Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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In Österreich sah man in der bevorstehenden Entscheidung von 1993 die letzte Chance<br />
<strong>Temelin</strong> noch <strong>zu</strong> verhindern, und daher mobilisierte man nochmals alle Kräfte um<br />
möglichst effektiv auf die Entscheidung Einfluss <strong>zu</strong> nehmen. Jedoch mit wenig Erfolg.<br />
Nachdem die Entscheidung gefallen war, versuchte Österreich <strong>Temelin</strong> durch eine<br />
Verhinderung einer Bankgarantie der amerikanischen EXIM Bank für den Konzern<br />
Westinghouse <strong>zu</strong> Fall <strong>zu</strong> bringen. Mehrere Lobbying Missionen nach Washington<br />
erwiesen sich jedoch als erfolglos. Zu Beginn der Interventionen in Washington stand<br />
Österreich einer demokratischen Kongressmehrheit gegenüber. Jedoch kamen<br />
Kongresswahlen in den Vereinigten Staaten dazwischen, und die nun geänderten<br />
politischen Bedingungen (republikanische Kongressmehrheit) wirkten gegen Österreich.<br />
Wohl aber auch der Umstand, dass wirtschaftliche Interessen letztlich mehr wogen als<br />
die österreichischen Sicherheitsbedenken.<br />
Die nächsten Jahre waren durch kontinuierliche Proteste und politische Kontakte auf<br />
höchster Ebene gekennzeichnet. Es wurden Studien erstellt, die jedoch kaum Eingang in<br />
Tschechien fanden. Nach den Wahlen 1998 und der Regierungsübernahme durch eine<br />
von den Sozialdemokraten geführte Koalition, begann man in Tschechien aufgrund der<br />
Kosten- und Zeitplanüberschreitungen das Projekt in Frage <strong>zu</strong> stellen. Letztlich wurde<br />
eine abermalige Entscheidung bezüglich <strong>Temelin</strong> aufgrund der geänderten Rahmenbedingen<br />
notwendig. In Österreich sah man nun abermals eine Chance, Einfluss auf die<br />
tschechische Entscheidung <strong>zu</strong> nehmen. Alle Beteiligten versuchten ihre Argumente<br />
durch Studien <strong>zu</strong> belegen. Abermals wurden von österreichischer Seite<br />
Ausstiegsangebote unterbreitet. Die Entscheidung vom Frühjahr 1999 ging mit 11:8<br />
Stimmen für <strong>Temelin</strong> denkbar schlecht für Österreich aus. Allerdings war die<br />
Entscheidung weniger eindeutig gewesen als sie das noch 1993 gewesen war. In<br />
Österreich wurden währenddessen Vetodrohungen, vor allem von der FPÖ und der<br />
Ebene der Bundesländer, gegen den Beitritt Tschechiens <strong>zu</strong>r EU laut. Nach der<br />
Entscheidung 1999 steuerte man <strong>zu</strong>sehends in eine verhandlungstechnische Sackgasse.<br />
Letztlich wurde offensichtlich, dass etwas passieren musste. Die Vetodrohungen und<br />
die Grenzblockaden österreichischer Atomgegner erregten Ende 2000 auch die<br />
Aufmerksamkeit der Europäischen Kommission. Mit den Verhandlungen in Melk<br />
zwischen Bundeskanzler Schüssel, Premier Zeman und Kommissar Verheugen sollte<br />
ein für alle Seiten annehmbarer Kompromiss gefunden werden. Die Europäische<br />
Kommission hält nach wie vor an der Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie fest. Der Grund ist der<br />
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