E D I T O R I A L 19% berichten, dass sie den Pflegebedürftigen «vor Wut schütteln könnten». Die Betreuung zu Hause kann für den demenzkranken Menschen zur Gefahr werden – und für pflegende Angehö rige zu einer extremen Belastung, ver bunden mit Schuldgefühlen und Selbstzweifeln. Aber auch <strong>Spitex</strong>-Mitarbeitende können durch herausforderndes Verhalten in eine schwierige Situation kommen. Sie sind – wie die Angehörigen – auf sich selbst gestellt. Schnell Hilfe herbeizurufen ist oft nicht möglich. <strong>Spitex</strong>- Mitarbeitende sind somit in einer schwierigeren Lage als Pflegende im Spital oder in Altersbzw. Pflegeheimen. Welchen Beitrag kann die Pflegeforschung leisten? Seit mehr als zehn Jahren werden Pflegefachpersonen für die Betreuung von Menschen mit aggressivem Verhalten geschult. Sie lernen, riskante Situationen zu erfassen, geeignete Massnahmen zu planen und umzusetzen, um herausforderndes Verhalten zu reduzieren. Sie sind fähig, beginnende Aggressionen rechtzeitig zu entschärfen. In der Fachsprache wird dies «Deeskalation» genannt. Greifen diese Massnahmen, bessert sich die Lebensqualität für die Betroffenen und die Betreuenden. Im Rahmen von Forschungsarbeiten wurde untersucht, wie wirksam eine Schulung von Pflegenden in Aggressionsmanagement ist. Wie die Ergebnisse zeigten, treten Pflegende, die sich mit Aggressionsmanagement aus kennen, bei herausforderndem Verhalten selbstsicherer auf und fühlen sich der Aufgabe eher ge wachsen. Zahlenmässig gehen Aggressionen gegen die zu betreuenden Personen zwar nur geringfügig zurück, doch die Ereignisse sind weniger schwerwiegend – das ist die gute Nachricht. Ein weiteres Forschungsprojekt überprüft, welche Risikofaktoren dazu führen, dass Pflegende Aggression erfahren. Die Pflegeforschung befasst sich mit relevanten Themen aus der Praxis. Am Beispiel der Forschungsarbeiten im Bereich Aggressionsmanagement zeigt sich, dass Erkenntnisse direkt in die Schulungsprogramme einfliessen und den Pflegenden zugänglich gemacht werden. Können Pflegende den Menschen, die herausforderndes Verhalten zeigen, kompetent begegnen, bzw. pflegende Angehörige kompetent beraten, bedeutet dies mehr Lebensqualität für den Betroffenen wie für die betreuende Person. Eine Win-Win-Situation für alle! Martina Merz-<strong>St</strong>aerkle, MSc, Prorektorin Fachbereich Gesundheit, FHS <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>, Vorstandsmitglied P R Ä S I D E N T 2 3 Non-Profit-<strong>Spitex</strong> im Trend Die traditionellen, gemeinnützigen <strong>Spitex</strong>- Organisationen haben ein gutes Jahr hinter sich. Sie werden von vielen Personen für Hilfe und Pflege zu Hause geschätzt. Auch wenn die Konkurrenz von kommerziell ausgerichteten Organisationen wächst, so bleibt die Non- Profit-<strong>Spitex</strong> die grosse Marktführerin in einer wachsenden Branche. Es ist aber wichtig, dass alle Non-Profit-<strong>Spitex</strong>-Organi sationen gegen aussen mit einer Corporate Identity wahr ge nommen werden. Unabdingbar ist dabei ein gemeinsames Er scheinungsbild. So sei hier wieder einmal zur Verwendung des <strong>Spitex</strong>-Logos aufgerufen. Während sich jede und jeder als «<strong>Spitex</strong>» bezeichnen darf, ist die Verwendung des Logos den Non-Profit- Mitgliedern der Kantonalverbände vorbehalten. Wichtig in diesem Zusammenhang war auch die Einführung der Schweiz weit einheitlichen, gemeinsamen Telefonnummer 0842 80 40 20. Damit wird unsere gemeinsame Identität gestärkt. Pflegefinanzierung und Administrativvertrag Das erste Jahr mit dem neuen Admini strativvertrag liegt hinter uns. Die Organisationen waren mit der Umsetzung stark gefordert. Der administrative Aufwand ist für Sekretariate Ein gemeinsames Erscheinungsbild der Non-Profit-<strong>Spitex</strong> im Markt stärkt unsere Identität gegen aussen. und Verwaltungen noch sehr hoch. Hoffen wir, dass der elektronische Datenaustausch mittelfristig zur Reduktion des Papierbergs führen wird. Manche indirekten Folgeerscheinungen sind zudem ärgerlich. So haben Ende <strong>2012</strong> die Probleme mit Krankenversicherern wieder zugenommen. Zum einen kommen nun durch den Wechsel von Tiers garant auf den Tiers payant Probleme zum Vorschein, die wahrschein lich früher durch die indirekte Rechnungsstellung verdeckt geblieben sind. Zum anderen führt paradoxerweise die bessere Informationspolitik, indem wir zum Beispiel standardmässig das Leistungsplanungsblatt mitschicken, zu zusätzlichen, manchmal nicht nachvollziehbaren Kürzungen durch die Kassen. Die Unterstützung der Organisationen in diesen Fragen wird im laufenden Jahr eine wichtige Aufgabe der Geschäftsstelle bleiben. Zusammenarbeit unter den Kantonalverbänden Grundaufgaben aller <strong>Spitex</strong>-Kantonalverbände sind dieselben. So haben wir auch im vergangenen Jahr wieder von gemeinsamen Projekten und einem regen Austausch vor allem auf <strong>St</strong>ufe Geschäftsstelle profitiert. <strong>St</strong>rukturell wird der Austausch durch die <strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong>s- Konferenz Ostschweiz (SVKO) sicher gestellt. Der Vorsitz wechselt in der Regel alle zwei