1 Klärung der Begriffe 1.1. Konfliktbereitschaft - Fachbereich ...
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Kriminologische Studienwoche <strong>der</strong> Universität Hamburg<br />
7. – 11. März 2005<br />
Gewalt in <strong>der</strong> Schule –<br />
Ausprägung, Erklärung, Prävention<br />
Angela Sack-Hauchwitz, Diplom-Soziologin<br />
Zu männlicher und weiblicher <strong>Konfliktbereitschaft</strong>, Gen<strong>der</strong>aspekten und Diversity,<br />
Zu viele Jungen werden also auch heute noch zu wenig dahingehend erzogen und<br />
unterstützt, Konflikte auf sozial verträgliche Weise zu lösen. Denn dazu bräuchte<br />
man soziale Kompetenzen. Ein „richtiger“ Junge löst den Konflikt lieber, indem er<br />
siegt. Bis zu gewalttätigem Handeln ist es hier oft nur ein kleiner Schritt. Sogenannte<br />
„männliche Attribute“ wie Durchsetzungsvermögen und Stark-Sein erfor<strong>der</strong>n, eigene<br />
Gefühle auszuklammern und die Gefühle an<strong>der</strong>er nicht zur Kenntnis zu nehmen.<br />
Viele Jungen lernen also früh, ihre Gefühle und die Signale ihres Körpers nicht<br />
wichtig zu nehmen. Viele junge Männer erleben sich selbst und ihr Gegenüber wenig<br />
über Gefühle, seien sie angenehm o<strong>der</strong> unangenehm.<br />
Wo können Jungen (und Mädchen) heute noch ihre aktiven Potentiale wie Abenteuerlust,<br />
Energie und Tatendrang ausleben? Im Alltag doch nur noch sehr eingeschränkt.<br />
Der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen hier aber ist, dass<br />
Jungen offenbar generell schlechter als Mädchen mit den Verän<strong>der</strong>ungen unserer<br />
Welt in den letzten 20 bis 30 Jahren zurechtkommen. Dann sollten wir noch berücksichtigen,<br />
dass Jungen zum Beispiel in einer durchschnittlichen 8. o<strong>der</strong> 9. Klasse bis<br />
zu einem Jahr in <strong>der</strong> körperlichen und mentalen Entwicklung hinter den Mädchen<br />
zurückliegen. Wen wun<strong>der</strong>t es da, dass zahlreiche Untersuchungen belegen, dass<br />
Jungen in ihren Leistungen auffällig hinter den Mädchen zurückfallen, dass Jungen<br />
häufiger krank sind, häufiger Sprech- Konzentrations- Schreibstörungen haben,<br />
häufiger an dem berüchtigten Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom leiden.<br />
Für unser Thema „Gewaltbereitschaft“ hat das zur Folge, dass sich viele Jungen - in<br />
ihrem Tatendrang nicht ausgelastet und qua Rolle ständig stark sein zu müssen, in<br />
latenter Gefühl- und Sprachlosigkeit – dran gewöhnen, ohne Rücksicht auf eigene<br />
Emotionen und die Interessen an<strong>der</strong>er ihre Machtinteressen mit Gewalttätigkeiten<br />
durchzusetzen.<br />
2.3. Persönlichkeitsprofil aggressiver junger Männer<br />
Wen wun<strong>der</strong>t es da auch, dass die Lebenshypothese gewaltbereiter Jugendlicher<br />
heißt: Gewalt macht stark und unangreifbar. Friedfertigkeit dagegen heißt, feige und<br />
schwach zu sein. Für das Selbstbild aggressiver Jungen und junger Männer sind<br />
zwei Persönlichkeitsbezüge entscheidend, die sie ihre Gewalttätigkeit aufrecht halten<br />
und ausleben lassen. Gewaltbereite Jungen rechtfertigen ihr (auch mieses) Verhalten<br />
ständig zu ihren Gunsten und rücken auch Gewalttätigkeiten in ein positives<br />
heldenhaftes Licht. „Ich wollte Gerechtigkeit“. Sie sind außerdem kaum bereit o<strong>der</strong><br />
fähig, sich in das Opfer einzufühlen. „Selbst schuld, warum kommt er mir komisch.“<br />
An diesen beiden Stellen, die Rechtfertigungen zu knacken und Empathie, Mitgefühl<br />
zu wecken, liegen die Anknüpfungspunkte zur Arbeit mit gewaltbereiten<br />
Jugendlichen. Wer Mitgefühl mit einem Opfer entwickelt, verliert den Spaß an<br />
Gewalt.<br />
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