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Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 2/2014

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

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Ortsportrait Wasserstetten<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2014</strong><br />

Wasserstetten zählt zu den ältesten Schafwäschereien Süddeutschlands<br />

Heutzutage verkauft der Schäfer seine Wolle so, wie sie bei der Schur anfällt – mit Schmutz und Schweiß. Das war nicht<br />

immer so. Noch vor gut 70 Jahren zogen die Schäfer von Mitte Mai bis Anfang Juni mit ihren Herden in großer Zahl<br />

an Waschplätze. Laut historischen Überlieferungen kann der Beginn der Schafwäsche auf der Markung Dapfen auf das<br />

Jahr 1818 festgelegt werden. In Wasserstetten wurden von 1837 bis 1948 die Schafe in der <strong>Lauter</strong> gewaschen. Die 2001<br />

restaurierte Brücke mit der markanten Bronzeskulptur „Schafwäscher“, erinnert am Originalschauplatz daran.<br />

Heimkehr in frisch gesäuberte Stallungen<br />

oder auf dem Weg zur anschließenden<br />

Schafschur. Im Zusammenhang mit Wasserstetten<br />

ist auch die zwischen 1150 und<br />

1250 auf einem Felssporn erbaute Burg<br />

„Blankenstein“ zu erwähnen. Noch heute<br />

ist ein Stumpf aus Buckelquadern des<br />

einst errichteten (Wohn-)Turms im Gelände,<br />

etwas versteckt im Wald, zu erkennen.<br />

Burg Blankenstein mit Buckelquader-Turm<br />

Das gleichnamige Adelsgeschlecht hatte<br />

im 12. Jahrhundert die Ortsherrschaft über<br />

Dapfen und Wasserstetten. Der Besitz<br />

wurde 1320 an Graf Eberhard von Württemberg<br />

abgetreten. Im 30-jährigen Krieg<br />

verloren Dapfen und Wasserstetten rund<br />

drei Viertel ihrer ohnehin schon spärlichen<br />

Bevölkerung. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

war der Bevölkerungsstand des<br />

frühen 17. Jahrhunderts wieder erreicht.<br />

Gomadingens kleiner Gemeindeteil Wasserstetten<br />

zählt heute rund 66 Einwohner.<br />

Wasserstetten heute: Ein dünn besiedeltes Dorf an der <strong>Lauter</strong><br />

Ein Bild vergangener Tage: Schafswäsche in Wasserstetten 1934<br />

Wasserstetten, das bis 1511 nur den Ortsnamen<br />

Stetten trug, wurde vermutlich im<br />

Frühmittelalter von Dapfen her begründet.<br />

Es hatte nie eine eigene Markung, sondern<br />

war bis 1971 mit Dapfen verbunden.<br />

Bekannt wurde der kleine Gemeindeteil<br />

hauptsächlich durch die Schafwäsche.<br />

Wasserstetten und die Schafwäsche<br />

Laut Aufzeichnungen wurden hier im Frühjahr<br />

jährlich bis zu 20 000 Schafe in der<br />

<strong>Lauter</strong> gewaschen. Der Beruf des Schafwäschers<br />

war ein überkommendes Recht<br />

innerhalb der Familie und für die Bauern<br />

der <strong>Alb</strong> zum kärglichen Einkommen aus der<br />

Landwirtschaft damals ein willkommenes<br />

Zubrot. Für die Wäscher war es eine Knochenarbeit.<br />

So war die Bekleidung (Lederschürze,<br />

Rohrstiefel und Gamaschen aus<br />

Leder) beispielsweise nicht vollständig wasserdicht.<br />

Nicht umsonst gibt es den alten<br />

Spruch: „So nass wie ein Schafwäscher“.<br />

Für die Wäscher war es Knochenarbeit<br />

Die Schafe wiederum verließen nach rund<br />

vier Minuten „Vollwäsche“ und reichlich<br />

Wasser vollsogenem Vlies, sichtlich erleichtert<br />

den Waschplatz, wie Schäfer<br />

überliefern. Einen Tag vor der Wäsche erfolgte<br />

die sogenannte „Schwemme”, um<br />

die verschmutzte Wolle gründlich einzuweichen.<br />

Das ganze Schaf mitsamt dem<br />

Kopf (unter Wasser), musste etwa zwei Minuten<br />

eingeweicht werden. Dabei wurden<br />

die Schafe durch ein enges Doppelgatter<br />

getrieben, das direkt in den angestauten<br />

Fluss mündete. So hatten die Tiere keine<br />

andere Wahl, als ins Wasser zu springen.<br />

Dieser Vorgang wurde am selben Tag nochmals<br />

wiederholt.<br />

Vor der Wäsche kam die Schwemme<br />

Die folgende Nacht verbrachten die Schafe<br />

mit nassem Pelz im Pferch. Am nächsten<br />

Tag folgte dann die eigentliche Wäsche,<br />

auf dem gleichen Weg durchs Wasser.<br />

Dabei wurden, je nach Größe der Herden,<br />

täglich 1000 bis 1500 Tiere der Reihe<br />

nach von den in Holzbütten stehenden<br />

Schafwäschern mit bloßen Händen durchgewaschen.<br />

Nach festgelegtem Schema<br />

bearbeitete jeder der vier Schafwäscher<br />

einen anderen Körperteil des Tieres. Die<br />

durchnässte Wolle trocknete, je nach Witterung,<br />

in zwei bis drei Tagen, während der<br />

Text: Patricia Kozjek<br />

Fotografie: Manfred Walter (2),<br />

Patricia Kozjek (1)<br />

Wir danken Manfred Walter aus Wasserstetten<br />

für seine zahlreichen historischen<br />

Informationen und die Zeit, die er sich genommen<br />

hat.<br />

Bauder<br />

<strong>Alb</strong>hotel<br />

HHHS<br />

Die markante Bronzeskulptur „Schafwäscher“ von Monika Geiselhart ist heute am Originalschauplatz in Wasserstetten<br />

zu finden<br />

Gasthof<br />

Grüner Baum<br />

Familien Bauder-Schreiber<br />

<strong>Alb</strong>straße 4-6<br />

72813 St. Johann-Lonsingen<br />

Telefon 0 7122/17-0<br />

Telefax 0 7122/17217<br />

www.albhotel-bauder.de<br />

mail@albhotel-bauder.de<br />

Gasthof (Montag Ruhetag)<br />

Hotel (Kein Ruhetag)<br />

Wir bedanken uns<br />

bei unseren Gästen<br />

für diese wertvolle<br />

Auszeichnung.<br />

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