Generation als zeitdynamische Strukturierung von ... - SFB 580
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<strong>Generation</strong> <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong> <strong>Strukturierung</strong> <strong>von</strong> Gesellschaft<br />
Zum Deutungsverständnis <strong>Generation</strong> am Beispiel der<br />
(betriebs-)demographischen Entwicklung im ostdeutschen Beschäftigungssystem<br />
Von Olaf Struck (F.-S.-Universität Jena – Institut für Soziologie)<br />
0. Einführung<br />
<strong>Generation</strong>en gelten <strong>als</strong> vom »Zeitgeist« getragen und so wechselvoll wie die Moden dieses<br />
Geistes werden uns vermeintliche <strong>Generation</strong>en in immer schnellerer Abfolge dargebracht.<br />
Zudem erfuhr das Deutungsmuster <strong>Generation</strong>en in den letzten Jahren einen konjunkturellen<br />
Aufschwung und nicht selten wurden hier <strong>Generation</strong>en „An-Sich“ in postmoderner Beliebigkeit<br />
bestimmt und <strong>Generation</strong>en „Für-Sich“ hoffnungsvoll oder distanziert herbeigeschrieben. 1 Dabei<br />
lassen insbesondere die neuen Deutungen den Wesensgehalt des <strong>Generation</strong>enbegriffs vielfach<br />
unberücksichtigt. Dieser besteht darin, dass wir auf allen Handlungseben der Gesellschaft,<br />
d.h. in der Familie, im Betrieb oder in der sozi<strong>als</strong>taatlichen Gestaltung usw., auf wechselseitige<br />
ökonomische Austausche (Becker 1989; Kaufmann 1997; Sydlyk 2000) sowie auf<br />
Wert- und Wissens-Transfers treffen (Eisenstadt 1964; Mannheim 1964; Weymann 1995). 2<br />
<strong>Generation</strong>enbeziehungen und -verhältnisse sind dann Ergebnis unablässiger Aushandlungen<br />
in Bezug auf Neues und Bisheriges im Kontext sozialer Rahmenbedingungen, die zum einen<br />
die jeweiligen Lebensverhältnisse <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en maßgeblich beeinflussen und zum anderen<br />
sozialen Wandel hervorbringen. Vor diesem Hintergrund setzt sich der folgende Beitrag in<br />
einem ersten Schritt zum Ziel anhand der Deutungsgeschichte einen <strong>Generation</strong>enbegriff zu<br />
entwickeln, der geeignet ist, die Vielschichtigkeit dynamischer sozialer Wandlungsprozesse<br />
zu erfassen. Im zweiten Schritt wird das zuvor entwickelte Begriffsverständnis anhand <strong>von</strong><br />
Altersgruppenaustauschen im Kontext der demographischen Veränderungen im ostdeutschen<br />
Beschäftigungssystem exemplarisch erläutert. Dieses Beispiel ist gut geeignet, da die demographischen<br />
Veränderungen in starkem Maße <strong>Generation</strong>enverhältnisse beeinflussen und diese<br />
Veränderungen im ostdeutschen Strukturwandelsprozess zeitlich komprimiert analysiert<br />
werden können. Zudem werden Altersgruppenaustausche am Arbeitsmarkt immer wieder in<br />
Form <strong>von</strong> Konkurrenzbeziehungen zwischen <strong>Generation</strong>en (etwa Sackmann 1998) oder <strong>als</strong><br />
Blockierungen <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>enaustauschen analysiert (etwa Lutz 2000).<br />
Demgegenüber wird zunächst in theoretischer Auseinandersetzung und nachfolgend anhand<br />
des skizzierten Beispieles gezeigt werden, dass weder Deutungsversuche, die <strong>Generation</strong>en<br />
1<br />
Hier finden wir die <strong>Generation</strong>: „Die 89er“ (Leggewie 1995); „XTC“ (Böpple/ Knüfer 1996) „@“ (Opaschowsky<br />
1999); „Ost“ (Billerbeck 1999); „Golf“ (Illies 2000); „generation-kick.de“ (Farin 2001); „null zoff & voll busy“<br />
(Zinnecker 2002).<br />
2<br />
Siehe zu allen genanten Aspekten auch die Beiträge in Lüscher/ Schultheis (1993).
<strong>als</strong> Abstammungs- oder Kohortenfolgen beschreiben noch jene, die Altersgruppen- oder Kohortenaustausche<br />
betrachten, in der Lage sind, den dynamischen gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
hinreichend Rechnung zu tragen. Erst eine Analyse wechselseitiger Wert- und Statuserwartungen<br />
auf der Basis <strong>von</strong> Erfahrungs- und Ressourcenaufschichtungen tragen zur Bildung<br />
und zum Fortbestehen <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en bei.<br />
Kommen wir zunächst zu der Frage, welchen gesellschaftlichen Entwicklungen sich der Begriff<br />
<strong>Generation</strong> heute zu stellen hat.<br />
a) Dynamische soziale Wandlungsprozesse sind vor allem durch die Vielschichtigkeit der Veränderungen<br />
gekennzeichnet.<br />
Betrachten wir zur Verdeutlichung der vielschichtigen Dimensionen das genante Beispiel des<br />
ostdeutschen Beschäftigungssystems: Auf der institutionellen Ebene sind Veränderungen der<br />
Rechts-, Markt- und Wettbewerbsstrukturen zu konstatieren. Die Strukturebene ist durch<br />
demographische Veränderungen und einen massiven Personalabbau im produktiven Sektor<br />
sowie geringen Kompensationsmöglichkeiten im Dienstleistungssektor gekennzeichnet. Auf<br />
der Organisationsebene haben sich Eigentümerstrukturen und Positionszuweisungsstrukturen<br />
gewandelt. Zudem geht begrenztes Wachstum einher mit einem sogenannten personalpolitischen<br />
Moratorium und einer kollektiven Alterung der verbliebenen Belegschaften. Solche<br />
betriebsdemographischen Verwerfungen führen wiederum zu Ein- und Aufstiegsblockaden<br />
wie auch zu Innovationsproblemen. Auf der Ebene der Individuen perforieren vorm<strong>als</strong><br />
stabile Erwerbsverläufe, zudem werden Ziele und Erwartungen zum Teil neu bestimmt.<br />
Diese Vielschichtigkeit wird dadurch gesteigert, dass verschiedene Handlungsräume in unterschiedlicher<br />
Weise <strong>von</strong> den Veränderungen betroffen sind. Familien anders <strong>als</strong> das Bildungssystem<br />
und beide anders <strong>als</strong> das Beschäftigungssystem.<br />
Nicht zuletzt trägt der Tatbestand zu der konstatierten Vielschichtigkeit bei, dass die jeweiligen<br />
Institutionen, Organisationen und Akteure in unterschiedlichem Maße die Richtung und<br />
die Wirkung der Veränderungen bestimmen: Frühverrentungsregelungen in anderer Weise<br />
<strong>als</strong> Senioritätregeln im Kündigungsschutz. Kapital- oder marktstarke Organisationen anders<br />
<strong>als</strong> schwache, Personen in Professionsberufen anders <strong>als</strong> geringer Qualifizierte etc.<br />
Vielschichtigkeit ist <strong>als</strong>o ein Merkmal dynamischer Wandlungsprozesse.<br />
b) Ein zweites eng damit verbundenes Merkmal ist die Veränderung des Verhältnisses des<br />
Neuen und des Bestehenden. Nicht alle Institutionen und organisatorischen Normen, Werte<br />
und Statuszuweisungsprozesse verändern sich. Nicht alle Erwartungen und Ziele wandeln<br />
sich. Mit der Vielschichtigkeit geht einher, dass vielfältige Aushandlungen zwischen dem Neuen<br />
und dem Bestehenden ebenso zu beobachten sind wie funktional äquivalente Kompensationen<br />
des einen durch andere Handlungsbereiche.
Ein zweites Merkmal dynamischer sozialer Wandlungsprozesse ist <strong>als</strong>o, dass Neues und Überdauerndes<br />
auf allen Beobachtungsebenen in einer ambivalenten Beziehung zueinander stehen.<br />
Es sind <strong>als</strong>o solche ambivalenten und vielschichtigen Beziehungen, die wir zu erklären suchen.<br />
Und derartig komplexe Beziehungen sind es, denen ein <strong>Generation</strong>enbegriff <strong>als</strong> analytisches<br />
Instrument gerecht werden muss. Damit ist die Hürde für sozialwissenschaftliche<br />
Forschungsvorhaben hoch gelegt. Um sie überspringen zu können, möchte ich in der ersten<br />
Hälfte des Betrages behutsam versuchen, einen hierfür angemessenen <strong>Generation</strong>enbegriff<br />
zu entwickeln. In der zweiten Hälfte wird dann am Beispiel quantitativer Kohortendominanzen<br />
im Erwerbssystem gezeigt, in welcher Weise der <strong>Generation</strong>enbegriff zu einer Erklärung<br />
sozialer Wandlungsprozesse beitragen kann.<br />
1. <strong>Generation</strong>sbegriff<br />
Bei dem Versuch zu beschreiben, inwieweit der Begriff <strong>Generation</strong> geeignet ist, das Verständnis<br />
<strong>von</strong> Systemumbrüchen bzw. dynamischen sozialen Wandlungsprozessen zu steigern, besteht<br />
eine gewisse Problematik darin, dass der Begriff <strong>Generation</strong> in der Literatur für verschiedenartige<br />
Phänomene verwendet wird. Dies ist zumindest in den Sozialwissenschaften<br />
seltener das Resultat einer mangelnden definitorischen Sorgfalt. Für eine wissenschaftliche<br />
Verwendung viel bedeutsamer ist, dass der Begriff <strong>Generation</strong> selbst mehrschichtig ist – wie<br />
ja die allermeisten sozialwissenschaftlichen Begriffe. Dies befördert eine uneinheitliche Verwendung.<br />
Doch bietet die Mehrschichtigkeit vielleicht eine Chance, der zuvor charakterisierten<br />
Vielschichtigkeit der Wandlungsprozesse gerade mit einem solchen Begriff gerecht werden<br />
zu können. Hier stellt sich dann weiter die Frage: Welche Deutung bleibt eng genug, um<br />
überhaupt etwas erklären zu können, bzw. welche Deutung ist zu eng, so dass der besagten<br />
Komplexität nicht mehr Rechnung getragen werden kann?<br />
Um diese Frage zu beantworten, werden im Folgenden drei Verwendungsweisen des Begriffes<br />
<strong>Generation</strong> unterscheiden: erstens, <strong>Generation</strong> <strong>als</strong> Familien- und Abstammungsfolge, zweitens,<br />
Geschichts- oder Gesellschaftsgeneration und drittens, <strong>Generation</strong> <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong><br />
<strong>Strukturierung</strong> <strong>von</strong> Gesellschaft.<br />
1.1 <strong>Generation</strong> <strong>als</strong> Familien- und Abstammungsfolge<br />
David Kertzer (1983), Tamara Hareven (1997) oder Norman Ryder (1965) schränken das<br />
Begriffsverständnis <strong>von</strong> <strong>Generation</strong> deskriptiv auf formale Familien- oder Abstammungsfolgen<br />
ein. Hierbei wird auf eine theoretisch erklärende Realitätsdeutung verzichtet und ein<br />
spezifischer, in der Verwendungsgeschichte herausgebildeter Bedeutungsgehalt des <strong>Generation</strong>sbegriffs<br />
bleibt unberücksichtigt, der sinnhafte Aspekt der Neuerung in seiner ambivalen-
ten Beziehung zum Bisherigen. Dies soll unter Rückgriff auf die Deutungsgeschichte des Begriffs<br />
<strong>Generation</strong> kurz erläutert werden.<br />
Reinhold Sackmann (1992) arbeitete vor etwa 10 Jahren heraus, dass schon zwischen dem<br />
alten und neuen Testament die hebräische <strong>Generation</strong>sbezeichnung „dôr“ einen Bedeutungswandel<br />
erfuhr. Weg <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en auferlegten unveränderlichen Ritusregeln, hin zum<br />
Bruch mit dem Vergangenen, um so für das nahende Gottesreich gerüstet zu sein. In der<br />
lateinischen Übertragung haben die Kirchenväter diesem Tatbestand Rechnung getragen. Sie<br />
übersetzten den Begriff „dôr“ nicht <strong>als</strong> „genus“, d.h. <strong>als</strong> Zugehörigkeit zu einer Abstammungsgemeinschaft.<br />
Sie verwendeten hingegen das Wort „generatio“ in Anlehnung an den<br />
Zeugungsgedanken, um damit dem Erneuerungsgedanken Ausdruck zu verleihen. Mit der<br />
Entstehung der Moderne erweitert sich die Begriffsbedeutung über geistig-ethische Versprechungen<br />
und über den gemeinschaftlichen Bereich hinaus. Für die Theoriegeschichte des<br />
<strong>Generation</strong>sbegriffes bedeutsam, wird in Frankreich <strong>von</strong> der »<strong>Generation</strong> <strong>von</strong> 1789« oder<br />
einer »1848er <strong>Generation</strong>« gesprochen und so auf gesel vlschaftlich-politische Entwicklungen<br />
übertragen. Eine solche Begriffsdeutung finden wir auch in Deutschland, jedoch zeitlich<br />
verzögert, sehr moderat und vorerst bezogen auf Jugendgenerationen. Im deutschen Sprachraum<br />
stand die Begriffsverwendung <strong>Generation</strong> zunächst in Konkurrenz zu dem Begriff „Geschlecht“.<br />
Dieser Begriff Geschlecht bedeutete ursprünglich „in die Art schlagen“ und war<br />
sowohl auf Familien- und Menschengeschlecht <strong>als</strong> auch auf biologisches Geschlecht bezogen.<br />
Historisch schleppend wurde der Begriff Geschlecht dann auf seine heutige biologische Bedeutung<br />
eingeschränkt. Daneben griff der Begriff <strong>Generation</strong> mehr und mehr Raum.<br />
Enttraditionalisierung und die Verbreitung marktgesteuerter Vergesellschaftungsformen, Wanderung<br />
und Arbeitsteilung, die teilweise Trennung <strong>von</strong> Herkunftsstatus und sozialem Status<br />
und damit verbunden eine ökonomische und sozialpolitisch geprägte Formalisierung <strong>von</strong> Lebensläufen<br />
seit Ende des 19ten Jahrhunderts (Modell/ Furstenberg/ Hershberg 1976; Weymann<br />
2000) überdehnten die Bedeutung eines „in die Art schlagen“. Dabei blieb der Aspekt der<br />
Kontinuität in der Familien- und Zeitgenossenfolge <strong>als</strong> Bedeutungsbestandteil des neu etablierten<br />
Begriffs <strong>Generation</strong> in vielen Deutungen durchaus erhalten. Doch nunmehr trat auch<br />
im deutschen Sprachraum der weitere Aspekt der Neuerung hinzu, wobei er über gemeinschaftliche<br />
Bezüge hinaus auch gesellschaftliche Neuerungsprozesse und später gar technische<br />
Innovationen umfasste (Sackmann/ Weymann 1994).<br />
Mit dem Hinweis <strong>von</strong> Reinhold Sackmann (1992) verdeutlicht sich, der Begriff <strong>Generation</strong><br />
erfuhr – im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung – Deutungsveränderungen. Eine<br />
Beschränkung des Begriffs auf der Überdauernde wird somit weder der Verwendungsgeschichte<br />
des Begriffs, noch der gesellschaftlichen Entwicklung gerecht. Mehr und mehr traten die Aspekte<br />
der Neuerung hervor und so zeigten sich auch die Sozialwissenschaften offen in der<br />
Antizipation diese Veränderungen.
1.2 Geschichts- oder Gesellschaftsgeneration<br />
Ein bis heute maßgeblichen Markenstein einer solchen zeitdiagnostischen Anpassung der Begriffsbedeutung<br />
setzten Wilhelm Dilthey (1957) sowie vor allem Karl Mannheim (1964) in den<br />
zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, womit wir zur zweiten Verwendungsgruppe des<br />
Begriffs <strong>Generation</strong> kommen: <strong>Generation</strong> <strong>als</strong> Geschichts- oder Gesellschaftsgeneration.<br />
Hier treten beide Komponenten, d.h. Beziehung zwischen Neuem und Bestehendem einerseits<br />
und gesellschaftstheoretischer Zugang anderseits, besonders deutlich in den Vordergrund.<br />
Erstmalig haben wir es mit einer eigenständigen <strong>Generation</strong>stheoriebildung zu tun. Dabei<br />
tritt bei ihnen zunächst der Aspekt der Neuerung besonders deutlich hervor. <strong>Generation</strong> wird<br />
– in Übereinstimmung mit der nunmehr gebräuchlichen Verwendung den Begriffs – vor allem<br />
<strong>als</strong> Jugendgeneration verstanden. Ausgegangen wird <strong>von</strong> einer Jugendprägungsphase in einem<br />
Altersabschnitt, ich zitiere Karl Mannheim: „wo das selbstexperimentierende Leben beginnt“<br />
und „die Möglichkeit des In-Frage-Stellens“ entsteht (1964: 539). Hier <strong>als</strong>o entkeimen<br />
selbsterworbene und neuartige Zugänge zum akkumulierten Kulturgut, die formbildend auf<br />
die weitere Erlebnisschichtung einwirken (ebd.: 529ff.). Ein Neueintreten derart generierter<br />
neuer Kulturträger und der Abgang früherer <strong>Generation</strong>en erzeugt und trägt sozialen Wandel.<br />
So verstanden, erhält der <strong>Generation</strong>sbegriff durch den sinnhaften Aspekt der Neuerung eine<br />
Konnotation, die über bloße Abstammungsfolgen und über sozial-historisch unterschiedlich<br />
gelagerte Kohorten hinausweist.<br />
Doch wie ist Neuerung zu verstehen? Bliebe es bei diesem Eindruck, dass Neuerung <strong>als</strong> Überwindung<br />
des Bestehenden das zentrale Merkmal <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en sei, dann bestünde ein<br />
erhebliches Analyseproblem. <strong>Generation</strong>sbeziehungen und -verhältnisse könnten nur eingeschränkt<br />
in ihrer jeweiligen Verarbeitung des Trennenden analysiert werden. Dies reicht aus,<br />
um Aufmerksamkeit heischend »Konflikte« und gar »Kriege« zwischen <strong>Generation</strong>en zu bestimmen<br />
oder eine »<strong>Generation</strong> X« <strong>von</strong> einer »<strong>Generation</strong> @« zu unterscheiden, doch generative<br />
Handlungsmuster im Sinne Pierre Bourdieus (1982), Ambivalenzen im Sinne Kurt<br />
Lüschers (2000) oder reziproke Austausche, um nur einige Beispiel zu nennen, würden definitorisch<br />
ausgegrenzt.<br />
Doch ganz so beengt ist schon Mannheims Deutungsrahmen nicht. Sein Bild einer Aufschichtung<br />
des Erlebniswissens (ebd. 535ff.), das wir theoretisch ausgearbeitet etwa bei Alfred<br />
Schütz (1974) oder in der Psychologie <strong>als</strong> Aufschichtung <strong>von</strong> Erfahrungswissen und in Schemata-Modellen<br />
(zusammenfassend Struck 1998: 29ff.) wiederfinden, bezieht die prägende<br />
Zeit im Familienkontext ein. Karl Mannheim spricht <strong>von</strong> „»Milieuwirkung«“, „ungewollt vererbt“<br />
und „übertragen“ (Mannheim 1964: 538). Diese, wie er sagt, „ererbten Lebenshaltungen,<br />
Gefühlsgehalte, Einstellungen“ (ebd.) können dann allerdings mit dem Eintritt ins Jugendalter,<br />
d.h. mit Beginn der wirklich selbsterlebten Zeit, in reflexive Deutungen des aktuell<br />
erlebten Stromes des gesellschaftlichen Geschehens münden. Hier kann es zu <strong>Generation</strong>s-
zusammenhängen oder gar <strong>Generation</strong>seinheiten kommen, vorausgesetzt, die fraglich<br />
gewordenen Zugänge zu Werten und Positionen werden <strong>von</strong> Kollektiven in Form jüngerer<br />
Zugangseliten des Geistes in einer Zeit hegemonial günstiger Bedingungen gleichermaßen<br />
erfahren. 3<br />
Welche Folgerungen lassen sich bis hierhin für eine Analyse <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en ziehen?<br />
a) Sowohl die Wahrnehmung <strong>als</strong> auch die Verarbeitung fraglich gewordner Wert- und Positionszugänge<br />
basieren auch bei Mannheim auf früh aufgeschichteten Erlebnisräumen, die<br />
zunächst familiär oder durch vergleichbare Kontexte mit Sozialisationswirkung geprägt wurden.<br />
Natürlich gilt: Schneller sozialer Wandel wie auch Trennungen und Wechsel des Herkunftskontextes<br />
können reflexiv gewonnene Neuerungen befördern. Doch inhaltliche Ausprägungen<br />
sowie Wirkungsgrade der Neuerung sind nur unter Einbezug des Herkunftsrahmens,<br />
d.h. hinsichtlich seiner kulturellen, sozialen und ökonomischen Ausstattung, erklärend und in<br />
ihrem Ausmaß zu verstehen.<br />
b) <strong>Generation</strong>en sind zugleich <strong>als</strong> historische Lagerungen zu begreifen. Dabei müssen Lagerungen,<br />
etwa in Abgrenzung zu formal betrachteten Familien oder Kohortenfolgen, eine empirisch<br />
nachvollziehbare generationsprägende Wirkung zumindest in Form eines angebaren<br />
Zusammenhanges, d.h. synchron in Form einer Teilhabe an Werthaltungen oder Ressourcenzugängen<br />
und diachron in Interaktionsbeziehungen zwischen <strong>Generation</strong>en, beinhalten.<br />
c) Größere Schwierigkeiten bereitet der Tatbestand, dass Wandlungen des historisch-sozialen<br />
Gefüges in modernen Gesellschaften nicht im Einklang miteinander verlaufen. Dieser Tatbestand<br />
– auf den u.a. Rollentheoretiker oder Systemtheoretiker ebenso hinweisen wie Lebenslaufforscher<br />
– ist bei Karl Mannheim ausgeblendet. Differenzierte soziale Systeme beinhalten<br />
differenzierte Programme und Mitgliedschaftsregeln. Somit bieten Zuweisungsstrukturen zu<br />
Werthaltungen und Positionen, zumeist lediglich in Teilsystemen und häufig in zeitlich versetzter<br />
Abfolge, Anlässe, das Bisherige reflexiv in Frage zu stellen. Eine Analyse, die <strong>Generation</strong>en<br />
einbezieht, hat dieser Selektivität (<strong>von</strong> Herkunftsfamilie, Schule, Berufsausbildung,<br />
politischen Wirkungsräumen, Erwerbstätigkeit, Einbindung in wohlfahrtsstaatliche Sicherung<br />
usw.) Rechnung zu tragen. 4 Grundsätzlich gilt dann wohl, dass die handlungsraumspezifische<br />
Selektivität <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>enbildung und -handeln die Erneuerungskraft generationsbilden<br />
3<br />
Hier handelt es sich um Voraussetzungen, die vermutlich nicht zufällig das Wirken Karl Mannheims und<br />
seines ungarischen, österreichischen und deutschen Freundeskreis selbst charakterisieren.<br />
4<br />
Dabei dürfen übergreifende Wirkungen jeweils anderer Teilsysteme nicht vernachlässigt werden, denn nur<br />
so ist es möglich, Infragestellungen und Balanceverschiebungen in einem System zusammen mit Kompensationen<br />
und Balanceausgleichen in anderen Systemen zu analysieren. Derartige funktionale Äquivalentpolitiken<br />
lassen sich am Beispiel kollektiver Eintrittsschwierigkeiten in das Erwerbsarbeitssystem verdeutlichen. Zeitgleich<br />
zu den Eintrittsproblemen entwickeln sich materielle und werthaltungsgeprägte Kompensationsformen<br />
vor allem durch Ausweitungen <strong>von</strong> schulischen Ausbildungszeiten aber auch und damit verbunden durch Familientransfers<br />
und familiäre Arbeitsteilung oder durch ein Erstarken <strong>von</strong> Existenzgründungsmaßnahmen für<br />
jugendliche Neustarter usw. usf. Hier handelt es sich um »Ausweichstrategien« der Betroffenen, die in politisch<br />
gestalteten und nicht selten in politisch erwünschten Bahnen verlaufen.
der Ereignisse relativiert. Vorausgesetzt allerdings, es bestehen bewährte organisatorische<br />
Strukturen und institutionelle Programme, die Anlässe des Infragestellens in einem Handlungsraum<br />
durch akzeptanzfindende Äquivalenzleistungen anderer Handlungsräume auszugleichen<br />
in der Lage sind. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass häufig erst eine<br />
historische Analyse zu zeigen vermag, inwieweit Wandlungen in einem oder zeitgleich in<br />
mehreren Teilsystemen ein generationsprägender Bedeutungsgehalt zugemessen werden kann.<br />
Für eine generationsbezogene Forschungsstrategie ergibt sich daraus eine Längsschnittperspektive.<br />
Es bedeutet aber auch, dass Handlungsstrategien über enge und differenzierte soziale<br />
Systemgrenzen hinaus zu analysieren sind.<br />
d) Kritisch an der Begriffsbestimmung Mannheims ist das eingeschränkte Verständnis einer<br />
Jugendprägungsthese, nach der Jugendliche zunächst durchaus in einem reflexiven Prozess<br />
Erlebnisse aufschichten, die gewonnenen Schemata dann jedoch notwendig Werthaltungen<br />
oder gar Statuspositionen des Erwachsenenalters vorherbestimmen. Ein derart mechanistisches<br />
Verständnis einer Jugendprägungsthese ist sehr weit verbreitet, so etwa in Norman<br />
Ryder’s Kohortenbegriff (Ryder 1965: 844ff.) oder in Pierre Bourdieus Habituskonzept (1982).<br />
Es ist jedoch empirisch leicht zu widerlegen, wie etwa Untersuchungen <strong>von</strong> Glen Elder (1978)<br />
oder des Bremer Sonderforschungsbereichs 186 zur Bedeutung <strong>von</strong> Lebensereignissen zeigen.<br />
Ein nicht mechanistisches Verständnis bedeutet dann, dass Eindrücke aus Statuspassagen,<br />
in denen sich jemand in ein neues Wert- oder Positionsgefüge »hinarbeiteten« musste,<br />
eine relativ lange Zeit nachwirken. Solche, die Biographie nachhaltig beeinflussende Übergangserfahrungen,<br />
sind jedoch nicht auf die Jugendphase beschränkt, sondern können, wie<br />
etwa Untersuchungen zur Migration, zu kritischen Gesundheits-, Familien oder Erwerbsverlaufsereignissen<br />
bis hin zur Altersübergangsgestaltung zeigen (Leisering u.a. 1993; Schumann<br />
u.a. 1996; Heinz 2000; Leisering u.a. 2001), im gesamten Lebensverlauf nachhaltige Wirkungen<br />
entfalten (Becker 1989: 83f.).<br />
Dies bedeutet: <strong>Generation</strong>en können sich wandeln und neue Ereignisse können Intragenerationendifferenzierungen<br />
befördern. <strong>Generation</strong>en können sich auflösen, wenn das verbindende<br />
Ereignis, die Neuerung oder das Interesse des Bewahrens im interaktiven Selbst- oder<br />
Fremdverständnis an Bedeutung verliert. Und es können auch im späteren Alter neue Anlässe<br />
zu <strong>Generation</strong>sformierungen bestehen.<br />
1.3 <strong>Generation</strong> <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong> <strong>Strukturierung</strong> <strong>von</strong> Gesellschaft<br />
Folgt man dieser Argumentation dann liegt es nahe, <strong>Generation</strong>en <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong><br />
<strong>Strukturierung</strong> <strong>von</strong> Gesellschaften zu begreifen, womit ich zum angekündigten dritten Begriffsverständnis<br />
<strong>von</strong> <strong>Generation</strong> komme.
<strong>Generation</strong> verstanden <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong> <strong>Strukturierung</strong> <strong>von</strong> Gesellschaften bedeutet, <strong>Generation</strong>en<br />
<strong>als</strong> interagierende Relationsgefüge zu erfassen (Rosenthal 1997). Dabei entstehen<br />
und vergehen <strong>Generation</strong>en im Prozess der Interaktionen der jeweiligen Gegenwart. In<br />
einer kritischen Rekonstruktion der mannheimschen <strong>Generation</strong>enanalyse stellt Joachim Matthes<br />
stellt fest, dass generationelle Verhältnisse „chronologisch gegeneinander versetzte Muster<br />
der Weltwahrnehmung wechselseitig identifizierbar ... zurechenbar und »verhandlungsfähig«<br />
... machen“ (Matthes 1985: 369). Fremdheitsrelationen zwischen <strong>Generation</strong>en, resultieren<br />
bei Matthes dann vor allem aus unterschiedlichen Erfahrungsaufschichtungen, <strong>als</strong> Folge der<br />
chronologisch versetzten Muster der Weltwahrnehmung. Eine solches <strong>Generation</strong>enverständnis<br />
entgeht der Mechanismusgefahr einer differentiellen Kohortensozialisation, es kann die<br />
Selektivität <strong>von</strong> Handlungsräumen einbeziehen und es vermeidet die Vorstellung eines gruppenhaften<br />
Charakters <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en.<br />
Allerdings unterscheiden sich <strong>Generation</strong>en nicht allein durch unterschiedliche Erfahrungsaufschichtungen,<br />
sondern allgemein hinsichtlich ihrer zeitlichen Aufschichtung <strong>von</strong> kulturellen,<br />
sozialen und ökonomischen Ressourcen. Nicht allein Erfahrungen, sondern ebenso Ressourcen<br />
sind wechselseitig identifizierbar und »verhandlungsfähig«.<br />
Weitgehend unbeantwortet bleibt zudem, zu welchen Anlässen diese versetzten Muster der<br />
Wahrnehmung wechselseitig identifizierbar und verhandelbar gemacht werden. Aus meiner<br />
Sicht werden Prozesse der Selbst- oder Fremdzuschreibung <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en erst dann begonnen<br />
und fortgesetzt, wenn auf der Basis chronologisch versetzter Erfahrungs- und Ressourcenschichtungen<br />
wechselseitig unterschiedliche Erwartungen in Bezug auf gesellschaftliche<br />
oder handlungsraumspezifische Werte und/ oder Statusposition bzw. Statuszuweisungsprozesse<br />
neu oder fortlaufend »verhandelt« werden. 5<br />
Dabei haben wir es dann mit einem Kontinuum zu tun, dass <strong>von</strong> Verlaufsanlässen zu periodenspezifischen<br />
Anlässen reicht:<br />
a) Im Falle <strong>von</strong> Verlaufsanlässen handelt es sich um alltägliche Aushandlungen im Vollzug <strong>von</strong><br />
Allokationsprozessen der Status- und Machtzuweisungen oder bei wechselseitigen Sozialisationsprozessen<br />
des Wissens- und Erfahrungstransfers und der Bestimmung und Durchsetzung<br />
<strong>von</strong> Normen und Werten in Bezug zu Rolleninhalten (wie z.B. Familien- oder<br />
Erwerbsarbeitsorientierungen, Leistungsstandards usw.). In Organisationen, am Arbeitsmarkt,<br />
im sozialpolitischen Anwartschaftssystem treffen dann jene, die auf längere und häufig längere<br />
handlungsraumspezifische Prozesse der Erfahrungs- und Ressourcenaufschichtung zurückblicken<br />
können, auf andere, die auf differente oder kürzere Prozesse blicken oder die erst<br />
seit kürzerer Zeit in den Handlungsraum hineinwachsen.<br />
5<br />
Unterstellt wird dabei, dass die unterschiedlichen Erwartungen mit Sanktionen verteidigt werden können<br />
und das um Werte und Statuspositionen konkurriert werden kann (Buchhofer/Friedrichs/Lüdtke 1970: 319).
) Etwas weniger alltäglich und doch allgegenwärtig bestehen periodenspezifische Anlässe zu<br />
Selbst- oder Fremdzuschreibung in Bezug auf generationsdifferenzierende Wirkungen größer<br />
gesellschaftlicher oder organisatorischer Veränderungen. Indem derartige sozial-kulturelle<br />
oder ökonom2ische Veränderungen Lebensläufe zeitlich divergent, d.h. alters- oder kohortenspezifisch<br />
beeinflussen, sind auch solche Veränderungen zumindest vom Grundsatz her<br />
geeignet, generationsdifferenzierende Aushandlungen zu befördern.<br />
In beiden Fällen, d.h. in verlaufs- wie in periodenspezifischen Aushandlungsanlässen, kommt<br />
es nur selten zu Konflikten in den Beziehungsverhältnissen <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en. Erstens, weil<br />
vielfach Leistungen zum gegenseitigen Vorteil ausgetauscht werden. Zweitens, weil wechselseitig<br />
unterschiedliche Erwartungen im Rahmen generationsübergreifender Regeln und Verfahren<br />
verhandelt werden. Drittens, weil wechselseitige Anerkennungen der jeweiligen Erfahrungs-<br />
und Ressourcenschichtungen den Prozess der Aushandlung bestimmen können. Viertens,<br />
weil moderne Gesellschaften legitimierte Aushandlungsinstanzen in Form korporatistischer<br />
Aushandlungsmodi, Parlamente oder Gatekeepingstrukturen geschaffen haben, deren Akteure<br />
aus Gründen der (Selbst- und Entscheidungs-)Legitimation um Ausgleiche bemüht sind.<br />
Erst dann, wenn jeweilige Erwartungen nicht erfüllt werden, wenn Aushandlungsergebnisse<br />
<strong>von</strong> Werterwartungen oder Positionszuweisungen eine oder mehrere <strong>Generation</strong>en unbefriedigt<br />
lassen und wenn auch Kompensationsmöglichkeiten keine befriedigenden Alternativen<br />
bieten, erst dann werden generationale Fremd- und Selbstzuschreibungen zur Markierung<br />
generationaler Konfliktlagen genutzt und Balancen zwischen Neuerungen und dem Bisherigem<br />
konfliktreich neu verhandelt.<br />
Kommen wir damit zu einem ersten Resümee: <strong>Generation</strong> <strong>als</strong> Abstammungsfolge zu betrachten<br />
ermöglicht keinen erklärend-theoretischen Zugang zu <strong>Generation</strong>enbeziehungen und zu<br />
den sinnhaften Aspekten des Neuen im Verhältnis zum Bestehenden. Die vor allem auf Mannheim<br />
zurückgehenden Versuche, <strong>Generation</strong>en <strong>als</strong> Geschichtsgenerationen zu deuten unterliegen<br />
zumeist der Gefahr, <strong>von</strong> einer statischen Konzeption einer differentiellen Kohortensozialisation<br />
auszugehen, in der die Zusammenhang oder gar Einheit stiftenden Eindrücke einer<br />
formativen Heranwachsensphase die späteren Werte und Positionen vorherbestimmen. Soziales<br />
Lernen beispielsweise wird hier zu schnell auf Herkunftskontexte eingeschränkt.<br />
Demgegenüber beobachtet die Deutung <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong> <strong>Strukturierung</strong><br />
<strong>von</strong> Gesellschaft die Beziehungen zwischen <strong>Generation</strong>en <strong>als</strong> Ergebnis identifizierbarer und<br />
verhandelbarer Ungleichzeitigkeiten im Zuge gleichzeitig erlebter Ereignisse. Dieser Blick auf<br />
<strong>Generation</strong>saushandlungen ermöglicht es, die vielschichtigen Ambivalenzen in den Beziehungen<br />
zwischen dem Neuen und dem Bisherigen zu erfassen. Hier ist jedoch zu beachten, dass<br />
sowohl chronologisch differenzierte Erlebnissaufschichtungen – wie sie Karl Mannheim oder<br />
Joachim Matthes berücksichtigt haben – <strong>als</strong> auch Ressourcenschichtungen verhandelt werden<br />
können. Solche Verhandlungen erfolgen in Organisationen teilweise direkt, häufig jedoch<br />
in legitimierten Instanzen, Gremien und Parlamenten. Anlässe <strong>von</strong> generationalen Verhand-
lungen, die über Chancenzuweisungen an Kohorten hinausweisen, sind dann durch Bezugnahmen<br />
auf wechselseitige Erwartungen in Bezug auf Sozialisationsinhalte oder Allokationsprozesse<br />
<strong>von</strong> Statuspositionen gekennzeichnet.<br />
2. <strong>Generation</strong> und Beschäftigung<br />
Nachdem zunächst der Rahmen für <strong>Generation</strong>enbildung und ihre Analyse abgesteckt wurde,<br />
soll im Folgenden anhand <strong>von</strong> aktuellen Beispielen aus dem Bereich Altersaustauschen im<br />
Beschäftigungssystem gezeigt werden, unter welchen Bedingungen es zu <strong>Generation</strong>enbildungen<br />
kommt und in welcher Weise diese zu analysieren sind.<br />
Anlässe für Aushandlungen zwischen <strong>Generation</strong>en in Betrieben und am Arbeitsmarkt sind<br />
vielfältig. Sie reichen <strong>von</strong> alltäglichen sozialisations- oder allokationsbezogenen Verlaufsanlässen<br />
– etwa <strong>von</strong> Tätigkeitszuweisungen oder integrativen bzw. des-integrativen<br />
Strategiefindungen – bis hin zu spezifischen Periodenereignissen – wie etwa der Einführung<br />
neuer Technologien, neuer Lohn- und Leistungsbemessungsmethoden, veränderter Altersnormen<br />
oder Veränderungen der betrieblichen oder überbetrieblichen Beschäftigungsstrukturen.<br />
Im Folgenden werde ich mich auf den zuletzt genannten Aspekt beschränken, d.h. auf die<br />
Bedeutung <strong>von</strong> quantitativen Kohortendominanzen, die im Zuge der demographischen Veränderungen<br />
in West- und Ost-Deutschland, Bewegung in die Aushandlungen der Sozialisations-<br />
und Allokationsbeziehungen <strong>von</strong> Erwerbstätigengruppen gebracht haben und bringen<br />
werden.<br />
Veränderungen der Kohortenstärke werden <strong>als</strong>o exemplarisch <strong>als</strong> Anlässe für Aushandlungen<br />
zwischen <strong>Generation</strong>en begriffen. Damit wird das Ziel verbunden, das zuvor entwickelte<br />
<strong>Generation</strong>sverständnis beispielhaft auf einen aktuell diskutierten Gegenstandsbereich anzuwenden,<br />
um zu zeigen, auf welche Weise soziale Wandlungsprozesse <strong>als</strong><br />
<strong>Generation</strong>sphäncomen zu analysieren sind. Mit der Wahl eines Kohortenphänomens wird<br />
zugleich die analytische Differenz zwischen Kohorten und <strong>Generation</strong>en verdeutlicht. Unterschieden<br />
werden drei Problembereiche: Auf der gesellschaftlichen Ebene erstens der allgemeine<br />
Rückgang des Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong> und zweitens starke Nachwuchsüberschüsse,<br />
wie wir sie derzeit noch in Ostdeutschland vorfinden. Im dritten Teil wird der starke Nachwuchsmangel,<br />
der wiederum vor allem in Ostdeutschland zu erwarten ist, <strong>als</strong> besonders wirkungsvoller<br />
Unterfall des allgemeinen Rückgangs des Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong> auf der betrieblichen<br />
Ebene untersucht.
2.1 Rückgang der Erwerbspersonenzahl <strong>als</strong> Aushandlungsanlass zwischen Gene<br />
rationen<br />
Zunächst zum Rückgang des Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong>. Die allgemeine demographische<br />
Entwicklung ist weitgehend bekannt und es genügt eine knappe Skizzierung: Erstens: Eine<br />
sinkende und gleichbleibend niedrige Geburtenzahl und eine steigende Lebenserwartung führen<br />
zu einem Bevölkerungsrückgang und zu einer altersdominierten demographischen Verteilung.<br />
Zweitens: Die Erwerbsbevölkerung wird zwischen 2000 und 2040 um knapp ein Fünftel<br />
sinken (Pack u.a. 1999). Drittens: Geschähe nichts, wäre die verminderte Zahl der Erwerbstätigen<br />
nicht in der Lage die gesellschaftliche Wohlfahrtsentwicklung auch nur annährend zu<br />
sichern. Dies bedeutet wiederum viertens: Es besteht Anlass gegenläufige Effekte zu stärken.<br />
Und genau das wird auf politischer Ebene versucht, wobei zwischen allen Parlamentsparteien<br />
wie zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganen auf betrieblicher und überbetrieblicher<br />
Ebene im Grundsatz eine große Übereinstimmung in der Umsetzung folgender Maßnahmen<br />
besteht: Nutzung <strong>von</strong> Wanderungsgewinnen einer gezielten Zuwanderungspolitik, Rückführung<br />
der langen Ausbildungszeiten, Erhöhung des Rentenalters durch unattraktivere<br />
Frühverrentung, Erschwerung der Berufs- und Erwerbsunfähigkeitszugänge und eine Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen sowie eine höhere Ausschöpfung des weiblichen Erwerbspotenti<strong>als</strong><br />
durch verbesserte Vereinbarkeitsmöglichkeiten <strong>von</strong> Familie und Beruf sollen zusammen<br />
mit Produktivitätssteigerungen den demographischen Rückgang des Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong><br />
kompensieren. Solche gegenläufigen Maßnahmen kennzeichnen schon heute politisch<br />
vermittelte Aushandlungen zwischen den Erwartungen <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en. Im Ergebnis<br />
laufen sie auf eine Belastung älterer <strong>Generation</strong>en und eine Verschiebungen des Ressourcentransfers<br />
in Richtung der jüngeren <strong>Generation</strong>en hinaus, die diese dann in Form einer kindorientierten<br />
Familienförderung oder in Form einer Verbesserung der Bildungs- und Forschungslandschaft<br />
usw. erreichen. Wenn es im Zuge der Aushandlungen gelingt, dass eine veränderte<br />
wohlfahrtsstaatliche Lastenverteonilung hilft, die Kontinuität über das Leben hinweg zu<br />
sichern, dann stoßen diese Maßnahmen auf die breite Akzeptanz der <strong>von</strong> den demographischen<br />
Wirkungen zunächst ungleich betroffenen <strong>Generation</strong>en. Franz-Xaver Kaufmann weist<br />
darauf hin, dass sich <strong>Generation</strong>slagen „in auffallend geringem Maße <strong>als</strong> sozial oder gar politisch<br />
organisationsfähig erwiesen haben“ (Kaufmann 1993: 104). Diese Aussage gilt, ungeachtet<br />
der <strong>als</strong> Verschärfung zunehmend ins öffentliche Bewusstsein gerungenen Problemlage,<br />
auch heute. Die Ursache sieht er in einer Zusammenhalt stiftenden Funktion der Familie. Sie<br />
fördert die intergenerationelle Solidarität im unmittelbar erlebbaren Beziehungskontext und<br />
liefet damit die Legitimationsbasis für die in Deutschland bestehenden Umverteilungsarrangements.<br />
Aus meiner Sicht ebenso bedeutsam ist jedoch, dass die sozialpolitischen Umverteilungssysteme<br />
in starkem Umfang auf Äquivalenzprinzipien beruhen. Individuell getätigte<br />
Einzahlungen ins soziale Sicherungssystem begründen individuelle Anwartschaften, die zudem<br />
<strong>von</strong> (fast) jedem Zahler in Form <strong>von</strong> Arbeitslosengeld oder Rente usw. im Verlauf des Lebens<br />
in Anspruch genommen werden. Bestehende Umverteilungswirkungen zwischen Geschlech-
tern, Einkommensgruppen oder Jung und Alt dringen auf diese Weise kaum in das öffentliche<br />
Bewusstsein und Solidarität mit Leistungsempfängern auf Seiten der aktuellen »Zahler« ist<br />
immer auch Basis eigener Solidaritätserwartungen für Zeiten in denen aus »Zahlern« im<br />
Saldo »Empfänger« werden. Bedeutsam ist zudem, dass die Organisationen und Institutionen<br />
moderner wohlfahrtsstaatlicher Demokratien, in denen gelernt wurde sensibel auf Erwartungsdivergenzen<br />
zu reagieren, vergleichsweise gut in der Lage sind, die wechselseitigen<br />
Erwartungen <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en auch in Zeiten wirkungsmächtiger sozialer Wandlungsprozesse<br />
in gegenseitig akzeptierte und konfliktmindernde Aushandlungsergebnisse zu überführen.<br />
6<br />
Der Rückgang des Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong> bietet <strong>als</strong>o Anlass für veränderte Selbst- und<br />
Fremdzuschreibungen auf der Basis wechselseitiger Erwartungen <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en, die sich<br />
dann im Zuge der Aushandlungen zum Beispiel auf schnellere Bildungsabschlüsse jüngerer,<br />
lebenslanges Lernen mittlerer oder verlängerter Lebensarbeitszeiten älterer <strong>Generation</strong>en<br />
usw. richten. Dies bedeutet, es bestehen generationsbildende Zurechnungsprozesse in Form<br />
<strong>von</strong> Verhaltenserwartungen, die sich im öffentlichen Diskursen und vor allem in Diskursen der<br />
politischen Vertretung – so bspw. in Medienanalysen, Parlamentsdebatten u.ä. – zeigen<br />
lassen. Mit der Aushandlung und Zuschreibung <strong>von</strong> Erwartungen sind die Bedingungen erfüllt,<br />
nach denen sich altersgruppen- oder kohortendifferentielle Wirkungen <strong>von</strong> (hier demographisch<br />
induzierten) Umverteilungspolitiken <strong>als</strong> <strong>Generation</strong>sbildendend erweisen. Methodisch<br />
bedeutet dies, dass über Kohortenanalysen (Ryder 1965; Müller 1978; Blossfeld 1989)<br />
hinaus erwartungsbasierte Selbst- und Fremdzuweisungen zu analysieren sind.<br />
2.2 Nachwuchsüberschüsse <strong>als</strong> Aushandlungsanlass zwischen <strong>Generation</strong>en<br />
Kommen wir zum zweiten Problembereich, dem Nachwuchsüberschuss. Zur Erläuterung der<br />
folgenden Überlegungen sind zunächst wiederum kurz die allgemeinen Rahmenbedingungen<br />
zu skizzieren. Hier gilt zunächst allgemein: die Zahl der Nachwuchsgruppen sinkt und kontinuierlich<br />
steigt die Zahl der älteren Beschäftigten. 1980 betrug das Verhältnis der 15-44<br />
Jährigen zu den 45-65 Jährigen noch etwa 1,7 zu 1. Derzeit sind es 1,4 zu 1 und in 2010 wird<br />
es etwa 1,1 zu 1 betragen (Pack u.a. 1999). Dies bedeutet, der Anteil der jüngeren Erwerbspersonen<br />
wird sich gegenüber Älteren in den nächsten 10 Jahren um ein weiteres Drittel<br />
verringern. Neben dem Rückgang des Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong> bietet die Veränderung der<br />
Alterszusammensetzung prinzipiell einen weiteren Anlass für den Prozess der Selbst- und<br />
Fremdzuschreibung <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en.<br />
Zeitlich versetzt, doch noch wirkungsvoller, zeigt sich die Veränderung der Kohortengrößen in<br />
Ostdeutschland (siehe Abbildung 1). Ursache sind erstens die höheren Geburtenzahlen vor<br />
6<br />
Hier kann der Reichweite und dem Niveau der sozialen Sicherung eine besonderer Einfluss beigemessen<br />
werden. Divergierende Interessen unterschiedlicher <strong>Generation</strong>en werden im Prozess der umverteilungswirksamen<br />
Aushandlungen in Deutschland – und im Gegensatz zu den USA oder Australien (Thomson<br />
1990) – vergleichsweise konfliktfrei in Ergebnisse überführt.
der »Wende« und der rapide Einbruch nach 1990. Zweitens wurden im Zuge des betrieblichen<br />
Anpassungen zu Beginn der 90er Jahre vor allem Beschäftigte im Alter über 55 freigesetzt<br />
und leistungs- und qualifikationsstarke mittelalterliche Beschäftigtenstrukturen aufgebaut.<br />
Da aufgrund der fortgesetzten Schwäche der wirtschaftlichen Entwicklung kaum neue Beschäftigte<br />
eingestellt wurden, kam es zu einer altersdemographischen Verschiebung der gemeinsam<br />
alternden und <strong>von</strong> der Bewältigung des Umbruch geprägten »Betriebsfamilien«<br />
sowie zu erheblichen Übergangsschwierigkeiten der nachwachsenden Kohorten (Lutz/ Grünert/<br />
Steiner 2000; Struck/ Simonson 2000). Die Folgen sind bekannt: Probleme an der sogenannten<br />
»ersten« und »zweiten Schwelle« des beruflichen Übergangs, Abwanderung der Jugendlichen<br />
in den Westen sowie Probleme ein meritokratisches Bildungsanreizsystem aufrechtzuerhalten<br />
(allgemein Mayer 1995).<br />
Vor diesem Hintergrund spricht beispielsweise Burkart Lutz <strong>von</strong> einem blockierten <strong>Generation</strong>enaustausch<br />
(Lutz 2000) und einer »verlorenen <strong>Generation</strong>«.7 Zweifellos bestehen altersgruppenspezifische<br />
Risiken am ostdeutschen Arbeitsmarkt, die – entgegen der zunehmend<br />
relevanten demographischen Grundentwicklung – organisationsdemographische und regional-wirtschaftsstrukturelle<br />
Ursachen haben. Und tatsächlich könnte man angesichts dessen<br />
meinen, eine solche schwierige Situation böte Anlass für wechselseitige Zuweisungen <strong>als</strong><br />
<strong>Generation</strong>, die dann im Zuge der Aushandlungen um sozialisatorisch vermittelte Werte und<br />
Allokationschancen identifizierbar würden. In Ostdeutschland kommt es jedoch zu solchen<br />
generationalen Selbst- oder Fremdzuweisungen – zumindest in Bezug zu den allgemeinen<br />
Beschäftigungsproblemen – nicht.<br />
Abbildung 1:<br />
Altersbedingte Ersatzbedarfe und Nachfrage nach Ausbildungsplät<br />
zen in Ostdeutschland<br />
250000<br />
200000<br />
Abgänge der<br />
60 bis 65 jährigen<br />
150000<br />
100000<br />
50000<br />
Nachfrage nach<br />
Ausbildungsplätzen<br />
0<br />
2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014<br />
Quellen: Absolventenprognose der Kultusministerkonferenz; Statistische Landesämter<br />
In dem hier gewählten zweiten Beispiel zeigt sich <strong>als</strong>o: Nicht jedes kohortendifferenzierende<br />
Problem kann <strong>als</strong> <strong>Generation</strong>sproblem gedeutet werden. Die Ursache in der vorliegenden<br />
Situation eines Nachwuchsüberhangs liegt darin, dass die schwierige Bewältigung des Er-
werbsarbeitszugangs und der Sicherung der Erwerbstätigkeit <strong>von</strong> den Menschen im Zuge der<br />
Systemtransformation <strong>als</strong> ein kohortenübergreifendes Erfahrungsereignis wahrgenommen wird.<br />
Dabei haben sich keine wechselseitig aufeinander bezogene Erwartungen <strong>von</strong> Altersgruppen<br />
zur Bewältigung dieser Problemlage entwickelt. Obgleich kohortenspezifische Betroffenheiten<br />
<strong>von</strong> Arbeitsmarktrisiken bestehen, lassen sich diese nicht <strong>als</strong> <strong>Generation</strong>enbildend analysieren.<br />
2.3 Nachwuchsmangel <strong>als</strong> Aushandlungsanlass zwischen <strong>Generation</strong>en<br />
Damit wären wir beim dritten exemplarischen Problembereich angelangt, dem Nachwuchsmangel<br />
<strong>als</strong> Aushandlungsanlass zwischen <strong>Generation</strong>en. Und noch einmal geht es um die<br />
Frage: Wann bieten quantitative Kohortendominanzen Anlass zur Selbst- oder Fremdwahrnehmung<br />
<strong>als</strong> <strong>Generation</strong>? Zur Beantwortung soll der Blick im dritten Beispiel auf die zukünftige<br />
Kohortenstruktur des ostdeutschen Arbeitsmarktes und auf die Bedeutung für betriebliche<br />
<strong>Generation</strong>enbeziehungen gerichtet werden. Im Unterschied zu den vorherigen Beispielen<br />
werden jetzt <strong>als</strong>o Anlässe und Aushandlungen auf der meso- und mikrosoziologischen<br />
Ebene betrachtet, wobei sich am grundsätzlichen Vorgehen nichts verändert.<br />
Wenn wir die Kurvenverläufe der Abbildung 1 in die Zukunft hinein verfolgen, dann wird<br />
zunächst deutlich, das derzeit noch aus DDR-Zeiten resultierende hohe Angebot an Nachwuchskräften<br />
sinkt, zugleich verlassen die alternden »Betriebsfamilien« in erheblichem Umfang<br />
die Betriebe. Die Folgen sind wiederum leicht absehbar:<br />
a) Unternehmen, die schon jetzt eine starke Markstellung erlangt haben, die attraktive Arbeitsplätze<br />
anbieten und vergleichsweise hohe Löhne zahlen können, wie etwa Banken und<br />
Versicherungen haben schon jetzt eine jugendgewichtete und recht ausgeglichene Altersstruktur<br />
aufgebaut, die sie auch in Zukunft halten können.<br />
b) Unternehmen aus Branchen hingegen, die bisher stark negativ <strong>von</strong> Branchenstrukturwandel<br />
betroffen waren und zukünftig sein werden, sind erstens aufgrund ihrer Finanzschwäche,<br />
zweitens aufgrund der Altersübergänge der stark leistungsbereiten und derzeit zugleich kostengünstigen<br />
Beschäftigten und drittens aufgrund des hier nicht zu kompensierenden Nachwuchsmangels<br />
stark in ihrer Existenz gefährdet. Dieser Prozess kann in Teilbereichen notwendige<br />
Strukturanpassungsprozesse im produktiven Sektor unterstützen. Und er ist vor<br />
allem dann unproblematisch, wenn die altershomogenen Beschäftigtengruppen nach und nach<br />
in Rente gehen und am Ende der Betreib schließt.<br />
c) Doch zwischen diesen beiden Unternehmensgruppen bestehen eine Mehrzahl <strong>von</strong> Unternehmen,<br />
denen auch bei schwacher Marktstellung Überlebenspotentiale zugeschrieben werden<br />
können. Dieses Segment umfasst Teile des produktiven und landwirtschaftlichen Sektors<br />
ebenso wie vor allem unternehmensnahe und gesundheitlich-soziale Dienstleitungen und den
Handel. Sie sind schon jetzt, und werden vor allem in Zukunft, in erheblichem Maße durch<br />
altersstrukturelle Verwerfungen gekennzeichnet sein.<br />
Soviel zu dem erwarteten Szenario. Doch welche Erkenntnisse bietet die Betrachtung <strong>von</strong><br />
<strong>Generation</strong>en <strong>als</strong> interagierende Relationsgefüge?<br />
Das es sich bei diesem Szenario – im Gegensatz zum vorherigen zweiten Beispiel – um mehr<br />
<strong>als</strong> um strukturelle Folgen demographischer Veränderungen handelt wird deutlich, wenn wir<br />
uns in ostdeutschen Betrieben die wechselseitigen Erwartungen der jeweiligen Alters- oder<br />
Zugangsgruppen betrachten. Wie wir aus einer Reihe <strong>von</strong> Betriebsfallstudien wissen (Struck/<br />
Simonson 2000), gelten Einsteiger, und hier vor allem Jüngere, den betrieblichen Bestandsgruppen<br />
– ich zitiere zwei Personalverantwortliche – <strong>als</strong> „Hoffnungsträger“ (B1), die auf der<br />
Basis ihrer aktuelleren Ausbildung „neue Gedanken und Informationen“ (B2) ins Unternehmen<br />
bringen und sich „schneller [<strong>als</strong> eingelebte Beschäftigte anpassen] ..., wenn sie eine<br />
neue Technik vorfinden“ (B1). Dabei müssen Einsteiger – in den Worten <strong>von</strong> länger Beschäftigten<br />
– „gezielt gefördert“ (B6, K1, U5, C3), „eingeschworen“ (K7), sowie „geformt“ (C2)<br />
werden, um die Tätigkeiten und die Arbeitskultur <strong>von</strong> der „Pike auf“ (K4) kennen zulernen.<br />
Den schon länger dem Betrieb angehörigen Gruppen kommt dann in ihrer Selbst- wie in der<br />
Fremdzuschreibung <strong>von</strong> Seiten der Zugangsgruppen die Aufgabe zu, auf der Grundlage der<br />
gewonnenen Erfahrungen, d.h. ihrer überfachlichen Qualifikationen, ihres höheren Realitätsund<br />
Verantwortungsbewusstseins und ihrer sozialen Kompetenz die Integration der Zugangsgruppen<br />
zu gewährleisten. Dabei erwarten vor allem die älteren ostdeutschen Beschäftigten,<br />
für die der schwierige Strukturwandelsprozess mit einer sehr hohen Leistungsverausgabung<br />
und geringen Löhnen verbunden war und vielfach noch ist, sehr viel Anpassungsbereitschaft<br />
und Leistung <strong>von</strong> den derzeit noch spärlich eintretenden Zugangsgruppen.<br />
Der Blick auf die wechselseitigen Erwartungen verdeutlicht die Ambivalenz, die zwischen<br />
Neuerung, auf der Basis der aktuellen Ausbildung, und der Bewahrung, <strong>als</strong> betriebliche Sozialisationsleistung,<br />
besteht. Hier treffen wir auf Aushandlungen zwischen <strong>Generation</strong>en, die<br />
sich auf Wissens- und Erfahrungstransfers, auf Statuspositionen und ihre Erreichbarkeit sowie<br />
auf Bewertungen <strong>von</strong> Leistungsanforderungen richten. Dabei werden Beschäftigte ihr<br />
Wissen und ihre Erfahrungen nur dann an Zugangsgruppen weitergeben, wenn sie ihren Status<br />
auch zukünftig <strong>als</strong> ungefährdet ansehen. Und vergleichbar werden Zugangsgruppen sich<br />
eher auf eine Einpassung in das zunächst zugewiesene betriebliche Status- und Wertegefüge<br />
einlassen, wenn sie ihre Ambitionen und Statuserwartungen <strong>als</strong> ebenfalls längerfristig gesichert<br />
betrachten können.<br />
Folgende Überlegungen, die an die organisationsdemographischen Untersuchungen etwa <strong>von</strong><br />
Jeffery Pfeffer (1985) und Werner Nienhüser (1998; 2000) anknüpfen, verdeutlichen den<br />
Zusammenhang zwischen Kohortendominanzen und Anlässen einer möglichen generationalen<br />
Aushandlungen.
Abbildung 2: Zur Bedeutung <strong>von</strong> Kohortendominanzen in Unternehmen 8<br />
Ausgewogene<br />
Kohortenverteilung<br />
Kontinuität<br />
im<br />
Wissensu.<br />
Erfahrungstransfer<br />
und Steige-rung<br />
<strong>von</strong> Motiva-tion<br />
u.<br />
Leistungskraft<br />
Kontinuität<br />
<strong>von</strong><br />
Ein-, Aufund<br />
Ausstiegen<br />
Dominanz<br />
geringer<br />
Organisationszugehörigkeit<br />
Dominanz<br />
längerer<br />
Organisationszugehörigkeit<br />
Wert- und<br />
Statukonflikte<br />
durch<br />
Beharrung<br />
Wert- und<br />
Statuskonflikte<br />
um Aufstiege<br />
Motivationsverlust,<br />
hohe<br />
Fluktuation<br />
Innovations-<br />
u.<br />
Motivationsverlust,<br />
Fluktuation<br />
Geringe<br />
soziale<br />
Gleichartigkeit<br />
Kommunikationsbarrieren<br />
Geringe<br />
Kohortendifferenz<br />
Hohe<br />
soziale<br />
Gleichartigkeit<br />
Große<br />
Kohortendifferenz<br />
Innovationsvelust<br />
durch<br />
Abschottung<br />
und<br />
Routine<br />
Gefährdung <strong>von</strong>:<br />
Qualifikationsstruktur, Motivation, und Leistung.<br />
Steigerung der Personalkosten bei abnehmender organisatorischer<br />
Anpassungsfähigkeit<br />
Personalwirtschaftliche »Aushandlungsergebnisse«<br />
im Rahmen <strong>von</strong> Verfahren- und Laufbahnregeln sowie Gatekeepingprozessen<br />
Bedeutung<br />
<strong>von</strong> Erfahrung<br />
und<br />
Wissen<br />
(<strong>als</strong> Aufschichtung<br />
<strong>von</strong> betrieblich<br />
verwertbaren<br />
methodischen,<br />
sozialen und,<br />
technischen<br />
Handlungskompetenzen)<br />
zur<br />
anforderungsgerechten<br />
Allokation<br />
Bedeutung<br />
<strong>von</strong> Sozialisation<br />
(<strong>als</strong> betriebliche<br />
Vermittlung<br />
<strong>von</strong><br />
Qualifikationen<br />
und<br />
Werten)<br />
zur anforderungsgerechten<br />
Allokation<br />
Struktur des<br />
Erwerbspersonenpotenti<strong>als</strong><br />
auf externen Arbeitsmärkten<br />
Institutionelle Übergangsregelungen<br />
(Rente, Berufsfachlichkeit,...)<br />
a) Vergleichsweise reibungslos gelingt eine balancierende Aushandlung zwischen den eigenen<br />
und wechselseitigen beruflichen Verwertungs- und Statuserwartungen der betrieblichen<br />
Zugangs- und Bestandsgenerationen vor allem dann, wenn ausgewogene Altersstrukturen<br />
kontinuierliche Ein-, Auf- und Ausstiege im Rahmen sicherer Übergangsstrukturen ermöglichen,<br />
wobei Verfahrens- oder Laufbahnregeln sowie Gatekeeping-Prozesse eine akzeptanzsteigernde<br />
Wirkung erzielen können (Struck 2001) – siehe Abbildung 2, Links. Es sind im<br />
Osten Deutschlands – wie zuvor festgestellt – insbesondere die marktstarken Unternehmen,<br />
etwa im Bereich der Finanzdienstleistungen, die durch eine derartige Struktur geprägt sind.<br />
Eine solche Struktur begünstigt einen kontinuierlichen Wissens- und Erfahrungstransfer zwischen<br />
<strong>Generation</strong>en und fördert die Kooperations- und Leistungsbereitschaft auch bei denje<br />
8<br />
Die Abbildung entstand in Anlehnung an die Überlegungen <strong>von</strong> Werner Nienhüser (2000: 57).
nigen, die sich in den Augen der länger Beschäftigten in der Bearbeitung der zugewiesenen<br />
Leistungen zunächst einmal zu bewähren haben.<br />
Dies wird noch einmal verdeutlicht, wenn wir uns den unausgewogenen Alterstrukturen zuwenden<br />
– siehe Abbildung 2 Mitte/Rechts. Hier werden die zu erwartenden Folgen des Nachwuchsrückganges<br />
dargestellt.<br />
b) Geringe Alters- oder Betriebszugehörigkeitsdifferenzen sind ein Hinweis für chronologisch<br />
ähnliche Erfahrungs- und Ressourcenschichtungen. Sie befördern soziale Ähnlichkeit, die in<br />
Ostdeutschland zumeist durch die Belastungen der Strukturwandelsbewältigung gekennzeichnet<br />
sind. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass sich derartige sogenannte »Betriebsfamilien«<br />
auf der Basis ihrer Ähnlichkeit gegen andere – zu anderen Zeiten qualifizierte und sozialisierte<br />
– Gruppen abschotten, wobei die Herausbildung fester gemeinsamer Normen und<br />
Werte die Entwicklung neuer Ideen verhindert werden.<br />
c) Dominieren längerfristig beschäftigte Arbeitnehmergruppen, dann bestehen für nachrückende<br />
Gruppen Probleme ihre Wert- und Statuserwartungen mittelfristig durchzusetzen. Sie<br />
sitzen hinter der größeren Kohorte fest, so dass ihre Wert- und Statuserwartu ngen längerfristig<br />
unerfüllt bleiben. Zugleich sind sie mit den – durch den Systemumbruch geprägten –<br />
hohen Belastungsanforderungen der länger beschäftigten Belegschaften konfrontiert. Hier<br />
sind Aushandlungen zwischen Zugangs- und Bestandsgenerationen durch Allokations- und<br />
Sozialisationsprobleme gekennzeichnet. Die jeweiligen und wechselseitigen Integrations- und<br />
Statuserwartungen sind schwer in jeweilig akzeptierte Ergebnisse zu überführen und so kommt<br />
es auf Seiten der Zugangsgruppen zu Motivationsproblemen und einer erhöhten Wechselbereitschaft<br />
sowie bei längerfristig Beschäftigten zu Abschottungen. Auf eine solche Situation<br />
treffen wir derzeit – wie oben angedeutet – in einer Vielzahl <strong>von</strong> Unternehmen.<br />
d) Zukünftig, so die Erwartung, werden in vielen Unternehmen vermehrt lang gediente Beschäftigte<br />
ausscheiden, so dass es zu einem erheblichen Bedarf an neuem Personal kommt.<br />
Da lange Zeit kaum eingestellt wurde, bestehen dann wiederum geringe Gleichartigkeiten<br />
zwischen den Erfahrungs- und Ressourcenaufschichtungen der Zugangsgruppen und der längerfristig<br />
Beschäftigten. Diese geringen Gleichartigkeiten werden <strong>von</strong> den Gruppen wahrgenommen<br />
und in generationale Aushandlungen über Sozialisationsinhalte oder Allokationsformen<br />
überführt. Hierbei können die zeitlich stark versetzten Erfahrungs- und Ressourcenaufschichtungen<br />
zu Kommunikationsbarrieren führen. Gleichwohl ist jedoch nicht zu erwarten,<br />
dass diese Aushandlungen konfliktreich verlaufen, da die wechselseitigen Erwartungen hinsichtlich<br />
des Erfahrungs- und Wissenstransfers sowie der Statuszuweisungsprozesse anders<br />
<strong>als</strong> gegenwärtig nicht mehr durch Unsicherheit generierende Allokationsprobleme beeinflusst<br />
werden.<br />
Zusammenfassung: Ausgangsfrage des zweiten Kapitels war, ob und in welcher Weise eine<br />
<strong>Generation</strong>sdeutung <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong> <strong>Strukturierung</strong> <strong>von</strong> Gesellschaft in der Lage ist, ak-
tuelle Gesellschaftsveränderungen zu erklären. Die Antwort lautet: <strong>Generation</strong>en können dann<br />
beobachtet werden, wenn wechselseitige Erwartungen auf der Basis chronologisch differenzierter<br />
Ressourcen- oder Erwartungsaufschichtungen verhandelt werden. Erst die Analyse<br />
<strong>von</strong> selbst- oder fremdzugeschriebenen Erwartungen und hierauf basierender Aushandlungen<br />
und Entscheidungen ermöglichen es, die Rolle und Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en <strong>als</strong> Gestaltungsträger<br />
sozialen Wandels zu analysieren. Dies gilt für Aushandlungen auf der Makroebene,<br />
wie anhand des Beispiels politischer Handlungen im Zuge des demographischen Wandels<br />
gezeigt wurde. Und es gilt ebenso auf der Mikro- und Mesoebene, dargestellt am Beispiel<br />
organisationsdemographischer Wirkungen im Kontext wechselseitig unterschiedlicher Erwartungen<br />
<strong>von</strong> Zugangs- und Bestandsgenerationen <strong>von</strong> Betrieben.<br />
3. Resümee<br />
Deutlich geworden ist, <strong>Generation</strong>en können dann beobachtet werden, wenn wechselseitige<br />
Erwartungen auf der Basis chronologisch differenzierter Ressourcen- oder Erwartungsaufschichtungen<br />
verhandelt werden. D.h. allein die äußere Identifizierung <strong>von</strong> zeitlich beeinflussten<br />
Kohortengruppen reicht in dem hier vorgestellten Begriffsverständnis nicht aus, um<br />
<strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en zu sprechen. Zu schnell wird der sinnhafte Gehalt des Neuen in seinen<br />
ambivalenten Bezügen zum Bisherigen zugunsten des einfach Neuen aufgegeben. Der sinnhafte<br />
Gehalt offenbart sich in wechselseitigen Identifizierungs- und Aushandlungsprozessen,<br />
die auf der Basis zeitversetzter Ressourcen- und Erfahrungsaufschichtungen immer wieder<br />
neu zu beobachten sind. Mit der Deutung <strong>von</strong> <strong>Generation</strong>en <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong> <strong>Strukturierung</strong><br />
<strong>von</strong> Gesellschaft und ihren Organisationen wird es möglich, die vielschichtigen Ambivalenzen<br />
in den Beziehungen zwischen Neuem und Bisherigem erfassen.<br />
In der Analyse geht es dann nicht um die Frage, ob der Blick in Richtung sogenannter Mikrooder<br />
Makrophänomene gerichtet wird. Wichtig für eine Beobachtung ist vielmehr, ob es in der<br />
Forschungspraxis gelingt, ein feines analytisches Instrumentarium zu finden, das den Veränderungen<br />
und den Vielschichtigkeiten der direkten und indirekten Aushandlungsprozesse<br />
gerecht wird. Methodisch ist hierfür die Methode der Kohortenanalyse mit Erhebungsinstrumenten<br />
zusammenzuführen, die geeignet sind die wechselseitigen Erwartungen <strong>von</strong> Altersoder<br />
Mitgliedschaftsgruppen im Kontext ihrer Ressourcen-, Wert- oder Erfahrungsaufschichtungen<br />
zu erfassen.<br />
Vielschichtig sind erstens die Aushandlungsprozesse selbst, d.h. ihre handlungsraumspezifischen<br />
organisatorischen und institutionellen Muster, Regeln und Verfahren, zweitens, die sinnstiftenden<br />
Erlebnisse und Ressourcen der Gruppen, die in generationelle Aushandlungen eintreten,<br />
sowie drittens, die differenzierten sozialisations- und allokationsbezogenen Anlässe,<br />
welche den Beginn oder die Fortsetzung der wechselseitigen Zuweisungen <strong>als</strong> <strong>Generation</strong><br />
befördern können.
Als Sozialwissenschaftler sind wir es gewohnt, mit der Vielschichtigkeit <strong>von</strong> Entwicklungen<br />
umzugehen. Doch gerade die Betrachtung <strong>zeitdynamische</strong>r Entwicklungen bereitet in methodischer<br />
Hinsicht Mühe. <strong>Generation</strong> <strong>als</strong> <strong>zeitdynamische</strong> <strong>Strukturierung</strong> zu beobachten, bietet<br />
allerdings die Chance, gesellschaftliche Wandlungsprozesse, so dynamisch sie auch erscheinen<br />
mögen, in ihren Ambivalenzen zwischen Neuerungen und Bewahrungen wahrzunehmen<br />
und sie einem Erklärungsmodell erkenntnisfördernd zuzuführen.<br />
4. Literatur<br />
Becker, Henk A. (1989): <strong>Generation</strong>, Handlungsspielräume und <strong>Generation</strong>spolitik. In:<br />
Weymann, Ansgar (Hrsg.): Handlungsspielräume. Stuttgart: Enke, S. 76-89<br />
Billerbeck, Liane <strong>von</strong> (1999): <strong>Generation</strong> Ost. Aufmüpfig, angepaßt, ehrgeizig? Jugendliche<br />
nach der Wende. Zwölf Selbstaussagen. Berlin: Links Verlag<br />
Blossfeld, Hans-Peter (1989): Kohortendifferenzierung und Karriereprozeß. Frankfurt a.M.:<br />
Campus<br />
Böpple, Friedhelm; Knüfer, Ralf (1996): <strong>Generation</strong> XTC. Techno und Ekstase. dtv Taschenbücher.<br />
Berlin: Verlag Volk und Welt<br />
Bourdieu, Pierre (1982): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft.<br />
Frankfurt a.M.: Suhrkamp<br />
Buchhofer, Bernd / Friedrichs, Jürgen / Lüdtke Hartmut (1970): Alter, <strong>Generation</strong>sdynamik<br />
und soziale Differenzierung. Zur Revision des <strong>Generation</strong>sbegriffs <strong>als</strong> analytisches Konzept.<br />
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 22, S. 330-334<br />
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