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Behaviorismus, Gestaltpsychologie und Kognitive Psychologie im ...

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Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

BEHAVIORISMUS, GESTALTPSYCHOLOGIE UND KOGNITIVE<br />

PSYCHOLOGIE IM VERGLEICH 1<br />

Hans-Jörg Herber<br />

In diesem Artikel werden Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede zwischen denjenigen psychologischen<br />

Paradigmen aufgezeigt, die den größten Wirkungsgrad <strong>im</strong> akademischen Main-<br />

Stream der psychologischen Forschung des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts entfaltet haben <strong>und</strong> bis<br />

heute von hoher Relevanz für pädagogisches Denken sind (vgl. Fußnote 1). Bezugspunkt (<strong>und</strong><br />

damit ”tertium comparationis”) dieses Vergleichs werden vorwiegend Konstrukte (Begriffe,<br />

Konzepte) des Gegenstandsbereiches der traditionellen Kognitionspsychologie sein (wie<br />

”Denken”, ”Gedächtnis”, ”Wissen”, ”Problemlösen”, ”Sprache”, etc.). ”Intervenierend” werden<br />

wir auch andere persönlichkeitspsychologisch relevante Konzepte (wie ”Emotion”, ”Motivation”,<br />

”Einstellung” <strong>und</strong> dergleichen) miteinbeziehen. Dadurch können f<strong>und</strong>ierende Annahmen<br />

der Kognitionspsychologie u.a. besser mit zentralen Konzeptionen anderer Paradigmen<br />

(z.B. den behavioristischen Konstrukten ”Trieb” oder ”Gewohnheit”) in Beziehung gesetzt<br />

werden.<br />

Die Konstrukte der Kognitionspsychologie sind theoretisch <strong>und</strong> methodologisch relativ zu<br />

anderen Paradigmen hoch elaboriert <strong>und</strong> ermöglichen ”Abbildungen” (Rekonstruktionen), die<br />

nicht nur inhaltlich präzise Erklärungen <strong>und</strong> Vorhersagen menschlichen Erlebens <strong>und</strong> Verhaltens<br />

zu formulieren gestatten (”objekttheoretische Ebene”), sondern auch für die Analyse der<br />

wissenschaftlichen Theorienbildung (”metatheoretische Ebene”) wichtig sind. Epistemologische<br />

Fragestellungen, wie z.B. menschliches Erleben <strong>und</strong> Verhalten objektiv, reliabel <strong>und</strong><br />

valide erfasst, also in Abbildungsmodelle transformiert werden kann, sind - abgesehen von<br />

rein formalen Fragen, etwa des Erhalts der logischen Wahrheit (modus ponens, modus tollens,<br />

tertium non datur, etc.) - eng (interagierend) verknüpft mit psychologischen Problemen (wie<br />

Menschen ihre innere <strong>und</strong> äußere Welt wahrnehmen, ”abbilden”, speichern, erinnern, erleben,<br />

in Handlungen ”umsetzen”, etc.).<br />

In Bezug auf obige Paradigmen stellen wir also in kompr<strong>im</strong>ierter Form gegenüber:<br />

(1) zentrale inhaltliche Annahmen (zentrale Positionen der Theoriekerne) in enger Verknüpfung<br />

mit den<br />

(2) methodologischen Rahmenbedingungen <strong>und</strong><br />

(3) exemplarischen intendierten Anwendungen.<br />

1. Das theoretische <strong>und</strong> methodologische Programm des <strong>Behaviorismus</strong><br />

1<br />

Dieser Artikel ist ein erster Zwischenbericht der Arbeit am Projektteil 5.1 ”Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede<br />

pädagogischer <strong>und</strong> psychologischer Lern-, Motivations- <strong>und</strong> Interessenstheorien in Bezug auf schulisches<br />

Lehren <strong>und</strong> Lernen” des gesamtuniversitären SFB-Projekts ”Theorien- <strong>und</strong> Paradigmenpluralismus<br />

in den Wissenschaften: Rivalität, Ausschluss, oder Kooperation?” der Universität Salzburg. Dieser Bericht<br />

fasst in knapper Form Ergebnisse des den ganzen Projektteil 5.1 (mit-)f<strong>und</strong>ierenden Vergleichs einiger psychologischer<br />

Hintergr<strong>und</strong>sparadigmen zusammen, die <strong>im</strong> letzten Jahrh<strong>und</strong>ert psychologische <strong>und</strong> pädagogische<br />

Theorien des Lernens, der Motivation, des Unterrichtens, Erziehens, Bildens wesentlich beeinflusst haben<br />

<strong>und</strong> bis heute beeinflussen. Ein umfangreicher Forschungsbericht über die komplexe Gesamtproblematik<br />

ist in Vorbereitung. Neben der allgemeinen wissenschaftstheoretischen Gr<strong>und</strong>legung von Paradigmenvergleichen<br />

für das SFB-Projekt in Weingartner & Schurz (1998) verdanke ich einige spezifische Strukturierungsanregungen<br />

Ericsson & S<strong>im</strong>on (1981), Gardner (1987) sowie Eysenck (1994).<br />

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Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

In seinem berühmten Psychological Review-Artikel wandte sich Watson (1913) entschieden<br />

gegen jede Art von Introspektion. Wissenschaftlich akzeptabel seien nur Fakten, die durch<br />

voneinander unabhängige Beobachter ”festgestellt” werden könnten. Was ursprünglich als<br />

Beobachtungsmethode gemeint war, wurde aber ”unter der Hand” zu einer pädagogischen<br />

Doktrin (Erkenntnistheorie ging ”nahtlos” in eine Interventionstheorie über):<br />

”Give me a dozen healthy infants, well formed, and my own specified world to bring them<br />

up in, and I’ll guarantee to take any one at random and train h<strong>im</strong> to become any type of specialist<br />

I might select - doctor, lawyer, artist, merchant-chief - regardless of his talents, penchants,<br />

tendencies, abilities, vocations, and race of his ancestors.” (Watson 1925, 65)<br />

Die Programmatik der Behavioristen war also von Beginn an nicht nur auf eine möglichst<br />

objektive Erfassung <strong>und</strong> Beschreibung des Verhaltens (<strong>und</strong> seiner äußeren Bedingungen) ausgerichtet,<br />

sondern <strong>im</strong>mer auch schon an der Kontrolle <strong>und</strong> Beeinflussung des Verhaltens <strong>im</strong><br />

Sinne gesellschaftlich wertvoll erachteter Ziele interessiert (vgl. Skinner 1961, 1974, 1988,<br />

Eysenck 1973, 1978).<br />

Kognitionen (”innere” Prozesse, mentale Zustände, abstrahierende Konstruktionen, etc.)<br />

durften nicht introspektiv (selbstreflexiv-analytisch) erfragt werden, sie mussten - falls notwendig<br />

- aus beobachtbaren Reiz-Reaktionsverknüpfungen als ”intervenierende Variablen”<br />

(Hull 1943) erschlossen werden (z.B. wenn auf gleiche, ”ähnliche” Reize in unterschiedlicher<br />

Weise, auf unterschiedliche Reize aber in gleicher Weise reagiert wurde. Beispiel: Hohe Leistung,<br />

Anstrengung oder Ausdauer werden entweder über ”alle” Situationen hinweg erbracht<br />

oder nur in best<strong>im</strong>mten Lebensbereichen, etwa Schulfächern - <strong>und</strong> da in stark wechselnder<br />

Weise. Verhaltensweisen können solchermaßen nicht linear von den gegebenen Situationen,<br />

[äußeren] Reizen abgeleitet werden, es muss etwas ”Inneres” in eigenständiger Weise dazukommen).<br />

Am Beispiel des für Kognitionspsychologen so zentralen Konstrukts ”Gedächtnis” soll die<br />

rigorose Vermeidung kognitiver Begriffe durch konsequente Behavioristen von Watson bis<br />

Skinner mit einigen Zitaten belegt werden. Es bleibt dabei allerdings völlig unklar, warum<br />

man auf einen gleichen Reiz später in gleicher Weise reagieren können soll, wenn keine Annahmen<br />

über Strukturen <strong>und</strong> Funktionen von internen Speichern gemacht werden dürfen<br />

(Watson steht dabei für den Beginn, Skinner für das Ende des orthodoxen <strong>Behaviorismus</strong>):<br />

”The behaviorist never uses the term ‘memory’. He believes that it has no place in an objective<br />

psychology.” (Watson 1925, 177)<br />

”By ‘memory’, then, we mean nothing except the fact that when we meet a st<strong>im</strong>ulus again<br />

after an absence, we do the old habitual thing (say the old words and show the old visceralemotional<br />

behavior) that we learned to do when we were in the presence of that st<strong>im</strong>ulus in<br />

the first place.” (ebenda, 190)<br />

Radikaler der späte Skinner (1989, 17):<br />

”The etymology of remember, however, does not <strong>im</strong>ply storage. From the Latin memor, it<br />

means to be ‘mindful of again’ and that usually means to do what we did before. To remember<br />

what something looks like is to do what we did when we saw it. We needed no copy then,<br />

and we need none now. ... an action ‘memorizing’ s<strong>im</strong>ply means doing what we must do to<br />

ensure that we can behave again as we are behaving now.”<br />

Im Gr<strong>und</strong>e können aber ohne interne Speicherannahmen gleiche (”ähnliche”) Reize nicht<br />

erfasst <strong>und</strong> auch nicht mit - in Bezug auf ”solche” Reize - gleichen (”ähnlichen”) Reaktionen<br />

beantwortet werden. Auch Thorndikes (1931) ”Theorie der identischen Elemente” lässt ein<br />

quantitatives (Un-)Ähnlichkeitsmaß von Reiz-Reaktionsverbindungen nicht ohne<br />

dazwischenliegende Speicher- <strong>und</strong> Wiedererkennungsprozesse (re-)konstruieren: Je mehr<br />

Elemente einer aktuellen Wahrnehmung mit einer (gespeicherter) Vorstellung - in Bezug auf<br />

”gleiche” bzw. unterschiedliche Gegenstandsbereiche - übereinst<strong>im</strong>men, desto ”ähnlicher”<br />

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Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

bzw. unterschiedliche Gegenstandsbereiche - übereinst<strong>im</strong>men, desto ”ähnlicher” müssten die<br />

verglichenen Reizkonstellationen wirken <strong>und</strong> entsprechende Verhaltensweisen auslösen. Um<br />

solche Vergleiche, Wiedererkennungsleistungen, etc. zu ermöglichen, müssen ”intervenierende<br />

Variablen” (organismusinterne Prozesse <strong>und</strong> Strukturen) postuliert werden, was erst mit<br />

Hulls (1943) erkenntnistheoretisch <strong>und</strong> methodologisch f<strong>und</strong>iertem System des <strong>Behaviorismus</strong><br />

möglich wird. Skinner verschließt sich bis zu seinen letzten Publikationen (1989, 1990)<br />

dieser - theoretisch <strong>und</strong> empirisch (methodologisch) notwendigen - Einsicht.<br />

Typisch für den behavioristischen Zugang zum Phänomen ”Kognition” ist Watsons (1925,<br />

191) Auffassung, dass Denken <strong>im</strong> sprachlichen Zuordnen von Reizen <strong>und</strong> Reaktionen besteht:<br />

”The behaviorist advances the view that what the psychologists have hitherto called<br />

thought is in short nothing but talking to ourselves.”<br />

Dieses verdeckte Verhalten ”inneres Sprechen” könne am besten über Muskelaktivitäten<br />

am Kehlkopf, etc. registriert werden, ”notfalls” auch über die Aufforderung, ”laut zu denken”<br />

- eine Methode, die auch in das Methodeninventar der <strong>Kognitive</strong>n <strong>Psychologie</strong> Eingang gef<strong>und</strong>en<br />

hat:<br />

” If ... you have the whole story of thinking when he thinks aloud, why make a mystery out<br />

of it when he thinks to h<strong>im</strong>self.” (Watson 1924, 198)<br />

Die bekannte Forderung weithin akzeptierter moderner Wissenschaftstheorie 2 , Theorien<br />

<strong>und</strong> Daten als voneinander unabhängig zu konzipieren (theoretische gegenüber empirischen<br />

Termen strikt zu trennen), kann in einem behavioristischen System nicht aufrechterhalten<br />

werden: Theoretische Aussagen (Sätze) gelten den Behavioristen nur dann als wissenschaftlich,<br />

wenn sie auf beobachtbares Verhalten zurückgeführt werden können. Sogar Hull (1943),<br />

der auf Gr<strong>und</strong> der exper<strong>im</strong>entellen Bef<strong>und</strong>lage, dass gleiche Reize unterschiedliche Reaktionen<br />

auslösen können bzw. unterschiedliche Reize gleiche Reaktionen, theoretische Postulate<br />

über nicht beobachtbare innerorganismische Zustände <strong>und</strong> Prozesse (”unobservals”) als notwendig<br />

erachtet, fordert, dass solche ”unobservals” oder ”intervenierende Variablen” eindeutig<br />

mit zwei oder mehr beobachtbaren Variablen (z.B. Auslösereizen <strong>und</strong> Verhaltensweisen,<br />

”observals”) in Beziehung gesetzt <strong>und</strong> letztlich dadurch definiert werden (vgl. zusammenfassend<br />

Herber 1976, 38ff.). Eine ”intervenierende Variable” (z.B. eine [quantitative] Aussage<br />

über eine best<strong>im</strong>mte Trieb- oder Habitstärke) bedeutet also <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e nicht mehr als eine Art<br />

- induktiv gewonnener - statistischer Kennzahl, z.B. einen Korrelationskoeffizienten zwischen<br />

direkt beobachtbaren Variablen (empirischen Termen). Insoferne stellt eine intervenierende<br />

Variable keinen theoretischen Term dar, der unabhängig von (”vor”) der Erfahrung in einem<br />

allgemeingültigen Sinne postuliert werden kann (sensu Kant 1923, 1965).<br />

<strong>Kognitive</strong> Manifestationen wie ”Sprache” gelten dem Behavioristen zunächst einmal als<br />

direkt beobachtbar. Denkvorgänge als ”inneres Sprechen” müssen nur laut geäußert werden<br />

<strong>und</strong> das Problem ist sozusagen gelöst: Was nicht laut geäußert wird, existiert nicht (jedenfalls<br />

nicht in wissenschaftlich relevanter Weise). Wenn keine ”Laut”-Äußerung festgestellt werden<br />

kann, müssen zumindest motorische Ansätze des Sprechaktes beobachtbar sein, etwa min<strong>im</strong>ale<br />

Muskelbewegungen des Sprechapparates - erst dann ist es erlaubt, auf ”Denken” als ”covert<br />

reaction” zu schließen. Nur in empirisch nachweisbarer Verbindung mit äußeren Auslösereizen<br />

<strong>und</strong> beobachtbaren Reaktionen des Organismus werden Kognitionen als ”unobservals”<br />

<strong>im</strong> Sinne einer ”intervenierenden Variablen”, die sich quasi zwischen die empirischen<br />

Begriffe ”Reiz” <strong>und</strong> offensichtliches ”Verhalten” (Bewegungen, physiologische Reaktionen,<br />

2<br />

etwa <strong>im</strong> Sinne des Kritischen Rationalismus (z.B. Popper 1973, 286ff., 369ff., 1976, bes. 377ff., 1979a,<br />

XXVff., 7ff., 425ff., 1994, 18ff., 140, vgl. auch Herber 1996, 1998c). Zum Problem der Beziehung theoretischer<br />

<strong>und</strong> empirischer Terme siehe aber auch das Problem der T-Theoretizität, z.B. bei Stegmüller (1986,<br />

2f., 31ff., 167ff., etc.).<br />

82


Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

etc.) ”schiebt”, in der logischen Erklärungskette zugelassen (vgl. das hypothetico-deduktive<br />

Erklärungsmodell von Hull 1943).<br />

Doch sprachlichen Äußerungen steht der strenge Behaviorist durchaus auch misstrauisch<br />

gegenüber. Nur insoweit keine offensichtlichen Reaktionen <strong>im</strong> globalen Verhalten bzw. als<br />

physiologische Reaktionen (Hautschweiß, Kälte bzw. Wärme der Haut als Durchblutungsindikatoren,<br />

etc.) erfasst werden können, lässt Watson (1913, 1924) verbale Reaktionen als grobe<br />

Hinweise für ”objektive”, nonverbale physiologische Prozesse/Verhaltensweisen zu, allerdings<br />

mit einem deutlichen Caveat:<br />

”The subject can observe that he is using words in thinking. But how much word material<br />

is used, how much his final formulation is influenced by <strong>im</strong>plicit factors which are not put in<br />

words and which he cannot h<strong>im</strong>self observe, cannot be stated by the subject h<strong>im</strong>self.” (Watson<br />

1924, 353f.)<br />

Besonders misstrauisch muss man - aus behavioristischer Sicht - gegenüber retrospektiven<br />

Selbstauskunftsdaten (erhoben mittels Interviews, Fragebögen, etc.) sein. Eine methodologische<br />

Position, die sich bis heute <strong>im</strong>mer wieder bestätigen lässt - besonders wenn Kognitionen<br />

stark mit Affekten ”durchsetzt” sind (z.B. McClelland 1972, Herber 1977, Fleming 1982,<br />

Kuhl & Stahl 1986, McClelland et al. 1989, McClelland 1995, Perrez 2000).<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt <strong>im</strong> Sinne des italienischen Sprichwortes ”Zwischen Reden<br />

<strong>und</strong> Tun liegt ein großes Meer”: Behavioristen weisen seit Watson (1913) <strong>im</strong>mer wieder darauf<br />

hin, dass man über vieles sprechen kann, ohne dies in Verhalten umsetzen zu können oder<br />

zu wollen. Demgemäss sind offensichtliche Verhaltensweisen, wie z.B. angesichts weniger<br />

alternativer Reize einfache Reaktionen zu produzieren, etwa (Computer-)Knöpfe zu drücken,<br />

in methodologischer Hinsicht des Behavioristen ”liebstes Kind”. Ja- <strong>und</strong> Nein-Reaktionen als<br />

Wiedererkennungsleistungen bei Gedächtnisexper<strong>im</strong>enten sind sehr beliebt - am besten die<br />

Versuchsperson denkt von sich aus nicht, sondern reagiert nur auf das exper<strong>im</strong>entell operationalisierte<br />

Denken des Exper<strong>im</strong>entators (vgl. z.B. Bungard 1980, Patry 1982).<br />

Von Watson (1913) bis Skinner (1989, 1990) durchzieht ein epistemologisches Credo die<br />

behavioristische Position: Eine Untersuchung der menschlichen Bewusstseinszustände <strong>und</strong><br />

internen unbewussten Repräsentationen über selbstreflexive Methoden der Versuchspersonen,<br />

eine Analyse von kognitiven Strukturen <strong>und</strong> Prozessen, z.B. der kognitiven Repräsentation<br />

von Problemen <strong>und</strong> von problemzentrierten, kognitiven Handlungen, etwa Freudschem Probehandeln<br />

in der Fantasie, intelligentem Umweghandeln (sensu Köhler 1917), wenn der direkte<br />

Weg zum Ziel versperrt ist, etc. - also von deklarativen <strong>und</strong> prozeduralen Prozessen<br />

(vgl. z.B. Anderson 1987, Klauer 1993) - ist nicht notwendig, um Humanverhalten zu verstehen.<br />

Behavioristen bestehen bei Informationen, die durch Selbstauskunft zu Stande kommen,<br />

auf einer begleitenden, unabhängigen Verhaltensbeobachtung (einschließlich physiologischer<br />

Ableitungen), was eine Menge erkenntnistheoretischer <strong>und</strong> methodologischer Probleme mit<br />

sich bringt (vgl. Herber 1977).<br />

Behavioristen sehen unterschiedliche Verhaltensweisen auch unterschiedlich generiert,<br />

nicht als Symptome gemeinsamer kognitiver ”Tiefenstrukturen”, die unterschiedliche, situationsangepasste<br />

Oberflächenmerkmale bzw. Ausdrucksvarianten hervorbringen (Verhaltensmerkmale<br />

sind <strong>im</strong> Sinne des <strong>Behaviorismus</strong> völlig eigenständige Entitäten, nicht Ausdruck<br />

transsituationaler Einstellungen, Werthaltungen, Überzeugungen, Begriffe, Regeln, Problemlösestrategien,<br />

etc., vgl. aber z.B. die verschiedenen konkreten Möglichkeiten, den Hungertrieb<br />

zu befriedigen). Kognitionspsychologen hingegen (vgl. z.B. Miller et al. 1973, Posner<br />

1976, Wessels 1984, Mangold-Alwin 1993, Eysenck 1994, Hofstadter 1996, Dörner 1999)<br />

nehmen einen zentralen Prozessor an, der - <strong>im</strong> Kurzzeit- oder Arbeitsspeicher flexibel sich<br />

adaptierend, ein Opt<strong>im</strong>um ”verrutschend” suchend - den jeweils konkreten Anforderungen<br />

mit einem vorgegebenen, klassenspezifischen (prototypischen) Regelwerk aus dem Langzeit-<br />

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Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

speicher zu begegnen sucht. Dies kommt den Konzepten biologisch f<strong>und</strong>ierter, autopoitischer<br />

Anpassungssysteme (vgl. Maturana 1985, Maturana & Varela 1987) wesentlich näher als den<br />

starren, reflexhaft fixierten Reiz-Reaktionsverbindungen à la Pawlow (1953a,b, 1972), Hull<br />

(1930) oder Skinner (z.B. 1938, 1989).<br />

2. Das theoretische <strong>und</strong> methodologische Programm der <strong>Gestaltpsychologie</strong><br />

Die <strong>Gestaltpsychologie</strong> bringt in Theorie <strong>und</strong> Empirie (z.B. in einer Serie von wiederholbaren<br />

Exper<strong>im</strong>enten) eine kritische Gegenposition zur elementaristischen Auffassung des <strong>Behaviorismus</strong>,<br />

der einzelne Sinneseindrücke <strong>und</strong> in Abhängigkeit davon einfache Reaktionstendenzen<br />

postuliert. Als Beispiel diene Werthe<strong>im</strong>ers empirische Demonstration des Phi-<br />

Phänomens, das eine lineare Zuordnung von objektiver Reizbeschaffenheit <strong>und</strong> entsprechendem<br />

(passiven) Sinneseindruck in Frage stellt:<br />

”Man zeichne auf den Objektstreifen eines Stroboskops zwei Objekte einfacher Art. Z.B.<br />

eine 3cm lange Horizontale am Anfang des Streifens, eine zweite in der Mitte des Streifens<br />

etwa 2cm tiefer. Bei relativ sehr langsamer Rotation des Stroboskops erscheint zuerst die eine<br />

Horizontale, dann die andere; die beiden treten klar sukzessiv <strong>und</strong> dualiter auf. Bei sehr<br />

schneller Rotation sieht man sie s<strong>im</strong>ultan übereinander; sie sind gleichzeitig, zusammen da.<br />

Bei einer mittleren Geschwindigkeit sieht man best<strong>im</strong>mte Bewegung: ein Strich bewegt sich<br />

klar <strong>und</strong> deutlich von einer oberen Lage in eine untere <strong>und</strong> zurück ... Oder: man bringe am<br />

Anfang des Objektstreifens eine schräge Linie an ... , in der Mitte wieder eine Horizontale ... .<br />

Im extremen Sukzessivstadium erscheint zuerst die Schräge dann die Horizontale. Im extremen<br />

S<strong>im</strong>ultanstadium sind sie zusammen gegeben, man sieht einen Winkel ... . Im Bewegungsstadium,<br />

zwischen den beiden Extremstadien, dreht sich eine Linie aus der Schräglage<br />

(um ihren Endpunkt als Scheitel) in Horizontallage <strong>und</strong> umgekehrt. Und analog bei anderen<br />

Objekten, Formen <strong>und</strong> Lagen. ...<br />

”Dieser sinnlich klar <strong>und</strong> deutlich gegebene Eindruck der Bewegung eines Identischen ist<br />

psychologisch rätselhaft. Was ist psychisch gegeben, wenn man hier Bewegung sieht?”<br />

(Werthe<strong>im</strong>er, 1912, 165f.)<br />

Das ”Ganze” (die Bewegungswahrnehmung) scheint emergente Eigenschaften zu haben,<br />

die in den einzelnen Elementen nicht enthalten sind.<br />

Gestaltpsychologen betonen demgemäss die Struktur, den Systemzusammenhang <strong>und</strong> die<br />

einander modifizierenden Wechselwirkungen einzelner Reizeinwirkungen. Die Beziehungen<br />

zwischen Elementen, nicht die Elemente selbst sind für das Wahrnehmen <strong>und</strong> Erkennen relevant.<br />

Ähnlichkeit (Transfer, Analogiebildung, etc.) ist nach gestaltpsychologischer Auffassung<br />

nicht pr<strong>im</strong>är eine Funktion der Anzahl von ”identischen Elementen” zwischen zwei wahrgenommenen<br />

Gegenstandsbereichen: Eine Melodie kann wiedererkannt werden, auch wenn -<br />

z.B. nach Transformation in eine andere Tonart - kein Ton mit derselben Schwingungsanzahl<br />

identifiziert werden kann (vgl. Ehrenfels 1960).<br />

Die Methode der Wahl bei den meisten Gestaltpsychologen ist der unmittelbare Erfahrungsbericht<br />

<strong>im</strong> Wahrnehmungs- bzw. Denkprozess. Wenn ”lautes Denken” bei den Behavioristen<br />

eine Art Notlösung in Ermangelung objektiverer Reaktionsmaße darstellt, so ist diese Methode<br />

die ”via regia” der Gestaltpsychologen. Duncker betont den Unterschied zur selbstreflexiven<br />

Introspektion, der retrospektiven Rekonstruktion eines Problemlöseprozesses:<br />

”Diese Instruktion ‘laut denken’ ist nicht identisch mit der bei Denkexper<strong>im</strong>enten sonst<br />

üblichen Aufforderung zur Selbstbeobachtung. Während der Selbstbeobachtende sich selbst<br />

als Denkenden zum Gegenstand macht, also - der Intention nach - verschieden vom denkenden<br />

Subjekt ist, bleibt der laut Denkende unmittelbar auf die Sache gerichtet, lässt sie nur<br />

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Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

gleichsam ‘zu Worte kommen’ ... Die Versuchsperson (Vp) wurde nachdrücklich ermahnt,<br />

keine noch so flüchtigen oder törichten Einfälle unverlautbar zu lassen.” (Duncker 1963, 2)<br />

Doch schon die frühen Gestaltpsychologen verwendeten auch die Methoden der Behavioristen<br />

(z.B. Protokolle über Verhaltensbeobachtungen), wenn auch etwas weniger rigoros in<br />

der methodologisch reflektierten Applikation (weniger ”ausgetüftelt” <strong>im</strong> statistischexper<strong>im</strong>entellen<br />

Design), da sie vorwiegend heuristisch (”theoriensuchend”) ihren Einfällen<br />

nachgingen <strong>und</strong> weniger fallibilistisch (”theorienüberprüfend”) eingestellt waren (vgl. Köhler<br />

1917, Duncker 1963, Metzger 1941, Werthe<strong>im</strong>er 1966, etc.).<br />

Beginnen wir wieder (wie bei der Zusammenfassung des <strong>Behaviorismus</strong>) mit dem Gedächtnis:<br />

In der Tradition der Gestaltpsychologen (vgl. z.B. Duncker 1963, Metzger 1941,<br />

1975, 1982, Hoffmann & Richards 1986) sind die aktuellen Wahrnehmungen wichtiger als<br />

die Wirkungen von Erinnerungs”spuren”. Diese sind nicht einfach Abbilder entsprechender<br />

Reizeinwirkungen, sondern werden - quasi automatisch - zu ”guten Gestalten” transformiert.<br />

Statt an Deutlichkeit <strong>und</strong> Prägnanz durch das Vergessen von einzelnen Merkmalen zu verlieren,<br />

werden in der Erinnerung ”bessere Gestalten” produziert. Besonders bei mehrmaligem<br />

Erinnern werden beliebige Gedächtnisinhalte zu <strong>im</strong>mer prägnanteren Formen transformiert<br />

(z.B. neigen Menschen dazu, zunehmend symmetrische Figuren zu produzieren, wenn konkrete<br />

Erinnerungen sie nicht daran hindern: Mit Nachlassen der Erinnerung an konkrete Details<br />

werden die ”Gestalten” <strong>im</strong>mer “besser” konturierte).<br />

Was das Problemlösen betrifft: Sowohl Duncker (1963) als auch Werthe<strong>im</strong>er (1966) haben<br />

an vielen Beispielen zu zeigen versucht, dass eine gute Problemlösung sich von konkreten<br />

Reiz-Reaktionsverbindungen ”lösen” <strong>und</strong> das allgemeine, abstrakte Prinzip durch Umstrukturierung<br />

erfassen muss. Duncker kritisiert behavioristische Erklärungen für das Zustandekommen<br />

von funktionierenden Problemlösungen: Das gelernte, gewohnheitsmäßige Festhalten<br />

an best<strong>im</strong>mten Reiz-Reaktionsverbindungen - durch ausreichende Wiederholung <strong>und</strong><br />

Intensität von Verstärkungen zu Stande gekommen - ist es gerade, was Problemlösungen <strong>im</strong><br />

kognitiven Bereich erschwert. Pointiert gesagt, behavioristische Verstärkungen von konkreten<br />

(”anschaulichen”) Reiz-Reaktionsverknüpfungen bedingen so etwas wie kognitiven Schwachsinn:<br />

”Der ‘schlechte’ Mathematiker vermag nicht so leicht umzustrukturieren, weil sein Denkmaterial<br />

relativ unelastisch, starr <strong>und</strong> daher zu Umformungen nicht plastisch genug ist. ...<br />

Durch eine ähnliche Theorie hat K. LEWIN neuerdings gewisse Formen des Schwachsinns zu<br />

erklären versucht ...” (Duncker 1963, 134)<br />

Die gestaltpsychologischen Prinzipien für Problemlösungen können exper<strong>im</strong>entell überprüft<br />

werden. Sie wurden <strong>im</strong> kognitionspsychologischen Zusammenhang mehrfach ”wiederentdeckt”<br />

(vgl. z.B. Newell & S<strong>im</strong>on 1972, Dörner 1999): Zielanalyse (Worum geht es?),<br />

Problemformulierung <strong>und</strong> -präzisierung, Material- oder Mittelanalyse, Neubewertung <strong>und</strong><br />

Umstrukturierung, etc. sind als generalisierbare Methoden des Problemlösens bereits von<br />

Duncker (1963) <strong>und</strong> Werthe<strong>im</strong>er (1966) vorgeschlagen worden.<br />

Nach gestaltpsychologischer Auffassung enthüllt das laute Denken während eines Denkexper<strong>im</strong>entes<br />

eine entsprechende kognitive Struktur (die freilich auch auf andere Weise verbal<br />

ausgedrückt werden könnte - doch das problemrelevante Denken selbst wird dabei je als<br />

invariant angesehen). Dass Denken <strong>und</strong> sprachlicher Ausdruck einander ”vollkommen”<br />

entsprechen, wurde von den Gestaltpsychologen nicht explizit überprüft, sondern einfach als<br />

gegeben vorausgesetzt. Dieses methodologische Problem wird erst von den Kognitionspsychologen,<br />

z.B. Newell & S<strong>im</strong>on (1972) expliziert, indem das verfügbare Wissen eines Individuums<br />

von der Ebene möglicher sprachlicher Beziehungen - der logisch-semantischen Kategorienbildung,<br />

nach denen das Wissen geordnet (miteinander verb<strong>und</strong>en, voneinander getrennt)<br />

werden kann - unterschieden wird. Wissen kann verbal oder nonverbal (enaktiv, iko-<br />

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Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

nisch) kodiert werden, was unterschiedliche - aber untereinander zusammenhängende bzw.<br />

einander ergänzende - Wissensrepräsentationen <strong>und</strong> Problemlösestrategien mit sich bringt<br />

(vgl. z.B. Bruner 1966, Lachnit 1993). Damit sind wir be<strong>im</strong> zusammenfassenden Abschnitt<br />

über Theoriekern <strong>und</strong> methodologischen Rahmen der Kognitionspsychologie angelangt.<br />

3. Das theoretische <strong>und</strong> methodologische Programm der Kognitionspsychologie<br />

<strong>Behaviorismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Gestaltpsychologie</strong> waren pr<strong>im</strong>är daran interessiert, allgemeingültige Gesetze<br />

des Verhaltens, Wahrnehmens, Denkens, Speicherns, Reproduzierens, Problemlösens,<br />

etc. zu abstrahieren <strong>und</strong> über statistische Mittelwertsbildungen in Bezug auf ”alle” Menschen<br />

empirisch nachzuweisen. Differenzen zwischen Individuen, z.B. hinsichtlich ihrer je kognitiven<br />

Strukturen, standen eher nicht <strong>im</strong> Zentrum der Forschungsinteressen. Bestenfalls interessierten<br />

bereichsspezifische Einschränkungen des Verhaltens, Wahrnehmens, etc., die relativ<br />

invariant über best<strong>im</strong>mte Klassen von Situationen hinweg angenommen wurden (z.B. Inhaltsklassen<br />

von Verstärkern, wie materielle oder soziale, respondente vs. operante, pr<strong>im</strong>äre vs.<br />

sek<strong>und</strong>äre Verstärker, etc.). Diesbezügliche Regelmäßigkeiten wurden über (quasi-)exper<strong>im</strong>entell<br />

kontrollierte Beobachtungen, (meist ausgedrückt in entsprechenden Korrelationskoeffizienten)<br />

empirisch überprüft. Invariante Aspekte des empirisch (re-)produzierten Verhaltens<br />

wurden - wenn sie nicht auf wiederholbare Wirkungen best<strong>im</strong>mter äußerer Reizkonstellationen<br />

zurückgeführt werden konnten - auf ”interne Bedingungen” (intervenierende Variablen)<br />

transsituationaler Art (”traits”) zurückgeführt (z.B. Hull 1943, Spielberger 1966, Eysenck<br />

1973, Spielberger et al. 1990, Plaute 1990, Man & Filo 1996).<br />

Hochgeneralisierte (z.B. ”Intelligenz”, ”Kreativität”) wie auch bereichsspezifische Fähigkeiten<br />

(z.B. Rechenfähigkeit) werden sowohl von Behavioristen als auch Gestaltpsychologen<br />

- wenn auch mit unterschiedlichen Konnotationen ihrer Generierung (Umwelt, Anlage) - gerne<br />

als transsituationale Persönlichkeitsmerkmale (habits bzw. Begabungen, etc.) identifiziert,<br />

ebenso andere (z.B. soziale) Verhaltensgewohnheiten <strong>und</strong> angeborene Triebstärken (”drives”)<br />

sowie Ganzheitsstrebungen, die - zumindest bereichsspezifisch - eine verschieden hohe Ansprechbarkeit<br />

von Motiven, Einstellungen, Haltungen, Persönlichkeitsmerkmalen, etc. zu<br />

klassifizieren erlauben. Sie können nicht direkt erfasst werden, ihre invariante Struktur muss<br />

durch wiederholbare (reliable) diagnostisch-exper<strong>im</strong>entelle Datengenerierungsstrukturen<br />

(z.B. Tests) erschlossen werden.<br />

Im kognitionspsychologischen Paradigma wird die zeitaufwendige indirekte Erschließung<br />

persönlichkeitsinterner Zustände <strong>und</strong> Prozesse aus der (quasi-)exper<strong>im</strong>entellen Beobachtung<br />

von konkreten Verhaltensweisen in konkreten Situationen oft durch direkte Befragung ersetzt,<br />

jedenfalls werden Individuen häufig zusätzlich zur Verhaltensbeobachtung direkt nach den<br />

”inneren” Korrelaten ihrer ”äußeren” Verhaltensweisen befragt (vgl. z.B. die Verknüpfung<br />

von lautem Denken, dem Drücken von Computertasten zu gestellten Aufgaben, dem Beobachten<br />

von M<strong>im</strong>ik <strong>und</strong> Gestik während des Problemlöseprozesses, von Interviews während<br />

<strong>und</strong> unmittelbar nach dem Exper<strong>im</strong>ent sowie von ”vor- <strong>und</strong> nachlaufenden” Fragebogenerhebungen<br />

bei Plaute 1990). So können sowohl Regelmäßigkeiten <strong>im</strong> Verhaltensablauf als auch<br />

entsprechende Informationen über dieses Verhalten instigierende, begleitende bzw. nachfolgende<br />

Kognitionen (Emotionen, Motivationen, etc.) erfasst <strong>und</strong> aufeinander bezogen werden.<br />

Die auf diese Weise entstehenden jeweiligen Verlaufskurven können durchaus problembezogen<br />

variieren - zeitliche Synchronizität kann dabei nicht sichergestellt bzw. <strong>im</strong> Sinne linearer<br />

Kausalität interpretiert werden (Herber 1977): Einem best<strong>im</strong>mten Verhalten in einer längeren<br />

Problemlösesequenz (vgl. z.B. Astleitner & Plaute 1988, Plaute 1990) können ”dazupassende”<br />

Erregungsverläufe neben synchronem Auftreten sowohl ”voraus”- wie auch ”hinterher-<br />

86


Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

laufen” (antizipierend, begleitend bzw. ”reflektierend” <strong>und</strong> damit Verhaltensänderungen einleitend,<br />

einen spezifischen Verhaltensprozess stabilisierend, etc.).<br />

Inwieweit das kognitionspsychologische Credo zutrifft - Menschen sind sich ihrer für das<br />

beobachtbare Verhalten ”verantwortlichen” internen Prozesse bewusst, können diese rational<br />

erfassen <strong>und</strong> wiedergeben - wird zunehmend zum zentralen Thema einer sich Emotionen <strong>und</strong><br />

Motivationen verstärkt zuwendenden Ausweitung bzw. Differenzierung des kognitionspsychologischen<br />

Paradigmas (vgl. Herber 1976, 1979, Scherer 1984, Geppert & Heckhausen<br />

1990, Astleitner 1992, 1997, Weiner 1996, etc.).<br />

Orthodoxe Behavioristen, wie Watson <strong>und</strong> Skinner, bezweifelten konsequent, über direkte<br />

(verbale Selbstauskunft) oder auch indirekte Erfassungsmethoden (dem Postulieren von theoretisch<br />

formulierten ”intervenierenden Variablen” als ”sinnvollen” Bindegliedern zwischen<br />

beobachtbaren Reizen <strong>und</strong> Reaktionen) die dem beobachtbaren Verhalten ”zugr<strong>und</strong>eliegenden”<br />

kognitiven Auslösebedingungen <strong>im</strong> weitesten Sinne erfassen zu können, auch wenn man<br />

neben der Gleichzeitigkeit von inneren <strong>und</strong> äußeren Prozessen unterschiedlich bedingte Latenzzeiten<br />

(z.B. den ”sleeper effect”) u.a.m. berücksichtigt (vgl. zusammenfassend Haseloff &<br />

Jorswieck 1970, 217ff., Roth et al. 1972, 88f., Bredenkamp & Wippich 1977, 29ff., Bower &<br />

Hilgard 1984, 105ff., Holland et al. 1987, 172f., Z<strong>im</strong>bardo & Gerrig 1999, 106).<br />

Im Rahmen der Kognitionspsychologie werden ”natürlich” auch - aus ähnlichen methodologischen<br />

Überlegungen, wie sie Behavioristen anstellen - indirekte Methoden zur Erschließung<br />

kognitiver Strukturen verwendet. In Fähigkeitstests werden Stichproben repräsentativer<br />

Aufgaben generiert <strong>und</strong> die Lösungen der Versuchspersonen (Vpn) hinsichtlich ihrer Richtigkeit<br />

- meist schematisch mittels standardisierter Auswertungsverfahren - überprüft. Je öfter<br />

Vpn die gestellten Fragen <strong>im</strong> Sinne des dem Test zugr<strong>und</strong>eliegenden Fähigkeitskonstrukts<br />

beantworten, desto höher wird ihre diesbezügliche Fähigkeit eingeschätzt. Das Hauptproblem<br />

besteht darin, repräsentative Problemstellungen zu finden. Oft bleibt nichts Anderes über, als<br />

Verhaltensbeobachtungen von Problemlösungen in realen Leistungssituationen (z.B. in der<br />

Schule) als Validitätskriterium heranzuziehen (z.B. auf einschlägige, beobachtungsgestützte<br />

Einschätzungen von Lehrern zu rekurrieren). Ähnlich verhält es sich bei der Erfassung anderer<br />

persönlichkeitsbezogener Strukturen <strong>und</strong> Prozesse (Motive, Emotionen, etc.).<br />

Das diagnostische Arsenal der Kognitionspsychologie lässt sich etwa so zusammenfassen<br />

3 :<br />

(1) Expertenrating: Experten (Personen, die das jeweilige Konstrukt in seinen theoretischen<br />

Gr<strong>und</strong>annahmen gut kennen <strong>und</strong> ein best<strong>im</strong>mtes kommunizierbares Basiswissen darüber<br />

teilen) entwickeln gemeinsame Kategorien für eine systematische Beobachtung des relevanten<br />

(verbalen oder nonverbalen) Verhaltens in einer oder mehreren prototypischen Situationen.<br />

Die Einschätzung erfolgt durch Übereinst<strong>im</strong>mung der systematisch erstellten<br />

Beobachtungsprotokolle der Experten (indirekte Erfassung).<br />

(2) Selbstratings der Vpn (direkte Erfassung): Retrospektiv schätzen Vpn z.B. ihre Fähigkeiten<br />

(operationalisiert durch entsprechende Leistungen in prototypischen Situationen) ein.<br />

Meist werden normierte Antwortkategorien vorgegeben: ”Oft - gelegentlich - nie” hat<br />

man eine best<strong>im</strong>mte Leistung zustandegebracht - als Indikator ”dahinterliegender” Fä-<br />

3<br />

Vgl. z.B. Duncker 1963, McClelland et al. 1953, Neisser 1967, Newell & S<strong>im</strong>on 1972, Sanders 1971, Roth<br />

et al. 1972, Nisbett & Wilson 1977, Herber 1977, Dörner 1979, 1999, Ericsson & S<strong>im</strong>on 1981, Silverman<br />

1983, McClelland 1984, 1995, Gardner 1987, Herrmann 1987, Roth 1987, 1998, Astleitner & Plaute 1988,<br />

Kleiter & Schwarzbach 1989, Plaute 1990, Klix 1992, Lachnit 1993, Mangold & Allwin 1993, Schleider<br />

1993, Hussy 1993, Klauer 1993, Lachnitt 1993, Mayer 1993, Eysenck 1994, Benbow & Lubinski 1996,<br />

Perner 1996, Clements & Perner 1997, Keller 1998, Z<strong>im</strong>bardo & Gerrig 1999, Perrez 2000. Siehe auch „intendierte<br />

Anwendungen“ in der Pädagogik (z.B. Astleitner 1997, Herber et al. 1997, Thonhauser & Patry<br />

1999, Hofmann 2000).<br />

87


Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

higkeiten. Oder man traut sich entsprechende Fähigkeiten in best<strong>im</strong>mten Situationen zu<br />

(”covert reactions” ohne entsprechende Operationalisierung durch ”overt reactions”).<br />

Retrospektion als Basis für mehr oder weniger generalisierende Annahmen über die Beschaffenheit<br />

der eigenen kognitiven (motivationalen, etc.) Strukturen hat aber damit zu<br />

kämpfen, dass gegenüber aktuellen Einschätzungen überhöhte Angaben in beide Polrichtungen<br />

(also tendenziell extremere Schätzungen) gemacht werden (vgl. Perrez 2000).<br />

(3) Selbstauskünfte über eigene Einstellungen, Motivationen, Persönlichkeitsmerkmale als<br />

Reaktionen auf verbale Reize, deren Verständnis durch die individuelle Vp <strong>im</strong> Normalfall<br />

nicht überprüft wird - man verlässt sich bei solchen Selbstauskunftsverfahren auf die<br />

teststatistischen Verteilungen der Eichstichproben: Wie ein konkretes Individuum solch<br />

einen verbalen Reiz (in Form einer Antworten provozierenden Behauptung oder Frage)<br />

denotativ bzw. konnotativ (miss-)versteht, lässt sich der ”eindeutigen” Reaktion auf einer<br />

normierten Antwortskala (von totaler Zust<strong>im</strong>mung bis totaler Ablehnung, etc.) nicht entnehmen<br />

(direkte Erfassung).<br />

(4) Kognitiv kontrollierte (reflektierte) Selbstauskunft in Zusammenhang mit beobachtetem<br />

Verhalten: Vpn werden gefragt, was sie während eines Exper<strong>im</strong>ents gedacht haben <strong>und</strong><br />

warum sie ein best<strong>im</strong>mten Verhalten produziert haben. Davon erhofft man sich Auskunft<br />

über die ”zugr<strong>und</strong>eliegende” kognitive (motivationale, etc.) Struktur. Diese verbalen<br />

Retrospektionen können mit den Produkten des lauten Denkens während des Exper<strong>im</strong>ents,<br />

mit dokumentierten Verhaltensweisen (einschließlich Gestik, M<strong>im</strong>ik), mechanischen<br />

Reaktionen (z.B. auf der Computertastatur), physiologischen Kennwerten, etc. verglichen<br />

werden (direkte, gekoppelt mit indirekter Erfassung).<br />

(5) Lautes Denken während eines Problemlösevorganges (direkte Selbstauskunft).<br />

(6) Projektive Gedankenflüsse <strong>und</strong> Gefühlsäußerungen während des Erzählens einer Fantasiegeschichte<br />

in Fortsetzung eines normierten Geschichtenanfangs, angesichts diffuser<br />

Bildreize, etc. (indirekte Selbstauskunft).<br />

(7) (Quasi-)exper<strong>im</strong>entell kontrollierte Produktion kognitiver Leistungen oder z.B.<br />

emotionaler Prozesse (indirekte, schlussfolgernde Methode)<br />

(8) Wahlreaktionen zwischen verschiedenen Lösungsangeboten (indirekte Methode).<br />

(9) Subl<strong>im</strong>inale Reizdarbietung (indirekte Methode).<br />

(10) Physiologische Ableitungen (indirekte Methode).<br />

Die indirekte Erfassung kognitiver Fähigkeiten (<strong>und</strong> z.B. emotionaler Prozesse) hat sich als<br />

sehr fruchtbar in der Vorhersage realer Lebenssituationen erwiesen. Das steht in einem reliablen<br />

Gegensatz zur methodologischen Gr<strong>und</strong>auffassung vieler Kognitionspsychologen, dass<br />

kognitive Strukturen (<strong>und</strong> z.B. emotionale Prozesse) am besten durch direkte Methoden der<br />

Selbstauskunft erfasst werden könnten. Verschiedene Verfahren der Fähigkeits- <strong>und</strong> Persönlichkeitsdiagnostik<br />

korrelieren jeweils erstaunlich niedrig be<strong>im</strong> selben Konstrukt. Selbstauskunftsverfahren<br />

(vor allem Fragebögen) korrelieren zwar hoch untereinander, zeigen jedoch<br />

wenig systematische Übereinst<strong>im</strong>mung mit exper<strong>im</strong>entell variierten Verhaltensmaßen (z.B.<br />

Expertenratings von direkt beobachtbaren Verhaltensweisen oder projektiv geäußerten Gedanken-<br />

<strong>und</strong> Gefühlsflüssen). Selbstberichtete Fähigkeiten <strong>und</strong> Einstellungen haben wenig<br />

mit beobachtbarem Verhalten zu tun (vgl. Campbell & Fiske 1959, Heckhausen 1963, 1989,<br />

Vontobel 1970, McClelland 1972, 1984, 1995, Nisbett & Wilson 1977, Herber 1977, 1998a,<br />

Fleming 1982, Kuhl & Stahl 1986, McClelland et al. 1989, Plaute 1990, etc.).<br />

Wie kann man das erklären? Es scheint keine bloße methodologische Frage zu sein, sondern<br />

auch unterschiedliche Auffassungen der Theoriekerne kognitionspsychologischer Konstrukte<br />

zu treffen (betreffend das ”Wesen” von verschiedenen Kognitionen, Emotionen, Motivationen,<br />

etc.). Leider wurde der Erfassung kognitiver <strong>und</strong> z.B. motivationaler Prozesse<br />

88


Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

bisher zu wenig Augenmerk geschenkt (dabei gibt es ausbaufähige Ansätze unterschiedlicher<br />

Provenienz, beginnend mit der Methode des lauten Denkens des Gestaltpsychologen Duncker<br />

1963, vgl. aber auch Boekaerts 1986, Astleitner & Plaute 1988, Kleiter & Schwarzbach 1989,<br />

Plaute 1990, Houtmans 1996, Patry 1997, Perrez 2000). Die meisten Untersuchungen erfassen<br />

jedoch nach wie vor nur die Resultate kognitiver (motivationaler, etc.) Prozesse, nicht deren<br />

Zustandekommen. Wir wollen diesem methodologischen Problem des kognitionspsychologischen<br />

Paradigmas bei Fähigkeitstests <strong>und</strong> bei Selbstauskunftsverfahren über relevante Motivations-<br />

<strong>und</strong> Persönlichkeitsmerkmale <strong>im</strong> Vergleich nachgehen.<br />

Ein wichtiger Unterschied zwischen beiden Verfahren besteht darin, dass Selbstauskünfte<br />

über eigene Kognitionen, Emotionen <strong>und</strong> Motivationen in der Regel “spontan” geäußert werden<br />

sollen <strong>und</strong> normalerweise nicht als falsch oder richtig klassifiziert werden, Fähigkeiten<br />

jedoch sehr wohl über die D<strong>im</strong>ension ”richtig - falsch” erhoben werden. Auch die (analoge)<br />

Beziehung der Testitems zu realen Situationsparametern, in denen nichtgetestetes Verhalten<br />

stattfindet, ist unterschiedlich: So gleichen Mathematikaufgaben in Schulleistungstests z.B.<br />

wesentlich mehr entsprechenden Aufgaben <strong>im</strong> realen Unterricht als motivations-, personoder<br />

sozialbezogene Testitems den realen Lebenssituationen von Vpn. Bei produktbezogenen<br />

Tests bzw. Exper<strong>im</strong>enten spiegeln sich also unterschiedliche Prozesse der Auseinandersetzung<br />

mit sachbezogenen Problemen oder mit eigenem Denken, Fühlen <strong>und</strong> Wollen - entweder<br />

mehr in realitätsbezogener (“ökologische” Validität) oder konstruktbezogen-artifizieller Weise.<br />

Zurück zum Problem direkter vs. indirekter Erfassung der <strong>im</strong> jeweiligen Konstrukt definierten<br />

theoretischen Kernannahmen:<br />

Schon Mischel (1968) hat darauf hingewiesen, dass Selbstaussagen eher globale Interpretationen<br />

der eigenen Verhaltenstendenzen darstellen als Beschreibungen spezifischer Verhaltensweisen,<br />

auch wenn dies durch entsprechende Frageformulierungen intendiert ist. Nicht so<br />

sehr spezifische Erinnerungen werden wiedergegeben, sondern eher generalisierende Schlussfolgerungen<br />

bezüglich der eigenen Person-Umweltbeziehungen. Spezifische episodische Erinnerungen<br />

werden offensichtlich <strong>im</strong> Langzeitgedächtnis zu korrespondierenden Clustern<br />

zusammengefasst, Objekt- <strong>und</strong> Metagedächtnis interferieren (vgl. auch Schleider 1993, 41ff.).<br />

Die Fähigkeit, detaillierte Informationen zu erinnern, sinkt rasch ab - die Erinnerungsleistung<br />

wird zu höheren (oder tieferen), jedenfall abstrakteren Ebenen des semantischen Netzwerkes<br />

sensu Collins & Quillian (1969) transferiert. Auch motivational scheint es von Vorteil zu<br />

sein, statt spezifischer Zielsetzungen für kognitive Leistungen vorerst allgemeine Suchrichtungen<br />

anzustoßen (vgl. Locke & Latham 1990, 29ff.). Im Unterschied zu behavioristischen<br />

Annahmen, dass spezifische Reize mit spezifischen Reaktionen verknüpft werden, st<strong>im</strong>men<br />

<strong>Gestaltpsychologie</strong> <strong>und</strong> Kognitionspsychologie darin überein, dass ”unter der Hand” von spezifischen<br />

Reizgegebenheiten abstrahiert wird <strong>und</strong> ein Streben nach formaler Prägnanz (”guter<br />

Gestalt”) bzw. nach dekontextualisierten, generalisierbaren Ordnungsschemata festzustellen<br />

ist: das episodische Gedächtnis wird zu einem semantischen Gedächtnis transformiert, das<br />

mehr Flexibilität <strong>im</strong> Umgang mit neuen Situationen ermöglicht, eine Fähigkeit, die von der<br />

Kindheit bis zum Erwachsenenalter <strong>im</strong>mer mehr zum Tragen kommt (vgl. z.B. Franks &<br />

Bransford 1971, Wessels 1984, Holland et al. 1987, Vosniadou & Ortony 1989, Mangold-<br />

Allwin 1993, Holyoak & Thagard 1995, Hofstadter 1996, etc.): We are ”telling more than we<br />

can know” (Nisbett & Wilson 1977, vgl. auch Claxton 1997).<br />

4. Zusammenfassung<br />

Alle drei hier verglichenen Paradigmen verwenden <strong>im</strong> Großen <strong>und</strong> Ganzen ein ähnliches Methodenarsenal<br />

(Verhaltensbeobachtungen, sprachliche Äußerungen, etc.). Unterschiede beste-<br />

89


Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

hen eher in der auf den jeweiligen Theoriekern bezogenen Bewertung <strong>und</strong> in dem von daher<br />

rührenden Stellenwert dieser Methoden untereinander. Das führt dazu, dass jeweils nicht die<br />

ganze durch die verwendeten Methoden verfügbare Information genützt wird, sondern es wird<br />

theoriebezogen selektiert. Am deutlichsten zeigt sich das <strong>im</strong> expliziten methodologischen<br />

Verzicht behavioristischer Forscher, introspektives Material über Prozesse, die innerhalb von<br />

Personen - von außen nicht unmittelbar beobachtbar - vor sich gehen, zur heuristischen Generierung<br />

bzw. kritischen Überprüfung von theoretischen Annahmen zu nützen. Daran kann<br />

man sehen, wie Annahmen des Theoriekerns die Konstruktion von methodologischen Abbildungssystemen<br />

unmittelbar beeinflussen. Hinzu kommen konkrete methodische Probleme,<br />

komplexes Verhalten in wenige, einfach zu beobachtende Kategorien der Verhaltensbeobachtung<br />

aufzuschlüsseln, sozusagen ”herunterzubrechen”. Gestalt- <strong>und</strong> Kognitionspsychologen<br />

tendieren eher zum Gegenteil, nämlich Innenzustände des Organismus über Selbstbeobachtungstechniken<br />

(lautes Denken, aktuelle bzw. retrospektive Selbstauskunft, etc.) zu erfassen.<br />

Das geht mitunter - bei behavioristisch geschulten (”transformierten”) Kognitionspsychologen<br />

- paradoxerweise so weit, dass Verlaufskurven einer mehrmals am Tag stattfindenden<br />

aktuellen introspektiven (reflexiven, bewertenden) Selbstbeobachtung als ”Verhaltensströme”<br />

bezeichnet werden (vgl. z.B. Perrez 2000), um ihnen das Etikett eines höheren Objektivierungsgrades<br />

verleihen zu können.<br />

Introspektiven Methoden - nicht selten als ”via regia” gestalt- <strong>und</strong> kognitionspsychologischer<br />

Untersuchungen verwendet - wird (<strong>im</strong>plizit oder explizit) unterstellt, einen direkten<br />

Zugang zu kognitiven Strukturen zu ermöglichen. Auch hinter diesem methodologischem<br />

Postulat verbergen sich entsprechende Theoriekern-Postulate, denn die dokumentierten<br />

Selbstbeobachtungen werden meist nicht explizit in den Kategorien eines entsprechenden<br />

theoretischen Bezugsrahmens dargestellt, können aber - indirekt - auf Basis einer entsprechenden<br />

Theorie erschlossen werden, vgl. z.B. Herber 1977, Silverman 1983, Astleitner &<br />

Plaute 1988, Plaute 1990).<br />

Eine Theorie über menschliche Kognitionen (Emotionen, Motivationen, etc.) sollte explizit<br />

Auskunft darüber geben, wie ein best<strong>im</strong>mtes theoretisches Modell in ein entsprechendes<br />

Abbildungsmodell transformiert wird (vgl. z.B. Sanders 1971, Alisch 1995). Die methodische<br />

Praxis <strong>im</strong> Zusammenhang mit direkten <strong>und</strong> indirekten diagnostischen Methoden stützt sich<br />

aber eher auf ”plausible” Vereinbarungen zwischen Angehörigen eines best<strong>im</strong>mten Paradigmas<br />

bzw. auf punktuelle, bestenfalls bereichsspezifische Modellfestlegungen (vgl. dazu in<br />

kritischer Weise z.B. Herber 1977, 1998b, McClelland 1984, 1995, Astleitner & Plaute 1988,<br />

Plaute 1990, Astleitner 1992, 1997, Astleitner & Herber 1993).<br />

Besonders wichtig ist die Explikation des Zusammenhangs von Theoriekern <strong>und</strong> methodologisch<br />

reflektiertem Abbildungsmodell, wenn ein- <strong>und</strong> derselbe Theoriekern mit verschiedenen<br />

Abbildungsmodellen <strong>und</strong> entsprechenden Methoden erfasst wird (vgl. Campbell & Fiske<br />

1959, Patry 1982, 1991, Herber et al. 1996, Roth 1987, Astleitner 1997, Herber 1998b, Thonhauser<br />

& Patry 1999, Herber et al. 1999). Und gleichermaßen, wenn gezeigt werden kann,<br />

dass ein- <strong>und</strong> derselbe Theoriekern durch unterschiedliche Abbildungsmodelle (methodologische<br />

Interpretationen) zu unterschiedlichen empirischen Ergebnissen führt (vgl. z.B. Vontobel<br />

1970, Herber 1977, Fleming 1982, McClelland 1984, 1995, McClelland et al. 1989, Plaute<br />

1990, Herber et al. 1997).<br />

Aus kognitionspsychologischer Perspektive (dem Bezugspunkt unserer Analyse), insbesondere<br />

aus informationstheoretischer Sicht ist eine vollständige Erfassung interner Prozesse<br />

durch Introspektion schon aus Kapazitätsgründen - wegen der Begrenztheit unseres Arbeitsgedächtnisses<br />

- nicht möglich (vgl. z.B. das Kriterium der ”magic number seven” von Miller<br />

1956).<br />

90


Hans-Jörg Herber: Paradigmenvergleich<br />

Eine weiteren Einschränkung sowohl <strong>im</strong> aktuellen lauten Denken, besonders aber bei der<br />

retrospektiven, reflektierenden Introspektion hängt mit erwartungsgenerierten Selektionen des<br />

Wahrnehmungs- wie des Erinnerungsmaterials zusammen. Diese Selektivität wird nicht nur<br />

durch kognitive Faktoren best<strong>im</strong>mt (wie z.B. durch Kapazitätsgrenzen der aktuellen Informationsverarbeitung,<br />

des Nicht-Verfügens über taugliche Begriffe, Schemata, semantische<br />

Netzwerke für ein gegenstands- bzw. problemadäquates Clustering), sondern auch durch affektive<br />

Einstellungsfaktoren, Motivationen (offene Bedürfnisse), etc. (vgl. z.B. Freud 1944,<br />

Bruner & Goodman 1947, Roth 1981, Herber 1979, 1998a, Claxton 1997).<br />

Die von Behavioristen (z.B. Watson 1913, 1924, 1925) <strong>und</strong> paradigmenverschmelzenden,<br />

späteren Motivationsforschern (z.B. McClelland 1984, 1995) berichteten Inkompatibilitäten<br />

zwischen bewussten (reflexiven) Selbstauskünften <strong>und</strong> dem tatsächlich beobachtbaren Verhalten<br />

sind nicht wegzudiskutieren <strong>und</strong> müssen zukünftig auch in der Weiterentwicklung des<br />

kognitionspsychologischen Paradigmas systematischer als bisher berücksichtigt werden: E-<br />

motionen <strong>und</strong> Motivationen nicht zum Gegenstand kognitionspsychologischer Untersuchungen<br />

zu machen – etwa was Einschränkungen bzw. Generierungen von Suchräumen für kognitive<br />

Prozesse betrifft – ist das Gegenteil von einer kognitiv-explikativen, rationalen Problemlösestrategie,<br />

womit wir be<strong>im</strong> Ausgangspunkt unserer Überlegungen angelangt wären: Die<br />

Grenzen von kognitiven Objekt- <strong>und</strong> Metatheorien sind ineinander “verschoben”, beide Bereiche<br />

bedingen einander in vielfältiger Weise (vgl. Newell & S<strong>im</strong>on 1972, Berkson & Wettersten<br />

1982, Herrmann 1987, Roth 1987, Alisch 1995, Herber et al. 1996, Herber 1996,<br />

1998c, Riffert 1999, Hofmann 2000).<br />

Die historische Auseinandersetzung zwischen <strong>Behaviorismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Gestaltpsychologie</strong> scheint<br />

mehr <strong>und</strong> mehr zu einer zwischen <strong>Behaviorismus</strong> <strong>und</strong> Kognitionspsychologie transformiert zu<br />

werden, wobei Theoriekern <strong>und</strong> Methodologie des <strong>Behaviorismus</strong> deutlich von entsprechenden<br />

kognitionspsychologischen Annahmen überformt <strong>und</strong> damit abgelöst werden (vgl. Dubs<br />

1995, Herber 1998c). Das theoretische <strong>und</strong> methodologische Wissen der <strong>Gestaltpsychologie</strong><br />

scheint inzwischen weitgehend in den Corpus kognitiver Theorienbildung integriert zu sein<br />

(vgl. z.B. Palmer 1992, Klix 1992, Eysenck 1994, Alisch 1995, Z<strong>im</strong>bardo & Gerrig 1999,<br />

Dörner 1999).<br />

Wahrscheinlich tun wir Recht in dem, was wir über unsere Lieblingstheorien <strong>und</strong> deren<br />

Hintergr<strong>und</strong>sparadigmen wissen <strong>und</strong> gerne sowie ausführlich darüber berichten. Aber: Sicher<br />

tun wir Unrecht in dem, was wir über andere - konkurrierende - Theorien <strong>und</strong> Paradigmen<br />

nicht wissen oder verschweigen.<br />

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