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BOGART 20 (BeOurGuestARTist)

Das Gießener Mitmachmagazin für Creative - Aktuelles und Zeitloses aus Kunst, Kultur und Comic

Das Gießener Mitmachmagazin für Creative
- Aktuelles und Zeitloses aus Kunst, Kultur und Comic

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BE OUR<br />

GUEST,<br />

ARTIST IST!<br />

<strong>BOGART</strong><br />

Aktuelles und Zeitloses aus Kunst, Kultur & Comic<br />

Nr. <strong>20</strong> - <strong>20</strong>14<br />

Juni | Juli | August<br />

7. Jahrgang | € 3,90<br />

DAS GIESSENER<br />

MITMACHMAGAZIN<br />

FÜR CREATIVE<br />

Illustration: Santiago A. Mojahedi (Gießen)<br />

HELIA MARX:<br />

Mopsfidel und sentimental<br />

KUNST UND STUDIUM:<br />

Martin Riebeling malt + sprayt<br />

Pascal Lemonidis hat das Fotogen<br />

COMIC:<br />

Artur Frank illustriert + editiert


Restaurant<br />

HIER KOMMT<br />

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MARKETING á la ART<br />

1.000 Kunstdruck-Karten<br />

incl. Produktion u. Platzierung<br />

nur € 135,- zzgl. ges. MWST<br />

Info:<br />

mediaARTgiessen . Lonystraße 19<br />

Telefon 0641.9845451<br />

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JETZT T AUCH IM<br />

Ludwigsplatz 11<br />

35390 Gießen<br />

Tel.: 0641. 686 91 000


INHALT<br />

EDITORIAL<br />

mal ernsthaft<br />

mal rätselhaft<br />

mal augenzwinkernd<br />

KUNST – KULTUR<br />

INSIDE <strong>BOGART</strong>: Rückblick · Einblick · Ausblick<br />

GRAFFITI: River Tales | Flussgeschichten<br />

HELIA MARX: "Mopsfidel und sentimental"<br />

PASCAL A. LEMONIDIS: In jedem steckt ein Fotogen<br />

FRANK SYGUSCH: Tanzfotografie "Sleepwalker"<br />

AUSSTELLUNGEN IN DER REGION<br />

KUNST+STUDIUM (I): Martin Riebeling malt + sprayt<br />

"FRÜHSTÜCK IM GARTEN": Manet gastierte im Elysee<br />

PJERVOJ OGONJOK: LandARTpoetry auf Erden<br />

FRANK MAESSIG COVERED HEINRICH WILL<br />

1<strong>20</strong> JAHRE KINO: Ein Streifzug durch die Filmgeschichte<br />

WM <strong>20</strong>14: Fußball ist die sportART Nr. 1<br />

FRÜHJAHR <strong>20</strong>14: Gizmorians-3-Mon.-Kalendarium<br />

– COMIC<br />

ARTUR FRANK: Kibun Manga & Mood Comix<br />

100 JAHRE COMIC: Von Altamira nach Entenhausen III<br />

KURT COBAIN: Nirvana-Frontmann als Comiczeichner<br />

SUPERCHATTER (5) feat. Cityhighlights<br />

<strong>BOGART</strong><br />

<strong>BeOurGuestARTist</strong><br />

Das Gießener Mitmachmagazin für Creative<br />

Redaktion, Gestaltung und Realisation:<br />

Reinhard Müller-Rode<br />

c/o MediaART-Werbung<br />

Lonystraße 19, 35390 Gießen<br />

Tel.: 0641.9845451, email: r.mr@gmx.de<br />

Mitarbeit:<br />

Hans-Michael Kirstein<br />

www.gi-mix.de/bogart<br />

Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Reinhard Müller-Rode<br />

© <strong>20</strong>14 für alle Beiträge liegt beim Verlag bzw. den Autoren; alle<br />

Rechte vorbehalten. Die auf § 49 UrhG gestützte Übernahme<br />

von Artikeln in gewerbliche Pressespiegel bedarf der vorherigen<br />

schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Die nächste Ausgabe<br />

erscheint am 1. September <strong>20</strong>14<br />

Jahresabo € 15,-<br />

(4 Ausgaben, incl. Zustellung):<br />

r.mr@gmx.de<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

14<br />

15<br />

18<br />

19<br />

<strong>20</strong><br />

22<br />

24<br />

25<br />

26<br />

28<br />

30<br />

31<br />

„A Queen must be seen to be believed“ soll ein beliebter Spruch von Elisabeth II. sein,<br />

was Hofphotograph Chris Levine für sein "Lightness of Being" <strong>20</strong>07 so grandios gelungen<br />

ist, dass Ali Rashidi (Dachcafé; Newscafé) seinen befreundeten Werbegrafiker<br />

Santiago A. Mojahedi <strong>20</strong>12 damit beauftragte, diesen "Augenblick" in dem damals<br />

von ihm mit betriebenen Frankfurter Szenelokal FROHSINN als 2m x 1,5m großes Leinwandbild<br />

zu sprühen. Ebenso wie die "very amused"ten Gäste betrachtet auch Sohn<br />

Charles - von HMK meisterlich illustriert - mit kronprinzlicher Würde das mütterliche<br />

Artwork.<br />

(siehe auch behance.net search:skylab)<br />

Die Royals und König Fussball<br />

Als der englische Fußballverband <strong>20</strong>13 sein 150jähriges Jubiläum<br />

feierte, lud Prinz William die Teams zweier Traditionsvereine zum<br />

Kicken in das wembleygerechte Gartenstadion des Buckingham<br />

Palace ein. Und im Mutterland des Soccers ist es nur natürlich,<br />

wenn sich die Queen geradezu fürsorglich ihrer Ballartisten<br />

annimmt.<br />

1965 wurde als Erstem seiner Zunft Stanley Matthews die Ritterwürde des "Sir"<br />

zuteil. "Unserem" Dribbelkönig Libuda gereichte später immerhin das "Stan" zur<br />

Noblesse. Und seit 1967 steht der berühmte Ausspruch: „Never change a winning<br />

team.“, mit Sir Alf Ramsey in Verbindung. Auch bei Manu-Spieler und -Chef Matt<br />

Busby (1968) – seine „Busby Babes“ kamen 1958 bei einem Flugzeugabsturz<br />

tragisch ums Leben – und dem späteren Nachfolger Alex Ferguson (1999) – u.a.<br />

aufgrund des "Overtime"-Finalsieges von Manchester United in der Champions<br />

League gegen den FC Bayern München – geizte das Königshaus auch gegenüber<br />

den beiden Schotten nicht mit diesen Meriten.<br />

Unter den nicht genannten Standesgenossen sei noch der jüngst 92jährig verstorbene<br />

Tom Finney erwähnt, der sich selbst nach übelsten Fouls das Hemd abklopfte<br />

und weiterspielte. Laut der britischen SUN soll der adrettere H&M-Fashionado<br />

David Beckham im nächsten Jahr zum Ritter geschlagen<br />

werden.<br />

Zumindest das Prädikat "von" Rahn, "von" Seeler oder<br />

"von" Müller hätten manche unserer Helden verdient<br />

gehabt. Immerhin sind wir ja mit "Kaiser" Franz<br />

Beckenbauer hochherrschaftlich verteten. Über allen<br />

aber thront "Toni (Turek), du bist ein Fußballgott", so<br />

Radioreporter Herbert Zimmermann nach dem WM-<br />

Sieg 1954 über die favorisierten Ungarn.<br />

Entsetzlich, wenn die<br />

"Italiener" im erwarteten<br />

Halbfinale wieder jubeln<br />

dürfen...<br />

60 Jahre danach steht die SportART Fussball beim<br />

Nationenwettstreit um den FIFA-Weltpokal einmal<br />

auch im medialen Focus des Feuilletons und krönt<br />

diese Ausgabe mit kleinen Bonmots,...<br />

...freut sich mit allen Fans auf den Anpfiff am 12. Juni,<br />

Reinhard Müller-Rode<br />

Das Mitmachmagazin für Creative<br />

Bogart 3


INSIDE<br />

SCHRITTE<br />

Lust<br />

empfunden<br />

Wie auf dem<br />

Drahtseil<br />

stehend,<br />

das Gefühl<br />

vergangen<br />

Last<br />

empfunden<br />

Wie auf den<br />

Berg<br />

steigend,<br />

den Halt<br />

verloren<br />

Leben<br />

Empfunden<br />

Wie auf der<br />

Stelle<br />

tretend,<br />

den Sinn<br />

verworfen<br />

"CHARAKTERE UND ZOMBIIIIIES!! – Special Effects Woche ist schon<br />

der Wahnsinn :) Die ersten zwei Tage und es gibt schon die Knaller-Bilder :) – Freie Hand,<br />

was Farben, Blut, Formen angeht," vertraute die Gießenerin CARMEN KOGE (vormals<br />

M;Rush, Ludwigstraße) dem Webtagebuch (carmenkoge.com/blog) über ihre aktuellle<br />

Seminarstation bei<br />

der Academy<br />

of freelance<br />

M a k e u p<br />

(London) an.<br />

"Ich sag's euch...<br />

das Zeug im<br />

Gesicht (Latex) ist<br />

echt “lustig”, ...<br />

Panik darf man<br />

nicht kriegen...<br />

Gesichtsbewegung<br />

geht nur sehr, sehr<br />

eingeschränkt...<br />

Aber war cool!<br />

– Perfekt ist was<br />

anderes, aber auch<br />

wieder interessante<br />

Erfahrung!"<br />

"Jaa... waren heute beim Lunch. Alle mit Schusswunden, Narben, Blut... da hatten die<br />

Verkäufer Spass!" – ("Schminkopfer" Carmen Koge, l., und daneben ihre Delinquentin)<br />

Sascha A. Wanke<br />

Foto: Reinhaard Müller-Rode<br />

Mehr vom Autor zu lesen und zu hören<br />

gibt es im 60seitigen Gedichtband<br />

"Augenblicke" mit Zeichnungen<br />

von Otti Wanke (u.a. bei Amazon/5.95)<br />

und auf Audio-CD für 5.95 direkt bei<br />

autor-wanke@gmx.de.<br />

"Daumen hoch für <strong>BOGART</strong>!" Team und PraktikantInnen der benachbarten<br />

MARKETING-PROFILER (Gießen, Lonystraße 17) stellten das<br />

Gießener Mitmachmagazin für Creative für den fotografischen Augenblick<br />

in den Mittelpunkt ihres Aktionstages, an dem sie ein stimmungsfrohes<br />

Image Video zu dem Hitparaden-Song "Happy" von Williams Pharrel<br />

produziert haben. Die Inhaberinnen MAIKE DÖRING (vorn, 4.v.r.) und<br />

MANUELA GIORGIS (dahinter) können in der vorliegenden Ausgabe sicherlich<br />

mit berechtigtem Stolz vermerken, dass ihr aktuell zum Mediengestalter<br />

auszubildender Artur Frank (hintere Reihe; 3.v.l.) sein illustratives und<br />

4 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


RUECKBLICK EINBLICK AUSBLICK<br />

Foto: Artur Frank<br />

Stadttheater-<br />

Mimen (IV)<br />

9. SINFONIEKONZERT<br />

Werke von Antonín Dvorák, W.A. Amadeus<br />

Mozart, Pjiotr Iljitsch Tschaikowski<br />

19. Juni <strong>20</strong>14 (<strong>20</strong> Uhr)<br />

-<br />

➲<br />

für Konzertfreunde<br />

INSIDERTIP<br />

STEPHANO LIKES goGIESSENcards (1)<br />

Die mit "lautstarkem" Blickfang und rückseitig in Werbeoder<br />

Imagebotschaft erkennbaren kostenlosen<br />

Hochglanzkarten haben jetzt in der III. Steffel<br />

ihre Beliebheit als erfolgreicher Mittler zwischen Kunst<br />

und Kommerz verdeutlicht. Platziert im speziellen<br />

Display animieren die Visuals an elf Gießener<br />

Kultstätten zur aktiven Auseinandersetzungen mit<br />

diesem Großstadtmedium – und das für einen kleinen<br />

Preis:1000 Stck. kpl. 135,- + Mwst; 69,- für Künstler<br />

Infos: 06 41.9 84 54 51 und r.mr@gmx.de<br />

Das fand auch die für ihre Heimatgemeinde Haigerseelbach zuständige<br />

Lokalredaktion spannend. Titelbild und Doppelseite über das fotografische<br />

Wesen und Wirken "ihrer" Fotokünstlerin Kiara Black in <strong>BOGART</strong> 19<br />

wurden hier<br />

Anfang April<br />

dieses Jahres<br />

noch einmal<br />

ausführlich<br />

"nachgefeiert"<br />

im SpätKauf<br />

und gewürdigt.<br />

(Dammstr. 15)<br />

Und in Gießen erweisen oderr<br />

r.mr@gmx.de<br />

sich ihre hippie-esken<br />

Flower-Sujets auf<br />

"unseren" Künstler-<br />

Sammelbechern als<br />

echte Verkaufsschlager<br />

– themengerecht<br />

zur laufenden<br />

Landesgartenschau.<br />

"Ich bin in der April-Ausgabe des SHOT! Magazine mit einem Lingerie-Foto von der<br />

bezaubernden Beatrice Mary Bexter auf Seite 87 vertreten (s. unten). FREU FREU, danke<br />

dafür. – Kollege "Lichtwerke - by Sacha Maurice Leyendecker" (foto-lichtwerke.de) ist auch<br />

mit der hübschen Pia dort zu finden (Seite 78)", läßt der Wiesecker Fotograf ALEX HEITZ<br />

(malandro-photodesign.de) – s. a. <strong>BOGART</strong> 18 – seine<br />

Community wissen.<br />

Unter dem Link issuu.com/shot28magazine sind die<br />

reizvollen Visuals der beiden Semi-Professionals in der<br />

Rubrik "Selected Photos" des 154 Seiten umfassenden<br />

Online-Magazins platziert, der jeweils umfangreiche<br />

Bildstrecken unterschiedlichster Thematik ihrer<br />

internationalen Kollegen voran gestellt sind. Die<br />

monatlich erscheinende Publikation wird von den<br />

Gründern Goncalo Porfirio und Claudio Lacerda aus<br />

Portugal betreut und lädt ausgewählte Lichtbildner zu<br />

deren Veröffentlichungen ein.<br />

publizistisches<br />

Talent<br />

gleich auf einer<br />

Doppelseite<br />

(30/31)<br />

eindrucksvoll<br />

dokumentieren<br />

kann.<br />

<br />

© Alex Heitz, (Malandro-Photodesign)<br />

für Creative Bogart 5


URBAN ART in giessen<br />

V.l.n.r.: ❶ Uwe Krieger, Joachim Pitt, Kai Krieger (alle 3STEPS), ❷ Dirk Haensch, ❹ Robin, ❸ Mark Cornelius, ❺ Santiago A. Mojahedi Fotos: Reinhard Müller-Rode<br />

Die zweite Episode des River Tales | Flussgeschichten Projektes mit Künstlern aus der Region wurde jetzt teilweise an den 1<strong>20</strong> Meter langen Wände des Fußweges am<br />

Wieseck-Ufer zwischen Bleichstraße und Alicenstraße im Mittelteil vollendet. Das Projekt wurde teilweise aus dem städtischen Fassaden-Förderprogramms und des Fördervereins<br />

Landesgartenschau mit finanziert. Die Gebäudeeigner Herrmann, Desch und Becht sorgten auf ihre Kosten für den vorbereiteten Fassadengrundanstrich des<br />

imposanten Graffiti-Epos, das in Kürze bis an den Treppenaufgang weitergesprayt wird. – Und was vormals "wunderbar" war ist dann nur noch echt geil. „Word up dog!“<br />

❶<br />

❷<br />

6 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


3Steps<br />

Kai “SiveOne” Krieger<br />

Uwe “Doc Nova” Krieger<br />

Joachim “Mr. Flash” Pitt<br />

Zentrales Medium für die urbanen Ausdrucksformen<br />

von 3Steps ist seit Beginn<br />

ihres gemeinsamen Schaffens die Sprühdose.<br />

– Beeinfl usst durch das klassische New<br />

Yorker Stylewriting und die urbane Graffi ti-<br />

Kultur der 80er und 90er entwickelten die<br />

drei Schulfreunde ihre gemeinsame Leidenschaft<br />

für die bildende Kunst und großformatige<br />

Wandbilder. Seit Mitte der <strong>20</strong>00er<br />

hinterließen sie Arbeiten in den Metropolen<br />

Europas sowie in NYC. Ihre konzeptionellen<br />

Gemeinschaftsproduktionen wandelten sich<br />

beeinfl usst von ihren Reisen seit <strong>20</strong>07 immer<br />

mehr von klassischer Graffi ti-Kunst und<br />

Street-Art zu einer urbanen Pop-Art-Collage.<br />

Charaktere und ihre Geschichten nehmen<br />

dabei eine zentrale Rolle ein, während<br />

klassische Graffi ti-Elemente und grafi sche<br />

Muster als Gestaltungselemente weiterhin<br />

Bestand haben. – Die gebürtigen Gießenenr<br />

(alle Jahrgang 1980) leben und arbeiten in<br />

ihrer Heimatstadt.<br />

Dirk “Hesh” Haensch<br />

*1981 in Frankfurt/M.<br />

lebt und arbeitet in Gießen<br />

Hat seit der Jugend immer<br />

gerne und viel gemalt, nach<br />

Arbeiten in verschiedenen<br />

Techniken wurde er auch<br />

auf die Sprühdose neugierig.<br />

Nachdem er zunächst<br />

unter verschiedenen Künstlernamen<br />

auftrat, kam die<br />

Entscheidung zu HESH, der<br />

sich ganz einfach aus dem<br />

Nachnamen ableitet „Ha-<br />

EnScH“. Die Themen und<br />

Styles sind breit gefächert<br />

von Graffi ti über klassische<br />

Acryltechniken, mit Naturelementen<br />

und selten auch<br />

eigenen Charactern. Der<br />

Werdegang ging vom Werbebeschrifter<br />

zum Grafi ker,<br />

um auch dort die künstlerischen<br />

Elemente wieder<br />

auftauchen zulassen.<br />

"Homer"<br />

*1994 in Butzbach<br />

studiert in Gießen<br />

“Homer” beschäftigt<br />

sich nun seit mehr als<br />

sechs Jahren mit Graffi -<br />

ti. Anfangs lediglich auf<br />

dem Papier, machte er<br />

kurze Zeit später seine<br />

ersten Linien auf der<br />

Wand.<br />

Inzwischen begleitet<br />

ihn sein Hobby täglich.<br />

Vom Graffi ti begeistert<br />

zeigte sich später auch<br />

seine Leidenschaft zur<br />

Kunst.<br />

Bei seinem künstlerischen<br />

Schaffen verwendet<br />

er Kreide, Acryl,<br />

Marker/Feinleiner und<br />

gelegentlich auch die<br />

Sprühdose.<br />

Marc “Mr. Cybe” Cornelius<br />

*1984 in Gießen<br />

lebt und arbeitet in Gießen<br />

Schon als Kind entdeckte Mr.<br />

Cybe seine Leidenschaft für<br />

Malen und Zeichnen. Inspiriert<br />

durch auf Reisen gesehene<br />

Graffi ti folgten erste eigene Versuche<br />

mit der Sprühdose.<br />

Graffi ti entwickelte sich zu<br />

einem festen Lebensteil, welcher<br />

auch auf den berufl ichen<br />

Werdegang Einfl uss nahm.<br />

Mr. Cybe arbeitet als Grafi ker<br />

und Illustrator, was wiederum<br />

sein künstlerisches Schaffen<br />

beeinfl usst.<br />

Seine Motive befassen sich<br />

meist mit der Comic-Darstellung<br />

von Tieren oder Gegenständen<br />

in Kombination mit<br />

verschiedenen Details und grafi<br />

schen Elementen.)<br />

Santiago A. Mojahedi<br />

in Teheran (Iran) aufgewachsen<br />

mit 13 Jahren nach<br />

Deutschland eingewandert<br />

Der Großvater brachte ihm die<br />

ersten Linien und Schattenwürfe<br />

bei. Star Wars und Comics (Ironman,<br />

The Avengers, Tim & Struppi<br />

u.a.) beeinfl ussten seine kreativen<br />

Neigungen.<br />

Abitur, Studium als Grafi kdesigner<br />

und Inhaber einer Werbeagentur<br />

waren die Ausbildungs- und Tätigkeitsstationen.<br />

Santiago arbeitet jetzt als freier<br />

Künstler in Gießen, wo er u.a. in<br />

renommierten gastronomischen<br />

Betrieben sowohl mit malerischer<br />

Wandgestaltung als auch im Werbemittelbereich<br />

seine besondere<br />

Handschrift hinterließ.<br />

Seine "Queen" ziert diesen BO-<br />

GART-Titel, die Verehrung für die<br />

"Wölfe" zeigt er auf S. 24.<br />

❸ ❹ ❺<br />

für Creative Bogart 7


HELIA MARX: "MOPSFIDEL UND SENTIMENTAL"<br />

Foto, Repros: RMR<br />

Zu den eigenwilligsten Talenten in heimischen Künstlerpool gehört die 1943<br />

in Gießen geborene Helia Marx. Seit den Mitzweitausendern ist die Autodidaktin<br />

als gegenständliche Malerin aktiv – der Todesfall einer Familienhündin<br />

setzte Farbe und Pinsel "in Szene".<br />

Ohne große Scheu vor komplexen Motivsituationen oder anspruchsvollen Farbgesten,<br />

entwickelt Malerin Marx durch ein gesundes "learning by doing" eine<br />

selbstbewußte Auseinandersetzung mit konkret gestalthaften Motiven. Dabei bevorzugt<br />

sie, auf dem Boden sitzend statt an der Staffelei stehend zu agieren.<br />

Nach Photovorlagen oder nach den Naturelementen selbst fixiert Helia Marx maltechnische Kleinode:<br />

Tierkarikaturen (vor allem Möpse sind Sujet ironischer Beobachtung ... ), heimische Winkel wie das jahrzehntelang<br />

städtebaulich "umtoste" Haus des Samenhändlers Hahn oder aber auch Familienangehörige<br />

finden sich im kleinteilig aus"gemalten" Bildkosmos von Marx wieder.<br />

Erotik<br />

Die abgebildeten<br />

Motive können<br />

als hochwertige<br />

Giclée-Drucke auf<br />

Leinwand-Rahmen<br />

gespannt,<br />

mit UV-Lack geschützt<br />

und 30 cm<br />

Seitenlänge bei limitierter<br />

Auflage<br />

für € 39 90 bestellt<br />

werden:<br />

✆ 06 41 . 98 68 88 86<br />

✉ r.mr@gmx.de<br />

10 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


Selbstporträt (30 cm x 40 cm); Tochter Iris mit Katze (30 cm x <strong>20</strong> cm)<br />

Selbst krachlederne Politikerinnen erscheinen im liebenswürdig-milden<br />

Malgestus als "welche wie wir"; die mexikanische<br />

Surrealistin Frida Kahlo und ihr Künstlergatte Diego<br />

Rivera sind des weiteren ein Motiv künstlerisch-narrativer<br />

Beschäftigung der umtriebigen MaIerin. Marx' Erzählauffassung<br />

ist also eine augenzwinkernde – das Maltechnische<br />

mäandert geschickt strukturierend zwischen subtilem Farbgefühl<br />

und "naiver" Raumdisposition.<br />

Vermögen, Risikobereitschaft und Gedankentiefe sind<br />

die Charakteristika der "mops"fidelen Malerin, von der man<br />

in naher Zukunft noch mehr hören wird<br />

und eine breitere Öffentlichkeit bereits in<br />

drei viel beachteten Ausstellungen als "Die<br />

Vielfalt des Lebens" in ihren<br />

Acrylmalereien anschaulich<br />

zu Gesicht bekam.<br />

Hans-Michael Kirstein<br />

für Creative<br />

EDITION <strong>BOGART</strong>: Künstlertasse mit Henkel,<br />

lim. Auflage, € 8,90 (Bestellungen: r.mr@gmx.de)<br />

Bogart 9


"IN JEDEM STECKT EIN FOTOGEN": PASCAL A. LEMONIDIS<br />

Info: pal-fotografi e.com<br />

Kontakt: contact@pal-fotografi e.com<br />

Seit seinem zehnten<br />

Lebensjahr hält<br />

der jetzt in Gießen<br />

lebende Jungfotograf<br />

Pascal Lemonidis besondere<br />

Augenblicke mit seiner<br />

Kamera fest. Als seine<br />

Leidenschaft noch in den<br />

Kinderschuhen steckte,<br />

waren die Interessen auf<br />

die Landschafts- und Tierfotografie<br />

beschränkt. Mit wachsender Erfahrung<br />

sowie dem neuen Nikon-Equipment fand<br />

er auch im People-Shooting seine Bildsprache.<br />

Der gebürtige Frankfurter studiert im zweiten<br />

Semester Kunst und Physik an der Gießener<br />

Justus-Liebig-Universität, was ihn seine Passion<br />

sinnvoll begleitet läßt.<br />

30 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


"Die beiden Jugendlichen kauern auf dem Boden und<br />

lehnen mit den Rücken aneinander. Beide sehen verwirrt<br />

aus, das Mädchen hält sich den Kopf, als habe<br />

sie Schmerzen. Die jungen Leute sind gefangen in einer<br />

braunen Glasflasche. Sie sind «reingefallen» – im<br />

wahrsten Sinne". In diesem Sinne wurde <strong>20</strong>10 das<br />

Bild von Elftklässler Pascal Lemonidis im bundesweiten<br />

Plakatwettbewerb «bunt statt blau» der Deutschen<br />

Angestellten-Krankenkasse (DAK) als beste hessische<br />

Einsendung ausgezeichnet. Das kreative Preisausschreiben<br />

sollte dazu beitragen, das Thema Alkohol im<br />

Unterricht präsent zu machen.<br />

Auch bei einem so ausgeschriebenen BURGER-Contest<br />

hätte der inzwischen <strong>20</strong>jährige souverän Platz 1 in der<br />

Shitparade erobert,<br />

wie sein<br />

nebenstehendes<br />

Szenario<br />

ausdrücklich<br />

belegt. Diese<br />

Arbeit war das<br />

Ergebnis einer<br />

universitären<br />

Aufgabenstellung,<br />

in der<br />

der Autor die<br />

dem Fast-Food<br />

innenliegenden<br />

"Geheimnisse"<br />

erkennbar<br />

"schmackhaft"<br />

machte.<br />

für Creative<br />

Bogart 11


FRANK SYGUSCH: SLEEPWALKER<br />

Saarlandstrasse 22<br />

35398 Giessen<br />

Tel.: 0641 / 923-6713<br />

info@giessen-server.de<br />

TANZFOTOGRAFIE<br />

- besonders als meditative Übung -<br />

wagt es an der Zeiträumlichkeit im<br />

Tanzraum teilzunehmen, und das<br />

Handwerkszeug des Tanzfotografen<br />

besteht nur darin, einen Finger einer<br />

Hand zu bewegen.<br />

Das ist alles!<br />

Dieser rezeptive Ereignisprozess findet<br />

in teilnehmender Konzentration und<br />

Stille statt und nutzt die Sensitivität des<br />

Auges und das intuitive Denken als eine<br />

der Grundlagen des Verstehens, um am<br />

Geschehen teilzunehmen.<br />

In der Tanzfotografie zeigen sich klare<br />

Verhaltensmuster und Wesenszüge der<br />

Grundhaltung des sensiblen Menschen,<br />

der die Stille des Augenblicks über die<br />

Bilder der Bewegungsformen einsaugt.<br />

Selten gelingt dem Tanzfotografen<br />

ein Bild, denn es setzt voraus, dass<br />

eine gelungene Kombination von<br />

Komposition und Sensitivität erfasst<br />

und festgehalten werden kann.<br />

Diese und weitere Bilder von<br />

Frank Sygusch entstanden zum Tanzstück von<br />

Tarek Assam (künstlerischer Leiter der TanzArt<br />

ostwest und Balletdirektor<br />

am Stadttheater Giessen) und Paul Julius<br />

unter Mitwirkung von Caitlin-Rae Crook, Lea<br />

Hladka, Jennifer Ruof, Sven Krautwurst, Claudio<br />

Pisa, Endre Schumicky und Edoarda Novelli.<br />

Die Fotografien sind Bestandteil<br />

seiner Ausstellung, die von einem 44seitig<br />

bebilderten Hardcover-Katalog begleitet ist<br />

12 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


für Creative<br />

Bogart 13


Ausstellungen in der Region<br />

"Ein großes Dankeschön<br />

gebührt auch dem Gießener Künstler<br />

PJERVOJ OGONJOK, der uns verschiedene<br />

Exponate zur Verfügung gestellt<br />

hat, die der Ausstellung einen besonderen<br />

ästhetischen Reiz verleihen.",<br />

wendet sich die veranstaltende Initiative<br />

GEFANGES WORT auf ihrer Website<br />

(gefangenes-wort.de) direkt an den Urheber<br />

dreier thematisch freigeistig verschüsselter<br />

Installationen (Ausschnitt, l.).<br />

Die Ausstellung Von Rebellen, Ketzern,<br />

Träumern und Tollköpfen. Meinungsfreiheit<br />

und Zensur weltweit ist noch bis einschließlich<br />

Freitag, 25. Juli <strong>20</strong>14 in der<br />

VHS Kreis Gießen in Lich präsent.<br />

Nach ihren stilvollen Auftritten in der vorherigen BOG-<br />

ART-Ausgabe geben Dóra Szöke und Sergej Oster nun<br />

der erweiterten Öffentlichkeit "originale" Einblicke in ihr engagiertes<br />

künstlerisches Schaffen. Gleich zweimal ist die in<br />

Gießen studierende Ungarin mit ihrem Œuvre unterwegs;<br />

zunächst in der Gemeinschaftspraxis im Liebig-Center (ab<br />

12. Juni) unter dem Titel HUNGARIAN RHAPSODY. Und bei<br />

der ersten Londorfer KUNST IM PARK ist sie gemeinsam mit<br />

dem Wetzlarer Multitalent (Maler, Zeichner, Comicbuch-<br />

Autor) nicht minder augen(ge)fällig vertreten (Bild rechts).<br />

Klangvoll eingerahmt ist die Premiere dieses musischen<br />

Events am 6. Juli von „Rabenjazz“ und "The Ladies Voice".<br />

Foto: Reinhard Müller-Rode<br />

Foto: Anna Strohmaier<br />

Kunst in guten Händen: Dr. Henrik Stroh ersetzt nun die<br />

Exponate von Frank Maessig mit Dóra Szökes Werken.<br />

14 Bogart Das Mitmachmagazin


S<br />

Kunst und STudium in Giessen (I): Martin Riebeling<br />

Als 17jähriger lernte Martin Riebeling in der Kunstschule, die seiner Lehranstalt,<br />

dem Collegium Augustiniaum Gaesdonck (Internat mit Gymnasium<br />

in NRW), angeschlossen ist, die Stencil-Technik von Thomas Baumgärtel<br />

(* 1960) kennen (Ausstellungstermin) und adaptierte als bald die schablonierte<br />

Formensprache seines Rheinberger Nachbarn – besser bekannt auch unter dem<br />

Pseudonym „Bananensprayer“. Zuvor hatte er sich bereits intensiv mit naturalistischen<br />

und surrealistichen Sujets zeichnerisch auseinandergesetzt, sicherlich<br />

auch zum Wohlgefallen seines ebenfalls bildnerisch agierenden Großvaters.<br />

Der gebürtige Essener (*1990) begann – seinen creativen Neigungen folgend<br />

– in Magdeburg (<strong>20</strong>11-<strong>20</strong>13) das Studium "Industriedesign", und hielt sich als<br />

"gelernter" Tennisspieler mit seiner zweiten körperertüchtigtenden Leidenschaft,<br />

E<br />

dem Faustkampf fi t. – Die<br />

Möglichkeit, seine musischen<br />

und sportlichen<br />

Talente berufsweisend<br />

kombinieren zu können,<br />

sah er dann in dieser Kombination im fachspezifi<br />

schen Lehramtstudium an der Gießener<br />

Justus-Liebig-Universität. "Ich möchte die persönliche<br />

Erlebnisfreude an beiden Disziplinen<br />

in gleichem Maße dann im gymnasialen Bildungsbetrieb<br />

weitergeben", ist ihm sein Studienabschluss<br />

nicht aus reinem Selbstzweck<br />

wichtig.<br />

Schon nach der kurzen Zeit hierorts sieht<br />

Martin Riebeling in vielzähligen, neu gewonnenen<br />

Einblicken in Universtät und Campus<br />

eine erkennbare Weiterentwicklung. So sind<br />

in seiner "Gießener Phase" das collagenhaft<br />

anmutende Aquarianer-Ensemble "Rauschen"<br />

(<strong>20</strong>14; 90/1<strong>20</strong> cm; u.r.) im Stilmix von Stencil,<br />

Spraydose und Acrylmalerei entstanden. Die<br />

an Pop-Artist Warhol erinnernde Sequenz "Die<br />

Versuchung" (<strong>20</strong>13; je 40/60 cm; l.o.) war Bestandteil<br />

seiner Uni-Bewerbungsmappe. - Das<br />

inoffi zielle Nationalgericht des Vereinigten Königreiches<br />

als durch die Stilmittel "Typographie, Gestaltung und Text" zu pointieren,<br />

ist ihm für eine Seminararbeit anschaulich und nachvollziehbar gelungen.<br />

Das Centerfold (Seiten 16/17) entstand im Rahmen eines ergotherapeutischen<br />

Ansatzes als Interaktion mit einem Patienten, der sich in der Kontrastierung<br />

des waffentragendes Schulmädchens mit seinem bipolaren Krankheitsbild aktiv<br />

auseinander gesetzt hat. Zu den Vorbild(n)ern des auch von seiner "gleichgesinnten"<br />

Studentenszene inspirierten Martin Riebeling gehören u.a. Dali, Bansky<br />

und Jeff Koons, die seine in anderen Werken deutlich erkennbare eigene Handschrift<br />

allerdings kaum noch beeinfl ussen. "Der Sport hat noch keine artifizielle<br />

Verbindung zu meiner Malerei gefunden", sieht der hellwache und weltoffene<br />

24jährige diese Trennung von "Leib und Seele" dann auch sehr pragmatisch.<br />

Foto: Olga Yusckovska<br />

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<strong>20</strong>0 ml Weißbier<br />

700 g Schellfisch<br />

in Mund gerechtee<br />

Stücke schneiden<br />

Pfeffer<br />

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Kartoffeln<br />

A<br />

Pfeffer<br />

1,3 kg Kartoffeln<br />

Fish and nd Chips<br />

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Mehl 165 g<br />

Kartof<br />

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1 Zitrone<br />

1 Zitrone<br />

1 TL Backpulver<br />

as sMehl Mehl Mehl mit mit Backpulver und dem dem<br />

S<br />

A<br />

A<br />

hen.<br />

Bier gut zu einem Brei vermischen.<br />

2 Liter Pflanzenöl<br />

für Creative Bogart 9<br />

Die Kartoffeln in ca. 2<br />

Zentimeter dicke Streifen<br />

schneiden.<br />

A<br />

I<br />

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Die Fischfilets in den<br />

A<br />

fertigen Teigbrei<br />

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tunken und<br />

Pfeffer<br />

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ffelstreifen<br />

schließend mit<br />

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tieren


16 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


Martin Riebeling (<strong>20</strong>11; 60 cm x 40 cm)<br />

für Creative<br />

Bogart 17


Fotos: Barbara Kloth Erhard Göttlicher: Acryl, Graphit, Pastell auf kaschiertem Zeichenkarton<br />

V.l.n.r.: Lars Möller, Tanja Gott, Erhard Göttlicher, Corinna Weiner, Christa Block<br />

DAS ETWAS ANDERE SYMPOSIUM<br />

Im Mai <strong>20</strong>13 saßen Christa Block, Astrid Prühs und ich<br />

bei einem Kaffee und "brainstormten" über ein mögliches<br />

neues Symposium im Grand Elysée. Christa Block sagte<br />

irgendwann beiläufi g, sie könne sich eine Akt-Ausstellung<br />

vorstellen, und schlug vor, einfach Aktmodelle im Elysee zu<br />

malen - und genau das war dann unser Thema.<br />

Nun, Christa und Eugen Block sind ein großes Glück für<br />

die Kunstszene in Norddeutschland, als Mäzene, als Auftraggeber<br />

für Kunstwerke, als Stipendien- oder Preisgeber<br />

für Kunststudenten und oft allererste Ausstellungsmöglichkeit<br />

für Absolventen der Kunsthochschulen. Ich habe den<br />

Satz einer Hamburger Kultursenatorin im Ohr, nachdem<br />

das Grand Elysée Hamburgs drittgrößtes Museum sei (mit<br />

mehr als 1.000 ausgestellten Exponaten).<br />

Die Auswahl der vier Teilnehmer des Symposiums kam<br />

von den Gastgebern und repräsentiert vier Sichtweisen<br />

zum Thema gegenständliche Malerei. Dass ich dabei der<br />

Penibelste am Motiv bin, war auch nicht immer so, mag<br />

aber am Alter liegen. Tanja Gott geht gerne mit Humor und<br />

Das "Frühstück im Grünen"<br />

und die Folgen<br />

bis 12. Juni <strong>20</strong>14<br />

Kontakt: Galerie im Elysée<br />

Astrid Prühs (T: 040 / 41 41 2-721)<br />

astrid.pruehs@grand-elysee.com<br />

www.grand-elysee.com<br />

"Das Frühstück im Grünen" ist ein Gemälde<br />

(1863; <strong>20</strong>8 × 264,5 cm) des französischen<br />

Malers Édouard Manet.<br />

Es hängt im Musée d’Orsay in Paris.<br />

„Frauen badeten, Manet blickte gebannt auf<br />

das Fleisch derjenigen, die aus dem Wasser<br />

stiegen. ‚Es scheint‘, sagte er zu mir, ‚dass<br />

ich einen Akt malen muss. Nun, ich werde<br />

ihnen einen Akt machen. Man wird mich<br />

verreißen. Soll man sagen, was man will!‘“<br />

(Antonin Proust, ein Freund des Malers)<br />

einem Augenzwinkern ans VVerk, Corinna Weiner erlaubt<br />

sich die größten Freiheiten und Verfremdungen zum Motiv<br />

und Lars Möller geht am deftigsten mit Bildsicht und Pinsel<br />

um, was ganz positiv gemeint ist!<br />

Das Aktsymposium fand in zwei Sektionen statt, im August<br />

<strong>20</strong>13 und Januar <strong>20</strong>14. Ich wäre nie auf die Idee gekommen,<br />

ein Modell unter der Dusche zu malen (nasses<br />

Modell, Beleuchtung, Lichtrefl exe, glänzende Wassertropfen<br />

auf der Modellhaut verheißen höchste Schwierigkeitsgrade).<br />

Christa Block stellte uns irgendwie selbstverständlich<br />

hohe Aufgaben, besonders mit ihrem Wunsch nach<br />

eine Neuaufl age von Manets "Frühstück im Grünen" vorm<br />

Grand Elysée auf der Moorweide.<br />

Als Künstler vermeidet man tunlichst verglichen zu werden<br />

- ganz besonders mit Künstlern und Bildern, die jeder<br />

kennt, die Weltrang haben. OK, messe ich mich halt mit<br />

Eduard Manet. Natürlich kannst du dich dabei jämmerlich<br />

blamieren, aber ich habe – mit meinen Mitteln und Techniken<br />

– alles gegeben. Die Kollegen selbstverständlich auch!<br />

Erhard Göttlicher<br />

"...Statt Skirennläufer zu werden, lande ich im Atelier eines alten Grafi kers und Lithografen in Wetzlar, arbeite kurzfristig noch in Ateliers in Frankfurt und Wiesbaden<br />

und als Technischer Zeichner in einem Ingenieurbüro in Gießen", vermerkt Erhard Göttlicher (geb. 1946 in Graz/Österreich, lebt in Uetersen) unter „Biographisches“ die<br />

mittelhessischen Stationen im Anschluß an die 1963 in Gießen beendete "Schulkatastrophenzeit...", was <strong>BOGART</strong> in Ausgabe 6 des zehnmaligen Ausstellungsrückblicks<br />

(1972 bis <strong>20</strong>03) in der Kulturstadt an der Lahn zitierte. Der mit seinen Arbeiten international vertretene Vielfachpreisträger und Kunstprofessor im Ruhestand bestritt zuletzt<br />

mit großem Erfolg eine Ausstellung in Frankreich. Bilder aus "Venedig im November", Akte sowie Werke über den Holocaust (s.a. <strong>BOGART</strong> 15) waren im Chateau<br />

de Barjac und in der Galerie "La Quincaillerie" zu sehen. – Die "Galerie im Elysée" zeigt neben der "Hommage an Manet" in der vom ehemaligen Gießener Museumsdirektor<br />

Dr. Friedhelm Häring laudadierten Ausstellung über fünfzig Studien und Gemälde des Symposiums, zu dem Astrid Prühs den exquisiten Katalog konzipierte.<br />

BIRGIT KLÖS (edition noir., Lich):<br />

WIE ES IST, AKT ZU STEHEN<br />

Wie kommt man dazu, in einem Akt-<br />

Symposium Modell zu stehen? Na ja,<br />

für mich ist das hier völlig neu. Klar, für<br />

meinen Mann (der Grafi ker Bodo. W.<br />

Klös) habe ich schon oft Modell gesessen,<br />

aber das ist ja etwas ganz anderes.<br />

Die Arbeiten von Erhard Göttlicher<br />

schätze ich schon seit langem. Ein<br />

gemeinsamer Freund hat es möglich<br />

gemacht, dass ich vor zwei Jahren das<br />

erste Mal mit Erhard gearbeitet habe.<br />

Daraufhin hat er mich zu diesem Symposium<br />

eingeladen. Die Stimmung<br />

unter den Modellen war von Anfang<br />

an sehr gut.<br />

Mir war schon klar, dass ich die Älteste<br />

in der Runde sein würde, aber das<br />

spielte gar keine Rolle. Alle – besonders<br />

Andreas, der ein absoluter Profi<br />

ist – haben mir viel Ruhe gegeben und<br />

mir geholfen, zum Beispiel als wir nach<br />

einer Pause die richtige Position wieder<br />

fi nden mussten.<br />

Das Arbeiten mit den Künstlern war<br />

ganz selbstverständlich, es ging um<br />

das gemeinsame Projekt, da war<br />

überhaupt kein Voyeurismus dabei.<br />

In unserem Haus hängen viele Aktbilder<br />

verschiedener Künstler. Unsere<br />

Kinder sind damit groß geworden, wir<br />

halten das für natürlich. Ein Zitat von<br />

Goethe trifft sehr gut die Situation: “Ein<br />

Mensch ist nackt erst Mensch.“<br />

Lars Möller: Öl auf Mischtechnik (170 x 190 cm)<br />

Tanja Gott: Mischtechnik auf Hartfaserplatte (100 x 1<strong>20</strong> cm)<br />

Corinna Weiner: Öl auf Leinwand (70 x 100 cm)<br />

Galerie im Elysée und Sammlung Block<br />

Bildende Kunst ist wichtiger Bestandteil unserer lebendigen Hotelwelt: Mit 1.000 Gemälden, Aquarellen, Grafi -<br />

ken, Skulpturen und Fotografi en ist die Sammlung Block im Grand Elysée eine der bedeutenden Privatsammlungen<br />

gegenständlicher Kunst in Norddeutschland. In themenorientierten Dauerausstellungen werden über<br />

650 Exponate in den Foyers und Restaurants, Veranstaltungsräumen sowie in den Hotelfl uren und Suiten<br />

dauerhaft präsentiert. Kunst ohne Schwellenangst bietet auch die Galerie im Elysée. Sie ist ein weithin beachtetes<br />

Forum des zeitgenössischen Realismus der Metrolpolregion Hamburg. – Seit Gründung des Hotels ist<br />

Christa Block Herz und Motor der Kunst im Grand Elysée Hotel Hamburg.<br />

18 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


Märchen Philosophie Gartenkunst<br />

Die schwebenden Gärten<br />

von Neuland<br />

La-ut, Ni-tsu<br />

Edition Ogonjok, <strong>20</strong>14.<br />

112 S., kart. 21x14,8 cm<br />

ISBN: 9783944615028<br />

€ 10,01<br />

Bild: Reinhard Müller-Rode<br />

Fotos: Robert Weiner<br />

Infos:<br />

edition-ogonjok.de<br />

landARTpoetry<br />

mit klassischem<br />

Guerilla-Marketing<br />

verknüpft der Gießener Open-<br />

Air-Künstler PJERVOJ OGONJOK<br />

aktuell in Form "Schwebender Gärten".<br />

Gießen entdeckt Neuland:<br />

Ogonjok-Installation am KiZ.<br />

Und diese "Erdscheiben" enthalten noch jede Menge Saatgut, das zu gegebener Zeit<br />

keimen wird. Zwar nicht auf der laufenden Landesgartenschau (bis 5.10.), aber im<br />

Schloßhof der Licher Vorstädter. Dieses assoziative Projekt ist 18 berufsständischen<br />

Freunden des Gärtners gewidmet. Leicht erkennbar durch das drapierte<br />

Handwerkszeug, animieren die planetarischen Installationen – begleitet durch den<br />

Buchband – der gesamtkonzeptionellen Versinnbildlichung auf die Schliche kommen<br />

zu wollen...<br />

Neu inszeniertes babylonisches Weltwunder oder frei nach Galilei Galileo: Hat die<br />

Erde doch eine Scheibe? – Schautermine: Fluß mit Flair (29.6.), Londorf (6.7.).<br />

für Creative<br />

Bogart 19


In seinen mit gehöhlter Kohle - hier auf hellblauem<br />

Papier - gezeichneten Porträts (r. 1924; l. 1923)<br />

macht Will "das Innere" des Menschen äußerlich<br />

sichtbar, und zieht den Betrachter durch die wohl<br />

gesetzte Verteilung von Licht und Schatten so mit<br />

in diese Tiefe, die auch von der Maessig'schen<br />

Übermalkunst erhalten bleibt.<br />

<strong>20</strong> <strong>BOGART</strong><br />

Das Mitmachmagazin


Frank Maessig Covered Heinrich Will<br />

SHOPARTSHOP<br />

Foto: Reinhaard Müller-Rode<br />

Frank Maessig - Malerei <strong>20</strong>09 - <strong>20</strong>14<br />

Hardcover gebunden, 60 Seiten, Format ca. 30 x <strong>20</strong> cm, 4/4 farbig<br />

€ 19 80 (€ 2 50 Versand) – Bestellungen: fmsilas@gmx.de<br />

"Lokalcolorit mit internationalem Esprit!" lautet ein<br />

pointierter <strong>BOGART</strong>-Slogan. Kunstkenner (ca. 500<br />

Fachbücher), Kunstsammler gemeinsam mit Ehefrau<br />

Eva (u.a. Arbeiten von Beuys, Baselitz, Immendorff, Uecker,<br />

Lüpertz) und Kunstkönner (nächste Ausstellung<br />

Ende <strong>20</strong>14 im Rathaus, Linden) FRANK MAESSIG (59)<br />

hat in diesem Sinne aktuell ganz im Stile des "Übermal-Weltmeisters"<br />

Arnuf Rainer die vor der Papierpresse<br />

geretteten Werke des Naziopfers Heinrich Will<br />

(* 27. 8.1895 in Treis; † 19. Februar 1943; Bild unten)<br />

weiterentwickelt. Der schwarz-rot-goldene Farbgestus<br />

des "The Oldies"-Frontmann (s. a. <strong>BOGART</strong> 17) transformiert<br />

auf fulminante Weise die Mitte der 30er-Jahre<br />

entstandenen Porträts des Gießener Großmalers in das<br />

Hier und Heute. "Verschleudert mir mein Werk nicht",<br />

war Heinrich Wills (Bild unten) letzter Wunsch vor seiner<br />

Hinrichtung. Es in dieser artifi ziellen Symbiose wieder<br />

"veredelt" aus der Diaspora zu neuem Leben zu erwecken,<br />

ist als absolute Würdigung seines Schaffens zu<br />

verstehen. "Ich habe anders als Arnulf Rainer, der z.B.<br />

seine Rembrandt-Vorlagen teilweise bis auf ein signifi -<br />

kantes Merkmal verunbildlichte oder gar umdeutete, die<br />

Gesichtspartien urhebergerecht erhalten." – In seinen<br />

"Kunst durch Kunst angeregten" wohl gesetzten bildnerischen<br />

Neufassungen<br />

gibt sich Maessig im<br />

wörtlichen Sinne mit<br />

deutlichem Respekt<br />

vor der Will'schen Ausdrucksstärke<br />

nur am<br />

Rande zu erkennen,<br />

was ihn in Bezug auf<br />

seine außerordentliche<br />

Leistung einem<br />

verdienten Platz in der<br />

Kunstgeschichte näher<br />

bringen dürfte.<br />

EDITION <strong>BOGART</strong><br />

KUEnstlertassen<br />

mit Motiven von<br />

HMK, Dóra Szöke<br />

Frank Maessig, u.a.<br />

Keramik, weiß, glänzend,<br />

Höhe 95 mm, Ø 82 mm,<br />

Druckfläche 85x180 mm,<br />

spülmaschinengeeignet<br />

€ 8 90<br />

Telefonische Vorbestellungen:<br />

0641. 9845451 (mediaARTgiessen)<br />

www.egonkramer.de<br />

Egon Kramer - Malerei<br />

Hardcover gebunden<br />

144 Seiten<br />

DIN-A-4–Querformat,<br />

4/4 farbig<br />

€ 24 80<br />

€ 2 50 Versand<br />

für Creative<br />

Bogart 21


CINEMA<br />

1<strong>20</strong> Jahre Kino<br />

Ein Streifzug durch die<br />

Filmgeschichte (17 und Ende)<br />

fokussiert von<br />

Hans-Michael Kirstein<br />

So schloß Teil 16 (in <strong>BOGART</strong> 19):<br />

Neben sperrig-ambionierten<br />

Autorenfilmen<br />

und individuell typisierten<br />

Genreauslotungen waren<br />

für den internationalen<br />

Film während der <strong>20</strong>00er<br />

Jahre vor allem großbudgetierte<br />

Blockbuster charakteristisch,<br />

lässt sich das<br />

weltweite Filmschaffen im<br />

beginnenden Jahrtausend<br />

auf ein Kurzformel bringen.<br />

Eingeleitet mit den amerikanischen<br />

und englischen Produktionen<br />

geht es hier mit dem "status quo"<br />

des europäischen Festlandkinos weiter.<br />

Frankreich ist nach wie vor das Heimatland<br />

ambitionierter dunkeltoniger Kriminalfilme<br />

in der Tradition Corneaus oder Melvilles<br />

– Francois Ozon (*1961) steht hier in der<br />

ersten Reihe filmischer Meister (8 Femmes;<br />

<strong>20</strong>01, Le Swimmingpool; <strong>20</strong>02)<br />

Als mastermind des franz. Films<br />

gilt auch Claude Berri (1934-<strong>20</strong>09).<br />

Als Produzent, Autor und Regisseur steht<br />

er hinter vielen bedeutsamen Filmen der<br />

<strong>20</strong>00er Jahre, von den Asterix-Adaptionen<br />

über Pagnol-Filme bis hin zu der archetypischen<br />

französischen Milieukomödie Bienvenue<br />

Chez Les Ch'tis, <strong>20</strong>07. Aber auch<br />

ambitionierte Comicgestalter wie Marjane<br />

Satrapi (*1969, Persepolis <strong>20</strong>07, erzählt<br />

wird hier in illustrativem s/w die Autobiographie<br />

der iranstämmigen Zeichnerin) oder<br />

Joann Sfar (*1971) mit Gainsbourg, <strong>20</strong>10<br />

entwickeln Sujets für die Leinwand. Frankreichproduziert<br />

ist auch der wirkungsintensive<br />

Animations-Kriegsfilm Waltz With Bashir<br />

(<strong>20</strong>08) des Israelis Ari Folman (*1963). Erzählt<br />

wird hier meta-ebenenhaft der Schrecken<br />

nahöstlicher Kriegsalltäglichkeit.<br />

Von französischem Boden aus beschäftigt<br />

sich der alt-internationale Roman Polanski<br />

(*1933) weiterhin mit seinem Thema Paranoia<br />

in Meisterwerken wie The Ghost Writer,<br />

<strong>20</strong>10 oder Carnage, <strong>20</strong>11.<br />

Höchsten Eskapismus verheissen dagegen<br />

die irrlichternden Musikmelodramen aus<br />

Indien, vorwiegend in Mumbai gedreht:<br />

die sogenannten Bollywood-Filme. Begründet<br />

auf den komplexen Mentalitäten<br />

und Sozialstrukturen des indischen Subkontinents,<br />

sind die mittlerweile auch international<br />

erfolgreichen Schmelzprodukte aus<br />

Schmachtfetzigkeit, Gesang und gleichsam<br />

fernsehballetöser Grinsakrobatik eine eigene<br />

Medialgattung geworden und reflektieren<br />

durch das Nichtgesagte und -gezeigte<br />

äußerst eindringlich die Sozialkultur ihres<br />

Entstehungsumfeldes.<br />

Der deutschsprachige Kinofilm hat in<br />

den letzten <strong>20</strong> Jahren sowohl seine Produktionskapazitäten<br />

erhöht als auch seine Publikumsaffinität<br />

eindrucksvoll unter Beweis<br />

gestellt. Vor allem der Produzent und Regisseur<br />

Bernd Eichinger (1950-<strong>20</strong>11) schafft<br />

in seinen deutschen und Multiple-Produktionen<br />

oft den Spagat zwischen Publikumsdienstleistung<br />

und grundlegender narrativer<br />

Ambition (Der Name der Rose,1986, Der<br />

Untergang, <strong>20</strong>04 – eine allerdings hochumstrittene<br />

Geisterbahnfahrt filmischer Art über<br />

des "Führers" letzten Tage; mit einer bauernbühnenhaften<br />

Schmiere des Großdarstellers<br />

Bruno Ganz) sowie dem vertrackt attraktiven<br />

Baader-Meinhof Komplex; <strong>20</strong>08 (Co.-<br />

Regie Uli Edel; hier wechseln clever konfektioniertes<br />

Psychogramm, Räuberpistole und<br />

Zeitfokus sich atemlos miteinander ab!).<br />

Aus der Eichingerschule entstammt auch der<br />

Gießen-stämmige Schauspieler, Produzent<br />

und Regisseur Til Schweiger (*1963).<br />

Dieses äußerst produktive Multitalent segelt<br />

mit seinen zumeist beim Publikum<br />

sehr erfolgreichen Dramen und Komödien<br />

zwischen Autorenfilm und süffisanter kommerzieller<br />

Kalkulation. Neben der hochprofessionellen<br />

Kenntnis filmsprachlicher und<br />

-technischer Mechanismen zeigen Schweigers<br />

Filme Gespür für die Arbeit mit Schauspielern<br />

jeglichen Alters. Vielleicht gelingen<br />

dem durchaus ambitionierten Filmer via des<br />

Krimigenres im TV eine deutsche Variante<br />

von The Shield, Hillstreet Blues oder Kojak...<br />

Ein Fixpunkt<br />

der deutschen Filmindustrie<br />

war immerhin der Gewinn<br />

des Academy Awards...<br />

Die Statistik der knapp vierminütigen Gießener Jungfilmer-Produktion<br />

weist es eindeutig aus: Nach der Rezension in <strong>BOGART</strong> 19 Anfang<br />

März stieg die Zugriffsrate von rund 300 Aufrufen jetzt über 1000!!!<br />

...für den besten<br />

Film <strong>20</strong>06: Gespickt<br />

mit nationalen<br />

Stars wie Mühe<br />

oder Gedeck und<br />

in einem teilweise<br />

noir-haften Stil visualisiert,<br />

erzählt das<br />

politische Drama<br />

von Regisseur Henckel<br />

von Donnersmarck<br />

(*1973) Das<br />

Leben der Anderen<br />

Geschehnisse rund<br />

um die Bespitzelungsmechanismen<br />

in der ehemaligen<br />

DDR.<br />

Intelligent-obsessive<br />

Szenedramen<br />

und -komödien<br />

weiß der türkischstämmige<br />

Hamburger<br />

Faith Akin<br />

(*1973) zu inszenieren.<br />

Gegen die<br />

Wand <strong>20</strong>04 oder<br />

Soulkitchen (<strong>20</strong>09)<br />

sind anteilnehmende<br />

Vignetten<br />

menschlichen Alltags.<br />

Neben Nouvelle<br />

Vague-haften Beobachtern<br />

des bürgerlich<br />

bis kleinbürger-<br />

22 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


URBAN ART DAncing<br />

lichen Existenzringens wie Christian Petzold<br />

oder Andreas Dresen, die immer auch ein<br />

wenig "deutsche" Studienratsbeflissenheit<br />

in ihren Filmogrammen unterbringen, dürfte<br />

der Österreicher Michael Hanecke (*1942)<br />

der wohl "härteste" und unerbittlichste Beobachter<br />

gesamtgesellschaftlicher Befindlichkeitsebenen<br />

sein. Sein Werk Caché, <strong>20</strong>05<br />

analysiert illusionsfrei menschliche Erfahrungsprozesse<br />

und deren Verarbeitung. Und<br />

in seinem Meisterwerk Das weiße Band von<br />

<strong>20</strong>09 entwirft Haneke das Schreckensbild<br />

einer niederdeutschen Dorfgemeinschaft<br />

kurz vor dem 1. Weltkrieg – reaktionärster<br />

Patriarchialismus, Duckmäusertum vor vermeintlichen<br />

Autoritäten und das Fehlen einer<br />

grundmenschlichen Empathie führen geradewegs<br />

zu asozialen Machtspielen, Krieg<br />

und faschistischer Weltsicht ... Mit diesem<br />

wahrhaften "Horrorfilm" in seiner narrativen<br />

und visueIlen Konsequenz hat Filmer Haneke<br />

extrem eindringlich gezeigt,das es kaum<br />

filmischer Materialschlachten bedarf, um<br />

die Wahrheiten über menschliche Verführbarkeiten<br />

aus dem Alltag heraus zu reflektieren.<br />

■<br />

Hiermit endet nun die konzentrierte<br />

Nachbetrachtung Teil II zur Filmgeschichte<br />

der letzten 17 Jahren in Ergänzung<br />

der Folgen 1–15 von 1895<br />

bis 1997.<br />

Das Kino lebt und bietet nach wie<br />

vor mit seinen unterschiedlichen Publikumsvarianten<br />

Eskapismus und<br />

Erhellung, Traumwelten und äußerst<br />

nüchterne Begegnungen mit dem<br />

Hier und Jetzt!<br />

Gewiß werden hochauflösende 3D-<br />

Bildschirme und das Internet dem<br />

Kinosaal zur Konkurrenz ... aber<br />

das individuelle Schauen inmitten<br />

des Kollektivs besitzt Magie und<br />

Reiz, verheißt Unmittelbarkeit mit<br />

vielen Anderen.<br />

Also wird der Autor dieser Zeilen<br />

sehr vorsichtig mit finalen Spekulationen<br />

... er läßt den Dingen mal so<br />

ihren Lauf und bleibt Beobachter der<br />

cinematographischen KUNST mit ihren<br />

Stars, lkonen, Mythen-Crossovers,<br />

Genres und und und ...<br />

Sollte das Kino als strukturelles und<br />

technisches Phänomen dem Untergang<br />

geweiht sein, so besitzen wenigstens<br />

manche der klassischen<br />

"Oneliner" Ewigkeitswert:<br />

"...here's looking at you, kid!".<br />

Das komplette Skript der ersten „100 Jahre Kino“ (s. Bild ob.)<br />

kann als 16stge. illustrierte Broschüre im Format 34 x 24 cm<br />

für € 9,- unter r.mr@gmx.de bestellt werden.<br />

erfÜllt inga & a.t.f. den ny-traum<br />

"Unser Kollektiv ist dieses Jahr nach New York dem Event "Ladies of Hip Hop" vom 11. -<br />

13. Juli <strong>20</strong>14 eingeladen. Allerdings fehlen für Flug und "Trainingslager" derzeit noch die<br />

nötigen Mittel. Es ist ein großer Traum von uns, dort zu performen und unsere Show<br />

"Passport", welche wir bereits in Belgien und der Schweiz diesen und vergangenen Jahres<br />

aufgeführt haben, dort vorzustellen. Jeder Dollar kann uns helfen, unseren Traum zu<br />

verwirklichen", verlinkt die aktuelle Deutsche Meisterin ("Locking"-Style) und Pariser WM-<br />

Vorentscheid-Siegerin <strong>20</strong>14, die GIESSENERIN INGA SCHNEIDT (Video-Screenshot ob.<br />

bzw. untere Reihe, 2.v.l.), zur Finanzierungshilfe durch die Community via Crowdfunding.<br />

Unter kickstarter.com und dem Suchwort "ATF" wird das Projekt<br />

und seine Protagonistinnenn in Text und Videoclips eindrucksvoll<br />

präsentiert, für dass sich <strong>BOGART</strong> auf der "dritten<br />

Stufe" pekuniär mit engagiert hat. Als "Goodie" erwartet den<br />

Spender bei Erreichen des bis zum 5. Juli <strong>20</strong>14 angestrebten<br />

Betrages von $ 5.000 diese sympathische Botschaft: "whoohoooo!<br />

You're going to get a nice key-chain along with a personal<br />

thank you note and an online shout-out! Ab $ <strong>20</strong>0 Transfer<br />

sind darüberhinaus u.a. zwei Fan-Shirts und das NY-Veranstaltungsticket included!<br />

Kommt die Summe bedauerlicherweise nicht zu Stande, wird das Geld komplett dem<br />

Geberkonto wieder gut geschrieben.<br />

A.T.F Collective "All about The Feeling" ist ein<br />

Hip-Hop Kollektiv mit zehn Tänzerinnen und<br />

einem Dj: Jess, Nalita (Switzerland), Loryane,<br />

July (USA), Izaskun, Ruth & Dj Kisa (Spain),<br />

Johanna, Ina (Germany) und Sacha, Estelle<br />

(France). "Passport" performed das Live-Dj-<br />

Set von Kisa als Suche nach der jeweiligen<br />

Identität in der Philosophie ihrer Tanzkunst.<br />

Inga Schneidt – hier während ihrer<br />

Performance beim "Street Star Festival"<br />

in Stockholm (Mai <strong>20</strong>14, Platz 2) –<br />

leitet Workshops und Unterricht bei der<br />

TSG Blau Gold Gießen<br />

Foto: Jilou Rasoul<br />

für Creative<br />

Bogart 23


:<br />

BOOK&ART<br />

FUSSBALL IST DIE SPORTART NR. 1<br />

<strong>BOGART</strong><br />

WM-TEAM<br />

Die Verbundenheit mit dem VFL Wolfsburg, die über<br />

seinen damals dort unter Vertrag stehenden iranischen<br />

Landsmann Ashkan "Asche" Dejagah <strong>20</strong>07<br />

zu Stande kam, kultivierte der Gießener Grafik-Designer<br />

Santiago A. Mojahedi (s.a. Titelbild) auf besonders illustre<br />

Weise. Er stilisierte Spieler, Trainer und Manager im<br />

perfekten Manga-Comiclook zum Mannschaftsbild <strong>20</strong>13/14<br />

der besonderen Art, dessen freudig entgegen genommene<br />

Übergabe auch ein TV-Team begleitete. Das Ergebnis der<br />

jeweils rund dreistündigen Spielerstudien (s.o. rechts) fand<br />

auch Superstar Diego mehr als vortrefflich und wird im VFL-<br />

Magazin UNTER WÖLFEN doppelseitig gewürdigt.<br />

Nicht minder einfallsreich und genial sind auch Santiagos<br />

ABI-Shirts, die in Text und Illustration nicht nur das aktuelle<br />

Thema Nr. 1 nachhaltig charakterisieren.<br />

KAN<br />

1<br />

NIMM<br />

2<br />

EXTRA<br />

3<br />

"Das kan(n) doch nicht wahr sein!" - Dieses<br />

kryptisch anglizistisch "austrainierte" Aufgebot<br />

der <strong>BOGART</strong>-Redaktion erschrickt selbst einen<br />

Restposten in schwarz-rot-gold (s. Foto unten)<br />

seiner für die EM <strong>20</strong>12 creierten Fanmaske sind<br />

übrigens als kostenlose Zugabe im Lunchpaket<br />

des DACHCAFÉ beim Public-Viewing in der Sky-<br />

Lounge enthalten. Einfach FAN–TASTISCH!!!<br />

Kontakt: mografx<strong>20</strong>12@gmail.com<br />

ausgefuchsten Stadionsprecher. Aber eben<br />

nicht eine wahre Sports–Ka(h)none, die unsere<br />

Schattenelf sofort numerisch klartextet...<br />

HARTZ<br />

4<br />

GIVEME<br />

5<br />

SAFER<br />

6<br />

PIK<br />

7<br />

AFTER<br />

8<br />

ZIMMER<br />

9<br />

Ich leg' ihn an<br />

die Kette! Der<br />

macht bei mir<br />

keinen Stich!!!<br />

:<br />

Foto: Reinhaard Müller-Rode<br />

PFOS<br />

10<br />

SEVEN<br />

11<br />

Vor dem Anpfiff Portugal-Deutschland (Montag, 16. Juni <strong>20</strong>14; 18 Uhr)<br />

Diese plakative Ankündigung wurde mit Artworks der Gießener Künstler WADIM REIS und SANTIAGO (Fanmaske) ausgestaltet. Die Collage<br />

von Stilikone RONALDO ist als rahmenbespannter Leinwandruck (30 x <strong>20</strong> cm) für € 14.90 unter r.mr@gmx.de bestellbar. Hier ist auch auf<br />

Anfrage das lokalcolorierte GUT GEWAPPNET - Motiv als SHIRT oder FINEartPRINT (s.a. <strong>BOGART</strong> 17) erhältlich.<br />

24 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


MIT GIZMORIAN DURCH DIE JAHRESZEITEN<br />

© GIZMORIAN: MYSTIC STONE ODER "WER GEWINNT DEN FIFA–WM-POKAL <strong>20</strong>14?" www.gizmorian.com<br />

MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI<br />

JUNI <strong>20</strong>14 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 <strong>20</strong> 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

JULI <strong>20</strong>14 01 02 03 04 05 06 07 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 <strong>20</strong> 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

AUGUST <strong>20</strong>14 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 <strong>20</strong> 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

ROT = WM in Brasilien (fett: Gruppenspieltage der deutschen Mannschaft)<br />

für Creative<br />

Bogart 25


NeD setzt neue Zeichen in der Comicszene<br />

„NEXT DIeMENSION, wurde aus den verwegensten Winkeln der<br />

deutschen Comicszene ins Leben gerufen, um die einnickende<br />

Comickultur im Land wieder aus der Stagnation zu reißen<br />

und einen verdammt nochmal genialen Spaß mit allen<br />

Comickünstlern zu haben!“, begrüßt das junge Künstlerkollektiv<br />

die Besucher auf ihrer Homepage next-diemension.de.tl<br />

Angefangen hat alles auf der damaligen Comic-Onlineplattform<br />

comicstars.de. Hier haben die Künstler und Comicautoren<br />

Ming-Hatsu (aka Sascha Küpper, Aachen; Bild unten, r.) und<br />

Stady One (aka Artur Frank, Gießen; l.) an einem Comicbattle<br />

teilgenommen, der dem bekannten Rap-Battle aus den U.S.A.<br />

nachempfunden war. So beginnt der Herausforderer mit<br />

seinem Comic gegen den Kontrahenten und wartet dann auf<br />

dessen Feedback. Dieser zeichnet dann ebenfalls einen Comic<br />

als Antwort, wie seine selbstentworfene Figur die des Gegners<br />

nieder macht. Das Battle verfolgt kein Ziel, wie zum Beispiel<br />

am Ende einen Sieger zu küren, sondern wird just for fun von<br />

den Zeichnern ausgetragen. Als die Comicplattform eingestellt<br />

wurde, gründeten die beiden Zeichner Ming-Hatsu und Stady<br />

One ihren eigenen Comicbattle unter „NEXT DIeMENSION“ – mit<br />

e, was frei übersetzt soviel bedeuten soll, die nächste Dimension<br />

und den Tod aller menschlichen Sitten. Denn NeD nimmt in seinen<br />

Werken kein Blatt vor dem Mund.<br />

„Stagnierend“ ist die Comicszene hier zu Lande nunmehr keines<br />

Wegs; was ihr fehlt, ist mehr Aufmerksamkeit und das will NeD<br />

mit ihrem Projekt Kibun Manga & Mood Comix bewerkstelligen.<br />

Und was will Kibun Manga & Mood Comix?<br />

Als der Name für den neuen Comicbattle feststand, wurde wieder<br />

fleißig weiter „gebättelt“. Erlaubt war jegliches Genre, jeglicher<br />

Zeichenstil und jegliche Ausdrucksweise. Flott sammelte sich<br />

eine beachtliche Teilnehmerzahl, die sich unter dem NeD–Dach<br />

die Birnen einschlugen, zeichnerisch natürlich, und NeD gewann<br />

an Aufsehen.<br />

Angefixt von der neuen Idee, jeder Zeichner darf am Battle<br />

teilnehmen, alles ist erlaubt und niemand ist zu irgendetwas<br />

verpflichtet, kamen Stady One und Ming-Hatsu darauf, auch deren<br />

Comics und Geschichten bedingungslos zu veröffentlichen. Viele<br />

Talente kommen mit ihren Geschichten bei den renommierten<br />

Verlag einfach nicht an, auch wenn die Stories der Wahnsinn sind,<br />

weil die Verantwortlichen eben nicht Wahnsinn genug zeigen.<br />

Es wird lieber auf Comicserien gesetzt, die bereits eine hohe<br />

Leserschaft vorweisen. So erschufen die beiden ihre Anthologie<br />

und fördern bereits mit dem Verkauf der ersten Ausgabe von<br />

K&M deren engagierte Zeichner und ihre geheimen Träume...<br />

Weitere NeD–Veröffentlichungen:<br />

PRINT<br />

Bukkake; Earth Cunt; Das Geheimnis über To-Fu;<br />

Hans Wuast Postkarten<br />

DIGITAL<br />

Face-boo fight! (facebook.com)<br />

The True Battle Story Clash (toons-up.com)<br />

EIN "DICKES" HEFT:<br />

DOPPELTER SPASS<br />

Kibun Manga & Mood Comix<br />

(abgekürzt: K&M) bietet die<br />

originelle Möglichkeit, von<br />

beiden Seiten mit dem Lesen<br />

anzufangen; sei es von der<br />

linken Seite des äußeren<br />

Buchumschlages oder der<br />

rechten. Drei Comicautoren<br />

zeichnen in unserer gewohnten<br />

westlichen Leserichtung (Mood<br />

Comix) und drei Comicautoren<br />

im östlichen Mangastil (Kibun<br />

Manga) von rechts nach links.<br />

Allerdings werden hier die<br />

Panels wie gewohnt von links<br />

nach rechts gelesen.<br />

Action, Hoffnung und grandioser Slapstick<br />

Es ist nicht zu übersehen, dass NEXT DIeMENSION [NeD] mit<br />

ihrer 240 seitigen K&M–Anthologie die Fans des Abenteuer Genre<br />

ansprechen. Drachenkämpfer, die das Ziel haben, den stärksten<br />

Drachen zu zähmen, die Suche nach einer Münze der Macht oder<br />

ein Agenten-Koch, der gegen mutierte Steaks kämpft; bunter Action,<br />

bunter Humor und immer wieder der Traum des Protagonisten, sein<br />

Ziel eines Tages zu erreichen, treiben die sechs unterschiedlichen<br />

und von einander unabhängigen Geschichten an, dem Leser das zu<br />

vermitteln wofür die Wörter Kibun und Mood stehen: Stimmung.<br />

Gearbeitet wird mit Fortsetzungsgeschichten. Man findet in diesem<br />

Heft also die ersten Kapiteln von sechs unterschiedlichen Geschichten,<br />

deren Nachfolgekapitel in der nächsten Ausgabe von K&M–Comix zu<br />

erwarten sind. Ein ähnliches Prinzip hatte man auch damals mit der<br />

BANZAI oder der DAISUKI und ein ähnliches Prinzip findet man auch<br />

in den anderen Anthologien, die heute noch publiziert werden.<br />

Die sechs Geschichten von K&M<br />

COIN GUARD : Nachdem der kleine Ming mit seinem<br />

Zwillingsbruder eine geheimnisvolle alte Münze in einer Ruine fand,<br />

beginnt die Geschichte damit, dass der besagte Held, Jahre später<br />

nach dem Fund, die Stadt Bolder erreicht und sich dort zunächst<br />

auf die Suche nach etwas Essbaren macht. Während er so durch<br />

die Gegend schlendert, macht er die Bekanntschaft mit den beiden<br />

Schergen des hiesigen Diktators der Stadt und die alte Münze an<br />

Mings Gürtelschnalle beginnt zu vibrieren...<br />

CRAZY ALIEN : Eigentlich sollte Zak für ein paar Tage Urlaub bei<br />

seinem Opa auf den Bergen machen. Nie im Leben hätte sich der<br />

kleine Junge erträumt den Absturz eines echten U.F.O.s mitzuerleben<br />

… und dann noch mit einem Passagier, der allem Anschein nach den<br />

Absturz überlebt hatte.<br />

Artur Frank *1990 in Makinsk (Kasachstan) übersiedelte<br />

bereits im ersten Lebensjahr mit seiner<br />

Familie nach Deutschland und absolvierte am<br />

Gießener Landgraf-Ludwigs-Gymnasium das<br />

Zentralabitur. Einem Intensivkurs in Menschliche<br />

Anatomie bei der Münchener Künstlerin Emö Simonyi<br />

und Teilnahmen an der Marburger Sommerakademie<br />

für Kunst (Experimentelle Malerei,<br />

Akt Zeichnung und Animation bei internationalen<br />

Dozenten) fügte er einen Fernlehrgang Mangazeichnen<br />

bei MARUME hinzu.<br />

Kibun Manga &<br />

Mood Comix<br />

– Anthologie-Reihe<br />

Action, Komödie, Abenteuer<br />

Autoren: PaTTTy, Hannes Radke,<br />

Julia Haag, Sascha Küpper, Marcus<br />

Lehmann, Cristof Pfennings<br />

Leimbindung; Softcover, farbig;<br />

240 S., € 7,50<br />

26 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


GIESSENER COMICSZENE<br />

FLEISCHFRESSER : „Gemüse sorgt für eine ausgewogene Mahlzeit“.<br />

Das muss ein kleiner Junge feststellen, als er sein Gemüse von seinem<br />

Schnitzelteller wegwirft und das Fleisch in die Mikrowelle steckt.<br />

Es entsteht ein Kurzschluss und ein dämonisches Fleischmonster in<br />

der Form eines geschlachtenen Schweines entspringt<br />

dem Elektrogerät. Besessen in seinem Wahn<br />

beginnt es den Jungen zu jagen und die Stadt<br />

rundherum in Schutt und Asche zu legen. Nur gut,<br />

dass der Koch Kevin von der Geheimorganisation<br />

C.O.O.K. Zu Ort und Stelle ist.<br />

BLACK DRAGON : Damals regierten die<br />

Drachen als höchste und edelste Wesen die<br />

Welt. Doch das sollte sich bald ändern, als die<br />

erste magische Fessel geschmiedet wurde, die<br />

einen Drachen in die Knie zwingen konnte. Seit<br />

dem versklavten die Menschen die Drachen und<br />

trugen mit ihnen die Machtspiele aus. 300 Jahre<br />

nach der ersten Zähmung eines Drachen,<br />

macht sich der junge Drachenzähmer Sora<br />

auf den Weg, den mächtigsten aller Drachen<br />

zu zähmen: den Black Dragon.<br />

HAMMER on KARMA : Das Leben ist nicht immer fair, das muss auch<br />

der junge Daniel feststellen; Opfer von rauflustigen Rowdies, wird er<br />

tagtäglich unter der selben Brücke verprügelt. Tag für Tag … unter der<br />

selben Brücke … neben der selben Engelsstatue … bis sie es schließlich<br />

nicht mehr länger mitansehen konnte.<br />

SHADOWS OF CED : Yuji ist ein taffes Mädchen, das in<br />

einem verträumten Dörfchen außerhalb der Zivilisation lebt.<br />

Alles verläuft friedlich, bis auf einmal das Gerücht von<br />

einem Massenmörder die Runde macht. Gerufen von den<br />

Ältesten des Dorfes, soll die junge Yuji das Dorf vor diesem<br />

Unbekannten beschützen. Sie eilt zur Hilfe und stellt fest,<br />

dass es sich bei dem Mörder um ihren Schwarm aus der<br />

Zeitung handelt.<br />

Alle sechs Geschichten haben mich bestens unterhalten<br />

und ich fand stets den Drang weiter lesen. Es wird viel<br />

mit Cliffhanger gearbeitet, was bei einer fortsetzenden<br />

Anthologie Sinn macht.<br />

Neben den Hauptstories gibt es auch „Spaßseiten“, die ein<br />

bisschen was über das Gebilde NEXT DIeMENSION und<br />

das Projekt Kibun Manga & Mood Comix erzählen, aktuelle<br />

Tour–Daten auflisten oder zum Mitmachen anregen. Sei es, eine<br />

Ausmalseite selbst zu kolorieren, an einem zweiseitigen Zeichenkurs<br />

teilzunehmen oder an einem Gewinnspiel. Sogar ein Voting-System<br />

haben die Jungs von NeD miteingebaut, wo der Leser eine Postkarte<br />

ausfüllen kann und mit der Wertung 1 bis 6 bestimmt, welche Geschichten<br />

ihm am besten gefallen haben. So wird der Band noch lebendiger und<br />

abwechslungsreicher.<br />

Eine echte Empfehlung vor allem für die "Abenteuer"-Freunde!!!<br />

Artur Frank<br />

STADY ONE gehört inzwischen den Zeichnerkollektiven FLYING VISIONS (Berlin)<br />

sowie NEXT DIeMENSION (Gießen/Aachen) an und leitet Workshops „Wie man<br />

Comics zeichnet“ auf der ConTopia <strong>20</strong>13, Dortmund. Seit <strong>20</strong>13 ist Artur Frank als<br />

Auszubildender zum Mediengestalter bei den Marketing-Profilern (Gießen) tätig.<br />

Künstlerische Auszeichnungen:<br />

2. Platz: Ga-NETCÛ! Contest (Frankfurter Filmmuseum), 4. Platz: Manga Magie<br />

<strong>20</strong>10 (Köln), 8. Platz: 24h Comictag Contest, MyComics.de<br />

Infos und Kontakt:<br />

stadyone.com, facebook.com/StadyOne, stadyone.deviantart.com,<br />

behance.net/stadyone<br />

Zeichner mit eigener Comicreihe für das<br />

NEXT DIeMENSION Sammelheft gesucht!<br />

Also, arbeitest du bereits an einer Comicreihe und möchtest auch<br />

auf Messen gesehen zu werden, dann melde dich bei uns! Das<br />

kannst du auf toonsup machen oder unter: stady_one@rocketmail.com.<br />

Ähnlich wie bei der Shônen Jump aus Japan, wird immer nur ein<br />

Kapitel einer Serie des Autors pro Sammelband veröffentlich, die in<br />

kontinuierlich fortgeführt wird.<br />

Alle Rechte bleiben bei den Zeichnern. Wir bitten lediglich um die<br />

Erlaubnis, die Serie der einzelnen Autoren in unserem Sammelheft<br />

veröffentlichen zu dürfen. Mehr nicht.<br />

Im Prinzip kann jeder Comic mitmachen, von der Shortstory bis<br />

zum Epos. Die Grundidee besteht darin, Serien zu publizieren, die<br />

Kapitel beinhalten mit lesenwerter Länge. WICHTIG!: Die Seitenanzahl<br />

des Comics (inkl. Cover) muss immer stets durch 4 teilbar sein!<br />

• minial: 1 Cover + 3 Seiten (insgesamt 4 Seiten)<br />

• maximal: 1 Cover + 53 Seiten (insgesamt 54 Seiten)<br />

Wegen der Druckkosten wird allein der Umschlag des Heftes in Farbe<br />

gedruckt. Der Inhalt wird in s/w publiziert. Ihr könnt kolorierte<br />

Comics einreichen, jedoch werden wir sie in schwarz und weiß<br />

konventieren. Habt ihr ein Problem, dass eure Werke konvertiert<br />

werden, bitten wir euch als Zeichner eure Serien gleich in s/w zu<br />

verfassen.<br />

• Cover der Sammelbandes: bunt<br />

• Comics: schwarz-weiß<br />

• Westliche und östliche Leserichtungen willkommen!<br />

• Thema ist frei! Action und Abenteuer gern gesehen.<br />

AnimeY: Warum<br />

habt ihr<br />

euch für eine<br />

Printversion<br />

entschieden<br />

statt etwa<br />

ein Online-<br />

Magazin zu<br />

führen?<br />

NEXT-DIe-<br />

MENSION:<br />

Wir sind der<br />

Meinung,<br />

dass die meisten<br />

Menschen immer noch etwas in der Hand haben wollen,<br />

dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass wir auch ein Online-<br />

Magazin führen werden. Das ist aber noch in Planung.<br />

AnimeY: Wie finanziert ihr das Projekt?<br />

NEXT-DIeMENSION: Durch unsere weiteren Produkte (Merchandise-Artikel<br />

wie Postkarten, etc.), die wir in der Vergangenheit<br />

schon verkauft haben, mit dessen Gewinn können wir das Projekt<br />

finanzieren.<br />

AnimeY: Selbst namhafte Magazine wie die BANZAI! oder DAISU-<br />

KI, welche bei einem großen Verlag erschienen sind, mussten<br />

letztendlich aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Besteht<br />

daher nicht ein hohes Risiko, dass gleich nach der ersten<br />

Ausgabe Schluss ist?<br />

NEXT-DIeMENSION: Wir haben keine Angst davor, weil wir keine<br />

Mindestauflage verkaufen müssen, wie es bei namhaften Verlagen<br />

der Fall ist. Wir fangen auch mit einer geringen Auflage ©<br />

<strong>20</strong>13 NEXTDIeMENSION an, bei uns erstmal 100 Exemplare, und<br />

wollen uns mit einer erhöhten Nachfrage steigern, wenn jene<br />

mehr wird, versteht sich.<br />

für Creative<br />

Bogart 27


232 Seiten<br />

schwarzweiß<br />

Klappenbroschur<br />

ISBN: 978-3-7704-5506-5<br />

€ 19,99<br />

Der junge spanische Comicautor und -zeichner<br />

Alfonso Zapico (geb. 1981) entwirft<br />

mit seinem üppigen Comicroman von über<br />

<strong>20</strong>0 Seiten ein veritables Gesellschafts- und Zeitbild<br />

einer umbrüchlerischen Epoche, deren Mechanismen<br />

sich in der charismatischen Persönlichkeit<br />

des irischen Schriftstellers James Joyce (1882<br />

- 1941) zu inkarnieren scheinen. Jener literarische<br />

Revolutionär, der von extremem Naturalismus<br />

bis hin zu komplexen Sprachassozitiationen<br />

ein einschneidendes literarisches Œuvre schuf<br />

(wie „Ullysses“, der differenzierten Beschreibung<br />

von 24 Stunden aus dem Leben zweier Dubliner,<br />

ab 1918).<br />

Comicmacher Zapico, für sein Werk mehrfach<br />

prämiiert, gelingt eine sowohl in graphischer als auch narrativer Hinsicht absolut überzeugende<br />

Lebensbeschreibung eines extrem-exsessiv agierenden und empfindenden<br />

Charakters – Widersprüche und Ambivalenzen werden als die kreativen Triebfedern<br />

des Schreibgenius Joyce mit Liebe zum (menschlichen) Detail aufgezeichnet.<br />

Comicbiograph Zapico hat einen langen erzählerischen Atem; so werden die<br />

Joyce‘schen Jugendjahre in Relation zur irisch-englischen Politik gebracht. Die Dominanz<br />

der katholischen Sozialisation ist ebenso Thema wie die Reisen Joyce‘oder<br />

seine sexuellen Eskapaden als Familienvater. Auch die Begegnungen mit epochalen<br />

„celebrities“ werden signifikant geschildert – Beckett, Hemingway oder Ezra Pound<br />

seien hier notiert. Neben der brillanten narrativen Nuancierung, die die verwegenen<br />

Typen aus der Distanz unbewertet menscheln läßt, ist vor allem auch Alfonso Zapicos<br />

meisterliche Graphik zu nennen. Jene ist eine geradezu süffige Melange aus cartooneskem<br />

Strich und grauwertiger Aquarell-Lavierung. Dies gemahnt an historische<br />

Photos, aber Zapico ist kein naturalistischer Nachbildner. Sein Artwork, kongenial aus<br />

Kinderbuchillustration, Will Eisner und dem Spätwerk der belgischen Comiclegende<br />

Will (1927-<strong>20</strong>00) verdichtet, gebietet sympathisierende Lesedistanz zu dem oft turbulenten<br />

Geschehen, in das der Protagonist und sein jeweiliges Umfeld verwickelt sind ...<br />

Ein Meisterwek, das Egmont da publiziert: ob es die comical-illustrativen Sicherheiten<br />

oder die Dramaturgie-Leserhytmik betrifft. Ein junger Comicmacher zeigt die Potentiale<br />

auf, die sequentielles Erzählen ermöglichen kann. (HMK)<br />

Es ist ein amüsierender Comicsampler, der da internationale<br />

Weltliteratur auf eine Seite pro Buch<br />

zusammen schmilzt, quasi auf „keyshots“ reduziert.<br />

Ob man die appellativen und assoziativen Sprachmodelle<br />

von Literatur auf graphische Chiffren und piktogrammhafte<br />

Versatzstücke komprimieren muß, ist letztendlich<br />

Geschmackssache – in einer von vielerlei fragwürdigen<br />

„Visuals“ überfluteten Welt bleibt die Forcierung der<br />

Phantasie durch eine Lesekultur allemal dringendes Ziel.<br />

Die 100 zumeist jüngeren Comickünstler (nach<br />

1970 geboren), auch z.T. aus benachbartem Ausland<br />

stammend, zeigen in der graphisch quintessentiellen<br />

Konzentration auf die „Wirbelsäulen“<br />

der Romane durchaus Kompetenz und Respekt.<br />

„1984“ von Michael Meier, „Die Blendung“ von Axel<br />

Heintker, „Die Blechtrommel“ von Nic Klein, „Der Hund<br />

von Baskerville“ von Stefan Dinter oder „Stadt aus Glas“<br />

von Paul Hoppe zeigen illustrative Verve, comicale Subtilität<br />

und adaptives Geschick. Aber auch Rainer F. Engels<br />

„Frankenstein“ oder der „Dr. Jekyll“ des Italieners<br />

Camuncoli, der mittlerweile für die „Vertigo“-Linie der<br />

US-Größe DC zeichnet (Vertigo-Pop, Hellblazer), zeigen<br />

sinnstiftende Überführungen in die Form des Comic.<br />

„100 Meisterwerke...“ ist im Gesamten eine augenzwinkernde<br />

Möglichkeit, graphischem Ausdruck hochliterarische<br />

Blaupausen zu unterlegen. (HMK)<br />

Titus Ackermann, Jonas Greulich,<br />

Thomas Gronle<br />

112 Seiten<br />

Hardcover<br />

ISBN: 978-3-7704-3269-1<br />

€ 9,95<br />

Fortsetzung: Nach den Kriegsjahren standen<br />

aber die Zeichen der Zeit auf Veränderung: in<br />

Amerika erlebt ab ca. 1950 der "sophisticated<br />

strip" seine Blüte. Ausgefuchst intellektuelle<br />

Streifen, gezeichnet mit verknappt desillusionierter<br />

Linienführung (die die Absurdität im<br />

existentiellen Ringen noch besonders betont),<br />

werden vor allem in den Großstadtzeitungen<br />

zu Erfolgen und beziffern die psychische Befindlichkeit<br />

jener Zeit auf das Trefflichste.<br />

Die »Peanuts« von Charles M. Schulz (1922-<br />

Von Altamira bis Entenhausen -<br />

COMICS: Erscheinungsbilder einer<br />

populären Kunstform<br />

<strong>20</strong>00), scheinbar eine Blase altkluger Gören,<br />

liefern (bis heute!) gemäß lonesco'scher oder<br />

Beckett'scher Strukturen ein Comic-Welttheater<br />

auf superiorem Niveau. Egozentrismus,<br />

Kommunikationslosigkeit und Sinnprobleme<br />

liefern die Topoi zu dieser mit distanziertreduziertem<br />

Strich entwickelten Serie. »BC«<br />

von Johnny Hart (1931-<strong>20</strong>07) transferiert diese<br />

Mentalität über den Kanal karikatural gezeichneter<br />

Troglodyten.<br />

Walt Kelly (1913-73) dagegen kultivierte<br />

eine ätzende Sozialsatire mit<br />

dem Opposum »Pogo« als Titelträger<br />

in einem süffig disneyesken Strich. Allerdings<br />

bleibt dieser Comic inhaltlich<br />

von kompromißloser Liberalität. Jules<br />

Feiffer (*1929) lieferte mit dem gleichnamigen<br />

Strip eine bittere Mentalitätsbestimmung<br />

des großstädtischen<br />

Intellektuellen und seiner Alltagskämpfe.<br />

Die Graphik war hier noch bewußt<br />

»ausgefranster« als bei den oben<br />

erwähnten Serien – der Einfluß der<br />

Cartoons der legendären New Yorker<br />

Kulturzeitschrift »The New Yorker«. Im<br />

nicht-komischen Fach dominierte das<br />

realistisch-melodramatische Element;<br />

»Mary Perkins on stage« (ab 1957),<br />

die Geschichte einer Schauspielerin,<br />

entworfen von Leonard Starr (*1925),<br />

mag hier als niveausattes Highlight<br />

vermerkt werden.<br />

Im Comic-Book-Milieu standen zu<br />

Beginn der 50er vor allem die heute<br />

nahezu mythisch umkulteten »EC«-<br />

Horrorcomics (Bild rechts oben) in<br />

der ersten Produktionsreihe: Autoren<br />

und Zeichner wie Harvey Kurtzmann<br />

(192 4-93), Jack Davis (*1926), Johnny<br />

Craig (1926-<strong>20</strong>01), Graham Ingels<br />

(1915-1991), Reed Crandall (1917-83),<br />

Al Williamson (1931-<strong>20</strong>10) oder Jack<br />

Kamen (19<strong>20</strong>-<strong>20</strong>08) lieferten virtuos filmanalog<br />

»inszenierte«, von den Stilismen her<br />

durchweg überdurchschnittliche Horror- und<br />

SF-Comics mit oft schwarzhumoriger Pointierung.<br />

Parabelhaft wurden hier häufig auch<br />

soziale und politische Alltäglichkeiten (»Kalter<br />

Krieg«) - grimmig kondensiert aufbereitet.<br />

28 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


Hans-Michael Kirstein: Von Altamira bis Entenhausen<br />

100 Jahre comic (IiI)<br />

Anfang der 50er geraten schließlich vor allem<br />

die »Comic Books« ins öffentliche Kreuzfeuer<br />

der Kritik; besonders der Psychiater Frederic<br />

Wertham geißelt in »Seduction of the<br />

Innocent« (1954) das gigantische Feld der<br />

Heftcomics – sicherlich, ein großer Teil der<br />

Produktion war reißerischste Massenware.<br />

Und so kommt es zur Selbstzensur der Comicindustrie;<br />

man institutionalisierte die »Comic<br />

Code Authority«, eine Art verlegerischer<br />

Selbstzensur-Behörde. Hefte, die von nun an<br />

ohne die Prüfsiegel erschienen, hatten also<br />

gleich einen schlechten Ruf weg. »EC«-Verleger<br />

Bill Gaines (1922-1992) streckte auch in<br />

jenen Tagen die Waffen und produzierte das<br />

(heute noch existierende) legendäre Satiremagazin<br />

»Mad« mit Al Feldstein (*1925) als<br />

Chefred. Die alten Horrortechniker zeichneten<br />

nun satirische Abrechnungen mit modernen<br />

Mythen wie Fernsehen, Werbung, Urlaub und<br />

anderen Faktoren zeitgenössischer Existenz<br />

– später kamen noch Meister des »black humour«<br />

vom Schlage eines Don »Zappadong«<br />

Martin (1931-<strong>20</strong>00) oder Sergio Aragones<br />

(*1937) hinzu.<br />

»EC«- und »Mad«-Macher Harvey Kurtzmann<br />

übrigens gestaltete zusammen mit dem<br />

Zeichner Will Elder (1922-<strong>20</strong>08) für den amerikanischen<br />

»Playboy« seit 1962 den comicsatirischen<br />

Rundumschlag »Little Annie Fanny«.<br />

Diese detailstrotzend gemalte Serie ist ein<br />

unerhört genauer Zeit- und<br />

Zerrspiegel der 60er und<br />

70er Jahre. Allen existenten<br />

sozialen und kulturellen Ausdrucksformen<br />

und Torheiten<br />

(wie der des Playboylesens)<br />

wird mit sophistischem Dialog-<br />

und Bildwitz nachgespürt<br />

– ob Bob Dylan, FBI, KU<br />

KLUX KLAN oder »Women's<br />

Lib«, zeitbezogene Sujets<br />

werden unbarmherzig (humoristisch)<br />

seziert.<br />

Aber nicht nur im nördlichen<br />

Amerika, sondern auch in Mitteleuropa<br />

veränderten sich<br />

die Comiclandschaften nach<br />

Kriegszeit und in den 50ern:<br />

das seit '38 erscheinende belgische<br />

Jugendcomicmagazin<br />

»Spirou« rüstet mit vielerlei<br />

profilierten Serien auf – allen<br />

voran der mittlerweile nahezu<br />

hymnisch gefeierte Andre<br />

Franquin (1924-1997) mit seinen<br />

humoristisch wegweisenden<br />

Klassikern »Spirou«.<br />

Hier agieren ein Hotelpage<br />

und sein cholerischer Reportercompagnon<br />

Fantasio<br />

als gewitzte Journalisten<br />

und entdecken bei dieser<br />

Gelegenheit das noch heute<br />

»agierende« Urwaldvieh Marsupilami (Bild<br />

links), jenen gefleckten Springteufel mit multifunktional<br />

disponierbarem Schwanzteil, und<br />

»Gaston«, einem oft unfreiwillig destruktiven<br />

Büroboten, der zwischen Somnambulie und<br />

hysterischem Torkeln hin und her zu pendeln<br />

scheint. Ein höchst agiler Feder- und Pinselzug<br />

bei gleichzeitig diszipliniertem Streifenumbruch<br />

sowie eine humoristische geschickt formulierte<br />

Personenführung machen Franquins<br />

Serien zu definitiven, ganze Autorengenerationen<br />

befruchtenden Klassikern. Stellvertretend<br />

seien hier nur Pierre Seron (*1942) mit<br />

den »Minimenschen« oder Roba (1930-<strong>20</strong>06)<br />

mit »Boule et Bill« genannt; allesamt Meister<br />

der Stilschule von »Marcinelle« (nach dem belgischen<br />

Verlagssitz).<br />

Ab 1946 erscheint in Bruxelles das eminent<br />

wichtige Comicmagazin »Tintin«. Neben der<br />

bereits erwähnten Titelserie wurden hier in<br />

den 50ern und 60ern vor allem ins realistische<br />

gehende Serien kultiviert. »Blake und Mortimer«<br />

(1946) von Edgar-Pierre Jacobs (1904-<br />

87) liefert im Rahmen eines Jugendmagazins<br />

erstaunlich »erwachsene«, von vielerlei Zivilisationsängsten<br />

markierte Abenteuer zweier<br />

bildungsbürgerlich-intellektueller Protagonisten.<br />

Ehemals Mitarbeiter von Herge, entwickelte<br />

Jacobs (ein früherer Opernbariton)<br />

recht rasch eine eigenwillige Form der graphischen<br />

Oberflächenmodellierung. Jean Graton<br />

(*1923) fixierte die langlaufenden Abenteuer<br />

des Rennfahrers »Michel Vaillant«, wobei<br />

er sich speziell in kompositions- und montagesicheren<br />

Rennszenen als Meister stilisierter<br />

Visualisierung erwies. Tibet (1931-<strong>20</strong>10) schuf<br />

mit Szenarist A.-P. Duchateau (*1925), einem<br />

gewandten, oft jedoch unpersönlichen Genretexter,<br />

den Krimiklassiker »Ric Hochet« um<br />

einen der Boyscout-Tradition entsprungenen<br />

Reporterdetektiv. In ihren besten Momenten<br />

war diese mit gut beobachteten Details jonglierende<br />

Serie eine Mischung aus filmischem<br />

Chabrol und literarischem Simenon.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Das 8seitige,<br />

illustrierte Skript<br />

gibt es für € 4,60<br />

bei: r.mr@gmx.de<br />

für Creative<br />

Bogart 29


von Charles R. Cross<br />

160 Seiten, 150 Abbildungen,<br />

Hardcover + Audio-CD,<br />

Format: 28 x 22 cm<br />

ISBN 978-3-85445-293-5<br />

14,99 EUR<br />

Comics – hier die eigenen<br />

Darmprobleme skizzierend -,<br />

Gemälde und Zeichnungen<br />

sowie plastische Arbeiten<br />

(Backcoverr von UTERUS)<br />

zeugen von der vielseitigen<br />

Kreativität des<br />

"CLUB 27"-Mitglieds.<br />

Diese durchsichtige<br />

Gesichtsmaske hatte Kurt<br />

Cobain bemalt und mit<br />

Kerben versehen, um sie wie eine<br />

mexikanischee Ringermaske aussehen<br />

zu lassen.<br />

Die erste autorisierte und illustrierte Biografi e von Kurt Cobain<br />

ist eine wahre Schatztruhe, randvoll mit bislang unveröffentlichten Dokumenten.<br />

Einen Comic über Kurt<br />

Cobain's nur 27jähriges<br />

Leben hat Bluewater<br />

Productions kürzlich vorgelegt<br />

($3.99 bei comicfl eamarket.com).<br />

Dass der am 5. April 1994 von<br />

Ruhm und Exzessen verzehrte Star<br />

der "Genertion X" (Smells Like<br />

Teen Spirit) selbst ein veritabler<br />

Comiczeichner war, verdeutlichen<br />

seine ganz privaten Seiten in<br />

dem liebevoll konfektionierten<br />

HANNIBAL-Epos.<br />

Anhand der hier<br />

zusammengetragenen<br />

persönlichen Gegenstände und<br />

Fotografi en kann sich der Leser<br />

auf eine Reise durch Cobains<br />

Leben entführen lassen und dabei<br />

unbekanntes Terrain erkunden.<br />

Darüber hinaus machen<br />

handschriftliche Notizen und<br />

Zeichnungen, Faksimiles längst<br />

vergessener Zeitschriftenseiten<br />

und großformatige Abbildungen<br />

seiner vielen mit Graffi ti verzierten<br />

Gitarren das "Poesiealbum" zu<br />

einem Muss für alle Nirvana-Fans.<br />

Die Bilder und Memorabilien<br />

wurden von Bestsellerautor<br />

Charles R. Cross (New York<br />

Times) mit einem packenden<br />

biografi schen Begleittext<br />

versehen. Dem Buch liegt<br />

zudem eine Audio-CD mit bisher<br />

unveröffentlichtem Spoken-Word-<br />

Material und Gesprächen mit Kurt<br />

Cobain bei..<br />

Weckmarkt 17<br />

Di bis So 10–18,<br />

Mi 10–21 Uhr<br />

caricatura‐museum.dee<br />

RALF KÖNIG<br />

(bis 3. August <strong>20</strong>14)<br />

PAUL<br />

VERSUS<br />

PAULUS<br />

Ralf Königs frühen Geschichten widmen<br />

sich vor allem dem schwulen Alltag. Sein<br />

treustes Figurenpersonal daraus ist das<br />

Paar Konrad & Paul: Seit ihrem erstmaligen Auftauchen<br />

1990 begeistern der promiskuitive Paul,<br />

erfolgloser Autor historischer Pornoromane, und<br />

Klassikfan und Klavierlehrer Konrad mit ihren<br />

Beziehungsgeschichten. Königs zweiter thematischer<br />

Schwerpunkt ist die Religionskritik: In<br />

seinem Werk setzt sich der Kölner Zeichner seit<br />

einigen Jahren mit dem fundamentalistischen<br />

Islam und Christentum auseinander, kommentierte<br />

den Karikaturenstreit und hat gar die Bibel<br />

neu gezeichnet. Das Beste daraus zeigt das<br />

Caricatura-Museum.<br />

Daneben wird der neueste Wurf aus Königs Feder<br />

präsentiert: Ort des Geschehens des Werks<br />

mit dem Titel „Konrad & Paul: Raumstation Sehnsucht“<br />

ist – Frankfurt am Main! Ehrensache also,<br />

dass dieses exklusiv und ergänzt mit Highlights<br />

aus 24 Jahren Konrad & Paul hier in der Hauptstadt<br />

der Satire gezeigt wird.<br />

30 Bogart<br />

Das Mitmachmagazin


aus: Gießener Anzeiger vom 15. Mai <strong>20</strong>14<br />

* Mitbegründer des lokalen Comicmagazins<br />

“The Kainsmal” / ca. 1995-<strong>20</strong>00, aktuelles<br />

Album: “Die Schönheit des Scheiterns", Comicstrips<br />

u.a. im Gießener Anzeiger<br />

Unser GIESSBERT ist wieder da! Fast auf<br />

den Tag genau 28 Jahre nach der Premiere<br />

des fahnenschwenkenden Edelfans der heimischen<br />

Bundesligisten im SPORT-SPEKTRUM<br />

GIESSEN Nr. 1 turnt er nun im Auftrag der<br />

lokalen Marketing GmbH im sinnfälligen Look<br />

auf dem Zeichenblock von Comiczeichner Andreas<br />

Eikenroth*. Neben seinem amüsanten<br />

donnerstägigen 3-Bild-Strip "Gelle Gießen" im<br />

GA eine weitere Herausforderung für den umtriebigen<br />

Lokalmatador, der Gemütsstimmung<br />

der "Schlammbeiser" während der Landesgartenschau<br />

anekdotenhaft mit fl inker Feder und<br />

pfiffigen Dialogen - vielleicht auch mal mit Gisela<br />

- nachzuspüren.<br />

Und diese Formel hätte sicherlich unser damaliger<br />

Protagonist auf seinem Banner verewigt:<br />

"LIKE GARTENSCHAU!"<br />

aus: SPORT SPEKTRUM GIESSEN<br />

(Nr. 1; 17. Mai 1986)<br />

J<strong>BOGART</strong>-<br />

Ich flieg' dann mal zum<br />

WM-Public Viewing<br />

auf's Lachcafé...<br />

Und ich beame mich<br />

zum LGS-Nachguss<br />

unters Volk!<br />

Ganz unverblümt, Jungs:<br />

Ich versprüh' mein<br />

Flair am Fluss!!!<br />

<strong>BOGART</strong>-<br />

BUBBLE<br />

SUPERCHATTER ( 5 )<br />

❢ ❢❢<br />

❢<br />

❢❢ ❢<br />

SUPPENMAN<br />

SPLASHSH<br />

MAN<br />

LAGA<br />

<strong>20</strong>14<br />

MAYOR<br />

WOMAN<br />

Ist schon manchmal spitzzüngig<br />

und auch pusteblumig, was unsere<br />

"Platzhalter" am Seltersweg<br />

in ihrer Anteilnahme am Stadtgeschehen<br />

so umtreibt. Und es wird<br />

sich während des Aktualitätszeitraums<br />

dieser Ausgabe weisen,<br />

wer bei der WM-Übertragung in<br />

luftiger Citylage zuletzt lacht. –<br />

"Das ist dem Fritz sein Wetter",<br />

konstatierten lakonisch die Fans<br />

der Landesgartenschau unmittelbar<br />

nach dem regenreichen Anpfiff<br />

in Anlehnung an Sepp Herbergers<br />

"Weissagung" zum WM-Titelgewinn<br />

1954. Oder fasste Petrus den<br />

LGS-Schlachtruf "Gießen, Gießen,<br />

Gießen" hierorts einfach zu unverblümt<br />

(*Slogan des Kunstevents)<br />

auf, was den Open-Air-Artisten bei<br />

Fluss mit Flair* auch ihren Spieltag<br />

(So, 29. Juni) verhageln könnte...<br />

Szenario: Wadim Reis<br />

Text: R. Müller-Rode<br />

Übrigens, unter dem Motto:<br />

"Viel Spaß in Gießen,<br />

auch wenn's mal gießt.",<br />

sorgt(e?) das Gießener "Denkmal" mit dem<br />

Original-Schlammbeiser-Regenponcho<br />

für idealen Schutz bei aufkommenden<br />

Feuchtgebieten.<br />

für Creative<br />

Bogar<br />

Bogart 31


DÓRA SZOKE<br />

HUNGARIAN RHAPSODY<br />

„DAWN“ (Mischtechnik, 50 cm x 70 cm)<br />

Ab 12. Juni <strong>20</strong>14:<br />

Bahnhofstr. 64<br />

35390 Gießen

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