Würdigung - Institut für Sportwissenschaft - Leibniz Universität ...
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„Fairplay –<br />
das ethische<br />
Potenzial des<br />
Sports“<br />
Eine Würdigung von<br />
Professor Dr. Gunter A. Pilz<br />
anläßlich der Verleihung<br />
des DOSBEthikpreises
2 I<br />
EQOS<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Einführung, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper......................Seite 3<br />
Editorial, Dr. Thomas Bach.............................................Seite 5<br />
Grußwort, Wolfgang Niersbach.....................................Seite 9<br />
Laudatio, Prof. Dr. Wolfgang Huber.............................Seite 11<br />
Leitthema: Handlungsmoral im Wettkampf,<br />
Prof. Dr. Gunter A. Pilz..............................................Seite 17<br />
„Ist ein Foul manchmal fair?“,<br />
Prof. Dr. Hans Lenk....................................................Seite 27<br />
Gunter A. Pilz persönlich.............................................Seite 36<br />
„Sozialwissenschaftler in der Kurve“,<br />
Dr. h.c. Alfred Sengle................................................Seite 37<br />
Lebenslauf...................................................................Seite 43<br />
Die vorliegende Broschüre erscheint anlässlich der Verleihung des DOSB-Ethikpreises am<br />
6. September 2012 in Hannover. Neben den Grußworten beinhaltet die Broschüre zwei<br />
wissenschaftliche Texte der beiden bisherigen Preisträger.
Einführung<br />
„Werte sind die Grundlagen<br />
des Miteinanders“<br />
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper,<br />
Vorsitzende des Kuratoriums zur<br />
Verleihung des DOSB-Ethikpreises<br />
Auch wenn der DOSB-Ethikpreis bislang<br />
nur auf eine kurze eigene Geschichte<br />
zurückblickt, setzt er dennoch eine lang<br />
währende und bewährte Tradition fort. So<br />
verleiht ihn der DOSB in Kontinuität zur<br />
Ludwig-Wolker-Plakette des Deutschen<br />
Sportbundes, die seit 1980 alle zwei Jahre<br />
an Personen vergeben wurde, die sich in<br />
hervorragender Weise für das Ethos und<br />
die Menschenwürde eingesetzt haben.<br />
Zugleich ist mit der Plakette an Ludwig-<br />
Wolker, einen Mitbegründer des Deutschen<br />
Sportbundes und bedeutenden<br />
Vertreter der konfessionellen Sportbewegung,<br />
erinnert worden.<br />
Nach der Zusammenlegung des Nationalen<br />
Olympischen Komitees für Deutschland<br />
und des Deutschen Sportbundes im<br />
Jahre 2006 hat der DOSB beschlossen,<br />
seine Preislandschaft neu zu strukturieren.<br />
Im Zuge dieser Neuordnung wurde die<br />
Ludwig-Wolker-Plakette in DOSB-Ethikpreis<br />
umbenannt.<br />
Es sind Werte wie Fairness, Toleranz,<br />
Chancengleichheit und Solidarität, die untrennbar<br />
mit dem Sport, wie wir ihn heute<br />
kennen, verbunden sind. Werte, deren<br />
„Wahrung und Förderung“ der DOSB<br />
aufgrund ihrer Bedeutung im Sport – und<br />
darüber hinaus – als festen Bestandteil<br />
in seine Satzung aufgenommen hat. Sie<br />
bilden die Grundlage für ein funktionierendes<br />
Miteinander in den über 91.000<br />
Sportvereinen in Deutschland. Als größte<br />
Bürgerbewegung mit mehr als 27,5<br />
Millionen Mitgliedschaften leistet der organisierte<br />
Sport einen wichtigen Beitrag<br />
zum Zusammenhalt der Gesellschaft und<br />
damit zum Gemeinwohl, indem er seinen<br />
Mitgliedern diese zentralen Werte<br />
im wahrsten Sinne des Wortes spielend<br />
vermittelt. So bieten Sportvereine herausragende<br />
Möglichkeiten zur sozialen Integration<br />
und geben mit ihren vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten<br />
vor allem Kindern<br />
und Jugendlichen Orientierung.<br />
Mit seinem Ethikpreis würdigt der DOSB<br />
Menschen, die sich für die Förderung und<br />
Erhaltung der Werte im Sport einsetzen.<br />
Die Trophäe, die der Preisträger erhält,<br />
symbolisiert Tradition und Zeitlosigkeit zugleich.<br />
Es handelt sich um einen auf einem<br />
Sockel präsentierten Stein, der ursprünglich<br />
aus dem Brandenburger Tor stammt.<br />
In diesen Stein ist in griechischer Schrift<br />
das Wort „Ethos“ gemeißelt, welches bildungssprachlich<br />
die sittliche Gesinnung<br />
einer Person, einer Gemeinschaft oder<br />
speziellen sozialen Gruppe bezeichnet.<br />
EQOS<br />
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4 I<br />
EQOS
Editorial<br />
„Exzellenz, Fairness,<br />
Respekt und gegenseitige<br />
Achtung“<br />
Dr. Thomas Bach,<br />
Präsident des Deutschen<br />
Olympischen Sportbundes<br />
„Der Sport“ – hat Willi Daume einmal<br />
gesagt – „wird sein, was wir aus ihm<br />
machen.“<br />
Damit hat der langjährige Präsident des<br />
Deutschen Sportbundes und des NOK für<br />
Deutschland in der ihm eigenen prägnanten<br />
Art auf die Verantwortung verwiesen,<br />
die all diejenigen zu tragen haben,<br />
die sich auf diese oder jene Weise<br />
im Sport oder für den Sport engagieren.<br />
Genau mit diesem Anliegen verleihen wir<br />
heute zum zweiten Mal den Ethikpreis des<br />
Deutschen Olympischen Sportbundes.<br />
Und er liegt uns am Herzen – weil uns<br />
das mit ihm verbundene Anliegen am<br />
Herzen liegt.<br />
„Ethik“ ist ein großes Wort. Es steht für<br />
einen Anspruch und einen Auftrag, dem<br />
sich jeder Einzelne und die Gesellschaft<br />
als Ganzes zu stellen haben – eine Bezugsgröße,<br />
an der unsere Haltung und<br />
unser Handeln zu messen ist.<br />
Natürlich sagt uns die Erfahrung, dass<br />
wir uns stets im Spannungsfeld von Theorie<br />
und Praxis, von Eigeninteresse und<br />
Gemeinwohl, von richtig oder falsch bewegen.<br />
Dies liegt wohl in der „menschlichen<br />
Natur“.<br />
Der schottische Philosoph und Historiker<br />
David Hume hat in einem, eben dieser<br />
„menschlichen Natur“ gewidmeten<br />
Traktat das Dilemma wie folgt auf den<br />
Punkt gebracht: „Es läuft der Vernunft<br />
nicht zuwider, wenn ich lieber die Zerstörung<br />
der ganzen Welt will, als einen<br />
Ritz an meinem Finger.“<br />
In dieser, hier pointiert zugespitzten Problematik<br />
stellt sich uns immer wieder<br />
aufs Neue die Kantsche Frage: „Was soll<br />
ich tun?“ Oder mit Nietzsche: „Wohin<br />
bewegen wir uns?“ Für den Sport und<br />
seine Protagonisten mag gerade die zuletzt<br />
zitierte Frage eine besondere Relevanz<br />
aufweisen.<br />
Immer wieder einmal sehen wir uns mit<br />
der Frage konfrontiert, ob der Sport besser<br />
sein kann oder sein muss, als die Gesellschaft,<br />
die ihn hervorbringt. Und bisweilen<br />
wird auf die Diskrepanz von Anspruch<br />
und Wirklichkeit verwiesen.<br />
Sofern dies als ein Vorwurf gemeint ist,<br />
entgegnen wir ganz entschieden, dass<br />
wir ohne Wenn und Aber zu dem hohen<br />
ethischen Anspruch stehen, der sich<br />
spätestens seit Pierre de Coubertin mit<br />
dem Sport verbindet.<br />
Dem Begründer der Olympischen Spiele<br />
der Neuzeit war es bekanntlich nicht um<br />
ein profanes Sportfest, sondern um die<br />
„Jugend der Welt“ zu tun, der er zu<br />
EQOS<br />
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6 I<br />
EQOS<br />
einer neuen, weltweit wirksamen<br />
Option für ihr Recht auf eine „gesunde“<br />
Bildung von Körper, Geist und Charakter<br />
verhelfen wollte.<br />
Vor diesem Hintergrund versteht sich,<br />
dass sich der Sport nicht nur durch ein<br />
ebenso umfassendes wie überschaubares<br />
Regelwerk, sondern auch durch<br />
ebenso informelle wie verbindliche Werte<br />
konstituiert und definiert – und damit<br />
ein Beispiel gibt für die globale Utopie<br />
einer friedlichen und besseren Welt, die<br />
Pierre de Coubertin „Olympische Idee“<br />
genannt hat und Hans Küng „Weltethos“<br />
nennt.<br />
Dieser Idee und diesem Ethos fühlt sich<br />
der Deutsche Olympische Sportbund<br />
verpflichtet. Mehr als anderes sind es die<br />
Werte, die den Sport in seinen vielfältigen<br />
Ausdrucksformen definieren und<br />
legitimieren, die dessen „Einheit in Vielfalt“<br />
gewährleisten und die in hohem<br />
Maße auch seine gesellschaftliche Relevanz<br />
und seinen Wert bestimmen.<br />
Der Sport, so wie wir ihn verstehen und<br />
vertreten, zielt nicht allein auf vordergründige<br />
Effekte, also solche, die, etwa<br />
im Sinne von Leistung und Gesundheit,<br />
den Körper betreffen. Auch seine bemerkenswerte<br />
Bedeutung als ein unterhaltsamer<br />
Zeitvertreib oder sein außerordentliches<br />
Potenzial, Menschen über<br />
Grenzen hinweg zusammenzuführen,<br />
vermögen die besondere Qualität des<br />
Sports nicht hinreichend zu erfassen –<br />
auch wenn damit schon ein beachtlicher<br />
Mehrwert von Bewegung und Wettkampf<br />
aufgezeigt ist.<br />
In noch höherem Maße sind es die<br />
Werte, wie Exzellenz und Fairness,<br />
Respekt oder gegenseitige Achtung, die<br />
ein persönliches und gesellschaftliches<br />
Engagement im und für Sport sowie<br />
Schutz und Förderung von Staats wegen<br />
erklären und sinnvoll erscheinen lassen.<br />
Und es sind auch die durch den Sport<br />
vertretenen und im Sport gelebten Werte,<br />
die es erklären, warum sich hierzulande<br />
wohl um die neun Millionen Menschen<br />
in jährlich schätzungsweise einer<br />
Milliarde Stunden ehrenamtlich im<br />
Spiel- und Wettkampf betrieb betätigen.<br />
Dies sind beeindruckende Zahlen, die<br />
uns in unserem Engagement für die<br />
„Ethik des Sports“ und eine „Ethik<br />
im Sport“ bestärken – und die ein<br />
Stück weit auch den Preis erklären, den<br />
wir heute verleihen.<br />
Dieser Preis bringt unsere Überzeugung<br />
zum Ausdruck, dass der persönliche Einsatz<br />
für einen wertvollen, für einen anständigen<br />
und ehrlichen, also für einen<br />
menschlichen Sport allemal verdienstvoll<br />
und vor allem dann auch preiswürdig<br />
ist, wenn dieser Einsatz Wirkung zeigt
und Früchte trägt – wenn er, mit anderen<br />
Worten, vorbildlich ist.<br />
Nichts ist – jenseits aller Konzepte und<br />
Kampagnen – überzeugender und motivierender<br />
als das gute Beispiel, dessen<br />
unwiderstehliche Kraft sich gerade in<br />
pädagogischer Weise, also im Blick auf<br />
junge Menschen immer wieder beweist.<br />
Insofern ist die herausragende öffentliche<br />
Aufmerksamkeit, die der Sport zu<br />
Recht und zum Glück genießt ein ebenso<br />
wertvolles wie sensibles Qualitätsmerkmal,<br />
das sein humanes Potenzial<br />
ebenso potenziert wie immer wieder auf<br />
den Prüfstand stellt.<br />
Und nicht zuletzt vor diesem Hintergrund<br />
wächst die Verantwortung für einen<br />
hohen ethischen Standard – zumal<br />
die Erfahrung vielfach belegt, dass gerade<br />
seine mediale Dimension den Sport<br />
als Projektionsfläche für außersportliche<br />
Interessen prädestiniert erscheinen lässt.<br />
Dass sich der Sport auch mit politischem<br />
Missbrauch, mit Diskriminierung und<br />
Gewalt konfrontiert sieht, hat auf herausragende<br />
Weise auch der Träger des<br />
diesjährigen Ethikpreises des Deutschen<br />
Olympischen Sportbundes aufgezeigt.<br />
In unzähligen Untersuchungen, Analysen,<br />
Gutachten, Publikationen oder Vorträgen<br />
hat Prof. Dr. Gunter A. Pilz den<br />
Finger in die Wunde gelegt und Missstände<br />
nicht nur „auf dem Platz“, sondern<br />
auch außerhalb desselben in ihren<br />
Ursachen und Auswirkungen wissenschaftlich<br />
untersucht und sich zudem als<br />
Berater und Begleiter von Verbänden<br />
und <strong>Institut</strong>ionen maßgeblich an der<br />
schwierigen Suche nach Lösungsansätzen<br />
beteiligt.<br />
„Im Mittelpunkt des Sports“ – um noch<br />
einmal Willi Daume zu zitieren – „steht<br />
der Mensch.“ Diese Maxime ist und<br />
bleibt eine Richtschnur unseres Handelns.<br />
Und es ist auch eine Leitlinie für<br />
das Wirken der Arbeit von Prof. Gunter<br />
A. Pilz.<br />
Dafür ganz herzlichen Dank und herzlichen<br />
Glückwunsch.<br />
EQOS<br />
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8 I<br />
EQOS
Grußwort<br />
„Gunter Pilz prägt unser<br />
gesellschaftliches Engagement“<br />
Wolfgang Niersbach, Präsident des<br />
Deutschen Fußball-Bundes<br />
Es gibt nicht viele Menschen, die Zeit ihres<br />
Lebens unbequem und auch gegen Widerstände<br />
– dazu akribisch mit größter<br />
Motivation und Ehrgeiz – daran arbeiten,<br />
die Rahmenbedingungen des Sports<br />
nach haltig zu verbessern. Dafür gibt es<br />
nicht immer Applaus. Aber am Ende einen<br />
Preis.<br />
Ich gratuliere Gunter A. Pilz sehr herzlich<br />
zu dieser Auszeichnung. Er hat sich wie<br />
kaum ein anderer mit der Erziehung zu<br />
Fairplay und werteorientiertem Sport auseinandergesetzt<br />
und hat auf diesem Gebiet<br />
in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit geleistet.<br />
Gunter A. Pilz habe ich während meiner<br />
Zeit als Pressechef kennengelernt. Die Gewaltbereitschaft<br />
von Fußballzuschauern<br />
sorgte damals für viele negative Schlagzeilen<br />
und Gunter A. Pilz hat den DFB heftig<br />
kritisiert. Er vertrat die Auffassung,<br />
dass der Verband zu wenig Präventivarbeit<br />
leisten würde. Nicht zuletzt aufgrund<br />
seiner Kritik wurde die Gründung der Fanprojekte<br />
nach vorne getragen.<br />
Es gebührt ihm große Anerkennung dafür,<br />
dass er in seinem Engagement in einem<br />
nicht einfachen Themenfeld nie<br />
nachgelassen hat: Nicht, wenn es darum<br />
geht, um Toleranz und Anerkennung und<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung zu<br />
kämpfen. Und nicht, wenn es darum<br />
geht, für Integration im Sport zu werben<br />
und präventiv gegen Gewalt zu agieren.<br />
Für seinen Einsatz, den ich persönlich bewundere,<br />
bin ich ihm im Namen des DFB<br />
sehr dankbar. In unseren Kommissionen<br />
für Nachhaltigkeit, Integration sowie Prävention<br />
und Sicherheit und insbesondere<br />
in der AG „Für Toleranz und Anerkennung,<br />
gegen Rassismus und Diskriminierung“<br />
arbeitet Gunter A. Pilz mit der gleichen<br />
Leidenschaft, mit der er seit über<br />
20 Jahren das Fanverhalten erforscht. Er<br />
prägt auf diese Weise maßgeblich das soziale<br />
und gesellschaftliche Engagement<br />
unseres Verbandes.<br />
Dabei hebt er auch nach schlimmen Ausschreitungen<br />
und schwersten Sanktionen<br />
gleichzeitig immer mahnend den Finger,<br />
und zwar zu Recht, für noch mehr Präventivarbeit,<br />
noch mehr Sozialarbeit. Das<br />
zeigt er konkret bei seinem Fanprojekt in<br />
Hannover.<br />
Der Fußball begeistert die Massen, und er<br />
muss sich auch den Problemen der Massen<br />
stellen. Es ist eine dauerhafte Aufgabe.<br />
Und gerade die aktuelle Situation<br />
zeigt, dass der Dialog mit unserem Publikum<br />
nicht abbrechen darf. Dass es nur mit<br />
Kooperation und Prävention gelingen<br />
kann, der Gewalt in deutschen Fußballstadien<br />
entgegenzutreten.<br />
Gunter A. Pilz hat bei Spielern, Eltern,<br />
Funktionären und nicht zuletzt bei vielen<br />
Fans dafür gesorgt, Bewusstsein zu schaffen<br />
für einen der wichtigsten Werte auf<br />
und außerhalb des Fußballplatzes: Fairplay.<br />
In diesem Sinne beglückwünsche ich Gunter<br />
A. Pilz zu diesem besonderen Preis und<br />
wünsche ihm weiterhin viel Kraft bei seiner<br />
wichtigen Arbeit, für das friedliche<br />
Miteinander im Fußball, das wir uns alle<br />
wünschen.<br />
EQOS<br />
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Laudatio<br />
„Einsichten werden zu<br />
Initiativen“<br />
Prof. Dr. Wolfgang Huber,<br />
Ratsvorsitzender der<br />
Evangelischen Kirche a. D.<br />
„Nicht mehr als eine peinliche Übung<br />
wäre es, seine Moral (nämlich die Moral<br />
des Sports) wie eine Monstranz durch die<br />
Arena zu tragen, sich dabei möglichst zu<br />
sputen, damit der Anpfiff zum Eigentlichen<br />
nicht allzu lange auf sich warten<br />
lässt.“ So hat Thomas Bach unlängst die<br />
gefährliche Alibi-Funktion der Moral im<br />
Sport beschrieben. Kann der Ethikpreis<br />
des Deutschen Olympischen Sportbunds<br />
dieser Gefahr vorbeugen? Eine Garantie<br />
gibt es nicht; doch den Versuch ist<br />
es wert. Mit der Auswahl der Preisträger<br />
lässt sich jedenfalls ein deutliches<br />
Zeichen setzen. Der Schritt vom ersten<br />
Preisträger Hans Lenk zum zweiten Preisträger<br />
Gunter A. Pilz ist dabei von großer<br />
innerer Stimmigkeit: Zwei Menschen, für<br />
die der Sport den Cantus Firmus einer<br />
beeindruckenden Lebensleistung abgibt<br />
– bei Hans Lenk in der beeindruckenden<br />
Verbindung zwischen herausragenden<br />
Erfolgen im Leistungssport mit dem eigenständigen<br />
Zugang des Philosophen<br />
zu den ethischen Fragen des Sports, bei<br />
Gunter A. Pilz im starken Realitätsbezug<br />
des Sozialwissenschaftlers, aber zugleich<br />
mit einer staunenswerten Beharrlichkeit,<br />
in der dieser Sozialwissenschaftler seinen<br />
Themen ein Leben lang auf der Spur<br />
bleibt. Die beiden Preisträger passen<br />
auch deshalb sehr gut zusammen, weil<br />
sie an wichtigen Stationen unmittelbar<br />
zusammen gearbeitet und gemeinsam<br />
publiziert haben. Das wichtigste Ergebnis<br />
dieses Zusammenwirkens ist das gemeinsame<br />
Buch über „Das Prinzip Fairness“<br />
aus dem Jahr 1989.<br />
Der Blick geht vierzig Jahre zurück. Die<br />
Eishockey-Weltmeisterschaft 1972 in<br />
der Tschechoslowakei und Rumänien<br />
ist das erste Sportereignis, dem Gunter<br />
A. Pilz eine empirische Untersuchung<br />
gewidmet hat. Das Dominanzverhalten<br />
im Eishockey war das Thema dieser frühen<br />
Studie. Schon in diesen ersten Arbeiten<br />
kündigen sich die Schwerpunkte<br />
der sportwissenschaftlichen Arbeit von<br />
Gunter A. Pilz an, die alle von unmittelbarer<br />
ethischer Bedeutung, ja von großem<br />
ethischem Gewicht sind. Fairness<br />
im Sport, die Gewalt im Sport und um<br />
den Sport sowie Rechtsextremismus im<br />
Sport – das sind die drei großen Themen,<br />
die immer wieder seine Aufmerksamkeit<br />
fordern.<br />
1. „Erst kommt das Siegen, dann die<br />
Moral“<br />
Mit dieser Abwandlung des berühmten<br />
Slogans von Bertolt Brecht über die Reihenfolge<br />
von Essen und Moral – „erst<br />
kommt das Fressen, dann kommt die<br />
Moral“, heißt es in der „Dreigroschenoper“<br />
– verdeutlicht Gunter A. Pilz die<br />
Gefahren, die dem Fairness-Prinzip im<br />
modernen Wettkampfsport drohen.<br />
Die Einbindung des Sports in das Wettbewerbsprinzip<br />
der modernen Leistungsgesellschaft<br />
hat einschneidende<br />
Auswirkungen für die sportethischen<br />
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EQOS<br />
Prinzipien, an denen sich der Sport orientiert.<br />
Fairness lässt sich leichter beachten,<br />
so lange der Sport Zeitvertreib und<br />
Spaß ist. So lange es auf das Ergebnis<br />
nicht ankommt, sind Sportler sogar im<br />
Stande, sich auch ohne Schiedsrichter<br />
an die Regeln zu halten. Mit dem Wettkampfsport<br />
kommt es zum Härtetest für<br />
das Prinzip der Fairness. Hat die Achtung<br />
für die Integrität des Gegners und die<br />
gleichen Wettkampfbedingungen auf<br />
beiden Seiten sowie die Bereitschaft,<br />
die sportlichen Regeln einzuhalten und<br />
die Entscheidung eines unabhängigen<br />
Schieds richters zu achten, auch vor dem<br />
unbedingten Willen zum Sieg Bestand?<br />
Bleibt die formelle Fairness der Regelbeachtung<br />
eingebettet in eine informelle<br />
Fairness, die ohne äußeren Zwang dem<br />
Gegner und dem Schiedsrichter mit Respekt<br />
gegenübertritt?<br />
Ein einfaches Ja zu diesen Fragen wird<br />
gerade einem Freund des Sports nur<br />
schwer über die Lippen kommen. Die<br />
Verschiebungen zeigen sich anschaulich<br />
daran, dass in den Mannschaftssportarten<br />
das „taktische Foul“ selbstverständlicher<br />
Trainingsbestandteil ist. Wenn dafür<br />
auch der Begriff des „fairen Fouls“ Verwendung<br />
findet, beginnt man zu ahnen,<br />
wohin es mit dem Begriff der Fairness<br />
kommen kann. Er wird aus einem sportethischen<br />
Prinzip zu einer abhängigen<br />
Variablen des sportlichen Erfolgsstrebens.<br />
Der Gedanke, dass der Sport mit<br />
dem Fairness-Prinzip vorbildhaft in die<br />
Gesellschaft hinein wirken könnte, droht<br />
zu versickern.<br />
Die Weichen werden, wie in so vielen<br />
Fällen, in der Jugend gestellt. Die innere<br />
Einstellung zur Fairness wird durch Vorbilder<br />
geprägt. Gunter A. Pilz hat das in<br />
einer Reihe empirischer Untersuchungen<br />
verdeutlicht. Sie konvergieren in einem<br />
klaren Befund, der keinen Kundigen<br />
überraschen wird. Bei Jugendlichen<br />
hängt das innere Verhältnis zum Prinzip<br />
der Fairness von der Haltung ab, die der<br />
Trainer diesem Prinzip gegenüber entwickelt.<br />
Je unwichtiger dieses Prinzip für<br />
den Trainer ist, desto mehr verliert die<br />
Fairness auch für den Sporttreibenden<br />
an Bedeutung – zumal wenn sie dem<br />
eigenen Erfolg im Wege steht. Wenn im<br />
Fußballtraining nicht das Ziel im Zentrum<br />
steht, den Gegner mit fairen Mitteln vom<br />
Ball zu trennen, wird sich in den Köpfen<br />
der Spieler die Überzeugung festsetzen,<br />
dass das taktische Foul ein gleichwertiges<br />
Mittel ist. Das ethische Prinzip des<br />
Sports wird, um noch einmal an Thomas<br />
Bach anzuknüpfen, zur Monstranz, die<br />
man möglichst zügig durch die Arena<br />
trägt, damit der Anpfiff zum Eigentlichen<br />
nicht zu lange auf sich warten lässt.<br />
Neben den Trainern sind es nach den<br />
Feststellungen von Gunter A. Pilz vor allem<br />
auch die Eltern, denen der sportliche<br />
Erfolg ihrer Sprösslinge über alles geht.<br />
Sie erschweren häufig einen sportlichen<br />
Bildungsprozess, der den Respekt vor<br />
dem Gegner und den besonnenen Umgang<br />
mit dem eigenen Körper höher einordnet<br />
als den Willen zum Sieg. Soll die<br />
Fairness eine Zukunftschance behalten,<br />
ist die sportethische Bildung von Trainern<br />
und Eltern deshalb von herausragender
Bedeutung. Maßstäbe setzen aber vor<br />
allem diejenigen Spitzensportler, die<br />
Jugendliche sich zum Vorbild und vielleicht<br />
sogar zum Idol wählen. Das<br />
Erlebnis, dass Leistungssport auf höchster<br />
Ebene in sportlichem Geist und mit fairen<br />
Mitteln betrieben werden kann, ist durch<br />
nichts zu ersetzen.<br />
Orientiert man sich daran, hat übrigens<br />
das Auftreten der deutschen Fußball-<br />
Nationalmannschaft bei der EM in Polen<br />
und der Ukraine bessere Noten verdient,<br />
als ihr nach dem Ausscheiden im Halbfinale<br />
erteilt wurden. Dabei lässt sich auch<br />
die Frage nicht unterdrücken, welche<br />
Beiträge die Sportpublizistik dazu leistet,<br />
dass die Fairness eine gute Zukunft hat.<br />
Denn wer in der Fairness ein Grundprinzip<br />
des Sports sieht, sollte sich auch in<br />
Berichterstattung und Kommentierung<br />
um Fairness bemühen. Man kann nicht<br />
einerseits erklären, die Leistungsdichte<br />
unter den letzten vier Mannschaften<br />
führe dazu, dass jeder jeden schlagen<br />
kann, und dann ein Katastrophenszenario<br />
entwerfen, wenn auch eintritt, was<br />
man vorausgesagt hat.<br />
2. „Ihr wollt nicht wissen, wer wir<br />
sind; also wundert euch nicht, wie<br />
wir sind“<br />
Diese Äußerung eines Skinhead gehört<br />
zu den markanten Zitaten, mit denen<br />
Gunter A. Pilz die Hintergründe der sich<br />
verändernden Fan-Szene, vor allem im<br />
Fußball, charakterisiert. Wieder und wieder<br />
plädiert er für Fan-Projekte, deren<br />
Ausgangspunkt ein ernsthaftes Interesse<br />
an der Lebenssituation, dem Sportverständnis<br />
und den Verhaltensweisen von<br />
Fans ist. Die Entwicklung der Ultras hat<br />
er, auch im europäischen Vergleich, wie<br />
kein anderer beobachtet und beschrieben.<br />
Ein Ethikpreis gebührt ihm auch<br />
deswegen, weil derjenige, der Entwicklungen<br />
in der Fanszene öffentlich kommentiert,<br />
sich gefallen lassen muss, dass<br />
er auch selbst aus dieser Szene heraus<br />
kommentiert wird. Verschiedene Ehrentitel<br />
sind ihm in diesem Zusammenhang<br />
zugeflogen, von denen mir persönlich<br />
„Papa Oberschlumpf“ und natürlich<br />
„Vader Abraham“ besonders gut gefallen.<br />
Ich hoffe, lieber Herr Pilz, dass Ihnen<br />
der Ethikpreis des Deutschen OIympischen<br />
Sportbunds dabei hilft, solche<br />
Ehrenbezeugungen aus der Ultra-Szene<br />
auch in Zukunft mit Humor zu nehmen.<br />
Das zu Grunde liegende Phänomen und<br />
die sich abzeichnenden Entwicklungen<br />
lassen sich freilich keineswegs mit Humor<br />
abtun, sondern erfordern wache<br />
Aufmerksamkeit und klare Reaktionen.<br />
Zur Kultur der Ultras, so beschreibt Gunter<br />
A. Pilz die Szene, gehört es, dass sie<br />
sich nicht nur während des Spiels und<br />
im Stadion, sondern auch während ihres<br />
Alltags mit ihrer Ultra-Existenz und der<br />
Vorbereitung der nächsten Inszenierung<br />
beschäftigen. Damit verbindet sich eine<br />
Gefahr, die der indische Nationalökonom<br />
und Nobelpreisträger Amartya Sen<br />
mit dem Begriff der „Identitätsfalle“<br />
beschrieben hat. Wenn einzelne oder<br />
Gruppen ihre Identität auf ein einziges<br />
Identitätsmerkmal reduzieren oder von<br />
anderen in ihrer Identität auf dieses eine<br />
Merkmal reduziert werden, ist die Eska-<br />
EQOS<br />
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EQOS<br />
lation von Konflikten nahezu unvermeidlich.<br />
Der Gebrauch von Gewalt lauert um<br />
die Ecke. Dem Sport nützt eine solche<br />
Totalidentifikation nicht, ganz im Gegenteil<br />
– sie gefährdet ihn. Sport ist, wie<br />
ich in anderem Zusammenhang einmal<br />
gesagt habe, „ein starkes Stück Leben“,<br />
aber er ist eben nicht das ganze Leben.<br />
Auch für die Fankultur ist es wichtig,<br />
dass in ihr ein Element der Distanz bleibt<br />
– der Distanz auch gegenüber der eigenen<br />
Begeisterungsfähigkeit. Denn sonst<br />
schlägt diese Begeisterungsfähigkeit allzu<br />
leicht in Hass um. Dieser Hass richtet<br />
sich am Ende nicht allein auf die gegnerische<br />
Mannschaft und deren Fans,<br />
sondern auch auf die eigene Mannschaft,<br />
auf deren Trainer oder die Vereinsverantwortlichen.<br />
Gewiss ist die Begeisterungsfähigkeit der<br />
Fans für jeden Verein ein wichtiger wirtschaftlicher<br />
Faktor. Doch von der wirtschaftlichen<br />
Nützlichkeit der Fanszene<br />
darf man sich nicht blenden lassen. Viele<br />
Ultras setzen selbst an dieser Stelle ein<br />
bedenkenswertes Gegengewicht, indem<br />
sie gegen eine Über-Kommerzialisierung<br />
des Sports Protest anmelden.<br />
Doch es geht um mehr als nur um die<br />
Frage nach dem Verhältnis von Sport<br />
und Kommerz. Es geht um das Menschenbild;<br />
es geht nämlich um die Frage,<br />
ob Menschen sich auf ein einziges Identitätsmerkmal<br />
reduzieren lassen. Auch der<br />
Sport ist auf Menschen angewiesen, die<br />
sich noch für anderes interessieren als<br />
nur für den Sport. Auch Leistungssportler<br />
oder Schiedsrichter können nur dann<br />
zu Vorbildern heranwachsen, wenn ihr<br />
Horizont über den Sport hinausreicht.<br />
Jeder von uns wird solche Persönlichkeiten<br />
im Sport vor Augen haben.<br />
Die Bereitschaft zum Dialog ist die<br />
wichtigste Voraussetzung dafür, dass<br />
man Prozessen der Selbstregulierung<br />
in der Fanszene auch in Zukunft etwas<br />
zutrauen kann. Aber zu Recht weist<br />
Gunter A. Pilz darauf hin, dass diese<br />
Prozesse ergänzt werden müssen durch<br />
Prävention und Repression, durch klare<br />
vorbeugende Signale und unzweideutiges<br />
Einschreiten gegen alle Formen der<br />
Gewalt. Dass diese Gewalt sich derzeit<br />
stärker außerhalb der Stadien als in ihnen<br />
auswirkt, zeigt, dass die Prävention<br />
in den Stadien durchaus erfolgreich ist.<br />
Doch die Pyrotechnik in den Fankurven<br />
wächst sich zur Gefährdung eines friedlichen<br />
Sports aus. Klare Entscheidungen<br />
und klare Signale erscheinen mir als<br />
unausweichlich. Bengalos gehören nicht<br />
in Fußballstadien.<br />
3. „Der Fußball droht seine Seele zu<br />
verlieren“<br />
So heißt eine Überschrift in einer neueren<br />
Arbeit von Gunter A. Pilz über<br />
„Fangewalt, Rechtsextremismus und<br />
Diskriminierung im Fußballsport“. Man<br />
übertreibt nicht, wenn man in den gegenwärtigen<br />
Entwicklungen einen Streit<br />
um die Seele des Sports, insbesondere<br />
des Fußballsports, sieht. Seine dramatisch<br />
veränderten kommerziellen Mög-
lichkeiten müssen mit Zielstrebigkeit und<br />
Augenmaß in den Dienst sportlicher Ziele<br />
gestellt werden; und die Leidenschaft<br />
für den Sport darf nicht in Gehässigkeit<br />
umschlagen.<br />
Nach wie vor sind jedoch menschenfeindliche<br />
Abwertungen der gegnerischen<br />
Mannschaften und ihrer Fans an<br />
der Tagesordnung. Soweit dabei Rassismus<br />
und Fremdenfeindlichkeit den Ton<br />
angeben, ist die Aufmerksamkeit bei den<br />
Verantwortlichen – auch im Bewusstsein<br />
der Verbrechen, zu denen solche Haltungen<br />
in der deutschen Geschichte geführt<br />
haben – groß. Doch menschenverachtende<br />
Gehässigkeit erschöpft sich in<br />
Fußballstadien schon längst nicht mehr<br />
in rassistischen und fremdenfeindlichen<br />
Parolen. Für den weiteren Zusammenhang,<br />
in dem diese Haltungen stehen,<br />
hat der Bielefelder Sozialwissenschaftler<br />
Wilhelm Heitmeyer den sperrigen Begriff<br />
der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“<br />
geprägt. In seiner während<br />
eines ganzen Jahrzehnts durchgeführten<br />
Langzeitstudie über „Deutsche<br />
Zustände“ spielt der Sport leider eine<br />
ganz marginale Rolle; auch deshalb wissen<br />
wir über solche Haltungen im Sport<br />
noch längst nicht genug. Gunter A. Pilz<br />
gehört zu den wenigen, die wenigstens<br />
ansatzweise – in Gestalt eines „Exkurses“<br />
beispielsweise – die Fragestellung<br />
der Bielefelder Forscher auf den Sport<br />
angewandt haben. Das Ergebnis ist eindeutig:<br />
Im Sport hat man sich auf eine<br />
„Hierarchie der Diskriminierungen“ verständigt.<br />
Bestimmte Diskriminierungen –<br />
vor allem homophober und sexistischer<br />
Art – werden hingenommen, weil sie im<br />
Männlichkeitskult des Sports als unvermeidbar<br />
gelten; gegenüber Rassismus<br />
und Fremdenfeindlichkeit dagegen wird<br />
nachdrücklicher Position bezogen. Zum<br />
bedrückenden Symbol dafür wurde ein<br />
Sportgerichtsurteil, das den Ausdruck<br />
„schwules Schwein“ für weniger gravierend<br />
hielt als den Ausdruck „schwarzes<br />
Schwein“. Der Versuch rechtsextremer<br />
Gruppierungen und Parteien, in die<br />
sportbezogene Fanszene einzudringen,<br />
knüpft aber keineswegs nur an rassistische<br />
und fremdenfeindliche Motive, sondern<br />
ebenso an die weithin akzeptierten<br />
homophoben und sexistischen Parolen<br />
und Gesänge an. Wichtiger noch als<br />
eine solche Überlegung ist die Einsicht,<br />
dass eine Unterscheidung in Diskriminierte<br />
erster und zweiter Klasse in sich<br />
selbst diskriminierend ist. Auch der Sport<br />
sollte ein glaubwürdiger Anwalt der unteilbaren<br />
Menschenwürde sein.<br />
Drei zentrale Themen im Werk und<br />
Wirken von Gunter A. Pilz habe ich herausgegriffen,<br />
um Ihnen zu zeigen, wie<br />
plausibel die heutige Auszeichnung ist.<br />
Werk und Wirken gehören in diesem Fall<br />
auf besondere Weise zusammen. Unermüdlich<br />
ist unser Preisträger unterwegs,<br />
um Projekte zu fördern, in denen seine<br />
Einsichten praktisch umgesetzt werden<br />
können. Den Ethikpreis des Deutschen<br />
Olympischen Sportbunds hat er gerade<br />
deshalb verdient, weil er seine sportwissenschaftlichen<br />
Einsichten unermüdlich<br />
in sportethisch orientierte Initiativen<br />
umsetzt. Dafür gebührt ihm unser aller<br />
Dank.<br />
EQOS<br />
I 15
16 I<br />
EQOS
„Mythos oder reale<br />
Handlungsmoral im<br />
Wettkampf-Fußball“<br />
Prof. Dr. Gunter A. Pilz<br />
„Unter Fairness verstehe ich, dass man<br />
nur bedingt foult, nicht mit Absicht, nur<br />
im Interesse des Erfolgs“ (Mittelfeldspieler,<br />
13 Jahre). „Fairness heißt, fair spielen<br />
und, wenn es sein muss, foulen“ (Vorstopper,<br />
14 Jahre). „Das ist reine Zeitverschwendung<br />
und nicht die ideale Vorbereitung<br />
auf einen ernsthaften Wettkampf,<br />
wenn ich meinem Gegenspieler<br />
die Hand drücken und ihm viel Glück<br />
wünschen muss. Wir sind Profis, da ist<br />
diese Friedensidee eine Heuchelei.“<br />
Diese Reaktion des schottischen Abwehrspielers<br />
Colin Hendry zum von der UEFA<br />
vorgeschriebenen Begrüßungsritual vor<br />
einem Spiel, wie auch die Aussagen der<br />
C-Jugendspieler weisen auf die offenkundigen<br />
Probleme hin, die der heutige<br />
Wettkampfsport mit dem Fairplay hat. Ist<br />
Fairplay oder noch genauer kann Fairplay<br />
im heutigen Wettkampfsport überhaupt<br />
noch eine reale Handlungsmoral sein?<br />
Und falls ja, wie kann der Gedanke des<br />
Fairplay im (Jugend-)Fußball mit Leben<br />
gefüllt werden? Dieser Frage soll im Folgenden<br />
anhand eines kleinen Exkurses<br />
zur der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte<br />
des Fairplay und am Beispiel<br />
von Erfahrungen mit Bemühungen um<br />
Fairnesserziehung im Jugendfußball<br />
nachgegangen werden.<br />
Entwicklungsgeschichte des Fairplay<br />
Um die Frage, ob das Fairplay im heutigen<br />
Wettkampfsport überhaupt (noch)<br />
eine reale Handlungsmoral sein kann,<br />
sachgerecht zu beantworten, ist ein Blick<br />
auf seine historischen Wurzeln hilfreich.<br />
Das Fairplay erfuhr im viktorianischen<br />
Zeitalter Englands seine eigentliche, heutige<br />
inhaltliche Ausformung und Festlegung.<br />
Die aristokratische englische „Freizeitschicht“<br />
betrieb dabei den sportlichen<br />
Wettkampf im Wesentlichen als<br />
reinen Selbstzweck. Einem Aristokraten<br />
war der Sieg gleichgültig, ja verdächtig.<br />
In der Presse – außer den Hofblättern –<br />
genannt und gerühmt zu werden, galt<br />
als unfein. Das Ergebnis war weniger<br />
wichtig als das Erlebnis, das gemeinsame<br />
sportliche Handeln. Die englischen Soziologen<br />
Dunning und Sheard fassen die<br />
Prinzipien, die sich hinter diesem Amateurethos<br />
verbergen, entsprechend wie<br />
folgt zusammen:<br />
Sport wird als „Selbstzweck“, einfach um<br />
des Vergnügens willen, das damit verbunden<br />
ist, betrieben. Damit korrespondiert<br />
die Verachtung von Einstellungen, die den<br />
Sieg um jeden Preis anstreben, Selbstbeherrschung<br />
und vor allem die Zurückhaltung<br />
von Gefühlsausbrüchen bei Sieg und<br />
Niederlage. Die Vorstellung des Fairplay,<br />
d. h. der Chancengleichheit zwischen den<br />
am Wettkampf beteiligten Seiten verbun-<br />
EQOS<br />
I 17
18 I<br />
EQOS<br />
den mit der freiwilligen Unterwerfung<br />
unter die Regeln und einer ritterlichen Haltung,<br />
der „freundschaftlichen Rivalität“<br />
zwischen den Opponenten.<br />
Fairplay bedeutet also mehr, als „nur“ die<br />
Regeln einzuhalten. Gemäß diesem Ethos<br />
folgt der Sport im Idealfall allein dem Ziel,<br />
Spaß, Vergnügen und Freude zu<br />
bereiten. Grundlegend für dieses Ethos<br />
war die strenge Unterscheidung von<br />
Arbeit und Muße. Professionalisierung,<br />
so glaubte man, würde aus dem Spiel,<br />
das Sport war, Arbeit machen und so<br />
sein Wesen zerstören. So zeigt auch die<br />
historische Entwicklung des Regelwerks<br />
im Fußballsport, wie stark Regelvereinbarungen<br />
und die Rigidität bzw. die<br />
Offenheit der sozialen Kontrolle im Spiel<br />
voneinander abhängen. Die Cambridge-<br />
Rules, die Vorläufer unserer heutigen<br />
Fußballregeln, waren auf die sozialen<br />
Haltungen der Ober- und Mittelschicht<br />
des viktorianischen Englands zugeschnitten.<br />
Entsprechend<br />
übte die soziale Kontrolle<br />
über das Verhalten<br />
der Spieler einen wesentlichen<br />
Einfluss auf das Standesethos der Gentlemen<br />
und den Geist des Fairplay aus.<br />
Bestimmungen über den Strafstoß, den<br />
Schiedsrichter oder gar über den Platzverweis<br />
fehlten völlig.<br />
Der Schiedsrichter als externe Instanz der<br />
Effektivierung der sozialen Kontrolle wurde<br />
erst um 1870 nötig, als sich der Spielbetrieb<br />
auf die unteren Sozialschichten<br />
ausdehnte. Dies erforderte neue Mittel<br />
der Kontrolle. Das Standesethos der<br />
Gentlemen war eben nicht mehr für alle<br />
in gleicher Weise verbindlich. Wird<br />
sportlicher Wettkampf nicht mehr als<br />
Selbstzweck betrieben, gilt etwa gar der<br />
sportliche Erfolg als Mittel des Klassenkampfes,<br />
als Weg zum sozialen oder<br />
wirtschaftlichen Aufstieg, als Demonstration<br />
der Überlegenheit eines politischen<br />
Systems, dann, so lässt sich folgern,<br />
erweist sich das klassische Verständnis<br />
vom Fairplay als untauglich. Es verliert<br />
seine soziale Basis, und der „Wille zum<br />
Siegen gemäß vorgegebener Regeln,<br />
eben des Fairplay, jene gleichsam<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Gunter schätze ich sehr, weil …<br />
… er durch sein persönliches Engagement und durch seine Forschungen<br />
zahlreichen Menschen Wege zu einem toleranten, verantwortungsbewussten<br />
und fairen Miteinander aufzeigt. Er stellt dabei Werte heraus,<br />
die er selbst jederzeit vorlebt und die wesentliche verbindende Elemente<br />
des Sports beschreiben: gegenseitige Achtung und Respekt vor der Leistung des anderen.<br />
Florian Meyer, FIFA-Schiedsrichter
Glückwunsch Gunter<br />
„Gunter A. Pilz ist ein kritischer Geist, der in den vielen Jahren, in denen er mit dem DFB<br />
verbunden ist, nie seine Unabhängigkeit verloren hat. Er hat den DFB stets gefordert und dadurch<br />
weiterentwickelt. Durch ihn sind viele Entwicklungen, besonders auch in der Fanszene<br />
und Fanbetreuung angestoßen und umgesetzt worden. Wir alle wissen,<br />
dass Gewalt in den Stadien eine Daueraufgabe des Fußballs sein wird<br />
und deshalb wird Professor Pilz auch in Zukunft unverzichtbar für den<br />
DFB sein. Ich gratuliere ihm herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung<br />
und wüsste niemanden, der sie mehr verdient hat als er.“<br />
Dr. Theo Zwanziger, Vorsitzender DFB-Kulturstiftung<br />
EQOS<br />
ritterliche Einstellung“, macht einer<br />
„vulgären Verbissenheit des Siegens um<br />
jeden Preis“ Platz, wie der französische<br />
Soziologe Pierre Bourdieu diesen Wandlungsprozess<br />
pointiert skizziert.<br />
Zwei weitere wichtige Einschnitte<br />
verstärken diesen Trend: die gesellschaftliche<br />
Aufwertung nicht nur sportlicher<br />
Erfolge, sondern des Sports, der Sportlichkeit<br />
schlechthin und die Inszenierung<br />
sportlicher Ereignisse zum großen Medienereignis.<br />
Hier schaukelt sich der Wirkungszwang<br />
auf, führt zu weiterer Kommerzialisierung,<br />
Professionalisierung und<br />
Vermarktung des Sports, zu neuen Blüten<br />
der Versportlichung von Nachfrage<br />
und Leistungsdruck. Entsprechend können<br />
wir folgern, dass in dem Moment, in<br />
dem das Ergebnis sportlichen Handelns<br />
wichtiger ist als der Weg dorthin und das<br />
Ergebnis sportlichen Handelns über dem<br />
des Erlebens steht, das Prinzip des Fairplay<br />
Gefahr läuft, ausgehöhlt zu werden.<br />
Fairplay<br />
oder „faires Foul“ –<br />
Ergebnisse aus<br />
Untersuchungen im Jugendfußball<br />
Aufgrund der oben dargelegten Erkenntnis<br />
hat der niedersächsische Fußballverband<br />
einen Fairplay-Cup eingeführt. Dieser<br />
Cup ist an der spielerischen Praxis<br />
orientiert und will dem Fairplay auch und<br />
besonders im Jugendfußball durch<br />
prozesshaftes Lernen zu mehr Beachtung<br />
verhelfen. Dabei stehen ganz bewusst<br />
die Erziehung zum Fairplay und die aktive<br />
Mitgestaltung der Maßnahmen zu mehr<br />
Fairness durch die Jugendlichen im Vordergrund.<br />
Ziel ist, den Fairplay-Gedanken<br />
– das kameradschaftliche und sportliche<br />
Auftreten der Jugendlichen sowie ihrer<br />
Trainer, Betreuer und Eltern – nachhaltig<br />
und langfristig zu beeinflussen und eine<br />
Bewusstseinsänderung in der Achtung<br />
des sportlichen Gegners zu erreichen.<br />
Die im Folgenden dargestellten und<br />
diskutierten Ergebnisse basieren auf der<br />
I 19
20 I<br />
EQOS<br />
Befragung von 2176 zwöf- bis 14-jährigen<br />
und 2405 14- bis 16-jährigen<br />
Bezirksligafußballspielern. Signifikanzen<br />
wurden mit dem Chi-Quadrat-Test nach<br />
Pearson ermittelt (>.05).<br />
Bereits bei jugendlichen Fußballspielern<br />
entfernt sich das Verständnis vom Fairplay<br />
umso stärker vom klassischen Fairplay<br />
und macht einer Moral des fairen<br />
Fouls Platz, je leistungs- und erfolgsorientierter<br />
sie sind. Die Differenzierung nach<br />
Spielerposition, dem angestrebten sportlichen<br />
Leistungsziel und der Fußballerfahrung<br />
(Anzahl der Jahre, die der betreffende<br />
Jugendliche aktiv im Verein Fußball<br />
spielt) zeigt, dass für das eigene Fairnessverständnis,<br />
die Einschätzung bestimmter<br />
Spielsituationen und die Fairnessdefinitionen<br />
weder die Spielerposition<br />
noch das angestrebte<br />
Leistungsziel von Bedeutung<br />
sind, wohl<br />
aber die Fußballerfahrung.<br />
Jugendliche,<br />
die schon länger als sechs, und erst recht<br />
solche, die schon länger als neun Jahre<br />
im Verein Fußball spielen, sind signifikant<br />
häufiger der Meinung, dass man auf<br />
dem Platz „unbedingt gewinnen muss,<br />
notfalls auch mit Fouls“. Sie haben signifikant<br />
häufiger ein Fairnessverständnis im<br />
Sinn des fairen Fouls als Jugendliche, die<br />
erst eine ein- bis sechsjährige Fußballerfahrung<br />
haben. Die Tatsache, dass es sich<br />
dabei um Jugendliche handelt, die alle<br />
ein etwa gleich hohes Leistungsniveau<br />
aufweisen (sie spielen alle in der für B-<br />
Jugendliche höchsten Spielklasse) und<br />
gleich alt sind (14–16 Jahre), zeigt, dass<br />
ganz offensichtlich die vereins- bzw. leistungssportliche<br />
Sozialisation Ursache für<br />
die zunehmende Akzeptanz von Regelverletzungen<br />
im Interesse des Erfolges<br />
ist. Bereits spätestens in der B-Jugend<br />
lernen Jugendliche im Verein, dass es im<br />
Interesse des Erfolges wichtig und richtig<br />
ist, Regeln zu verletzen. Oder – und auch<br />
dies scheint durchaus eine gewisse<br />
Plausibilität zu besitzen – es findet ein<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Prof. Dr. Gunter A. Pilz ist für die Deutsche Sportjugend schon seit langer<br />
Zeit ein wichtiger Begleiter und Ratgeber, vor allem in der Fanarbeit sowie<br />
in den Problemfeldern Rechtsextremismus und Diskriminierung. Als<br />
Wissenschaftler mit großer Praxisnähe fügt er die verschiedenen Perspektiven in wertegebundenen<br />
Orientierungshilfen zusammen, und bringt es somit sprichwörtlich auf den Punkt,<br />
um praxisnah zu handeln. Was ihn besonders auszeichnet, ist, dass er all dies mit Herz und<br />
Verstand tut und sich mit großer Empathie in die verschiedenen Diskurse einbringt. Ich freue<br />
mich für Gunter Pilz, er hat sich den Ethikpreis des DOSB redlich verdient.<br />
Ingo Weiss, Vorsitzender der Deutschen Sportjugend
sportspezifischer Selektionsprozess statt,<br />
bei dem aufgrund der Erfolgsorientierung<br />
im Lauf der vereinssportlichen Karriere<br />
Jugendliche mit einem informellen<br />
Fairness-Verständnis zunehmend „auf<br />
der Strecke“ bleiben. So beklagten auch<br />
von uns befragte Jugendliche, dass mit<br />
zunehmender Erfolgsorientierung der<br />
Spaß beim Fußballspielen mehr und<br />
mehr verloren gehe. Wundert dies, wenn<br />
bereits sechs- bis zehnjährige Kinder auf<br />
dem Fußballplatz während eines Fußballturniers<br />
von ihren „besorgten“ Eltern u.<br />
a. zu hören bekommen: „Blinder“, „jabbel<br />
nicht, dreh dich um“, „schlimmer<br />
geht es doch gar nicht“, „komischer Vogel“,<br />
„Idiot“, diese blöden Kinder“, „ich<br />
glaube, ich werde blind“, „Bewegungslegastheniker“,<br />
„dahinten brauchen die<br />
keinen, der in der Nase bohrt“, „schlafen<br />
kannst du zu Hause“, „das war eine Zangengeburt<br />
eben“, „spiel endlich richtig,<br />
du Kackarschmongole“?<br />
Unsere Befragungen von jungen Sportlern<br />
und Sportlerinnen im Rahmen der<br />
Fairplay-Initiativen der Sportjugend von<br />
Württemberg und Niedersachsen weisen<br />
dabei zusätzlich auf ein nach Alter,<br />
Geschlecht und vor allem Leistungs-/Erfolgsorientierung<br />
unterschiedliches Fairnessverständnis<br />
hin. Vornehmlich von<br />
Kindern und Jugendlichen, die nicht oder<br />
kaum leistungssportlich engagiert und<br />
orientiert sind, wird Fairness mit dem ursprünglichen<br />
informellen Fairplay und<br />
mit dem Wert Gerechtigkeit in Verbindung<br />
gebracht. „Fairness ist, wenn die<br />
guten Spieler die schlechteren mit einbeziehen“,<br />
„Fairness ist, dass alle gleich behandelt<br />
werden; wenn jemand etwas<br />
schlechter kann, dann soll man ihn nicht<br />
als Versager abstempeln, denn er hat das<br />
geleistet, was er kann“. Mit zunehmendem<br />
Alter verschiebt sich die Balance<br />
vom informellen Fairplay als leitender<br />
Handlungsmoral zunehmend auf das<br />
formelle Fairplay. Fairness heißt „nur<br />
das tun, was man darf, und nichts anderes“.<br />
Überall dort schließlich, wo der Erfolg<br />
das Maß aller<br />
Dinge ist, wo der<br />
sportliche Erfolg<br />
wichtiger ist als<br />
das gemeinsame<br />
Kämpfen im sportlichen<br />
Wettstreit,<br />
EQOS<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Seit Beginn meiner Lehr- und Forschungstätigkeit in der <strong>Sportwissenschaft</strong><br />
beschäftige ich mich mit den Arbeiten von Gunter A. Pilz. Seine Veröffentlichungen zu<br />
Themen von Gewalt und Gewaltprävention sowie Fairness im Sport haben mir und meinen<br />
Studierenden immer wichtige Impulse gegeben.<br />
Gudrun Doll-Tepper, Vorsitzende Kuratorium DOSB-Ethikpreis<br />
I 21
22 I<br />
EQOS<br />
überwiegt ein Fairnessverständnis, das<br />
Regel verletzungen bis zu einem gewissen<br />
Grad noch toleriert, ja, nicht mehr als<br />
„unfair“ bezeichnet. Der Inhalt des Fairplay<br />
wird somit bestimmt durch die Bedeutung,<br />
die Wertigkeit des Erfolges: Je<br />
ausgeprägter die Erfolgsorientierung,<br />
desto mehr degenerieren informelles und<br />
formelles Fairplay zu einer fiktiven Handlungsmoral<br />
des Leistungssports, desto<br />
weniger werden diese eher altbacken<br />
wirkenden Weisen des Fairnessverständnisses<br />
der sportlichen Situation und vor<br />
allem den faktischen Einstellungen der<br />
Wettkämpfer gerecht.<br />
Fairplay wird<br />
eingeschränkt auf die<br />
Absicht, „fair zu foulen“, sprich Verletzungen<br />
des Gegenspielers mög lichst zu<br />
vermeiden. Fairplay entwickelt sich von<br />
einer Frage der Geisteshaltung zu einer<br />
Frage der Opportunität, des Vergleichs<br />
von Kosten und Nutzen: In welcher Situation<br />
kann ich es mir (noch) erlauben, fair<br />
zu sein? Der Sport hat sich so an die Normen<br />
und Werte der ihn umgebenden<br />
Leistungsgesellschaft, genauer der Erfolgsgesellschaft,<br />
angepasst. Die Trainer<br />
spielen dabei – neben den Eltern – eine<br />
wichtige, ja ganz offensichtlich die zentrale<br />
Rolle als Sozialisationsagenten<br />
des Fairplay. Reaktionen von Trainern<br />
auf Fairplay-Bemühungen, die auf den<br />
fast unlösbaren Konflikt zwischen<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Seit Jahrzehnten engagiert sich Prof. Dr. Gunter Pilz in vielfältiger Weise<br />
für Fairplay im Sport und gegen jede Form von Gewalt und Intoleranz.<br />
Seine Arbeit im Fanprojekt Hannover und seine zahlreichen wissenschaftlichen<br />
Projekte haben bleibende Akzente in der Fanarbeit und der<br />
Fanforschung gesetzt.<br />
Prof. Dr. Pilz arbeitet eng mit der Niedersächsischen Landesregierung zusammen. Maßgeblich<br />
war er an der Durchführung einer Zukunftswerkstatt zum Abbau von Feindbildern<br />
zwischen Fans und Polizei beteiligt. Mit der Gründung eines Forschungszentrums für Fankultur<br />
und soziale Arbeit an der <strong>Leibniz</strong> Universität Hannover unter seiner Leitung werden<br />
neue Wege zur Weiterentwicklung der Präventionsarbeit im Sport beschritten.<br />
Seine Mitarbeit in der Kommission Integration des Niedersächsischen Fußball-Verbandes und<br />
die wissenschaftliche Begleitung des Fairplay-Cup für den fußballerischen Nachwuchs in<br />
Niedersachsen unterstreichen sein eindrucksvolles Wirken für den Sport.<br />
Ich beglückwünsche Herrn Prof. Dr. Pilz zu der Auszeichnung mit dem Ethikpreis des DOSB<br />
und danke ihm ganz ausdrücklich für sein großartiges Engagement.<br />
Uwe Schünemann, Niedersächsischer Minister für Inneres und Sport
erzieherischen und erfolgssportlichen<br />
Verhaltensorientierungen hinweisen,<br />
verdeutlichen dies. „Nun müssen wir<br />
aber aufpassen, dass die Jungs nicht vor<br />
lauter Fairness vergessen, erfolgreich zu<br />
spielen.“ (Ein C-Jugendtrainer bei der<br />
Einführung des Fairplay-Cups)<br />
Anstatt Fairness zu lernen, wird vielen<br />
Jugendlichen in den Vereinen oft das<br />
Gegenteil vermittelt. Die Trainer fördern<br />
den erfolgsportlichen Prozess der Erziehung<br />
zur Unfairness. Diese Analyse<br />
zeichnet ein düsteres, ja resignatives<br />
Bild bezüglich der Möglichkeiten der<br />
Erziehung zum Fairplay.<br />
Erziehung zum Fairplay<br />
Wenn es stimmt, dass das Einhalten des<br />
Fairplay in erster Linie eine Frage des<br />
Abwägens von Kosten und Nutzen ist,<br />
dann müssen die Kosten für Unfairness<br />
und/oder der Nutzen für Fairplay<br />
so hochgefahren werden, dass es sich<br />
nicht lohnt, unfair zu spielen. Also: Regelverstöße<br />
konsequenter und strenger<br />
bestrafen? Es reicht aber nicht aus, die<br />
Regeln zu verschärfen oder Regelverstöße<br />
konsequenter und strenger zu bestrafen,<br />
es gilt auch und vor allem im Jugendbereich,<br />
gezielt zur Einhaltung das<br />
Fairplay zu erziehen, auf die Bedeutung<br />
des Fairplay hinzuweisen. Dabei sind<br />
auch kulturell unterschiedliche Betrachtungsweisen<br />
zu berücksichtigen. Unsere<br />
Untersuchungen weisen nicht nur auf die<br />
Wandlungen des Fairplay im Erfolgssport<br />
in Richtung des fairen Fouls hin, wir haben<br />
bezüglich der Bewertung des Fairplay<br />
bzw. der Unfairness auch kulturelle<br />
Unterschiede festmachen können. So<br />
betrachten deutsche Fußballspieler<br />
Revanche fouls als erheblich unfairer als<br />
französische Fußballspieler, umgekehrt<br />
bezeichnen französische Fußballspieler<br />
absichtliche Fouls zur Verhinderung eines<br />
Tores als bedeutend<br />
unfairer als deutsche<br />
Spieler. Englische<br />
Spieler schließlich<br />
schätzen das Vortäuschen<br />
von Fouls und<br />
EQOS<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Prof. Gunter A. Pilz ist eine bemerkenswerte, charismatische Persönlichkeit.<br />
Er hat sich mit Leidenschaft und Sachverstand in die deutsche Fankultur eingebracht,<br />
hat wichtige Diskussionen angestoßen sowie zielführende Prozesse eingeleitet und aktiv<br />
begleitet. Schon 1985 war er in Hannover maßgeblich an der Gründung des Fanprojekts<br />
beteiligt. Seine Expertise war für mich stets verlässlich und verbindlich.<br />
Martin Kind, Präsident Hannover 96<br />
I 23
24 I<br />
EQOS<br />
Verletzungen zur Beeinflussung des<br />
Schiedsrichters als erheblich unfairer ein<br />
als deutsche und französische Fußballspieler.<br />
Hier wird deutlich: Fairplay<br />
kommt nicht von allein, es ist kulturell,<br />
gesellschaftlich geprägt und muss im<br />
Spielbetrieb tagtäglich neu vermittelt,<br />
eingefordert und gelebt werden.<br />
Dass hier die großen Fußballstars als Vorbilder<br />
für die Jugendlichen dienen, macht<br />
dieses Bemühen nicht leichter. Dass hier<br />
zudem auch kulturell unterschiedliche<br />
Betrachtungsweisen des Fairplay greifen<br />
und Gefahr laufen, Emotionen von Spielern<br />
und Zuschauern zu verstärken,<br />
macht die Fortsetzung und Verstärkung<br />
der Bemühungen der nationalen sowie<br />
internationalen Fußballverbände um eine<br />
stärkere Beachtung des Fairplay bzw. um<br />
eine entsprechende Sensibilisierung aber<br />
umso wichtiger. So belegen unsere Erhebungen<br />
im Rahmen des Fairplay-Cups des<br />
niedersächsischen Fußballverbandes eindrucksvoll,<br />
dass die Trainer vornehmlich<br />
das Fairnessverständnis,<br />
aber auch bis zu<br />
einem gewissen Grade<br />
das Fairnessverhalten der jungen Fußballspieler<br />
positiv beeinflussen können.<br />
Die Trainer sind also gefordert, durch ihr<br />
Vorbild, durch ihre Maßnahmen das Fairplay<br />
mit Leben zu füllen. Die im Fußball,<br />
im Sport ganz allgemein angelegten<br />
positiven sozialen, kulturellen Werte<br />
müssen tagtäglich in der Vereinsarbeit<br />
durch entsprechende erzieherische Maßnahmen<br />
zur Geltung gebracht werden.<br />
Dabei kann es nicht nur darum gehen,<br />
durch Sanktionen und Belehrungen<br />
junge Menschen auf den Pfad der<br />
Tugend zu führen, sondern es gilt, die<br />
jugendlichen Spieler aktiv an diesem<br />
Prozess zu beteiligen. Erziehung zum<br />
Fairplay ist also keine Utopie, sondern<br />
durchaus ein lohnendes Handlungsziel.<br />
Wie wichtig es ist, dass vor allem junge<br />
Menschen lernen, Verantwortung für ihr<br />
Verhalten zu übernehmen, belegt die<br />
Tatsache, dass die Anwesenheit eines<br />
Schiedsrichters bei vielen Spielern<br />
bewirkt, dass sie die Verantwortung für<br />
ihr Verhalten auf dem Platz quasi in der<br />
Kabine lassen bzw. der Trillerpfeife des<br />
Schiedsrichters überantworten. Frei nach<br />
dem Motto: „wenn der Schiedsrichter<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Herzlichen Glückwunsch, lieber Gunter, zu dieser höchsten nationalen<br />
Auszeichnung! Der Ethikpreis des DOSB wird Dir verliehen für Dein jahrzehntelanges<br />
Schaffen. Ich bin sicher, Du wirst ihn auch als Herausforderung<br />
ansehen für Deine weitere Arbeit – allen voran bei unserem<br />
gemeinsamen KoFaS-Projekt, für das Du dankenswerterweise in den<br />
nächsten Jahren als Leiter zur Verfügung stehst.<br />
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, <strong>Sportwissenschaft</strong>ler, <strong>Leibniz</strong> Universität Hannover
Glückwunsch Gunter<br />
Gunter Pilz hat sich um die praktische Anwendung sportethischer Konzepte und Ideen verdient<br />
gemacht. Insbesondere hat er die Fan-Kultur in Niedersachsen und später weit darüber<br />
hinaus studiert und auch praktisch begleitet mit empirischen Projekten<br />
der Forschung, aber auch der Leitung und Anwendung. Dies alles mit<br />
einem beachtlichen Erfolg, sodass die Verleihung eines Ethikpreises an<br />
ihn vollauf berechtigt ist.<br />
EQOS<br />
Herzlichen Glückwunsch zum Ethikpreis des DOSB, lieber Gunter Pilz!<br />
Prof. Dr. Hans Lenk<br />
das Handspiel nicht gesehen hat, dann<br />
war es halt auch kein Handspiel“, oder –<br />
um das schlechte Beispiel Maradonnas<br />
zu zitieren – „die Hand Gottes“! Es wäre<br />
deshalb auch zu überlegen, in den jüngsten<br />
Altersklassen bewusst ohne Schiedsrichter<br />
zu spielen, damit die jungen Spieler<br />
lernen, Verantwortung für die Regelbeachtung<br />
zu übernehmen. Die Übernahme<br />
der Verantwortung für die Regeleinhaltung<br />
könnte dann in höheren<br />
Altersklassen durch Selbstverpflichtungen<br />
stabilisiert werden.<br />
Fassen wir zusammen: Der Sport kann<br />
seine präventiven Funktionen dann am<br />
besten entfalten, wenn das Ergebnis<br />
weniger wichtig ist als das Erlebnis, das<br />
gemeinsame sportliche Handeln, wenn<br />
er also nicht unter dem Primat des Erfolgs<br />
und der Erfolgsorientierung betrieben<br />
wird. Ob Fairplay-Bemühungen darüber<br />
hinaus ein langfristiger Erfolg beschieden<br />
sein wird, wird in hohem Maß davon<br />
abhängen, inwieweit es gelingt, auch<br />
die Bedingungen für mehr Fairness zu<br />
schaffen. Unter diesem Gesichtspunkt<br />
bekommt die Aussage<br />
von Lenk ein zusätzliches<br />
Gewicht:<br />
Bei ihm heißt es,<br />
dass „die Gesellschaft (damit sind im<br />
Jugendfußball vor allem die Eltern und<br />
Trainer/Betreuer gemeint) ihre Überbewertung<br />
des Sieges, die Singulärsiegerorientierung,<br />
herabmildern muss und<br />
zwar auf greifbare und kontrollierbare<br />
Weise, die absolute Erfolgsmoral moderieren<br />
muss, um der Fairness wieder eine<br />
Chance zu geben“.<br />
Die Fairplay-Diskussion ist – vor allem<br />
angesichts der heute dominanten Ellbogenmentalität<br />
und „utilitaristisch-kalkulativen<br />
Perspektive“, wie der Soziologe<br />
Blinkert das von einer reinen Kosten-<br />
Nutzen-Rechnung abhängende Verhalten<br />
der Menschen moderner Industrienati<br />
onen bezeichnet – ohne Wertediskussion<br />
nicht effektiv zu führen, d. h.<br />
wir müssen uns im Sport und in der<br />
Gesellschaft unserer Werte und Wertorientierungen<br />
bewusst sein.<br />
I 25
26 I<br />
EQOS
Ist ein Foul manchmal<br />
„fair“? – Lässt sich fair<br />
foulen?<br />
Prof. Dr. Hans Lenk<br />
„Fair is foul and foul is fair“<br />
(Hexen in Macbeth)<br />
„Fair is foul and foul is fair“, so orakelte<br />
einst Shakespeare durch den Fratzenmund<br />
seiner Hexen, ohne zu ahnen, dass<br />
er Jahrhunderte später Recht bekommen<br />
würde – im modernen Leistungssport.<br />
„Fair oder erfolgreich?“ Ist das die Hamlet-Frage<br />
des modernen Hochleistungssports?<br />
Oder: „to dope or not to dope<br />
and remain a nice and not successful<br />
guy“? Denn: „Nice guys finish last“ (US-<br />
Athleten-Weisheit). Fair guys, too? Bedrängende<br />
Fragen für Athleten, Trainer,<br />
Betreuer, Ärzte und viele Andere …<br />
Dabei ist doch Fairness ursprünglich eine<br />
Tochter des Sports. Sie gilt ideell (freilich<br />
oft nicht real!) nicht nur im Sport oder bei<br />
Gesellschaftsspielen, sondern bei allen<br />
geregelten Auseinandersetzungen. Fairness<br />
ist als Wert aus dem Sport übernommen,<br />
hat sich aber als Idee und Norm viel<br />
weiter verbreitet. Sie ist zu einer Art Leittugend<br />
geregelter Konkurrenzen geworden:<br />
Ursprünglich geboren als Wettkampffairness,<br />
wirkt die Idee sich als<br />
„Konkurrenzfairness“ auch in und für<br />
Konkurrenzen aus, die sich nicht in direkten<br />
Wettkämpfen darstellen, z. B. in ökonomischen<br />
oder politischen.<br />
Allerdings schleichen sich in der Praxis –<br />
wie im Sport – in allen strikt erfolgs-<br />
orientierten Leistungssystemen fast<br />
zwangsläufig rücksichtslose und betrügerische<br />
Strategien ein. Oft führt das zu<br />
einer Spaltung der Moralen in eine zum<br />
Teil „heimliche Erfolgsmoral“ und eine<br />
„öffentliche Gesichtswahrungsmoral“<br />
bei Akteuren, Organisatoren, Managern,<br />
Betreuern.<br />
Dabei scheint es wichtig, das so genannte<br />
„Elfte Gebot“, die geradezu heimliche<br />
Obernorm: „Du sollst dich nicht erwischen<br />
lassen“, nach außen hin zu wahren.<br />
Hiermit gehen Verwischungs- und<br />
Abschiebungsstrategien, Alibi- und Ablenkungstaktiken,<br />
auch bezüglich der<br />
Verantwortlichkeiten, einher.<br />
Verhärtung und Rücksichtslosigkeit sowie<br />
nicht selten auch Betrug scheinen<br />
das Rezept zum siegreichen Bestehen in<br />
wirtschaftlichen, politischen und zumal<br />
sportlichen Auseinandersetzungen zu<br />
sein. Der zunehmende Konkurrenzdruck<br />
in allen Bereichen symbolischer und realer<br />
Wettkämpfe könnte nur durch bessere<br />
Beachtung der Regeln der Auseinandersetzung,<br />
durch Verschärfung der Kontrollen<br />
und durch eine Verbreitung echter<br />
Fairnessgesinnung aufgefangen werden.<br />
Doch hieran mangelt es überall. Ist gar<br />
die Druckverschärfung in das System eingebaut,<br />
ist der Erfolg allzu gewichtig, ja<br />
geradezu für die „Existenz“ entscheidend,<br />
ist gar der Sieg zur Hauptsache<br />
geworden, so wirken Vereinbarungen<br />
und Appelle kaum noch, solange Umgehungsmöglichkeiten,<br />
verdeckte Manipulationen<br />
der Erfolgsbedingungen, unentdeckte<br />
Tricks, taktische Vorteilsnutzungen,<br />
verheimlichte Regelverletzungen<br />
möglich sind. Regeln und Verträge<br />
werden immer wieder missachtet und<br />
EQOS<br />
I 27
28 I<br />
EQOS<br />
verletzt – selbst von denen, die sie lautstark<br />
propagieren. Wie lange hielt man<br />
sich an so genannte Fairnessabsprachen<br />
in politischen Parlamenten und bei Wahlkämpfen?<br />
Führen bloße Appelle in solchen<br />
Hochleistungs- oder Konkurrenzsystemen<br />
wie dem Politik- oder Medienbusiness<br />
bzw. im (Hochleistungs-)Sport<br />
nicht generell zu einer Aushöhlung des<br />
Fairnessdenkens in unserer Ellenbogengesellschaft?<br />
Das Herunterschrauben des<br />
ökonomischen Drucks wäre ein wichtiger<br />
Teilaspekt, kann aber allein das Problem<br />
nicht lösen.<br />
Das „Elfte Gebot“ dominiert offensichtlich<br />
gerade auch im Spitzensport, besonders<br />
beim Dopingproblem, wo dieser oft<br />
zum „Spritzensport“ zu verkommen<br />
droht: Wie auf der Autobahn und jüngst<br />
bei betrügerischen Finanzjongleuren in<br />
der Wirtschaft. gelten dort Verletzungen<br />
der traditionellen Regeln allenfalls noch<br />
als Kavaliersdelikte. Wer nimmt die Regeln<br />
wirklich noch ernst? Geradezu treuherzig-naiv<br />
bekannte ein österreichischer<br />
Wintersportler, er hätte eben geglaubt,<br />
nicht erwischt zu werden.<br />
Verlangt man nun nicht das Unmögliche,<br />
wenn man gleichzeitig rücksichtsvolle<br />
Fairness einfordert und den Ernst der<br />
Konkurrenz zu existenziell ernst der Verschärfung<br />
unterwirft und die Konkurrenz<br />
selber eskaliert (transitiv wie intransitiv<br />
verstanden). Insbesondere, wo es um viel<br />
Ehre und – vor allem – viel Geld geht,<br />
scheint der verbissene Ernst-Sportler<br />
kaum noch an einer echten, „fairen“<br />
Chancengleichheit des gegnerischen<br />
Konkurrenten interessiert, sondern nur<br />
noch am Sieg – und sei es um nahezu<br />
jeden Preis.<br />
Ein Fußballprofi meinte: „Wir tragen unseren<br />
Existenzkampf mit allen Mitteln<br />
aus; jeder muss versuchen den Anderen<br />
fertig zu machen!“ Ist „Foulen also<br />
rechtmäßig, solange es der Schiedsrichter<br />
nicht sieht“? Entspricht das versteckte<br />
Foul der „neuen Erfolgsmoral“ des sich<br />
Durchsetzens um (fast) jeden Preis?<br />
Es scheint gar, als hätten sich so genannte<br />
„faire Fouls“ und „Schwalben“ im verbissenen<br />
Ernstsport durchgesetzt. Selbst<br />
internationale Spitzenfußballer entblöden<br />
sich nicht (mehr), der „Schwalben“-<br />
Moral zu folgen – möglichst spektakulär<br />
im oder in den Strafraum zu fallen. Neulich<br />
lobte man einen Spitzenfußballer, es<br />
sei „moralisch hoch anzuerkennen“,<br />
dass er sich im Strafraum nicht fallen<br />
ließ! So weit sind wir also schon! Das Gefoultwerden<br />
nicht vorzutäuschen, zählt<br />
geradezu als ethische Großtat, die viele<br />
als völlig unverständlich ansehen; oder –<br />
wie z. B. ein taktisches Notbremsen-Foul,<br />
das häufig als unverzeihlich oder gar als<br />
„notwendig“ gilt – und oft vom Publikum<br />
lautstark gefordert wird!<br />
Ein Ex-Nationalspieler forderte sogar, den<br />
jugendlichen Spielern das „faire Foulen“<br />
beizubringen. Und wirklich: Das so genannte<br />
„faire“ oder taktische Foul wird<br />
bei jungen Fußballern bereits geübt! Andere<br />
Beispiele gibt es zuhauf. – Selbst als<br />
fair oder elegant geltende Fußballheroen<br />
wie Uwe Seeler und Franz Beckenbauer<br />
stellten fest, ein „normales Foul“ sei für<br />
sie „nicht unfair“.<br />
Es ist natürlich letztlich etwas Absurdes,<br />
wenn man paradoxerweise ein „faires<br />
Foul“ zulässt, ja, überhaupt nur davon<br />
spricht. Das mag zwar faktisch-praktisch<br />
vermutlich gar nicht zu umgehen sein,
aber es hat, ethisch gesehen, durchaus<br />
etwas Widersprüchliches oder Unsinniges<br />
an sich. Zumindest sollte man bei den<br />
strukturellen Zwängen zum unfairen Verhalten,<br />
sei es beim „taktischen Foul“<br />
oder generell, wenn man das schon nicht<br />
abändern kann, die Bedingungen und<br />
die Kontrollen stufenweise handhabbarer<br />
machen. Im Fußball ist man dem ja<br />
schon in gewisser Weise näher gekommen,<br />
indem Schiedsrichter heute schneller<br />
die „gelb-rote“ Karte ziehen sollen.<br />
Im Hochleistungssport bzw. in verwandten<br />
Konkurrenzsystemen müssten nun<br />
eigentlich die entsprechenden Kontrollen<br />
oder institutionellen Verfahren dazu führen,<br />
dass die Doppelmoral der öffentlichen<br />
Fairness-Beschwörung nach außen<br />
und der insgeheim unfairen Manipulation<br />
oder Regelübertretung außer Funktion<br />
gesetzt wird. Man kann zur Illustration<br />
treffend von der „Wasserballermoral“<br />
sprechen: „Nach oben hin lächeln, nach<br />
unten hin treten!“ (Hier ist das Foul ja am<br />
wenigsten zu sehen und zu kontrollieren.)<br />
Auch dieser Trick ist allgemein üblich, gerade<br />
auch in beruflichen und wirtschaftlichen<br />
Bereichen. Und noch ein weiterer:<br />
Der Volksmund spricht auch von einer<br />
„Radfahrermoral“: „Nach oben buckeln,<br />
sich krümmen, nach unten treten!“<br />
„Mobbing“ ist weit verbreitet.<br />
Die Frage ist, ob wir nicht vielfach in unserer<br />
Gesellschaft auch in anderen Bereichen<br />
der Auseinandersetzung nach einer<br />
Art von solcher „Radfahrer-“, „Mobbing-“<br />
oder „Durchsetzungsmoral“ agieren<br />
und reagieren.<br />
Ideelle Beschwörungen, Appelle, Moralpredigten<br />
usw. helfen natürlich recht wenig,<br />
wie Marketing- und Werbeaktionen<br />
zugunsten der Fairplay-Idee oder so<br />
genannte Ethikseminare zeigten. „Worte<br />
sind schön, doch Hühner legen Eier“,<br />
heißt ein afrikanisches Sprichwort. Und<br />
das gilt nicht nur im positiven, sondern<br />
auch im negativen Sinne. Man muss operative<br />
Kontrollen haben, man sollte über<br />
handhabbare Verfahren verfügen,<br />
EQOS<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Auf dem Gebiet der Gewalt und- Konfliktforschung gehört Gunter A.<br />
Pilz zu den herausragenden Wissenschaftlern in Deutschland. Dem Fußball<br />
und seinem Publikum ist er immer wieder auf der Spur. Oftmals war<br />
er dabei seiner Zeit voraus. Wie 1985 mit dem von ihm in Hannover<br />
gegründeten Fanprojekt, das für viele zum Vorbild wurde. Seine Stimme<br />
zählt bis heute zu den wichtigsten, wenn es um die Bereiche Fankultur,<br />
Prävention und Anti-Diskriminierung geht. Eng verbunden ist sein Name<br />
auch mit dem des NFV. 1988 konzipierte er den Fairplay-Cup Niedersachsen,<br />
in dem das oftmals praktizierte Zählen von Verwarnungen keine<br />
Rolle spielt. Vielmehr steht das prozesshafte Lernen der teilnehmenden C- und B-Junioren<br />
im Vordergrund. In diesem Jahr durften wir das 25. Jubiläum feiern. Gunter A. Pilz hat dem<br />
Kampf gegen Gewalt im Sport und dem Ringen um Fairplay ein Gesicht gegeben.<br />
Karl Rothmund, DFB-Vizepräsident<br />
I 29
30 I<br />
EQOS<br />
damit die „bloße“ Wirkung der Appelle<br />
nicht verpufft. Es bedarf also ver fahrensge<br />
schützter Kontrollen, eventuell<br />
insti tutio neller Absicherungen und<br />
Abänderungen.<br />
In der Fairness- wie in der Dopingdiskussion<br />
sollte man freilich genauer nachfragen:<br />
Kann weiterhin nur der jeweilige<br />
Einzelne – der Athlet, der Trainer, der Offizielle,<br />
der Journalist, der Vorsitzende –<br />
allein verantwortlich gemacht werden?<br />
Oder gibt es übergreifende institutionelle<br />
Verantwortlichkeiten der Verbände für<br />
systemhafte Zusammenhänge und institutionelle<br />
Handlungen, die weit über die<br />
Möglichkeiten des Einzelakteurs hinausgehen,<br />
ja, unter Umständen diesen in<br />
eine paradoxe Konfliktsituation zwingen?<br />
Die Doppelmoral des öffentlich verurteilten,<br />
insgeheim geförderten Dopings<br />
zeigt dies – wie auch jene des vom Publikum,<br />
sogar von der Presse geforderten,<br />
von Trainern insgeheim gelehrten, aber<br />
nach außen scheinheilig abgelehnten<br />
„taktischen Fouls“, der Notbremsenmoral,<br />
im Fußball und Handball.<br />
Befinden sich Hochleistungsathleten im<br />
Sport, Entscheidungshandelnde in <strong>Institut</strong>ionen<br />
allgemein notorisch in solchen<br />
Zwangssituationen zwischen unterschiedlichen<br />
moralischen Fronten? Kann<br />
man dem Einzelakteur nach wie vor alle<br />
Verantwortlichkeit zuschieben, wenn<br />
strukturelle Bedingungen ihn in das erwähnte<br />
Dilemma gebracht haben? Kann<br />
man mit der Entwicklung einer Doppelmoral<br />
des öffentlichen lippendienstlichen<br />
Wohlverhaltens und der heimlichen konsequenten<br />
Erfolgsmaximierung wirklich<br />
und wirksam solchen Dilemmasituationen<br />
entgehen? Wenn jeder von der<br />
heimlichen Verletzung einer sinnvollen<br />
allgemeinen Norm wie der Fairnessregel<br />
zu profitieren versuchte, löste sich die<br />
Gültigkeit dieser Norm auf: Regel(ungs)-<br />
wirksamkeit und Moral verfallen. Die<br />
Dynamik des Dilemmas führt zum Verfall.<br />
Insbesondere, wo es um viel Ehre und –<br />
vor allem – viel Geld geht, scheint der<br />
verbissene Ernst-Sportler kaum noch an<br />
einer echten, »fairen« Chancengleichheit<br />
des gegnerischen Konkurrenten interessiert,<br />
sondern nur noch am Sieg – und sei<br />
es um nahezu jeden Preis.<br />
Ferner: je mehr strukturelle oder systemische<br />
Bedingungen und soziale Konstellationen<br />
sowie zum Teil eine geradezu existenzielle<br />
Ernsthaftigkeit an Bedeutung<br />
gewinnen, desto mehr wird die ethische<br />
Diskussion über die Verantwortung von<br />
Verbänden und anderen <strong>Institut</strong>ionen<br />
gefordert sein. Dies bedeutet nicht, dass<br />
der einzelne Handelnde in gewisser<br />
Weise – auch wenn er als Rollenträger<br />
agiert – etwas von seiner Handlungs- und<br />
Rollenverantwortung – oder gar der<br />
moralischen Verantwortlichkeit (diese ist<br />
nicht auf- und verteilbar!) – verlieren<br />
würde. Es bedeutet aber, dass zusätzliche<br />
Gesichtspunkte sozialer und moralischer<br />
Verantwortlichkeit für die <strong>Institut</strong>ionen<br />
und deren verantwortliche Rollenträger<br />
hinzukommen.<br />
Artisten der Schwarzfahrerei, die allein<br />
nach der Strategie des „Du sollst<br />
Dich nicht erwischen lassen!“ vorgehen,<br />
können nur zeitweilig und begrenzt<br />
ihren Vorteil daraus ziehen, dass die<br />
Mehrheit sich an die Regeln hält. Verfällt<br />
die Regelbefolgung so weit, dass das<br />
Regelbrechen die Regel wird, wird jede<br />
Regel in effizient und sinnlos.
Ist der/die Faire am Ende stets der/die<br />
„Dumme“? „Nice, i. e. fair guys finish<br />
last!“ Geraten die Sportler, Politiker,<br />
Wirtschaftler, zum Teil gar auch Wissenschaftler,<br />
die sich an faire Regeln der Auseinandersetzung<br />
in der Konkurrenz halten,<br />
verdeckte Tricks scheuen und Foulspiel<br />
verabscheuen, nicht nur ins Hintertreffen,<br />
sondern in die soziale Konstellation<br />
eines tragischen Dilemmas von der<br />
Struktur der selbst-zerstörerischen Systemdynamik?<br />
Normverletzungen, die für<br />
den Übertreter profitabel sind, aber nicht<br />
zu Ahndungen, abschreckenden Strafen<br />
oder Ausgleichsentschädigungen führen,<br />
die aber denjenigen, der sich brav an die<br />
Regel hält, benachteiligen, zeugen geradezu<br />
zwangsläufig Nachahmer. Nichtgeahndete<br />
Regelverletzungen eskalieren im<br />
Sinne einer positiven Rückkoppelung,<br />
wenn sie den Verletzenden systematisch<br />
besser stellen – etwa, indem sie nicht<br />
oder nicht genau oder durch wirksame<br />
Verfahren kontrolliert werden. Es entwickelt<br />
sich eine Dynamik der Selbstzerstörung<br />
des sozialen Systems. Allenfalls<br />
bleibt der Schein der Normeinhaltung an<br />
der Oberfläche gewahrt, im Untergrund<br />
dagegen herrscht das Gesetz des<br />
Dschungels und der Vorteilsmaximierung<br />
– oder gar schon Regelanarchie.<br />
Haben nicht Wirtschaft, Politik und<br />
Hochleistungssport – oder auch andere<br />
Konkurrenzen, etwa im Wettbewerb der<br />
Wissenschaftler um Stellen und Aufstieg<br />
– diesen Zustand bereits erreicht? Wird<br />
nicht die Norm oft nur noch als leere Hülle<br />
verbal mit weichen oder vollen Lippen<br />
beschworen, während die Realität untergründig,<br />
insgeheim ganz anderen Gesetzen<br />
– eben denen des Dschungels oder<br />
der Wolfsmeute – folgt? Das alles sind<br />
zweifellos drastische Formulierungen<br />
und Fragen, die jedoch eingehender Klärung<br />
bedürfen. Jedenfalls lassen sich die<br />
Probleme des fairen Umgangs mit Regeln<br />
in den meisten <strong>Institut</strong>ionen der Erfolgsund<br />
Auszeichnungskonkurrenz nicht<br />
mehr allein mit Blick auf das Individuum<br />
und seine Verantwortlichkeit lösen.<br />
Es handelt sich um strukturelle soziale<br />
Problemkonstellationen, die ihre eigene,<br />
nur sozial zu erfassende System-Dynamik<br />
entfalten. Probleme von Fairness und<br />
Chancengleichheit in der Konkurrenz<br />
sind typische Probleme solcher<br />
Art, die nicht mehr bloß individualistisch<br />
behandelt werden können. Maßnahmen,<br />
die nur den einzelnen Akteur<br />
verantwortlich machen wollen, erweisen<br />
sich als ohnmächtig,<br />
EQOS<br />
Glückwunsch Gunter<br />
„Wo das Bewusstsein schwindet, dass jeder Mensch uns als Mensch<br />
etwas angeht, kommen Kultur und Ethik ins Wanken“ (A. Schweitzer).<br />
Das Wanken zu verhindern, zeichnet Gunter Pilz und seinen Einsatz<br />
für ein menschenwürdiges Zusammenleben aus. So auch im Beratungsnetzwerk<br />
der Kampagne „Sport und Politik verein(t) gegen Rechtsextremismus“,<br />
wo er als Vorsitzender das Vertrauen aller genießt.<br />
Ich gratuliere zu dieser verdienten Ehrung!<br />
Friedrich-Wilhelm Moog, Bundesministerium des Innern<br />
I 31
32 I<br />
EQOS<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Lieber Gunter,<br />
Fankultur, Integration, Fairplay – kein Themenfeld im Fußball ohne Dich!<br />
Fußball bewegt die Welt, Dein Input und Deine Visionen bewegen den<br />
Fußball! Danke für Deine Freundschaft!<br />
Dein Fan, Bibiana<br />
Bibiana Steinhaus, FIFA-Schiedsrichterin<br />
Mahnungen und<br />
Beschwörungen als<br />
Alibistrategien, als<br />
Marketing- und Werbungsaktionen<br />
von<br />
bloß appellativem Charakter; sie können<br />
allenfalls auf das Problem aufmerksam<br />
machen, dieses ins Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />
und aller Beteiligten rufen,<br />
aber natürlich nicht die strukturelle Dynamik<br />
der Doppelzwangsituation lösen, die<br />
unverändert verbleibt. Die Folge einer<br />
kompromisslosen Wahrnehmung des eigenen<br />
Vorteils um nahezu jeden Preis,<br />
„nötigenfalls“ (!?) auch mit unfairen Mitteln,<br />
ist: Zwischen verschärftem Erfolgsdruck<br />
und hehren Fairnessidealen hin und<br />
her gerissen, bleibt, wenn nur noch der<br />
Erfolg zählt, der gutwillige Akteur mit<br />
seinen Idealen auf der Strecke und wird<br />
zudem noch als „blauäugig“, als unverbesserlicher<br />
Idealist, Amateur, Dummkopf<br />
o.ä. verhöhnt. Wenn aus: „Nice guys<br />
finish last!“ logisch messerscharf folgt,<br />
dass Gewinner ausgekocht-durchtriebene<br />
Meister des Dschungelgesetzes sein<br />
müssen: Wer möchte da noch bloß ein<br />
„nice guy“ bleiben?<br />
Man sollte wirklich ein System von Strukturveränderungen<br />
einzuführen versuchen,<br />
durchtesten und verbreitet fördern,<br />
indem man die systembedingten und<br />
strukturellen Anreize zur Unfairness<br />
demobilisiert, entdramatisiert – etwa dadurch,<br />
dass man die Wichtigkeit des<br />
sportlichen Siegs, die Singulärsiegerorientierung<br />
(„Nur der Sieger zählt!“), bzw.<br />
des Übertrumpfungs- bzw. Überlebenskampfes<br />
in der Wirtschaftskonkurrenz<br />
wirksam herabschraubt. Aber wie ist das<br />
möglich, ohne dass Politiker, Wirtschaftler,<br />
Medien, die Gesellschaft insgesamt<br />
und der patriotische „Michel“ Wandlungszugeständnisse<br />
machen und sich<br />
selber an Brust und Portepee fassen? Wie<br />
soll man in Leistungsbereichen, gerade in<br />
trainingsintensiven Hochleistungssportarten,<br />
die den jahrelangen Einsatz der<br />
Gesamtperson samt allen Ressourcen<br />
und Mitteln und Zeit, Kraft, Energie, Ausbildungsalternativen<br />
usw. erfordern, die<br />
Abrüstung des übertriebenen Konkurrenzegoismus<br />
erreichen können? Taten<br />
nicht, bis auf wenige Ausnahmen, viele<br />
Sportfunktionäre, Politiker und Medienvertreter<br />
und neuerdings manche Sponsoren<br />
ein Übriges, den Leistungsdruck<br />
und den Öffentlichkeitsdruck im Sport<br />
geradezu anzuheizen, die Eskalation<br />
der Erwartungen weiterzutreiben, den<br />
Ernst der Auseinandersetzungen noch<br />
zu forcieren, indem sie immer wieder
Medaillenerfolge fordern und zur Bemessungsgrundlage<br />
der Sportförderung machen?<br />
Professionalisierung, Leistungsprämien<br />
– euphemistisch „leistungsbezogene<br />
Kostenerstattung“ genannt – und so<br />
genanntes materialistisches Erfolgsdenken<br />
in der neurotisch verfassten Profilierungs-<br />
und Ellenbogengesellschaft tun<br />
ein übriges, verschärft noch durch die<br />
existenzielle Konkurrenz um Ausbildungsplätze,<br />
knappe Qualifikationen<br />
und Zugänge zu qualifikationsgebundenen<br />
Positionen und Privilegien. Nochmals:<br />
verlangt man nicht das Unmögliche,<br />
wenn man gleichzeitig rücksichtsvolle<br />
Fairness einfordert und den Ernst<br />
der Konkurrenz hochtreibt? Wie soll dies<br />
angesichts der „zwei Seelen“ in der Brust<br />
des Funktionärs und des Athleten, zum<br />
Erfolg verdammt, aber stets fair und sauber<br />
zu bleiben, möglich sein, solange<br />
noch Geheimtricks der Vorteilssuche<br />
möglich und die überwertige Gewinnorientierung<br />
nicht herabgeschraubt ist?<br />
Verstrickt in einer Zwickmühlen-Situation<br />
zwischen existenziellem Ernst des sportlichen<br />
Überlebenskampfes bzw. Siegenmüssens<br />
und der traditionellen Deutung<br />
des Sports als eines bloßen Spiels oder<br />
einer ritualisierten Scheinaggression<br />
ohne Ernstcharakter kann der Athlet geradezu<br />
schizophrenieähnliche Geisteshaltungen<br />
entwickeln. Der Sportkampf gerät<br />
dann oft ernst und brutal, darf aber<br />
nicht zu ernst und unfair geführt werden.<br />
Verstrickt in die Doppelbindung zwischen<br />
Ernstcharakter und spielerischer Fairness<br />
hat der heutige Hochleistungssport offenbar<br />
die Züge der paradoxen Polarität<br />
eines solchen „Double bind“ (nach Bateson)<br />
angenommen. Neurotische – gleichsam<br />
der schizophrenen Spaltung verwandte,<br />
geradezu „schizoide“ – Züge<br />
kennzeichnen den verbissenen Ernst des<br />
Athleten, in dieser Verstrickungssituation<br />
zu bestehen. Angeheizt einerseits durch<br />
öffentlichen Druck, durch übertriebene<br />
und besonders betonte Bedeutsamkeit<br />
und Existenzernst steht er vor der ständigen,<br />
kaum noch geglaubten, nur noch<br />
beschwörend-appellativ wirkenden Zurücknahmeforderung<br />
der Fairnessregel<br />
andererseits. Dies scheint eine neurosenförmige,<br />
zumindest Neurosen fördende<br />
Einbindung und Verstrickung zwischen<br />
widersprüchlichen Forderungen zu erleichtern<br />
– Doppelzwänge einer fast schizoiden<br />
Spaltung struktureller Provenienz,<br />
die angesichts des Existenzernstes nicht<br />
mehr durch die bloße<br />
Erkenntnis der<br />
Doppelperspektiven<br />
EQOS<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Wenn es um Themen wie Faiplay, Fan-Kultur oder Rechtsextremismus<br />
im Fußball sowie Gewalt im Sport geht, ist Gunter A. Pilz für die Medien<br />
stets die erste Adresse. Seine Kenntnisse und Kompetenz sind unübertroffen.<br />
Der DOSB zeichnet einen würdigen Preisträger aus. Herzlichen<br />
Glückwunsch.<br />
Hans-Joachim Zwingmann, Vizepräsident VDS (Verband Deutscher Sportjournalisten)<br />
I 33
34 I<br />
EQOS<br />
aufgelöst werden könnte. Kein Wunder,<br />
dass der Athlet dazu neigt, Vorteile aus<br />
der Situation der sozialen Falle zu ziehen,<br />
indem er Regeln zu umgehen oder heimlich<br />
zu brechen versucht, um von dieser<br />
relativen Selbstbevorteilung gegenüber<br />
denjenigen zu profitieren, die sich an die<br />
Regeln halten.<br />
Nach wie vor lässt der oberflächliche<br />
„hektisch-manische“ Aktionismus der<br />
Öffentlichkeitsdiskussionen den Hochleistungssport<br />
(genauer: dessen Management<br />
und Betreuung) geradezu „im Dopingregen“<br />
stehen, weil man nicht die<br />
strukturellen Systemprobleme sieht, sondern<br />
glaubt, dass diese durch Einzelpersonalisierung,<br />
z. B. korrupte Verbandsfunktionäre<br />
zu lösen seien (vor 20 Jahren<br />
gab es korrupte IOC-Mitglieder, kürzlich<br />
wurden wieder einmal FIFA-Bosse als bestechlich<br />
bzw. Bestechende entlarvt).<br />
Oder man folgt der alten Strategie der<br />
Einzelkriminalisierung durch Sündenbockabstempelung<br />
(einzelne Dopingüberführungen<br />
von Athleten).<br />
Nach wie vor jedoch überwiegen die<br />
halbherzigen, eher nur den Imageschaden<br />
begrenzenden Erklärungen in Sitzungen,<br />
Symposien und öffentlichen Verlautbarungen.<br />
Dieses „Krisenmanagement<br />
in Ohnmachtssituationen“ („Hauptsache,<br />
das Image stimmt, und der Sponsor<br />
zahlt (noch)!“) – eine Ritualstrategie,<br />
die sich immer wieder als bloße beschwörende<br />
Imagepflege entlarvt, bleibt angesichts<br />
von Systemzwängen und Strukturproblemen<br />
nutzlos oder nicht „zielführend“<br />
– gerade angesichts verschärfter<br />
Kommerzialisierung und Konkurrenz um<br />
Sponsorengelder und Teletermine. Dabei<br />
sind die Probleme weder durch Einzelpersonalisierung<br />
oder Sündenbockabstempelung<br />
noch durch bloß publizitäres Imagemanagement<br />
und medienplätscherndes<br />
Krisengerede zu lösen.<br />
Strukturelle Probleme, die ins System eingebaut<br />
sind, und Systemzwänge wie die<br />
genannten erzeugen (z. B. unfaire und<br />
verdeckte Vorteilserschleichungen oder<br />
die geradezu eine mentale „Spaltung“<br />
fördernde Spannung zwischen dem edlen<br />
Gentleman-Spiel und einem brutalen<br />
Existenzkampf), sind so wirklich nicht zu<br />
lösen. Vielleicht sind sie überhaupt nur zu<br />
regeln, zu kontrollieren, abzumildern,<br />
aber gar nicht endgültig zu lösen! Man<br />
braucht internationale, institutionelle systemrelevante<br />
oder gar System abändernde<br />
Maßnahmen. Man muss endlich anfangen,<br />
sich ernsthaft den Systemproblemen<br />
und Strukturproblemen zu stellen.<br />
Entscheidend sind dabei nicht nur die Ideen<br />
oder Appelle, sondern besonders auch<br />
Kontrollen, wirksame Anreize und institutionelle<br />
Vorkehrungen, Erhöhung der<br />
Sensitivität und „Operationalisierungen“<br />
sowie die <strong>Institut</strong>ionalisierung von Fairnesskontrollen<br />
und vor allem -„incentives“<br />
(wirksame Anreize) statt eines sich<br />
Beschränkens auf Predigten und Appelle.<br />
Ohne solche neuen Maßnahmen und<br />
Sichtweisen „läuft“ offenbar nichts mehr.<br />
Wenn man gleichsam in Kurzform<br />
eine wichtige Leitregel zumal für die<br />
„informelle Fairness“ formulieren soll, so<br />
schlage ich als einige zusammenfassende<br />
Thesen vor:<br />
1. Behandle und achte den Partner und<br />
Gegner, wie du selbst von diesem behandelt<br />
und geachtet werden willst<br />
und wie du, schon um der Erhaltung
des Wettkampfes und deines Sports<br />
willen, wünschen musst, dass die<br />
Spielregeln eingehalten werden.<br />
2. Die generelle Überbetonung des Sieges,<br />
die „Singulärsiegerorientierung<br />
muss heruntergeschraubt werden:<br />
„Nicht gewinnen ist kein Scheitern“<br />
(so selbst der früher oft als „Leistungsfetischist“<br />
verschrieene „Ruderprofessor“<br />
Karl Adam, Trainer der<br />
ersten „Deutschlandachter“).<br />
3. <strong>Institut</strong>ionelle und publizistische Möglichkeiten,<br />
um die Doppelmoral des<br />
„Fair nach außen und oberhalb der<br />
Sichtlinie, unfair nach unten“, also<br />
die „Wasserballmoral“, zu brandmarken,<br />
sind m. E. äußerst wichtig, damit<br />
der Ehrliche im Sport nicht länger<br />
„der Dumme“ bleibt und „fair guys“<br />
nicht zumeist als Letzte einlaufen<br />
müssen.<br />
4. Die wirklich unabhängige Schiedsgerichtsbarkeit,<br />
Sondergerichtsbarkeit<br />
des Sports muss ausgebaut werden.<br />
5. Generell müsste auch die institutionelle<br />
Sportethik viel weiter entwickelt werden<br />
und nicht nur die ethische Anforderung<br />
an den einzelnen Athleten.<br />
6. Das notorische Dopingproblem muss<br />
wirksam gelöst oder handhabbar<br />
kontrolliert und effizient geregelt<br />
werden: Die untersuchenden und die<br />
urteilenden sowie Sanktionen verhängenden<br />
<strong>Institut</strong>ionen bzw. Instanzen<br />
müssen wirklich unabhängig sein (wie<br />
neuerdings durch die WADA angezielt)<br />
und international gleichmäßig<br />
tätig sein (was z. B. die überraschenden<br />
Trainingskontrollen angeht).<br />
7. Nicht nur einzelne Athletinnen und<br />
Athleten sollen dabei zur Verantwortung<br />
gezogen werden, sondern auch<br />
verantwortliche Betreuer, Trainer, Ärzte<br />
und Verbandsoffizielle, die für die Entstehung<br />
und vor allem im Einzelfall die<br />
konkrete Realisierung der strukturellen<br />
Zwänge zur Unfairness und wie die<br />
Presse sogar für die Spaltung der Moral<br />
mitverantwortlich sind.<br />
8. Um Athletinnen und Athleten besser<br />
davor zu schützen, einzeln als Sündenböcke<br />
abgestempelt zu werden,<br />
wodurch geradezu die allgemeine<br />
Aufmerksamkeit vom strukturellen<br />
Zusammenhang abgelenkt wird, sollte<br />
man so etwas wie einen Ombudsmann<br />
für Fairness und Athleten einführen.<br />
So könnte man eine gewisse<br />
Kontrollinstitution oder zumindest<br />
eine mahnende Stimme auch verbindlicher<br />
machen.<br />
9. Der Sport muss die Fairnessnorm (und<br />
so seine eigene Glaubwürdigkeit) in<br />
seinen <strong>Institut</strong>ionen verteidigen; auch<br />
diese selber müssen fair handeln und<br />
urteilen.<br />
10. Nur dann kann diese wahre kulturelle<br />
Tochter des Sports ihre ethische<br />
Vorbildwirkung in andere Bereiche<br />
wirksam ausstrahlen: Vorfahrt für<br />
Fairness! Eine wirkliche Fairnessgesellschaft<br />
bleibt ein positiv-utopisches<br />
Leitziel, wie die Zehn Gebote,<br />
die man freilich auch nicht deswegen<br />
abschaffen sollte, weil sie allzu oft<br />
übertreten werden.<br />
EQOS<br />
I 35
36 I<br />
EQOS<br />
Gunter A. Pilz<br />
persönlich
„Sozialwissenschaftler<br />
in der Kurve“<br />
von Dr. h. c. Alfred Sengle, DFB-<br />
Sicherheitsbeauftragter a. D.<br />
Meine persönliche und sehr subjektive<br />
Sicht von Prof. Gunter Pilz<br />
Kennengelernt habe ich „den Gunter“<br />
bei meiner ersten oder bei einer meiner<br />
ersten Teilnahmen an einer Sitzung der<br />
Koordinationsstelle für Fanprojekte (KOS).<br />
Es war nach der nicht besonders erfolgreichen<br />
WM 1998 in Frankreich mit den<br />
unvorstellbaren schrecklichen kriminellen<br />
Gewaltexzessen deutscher Hooligans<br />
in Lens, die zur lebenslangen<br />
schweren Behinderung des französischen<br />
Polizeibeamten Daniel Nivel<br />
führten – ein bedrückender Vorgang,<br />
der auf uns allen lastete, die sich mit<br />
Fußball-Ausschreitungen beruflich oder<br />
ehrenamtlich befassten. Ich war als DFB-<br />
Vorstandsmitglied für besondere Aufgaben<br />
einige Zeit zuvor zum DFB- Sicherheitsbeauftragten<br />
und Vorsitzenden der<br />
DFB-Sicherheitskommission berufen<br />
wor den, weil mein hochgeschätzter<br />
Vorgänger Willi Hennes diese Aufgabenbereiche<br />
abgeben wollte und abgegeben<br />
hatte.<br />
EQOS<br />
Willi Hennes war ein Verfechter und<br />
Befürworter der Maßnahmen des „Nationalen<br />
Konzepts Sport und Sicherheit“<br />
– und das betraf organisatorische, bautechnische,<br />
ordnungsrechtliche und<br />
repressive Maßnahmen. Durchaus auch<br />
von der Notwendigkeit der Prävention<br />
überzeugt, verstand Willi Hennes darunter<br />
aber eher eine unmittelbar auf die<br />
Sicherheit ausgerichtete Konzeption,<br />
und weniger die erzieherische, dialogoffene,<br />
betreuende, auf mittel- und langfristige<br />
Ziele gerichtete. So kam es<br />
gegen Ende seiner Amtszeit in den<br />
KOS-Beiratsitzungen zu Differenzen mit<br />
anderen Mitgliedern, die dazu führten,<br />
dass er fernblieb.<br />
In dieser Situation nahm ich nach meiner<br />
Berufung erstmals an der Sitzung<br />
des KOS-Beirats teil, voller Skepsis, wie<br />
ich gerne einräume. So traf ich auf G.A.<br />
Pilz, Thomas Schneider und Michael<br />
I 37
38 I<br />
EQOS<br />
Gabriel und fand zunächst meine auf<br />
Willi Hennes’ Einschätzung beruhenden<br />
Vorurteile bestätigt. Hier begegneten<br />
mir Sozialarbeiter, die nach meinem damaligen<br />
Empfinden im Fußballfan nur<br />
den guten, vielleicht hin und wieder im<br />
Einzelfall über die Stränge schlagenden<br />
jungen Fußballanhänger sahen, der,<br />
durch Ordnungs- und Sicherheitsvorschriften<br />
gegängelt, erst recht zur Überschreitung<br />
animiert, sogar geradezu gereizt<br />
wird. Und dazu einen gestandenen<br />
Sozialwissenschaftler – Gunter Pilz – der<br />
stolz darauf war, mitten unter den Fans<br />
in der Kurve zu stehen und auch noch<br />
sich wie diese mit einem Schal und anderen<br />
Fanutensilien schmückte und den<br />
Eindruck erweckte – wie die Fans – alle<br />
diejenigen, die sich auf der Tribüne, insbesondere<br />
der Ehrentribüne am Fußballspiel<br />
freuen und auch mit Begeisterung<br />
dabei sind, für eher<br />
negative Begleiterscheinungen<br />
zu halten.<br />
Und das mir, der<br />
ich als ehemaliger Aktiver und AH-Spieler<br />
in unteren Ligen selbstverständlich<br />
stets auch heute an der Spielplatzumzäunung<br />
und auf Erdwällen seinen Zuschauerplatz<br />
fand und findet. Dazu diese<br />
einem sprachlich eher nüchternen<br />
Juristen weniger erschlossene Diktion<br />
und Ausdrucksweise der Sozialwissenschaftler.<br />
Eine weitere Gemeinsamkeit – abgesehen<br />
von der Fußballbegeisterung und<br />
dem deutlich spürbaren Engagement –<br />
zwischen Gunter Pilz und mir war alsbald<br />
erkennbar: Wir reden in Sitzungen<br />
zu viel, zu oft, zu lange und zu hartnäckig.<br />
Wir nerven damit Andere. Erkennbar<br />
war auch, dass meine erste Antipathie<br />
auf Gegenseitigkeit beruhte. Und<br />
dennoch bot mir Gunter Pilz dann schon<br />
in der nächsten Sitzung das „Du“ an. Er,<br />
der Jüngere, mir, für den dies zwar unter<br />
Fußballern und Sportlern wie auch in<br />
meinem Dorf, in dem ich aufgewachsen<br />
bin und wohne, eine bare und<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Im Namen des Präsidiums der <strong>Leibniz</strong> Universität Hannover gratuliere<br />
ich Ihnen herzlich zu der Auszeichnung mit dem Ethikpreis des Deutschen<br />
Olympischen Sportbundes. Als renommiertester Konflikt- und<br />
Gewaltforscher Deutschlands haben Sie sich bundesweit einen Namen<br />
gemacht. Unsere Gesellschaft braucht Menschen wie Sie, engagierte Menschen, die aus<br />
Überzeugung handeln und mit Ihrem Wirken Positives stiften. Möge es Ihnen vergönnt sein,<br />
Ihr Engagement zum Wohl der Wissenschaft und zum Nutzen der Gesellschaft noch viele<br />
Jahre fortzuführen. Ich wünsche Ihnen dazu Glück und Gesundheit!<br />
Prof. Dr.-Ing. Erich Barke, Präsident der <strong>Leibniz</strong> Universität Hannover
erwünschte Selbstverständlichkeit ist, für<br />
den aber im beruflichen und außerberuflichen<br />
Bereich in dieser Frage eher Distanz<br />
und Zurückhaltung die Leitlinie ist!<br />
Alle diese Eindrücke der ersten Begegnungen<br />
haben sich in den vergangenen<br />
15 Jahren als falsch, mindestens als interpretationsnotwendig<br />
herausgestellt.<br />
Zunehmend wurde mir deutlich, dass<br />
nicht nur diejenigen im KOS-Beirat,<br />
deren Denkweise mehr auf die ordnungsrechtliche<br />
Sicherheitskomponente<br />
gerichtet ist, sondern auch die „andere“<br />
Seite, also die Sozialwissenschaftler,<br />
Sozialarbeiter, Sozialpädagogen ihre<br />
Verständnisprobleme hatten, bei Einheitlichkeit<br />
in dem Ziel, das Zuschauerund<br />
Fanverhalten für den Fußball positiv<br />
zu beeinflussen.<br />
gelernt. Heute sind wir uns gegenseitig<br />
Freunde, zu denen wir über langjährige<br />
gemeinsame Ziele, Vorhaben aber auch<br />
Auseinandersetzungen geworden sind.<br />
Er hat sich um den DFB, den Fußball und<br />
sein Umfeld verdient gemacht und sich<br />
trotz mancher Enttäuschungen erfolgreich<br />
um ein Umdenken in einem der<br />
größten Problembereiche bemüht: Sei<br />
es beim Dialog mit den unterschiedlichen<br />
Beteiligten, sei es beim Rassismus,<br />
beim Antisemitismus, bei der Auseinandersetzung<br />
mit Neonazi-Szenen im Stadion<br />
und im Umfeld des Fußballs oder<br />
auch bei der wichtigen Suche nach dem<br />
richtigen Weg bei der Integration. Oder<br />
EQOS<br />
Ich habe Gunter als Menschen, als Fachmann<br />
und als Fußballer schätzen<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Lieber Gunter, eine ganz besondere Auszeichnung,<br />
die Dir durch den DOSB zuteil<br />
wird. Als erst zweiten Preisträger hat es Dich<br />
nun also direkt „erwischt“. Eine hohe Auszeichnung, die Du Dir durch Dein hohes Engagement,<br />
Deine zahlreichen Projekte, Deine Vielzahl von nationalen und internationalen Beziehungen,<br />
die Du auch uns immer wieder großzügig zur Verfügung stellst, sicherlich mehr als<br />
verdient hast.<br />
Für Deinen weiteren Weg, der sich ja auch immer wieder mit dem unsrigen kreuzt, wünschen<br />
wir Dir alles erdenklich Gute, vor allem aber Gesundheit, Glück und vielleicht ein<br />
bisschen mehr Ruhe und Zeit für die schönen Dinge im Leben.<br />
Es grüßen Dich ganz herzlich Micha und Tanja – Fanprojekt Hannover<br />
I 39
40 I<br />
EQOS<br />
auch bei den Diskursen um die moralische<br />
und ethische Verpflichtung des<br />
Sports und um seine Verantwortlichkeit<br />
in unserer Gesellschaft und das Handeln<br />
nach diesen Grundwerten, die Probleme<br />
der Sicherheit, seien es die Sorgen und<br />
Nöte der Fangruppierungen, sei es sein<br />
Werben um Verständnis für die Sichtweise<br />
und Anliegen der Fans, der Kampf<br />
gegen Gewalt und gegen Ausschreitungen<br />
und nicht tolerables Verhalten, wie<br />
z. B. die Pyrotechnik in den Stadien.<br />
Ich sehe bewusst davon ab, diese pauschale<br />
Behauptung und diese Bewertungen<br />
durch Beispiele zu belegen, wofür<br />
andere mehr berufen sind, aber auch in<br />
der Erkenntnis, dass dies bei Gunters<br />
Schaffenskraft ein allzu umfangreiches<br />
Unterfangen darstellte und der kundige<br />
eh` weiß, wovon ich rede.<br />
Versuchen dagegen will ich, ein wenig<br />
zu schildern, wie ich ihn heute sehe und<br />
zu kennen glaube. Bewundernswert ist<br />
sein nie nachlassendes, stetiges Engagement,<br />
sein temperamentvolles Eintreten<br />
für neue Wege und Vorstellungen, die<br />
er für richtig erkannt hat, seine Beharrlichkeit<br />
im Verfolgen von Ideen, seine<br />
Fähigkeit, Rückschläge zu verkraften<br />
und zu verarbeiten und daraus zu lernen,<br />
seine Art, sich den Menschen zu<br />
nähern, wie unterschiedlich deren Verhalten<br />
und Ansichten sein mögen, auch<br />
wenn ihm dabei Enttäuschungen nicht<br />
fremd sind und erspart bleiben. Eine Einstellung,<br />
die manche auch für eine gewisse<br />
Schwäche seiner Denkweise halten<br />
mögen, wie auch seine Beharrlichkeit,<br />
daran festzuhalten, grundsätzlich<br />
an das Gute im Menschen zu glauben.<br />
In Gunter sehe ich einen Mann, des „sowohl<br />
– als auch“. Er ist eloquent, ein diskussionsfreudiger<br />
Partner und Gegner<br />
mit erfreulicher Streitkultur, versteht<br />
aber auch, zuzuhören und sich Argumenten<br />
anderer zu öffnen. Er tritt zwar<br />
vehement für die fordernden Anliegen<br />
der Fans ein, aber ebenso auch dafür,<br />
selbst gegebene Regelungen, Vereinbarungen<br />
und unabdingbar notwendige<br />
Ordnungsregeln einzuhalten, und<br />
scheut sich nicht, „seiner Klientel“, dem<br />
Fan, auch konträre Ansichten, mit denen<br />
er sich wissentlich unbeliebt macht,<br />
zu vermitteln. In Disputen fühlt man sich<br />
an eine Art etwas abgewandelter dialektischer<br />
Methode erinnert. These des einen,<br />
Antithese des anderen. Versuch der<br />
Synthese im Sinne einer gemeinsamen<br />
optimalen Problemlösung.<br />
Gunters außergewöhnlichem Engagement<br />
ist es zu verdanken, dass er sich<br />
stets fachlich und beruflich in Gänze einbringt.<br />
Es kennzeichnet ihn aber auch,<br />
dass er sich in seinem großen Verwandtschafts-<br />
und Bekanntenkreis wohl fühlt<br />
und Kontakte pflegt, wann und wo es<br />
nur geht.<br />
Gunter ist ein geselliger Mensch. Wer<br />
ihn schon einmal zu später Abendstun-
de erlebt hat, wenn er seine Gitarre hervorholt<br />
und rockt oder jazzt, wird mir<br />
sicher zustimmen. Auch wer schon einmal<br />
seiner Einladung folgt und ihn zu<br />
Hause aufsucht, wird mir bestätigen,<br />
dass die herzliche, offene Gastfreundschaft<br />
die Gespräche in seinem Garten<br />
befruchtet. Spätestens jetzt ist es nicht<br />
nur geboten, sondern mir ein besonderes<br />
Anliegen, an seine liebenswerte,<br />
charmante, kluge, auf die Menschen zugehende,<br />
gleichwohl zurückhaltende<br />
Hilda zu erinnern, die zu treffen eine<br />
stete Freude ist und ohne die Gunter für<br />
mich nicht vorstellbar ist. Bei aller rastlosen<br />
Tätigkeit nimmt sich das Paar Zeit,<br />
gemeinsame Fahrten in die weitere Umgebung<br />
zu machen, von Norwegen bis<br />
in südliche Gefilde mit dem unabhängig<br />
machenden Wohnmobil.<br />
So macht es beispielsweise einfach<br />
Spaß, sich unbeschwert mit Gunter und<br />
Hilda und mit meiner Frau an einem<br />
Wochenende in einem Weingut in der<br />
Pfalz zu treffen und einen Abend lang<br />
nicht nur über den Fußball und seine<br />
Probleme zu diskutieren, sondern bei einem<br />
Glas Wein und einem guten Essen<br />
über Gott und die Welt zu reden.<br />
EQOS<br />
Glückwunsch Gunter<br />
Gunter A. Pilz unterstützt die Soziale Arbeit der Fanprojekte schon seit<br />
nahezu 30 Jahren und gehört damit zu den herausragenden Persönlichkeiten,<br />
die diesen Ansatz der Jugendarbeit etabliert und kritisch<br />
mitgestaltet haben. Dies macht er nicht nur theoretisch, wie es von einem Professor der<br />
Sportsoziologie zu erwarten ist, sondern auch ganz praktisch. Er hat das Fanprojekt in Hannover<br />
mitbegründet. Auch dem Beirat der Koordinationsstelle Fanprojekte gehört Gunter<br />
A. Pilz seit Anbeginn an. Bei all seinem Engagement zeichnen ihn neben seinem rastlosen<br />
Erkenntnisinteresse auch seine Lust am Diskurs und kritischen Widerspruch aus – und das<br />
unabhängig davon, ob er mit einem Fan aus der Kurve, dem Innen minister oder mit dem<br />
Präsidenten des DFB debattiert. Auch deshalb ist er ein würdiger Preisträger!<br />
Michael Gabriel, Leiter Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS),<br />
bei der Deutschen Sportjugend<br />
I 41
42 I<br />
EQOS
Lebenslauf<br />
Gunter A. Pilz<br />
Hon.-Prof. Dr. phil.,<br />
Dipl.-Soziologe,<br />
Akad. Oberrat i.R.;<br />
geb. 5.12.1944<br />
Studium:<br />
der Soziologie, Psychologie und Volkswirtschaftslehre<br />
an der Universitäten<br />
Freiburg i. Brsg., München und Zürich<br />
(1965-1971), Promotion zum Dr. phil.<br />
an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
der Universität Hannover<br />
(1981)<br />
beruflicher Werdegang:<br />
1972-1974 wiss. Mitarbeiter am Forschungsinstitut<br />
der Eidgenössischen<br />
Turn- und Sportschule Magglingen<br />
(Schweiz), 1975-1976 wiss. Angestellter,<br />
1976-1978 Akad. Rat, 1978-2010<br />
Akad. Oberrat am <strong>Institut</strong> für <strong>Sportwissenschaft</strong><br />
der <strong>Leibniz</strong> Uiversität Hannover;<br />
seit Januar 2000 Honorarprofessor<br />
an der Fachhochschule Hannover,<br />
Fakultät V, Diakonie, Gesundheit und<br />
Soziales, seit Mai 2012 Leiter der<br />
Kompetenzgruppe „Fankulturen und<br />
Sport bezogene Soziale Arbeit“ am<br />
<strong>Institut</strong> für <strong>Sportwissenschaft</strong> der<br />
<strong>Leibniz</strong> Universität Hannover<br />
Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte<br />
- Gewalt in der Gesellschaft und im Sport<br />
- Rechtsextremismus und<br />
Diskriminierung im Sport<br />
- Fairplay<br />
- sport-, körper- und bewegungsbezogene<br />
Soziale Arbeit<br />
- Sozialwissenschaftliche Fragestellungen<br />
des Sports, besonders Gewalt,<br />
Rechtsextremismus, Integration,<br />
Fankultur und Fanverhalten<br />
- Jugendsoziologische Fragestellungen<br />
Gutachter<br />
für das Bundesinnenministerium<br />
- Sport und Gewalt (1981)<br />
- Darstellung von Gewalt im Sport,<br />
in den Medien und ihre Auswirkungen<br />
(1987)<br />
- Fanverhalten und Fankultur (1988)<br />
- Wandlungen des Zuschauerverhaltens<br />
im Profifußball (2006)<br />
- Rechtsextremismus im Sport in<br />
Deutschland und im internationalen<br />
Vergleich (2008-2009)<br />
für den DFB<br />
- Fans und Ultras im Internet<br />
(2002-2003)<br />
- Evaluation Fan- und Besucherbetreuungsprogramm<br />
WM 2006<br />
(2005-2006)<br />
- Evaluation der Schul- und Vereinskampagne<br />
Team 2011 des OK der FIFA-<br />
Frauenfußball-WM 2011<br />
EQOS<br />
I 43
44 I<br />
EQOS<br />
- Wissenschaftliche Begleitung des Projekts<br />
„Kinderträume wahrmachen“<br />
des OK der FIFA-Frauenfußball-WM<br />
2011<br />
für das Deutsche Jugendinstitut<br />
für den Europarat<br />
für das Innenministerium<br />
Niedersachsen<br />
Mitbegründer und wissenschaftlicher<br />
Begleiter<br />
- des Fußball-Fan-Projektes Hannover<br />
(seit 1985)<br />
Beauftragter<br />
- des Deutschen Fußball-Bundes für<br />
Prävention und Anti-Diskriminierung<br />
(seit 2010)<br />
Berater<br />
- des Deutschen Fußball-Bundes für<br />
Fan-Fragen und Gewaltprävention<br />
(seit Oktober 2006)<br />
Vorsitzender<br />
- Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Für<br />
Toleranz und Anerkennung, gegen<br />
Rassismus und Diskriminierung“ des<br />
Deutschen Fußball-Bundes (seit 2006)<br />
- Vorsitzender der AG Gewaltprävention<br />
im und durch Sport des Ministeriums<br />
für Familie, Kinder, Jugend,<br />
Kultur und Sport (MFKJKS) des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen (seit 2009)<br />
- Vorsitzender der AG Qualitätssicherung<br />
der Fan-Projekte nach dem<br />
Nationalen Konzept Sport und Sicherheit<br />
des Beirats der Koordinationsstelle<br />
Fanprojekte (seit 2010)<br />
- Vorsitzender des Beratungsnetzwerks<br />
„Sport und Politik verein(t) gegen<br />
Rechtsextremismus“ (Beratungsnetzwerk<br />
REX) (seit 2011)<br />
- Vorsitzender der AG Fairplay der Kommission<br />
Nachhaltigkeit des Deutschen<br />
Fußball-Bundes (seit 2011)<br />
- Vorsitzender der AG „Prävention<br />
sexualisierter Gewalt“ der Kommission<br />
Nachhaltigkeit des Deutschen Fußball-<br />
Bundes (seit 2012)<br />
Ehrungen<br />
- Verleihung der goldenen Ehrenspange<br />
des Niedersächsischen Fußballverbandes<br />
für „hervorragende Verdienste um<br />
die Förderung des Fußballsports und<br />
in Anerkennung unermüdlichen Eintretens<br />
für seine Ziele“ (am<br />
19.07.2012)<br />
Ehrenamtliche Tätigkeiten<br />
- Mitglied im Kuratorium der Stiftung<br />
St. Laurentius Nienhagen<br />
- 2. Vorsitzender des Vereins zur Förderung<br />
aufsuchender Jugendsozialarbeit<br />
Hannover e.V.<br />
- Vorsitzender der Neuen JazzInitiative<br />
Celle e.V.<br />
(www.neue-jazzinitiative-celle.de)<br />
- Ehrenmitglied des Fördervereins der<br />
Big Band Celle
Bibliographie (Auszug)<br />
Prof. Dr. Gunter A. Pilz<br />
Publikationen<br />
Neue Publikationen 2012<br />
PILZ, G.A.: Von der Fankultur zum Gewalt-Event.<br />
Wandlungen des Zuschauerverhaltens im Fußball.<br />
In: Kriminalistik 66, 2012, 4, 203-209<br />
PILZ, G.A.: Neue Entwicklungen in der Ultra- und<br />
Fanszene. Folgerungen für polizeiliches Handeln.<br />
In: Kriminalistik 66, 2012, 6, 339-348<br />
Neue Publikationen 2011<br />
LEMKE, W./KÜNZER, N./PILZ, G.A.: Osnabrücker<br />
Friedensgespräche 2010 „Fußball-Spielfeld für<br />
Integrationen oder Ausgrenzung?“ In: Buck, H.<br />
(Red.): Veränderte Sicht auf Risiken? Osnabrücker<br />
Jahrbuch Frieden und Wissenschaft 18, Göttingen<br />
2011, 41 - 60<br />
PILZ, G.A.: „Tatort Stadion“ – Jugendliche Fankulturen<br />
und die Inszenierung von Gewalt.<br />
In: Brinkmann, H.U./Frech, S./Posselt, R.-E. (Hrsg.):<br />
Gewalt zum Thema machen. Gewaltprävention<br />
mit Kindern und Jugendlichen. Paderborn 2011,<br />
überarbeitete, erweiterte Neuauflage<br />
PILZ, G.A.: Sport als Gewaltprävention.<br />
In: HÖFLING, W./HORST, J.- (Hrsg.): Sport und<br />
Gewalt. Tübingen 2011, 103-121<br />
PILZ, G.A.: „Fangewalt, Rechtsextremismus und<br />
Diskriminierung im Fußballsport.“ In: Deegener,<br />
G./ Körner, W. (Hrsg.): Gewalt und Aggression im<br />
Kindes- und Jugendalter. Ursachen, Formen,<br />
Intervention. Weinheim und Basel 2011, 233-250<br />
Neue Publikationen 2010<br />
PILZ, G.A.: De la culture ultra à la culture de la<br />
violence. Violence et racism dans le contexte du<br />
football allemande. In: Allemagne d´aujourd´hui,<br />
Nr. 193, juillet-septembre 2010, 194-205<br />
PILZ, G.A.: Gewalt und Gegengewalt. Zur Notwendigkeit<br />
von Dialog und Kooperation zwischen<br />
Polizei, Fanprojekten und Fans. In: Möller, K.<br />
(Hrsg.): Dasselbe in grün? Aktuelle Perspektiven<br />
auf das Verhältnis von Polizei und Sozialer Arbeit.<br />
Weinheim 2010, 56-63<br />
PILZ, G.A./WÖLKI-SCHUMACHER, F.: Übersicht<br />
über das Phänomen der Ultrakultur in den Mitgliedsstaaten<br />
des Europarates im Jahre 2009.<br />
Hannover 2010<br />
PILZ, G.A.: La sociologie de la violence sportive<br />
en Allemagne: un état et un itinéraire. In: IRSV.<br />
International Review on Sport and Violence,<br />
2009 Numéro 3 - Football, violence et sécurité,<br />
www.irsv.org<br />
Neue Publikationen 2009<br />
Pilz, G.A. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im<br />
Fußballumfeld - Herausforderungen für die Präventiion.<br />
In: Braun, St./Geisler, A./Gerster, M. (Hrsg.):<br />
Strategien der extremen Rechten – Hintergründe –<br />
Analysen – Antworten. Wiesbaden 2009, 564-578<br />
Pilz, G.A.: L´Agressivité: naturellement masculine?<br />
In: <strong>Institut</strong> National du Sport et de L´Éducation<br />
Physique (Ed.): Le Sport du Haut Niveau au<br />
Féminin. Paris 2008, 47-58<br />
Pilz, G.A. Sport und Gewaltprävention – Ein Interview.<br />
In: <strong>Institut</strong> für Friedenspädagogik Tübingen<br />
e.V. (Hrsg.): Fußball für Frieden und Entwicklung –<br />
Essentials für die Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Tübingen 2009, 24-26<br />
Pilz, G.A.: So funktionieren Sport- und Bewegungsangebote.<br />
In: Gesundheit Berlin e.V: (Hrsg.):<br />
Gesundheitsförderung in den Quartieren der Sozialen<br />
Stadt. Berlin 2009, 108-112<br />
Pilz, G.A.: Wie viel Soziale Arbeit und Prävention<br />
kann der organisierte Sport leisten? In: Schuster, W.<br />
(Hrsg.). Du brauchst Bewegung. Sport zwischen<br />
Bildung, Bodycult, Doping und Wertevermittlung.<br />
Schorndorf 2009, 111-125<br />
Pilz, G.A.: Sport und Entwicklung. Plädoyer für<br />
eine „Kultur des Sports“. In: InWEnt (Hrsg.): Bildkorrekturen.<br />
Sport, Entwicklung und Medien.<br />
Journalistenseminar 27.-29. November 2008 im<br />
Internationalen InWEnt-Bildungszentrum<br />
Starnberger See. Feldfing 2009, 4-7<br />
HOCHMANN, B./PILZ, G.A.: Hat Rugby eine<br />
gewaltpräventive Wirkung? Eine Fallstudie zur<br />
Begleitung des Projektes „Rugby – ein Teamsport<br />
zur Gewaltprävention?“ Hannover 2009<br />
MARQUARDT, A./KUHLMANN, D./PILZ, G.A.:<br />
Boxsport im Aktionsprogramm Schule-Sportverein<br />
in Niedersachsen. Projektbericht Hannover 2009<br />
EQOS<br />
I 45
46 I<br />
EQOS<br />
Jailhouse Rock<br />
Jazz, Blues und Rock – unser Preisträger ist auch Gitarrist und Musik liebhaber.<br />
Deshalb ganz zum Schluss, die Noten eines seiner Lieblingssongs.
Impressum<br />
V.i.S.P.:<br />
Dirk Dirbach (DOSB),<br />
Ralf Köttker (DFB)<br />
EQOS<br />
Redaktion:<br />
Dirk Dirrbach,<br />
Thomas Hackbarth,<br />
Stefanie Schulte<br />
Fotos:<br />
Getty-Images, ap<br />
Gesamtherstellung:<br />
Braun & Sohn Druckerei GmbH & Co. KG<br />
www.braun-und-sohn.de<br />
I 47
Deutscher Olympischer SportBund l Otto-Fleck-Schneise 12 l 60528 Frankfurt am Main<br />
Tel. +49 (0) 69 / 67 00 0 l Fax +49 (0) 69 / 67 49 06 l www.dosb.de l E-Mail office@dosb.de<br />
Deutscher Fußball-Bund e. V. l Hermann-Neuberger-Haus l Otto-Fleck-Schneise 6<br />
60528 Frankfurt am Main l Tel. +49 (0) 69 / 67 88 0 l Fax +49 (0) 69 / 67 88 266 l www.dfb.de