Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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Volkspartei und Freiheitsunion sind zwar die meisten Gegner des Projektes <strong>zu</strong> finden,<br />
was aber noch keineswegs bedeutet, dass diese Parteien sich auf einem Anti-<strong>Temelin</strong>-<br />
Kurs befinden würden. Die Zustimmung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> ist durch alle Parteien hindurch<br />
größtenteils gegeben. Es gibt jedoch einzelne Personen bzw. Personenkreise innerhalb<br />
der Parteien, die sich gegen das Projekt aussprechen. Der Grund dafür ist aber nicht<br />
unbedingt die Ablehnung der Kernenergie an sich, sondern teilweise innenpolitische<br />
Gründe.<br />
Die Parteien spiegeln im Grunde die Stimmung der Bevölkerung wider. Die<br />
Zustimmung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> liegt seit Jahren, mit kleinen Schwankungen, bei 60 %. Wenn<br />
es jedoch nun um das neue Energiekonzept Tschechiens geht, so ist an<strong>zu</strong>nehmen, dass<br />
KDU-CSL und Freiheitsunion sich gegen die nukleare Option aussprechen werden.<br />
Ebenso wie Teile der CSSD. In diesem Konflikt stehen sich Industrie- und<br />
Umweltministerium als die Hauptakteure gegenüber. Das Industrieministerium forciert<br />
die Kernenergie, das Umweltministerium lehnt das ab – ist aber politisch schwächer.<br />
CEZ ist eindeutig für den Ausbau der Kernenergie, ebenso wie einige große<br />
tschechische Firmen, die direkt oder indirekt vom Bau <strong>zu</strong>sätzlicher Reaktoren<br />
profitieren würden.<br />
Die Bevölkerung in Südböhmen zeigte sich Anfang der 1990er Jahre in Be<strong>zu</strong>g auf<br />
<strong>Temelin</strong> skeptisch. Hier muss allerdings ebenfalls wieder differenziert werden. Es stellt<br />
sich die Frage inwieweit der Hintergrund tatsächlich die Ablehnung der Kernenergie<br />
war. Es ist nämlich auch wahr, dass viele Gemeinden sich finanzielle Kompensation für<br />
die potentielle Gefahr in der sie lebten erwarteten, und deshalb das Projekt kritisierten<br />
(Meister, Interview, 10.07.2003). Tatsächlich – nachdem Geld von CEZ an die<br />
Gemeinden geflossen war – sind die südböhmischen Gemeinden heute größtenteils<br />
Befürworter des Projektes. Beinahe jeder hat ein Familienmitglied, das direkt in<br />
<strong>Temelin</strong> arbeitet oder in einem der vielen Zulieferbetriebe. <strong>Temelin</strong> ist ein wesentlicher<br />
wirtschaftlicher Faktor in Südböhmen, und seine Schließung hätte sehr vielen Menschen<br />
den Arbeitsplatz gekostet. In der Diskussion über die Suche nach einem Zwischen- bzw.<br />
Endlager zeigte sich abermals wie kontrovers das Thema ist. Einige Gemeinden, die bis<br />
dato nicht an <strong>Temelin</strong> interessiert waren, und nun als eventueller Standort gehandelt<br />
werden, wehren sich gegen ein Lager in ihrer Gemeinde. Andere, oftmals ärmere<br />
Gemeinden jedoch, bemühen sich nun darum als Standort für ein Zwischen- bzw.<br />
Endlager ausgewählt <strong>zu</strong> werden (Der Standard, 12.02.1997).<br />
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