Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten - Konrad-Adenauer ...
Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten - Konrad-Adenauer ...
Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten - Konrad-Adenauer ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Manfred Kittel<br />
bundesdeutschen Gesellschaft, <strong>dem</strong> das Schicksal des Heimatverlustes erspart<br />
geblieben war?<br />
Daß die sozialliberale Regierung den renitenten Landsmannschaften den<br />
Geldhahn zudrehte, das mochte machtpolitisch nachvollziehbar sein – erinnerungskulturell<br />
produktiv aber war das alles nicht. Ganz im Gegenteil:<br />
Viele, viele Zeitgenossen, nicht nur im sozialliberalen Milieu, meinten nun,<br />
etwas für Frieden und Entspannung zu tun, in<strong>dem</strong> sie – mit Hartmut<br />
Bookmann zu reden – „die Geschichte Ostdeutschlands leugneten“, Breslau<br />
nur noch Wroclaw nannten, Patenschaften für Landsmannschaften aufkündigten<br />
bzw. einschlafen ließen o<strong>der</strong> bei den deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen<br />
politische Konzessionen zu Lasten historischer Fakten<br />
machten. Wie stark dieser Zeitgeist war, erhellt vielleicht am besten dar<strong>aus</strong>,<br />
daß selbst die Jugendorganisation <strong>der</strong> Vertriebenen, die Deutsche Jugend<br />
des <strong>Osten</strong>s (DJO), sich 1974 veranlaßt sah, einen neuen Namen zu erfinden.<br />
Künftig firmierte sie als „DJO – Deutsche Jugend in Europa“, um die<br />
„neuen Perspektiven“ <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>begegnung mit den Völkern Osteuropas<br />
ganz in den Mittelpunkt zu rücken.<br />
Für den Fortgang <strong>der</strong> Erinnerungskultur war es entscheidend, daß Vertriebenenpolitiker<br />
nicht nur an den deutschen Rechtspositionen prinzipiell<br />
festhielten, an den Grenzen von 1937; dazu war man als verfassungstreuer<br />
Bürger bis 1990 – infolge <strong>der</strong> Karlsruher Urteile zu den Ostverträgen –<br />
ohnehin verpflichtet. Der BdV-Chef Herbert Czaja und an<strong>der</strong>e zogen dar<strong>aus</strong><br />
aber immer wie<strong>der</strong> prononciert den Schluß, daß ostdeutsche Kulturpflege<br />
nicht nur museal-erinnerungskulturellen Charakter tragen dürfe,<br />
son<strong>der</strong>n in die Zukunft weise, also gleichsam die kulturelle Substanz für<br />
die Zeit zu wahren habe, in <strong>der</strong> man „einst zur Heimat wie<strong>der</strong>kehren“ würde.<br />
Mit dieser Argumentation nahmen die Landsmannschafen aber auch<br />
manchen gegen den Erinnerungsort „Deutscher <strong>Osten</strong>“ ein, <strong>der</strong> dessen<br />
Kommemoration eigentlich für wünschenswert hielt, nur die dahinter ste-<br />
43