Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
7. Die Verhandlungspositionen und Strategien beider Staaten<br />
7.1. Veränderte Rahmenbedingen durch die „Wende“ (1989 – 1991)<br />
Spät im Jahr 1989 sorgten massive Demonstrationen in Prag dafür, dass die<br />
kommunistische Führung der Tschechoslowakei im November desselben Jahres<br />
<strong>zu</strong>rücktrat. Zuerst wurden die Demonstrationen von der Polizei <strong>zu</strong> verhindern versucht,<br />
aber die Demokratisierungswelle in Osteuropa hatte auch die CSSR erreicht. Im<br />
Dezember 1989 übernahm ein aus nicht-kommunistischen Strömungen bestehendes<br />
Kabinett die Regierungsgeschäfte. Vaclav Havel, Dichter und früherer Dissident, wurde<br />
<strong>zu</strong>m Präsidenten gewählt. Während der kommunistischen Führung hatte die CSSR<br />
Planökonomie nach sowjetischem Vorbild betrieben. 1990 begann im Land dann die<br />
Transformation in eine Marktwirtschaft. Die so genannte „Samtene Revolution“ fand<br />
ihren erfolgreichen Abschluss als es im Juni 1990 <strong>zu</strong> Wahlen kam, und im Mai 1991 die<br />
sowjetischen Truppen das Land verließen.<br />
Die neue Regierung sah sich einigen Problemen gegenüber: ineffizientes<br />
Wirtschaftssystem, hohe Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheiten und eine massive<br />
Umweltverschmut<strong>zu</strong>ng. 1990 benannte sich die CSSR in CSFR um. Im August 1992<br />
kam es dann auch noch <strong>zu</strong>r Unabhängigkeitserklärung des slowakischen Landesteils,<br />
was mit der Entstehung zwei neuer Staaten im Jänner 1993 endete. Auf diese Weise<br />
wurde der seit 74 Jahren bestehende Zusammenschluss der beiden Territorien wieder<br />
beendet. In Folge begann man an den jeweiligen neuen Verfassungen <strong>zu</strong> arbeiten.<br />
Das war also die Situation, wie sie sich nach den Umbrüchen 1989 in der CSSR<br />
darstellte. Der Reaktorunfall von Tschernobyl war erst drei Jahre vergangen, und im<br />
öffentlichen Bewusstsein in Österreich noch sehr präsent. Österreich hatte schon vor der<br />
Wende versucht gegen die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie <strong>zu</strong> intervenieren, jedoch erst mit<br />
der Wende wurden diese Versuche auf eine bilaterale Ebene gehoben und es begann<br />
eine aktive Anti-Atompolitik Österreichs. Aber auch in der CSSR begann der<br />
Widerstand gegen die Kernenergie, da es plötzlich möglich war das Thema öffentlich <strong>zu</strong><br />
diskutieren. Die Unterlagen, die bis dahin geheim waren, kamen nun nach und nach an<br />
die Öffentlichkeit (Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />
Die Bemühungen nach der Wende konzentrierten sich in der CSFR vor allem auf das<br />
als sehr gefährlich eingestufte slowakische KKW Bohunice und auf das im Bau<br />
62