STRASSENBAHN MAGAZIN Dortmunds Straßenbahn (Vorschau)
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Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
Einmalig: Die Karlsruher
Schulstraßenbahn-Linien
Einst bis Unna, Schwerte und Castrop-Rauxel:
Dortmunds Straßenbahn
Jenas schönste
Linie im Porträt
Jena: Entlang der Saale
im Schatten der Kernberge
Augsburg: Erinnerungen an
die legendären Fünfachser
Dresden – Freital: Abschied
von der Tram vor 40 Jahren
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1
Einsteigen, bitte …
Wo bleibt die Weitsicht?
Stimmen Sie ab
BBekannt ist es seit langem, doch die
Bremer Straßenbahn AG (BSAG)
hoffte bisher, die Probleme in den
Griff zu bekommen: Bremens erste
Niederflurwagen, die 77 von 1993 bis
1996 gelieferten GT8N, sind zunehmend
reparaturanfällig. Weitere Mitarbeiter und
zusätzliche Arbeitsstunden in der Werkstatt
sollten helfen, die Lage zu entschärfen.
Doch Anfang Mai kam es zum akuten Engpass:
Anstatt der notwendigen 102 standen
der BSAG lediglich 96 bis 98 Wagen zur
Verfügung; Leihfahrzeuge aus anderen
Städten waren nicht beschaffbar. So hat das
Unternehmen den Fahrplan eingeschränkt.
Betroffen sind die Linien 1E, 1S, 3S, 4, 6E,
8 und 10E. Per Telefon-Kundenservice sowie
unter www.bsag.de informiert die
BSAG über aktuell ausfallende Fahrten.
Eine kurzfristige Beilegung des Problems
scheint nicht in Sicht, noch im kommenden
Winter werden voraussichtlich Busse
statt Straßenbahnen verkehren. „Indes
prüft die BSAG alle Möglichkeiten für
Sollten Betriebe grundsätzlich eine Reserve an
Straßenbahnwagen für unvorhergesehene Fälle unterhalten?
• ja, die Betriebe sollten zumindest eine gewisse Anzahl älterer
Straßenbahnfahrzeuge als Reserve vorhalten
• ja, aber auch diese Reserve muss unbedingt aus modernen und
zeitgemäßen Fahrzeugen bestehen
• nein, das ist betriebswirtschaftlich nicht vertretbar. Bei Engpässen
ist ein Ersatzverkehr mit angemieteten Bussen sinnvoller
Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de
Fahrzeugneubeschaffung und Sanierungsansätze
der GT8N“, endet ein Bericht von
Andreas Mausolf an unsere Redaktion.
Ortswechsel nach Berlin: Wie im letzten
Heft auf Seite 10 berichtet, beschloss das
Abgeordnetenhaus im Dezember 2013
höhere Zahlungen an die BVG. Seit Ostern
rollen mehr Straßenbahnen – so die
Theorie. Denn auf diese Ausweitung des
Betriebes war die BVG angeblich nicht
vorbereitet. Da der Ende April vorhandene
Straßenbahnwagenpark für die zahlreichen
neuen Kurse nicht ausreichte, kaufte
das Unternehmen elf gebrauchte Busse aus
Amsterdam sowie vier Mercedes-Benz
Citaro G aus Stuttgart.
Für mich stellt das selbstgemachtes
Leid und einen Skandal zugleich dar:
Denn beide Verkehrsgesellschaften – die
BSAG Wegmann-Züge, die BVG Tatras –
nach deren Fristablauf ins Ausland verkauft.
Andere Betriebe haben die Weitsicht
– und das Durchsetzungsvermögen gegenüber
technisch unbedarften Betriebswirten
–, sich einen Reservepark vorzuhalten.
Das ist das Normalste auf der Welt und
vielfach gelebter Alltag. Dass die BVG jetzt
15 Jahre alte Dieselbusse anmietet,
ist finanziell mindestens
fragwürdig und umweltpolitisch
ein Witz. Oder wollten
die Verantwortlichen mit ihrem
Vorgehen etwa nur die Politiker
aufrütteln, damit der Weg
für neue Gelder frei wird?
Was, liebe Leser, meinen Sie?
Da fällt einem das
Dach auf den Kopf?
Anstatt Tramwagen
mit abgelaufenen
Fristen als Reserve
vorzuhalten, verkauften
Bremen und Berlin
bis vor kurzen
ihre Altwagen. Nun
waren sie gezwungen,
ersatzweise
Gebrauchtbusse
zu akquirieren.
Am 23. Mai begegnete
der Flexity 4016
in Berlin-Pankow
einem solchen im
SEV eingesetzten
Bus aus Amsterdam
BODO SCHULZ
André
Marks
Verantwortlicher
Redakteur
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
3
Inhalt
TITEL
Einstmals bis Castrop-Rauxel, Schwerte und Unna: Die Straßenbahn in Dortmund . . . . . 16
Betriebe
TITEL
Im Schatten des „U“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Die Straßenbahn in Dortmund – Drei Betriebe auf getrennten
Netzen prägten die Anfangs jahre der elektrischen Straßenbahn in Dortmund.
Durch die schrittweise Vereinigung entstand ein Netz mit Ästen
in die Nachbarstädte Unna, Castrop-Rauxel und Schwerte. Seit 2008
spielt sich der Stadtbahnbetrieb in der City komplett im Untergrund ab
Vor einem Neustart? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Braunschweigs Ausbau pläne erleben Neuauflage – Die Stadt
Braunschweig bekommt dieser Tage einen neuen Oberbürgermeister
und die Braunschweiger Verkehrs-AG einen neuen Chef. Auch sonst
scheint in der Stadt wieder Bewegung in den Straßenbahnausbau zu
kommen
Titelmotiv
1992 trugen viele GT8 in
Dortmund noch die braun/
beige Lackierung, so auch
Tw 8, der hier bei Scharnhorst
unterwegs war
GROSSES BILD: CHRISTIAN WENGER;
KL. BILD OBEN LINKS: ULLRICH MÜLLER
KL. BILDER UNTEN : RONALD GLEMBOTZKY,
STEFAN HINDER, WOLFGANG NITZSCHE (V.L.N.R.)
Für Erwachsene verboten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Die Schulstraßenbahnlinien in
Karlsruhe – Sie sind in Deutschland
einmalig – die drei nur für die Mädchen
und Jungen der Europäischen
Schule verkehrenden Tramlinien der
VBK. Auch die dafür ein ge setzten
Triebwagen sind etwas Besonderes
Brückenschlag nach Lobeda . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Jenas Linie 3 im Porträt – Nach Inbetriebnahme mehrerer Neubauabschnitte
bietet die Linie 3 heute eine moderne Nahverkehrsverbindung
zwischen Jena-Ost und Lobeda-Ost im Süden der Stadt. Zu den
Besonderheiten zählt dabei nicht nur eine Häuserdurchfahrt …
RUBRIKEN
„Einsteigen, bitte ...“ . . . . . 3
Bild des Monats. . . . . . . . . . 6
Journal. . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Nächster Halt. . . . . . . . . . . . 43
Einst & Jetzt. . . . . . . . . . . . . 58
TITEL
TITEL
Fundstück des Monats . . . . 73
Forum, Impressum. . . . . . . . 78
Vorschau . . . . . . . . . . . . . . . 82
„Ende gut ...“ . . . . . . . . . . . 82
Das besondere Bild . . . . . . . 83
4 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Neuauflage für Braunschweigs Ausbaupläne? 29 Aus vor 40 Jahren: Tram im Plauenschen Grund 60
Ein Tramino im Saaletal: Jenas Linie 3 im Porträt 36 Crich: Reise in die Straßenbahn-Vergangheit 64
Fahrzeuge
Geschichte
Zwei Karpfen als Basis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Der Be 6/6 Nr. 1701 (1802) der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich
– Er war der erste Gelenktramwagen in der Schweiz – technisch
basierte er dabei auf den Großraumwagen-artigen Be 4/4 Nr. 1416 bis
1430. Doch welche Veränderungen erfuhr das Einzelstück in seiner Heimatstadt
und wo ist er heute?
Fenster in Vergangenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Nürnbergs Pferdebahnwagen 11 restauriert – Er ist das älteste
Fahrzeug in der Sammlung des Historischen Straßenbahndepots
St. Peter in Nürnberg und zugleich der älteste Straßenbahnwagen in
Süddeutschland. Aber was macht seine Aufarbeitung so besonders?
Nicht nur anders lackiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
B-Wagen: Zweite Generation in
Essen und Mülheim – Die durch
Streckenerweiterung notwendige
Aufstockung des Fahrzeugbestandes
führte auch im Bereich Essen/
Mülheim an der Ruhr zu Neubeschaffungen.
Doch welche Wege
gingen die beiden Betreibergesellschaften
dabei technisch?
TITEL
Ende für Parallelverkehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
1974: „Aus“ für Dresdens Linie 3 nach Freital – Vor 40 Jahren
fuhr die letzte Straßenbahn in die westliche Nachbarstadt Dresdens.
Per Zeitmaschine in die Vergangenheit . . 64
Die „living history“-Tage im Straßenbahnmuseum Crich – Seit
30 Jahren findet in England jeden Sommer das „Edwardian Weekend“
statt. Dann versetzt das Nationale Straßenbahnmuseum in Crich die
Besucher in die Zeit nach 1900 zurück. Eine Reise in die Vergangenheit
TITEL
Auf Fotopirsch nach GT5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Die Augsburger Straßenbahn vor 20 Jahren – Im März 1994
dokumentierte ein Oldenburger Nahverkehrsfreund den Trambetrieb der
Fuggerstadt. Sein Hauptinteresse galt den legendären Fünfachsern
STRASSENBAHN im Modell
Minitram groß im Möbelhaus . . . . . . . . . . . . 74
Die elfte Ausgabe der Modellstraßenbahn-Ausstellung „Kleine Bahn
ganz groß“ fand am 17./18. Mai 2014 im sächsischen Plauen statt
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
5
Bild des Monats
6
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Bild des Monats
Bild des Monats
Sommer, Sonne, Strand – das ist in Belgien auch mit der Straßenbahn erlebbar!
Entlang der gesamten Nordseeküste Belgiens – von Knokke bis de Panne – fährt
die flämische Nahverkehrsgesellschaft „de Lijn“ während der Urlaubssaison
im dichten Takt. Dabei kommen leihweise sogar Fahrzeuge aus Gent und Antwerpen
regelmäßig zum Einsatz.
So verwundert es nicht, dass Michael Beitelsmann an einem schönen Sommertag
im Juli 2013 den Genter Hermelijn-Wagen 6337 im Badeort de Haan
(auf französisch: Coq-sur-Mer) antraf. Das Empfangsgebäude der früheren
Kleinbahngesellschaft strahlt wie die umliegenden Häuser noch das Flair des
„Fin-de-siècle“ aus, als es den vornehmen und begüterten Belgiern vorbehalten
war, hier ihre freie Zeit zu verbringen.
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014 7
Meldungen aus Deutschland,
aus der Industrie und aus aller Welt
Nach einer Probefahrt durch Schwabing kehrt T1.6-Wagen 2804
am 19. Mai über den Karolinenplatz zurück in die Innenstadt und
ist dabei mit zahlreichen Messeinrichtungen versehen
ONLINE-UMFRAGE
Tram als Thema für
Wahlkampf akzeptiert
Im Heft 6/14 fragten wir die Leser,
ob der Bau von Straßen- und Stadtbahnen
ein Wahlkampfthema sein sollte.
Mit 68,4 Prozent sprachen sich
mehr als die absolute Mehrheit der an
der Umfrage teilnehmenden Leser dafür
aus – sie pflichteten der Aussage
zu: „Ja, das erhöht die Chance, ihren
Bau zu verwirklichen.“
Etwa ein Zehntel der Teilnehmer –
10,6 Prozent – haben gegenteilige
Erfahrungen gesammelt. Sie stimmten
für „Nein, Wahlkampfversprechen
werden fast nie umgesetzt.“ Die üb -
rigen 21 Prozent der Leser votierten
für die dritte Meinung „Ob Thema
oder nicht, Wahlkämpfe und Absichtserklärungen
spielen für die Verwirklichung
überhaupt keine Rolle.“ SM
Zulassungsverzögerungen beim Avenio und C2-Zug – Ausschreibung für Tram-Doppeltraktionen
München wartet auf neue Tram- und U-Bahnen
Die Stadtwerke München (SWM/
MVG) begannen Mitte Mai den europaweiten
Ausschreibungsprozess für
weitere neue Straßenbahnzüge. Voraussetzung
dazu ist das Präqualifikationsverfahren,
mit dem SWM/MVG
interessierte Hersteller ermitteln. Anschließend
erfolgt die eigentliche Ausschreibung.
Anlass der Beschaffungspläne
ist die erwartete weitere
Steigerung des Fahrgastaufkommens
auf den drei hoch frequentierten Streckenabschnitten
Hauptbahnhof –
Westfriedhof (Linien 20/21), Hauptbahnhof
– Romanplatz (Linien 16/17)
und Max-Weber-Platz – St. Emmeram
(Linie 16). Dort lassen vorgesehene
städtebauliche Maßnahmen einen
überproportionalen Fahrgastzuwachs
erkennen. Da die Verkehrsgesellschaft
diese Strecken bereits heute im dichten
Takt bedient, ist eine weitere Kapazitätserhöhung
nur mittels größerer
Fahrzeuge zu gewährleisten.
MVG-Chef Herbert König möchte dazu
auf den Linien 20 und 21 erstmals bis
zu 48 Meter lange Doppeltraktionszüge
einsetzen, das sind selbst gegenüber
den neuen Avenios bis zu elf Meter
längere Garnituren.
Doppeltraktionen mit
Kapazität für 270 Fahrgäste
Die Kapazität pro Zugverband würde
damit von bisher etwa 220 Fahrgästen
auf rund 270 Fahrgäste wachsen. In
Schwachlastzeiten könnte ein Wagen
solo verkehren und so Energie und
Wartungskosten sparen. Außerdem
müssten die Werkstätten nicht aufwändig
für längere Züge adaptiert
werden. Als weiteren Vorteil hebt die
MVG hervor, dass während des rund
30-jährigen Einsatzzeitraums der Fahrzeuge
besser auf Änderungen des
Fahrgastaufkommens reagiert werden
könne, da mit den kürzeren Wagen
auch andere Betriebsformen flexibel
realisierbar seien.
Geplant ist der Einsatz von zunächst
sechs Doppeltraktionen für die
Linien 20 und 21. Die dort frei werdenden
34 Meter langen Züge sowie
weitere vier Wagen dieser Länge, die
die SWM/MVG ebenfalls neu beschaffen,
werden dann auf der Linie 16 zwischen
St. Emmeram und Romanplatz
eingesetzt. Dort verkehren bisher kleinere,
27 Meter lange R 2.2-Züge mit
nur knapp 160 Plätzen. Im Gegenzug
werden 13 ältere R 2.2 nicht mehr
modernisiert, sondern bald nach Lieferung
der neuen Züge abgestellt. Sollten
alle Phasen nach europäischem
Vergaberecht planmäßig verlaufen
und die Finanzierung abschließend geklärt
sein, könnte die Bestellung der
insgesamt 13 neuen Züge noch Ende
2014 erfolgen. Ein Einsatz ist abhängig
von den angebotenen Lieferzeiten
der Hersteller frühestens Ende 2017
vorstellbar, bis dahin sind durch die
MVG noch einzelne Haltestellen im
Bereich der Linien 20/21 an die längeren
Züge anzupassen.
Zusammen mit dieser Festbestellung
wollen SWM/MVG auch verschiedene
Optionen ausschreiben, um zu
einem späteren Zeitpunkt – je nach
Bedarf – weitere neue Fahrzeuge abzurufen.
Das Ziel der Münchner Verkehrsgesellschaft
ist es dabei, von den potenziellen
Herstellern ein Modulkonzept
8
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Deutschland
Innerhalb von drei Einsatztagen hat der Avenio-Wagen 2804 (in München
Typ T) im gesamten Streckennetz Profilfahrten unternommen. Am 20. Mai
nähert er sich, vom Herkomerplatz kommend, soeben der Wendeschleife
am Effnerplatz im Münchner Stadtteil Bogenhausen FREDERIK BUCHLEITNER (2)
Ähnlich ist die Situation bei den neuen
U-Bahnen vom Typ C2. Auch für
diese lag die Zulassung der Bezirksregierung
zu Redaktionsschluss noch
nicht vor, wird aber für den Sommer
erwartet. Unterdessen haben die C2-
Züge vor ihrem ersten Linieneinsatz
bereits 2013 schon insgesamt drei
Design-Preise gewonnen: Den „Design
Consumer Favorite“, den „Universal
Design Award“ und den „Red
Dot Award Product Design“. Sieben
der 21 neuen sechsteiligen Gliederzüangeboten
zu kommen, mit dem bedarfsabhängig
unterschiedliche Fahrzeuglängen
mit weitgehend gleicher
technischer Konzeption möglich sind.
Dies soll vor allem Ersatzteilvorhaltung
und Zulassungsprozesse wirtschaftlicher
gestalten.
Avenio noch nicht auf Linie
Unterdessen konnte die MVG Anfang
auch Anfang Juni 2014 ihre neuen
Avenio-Züge noch immer nicht im Linienverkehr
einsetzen. Ursprünglich
sollten die knapp 37 Meter langen,
intern als Typ T bezeichneten Wagen
bereits ab Dezember 2013 im Einsatz
stehen. Mittlerweile sind zwar alle
acht Fahrzeuge in München, allerdings
führte der Hersteller im Frühjahr
noch technische Optimierungen
an einzelnen Bauteilen und Softwareanpassungen
durch. Die daraus resultierenden
Überarbeitungen in den Zulassungsunterlagen
und der
Fahrzeugdokumentation führten zu
Verzögerungen bei der Inbetriebsetzung.
Bislang steht die Zulassung der
Fahrzeuge durch die Regierung von
Oberbayern noch aus.
Die acht für insgesamt 29 Millionen
Euro von Siemens gelieferten
Avenios unternahmen im Mai noch
Inbetriebsetzungs- und Zulassungsfahrten
im gesamten Münchner Tramnetz,
die insgesamt sehr positiv verliefen.
Eine Zulassung in diesem
Sommer ist wahrscheinlich. Bis dahin
sind die im Rahmen der „Fahrplanstufe
3“ für die morgendliche Hauptverkehrszeit
angekündigten Verbesserungen
auf der Linie 28 zwischen
Scheidplatz und Sendlinger Tor zunächst
ausgesetzt. Bis auf weiteres kommen
die P-Wagen zur teilweisen Kompensation
der noch nicht einsatzbereiten Avenios
auf der Linie 21/22 zum Einsatz.
U-Bahn Typ C2
vor der Zulassung
ge sollen zur Taktverdichtung beitragen.
Die restlichen 14 werden die 40
Jahre alten U-Bahnen vom Typ A ersetzen.
Die MVG will mit den ersten
C2 zunächst den Zwei-Minuten-Takt
auf der Linie U2 einführen. Hier sei
der Bedarf besonders groß. MSP
Bremen
Linie 4 ab August
nach Falkenberg
Der 5,5 Kilometer lange und überwiegend
zweigleisig ausgeführte dritte
Bauabschnitt der Linie 4 von der
heutigen Endstelle in Borgfeld über
die Landesgrenze durch das niedersächsische
Lilienthal bis Falkenberg
wird am 1. August eröffnet. Nach der
Insolvenz des bauenden Unternehmens
im Herbst 2013 ruhten die Arbeiten
zunächst, bis eine Neuausschreibung
im beschleunigten
Verfahren den Weiterbau gestattete.
Die Verzögerung verursachte allerdings
Mehrkosten: Waren ursprünglich
56 Millionen Euro veranschlagt,
summieren sich die Kosten inzwischen
auf 64 Millionen Euro. Auch bei
dem kurzen Teil auf bremischen Gebiet
trat eine Kostensteigerung um
850.000 Euro ein. Ende Mai waren
die Arbeiten bis auf die Fahrleitung in
Falkenberg und Maßnahmen an den
Nebenanlagen bereits weitgehend
abgeschlossen. AMA
Krefeld
Betriebshof
„Open-Air“
Im Mai mussten die SWK mobil in
Krefeld ihren Straßenbahn-Betriebshof
für zehn Tage fast komplett aus -
lagern. Wegen umfangreichen Gleisbauarbeiten
in der Innenstadt
konnten die Wagen den Betriebshof
auf dem Schienenweg nicht erreichen.
Insgesamt stationierte SWK mobil
deshalb etwa 30 Straßenbahnen „außer
Haus“ auf die im vergangenen
Am Abend des 18. Mai übernachtete 127 001 mit der nagelneuen Siemens U-Bahn 6702/7702/7802-8102 des
Typs C2 für München im Güterbahnhof von Aschaffenburg
MICHAEL MANN
Mülheim
Wegen Modernisierungsarbeiten
hat die Mülheimer Verkehrsgesellschaft
(MVG) eine der wichtigsten
Stationen entlang der U18
außer Betrieb genommen. Seit 17.
Mai durchfahren alle Züge die
Haltestelle „Rhein-Ruhr-Zentrum“
ohne Halt. Tausende Besucher, die
das Einkaufszentrum jeden Tag
mit der Bahn erreichen, müssen
deshalb einen Shuttlebus nutzen.
Bis Anfang September bekommt
die Haltestelle inmitten der Autobahn
A40 einen Aufzug, verbesserten
Lärmschutz und eine komplett
neue Überdachung. Die
Baukosten betragen rund 4,7 Millionen
Euro.
CLÜ
Chemnitz
Schon im Februar 2013 gingen
die „Straßenbahnsteige“ im
Haupt bahnhof zunächst als
Stumpfgleise in Betrieb. Voraussichtlich
ab 16. Juni 2014 ist eine
wichtige Etappe des Umbaus am
Chemnitzer Hauptbahnhof vollendet
und Straßenbahnen können
die Bahnhofshalle durchfahren. Ab
diesem Zeitpunkt soll dann die Linie
4 anstelle der Linie 2 zum
Hauptbahnhof verkehren. Seit 8.
Mai enden die Straßenbahnlinien
2, 6 und die City-Bahn-Linie 522
übergangsweise am Bahnhofsvorplatz,
um die restlichen Arbeiten
für die Straßenbahn-Durchbindung
zu vollenden.
MSP
Ulm
Baden-Württemberg hat im
Mai den Antrag zum Bau der Linie
2 zwischen Wissenschaftsstadt
und Kuhberg beim Bund zur Förderung
eingereicht. Nachdem die
Landesbehörden Förderfähigkeit
bescheinigten, prüft nun das Bundesministerium
für Verkehr und digitale
Infrastruktur (BMVI) die
Aufnahme ins GVFG-Programm.
Im Rahmen des GVFG kann der
Bund bis zu 60 Prozent der zuwendungsfähigen
Kosten tragen,
gleichzeitig beteiligt sich das Bundesland
mit bis zu 20 Prozent. Die
Investitionen betragen rund 155
Millionen Euro, davon sind voraussichtlich
etwa 112 Millionen
Euro zuwendungsfähig. MSP
rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
9
Aktuell
Halle: Neue Klimamesseinrichtungen tragen seit Mai drei HAVAG-Straßenbahnen,
hier eine Detailansicht der Fahrzeugfront STADTWERKE HALLE
Krefeld: Im Mai verwandelte sich die 2013 vom Linienverkehr entbundene
Tackheide-Strecke für zehn Tage zum „Betriebshof“
CHRISTIAN LÜCKER
Jahr aufgelassene, einen Kilometer
lange Strecke zur Tackheide. Von dort
aus hielt das Unternehmen auf den
erreichbaren Streckenästen den Straßenbahnbetrieb
aufrecht. Während
der nächtlichen Abstellung über mehrere
hundert Meter Länge auf dem
stadteinwärts führenden Gleis bewachte
ein Sicherheitsdienst die Wagen.
Im Bereich der Endschleife Tackheide
hatten die SWK für den kurzen
Zeitraum eine Notwerkstatt eingerichtet,
um gegebenenfalls erforderliche
kleine Reparaturen vorzunehmen.
Dank des kurzen eingleisigen Abschnitts
an der Wendeschleifenzufahrt
konnten die Wagen bei Bedarf auch
umrangiert und in geänderter Reihenfolge
aufgestellt werden. Seit dem 19.
Mai ist der eigentliche SWK-Betriebshof
wieder erreichbar.
CLÜ
Darmstadt
100 Jahre elektrisch
nach Eberstadt
Am 1. Mai 1914 nahm die zwei
Jahre zuvor gegründete Hessische
Eisenbahn-Aktiengesellschaft (HEAG)
den elektrischen Betrieb in den südlichen
Vorort Eberstadt auf. In Darmstadts
Zentrum gab es bereits seit
1897 elektrische Straßenbahnen, die
Vorortstrecken bedienten jedoch bis
1914 Dampfzüge. Die Linie nach
Eberstadt erhielt eine Elektrifizierung
mit 1.200 Volt Gleichstrom, wozu neben
der ebenfalls neu errichteten Wagenhalle
Eberstadt eine entsprechende
Umformerstation entstand. Nur
drei Monate später musste die HEAG
ihre Fahrleitung zwischen Eberstadt
Wartehalle und Friedhof wieder abbauen,
denn das Kupfer benötigte die
Industrie für kriegswichtige Zwecke.
Erst nach dem Krieg setzte die HEAG
die Elektrifizierung ihres Netzes fort.
Die zwei Triebwagen 37 und 49 haben
seitdem die Zeiten überdauert
und stehen heute als historische
Fahrzeuge im Depot Kranichstein.
Auch Beiwagen 132 existiert noch
und ist sogar betriebsfähig. Mit einem
Zug aus Triebwagen 57 (ST 3,
Baujahr 1926) und Beiwagen 132 bot
HEAG mobilo zum 1. Mai 2014 Sonderfahrten
aus Anlass des Jubiläums
an; zusammen mit DWM-Gelenkwagen
25 (1961) standen somit die drei
ältesten betriebsfähigen Fahrzeuge
von HEAG mobilo im Einsatz. JÖS
Magdeburg
Tatra-Verschrottung
und Bauarbeiten
Am 8. Mai verlud eine Spezialtransportfirma
die T6A2-Wagen 1276
bis 1279, 1284 1285 sowie die B6A2-
Beiwagen 2143, 2145, 2146 und
2148 der Magdeburger Verkehrsbetriebe
(MVB) auf Tieflader und brachte
sie zur Verschrottung. Zuvor demontierten
die MVB-Mitarbeiter noch
verschiedene Ersatzteile. Weiterhin
zur betriebsfähigen Reserve gehören
hingegen die beiden T6A2-Züge 1280
+ 1281 + 2144 und 1282 +1283 +
2147, die in Ausnahmefällen auch im
Linienverkehr bei Mangel an Niederflurwagen
aushelfen.
Unterdessen haben am 16. Mai der
Zoo Magdeburg und die MVB gemeinsam
die für rund 800.000 Euro neu barrierefrei
ausgebaute Haltestelle am Zoo
offiziell für den Verkehr freigegeben.
Aus Platzgründen ist hier kein eigener
Bahnsteig möglich, daher entstand ein
überfahrbares Cap mit angehobener
Fahrbahn. Dank neuer Gleisplatten und
der Sanierung des Straßenbelags im Bereich
der neuen Haltestelle sinkt zugleich
der Lärmpegel für die Anwohner.
Ebenfalls beendet sind die Bauarbeiten
in der Otto-von-Guericke-Straße, hier
hat die MVB seit September 2013 die
Gleis- und Fahrleitungsanlagen auf der
im Abschnitt Danzstraße – Hasselbachstraße
erneuert. Dabei bauten die MVB
die Haltestelle „Verkehrsbetriebe“ mittels
Bahnsteig barrierefrei aus und installierten
elektronische Fahrgastinformationsanzeigen.
Parallel führten die
Bauunternehmen Fahrbahn- und Gehwegerneuerungen
aus. Insgesamt kosteten
die Arbeiten im genannten Abschnitt
1,9 Millionen Euro. AXB/MSP
Halle (Saale)
Tram dem Klima
auf der Spur
An ihren Messfühlern über der
Fahrerkabine sind sie zu erkennen:
drei Wagen, die künftig bei ihren
Linienfahrten durch die Saalestadt
auch das Stadtklima überwachen.
Seit 22. Mai sind die Trams im Rahmen
eines in dieser Form bislang
einmaligen Projektes im Einsatz, bei
dem sie per GPS und speziellen Sensoren
meteorologische Daten zur
Lufttemperatur und relativen Feuchte
sammeln.
Sowohl Stadt als auch Stadtwerke
Halle mit ihrem Tochterunternehmen
HAVAG wirken als Projektpartner in
dem vom Land Sachsen-Anhalt und
dem Deutschen Wetterdienst (DWD)
Darmstadt: Auf der in diesem Jahr
100 Jahre alten Strecke nach Eberstadt
entstand im Frühjahr diese
Aufnahme des Tw 0788. Der aus
historischen Wagen gebildete Sonderzug
am 1. Mai 2014 verkehrte
bei schlechtem Wetter JÖRN SCHRAMM
10
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Deutschland
initiierten Projekt mit. Neben den drei
mit meteorologischer Mess-Sensorik
ausgestatteten Straßenbahnzügen liefern
zusätzlich mehrere temporär aufgestellte
DWD-Messstationen in verschiedenen
Stadtteilen kontinuierlich
aktuelle Daten. Zur Datenverdichtung
dienen darüber hinaus Messfahrten
mit einem DWD-Kraftfahrzeug. Neben
dem breit angelegten und vorerst für
zwei Jahre geplanten Messprogramm
sind anschließend stadtklimatische
Modellrechnungen zum gegenwärtigen
und zukünftigen Klima innerhalb
der Stadt Halle geplant. Möglicherweise
ergeben die Untersuchungen
zudem Hinweise auf künftig höhere
Temperaturen im Innenraum der Straßenbahnzüge.
Dadurch könnten langfristig
technische Änderungen bei der
Klimatisierung der Straßenbahnen
notwendig werden. Die HAVAG könnte
somit nach eigener Aussage –
ebenso wie andere Verkehrsbetriebe –
aus den Untersuchungen wertvolle Erkenntnisse
für einen auch in Zukunft
attraktiven öffentlichen Nahverkehr
gewinnen.
PM/MSP
Duisburg
Historischer Wagen
außer Betrieb
Bereits am 5. April verunfallte der
historische Harkortwagen 177 im Rahmen
einer Stadtrundfahrt. Zumindest
dem Anschein nach ist der Sachschaden
nicht besonders hoch, dennoch
hat die Duisburger Verkehrsgesellschaft
AG als Eigentümer des einzigartigen
Fahrzeugs bis Ende Mai noch
nicht entschieden, den Wagen wieder
fahrbereit herzustellen. Der Wagen –
einziges betriebsfähiges Museumsfahrzeug
auf Duisburgs Straßenbahnnetz
– entstand 1926 mit einem weiteren
Prototyp bei der Firma Harkort
als erster Gelenkwagen in Deutsch-
land überhaupt und befindet sich
heute in der Obhut des „Tram-Club
177“. Vor 30 Jahren wurde er im Zuge
einer originalgetreuen Restaurierung
umgebaut und bestreitet seither
mehrmals im Jahr beliebte Stadtrundfahrten
oder auch spezielle Themenfahrten.
Die nächsten Fahrttermine
wurden vom Tram-Club 177 zunächst
bis September abgesagt. MBE
Dresden
Sanierungsbeginn
an der Albertbrücke
Die umfassende Rekonstruktion
der maroden Albertbrücke über die
Elbe hat begonnen. Sie soll insgesamt
etwa 22 Millionen Euro kosten und
findet unter eingleisiger Aufrechterhaltung
des Straßenbahnbetriebes
statt. Dazu bauten die Dresdner Verkehrsbetriebe
(DVB) beiderseits der
Brücke an Wochenenden im April und
Mai Bauweichen und Signalanlagen
ein. Am 19. Mai begann der eingleisige
Betrieb, der die kommenden zwei
Jahre in wechselnden Bauzuständen
andauert. Die dazu installierte Lichtsignalanlage
erlaubt die zeitgleiche
Durchfahrt von bis zu drei Zügen in
einer Richtung. In der Bauphase 0
entsteht momentan auf der Unterstrom-Seite
ein Baugleis für die Straßenbahn.
In dieser Zeit können Autos
und Straßenbahn noch auf dem freien
Teil der Brücke fahren. Bauphase 1
umfasst die eigentliche Sanierung
und Brückenverbreiterung. In dieser
Zeit ist sie für den Autoverkehr vollständig
gesperrt, die Linien 6 und 13
nutzen dann ein Interimsgleis. Nach
Fertigstellung baut die Stadt die derzeit
für Fußgänger und Radfahrer parallel
führende Behelfsbrücke zurück.
Der Stadtrat hatte die Sanierung der
Albertbrücke bereits 2011 beschlossen.
Erst im September 2013 einigten
Heidelberg: Der erste der beiden generalüberholten Wagen der oberen
Bergbahn am 5. März bei seiner Aufgleisung an der Station Molkenkur
– alle zehn Jahre findet bei den Bergbahnen zusätzlich zur jährlichen
Inspektion eine umfassende Sonderinspektion statt. 2014 erhielten beide
Wagen der oberen Bergbahn bei der Firma Garaventa in der Schweiz
eine Generalüberholung und Anpassung an die aktuellen Sicherheitsanforderungen
für Seilbahnen. Am 24. März nahmen sowohl die untere als
auch die obere Bergbahn wieder ihren Betrieb auf
DIRK WITTMANN
Duisburg: Harkortwagen 177 auf Sonderfahrt, seit dem Unfall am 5. April
steht der einzigartige Wagen vorerst still
MICHAEL BEITELSMANN
Magdeburg: Am 8. Mai fand der Abtransport mehrerer Wagen der Typen
T6A2 und B6A2 zum Schrotthändler statt
AXEL BARBY
SM_2014_07_Journal_Duisburg
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STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014 11
Aktuell
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Berlin: Der Flexity F8E 8026, ursprünglich Anfang 2009 als kurzer Flexity Einrichter-Prototyp F6E 3001 mit
30,8 Meter Länge geliefert, ist seit 31. März abgenommen, hier auf der Berliner Allee. Anfang 2014 erfolgte die Angleichung
an die Serienwagen einschließlich Verlängerung um zwei zusätzliche Segmente auf 40 Meter. Hintergrund
ist, dass die BVG per Auftragsänderung von 2012 entgegen anfänglicher Planungen keine 30-Meter-Einrichtungwagen
vom Typ F6E beschaffen möchte und stattdessen verstärkt in 40-Meter-Wagen investiert. Geplant ist
(abzüglich der Proto typen), 53 F6Z, 38 F8E und 47 F8Z der Flexityfamilie anzuschaffen. Wagen 8026 schließt an die
im August 2012 abgeschlossene erste F8E- Serienlieferung (Triebwagen 8002 bis 8025) an SEBASTIAN SCHRADER
sich die Fraktionen nach heftigen Diskussionen
auf die jetzt umgesetzte
Variante, die für den Straßenbahnverkehr
die geringste Beeinträchtigung
bedeutet.
MSP
Plauen
KT4D-Wagenkasten
nach Schönbach
Durch die Anlieferung neuer Niederflurwagen
aus Bautzen kann die
Plauener Straßenbahn GmbH (PSB)
auf einen Teil ihrer Tatras verzichten.
Der 1987 unter der Nummer 949 (I)
nach Zwickau gelieferte Tatra-KT4D
gelangte 1989 ohne vorherigen Einsatz
weiter nach Plauen, wo er die
Nummer 240 erhielt. Die PSB modernisierte
ihn 1994 zum KT4DM, seit
1998 gehörte er durch Einbau einer
Choppersteuerung zum Typ KT4DMC.
Anfang 2014 ausgemustert, verkaufte
die PSB den zweiteiligen Wagenkasten
für 1.000 Euro in den Greizer
Ortsteil Schönbach. Die Idee zu dieser
neuen Attraktion im Ort hatte Herbert
Zeidler vom Dorf- und Feuerwehrverein.
Aufgeladen auf zwei Tieflader gelangten
Mitte Mai die beiden Wagen-
Dresden: Aufgrund der Sanierung der Albertbrücke fahren die DVB-Wagen
der Linien 6 und 13 seit 19. Mai 2014 auf dem Gegengleis über die Elbe in
Richtung Altstadt, hier Tw 2708 am 23. Mai
MICHAEL SPERL
kastenteile nach Schönbach, wo sie
die Vereinsfreunde direkt neben dem
Feuerwehrhaus auf vorbereitete Fundamente
setzten. Als nächstes wollen
sie eine Bar als Treffpunkt für die Einwohner
einbauen, die Sitze teilweise
drehen und die Werbebeklebung entfernen.
Der erste „Einsatz“ im neuen
Umfeld steht Wagen 240 beim Dorffest
am 12. und 13. Juli als Getränkewagen
bevor.
MSP
Karlsruhe
Keine Stadtbahnen
nach Freudenstadt?
Seit 2002 fährt die AVG mit ihren
Stadtbahnwagen aus der Karlsruher
Innenstadt nach Freudenstadt. Nun
steht für die Zeit ab 2017 eine Neuausschreibung
für die Murgtalbahn
an, bei der Veränderungen absehbar
sind: Die maximal 100 Kilometer pro
Stunde schnellen Stadtbahnzüge
sind auf der Hauptstrecke zwischen
Karlsruhe und Rastatt zu langsam.
Das Land möchte im Rahmen der
Ausschreibung hier schnellere Züge.
Es verspricht sich im Rahmen der
Ausschreibung mehr Komfort als
heute, beispielsweise Toiletten in jedem
Zug und darüber hinaus mehr
Fahrrad-Plätze. Das grundsätzliche
Fahrplan-Angebot soll bestehen bleiben,
wobei die genauen Details noch
offen sind. Eine Durchbindung zum
Karlsruher Marktplatz ist dann nicht
mehr möglich. Verschmerzbar, wie
die Vertreter der NVBW meinen: Nur
acht Prozent der Fahrgäste aus dem
Murgtal, so ihre Untersuchungen,
wollen dorthin. Da die Stadtbahnzüge
durch die höhere Geschwindigkeit
zwischen Rastatt und Karlsruhe
sieben Minuten gewinnen, ändert
sich die Gesamtreisezeit nur wenig:
Weiterhin fahren im Anschluss vom
Karlsruher Hauptbahnhof die Stadtbahnen
in dichtem Takt in die Innenstadt.
JÖS
Industrie
CAF
Neue Wagen
für Boston
Der spanische Schienenfahrzeug-
Hersteller CAF erhielt für sein Werk in
den USA einen Auftrag zum Bau von
24 Stadtbahnwagen im Wert von 118
Millionen US-Dollar, das entspricht
umgerechnet einem Auftragswert von
86 Millionen Euro. Das Massachusetts
Department of Transportation (Mass-
DOT) bestellte für Bostons Green Line
sechsachsige Fahrzeuge mit einem
Niederfluranteil von 70 Prozent. Boston
besitzt neben einem konventionellen
U-Bahn-Netz ein als Green Line
bezeichnetes Stadtbahnnetz mit vier
Linien und einer Streckenlänge von
rund 36 Kilometern. Derzeit laufen die
Arbeiten an einer 6,9 Kilometer messenden
Streckenverlängerung, die bis
2017 in Betrieb gehen soll. Die Wagenkästen
der dreiteiligen Fahrzeuge,
deren Auslieferung 2017 und 2018
ansteht, kommen aus Spanien. Die
Ausrüstung erfolgt im CAF-Werk in Elmira
(New York), dabei verwendet die
12
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Industrie · Weltweit
CAF größtenteils in den USA hergestellte
Komponenten. Die klimatisierten
Fahrzeuge erhalten spezielle Bereiche
für Rollstühle, Kinderwagen
und Haustiere. Ein Kameraüberwachungssystem
sorgt für die Sicherheit,
sowohl des Innen- als auch des Außenbereiches
der Fahrzeuge.
JEP
Škoda
Anschlussauftrag
aus Konya (Türkei)
Der tschechische Straßenbahn-Hersteller
Škoda Transportation erhielt Anfang
Mai den Auftrag zur Lieferung von
zwölf Niederflur-Triebwagen für fahrleitungslosen
Betrieb in der türkischen
Stadt Konya. Die Fahrzeuge können ohne
externe Energieeinspeisung dank
ihrer bordeigenen Nano-Lithium-Titan-
Batterie eine Strecke von drei Kilometern
mit einer Höchstgeschwindigkeit
von 30 Kilometer pro Stunde zurücklegen.
Die Auslieferung beginnt 2015. Bei
ersten Versuchen auf der Škoda
Test strecke bei Pilsen konnte
ein Versuchswagen
bereits eine Entfernung
bis zu
acht Kilo meter
ohne Fahrleitung
zurücklegen.
Bei der Bestellung
handelt es sich um eine Anschlusslieferung
zu den 60
konventionellen Fahrzeugen
des Typs Škoda ForCity
28T. Insgesamt umfasst der
Auftragswert der Lieferung
3,5 Milliarden Tschechische
Kronen, umgerechnet also
rund 130 Millionen
Euro. Die Triebwagen
sind für eine neue Linie
be stimmt, die einen ca.
1,8 Kilometer langen fahrleitungslosen
Abschnitt erhält.
Škoda Transportation konnte mit dem
Auftrag seine Position im Straßenbahn-
Markt festigen und wird in diesem Jahr
mit 115 gebauten Triebwagen einen
neuen Rekord aufstellen. Neben den
Städten Konya und Miskolc erhalten
auch die Prager Verkehrsbetriebe sowie
Bratislava neue Škoda-Triebwagen. JEP
Stadler Minsk
Neuer Wagentyp
Stadler Minsk – das Joint Venture
von Stadler und Belkommunmash –
hat Anfang Mai einen 100 Prozent niederflurigen
Gelenkwagen vorgestellt.
Das Fahrzeug vom Typ 853/85300M
mit 1.524 Millimeter Spurweite bietet
Stadler Minsk sowohl in Einrichtungsals
auch in Zweirichtungsausführung
an. Es besitzt jeweils vier Fahrmotoren
und basiert auf dem seit 2008 in 29
Škoda: Ab 2015 erhält die türkische Stadt Konya aus der Tschechischen Republik
auch Triebwagen für fahrleitungslosen Betrieb ŠKODA TRANSPORTATION
Exemplaren gebauten Belkommunmash
843/84300M, der in Minsk, Kazan
und Sankt Petersburg fährt. Der
Stadler 853 ist in beiden Ausführungen
jeweils 26,7 Meter lang und 2,5
Meter breit, die Fußbodenhöhe beträgt
370 Millimeter, die maximale
Achslast zehn Tonnen und die
Höchstgeschwindigkeit
Stadler Minsk – eine
Joint Venture von Stadler
und Belkommunmash – stellten im Mai
den Protoyp eines 100 Prozentniederflurigen
Gelenkwagen vor SLG. SM
75 Kilometer pro Stunde. Passend zum
futuristischen Design ist eine LED-Beleuchtung
installiert. Das Fassungsvermögen
beträgt 196 Personen, davon
60 sitzend in der Zweirichtungsausführung
und 234 Personen, davon 70
sitzend, in der Einrichtungsvariante.
Vier Türen, beim Zweirichter pro Wagenseite,
mit 1.300 Millimeter Breite
ermöglichen einen zügigen Fahrgastwechsel.
Im Inneren finden sich Sitzplätze
in 2+2-Anordnung sowie zwei
Mehrzweckabteile für Rollstühle, Fahrräder
und Kinderwagen. Der Hersteller
hat die Fahrzeuge für Einsätze bei
Temperaturen zwischen -40 ° und 40 °
Celsius ausgelegt, dafür sind eine Klimaanlage
und leistungsfähige Heizungen
installiert.
MSP
Ausland
Schweiz: Basel
Erlenmatt-Tram vom
Volk abgelehnt
Mit einer knappen Mehrheit von
51,6 Prozent hat das Basler Stimmvolk
den Bau des „Erlenmatt-Trams“ abgelehnt.
Die Pläne im Rahmen des Konzepts
„Tramnetz 2020“ sahen vor, den
Alstom: Nachdem sich bereits
2013 ein baugleiches Fahrzeug im
Wiener Klima-Windkanal der Rail-
Tec Arsenal (RTA) befunden hatte,
traf im Mai dieses Jahres abermals
ein für Dubai bestimmter Straßenbahngelenkwagen
vom Typ Citadis
des französischen Herstellers Alstom
an dieser Versuchsstätte für Messungen
ein. Das mit der Ordnungsnummer
001 versehene Fahrzeug
ließ das Unternehmen aufgrund seiner
Überlänge auf zwei Tiefladern
vom Produktionsstandort bei La Rochelle
in Frankreich nach Österreich
transportieren RAIMUND WYHNAL
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
13
Aktuell
In der Tschechischen Republik entstand 2007 bei PARS aus zwei Prager
T3 ein Umbau-Achtachser mit Niederflurmittelteil. Der KT3R 2300
blieb ein Einzelstück und verkehrt stets auf der Linie 17, hier an der
Projesd Deshnewa am 14. Mai 2014
Die UKWZ-Vierachser vom Typ 71-619 stellen derzeit 42 Prozent des
Moskauer Wagenparks. Neben zwei solchen Wagen stand am 14. Mai
2014 links auch ein PTMZ-Vierachser vom Typ 71-153. Das Bild entstand
bei der Metrostation Uliza Podbelskogo WOLFGANG KAISER (2)
Russland: Moskau
Zügige Modernisierung des Wagenparks
Der Straßenbahnbetrieb der russischen Hauptstadt besitzt derzeit rund 960 Triebwagen
und ist diesbezüglich – gemeinsam mit Prag – der weltweit größte Betrieb.
Das Bild des Wagenparks wandelte sich in den vergangenen Jahren rasch:
Waren in dem rund 185 Kilometer langen Streckennetz in den 1990er-Jahren
noch überwiegend Tatra-T3SU unterwegs, so sind es heute hauptsächlich Standardvierachser
der russischen Waggonfabrik Ust-Kataw (UKWZ), allen voran die
Bauart 71-619K/KT/A (410 Wagen der Baujahre 2000 bis 2009). Daneben beschaffte
der Verkehrsbetrieb Mosgortrans in den Jahren 2002 bis 2006 auch 45
hochflurige Vierachser vom Typ 71-134A (LM-99AE) der St. Petersburger Waggonfabrik
(PTMZ). Ab 2007 rückten Wagen mit Niederfluranteil in den Mittel-
punkt des Interesses: Zunächst interessierte sich Mosgortrans für Umbau- und
Neubauwagen tschechischer Herkunft, die Wagen KT3R 2300 und VarioLF 2400
sollten allerdings Einzelstücke bleiben. Größere Stückzahlen erreichten die Bauarten
71-153 (LM-2008) von PTMZ (21 Wagen der Baujahre 2009/10) und 71-
623-02 von UKWZ (67 Wagen der Baujahre 2012/13). Im März 2014 trafen vier
Prototypen des neuen PESA-Niederflurgelenkwagens „Foxtrot“ in Moskau ein,
die seit 1. Juni im Linienbetrieb eingesetzt werden. Von dem dreiteiligen und 24
Meter langen Typ beschafft Mosgortrans 120 Exemplare. Gleichzeitig testet der
Verkehrsbetrieb einen ähnlich aufgebauten Niederflurwagen von Alstom (Typ Citadis
302), der in Kürze auch im Fahrgastbetrieb zum Einsatz kommen soll. WK
Badischen Bahnhof zu einer Nahverkehrs-Drehscheibe
auszubauen. In diesem
Zusammenhang sollte eine 1,2 Kilometer
lange Neubaustrecke entstehen,
welchen den Bahnhof durch das Erlenmatt-Quartier
mit dem Riehenring verbinden
sollte, wo Anschluss zu den
Tramlinien 14 und 21 bestanden hätte.
Die Kosten von 68 Millionen Franken erschienen
der Mehrzahl der Bürger zu
hoch. Ein Großteil der Kosten wäre für
die Verstärkung des Schwarzwaldtun-
Baselland Transport: Anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens erinnert sich die BLT ihrer Wurzeln und gestaltete
einen Tramzug in den Farben der Birsigthalbahn AG und der Birseckbahn AG. Die Komposition mit dem blauweißen
Be 4/8 259 und dem gelben Be 4/6 105 soll rund neun Monate im historischen Kleid unterwegs sein. Der
erste Einsatz im neuen alten Lack erfolgte am 20. Mai
DOMINIK MADÖRIN
nels im Zuge der Autobahn A2 angefallen,
der im jetzigen Bauzustand die
schweren Trams nicht tragen könnte. JÖS
Rumänien: Timisoara
Beginn Modernisierung
von Wegmann-Wagen
Um die zwischen 2002 und 2010
übernommene Flotte der Bremer
Stadtbahnwagen des Typs Wegmann
auf lange Sicht in Timisora weiter
nutzen zu können, entschieden sich
Stadtverwaltung und Verkehrsbetrieb
RATT zu einer Modernisierung von
bis zu 30 Einheiten. Bei einer entsprechenden
Ausschreibung setzte sich
Anfang April 2014 ein Konsortium
aus den Firmen Asocierea Electroputere
VFU Pascani und Astra Vagoane
Calatori in Arad durch. Der Vertrag
hat eine Laufzeit von vier Jahren. Die
umfangreiche Modernisierung erfolgt
in Arad und umfasst auch den Einbau
von Klimaanlagen, eines abgeschlossenen
und neu gestalteten Fahrerplatzes
sowie Kameraüberwachung
außerhalb und innerhalb des Wagens.
Fahrgastinformationsanlagen runden
das moderne Erscheinungsbild ab.
14 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Weltweit
Nach den vorliegenden Informationen
sollen nur Triebwagen eine Modernisierung
erhalten.
Wie die RATT auf Nachfrage mitteilte,
beginnt die Erneuerung mit den
Einheiten 3517 und 3504. Noch im
Mai sollte das erste Fahrzeug nach
Arad gelangen. Es ist vorgesehen, bereits
in etwa vier Monaten den modernisierten
Prototyp wieder in Timisoara
einsetzen zu können. Dann sollen umfassende
Erprobungen erfolgen, um
eventuelle Schwächen zu ermitteln,
die im weiteren Verlauf vermieden
werden können. Pro Wagen wird mit
Kosten in Höhe von knapp 500.000
Euro kalkuliert.
AMA
Estland: Tallinn
Vorbereitungen auf
Einsatz der CAF-Wagen
In der estnischen Hauptstadt Tallinn
(deutscher Name Reval) ist die
Straßenbahnstrecke nach Tondi (Li-
nien 3 und 4) aufgrund von Gleiserneuerung
noch voraussichtlich bis
November außer Betrieb, auch das
Hauptdepot an der Pärnu maantee ist
vom Netz abgeschnitten. Die Arbeiten
dienen der Vorbereitung des Oberbaus
auf den Einsatz der bald eintreffenden
CAF-Niederflurwagen.
Aktuell fahren – aus Platzgründen
im kleineren Nebendepot Kopli – nur
Wagen vom Typ KT4, alle KT6 (KT4 mit
Niederflur-Mittelteil) und alle Museumswagen
sind im Hauptdepot abgestellt
und damit derzeit nicht nutzbar.
Vom 4. bis 24. August ruht der
komplette Straßenbahnbtrieb, da die
Gleise und Weichen am zentralen
Knotenpunkt Viru väljak ausgetauscht
werden.
Nicht gut steht es um den Obusbetrieb
in der Stadt: Die Stadtverwaltung
fordert nennenswerte Zuschüsse vom
Staat, von dem solche Zahlungen
nicht zu erwarten sind. Ohne finanzielle
Unterstützung sei ein schrittweiser
Ersatz der Obusse durch Autobusse
unumgänglich.
WK
Australien: Melbourne
Neue E-Klasse
überzeugt im Dienst
Seit 4. November 2013 fahren die
ersten Fahrzeuge der neuen E-Klasse
auf den Schienen der Melbourner
Straßenbahn. Die Betreibergesellschaft
Keolis Downer EDI Rail (KDR)
sowie die Fahrgäste zeigen sich damit
gemäß einer aktuellen Umfrage zufrieden.
Bei den Wagen handelt es sich
Prag: 40 Jahre nach dem offiziellen Einsatzende ihrer Zweiachser feierten die Prager Verkehrsbetriebe
dieses „Jubiläum“ am 9. Mai mit Sonderfahrten entlang der ursprünglichen Streckenverläufe der Linien 3, 18
und 23. Zugleich beging die Prager U-Bahn ihr 40. Eröffnungsjubiläum mit einem Tag der offenen Tür am
Depot Kačerov und verschiedenen Sonderfahrten
ONDREJ MATEJ HRUBES
bereits um die dritte Generation von
Niederflurbahnen in der Stadt mit dem
weltweit größten Straßenbahnsystem.
Nachdem weder die als C-Klasse geführten
Citadis von Alstom noch die
als D-Klasse geführten Combinos von
Siemens auf dem Netz der Yarra Trams
voll überzeugt hatten, bestellte KDR
im Jahr 2010 bei Bombardier insgesamt
50 exakt 33 Meter lange und
2,65 Meter breite Niederflurwagen
des Typs Flexity Swift. Die Fahrzeuge
werden im Stadtteil Dandenong montiert,
von dort stammten auch die letzten
hochflurigen Modelle (Klassen Z, A
und B) der Straßenbahn. Nur die
Flexx-Drehgestelle und die Mitrac-Antriebs-
und Steuerungsausrüstungen
werden impor tiert. Die ersten fünf gelieferten
Wagen der neuen E-Klasse
(Nummern 6001 bis 6005) setzt KDR
auf der Linie 96 ein, die teilweise auf
einer ehemaligen Vorortbahntrasse
verkehrt und ein sehr hohes Verkehrsaufkommen
aufweist. Wie alle Straßenbahnen
in Melbourne handelt es
sich um Zweirichtungswagen. Sollte
sich der neue Fahrzeugtyp bewähren,
gibt es eine Option auf 100 weitere
Fahrzeuge.
OGÜ
Tallinn: An der Endstelle Kopli vor
der „Eesti Mereakadeemia“ (Estnische
Meeresakademie) trafen sich
am 2. Mai 2014 der Obus vom Skoda-Typ
14Tr Nr. 295 und die KT4D
162 (ex Erfurt 516) und 142 (ex Gera
328)
WOLFGANG KAISER
Melbourne: Seit Ende 2013 fahren die ersten neuen Bombardier-Wagen,
Betreiber und Fahrgäste zeigen sich zufrieden mit dem neuen Typ OLAF GÜTTLER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
15
Betriebe
Im Schatten des
Die Straßenbahn in Dortmund Drei Betriebe auf getrennten Netzen prägten die Anfangs -
jahre der elektrischen Straßenbahn in Dortmund. Durch die schrittweise Vereinigung entstand
ein umfangreiches Netz mit Ästen in die Nachbarstädte Unna, Schwerte und Castrop-Rauxel.
Diese Verbindungen sind längst Geschichte. Der heutige Stadtbahnbetrieb, der sich in der Innenstadt
seit 2008 komplett unterirdisch abspielt, erinnert kaum noch an die klassische Straßenbahn
16 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Dortmund
„U“
Am 16. Juni 1989 verkehrte im
Bereich des Turms der Dortmunder
Union-Brauerei noch oberirdisch die
Straßenbahn. Der Düwag-GT8 Nr. 83
trug an diesem Tag Werbung für
eine der anderen damals noch existierenden
Bauereien und passierte
hinter dem Westentor gerade die
Haltestelle für die Gegenrichtung
CHRISTIAN WENGER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
17
Betriebe
Am Eröffnungstag der Dortmunder Pferdebahn, am 1. Juni 1881, ist Wagen
8 vom Steinplatz an der Endstelle Fredenbaum angekommen. Das
Fahrzeug gehört zur Erstausstattung SLG. SIGURD HILKENBACH (4)
Unter Hoheit der in Berlin ansässigen Allgemeinen Lokal- und Straßenbahngesellschaft
entstand am Fredenbaum 1895 diese Aufnahme eines
Dampfbahnzuges. Die Lokomotive war 1891 beschafft worden
Um 1910 entstand auf dem Westenhellweg diese Aufnahme, im Hintergrund der Alte Markt mit
dem alten Rathaus. Ab 1906 betrieb die Städtische Straßenbahn die Innenstadtlinien in Eigenregie.
Tw 33 gehört zu 40 im Jahr 1899 von Herbrand und der AEG gebauten Wagen
Am 9. März 1881 war es endlich soweit:
Die aufstrebende Industriestadt
Dortmund ebnete durch die
Vertragsunterzeichnung mit dem
Berliner Bauunternehmer Georg Sönderop
den Weg zum Bau und Betrieb einer Pferdestraßenbahn
vom Steinplatz zum Fredenbaum.
Drei Monate dauerte der Bau der
eingleisigen, mit einer Ausweichstelle bestückten
regelspurigen Strecke, so dass Pferde
ab dem 1. Juni 1881 zweiachsige Wagen
durch die Stadt zogen. Zwei Monate später
erfüllten sich weitere Vertragsvorgaben:
Zwischen Dorstfelder Brücke und Funkenburg
fuhren ab 13. August sowie zwischen
dem Bahnhof und Hörde fuhren ab 27. September
ebenfalls Pferdestraßenbahnen.
Da die 1847 eröffnete Cöln-Mindener
Eisenbahn Dortmund am nördlichen Rand
der Innenstadt trennte, bestand das von
Sönderop betriebene Netz aus zwei Teilen:
der eine im Norden (Steinplatz – Fredenbaum)
und der andere in der Innenstadt sowie
im Süden.
Per 4. Oktober 1881 übertrug Sönderop
alle Strecken der von ihm mitbegründeten
„Dortmunder Straßenbahn AG für Pferdeund
Dampfbetrieb“. Da sich die Strecke nach
Hörde als eine für Pferde schwer zu überwindende
Steigung erwies, beschaffte die AG
für diesen Ast sieben Dampflokomotiven sowie
mehrere vierachsige Personenwagen. Außerdem
besaß das im Februar 1882 in der
Deutschen Lokal- und Straßenbahngesellschaft
aufgegangene Unternehmen etwa 100
Güterwagen. Damit sollten die Zechen und
die Stahlindustrien in Dortmund bedient werden.
Doch die Eisenbahnen übernahmen fast
alle dieser Transporte, so dass die Pferdebahngesellschaft
den Güterverkehr 1890 aufgab.
Ab diesem Jahr führte die Allgemeine
Lokal- und Straßenbahngesellschaft mit Sitz
in Berlin den Trambetrieb in Dortmund.
Die „Elektrische“ kommt!
Aufgrund der wachsenden Einwohnerzahl
Dortmunds kam die Pferdebahn nach zehn
Jahren an ihre Grenzen. Deshalb beschloss
die Betreibergesellschaft 1893 die schrittweise
Umstellung auf elektrischen Betrieb.
Am 1. März 1894 startete auf den Linien
Dorstfeld – Funkenburg und Fredenbaum –
Kronenburg der elektrische Verkehr. Innerhalb
von zwei Jahren waren die übrigen
noch mit Pferden oder Dampflokomotiven
betriebenen Abschnitte umgestellt, die Pferdebahnwagen
fanden als Beiwagen eine
weitere Nutzung.
Für den elektrischen Betrieb hatte die Berliner
Gesellschaft 1893/94 zunächst 26
Triebwagen von Herbrand mit elektrischer
Ausrüstung vom Mitgesellschafter AEG beschafft.
In den folgenden Jahren eröffnete
das Unternehmen schrittweise neue Strecken
(darunter auch die Ringlinie, die auf
dem Wall die Innenstadt umrundete) und
beschaffte mehrere Dutzend Wagen.
Die Dortmunder Straßenbahn
bekommt zwei Nachbarn
Am 30. Januar 1899 nahmen südlich von
Dortmund die Hörder Kreisbahnen den Betrieb
auf. Sie erschlossen die Stadt und den
Landkreis um das bis 1928 eigenständige
Hörde. Bis 1903 entstanden die jeweils meterspurigen
Strecken nach Aplerbeck, Eichlinghofen,
Hombruch und Wellinghofen.
Kernstrecke war die Verbindung in die
Nachbarstadt Schwerte (später bis Westhofen
verlängert), die einen Ausläufer der
Ruhrhöhen mit starken Steigungen zu überwinden
hatte, was im Winter nicht selten zu
Problemen führte. An mehreren Stellen der
Kreisbahnen gab es Schnittpunkte mit dem
regelspurigen Stadtnetz, so u. a. in Hörde
selbst, in Barop und Asseln.
Im Jahr 1900 waren auf dem 25 Kilometer
langen Dortmunder Straßenbahnnetz mit
den vorhandenen 79 Trieb- und 38 Beiwagen
acht Millionen Fahrgäste befördert worden.
Ab 14. Dezember 1904 erhielten die
Dortmunder weitere Straßenbahnanschlüsse
ins Umland. Diese ermöglichten die von
der AEG im Auftrag des Landkreises Dortmund
errichteten und betriebenen elektrischen
Straßenbahnen, die den Gemeinden
Brambauer, Derne, Lünen, Wickede und
Brackel ein öffentliches Verkehrsmittel bot.
18 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Dortmund
Selbst die Nachbarstädte
Unna im Osten sowie Lünen
und Castrop im Norden Dortmunds
bekamen so einen Straßenbahnanschluss
an Dortmund. Ab
1. Januar 1908 führte der Landkreis
alle diese zuvor von der
AEG betriebenen Linien selbst.
Die erste Vereinigung
Im Frühjahr 1906 lief der Betreibervertrag mit
der Allgemeine Lokal- und Straßenbahngesellschaft
ab. Die Stadtverwaltung sah von einer
Verlängerung des Vertrages ab und übernahm
alle Strecken in Dortmunds Innenstadt
per 1. April 1906 in eigene Regie. Unter städtischer
Leitung wuchs das Netz 1907 um die
Strecke Bornstraße – Westfalenburg und 1908
um den Abschnitt von Westfalenburg nach
Schulte-Rödding.
Um 1907 entstand ebenfalls am
Fredenbaum diese Aufnahme
zweier Züge der Allgemeinen
Lokal- und Straßenbahngesellschaft
jeweils mit Sommer- und
geschlossenen Beiwagen
Die Dortmunder Straßenbahn -
linien in den Stadtgrenzen
von 1930
GRAFIK: BERND ZANDER AUS „DIE STRASSEN -
BAHNEN IN DORTMUND 1881–1992“ (QUELLE 1)
Im Jahr 1910 gab es eine große Veränderung
im Betrieb der Städtischen Straßenbahn
Dortmund: Der neue Hauptbahnhof ging in
Betrieb. Die Eisenbahn trennt Dortmund
seitdem auf einem hohen
Damm, der jedoch unter den Brücken
einfach zu unterqueren ist.
Dies nützte insbesondere der bislang
zweigeteilten städtischen Straßenbahn, die
das nördliche und das südliche Netz unter
drei Eisenbahnbrücken miteinander verband.
Ein weiterer wichtiger Tag in der Dortmunder
Geschichte war der 1. Juli 1914: An
diesem Tag übernahm die von der Stadt gegründete
Dortmunder Straßenbahn GmbH
sowohl den Betrieb der schon zuvor unter
städtischer Leitung betriebenen Strecken als
auch das Netz der Elektrischen Straßenbahn
des Landkreises Dortmund. Dies war durch
die Eingemeindung westlich und nördlich
von Dortmund gelegener Dörfer nötig und
möglich geworden. Damit änderte sich das
Liniennetz ganz wesentlich – Fahrgäste in die
außerhalb von Dortmund gelegenen Dörfer
mussten ab sofort weniger umsteigen. Im
Gründungsjahr der GmbH zählte der Fahrzeugpark
194 Trieb- und 171 Beiwagen.
Schnellstraßenbahnen und „U-Boote“
im Vorfeld der zweiten Vereinigung
Der Erste Weltkrieg hatte nur wenige Auswirkungen
auf den Straßenbahnbetrieb. War
die Arbeit als Wagenführer bis jetzt eine reine
Männerarbeit gewesen, übernahmen in
diesen Jahren auch Frauen die Kurbel.
Im Jahr 1923 fand die erste Streckeneröffnung
in der Nachkriegszeit statt. Die
neue Linie zweigte in Huckarde von der
städtischen Straßenbahn ab und führte
durch Westerfilde nach Mengede. Für den
Betrieb als Schnellstraßenbahnlinie be-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
19
Betriebe
Vor dem 1910 eingeweihten Hauptbahnhof steht 1932
ein Schnellstraßenbahnzug nach Mengede bereit. Der
vierachsige Tw 2 (Uerdingen 1925) kann sowohl unter
1.200 als auch 600 Volt Gleichstrom verkehren. Die zehn
1925 von Linke-Hoffmann gelieferten Beiwagen
(hier Nr. 806) trugen den Spitznamen „U-Boot“
CARL BELLINGRODT, SLG. SIGURD HILKENBACH
Entwicklung der Fahrgastzahlen bei Dortmunds Straßenbahn/Stadtbahn
Jahr 1900 1915 1930 1935 1941 1955 1960 1970 1980 1990 2000 2003 2006 2009 2012
Fahrgastzahlen in Mio. 8 39 75 35 90 92 125 54 80 81 105 122 130 143 134
schaffte die GmbH 1925/26 zehn vierachsige
Triebwagen. Ihre Technik ermöglichte einen
Einsatz sowohl auf der eine Zeit lang
mit 1.200 Volt Gleichstrom betriebenen
Neubaustrecke als auch auf den mit 600
Volt gespeisten Innenstadtstrecken.
In dieser Zeit beschaffte die Straßenbahngesellschaft
auch spezielle Beiwagen, die im
Volksmund den Beinamen „U-Boote“ trugen.
Dabei handelte es sich um tiefliegende
Beiwagen mit Mitteleinstieg, die fast schon
als Vorgänger der Niederflurwagen gehandelt
werden könnten – zumindest von außen.
Zwischen 1925 und 1927 erfolgten größere
Änderungen und weitere Strecken -
verlängerungen im Straßenbahnnetz. Die
wichtigste Umbaumaßnahme betraf die Verlegung
des auf dem Osten- bzw. Westenhellweg
in Richtung Dorstfeld führenden Gleises
in die Kampstraße. Das entlastete den
schmalen Hellweg und bot den einkaufenden
Kunden in dieser Einkaufsstraße mehr Platz.
Mit der bevorstehenden Eingemeindung
von Hörde und dessen Landkreisgemeinden
zu Dortmund übernahm die Dortmunder
Straßenbahn GmbH nach Zander ( 1 ) im
Jahr 1927, nach Höltge ( 2 ) am 14. April
1928 die meterspurigen Hörder Kreisbahnen.
Danach erfolgte die Umspurung erster
„Hörder-Linien“ auf 1.435 Millimeter.
Erste Stilllegungen
Anfang der 1930er-Jahre hatte die Dortmunder
Straßenbahn ihren Höhepunkt erreicht.
Mehr als 20 Linien bedienten die
Stadt und verbanden sie mit fast allen
Nachbargemeinden, wo es teilweise Umsteigemöglichkeiten
zu anderen Betrieben
wie zum Beispiel zur Bogestra und den Vestischen
Kleinbahnen gab.
Mitte der 1930er-Jahre erfolgten dann die
ersten Stilllegungen im Straßenbahnnetz:
1934 verkehrte die letzte Straßenbahn von
Aplerbeck nach Asseln (ex Hörder Kreisbahnen)
und auch zwischen Derne und der
nördlichen Nachbarstadt Lünen entfiel der
Straßenbahnbetrieb.
Zählte die Straßenbahn 1930 noch 75
Millionen Fahrgäste, so sank diese Zahl in
den folgenden vier Jahren um mehr als die
Hälfte auf 35 Millionen, was jedoch durch
den danach einsetzenden Wirtschaftsaufschwung
in Vergessenheit geriet. 1939 ging
die Dortmunder Straßenbahn GmbH in der
Dortmunder Stadtwerke AG auf. Ab 1942
ersetzten Obusse zum Beispiel die Ringlinie
sowie ab 1943 auch ehemalige Strecken der
Hörder Kreisbahnen, eine Umstellung aller
Meterspurlinien unterblieb aufgrund der
Kriegsereignisse.
1945 neun Tage völlige Betriebspause
Der Zweite Weltkrieg hatte deutlich größere
Folgen auf den Dortmunder Straßenbahnbetrieb
als der Erste. Nachdem durch
die ersten alliierten Luftangriffe mehrere
Fahrzeuge zerstört waren, holten die Stadtwerke
gebrauchte Triebwagen aus Brüssel,
Amsterdam und Rotterdam nach Dortmund,
mit denen sie den Betrieb aufrecht erhielten.
Nach der größten Bombardierung der Stadt
am 12. März 1945 war die Innenstadt zu 95
Prozent zerstört – und von einstmals 400
Straßenbahnfahrzeugen standen nur noch 45
zur Verfügung. Da auch der Großteil der
Gleisanlagen demoliert war, beschränkte sich
der Betrieb nach neun Tagen völliger Betriebspause
ab dem 18. Mai 1945 auf die
20 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Dortmund
Noch im Herstellerwerk Uerdingen entstand
1914 diese Aufnahme des Dortmunder
Tw 148. Ab 1913 entstanden mehr als 50
solcher Lenkzweiachser mit Kardanantrieb
SLG. SIGURD HILKENBACH (4)
ländlichen Gegenden Dortmunds, die weniger
zerstört waren. In den Nachkriegsmonaten
erfolgte die schrittweise Reaktivierung
des Netzes, so dass im Dezember 1945 von
130 Kilometern (1941) acht Teile mit 70 Kilometer
Länge wieder in Betrieb waren. Im
Rahmen des Wiederaufbaus der Strecken erfolgten
aber auch Stilllegungen. Davon war
unter anderem die Ringlinie betroffen.
Neue Fahrzeuge
und weitere Stilllegungen
In den Nachkriegsjahren bereitete den Dortmunder
Stadtwerken vor allem der Fahrzeugmangel
Sorge. Erst nach der Inbetriebnahme
reparierter Triebwagen konnten sie
das Netz ab 1948 annähernd wieder wie in
den Vorkriegsjahren betreiben. 1949/50
entspannte sich die Situation weiter, als sowohl
Aufbauwagen auf alten Untergestellen
als auch Neubaufahrzeuge von den Firmen
Fuchs, Düwag und Westwaggon eintrafen.
Dies half, die Kapazitätsengpässe auf den
Linien zu beseitigen und die Nachfrage ab
den 1950er-Jahren besser zu bedienen.
Die ersten Stilllegungen des nächsten
Jahrzehnts trafen die letzten ex Hörder
Schmalspurlinien: Am 16. Juni 1952 fuhr
der letzte Wagen von Aplerbeck nach Hörde,
am 4. Mai 1953 zwischen Hörde und
Berghofen sowie am 30. Juni 1954 von
Berghofen nach Schwerte. Damit war der
Meterspurbetrieb beendet.
Dortmunds Gleisstern
Um einen besseren Anschluss zwischen den
Straßenbahnlinien in der Innenstadt zu bieten,
ließ die Dortmunder Stadtwerke AG 1953 einen
Gleisstern an der Reinoldikirche errichten.
Hier trafen sich zentral fast alle Linien des
Für die stark frequentierte Ringlinie beschaffte die Dortmunder Straßenbahngesellschaft 1930
von der Waggonfabrik Schöndorff zwölf zweiachsige Triebwagen mit Mitteleinstieg. Um mehr
Platz für Sitzbänke zu gewinnen, verschloss der Betrieb später die Mittelstiege
Dortmunder Straßenbahnnetzes und konnten
mittels 16 Weichen in alle vier Himmelsrichtungen
abbiegen. Diese „Riesenkreuzung“
blieb jedoch die einzige in Dortmund.
Im den Jahren 1953/54 lieferte die Düwag
die ersten vierachsigen Großraumwagen (Nr.
301 bis 306), für die 1958 passende Beiwagen
von Credé eintrafen. Zuvor entstand
1954 in Eigenregie der Stadtwerke aus dem
Aufbautriebwagen 286 und dem Bw 715 der
vierachsige Gelenktriebwagen 291 mit
schwebendem Mittelteil. In ähnlicher Bauart
beschafften die Stadtwerke später 26 GT von
der Hansa Waggonbau GmbH in Bremen.
Im Jahr 1955 verkehrten auf Dortmunds
Straßenbahn 17 Linien, auf denen 92 Millionen
Fahrgäste unterwegs waren. Doch
die Konkurrenz von Obus und Autobus
wuchs. So verkehrte am 1. Juli 1958 der
letzte Straßenbahnwagen auf der Linie 10
Auf der von den Hörder Kreisbahnen errichteten meterspurigen Linie 16
Hörde – Schwerte Bahnhof entstand um 1940 diese Aufnahmen des
Tw 399 (Talbot 1926, ex Tw 59) mit Rollenstromabnehmer
Den elektrischen Teil der in Zweitbelegung als Tw 1 bis 10 geführten
Vierachser (Uerdingen 1925/26) hatte Siemens geliefert. 1959 schieden
die letzten Exemplare dieses Typs aus, hier Tw 1 um 1940
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
21
Betriebe
Der 1927 vom Düsseldorfer Eisenbahnbedarf und BBC gebaute Tw 237 fährt am 17. September 1962
mit einem Vorkriegsbeiwagen als Linie 13 nach Lindenhorst im Bereich Freistuhl
Am Dortmunder Hauptbahnhof passiert der 1980 ausgemusterte Hansa-Gelenkwagen 418 am
17. September 1962 zwei dort pausierende Wagen. Der GT4 entstand nach dem Vorbild des Dortmunder
Eigenbautriebwagens Nr. 291 (später Tw 437) SIGURD HILKENBACH (2)
Der 1959 gebaute Düwag-GT8 Nr. 73 ist 1962 auf der im April 1965 eingestellten Strecke von
Wickede nach Unna unterwegs. 1993 ließen ihn die DSW verschrotten HANS VAN ENGELEN/SLG. MIK
zwischen Habinghorst und Henrichenburg
(Castrop-Rauxel).
Neues für Bundesgartenschau und
Ende für Altbauwagen und Strecken
Anlässlich der Bundesgartenschau 1959
entstand nicht nur der unübersehbare Fernsehturm
im Westfalenpark, sondern auch
eine neue Straßenbahnlinie von der Markgrafenstraße
nach Hacheney, die am 30.
April 1959 in Betrieb ging. Die auf einer
Schnellstraße trassierte Neubaulinie erschloss
sowohl den Westfalenpark als auch
den Rombergpark und den Tierpark mit
Haltestellen. 1959 trafen aber auch 41 Düwag-
und Hansa Waggonbau-GT8 in Dortmund
ein. Sie ersetzten den Großteil der alten
Zweiachser.
Im Jahr 1960 beförderten die Stadtwerke
auf dem damals 110 Kilometer langen
Straßenbahnnetz erstmals mehr als 125
Millionen Fahrgäste.
Am 1. Januar dieses Jahres war ein Gesetz
in Kraft getreten, das den Einsatz von Straßenbahnfahrzeugen
ohne Rückleuchten,
Bremslichter und Magnetschienenbremsen
verbot. Daraufhin ließen die Stadtwerke
zahlreiche Vorkriegsfahrzeuge nachrüsten,
andere vor 1930 gebaute Wagen ließen sie
zum Beispiel im Betriebshof Castrop-Rauxel
1960 abbrennen. Bis 1963 erfolgte zugleich
die schrittweise Stilllegung der Linie 2 von
Marten über Kirchlinde nach Castrop-Rauxel-Habinghorst.
Durch die Inbetriebnahme von neu trassierten
Strecken fuhr 1964 die letzte Straßenbahn
durchs Kaiserstraßen-Viertel zur
Funkenburg, Busse löste sie im April 1965
zwischen Wickede und Unna ab. Die Linie
nach Lünen-Brambauer war danach die
letzte Straßenbahnverbindung in eine Nachbarstadt.
Mitte der 1960er-Jahre nahmen
die Stadtwerke aber den Betrieb auf zwei
Neubaustrecken auf. Einerseits gab es einen
kurzen neuen Abschnitt für die Linie 4 in
der Innenstadt über die Weißenburger Straße
und andererseits eröffnete 1967 die unterirdische
Haltestelle Westfalenhallen, die
parallel zu einer Unterführung für Autos
und Straßenbahn unter der B1 entstanden
war. Im Jahr 1966 trafen 25 und drei Jahre
später nochmals zehn neue Düwag-GT8 in
Dortmund ein. Damit rückte die Ablösung
der letzten Zweiachser immer näher.
Die ersten Vorbereitungen
für die Stadtbahn
Nachdem der Dortmunder Rat 1966 dem
Bau einer Stadtbahn beschlossen hatte, begannen
am 22. Oktober 1969 am Freistuhl
in der Nähe des Hauptbahnhofes die Arbeiten
für den Nord-Süd-Tunnel, ein Projekt,
das mehrere Jahre in Anspruch nahm.
In der Zwischenzeit führten die Stadtwerke
ab 1970 die Fahrgastselbstbedienung ein.
22 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Dortmund
Bereits zwei Jahre
vor der Linie 9 nach
Unna kam für die
Städteverbindung
zwischen Dortmund
und Castrop-Rauxel
das Aus. Die Linie 2,
die wie hier mit
Tw 251 reichlich
ruhrgebietstypische
Dorf- und Vorstadtkulissen
bot, wurde
schrittweise bis
1963 eingestellt
HANS VAN ENGELEN/SLG. MIK
Im Betriebshof Dorstfeld gaben sich am 17. Februar
1976 die Tw 424, 436 und 434 ein Stelldichein.
Anders als es auf dem ersten Blick
erscheint, handelt es dabei um keine Zweiachser,
sondern um vierachsige Gelenkwagen
mit schwebenden Mittelteil von Hansa aus
Bremen
SIGURD HILKENBACH
Den Auftakt dafür gab die Linie 16 Hörde –
Schulte Rödding, auf der die im Vorjahr gelieferten
GT8 zum Einsatz kamen.
Mit den Fahrplänen 1970 und 1971 gab
es weitere Veränderungen: Von nun an galt
ein Zehnminutentakt auf allen Linien und
die sogenannten „Zehnerlinien“ verschwanden
aus den Fahrplänen. Diese waren
wie die „Zwanzigerlinien“ Ergänzungslinien
zu den „normalen“ Linien,
beispielsweise mit einem früheren Endpunkt.
Die Zwanzigerlinien waren Verstärker
in der Hauptverkehrszeit und blieben
bis zu ihrer Einstellung ein Einsatzgebiet für
die letzten Zweiachser.
Zur Umstellung auf Busbetrieb legten die
Stadtwerke 1970 die Linie 4 von der Kirchderner
Straße nach Scharnhorst sowie im
Folgejahr die Linie 7 von Aplerbeck zum
Schwerter Wald still. Im Jahr 1973 ereilte
dieses Schicksal die Linie 3 von der Zeche
Minister Stein nach Lindenhorst. Im folgenden
Jahr endete der Straßenbahnbetrieb
der Linie 27 vom Nußbaumweg zur Rennbahn,
gleichzeitig trafen 15 neue GT8 ein,
womit in Summe bereits 91 dieser Wagen
zur Verfügung standen.
Am 14. Mai 1976 endete der Verkehr auf
Linie 6 von der Franz-Zimmer-Siedlung
nach Derne. Dafür ging am Folgetag vom
nunmehrigen Endpunkt Kirchderne eine
Schnellstraßenbahn in die „Trabantenstadt“
Scharnhorst in Betrieb. So hatten nun die
Stadtteile Scharnhorst und Grevel einen direkten
Anschluss an die Innenstadt. Diese
Schnellstraßenbahnstrecke war mit Hinblick
auf die Umstellung auf Stadtbahnbetrieb
gebaut worden.
Der nächste Schritt zur Stadtbahn
Im Herbst 1978 trafen in Vorbereitung des
Stadtbahnbetriebes die ersten 20 Stadt- und
Straßenbahnwagen vom Düwag-Typ N8C in
Dortmund ein. Zum Einen sollten sie ein
wichtiger Vorbote für die (Teil-)Umstellung
auf Stadtbahnbetrieb sein, zum Anderen sollten
sie auch für den Einsatz auf den Straßenbahnstrecken
geeignet sein, da eine schnelle
und vollständige Umstellung auf Stadtbahnbetrieb
von Anfang an nicht möglich erschien.
Da sich die Fronten der neuen Wagen
nach vorn vergleichsweise wenig verjüngten,
vergrößerten die Dortmunder Stadtwerke
(DSW) in mehreren Bögen die Gleisabstände.
Nach einer kurzen Testphase gingen die
N8C zunächst auf der Linie 5 Mengede –
Hacheney in Betrieb. Nach vollständiger
Auslieferung der ersten Serie gelangten die ab
1954 gebauten GT4 aufs Abstellgleis.
Seit 1. Januar 1980 gehört der Dortmunder
Nahverkehr zum Verkehrsverbund
Rhein-Ruhr. Um Verwechslungen mit anderen
Betrieben zu vermeiden, erhöhten die
DSW die Nummern der neuen Straßenbahnlinien
um 400. In diesem Jahr beförderten
die DSW mit 112 Trieb- und dem
einzigen verbliebenen Beiwagen rund 79
Millionen Fahrgäste.
Am 31. Mai 1981 feierten die Stadtwerke
das 100. Jubiläum der Dortmunder Straßenbahn.
In den folgenden Monaten trafen
bis 1982 weitere 34 Düwag-N8C ein, womit
sich deren Anzahl auf 54 erhöhte. Nach Indienststellung
aller Neuwagen musterten die
Stadtwerke die ältesten GT8 von 1959 aus.
Dortmunds erste Stadtbahn
und die ersten B-Wagen
Als zweiter Schritt in Richtung Stadtbahn
eröffnete am 27. Mai 1983 der erste Stadtbahntunnel
im Süden von Dortmund. In
Hörde fuhr von nun an zwischen Wilhelm-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014 23
Betriebe
Der 1996 verschrottete GT8 Nr. 85 (Düwag 1969, bis 1973 Triebwagen 9) bediente
am 7. Mai 1994 in Dortmund die Haltestelle Ritterstraße
MICHAEL BEITELSMANN
van-Vloten-Straße und Clarenberg die Linie
401 im Tunnel. Gleichzeitig endete der Verkehr
zwischen Hörde und Brücherhofstraße,
was das endgültige Aus für eine „echte“
Straßenbahn in Hörde bedeutete.
Ein Jahr später, am 2. Juni 1984, ging der
Stadtbahntunnel I mitsamt seiner Zulaufstrecken
in Betrieb. Von nun an waren die
Nord-Süd-verbindenden Linien in der Innenstadt
im Tunnel unterwegs, was auch die
Stilllegung für mehrere Straßenbahnstrecken
innerhalb des Wallrings zur Folge hatte.
Somit fuhren nur noch Straßenbahnen
auf der Kampstraße (Ost-West-Linien),
Hansastraße (aus Hombruch) und auf dem
Brüderweg oberirdisch. Die Linien 401, 405
und 407 wurden fortan als U-Bahnlinien
U41, U45 und U47 geführt. Doch völlig fertiggestellt
war der Tunnel noch nicht, da an
der Station Märkische Straße im Süden die
Stadtbahnen noch über eine provisorische
Rampe ausfuhren und danach oberirdisch
nach Hörde beziehungsweise nach Aplerbeck
gelangten. Den Lückenschluss vollzogen
die DSW am 16. Juni 1986, die U41
fuhr bis Hörde nun komplett im Tunnel.
Zuvor fand 1984 ein vom Tunnel unabhängige
Stilllegung statt: Die Stadtwerke
kappten die Linie 404 an der Westfalenhütte.
Der zuletzt nur noch von den Beschäftigten
der Hoesch-Werke genutzte Abschnitt
ging außer Betrieb.
Nach der Eröffnung des Tunnels I waren
nun auch dessen Zulaufstrecken teilweise
stadtbahnmäßig ausgebaut und es bot sich ein
Einsatz von Stadtbahnwagen B an. Im Dezember
1986 lieferte die Düwag die ersten
„echten“ Stadtbahnwagen Dortmund – zehn
B-Wagen der zweiten Generation vom Typ
B80C. Das bis dahin typisch Dortmunder
braun/beige-Design wich bei den neuen Fahrzeugen
den Stadtfarben Rot/Weiß. Das erste
Einsatzgebiet der B80C war die U41 zwischen
Fredenbaum und Hörde.
Das Aus für die Straßenbahn
nach Mengede
Am 31. März 1989 fuhr die letzte Straßenbahn
von Westerfilde nach Mengede.
Grund dafür waren die voranschreitenden
Bauarbeiten an der neuen S-Bahnlinie der
Deutschen Bundesbahn. Damit war 1990
das Dortmunder Straßen- bzw. Stadtbahnnetz
auf 71,5 Kilometer Länge geschrumpft.
Die für Dortmund viele Jahre typische braunbeige
„Schokoladen-Lackierung“ trägt der
N8-Tw 123, der hier am 12. April 2007 die Haltestelle
Westentor verlässt BERNHARD KUSSMAGK
24 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Dortmund
Aktuelle Daten & Fakten:
Stadtbahn Dortmund
Betreiber:. . . Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21)
Anzahl Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Streckennetzlänge: . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 km,
davon 20,5 km im Tunnel
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm
Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Triebwagen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
davon B6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
davon B8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
davon B100S . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
davon NGT8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Betriebshöfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Die industrielle Seite Dortmunds zeigt diese Aufnahme vom 25. April 1995 aus Eving. Der auf der
Stadtbahnlinie U45 eingesetzte Tw 121 fährt zur Westfalenhalle
MICHAEL BEITELSMANN
Auf diesem beförderten die DSW mit ihren
107 Triebwagen rund 81 Millionen Fahrgäste.
Mit dem Fahrplan 1990 teilten sie die
U45 in die „neue“ U45 von Westerfilde
nach Westfalenstadion und in die U49 von
Westerfilde nach Hacheney.
Ab 8. Januar 1991 kam eine zweite Serie
von 14 B-Wagen nach Dortmund, die nunmehr
die typisch weiß/rote Stadtbahnlackierung
trug. Von 1992 bis 1994 trafen
jährlich zehn weitere B-Wagen ein.
Im Jahr 1992 erfolgte die nächste Eröffnung:
Ein Teilstück des Tunnel II zwischen
Stadtgarten (Umsteigemöglichkeit in Tunnel I)
und Brunnenstraße ging in Betrieb. Gleichzeitig
änderten sich auch mehrere Laufwege
der Straßenbahnlinien. Bis zur Tunneleröffnung
verband die Linie 402 Hombruch mit
Grevel. Nach dem neuen Fahrplan ging nun
die U42 zwischen Stadtgarten und Grevel in
Betrieb, womit die 408 Hombruch – Asseln
(– Wickede) die 402 ersetzte.
In den folgenden Jahren stellten die DSW
die nächsten Abschnitte des Tunnels II fertig.
So verlängerten sie 1995 die U42 von
Stadtgarten um eine Tunnelstation bis zu
den Städtischen Kliniken und errichteten bis
zur Eröffnung am 2. Juni 1996 einen Abzweig
unter der Hohen Straße hindurch mit
den Stationen Saarlandstraße und Polizeipräsidium.
Am 21. Mai 1998 erfolgte dann
auch der Lückenschluss zwischen letzterer
Station und Westfalenhallen. Damit bestand
nun eine Verbindung im Linienbetrieb zwischen
Tunnel I und II über Westfalenhallen
– Remydamm – Westfalenpark.
B-Wagen mit Mittelteil und
immer weniger Straßenbahnen
Mitte der 1990er-Jahre benötigte Dortmund
erneut weitere B-Wagen. Die DSW mussten
eine Lösung finden, die einerseits deutlich
günstiger als der Kauf von Neuwagen war,
aber andererseits die enorm gestiegenen Fahrgastzahlen
bewältigen konnte. Als Zwischenlösung
entwickelten sie gemeinsam mit
der Düwag ein Mittelteil für die vorhandenen
B80C. Somit stattete Dortmund als erster
und einziger Nahverkehrsbetrieb einen Teil
seiner B-Wagen (elf Stück) mit Mittelteilen
aus. Die 43 Sechs- und 21 Achtachser (einschließlich
zehn 1998 so gelieferter Wagen)
nannten die DSW fortan der Einfachheit halber
B6 bzw. B8. Am 16. Juni 2002 eröffnete
schließlich der letzte Abschnitt des Tunnels
II. Von den Städtischen Kliniken fuhr ab
dato die U42 über die neuen, unterirdischen
Haltestellen Möllerbrücke und Kreuzstraße
nach Hombruch. Damit kam das Ende für
die 408 und somit waren nur noch zwei
„echte“ Straßenbahnlinien in Betrieb.
Mit der Eröffnung der U42 kam der B-
Wagen-Park schnell an seine Grenzen. Es bestand
Bedarf an neuen Hochflurwagen. Da
aber die Düwag vom Bau einer Kleinserie B-
Wagen Abstand nahm und es keine kostengünstigen
Anbieter für andere geeignete
Neufahrzeuge gab, entschieden sich die
DSW zum Kauf von gebrauchten B-Wagen
aus Bonn. Im Jahr 2003 trafen 13 in Dortmund
danach als B100S bezeichnete Wagen
ein. Drei davon dienten als Ersatzteilspender
und zehn kamen und kommen ausschließlich
auf der U42 zum Einsatz. Doch die
B100S sind nicht mit den Dortmunder B6
und B8 kompatibel, weshalb die „Bonner“
nur typenrein in Doppeltraktion verkehren.
Neue Fahrzeuge und neuer Tunnel
Das nächste große Ereignis in der Geschichte
der Dortmunder Stadtbahn war die
Eröffnung des Innenstadt-Tunnels III. Er
brachte ab 27. April 2008 die Linien 403
und 404 – nun als U43 und U44 bezeichnet
Zwei in den Stadtbahnfarben Rot/Weiß lackierte N8C kreuzen an der
Haltestelle Zugstraße, ehe in beiden Fahrtrichtungen eingleisige Streckenabschnitte
folgen CHRISTIAN LÜCKER (2)
Auf dem Brackeler Hellweg ist die hier oberirdisch verlaufende U43 hingegen
zweigleisig trassiert. Hinter dem ebenfalls am 4. Juli 2009 aufgenommenen
Tw 154 fährt ein anderer N8C in Richtung Dorstfeld
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
25
(
(
U46
(
(
U41
U42
U43
U44
U45
U46
U47
U49
Brambauer – Brechten – Clarenberg
Grevel – Hombruch
Dorstfeld Btf – Wickede
Westentor – Brackel
Marten – Westfalenhütte
Dortmund Hbf – Westfalenhallen
Westfalenhallen – Brunnenstraße
Westerfilde – Aplerbeck
(Hafen –) Dortmund Hbf – Hacheney
LÜNEN
U41
Brambauer Verkehrshof
Brambauer Krankenhaus
Herrentheystraße
Brechtener Str.
Dollersweg U43
Bockumweg
S
Asseln Ruckebierstr. Zugstr.
Eichwaldstr.
Wickede DO-Wickede
U43
Brackel Businkstr. Aplerbecker Str.
Post
S
In den Börten
Am Hagedorn
Wickede West
U43
S
Döringhoff
Asseln Mitte
Brackel Verwaltungsstelle
Hellweg
Hellweg
S4 Unna
Stadtbahn (1435 mm)
auf unabhängigem Bahnkörper (U-Bahn-Standard)
Stadtbahn (nicht kreuzungsfrei)
eingleisiger Abschnitt
Gelsenkirchen
Herne
Oetringhauser Straße
Evinger Str.
U41
Brechten Zentrum
Wittichstraße
Maienweg
Waldesruh
Straßenbahn (1435 mm)
unterirdisch (U-Strab mit Niedrigbahnsteigen)
auf besonderem oder straßenbündigem Bahnkörper
eingleisiger Abschnitt
H-Bahn (Schwebebahn)
Andere Bahnstrecken (inkl. S-Bahn)
* Gleisverschlingung
DO-Derne
Lünen
U42
Grevel
Grävingholz
Droote
Kirchderne
S2 Herne
Externberg Franz-Zimmer-Siedlung
Castrup-Rauxel
Scharnhorst Zentrum
Gelsenkirchen
Obernette
Amtsstraße Schulte Rödding
DO-Westerfilde
S
Zeche Minister Stein
Kirchderne
Gleiwitzstraße Flughafenstraße
U47
Bauernkamp
Hamm
Niveaugleiche Kreuzung mit Güterbahn
Bielefeld
An den Teichen
Güterstraße
Buschstraße
Burgholz
DO-Scharnhorst
Parsevalstr. Huckarde
Bushof
Fredenbaum
Huckarde
Eisenstr.
*
Nord
Immermannstr. /
Huckarde S
Klinikzentrum Nord
Huckarde
Glückaufstr.
Abzweig
U44
Lortzingstr.
Westfalenhütte
Münsterstr.
U46
Schützenstr.
Vincenzheim
Brackel
DO-Rahm Insterburger Str.
U49
Brunnenstr.
Verwaltungsstelle
Leopoldstr.
Borsigplatz
Oberdorfstr.
Hafen
Rüschebrinkstr.
Enscheder Str.
S
Brügmannplatz
Geschwister-Scholl-Str.
S
DORTMUND Hbf
Juchostr.
Pothecke Knappschaftskrankenhaus
Brackel
U45 U49
Kirche
Wischlingen
Herne
S
Dorstfeld
S
DO-Brackel
S4 DO-Lütgendortmund
Betriebshof
Kampstr.
Ostentor
Berliner Str.
Knappschaftskrankenhaus
U43
Marten
Wittener Str Ọttostr.
Unionstr.
Lippestr.
Ofenstr.
Westentor
Reinoldikirche
Funkenburg Von-der-Tann-Str.
Am Zehnthof
Walbertstr./
S
Schulmuseum
Heinrichstr. U43
Auf dem
Städtische Kliniken
Stadtgarten
Körne
Brümmer Poth
S
S
U44 S
S
DO-Marten Süd
Dorstfeld DO-West
S
S
Körne West
Möllerbrücke
Stadthaus
Stadtkrone Ost Hauptfriedhof
Vahleweg
Bochum
Saarlandstr.
Voßkuhle Max-Eyth-Str.
Essen
Allerstr. /
Polizeipräsidium
Kohlgartenstr.
Markgrafenstr.
U47
Westfälische Klinik
Kreuzstraße
Lübkestraße
Dorstfeld Süd S
für Psychiatrie
Theodor-
Fliedner- U46 Westfalenhallen
Str.
Märkische Karl-Liebknecht-Straße
Westendorfstraße
Heim
U45
Willem-van-Vloten-Straße
Technologiezentrum
U45
Seilbahn
S
Stadion
Schürbankstraße
1 2
Remydamm Westfalenpark
Parkeisenbahn
Aplerbeck
S1 Bochum
Campus Nord DO-Universität
Essen
An der
S
Palmweide Westfalenhalle
DO-Aplerbeck U47
DO-Oespel
(nur bei Veranstaltungen)
Hörde
Unna
2
Am Beilstück
Rombergpark
Campus Süd
1
Barop Parkhaus
U41 Clarenberg
DO-Aplerbeck Süd
Eichlinghofen
Eierkampstraße
DO-Tierpark
Schwerte
DO-Barop S
Hacheney
Harkortstraße
U49
H.-Rynsch-Str.
(
Huckarder Str.
(
(
(
Rheinische
(
S5 Witten
Hagen
U47
Str.
Krückenweg
(
(
Hombruch Hallenbad
U42
Hombruch
Grotenbachstraße
(
U42
Evinger Str.
U41
(
U43·U44
Hagen
U41·U45·U47·U49
(
U42
(
(
Bornstr.
Oesterholzstr.
(
(
Derner Str.
U43
(
Körner
Hellweg
Westfalendamm
aus: Schwandl‘s Tram Atlas Deutschland
1 km
Marsbruchstr.
Eine N8-Doppeltraktion
imAugust 2007
an der Haltestelle
Reinoldikirche – es
war der letzte Sommer
für die letzte
oberirdische Innenstadtstrecke
in Dortmund.
Seit Frühjahr
2008 weisen Pylon
und Zeltdach hier
nur noch den Weg
zu den unterirdischen
Bahnsteigen
MICHAEL KOCHEMS
Aktueller Liniennetzplan
Dortmunds
GRAFIK: ROBERT SCHWANDL
– „unter Tage“. Mit dem Wegfall der Straßenbahnlinien
403 und 404 verlor Dortmund
seine letzte „echte“ Straßenbahn und
hatte somit den fast 40 Jahre dauernden Gesamtumstieg
auf Stadtbahnniveau vollendet.
Der in Ost-West-Richtung verlaufende
Tunnel beginnt kurz vor der neuen Tunnelstation
Ostentor mit einer Rampe innerhalb
der Hamburger Straße und taucht unmittelbar
vor der schon wieder oberirdischen
Haltestelle Heinrichstraße am östlichen
Ende des Tunnels wieder auf.
Mit der Eröffnung des Tunnels III waren
nun alle drei Hauptumsteigeknoten im
Dortmunder Stadtbahnnetz im Tunnel. Neben
den Stationen Reinoldikirche und
Kampstraße, die allesamt den Tunnel III mit
dem Tunnel II bzw. I verbinden, gibt es noch
die Station Stadtgarten, die einen schnellen
Umstieg zwischen Tunnel I und II bietet.
Egal, von wo man mit der Stadtbahn
26 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Dortmund
kommt und wohin man möchte, man muss
nur ein einziges Mal im Stadtbahnnetz an
einem jener wichtigen Knoten umsteigen.
Niederflur statt Hochflur
Schon während der Planungsphase stießen
die Stadtwerke, die sich seit September 2005
mit DSW21 abkürzen, beim Tunnel III auf
ein größeres Problem: Städtebaulich wäre
eine Umstellung auf Hochflurbetrieb kaum
möglich gewesen. Denn die engen Ortsdurchfahrten
entlang der Strecke ließen keine
Hochflurbahnsteige und breite Stadtbahnwagen
zu. Schließlich entschieden sie
sich deshalb für den Einsatz von Niederflurfahrzeugen.
In den Stationen Kampstraße
und Reinoldikirche, wo schon beim Bau
der Tunnel I bzw. II Bahnsteige für die künftige
Kreuzung mit dem Ost-West-Tunnel gebaut
worden waren, mussten daraufhin die
Hochflurbahnsteige entfernt und auf Nie-
Die neueste Tunnelstrecke in Dortmund verbindet
seit 2008 Ost mit West und wird von
den Linien U43 und U44 ausschließlich mit
Niederflurwagen bedient. Hier eine Doppeltraktion
in der Station Westentor FELIX FÖRSTER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
27
Betriebe
noch 47 von 54 N8C in Betrieb. Nachdem
fast alle neuen NGT8 im Einsatz waren,
verkauften die DSW21 nach und nach bis
Ende 2010 alle noch verbliebenden N8C
nach Danzig. Seitdem sind die Linien U43
und U44 komplett in der Hand der NGT8,
deren letztes Exemplar im Januar/Februar
2013 in Dortmund eintraf.
Im Jahr 2009 traf man neben Düwag-Stadtbahnwagen B und Bombardier-NGT8 im Dorstfelder
Betriebshof noch Stadtbahnwagen vom Typ N8C an
FELIX FÖRSTER
Betriebshöfe und Depots
Die Dortmunder Stadtwerke betreiben für alle ihre
Schienenfahrzeuge heute nur noch einen Betriebshof.
Dieser liegt westlich von der Dortmunder
Innenstadt in Dorstfeld und hat Anschluss an
die Strecken der U43 und U44.
Um auch die Fahrzeuge der anderen Linien zum
Betriebshof zu bringen, besteht nördlich des Geländes
eine Betriebsstrecke zur Stadtbahnlinie U47.
Außerdem gibt es Ein- und Ausrückfahrten über
die Ost-West-Strecke der U43 und U44. Dies wird
durch einen Verbindungstunnel zwischen Tunnel II
und Tunnel III (Ost-West-Strecke) ermöglicht.
Neben dem Betriebshof bestehen an mehreren
Tunnelbahnhöfen jeweils Abstellanlagen, so dass
derflurniveau abgesenkt werden. Deshalb
sind dort noch heute am Ende der Rolltreppen
einige Stufen zu überwinden.
Zum Betrieb der neuen U43 und U44 beschafften
die DSW21 bei Bombardier 30
Meter lange Flexity Classic vom Typ NGT8.
Am 28. September 2007 traf der erste von
47 NGT8 aus Bautzen in Dortmund ein.
Die neuen Niederflurwagen mit einer Breite
von 2,40 Meter und einer Einstiegshöhe
nicht jedes Fahrzeug extra nach Dorstfeld gefahren
werden muss.
In der Geschichte der Straßenbahn verfügte die
Straßenbahn über bis zu zehn Betriebshöfe. Das
älteste Depot lag nahe des Fredenbaums direkt an
der ersten Pferdebahnstrecke. Der Betriebshof 1
entstand 1892 an der Rheinischen Straße, ihn ersetzten
die Stadtwerke 1967 vollständig durch die
Anlage in Dorstfeld. Weitere Betriebshöfe existierten
an der Immermannstraße (2) in der Nordstadt,
am Westfalendamm (3) im Süden der Innenstadt
sowie in diversen Vororten Dortmunds.
Die Stadtwerke gaben sie zwischen 1950 und
1990 auf.
von 35 Zentimetern erforderten umfangreiche
Anpassungsarbeiten entlang der Strecke.
Nach Testfahrten kamen die Bombardierwagen
mit Eröffnung des Tunnels III in
den Linienbetrieb. An ihnen galt es jedoch,
etliche Kinderkrankheiten zu beheben, weshalb
sich die NGT8 nur sehr langsam gegen
die N8C durchsetzten.
Durch einen Unfall und die Nutzung als
Ersatzteilspender standen bis zuletzt nur
Zwischen den Haltestellen Fredenbaum und Güterstraße unterquert die U41 die Gütergleise
der Dortmunder Eisenbahn (12. April 2014). Außer auf der U43/U44 kommen bei der Dortmunder
Stadtbahn ausschließlich B-Wagen zum Einsatz. Mehr dazu im nächsten Heft FELIX FÖRSTER
Aktuelle Situation
Alle Stadtbahnlinien fahren in einem durchgängigen
Zehn-Minuten-Takt, wobei der
Abschnitt Brechten – Brambauer (U41) nur
alle 20 Minuten bedient wird. Auf der Linie
U43 gibt es zwischen Brackel und Westentor
eine Verdichtung des Taktes auf Fünf-
Minuten-Abstände.
Der Nord-Süd-Tunnel wird von den Linien
U41, 45, 47 und 49, der Tunnel II von
den Linien U42 und 46 und der Ost-West-
Tunnel von den Linien U43 und 44 bedient.
Der Fahrzeugeinsatz hat sich seit einigen
Jahren kaum noch verändert: An Werktagen
verkehren B6 in Doppeltraktion, B8 einzeln
oder NGT8 zu zweit oder alleine. Einsatzwagen
– beispielsweise zu Fußballspielen im
Signal-Iduna-Park – verkehren in Dreifachtraktionen
mit B6 oder in Doppeltraktionen
mit B8. Jedoch dürfen die über 75 Meter langen
Züge nur zwischen Innenstadt (Tunnel I
+ II) und Stadion fahren, außerdem im Norden
bis Fredenbaum sowie zum Hafen und
als Zufahrt zum Betriebshof. Hintergrund
ist, dass im Straßenplanum maximal 75 Meter
lange Schienenfahrzeuge zugelassen sind.
Ein Blick in die Zukunft
Große Veränderungen oder Neubauten
wird es in Dortmund in den nächsten Jahren
nicht geben. Lediglich ein kurzer Tunnel
nahe Aplerbeck befindet sich im Bau, der
die Kreuzung Stadtbahn/B1 ersetzen soll.
Außerdem ist eine Vergrößerung der Haltestelle
Hauptbahnhof in Vorbereitung.
Pläne haben die DSW21 allerdings einige:
Ab 2019 sollen neue Hochflurwagen für
den Ersatz der Bonner-B-Wagen und als Reserve
beschafft werden. Außerdem gibt es
Überlegungen, die Stadtbahn nach Wellinghofen,
Benninghofen, Aplerbeck Süd,
Kirchlinde und über die Westfalenhütte hinaus
Richtung Kirchderne zu verlängern.
Aber das ist noch weit entfernte Zukunftsmusik.
FELIX FÖRSTER/ANDRÉ MARKS
Verwendete Quellen:
1
Bernd Zander, Fred Teppe: Die Straßenbahn
in: Dortmund 1881–1992. Alba,
Düsseldorf 1992
2
Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen
in: Deutschland, Band 4: Ruhrgebiet von Dortmund
bis Duisburg, EK-Verlag, Freiburg 1994
28 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Braunschweig
Die gegenwärtig noch eingesetzten GT6 und Beiwagen vom Typ „Mannheim“ sollen bald durch ab Frühsommer eintreffende Solaris Tramino ersetzt
werden. Am 16. Mai 2014 bog Tw 7761 (LHB 1977) mit Bw 7773 (LHB 1977) auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz in den Kalenwall ein BODO SCHULZ
Vor einem Neustart?
Braunschweigs Ausbau pläne erleben Neuauflage Die Stadt Braunschweig bekommt dieser
Tage einen neuen Oberbürgermeister und die Braunschweiger Verkehrs-AG einen neuen Chef. Auch
sonst scheint in der Stadt wieder Bewegung in den Straßenbahnausbau zu kommen
In seiner Sitzung vom 1. April 2014 fasste
der Rat der Stadt Braunschweig einen
wegweisenden Beschluss: Unter dem
Tagesordnungspunkt „Stadtbahnausbaukon
zept“ kamen die Ratsmitglieder
überein, neun Trassenkorridore für die Erweiterung
des bestehenden Straßenbahnnetzes
„in der zweiten Bearbeitungsstufe
vertieft“ zu untersuchen. Diese Korridore
sind (siehe auch Grafik):
• die westliche Innenstadtstrecke (Verbindung
Lange Straße/Radeklint – Friedrich-
Wilhelm-Platz bzw. Europaplatz)
• die Neubaustrecke (Radeklint –) Lehndorf
– Kanzlerfeld mit Abzweig nach Lamme
Zentraler Umsteigepunkt im Braunschweiger
Netz ist derzeit die Haltestelle Rathaus, hier bediente
sie am 17. Oktober 2013 der Tw 8162.
Wird die westliche Innenstadtstrecke gebaut,
müssten einige Anschlüsse und Umsteigebeziehungen
neu gestaltet werden STEFAN VOCKRODT
• die Neubaustrecke (Hauptbahnhof –)
Salzdahlumer Straße – Heidberg (– Südstadt
– Rautheim/Mascherode)
• die so genannte „Campusbahn“ (Hamburger
Straße –) Nördliches Ringgebiet –
Querum
• die Verlängerung der Linie M3 Volkmarode
– Volkmarode Nord
• eine Straßenbahnneubaustrecke Radeklint
– Ölper
• eine Verlängerung nach Querum (ab Querumer
Straße, Linie M3)
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
29
Betriebe
Trassenkorridore der aktuellen Stadtbahnausbaudebatte. Die Farben geben die Priorität an (hoch, mittel und nachrangig – blau) GRAFIK: STADT BS
30 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Braunschweig
• eine Verlängerung Helmstedter Straße (Krematorium,
Endpunkt Linie 4) – Lindenberg
– Südstadt – Rautheim/Mascherode
Werden alle diese Maßnahmen in den nächsten
Jahren realisiert, so wüchse das Straßenbahnnetz
Braunschweigs um über 20 auf
rund 60 Kilometer Streckenlänge an.
Pläne nicht neu
Mit dem im April getroffenen Beschluss
knüpft die Braunschweiger Lokalpolitik an
über 20 Jahre alte Pläne an. Schon im Februar
1989 beauftragte der Rat die Stadtverwaltung
mit der Aufstellung eines Prioritätenkonzepts
für den Ausbau des Straßenbahnnetzes.
Drei Jahre später legte die Verwaltung
1992 eine solche Ausarbeitung vor, anschließend
begann die Umsetzung der einzelnen
Punkte. Unvollendet brach das nach
der Jahrtausendwende ab: Die auf Kostenminimierung
ausgerichtete Politik des von
2001 bis 2014 amtierenden Oberbürgermeisters
Dr. Gert Hoffmann (CDU) ließ
manch planerisch fortgeschrittenes Projekt
in eine Art „Dornröschenschlaf“ sinken.
Die größten Neubaumaßnahmen der vergangenen
Jahre waren die nach rund 35
Jahre Planung 2006 fertiggestellte Stadtbahnanbindung
Stöckheims im Süden und
der Neubau des Betriebshofs mit Anschluss
von der Helmstedter Straße (eröffnet 2009).
Mit der seit 2011 bestehenden neuen
Mehrheit von SPD, Grünen, Linken, Piraten
und der BiBS beschloss der Rat nun, die
Stadtbahnplanungen wieder aufzunehmen.
Die westliche Innenstadtstrecke
Derzeit hat Braunschweig kein wirkliches
Stadtbahnnetz, die nordöstlichen und die
südwestlichen Linienäste hängen alle an einem
Rückgrat, das der zentrale Abschnitt
Hagenmarkt – Rathaus – Schloss über den
Bohlweg bildet. Besonders der Knoten am
Hagenmarkt ist der neuralgische Punkt des
Stadtbahnsystems, laufen hier doch vier Linien
zusammen: die M1 und 2 aus Norden
(Wenden bzw. Siegfriedviertel), die M3 aus
Osten (Volkmarode) und die Linie 4 von
Westen (Radeklint). Um zumindest teilweise
diesen Knoten entlasten zu können und
eine Alternative zum Nadelöhr Bohlweg zu
haben, kommt der westlichen Innenstadtstrecke
daher besonders hohe Priorität zu.
Eine Stadtbahn von
Nord-West nach Süd-Ost
Die beiden Trassen Lehndorf – Kanzlerfeld/Lamme
und Salzdahlumer Straße –
Heidberg/Südstadt zielen auf einen Ersatz
der bestehenden Buslinie 411 durch eine
oder zwei Stadtbahnlinien. Die heute von
Lamme via Lehndorf, die Innenstadt, den
Hauptbahnhof und über die Salzdahlumer
Str. in die Südstadt führende Buslinie 411 ist
stark ausgelastet, sehr verspätungsanfällig
Noch sind in Braunschweig sowohl von Düwag 1975 als auch von LHB 1977 gebaute Altbauwagen
im Einsatz, hier verlässt der LHB-Triebwagen 7755 am 16. Mai 2014 den Berliner Platz am Hauptbahnhof.
Auf Plakaten kündigt die Verkehrs-AG die Ablösung der GT6 an
BODO SCHULZ
und wird auf den einzelnen Abschnitten
durch weitere Buslinien verstärkt.
Ausgangspunkt der Strecke nach Nordwesten
ist die bestehende Strecke zum Radeklint
(Linie 4), dabei ist die Führung zum
Wilhelminischen Ring (Rudolfplatz) bzw.
zur Hannoverschen Straße noch weitgehend
offen. Die Stadtverwaltung bevorzugt eine
Trasse, die über die Celler Straße zunächst
das Krankenhaus Celler Straße anschließt
und von dort entlang des ehemaligen Ringgleises
(heute ein beliebter Fuß- und Radweg)
zur Hannoverschen Straße und Richtung
Lehndorf fortgeführt wird.
Der südöstliche Ast der „Straßenbahn
11“ ist weit weniger umstritten, zumindest
was die Verbindung vom Hauptbahnhof via
Salzdahlumer Straße zum Heidberg betrifft,
Die Braunschweig Straßenbahn
Betreiber
Braunschweiger Verkehrs-AG (BsVAG),
Am Hauptgüterbahnhof 28, 38126 Braunschweig,
www.bsvag.de und www.verkehrs-AG.de
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.100 mm
Streckenlänge:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39,6 km
Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Betriebshöfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Fahrzeuge
Triebwagen: . . . . . . . . . . . . . . . . Gesamtzahl 49
10 GT6 „Mannheim“ (Düwag 1975, LHB 1977)
14 GT6 „Braunschweig“ (LHB 1981)
1 GT6-NF (LHB 1977/MGB 2000)
12 NFGT6-S1100 (AEG/LHB 1995)
12 NGT8-D-BS (Alstom 2007)
Beiwagen:. . . . . . . . . . . . . . . . 26 (alle Hochflur)
12 EB4 „Mannheim“ (Düwag 1974, LHB 1977)
14 EB4 „Braunschweig“ (LHB 1981)
die auch eine Umleitungsführung für die
ebenfalls stark befahrene Wolfenbütteler
Straße (Linien M1 und 2) schafft. An dieser
Trasse liegen auch das Klinikum Salzdahlumer
Straße und ein geplantes neues Wohnund
Gewerbegebiet auf dem Gelände der
ehemaligen Heinrich-der-Löwe-Kaserne.
Verlängerung Volkmarode Nord
Dieses Projekt hat recht gute Realisierungschancen,
da es inzwischen als politisch gewollt
betrachtet werden kann und die Akzeptanz
vor Ort schon jetzt groß ist, lediglich
der Anschluss des Schulzentrums mit stark
wachsender IGS kann mit der früher geplanten
Führung nicht optimal erfolgen.
Die weiteren Verlängerungen stammen
bis auf die so genannte „Campusbahn“
(Trassen 306 und 401), welche die beiden
jüngeren Bereiche der TU miteinander verbinden
würde, aus dem Prioritätenkonzept
von 1992, das so eine nachträgliche Würdigung
findet.
Was lässt sich umsetzen?
Der Landtag Niedersachsens hat jüngst ein
„Gesetz über Zuwendungen des Landes zur
Verbesserung er Verkehrsverhältnisse der
Gemeinden (Niedersächsisches Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz
– NdsGVFG)“
beschlossen, das die Verwendung der Entflechtungsmittel
des Bundes ab 2017 im
Verhältnis 60 Prozent ÖPNV/40 Prozent
Straße festschreibt. Da für Straßen- bzw.
Stadtbahnausbauten auch Trassen im Straßenplanum
– wenn verkehrlich notwendig
und städtebaulich sinnvoll – förderungsfähig
sind, stehen die Chancen einiger Braunschweiger
Pläne auf Landeszuschüsse derzeit
recht gut, sofern man in Braunschweig
es schafft, bald in die konkrete Planung zu
kommen.
STEFAN VOCKRODT
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
31
Betriebe
Für Erwachsene verboten
Die Schulstraßenbahnlinien in Karlsruhe Sie sind in Deutschland einmalig – die drei
nur für die Mädchen und Jungen der Europäischen Schule verkehrenden Straßenbahnlinien der
VBK. Doch auch die dafür eingesetzten Triebwagen sind etwas Besonderes – noch ...
In den meisten deutschen Städten ist die
Schülerbeförderung ein großes Thema,
denn speziell zum Unterrichtsbeginn
morgens erfordert diese häufig die Bereitstellung
zusätzlicher Fahrten und Fahrzeuge
als Verstärker regulärer Straßenbahnoder
Buslinien. Einen ganz anderen Weg –
in dieser Form in Deutschland einmalig –
sind die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK)
gegangen: In Kooperation mit der Europäischen
Schule gibt es dort seit 14 Jahren drei
spezielle Straßenbahnlinien.
Drei Linien für eine Schule
Im Norden von Karlsruhe liegt am nördlichen
Ende des Stadtteils Waldstadt die Europäische
Schule. Sie wurde 1962 als erstes
Selten sind die Einsätze der Badewannen-Tw
124 und 125 geworden. Sie finden fast ausschließlich
noch als Schultrams Verwendung,
hier am 7. April 2011 an der Lessingstraße
32 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Karlsruhe
Fahrplan Linie 16
Linie 16 „rosa“ Mo.–Fr. Mi. & Fr. Mo., Di. & Do.
Schillerstraße ab 7:08 an 13:05 an 16:15
Lessingstraße 7:11 13:01 16:11
Otto-Sachs-Straße 7:13 12:59 16:09
Mathystraße 7:14 12:58 16:08
Kolpingplatz 7:16 12:56 16:06
Ebertstraße 7:18 12:54 16:04
Hbf Vorplatz 7:19 12:53 16:03
Poststraße 7:20 12:51 16:01
Tivoli 7:22 12:49 15:59
Werderstraße 7:23 12:48 15;58
Rüppurrer Tor 7:25 12:46 15:56
Durlacher Tor 7:29 12:42 15:52
Karl-Wilhelm-Platz 7:32 12:39 15:49
Europäische Schule an 7:45 ab 12:27 ab 15:37
Quellen aller Tabellen: www.eskar.org
Beim Tw 209 handelt es sich wie beim auf Seite 32 abgebildeten
Tw 208 um einen ehemaligen GT6-D. Auch dieser 1978 von der Waggon
Union in Berlin gebaute Gelenktriebwagen hat mit dem Schultramdienst
derzeit noch eine Aufgabe – wie lange noch, ist offen ...
LINKS „Sonderwagen Europäische Schule“
lautet die Zielanzeige von Tw 208 am
15. April 2013, einem der letzten GT8-D
der VBK. Auf den Schultramlinien 16, 17
und 18 finden diese Wagen eines ihrer
Rückzugsgebiete MICHAEL KOCHEMS (3)
Lerninstitut dieser Art in der Bundesrepublik
Deutschland gegründet. Im Jahr 2000
verlängerten die VBK die Gleise der Linie 4
von der bisherigen Endstelle Waldstadt um
einige hundert Meter bis zum Eingang der
Schule an der Albert-Schweitzer-Straße.
Dazu entstand dort eine eingleisige Wendeschleife.
Um die Linie 4 während des täglichen
Schulbeginns bzw. -endes nicht zu stark zu
belasten und für die Schüler eine möglichst
umsteigefreie Verbindung in die verschiedenen
Stadtteile anzubieten, haben die VBK
im Dezember 2000 drei Schulstraßenbahnlinien
eingerichtet, die im wesentlichen wie
Schulbusse funktionieren. Sie erhielten die
Liniennummern 16 bis 18 und ersetzten
sechs Schulbuslinien.
Weil die Benutzung der drei Linien nur
für die Schüler der Europäischen Schule gestattet
ist, tauchen die Fahrpläne konsequenterweise
nicht bei den offiziellen Fahrplaninformationen
der Verkehrsbetriebe
auf. Trotzdem ist ihr Fahrplan im Internet
abrufbar, nämlich auf der Seite der Europäischen
Schule unter www.eskar.org.
Das Betriebskonzept
Täglich verkehrt jede Linie nur einmal morgens
zur Schule. Die Rückfahrt erfolgt abhängig
vom Schulplan entweder mittags oder
nachmittags. Nur die Linie 17 verkehrt mittwochs
sowohl mittags als auch nachmittags.
Montags bis Freitags außerhalb der Ferien
der Schule, die von den allgemeinen
Schulferien in Baden-Württemberg abweichen
Nach Unterrichtsende stehen an der Endschleife von Linie 4 die Triebwagen Schlange, um die
Schüler abzuholen. Den am 27. März 2014 fotografierten Tw 124 hatte einst die AVG beschafft
Zwischen 15:33 und 15:39 Uhr müssen die Schüler schnell in einen der drei Wagen einsteigen.
Hier stürmen sie gerade am 27. März 2014 einen GT8-EP ULLRICH MÜLLER (2)
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
33
Betriebe
Fahrplan Linie 17
Linie 17 „braun“ Mo.– Fr. Mi. & Fr. Mo.–Mi., Fr.
Weinbrenner Platz ab 7:09 an 13:05 an 16:15
Hübschstraße 7:10 13:03 16:13
Kühler Krug 7:11 13:02 16:12
Entenfang 7:14 13:00 16:10
Entenfang 7:15 12:59 16:09
Philippstraße 7:16 12:57 16:07
Händelstraße 7:17 12:56 16:06
Yorckstraße 7:19 12:55 16:05
Europaplatz 7:24 12:50 16:00
Marktplatz 7:27 12:46 15:56
Hirtenweg 7:37 12:37 15:47
Sinsheimer Straße 7:38 12:36 15:46
Glogauer Straße 7:41 12:33 15:43
Waldstadt Zentrum 7:42 12:32 15:42
Europäische Schule an 7:47 ab 12:28 ab 15:38
können, sieht das tägliche Betriebsschema damit
immer gleich aus: Frühmorgens rücken
drei Triebwagen zu den Startpunkten der
drei Linien an der Schillerstraße, am Weinbrenner
Platz und in Durlach aus. Von dort
fahren sie so los, dass sie alle kurz nacheinander
zwischen 7:45 und 7:54 Uhr an der
Schule ankommen. Unterwegs wird nur an
ausgewählten Haltestellen gestoppt. Nach
dem Ausstieg der Schüler räumen die drei
Triebwagen die Schleife für die Linie 4 und
rücken über die Tullastraße in den gleichnamigen
Betriebshof ein, wo sie eine Betriebspause
verbringen. Mittags bzw. nachmittags
läuft der Prozess genau umgekehrt – die drei
Triebwagen fahren erst zur Schule, verlassen
kurz hintereinander die Schleife und fahren
wieder in die Stadt. Weil sie alle drei bis zum
Hauptfriedhof denselben Linienweg haben,
bedienen die Linien 17 und 18 in dem Teilstück
unterschiedliche Haltestellen. Die von
der Schillerstraße kommende Linie 16, die
zuvor auch den Hauptbahnhof bedient hat,
fährt vom Karl-Wilhelm-Platz bis zur Schule
gleich ohne Halt durch.
Fahrzeuge interessanter als Konzept
Seit jeher sind die Schulstraßenbahnlinien
auch in punkto Fahrzeugeinsatz etwas Besonderes:
War hier zunächst das letzte Refugium
der von der Albtalbahn stammenden
Düwag-Gelenkwagen, so laufen seit einigen
Jahren hier die ebenfalls vom baldigen Ab-
Verlauf der Karlsruher
Schultramlinien 16,
17 und 18
GRAFIK: ROBERT SCHWANDL
Waldstadt
Europäische Schule
16 17 18
Waldstadt Zentrum
Glogauer Str.
Im Eichbäumle
Fächerbad
Sinsheimer Str.
Hirtenweg
Technologiepark
-
Europaplatz
Karl-Wilhelm-Platz Hauptfriedhof
Entenfang Philippstr. Händelstr.
Yorckstr. Schillerstr.
Rintheimer
Marktplatz Durlacher
Str.
Hübschstr. 16
Lessingstr.
Tor
Tullastr./
Kühler Krug Weinbrennerpl.
Otto-Sachs-Str.
Rüppurrer Tor VBK
17 18 Durlach
Mathystr.
Werderstr.
Turmberg
17
Kolpingpl.
Ebertstr.
17
Poststr.
16
Tivoli
KARLSRUHE Hbf
16·17
18
)
)
Friedrichschule
Schlossplatz
K.-Weysser-
Str.
G
34
Fahrplan Linie 18
Karlsruhe
Linie 18 „grün“ Mo.– Fr. Mi. & Fr. Mo, Di. & Do.
Durlach Turmberg ab 7:30 an 12:52 an 16:02
Karl-Weysser-Straße 7:31 – –
Schlossplatz 7:32 12:51 16:01
Friedrichschule 7:34 12:49 15:59
Tullastraße 7:40 12:43 15:53
Rintheimer Straße 7:42 12:41 15:51
Hauptfriedhof 7:43 12:40 15:50
Fächerbad 7:47 12:36 15:46
Im Eichbäumle 7:48 12:35 15:45
Europäische Schule an 7:54 ab 12:29 ab 15:39
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Sie schon?
Auch der 1978 von der Waggon Union gebaute Tw 213 (1980 vom GT6
in einen GT8 umgebaut) kam in den vergangenen Jahren oft im Schultramliniendienst
zum Einsatz. Diese Aufnahme zeigt ihn am 18. März
2009 in der Nähe der Endschleife in Karlsruhe-Waldstadt
schied bedrohten, den Düwag-GT ähnlichen
Gelenkwagen der Berliner DWM/Waggon-
Union. Außerdem stehen die Chancen gut,
dass auf einer der Linien mindestens eine der
beiden noch vorhandenen „Badewannen“
eingesetzt wird. Dieser Spitzname gilt den
zwei ortsüblich als „GT8-70C“ bezeichneten,
achtachsigen Gelenkwagen 124 und
125, von denen die Berliner Waggon-Union
1975 vier Exemplare an die Albtalbahn geliefert
hatte (ursprünglich mit elektropneu-
matischer Steuerung – siehe SM 6/2014, Seite
48). Nicht auszuschließen ist jedoch auch
der Einsatz eines Niederflurwagens. Wenn
im Laufe des Jahres 2014 die GT8 auf ihrer
letzten regulären Einsatzlinie 5 durch Niederflurwagen
ersetzt werden, könnte es sein, dass
sie auf den Schulstraßenbahnlinien noch einige
Zeit bleiben. Doch darüber haben die VBK
noch nicht entschieden. Deshalb sei sicherheitshalber
Eile angesagt, um diese Fahrzeuge
hier noch zu erleben. MICHAEL KOCHEMS
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Am 24. März 2003 war der Tw 120 auf der Schulstraßenbahnlinie 18 im Einsatz, hier im Bereich
von Karlsruhe-Waldstadt. Der einst von der AVG beschaffte GT8-EP (Düwag 1969) erfuhr 2004 einen
Umbau zum Fahrradtransportwagen, 2011 erfolgte seine Verschrottung MICHAEL KOCHEMS (2)
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Betriebe
Brückenschlag
nach Lobeda
Jenas Linie 3 im Porträt Nach Inbetriebnahme mehrerer Neubauabschnitte bietet die
Linie 3 heute eine moderne Nahverkehrsverbindung zwischen Jena-Ost und Lobeda-Ost im
Süden der Stadt. Zu den Besonderheiten zählt dabei nicht nur eine Häuserdurchfahrt …
36 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Jena
Mit ihrem Vorläufer, der den
Westbahnhof mit dem Saalbahnhof
verbindenden alten Linie
3, hat die heutige „3“ fast
nichts gemeinsam. Die alte 3 hatte der VEB
(K) Städtischer Verkehr Jena 1963 auf Busbetrieb
umgestellt (innerer Teil der heutigen
Stadtbuslinie 15). Die „neue 3“ befuhr ab
dem 16. Dezember 1996 als reine Tangentiallinie
den ersten Abschnitt der neuen
Straßenbahnanbindung von Winzerla nach
Lobeda-Ost im Süden der Universitätsstadt.
Mit der Netzumstellung von 2009 erreichte
sie die Innenstadt und bildete fortan
mit den Linien 4 und 5 eine der drei täglich
verkehrenden „Hauptlinien“ im Straßenbahnnetz.
Montags bis freitags wird sie in
ihrem nordöstlichen und zentralen Abschnitt
durch die Linie 2 verstärkt.
Die Fahrt beginnt
Die Endstelle Jena-Ost im Bereich des
Eschenplatzes befindet sich im Stadtteil Wenigenjena.
Dieser Name wird einerseits mit
„Klein-Jena“ erklärt, könnte sich jedoch
auch auf eine ursprünglich slawische Siedlung
(= „wendisches Jena“) beziehen.
Auf ihren ersten Kilometern ab der Endstelle
hat die Linie 3 noch meist das Erscheinungsbild
einer für die erste Hälfte des
20. Jahrhunderts typischen „Kleinstadtstraßenbahn“:
eine eingleisige Strecke mit älteren
Fahrleitungsmasten. Zunächst liegt das
Gleis bis zur dritten Station in Seitenlage
durch einen Bordstein getrennt neben der
Straße. In Fahrtrichtung rechts ist stets der
„Jenzig“, Jenas markanteste Erhebung, zu
sehen. Sie ist für Straßenbahnfotos als stimmungsvoller
Hintergrund geeignet.
Ab der Haltestelle Jenzigweg, der zugleich
einzigen Ausweichstelle im eingleisigen Abschnitt,
verläuft das Gleis auf der nunmehr
nach Südwesten führenden Karl-Liebknecht-
Straße straßenbündig, nur teilweise durch
Fahrbahnmarkierungen vor dem entgegenkommenden
Kraftfahrzeugverkehr „geschützt“.
In den 2000er-Jahren ließ die Jenaer
Nahverkehrsgesellschaft die Strecke ab
Höhe Einmündung Schenkstraße in Richtung
anderes Saaleufer zweigleisig ausbauen,
die Haltestelle Geschwister-Scholl-Straße ist
seitdem als Kaphaltestelle ausgeführt.
Kurz vor der Saale passieren die Wagen
am Ostufer die „Grüne Tanne“, ein traditionsreiches
Gasthaus, bekannt als Gründungsort
der Jenaer Urburschenschaft
Von der Göschwitzer (Straßen-)Brücke sind
solche Aufnahmen auf die Straßenbahnbrücke
über die Saale und das Flüsschen Roda
möglich. Genutzt wird sie unter anderem
von der Linie 3 Jena-Ost – Lobeda-Ost. Am
13. März 2014 war der im Vorjahr beschaffte
Solaris-Tramino 702 hier unterwegs
FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: RONALD GLEMBOTZKY
Bereits seit 1972 ragt der 159,60 Meter hohe Jentower mit seinen 29 Obergeschossen in den Himmel,
daneben steht die Jenaer Stadtkirche. Der Tw 617 überquert hier auf der Camsdorfer Brücke
die Saale und wird in Kürze die Haltestelle Geschwister-Scholl-Straße in Wenigenjena erreichen
1815. An der folgenden Brücke endet zugleich
der Stadtteil Wenigenjena.
Das erste Mal über die Saale
Die Jena von Süd nach Nord durchquerende
Saale, die gemeinsam mit ihren Zuflüssen die
Stadt und ihr Umland landschaftlich stark geprägt
hat, überqueren die Linien 2 und 3 (sowie
nachts die 33) auf der Camsdorfer Brücke.
Bei dem heute so genannten Bauwerk handelt
es sich um einen Neubau aus den Jahren
2004/05. Eine an dieser Stelle 1913 fertiggestellte
Vorgängerbrücke bot einst die Grundlage
für die Erschließung von Wenigenjena mit
der Straßenbahn. Mit dieser ist Jena-Ost seit
30. Mai 1914 – also fast exakt 100 Jahre – zu
erreichen. Die am 13. Juli 1946 nach ihrer
Daten & Fakten: Jenas Linie 3
Betreiber: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . Jenaer Nahverkehrsgesellschaft GmbH
(ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Jena)
Linienlänge: . . . . . . . . . 13,9 km (über Winzerla)
Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Fahrzeit:. . . . . . . . . . . . . . . . . 39 bis 40 Minuten
Linienfarbe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rosa
üblicher Takt:. . . . . . . . . . . . . . alle 20 Minunten
Spitzentakt: . . . . . . . . . . . . . . . . alle 15 Minuten
Verstärkungen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
• Mo–Fr durch Linie 2 (Jena-Ost – Winzerla,
ebenfalls im 20-/15-Minuten-Takt)
• abends, nachts und Sonntagvormittag: abschnittsweiser
Ersatz durch die Linien 33,
34 und 35 (30- bzw. 40-Min.-Takt)
Anzahl Kurse: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
• 6 (Wochenende) bis 10 (Mo-Fr an Schultagen,
zusammen mit Linie 2)
Wageneinsatz: . . . . . . . . . . . GT6M-ZR, Tramino
Einzelfahrt: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,90 Euro
Tageskarte: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4,90 Euro
Kriegszerstörung wiedereröffnete Brücke
sperrte die Stadtverwaltung aufgrund gravierender
Baumängel am 14. November 2003 für
den gesamten Straßenverkehr. Anschließend
ließ sie das Bauwerk 2004 abtragen und durch
einen Neubau ersetzen, dessen Einweihung am
28. April 2005 ein großes Fest war.
Vom Frühjahr bis zum Oktober 2004 hielt
die Nahverkehrsgesellschaft während dieser
Brückenarbeiten den Straßenbahnverkehr auf
der Ostseite mit den letzten Gotha-Wagen im
Inselbetrieb aufrecht. Am Westufer der Saale
angekommen, unterquert die Straße sogleich
den Damm der auch als „Saalbahn“ bekannten
Eisenbahnstrecke Großheringen –/Abzweig
Saaleck – Saalfeld (Saale) und kreuzt
anschließend die Straße Am Eisenbahndamm/Am
Anger die stark belastete Nord-
Süd-Achse des Jenaer Straßenverkehrs (die
Bundesstraße 88, Naumburg – Rudolstadt).
Im Stadtzentrum
Die letzte Haltestelle vor dem eigentlichen
Stadtzentrum liegt im Steinweg. Nördlich
dehnt sich das Entwicklungsgebiet Inselplatz
aus; ein in den 1980er-Jahren errichtetes
Kaufhaus ist bereits abgerissen. Nun
sind hier neben Universitätseinrichtungen
auch Wohnungen geplant.
Über ein Gleisdreieck schließt die Linie 3
an den Streckenast in den Jenaer Norden an
(Linien 1 und 4 sowie nachts die 34), führt
selbst aber ein kurzes Stück nach Süden, bis
sie um den Roten Tum herum scharf nach
Westen abbiegt. Entlang des Löbdergrabens
– dieser Name bezieht sich auf hier früher
vorhandene Anlagen der Stadtbefestigung –
wird die kleine Jenaer Innenstadt mit ihren
engen Gassen südöstlich umfahren.
Die nun folgende Haltestelle Löbdergraben
fungiert gemeinsam mit den benachbarten,
aber nicht von der Linie 3 bedienten Haltestellen
Teichgraben und Holzmarkt als zentraler
Umsteigepunkt im Jenaer ÖPNV-Netz.
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
37
Betriebe
Die Haltestelle Jenzigweg ist zugleich die einzige Ausweiche im eingleisigen Abschnitt zwischen
Jena-Ost und der Haltestelle Geschwister-Scholl-Straße. Im Hintergrund ist der Jenzig erkennbar,
der sich in Wenigenjena häufig als Bildhintergrund anbietet
Johann Friedrich I. von Sachsen, einstiger Gründer
der heutigen Friedrich-Schiller-Universität
Jena (Gründungsjahr 1558), in der Innenstadt
Linienverlauf und Stationsübersicht
von Jenas Straßenbahnlinie 3
ZEICHNUNG: SEBASTIAN PASCHINSKY
In diesem Bereich bestehen
Umsteigemöglichkeiten zu
nahezu allen weiteren Linien
des Stadtverkehrs. Zugleich
befinden sich hier viele
zentrale Einrichtungen, ein Kino
sowie zahlreiche Geschäfte und Restaurants.
Bei der Neugestaltung des
Holzmarktes und seiner Umgebung
gaben Stadtverwaltung und Verkehrsgesellschaft
die alte eingleisige Straßenbahnstrecke
durch die Neugasse zur Straße vor dem
Neutor auf und ersetzten sie durch eine leistungsfähigere
zweigleisige Trassierung entlang
der Kronengasse und Straße „Am Volksbad“
inklusive einer Hausdurchfahrt innerhalb eines
neu errichteten Einkaufszentrums. Und so
führt die Linie 3 auf ihrem weiteren Weg in
Richtung Süden direkt unter einem Restaurant
entlang! In der Kronengasse mündet zugleich
die vom Ernst-Abbe-Platz kommende Linie 5
vom Holzmarkt in die neugebaute Trasse ein,
die damit von allen fünf Jenaer Straßenbahn-
Tageslinien benutzt wird. Beim „Volksbad“
handelt es sich um ein ehemaliges Wannen-
und Brausebad
mit angeschlossener
Schwimmhalle,
was nach fast
100-jähriger Nutzung
2001 schloss.
Heute beherbergt
es nur noch Büros,
Lager und einen
Veranstaltungsraum
des Jenaer Kulturbetriebes.
Umsteigeknoten Jena Paradies
Das südliche Ende der parallel zur Straße „Am
Volksbad“ trassierten Neubaustrecke mündet
auf die Knebelstraße ein. Auf der Kreuzung
mit dieser Straße befindet sich ein weiteres
Gleisdreieck. Führen die Linien 1, 4 und 5
nach links zur nächsten Saalebrücke, so biegen
die Linien 2 und 3 gemeinsam nach rechts ab.
Ab hier verläuft die Straßenbahn parallel zur
Saalbahn. Deren Haltepunkt Jena Paradies
verlegte die DB AG im Jahr 2005 etwas nach
Norden, wo er sich in zeitgenössischer Erscheinungsform
wiederfindet.
Diese Station ist eine der drei bedeutenden
Eisenbahnhalte im Jenaer Stadtgebiet, heute
jedoch der einzige mit Bedienung durch Fernverkehrszüge.
Der erst wenige Jahre alte Busbahnhof
nördlich der Knebelstraße ergänzt
diesen Nahverkehrsknoten. Neben Regionalbuslinien
verschiedener Anbieter halten hier
inzwischen auch diverse Fernbuslinien.
Parallel zur Saalbahn
Nach dem Verlassen der Innenstadt führt die
Linie 3 die nächsten Kilometer mehr oder weniger
parallel zur Saalbahn in Richtung Süden.
Der Name der Haltestelle Felsenkeller
erinnert an das früher hier gelager te Bier einer
Brauerei. Nicht weit entfernt befinden
sich der Bahnhof Jena West (an der Eisenbahnstrecke
Weimar – Gera) und das Geraer
Justizzentrum. Gleich nach der Haltestelle
ist die Straßenbahn wieder straßenbündig
entlang der Kahlaischen Straße trassiert.
Während sich nach links die Grünflächen der
Oberaue im hier breiten Saaletal ausbreiten,
steigt das Gelände rechts deutlich an. Vereinzelt
zeigen sich sogar mächtige Felswände.
Nur wenige hundert Meter vor der Haltestelle
Ringwiese überquert die Weimar-Geraer
Eisenbahn auf einer Brücke die Kahlaische
Straße. Die Straßenbahn verläuft fortan
wieder auf einer separaten, anders als in Wenigenjena
allerdings zweigleisigen Trasse.
Entlang der Rudolstädter Straße
In Fahrtrichtung rechts prägen nun zunächst
die zur Ernst-Abbe-Siedlung gehörenden Reihen-
und Doppelhäuser das Bild. Doch der
38 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Jena
Anblick ändert sich bis zur nächsten Haltestelle
Damaschkeweg schlagartig: Ab der von
rechts einmündenden Winzerlaer Straße flankieren
die vorwiegend mehrgeschossigen Plattenbauten
des Neubaugebietes Winzerla die
Strecke. Die Haltestelle Damaschkeweg bietet
wichtige Umsteigebeziehungen zu Buslinien
insbesondere in Richtung Beutenberg, Lichtenhain
und Zeisswerk.
Nur wenige hundert Meter südlich schließt
an einem Gleisdreieck die 1996 eröffnete
Neubaustrecke in Richtung Neulobeda an.
Die Linien 2 und 3 teilen sich die Bedienung
des kurzen Restabschnittes nach Winzerla:
Montags bis freitags zwischen etwa 6.30 und
19 Uhr nutzt die Linie 3 die direkte Verbindung
in Richtung Burgau und Lobeda. Den
Abschnitt zur Wendeschleife Winzerla befährt
zu diesen Zeiten werktags nur die Linie
2. Am Wochenende sowie zu den übrigen Betriebszeiten
bedient die Linie 3 Winzerla mit.
Diese Haltestellenanlage verfügt über zwei
Schleifengleise und drei Bahnsteige. Auch
dort bestehen Umsteigemöglichkeiten zu
zahlreichen städtischen und regionalen Buslinien.
Während die Linie 2 planmäßig über
den Gleiswechsel umsetzt, befahren die Straßenbahnlinie
3 und nachts die Linie 34 die
Wendeschleife. Das innere Gleis wird dann
planmäßig für die Fahrten in Richtung Neulobeda,
das äußere – analog zur Linie 2 – in
Richtung Stadtzentrum (– Jena-Ost) genutzt.
Durch Burgau
Am Gleisdreieck Winzerla kreuzt die Linie
3 die Rudolstädter Straße und führt nach
Osten in Richtung Burgau auf einem brei-
Vom Holzmarkt führen alle fünf werktags verkehrenden Linien der Jenaer Nahverkehrsgesellschaft
unter einem Neubau zur Kronengasse. Von dort kommend ist hier am 23. Mai 2014 der
im Jahre 2002 in Bautzen gebaute Tw 625 auf dem Weg nach Jena-Ost SEBASTIAN PASCHINSKY
Hinter der Haltestelle Alte Burg auer
Brücke erheben sich die Kernberge,
ein 391,6 Meter hoher Muschelkalkbergzug
östlich von Jena
RONNY DAUER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
39
Betriebe
An der Haltestelle Ernst-Ruska-Ring wird erstmals das Gewerbegiebt Jena-Süd erreicht. In über
160 Unternehmen arbeiten hier heute ca. 6.000 Menschen. Am 19. Oktober 2013 legte der Triebwagen
612 seinen regulären Halt auf der Fahrt nach Lobeda-Ost ein
ten Grünstreifen südlich der Lobedaer Straße.
In diesem Bereich bildet die Linie 3 eine
Tangentialverbindung im Jenaer Netz. Kurz
hinter der Haltestelle Freizeitbad, direkt neben
einem „Spaßbad“ und in der Nähe eines
Heizkraftwerkes der Stadtwerke Jena
gelegen, unterquert die Strecke in Burgau
die beiden Gleispaare von Saalbahn und
der Weimar-Geraer Eisenbahn. Schon unter
der Brücke liegen die Weichen des nächsten
Gleisdreiecks: Hier mündet die Linie 3 auf
die von den Linien 1, 4 und 5 genutzte kürzere
Strecke vom Stadtzentrum (über die
Oberaue) nach Neulobeda ein.
Die Verbindung von der Tangentialstrecke
aus Winzerla nach in Richtung Zentrum
dient dabei ausschließlich betrieblichen
Zwecken und wird im Liniendienst regulär
nicht genutzt.
Die östlich des Gleisdreiecks neben einem
Einkaufszentrum folgende Haltestelle Burgaupark
wird von den Linien 1, 3, 4 und 5
bedient. Kurz nach dieser Haltestelle zweigt
die jüngste Neubaustrecke im Jenaer Straßenbahnnetz
nach Süden ab. Diese wird
von den Linie 1 und 3 sowie abends und am
Sonntagvormittag allein durch die Linie 35
befahren und erschließt – nach dem Passieren
des östlichen Randes des alten Dorfes
Burgau – das Gewerbegebiet Göschwitz sowie
den Bahnhof Göschwitz.
Neben der Haltestelle Alte Burgauer Brücke
liegen die namensgebende alte Steinbrücke
sowie ein Biergarten in unmittelbarer
Nähe zur Saale. Burgau war schon
zwischen 1908 und 1967 durch die Jenaer
Straßenbahn erschlossen. Die frühere Streckenführung
mitten durch den Ort ist heute
jedoch kaum mehr auszumachen.
Im Bereich des Eisenbahnknotens
Jena-Göschwitz
Die größtenteils etwas abseitige Lage der
weiteren Neubaustrecke erlaubt eine hohe
Fahrgeschwindigkeit, sorgt aber auch für
teilweise lange Fußwege zu den Haltestellen
Ernst-Ruska-Ring, Felsbachstraße und
Fast keine Autos störten zum Zeitpunkt der Aufnahme auf der sonst stark befahrenen Kahlaischen Straße. Vor prächtigen Wohnhäusern mit Fachwerk
ist der Solaris-Tramino 702 zwischen den Haltestellen Mühlenstraße und Ringwiese in Richtung Lobeda-Ost unterwegs
40 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Jena
Nach dem Unterqueren der Weimar-Geraer
Eisenbahn folgt die Haltestelle Ringwiese
vor allem Jenoptik. Westlich der Strecke
dominieren inzwischen kaum genutzte Flächen
der früheren Einsatzstelle Göschwitz
des Bahnbetriebswerkes Saalfeld und des
Güterbahnhofs Göschwitz (Saale). Der
Personenbahnhof Jena-Göschwitz fungiert
zwar teilweise als „Hauptbahnhof“ von
Jena. Hier halten jedoch inzwischen ausschließlich
die Züge des Eisenbahnregionalverkehrs.
Durch seine zentrumsferne
Lage und weil die Züge des Fernverkehrs
hier nicht halten, ist er jedoch nicht so bedeutend,
wie die beiden zentraler gelegenen
Stationen (Jena West und Jena Paradies).
Trotzdem hat Jena-Göschwitz seit der Inbetriebnahme
der Straßenbahnerweiterung
an Bedeutung gewonnen, da die zu seinem
Erreichen früher notwendigen Umwege
entfielen und ein deutlich attraktiveres
Fahrtenangebot als mit der früheren Buslinie
13 besteht.
Neubautrassenabschnitte
auch in Jena-Lobeda
In einem weiten Bogen unterquert die folgende
Trasse zunächst die Göschwitzer
Straße und überquert gleich danach die
Saale sowie das Flüsschen Roda. Gleichzeitig
steigt das Gelände hier wieder spürbar
an. Am Ostufer der Saale erreicht die Strecke
nun die Plattenbauten der Großsiedlung
Neulobeda. An der dreigleisigen früheren
Endstelle Lobeda-West schließt sie
wieder an die Straßenbahnneubaustrecke
von 1996 an. Nach einem weiteren Links-
An der Haltestelle Damaschkeweg bestehen Übergangsmöglichkeiten zum Stadtbus. Ab hier
fährt die Linie 3 teilweise direkt nach Burgau oder zuerst über Winzerla
Zwischen Gewerbegebiet und Bahnanlagen geht es zum Bahnhof Jena-Göschwitz. Im Hintergrund
erheben sich die Kernberge. Sie sind ein Erkennungszeichen des Saaletals in diesem Bereich
Im Bereich des Bahnhofes Jena-Göschwitz führt
das Gleis der Linie 3 nah an den Eisenbahnschienen
entlang. In Fahrtrichtung Lobeda-Ost
befindet sich Tramino 703 am 21. März 2014 im
Steigungsabschnitt hinauf zur Brücke über
Saale und das Flüsschen Roda RONNY DAUER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
41
Betriebe
bogen treffen wir auf das Gleisdreieck Lobeda,
über welches die direktere Strecke
entlang der Stadtrodaer Straße anbindet
(dort verkehren die Linien 4 und 5). Neulobeda
wurde zunächst ausschließlich über
diese deutlich kürzere und nur eine Zwischenhaltestelle
aufweisende Strecke erreicht.
Die Linie 3 von vor 2009 bediente
Lobeda-West mittels „Stichfahrt“ mit. Östlich
des Gleisdreiecks wird die schnellstra-
Lange Zeit Endstation: Lobeda-West. Nach Einweihung der Neubaustrecke auf das andere
Saaleufer wird von hier aus in wenigen Minuten der Bahnhof Jena-Göschwitz erreicht
ßenartig ausgebaute Stadtrodaer Straße auf
einer separaten Straßenbahnbrücke überquert.
Tagsüber dient allein die Linie 3 der
relativ starken ÖPNV-Nachfrage zwischen
Lobeda-West und -Ost.
An Neubaublöcken vorbei
dem Endpunkt entgegen
Die Gleistrasse wechselt nun in Mittellage
der Erlanger Allee. Beiderseits der Straße
dominieren zunächst noch mehrgeschossige
Plattenbauten, die auf der Nordseite bald
vom ausgedehnten Komplex des Universitätsklinikums
abgelöst werden. Auf der
Südseite der gleichnamigen Haltestelle befindet
sich das Stadtteilzentrum von Lobeda-Ost.
Die Bebauung lockert sich ab hier
etwas auf, denn mehrheitlich nur noch fünfgeschossige
Wohngebäude beherrschen nun
das Bild. Nach zwei weiteren Haltestellen
ist die südliche Endstelle der Linie 3 erreicht,
nachdem die Trasse auf dem letzten
Stück wieder in die nördliche Seitenlage gewechselt
hat.
Bei der dreigleisige Endstellenanlage
han delt es sich zugleich um die höchstgelegene
Haltestelle im Jenaer Straßenbahnnetz.
Die Linie 3 teilt sie sich mit der wichtigeren
Linie 5, die eine deutlich schnellere
Verbindung in Richtung Stadtzentrum bietet
und montags bis freitags auch häufiger
fährt.
ROBERT MÜLLER
Endstation der Linie 3 im Südosten:
Lobeda-Ost. Der Solaris-Tramino 704
bedient hier am 13. März 2014 die
Linie 5, der Tw 624 die Linie 3
42 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Nächster Halt: …
Nicht auf übermäßigen Alkoholkonsum, sondern auf einen so benannten Hof geht der Name der Krefelder Haltestelle „Schicks“ zurück. Tw 609 erreicht
hier auf seiner Fahrt nach Fischeln das Krefelder Stadtgebiet. Ein paar Meter weiter geht es ins Depot der SWK
CHRISTIAN LÜCKER
Nächster Halt:
Schicks
Wo sich heute täglich tausende Autos nach Tönisvorst,
Gatherhof, Kempen und in die Krefelder
City schieben und dutzende Straßenbahnen
Richtung Fischeln und St. Tönis rollen, da
befand sich bis Ende des 19. Jahrhunderts nicht
viel mehr als ein Bauernhof. Der „Schickshof“
war für die Krefelder aber von besonderer Bedeutung:
Er markierte eine der wenigen Stellen,
an denen die Bürger den Abwehrgraben der
Stadt überqueren konnten. Solche sogenannten
Schlagbaumstellen wurden häufig nach benachbarten
Höfen benannt. So kommt die
Siedlung „Schicksbaum“ zu ihrem Namen.
Und auch die Haltestelle Schicks erinnert noch
an die Familie, der hier einst das Umland gehörte.
Heute befindet sich an dieser Stelle die
Stadtgrenze: Direkt hinter der Haltestelle
Schicks verlässt die Straßenbahnlinie 041 Krefeld,
um ins etwa drei Kilometer entfernte St.
Tönis zu fahren. Von dort aus startet übrigens
die längste zusammenhängende Straßen- und
Stadtbahnfahrt Deutschlands. Wer gutes Sitzfleisch
hat, der kann von St. Tönis über Krefeld,
Düsseldorf, Duisburg, Mülheim, Essen,
Gelsenkirchen und Bochum bis an den äußersten
Zipfel Wittens fahren. Auf der Schiene ergibt
das immerhin eine Fahrstrecke von über
100 Kilometern.
Doch nicht überall gibt es einen so komfortablen
Takt wie an der Haltestelle Schicks:
Wochentags rollen hier alle zehn Minuten
hochflurige M8C oder die Niederflurwagen
des Typs Flexity Outlook vor.
Und an wohl kaum einer anderen Haltestelle
im Krefelder Stadtgebiet wird das Fahrpersonal
so häufig gegrüßt wie hier. Ein Großteil
des Fahrpersonals und der Kontrolleure
nutzt die Haltestelle nämlich selbst: Ganz in
der Nähe, in Fahrtrichtung Innenstadt, befindet
sich der Betriebshof der SWK, der
sämtliche 39 Krefelder Linienfahrzeuge beheimatet.
CHRISTIAN LÜCKER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
43
Fahrzeuge
Der erste Schweizer Gelenkmotorwagen, der Be 6/6 Nr. 1802 der VBZ hier noch als 1701 im
Ablieferungszustand 1960 im Frankental (Höngg)
FOTO: MFO, SAMMLUNG HANS. BODMER
Zwei Karpfen
als Basis
Der Be 6/6 Nr. 1701 (1802) der Verkehrsbetriebe der Stadt
Zürich Er war der erste Gelenktramwagen in der Schweiz –
technisch basierte er dabei auf den Großraumwagen-artigen
Be 4/4 Nr. 1416 bis 1430. Doch welche Veränderungen erfuhr
das Einzelstück in seiner Heimatstadt und wo ist er heute?
Der Zürcher Gelenkmotorwagen
Be 6/6 Nr. 1802 (ex 1701) am 5. Mai
1989 einsatzbereit in der Gessne r -
allee. Einsätze mit Beiwagen – wie
hier mit B4 Nr. 786 – waren viele
Jahre üblich
HANS BODMER
Die Nachkriegszeit war in Zürich geprägt
vom unaufhaltsamen Aufstieg
des Automobilverkehrs, vom grenzenlosen
Ausgreifen der Städte ins
Umland und vom ungeheuren Anstieg des allgemeinen
Verkehrsvolumens. Eigentlich sollte
deshalb in den 1950er-Jahren auch in Zürich
das Tram ausrangiert werden – die
Zukunft sah man in Trolley- und Autobussen.
Doch es kam anders, worauf in einem folgenden
Heft einmal eingegangen werden soll. Die
andauernde Konjunktur Anfang der 1960er-
Bereits nach seiner 1967 erfolgten Umzeichnung
von 1701 in 1802 entstand auch diese
Fotografie. Die Aufnahme vom 24. August
1968 zeigt den Gelenkmotorwagen im Einsatz
auf der Linie 14 in Seebach FOTO: HANS BODMER
44 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Zürichs Be 6/6 Nr. 1701 (1802)
Jahre und das Wachstum aller Geschäftszweige
mit der Konzentration vieler Firmen
mit zahlreichem Personal in der Stadt Zürich
brachten eine enorme Zunahme des öffentlichen
Verkehrs. Der Verkehrsstrom konnte
mit den herkömmlichen Fahrzeugen der Straßenbahn
nicht mehr bewältigt werden. Außerdem
war der vorhandene Rollmaterialpark
zu jener Zeit überaltert, ihn prägten
noch zahlreiche zweiachsige Wagen, die dringend
ersetzt werden mussten (der Betrieb mit
zweiachsigen Motorwagen endete in Zürich
letztendlich im Sommer 1972).
Vorgeschichte des Be 6/6 Nr. 1701
Aus oben genannten Umständen heraus
entwickelte die Schweizerische Wagonsund
Aufzügefabrik AG, Schlieren (SWS), in
Zusammenarbeit mit der Maschinenfabrik
Oerlikon (MFO) für die Verkehrsbetriebe
der Stadt Zürich (VBZ) im Jahre 1957 den
ersten Gelenktrolleybus der Schweiz. Zwei
Jahre später – 1959 – nahmen die Firmen
SWS und MFO gemeinsam mit den VBZ
Studien für ein erstes Gelenktram auf. Basis
waren die Motorwagen Be 4/4 Nr. 1416
bis 1430 („Karpfen“), die oben genannte
Unternehmen 1959/60 an die VBZ lieferten.
Es entstand daraus der 1960 gelieferte
sechsachsige Gelenkwagen Be 6/6 Nr. 1701
(später 1802) mit Allachsantrieb.
Wie die „Karpfenserie“ war der Gelenkwagen
für das in Zürich projektierte Tieftram
konzipiert, indem auf beiden Wagenseiten
hätten Türen eingebaut werden
können, um im Untergrundbereich auch In-
selperrons zu bedienen.Der zweiteilige Wagenkasten
des Be 6/6 ruht auf drei zweiachsigen
Triebdrehgestellen, die – inklusive der
Fahrmotoren – identisch mit denen der Wagen
1416 bis 1430 sind. Das mittlere Drehgestell
trägt das von SWS zum Patent angemeldete
Gelenksystem. Die beiden
Wagenhälften sind durch zwei ineinandergreifende
zentrale Drehzapfen miteinander
spielfrei verbunden. Der Wagenkasten sowie
die Führerstandsform entsprechen wiederum
den „Karpfenwagen“. Der Gelenkwagen
besitzt vier Ein- und Ausstiegtüren, wobei
zwei als doppelbreite Vierflügel- und
zwei als Dreiflügel-Falttüren, alle parallel
zur Gleisachse, angeordnet sind.
Das Fahrzeug ist mit vier voneinander
unabhängigen Bremsen ausgerüstet, näm-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Fahrzeuge
zulässig waren. Seit dem Ausbau der Kondukteurkabine
im Heck des Wagens gibt es
46 Sitz- und 118 Stehplätze für insgesamt
164 Fahrgäste. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit
legten Hersteller und VBZ
auf 60 km/h fest.
Die technische Basis für das Einzelstück Be 6/6 Nr. 1701 (1802) bildeten die 1959/60 gebauten
Be 4/4 Nr. 1416 bis 1430. Frontpartie, Wagenkastenbereiche, aber auch viele Antriebsbaugruppen
fanden sich auch im ersten Zürcher Gelenktramwagen wieder
HANS BODMER
Der schon damals nur noch für besondere Zwecke genutzte Wagen 1802 mit einer phantasievollen
Bemalung am 15. April 2004 an der Endstelle Hardturm
TIBERT KELLER
Literaturquellen
• Bryner, K.; Anderegg, E.: Der erste Strassenbahn-Gelenkmotorwagen
der Schweiz.
In: Neue Zürcher Zeitung (1961), Nr. 4909.
• Bryner, K.: Gelenkfahrzeuge für den öffentlichen
Verkehr. In: Technische Rundschau
(1962), Nr. 16.
• Zbinden, W.: Gelenktriebwagen für die
Verkehrsbetriebe der Städte Basel und Zürich.
In: BBC-Sonderausgabe; Elektrische und
dieselelektrische Traktion (1960), S. 75–79.
lich mit einer elektrischen Widerstandsbremse
(alle sechs Fahrmotoren), einer automatischen
Druckluftbremse System
Charmilles, einer sechsfachen Schienenbremse
und einer Handbremse. Die elektrische
Bremse sowie die Druckluftbremse
dienen als Betriebsbremsen und sind über
die Fahrautomatik miteinander verbunden,
wobei die Druckluftbremse mit einem Griff
beim Handrad des Steuerkontrollers auch
separat betätigt werden kann.
Das Fassungsvermögen des Wagens verteilte
sich ursprünglich auf 44 Sitz- und 116
Stehplätze, womit in Summe 160 Personen
Die Steuerung des Unikates
Für die elektrische Ausrüstung griffen die
Hersteller ebenfalls auf bewährte Elemente
der „Karpfenwagen“ zurück. So verfügt der
Be 6/6 über eine elektropneumatische Hüpfersteuerung.
Die ursprüngliche Schaltung
der Wagen ermöglichte nur den Betrieb aller
Fahrmotoren mit 200 Volt Gleichstrom, das
heißt, zwei parallele Gruppen mit je drei Motoren
in Serie mit zwei Feldschwächungsstufen
bis zu 30 Prozent. Damit konnte auf das
Anfahren mit zwei Gruppierungen, wie dies
bei den „Karpfenwagen“ der Fall ist (Serie –
Serie/Parallel) verzichtet werden, was zu großen
Vereinfachungen der Steuerung führte.
Es zeigte sich jedoch, dass die Leistungsreserve
des Motorwagens den ständig steigenden
Anforderungen so nicht gewachsen
war. Die Fahrmotoren wurden deshalb wieder
auf ihre Normalspannung von 300 Volt
Gleichstrom (drei parallele Gruppen mit je
zwei Motoren in Serie) umgeschaltet. Das
Anfahren in nur einer Gruppierung behielten
die VBZ hingegen bei.
Die Fahr- und Bremsstufen sind sehr fein
aufgeteilt, das heißt, das Anfahren- und
Bremsen ist für den Fahrgast kaum spürbar.
Zum Fahren sind 20 Fahrstufen sowie zwei
Shuntstufen (Feldschwächung) und zum
Bremsen 22 Stufen vorhanden, wobei auf
der letzten Bremsstufe via Schienenbremshüpfer
die elektromagnetische Schienenbremse
in Funktion tritt.
Der Fahrmotor vom Typ EMR 24 als
Gleichstrom-Hauptschlussmaschine hatte sich
bei den VBZ bestens bewährt. Außer dem
handbetätigten Hauptstrom-Wendeschalter,
mit dem bei Motorausfall auch die einzelnen
Motorgruppen abgetrennt werden können,
und einem Nockenschaltwerk, das die Fahrund
Bremsschaltung herstellt, enthält die Steuerapparatur
nur elektropneumatisch betätigte
Hüpfer vom Typ PH 251 der MFO, die zusammen
mit den übrigen Apparaten in seitlich
gut zugänglichen Kästen unter dem Wagenboden
untergebracht sind.
Der Einsatz des Einzelstücks
Der Be 6/6 Nr. 1701 erhielt 1967 die Nummer
1802 und kam viele Jahre hauptsächlich
auf der Linie 14 und später auf der Linie
11 mit einem vierachsigen Beiwagen der
Serie 771 bis 786 zum Einsatz. Zur Erprobung
der Halbscheren-Stromabnehmer ließen
die VBZ Mitte der 1970er-Jahre den
herkömmlichen Scherenpantograph ersetzen.
Eine Zeit lang diente das Einzelstück
auch während der morgendlichen und
46 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Zürichs Be 6/6 Nr. 1701 (1802)
Der seit 1993 als Gastrotram
mit einer Küche
ausgerüstete Be 6/6 Nr.
1802 verkehrte in den
vergangenen Jahren mit
ganz unterschiedlichen
Lackierungen und Reklamen.
Am 30. Mai 2009
warb er in Zürich
für „Ferien in Österreich“,
hier bei einem
Halt am Bellevue
TIBERT KELLER
abendlichen Hauptverkehrszeit für Einsatzkurse.
Im Laufe der Jahrzehnte ließen die
VBZ den Gelenkwagen mehrmals revidieren.
Nach dem Einbau einer Küche verkehrt
er seit April 1993 als „Gastrotram“ – meist
während der warmen Jahreszeit mit einem
offenen Aussichtswagen für Gesellschaften.
Aktuell ist das Unikat in der Zentralwerkstätte
der VBZ in Zürich-Altstetten abgestellt.
Es ist jedoch vorgesehen, wenngleich
noch nicht definitiv beschlossen, den
Wagen einer abermaligen Revision zu unterziehen.
Für die heutigen kulinarischen
Bedürfnisse soll dabei auch eine neue Küche
eingebaut werden. HANS BODMER
Typenzeichnung des Gelenkmotorwagens Be 6/6 Nr. 1802 (ex 1701) nach Ausbau der Kondukteuerkabine und mit Halbscherenstromabnehmer
im Zustand Mitte der 1970er Jahre. Inzwischen verfügt er über ein Küchenabteil im linken, hinteren Wagenteil
ZEICHNUNG: HANS BODMER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
47
Fahrzeuge
Er ist das älteste erhaltene Straßenbahnfahrzeug Nürnbergs – und seit Februar dieses Jahres restauriert: der Pferdebahnwagen 11. Er zählt
seitdem wieder zu den wertvollsten Exponaten des Historischen Straßenbahndepots St. Peter
MARTIN SCHULZE-NOVER
Fenster in Vergangenheit
Nürnbergs Pferdebahnwagen 11 restauriert Er ist das älteste Fahrzeug in der Sammlung
des Historischen Straßenbahndepots St. Peter in Nürnberg und zugleich der älteste Straßenbahnwagen
in Süddeutschland. Aber was macht seine Aufarbeitung so besonders?
Als ältestes Fahrzeug in der Sammlung
des Historischen Straßenbahndepots
St. Peter in Nürnberg
kann der Pferdebahnwagen 11 viele
Geschichten erzählen. Nach umfangreichen
Untersuchungen und gut einjähriger
konservatorischer Behandlung zeigt er sich
seit Februar 2014 wieder in Erscheinungsbild
der Auslieferung im Jahr 1881.
Technisches Kulturgut erhalten
Der Weitsicht der Leitung der Nürnberg-
Fürther Straßenbahn-Gesellschaft zu Beginn
des 20. Jahrhunderts ist es zu verdanken,
dass viele Nürnberger Straßenbahnfahrzeuge
aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben
sind. Denn bereits vor einem Jahrhundert
pflegte die Nürnberger Straßenbahn ein
eigenes, nichtöffentliches Museum. Seit
1985 ist diese Sammlung ergänzt um Exponate
aus den folgenden Jahrzehnten im Historischen
Straßenbahndepot St. Peter der
Öffentlichkeit zugänglich.
Der Pferdebahnwagen 11 genießt darin
einen besonderen Stellenwert, handelt es
sich bei ihm doch nicht nur um eines der
zehn ersten Fahrzeuge aus dem Werk Wörth
der späteren Maschinenfabrik Augsburg-
Nürnberg (MAN), sondern auch um den ältesten
erhaltenen Straßenbahnwagen Nürnbergs!
Als solcher bereits seit dem Jahr 1909
als Museumswagen vorgehalten, befindet er
sich weitestgehend in einem originalen und
vollständigen Zustand, wenngleich verschiedene
Restaurierungen der 1930er- und
1970er-Jahre seine äußerliche Erscheinung
immer weiter vom Original entfremdet hatten.
So zeigte sich der Pferdebahnwagen bis
Ende 2012 zwar im Inneren weitgehend authentisch,
von außen prägten jedoch von
der Restaurierung 1971 stammende Kunststoff-Klebefolien
und eine Lackierung in
Holzoptik sein Bild.
Im Herbst 2012 gab der Verein „Freunde
der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e. V.“
bei der renommierte Firma Haber & Brandner
aus Regensburg genaue Untersuchungen
und die Konservierung des Wagens in Auftrag.
Dieses ein Volumen von ca. 60.000 Euro
umfassende Projekt finanzierte der Verein
ausschließlich durch Spendengelder. Dank
der Unterstützung der Landesstelle für die
nichtstaatlichen Museen in Bayern sowie
der Firmen MAN SE, Siemens AG, Hübner
48 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Nürnbergs Pferdebahnwagen 11
Technische Daten:
Pferdebahnwagen 11
Zugehörige Reihe: . . . . . . . Wagen 1 bis 26, 27 II ,
37 bis 41, 50 bis 55
Bauart: . . . . . . . . . . . . . zweiachsige Einspänner
als Zweirichtungswagen
Aufbau: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Holz
Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.810 mm
Breite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.930 mm
Achsstand: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.370 mm
Leergewicht:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.600 kg
Sitz-/Stehplätze: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12/12
Anordnung der Sitzbänke: . . . . . . . . . . . . . längs
Hersteller:
Nr. 1: Brill, Philadelphia
übrige Nr.: Maschinenbau Actiengesellschaft
Nürnberg
Baujahre: ....1881/82, ein Nachzügler 1890
(Wagen 27II)
Baujahr Wagen 11:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1881
Ausmusterung der Serie: . . . . . . . . . 1896–1909
Im Jahr 1890 biegt der Pferdebahnwagen 10 vom Schlachthof kommend in Richtung Laufer Tor
in die Nürnberger Altstadt ein. Markant ist die große Schlusslaterne ARCHIV DER VAG NÜRNBERG (2)
und der Sparkasse Fürth gelang eine vollständige
Befundung, Dokumentation und Sicherung
teilweise aus dem Lieferjahr 1881
stammender Lackschichten und die Rekonstruktion
der Außenlackierung auf Basis der
gewonnenen Erkenntnisse.
Wechselvolle Geschichte
eines Straßenbahnwagens
Für den Bau der ersten Pferdebahnwagen
diente dem Werk Wörth der Maschinenbau-Actiengesellschaft
Nürnberg 1881 ein
von der US-Firma Brill in Philadelphia hergestelltes
Fahrzeug als Muster. In Nürnberg
gingen die 34 von 1881 bis 1882 gebauten
Nachbauten mit einer dunkelbraun/grünen
Lackierung in Betrieb. Auf Weisung des aus
Schweden stammenden neuen Direktors der
Straßenbahngesellschaft, Gustaf Rooth, änderte
sich die Farbgebung aller Nürnberger
Wagen 1885 in gelb-blau. Diesen Anstrich
erhielt der Pferdebahnwagen 11 später ein
zweites Mal.
Mit Einführung des elektrischen Betriebs
wurden die Pferdebahnwagen als Beiwagen
verwendet. Wagen 11 erhielt 1898 eine elektrische
Innenbeleuchtung, deren Position bis
heute erkennbar ist. Bis 1909 musterte die
Straßenbahngesellschaft die 1881 gebauten
ehemaligen Pferdebahnwagen mit vier Seitenfenstern
aus, lediglich einige wenige ließ
das Unternehmen zu Arbeitswagen (z. B.
Salzstreuwagen) umbauen. Für Verschubarbeiten
in der Hauptwerkstatt waren noch in
den 1970er-Jahren mehrere Untergestelle
ehemaliger Pferdebahnwagen vorhanden.
Eines gab die VAG 1951 nach München ab,
wo es als Basis für die Rekonstruktion des
Pferdebahnwagens 273 diente.
Diese Aufnahme von 1881 aus dem Werk Wörth der späteren Maschinenbau-Actiengesellschaft
Nürnberg (MAN) zeigt zwei der Pferdebahnwagen in ihrer ursprünglichen Lackierung
Den Wagen 11 ließ die Straßenbahngesellschaft
schon 1909 aus musealen Beweggründen
weitestgehend in seinen Ursprungszustand
als Pferdebahnwagen zurückversetzen.
Neben dem Ausbau der Kupplung und elektrischen
Beleuchtung erhielt er dabei eine neue
Lackierung.
Im Vorfeld des 100. Jubiläums der ersten
deutschen Dampfeisenbahn 1935 fand eine
erste Restaurierung des Wagens statt. Den
Zweiten Weltkrieg überstand der Zweiachser
weitestgehend unbeschadet, lediglich die
Fensterscheiben waren zerbrochen.
In der Folgezeit stand das Fahrzeug in der
Hauptwerkstatt Muggenhof – ohne einen
seitlichen Witterungsschutz. Die Substanz
des Wagens litt darunter derart, dass er
Ende der 1960er Jahren nicht mehr vorzeigbar
war. Anlässlich der anstehenden Eröffnung
der Nürnberger U-Bahn erhielt der
Wagen letztmalig 1971 eine grundlegende
Überholung. In diesem Zustand war er ab
1985 im Historischen Straßendepot St. Peter
ausgestellt.
Fenster in die Vergangenheit
Das Ergebnis der innerhalb knapp eines
Jahres ausgeführten Untersuchungen und
Arbeiten am Pferdebahnwagen 11 war beeindruckend:
Demnach stammt das Wageninnere
zu mehr als 95 Prozent aus dem
Lieferjahr 1881. Damit ist der Wagen heute
deutschlandweit sicherlich einmalig. An
zahlreichen Stellen des Wagenäußeren dokumentierten
die Fachleute ebenfalls Reste
der originalen Lackierung aus dem Jahr
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
49
Fahrzeuge
Besichtigungsmöglichkeiten
Das Historische Straßenbahndepot St. Peter ist an
jedem ersten Wochenende im Monat (außer im
Januar) jeweils samstags und sonntags von 10 bis
17.30 Uhr geöffnet. Während der Öffnungszeiten
verkehrt auch die Burgringlinie 15 mit historischen
Wagen um die Nürnberger Altstadt.
Weitere Informationen z.B. über die Freunde der
Nürnberg-Fürther Straßenbahn e. V.,
Schloßstraße 1, 90478 Nürnberg,
Telefon: 09 11/49 98 33
Internet: www.sfnbg.de
Behutsam legt eine Konservatorin die alten
Farbschichten des Wagens frei. Zuvor entfernte
sie die 1971 aufgebrachte Klebefolie.
Ein Ausschnitt davon visualisiert nun auch
diesen Teil der Wagengeschichte
1881 und legten sie frei. Gemeinsam mit
den alten Lieferaufnahmen war es dadurch
möglich, die ursprüngliche Lackierung des
Wagens nahezu vollständig zu rekonstruieren.
Neben teilweise flächigen Freilegungen
wurden an über 100 Stellen Lacksplitter untersucht,
um eine punktuelle Aussage über
die Lackierung in den einzelnen Epochen zu
Das weitestgehend originale Innere des Pferdebahnwagens
11. An der Decke sind die Anbringungsstellen
der elektrischen Beleuchtung
zu erkennen, die der Wagen kurz vor der
Jahrhundertwende erhielt ANDREAS NEUER (2)
erhalten. Schliffbilder – sogenannte Strategrafien
– ermöglichten hier eine zeitliche
Zuordnung einzelner Schichten.
Doch der Wagen gab auch so manches
Rätsel auf: So waren an einer Stelle die Zierleisten
entgegen aller anderen Fundstellen
nicht beige-schwarz-beige gefasst, sondern
umgekehrt – also schwarz-beige-schwarz.
Was es damit auf sich hatte, klärten die Experten
erst nach einer großflächigeren Untersuchung
auf: Der Lackierer hatte sich
1881 offenbar an dieser Stelle zunächst vermalt.
Nachdem der Irrtum aufgefallen war,
trug er die korrekten Farben darüber auf.
Nun stellte sich die Frage: Restaurieren oder
konservieren – oder beides?
Die einmalige Originalsubstanz verpflichtete
zu einem besonderen Vorgehen:
Bestehende Lackschichten blieben erhalten
und gefestigt sowie abschließend mit Schellack
als Trennschicht überzogen, bevor die
Restauratoren die neue Lackierung auf Öl-
Harz-Basis auftrugen. Dies ermöglicht es,
die neue Außenlackierung für spätere Restaurierungen
zu entfernen bzw. sauber trennen
zu können (Stichwort Reversibilität).
Die kartierten Fundstellen alter Bemalungsreste
sind für eine spätere wissenschaftliche
Auswertung der Nachwelt erhalten.
Im Wageninneren fanden begleitend Sicherungsmaßnahmen
an Holzelementen
statt. Außerdem legten die Fachleute gelöste
Furniere wieder an und befestigten lose
Zierleisten.
Seit Februar 2014 ist der Pferdebahnwagen
wieder an seinem angestammten Platz
im Historischen Straßenbahndepot St. Peter
zu finden. Er markiert zurückhaltend
und authentisch den Beginn des Nahverkehrs
in der Frankenmetropole und den Beginn
der Straßenbahnfertigung der MAN in
Nürnberg.
TOBIAS SCHNEIDER
Der noch 1935 zum 150. Dampfeisenbahnjubiläum oder zur 50-Jahr-Feier des elektrischen Betriebes
in Nürnberg 1946 genutzte Zweiachser bleibt jetzt in St. Peter ein Standobjekt. Der von
der Firma Haber & Brandner restaurierte Wagen darf nicht mehr rollen MARTIN SCHULZE-NOVER
Verwendete Quellen
• Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen
in Bayern: „Technisches Kulturgut“ aus
der Reihe „MuseumsBausteine“; München, 2005
• Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn
e.V.: „Die Nürnberg-Fürther Straßenbahn
im Wandel der Zeiten“; Nürnberg, 2006
• Robert Binder: „Der Stadtverkehr in Nürnberg
und Fürth von 1881 bis 1981“; Nürnberg, 1982
• Werke und Bahnen der Stadt der Reichsparteitage
Nürnberg: „Die Nürnberg-Fürther
Straßenbahn 1881–1935“; Nürnberg 1935
50 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
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Fahrzeuge
Nicht nur anders lackiert
B-Wagen: Zweite Generation in Essen und Mülheim Die durch Streckenerweiterung
notwendige Aufstockung des Fahrzeugbestandes führte auch im Bereich Essen/Mülheim zu Neubeschaffungen.
Doch welche Wege gingen die beiden Betreibergesellschaften dabei technisch?
Die Vergrößerung des Streckennetzes
von Mülheim a. d. Ruhr und Essen
machte Mitte der 1980er-Jahre
eine Aufstockung der dortigen Wagenbestände
notwendig. Doch obwohl beide
Unternehmen gemeinsam in ein Betriebssystem
eingebunden waren, gingen sie bei
der Neubeschaffung unterschiedliche Wege.
So nutzte Mülheim die Gelegenheit der laufenden
Bestellung für Köln für einen Anschlussauftrag
von zwei Wagen. Diese waren
mit Ausnahme der fehlenden Führerstandstüren
identisch mit der Kölner Lieferung, das
heißt, sie verfügten über Schwenkschiebetüren
und waren mit Schaltwerkstechnik ausgerüstet
(die Schaltwerke stammten aus auf Choppersteuerung
umgebauten Essener Wagen).
Die Geschwindigkeit war entsprechend den
örtlichen Gegebenheiten aber auf 80 km/h beschränkt.
Die Lieferung der beiden Tw 5031
und 5032 erfolgte 1985. Eine technische Beschreibung
der für Kölner gebauten Wagen
der zweiten Generation ist im STRASSEN-
BAHN MAGAZIN 11/2013 veröffentlicht,
weshalb auf die beiden Wagen hier nicht weiter
eingegangen werden soll.
Der Weg der Essener Verkehrs-AG
Die stets sehr innovativ denkende technische
Abteilung der Essener Verkehrs-AG (EVAG)
wollte die Beschaffung neuer Fahrzeuge für
verschiedene Neuerungen nutzen. Aufgrund
der geringen Zahl von nur fünf Fahrzeugen
waren größere grundsätzliche Änderungen
oder eine Neukonstruktion nicht möglich.
Die von Mülheim verfolgte Linie, sich an eine
laufende Bestellung eines anderen Betriebes
anzuschließen, war für Essen nicht sinnvoll,
da einerseits der mit dem Umbau der ersten
Generation auf Leistungselektronik eingeschlagene
Weg nicht wieder aufgegeben, andererseits
die betriebliche Kompatibilität mit
den älteren Fahrzeugen unbedingt erhalten
bleiben sollte. Die seit der Indienststellung
der ersten Serie eingetretenen Weiterentwicklungen
bei den Stadtbahnwagen B anderer
Betreiber sollten auf Brauchbarkeit für Essener
Verhältnisse untersucht werden. An den
52 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
B-Wagen
Der Triebwagen 5032, einer der beiden Mülheimer B-Wagen der zweiten Gene ration mit Schiebe -
türen, fährt am 23. April 1994 auf der Linie U17 am Holsterhauser Platz in Essen
Farbenfrohes Mülheimer B-Wagen-Doppel der
zweiten Generation: Tw 5015 im grau-weißgelben
Mülheimer Lack und Tw 5016 in den
1994 vom VRR festgelegten „CE-Farben“, aufgenommen
am 24. August 2002
ALLE FOTOS: AXEL REUTHER
ebenfalls 1985 gelieferten und in Dienst gestellten
neuen Wagen für Essen (Betriebsnummern
5141 bis 5145) waren die Einzeltüren im
Bereich der Wagenenden ersatzlos entfallen. Es
gibt auch keine „Nottüre“ für das Personal,
da diese in Essen aufgrund der Streckeneinrichtung
beiderseitig hätte eingebaut werden
müssen, wofür der Platz nicht vorhanden war.
Für die Doppeltüren kamen Falttüren zum
Einbau. Der Wagen wies eine Masse von 38,3
Tonnen auf und war damit 1,3 Tonnen leichter
als die erste Serie. Das geringere Gewicht
erreichte die EVAG zum Teil durch das Weglassen
nicht mehr benötigter Funktionen und
Komponenten. So entfielen Fahnenhalter im
Frontbereich, die Gepäckablagen im Fahrgastraum,
die Laufbohlen auf dem Dach und
die Sichtblenden des Stromabnehmers.
Der Tw 5015 nach seiner Neulackierung am 15. März 2003 mit Mülheimer Betriebsfarben und
ohne Einzeltüren an den Köpfen, hier auf der Linie U17 an der Haltestelle Laubenweg
Optimierte Komponenten
Die Verbesserungen betreffen ein neuartiges
Material bei den Leuchtenabdeckungen der
Lichtbänder im Fahrgastraum, neue Polsterkerne
bei den Fahrgastsitzen, Verkleinerung
der Kästen unter den Sitzen, Befestigung
des Einholmstromabnehmers, Ausführung
der Dachsicherungen, geänderte
Bauteile und Materialien bei Türen und
Trittstufen, neue Blockmagneten der Schienenbremsen,
leichtere Getriebe und neue
Bauteile in der Druckluftanlage.
Weitere Optimierungen erzielte der Hersteller
durch neue Technologien. So baute
er die bei den Umbaufahrzeugen der ersten
Generation bewährte Gleichstromsteller-
Steuerung ein. Für die Bordnetzversorgung
sorgte an Stelle des bisherigen rotierenden
Umformers ein statischer Umformer. Dessen
Vorteil lag in einem geräuscharmen Betrieb.
Die Gewichtseinsparung betrug
knapp 600 Kilogramm. Die Aufgabe des
bisherigen Kolbenkompressors übernahm
ein geräuscharmer Rotationskompressor.
Dieser Typ kam damit erstmalig serienmäßig
in einem Schienenfahrzeug zum Einbau.
In zahlreichen Bereichen besteht aber auch
Übereinstimmung mit Wagen anderer Betriebe,
so bei der größeren Zahl der Sitzplätze, der
Vergrößerung des Sitzteilers, der Ausrüstung
mit ungeteilter Frontscheibe und größerer
Ziel- und Seitenbeschilderung. Besser als bei
anderen Betrieben war die freie Sicht zwischen
Fahrerplatz und Fahrgastraum gelöst. Zwei
große Scheiben schufen hier ungehinderten
Ausblick. Das Blenden des Fahrers durch Spie-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
53
Fahrzeuge
Der Triebwagen 5144 in der ersten Ausführung der neuen gelben Lackierung 2002 auf der
Sommerburgstraße als Linie U17 in Richtung Margarethenhöhe
Der Essener Triebwagen 5103 der Erstlieferung in City-Express-Lackierung auf der Linie U17 auf
der Altenessener Straße am 30. September 2001
gelungen in der gewölbten Frontscheibe vermied
ein perforiertes Rollo, das auch im herabgelassenen
Zustand sichtdurchlässig war.
Umbauten in Essen
Für den Einsatz auf der teilweise im Straßenraum
verlaufenden Linie U17 nahm die
EVAG ab Herbst 1981 erste Umbauten an
den vorhandenen Wagen der ersten Generation
vor. So erhielten die Wagen 5009 bis
5011 Fahrscheinentwertern und eine induktive
Meldeübertragung, was eine Umzeichnung
in 5101 bis 5103 nach sich zog.
Um den Fahrgast im Streckenabschnitt
ohne Bahnsteige den Einstieg zu verbessern,
ersetzte ein besser sichtbares Riffelblech das
bisherige Gitterrost auf der unteren Schwenkstufe.
Die Zurücknahme der mittleren Klappstufe
um 15 Millimeter und die Verlängerung
der Haltegriffe an den Türen um 20
Zentimeter nach oben erleichterte insbesondere
den Ausstieg.
Kennzeichnend für die Stadtbahnwagen
Kölner Bauart war von Beginn an ihr hoher
Energieverbrauch. Die hohe fahrdynamische
Beanspruchung führte zu einer entsprechenden
Belastung der Antriebsanlage
und der Starkstromleitungen mit entsprechendem
Verschleiß. Dies bedeutete schon
nach wenigen Einsatzjahren die Notwendigkeit
zur Sanierung der Kabelanlagen.
Daher untersuchte die EVAG, ob es nicht
wirtschaftlicher ist, anlässlich der notwendigen
Erneuerung der Kabel eine neue sparsamer
arbeitende Technologie einzuführen.
Diese stand zwischenzeitlich in Form einer
Gleichstromstellersteuerung in Kompaktbauweise
mit Flüssigkeitskühlung serienreif
zur Verfügung, die den bisherigen elektromotorisch
betriebenen vielstufigen Nockenschaltwerken
für Fahren und Bremsen hinsichtlich
Wartungsarmut, Verschleiß und
Energieverbrauch weit überlegen war.
Der Einbau von Choppersteuerungen
Bei der Umrüstung auf die Gleichstromsteller
– besser bekannt unter dem englischen
Begriff Choppersteuerung – waren jedoch
einige Vorgaben einzuhalten: Es musste die
Kuppelbarkeit mit den Schaltwerkswagen
erhalten bleiben, die Fahrdynamik war der
bei den Schaltwerkswagen vorhandenen anzupassen
und die Fahrmotoren sollten weiter
verwendet werden können. Für die neue
Steuerung standen lediglich die vorgesehenen
Einbauräume zur Verfügung, Kontakte
sollten möglichst durch Halbleiter ersetzt
und der unzureichende Schutz vom Stromabnehmer
zum Überstromselbstschalter verbessert
werden.
Am 15. Mai 2014 entstand diese Aufnahme
der beiden Tw 5104 und 5107 in ihrer aktuellen
Lackierung auf der Linie 11, hier an der
Haltestelle Heßlerstraße
54 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
B-Wagen
Der Triebwagen 5143, ein Essener Wagen der zweiten Generation in seiner Ursprungslackierung, fährt am 15. März 2003 auf der Linie U17 am
Laubenweg im Stadtteil Margarethenhöhe. Die Anlage des Hochbahnsteiges ist hier erst nachträglich angelegt worden
Durch den Einbau zweier voneinander
unabhängiger Antriebseinheiten sollte auf
die Notfahrsteuerung (bisher in Form einer
Hilfs-Schützensteuerung vorhanden) verzichtet
werden.
1981 entschied die EVAG, zunächst zehn
Wagen in eigener Werkstatt auf Chopper-
Steuerung umzubauen. Dazu lieferte BBC
die entsprechenden Geräte, deren Bauteile
vielfach bauartgleich mit den bereits in den
meterspurigen Stadtbahnwagen „Typ
M8C“ verwendeten waren. Zunächst sind
damit die drei Tw 5009 bis 5011 des Baujahres
1976 und sieben Tw 5021 bis 5026
sowie 5028 des Baujahrs 1978 umgebaut
worden, die danach die neuen Betriebsnummern
5101 bis 5103 sowie 5121 bis 5127
erhielten. Wegen der erzielten Vorteile erfolgte
dann nach und nach auch bei den übrigen
B-Wagen der Umbau auf Chopper. So
gingen 1983 die beiden Tw 5007 und 5008
anschließend als Tw 5107 und 5108 wieder
in Dienst, die 1981 umgebauten Tw 5101
bis 5103 erhielten nun die Nummern 5109
bis 5111. Im Jahr 1986 ließ die EVAG dann
auch noch die restlichen sechs Schaltwerkwagen
von 1976, die Tw 5001 bis 5006, mit
Choppersteuerungen versehen und zeichnete
sie danach in Tw 5101 bis 5106 um (Nr.
5101 bis 5103 dabei in Zweitbesetzung). Als
19. und letzter Wagen folgte 1988 noch der
von 1978 bis 1988 an die Firma Rhein-Consult
verliehene Tw 5027 (Baujahr 1978), der
nach seinem Umbau die Betriebsnummer
5128 bekam. Die ursprüngliche Typenbezeichnung
B100S änderte sich nach den Umbauten
der 19. Wagen jeweils in B80C.
Geänderte Lackierungen
Eine auch für den Fahrgast sichtbare Veränderung
betraf den Entfall einer seitlichen Linienanzeige,
um den Wartungsaufwand zu re-
Seitenansicht und Grundriss des Essener B-Wagens der 2. Generation mit Falttüren
SLG. AXEL REUTHER
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
55
Fahrzeuge
Triebwagen 5145 in Ursprungslackierung hat am 24. August 2002 den Triebwagen 5108 – ein B-Wagen der ersten Generation – als zweiten
Wagen mit CE-Lackierung im Schlepp. Hier auf der Linie U17 auf der Altenessener Straße
duzieren. Dazu überklebten die Werkstattmitarbeiter
die Anzeigen und bezogen diese
Flächen damit in den rot-weißen Außenanstrich
mit ein. Zwischenzeitlich hat die EVAG
bei den Fahrzeugen der ersten Generation auf
jeder Wagenseite an einem Einstieg die mittlere
Haltestange ausbauen lassen, um die
Benutzung durch Rollstuhlfahrer und mit
Kinderwagen zu erleichtern. Im Jahre 1994
begannen beide Betriebe, die weiß-rote Lackierung
durch die vom VRR festgelegten
Produktfarben des City-Express (CE) zu er-
Die Mülheimer B-Wagen der ersten Generation unterscheiden sich nur durch das andere
Betriebslogo von den Essener Wagen. Hier eine Begegnung von zwei Doppelzügen auf dem
Ruhrschnellweg an der Haltestelle Rosendeller Straße am 16. Juni 1984
setzen. Da die Neulackierung nur im Rahmen
fälliger Haupt untersuchungen erfolgte, gab es
eine Zeit lang beide Farbvarianten nebeneinander.
Die Farb vielfalt erhöhte sich ab 1996
weiter, als die von der Docklands-Light-Railway
(DLR) übernommene zweite Serie P89 in
einer neuen gelben Lackierung mit blauen
Kopfstreifen in Dienst kam und die B-Wagen
teilweise ebenfalls diese Farbe erhielten.
In einer nächsten Stufe kam es zu einem
neuen Außenauftritt des Unternehmens mit
einem veränderten Gelbton mit schwarz abgesetzter
Fensterpartie und ohne blaue
Kopfstreifen, so dass zeitweise vier Lackvarianten
parallel zu sehen waren. Insgesamt
gibt es heute fünf verschiedene Farbvarianten,
darunter auch immer noch einige Wagen
in den Ursprungsfarben rot-weiß von
1976. Nach der Jahrtausendwende erfolgte
die Ausstattung der Erstserie mit neuen
Türen. Dabei entfielen auch die Einzeltüren
an den Fahrzeugköpfen.
AXEL REUTHER · Fortsetzung folgt
Verwendete Literatur
• Ahlbrecht, Hans: Inbetriebnahme der neuen
Stadtbahnwagen in Essen, in: Stadtverkehr,
Heft 4/1986
• Gleitsmann, Götz: Die Stadtbahnwagen
Typ B der Essener Verkehrs AG, in: Sternfahrt,
Heft 22 6/1995
56 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Das kleine Magazin
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Geschichte
58 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Einst & Jetzt
Einst
&Jetzt
Das Steintor in Rostock ist eines der vier
heute noch vorhandenen Haupttore der
Hansestadt an der Warnow und präsentiert
sich in jüngster Zeit frisch restauriert. Im
August 1985 passiert ein Gotha-Dreiwagenzug
aus Einrichtungswagen das Tor,
ganz rechts ist im Hintergrund auf dem Gegengleis
der Fahrschulwagen 551 (ex 431,
ex 31, Wismar 1926) zu sehen. Ein Trenngitter
zwischen den Gleisen soll das Wechseln
der Haltestellenseiten durch Fußgänger
verhindern.
Am 23. April 2013 ist ein Düwag-Niederflurwagen
vom Typ 6NGTWDE auf dem
Weg zum Kurt-Schumacher-Ring, denn die
Linie 2 biegt hier nach Osten ab. Seit 1987
befindet sich ein Abzweig an dieser Stelle,
Trenngitter gibt es jetzt keine mehr. Wurde
das Steintor früher vom Individualverkehr
umtost, ist der Bereich nunmehr verkehrsberuhigt.
Die auf der älteren Fotografie
rechts im Hintergrund sichtbare Fahrbahn
ist sogar komplett entfallen. Das prächtige
Backsteingebäude neben dem Steintor – das
Ständehaus – heute Sitz des Oberlandesgerichts,
ist ebenfalls frisch saniert.
TEXT UND FOTOS: BERNHARD KUSSMAGK
59
Geschichte
Ende für Parallelverkehr
1974: „Aus“ für Dresdens Linie 3 nach Freital Vor 40 Jahren fuhr am 26. Mai die letzte
Straßenbahn in die westliche Nachbarstadt Dresdens. Damit endete der Betrieb auf der 1902
eröffneten „Plauenschen Grundbahn“ und deren Verlängerungen bis Freital-Hainsberg
Auch in der sächsischen Residenzstadt
Dresden und deren westlichen
Nachbargemeinden im Döhlener
Becken gab es um die Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert viele Dutzend
prosperierende Unternehmen und Steinkohlengruben,
zu denen jeden Werktag entsprechend
mehrere Tausend Arbeiter und
Bergmänner pendelten – die meisten zu Fuß,
die Bessergestellten schon mit der Eisenbahn.
Die 1855 von einer Privatgesellschaft
eröffnete Albert(s)bahn nach Tharandt betrieb
ab 1868 der sächsische Staat. Diese Eisenbahnstrecke
kam jedoch in den 1890er-
Jahren an ihre Kapazitätsgrenze – obwohl
die Züge zwischen Dresden und Deuben (–
Tharandt) in der Hauptverkehrszeit im Abstand
von wenigen Minuten verkehrten,
schafften sie es nicht, das Verkehrsbedürfnis
vollständig abzudecken.
Deshalb baten die Gemeinden im Döhlener
Becken ab 1892 mehrfach um den Bau
einer Straßenbahn im Plauenschen Grund.
Doch die beiden Kammern des Sächsischen
Landtages lehnten anfangs stets ab. Nachdem
die Continentale Gesellschaft für
elektrische Unternehmungen mit Sitz in
Nürnberg 1897 (ein Ableger der AG Elektrizitätswerke
vorm. Schuckert & Co.) die
Genehmigung für Vorarbeiten zum Bau ei-
60 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Dresden/Freital
Am Eröffnungstag der Staatsstraßenbahn Löbtau – Deuben entstand am 7. Oktober 1902 neben
dem Deubener Rathaus diese Aufnahme des Tw 309 und Bw 186 der Deutschen Straßenbahngesellschaft
Dresden. Der Triebwagen blieb als Museumsfahrzeug erhalten SLG. MARIO SCHATZ
Am 17. Mai 1974 passiert
im Plauenschen Grund ein
nach Freital fahrender Zug
der Linie 3 die Weizenmühle
und Heidenschanze
FRANK EBERMANN
ner Schwebebahn über der Weißeritz von
Dresden nach Hainsberg beantragt hatte,
dachten die Abgeordneten in den Kammern
allerdings langsam um. Sie befürchtete
durch von Privatgesellschaften errichtete
Parallelverkehre für den Fiskus nicht unerhebliche
Einnahmeverluste auf der staatlichen
Eisenbahnstrecke. Andererseits war
das Verkehrsbedürfnis nicht länger zu ignorieren.
So fiel am 5. Januar 1900 der Beschluss,
auf Staatskosten eine elektrische
Straßenbahn von Plauen nach Deuben zu
bauen – der Bau einer Schwebebahn war
vom Tisch.
Bau und Eröffnung
der Plauenschen Grundbahn
Den Bau der von April bis September 1902
in 1.450 mm „Stadtspur“ errichteten Staatsstraßenbahn
Löbtau – Deuben leitete das
Baubüro Dresden-Neustadt II der dem Finanzministerium
unterstehenden Königlich
Nach der polizeilichen
Abnahme am 6. Juni
1935 endete die Straßenbahn
in Hainsberg
Rabenauer Grund
(neben dem damaligen
Haltepunkt
Hainsberg Süd/heute
Freital-Coßmannsdorf
der Schmalspurbahn
nach Kipsdorf)
SLG. FRANK EBERMANN
Sächsischen Staatseisenbahnen (K.Sächs.
Sts.E.B.). Am 1. Oktober 1902 fand eine
erste Probefahrt auf der etwa sieben Kilometer
langen Neubaustrecke durch den
Plauenschen Grund statt, die Eröffnungsfahrt
nur eine Woche danach am 7. Oktober.
Die mit dem Betrieb beauftragte Deutsche
Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden
setzte an diesem Tag vor dem Beiwagen 186
Zeittafel Straßenbahn in Freital
07.10.1902 Eröffnung Löbtau – Deuben
05.01.1906 Eröffnung Deuben – Hainsberg (vor Weißeritzbrücke)
01.04.1912 Eröffnung Hainsberg – Coßmannsdorf (Lindengarten)
06.06.1935 Eröffnung Lindengarten – Hainsberg Rabenauer Grund
18.07.1961 Einweihung Gleisschleife am Endpunkt in Hainsberg
04.05.1969 neues Liniennetz tritt in Kraft – Verlauf Linie 3 fortan Wilder
Mann – Hainsberg
25.05.1974 letzter Betriebstag Dresden-Löbtau – Freital-Hainsberg
den Triebwagen 309 ein, der sich heute im
Bestand des Straßenbahnmuseums Dresden
befindet.
Der reguläre Betrieb begann am 8. Oktober
5.42 Uhr am Dresdner Postplatz. Von
dort fuhren die Wagen auf den 1898 als
Pferdebahn errichteten Gleisen nach Löbtau.
Die Deutsche Straßenbahn-Gesellschaft
hatte am 24. Juli 1900 auf dieser Strecke bis
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
61
Betriebe
zur Endstelle an der Plauenschen/Ecke
Habsburger Straße (heute Tharandter/Ecke
Fritz-Schulze-Straße) den elektrischen Betrieb
aufgenommen. Vom bisherigen Endpunkt
führte die fast komplett zweigleisig
verlegte Neubaustrecke zunächst auf das
andere Weißeritzufer nach Plauen (wie Löbtau
am 1. Januar 1903 nach Dresden eingemeindet).
Zwischen der Bienertmühle und
dem alten Eisenbahnhaltepunkt Plauen verlief
die Grundbahn anschließend ursprünglich
auf der östlichen Weißeritzseite, anschließend
komplett westlich der Weißeritz
in der Dresdner Straße. In Deuben ließ der
Fiskus einen Betriebshof errichten, der Endpunkt
der Strecke befand sich zunächst an
der Flurgrenze zu Hainsberg.
Änderungen im Betrieb
Ab dem 1. Januar 1906 führte die neu gegründete
Städtische Straßenbahn Dresden im
Auftrag der Staatsregierung auch den Betrieb
bis Deuben. Die Strecke erhielt dazu die Liniennummer
22. Wenige Tage später ging am
5. Januar die schon 1904 per Dekret bewilligte
Verlängerung der Straßenbahn nach
Hainsberg in Betrieb. Der Abschnitt bis zu
Füssels Gasthof vor der Weißeritzbrücke war
915 Meter lang und – wie bereits im Bereich
von Potschappel und Deuben – dreischienig
ausgeführt, um einen späteren Güterverkehr
mit meterspurigen Rollwagen zu ermöglichen.
Doch die am 18. Januar 1906 eröffnete
und elektrisch betriebene Staatliche Güterbahn
Deuben nutzte das Dreischienengleis
letztendlich bis Ende 1972 lediglich vor dem
Betriebshof Deuben auf einer Länge von 9,18
Meter. Die Güterbahn
bediente vor
allem Unternehmen
auf der östlichen
Weißeritzseite.
Im August 1911
begann die Verlängerung
der Linie 22
von Hainsberg nach
Coßmannsdorf.
Nach der Weißeritzbrücke
bog die Trasse
eingleisig entlang
der Rabenauer Straße
Bis zum Lindengarten kurz vor der Hainsberger
Straße, wo eine Umfahrung entstand.
Der reguläre Betrieb nach Coßmannsdorf
startete am 1. April 1912 um 12 Uhr.
Im Zuge von Notstandsarbeiten fand
1920/21 die Umtrassierung der Straße zwischen
der Habsburger Straße in Löbtau und
der Felsenkellerbrauerei statt. Durch die ab
Februar von der Linie 22 in beiden Richtungen
befahrbare Neubaustraße entfielen die
beiden Überbrückungen der Weißeritz – die
Streckenlänge verkürzte sich um 20 Meter.
In jener Notzeit schlossen sich die Gemeinden
Deuben, Potschappel und Döhlen
zur Stadt Freital zusammen. Hainsberg gemeindete
hingegen 1933 Coßmannsdorf
ein, wonach der Endpunkt der Straßenbahn
ab 7. November den Namen Hainsberg
trug. Die letzte eigentliche Verlängerung innerhalb
Freitals ging am
6. Juni 1935 in Betrieb.
Dazu war das Gleis von
der Rabenauer Straße
durch die Hainsberger
Straße bis zur Straße
„An der Kleinbahn“
um 650 Meter verlängert
worden. Der Endpunkt
befand sich nunmehr
ganz in der Nähe
Das von 1969 bis 1974
gültige Linienverlaufschild
des Haltepunktes
Hainsberg Süd der
Schmalspurbahn nach
Kipsdorf. Das Fahrziel der Straßenbahn lautete
nunmehr „Hainsberg Rabenauer
Grund“. Auf die Änderungen und weitere
Besonderheiten in der Betriebsführung dieser
Jahrzehnte sei aus Platzgründen hier
jetzt verzichtet.
Die Nachkriegszeit und das Ende
Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich
zunächst die Linie 12 von Niedersedlitz
nach Hainsberg, die sich ab Löbtau die
Trasse nach Freital mit der im September
1949 eingerichteten Linie 3 von Dresden-
Tolkewitz über den Schillerplatz und die
Neustadt sowie Löbtau teilte. Bei den End-
Mitte Mai 1974 stellten die
Dresdner Verkehrsbetriebe alle
im Betriebshof Freital noch
vorhandenen Wagen für Straßenbahnfreunde
zur Parade auf
HANS-DIETER RÄNDLER
62
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Dresden/Freital
punkten und der exakten Führung beider
Linien in Dresden gab es verschiedene Änderungen,
wie auch ab 1958 zusätzlich die
Linie 59 die Stadt Radebeul mit Freital per
Straßenbahn verband.
1960/61 ließen die Dresdner Verkehrsbetriebe
am Endpunkt in Hainsberg eine zweigleisige
Wendeschleife errichten, die ab 18.
Juli 1961 offiziell dem öffentlichen Verkehr
diente. In den Wochen danach erfüllte die
Straßenbahn eine wichtige Zubringerfunktion
für die VII. Slalom- und II. Wildwasserrennen-Weltmeisterschaften.
Damit hatte
die Tram nach Hainsberg, was Freital
1964 eingemeindete, ihren Zenit überschritten.
Bis Mitte der 1960er-Jahre stellten
die Verkehrsbetriebe alle drei nach Freital
führenden Linien (3, 12 und 59) auf
schaffnerlosen Betrieb um. Gleichzeitig reduzierte
sich der Betrieb auf den Linien.
Das per 4. Mai 1969 eingeführte neue Liniennetz
enthielt lediglich noch die Linie 3
nach Freital. Ihr Beginn war fortan am Wilden
Mann, von wo sie über den Postplatz
nach Löbtau kam. In Dresdens Nachbarstadt
war der motorisierte Individualverkehr
und staatlich gelenkte Straßenverkehr
inzwischen so weit angestiegen, dass der
Rat der Stadt die Straßenbahn in Freital als
Hindernis ansah. Nachdem der Betrieb der
meterspurigen Güterbahn Ende 1972 geendet
hatte, stellten die Verkehrsbetriebe per
25. Mai 1974 auch den Betrieb der Linie 3
Aus einem städtischen Normalwagen der Dresdner Straßenbahn entstand im Mai 1974 diese
Aufnmahme auf die Einfahrweiche zur Wendeschleife in Hainsberg FRANK EBERMANN (2)
von der Fritz-Schulze-Straße in Dresden-
Löbtau bis nach Freital-Hainsberg ein. Am
Morgen des 26. Mai, einem Sonntag, verließ
in den Morgenstunden der letzte Straßenbahnwagen
Freital. Eine offizielle Verabschiedung
fand nicht statt, allerdings
fand im Mai eine Sonderfahrt mit dem
Fahrschulwagen 724 012-5 (ein städtischer
Normalwagen, ex Tw 750, Bautzen 1913)
statt. Als Ersatz richtete der VEB Kraftverkehr
die Omnibuslinie 3A von Hainsberg
bis zum Willi-Ermer-Platz (heute Ebertplatz)
in Löbtau ein.
Innerhalb der Dresdner Straße von Freital
verschwanden die Straßenbahngleise
vergleichsweise rasch. Im Plauenschen
Grund lagen die Schienen hingegen meist
noch bis 1990. Auf dem Gelände des Ende
der 1990er-Jahre abgerissenen Straßenbahndepots
in Freital-Deuben entstand ein
Busbahnhof. So erinnern heute lediglich
noch eine wenige Masten in Dresdens
Nachbarstadt an die vor 40 Jahren eingestellte
Straßenbahn. ANDRÉ MARKS
Quelle
Mario Schatz: Die Straßenbahn im Plauenschen
Grund. Vorgeschichte – Bau – Betrieb –
Güterbahn. Sonderausgabe 2012 „Die Glocke“,
hrsg. vom Straßenbahnmuseum Dresden e.V.
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
63
Geschichte
Der Triebwagen 812 aus Glasgow fährt gerade von der Endstelle Town End in Crich ab. Er entstand 1900 mit offenem Oberdeck, erhielt aber 1910
eine Überdachung und 1912 geschlossene Plattformen, wie er sich heute im Straßenbahnmuseum Crich präsentiert ALLE FOTOS: NORBERT KUSCHINSKI
Mit der Zeitmaschine
in die Vergangenheit
Die „living history“-Tage im Straßenbahnmuseum Crich Seit 30 Jahren findet in England
jeden Sommer das „Edwardian Weekend“ statt. Dann versetzt das nationale Straßenbahnmuseum
in Crich die Besucher in die Zeit nach 1900 zurück. Eine „Reise in die Vergangenheit“...
Sich einmal in die Vergangenheit versetzen
und erleben, wie die im Museum
ausgestellten Dinge funktionierten,
wie die Menschen damit umgingen,
was sie dachten und sagten. Das wünschen
sich oft viele Museumsbesucher. In Straßenbahnmuseen
mit Fahrbetrieb kann man zumindest
die Bahnen im Einsatz erleben. Das
Umfeld ist aber das von heute: Straßen, Autoverkehr,
Passanten und in der Regel auch die
Fahrgäste. Allenfalls tragen Fahrer und Schaffner
historische Uniformen, kassieren das Fahrgeld
und knipsen die Fahrkarten. Wie war es
aber früher wirklich?
Wie sahen die Fahrgäste aus, fuhren sie
vorwiegend zur Arbeit oder mehr der Bequemlichkeit
halber in der Freizeit? Dioramen
und Filme helfen da nur teilweise. Museale
Inszenierungen mit Figurinen können
einen bestimmten Bereich (wie z.B. einen
Fahrgastraum oder einen Arbeitsplatz) veranschaulichen,
wirken aber wie eingefroren.
Eine wirklich „echte“ Erfahrung mit allen
Sinnen könnte man nur erhalten, wenn man
sich mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit
versetzen würde. Aber obwohl es
diese Idee schon mindestens seit dem Roman
„The Time Machine“ von H. G. Wells
aus dem Jahre 1895 gibt, scheitert die technische
Realisierung bisher an bestimmten
physikalischen Randbedingungen ...
Was bedeutet „living history“?
Als Ersatz haben Historiker und Museumsleute
etwas erfunden, was sie mangels eines
passenden deutschen Begriffs „living histo-
64 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
England: Crich
ry“ nennen, was am sinnvollsten mit „lebende
Vergangenheit“ übersetzt werden
kann. Gemeint ist damit die Darstellung historischer
Lebenswelten durch Komparsen
und Statisten mit entsprechender Kleidung,
Ausrüstung und Verhalten in einem dazu
passend nachgestalteten Umfeld. Die Bandbreite
reicht vom kommerziellen Volksfestspektakel
der Mittelaltermärkte über die
Darstellung ländlichen Arbeitslebens in großen
Freilichtmuseen bis zu wissenschaftlich
begleiteten Siedlerzügen. Sonderformen sind
die experimentelle Archäologie, bei der im
Interesse der wissenschaftlichen Forschung
das Leben zum Beispiel in einem Steinzeitdorf
nachgestellt wird, und das Reenactment,
bei dem konkrete geschichtliche
Ereignisse (wie zum Beispiel die Völkerschlacht
bei Leipzig) in möglichst exakter
Form, wenn auch mit weniger Teilnehmern
nachgespielt werden.
Handelt es sich um öffentliche Vorführungen,
so kann sich der Besucher tatsächlich
wie von einer Zeitmaschine in die Vergangenheit
versetzt fühlen. Erinnert sei zum
Beispiel an die Nachgestaltung der großen
sächsischen Feldbahnübung 1909 in Seeligstadt
bei Meißen an zwei Wochenenden
2009, an der mehrere eisenbahn- und militärhistorische
Vereine beteiligt waren.
Das Konzept des
Straßenbahnmuseums Crich
Bei den Straßenbahnmuseen in Deutschland
gibt es zwar Thementage, aber diese beschränken
sich meist auf ein bestimmtes Rahmenprogramm
wie die Beteiligung von Straßenfahrzeugen
mit Blaulicht von der
Feuerwehr über Rettungswagen bis zum
THW. Ein Grund ist natürlich, dass für „living
history“ ein ausreichend großer Platz erforderlich
ist. Werfen wir daher einen Blick ins
Ausland: Bereits seit vielen Jahren gibt es an
bestimmten Wochenenden „living history“ im
Nationalen Straßenbahnmuseum Crich in
England. Als eines der ältesten und größten
Straßenbahnmuseen Europas hat es nicht nur
einen umfangreichen Fahrzeugbestand von
der Pferdebahn bis zu modernen Straßenbahnwagen,
sondern auch einen abgegrenzten
großen Museumsbereich mit einer eigenen
Museumsstrecke und einem „Dorf“ mit Straße,
Gaststätte und weiteren Gebäuden.
Traditionell steht ein Wochenende unter
dem Thema des Alltags im Zweiten Weltkrieg,
bei dem die Straßenbahnen verdunkelt
sind und (um eventuelle Spione zu
verwirren) ohne Zielschilder fahren. Militärfahrzeuge
und Soldaten sind in den Straßen
zu sehen, und die Besucher müssen je-
Der 1874 gebaute Pferdebahnwagen 15 der Sheffield Coporation Tramways passiert die Gaststätte
„Red Lion“. Dieser Wagen rollte schon 1963 durch Crich
Der Tw 159 der London United Tramways, gebaut 1901 und seit 2013 wieder regelmäßig eingesetzt,
hat die Endstelle Town End fast erreicht. Aber trugen die Fahrer damals wirklich bereits Krawatten?
Tw 22 aus Glasgow entstand zwar erst 1922,
unterscheidet sich aber äußerlich nicht sehr von
den zehn Jahre früher gebauten Wagen. Hier
fährt er an einem Lieferwagen vorbei
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
65
Geschichte
Vor dem aus London stammenden Tw 159 demonstrieren Frauenrechtlerinnen für ihr Stimmrecht - zum Unverständnis männlicher Zeitgenossen
derzeit ihre (an der Kasse erhaltene) Ausweiskarte
vorzeigen, um nicht als feindlicher
Spion verhaftet zu werden. Auch sollen
sie sich vor Blindgängern und vor betrügerischen
Schwarzhändlern in Acht nehmen.
Am Wochenende „Roter Oktober“ stehen
dagegen Automobile der Marken Trabant,
Wartburg und Tatra auf der Straße, während
auf dem Bürgersteig russische Soldaten, DDR-
Grenztruppen und Polizisten sowie in Westberlin
stationierte britische Soldaten zu sehen
Besondere Wochenenden in Crich 2014
Veranstaltungsort
The National Tramway Museum
Crich Tramway Village (bei Matlock),
Derbyshire, DE4 5DP
12./13. Juli:„Edwardian Weekend“ (Darstellung
der Zeit 1901 bis ca. 1919)
9./10. August:„August 1940s Weekend“
(Darstellung der Zeit des Zweiten Weltkrieges)
23. bis 25. August:„Classic Transport Gathering“
(Präsentation von Fahrzeugen aus allen
Epochen mit Paraden)
sind. Mehrmals am Tag kann man revolutionäre
Paraden erleben und sich anschließend
im Gasthaus mit osteuropäischen Speisen und
deutschem Bier stärken – und natürlich spielen
auch die aus dem ehemaligen Ostblock
stammenden Straßenbahnwagen (aus Berlin,
Prag und Halle/Saale) eine wichtige Rolle.
Das „Edwardian Weekend“
Das wohl erfolgreichste Aktionswochenende
ist aber das „Edwardian Weekend“. Seit
13./14. September:„Electric 50“ (Präsentation
der elektrischen Fahrzeuge anlässlich der ersten
Fahrt eines elektrischen Triebwagens in Crich vor
50 Jahren)
Anstelle einer „Red October“-Darstellung finden
in diesem Herbst vom 25. Oktober bis zum 2. November
„Starlight Specials“ statt. Dabei werden
die Straßenbahnfahrzeuge farbenfroh illuminiert.
Weitere Hinweise (in Englisch) – siehe Homepage
des Nationalen Straßenbahnmuseums Crich:
www.tramway.co.uk
1984 ist es ein Dauerbrenner. Der Name bezieht
sich auf die Regierungszeit von König
Edward VII., also von 1901 bis zu seinem
Tode 1910. Dabei sollen die Eleganz und
Atmosphäre dieser Zeit dargestellt werden
– und natürlich sind Fahrzeuge aus dieser
Zeit zu sehen. Das betrifft einerseits Straßenbahnwagen,
von denen es in der reichhaltigen
Sammlung des Museums mehrere
gibt, darunter auch einige betriebsfähige.
Dazu gehören zum Beispiel der 1900 gebaute
Triebwagen 74 aus Sheffield und der
1901 gebaute Triebwagen Nr. 159 der London
United Tramways, der seit 2012 wieder
fahrfähig ist. Andererseits sind auch Oldtimer-Automobile
zu sehen. Diese stammen
von privaten Sammlern, die dafür freien
Eintritt erhalten.
Den Reiz dieser Wochenenden macht jedoch
auch das Umfeld aus: Im Theater gibt
es Vorführungen von Artisten und Sängern,
am Konzertplatz dürfen Besucher ein Picknick
einnehmen und dabei einem Blasorchester
lauschen, auf den Straßen treffen sie
Darsteller in historischen Kostümen – beispielsweise
demonstriert eine Gruppe Suffragetten
für das Frauenwahlrecht. Dabei
66 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
England: Crich
Eine Lady im Rollstuhl mit Begleiterin. Mit einer der damaligen Straßenbahnen
hätten sie wohl nicht mitfahren können – wie mobil wäre
sie also damals wirklich gewesen?
Herr Oberst und Gattin machen eine kleine Rast auf ihrem Spaziergang
durch die Stadt. Solche Personen trifft man beim Edwardian Weekend
im National Tram Museum auf Schritt und Tritt
geraten sie in Konflikt mit der Staatsmacht,
wenn sie etwa bei einer ihrer Kundgebungen
einen Straßenbahnwagen besetzen und
so den Verkehr blockieren. Schließlich muss
sogar die Armee anrücken, um die Ordnung
wieder herzustellen.
Erlebnis auch für Pferdebahnfreunde
Weil Anfang des 20. Jahrhunderts auch
noch in vielen englischen Städten die Pferdebahn
fuhr, ist während des „Edwardian
Weekend“ in Crich auch ein Pferdebahnwagen
im Einsatz – das einzige Mal im ganzen
Jahr. Seit 1984 kommt in der Regel der
1874 gebaute Pferdebahnwagen Nr. 15 aus
Sheffield zum Einsatz. Lediglich von 1991
bis 1995 fiel er aufgrund eines längeren
Werkstattaufenthalts aus. Dieser Wagen
war übrigens der erste, mit dem die Besucher
bei Eröffnung des Straßenbahnmuseum
in Crich 1963 fahren konnten. Triebwagen
übernahmen erst nach Fertigstellung
der elektrischen Anlage Mitte 1964 regulären
Fahrbetrieb.
Freilich war das Ende der Pferdebahn
während der Regierungszeit von König Edward
VII. bereits absehbar. So kommt es
gegen Ende des Tages zu einer „Demonstration
der Stalljungen“. Sie erfahren, dass
ihre Pferdebahn stillgelegt werden soll und
fürchten nun um ihre Arbeitsplätze. Nun
tragen sie Transparente wie „Schützt die
Pferdebahn“ oder „Schickt uns doch auch
gleich zum Abdecker“. Auch warnen sie
die Fahrgäste „Fahrt nicht mit der neuen
Bahn, sie ist gefährlich“, denn man brauche
nur die Oberleitung und die Schienen
gleichzeitig berühren, um einen tödlichen
Stromschlag zu erhalten … Schließlich
kommt der Manager der Bahn in Frack
und Zylinder und klärt die Situation, indem
er den kompromissbereiten Arbeitern
eine Beschäftigung bei der elektrischen
Bahn verspricht. Nur der Stalljunge, der
ihm respektlos den Zylinder vom Kopf
schlug, wird sich wohl etwas anderes suchen
müssen. NORBERT KUSCHINSKI
Auf zur Zeitreise!
Die Illusion einer Zeitreise ist allerdings nicht vollkommen,
denn nicht alle Sinne werden gleichermaßen
angesprochen. Die Straßen in den Städten waren
damals noch durch zahlreiche Pferde (nicht nur
die der Straßenbahn) geprägt. Die dadurch entstandenen
Verunreinigungen und Gerüche können heute
nicht nachvollzogen werden, was wohl auch besser
ist. Was allenfalls indirekt darstellbar ist, sind
Bildung, Wissen und Denken der Menschen zur damaligen
Zeit. Und was natürlich am deutlichsten ist:
Obwohl Besucher in historischer Kleidung ermäßigten
Eintritt erhalten, laufen dennoch viele Besucher
in heutiger Kleidung herum und benehmen sich auch
sehr „heutig“, wodurch es mitunter zu ungewollt
komischen Begegnungen kommt.
Diese Aktionstage sind nicht nur ein attraktives
Besucherspektakel und damit eine Attraktion des
etwas abseits größerer Städte liegenden Museums,
sondern auch ein Beitrag zur „lebenslangen
Bildung“. Diese wird in Großbritannien staatlich
gefördert, auch durch finanzielle Zuschüsse. Also:
Auf zur nächsten Zeitreise!
Die Stallburschen demonstrieren für den Erhalt „ihrer“ Pferdebahn, wie wir heute wissen –
ohne Erfolg. Die Besucher des Straßenbahnmuseums klatschen trotzdem Beifall
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
67
Geschichte
Auf Fotopirsch nach GT5
Die Augsburger Straßenbahn vor 20 Jahren Im März 1994 dokumentierte ein Oldenburger
Nahverkehrsfreund im Rahmen seiner Bayernreise auch den Trambetrieb der Fuggerstadt.
Sein Hauptinteresse galt den legendären Fünfachsern in deren letzten Einsatzjehren
Liniennetz Augsburg 1994
1. . . . . . . . . . . . . . . . . Göggingen – Lechhausen
2. . . . . . . . . . . . . . . . Stadtbergen – Kriegshaber
4 . . . . . . . Haunstetten, ev. Kirche – Oberhausen
Am Abend des 23. März traf ich in
meinem Quartier in Stadtbergen bei
Augsburg ein. Hatte ich morgens
noch den Trambetrieb in Würzburg
dokumentiert – siehe STRASSENBAHN MA-
GAZIN 6/2014 – so folgt ein Bericht über
meinen Zwischenstopp in Ulm im Anschluss
an die Erlebnisse in Bayern.
Das gewählte Quartier in Stadtbergen erwies
sich als Glücksgriff: Vom Zimmerfenster
hatte ich einen Panoramablick auf die Straße
und die dort verlaufende Straßenbahnlinie 2.
Diese wurde obendrein noch komplett mit den
fünfachsigen Gelenktriebwagen befahren, denen
mein Hauptinteresse galt. „Toll – auch
abends noch alle 15 Minuten mit Tatzlagersound
in den Schlaf“, schrieb ich damals begeistert
in mein Tagebuch. Augsburg war damals
zweifellos die interessanteste Station meiner
Reise. Das Streckennetz wurde von drei
Linien befahren und war im Prinzip seit 1960
unverändert – man hatte lediglich hin und
wieder Linienäste getauscht. Eine erste Streckenverlängerung
von Lechhausen zum Neuen
Ostfriedhof war aber schon im Bau, weitere
Neubaustrecken waren projektiert. Einige
Jahre zuvor – im Jahre 1990 – hatten die
Augsburger Verkehrsbetriebe einen „Coup“
gelandet, indem alle Straßenbahnlinien über
die Woche ganztägig im Fünf-Minuten-Takt
gefahren wurden. Zwar verzichtete man im
Gegenzug auf Verstärkungsfahrten im Spitzenverkehr,
aber dennoch hatte die Verkehrsgesellschaft
die Attraktivität der Augsburger
Straßenbahn sehr gesteigert.
Mehr als GT5 – Betrieb prägt
eine große Fahrzeugvielfalt
Zur Bewältigung des Fahrgastzuwachses
hatte man 1991 aus Stuttgart 20 ältere GT4-
Gelenkwagen (= zehn Doppeltraktionen) ge-
68 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Augsburg
Ein Blick in die Werkstatt des Betriebshofes Baumgartnerstraße mit dem Tw 8012 vom Typ M8C und dem Tw 408, der
ehemalige Stuttgarter GT4 Nr. 540. An letzteren wird letzte Hand vor seiner Inbetriebnahme in Augsburg angelegt
Vor der heute
von den Stadtwerken
nicht mehr genutzten
Wagenhalle
in Lechhausen warteten
am 23. März
1994 der Fünfachs-
Tw 541 und die aus
den Wagen 403 und
453 gebildete GT4-
Doppeltraktion auf
ihre Abfahrtszeit.
Die Halle nutzen
heute die Freunde
der Augsburger
Straßenbahn e.V.
Wagenpark Augsburg 3/1994 (nur betriebsfähige Wagen des Personenverkehrs)
Tw-Nr. Typ Bauart Hersteller Baujahr Bemerkungen
401–410 GT4 4x-ER-Gel-Tw Esslingen 1959/60 1991 ex Stuttgart Tw 539/37,
529/32/46/30/38/40/34/28;
408/09 noch nicht im Einsatz
451–460 GT4 4x-ER-Gel-Tw Esslingen 1960–1962 geführte Tw; 1991 ex Stuttgart
Tw 580/79/35/45/81/36/73/41,
542/74; 458/59 noch nicht i.E.
511, 518 GT5 5x-ER-Gel-Tw MAN 1956 1968 Umbau aus 3x-1R-Tw
522–525/530–534 GT5 5x-ER-Gel-Tw MAN 1964
535–541 GT5 5x-ER-Gel-Tw MAN 1968
542/44/45 GT5 5x-ER-Gel-Tw MAN 1956 1969 Umbau aus 3x-1R-Bw
263/65/66
601 GT6M 6x-ER-Gel-Tw Nfl MAN 1993 Prototyp
801–812 GT8 8x-ER-Gel-Tw MAN/Düwag 1976 Typ „Mannheim“
8001–8012 M8C 8x-ZR-Gel-Tw MAN/Düwag 1985
(66 Tw)
Gefolgt vom Niederflur-Prototyp
601
nähert sich der GT8
Nr. 809 am 23. März
1994 aus Haun stetten
kommend der
Haltestelle Rotes Tor.
Den Tw 601 mustert
der Verkehrsbetrieb
nach knapp zweijährigem
Einsatz 1995
nach einem Unfall
bereits aus und gibt
ihn an MAN nach
Nürnberg zurück
ALLE FOTOS STEFAN HINDER
69
Geschichte
Auch in Kriegshaber wenden die Wagen im Gleisdreieck vor dem ehemaligen Depot. Am 23. März 1994 verbringt Tw 524 hier seine Pausenzeit;
2013 wird er in Iasi (Rumänien) verschrottet. Die damals noch gewohnte Telefonzelle dürfte das gleiche Schicksal deutlich früher ereilt haben
...
kauft und sukzessive bis 1994 in Dienst gestellt.
Überwiegend erfolgte ihre Aufarbeitung
in der ZWM Mannheim, einige Fahrzeuge
waren zum Zeitpunkt meines Besuches
noch gar nicht fertiggestellt. Der Bestand an
Fünfachsern war bis März 1994 auf genau
die Hälfte geschrumpft: Es waren noch 21
von ursprünglich 42 Exemplaren im Bestand.
Außerdem gab es zwölf Einrichtungsachtachser
vom Düwag-Typ „Mannheim“
aus den 1970er- und zwölf Stadtbahnwagen
M8C aus den 1980er-Jahren.
Neueste Errungenschaft war ein im
Vorjahr gelieferter Niederflur-Sechsachser
des MAN/AEG-Typs GT6M, der als Prototyp
einer geplanten Serie galt und Ende
1995 nach einem schweren Unfall ausgemustert
werden musste. Nicht für den regulären
Personenverkehr, aber für Sonderfahrten
standen auch noch drei
Zweiachser vom KSW-Typ (Tw 501, 506
Das Endstück der Linie 2 in Kriegshaber ist trotz Fünf-Minuten-Taktes nur eingleisig ausgeführt, und aufgrund der notwendigen Dreickwende an der
Endstelle sind Tramaufläufe wie dieser an der Tagesordnung: Tw 538 fährt soeben Richtung Innenstadt ab, während im Hintergrund Tw 537 gerade
die Endstation erreicht hat und Tw 542 zurückstößt (links). An der Ausweiche Heimgarten begegnen sich am 23. März 1994 die Tw 534 und 540 (rechts)
70 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Augsburg
Eigentlich ist das Augsburger Straßenbahnnetz nicht sonderlich steigungsreich. Eine Ausnahme bildet das kurze, aber steile Streckenstück am Perlachberg
im Zuge der Linie 1. Die in unterschiedlichen Straßenzügen liegenden eingleisigen Abschnitte werden im Richtungsbetrieb befahren
sowie 507) zur Verfügung. Da ich all diese
Fahrzeuge gerne sehen wollte, hatte ich
vor der Reise schriftlich mit der Betriebsleitung
einen Besichtigungstermin für den
Betriebshof an der Baumgartnerstraße
vereinbart.
Einzelstück nur im Betriebshof
So vielfältig der Fahrzeugpark, so vielfältig
war auch der Fahrzeugeinsatz: Die Linie 2
fuhr – wie erwähnt – ausschließlich mit GT5
(17 Kurse!). Die Linie 1 war die Domäne der
M8C-Wagen und der GT4-Doppeltraktionen,
aber auch hier beobachtete ich zwei
Kurse mit GT5. Die Linie 4 bedienten normalerweise
die „Mannheim“-Achtachser.
Außerdem verkehrte hier der Niederflur-
Prototyp 601, aber als zusätzlicher, nicht
fahrplanmäßiger Kurs. Ich konnte ihn daher
zu meinem Erstaunen bei der Betriebshofbesichtigung
antreffen, nachdem ich ihn unmittelbar
zuvor noch im Einsatz auf der SL
4 fotografiert hatte. „Der Fahrer macht jetzt
Brotzeit“, erläuterte mir mein Begleiter.
Was könnte sich ein Straßenbahnfreund mehr
wünschen, als dass der Blick aus dem Hotelzimmerfenster
nach dem Aufstehen so aussieht:
Tw 534 am 24. März 1994 in Stadtbergen
Im Depot war übrigens neben den erwähnten
Fahrzeugen auch noch der historische
Tw 101 anzutreffen, ein Vierachser mit
Maximum-Drehgestellen aus dem Jahre
1913. Außerdem standen dort noch die
GT5-Tw 526 und 529, deren HU-Fristen einige
Wochen zuvor abgelaufen waren. Man
versicherte mir allerdings, dass vorläufig
keine weiteren GT5 abgestellt werden sollten.
Der Tw 531 befand sich gerade in der
HU, und es sollte tatsächlich auch noch sieben
Jahre dauern, bis der letzte GT5 aus
dem Straßenbild verschwand.
Vom GT5 besonders angetan
Von diesen einzigartigen Wagen war ich
ziemlich angetan: Die Fahreigenschaften
empfand ich als erstaunlich gut (besser als
die der ex Stuttgarter GT4), und überrascht
war ich auch über die zügige Anfahrbe-
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
71
Geschichte
Der GT5 Nr. 531 steht am 23. März 1994 im Betriebshof Baumgartnerstraße.
Die leichte Trennbarkeit der beiden Wagenteile war ein Grund
für die Beschaffung dieser Wagentype 1964 von MAN
Im Betriebshof befinden sich an diesem Tag auch mehrere Sonder -
wagen: vorn der KSW Nr. 507, dahinter die gleichartigen Triebwagen
506 und 501 sowie der vierachsige Triebwagen 101 von 1913
schleunigung. Die für ein Fahrzeug dieser
Größe schwache Motorisierung (2 x 60
kW) ließ eigentlich anderes erwarten! Der
Innenraum präsentierte sich mit gemütlicher,
aber nicht zu dunkler Holzverkleidung.
Die Sitze waren zwar aus Durofol,
aber immerhin in Fahrtrichtung aufgestellt.
Auf der Negativ-Seite blieben für meinen
Geschmack lediglich das recht laute Motorgeräusch
und der in Abständen lautstark
losratternde Kompressor.
Sehr schön fand ich auch die achtachsigen
Tw 801 bis 812, zumal sie sich fast alle
(Ausnahme: Tw 801) noch in der klassischen
beigen Lackierung präsentierten.
Beim Betreten der Wagen allerdings fühlte
Der Tw 541 hat die Endstelle Lechhausen erreicht und wird gleich in das Wendedreieck vor der
Wagenhalle zurückstoßen. Erste Arbeiten für die Verlängerung zum Neuen Ostfriedhof, die am
10. September 1994 in Betrieb genommen werden wird, haben begonnen
Fünfachs-Tw 537 hat am 23. März 1994 stadtauswärts fahrend die Haltestelle Senkelbach erreicht,
während im Hintergrund ein gleichartiger Triebwagen in Richtung Fischertor fährt
man sich mit einem Schlag in die 1970er-
Jahre zurückversetzt: Das gesamte Gestühl
präsentierte sich in der Modefarbe dieser
Zeit – in einem schrillen Orange. „Fehlen
nur noch die Abba-Poster und die Pril-Blumen“,
notierte ich ironisch dazu. Alle anderen
Wagen zeigten sich in der einige Jahre
zuvor eingeführten weiß-grünen Farbgebung.
Ganzreklamen gab es zu meiner Freude
nicht.
Reger Rangierbetrieb
an Gleisdreiecken
Neben der Betriebshofbesichtigung befuhr
ich die Strecken nach Lechhausen, Oberhausen
und Kriegshaber und lief das sehenswerte
Stück der Linie 2 zwischen Rathaus
und Fischertor ab. Durch den
Fünf-Minuten-Takt musste man nie lange
auf Fotomotive warten. An den Endstellen
Lechhausen und Kriegshaber dienten als
Wendemöglichkeit die Gleisdreiecke im
Vorfeld von nicht mehr benötigten Wagenhallen,
so dass angesichts der dichten Taktfolge
ständig Betrieb mit mindestens zwei,
oft auch drei rangierenden Wagen herrschte.
Abgesehen vom Wetter, das sich überwiegend
grau und wolkenverhangen zeigte,
war ich daher mit der Ausbeute dieses Tages
mehr als zufrieden. STEFAN HINDER
Und 20 Jahre danach?
Augsburg hat sein Straßenbahnnetz zwischenzeitlich
fast verdoppelt – es ist von knapp 26 im
Jahr 1994 auf aktuell 45,4 Kilometer Länge gewachsen.
Neben den Streckenverlängerungen
zum Neuen Ostfriedhof, nach Augsburg-West
und Augsburg-Nord entstanden die neuen Straßenbahnlinien
3 nach Haunstetten-West und 6
nach Friedberg-West. Letztere ist größtenteils
ein verlängerter Wiederaufbau der 1960 stillgelegten
Linie 6 nach Hochzoll.
Vom alten Wagenpark sind nur noch sieben
der M8C-Wagen von 1985 im Einsatz (Tw 8002
und 8004 bis 8009). Der Rest besteht aus 79
Niederflurwagen mittlerweile dreier verschiedener
Typen.
72 STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Fundstück des Monats
FOLGE 17
Hall in Tirol
Unterer Stadtplatz
Grau und unscheinbar, aber es steht noch: das Depot der ehemaligen Überlandstraßenbahn von Innsbruck in Hall in Tirol.
Bis 1974 verbrachten darin Trams die Nacht. Die Aufnahme entstand am 28. April 2014
BERNHARD KUSSMAGK
Vergessener Betriebshof
Vor 40 Jahren endete der Straßenbahnverkehr von Innsbruck nach Hall in Tirol. Dort erinnert jedoch
bis heute ein kleines Depot an diese knapp zwölf Kilometer lange Überlandstrecke mit 1.000
Millimeter Spurweite. Doch welche Straßenbahnfahrzeuge übernachteten dort einst?
Der Untere Stadtplatz in Hall in Tirol bietet eine prächtige mittelalterliche
Kulisse. Schweift der Blick nach Westen, fällt ein unscheinbares
Gebäude kaum auf. Für Nahverkehrsfreunde stellt es jedoch etwas
Besonderes dar – beim näheren Hinsehen ist es rasch als ehemaliges Depot
identifiziert. Bis zum Abend des 8. Juni 1974 endete die Überlandstraßenbahnlinie
4, vom Innsbrucker Hauptbahnhof kommend, am
Unteren Stadtplatz.
Die 4 – genannt „der Haller“ – gehörte bereits ab dem 1. Juni 1891
zum Stadtbild Halls, zunächst noch als Dampfstraßenbahn. In den
Jahren 1909/10 elektrifizierte die Localbahn Innsbruck – Hall in
Tirol (L.B.I.H.i.T.) die meterspurige Strecke in zwei Abschnitten.
Gegen den Willen der Verkehrsbetriebe verfügte die Stadt Innsbruck
die Stilllegung der 4, um einen vergleichsweise geringen Betrag im
Zuge der Neuerrichtung einer Brücke während der Vorbereitungen
auf die Olympischen Winterspiele 1976 zu sparen, bei der die Straßenbahn
„störte“. Das Ende des Hallers erfolgte unter großer Anteilnahme
der Bevölkerung. Trotz Eingleisigkeit, sehr altem Wagenmaterial
und dünnem Halbstundentakt war die Linie wegen ihrer
Zuverlässigkeit äußerst beliebt. Gerade jener alte Wagenpark der
Grazer Waggonfabrik war ein Fest für alle Verkehrsfreunde, zogen
die schweren, hohen, vierachsigen, knapp zwölf Meter langen Triebwagen
aus dem Jahr 1909 doch zwei bis vier leichte, niedrige, zweiachsige,
knapp sechs Meter kurze Beiwagen aus der Dampfbahnära,
die während der raschen Fahrt nett hin- und hertänzelten.
1976 kauften die Innsbrucker Verkehrsbetriebe sechsachsige Zweirichtungswagen
der Hagener Straßenbahn, die sich für eine Modernisierung
der meist schnurgerade verlaufenden Linie 4 geeignet
hätten. Durch eine zusätzliche Ausweiche wäre ein 15-Minuten-Takt
möglich gewesen, zu spät ...
Heute erinnert mit Ausnahme des kleinen Depots fast nichts mehr an
den Haller. Im Zuge der geplanten Regionalbahn soll die Tram in moderner
Form, wenn auch mit anderer Streckenführung, zumindest
teilweise wieder aufleben, denn zumindest bis nach Rum (zwischen
Innsbruck und Hal gelegen) wird die Straßenbahn in einigen Jahren
wieder fahren.
BERNHARD KUSSMAGK
Mehr Erinnerungen an die Haller Lokalbahn:„Rendezvous mit
Linie 4“ in STRASSENBAHN MAGAZIN 8/2010, Seiten 92 bis 95
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
73
■ Miniatur-Nahverkehr: Anlagen, Fahrzeuge, Tipps und Neuheiten
m sm-modell@geramond.de
11. Internationale Modellstraßenbahnausstellung
Kleine Bahn...
ganz groSS
Plauener StraSSenbahn
Tradition verbindet
17.05.14 von 10 bis 18 Uhr & 18.05.14 von 12 bis 17 Uhr
in der Veranstaltungsshalle „Möbel biller“ Plauen
Minitram groß
im Möbelhaus
Kleine Bahn ganz groß ■ Schon zum elften
Mal zeigten Hobbyfreunde einem breiten
Publikum Fahrzeuge und Anlagen. Diesmal
war ein Möbelkaufhaus in Plauen Treffpunkt
der europäischen Modellstraßenbahnszene
Im letzten Jahr berichteten wir
vom Modelltramtreffen in Chemnitz,
wo schon bei Öffnung der
Ausstellung eine so große Menschenmenge
in die Bushalle der Verkehrs-AG
stürmte wie man es sonst
nur von Kaufhäusern kennt, wenn die
Meute danach über die Sonderangebote
herfallen kann. Dieses Jahr fand
„Kleine Bahn ganz groß“ (KBGG) nun
tatsächlich in einem Kaufhaus statt.
„Möbel Biller“ am Plauener Rosa-
Luxemburg-Platz war Mitte Mai für
ein Wochenende der Mittelpunkt der
europäischen Modellstraßenbahnszene.
In der angeschlossenen Veranstaltungshalle
zeigten 43 Aussteller
mit rund 180 Teilnehmern unter von
der Decke baumelndem Weihnachtsschmuck
ihre Modelle und Anlagen.
Jedes dieser vier Spur-IIm-Trammodelle hat einen anderen Erbauer. Den
ET57 der Gothaer Straßenbahn (o. l.) fertigte der Gothaer Thomas Pferner
aus einem Bausatz von Yannick Schäffner. Den Hallenser Lindner-
Zug (o. r.) bauten Jens Huschina und Joachim Piest aus Berlin. Der gelbe
Oldtimer mit der Nummer 11 ist Thomas Pferners Umbau aus einem
LGB-Modell. Der moderne Erfurter MGT6 (kl. Foto) ist ein Eigenbau von
Andreas Lange aus Erfurt, den jetzt Frank Findeis aus Plauen sein Eigen
nennt. Die Anlage gehört den Spur-II-Freunden um Jens Huschina
74 strassenbahn magazin 7|2014
Kleine Bahn ganz gro
Die „Modulfreunde Nürnberg“ sind wie der „Modulbau Nürnberg“ eine
Interessengemeinschaft, die nach gleichen Normen baut und fährt
Erwin Löw von den Modulfreunden nennt seine H0-Anlage „Löwenstein“.
Die Stadt hat kein echtes Vorbild, soll nur gut zur Tram passen
Auf der Anlage der Spur-II-Freunde zeigte Thomas Findeis aus Plauen (l.)
seinen Niederflurwagens MGT6D, den Andreas Lange aus Erfurt baute
Zur Braunschweiger IG Nahverkehr gehören auch Frauen. Tine Kasch
(neben Mobaleiter Alex Schwieger) organisiert die Reisen des Vereins
War die Chemnitzer Bushalle 2013
schon wegen schlechter Lichtverhältnisse
in die Kritik geraten, konnte der
Möbelladen hier noch einen draufsetzen.
Mit „dunkel wie in der U-Bahn“
brachte es Götz Renker aus Leipzig
auf den Punkt. Rund 2.100 zahlende
Besucher hatten aber trotzdem ihre
Freude an den 32 Anlagen. Dank des
verkaufsoffenen Sonntags riss der
Zuschauerzustrom am zweiten Tag
nicht ab. Auch immer mehr Hersteller
nutzten KBGG, um ihr Programm
den Kunden näher zu bringen. Während
es für die sächsischen Anbieter
wieder ein Heimspiel war, hatte die
Navemo AG aus Zürich die weiteste
Anfahrt nach Plauen.
Viel Aufmerksamkeit konnten die
Spur-II-Freunde um Jens Huschina
mit ihrer großen Gartentram auf sich
ziehen. Noch größer war‘s nur beim
Plauener Heiko Puchta mit seinen
1:10-Fahrzeugen. Auch den noch
unfertigen Zuwachs für seinen Fahrzeugpark,
einen RT6 von Tatra in der
Ausführung fürs böhmische Reichenberg
(Liberec), hatte er dabei.
Die Magdeburger Straßenbahnfreunde sind mit ihrer Modulanlage, die
vorwiegend heimatliche Gegebenheiten umsetzt, seit Jahren dabei
Alle Magdeburger Straßenbahnfreunde sind an ihren grünen T-Shirts zu
erkennen, so auch Thorsten Löbl, der hier den Teil „Schönebeck“ bedient
strassenbahn magazin 7|2014 75
aßenbahn im Modell
Eine GT6N und eine Variobahn warten ihre Pausenzeiten auf Tobias Ruschels
H0-Modul „Gustav-Adolf-Straße“ der „IG Modulbau Nürnberg“ ab
Dieter Gropp lässt auf seiner H0-Anlage noch einmal die DDR-Gewerkschaft
FDGB den „Kampftag der Arbeiterklasse“ auf der Straße feiern
Von Johannes Keller-Harmsen stammen die 3-D-Modelle der Timis-II-
Züge nach Vorbildern von Iasi (l.), Arad (r.) auf der Modulbau-Anlage
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sind mit allen Details ausgerüstet
und verfügen über perfekt
wirkende Fahrwerke.
Auch Modelltram-Urgestein Alfred
Spühr war unter den Besuchern. Bis
vor einigen Jahren hatte der 80-Jährige
noch selbst als Aussteller an KBGG
teilgenommen. Besonders die auch in
Plauen wieder gezeigte kleine H0-Anlage
von Werner Jurkowski hatte es ihm
angetan. „Da kann ich ewig zuschauen,
denn der Betrieb mit den Selbstbaumodellen
aus Messing läuft problemlos“,
freut sich der Osnabrücker.
Die vorbildentsprechende Geschwindigkeit
(oder besser Langsamkeit) der
vom Berliner Jurkowski gefahrenen
Modelle gefiel Spühr. In den Straßenbahnen
manch anderer Anlage möchte
er besser kein Fahrgast sein. „Zu hohes
Tempo mit teils sehr schlechter Gleisla-
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Unter Holger Otts H0-Anlage fährt eine Unterpflasterstraßenbahn. Dank
des Dreischienengleises kann er auch Meterspur-Triebwagen einsetzen
ge sowie häufigen Unterbrechern und
Entgleisungen“ weckten in ihm nur
gedämpfte Begeisterung.
Hohe Kosten, wenig Zeit
Es gab aber auch viel Lob für den
Einsatz der Teilnehmer. Thomas
Hildebrand aus Erfurt zeigte sich
begeistert, dass „sie alle ihre Reise-
und Hotelkosten selber tragen und
trotzdem so zahlreich bei der Veranstaltung
dabei sind“. Er bedauerte
nur, als Teilnehmer selbst kaum Zeit
zum ausführlichen Besuch der anderen
Aussteller zu haben. Götz Renker
nannte KBGG in Plauen „eine recht
schöne Veranstaltung, die wie immer
gut durchorganisiert war“.
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76 strassenbahn magazin 7|2014
Kleine Bahn ganz gro
Schon jetzt stehen auch die nächsten
beiden Veranstaltungsorte für
„Kleine Bahn ganz groß“ fest: 2015
in Schwerin und 2016 mit Hamburg
endlich auch mal wieder in den alten
Bundesländern. Der Termin im April
2015 in Schwerin stößt aber nicht auf
einhellige Zustimmung. SM-Autor
Guido Mandorf weiß: „Die Veranstaltung
soll in einem ungeheizten Lokschuppen
stattfinden, sodass schon
viele ihre Teilnahme abgesagt haben,
um ihre Anlagen zu schonen.“ Alfred
Spühr meint dazu wenig prophetisch,
dass „wir uns da alle wohl sehr warm
anziehen müssen“.
JOG
Von Ingbert Neumeister stammt dieser H0-Eigenbau eines GT8-70D/N. Das Vorbild des Messing-Ätzmodells hat
Siemens für die Verkehrsbetriebe Karlsruhe gebaut. Die Modellteile wurden in einem Metallätzwerk gefertigt
L. BÄR, R. FELGENTREU, H. GIERAMM (2), TH. HILDEBRAND (5), H. OTT (2), G. RENKER (2), S. SCHÄFER (2)
Dieter Gropp aus Gera zeigte auf seiner H0-Anlage einen Kriegseinheitsobus,
der vorbildgerecht unter Oberleitung die Modellstraßen befuhr
Der japanische Typ 60 Biwako Go kommt als N-Modell von Modemo
Die meisten Bilder dieses Berichts wurden mit Langzeitbelichtung aufgenommen.
Wie dunkel es wirklich im Plauener Möbelhaus war, zeigt diese
Aufnahme, die an der Anlage der „Modulfreunde Nürnberg“ entstand
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Rivarossi zeigte diesen Dortmunder Rewe-Stadtbahnwagen für H0
Nürnberger Messe-Nachwehen
■ Auch gut fünf Monate nach der
Nürnberger Spielwarenmesse gibt
es noch einige Neuheiten und Korrekturen
zu vermelden.
Paul Sassen von Skiptram, der
selbst nicht auf der Messe war,
wollte uns durch einen Mittelsmann
einen Tauschantrieb für Limas H0-
Sechsachser vorstellen. Da dies
nicht geklappt hat, reichen wir das
Teil hier jetzt nach.
Das im letzten Teil des Messeberichts
der Firma NPE als Neuheit
zugeschriebene Rillengleissystem
für N und Nm und die Modelle der
Sóllertram und des Baseler Triebwagen
Ce 2/2 stammen tatsächlich
vom Hersteller N-Tram.
Wie wir es voraus gesehen haben,
ziehen sich immer mehr Tramhersteller
von der Spielwarenmesse
zurück. Jetzt hat auch Bernhard
Eng von Navemo mitgeteilt, dass
man 2015 nicht mehr in Nürnberg
ausstellen werde. Offenbar hat die
Messegesellschaft den Trend erkannt.
Seit Ende Mai versucht man
nun unter „Bahn frei für Kleinserienhersteller“
den Abgang mit neuen
Angeboten aufzuhalten. JOG
Skiptrams Tauschantrieb soll Limas H0-Sechsachser ertüchtigen
strassenbahn magazin 7|2014 77
Ihre Seiten: Ergänzungen, Anmerkungen, Kritik und Anregung
ö
:
*
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0 89 – 13 06 99-700
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STRASSENBAHN MAGAZIN
Postfach 40 02 09 · 80702 München
Zu „Erfurts Tw 121“
(SM 6/2014)
Wagen stand länger
im Spreewald
Leider hat sich in den Artikel doch
noch ein Fehler eingeschlichen, den ich
aber selbst verursacht habe. Die Umsetzung
vom Flugplatzmuseum Cottbus
zum Museum nach Burg erfolgte nicht
erst am 15. Januar 2010, sondern bereits
am 15. Januar 2009. Leider bin ich erst
nach Druckbeginn auf meinen Schreibfehler
gestoßen.
Ulrich Thomsch, Cottbus
Zu „Einst & Jetzt“ (SM 5/2014)
Beiwagen genau
bestimmbar
Der Autor des Textes war sich nicht
ganz sicher, mit welchen Beiwagen die
beiden Züge behangen sind. Ich kann
helfen: Von den äußerlich erkennbaren
größeren Unterscheiden
zwischen den
Beiwagentypen
B24 und
dem Foto nur die Trittstufen zu sehen.
Der Typ B24 hat Trittkästen mit einer Stufe
und der Typ B25 solche mit zwei Stufen.
So ist der Zug der Linie 60 mit dem
Typ B25 behangen und der von der Linie
75/76 mit dem Typ B24.
Manfred Keste, Berlin
Zu „Triebwageneinsätze in
Doppeltraktion“ (SM 4/2014)
Teils auch andere Doppelpacks
unterwegs
Nach meinen Beobachtungen sind
die in der Tabelle auf Seite 20 angegebenen
Daten zu Karlsruhe so nicht ganz
richtig: Im Bereich der Straßenbahn
konnte ich Doppeltraktionen bisher nur
auf der Linie 1 sowie S2 – und dann lediglich
aus zwei GT6-70-D/N gebildet –
ausmachen. Die achtachsigen Wagen
waren immer nur solo anzutreffen. Dass
bei der Gleichstrom-Stadtbahn S1/11
nie zwei GT8-80C zusammen unterwegs
sind, stimmt so auch
nicht – siehe Bild. Vermutlich
wird verwendet, was
gerade verfügbar ist.
Hannover: An der Haltestelle Auestraße traf Achim Uhlenhut am 8. März
2014 diesen außerregulären Langzug an, den Tw 6202 führte
In Richtung Norden, auf der Hardtbahn,
sind Doppeltraktionen mindestens
bis Leopoldshafen zu beobachten. Dort
werden die Züge getrennt, wobei der
erste Wagen nach Hochstetten weiterfährt
und der zweite zum KIT Campus
Nord (Forschungszentrum) abzweigt
(Mitfahrt nur für Berechtigte). In Richtung
Süden, auf der Albtalbahn, werden
die meisten Doppeltraktionen in Ettlingen
getrennt. Der erste Wagen fährt
nach Bad Herrenalb bzw. Ittersbach weiter,
der zweite wendet in der Schleife am
Ettlinger Albgaubad, um nach Karlsruhe
Gerd Jänsch fotografierte auf der Karlsruher Gleichstrom-Stadtbahn S1/11 im
Juni 2010 diese beiden GT6-70D in Doppeltraktion an der Europahalle
B25 sind auf
78
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
Preisträger des großen Gewinnspiels
Im STRASSENBAHN MAGAZIN 3/2014 luden wir alle Leser zu einem großen Gewinnspiel gemeinsam mit BAHN EXTRA und LOK MAGAZIN ein. Aus der Vielzahl der Einsendungen mit
dem richtigen Lösungswort „Gotha“ wurden folgende 50 Preisträger ausgelost. Die ausgeschriebenen Preise wurden an die Gewinner bereits verschickt.
Vorname Name Ort
Gabriele Beckmann Bad Deynhausen 1. Platz
Helmut Vogeley Laubach 2. Platz
Peter Salomson Stockholm (S) 3. Platz
Hans J. Schubert Erfurt 4. Platz
Maik Schüßler Berlin 5. Platz
Morten Nielsen Fredericia (DK) 6. Platz
Werner Rupp Heilbronn 7. Platz
Marko Hahn Naumburg 8. Platz
Hans-Joachim Herbel Stuttgart 9. Platz
Rolf Gebigke Renchen 10. Platz
Peter Dütsch Hückeswagen 11. Platz
Christoph Koch Mittenaar 12. Platz
Roland Söder Helsa 13. Platz
Berthold Krebs Bergtheim 14. Platz
Dirk Bachmann Cuxhaven 15. Platz
Klaus Illmer Stuttgart 16. Platz
Rainer Fischer Arnsberg 17. Platz
Vorname Name Ort
Michael Frei Würenlos (CH) 18. Platz
Arnd Bagusat Monheim 19. Platz
Till Schüler Leipzig 20. Platz
Horst Sternberg Berlin 21. Platz
Ludger Müller Gelsenkirchen 22. Platz
Uwe Schlüter Hildesheim 23. Platz
Hubert Müller München 24. Platz
Klaus Lindner Berlin 25. Platz
Barbara Heinrich Niederdorfelden 26. Platz
Hans-Joachim Porep Perleberg 27. Platz
Marcel Templin Berlin 28. Platz
Marc Kessler Hamburg 29. Platz
Ludwig Dünbier Freiburg im Breisgau 30. Platz
Bertram Juelich Oberwinter 31. Platz
Martin Müller Rossdorf 32. Platz
Gunther Ottens Hemmoor 33. Platz
Rolf Bäumler Nackenheim 34. Platz
Vorname Name Ort
Hannelore Schlüter Hildesheim 35. Platz
Joe Schmitz Rotterdamm (NL) 36. Platz
Hans Wesner Berlin 37. Platz
Sebastiaan Eshuis Auderghem (B) 38. Platz
Stefan Schäfer Schöffengrund 39. Platz
Alex de Montigny Ettelbruck (L) 40. Platz
Helmut Mayer Ingolstadt 41. Platz
Ulrich Schüz Karlsruhe 42. Platz
Ulrich Schweers Brühl 43. Platz
Holger Biermann Merzig 44. Platz
Ullrich Taube Krandenburg 45. Platz
Carsten Drescher Magdeburg 46. Platz
Ulrich Betten Iserlohn 47. Platz
Günther Klebes Erlangen 48. Platz
Matthias Gey Bannewitz 49. Platz
Bernhard Senft Schliengen 50. Platz
verkehrende Züge wieder zu verstärken
oder im „Bw“ abgestellt zu werden. In
den Verkehrsspitzen unterbleibt vereinzelt
die Zugteilung in Ettlingen, wodurch
dann auch im Bereich Ettlingen-Bad Herrenalb/Ittersbach
Doppeltraktionen anzutreffen
sind. Gerd Jänsch, Leipzig
Doppeltraktion für
Fußballfreunde
Auf der Linie 17 kommen in Hannover
regulär nur Solo-Triebwagen zum Einsatz.
Anlässlich von gutbesuchten Fußballspielen
verkehren jedoch auch hier
„Langzüge“, wie in Hannover Stadtbahn-Doppeltraktionen
genannt werden.
Anbei finden Sie eine Aufnahme, die einen
solchen Zug an der Haltestelle Auestraße
zeigt.
Achim Uhlenhut, Hannover
Zweifel an Plänen für
Frankfurts Linie 11
Im Artikel steht auf Seite 22 zur Linie
11 in Frankfurt am Main, dass es geplant
sei, diese auf lange Sicht in Doppeltraktion
verkehren zu lassen. Das ist falsch.
Weder sind die dafür nötigen Fahrzeuge
bestellt, noch sind die umgebauten Haltestellen
auf der Hanauer Landstraße dafür
geeignet. Richtig ist, dass im Jahr
2013 neun S-Wagen nachgeliefert wurden.
Diese werden aber zur Aufstockung
des zu knappen Wagenparks benötigt.
Auch wurde aus Kostengründen die
Nachbestellung von ursprünglich zehn
auf neun Wagen gekürzt. Um die Linie
11 in Doppeltraktion fahren lassen zu
können, wären aber mindestens 20 Wagen
nötig, da in der Hauptverkehrszeit
(7,5-Minuten-Takt) 19 Kurse auf der Linie
11 unterwegs sind. Beim 10-Minuten-
Takt sind es immer noch 14 Kurse. Auch
die barrierefrei umgebauten Haltestellen
Daimlerstraße, Dieselstraße, Hugo-Junkers-Straße
und Arthur-von-Weinberg-
Steg (bis Dezember 2013 Fechenheim
Post) sind nach wie vor nur einfache Haltestellen
mit 30-Meter-Bahnsteigen und
somit nicht für Doppeltraktionen geeignet.
Lediglich die Haltestelle Daimlerstraße
in Richtung Fechenheim hat (wie auch
schon vor dem Umbau) einen 60-Meter-
Bahnsteig, weil sie als Doppelhaltestelle
dem Umstieg der Fahrgäste aus der Linie
12 von Bornheim kommend in die Linie
11 dient.
Bertram Barten, Frankfurt am Main
Reise durch ein anderes Duisburg
Zwei Straßenbahnlinien und eine
Stadtbahnlinie: Wer sich heute das
Duisburger Schienennetz anschaut, der
ahnt nicht, wie weit verzweigt und
vielfältig die Straßenbahn in Duisburg
noch in den 1950er- und 1960er-Jahren
daher kam. Seit Anfang des 20.
Jahrhunderts hatten sich mehrere Straßenbahnbetriebe
in der Stahlstadt gegründet
und jedes Jahr Millionen Fahrgäste
zu den Thyssen-Werken, den
Zechen oder an den Rhein gebracht.
Neben den heute noch existierenden
Normalspurstrecken gab es auch viele
Meterspurlinien, die bis in die linksseitigen
Duisburger Vororte reichten.
Der Bildband „Die Duisburger Straßenbahn“
der Zeitzeugenbörse Duisburg
greift die Entwicklung der Duisburger
Straßenbahn von den Anfängen bis
zur Eröffnung des Innenstadttunnels
1992 anschaulich und gut gegliedert auf.
So sind die Bildstrecken nach den verschiedenen
Straßenbahnbetrieben eingeteilt,
es gibt zum Beispiel eine eigene Rubrik
für die früher eigenständige
Hamborner Straßenbahn
Die Autoren greifen dabei sowohl auf
Fotografien als auch auf historische Ansichtskarten
zurück. Der Schwerpunkt
liegt auf der Zeit vor 1970, Aufnahmen
von den zahlreichen Umbau-Gelenkwagen
finden sich kaum. Unter dem Strich
zeigt der Bildband aber viele spannende
und selten gezeigte Motive, wie die Straßenbahn
vor dem alten Hauptbahnhof,
in Neuenkamp oder Alsum. Die Bildtexte
machen es oft leicht, selbst stark veränderte
Orte wiederzuerkennen. Die Qualität
der Aufnahmen ist nicht immer gleich
gut, einige ältere Fotografien sind leider
sehr unscharf und man hat den Eindruck,
dass sie zu stark vergrößert worden sind
– oder dass mit moderner Bildbearbeitung
mehr drin gewesen wäre. Zudem
findet der eingefleischte Nahverkehrsfreund
ein paar inhaltliche Fehler: So
wird ein Lizenzbau in Graz als ex Duisburger
„Typ Mannheimer“ bezeichnet.
Trotzdem: Wer sich für die Duisburger
Straßenbahn und die Stadtgeschichte interessiert,
der wird beim Stöbern in diesem
Buch viel Freude haben.
CHRISTIAN LÜCKER
Zeitzeugenbörse Duisburg e.V.:
Die Duisburger Straßenbahn,
128 Seiten 23,5 x 17,0 cm, ca. 200
SW-Fotos, Sutton-Verlag, Erfurt
2014, ISBN 978-3-95400-361-7,
Preis: 19,99 Euro
STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2014
79
Forum
80
Termine
21. Juni, Halle (Saale): Die Hallesche
Straßenbahnfreunde e.V. laden von 11 bis
17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot
auf die Seebener Straße 191 ein
22. Juni, Berlin: Themenfahrten mit historischen
Straßenbahnen in Berlin; Beginn
der 2,5-stündigen Rundfahrten jeweils 11
und 14 Uhr; Fahrpreise: Erwachsene 6,–
Euro, Kinder die Hälfte, Fahrscheine in den
Wagen erhältlich, keine Platzreservierung;
Informationen ca. zwei Wochen vor der
Fahrt unter www.dvn-berlin.de oder
030/256 33 880
28. Juni, Magdeburg: Ausflug in die
Sommerfrische – eine Reise in die Anfangszeit
der elektrischen Straßenbahn,
Abfahrten 14 und 16 Uhr von der Hartstraße
(neben dem Rathaus). Das Zeitreise-Ticket
kostet 12 Euro – im Vorverkauf
beim Verein Feuerwache am Ambrosiusplatz
erhältlich, Kartentelefon 0391/60 28
09
22. Juni, München: Öffnungstag des
MVG-Museums in der Ständlerstraße 20
von 11 bis 17 Uhr
5. Juli, Augsburg: Rundfahrten von avg
und „Freunden der Augsburger Straßenbahn
e.V.“ (F.d.A.S.) mit KSW Nr. 506, bei
technischen Defekten GT 8; Abfahrt Königsplatz,
B2: 14.05, 15.05 und 16.05
Uhr, Fahrscheine beim Schaffner im Wagen,
Erwachsene 3 Euro, Kinder 1, 50
Euro (Mitglieder von Straßenbahnvereinen
frei)
5. Juli, Bochum: Nostalgischer Straßenbahnverkehr
Gelsenkirchen Hbf – Essen
Hbf; sieben mal stündlich ab 11.17 Uhr
Ob Tag der offenen Tür, Sonderfahrt oder Sym posium:
Veröffentlichen Sie Ihren Termin hier kostenlos.
Fax (0 89) 13 06 99-700 · E-Mail: redaktion@geramond.de
bzw. von Essen Hbf ab 11.04 Uhr bis nach
18 Uhr
5. Juli, Döbeln: Öffentliche Fahrtage der
Pferdestraßenbahn, jeweils 10 bis 12.30
und 14 bis 17 Uhr. Die Fahrten beginnen
am Pferdebahnmuseum, Niederwerder 6.
Das Museum ist Dienstag bis Freitag 10 bis
17 Uhr und sonnabends 9.30 bis 12.30 Uhr
geöffnet (an den o. g. Fahrtagen bis 17 Uhr)
5. Juli Freiburg: die Oldtimerlinie 7 verkehrt
aufgrund von Bauarbeiten 2014 auf
der Route Haid/Munzinger Straße – Weingarten
– Technisches Rathaus – Hauptfriedhof
– Hornusstraße – Zähringen/Gundelfinger
Straße; die Mitfahrt ist kostenfrei, es
werden aber limitierte Spenden-Sonderfahrscheine
zum Erhalt der Wagen angeboten,
Betriebszeit 9.26 bis 17.19 Uhr
5., 12. und 19. Juli, Halle (Saale): Die Hallesche
Straßenbahnfreunde e.V. laden von 11
bis 17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot
auf die Seebener Straße 191 ein; am 12. Juli
Sonderthema: „50 Jahre Halle-Neustadt“
5./6. Juli, Stuttgart: Doppeljubiläum „75
Jahre Killesbergbahn und 25 Jahre Straßenbahnmuseum“.
Öffnungszeiten der Straßenbahnwelt
10 bis 17 Uhr. Fahrbetrieb mit
der Oldtimerlinie 21 und der Oldtimer-Buslinie
23E. Am So zusätzlich Rundfahrten auf
der Depotschleife. Dampflokfest und Mehrzugbetrieb
auf der Liliputbahn im Höhenpark
Killesberg. Oldtimer-Busshuttle zwischen
Killesberg und Straßenbahnwelt.
Weitere Besuchstage der Straßenbahnwelt
mit Fahrbetrieb sind der 13., 20. und 27.
Juli. Nähere Informationen www.strassenbahnwelt.com
bzw. www.shb-ev.info
In diesen Fachgeschäften erhalten Sie das STRASSENBAHN MAGAZIN
Postleitzahlgebiet 0
Thalia-Buchhandlung, 02625 Bautzen,
Kornmarkt 7 · Fachbuchhandlung
Hermann Sack, 04107 Leipzig,
Harkortstr. 7
Postleitzahlgebiet 1
Schweitzer Sortiment, 10117 Berlin,
Französische Str. 13/14 · Loko Motive
Fachbuchhandlung, 10777 Berlin,
Regensburger Str. 25 · Modellbahnen
& Spielwaren Michael Turberg, 10789
Berlin, Lietzenburger Str. 51 · Buchhandlung
Flügelrad, 10963 Berlin,
Stresemannstr. 107 · Modellbahn-
Pietsch, 12105 Berlin, Prühßstr. 34
Postleitzahlgebiet 2
Roland Modellbahnstudio,
28217 Bremen, Wartburgstr. 59
Postleitzahlgebiet 3
Buchhandlung Decius, 30159 Hannover,
Marktstr. 52 · Train & Play, 30159
Hannover, Breite Str. 7 · Pfankuch
Buch, 38023 Braunschweig, Postfach
3360 · Pfankuch Buch, Kleine Burg
10, 38100 Braunschweig
Postleitzahlgebiet 4
Menzels Lokschuppen, 40217 Düsseldorf,
Friedrichstr. 6 · Goethe-Buchhandlung,
40549 Düsseldorf, Will -
stätterstr. 15 · Modellbahnladen Hilden,
Hofstr. 12, 40723 Hilden · Fach -
buchhandlung Jürgen Donat, 47058
Duis burg, Ottilienplatz 6
Postleitzahlgebiet 5
Technische Spielwaren Karin Lindenberg,
50676 Köln, Blaubach 6-8 ·
Modellbahn-Center Hünerbein, 52062
Aachen, Augustinergasse 14 · Mayersche
Buchhandlung, 52064 Aachen,
Matthiashofstr. 28-30 · Buchhandlung
Karl Kersting, 58095 Hagen, Berg -
str. 78
Postleitzahlgebiet 6
Kerst & Schweitzer, 60486 Frankfurt,
Solmsstr. 75
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Stuttgarter Eisenbahn-u.Verkehrsparadies,
70176 Stuttgart, Leuschnerstr.
35 · Buch hand lung Wilhelm Messerschmidt,
70193 Stuttgart, Schwabstr.
96 · Buchhandlung Albert Müller,
70597 Stutt gart, Epplestr. 19C · Eisen -
bahn-Treffpunkt Schweickhardt,
71334 Waiblingen, Biegelwiesenstr.
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72072 Tübingen, Unter dem Holz 25 ·
Buch verkauf Alfred Junginger, 73312
Geis lingen, Karlstr. 14 · Service rund
ums Buch Uwe Mumm, 75180 Pforzheim,
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Mössner, 79261 Gutach, Landstr.
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Postleitzahlgebiet 8
Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto,
80634 München, Schulstr. 19 ·
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Augsburg, Gögginger Str. 110 · Verlag
Benedikt Bickel, 86529 Schroben -
hausen, Ingolstädter Str. 54
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Buchhandlung Jakob, 90402 Nürnberg,
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Gisela Scholz, 90451 Nürnberg,
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Helmut Sigmund, 90478 Nürnberg,
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Beckenkeller 2 · Fried rich Pustet & .,
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Buchhandlung Herder, 1010 Wien,
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1020 Wien, Novaragasse 47 · Technische
Fachbuch handlung, 1040 Wien,
5./6. Juli, Nürnberg: Öffnungstag im
Historischen Straßenbahndepot St. Peter
von 10 bis 17.30 Uhr (17 Uhr letzter Einlass),
während der Öffnungszeiten fährt
die historische Burgringlinie 15 entlang
der Nürnberger Altstadt
6. Juli, Bochum: „Glückauf-Tour“ –
Bergbau-Geschichte und -Geschichten
der Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft
BOGESTRA e.V., Treffpunkt 11 Uhr
am Btf. Engelsburg, Essener Str. 125; Erwachsene
49,– Euro, Kinder/Jugendliche
35,– Euro pro Person, ca. sechs Stunden,
Fahrscheine über die Stadt- und Touristinfo
Gelsenkirchen im Hans-Sachs-Haus,
Tel. 02 09/169 3968
12. Juli, Dresden: Das Straßenbahnmuseum
Dresden öffnet anlässlich der Museumssommernacht
von 17 bis 1 Uhr, siehe
www.strassenbahnmuseum-dresden.de
13. und 27. Juli, München: Öffnungstag
des MVG-Museums in der Ständlerstraße
20 von 11 bis 17 Uhr
20. Juli, Bochum: „MuseumsExpress“
Bochum Hbf – Bf Dahlhausen (S); fünf
Abfahrten in Bochum zwischen 11.02
und 17.02 Uhr sowie von Dahlhausen
zwischen 11.51 und 17.51 Uhr
20. Juli, Leipzig: Der „Historische Straßenbahnhof
Leipzig-Möckern“ hat von
10 bis 17 Uhr geöffnet. Stündlich pendelt
im Zubringerverkehr die Linie 29E mit historischen
Wagen zwischen dem Museum
und der Innenstand und es finden Sonderfahrten
mit historischen Wagen statt.
Weitere Informationen unter: www.strassenbahnmuseum.de
Wiedner Hauptstr. 13 · Leporello – die
Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.
17 · Buchhandlung Morawa,
1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung
J. Heyn, 9020 Klagenfurt,
Kramergasse 2-4
Belgien
Musée du Transport Urbain Bruxellois,
1090 Brüssel, Boulevard de Smet de
Naeyer 423/1
Tschechien
Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1
Klimentska 32
Dänemark
Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -
husene, Brandvaenget 60
Spanien
Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad
de Elche 5
Großbritannien
ABOUT, GU46 6LJ, Yateley,
4 Borderside
Niederlande
van Stockum Boekverkopers, 2512
GV, Den Haag, Westeinde 57 · Norsk
Modell jernbane AS, 6815 ES, Arnheim,
Kluizeweg 474
Nummer 297 • 7/2014 • Juli • 45. Jahrgang
Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
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Layout: Karin Vierheller
Litho: Cromika, Verona
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GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die
Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend
mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei
die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.
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WOLFGANG MEIER
Liebe Leser,
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Freunde, die
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für die
Straßenbahn
mit all Ihren
Facetten begeistern
wie Sie? Dann empfehlen
Sie uns doch weiter! Ich freue mich
über jeden neuen Leser
Juwelenjagd in Esslingen – das war die END
Ihr Nimbus ist ungebrochen: Die am 28. Februar 1978 eingestellte Straßenbahn Esslingen – Nellingen – Denkendorf lebt
auch mehr als 35 Jahre nach ihrem Ende in den Herzen aller weiter, die sie jemals im Betrieb kennengelernt haben.
Aber auch viele andere und jüngere Straßenbahnfreunde fasziniert die 1926 eröffnete Überlandstraßenbahn, die von Esslingen
am Neckar nach Nellingen und von dort auf zwei getrennten Ästen weiter nach Denkendorf und Neuhausen führte
60 Jahre Großraumwagen
in Mülheim an der Ruhr
Weitere Themen der kommenden Ausgabe
Am 19. Februar 1954 ging der erste vierachsige Großraum -
wagen in Mülheim an der Ruhr in Dienst. Elf dieser Trieb- und
13 ebenso neue Beiwagen leiteten die dringend notwendige
Modernisierung des Mülheimer Wagenparks ein. 40 Jahre
waren sie auf den Meterspurgleisen im Ruhrgebiet als Linienwagen
unterwegs – ein Porträt.
120 Jahre Straßenbahn in Plauen
Am 17. November 1894 eröffnete die Allgemeinen Local- und
Straßenbahngesellschaft im sächsischen Plauen die erste Teilstrecke
der elektrischen Straßenbahn. Ab Ende Mai 1895 führten
sächsische Gesellschaften den Betrieb, ab 1951 der VEB
Verkehrsbetrieb der Stadt Plauen, seit 1990 die Plauener
Straßenbahn GmbH. Ein Überblick über die Entwicklung.
DANIEL MÖSCHKE
Nur 28 Tage in Dienst –
die Tram in Cuxhaven
SLG. ANDREAS MAUSOLF
Im letzten Friedensmonat 1914 verkehrte in Cuxhaven
ganze 28 Tage lang eine Straßenbahn. Das neue Verkehrsmittel
sollte die Nahverkehrsströme lenken. Dabei lief in
Cuxhaven letztendlich alles anders – so auch ohne Strom:
Der Betrieb erwarb einen Benzoltriebwagen von der
Schmöckwitz-Grünauer Uferbahn bei Berlin …
Vor 20 Jahren in München
1994 befand sich die Münchner Straßenbahn auf ihrem
historischen Tiefpunkt: Noch wenige Monate zuvor hatte es
Streckenstilllegungen gegeben. Vor 20 Jahren besuchte
Stefan Hinder aus Oldenburg im Rahmen seiner Bayerntour
die bayerische Landeshauptstadt und dokumentierte die
Besonderheiten des damaligen Betriebes.
André Marks,
Verantwortlicher Redakteur
Ende gut …?
„Traktionsausfall“
bei Pferdebahn
Am 12. Mai 2014 startete die Pferdebahn
in Douglas auf der Isle of Man in die neue
Saison. Am Folgetag geschah etwas, was
nach Einschätzung des seit 41 Jahren zuständigen
Abteilungsleiters Michael Crellin
noch nie passiert ist: Ein Zugpferd
brach vor einem Pferdebahnwagen zusammen
und war auf der Stelle tot.
Der 17 Jahre alte Albert hatte vorher
keine Symptome einer Erkrankung gezeigt
und dürfte an einem Herzschlag
gestorben sein, so die lokale Presse.
Die Pferdebahn in Douglas fährt in diesem
Jahr bis zum 14. September und ist
täglich von 9 bis 18 Uhr im Einsatz.
Die seit 2007 wieder verkehrende Döbelner
Pferdebahn in Deutschland hofft,
solche Erfahrungen wie die Kollegen auf
der Isle of Man nie sammeln zu müssen.
Sie verkehrt auch in diesem Jahr von Mai
bis Oktober jeden ersten Sonnabend jeweils
von 10 bis 12:30 Uhr sowie von 14
bis 17 Uhr. Das Pferdebahnmuseum in
Döbeln öffnet hingegen von Dienstag bis
Freitag zwischen 10 und 17 Uhr sowie
samstags von 9:30 bis 12:30 Uhr. Weitere
Termine können vereinbart werden.
Indes hatten die Döbelner vor einem
Jahr mit einem ganz anderen „Traktionsausfall“
zu kämpfen: Das Juni-Hochwasser
2013 hatte die Gleisanlagen in
der Innenstadt überschwemmt und
auch das Pferdebahnmuseum stand im
Nassen. Bis Ende 2013 war fast alles
wieder repariert. Aber ob es am Ende
auch gut geworden ist, davon muss sich
jeder selbst überzeugen … AMA/AM
DAS STRASSENBAHN-MAGAZIN 8/2014 erscheint am 18. Juli 2014
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Das besondere Bild
Das besondere Bild
Als am 23. Juni 1912 die Straßenbahn
in Brandenburg an der Havel
ihr Liniennetz von der Artilleriestraße
(heute Fouquéstraße)
zur damaligen „Landesirrenanstalt“ erweiterte,
entstand nahe des Bahnhofes Görden
eine niveaugleiche Kreuzung mit der Brandenburgische
Städtebahn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete
die Deutsche Reichsbahn an diesem
Punkt eine Schrankenanlage. Am 14. März
1984 wartete der 1973 aus Halle (Saale)
übernommene Tw 165, ein 1989 verschrotteter
T2D von 1968, auf die Durchfahrt
eines Zuges, um dann die Fahrt auf
der damals Georgi-Dimitroff-Allee genannten
Gördenalle nach Kirchmöser-
West fortzusetzen.
Als 2003 der letzte für den Reiseverkehr
verbliebene ehemalige Städtebahnabschnitt
Brandenburg – Rathenow zur Sanierung
anstand, erhielt die Kreuzung neue Sicherungstechnik.
Ihr Befahren durch einen Straßenbahnzug
erfassen seitdem Gleismeldekreise,
so dass in diesem Moment das
Eisenbahngleis nicht freigeblockt werden
kann. Zusätzlich sind Gefahrenraumfreimeldeanlagen
installiert. Andererseits bleibt
das Straßenbahnsignal in Gesperrt-Stellung,
wenn der Bahnübergang bzw. der zugehörige
Blockabschnitt für eine Zugfahrt freigegeben
ist.
Die Verkehrsbetriebe Brandenburg an
der Havel betreiben hier die Straßenbahnlinie
1 vom Hauptbahnhof seit Ende
September 2002 nur noch bis zur Anton-
Saefkow-Allee. Gleiskreuzungen mit Eisenbahngleisen
bestehen in Brandenburg
außerdem noch mit Anschlussgleisen in
Görden (zum Flugplatz Brieske, außer Betrieb
und gleismäßig abgetrennt) und in
der August-Bebel-Straße (Hafenbahn).
Nicht mehr vorhanden sind schienengleiche
Kreuzungen mit der Städtebahn in der
Wilhelmsdorfer Landstraße (Strecke 1965
stillgelegt) und am Bahnhof Altstadt
(1969 ersetzt durch eine Brücke).
Da schienengleiche Kreuzungen zwischen
Eisen- und Straßenbahn auf freier
Strecke schon seit längerem als Neubau
nicht mehr zulässig sind und nach Möglichkeit
durch Über- und Unterführungen
ersetzt werden, stellen sie heute eine Seltenheit
dar und beschränken sich meist auf
Kreuzungen mit Industrie- und Anschlussbahnen.
Kreuzungen mit öffentlichen
Eisenbahnstrecken bestehen außer in
Brandenburg an der Havel nur noch bei
den Straßenbahnbetrieben in Dortmund,
Das besondere Bild
Dresden, Gelsenkirchen, Halberstadt und
Leipzig.
TEXT: IVO KÖHLER/AM
FOTO: WOLFGANG MEIER
Die schönsten
Seiten der Bahn
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