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Umfassende Tests bei Depression und Schizophrenie bestätigen ...

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Die Diagnose <strong>Depression</strong> oder <strong>Schizophrenie</strong> wird<br />

meist anhand der Kriterien von ICD10 oder DSM-IV<br />

im Rahmen eines verbalen, strukturierten Interviews<br />

(PatientInnengesprächs) oder durch kurze Papier-<br />

Bleistift-Verfahren erstellt. Da<strong>bei</strong> werden die Aussagen<br />

der PatientInnen über ihr subjektives Erleben,<br />

die Beobachtung der Patient/innen während der<br />

Untersuchung <strong>und</strong> Informationen der Angehörigen<br />

herangezogen. Ebenso „klassisch“ wie die Diagnose<br />

erfolgt in der Regel auch die Behandlung: medikamentös<br />

<strong>und</strong>/oder psychotherapeutisch. Die Diagnose<br />

<strong>und</strong> Behandlung kognitiver Fähigkeiten sind bisher<br />

im klassischen Diagnose- <strong>und</strong> Behandlungsprozess<br />

kaum ein Thema, obwohl kognitive Leistungen wesentlich<br />

die Alltagsfunktionen der Patient/innen bestimmen.<br />

Für viele ÄrztInnen <strong>und</strong> PsychologInnen<br />

liegen kognitive Einschränkungen nicht im Fokus des<br />

Diagnoseprozesses, das enge Zeitkonzept lässt<br />

häufig keine zusätzlichen aufwendigen diagnostischen<br />

Verfahren zu, die bewährten Diagnose-<br />

Instrumente erfordern lange Untersuchungszeiten,<br />

erfassen häufig unterschiedliche Funktionen <strong>und</strong><br />

sind nicht einheitlich normiert.<br />

Objektive Erfassung von kognitiven Defiziten lässt<br />

sich am einfachsten mit den geeigneten <strong>Tests</strong> umsetzen.<br />

Bei der Diagnostik von kognitiven Beeinträchtigung<br />

von <strong>Depression</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Schizophrenie</strong>patientInnen<br />

des Forscherteams r<strong>und</strong> um Prof. Weisbrod,<br />

Dr. Aschenbrenner, Dr. Roesch-Ely <strong>und</strong> einem<br />

Expertenteam von SCHUHFRIED kam das Test-Set<br />

COGBAT (kognitive Basistestung) von SCHUH-<br />

FRIED zum Einsatz. COGBAT bildet die relevanten<br />

kognitiven Dimensionen ab: Aufmerksamkeit, Gedächtnis,<br />

Exekutive Funktionen. Wie erwartet stellte<br />

sich heraus, dass sowohl <strong>Depression</strong>spatientInnen<br />

als auch PatientInnen mit <strong>Schizophrenie</strong> stark ausgeprägte<br />

kognitive Störungen aufweisen, wo<strong>bei</strong> die<br />

Gruppe der schizophrenen Patienten deutlich stärker<br />

beeinträchtigt war. Diese Störungen können sich<br />

negativ auf den Alltag <strong>und</strong> den Krankheitsverlauf<br />

1


auswirken. Interessant war, dass <strong>Depression</strong>spatientInnen<br />

sehr dazu tendieren, ihre kognitiven Fähigkeiten<br />

zu unterschätzen, <strong>Schizophrenie</strong>patientInnen<br />

überschätzen hingegen ihre kognitive Leistungsfähigkeit.<br />

Konkret wurde <strong>bei</strong> Menschen mit <strong>Depression</strong>en<br />

festgestellt, dass sie im figuralen Gedächtnis, im<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgedächtnis <strong>und</strong> in der Response Inhibition<br />

Probleme aufweisen. Menschen mit <strong>Schizophrenie</strong><br />

haben zusätzlich dazu Defizite in weiteren Subdimensionen,<br />

wie z. B. in der kognitiven Flexibilität, im<br />

Planen <strong>und</strong> der Verar<strong>bei</strong>tungsgeschwindigkeit.<br />

Das Test-Set COGBAT (kognitive Basistestung) war<br />

für diese Fragestellung das optimale Tool, da es<br />

zeitkritisch die relevanten Aspekte konzepttreu erfasst<br />

<strong>und</strong> die eingesetzten Paradigmen normiert<br />

sind. COGBAT ist eine moderne Testbatterie, die<br />

aus objektiven <strong>Tests</strong> <strong>und</strong> einem Fragebogen zur<br />

subjektiv empf<strong>und</strong>en Leistungsfähigkeit (Zusatzfragebogen<br />

– Add-on Test) besteht. Mit einer durchschnittlichen<br />

Dauer von ca. 50 Minuten ist die COG-<br />

BAT ein zeiteffizientes Verfahren <strong>und</strong> ermöglicht<br />

eine Gesamtauswertung, da es dafür eine eigene<br />

Gesamtnormierung gibt. Es konnte gezeigt werden,<br />

dass die COGBAT ein sensitives Verfahren ist, das<br />

individuelle kognitive Defizite erfasst <strong>und</strong> Unterschiede<br />

zwischen den PatientInnengruppen abbilden<br />

kann.<br />

„Kognitiven Störungen <strong>bei</strong> <strong>Depression</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Schizophrenie</strong>-Kranken<br />

wird in Zukunft mehr Aufmerksamkeit<br />

entgegengebracht werden“, ist sich Marco Vetter<br />

sicher, Leiter der psychologischen Entwicklungsabteilung<br />

<strong>bei</strong> SCHUHFRIED.<br />

Die Erfassung von kognitiven Defiziten kann in Zukunft<br />

durch vorwiegend objektive Verfahren, wie<br />

<strong>bei</strong>spielweise dem Test-Set COGBAT einfach <strong>und</strong><br />

ohne großen zusätzlichen Aufwand erfolgen. Somit<br />

können Defizite in den wichtigsten Dimensionen<br />

aufgezeigt <strong>und</strong>, <strong>bei</strong> entsprechenden Ergebnissen,<br />

Hypothesen gezielt durch die Vorgabe von weiteren<br />

<strong>Tests</strong> abgeklärt werden. Die Ergebnisse der COG-<br />

BAT können Auskunft darüber geben, wie stark die<br />

Einschränkungen sind <strong>und</strong> ob PatientInnen sie<br />

wahrnehmen <strong>und</strong> darunter leiden.<br />

Das bedeutet natürlich auch, dass es <strong>bei</strong> einer umfassenden<br />

<strong>Depression</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Schizophrenie</strong>-<br />

Therapie nicht mehr nur darum gehen wird, die klassischen<br />

Symptome zu behandeln, sondern auch, die<br />

kognitiven Beeinträchtigungen zu therapieren. Als<br />

Ergänzung zu den sehr häufig eingesetzten Therapiemöglichkeiten<br />

wie Psychotherapie oder Medikamenten<br />

werden in Zukunft vermehrt auch kognitive<br />

Trainings in Betracht gezogen werden. In diesem<br />

Zusammenhang kann das sogenannte Testen-<br />

Trainieren-Evaluieren-Konzept systematisch <strong>bei</strong> der<br />

Therapie unterstützen: Durch <strong>Tests</strong> wird genau festgestellt,<br />

welche Dimensionen beeinträchtigt sind, mit<br />

den korrespondierenden Trainings wird trainiert <strong>und</strong><br />

durch Parallelformen der Ausgangstests kann die<br />

Wirksamkeit der Trainings überprüft werden.<br />

Die kognitiven Störungen in die Behandlungs- <strong>und</strong><br />

Rehabilitationsplanung einzubeziehen, bringt den<br />

Behandelnden <strong>und</strong> den PatientInnen viele Verbesserungen:<br />

Einschränkungen im Alltag können spezifisch<br />

angegangen werden, das Wohlbefinden der<br />

PatientInnen kann verbessert werden.<br />

Prof Weisbrod: „Es ist sinnvoll, unser Wissen um die<br />

große Bedeutung kognitiver Funktionen für die Alltagsfunktionalität<br />

psychiatrischer Patienten stärker<br />

für das Verstehen der Probleme der Patienten <strong>und</strong><br />

die Verbesserung unseres therapeutischen Vorgehens<br />

zu nutzen. Hierzu bildet die zuverlässige, präzise<br />

<strong>und</strong> zeitökonomische Erfassung kognitive Funktionen<br />

die wesentliche Voraussetzung.“<br />

<strong>Depression</strong>:<br />

Hammar, A., & Ardal, G. (2009). Cognitive functioning in<br />

major depression--a summary. Frontiers in Human Neuroscience,<br />

3(September), 1–7.<br />

<strong>Schizophrenie</strong>:<br />

Mcgurk, S. R., Ph, D., Twamley, E. W., Sitzer, D. I., Mchugo,<br />

G. J., & Mueser, K. T. (2007). Reviews and Overviews<br />

A Meta-Analysis of Cognitive Remediation in Schizophrenia.<br />

American Journal of Psychiatry, 164(December),<br />

1791–1802.<br />

Wykes, T., Huddy, V., Cellard, C., McGurk, S.R., Czobor,<br />

P. (2011). A meta-analysis of cognitive remediation for<br />

schizophrenia: methodology and effect sizes. American<br />

Journal of Psychiatry, 472-85.<br />

Test-Training-Validierungsstudie:<br />

Clemens, B., Zvyagintsev, M., Sack, A. T., Heinecke, A.,<br />

Willmes, K., & Sturm, W. (2013). Comparison of fMRI<br />

activation patterns for test and training procedures of alertness<br />

and focused attention. Restorative neurology and<br />

neuroscience, 1–26.<br />

COGBAT-Studie anfordern unter: info@schuhfried.at<br />

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