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Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage

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Die Reaktion auf diese Entwicklung war, dass man Kohle als Energie- und<br />

Wärmeträger durch Erdgas und Kernenergie <strong>zu</strong> ersetzen plante. Seit Anfang der 1980er<br />

Jahre wurde auch kein neues Kohlekraftwerk mehr in Betrieb genommen. Man plante<br />

bis ins Jahr 2000 die Kohleförderung um 15 % bis 20 % <strong>zu</strong> reduzieren. Im achten<br />

Fünfjahresplan, der den Zeitraum 1986-1990 abdeckte, wurde der Ausbau der<br />

Kernenergie als „Staatliches Zielprogramm 01“ bezeichnet (Wenisch/Bossew 1992, 5).<br />

Von nun an floss ein beträchtlicher Teil der industriellen Investitionen in das<br />

Atomprogramm. Zwischen 1980 und 1990 machten die Investitionen in die<br />

Energiewirtschaft 15 % der Gesamtinvestitionen der CSSR aus (ebd.). Die Umset<strong>zu</strong>ng<br />

des Atomprogramms dauerte jedoch länger und kostete mehr als geplant, und daher<br />

wurden die Kohlekraftwerke vorerst nicht stillgelegt. Die Stilllegung der<br />

Kohlekraftwerke wäre auch innenpolitisch schwer <strong>zu</strong> vertreten gewesen, wie im zweiten<br />

Teil dieses Kapitels noch <strong>zu</strong> zeigen sein wird. Im Gegenteil es gibt Gerüchte, die von<br />

einem Ausbau der Kohlekraftwerke sprechen (Fellner, Interview, 21.07.2003). Tatsache<br />

ist, dass nach der Wende einige Kohlekraftwerke geschlossen wurden und andere<br />

saniert bzw. entschwefelt (Högelsberger, Loidl, Interviews, 2003). Heute sind die<br />

Kohlekraftwerke im Norden nicht mehr so umweltgefährdend wie in kommunistischer<br />

Zeit, jedoch sorgen sie samt <strong>Temelin</strong> und Dukovany für einen Stromüberschuss. Welche<br />

Kapazität bei den Kohlekraftwerken geschlossen werden sollte, wurde von der<br />

tschechischen Regierung kurz nach der Wende festgelegt: 2.000 Megawatt. Zu einem<br />

späteren Zeitpunkt sollten dann nochmals Kapazitäten von 1.500 Megawatt bis ins Jahr<br />

2010 geschlossen werden. Ob diese ersten 2.000 Megawatt tatsächlich stillgelegt<br />

wurden, ist in Tschechien eine durchaus umstrittene Frage. Im Umweltministerium<br />

(Strasky, Interview, 10.09.2003) wird behauptet, dass das so nie stattgefunden hat. Der<br />

Pressesprecher des KKW <strong>Temelin</strong> und Petr Krs vom Staatsamt für nukleare Sicherheit<br />

in Prag versicherten mir, dass die besagten 2 000 Megawatt sehr wohl geschlossen<br />

wurden (Krs, Nebesar, Interviews, 2003). Nebesar sieht den Grund in der Verwirrung<br />

darin, dass ein Teil der Kohlekraftwerke geschlossen wurde und der zweite Teil nur<br />

entschwefelt. Dies geschah zwischen 1993 und 1998.<br />

Welche anderen Zusammenhänge gab es aber noch zwischen dem Atomprogramm der<br />

Tschechischen Republik und den Kohlerevieren im Norden?<br />

Einerseits waren, und teils sind, die nordböhmischen Kohlereviere eine große Belastung<br />

für die Umwelt, andererseits sind sie auch Arbeitgeber für einige tausend Menschen in<br />

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