin hinzukommen<br />

– wobei sich Letzteres erst<br />

nach dem Kauf herausstellt.<br />

Besteht der Bedarf, Zugangsdaten<br />

und Passworte im Web zu speichern, so<br />

stehen diverse Plattformen zur Verwaltung<br />

bereit. Android-Apps gibt es unter<br />

anderem <strong>für</strong> Lastpass û, Keepass2Android<br />

û und Keepass NFC û.<br />

Während Lastpass als kommerzieller<br />

Dienst Passworte zentral verwaltet, handelt<br />

es sich bei dem <strong>für</strong> den dezentralen<br />

Einsatz geeigneten Keepass um Open<br />

Source. Keepass NFC und Keepass2Android<br />

versprechen die NFC-Funktionalität<br />

des YubiKey Neo zu unterstützen. Der<br />

Test beschränkte sich auf die kommerzielle<br />

Variante Lastpass.<br />

Im Alltagstest<br />

Lastpass arbeitet nur in der kostenpflichtigen<br />

Premium-Version mit dem YubiKey<br />

zusammen. Da<strong>für</strong> fallen pro Jahr 12 US-<br />

Dollar an, also rund 10 Euro. Das Einrichten<br />

des Zugangs mittels YubiKey Neo erledigen<br />

Sie im Webbrowser û. Möchten<br />

Sie Einstellungen und Hilfe in deutscher<br />

Sprache benutzen, dann stellen Sie die<br />

Auswahl Deutsch bereits vor dem Login<br />

auf der Startseite ein. Die Option finden<br />

Sie links neben dem Feld Anmelden bei<br />

LastPass. Nach dem Login bewirkt das<br />

Umschalten auf German innerhalb von<br />

Settings nichts mehr.<br />

Den YubiKey Neo registrieren Sie unter<br />

Einstellungen | Arten der mehrstufigen<br />

Anmeldung. Es empfiehlt sich, zwei Token<br />

<strong>für</strong> den Lastpass-Zugang zu registrieren:<br />

Das dient der Ausfallsicherheit,<br />

falls Sie ein Token verlieren. Es kommt<br />

nicht darauf an, zwei baugleiche Modelle<br />

zu verwenden. Für diesen Zweck genügt<br />

eine preiswertere Version, zumindest<br />

falls Sie alternativ zum Smartphone<br />

einen Computer mit USB-Anschluss nutzen<br />

oder ein USB-OTG-Kabel besitzen.<br />

Ob Sie Slot 1 oder 2 mit dem Yubico<br />

OTP nutzen, spielt keine Rolle. Im Test<br />

war es aber wiederholt schwierig, die<br />

richtige Länge des Tastendrucks zu finden<br />

(laut Dokumentation 2,5 bis 5 Sekunden),<br />

um das Passwort aus Slot 2 zu<br />

aktivieren. Für Slot 1 genügt dagegen<br />

ein kurzes Tippen auf die grün leuchtende<br />

Schaltfläche.<br />

Es besteht die Möglichkeit, bis zu fünf<br />

YubiKeys mit dem Konto zu verknüpfen.<br />

Da es in den Einstellungen keine Möglichkeit<br />

gibt, Notizen zu den verschiedenen<br />

Token zu machen, vermerken Sie am<br />

besten in Ihren Unterlagen die Zuordnung<br />

zwischen YubiKey und dem Slot,<br />

zusätzlich zur Seriennummer oder der<br />

Art und Farbe. Die weitere Konfiguration<br />

gerät sonst unübersichtlich.<br />

Nach dem Anmelden eines oder mehrerer<br />

Keys stehen Ihnen nun drei Optionen<br />

bereit: Mit YubiKey Authentifizierung<br />

schalten Sie die Zweifaktor-Authentifizierung<br />

per Hardware ein oder aus. Diese<br />

Funktion hilft beim Testen. Setzen Sie<br />

also diese Einstellung von dem voreingestellten<br />

Wert auf Aktiviert 4.<br />

Mit der Option Zugriff von mobilen Geräten<br />

legen Sie fest, ob die Software bei<br />

den Geräten, die keinen USB-Anschluss<br />

besitzen, die Zweifaktor-Authentifizierung<br />

überspringt. Wählen Sie Verweigern,<br />

so erhöhen Sie die Sicherheit. Ins-<br />

4 Der kommerzielle Dienst Lastpass unterstützt den YubiKey. Hier verwalten Sie Passwörter <strong>für</strong> Online-Dienste.<br />

86 www.linux-user.de<br />

07.2014


YubiKey Neo<br />

Hardware<br />

5 Zugangsbeschränkung auf bestimmte mobile Geräte.<br />

gesamt empfiehlt es sich, diese Option<br />

zu nutzen. Für das Überspringen gibt es<br />

zwei Optionen: Erlauben und Erlauben<br />

außer Android/​Windows Phone. Das funktionierte<br />

im Test mit der Lastpass-App<br />

gut. Bei der Lastpass-Anmeldung im<br />

Browser eines Smartphones ohne USB<br />

und NFC verlangte der Server jedoch immer<br />

nach einer zusätzlichen Authentifizierung<br />

per YubiKey.<br />

Mit der Option Offline gewähren Sie<br />

Zugang zum Lastpass-Konto, falls keine<br />

Verbindung zum Internet besteht. Dieses<br />

Verfahren ist allerdings weniger sicher:<br />

Ohne Netzzugang überprüft die<br />

Software nur den statischen Teil des<br />

Yubico OTP. Diese Option bleibt permanent<br />

gesetzt. Sollten Sie sie also nur<br />

temporär benötigen, vergessen Sie<br />

nicht, das Häkchen wieder zu entfernen.<br />

Mit einem Klick auf Aktualisierung setzen<br />

Sie die Konfiguration fort und beenden<br />

diese durch die Eingabe des Zugangspassworts.<br />

Möchten Sie einen YubiKey aus dem<br />

Konto löschen, entfernen Sie einfach alle<br />

Daten aus dem entsprechenden Eingabefeld<br />

und klicken auf die Schaltfläche<br />

Aktualisierung. Falls Sie den YubiKey Neo<br />

verlieren oder jemand diesen stiehlt,<br />

hätte er die Möglichkeit, den Lastpass-<br />

Account zu nutzen. Dagegen hilft die<br />

Beschränkung der mit dem YubiKey Neo<br />

nutzbaren mobilen Geräte unter Einstellungen<br />

| Mobiles Gerät 5 .<br />

Der Onlinedienst erkennt die Geräte<br />

selbstständig beim ersten Login von diesem<br />

Gerät und weist ihnen einen Hash<br />

zu. Bei mehreren mobilen Geräten gerät<br />

das aber schnell unübersichtlich, da es<br />

außer dem errechneten Wert keine Informationen<br />

gibt. Im Test funktionierte diese<br />

Beschränkung zuverlässig: Als ein<br />

nicht autorisiertes Gerät versuchte, Zu-<br />

6 Die Lastpass-Authentifikation mit dem YubiKey gelingt in mehreren Schritten, die Software genau auflistet.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

87


Hardware<br />

YubiKey Neo<br />

Die Autoren<br />

Werner Heuser arbeitet seit 15 Jahren als<br />

freiberuflicher EDV-Sachverständiger <strong>für</strong><br />

Laptops und Handys. 1999 gründete er die<br />

Firma Xtops.DE und war der erste deutsche<br />

Anbieter von Laptops mit vorinstalliertem<br />

Linux. Sein aktueller Schwerpunkt liegt im<br />

professionellen Umgang mit mobilen Geräten<br />

wie Laptops, Tablet-PCs und Handys<br />

(http:// sentinel4mobile. de).<br />

Frank Hofmann arbeitet in Berlin im Büro<br />

2.0, einem Open-Source-Experten-Netzwerk,<br />

als Dienstleister mit Spezialisierung<br />

auf Druck und Satz (http:// www. efho. de).<br />

Er ist Mitgründer des Schulungsunternehmens<br />

Wizards of FOSS. Seit 2008 koordiniert<br />

er das Regionaltreffen der Linux User<br />

Groups aus der Region Berlin-Brandenburg.<br />

griff auf das Konto zu erhalten, verschickte<br />

der Dienstleister per E-Mail<br />

einen Warnhinweis.<br />

Bevor Sie den YubiKey Neo nach der<br />

Einrichtung mit Ihrem Smartphone verwenden,<br />

folgen Sie am besten der Empfehlung<br />

von Lastpass und loggen sich<br />

aus dem Konto aus, damit ab sofort alle<br />

lokal zwischengespeicherten Daten mit<br />

dem YubiKey-Hash doppelt verschlüsselt<br />

werden können. Testen Sie nun das Anmelden<br />

über den Browser. Lastpass verlangt<br />

dabei eine Zweifaktor-Authentifizierung<br />

mit Passwort und YubiKey 6 .<br />

Nehmen Sie dann Ihr Smartphone zur<br />

Hand,überprüfen Sie, ob NFC aktiviert<br />

ist, und starten Sie dann die App von<br />

Lastpass. Nach Eingabe von Benutzername<br />

und Passwort fragt die Software<br />

nach dem Token. Ein kurzes Streichen<br />

über die Rückseite des Smartphones genügt<br />

zum Freischalten des Tresors.<br />

Bei der Abfrage bietet die App die Option<br />

Diesem Gerät vertrauen? an. Setzen<br />

Sie hier ein Häkchen, entfällt in Zukunft<br />

die Sicherheitsabfrage. Das regelmäßige<br />

Erneuern der Zweifaktor-Authentifizierung<br />

stellen Sie bei Bedarf per Browser<br />

unter Einstellungen | Vertrauenswürdige<br />

Computer wieder her. Allerdings fällt es<br />

schwer, die Einträge <strong>für</strong> die Geräte zu<br />

unterscheiden, da die Software nur das<br />

Betriebssystem, den Namen des Modells<br />

und einen Hash anzeigt 7 .<br />

Halten Sie den YubiKey kurz an die<br />

Rückseite des Smartphones – so sparen<br />

Sie sich das Öffnen der Lastpass-App:<br />

Der Dialog zum Anmelden öffnet sich<br />

automatisch 8 . Die oben genannte Option<br />

Diesem Gerät vertrauen? bietet die<br />

App auf diesem Weg aber nicht an.<br />

Im offiziellen Handbuch von Lastpass<br />

beschreibt der Abschnitt YubiKey Authentification<br />

(Logging in with YubiKey<br />

Neo) eine weitere Methode per NFC über<br />

das Programmieren des NDEF-Tags. Das<br />

funktionierte im Test jedoch nicht.<br />

Fazit<br />

Derzeit gibt es nur wenige funktionierende<br />

Anwendungen <strong>für</strong> Smartphones,<br />

die NFC in Kombination mit dem<br />

YubiKey Neo nutzen. Ausprobiert haben<br />

wir neben der Demo-App auch NFC-<br />

Secure sowie die Lastpass-App. Es existieren<br />

weitere Apps wie Keepass2Android,<br />

Keepass und YubiClip. Bislang hat aber<br />

nur die Lastpass-App als einfache Methode<br />

der Zweifaktor-Authentifizierung<br />

im Zusammenspiel zwischen Token und<br />

Smartphone überzeugt. (agr) n<br />

Danksagung<br />

Die Autoren bedanken sich beim Support<br />

des Herstellers Yubico. Weiter gilt unser<br />

Dank Wolfram Eifler, Christoph Dahms<br />

und Michal Bielicki <strong>für</strong> deren Kritik und<br />

Anmerkungen im Vorfeld des Artikels.<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/ 32134<br />

8 Der Anmeldebildschirm der App Lastpass.<br />

7 Vertrauenswürdige Computer erhalten über eine vereinfachte Prozedur Zugriff auf das Lastpass-<br />

Konto und somit auf die dort gespeicherten Passwörter. Daher gilt es hier, mit Vorsicht zu arbeiten.<br />

88 www.linux-user.de<br />

07.2014


Know-how<br />

LaTeX/​TikZ<br />

Vektorgrafiken mit LaTeX und TikZ erstellen<br />

Blaupause<br />

© Lusi, freeimages.com<br />

Mit LaTeX und dem Paket<br />

TikZ erstellen Sie hochwertige<br />

Vektorgrafiken, mit denen<br />

Sie Ihre Dokumente aufwerten<br />

und Inhalte ansprechend<br />

visualisieren.<br />

LaTeX eignet sich nicht nur <strong>für</strong> schnöden,<br />

grauen Textsatz. Mit den richtigen<br />

Paketen bringen Sie Farbe û ins Spiel<br />

und binden bei Bedarf externe Grafiken<br />

û ein. Das Paket TikZ û ermöglicht<br />

es, Vektorgrafiken mit LaTeX zu erzeugen.<br />

Dieses Paket setzt seinerseits auf<br />

das Paket PGF auf und vereinfacht dessen<br />

Nutzung.<br />

Nutzen Sie TikZ zum Erstellen der Grafiken,<br />

so erhalten Sie mit wenigen Zeilen<br />

Code hochwertige Illustrationen, die<br />

sich perfekt in das Schriftbild von LaTeX<br />

einfügen. Da<strong>für</strong> müssen Sie allerdings<br />

den Nachteil in Kauf nehmen, nicht sofort<br />

zu wissen, wie die Grafik aussieht, an<br />

der Sie gerade arbeiten: Jede Änderung<br />

setzt einen vorhergehenden LaTeX-Lauf<br />

voraus. Das Programm KTikZ û schafft<br />

in diesem Fall Abhilfe, der Editor zeigt<br />

die Grafik direkt an 1 .<br />

Der Einsatz von TikZ fällt leicht: Sie laden<br />

dazu lediglich mittels des Befehls<br />

\ usepackage{tikz} in der Präambel das<br />

entsprechende Paket. Die Befehle, mit<br />

denen Sie Ihre Grafiken erstellen, stehen<br />

im Hauptteil in der Umgebung tikzpicture<br />

(Listing 1, Zeile 1 bis 3). Alternativ<br />

verwenden Sie den Befehl aus Listing 1,<br />

Zeile 4. Das ist dann sinnvoll, wenn Sie<br />

Daniel Tibi<br />

Readme<br />

Um Vektorgrafiken <strong>für</strong> Ihre LaTeX-Dokumente<br />

zu erstellen, brauchen Sie nicht auf<br />

externe Programme zurückzugreifen. Wer<br />

einmal mit TikZ gearbeitet hat, weiß die<br />

umfangreichen Möglichkeiten des Pakets<br />

sowie die hohe Qualität der Grafiken zu<br />

schätzen.<br />

Optionen<br />

Option<br />

scale=Faktor<br />

rotate=Winkel<br />

baseline=Wert<br />

Wirkung<br />

Vergrößern um den angegebenen Faktor. Zum Verkleinern negativen<br />

Faktor wählen.<br />

Drehung um den angegebenen Winkel.<br />

Statt des untersten Punktes der Grafik liegt der angegebene Wert auf<br />

der Grundlinie.<br />

90 www.linux-user.de<br />

07.2014


LaTeX/​TikZ<br />

Know-how<br />

nur wenige Befehle <strong>für</strong> die Ausgabe der<br />

gewünschten Grafik nutzen.<br />

Die Tabelle Optionen zeigt, wie Sie die<br />

Ausgabe beeinflussen dürfen. Diese Optionen<br />

stehen auch bei einem einzelnen<br />

Befehl bereit, wobei sie dann nur <strong>für</strong> die<br />

Grafik gelten, die Sie mit dem entsprechenden<br />

Befehl erzeugen. Umgekehrt<br />

besteht die Möglichkeit, Optionen, die<br />

bei den einzelnen Befehlen zum Einsatz<br />

kommen, global einzutragen. Diese gelten<br />

dann statt <strong>für</strong> die einzelne Grafik <strong>für</strong><br />

alle Grafiken in der Umgebung.<br />

Linien<br />

Der Befehl, mit dem Sie Linien, Bézier-<br />

Kurven und Figuren zeichnen, ist nach<br />

dem Schema \draw[Optionen] Pfad;<br />

aufgebaut. Über Optionen passen Sie<br />

den Stil der Linien und deren Farbe an.<br />

Was Sie als Pfad eintragen, variiert je<br />

nach Grafik, die Sie erstellen wollen.<br />

Listing 2 enthält einige Beispiele <strong>für</strong><br />

Linien und Bézier-Kurven. Die Punkte,<br />

mit denen Sie eine Grafik konstruieren,<br />

geben Sie in runden Klammern an.<br />

Dabei dürfen Sie die Koordinaten des<br />

Punkts durch Komma getrennt angeben<br />

(Zeile 1). Falls Sie keine Einheit <strong>für</strong> die<br />

Längen setzen, interpretiert der Com-<br />

Listing 1<br />

01 \begin{tikzpicture}[Optionen]<br />

02 Befehle<br />

03 \end{tikzpicture}<br />

04 \tikz[Optionen]{Befehle}<br />

piler die Zahlen als Einheiten im Koordinatensystem,<br />

wobei eine Einheit einem<br />

Zentimeter entspricht.<br />

Alternativ geben Sie die Polarkoordinaten<br />

durch einen Doppelpunkt getrennt<br />

an (Zeile 2). Das ändert jedoch die<br />

Bedeutung: Vor dem Doppelpunkt steht<br />

nun der Winkel, nach dem Doppelpunkt<br />

die Entfernung.<br />

Standardmäßig gilt der Mittelpunkt<br />

eines Koordinatensystems als Ausgangspunkt,<br />

relativ zu dem Sie alle anderen<br />

Punkte definieren. Tragen Sie vor der<br />

runden Klammer ein doppeltes Pluszeichen<br />

(++) ein, erscheint der Punkt in der<br />

Klammer relativ zum davor verwendeten<br />

Punkt (Zeile 3).<br />

Die Zeilen 1 bis 4 von Listing 2 erzeugen<br />

alle die gleiche Grafik, jedoch auf<br />

vier verschiedene Weisen. Der Code in<br />

Zeile 1 zeichnet mittels des Befehls ‐‐<br />

eine gerade Linie zwischen den Punkten<br />

(0,0) und (2,2).<br />

Das Kommando |‐ sorgt da<strong>für</strong>, dass<br />

dies keine direkte Verbindung zwischen<br />

den beiden Punkten ist, sondern eine,<br />

die nur aus einer Horizontalen und einer<br />

Listing 2<br />

01 \tikz{\draw (0,0) ‐‐ (2,2) (0,0) |‐ (2,2);}<br />

02 \tikz{\draw (0,0) ‐‐ (45:2.83cm) (0,0) |‐ (45:2.83cm);}<br />

03 \tikz{\draw (0,0) ‐‐ ++(2,2) ++(‐2,‐2) |‐ ++(2,2);}<br />

04 \tikz{\draw (0,0) |‐ (2,2) ‐‐ cycle;}<br />

05 \tikz{\draw (‐2,0) .. controls (‐1,1) and (1,1) .. (2,0);}<br />

06 \tikz{\draw (0,0) circle (2cm);}<br />

07 \tikz{\draw (0,0) arc (30:60:2cm);}<br />

08 \tikz{\draw (0,0) ellipse (2cm and 1cm);}<br />

09 \tikz{\draw (0,0) rectangle (4,4);}<br />

1 Der Editor KTikZ ermöglicht<br />

es, erzeugte<br />

Grafiken sofort anzusehen.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

91


Know-how<br />

LaTeX/​TikZ<br />

2 Mit wenigen Zeilen LaTeX-Code erzeugen Sie schnell und einfach Millimeterpapier.<br />

Vertikalen besteht, wobei ein vorangestellter<br />

Bindestrich bewirkt, dass vom<br />

ersten Punkt aus eine Horizontale und<br />

dann eine Vertikale entsteht; ein dem<br />

Pipe-Zeichen nachfolgender Strich<br />

zeichnet zunächst eine Vertikale und<br />

dann eine Horizontale.<br />

Beide Befehle aus Zeile 1 zusammen<br />

ergeben ein rechtwinkliges Dreieck. Zeile<br />

2 definiert das gleiche Dreieck mit Polarkoordinaten.<br />

Ausgehend vom Punkt<br />

(0,0) entsteht hier im Winkel vom<br />

45 Grad eine 2,83 Zentimeter lange Linie,<br />

anschließend vom Punkt (0,0) eine<br />

Vertikale auf Höhe des Endpunktes der<br />

vorher gezeichneten Geraden, und<br />

schließlich eine Horizontale zu diesem<br />

Punkt hin, sodass die rechtwinklige Spitze<br />

des Dreiecks entsteht.<br />

In Zeile 3 erstellen die Befehle wiederum<br />

das gleiche Dreieck, wobei diesmal<br />

die einzelnen Punkte relativ zum jeweils<br />

vorhergehenden Punkt liegen. Zeile 4 erstellt<br />

schließlich zunächst die rechtwinklige<br />

Spitze des Dreiecks. Die Grundlinie<br />

kommt durch den Befehl ‐‐ cycle zustande,<br />

der die beiden Enden zu einer<br />

geschlossenen Figur verbindet.<br />

Neben geraden Linien lassen sich mit<br />

TikZ auch Kurven zeichnen. Eine solche<br />

geben Sie durch vier Punkte an (Listing<br />

2, Zeile 5). Die erste runde Klammer<br />

enthält den Startpunkt der Kurve, die<br />

vierte den Endpunkt. Die beiden Kontrollpunkte<br />

stehen in den beiden mittleren<br />

Klammern.<br />

Geometrische Figuren<br />

Linien und Kurven erlauben es nun, jede<br />

beliebige Figur zu erstellen. Listing 2<br />

zeigt in Zeile 6 den Befehl <strong>für</strong> einen<br />

Kreis: In der ersten runden Klammer geben<br />

Sie den Mittelpunkt an, in der zweiten<br />

den Radius.<br />

Listing 3<br />

01 \begin{tikzpicture}<br />

02 \draw[step=1mm,help lines] (0,0) grid (50mm,50mm);<br />

03 \draw[step=10mm] (0,0) grid (50mm,50mm);<br />

04 \end{tikzpicture}<br />

Listing 4<br />

01 \begin{tikzpicture}<br />

02 \draw[ultra thin] (0,0) ‐‐ (6,0);<br />

03 \draw[very thin] (0,0.5) ‐‐ (6,0.5);<br />

04 \draw[thin] (0,1) ‐‐ (6,1);<br />

05 \draw[semithick] (0,1.5) ‐‐ (6,1.5);<br />

06 \draw[thick] (0,2) ‐‐ (6,2);<br />

07 \draw[very thick] (0,2.5) ‐‐ (6,2.5);<br />

08 \draw[ultra thick] (0,3) ‐‐ (6,3);<br />

09 \draw[line width=2pt] (0,3.5) ‐‐ (6,3.5);<br />

10 \end{tikzpicture}<br />

Listing 5<br />

01 \begin{tikzpicture}<br />

02 \draw[solid] (0,0) ‐‐ (6,0);<br />

03 \draw[dash pattern=on 5mm off 2mm] (0,1) ‐‐<br />

(6,1);<br />

04 \draw[dotted] (0,2) ‐‐ (6,2);<br />

05 \draw[densely dotted] (0,3) ‐‐ (6,3);<br />

06 \draw[loosely dotted] (0,4) ‐‐ (6,4);<br />

07 \draw[dashed] (0,5) ‐‐ (6,5);<br />

08 \draw[densely dashed] (0,6) ‐‐ (6,6);<br />

09 \draw[loosely dashed] (0,7) ‐‐ (6,7);<br />

10 \draw[dashdotted] (0,8) ‐‐ (6,8);<br />

11 \draw[densely dashdotted] (0,9) ‐‐ (6,9);<br />

12 \draw[loosely dashdotted] (0,10) ‐‐ (6,10);<br />

13 \draw[dashdotdotted] (0,11) ‐‐ (6,11);<br />

14 \draw[densely dashdotdotted] (0,12) ‐‐ (6,12);<br />

15 \draw[loosely dashdotdotted] (0,13) ‐‐ (6,13);<br />

16 \end{tikzpicture}<br />

92 www.linux-user.de<br />

07.2014


LaTeX/​TikZ<br />

Know-how<br />

Möchten Sie statt eines ganzen Kreises<br />

nur einen Kreisbogen zeichnen, nutzen<br />

Sie den Befehl aus Zeile 7. Zunächst geben<br />

Sie wiederum den Mittelpunkt in<br />

der ersten runden Klammer an, anschließend<br />

in der zweiten runden Klammer<br />

den Winkel, an dem der Teil des Kreisbogens<br />

beginnt, und schließlich den Winkel,<br />

an dem er endet sowie den Radius.<br />

Den Befehl <strong>für</strong> eine Ellipse enthält Zeile<br />

8. In die erste runde Klammer gehört<br />

hier der Mittelpunkt, in der zweiten runden<br />

Klammer folgen zunächst die Länge<br />

der Hauptachse und dann die Länge der<br />

Nebenachse.<br />

Zeile 9 zeigt den Befehl <strong>für</strong> ein Rechteck.<br />

Die erste runde Klammer nennt den<br />

linken unteren Punkt, die zweite runde<br />

Klammer den rechten oberen.<br />

Auf den Millimeter genau<br />

Außerdem hält LaTeX einen Befehl bereit,<br />

um ein Gitternetz zu erzeugen. So<br />

können Sie ein Koordinatensystem erstellen<br />

oder beispielsweise auch Millimeterpapier<br />

generieren.<br />

Der Befehl in Zeile 2 von Listing 3 veranlasst<br />

LaTeX, ein Gitternetz mit Einteilungen<br />

von einem Millimeter zu zeichnen.<br />

Die Option help lines bewirkt,<br />

dass LaTeX die Linien dünn und grau<br />

zeichnet. Die Koordinaten in der ersten<br />

runden Klammer geben die linke untere<br />

Ecke der Grafik an, die Koordinaten in<br />

der zweiten runden Klammer die rechte<br />

obere Ecke. Über dieses Netz ziehen Sie<br />

durch den Befehl in Zeile 3 ein weiteres<br />

mit Linien in normaler Dicke und Einteilungen<br />

von zehn Millimetern 2 .<br />

Von dünn nach breit<br />

Befehl<br />

line width=Dicke<br />

ultra thin<br />

very thin<br />

thin<br />

semithick<br />

thick<br />

very thick<br />

ultra thick<br />

Dicke<br />

gemäß des<br />

angegebenen<br />

Werts<br />

0,1 Punkt<br />

0,2 Punkt<br />

0,4 Punkt<br />

0,6 Punkt<br />

0,8 Punkt<br />

1,2 Punkt<br />

1,6 Punkt<br />

Linienstil<br />

Die Tabelle Von dünn nach breit enthält<br />

eine Übersicht über die Befehle, die Sie<br />

als Option angeben dürfen, um die Liniendicke<br />

anzupassen. Listing 4 zeigt ein<br />

Beispiel, das parallele Linien unterschiedlicher<br />

Dicke zeichnet.<br />

Neben der Strichbreite dürfen Sie zusätzlich<br />

das Muster der Linie anpassen.<br />

Die Tabelle Gemustert enthält eine Übersicht<br />

der möglichen Befehle dazu. Listing<br />

5 zeigt ein Beispiel, Abbildung 3<br />

das dazugehörige Ergebnis.<br />

Es besteht außerdem die Möglichkeit,<br />

Linien als Pfeile zu gestalten. Dazu zeigt<br />

Listing 6 zwei Beispiele. Das Aussehen<br />

des Pfeils geben Sie als Option an. In der<br />

Mitte steht stets ein Bindestrich. Links<br />

des Bindestrichs definieren Sie den Anfang<br />

des Pfeils, rechts vom Bindestrich<br />

das Ende. Nutzen Sie dazu eine spitze<br />

Klammer <strong>für</strong> eine einfache Pfeilspitze,<br />

zwei spitze Klammern <strong>für</strong> eine doppelte<br />

Spitze und einen vertikalen Strich <strong>für</strong> ein<br />

einfaches Ende.<br />

Darüber hinaus können Sie angeben,<br />

wie die Enden der Linien aussehen sollen.<br />

Dazu nutzen Sie die Option line<br />

cap=Stil. Als Stile stehen butt (voreingestellt),<br />

rect und round bereit. Listing 7<br />

enthält ein Beispiel, Abbildung 4 zeigt<br />

das entsprechende Ergebnis.<br />

Gemustert<br />

Befehl<br />

solid<br />

dash pattern=on<br />

Breite off Breite<br />

dotted<br />

densely dotted<br />

loosely dotted<br />

dashed<br />

densely dashed<br />

loosely dashed<br />

dashdotted<br />

densely dashdotted<br />

loosely dashdotted<br />

dashdotdotted<br />

densely dashdotdotted<br />

loosely dashdotdotted<br />

Muster<br />

3 LaTeX bringt Befehle <strong>für</strong> verschiedene<br />

Muster der Linien mit.<br />

durchgezogene Linie (voreingestellt)<br />

gestrichelte Linie bestehend aus Strichen der bei on angegebenen<br />

Breite und Aussparungen der bei off angegebenen Breite<br />

gepunktete Linie<br />

dicht gepunktete Linie<br />

breit gepunktete Linie<br />

gestrichelte Linie<br />

dicht gestrichelte Linie<br />

breit gestrichelte Linie<br />

Muster aus Abfolge von Strich und Punkt<br />

dichtes Muster aus Abfolge von Strich und Punkt<br />

breites Muster aus Abfolge von Strich und Punkt<br />

Muster aus Abfolge von einem Strich und zwei Punkten<br />

dichtes Muster aus Abfolge von einem Stricht und zwei Punkten<br />

breites Linienmuster aus Abfolge von einem Stricht und zwei<br />

Punkten<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

93


Know-how<br />

LaTeX/​TikZ<br />

4 TikZ stellt verschiedene Linienenden zur Verfügung: butt (unten),<br />

rect (Mitte), round (oben).<br />

5 Auch die Ecken der Pfeilspitze können verschieden aussehen:<br />

miter (unten), bevel (Mitte), round (oben).<br />

Mit der Option line join=Stil bestimmen<br />

Sie, wie Ecken aussehen sollen. Als<br />

Stile stehen miter (voreingestellt), bevel<br />

und round bereit. Listing 8 enthält ein<br />

Beispiel, Abbildung 5 zeigt das dazugehörige<br />

Ergebnis.<br />

Die Farbe einer Linie verändern Sie, indem<br />

Sie die gewünschte Farbe als Option<br />

angeben. Das Paket tikz lädt automatisch<br />

das Paket xcolor, sodass Ihnen umfangreiche<br />

Möglichkeiten zum Einsatz<br />

von Farben zur Verfügung stehen.<br />

Flächen<br />

Flächen füllen Sie mit dem Befehl<br />

\ fill[Optionen] Pfad;. Den Pfad beschreiben<br />

Sie mit den oben besprochenen<br />

Befehlen. Schließen Sie den Pfad<br />

nicht selbst, erledigt LaTeX das automatisch<br />

<strong>für</strong> Sie. Die Farbe, mit der Sie die<br />

Fläche füllen möchten, geben Sie als Option<br />

an, voreingestellt ist Schwarz. Listing<br />

9 zeigt in der Zeile 1 ein Beispiel:<br />

Die Fläche eines Dreiecks erscheint in<br />

Blau. Den Befehl ‐‐ cycle dürfen Sie<br />

wie in Zeile 2 weglassen.<br />

Es besteht die Möglichkeit, die beiden<br />

Befehle <strong>für</strong> Linien und Flächen zu kombinieren.<br />

Sie erhalten dann eine Figur,<br />

bei der sich Rand und Fläche von einander<br />

absetzen. Listing 9 zeigt in Zeile 3<br />

ein Beispiel, in dem die Fläche eines<br />

Dreiecks mit einem hellen Grau gefüllt<br />

erscheint, die Außenlinien in einem<br />

dunklen Grau. Verzichten Sie auf den Befehl<br />

‐‐ cycle wie in Zeile 4, schließt La-<br />

TeX nur die Fläche automatisch, nicht jedoch<br />

die Außenlinien.<br />

Schatten<br />

Über Schatten werten Sie Flächen optisch<br />

auf. Listing 10 zeigt ein Beispiel. Ersetzen<br />

Sie dazu \fill durch \shade (Zeile<br />

1) beziehungsweise \filldraw durch<br />

Listing 6<br />

01 \tikz{\draw [|‐>] (0,0) ‐‐ (2,2);}<br />

02 \tikz{\draw [‐>>] (0,0) arc (15:60:3cm);}<br />

Listing 8<br />

01 \begin{tikzpicture}[line width=12pt]<br />

02 \draw[line join=miter] (0,0) ‐‐ (1,1) ‐‐ (0,2);<br />

03 \draw[line join=bevel] (2,0) ‐‐ (3,1) ‐‐ (2,2);<br />

04 \draw[line join=round] (4,0) ‐‐ (5,1) ‐‐ (4,2);<br />

05 \end{tikzpicture}<br />

Listing 7<br />

01 \begin{tikzpicture}[line width=12pt]<br />

02 \draw[line cap=butt] (0,0) ‐‐ (6,0);<br />

03 \draw[line cap=rect] (0,1) ‐‐ (6,1);<br />

04 \draw[line cap=round] (0,2) ‐‐ (6,2);<br />

05 \end{tikzpicture}<br />

Listing 9<br />

01 \tikz{\fill[blue] (0,0) |‐ (2,2) ‐‐ cycle;}<br />

02 \tikz{\fill[blue] (0,0) |‐ (2,2);}<br />

03 \tikz{\filldraw[fill=lightgray,draw=darkgray,line<br />

width=1pt] (0,0) |‐ (2,2) ‐‐ cycle;}<br />

04 \tikz{\filldraw[fill=lightgray,draw=darkgray,line<br />

width=1pt] (0,0) |‐ (2,2);}<br />

94 www.linux-user.de<br />

07.2014


LaTeX/​TikZ<br />

Know-how<br />

\shadedraw (Zeile 2). Standardmäßig erstellt<br />

LaTeX Schatten durch einen Übergang<br />

von Grau zu Weiß von oben nach<br />

unten. Bei Bedarf passen Sie Farbe sowie<br />

Richtung des Schattens an. Zeile 3 erstellt<br />

einen Schatten von oben nach unten<br />

von Blau nach Grau, Zeile 4 einen<br />

von links nach rechts von Rot nach Grau<br />

und Zeile 5 einen von innen nach außen<br />

von Gelb nach Grau.<br />

Abfolgen<br />

Grafiken enthalten oft eine wiederkehrende<br />

Abfolge von Elementen. Das Zifferblatt<br />

einer Bahnhofsuhr 6 etwa ließe<br />

sich mit sechzig einzelnen Befehlen erstellen.<br />

Doch geht es auch wesentlich<br />

einfacher mit nur zwei Befehlen (Listing<br />

11, Zeilen 2 und 3).<br />

Über Zeile 2 erzeugen Sie zunächst<br />

das Zifferblatt mit den kleinen Einheiten,<br />

die die Minuten symbolisieren. Der Abstand<br />

zwischen den einzelnen Strichen<br />

beträgt jeweils 6 Grad. Dazu kommt in<br />

der ersten geschweiften Klammer der<br />

Platzhalter \x zum Einsatz. Die Folge<br />

enthält Werte von 6 bis 360 Grad im Abstand<br />

von je 6 Grad. Die zweite geschweifte<br />

Klammer enthält den Befehl,<br />

der die Linien erstellt.<br />

Zeile 3 generiert die längeren, dickeren<br />

Linien, die im Fünf-Minuten-Abstand<br />

das Zifferblatt ergänzen. Diese Linien<br />

liegen jeweils 30 Grad auseinander. Der<br />

Platzhalter \y enthält die Werte von<br />

30 bis 360 Grad im Abstand von je<br />

30 Grad. Die zweite geschweifte Klammer<br />

enthält den Befehl, der die Linien erstellt.<br />

In den Zeilen 4 bis 7 folgen die Befehle,<br />

die den Stunden-, Minuten- und<br />

Sekundenzeiger sowie den Punkt an der<br />

Verbindungsstelle der Zeiger erzeugen.<br />

Textfelder<br />

Listing 12 zeigt ein Beispiel <strong>für</strong> das Beschriften<br />

einer Grafik. Der Mittelpunkt<br />

6 Mit wenigen Zeilen LaTeX-Code erstellen<br />

Sie eine Bahnhofsuhr als Vektorgrafik.<br />

des Texts liegt an der angegebenen Position.<br />

Da der Text auf diese Weise in die<br />

Grafik hineinragt, ist als Option die Position<br />

des Textes um den Punkt angegeben.<br />

Als vertikale Position stehen die Parameter<br />

above (über dem Punkt) oder below<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

95


Know-how<br />

LaTeX/​TikZ<br />

Listing 10<br />

(unter dem Punkt) bereit, als horizontale<br />

Position left (links vom Punkt) oder<br />

right (rechts vom Punkt), wobei Sie die<br />

vertikale und horizontale Positionierung<br />

kombinieren dürfen. Wenn Sie nur das<br />

Textfeld erstellen möchten, stellen Sie<br />

\ path voran, wie in Zeile 2. Die Option<br />

draw zeichnet einen Rahmen um den<br />

Text, die Option fill=Farbe füllt diesen<br />

mit der angegebenen Farbe.<br />

Über die Option align=Ausrichtung<br />

richten Sie den Text aus, wobei Sie die<br />

Wahl zwischen left (linksbündig), center<br />

(zentriert), right (rechtsbündig) und<br />

justify (Blocksatz) haben. Zum Formatieren<br />

des Texts stehen die üblichen La-<br />

TeX-Befehle einschließlich des Mathematik-Modus<br />

bereit.<br />

Zuschneiden<br />

Manchmal ist nur ein Teil einer Grafik von<br />

Bedeutung, sodass es sinnvoll wäre, der<br />

Einfachheit halber die gesamte Grafik zu<br />

01 \tikz{\shade (0,0) circle (2);}<br />

02 \tikz{\shadedraw (0,0) circle (2);}<br />

03 \tikz{\shade[top color=blue, bottom color=gray] (0,0) circle (2);}<br />

04 \tikz{\shade[left color=red, right color=gray] (0,0) circle (2);}<br />

05 \tikz{\shade[inner color=yellow, outer color=gray] (0,0) circle<br />

(2);}<br />

erstellen, aber nur den relevanten Teil ins<br />

Dokument aufzunehmen. Das bietet sich<br />

etwa bei Funktionsgrafen an, bei denen<br />

es nur auf eine einzelne Schnittstelle ankommt.<br />

Listing 13 zeigt zwei abgeänderte<br />

Zeilen <strong>für</strong> Listing 11. Damit vergrößern<br />

Sie die Grafik der Bahnhofsuhr um den<br />

Faktor drei (Zeile 1). Die darauf folgende<br />

Zeile schneidet einen 10 Millimeter großen<br />

Kreis um die Neun-Uhr-Markierung<br />

aus (Zeile 2), sodass Sie im Ergebnis nur<br />

diesen Bereich sehen.<br />

Fazit<br />

Mit den grundlegenden Funktionen von<br />

TikZ erstellen Sie schnell und einfach<br />

Vektorgrafiken mit LaTeX. Doch das Paket<br />

kann noch viel mehr: Über entsprechende<br />

Bibliotheken erstellen Sie nicht nur<br />

Kalender, Stundenpläne und Mindmaps,<br />

sondern auch Funktionsgrafen, Schaltpläne<br />

oder Flussdiagramme. So eignet<br />

sich TikZ nicht nur, um Texte mit Grafiken<br />

aufzulockern und zu visualisieren, sondern<br />

genügt selbst gehobenen Ansprüchen<br />

wissenschaftlicher Texte. (agr) n<br />

Weitere Infos und<br />

interessante Links<br />

www. linux‐user. de/ qr/32653<br />

Listing 11<br />

01 \begin{tikzpicture}<br />

02 \foreach \x in {6,12,...,360} {\draw[line width=1.2pt] (\x:1.85cm)<br />

‐‐ (\x:2cm);}<br />

03 \foreach \y in {30,60,...,360} {\draw[line width=4pt] (\y:1.55cm) ‐‐<br />

(\y:2cm);}<br />

04 \draw[line width=6pt] (0,0) ‐‐ (0:1.45cm);<br />

05 \draw[line width=4pt] (0,0) ‐‐ (90:1.85cm);<br />

06 \draw[line width=2pt,red] (0,0) ‐‐ (180:2cm);<br />

07 \fill[line width=2pt,red] (‐1.45,0) circle (2mm);<br />

08 \fill[line width=2pt] (0,0) circle (2mm);<br />

09 \end{tikzpicture}<br />

Listing 12<br />

01 \tikz{\draw[|‐|] (0,0) node[above left]{Start} ‐‐ (5,0) node[below<br />

right]{Ziel};}<br />

02 \tikz{\path (0,0) node[draw,fill=yellow,align=center] {Text\\\<br />

textit{Text}\\$x+1$};}<br />

Listing 13<br />

01 \begin{tikzpicture}[scale=3]<br />

02 \clip (‐2,0) circle (10mm);<br />

03 % [... weiter wie in Listing<br />

11 ...]<br />

Der Autor<br />

Daniel Tibi ist Benediktiner-<br />

Mönch der Abtei Kornelimünster<br />

in Aachen. Er studiert<br />

Theologie an der Ruhr-<br />

Universität Bochum und arbeitet dort am<br />

Lehrstuhl <strong>für</strong> Philosophisch-Theologische<br />

Grenzfragen. Als Wissenschaftler nutzt er<br />

die umfangreichen Möglichkeiten von La-<br />

TeX aus. Neben seiner Tätigkeit an der Uni<br />

schreibt er als freier Autor über seine Erfahrungen<br />

mit dem Textsatzsystem.<br />

96 www.linux-user.de<br />

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B1 Systems GmbH 85088 Vohburg, Osterfeldstrasse 7 08457-931096 www.b1-systems.de 3 3 3 3 3<br />

ATIX AG 85716 Unterschleißheim, Einsteinstr. 10 089-4523538-0 www.atix.de 3 3 3 3 3 3<br />

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Florian Effenberger, Karsten Günther, Frank Hofmann,<br />

Peter Kreußel, Hartmut Noack, Tim Schürmann,<br />

Dr. Karl Sarnow, Vincze-Áron Szabó, Ferdinand Thommes,<br />

Uwe Vollbracht, Harald Zisler<br />

Elgin Grabe (Titel und Layout), Florian Gostic (Layout)<br />

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Ann Jesse<br />

<br />

Tel.: +1 785 841 88 34<br />

Darrah Buren<br />

<br />

Tel.: +1 785 856 3082<br />

Penny Wilby<br />

<br />

Tel.: +44 1787 21 11 00<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01. 2014.<br />

Pressevertrieb<br />

Abonnentenservice<br />

D / A / CH<br />

MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Ohmstraße 1, 85716 Unterschleißheim<br />

Tel.: (089) 3 19 06-0<br />

Fax: (089) 3 19 06-113<br />

ZENIT Pressevertrieb GmbH <br />

Medialinx AG Leserservice-Team<br />

Postfach 810580, 70522 Stuttgart<br />

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Fax: +49 (0)711 7252 399<br />

Abo-Preise <strong>LinuxUser</strong> Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

No-Media-Ausgabe<br />

(ohne Datenträger 1 )<br />

€ 5,95 € 6,70 Sfr 11,90 (siehe Titel)<br />

DVD-Ausgabe<br />

(mit 2 Datenträgern)<br />

€ 8,50 € 9,35 Sfr 17,00 (siehe Titel)<br />

Jahres-DVD<br />

(Einzelpreis)<br />

€ 14,95 € 14,95 Sfr 18,90 € 14,95<br />

Jahres-DVD<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 6,70 € 6,70 Sfr 8,50 € 6,70<br />

Mini-Abo<br />

(3 Ausgaben)<br />

€ 3,00 € 3,00 Sfr 4,50 € 3,00<br />

Jahres-Abo<br />

(No-Media-Ausgabe)<br />

€ 60,60 € 68,30 Sfr 99,90 € 81,00<br />

Jahres-Abo<br />

(DVD-Ausgabe)<br />

€ 86,70 € 95,00 Sfr 142,80 € 99,00<br />

Preise Digital Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Heft-PDF<br />

(Einzelausgabe)<br />

€ 5,95 € 5,95 Sfr 7,70 € 5,95<br />

Digi-Sub<br />

(12 Ausgaben)<br />

€ 60,60 € 60,60 Sfr 78,70 € 60,60<br />

Digi-Sub<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />

HTML-Archiv<br />

(zum Abo 2 )<br />

€ 12,00 € 12,00 Sfr 12,00 € 12,00<br />

Preise Kombi-Abos Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Mega-Kombi-Abo<br />

(LU plus LM 3 )<br />

€ 143,40 € 163,90 Sfr 199,90 € 173,90<br />

(1) Die No-Media-Ausgabe erhalten Sie ausschließlich in unserem Webshop unter<br />

http://www.medialinx-shop.de, die Auslieferung erfolgt versandkostenfrei.<br />

(2) Ausschließlich erhältlich in Verbindung mit einem Jahresabonnement der<br />

Print- oder Digital-Ausgabe von <strong>LinuxUser</strong>.<br />

(3) Das Mega-Kombi-Abo umfasst das <strong>LinuxUser</strong>-Abonnement (DVD-Ausgabe)<br />

plus das Linux-Magazin-Abonnement inklusive DELUG-Mitgliedschaft<br />

(monatliche DELUG-DVD) sowie die Jahres-DVDs beider Magazine.<br />

Informationen zu anderen Abo-Formen und weiteren Produkten der Medialinx AG<br />

finden Sie in unserem Webshop unter http://www.medialinx-shop.de.<br />

Gegen Vorlage eines gültigen Schülerausweises oder einer aktuellen Immatrikulationsbescheinigung<br />

erhalten Schüler und Studenten eine Ermäßigung von 20 Prozent<br />

auf alle Abo-Preise. Der Nachweis ist jeweils bei Verlängerung neu zu erbringen.<br />

Bitte teilen Sie Adressänderungen unserem Abo-Service ()<br />

umgehend mit, da Nachsendeaufträge bei der Post nicht <strong>für</strong> Zeitschriften gelten.<br />

Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit<br />

seiner freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff <strong>für</strong> die<br />

Gruppe der Unix-ähnlichen Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD,<br />

Solaris, u.a.) verwendet, nicht als Bezeichnung <strong>für</strong> das Trademark »UNIX« der Open<br />

Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry Ewing mit dem Pixelgrafikprogramm<br />

»The GIMP« erstellt.<br />

Eine Haftung <strong>für</strong> die Richtigkeit von Veröffentlichungen kann – trotz sorgfältiger Prüfung<br />

durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung<br />

von Manuskripten oder Leserbriefen gibt der Verfasser seine Einwilligung zur<br />

Veröffent lich ung in einer Publikation der Medialinx AG. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte oder Beiträge übernehmen Redaktion und Verlag keinerlei Haftung.<br />

Autoreninformationen finden Sie unter http://www.linux-user.de/Autorenhinweise.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Einsendungen zu kürzen und zu überarbeiten. Das exklusive<br />

Urheber- und Verwertungsrecht <strong>für</strong> angenommene Manus kripte liegt beim<br />

Verlag. Es darf kein Teil des Inhalts ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in<br />

irgendeiner Form vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Copyright © 1999 - 2014 Medialinx AG ISSN: 1615-4444<br />

102 www.linux-user.de<br />

07.2014


Veranstaltungen/Autoren/Inserenten<br />

Service<br />

Veranstaltungen<br />

17.-18.06.2014<br />

Enterprise Apps World<br />

London, Großbritannien<br />

http://www.apps-world.net/enterpriseapps/<br />

19.-22.06.2014<br />

Gulaschprogrammiernacht 2014<br />

Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung (HfG)<br />

Lichthof<br />

Lorenzstraße 15<br />

76135 Karlsruhe, Germany<br />

Veranstalter: Entropia e.V. (CCC Karlsruhe)<br />

https://entropia.de/GPN14<br />

23.-24.06.2014<br />

Enterprise End User Summit<br />

New York, NY, USA<br />

http://events.linuxfoundation.org/events/enterpriseend-user-summit<br />

23.-25.06.2014<br />

Cloud DevCon: AWS Developer Con 2014<br />

San Francisco, CA, USA<br />

www.clouddevcon.net<br />

24.-26.06.2014<br />

Magnolia Konferenz 2014<br />

Basel, Schweiz<br />

http://www.magnolia-cms.com/conference<br />

28.06.2014<br />

Pi and More 5<br />

Universität Trier<br />

Hörsaalzentrum Campus 2<br />

54286 Trier<br />

http://www.piandmore.de/<br />

20.-26.07.2014<br />

Linux Bier Wanderung<br />

Wales, UK<br />

http://lbw2014.xn--vdaa.be/<br />

21.-27.07.2014<br />

Europython 2014<br />

Berliner Congress Center<br />

Alexanderstr. 11<br />

10178 Berlin<br />

https://ep2014.europython.eu/<br />

15.-17.08.2014<br />

GNU Hackers’ Meeting 2014<br />

TU München (Campus Garching)<br />

Boltzmannstraße 15<br />

85748 Garching<br />

https://www.gnu.org/ghm/upcoming.html<br />

23.-31.08.2014<br />

DebConf14<br />

Portland, OR, USA<br />

http://debconf14.debconf.org/<br />

05.-06.09.2014<br />

Swiss Perl Workshop 2014<br />

Flörli Olten<br />

Florastrasse 21<br />

4600 Olten, Schweiz<br />

http://act.perl-workshop.ch/spw2014/<br />

06.-12.09.2014<br />

Akademy 2014<br />

Brünn, Tschechien<br />

http://akademy.kde.org/2014<br />

Autoren<br />

Andreas Reitmaier Kleine <strong>CMS</strong>-Projekte im Vergleich 24<br />

Christoph Langner Online-Tools <strong>für</strong> Webentwickler 36<br />

Webseiten syncen und sichern 32<br />

Mit Pipelight Videostreaming im Firefox nutzen 60<br />

Überblick: Arch Linux und dessen Derivate 70<br />

Daniel Tibi Grafiken mit LaTeX und TikZ erstellen 90<br />

Erik Bärwaldt Sparky Linux <strong>für</strong> Individualisten 6<br />

Epidemic: Debian-Derivat mit viel Komfort 10<br />

Boss Linux als Ersatz <strong>für</strong> Windows XP 18<br />

WLANs überwachen mit WiFi Guard 66<br />

Ferdinand Thommes Backups mit Obnam 78<br />

Frank Hofmann Professionelle Graphen mit Graphviz 48<br />

Authentifizieren per NFC mit YubiKey Neo und Handy 82<br />

Karsten Günther Überblick: Arch Linux und dessen Derivate 70<br />

Mario Blättermann NixOS mit neuer Verzeichnisstruktur <strong>für</strong> Software 13<br />

Markus Feilner Probleme in Kontact finden und beheben 54<br />

Peter Kreußel Datenbanken aufsetzen mit LibreOffice Base 40<br />

Thomas Leichtenstern Kleine <strong>CMS</strong>-Projekte im Vergleich 24<br />

WLANs überwachen mit WiFi Guard 66<br />

Neues auf den Heft-DVDs 105<br />

Uwe Vollbracht Angetestet: Aktuelle Software im Kurztest 16<br />

Werner Heuser Authentifizieren per NFC mit YubiKey Neo und Handy 82<br />

Inserenten<br />

Fernschule Weber GmbH www.fernschule-weber.de 17<br />

Linux Magazine www.linux-magazine.com 101<br />

Linux-Magazin www.linux-magazin.de 95<br />

Linuxhotel www.linuxhotel.de 21<br />

<strong>LinuxUser</strong> www.linuxuser.de 45, 53, 103<br />

Medialinx IT-Academy www.medialinx-academy.de 99, 101<br />

PlusServer AG www.plusserver.de 31, 47, 59, 69, 89, 97<br />

Raspberry Pi Geek www.raspberry-pi-geek.de 100<br />

Spenneberg Training & Consulting www.spenneberg.com 101<br />

Strato AG www.strato.de 23<br />

Tuxedo Computers GmbH www.linux-onlineshop.de 107<br />

Ubuntu User www.ubuntu-user.de 108<br />

Verion GmbH www.verion.de 2<br />

Webtropia www.webtropia.com 9<br />

05.2014 www.linux-user.de<br />

103


<strong>Vorschau</strong><br />

auf 08/2014<br />

Die nächste Ausgabe<br />

erscheint am 17.07.2014<br />

Systemadministration<br />

Ein richtig aufgesetztes Linux-System<br />

braucht im Prinzip wenig Pflege. Aber<br />

der Charme liegt gerade in der Tatsache,<br />

dass es auf dem heimischen Rechner genug<br />

Aufgaben <strong>für</strong> ein ganzes Team von<br />

Administratoren gäbe. Updates, Monitoring<br />

und die Konfiguration von Laufwerken<br />

bieten viel Raum, um die Möglichkeiten<br />

des freien Betriebssystems geschickt<br />

zum Überwachen und Automatisieren<br />

einzusetzen. In der kommenden<br />

Ausgabe geben wir einen Überblick<br />

über gängige Aufgaben und helfen mit<br />

Tipps und Tools bei deren Bewältigung.<br />

PDFs editieren<br />

Der PDF Shuffler hilft dabei, das Dateiformat<br />

aus dem Hause Adobe zu bearbeiten.<br />

So haben Sie die Möglichkeit,<br />

selbst dann kleinere Korrekturen vorzunehmen,<br />

wenn Sie gar nicht über die<br />

Originaldaten verfügen.<br />

Backup leicht gemacht<br />

Das Sichern wichtiger Daten scheitert<br />

häufig an zu komplexen Werkzeugen.<br />

Dass es auch einfach geht, zeigt Areca:<br />

Mit ihm erstellen Sie Backups unkompliziert<br />

auf einem Desktop-PC – ganz ohne<br />

Server und kryptische Konfiguration.<br />

© Tpacific, freeimages.comm<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Themen zu ändern oder zu streichen.<br />

Ausgabe 03/2014 erscheint am 10.07.2014<br />

© Kiyoshi Takahase Segundo, 123RF<br />

Audio und Video<br />

Audio- und Videodateien können Sie unter<br />

Linux mit den passenden Werkzeugen<br />

schneiden und umwandeln. Selbst<br />

eigene Aufnahmen zu erstellen, ist kein<br />

Problem – wir zeigen, wie Sie Aktivitäten<br />

auf dem Desktop und Ihre dazu gesprochenen<br />

Erklärungen aufzeichnen und<br />

weiterverarbeiten.<br />

Firefox und Thunderbird<br />

Die Versionsnummern von Firefox und<br />

Thunderbird schnellen seit einiger Zeit<br />

rasant in die Höhe. Der Browser wird in<br />

Kürze in Version 29 erwartet und der<br />

E-Mail-Client nähert sich der Nummer 28.<br />

In zwei Workshops stellen wir neue Features<br />

der beiden Applikationen vor, die<br />

auf kaum einem Rechner fehlen.<br />

MAGAZIN<br />

Ausgabe 08/2014 erscheint am 03.07.2014<br />

© Rancz Andrei, 123RF<br />

Die Lehren aus Heartbleed<br />

Der Open-SSL-Schock sitzt noch in den<br />

Knochen. Der Schwerpunkt der nächsten<br />

Ausgabe nutzt die Sensibilisierung<br />

und gibt Denkanstöße. Hilft zum Beispiel<br />

mehr Geld <strong>für</strong> die Entwicklung? In<br />

der Hauptsache geht es aber um Technik,<br />

um Schlüssellängen, Protokolle und<br />

Cipher-Suites, Code Reviews und die<br />

wichtigsten Open-SSL-Konkurrenten.<br />

Hut ab: RHEL 7<br />

Die Tester des Linux-Magazins haben einen<br />

Release Candidate des anstehenden<br />

Red Hat Enterprise Linux zu fassen bekommen.<br />

Anhand dessen muss Red Hat<br />

beweisen, ob Cluster-, Cloud- und HA-<br />

Features ihres neuen Hauptproduktes<br />

sowie XFS als dessen neues Defaultdateisystem,<br />

Open LMI und Docker den<br />

Subskriptionspreis wert sind.<br />

104 www.linux-user.de<br />

07.2014


Heft-DVD-Inhalt<br />

Service<br />

Neues auf den Heft-DVDs<br />

Epidemic Linux 4.0<br />

Bei Epidemic Linux handelt es sich um ein<br />

gut lokalisiertes und mit opulenter Software-Ausstattung<br />

versehenes Debian-Derivat,<br />

das mit jeglicher Hardware gut zurechtkommt.<br />

Als Systemvoraussetzungen nennt<br />

das Projekt 1 GByte Hauptspeicher und<br />

10 GByte freien Festplattenplatz. Als Webbrowser<br />

stellt Epidemic Linux Konqueror<br />

und Iceweasel bereit, Letzteren jedoch ohne<br />

Add ons. Unter Multimedia finden Sie neben<br />

Amarok sowie dem Jukebox-Programm JuK<br />

auch Kaffeine, den VLC-Player sowie den<br />

schlanken Dragon Player. Dank vorinstallierter<br />

Codecs spielen die Programme<br />

Filme und Audiodateien in unterschiedlichsten<br />

Formaten ohne lästige Zusatzkonfiguration<br />

sofort ab. Weitere Informationen<br />

bietet ein Artikel ab Seite 10.<br />

Manjaro 0.8.9 XFCE<br />

Das vollständig zu Arch Linux kompatible<br />

Manjaro 0.8.9 XFCE setzt auf den schlanken<br />

Desktop XFCE in Version 4.11 mit Whiskermenu.<br />

Die Grundlage der gut ausgestatteten<br />

Distribution bilden der Kernel 3.10.30<br />

und X.org 1.14.5. LibreOffice 4.1.5 dient als<br />

Bürosuite, Firefox 27.0.1 als Webbrowser.<br />

Die aktuelle Ausgabe bringt auch native<br />

Tools mit, wie etwa den Manjaro Settings<br />

Manager, sowie einige Neuerungen. Der<br />

grafische Installationsassistent Thus erlaubt<br />

es jetzt, die Systempartition und das Heimatverzeichnis<br />

via EncFS zu verschlüsseln.<br />

Der Paketmanager Pamac erlaubt, die<br />

Unterstützung <strong>für</strong> das Arch User Repository<br />

per Menü an- oder abzuschalten.<br />

Darüber hinaus gestattet er auch das<br />

Festlegen der Intervalle, in denen die<br />

Software nach Updates sucht. Mehr lesen<br />

Sie in einem Artikel ab Seite 70.<br />

Sparky Linux 3.3.1 Base<br />

Das auf Debian „Testing“ basierende Sparky<br />

Linux eignet sich ideal als Grundlage <strong>für</strong><br />

das Zusammenstellen eines individuellen<br />

Systems. Auf der Heft-DVD finden Sie auf<br />

Seite A die 32-Bit- und auf Seite B die<br />

64-Bit-Variante der Base-Version. Diese<br />

bootet in den extrem schlanken Openbox-<br />

Desktop, der als Grundlage dazu dient, das<br />

System nach Ihren eigenen Vorstellungen<br />

auszubauen. Via Synaptic lassen<br />

sich rund 40 000 Pakete aus den Debian-<br />

und Sparky-Repositories nachinstallieren.<br />

Dank der geringen Systemanforderungen<br />

eignet sich Sparky Linux<br />

auch sehr gut zum Einsatz auf älteren<br />

Rechnern, wie der Artikel ab Seite 6 zeigt.<br />

NixOS 14.04<br />

NixOS versucht, das Konzept <strong>für</strong> die Installation<br />

von Programmen von Mac OS X auf<br />

Linux zu übertragen: Jede Software landet<br />

in einem eigenen Ordner. In Sachen Komfort<br />

trennen das System trotz seines KDE-<br />

Desktops Welten von Ubuntu, OpenSuse<br />

oder Mageia. Haben Sie jedoch schon einmal<br />

Arch Linux installiert und konfiguriert,<br />

fällt der Einstieg nicht allzu schwer. Die<br />

<strong>für</strong> 32- und 64-Bit-Systeme verfügbaren<br />

ISO-Images von NixOS passen tatsächlich<br />

noch auf eine CD. Sie finden<br />

die beiden Abbilddateien im Verzeichnis<br />

LU/nixos/ auf Seite A der Heft-DVD.<br />

Wie das System sich im Betrieb anfasst,<br />

zeigt ein Artikel ab Seite 13.<br />

07.2014 www.linux-user.de<br />

105


Service<br />

Heft-DVD-Inhalt<br />

Made in India: Boss Linux<br />

Während man in Europa mancherorts den<br />

Wechsel von Windows XP zu vernünftigen<br />

Alternativen verschlafen hat, bereitet<br />

sich Indien längst auf die Zeit nach<br />

Windows vor und entwickelte<br />

dazu Boss Linux. Die Distribution<br />

setzt auf Debian auf und arbeitet<br />

daher nicht nur wegen der<br />

langen Releasezyklen außerordentlich<br />

stabil, sondern<br />

bietet auch einen umfangreichen<br />

Softwarefundus.<br />

Zusätzlich bringt Boss<br />

Linux Eigenentwicklungen<br />

aus den indischen Softwareschmieden<br />

mit. Zum<br />

Einsatz kommen in der vorliegenden<br />

Version 5.0 der<br />

Kernel 3.10, LibreOffice 4.1.0,<br />

Chromium 27.0 sowie Evolution<br />

3.4.4. Auf der Webseite des<br />

Projekts stehen darüber hinaus<br />

weitere Derivate zum Herunterladen<br />

bereit. Mehr zu Boss Linux lesen Sie in<br />

einem Artikel ab Seite 18. (tle) n<br />

Bei der DVD-Edition von <strong>LinuxUser</strong> ist an dieser Stelle der zweite Heft-Datenträger eingeklebt.<br />

Bitte wenden Sie sich per E-Mail an cdredaktion@linux-user.de, falls es Probleme mit der Disk gibt.<br />

Neue Programme<br />

Getmail 4.46 eignet sich hervorragend zum automatisierten E-Mail-<br />

Empfang mit anschließender Weiterverteilung im lokalen System.<br />

Das Tool beherrscht nützliche Funktionen wie Multidrop und unterstützt<br />

alle gängigen Protokolle wie APOP, POP3 oder IMAP4.<br />

Die Monitoring-Lösung Sysusage 5.3 ermöglicht es, die Systemressourcen<br />

mit Sysstat oder eigenen Skripten zu überwachen. Die ermittelten<br />

Daten bereitet das Programm grafisch auf.<br />

Ehemalige Google-Reader-Anwender, die noch immer eine neue<br />

Bleibe <strong>für</strong> Ihre Feeds suchen, finden in Miniflux 13.04 eine gute<br />

Alternative zum Hosten auf dem eigenen Webserver.<br />

Ob Bilder, Urlaubsberichte oder Spielbeschreibungen: Content-Management-Systeme<br />

erlauben das einfache Publizieren und Verwalten<br />

von Inhalten im Internet. Die auf der Heft-DVD enthaltenen Vertreter<br />

<strong>CMS</strong>imple 4.4.2, Flatpress 1.0.2 und GetSimple<strong>CMS</strong> 3.3.2<br />

zeichnen sich durch eine unkomplizierte Bedienung aus und arbeiten<br />

ohne Datenbank.<br />

Das schlanke Kommandozeilentool Google Translate CLI übersetzt<br />

direkt im Terminal Textabschnitte oder auch ganze Dateien. Dabei<br />

bedient es sich des Online-Dienstes Google Translate. Anders als<br />

dieser erlaubt das Tool auch das Übersetzen in mehrere Sprachen<br />

gleichzeitig. So transkribiert der Befehl $ translate {=fr+it+en}<br />

„Begriff“ den Begriff sowohl in die französische, als auch italienische<br />

und englische Sprache.<br />

Bei Obnam 1.8 handelt es sich um ein mächtiges, aber trotzdem<br />

einfach zu bedienendes Backup-Werkzeug <strong>für</strong> die Kommandozeile.<br />

Seine herausragenden Merkmale sind Snapshot-Backups, Deduplikation,<br />

eine einfache Möglichkeit der Verschlüsselung mittels<br />

GnuPG sowie Push- oder Pull-Betrieb.<br />

Dem Textsatzsystem LaTeX eilt der Ruf voraus, nicht zuletzt wegen<br />

seiner Fülle an Möglichkeiten kompliziert zu bedienen zu sein. Abhilfe<br />

schafft der WYSIWYG-Editor TeXstudio 2.7.0. Er erleichtert Ihnen<br />

unter anderem durch hilfreiche Assistenten den Umgang mit LaTeX.<br />

Mit dem Konsolenprogramm Pipe Viewer 1.5.3 behalten Sie den<br />

Datenfluss zwischen Konsolenprogrammen im Auge. In der Pipe<br />

zwischen Quell- und Zielprogramm platziert, zeigt das Tool über<br />

einen Fortschrittsbalken, wie es um die Datenübertragung steht.<br />

106 www.linux-user.de<br />

07.2014

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