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Die Glock Pistole ist neben dem Energydrink Red Bull das ...

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ABENTEUER WIRTSCHAFT<br />

TOP GUN<br />

VON MANFRED KLIMEK (TEXT) UND LUZIA ELLERT (FOTOS)<br />

ALS GASTON GLOCK<br />

den ersten Schlag spürte,<br />

ging er gleich zu Boden.<br />

Es folgten noch<br />

weitere harte Hiebe und<br />

er verlor schnell <strong>das</strong> Bewusstsein. Er<br />

lag in einer Luxemburger Parkgarage.<br />

Und als man ihn auf die Trage des<br />

Rettungswagens hob, zierte ein<br />

Rinnsal Blut den ölverschmierten<br />

Asphalt. Seine Visitkarte. Es war der<br />

27. Juli 1999.<br />

Gaston <strong>Glock</strong>, Kärntner, geboren<br />

1923, <strong>ist</strong> einer der bekanntesten Waffenfabrikanten<br />

der Welt. Auftraggeber<br />

des Mordanschlags war sein<br />

damaliger Kompagnon Charles<br />

Ewert. Ewert hatte Geld veruntreut,<br />

<strong>Glock</strong> war ihm auf die Spur gekommen.<br />

Ewert versuchte <strong>Glock</strong> von einem<br />

gedungenen Mörder mit einem<br />

Hammer erschlagen zu lassen. Es<br />

sollte wie ein primitiver Raubmord<br />

aussehen, verübt von einem brutalen<br />

Straßenkriminellen. Und so etwas<br />

Ähnliches war es ja auch.<br />

Blutverschmiert im Rettungswagen<br />

und wieder bei Sinnen gelang es<br />

<strong>Glock</strong> binnen Minuten, rund 40 Millionen<br />

Dollar vom Geschäftskonto<br />

auf <strong>das</strong> Konto einer Schweizer Bank<br />

umzuleiten und Ewert so den Zugriff<br />

zu verwehren. Gaston <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong><br />

knallhart. Gestorben wird später.<br />

Und gestorben wird viel auf der<br />

Welt. Mindestens ein Fünftel, so sagt<br />

die Stat<strong>ist</strong>ik, durch menschliche Gewalt.<br />

Ein Bruchteil davon auch durch<br />

Kugeln, die aus <strong>Glock</strong>-<strong>P<strong>ist</strong>ole</strong>n abgefeuert<br />

werden. <strong>Glock</strong>-<strong>P<strong>ist</strong>ole</strong>n ballern<br />

oft. Poliz<strong>ist</strong>en lieben <strong>Glock</strong>-<br />

<strong>P<strong>ist</strong>ole</strong>n, Sicherheitsdienste auch.<br />

Bürgerkriegskämpfer bevorzugen die<br />

<strong>Glock</strong> im Nahkampf. Und auch der<br />

gewöhnliche Kriminelle mag die<br />

<strong>Glock</strong>. Denn sie <strong>ist</strong> leicht, robust und<br />

vergleichsweise günstig. Sie <strong>ist</strong> technisch<br />

durchdacht und einfach zu bedienen.<br />

Hip <strong>ist</strong> sie nicht. Hip <strong>ist</strong> die<br />

Walther. Oder eine Smith & Wesson.<br />

Am besten eine 357er Magnum. <strong>Die</strong>se<br />

Knarre lieben kriminalitätsbege<strong>ist</strong>erte<br />

Rapper. Und führen sie in ihren<br />

Clips vor. Eine <strong>Glock</strong> sieht man da<br />

selten. Und <strong>das</strong> <strong>ist</strong> gut so.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> eine <strong>Bull</strong>en-Puffe.<br />

Das FBI steht auf die <strong>Glock</strong>. Durch<br />

<strong>das</strong> FBI und etliche Landesbehörden<br />

wurde <strong>Glock</strong> zum Milliardär. Heute<br />

tragen nur mehr ewiggestrige Südstaatensheriffs<br />

ihre schweren Revolver<br />

spazieren. Man kann <strong>das</strong> gut beobachten,<br />

wenn sie in Texas die<br />

Gefängnisse abschirmen, während im<br />

Inneren eine Exekution stattfindet.<br />

Das <strong>ist</strong> der Rest vom Wilden Westen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> der Sieg des Pragmatismus.<br />

Wurde eine <strong>P<strong>ist</strong>ole</strong> früher<br />

noch als „Blue Steel“ angebetet, je<br />

gewichtiger, je größer („Dirty Harry“),<br />

umso besser, so hat die Anfang<br />

der 1990er etablierte <strong>Glock</strong> viele Teile<br />

aus Polymer, die die Waffe enorm<br />

leicht machen. Dazu kommen eine<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glock</strong>-<strong>P<strong>ist</strong>ole</strong> <strong>ist</strong><br />

<strong>neben</strong> <strong>dem</strong> <strong>Energydrink</strong><br />

<strong>Red</strong> <strong>Bull</strong> <strong>das</strong> beliebteste<br />

österreichische Exportgut.<br />

Doch was macht die<br />

Knarre so beliebt?<br />

It’s just a simple thing.<br />

FACTS<br />

Olore volupta tibusap edioribus<br />

ditibusa peles qui asperum<br />

illoria velessi ntiunti isinciis<br />

eat etur audi rerum intur?<br />

Henda cus. Olore volupta tibusap<br />

edioribus ditibusa peles<br />

qui asperum illoria velessi<br />

ntiunti isinciis eat etur audi rerum<br />

intur? Henda cus. Ut experume<br />

voluptas quunt illabor<br />

eperovid minciam Ut experume<br />

voluptas quunt illabor eperovid<br />

minciam Olore volupta<br />

tibusap edioribus ditibusa peles<br />

qui asperum illoria velessi<br />

ntiunti isinciis eat etur audi rerum<br />

intur? Henda cus. Ut experume<br />

voluptas quunt illabor<br />

eperovid minciam<br />

88<br />

89


ABENTEUER WIRTSCHAFT<br />

//<br />

sehr simple, aber effiziente rost- und<br />

schmutzabweisende Oberflächenveredelung<br />

namens Tenifer und ein<br />

vereinfachter Abzug, in <strong>dem</strong> auch<br />

die Sicherung eingebaut <strong>ist</strong>. <strong>Die</strong><br />

<strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> schnell einsatzbereit.<br />

Das Geniale an der <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong>, <strong>das</strong>s<br />

sich ihr Konstrukteur mit elementaren<br />

Bedienungsfragen herumgeschlagen<br />

hat. Warum hat eine Smith<br />

& Wesson bis zu 60 Teile? Braucht sie<br />

die? Nein, die <strong>Glock</strong> hat nur 34. Warum<br />

muss eine Beretta so schwer wiegen?<br />

Liegt sie dadurch besser in der<br />

Hand? Nein, die <strong>Glock</strong> wiegt nicht<br />

einmal die Hälfte anderer extremkalibrigen<br />

Waffen. Man zielt sogar<br />

genauer und hat einen besseren haptischen<br />

Eindruck. Warum muss eine<br />

<strong>P<strong>ist</strong>ole</strong> so teuer sein? Muss sie nicht,<br />

die <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> deutlich günstiger als<br />

viele andere Waffen gleicher Ausrichtung.<br />

Weniger Teile und die Verwendung<br />

von Kunststoff lassen die<br />

Produktionskosten gering ausfallen.<br />

Und die Gewinne mächtig sprießen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> ein simples technisches<br />

Gerät, mit <strong>dem</strong> man in <strong>dem</strong><br />

vorgesehenen Einsatzgebiet die besten<br />

Resultate erzielt. So gesehen <strong>ist</strong><br />

sie gut mit der Leica-Sucherkamera<br />

vergleichbar, ein ebenso simples Teil<br />

aus Blech, Schrauben, Zahnrädern<br />

und Stofffetzen, <strong>das</strong> weltweit als<br />

teure Feinmechanik durchgeht. Und<br />

deswegen auch eine gewisse Erotik<br />

verströmt, die Erotik des Anspruchslosen,<br />

<strong>das</strong> sich nur <strong>dem</strong> Ergebnis<br />

verpflichtet. Bei der Leica <strong>ist</strong> es <strong>das</strong><br />

gute Foto. Bei der <strong>Glock</strong> der schnelle<br />

Tod. Rausziehen, mit einem Druck<br />

entsichern und schießen. Target!<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> aber auch ein Zeichen<br />

des gesellschaftlichen Wandels.<br />

Sie <strong>ist</strong> eine Unisex-Waffe; nein, eigentlich<br />

<strong>ist</strong> sie wie gemacht für<br />

weibliche Sicherheitsbeamte. <strong>Die</strong><br />

<strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> metrosexuell wie David<br />

Beckham, eine Stadtwaffe, verwendet<br />

in Straßenschluchten, in engen<br />

Gängen, auf verlassenen Parkplätzen<br />

– im Hintergrund immer eine Polizeisirene.<br />

Es regnet.<br />

Ihr Besitzer muss cool sein, denn<br />

die <strong>Glock</strong> wird ihn nicht cool machen.<br />

In dieser Konnotation wird sie<br />

in Filmen eingesetzt. Wurde Clint<br />

Eastwoods geil-reaktionärer „Dirty<br />

Harry“-Charakter noch von einer<br />

langläufigen Smith & Wesson geprägt<br />

(eine unverhohlene sexuelle<br />

Anspielung), war James Bond noch<br />

ein Verfechter der untauglichen, aber<br />

spleenigen Walther PPK (die einzige<br />

Romantik, die man 007 gönnte), so<br />

wird die universelle, unpersönliche<br />

<strong>Glock</strong> in Filmen vor allem von gebrochen-zynisch-intellektuellen<br />

Charakteren wie Julianne Moore<br />

(„Hannibal“), Robert de Niro („15<br />

Minutes“) oder Matt Damon („Das<br />

Bourne Ultimatum“) verwendet.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> ein<br />

simples technisches<br />

Gerät, mit<br />

<strong>dem</strong> man in <strong>dem</strong><br />

vorgesehenen Einsatzgebiet<br />

die besten<br />

Resultate erzielt.<br />

So gesehen<br />

<strong>ist</strong> sie gut mit der<br />

Leica-Sucherkamera<br />

vergleichbar, ein<br />

ebenso simples Teil<br />

aus Blech, Schrauben,<br />

Zahnrädern<br />

und Stofffetzen,<br />

<strong>das</strong> weltweit als<br />

teure Feinmechanik<br />

durchgeht. Beide<br />

sind nur <strong>dem</strong> Ergebnis<br />

verpflichtet.<br />

Bei der Leica <strong>ist</strong> es<br />

<strong>das</strong> gute Foto. Bei<br />

der <strong>Glock</strong> der<br />

schnelle Tod.<br />

//<br />

www.glock.com<br />

Und manchmal auch von Schurken.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glock</strong> als Schurkenknarre –<br />

<strong>das</strong> <strong>ist</strong> die Geschichte eines Irrtums.<br />

Lange Jahre galt die <strong>Glock</strong> als reines<br />

Plastikteil. Und so geriet sie in den<br />

Verdacht, die ideale Waffe für Terror<strong>ist</strong>en<br />

zu sein, da sie ja bei jeder<br />

Kontrolle unsichtbar bleibt. Das <strong>ist</strong><br />

völliger Humbug, der Schlitten der<br />

<strong>Glock</strong> war immer aus Metall. Doch<br />

die Wahrheit konnte sich nicht<br />

durchsetzen, Plastik galt als schick.<br />

Und böser noch als Stahl.<br />

Gaston <strong>Glock</strong>, der geniale Konstrukteur,<br />

genießt in der Welt der Waffen<br />

den Ruf seiner Erfindung. Seine nachgesagt<br />

politisch äußerst rechte Einstellung<br />

enttarnt keine Wildwestmanier<br />

amerikanischer Waffenhersteller.<br />

Man weiß nicht viel von <strong>dem</strong> Mann,<br />

der gute Kontakte zu allen wesentlichen<br />

Sicherheitsbehörden zu pflegen<br />

scheint. Und will man mehr wissen,<br />

lernt man schnell seine Rechtsanwälte<br />

kennen. <strong>Glock</strong> <strong>ist</strong> wie seine Knarre: effizient<br />

und schussbereit.<br />

Galt er schon vor <strong>dem</strong> Mordanschlag<br />

als nicht gerade gesprächig, so<br />

<strong>ist</strong> er seither quasi von der Bildfläche<br />

verschwunden. Seine <strong>P<strong>ist</strong>ole</strong> <strong>ist</strong> ein<br />

Selbstläufer wie die Rolex-Oyster.<br />

Einmal erfunden, muss man nur<br />

mehr verbessern. Das kostet wenig<br />

Geld. Manch andere aber kostet die<br />

<strong>Glock</strong> <strong>das</strong> Leben. Das <strong>ist</strong> der Sinn<br />

der Sache, der Zweck der Waffe.<br />

90 DEZEMBER 2011 CASH FLOW

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