Bergsteiger Mont Blanc - Der weiße Riese im Porträt (Vorschau)
08 Psychologie am Berg: Glowacz über Motivation K2-Jubiläum: Berg der Besten D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus 08 / August Juli 2014 2013 PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Sextener Dolomiten • Rofangebirge • Walliser Alpen • Karwendel Der weiße Riese im Porträt Mont Blanc Ein Mythos gerät ins Wanken Tannheimer Tal Allgäuer Alpen: Hauben und Spitzen Wetterstein 48 perfekte Leutasch-Stunden + 50 Tourentipps Almwandern im Salzburger Land Hohe Tauern Im Wanderparadies stehen die Dreitausender Spalier Monte Rosa Viertausender sammeln im zweithöchsten Alpen-Massiv IM TEST Trekkingstöcke: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen! Dolomiten Auf Klettersteigen durch die Kriegsgeschichte Engadin Der älteste Nationalpark der Alpen feiert 100. Geburtstag
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- Seite 48 und 49: Die Wanderung über die Alp la Sche
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08<br />
Psychologie am Berg:<br />
Glowacz über Motivation<br />
K2-Jubiläum: Berg der Besten<br />
D 5.90 €<br />
A 6.50 €<br />
CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 €<br />
F 6.50 €<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
08 / August Juli 2014 2013<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Sextener Dolomiten • Rofangebirge • Walliser Alpen • Karwendel<br />
<strong>Der</strong> <strong>weiße</strong> <strong>Riese</strong> <strong>im</strong> <strong>Porträt</strong><br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />
Ein Mythos gerät ins Wanken<br />
Tannhe<strong>im</strong>er Tal<br />
Allgäuer Alpen: Hauben und Spitzen<br />
Wetterstein<br />
48 perfekte Leutasch-Stunden<br />
+<br />
50 Tourentipps<br />
Almwandern <strong>im</strong><br />
Salzburger Land<br />
Hohe Tauern<br />
Im Wanderparadies stehen<br />
die Dreitausender Spalier<br />
<strong>Mont</strong>e Rosa<br />
Viertausender sammeln <strong>im</strong><br />
zweithöchsten Alpen-Massiv<br />
IM TEST<br />
Trekkingstöcke:<br />
Was Sie vor dem<br />
Kauf wissen<br />
müssen!<br />
Dolomiten<br />
Auf Klettersteigen durch<br />
die Kriegsgeschichte<br />
Engadin<br />
<strong>Der</strong> älteste Nationalpark der<br />
Alpen feiert 100. Geburtstag
IN DEN DOLOMITEN DES TIZIANS<br />
CADORE, DAS REICH DER SCHNEESCHUHE<br />
Die stille Atmosphäre und Magie einer tief verschneiten Landschaft<br />
ist ein Erlebnis, dass man lange nicht vergisst.<br />
Die kristallklare kalte Luft, die über das Gesicht streift, das Knirschen<br />
des Schnees unter Ihren Schritten, der H<strong>im</strong>mel in einem kompakten<br />
Blau, tief und dicht wie das Meer. Und all dies umgeben von den<br />
schönsten Gipfeln der Dolomiten - dem Pelmo, dem Antelao und<br />
der Berggruppe Marmarole, der Gruppe Cadini di Misurina, den Drei<br />
Zinnen und dem Peralba.<br />
Es ist das Reich der Schneeschuhe mit 30 Winterwandertouren<br />
durch die Dolomiten des Tizians. <strong>Der</strong> Ruf nach einer genussvollen<br />
Erfahrung in einer der schönsten Ecken der Welt - ganz <strong>im</strong> Rhythmus<br />
Ihrer Atmung.<br />
INFO: Fremdenverkehrsbüros<br />
AURONZO DI CADORE<br />
auronzo@infodolomiti.it<br />
tel. 0435.9359<br />
CALALZO DI CADORE<br />
calalzo@infodolomiti.it<br />
tel. 0435.32348<br />
SAN VITO DI CADORE<br />
sanvito@infodolomiti.it<br />
tel. 0436.9119<br />
SAPPADA<br />
sappada@infodolomiti.it<br />
tel. 0435.469131<br />
2 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14<br />
Iniziativa finanziata dal Programma di Sviluppo Rurale per il Veneto 2007 - 2013 - Asse 4 Leader<br />
Organismo responsabile dell’informazione: Comune di Lozzo di Cadore<br />
Autorità di gestione: Regione del Veneto - Direzione Piani e Programmi del Settore Pr<strong>im</strong>ario
EDITORIAL<br />
Zwei Seiten<br />
der (fast)<br />
gleichen<br />
Geschichte<br />
Wer professionelle Alpinisten angesichts manch<br />
medialer Verrenkung kritisiert, dem sei ein Blick<br />
zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts anempfohlen.<br />
Die Alpen entwickelten sich zu dieser Zeit<br />
zum touristischen Ziel. Daran hatte ein gewisser<br />
Albert Smith einen beträchtlichen Anteil, ein viktorianischer Showman (und nur<br />
mittelmäßiger <strong>Bergsteiger</strong>), dessen Sehnsucht dem <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> galt. Er machte ihn<br />
zum Gegenstand eines – man würde heute sagen: Multivisionsvortrages. Die Show<br />
schlug derart ein, dass so ziemlich jeder Brite von den Schönheiten der Alpen erfuhr.<br />
1851 bestieg Smith den höchsten Berg der Alpen gemeinsam mit drei Studenten,<br />
hochgezogen von zwölf Bergführern und begleitet von 20 Trägern, die so Unentbehrliches<br />
wie 91 Flaschen Wein, 46 Hühner und drei Flaschen Cognac transportierten.<br />
Den meisten <strong>Bergsteiger</strong>n reichen heute Energieriegel für die<br />
900 Höhenmeter Gipfelanstieg von der Goûterhütte – und<br />
auch sonst hat sich viel getan am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>. <strong>Der</strong> Andrang ist<br />
groß, so groß, dass seit der Saison 2013 das Zeltverbot überwacht<br />
wird. Wir haben dem »Weißen <strong>Riese</strong>n« unsere Titelstory (S. 20–28) gewidmet,<br />
weil sich an ihm exemplarisch aufzeigen lässt, vor welche Probleme Bergführer<br />
wie Behörden vor Ort gestellt sind, wenn der Gipfelwunsch derart viele umtreibt.<br />
Wenn man so will, dann hat der älteste Nationalpark der Alpen eine gegenteilige<br />
Entwicklung durchgemacht. Seit 1914 gibt es <strong>im</strong> Engadin ein Stück Bergnatur, das<br />
sich ungestört vom Menschen entwickeln darf. Die Chance, auf Wanderungen Steinböcke,<br />
Steinadler und Bartgeier zu sehen, ist umso größer. Im <strong>Porträt</strong> des Schweizer<br />
Nationalparks zum 100. Geburtstag (S. 45–49) lesen Sie, wie das möglich war.<br />
Eines hat sich, seit Albert Smith am 13. August 1851 mit tatkräftiger Hilfe der Bergführer<br />
den Gipfel des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> (übrigens kriechend) erreichte, kaum verändert:<br />
der Ehrgeiz, als <strong>Bergsteiger</strong> Erfolge zu erlangen. Was motiviert uns, was macht uns<br />
Angst? Woraus lernen wir, und wie lässt sich der Wille beeinflussen? In dieser Ausgabe<br />
beginnen wir mit der Serie »Psychologie am Berg« (S. 72–75). <strong>Der</strong> Profi-Alpinist<br />
Stefan Glowacz erklärt in der ersten Folge, warum er von manchen Projekten regelrecht<br />
besessen ist. Viel Spannung be<strong>im</strong> Lesen wünscht Ihnen<br />
Tour<br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />
Um den höchsten<br />
Alpengipfel<br />
□ Berühmtester Höhenweg der Alpen<br />
□ Einmal um das <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-Massiv<br />
□ Drei Länder, elf Pässe und grandiose Ausblicke<br />
Bei dem nachfolgenden<br />
Termin ist die Durchführung<br />
schon garantiert!<br />
03.08. – 09.08.2014<br />
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Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />
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INHALT<br />
20<br />
Die Zähmung des Löwen<br />
Am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> sind Tausende unterwegs,<br />
selbst Kontrollen können den Trubel nicht<br />
bremsen. Über das Treiben am Normalweg<br />
TITELTHEMA<br />
20 <strong>Riese</strong> in Bedrängnis<br />
Zelten ist verboten, der Andrang trotzdem<br />
ungebrochen. <strong>Der</strong> Tourismus am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />
steckt in einem tiefen Dilemma.<br />
BERGSZENE<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 BERGSZENE Wie es nach der spektakulären<br />
Rettung mit der <strong>Riese</strong>nding-Höhle weitergeht<br />
16 UMWELT Schweizer Bergführer kritisieren<br />
Landschaftspflege: »Zu viel Schutz schadet!«<br />
18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Karten und<br />
Webseiten zum Thema Berg<br />
AUF TOUR<br />
44<br />
Gepflegte Wildnis<br />
Kein anderes Gebiet in den Alpen<br />
ist strenger geschützt als der<br />
erste Nationalpark der Schweiz.<br />
28 Spitzen und Hauben<br />
Erst wandern und klettern, dann edel dinieren:<br />
In kaum einem anderen Tal gibt es so viele<br />
Haubenköche wie in den Tannhe<strong>im</strong>ern.<br />
34 Zwischen H<strong>im</strong>mel und Hölle<br />
Vor 100 Jahren herrschte Krieg in den<br />
Dolomiten. Die Steiganlagen der Soldaten<br />
sind heute in Klettersteige integriert.
34<br />
Des Lebens Wert<br />
Wo heute Ferratisten jubeln, kämpften<br />
Soldaten früher um ihr Leben.<br />
40<br />
Alp-Träume<br />
Das Leben auf den Almen <strong>im</strong><br />
Großarltal ist hart, aber schön.<br />
Cover: Andreas Strauß, Blick zum <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>; weitere Fotos: T. Ebert, R. Dujmovits, K. Fengler, swiss-<strong>im</strong>age.ch / Roland Gerth, Großarltal Tourismus, N. Eisele-Hein, Hersteller<br />
TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
12 Touren für den August<br />
Rocciamelone<br />
Capanna Margherita<br />
Vincentpyramide<br />
Dufourspitze<br />
Ehrwalder Sonnenspitze<br />
Haidachstellwand<br />
Paternkofel<br />
Toblinger Knoten<br />
Sextener Rotwand<br />
Hochgern<br />
Mitterjoch – Roller<br />
Wildangerspitze<br />
54<br />
40 Schönste Sackgasse der Welt<br />
Im Großarltal haben die Einhe<strong>im</strong>ischen<br />
ihr Stammtisch-Treffen nicht in der Kneipe,<br />
sondern auf einer der zahlreichen Almen.<br />
44 <strong>Der</strong> Stern am Bergh<strong>im</strong>mel<br />
Seit 1914 gibt es <strong>im</strong> Schweizer Kanton<br />
Graubünden ein Stück Land, wo die Natur<br />
ungestört ist: den Parc Naziunal Svizzer.<br />
64 Wie am Schnürchen<br />
Seit 121 Jahren thront die Capanna Margherita<br />
auf der Signalkuppe, mit neun weiteren<br />
Viertausendern in Reichweite.<br />
76 Vorspeise für <strong>Bergsteiger</strong><br />
<strong>Der</strong> Hohe Tauern Wandermarathon führt<br />
über 26 Kilometer entlang einer herrlichen<br />
Bergkulisse. Das macht Appetit auf mehr.<br />
80 Wallfahrt zum Gipfel<br />
Im Jahr 1358 schleppte ein Mann ein Triptychon<br />
auf den 3538 Meter hohen Rocciamelone.<br />
Seither ist der Berg ein Pilgerziel.<br />
84 Mit Drachen steigen<br />
Ramsaurier Kali lotst Kinder mit Spaß<br />
und Spannung auf Berge <strong>im</strong> Dachsteinmassiv.<br />
Familien-TIPP<br />
94<br />
Stockeinsatz<br />
Sie machen aus Zweibeinern<br />
Vierfüßler<br />
und schonen so die<br />
Gelenke. Die neuesten<br />
Wanderstöcke<br />
<strong>im</strong> Test.<br />
90 Serie: Aufs Dach der Alpen<br />
Trailrunning ist wie keine andere Sportart<br />
am Berg dafür geeignet, den Körper fit zu<br />
machen für große Aufgaben.<br />
110 Kleiner Grenzverkehr<br />
Ein perfektes Bergwochenende <strong>im</strong> Leutaschtal<br />
ist reich an Wald, Wild und Wegen<br />
bis in die felsigen Gipfelregionen.<br />
SERVICE<br />
88 Huckepack<br />
Da hilft keine Ausrede: Auch mit Kleinkind<br />
kann man wandern. Wir erklären, was es<br />
bei Kindertragen zu berücksichtigen gibt.<br />
94 Stockwerke<br />
Kaum mehr ein Wanderer geht ohne<br />
sie auf Tour. Wir haben ermittelt, welche<br />
Teleskopstöcke die besten sind.<br />
ALPINISMUS<br />
104<br />
104 <strong>Der</strong> Berg der Besten<br />
Er fasziniert alle, doch nur wenige erreichten<br />
bisher seinen Gipfel. Vor 60 Jahren<br />
stand erstmals ein Mensch auf dem K2.<br />
Kalte<br />
Schultern<br />
<strong>Der</strong> K2 ist kein Mode-<br />
Achttausender wie<br />
sein großer Bruder.<br />
50 Berge <strong>im</strong><br />
Kopf: Neue Psychologie-Serie<br />
Zum Start der neuen<br />
Psychologie-Serie <strong>im</strong><br />
BERGSTEIGER erzählt<br />
Stefan Glowacz, wie<br />
er sich für extreme<br />
Abenteuer<br />
motiviert<br />
und ob man<br />
Motivation<br />
lernen<br />
kann.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bergbilder 6<br />
TV-Programm 19<br />
Davids Depeschen 74<br />
Bergpredigt 112<br />
Briefe/Impressum 113<br />
<strong>Vorschau</strong> 114<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERGBILDER<br />
H<strong>im</strong>melspforte<br />
<strong>Der</strong> Schafreiter bietet eine der besten Aussichten<br />
auf die Karwendelketten von Norden. Auf der<br />
Schulter am Südgrat steht seit einiger Zeit dieser<br />
Steinbogen und wirkt wie ein Tor zum H<strong>im</strong>mel.<br />
Schafreiter (2101 m)<br />
Fotos: Heinz Zak<br />
6 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7
Die Zeit nach dem Regen ist oft intensiv.<br />
Eine besondere Ruhe lag über dem Kleinen<br />
Ahornboden. Die Moose und Farne waren vollgesogen<br />
und leuchteten <strong>im</strong> frischesten Grün.<br />
Kleiner Ahornboden, Eng<br />
Enthüllungen<br />
Die Kunst besteht darin, die Mondbahn genau<br />
zu beobachten. Dann kann man an einem<br />
oder zwei Tagen <strong>im</strong> Jahr den Vollmond<br />
über dem Hohen Gleiersch aufgehen sehen.<br />
Hoher Gleiersch (2492 m)
Luftikus<br />
Heinz Zak baute <strong>im</strong> Karwendel die ersten<br />
Highlines in Europa. Um die Gipfelstürmernadel<br />
nahe der Erlspitze nicht umzureißen,<br />
spannte Zak das Band über die ganze Schlucht.<br />
Gipfelstürmernadel (2360 m)<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 9
Bei Sonnenuntergang auf der Birkkarspitze wabern<br />
Nebelschwaden um die Gipfel. <strong>Der</strong> Blick wandert<br />
auf den Hauptkamm mit der Kaltwasserkarspitze<br />
(re.) bis zur Pyramide des Großvenedigers.<br />
Birkkarspitze (2749 m)<br />
Hochst<strong>im</strong>mung<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Mein Karwendel<br />
Heinz Zak, Extremkletterer, Fotograf<br />
und Autor hat einen faszinierenden<br />
Bildband über seine He<strong>im</strong>at aufgelegt.<br />
»Nach meinem ersten Buch über das<br />
Karwendel 1990 war ich niedergeschlagen.<br />
Ich dachte, ich würde keinen Grund mehr<br />
finden, derart oft in meinen Lieblingsbergen<br />
unterwegs zu sein. Jetzt mit meinem<br />
neuen Buch habe ich diese Sorge nicht<br />
mehr. Mir macht es nach wie vor großen<br />
Spaß, in der Felswildnis unterwegs zu sein.<br />
Mittlerweile war ich auf jedem Berg der vier<br />
Hauptketten sowie auf den meisten anderen<br />
Gipfeln und Kuppen des Karwendels,<br />
biwakiere Sommer wie Winter <strong>im</strong>mer wieder<br />
mal auf einem Berg, klettere gerne am<br />
Halleranger oder balanciere einfach entlang<br />
eines brüchigen Karwendelgrates.«<br />
Heinz Zaks persönliche Zeilen zu seinem<br />
neuen Buch lesen sich locker. Doch wer den<br />
monumentalen Band in Händen hält, ahnt<br />
erst, wie viel akribische Arbeit in dem <strong>Porträt</strong><br />
des größten Naturschutzgebietes der<br />
Ostalpen steckt. Eine Art Lebenswerk. –mr–<br />
Heinz Zak »Karwendel«,<br />
280 Seiten mit ca. 300<br />
Farbfotos, 24 x 29 cm,<br />
geb. mit Schutzumschlag,<br />
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-<br />
Wien 2014, 39,95 €<br />
Handsignierte Exemplare e<br />
können direkt bei Heinz<br />
Zak bestellt werden:<br />
heinzzak@gmail.com
<strong>Bergsteiger</strong><br />
08/14 BERGSZENE<br />
Foto: blog.summitsofmylife.com<br />
Zitat des Monats<br />
»Die Berge dulden<br />
keine Maske, weil die<br />
Maske irgendwann<br />
be<strong>im</strong> Bergsteigen<br />
garantiert herunterfällt.«<br />
Kurt Diemberger (82), österreichischer <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
Filmemacher und Autor. Er ist der einzige noch<br />
lebende Erstbesteiger von zwei Achttausendern.<br />
Die nächsten<br />
Ziele des Skyrunners:<br />
Elbrus,<br />
Aconcagua und<br />
Mount Everest<br />
Speedrekord am Denali<br />
Kilian Jornet in 11:48 zum Gipfel und zurück<br />
Nach zahllosen Speedrekorden in den Alpen<br />
schlägt Kilian Jornet nun auch be<strong>im</strong> Höhenbergsteigen<br />
zu. Am 7. Juni raste der Katalane<br />
in 11:48 Stunden vom Kahiltna-Basislager<br />
über den West Buttress zum höchsten Gipfel<br />
Nordamerikas (6168 m) und zurück – fünf<br />
Stunden schneller als die bisherige Bestzeit.<br />
Zurück in Europa schnappte sich Jornet auch<br />
noch einen Doppelsieg bei der Skyrunning-<br />
Weltmeisterschaft, die Ende Juni in Chamonix<br />
stattfand. Weder be<strong>im</strong> 42-km-Rennen (2486 Hm,<br />
3:23:39 Std.) noch be<strong>im</strong> Vertical Race (1000 Hm<br />
auf 3,8 km, 34:18 Min.) ließ Jornet seinen<br />
Konkurrenten eine Chance.<br />
–te–<br />
Ein <strong>Riese</strong>nding<br />
DIE FOLGEN DER HÖHLENRETTUNG AM UNTERSBERG<br />
Es war tatsächlich ein riesiges Ding: Nach zwölf Tagen wurde der<br />
Forscher Johann Westhauser (Foto oben) aus der <strong>Riese</strong>nding-Schachthöhle<br />
am Untersberg gerettet. Doch nicht nur der Schwerverletzte<br />
und die knapp 1000 Helfer haben bei den Strapazen gelitten, auch<br />
das fragile Ökosystem der Höhle. Stahlstifte, Seile, Müll und Fäkalien<br />
sind unter der Erde zurückgeblieben. Friedhart Knolle, Sprecher des<br />
Verbandes deutscher Höhlen- und Karstforscher (VDHK) versichert:<br />
»Wir haben bereits eine große Reinigungsaktion geplant.« Außerdem<br />
wurde der Höhlen-Eingang nun mit einem Gitter versperrt, um Unfälle<br />
mit neugierigen Wanderern zu vermeiden.<br />
Wie teuer die Rettung war und wer dafür aufkommt, weiß auch Knolle<br />
noch nicht. »<strong>Der</strong> VDHK hat vor Jahren einen Solidarfonds gegründet,<br />
wohl wissend, dass das, was wir tun, gefährlich ist.« Dessen Inhalt,<br />
37 000 Euro, könnte nun gefragt sein. Das grundsätzliche Problem der<br />
Höhlenforscher ist damit aber nicht gelöst. »Die Kosten für das Material<br />
und die Zeit, die wir für die Erforschung der Höhlen brauchen,<br />
bringen wir selbst auf. Es gibt kein staatliches Institut für Höhlenforschung.«<br />
Und das, obwohl diese laut Knolle eine interdisziplinäre<br />
Wissenschaft ist, die wichtige Informationen zum Grundwasserschutz<br />
wie zur Kl<strong>im</strong>a- und sogar zur Marsforschung beitrage. –dst–<br />
Aus dem ganzen Alpenraum eilten Retter zur <strong>Riese</strong>nding-Höhle.<br />
Fotos: picture alliance (2)<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Fünf Fragen an …<br />
<br />
Foto: privat<br />
Die Biologin Birgit Kantner<br />
von der Abteilung Raumplanung<br />
und Naturschutz des<br />
Österreichischen Alpenvereins<br />
(OeAV) beantwortet<br />
Fragen von <strong>Bergsteiger</strong>n zur<br />
Tourenplanung.<br />
… die Touren-Beraterin<br />
Was ist momentan die meist gestellte Frage der <strong>Bergsteiger</strong>?<br />
Was sich gerade auffallend häuft, sind die Anfragen zum Zelten <strong>im</strong><br />
Gebirge. Dazu bekomme ich schon zwei bis drei Anfragen pro Tag,<br />
viele davon von tschechischen und polnischen Wanderern, die eine<br />
Weitwanderung in den Ostalpen planen. Oder auch von Skandinaviern,<br />
in deren Ländern das Kampieren <strong>im</strong> Gebirge viel lockerer<br />
gehandhabt wird als bei uns.<br />
PYTHON TOUCHTEC 10,0 MM<br />
Mit allen Sinnen dabei! Spürbares Seilende<br />
für mehr Sicherheit.<br />
<br />
Erkennen Sie einen Trend zum Wandern mit Zelt in den Alpen?<br />
Das kann ich nicht abschließend beantworten, dazu müsste man<br />
sich die Anfragen der Vorjahre ansehen. Sicher haben die vielen<br />
Fragen zum Zelten auch damit zu tun, dass die Sommerferien vor<br />
der Tür stehen und das Wetter so schön ist.<br />
Wie lauten die Regeln, an die ich mich be<strong>im</strong> Zelten in den<br />
österreichischen Alpen zu halten habe?<br />
Das ist ja das Problem, dass es keine allgemein gültige Regelung<br />
gibt. Einheitlich geregelt ist in Österreich das Zelten <strong>im</strong> Wald: Das ist<br />
gemäß Forstgesetz verboten! Was ebenfalls überall verboten ist, ist<br />
das Kampieren in Schutzgebieten. Über der Baumgrenze gelten von<br />
Bundesland zu Bundesland recht verschiedene Regelungen. Erlaubt<br />
ist generell das alpine Biwakieren, also ein ungeplantes Notbiwak,<br />
das man <strong>im</strong> Falle einer Verletzung, eines Schlechtwettereinbruchs,<br />
einbrechender Dunkelheit oder ähnlichem machen muss.<br />
Welches Bundesland ist am freundlichsten zu Campern?<br />
In Oberösterreich, <strong>im</strong> Salzburger Land und in der Steiermark ist das<br />
Kampieren eigentlich überall außerhalb von Schutzgebieten und<br />
Sonderstandorten <strong>im</strong> alpinen Ödland möglich. Im Salzburger Land<br />
beispielsweise kann es der jeweilige Bürgermeister für sein Gemeindegebiet<br />
verbieten. Am strengsten sind die Regelungen für Camper<br />
in Kärnten und Niederösterreich. Wir empfehlen jedoch, auch bei<br />
den Bundesländern mit weniger restriktiver Regelung den jeweiligen<br />
Grundeigentümer zu fragen.<br />
Was, wenn man be<strong>im</strong> unerlaubten Zelten erwischt wird?<br />
Die Bergwacht, der Grundeigentümer oder auch Förster sind zum<br />
Beispiel <strong>im</strong> jeweiligen Wirkungsbereich dazu befugt, »Falsch-Zeltler«<br />
anzuzeigen. Das kann von einer einfachen Abmahnung bis hin zu<br />
einer satten Geldstrafe von 14 500 Euro gehen!<br />
Detaillierte Infos zum Zelten in den österreichischen Bundesländern<br />
unter www.bergsteiger.de Interview: Dagmar Steigenberger<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 13
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 08/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Notizen<br />
Bärenstark:<br />
Jan Hojer be<strong>im</strong><br />
Boulder-Weltcup<br />
in Toronto<br />
Alpenliebe am Glockner<br />
Die frisch eröffnete Dauer-Ausstellung<br />
»Alpenliebe« am Besucherzentrum der Großglockner-Hochalpenstraße<br />
zeigt zeitgenössische<br />
Arbeiten von Künstlern wie Hubert von Goisern<br />
oder dem Münchner Duo GAEG und ist kostenlos.<br />
Wer dort während des Sommers eine<br />
aktuelle BERGSTEIGER-Ausgabe vorzeigt, erhält<br />
außerdem einen Rabatt von vier Euro auf die<br />
Mautgebühr der Hochalpenstraße. –dst–<br />
BR-Radltour wird 25<br />
Seit 1990 veranstaltet der Bayerische Rundfunk<br />
jährlich eine Radltour quer durch Bayern. Die<br />
Etappen haben Kultcharakter, es nehmen mehr<br />
als tausend Radlbegeisterte teil. Sie werden per<br />
Los best<strong>im</strong>mt, denn der Andrang ist groß. Die<br />
Jubiläumstour startet am 1. August in Kufstein.<br />
Wer nicht dabei sein kann,<br />
hat die Möglichkeit, die<br />
schönsten Touren aus dem<br />
jetzt erschienenen Bruckmann-Buch<br />
(144 S.,<br />
ca. 120 Abb., 16,5 x 23,5<br />
cm, 17,99 €) nachzufahren<br />
und spannende Anekdoten<br />
dazu zu lesen. –mr–<br />
Leserreise zu AKU nach Venetien<br />
15 BERGSTEIGER-Leser haben zur Sonnwende<br />
mit AKU die wilde Landschaft der Belluneser<br />
Dolomiten kennengelernt und dabei auch die<br />
Produktionsstätte von AKU besucht. Die Reportage<br />
über die Reise nach <strong>Mont</strong>ebelluna lesen<br />
Sie <strong>im</strong> BERGSTEIGER 09/14.<br />
–kv–<br />
Neues Cl<strong>im</strong>bing MOVE Festival<br />
Vom 24. bis 27. Juli können Profi s wie Anfänger<br />
das UNESCO-Welterbe Dolomiten kletternd<br />
erleben: Sportklettern, Alpinklettern, Bouldern<br />
und Slacklinen stehen in Gröden auf dem Programm.<br />
Das Festival ist Teil des neuen Outdoorprogramms<br />
»MOVE – feel the Dolomites«. –te–<br />
Sir Chris Bonington wird 80<br />
Am 6. August feiert der britische <strong>Bergsteiger</strong><br />
Chris Bonington seinen 80. Geburtstag. Ihm<br />
gelangen diverse Erstbegehungen, darunter am<br />
Frêneypfeiler und an den Bergen <strong>im</strong> H<strong>im</strong>alaya.<br />
1996 wurde er für seine Verdienste zum Ritter<br />
geschlagen und trägt seither den Titel »Sir«. –dst–<br />
Foto: Heiko Wilhelm / DAV<br />
Jan Hojer holt sich Gesamtweltcup<br />
DEM BOULDERER GENÜGT IN LAVAL (FRA) EIN 4. PLATZ ZUM SIEG<br />
Es ist das beste Ergebnis eines deutschen Kletterers in der Weltcup-Geschichte:<br />
Jan Hojer hat am letzten Wettkampfwochenende den Boulder-Gesamtweltcup<br />
der Herren gewonnen. Mit einem vierten Platz in Laval beendete Hojer eine<br />
herausragende Saison: Viermal stand der 22-Jährige auf dem Podest, zwe<strong>im</strong>al<br />
ganz oben. Bei den Damen sicherte sich Juliane Wurm mit einem dritten Platz<br />
in Laval Rang vier in der Gesamtwertung. Beide werden vom 21. bis 23. August<br />
<strong>im</strong> Münchner Olympiastadion um den WM-Titel kämpfen.<br />
–te–<br />
Das andere Berglexikon<br />
»Was Sie schon <strong>im</strong>mer über die Welt der Berge wissen wollten…«<br />
Ockergelbe Cordhosen<br />
Reinhold Messner kaufte die langen, gelben Hosen für<br />
die Zeit <strong>im</strong> Basislager bei einer Andenexpedition. Danach wollte<br />
er sie in den Dolomiten auftragen. Zeitsprung: In den frühen<br />
1970er-Jahren war es ein Muss, mit Kniebundhose, schweren<br />
Schuhen und wuchtigem Rucksack<br />
bei jedweder <strong>Bergsteiger</strong>ei<br />
unterwegs zu sein. Und da kam<br />
ein Messner daher, ockergelb belanghost,<br />
<strong>im</strong> Highspeed durch die<br />
Wände eilend, in Schwierigkeitsbereichen,<br />
die am Vorstellungsvermögen<br />
rüttelten. Ein junger Wilder<br />
brach mit den Konventionen, und<br />
so steht die Hose durchaus als<br />
Zufallssymbol für seinen Mut,<br />
Neues zu wagen. Heute sind lange<br />
Hosen in den Bergen kein Aufreger<br />
mehr! –Uli Auffermann–<br />
Foto: Luis Vonmetz; Archiv Reinhold Messner<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Frei wie eine Fliege<br />
MEGOS PUNKTET SCHÄLIS »FLY«<br />
Eine Route, so schwer, dass sie bisher nie<br />
geklettert, sondern nur von Basejumpern<br />
besprungen und daher »Fly« getauft wurde?<br />
Genau die richtige Herausforderung für die<br />
Top-Geckos der Gegenwart. Schon 2006 hatte<br />
Roger Schäli den 20-Seillängen-Hammer<br />
<strong>im</strong> Lauterbrunnental eingebohrt, den freien<br />
Durchstieg aber nie geschafft. Neun Längen<br />
liegen <strong>im</strong> Bereich 7b bis 7c+, ehe es zum<br />
Schluss knüppelhart kommt: 8b (17. SL), 8c<br />
(19. SL) und 8b+ (20. SL). So holte sich der<br />
Schweizer Alpinist Verstärkung in Person<br />
von Alex Megos, dem fränkischen Kletter-Ass.<br />
<strong>Der</strong> lief gleich in seiner ersten langen Mehrseillängentour<br />
zu großer Form auf und<br />
schaffte den Durchstieg am 4. Juni, bis auf<br />
die schwersten Längen sogar onsight. –te–<br />
Ganz entspannt: Roger Schäli (li.) und Alex Megos pausieren in »Fly«<br />
Foto: Frank Kretschmann<br />
Berg-Fundstück<br />
Ungestört abhängen<br />
In der Hängematte mit<br />
Fliegennetz begegnet<br />
man jedem Geschwader<br />
mit Gelassenheit.<br />
Therm-a-Rest Slacker, vorgestellt auf der Outdoor, ab 2015 <strong>im</strong><br />
Handel. Preise: ab 69,95 € (Single), Moskitonetz optional: 79,95 €<br />
Die Bergpostboten<br />
Im Juni hatte Bergschuhspezialist Hanwag<br />
nach den »Alpinbriefträgern« seiner Bergpost<br />
gesucht. Die Gewinner sind: Hilmar B.<br />
und Thorsten W. (Berlin), German M. (Giengen)<br />
und Werner K. (Steinhe<strong>im</strong>) sowie Christian und<br />
Tine K. (Saarland). Sie haben bis September<br />
Zeit, die Post <strong>im</strong> Allgäu, <strong>im</strong> Karwendel und den<br />
Berchtesgadener Alpen zu verteilen. <strong>Der</strong> BERG-<br />
STEIGER begleitet die Auslieferung vor Ort. –te–<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
Fotos: Wikipedia, Sigg<br />
+++ Noch bis zum<br />
15. August läuft die<br />
Bewerbung für die<br />
Hanwag Alpine<br />
Experience. Dabei<br />
besteigen 36 Teilnehmer<br />
Mitte September<br />
die Zugspitze über vier verschiedene<br />
Routen: über den Jubiläumsgrat, das<br />
Höllental, den Stopselzieher und das<br />
Reintal. Bewerbungen und weitere Infos<br />
unter www.hanwag.de/events +++<br />
+++ Vaude und Edelrid haben<br />
ihre Partnerschaft mit dem DAV bis 2017<br />
verlängert. Auch die Kooperation zwischen<br />
dem Summit Club und Salewa<br />
geht weiter – mit Fokus auf der Unterstützung<br />
des Summit Club Expeditions-<br />
Teams. Desweiteren stattet Ortovox<br />
die Lehrteams des VDBS künftig nicht<br />
mehr nur mit Lawinennotfall-Ausrüstung,<br />
sondern auch mit funktioneller Merino-<br />
Bekleidung aus. +++<br />
+++ 39 Produkte wurden mit dem<br />
Polartec Apex Award 2014 prämiert.<br />
Insgesamt bewarben sich mehr als<br />
hundert Produkte weltweit um den Preis,<br />
den Polartec jährlich für herausragende<br />
Funktions-Bekleidung mit Polartec-Stoffen<br />
verleiht. +++<br />
+++ <strong>Der</strong> Schweizer Trinkfl aschen-<br />
Produzent Sigg unterstützt mit dem<br />
Erlös aus dem Verkauf der sechs neuen<br />
Flaschenmodelle den Umweltschutz.<br />
Pro verkaufter Flasche wird ein Quadratmeter<br />
Regenwald geschützt. +++<br />
+++ Neben München und Beijing hat<br />
ab 2015 auch Shanghai eine Internationale<br />
Sportartikelmesse. Die erste ISPO<br />
Shanghai fi ndet von 2. bis 4. Juli <strong>im</strong><br />
Shanghai New International Expo Center<br />
statt. Die Messe München International<br />
folgt damit dem Wunsch von Industrie<br />
und Handel nach einer Sport-Messe <strong>im</strong><br />
asiatisch-pazifi schen Raum. +++<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 15
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 08/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Petition gegen<br />
den Alpenschutz<br />
SCHWEIZER INITIATOREN WOLLEN<br />
»KÄSEGLOCKE« VERHINDERN<br />
Fotos: swiss-<strong>im</strong>age.ch/Bernard van Dierendonck, privat (2)<br />
Während in den Bayerischen Alpen<br />
um den Ausbau von Skigebieten gestritten<br />
wird, hat der Schweizer Bergführerverband<br />
(SBV) Mitte Mai gemeinsam mit<br />
anderen Organisationen eine online-<br />
Petition gestartet, die seitdem für Diskussionen<br />
sorgt. Die Petition fordert, den<br />
»Nutzen in Bergregionen ebenso hoch zu<br />
gewichten wie das Schützen.« Ihre Verfasser<br />
kritisieren, dass der Landschaftsschutz<br />
Vorrang vor dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit<br />
von ländlichen und alpinen<br />
Regionen erhält: »Zu viel Schutz schadet.«<br />
Konkret will die Petition eine Spaltung in eine »wirtschaftlich dynamische A-Schweiz<br />
<strong>im</strong> Mittelland und eine zu Naturreservaten degradierte B-Schweiz» verhindern. Bei<br />
Redaktionsschluss Anfang Juli hatte die Petition 2000 Unterstützer gefunden. Die Naturschutzorganisation<br />
Mountain Wilderness sprach sich umgehend gegen die Petition aus:<br />
»Das größte Kapital für den Tourismus ist unsere einzigartige Gebirgslandschaft.« –te–<br />
Ihr Schutz steht nicht zur<br />
Debatte. Dennoch fragt sich<br />
die Schweiz: Wieviel Schutz<br />
vertragen die Berge?<br />
Schadet zuviel Schutz den Alpen?<br />
Pro & Contra<br />
Wolfgang »<strong>Der</strong> Zugang in die Berge wird in der Schweiz <strong>im</strong>mer<br />
Wörnhard ist weiter eingeschränkt. In Jagdbanngebieten sind Abfahrten,<br />
die Tourenskifahrer seit Generationen machen,<br />
Geschäftsführer<br />
des Schweizer plötzlich verboten. In Naturschutzgebieten sollen<br />
Bergführerverbands<br />
(SBV) <strong>im</strong> Wallis sind 142 neue Wildruhezonen angekündigt.<br />
geführte Wanderungen nicht mehr erlaubt sein. Allein<br />
Seit Jahrzehnten ausgeübte Aktivitäten werden in Frage<br />
gestellt. Die Gefahr besteht, dass <strong>im</strong>mer größere Teile der Bergregionen<br />
unter eine Käseglocke gestellt werden. Immer neue Schutzaufl agen<br />
verhindern die wirtschaftliche Prosperität und fördern die Abwanderung<br />
der Jungen. Die Petition will für den Erhalt und die Weiterentwicklung<br />
der Arbeitsplätze sensibilisieren. Die Bevölkerung der Berggebiete braucht<br />
wirtschaftliche Perspektiven. Sie muss von ihrem Kapital – der Schönheit<br />
der Berge – auch einen Nutzen haben. Die Bergführer, Kletterlehrer<br />
und Wanderleiter haben ein großes Interesse, eine intakte Natur als<br />
Arbeitsumfeld zu bewahren. Sie sind sich des Werts und der Fragilität der<br />
alpinen Flora und Fauna bewusst. Deshalb wollen sie mitreden, wenn<br />
Schutzbestrebungen geplant werden und ihre Kenntnisse einbringen. <strong>Der</strong><br />
SBV setzt sich für den freien Zugang in die Berge ein. Einschränkungen<br />
müssen verhältnismäßig und gut begründet sein.«<br />
»Eigentlich klingt es gut: nachhaltiges Nutzen statt<br />
einseitiger Schutz. Zu viel Schutz, so die Initiatoren,<br />
benachteilige die Bergregionen und führe letztendlich<br />
zur Entvölkerung ganzer Talschaften. Im Umkehrschluss<br />
bedeutet dies: Weniger Schutz kurbelt<br />
die Wirtschaft an und macht aus verlassenen Tälern<br />
prosperierende Wirtschaftszentren.<br />
Katharina<br />
Conradin<br />
ist Geschäftsleiterin<br />
bei<br />
mountain wilderness<br />
Schweiz<br />
Diese Sichtweise ist verkürzt: Es liegt kaum an ausufernden Restriktionen,<br />
dass die Abwanderung in vielen Alpentälern eine Tatsache ist. Wäre dies<br />
so, müssten die vielen ›ungeschützten‹ Täler <strong>im</strong> Piemont, Friaul oder den<br />
französischen Seealpen wirtschaftlich geradezu boomen. Und das vielfach<br />
gepriesene Gegenmittel – ein Ausbau des Intensivtourismus – trägt<br />
oft herzlich wenig zur Trendwende bei. So werden nämlich vor allem<br />
Billig-Arbeitsplätze in Gastronomie und Bauwirtschaft geschaffen und<br />
keine Alternativen für gut ausgebildete einhe<strong>im</strong>ische Jugendliche.<br />
Die Alpen sind ein wichtiger Lebensraum für Millionen von Menschen.<br />
Dies soll auch so bleiben. Doch dazu müssen wir nicht am Ast sägen,<br />
auf dem wir sitzen. Eine unverbaute Landschaft, frei fl ießende Gewässer<br />
und eine weltweit einzigartige Natur sind das wichtigste Kapital der Alpen.<br />
Bewahren wir dies so!«<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Flaschen am Berg<br />
Trinkflaschen aus Aluminium gefährden die Gesundheit.<br />
Eine neue Studie des österreichischen Bundesministeriums<br />
für Gesundheit bestätigt diese bereits bekannte Tatsache<br />
und rät dazu, den Kontakt mit Aluminium vorsorglich zu<br />
vermeiden. Insbesondere beschichtete Aluminiumfl aschen<br />
bergen demnach gewisse Gefahren für<br />
den Konsumenten, da das Aluminium be<strong>im</strong><br />
Kontakt mit sauren Säften oder salzigen<br />
Flüssigkeiten in geringen Mengen in die<br />
Nahrung übergehen könne. Die Studie gibt<br />
einen fundierten Überblick über die möglichen<br />
gesundheitlichen Auswirkungen des<br />
Metalls auf die Verbraucher und ist auf<br />
der Webseite des Bundesministeriums<br />
abrufbar: www.bmg.gv.at<br />
–dst–<br />
44 Mal schützenswert<br />
ALPENVEREINE INFORMIEREN ÜBER<br />
GESCHÜTZTE ALPENFPLANZEN<br />
Einen Klassiker neu aufgelegt<br />
haben DAV, OeAV und AVS mit<br />
ihrem Plakat von 44 geschützten<br />
Alpenpflanzen, das erstmals<br />
1903 herausgegeben wurde. Ein<br />
Münchner Kunstmaler hat Enzian,<br />
Edelweiß und Co. nun nach<br />
ihren Originalen nachgezeichnet.<br />
Das Plakat ist aber nicht nur eine<br />
Augenweide: »Es soll dazu anregen,<br />
die Pflanzen zu schützen«,<br />
erklärt Jörg Ruckriegel vom DAV.<br />
Das Plakat ist für 9,95 Euro unter<br />
www.dav-shop.de erhältlich. –te–<br />
Fotos: DAV, Achensee Tourismus, Fotolia / remar<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Ihre Siegerbäume haben Kristin Berglund<br />
und Markus Stock <strong>im</strong> Juni am Kleinen Ahornboden<br />
eingepfl anzt. Hintergrund ist<br />
der jährliche »Karwendelmarsch«<br />
von Scharnitz nach<br />
Pertisau bzw. in die Eng. Wer<br />
das Rennen gewinnt, hat <strong>im</strong><br />
Jahr darauf die Ehre, einen<br />
jungen Ahorn zum »Karwendelmarsch-Wald«<br />
hinzuzufügen. Am 30. August 2014<br />
gibt es die nächste Chance!<br />
+++ Reihenweise Protestaktionen gab es<br />
<strong>im</strong> Frühsommer in den Alpen: In Österreich<br />
formiert man sich gegen die drohende Zusammenlegung<br />
zweier Skigebiete in den Kalkkögeln<br />
(www.mountainwilderness.at), in der Schweiz wird<br />
gegen eine Seilbahn vor der berühmten Eiger-<br />
Nordwand protestiert (www.eiger-express-nein.ch)<br />
und in Frankreich demonstrierten Aktivisten<br />
gegen unnötige Freizeitfl üge am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />
(www.pro-mont-blanc.org)<br />
+++ Erstmals sind auch Bushaltestellen in<br />
einer Wanderkarte des Deutschen Alpenvereins<br />
verzeichnet. Die seit Juni erhältliche BY 14<br />
(Chiemgauer Alpen West) weist nun den Weg<br />
zu kl<strong>im</strong>afreundlichem Bergsport, wie zukünftig<br />
auch alle neu aufgelegten AV-Karten.<br />
www.teva.tatonka.com<br />
RIVA PEAK MID EVENT W‘S<br />
Teva-Vertrieb Deutschland und Österreich:<br />
TATONKA GmbH · Robert-Bosch-Str. 3 · D-86453 Dasing
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
08/14 BERGSZENE<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Bernadette McDonald<br />
»KLETTERN FÜR FREIHEIT«<br />
368 Seiten, 95 Abbildungen,<br />
13,5 × 21,5 cm, aus dem Englischen<br />
von Robert Steiner. Hardcover mit<br />
Schutzumschlag, AS-Verlag, Zürich 2013,<br />
26,80 €<br />
Manchmal braucht es ein Buch wie dieses, um zu erkennen,<br />
wie alpenzentriert unsere Vorstellung vom Bergsteigen noch<br />
<strong>im</strong>mer ist. McDonalds mehrfach ausgezeichnetes Buch ist nicht<br />
einfach nur das neue Standardwerk zur polnischen Alpinismusgeschichte.<br />
Es führt vor Augen, wie die Generation um Jurek<br />
Kukuczka, Wanda Rutkiewicz und Voytek Kurtyka es schaffte,<br />
jenseits des Eisernen Vorhangs ein völlig neues bergsteigerisches<br />
Niveau zu etablieren. Mit Improvisation und Willensstärke<br />
prägte der polnische Stil das H<strong>im</strong>alayabergsteigen mehr als<br />
drei Jahrzehnte lang. Oder, wie Rutkiewicz, erste Europäerin<br />
am Everest, sagte: »Wir mussten beinahe die Enten und Gänse<br />
selbst rupfen, um Daunen für die Jacken zu bekommen.« –te–<br />
Ernst Vogt/Andrea Zinnecker/<br />
Georg Bayerle/Manfred Wöll<br />
»DIE LIEBLINGSTOUREN AUS DEM<br />
BAYERN1 RUCKSACKRADIO«<br />
144 Seiten, 16,5 × 23,5 cm,<br />
Broschur mit Fadenheftung, J. Berg<br />
Verlag, München 2014, 19,99 €<br />
Das »Rucksackradio« hat<br />
bei vielen Wanderern einen<br />
festen Hör-Platz. Erstmals hat<br />
die Redaktion nun eine Auswahl<br />
ihrer liebsten Touren<br />
von Bayern bis nach Südtirol<br />
zu Papier gebracht und dabei<br />
ein Leitmotiv walten lassen:<br />
wandern und genießen.<br />
Unter Genuss verstehen die<br />
Autoren erfreulicherweise<br />
eins: sich Zeit lassen. –mr–<br />
Axel Jentzsch-Rabl/<br />
Andreas Jentzsch<br />
»KLETTERN IM LEICHTEN FELS«<br />
384 Seiten, 15,4 × 22 cm, brosch.<br />
Fadenbindung, Topos und zahlreiche<br />
Abb., Alpinverlag Jentzsch-Rabl,<br />
Bad Häring 2014, 34,95 €<br />
Das Beste <strong>im</strong> Fels zwischen II<br />
und IV: Die Sammlung von 91<br />
Klettertouren zwischen Lechquellengebirge<br />
und Wienerwald<br />
berücksichtigt Plaisirrouten<br />
ebenso wie lange, alpine<br />
Anstiege in den Zentralalpen.<br />
Exakte Beschreibungen in<br />
Wort und Topo, garniert mit<br />
Bildern, die Lust machen, aufzubrechen<br />
und kleine Abenteuer<br />
<strong>im</strong> Fels zu suchen. –ak–<br />
BergApp …<br />
BergFilm …<br />
BergWeb …<br />
Foto: P. Sibley<br />
»METEOBLUE«<br />
Wofür? Ortsgenaue Wetterprognosen <strong>im</strong><br />
Stundenintervall, inkl. Regenradar, Windstärke,<br />
Temperaturkarten und Wolkenentwicklung.<br />
Wie? Über Name, PLZ oder Koordinaten Ort<br />
wählen. Auch einzelne Gipfel sind verfügbar.<br />
Warum? Die Wetterdaten der Baseler Meteoblue<br />
AG sind qualitativ top, was über das etwas<br />
angestaubte Bedienkonzept der App hinwegtröstet.<br />
Wieviel? Kostenlos (Android), 5,99$ (iOS) –te–<br />
»VALLEY UPRISING«<br />
Als die ersten Kletterer <strong>im</strong> Yosemite National<br />
Park auftauchten, erklärte die amerikanische<br />
Gesellschaft sie für verrückt.<br />
»Valley Uprising« erzählt die Geschichte<br />
dieser »Outlaws« in drei Akten: von den<br />
50er-Jahren bis heute. <strong>Der</strong> Film läuft <strong>im</strong><br />
Rahmen der Reel Rock 9, die vom 18. September<br />
bis 9. November durch Deutschland<br />
tourt: www.reel-rock.eu –sz–<br />
Von: Peter Mort<strong>im</strong>er / Josh Lowell (Reel Rock 9 /<br />
Sender Film / Big Up Productions)<br />
Mit: Kletterern und ihren Gegnern in den USA<br />
Aus: USA<br />
www.outdoordeals.de<br />
Die <strong>Bergsteiger</strong>ei ist für uns alle eine<br />
Bereicherung – außer in pekuniärer Hinsicht.<br />
Sicher, ist einmal alles beisammen,<br />
kann man auf das Meiste des jährlich<br />
ausgestoßenen Schnickschnacks gut verzichten.<br />
Zerlöcherte Sohlen und zerrupfte<br />
Seile zwingen aber auch die größten<br />
Sparfüchse einmal ins Kaufhaus. Oder ins<br />
Internet, wo die achtköpfige Redaktion<br />
von Outdoordeals täglich hunderte Shops<br />
nach reduzierter Bergsportware durchkämmt<br />
und säuberlich aufbereitet.<br />
Für alpine Schnäppchenjäger die erste<br />
Adresse <strong>im</strong> Web.<br />
–te–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
TV-Programm Juli / August 2014<br />
19.7. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Englands Lake District<br />
Dauer: 30 Min.<br />
19.7. | 14.30 | 3sat<br />
Reisewege Pyrenäen<br />
Im Land der Dreitausender<br />
Dauer: 45 Min.<br />
19.7. | 15.50 | Servus TV<br />
Naturparadies Britannien<br />
Cairngorms<br />
Dauer: 41 Min.<br />
20.7. | 11.20 | Arte<br />
Naturparadiese<br />
in Lateinamerika<br />
Die Anden<br />
Dauer: 43 Min.<br />
20.7. | 14.05 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Australien:<br />
<strong>Der</strong> Rote Kontinent<br />
Dauer: 49 Min.<br />
J20.7. | 15.25 | Servus TV<br />
Terra Mater<br />
Viktoriafälle – Naturwunder<br />
<strong>im</strong> Herzen Afrikas<br />
Dauer: 47 Min.<br />
20.7. | 22.30 | Phoenix<br />
Mystisches Venezuela<br />
Von den Tafelbergen<br />
ins Orinoco-Delta<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.7. | 8.15 | Phoenix<br />
Reise ins Reich der Inka –<br />
Spurensuche in<br />
den Anden Perus<br />
Von Machu Picchu ins<br />
Hochland der Anden<br />
Dauer: 45 Min.<br />
21.7. | 17.00 | 3sat<br />
Das Pantanal<br />
Naturschützer <strong>im</strong> Paradies<br />
Dauer: 45 Min.<br />
22.7. | 7.20 | Arte<br />
Ein Moped auf Reisen<br />
Midi-Pyrenäen:<br />
Die Farben des Landes<br />
Dauer: 26 Min.<br />
22.7. | 19.30 | Arte<br />
Neuseeland von oben<br />
Die Südalpen<br />
Dauer: 43 Min.<br />
23.7. | 17.00 | BR<br />
Durch die wilden Alpen AH<br />
Dauer: 30 Min.<br />
23.7. | 21.05 | 3sat<br />
Bergleben<br />
Dauer: 55 Min.<br />
24.7. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Großbritannien –<br />
Die Highlands<br />
Dauer: 42 Min.<br />
J24.7. | 20.15 | N 3<br />
Länder – Menschen – Abenteuer<br />
Die Alpen – Deutschlands<br />
Berge neu entdeckt<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.7. | 14.30 | 3sat<br />
Reisewege Südtirol AH<br />
Auf den Spuren<br />
von Luis Trenker<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.7. | 18.45 | ZDF Neo<br />
Auf Expeditionsreise<br />
durch Tansania<br />
Dauer: 45 Min.<br />
27.7. | 20.15 | SWR<br />
Die schönsten Naturparadiese<br />
<strong>im</strong> Südwesten<br />
Dauer: 90 Min.<br />
28.7. | 19.30 | Arte<br />
Wildes Italien<br />
Von den Alpen zur Toskana<br />
Dauer: 43 Min.<br />
29.7. | 14.40 | 3sat<br />
Die Entstehung der<br />
Alpen – Rastlose Gipfel<br />
Dauer: 45 Min.<br />
30.7. | 12.20 | 3sat<br />
Die Natur zum Greifen nah<br />
Die Nationalparkwelten<br />
in Mittersill<br />
Dauer: 30 Min.<br />
30.7. | 14.30 | Phoenix<br />
<strong>Mont</strong> Saint-Michel<br />
Heiliger Berg am Meer<br />
Dauer: 45 Min.<br />
30.7. | 21.15 | Servus TV<br />
The Summit –<br />
Gipfel des Todes<br />
Dauer: 98 Min.<br />
31.7. | 6.00 | ZDF Neo<br />
Terra Xpress<br />
Entdeckung in den Alpen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
1.8. | 18.20 | WDR<br />
Servicezeit Reportage<br />
Unterwegs <strong>im</strong><br />
Bergischen Land<br />
Dauer: 30 Min.<br />
1.8. | 19.15 | Phoenix<br />
Die Berge der Deutschen<br />
Von Höhenrausch und<br />
Hüttenzauber<br />
Dauer: 45 Min.<br />
1.8. | 21.15 | Servus TV<br />
Retroalpin<br />
Die Berge, Die Menschen,<br />
<strong>Der</strong> Wahn<br />
Dauer: 48 Min.<br />
2.8. | 12.15 | N 3<br />
Weltreisen<br />
Schottland – stolz und schön<br />
Dauer: 30 Min.<br />
J3.8. | 20.15 | SWR<br />
Wegweisend <strong>im</strong> Wandern<br />
<strong>Der</strong> Schwarzwaldverein<br />
Dauer: 45 Min.<br />
3.8. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
5.8. | 17.00 | BR<br />
Irene Epple-Waigel und AH<br />
die Allgäuer Alpen<br />
Dauer: 30 Min.<br />
5.8. | 18.50 | HR<br />
service: reisen<br />
Zillertal<br />
Dauer: 25 Min.<br />
8.8. | 22.00 | alpha<br />
alpha-Österreich<br />
Klingendes Österreich:<br />
Schöne Almen in Vorarlberg<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J9.8. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Wildes Deutschland:<br />
Die Berchtesgadener Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
10.8. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Reisereportage: Andalusien<br />
Dauer: 25 Min.<br />
11.8. | 14.00 | 3sat<br />
Fernweh – In den Alpen<br />
Von Monaco nach Chamonix<br />
Reportagereihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
12.8. | 15.20 | Arte<br />
Ein Moped auf Reisen<br />
<strong>Der</strong> Canigou, heiliger<br />
Berg der Pyrenäen<br />
Dauer: 26 Min.<br />
13.8. | 17.00 | BR<br />
Schönes Mittelfranken<br />
Seenland, Altmühlfranken<br />
und Hesselberg<br />
Dauer: 30 Min.<br />
14.8. | 15.30 | 3sat<br />
Grüne Inseln <strong>im</strong><br />
steinernen Meer –<br />
Nationalpark Nockberge<br />
Dokureihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
14.8. | 17.45 | 3sat<br />
AH<br />
Lechtal –<br />
Lebensraum Berg<br />
Dauer: 45 Min.<br />
15.8. | 18.00 | BR<br />
Gipfeltreffen<br />
Werner Schmidbauer<br />
trifft Claudia Koreck<br />
Dauer: 45 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19
TITELTHEMA<br />
Kontrollen am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />
Foto: Ralf Gantzhorn<br />
Seine Erstbesteigung vor mehr als 200 Jahren<br />
gilt als Geburt des modernen Alpinismus: frei,<br />
selbstbest<strong>im</strong>mt, unreguliert. Nun droht der Andrang<br />
am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> auch sein Sargnagel zu werden.<br />
Von Thomas Ebert<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Solche Einsamkeit<br />
findet man am<br />
Normalweg zum <strong>Mont</strong><br />
<strong>Blanc</strong> nur selten.
Am Ende wird man ihm die Schuld<br />
geben. Albert Smith, Sohn eines<br />
englischen Arztes, wollte den<br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> besteigen. Er war<br />
schlecht in Form. Die Bergführer<br />
von Chamonix verweigerten ihm die<br />
Tour, doch Smith blieb hartnäckig. »Mut<br />
wird mir das Training ersetzen«, schrieb<br />
er in die He<strong>im</strong>at. Er schloss sich drei britischen<br />
Studenten an und erreichte, als 37.<br />
Mensch überhaupt, den Gipfel. Es war der<br />
13. August 1851. Unterwegs hatten sie an<br />
den Grands Mulets kampiert.<br />
Auf diese Weise hätte Smith heute keine<br />
Chance auf den Gipfel. Nicht wegen des<br />
Andrangs, der ungleich höher ist als vor<br />
150 Jahren. Sondern wegen der zwei Gendarmen,<br />
die ihn be<strong>im</strong> Aufschlagen seines<br />
Zeltes freundlich, aber best<strong>im</strong>mt ins Tal<br />
kompl<strong>im</strong>entiert hätten. Denn Zelten ist<br />
per Gesetz <strong>im</strong> gesamten Massiv verboten.<br />
Eigentlich seit 1951, doch bisher wurde<br />
geduldet, dass hinter der Goûterhütte und<br />
unter der Aiguille du Midi teils ganze Basislager<br />
aus dem Schnee wuchsen. Bis zum<br />
30. April 2013, als Jean-Marc Peillex, Bürgermeister<br />
der Gemeinde St. Gervais eine<br />
Maßnahme bejubelte, die manchem wie<br />
das Ende des Alpinismus erscheint. »Bis<br />
jetzt hat jeder an diesem Berg gemacht,<br />
was er wollte. Zahlreiche Pseudo-Bergstei-<br />
ger haben unter dem Deckmantel der Freiheit<br />
alle Regeln der Bergwelt gebrochen. Es<br />
ist an der Zeit, dem <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> seine Ruhe<br />
und seine mythischen Werte zurückzugeben«,<br />
sagte Peillex. Seither wachen zwei Beamte<br />
des Peloton de Gendarmerie de Haute<br />
<strong>Mont</strong>agne (PGHM) über das Verbot am Normalweg.<br />
Lediglich 50 Zelte <strong>im</strong> Bereich der<br />
Tête-Rousse-Hütte sind gestattet.<br />
Personenkontrollen also am höchsten Alpenberg,<br />
von dessen Erstbesteigung mancher<br />
Chronist behauptet, sie sei für das<br />
Bürgertum Europas wichtiger gewesen als<br />
die Französische Revolution. Sie gilt gemeinhin<br />
als Symbol für die Geburt des modernen<br />
Alpinismus, dem selbstbest<strong>im</strong>mten<br />
und vor allem unregulierten Bergsteigen,<br />
das am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> nun Vergangenheit ist.<br />
Steht es tatsächlich so schl<strong>im</strong>m um den<br />
<strong>weiße</strong>n <strong>Riese</strong>n?<br />
Die alpine Bildungslücke<br />
Bis zu 20 000 Menschen versuchen jährlich,<br />
den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> über seine schwächste<br />
Stelle, die »Voie Royale«, zu besteigen.<br />
Etwa die Hälfte schafft es zum Gipfel und<br />
wieder hinunter, schließt damit ihre »alpine<br />
Bildungslücke« (Giusto Gervasutti) und<br />
erfüllt sich einen Lebenstraum. Andere<br />
kehren entkräftet um, manche davon zu<br />
spät, um zu überleben. Auch 2014 werden<br />
»Bis jetzt hat hier<br />
jeder gemacht,<br />
was er wollte.<br />
Es ist Zeit, dem<br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> seine<br />
Ruhe und seine<br />
mythischen Werte<br />
zurückzugeben.«<br />
die Schlafplätze der Goûterhütte wieder<br />
bis auf den 120. belegt sein. Das Vallotbiwak<br />
wird weiter als Aufenthaltsraum<br />
missbraucht werden, und wer sich <strong>im</strong> Tiefblick<br />
zur Aiguille du Bionnassay verliert,<br />
läuft auch wieder Gefahr, in einen gefrorenen<br />
Haufen Exkremente zu treten. Wie<br />
jedes Jahr werden etwa zehn Menschen <strong>im</strong><br />
Steinhagel des Grand Couloir ums Leben<br />
kommen. Nur die Zeltstadt der Sparfüchse<br />
und Zu-Spät-Gekommenen, der Führerlosen<br />
und der Pseudo-<strong>Bergsteiger</strong> wird dann<br />
nicht mehr zu sehen sein, vielleicht auch<br />
weniger Batterien und Kekspackungen als<br />
in den Vorjahren. Wird man so dem <strong>Mont</strong><br />
<strong>Blanc</strong> seine »mythischen Werte« zurückgegeben<br />
haben, wie Peillex es voraussagt?<br />
Eher nicht, sagt Jeff Mercier.<br />
Fotos: Picture Alliance (3), Thomas Ebert<br />
INFO<br />
Die Wege auf den<br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />
Die meisten Aspiranten wählen die »Voie<br />
Royale« von St. Gervais über Tête-Rousseund<br />
Goûterhütte. Dort ist der Andrang <strong>im</strong><br />
Sommer am größten. Wieder zunehmender<br />
Beliebtheit erfreut sich, besonders bei<br />
Skitourengehern, der stark vergletscherte,<br />
alte Normalweg über die Grands Mulets und<br />
den Dôme du Goûter. Auch die Überschreitung<br />
von <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> du Tacul und <strong>Mont</strong><br />
Maudit zum <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>, ausgehend von der<br />
Aiguille du Midi, ist stark frequentiert (und<br />
häufi g lawinengefährdet). Einsamer, aber<br />
auch ernster ist der italienische Normalweg<br />
von der Gonellahütte, der <strong>im</strong> oberen Teil auf<br />
die »Voie Royale« trifft. Meist allein ist man<br />
an den H<strong>im</strong>melsleitern von Tournettesporn,<br />
Peutereygrat und Frêneypfeiler, die freilich<br />
auch weit außerhalb des durchschnittlichen<br />
Könnens von Hobbybergsteigern liegen.<br />
2]<br />
3]<br />
22 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
1]<br />
4]<br />
1 ] Früher geduldet, heute<br />
geahndet: Zeltplatz<br />
<strong>im</strong> Jahr 2011 an der<br />
Goûterhütte (3835 m)<br />
2] Bergführer Gilles<br />
Imbert <strong>im</strong> Vallotbiwak<br />
(4362 m), das eigentlich<br />
Notfällen dient.<br />
3] »Eispickel und Steigeisen<br />
notwendig«:<br />
Hinweis vor der Tête-<br />
Rousse-Hütte (3167 m)<br />
4] Die 2011 eröffnete,<br />
nicht unumstrittene<br />
neue Goûterhütte<br />
bietet 120 Schlafplätze.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23
1 ]<br />
2] 1 ] Allein auf der Autobahn:<br />
Gegen Ende der<br />
Saison leert sich auch<br />
der Normalweg.<br />
3]<br />
2] Ein <strong>Bergsteiger</strong> quert<br />
das Grand Couloir,<br />
den gefährlichsten<br />
Teil am Normalweg.<br />
3] Gut erschlossen, gut<br />
besucht: Skifahrer am<br />
Ausgang der Seilbahn<br />
zur Aiguille du Midi.<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Fotos: Thomas Ebert (3)<br />
»Das Problem ist<br />
komplexer als<br />
der Kampf gegen<br />
ein paar Ausländer,<br />
die ihr Zelt<br />
auf 4000 Metern<br />
aufschlagen.«<br />
Mercier ist Ausbilder be<strong>im</strong> PGHM, seine<br />
Kollegen sind es, die <strong>im</strong> Umfeld der Hütten<br />
patrouillieren. Von der Überwachung des<br />
Zeltverbots hält er nicht viel. »Die Gemeinde<br />
hätte die Abfälle dort oben mit Toiletten<br />
und Mülle<strong>im</strong>ern in den Griff kriegen können<br />
– und einer bezahlten Arbeitskraft,<br />
die das überwacht.« Nur das Zelten zu<br />
verbieten, findet Mercier ineffektiv: »Das<br />
Problem ist größer und komplexer als der<br />
Kampf gegen ein paar Ausländer, die ihr<br />
Zelt auf 4000 Metern aufschlagen«, sagt er.<br />
Zeltverbot und Führergebot?<br />
Tatsächlich klagen Bergführer und Gebietskenner<br />
seit Jahren über die Zustände<br />
am Dach der Alpen, insbesondere seinem<br />
Normalweg. »Keiner führt den Weg wirklich<br />
gerne«, sagt Hartmut Eberlein, der seit<br />
fast 50 Jahren nach Chamonix kommt und<br />
den Alpenvereinsführer zum <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-<br />
Massiv verantwortet. Das liege aber nicht<br />
nur am Müll: »Den Führern ist dort oben<br />
einfach zu viel los.« Und dort oben, oberhalb<br />
von 4000 Metern, ist der Spielraum<br />
für Fehler gering. Im vergangenen Juni erst<br />
musste ein kerngesunder <strong>Bergsteiger</strong> von<br />
der Goûterhütte ausgeflogen werden –<br />
jemand hatte seine Bergstiefel gestohlen.<br />
Zu solchen allgemeinen Begleiterscheinungen<br />
des Massentourismus kommt laut<br />
Eberlein eine falsche Abenteuerlust. »Am<br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> trifft man nicht selten eine<br />
›Wir-kriegen-das-schon-hin-St<strong>im</strong>mung‹<br />
an, die blind macht für den eigentlich nötigen<br />
Verzicht«. <strong>Der</strong> Berg werde schlichtweg<br />
unterschätzt. Kein Wunder, dass in der<br />
Vergangenheit nicht nur Zeltverbote diskutiert<br />
wurden, sondern auch die Option,<br />
Hüttenreservierungen nur Bergführerkunden<br />
zu ermöglichen.<br />
Malte Roeper hält davon nichts. »Das Schöne<br />
am Bergsteigen ist ja, dass man auf die<br />
Schnauze fallen kann«, sagt der Schriftsteller,<br />
dem in den 80er- und 90er-Jahren<br />
50 schwere Touren <strong>im</strong> <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-Gebiet<br />
gelangen, so viele wie keinem anderen<br />
Deutschen. Seine Idee vom Bergsteigen beruht<br />
vielmehr auf alpiner <strong>Der</strong>egulierung:<br />
»Am besten wäre es wohl, man würde<br />
best<strong>im</strong>mte Hütten abbauen, angefangen<br />
bei der Hörnli und der Goûter. Wer dann<br />
aufs Matterhorn oder den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> will,<br />
muss sich eben mit dem Zelt vorwagen.«<br />
Erst 2006 wurde über den Bau der neuen,<br />
2011 fertiggestellten Goûterhütte entschieden.<br />
»Viele prominente <strong>Bergsteiger</strong><br />
waren damals dafür, die alte Hütte abzureißen<br />
und nicht neu aufzubauen. Das<br />
hätte die Ströme enorm eingeschränkt.<br />
Aber der Bürgermeister und die Bergführer<br />
von St. Gervais waren natürlich dagegen,<br />
denn die Goûterhütte ist ihr Brotgeber«,<br />
sagt Hartmut Eberlein.<br />
Vielleicht muss man in die Berge der Welt<br />
blicken, um zu verstehen, in welchem Dilemma<br />
der <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> steckt. Ob in den<br />
Anden, am Kil<strong>im</strong>andscharo oder den Weiten<br />
des H<strong>im</strong>alaya: Überall braucht es Permits,<br />
Guides, Gebühren, Begleitoffiziere<br />
und Schreibkram, um überhaupt einen<br />
Fuß auf den Berg setzen zu dürfen. Dass<br />
so ein banaler Vorgang wie die Überwachung<br />
eines Zeltverbots in den Alpen für<br />
Verbitterung sorgt, rührt von der langen<br />
Tradition des freien Zugangs, des führerlosen<br />
Bergsteigens in den Alpen. Umgekehrt<br />
gehören aber auch das enge Hüttennetz<br />
und das Führerwesen zum Erbe des<br />
KOMPAKT<br />
Wo anklopfen?<br />
Unterkunft: Das Leben in Chamonix ist<br />
verhältnismäßig teuer. In preislich absteigender<br />
Reihenfolge empfehlen sich: Hôtel<br />
de l’Arve <strong>im</strong> Zentrum, Hotel Pointe Isabelle<br />
am Bahnhof, sowie Hotel la Chaumière,<br />
zehn Minuten vom Zentrum. Außerhalb<br />
der diversen Campingplätze wohnt man in<br />
der Auberge de Jeunesse am Eingang<br />
des <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-Tunnels am günstigsten.<br />
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1 ]<br />
1 ] <strong>Der</strong> Monarch wirft<br />
seine Schatten<br />
voraus: <strong>Bergsteiger</strong><br />
<strong>im</strong> ersten Morgenlicht<br />
am Bossesgrat.<br />
2]<br />
2] Wenig los war am<br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> auch früher<br />
nicht: Darstellung<br />
einer Besteigung<br />
aus dem Jahr 1855.<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Fotos: Thomas Ebert (o.), Picture Alliance (u.)<br />
»Am besten wäre<br />
es, man würde<br />
best<strong>im</strong>mte Hütten<br />
abbauen. Wer<br />
dann hinauf will,<br />
muss eben das<br />
Zelt nehmen.«<br />
Alpinismus. Und Hütten abreißen in einer<br />
Stadt, die 3000 Einwohner hat und 600<br />
Bergführer, die für den Normalweg 920 Euro<br />
einfordern: Auch das wäre ein Ende der<br />
Freiheit, wie europäische <strong>Bergsteiger</strong> sie<br />
gewohnt sind. Franz Grillparzer hätte gesagt:<br />
»Es muss was geschehen, aber es darf<br />
nix passieren.«<br />
Gehe<strong>im</strong>tipp der Israelis: Steigeisen<br />
So sieht es auch Jeff Mercier: »Chamonix<br />
muss den Rest verteidigen, der von ihrem<br />
Image als »Hauptstadt des Alpinismus«<br />
übrig ist.« Weil Verbote und Regeln nicht<br />
zum Alpinismus passen, wie man ihn in<br />
Chamonix versteht, versucht man mit<br />
Aufklärung und Information, den Zuständen<br />
am Berg Herr zu werden. Zur Saison<br />
2014 hat das Office de Haute <strong>Mont</strong>agne<br />
eine Website in sechs Sprachen online gestellt,<br />
auf der man vieles zum Normalweg<br />
erfährt – vielleicht zu viel.<br />
Auf www.cl<strong>im</strong>bing-mont-blanc.com steht<br />
etwa <strong>im</strong> Umgang mit dem Grand Couloir<br />
der Ratschlag: »Wenn der Schnee guten<br />
Halt bietet, können Sie auf das Stahlseil<br />
verzichten. Überqueren Sie das Couloir zügig,<br />
aber nicht zu hastig.« Mit Ratschlägen<br />
für das Hochgebirge verhält es sich aber<br />
dergestalt, dass auch häufiges Nachlesen<br />
keine Erfahrung ersetzt. Die Warnhinweise<br />
befördern eher den Mythos <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>,<br />
als abzuschrecken. So wirken die Tipps<br />
teils wie die Bemühungen eines Zoowärters,<br />
der zwar unermüdlich vor den Löwen<br />
warnt, aber vergessen hat, das Gehege abzusperren.<br />
»Die Besteigung des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />
ist kein Wanderausflug, sondern hochgradiger<br />
ALPINISMUS!«, heißt es auf der Website.<br />
Genau mit diesen Worten kamen vor<br />
wenigen Jahren zwei junge Israelis nach<br />
ihrem Erfolg (»unser erster Berg!«) zurück<br />
in die Jugendherberge, ehe sie allen Ernstes,<br />
rotbackig und mit glühenden Augen,<br />
Steigeisen als Gehe<strong>im</strong>tipp empfahlen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> ist längst ein touristisches<br />
perpetuum mobile, ein Ort, dessen Mythos<br />
seinen Andrang selbst generiert.<br />
Am Ende wird man Albert Smith dafür die<br />
Schuld geben. Die kleinere sei ihm verziehen:<br />
Dass er sich und den drei Studenten<br />
je vier Bergführer zur Seite stellte, die von<br />
20 Trägern mit 96 Flaschen Wein und 46<br />
Hühnern versorgt wurden, war zwar very<br />
british, aber nicht unbedingt Alpinstil.<br />
Die größere Schuld ist, dass er von 1852<br />
an eine Vortragsreihe in London über seine<br />
Taten hielt. In »Die Besteigung des <strong>Mont</strong><br />
<strong>Blanc</strong>« besang Smith die Gefahren des<br />
Berges, zeigte übertriebene Gemälde, ließ<br />
Bernhardiner mit Schokolade um den Hals<br />
durch das tobende Publikum tapsen. Sechs<br />
Jahre lang war die Show ausverkauft. Sie<br />
bescherte Chamonix so viele Touristen,<br />
dass man Smith auf seinen jährlichen Reisen<br />
mit Salutschüssen empfing und schon<br />
1855 die Goûterhütte errichtete, die seither<br />
den Gipfeltag auf massentaugliche 900<br />
Höhenmeter verkürzt.<br />
Ein Historiker schrieb später, Smith habe<br />
»die Reputation des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> zwar nicht<br />
zerstört, aber ihm war das Zweitbeste gelungen:<br />
nämlich sie zu untermauern.« ◀<br />
Urform der heutigen Multivisionsshow:<br />
Albert Smith lockt Briten auf den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>.<br />
BUCHTIPPS<br />
Lesestoff für<br />
den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />
<strong>Der</strong> Führer: Hartmut Eberlein<br />
»Alpenvereinsführer <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-Gruppe«,<br />
10. Aufl age 2005, Bergverlag Rother<br />
<strong>Der</strong> Roman: Malte Roeper »Westwand«<br />
Panico Verlag, 250 Seiten<br />
<strong>Der</strong> Bildband: Stefano Ardito »Abenteuer<br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>. Die Geschichte einer<br />
Eroberung«, Bruckmann Verlag, 324 Seiten,<br />
ca. 386 Abbildungen<br />
Die Chronik: Fergus Fleming »Nach oben«<br />
Unionsverlag, 480 Seiten<br />
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AUF TOUR<br />
Hochgenüsse <strong>im</strong> Tannhe<strong>im</strong>er Tal<br />
Spitzen und<br />
Hauben<br />
Im Nordwesten Tirols liegt auf 1100 Metern ein Hochtal der Superlative<br />
für Outdoor-Fans und Genießer. Denn neben mehr als<br />
300 Kilometern Wanderwegen hat das Tannhe<strong>im</strong>er Tal auf engstem<br />
Raum gleich vier Hauben-Restaurants zu bieten. Eine kulinarische<br />
Gipfeltour von Nina Hölmer<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Fotos: Bernd Römmelt, Tannhe<strong>im</strong>er Tal Tourismus<br />
In den Waden stecken 1200 Höhenmeter.<br />
In der Erinnerung die Bilder des<br />
vergangenen Bergtags: klingende Kuhschellen<br />
auf den Almen, Murmeltiere,<br />
die neugierig aus ihren Bauten linsen,<br />
ein Gipfelgrat mit schwindelerregenden<br />
Tief- und Ausblicken, karibikblaue Seen.<br />
Im Weinglas die Schlieren des schweren<br />
»St. Laurent« aus Niederösterreich. Und<br />
auf dem Teller? Saftig gebratenes Lamm,<br />
dazu Saubohnen, Tomaten und Petersilienwurz.<br />
Es ist eine etwas andere Brotzeit,<br />
die nach dieser Tour <strong>im</strong> Restaurant »Tannhe<strong>im</strong>er<br />
Stuben« kredenzt wird …<br />
Das besondere Tal<br />
Überhaupt ist vieles etwas anders <strong>im</strong> Tannhe<strong>im</strong>er<br />
Tal. Zunächst mal verläuft es nicht<br />
von Nord nach Süd, sondern von Ost nach<br />
West, was es zu einem der wenigen Längstäler<br />
<strong>im</strong> Nordalpenraum macht. Dann ist<br />
es nur von Bayern aus zu erreichen, gehört<br />
aber zu Österreich. Dank dieser Sondersituation<br />
gibt es dort Gemeinden wie<br />
Jungholz, das deutsches Zollanschlussgebiet<br />
ist. Dies hat zur Folge, dass hier zwei<br />
Postleitzahlen existieren (der Vorschlag<br />
der österreichischen Post, die deutsche<br />
Postleitzahl abzuschaffen, wurde von der<br />
Bevölkerung lautstark abgelehnt) und die<br />
höchste Bankendichte Österreichs. Letzteres<br />
könnte sich allerdings bald ändern,<br />
nachdem Ausländer keine Anonymität<br />
mehr genießen. Dann wird wohl der ein<br />
oder andere Euro der vier Milliarden, die<br />
auf den Jungholzer Konten schlummern,<br />
Schön übersichtlich: die delikaten Kreationen<br />
der Haubenköche <strong>im</strong> Tannhe<strong>im</strong>er Tal<br />
abgezogen werden. Was sicher bleibt,<br />
sind die prächtigen Berge. Aber auch die<br />
unterscheiden sich vom Rest der Allgäuer<br />
Alpen: Während »drüben«, also auf der<br />
anderen Seite vom Oberjochpass, der bisweilen<br />
überraschend brüchige Hauptdolomit<br />
vorherrscht, bestehen die Felsen<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29
»Unsere Lieblingstour beginnt direkt am Hotel und führt hinauf zur Grappenfeldalpe<br />
– dort gibt’s die beste Brotzeit! – zum Lachensee und zur Steinkarspitze.<br />
Vom Gipfel geht’s zum Kastenjoch und über den Jubiläumsweg<br />
zum Schrecksee. Nach fünf bis sechs Stunden Wandern tut das etwa 15<br />
Grad kalte Wasser gut. Über die Hintere Schafwanne geht’s zurück ins Tal.«<br />
Wolfgang und Monika Radi, Hotel Hohenfels<br />
KOMPAKT<br />
Ins Tal der<br />
Haubenköche<br />
Anreise: Mit der Regionalbahn von<br />
München über Garmisch-Partenkirchen bis<br />
Reutte, weiter mit Bus 4262 ins Tannhe<strong>im</strong>er<br />
Tal. Mit dem Auto von München auf der A96<br />
bis Buchloe und weiter auf der B12 bis zur<br />
Autobahn-Umfahrung Kempten (A7), auf<br />
B309 und später B310 am Grüntensee<br />
vorbei bis ins Tannhe<strong>im</strong>er Tal.<br />
Information: Tourismusverband Tannhe<strong>im</strong>er<br />
Tal, Vilsalpseestraße 1, A-6675<br />
Tannhe<strong>im</strong>, Tel. 00 43/(0) 56 75/6 22 00<br />
Karte: Kompass 1:35 000, Blatt 04 »Tannhe<strong>im</strong>er<br />
Tal«; AV-Karte 1:25 000, Blatt BY5<br />
»Tannhe<strong>im</strong>er Berge – Köllenspitze, Gaishorn«<br />
Literatur: Markus und Janina Meier<br />
»Bruckmanns Wanderführer Tannhe<strong>im</strong>er Tal<br />
mit Lechtal«, die 40 schönsten Wanderungen<br />
mit Wanderkarte, Höhenprofi l und<br />
kostenlosen GPS Download, Bruckmann<br />
Verlag, 2013; Herbert Mayr »Tannhe<strong>im</strong>er<br />
Tal«, Wanderführer mit Tourenkarten und<br />
Höhenprofi len, Kompass Verlag, 2013<br />
von G<strong>im</strong>pel, Rote Flüh und Gehrenspitze<br />
aus knallhartem Wettersteinkalk – zum<br />
Glück für die Kletterer. Zuguterletzt liegen<br />
in diesem Tal vier Restaurants auf engstem<br />
Raum beieinander, deren Küchenchefs die<br />
begehrten Gault-Millau-Hauben tragen.<br />
Eine Ungarin kocht Tiroler Spezialitäten<br />
Einer davon ist Markus Pichler, der in der<br />
»Tannhe<strong>im</strong>er Stuben« <strong>im</strong> Hotel Hohenfels<br />
kocht. Als Zwischengang wird gerade ein<br />
unverschämt fruchtiges Sorbet serviert. Es<br />
fühlt sich ungewohnt an, nach der Bergtour<br />
nicht zu Spaghetti oder Kässpatzen<br />
auf der Hütte Platz zu nehmen, sondern<br />
die Bergstiefel gegen Pumps zu tauschen<br />
und in einem Gourmet-Restaurant zu dinieren.<br />
Ob man von den Portionen, die so<br />
übersichtlich auf riesigen Tellern drapiert<br />
sind, überhaupt satt wird? Die Sorge erübrigt<br />
sich schon deutlich vor dem Dessert,<br />
einer Komposition aus Marillen, Buchweizen,<br />
Honig und Buttermilch. Aber weil es<br />
einfach köstlich schmeckt, finden auch<br />
noch die Pralinen, die zum Espresso gereicht<br />
werden, Platz <strong>im</strong> Magen.<br />
Tag zwei <strong>im</strong> »schönsten Hochtal Europas«,<br />
wie der bayerische Schriftsteller Ludwig<br />
Steub behauptete, startet mit einer Tour<br />
von Zöblen auf das 2249 Meter hohe Gaishorn.<br />
Damit eine schöne Runde daraus<br />
wird, schließen sich dem Gipfel noch die<br />
Aufstiege auf Kugel- und Rauhhorn an.<br />
Auch wenn es <strong>im</strong> Tannhe<strong>im</strong>er Tal meist<br />
deutlich ruhiger zugeht als <strong>im</strong> benachbarten<br />
Allgäu: Dass der Ausblick am futuristischen<br />
Gipfelkreuz mit blauer Kristallkugel<br />
überwältigend ist, scheint sich herumgesprochen<br />
zu haben.<br />
Nach dem Abstieg gibt’s in der urigen<br />
Stube von T<strong>im</strong>i und Ralf Morent Köstliches<br />
nach Slow Food-Prinzip und direkt<br />
darüber zwei gemütliche Z<strong>im</strong>mer für die<br />
Nacht. T<strong>im</strong>is Reich ist die winzige Küche.<br />
Die gebürtige Ungarin kocht in gusseisernen<br />
Pfannen auf dem Holzherd, schnippelt<br />
Kräuter aus dem eigenen Garten und<br />
bereitet das feine Wild, das ihr Mann Ralf<br />
»Im Sommer fühle ich mich am wohlsten<br />
be<strong>im</strong> Stand-up-Paddeln direkt<br />
bei uns auf dem Haldensee. Herrlich!«<br />
Gert Z<strong>im</strong>mermann, Hotel Engel<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Wanderer genießen<br />
die vielfältige Flora,<br />
Kletterer finden an<br />
den Kalkstein-Wänden<br />
des Tannhe<strong>im</strong>er<br />
Tals alles, was<br />
das Herz begehrt.<br />
Fotos: Tannhe<strong>im</strong>er Tal Tourismus (2), Hotel … liebes Rot Flüh, Gasthaus Morent<br />
»Ich mag die Tour zur Stuiben Sennalpe. Von<br />
Schattwald aus führt der Schotterweg durch das<br />
Stuibenbachtal. Manchmal laufen wir von hier noch<br />
weiter zum Bschießer, über dessen Gipfel die Grenze<br />
zwischen Österreich und Deutschland verläuft.<br />
Aber oft bleiben meine Frau, die Kinder und ich auch<br />
einfach auf der Sennalpe hocken und genießen<br />
eine kleine Jause.« Ralf Morent, Gasthaus Morent<br />
Im Rot Flüh-Stüberl kommen Gerichte von Holger Eßer auf den edel gedeckten Tisch.<br />
geschossen hat. »Die Qualität, die Herkunft,<br />
die Tradition und letztlich die Menschen,<br />
die diese reformierte Tiroler Küche<br />
leben, sind wichtige Faktoren unserer<br />
Gastronomie«, sagt T<strong>im</strong>i, während sie das<br />
selbstgemachte Weinberg-Pfirsich-Eis fürs<br />
Dessert bereit stellt.<br />
Kletterrouten für Einsteiger<br />
Eine gemütliche, kurze Tour führt von<br />
Grän zur Bad Kissinger Hütte und weiter<br />
bis zum Aggenstein. <strong>Der</strong> Gipfel, der knapp<br />
unter der 2000-Meter-Marke bleibt, ist besonders<br />
bei Kletterern beliebt. Seine Südwände<br />
sind schon früh <strong>im</strong> Jahr schneefrei<br />
und trocknen zügig. Besonders Einsteiger<br />
finden hier zahlreiche Möglichkeiten, um<br />
sich in Routen zwischen dem II. und VI.<br />
Schwierigkeitsgrad auszutoben. Überhaupt<br />
ist das Tannhe<strong>im</strong>er Tal mit seinen<br />
Kalkspitzen ringsum ein Traum für Freunde<br />
der vertikalen Fortbewegung. Wanderer<br />
haben bis zum Gipfelauf bau des Aggensteins<br />
kaum Steigungen zu überwinden<br />
– ein hübsches Ziel nach zu viel gutem<br />
Wein am Vorabend.<br />
Zum Dinner <strong>im</strong> »Pure Gourmet Restaurant«<br />
<strong>im</strong> Hotel Engel kommt bei Bergseesaibling<br />
mit Hanf und Spargel die Frage<br />
auf, warum sich in diesem kleinen Tal so<br />
viele feine Gourmet-Restaurants tum-<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31
TOUREN<br />
Fünf Touren in den Tannhe<strong>im</strong>er Bergen<br />
Im Tannhe<strong>im</strong>er Tal kann man schlemmen und die Kalorien<br />
auf Wanderungen und Gipfeltouren schnell wieder abtrainieren.<br />
1 Rauhorn (2241 m)<br />
▶ schwierig 5½ Std.<br />
1080 Hm 16 km<br />
Charakter: Knackige Bergwanderung, die<br />
kurz vor dem Gipfel mit einem kleinen<br />
Kamin und einer steilen Felsstufe (drahtseilgesichert,<br />
II+) aufwartet<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Vilsalpsee<br />
(1165 m), Fahrverbot zum See 10–17 Uhr,<br />
Ausfahrt jederzeit erlaubt<br />
Route: Vilsalpsee – Vilsalpe – Vordere<br />
Schafwanne – Jubiläumsweg – Rauhorn –<br />
Abstieg wie Aufstieg<br />
2 Drei-Seen-Panoramatour<br />
▶ mittel 6 Std.<br />
1400 Hm 16 km<br />
Charakter: Rundtour mit prächtigen<br />
Ausblicken auf Haldensee, Traualpsee und<br />
Vilsalpsee; lässt sich durch Nutzung der<br />
Bergbahn auf 660 Hm verkürzen<br />
Ausgangspunkt: Talstation Neunerköpfl e-<br />
bahn (1100 m) in Tannhe<strong>im</strong><br />
Route: Talstation – Usseralpe – Neunerköpfl<br />
e (größtes Gipfelbuch der Alpen)<br />
– Strindenscharte (Saalfelder Höhenweg)<br />
– Gappenfeldscharte – Schochenspitze<br />
(2069 m) – Landsberger Hütte (1805 m)<br />
– Gappenfeldbach – Tannhe<strong>im</strong><br />
3 Schartschrofen (1968 m)<br />
▶ mittel 5 Std.<br />
710 Hm 8,5 km<br />
Charakter: Bergwanderung mit kurzem Via<br />
Ferrata-Kontakt und herrlichen Tiefblicken<br />
zum Haldensee, auf Rote Flüh und G<strong>im</strong>pel;<br />
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich,<br />
Klettersteigset empfehlenswert<br />
Ausgangspunkt: Kapelle in Haller (1135 m)<br />
Route: Haller – Berggasthaus Adlerhorst –<br />
Gessewangalpe – Hallergernjoch – Friedberger<br />
Klettersteig (drahtseilgesichert, K2,<br />
könnte bis zur Roten Flüh weiter begangen<br />
werden) – Schartschrofen – in einer Rundtour<br />
zurück zum Hallergernjoch und ins Tal<br />
4 Lachenspitze-Nordwand<br />
▶ mittel (C/D) 6 Std.<br />
1120 Hm 9 km<br />
Charakter: Gut gesicherter Steig über 270<br />
Hm mit Schlüsselstellen <strong>im</strong> C/D-Bereich;<br />
landschaftlich sehr schön, tolle Ausblicke<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Vilsalpsee<br />
(1165 m) Fahrverbot zum See 10–17 Uhr,<br />
Ausfahrt jederzeit erlaubt<br />
Route: Vilsalpsee – Landsberger Hütte<br />
(1805 m) – Lache – Richtung Nordwand<br />
– roter Markierung zum Einstieg rechts<br />
folgen – Abstieg südwestseitig, dann westseitig<br />
– Landsberger Hütte – Vilsalpsee<br />
5 Schneetalalm (1650 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
630 Hm 9,5 km<br />
Charakter: Sehr einfacher Wanderweg zu<br />
schöner Alm mit toller Aussicht, auf Holzofenherd<br />
zubereiteten Köstlichkeiten und<br />
legendären musikalischen Hüttenabenden;<br />
von der Hütte verschiedene weitere Ziele<br />
erreichbar (Schneidspitze 1 Std., Gehrenspitze<br />
2 Std.)<br />
Ausgangspunkt: Nesselwängle (1136 m),<br />
Parkplatz östlich des Dorfes<br />
Route: Nesselwängle – Wanderweg<br />
416/418 (2011 komplett saniert, deshalb<br />
mit dem MTB nicht mehr erreichbar;<br />
bei Missachtung Anzeige) – Schneetalalm<br />
– G<strong>im</strong>pelhaus (1659 m) – Nesselwängle<br />
Schroffe Felsen, sanftes Grün: Wandern<br />
vor der Kulisse von Roter Flüh und G<strong>im</strong>pel<br />
meln. Liegt es an der guten Luft hier oben?<br />
Hoteldirektor Gert Z<strong>im</strong>mermann antwortet:<br />
»Zum einen st<strong>im</strong>mt die Qualität, wir<br />
kennen die meisten unserer Produzenten<br />
persönlich. Da können wir uns auf ein<br />
dauerhaft hohes Niveau verlassen. Und<br />
natürlich spielt auch die Umgebung, aus<br />
der die Produkte kommen und in der wir<br />
sie servieren, eine Rolle.«<br />
Als Krönung steht am letzten Tourentag<br />
die Rote Flüh auf dem Programm; zuerst<br />
in Form einer Wanderung. Von Nesselwängle,<br />
dem östlichsten Ort des Tales,<br />
geht es zum G<strong>im</strong>pelhaus und über die<br />
Judenscharte zum Gipfel der Roten Flüh.<br />
Von hier liegt es dem Betrachter noch ein<br />
Mal zu Füßen, dieses herrliche Hochtal mit<br />
dem türkisfarbenen Haldensee. Sich von<br />
diesem Anblick loszureißen, fällt schwer.<br />
Doch 1000 Meter tiefer lockt das »Rot Flüh-<br />
Stüberl«, das Gourmet-Restaurant des Hotels<br />
»… liebes Rot Flüh« und mit ihm und<br />
den Kreationen von Küchenchef Holger<br />
Eßer ein letzter Ausflug auf den Genuss-<br />
Gipfel.<br />
Das Exper<strong>im</strong>ent ist geglückt! Auf den Hütten<br />
bleiben wir zwar Fans von Kässpatzen<br />
und Schnitzel, aber einen kulinarisch-alpinistischen<br />
Ausflug ins Tannhe<strong>im</strong>er Tal,<br />
den werden wir uns nun öfter gönnen. ◀<br />
Fotos: Tannhe<strong>im</strong>er Tal Tourismus, Hotel ... liebes Rot Flüh<br />
»Das Gute liegt bei uns<br />
ganz nah: Auf der Anhöhe<br />
hinter dem Hotel blicke<br />
ich auf den gleichnamigen<br />
Berg und den ihm zu Füßen<br />
liegenden Haldensee. Die absolute<br />
Ruhe ist einmalig.«<br />
Sonja Huber, … liebes Rot Flüh<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
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AUF TOUR<br />
Klettersteige rund um den Kriegsschauplatz Sexten<br />
Alte Steige und Stollen durch<br />
das UNESCO-Weltnaturerbe<br />
der Dolomiten dienen heute als<br />
beliebte Wege der Ferratisten.<br />
An gleicher Stelle erlebten<br />
einst verfeindete Truppen das<br />
Grauen des Ersten Weltkriegs.<br />
Von Norbert Eisele-Hein<br />
(Text und Fotos)<br />
Zwischen H<strong>im</strong>mel<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
und Hölle<br />
<strong>Der</strong> Leitersteig am<br />
Toblinger Knoten ist<br />
ein recht luftiges Unterfangen<br />
– mit einem<br />
grandiosen Ausblick.
Lichtblitze: die Bödenseen <strong>im</strong> Sonnenaufgang<br />
Blitzlichter: Gewitterst<strong>im</strong>mung über den Drei Zinnen<br />
Vor 100 Jahren – am 28. Juli 1914 – erklärte<br />
Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Mehr<br />
als zehn Millionen Menschen fielen dem Zusammenstoß<br />
der Großmächte zum Opfer.<br />
Im Gehe<strong>im</strong>vertrag von London wurde Italien<br />
von der Entente (Russland, Vereinigtes<br />
Königreich, Frankreich) am 26. April 1915<br />
das Trentino und Südtirol zugesichert. Italien<br />
trat trotz der Mitgliedschaft <strong>im</strong> Dreibund<br />
am 23. Mai 1915 gegen den Nachbarn Österreich<br />
in den Krieg ein. Die neue Front verlief<br />
600 Kilometer durch das Hochgebirge. In der<br />
Folge wütete der Dolomitenkrieg vom Nordufer<br />
des Gardasees bis hinauf ins Eis des Ortlers,<br />
von der Grenze zur Schweiz bis hinüber<br />
ins österreichisch-slowenische Grenzgebiet.<br />
Das Südtiroler <strong>Bergsteiger</strong>dorf Sexten stand<br />
somit über Nacht an der Front. Rings um die<br />
Drei Zinnen entbrannte ein erbitterter Stellungskrieg.<br />
Stacheldraht, Geschützstellungen<br />
und durchbohrte Felsen zeugen noch <strong>im</strong>mer<br />
davon. Leitersteige und Stollen auf Gipfel wie<br />
Rotwand, Paternkofel und Toblinger Knoten<br />
sollten den verfeindeten Truppen von Österreich-Ungarn<br />
und Italien strategische Vorteile<br />
bringen. Heute werden diese »Klettersteige«<br />
von <strong>Bergsteiger</strong>n genutzt.<br />
Schon zu Lebzeiten eine<br />
Legende: Sepp Innerkofler<br />
Und dann haben sie ihn doch<br />
noch an der Ehre gepackt. Allen<br />
voran Hauptmann von Wellean,<br />
unerfahren <strong>im</strong> Gebirgskrieg<br />
und ohne profunde Kenntnis<br />
des Geländes. »Er getraue sich wohl nicht,<br />
die Paternkofelaktion zu leiten«, fragte<br />
dieser vor versammelter Mannschaft. Um<br />
vor seinen Kameraden nicht als Feigling<br />
dazustehen, willigte Sepp Innerkofler entgegen<br />
seiner eigenen Überzeugung ein.<br />
Sepp Innerkofler war schon zu Lebzeiten eine<br />
Bergführerlegende. Bereits 1890 kletterte<br />
er durch die Nordwand der Kleinen Zinne<br />
zu alpinistischem Ruhm. Sein Ruf als Soldat<br />
war ähnlich hervorragend. Die von ihm befehligte<br />
»Fliegende Patrouille« tauchte wiederholt<br />
in verschiedensten Frontabschnitten<br />
der Hochpustertaler Dolomiten auf. Die<br />
handverlesenen <strong>Bergsteiger</strong> absolvierten<br />
ein unglaubliches Pensum an Höhenmetern.<br />
Indem sie von Gipfel zu Gipfel eilten,<br />
gaukelten sie dem Feind eine wesentlich<br />
größere Truppenstärke vor. Gerade der Paternkofel<br />
war von <strong>im</strong>menser strategischer<br />
Bedeutung für die Kriegsparteien. Wer ihn<br />
kontrollierte, beherrschte zugleich die Bödenknoten<br />
und den Paternsattel, hatte Einblick<br />
bis hinter ins Büllelejoch.<br />
<strong>Der</strong> Hüttenwirt als Historiker<br />
»Sepp Innerkofler wusste ganz genau,<br />
dass die Rückeroberung des Paternkofels<br />
<strong>im</strong> Juli 1915 einem H<strong>im</strong>melfahrtskommando<br />
gleichkam. Mit den Worten ›Es<br />
genügt, wenn die Mutter um einen von<br />
uns trauern muss‹, verbot er seinem Sohn<br />
mitzumachen«, erzählt Hugo Reider, der<br />
Hüttenwirt der Drei-Zinnen-Hütte. Er ist<br />
ein profunder Kenner des Gebirgskrieges<br />
um Sexten und hat zusammen mit Peter<br />
Kübler das Buch »Kampf um die Drei Zinnen«<br />
verfasst. Hugo, der schon als Baby<br />
von seinem Vater in der Kraxe mit auf den<br />
Paternkofel getragen wurde und seither<br />
die Vorgänge dokumentiert, erklärt weiter:<br />
»Bis heute ist unklar, ob Innerkofler<br />
von den Alpini oder vom eigenen Maschinengewehr,<br />
das den Gipfelauf bau vom<br />
gegenüberliegenden Sextner Stein unter<br />
Beschuss nahm, getötet wurde.«<br />
Heute zählt eine Tour auf den Paternkofel<br />
zu den Klettersteig-Klassikern der<br />
Dolomiten. Gestartet wird von der Drei-<br />
Zinnen-Hütte, wo eine Granate auf dem<br />
Treppengeländer, eine ganze Reihe historischer<br />
Schwarz-Weiß-Fotografien aus<br />
Hugos Fundus und ein Gedenkstein mit<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
INFO<br />
Orte gegen das Vergessen<br />
Wer sich in den Dolomiten eingehend mit dem<br />
Ersten Weltkrieg beschäftigen möchte, dem sei<br />
das Weltkriegsmuseums auf dem 2325 Meter<br />
hohen <strong>Mont</strong>e Piana (www.montepiana.com),<br />
der Soldatenfriedhof »Nasswand« bei Toblach<br />
und die Ausstellung »Unvergessen – der 1.<br />
Weltkrieg in den Sextener Dolomiten« in Sexten<br />
empfohlen. Zudem bietet der Verein Bellum<br />
Aquilarum (www.bellumaquilarum.it) mittwochs,<br />
9.30 Uhr, eine Führung durch das Freiluftmuseum<br />
Anderter Alpe an, und donnerstags,<br />
9.00 Uhr, zur Stollenanlage auf der Elferscharte<br />
(Alpinisteig). Treffpunkt ist jeweils an der Bergstation<br />
der Seilbahn Rotwand.<br />
Panoramabrücke: die Gamsscharte am Paternkofel<br />
Bizepstest: der Leitersteig am Toblinger Knoten<br />
<strong>Der</strong> Steig führt in<br />
einen Stollen, den<br />
die Italiener einst<br />
gruben. Darin ist<br />
es dunkel, niedrig<br />
und muffig; der<br />
Helm schrammt an<br />
Felsvorsprünge.<br />
einer Bronzeplakette <strong>im</strong>mer noch an Sepp<br />
Innerkofler erinnern.<br />
<strong>Der</strong> Steig führt schon bald in einen Stollen,<br />
den die Italiener einst gruben und erst <strong>im</strong><br />
Oktober 1917 fertigstellen konnten. Darin<br />
ist es dunkel, niedrig und muffig. <strong>Der</strong> Helm<br />
schrammt nicht selten an Felsvorsprünge.<br />
Dafür bieten die Seitenstollen häufig spektakuläre<br />
Ausblicke auf die Drei Zinnen.<br />
Was für ein Wahnsinn, die Dolomiten zu<br />
durchbohren wie Würmer einen Apfel! Es<br />
ist schwer auszudenken, was die Soldaten<br />
in diesen Stollen physisch und psychisch<br />
erleiden mussten. Die Ausrüstung war aus<br />
heutiger Sicht miserabel – Gore-Rex und<br />
flauschige Kunstfaserschlafsäcke gab es damals<br />
noch nicht – und kaum streckten sie<br />
die Nase raus, wurden sie vom Feind aufs<br />
Korn genommen.<br />
Nach knapp 20 Minuten melden sich die<br />
Wirbelkörper dank einer schönen Streckung<br />
wieder lautstark an Ort und Stelle.<br />
<strong>Der</strong> erste Blick mit offenen Augen in die<br />
Freiheit ist eine einzige Lichtexplosion.<br />
<strong>Der</strong> zweite Blick eine paradiesische Offenbarung.<br />
Sch<strong>im</strong>mern die Bödenseen doch<br />
wie alpine Smaragde. Einzig der Stacheldrahtverhau<br />
auf einer nahen Schrofe<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37
Wo heute <strong>Bergsteiger</strong> am Gipfel<br />
jubeln, standen die Kriegsparteien<br />
früher nur 300 Meter auseinander.<br />
Am Gipfel des Toblinger Knoten und der Weg zur Anderter Alpe<br />
Die Drei Zinnen sind der Blickfang der Sextener Dolomiten.<br />
erinnert an den Irrsinn des Krieges. Luftige<br />
Drahtseile und Stahlklammern führen<br />
kühn, aber ohne größere Schwierigkeiten<br />
bergan. Die schmale Gamsscharte öffnet<br />
die Südseite und den Abzweig zur Büllelejochhütte.<br />
<strong>Der</strong> restliche Aufstieg über breite<br />
Bänder und Schrofen zum Gipfel, wo<br />
Sepp Innerkofler sein Leben ließ, gestaltet<br />
sich einfach. Endlich oben, baut sich rundherum<br />
die komplette Riege prominenter<br />
KOMPAKT<br />
Zwischen Hütten und Chalets<br />
Anreise: Mit der Bahn über<br />
den Brenner zum Bahnhof<br />
Franzensfeste. Dort lokale<br />
Bahnlinie Richtung Innichen.<br />
Sexten und das Pragsertal<br />
sind mittels der örtlichen<br />
Busverbindungen von Innichen<br />
und Niederdorf aus problemlos<br />
erreichbar.<br />
Info: Tourismusverband<br />
Hochpustertal, Dolomitenstraße<br />
29, I-39034 Toblach,<br />
Tel. 00 39/04 74/91 31 56,<br />
www.hochpustertal.info;<br />
gratis Kartenmaterial mit Toureninfos<br />
zu allen Klettersteigen.<br />
Unterkünfte <strong>im</strong> Tal:<br />
Dolomitenhof, am Talschluss<br />
des Fischleinbodens gelegen,<br />
ab 90 € pro Person und<br />
Nacht mit HP, hier nächtigt<br />
auch Kanzlerin Angela Merkel,<br />
www.dolomitenhof.com,<br />
Tel. 00 39/04 74/71 30 00;<br />
Dolce Vita Family Chalet Post<br />
Alpina, einzelne Chalets, mit<br />
eigenem Whirlpool, ab 108 €<br />
pro 2-Personen-Chalet (exkl.<br />
Reinigung), Tel. 00 39/04 74/<br />
91 31 33, www.posthotel.it<br />
Hütten: Dreizinnenhütte<br />
(2438 m), Hugo Reider, Ende<br />
Juni bis Ende September,<br />
Tel. 00 39/04 74/97 20 02,<br />
www.dreizinnenhuette.com,<br />
40 Betten, 100 Lager;<br />
Büllelejochhütte (2528 m),<br />
Fam. Rogger, klein und urig,<br />
Hochpustertaler Dolomitengipfel auf –<br />
allen voran natürlich die Drei Zinnen.<br />
Auch der Feldkurat-Hosp-/Leitersteig auf<br />
den 2617 Meter hohen Toblinger Knoten<br />
startet an der Drei-Zinnen-Hütte, konditionsstarke<br />
<strong>Bergsteiger</strong> schaffen beide Touren<br />
an einem Tag. Und auch dieser Gipfel<br />
galt als eine Schlüsselposition der österreichischen<br />
Verteidigung. <strong>Der</strong> hochdekorierte<br />
Feldkurat Hosp ließ <strong>im</strong> Frühjahr 1916 die<br />
auf dem Übergang vom<br />
Zwölferkofel zu den Drei Zinnen,<br />
Mitte Juni bis Mitte Oktober,<br />
Tel. Sommer: 00 39/<br />
03 37/ 45 15 17, Tel. Winter:<br />
00 39/ 04 74/71 02 58,<br />
www.rogger.info;<br />
Zsigmondy-Hütte (2224m),<br />
Klaus Happacher, Mitte<br />
Juni bis Ende September,<br />
40 Betten, 40 Lager,<br />
Tel. 00 39/04 74/71 03 58,<br />
www.zsigmondyhuette.com<br />
Literatur: Peter Kübler, Hugo<br />
Reider »Kampf um die Drei<br />
Zinnen«, Verlag Reider Touristik<br />
Karten: Kompass-Wanderkarte<br />
1:25 000, Blatt 625<br />
»Sextener Dolomiten«<br />
Nordkamine des Felsmonolithen mit Hilfe<br />
von Dutzenden Lärchenholzleitern und einem<br />
durchgehenden Drahtseil versichern.<br />
Nach 60 Jahren Verfall benötigte ein Bautrupp<br />
der Dolomitenfreunde e.V. unter der<br />
Leitung von Peter Kübler <strong>im</strong> Jahre 1978<br />
volle sieben Arbeitstage, um die 17 Eisenleitern<br />
und ein neues Sicherungsseil am<br />
Berg zu installieren. <strong>Der</strong> Bizeps strapazierende<br />
und Handschuhe erfordernde neue<br />
Leitersteig ist ein luftiges Unternehmen<br />
mit einem 360-Grad-Gipfelpanorama. Gipfelsieger<br />
strecken heute gerne die Hände in<br />
die Höhe. Die Soldaten von einst duckten<br />
sich gleich hinter die Schutzwälle aus Stein<br />
oder verschwanden in den Kavernen. Hier<br />
standen die Kriegsparteien nur 300 Meter<br />
Luftlinie auseinander.<br />
Perforierter Gipfelbereich<br />
Auch an der Rotwand südlich von Sexten<br />
verfolgt einen der Erste Weltkrieg auf<br />
Schritt und Tritt. Die Route führt entlang<br />
zahlreicher Überreste großer Stützpunkte.<br />
Alte Telefonmasten ragen als stumm mahnende<br />
Zeitzeugen in den H<strong>im</strong>mel. <strong>Der</strong><br />
Gipfelbereich auf knapp 3000 Metern, seinerzeit<br />
auch »Polar« oder »Vinatzerturm«<br />
genannt, wurde für ein komplexes System<br />
aus Kavernen regelrecht perforiert.<br />
Noch näher rückt das Grauen der »Grande<br />
Guerra« <strong>im</strong> Freilichtmuseum des Vereins<br />
»Bellum Aquilarum« (Krieg der Adler) auf<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
TOUREN<br />
Auf den Spuren des Gebirgskrieges<br />
Drei technisch nicht allzu fordernde Klettersteige in den Sextener<br />
Dolomiten sind aus historischer Sicht besonders eindrucksvoll.<br />
der Anderter Alpe. Von der Rotwandwiesenhütte<br />
führt der vorbildlich beschilderte<br />
Steig zu teils restaurierten Schützengräben,<br />
Baracken und exponierten Maschinengewehrstellungen<br />
unterhalb der Sentinellascharte.<br />
Bildtafeln mit historischen<br />
Aufnahmen zeigen, welche logistische<br />
Leistung dieses Unterfangen bedeutete,<br />
indem beispielsweise schwere Gebirgskanonen<br />
mit Flaschenzügen über verschneite<br />
Hänge transportiert wurden.<br />
»Sie belegen aber auch schmerzhaft realistisch,<br />
was der Mensch erdulden musste«,<br />
erklärt Sigrid Wisthaler, promovierte<br />
Historikerin in Sexten. Immer mittwochs<br />
leitet sie eine Führung über die Anderter<br />
Alpe. Sie reichert die ohnehin depr<strong>im</strong>ierenden<br />
Fakten mit den Tagebucheinträgen<br />
ihres Urgroßvaters an – welches zum Thema<br />
ihrer Dissertation wurde. »Nachdem ich<br />
das gelesen hatte, war mir klar, warum am<br />
Ende mehr Soldaten durch Kälte, Hunger,<br />
Lawinen oder Abstürze starben, als durch<br />
Kugeln oder Granten«, sagt sie.<br />
Wer die historische Wanderung mit einer<br />
Rotwand-Besteigung oder auch dem<br />
Alpini-Steig zur Sentinellascharte kombiniert<br />
und sich dabei entlang weiterer<br />
Kriegsschauplätze bewegt, hat eine neue<br />
Perspektive: Er blickt ganz anders auf die<br />
Abgründe der Geschichte – und kann die<br />
landschaftliche Schönheit noch viel mehr<br />
schätzen.<br />
◀<br />
1 Überschreitung des<br />
Paternkofels (2744 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
450 Hm 450 Hm<br />
Charakter: Konditionell und technisch<br />
leichter Steig (A) mit überwältigender<br />
Optik. Auch für Familien mit kleineren,<br />
geübten Kindern machbar, Abenteuerfaktor:<br />
Stollen des Ersten Weltkrieg.<br />
Ausgangspunkt: Drei-Zinnen-Hütte<br />
(2405 m)<br />
Route: Von der Hütte Richtung »Frankfurter<br />
Würstel« und bald danach durch einen<br />
Kriegsstollen hoch, später luftig, aber gut<br />
versichert, mit Blick auf die Bödenseen<br />
hoch zur Gamsscharte, rechts hoch auf<br />
Schrofen und Bändern zum Gipfel. Abstieg<br />
bis zur Gamsscharte auf selbem Weg, dann<br />
aber südlich über Schrofen (Achtung zum<br />
Teil loses Geröll) hinunter zum Paternsattel<br />
und auf Wanderweg zurück<br />
zur Drei-Zinnen-Hütte<br />
oder zur Auronzohütte.<br />
Tourenkarte 7<br />
Heftmitte<br />
2 Sextener Rotwand (2965 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
1025 Hm 1025 Hm<br />
Charakteristik: Nur gelegentlich exponierter<br />
Steig (B), der auch tolle Ausblicke auf<br />
den Karnischen Hauptkamm offenbart.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Rotwand-<br />
Gondelbahn (1920 m)<br />
Route: Von der Bergstation auf Steig 100<br />
an den Rotwandköpfen entlang in einen<br />
Schuttkessel. Über eine 40 Meter hohe<br />
Leiter, schmalen Kamin und später leichteres<br />
Gelände zu einer breiten Scharte, über<br />
Band zum sog. Prater mit alten Kriegsstellungen,<br />
über Holzleiter auf Felskamm<br />
und zu einem mit Drahtseilen versicherten<br />
Felsriegel, Gehgelände bis zum Gipfel, der<br />
über wenige Meter Ier- oder IIer-Kletterei<br />
erreicht wird. Auf gleichem Weg zurück bis<br />
zum Höhenweg Kreuzbergpass-Rotwandwiese<br />
und<br />
zur Rotwandbahn.<br />
3 Auf dem Alpini-Steig zur<br />
Sentinellascharte (2717 m)<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 8 Std.<br />
750 Hm 1520 Hm<br />
Charakteristik: <strong>Der</strong> große, lange und<br />
wilde Klassiker offenbart spektakuläre<br />
Eindrücke und Ausblicke entlang<br />
der Elfer-Nordwand, dem Inneren und<br />
Äußeren Loch.<br />
Technisch an sich bis auf wenige Stellen<br />
nicht zu schwierig (C), erfordert dieser<br />
einzigartige Kriegssteig aber Erfahrung und<br />
eine sehr gute Kondition.<br />
Ausgangspunkt: Zsigmondyhütte (2224 m)<br />
Endpunkt: Fischleinbodenhütte (1450 m)<br />
Route: Auf Weg 103 quer über riesigen<br />
Geröllhang, später auf Weg 101 über den<br />
Karstriegel der Hohen Leist zum Inneren<br />
Loch und den ersten Seilversicherungen.<br />
Über das Salvezzaband zum Äußeren<br />
Loch und zur Elferscharte, in einer steinschlaggefährdeten<br />
Rinne zur Schlüsselstelle<br />
und hoch zur Sentinellascharte.<br />
Über Geröllhang auf Weg 124 hinunter zur<br />
Fischleinbodenhütte.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39
AUF TOUR<br />
Almwanderungen <strong>im</strong> Großarltal<br />
Schönste Sackgasse<br />
der Welt<br />
Im Großarltal sind die Almen für die Talbewohner das,<br />
was für Großstädter die Stammkneipen sind. Käse,<br />
Speck und andere österreichische Spezialitäten werden<br />
hier auf altbewährte Weise hergestellt, was überzeugt,<br />
selbst die Lebensmittel-Kontrolleure der EU.<br />
Von Uli Ertle<br />
Blumenoase<br />
am Eingang zum<br />
Großarltal:<br />
die Maurachalm<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
hat drei Ohren, zwei<br />
Schädel, sechs Beine und<br />
geht spazieren?« – »Eh<br />
»Was<br />
klar: der Steinpatz mit<br />
seinem Hund.« Johlendes Gelächter, die<br />
Runde hebt die Gläser und trinkt auf das<br />
Wohl ihres ehemaligen Volksschullehrers,<br />
den Steinpatz Karl, der <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg<br />
das rechte Ohr verlor und der so gern<br />
mit seinem Hund durch die Berge lief. Erinnerungen<br />
werden beschworen an eine<br />
Zeit, als die Mittsechziger noch junge Burschen<br />
waren und so manchen Unfug ausheckten.<br />
»Oft ham wir eh keine g’fangen.<br />
Aber wenn, dann ham wir’s verdient gehabt.«<br />
Und so wird an dem schweren Holztisch<br />
vor der Hütte gesch<strong>im</strong>pft, politisiert<br />
und gelacht.<br />
Die 40 bewirtschafteten Almen an den<br />
Hängen des Großarltals sind für die Einhe<strong>im</strong>ischen<br />
das, was für Stadtmenschen<br />
ihr Stammlokal ist: Man geht hin und trifft<br />
seine Freunde. Herrlich gelegen und bis zu<br />
400 Jahre alt prägen sie das Landschaftsbild<br />
der »schönsten Sackgasse der Welt«,<br />
wie Tourismusdirektor Tom Wirnsperger<br />
seine Region nennt: das Großarltal, das Tal<br />
der Almen. Annähernd jeder Bauer <strong>im</strong> Tal<br />
hat seine Alm, auf der früher das Jungvieh<br />
den Sommer verbrachte und auf der heute<br />
die Gäste den Zuschuss in die Kassen spülen,<br />
den die Landwirte <strong>im</strong> Salzburger Land<br />
zum Überleben brauchen.<br />
Feuer auf der Loosbühelalm<br />
Dieses engmaschige Netz an Almen offeriert<br />
für Wanderer eine Vielzahl an Touren,<br />
die sich mit Besuchen auf bewirtschafteten<br />
Hütten verbinden lassen. Auf den meisten<br />
Almen kann man übernachten, sodass sich<br />
auch mehrtägige Touren ohne Abstieg ins<br />
Tal realisieren lassen. Die Möglichkeiten <strong>im</strong><br />
Großarltal sind vielfältig und bieten vom<br />
Auf der Karseggalm<br />
funktioniert<br />
das Käsen noch wie<br />
vor 400 Jahren.<br />
KOMPAKT<br />
Im Tal der Almen<br />
Anreise: Über die Salzburger Autobahn<br />
(A8) nach Österreich, dann weiter auf der<br />
A1 bis Autobahnkreuz Knoten Salzburg.<br />
Hier rechts halten und den Schildern A10/<br />
E55 in Richtung Villach/Salzburg Süd/<br />
Italien/Ljubljana/Slowenien folgen.<br />
Am Autobahnkreuz 47 – Knoten Pongau/<br />
Bischofshofen rechts halten und den<br />
Schildern B311 in Richtung Bischofshofen/<br />
Pongau folgen. Nach Sankt Johann die erste<br />
Ausfahrt Richtung Großarl nehmen und an<br />
der T-Kreuzung scharf links. Dem Straßenverlauf<br />
weiter bis Großarl folgen.<br />
Informationen: Tourismusverband<br />
Großarltal, A-5611 Großarl 1,<br />
Tel. 00 43/(0)64 14/ 281,<br />
www.grossarltal.at, info@grossarl.co.at<br />
Karten: Kompass 1:50 000, Blatt 80<br />
»St. Johann/Salzburger Land, Großarltal –<br />
Kleinarltal, Hochkönig – Tennengebirge«<br />
Literatur: Mark Zahel »Hüttenwandern<br />
Salzburger und Berchtesgadener Land: 55<br />
Tourenziele zwischen Watzmann, Dachstein<br />
und Großvenediger«, Bruckmann Verlag, 2009<br />
Familienwanderweg bis zur zwölfstündigen<br />
Hochgebirgstour für jeden Geschmack<br />
das richtige Ziel. Wer Panoramablicke zu<br />
schätzen weiß und auch die österreichischen<br />
Spezialitäten nicht verachtet, ist zum<br />
Beispiel mit der Tour auf den 2168 Meter<br />
hohen Gründegg gut beraten.<br />
Vom Parkplatz Grund am Talschluss des<br />
Ellmautals führt ein schmaler Weg durch<br />
den Wald bergauf bis zur ersten Hütte,<br />
der Loosbühelalm, die – frisch renoviert<br />
und neu eröffnet – <strong>im</strong> Jahr 2010 einer<br />
verheerenden Feuersbrunst zum Opfer<br />
fiel. Heute steht die neu errichtete Alm<br />
auf der Anhöhe wie ein gewaltiges hölzernes<br />
Fort und lädt zum ersten Kaffee des<br />
Tages ein. Von der Alm aus windet sich<br />
ein Steig über Wiesenhänge hinauf zum<br />
Bergkamm, wo sich die Hohen Tauern, der<br />
Hochkönig sowie das Tennen- und Hagengebirge<br />
zeigen. Auf der Anhöhe geht es in<br />
angenehmer Steigung hinauf zum Gründegg,<br />
dem höchsten Punkt der Tagestour.<br />
Albino-Enzian am Wegrand<br />
Auf dem Weg zur Ellmaualm passiert man<br />
eine geologische Besonderheit, eine so genannte<br />
Bergzerreißung. Zwischen zwei<br />
etwa 30 Meter hohen Kämmen haben sich<br />
kleine Moorseen gebildet, die mit ihrer<br />
dunklen Wasserfarbe und der Spiege-<br />
Fotos: Tourismusverband Großarltal, Uli Ertle<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41
Dessert aus der Almküche: Resi präsentiert<br />
ihren frisch gebackenen Apfelstrudel.<br />
Botanische Besonderheit am Weg<br />
zur Ellmaualm: der Albino-Enzian<br />
TIPP<br />
Leben wie früher<br />
Seit 400 Jahren trotzt die Karseggalm auf<br />
1603 Metern zwischen Kitzstein, Penkkopf<br />
und Sonntagskogel Wind und Wetter: dicke<br />
Holzbohlen, ein Schindeldach, die Fensterchen<br />
gleichen Schießscharten. Drinnen ist<br />
die Luft schwer vom Geruch nach Holzfeuer<br />
und Speck. Über der Feuerstelle hängen<br />
zwei rußschwarze Kupferkessel. Im einen<br />
köchelt heißes Wasser, <strong>im</strong> anderen wird<br />
Käse gemacht. Einen Kamin gibt es nicht,<br />
der Rauch breitet sich unter den Schindeln<br />
aus und zieht durch die Spalten zwischen<br />
den Holzbohlen nach draußen.<br />
Die urige Küchenausstattung hat auch die<br />
Lebensmittelkontrolleure der EU auf den<br />
Plan gerufen. Die Hygienevorschriften zwingen<br />
die Bauern, ihre alten Almen um sterile,<br />
<strong>weiße</strong> Räume zu erweitern, in denen der<br />
Käse fortan EU-konform hergestellt werden<br />
kann. Willi Gruber, der seit 31 Sommern auf<br />
der Alm arbeitet, hatte darauf wenig Lust<br />
und setzte den Kontrolleuren »erst mal a<br />
schneidige Jaus’n« vor, dazu gab’s Schnaps,<br />
dann Bier und nochmal Schnaps. In sehr<br />
entspannter Atmosphäre kam man ins Gespräch.<br />
Die Kontrolleure waren angetan und<br />
nahmen von allen Lebensmitteln Proben mit<br />
– »ich weiß nicht, ob fürs Labor oder für die<br />
Frauen dahe<strong>im</strong>«.<br />
Das Ergebnis<br />
jedenfalls war<br />
hervorragend:<br />
Nachdem<br />
Grubers Hütte<br />
aufgrund ihrer<br />
Bauweise als<br />
Einraum-Alm<br />
gilt, ist er auch<br />
künftig von der<br />
EU-Aufl age befreit.<br />
Es scheint,<br />
als hätte die<br />
Alm auch den<br />
Sturm aus Brüssel<br />
unbeschadet<br />
überstanden.<br />
Dieses schlichte<br />
Dasein wusste auch<br />
der Einsiedler zu<br />
schätzen, der fast<br />
20 Jahre lang auf<br />
der Weißalm hauste.<br />
lung des H<strong>im</strong>mels eine geradezu mystische<br />
St<strong>im</strong>mung entfalten. In dieser Region<br />
wächst auch eine botanische Ausnahme:<br />
der seltene Albino-Enzian. Die gewöhnlich<br />
tief blaue Blume, die dem Almenweg <strong>im</strong><br />
Übrigen als Logo dient, kommt hier ohne<br />
blauen Farbstoff vor.<br />
Resi Ganitzer (54), die Sennerin der Ellmaualm,<br />
lehnt an der Tür ihrer Hütte<br />
und lacht mit den Einhe<strong>im</strong>ischen, die an<br />
diesem Nachmittag wieder einmal heraufgekommen<br />
sind, um die erste Wärme des<br />
Bergsommers zu tanken, ein Schnapserl zu<br />
trinken und den Strudel zu genießen, den<br />
Resi gerade frisch aus dem Rohr geholt hat.<br />
Sie bewirtschaftet die Alm bereits seit 33<br />
Sommern für »den Bauern«, dem die Alm<br />
gehört. <strong>Der</strong> Bauer, das ist ihr Bruder. Doch<br />
das Wort spricht sie in diesem Zusammenhang<br />
nicht aus. Elf Geschwister waren sie<br />
auf dem Groß Ellmauhof, der Vater, heute<br />
93 und <strong>im</strong> Austrag, kommt noch <strong>im</strong>mer<br />
gern das eine oder andere Mal herauf.<br />
»Ich würde niemals tauschen wollen«<br />
»Leicht ist das Leben hier nicht«, sagt Resi.<br />
Um fünf Uhr früh be<strong>im</strong> ersten Tageslicht<br />
die Kühe melken, Käse und Butter machen,<br />
das Frühstück für die Gäste bereiten,<br />
putzen, dann die ersten Wanderer bewir-<br />
Fotos: Tourismusverband Großarltal, Uli Ertle (3)<br />
Ein Hoch auf die Bergwelt:<br />
Kammwanderung am Gründegg.<br />
ten. Danach das Abendessen für die Übernachtungsgäste<br />
richten und so manchen<br />
langen Abend mit Freunden in der Stube<br />
verbringen. Trotz der harten Arbeit sagt<br />
Resi: »Ich würde niemals tauschen wollen<br />
– die Ruhe, die Berge, man ist dem H<strong>im</strong>mel<br />
so nahe. Das gibt es sonst nirgendwo.«<br />
Dieses Dasein wusste auch der Einsiedler<br />
zu schätzen, der fast 20 Jahre lang auf der<br />
Weißalm hauste. <strong>Der</strong> ehemalige Bahnvorstand<br />
aus Sankt Johann hatte sich das<br />
Wohnrecht auf der Alm erbeten; seine<br />
Frau und die sieben Kinder hatten gefälligst<br />
<strong>im</strong> Tal zu bleiben. »Er hat <strong>im</strong>mer<br />
draußen auf dem Balkon geschlafen«, sagt<br />
Michi Hettegger, der Besitzer der Alm. Egal<br />
bei welchem Wetter, nie habe er etwas anderes<br />
getragen als seine kurze Lederhose.<br />
Als die Bergbauern gegen Ende der 1990er-<br />
Jahre nach und nach begannen, ihre Almen<br />
aufzuhübschen und für die Wanderer<br />
zu öffnen, zogen auch die Hetteggers<br />
nach und renovierten die mehrere 100<br />
Jahre alte Weißalm: Aus dem Stall wurde<br />
die Gaststube und aus dem Refugium des<br />
Einsiedlers ein beliebter Anlaufpunkt für<br />
Wanderer. Und aus dem Einsiedler, dem<br />
das alles »wegen der Hektik gar nicht gepasst<br />
hat«, wurde wieder ein – vermutlich<br />
ziemlich mürrischer – Familienvater. ◀<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
TOUREN<br />
Wanderungen für Groß und Klein<br />
Die Möglichkeiten <strong>im</strong> Großarltal sind vielfältig.<br />
Vom Familienwanderweg bis zur zwölfstündigen Hochgebirgstour<br />
bieten sie für jeden Geschmack das richtige Ziel.<br />
1 Gurenstein (2219 m)<br />
▶ leicht 5 Std.<br />
920 Hm 11,5 km<br />
Charakter: Schöne Panorama-Rundtour,<br />
streckenweise am Grat entlang,<br />
mit beeindruckendem Blick auf den<br />
Tappenkarsee<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz der<br />
Hallmoosalm (1300 m), über L108,<br />
Abzweigung Karteis<br />
Einkehr: Draugsteinalmen<br />
Route: Parkplatz Halmoosalm –<br />
Karteisalm (1661 m, nicht bewirtschaftet)<br />
– Karteistörl (2145 m)<br />
– Gurenstein – Draugsteintörl – Draugsteinalmen<br />
(1779 m) – Halmoosalm<br />
(nicht bewirtschaftet) – Parkplatz<br />
2 Gründegg (2168 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
850 Hm 9,4 km<br />
3 Gamskarkogel (2467 m)<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1670 Hm 21 km<br />
Charakter: Anspruchsvolle, schöne<br />
Tagestour auf den Gamskarkogel, den<br />
höchsten Grasberg Europas. Direkt<br />
am Gipfel steht die Bad Gasteiner<br />
Hütte (auch Gamskarkogelhütte<br />
genannt) und garantiert wunderbare<br />
Ausblicke bei Sonnenaufgang<br />
Ausgangspunkt: Ortsteil Bach<br />
(898 m) an der L109 südlich von<br />
Mandldörfl<br />
Einkehr: Bad Gasteiner Hütte<br />
(2467 m); Harbachalm (1621 m),<br />
berühmt für ihr Apfelbrot)<br />
Route: Bach – Bachalm (1536 m) –<br />
Frauenkar – Frauenkogel (2424 m)<br />
– Gamskarkogel mit Bad Gasteiner<br />
Hütte – Toferscharte (2091 m) –<br />
Tofernalm – Harbachalm (1621 m)<br />
– Bach<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Aualm<br />
(1795 m), mit dem Auto von Unterberg<br />
über die Bauernhöfe Lainholz<br />
und Pointgrün<br />
Einkehr: Aualm<br />
Route: Aualm – Liechtensteinkopf –<br />
Wetterkreuz am Aukopf – Schuhfl icker<br />
– Aualm<br />
5 Schödersee (1440 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
485 Hm 11 km<br />
Charakter: Wanderung zum einzigen<br />
periodischen See <strong>im</strong> Großarltal, der<br />
sich nur während der Schneeschmelze<br />
und nach besonders starken<br />
Regengüssen füllt.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz be<strong>im</strong><br />
Gasthof Talwirt (1038 m) an der<br />
L109 südlich von Kree<br />
Einkehr: Gasthof Talwirt<br />
Route: Talwirt – Stockham – Hüttschlag/See<br />
– Ötzlhütte (nicht bewirtschaftet)<br />
– Schödersee – zurück auf<br />
demselben Weg<br />
6 Weinschnabel (2754 m)<br />
▶ schwierig 12 Std.<br />
2150 Hm 23 km<br />
Charakter: Anspruchsvolle, lange<br />
Hochgebirgstour <strong>im</strong> Talschluss;<br />
zwischen dem oberen und dem<br />
unteren Schwarzsee gibt es eine<br />
kurze Kletterpassage. Trittsicherheit,<br />
Schwindelfreiheit und Bergerfahrung<br />
sind hier unbedingt erforderlich!<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz be<strong>im</strong><br />
Gasthof Talwirt (1038 m) an der<br />
L109 südlich von Kree<br />
Einkehr: Kaum Einkehrmöglichkeiten<br />
unterwegs, Proviant mitnehmen!<br />
Route: Talwirt – Schödersee – entlang<br />
des Kolmbaches zur Jagdhütte und<br />
weiter über mehrere Steilstufen<br />
durch das karge Almgebiet bis zum<br />
Pfringersee – Arlscharte (2252 m)<br />
– Tohernhöhenweg – Weinschnabel<br />
– Schwarzseen (2339 und 2221 m)<br />
– Schmalzscharte (2444 m) – Murtörl<br />
(2260 m) – Kreealmen (1482 m) –<br />
Talwirt<br />
Charakter: Sehr schöne Almenrunde<br />
über schmale Waldsteige und weite<br />
Almwiesen mit tollen Ausblicken über<br />
das Großarltal und äußerst empfehlenswerten<br />
Einkehrmöglichkeiten<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Grund<br />
(1342 m) <strong>im</strong> Talschluss des Ellmautals<br />
Einkehr: Ellmaualm, Loosbühelalm<br />
Route: Parkplatz Grund – Ellmaualm<br />
(1794 m) – Gründegg – Loosbühelalm<br />
(1767 m) – Parkplatz Grund<br />
4 Schuhflicker (2214 m)<br />
▶ mittel 3 Std.<br />
480 Hm 4,6 km<br />
Charakter: Schöne Halbtagstour<br />
über einen der zwei Kalkberge <strong>im</strong><br />
Großarltal mit herrlichem Panorama;<br />
seine vorgelagerte Spitze (Arlspitze)<br />
ist vor allem unter Kletterern beliebt,<br />
mehrere Routen in verschiedenen<br />
Schwierigkeitsgraden führen hinauf<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43
AUF TOUR<br />
Typisch Nationalpark:<br />
Etwa die Hälfte<br />
des Gebiets ist<br />
vegetationsfrei.<br />
Foto: swiss-<strong>im</strong>age.ch / Robert Bösch<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
100 Jahre Nationalpark Schweiz<br />
<strong>Der</strong> Stern<br />
am Bergh<strong>im</strong>mel<br />
Seit 1914 gibt es in Graubünden ein Stück Land,<br />
auf dem sich Natur ungestört entwickeln kann.<br />
Aber selbst hier ist die Wildnis noch nicht wieder<br />
zu 100 Prozent hergestellt. Von Dominik Prantl
Guter Einstieg für<br />
einen ersten Eindruck:<br />
der Naturlehrpfad über<br />
Margunet (2328 m)<br />
<strong>Der</strong> Mensch wird nur geduldet<br />
– das ist der Grundgedanke<br />
<strong>im</strong> streng geschützen<br />
Nationalpark-Gebiet.<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Foto: swiss-<strong>im</strong>age.ch / Roland Gerth, swiss-<strong>im</strong>age.ch / Andrea Badrutt, Archiv Nationalpark<br />
Die Wahl fiel ausgerechnet auf<br />
den Tannenhäher. Dabei ist es<br />
nicht etwa so, dass es keine Alternative<br />
<strong>im</strong> Schweizerischen<br />
Nationalpark gegeben hätte:<br />
den stolzen Rothirsch beispielsweise mit<br />
seinem <strong>im</strong>posanten Geweih, den Steinbock<br />
mit seinen Furcht einflößenden Hörnern<br />
oder auch den Bartgeier mit seinen<br />
gewaltigen Schwingen. Selbst das Murmeltier<br />
bringt ein gewisses Kampfgewicht<br />
als Konkurrent auf die Waage, zumindest<br />
gegen den kleinen Piepmatz. Aber ausgerechnet<br />
dieser dunkelbraune und Arvensamen<br />
verbuddelnde Vogel mit seinen <strong>weiße</strong>n<br />
Tupfen auf der Brust schaffte es zum<br />
Wappentier des Schweizerischen Nationalparks.<br />
»Dank seiner Ernährungsstrategie<br />
ist er zum Sinnbild für das Zusammenleben<br />
in der Natur geworden«, steht als Begründung<br />
für das Tannenhäher-Signet auf<br />
der Webseite des Nationalparks.<br />
Zusammenleben in der Natur. Längst ist<br />
das keine Selbstverständlichkeit mehr,<br />
nicht einmal in den Alpen, wo Natur zu einem<br />
reinem Gegenstand degeneriert, der<br />
nach wirtschaftlichem Belieben geformt,<br />
verdrahtet und zurechtgestutzt wird. Dass<br />
der Schweizerische Nationalpark am 1.<br />
August sein 100-jähriges Bestehen feiert,<br />
ist Menschen wie Paul Sarasin zu verdanken,<br />
der bereits 1910 bemerkte: »Da nun<br />
die Welt erobert ist, gilt es jetzt, diese Welt<br />
zu erhalten.«<br />
Kleines Areal der Superlative<br />
Vielleicht, besser: hoffentlich, wäre Sarasin<br />
als Mitbegründer des Schweizerischen Nationalparks<br />
auch ein wenig stolz, für welches<br />
Juwel er sich da vor hundert Jahren<br />
stark gemacht hat. Ziel war, ein Stück Land<br />
zu sichern, das sich vom Menschen ungestört<br />
entwickeln kann. Nachdem die Fläche<br />
<strong>im</strong>mer wieder in Nuancen verändert wurde,<br />
zuletzt 2000 durch die Erweiterung der<br />
3,6 Quadratkilometer großen Seenplatte<br />
von Macun, umfasst der Park <strong>im</strong> südöstlichen<br />
Graubünden heute 170 Quadratkilometer.<br />
Alleine das Münchner Stadtgebiet<br />
ist mit 310 Quadratkilometern fast doppelt<br />
so groß. Im Vergleich dazu, welche Flächen<br />
der Mensch in seinem Expansionshunger<br />
in sich hineinfrisst, wurde die Natur quasi<br />
mit Brotkrumen zum ungestörten Entwickeln<br />
abgespeist. Noch dazu in einem<br />
Gebiet, wo die landschaftlichen wie kulturellen<br />
Attraktionen – nach heutigem<br />
Verständnis – eher rar sind: Ungefähr die<br />
Hälfte der Fläche besteht aus Geröll, Fels,<br />
Stein, Eis. <strong>Der</strong> höchste Berg misst 3165 Meter<br />
und ist – alpinistisch gesehen – eher<br />
etwas für ambitionierte Wanderer.<br />
Interessanterweise reicht es dennoch zum<br />
Areal der Superlative, und zwar locker:<br />
Erster Nationalpark der Alpen, erster Nationalpark<br />
in Mitteleuropa, größtes Totalgebiet<br />
der Schweiz, seit 1979 Unesco-<br />
Biosphärenreservat, und dann eben dieser<br />
alpenweit unerreichte Status der Weltnaturschutzunion<br />
IUCN: Reservat der Kategorie<br />
1a. Das heißt unter anderem: keine<br />
Hunde, keine Wintersportarten, keine<br />
Mountainbikes, und erst recht keine Liftanlagen<br />
oder Jagd. <strong>Der</strong> Mensch hat auf den<br />
von ihm angelegten Wegen zu bleiben.<br />
»Diese Kategoriezugehörigkeit 1a war in<br />
einer Gunstsituation möglich«, sagt Heinrich<br />
Haller, Leiter des Nationalparks. »Das<br />
wäre heute nicht mehr einrichtbar.«<br />
150 000 Besucher pro Jahr<br />
Trotz all der Verbote ist der 1a-Park weit<br />
mehr als nur jenes Naturexper<strong>im</strong>ent und<br />
Forschungsareal, als den ihn seine Hüter<br />
von der Nationalparkverwaltung vorrangig<br />
interpretieren. Schon den Gründern<br />
war offenbar ziemlich klar, dass sich der<br />
Mensch nicht aussperren lässt. So schrieb<br />
Johann Wilhelm Coaz, einer der Parkinitiatoren,<br />
noch in der Entstehungsphase<br />
des großen Naturschutzgebiets: »Mit Gründung<br />
des Nationalparks wird zu den vielen<br />
bestehenden ein neuer Anziehungspunkt<br />
edelster Art geschaffen.« Dabei gab es damals<br />
keine Rothirsche, keine Steinböcke,<br />
keine Bartgeier; zwei Jäger hatten hier<br />
1904 den letzten Bären der Schweiz erlegt.<br />
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das<br />
Gebiet um den Ofenpass eine in die wirtschaftliche<br />
Bedeutungslosigkeit abgedriftete<br />
ehemalige Bergbauregion, der auch<br />
noch die brach liegende Holzwirtschaft<br />
und die Maul- und Klauenseuche zusetzte.<br />
Kurzum: die perfekte Peripherie, um der<br />
Wildnis ohne allzu großen Widerstand ein<br />
bisschen Raum zu gewähren.<br />
Inzwischen ist der Nationalpark ein natürlicher<br />
Star am touristischen Firmament<br />
der Schweizer Alpen. 150 000 Besucher<br />
lassen sich jährlich auch ohne Ballermannisierung<br />
der hiesigen Berge locken.<br />
Paul Sarasin, einer<br />
der Mitbegründer<br />
des Schweizerischen<br />
Nationalparks, bemerkte<br />
schon 1910:<br />
»Da nun die Welt<br />
erobert ist, gilt<br />
es jetzt, diese Welt<br />
zu erhalten.«<br />
INFO<br />
Zahlen, Fakten<br />
und Termine<br />
Fläche: 170,3 km²<br />
Höhenlage: 1400 m (Clemgia/Scuol) bis<br />
3174 (Piz Pisoc)<br />
Wegenetz: 80 km, davon zwei alpine Routen<br />
Vegetation: 28 % Wald, 21 % alpine Matte,<br />
51 % vegetationsfrei (Geröll, Fels, Firn,<br />
Wasser)<br />
Nationalparkzentrum: Mitten in Zernez<br />
liegt das Besucherzentrum Schweizerischer<br />
Nationalpark, Eintritt Erwachsene 7 CHF,<br />
7530 Zernez , Tel. 0049/81/851 41 41,<br />
www.nationalpark.ch<br />
Exkursionen: Geführte Wanderungen fi nden<br />
jeweils am Dienstag und Donnerstag statt.<br />
Privatführungen auf Anfrage.<br />
Freilichtspektakel: Von 11. Juli bis 16.<br />
August fi ndet in Zernez jeweils donnerstags,<br />
freitags und samstags um 20.30 Uhr das<br />
Freilichtspektakel Laina Viva über die Gründung<br />
des Nationalparks statt.<br />
Die Parlamentarische Delegation 1913 in<br />
der Val Cluozza<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47
Die Wanderung über die Alp la Schera bietet für jeden etwas.<br />
Zum Jubiläum gibt<br />
es Münzen und<br />
Briefmarken. Die<br />
Feier am 1. August<br />
überträgt das<br />
Schweizer Fernsehen<br />
live – zur<br />
besten Sendezeit.<br />
KOMPAKT<br />
Zug fahren, schlafen, orientieren<br />
Anreise: Die Region des<br />
Schweizerischen Nationalparks<br />
ist sehr gut mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zu<br />
bereisen. Die am Nationalpark<br />
angrenzenden Orte<br />
wie S-chanf, Zernez, Lavin<br />
oder Scuol werden von der<br />
Rhätischen Bahn angefahren,<br />
an der quer durch den<br />
Nationalpark führenden Ofenpassstraße<br />
hält der regelmäßig<br />
verkehrende Postbus<br />
an sechs Wanderparkplätzen.<br />
Wanderhotel: Direkt <strong>im</strong><br />
Nationalpark gibt es nur wenige<br />
Unterkünfte. Auf Wanderer<br />
ausgerichtet ist das Hotel Parc<br />
Naziunal Il Fuorn direkt an<br />
der Ofenpassstraße, CH-7530<br />
Zernez, Tel. 00 41/81/<br />
8 56 12 26, www.ilfuorn.ch,<br />
auch <strong>im</strong> Winter geöffnet,<br />
Ü mit Frühstück ab 50 CHF<br />
pro Person<br />
Hütte: Nur zu Fuß – von<br />
Zernez in etwas mehr als drei<br />
Stunden – ist die Chamanna<br />
Wer heute dem Naturlehrpfad über Margunet<br />
folgt, trifft häufig auf Wanderer mit<br />
dermaßen großen Kameraobjektiven und<br />
Fernrohren, dass selbst Heinz Sielmann<br />
neidisch geworden wäre. Domenic Godly,<br />
einer der Parkwärter, meint angesichts<br />
der enormen Huftierkonzentration: »<strong>Der</strong><br />
Bartgeier lebt hier in Saus und Braus«. Er<br />
hofft, dass sich Bär und Wolf demnächst<br />
nicht mehr nur auf Stippvisite blicken lassen.<br />
Aber natürlich hätten es die Raubtiere<br />
leichter, anderswo ein paar träge Schafe<br />
zu reißen als an Hängen mühsam den gut<br />
trainierten Hirschen hinterher zu hecheln.<br />
Fast 2000 Stück Rotwild treiben sich heute<br />
zur Sommerzeit <strong>im</strong> Nationalparkgebiet<br />
herum. Im Herbst lassen sich an Spitzentagen<br />
bis zu 1000 Touristen vom inbrünstigen<br />
Geröhre der Hirsche ins Val Trupchun,<br />
dem Hirschbrunft-Tal der Alpen schlechthin,<br />
locken. »Es wurde schon darüber gesprochen,<br />
das zu begrenzen und mit Tickets<br />
zu regulieren«, meint Godly.<br />
Menschen und Motoren<br />
Manchmal entsteht der Eindruck, dass den<br />
Verantwortlichen der eigene Erfolg fast etwas<br />
unhe<strong>im</strong>lich ist. Denn auch wenn Haller,<br />
der Nationalparkleiter, glaubwürdig<br />
versichert: »Es geht bei all unseren Kampagnen<br />
nicht darum, dass möglichst viele<br />
Leute kommen«, so treibt es die Menschen<br />
scharenweise auf manche der für den<br />
Wildwuchs streng regulierten 80 Wanderkilometer.<br />
Das Jubiläumsjahr wird den Promistatus<br />
des Parks noch stärker festigen.<br />
Schon <strong>im</strong> März erreichte die Gesamtauflage<br />
der Artikel über das Schutzgebiet sechs<br />
Millionen. Eine Jubiläums-Sondermünze<br />
aus Gold gibt es mittlerweile ebenso wie<br />
Cluozza (1882 m) zu erreichen,<br />
Tel. 00 41/81/8 56 12 35,<br />
www.cluozza.ch, geöffnet von<br />
Mitte Juni bis Mitte Oktober, Ü<br />
pro Person (ohne Ermäßigung)<br />
ab 30 CHF, mit HP ab 66 CHF<br />
Unterkunftssuche:<br />
Graubünden Ferien,<br />
www.graubuenden.ch<br />
Karte: Die Wanderkarte<br />
Nationalpark 1:50 000 ist mit<br />
entsprechendem Wanderführer<br />
für 20 CHF <strong>im</strong> Nationalparkzentrum<br />
in Zernez erhältlich.<br />
eine Jubiläums-Briefmarke. Die am 1. August<br />
stattfindende Feier zum 100-jährigen<br />
Bestehen überträgt das Schweizer Fernsehen<br />
von 21 Uhr an live. Auf der Webseite<br />
lautet der Werbeslogan seit einiger Zeit:<br />
»100 Jahre echt wild«.<br />
Allerdings hat sich die Wildnis selbst in<br />
einem Jahrhundert noch <strong>im</strong>mer nicht das<br />
gesamte Gebiet zurück erobern können. In<br />
dem trockenen, niederschlagsarmen Gebiet<br />
bleiben die Zeugen menschlichen Wirtschaftens<br />
besonders lange erhalten. Die<br />
Spuren von Kahlschlägen, Alpwirtschaft<br />
und Kalkbrennerei sind vielerorts weiterhin<br />
zu sehen. Zudem wurde noch 1957 ein<br />
Wasserkraftwerk <strong>im</strong> Nationalparkgebiet genehmigt.<br />
Auf der Ofenpassstraße, der großen<br />
Verkehrsader der Region, fahren, nein,<br />
donnern Motorräder weithin hörbar durch<br />
die sonst per Regeln und Gesetze penibel<br />
gepflegte – und damit letztlich künstlich<br />
aufrecht erhaltene – Naturlandschaft.<br />
Nicht einmal hier lässt sich bislang die<br />
Hundert-Prozent-Wildnis garantieren. So<br />
sagt Haller auch: »Ich bin guter Dinge, dass<br />
der Nationalpark als zeitlose Einrichtung<br />
seiner Best<strong>im</strong>mung gerecht werden kann.«<br />
Er meint die ungestörte Entwicklung der<br />
Natur, oder in Sarasins Worten: Dass ein<br />
bisschen von der Welt so erhalten bleibt.<br />
Was den Tannenhäher betrifft, so hilft er bei<br />
dieser Best<strong>im</strong>mung mit: Seine Vorratslager<br />
an Arvensamen für den Winter findet er in<br />
etwa einem von fünf Fällen nicht wieder –<br />
damit trägt er zum Aufforsten des Waldes<br />
bei. Hinter seiner Wahl zum Wappentier<br />
versteckt sich vielleicht aber noch eine andere<br />
Botschaft: Kein Lebewesen ist zu klein,<br />
als dass es nicht zu Höherem taugt. ◀<br />
Fotos: swiss-<strong>im</strong>age.ch/Roland Gerth, swiss-<strong>im</strong>age.ch/Nico Schaerer, Nationalpark/Hans Lozza, swiss-<strong>im</strong>age.ch/Nico Schaerer<br />
48 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
TOUREN<br />
Die Big Five des Schweizerischen Nationalparks<br />
An kaum einem anderen Ort gibt es die Möglichkeit, so einfach Gämse, Steinbock, Steinadler, Bartgeier<br />
und Murmeltier zu beobachten. Postbusse fahren von sechs Parkplätzen zurück zum Ausgangspunkt.<br />
1 Die Murmeltiere der Alp<br />
Gr<strong>im</strong>mels (2050 m)<br />
▶ leicht 2 Std.<br />
330 Hm 330 Hm<br />
Charakter: Einfache Rundwanderung,<br />
auch für Kinder geeignet<br />
– schon allein wegen der zahlreichen<br />
fetten Murmeltiere, die auf der von<br />
Bauten unterhöhlten Alp Gr<strong>im</strong>mels<br />
bereits <strong>im</strong> Juni rekordverdächtige<br />
Werte auf die Waage bringen.<br />
Start-/Endpunkt: Champlönch/P1<br />
(1838 m)<br />
Route: Champlönch (P1) – Alp<br />
Gr<strong>im</strong>mels (2050 m) – Bügliets – P2 –<br />
Champlönch (P1)<br />
Heinrich Haller (laut Eigenaussage).<br />
Geboten ist dabei für jedes Gemüt<br />
etwas: Bergwerkstollen, alte Zirben,<br />
geologische Phänomene, jede Menge<br />
Edelweiß, das Gackern der Schneehühner,<br />
ein grandioses Panorama<br />
am Horizont, Steinadler über dem<br />
H<strong>im</strong>mel. Am Ende lohnt eine Einkehr<br />
<strong>im</strong> Nationalparkhotel Il Fuorn (viele<br />
Biker, aber gute Küche).<br />
Startpunkt: Buffalora (1968 m)<br />
Endpunkt: Hotel Parc Naziunal Il<br />
Fuorn/P6 (1794 m)<br />
Route: Buffalora – Alp Marangun –<br />
Nationalparkgrenze – Munt la Schera<br />
(2586 m) – Alp la Schera – Parkplatz<br />
am Hotel Parc Naziunal Il Fuorn.<br />
Alternativen: Wer nicht genug hat,<br />
kann von der Alp la Schera statt<br />
nach Il Fuorn auch links zum Vallun<br />
Chafuol (P3) abbiegen und über<br />
den Sattel Murter (2545 m) zur<br />
Chamanna Cluozza (1882 m) oder<br />
Zernez wandern. Das verlängert die<br />
Unternehmung locker um vier bzw.<br />
sechs Stunden (Zernez).<br />
4 Die Hirsche unter der<br />
Fuorcla Trupchun (2782 m)<br />
▶ mittel 8 Std.<br />
1110 Hm 1110 Hm<br />
Charakter: Auf dem ersten Abschnitt<br />
bis zur extrem wildreichen<br />
Alp Trupchun vor allem während der<br />
Hirschbrunft <strong>im</strong> späten September<br />
unglaublich viel begangene Route mit<br />
extrem hoher Teleobjektivdichte. Mit<br />
zunehmender Steilheit des schottrigen<br />
Weges hinauf zum Pass (Fuorcla)<br />
dünnt der Strom der Wanderer aus<br />
– während an vielen Tagen dafür die<br />
Zahl der Steinböcke merklich zun<strong>im</strong>mt.<br />
Start-Endpunkt: S-chanf (1662 m),<br />
mit dem Auto bei Prasüras parken<br />
Route: S-chanf – Prasüras – Punt<br />
da Scrings – Val Mela – Alp Trupchun<br />
(2040 m) – Fuorcla Trupchun (2782<br />
m) – und zurück nach S-chanf.<br />
5 Die Seenplatte von Macun<br />
▶ schwierig 7–8 Std.<br />
1500 Hm 1560 Hm<br />
Charakter: Lange und alpine<br />
Wanderung zu den 23 Seen von<br />
Macun, die trotz ihrer Lage zwischen<br />
2600 und 2700 Metern verschiedene<br />
Fischarten wie die Bachforelle<br />
beherbergen. Felsblöcke und Schutt<br />
erfordern in Auf- und Abstieg Kondition<br />
und Trittsicherheit.<br />
Startpunkt: Bahnhof Zernez (1471)<br />
Endpunkt: Bahnhof Lavin (1412 m)<br />
Route: Zernez – Plan Sech – Munt<br />
Baselgia (2945 m) – Fuorcletta da<br />
Barcli – Macun – Alp Zeznina – Lavin.<br />
2 Die Gämsen von Margunet<br />
(2328 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
460 Hm 460 Hm<br />
Charakter: Kurzer, wenn auch<br />
teilweise steiler Rundweg entlang<br />
eines fünfsprachigen Nationalpark-<br />
Lehrpfades, vorbei an Edelweißhängen,<br />
Gämsenrudeln und dem Ort<br />
der Bartgeieraussetzungen zwischen<br />
1991 und 2007. Oft sind auf den<br />
vielen freien Flächen auch Hirsche<br />
und Murmeltiere zu sehen. Perfekt für<br />
all jene, die einen kurzen Überblick<br />
gewinnen wollen.<br />
Start-/Endpunkt: P7 (1878 m)<br />
Route: P7 – Val dal Botsch – Margunet<br />
(2328 m) – Val da Stabelchod<br />
– Stabelchod – P8 – P7<br />
3 Steine und Steinadler am<br />
Munt la Schera (2586 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
630 Hm 800 Hm<br />
Charakter: Eine der Lieblingswanderungen<br />
des Parkdirektors<br />
6 <strong>Der</strong> höchste Punkt Piz<br />
Quattervals (3165 m)<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1360 Hm 1360 Hm<br />
Charakter: Ausgesetzte und<br />
anspruchsvolle Tour zum höchsten,<br />
vollständig <strong>im</strong> Nationalpark gelegenen<br />
Gipfel. Auf der zweiten Weghälfte<br />
ist wegen der schwierigen, von der<br />
Schneelage abhängigen Wegfi ndung<br />
(Nordexposition) gutes Orientierungsvermögen<br />
notwendig, zudem herrscht<br />
teilweise Steinschlaggefahr. Wer die<br />
Tour direkt von Zernez aus angeht,<br />
benötigt bis zur Chamanna Cluozza<br />
drei Stunden Gehzeit. Eine Hütten-<br />
Übernachtung ist daher ratsam.<br />
Start- Endpunkt: Chamanna Cluozza<br />
(1862 m, siehe Bild)<br />
Route: Chamanna Cluozza – Valletta<br />
– Piz Quattervals – und retour.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49
ALPINISMUS<br />
Psychologie-Serie: Berge <strong>im</strong> Kopf<br />
Beste Voraussetzung<br />
für hohe Motivation:<br />
ein selbst gewähltes<br />
Ziel, wie beispielsweise<br />
der Murallòn für<br />
Stefan Glowacz<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Teil 1: Motivation<br />
Die Wahl der Qual<br />
Bergsteigen ist mühsam, hin und<br />
wieder auch gefährlich. Trotzdem<br />
machen es viele. Was motiviert sie?<br />
Mit dieser Frage startet die neue<br />
Serie des BERGSTEIGER: In zehn<br />
Folgen dreht sie sich um all die<br />
psychischen Herausforderungen,<br />
denen man am Berg begegnet.<br />
Von Dagmar Steigenberger<br />
Warten auf gutes Wetter zermürbt nur Unvorbereitete, sagt Glowacz.<br />
Fotos: Klaus Fengler (2)<br />
<strong>Der</strong> Sturm peitscht ihnen harte<br />
Eiskristalle in die Gesichter.<br />
Kein noch so kleiner Strauch,<br />
der ihnen Deckung bieten könnte,<br />
keine noch so einfache Hütte,<br />
in der sie Zuflucht finden würden. Es<br />
ist das dritte Jahr in Folge, in dem die beiden<br />
deutschen Extrembergsteiger Stefan<br />
Glowacz und Robert Jasper zum Murallòn<br />
aufgebrochen sind. Im Jahr zuvor hatte<br />
sie ein Sturm 250 Meter unter dem Gipfel<br />
zur Umkehr gezwungen, ihre Seile und<br />
Zelte zerfetzt. Auch dieses Mal beginnen<br />
ihre Tage frühmorgens mit stundenlanger<br />
Schaufelarbeit, um die Zelte von der meterhohen<br />
Schneeschicht zu befreien. Danach<br />
harren sie <strong>im</strong> spartanischen Basislager aus,<br />
mit Trockennahrung und kaum Möglichkeiten<br />
zur Ablenkung. Wann kommt ein<br />
Schönwetterfenster? Kommt es überhaupt?<br />
Es kommt: In 48 Stunden klettern Glowacz<br />
und Jasper <strong>im</strong> November 2005 durch die<br />
1000 Meter hohe Nordwand des Murallòn<br />
und erreichen nach einer Biwaknacht auf<br />
einem schmalen Felsband den Gipfel.<br />
Und das alles aus Neugierde. Sagt zumindest<br />
Stefan Glowacz. Auf die Frage, warum<br />
er auf Berge klettert, antwortet er: »Ich<br />
bin einfach ein neugieriger Mensch. Ich<br />
möchte Neues entdecken und Dinge tun,<br />
die mich herausfordern.«<br />
<strong>Der</strong> Nomade in mir<br />
Die Frage nach dem Warum hat auch den<br />
Sozialwissenschaftler Ulrich Aufmuth umgetrieben,<br />
der mit seinem bekanntesten<br />
Ulrich Aufmuth<br />
glaubt, in der<br />
Leidenschaft fürs<br />
Bergsteigen den<br />
Wunsch nach der<br />
verlorenen Wildnis<br />
wiederzuerkennen.<br />
Buch »Zur Psychologie des Bergsteigens«<br />
in den 1980er-Jahren als einer der Experten<br />
auf diesem Gebiet galt. Er glaubt, <strong>im</strong><br />
Bergsteigen den Wunsch nach der verlorenen<br />
Wildnis wieder zu erkennen, den vor<br />
allem die Menschen in westlichen Zivilisationen<br />
verspüren. »Vieles von dem, was<br />
uns <strong>im</strong> Alltag an grundlegenden und zu einem<br />
vollständigen Menschsein notwendigen<br />
Erfahrungsmöglichkeiten genommen<br />
ist, gibt uns das Leben in der Wüstenlandschaft<br />
der Berge in einer geballten Form<br />
zurück«, erklärt Aufmuth. <strong>Der</strong> Menschheit<br />
liege das Nomadentum, das neun Zehntel<br />
ihrer Geschichte best<strong>im</strong>mt habe, nach<br />
wie vor <strong>im</strong> Blut. So führt der Soziologe die<br />
Sehnsüchte nach Freiheit, Weite und Regellosigkeit<br />
– kurz: nach dem Bergsteigen<br />
– letztlich auf die Gene zurück.<br />
Seine jüngeren Kollegen stehen einer<br />
allgemeinen Theorie, die die Motivation<br />
fürs Bergsteigen erklären soll, skeptisch<br />
gegenüber. <strong>Der</strong> Diplom-Psychologe und<br />
Erlebnispädagoge Martin Schwiersch sagt:<br />
»Es gibt viele unterschiedliche Motive:<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 51
Eines ist bei allen<br />
<strong>Bergsteiger</strong>n gleich:<br />
Am Anfang ihrer<br />
Leidenschaft<br />
steht zwangsläufig<br />
der Erfolg.<br />
Zum Rückzug gezwungen: Robert Jasper und Stefan Glowacz <strong>im</strong> zweiten Jahr am Murallòn<br />
Bergsteigen schafft Identität, verleiht einen<br />
Status, es verhilft einem zu Anerkennung.«<br />
Nur das Motiv der Todessehnsucht,<br />
die Extrembergsteigern bisweilen attestiert<br />
wird, bezeichnet er als »reinen Quatsch.<br />
Wir können den Menschen durchaus trauen,<br />
wenn sie das Gefühl von Lebendigkeit<br />
als Grund für ihr Handeln angeben.«<br />
Eines jedoch sei bei allen <strong>Bergsteiger</strong>n<br />
gleich: Am Anfang ihrer Leidenschaft steht<br />
der Erfolg. Das Unterwegs-Sein <strong>im</strong> Gebirge<br />
befriedige ihre Motive, sei es nun die<br />
Sehnsucht nach Anerkennung, nach Kontrolle<br />
über den Körper, nach Gruppenzu-<br />
Leserumfrage<br />
Wir wollten von<br />
unseren Lesern wissen,<br />
was ihre hauptsächliche<br />
Motivation<br />
be<strong>im</strong> Wandern und<br />
Bergsteigen ist.<br />
Hier das Ergebnis:<br />
10%<br />
15%<br />
4%<br />
4%<br />
Leidenschaft ist, was Leiden schafft: Stefan<br />
Glowacz’ Hände nach aufreibendem Einsatz<br />
4%<br />
Einkehr<br />
Freunde<br />
Gipfel sammeln<br />
Sportl. Betätigung<br />
Naturerlebnis<br />
67% %<br />
gehörigkeit oder anderes. »<strong>Der</strong> Erfolg führt<br />
dazu, dass man es weiter macht«, sagt<br />
Schwiersch, »auch wenn sich die Motive<br />
fürs Bergsteigen mit der Zeit verändern«.<br />
Selbst wenn jemand keine Antwort auf die<br />
Frage nach dem Warum weiß, hat das für<br />
Schwiersch nichts mit Gedankenlosigkeit<br />
zu tun: »Wenn jemand voll motiviert ist,<br />
dann ist es ihm egal, warum das so ist.<br />
Man muss das Motiv nicht kennen, um<br />
Motivation zu spüren.« Meist werde nach<br />
dem Motiv ohnehin erst gefragt, wenn die<br />
Motivation zu Schwierigkeiten führt.<br />
Nur selbst gewählte Ziele motivieren<br />
Wenn Stefan Glowacz mehrere unmotivierte<br />
Phasen erlebt, »Phasen, wo ich nicht<br />
an das Projekt glaube«, dann weiß er, »da<br />
st<strong>im</strong>mt was mit dem Ziel nicht«. Be<strong>im</strong> Murallòn<br />
gab es diese Phasen nie. Tatsächlich<br />
war der Extrembergsteiger »besessen von<br />
dem Projekt«, wie er selbst sagt. Und das,<br />
obwohl er wusste, was ihn an Strapazen<br />
erwarten würde. »Das war part of the<br />
game«, stellt Glowacz achselzuckend fest.<br />
»So etwas überrascht dich nur, wenn du<br />
dich zuvor nicht ausreichend mit deinem<br />
Projekt auseinander gesetzt hast.«<br />
Oft genug müssen sich Extrembergsteiger<br />
nach solchen Abenteuern den Vorwurf gefallen<br />
lassen, Egoisten zu sein. Sie machen,<br />
was sie wollen, und nehmen dabei keine<br />
Rücksicht – nicht einmal auf ihren eigenen<br />
Körper. Genau das scheint aber der<br />
Schlüssel zur hohen Kunst der Motivation<br />
zu sein: Wer ein schwieriges Ziel bewusst<br />
und aus freiem Willen wählt, n<strong>im</strong>mt da-<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
INFO<br />
Theorien zur Motivationspsychologie<br />
Fotos: Klaus Fengler (3)<br />
Schneestürme stellen die Motivation für den Gipfel auf eine harte Probe.<br />
für auch harte Entbehrungen in Kauf.<br />
Glowacz ist deshalb überzeugt davon, dass<br />
man niemand anderen außer sich selbst<br />
motivieren kann: »Wenn ich mich von außen<br />
motivieren lasse, dann kommt irgendwann<br />
der Zeitpunkt, wo ich feststelle: Das<br />
will ich ja gar nicht selbst.« Wenn er Vorträge<br />
für Unternehmen hält, beschränkt<br />
sich der Extremkletterer darauf, die Menschen<br />
zu inspirieren. »Motivieren müssen<br />
sie sich schon selbst«, sagt er. »Ich bin ja<br />
keine Motivations-Tankstelle.«<br />
Auch Psychologe Schwiersch ist skeptisch,<br />
was die Fremd-Motivation fürs Bergsteigen<br />
anbelangt. Für Kinder hat er dennoch<br />
TIPP<br />
Zur Psychologie<br />
des Bergsteigens<br />
<strong>Der</strong> Soziologe und Psychotherapeut Ulrich<br />
Aufmuth hat mehrere Bücher zu den psychologischen<br />
Hintergründen des Bergsteigens<br />
geschrieben. Sein berühmtestes trägt<br />
den Titel »Zur Psychologie des Bergsteigens«<br />
und befasst sich auf unterhaltsame<br />
Weise mit der Frage,<br />
warum man als<br />
Breitensportler wie<br />
auch als Extremer<br />
auf Berge steigt. Erschienen<br />
<strong>im</strong> Fischer<br />
Taschenbuch Verlag,<br />
Frankfurt am<br />
Main 1988; nur<br />
noch gebraucht<br />
erhältlich.<br />
ein Rezept parat: »Wichtig ist, dass andere<br />
Kinder bei der Wanderung dabei sind und<br />
dass es spielerisch bleibt. Kinder denken<br />
nicht vorrangig in Zielen.« Davon, den<br />
eigenen Partner motivieren zu wollen,<br />
rät Schwiersch allerdings ab. »Da läuft<br />
man Gefahr, Beziehungskonflikte übers<br />
Bergsteigen auszutragen. Oder der eine<br />
marschiert anfangs nur dem anderen zuliebe<br />
mit, zieht sich aber mit den Jahren<br />
zurück, weil ihm langfristig das eigene<br />
Motiv fehlt.«<br />
Disziplin macht glücklich<br />
Denjenigen, denen die Motivation schwer<br />
fällt, rät Schwiersch zu einem einfachen<br />
Trick: »Machen Sie Ihr Vorhaben öffentlich.«<br />
Wochenprotokolle helfen bei der<br />
Selbstkontrolle, Verabredungen mit Trainingspartnern<br />
sorgen für Regelmäßigkeit.<br />
Denn Disziplin funktioniert ähnlich einem<br />
Muskel: Sie wird stärker durch Training.<br />
Angeblich macht sie sogar glücklich.<br />
Deutsche und US-amerikanische Psychologen<br />
um Wilhelm Hofmann von der University<br />
of Chicago fanden kürzlich in einer<br />
Studienreihe heraus: Menschen sind zufriedener<br />
mit ihrem Leben, wenn sie sich<br />
in Disziplin üben oder anstrengen mussten,<br />
um ein Ziel zu erreichen.<br />
Wir wussten es ja schon <strong>im</strong>mer: Bergsteigen<br />
macht einfach glücklich!<br />
◀<br />
VORSCHAU: Nehmen Sie an der nächsten Leserumfrage<br />
Mitte Juli auf www.bergsteiger.de teil und<br />
lesen Sie anschließend in Ausgabe 10/2014 alles<br />
über Teamgeist, Gruppendynamik und Verantwortung.<br />
Alles, was wir tun, wird von Bedürfnissen<br />
angetrieben. Diese Bedürfnisse können einen<br />
biologischen Ursprung haben wie Hunger und<br />
Durst; sie können aber auch psychologisch<br />
und sozial bedingt sein, wie beispielsweise<br />
das Streben nach Erfolg. Das Zusammenspiel<br />
von Bedürfnissen und Situationen<br />
schafft die Motivation für ein best<strong>im</strong>mtes<br />
Verhalten. Je ausgeprägter diese Motivation<br />
ist, desto stärker werden wir angetrieben, das<br />
entsprechende Verhalten zu zeigen.<br />
Das erste Modell zur Motivationspsychologie<br />
entwickelte Abraham H. Maslow ab 1943<br />
auf der Grundlage einer hierarchischen<br />
Anordnung von Bedürfnissen. Körperliche<br />
Grundbedürfnisse erschienen ihm am wichtigsten,<br />
gefolgt von sozialen Grundbedürfnissen<br />
wie jene nach Liebe, Zugehörigkeit<br />
und Geborgenheit. Erst wenn diese erfüllt<br />
sind, folgen die sogenannten Wachstums-<br />
Bedürfnisse nach sozialer Anerkennung,<br />
nach Selbstverwirklichung und schließlich<br />
das Bedürfnis nach Transzendenz. Maslow<br />
geht davon aus, dass zuerst die jeweils<br />
untere Ebene der Bedürfnishierarchie befriedigt<br />
sein muss, bevor man sich anderen<br />
Bedürfnissen zuwendet. Das Bedürfnis, auf<br />
Berge zu steigen, gehört in die Kategorie<br />
der Wachstums-Bedürfnisse. Allerdings ist<br />
das Maslow’sche Modell mittlerweile unter<br />
Psychologen umstritten, da die Aufteilung<br />
der Bedürfnisklassen empirisch nicht<br />
bestätigt ist.<br />
Heutzutage gehen Motivationspsychologen<br />
von drei gleichwertigen sozialen Grundmotiven<br />
aus: von den Bedürfnissen nach Macht bzw.<br />
Kontrolle, Anschluss und Leistung. Wie groß<br />
das Bedürfnis nach Leistung ist, hängt von<br />
früheren Erfolgs- und Misserfolgs-Erfahrungen<br />
ab – und davon, wie sehr man die mögliche<br />
Belohnung schätzt. Belohnung kann von<br />
außen kommen (extrinsische Motivation)<br />
oder aus einem selbst<br />
heraus (intrinsische<br />
Motivation); letztere<br />
wirkt langfristiger.<br />
Selbstverwirklichung<br />
Wachstumsbedürfnisse<br />
Defizitbedürfnisse<br />
Transzendenz<br />
Soziale Anerkennung<br />
Soziale Beziehungen<br />
Sicherheit<br />
Körperliche Grundbedürfnisse<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 08/14<br />
Dolomiten, Walliser, Zillertaler,<br />
Chiemgauer Alpen, Rofan, Karwendel<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
2 Cap. Margherita,<br />
3 Vincentpyramide, 5 Ehrwalder Sonnenspitze,<br />
6 Haidachstellwand, 10 Hochgern, leichte<br />
7 Paternkofel, technisch<br />
wenig schwierige Hochtour<br />
auf die Signalkuppe<br />
unschwierige Hochtour<br />
mit toller Aussicht<br />
anspruchsvoll,<br />
mit leichter Kletterei<br />
Teil des Achenseer<br />
5-Gipfel-Klettersteigs<br />
Bergwanderung, auch<br />
für Kinder ab 12 Jahren leichter Kletter-<br />
steig für Einsteiger<br />
1 Rocciamelone,<br />
4 Dufourspitze,<br />
12 Wildangerspitze, 11 Roller, leichte<br />
9 Sextener Rotwand,<br />
schwierige, teils exponierte<br />
Zwei-Tage-Tour<br />
schwierige Überschreitung<br />
mit Gratkletterei<br />
lange, aber unschwierige<br />
Wanderung<br />
Wanderung mit kühlem<br />
Aufstieg <strong>im</strong> Schatten<br />
leichter, aber konditionell<br />
fordernder Steig<br />
8 Toblinger Knoten,<br />
mittelschwierig und<br />
luftig über viele Leitern<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Grajische Alpen Rocciamelone (3538 m)<br />
1<br />
Überschreitung von Europas höchstem Wallfahrtsberg<br />
<strong>Der</strong> erste Teil der Route auf diesen genialen Aussichtsberg führt unschwierig über einen Teilabschnitt<br />
der GTA. Ein Problem stellt <strong>im</strong>mer die Wettersituation dar: Sind Anzeichen von Wolkenbildung schon<br />
vom Gipfel aus sichtbar, besser auf dem Hinweg zurück gehen und nicht die Überschreitung wagen.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 80<br />
1980 Hm | 2 Tage<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talorte: Susa (503 m), La Riposa (2205 m)<br />
Ausgangspunkt/Endpunkt: Rifugio Vulpot (1805 m)<br />
am Malciaussia-Stausee <strong>im</strong> Talschluss des Valle di Viù,<br />
40 km von Lanzo<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Lanzo/<br />
Germagnano, dann weiter per Bus bis Usseglio<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis September<br />
Karte: Fraternali, Carta dei Sentieri, 1:25 000 »Val Susa,<br />
Val Cenischia, Rocciamelone, Val Chisone«<br />
Fremdenverkehrsamt: Turismo Torino e Provincia, Tel. 00 39/<br />
0 11/53 51 81, www.turismotorino.org; lokales Tourismusbüro in<br />
Lanzo, Via Umberto I, Tel. 00 39/01 23/2 80 80<br />
Hütten: Rif. Vulpot, Tel. 00 39/01 23/8 37 71 oder 3 20/<br />
8 40 70 78, www.rifugiovulpot.com. Cap. Sociale Aurelio Ravetto,<br />
Tel. 00 39/0 11/6 27 04 41 oder 3 38/9 00 78 13. Rif. Cà d’Asti,<br />
Tel. 00 39/01 22/3 31 92. Rif. Tazzetti, Tel. 00 39/01 23/8 37 30<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die Querung auf der Alta Via<br />
Val di Susa zum Rifugio Cà d’Asti kann bei Nebel Orientierungsprobleme<br />
bereiten, da die Markierung ausgeblichen und der Pfad<br />
wenig ausgeprägt ist. Zum Gipfel steiles, teils exponiertes Gehgelände,<br />
der Gipfelaufbau ist mit Seil gesichert. <strong>Der</strong> Abstieg zum<br />
Rifugio Tazzetti ist der anspruchsvollste Part. Die Überquerung<br />
des fl achen Gletscherplateaus ist bei guten Bedingungen ohne<br />
Steigeisen möglich. Am Col di Resta trifft man dann auf einen gut<br />
markierten Abstiegspfad, exponiert, aber ohne Kletterei begehbar.<br />
TIPP<br />
Walliser Alpen Capanna Margherita (4554 m)<br />
2<br />
Schlafen zwischen H<strong>im</strong>mel und Erde<br />
Die Capanna Margherita steht auf dem Gipfel der Signalkuppe und ist damit die höchst gelegene<br />
Hütte der Alpen. Hier zu übernachten ist ein einmaliges Erlebnis. Allerdings ist die Akkl<strong>im</strong>atisierung<br />
wichtig, um sich anschließend an die Aussicht und nicht bloß ans Kopfweh zu erinnern.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014– Seite 64<br />
↑ 1150/↓ 2000 Hm |<br />
normale<br />
Hochtourenausrüstung<br />
10 Std.<br />
Talorte: Gressoney (1385/1624 m), Zermatt (1616 m)<br />
Ausgangspunkt: Punta Indren (3275 m)<br />
Endpunkt: Rotenboden (2815 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Martigny,<br />
Bus über den Großen Sankt Bernhard nach Aosta, Zug<br />
bis Pont-Saint-Martin und wieder Bus nach Gressoney;<br />
Seilbahn zur Punta Indren. Vom Rotenboden mit der<br />
Gornergratbahn nach Zermatt und mit der Bahn via Visp<br />
zurück nach Martigny<br />
Gehzeiten: Aufstieg 5 Std., Abstieg 5 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karten/Führer: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1348<br />
»Zermatt«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000,<br />
Blatt 284 T »Mischabel« (inkl. Gressoney auf der Rückseite)<br />
Caroline Fink »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis. Panoramawanderungen,<br />
Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann Verlag,<br />
2014<br />
Informationen: Gressoney/<strong>Mont</strong>e Rosa, Tel. 00 39/01 25/<br />
35 66 70, www.gressoneymonterosa.it; Zermatt Tourismus,<br />
Tel. 00 41/ 27/9 66 81 00, www.zermatt.ch<br />
Hütten: Rifugio Mantova, Tel. 00 39/1 63/7 81 50,<br />
www.rifugiomantova.it;<br />
Capanna Margherita, Tel. 00 39/1 63/9 10 39,<br />
www.rifug<strong>im</strong>onterosa.it<br />
Schwierigkeit: WS (wenig schwierig)<br />
TIPP<br />
Walliser Alpen Vincentpyramide (4215 m)<br />
3<br />
Auf einen wuchtigen Gipfel des <strong>Mont</strong>e Rosa<br />
Die Vincentpyramide erhebt sich <strong>im</strong> südlichen Gebiet des <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massivs als vergletscherte<br />
Kuppe. Neben ihren höheren Nachbarn wirkt sie eher klein, ist <strong>im</strong> Grunde aber ein stolzer Viertausender,<br />
der fantastische Ausblicke bietet.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 64<br />
800 Hm | 5 Std.<br />
normale<br />
Hochtourenausrüstung<br />
Talort: Gressoney (1385/1624 m)<br />
Ausgangspunkt: Punta Indren (3275 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Martigny,<br />
Bus über den Großen Sankt Bernhard nach Aosta, Zug bis<br />
Pont-Saint-Martin und wieder Bus nach Gressoney;<br />
Seilbahn zur Punta Indren<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karten/Führer: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1348<br />
»Zermatt«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000, Blatt 284 T<br />
»Mischabel« (inkl. Gressoney auf der Rückseite)<br />
Caroline Fink »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis. Panoramawanderungen,<br />
Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann Verlag,<br />
2014<br />
Informationen: Gressoney/<strong>Mont</strong>e Rosa, Tel. 00 39/01 25/<br />
35 66 70, www.gressoneymonterosa.it<br />
Hütte: Rifugio Mantova, Tel. 00 39/1 63/7 81 50,<br />
www.rifugiomantova.it<br />
Schwierigkeit: WS (wenig schwierig)
TIPP<br />
Grajische Alpen Rocciamelone (3538 m)<br />
TIPP<br />
1. Tag: Rifugio Vulpot (1805 m) – Rifugio Cà d’Asti (2854<br />
m); 4½ Std., 1210 Hm Aufstieg, 160 Hm Abstieg<br />
Vom Rifugio Vulpot auf der Schotterpiste am Seeufer entlang,<br />
über seinen Zufl uss und nach links der weiß-rot-weiß<br />
markierten GTA südlich bergwärts folgen. In angenehmer<br />
Steigung auf einer schönen Mulattiera zum Colle Croce<br />
di Ferro (2558 m, 2 Std.). Etwas unterhalb der Passhöhe<br />
liegt die Capanna Sociale Aurelio Ravetto (2545 m). Die<br />
ehemalige Kaserne ist seit ein paar Jahren als Unterkunft<br />
hergerichtet worden. Auch wenn Wanderer nur auf einen<br />
Kaffee bleiben, freut sich Hüttenwirt Franco Vigna. Die<br />
GTA-Route quert dann fl ach durch die Ostseite des <strong>Mont</strong>e<br />
Palon auf seine Südseite. Nach einem kurzen Abstieg die<br />
GTA verlassen und nach rechts der weiß-rot markierten<br />
Alta Via Val di Susa folgen. Die Markierungen sind nicht<br />
<strong>im</strong>mer gut ersichtlich. In kurzem Auf und Ab mehr oder<br />
weniger auf gleicher Höhe und durch mehrere Bachgräben<br />
(teilweise rutschiges Gestein) westlich gegen das Rifugio<br />
Cà d’Asti (2854 m, 2½ Std.).<br />
2.Tag: Rifugio Cà d’Asti – Rifugio Vulpot; 6 Std., 770 Hm<br />
Aufstieg, 1820 Hm Abstieg<br />
Walliser Alpen Capanna Margherita (4554 m)<br />
Route: Von der Punta Indren oberhalb von Gressoney gelangt<br />
man in einer knappen Stunde zum Rifugio Mantova.<br />
Zwecks Akkl<strong>im</strong>atisierung eignet sich ein Abstecher auf die<br />
4046 Meter hohe Punta Giordani direkt über der Punta<br />
Indren. Ihren Gipfel erreicht man in gut 2½ Stunden, zwei<br />
Stunden später sitzt man auf der Sonnenterrasse des<br />
Rifugio Mantova. Diese Hütte liegt 200 Meter tiefer als<br />
die benachbarte Capanna Gnifetti, ist jedoch moderner<br />
und weniger überlaufen. Vom Rifugio führt der Weg tags<br />
darauf an der Capanna Gnifetti vorbei und am östlichen<br />
Rand des mächtigen Lysgletschers hoch zu den Gipfeln<br />
des <strong>Mont</strong>e Rosa.<br />
Wer mag, kann unterwegs Vincentpyramide, Balmenhorn,<br />
Schwarzhorn, Ludwigshöhe, Parrotspitze und Zumsteinspitze<br />
besteigen, um schließlich den Gipfel der Signalkuppe<br />
und damit die Capanna Margherita zu erreichen.<br />
Am nächsten Tag führt die Route über den Grenzgletscher<br />
hinab. Dieser Gletscher weist größere Spaltenzonen auf<br />
und sollte früh am Tag und mindestens in Dreierseilschaft<br />
begangen werden. Die Route folgt dem Verlauf der Gletscherzunge<br />
und ist abhängig von den Verhältnissen. Auf<br />
Bei guter Wetterprognose ist meist eine Menge los auf der Hütte<br />
und es empfi ehlt sich, noch vor dem offi ziellen Frühstück zur Gipfelbesteigung<br />
aufzubrechen. Wer es schafft, vor Sonnenaufgang<br />
oben zu sein, darf ein wunderbares Erlebnis mit nach Hause nehmen.<br />
Bis zum Vorgipfel La Crocetta (3306 m) ist der Weg einfach<br />
nur sehr steil, dann kommt Exponiertheit hinzu, doch man darf<br />
sich nun an Seilen festhalten und kann so leicht über den Südgrat<br />
den Gipfel des Rocciamelone (2 Std.), erreichen. Abgesehen<br />
von besonderen Festivitäten ist die Gipfelkapelle geschlossen<br />
(Schlüssel be<strong>im</strong> Hüttenwirt Fulgido Tabone), das Biwak ist jedoch<br />
stets geöffnet. Für den Abstieg zum Rifugio Tazetti auf dem Pfad<br />
unterhalb der Madonnenstatue den Nordwestgrat abwärts. Die<br />
Pfadspuren und Steinmännchen leiten nach ca. 10 Minuten<br />
rechts durch den Hang auf das Gletscherplateau hinunter; dieses<br />
nordöstlich überqueren. Am letzten ins Val di Viù überlappende<br />
Eiscouloir befi ndet sich der Col di Resta (3183 m, 1¼ Std.); dort<br />
auf einen rot-weiß markierten Weg. Im Zickzack durch einen felsigen<br />
Steilhang auf den Kamm, der zum Rifugio Tazzetti (2642 m,<br />
1 Std.) leitet. Auf dem Hüttenweg zunächst steil, dann zunehmend<br />
fl acher über Alpwiesen zurück um Ausgangspunkt (1¾ Std.<br />
Iris Kürschner<br />
einer Höhe von rund 2920 Metern verlässt man den Gletscher,<br />
steigt auf den Sporn von Plattje und folgt Wegmarkierungen bis<br />
zur Neuen <strong>Mont</strong>e-Rosa-Hütte (2883 m); von dieser gelangt man<br />
auf dem Hüttenweg zur Bahnstation Rotenboden oberhalb von<br />
Zermatt.<br />
Caroline Fink<br />
Die höchste Hütte der Alpen<br />
Blick auf Susa be<strong>im</strong> Gipfel-Aufstieg<br />
Foto: Caroline Fink Foto: Iris Kürschner<br />
TIPP<br />
Walliser Alpen Vincentpyramide (4215 m)<br />
Route: Von der Punta Indren oberhalb von Gressoney gelangt<br />
man in einer knappen Stunde zum Rifugio Mantova.<br />
Zwecks Akkl<strong>im</strong>atisierung eignet sich ein Abstecher auf die<br />
4046 Meter hohe Punta Giordani direkt über der Punta Indren.<br />
Ihren Gipfel erreicht man in gut 2½ Stunden, zwei<br />
Stunden später sitzt man auf der Sonnenterrasse des Rifugio<br />
Mantova. Diese Hütte liegt 200 Meter tiefer als die<br />
benachbarte Capanna Gnifetti, ist jedoch moderner und<br />
weniger überlaufen. Vom Rifugio führt der Weg tags darauf<br />
an der Capanna Gnifetti vorbei und am östlichen Rand<br />
des mächtigen Lysgletschers gemächlich und ziemlich<br />
fl ach bis in eine weite Senke, in der man nach rechts<br />
schwenkt. Linkerhand führt die Route hoch zum kleinen<br />
Felszapfen des Balmenhorns (4167 m). Dieses gilt nicht<br />
als eigenständiger Viertausender, erfreut Besucher indes<br />
mit einer <strong>im</strong>mensen Christusstatue und einer Biwakschachtel.<br />
Vom Balmenhorn aus ist zudem die Spur bestens<br />
einsehbar, die technisch einfach auf die etwas weiter<br />
südlich gelegene Vincentpyramide (4215 m) führt. <strong>Der</strong><br />
Abstieg erfolgt auf derselben Route.<br />
Caroline Fink<br />
<strong>Der</strong> Gipfel wurde nach dem Erstbesteiger Johann Nikolaus Vincent benannt (5. August 1819).<br />
Foto: Caroline Fink
TIPP<br />
Walliser Alpen Dufourspitze (4634 m)<br />
4<br />
Auf den höchsten Schweizer Gipfel<br />
Eine Tour, die angesichts der langen Gletscherzustiege von Zermatt her oft als Skihochtour <strong>im</strong><br />
Frühjahr unternommen wird. Eine interessante Variante <strong>im</strong> Sommer ist jedoch die Überschreitung<br />
des Berges vom italienischen Gressoney nach Zermatt mit Übernachtung in der Capanna Margherita.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 64<br />
↑ 400/↓ 2100 Hm |<br />
2 Tage<br />
normale Hochtourenausrüstung<br />
inkl. Material für<br />
Gratkletterei<br />
Talorte: Gressoney (1385/1624 m), Zermatt (1616 m)<br />
Ausgangspunkt: Punta Indren (3275 m)<br />
Endpunkt: Rotenboden (2815 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Martigny,<br />
Bus über den Großen Sankt Bernhard nach Aosta, Zug<br />
bis Pont-Saint-Martin und wieder Bus nach Gressoney;<br />
Seilbahn zur Punta Indren. Vom Rotenboden mit der<br />
Gornergratbahn nach Zermatt und mit der Bahn via Visp<br />
zurück nach Martigny<br />
Gehzeiten: Aufstieg 4 Std., Abstieg 6 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />
Karten/Führer: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1348<br />
»Zermatt«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000,<br />
Blatt 284 T »Mischabel« (inkl. Gressoney auf der Rückseite)<br />
Caroline Fink »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis. Panoramawanderungen,<br />
Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann Verlag,<br />
2014<br />
Informationen: Gressoney/<strong>Mont</strong>e Rosa, Tel. 00 39/01 25/<br />
35 66 70, www.gressoneymonterosa.it; Zermatt Tourismus,<br />
Tel. 00 41/ 27/9 66 81 00, www.zermatt.ch<br />
Hütten: Rifugio Mantova, Tel. 00 39/1 63/7 81 50,<br />
www.rifugiomantova.it; Capanna Margherita, Tel. 00 39/1 63/<br />
9 10 39, www.rifug<strong>im</strong>onterosa.it<br />
Schwierigkeit: ZS (ziemlich schwierig); Fixseile <strong>im</strong> Abstieg<br />
vom Grenzgipfel zum Silbersattel<br />
TIPP<br />
Mieminger Gebirge Ehrwalder Sonnenspitze (2417 m)<br />
5<br />
<strong>Der</strong> formschönste Gipfel der Mieminger Kette<br />
Im Umkreis der Coburger Hütte befinden sich eine Reihe attraktiver Gipfelziele für ambitionierte<br />
Berggeher. Aufgrund ihrer Form und der fantastischen Aussicht ist die Sonnenspitze seit jeher<br />
besonders beliebt. Freilich muss man dort schon ein wenig zupacken.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />
1420 Hm | 7½ Std.<br />
normale Bergwanderausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Ehrwald (1000 m)<br />
Ausgangspunkt: Talstation der Ehrwalder Almbahn<br />
(1108 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Ehrwald liegt an der<br />
Außerfernbahn von Garmisch über Reutte nach Kempten;<br />
zur Seilbahnstation Busverkehr<br />
Gehzeiten: 3 Std. Zustieg zur Coburger Hütte, 1¾ Std.<br />
Gipfelaufstieg, 2¾ Std. Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Mitte Oktober<br />
Karten/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 4/2<br />
»Wetterstein- und Mieminger Gebirge Mitte«; Mark Zahel »Alpine<br />
Bergtouren Wetterstein und Karwendel«, Bruckmann Verlag, 2014<br />
Fremdenverkehrsamt: Tiroler Zugspitzarena, Tourismusbüro,<br />
Kirchplatz 1, A-6632 Ehrwald, Tel. 00 43/(0)56 73/20 00 02 08,<br />
Fax 00 43/(0)56 73/20 00 02 10<br />
Hütte: Coburger Hütte (1917 m), DAV, Anfang Juni bis Mitte<br />
Oktober, Tel. 00 43/(0)6 64/3 25 47 14<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Trotz Markierung anspruchsvolle<br />
Bergtour mit recht anhaltender Kletterei (schwierigste<br />
Stellen II, sonst überwiegend I, ganz wenige Sicherungen) in<br />
der Südfl anke. Be<strong>im</strong> nordostseitigen Abstieg nur <strong>im</strong> oberen Teil<br />
einige kurze Kletterstellen (I–II), sonst meist steiles Gehgelände.<br />
Absolute Trittsicherheit, grundlegende Kletterfähigkeiten und<br />
Routengespür notwendig, daher nur für Erfahrene.<br />
TIPP<br />
Rofangebirge Haidachstellwand (2192 m)<br />
6<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />
Schnuppertour am 5-Gipfel-Klettersteig<br />
Die Haidachstellwand war trotz Seilbahnnähe lange Zeit kein überlaufener Gipfel. Seitdem sie<br />
Teil des Achenseer 5-Gipfel-Klettersteigs geworden ist, herrscht dort regesTreiben. Freilich wird<br />
bergsteigerisch nun auch mehr Spannung geboten – eine Ferrata-Spritztour zum Ausprobieren.<br />
450 Hm | 2½ Std.<br />
K2–3; Klettersteigausrüstung<br />
mit Helm<br />
Talort: Maurach (974 m)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation der Rofanseilbahn bei der<br />
Erfurter Hütte (1831 m); Betriebszeiten 8.30 bis 17 Uhr<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung vom<br />
Bahnhof Jenbach nach Maurach<br />
Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std., Abstieg 1 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Mai bis Ende Oktober<br />
Karten/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 6<br />
»Rofan«. Eugen E. Hüsler »Ran ans Eisen«, Bruckmann<br />
Verlag, 2014; Mark Zahel »Alpine Klettersteige Ostalpen«,<br />
Bergverlag Rother, 2012.<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismus Informationsbüro, Achenseestraße<br />
5, A-6212 Maurach, Tel. 00 43/(0)52 43/53 55-0,<br />
Fax 00 43/(0)52 43/53 55-25<br />
Hütten: Erfurter Hütte (1834 m), DAV, Mitte Mai bis Ende<br />
Oktober, Tel. 00 43/(0)52 43/55 17<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Kurze Klettersteig-Überschreitung<br />
<strong>im</strong> mittleren Schwierigkeitsbereich (K2–3) und damit gute<br />
Testtour, aber schon etwas Geschick erforderlich. Die konditionellen<br />
Anforderungen sind gering.
TIPP<br />
Walliser Alpen Dufourspitze (4634 m)<br />
TIPP<br />
Route: Von der Punta Indren oberhalb von Gressoney gelangt<br />
man in einer knappen Stunde zum Rifugio Mantova.<br />
Zwecks Akkl<strong>im</strong>atisierung eignet sich jedoch ein Abstecher<br />
auf die 4046 Meter hohe Punta Giordani, die direkt über<br />
der Punta Indren liegt. Ihren Gipfel erreicht man in gut 2½<br />
Stunden, zwei Stunden später sitzt man auf der Sonnenterrasse<br />
des Rifugio Mantova. Diese Hütte liegt 200 Meter<br />
tiefer als die benachbarte Capanna Gnifetti, ist jedoch<br />
moderner und weniger überlaufen. Vom Rifugio führt der<br />
Weg tags darauf an der Capanna Gnifetti vorbei und am<br />
östlichen Rand des mächtigen Lysgletschers hoch zu den<br />
Gipfeln des <strong>Mont</strong>e Rosa.<br />
Wer mag, kann unterwegs Vincentpyramide, Balmenhorn,<br />
Schwarzhorn, Ludwigshöhe und/oder Parrotspitze besteigen,<br />
um schließlich den Gipfel der Signalkuppe und damit<br />
die Capanna Margherita zu erreichen.<br />
Am nächsten Tag führt die Route wenige Meter hinab<br />
zum Colle Gnifetti, dann hoch auf die Zumsteinspitze und<br />
von dieser in nördlicher Richtung zum Felsgrat der Dufourspitze.<br />
Über den Grat gelangt man mit Kletterstellen<br />
bis III zuerst auf den Grenzgipfel und über einen kurzen<br />
Mieminger Gebirge Ehrwalder Sonnenspitze (2417 m)<br />
Verbindungsgrat zum Hauptgipfel. Abstieg vom Grenzgipfel den<br />
Fixseilen entlang in den Silbersattel mit anschließendem Gletscherwackel<br />
zur Neuen <strong>Mont</strong>e-Rosa-Hütte und dem Hüttenweg<br />
folgend zur Bahnstation Rotenboden oberhalb von Zermatt.<br />
Caroline Fink<br />
Mit leichter Gratkletterei zum Gipfel<br />
Aufstieg: Von der Talstation anfangs ein Stück am<br />
Mühlenweg talauswärts, bis der eigentliche Aufstieg links<br />
abzweigt (hierher auch direkt von Ehrwald). Im Wald zunächst<br />
sachte, später steiler aufwärts und in Kehren an<br />
die Seebenmauer heran, die nachfolgend auf einer gesicherten<br />
Steiganlage (»Hoher Gang«) überwunden wird.<br />
Nach dem Ausstieg auf das Plateau (ca. 1670 m) durch<br />
lichte Lärchenbestände leicht abwärts zum Ufer des<br />
Seebensees, links an diesem vorbei und über eine Reihe<br />
von Serpentinen südwärts über die nächste Karstufe zur<br />
Coburger Hütte (1917 m).<br />
Gipfelaufstieg: Man folgt dem Weg westwärts unter<br />
dem Nordabbruch des Vorderen Drachenkopfes Richtung<br />
Biberwierer Scharte, zweigt aber noch vor dieser nach<br />
rechts auf eine Geröllhalde am Fuß der Südfl anke ab. Über den<br />
schrofi gen Vorbau in eine steile Rinne, die links von einer glatten<br />
Wand begrenzt wird. Bei ihrer Verzweigung in den rechten Ast<br />
(Pfeil) und weiter über typische Schrofen aufwärts. Unterhalb<br />
von schroffen Felsen hält man sich rechts, quert eine Kante<br />
sowie die auffällige vom Südgrat herabziehende Schluchtrinne.<br />
Es folgt die Schlüsselpassage in einem Kamin (II, einige Tritthilfen),<br />
der nach links in eine ausgesetzte Traverse mit Drahtseil<br />
übergeht. An deren Ende wieder gerade entlang einer Felsrippe<br />
sowie links daneben aufwärts. Im oberen Teil nochmals deutlich<br />
nach rechts, dabei die Rippe und eine Rinne queren, schließlich<br />
<strong>im</strong> Bereich der nächsten Rippe mit abnehmenden Schwierigkei-<br />
ten zum Südgipfel (2417 m) hinauf. Durch eine ausgesetzte<br />
Scharte zum nur wenig niedrigeren Nordgipfel mit Kreuz.<br />
Abstieg: Zuerst einige Meter am Nordwestgrat hinab (I–II).<br />
Dann quert man in die schuttbedeckte Flanke hinein und allmählich<br />
hinüber zu jener Rippe, die sich als Nordostgrat ausprägt.<br />
Im Wesentlichen geht es über diesen abwärts (anfangs<br />
noch vereinzelt I, danach unschwierig). Neben Steigspuren<br />
helfen deutliche rot-<strong>weiße</strong> Markierungen. <strong>Der</strong> Grat verbreitert<br />
sich zum Rücken und taucht dabei in die Vegetationszone<br />
ein. Zwischen den Latschen mehr nach rechts und durch lichten<br />
Wald zum Seebensee, den man unweit einer Jagdhütte<br />
erreicht. Schließlich wieder über den Hohen Gang talwärts.<br />
Mark Zahel<br />
West<br />
Panorama: www.peakfinder.org Foto: Caroline Fink<br />
TIPP<br />
Rofangebirge Haidachstellwand (2192 m)<br />
Aufstieg: Von der Erfurter Hütte geht es auf dem viel begangenen<br />
Weg Nr. 401 durch die Senke be<strong>im</strong> Mauritzalm-<br />
Hochleger, über eine steilere Passage (Grubasteig) in<br />
die Gruba-Hochmulden und rechts haltend Richtung<br />
Krahnsattel. Hier dreht man markant nach Süden ab und<br />
gelangt in Kürze zum Einstieg (ca. 2020 m). Am plattigen<br />
Auslauf eines Grätchens aufwärts und allmählich über steilere<br />
Stufen (C) zu einem Köpfl . In seinem Rücken folgt eine Gehpassage,<br />
ehe weitere Grataufschwünge (K2–3) zu meistern sind. Kurz<br />
vor dem Ausstieg auf die grasig-schrofi ge Gipfelabdachung ist als<br />
Gag eine Seilbrücke installiert. Schließlich noch rund 10 Minuten<br />
weiter bis zum Kreuz auf der Haidachstellwand (2192 m).<br />
Abstieg: Man überschreitet das Gipfelplateau und steigt südwestwärts<br />
über kurze Klettersteigpassagen (B) ab. Es folgen<br />
einige Schleifen am steilen Wiesenhang, ehe der Weg markant<br />
nach rechts abknickt und durch leicht verkarstetes Gelände<br />
zurück ins Seilbahngebiet quert.<br />
Mark Zahel<br />
Süd<br />
Panorama: www.peakfinder.org
TIPP<br />
Sextener Dolomiten Paternkofel (2746 m), Überschreitung<br />
7<br />
Genussklettersteig mit Abenteuerfaktor<br />
Eine Tour, die auch in den Berg hinein führt. Kurz nach der markanten Felsnadel des »Frankfurter<br />
Würstls« leitet die Route durch einen alten Kriegsstollen, die »Galleria Paterna«, in der es naturgemäß<br />
finster ist. Also Lampe nicht vergessen!<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 34<br />
1376 Hm | 6½ Std.<br />
K2; komplette<br />
Klettersteigausrüstung<br />
Talort: Fischleinboden (1454 m)<br />
Ausgangspunkt: Drei-Zinnen-Hütte (2438 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Sexten oder Taxi<br />
zum Parkplatz »Fischleinboden«<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2 Std., Abstieg 1½ Std. über<br />
Paternsattel zurück zur Drei-Zinnen-Hütte<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni – Ende September<br />
Karten: Tabacco Topografi sche Wanderkarten 1:25 000,<br />
»Sextener Dolomiten«, Nrn. 010, 03, 031 oder Tabacco,<br />
Wanderwege »Dolomiti Live«, 1:75 000 für alle Touren<br />
Information: Tourismusverband Hochpustertal, Dolomitenstraße<br />
29, I-39034 Toblach, Tel. 00 39/04 74/91 31 56,<br />
Fax 00 39/04 74/91 43 61, www.hochpustertal.info, versendet<br />
gratis Kartenmaterial mit Toureninfos zu allen Klettersteigen.<br />
Hütte/Einkehr: Drei-Zinnen-Hütte (2438 m), geöffnet 28. 06.–<br />
28. 09, 40 Betten, 100 Lager, spartanischer Winterraum, CAI,<br />
Pächter: Hugo Reider, Tel. 00 39/04 74/972 0 02, Fax 00 39/04<br />
74/71 24 56, mobil 00 39/3 29/6 69 03 35, dreizinnenhuette@<br />
rolmail.net; ausgezeichnete Küche, Panorama unschlagbar<br />
Charakter/Schwierigkeit: Konditionell und technisch leichter<br />
Steig mit überwältigender Optik. Auch für Familien mit kleineren,<br />
geübten Kindern machbar. Führt durch Stollen aus dem<br />
Ersten Weltkrieg, deshalb Taschen- oder Stirnlampe mitnehmen.<br />
TIPP<br />
Sextener Dolomiten Toblinger Knoten (2617 m), Leiternsteig/Feldkurat-Hosp-Steig<br />
8<br />
Klettersteig-Highlight in alpiner Traumregion<br />
<strong>Der</strong> Leiternsteig macht seinem Namen alle Ehre: Die Drei Zinnen <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Blick turnt man luftig<br />
über 17 Leitern durch mehrere steile Kamine. <strong>Der</strong> Feldkurat-Hosp-Steig ist dann <strong>im</strong> Abstieg technisch<br />
leichter.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 34<br />
1163 Hm | 6 Std.<br />
K3/2; komplette<br />
Klettersteigausrüstung<br />
Talort: Fischleinboden (1454 m)<br />
Ausgangspunkt: Drei-Zinnen-Hütte (2438 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Sexten oder Taxi<br />
zum Parkplatz »Fischleinboden«<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2 Std., Abstieg 1 Std. zurück zur<br />
Drei-Zinnen-Hütte<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni – Ende September<br />
Karten: Tabacco Topografi sche Wanderkarten 1:25 000,<br />
»Sextener Dolomiten«, Nrn. 010, 03, 031 oder Tabacco,<br />
Wanderwege »Dolomiti Live«, 1:75 000 für alle Touren<br />
Information: Tourismusverband Hochpustertal, Dolomitenstraße<br />
29, I-39034 Toblach, Tel. 00 39/04 74/91 31 56,<br />
Fax 00 39/04 74/91 43 61, www.hochpustertal.info, versendet<br />
gratis Kartenmaterial mit Toureninfos zu allen Klettersteigen.<br />
Hütte/Einkehr: Drei-Zinnen-Hütte (2438 m), geöffnet 28. 06.–<br />
28. 09, 40 Betten, 100 Lager, spartanischer Winterraum, CAI,<br />
Pächter: Hugo Reider, Tel. 00 39/04 74/972 0 02, Fax 00 39/04<br />
74/71 24 56, mobil 00 39/3 29/6 69 03 35, dreizinnenhuette@<br />
rolmail.net; ausgezeichnete Küche, Panorama unschlagbar<br />
Charakter/Schwierigkeit: Konditionell und technisch mittelschwieriger,<br />
häufi g stark exponierter Steig mit überwältigender<br />
Optik.<br />
TIPP<br />
Sextener Dolomiten Sextener Rotwand (2936 m)<br />
9<br />
Auf den »Zehner« der Sextener Sonnenuhr<br />
Die Klettersteig-Tour auf die Sextener Rotwand wird angenehm durch den Rotwandwiesen-<br />
Gondellift verkürzt, ist aber mit 1000 Höhenmetern zum Gipfel konditionell <strong>im</strong>mer noch recht<br />
fordernd. Ein Zuckerl be<strong>im</strong> Abstieg ist der Besuch des Feilicht-Museums auf der Anderter Alpe.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 34<br />
1089 Hm | 5½ Std.<br />
K2; komplette<br />
Klettersteigausrüstung<br />
Talort: Sexten, Ortsteil Bad Moos, Parkplatz der Gondelbahn<br />
(1353 m)<br />
Ausgangspunkt: Rotwandwiesen-Hütte (1924 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Sexten oder Taxi<br />
zum Parkplatz der Gondelbahn<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2 Std., Achtung:<br />
Fahrt der letzten Gondel talwärts vorab eruieren (meist<br />
17.00 Uhr), evtl. Museumssteig mit einkalkulieren<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni – Ende September<br />
Karten: Tabacco Topografi sche Wanderkarten 1:25 000,<br />
»Sextener Dolomiten«, Nrn. 010, 03, 031 oder Tabacco,<br />
Wanderwege »Dolomiti Live«, 1:75 000 für alle Touren<br />
Information: Tourismusverband Hochpustertal, Dolomitenstraße<br />
29, I-39034 Toblach, Tel. 00 39/04 74/91 31 56,<br />
Fax 00 39/04 74/91 43 61, www.hochpustertal.info, versendet<br />
gratis Kartenmaterial mit Toureninfos zu allen Klettersteigen.<br />
Einkehr/Übernachtung: Rotwandwiesen-Hütte (1924 m),<br />
privat, Norbert Tschurtschenthaler, Juni – Mitte Oktober (unweit<br />
der Rotwand-Gondelbahn), Tel. 00 39/04 74/71 06 51,<br />
mobil 00 39/3 48/4 43 98 34, www.rotwandwiesenhuette.it<br />
Charakter/Schwierigkeit: Technisch leichter, aber konditionell<br />
fordernder Steig mit herrlichen Ausblicken und viel Einblick<br />
in die Geschichte und Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs.<br />
Tipp: Zusatzrunde über den Freilicht-Museumssteig Bellum<br />
Aquilarum auf der Anderter Alpe (mit Führung plus 4 bis 5 Std.)
TIPP<br />
Sextener Dolomiten Paternkofel (2746 m), Überschreitung<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Von Sexten/Moos südlich zum Fischleinboden,<br />
vorbei an der Talschlusshütte und durch das Altensteiner<br />
Tal hoch zur Drei-Zinnen-Hütte (2438 m). Am besten dort<br />
eine Übernachtung einplanen, weil das Panorama seinesgleichen<br />
sucht. Weiter auf schmalem Pfad bergan Richtung<br />
»Frankfurter Würstel«, einer markanten Felsnadel. Schon<br />
bald danach ca. 20 Minuten durch einen Kriegsstollen hinauf<br />
(Stirnlampe nicht vergessen. Stöcke, die aus dem Rucksack<br />
ragen, stören in dem niederen Gang und schrammen<br />
ständig an der Decke). Luftig, aber gut versichert, mit tollem<br />
Blick auf die Bödenseen hoch zur Gamsscharte. Links Abzweig<br />
zur Büllelejoch-Hütte, rechts über ein paar senkrechte<br />
und kraftraubende Seil- und Trittkombinationen auf den<br />
Gipfelblock des Paternkofels und weiter gut markiert mit<br />
Steinmännern über Schrofen und Bänder zum Gipfel mit<br />
dem Gedenkkreuz für Sepp Innerkofl er. Hier bieten sich<br />
grandiose Einblicke in die Wände der Drei Zinnen und die<br />
umliegenden Gipfel.<br />
Abstieg: bis zur Gamsscharte auf demselben Weg; danach<br />
aber südlich über Schrofen (Achtung: zum Teil loses<br />
Geröll) hinunter Richtung Lavaredo- und Auronzo-Hütte<br />
Gesicherte Passage be<strong>im</strong> Aufstieg<br />
zum Paternkofel<br />
Sextener Dolomiten Toblinger Knoten (2617 m), Leiternsteig/Feldkurat-Hosp-Steig<br />
Aufstieg: Von Sexten/Moos südlich zum Fischleinboden,<br />
vorbei an der Talschlusshütte und durch das Altensteiner<br />
Tal hoch zur Drei-Zinnen-Hütte (2438 m). Wer<br />
oben übernachtet, kann die Paternkofel-Überschreitung<br />
(siehe vorherige Tour) und den Toblinger Knoten ohne<br />
Zeitdruck und ein umwerfendes Panorama mit Sonnenuntergangsst<strong>im</strong>mung<br />
genießen.<br />
Von der Drei-Zinnen-Hütte mit Blick auf die Bödenseen<br />
der Beschilderung Richtung Toblinger Knoten folgen.<br />
Dem schmalen Pfad in den Sattel zwischen dem südlich<br />
vorgelagerten Sextener Stein und der Südwand des Toblinger<br />
Knotens folgen. Entlang des Wandfußes leicht ansteigend<br />
zur schmalen Westkante. Dem schmalen, ausgesetzten<br />
Pfad bis zur Mitte der Nordwand folgen, wo<br />
eine kaminähnliche Schlucht den Einstieg des Leiternsteigs<br />
markiert.<br />
Über einen Riss senkrecht hinauf zur ersten Leiter. Die<br />
ersten Felstufen werden mit Leitern überwunden,<br />
Schuttbänder und Felspartien sind mit Seilen versichert.<br />
Zum Teil überhängende Leitern führen rasch und<br />
luftig bergauf. Kurze Querungen führen zur jeweils<br />
zum Paternsattel. Auf dem Sattel rechts, dann bergab Richtung<br />
Nordabstürze der Drei Zinnen und der Beschilderung auf schönem<br />
Panoramaweg zurück zur Drei-Zinnen-Hütte folgen; ein kleiner Gegenanstieg<br />
fordert zum Schluss nochmal die Beinmuskeln.<br />
Zurück zum Fischleinboden und nach Sexten wie be<strong>im</strong> Aufstieg<br />
durch das Altensteiner Tal.<br />
Norbert Eisele-Hein<br />
nächsten Leiter. Die Route verläuft selbsterklärend und führt<br />
steil auf den Nordostgrat. Über Blockwerk und zwei letzte Leitern<br />
erreicht man den Gipfel.<br />
Abstieg: <strong>Der</strong> Abstieg über den Feldkurat-Hosp-Steig verläuft<br />
meist seilversichert, stets exponiert, aber ohne größere Schwierigkeiten<br />
über Felsbänder und Felsstufen durch die Ostwand und<br />
zum Sattel vor dem Sextener Stein. Auf schönem Wanderweg zurück<br />
zur Drei-Zinnen-Hütte.<br />
Norbert Eisele-Hein<br />
Luftig am Leiternsteig<br />
Foto: Norbert Eisele-Hein Foto: Norbert Eisele-Hein<br />
TIPP<br />
Sextener Dolomiten Sextener Rotwand (2936 m)<br />
Aufstieg: Von der Bergstation der Rotwandwiesen-Bahn<br />
links an der Rudi-Hütte vorbei. Auf breitem Weg bergab in<br />
eine grüne Senke, halbrechts auf Steig 100 steiler bergan,<br />
durch Almrausch-Felder um eine Felsnase herum bis zur<br />
Gabelung am Fuß der Rotwandköpfe. Dann Richtung »Via<br />
ferrata« steil rechts nach oben, um die Zacken der Rotwandköpfe<br />
herum und zu einem Schuttkessel (Klettersteiggurt<br />
anlegen). Über 40 m hohe Leitern und schmalen<br />
Kamin steil zu leichterem Gehgelände und vorbei am Abzweig<br />
zum Burgstall (der sich später für den leichteren Abstieg<br />
nutzen lässt). Über viele Schotterserpentinen zu einer<br />
breiten Scharte und weiter zum »Prater« (Reste einer<br />
alten Kriegsstellung). Weiter über erodierte Bänder und<br />
über eine Holzleiter auf Felskamm und zu einem mit<br />
Drahtseilen versicherten Felsriegel. Über Gehgelände bis<br />
zum Gipfel, dazwischen <strong>im</strong>mer wieder Überbleibsel von alten<br />
Schützenstellungen, Materialseilbahnen und hölzernen<br />
Telegrafenmasten. Nach einem weiteren Geröllkessel<br />
<strong>im</strong> Zickzack bis direkt an die Gipfelwand. Markierte Schrofen<br />
leiten durch den letzten Steilaufschwung mit guten Tritten,<br />
Griffen und Sicherungen. Ein paar wenige Meter <strong>im</strong><br />
Ier- oder IIer-Gelände und das Gipfelkreuz mit dem hölzernen<br />
Heiland und ein paar Gebetsfahnen ist erreicht. Oben reicht der<br />
Blick hinüber zum völlig von Kavernen durchlöcherten Vinatzerturm<br />
(2965), der auch »Polar« genannt wurde.<br />
Abstieg: Zurück auf gleichem Weg bis zum Abzweig »Burgstall«.<br />
Eine Geröllrinne und eine Mischung aus versicherten Felsen und<br />
Schrofen führt bergab bis zu einfachem Gehgelände und direkt<br />
zur Bergstation der Rotwandwiesen-Bahn.<br />
Die Tour lässt sich kongenial (in einem Tag allerdings nur für konditionsstarke<br />
<strong>Bergsteiger</strong>) mit dem Museumssteig Bellum Aquilarum<br />
auf der Anderter Alpe der Rotwand verbinden (Führung <strong>im</strong>mer<br />
mittwochs um 9.30 Uhr).<br />
Norbert Eisele-Hein<br />
Relikte aus dem Ersten Weltkrieg be<strong>im</strong><br />
Aufstieg zur Sextener Rotwand<br />
Foto: Norbert Eisele-Hein
TIPP<br />
Chiemgauer Alpen Hochgern (1744 m)<br />
10<br />
Über das Hochgernhaus<br />
Über der Waldgrenze wird diese beliebte Wanderung landschaftlich<br />
sehr eindrucksvoll, und am Gipfel brilliert der Berg mit einer<br />
Rundumsicht, die ihresgleichen sucht. Vor allem das Kaisergebirge<br />
schiebt sich <strong>im</strong>posant ins Panorama.<br />
1120 Hm | 5 Std.<br />
normale Wanderausrüstung;<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />
Talort: Unterwössen (620 m)<br />
Ausgangspunkt: Unterwössen, Wanderparkplatz in<br />
Au (647 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.73534°, Länge E 012.474072°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung ab<br />
Bahnhof Prien<br />
Entfernung: 15,00 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Frühsommer bis später Herbst<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 18 »Chiemgau –<br />
Mitte«; Kompass Wanderkarte 1:50 000, Blatt 10 »Chiemsee<br />
– S<strong>im</strong>ssee«<br />
Informationen: Tourist Information Unterwössen, Rathausplatz 1,<br />
D-83246 Unterwössen, Tel. 00 49/(0) 86 41/82 05,<br />
www.unterwoessen.de<br />
Hütte/Einkehr: Agergschwendalm (1040 m), Tel. 00 49/<br />
(0)86 41/84 81. Enzianhütte (1420 m), Tel. 00 49/(0)86 41/<br />
6 15 66. Hochgernhaus (1461 m), privat, ganzjährig<br />
geöffnet, 15 Betten, 20 Lager, Tel. 00 49/(0)86 41/6 19 19<br />
Schwierigkeiten: leichte Wanderung; für Kinder ab 12 J.<br />
TIPP<br />
Zillertaler Alpen Mitterjoch (1847 m) und Roller (1949 m)<br />
11<br />
Waldwanderung für heiße Sommertage<br />
Bis zum Roller sehr leichte, nordseitige Wanderung <strong>im</strong> Schatten, deshalb für heiße Sommertage gut<br />
geeignet. Erst kurz unter dem schönen Gipfel gibt es freie Ausblicke. Wer wirklich trittsicher und<br />
erfahren ist, kann die Tour bis zum Schafkogel verlängern.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />
850 Hm | 4 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Gerlos (1245 m)<br />
Ausgangspunkt: Gerlos-Gmünd (1204 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.210655°, Länge E 012.003185°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung ab Zell<br />
am Ziller<br />
Entfernung: 6,63 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2¼ Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />
Karte: Freytag & Berndt Wanderkarte1:50 000,<br />
Blatt 151 »Zillertal – Tuxer Alpen – Jenbach – Schwaz«<br />
Informationen: Tourismusverband Zell-Gerlos, A-6281 Gerlos<br />
141, Tel. 00 43/(0) 52 84/52 44-0, www.zillertalarena.com<br />
Einkehr: keine<br />
Schwierigkeiten: Bis zum Roller sehr einfache Waldwanderung;<br />
für Kinder ab 11 Jahren. <strong>Der</strong> nicht empfohlene Weiterweg<br />
zum Schafkogel ist in grasigen Steilhängen ziemlich riskant.<br />
Die Namen der beiden Ziele stiften etwas Verwirrung: In den<br />
aktuellen Kartenwerken steht für den ersten, 1847 m hohen<br />
Gipfel Mitterjoch und für den zweiten Roller. Im Gipfelbuch steht<br />
es anders herum.<br />
TIPP<br />
Karwendelgebirge Wildangerspitze (2153 m)<br />
12<br />
Gipfelrunde über dem Halltal<br />
Wer den langen Straßenanmarsch von Absam hinter sich gebracht<br />
hat, den erwarten kühne Felsen, weite Blumenwiesen und eine Fernsicht<br />
vom Feinsten, was diese Rundtour <strong>im</strong> Herzen des Karwendels<br />
zum tiefgreifenden Erlebnis werden lässt.<br />
1300 Hm | 5¾ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />
Talort: Hall in Tirol (560 m)<br />
Ausgangspunkt: Hall, St. Magdalena(1244 m). Die<br />
Salzbergstraße ist für den privaten Verkehr gesperrt worden.<br />
Man muss also zuerst einmal vom Parkplatz Absam-<br />
Eichat zu Fuß, mit dem MTB oder einem teuren Taxi zum<br />
Ausgangspunkt hinauf gelangen.<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.328433°, Länge E 011.491061°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />
Entfernung: 10,04 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />
Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 26 »Karwendelgebirge«<br />
Informationen: Tourismusverband Region Hall-Wattens,<br />
Wallpachstr. 5, A-6060 Hall in Tirol, Tel. 00 43/(0)52 23/<br />
45 54 40, www.hall-wattens.at<br />
Einkehr: Gasthaus St. Magdalena und Knappenstube neben<br />
den nach Lawinenschaden geschlossenen Herrenhäusern<br />
Schwierigkeiten: Lange, doch grundsätzlich einfache Wanderung.<br />
An einigen Stellen kann Trittsicherheit nicht schaden.
TIPP<br />
Chiemgauer Alpen Hochgern (1744 m)<br />
Aufstieg: Vom Wanderparkplatz auf einer Asphaltstraße<br />
zur Straßengabelung in Wiesen hinauf. Hinter der<br />
Asphaltdecke knickt die Route scharf links ab. Sie steigt<br />
auf einem Kiessträßchen gegen Norden zu einem breiten<br />
Fahrweg an. Auf ihn biegt man rechts ein und folgt ihm zur<br />
Agergschwendalm.<br />
Hinter der Bergwirtschaft in Kehren zur Enzianhütte und<br />
gleich darauf zum Hochgernhaus, wo die Straße endet.<br />
Ein guter Bergweg bringt uns nun über freie Wiesenhänge<br />
nach Osten und erreicht einen Rücken, von wo es mehrere<br />
Aufstiegsvarianten gibt. Es empfi ehlt sich, dem beschilderten<br />
Weg zu folgen, der über Wiesenhänge entweder<br />
direkt zum Kreuz ansteigt oder links des Gipfels zuerst den<br />
höchsten Punkt mit der kleinen Blechkapelle erreicht und<br />
dann in einen Sattel abfällt, um gleich darauf zum Gipfelkreuz<br />
anzusteigen.<br />
Abstieg: Im Wesentlichen entlang der Aufstiegsroute mit<br />
mehreren Abkürzungsmöglichkeiten.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Foto: Siegfried Garnweidner<br />
Das Hochgernhaus, von dem man einen fantastischen Blick zum Kaisergebirge hat<br />
TIPP<br />
Zillertaler Alpen Mitterjoch (1847 m) und Roller (1949 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz der Jausenstation W<strong>im</strong>mertal<br />
unter der W<strong>im</strong>mertalbachbrücke durch, dann nach<br />
rechts und bei den Wohnhäusern wieder links und zur<br />
Passstraße. Auf ihr kurz talaus und dann links auf ein<br />
Sträßchen einbiegen. Es knickt rechts ab, und ein Pfad<br />
zweigt an bezeichneter Stelle rechts ab. Dieser quert einen<br />
Graben, steigt <strong>im</strong> Wald nach Süden an und stößt zu einer<br />
Forststraße, der man ein paar Meter nach links folgt. In der<br />
ersten Straßenkehre geht man geradeaus zum Wanderweg,<br />
der sich wieder zur Forststraße hinaufschlängelt. Die<br />
Straße queren und <strong>im</strong> Wald zu einer Wegverzweigung kurz<br />
unter dem Jöchl hinauf.<br />
Aus dem Jöchl geht es über den Gratrücken nach Südosten<br />
weiter, zur Lichtung des Mitterjochs hinauf und in der<br />
gleichen Richtung dahin, bis sich die Route auf die letzten<br />
Meter <strong>im</strong> freien Hang zum Rollergipfel aufschwingt. Damit<br />
ist der Anstieg normalerweise zu Ende.<br />
Wer vom Berg noch nicht genug hat und Mut und Gottvertrauen<br />
besitzt, kann vom Gipfel nach Süden weitergehen<br />
und auf einem aufgelassenen Steig einen langen, enorm<br />
abbrechenden Grashang querend zum Schafkogel<br />
aufsteigen. Harmlos ist das nicht und deshalb nur trittsicheren,<br />
erfahrenen Berggehern zu empfehlen.<br />
Abstieg: Im Wesentlichen entlang der Aufstiegsroute.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Ausblick vom Roller auf das Gerlostaljoch<br />
Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Karwendelgebirge Wildangerspitze (2153 m)<br />
Aufstieg: Die Salzbergstraße unter dem Gasthaus<br />
St. Magdalena verlassen und auf einem Sträßchen bis<br />
unmittelbar vor das Wirtshaus und die Kapelle St. Magdalena<br />
hinauf. Dort rechts abbiegen und zum markierten<br />
Wanderweg, der links abdreht und <strong>im</strong> Wald kräftig ansteigt.<br />
Ihm folgt man <strong>im</strong> Wesentlichen durch den Wald bis zum<br />
gemütlichen Rastplatz auf dem Hochmahdkopf.<br />
Vom ersten Gipfelziel auf dem Kamm nach Westen weiter,<br />
unter dem Haller Zunterkopf ein wenig ausgesetzt luftig<br />
und am Drahtseil zum zweiten Gipfel hinauf. Auch der<br />
Abstieg vom Haller Zunterkopf verläuft kurz am Seil, ehe<br />
es in einem weiten Linksbogen zum Thaurer Zunterkopf<br />
hinauf geht.<br />
Von ihm nach Südwesten hinab, bei der Verzweigung rechts<br />
weiter und ins Törl hinein. Aus dem Törl nach Nordwesten<br />
aufsteigen, an einem alten Bergwerksstollen vorbei, unter<br />
dem Wiesengipfel der Wildangerspitze rechts abdrehen<br />
und zu dem <strong>im</strong> Jahr 2008 aufgestellten Gipfelkreuz und<br />
dem Bankerl auf dem höchsten Punkt hinauf.<br />
Abstieg: Bis zum Törl steigt man auf der Aufstiegsroute<br />
ab. Im Törl links abbiegen und auf bezeichnetem Steig <strong>im</strong><br />
Zickzack zu den Herrenhäusern hinab. Von dort kurz auf der Straße,<br />
später rechts daneben und dann wieder auf dem Fahrweg zum<br />
Ausgangspunkt zurück.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Be<strong>im</strong> Anstieg zur Wildangerspitze<br />
Foto: Siegfried Garnweidner
gegen<br />
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Name<br />
Straße<br />
PLZ<br />
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Vorname<br />
Datum Unterschrift<br />
Hausnummer<br />
Berg814
AUF TOUR<br />
Viertausender sammeln <strong>im</strong> <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massiv<br />
Wie am<br />
Schnürchen<br />
Das <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massiv birgt neun<br />
offizielle Viertausender. In einer<br />
großen Traversierung von Gressoney<br />
nach Zermatt lassen sich einige<br />
davon aneinander reihen. Wobei einer<br />
noch ein Extra bietet: eine Nacht<br />
in der höchsten Hütte Europas.<br />
Von Caroline Fink (Text und Fotos)<br />
64 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Ich stehe auf dem Gipfel der 4554 Meter<br />
hohen Signalkuppe und stelle den<br />
Rucksack ab. Dann ziehe ich die schweren<br />
Bergstiefel aus, schlüpfe in meine<br />
Turnschuhe und trete ein: in die Stube.<br />
Auf Viertausendern rastet man gewöhnlich<br />
kurz und steigt rasch wieder ab. Doch<br />
auf der Signalkuppe – auf Italienisch:<br />
Punta Gnifetti – ist alles anders, denn hier<br />
steht die Capanna Margherita, die höchstgelegene<br />
Hütte der Alpen.<br />
Dank diesem Bau lässt es sich <strong>im</strong> zweithöchsten<br />
Massiv der Alpen gemütlich<br />
Viertausender sammeln. Was besonders<br />
gut klappt, da sich hier neun dieser Gipfel<br />
aneinander reihen: Punta Giordani, Vincentpyramide,<br />
Corno Nero, Ludwigshöhe,<br />
Parrotspitze, Signalkuppe, Zumsteinspitze,<br />
Dufourspitze und Nordend. Wird der<br />
Felskopf des Balmenhorns ebenfalls als eigenständiger<br />
Gipfel gezählt, kommt man<br />
auf Viertausender Nummer zehn.<br />
Ein Teil der Gipfel steht dabei in Italien, der<br />
andere in der Schweiz, denn das Grenzmassiv<br />
erhebt sich genau zwischen Zermatt<br />
und den italienischen Bergdörfern Macugnaga,<br />
Alagna und Gressoney. Obwohl das<br />
höchste Grenzmassiv der Schweiz, fällt es<br />
von Zermatter Seite her weniger auf, da<br />
sich hier die langen Eisströme des Grenzgletschers<br />
und des Gornergletschers stetig<br />
hinab wälzen. Von der italienischen Seite<br />
her gehört der <strong>Mont</strong>e Rosa indes zu den<br />
eindrücklichsten Anblicken der Alpen:<br />
Ganze 2400 Meter hoch ragt dessen Ostwand<br />
– die höchste Wand des Alpenbogens<br />
– über Macugnaga in den H<strong>im</strong>mel.<br />
Von Nordwesten und Süden her sind diese<br />
Gipfel denn auch auf technisch einfachen<br />
Routen erreichbar; von Osten her führen<br />
anspruchsvolle Routen durch die Wand,<br />
– durch das Marinelli-Couloir führt<br />
Hinter der Parrotspitze<br />
erhebt sich als nächstes<br />
die Signalkuppe, an deren<br />
Gipfel sich die Capanna<br />
Margherita klammert.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 65
1 Wenig oberhalb<br />
des Rifugio Gnifetti<br />
geht es auf dem<br />
mächtigen Lysgletscher<br />
bergwärts.<br />
2 Die Morgensonne<br />
lässt den <strong>Mont</strong><br />
<strong>Blanc</strong> leuchten, das<br />
einzige Massiv der<br />
Alpen, das höher ist<br />
als der <strong>Mont</strong>e Rosa.<br />
3 Eine Marienstatue<br />
begrüsst die<br />
<strong>Bergsteiger</strong> auf<br />
dem Corno Nero.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
TIPP<br />
Zum Weiterlesen<br />
Caroline Fink »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis«<br />
Panoramawanderungen, Hüttenwege und<br />
leichte 4000er-Touren, Bruckmann Verlag,<br />
München 2014, 144 S., 19,90 €<br />
In diesem Frühjahr erschien die komplett<br />
überarbeitete und neu bebilderte Ausgabe<br />
des Klassikers »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis«.<br />
Dieser bietet 36 faszinierende<br />
Touren für<br />
Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong><br />
in den Walliser<br />
Alpen. Ausführlich<br />
beschrieben ist auch<br />
die Traversierung des<br />
<strong>Mont</strong>e Rosa.<br />
eine Nacht auf 2600 in der Oresteshütte, eine<br />
Nacht auf 3400 Metern Höhe <strong>im</strong> Rifugio<br />
Città di Mantova. Die Gipfel des <strong>Mont</strong>e Rosa<br />
sind wie eine Königin: Eine Audienz bei ihnen<br />
n<strong>im</strong>mt Zeit und Geduld in Anspruch.<br />
Am vierten Tag in der Früh sind wir da,<br />
wohin wir wollen: auf dem Weg zu den<br />
Gipfeln des <strong>Mont</strong>e Rosa. Wir treten in<br />
der Morgendämmerung hinaus auf die<br />
Terrasse des Rifugio Mantova. Die Täler<br />
Norditaliens und ihre Gipfel liegen noch<br />
<strong>im</strong> grauen Dunst des nahenden Tages. Nur<br />
ein Berg leuchtet in der Morgensonne: der<br />
<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>. Wie ein erleuchteter Buddha<br />
ruht sein eisiges Haupt in der Ferne.<br />
Ein kühler Wind streicht über die Tereine<br />
der bekanntesten extremen Skiabfahrten<br />
der Alpen. Wir indes haben nichts<br />
Extremes <strong>im</strong> Sinn. Wir erkunden die Gipfel<br />
des <strong>Mont</strong>e Rosa gemächlich. Dennoch<br />
gleicht diese Bergtour einer kleinen Expedition,<br />
nicht zuletzt, da wir in der dünnen<br />
Luft der Capanna Margherita übernachten<br />
und dabei eine akute Höhenkrankheit unbedingt<br />
vermeiden wollen.<br />
Vier Tage ist es her, seit wir in Zürich losgefahren<br />
sind. Eine Busfahrt über den<br />
Großen Sankt Bernhard, ein Cappuccino<br />
in Aosta, ein italienischer Regionalzug<br />
und das dreisprachige Walser Dorf Gressoney<br />
gehörten zu den ersten Stationen der<br />
Bergfahrt. Dann folgten Gondelbahnen,<br />
66 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
asse, als wir die Riemen der Steigeisen<br />
festzurren, die Rucksäcke schultern und<br />
losgehen. Jenem Tag entgegen, an dem<br />
wir Viertausender sammeln werden wie<br />
nie zuvor auf einer Tour. Doch während<br />
der ersten zwei Stunden bleibt Zeit, die Gedanken<br />
schweifen zu lassen. Zu versinken<br />
<strong>im</strong> Rhythmus der bedächtigen Schritte,<br />
während die Steigeisen auf dem Gletscher<br />
knirschen, die Karabiner am Gurt tingeln,<br />
das Seil zum Vorderen mal in der Luft<br />
schwingt, mal als grüne Schlange durch<br />
den Schnee schleicht.<br />
Mein Blick wird zu einem Äffchen, das<br />
sich von Punkt zu Punkt schwingt: zum<br />
mächtigen Lysgletscher, der weiß in der<br />
Sonne leuchtet, zu anderen Seilschaften<br />
vor uns und zur Vincentpyramide, deren<br />
vergletscherte Kuppe in einen tief blauen<br />
Morgenh<strong>im</strong>mel ragt. Unterbrochen wird<br />
der Rhythmus nur vom Blick auf den Höhenmesser.<br />
Er zeigt 3800, 3900, 3950… bis<br />
wir die unsichtbare Schranke überschreiten,<br />
die in den Alpen bis heute Abenteuer<br />
verspricht: 4000. Als diese Zahl auf meinem<br />
Zifferblatt leuchtet, fühle ich mich,<br />
als hätten wir eine magische Pforte durchschritten,<br />
die in ein neues Reich führt: das<br />
Reich des <strong>Mont</strong>e Rosa. Ein Reich aus Fels,<br />
Eis und Wind, in dem die Täler unter uns<br />
zu einer flüchtigen Erinnerung werden.<br />
Doch auf einmal, nach rund zwei Stunden,<br />
ist es vorbei mit der Ruhe. Wir stehen<br />
vor dem ersten Gipfel: dem Balmenhorn.<br />
Wenn auch die UIAA den Felsknubbel <strong>im</strong><br />
Lysgletscher in ihrer Liste offizieller Viertausender<br />
verschmäht, kraxeln wir am fixen<br />
Tau entlang zum höchsten Punkt, wo<br />
der riesige »Cristo delle Vette«, der Christus<br />
der Gipfel, seit bald sechzig Jahren Wind<br />
und Wetter trotzt. Als wären wir kleine<br />
Schulkinder, blicken wir von seinem Fuß<br />
hoch zu ihm, der seine Hände schützend<br />
über uns hält. Es ist morgens um neun Uhr,<br />
als wir uns trotz der UIAA hier zum ersten<br />
Viertausender des Tages gratulieren. Um<br />
danach bald abzusteigen und weiterzuziehen<br />
– Richtung nächstem Viertausender.<br />
Wie ein Äffchen<br />
schwingt sich der<br />
Blick von Punkt zu<br />
Punkt: Lysgletscher,<br />
Vincentpyramide,<br />
Dufourspitze<br />
INFO<br />
Capanna Margherita (4554 m)<br />
Sie ist die am höchsten gelegene Hütte <strong>im</strong><br />
Alpenraum und damit einer der verrücktesten<br />
Orte, eine Nacht zu verbringen. Im Grunde wäre<br />
sie eine ganz normale Berghütte, stünde sie<br />
nicht wie ein Stecknadelkopf auf dem Gipfel<br />
der Signalkuppe. Durch ihre Fenster auf der<br />
Westseite blickt man hinunter auf den Gipfel<br />
des Matterhorns, von ihrer Terrasse auf der<br />
Ostseite aus sieht man abends die Lichter von<br />
Mailand gl<strong>im</strong>men. Viele Besucher haben jedoch<br />
kaum Augen für die Aussicht, den glühenden<br />
Sonnenuntergang oder die Pasta mit Zucchini<br />
und Parmesan, die vom Küchenteam unter<br />
einfachsten Bedingungen zubereitet werden.<br />
Stündlich ein neuer Viertausender<br />
Wir reihen die Gipfel des Massivs aneinander,<br />
als wären wir <strong>Riese</strong>n geworden, die<br />
mit wenigen Schritten von einem Berg zum<br />
nächsten gelangen, und mit jedem Gipfel<br />
geht es etwas höher hinauf ins Reich des<br />
<strong>Mont</strong>e Rosa. Gerade so, als wollte dieses<br />
Massiv seinen Besuchern Zeit lassen, sich an<br />
seine schwindligen Höhen heranzutasten.<br />
Um zehn Uhr stehen wir neben der – deutlich<br />
kleineren – Marienstatue auf dem Corno<br />
Nero, um elf Uhr auf der Ludwigshöhe,<br />
um zwölf Uhr auf der Parrotspitze. Auf deren<br />
Schneekuppe bleiben wir lange stehen<br />
und blicken lange um uns. In diese Welt<br />
aus Fels und Eis, die der Schweizer Gelehrte<br />
Gottlieb Sigmund Gruner 1778 als »schweizerisches<br />
Grönland« bezeichnete. Wogegen<br />
der Pfarrer von Alagna, Giovanni Gnifetti,<br />
einige Jahrzehnte später schmeichelhaftere<br />
Worte fand: »La Regina delle <strong>Mont</strong>agne<br />
d’Europa« – die Königin der Berge Europas<br />
– war für ihn der <strong>Mont</strong>e Rosa.<br />
Giovanni Gnifetti selbst war der Erstbesteiger<br />
der Signalkuppe <strong>im</strong> Jahr 1842 und<br />
ist bis heute <strong>im</strong> italienischen Namen des<br />
Berges, Punta Gnifetti, verewigt. Womit er<br />
sich <strong>im</strong> <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massiv in illustrer Gesellschaft<br />
befindet, was die Namen dieser<br />
Gipfel angeht: <strong>Der</strong> Topograf und Botaniker<br />
Ludwig Freiherr von Welden (1780–1853),<br />
der Naturwissenschafter Johann Parrot<br />
(1791–1841), der Geologe Joseph Zumstein<br />
(1783–1861), der General, Kartograf und<br />
Mitbegründer des IKRK Guillaume-Henri<br />
Dufour (1787–1875) – sie alle forschten<br />
hier, erklommen in der Pionierzeit des Alpinismus<br />
diese Gipfel und zieren seither mit<br />
ihren Namen das <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massiv.<br />
Nur eine Dame sehen wir, während wir<br />
von Herrn Parrots Spitze in die Runde der<br />
ehrwürdigen Herren blicken. Eine<br />
Denn viele befassen sich spätestens zwei, drei<br />
Stunden nach Ankunft in der Hütte nur noch mit<br />
einem: Kopfschmerzen. Die Höhe ist gnadenlos,<br />
und wer sich nicht mehrere Tage Zeit genommen<br />
hat, um sich zu akkl<strong>im</strong>atisieren, wird die Margherita<br />
kaum in guter Erinnerung behalten. Wer<br />
sich gut fühlt, wird sie indes nie mehr vergessen.<br />
Und dabei vielleicht auch über die Geschichte<br />
dieser Hütte staunen: Bereits 1893 wurde ihre<br />
Vorgängerin, ein s<strong>im</strong>pler Holzbau, eingeweiht; seit<br />
1980 klammert sich die heutige Hütte an den<br />
Gipfel. Beide Hütten trotzten bis heute Blitzen,<br />
Höhenstürmen, Kälte, Schnee und Eis wie kaum<br />
ein anderes Haus <strong>im</strong> Alpenraum.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 67
<strong>Der</strong> Abstieg über<br />
den Grenzgletscher<br />
führt an der <strong>Mont</strong>e-<br />
Rosa-Hütte vorbei.<br />
KOMPAKT<br />
Über die Gipfel des <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massivs<br />
Anreise: Von Martigny <strong>im</strong><br />
Rhonetal mit dem Bus über<br />
den Gr.-Sankt-Bernhard-Pass<br />
nach Aosta. Mit dem Zug<br />
nach Pont-Saint-Martin und<br />
weiter mit dem Bus nach<br />
Gressoney. Mit den Seilbahnen<br />
zur Bergstation Punta<br />
Indren.<br />
Rückreise: Von der Station<br />
Rotenboden mit der Gornergratbahn<br />
nach Zermatt und<br />
weiter mit der Matterhorn-<br />
Gotthard-Bahn zurück nach<br />
Visp <strong>im</strong> Rhonetal und weiter<br />
per Schnellzug nach Martigny.<br />
Ausgangspunkt:<br />
Punta Indren (3275 m)<br />
oberhalb vom italienischen<br />
Gressoney respektive Alagna<br />
Endpunkt: Station Rotenboden<br />
(2815 m) oberhalb von<br />
Zermatt<br />
Informationen:<br />
Gressoney <strong>Mont</strong>e Rosa,<br />
Tel. 00 39/01 25/35 66 70,<br />
www.gressoneymonterosa.it;<br />
Info Alagna, Tel. 00 39/<br />
01 63/92 29 93,<br />
www.alagna.it;<br />
Zermatt Tourismus,<br />
Tel. 00 41/27/9 66 81 00,<br />
www.zermatt.ch<br />
Hütten: Rif. Mantova,<br />
Tel. 00 39/1 63/7 81 50,<br />
www.rifugiomantova.it;<br />
Cap. Margherita,<br />
Tel. 00 39/1 63/9 10 39,<br />
www.rifug<strong>im</strong>onterosa.it<br />
Literatur: Fink »Höhenwege<br />
<strong>im</strong> Wallis«, Bruckmann Verlag,<br />
München 2014;<br />
Anker/ Volken »<strong>Mont</strong>e Rosa –<br />
Königin der Alpen«,<br />
AS Verlag, Zürich 2009.<br />
Karten: Swisstopo-Karte<br />
1:25 000, Blatt 1348 »Zermatt«;<br />
Swisstopo-Wanderkarte<br />
1:50 000, Blatt 284 T<br />
»Mischabel« (inkl. Gressoney<br />
auf Rückseite)<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis<br />
September<br />
Schwierigkeit: Mit Ausnahme<br />
von Dufourspitze und<br />
Nordend, sind die Routen<br />
auf die Gipfel des <strong>Mont</strong>e Rosa<br />
technisch einfach, führen<br />
jedoch in große Höhen. Besonders<br />
wer in der Cap. Margherita<br />
übernachtet, sollte solide<br />
akkl<strong>im</strong>atisiert sein. <strong>Der</strong> Abstieg<br />
Tourenkarten 2,<br />
3, 4, Heftmitte<br />
über den Grenzgletscher ist<br />
spaltenreich, sollte vormittags<br />
und nur in Seilschaften von<br />
mindestens drei Personen<br />
unternommen werden.<br />
Route: Die Gipfel liegen<br />
nah beisammen und können<br />
unterschiedlich kombiniert<br />
werden. Eine Variante ist,<br />
am ersten Tag von der Punta<br />
Indren auf die Punta Giordani<br />
zu steigen mit Abstieg ins<br />
Rifugio Mantova; am zweiten<br />
Tag auf das Balmenhorn<br />
und die Vincentpyramide mit<br />
Rückkehr ins Rifugio Mantova,<br />
um am dritten Tag über das<br />
Schwarzhorn (Corno Nero),<br />
die Ludwigshöhe und die Parrotspitze<br />
auf die Signalkuppe<br />
(Punta Gnifetti) zu gelangen<br />
und in der Cap. Margherita<br />
zu übernachten. Wer weniger<br />
Zeit hat, lässt z. B. die<br />
Vincentpyramide aus und<br />
steigt am zweiten Tag über<br />
Balmenhorn, Schwarzhorn,<br />
Ludwigshöhe und<br />
Parrotspitze auf zur Cap.<br />
Margherita. Am letzten<br />
Tag wird nach dem Abstecher<br />
auf die Zumsteinspitze<br />
über den Grenzgletscher<br />
via Neue <strong>Mont</strong>e-Rosa-<br />
Hütte abgestiegen. Ausdauernde<br />
können von der Cap.<br />
Margherita die Dufourspitze<br />
und evtl. das Nordend<br />
besteigen.<br />
Dame indes, die als Würdenträgerin allen<br />
anderen überlegen ist: Margherita Maria<br />
Teresa Giovanna di Savoia. Kurz: La Regina<br />
Margherita, Königin von Italien. Die<br />
passionierte <strong>Bergsteiger</strong>in steht mit ihrem<br />
Namen bis heute nicht nur für eine Pizza,<br />
sondern auch für die Hütte auf der Signalkuppe,<br />
in der sie anlässlich der Einweihung<br />
<strong>im</strong> August 1893 selbst übernachtete.<br />
Sehnsüchtig blicken wir von der Parrotspitze<br />
aus zum modernen Osservatorio<br />
Capanna Regina Margherita, kurz Capanna<br />
Margherita genannt, das am selben Ort<br />
steht wie ihre Vorgängerin: zuoberst auf<br />
dem Gipfel der Signalkuppe. Ein Metallbau,<br />
der seit 1980 Höhenstürmen trotzt<br />
und <strong>im</strong> Winter aussieht wie eine Eisskulptur.<br />
So nah sie uns jetzt scheint, so weit<br />
ist sie noch weg: In der Mittagssonne eines<br />
Sommertages die letzten 250 Höhenmeter<br />
vom Seserjoch zur Signalkuppe hochzusteigen,<br />
zehrt an den Kräften. Im Zeitlupentempo<br />
trotten wir <strong>im</strong> schweren Schnee<br />
dem Gipfel entgegen, gleichmäßig, Schritt<br />
für Schritt. Bis sie auf einmal vor uns steht:<br />
die höchste Hütte Europas. Eine Bastion<br />
der Menschen, um sich eine Nacht herauszustehlen<br />
in einer Welt, die wir sonst nur<br />
für wenige Minuten besuchen.<br />
Eine gestohlene Nacht <strong>im</strong> Hochgebirge<br />
Als ich eine halbe Stunde später in Turnschuhen<br />
in der warmen Stube sitze, eine<br />
Minestrone esse und durch das Fenster hinab<br />
auf den Gipfel des Matterhorns blicke,<br />
fühle ich mich wie in einer Raumkapsel,<br />
irgendwo zwischen H<strong>im</strong>mel und Erde.<br />
Wenn auch eine Nacht auf 4554 Metern<br />
Höhe kaum Erholung bringen wird, freuen<br />
wir uns darauf, während des Nachtessens<br />
zwischen Pasta und »Secondo Piatto«<br />
auf der Terrasse zu stehen, um den Sonnenuntergang<br />
zu betrachten. Und vor dem<br />
Einschlafen auf der Südseite aus einem<br />
der Fenster zu blicken und die Lichter der<br />
Städte Norditaliens gl<strong>im</strong>men zu sehen.<br />
Bloß am nächsten Morgen werden wir uns<br />
fühlen, als hätten wir uns nur zwei Stunden<br />
hingelegt. Doch das macht nichts: Wir<br />
werden einzig Herrn Zumstein auf seiner<br />
Spitze noch einen Besuch abstatten und<br />
danach absteigen – über den langen, langen<br />
Grenzgletscher Richtung Zermatt. ◀<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Leseprobe<br />
Holen Sie sich jetzt die aktuelle Ausgabe am Kiosk!<br />
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Leseprobe<br />
Lieber -Leser,<br />
geht es Ihnen auch so: Renovieren, etwas selbst bauen und schaffen<br />
macht einfach Spaß! Lassen Sie sich von dieser Leseprobe der aktuellen<br />
SELBER MACHEN inspirieren!<br />
Und wenn Sie’s nun genau wissen wollen: Wie gestaltet man einen<br />
Treppen-Unterbau? Wie schafft man Ordnung in der Werkstatt?<br />
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Ulrich Weiß<br />
Chefredakteur<br />
Viel Erfolg be<strong>im</strong> He<strong>im</strong>werken wünscht Ihnen Ihr<br />
BAUEN Stauraum<br />
Neuer<br />
Platz <strong>im</strong><br />
Winkel<br />
Unter den Stufen entsteht für<br />
kleines Geld großer Stauraum.<br />
D<br />
ass der Raum unter Treppen kostbar ist,<br />
wissen vor allem Bewohner von Häusern<br />
ohne Keller. Richtig ausgenutzt<br />
und herausgeputzt wird er jedoch selten. Stattdessen<br />
mutiert der Boden dort meist zur ungeliebten<br />
Abstellfläche, die nur schlecht zu erreichen<br />
ist aber dafür umso besser einzusehen.<br />
Nicht ohne Grund, denn Möbel gibt es für diese<br />
Flächen nicht passend zu kaufen.<br />
Dabei kann man auch schräge Sachen einfach<br />
und günstig selbst bauen. So zieht eine neue<br />
Ordnung mit viel Stauraum unter der Treppe<br />
ein, die – aus Spanplatten konstruiert – kein<br />
Konto in Schieflage bringt. Ungewohnt aber<br />
kinderleicht ist die Ermittlung des Steigwinkels<br />
der Treppe, der auf einige Bauteile übertragen<br />
werden muss. Wie es geht, zeigen wir auf<br />
den folgenden Seiten.<br />
Teil 1:<br />
UNTERBAU<br />
TREPPE<br />
vorher<br />
In jeder Ausgabe<br />
100 Seiten<br />
Bauen<br />
gestalten<br />
renovieren<br />
Im Inneren des Ecks passen keine Einbauten mehr hinein.<br />
Die Lösung: eine Klappe. Die drei Schub laden elemente<br />
werden dank Rollen und Sitzbezügen zu fahrbaren Hockern.<br />
10<br />
Praktische Stauraum-<br />
Lösungen – einfach<br />
nachzubauen!<br />
Alles, was Sie brauchen, um<br />
jeden Winkel opt<strong>im</strong>al zu<br />
nutzen: mit übersichtlicher<br />
Bauskizze, Materialliste,<br />
detaillierter Schritt-für-Schritt-<br />
Anleitung inklusive Fotos und<br />
vielen Tipps und Tricks.<br />
BAUEN Stauraum<br />
Richtig verbunden<br />
Für die Verbindungen zwischen Böden, Seitenteilen und<br />
Abschlussplatte sind gele<strong>im</strong>te Verbindungen mit Holzdübeln<br />
vollkommen ausreichend. Dübel, Marker, Bohrer und<br />
Tiefenanschlag gibt es oft <strong>im</strong> Set zu kaufen.<br />
selber machen 8 | 2014<br />
Den Steigungswinkel ermitteln<br />
Materialliste<br />
Werkzeug<br />
Wasserwaage/Lot, Winkelmesser<br />
(Geodreieck), Kreissäge mit Führungsschiene<br />
und abwinkelbarem Schlitten,<br />
Bügeleisen, Cuttermesser/Kantentr<strong>im</strong>mer,<br />
Dübelmarker, Bohrer, Bohrmaschine,<br />
Tiefenanschlag.<br />
Verbrauchsstoffe<br />
Schleifpapier, Holzle<strong>im</strong>, Umle<strong>im</strong>er.<br />
Baustoffe<br />
Die jeweiligen Holzbretter (hier sind es<br />
Spanplatten) für die (vier) Senkrechten,<br />
die Einlegeböden (mit Blenden) und für<br />
die Deckenplatte.<br />
Um zu wissen, wie stark die Oberseiten der Bretter angeschrägt werden müssen, wird der<br />
Steigungswinkel der Treppe ermittelt – mit Lot oder Wasserwaage ist das leicht gemacht.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Eine dünne Sperrholzplatte senkrecht auf Mit dem Bleistift anschließend am Rand der Mit dem Geodreieck kann auf dem<br />
die Treppenwange setzen, sodass eine Ecke auf Wange entlangfahren (auf der Rückseite des Sperrholzbrett der Steigungswinkel abgelesen<br />
der Wangenkante zum Liegen kommt. Brettes) und den Strich aufs Sperrholz setzen. werden. Er liegt hier bei circa 45 Grad.<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Mit dem Lot: Brettkante parallel zur<br />
<strong>Der</strong> Steigungswinkel ist hier der Winkel Zum Übertragen aller Maße von oben nach<br />
Treppenwange halten. Das Lot genau über der zwischen der schmalen, rechten Seite des Brettes unten <strong>im</strong>mer mit dem Lot arbeiten. Zum<br />
Brettecke befestigen. Linie am Lot ziehen. und der gezogenen Linie.<br />
Anzeichnen kommt Malerkrepp auf die Flächen.<br />
11<br />
Die vier senkrechten Teile erhalten auf ihrer Ober seite einen<br />
Schnitt, welcher der Steigung der Treppe entspricht<br />
1<br />
2 3<br />
4<br />
Mit der Winkel-Arretierung Um 45 Grad haben wir die Mit dem Anschlagwinkel wird Die Oberseite des Brettes ist nun<br />
des Maschinenschlittens kann die Maschine gekippt. Das entspricht die Führungsschiene der Säge auf <strong>im</strong> selben Winkel wie die Treppen -<br />
Kreissäge gekippt werden. dem Steigungswinkel der Treppe. dem Bauteil ausgerichtet.<br />
steigung angeschrägt.<br />
Umle<strong>im</strong>er aufkleben und schneiden<br />
Führen Sie das Bügeleisen nicht zu schnell über den Umle<strong>im</strong>er, damit der Schmelzkleber genug Zeit hat, sich<br />
zu verflüssigen. Das Schneiden der Kanten sorgt bei Anfängern oft für Ärger – ein Kantentr<strong>im</strong>mer hilft.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
<strong>Der</strong> Umle<strong>im</strong>er muss in seiner Breite so Bei mittlerer Temperatur wird der Kunst -<br />
gewählt werden, dass er beidseitig übersteht. stoff umle<strong>im</strong>er aufgeklebt. Eisen langsam führen.<br />
4<br />
5<br />
Den Eckenüberstand trennt das Cuttermes-<br />
Das Cuttermesser in einer gleichmäßigen<br />
ser ab. Vorher Brett auf den Umle<strong>im</strong>er stellen. Bewegung und parallel zum Brett führen.<br />
6<br />
7<br />
Besser geeignet sind Kantentr<strong>im</strong>mer, die be<strong>im</strong> Mit feinem Schleifpapier (mind. 180er)<br />
Schneiden den Umle<strong>im</strong>er weiter andrücken. werden die Kanten abschließend gebrochen.<br />
Die Schmalseiten abwinkeln<br />
<strong>Der</strong> aufgedrückte Holzklotz sorgt<br />
anschließend für die flächige Verklebung.<br />
gut zu wissen<br />
Kantentr<strong>im</strong>mer<br />
Die Kanten von Kunststoff-Umle<strong>im</strong>ern<br />
können mit (sauberen!) Stechbeiteln,<br />
Cuttermessern oder am besten mit<br />
Kantentr<strong>im</strong>mern (Foto) abgeschnitten<br />
werden. Ihre zwei Vorteile: Sie führen<br />
die Klinge <strong>im</strong> richtigen Winkel und<br />
drücken dabei den Umle<strong>im</strong>er ans Holz.<br />
(Das Gegenbeispiel sehen Sie zur<br />
Veranschaulichung in Foto 5). Im<br />
Gegensatz dazu sollten Echtholz-Umle<strong>im</strong>er<br />
nur mit einer Flachfeile<br />
gebrochen werden (wegen der<br />
Maserung <strong>im</strong> Umle<strong>im</strong>er).<br />
12<br />
selber machen 8 |<br />
2014<br />
13
Leseprobe<br />
Maßschneider<br />
TECHNIK Werkzeugtest<br />
Heckenscheren gibt es mit drei verschiedenen Antriebssystemen:<br />
Benzin, Akku oder mit Netzstrom. Wir haben<br />
kabelbetriebenen Scheren mit 500 bis 600 Watt getestet.<br />
Großer<br />
PRAXIS-<br />
TEST<br />
H<br />
eckenscheren, die sich mit Netzstrom betreiben<br />
lassen, haben gegenüber ihren akkubetriebenen<br />
Verwandten einen entscheidenden<br />
Vorteil: Sie werden nie müde! Zwar ist die Betriebsdauer<br />
von benzinbetriebenen Geräten Hch auch recht hoch und die Flexibilität ebenso, doch das gilt<br />
auch für<br />
das Gewicht! Für Besitzer von großen und lan-<br />
gen Hecken, ist daher eben eher die mit Elektrokabel betriebene<br />
Heckeneschere die esret Wahl.<br />
Gehen en Sie bei der Auswahl Ihrer neuen Heckenschere sys-<br />
tematisch<br />
vor. Art und Größe der Hecke sind ausschlag-<br />
gebend für die Wahl des richtigen Modells. Die Länge des<br />
Messerbalkens erba sollte am besten der Heckenbreite entsprechen.<br />
Bei sehr hohen Hecken hilft ein langes Messer<br />
Zeit zu sparen. Andererseits sind Maschinen mit zu langem<br />
Messerbalken nur unnötig schwer und zudem auch<br />
unhandlich.<br />
Die Schnittdicke der Maschine sollte so groß wie die<br />
dicksten Ästen der Hecke sein, damit sich die Schere<br />
auch für einen radikalen Rückschnitt eignet. Je größer die<br />
Schnittdicke ist, desto kräftiger muss natürlich auch der<br />
Motor der Heckenschere sein. 400 Watt reichen für 1,6 cm<br />
Schnittdicke, bei 2,5 cm sind mindestens 500 Watt empfehlenswert.<br />
Unser Test beschäftigt sich daher mit Geräten<br />
mit einer Leistung von 500 bis 600 Watt, denn damit<br />
ist man <strong>im</strong> Gärtneralltag gut gerüstet!<br />
TECHNIK Werkzeugtest<br />
Sieger mit besten Noten<br />
Abschlussnote 1,4 – damit fährt die Stihl HSE61 den<br />
Sieg in einem starken Testfeld ein, gefolgt von der<br />
Bosch AHS55-26, einem 3500-Gramm-Leichtgewicht.<br />
Anbieter<br />
Modell<br />
Ausstattungsmerkmale<br />
Abmessungen: Länge x Höhe x Breite [cm]<br />
Gewicht [kg]<br />
Kabellänge [cm]/-farbe<br />
Leistung (Angabe) [W]<br />
Schnittlänge [cm]<br />
Schneiden: Anzahl/Öffnung/Tiefe [mm]<br />
Messerstärke unten + oben [mm]<br />
Schwertbreite [mm]<br />
Black & Decker<br />
GT6060<br />
99,95 €<br />
100 x 20 x 20<br />
3,2<br />
Direktanschluss /-<br />
600<br />
60<br />
18 / 26 / 17<br />
2,0 + 1,8<br />
75<br />
Bosch<br />
AHS55-26<br />
169,99 €<br />
108 x 23 x 25<br />
3,5<br />
28 / Schwarz<br />
600<br />
55<br />
16 / 26 / 21<br />
1,8 + 1,8<br />
vorne 60; hinten 75<br />
Gardena<br />
EASYCUT<br />
48 Plus<br />
119,99 €<br />
99 x 21 x 20<br />
3,45<br />
37 / Schwarz<br />
550<br />
48<br />
16 / 25 / 15<br />
1,5 + 1,7<br />
67<br />
Metabo<br />
HS8755<br />
189,21 €<br />
97 x 24 x 22<br />
4,1<br />
30 / Schwarz<br />
560<br />
55<br />
15 / 24 / 19<br />
1,8 + 2,2<br />
75<br />
Stihl<br />
HSE61<br />
229,- €<br />
118 x 20 x 25<br />
4,1<br />
32 / Schwarz<br />
500<br />
60<br />
19 / 21 / 17<br />
2,1 + 1,9<br />
vorne 55; hinten 70<br />
Wolf<br />
HSE55V<br />
174,99 €<br />
98 x 26 x 15<br />
3,75<br />
24 / Schwarz<br />
500<br />
55<br />
17 / 24 /15<br />
2,0 + 2,0<br />
70<br />
Praxistest Schneiden<br />
Schneiden frischer Austriebe<br />
Schneiden mehrjähriger Triebe<br />
Blockier-, Klemmneigung<br />
Note Praxistest Schneiden (45%)<br />
+++<br />
++<br />
gering<br />
Gut (2,1)<br />
+++<br />
+++<br />
gering<br />
Sehr gut (1,3)<br />
71<br />
+++<br />
++<br />
gering<br />
g<br />
Gut (2,1)<br />
+++<br />
+++<br />
gering<br />
Sehr gut (1,3)<br />
+++<br />
+++<br />
gering<br />
Sehr gut (1,3)<br />
+++<br />
++<br />
gering<br />
Gut (2,1)<br />
70<br />
Handhabung<br />
Gebrauchshinweise<br />
Erstmontage<br />
Handgriff mit Ein-/Aus-Schalter<br />
Bügelgriff mit Sicherheitsschalter<br />
Manövrieren be<strong>im</strong> Schneiden, Schneiden <strong>im</strong> Überkopfbereich<br />
Schnittführung vertikal und horizontal<br />
Ausbalancieren<br />
Reinigung<br />
Messerschutz<br />
Note Handhabung (40%)<br />
selber machen 7 | 2014<br />
++<br />
+++<br />
++<br />
o<br />
+<br />
++<br />
o<br />
+<br />
o<br />
Befriedigend (3,0)<br />
+<br />
+++<br />
+++<br />
+++<br />
++<br />
+++<br />
++<br />
++<br />
++<br />
Gut (1,9)<br />
++<br />
++<br />
+++<br />
++<br />
+<br />
++<br />
++<br />
++<br />
+<br />
Befriedigend (2,5)<br />
+<br />
+++<br />
++<br />
+<br />
++<br />
++<br />
+<br />
++<br />
++<br />
Gut (2,4)<br />
+++<br />
+++<br />
+++<br />
+++<br />
+++<br />
+++<br />
+++<br />
++<br />
++<br />
Sehr gut (1,3)<br />
+<br />
+++<br />
+++<br />
++<br />
+<br />
+++<br />
++<br />
++<br />
++<br />
Gut (2,1)<br />
Werkzeuge und<br />
Maschinen <strong>im</strong> Test<br />
Wir haben in dieser Ausgabe sechs<br />
Heckenscheren für Sie getestet:<br />
Lesen Sie, welche besonders<br />
leistungsstark, praktisch in der<br />
Handhabung und geräuscharm ist.<br />
Technik und Sicherheit (Laborprüfung)<br />
Hubzahl [min-1]<br />
1740<br />
Geräusch: Schalldruckpegel am Ohr ohne Last [dB(A)]<br />
95<br />
Wirksamkeit und Bedienung der Zugentlastungseinrichtung<br />
+<br />
Elektrische Sicherheit<br />
Ok<br />
Stoppostion der Messer<br />
zufällig<br />
Selbsttätiges Abschalten nach Blockierung<br />
nein<br />
Note Technik und Sicherheit (15%)<br />
Ausreichend (4,0)<br />
Gesamtnote<br />
Befriedigend (2,8)<br />
So haben wir getestet<br />
Schnitt Buchenhecke<br />
Schnitt Weidenholz<br />
Das Schneiden der Buchenhecke ist eine<br />
Neben Heckenschnitt wurde auch geprüft<br />
der größeren Herausforderungen. Die<br />
wie die Testgeräte Hölzer schneiden.<br />
frischen Austriebe schaffen alle Geräte<br />
Weidenstöcke mit ihren dichten Fasern sind<br />
mühelos. Mehrjährige Triebe lassen sich<br />
ein bestens geeignetes Material.<br />
am besten mit den Gerätenvon Bosch,<br />
Metabo und Stihl schneiden.<br />
3080<br />
95<br />
+<br />
Ok<br />
zufällig (sichtbarer Messernachlauf)<br />
ja<br />
Befriedigend (3,4)<br />
Gut (1,9)<br />
Geräuschentwicklung<br />
Das Geräusch einer Heckenschere ist<br />
subjektiv weniger laut, doch die<br />
Messungen in der Akustikhalle zeigen<br />
Schalldruckpegel ähnlich denen von<br />
Bohrhämmern (Schallschutz tragen!),<br />
Ausnahme: Metabo.<br />
3380<br />
2960<br />
3510<br />
94<br />
86<br />
95<br />
++<br />
+<br />
++<br />
Ok<br />
Ok<br />
Ok<br />
zufällig<br />
zufällig<br />
verdeckt *<br />
nein<br />
nein<br />
nein<br />
Befriedigend (3,3)<br />
Befriedigend (3,2)<br />
Befriedigend (2,5)<br />
Befriedigend (2,5)<br />
Gut (2,1)<br />
Sehr gut (1,4)<br />
Hubgeschwindigkeit<br />
Elektrische Sicherheit<br />
Mit einem Drehzahlmessgerät wurde<br />
Mit einem Hochspannungstestgerät<br />
die Hubzahl der Messerzähne pro<br />
wird die Isolationsfestigkeit der per<br />
Minute gemessen. Eine hohe Hubzahl<br />
Netzstrom betriebenen Geräte geprüft.<br />
ist vorteilhaft für<br />
das Schneiden von<br />
Diesen Abschnitt absolvieren alle ohne<br />
„anspruchsvollem“ Gehölz.<br />
Beanstandungen.<br />
1780<br />
92<br />
++<br />
Ok<br />
verdeckt *<br />
nein<br />
Befriedigend (3,0)<br />
Gut (2,3)<br />
* Schneiden max<strong>im</strong>al geöffnet<br />
!<br />
Das Benotungssystem<br />
Die wichtigsten Kriterien bei der<br />
Beurteilung der Geräte waren der Praxis -<br />
test Schneiden und die Handhabung –<br />
zunächst wurden die „klassischen“ Hölzer<br />
wie Buche und Weide geschnitten. Da<br />
lagen alle noch dicht beieinander. Bei den<br />
Anforderungen an die Handhabung lagen<br />
die Testteilnehmer dann weiter aus ein -<br />
ander, entscheidend waren hier die<br />
Praxisanforderungen wie das Ausbalancieren<br />
und das Handling be<strong>im</strong> Schneiden.<br />
72<br />
selbermachen 8 | 2014<br />
73<br />
Alles <strong>im</strong> (Zu-)Griff!<br />
Mit diesem Aufbewahrungssystem<br />
schaffen Sie Ordnung in Ihrer Werkstatt.<br />
GUTSCHEIN<br />
TECHNIK<br />
46<br />
Innovationspreis<br />
Ordnungshüter<br />
Das modulare Aufbewahrungs- und Werkzeug-system<br />
Blucave sorgt für Übersicht – und das zu fairen Preisen.<br />
Wenn alles seinen festen Platz hat, dann findet man es leicht<br />
wieder. Diesen Grundsatz setzt die niederländische Firma Batavia<br />
mit Blucave perfekt um: Ein aufeinander abgest<strong>im</strong>mtes<br />
Ablage- und Werkzeugsystem, das in Modulbauweise funktioniert.<br />
Ob Lampe, Ladestation oder 6er-Steinbohrer – alles hat<br />
seinen festen, passgenauen Platz. Wer mit Blucave Ordnung schaffen will, beginnt<br />
mit Koffern (je 34 Euro) und der Wandschiene mit vier Halterungen<br />
(29 Euro). Je nach Bedarf können Stück für Stück weitere Module und Geräte<br />
folgen. Zurzeit umfasst das System unter anderem sechs kabel- und zwei<br />
akkubetriebene Tools (Akkubohrer, Schwingschleifer, etc.). Dabei handelt es<br />
sich um Aufsätze, die jeweils auf einen stromgebenden Controller (Akku/<br />
Netz) gesteckt werden. Die Zubehörliste reicht vom Wandregal (99 Euro) bis<br />
zur Schublade (5 Euro).<br />
Erhältlich bei www.blucave-shop.de oder www.westfalia.de<br />
Höhenverstellbar<br />
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Regal mit inneren Werten<br />
Jedes Bord verfügt über vier integrierte Schubladen, in die alle Zubehörsets<br />
des Systems passen (z. B. für Bohrer, Stichsägenblätter, etc.). An<br />
der Regalunterseite nehmen Halterungen diverse Systemwerkzeuge,<br />
-steckdosen und -leuchten auf (Foto r.).<br />
INNOVATION DES MONATS<br />
BATAVIA BLUCAVE<br />
WERKSTATT-SYSTEM<br />
Modulbauweise<br />
Ob Arbeitsleuchte (Foto)<br />
oder Akkubohrer: Alle<br />
Zubehörteile und Werkzeuge<br />
des Systems<br />
passen perfekt in die Aufbewahrungseinheiten.<br />
Strom und<br />
Licht<br />
Das Powermodul o liefert<br />
Strom und Licht: Die<br />
Vierfach-Steckdose ist an<br />
eine ausziehbare 6-Meter-<br />
Zuleitung gekoppelt. Im<br />
Fach nebenann<br />
steckt eine<br />
flache Arbeitsleuchte,<br />
die auch unter dem Bord<br />
befestigt werden kann.<br />
selber machen 8 | 2014<br />
Wandschiene<br />
Die Wandschienen nehmen in<br />
ihren Halterungen die Koffer<br />
auf. Durch eine abschließbare<br />
Haube auf der Schiene kann<br />
man die Koffer-Reihe vor<br />
unerlaubtem Zugriff schützen.<br />
Die kriterien<br />
Revolutionäre Idee<br />
Eine Innovation ist erst einmal<br />
„nur“ eine Neuheit. Benutzen<br />
wir dieses Wort in der Redaktion,<br />
meinen wir: nicht nur<br />
neu, sondern ein einzigartiger<br />
Ansatz – eine unerwartete<br />
Idee, die revolutionär sein<br />
kann oder mit bekannten<br />
Techniken etwas völlig Neues<br />
schafft – und diese Produkte<br />
werden von der Redaktion<br />
als „Innovation des Monats“<br />
ausgezeichnet.<br />
Koffer mit Durchblick<br />
Die Koffer bilden das Herzstück des Systems.<br />
Sie können durch Trenn-Elemente nach Belieben<br />
unterteilt werden, nehmen wahlweise auch<br />
Systemschubladen auf. Alle Werkzeuge aus der<br />
Blucave-Reihe sind so bemessen, dass sie mit<br />
ihren spezifischen Halterungen in den Koffern<br />
untergebracht werden können. Durch die transparenten<br />
Deckel kann der He<strong>im</strong>werker mit<br />
einem Blick den Inhalt des Koffers überblicken.<br />
✁<br />
Fotos: Christian Bordes; Text: Malte Betz<br />
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Leseprobe<br />
BAUEN Biefkasten<br />
Gut geschützt<br />
vor den Wetter -<br />
einflüssen sind<br />
nicht nur die<br />
Briefe. Im oberen<br />
Fach lassen sich<br />
Zeitungen und<br />
Zeit schriften gut<br />
unterbringen,<br />
ohne dass ihre<br />
Umschlag blätter<br />
zerreissen. Auch<br />
Päckchen finden<br />
dort trockenen<br />
Unterschlupf.<br />
Post ist da!<br />
Da wird sich Ihr Zusteller freuen: <strong>Der</strong> neue<br />
Briefkasten bietet viel Platz und zusätz -<br />
lich ein Fach für Zeitungen und Päckchen.<br />
<strong>Der</strong> Hingucker für jede Haustür.<br />
D<br />
er Briefkasten ist – ähnlich wie das Gartentor, eine<br />
Art Aushängeschild für ein Haus. Umso erstaunlicher,<br />
dass die meisten Hausbesitzer deutschlandweit<br />
auf die eher einfallslosen Postkästen in Edelstahl-<br />
Optik zurückgreifen. In jedem Baumarkt stehen anscheinend<br />
<strong>im</strong>mer nur dieselben zehn Modelle.<br />
Unsere kleine Briefkastensäule unterscheidet sich da<br />
wohltuend vom Einheitslook. Dass Sie damit erfreulichere<br />
Post erhalten, können wir leider nicht garantieren.<br />
Aber zumindest das: <strong>Der</strong> Bau aus wasserfest verle<strong>im</strong>tem<br />
Sperrholz und Aluminium-Leisten ist ganz einfach.<br />
30<br />
Originelle i Ideen für Ihr<br />
Zuhause, für's Haus …<br />
Dieser Briefkasten bietet nicht<br />
nur viel Platz für Briefe und<br />
Päckchen, sondern ist auch eine<br />
Zierde für Ihr Haus.<br />
BAUEN Biefkasten<br />
Große<br />
Klappe –<br />
viel<br />
dahinter<br />
Materialliste<br />
Baustoffe<br />
Wasserfest verle<strong>im</strong>tes Sperrholz,<br />
Aluminium-Winkelprofile (Maße siehe<br />
Riss-Zeichnung auf der folgenden<br />
Seite), 4 Scharniere, Briefkastenschloss<br />
Die Alu-Leisten<br />
ermöglichen eine<br />
einfache Verbindung<br />
auf Stoß. Über dem<br />
schrägen Innenbrett<br />
findet bei Bedarf noch<br />
eine zusätzliche Geh -<br />
weg-Leuchte Platz.<br />
Verbrauchsstoffe<br />
Malerkrepp, wasserfester Holzle<strong>im</strong>,<br />
Metallkleber, Holzgrund, Wetterschutz-<br />
farbe<br />
Werkzeug<br />
Aluminiumsäge, Hammer, Körner, Ahle,<br />
Forstnerbohrer, Schraubendreher,<br />
Bohrmaschine, Maulschlüssel, Senker,<br />
Raspel, Holzsäge, Schlüsselfeile, Pinsel,<br />
Farbrolle<br />
selber machen 8 | 2014<br />
Die Alu-Leisten zusägen<br />
Die Leisten dienen als Eckverbinder und schützen dabei die Schnittkanten aller<br />
vier Außenbretter – dabei verpassen sie der Holzkonstruktion die feine Note.<br />
1<br />
Die Stirnseite eines großen Vierkantholzes dient als<br />
Führung be<strong>im</strong> Zuschneiden der Alu-Leisten. Die Säge<br />
entlang der Schnittfläche führen, dann wird’s gerade.<br />
Als Baumaterial dienen<br />
wasserfest verle<strong>im</strong>tes Sperr -<br />
holz und 20 x 20-mm<br />
Aluminium-Winkelprofile<br />
3<br />
Mit dem Körner werden circa sechs Markierungen für<br />
Bohrlöcher auf der angezeichneten Mittellinie eingeschlagen.<br />
Immer auf sauberer Unterlage arbeiten. Alu zerkratzt leicht.<br />
2<br />
31<br />
Eine Mittellinie in nur eine der Innenseiten<br />
anzeichnen. Für den Parallelstrich den Bleistift<br />
auf den (führenden) Mittelfinger drücken.<br />
4<br />
Die Bohrlöcher für die Schrauben folgen anschließend.<br />
Die Arbeitsschritte an den Alu-Leisten führen Sie auf allen vier<br />
Leisten identisch aus. Löcher jeweils nur auf eine Profilseite.<br />
<strong>Der</strong> Senker verpasst<br />
Mit einer Schlüsselfeile wird<br />
den Löchern eine<br />
der Grat an den Schnittkanten<br />
Senkung, den Schrau -<br />
der Aluminium-Leisten entfernt.<br />
ben ent sprech end.<br />
Werkzeug <strong>im</strong>mer mit viel Über -<br />
<strong>Der</strong>en Köpfe dürfen<br />
stand ansetzen, die Feilenecken<br />
keinesfalls über -<br />
verursachen sonst Kratzer.<br />
stehen, sonst liegen<br />
die Außenbretter<br />
nach her nicht sauber<br />
<strong>im</strong> Winkel.<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Die Lage des Schlosses in Bezug auf die Ober kante Ein 18er-Forstnerbohrer setzt das Loch zur Aufnahme<br />
hängt von der jeweiligen Bauform des Schlosses ab. des Schlosses (kann abweichen, je nach Schlosswahl). Achten<br />
Min destens ein Drittel des Riegels sollte überstehen. Sie auf einen exakt mittigen Sitz zwischen den Seiten.<br />
SCHWEBE-<br />
Die Überwurfmutter des Schlosses wird<br />
von innen nen durch<br />
die Bohrung geführt und mit<br />
dem Riegel-Gegenstück verschraubt. Um<br />
dabei das Mitdrehen zu verhindern, wird die<br />
Schloss-Rückseite mit einem Schraubendreher<br />
gekontert. ert.<br />
PROFI-tipp<br />
Messing macht’s<br />
Das Schloss eines Briefkastens ist <strong>im</strong> -<br />
mer der Witterung ausgesetzt, darum<br />
sollten Sie hier nicht an der Qualität<br />
sparen. Einfache Möbelschlösser sind<br />
schon für drei bis vier Euro erhältlich.<br />
Doch die werden nach spätestens<br />
einem Winter lädiert sein und nicht<br />
mehr richtig funktionieren.<br />
Achten Sie darauf, ein Schloss aus<br />
Messing mit verchromter Oberfläche<br />
einzusetzen – das hält lange vor.<br />
Die Öffnung für den Briefeinwurf und der Kastendeckel<br />
Die Lage der Scharniere<br />
sollte bei der Klappe für den<br />
Briefeinwurf (Foto) und be<strong>im</strong><br />
Briefkastenfach identisch sein. In<br />
den Klappen und den Gegen -<br />
stücken wird jeweils nur die<br />
1<br />
halbe Tiefe der gesamten<br />
Scharnierstärke<br />
zum Aussägen<br />
Das Fingerloch für die Briefeinwurf-Klappe<br />
angezeichnet.<br />
wird mit dem Forstnerbohrer (30 mm) seitlich<br />
versetzt in die Unterkante gebohrt.<br />
2<br />
Die Raspel trägt überstehende Teile an den<br />
Flanken der Bohrung ab, damit dort saubere<br />
90-Grad-Kanten entstehen. Danach: schleifen. 3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Die Holzsäge<br />
markiert mit zwei Einschnitten Mit der Raspel wird anschließend der Raum Das Dach wird mit Holzle<strong>im</strong> (umlaufend an<br />
die Ränder des<br />
Ausschnitts. Lieber nachsägen zwischen den feinen Schnitten abgetragen. der Kante) und Schrauben aus einer größeren<br />
anstatt übereilt zu tief zu sägen.<br />
Je breiter die Raspel, desto einfacher gelingt es. und einer kleineren Platte zusammengesetzt.<br />
32<br />
selbermachen 8 |<br />
2014<br />
33<br />
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Händlerstempel<br />
... und für den<br />
Garten!<br />
Nicht nur das Selbermachen<br />
macht Spaß:<br />
An diesen Gartenspielen<br />
hat danach<br />
die ganze Familie<br />
Freude!<br />
An Seilen sind unsere beiden Spielkonstruktionen in ihrem Mittelpunkt aufgehangen. Das erfordert Sorgfalt be<strong>im</strong> Messen.<br />
Balanceakt<br />
Es muss nicht <strong>im</strong>mer Fußball oder Frisbee sein! Diese kurzweiligen<br />
Outdoor-Spiele verlangen Köpfchen und Fingerspitzengefühl.<br />
Sie sind kinderleicht zu bauen und begeistern auch die Großen.<br />
Entweder entspannen wir <strong>im</strong> Garten<br />
oder wir arbeiten in ihm. Aber warum<br />
wird das eigene Grün so selten zum<br />
Platz für unterhaltsame und spannende<br />
Spiele? <strong>Der</strong> Garten als Spielplatz: Damit<br />
meinen wir an dieser Stelle keine Flächen für die<br />
sportlichen Varianten mit Fuß- oder Federball,<br />
sondern die mit Köpfchen und Fingerspitzengefühl.<br />
Ein kleiner Platz unter dem starken Ast eines<br />
Baumes genügt, um Raum für unsere hier gezeigten<br />
Konstruktionen zu bieten.<br />
Die sind nicht nur schnell und kinderleicht gebaut,<br />
sie machen – und das ist ja entscheidend –<br />
extrem viel Spaß. Und das gilt nicht nur für jede<br />
Altersklasse!<br />
Das erste Spiel: Be<strong>im</strong> ‘schwebenden Teller’<br />
kämpfen die Spieler gegeneinander und gegen<br />
die Erdanziehungskraft. Es gilt, die <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />
aufgehängte Platte <strong>im</strong> Gleichgewicht zu<br />
halten – oder das Gegenteil herbeizuführen.<br />
Unsere zweite Spiel-Idee, das Kugel-Labyrinth<br />
mit den Lochfallen, kennen viele sicherlich als<br />
Physik zum Anfassen bietet die schwebende Platte.<br />
Indoor-Variante. Unsere Version in XXL ist<br />
Das Hebelprinzip, das Gleichgewicht der Kräfte und die<br />
schwebend aufgehängt und kommt dementsprechnd<br />
ohne hakeliges Gestänge aus (Bauan-<br />
Erdanziehungskraft spielen in jeder Spiel-Variante mit.<br />
leitung ab Seite 80).<br />
Egal für was Sie sich entscheiden: außergewöhnlicher<br />
Spielspaß <strong>im</strong> Garten ist garantiert.<br />
TELLER<br />
Weitere<br />
Themen in dieser Ausgabe:<br />
Neuer Glanz für Fassaden und Fenster, Welche Farbe eignet sich<br />
für welche Wand, Basiswissen Holz- und Zinken-Verbindungen<br />
und vieles mehr!<br />
77
ElektroRad<br />
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KOLUMNE<br />
<strong>Der</strong> Schatten des<br />
Ch<strong>im</strong>borazo auf den<br />
umliegenden Wolken<br />
Am Gipfel<br />
der Gefühle<br />
Treffpunkt unten am Parkplatz. Mein Gast<br />
wartet schon. Für ihn ist es heute ein besonderer<br />
Tag, für mich dagegen Routine:<br />
der gut bekannte Weg übers Höllental<br />
hoch auf die Zugspitze. Es ist noch sehr<br />
dunkel, aber wir haben einen langen Weg<br />
vor uns. Wir gehen die Ausrüstung durch,<br />
besprechen die einzelnen Abschnitte der<br />
Tour. Ich spüre, wie nervös er ist, weiß um<br />
seine Sorge, dass es auch diesmal nicht<br />
klappen könnte. Immerhin hatte er es<br />
schon zwei Mal probiert und war beide<br />
Male umgedreht. Ich kann ihn gut verstehen.<br />
So ähnlich geht es mir, wenn ich in<br />
der Nacht vor einem Aufstieg an einem<br />
Achttausender nicht schlafen kann, mich<br />
nur von der einen auf die andere Seite drehe,<br />
nervös jede Stunde auf die Uhr schaue,<br />
wann ich endlich aufstehen kann. Zugspitze<br />
oder Achttausender: Für jeden gibt es<br />
den passenden Gipfel.<br />
Wir starten unseren Aufstieg. Langsam<br />
bricht der Tag an, das Wetter scheint auf<br />
unserer Seite zu sein. Wir erreichen die<br />
Höllentalangerhütte, machen eine kurze<br />
Pause und setzen unseren Aufstieg fort.<br />
Die Randkluft zwischen den Resten des<br />
schwindenden Höllentalferners und dem<br />
Start des Klettersteiges ist schnell überwunden.<br />
Hier spielen sich manchmal Dramen<br />
ab, wenn die Spalte zu groß ist und<br />
die Zugspitzaspiranten nicht die nötige<br />
Erfahrung haben. Das letzte und schönste<br />
Stück des Aufstiegs klettern wir. Unter<br />
dem goldenen Kreuz umarmen wir uns,<br />
und seine Augen werden ein wenig glasig.<br />
Ein gestandenes Mannsbild, ein Manager<br />
einer großen Firma hat plötzlich mit seinen<br />
Freudentränen zu kämpfen.<br />
Was gibt es Schöneres?<br />
<strong>Der</strong> Gipfel an sich, der höchste Punkt am<br />
Berg. <strong>Der</strong> Punkt, wo wir <strong>Bergsteiger</strong> erst<br />
einmal hin wollen, bevor es wieder runter<br />
geht. Manchmal bietet er gerade genug<br />
Platz für einen schmalen Menschen oder<br />
ist so groß, dass sich ganze Massen darauf<br />
tummeln. Mit viel oder mit wenig Sauerstoff.<br />
Nur über schwierige Kletterei oder<br />
Die Bergspitze ist einer der<br />
wenigen Plätze, wo wir<br />
unseren Emotionen wenigstens<br />
für einen kurzen<br />
Moment freien Lauf lassen.<br />
Manchmal sogar mit<br />
dem BH der eigenen Frau.<br />
Von David Göttler<br />
durch gemütliches Wandern erreichbar.<br />
Spitz, breit, luftig oder flach. Manchmal<br />
einfach das Ende einer Route inmitten einer<br />
Wand.<br />
Wir wissen um die Magie dort oben und<br />
die Besonderheit, hier wenigstens für einen<br />
Moment unseren Emotionen freien<br />
Lauf lassen zu können. <strong>Der</strong> Gipfel gestattet,<br />
nein, er fördert den selten gewordenen<br />
Rückzug ins eigene Ich. Er ist ein Ort, an<br />
dem ich von der sensiblen Bergdame bis<br />
zum Testosteron strotzenden Bergabenteurer<br />
viele Freudentränen und die vielfältigsten<br />
Gefühlsausbrüche erlebt habe.<br />
Mich eingeschlossen.<br />
Fotos: David Göttler<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Spitzen an der Spitze<br />
Einmal stieg ich mit zwei Gästen aus<br />
England auf den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>. Nach der<br />
Goutierhütte erreichte unser Tempo eine<br />
rekordverdächtigte Langsamkeit, dass ich<br />
die Befürchtung hegte, wir würden bald<br />
anfangen, rückwärts zu laufen. Aber: Wir<br />
kamen oben an! Und der Glücksrausch<br />
setzte offenbar noch einmal ungeahnte<br />
Energiereserven frei. Einer der beiden Gäste<br />
fing voller Freude an, in seinem Rucksack<br />
zu wühlen. Ich tippte auf eine englische<br />
Fahne oder sonst eine Art W<strong>im</strong>pel<br />
für das obligatorische Gipfelfoto. Es kam<br />
dann auch etwas W<strong>im</strong>pelartiges zum Vorschein,<br />
nur irgendwie mit Spitzen verziert<br />
und zwei so … der BH seiner Frau! Einige<br />
der umliegenden <strong>Bergsteiger</strong> mussten aufpassen,<br />
vor Lachen nicht von dem breiten<br />
Gipfel zu kullern. Es sei die Bedingung<br />
seiner Frau gewesen, etwas von ihr mitzunehmen.<br />
Stolz und mit einem gewaltigen<br />
Grinsen erfüllte er ihr nun diesen Wunsch.<br />
<strong>Der</strong> BH bekam das volle 360-Grad-Panorama.<br />
Für mich war es ein unvergesslicher<br />
Moment. Ob es seine Frau genauso lustig<br />
fand, ist nicht überliefert.<br />
Auf dem Gipfel! Es ist das, wovon manche<br />
Menschen jahrzehntelang träumen.<br />
Wahrscheinlich ist der Moment dort oben<br />
umso besser, je länger der Traum in einem<br />
schlummerte. Manfred, einer meiner Gäste,<br />
hatte mit 18 Jahren Humboldt gelesen<br />
und war fasziniert von der Idee, den Ch<strong>im</strong>borazo<br />
in Ecuador zu besteigen. Mit 58 Jahren<br />
war er schließlich mit mir auf seiner<br />
Mission Traumerfüllung unterwegs. Nach<br />
einer wunderbaren Akkl<strong>im</strong>atisation vereitelte<br />
ein Sturm zwei Nächte lang unseren<br />
Start. Als wir schließlich auf brachen,<br />
mussten wir <strong>im</strong> Stockdunklen unsere<br />
Schneebrillen aufsetzen – wegen des San-<br />
des, den uns der stärker werdende Wind in<br />
die Augen blies. Ich weiß nicht, wie sehr<br />
Manfred den Sonnenaufgang genießen<br />
konnte. Denn <strong>im</strong>mer dünner wurde die<br />
Luft, <strong>im</strong>mer schwerer jeder Schritt. <strong>Der</strong><br />
Schatten des Ch<strong>im</strong>borazo erschien als eine<br />
wunderbare Pyramide auf den umliegenden<br />
Weiten Ecuadors und versprach uns,<br />
bald in die wärmenden Sonnenstrahlen<br />
zu kommen. Mit vielen Verschnaufpausen<br />
schafften wir es bis nach ganz oben.<br />
Welch ein Gefühl das für ihn gewesen sein<br />
muss! In diesem Moment beneidete ich ihn<br />
darum.<br />
Er wird mich <strong>im</strong>mer daran erinnern, Träume<br />
nie aufzugeben.<br />
◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />
Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />
dern dieser Welt unter anderem schon<br />
mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />
Glowacz und S<strong>im</strong>one Moro. <strong>Der</strong> staatlich<br />
geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />
Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />
exklusiv für den BERGSTEIGER über<br />
seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
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■ Ermäßigungen auf rund 2.000 Alpenvereinshütten<br />
■ Ermäßigungen in DAV-Kletterhallen<br />
■ Versicherungsschutz weltweit<br />
■ 60 Jugend-, Familien-, Interessengruppen ...<br />
DAVplus.de<br />
z. B. Alpinhelm<br />
ab 2,00 €*<br />
z. B. Pickel<br />
ab 2,50 €*<br />
*Leihgebühr pro Tag<br />
Kommen Sie vorbei, rufen Sie uns an<br />
oder besuchen Sie uns <strong>im</strong> Internet!<br />
DAVplus.de/ausruestungsverleih<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75<br />
Tel. 089/29 07 09-725 oder 089/55 17 00-0
EVENT<br />
3. Hohe Tauern Wandermarathon<br />
Vorspeise<br />
Zwischen den Grasbergen<br />
der Kitzbüheler Alpen<br />
und den Felsriegeln der<br />
Hohen Tauern gelegen,<br />
ist die Region Mittersill-<br />
Hollersbach-Stuhlfelden<br />
idealer Ausgangspunkt<br />
für zahllose Touren. <strong>Der</strong><br />
Wandermarathon ist willkommener<br />
Anlass, sich<br />
den Appetit anregen zu<br />
lassen. Von Sandra Zistl<br />
Die Füße leicht versetzt in Startposition,<br />
die Hände in den<br />
Schlingen der Walking-Stöcke,<br />
den Blick konzentriert nach vorne:<br />
Diese sechs Frauen sind wild<br />
entschlossen, die 25,6 Kilometer Wanderwettbewerb,<br />
die vor ihnen liegen, in Rekordzeit<br />
zu absolvieren. Das Wetter macht<br />
es ihnen und den 150 weiteren Teilnehmern<br />
des zweiten »Hohe Tauern Wandermarathon«<br />
an diesem Augustmorgen 2013<br />
nicht ganz leicht. Schwere Regenwolken<br />
hängen über Mittersill, Hollersbach und<br />
Stuhlfelden, den drei Orten <strong>im</strong> Salzachtal,<br />
die auch 2014 wieder einen Wanderwettkampf<br />
veranstalten. »Ach geh, des bisserl<br />
Regen«, sagt Mariella, die Anführerin der<br />
Truppe, und zuckt mit den Schultern. »Davon<br />
lassen wir uns jetzt nicht abhalten, wir<br />
haben schließlich auch bei jedem Wetter<br />
trainiert.« In vielen Regionen gebe es nur<br />
Laufwettbewerbe, für ihre Gruppe sei der<br />
Wandermarathon wie geschaffen.<br />
5444 Kilometer Wanderwege<br />
Die sechs Damen zwischen 23 und 43 Jahren<br />
kennen sich vom Step-Aerobic. Im Sommer<br />
flitzen sie einmal pro Woche gemeinsam<br />
auf die Berge, die sich an diesem Tag<br />
hinter grauen Vorhängen verstecken. Wer<br />
Glücksgefühle: Ein Teilnehmer des<br />
Wandermarathons kommt <strong>im</strong> Ziel an.<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
für <strong>Bergsteiger</strong><br />
nur für einen Tag kommt, könnte einen falschen<br />
Eindruck gewinnen. Aber so ist das ja<br />
auch gar nicht gedacht. »<strong>Der</strong> Wandermarathon<br />
ist ein Appetitanreger, deshalb bieten<br />
wir ja auch verschiedene Distanzen an« (siehe<br />
Kasten <strong>Bergsteiger</strong> KOMPAKT), formuliert<br />
es Mittersills Bürgermeister<br />
Wolfgang Viertler, selbst<br />
ambitionierter Teilnehmer des<br />
Wettbewerbs. »Rundherum gibt<br />
es eine Unmenge an Touren, da<br />
lohnt es sich schon, für eine<br />
Woche Urlaub zu bleiben.«<br />
Die Region Mittersill-Hollersbach-Stuhlfelden<br />
liegt zwischen<br />
den Dreitausendern des<br />
Nationalparks Hohe Tauern<br />
und den sanften Grasbergen<br />
der Kitzbüheler Alpen. Eingebettet<br />
in die beiden Gebirgsgruppen,<br />
ist die Region mit<br />
5444 Kilometern Wanderwegen<br />
und 200 Hütten und<br />
KOMPAKT<br />
Auf zum 3. Hohe Tauern Wandermarathon!<br />
Am 24. August fi ndet zum<br />
dritten Mal der Hohe Tauern<br />
Wandermarathon in der<br />
Region Mittersill-Hollersbach-<br />
Stuhlfelden statt. Einzeln oder<br />
in der Staffel müssen 25,6<br />
Kilometer und 851 Höhenmeter<br />
zurückgelegt werden. Für<br />
Kinder (8–13 Jahre) gibt es die<br />
Distanzen 7,4 und knapp drei<br />
Kilometer (4–7 Jahre).<br />
Auch zwei Laufwettbewerbe<br />
werden abgehalten, ein<br />
Einzelwettbewerb über die<br />
gesamte Strecke (25,6 km)<br />
sowie ein Lauf über 16 km,<br />
den man einzeln oder in einer<br />
2er-Staffel bewältigen kann.<br />
Streckenverlauf: Die Strecke<br />
führt vom Startpunkt <strong>im</strong><br />
Nationalparkzentrum Mittersill<br />
(750 m) auf den ersten vier<br />
Kilometern erst kurz Richtung<br />
Süden, dann gen Westen<br />
kontinuierlich bergauf bis auf<br />
etwa 1100 Meter, anschließend<br />
in ähnlichem Gefälle<br />
wieder bergab nach Hollersbach.<br />
Nach den ersten zehn<br />
Kilometern sind die meisten<br />
Höhenmeter also bereits bewältigt.<br />
Weiter geht es auf der<br />
anderen Seite des Salzachtals<br />
leicht ansteigend, dann auf<br />
der Höhenlinie nach Osten<br />
und zurück nach Mittersill. Von<br />
dort führt das Schlosswegerl<br />
mit bis zu 30 Prozent Steigung<br />
wieder bergan, danach geht es<br />
auf einem weichen Wald- und<br />
Wiesenweg allmählich abwärts<br />
nach Stuhlfelden und von dort<br />
an der Salzach entlang zurück<br />
zum Nationalparkzentrum.<br />
(siehe Karte).<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
Mittersill Plus Tourismus<br />
GmbH, www.wandermarathon.<br />
info, Tel. 00 43/(0)65 62/42 92,<br />
allgemeine Infos unter<br />
www.mittersill-tourismus.at<br />
Karten: Kompass 1:50 000,<br />
Blatt 29 »Kitzbüheler Alpen«,<br />
Blatt 39 »Glocknergruppe,<br />
NP Hohe Tauern«, Blatt 38<br />
»Venedigergruppe Oberpinzgau«<br />
Wandermarathon Wochenendpackage:<br />
<strong>im</strong> Zeitraum<br />
22. bis 24. August 2014:<br />
drei Nächte mit Frühstück oder<br />
Halbpension in einem zertifi -<br />
zierten Wanderhotel, Warm up<br />
– geführte Wanderung (Freitag),<br />
Pasta Party und Registrierung<br />
(Samstag), Teilnahme am 3.<br />
Hohe Tauern Wandermarathon<br />
am 24. 08. 2014<br />
Angebote: 4*-Hotel:<br />
ab € 239,-/Person,<br />
3*-Hotel: ab € 189,-/Person<br />
Fotos: Franz Reifmüller, TVB Mittersill
INFO<br />
Unterkünfte mit<br />
Zertifikat<br />
15 Wanderhotels in der Region haben<br />
sich auf die Wünsche von <strong>Bergsteiger</strong>n<br />
spezialisiert.<br />
Zwischen den Dreitausendern des Nationalparks<br />
Hohe Tauern und den sanften Grasbergen<br />
der Kitzbüheler Alpen liegt Mittersill-<br />
Hollersbach-Stuhlfelden. Die Region mit<br />
einem Wanderwegenetz von 5444 Kilometern<br />
sowie 200 Hütten und Gasthöfen ist<br />
Ausgangspunkt für die ganze Bandbreite<br />
an Touren: von gemütlich bis hochalpin.<br />
Insgesamt 15 als Wanderhotels zertifi zierte<br />
Betriebe bieten Touren direkt vom Hotel aus<br />
an, beraten ihre Gäste und verfügen über<br />
eine spezielle Wander-Infrastruktur: Kartenmaterial,<br />
Wanderbücher, Wasch- und Trockenraum,<br />
aber auch Rucksäcke und Wanderstöcke<br />
zum Ausleihen. Bei Bedarf steht den<br />
Gästen ein kostenloser Shuttle-Service zum<br />
Ausgangspunkt ihrer Wanderung zur Verfügung.<br />
Die Wanderhotels bieten <strong>im</strong> Sommer (Ende<br />
Juni bis Ende September) jede Woche<br />
sechs geführte Touren mit Bergführer und<br />
Nationalpark-Ranger an und <strong>im</strong> Frühling und<br />
Herbst (Mitte Mai bis Ende Juni, Ende September<br />
bis Ende Oktober) drei pro Woche.<br />
<strong>Der</strong> von der Region herausgegebene »Wanderguide«<br />
beschreibt 65 Touren inklusive<br />
Höhenprofi l und kann kostenlos angefordert<br />
werden unter welcome@mittersill.info.<br />
Zwischen dem 5. Juli und dem 27. September<br />
bieten die Wanderhotels Wochenpakete<br />
(ab 249 Euro pro Person) an. Diese enthalten<br />
sieben Übernachtungen mit Frühstück,<br />
sechs geführte Touren <strong>im</strong> Nationalpark<br />
Hohe Tauern und in den Kitzbüheler Alpen,<br />
kostenlose Nutzung des Wandershuttles<br />
und eine Wanderkarte inklusive.<br />
Kontakt: www.mittersill.info, welcome@<br />
mittersill.info, Tel. 00 43/(0)65 62/42 92<br />
Auch Läufer messen sich auf<br />
25,6 oder 16 Kilometern.<br />
Im Nationalpark Hohe Tauern ist die landschaftliche Vielfalt ein Markenzeichen.<br />
»Ich werde in meinem Leben nicht alle Touren<br />
schaffen«, sagt Wanderführer Stefan Leppert.<br />
Gasthöfen ein idealer Ausgangspunkt für<br />
Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong>. Die klangvollsten<br />
Gipfelnamen sind natürlich Großglockner<br />
(3798 m) und Großvenediger<br />
(3662 m) – zwei der mehr als 350 Dreitausender,<br />
die sich hier am Alpenhauptkamm<br />
innerhalb des Nationalparks gruppieren.<br />
Von lieblich bis eisig<br />
Aber auch der Mittersiller Hausberg Pihapper<br />
(2513 m), der Gaisstein (2363 m) oder<br />
der Große Rettenstein (2366 m) sind lohnende<br />
Ziele. Und die Hohen Tauern eine<br />
der bekanntesten Gebirgsregionen der<br />
Ostalpen. Aufgrund der bis zu 2000 Meter<br />
Höhenunterschied zwischen Tälern und<br />
Gipfeln können Touren zu einer Expedition<br />
durch mehrere Vegetationszonen werden.<br />
Von Blumenwiesen geht es hinauf bis<br />
in Gletscherregionen. Rund geschwungene<br />
Grashügel kontrastieren mit hochalpinen<br />
Strukturen aus Fels und Eis, wuchtige<br />
Rücken mit lieblichen Almlandschaften,<br />
durchsetzt von Bergseen. Nach Süden, in<br />
die langen Riegel der Hohen Tauern hinein,<br />
öffnet sich von Mittersill aus alle paar<br />
Kilometer ein neues Tal Richtung Venediger-<br />
und Granatspitzgruppe. Und wenn das<br />
Wetter <strong>im</strong> Salzach-Tal nicht passt, können<br />
<strong>Bergsteiger</strong> dank des Felbertauerntunnels<br />
innerhalb von 20 Minuten Autofahrt auf<br />
die Sonnenseite wechseln. Was den einen<br />
der Brenner, ist den anderen der Felbertauerntunnel.<br />
»Ein Wahnsinnsgebiet«<br />
Weniger erfahrene Wanderer finden <strong>im</strong><br />
Wanderguide der Region 65 beschriebene<br />
Touren. Wer lieber alleine unterwegs ist,<br />
kann sich jedoch auch austoben. »<strong>Der</strong> Nationalpark<br />
bietet unglaublich viele Möglichkeiten«,<br />
schwärmt Stefan Leppert, Mit-<br />
Gründer einer Alpinschule, Wanderführer<br />
und Betreiber des Alphotel »Kuhstadl«. Seit<br />
fünf Jahren lebt der 35-Jährige in Mittersill.<br />
Er blickt also nicht aus lokalpatriotischer<br />
Perspektive auf die Hügel und Gipfel rundherum,<br />
dennoch ist er schwer begeistert:<br />
»Ein Wahnsinnsgebiet.« Mit seinen Gästen<br />
ist er 150 Tage <strong>im</strong> Jahr in seinen Hausbergen<br />
unterwegs, und weiß dennoch: »Ich<br />
werde es in meinem Leben nicht schaffen,<br />
alle Touren hier zu machen.«<br />
◀<br />
Fotos: Christian Berauer, TVB Mittersill<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
TOUREN<br />
Perfektes Pinzgauer Potpourri<br />
Das Tourenreservoir der Region Mittersill, Hollersbach und Stuhlfelden ist unerschöpflich.<br />
Stefan Leppert hat sechs besonders schöne Wanderungen für Sie ausgesucht – von leicht bis anspruchsvoll.<br />
1 Hollersbachtal (1132 m)<br />
▶ leicht 3 Std.<br />
429 Hm 429 Hm<br />
Charakter: Familienwanderung<br />
für Jung & Alt – ein Mindestmaß an<br />
Trittsicherheit ist erforderlich.<br />
Ausgangspunkt: Hollersbach<br />
Route: Wanderung über den Bachlehrweg<br />
(Nr. 16) ins Hollersbachtal<br />
– danach mündet der Bachlehrweg<br />
in den Forstweg (Nr. 916) und führt<br />
zur schön gelegenen Senninger Alm<br />
(1132 m), die auch Gästez<strong>im</strong>mer<br />
hat. Die Alm ist Ausgangspunkt für<br />
zahlreiche Touren, beschrieben <strong>im</strong><br />
»Wanderguide« (s. Kasten auf S. 77).<br />
2 Pihapper (2513 m)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1315 Hm 1315 Hm<br />
Charakter: Aussichtsreiche und<br />
konditionell anspruchsvolle Rundtour<br />
ohne technische Schwierigkeiten auf<br />
den Hausberg Mittersills. Wechselndes<br />
Gelände von Waldsteigen, Almfl<br />
ächen bis hin zu Blockgeröll. Kurze<br />
Leiterpassage be<strong>im</strong> Gipfelanstieg.<br />
Ausgangspunkt: Gasthof Berghof<br />
(1200 m) am Hollersbacher<br />
Schattberg<br />
Route: Auf dem Lachalm-Höhenweg<br />
steil durch den Wald bis zur Vorderlachalm.<br />
Weiter bis zur Rossalm. Etwa<br />
500 m nach der Rossalm am Bachlauf<br />
links hinauf ins Rossalmkar (weglos).<br />
Zwischen Pfl ugsberg (2414 m) und<br />
Pihapper am günstigsten Punkt hinauf<br />
zum Grat (Weg Nr. 935) und weiter<br />
zum Pihapper-Gipfel. Zurück über den<br />
»Normalweg«, also Pfl ugsberg und<br />
die Pölsneralm (Wege 935 und 934)<br />
zum Gasthof Berghof.<br />
Einkehr: Gasthof Berghof<br />
3 Hoher Herd (2824 m)<br />
▶ schwierig 11 Std.<br />
1940 Hm 1940 Hm<br />
Charakter: Idealtour für einsamkeitsliebende<br />
Alpinisten in großteils<br />
weglosem Gelände! Hier sind Durchhaltevermögen<br />
und alpine Erfahrung<br />
gefragt. Zum Lohn gibt’s eine fantastische<br />
Aussicht auf die Glockner-,<br />
Granatspitz- und Venedigergruppe!<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (Schranken)<br />
am Eingang zum Hollersbachtal<br />
(Gasthof Seestube, 884 m)<br />
Route: Vom Schranken taleinwärts<br />
vorbei an der Wirtsalm und der<br />
Materialseilbahn bis zur Lahneralm.<br />
Nach der Alm über freie Hänge weiter<br />
zur Lach-Grundalm und oberhalb ins<br />
Steinkarl. Von hier weiter zum gut<br />
sichtbaren Sattel zwischen Pembachkogel<br />
und Leitachkogel (2678 m).<br />
Den Leitachkogel überschreiten und<br />
auf dem Grat weiter bis zum Gipfel<br />
des Hohen Herd (2824 m). Abstieg<br />
entlang des Aufstiegsweges.<br />
Einkehr: Gasthof Seestube (Ausgangs-<br />
und Endpunkt), Senninger Alm<br />
(ab Abzweig Materialseilbahn<br />
ca. 10 min taleinwärts)<br />
4 Auf alten Pfaden über den<br />
Felbertauern (Säumerweg /<br />
alte Salzhandelsroute)<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
1168 Hm 969 Hm<br />
Charakter: Landschaftlich reizvolle<br />
Tauernüberquerung auf den Spuren<br />
der Kelten und Römer entlang der<br />
alten Salzhandelsroute von Salzburg<br />
nach Osttirol.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Hintersee<br />
(1313 m) – Zufahrt ab Mittersill<br />
über die Felbertauernstraße<br />
Route: Vom Hintersee vorbei an<br />
der Gamsblickhütte entlang des<br />
Felberbaches zum Trassensteig (Weg<br />
917A) und über diesen steil weiter<br />
zum Plattachsee und zur St. Pöltner<br />
Hütte (2481 m). Von hier weiter<br />
über den Alten Tauern zum Grausee,<br />
Schwarzsee und Grünsee – vorbei an<br />
der Grünseehütte hinunter zum Matreier<br />
Tauernhaus (1512 m). Von hier<br />
mit dem Taxi zurück nach Mittersill<br />
(eventuell zweiten Pkw vor Beginn der<br />
Tour hier abstellen).<br />
Einkehr: Gamsblickhütte am<br />
Hintersee, St. Pöltner Hütte, Matreier<br />
Tauernhaus<br />
Tipps: Bei nassen Verhältnissen empfi<br />
ehlt sich als Alternative zum Aufstieg<br />
über den Trassensteig (rutschig)<br />
der Aufstieg durch das Trudental (Weg<br />
917). Von der St. Pöltner Hütte kann<br />
man den Tauernkogel (2989 m/<br />
Hüttengipfel) in ca. 3 bis 3½ Std.<br />
besteigen (Auf- und Abstieg); toller<br />
und anspruchsvoller Aussichtsgipfel!<br />
5 Hüttentour mit 3000er-<br />
Gipfelerlebnis<br />
▶ mittel 3 Tage<br />
2500 Hm 2300 Hm<br />
Charakter: Anspruchsvolle und landschaftlich<br />
beeindruckende 3-Tage-<br />
Tour durch die Hochgebirgswelt des<br />
Nationalparks Hohe Tauern.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Hintersee<br />
(1313 m) – Zufahrt ab Mittersill<br />
über die Felbertauernstraße<br />
Endpunkt: Parkplatz Habachklause<br />
am Eingang des Habachtales<br />
Route: Tag 1 Vorbei an der Gamsblickhütte,<br />
entlang des Felberbaches<br />
zum Trassensteig (Weg 917A),<br />
steil weiter zum Plattachsee und zur<br />
St. Pöltner Hütte (2481 m);<br />
Tag 2 Entlang des St. Pöltner Westweges<br />
bis zum Zeigerpalfen (2506 m).<br />
Von hier Anstieg zum Sandebentörl<br />
(2751 m) – traumhafter Ausblick auf<br />
den Großvenediger. Über das Sandebentörl<br />
hinunter zur Neuen Fürther<br />
Hütte (2201 m) am malerischen<br />
Kratzenbergsee; dort Übernachtung<br />
Tag 3 Hinauf zur Larmkogelscharte<br />
(2933 m), weiter zum Larmkogel-<br />
Gipfel (3017 m) – dem höchsten<br />
Punkt der Tour. Abstieg ins Habachtal<br />
über die Larmkogelscharte zur Neuen<br />
Thüringer Hütte (2212 m), weiter<br />
bis zur Moa-Alm (1410 m). Mit dem<br />
Tälertaxi bis zum Parkplatz Habachklause<br />
(oder 2 Stunden zu Fuß).<br />
6 Auf das Hörndl (2852 m)<br />
▶ schwierig 7–8 Std.<br />
1500 Hm 1500 Hm<br />
Charakter: Konditionell fordernde<br />
Bergtour auf den wohl schönsten<br />
Aussichtsgipfel <strong>im</strong> Felbertal<br />
Ausgangspunkt: Hintersee (1313 m)<br />
Route: Vorbei an der Gamsblickhütte<br />
entlang des Felberbaches zum Trassensteig<br />
(Weg 917A) steil weiter zum<br />
Plattachsee und zur St. Pöltner Hütte<br />
(2481 m). Von hier weiter über den<br />
Alten Tauern (2493 m) zum Hörndl<br />
(2852 m). Abstieg über Schrankeckscharte<br />
und über den Weg 917 durch<br />
das Trudental zurück zum Hintersee.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79
AUF TOUR<br />
Überschreitung des Rocciamelone<br />
Wallfahrt zum<br />
Am Col di Resta<br />
hat man die Hauptschwierigkeiten<br />
bei<br />
der Überschreitung<br />
des Rocciamelone<br />
geschafft.<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Gipfel<br />
Im<br />
Piemont ist der Rocciamelone der Berg mit<br />
der vielleicht besten Rundschau. Zur jährlichen<br />
Wallfahrt am 5. August machen sich viele Pilger<br />
über den Normalweg zum Gipfel auf. Einsam<br />
und abenteuerlich aber ist seine Überschreitung.<br />
Von Iris Kürschner (Text und Fotos)<br />
Bonifacio Rotario d’Asti hätte keine<br />
bessere Wahl für seine Kultstelle<br />
treffen können. Vom Lago<br />
di Malciaussia <strong>im</strong> Osten wirkt<br />
der Rocciamelone unscheinbar.<br />
Ganz anders von der Susa-Seite <strong>im</strong> Westen,<br />
wo er mehr als 3000 Meter ins Tal abfällt.<br />
Bonifacio soll am 1. September 1358 von<br />
Susa aus ein Triptychon auf den Rocciamelone<br />
getragen haben. Was muss in diesem<br />
Mann vorgegangen sein, der sich so<br />
hoch hinauf wagte und damit die in der<br />
Geschichte erste Besteigung eines Alpengipfels<br />
verbucht? Einmal abgesehen von<br />
Francesco Petrarca, der <strong>im</strong> Jahre 1336 nur<br />
einen provenzalischen Voralpengipfel<br />
bestieg, den <strong>Mont</strong> Ventoux mit einer bescheidenen<br />
Höhe von 1912 Metern. Lufti-<br />
ge 3538 Meter hingegen stand Bonifacio<br />
Rotario d’Asti über dem Land, eine eigens<br />
in Brügge angefertigte kunstvoll gestaltete<br />
dreiteilige Relieftafel in seinem Rucksack,<br />
die er sorgsam zwischen den Steinen verankerte<br />
und zurückließ. Legenden ranken<br />
sich um den Wagemutigen. Ein Kreuzfahrer<br />
soll er gewesen sein. In die Hände<br />
von Muselmanen sei er geraten und habe<br />
gelobt, <strong>im</strong> Falle seiner Befreiung eine Kultstelle<br />
auf dem Gipfel mit der besten Rundschau<br />
zu errichten. Historiker bezweifeln<br />
dies, denn zu jener Zeit lagen die Kreuzzüge<br />
schon weit zurück. Doch wie das mit<br />
Legenden so ist, sie schüren den Mythos,<br />
machen den Wallfahrtsberg noch anziehender.<br />
Davon erzählen unzählige Votivtafeln<br />
in der Gipfelkapelle.<br />
<strong>Der</strong> Verrückte von Novaretto<br />
Aber wer war er nun wirklich, jener Mann?<br />
Kein Kreuzfahrer, sondern ein Banker aus<br />
einer einflussreichen Familie von Asti, der<br />
aus Dank für einen geschlichteten Streit<br />
das »Trittico« auf den Rocciamelone trug,<br />
weiß Don Gianluca Popolla, Direktor des<br />
Museo Diocesano di Arte Sacra in Susa. Gerne<br />
erzählt er auch die Geschichte, warum<br />
das Kunstwerk 1673 vom Gipfel entwendet<br />
wurde. »Jedes Dorf hat bekanntlich einen<br />
Dorftrottel«, sagt Don Popolla mit einem<br />
Schmunzeln <strong>im</strong> Gesicht. So auch Novaretto<br />
am Eingang des Susatals. »Il matto« nannte<br />
man dort den Bauern Giacomo Gagnor.<br />
Dem Herzog Carlo Emanuele II. habe dieser<br />
etwas Gutes tun wollen. So brachte »il<br />
matto«, der Verrückte, das Heiligtum<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81
<strong>Der</strong> Lago di Malciaussia<br />
<strong>im</strong> Talschluss des Val di Viù;<br />
hinten der Rocciamelone<br />
ins Tal und zum Castello di Rivoli, dem<br />
Sommersitz der Königsfamilie, um den erlauchten<br />
Herrschaften den beschwerlichen<br />
Pilgergang zu ersparen. Seit diesem Vorfall<br />
ruht das Kunstwerk in einer gläsernen Vitrine<br />
unter besonderer Aufsicht, zuerst in<br />
der Kathedrale San Giusto, später <strong>im</strong> Diözesanmuseum,<br />
das in der Kirche der Madonna<br />
del Ponte untergebracht ist. Selbst zur wichtigsten<br />
Wallfahrt am 5. August darf nur eine<br />
Kopie an der Prozession teilnehmen.<br />
Schon am Vortag pilgern Scharen von<br />
Gläubigen und der Pfarrer zum Rifugio<br />
Cà d’Asti unterhalb des Gipfels hinauf, wo<br />
ordentlich gefeiert wird. <strong>Der</strong> Padre muss<br />
aufpassen, dass er zur Bergmesse am Tag<br />
der Madonna vom Schnee, dem 5. August,<br />
wieder nüchtern ist.<br />
Um neun Uhr morgens, wenn alles gut<br />
geht, wird ein kleiner Altar neben der<br />
Gipfelkapelle aufgebaut sein, der Geistliche<br />
seinen Segen verkünden, Oblaten<br />
brechen und die Kommunion verteilen.<br />
Franzosen und Italiener in trauter Einigkeit,<br />
steht der Berg doch mit seiner Nordseite<br />
in der Maurienne und wird von den<br />
Savoyarden als Rochemelon nicht minder<br />
verehrt. Nur weitaus beschwerlicher ist<br />
deren Pilgergang. Um ein Uhr nachts brechen<br />
die Einhe<strong>im</strong>ischen von Bessans auf,<br />
um pünktlich zur Gipfelmesse oben sein<br />
zu können. Mehr als 1800 Höhenmeter<br />
stecken dann in ihren Knochen – und der<br />
heikle Marsch über einen Gletscher.<br />
Freilich herrscht nicht <strong>im</strong>mer so ein buntes<br />
Treiben am höchsten Wallfahrtsberg<br />
Europas. Je nachdem, wie man sich dem<br />
Berg annähert, zeigt er sich einsam und<br />
wild. Ein Höhepunkt ist seine Überschreitung<br />
ausgehend vom Lago di Malciaussia<br />
<strong>im</strong> Talschluss des Val di Viù, das zu den<br />
Lanzo-Tälern gehört. Gerne als die Wiege<br />
1 Das Rifugio<br />
Cà d’Asti unter<br />
dem Gipfel ist<br />
der Stützpunkt<br />
der Pilger.<br />
2 Statt des alten<br />
Triptychons steht<br />
nun eine bronzene<br />
Marienstatue<br />
am Gipfel<br />
3 <strong>Der</strong> Rocciamelone<br />
über dem<br />
Susatal vom<br />
Bivacco Orsiera<br />
aus gesehen<br />
1<br />
des italienischen Alpinismus bezeichnet,<br />
konzentrierten sich doch die ersten Alpenvereinsaktivitäten<br />
des 1863 gegründeten<br />
Club Alpino Italiano (CAI) auf die Gebirgsregion<br />
der drei Lanzo-Täler. Zwar nicht<br />
auf dem Rocciamelone, sondern auf dem<br />
Monviso – der markanten Pyramide, die<br />
vom Rocciamelone ins Auge sticht – ist<br />
Quintino Sella, dem damals 36-jährigen<br />
Geologen und Politiker, die zündende Idee<br />
zur Gründung eines italienischen Alpen-<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
vereins gekommen, als mit ihm die erste<br />
italienische Expedition am 12. August<br />
1863 den Gipfel erreichte. Aber selbst bis<br />
zur Besteigung des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> 1786 glaubten<br />
die Italiener noch, der Rocciamelone<br />
sei der höchste Berg der Alpen.<br />
Überraschungen <strong>im</strong> August<br />
Es kann durchaus passieren, dass am Lago<br />
di Malciaussia be<strong>im</strong> Auf bruch eitel Sonnenschein<br />
herrscht, doch schon am Colle<br />
Seit 1899 erhöht die »Madonna <strong>im</strong><br />
Schnee« als gewaltige Bronzestatue<br />
den Rocciamelone um drei Meter.<br />
Croce di Ferro, dem Übergang ins Susatal,<br />
ein Wintereinbruch überrascht. Mitten<br />
<strong>im</strong> August. Gut, wenn man es rechtzeitig<br />
zur Capanna Aurelio Ravetto schafft, einer<br />
ehemaligen Militärunterkunft und während<br />
der Resistenza auch Partisanenversteck,<br />
bevor Graupelschauer losbrechen.<br />
<strong>Der</strong> Blick aus dem Fenster zeigt zehn Minuten<br />
später eine weiß verschneite Welt,<br />
dass selbst Franco, der Hüttenwirt, ganz<br />
aus dem Häuschen ist. Übernachtungsgäste<br />
sind hier rar. Mitunter ist Franco<br />
tagelang allein und freut sich über jeden<br />
Zuhörer, den er dann in seine Küche bittet,<br />
wo es am wärmsten ist, weil nur dort<br />
ein Ofen bullert. Sein Nachname Vigna<br />
scheint zufällig, doch Franco ist tatsächlich<br />
stolzer Eigentümer von 3500 Weinstöcken<br />
<strong>im</strong> Asti-Land, wo er mundigen<br />
Barbera keltert, der uns jetzt den Gaumen<br />
hinunter perlt. Auch die Destillation von<br />
Grappa gehört zum Hobby des Pensionärs.<br />
Wenigstens innerlich gut gewärmt,<br />
kriecht man schließlich ins eisgekühlte<br />
Lager. Minus-Temperaturen am nächsten<br />
Morgen, dafür ein Klarblick bis zum Apennin.<br />
Ein spannender, nur wenig genutzter<br />
Pfad, ein Abschnitt der Alta Via Val di Susa,<br />
leitet zum Rifugio Cà d’Asti, benannt zu<br />
Ehren des Erstbesteigers. Etwas unterhalb<br />
steht die 1798 erbaute Kapelle, in der die<br />
Wallfahrtsmessen stattgefunden haben,<br />
bevor der exponierte<br />
Gipfelweg 1895 besser<br />
ausgebaut wurde.<br />
Noch vor dem<br />
offiziellen Frühstück<br />
bricht man am besten<br />
zum Gipfel auf, um<br />
in aller Einsamkeit<br />
den Sonnenaufgang am höchsten Punkt<br />
erleben zu dürfen. Seit 1899 erhöht die<br />
»Madonna <strong>im</strong> Schnee« als gewaltige Bronzestatue<br />
den Rocciamelone um drei Meter<br />
und strahlt ihr gütiges Lächeln über das<br />
endlose Gipfelmeer. <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>, Grand<br />
Combin, Matterhorn, die Écrins-Gipfel, der<br />
Monviso, die Seealpen: fürwahr ein Gipfel<br />
mit großartiger Rundschau. Rotario d’Asti<br />
hätte keine bessere Wahl für seine Kultstelle<br />
treffen können. Die Überschreitung ist<br />
abenteuerlich, doch bei guten Verhältnissen<br />
für alpin Erfahrene kein Problem. Abgesehen<br />
vom Gipfel wird einem kaum ein<br />
Mensch begegnen. Munteres Treiben wartet<br />
erst wieder am Lago di Malciaussia, wo<br />
Italiener gerne ihr Picknick zelebrieren.<br />
<strong>Der</strong> Rocciamelone wirkt wieder unscheinbar.<br />
Vielleicht hätte Rotario d‘Asti den Berg<br />
von hier aus niemals bestiegen. Dann wäre<br />
die Historie um eine Legende ärmer. ◀<br />
KOMPAKT<br />
Vom Susatal auf<br />
den Rocciamelone<br />
Anreise: Autobahn bis Turin und auf der<br />
Tangenziale Nord Ausfahrt Venario Reale.<br />
Richtung Valli di Lanzo bis Germagnano und<br />
ins Valle di Viù abbiegen. Mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln: Zug bis Lanzo/Germagnano,<br />
dann weiter per Bus bis Usseglio.<br />
(Fahrplan: http://www.comune.torino.it/<br />
gtt/intercomunale/percorari.shtml).<br />
Übernachtungsgäste des Rifugio Vulpot<br />
werden auf Wunsch von Usseglio abgeholt.<br />
Hütten: Rifugio Vulpot, 1. Juli bis 15. Sept.,<br />
Tel. 00 39/01 23/8 37 71 oder 3 20/<br />
8 40 70 78, www.rifugiovulpot.com. Capanna<br />
Sociale Aurelio Ravetto, Mitte Juli bis<br />
Ende Aug., <strong>im</strong> Sept. bei schönem Wetter an<br />
Wochenenden, Tel. 00 39/0 11/6 27 04 41<br />
oder 3 38/9 00 78 13. Rifugio Cà d’Asti,<br />
CAI, Juli bis 20. Sept., Tel. 00 39/01 22/<br />
3 31 92. Rifugio Tazzetti, CAI, Mitte Juni bis<br />
Ende Aug., Tel. 00 39/01 23/8 37 30<br />
Information: Turismo Torino e Provincia,<br />
Tel. 00 39/0 11/53 51 81, www.turismotorino.org;<br />
lokales Tourismusbüro in Lanzo,<br />
Via Umberto I, Tel. 00 39/01 23/2 80 80<br />
Karte: Fraternali, Carta dei Sentieri,<br />
1:25 000 »Val Susa, Val Cenischia,<br />
Rocciamelone, Val Chisone«<br />
Literatur: Iris Kürschner »Piemont Nord«,<br />
Bergverlag Rother<br />
Tourentipp: Die Überschreitung des Rocciamelone<br />
(3538 m) in zwei Tagen ist bei<br />
guten Verhältnissen für Wanderer mit alpiner<br />
Erfahrung kein Problem. Nach einem kurzen<br />
Abstieg über den Nordwestkamm wird<br />
über spaltenfreies Blankeis zum Col di Resta<br />
gequert. Dann lässt sich wieder ein Weg<br />
ausmachen, der bis zum Rifugio Tazzetti<br />
geschickt das exponierte<br />
Felsgelände bewältigt.<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
2 3<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83
AUF TOUR<br />
Natur- und Umwelterlebnispfad am Sattelberg<br />
Familien-TIPP<br />
Mit Drachen<br />
Kali ist ein Allround-Talent. Er erklärt Kindern die Natur, motiviert<br />
sie zum Wandern und macht ihnen das Essen schmackhaft.<br />
Eine der Touren mit dem drachenhaften Begleiter führt auf den<br />
Sattelberg bei Ramsau. Von Uli Wittmann (Text und Fotos)<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
steigen<br />
Lilli und Franka entdecken<br />
Überreste<br />
aus der Zeit von<br />
Kalis Artgenossen.<br />
Kali ist überall. Auf Infotafeln, in<br />
Büchern, sogar auf Speisekarten<br />
in der Gegend rund um Ramsau<br />
am Dachstein. Auch be<strong>im</strong> Natur-<br />
und Umwelterlebnispfad<br />
auf den 1253 Meter hohen Sattelberg treffen<br />
wir den grünen Ramsaurier mit dem<br />
rosa Bauch, dem Stachelschwanz und dem<br />
Hörnchen auf der dicken Nase. Die Kinder<br />
lieben ihn.<br />
Die Tour von Ramsau zur Sattelberghütte<br />
ist für die ganze Familie eine Premiere,<br />
denn erstmals ist unser Baby Josephine<br />
dabei. Sie verschläft die gesamte Wanderung<br />
<strong>im</strong> Kinderwagen und <strong>im</strong> Tragetuch.<br />
Ihre beiden großen Schwestern Lilli (8)<br />
und Franka (4) hingegen sind wie <strong>im</strong>mer<br />
mit ganzem Einsatz dabei.<br />
Es regnet, als wir losgehen. Den ganzen<br />
Tag bleibt es so. An der Sattelberghütte<br />
angekommen, bemerken Lilli und Franka<br />
die Ponys, Zwergschafe und Hasen.<br />
Franka entdeckt ein Kaninchen und streichelt<br />
es. Sie spricht mit gurrender St<strong>im</strong>me:<br />
»Hallo Hasenschatz, musst keine<br />
Angst nicht haben, Tante Franki ist da!«<br />
Ihr neuer Liebling lässt sie gewähren. Auf<br />
der Sattelberghütte gibt es für die Kinder<br />
einen Spielbauernhof. Auch hier ist Kali<br />
als Drehpuzzle allgegenwärtig. Mit größter<br />
Mühe gelingt es, die Kinder von ihm<br />
loszureißen und sie zum Weiterwandern<br />
zu bewegen.<br />
Papa kommt in Verlegenheit<br />
Kaum sind wir am Natur- und Umwelterlebnispfad<br />
angekommen, wartet das<br />
nächste Hindernis: Ein Pony! »Kinder,<br />
schaut mal! Das ist doch interessant!«<br />
Mein Versuch, die Aufmerksamkeit der<br />
Kinder auf eine Schautafel zu lenken,<br />
ist nur allzu durchschaubar. »Papa, du<br />
kannst das schon«, ermuntert mich Lilli<br />
und marschiert mit Franka zum Pony, das<br />
erschreckt davontrabt. Wie dankbar ich<br />
dafür bin! Wir steigen weiter auf.<br />
Begeistert laufen die Schwestern voraus,<br />
um als Erste an der nächsten Station zu<br />
sein. Auf einer Infotafel erklärt Kali kindgerecht<br />
die Jahresringe der Bäume. Lilli<br />
und Franka vergessen den Regen und sogar,<br />
dass sie sich gerade erst gezankt<br />
hatten. Doch lange währt der Frieden<br />
nicht. Be<strong>im</strong> Baumhaus ist ein Fernglas<br />
befestigt, um die Landschaft rund um<br />
Begeistert laufen die<br />
Schwestern voraus,<br />
um als Erste an<br />
der nächsten Station<br />
anzukommen. Dort<br />
erklärt Kali auf einer<br />
Infotafel kindgerecht<br />
das Gehe<strong>im</strong>nis<br />
der Jahresringe<br />
von Baumstämmen.<br />
<strong>Der</strong> putzige Ramsaurier<br />
vermittelt den<br />
Kindern sein Wissen<br />
auf Schautafeln.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85
Trittsicherheit<br />
trainieren am<br />
Spielplatz an der<br />
Sattelberghütte<br />
An einer der Stationen betrachten Lilli und<br />
Franka unter Lupen, was sie <strong>im</strong> Wald gefunden<br />
haben: Farne, Fichtenzapfen und Schnecken.<br />
KOMPAKT<br />
Mit dem Ramsaurier die Natur entdecken<br />
Anreise: Mit dem Zug<br />
über Salzburg und Bischofshofen<br />
nach Schladming.<br />
Vom Bahnhof fahren regelmäßig<br />
Busse nach Ramsau<br />
am Dachstein. Mit dem Auto<br />
von München über Salzburg<br />
auf die Tauernautobahn<br />
A10, bis zur Abfahrt »Knoten<br />
Ennstal«. Im Ennstal weiter<br />
bis nach Schladming, dort ist<br />
Ramsau ausgeschildert.<br />
Beste Jahreszeit:<br />
April bis Oktober. <strong>Der</strong> Eintritt<br />
zum Natur- und Umwelterlebnispfad<br />
am Sattelberg<br />
ist kostenlos.<br />
Kindereignung: Die<br />
Wanderung auf dem Naturund<br />
Umwelterlebnispfad am<br />
Sattelberg ist 4 Kilometer<br />
lang und dauert 2½ bis 3 Std.<br />
Start ist am Wanderparkplatz<br />
Natur- und Umwelterlebnispfad.<br />
Auf einem von Wurzeln<br />
durchzogenen Waldweg<br />
geht es gemäßigt bergauf<br />
(180 Hm). Für Kinderwagen<br />
oder Rollstühle ist der Weg<br />
ungeeignet.<br />
Karte: Kompass 1:50 000,<br />
WK 031 »Dachstein-Süd-<br />
Filzmoos«<br />
Einkehr: Auf der Sattelberghütte<br />
werden sogar spezielle<br />
Kali-Kindergerichte serviert.<br />
In Ramsau gibt es eine gute<br />
Auswahl an Gaststätten und<br />
Jausenstuben.<br />
Weitere Infos:<br />
www.ramsau.com,<br />
www.wanderdoerfer.at<br />
die Planai auf der anderen Talseite zu beobachten.<br />
Lilli und Franka balgen sich darum.<br />
»Dann guckt eben der Papa«, sage ich<br />
kurz entschlossen. Beide laufen voraus.<br />
Schon von weitem höre ich ihre Schreie.<br />
Was ist denn jetzt wieder los? Bei ihnen angelangt,<br />
finde ich die zwei über Lupen gebeugt.<br />
Was sie <strong>im</strong> Wald gefunden haben,<br />
legen sie darunter: Farne, Fichtenzapfen<br />
und Schnecken.<br />
Dann entdeckt Franka einen Computer:<br />
<strong>Der</strong> Rechner aus Holz ist doppelt so hoch<br />
wie die Vierjährige. Begeistert drückt sie<br />
die Tastatur und verfolgt, was am Bildschirm<br />
passiert. Lilli erwischt mich auf<br />
dem falschen Fuß. An einem grauen Kästchen<br />
fragt sie: »Papa, hast du unsere Wanderbücher<br />
dabei?« Ich erröte. Am Morgen<br />
hatte Lilli mich noch daran erinnert, die<br />
Bücher einzupacken, in denen die Wanderblätter<br />
für die Stempelstationen enthalten<br />
sind. Für diejenigen, die genügend<br />
Stempel gesammelt haben, gibt es eine<br />
Überraschung. Hektisch durchwühle ich<br />
den Rucksack. Das Hauptfach ist leer.<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Meine letzte Hoffnung ist das Deckelfach.<br />
Zum Glück tauchen die beiden Bücher dort<br />
auf. Kali grinst mir vom Einband entgegen.<br />
Mit feierlichem Ernst stempelt Lilli für<br />
sich und ihre mittlere Schwester die Wanderblätter.<br />
Beide sind mächtig stolz darauf.<br />
Weiter geht es zum Gipfel. An einer<br />
Station müssen die Kinder Begriffe wie<br />
Grat, Gipfel, Turm und Kar einer Zeichnung<br />
von einem Bergmassiv zuordnen.<br />
Ein vorbeikommender Wanderer will ihnen<br />
helfen. Franka entgegnet: »Das können<br />
wir selber, denn Lilli ist schon acht!«<br />
Beeindruckt von soviel Selbstbewusstsein<br />
zieht der <strong>Bergsteiger</strong> ab.<br />
Eine gehe<strong>im</strong>nisvolle Katze<br />
Bald ist der Gipfel erreicht. Auf den wunderbaren<br />
Blick, den man für gewöhnlich<br />
von hier aus zum Dachstein hat, müssen<br />
wir an diesem Tag verzichten: Er versteckt<br />
sich hinter einer grauen Wolkenwand.<br />
Josephine, unser Baby, verschläft wohlig<br />
ihren ersten Gipfel. Be<strong>im</strong> Abstieg zur Sattelberghütte<br />
kommen wir an Versteinerungen<br />
vorbei. Und auf einer Tafel erklärt<br />
– wer wohl? – Kali, wie aus Urmeeren<br />
die Alpen entstanden. Lilli und Franka betrachten<br />
ihre heutige Mission als erfüllt.<br />
Kaum sind wir an der Sattelberghütte<br />
angekommen, erwacht Josephine. »Oh<br />
Seppi«, meint Franka zu ihr, »haben wir<br />
dein Wanderbuch vergessen?« Das Baby<br />
betrachtet die Vierjährige mit großen Augen.<br />
Auf der Speisekarte gibt es Kali-Getränke<br />
und Kali-Speisen. Als wir zurück<br />
zu unserer Unterkunft gehen, entdeckt<br />
TIPP<br />
Blasenlos wandern<br />
Blasen oder offene Stellen an den Füßen<br />
tun be<strong>im</strong> Wandern richtig weh. Jeder<br />
Schritt ist dann schmerzhaft. Ein paar Tipps,<br />
wie es gar nicht erst dazu kommt:<br />
• Blasen entstehen durch mechanische<br />
Reibung, deshalb die Wanderschuhe nicht<br />
zu groß oder zu klein kaufen<br />
• Spezielle Wandersocken sind nahtlos<br />
gewebt und an den Problemstellen verstärkt<br />
• Vor dem Wandern die Füße mit Hirschtalg<br />
oder einer Creme behandeln und Problemstellen<br />
mit Blasenpfl astern abkleben<br />
Lilli ein Tier, das über eine Weide läuft.<br />
»Schau mal Papa, die große Katze«, macht<br />
sie mich stolz darauf aufmerksam. Es ist<br />
ein Dachs. Franka will über den Weidezaun<br />
steigen und den scheuen Waldbewohner<br />
streicheln. Mit vereinten Kräften<br />
halten wir sie davon ab. Be<strong>im</strong><br />
Abendessen best<strong>im</strong>mt<br />
Franka: »Papa, morgen<br />
gehen wir noch<br />
einmal auf den Berg!«<br />
Als ich nachfrage,<br />
warum, meint sie<br />
grinsend: »Dann<br />
kann Lilli wieder<br />
stempeln und ich<br />
den Dachs streicheln!«<br />
◀<br />
Wer genug Stempel<br />
sammelt, bekommt an<br />
der Sattelberghütte<br />
eine Überraschung.<br />
Carbonstöcke sind leichter, steifer & korrosionsbeständiger als herkömmliche Aluminiumstöcke.<br />
Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke aus Carbon. Finden Sie das für<br />
Sie opt<strong>im</strong>ale Modell auf www.komperdell.com
SERVICE<br />
Sobald Kinder<br />
selbstständig<br />
sitzen, dürfen sie<br />
in die Kraxe.<br />
TIPP<br />
Das sorgt be<strong>im</strong> Ausflug<br />
für gute Laune<br />
• Be<strong>im</strong> Kauf einer Kindertrage auf Gewicht,<br />
gut gepolstertes Tragesystem inklusive<br />
stabilem Hüftgurt und einen belüfteten<br />
Rücken achten<br />
• Für das kleine und große Malheur:<br />
Windeln, Feuchttücher und eine Wickelunterlage<br />
dürfen <strong>im</strong> Gepäck nicht fehlen.<br />
• Gegen Langeweile: Ein Bilderbuch oder<br />
Stofftier hält die Kinder in der Kraxe bei<br />
Laune. Damit die Dinge nicht verloren gehen,<br />
befestigt man sie am besten mit Kordeln.<br />
• Keine Touren mit Kindertrage <strong>im</strong> Winter!<br />
Den Kleinen drohen aufgrund der mangelnden<br />
Bewegung und der hängenden Beine<br />
Auskühlung und Erfrierungen.<br />
• Wer die Kindertrage nur selten braucht,<br />
kann unter www.kinderoutdoor.de ein<br />
Modell für 30 €/Woche mieten<br />
(inkl. Trekkingstöcke und Versandgebühr).<br />
Fotos: Uli Wittmann (2), Hersteller (3)<br />
Bergtaugliche Kindertragen<br />
Huckepack<br />
Nur weil man Nachwuchs bekommt, muss man nicht<br />
gleich zum Stubenhocker werden. Mit Kinderkraxen<br />
und Bauchtragen lassen sich auch die Kleinsten<br />
schon auf Wanderungen mitnehmen. Wir erklären,<br />
worauf es dabei ankommt. Von Uli Wittmann<br />
Nichts geht mehr. Ratlos steht die<br />
junge Familie mit Kinderwagen<br />
vor einem Felsabsatz auf dem<br />
Wanderweg. Mit Kindertrage<br />
oder Tragetuch wäre diese Passage kein<br />
Problem – weder für Eltern noch für Kinder.<br />
Säuglinge fühlen sich <strong>im</strong> Tragetuch<br />
mit engem Körperkontakt zu Mama oder<br />
Papa ohnehin am wohlsten. In den ersten<br />
neun Monaten ist die Bauchtrage das<br />
ideale Transportmittel für sie. Be<strong>im</strong> Wandern<br />
sollte man allerdings bedenken, dass<br />
Baby und Trage den Blick auf den Weg einschränken.<br />
Später können die Babys auch<br />
bequem mit Tuch am Rücken getragen<br />
werden.<br />
Viele Eltern fragen sich, wann der Nachwuchs<br />
in die Kindertrage darf. Chris<br />
Semmel, Bergführer und Sprecher be<strong>im</strong><br />
Verband Deutscher Berg- und Skiführer<br />
(VDBS) rät: »Kinder müssen selbständig<br />
sitzen können, damit sie ihren Kopf und<br />
Rumpf selber halten und stabilisieren.«<br />
Alles Einstellungssache<br />
Das Tragen einer Kraxe unterscheidet sich<br />
wesentlich von dem eines Rucksacks. »Ein<br />
Kind zu tragen ist deutlich anspruchsvoller,<br />
als das gleiche Gewicht <strong>im</strong> Rucksack zu haben.<br />
<strong>Der</strong> Schwerpunkt ist höher, das Kind<br />
bewegt sich«, erklärt Christoph Centmayer<br />
vom skandinavischen Bergsport-Ausrüster<br />
Bergans. Zusätzliches Gewicht bringen Verpflegung<br />
und Ausrüstung für das Baby.<br />
Nicht nur den Eltern sollte die Kraxe gut<br />
passen, auch den Kindern. »Um Sitz, Kom-<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
fort und Sicherheit zu gewährleisten, gilt<br />
es, die Kindertrage den physiologischen<br />
Voraussetzungen des Kindes haargenau<br />
anzupassen«, erklärt Andreas Kübler vom<br />
US-Rucksackspezialisten Osprey. »In der<br />
Idealposition befindet sich das Kinn des<br />
Kindes knapp oberhalb des Rahmens.«<br />
Außerdem sollte die Trage verstellbare<br />
Schultergurte besitzen, die das Kind vor<br />
dem Herausfallen schützen.<br />
Vor dem ersten Berg-Abenteuer ist es sinnvoll,<br />
den Knilch zuhause an die Kraxe zu<br />
gewöhnen. Heidi Demler vom Ausrüstungs-<br />
Experten Deuter ist selbst Mutter. Sie weiß:<br />
»Wenn das Kind das erste Mal in die Kraxe<br />
gesetzt wird, kann es sein, dass es sich etwas<br />
sträubt und weint. Nicht gleich aufgeben –<br />
spätestens be<strong>im</strong> Gehen, wenn es schaukelt,<br />
sitzt der Nachwuchs gerne darin.«<br />
Zum Anlegen der Kraxe ist eine gewisse<br />
Technik nötig. Schließlich sitzt ein Kind<br />
darin, mit zu viel Schwung holt sich der<br />
Träger außerdem üble Rückenschmerzen.<br />
Dazu rät VDBS-Sprecher Semmel: »Am<br />
besten zu zweit die Kindertrage aufsetzen.<br />
Ist man allein, so kann man die Trage auf<br />
einem Tisch positionieren – dabei nie loslassen!<br />
– und dann dort aufnehmen.«<br />
Empfindlich bei Sonne und Höhe<br />
Trekkingstöcke unterstützen den Träger<br />
bei der Wanderung und geben Sicherheit.<br />
Genuss pur ist garantiert, wenn dann auch<br />
noch die Sonne scheint. Für die Kinder in<br />
Schönwetter-Frust: Kindern kann es<br />
in der Kraxe leicht zu heiß werden.<br />
der Kraxe kann sie jedoch zur Gefahr werden:<br />
»Ein Kind leidet in der Trage schneller<br />
unter den Wetterbedingungen und Temperaturen«,<br />
warnt Dennie Wagner von der<br />
Bergsportfirma Salewa. »Freiliegende Metallteile<br />
können sich so stark erhitzen, dass<br />
sich das Kind daran verbrennt. Eltern sollten<br />
auf jeden Fall <strong>im</strong>mer auf ausreichend<br />
Sonnenschutz achten.« Auch regelmäßige<br />
Pausen sind wichtig. Es sei denn, der kleine<br />
Passagier schläft. Nach einem Zeitraum von<br />
45 bis 60 Minuten ist es sinnvoll zu rasten,<br />
um das Kind krabbeln oder gehen zu lassen.<br />
Manche Eltern sind ehrgeizig, was die Berge<br />
betrifft. Fachleute raten davon ab, mit<br />
Kleinkindern über 2000 Meter zu steigen<br />
und sich dort lange aufzuhalten. Almtouren<br />
oder weniger hohe Gipfel haben<br />
schließlich auch ihre Reize.<br />
◀<br />
Drei tragende Elemente für eine gelungene Familienwanderung:<br />
Deuter<br />
Kid Komfort 3<br />
Info: www.deuter.com<br />
Preis: 269,95 €<br />
Gewicht: 3500 g<br />
<strong>Der</strong> Mercedes unter den Kindertragen<br />
mit hohem Tragekomfort<br />
dank höhenverstellbarer Schultergurte<br />
und beweglicher Hüftfl ossen.<br />
Gepolsterter 5-Punkt-Sicherheitsgurt,<br />
variable Sitzhöhe, Kinnpolster<br />
und höhenverstellbare Fußstützen<br />
fürs Kind; integriertes Sonnendach,<br />
diverse Fächer (Stauraum 18 L)<br />
Osprey<br />
Poco<br />
Info: www.osprey.com<br />
Preis: 169,95 €<br />
Gewicht: 2700 g<br />
Leichte Kindertrage mit Netzrücken<br />
und höhenvariablen Schultergurten;<br />
höhenverstellbarer und gepolsterter<br />
Kindersitz mit Anschnallgurten und<br />
höhenverstellbaren Steigbügeln,<br />
abnehmbare Kopf- und Kinnkissen,<br />
Premium-Variante mit abnehmbarem<br />
Daypack, Sonnendach und<br />
Wickelunterlage (3500 g) für 250 €<br />
Cybex<br />
Babytrage 2.GO<br />
Info: cybex-online.com<br />
Preis: 114,95 €<br />
Gewicht: 600 g<br />
Außergewöhnlich fl exible Trage, von<br />
Orthopäden und Hebammen entwickelt<br />
für Babys ab drei Monaten<br />
bis hin zu Fünfjährigen: mehrere<br />
Tragevarianten am Bauch und am<br />
Rücken, umklappbare Kopfstütze,<br />
diverse Verstellmöglichkeiten, Brustund<br />
Bauchgurt, aus pfl egeleichtem<br />
Polyester (bei Hitze schweißtreibend)
AUF TOUR<br />
SERIE:<br />
Von Null aufs Dach der Alpen<br />
Schneller! Fitter!<br />
<strong>Der</strong> Weg auf das Dach Europas erfordert eine gute Kondition. Trailrunning ist<br />
zwar anfangs sehr fordernd, macht den Körper aber wie keine zweite Spielart des<br />
Bergsports fit für große Aufgaben. Von Moritz Baumstieger<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
EINE INITIATIVE VON<br />
+<br />
Höher!<br />
Laufend auf Tour:<br />
<strong>im</strong> Val Roseg zwischen<br />
Piz Bernina<br />
und Piz Roseg<br />
Foto: Robert Bösch / Archiv Mammut<br />
»<br />
Langsam, aber sicher: Es geht aufwärts!«<br />
Wer auf ein Ziel hintrainiert, spricht diesen<br />
Satz sehr gerne aus. Für einen Bergsportler,<br />
der den Gipfel des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> erreichen<br />
will, gilt das mit dem »aufwärts« <strong>im</strong> Besonderen.<br />
Das Adjektiv »langsam« sollte er hingegen<br />
noch einmal überdenken. Wäre der<br />
Satz nicht viel schöner, wenn sein erstes<br />
Wörtchen »schnell« hieße?<br />
Geschwindigkeit ist das Mantra unserer<br />
Zeit. Und der »need for speed« hat inzwischen<br />
auch den Bergsport erreicht: Die<br />
ersten Verrückten, die leicht bekleidet<br />
und hechelnd Bergpfade <strong>im</strong> Laufschritt<br />
hoch rannten, haben viele noch belächelt.<br />
Dann sah man mehr und mehr Alpinjogger,<br />
plötzlich hatte der Sport seine eigenen<br />
Magazine, seine eigenen Seiten in<br />
den Katalogen der Ausrüster und auch einen<br />
eigenen Namen. Besser gesagt, gleich<br />
mehrere: »Trailrunning«, »Speedhiking«<br />
oder – manchmal geht es anscheinend<br />
auch noch auf deutsch – schlicht »Berglauf«.<br />
<strong>Der</strong> boomt auch als Event, allein an<br />
der Zugspitze werden heuer drei verschiedene<br />
Berglauf-Wettkämpfe mit insgesamt<br />
fünfstelligen Teilnehmerzahlen über die<br />
Bühne gehen.<br />
»Einerseits haben Läufer aus der Ebene<br />
neue Herausforderungen gesucht«, erzählt<br />
Thomas Bucher, Pressesprecher des<br />
Deutschen Alpenvereins und Autor des<br />
Buches »Speedhiking: Münchner Hausberge«,<br />
das <strong>im</strong> Bruckmann-Verlag erschienen<br />
ist. »Andererseits waren da <strong>Bergsteiger</strong> wie<br />
ich, die entdeckt haben, dass sich so völlig<br />
neue Touren mit völlig neuen Erlebnissen<br />
realisieren lassen.« Forststraßen etwa, die<br />
früher nur lästige Zustiege waren, wur-<br />
Teil 1 – Gehschule<br />
Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />
Teil 3 – Berglauf<br />
Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />
Teil 5 – Erster »Zweier«<br />
Teil 6 – Ausrüstung<br />
Teil 7 – Ernährung<br />
Teil 8 – Schneeschuhtour<br />
Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />
Teil 10 – Hochtourentechnik<br />
Teil 11 – Wetterkunde<br />
Teil 12 – Hochtourentaktik<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91
TRAININGSPLAN<br />
von der Mammut Alpine School<br />
1 Die innere Pulsuhr<br />
Ziel: Den Körper kennenlernen<br />
Umsetzung: Laufen Sie eine Steigung mit<br />
Pulsuhr zunächst ein paar Minuten in dem<br />
Tempo, das Ihnen angemessen erscheint, nach<br />
oben – und kontrollieren Sie erst anschließend.<br />
<strong>Der</strong> Wert ist viel zu hoch? Gehen Sie zur Erholung<br />
langsam wieder hinunter. Wenn Sie den<br />
Ruhepuls erreicht haben, starten Sie erneut<br />
– aber langsamer, kontrolliert wird erst wieder<br />
oben. Wiederholen Sie das Spiel so lange, bis<br />
Sie ein Tempo gefunden haben, bei dem Ihr<br />
Puls bei 150–160 liegt.<br />
Besonders beachten: Versuchen Sie, Atemund<br />
Trittfrequenz zu synchronisieren – und<br />
achten Sie darauf, möglichst viel und tief<br />
auszuatmen.<br />
Ob »Speedhiking»<br />
oder »Trailrunning«:<br />
Was für Thomas<br />
Bucher zählt, ist<br />
der Rausch der<br />
Geschwindigkeit.<br />
2 Richtig Aufsetzen<br />
Ziel: Die Lauftechnik opt<strong>im</strong>ieren<br />
Umsetzung: Berglaufen erfordert eine andere<br />
Technik als Berggehen – und der Weg nach<br />
oben eine andere als der hinunter. Vor dem Rodelberg<br />
starten Sie <strong>im</strong> Flachen. Setzen Sie den<br />
Fuß mit der gesamten Sohle auf. Je steiler der<br />
Hang wird, desto stärker heben Sie die Ferse<br />
an, bis Sie fast nur noch auf den Ballen laufen.<br />
Runter geht es auf dem Weg: Ihre Schritte werden<br />
größer, aber Sie versuchen, die Hangabtriebskraft<br />
mit den Oberschenkeln abzufedern.<br />
Achten Sie darauf, dass Ihr Knie nicht durchgedrückt<br />
ist, wenn Sie den Fuß aufsetzen.<br />
Besonders beachten: Wer be<strong>im</strong> Bergablaufen<br />
den Fuß zunächst mit der Ferse aufsetzt, riskiert<br />
umzuknicken, wenn das Tempo hoch ist.<br />
Deshalb: Die ganze Sohle benutzen.<br />
3 Stopp! Und links!<br />
Ziel: Schnell reagieren lernen<br />
Umsetzung: Ganz einfach: Laufen Sie mit<br />
einem Partner auf einer (gemähten) Wiese,<br />
einem freien Feld, den Hang des Rodelbergs<br />
hinab. Geben Sie sich gegenseitig willkürlich<br />
Kommandos (oder geben Sie sie sich selbst):<br />
»Links!« »Rechts!« »Stopp!« Versuchen Sie, bei<br />
»links« und »rechts« Ihre Richtung um fast 90<br />
Grad zu ändern.<br />
Besonders beachten: Schaffen Sie es,<br />
be<strong>im</strong> Kommando »Stopp« Ihren Bremsweg<br />
auf max<strong>im</strong>al einen weiteren<br />
Schritt zu min<strong>im</strong>ieren – ohne<br />
vornüber zu kippen oder die<br />
Kontrolle zu verlieren?<br />
COUPON 3<br />
den nun zu interessanten Prüfungen, die<br />
sogar Spaß machten. Kritiker führen oft an,<br />
Trailrunner hätten in ihrem Geschwindigkeitsrausch<br />
eine sehr verengte Wahrnehmung<br />
des Gesamterlebnisses Berg. Bucher<br />
hingegen sieht in seinen Bergausflügen <strong>im</strong><br />
Sauseschritt eine zusätzliche Option, den<br />
eigenen Körper und die Landschaft, in der<br />
man sich bewegt, neu kennenzulernen.<br />
▶ Erst einmal brutal anstrengend<br />
Zumindest nach einer kurzen Eingewöhnungszeit:<br />
»Anfangs hat man sicher keinen<br />
Blick für die Natur – da ist das Laufen<br />
am Berg erst einmal brutal anstrengend«.<br />
Dennoch lohnt es sich: Gerade weil es so<br />
fordernd ist, gibt es kaum ein besseres<br />
Training, um den Körper für lange und<br />
belastende Touren in Schwung zu bekommen.<br />
Obwohl Geschwindigkeit das Ziel ist,<br />
sollte man die am Anfang nicht so wichtig<br />
nehmen. »Bei den ersten Malen sollte man<br />
wirklich superlangsam loslaufen«, sagt<br />
Bucher. Wer seine Trittfrequenz aus der<br />
Ebene eins zu eins in die Schräge übertragen<br />
will, dem schnellt der Puls nach oben.<br />
Bucher empfiehlt, zunächst in sehr kleinen<br />
Schritten zu laufen und weniger die<br />
Zeit als die Pulsuhr <strong>im</strong> Blick zu behalten.<br />
»Meist wird empfohlen, dass der Puls bei<br />
Belastung 130, 140 nicht überschreiten<br />
sollte – aber das ist bei vielen Anfängern<br />
utopisch. Wer zu nahe an die 170 kommt,<br />
ist sicher zu schnell unterwegs.« Es empfiehlt<br />
sich in jedem Fall, einmal seinen<br />
Max<strong>im</strong>alpuls festzustellen, an dem man<br />
sich fortan orientieren kann. Denn der<br />
kann be<strong>im</strong> einen bei 190, be<strong>im</strong> anderen<br />
bei 205 Schlägen pro Minute liegen, und<br />
lässt mit zunehmendem Alter nach.<br />
Generell gilt: Alles kann, nichts muss. Abschnitte,<br />
in denen nicht gelaufen, sondern<br />
nur schnell gegangen wird, sind nicht nur<br />
erlaubt, sondern die Regel. Auch die allerfittesten<br />
Trailrunner schalten be<strong>im</strong> letzten<br />
steilen Gipfelstück in den Gehmodus<br />
und stoßen sich tief gebeugt von ihren<br />
Oberschenkeln ab. »Im Prinzip kann sich<br />
zunächst einmal jeder als Speedhiker zählen,<br />
der eine Strecke schneller bewältigt,<br />
als es die Zeitangabe auf den Schildern anzeigt«,<br />
sagt Bucher. Wer es schaffe, die Zeiten<br />
zu halbieren, sei schon sehr sportlich<br />
unterwegs. Bucher wehrt sich gegen jede<br />
Orthodoxie: »Ein Reiz des Speedhikens ist<br />
ja, seinen Körper völlig neu zu erleben.«<br />
Dazu gehöre auch, seine Grenzen kennenzulernen<br />
und zu respektieren. »Wer es anfangs<br />
übertreibt, kann den Tag schnell abhaken:<br />
Weil er dann völlig erschöpft ist.«<br />
Fotos: Thomas Bucher (2)<br />
Das große 4000er-Gewinnspiel<br />
Ausschneiden, sammeln und mit<br />
allen 12 Coupons eine Besteigung<br />
des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> mit der Mammut<br />
Alpine School gewinnen.<br />
✂
AUSRÜSTUNG<br />
Berglauf-Rucksack<br />
Mammut MTR 201 7l<br />
UVP: 80,- €<br />
Gewicht: 215 g<br />
Volumen: 7 Liter<br />
auch als 10+2 Liter<br />
Version mit Stockhalterung<br />
erhältlich<br />
Schnelles Gipfelglück:<br />
Auf den<br />
letzten Metern zum<br />
höchsten Punkt<br />
des He<strong>im</strong>garten<br />
Laufjacke<br />
Mammut MTR 201<br />
Micro Jacket Men<br />
UVP: 140,- €<br />
Gewicht: 100 g<br />
Winddicht und wasserabweisend,<br />
lässt sich in<br />
der eigenen Brusttasche<br />
verstauen<br />
Berglaufschuhe<br />
Mammut MTR 201<br />
Pro Low Men<br />
UVP: 140,- €<br />
Gewicht: 676 g/Paar<br />
(UK 8,5)<br />
Meshmaterial mit Zehenschutz<br />
aus Gummi<br />
Berglaufschuhe<br />
Mammut MTR 141<br />
GTX Women<br />
UVP: 150,- €<br />
Gewicht: 512 g/Paar<br />
(UK 5,5)<br />
Meshmaterial mit<br />
Goretex Innenfutter<br />
▶ Laufen ohne Seitenstechen<br />
Anfängern empfiehlt Bucher, besonders<br />
auf die Atmung zu achten: Bei Anstrengung<br />
neigen viele Menschen dazu, nicht<br />
stark genug auszuatmen, was langfristig<br />
zu Seitenstechen führt. Wer es schafft, sollte<br />
versuchen, Tritt- und Atemfrequenz zu<br />
synchronisieren – und auf jedes normale<br />
Ausatmen noch eine Art Keucher draufsetzen,<br />
der das übrige Kohlenmonoxid aus<br />
der Lunge presst.<br />
<strong>Der</strong> Oberkörper sollte be<strong>im</strong> Laufen möglichst<br />
ruhig gehalten werden, manchem<br />
helfen Stöcke dabei. »Wenn man nicht<br />
über die Stöcke stolpert, sind die völlig in<br />
Ordnung«, meint Bucher. Im Gegensatz<br />
zum normalen Berggehen, wo man möglichst<br />
die ganze Sohle aufsetzt, läuft man<br />
be<strong>im</strong> Trailrunning eher auf den Ballen. »So<br />
belastet man auch die Waden, dann müssen<br />
die Oberschenkel nicht alle Höhenmeter<br />
alleine machen.«<br />
Wer es so zum höchsten Punkt der Tour<br />
geschafft hat, sollte sich kritisch prüfen:<br />
Bin ich noch konzentriert genug, um auch<br />
den Abstieg <strong>im</strong> Laufschritt zu bewältigen?<br />
Und machen das meine Knie mit? Passt<br />
beides, erwartet den Läufer laut Bucher<br />
»ein Wahnsinnserlebnis, anspruchsvoll,<br />
aber intensiv: Plötzlich geht es irrsinnig<br />
schnell und wie von selbst dahin – man<br />
fliegt praktisch über die Wanderwege«.<br />
Ausrüstung braucht es nicht viel: Leichte<br />
Schuhe mit festen Sohlen. Die meisten<br />
Ausrüster haben inzwischen spezielle<br />
Trailrunningschuhe <strong>im</strong> Programm. Eine<br />
kurze Laufhose oder Leggings, einen kleinen<br />
Rucksack mit etwa zehn Litern Fassungsvermögen,<br />
in dem ein Ersatz-Shirt<br />
und eine dünne Windjacke Platz haben.<br />
Außerdem empfiehlt Bucher, <strong>im</strong>mer ein<br />
paar Energieriegel für Zwischentiefs und<br />
eine Trinkflasche dabeizuhaben. Dann<br />
kann es losgehen. Und schon heißt es:<br />
»Schnell, aber sicher: Es geht aufwärts«. ◀<br />
TOUR<br />
TOURENTIPP zum Nachlaufen<br />
He<strong>im</strong>garten (1790 m),<br />
Estergebirge<br />
▶ mittel (K3)<br />
1070 Hm<br />
2¼ Std.<br />
Länge: 10km<br />
Charakter: Berglauf-Klassiker in den<br />
Münchner Hausbergen (mit eigenem<br />
Rennen) ohne lange Flachpassagen.<br />
Abwechslungs- und aussichtsreich, gut<br />
erreichbar und damit auch als Feierabendtour<br />
machbar.<br />
Anfahrt: Von München über die A95,<br />
Ausfahrt Murnau/Kochel. Von München<br />
Züge in 1¼ Std. nach Ohlstadt.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am oberen<br />
Ortsende von Ohlstadt (720 m)<br />
Verlauf: Den Forstweg in der ersten<br />
Linkskurve Richtung Kiesweg verlassen<br />
(Schild: He<strong>im</strong>garten), der in Kehren<br />
zum Kleinen Illing (930 m) führt. An der<br />
nächsten Gabelung links halten, bei<br />
einer Bachüberquerung wird es kurz<br />
fl acher. An der Bärenfl eckhütte (privat)<br />
ist Halbzeit (30 Min.). Nun steil, in vielen<br />
Kehren und Stufen zum Grat hinauf.<br />
Wer hier unter 50 Minuten bleibt, kann den<br />
Gipfel in knapp einer Stunde erreichen.<br />
Abstieg: wie Aufstieg. Wer noch Kraft<br />
hat, kann den Grat zum Herzogstand<br />
laufend unter die Füße nehmen<br />
(+1¼ Std., ca. 200 Hm).<br />
Karte: AV-Karte BY 9 »Estergebirge«,<br />
1:25 000<br />
Einkehr: He<strong>im</strong>gartenhütte, am Gipfel<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93
KAUFBERATUNG<br />
ZUPACKEN<br />
<strong>Der</strong> Griff sollte der Hand<br />
schmeicheln und evtl. eine<br />
tiefergehende Manschette<br />
besitzen. Die leicht einstellbare<br />
Handschlaufe sollte<br />
breit aufliegen.<br />
VERSTELLEN<br />
Egal ob externe oder interne<br />
Fixierung: Die Längenverstellung<br />
sollte unkompliziert,<br />
schnell und zuverlässig sein,<br />
die Längenmarkierungen gut<br />
zu sehen.<br />
Leichte Wanderstöcke <strong>im</strong> Test<br />
Stockwerke<br />
Sie schonen die Knie und geben auch auf holprigem Untergrund<br />
das Gefühl von Stabilität. Wanderstöcke sind in<br />
der Bergausrüstung längst selbstverständlich geworden.<br />
Wir haben zwölf leichte Trekking-Modelle für Sie unter<br />
die Lupe genommen. Von Christian Schneeweiß<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
FEDERN<br />
Leichtwanderstöcke besitzen<br />
statt einer Federung<br />
eine Aluminiumlegierung,<br />
deren Flexibilität für<br />
opt<strong>im</strong>ale Stoßdämpfung<br />
sorgt.<br />
HALTEN<br />
Die Kunststoffspitze mit<br />
einer ultraharten Karbidkrone<br />
sollte leicht wechselbare<br />
Trekkingteller für<br />
Ersatz- oder Winterteller<br />
besitzen.<br />
DIE ZWÖLF TESTMODELLE<br />
IM ÜBERBLICK<br />
TRAIL Black Diamond<br />
COMPACT 135 Exped<br />
LITE 125 Exped<br />
ARIA 3 Fizan<br />
COMPACT 4 Fizan<br />
X-LIGHT APEX Kohla<br />
X-LIGHT PEAK Kohla<br />
C3 CARBON POWERLOCK Komperdell<br />
CARBON UL VARIO4 COMPACT Komperdell<br />
CARBON TITANIUM Leki<br />
MICRO VARIO CARBON Leki<br />
FLIGHT 3 MSR<br />
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
Als vor 30 Jahren die ersten, zumeist<br />
älteren Wanderer mit Stöcken<br />
in den Bergen unterwegs<br />
waren, ernteten sie oft Stirnrunzeln.<br />
Mittlerweile sind<br />
auch viele jüngere Sportler <strong>im</strong> Gebirge<br />
damit anzutreffen. Es hat sich herumgesprochen,<br />
dass der Einsatz von Stöcken <strong>im</strong><br />
unwegsamen Gelände mehr Stabilität ver-<br />
leiht und vor allem be<strong>im</strong> Bergab-Gehen die<br />
Knie entlastet. Ein Wanderer erspart seinen<br />
Gelenken bei einer dreistündigen Bergwanderung<br />
<strong>im</strong> Idealfall etwa 70 Tonnen<br />
Gewicht, wenn er mit Stöcken unterwegs<br />
ist. Das entspricht zehn Prozent der Gesamtbelastung.<br />
Damit die Stöcke tatsächlich<br />
eine Hilfe sind, sollte man be<strong>im</strong> Kauf<br />
und auch be<strong>im</strong> Gebrauch einiges beachten.<br />
▶ Stocklänge<br />
Zum Bergwandern auf angelegten Wegen<br />
brauchen Teleskopstöcke nicht besonders<br />
robust zu sein, sondern vor allem leicht.<br />
Drei- oder vierteilige Teleskopstöcke lassen<br />
sich auf ein Packmaß von 60 bis 70 Zent<strong>im</strong>etern<br />
zusammenschieben, sodass sie<br />
gut am Rucksack zu befestigen sind, ohne<br />
zu behindern. Wer ultrakurze Stöcke<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95
als Zu- und Abstiegshilfe am Klettersteig<br />
sucht, findet sogar welche, die mit 38 bis 57<br />
Zent<strong>im</strong>eter Packmaß in den Rucksack passen.<br />
Für den Einsatz zieht man die Stöcke<br />
so weit auseinander, dass die Ellenbogen<br />
be<strong>im</strong> Gehen in der Ebene einen 90°-Winkel<br />
bilden. Be<strong>im</strong> Aufstieg sollten die Stöcke entsprechend<br />
kürzer, be<strong>im</strong> Abstieg länger sein.<br />
135 bis 140 Zent<strong>im</strong>eter max<strong>im</strong>ale Stocklänge<br />
sind für größere Personen ideal, für<br />
kleinere <strong>Bergsteiger</strong>Innen und Kinder (bis<br />
180 cm) reichen 130 Zent<strong>im</strong>eter aus. Einige<br />
der von uns getesteten Modelle gibt es in<br />
beiden Größen (v. a. Exped). Bei klassischen<br />
dreiteiligen Teleskopstöcken kann die Länge<br />
um 70 Zent<strong>im</strong>eter variiert werden.<br />
»Verschlüsse per Knopfdruck<br />
<strong>im</strong> unteren Segment des<br />
Stocks haben Zukunft.«<br />
niumlegierung zur Entlastung der Handund<br />
Armgelenke <strong>im</strong> Abstieg; allerdings<br />
können diese Ultraleicht-Modelle mit<br />
einem Gewicht zwischen 375 und 440<br />
Gramm leichter brechen. Das leichteste<br />
Modell in unserer Testserie ist ein relativ<br />
steifer Faltstock: der Komperdell Ultralight<br />
Vario4 Compact mit 350 Gramm. Auch die<br />
robusteren Leichtstöcke bis 500 Gramm<br />
sind stabil genug für den Allroundeinsatz<br />
<strong>im</strong> Gebirge (mit Wechselteller; bei Skitou-<br />
Christian Schneeweiß, Tester<br />
▶ Gewicht und Material<br />
Reine Leichtwanderstöcke wie beispielsweise<br />
der Komperdell C3 Karbon besitzen<br />
statt einer Federung eine flexible Alumiren<br />
evtl. Bruchgefahr). Obwohl Karbonstöcke<br />
<strong>im</strong>mer stabiler werden, bleiben sie<br />
schlaganfälliger als Aluminiumstöcke, die<br />
sich eher verbiegen als brechen – weshalb<br />
das unterste Segment einiger robuster Karbonmodelle<br />
aus Alu besteht.<br />
▶ Interne und externe Fixierungen<br />
<strong>Der</strong> klassische Teleskopstock besitzt eine<br />
interne Fixierung mit einem Kunststoffdübel,<br />
der be<strong>im</strong> Drehen über einem<br />
▶ Die Stöcke <strong>im</strong> Vergleich …<br />
BLACK DIAMOND<br />
Trail<br />
Info: www.blackdiamondequipment.com<br />
Preis: 74,90 €<br />
Gewicht/Paar: 495 g<br />
Verstellbereich: 64–140 cm<br />
Komfort: Schmaler Griff mit Hartgummi-Knauf<br />
und schweißsaugender Komfortschlaufe<br />
Variabilität: Klassische externe Flick-Lock-<br />
Verstellung, zuverlässig verstellbare Schlaufe<br />
und Wechselsysteme an der Spitze<br />
Stabilität: Die Segmentfi xierungen des<br />
Dreiteilers halten zuverlässig, der Stock ist recht<br />
steif, aber bei hoher Belastung sehr biegsam.<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
TIPP<br />
Preis/Lstg.<br />
EXPED<br />
Compact 135<br />
Info: www.exped.com<br />
Preis: 139,95 €<br />
Gewicht/Paar: 480 g<br />
Verstellbereich: 53,5 bzw. 108,5–134<br />
Komfort: Die trikot-gefütterte Schlaufe und der<br />
ideal ergonomisch geformte Griff erlauben<br />
perfekten Halt auch mit feuchten Händen.<br />
Variabilität: Trotz mittlerer Länge ist der Stock<br />
mit Bajonettfi xierungen und Drehverstellung<br />
weniger variabel (25 cm).<br />
Stabilität: Ungewöhnlich steifer Vierteiler, der<br />
nur oben stückweise zusammenrutschen kann<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
TIPP<br />
Komfort<br />
EXPED<br />
Lite 125<br />
Info: www.exped.com<br />
Preis: 114,95 €<br />
Gewicht/Paar: 435 g<br />
Verstellbereich: 57 bzw. 94,5–124<br />
Komfort: Die trikot-gefütterte Schlaufe und der<br />
ideal ergonomisch geformte Griff erlauben<br />
perfekten Halt auch mit nassen Händen.<br />
Variabilität: Genial ist die Kombination aus Bajonettraste<br />
unten und Drehverstellung oben (30<br />
cm Verstellweg). Wechselteller mit Drehgewinde.<br />
Stabilität: Stabiler Stock trotz geringer Steifi g-<br />
keit, rutscht unbeabsichtigt kaum zusammen.<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
▶ FAZIT: Vielseitiger Bergtouren-Begleiter<br />
<strong>Der</strong> sehr fl exible Komfortstock besitzt einen<br />
hautfreundlichen Griff v. a. für kleinere Hände<br />
mit weicher Handschlaufe. Am raffi nierten<br />
Spitzenteil lassen sich Miniteller und Ringkrone<br />
(Schneeteller/Gummiaufsatz <strong>im</strong><br />
Lieferumfang) schnell wechseln. Dank langer<br />
Spitze auch für Schneeschuhgehen geeignet,<br />
aber keinesfalls für Skitour.<br />
▶ FAZIT: Stabiler Mini<br />
<strong>Der</strong> rundum gelungene, in den Rucksack<br />
passende, relativ steife Vierteiler ist ideal<br />
für Personen bis 190 cm (gibt’s auch in<br />
Kurzgröße). Griff und Schlaufe bilden eine<br />
funktionelle Einheit. Die leichtgängige interne<br />
Fixierung ist rutschresistent, der Stock fl ugs<br />
zusammenschiebbar. Inklusive Drehgewinde<br />
für Schneeteller <strong>im</strong> Winter.<br />
▶ FAZIT: Durchdachtes Multitalent<br />
Kürze, schmaler Griff und hohe Flexibilität<br />
machen diesen Dreiteiler ideal für kleinere<br />
Personen bis 180 cm. Die leichtgängige<br />
interne Fixierung ist rutschresistent, der Stock<br />
ist blitzschnell auf geringes Packmaß<br />
zusammenschiebbar, super Griff und beste<br />
Schlaufe bilden eine opt<strong>im</strong>ale Einheit. Auch<br />
als Langgröße/mit Federung.<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
MATERIAL<br />
Ein leichter Wanderstock<br />
besteht aus gehärtetem,<br />
schlagfestem Aluminium<br />
oder aus steifem, sprödem<br />
Karbon.<br />
Foto: Dagmar Steigenberger<br />
FIZAN<br />
Aria 3<br />
Info: www.krah.com, www.fi zan.it<br />
Preis: 99,95 €<br />
Gewicht/Paar: 475 g<br />
Verstellbereich: 69,5–140 cm<br />
Komfort: Schmaler Griff mit Neoprenschlaufe<br />
und rundlichem Stützknauf, bei Hitze opt<strong>im</strong>al<br />
Variabilität: Die externen Klemmen sind leicht<br />
verstellbar, der Verstellkeil an den Schlaufen<br />
kann be<strong>im</strong> Zuziehen rausrutschen.<br />
Stabilität: Steif und sicher ist der Karbonstock,<br />
wenn das untere Segment an der Stop-Markierung<br />
fi xiert ist.<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
FIZAN<br />
Compact 4<br />
Info: www.krah.com, www.fi zan.it<br />
Preis: 79,95 €<br />
Gewicht/Paar: 375 g<br />
Verstellbereich: 50,5–126 cm<br />
Komfort: Am schmalen Griff mit Stützknauf<br />
hängt eine Neopren-Schlaufe, die kniffelig zu<br />
verstellen, aber bei Schwitzen komfortabel ist.<br />
Variabilität: Die interne Klemme der<br />
Drehverstellung des Teleskopstocks mit 75 cm<br />
Längenvariation ist erstaunlich zuverlässig.<br />
Stabilität: Federt be<strong>im</strong> Abstieg sehr fl exibel und<br />
kann bei mangelnder Pfl ege zusammenrutschen<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
KOHLA<br />
X-Light Apex<br />
Info: www.kohla.at<br />
Preis: 99,90 €<br />
Gewicht/Paar: 495 g<br />
Verstellbereich: 70–141 cm<br />
Komfort: Auch für kleinere Hände eignet sich<br />
der Griff mit Stützknauf, schweißabweisenden<br />
Schlaufen und griffi ger Manschette.<br />
Variabilität: Bei dem Allrounder mit externen<br />
Klemmen und langem Packmaß sind die<br />
Längenmarkierungen perfekt erkennbar.<br />
Stabilität: Relativ steifer Dreiteiler, Fixierung<br />
ebenso zuverlässig wie Handschlaufen<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
▶ FAZIT: Universeller Schraub-Stock<br />
Die ergonomische Drehfi xierung des<br />
Allrounders auch für Winteraktivitäten kann<br />
leicht verrutschen, aber nicht durchrutschen,<br />
die Längenangaben sind nur einseitig.<br />
Bei feuchten Händen hält der Griff gut, die<br />
Schlaufe kühlt. Inklusive Trekking- und<br />
Schneeteller, Gummiaufsatz für Straßen.<br />
▶ FAZIT: Kurzes Leichtgewicht<br />
<strong>Der</strong> extrem klein verpackbare Vierteiler mit<br />
Ultralight Aluminium-Legierung ist ideal für<br />
kleinere Personen unter 180 cm. <strong>Der</strong> fl exible<br />
Stock mit Längenangaben ist nicht für<br />
Schwere oder Große geeignet, aber für<br />
Klettersteig-Touren. Inklusive Gummiaufsatz<br />
für die Spitze. Auch als längerer, steiferer<br />
Dreiteiler erhältlich.<br />
▶ FAZIT: Zuverlässiger Allrounder<br />
Die exotischen Zeigefi nger-Klemmen rasten<br />
sicher ein, lassen sich aber nur schwer, mit<br />
Handschuhen gar nicht öffnen. Die Handschlaufen<br />
sind schwergängig, aber 100 %<br />
zuverlässig verstellbar (kein Schlupf).<br />
<strong>Der</strong> steifere, tourentaugliche Stock wird bei<br />
Volllast sehr fl exibel. Komplettes Spitzenaustausch-Set<br />
für Wintereinsatz.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97
Das rechte Maß hat ein Stock, wenn der Arm <strong>im</strong> rechten<br />
Winkel gebeugt ist, während die Spitze den Boden berührt.<br />
TIPP<br />
Stöcke richtig<br />
verwendet<br />
• Bei der Lagerung von Stöcken mit externer<br />
Fixierung sollten die Klemmen zur Entspannung<br />
geöffnet sein (außer bei Leki).<br />
• Stöcke mit internem Klemm-Mechanismus<br />
sollten hin und wieder auseinandergenommen<br />
und Innenrohre sowie Dübel gereinigt<br />
werden; auf keinen Fall ölen!<br />
• Bei interner Fixierung sollte man die Teleskopstöcke<br />
nach 20 Minuten Gehzeit nachdrehen;<br />
bei externer Fixierung Schraube vor<br />
der ersten Saisontour etwas nachziehen.<br />
• Be<strong>im</strong> Gehen mit den Handgelenken in die<br />
Handschlaufen stützen! Die Griffe ohne<br />
Schlaufe zu umfassen erfordert Kraft, der<br />
Stock kann aus der Hand gleiten.<br />
• Bei Tellerwechsel nach dem klassischen<br />
Abstreifsystem den Teller wärmen und beidseitig<br />
mit Bergschuhen herunterdrücken.<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
KOHLA<br />
X-Light Peak<br />
Info: www.kohla.at<br />
Preis: 79,90 €<br />
Gewicht/Paar: 375 g<br />
Verstellbereich: 65,5–135 cm<br />
Komfort: Griff mit Stützknauf und Neoprenschlaufe,<br />
ideal für kleine Hände und heiße Tage<br />
Variabilität: 70 Zent<strong>im</strong>eter Verstellweg mit<br />
leichtgängigem Doppelkonus bieten mittelgroßen<br />
Wanderern opt<strong>im</strong>ale Längenanpassung.<br />
Stabilität: Sehr fl exibler Wanderstock mit<br />
einstellbarer Klemmkraft (kann verstärkt werden,<br />
falls Segmente durchzurutschen drohen)<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
KOMPERDELL<br />
C3 Carbon Powerlock<br />
Info: www.komperdell.com<br />
Preis: 99,90 €<br />
Gewicht/Paar: 440 g<br />
Verstellbereich: 70–140,5 cm<br />
Komfort: Weiche Schlaufe und dicker, weicher<br />
Griff schmeicheln den Händen, die Längenmarkierungen<br />
sind perfekt.<br />
Variabilität: Dreiteiler mit zuverlässiger,<br />
externer Verstell-Fixierung (70 cm Verstellweg)<br />
Stabilität: <strong>Der</strong> mittelsteife, bei voller Länge<br />
sehr fl exible Stock besitzt verstärkte Verstellfi<br />
xierungen und drei Jahre Vollgarantie.<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
KOMPERDELL<br />
Carbon Ultralight<br />
Vario4 Compact<br />
Komfort: Weiche Schlaufe und dicker, weicher<br />
Griff mit Stützknauf und Kurzmanschette<br />
Variabilität: Min<strong>im</strong>ales Packmaß und 20 cm<br />
Verstellweg, auch in Langgröße erhältlich<br />
Stabilität: <strong>Der</strong> steife Ultraleichtstock kann<br />
nicht unbeabsichtigt zusammenrutschen und<br />
besitzt drei Jahre Vollgarantie.<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
TIPP<br />
Gewicht<br />
Info: www.komperdell.com<br />
Preis: 189,90 €<br />
Gewicht/Paar: 350 g<br />
Verstellbereich: 40,5 cm bzw. 104–125 cm<br />
▶ FAZIT: Ultraleichter Trekkingbegleiter<br />
<strong>Der</strong> leichteste Teleskopstock dieser<br />
Kaufberatung ist sehr fl exibel, top verarbeitet<br />
und besitzt interne Klemmen, deren Härte<br />
sich einstellen lässt. Die Handschlaufen sind<br />
schwergängig, aber sehr zuverlässig verstellbar.<br />
Die spielfreien Rohrsegmente mit<br />
einer Stärke von 0,5 mm sind nicht für<br />
Schwere geeignet.<br />
▶ FAZIT: Günstiger Karbon-Wanderfreund<br />
Das günstige Modell erfüllt alle Anforderungen<br />
an einen Wanderstock wie komfortabler Griff,<br />
geringes Gewicht und schnelle externe Verstellung<br />
mit doppelter Zuverlässigkeit. Zum<br />
Verlängern der Handschlaufe evtl. den Keil<br />
halten! Leicht wechselbare Schneeteller für<br />
Wintereinsatz (nicht für Skitouren geeignet)<br />
zukaufbar.<br />
▶ FAZIT: Leichte Spitzenreiter<br />
<strong>Der</strong> vierteilige Karbon-Faltstock mit externer<br />
Längenverstellung für kleinere Personen (bis<br />
180 cm) hat ein winziges Packmaß und hält<br />
100 % zuverlässig. Das Zusammendrehen der<br />
Segmente dauert etwas, zum Verlängern der<br />
Handschlaufe muss man evtl. den Keil halten.<br />
Auch für Klettersteige und Hochtouren<br />
geeignet.<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Obwohl Karbonstöcke <strong>im</strong>mer<br />
stabiler werden, bleiben sie <strong>im</strong><br />
Vergleich zu Aluminiumstöcken<br />
schlaganfälliger.<br />
Konus aufgespreizt wird und sich so <strong>im</strong><br />
Rohr verklemmt.<br />
Vorteil: <strong>Der</strong> Verschluss ist sehr leicht<br />
und trägt kaum auf. Nachteil: Gelangen<br />
Schmutz oder Wasser ins Rohr, reduziert<br />
das die letztlich auf Reibung basierende<br />
Klemmung (auch bei Vereisung oder<br />
Aluminium-Korrosion) und der ausgefahrene<br />
Stock kann sich bei Belastung unbeabsichtigt<br />
zusammenschieben. Umgekehrt<br />
kann sich der Spreizdübel auch so<br />
»festfressen«, dass das Segment sich nur<br />
noch mit einer Zange lösen lässt. Spätestens<br />
dann ist ein Auseinandernehmen des<br />
Stocks mit anschließender Reinigung von<br />
Innenrohren und Dübeln angesagt. Nach<br />
dem Trocknen sollte man die Rohre auf<br />
keinen Fall ölen!<br />
Aufgrund dieser Nachteile werden die internen<br />
Fixierungen zunehmend von externen<br />
Klemmen abgelöst. Sie sind weniger<br />
anfällig und können mit Schraubenzieher<br />
oder Kleingeld am Verschluss härter eingestellt<br />
werden (bei Leki höchste Klemmkraft).<br />
Bei Vereisung können aber auch sie<br />
sich zusammenschieben.<br />
Die externe<br />
Klemmfixierung<br />
mit Hebel ist<br />
leicht zu bedienen<br />
und hat sich<br />
bei den meisten<br />
Herstellern<br />
durchgesetzt.<br />
Teleskopstöcke<br />
mit klassischer<br />
Schraubfixierung<br />
funktionieren<br />
mit einem internen<br />
Klemm-<br />
Mechanismus,<br />
der regelmäßige<br />
Wartung fordert.<br />
LEKI<br />
Carbon Titanium<br />
Info: www.leki.de<br />
Preis: 129,95 €<br />
Gewicht/Paar: 460 g<br />
Verstellbereich: 66,5–136 cm<br />
Komfort: Die kantige Griffform mit ovalem<br />
Multiknauf, geriffelter Manschette und<br />
neuartiger Textilschlaufe ist perfekt.<br />
Variabilität: Die externe Verstellfi xierung mit 70<br />
cm Verstelllänge funktioniert extrem zuverlässig.<br />
Stabilität: <strong>Der</strong> mittelsteife Karbonstock kann<br />
sich kaum zusammenschieben, die Handschlaufe<br />
nicht lockern.<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
LEKI<br />
Micro Vario Carbon<br />
Info: www.leki.de<br />
Preis: 149,95 €<br />
Gewicht/Paar: 460 g<br />
Verstellbereich: 38 cm bzw. 110–130 cm<br />
Komfort: <strong>Der</strong> ergonomische Griff, der<br />
universelle Stützknauf und die luftige, breite<br />
Schlaufe verbinden Komfort mit Funktion.<br />
Variabilität: Kombination aus kleinstem<br />
Packmaß, 20 cm Längenvariabilität und<br />
Manschette zum Tiefergreifen.<br />
Stabilität: Zuverlässiger Karbon-Faltstock mit<br />
Knopfraste und externer Längenverstellung<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
MSR<br />
Flight 3<br />
Info: www.cascadedesigns.com<br />
Preis: 109,95 €<br />
Gewicht/Paar: 480 g<br />
Verstellbereich: 62,5 cm bzw. 110–140,5 cm<br />
Komfort: <strong>Der</strong> dicke Griff mit Manschette und<br />
leicht verstellbarer Schlaufe fühlt sich v. a. bei<br />
Hitze sehr angenehm an.<br />
Variabilität: Sechseckiger Teleskopstock mit<br />
zuverlässigen Fixierungen – Knopf unten und<br />
Bajonett in 5-cm-Rasten oben<br />
Stabilität: Relativ steifer Stock, Bajonettverstellung<br />
funktioniert naturgemäß etwas kniffelig.<br />
GRIFF<br />
SCHLAUFENEINST.<br />
VERSTELLSYSTEM<br />
SEGMENTFIXIERUNG<br />
STEIFIGKEIT<br />
▶ FAZIT: Ausgewogener Komfortstock<br />
<strong>Der</strong> Stock für Bergtouren punktet mit extrem<br />
zuverlässigen Klemmen, die bei Aufbewahrung<br />
keine Entspannung benötigen. Die breite,<br />
dampfdurchlässige Schlaufe mit zuverlässiger<br />
Einstellung am ergonomischen Griff schmiegt<br />
sich opt<strong>im</strong>al um die Hand, der Teller lässt sich<br />
per Gewinde wechseln (keine Skitour!).<br />
▶ FAZIT: Robustes Faltwunder<br />
<strong>Der</strong> robuste und steife Allrounder mit<br />
Alu-Schutzkappen ist in einem Zug zusammengesetzt<br />
und mittels Federknopf fi xiert bzw.<br />
entriegelt, die Verstellung mit Auszieh-Stopp<br />
extrem zuverlässig. <strong>Der</strong> funktionelle Griff<br />
erlaubt viele Greifmöglichkeiten und besitzt<br />
eine Sicherheitslösung. Inklusive Staubeutel<br />
und Wechselteller.<br />
▶ FAZIT: Stabiler Allrounder<br />
<strong>Der</strong> Allround-Telekopstock mit Bajonettverstellung<br />
und Handschlaufe mit Sicherheitslösung<br />
ist relativ klein verpackbar. Er kann<br />
nicht unbeabsichtigt zusammenrutschen,<br />
ist mit einmal Drücken zusammengeschoben,<br />
be<strong>im</strong> Verstellen aber kniffelig (Schub von<br />
Raste zu Raste). Auch für Wintereinsatz<br />
geeignet.<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99
▶ So testet der <strong>Bergsteiger</strong><br />
Bei der Beurteilung der Leichtstöcke haben wir<br />
bei dem zentralen Merkmal, der Verstellbarkeit<br />
des Teleskop-Systems begonnen. Entscheidend<br />
war, wie schnell sich der mindestens dreiteilige<br />
Stock auseinanderziehen und fi xieren ließ.<br />
Vierteiler, reine Bajonettsysteme und Faltstöcke<br />
(Zeit für Zusammensetzen) fallen hier naturgemäß<br />
etwas ab.<br />
Die Zuverlässigkeit der Fixierung der Segmente<br />
wurde durch Aufstützen auf einem Stock<br />
(S<strong>im</strong>ulierung eines Stolperschrittes) sowie durch<br />
das System best<strong>im</strong>mt. Keiner der verwendeten<br />
Stöcke rutschte durch, was sich bei längerem<br />
Gebrauchszeitraum ändern kann.<br />
Mit abrupten Stützschüben wurde die Steifigkeit<br />
der Stöcke getestet, um die Dämpfung<br />
be<strong>im</strong> Absteigen, aber auch die Stabilität für<br />
Touren- oder Winterbedingungen festzustellen:<br />
Für letztere ist ein fl exibler Wanderstock kaum<br />
geeignet.<br />
Das Gefühl der Griffe auf der Haut, die in<br />
dieser Übersicht durchwegs aus EVA-Schaum<br />
des Typs »Moosgummi« bestanden, aber<br />
unterschiedlich geformt waren, wurde letztlich<br />
subjektiv ermittelt und mit dem Gefühl der<br />
Handschlaufe nach den Kriterien Breite und<br />
Futter kombiniert. Funktion ist nicht identisch<br />
mit Komfort!<br />
Zudem wurden die verschiedenen Systeme der<br />
Schlaufeneinstellung auf Funktionalität und<br />
Schlupfsicherheit überprüft.<br />
So sah ein Funktionstest aus, der die<br />
Festigkeit der Segmente-Fixierung überprüfte.<br />
Tatsächlich wurde hier ein Teleskopstock<br />
nach Lockerung der Fixierung mit einem<br />
Druck komplett zusammengeschoben (Exped<br />
mit Senkknopf am unteren Segment).<br />
Hundertprozentige Verlässlichkeit bieten<br />
prinzipiell nur Faltstöcke oder Bajonett-<br />
Verschlüsse, bei denen Senkknöpfe in Löcher<br />
einrasten. MSR präsentiert erstmals<br />
ein funktionsfähiges System mit Verstell-<br />
Lochrasten <strong>im</strong> Fünf-Zent<strong>im</strong>eter-Abstand<br />
am mittleren Segment. Potenzieller Nachteil:<br />
Be<strong>im</strong> Bruch eines Senkknopfs würde<br />
der Stock unbrauchbar. Faltstöcke funktionieren<br />
nach dem Prinzip der Lawinensonde<br />
oder der Zeltstange: Die Segmente<br />
sind durch Kabel bzw. Gummischnur<br />
verbunden und durch Senkknopf oder<br />
Schraubverschluss (Komperdell) fixierbar.<br />
<strong>Der</strong> Faltstock punktet zwar mit winzigem<br />
Packmaß, ist aber zusammengesteckt<br />
nicht längenverstellbar. Daher besitzen<br />
die meisten Modelle ein zusätzliches viertes<br />
Segment, das sich per externer Klemme<br />
verschieben lässt.<br />
▶ Griffe und Schlaufen<br />
Stockgriffe aus geschlossenzelligem EVA-<br />
Schaumstoff schmeicheln der Hand und<br />
haben sich für Trekkingmodelle durchgesetzt.<br />
Allerdings sind sie etwas defektanfällig<br />
und an heißen, schweißtreibenden<br />
Tagen unangenehm rutschig. Bei kleineren<br />
Händen empfehlen sich Modelle mit<br />
kleineren Griffen (Exped; auch Fizan, Kohla).<br />
Bei den meisten Modellen kann man sich<br />
Fotos: Christian Schneeweiß (4)<br />
Daumen-Clip: Verbesserte »Flic Lock«-Verstellsysteme<br />
mit externer Klemme und Fixierung/Öffnung<br />
per Daumen sind inzwischen<br />
so zuverlässig wie ihr Ruf, zumal sie sich<br />
bei Durchrutschen härter einstellen lassen<br />
(Komperdell mit verdoppelter Stärke).<br />
Schlaufenzug: Das europäische Schlaufenverstellsystem<br />
funktioniert mit einem <strong>im</strong><br />
Knauf steckenden Keil. Hier die traditionelle<br />
Variante, bei welcher der Keil be<strong>im</strong> Zuziehen<br />
herausrutschen kann (Fizan be<strong>im</strong> Erweitern<br />
der Schlaufe).<br />
Spitze: Winzig ist die extrem harte Spitze<br />
des Kunststoff-Spitzenaufsatzes von<br />
Trekkingstöcken. <strong>Der</strong> Trekkingteller lässt<br />
sich normalerweise gegen einen größeren<br />
Schneeteller auswechseln (bei Kohla mit<br />
gesamter Spitze).<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Foto: Outdoor Research<br />
dank gerundetem Knauf mehr oder weniger<br />
bequem aufstützen (Leki, Fizan; Komperdell<br />
geschäumt), doch wirklich ergonomisch<br />
geformt sind nur wenige Griffe: Hier<br />
punkten vor allem Exped und Leki.<br />
Die <strong>im</strong> Knauf befestigten Schlaufen lassen<br />
sich durch Zug nach oben verlängern<br />
bzw. am Schlaufenende verkürzen. Im<br />
Falle von ruckartigen Belastungen haben<br />
die Modelle von MSR und Leki sogar eine<br />
Sicherheitsauslösung mit Schlaufenlösung<br />
oder -verlängerung vorgesehen. Die Nylonschlaufen<br />
sollten mit weichen, schweißabsorbierenden<br />
Materialien gepolstert sein.<br />
Bei Leki ist der Stoff dampfdurchlässig,<br />
Kohla und Fizan haben schweißabweisende<br />
Materialien verwendet. Breite Komfortschlaufen,<br />
wie bei Komperdell ideal umgesetzt,<br />
verteilen den Druck be<strong>im</strong> Aufstützen<br />
opt<strong>im</strong>al.<br />
Allroundstöcke sind <strong>im</strong>mer auch für den<br />
Einsatz <strong>im</strong> Winter gerüstet und besitzen<br />
Manschetten am Rohr unterhalb des<br />
Griffs. Sie ermöglichen ein Tiefergreifen<br />
während steiler Aufstiege oder Querungen,<br />
ohne dass die Hände am kalten Metall<br />
frieren oder abgleiten.<br />
▶ Spitzen und Stockteller<br />
Trekkingstock-Spitzen sind Kunststoffrohre<br />
mit Hartmetallspitze unten und Stockteller<br />
oben, die sich bei hoher Querbelastung<br />
verbiegen sollten wie beispielsweise<br />
die Flexspitzen, die Leki und Komperdell<br />
verwenden. Sie sind kürzer als bei Winterstöcken.<br />
Die eigentliche, winzige Spitze<br />
besteht aus extrem hartem Karbid, wobei<br />
▶ Resümee<br />
Im nächsten Heft: Windjacken<br />
Ultraleichte Windjacken bis 200 Gramm<br />
Gewicht sind nicht mehr bloß ein<br />
Not-Windschutz für die Übergangszeiten.<br />
Sie können auch wasserdicht sein<br />
und sogar atmungsaktiv, eine Kapuze<br />
besitzen oder Wind bedingt zur<br />
Kühlung bei Aktivität durchlassen.<br />
Ring- und Blütenkrone besser halten als<br />
die Bohrkronenform. Fizan und Black Diamond<br />
besitzen einen Spitzenschutz zum<br />
Gehen auf Asphalt.<br />
Wer vom Trekkingteller zum Schneeteller<br />
wechseln will, ist bei Exped <strong>im</strong>mer,<br />
bei Leki, Komperdell und Kohla (komplette<br />
Spitze) meistens gut bedient. Das s<strong>im</strong>ple<br />
Abstreif-System funktioniert jedoch nur<br />
mit Gewalt.<br />
◀<br />
Die Zukunft der hochwertigen Leichtstöcke<br />
gehört dem Material Karbon, das bei<br />
gleichem Gewicht steifer und bruchfester<br />
als Aluminium ist und ständig verbessert<br />
wird. Komperdell will sogar ganz darauf<br />
umstellen. Allerdings ist Aluminium schlagfester,<br />
verbiegt sich eher als zu brechen<br />
und ist in fl exibler Konstruktion ein idealer<br />
Wanderstock. Die meisten Markenhersteller<br />
greifen bei den Teleskop-Elementen zunehmend<br />
auf verbesserte externe Fixierungen<br />
zurück. Nur noch bei Ultraleicht- und Einsteigermodellen<br />
werden interne Fixierungen<br />
verwendet, die zumindest bei den von uns<br />
getesteten Modellen besser sind als ihr<br />
Ruf. Komfortschlaufen mit schweißabsorbierendem<br />
oder – ganz neu bei Leki – sogar<br />
dampfdurchlässigem Material und Griffe<br />
aus hautfreundlichem Hartschaumstoff haben<br />
sich durchgesetzt; <strong>im</strong>mer mehr Knäufe<br />
erlauben ein ergonomisches Aufstützen.<br />
Bajonettverschlüsse <strong>im</strong> unteren Segment<br />
der Stöcke könnten sich durchsetzen.<br />
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08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103
ALPINISMUS<br />
60 Jahre Erstbesteigung K2<br />
<strong>Der</strong> Berg<br />
der Besten<br />
Bei seiner Erstbesteigung diente der zweithöchste<br />
Berg der Erde als Ziel <strong>im</strong> Wettlauf der Nationen.<br />
Heute trennt sich an ihm die Spreu vom Weizen <strong>im</strong><br />
Alpinismus. Von Uli Auffermann<br />
Für viele zählt der K2<br />
wegen seiner klaren<br />
Pyramidenform<br />
zu den schönsten<br />
Bergen der Erde.<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Foto: Ralf Dujmovits<br />
Und dann stand Gerlinde Kaltenbrunner<br />
auf einmal doch ganz<br />
oben. 2011 packte sie mit dem<br />
K2 den letzten der 14 Achttausender,<br />
aber was hatte ihr dieser<br />
Berg nicht alles an Kraft und Hartnäckigkeit<br />
abverlangt! Vier Mal war sie ins<br />
Karakorum gereist, um insgesamt sieben<br />
Besteigungsversuche zu unternehmen. Sie<br />
war unter anderem an ungünstigen Wetterbedingungen<br />
und an Schw<strong>im</strong>mschnee<br />
auf 8200 Metern gescheitert. Einmal, 2010,<br />
war ihr Begleiter Fredrik Ericsson etwa 300<br />
Höhenmeter unter dem Gipfel an der Österreicherin<br />
vorbei in den Tod gestürzt.<br />
»Ich habe schon damit gehadert, dass<br />
der Berg mich nicht will!«, sagt Gerlinde<br />
Kaltenbrunner <strong>im</strong> Rückblick auf ihre vergeblichen<br />
Versuche, den K2 zu besteigen.<br />
Doch sie hat sich offenbar versöhnt: »Für<br />
mich persönlich war es der schwerste, aber<br />
auch der allerschönste Achttausender. Ich<br />
bin nur einmal auf den K2 hinaufgekommen<br />
und sehe es als großes Geschenk an.«<br />
Die zweithöchste Erhebung der Erde, 8611<br />
Meter hoch, ist ein Wertmaßstab an sich.<br />
Er trennt die Spreu vom Weizen. Wer sich<br />
an seinen Flanken und Pfeilern be-
Willi Bauer überlebte zusammen mit<br />
Kurt Diemberger das Drama von 1986.<br />
Blick vom Lager 2 der Gruppe um Ralf<br />
Dujmovits und Michi Wärthl auf 6700 m<br />
hauptet, ist <strong>im</strong> wahrsten Sinne auf dem<br />
Gipfel. Auf dem K2, dem Chogori, dem<br />
vollkommenen Berg der Alpinisten.<br />
»<strong>Der</strong> Berg der Berge« wird er genannt, oft<br />
als der Schönste der Welt bezeichnet. Alle<br />
sind von ihm fasziniert, und die besten<br />
Alpinisten weltweit, deren Tourenlisten<br />
gespickt sind mit Erstbegehungen und<br />
bergsteigerischen Superlativen, sahen und<br />
sehen <strong>im</strong> K2 eine ganz besondere Herausforderung.<br />
»Ich zog mir damals schwere<br />
Erfrierungen zu. Seitdem fehlen mir am<br />
rechten Fuß die Zehen, so dass mich der<br />
K2 in gewissem Sinne <strong>im</strong>mer begleitet«,<br />
meint auch der Schweizer Bergführer Norbert<br />
Joos.<br />
So geht es vielen. Schon wegen der <strong>im</strong>posanten<br />
Erscheinung. Wie ein Alleinherrscher<br />
thront der K2 über dem unendlich<br />
wirkenden Gletschermeer des Karakorum.<br />
Eine Pyramide aus dunklem Fels, gleißendem<br />
Eis und Schnee, Graten und Pfeilern,<br />
die dem Auge klare, abgegrenzte Linien<br />
bescheren. Technisch schwer ist er, hat keinen<br />
leichten Weg und damit auch keine<br />
Touristenschneise wie der Mount Everest.<br />
Es wundert daher nicht, dass er schon früh<br />
in den Fokus des bergsteigerischen Interesses<br />
rückte.<br />
Bereits 1902 machte sich eine internationale<br />
Expedition unter der Leitung des gebürtigen<br />
Österreichers Oscar Eckenstein<br />
dorthin auf. Damaliges Fazit: <strong>Der</strong> K2 ist<br />
unersteigbar. Diese Aussage widerlegte<br />
– bis auf wenige Meter – schon 1939<br />
Fritz Wiessner auf beeindruckende Weise.<br />
Nachdem schon ein Jahr zuvor Amerikaner<br />
auf 7925 Meter Höhe gekommen<br />
waren, erreichte der aus Sachsen stammende<br />
Alpinist beinahe den Gipfel. Er<br />
tat das mit dürftigster Ausrüstung, dazu<br />
ohne Flaschensauerstoff. Auch ohne den<br />
höchsten Punkt zu betreten, vollbrachte er<br />
eine Leistung, die alpinistisch gesehen bedeutungsvoller<br />
erscheint als etliches, was<br />
sich später noch mit großem technischen<br />
Aufwand vollzog. Wiessner eilte in Einstellung<br />
und Können der alpinen Entwicklung<br />
weit voraus.<br />
Jeder Nation ihren Berg<br />
Die fünfziger Jahre: Nach dem alles erschütternden<br />
Zweiten Weltkrieg ging es<br />
um Neuordnung, wirtschaftliche Expansion<br />
und Wiederauf bau. Zur Identifikation<br />
mit dem eigenen Land oder zur Demonstration<br />
der nationalen Leistungsfähigkeit<br />
sollten nun Erfolge jenseits militärischer<br />
Vergleiche bei vielen Menschen die Wunden<br />
heilen. Errungenschaften der Technik,<br />
der Sport und die Besteigung der höchsten<br />
Berge der Welt waren begehrte Spielfelder<br />
<strong>im</strong> Wettkampf der Nationen. Die Franzosen<br />
erreichten 1950 erstmals einen Achttausender,<br />
die Annapurna. Hermann<br />
Buhls legendärer Alleingang bescherte<br />
Österreich unter deutscher Leitung den<br />
Nanga Parbat. Die Briten bestürmten den<br />
Höchsten, den Mount Everest, und hoben<br />
schließlich einen Neuseeländer in den<br />
Adelsstand des britischen Königreichs.<br />
Die Ereignisse machten Schlagzeilen auf<br />
den Titelseiten der Weltpresse und lösten<br />
in den jeweiligen Ländern Begeisterungsstürme<br />
aus.<br />
So wie in Deutschland 1954 der Gewinn<br />
des Fußball-Weltmeistertitels das Land in<br />
Verzückung brachte, sorgte in Italien eine<br />
alpinistische Pionierleistung für Euphorie.<br />
<strong>Der</strong> K2, der Kappa Due, wurde zum<br />
»italienischen« Berg der Berge. Professor<br />
Ardito Desio war geistiger Vater des Unternehmens,<br />
organisierte und leitete die<br />
erfolgreiche Expedition. Am 31. Juli 1954<br />
standen Lino Lacedelli und Achille Compagnoni<br />
auf 8611 Metern, auf dem höchsten<br />
Punkt des K2, auf dem zweithöchsten Gipfel<br />
der Erde (siehe Kasten).<br />
Vom Herzog bis Kaltenbrunner<br />
Die Geschichte des K2 (8611 m), Karakorum<br />
1902 Keine Chance<br />
Eine internationale Expedition,<br />
geleitet von dem in<br />
Österreich geborenen und<br />
nach England übergesiedelten<br />
Oscar Eckenstein,<br />
hält eine Besteigung für<br />
unmöglich.<br />
1909 Doch eine Chance<br />
Bei seiner Großexpedition entdeckt<br />
Luigi Amedeo von Savoyen, Herzog<br />
der Abruzzen, den »Abruzzensporn«,<br />
den heutigen »Normalweg«.<br />
Foto: Archiv Auffermann-Heckmair<br />
1939 Verpasste Chance<br />
<strong>Der</strong> gebürtige Sachse Fritz Wiessner<br />
erreicht als Leiter einer amerikanischen<br />
Expedition fast den Gipfel (ca. 8400<br />
m), und das ohne Sauerstoffausrüstung.<br />
Womöglich hätte er damals schon den<br />
Gipfel erreicht, wenn sein Begleiter nicht<br />
den Weiterweg verweigert hätte.<br />
1900<br />
1910<br />
1920<br />
1930<br />
1940
Fotos: Archiv Willi Bauer, Michi Wärthl, Kurt Diemberger<br />
Seit diesem Tag übt der Berg eine starke<br />
Anziehungskraft auf die fähigsten <strong>Bergsteiger</strong><br />
aus. Kein Mode-Achttausender,<br />
nein, der K2 verlangt nach wie vor großen<br />
Respekt. Anders als be<strong>im</strong> Mount Everest etwa<br />
konnten von seinem Gipfel bislang nur<br />
gut 300 Menschen hinab blicken. 20 Jahre<br />
vergingen bis zur zweiten erfolgreichen<br />
Besteigung. 1977 waren es Japaner, mit<br />
einem <strong>Riese</strong>naufgebot, 1978 Teilnehmer<br />
einer amerikanischen Expedition, die den<br />
Chogori über eine schwierige neue Route<br />
am Nordostgrat und <strong>im</strong> oberen Teilabschnitt<br />
über den Abruzzengrat erreichten.<br />
Sie schafften damit auch die erste Besteigung<br />
ohne zusätzlichen Sauerstoff.<br />
Die Zeit war reif für einen Auf bruch, für<br />
einen Wertewandel <strong>im</strong> Alpinismus. Es begann<br />
die Zeit der neuen Linien am Berg,<br />
statt übertriebener Technisierung und gewaltigen<br />
Materialschlachten zählte jetzt<br />
die Reduktion auf das Wesentliche. Starke<br />
Impulse gingen damals von Reinhold<br />
Messner aus. Vehement forderte er, an den<br />
Achttausendern »by fair means« zu Werke<br />
zu gehen. An diesem Ideal orientierte er<br />
sich auch am K2, und es gelang ihm bereits<br />
1979, eine von ihm organisierte Kleinexpedition<br />
zum Erfolg zu führen. Mit Michel<br />
Dacher erreichte er über den Abruzzengrat<br />
den Gipfel, nachdem er zuvor sein Vorhaben,<br />
den Südwestpfeiler (Magic Line)<br />
erstzubegehen, der Sicherheit wegen verworfen<br />
hatte. Zügig, souverän und ohne<br />
Sauerstoffausrüstung, mit wenigen Lagern<br />
auskommend und auf Hochträger verzichtend,<br />
nahm das Duo diesen Achttausender.<br />
Wie Russisch-Roulette<br />
Aber nicht alle sollten heil vom K2 zurückkehren.<br />
Er ist gefährlich, allein wegen seiner<br />
<strong>im</strong>mensen Höhe, mit einer »Todeszone«,<br />
die nur noch vom Everest übertroffen<br />
wird. Stürme erreichen den Berg häu-<br />
»Man spürt die unhe<strong>im</strong>liche Macht des großen<br />
Berges … Man fürchtet sie und kann ihr nicht<br />
entrinnen. Und gleichzeitig vertraut man auf ihn.«<br />
Kurt Diemberger<br />
Foto: Archiv Ardito Desio<br />
1954 Nostro <strong>Mont</strong>e!<br />
Die Erstbesteigung des K2 durch die<br />
italienische Großexpedition unter Ardito<br />
Desio gelingt über den Abruzzengrat:<br />
Lino Lacedelli (Foto) und Achille<br />
Compagnoni erreichen den Gipfel.<br />
Einen Tag zuvor hatten Walter Bonatti<br />
und ein Träger Sauerstofffl aschen<br />
bis auf über 8100 m transportiert.<br />
Sie konnten jedoch das kurzfristig verlegte Lager 9<br />
nicht fi nden, mussten die Nacht unvorbereitet am Berg<br />
verbringen und überlebten nur knapp (siehe: 2004).<br />
1977 Fleißige Japaner I<br />
23 Jahre nach der Erstbesteigung<br />
gelingt einer<br />
japanischen Großexpedition<br />
die 2. Begehung<br />
1978 K2 ohne O 2<br />
Die amerikanische Expedition<br />
unter Leitung von James<br />
Whittaker erreicht erstmals<br />
ohne Flaschensauerstoff<br />
den Gipfel über Nordostgrat<br />
und Abruzzengrat.<br />
1979 Im kleinen Rahmen<br />
Besteigung durch Reinhold Messner<br />
und Michel Dacher, organisiert<br />
als Kleinexpedition, ebenfalls ohne<br />
künstlichen Sauerstoff und unter<br />
Verzicht von Hochträgern.<br />
Von der Schulter des Abruzzengrates<br />
gelingt Jean-Marc Boivin mit<br />
seinem Deltasegler der Flug bis<br />
hinab auf den Baltorogletscher.<br />
1950 1960 1970<br />
1980
»Ich finde es ganz wichtig, dass es die Natur und<br />
der Berg sind, die jene Rahmenbedingungen vorgeben,<br />
die wir akzeptieren müssen, und ich hoffe,<br />
dass der K2 nie überrannt werden wird!«<br />
Gerlinde Kaltenbrunner<br />
Fotos: Ralf Dujmovits, Archiv Ardito Desio<br />
fig und mit voller Wucht. Nebel, Schneetreiben<br />
und mächtige Lawinen gehören zu<br />
seinem Angesicht. »Es ist ein Glücksspiel,<br />
wie Russisch-Roulette«, meint Christian<br />
Stangl, den nach seinem gefälschten Gipfelbild<br />
am K2 eine Art Hassliebe mit dem<br />
Koloss verbindet. »Wenn man ihn von weitem<br />
– vom Concordiaplatz – sieht, ist<br />
es ein toller Berg. Wenn man dann näher<br />
kommt, erkennt man die gefährlichen Seracs<br />
und die anderen gefährlichen Details.<br />
Man kann das Bergsteigen am K2 nicht genießen.«<br />
So ist der Mythos dieses Berges auch gekennzeichnet<br />
von dem kaum kalkulierbaren<br />
Risiko und vor allem von den ganz<br />
großen Tragödien. Wie <strong>im</strong> Jahr 1986, als<br />
insgesamt dreizehn Menschen umkamen,<br />
darunter Tadeusz Pietrowski aus Polen,<br />
der Brite Alan Rouse und seine Landsmännin<br />
Julie Tullis, kongeniale Partnerin von<br />
Kurt Diemberger <strong>im</strong> »höchsten Filmteam<br />
der Welt«. Diemberger und Willi Bauer<br />
konnten sich als einzige einer siebenköpfigen<br />
Gruppe ins Leben retten. Heute mahnt<br />
Kurt Diemberger: »<strong>Der</strong> K2 ist wie ein riesiger,<br />
gewaltiger, wunderbarer Kristall. Er<br />
hypnotisiert. Er zwingt einen fast, seinen<br />
Gipfel zu versuchen, aber nur jeder vierte,<br />
der den Gipfel erreicht hat, kommt auch<br />
wieder herunter.« Noch 2008 gab es erneut<br />
ein Drama. Im Gipfelbereich starben elf<br />
<strong>Bergsteiger</strong>. In die Betroffenheit mischten<br />
1982 Fleißige Japaner II<br />
Die Besteigung des K2 von<br />
Norden aus verwirklicht<br />
eine japanische Expedition,<br />
geleitet von Isao Shinkai:<br />
Aufstieg über den Nordgrat,<br />
der in der Folge häufi ger als<br />
Route genutzt wird.<br />
1986 Polen und Rekorde<br />
Neue und extrem schwierige Route in der Südwand (Zentraler Pfeiler<br />
und Sichelcouloir) durch die Polen Jerzy Kukuczka und Tadeusz Pietrowski<br />
(stirbt be<strong>im</strong> Abstieg) bei einer internationalen Expedition<br />
<strong>Der</strong> SSW-Grat wird durch die Polen Wroz (stirbt be<strong>im</strong> Abstieg) und Piasecki<br />
sowie den Slowaken Bozik als neue Route zum Gipfel erstiegen.<br />
Erste Frau auf dem K2 ist die Polin Wanda Rutkiewicz.<br />
Tomo Cesen legt <strong>im</strong> Alleingang eine Route durch die Südwand, die auf<br />
ca. 7800 m auf den Abruzzengrat trifft; auf den Gipfelgang verzichtet er.<br />
Rekordzeit zum Gipfel: Dem Franzosen Benoît Chamoux, Teilnehmer<br />
einer italienischen Expedition, gelingt der Aufstieg vom Basislager über<br />
den Abruzzensporn bis zum Gipfel innerhalb von 24 Stunden.<br />
1991 Guter Stil<br />
Die Franzosen<br />
Pierre Béghin und<br />
Christophe Profi t<br />
eröffnen eine neue<br />
Route durch die<br />
NW- und Westwand<br />
<strong>im</strong> reinen Alpinstil.<br />
1994 Jüngster!<br />
Gipfelerfolg für Michi<br />
Wärthl (Jg. 1970),<br />
als wohl bis heute<br />
jüngster <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
damals sein erster<br />
Achttausender.<br />
Foto: Michi Wärthl<br />
Spanier steigen<br />
über den<br />
Südsporn (Scott-<br />
Weg) erstmals<br />
bis zum Gipfel,<br />
dieser SSO-Grat<br />
wird als neue<br />
Route auch<br />
von anderen<br />
Expeditionen<br />
wiederholt.<br />
1980<br />
1990
sich seinerzeit auch kritische St<strong>im</strong>men,<br />
die Alpinisten wären ein zu großes Risiko<br />
eingegangen, hätten den Fehler gemacht,<br />
den Berg durch die Verheißungen des Massenalpinismus<br />
von der Stange erreichen<br />
zu wollen.<br />
Lernen zu verzichten<br />
Um die hohe Todesrate am K2 nicht noch<br />
zu erhöhen, scheint neben großer Erfahrung<br />
ein Verzicht <strong>im</strong> richtigen Moment das<br />
probate Mittel zu sein. »Be<strong>im</strong> Achttausender-Bergsteigen<br />
muss man lernen, nein zu<br />
sagen«, meint Dieter Porsche. <strong>Der</strong> Tübinger<br />
bestieg acht Achttausender ohne Flaschensauerstoff<br />
– und ließ trotz bester Akkl<strong>im</strong>atisation<br />
und voller Auftrieb vom K2 ab.<br />
»Ich gehe <strong>im</strong>mer nur los mit der Einstellung:<br />
›Ich habe alles <strong>im</strong> Griff‹. Ansonsten<br />
drehe ich um!« Damals habe die Vernunft<br />
gesiegt. »Als wir hörten, dass Hans Kammerlander,<br />
in dessen Expedition wir uns<br />
eingekauft hatten, <strong>im</strong> Flaschenhals nicht<br />
weiterkam und kehrtmachte, gingen wir<br />
kein weiteres Risiko ein und verzichteten!«<br />
Kammerlander selbst kam wieder, schaffte<br />
den Gipfel 2001 <strong>im</strong> dritten Anlauf. Zu<br />
seinem Vorhaben, mit Ski vom Berg abzufahren,<br />
sagte allerdings seine innere St<strong>im</strong>me:<br />
Stopp! Andere feierten Sternstunden<br />
ihres Alpinistenlebens an jenem Berg.<br />
Wanda Rutkiewicz stand als erste Frau<br />
ganz oben, Michi Wärthl erreichte als bis<br />
dato vermutlich Jüngster den Gipfel, oder<br />
eben Gerlinde Kaltenbrunner. Sie sagt:<br />
»Be<strong>im</strong> letzten Versuch über den Nordpfeiler<br />
habe ich gespürt, dass ich ein positives<br />
Ergebnis will, und es dabei – auch wenn<br />
es komisch klingt – egal war, ob ich den<br />
Gipfel erreiche.«<br />
◀<br />
INFO<br />
<strong>Der</strong> erste Streich am Kappa Due<br />
Leitung und Organisation der italienischen<br />
Expedition liegen damals in den Händen von<br />
Professor Ardito Desio, Geologe und <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
einem Forschertyp klassischer Prägung. Bereits<br />
1953 konnte er mit Riccardo Cassin eine<br />
Erkundungsfahrt zum K2 durchführen. »Mein<br />
Vater war so vielseitig interessiert und begeisterungsfähig«,<br />
sagt Maria Emanuela Desio,<br />
Tochter des inzwischen verstorbenen Professors,<br />
und in der Tat begeistert er sich für die Idee,<br />
die Erstbesteigung des K2 zu managen. Desio<br />
geht dabei überaus akademisch vor, auch weil<br />
die Expedition unter Aufsicht des nationalen<br />
Forschungsrates steht, der neben der bergsteigerischen<br />
Leistung vor allem geografi sche<br />
und geologische Untersuchungen erwartet. Mit<br />
Unterstützung des italienischen Alpenclubs<br />
formiert Desio die Expeditionsmannschaft,<br />
selektiert nach medizinischen und physiologischen<br />
Tests ein erfolgversprechendes Team, in<br />
dem sich klingende Namen einfi nden wie etwa<br />
Erich Abram, Walter Bonatti, Lino Lacedelli und<br />
Gino Solda. Eine riesige Expeditionskarawane<br />
bricht am 30. April in Skardu auf, mit üppiger<br />
Ausstattung. Alles ist bis ins Letzte geplant und<br />
durchorganisiert. Doch von Anfang an haben<br />
Leiter und Team mit erheblichen Widrigkeiten<br />
zu kämpfen. Für die Jahreszeit untypisch lange<br />
anhaltendes Schlechtwetter setzt allen zu und<br />
bringt Probleme mit den Trägern. Gewaltige<br />
Schneestürme bremsen ein Vorankommen am<br />
Abruzzengrat, der vorgesehenen Aufstiegsroute.<br />
Von mehr als 60 Tagen am Berg herrscht<br />
an mehr als 40 Tagen schlechte, stürmische<br />
Witterung, die auch die Alpinisten auszehrt<br />
und der Mannschaft aufs Gemüt drückt. Dann<br />
erkrankt Mario Puchoz schwer und stirbt. Doch<br />
trotz Trauer und widriger Verhältnisse erreichen<br />
am 31. Juli 1954 Lino Lacedelli und Achille<br />
Compagnoni den Gipfel des K2 und bescheren<br />
Italien einen stürmisch gefeierten Erfolg.<br />
Ardito Desio, Leiter der ersten erfolgreichen<br />
K2-Expedition <strong>im</strong> Jahr 1954<br />
Foto: Archiv Kammerlander<br />
2001 Abfahrtspech<br />
1997 Fleißige Japaner III<br />
Japaner ersteigen die Westwand des<br />
K2 mit neuer Variante.<br />
Hans Kammerlander<br />
erreicht über<br />
die Cesen-Route<br />
den Gipfel des<br />
K2, eine geplante<br />
Abfahrt mit Ski ist<br />
nicht möglich.<br />
2007 Noch eine Route<br />
Anfang Oktober ersteigen Denis Urubko und Serguey Samoilov<br />
aus Kasachstan den K2 von der Nordseite – zum bisher spätesten<br />
Besteigungszeitpunkt. Russische Alpinisten fi nden ohne<br />
Verwendung von zusätzlichem Sauerstoff eine neue Route durch<br />
die Westwand.<br />
2004 Bonattis Rolle<br />
<strong>Der</strong> italienische Alpenverein CAI beauftragt eine<br />
Historikerkommission mit der Untersuchung der<br />
Vorkommnisse unmittelbar vor dem Gipfelerfolg<br />
<strong>im</strong> Jahr 1954 und weist Bonatti eine Schlüsselrolle<br />
bei der Erstbesteigung des K2 zu.<br />
2008 Drama am K2<br />
Elf Menschen sterben<br />
<strong>im</strong> Gipfelbereich;<br />
sie kommen durch<br />
Absturz, Erfrierungen<br />
bzw. durch eine<br />
Eislawine <strong>im</strong> Flaschenhals<br />
ums Leben.<br />
2011 Frauenpower<br />
Gerlinde Kaltenbrunner<br />
erreicht von Norden den<br />
Gipfel – sie ist damit die<br />
erste Frau, die alle Achttausender<br />
ohne Flaschensauerstoff<br />
besteigen konnte.<br />
Foto: Daniel Bartsch<br />
2000<br />
2010
AUSFLUGSTIPP<br />
Das perfekte Bergwochenende I Leutasch, Tirol<br />
Perfekte Kombination:<br />
Blumenpracht <strong>im</strong><br />
Leutaschtal, felsige<br />
Gipfel darüber<br />
Kleiner Grenzverkehr<br />
Wo anklopfen?<br />
Olympiaregion Seefeld<br />
Informationsbüro Leutasch<br />
Weidach 320, A-6105 Leutasch<br />
Tel. 00 43/(0)5 08/80 10<br />
info.leutasch@seefeld.com<br />
www.seefeld.com<br />
Schmal ist der Durchschlupf, den<br />
die Leutascher Ache auf ihrem<br />
Weg zur Isar gegraben hat. Das<br />
eisblaue Wasser brodelt zwischen<br />
den Felswänden und stürzt über eine<br />
Stufe mehr als 20 Meter in die Tiefe. Ein<br />
Klammgeist soll diese natürliche Schwelle<br />
schon seit Jahrtausenden beaufsichtigen:<br />
<strong>Der</strong> einzige verbliebene Wachposten an<br />
der deutsch-österreichischen Grenze zwischen<br />
Mittenwald und Leutasch gehört der<br />
Sagenwelt an.<br />
Inzwischen passieren Radler und Autofahrer<br />
die Leutascher Schanz ganz ungehindert.<br />
Von der Barriere, die die Tiroler<br />
während des Spanischen Erbfolgekrieges<br />
gegen Napoleon und die Bayern errichteten,<br />
sind nur noch Mauerreste übrig – <strong>im</strong><br />
Gegensatz zum Alten Zollhaus. Nachdem<br />
es ausgedient hatte, wurde es umgebaut<br />
zu einem Restaurant mit ausgezeichneter<br />
Bio-Küche samt zwei Ferienwohnungen.<br />
Von hier aus streckt sich das Leutaschtal<br />
über 16 Kilometer nach Südwesten. Auf<br />
den Wiesen blühen <strong>weiße</strong> Margeriten<br />
zwischen purpurfarbenem Klee und goldgelbem<br />
Hahnenfuß. Wälder reichen vom<br />
Tal bis in die steilen Felsregionen, die Leutascher<br />
Ache plätschert seicht über rund<br />
geschliffene Steine und die schmale Straße<br />
parallel zum Bach säumen nur wenige verstreute<br />
Häuser.<br />
Es gibt jedoch noch Barrieren <strong>im</strong> Leutaschtal,<br />
die nach wie vor nicht leicht zu überwinden<br />
sind: die riesigen Kalkmauern des<br />
Wettersteins <strong>im</strong> Nordwesten, die der Mieminger<br />
Kette <strong>im</strong> Süden und die der Arnspitzgruppe<br />
<strong>im</strong> Osten. Die Namen von Klassikern<br />
wie Hohe Munde, Leutascher und<br />
Partenkirchner Dreitorspitze sowie Arnspitze<br />
kennt man in <strong>Bergsteiger</strong>-Kreisen – und<br />
zwar bis weit über die Grenzen hinaus. ◀<br />
110 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Emil (60) hat<br />
keinen Zweifel:<br />
In der Umgebung<br />
des Alten Zollhauses<br />
schwirren Geister früherer<br />
Zeiten herum. Er kann das empirisch belegen.<br />
Einmal pro Woche kommen Schamanen und<br />
halten »mitten in der Pampa« Sitzungen ab.<br />
Zudem gesellten sich zu den Gästen seiner<br />
Wirtschaft <strong>im</strong>mer wieder »esoterische Menschen,<br />
um sich neu aufzuladen«, erzählt Emil.<br />
Ihn selbst hat es vor zehn Jahren ins Alte<br />
Zollhaus gezogen. »Ich bin ein Grenzgänger«,<br />
sagt er über sich. Dass er sich <strong>im</strong> »Gasthaus<br />
Klammgeist« wohlfühlt, spürt man an seiner<br />
Küche: Er hat zehn Knödelsorten in seinem<br />
Repertoire, und seine Fischsuppe (die Zutaten<br />
holt er frisch vom Markt in Innsbruck)<br />
ist legendär (Tel. 00 43/66 45 68 33 22).<br />
Was essen?<br />
Delikatessen vom Wild<br />
Die waldreichen Jagdgründe rund um Leutasch<br />
nährten nicht nur die Inspiration des He<strong>im</strong>atschriftstellers<br />
Ludwig Ganghofer, sondern auch die<br />
Mägen der Leutascher. Die hauseigene Metzgerei<br />
des Gutes Leutasch veredelt Hirsch, Reh und Gams<br />
aus eigener Jagd zu Delikatessen, die man – neben<br />
Spezialitäten von Schaf, Rind und Schwein aus der<br />
Region – <strong>im</strong> geschmackvoll eingerichteten Laden<br />
<strong>im</strong> Ortsteil Klamm kaufen kann. Wen die Fleischeslust<br />
kalt lässt, der fi ndet <strong>im</strong> Angebot auch noch<br />
weitere nachhaltige<br />
Produkte aus der<br />
Region sowie süffi -<br />
gen Südtiroler Wein<br />
und Apfelsaft (www.<br />
gutleutasch.at).<br />
Wo wohnen?<br />
Leutascherhof<br />
Wandern und Bio-Essen sind nicht die<br />
schlechteste Kombination für ein perfektes<br />
Bergwochenende. Das Biohotel Leutascherhof<br />
ist für beide »Disziplinen« zertifi ziert.<br />
Das Haus bietet pro Woche fünf geführte<br />
Wanderungen an. Das Essen stammt zu 100<br />
Prozent aus biologischer Produktion. Zudem<br />
achtet man auf die regionale Herkunft der<br />
Lebensmittel. »Das Rind- und Kalbfl eisch<br />
kommt ausschließlich aus der Leutasch«,<br />
sagt Hotelchef Christian Wandl. Wer das<br />
Vier-Sterne-Hotel testen will, kann zum<br />
Beispiel ein »Schnupperangebot« (3 Ü/HP<br />
inkl. 2 geführte Wanderungen) für 199 Euro<br />
pro Person nutzen (www.leutascherhof.at).<br />
Basiswissen<br />
Ankommen: Mit der Bahn nach<br />
Mittenwald oder Seefeld und weiter<br />
mit dem Bus nach Leutasch. Mit<br />
dem Auto über die A95 bis Sindelsdorf<br />
und weiter über Kochel- und<br />
Walchensee bis Mittenwald, dort<br />
abzweigen nach Leutasch.<br />
Sich orientieren: Kompass<br />
1:25 000, Blatt 026 »Seefeld in<br />
Tirol – Leutasch«<br />
Mehr erfahren: App iSeefeld mit<br />
Infos zu Unterkünften und Touren,<br />
kostenlos unter www.seefeld.com<br />
Nicht versäumen!<br />
Marathon zum Genießen<br />
Ein Marathon, bei dem es nicht um Wettkampf<br />
geht, sondern um gemeinsamen Genuss? Klingt<br />
komisch, ist aber so: In der Region Seefeld fi ndet<br />
der IML-Einhornmarsch nun schon zum 15. Mal<br />
statt. Dieses Jahr wurde erstmals Leutasch zum<br />
Austragungsort gewählt. Am Wochenende von 19.<br />
bis 21. September führen jeden Tag vier Touren mit<br />
unterschiedlichen Streckenlängen zu den schönsten<br />
Plätzen in der Region: rund um die Ahrnspitze,<br />
durch die Geisterklamm oder auch durch das Gaistal<br />
mit seinen zahlreichen,<br />
urigen Almen. Die<br />
International Marching<br />
League (IML) veranstaltet derartige Festivals für<br />
Wanderwütige bereits seit 1909. Nach dem Motto<br />
»Nos iungat ambulare – das Wandern eint uns«<br />
marschieren Gruppen aus ganz Europa gemeinsam<br />
pro Tag bis zu 42 Kilometer. Die Zeit spielt dabei<br />
eine nebensächliche Rolle; was zählt, ist die Freude<br />
an der Bewegung in der Natur.<br />
Fotos: Olympiaregion Seefeld (2), Gut Leutasch, Dagmar Steigenberger<br />
Übers Leutascher Platt zu den Dreitorspitzen<br />
Tourentipps: Kalkgipfel über Leutasch<br />
1 Leutascher Dreitorspitze<br />
Charakter: Teils wegloses Gelände,<br />
Kletterei (I+) in der steinschlaggefährdeten<br />
»Eisrinne« und 1600 Höhenmeter<br />
Aufstieg machen diesen Klassiker<br />
<strong>im</strong> Wetterstein anspruchsvoll.<br />
Start- und Endpunkt: Campingplatz<br />
Reindlau (gebührenpfl ichtig)<br />
Route: Reindlau – Bergleintal – Mustersteinhütte<br />
– Meilerhütte (2375 m)<br />
–Hermann-von-Barth-Weg – Eisrinne<br />
– Gipfel (2682 m, 6 Std.) – zurück<br />
übers Leutascher Platt nach Reindlau<br />
2 Hohe Munde (2662 m)<br />
Charakter: Kombinierte Rad- und<br />
Bergtour mit kurzen Klettersteig-Passagen<br />
am Gipfelgrat und einer fabelhaften<br />
Aussicht übers Inntal. An heißen<br />
Tagen ist der nordseitige Aufstieg von<br />
Vorteil, kürzer kommt man von Moos<br />
über die Rauthhütte zum Gipfel.<br />
Start- und Endpunkt: Parkplatz<br />
Salzbach am Eingang zum Gaistal<br />
Route: Per Rad 6 km bis Tillfussalm<br />
(1350 m) – zu Fuß zu Niederer Munde<br />
(2059 m) und Hoher Munde (4 Std.)<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 111
KOLUMNE<br />
Paarung<br />
Nein, man will nicht Zeuge sein be<strong>im</strong> Streit wildfremder<br />
Paare. Nicht <strong>im</strong> Zug und schon gleich gar nicht am Berg.<br />
Obwohl, manchmal kann man auch etwas lernen.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Sandra Zistl<br />
ist <strong>im</strong> bayerischen Oberland<br />
an und mit den Bergen<br />
aufgewachsen. Sie arbeitet als<br />
freie Journalistin und Autorin<br />
für verschiedene Zeitungen<br />
und Magazine. Die 34-Jährige<br />
schreibt <strong>im</strong> Wechsel mit Axel<br />
Klemmer, Caroline Fink und<br />
Eugen E. Hüsler über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Die Frau Anfang Zwanzig hat offen<br />
hörbar ein Problem. Mit ihrer Beziehung.<br />
Deshalb haben mindestens<br />
zehn weitere Menschen, die<br />
mit ihr in einem ICE-Großraum auf dem<br />
Weg von Berlin nach München sitzen,<br />
ebenfalls eines. Mit ihrer Ruhe. Bereits seit<br />
einer halben Stunde debattiert die Dame<br />
via Handy mit ihrem Partner, der ziemlich<br />
uneinsichtig zu sein scheint.<br />
Nein, man will int<strong>im</strong>e Dinge von anderen<br />
Menschen eigentlich nicht hören. Man versucht<br />
dann, nicht zuzuhören. Das funktioniert<br />
aber nicht. Dann denkt man sich: Es<br />
kann ja nicht ewig dauern. Kann es aber<br />
manchmal doch. Irgendwann tauschen<br />
Reisende, die sich nicht kennen, Blicke aus.<br />
Alle haben wohl ähnliche Gedanken. Soll<br />
man jetzt was sagen? Oder besser einfach<br />
hingehen, das Telefon nehmen und den<br />
Menschen am anderen Ende der Leitung<br />
bitten: »Könnten Sie sich bitte sofort bei<br />
Ihrer Freundin entschuldigen? Damit würden<br />
Sie nicht nur ihr einen Gefallen tun.«<br />
Und dann das Ding einfach ausschalten.<br />
Warten auf das Funkloch<br />
Aber vielleicht kommt ja gleich ein<br />
Funkloch? »Hallo, hörst du mich noch«,<br />
fragt sie da auch schon. Zu früh gefreut: »Ja,<br />
jetzt hör ich dich wieder. Was ich gerade gesagt<br />
habe, war…« Wie sehr wünscht man<br />
sich dann an einen anderen Ort. Einen Ort<br />
der Ruhe, in der Natur, mit keinem anderen<br />
Menschen oder wenn, dann nur friedlichen.<br />
Irgendwo am Berg zum Beispiel.<br />
Wobei, da kann man auch ungefragt Zeuge<br />
von Paarproblemen werden. Im Kar-<br />
wendel zum Beispiel, gemeinsam mit dem<br />
Partner. Wir sind glücklich, bei schönem<br />
Wetter zum Risser Falk unterwegs zu sein.<br />
Und dann nähern wir uns zwei anderen<br />
<strong>Bergsteiger</strong>n; einem Paar von recht unterschiedlicher<br />
körperlicher Konstitution. Sie<br />
hat sichtlich Probleme, den steilen Steig<br />
durch die Latschen hinaufzukommen,<br />
schnauft, schwitzt und sch<strong>im</strong>pft vor sich<br />
hin. Er weiß sich nicht anders zu helfen,<br />
als sie von hinten anzuschieben. Als wir,<br />
peinlich berührt, an ihnen vorbeigehen<br />
und grüßen, presst er ein »Servus« hervor.<br />
Amore!!! Basta!!!!<br />
Doch es geht noch besser; erlebt <strong>im</strong> Frühjahr,<br />
oberhalb von Trento. Ein schmaler<br />
Pfad führt zur Via ferrata Giordano Bertotti,<br />
einem einfachen Klettersteig, über<br />
den man von Süden auf den Aussichtsberg<br />
<strong>Mont</strong>e Chegul gelangt. Die Luft ist mild,<br />
der Bergwald duftet in der Sonne, <strong>im</strong> Tal<br />
fließt friedlich die Etsch dahin. Und dann<br />
dringt, erst leise, dann <strong>im</strong>mer lauter, von<br />
oben eine zeternde Frauenst<strong>im</strong>me an unsere<br />
Ohren. Wie in einer Partitur hebt und<br />
senkt sich die St<strong>im</strong>me in Wellen, Dramatik<br />
pur. Die Bäume verdecken die Sicht auf<br />
das Schauspiel, als plötzlich ein lautes,<br />
sehr männliches Organ wie ein Beil die Litanei<br />
kappt: »AMORE!!! BASTA!!!!«<br />
Stille.<br />
Als wir die beiden erreichen, hält er sie <strong>im</strong><br />
Arm und lächelt uns freundlich zu. <strong>Der</strong><br />
Italiener weiß halt, wie man’s macht.<br />
Ob das auch <strong>im</strong> Zug funktioniert? Als ich<br />
überlege, das auszuprobieren, kommt die<br />
Rettung: ein langer Tunnel ohne Netz. ◀<br />
112 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14
Jul Juli 2013 2013<br />
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LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />
07<br />
07 / Juli 2014<br />
Allgäu: H<strong>im</strong>mlische Touren <strong>im</strong> »Herrgottsbeton«<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
Das Leservotum<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Chiemgauer Alpen • Ötztaler Alpen • Albula-Alpen • Karwendel<br />
<strong>Der</strong> Watzmann ist<br />
der schönste Berg!<br />
Bayerns<br />
Zauberberg<br />
<strong>Der</strong> Untersberg <strong>im</strong> <strong>Porträt</strong><br />
Dolomiten<br />
Traumrunde in der Pala<br />
Kletterlegende<br />
+<br />
Destivelle<br />
<strong>im</strong> Interview<br />
Isarwinkel<br />
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60 Tourentipps<br />
Großes Transalp-Special<br />
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IM TEST<br />
▶ Chiemgau–Venezien<br />
▶ Oberstdorf–Meran<br />
▶ Tegernsee–Sterzing<br />
Kärnten<br />
Was gute<br />
Trekkingschuhe<br />
ausmacht<br />
Neue Serie<br />
Mit dem Zug<br />
ins Gebirge<br />
Von Wilderern und Jagdherren: Sie kamen aus dem Wa lis: Karibisch schön: Am Faaker<br />
Sti le Routen für Entdecker Wandern auf Walserwegen See sind Touren erfrischend<br />
▶ Chiemga<br />
▶ Oberstd<br />
▶ Tegerns<br />
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04.06.14 08:03<br />
BERGSTEIGER 07/2014<br />
DIN-genormte Natur<br />
Betrifft: Bergpredigt<br />
bs_2014_07_u1_u1.indd 1 04.06.14 08:03<br />
Sehr geehrte Redaktion,<br />
Die Berge sind ein Risikoraum,<br />
»unhe<strong>im</strong>lich, gefährlich, wunderbar<br />
unfassbar, mit keiner<br />
DIN-Norm zu zähmen. Das<br />
macht ihre Seele aus, deshalb<br />
BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />
lieben wir sie«, schreibt Eugen<br />
E. Hüsler in seiner Kolumne.<br />
Und paradoxerweise denkt er<br />
dabei an die Welt der Klettersteige,<br />
die »Felsen über Ramsau«,<br />
wo »mittlerweile mehr<br />
Drahtseile hängen, als es in<br />
den Wirtschaften vor Ort Bierkrüge<br />
gibt«. Wenn es einen Ort<br />
gibt, wo die Berge eben nicht<br />
mehr »wunderbar unfassbar«<br />
und ein »Gegenentwurf zu unserem<br />
Alltag« sind, dann auf<br />
einem Klettersteig. Denn gerade<br />
dort ist die Bergwelt DINgenormt.<br />
Dank meines Klettersteig-Sets<br />
fühle ich mich sicher<br />
wie zuhause auf dem Sofa.<br />
Nichts gegen Klettersteige. Sie<br />
bieten Menschen, die nicht bereit<br />
sind, höhere Risiken auf<br />
sich zu nehmen, ein relativ<br />
gefahrloses Bergvergnügen.<br />
Aber sie machen best<strong>im</strong>mt<br />
nicht die Seele der Berge aus.<br />
Diese orte ich eher in der ursprünglichen<br />
Wildnis, ohne<br />
Wege und Drahtseile. 50 neue<br />
Klettersteige entstehen pro<br />
Jahr, 1500 sollen es mittlerweile<br />
sein. Wir sollten kurz<br />
innehalten und über diese<br />
Zahlen nachdenken.<br />
Bernhard Grenacher, Zürich<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
08/14 | 81. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />
Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />
Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />
Illustrationen Max Baitinger<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bergsteiger.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />
rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />
90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />
1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Fotos: privat, Youtube, Wikipedia<br />
↗<br />
↘<br />
MITARBEITER DES MONATS<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Hundling<br />
Leihen ist eine tolle Sache, spenden aber sollte man freiwillig. BERGSTEIGER-<br />
Mitarbeiter Dominik Prantl hatte dazu an der Tajakante in der Mieminger Kette<br />
ein Hundling-Erlebnis. Als er zum wiederholten Male mit seinem Kurzseil aushalf,<br />
lieh er einem <strong>Bergsteiger</strong> selbiges samt Karabinern – <strong>im</strong> festen Glauben, es<br />
später wieder zu bekommen. Hundsgemein: Herr und Seil blieben verschollen.<br />
Flug-Hündin<br />
Gratulation! »Whisper« ist weltweit der erste Basejump-Dog. Die Fachwelt rätselt,<br />
warum sich Dean Potters tierische Geliebte am Eiger per Rucksack »andoggen«<br />
ließ und sich gemeinsam mit dem Herrchen in die Tiefe stürzte. Tat sie es aus<br />
Liebe zu Dean? Ist sie adrenalinsüchtig, gar suizidgefährdet? Für eine Stellungnahme<br />
war die vierjährige Heldin bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.<br />
Sau-Hund<br />
Dean Potter liebt Whisper. <strong>Der</strong> Extremsportler, sonst alles andere als Durchschnitt,<br />
verhält sich in diesem Fall so durchschnittlich verrückt, wie es Verliebte eben<br />
tun: Er will die besonderen Momente des Lebens mit Whisper teilen. Dazu gehört<br />
eben auch mal ein Sturz aus knapp 4000 Metern Höhe. Whisper ist ein Hund.<br />
Ein menschlicher Partner würde diese Liebe gar nicht zu schätzen wissen.<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />
Herstellungsleitung Sandra Kho<br />
Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />
Andreas Thorey<br />
Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />
MZV, Unterschleißhe<strong>im</strong><br />
Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />
inkl. Mwst., <strong>im</strong> Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56 inkl.<br />
Mwst., <strong>im</strong> Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />
Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />
des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />
<strong>Der</strong> Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />
der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />
ankündigt wird. <strong>Der</strong> aktuelle Abopreis ist hier <strong>im</strong><br />
Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />
ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />
Kundennummer.<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz <strong>im</strong> Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, <strong>im</strong> Fachhandel<br />
sowie direkt be<strong>im</strong> Verlag.<br />
© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />
erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />
Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />
übernommen. Gerichtstand ist München.<br />
Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />
Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />
80797 München.<br />
Verantwort lich für Anzeigen<br />
Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München<br />
08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 113
VORSCHAU SEPTEMBER 2014<br />
AUF TOUR<br />
Saumwege am Samerberg<br />
Im Mittelalter transportierten Säumer<br />
Salz aus Berchtesgaden, Traunstein und<br />
Reichenhall über das Chiemgauer Hochtal.<br />
Heute lassen sich auf den alten Wegen<br />
wunderbare Genusstouren machen.<br />
&<br />
HÜTTENPORTRÄT<br />
Zwei Täler,<br />
Dreitausender<br />
Die Ötztaler Alpen bieten jede<br />
Menge einfacher Hochtouren.<br />
Noch dazu lassen sie sich von<br />
Nord- und Südtirol angehen. Ein<br />
Gipfeltreffen der besonderen Art.<br />
INTERVIEW<br />
Urgesteine und Berg-Deuter<br />
Zusammengezählt feiern sie <strong>im</strong> September<br />
den 140. Geburtstag. Gemeinsam<br />
ist Reinhold Messner und Eugen E. Hüsler<br />
ihr Leben für die Berge. Im Interview<br />
deuten sie die Zukunft der Bergliteratur.<br />
Oberaletschhütte: Stützpunkt am Gletscher<br />
ALPINISMUS Marmolada – 150 Jahre nach ihrer Erstbesteigung<br />
REPORTAGE Die gehe<strong>im</strong>nisvolle Welt der Höhlenforscher<br />
<strong>Der</strong> nächste <strong>Bergsteiger</strong> erscheint am 16. August 2014<br />
KAUFBERATUNG<br />
Ultraleichter Windschutz<br />
Sie sind Fliegengewichte und zugleich<br />
Alleskönner: Ultraleichte<br />
Windjacken taugen neuerdings<br />
sogar als atmungsaktiver<br />
Nässeschutz. Wir haben<br />
zwölf aktuelle Modelle<br />
für Sie getestet.<br />
SERVICE<br />
Gefühlsecht wandern<br />
Barfußlaufen ist in. Weil unsere<br />
Sohlen aber nicht mehr an spitze<br />
Steine gewohnt sind, gibt’s einen<br />
Kompromiss: Barfuß-Schuhe!<br />
SERIE<br />
Die erste leichte Hochtour<br />
Teil 4 der Serie »Von Null aufs Dach<br />
der Alpen« zeigt, wie man erste<br />
Ausflüge ins vergletscherte Gelände<br />
gefahrlos meistert.<br />
Fotos: Robert Bösch / Archiv Mammut, Ötztal Tourismus / Bernd Ritschel, Outdoor Research<br />
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