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Mykotoxine in Futtermitteln - Wirkungen, Analytik, Grenzwerte

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<strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong> <strong>in</strong> <strong>Futtermitteln</strong> - <strong>Wirkungen</strong>, <strong>Grenzwerte</strong>, <strong>Analytik</strong><br />

1. Relevante <strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong><br />

<strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong> s<strong>in</strong>d natürliche, strukturell sehr unterschiedliche Gifte, die als<br />

Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen gebildet werden. Bekannt s<strong>in</strong>d mehrere Hundert<br />

Verb<strong>in</strong>dungen, aber nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil davon hat praktische Bedeutung. Folgende Tabelle<br />

listet die häufig <strong>in</strong> <strong>Futtermitteln</strong> vorkommenden Pilze, ihre Tox<strong>in</strong>e und deren <strong>Wirkungen</strong> auf.<br />

Tab.1: Vorkommen und <strong>Wirkungen</strong> relevanter <strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong><br />

Pilz Tox<strong>in</strong> Vorkommen <strong>Wirkungen</strong><br />

Aspergillus<br />

flavus,<br />

A.parasiticus<br />

Aflatox<strong>in</strong>e B1, B2,<br />

G1, G2<br />

Aspergillus<br />

ochraceus,<br />

Penicillium<br />

verrucosum<br />

Fusarium<br />

gram<strong>in</strong>earum,<br />

F.culmorum<br />

Fusarium<br />

gram<strong>in</strong>earum.<br />

F.culmorum<br />

Fusarium<br />

sporotrichoides<br />

Fusarium<br />

moniliforme,<br />

F.proliferatum<br />

Clavicps<br />

purpurea<br />

Ochratox<strong>in</strong> A<br />

(OTA)<br />

Meist nur <strong>in</strong> tropischen<br />

Ländern auf Mais und<br />

eiweißreichen Ölfrüchten<br />

(Nüsse, Sesam,<br />

Palmkerne.) Aflatox<strong>in</strong> B1<br />

wird <strong>in</strong> der Milch zu<br />

Aflatox<strong>in</strong> M1 metabolisiert<br />

Auf Getreide und Mais,<br />

geht zu 1-4% auf das Tier<br />

über<br />

kanzerogen,<br />

hepatoxisch, hohe<br />

akute Toxizität<br />

kanzerogenverdächtig,<br />

nephrotoxisch, hohe<br />

akute Toxizität<br />

Zearalenon (ZEA) Getreide und Mais östrogen,<br />

antibakteriell, ger<strong>in</strong>ge<br />

akute Toxizität<br />

Typ-B-<br />

Trichothecene, z.B.<br />

Deoxynivalenol<br />

(DON)<br />

Typ-A-<br />

Trichothecene, z.B.<br />

T-2-Tox<strong>in</strong>, HT-2-<br />

Tox<strong>in</strong><br />

Fumonis<strong>in</strong> B1, B2<br />

Ergotalkaloide<br />

Getreide und Mais<br />

Getreide (vornehmlich<br />

Hafer) und Mais<br />

Getreide und Mais unter<br />

warmen, trockenen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen, speziell <strong>in</strong><br />

Südeuropa<br />

Getreide (vornehmlich<br />

Roggen und Triticale)<br />

dermatoxisch,<br />

neurotoxisch,<br />

immunsuppressiv,<br />

ger<strong>in</strong>ge akute Toxizität<br />

dermatoxisch,<br />

neurotoxisch,<br />

immunsuppressiv,<br />

höhere akute Toxizität<br />

kanzerogen<br />

Ergotismus<br />

(Gefäßverengung,<br />

Durchblutungsstörungen)<br />

2. Grenz- und Richtwerte für <strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong><br />

<strong>Grenzwerte</strong> für <strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong> gibt es <strong>in</strong> Deutschland bzw. <strong>in</strong> der EU bisher nur im<br />

Lebensmittelbereich und für das Aflatox<strong>in</strong> B1 <strong>in</strong> <strong>Futtermitteln</strong> (siehe Tabelle 2).


Tab.2: Höchstgehalte von Aflatox<strong>in</strong> B1 <strong>in</strong> <strong>Futtermitteln</strong> (VO (EU) 574 / 2011)<br />

unerwünschter Stoff<br />

zur Tierernährung<br />

bestimmtes Erzeugnis<br />

Höchstgehalt <strong>in</strong> mg/kg<br />

bei e<strong>in</strong>er TS von 88 %<br />

Aflatox<strong>in</strong> B1 Futtermittelausgangserzeugnisse 0,02<br />

Alle<strong>in</strong>-und Ergänzungsfuttermittel 0,01<br />

ausgenommen Mischfuttermittel<br />

für Milchr<strong>in</strong>der, Kälber,<br />

Milchschafe und Lämmer,<br />

Milchziegen und Ziegenlämmer,<br />

Ferkel und Junggeflügel 0,005<br />

Für die <strong>in</strong> Deutschland wesentlich häufiger vorkommenden Fusarientox<strong>in</strong>e Zearalenon und<br />

Deoxynivalenol, Ochratox<strong>in</strong> A und die Fumonis<strong>in</strong>e gelten seit Juni 2006 Richtwerte der EU,<br />

bei deren Unterschreitung e<strong>in</strong>e Gefährdung des Tierwohles nicht vorliegen soll (Tab.3).<br />

Tab.3: Richtwerte der EU (Empfehlung 2006 / 576 / EG)<br />

Mykotox<strong>in</strong> Futtermittel Werte Werte <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> mg/kg µg/kg<br />

für FM mit<br />

88%TS<br />

für FM mit<br />

88%TS<br />

DON<br />

Futter-Ausgangsmaterialien*:<br />

Getreide- und Getreideprodukte 8,00 8000<br />

Mais und Maisprodukte* 12,00 12000<br />

Ergänzungs- und Alle<strong>in</strong>futter 5,00 5000<br />

für Schwe<strong>in</strong>e 0,90 900<br />

für Kälber (4 Monate), Lämmer und<br />

Zickle<strong>in</strong> 20,00 20 000<br />

erwachsene Wiederkäuer, Nerze 50,00 50 000<br />

*die Futterausgangsmaterialien dürfen nur so e<strong>in</strong>gesetzt werden, dass sie <strong>in</strong> der Ration die Werte für<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Tierarten nicht überschreiten


3. <strong>Analytik</strong> von <strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong>n<br />

Zum Nachweis von <strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong>n s<strong>in</strong>d mehrere Methoden im Gebrauch. Dabei werden die<br />

Verwendung von ELISA-Testsystemen und die der konventionellen Rückstandsanalytik<br />

(nach EU- und DIN-Methoden) kontrovers diskutiert.<br />

Tabelle 2 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die Vor- und Nachteile.<br />

Tab.4: Möglichkeiten zur <strong>Analytik</strong> von <strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong>n :<br />

Physikalisch-chemische<br />

Methoden<br />

Testsysteme auf ELISA-Basis<br />

(Konventionelle Methoden)<br />

Gaschromatografie (GC);<br />

Hochauflösende<br />

Flüssigkeitschromatografie<br />

(HPLC) mit Ultraviolett (UV) -<br />

bzw. Fluoreszenzdetektion<br />

(FLD) oder<br />

Massenspektrometrie (MS)<br />

Nach Erstellung e<strong>in</strong>er<br />

Kalibrierkurve sichere<br />

Quantifizierung möglich<br />

relativ teuer<br />

ger<strong>in</strong>gerer Probendurchsatz<br />

Langsamer<br />

Ergebnisse gut gesichert<br />

Qualitative Tests<br />

<strong>in</strong> Karten- , Streifen- o.<br />

Röhrchenform<br />

nur zum Screen<strong>in</strong>g ja/ne<strong>in</strong><br />

Entscheidung ke<strong>in</strong>e<br />

Quantifizierung<br />

kostengünstig<br />

Hoher Probendurchsatz<br />

Schnell<br />

Falsch-positives Ergebnis<br />

möglich<br />

Quantitative bzw.<br />

Semiquantitative Tests<br />

meist im Mikrotiterplatten-<br />

Format<br />

vorrangig zum Screen<strong>in</strong>g<br />

Nach Erstellung e<strong>in</strong>er<br />

Kalibrierkurve<br />

Quantifizierung möglich<br />

kostengünstig<br />

Hoher Probendurchsatz<br />

Schnell<br />

Falsch-positives Ergebnis<br />

möglich<br />

ELISA-Tests sollten vorrangig zum Screen<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Sie s<strong>in</strong>d schnell, kostengünstig und gewährleisten e<strong>in</strong>en hohen Probendurchsatz.<br />

Negative Ergebnisse mittels ELISA bedürfen ke<strong>in</strong>er weiteren Absicherung.<br />

Entsprechende Störfaktoren der Matrix s<strong>in</strong>d derzeit nicht bekannt.<br />

Positive Befunde s<strong>in</strong>d mittels konventioneller Verfahren zu überprüfen, da der ELISA auch<br />

falsch positiv se<strong>in</strong> kann.<br />

Soll mit dem ELISA quantitativ gemessen werden, so sollte vom Anwenderlabor e<strong>in</strong>e<br />

Validierung für die entsprechende Matrix durchgeführt werden, ähnlich der Validierung <strong>in</strong> der<br />

konventionellen Rückstandsanalytik.<br />

Angaben zur Nachweis- u. Bestimmbarkeitsgrenze, Arbeitsbereich, Präzision und<br />

Wiederholbarkeit müssen erarbeitet werden. Angaben der Hersteller zu diesen Punkten<br />

beziehen sich häufig nur auf Mykotox<strong>in</strong>-Standardlösungen.<br />

Jeder Positivwert bedarf e<strong>in</strong>er Interpretation.<br />

<strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong> <strong>in</strong> Getreide und <strong>Futtermitteln</strong> können im Fachbereich 62 "Futtermittel und<br />

Pflanzen" der BfUL nach konventionellen Rückstandsmethoden analysiert werden.<br />

Folgende <strong>Mykotox<strong>in</strong>e</strong> haben wir derzeit <strong>in</strong> unserem Untersuchungsprogramm:<br />

• Aflatox<strong>in</strong> B1 <strong>in</strong> Getreide und Futtermittel mittels HPLC-Fluoreszenz und<br />

Nachsäulenderivatisierung (DIN EN ISO 17375)


• Ochratox<strong>in</strong> A <strong>in</strong> Getreide und <strong>Futtermitteln</strong> mittels HPLC-Fluoreszenz (DIN EN<br />

16007)<br />

• Zearalenon <strong>in</strong> Getreide und <strong>Futtermitteln</strong> mittels HPLC-Fluoreszenz (DIN EN 15792)<br />

• Deoxynivalenol <strong>in</strong> Getreide und <strong>Futtermitteln</strong> mittels HPLC-Diodenarray (DIN EN<br />

15791)<br />

• Ergotalkaloide <strong>in</strong> Getreide und <strong>Futtermitteln</strong> mittels HPLC-MS/MS (<strong>in</strong> Validierung)<br />

und Fluoreszenz (§ 64-Methode, Lebensmitteluntersuchung)<br />

• Nivalenol, Deoxynivalenol (DON), 3-Acetyl-DON, 15-Acetyl-DON,<br />

Diacetoxyscirpenol, HT-2-Tox<strong>in</strong>, T-2-Tox<strong>in</strong> und Zearalenon mittels<br />

HPLC-LC/MS/MS (VDLUFA-Methodenbuch III, Methode 16.13.1<br />

Fumonis<strong>in</strong> B1 und B2 <strong>in</strong> Getreide und <strong>Futtermitteln</strong> mittels HPLC-LC/MS/MS<br />

(Hausmethode)<br />

Stand: 03/2013<br />

Für Rücksprachen zum Thema :<br />

Frau Hanschmann Tel.:035242 632 6210 (gudrun.hanschmann@smul.sachsen.de)<br />

Dr.Schönherr Tel.:035242 632 6200 (jens.schoenherr@smul.sachsen.de)

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