IM EINSATZ 3/2014
Elbe Hochwasser Wasserrettung
Elbe Hochwasser
Wasserrettung
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EINSATZ
Z E I T S C H R I F T F Ü R H E L F E R U N D F Ü H R U N G S K R Ä F T E
3/2014 · Juni 2014 · 21. Jahrgang
Elbe-Hochwasser
Rettung/Sanität
Wasserrettungszug West goes East
Führung
Magdeburg mit mobiler Führungsunterstützung
Technik
Deichschutz – nichts für Dummies
www.volkswagennutzfahrzeuge.de/blaulichtfahrzeuge
Auf ihn können Sie zählen, wenn jede Sekunde zählt.
Der Transporter 1 als Einsatzfahrzeug.
Seine Zuverlässigkeit macht ihn seit 60 Jahren zur Nr. 1 bei den Einsatzfahrzeugen. Mit dem Transporter als
Einsatzfahrzeug sind Sie auch in Zukunft nahezu jeder Herausforderung gewachsen. Seine leistungsstarken
Motoren erfüllen die aktuell gültige Abgasnorm. Zudem ist optional für diverse Modelle ein zulässiges Gesamtgewicht
von 3,2 t bestellbar. CommonRailTechnologie und das 7GangDoppelkupplungsgetriebe DSG
machen den Transporter noch effzienter und wirtschaftlicher. Dank der einzigartigen Kombination aus 4MOTION
und Automatik hat der Fahrer die Möglichkeit, sich voll auf den Einsatz zu konzentrieren. Und mit den optio
nalen Fahrerassistenzsystemen wie Abbiegelicht und Spurwechselassistent kommen Sie nicht nur besonders
schnell ans Ziel, sondern auch besonders sicher.
1
KTW Transporter Kombi, Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert von 10,3 bis 6,8 für Benzin und Diesel. CO 2Emissionen in g/km: kombiniert
von 239 bis 179 für Benzin und Diesel. Abbildung zeigt exemplarische Aufbaulösungen gegen Mehrpreis.
Gemeinsame Grundlagen –
komplexe Hochwasserlagen
Ein Jahr ist es her, dass viele Landstriche
Deutschlands und seiner Nachbarländer von
einem außergewöhnlichen Hochwasser heimgesucht
wurden. Die örtlichen Einsatzkräfte
konnten der Situation nicht mehr alleine Herr
werden und forderten Unterstützung an. Aus
den verschiedensten Gegenden Deutschlands
waren Einheiten aller Organisationen in den
Hochwassergebieten im Einsatz. Spannende
Einsatzberichte beteiligter Kräfte in dieser
Ausgabe zeigen ein facettenreiches Bild des
Hochwassereinsatzes. Obgleich die über Ländergrenzen
hinweg entsendeten Einheiten
einen gewissen zeitlichen Vorlauf hatten und
nicht alle Einsatzkräfte pausenlos im Einsatz
waren, zeigten viele einzelne – zum Teil spektakuläre
– Situationen, wie sehr die aus großer
Entfernung angereisten Helferinnen und Helfer
gebraucht wurden.
Bei Einsätzen in der Größenordnung des Hochwassers
von 2013 reichen die ohnehin schon
strapazierten örtlichen Strukturen nicht aus,
um überörtlich angeforderte Einheiten zu führen.
Die Unterstützung durch überörtlich angeforderte
operativ-taktische Führung hat sich
daher bewährt und ist aufgrund einheitlicher
Grundlagen wie der DV 100 auch länderübergreifend
möglich. Der Einsatzbericht der Feuerwehr
Hannover stellt eine solche Aufgabe
anschaulich dar.
In der jüngeren Vergangenheit wurde immer
wieder die Motivation und Gewinnung engagierter
Helfer vor dem Hintergrund gesellschaftlicher
Veränderungen diskutiert. Der für
das Maß der Motivation wichtige Faktor „Zufriedenheit“
der an den Hochwassereinsätzen
beteiligten Einsatzkräfte wurde in einer aktuellen
Befragung näher untersucht.
Im Einsatz befanden sich jedoch nicht nur Helfer,
die fest in die Strukturen der etablierten
Organisationen eingebunden sind. Stellenweise
waren freiwillige Helfer anzutreffen, die sich
mehr oder weniger organisiert und eher spontan
zur Mithilfe entschlossen hatten. Auch sie
waren von weit her angereist. Durch die nahezu
überall verfügbaren Internetdienste wie Nachrichtenportale
und Soziale Plattformen entsteht
um solche Helfergruppen eine bisher weniger
bekannte Dynamik. Diese Helfer zielgerichtet
zu lenken und einzusetzen ist eine der künftigen
Herausforderungen.
Neben einem großen Helferansatz ist für erfolgreiche
Hochwassereinsätze auch die technische
Komponente entscheidend. So können
neue Systeme eine effiziente Alternative zum
klassischen Verbau mit händisch befüllten
Sandsäcken sein. Der Hochwassereinsatz im
vergangenen Jahr hat gezeigt, dass unsere hergebrachten
gemeinsamen Grundlagen (wie die
DV 100) über Verwaltungs- und Organisationsgrenzen
hinweg unabdingbar sind, um in komplexen
Lagen interoperabel zu arbeiten. Neue
Techniken und Verfahren wie Wasserbarrieren,
ein Funksystem in der Migrationsphase oder
auch die manchmal entbehrlich erscheinende
klassische Katastrophenschutzausbildung müssen
neben den alltäglichen Herausforderungen
aber auch auf Szenarien wie ein Hochwasser
2013 ausgerichtet sein. Dabei sollten wir neue
Entwicklungen als Chance begreifen und unserer
Sache zunutze machen.
Ihr
Simon Ludäscher
Simon
Ludäscher
M.Sc.
Ingenieur für
Rettungs wesen
Dortmund,
Redaktion
IM EINSATZ
21. Jahrgang · Juni 2014 · 107 IM EINSATZ 3
Hochwasser flächendeckend
Hilfe grenzenlos
Bei Einsätzen in der Größenordnung des Hochwassers von 2013 reichen die
ohnehin schon strapazierten örtlichen Strukturen oft nicht aus, um überörtlich
angeforderte Einheiten zu führen. Die Unterstützung durch überörtlich angeforderte
operativ-taktische Führung hat sich daher bewährt und ist aufgrund
einheitlicher Grundlagen auch länderübergreifend möglich. Einmal mehr zeigte
sich, dass diese Zusammenarbeit äußerst sinnvoll ist.
AKTUELLES
8 26
Ergebnisse einer Umfrage:
Wie zufrieden waren Einsatzkräfte
im Hochwasser 2013?
Um einen Überblick über die
persönliche Zufriedenheit von
ehrenamtlichen Einsatzkräften im
Hochwassereinsatz 2013 zu erhalten,
wurde von der FH Köln eine Online-
Umfrage durchgeführt.
C. Baumgarten, C. Bentler
RETTUNG/SANITÄT
Online-Plattform:
Team Bayern organisiert Laienhelfer
im Katastrophenfall
Freiwillige können sich auf einer
Online-Plattform registrieren, um bei
Katastrophen gezielt professionelle
Helfer zu unterstützen. Mit „Team
Bayern“ soll unkompliziert ungebundene
Hilfe angeboten werden.
G. Bücherl
RETTUNG/SANITÄT RETTUNG/SANITÄT
12
Hochwassereinsatz mit RTW:
Bewegende Bilder bleiben
Mit einem 24 Fahrzeuge umfassenden
Konvoi der Feuerwehrbereitschaft
des Kreises Pinneberg waren
Kräfte aus dem hohen Norden in die
Hochwassergebiete Sachsen-Anhalts
aufgebrochen. Der Einsatz hat Spuren
hinterlassen. Ein Erlebnisbericht.
S. Vasel
Überörtliche Hilfeleistung:
Verstärkter Wasserrettungszug
NRW in Magdeburg
K. Püttmann
„Gut Ding mit Weile“:
EU-Richtlinie zum Hochwasser-Risikomanagement
C. von Spiczak-Brzezinski
RETTUNG/SANITÄT RETTUNG/SANITÄT
30
17 35
22
First Responder 2.0:
Leitstellen-Alarmierung
per App
Die neuen Mobilen-Sanitäter-
Responder kommen in der gesamten
Steiermark zum Einsatz. Der hohe
Grad der Verfügbarkeit ergibt sich
aus der großen Anzahl eingebundener
Sanitäter.
P. Hansak
Erste-Hilfe-Schulung der besonderen
Art: Dekon-V beim
THW in Tönning
Die Erste-Hilfe-Leistung unter den
besonderen Einsatzoptionen eines
Technischen Zuges werden vom
THW-Ortsverband Tönning im Kreis
Nordfriesland seit zwei Jahren
angeboten.
R. Oldehus, A. M. Bernhardt
4
IM EINSATZ
21. Jahrgang · Juni 2014 · 108
Taktische Zeichen
in der Gefahrenabwehr
Größenordnungen,
hierarchische Zuord nungen
und Ordnungsprinzipien
Taktische Einheiten
Trupp
Staffel
Gruppe
Zug
Zugtrupp
Taktische Verbände
Bereitschaft (Verband I)
Abteilung (Verband II)
Großverband (Verband III)
Verwaltungsstufen
Gemeinde, kreisangehörige Stadt
Kreis / Landkreis, kreisfreie Stadt
Bezirk
Land / Freistaat
Bundesrepublik Deutschland
Europäische Union
Stärkeangaben von Einheiten
Anzahl Führer
• Führer von Verbänden
• Zugführer
• Ärzte
Anzahl Unterführer
• Gruppenführer
• Staffelführer
• Führer selbstständiger Trupps
Anzahl Einsatzkräfte
• Truppführer (nur bei Feuerwehr)
• Truppmänner
• Truppmänner mit Sonderaufgaben
Gesamtstärke takt. Formation
• taktische Einheit
oder
• taktischer Verband
1. Zahl 2. Zahl 3. Zahl 4. Zahl
2 / 6 / 22 / 30
Grundzeichen
Zeichen Bedeutung
Taktische Formation (taktische Einheit /
taktischer Verband), Dienststelle
Befehlsstelle, Führungsstelle (im Einsatz)
Stelle, Einrichtung
Person
Gebiet, Fläche
Flächenbrand
Überschwemmtes Gebiet
Dürregebiet
Einschränkungen / Ausfall der Versorgung
z. B. Stromausfall
Sonstige großflächige Schadensgebiete
Kontaminiertes Gebiet;
biologisch / chemisch;
z. B. Pandemie / Gefahrstoffe
drohende Gefahr (die Diagonalstreifen
sind in der Farbe der Gefahr, also z. B. Blau
bei drohendem Hochwasser)
KatS-Alarm, z. B. in einem Landkreis
Maßnahmen, allgemein
Anlass, Ereignis
Gefahr
ortsgebunden, ortsfest
Gebäude
Brandschutz, technische Hilfe, Gefahren abwehr
in Gegenwart gefährlicher Stoffe und Güter
und sonstige technische Einsatzaufgaben
(Verteiler)
Brandbekämpfung / Löscheinsatz,
einschl. Retten
(Drehleiter mit Korb)
retten aus Höhen und Tiefen
(Drehleiter mit Korb und Richtungspfeil)
Höhenrettung
(Drehleiter mit Korb und Richtungspfeil)
Retten aus Tiefe
(Verteiler / Wasser)
Wasserversorgung und -förderung
(Spreizer)
Technische Hilfeleistung, einschl. Retten
(Hebegerät)
Heben von Lasten
(Bergemulde / -wanne)
Bergen, Bergung
(Räumgerät)
Räumen, Beseitigung von Hindernissen
(Sprengkörper)
Entschärfung, Kampfmittelräumung
(Detonationskegel)
Sprengen
(Rad)
Transport
(Lampe)
Beleuchtung
(Propeller)
Einsatz von Luftfahrzeugen
(Boot auf dem Wasser)
Einsatz von Wasserfahrzeugen,
Fahren auf dem Wasser
(Hund)
Suchen und orten mit Rettungshunden
(Person im / auf dem Wasser)
Wasserrettung, einschl. Tauchen
(Schaufelrad)
Pumpen, Lenzen, Beseitigen von
Wasserschäden
(Deich / Wasser)
Abwehr von Wassergefahren,
Deichverteidigung
(Retorten)
Gefahrenabwehr bei gefährlichen Stoffen
und Gütern, ABC-Schutz / CBRN-Schutz
(Retorten / Erkundung)
Messen, Spüren
(Retorten mit Pfeilen)
Dekontamination
(Retorten / Wasser)
Beseitigen von Umweltschäden auf / in
Gewässern, Ölschadensbekämpfung
Rettungswesen, Sanitätswesen,
Gesundheitswesen
(Kreuz)
Rettungswesen, Sanitätswesen,
Gesundheitswesen
(Kreuz / ärztlicher Dienst)
Ärztliche Versorgung
(Berge)
Bergrettung
Betreuungswesen
(Dach / Obhut)
Betreuung
(Bett)
Unterbringung
(Bewegungspfeil, Sammeln mit Betreuungsdach)
Anlaufstelle (Sammelstelle für
Betroffene)
Versorgung und Logistik
(ohne Bezug)
Versorgung, Logistik
(angeschnittenes Brot)
Verpflegung
(Trichter)
Versorgung mit Verbrauchsgütern
und Betriebsstoffen
(Wasserhahn)
Versorgung mit Trinkwasser
(Wasser)
Versorgung mit Brauchwasser
(Elektrizität / Blitz)
Versorgung mit Elektrizität
(Maulschlüssel)
Instandhaltung, Instandsetzung,
materielle Infrastruktur
Veterinärwesen
(„V“ für Veterinär)
Veterinärwesen
(Beil)
Schlachten
Führung und Leitung
(ohne Bezug)
Führung, Leitung, Stab
(Elektrizität / Blitz)
Information und Kommunikation (IuK),
Fernmeldewesen
(ohne Bezug)
Erkundung
(Lautsprecher)
Warnen
Personen mit besonderen Funktionen
Führungskraft
Truppführer
Gruppenführer
Zugführer
Verbandsführer; Führer einer Bereitschaft
(Verband 1)
Person mit Sonderfunktion
z. B. Fachberater (in Verbindung mit einem
Zeichen, das die Aufgabe beschreibt)
Landgebundene Fahrzeuge
Fahrzeug, landgebunden
Kraftfahrzeug, landgebunden
Kraftfahrzeug, mehrspurig,
geländegängig oder geländefähig
Wechselladerfahrzeug
Abrollbehälter, Container
Anhänger
Schienenfahrzeug
Kettenfahrzeug
Kraftrad
Fahrrad
Räumgerät (Raupe, Radlader, etc.)
Hebegerät
Bagger
Wasserfahrzeuge
Wasserfahrzeug
Luftfahrzeuge
Flugzeug
Hubschrauber
Sonstige Einsatzmittel
Sirene
Lautsprecher
Sprengmittel, Sprengkörper, Blindgänger
Trinkwasser
Brauchwasser
Versorgung mit Betriebsstoffen und
Verbrauchsgütern
Verpflegung
Unterbringung / Unterkunft
Zelt
Geräte
Brücke
Richtungen, Bewegungen, Sammelpunkte,
Tendenzen, Aktivitäts- und Ausfallgrade
Richtung des Vortragens eines Einsatzes
Richtung, gerichtete Bewegung, Verbindung
Ausgangspunkt einer Bewegung
Endpunkt einer Bewegung
Bewegung in zwei Richtungen
(z. B. Sichten, Ordnen, Verteilen)
Sammeln
Tendenz steigend
Tendenz unverändert
Tendenz fallend
geringfügig erhöhte Aktivität /
bis 25 % Ausfall
moderat erhöhte Aktivität /
bis 50 % Ausfall
deutlich erhöhte Aktivität /
bis 75 % Ausfall
stark erhöhte Aktivität / Totalausfall
Informations- und Kommunikationsmittel
(über Draht) (über Funk)
Bildübertragung
Datenübertragung
Fax
Fernsprechen
Festbildübertragung
Relaisfunkbetrieb
Richtbetrieb
Kabelbau
Digitaler Sprechfunk
Handfunkgerät
HRT
(digitaler Sprechfunk)
Fahrzeugfunkgerät
MRT
(digitaler Sprechfunk)
Feststation
FRT
(digitaler Sprechfunk)
DMO-Betrieb
DMO
(digitaler Sprechfunk)
TMO-Betrieb
TMO
(digitaler Sprechfunk)
Funkgerät mit Gateway-
GW Funktion
(digitaler Sprechfunk)
Funkgerät mit Repeater-
RP Funktion
(digitaler Sprechfunk)
Basisstation
TMO
(digitaler Sprechfunk)
Allgemeine Maßnahmen
Sprengen
Räumen
Erkunden / Beobachten
Dekontaminieren
Transportieren
Brückenbau
Gefahren- und Schadensdarstellung
Person
verletzte Person
tote Person
vermisste Person
verschüttete Person
gerettete Person
zu transportierende Person
transportierte Person
verletztes Tier
totes Tier
angeschlagen, beschädigt
teilzerstört, teilweise zusammengebrochen
total zerstört, total zusammengebrochen
schwierig befahrbar / teilblockiert
nicht befahrbar / blockiert
überschwemmtes Gebiet
Entstehungsbrand
fortentwickelter Brand
Vollbrand
Hinweis auf vermutete Gefahr durch ...
Akute Gefahr durch ...
Gefahr durch Radioaktivität (A B C)
Gefahr durch elektrische Energie
Chlor GS Cl 266
gefährliche Stoffe, z. B. , oder 1017
Ö Gefahr durch Mineralöl
Gefahr durch Wassereinbruch
Gefahr durch explosionsfähige
Kampfmittel oder Explosivstoffe
Ex
Gefahr durch Explosion
Trennlinien und Grenzen von Einsatzräumen
EA
UEA
Sonstige Zeichen
Grenze des Einsatzraumes eines Zuges
Grenze eines Einsatzabschnittes
Grenze eines Untereinsatzabschnittes
Hinweis auf Vermutung
Hinweis auf akute Situation
Beispiele für die Kombination von
Grundzeichen, Zusatzzeichen und
ergänzenden Angaben
Brandschutz / Technische Hilfe / Gefahrenabwehr
bei gefährlichen Stoffen und Gütern
Löschzug einer Feuerwehr
Fachzug: Temporäre Zusammenstellung von
Einheiten auf Zugebene mit gleicher fachlicher
Ausrichtung im Zusammenhang mit
FZ-
Verbänden
Gefahrstoffzug / ABC-Zug / CBRN-Zug
einer Feuerwehr
ABC-Erkundungsgruppe einer Feuerwehr
Dekontaminationsgruppe – Personen
P einer Feuerwehr
Dekontaminationsgruppe – Gerät einer
G Feuerwehr
Analytische Task Force (ATF)
ATF
Höhenrettungsgruppe einer Feuerwehr
Tauchen
Tauchergruppe einer Feuerwehr
Schlauchwagen SW 2000 Tr,
SW 2000 TR geländegängig oder geländefähig
Rüstwagen 1,
RW geländegängig oder geländefähig
Drehleiter mit Korb 23/12,
DLK
23/12 geländegängig oder geländefähig
Löschgruppenfahrzeug 10
LF 10
ELW 1 Einsatzleitwagen 1
Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)
Technischer Zug
TZ-FGr
mit Fachgruppe allgemein
THW
Technischer Zug
TZ-Bel
mit Fachgruppe Beleuchtung
THW
FGr Fachgruppe allgemein
THW
B 1 Bergungsgruppe 1 allgemein
THW
Bel Fachgruppe Beleuchtung
THW
Kraftrad
THW
GKW I Gerätekraftwagen I,
THW geländegängig
LKW Lbw Lastkraftwagen mit Ladebordwand,
THW geländegängig
LKW Lkr Lastkraftwagen mit Ladekran,
THW geländegängig
Kran Kranwagen, geländegängig
THW
SAnh Sattelanhänger
THW
Hund
THW
FKH
THW
Küche
THW
FüLa
THW
Anhänger mit Hundetransport
Anhänger mit Feldkochherd
Anhänger mit Küche
Anhänger Führung / Lage
Rettungswesen / Sanitätswesen / Gesundheitswesen
/ Betreuung /Wasserrettung
Sanitätszug
des Arbeiter Samariter Bundes
ASB
Arztgruppe
Patiententransportgruppe
SEG Schnell-Einsatz-Gruppe Rettungs- /
Sanitätsdienst
MTF Medizinische Task Force (MTF)
MTF MTF Führungsgruppe
MTF
MTF Teileinheit Behandlung
MTF
MTF Patiententransportgruppe
MTF
MTF Teileinheit Logistik
MTF MTF Teileinheit Dekontamination
V für Verletzte
Einsatzeinheit (Kombination des Sanitätsund
Betreuungsdienstes in Zugstärke)
T&S Gruppe Technik und Sicherheit einer Einsatzeinheit
des Deutschen Roten Kreuzes
DRK
Wasserrettungszug der Deutschen
Lebens-Rettungs-Gesellschaft
DLRG
Boot Bootstrupp der Deutschen Lebens-
Rettungs-Gesellschaft
DLRG
Strömungsrettung Strömungsrettungstrupp der Deutschen
Lebens-Rettungs-Gesellschaft
DLRG
BTP-B
500 Betreuungsplatz-Bereitschaft 500 des
Deutschen Roten Kreuzes
DRK
Gruppe für Verpflegung
Gruppe für soziale Betreuung
Gruppe zur Herrichtung von Notunterkünften
Einheit Psychosoziale Notfallversorgung
PSNV
KTW
Krankentransportwagen
RTW
Rettungstransportwagen
NEF
Notarzteinsatzfahrzeug
NAW
Notarztwagen
Patientenablage
arztbesetzte Patientenablage
Behandlungsplatz
Halteplatz für Fahrzeuge zum Transport
von Verletzten / Erkrankten (Rettungsmittelhalteplatz)
Krankenhaus
Betreuungsstelle, ortsfest
Betreuungsplatz für 500 Betroffene
BTP 500
(Not)-Unterkunft für Betroffene
Unterkunft (allgemein)
Veterinärwesen
Veterinärzug
Tier-Dekon- und Transportgruppe
Schlacht- und Untersuchungsgruppe
Versorgung
Versorgungstrupp einer Feuerwehr
(Materialerhaltung)
Versorgungstrupp des Malteser Hilfsdienstes
(Verpflegung)
MHD
Versorgungstrupp einer Feuerwehr
(Verbrauchsgüter)
Einheiten / Einrichtungen der Führung
KatSL Katastrophenschutzleitung im Einsatz
TEL Technische Einsatzleitung im Einsatz
TEL Führungsgruppe TEL i.S. einer Stabsstelle
EL Einsatzleitung im Einsatz
EAL Einsatzabschnittsleitung im Einsatz
Stellen
Versorgungsstelle (Verpflegung)
Versorgungsstelle (Materialerhaltung)
Versorgungsstelle (Verbrauchsgüter)
Log Logistikstützpunkt
M Meldekopf
Bereitstellungsraum
Bereitstellungsraum mit Führungsstelle
M
Bereitstellungsraum mit Meldekopf
Hubschrauberlandeplatz
LtS Leitstelle
Führungskräfte / Führungsgehilfen /Personen
mit Sonderfunktionen
TEL Technischer Einsatzleiter
Einsatzleiter der Feuerwehr der
EL FW Gemeinde X-Dorf
X-Dorf
LNA Leitender Notarzt
OrgL Organisatorischer Leiter Rettungsdienst
EAL Einsatzabschnittsleiter
Zugführer der Feuerwehr
Zugführer eines Technischen Zuges des
TZ
Technischen Hilfswerks
THW
Zugführer eines Sanitätszuges des
Arbeiter-Samariter-Bundes
ASB
Zugführer eines Wasserrettungszuges der
Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft
DLRG
Zugführer einer Einsatzeinheit des
Deutschen Roten Kreuzes
DRK
Gruppenführer einer Schnell-Einsatz-
SEG
Gruppe der Johanniter-Unfall-Hilfe
JUH
THW Fachberater des Technischen Hilfswerks
Fachberater Betreuungsdienst des
Deutschen Roten Kreuzes
DRK
Information und Kommunikation (IuK)
IuK-Zug einer Feuerwehr (Information und
Kommunikation)
Fernsprechbau- und Betriebstrupp eines
IuK-Zuges einer Feuerwehr
Sprechfunkbetriebstrupp eines IuK-Zuges
einer Feuerwehr
Taktische Zeichen sind symbolische Darstellungen von
Behörden/Dienststellen, Einheiten/Einrichtungen, Personen,
Einsatzräumen, Führungslinien und Schäden. Sie dienen insbesondere
dazu, diese auf Lagekarten, Plänen oder Gliederungsbildern
einprägsam und unverwechselbar darzustellen.
Die verwendeten Taktischen Zeichen müssen in einem
zweckmäßigen Größenverhältnis zum Kartenbild und zum
Maßstab stehen. Sie sind in ihrer Größe oder auch ihrem Verhältnis
Länge/Breite nicht genormt. Bei der Erstellung wurde
Wert darauf gelegt, dass alle Taktischen Zeichen auch mit
wenigen Strichen mit einem Stift frei Hand gezeichnet werden
können. Komplizierte Bilder eignen sich nicht als Taktische
Zeichen.
Taktische Zeichen müssen
˘ logisch und eindeutig sein,
˘ einfach und möglichst selbsterklärend sein,
˘ mit einfachen Mitteln (z.B. einem Stift), darstellbar sein,
˘ grundsätzlich sowohl mit als auch ohne IT-Hilfs mittel
darstellbar sein,
˘ organisationsübergreifend, länderübergreifend und
möglichst auch international handhabbar sein,
˘ so gestaltet sein, dass sie der jeweiligen
Führungsorganisation anpassbar sind,
˘ so gestaltet sein, dass sie den jeweiligen gesetzlichen
Regelungen und verwaltungsmäßigen Strukturen
anpassbar sind,
˘ möglichst kompatibel handhabbar sein im
Gesamtsystem der Gefahrenabwehr (Polizei,
Bundeswehr und NATO),
˘ geeignet sein als Grundlage europäischer und
internationaler Normung.
Das System der Taktischen Zeichen ist ein offenes System. Es
können alle Zeichen sinnvoll miteinander kombiniert werden.
Weiterhin können auch neue Zeichen geschaffen werden.
© Copyright by Verlagsgesellschaft Stumpf und Kossendey
mbH, Edewecht 2013, Satz: Jens Pesch, Zülpich
ISBN 978 – 3 – 943174 – 21 – 2
www.skverlag.de
Überörtlicher KatS
Vom Pott an die Elbe
Bis zu 4.000 Rotkreuzler standen den Flutopfern in den Hochwassergebieten
der Elbe in Ostdeutschland täglich zur Seite, darunter insgesamt rund 900
Helferinnen und Helfer des DRK aus Nord rhein-Westfalen. Sie unterstützten
die Menschen bei der Deichverteidigung, evakuierten Betroffene aus ihren
Häusern, betreuten und versorgten Flutopfer sowie die vielen tausend Hilfskräfte
aus ganz Deutschland. S. 17
FÜHRUNG
38
Feuerwehr Hannover: Mobile
Führungsunterstützung beim
Elbe-Hochwasser 2013
Personal und Ausstattung von
Technischer Einsatzleitung sowie
Kreisfeuerwehrbereitschaft Hannover
waren zwölf Tage in die Katastrophenabwehr
in Sachsen-Anhalt mit
eingebunden.
C. Lange
Deichverteidigung: Basics
TECHNIK
42
47
Im Einsatz mit dem Technischen
Fachberater des THW:
Deichverteidigung bei extremen
Hochwasserereignissen
C. von Spiczak-Brzezinski
Abrollbehälter für den Hochwassereinsatz:
Sandsackbefüllung
und Schlauchsystem
C. Lange
Der Artikel verschafft eine Übersicht über das
Thema Deichverteidigung. Er behandelt die
verschiedenen Deicharten und die unterschiedlichen
Maßnahmen der Deichverteidigung. Auch
die Allzweckwaffe „Sandsack“ wird gewürdigt,
ebenso die Aktivitäten des THW. S. 42
REDAKTIONELLES
6
49
50
News &
Kleinanzeigen
Leserbrief
Termine &
Impressum
SEGmente
Taktische Zeichen
Das Poster gibt Orientierung über die wichtigsten
taktischen Zeichen in der Gefahrenabwehr. Alle
Zeichen entsprechen den aktuellen Empfehlungen
des BBK. Wir schenken Ihnen das Poster, wenn Sie
ab sofort IM EINSATZ abonnieren. Rufen Sie uns
an unter 04405 9181-0 oder senden Sie eine Mail
an service@skverlag.de. Oder Sie erledigen das
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21. Jahrgang · Juni 2014 · 109
IM EINSATZ 5
NEWS
„Arge Bevölkerungsschutz“ in Bayern
Mit der Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft
Bevölkerungsschutz“ (Arge BvS)
haben die bayerischen Hilfsorganisationen
den Startschuss gegeben für eine engere
Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz.
Die Landesgeschäftsführer bzw. Vorstände
von Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), dem
Bayerischen Roten Kreuz (BRK), der Deutschen
Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG),
Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und dem Malteser
Hilfsdienst (MHD) haben in München
den Gründungsvertrag unterzeichnet. Der
Landesverband Bayern des Technischen Hilfswerkes
(THW) ist als assoziiertes Mitglied
ebenfalls Partner dieses Verbundes, weitere
Organisationen sollen folgen.
Mit der neuen Zusammenarbeit wollen die
Hilfsorganisationen ihr Engagement bündeln,
koordinieren und weiter entwickeln
– unter Wahrung ihrer organisatorischen
Eigenständigkeit, wie die Präambel zum
Kooperationsvertrag aussagt. „Katastrophenhilfe
und Bevölkerungsschutz werden
in Zukunft mehr denn je geprägt sein durch
engste Zusammenarbeit aller Akteure“, sagte
BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk
(2.v.r.), gemeinsam mit (v.l.) Thomas Klüpel
(ASB), Dr. Fritz-Helge Voß (THW), Christoph
Friedrich (MHD), Alexander von Gneisenau
(JUH) und Bernd Hauke (DLRG) einer der Initiatoren
dieser Kooperation. Dies habe sich
im vergangenen Jahr bei der Bewältigung
des Hochwassers sehr deutlich gezeigt, bei
dem über Organisationsgrenzen hinweg
zusammengearbeitet wurde. Erfreulich sei
die Mitwirkung des THW in Bayern, auf das
Medizinische Hilfswerk (MHW) als weiteren
potenziellen Partner wolle man zugehen, bestätigen
die Gründer.
www.brk.de
Fahrzeugtausch in M’Gladbacher KatS
Im Jahr 2010 übergab die Stadt Mönchengladbach
die ersten Rettungswagen an die Hilfsorganisationen
ASB, DRK, JUH und MHD, um
dem Katastrophenschutzkonzept „Patiententransportzug
10 NRW“ (PTZ 10) gerecht zu
werden. Bei diesem nordrhein-westfälischen
Konzept handelt es sich um eine überörtlich
einsetzbare und schnell verfügbare Einheit
zum Transport von zehn Patienten. Sie besteht
aus vier KTW, vier RTW und zwei NEF
bzw. zwei RTW als NAW. Damals wurden vier
aus dem Regelrettungsdienst ausgesonderte
Vario-RTW übergeben.
Jetzt stand der erste Fahrzeugtausch in
Mönchengladbach an und damit das „Ende
einer Ära“. Die Hilfsorganisationen haben
nun einen Mercedes-Sprinter 616 mit
Fahrtec-Kofferaufbau und einem Gesamtgewicht
von knapp 6 t bei einer Breite von 2,34
m erhalten. Dazu waren in den jeweiligen
Fahrzeughallen der Hilfsorganisationen auch
Druckluftanschlüsse zu legen, da neben der
Ladeerhaltung über die RettBox-Air ® auch
die Druckluftversorgung sichergestellt werden
muss. Im vergangenen Jahr gab es für
den Mönchengladbacher PTZ drei Einsätze,
zwei davon aufgrund von Bombenfunden
mit der Evakuierung von Krankenhäusern
bzw. Seniorenheimen. Weitere denkbare
Einsatz szenarien sind der MANV oder die
Verstärkung des Regelrettungsdienstes bei
Großereignissen in Mönchengladbach. Die
Stadt beabsichtigt, analog vier PTZ-KTW an
die Hilfsorganisationen zu übergeben.
www.asb.de/moenchengladbach/
Power-Ranger für den KatS
Die JUH in München hat einen Ford Ranger
für den Katastrophenschutz umgerüstet.
Unterstützung kam dabei vom Zubehörspezialisten
für Geländewagen Delta 4x4.
Der Spezialausrüster aus Odelzhausen war
mit Fahrzeugzubehör und Arbeitsleistung
im Wert von 8.880 Euro an der Umrüstung
beteiligt. „Primär sollte der Pick-up als Zugfahrzeug
für ein knapp zwei Tonnen schweres
Notstromaggregat dienen“, erklärt Andreas
Pfeiffer, Bereitschaftsleiter der Münchner Johanniter.
„Doch schnell haben wir bemerkt,
dass in diesem Fahrzeug mehr steckt. Mit der
Unterstützung von Delta 4x4 konnten wir die
Einsatzfähigkeit deutlich erweitern.“
Der geländetaugliche Ford Ranger mit zuschaltbarem
Allradantrieb wurde mit einer
All-Terrain-Bereifung ausgestattet und eignet
sich hervorragend für überregionale Einsätze.
So waren die ehrenamtlichen Helfer der
Johanniter im Juni 2013 beim Hochwasser
in Deggendorf im Einsatz. Ein Szenario, für
das der Ranger hervorragend geeignet ist: Er
kann bis zu 80 cm tiefes Wasser durchqueren
und Steigungen über 60% erklimmen. Um in
der Dämmerung und nachts auch abseits von
beleuchteten Straßen gute Sicht zu haben,
hat Delta 4x4 zusätzliche Fernscheinwerfer
montiert. Ergänzt werden diese durch eine
Umfeldbeleuchtung und zusätzliche Warnblinkleuchten
im Blaulichtbalken des Einsatzfahrzeugs.
www.johanniter.de/muenchen
„Leben retten macht Schule“ in Wien
Mit dem Schulstart 2014/2015 führt die Stadt
Wien obligatorischen Reanimationsunterricht
in den Pflichtschulen ein. Dies ist nicht zuletzt
auch „Puls“ zu verdanken, einem Verein
zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes.
„Puls“ hatte sich unter dem Motto „Leben
retten macht Schule“ dafür eingesetzt, alle
Wiener Grundschüler in der dritten Klas-
6
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 110
se zwei 50-minütige Unterrichtseinheiten
„Wiederbelebungsunterricht“ absolvieren
zu lassen. Den Schülern werden nun im Rahmen
des Lehrplanes die Notwendigkeit, das
Selbstbewusstsein und die Fertigkeiten zur
schnellen Hilfe im Falle eines Herz-Kreislaufstillstands
beigebracht. Bereits im Juni startet
die Pilotphase des Projektes.
Dies soll langfristig eine „Kultur des Helfens
und beherzten Handelns“ fördern, denn aus
geschulten Kindern werden einmal couragiert
handelnde Erwachsene. „Es ist nie zu
früh, mit dem Helfen anzufangen. Wir freuen
uns deshalb sehr, dass dieses Kernprojekt
des Vereins Puls nun endlich an den Start
geht“, so Dr. Mario Krammel, geschäftsführender
Präsident des Vereins. „Bereits in den
kommenden Tagen startet an ausgewählten
Schulstandorten eine Pilotphase mit insgesamt
mehr als 1.000 Grundschülerinnen und
Grundschülern. Ab dem kommenden Herbst
geht es dann mit Wiederbelebungs-Stunden
als Teil des Lehrplans richtig los.“ Die Aktion
des Vereins wird zudem über einen Zeitraum
von drei Jahren wissenschaftlich begleitet.
www.puls.or.at
Nothilfe-Ausstellung zum Anfassen
Mit einer Wanderausstellung macht die Hilfsorganisation
„Ärzte ohne Grenzen“ auf ihre
Aktivitäten im Bereich der internationalen
Not- und Katastrophenhilfe aufmerksam. Interessierte
können hier einen Blick hinter die
Kulissen werfen, gerade junge Leute sollen
für das Thema „humanitäre Hilfe“ sensibilisiert
werden. In der „Freilichtausstellung
mit Originalausstattung“, die sich derzeit auf
Tour befindet, soll nachempfunden werden
können, was diejenigen erleben, die Hilfe vor
Ort leisten, was „außer Engagement, Mut,
professionellem Wissen und kultureller Sensibilität“
gebraucht wird, um in Ausnahmesituationen
wie bei Naturkatastrophen und nach
Kriegen Nothilfe zu leisten.
Zu den Stationen in der Ausstellung gehören
u.a. Psychosoziale Hilfe, Cholerabehandlung,
Bereitstellung von Unterkunft und Hilfsgütern,
Impfkampagnen, Wasserversorgung,
medizinische Grundversorgung sowie Hilfe
bei Mangelernährung und vernachlässigte
Krankheiten. Nächste Ausstellungsorte sind
Krefeld (15. bis 18. Juni) und Freiburg (24 Juni
bis 7. Juli). Im Rahmen der Ausstellung wird
auch die Dokumentation „Living in Emergency“
gezeigt, in der drei Ärzte sowie eine Ärztin
auf ihren Katastropheneinsätzen für die
Hilfsorganisation in Liberia und in der Demokratischen
Republik Kongo begleitet werden.
Erfahrene Projektmitarbeiter führen durch
die Ausstellung und berichten von ihren Einsatzerfahrungen.
Die Ausstellung richtet sich
insbesondere an Schülerinnen und Schüler,
der Eintritt ist frei.
www.aerzte-ohne-grenzen.de
Neuer First Responder
in Quakenbrück
In Quakenbrück wurde ein First Responder
(FR) eingerichtet. Nach Gesprächen mit der
Regionalleitstelle Osnabrück wurde ein Konzept
erarbeitet, um den Rettungsdienst mit
einfachen Aufgaben und Hilfestellungen zu
unterstützen. Seit April 2014 ist das Fahrzeug
im Dienst und wird von der Leitstelle alarmiert.
Ein gebrauchter Opel Combo konnte
günstig erstanden und umgebaut werden.
Dieser führt nun eine Sondersignalanlage
auf dem Dach, gelbe Heckblitzer im Kofferraum
und Blitzer in der Frontscheibe. Im Laderaum
konnte ein gebrauchter ausziehbarer
Material tisch eines Notarztwagens eingebaut
werden. Neben Rettungsrucksack mit Sauerstoff,
elektrischer Absaugung und einem automatisierten
externem Defibrillator (AED)
fand auch Zubehör wie Werkzeug, Absperrmaterial
und Feuerlöscher Platz im Fahrzeug.
Der Leiter des Projektes Marcel Weißmüller
erklärt: „Nicht nur den Kollegen in der DLRG
ist an dieser Stelle zu danken. Alle, die mit
Zeit oder Material helfen, anderen Menschen
in einer Notlage beizustehen, haben meine
größte Anerkennung. Wir hoffen durch diesen
Dienst, der komplett durch Ehrenamtliche
durchgeführt wird und ausschließlich durch
Spenden getragen werden soll, den Rettungsdienst
tatkräftig unterstützen zu können.“
Zum Gründungsteam der Quakenbrücker First
Responder gehören: Dennis Koch und Christine
Lüers (hinten) sowie Ralf Vor der Wösten,
Christian Meinecke und Marcel Weißmüller
als Leiter der First Responder (vorne v.l.n.r).
http://quakenbrueck.dlrg.de/firstresponder
Kleinanzeigen
Suche ALS und BLS Reanimationsphantome.
Gebraucht, aber gut erhalten.
Chiffre: IE 14-06-01
NEWS
21. Jahrgang · Juni 2014 · 111
IM EINSATZ
7
Aktuelles
Ergebnisse einer Umfrage:
Wie zufrieden waren Einsatzkräfte
im Hochwasser 2013?
C. Baumgarten · C. Bentler
Im letzten Jahr ereignete sich in Deutschland und anderen Ländern in Europa
ein Hochwasser von außergewöhnlichen Ausmaßen. Um den notleidenden
Menschen zu helfen und Sachschäden zu verhindern oder zu beseitigen,
waren viele Helfer im Einsatz, davon alleine 105.800 ehrenamtliche Helfer
des Bevölkerungsschutzes (1). Die Dimension des Hochwassereinsatzes wird
durch die zeitliche (Mai bis Juli 2013) und räumliche Ausdehnung (u.a. Bayern,
Sachsen und Sachsen-Anhalt) deutlich. Für ehrenamtliche Helfer sind
Einsätze dieser Größe besondere Ereignisse, in den meisten Fällen sogar
einmalig. Daher ist es wahrscheinlich, dass solche Einsätze sich maßgeblich
auf das Verständnis ehrenamtlicher Arbeit auswirken. Aus diesem Grund
wurde an der Fachhochschule Köln eine Umfrage zur persönlichen Zufriedenheit
ehrenamtlicher Helfer im Hochwassereinsatz 2013 durch Masterstudierende
des Studiengangs „Rettungsingenieurwesen“ durchgeführt.
Zufriedenheit
Das deutsche Bevölkerungsschutzsystem basiert
auf einer Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern.
Dank dieser motivierten und engagierten
Helfer ist es möglich, auf zahlreiche und wechselnde
Herausforderungen im Bevölkerungsschutz
erfolgreich zu reagieren. Dieses System
ist in Europa einmalig und ein weltweites Vorbild.
Die „Ehrenamtlichkeit“ beinhaltet jedoch eine
große Schwierigkeit: Ehrenamtliche Kräfte leisten
diese Tätigkeit neben ihrem Beruf, ihrer
Familie und weiteren Freizeitbeschäftigungen,
ohne persönlichen Profit dadurch zu erlangen.
Zwischen den Helfern und ihren Organisationen
bestehen keine vertraglichen Verpflichtungen.
Die Motivation zum Engagement
basiert somit lediglich auf persönlichen Gründen
und sozialen Bindungsverhältnissen.
Die persönliche Zufriedenheit des ehrenamtlichen
Helfers spielt demnach eine große Rolle.
Zufriedenheit beschreibt allgemein die Übereinstimmung
der Erwartungen einer Person
mit den tatsächlichen Erlebnissen. Befindet
sich dieses Verhältnis im Gleichgewicht und es
werden keine Änderungen gewünscht, ist die
Person (in diesem Fall der Helfer) zufrieden (2).
Abb. 1: Die persönliche
Zufriedenheit des ehrenamtlichen
Helfers spielt eine
große Rolle
8
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 112
Verschiedene Gegebenheiten im Alltag einer
Hilfsorganisation oder im Einsatz können Einfluss
auf diese persönliche Zufriedenheit und
damit auf die Motivation nehmen. Im ungünstigsten
Fall können besondere Gegebenheiten
zu einer Niederlegung des Ehrenamts führen.
Solche Gegebenheiten können maßgeblich aus
Einsätzen wie dem Hochwassereinsatz 2013
resultieren.
13%
8%
2% 2%
13%
Aktuelles
Aus diesem Grund ist eine Betrachtung der
Helferzufriedenheit während des Hochwassereinsatzes
2013 sinnvoll und kann Einflüsse
und Auswirkungen auf die zukünftige Motivation
ehrenamtlicher Helfer erfassen. Besonders
für Führungskräfte können damit wertvolle
Erkenntnisse gewonnen werden, um die Einsatzorganisation
und das Personalmanagement
kontinuierlich zu verbessern.
Umfrage
Um die gestellten Ziele zu erreichen, war es
notwendig, möglichst viele Teilnehmer aus der
Zielgruppe eingesetzter Helfer von Behörden
und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
im Hochwassereinsatz 2013 für die Umfrage
zu gewinnen. Daher wurde bei der Erstellung
einer Umfrage auf Basis eines Fragebogens darauf
geachtet, dass die Beantwortung möglichst
einfach, verständlich und mit geringem Zeitaufwand
durchführbar ist.
Der Fragebogen ermöglicht eine Differenzierung
zwischen verschiedenen statistischen
Merkmalen (Alter, Geschlecht) und einsatzbezogenen
Eigenschaften (ausgeübte Führungsfunktion
im Einsatz, Vorerfahrungen). Über
insgesamt 25 Auswahl- und Freitextfragen haben
die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre eigene
Meinung sowie persönliche Auswirkungen auf
ihre Motivation wiederzugeben und neun konkrete
Kriterien zur Zufriedenheit in einer fünfstufigen
Skala von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“
zu bewerten. Die Kriterien berücksichtigen dabei
die Einsatzvor- und Nachbereitung sowie
den Ablauf der Alarmierung und die vorhandenen
Vorinformationen im Hochwassereinsatz
2013. Neben persönlichen Bedürfnissen
und der eigenen psychischen Belastung im Einsatz
sind ebenfalls das Verhalten des Vorgesetzten
im Einsatz und die Zusammenarbeit unter
den Helfern relevant.
Mit dem Fragebogen sollen allgemeine Aussagen
über die Zufriedenheit der Helfer im gesamten
Hochwassereinsatz 2013 erfasst und generelle
sehr zufrieden
unzufrieden
62%
zufrieden
sehr unzufrieden
Optimierungsmöglichkeiten abgeleitet werden.
Daher wurde die Umfrage über zwei Wege
verbreitet. Neben offiziellen Ansprechpartnern
der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr wurde
die Umfrage in verschiedenen Sozialen Medien
beworben. Der Fragebogen wurde in Form
eines Onlinebogens auf der Plattform www.
hochwasserhelfer2013.de bereitgestellt und
konnte ohne Zugangsvoraussetzungen von Ende
November bis Anfang Januar erreicht werden.
Aufgrund dieser Verteilung und der nicht
durchgeführten Steuerung der Teilnehmer kann
die Umfrage jedoch nicht den Anspruch der Repräsentativität
erfüllen.
Tab. 1: Kriterien für die Zufriedenheit im Einsatz
• Alarmierung und Vorinformationen
• Einsatznachbereitung
• Einsatzvorbereitung
• Informationsfluss
• Persönliche Bedürfnisse
• Psychische Belastung
• Vereinbarkeit von Beruf und Ehrenamt
• Verhalten des Vorgesetzten
• Zusammenarbeit der Helfer
weder noch
keine Wertung
Abb. 2: Persönliche Zufriedenheit
von Einsatzkräften
im Hochwassereinsatz 2013
Christian Baumgarten,
B.Eng.
Christian Bentler,
B.Eng.
Wissenschaftliche Mitarbeiter
Fachhochschule Köln
Fakultät für Anlagen, Energieund
Maschinensysteme
Institut für Rettungsingenieurwesen
und Gefahrenabwehr
Betzdorfer Str. 2
50679 Köln
christian.baumgarten@
fh-koeln.de
christian.bentler@fh-koeln.de
21. Jahrgang · Juni 2014 · 113
IM EINSATZ
9
Aktuelles
100 %
80 %
60 %
40 %
20 %
0 %
Keine
sehr zufrieden
unzufrieden
Abb. 3: Zufriedenheit unterschiedlicher
Qualifikationen
zufrieden
sehr unzufrieden
weder noch
Truppenführer
Gruppenführer
Zugführer
Verbandsführer
oder
höher
keine Wertung
Sonstige
Ausbildung
Ergebnis
Im genannten Zeitraum von sechs Wochen
nahmen 5.489 Personen an der Umfrage teil.
Insgesamt liegen 3.377 vollständig ausgefüllte
Fragebögen von eingesetzten Helfern vor. Diese
Anzahl bildet die Grundlage für die folgende
Auswertung und Darstellung.
Um einen Überblick über die persönliche Zufriedenheit
von Einsatzkräften im Hochwassereinsatz
2013 zu bekommen, wurde die Frage
„Wie zufrieden sind Sie persönlich mit dem
gesamten Hochwassereinsatz 2013?“ gestellt.
Durch die Platzierung der Frage am Anfang des
Fragebogens kann gewährleistet werden, dass
die Beantwortung ohne Beeinflussung des weiteren
Verlaufs der Umfrage geschieht und damit
ein möglichst neutrales Bild erhoben werden
kann. Die Auswertung ergibt, dass 75% der eingesetzten
Helfer zufrieden oder sehr zufrieden
mit dem Hochwassereinsatz 2013 waren. Dem
gegenüber stehen nur 10% der Helfer, die unzufrieden
oder sehr unzufrieden waren. Dies ist
in Abb. 2 deutlich zu erkennen. Damit scheint
eine deutliche Mehrheit der Helfer mit dem
Hochwassereinsatz zufrieden gewesen zu sein.
Der zweite zentrale Untersuchungsaspekt
analysiert die Auswirkung der persönlichen
Zufriedenheit auf die Motivation für weiteres
ehrenamtliches Engagement. In der Umfrage
gaben über 50% der Umfrageteilnehmer an,
dass ihre Motivation durch den Hochwassereinsatz
gestiegen sei. Bei 5% der Teilnehmer sei
die Motivation gesunken und bei mehr als 40%
sei diese unverändert geblieben. Damit hat der
Hochwassereinsatz eine deutlich positive Wirkung
auf die Motivation der Helfer, zukünftig
weiter ehrenamtlich tätig zu werden. An dieser
Stelle soll in weiteren Auswertungen herausgearbeitet
werden, welche Ursachen für eine positive
oder negative Veränderung der Motivation
vorliegen können.
Ein mögliches Kriterium zur Beeinflussung
der Zufriedenheiten in einem Einsatz stellt
die persönliche Führungsqualifikation dar.
Unterschiedliche Ausbildungen der Helfer verursachen
einen ungleichen Wissens- und Erfahrungsschatz,
wodurch Einsätze differenziert
wahrgenommen werden und somit Auswirkungen
auf die persönliche Zufriedenheit haben
können. Das Ergebnis (Abb. 3) zeigt jedoch,
dass zwischen den verschiedenen Führungsqualifikationen
keine signifikanten Unterschiede
in der Zufriedenheit vorliegen. Daraus
lässt sich die Schlussfolgerung ableiten, dass
die persönliche Zufriedenheit weniger mit der
eigenen Ausbildung und Qualifikation, sondern
möglicherweise vielmehr auf persönliche und
individuelle Bedürfnisse zurückzuführen ist.
Diese Bedürfnisse wurden im zweiten Teil des
Fragebogens in Form der angesprochenen Krite-
Abb. 4: Auch die
Informations versorgung
beeinflusst die persönliche
Zufriedenheit der Helfer
10
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 114
ien erhoben. Erste Auswertungen zeigen, dass
persönliche Bedürfnisse wie die Hygiene, Ruhemöglichkeiten
oder Verpflegung sehr wohl Auswirkungen
auf die Zufriedenheit haben. Auch
Einflüsse der psychischen Belastungen oder der
eigenen Informationsversorgung konnten ermittelt
werden.
Prinzipiell lässt sich feststellen, dass alle untersuchten
Kriterien die persönliche Zufriedenheit
eines Helfers im Hochwassereinsatz 2013
beeinflusst haben. Eine detaillierte Darstellung
dieser Ergebnisse erfolgt aufgrund des Umfangs
in einer eigenständigen Veröffentlichung.
Bereit für den Einsatz -
gereinigt, desinfiziert und
imprägniert!
Die Ergebnisse zeigen, dass die persönliche Zufriedenheit
eines Helfers von vielen Kriterien
abhängen kann. Um eine hohe Zufriedenheit
der Helfer zu erreichen, ist es wichtig, dass
Ursachen und deren Auswirkungen auf die
Zufriedenheit in einem Einsatz berücksichtigt
werden, um die Effektivität des Personalmanagements
und des Einsatzablaufs zu erhöhen.
Ausblick
Die Erkenntnisse der persönlichen Zufriedenheit
im Hochwassereinsatz 2013 können
zukünftig genutzt werden, um auf spezielle
Bedürfnisse und Empfinden von Helfern in
Einsätzen größere Dimensionen einzugehen.
Besonders für Organisationen und Verbände
des Ehrenamts in der Gefahrenabwehr kann
dies von besonderer Bedeutung sein, um in Zukunft
die Einsatzfähigkeit des Ehrenamtes gewährleisten
zu können. Dank der ermittelten
Ergebnisse kann durch Ausbildungen und Implementierung
von Verbesserungen in diesem
Bereich die persönliche Zufriedenheit weiter
gesteigert werden.
Da der aktuelle Trend in der Wirtschaft, die
Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiter stärker
zu berücksichtigen, immer mehr in den Vordergrund
rückt, sollte auch in ehrenamtlichen Organisationen
überlegt werden, diese Ansätze zu
übernehmen. Das HRM sowie der Gesundheitsund
Arbeitsschutz sind gewiss übertragbar, wobei
zu jedem Zeitpunkt die Leistungsfähigkeit
der Organisationen gewährleistet sein muss.
Systemlösungen für die Aufbereitung der Schutzausrüstung
• Waschmaschinen und Trockner für Schutzbekleidung,
Chemikalienschutzanzüge, Rettungsdecken und Atemschutzmasken
• Reinigungsautomaten für Atemschutzmasken
• Reinigungs- und Desinfektionsautomaten für
Anästhesie-Instrumentarium
Literatur:
1. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
(2013) Bevölkerungsschutzmagazin 3: 40 ff.
2. Stangl W (2012). Zufriedenheit. Lexikon für Psychologie und
Pädagogik: http://lexikon.stangl.eu/6737/zufriedenheit/ (zuletzt
abgerufen am 20. Mai 2014)
Infos: 0800 22 44 644
www.miele-professional.de
info@miele-professional.de
21. Jahrgang · Juni 2014 · 115 IM EINSATZ 11
122550_G_Anz_Feuerwehr_110x252.indd 1 17.01.14 08
RETTUNG/SANITÄT
Hochwassereinsatz mit RTW:
Bewegende Bilder bleiben
S. Vasel
Die Bilder der Hochwasserkatastrophe in Sachsen-Anhalt sind auch nach
etlichen Monaten nicht zu vergessen. Sie sind jetzt nicht traumatisierend,
sie bleiben aber auf eine eigenwillige Art im Kopf, sie sind mahnend, sie
machen nachdenklich und sie sind nachhaltig. Wobei es die Bilder und Eindrücke
sind, die 14 Tage nach der Scheitelwelle – also 14 Tage nach der
medialen Verbreitung – entstanden sind. Ein Erlebnisbericht.
Viele Gedanken. Oder: Was packe ich ein?
Schon Tage vor der eigentlichen Anforderung
sind Gedanken aufgekommen zur Frage „Was
packe ich ein?“ Ein Rettungswagen verfügt
nicht über endlos viel Stauraum, er ist auf kurze
Einsatzabläufe ausgelegt. Man kann sich nur für
kurze Zeit mit solchen Fahrzeugen an Einsatzstellen
selbst versorgen, ohne ein Materiallager
als Background zu haben. In das Einsatzgebiet,
in das es gehen soll, liegt aufgrund von Straßensperrungen
und Überflutung das nächstmögliche
Krankenhaus ca. 160 km weit weg. Auf
welcher Grundlage kann man nun ausreichend
Material verstauen, damit für mindestens sieben
Tage eine autarke Versorgung stattfinden
kann? Hier haben die Erfahrung aus den Zeltlagern
der Jugendfeuerwehr, aber auch der pedantische
Sinn für Ordnung geholfen.
Zum einen muss der Rettungswagen ein Rettungsmittel
bleiben, um den Einsatzkräften
und der Bevölkerung schnellstmöglich Hilfe
zukommen zu lassen, zum anderen muss das
Fahrzeug auch als eine mobile Sanitätsstation
dienen, in der Betreuung und Behandlung leichter
Blessuren durchgeführt werden können. Daher
musste die Packliste der RKiSH, die für ihre
Rettungswagen gilt, über den Haufen geworfen
werden. Es wurde Platz für Frischwasser,
Motorenöl, Stromversorgung, Faltstühle, aber
auch Salben, Tabletten und Verbände gefunden.
Ebenso wurde ein Kommunikationsbereich
eingerichtet. Im Führerhaus fanden Kleidung,
Schlafsäcke und Verpflegung ihren Platz.
Nur für die Gedanken fand sich wenig Platz,
aber was sollte uns denn schon erwarten? Die
Presse hatte keine Schlagzeilen mehr für dieses
Thema übrig. Über die „Big Five“ Passau, Dresden,
Magdeburg, Fischbek und Lauenburg, die
Lieblingsplätze der Reporter und Politiker, war
– aus Sicht der Medien – ausreichend berichtet
worden. Es gab Wichtigeres: Der US-amerikanische
Präsident war in Berlin, und die Türkei
hatte Probleme mit dem Taxim-Platz. Die Welt
Abb. 1: Vorbereitung für den
Einsatz der Hochleistungspumpen
12
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 116
hatte schon nach vierzehn Tagen ihr Interesse
am Jahrhundert-Hochwasser in Deutschland
verloren.
Abfahrt
Die Abfahrt des 24 Fahrzeuge umfassenden
Konvois der Feuerwehrbereitschaft des Kreises
Pinneberg war um 4.00 Uhr morgens vom
Marktplatz in Pinneberg angesetzt. Nach
Einweisung in „Kolonnenfahrt“ sowie die
Bekanntgabe der Fahrroute und die Verabschiedung
durch den Kreisbrandmeister setzte sich
der Blaulicht-Wurm Richtung Perleberg in Sachsen-Anhalt
in Bewegung. Wir fuhren mit ca. 70
km/h in ein Katastrophengebiet, um zu helfen.
Die Aufgaben sollten Deichsicherung, Wasser
pumpen sowie die medizinische Versorgung
der Einsatzkräfte und der Bevölkerung sein.
Schon auf der Fahrt wurde klar: Es wird heiß.
Um 7.00 Uhr eine kurze Pause auf dem Rastplatz
Gudow, es waren bereits 26 °C, die Sonne
war aufgegangen und über uns ein strahlend
blauer Himmel. Mit Sonnencreme eingerieben
und Sonnenbrille auf der Nase fuhren wir weiter.
Und immer an den Einsatzbefehl denkend,
aber was soll da schon sein? Die paar Pfützen,
hier und da mal einen Keller auspumpen, das
ist doch mit links gemacht. Und die Deichsicherung?
Plattschaufel raus, etwas Sand drauf,
schön feststampfen und rüber mit der Gras-
Saat. Kann doch alles nicht so schlimm sein.
Wie gesagt, die Presse sprach schon seit Tagen
nicht mehr über das Jahrhundert-Hochwasser.
Um 9.00 Uhr zeigte das Thermometer bereits
29 °C. Die Stimmung war – wie das Wetter
– super und stieg mit der Temperatur um die
Wette. So fuhren wir geradewegs in unseren
Bereitstellungsraum.
Warten, warten und nochmal warten
Bei mittlerweile 36 °C war der Tross im Bereitstellungsraum
angekommen und zum ersten
Mal wurde der Auftrag mit der Realität abgeglichen
und gedanklich in Frage gestellt. Die
Natur um uns herum lechzte nach Schatten
und Wasser. Der Boden hatte seit Wochen keinen
Regen mehr gesehen, er war steinhart und
staubtrocken. Weit und breit keine Spur vom
Hochwasser.
Mit uns stand noch eine weitere Bereitschaft
im Raum und wartete. Das Schlimme war nur:
Die Jungs warteten schon seit drei Tagen auf
einen Einsatzauftrag, der sie dann in ein entsprechendes
Einsatzgebiet führen sollte. Und
während man so bei 39 °C zusammen wartete,
fragte man sich, was hier eigentlich los ist.
„Wo ist das Hochwasser? Wem kann man helfen?
Und wieso stehen hier Einsatzkräfte mit
Pumpen drei Tage lang nur herum?“ Nach einer
zweistündigen Wartezeit wurde die Einsatzleitung
zum 120 km weit entfernten Krisenstab
beordert, um dort den Einsatzabschnitt zu erfahren.
Auf die Gedanken und Umsetzungen einiger
Befehle möchte ich hier einmal gesondert eingehen:
• Es wurden motivierte Helfer in einen Bereitstellungsraum
geschickt und ließ sie
dann bei hoher Temperatur fast sechs Stunden
lang auf einem staubtrockenen Acker
warten.
• Die Einsatzleitung wurde zum Krisenstab
beordert, der ca. 120 km weit entfernt war,
damit sie dort den Einsatzraum zugewiesen
bekommt.
• Im Anschluss daran durfte die Einsatzleitung
wieder 120 km in den Bereitstellungsraum
zurückfahren, um erneut dann mit
dem ganzen Konvoi abermals diese 120 km
in das Einsatzgebiet zu fahren.
Im Einsatzgebiet
Bei unserer Ankunft am Einsatzort in Kamern
im Landkreis Stendal begrüßte uns die abzulösende
Feuerwehr freudig und erleichtert. Die
ersten Gedanken, die einem durch den Kopf
schossen: „Wie sehen die Kameraden denn aus?
Total verschwitzt, dreckig und von Mücken
zerstochen.“ Dazu hatten alle Augenringe, die
für jeden Pandabär eine Ehre gewesen wären.
Abb. 2: Vor dem Einsatz:
Warten auf einem staubtrockenen
Acker
Sven Vasel
Rettungsassistent,
Praxisanleiter, Stellv. Leiter
Rettungswache Pinneberg
Gehrstücken 3
25421 Pinneberg
RETTUNG/SANITÄT
21. Jahrgang · Juni 2014 · 117
IM EINSATZ
13
RETTUNG/SANITÄT
Abb. 3: Zu den Aufgaben
zählten Deichsicherung,
Wasser abpumpen und die
medizinische Versorgung
der Einsatzkräfte sowie der
Bevölkerung
Abb. 4: Oftmals hieß es auch
am medizinischen Versorgungspunkt:
„Warten!“
Abb. 5: Lagererkundung
durch den Kreisbereitschaftsführer
Es wurde die Übergabe des Einsatzabschnittes
organisiert, mit einer direkten Begehung und
Festsetzung von Einsatzschwerpunkten. Ebenso
erfolgte eine allgemeine Übergabe am Einsatzleitwagen.
Eine Lehre daraus: Es wird bei
diesen Übergaben auch über örtliche Gegebenheiten
gesprochen, z.B. welche Gebäude in Gefahr
sind, wenn dieser oder jener Deich bricht.
Und das kann auch mal das eigene Schlafquartier
betreffen. Ebenso wurde uns mitgeteilt,
dass Teile der Bevölkerung nicht gerade erfreut
über die Anwesenheit der Hilfskräfte seien und
dass niemand alleine einen Fuß in das Dorf setzen
sollte, da hier mit Aggressionen gerechnet
werden muss. „Aggressionen? Aber wir waren
doch zum Helfen da, nicht zur Freizeitgestaltung
im Aqua-Park.“
Durch ein Gespräch mit einigen Bewohnern aus
dem Ort wurde später nachvollziehbarer, warum
man den eintreffenden Helfern hier sehr
kritisch gegenüberstand. Dieses Dorf wurde geopfert,
hätte es keine Deichsprengung in Fischbek
gegeben, wäre die Ortschaft nicht betroffen
gewesen. Und um sich das Ausmaß vorstellen
zu können, muss man wissen, dass die Elbe hier
ca. 35 km weit vom Einsatzgebiet entfernt ist.
Schaute man während des Einsatzes über den
künstlichen Deich, war es eine riesige Wasserfläche
bis zur Elbe. Durch diese Sprengung hatte
man zwar Teile der „Big Five“ gerettet, aber
diese Ortschaft, diesem Dorf hatte man die gesamte
Grundlage zum Leben entzogen.
Hilfe! Wer rettet den Sani?
Nachdem alle Besprechungen, Erkundungen
und die Aufgabenverteilungen abgeschlossen
waren, wurde das Quartier bezogen. Es bestand
aus einer großen Sporthalle, die nun für 120 Kameraden
mit Feldbetten als Schlafquartier hergerichtet
wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich
bereits 38 Stunden inklusive vorangegangenem
Regeldienst und Packen des Rettungswagens
wach. Eine körperliche Erschöpfung machte
sich breit. Nach kurzer Besprechung mit der
Kollegin und dem Einsatzleiter zog ich mich
zusammen mit anderen freien Kräften und ca.
3,647 Mrd. mutierten Mücken zum Schlafen
zurück.
Das Ausmaß
Das Ausmaß der Überflutung ist kaum zu beschreiben.
Wo noch zwei Wochen vorher Rehe
durch den Wald rannten, schwammen Fische. Es
war schon etwas befremdlich, wenn man in ein
14
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 118
RETTUNG/SANITÄT
Waldgebiet schaute und nichts als Bäume sah,
die bis zu 1,50 m tief im Wasser standen. Vieles
erinnerte an TV-Aufnahmen vom Regenwald
oder aus dem Amazonasgebiet. Basketballkörbe
auf einer Höhe mit der Wasserlinie, Häuser,
von denen nur noch das Obergeschoss zu
sehen war. Überall ölhaltiges Wasser und ein
modriger feuchter Gestank, der durch das ganze
Dorf zog. Und tatsächlich lebten in diesen
Häusern noch Menschen – ohne Wasser, ohne
Toiletten und ohne Hoffnung. Und trotzdem
wollten diese Menschen ihren Grund und Boden
nicht aufgeben. Sie wurden in der ganzen
Zeit durch die Dorfgemeinschaft mit Lebensmittelpaketen
versorgt. Es gab keine Infrastruktur
mehr. Bewohner, deren Häuser höher lagen,
mussten Arbeitswege von bis zu 180 km täglich
bewältigen.
Erschütternd war auch ein persönliches Gespräch
mit einem Landwirt, der seine Gerätschaften
zwar in Sicherheit bringen konnte, da
seine Scheune erhöht lag, aber sein Vieh nicht
mehr retten konnte, da das Wasser zu schnell gekommen
war. Dieser Landwirt fühlte sich zwar
nach eigenen Aussagen jetzt wie ein Hallig-
Bauer, doch fragte er im gleichen Atemzug, ob
ich seine Gerätschaften (riesige Traktoren und
anderes Gerät) haben wolle, da er nie wieder als
Landwirt arbeiten werde und könne. Sein Land
sei, auch wenn das Wasser irgendwann einmal
weg sein werde, total kontaminiert und nicht
mehr für den Bio-Anbau brauchbar.
Wathose löcherig geworden. Sohlen lösten sich
von den Gummistiefeln, weil das Wasser so
sehr mit Chemikalien kontaminiert war. Zu
diesem Zeitpunkt wusste man noch nicht, wie
man mit dieser Kontamination umgehen sollte,
da hier ein Abpumpen nur zu einer Kontaminationsverschleppung
geführt hätte. Aber auch
weitere Gespräche ließen uns nachdenklich
werden, z.B. mit einer älteren Dame, die Rat
bei uns suchte, weil sie keine Entwässerungstabletten
mehr hatte. Sie erklärte, dass sie zwar
fast zu ihrem Hausarzt schauen könne, aber
aufgrund der Sprengungen und der zerstörten
Straßen nun einen Umweg von 140 km fahren
müsse. Solche und ähnliche Fragen stellen einen
Rettungsdienst schnell vor Probleme, denn im
Normalfall würden solche Patienten zum Hausarzt
bzw. in ein Krankenhaus gebracht werden.
Deshalb sollte, wenn man sich in solche Einsätze
begibt, auf jeden Fall eine ausgiebige
Abb. 6: Ununterbrochener
Pumpeneinsatz, damit das
Wasser im Dorfkern nicht
weiter ansteigt
Abb. 7: Mit etlichen Pumpen
wurde das Wasser in die
angelegten Ablaufrinnen
gepumpt
Ich wusste, was er meinte. Einigen Einsatzkräften
ist bei der Arbeit in den Vorgärten die
21. Jahrgang · Juni 2014 · 119
IM EINSATZ
15
RETTUNG/SANITÄT
Wieder etwas Hoffnung
Durch ein deutliches Auftreten der Einsatzleitung
im Krisenstab und das weitere Anfordern
von Material konnte bereits nach 36 Stunden
ein erster kleiner Erfolg verbucht werden. Und
damit kehrte auch ein wenig Hoffnung in die
Gesichter der Bevölkerung zurück. Mit dieser
Hoffnung wichen auch die Skepsis und Abneigung
gegen uns. Mit jeder Maßnahme, die
eingeleitet wurde, stieg das Vertrauen. Die
Deichsicherung funktionierte, das Abpumpen
des Wassers durch Hochleistungspumpen lief,
die Frischwasserversorgung der eingeschlossenen
Menschen war sichergestellt. Aber die
bedeutenden Momente waren die freudigen
Gesichter der Menschen, denen man mit kleinen
Maßnahmen schon helfen konnte. Durch
das banale Aufstellen einer mobilen Toilette hat
man etlichen Menschen wieder zu Würde verholfen.
Die Dankbarkeit, die diese Menschen
uns von da an entgegenbrachten, ist schwer zu
beschreiben. Es wurde kurzerhand ein Helferfest
an der örtlichen Feuerwache organisiert.
Hier hatten Helfer und Betroffene für kurze
Zeit ein Gefühl der Normalität. Ein weiteres
Bild, das bei der Abfahrt entstanden ist, bleibt
in Erinnerung: Eine junge dreiköpfige Familie
stand im Türrahmen ihres Hauses, sie hielten
sich alle an ihren Händen fest, dabei weinten
sie vor Freude. Von den Augen und Lippen der
jungen Ehefrau konnte man das Wort „Danke!“
ablesen.
Im Nachhinein
Rückblickend betrachtet muss man sagen, dass
die Entscheidung des Bereitschaftsführers richtig
war, bei solchen Einsätzen ein Rettungsmittel
mitzuführen. Dafür sprechen schon die
örtlichen Gegebenheiten im Einsatzgebiet: Ein
Krankenhaus liegt über 100 km weit weg, der
örtliche Rettungsdienst benötigt bei einem Notfall
eineinhalb Stunden. Aber auch für die Moral
der Einsatzkräfte ist es wichtig, dass, wenn
ihnen was passiert, sie sofort Hilfe bekommen.
Abb. 8: Bei 37 °C wurden
auf einer Länge von 1,5 km
C-, D- und F-Schläuche unter
Schutzmaßnahmen wegen
des Eichen-Prozessionsspinners
gelegt
Abb. 9: Überflutete Grundstücke,
so weit man schaute
Eine ausführliche Dokumentation
dieses Einsatzes
finden Sie hier:
www.kfv-pinneberg.de/
uploads/media/Einsatzdokumentation-Kamern-neu.pdf
Vorbereitung stattfinden. Denn neben allen
rettungsdienstlichen Aufgaben ist solch ein
Rettungsmittel auch immer Anlauf- und Beratungsstelle
für hilfesuchende Bürger. Ebenso
ist ein gewisses Verständnis von der Arbeit der
Feuerwehr hilfreich, um für sich selbst die Gefahren
einschätzen und minimieren zu können.
48 Einsatzkräfte wurden bei diesem Einsatz
durch den Rettungsdienst versorgt, wobei allergische
Reaktionen durch den Kontakt mit dem
Eichen-Prozessionsspinner über 40-mal verbucht
wurden. Hinzu kamen durch die hohen
Temperaturen und die körperlich anstrengende
Arbeit Kreislaufprobleme und leichte knöcherne
Verletzungen. Ebenso wurden einige
Versorgungen und Beratungen der Bevölkerung
durchgeführt. Positiv ist aber, dass man sich
weiter auf Kreis- und Landesebene mit diesem
Einsatz nach wie vor im Dialog befindet und
ihn akribisch aufarbeitet und auswertet. Es finden
bereits erste Anschaffungen und Strukturveränderungen
statt.
Viele Hilfsaktionen sind im Ort Kamern angelaufen.
Hochrangige Politiker haben sich auch
Monate nach der Akutphase immer wieder
Bilder vom Ort und der Region gemacht. Kameraden,
die Monate danach noch mal in den
Ort gefahren sind, berichteten Ähnliches. Man
kann zwar noch nicht von Normalität sprechen,
aber es ist ein deutlicher Aufbau spürbar. Persönlich
bin ich froh, diesen Einsatz begleitet zu
haben, und dankbar für die vielen gesammelten
Eindrücke.
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IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 120
Überörtliche Hilfeleistung:
Verstärkter Wasserrettungszug
NRW in Magdeburg
RETTUNG/SANITÄT
K. Püttmann
Anfang Juni 2013 kämpften im Osten und Süden
Deutschlands tausende Menschen gegen
die Fluten übertretender Flüsse. Bis zu 4.000
Rotkreuzler standen den Flutopfern in den
Hochwassergebieten täglich zur Seite, darunter
insgesamt rund 900 Helferinnen und Helfer des
DRK aus Nord rhein-Westfalen, die überwiegend
in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt eingesetzt
wurden. Sie unterstützten die Menschen bei
der Deichverteidigung, evakuierten Menschen
aus ihren Häusern, betreuten und versorgten
Betroffene sowie die vielen tausend Hilfskräfte
aus ganz Deutschland. Außerdem wurden technisches
Gerät sowie Lebensmittel, Zelte und
Feldbetten aus NRW in die betroffenen Regionen
gebracht.
Allein der deutlich verstärkte Wasserrettungszug
NRW (WR-Z) des DRK war mit insgesamt
107 Einsatzkräften aus den DRK-Kreisverbänden
Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Euskirchen,
Krefeld, Mülheim an der Ruhr, Neuss,
Niederrhein, Rhein-Sieg, Freckenhorst und der
DRK-Landesvorhaltung Nordrhein (LaVo Nordrhein)
vom 8. bis 14. Juni 2013 in Magdeburg im
Einsatz. Bereits am 7. Juni 2013 wurden im Einsatzstab
des DRK-Landesverbandes Nordrhein
die Optionen einer überörtlichen Hilfeleistung
erörtert. In der Folge konnte dem Ministerium
für Inneres und Kommunales (MIK) NRW ein
verstärkter WR-Z NRW des DRK angeboten
werden. Letzte Abstimmungen zu diesem Einsatz,
für den speziell die Hochwasserboote der
beiden WR-Z der DRK-Wasserwacht in Nordrhein
zusammengezogen wurden, konnten
noch in der Nacht zu Samstag mit den zuständigen
Behörden getroffen werden. Insbesondere
konnte so die Einbindung der Einsatzeinheit
(EE) NRW 02 des Kreises Wesel – um die Eigenversorgung,
Betreuung und sanitätsdienstliche
Eigensicherung des verstärkten WR-Z NRW
sicherzustellen – mit der Bezirksregierung Düsseldorf
vereinbart werden.
Alarmierung
Nach Bestätigung des Einsatzauftrages durch
das MIK NRW an den DRK-Landesverband
Nordrhein am frühen Samstagmorgen des
8. Juni 2013 wurde über den Einsatzstab die
Alarmierung des verstärkten WR-Z NRW nach
Magdeburg über das Alarmierungssystem
„GroupAlarm“ veranlasst. Nur kurze Zeit später
war der komplette Verband im Sammelraum
AK Duisburg/Wedau abmarschbereit.
Zur Einsatzformation gehörten:
• ein verstärkter WR-Z NRW der DRK-Wasserwacht
(Stärke 1/9/46/56) mit
– 9 speziellen Hochwasserbooten,
– 1 Rettungsboot in Reserve,
– Fließwasserrettern (Wasserretter) und
– verstärkter Führungskomponente in
Staffelgröße;
• ein Krad zur Erkundung;
• die EE 02 aus dem Kreis Wesel (Stärke
1/8/30/39);
• Spezialfahrzeuge und Ausrüstung der LaVo
Nordrhein (Stärke: 0/1/11/12)
Abb. 1: Der deutlich
verstärk te Wasserrettungszug
NRW des DRK war mit
insgesamt 107 Einsatzkräften
vom 8. bis 14. Juni 2013 in
Magdeburg im Einsatz
21. Jahrgang · Juni 2014 · 121
IM EINSATZ
17
RETTUNG/SANITÄT
allein in der technischen Unterstützung (Stromversorgung
am Einsatzort, Zeltbau usw.) des
WR-Z, sondern z.B. auch in vorhandener Qualifikation
und Erfahrung im Umgang mit Brennstoffen
als Reserve für die Bootstrupps sowie
der Verbesserung von Logistik und Transportsicherheit
bei Tauchflaschentransporten.
Abb. 2: Innerhalb des WR-Z
wurden erstmals Fließwasserretter
der DRK-Wasserwacht
in den Einsatz der
Bootstrupps eingebunden
Abb. 3: Bei überörtlichen
Hilfeleistungen wie dem
Hochwassereinsatz sollten
zukünftig weitgehend autarke
Einsatzbereitschaften
die Entlastung örtlicher Einsatzstrukturen
sicherstellen
Zugtrupp der Einsatzeinheit
als „Vorauskommando“.
Nach Aufstellung des Marschverbandes wurde
der Zugtrupp der EE als „Erkunder“ von Anfahrtswegen,
Umleitungen sowie Tank- und
Rastanlagen dem Verband vorausgeschickt.
Dessen Auftrag war es, ausreichende Aufstellflächen
für den Marschverband zu erkunden
und freizuhalten sowie Tankvorgänge zeitlich
zu optimieren und zu dokumentieren, um
die schnellstmögliche Verlegung des Marschverbandes
ins Einsatzgebiet zu sichern. Die einzelnen
Etappen wurden an dem Fahrzeug mit
der geringsten Reichweite bemessen. Dies ermöglichte
in Verbindung mit dem Vorauskommando
einen reibungslosen Ablauf der Hin- und
Rückfahrt.
Technik und Sicherheit im WR-Z
Die Einbeziehung der – nach Landeskonzept
NRW – optionalen Gruppe „Technik und Sicherheit“
hat sich für die internen Belange des
Wasserrettungszuges voll bewährt und sollte
als fester Bestandteil in das Konzept aufgenommen
werden. Der Mehrwert liegt dabei nicht
Unterstützung durch die EE NRW 02
Kreis Wesel
Die weitgehend autarke Versorgung des gesamten
WR-Z durch die mitgeführte EE war für den
Einsatzerfolg und -wert des spontan aufgestellten
Verbandes unverzichtbar. Da die zentrale
Versorgung tausender Einsatzkräfte im Raum
Magdeburg – überwiegend über zentrale Betreuungsplätze
– an ihre Grenzen stieß, war
dies nicht nur zum Erhalt der Motivation und
der körperlichen Einsatzfähigkeit der Einsatzkräfte
notwendig. Zwar zeigte die Bevölkerung
an vielen Orten ein hohes Engagement zur Unterstützung
der Versorgung der Einsatzkräfte,
jedoch lässt sich hier keine grundsätzliche Verlässlichkeit
dieser Hilfe ableiten.
Auch die Einrichtung und der mehrtägige Betrieb
eines Bereitstellungsraumes – inklusive
der notwendigen Aufenthalts- und Ruhe räume
– konnte durch die EE sichergestellt werden.
„Durch diese Eigenleistungen konnten die örtlichen
Strukturen erheblich entlastet werden“,
so Klaus Püttmann, Technischer Leiter der
Wasserwacht im DRK Landesverband Nordrhein
und Verbandsführer des verstärkten Wasserrettungszuges.
„Bei derartigen überörtlichen
Hilfeleistungen ist es meines Erachtens erforderlich,
zukünftig immer eine weitgehend autarke
Einsatzbereitschaft zur Entlastung örtlicher
Einsatzstrukturen sicherzustellen. Hier sollte
konzeptionell in Zukunft eine EE NRW vorgesehen
und regelmäßig mitgeführt werden.“
Sanitätsdienstliche Unterstützung
Primär zur sanitätsdienstlichen Versorgung der
eigenen Einsatzkräfte war die Sanitätsgruppe
der EE vorgesehen, auch um ggf. mehrere
Einsatzstellen bei Aufteilung des WR-Z abzusichern.
Hierzu standen die Krankentransportfahrzeuge
der EE und Zelte sowie Material des
mitgeführten GW San zur Verfügung. Da die
Wasserrettungs-, Boots- und Tauchkapazitäten
jedoch überwiegend geschlossen eingesetzt
wurden, konnte die Sanitätsgruppe der EE auch
die sanitätsdienstliche Betreuung von Sandsackfüllstationen
übernehmen.
18
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 122
NOT
ARZT
An den Sandsackfüllstationen arbeiteten
Einsatzkräfte und Freiwillige aus der Zivilbevölkerung
Hand in Hand – oftmals bis zur Erschöpfung.
Blessuren an Händen, Unterarmen
und Erschöpfungszustände konnten hier durch
die Sanitätsgruppe der EE versorgt werden.
Darüber hinaus wurde wie geplant die Versorgung
der eigenen Einsatzkräfte sichergestellt,
so konnten kleinere Verletzungen und Wunden
jederzeit adäquat erstversorgt und in einzelnen
Fällen auch Transporte in eine weiterführende
Behandlungseinrichtung selbstständig durchgeführt
werden. Auch dies, so Klaus Püttmann,
spreche für die Einbindung einer vollständigen
EE bei überörtlichen Hilfeleistungen durch einen
verstärkten Wasserrettungszug oder Verbände
ähnlicher Größenordnung.
Führungstrupp 1/1/2/4
Kombi KdoW
Tauchgruppe 0/3/7/10
Kombi
Kombi
1. Bootsgruppe 0/3/7/10
Kombi
2. Bootsgruppe 0/3/7/10
Kombi
Kombi
Geräteanhänger (optional)
Motorrettungsboot
ZFü Stv. ZFü
FüHe FüHe / KF B
GrFü TrFü Taucher Signalmann KF BE
Geräteanhänger (optional) TrFü Taucher Signalmann KF BE Helfer
GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE
Kombi TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer
GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE
Motorrettungsboot TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer
3. Bootsgruppe 0/3/7/10
1/13/30/44
RETTUNG/SANITÄT
Kombi
GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE
Umfangreiche Logistik
Die DRK-Landesvorhaltung Nordrhein hatte
vorsorglich weitere – wie sich herausstellte äußerst
wertvolle – Materialien und Geräte mitgeführt.
Dazu zählten Zelte, Zeltheizungen,
Schlafsäcke, Feldbetten usw. Die Zelte konnten
als Wetterschutz und Aufenthaltszelte
an den Sandsackfüllstationen in den Einsatz
gebracht werden, zeitweise wurden sie auch
als Unterkünfte und Ruhebereich im primär
zugewiesenen Bereitstellungsraum benötigt.
Durch diese Vorhaltung konnten z.B. die Einsatzkräfte
und die Verpflegung vor der starken
Sonneneinstrahlung effektiv geschützt und die
Sandsackfüllstationen in ihrer notwendigen Arbeit
unterstützt werden.
Zudem konnte den örtlichen Einsatzleitungen
zusätzliche Transportkapazitäten angeboten
werden, nachdem die mitgeführten Lkw entladen
worden waren. Zwar war eine große
Anzahl von benötigten Rüst-, Pump- und Gerätewagen
sowie Wechselladerfahrzeugen im
Einsatzraum Magdeburg eingetroffen, Fahrzeuge
mit hoher Ladekapazität (etwa für den
Sandsacktransport) waren aber zusätzlich gefragt.
Somit stellte dieses Potential der DRK
LaVo Nordrhein einen weiteren bedeutsamen
Beitrag für den Erfolg des Einsatzes vor Ort dar.
Grafik und Produktion: jens@pesch.at, 01/2010
Kombi TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer
Luftrettung (optional) 0/1/2/3
Kombi
Hochwasser (optional) 0/3/7/10
Kombi
Kombi
Anhänger Hochwasser
SAR
GrFü Luftretter Luftretter
GrFü TrFü Bootsmann ReS KF BE
Anhänger Hochwasser TrFü Bootsmann ReS KF BE Helfer
Gruppe Technik und Sicherheit (optional) 0/1/3/4
Kombi Anhänger Technik
GrFü Technikhelfer Technikhelfer Technikhelfer
Ruhe- und Bereitstellungsräume
Nach der ersten Übernachtung in den mitgeführten
Zelten konnte der verstärkte WR-Z
NRW vom zunächst zugewiesenen Bereitstellungsraum
„Börde Park“ am Sonntag, dem 9. Juni
2013, problemlos an die Grundschule „Kannenstieg“
verlegt werden. Die Kräfte des verstärkten
Wasserrettungszuges begannen sofort mit
der Einrichtung der notwendigen Infrastruktur.
Letztlich wurde der Ruhe- und Bereitstellungsraum
„Kannenstieg“ für die Aufnahme und
Unterbringung von insgesamt ca. 250 Einsatzkräften,
neben dem WR-Z des DRK-Landesverbandes
Nordrhein auch für WR-Z der DLRG aus
Nordrhein-Westfalen, ertüchtigt und bis zum
Einsatzende betrieben.
Hierfür wurden u.a. Sanitär- und Duscheinrichtungen
in der Schule sowie der benachbarten
Sportanlage betrieben. Zur Betreuung und Versorgung
der 250 Einsatzkräfte wurden mehrere
Zelte errichtet und Feldkochherde betrieben.
Auf dem Parkplatz der benachbarten Altenund
Pflegeeinrichtung konnten nach Rücksprache
mit der Heimleitung die Großfahrzeuge des
WR-Z NRW abgestellt werden. Im Ergebnis war
so die Unterbringung und Einsatzbereitschaft
der am Kannenstieg stationierten WR-Z und
deren Einbindung in die Hilfeleistung in Magdeburg
jederzeit sichergestellt.
Abb. 4: Struktur der Wasserrettungszüge
im DRK-Landesverband
Nordrhein e.V.
Klaus Püttmann
Technischer Leiter
Wasserwacht
DRK Nordrhein
Auf`m Hennekamp 71
40 225 Düsseldorf
klaus.puettmann@wasserwacht-nordrhein.de
21. Jahrgang · Juni 2014 · 123
IM EINSATZ
19
RETTUNG/SANITÄT
Abb. 5: Die HgWR zeichnet
sich durch ihren speziellen
und hohen Einsatzwert aus
Führung und Verbindung
Vor Ort wurden zur Führung der operativen
Gefahrenabwehrkräfte u.a. zwei Technische
Einsatzleitungen (TEL) gebildet und eingesetzt
– für den Bereich westlich der Elbe die sog. „TEL
Köln“, östlich der Elbe die „TEL Hannover“. Zur
Koordination aller Wasserrettungskapazitäten
in Magdeburg war zudem ein „Meldekopf Wasserrettung“
eingerichtet, der überwiegend per
Mobiltelefon kontaktiert werden musste.
Wegen wechselnder Telefonnummern konnte
die ständige Erreichbarkeit des hier jeweils
Verantwortlichen leider nicht durchgehend sichergestellt
werden. Hier zeigte sich, dass die
adäquate kommunikationstechnische Anbindung
entsprechender (Führungs-)Stellen im
überörtlichen Einsatz im Detail verbesserungswürdig
ist.
„Auch grundsätzlich ist die Einrichtung einer
koordinierenden Stelle für die Wasserrettung
unterhalb einer TEL konzeptionell zu überdenken“,
so Klaus Püttmann. „Aus meiner Sicht
entstand hier – durch die teilweise unklare Führungsstruktur
und fehlende Informations- und
Kommunikationstechnik – ein vermeidbarer
zusätzlicher Koordinationsaufwand.“
Fließwasserretter
Innerhalb des WR-Z wurden erstmals Fließwasserretter
der DRK-Wasserwacht in den Einsatz
der Bootstrupps eingebunden. Durch ihre spezielle
Ausrüstung konnten sie nicht nur bei der
wasserseitigen Deichverteidigung eingesetzt
werden; sie stellen auch bei Evakuierungen und
der Wasserrettung in Hochwasserlagen wert-
volle Helfer in den Bootstrupps dar. „Die Ausbildung
weiterer Fließwasserretter und deren
Einbindung in die WR-Z sollte weiter verfolgt
und unterstützt werden“, so der Technische Leiter
der Wasserwacht, Klaus Püttmann.
Hoher Einsatzwert der Wasserrettungszüge
Dieser Einsatz hat verdeutlicht, dass die in
NRW landesweit einheitlich aufgestellten Wasserrettungszüge
einen hohen Einsatzwert bei
entsprechenden Hochwasserlagen haben. Der
hier eingesetzte und ad-hoc verstärkte Wasserrettungszug
des DRK war ein leistungsstarker,
auf Hochwasserlagen speziell zugeschnittener
und autarker Verband, der durch die Eigenversorgung
und zusätzliche Leistungen die örtlichen
Einsatzstrukturen spürbar und deutlich
unterstützen konnte.
Die gemachten Erfahrungen hinsichtlich der
Logistik, Versorgung, Eigensicherung der Einsatzkräfte,
Führung und die eingeschränkte
Schichtfähigkeit sollten in den entsprechenden
Konzepten – insbesondere für mehrtägige Einsätze
außerhalb Nordrhein-Westfalens – Berücksichtigung
finden. Etwa könnte für den
Einsatz mehrerer WR-Z eine Führungseinheit
vorgesehen werden – und dies nicht nur für
überregionale Hilfseinsätze –, sodass zwei bis
drei Wasserrettungszüge NRW (WR-Z NRW)
mit einer Logistik- und Versorgungskomponente
inklusive einer Einsatzeinheit NRW (EE
NRW) unter einheitlicher Führung zu einem
„Erweiterten WR-Z NRW“ zusammengefasst
werden könnten.
Weitere Leistungen
der DRK-Wasserwacht Nordrhein
Hubschraubergestützte Wasserrettung (HgWR)
Die HgWR zeichnet sich durch ihren speziellen
und hohen Einsatzwert aus. Diese speziell
geschulten Einsatzkräfte der Wasserrettung
– mit einer rettungsdienstlichen Qualifikation
und regelmäßigen Rezertifizierungen in Kooperation
mit den Standorten der Luftfahrtbetreiber
– konnten multifunktional in den Einsatz
eingebracht werden. Auch aus dem DRK-Landesverband
Nordrhein konnten sogenannte
AirRescueSpecialists (ARS) in diesem Einsatz
ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Das Anhängen von Lasten an Hubschrauber, die
Unterstützung bei Erkundungsflügen sowie die
Rettung und Evakuierung von Betroffenen aus
der Luft sind hier nur einige wenige spezielle
Einsatzmöglichkeiten. Der gemeinsam von der
20
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 124
Wasserwacht des DRK, der DLRG und der Bundespolizei
betriebene Standorte der HgWR in
Hangelar sollte auch in Zeiten der sprichwörtlich
gewordenen „knappen Kassen“ erhalten
und ggf. gestärkt werden. Dies trifft sicherlich
auch auf weitere Standorte der HgWR bundesweit
zu.
Gemeinsame Ausbildung der Einsatzkräfte
Im Zuge dieses Einsatzes konnte festgestellt
werden, dass die Entscheidung für eine weitgehend
gemeinsame Helfergrundausbildung
und Führungskräftequalifikation der Gemeinschaften
Wasserwacht und Bereitschaften im
DRK-Landesverband Nordrhein sich bewährt
hat. Der gemeinschaftsübergreifend einheitliche
Sprachgebrauch an der Einsatzstelle, einheitliche
Begrifflichkeiten, Meldewesen und
Führungsstrukturen sind für die Einsatzkräfte
der DRK-Einsatzformationen regelmäßiger
Ausbildungsgegenstand – auch über die DV 100
hinaus – und erleichtert das „Leben in der Lage“
erheblich.
Die strikte Orientierung an den einschlägigen
bundesweit verbreiteten Glossars (z.B. des BBK
und der SKK) und Dienstvorschriften (z.B. die
DV 100) erweist sich dabei als unabdingbar. Nur
auf dieser Grundlage konnte auch die Einbindung
von Fachberatern der DRK-Wasserwacht
Nordrhein in die TEL Köln, über die hier tätige
„MoFüst Rheinland“ aus dem Regierungsbezirk
Köln, erfolgreich dargestellt werden.
Fazit
Die Motivation und das Engagement aller eingesetzten
Einsatzkräfte des DRK aus dem Landesverband
Nordrhein waren für Klaus Püttmann
enorm: „Als verantwortliche Führungskraft des
verstärkten Wasserrettungszuges möchte ich an
dieser Stelle ein herzliches Dankeschön allen
mitwirkenden DRK-Einsatzkräften, dem Ministerium
für Inneres und Kommunales NRW,
den Bezirksregierungen Köln und Düsseldorf,
dem DRK-Einsatzstab im Landesverband Nordrhein,
der DRK-Landesvorhaltung Nordrhein,
den vielen Arbeitgebern, meiner ausgezeichneten
Führungsmannschaft und nicht zuletzt
unseren Familien sagen, die uns wieder einmal
den Rücken für diesen Einsatz freigehalten und
gestärkt haben. Auch die große Solidarität der
Bevölkerung und die gute Zusammenarbeit mit
anderen Hilfsorganisationen werden mich lange
an diesen Hochwassereinsatz erinnern. Nur
gemeinsam konnten wir eine solche Situation
meistern.“
Wasserrettungszug Nordrhein-Westfalen
Beim „Wasserrettungszug Nordrhein-Westfalen“ handelt es sich um einen behördlich
per Erlass geregelte Einsatzformation. Ein entsprechendes Papier des NRW-Innenministeriums
beschreibt den Wasserrettungszug (WR-Z NRW) dabei als taktische Einheit des
Katastrophenschutzes. Sie soll zum Einsatz kommen, wenn Einsatzlagen wie z.B. Überschwemmungen
oder Hochwasser mit den örtlichen Vorhaltungen zur „alltäglichen“ Gefahrenabwehr
allein nicht mehr zu bewältigen sind. Zu den planerischen Aufgaben der WR-Z
NRW gehören neben der Rettung von Menschen und Tieren auch die Evakuierung oder
Versorgung der Bevölkerung überschwemmter Gebiete sowie Deichsicherung oder Unterstützung
bei der Bergung wassergefährdender Stoffe. Darüber hinaus kann ein WR-Z NRW
auch zur Unterstützung bei Einsätzen jeglicher Art eingesetzt werden.
Der Einsatz eines WR-Z NRW ist nicht auf eine örtliche Zuständigkeit begrenzt, sondern
konzeptionell in allen Landesteilen oder auch in anderen Ländern möglich. Der vorgesehene
Einsatzbereich liegt im, am und auf dem Wasser. Die erforderlichen Einheiten werden von
den Hilfsorganisationen im Rahmen Ihrer Mitwirkung gemäß nordrhein-westfälischer Gesetzeslage
(Gesetz über den Feuerschutz und die Hilfeleistung, FSHG, §18) eingesetzt. Das
Konzept sieht die Aufstellung von 20 WRZ in Nordrhein-Westfalen vor.
Bei einer Gesamtstärke von 44 Einsatzkräften (1/9/34/44) sind im WR-Z NRW ein Führungstrupp,
drei Bootsgruppen und eine Tauchgruppe vorgesehen. Zusätzlich ist noch ein Logistiktrupp
(0/1/3/4) möglich. Die vorgesehene Besetzung soll mindestens in doppelter Stärke
benannt sein. Die konkreten planerischen Leistungsmerkmale lauten gemäß Konzept:
• Evakuierungen von mindestens 50 Personen pro Stunde aus überschwemmten
innerstädtischen Wohngebieten.
• Evakuierung von mindestens 20 Personen oder 10 Großtieren pro Stunde aus
ländlichen Gebieten.
• Sicherung der Grundversorgung – von 500 Einwohnern im Schichtsystem
(unterstützt von zwei weiteren WR-Z NRW).
• Deichsicherung von Abschnitten bis zu 50 m Länge pro Tag bei Bereitstellung des
Materials und mit Unterstützung weiterer Helfer.
• Sicherung wassergefährdender Stoffe in überschwemmten Gebieten wie z.B.
Heizöltanks durch Unterstützung der Feuerwehr- oder THW-Kräfte im und am Wasser.
• Unterstützung bei Einsätzen, die nicht im Zusammenhang mit den originären Aufgaben
stehen soweit erforderlich.
Zur wirkungsvollen Erfüllung dieser Aufgaben ist für den WR-Z NRW (vereinfacht) folgende
Ausstattung und Mindestqualifikation vorgesehen:
Zur wirkungsvollen Erfüllung dieser Aufgaben ist für den WR-Z NRW (vereinfacht) folgende
Ausstattung und Mindestqualifikation vorgesehen:
Führungstrupp: Zugführer mit einem stellv. Zugführer und zwei Führungsgehilfen (je ein
Kraftfahrer und Sprechfunker) mit einem Kommandowagen oder einem ELW 1;
Tauchtrupp: Tauchgruppenführer (Gruppenführer und Einsatztaucher), Tauchtruppführer
(Truppführer und Einsatztaucher), zwei Einsatztaucher und ein Signalmann (Signalmannausbildung)
mit Leichttauchgeräten, Transport-/Gerätewagen und Zusatzausstattung;
Bootstrupp: Bootsgruppenführer (Gruppenführer) als Führer zweier Bootstrupps, ein
Bootsführer (Bootsführerschein), zwei Helfer und ein Kraftfahrer mit einem Motorrettungsboot
inklusive Zubehör sowie zugehörigem Bootsanhänger und Zugfahrzeug.
Konzeptionell ist eine nach Größe und Motorleistung sich unterscheidende Aufteilung der
Motorrettungsboote in Mehrzweckboote, Tauch-/Transportboote, Hochwasserboote und
Erkundungsboote vorgesehen. Die Ausbildung erfolgt dabei nach den Vorgaben der Hilfsorganisationen,
die im Detail die Erfüllung der Anforderungen nach dem Landeskonzept
regeln. Im Einsatzfall können die WR-Z NRW als geschlossener Verband in den Einsatzraum
verlegt werden. Dort kann der Verband auch den Einsatzanforderungen entsprechend
getrennt werden. Steht ein mehrtägiger Einsatz bevor, soll ein WRZ den standortnahen
Sammelraum nach sechs Stunden als Verband in Richtung Einsatzgebiet verlassen können.
Dort ist die Unterstellung an die anfordernde Einsatzleitung (TEL) vorgesehen. Anders als
bei den aufgestellten Einsatzeinheiten des Landes NRW (EE NRW), ist der WR-Z NRW komplett
aus organisationseigenen Finanzmitteln der Hilfsorganisationen aufgestellt und für
den Einsatzfall vorgehalten.
RETTUNG/SANITÄT
21. Jahrgang · Juni 2014 · 125
IM EINSATZ
21
RETTUNG/SANITÄT
„Gut Ding mit Weile“:
EU-Richtlinie zum
Hochwasser-Risikomanagement
C. von Spiczak-Brzezinski
Grundsätzlich stellt Hochwasser einen natürlichen Prozess dar. Erst durch
die Ansiedlung von Menschen entlang großer Flussläufe wurde aus dem natürlichen
Prozess eine Naturgefahr. Es wird bereits aus dem frühen Mittelalter
aus Köln (1095 und 1240) von verheerenden Hochwassern entlang des
Rheins berichtet, welche die Stadt schwer getroffen haben. Dies wurde in
den letzten zweihundert bis dreihundert Jahren häufiger, zum einen durch
die immer dichter werdende Besiedlung und Bebauung entlang der Flüsse,
zum anderen durch schwerwiegende Eingriffe in die Flussläufe (in Deutschland
ab 1817, z.B. Rheinbegradigung).
Weit vor der einsetzenden Industrialisierung
wurde der Hochwasserschutz entwickelt. Erste
Deichverbände gab es bereits ab dem 15. Jahrhundert,
doch erst mit der Industrialisierung
wurden Schutzprojekte im größeren Umfang
umgesetzt. Der historische Hochwasserschutz
beschränkte sich meist darauf, auf höher gelegenem
Gelände zu bauen. Heutzutage wird direkt
in Überschwemmungsgebieten gebaut und
versucht, diese Infrastrukturen durch Deiche
vor Hochwassern zu schützen. Durch die damit
einhergehende Einengung des Flussbettes wurde
und wird der Hochwassereffekt jedoch noch
verstärkt und wirkt sich vor allem auf die unterhalb
gelegenen Flussanlieger aus.
Seit den Hochwassern in den 90er Jahren an
Rhein (1993, 1995) und Oder (1997) reagierte
man in Deutschland – aber auch in anderen
Ländern – auf die zunehmende Gefahr von
extremen Hochwassern und leitete Gegenmaßnahmen
ein. Dominierte zunächst ein
Sicherheitsdenken, versucht man seit einigen
Jahren eine Risikokultur im Hochwasserschutz
zu etablieren. Das vorläufige Ziel dieser Bemühungen
stellt die EU-Hochwasser- Risikomanagement-Richtlinie
dar (EU-HWRM-RL).
Sicherheitsdenken
Beim Ansatz des Sicherheitsdenkens steht der
Schutzaspekt im Vordergrund. Es wurden statistisch
Hochwasserstände errechnet, die alle
100 bis 200 Jahre auftreten, und auf diese Höhe
wurden dann die technischen Hochwasserschutzvorrichtungen
(Deiche, Schutztore,
Schutzmauern, etc.) ausgelegt. Vereinfacht
kann man sagen: Man baute die Deiche so
hoch, wie das Wasser steigen konnte, stieg es
einmal höher, wurden im Anschluss die Deiche
erhöht. In den Maßnahmen des technischen
Abb. 1: Zukünftig gilt es zu
verhindern, dass Hochwasserereignisse
zu erheblichen
Schäden an wichtigen Infrastrukturen
führen
22
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 126
Hochwasserschutzes sah man seinerzeit den
Goldstandard.
Risikokultur
Bei der Risikokultur hingegen wird ein anderer
Ansatz vertreten. Dabei wird nicht nur auf
der einen Seite versucht, eintretende Ereignisse
zu bewältigen, sondern weitere präventive
Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu
senken, dass ein solches Ereignis schwerwiegende
Auswirkungen hat. Übertragen auf den
Hochwasserschutz bedeutet dies, dass nicht
einfach nur Deiche erhöht werden, um einen
Ort vor Hochwassern zu schützen, sondern es
werden auch Maßnahmen ergriffen, um z.B.
den Pegelstand zu senken (Polder öffnen, neue
Überschwemmungsgebiete einrichten) oder
durch raumplanerische Maßnahmen (keine Bebauung
in überschwemmungsgefährdeten Gebieten)
die Auswirkungen eines Hochwasser
reduzieren. Erste Maßnahmen und Aktionspläne,
welche diesen Ansatz verfolgen, wurden
durch die Bund/Länder Arbeitsgemeinschaft
Wasser (LAWA) bereits 1995 verabschiedet,
nachdem es kurz hintereinander zu zwei extremen
Rheinhochwasser gekommen war. Diese
Maßnahmen wurden nach jedem Hochwasser
weiter ausgebaut und gipfeln nun in der Europäischen
Richtlinie zum Hochwasserrisikomanagement.
Hochwasserrisikomanagement
Seit einigen Jahren existiert bereits der Ansatz
des integrierten Hochwasserrisikomanagements.
In diesem Prozess werden alle Fachdisziplinen
beteiligt, die helfen können, das Risiko
zu minimieren, das von Hochwassern ausgeht.
Dabei setzt der Hochwasserschutz nicht erst
entlang der Flussläufe ein, sondern bereits viel
früher, in den Wäldern, auf Feldern und auch in
Wohngebieten. Hier wird durch Aufforstung,
besseres Wirtschaften und die Reduzierung
versiegelter Flächen erreicht, dass der Boden
mehr Wasser aufnehmen kann. Somit kommt
bei anhaltenden starken Niederschlägen z.B.
das Wasser nur in Teilen und dann auch nur
stark verzögert in die großen Flussläufe, was
ebenfalls hilft, Hochwasser zu reduzieren.
Das zweite große Element stellt, wo möglich
und umsetzbar, eine Renaturierung von Bachund
Flussläufen dar. Durch diese Maßnahmen
fließen Wassermassen langsamer ab bzw. sie
finden weite Flächen vor, um sich auszudehnen,
wodurch die Pegel ebenfalls stark zu senken
sind. Diese Maßnahmen lassen sich naturgemäß
nicht überall umsetzen, vor allem entlang
hiesiger großer Wasserstraßen muss ein
Kompromiss zwischen Transportwirtschaft
und Hochwasserschutz gefunden werden. Hier
bietet sich vor allem entlang von Flüssen wie
Rhein, Elbe und Donau an, Deiche zurückzuverlegen,
um dem Wasser mehr Raum zu geben.
Dabei sollen natürlich keine Siedlungen ins
Wasser gesetzt werden, aber in vielen Regionen
werden auch Felder und Wiesen durch Deiche
eingeschlossen, die als Überschwemmungsfläche
genutzt werden könnten. Hinzu kämen so
genannte Polder, Gebiete, die zwar hinter dem
Deich liegen, aber über Schleusen gefahrlos geflutet
werden können, ohne Wohn- oder Gewerbegebiete
zu überschwemmen.
Der letzte große Abschnitt des Hochwasserrisikomanagements
umfasst das Baurecht. Hier
werden nach genauen Vermessungen die Überschwemmungsgebiete
entlang der Flussläufe
neu ausgewiesen und für diese Gebiete das
Baurecht geändert. In vielen Fällen sind dann
Neubauten gänzlich verboten, ebenso An- und
Erweiterungsbauten bestehender Immobilien.
Hinzu kommen Auflagen, etwa der Verzicht
auf Anlagen, die wassergefährdende Stoffe enthalten
(z.B. Ölheizungen). Aber auch Tanklager
oder bestimmte chemische Betriebe dürfen sich
dort dann nicht mehr ansiedeln.
Abb. 2: Das Hochwasserrisikomanagement
ist in die
Katastrophenvorsorge als
vorbeugende Maßnahme
einzuordnen
RETTUNG/SANITÄT
21. Jahrgang · Juni 2014 · 127
IM EINSATZ
23
RETTUNG/SANITÄT
Abb. 3: Spezielle Maßnahmen
zum Schutz von gefährdeten
Gebäuden können
vorgeplant werden (Objektschutz)
Der Grundgedanke des integrierten Hochwasserrisikomanagements
ist der prozesshafte
Kreislauf. Dabei soll, ähnlich wie bei dem Führungskreislauf
nach DV 100, die bestehende
Situation analysiert werden, um Maßnahmen
zur Reduzierung des Hochwasserrisikos zu
planen und umzusetzen. Nach der Umsetzung
dieser Maßnahmen wird dann die neue Situation
bewertet. Ziel ist es, dieses Kreislaufschema
immer fortwährend zu durchlaufen und bei
jedem Durchgang das Hochwasserrisiko ein
wenig zu reduzieren. Durch diesen Prozess ist
von einem sich stetig verbessernden Hochwasserschutz
auszugehen. Durch die fortwährende
Auseinandersetzung mit dem Hochwasserrisiko
bleiben Hochwasserkarten und Einsatzpläne
immer auf dem aktuellen Stand und ermöglichen
so eine bessere Abwehr von Hochwassern.
Diese EU-Richtlinie setzt in großen Teilen die
Ansätze des integrierten Hochwasserrisikomanagements
um und macht dies zur Vorgabe
für alle EU-Mitgliedsländer, wie der Hochwasserschutz
auf nationaler Ebene zu organisieren
und zu planen ist. Neben dem besseren Ansatz
des Risikomanagements verspricht man
sich im vereinten Europa auch eine bessere
Abstimmung von Maßnahmen bei grenzüberschreitenden
Flussgebietseinheiten. Die großen
Flusssysteme, welche in den vergangenen 20
Jahren mit extremen Hochwassern aufgefallen
waren, führen dabei meist durch mehrere Länder.
So wurden bei den Hochwassern auf Rhein,
Elbe, Oder und Donau jeweils gleich mehrere
Länder durch Hochwasser in Mitleidenschaft
gezogen, sowohl am Oberlauf der Elbe (Tschechien)
und am Oberlauf der Oder (Polen) als
auch am Unterlauf der Donau (vor allem in Österreich,
Ungarn, Rumänien, Bulgarien).
Die Umsetzung der Richtlinie erfolgt(e) in drei
Schritten: Zunächst wurde von Anfang 2010 bis
Ende 2011 eine vorläufige Bewertung von Hochwasserrisiken
vorgenommen. Dabei wurde vor
allem Bezug auf bestehende Karten und Pläne
sowie Erfahrungswerte mit hohen Wasserständen
zurückgegriffen und spezielle Risikogebiete
ausgewiesen. Im zweiten Schritt wurden
von Anfang 2012 bis Ende 2013 einheitliche
Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten
erstellt. Diese weisen zum einen die
Ausdehnung der Überschwemmung und dabei
entstehende Wassertiefen in Überschwemmungsgebieten
aus, zum anderen werden bestimmte
Risikoelemente betrachtet, die durch
die Überschwemmungen gefährdet sind. Dazu
gehören neben der Bevölkerung wichtige Infrastrukturen
wie Krankenhäuser, Elektrizitätswerke
und schützenswerte Kulturgüter. Dabei
wurden jeweils folgende Szenarien betrachtet
und in Kartenwerken dargestellt:
EU-Richtlinie
Am 23. Oktober 2007 verabschiedeten der Europäische
Rat und das Europäische Parlament
die Richtlinie über das Management von Hochwasserrisiken
(RICHTLINIE 2007/60/EG).
Die Vorgaben aus dieser Richtlinie wurden im
Rahmen der Neuordnung des Wasserhaushaltsgesetzes
(2010) in Deutschland rechtskräftig.
Aus den Vorgaben der Richtlinie entwickelte
die Bund/Länder Arbeitsgemeinschaft Wasser
(LAWA) Arbeitshilfen und Vorschriften, die für
Deutschland die Details zur Umsetzung der
EU-Richtlinie festschreiben.
• Hochwasser mit niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit
(HQ extrem
),
• Hochwasser mit mittlerer Eintrittswahrscheinlichkeit
≥ 100 Jahre (HQ 100
) und
• Hochwasser mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit
(HQ häufig
).
Die Karten stehen inzwischen auf den Internetseiten
der zuständigen Landesmittelbehörden
zum Download bereit. Die Zuständigkeit
variiert dabei zwischen den Bundesländern, in
NRW sind z.B. die oberen Umweltschutzbehörden
zuständig, die bei den fünf Bezirksregierungen
ansässig sind.
24
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 128
Seit Anfang des Jahres sind die zuständigen Behörden
auf allen Ebenen damit befasst, bis Ende
2015 Hochwasserrisikomanagementpläne zu
erstellen. Diese Pläne werden für jede Stadt und
jeden Landkreis aufgestellt und umfassen alle
Maßnahmen zum Management der Hochwasserrisiken,
die auf dem jeweiligen Stadtgebiet
umzusetzen sind. Die Herausforderung besteht
darin, dass in einem Plan für jeweils eine Stadt
viele verschiedene Maßnahmen verschiedener
Behörden auf kommunaler, Landes- und Bundesebene
zusammengefasst werden müssen.
Dabei zeichnet jede Verwaltungsebene für andere
Maßnahmen verantwortlich. So sind für
den technischen Hochwasserschutz entlang
der Bundeswasserstraßen die Landesbehörden
zuständig. Maßnahmen und Alarmpläne
für den Katastrophenschutz fallen dabei in die
kommunale Zuständigkeit. Hier müssen nicht
nur Alarmpläne für die Deichverteidigung erarbeitet,
sondern auch alle anderen Maßnahmen
durch die Stadtverwaltung (wie Stromabschaltungen,
Umleitung des ÖPNV, Evakuierungen,
usw.) erstellt werden.
Die EU-Richtlinie schreibt zudem vor, dass dieser
Prozess von nun an alle sechs Jahre durchlaufen
werden soll – analog zum bisherigen
Ablauf. Ende 2015 wird der Kreislauf des Hochwasserrisikomanagements
zum ersten Mal
durchlaufen sein und es sollten dann flächendeckend
Pläne zum Hochwasserrisikomanagement
bestehen. Damit wäre der größte Teil der
Arbeit geschafft und der iterative Prozess des
Risikomanagements für den Hochwasserschutz
in der EU etabliert. Von da an werden die Pläne
fortlaufend gepflegt und ergänzt, neue Karten
erstellt und – bei planmäßigem Verlauf – das
Hochwasserrisiko stetig vermindert.
Zusammenfassung
Die Einführung weiter Teile des integrierten
Hochwasserrisikomanagements als verbindliche
Vorgabe im Hochwasserschutz für die
EU schreibt den bereits vor geraumer Zeit
eingeleiteten Paradigmenwechsel im Hochwasserschutz
fest. Dadurch erhält das Risikomanagement
nun auch in diesem Bereich
flächendeckend Einzug, nachdem bereits in
vielen anderen Feldern bereits auf Basis von Risikoanalysen
gearbeitet wird (z.B. Störfallrecht,
Finanzwirtschaft).
Inkrafttreten der Richtlinie
am 26. November 2007
Vorläufige Bewertung
des Hochwasserrisikos
Erstellung von Hochwassergefahrenund
-risikokarten
Erstellung von Hochwasserrisikomanagementplänen
Überprüfung der vorläufigen Bewertung,
Aktualisierung alle 6 Jahre
Überprüfung der Hochwassergefahren- und
-risikokarten, Aktualisierung alle 6 Jahre
Überprüfung der Hochwasserrisikomanagemtpläne,
Aktualisierung alle 6 Jahre
22.12.
2011
22.12.
2013
Grundsätzlich stellt das Konzept des Risikomanagements
an sich keine großartige Neuerung
dar, es ist in vielen Bereichen seit langem etabliert.
Nun erhält es auch im Hochwasserschutz
Einzug und strukturiert das Vorgehen aller EU-
Mitgliedsländer auf die gleiche Weise. Wesentliche
Erfolge und eine signifikante Verringerung
des Hochwasserrisikos werden sich jedoch erst
in einigen Jahren ergeben, wenn die Maßnahmen
weitestgehend umgesetzt wurden. Hier
spielt auch die Langfristigkeit der Maßnahmen
eine wichtige Rolle. Durch die aufwändigen
Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie
lange Bauzeiten bei großen Bauprojekten können
sich Maßnahmen wie die Rückverlegung
von Deichen auch 15 bis 20 Jahre hinziehen.
Dies sieht man z.B. sehr gut entlang der Elbe,
wo man nach dem Hochwasser im Jahr 2002
umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung
des Hochwasserschutzes eingeleitet hat. Bis
heute wurden zwar schon etliche Maßnahmen
abgeschlossen, der Großteil der Bauprojekte
befindet sich jedoch noch in der Planung oder
Umsetzung. Daher waren die Auswirkungen
der Hochwasser von 2013 in vielen Bereichen
ähnlich gravierend wie im Jahr 2002. An etlichen
anderen Stellen waren wiederum die Verbesserungen
des Hochwasserschutzes bereits
deutlich spürbar. Dies betrifft Deichbaumaßnahmen
und die Schaffung von Poldern sowie
zusätzlichen Überschwemmungsflächen gleichermaßen.
Wichtig ist auch, dass die EU-HWRM-RL viele
Maßnahmen aus allen Teilen des Rahmen-
Kreislaufes für das Katastrophenmanagement
aufgreift und somit einen ganzheitlichen Ansatz
verfolgt. Zwar ist erkennbar, dass der
Schwerpunkt der Richtlinie auf die Hochwasservorsorge
ausgerichtet ist, aber auch die Maßnahmen
der Gefahrenabwehr während und zur
Regeneration nach Hochwasserereignissen finden
darin Aufnahme.
22.12.
2015
22.12.
2018
22.12.
2019
22.12.
2021
Abb. 4: Zeitlicher Ablauf des
EU-Risikomanagements für
(zukünftige) Hochwasserereignisse
Christian von
Spiczak-Brzezinski
Ingenieur für Rettungswesen
Student Katastrophenvorsorge/Katastrophenmanagement
ChristianSB@gmx.de
Weitere Informationen:
www.flussgebiete.nrw.de
(Hochwasserrisikomanagement
NRW)
www.lawa.de
RETTUNG/SANITÄT
21. Jahrgang · Juni 2014 · 129
IM EINSATZ
25
RETTUNG/SANITÄT
Online-Plattform ohne Bindung an Hilfsorganisation:
Team Bayern organisiert
Laienhelfer im Katastrophenfall
G. Bücherl
„Team Bayern“ ist eine Kooperation des Bayerischen Roten Kreuzes mit dem
Bayerischen Rundfunk. Freiwillige können sich auf einer Online-Plattform
registrieren, um bei Katastrophen und anderen Notfällen gezielt professionelle
Helfer zu unterstützen. Vorbild sind „Team Österreich“ und „Team
Mecklenburg-Vorpommern“. Mit „Team Bayern“ soll eine Plattform geboten
werden, um dauerhaft die Daten und konkreten Fähigkeiten von Freiwilligen
zu sammeln, die sich nicht an eine Hilfsorganisation binden wollen, aber
mit anpacken, wenn Hilfe dringend gebraucht wird. Freiwillige registrieren
sich dazu in einer Datenbank und werden im Bedarfsfall per SMS alarmiert.
Als im Sommer 2013 in Süddeutschland das
Hochwasser die Schlagzeilen dominierte, waren
Tausende Helferinnen und Helfer im Einsatz.
Professionelle Helfer der Feuerwehren und
Hilfs organisationen, viele von ihnen ehrenamtlich.
Dazu kam eine große Zahl von Freiwilligen,
die keiner Organisation angehörten
und weder über Uniform noch Training im
Hochwassereinsatz verfügten. Wie schon beim
Elbe-Hochwasser im Jahr 2002 war die spontane
Hilfsbereitschaft der Bevölkerung groß.
Ob Sandsäcke füllen, Schlamm schaufeln oder
Hilfsgüter sortieren: Viele packten wie selbst-
verständlich mit an. Anders als 2002 organisierten
sich die Freiwilligen vielfach spontan
über Gruppen in sozialen Netzwerken wie Facebook.
So wurden Hilfe bedarf und Hilfsangebote
koordiniert.
Auch das BRK und der Bayerische Rundfunk
boten mit ihrer gemeinsamen Initiative „Bayern
packt an“ eine solche Koordinationsplattform.
„Das war eine ganz spontane Kooperationsidee
ohne große Vorbereitung“, sagt Raimund Heiny
selbstkritisch. Der 57-jährige Diplom-Biologe
ist ehrenamtlicher Bezirksbereitschaftsleiter
des Roten Kreuzes in Unterfranken. „Wir erhielten
mehr als 3.000 Hilfsangebote und konnten
auch alle Hilfsgesuche bedienen, aber die
Erfassung der unterschiedlichen Angebote war
schon sehr mühsam.“
Übergeordnete Koordinationsplattform
Aus der Zusammenarbeit beim Hochwasser
lernten der BR und Rotes Kreuz zudem, dass
die vielen spontanen Gruppen in den sozialen
Abb. 1: Das Stapeln von
Sandsäcken ist eines der
Betätigungsfelder für die
Freiwilligen
26
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 130
Netzwerken zwar sehr schnell und effizient arbeiteten,
eine übergeordnete Koordination aber
nicht stattfand. Außerdem konnten viele Einsatzleitungen
mit den Hilfsangeboten wenig
anfangen, die Integration in die traditionellen
Einsatzstrukturen im Katastrophenschutz
war eine Herausforderung. Und nicht zuletzt
zeigte sich, dass Hilfe auch über einen längeren
Zeitraum nach der eigentlichen Katastrophe
notwendig ist und dass es sehr hilfreich wäre,
Freiwillige gezielt und nach bestimmten Kriterien
zum Einsatz zu bringen.
RETTUNG/SANITÄT
Diese Erfahrungen spornten Heiny und seine
Kollegen an, „Team Bayern“ zu forcieren, das
sie bereits seit zwei Jahren vorbereitet hatten.
Es soll eine Plattform bieten, um dauerhaft die
Daten und konkreten Fähigkeiten von Freiwilligen
zu sammeln, die sich nicht an eine Hilfsorganisation
binden wollen, aber mit anpacken,
wenn Hilfe dringend gebraucht wird. „Unser
Ziel und die Vision dieses Projektes ist, dass wir
Bayerns größtes Hilfswerk installieren, damit
wir große Katastrophen bewältigen können“,
sagte Christa Prinzessin von Thurn und Taxis,
die damalige BRK-Präsidentin, zum Projektstart.
„Wir mussten das Rad nicht neu erfinden“,
ergänzt Heiny. „Das Team Österreich besteht
seit 2007, das Team Mecklenburg-Vorpommern
seit 2011.“
Beide Projekte sind eine Kooperation zwischen
Rotem Kreuz und regionalen Medienpartnern.
Sie funktionieren nach demselben Prinzip:
Freiwillige registrieren sich in einer Datenbank
und werden im Bedarfsfall per SMS alarmiert.
Sie können in jedem Einzelfall entscheiden, ob
sie für den konkreten Einsatz zur Verfügung
stehen oder nicht. Sie erhalten nach ihrer Anmeldung
eine vierstündige Einweisung, gehen
aber ansonsten keinerlei Verpflichtungen ein.
Im Einsatzfall sind sie über das Rote Kreuz versichert.
Eine Kontaktaufnahme erfolgt jedoch
nur im Einsatzfall und keinesfalls zu Werbeoder
Marketingzwecken. „Uns ist sehr wichtig,
die Daten der Freiwilligen nicht zu missbrauchen
und sie auch nicht mit lästigen Mailings
abzuschrecken“, so Heiny.
Mitmachen kann jeder, der in Bayern oder angrenzenden
Regionen wohnt und über eine
deutsche Mobiltelefonnummer und Zugang
zu einer aktiven E-Mail-Adresse verfügt. Wer
sich online registriert, gibt zunächst die persönlichen
Daten und Informationen zu seiner
Erreichbarkeit ein. Anschließend muss sich
der Freiwillige entscheiden, für welche Art von
Aufgaben er zur Verfügung steht. Zur Auswahl
stehen so unterschiedliche Bereiche wie administrative
Tätigkeiten, Versorgung der Bevölkerung
mit Informationen, Betreuung von
Unverletzten oder Logistikaufgaben. Zudem
kann man angeben, ob man auch unabhängig
von Katastrophen für Nachbarschaftshilfe, Einmal-Aufgaben,
Projekte oder Veranstaltungen
zur Verfügung steht.
Es folgen Fragen zu Kleidergröße, Dauer eines
möglichen Einsatzes, dem gewünschten Einsatzradius
und eigenen Ressourcen, die der
Freiwillige zum Einsatz mitbringen kann. „Das
können Autos sein, aber auch spezielles Werkzeug
oder Pumpen“, so Heiny. Auch Einschränkungen
der Einsatzfähigkeit oder Allergien
sollten die Freiwilligen angeben, ebenso wie
eine mögliche Zugehörigkeit zu einer Hilfsorganisation.
Außerdem werden vorhandene
Qualifikationen wie Sprachkenntnisse, Führerscheine
und Berufsausbildungen abgefragt.
„Den sehr detaillierten Fragebogen haben wir
im Wesentlichen von unseren österreichischen
Kollegen übernommen“, sagt Heiny. „Das hat
uns Arbeit erspart und stellt außerdem sicher,
dass wir bei künftigen Hilfeersuchen an das
Team Bayern gezielt die geeignetsten Freiwilligen
per SMS informieren können. Denn die
alarmierten Helfer sollen ja auch tatsächlich
sinnvoll zum Einsatz kommen.“ Etwa 3.600
Freiwillige haben sich seit Anfang November
2013 beim „Team Bayern“ registriert.
Wichtig ist den Initiatoren, dass das „Team
Bayern“ nicht in Konkurrenz zu etablierten
Hilfsorganisationen tritt. „Wir wollen die organisierten
Helfer ergänzen, entlasten und unterstützen“,
betont Heiny und ergänzt: „Team
Bayern ist kein exklusiver Ressourcenpool des
Abb. 2: Über die Website
geben die Freiwilligen eine
Reihe von Daten ein, die der
gezielten Alarmierung im
Einsatzfall dienen
Gabriel Bücherl, M.A.
Fachjournalist
gabriel@denkkommune.de
21. Jahrgang · Juni 2014 · 131
IM EINSATZ
27
RETTUNG/SANITÄT
so Heiny. „Schließlich soll das Team Bayern
nicht als Vermittler billiger Arbeitskräfte missbraucht
werden oder die Helfer gefährden.“
Kommt es dann zu einem Einsatz des Teams,
werden in der Datenbank die geeigneten Freiwilligen
ausgewählt und per SMS alarmiert. Sie
antworten per SMS mit „Ja“ oder „Nein“. Wer
für den Einsatz zur Verfügung steht, erhält detaillierte
Informationen per E-Mail und erfährt
außerdem Zeit- und Treffpunkt für eine Einsatzbesprechung.
Abb. 3: Unter Beachtung
der Hygiene ist auch ein
Einsatz von Freiwilligen bei
bestimmten Verpflegungsaufgaben
denkbar
Weitere Informationen:
www.teambayern.info
www.team-mv.info
www.team-mitteldeutschland.de
www.teamoesterreich.at
Roten Kreuzes, sondern kann von jedermann
und jeder Organisation angefordert werden.“
Einsatzvoraussetzungen
Die Voraussetzungen für einen „Team Bayern“-
Einsatz sind ein öffentliches Interesse, eine
durchgehende Betreuung und Begleitung der
eingesetzten Freiwilligen und ein Einsatzumfeld,
das die Freiwilligen weder gefährdet noch
psychisch oder physisch überfordert. „Jede Anforderung
des Teams, die beim Bezirksverband
Unterfranken des Roten Kreuzes eingeht, wird
deshalb von uns auf diese Kriterien überprüft“,
Mögliche Aufgaben für die Freiwilligen
des „Team Bayern“:
• bei Katastrophen und Großschadenslagen:
– administrative Unterstützung (z.B. Registrierung
Betroffener)
– Unterstützung bei der Betreuung (z.B. Essensausgabe)
– Unterstützung durch manuelle Arbeitskraft,
– Unterstützung bei Aufräumarbeiten (z.B. nach
Sturmschäden)
– Unterstützung bei der Logistik (z.B. Kraftfahrerdienste)
– Unterstützung durch spezielle Qualifikationen
(z.B. Dolmetscher)
• bei anderen Einsätzen:
– Unterstützung beim Umzug eines Heimes
– nachbarschaftliche Unterstützung bei Krankheit
oder Behinderung
– Hilfe bei Behindertenschifffahrten
– Dolmetschertätigkeiten
– Unterstützung sozialer Projekte
– Hilfe bei der Arbeit sozialer Einrichtungen
Genaues Profil der Freiwilligen
„Die Freiwilligen des Team Bayern müssen vor
Ort gezielt eingesetzt und begleitet werden“,
sagt Heiny. Denn im Unterschied zu den Helfern
der Hilfsorganisationen sind sie weder für den
Katastropheneinsatz ausgebildet, noch sind sie
es gewohnt, sich in Einsatzstrukturen einzugliedern
oder in Katastrophengebieten zu arbeiten.
Auch die Abläufe und Zusammenhänge sind
ihnen in der Regel nicht bekannt. „Das werden
wir mit den kurzen Einweisungsveranstaltungen
im Vorfeld nur zum Teil kompensieren können“,
sagt Heiny. „Deshalb müssen wir vor Ort genau
darauf achten, die Freiwilligen nur für solche
Aufgaben einzusetzen, denen sie gewachsen
sind. Alles andere übernehmen die dafür ausgebildeten
Helfer der Hilfsorganisationen“.
Das Bedürfnis, „mit anzupacken“
Dass das gut funktionieren kann, hat sich bereits
beim Sommer-Hochwasser 2013 gezeigt.
„Die Integration von Freiwilligen in unsere
klassische Einsatzstruktur war ungewohnt,
aber sehr bereichernd“, berichtet Thomas Wagmüller
vom Münchner Roten Kreuz, der mit
einer SEG „Verpflegung“ gemeinsam mit der
Bundeswehr in Passau Helfer und Einsatzkräfte
verpflegte. „Das waren überwiegend Passauer
Studenten, aber auch ein Verein von Hobbyköchen
und diverse Gastronomieprofis, die uns
da spontan unterstützt haben. Die haben dann
gemeinsam mit unseren Helfern das Lager organisiert,
Semmeln geschmiert oder Obstsalat
geschnitten. Die Unterstützung und die spontane
Hilfsbereitschaft waren wirklich beeindruckend!“
„Wir haben gesehen, dass Menschen in Katastrophen
das Bedürfnis haben, mit anzu packen“,
fasst Raimund Heiny zusammen. „Und wir haben
gesehen, dass sie sich vor allem über soziale
Netzwerke selbst organisieren. Wenn wir nun
etwas Struktur in diese Hilfe bringen wollen
28
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 132
und zudem eine Verbindung zu den professionellen
Hilfsorganisationen herstellen wollen,
können Initiativen wie das Team Bayern oder
unsere Vorbilder in Österreich und Mecklenburg-Vorpommern
das unterstützen. Wenn wir
zudem davon ausgehen, dass der demografische
Wandel und die veränderten Anforderungen an
ehrenamtliches Engagement die organisierte
Selbsthilfe der Bevölkerung immer wichtiger
werden lassen, sollten wir es unbedingt versuchen.
Ich bin gespannt, welche Erfahrungen wir
damit machen.“
RETTUNG/SANITÄT
Vorbildliche Schwester-Teams
Die Erfahrungen der „Schwester-Teams“ geben
Heiny recht: Rund 35.000 Freiwillige sind
beim „Team Österreich“ registriert. Bei den
bisherigen Einsätzen beseitigten die Helfer u.a.
Hochwasser- und Sturmschäden, besetzten ein
Spendentelefon für die Flut in Pakistan, suchten
Vermisste oder schaufelten Schnee. Zudem
engagiert sich ein fester Stamm der Mitglieder
von „Team Österreich“ in einem eigenen Tafel-Projekt,
das an 80 Ausgabestellen in ganz
Öster reich Hilfsbedürftige mit Lebensmitteln
versorgt. 513 registrierte Freiwillige zählt das
„Team MV“ in Mecklenburg-Vorpommern.
Neben einem Einsatz zur Deichsicherung 2013
waren die Helfer auch bei etlichen Übungen
des Roten Kreuzes beteiligt. So unterstützten
sie z.B. eine Betreuungseinheit beim Einrichten
und Betreiben einer Notunterkunft.
Bei allen drei bestehenden Teams ist die Kooperation
mit Medienpartnern wesentlich. So
ist gewährleistet, dass einerseits professionell
für ein Engagement in den Freiwilligenteams
geworben wird. Andererseits können die Medienpartner
im Einsatzfall auch über den Einsatz
der Freiwilligen berichten und zudem etwa
Sach- und Ressourcenspenden passend zum
Einsatzauftrag der Freiwilligen akquirieren.
Das sorgt wiederum für eine Anerkennung des
Freiwilligen-Engagements.
Ob sich bei künftigen Katastrophen Freiwillige
in den Teams engagieren oder doch lieber
weiterhin ihre eigenen Initiativen über soziale
Netzwerke gründen und organisieren, bleibt
abzuwarten. Ebenso wird sich zeigen, ob die
Teams auf einzelne Bundesländer beschränkt
bleiben oder ob es gelingt (wie in Österreich),
bundesweit ähnliche oder gar einheitliche
Strukturen zu schaffen. Schließlich halten
sich Schadensereignisse selten an politische
Grenzen. Das gerade gegründete „Team Mitteldeutschland“
– eine Kooperation zwischen
dem Malteser Hilfsdienst, dem THW, dem Mitteldeutschem
Rundfunk und weiteren Partnern
– scheint die Entwicklung hin zu ähnlichen
Modellen zu bestätigen.
Abb. 4: Beim Hochwassereinsatz
2013 unterstützten
Passauer Studenten, aber
auch ein Verein von Hobbyköchen
und diverse
Gastronomie profis die SEG
Verpflegung u.a. beim Semmeln
schmieren
Röder HTS Höcker GmbH
Hinter der Schlagmühle 1
63699 Kefenrod
Telefon: +49 (0)6049 95 10-0
E-Mail: verkauf@roeder-hts.de
Internet: www.roeder-hts.de
Zelt-Typ Länge x Breite
in Meter
Seitenhöhe
in Meter
Preis in Euro
zzgl. MwSt.
P10 5,00 x 4,75 m 1,70 m 990,00 €
P11 4,00 x 5,90 m 1,90 m 1.030,00 €
P12 6,00 x 5,65 m 1,70 m 1.200,00 €
P13 6,00 x 5,90 m 1,90 m 1.240,00 €
P16 8,00 x 5,65 m 1,70 m 1.465,00 €
P17 8,00 x 5,90 m 1,90 m 1.520,00 €
P20 10,00 x 5,65 m 1,70 m 1.645,00 €
P21 10,00 x 5,90 m 1,90 m 1.735,00 €
P22 12,00 x 5,90 m 1,90 m 1.975,00 €
Weitere Ausstattungen
auf Anfrage.
21. Jahrgang · Juni 2014 · 133
IM EINSATZ
29
RETTUNG/SANITÄT
First Responder 2.0:
Leitstellen-Alarmierung per App
P. Hansak
Das „klassische“ First-Responder-Konzept des Steirischen Roten Kreuzes
wird seit Jahren erfolgreich umgesetzt und wurde mit zurzeit 265 Respondern
bereits in den Regelbetrieb des Rettungsdienstes überführt. Derzeit
können sowohl Rettungssanitäter sowie speziell ausgebildete Laien als First
Responder zu Einsätzen entsandt werden. Die Alarmierung erfolgt über
die Landesleitstelle Steiermark (LLS), in deren Einsatzleitsystem First Responder
im Einsatzmittelvorschlag berücksichtigt werden. Dabei wird im
Einsatzfall an alle für den entsprechenden Einsatzbereich gemeldeten First
Responder eine SMS versandt und einsatzbereite First Responder melden
sich telefonisch zur Einsatzübernahme bei der Leitstelle. Der Leitstelle ist
jedoch bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt, ob, wo genau und wie viele Responder
zur Verfügung stehen. Aufbauend auf einer eigenen Applikation
für Smartphones wurde nun ein völlig neues First-Responder-System entwickelt.
Das Zeitfenster zwischen Auftreten eines Notfalls
und Eintreffen des ersten Rettungsmittels
oder sogar eines „klassischen“ First Responders
soll durch diese Initiative noch besser überbrückt
werden. Im Unterschied zu den bisherigen Systemen,
die Responder nur in einer definierten
Region einsetzen, kommen die neuen Mobilen-
Sanitäter-Responder (MobSanR) überall in der
Steiermark, unabhängig von ihrem Lebens-
mittelpunkt, am aktuellen Aufenthaltsort zum
Einsatz und sind von ihrem Ausbildungsstand
zumindest aktive Rettungssanitäter. Der hohe
Grad der Verfügbarkeit ergibt sich letztlich
durch die Anzahl der eingebundenen Sanitäter
in das System. Mit rund 5.500 solcher potenzieller,
professioneller Ersthelfer (ausgebildete
Sanitäter im Roten Kreuz) bietet dieses System
einen großen Mehrwert für die Versorgungssicherheit
der Bevölkerung. Finanziert wird das
Projekt durch das Land Steiermark, dass auch
die Langzeitfinanzierung sichergestellt hat.
Zur Integration der MobSanR in das Einsatzleitsystem
wurde durch das Steirische Rote Kreuz
in Kooperation mit einer Fachhochschule eine
eigene Smartphone-Applikation zur Einsatzführung
für diese Responder entwickelt. Die
Applikation kommuniziert über eine Schnittstelle
direkt mit der Software der LLS analog
zur Software der Daten-Terminals auf den Einsatzfahrzeugen,
auch die Statusmeldungen entsprechen
denen der Fahrzeuge. Der MobSanR
kann sich über die Applikation an jedem Ort im
Abb. 1: Die neuen Mobilen-
Sanitäter-Responder
(MobSanR) kommen überall
in der Steiermark am aktuellen
Aufenthaltsort zum
Einsatz
30
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 134
Bundesland Steiermark und für jeden beliebigen
Zeitraum selbst in Dienst stellen und in Folge
als First Responder durch die LLS eingesetzt
werden. Im Gegensatz zum bisherigen System
wird er ab der Meldung „Einsatzbereit“ auch
von der Leitstellen-Software als verfügbar erfasst.
Gleichzeitig sendet das Mobiltelefon seine
Standortdaten an die Leitstelle. Diese werden
aber nicht punktgenau und ständig übertragen,
um den Akku des Handys nicht zu sehr zu belasten.
Als Grundlage für weitere, automatische
Positionsmeldungen wurde die Standortänderung
über einem bestimmten Radius hinaus
programmiert. So soll auch die Privatsphäre
des Responders, solange er nicht in den Einsatz
geht, gewahrt bleiben. Erst mit der Alarmierung
wird die standortgenaue Ortung aktiviert und
der Routenplaner für die Navigation zum Einsatzort
gestartet.
Die Dauer der Dienstbereitschaft ist nicht festgelegt,
sie erfolgt individuell durch den Mitarbeiter
selbst. Mit der Abmeldung über die
Applikation wird auch die Verfügbarkeit im
Leitstellensystem wieder aufgehoben. Meldet
sich der Responder im System an, scheint er
wie ein im Dienst befindliches Einsatzfahrzeug
in der Einsatzmittelliste des Disponenten auf
und wird auch im Einsatzmittelvorschlag berücksichtigt.
Die Disposition erfolgt gleich wie
bei jedem anderen Rettungsmittel. Der Einsatz
wird auf das Mobiltelefon des Benutzers übermittelt.
Die Weitergabe von Statusmeldungen
(bestätigt, auf Anfahrt, eingetroffen usw.) und
Einsatzinformationen erfolgt über die Applikation.
Projektphase
In der Projektphase steht die Applikation nur
für das Betriebssystem Android zur Verfügung
und wird von 30 Sanitätern getestet.
Tab. 1: Arten von „First Respondern“ im Steirischen Roten Kreuz
First Responder Mitarbeiter mit Ausbildung zum First Responder und Ausrüstung lt.
Vorschrift (Einsatzrucksack), Einsatz im Umkreis des Wohnortes
First Responder wie First Responder, zusätzlich aktiv als Sanitäter im Rettungsdienst
(Sanitäter) tätig
First Responder Sanitäter, der bereit ist, im Bereich seines aktuellen Aufenthaltsortes
(MobSanR) als First Responder tätig zu werden, minimale Basisausrüstung
• Qualifizierte Rückmeldung an die Landesleitstelle
zur Optimierung der Einsatzkoordination
• Durchführung qualifizierter sanitätsdienstlicher
Basismaßnahmen auf Basis
ABCDE-SAMPLE
• Minimierung des therapiefreien Intervalls
• Einbindung und Anleitung von beteiligten
bzw. unbeteiligten Personen in den Versorgungsablauf
• Erhöhung der Anzahl der primär erfolgreichen
Wiederbelebungen
• Optimierung des Einsatzablaufes
• Psychosoziale Betreuung – durch ihren Einsatz
kann Patienten und Betroffenen das
Gefühl von Sicherheit vermittelt werden,
die Phase der Hilflosigkeit verringert und
die subjektiv gefühlte Wartezeit verkürzt
werden
• Hohe Präsenz in der Öffentlichkeit
Nicht-Ziele
• Die Entsendung von Sanitätern als
MobSanR ersetzt nicht den Einsatz von im
Dienst befindlichen Einsatzmitteln oder re-
Abb. 2: Startbildschirm der
Applikation
RETTUNG/SANITÄT
Projektziele
• Rekrutierung der höchstmöglichen Anzahl
an Sanitätern aus dem Rettungsdienst als
First Responder
• Abdeckung eines ganzen Bundeslandes
durch die hohe Anzahl an Respondern
• Reduzierung des Zeitintervalls zwischen
Auftreten des Notfalls und dem Beginn von
lebensrettenden Sofortmaßnahmen
• Überbrückung der Eintreffzeit des entsendeten
Rettungsmittels
• Professioneller Aufbau von Strukturen vor
Ort
21. Jahrgang · Juni 2014 · 135
IM EINSATZ
31
RETTUNG/SANITÄT
Mag. Dr. Peter Hansak
Landesrettungskommandant
für Steiermark
Leiter Bildungsund
Einsatzzentrum
Laubegg
ÖRK-Landesverband
Steiermark
Abb. 3: Basisausrüstung und
Lehrbehelf
Tab. 2: Infrage kommende Einsatzstichwörter der
LLS im Einsatzleitsystem (Intergraph)
Chir
TRAUMA_NA
Chir
VERBR_NA
Intern
ALLERGIE_NA
Intern
ATEM_NA
Intern
BEWUSST_NA
Intern
HERZ_NA
Intern
STILL
Intern
VERGIFTUNG_NA
Neuro
INSULT_NA
Neuro
KRAMPF_NA
gional gebundenen First Respondern.
• Keine Verzögerung für die Disposition der
notwendigen Rettungsmittel
• Keine Selbstüberschätzung. Die Gewährleistung
der persönlichen Sicherheit hat für
den MobSanR immer Vorrang, d.h. keine
Entsendung bei unklarer Gefahrenlage.
• Verlagerung der Ersten Hilfe von Laien-
Ersthelfern zu professionellen Ersthelfern
• Reduzierung der Fremdhilfeaktivitäten
durch Schaffung eines subjektiven Sicherheitsgefühls
durch Omnipräsenz
• Förderung der Selbstüberschätzung von
Mitarbeitern in First-Responder-Systemen
Die Projektphase wird genau evaluiert. Neben
dem Einsatzprotokoll muss jeder MobSanR
einen eigenen Erhebungsbogen ausfüllen, den
Einsatzverlauf aus seiner Sicht bewerten und
ebenso die Reaktion der Betroffenen, von Einsatzkräften
und Zivilpersonen an der Einsatzstelle.
Jeder Einsatz wird zusätzlich mit dem
Bezirksrettungskommandanten nachbesprochen.
Bei diesem Gespräch geht es um das
Empfinden des Mitarbeiters im Einsatz und
Verbesserungsvorschläge für die geplante Ausrollung
nach der Projektphase.
Einsatzindikationen und Einsatzablauf
Die Einsatzindikationen für MobSanR beschränken
sich auf Einsätze, bei denen von einer
akuten vitalen Bedrohung eines Patienten
auszugehen und bei denen die umgehende Einleitung
lebensrettender Sofortmaßnahmen notwendig
ist.
Der Einsatzort muss in unmittelbarer Nähe
zum Standort des Helfers liegen bzw. soll die
Eintreffzeit des MobSanR deutlich unter der
Eintreffzeit des nächstgelegenen geeigneten
Rettungsmittels liegen. Die Eintreffzeit des
MobSanR soll unter 5 Minuten und zumindest
10 Minuten vor dem alarmierten Rettungsmittel
liegen. Die Erreichbarkeit des Einsatzortes
muss für den MobSanR leicht und zügig, ohne
Selbst- und Fremdgefährdung bzw. ohne Übertretung
der StVO (keine Sonderrechte) möglich
sein.
Grundsätzlich werden weder First Responder
noch MobSanR zu Einsätzen mit potenziellen
Gefahrenzonen wie Verkehrsunfällen auf
Schnellstraßen oder Autobahnen, vorsätzlicher
Körperverletzung, Lawinenabgängen, Explosionen
und dergleichen entsandt. Bei Großunfällen
werden vorläufig keine MobSanR
alarmiert, da davon auszugehen ist, dass
diese in ihrer Funktion als Sanitäter in
weiterer Folge zur Aufrechterhaltung
des Dienstbetriebes benötigt werden
bzw. über die regulären Alarmierungs-
systeme des Rettungsdienstes in Dienst
gestellt werden.
Die Entscheidung, ob ein Einsatz von „mobilen
Sanitätern“ sinnvoll und notwendig ist,
obliegt letztlich dem Disponenten der Landesleitstelle.
Bei allen Einsatzstichwörtern, die den
genannten Kriterien entsprechen (akute vitale
Bedrohung – lebensrettende Sofortmaßnahmen
notwendig), ist im Einsatzmittelvorschlag die
Alarmierung von MobSanR hinterlegt. Nach
Möglichkeit sollte die den Notruf abgebende
Person über die Entsendung eines MobSanR in-
32
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 136
formiert werden, um hierdurch die Personen vor
Ort auf dessen Eintreffen vorzubereiten und die
Akzeptanz seiner Aktivitäten zu erhöhen – dies
insbesondere, da der MobSanR nicht immer eine
Funktionswarnweste mitführt und sich nur
mit seinem Dienstausweis legitimieren kann
(Schwimmbad, Skipiste usw.). In jedem Fall soll
sich der MobSanR bei Eintreffen am Einsatzort
bei den Betroffenen nicht nur legitimieren, sondern
ausdrücklich auf seine Entsendung durch
die Landesleitstelle des Roten Kreuzes hinweisen
sowie auf die zusätzlich alarmierten und in
Kürze eintreffenden Rettungsmittel.
Tab. 3: Aufgaben vor Ort in der korrekten Reihenfolge
• Lageerfassung
• Maßnahmen der Absicherung von Unfallstellen und Rettung von Menschenleben
• ABCDE-SAMPLE
• Rückmeldung an die Landesleitstelle
• Betreuung von Opfern und Betroffenen im niederschwelligen psychosozialen Bereich
entsprechend dem Vorgehen im organisierten Rettungsdienst auf Basis der persönlichen
Kompetenz
• Übergabe des Patienten an die Sanitäter des zum Einsatz entsandten Rettungsmittels
• Einsatzdokumentation mit dem Einsatzprotokoll für First Responder
Alle Maßnahmen sollen unter Einbindung von Anwesenden als potenzielle Laienhelfer erfolgen.
RETTUNG/SANITÄT
Nach Möglichkeit werden immer zwei
MobSanR parallel bzw. ein MobSanR mit
einem „klassischem“ First Responder alarmiert.
Ausschlusskriterien für einen Einsatz stellen
alle Arten von großräumigen bzw. schwer
abschätzbaren Gefahrenbereichen und jede
unklare Lagemeldung dar. Hierzu gehören insbesondere:
• Autobahneinsätze,
• Brände,
• Gefahrgutunfälle,
• Gewalttaten,
• Drogennotfälle,
• Explosionen,
• alle Arten von Einsätzen, für die Spezialkräfte
erforderlich sind (Bergrettung, Höhlenrettung,
Höhenrettung, Gas-Dienst etc.),
• zusätzlich sind vorläufig auch geburtshilfliche
Notfälle ausgenommen.
Tab. 4: Ausrüstung
Basisausrüstung (immer mitzuführen) • 2 Einmalhandschuhe
1 Notfallbeatmungstuch
Erweiterungsausrüstung (nach Möglichkeit
mitzuführen)
• Verbandszeug entsprechend ÖNorm
für einspurige Kraftfahrzeuge
Durch die Aktivierung der Software und der
damit verbundenen Anzeige der Einsatzbereitschaft
akzeptiert der Mitarbeiter die Übertragung
seiner Standortdaten an das Rote Kreuz
und deren Verwendung durch die Landesleitstelle.
Seitens des Roten Kreuzes wird im Gegenzug
garantiert, dass die Bewegungs- und
Positionsdaten ausschließlich für den Einsatz
verwendet und gegenüber Dritten vertraulich
behandelt werden. Die Auswertung der Daten
erfolgt anonymisiert, ausschließlich zur Qualitätssicherung.
Die Sicherheit des Mitarbeiters geht vor. Die
Verantwortung über die Einsatzfähigkeit des
MobSanR liegt bei ihm selbst. Es gelten die
Bestimmungen gemäß Sanitätergesetz (SanG)
sowie der Dienstvorschrift für den Rettungsdienst
des Roten Kreuzes. Um den Versicherungsschutz
des Responders zu gewährleisten
und in keinen Konflikt mit dem SanG zu geraten,
gilt jeder MobSanR mit Annahme der Alarmierung
als in Dienst gestellt und unterliegt den
einschlägigen Vorschriften und gesetzlichen
Bestimmungen. Die Kenntlichmachung erfolgt
nach Möglichkeit durch Verwendung einer
Funktionswarnweste, wie sie alle First Responder
verwenden. In der Öffentlichkeit soll nicht
zwischen First Respondern und MobSanR unterschieden
werden. Die Unterscheidung ist eine
rein interne zur leichteren Datenauswertung
und Disposition der Responder. Der Einsatz
eines MobSanR endet wie bei seinen Kollegen
mit der Übergabe des Patienten an die Mannschaft
des Rettungsdienstfahrzeuges.
Ausrüstung und Versicherungsschutz
Jeder Mitarbeiter, der als professioneller Ersthelfer
(MobSanR) zugelassen wird, erhält eine
Erste-Hilfe-Grundausstattung. Grundsätzlich
Abb. 4: Bestätigung der
Einsatzübernahme im Privat-
Pkw
21. Jahrgang · Juni 2014 · 137
IM EINSATZ
33
RETTUNG/SANITÄT
Abb. 5: Übergabe des Patienten
an den Notarzt
ist der MobSanR angehalten, mit den in seinem
Umfeld verfügbaren Sanitätsmaterialien zu arbeiten
(Kfz-Verbandskästen, Einrichtung von Sanitätsräumen,
öffentlichen Defibrillatoren usw.).
satz für beschädigte Kleidungsstücke wird im
Einzelfall geklärt, eine Erweiterung des Versicherungsschutzes
würde zu teuer werden.
Zukunft
Als wichtigste Frage vor einer flächendeckenden
Umsetzung für das ganze Bundesland gilt es infolge,
die Darstellungsform der einsatzbereiten
MobSanR in der LLS zu klären, da es mit dem
weiteren Ausbau des Projektes zu einer Informationsüberfrachtung
in der Darstellung für den
Leitstellendisponenten kommen könnte (5.500
potenzielle MobSanR). Nach Abschluss der
Evaluierungsphase und einer positiven Bewertung
durch alle beteiligten Gruppen innerhalb
des Roten Kreuzes sowie der Bevölkerung kann
das Projekt steiermarkweit ausgerollt sowie als
fester Bestandteil des Rettungsdienstes für alle
Arten von First Respondern und alle Sanitäter
implementiert werden. Des Weiteren wird die
Applikation dann auch für die Betriebssysteme
Windows Phone und iOS programmiert.
Die Einsatzprotokolle sind zumindest im Privatfahrzeug
des MobSanR mitzuführen und
spätestens mit Einsatzende auszufüllen. Auf
ein Händedesinfektionsmittel wird verzichtet,
da der MobSanR die Desinfektionsmittel aus
dem Rettungsdienstfahrzeug verwenden kann.
In weiterer Folge wird die Ausrüstung um Einmaldesinfektionstücher
erweitert.
Zusätzlich erhält jeder MobSanR einen Pin mit
Logo, eine First-Responder-Warnweste sowie
eine Hülle für den Dienstausweis aus Hartplastik
und ein Band mit Rotkreuz-Logo für
das Tragen des Ausweises um den Hals. Der
Dienstausweis ist bei jedem Einsatz offen am
Band zu tragen, die Funktionswarnweste nach
Möglichkeit.
Durch die automatische Indienststellung des
MobSanR mit Übernahme des Einsatzes in
Folge der Alarmierung durch die Landesleitstelle
des Roten Kreuzes tritt der Versicherungsschutz
des Roten Kreuzes für seine Mitarbeiter
im Rettungsdienst in Kraft, da der Einsatz als
Teil des organisierten Rettungsdienstes erfolgt.
Für First Responder besteht zusätzlich bei der
Verwendung eines privaten ein- oder mehrspurigen
Kraftfahrzeuges für dieses eine eigene
Kaskoversicherung im Rahmen des Einsatzes.
Für die Kosten einer professionellen Reinigung
von Kleidungsstücken, die im Rahmen eines
Einsatzes verschmutzt oder kontaminiert werden,
kommt das Rote Kreuz auf. Ein Kostener-
Vor der Ausrollung im Bundesland wird das
Konzept über die Medien entsprechend bekanntgemacht,
u.a. um die Akzeptanz von nicht
uniformierten Sanitätern in der Bevölkerung
zu erhöhen. Aus arbeitsrechtlichen Gründen
können angestellte Sanitäter auch in Zukunft
nicht als First Responder bzw. MobSanR eingesetzt
werden. Die Meldung zur Mitwirkung am
MobSanR-System wird dann auf dem Dienstweg
an den Bezirksrettungskommandanten
erfolgen. Dieser entscheidet über die Eignung
der Kandidaten. Hierbei geht es primär nicht
nur um die rein fachliche, sondern insbesondere
auch um die sozialen Kompetenzen. In einer
entscheidenden Phase ist für einen Notfallpatienten
eine große Verantwortung zu übernehmen
und in einer ausgeprägten Stresssituation
das Rote Kreuz gegenüber den Betroffenen und
einer sensibilisierten Öffentlichkeit mit hoher
Erwartungshaltung zu repräsentieren. Nach
Meldung des Kandidaten wird er als Einsatzmittel
in der Landesleitstelle angelegt und kann
sich die Applikation auf sein Smartphone laden.
Der Einsatz als MobSanR kann von den verantwortlichen
Kommandanten und vom Mitarbeiter
selbst jederzeit widerrufen und er aus dem
Einsatzleitsystem gelöscht werden.
Sollten sich Pilotprojekt und das Konzept insgesamt
im größeren Umfang bewähren, könnten
auch die Mitarbeiter der Krisenintervention
und in einem weiteren Schritt Ärzte in das System
eingebunden werden.
34
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 138
Erste-Hilfe-Schulung der besonderen Art:
Dekon-V beim THW in Tönning
R. Oldehus · A. M. Bernhardt
RETTUNG/SANITÄT
Die Einsatzanforderungen an Helfer in den
Technischen Zügen des THW sind hoch. In den
Stresssituationen eines Einsatzgeschehens gilt
es, umfangreiche und vielfach komplexe Technik
sicher zu beherrschen und der betroffenen
Bevölkerung zuverlässig Hilfe zu leisten. Diese
Anforderungen wirken im Gesamtsystem der
schweren Rettung und der unterstützenden
Fachgruppen. Einen wesentlichen Aspekt hierbei
stellt die Erste-Hilfe-Leistung unter den besonderen
Einsatzoptionen eines Technischen Zuges
dar. Diese Einsatzoptionen beinhalten neben
dem Einsatz in Bergungssituationen auch die
Hilfe in Kontaminationslagen. Der THW-Ortsverband
Tönning im Kreis Nordfriesland (Schleswig-
Holstein) führt seit zwei Jahren erfolgreich eine
solche besondere ergänzende Schulung für seine
und zunehmend auch für Helferinnen und Helfer
anderer Ortsverbände durch. Erstmals wurde in
diesem Zusammenhang auch das Verfahren der
Verletztendekontamination dargestellt.
Seit dem Jahr 2011 führt der THW-Ortsverband
(OV) Tönning Schulungen zur Ersten Hilfe unter
den besonderen Einsatzoptionen des Technischen
Zuges durch. Entstanden sind diese
Lehrgänge aus dem Bedarf heraus, Themen wie
die Selbst- und Kameradenhilfe noch weiter
zu vertiefen. Besonders sind hier die Versorgungsmöglichkeiten
bei Verletzungen durch
Schuss- und Explosivstoffe sowie unter Kontaminationslagen
zu nennen. Auch gilt es, die besonderen
Verletzungsmuster bei Verschüttungslagen
(u.a. „Crush-Syndrom“) zu thematisieren. Da
Prüfungen zum THW-Alltag dazugehören,
schließt jeder Lehrgang mit einer Einsatzübung
im Rahmen einer Lernerfolgskontrolle ab, in der
sich die Helfer bewähren müssen.
Die Lehrgangskonzeption
Neben der Aktualisierung der lebensrettenden
Sofortmaßnahmen werden diese im stetigen
Abgleich zu den besonderen Anforderungen
eines Einsatzes betrachtet. So gehen alle Maßnahmen
von der Grundsituation der Hilfeleistung
ohne zusätzliche Hilfsmittel aus.
Rettung und Transport von Verletzten ohne
spezielle Verbandmittel oder Tragen bilden hier
stets die Ausgangssituation.
Der Lageentwicklung folgend werden diese
Grundannahmen dann immer weiter ergänzt
Weitere Informationen:
http://ov-toenning.ov-cms.
thw.de
www.facebook.com/thwov.
tonning
Abb. 1: Erstmals wurde
eine Verfahrensübung zur
Darstellung der Dekon-V als
Ergänzung der bisherigen
Lehrgänge in Zusammenarbeit
mit dem Löschzug
Gefahrgut und der 2. Sanitätsgruppe
des Katastrophenschutzes
des Kreises
Nordfriesland durchgeführt
21. Jahrgang · Juni 2014 · 139
IM EINSATZ
35
RETTUNG/SANITÄT
Abb. 2: Erste Hilfe und
Versorgungsmöglichkeiten
bei Verletzungen durch
Schuss- und Explosivstoffe
sowie unter Kontaminationslagen
sind Bestandteil der
Lehr gänge
Ralf Oldehus
Ortsbeauftragter
THW-OV Tönning
und spezifiziert. Die Einweisung in die Sanitätsausstattung
eines Technischen Zuges, die
unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten
und Übungen der Personenrettung und des
Transports mittels Schleifkorb- und Krankentrage
sowie Bergeschleppe erweitern die Inhalte.
In unwegsamem Gelände werden die
Lageerkundung und die Sofortversorgung von
Verletzten geübt. Besondere Beachtung erfährt
hier die Situation während der Erkundung – und
hier speziell die psychische Belastung, nicht allen
Verletzten sofort helfen zu können.
Eine weitere Stufe stellt das Kennenlernen der
regionalen Partner in der kommunalen Gefahrenabwehr
dar. Einheiten des THW sind im
Rahmen eines Katastropheneinsatzes auf die
Zusammenarbeit mit diesen Fachdienstkomponenten
angewiesen. Regelmäßig werden die
THW-Helfer in die Krankentransportfahrzeuge
der Sanitätsdiensteinheiten wie den KTW 4 und
den neuen KTW 2 des Bundes eingewiesen und
führen mit den Helfern des Sanitätsdienstes das
Be- und Entladen eines KTW sowie die Versorgung
Verletzter während der Fahrt durch.
Weiterhin gilt es, die Zusammenarbeit im
Rahmen von Herrichtung und Betrieb von Patientenablagen
einzuüben. Hierbei kommt
der situativen Bildung von gemischten Helferteams
aus dem Sanitätsdienst und Helfern des
Technischen Zuges eine besondere Bedeutung
zu. Die Teilnehmer erfahren viel über die Einsatzmöglichkeiten
der Sanitätskomponenten,
die Grenzen, die ihnen durch die eigene Fachdienstausstattung
gesetzt sind, und die Möglichkeiten
der gegenseitigen Unterstützung.
Vielfach stellt das „Tellerranddenken“ hier
große Hürden zu Beginn des Lehrgangs auf.
Gerade dann ist es wichtig, bei allen Teilnehmenden
einen Paradigmenwechsel hin zur Fähigkeit
zur Zusammenarbeit einzuleiten. Im
Rahmen der gemeinsamen Lageabarbeitung
erkennen die Teilnehmenden dann sehr schnell
den Einsatzwert des jeweiligen „Gegenübers“
der Gefahrenabwehr.
Die besonderen Maßnahmen zur Bekämpfung
von Entstehungsbränden und von Brandwirkungen
an Personen setzen die Themenfolge
fort. Der Umgang mit unterschiedlichen Feuerlöschern
und die Versorgung von Brandverletzten
stehen hier im Mittelpunkt. Dieser Lehrgangsteil
ergänzt die im Rahmen der Basisausbildung
durchzuführende Brandschutzeinweisung im
Hinblick auf die besonderen Belange der Hilfeleistung
bei Brandverletzungen.
Andres Michael Bernhardt
Ausbilder für Selbstschutzthemen
THW-OV Tönning
Dithmarscher Str. 13
25832 Tönning
ov-toenning@thw.de
Abb. 3: Besondere Maßnahmen
zur Bekämpfung von
Entstehungsbränden und von
Brandwirkungen an Personen
waren ebenfalls Teil
der Schulung
Möglichkeiten der Hilfeleistung bei Schadwirkung
durch CBRN-Gefahrstoffe stellen
die letzte Stufe der theoretisch/praktischen
Einweisungen dar. Auch hier entwickeln sich
die Hilfsmaßnahmen vom eigentlichen Selbstschutz
bis hin zur Frage der Realisierung einer
sogenannten Notdekontamination und bereiten
die Helfer so auf die weitergehende Ausbildung
als Helfer im CBRN-Bereich vor. Wie bereits für
die gemeinsame Lagebearbeitung mit den Sanitätskomponenten
ausgeführt, erleben die Helfer
auch in diesem Lehrgangsteil die Möglichkeiten
der Zusammenarbeit mit einem Löschzug „Gefahrgut“.
Die Einweisung in die persönlichen
Selbsthilfepraktiken und in die persönliche
CBRN-Schutzausstattung des Bundes ergänzen
mit entsprechenden Übungsphasen diesen
36
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 140
Abschnitt der Ausbildung. Als Ergänzung des
Lehrgangs und als Fortbildung im Bereich Erste
Hilfe dient eine gemeinsame Verfahrensübung
zur Umsetzung der Abläufe bei der Dekontamination
Verletzter (Dekon-V).
Taktische Herausforderung:
Kontamination
Sicherheit durch Raumordnung
und Ablaufsteuerung
Übung Dekon-V
In Zusammenarbeit mit dem Löschzug Gefahrgut
und der 2. Sanitätsgruppe des Katastrophenschutzes
des Kreises Nordfriesland wurde hier
erstmals eine Verfahrensübung zur Darstellung
der Verletztendekontamination (Dekon-V) als
Ergänzung der bisherigen Lehrgänge durchgeführt.
Hier erhielten die Lehrgangsteilnehmer
des THW die Gelegenheit, die einzelnen Phasen
in einem solchen Einsatz zu beobachten –
und direkt auch Fragen stellen zu können.
So begann die Übung mit der Bereitstellung der
für die Aufgabe der Verletztendekontamination
vorgesehenen Einheiten beim Bauhof der Stadt
Tönning, der als Unfallort mit besonderen
Darstellungsmitteln am frühen Vormittag des
27. April 2013 hergerichtet wurde. Im Zuge der
Alarmierung nach Meldung des Unfallgeschehens
bei der Leitstelle kamen die Teileinheiten
„Erkundung/Rettung“, „Dekon“ und „Patientenablage“
nacheinander zum Einsatz. Diese Staffelung
nutzten die Beobachter der Übung, um
unter Moderation des Lehrgangsleiters sowie
des Zugführers LZG Fragen zu den einzelnen
Stationen dieser Einsatzstellen zu stellen. Umfangreiches
Begleitmaterial des Bundesamtes
für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
wurde an die Teilnehmer mit dem Ziel der
diesbezüglichen Sensibilisierung in den teilnehmenden
Ortsverbänden ausgegeben.
Fazit
Bei der Nachbesprechung wurde deutlich,
dass die Zuweisung von Zuständigkeiten bei
der sogenannten Spot-Dekontamination regional
verbindlich und einheitlich zu regeln ist.
Dieses Vorgehen diente der Verinnerlichung
der Lehrinhalte, dem direkten Theorie-Praxis-
Abgleich und der Herstellung einer größtmöglichen
Nachhaltigkeit, um die erforderlichen
Kenntnisse im Einsatz parat zu haben. In diesem
Zusammenhang erhielten die Helfer des
Technischen Hilfswerkes auch einen Überblick
über die in dieser Lage eingesetzten weiteren
Einheiten der Organisationen der Gefahrenabwehr
und ihre diesbezügliche Position im
Gesamtgefüge des deutschen Bevölkerungsschutzes.
21. Jahrgang · Juni 2014 · 141
• gezielte Eigensicherung
• schnelle Dekontamination
• sachgerechte Versorgung
Die Freisetzung von chemischen, biologischen, radiologischen oder
nuklearen Gefahrstoffen stellt Einsatzkräfte vor die Herausforderung,
während der medizinischen Versorgung von Verletzten die Eigengefährdung
zu minimieren und eine Kontaminationsverschleppung zu
vermeiden. SEGmente 6 bereitet Einsatz- und Führungskräfte auf die
Versorgung kontaminierter Verletzter vor, indem es grundsätzliche taktische
Aussagen zur Raumordnung an der Einsatzstelle, zum Aufgabenprofil
des Personals und zum Ablauf eines CBRN-Einsatzes trifft.
Der sachgemäße Einsatz von Schutzausrüstung wird ebenfalls dargestellt.
Checklisten und Ausstattungshinweise dienen als praktikable
Vorgaben. Damit gelingt die bestmögliche Versorgung bei risikogerechter
Eigensicherung!
SEGmente Band 6
MANV mit CBRN-kontaminierten Verletzten
von J. Schreiber
- 2. Aufl. 2011
- 72 Seiten
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FÜHRUNG
Feuerwehr Hannover:
Mobile Führungsunterstützung
beim Elbe-Hochwasser 2013
C. Lange
Im Mai und Juni 2013 führten großflächige und äußerst ergiebige Regenfälle
im Süden sowie Osten und Nordosten Deutschlands zu massiven
Überschwemmungen. Besonders im Einzugsbereich der Elbe und ihrer Nebenflüsse
kam es zu Rekordpegelständen, die noch weit über den Werten
des Jahrhunderthochwassers im Jahr 2002 lagen. Damit einhergehend mussten
für die Bewältigung einer solch extremen Hochwasserlage auch Einsatzkräfte
aus dem gesamten Bundesgebiet herangeführt werden. Personal
sowie Ausstattung von Technischer Einsatzleitung Hannover (TEL Hannover)
sowie Kreisfeuerwehrbereitschaft der Landeshauptstadt Hannover (KFB
LHH) waren zwölf Tage in die Katastrophenabwehr der Landeshauptstadt
Magdeburg in Sachsen-Anhalt mit eingebunden.
Umsetzung der überörtlichen Hilfe
Am 4. Juni 2013 um 6.00 Uhr löste der Magdeburger
Oberbürgermeister in seiner Funktion
als Hauptverwaltungsbeamter Katastrophenalarm
aus. Damit war u.a. eine rechtzeitige
Anforderung überörtlicher Kräfte zur Unterstützung
möglich. Auf Basis der Einsatzabschätzung
des Stabes für besondere Ereignisse
der Landeshauptstadt Magdeburg erfolgte am
Abend des 3. Juni 2013 zunächst eine telefonische
Abstimmung der Entsendung von überörtlichen
Kräften der Landeshauptstadt bzw.
der Region Hannover. Es sollten möglichst am
darauffolgenden Vormittag eine Führungskomponente
(Technische Einsatzleitung Hannover
sowie Kräfte und Mittel zur Hochwasserabwehr
(Kreisfeuerwehrwehrbereitschaft der
Landeshauptstadt Hannover) in Magdeburg
zum Einsatz kommen. Gleichzeitig lief eine
offizielle Anforderung der Unterstützung aus
Hannover über das Landesverwaltungsamt
Sachsen-Anhalt, das Ministerium für Inneres
und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, das
Ministerium für Inneres und Sport des Landes
Niedersachsen und die Polizeidirektion Hannover.
Diese ordnete zunächst befristet bis zum
7. Juni 2013 den Katastrophenschutzeinsatz
der angeforderten Komponenten als überörtliche
Hilfe an. Eine Verlängerung erfolgte am
6. Juni 2013 bis zum 14. Juni 2013, außerdem
mussten weitere Einsatzkräfte und Materialien
zum Pumpen großer Wassermengen (WLF mit
Abrollbehälter Großpumpe) nach Magdeburg
in Marsch gesetzt werden. Die Zusammenstellung
der personellen sowie materiellen
Ressourcen wurde lageangepasst wie folgt vorgenommen:
Abb. 1: Die Fahrzeuge der
Kreisfeuerwehrbereitschaft
der Landeshauptstadt Hannover
im Bereitstellungsraum
38
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 142
Oberbürgermeister
(Hauptverwaltungsbeamter)
Leiter Katastrophenschutzstab
Beigeordneter für Kommunales,
Umwelt und Allgemenine Verwaltung
– Landesverwaltungsamt
– Polizei
– Bundeswehr
– THW
– DLRG
– Wasserschutzpolizei
– Ordnungsamt
– Hafen
– Stadtwerke Magdeburg
FÜHRUNG
Fernmeldezentrale
Ämter der Stadtverwaltung
andere Behörden, Fachberater
und Verbindungsbeamte
S 1
S 2/6
S 3
S 4
S 5
SB 1
Einsatztagebuch
SB 4
(Personal)
(Lage)
(Einsatz)
(Versorgung)
(Presse)
Technische Einsatzleitungen
(TEL)
TEL 1
(Köln)
westelbisch
TEL 2
(Hannover)
ostelbisch
TEL EVU
Evakuierung/Verpflegung/Unterkunft
(Magdeburg)
TEL Hannover
Einsatzauftrag Bereitstellung einer Technische
Einsatzleitung für die Landeshauptstadt
Magdeburg; Führung von Kräften auf Anordnung
des Katastrophenschutzstabes der Landeshauptstadt
Magdeburg.
Einsatzkräfte 36 Mitglieder der TEL von Region
sowie Landeshauptstadt Hannover aus den
Feuerwehren, dem THW und dem DRK.
Fahrzeuge KdoW, ELW 1, 2 MTW, Führungs-
und Lagebus, Fernmeldebus, Verpflegungseinheit,
Material-LKW, Anhänger-
Stromerzeugung, 2 GW-Fernmelde, 2 Erkundungsfahrzeuge
und 2 Kräder.
Sammelplatz THW-Unterkunft Lehrte.
Abmarsch 4. Juni 2013 um 6.00 Uhr;
Bereitstellungsraum Parkplatz Messegelände
Magdeburg am 4. Juni 2013 um 9.00 Uhr.
Kreisfeuerwehrbereitschaft Hannover
(1. KFB LHH)
Einsatzauftrag Hochwasserschutz, Errichtung
von Sandsackwällen, Einrichtung sowie
Betrieb einer Sandsackfüllstation, Sandsacklogistik,
Sicherung sowie Verstärkung von Deichen
und Deichverteidigung.
Einsatzkräfte 96 ehrenamtliche sowie
hauptberufliche Mitglieder der Feuerwehr Hannover.
Fahrzeuge Führungsgruppe mit ELW 1, ELW
2, 2 MTW und RTW; 2. Zug mit MTW/ELW 1,
LF 20-KatS mit FwA-MZB, LF 16-TS, GW-L 2;
3. Zug mit MTW/ELW 1, LF 20-KatS, LF 16-TS,
GW-L 2; 5. Zug mit MTW/ELW 1, 2 LF 20-KatS,
RW mit FwA-Generator 125 kVA, WLF mit AB-
Hochwasserschutz und Tiefladeanhänger mit
Mulde, WLF mit AB-Sandsack und Tiefladeanhänger
mit Radlader und GW-L 2.
Sammelplatz Feuer- und Rettungswache 4
in Hannover.
Abmarsch 4. Juni 2013, 6.20 Uhr;
Technischer Halt BAB 2, Rasthof Zweidorfer
Holz, Fahrtrichtung Berlin.
Bereitstellungsraum Parkplatz Messegelände
Magdeburg am 4. Juni 2013 um 10.30 Uhr.
Die Einsatzkräfte wurden noch am Abend des
3. Juni 2013 über einen länger andauernden
Hochwassereinsatz in Magdeburg informiert
und voralarmiert – ein Vorauskommando (zwei
Führungskräfte mit einem Kommandowagen)
setzte sich bereits am Morgen des 4. Juni
Abb. 2: Stabsstruktur der
Landeshauptstadt Magdeburg
Dipl.-Chem. Claus Lange
Direktor
Feuerwehr Hannover
21. Jahrgang · Juni 2014 · 143
IM EINSATZ
39
FÜHRUNG
TEL
Hannover
2
Log-VG
Logistik (VG)
(Berliner Fw.)
M
Personal
(TEL Han.)
Verpflegung (DRK) Halle 1, 2, 3
1 2 3 4 5
EAL EAL EAL EAL EAL
Sandsacklogistik Süd Herrenkrug
Deichverteidigung
Deichverteidigung
Sandsacklogistik Nord
(Fw. Hannover)
(Berliner Fw.)
(Fw. Braunschweig) (Fw. Wolfsburg)
(Bundeswehr)
Abb. 3: Struktur der TEL Hannover
im Hochwassereinsatz
2013 in Magdeburg
2013 um 6.15 Uhr in Marsch und traf gegen
7.45 Uhr am Standort der Feuerwache Nord
in Magdeburg ein. So konnten noch rechtzeitig
vor Erreichen der beiden Marschkolonnen
in Magdeburg erste wichtige Abstimmungen
zum Einsatzauftrag und dem Bereitstellungsraum
„Messegelände“ erfolgen sowie eine
umfangreiche Lageeinweisung stattfinden. Besonders
hervorgehoben werden muss hier die
Zurverfügungstellung einer Beamtin des gehobenen
feuerwehrtechnischen Dienstes der Berufsfeuerwehr
Magdeburg, die über profunde
Fachkenntnis im Hochwasserschutz verfügte
und für die gesamte Einsatzdauer als Verbindungsperson
für die TEL Hannover zum Katastrophenschutzstab
der Landeshauptstadt
Magdeburg fungierte.
In zwei getrennten Marschgruppen, jeweils als
geschlossener Verband, startete am Morgen des
4. Juni 2013 um 6 Uhr die TEL Hannover vom
Sammelpunkt THW-Unterkunft Lehrte; die
1.KFB der LHH setzte sich um 6.20 Uhr von
der Feuer- und Rettungswache 4 in Hannover
über die Bundesstraßen 3 und 65 sowie die
Bundesautobahnen 7 und 2 nach Magdeburg in
Bewegung. Die Fahrzeugkolonne „Technische
Einsatzleitung Hannover“ konnte direkt von der
Bundesautobahn (BAB) 2 über das Kreuz Magdeburg
und die BAB 14 an der Anschlussstelle
MD-Stadtfeld die Schnellstraße verlassen und
erreichte mit Hilfe eines Lotsendienstes über die
Bundesstraße 1 (B 1) den Bereitstellungsraum
Messegelände. Die zweite Marschformation
„1. KFB LHH“ mit ihren 28 Fahrzeugen nutzte
zunächst die ca. 30 km vor der sachsen-anhaltinischen
Landeshauptstadt an der BAB 2 in
Fahrtrichtung Berlin gelegene Raststätte „Börde“
als Warteposition und wurde dann ebenfalls
über die BAB 14 und die Abfahrt MD-Stadtfeld
und die B1 als geschlossener Verband durch das
Stadtgebiet zum Messegelände gelotst.
Das Messegelände Magdeburg bot als Bereitstellungsraum
für eine Vielzahl von Einsatzkräften
gute Bedingungen. Die notwendige Infrastruktur
(möglichst zentrale Lage, gut erreichbar über
Hauptverkehrsstraßen, ausgedehnte befestigte
Flächen für das Abstellen von schweren Fahrzeugen,
Betrieb einer Sandsacklogistik, Möglichkeit
zum Aufenthalt und Unterbringung sowie
Verpflegung vieler Einsatzkräfte, Wasser- und
Stromanschluss) stand auf den Außenflächen
und in drei großen Messehallen, die nicht belegt
waren, zur Verfügung. So positionierte sich die
TEL Hannover direkt im Eingangsbereich des
Messegeländes und richtete einen Meldekopf im
Zufahrtsbereich ein.
Einsatzmaßnahmen
Die Einsatzbereitschaft der TEL Hannover
war gegen Mittag des 4. Juni 2013 hergestellt.
Der Leiter des Stabes sowie die Besetzung der
Stabsfunktionen S 1 (Personal), S 2 (Lage), S 3
(Einsatz) und S 4 (Versorgung) sowie S 6 (Informations-
und Kommunikationswesen) waren
auf einen rund um die Uhr notwendigen
Schichtbetrieb ausgelegt. Der Leiter der TEL
Hannover nahm erstmals an einer Lagebesprechung
des um 15 Uhr in den Räumlichkeiten der
Feuerwache Nord der Berufsfeuerwehr Magdeburg
eingerichteten Katastrophenschutzstabes
der Landeshauptstadt Magdeburg teil. In den
Folgetagen fanden diese Sitzungen jeweils am
Morgen sowie gegen Nachmittag statt. Vom
40
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 144
Katastrophenschutzstab wurden der TEL Hannover
lagebedingt Einsatzräume und -objekte
zugeordnet und auf Basis von Lagebeurteilungen
die erforderlichen Gefahrenabwehrmaßnahmen
festgelegt. Zeitweilig waren der TEL
Hannover annähernd 3.000 Einsatzkräfte von
Feuerwehren (u.a. Feuerwehrbereitschaften aus
Berlin, Braunschweig, Goslar, Helmstedt, Hannover,
Wolfsburg sowie Einsatzkontingente aus
Saarbrücken, Schleswig-Holstein, Salzwedel
und Düsseldorf), Bundespolizei, Bundeswehr,
THW, DRK und DLRG zugeordnet. Bedingt
durch die Aufhebung des Katastrophenalarms
am 15. Juni 2013 übergab dann die TEL Hannover
die Zuständigkeit des ostelbischen Einsatzbereichs
an die Landeshauptstadt Magdeburg.
Fast zwei Wochen leistete man im Rahmen der
Katastrophenabwehr in der Landeshauptstadt
Magdeburg Unterstützung.
Insgesamt musste das Personal der TEL Hannover
in einem Turnus von drei bis vier Tagen
ausgetauscht werden. Dafür plante in Hannover
das Sachgebiet Personal des Bereichs Abwehrender
Brandschutz und Rettungsdienst der
Feuerwehr zwei komplette Personalwechsel.
Die Einsatzkräfte mussten informiert, die Arbeitgeber
in Kenntnis gesetzt und der Transport
nach Magdeburg sichergestellt werden. Dafür
standen MTW sowie zwei Großeinsatzwagen
der Feuerwehr (Busse mit Sitzplatzkapazität
52 Personen bzw. 20 Personen) und ein GW-L2
zum Transport der persönlichen Ausrüstung
zur Verfügung. Die vor Ort befindliche Mannschaft
konnte so nach entsprechender Übergabe
wieder in die niedersächsische Landeshauptstadt
zurückkehren.
Erkenntnisse
Der bisher längste und personal- sowie materialintensivste
Einsatz der Feuerwehr Hannover
musste im Juni 2013 im Rahmen des
Hochwasserschutzes in Magdeburg verrichtet
werden. Ehrenamtliches sowie hauptberufliches
Personal kam in den Tätigkeitsbereichen
Führung, Sandsacklogistik, Deichbau- sowie
Überwachung und Pumparbeiten zum Einsatz.
Die gute Zusammenarbeit mit der Region Hannover
in Bezug auf die Technische Einsatzleitung
kann ebenso hervorgehoben werden wie
die reibungslose Integration in das System der
Katastrophenabwehr der Landeshauptstadt
Magdeburg. Besonders bewährt hat sich die
Einbindung einer ortskundigen Führungskraft
der Berufsfeuerwehr Magdeburg, die der TEL
Hannover fast rund um die Uhr zur Verfügung
stand. So konnten schnell Maßnahmen abgestimmt
und Besonderheiten der Einsatzbewältigung
aufgrund geografischer Gegebenheiten
berücksichtigt werden.
Im Laufe des Einsatzes wuchs die Zahl der Einsatzabschnitte
und der damit unterstellten Einsatzkräfte
rapide an. Eine Korrelation mit dem
steigenden Pegelstand der Elbe war gegeben. Die
Helfer waren zum Teil bis an ihre Belastungsgrenze
gefordert. Regelmäßige Ruhepausen
sowie rechtzeitige Ablösung des eingesetzten
Personals waren unabdingbar, setzten aber
ein genügend großes Helferpotential voraus.
Demgegenüber war in der Anfangsphase des
Einsatzes zu beobachten, dass es besonders Feuerwehreinheiten
schwer fällt, nach alarmmäßiger
Anfahrt zunächst im Bereitstellungsraum
abzuwarten und dann auf Anordnung der TEL
gezielt ins Einsatzgeschehen einzugreifen –
für einen Hochwassereinsatz, gerade in dieser
Dimension, eine altbekannte Regel. Daher ist
ein disziplinierteres Verhalten bei manchen
Führungskräften zukünftig wünschenswert.
Anzumerken bleibt die Notwendigkeit der Zusammenarbeit
von Kräften unterschiedlicher
Behörden und Organisationen bei vorgegebener
Führungsstruktur. Die Feuerwehr-Dienstvorschrift
100 „Führung und Leitung im Einsatz“
ist eine gute Grundlage. Es gilt, diese Vorschrift
bundesweit als Richtschnur zu nutzen und bei
den unterschiedlichen Organisationen in deren
Aus- und Fortbildung des Führungspersonals zu
implementieren.
Abschließend seien die äußerst herzliche Aufnahme
und der Dank der Magdeburger Bevölkerung
herausgestellt. Jederzeit war zu spüren,
dass die geleistete Hilfe hoch willkommen und
besonders anerkannt wurde.
Literatur:
Lange R (1994) Eine KatS-Einheit im Wandel der Zeit. BRAND-
Schutz Deutsche Feuerwehrzeitung 6: 361-363.
Grigat HJ, Strerath V (1999) Nach der Katastrophe zur Übung.
BRANDSchutz Deutsche Feuerwehrzeitung 6: 496-500.
Lange C, Bahlmann C, Rohrberg D, Kunze R (2013) Kreisfeuerwehrbereitschaften
in Niedersachsen. BRANDSchutz Deutsche
Feuerwehrzeitung 4: 258-267
Plattner HJ (2006) Führen im Einsatz. Kohlhammer, Stuttgart.
Landeshauptstadt Magdeburg (2013) Hochwasser 2013 – Rückblick,
Bilanz und erste Analyse: www.magdeburg.de/Bürger
und Stadt/Hochwasser 2013 (abegrufen am: 30. Mai 2014).
Lange C, Rohrberg D, Bahlmann C, Feichtenschlager J (2013)
Feuerwehr Hannover: Hochwassereinsatz in Magdeburg im
Juni 2013. BRANDSchutz Deutsche Feuerwehrzeitung 8:
587-595.
FÜHRUNG
21. Jahrgang · Juni 2014 · 145
IM EINSATZ
41
TECHNIK
Im Einsatz mit dem Technischen Fachberater des THW:
Deichverteidigung bei extremen
Hochwasserereignissen
C. von Spiczak-Brzezinski
Jedem sind die Bilder der vergangenen Jahre bekannt: Eine Vielzahl von Einsatzkräften
auf und an Hochwasserschutzdeichen versucht, den Fluten Einhalt
zu gebieten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war dies vor allem
entlang der großen Flüsse in Deutschland notwendig, so z.B. am Rhein (1993
und 1995), an der Oder (1997) und an der Elbe (2002 und 2013). Leider waren
diese Maßnahmen an manchen Deichabschnitten auch vergebens. Dieser
Artikel verschafft eine Übersicht über das Thema Deichverteidigung und
berücksichtigt dabei die Aktivitäten beim Technischen Hilfswerk (THW).
Hochwassereinsätze, besonders bei den genannten
Hochwasserereignissen – die oftmals
und teilweise vorschnell von den Medien und
der Bevölkerung als „Jahrhundertflut“ bezeichnet
werden –, sind äußerst personalintensiv. Das
Füllen und der Verbau von Sandsäcken, die heute
noch das Standardeinsatzmittel bei solchen
Katastrophen sind, fordern einen großzügigen
Personaleinsatz. Neben den Einsatzkräften,
die idealerweise in der Deichverteidigung ausgebildet
sind, benötigt man vor allem speziell
qualifizierte Fachleute, die befähigt sind,
Deichschäden rechtzeitig zu erkennen und zu
bewerten sowie entsprechende Gegenmaßnahmen
(Deichverteidigung) einzuleiten. Beim
THW haben diese Fachleute den Status eines
Technischen Beraters/Fachberaters (TeBe/FaBe
Deichverteidigung). Sie kommen immer dort
zum Einsatz, wo die Deichverbände oder zuständige
Behörden aufgrund der katastrophalen
Ausmaße an die Grenzen ihrer personellen Kapazitäten
stoßen.
Verschiedene Deicharten
Auch wenn alle auf dem gleichen Grundprinzip
basieren, gibt es doch unterschiedliche Arten
von Hochwasserschutzdeichen in Deutschland.
Das hängt zum einen mit den diversen
Anforderungen an Deiche an unterschiedlichen
Flusssys temen zusammen, zum anderen auch
mit der historischen Entwicklung. So verlief
die Entwicklung des Deichbaus während
des Kalten Krieges im geteilten Deutschland
sehr unterschiedlich, der Nachholbedarf ist
Abb. 1: Das Füllen und der
Verbau von Sandsäcken
– heute noch das Standardeinsatzmittel
– fordern einen
großzügigen Personaleinsatz
42
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 146
in den neuen Bundesländern bei Hochwassermaßnahmen
bis heute deutlich spürbar. Bei
der historischen Entwicklung spielt auch die
Lebensdauer der Deiche eine Rolle. Im Durchschnitt
beträgt diese ca. 100 Jahre. Jedoch haben
sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Anforderungen
an Bauweise sowie Höhe des Deiches
mehrfach verändert.
TECHNIK
Grundsätzlich sind die meisten Deiche in
Deutschland nach dem gleichen Prinzip konstruiert
worden. Aber es gibt auch Unterschiede,
je nach Baujahr und Lage des Deiches.
So sind z.B. die Deiche an den Küsten weitaus
großzügiger und höher ausgelegt, was durch
die starken Witterungseinflüsse an den Küsten
bedingt ist. Die Kraft des Wassers wirkt
dort bei Sturmfluten bedeutend stärker als an
einem Fluss im Binnenland. Auch von der Größe
und Eigenschaft des Flusses ist die Art des
Deiches abhängig. So sind entlang des Rheins
die Deiche weitaus mächtiger als entlang der
Elbe. Vergleicht man die Abflussmengen (Maßeinheit
für Hochwasser in der Wasserwirtschaft)
miteinander, sieht man den Unterschied
deutlich. So führte die Elbe bei Dresden beim
Jahrhunderthochwasser 2002 in der Spitze bis
zu 4.500m³/s, beim letzten großen Rheinhochwasser
von 1995 wurden 11.300 m³/s gemessen,
wobei die Rheindeiche bis ca. 14.000 m³/s
ausgelegt sind, also mehr als das Vierfache des
Höchststandes der Elbe.
Das hat den Nachteil, dass Maßnahmen der
Deichverteidigung – wie sie etwa an der Elbe
durchgeführt wurden – entlang des Rheins
nicht so ohne Weiteres umzusetzen sind. Kleine
Defekte an Deichen lassen sich provisorisch
flicken, doch „nachhaltig“ aufgeweichte Deiche
vor einem Bruch zu bewahren oder gar Deichbrüche
zu verschließen, stellt sich als äußerst
schwierige Herausforderung dar – alleine aufgrund
der Dimension der Deiche und der dahinter
fließenden Wassermassen. So haben die
Deiche in Duisburg teilweise eine Höhe von
etwa 10 m.
Deichschäden und Vorschädigungen
Extreme Hochwasserereignisse stellen auch
für moderne Hochwasserschutzanlagen eine
enorme Belastungsprobe dar. Daher kommt es
bei Hochwassern oft zu Schäden an Deichen,
diese reichen von leichten Beschädigungen bis
hin zum Totalversagen eines Deiches – dem
Deichbruch. Betroffen sind zumeist jedoch
ältere Deiche. Zum einen „setzen“ sich Deiche
im Laufe der Jahrzehnte ihres Bestehens
etwas, das bedeutet, sie verlieren an Höhe und
mitunter auch an Stabilität. Hinzu kommen
bestimmte Vorschädigungen, z.B. durch Höhlen
von Nagetieren, die ihren Bau in den Deich
graben. Aber auch Wurzeln von Bäumen oder
Buschwerk können Deiche schwächen. Solche
Vorschädigungen lassen sich meist durch regelmäßige
Begehungen der Deiche erkennen und
kurzfristig beheben.
In Gebieten wie dem Ruhrgebiet in Rheinnähe,
in denen intensiver Bergbau betrieben
wird oder wurde, kommen Gefahren durch
Berg senkungen hinzu. Dabei senkt sich durch
die unterirdischen Abbauarbeiten die Geländeoberfläche
ab, was die Deiche ebenfalls absinken
lässt. Zudem können bei ungleichmäßigen
Bergsenkungen Risse in Hochwasserschutzanlagen
auftreten, die an dieser Stelle einen
Deichbruch auch schon bei geringer Belastung
durch Hochwasser ermöglichen.
Die Mehrzahl der schwerwiegenden Schäden
treten während eines Hochwassers auf. Durch
den enormen Wasserdruck, der auf einen Deich
einwirkt, teils noch durch direkte und starke
Strömung auf den Deich begünstigt, dringt oftmals
Wasser in den Deich ein oder drückt durch
den Deich bzw. den Untergrund hindurch. Entscheidend
ist hierbei die Menge des auf der Binnenseite
austretenden Wassers. Dieses Wasser
schwemmt Sedimente aus dem Deich heraus,
weshalb mit dem Fortschreiten des Wasserflusses
durch den Deich dieser immer instabiler
wird. Werden hier keine Gegenmaßnahmen
ergriffen, droht früher oder später der gesamte
Deich aufzuweichen, bis es zum Bruch des Deiches
kommt. Der Grundsatz bei der Deichver-
Abb. 2: Auch Hochleistungspumpen
gehören
zur Ausrüstung des THW, die
bei Hochwasser eingesetzt
werden
21. Jahrgang · Juni 2014 · 147
IM EINSATZ
43
TECHNIK
den Schäden, die ggf. an Deichen entstehen
können. Im einfachsten Fall droht die Gefahr,
dass der Wasserspiegel über die Bemessungshöhe
des Deiches steigt und damit eine sogenannte
Überströmung des Deiches stattfindet. Dann
wird versucht, den Deich zu erhöhen, um den
steigenden Wasserspiegel zurückhalten zu können.
Häufig wird dies durch Sandsackdämme
auf der Deichkrone umgesetzt. Alternativ zu
den Sandsäcken können andere Systeme zum
Einsatz kommen, etwa mit Wasser gefüllte
Schläuche oder mobile Schutzdeiche. In diesen
Fällen spricht man von einer sogenannten Aufkadung
(vom niederdeutschen Wort „Kade“ für
Damm, Deich).
Ab. 3: Sandsackfüllstation:
Grundsätzlich sollte ein
Sandsack immer etwa 20 kg
wiegen und zu 2/3 gefüllt
sein
Abb. 4: Tritt am Deich an
einer Stelle punktuell Wasser
aus, wird eine sogenannte
Quellkade errichtet
teidigung sollte daher lauten: „Sedimente im
Deich behalten und das vorhandene Wasser aus
dem Deich herausholen!“ Auch schweres Treibgut
(große Baumstämme, Seecontainer usw.),
das auf bereits stark beanspruchte Deiche trifft,
kann diese nachhaltig beschädigen und sogar
Deichbrüche verursachen.
Maßnahmen der Deichverteidigung
Bei der Verteidigung von Deichen gibt es verschiedene
Grundprinzipien. Diese basieren auf
Häufig reicht die Höhe der Deiche jedoch aus,
aber durch eine Vorschädigung, z.B. durch Setzungen
im Deich, kann es dazu kommen, dass
Wasser durch den Deich hindurch dringt. Die
Wassermasse ist weniger gefährlich, jedoch
werden durch dieses Wasser Sedimente aus
dem Deich ausgewaschen, der so immer instabiler
wird. Daher müssen auch kleine Rinnsale,
die aus dem Deich herauslaufen, umgehend und
wirkungsvoll bekämpft werden.
Dazu gibt es verschiedene Verfahren, je nachdem,
an welcher Stelle das Wasser aus dem
Deich austritt. Tritt an einer Stelle punktuell
Wasser aus, wird eine sogenannte Quellkade
errichtet. Diese basiert auf einem einfachen
Prinzip: Es wird um die undichte Stelle herum
ein halbkreisförmiger Wall aus Sandsäcken errichtet,
der das austretende Wasser aufstaut, bis
es in etwa die gleiche Höhe erreicht hat, wie der
Wasserstand auf der Wasserseite des Deiches.
Dadurch herrscht auf beiden Seiten gleichhoher
Wasserdruck und das Wasser strömt nicht weiter
nach.
Dringt aufgrund starker Strömung oder eines
generell hohen Wasserdruckes wegen hoher
Wasserstände viel Wasser in den Deich hinein,
kann dieser zusätzlich von außen (Wasserseite)
abgedichtet werden, um das weitere Eindringen
von Wasser zu verhindern oder wenigstens zu
reduzieren. Zudem kann auf der Binnenseite
des Deiches eine sogenannte Auflast aufgebracht
werden. Dabei wird der Deichfuß, in
einigen Fällen auch die gesamte binnenseitige
Böschung des Deiches, mit Fließen abgedeckt,
die dann mit Sandsäcken beschwert werden.
Dies gibt dem Deich zusätzlichen Halt.
Deiche, die aufzuweichen drohen, werden in
manchen Fällen von der Wasserseite her zusätz-
44
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 148
lich mit Planen gegen eindringendes Wasser geschützt.
Dabei werden wasserdichte Planen auf
der wasserseitigen Böschung des Deiches ausgerollt
und mit Sandsäcken beschwert. Da zu diesem
Zeitpunkt das Wasser meist schon bis an
den Deich heran steht, ist hier der Einsatz von
Helfern im Wasser, teilweise sogar unter Wasser
nötig. Hierbei kommen oft Rettungs- und Bergungstaucher
von Feuerwehren, DLRG, Bundeswehr
und Bundespolizei sowie dem THW
zum Einsatz.
TECHNIK
Aufgrund der starken Strömung stellt dieses
Verfahren jedoch eine erhöhte Gefahr für die
Einsatzkräfte dar und sollte nur in Notfällen
unter größter Vorsicht und Sicherungsmaßnahmen
vorgenommen werden. Wenn ein
Deich versagt und es zum Bruch eines Deiches
kommt, ist höchste Vorsicht geboten. Nicht
nur unmittelbar an der Bruchstelle, sondern
teils auch weit im Deichhinterland kann es
zu schnell ansteigenden Wasserständen kommen.
Solchen Deichbrüchen ist nur sehr schwer bis
gar nicht Herr zu werden. Es sind bestimmt jedem
Helfer noch die Bilder aus dem vergangenen
Jahr bekannt, bei dem versucht wurde, mit abgeworfenen
„BigBags“ sowie gesprengten und
versenkten Lastkähnen einen Deichbruch bei
Fischbeck (Sachsen-Anhalt) zu verschließen.
Sollten solche Optionen nicht möglich sein,
besteht noch die Chance, eine zweite Verteidigungslinie
im Deichhinterland zu errichten.
Hierbei werden dann Sandsackdeiche aufgebaut,
um Ortschaften zu schützen, die Wassermassen
in eine bestimmte Richtung zu lenken
oder um einen zusätzlichen Polder zu schaffen.
Teilweise kann hier auf ehemalige Deiche, die
nicht abgetragen wurden (Schlafdeiche), zurückgegriffen
werden, die unter Umständen nur
etwas erhöht werden müssen.
Sandsäcke –
die Standardallzweckwaffe
Seit Jahrzehnten ist der Sandsack das unangefochtene
Mittel der Wahl zur Deichverteidigung.
In den vergangenen Jahren kamen zwar
immer mehr Systeme zum Hochwasserschutz
auf den Markt, diese werden jedoch vorfabriziert
und dienen meist zum Schutz bestimmter
Gebäude oder Abschnitte. Dabei sind die Systeme
mit Dammbalken aus Aluminium sowie
gefüllte Wasserschläuche unterschiedlicher
Größen am weitesten verbreitet. Für einen
Einsatz zur Deichverteidigung kommen diese
jedoch nur bedingt in Betracht, vielmehr sind
solche Systeme oft schon Bestandteil der regulären
Deichlinie, um Lücken an Stellen zu
schließen, an denen man aus optischen Gründen
keine Deiche bauen will (z.B. Uferpromenaden).
Der Vorteil des Sandsacks ist die Flexibilität
beim Einsatz. Er ist leicht zu transportieren
und zu tragen, flexibel zu verbauen und somit
an alle örtlichen Gegebenheiten anzupassen,
günstig in der Anschaffung und bei Bedarf
auch in großen Stückzahlen verfügbar – und
das weltweit. Grundsätzlich unterscheidet
man Sand säcke in zwei Varianten, Säcke aus
Jute und Säcke aus Kunststoff (PP/PE). Grundlegend
muss beim Verbau hinsichtlich der Unterschiede
eigentlich nichts beachtet werden. Ein
Helfer kann etwa 40 bis 60 Sandsäcke pro Stunde
schaffen, beim Befüllen wie beim Transport
in einer Kette. Dies kann aufgrund von Witterungsbedingungen
stark schwanken.
Grundsätzlich sollte ein Sandsack etwa 20 kg
wiegen und zu 2/3 gefüllt sein. Wichtig ist, dass
der Sack verschlossen wird, und zwar am oberen
Ende, sodass das obere Drittel des Sacks leer
bleibt. Nur so bleibt der Sandsack ausreichend
flexibel für den Verbau. Bei den Verschlüssen
gibt es verschiedene Möglichkeiten. Häufig
werden die Säcke mit einem Rödeldraht verschlossen.
Bei größeren Füllmaschinen werden
oft kleine Nähgeräte verwendet, mit deren Hilfe
die Säcke am oberen Ende vernäht werden.
Abb. 5: An der Bundesschule
in Hoya verfügt man über
eine spezielle Übungs anlage,
ein sogenannter nasser
Deich, an der Deichverteidigung
trainiert werden kann
Christian von
Spiczak-Brzezinski
Ingenieur für Rettungswesen
Student Katastrophenvorsorge/Katastrophenmanagement
ChristianSB@gmx.de
21. Jahrgang · Juni 2014 · 149
IM EINSATZ
45
TECHNIK
Die Sandsacklogistik entscheidend mit über
den Einsatzerfolg. Normalerweise werden an
zentralen Stellen die Sandsäcke befüllt und von
dort an die Einsatzstellen geliefert. Das spart
oftmals Ressourcen. Bei den Hochwassern an
der Elbe wurden meist Sand- und Kiesgruben
dafür verwendet, da hier der Rohstoff Sand
in Hülle und Fülle verfügbar war. So entfielen
zusätzliche Transporte. Gefüllte Sandsäcke
werden dann auf Paletten gestapelt, zu je
etwa 50 bis 70 Stück. Eine Europalette ist meist
mit etwas mehr als 1.000 kg belastbar, daher
sollten es nicht mehr sein. Zudem lässt sich so
der Sandsacktransport leichter koordinieren
und planen, wenn die Paletten etwa alle gleich
viel wiegen. Die Verladung/Entladung kann
dann mithilfe von Radladern/Gabelstaplern erfolgen.
Dies verkürzt die Standzeiten der Lkw
enorm.
Beim Verbau der Sandsäcke sollte immer ausreichend
fachkundiges Personal (Fachberater
Deichverteidigung/geschulte Einsatzkräfte) vor
Ort sein, um ein optimales Verlegen und Verbauen
der Sandsäcke zu ermöglichen. Wichtig
ist hierbei ein schematisches Verbauen und
strukturiertes Vorgehen.
Genauere Informationen dazu finden sich unter
dem unten genannten Link zur Deichverteidigung
sowie im Download-Bereich der
THW-Bundeschule Neuhausen, die auch eine
Taschenkarte zur Deichverteidigung zum
Herun terladen anbietet. Zu beachten ist immer:
Der Sandsack sollte mit dem Boden (geschlossene
Seite) zum Wasser/zur Strömung zeigen,
das bietet dem Wasser weniger Angriffsfläche
und der Deich wird so stabiler.
Ausbildung Deichverteidigung beim THW
Die Bundesanstalt THW bildet in großem
Umfang Einsatzkräfte wie Fachberater für die
Deichverteidigung aus. Schwerpunkt dabei
bildet die Ausbildung an der Bundesschule in
Hoya an der Weser (Niedersachsen). Dort verfügt
man über eine spezielle Übungsanlage, an
der Deichverteidigung trainiert werden kann.
Dabei handelt es sich um einen sogenannten
nassen Deich, einen nachgebauten Deich, in
dem Wasserleitungen verlegt sind, sodass der
Austritt an verschiedenen schadhaften Stellen
am Deich simuliert und die entsprechenden
Gegenmaßnahmen am Deich geübt werden
können. Ähnliche Anlagen gibt es in etwas
kompakterer Form auch auf Übungsgeländen in
verschiedenen THW-Landesverbänden.
Das THW im Hochwassereinsatz
Das THW verfügt mit seinen bundesweit aufgestellten
technischen Zügen und Fachgruppen (FGr) über vielfältige
Einsatzmöglichkeiten bei Hochwassereinsätzen.
Neben der verfügbaren Manpower aus den Bergungsgruppen
für die Deichverteidigung kommen dort vor
allem die Fachgruppen des THW mit ihrem speziellen
Gerät zum Einsatz. Für beinahe jede Fachgruppe gibt es
entsprechende Einsatzoptionen bei Hochwasserlagen.
Dabei bringen die verschiedenen Fachgruppen vor allem
schweres Gerät und spezielle Ausstattung zum Einsatz.
Dazu gehören u.a.:
• Transportkapazitäten für Sandsäcke/Sand (verschiedene
FGr)
• Bergeräumgeräte (Radlader, Bagger) für verschiedene
Aufgaben (FGr Räumen)
• Hochleistungspumpen, Tauchpumpen (Fachgruppe
Wasserschaden/Pumpen)
• verschiedene Wasserfahrzeuge wie Boote, Arbeitsplattformen
(FGr Wassergefahren)
• Stromerzeuger bei Stromausfall, für elektr. Tauchpumpen
(FGr Elektroversorgung)
• Ausleuchtung von Einsatzstellen für nächtliche Einsätze
(FGr Beleuchtung)
• provisorischer Ersatz von weggeschwemmten
Brücken (FGr Brückenbau)
• Unterstützung bei Führungsaufgaben, Führung von
Bereitstellungsräumen (FGr Führung & Kommunikation)
• Trinkwasseraufbereitung bei Zusammenbruch der
Wasserversorgung (FGr Trinkwasseraufbereitung)
• Sprengung von Deichen zur Entlastung anderer Deichabschnitte
(FGr Sprengen)
• Verpflegung von Einsatzkräften, Nachschuborganisation,
Werkstätten (FGr Logistik)
• Wiederherstellen von Strom- und Wasseranschlüssen
(FGr Infrastruktur)
• Auffangen von ausgelaufenen Treibstoffen und Heizöl
(FGr Ölschaden)
• Einsatz mobiler Pegel (FGr Wasserschaden/Pumpen)
• Einsatzüberwachungssystem, Statiküberwachung
Deiche (Bergungsgruppen)
Zudem sind bei Hochwasserlagen unzählige Fachberater
THW und Fachberater Deichverteidigung im Einsatz, um
bei dem Schutz bedrohter Ortschaften fachkundige Unterstützung
zu geben sowie um allgemein über Einsatzmöglichkeiten
des THW zu informieren.
Weitere Informationen:
www.deichverteidigung.de
www.thw-bundeschule.de
In der Bundesschule Hoya werden jährlich in
mehreren Lehrgängen THW-Einsatzkräfte aus
ganz Deutschand in der Deichverteidigung
ausgebildet. Hinzu kommen zusätzliche Lehrgänge
für externe Behörden und Stellen wie
Feuerwehren, Deichverbände usw. Darüber
hinaus steht die Übungsanlage – wie auch die
weiteren im Bundesgebiet – sämtlichen Einheiten
des THW sowie den Einheiten anderer
Organisationen zur Verfügung.
46
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 150
Abrollbehälter für den Hochwassereinsatz:
Sandsackbefüllung
und Schlauchsystem
Technik
C. Lange
Hochwassersituationen wie zuletzt im Mai und
Juni 2013 in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Niedersachsen und Schleswig-Holstein
führten zu großflächigen sowie massiven
Überschwemmungen. Deshalb sind wirkungsvolle
Vorbereitungen für einen Hochwassereinsatz
der Feuerwehr mit den Schwerpunkten
Einsatzführung, Sandsacklogistik, Errichtung
von Sandsackwällen, Sicherung sowie Verstärkung
der Deiche und Deichverteidigung zu
treffen. Neben den personellen und organisatorischen
Maßnahmen spielt die adäquate technische
Ausstattung eine wichtige Rolle.
Abrollbehälter Hochwasserschutz (AB-HWS)
Zur Sicherstellung feuerwehrtechnischer
Maßnahmen im Rahmen von Einsätzen zum
Hochwasserschutz wurde im Jahr 2012 ein
Abrollbehälter mit spezieller Ausstattung für
diese Einsatzaufgabe in Dienst gestellt. Mit
wasserbefüllbaren Kissen- und Doppelkammerschlauchsystemen
kann auf einer Länge
von bis zu 500 m und einer Höhe von ca. 30 cm
aufgestaut werden. Hierdurch ist ein schneller
Schutz von hochwassergefährdeten Bereichen
möglich, für den vergleichbar etwa 25.000
Sandsäcke erforderlich wären. Der Aufbau der
Systeme kann von mindestens 11 Einsatzkräften
innerhalb von etwa zwei Stunden erfolgen.
Besondere Schutzausrüstung wie Wathosen
usw. ermöglicht dem Personal, sich gegen die
Gefahren durch Schmutz- bzw. Hochwasser
und in fließenden Gewässern zu schützen.
Die beiden wasserbefüllbaren Doppelkammerschlauchsysteme
können im Rahmen der
Brandbekämpfung auch zur Löschwasserrückhaltung
eingesetzt werden. Daneben stehen
umfangreiche zusätzliche Materialien zur Verfügung,
so u.a. Beleuchtungsgeräte, Verkehrssicherungsausstattung,
Schaufeln, Spaten sowie
Handwerkzeug und ein Aluminiumboot.
Der Einsatz des AB-HWS erfolgt lageabhängig
im Rahmen des Hochwasserschutzkonzepts
der Feuerwehr Hannover durch Personal der
Feuer- und Rettungswache 4 mit Wechselladerfahrzeug
in Verbindung mit mindestens
Dipl.-Chem. Claus Lange
Direktor der Feuerwehr
Hannover
Feuerwehrstr. 1
30169 Hannover
claus.lange@
hannover-stadt.de
Abb. 1: Blick auf die
Sandsacklogistik im
Rahmen des Hochwassereinsatzes
in Magdeburg 2013
21. Jahrgang · Juni 2014 · 151
IM EINSATZ
47
Technik
Tab. 1: Technische Daten des Abrollbehälters Hochwasserschutz
Hersteller
GSF Sonderfahrzeugbau GmbH, Twist
Maße Abrollbehälter 2.500 × 2.500 × 6.400 mm (H x B x L)
Masse Abrollbehälter ca. 7.800 kg
Baujahr 2012
Ausstattung u.a. • Eigenstromversorgung über Batterien mit Ladeerhaltung (230 V)
• Umfeld- und Geräteraumbeleuchtung
• pneumatischer Lichtmast mit Xenonscheinwerfern
• drei speziell ausgestattete Rollwagen
Beladung u.a. • 300 m Doppelkammerschlauch (Fa. Beaver):
Stücke zu 5 m und 10 m
• 150 m Doppelkammer-Folienschlauch (Fa. Optimal)
• 25 Kissen (Fa. Floodbag): ca. 2x 1 x 0,5 m, stapelbar
• 3 Rollwagen mit Doppelkammerschläuchen und Zubehör
• Aluminiumboot (ca. 2,50 x 1,25 m) zum Rudern oder Schieben
• Ganzkörperschutzanzüge und Rettungswesten
• (Fischerei-)Ölhemden und Latzhosen
• Wathosen, Gummistiefel, wasserdichte Handschuhe
• Plattformwagen
• Paketkarre
• Motorkettensäge
• Schaufeln, Spaten, Handwerkzeug
• Material zur Verkehrssicherung
• 8-kVA-Stromerzeuger, tragbar
• 2× 1.000-W-Halogenstrahler
• 1 Beleuchtungsballon („Powermoon“)
einem Löschgruppenfahrzeug sowie Gerätewagen-Logistik
und Mannschaft der Fachgruppe
„Hochwasserschutz“ der Ortsfeuerwehren
Wettbergen, Ricklingen und Bornum.
Abrollbehälter Sandsackbefüllung (AB-Sand)
Für Einsätze im Rahmen des Hochwasserschutzes
hat die Feuerwehr Hannover ebenfalls
im Jahr 2012 einen Abrollbehälter Sandsackbefüllung
(AB-Sand) in Dienst gestellt, auf dem
Materialien und Geräte für eine Sandsackfüllstation
verlastet sind. Damit kann eine schnelle,
witterungsunabhängige Betriebsbereitschaft
zur Füllung von Sandsäcken ermöglicht werden.
Für den effizienten Betrieb sind mindestens
14 Einsatzkräfte sowie ein Rad- oder Teleskoplader
mit Sandschaufel und Palettengabel erforderlich.
So können ca. 1.800 Sandsäcke pro
Stunde bei einer möglichst eingespielten Bedienungsmannschaft
(600 Stück als vergleichbare
Leistung bei Befüllung per Hand) gefüllt,
verschlossen (zugenäht) und abholbereit verladen
werden. Durch die besondere Anordnung
der Füllmaschine sowie der Näh- und Verladestation
kann das eingesetzte Personal weitgehend
ergonomisch und witterungsgeschützt
arbeiten. Durch das verschiebbare Dach ist von
oben mittels Radlader die Anlage mit Sand zu
befüllen.
Tab. 2: Technische Daten des Abrollbehälters Sandsackbefüllung
Hersteller
Paul Stolle Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH, Hannover
Maße Abrollbehälter 2.465 × 2500 × 6.000 mm (H x B x L)
Masse Abrollbehälter ca. 6.000 kg
Baujahr: 2012
Ausstattung u.a. • Eigenstromversorgung über Batterien mit Ladeerhaltung (230 V)
• Geräteraum- und Arbeitsplatzbeleuchtung
• verschiebbares Aufbaudach
• Wetterschutzplanen
• Überfahrbordwand am Heck (Entnahme Klappgitterboxen)
• Sandsackfüllmaschine (Fa. Saquick, Ausführung Titan 2.400)
• 2 Nähtische, klappbar
Beladung u.a. • 12.000 Sandsäcke, leer, in Ballen
• 4x Nähmaschinen für Sandsäcke
• Nähgarn, Kabelbinder, Bindedraht
• 8× Transport-Kunststoff-Faltgitterbox
• 1× Gabelhubwagen
• 2× Schubkarre
• 1× Plattformwagen
• Schaufeln, Spaten, Handwerkzeug
• Material zur Verkehrssicherung
• 13-kVA-Stromerzeuger, tragbar
Der Einsatz des AB-Sand soll möglichst auf
befestigtem Untergrund mit einer Grundfläche
von mindestens 35 × 40 m erfolgen. Das
Gelände muss von Fahrzeugen mit einer Gesamtmasse
von 26.000 kg befahrbar sein. Der
AB-Sand ist so ausgestattet, dass der Betrieb
zur Sandsackbefüllung nach etwa 30 Minuten
Aufbauzeit über acht Stunden (ca. 12.000
Sandsäcke) möglich ist, bevor weiteres Material
erforderlich wird. Hierbei ist jedoch Sand in
ausreichender Menge und eine entsprechende
Logistik für den Abtransport der gefüllten
Sandsäcke notwendig.
Der Einsatz des AB-Sand erfolgt lageabhängig
im Rahmen des Hochwasserschutzkonzepts
der Feuerwehr Hannover durch Personal der
Feuer- und Rettungswache 4 mit Wechselladerfahrzeug,
AB-Mulde sowie Tiefladeanhänger,
auf dem auch der Radlader transportiert wird.
Mindestens ein Löschgruppenfahrzeug sowie
Gerätewagen-Logistik und Mannschaft der
Fachgruppe „Hochwasserschutz“ der Ortsfeuerwehren
Wettbergen, Ricklingen und Bornum
sind erforderlich.
48
IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 152
Technik
Fazit
Gerade das Material der Kreisfeuerwehrbereitschaft
der Landeshauptstadt Hannover
Hannover zur Hochwasserbekämpfung, das
im Jahr 2012 komplettiert und erweitert werden
konnte, hat sich beim Hochwassereinsatz
in Magdeburg im Juni 2013 sehr bewährt. Der
Abrollbehälter Hochwasserschutz mit seiner
umfangreichen Ausstattung war ebenso nützlich
wie der Abrollbehälter Sandsackfüllung.
Mit dieser vom hannoverschen Karosseriebauer
Stolle mit Unterstützung der Feuerwehr Hannover
entwickelten Maschine konnten mehr als
400.000 Sandsäcke gefüllt und auf Paletten verlastet
zum Einsatz gebracht werden. Der systematische
Arbeitsablauf von der Füllung bis hin
zum Verschließen der Sandsäcke erwies sich als
sehr leistungsfähig. Auch war aufgrund der in
den letzten Jahren für die Freiwillige Feuerwehr
Hannover beschafften einheitlichen Löschfahrzeuge
Katastrophenschutz eine Ablösung der
Bedienungsmannschaft unkompliziert.
Literatur:
1. Lange C, Bahlmann C, Rohrberg D, Kunze R (2013) Kreisfeuerwehrbereitschaften
in Niedersachsen. Brandschutz/
Deutsche Feuerwehr-Zeitung 67: 258-267
2. Lange C, Rohrberg D, Bahlmann C, Feichtenschlager J (2013)
Feuerwehr Hannover: Hochwassereinsatz in Magdeburg im
Juni 2013. Brandschutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung 67:
587-595
3. Feuerwehr Hannover (2012) Dienstanordnung 5.1 – 046 Abrollbehälter
Sandsackbefüllung (AB-Sand)
4. Feuerwehr Hannover (2012) Dienstanordnung 5.1 – 047 Abrollbehälter
Hochwasserschutzsysteme (AB-HWS)
Abb. 2: Abrollbehälter
Sandsackbefüllung in einsatzbereitem
Zustand
Abb. 3: Beladung des
AB Hochwasserschutz
Leserbrief
Sehr geehrter Herr Roeber,
herzlichen Dank für Ihren sehr gelungenen und im
wahrsten Sinn „not-wendigen“ Artikel zum Thema
„alte Weisheiten“ (IE 2/2014). In der Tat ist dieses
Thema hochaktuell. Alle Hilfeleistungsorganisationen
beklagen zu Recht den Helferschwund und
die Tatsache, dass zunehmend weniger Menschen
für die Idee des Bevölkerungsschutzes begeistert
werden können. Der demografische Wandel verstärkt
hier die Situation zunehmend. Diese Probleme
sind jedoch zumindest ein stückweit auch
hausgemacht. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen,
dass es einem Bewerber – immerhin mit
zwei vollständigen Fachausbildungen im Sanitätsund
Betreuungsdienst des ehem. erweiterten
KatS sowie vollständig durchlaufener Führungsausbildung
einschließlich Stabsausbildung an der
AKNZ, Sprechfunk- und ABC- Schutzausbildung
inkl. Ausbilder für Selbstschutzthemen unter den
gesetzlichen Ausbildungsregelungen des KatS-
Schulwesens ausgestattet – nicht gelingt, als
„Quereinsteiger“ das Engagement in irgendeiner
Organisation fortzusetzen. Einzelne Organisationen
erkennen die seinerzeit vorgeschriebenen
Aus- und Fortbildungen ganz einfach nicht bzw.
nicht mehr für vergleichbare Funktionen an. Hier
sprechen wir immerhin von Lehrgängen an staatlichen
Schulen!
Immer wieder folgt auf eine erste Willkommensgeste
und auf die Versicherung, dass man
froh sei über den neuen Bewerber, sehr schnell
der deutliche Hinweis, dass man ja zunächst
einmal die Grundlagenschulung und dann noch
weitere wichtige Lehrgänge besuchen müsse,
um überhaupt eingesetzt werden zu können. Auf
Nachfrage, ob denn bereits erbrachte und durch
Fortbildung sowie Einsatzpraxis erworbene Qualifikationen
nicht etwa gewertet werden, erntet
man oft Unverständnis bis hin zu großem Erstaunen,
da eben diese Schulungsmaßnahmen ja nicht
mehr aktuell seien.
Ein solches Verhalten demotiviert natürlich
und dokumentiert sehr deutlich, dass es mit der
Förderung von Motivation und Würdigung auch
der beruflich erbrachten Kenntnisse und Qualifikationen
doch noch nicht so weit gediehen ist.
Und es ist festzustellen, dass es eben nicht klar zu
sein scheint, dass z.B. die bei der einen Bundeseinrichtung
durchlaufene Ausbildung auch bei der
anderen überhaupt anerkannt wird, respektive
überhaupt bekannt ist.
Aber genau hier setzt häufig das Problem an:
Freizeit ist nun mal rar geworden, der Beruf nimmt
einen anderen Stellenwert ein als vor 25 bis 30
Jahren, die Bedeutung, die Familie und Freundschaften
beigemessen wird, hat eher zugenommen
– und Ehrenamt im Bevölkerungsschutz muss
sich dort gewissermaßen einfädeln und zugleich
hohe Einsatzfähigkeit bewahren.
Das geht in der heutigen Zeit überwiegend nur
unter Verfolgung von Doppel- bzw. Mehrfachnutzen
und dabei muss das Engagement sinn- und
auch spaßgebend sein! Dienst- und Ausbildungsveranstaltungen
müssen einen echten Gewinn für
die Ehrenamtler darstellen. Es kann nicht sein,
dass Bewerbern immer wieder ganz eindeutig gesagt
wird, dass sie ja in keiner Weise einsetzbar
sind – und somit auch seine mitgebrachten Fähigkeiten
trotz bestehender Notwendigkeit in der
einen oder anderen Einheit – auch unter Inkaufnahme
der erheblichen Einschränkung der aktuellen
Einsatzfähigkeit dieser nicht genutzt werden
dürfen. Eine solche Haltung darf in heutiger Zeit in
sich als „modern“ bezeichnenden Organisationen
keinen Platz haben. Organisationen und Betriebe
sind auf Flexibilität und angemessene Dynamik
angewiesen, damit sie marktfähig bleiben können.
Mittlerweile habe ich mein Engagement im Bevölkerungsschutz
vor dem Hintergrund der oben
beschriebenen Hemmnis- und Demotivationsfaktoren
vollständig eingestellt und bin zumindest in
unserer Region hier oben leider kein Einzelfall.
Aus meiner Sicht ist es dringend geboten, dass
die administrative Ebene eine Kehrtwende vollzieht.
Es kann nicht angehen, dass man sich als
ausgebildeter Helfer bei Neu- bzw. Wiedereintritt
in eine Organisation für seinen Ausbildungsstand
rechtfertigen und dann auch noch Zeit-Stoffpläne
der damaligen Lehrgänge bei Vorliegen der amtlichen
Teilnahmebescheinigungen beibringen
muss!
A. Bernhardt,
Organisationsberater im Gesundheitswesen
TERMINE
Wasserrettung +
Notfallmedizin
23. August 2014
Xanten
www.lano-drk.de
4. Twistringer BOS-Tag
12. Juli 2014
Twistringen
www.kfv-diepholz.de
Übungsplanung
16. und 17. August 2014
Mannheim
www.eh-enterprises.de
Zugführer
Rettungsdienst/OrgL
Düsseldorf
www.drk-duesseldorf.de
5. bis 13. Juli 2014
7. Internationaler
Erste-Hilfe-Wettbewerb
1. bis 3. August 2014
Pfinztal-Söllingen
www.drk-soellingen.de
21. Juni 2014
Regensburg
www.rescu.de
Z E I T S C H R I F T F Ü R H E L F E R U N D F Ü H R U N G S K R Ä F T E
21. Jahrgang
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44); THW/P.Graser (S. 8, 10); Kreisfeuerwehrverband Pinneberg
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Brandenburg (S. 26); G. Bücherl (S. 28, 29); Rotes Kreuz
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IM EINSATZ 21. Jahrgang · Juni 2014 · 154
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