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Heft 6 - SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt

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Kurz vor und vor allem während der Revolution von 1848 bildeten sich in der<br />

preußischen Provinz <strong>Sachsen</strong> und in <strong>Anhalt</strong> Arbeiterbildungsvereine bzw.<br />

Arbeitervereine. Dies geschah in Zusammenarbeit mit demokratischen oder<br />

liberalen bürgerlichen Vereinen bzw. Persönlichkeiten. In der Provinz <strong>Sachsen</strong><br />

und in <strong>Anhalt</strong> wiesen die Vereinsbildungen oft die Besonderheit auf, dass sie im<br />

Zusammenhang mit dem Wirken der „Lichtfreunde“ entstanden, die vor allem in<br />

Magdeburg, Halle, Halberstadt und Köthen starke Organisationen aufwiesen.<br />

Die „Lichtfreunde“ hatten sich zunächst als religiöse Dissidentenbewegung<br />

innerhalb der preußischen bzw. anhaltischen Staatskirche gebildet. 3<br />

Während der Revolution von 1848 nahm die Zahl der Arbeitervereine auch in<br />

der Provinz <strong>Sachsen</strong> und in <strong>Anhalt</strong> zu. Am vom 23. August bis 3. September<br />

1848 in Berlin tagenden Delegiertenkongresses von Arbeitervereinen aus ganz<br />

Deutschland waren auch zwei Delegierte aus der Provinz <strong>Sachsen</strong> beteiligt, als<br />

sich unter maßgeblichen Einfluss von Stephan Born die „Allgemeine<br />

Arbeiterverbrüderung“ gründete. Dies war eine eigenständige Organisation vor<br />

allem von Handwerksgesellen und Facharbeitern. 4 Die Stadt Magdeburg wurde<br />

als Sitz eines Bezirkskomitees für die Provinz <strong>Sachsen</strong> bestimmt. Außer in der<br />

Provinzhauptstadt bekannten sich noch in Halle und Halberstadt Arbeitervereine<br />

zur „Arbeiterverbrüderung“, wobei sich der Verein in Halle mit dem Arbeiter<br />

Johann Traxdorf an der Spitze nicht auf das Bezirkskomitee in Magdeburg,<br />

sondern auf das Leipziger Zentralkomitee hin orientierte. Allerdings bestand<br />

zwischen Magdeburg und Leipzig eine nachweisbare Verbindung und das<br />

Magdeburger Komitee hatte mit großen Problemen zu kämpfen. 5 In <strong>Anhalt</strong> trat<br />

der Köthener Gesellenverein der Organisation bei. Am Jahresende 1848 bildete<br />

sich auch in Dessau ein Arbeiterverein unter dem Vorsitz von Friedrich Polling. 6<br />

Im anhaltischen Köthen hielten sich im Herbst 1848 verschiedene<br />

Persönlichkeiten der frühen Arbeiterbewegung bzw. demokratischen Bewegung<br />

auf, die in Preußen und anderswo verfolgt worden sind. Darunter waren der<br />

Arzt Karl D´Ester, welcher der frühen Arbeiterbewegung nahestand, und der<br />

russische Revolutionär und Anarchist Michail Bakunin. Bakunin hat von Köthen<br />

aus seinen berühmten „Aufruf an die Slawen“ verfasst und publiziert. 7<br />

Nach der Niederlage der Revolution von 1848/49 trat in den deutschen Staaten<br />

eine Periode der politischen Reaktion ein. Die Anfänge der Arbeiterbewegung<br />

waren auf Bildungsvereine zurückgeworfen worden, die in der Regel von<br />

bürgerlichen Demokraten oder Liberalen geleitet worden sind. Mit Beginn der<br />

3 Zu der Problematik der Lichtfreunde vgl. vor allem:<br />

4 Vgl. Miller, Susanne/Potthof, Heinrich: Kleine Geschichte der <strong>SPD</strong>, 7. überarb. und erw. Aufl, Berlin 1991, S.<br />

27.<br />

5 Cgl. Peters, Herbert: Die preußische Provinz <strong>Sachsen</strong> im Revolutionsjahr 1848, Dessau 2000, S. 268 f.<br />

6 Vgl. Grossert, Werner: Die Entstehung und Entwicklung der Arbeiterbewegung in Dessau bis 1871, Dessau<br />

1973.<br />

7 Vgl. Landeshauptarchiv <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>, Magdeburg, (im Folgenden: LHASA-M) Rep. C 20, Ia, Nr. 679, Bd. IX,<br />

Bl. 3.<br />

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