Bergsteiger Mont Blanc - Der weiße Riese im Porträt (Vorschau)

24.07.2014 Aufrufe

08 Psychologie am Berg: Glowacz über Motivation K2-Jubiläum: Berg der Besten D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus 08 / August Juli 2014 2013 PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Sextener Dolomiten • Rofangebirge • Walliser Alpen • Karwendel Der weiße Riese im Porträt Mont Blanc Ein Mythos gerät ins Wanken Tannheimer Tal Allgäuer Alpen: Hauben und Spitzen Wetterstein 48 perfekte Leutasch-Stunden + 50 Tourentipps Almwandern im Salzburger Land Hohe Tauern Im Wanderparadies stehen die Dreitausender Spalier Monte Rosa Viertausender sammeln im zweithöchsten Alpen-Massiv IM TEST Trekkingstöcke: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen! Dolomiten Auf Klettersteigen durch die Kriegsgeschichte Engadin Der älteste Nationalpark der Alpen feiert 100. Geburtstag

08<br />

Psychologie am Berg:<br />

Glowacz über Motivation<br />

K2-Jubiläum: Berg der Besten<br />

D 5.90 €<br />

A 6.50 €<br />

CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

LU 6.50 €<br />

F 6.50 €<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

08 / August Juli 2014 2013<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Sextener Dolomiten • Rofangebirge • Walliser Alpen • Karwendel<br />

<strong>Der</strong> <strong>weiße</strong> <strong>Riese</strong> <strong>im</strong> <strong>Porträt</strong><br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />

Ein Mythos gerät ins Wanken<br />

Tannhe<strong>im</strong>er Tal<br />

Allgäuer Alpen: Hauben und Spitzen<br />

Wetterstein<br />

48 perfekte Leutasch-Stunden<br />

+<br />

50 Tourentipps<br />

Almwandern <strong>im</strong><br />

Salzburger Land<br />

Hohe Tauern<br />

Im Wanderparadies stehen<br />

die Dreitausender Spalier<br />

<strong>Mont</strong>e Rosa<br />

Viertausender sammeln <strong>im</strong><br />

zweithöchsten Alpen-Massiv<br />

IM TEST<br />

Trekkingstöcke:<br />

Was Sie vor dem<br />

Kauf wissen<br />

müssen!<br />

Dolomiten<br />

Auf Klettersteigen durch<br />

die Kriegsgeschichte<br />

Engadin<br />

<strong>Der</strong> älteste Nationalpark der<br />

Alpen feiert 100. Geburtstag


IN DEN DOLOMITEN DES TIZIANS<br />

CADORE, DAS REICH DER SCHNEESCHUHE<br />

Die stille Atmosphäre und Magie einer tief verschneiten Landschaft<br />

ist ein Erlebnis, dass man lange nicht vergisst.<br />

Die kristallklare kalte Luft, die über das Gesicht streift, das Knirschen<br />

des Schnees unter Ihren Schritten, der H<strong>im</strong>mel in einem kompakten<br />

Blau, tief und dicht wie das Meer. Und all dies umgeben von den<br />

schönsten Gipfeln der Dolomiten - dem Pelmo, dem Antelao und<br />

der Berggruppe Marmarole, der Gruppe Cadini di Misurina, den Drei<br />

Zinnen und dem Peralba.<br />

Es ist das Reich der Schneeschuhe mit 30 Winterwandertouren<br />

durch die Dolomiten des Tizians. <strong>Der</strong> Ruf nach einer genussvollen<br />

Erfahrung in einer der schönsten Ecken der Welt - ganz <strong>im</strong> Rhythmus<br />

Ihrer Atmung.<br />

INFO: Fremdenverkehrsbüros<br />

AURONZO DI CADORE<br />

auronzo@infodolomiti.it<br />

tel. 0435.9359<br />

CALALZO DI CADORE<br />

calalzo@infodolomiti.it<br />

tel. 0435.32348<br />

SAN VITO DI CADORE<br />

sanvito@infodolomiti.it<br />

tel. 0436.9119<br />

SAPPADA<br />

sappada@infodolomiti.it<br />

tel. 0435.469131<br />

2 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14<br />

Iniziativa finanziata dal Programma di Sviluppo Rurale per il Veneto 2007 - 2013 - Asse 4 Leader<br />

Organismo responsabile dell’informazione: Comune di Lozzo di Cadore<br />

Autorità di gestione: Regione del Veneto - Direzione Piani e Programmi del Settore Pr<strong>im</strong>ario


EDITORIAL<br />

Zwei Seiten<br />

der (fast)<br />

gleichen<br />

Geschichte<br />

Wer professionelle Alpinisten angesichts manch<br />

medialer Verrenkung kritisiert, dem sei ein Blick<br />

zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts anempfohlen.<br />

Die Alpen entwickelten sich zu dieser Zeit<br />

zum touristischen Ziel. Daran hatte ein gewisser<br />

Albert Smith einen beträchtlichen Anteil, ein viktorianischer Showman (und nur<br />

mittelmäßiger <strong>Bergsteiger</strong>), dessen Sehnsucht dem <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> galt. Er machte ihn<br />

zum Gegenstand eines – man würde heute sagen: Multivisionsvortrages. Die Show<br />

schlug derart ein, dass so ziemlich jeder Brite von den Schönheiten der Alpen erfuhr.<br />

1851 bestieg Smith den höchsten Berg der Alpen gemeinsam mit drei Studenten,<br />

hochgezogen von zwölf Bergführern und begleitet von 20 Trägern, die so Unentbehrliches<br />

wie 91 Flaschen Wein, 46 Hühner und drei Flaschen Cognac transportierten.<br />

Den meisten <strong>Bergsteiger</strong>n reichen heute Energieriegel für die<br />

900 Höhenmeter Gipfelanstieg von der Goûterhütte – und<br />

auch sonst hat sich viel getan am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>. <strong>Der</strong> Andrang ist<br />

groß, so groß, dass seit der Saison 2013 das Zeltverbot überwacht<br />

wird. Wir haben dem »Weißen <strong>Riese</strong>n« unsere Titelstory (S. 20–28) gewidmet,<br />

weil sich an ihm exemplarisch aufzeigen lässt, vor welche Probleme Bergführer<br />

wie Behörden vor Ort gestellt sind, wenn der Gipfelwunsch derart viele umtreibt.<br />

Wenn man so will, dann hat der älteste Nationalpark der Alpen eine gegenteilige<br />

Entwicklung durchgemacht. Seit 1914 gibt es <strong>im</strong> Engadin ein Stück Bergnatur, das<br />

sich ungestört vom Menschen entwickeln darf. Die Chance, auf Wanderungen Steinböcke,<br />

Steinadler und Bartgeier zu sehen, ist umso größer. Im <strong>Porträt</strong> des Schweizer<br />

Nationalparks zum 100. Geburtstag (S. 45–49) lesen Sie, wie das möglich war.<br />

Eines hat sich, seit Albert Smith am 13. August 1851 mit tatkräftiger Hilfe der Bergführer<br />

den Gipfel des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> (übrigens kriechend) erreichte, kaum verändert:<br />

der Ehrgeiz, als <strong>Bergsteiger</strong> Erfolge zu erlangen. Was motiviert uns, was macht uns<br />

Angst? Woraus lernen wir, und wie lässt sich der Wille beeinflussen? In dieser Ausgabe<br />

beginnen wir mit der Serie »Psychologie am Berg« (S. 72–75). <strong>Der</strong> Profi-Alpinist<br />

Stefan Glowacz erklärt in der ersten Folge, warum er von manchen Projekten regelrecht<br />

besessen ist. Viel Spannung be<strong>im</strong> Lesen wünscht Ihnen<br />

Tour<br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />

Um den höchsten<br />

Alpengipfel<br />

□ Berühmtester Höhenweg der Alpen<br />

□ Einmal um das <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-Massiv<br />

□ Drei Länder, elf Pässe und grandiose Ausblicke<br />

Bei dem nachfolgenden<br />

Termin ist die Durchführung<br />

schon garantiert!<br />

03.08. – 09.08.2014<br />

7 Tage ab € 795,–<br />

<br />

Details anfordern unter<br />

Telefon: 089 / 23 50 06 - 0<br />

Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />

Spiegelstraße 9, 81241 München<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

WandernTrekkingBergtourenweltweit<br />

hauser-exkursionen.de


INHALT<br />

20<br />

Die Zähmung des Löwen<br />

Am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> sind Tausende unterwegs,<br />

selbst Kontrollen können den Trubel nicht<br />

bremsen. Über das Treiben am Normalweg<br />

TITELTHEMA<br />

20 <strong>Riese</strong> in Bedrängnis<br />

Zelten ist verboten, der Andrang trotzdem<br />

ungebrochen. <strong>Der</strong> Tourismus am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />

steckt in einem tiefen Dilemma.<br />

BERGSZENE<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 BERGSZENE Wie es nach der spektakulären<br />

Rettung mit der <strong>Riese</strong>nding-Höhle weitergeht<br />

16 UMWELT Schweizer Bergführer kritisieren<br />

Landschaftspflege: »Zu viel Schutz schadet!«<br />

18 MEDIEN Aktuelle Bücher, Filme, Karten und<br />

Webseiten zum Thema Berg<br />

AUF TOUR<br />

44<br />

Gepflegte Wildnis<br />

Kein anderes Gebiet in den Alpen<br />

ist strenger geschützt als der<br />

erste Nationalpark der Schweiz.<br />

28 Spitzen und Hauben<br />

Erst wandern und klettern, dann edel dinieren:<br />

In kaum einem anderen Tal gibt es so viele<br />

Haubenköche wie in den Tannhe<strong>im</strong>ern.<br />

34 Zwischen H<strong>im</strong>mel und Hölle<br />

Vor 100 Jahren herrschte Krieg in den<br />

Dolomiten. Die Steiganlagen der Soldaten<br />

sind heute in Klettersteige integriert.


34<br />

Des Lebens Wert<br />

Wo heute Ferratisten jubeln, kämpften<br />

Soldaten früher um ihr Leben.<br />

40<br />

Alp-Träume<br />

Das Leben auf den Almen <strong>im</strong><br />

Großarltal ist hart, aber schön.<br />

Cover: Andreas Strauß, Blick zum <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>; weitere Fotos: T. Ebert, R. Dujmovits, K. Fengler, swiss-<strong>im</strong>age.ch / Roland Gerth, Großarltal Tourismus, N. Eisele-Hein, Hersteller<br />

TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

12 Touren für den August<br />

Rocciamelone<br />

Capanna Margherita<br />

Vincentpyramide<br />

Dufourspitze<br />

Ehrwalder Sonnenspitze<br />

Haidachstellwand<br />

Paternkofel<br />

Toblinger Knoten<br />

Sextener Rotwand<br />

Hochgern<br />

Mitterjoch – Roller<br />

Wildangerspitze<br />

54<br />

40 Schönste Sackgasse der Welt<br />

Im Großarltal haben die Einhe<strong>im</strong>ischen<br />

ihr Stammtisch-Treffen nicht in der Kneipe,<br />

sondern auf einer der zahlreichen Almen.<br />

44 <strong>Der</strong> Stern am Bergh<strong>im</strong>mel<br />

Seit 1914 gibt es <strong>im</strong> Schweizer Kanton<br />

Graubünden ein Stück Land, wo die Natur<br />

ungestört ist: den Parc Naziunal Svizzer.<br />

64 Wie am Schnürchen<br />

Seit 121 Jahren thront die Capanna Margherita<br />

auf der Signalkuppe, mit neun weiteren<br />

Viertausendern in Reichweite.<br />

76 Vorspeise für <strong>Bergsteiger</strong><br />

<strong>Der</strong> Hohe Tauern Wandermarathon führt<br />

über 26 Kilometer entlang einer herrlichen<br />

Bergkulisse. Das macht Appetit auf mehr.<br />

80 Wallfahrt zum Gipfel<br />

Im Jahr 1358 schleppte ein Mann ein Triptychon<br />

auf den 3538 Meter hohen Rocciamelone.<br />

Seither ist der Berg ein Pilgerziel.<br />

84 Mit Drachen steigen<br />

Ramsaurier Kali lotst Kinder mit Spaß<br />

und Spannung auf Berge <strong>im</strong> Dachsteinmassiv.<br />

Familien-TIPP<br />

94<br />

Stockeinsatz<br />

Sie machen aus Zweibeinern<br />

Vierfüßler<br />

und schonen so die<br />

Gelenke. Die neuesten<br />

Wanderstöcke<br />

<strong>im</strong> Test.<br />

90 Serie: Aufs Dach der Alpen<br />

Trailrunning ist wie keine andere Sportart<br />

am Berg dafür geeignet, den Körper fit zu<br />

machen für große Aufgaben.<br />

110 Kleiner Grenzverkehr<br />

Ein perfektes Bergwochenende <strong>im</strong> Leutaschtal<br />

ist reich an Wald, Wild und Wegen<br />

bis in die felsigen Gipfelregionen.<br />

SERVICE<br />

88 Huckepack<br />

Da hilft keine Ausrede: Auch mit Kleinkind<br />

kann man wandern. Wir erklären, was es<br />

bei Kindertragen zu berücksichtigen gibt.<br />

94 Stockwerke<br />

Kaum mehr ein Wanderer geht ohne<br />

sie auf Tour. Wir haben ermittelt, welche<br />

Teleskopstöcke die besten sind.<br />

ALPINISMUS<br />

104<br />

104 <strong>Der</strong> Berg der Besten<br />

Er fasziniert alle, doch nur wenige erreichten<br />

bisher seinen Gipfel. Vor 60 Jahren<br />

stand erstmals ein Mensch auf dem K2.<br />

Kalte<br />

Schultern<br />

<strong>Der</strong> K2 ist kein Mode-<br />

Achttausender wie<br />

sein großer Bruder.<br />

50 Berge <strong>im</strong><br />

Kopf: Neue Psychologie-Serie<br />

Zum Start der neuen<br />

Psychologie-Serie <strong>im</strong><br />

BERGSTEIGER erzählt<br />

Stefan Glowacz, wie<br />

er sich für extreme<br />

Abenteuer<br />

motiviert<br />

und ob man<br />

Motivation<br />

lernen<br />

kann.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Bergbilder 6<br />

TV-Programm 19<br />

Davids Depeschen 74<br />

Bergpredigt 112<br />

Briefe/Impressum 113<br />

<strong>Vorschau</strong> 114<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERGBILDER<br />

H<strong>im</strong>melspforte<br />

<strong>Der</strong> Schafreiter bietet eine der besten Aussichten<br />

auf die Karwendelketten von Norden. Auf der<br />

Schulter am Südgrat steht seit einiger Zeit dieser<br />

Steinbogen und wirkt wie ein Tor zum H<strong>im</strong>mel.<br />

Schafreiter (2101 m)<br />

Fotos: Heinz Zak<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 7


Die Zeit nach dem Regen ist oft intensiv.<br />

Eine besondere Ruhe lag über dem Kleinen<br />

Ahornboden. Die Moose und Farne waren vollgesogen<br />

und leuchteten <strong>im</strong> frischesten Grün.<br />

Kleiner Ahornboden, Eng<br />

Enthüllungen<br />

Die Kunst besteht darin, die Mondbahn genau<br />

zu beobachten. Dann kann man an einem<br />

oder zwei Tagen <strong>im</strong> Jahr den Vollmond<br />

über dem Hohen Gleiersch aufgehen sehen.<br />

Hoher Gleiersch (2492 m)


Luftikus<br />

Heinz Zak baute <strong>im</strong> Karwendel die ersten<br />

Highlines in Europa. Um die Gipfelstürmernadel<br />

nahe der Erlspitze nicht umzureißen,<br />

spannte Zak das Band über die ganze Schlucht.<br />

Gipfelstürmernadel (2360 m)<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 9


Bei Sonnenuntergang auf der Birkkarspitze wabern<br />

Nebelschwaden um die Gipfel. <strong>Der</strong> Blick wandert<br />

auf den Hauptkamm mit der Kaltwasserkarspitze<br />

(re.) bis zur Pyramide des Großvenedigers.<br />

Birkkarspitze (2749 m)<br />

Hochst<strong>im</strong>mung<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Mein Karwendel<br />

Heinz Zak, Extremkletterer, Fotograf<br />

und Autor hat einen faszinierenden<br />

Bildband über seine He<strong>im</strong>at aufgelegt.<br />

»Nach meinem ersten Buch über das<br />

Karwendel 1990 war ich niedergeschlagen.<br />

Ich dachte, ich würde keinen Grund mehr<br />

finden, derart oft in meinen Lieblingsbergen<br />

unterwegs zu sein. Jetzt mit meinem<br />

neuen Buch habe ich diese Sorge nicht<br />

mehr. Mir macht es nach wie vor großen<br />

Spaß, in der Felswildnis unterwegs zu sein.<br />

Mittlerweile war ich auf jedem Berg der vier<br />

Hauptketten sowie auf den meisten anderen<br />

Gipfeln und Kuppen des Karwendels,<br />

biwakiere Sommer wie Winter <strong>im</strong>mer wieder<br />

mal auf einem Berg, klettere gerne am<br />

Halleranger oder balanciere einfach entlang<br />

eines brüchigen Karwendelgrates.«<br />

Heinz Zaks persönliche Zeilen zu seinem<br />

neuen Buch lesen sich locker. Doch wer den<br />

monumentalen Band in Händen hält, ahnt<br />

erst, wie viel akribische Arbeit in dem <strong>Porträt</strong><br />

des größten Naturschutzgebietes der<br />

Ostalpen steckt. Eine Art Lebenswerk. –mr–<br />

Heinz Zak »Karwendel«,<br />

280 Seiten mit ca. 300<br />

Farbfotos, 24 x 29 cm,<br />

geb. mit Schutzumschlag,<br />

Tyrolia-Verlag, Innsbruck-<br />

Wien 2014, 39,95 €<br />

Handsignierte Exemplare e<br />

können direkt bei Heinz<br />

Zak bestellt werden:<br />

heinzzak@gmail.com


<strong>Bergsteiger</strong><br />

08/14 BERGSZENE<br />

Foto: blog.summitsofmylife.com<br />

Zitat des Monats<br />

»Die Berge dulden<br />

keine Maske, weil die<br />

Maske irgendwann<br />

be<strong>im</strong> Bergsteigen<br />

garantiert herunterfällt.«<br />

Kurt Diemberger (82), österreichischer <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

Filmemacher und Autor. Er ist der einzige noch<br />

lebende Erstbesteiger von zwei Achttausendern.<br />

Die nächsten<br />

Ziele des Skyrunners:<br />

Elbrus,<br />

Aconcagua und<br />

Mount Everest<br />

Speedrekord am Denali<br />

Kilian Jornet in 11:48 zum Gipfel und zurück<br />

Nach zahllosen Speedrekorden in den Alpen<br />

schlägt Kilian Jornet nun auch be<strong>im</strong> Höhenbergsteigen<br />

zu. Am 7. Juni raste der Katalane<br />

in 11:48 Stunden vom Kahiltna-Basislager<br />

über den West Buttress zum höchsten Gipfel<br />

Nordamerikas (6168 m) und zurück – fünf<br />

Stunden schneller als die bisherige Bestzeit.<br />

Zurück in Europa schnappte sich Jornet auch<br />

noch einen Doppelsieg bei der Skyrunning-<br />

Weltmeisterschaft, die Ende Juni in Chamonix<br />

stattfand. Weder be<strong>im</strong> 42-km-Rennen (2486 Hm,<br />

3:23:39 Std.) noch be<strong>im</strong> Vertical Race (1000 Hm<br />

auf 3,8 km, 34:18 Min.) ließ Jornet seinen<br />

Konkurrenten eine Chance.<br />

–te–<br />

Ein <strong>Riese</strong>nding<br />

DIE FOLGEN DER HÖHLENRETTUNG AM UNTERSBERG<br />

Es war tatsächlich ein riesiges Ding: Nach zwölf Tagen wurde der<br />

Forscher Johann Westhauser (Foto oben) aus der <strong>Riese</strong>nding-Schachthöhle<br />

am Untersberg gerettet. Doch nicht nur der Schwerverletzte<br />

und die knapp 1000 Helfer haben bei den Strapazen gelitten, auch<br />

das fragile Ökosystem der Höhle. Stahlstifte, Seile, Müll und Fäkalien<br />

sind unter der Erde zurückgeblieben. Friedhart Knolle, Sprecher des<br />

Verbandes deutscher Höhlen- und Karstforscher (VDHK) versichert:<br />

»Wir haben bereits eine große Reinigungsaktion geplant.« Außerdem<br />

wurde der Höhlen-Eingang nun mit einem Gitter versperrt, um Unfälle<br />

mit neugierigen Wanderern zu vermeiden.<br />

Wie teuer die Rettung war und wer dafür aufkommt, weiß auch Knolle<br />

noch nicht. »<strong>Der</strong> VDHK hat vor Jahren einen Solidarfonds gegründet,<br />

wohl wissend, dass das, was wir tun, gefährlich ist.« Dessen Inhalt,<br />

37 000 Euro, könnte nun gefragt sein. Das grundsätzliche Problem der<br />

Höhlenforscher ist damit aber nicht gelöst. »Die Kosten für das Material<br />

und die Zeit, die wir für die Erforschung der Höhlen brauchen,<br />

bringen wir selbst auf. Es gibt kein staatliches Institut für Höhlenforschung.«<br />

Und das, obwohl diese laut Knolle eine interdisziplinäre<br />

Wissenschaft ist, die wichtige Informationen zum Grundwasserschutz<br />

wie zur Kl<strong>im</strong>a- und sogar zur Marsforschung beitrage. –dst–<br />

Aus dem ganzen Alpenraum eilten Retter zur <strong>Riese</strong>nding-Höhle.<br />

Fotos: picture alliance (2)<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Fünf Fragen an …<br />

<br />

Foto: privat<br />

Die Biologin Birgit Kantner<br />

von der Abteilung Raumplanung<br />

und Naturschutz des<br />

Österreichischen Alpenvereins<br />

(OeAV) beantwortet<br />

Fragen von <strong>Bergsteiger</strong>n zur<br />

Tourenplanung.<br />

… die Touren-Beraterin<br />

Was ist momentan die meist gestellte Frage der <strong>Bergsteiger</strong>?<br />

Was sich gerade auffallend häuft, sind die Anfragen zum Zelten <strong>im</strong><br />

Gebirge. Dazu bekomme ich schon zwei bis drei Anfragen pro Tag,<br />

viele davon von tschechischen und polnischen Wanderern, die eine<br />

Weitwanderung in den Ostalpen planen. Oder auch von Skandinaviern,<br />

in deren Ländern das Kampieren <strong>im</strong> Gebirge viel lockerer<br />

gehandhabt wird als bei uns.<br />

PYTHON TOUCHTEC 10,0 MM<br />

Mit allen Sinnen dabei! Spürbares Seilende<br />

für mehr Sicherheit.<br />

<br />

Erkennen Sie einen Trend zum Wandern mit Zelt in den Alpen?<br />

Das kann ich nicht abschließend beantworten, dazu müsste man<br />

sich die Anfragen der Vorjahre ansehen. Sicher haben die vielen<br />

Fragen zum Zelten auch damit zu tun, dass die Sommerferien vor<br />

der Tür stehen und das Wetter so schön ist.<br />

Wie lauten die Regeln, an die ich mich be<strong>im</strong> Zelten in den<br />

österreichischen Alpen zu halten habe?<br />

Das ist ja das Problem, dass es keine allgemein gültige Regelung<br />

gibt. Einheitlich geregelt ist in Österreich das Zelten <strong>im</strong> Wald: Das ist<br />

gemäß Forstgesetz verboten! Was ebenfalls überall verboten ist, ist<br />

das Kampieren in Schutzgebieten. Über der Baumgrenze gelten von<br />

Bundesland zu Bundesland recht verschiedene Regelungen. Erlaubt<br />

ist generell das alpine Biwakieren, also ein ungeplantes Notbiwak,<br />

das man <strong>im</strong> Falle einer Verletzung, eines Schlechtwettereinbruchs,<br />

einbrechender Dunkelheit oder ähnlichem machen muss.<br />

Welches Bundesland ist am freundlichsten zu Campern?<br />

In Oberösterreich, <strong>im</strong> Salzburger Land und in der Steiermark ist das<br />

Kampieren eigentlich überall außerhalb von Schutzgebieten und<br />

Sonderstandorten <strong>im</strong> alpinen Ödland möglich. Im Salzburger Land<br />

beispielsweise kann es der jeweilige Bürgermeister für sein Gemeindegebiet<br />

verbieten. Am strengsten sind die Regelungen für Camper<br />

in Kärnten und Niederösterreich. Wir empfehlen jedoch, auch bei<br />

den Bundesländern mit weniger restriktiver Regelung den jeweiligen<br />

Grundeigentümer zu fragen.<br />

Was, wenn man be<strong>im</strong> unerlaubten Zelten erwischt wird?<br />

Die Bergwacht, der Grundeigentümer oder auch Förster sind zum<br />

Beispiel <strong>im</strong> jeweiligen Wirkungsbereich dazu befugt, »Falsch-Zeltler«<br />

anzuzeigen. Das kann von einer einfachen Abmahnung bis hin zu<br />

einer satten Geldstrafe von 14 500 Euro gehen!<br />

Detaillierte Infos zum Zelten in den österreichischen Bundesländern<br />

unter www.bergsteiger.de Interview: Dagmar Steigenberger<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 13


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 08/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Notizen<br />

Bärenstark:<br />

Jan Hojer be<strong>im</strong><br />

Boulder-Weltcup<br />

in Toronto<br />

Alpenliebe am Glockner<br />

Die frisch eröffnete Dauer-Ausstellung<br />

»Alpenliebe« am Besucherzentrum der Großglockner-Hochalpenstraße<br />

zeigt zeitgenössische<br />

Arbeiten von Künstlern wie Hubert von Goisern<br />

oder dem Münchner Duo GAEG und ist kostenlos.<br />

Wer dort während des Sommers eine<br />

aktuelle BERGSTEIGER-Ausgabe vorzeigt, erhält<br />

außerdem einen Rabatt von vier Euro auf die<br />

Mautgebühr der Hochalpenstraße. –dst–<br />

BR-Radltour wird 25<br />

Seit 1990 veranstaltet der Bayerische Rundfunk<br />

jährlich eine Radltour quer durch Bayern. Die<br />

Etappen haben Kultcharakter, es nehmen mehr<br />

als tausend Radlbegeisterte teil. Sie werden per<br />

Los best<strong>im</strong>mt, denn der Andrang ist groß. Die<br />

Jubiläumstour startet am 1. August in Kufstein.<br />

Wer nicht dabei sein kann,<br />

hat die Möglichkeit, die<br />

schönsten Touren aus dem<br />

jetzt erschienenen Bruckmann-Buch<br />

(144 S.,<br />

ca. 120 Abb., 16,5 x 23,5<br />

cm, 17,99 €) nachzufahren<br />

und spannende Anekdoten<br />

dazu zu lesen. –mr–<br />

Leserreise zu AKU nach Venetien<br />

15 BERGSTEIGER-Leser haben zur Sonnwende<br />

mit AKU die wilde Landschaft der Belluneser<br />

Dolomiten kennengelernt und dabei auch die<br />

Produktionsstätte von AKU besucht. Die Reportage<br />

über die Reise nach <strong>Mont</strong>ebelluna lesen<br />

Sie <strong>im</strong> BERGSTEIGER 09/14.<br />

–kv–<br />

Neues Cl<strong>im</strong>bing MOVE Festival<br />

Vom 24. bis 27. Juli können Profi s wie Anfänger<br />

das UNESCO-Welterbe Dolomiten kletternd<br />

erleben: Sportklettern, Alpinklettern, Bouldern<br />

und Slacklinen stehen in Gröden auf dem Programm.<br />

Das Festival ist Teil des neuen Outdoorprogramms<br />

»MOVE – feel the Dolomites«. –te–<br />

Sir Chris Bonington wird 80<br />

Am 6. August feiert der britische <strong>Bergsteiger</strong><br />

Chris Bonington seinen 80. Geburtstag. Ihm<br />

gelangen diverse Erstbegehungen, darunter am<br />

Frêneypfeiler und an den Bergen <strong>im</strong> H<strong>im</strong>alaya.<br />

1996 wurde er für seine Verdienste zum Ritter<br />

geschlagen und trägt seither den Titel »Sir«. –dst–<br />

Foto: Heiko Wilhelm / DAV<br />

Jan Hojer holt sich Gesamtweltcup<br />

DEM BOULDERER GENÜGT IN LAVAL (FRA) EIN 4. PLATZ ZUM SIEG<br />

Es ist das beste Ergebnis eines deutschen Kletterers in der Weltcup-Geschichte:<br />

Jan Hojer hat am letzten Wettkampfwochenende den Boulder-Gesamtweltcup<br />

der Herren gewonnen. Mit einem vierten Platz in Laval beendete Hojer eine<br />

herausragende Saison: Viermal stand der 22-Jährige auf dem Podest, zwe<strong>im</strong>al<br />

ganz oben. Bei den Damen sicherte sich Juliane Wurm mit einem dritten Platz<br />

in Laval Rang vier in der Gesamtwertung. Beide werden vom 21. bis 23. August<br />

<strong>im</strong> Münchner Olympiastadion um den WM-Titel kämpfen.<br />

–te–<br />

Das andere Berglexikon<br />

»Was Sie schon <strong>im</strong>mer über die Welt der Berge wissen wollten…«<br />

Ockergelbe Cordhosen<br />

Reinhold Messner kaufte die langen, gelben Hosen für<br />

die Zeit <strong>im</strong> Basislager bei einer Andenexpedition. Danach wollte<br />

er sie in den Dolomiten auftragen. Zeitsprung: In den frühen<br />

1970er-Jahren war es ein Muss, mit Kniebundhose, schweren<br />

Schuhen und wuchtigem Rucksack<br />

bei jedweder <strong>Bergsteiger</strong>ei<br />

unterwegs zu sein. Und da kam<br />

ein Messner daher, ockergelb belanghost,<br />

<strong>im</strong> Highspeed durch die<br />

Wände eilend, in Schwierigkeitsbereichen,<br />

die am Vorstellungsvermögen<br />

rüttelten. Ein junger Wilder<br />

brach mit den Konventionen, und<br />

so steht die Hose durchaus als<br />

Zufallssymbol für seinen Mut,<br />

Neues zu wagen. Heute sind lange<br />

Hosen in den Bergen kein Aufreger<br />

mehr! –Uli Auffermann–<br />

Foto: Luis Vonmetz; Archiv Reinhold Messner<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Frei wie eine Fliege<br />

MEGOS PUNKTET SCHÄLIS »FLY«<br />

Eine Route, so schwer, dass sie bisher nie<br />

geklettert, sondern nur von Basejumpern<br />

besprungen und daher »Fly« getauft wurde?<br />

Genau die richtige Herausforderung für die<br />

Top-Geckos der Gegenwart. Schon 2006 hatte<br />

Roger Schäli den 20-Seillängen-Hammer<br />

<strong>im</strong> Lauterbrunnental eingebohrt, den freien<br />

Durchstieg aber nie geschafft. Neun Längen<br />

liegen <strong>im</strong> Bereich 7b bis 7c+, ehe es zum<br />

Schluss knüppelhart kommt: 8b (17. SL), 8c<br />

(19. SL) und 8b+ (20. SL). So holte sich der<br />

Schweizer Alpinist Verstärkung in Person<br />

von Alex Megos, dem fränkischen Kletter-Ass.<br />

<strong>Der</strong> lief gleich in seiner ersten langen Mehrseillängentour<br />

zu großer Form auf und<br />

schaffte den Durchstieg am 4. Juni, bis auf<br />

die schwersten Längen sogar onsight. –te–<br />

Ganz entspannt: Roger Schäli (li.) und Alex Megos pausieren in »Fly«<br />

Foto: Frank Kretschmann<br />

Berg-Fundstück<br />

Ungestört abhängen<br />

In der Hängematte mit<br />

Fliegennetz begegnet<br />

man jedem Geschwader<br />

mit Gelassenheit.<br />

Therm-a-Rest Slacker, vorgestellt auf der Outdoor, ab 2015 <strong>im</strong><br />

Handel. Preise: ab 69,95 € (Single), Moskitonetz optional: 79,95 €<br />

Die Bergpostboten<br />

Im Juni hatte Bergschuhspezialist Hanwag<br />

nach den »Alpinbriefträgern« seiner Bergpost<br />

gesucht. Die Gewinner sind: Hilmar B.<br />

und Thorsten W. (Berlin), German M. (Giengen)<br />

und Werner K. (Steinhe<strong>im</strong>) sowie Christian und<br />

Tine K. (Saarland). Sie haben bis September<br />

Zeit, die Post <strong>im</strong> Allgäu, <strong>im</strong> Karwendel und den<br />

Berchtesgadener Alpen zu verteilen. <strong>Der</strong> BERG-<br />

STEIGER begleitet die Auslieferung vor Ort. –te–<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

Fotos: Wikipedia, Sigg<br />

+++ Noch bis zum<br />

15. August läuft die<br />

Bewerbung für die<br />

Hanwag Alpine<br />

Experience. Dabei<br />

besteigen 36 Teilnehmer<br />

Mitte September<br />

die Zugspitze über vier verschiedene<br />

Routen: über den Jubiläumsgrat, das<br />

Höllental, den Stopselzieher und das<br />

Reintal. Bewerbungen und weitere Infos<br />

unter www.hanwag.de/events +++<br />

+++ Vaude und Edelrid haben<br />

ihre Partnerschaft mit dem DAV bis 2017<br />

verlängert. Auch die Kooperation zwischen<br />

dem Summit Club und Salewa<br />

geht weiter – mit Fokus auf der Unterstützung<br />

des Summit Club Expeditions-<br />

Teams. Desweiteren stattet Ortovox<br />

die Lehrteams des VDBS künftig nicht<br />

mehr nur mit Lawinennotfall-Ausrüstung,<br />

sondern auch mit funktioneller Merino-<br />

Bekleidung aus. +++<br />

+++ 39 Produkte wurden mit dem<br />

Polartec Apex Award 2014 prämiert.<br />

Insgesamt bewarben sich mehr als<br />

hundert Produkte weltweit um den Preis,<br />

den Polartec jährlich für herausragende<br />

Funktions-Bekleidung mit Polartec-Stoffen<br />

verleiht. +++<br />

+++ <strong>Der</strong> Schweizer Trinkfl aschen-<br />

Produzent Sigg unterstützt mit dem<br />

Erlös aus dem Verkauf der sechs neuen<br />

Flaschenmodelle den Umweltschutz.<br />

Pro verkaufter Flasche wird ein Quadratmeter<br />

Regenwald geschützt. +++<br />

+++ Neben München und Beijing hat<br />

ab 2015 auch Shanghai eine Internationale<br />

Sportartikelmesse. Die erste ISPO<br />

Shanghai fi ndet von 2. bis 4. Juli <strong>im</strong><br />

Shanghai New International Expo Center<br />

statt. Die Messe München International<br />

folgt damit dem Wunsch von Industrie<br />

und Handel nach einer Sport-Messe <strong>im</strong><br />

asiatisch-pazifi schen Raum. +++<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 15


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 08/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Petition gegen<br />

den Alpenschutz<br />

SCHWEIZER INITIATOREN WOLLEN<br />

»KÄSEGLOCKE« VERHINDERN<br />

Fotos: swiss-<strong>im</strong>age.ch/Bernard van Dierendonck, privat (2)<br />

Während in den Bayerischen Alpen<br />

um den Ausbau von Skigebieten gestritten<br />

wird, hat der Schweizer Bergführerverband<br />

(SBV) Mitte Mai gemeinsam mit<br />

anderen Organisationen eine online-<br />

Petition gestartet, die seitdem für Diskussionen<br />

sorgt. Die Petition fordert, den<br />

»Nutzen in Bergregionen ebenso hoch zu<br />

gewichten wie das Schützen.« Ihre Verfasser<br />

kritisieren, dass der Landschaftsschutz<br />

Vorrang vor dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit<br />

von ländlichen und alpinen<br />

Regionen erhält: »Zu viel Schutz schadet.«<br />

Konkret will die Petition eine Spaltung in eine »wirtschaftlich dynamische A-Schweiz<br />

<strong>im</strong> Mittelland und eine zu Naturreservaten degradierte B-Schweiz» verhindern. Bei<br />

Redaktionsschluss Anfang Juli hatte die Petition 2000 Unterstützer gefunden. Die Naturschutzorganisation<br />

Mountain Wilderness sprach sich umgehend gegen die Petition aus:<br />

»Das größte Kapital für den Tourismus ist unsere einzigartige Gebirgslandschaft.« –te–<br />

Ihr Schutz steht nicht zur<br />

Debatte. Dennoch fragt sich<br />

die Schweiz: Wieviel Schutz<br />

vertragen die Berge?<br />

Schadet zuviel Schutz den Alpen?<br />

Pro & Contra<br />

Wolfgang »<strong>Der</strong> Zugang in die Berge wird in der Schweiz <strong>im</strong>mer<br />

Wörnhard ist weiter eingeschränkt. In Jagdbanngebieten sind Abfahrten,<br />

die Tourenskifahrer seit Generationen machen,<br />

Geschäftsführer<br />

des Schweizer plötzlich verboten. In Naturschutzgebieten sollen<br />

Bergführerverbands<br />

(SBV) <strong>im</strong> Wallis sind 142 neue Wildruhezonen angekündigt.<br />

geführte Wanderungen nicht mehr erlaubt sein. Allein<br />

Seit Jahrzehnten ausgeübte Aktivitäten werden in Frage<br />

gestellt. Die Gefahr besteht, dass <strong>im</strong>mer größere Teile der Bergregionen<br />

unter eine Käseglocke gestellt werden. Immer neue Schutzaufl agen<br />

verhindern die wirtschaftliche Prosperität und fördern die Abwanderung<br />

der Jungen. Die Petition will für den Erhalt und die Weiterentwicklung<br />

der Arbeitsplätze sensibilisieren. Die Bevölkerung der Berggebiete braucht<br />

wirtschaftliche Perspektiven. Sie muss von ihrem Kapital – der Schönheit<br />

der Berge – auch einen Nutzen haben. Die Bergführer, Kletterlehrer<br />

und Wanderleiter haben ein großes Interesse, eine intakte Natur als<br />

Arbeitsumfeld zu bewahren. Sie sind sich des Werts und der Fragilität der<br />

alpinen Flora und Fauna bewusst. Deshalb wollen sie mitreden, wenn<br />

Schutzbestrebungen geplant werden und ihre Kenntnisse einbringen. <strong>Der</strong><br />

SBV setzt sich für den freien Zugang in die Berge ein. Einschränkungen<br />

müssen verhältnismäßig und gut begründet sein.«<br />

»Eigentlich klingt es gut: nachhaltiges Nutzen statt<br />

einseitiger Schutz. Zu viel Schutz, so die Initiatoren,<br />

benachteilige die Bergregionen und führe letztendlich<br />

zur Entvölkerung ganzer Talschaften. Im Umkehrschluss<br />

bedeutet dies: Weniger Schutz kurbelt<br />

die Wirtschaft an und macht aus verlassenen Tälern<br />

prosperierende Wirtschaftszentren.<br />

Katharina<br />

Conradin<br />

ist Geschäftsleiterin<br />

bei<br />

mountain wilderness<br />

Schweiz<br />

Diese Sichtweise ist verkürzt: Es liegt kaum an ausufernden Restriktionen,<br />

dass die Abwanderung in vielen Alpentälern eine Tatsache ist. Wäre dies<br />

so, müssten die vielen ›ungeschützten‹ Täler <strong>im</strong> Piemont, Friaul oder den<br />

französischen Seealpen wirtschaftlich geradezu boomen. Und das vielfach<br />

gepriesene Gegenmittel – ein Ausbau des Intensivtourismus – trägt<br />

oft herzlich wenig zur Trendwende bei. So werden nämlich vor allem<br />

Billig-Arbeitsplätze in Gastronomie und Bauwirtschaft geschaffen und<br />

keine Alternativen für gut ausgebildete einhe<strong>im</strong>ische Jugendliche.<br />

Die Alpen sind ein wichtiger Lebensraum für Millionen von Menschen.<br />

Dies soll auch so bleiben. Doch dazu müssen wir nicht am Ast sägen,<br />

auf dem wir sitzen. Eine unverbaute Landschaft, frei fl ießende Gewässer<br />

und eine weltweit einzigartige Natur sind das wichtigste Kapital der Alpen.<br />

Bewahren wir dies so!«<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Flaschen am Berg<br />

Trinkflaschen aus Aluminium gefährden die Gesundheit.<br />

Eine neue Studie des österreichischen Bundesministeriums<br />

für Gesundheit bestätigt diese bereits bekannte Tatsache<br />

und rät dazu, den Kontakt mit Aluminium vorsorglich zu<br />

vermeiden. Insbesondere beschichtete Aluminiumfl aschen<br />

bergen demnach gewisse Gefahren für<br />

den Konsumenten, da das Aluminium be<strong>im</strong><br />

Kontakt mit sauren Säften oder salzigen<br />

Flüssigkeiten in geringen Mengen in die<br />

Nahrung übergehen könne. Die Studie gibt<br />

einen fundierten Überblick über die möglichen<br />

gesundheitlichen Auswirkungen des<br />

Metalls auf die Verbraucher und ist auf<br />

der Webseite des Bundesministeriums<br />

abrufbar: www.bmg.gv.at<br />

–dst–<br />

44 Mal schützenswert<br />

ALPENVEREINE INFORMIEREN ÜBER<br />

GESCHÜTZTE ALPENFPLANZEN<br />

Einen Klassiker neu aufgelegt<br />

haben DAV, OeAV und AVS mit<br />

ihrem Plakat von 44 geschützten<br />

Alpenpflanzen, das erstmals<br />

1903 herausgegeben wurde. Ein<br />

Münchner Kunstmaler hat Enzian,<br />

Edelweiß und Co. nun nach<br />

ihren Originalen nachgezeichnet.<br />

Das Plakat ist aber nicht nur eine<br />

Augenweide: »Es soll dazu anregen,<br />

die Pflanzen zu schützen«,<br />

erklärt Jörg Ruckriegel vom DAV.<br />

Das Plakat ist für 9,95 Euro unter<br />

www.dav-shop.de erhältlich. –te–<br />

Fotos: DAV, Achensee Tourismus, Fotolia / remar<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Ihre Siegerbäume haben Kristin Berglund<br />

und Markus Stock <strong>im</strong> Juni am Kleinen Ahornboden<br />

eingepfl anzt. Hintergrund ist<br />

der jährliche »Karwendelmarsch«<br />

von Scharnitz nach<br />

Pertisau bzw. in die Eng. Wer<br />

das Rennen gewinnt, hat <strong>im</strong><br />

Jahr darauf die Ehre, einen<br />

jungen Ahorn zum »Karwendelmarsch-Wald«<br />

hinzuzufügen. Am 30. August 2014<br />

gibt es die nächste Chance!<br />

+++ Reihenweise Protestaktionen gab es<br />

<strong>im</strong> Frühsommer in den Alpen: In Österreich<br />

formiert man sich gegen die drohende Zusammenlegung<br />

zweier Skigebiete in den Kalkkögeln<br />

(www.mountainwilderness.at), in der Schweiz wird<br />

gegen eine Seilbahn vor der berühmten Eiger-<br />

Nordwand protestiert (www.eiger-express-nein.ch)<br />

und in Frankreich demonstrierten Aktivisten<br />

gegen unnötige Freizeitfl üge am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />

(www.pro-mont-blanc.org)<br />

+++ Erstmals sind auch Bushaltestellen in<br />

einer Wanderkarte des Deutschen Alpenvereins<br />

verzeichnet. Die seit Juni erhältliche BY 14<br />

(Chiemgauer Alpen West) weist nun den Weg<br />

zu kl<strong>im</strong>afreundlichem Bergsport, wie zukünftig<br />

auch alle neu aufgelegten AV-Karten.<br />

www.teva.tatonka.com<br />

RIVA PEAK MID EVENT W‘S<br />

Teva-Vertrieb Deutschland und Österreich:<br />

TATONKA GmbH · Robert-Bosch-Str. 3 · D-86453 Dasing


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

08/14 BERGSZENE<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Bernadette McDonald<br />

»KLETTERN FÜR FREIHEIT«<br />

368 Seiten, 95 Abbildungen,<br />

13,5 × 21,5 cm, aus dem Englischen<br />

von Robert Steiner. Hardcover mit<br />

Schutzumschlag, AS-Verlag, Zürich 2013,<br />

26,80 €<br />

Manchmal braucht es ein Buch wie dieses, um zu erkennen,<br />

wie alpenzentriert unsere Vorstellung vom Bergsteigen noch<br />

<strong>im</strong>mer ist. McDonalds mehrfach ausgezeichnetes Buch ist nicht<br />

einfach nur das neue Standardwerk zur polnischen Alpinismusgeschichte.<br />

Es führt vor Augen, wie die Generation um Jurek<br />

Kukuczka, Wanda Rutkiewicz und Voytek Kurtyka es schaffte,<br />

jenseits des Eisernen Vorhangs ein völlig neues bergsteigerisches<br />

Niveau zu etablieren. Mit Improvisation und Willensstärke<br />

prägte der polnische Stil das H<strong>im</strong>alayabergsteigen mehr als<br />

drei Jahrzehnte lang. Oder, wie Rutkiewicz, erste Europäerin<br />

am Everest, sagte: »Wir mussten beinahe die Enten und Gänse<br />

selbst rupfen, um Daunen für die Jacken zu bekommen.« –te–<br />

Ernst Vogt/Andrea Zinnecker/<br />

Georg Bayerle/Manfred Wöll<br />

»DIE LIEBLINGSTOUREN AUS DEM<br />

BAYERN1 RUCKSACKRADIO«<br />

144 Seiten, 16,5 × 23,5 cm,<br />

Broschur mit Fadenheftung, J. Berg<br />

Verlag, München 2014, 19,99 €<br />

Das »Rucksackradio« hat<br />

bei vielen Wanderern einen<br />

festen Hör-Platz. Erstmals hat<br />

die Redaktion nun eine Auswahl<br />

ihrer liebsten Touren<br />

von Bayern bis nach Südtirol<br />

zu Papier gebracht und dabei<br />

ein Leitmotiv walten lassen:<br />

wandern und genießen.<br />

Unter Genuss verstehen die<br />

Autoren erfreulicherweise<br />

eins: sich Zeit lassen. –mr–<br />

Axel Jentzsch-Rabl/<br />

Andreas Jentzsch<br />

»KLETTERN IM LEICHTEN FELS«<br />

384 Seiten, 15,4 × 22 cm, brosch.<br />

Fadenbindung, Topos und zahlreiche<br />

Abb., Alpinverlag Jentzsch-Rabl,<br />

Bad Häring 2014, 34,95 €<br />

Das Beste <strong>im</strong> Fels zwischen II<br />

und IV: Die Sammlung von 91<br />

Klettertouren zwischen Lechquellengebirge<br />

und Wienerwald<br />

berücksichtigt Plaisirrouten<br />

ebenso wie lange, alpine<br />

Anstiege in den Zentralalpen.<br />

Exakte Beschreibungen in<br />

Wort und Topo, garniert mit<br />

Bildern, die Lust machen, aufzubrechen<br />

und kleine Abenteuer<br />

<strong>im</strong> Fels zu suchen. –ak–<br />

BergApp …<br />

BergFilm …<br />

BergWeb …<br />

Foto: P. Sibley<br />

»METEOBLUE«<br />

Wofür? Ortsgenaue Wetterprognosen <strong>im</strong><br />

Stundenintervall, inkl. Regenradar, Windstärke,<br />

Temperaturkarten und Wolkenentwicklung.<br />

Wie? Über Name, PLZ oder Koordinaten Ort<br />

wählen. Auch einzelne Gipfel sind verfügbar.<br />

Warum? Die Wetterdaten der Baseler Meteoblue<br />

AG sind qualitativ top, was über das etwas<br />

angestaubte Bedienkonzept der App hinwegtröstet.<br />

Wieviel? Kostenlos (Android), 5,99$ (iOS) –te–<br />

»VALLEY UPRISING«<br />

Als die ersten Kletterer <strong>im</strong> Yosemite National<br />

Park auftauchten, erklärte die amerikanische<br />

Gesellschaft sie für verrückt.<br />

»Valley Uprising« erzählt die Geschichte<br />

dieser »Outlaws« in drei Akten: von den<br />

50er-Jahren bis heute. <strong>Der</strong> Film läuft <strong>im</strong><br />

Rahmen der Reel Rock 9, die vom 18. September<br />

bis 9. November durch Deutschland<br />

tourt: www.reel-rock.eu –sz–<br />

Von: Peter Mort<strong>im</strong>er / Josh Lowell (Reel Rock 9 /<br />

Sender Film / Big Up Productions)<br />

Mit: Kletterern und ihren Gegnern in den USA<br />

Aus: USA<br />

www.outdoordeals.de<br />

Die <strong>Bergsteiger</strong>ei ist für uns alle eine<br />

Bereicherung – außer in pekuniärer Hinsicht.<br />

Sicher, ist einmal alles beisammen,<br />

kann man auf das Meiste des jährlich<br />

ausgestoßenen Schnickschnacks gut verzichten.<br />

Zerlöcherte Sohlen und zerrupfte<br />

Seile zwingen aber auch die größten<br />

Sparfüchse einmal ins Kaufhaus. Oder ins<br />

Internet, wo die achtköpfige Redaktion<br />

von Outdoordeals täglich hunderte Shops<br />

nach reduzierter Bergsportware durchkämmt<br />

und säuberlich aufbereitet.<br />

Für alpine Schnäppchenjäger die erste<br />

Adresse <strong>im</strong> Web.<br />

–te–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


TV-Programm Juli / August 2014<br />

19.7. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Englands Lake District<br />

Dauer: 30 Min.<br />

19.7. | 14.30 | 3sat<br />

Reisewege Pyrenäen<br />

Im Land der Dreitausender<br />

Dauer: 45 Min.<br />

19.7. | 15.50 | Servus TV<br />

Naturparadies Britannien<br />

Cairngorms<br />

Dauer: 41 Min.<br />

20.7. | 11.20 | Arte<br />

Naturparadiese<br />

in Lateinamerika<br />

Die Anden<br />

Dauer: 43 Min.<br />

20.7. | 14.05 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Australien:<br />

<strong>Der</strong> Rote Kontinent<br />

Dauer: 49 Min.<br />

J20.7. | 15.25 | Servus TV<br />

Terra Mater<br />

Viktoriafälle – Naturwunder<br />

<strong>im</strong> Herzen Afrikas<br />

Dauer: 47 Min.<br />

20.7. | 22.30 | Phoenix<br />

Mystisches Venezuela<br />

Von den Tafelbergen<br />

ins Orinoco-Delta<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.7. | 8.15 | Phoenix<br />

Reise ins Reich der Inka –<br />

Spurensuche in<br />

den Anden Perus<br />

Von Machu Picchu ins<br />

Hochland der Anden<br />

Dauer: 45 Min.<br />

21.7. | 17.00 | 3sat<br />

Das Pantanal<br />

Naturschützer <strong>im</strong> Paradies<br />

Dauer: 45 Min.<br />

22.7. | 7.20 | Arte<br />

Ein Moped auf Reisen<br />

Midi-Pyrenäen:<br />

Die Farben des Landes<br />

Dauer: 26 Min.<br />

22.7. | 19.30 | Arte<br />

Neuseeland von oben<br />

Die Südalpen<br />

Dauer: 43 Min.<br />

23.7. | 17.00 | BR<br />

Durch die wilden Alpen AH<br />

Dauer: 30 Min.<br />

23.7. | 21.05 | 3sat<br />

Bergleben<br />

Dauer: 55 Min.<br />

24.7. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Großbritannien –<br />

Die Highlands<br />

Dauer: 42 Min.<br />

J24.7. | 20.15 | N 3<br />

Länder – Menschen – Abenteuer<br />

Die Alpen – Deutschlands<br />

Berge neu entdeckt<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.7. | 14.30 | 3sat<br />

Reisewege Südtirol AH<br />

Auf den Spuren<br />

von Luis Trenker<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.7. | 18.45 | ZDF Neo<br />

Auf Expeditionsreise<br />

durch Tansania<br />

Dauer: 45 Min.<br />

27.7. | 20.15 | SWR<br />

Die schönsten Naturparadiese<br />

<strong>im</strong> Südwesten<br />

Dauer: 90 Min.<br />

28.7. | 19.30 | Arte<br />

Wildes Italien<br />

Von den Alpen zur Toskana<br />

Dauer: 43 Min.<br />

29.7. | 14.40 | 3sat<br />

Die Entstehung der<br />

Alpen – Rastlose Gipfel<br />

Dauer: 45 Min.<br />

30.7. | 12.20 | 3sat<br />

Die Natur zum Greifen nah<br />

Die Nationalparkwelten<br />

in Mittersill<br />

Dauer: 30 Min.<br />

30.7. | 14.30 | Phoenix<br />

<strong>Mont</strong> Saint-Michel<br />

Heiliger Berg am Meer<br />

Dauer: 45 Min.<br />

30.7. | 21.15 | Servus TV<br />

The Summit –<br />

Gipfel des Todes<br />

Dauer: 98 Min.<br />

31.7. | 6.00 | ZDF Neo<br />

Terra Xpress<br />

Entdeckung in den Alpen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

1.8. | 18.20 | WDR<br />

Servicezeit Reportage<br />

Unterwegs <strong>im</strong><br />

Bergischen Land<br />

Dauer: 30 Min.<br />

1.8. | 19.15 | Phoenix<br />

Die Berge der Deutschen<br />

Von Höhenrausch und<br />

Hüttenzauber<br />

Dauer: 45 Min.<br />

1.8. | 21.15 | Servus TV<br />

Retroalpin<br />

Die Berge, Die Menschen,<br />

<strong>Der</strong> Wahn<br />

Dauer: 48 Min.<br />

2.8. | 12.15 | N 3<br />

Weltreisen<br />

Schottland – stolz und schön<br />

Dauer: 30 Min.<br />

J3.8. | 20.15 | SWR<br />

Wegweisend <strong>im</strong> Wandern<br />

<strong>Der</strong> Schwarzwaldverein<br />

Dauer: 45 Min.<br />

3.8. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

5.8. | 17.00 | BR<br />

Irene Epple-Waigel und AH<br />

die Allgäuer Alpen<br />

Dauer: 30 Min.<br />

5.8. | 18.50 | HR<br />

service: reisen<br />

Zillertal<br />

Dauer: 25 Min.<br />

8.8. | 22.00 | alpha<br />

alpha-Österreich<br />

Klingendes Österreich:<br />

Schöne Almen in Vorarlberg<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J9.8. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Wildes Deutschland:<br />

Die Berchtesgadener Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

10.8. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Reisereportage: Andalusien<br />

Dauer: 25 Min.<br />

11.8. | 14.00 | 3sat<br />

Fernweh – In den Alpen<br />

Von Monaco nach Chamonix<br />

Reportagereihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

12.8. | 15.20 | Arte<br />

Ein Moped auf Reisen<br />

<strong>Der</strong> Canigou, heiliger<br />

Berg der Pyrenäen<br />

Dauer: 26 Min.<br />

13.8. | 17.00 | BR<br />

Schönes Mittelfranken<br />

Seenland, Altmühlfranken<br />

und Hesselberg<br />

Dauer: 30 Min.<br />

14.8. | 15.30 | 3sat<br />

Grüne Inseln <strong>im</strong><br />

steinernen Meer –<br />

Nationalpark Nockberge<br />

Dokureihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

14.8. | 17.45 | 3sat<br />

AH<br />

Lechtal –<br />

Lebensraum Berg<br />

Dauer: 45 Min.<br />

15.8. | 18.00 | BR<br />

Gipfeltreffen<br />

Werner Schmidbauer<br />

trifft Claudia Koreck<br />

Dauer: 45 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 19


TITELTHEMA<br />

Kontrollen am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />

Foto: Ralf Gantzhorn<br />

Seine Erstbesteigung vor mehr als 200 Jahren<br />

gilt als Geburt des modernen Alpinismus: frei,<br />

selbstbest<strong>im</strong>mt, unreguliert. Nun droht der Andrang<br />

am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> auch sein Sargnagel zu werden.<br />

Von Thomas Ebert<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Solche Einsamkeit<br />

findet man am<br />

Normalweg zum <strong>Mont</strong><br />

<strong>Blanc</strong> nur selten.


Am Ende wird man ihm die Schuld<br />

geben. Albert Smith, Sohn eines<br />

englischen Arztes, wollte den<br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> besteigen. Er war<br />

schlecht in Form. Die Bergführer<br />

von Chamonix verweigerten ihm die<br />

Tour, doch Smith blieb hartnäckig. »Mut<br />

wird mir das Training ersetzen«, schrieb<br />

er in die He<strong>im</strong>at. Er schloss sich drei britischen<br />

Studenten an und erreichte, als 37.<br />

Mensch überhaupt, den Gipfel. Es war der<br />

13. August 1851. Unterwegs hatten sie an<br />

den Grands Mulets kampiert.<br />

Auf diese Weise hätte Smith heute keine<br />

Chance auf den Gipfel. Nicht wegen des<br />

Andrangs, der ungleich höher ist als vor<br />

150 Jahren. Sondern wegen der zwei Gendarmen,<br />

die ihn be<strong>im</strong> Aufschlagen seines<br />

Zeltes freundlich, aber best<strong>im</strong>mt ins Tal<br />

kompl<strong>im</strong>entiert hätten. Denn Zelten ist<br />

per Gesetz <strong>im</strong> gesamten Massiv verboten.<br />

Eigentlich seit 1951, doch bisher wurde<br />

geduldet, dass hinter der Goûterhütte und<br />

unter der Aiguille du Midi teils ganze Basislager<br />

aus dem Schnee wuchsen. Bis zum<br />

30. April 2013, als Jean-Marc Peillex, Bürgermeister<br />

der Gemeinde St. Gervais eine<br />

Maßnahme bejubelte, die manchem wie<br />

das Ende des Alpinismus erscheint. »Bis<br />

jetzt hat jeder an diesem Berg gemacht,<br />

was er wollte. Zahlreiche Pseudo-Bergstei-<br />

ger haben unter dem Deckmantel der Freiheit<br />

alle Regeln der Bergwelt gebrochen. Es<br />

ist an der Zeit, dem <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> seine Ruhe<br />

und seine mythischen Werte zurückzugeben«,<br />

sagte Peillex. Seither wachen zwei Beamte<br />

des Peloton de Gendarmerie de Haute<br />

<strong>Mont</strong>agne (PGHM) über das Verbot am Normalweg.<br />

Lediglich 50 Zelte <strong>im</strong> Bereich der<br />

Tête-Rousse-Hütte sind gestattet.<br />

Personenkontrollen also am höchsten Alpenberg,<br />

von dessen Erstbesteigung mancher<br />

Chronist behauptet, sie sei für das<br />

Bürgertum Europas wichtiger gewesen als<br />

die Französische Revolution. Sie gilt gemeinhin<br />

als Symbol für die Geburt des modernen<br />

Alpinismus, dem selbstbest<strong>im</strong>mten<br />

und vor allem unregulierten Bergsteigen,<br />

das am <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> nun Vergangenheit ist.<br />

Steht es tatsächlich so schl<strong>im</strong>m um den<br />

<strong>weiße</strong>n <strong>Riese</strong>n?<br />

Die alpine Bildungslücke<br />

Bis zu 20 000 Menschen versuchen jährlich,<br />

den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> über seine schwächste<br />

Stelle, die »Voie Royale«, zu besteigen.<br />

Etwa die Hälfte schafft es zum Gipfel und<br />

wieder hinunter, schließt damit ihre »alpine<br />

Bildungslücke« (Giusto Gervasutti) und<br />

erfüllt sich einen Lebenstraum. Andere<br />

kehren entkräftet um, manche davon zu<br />

spät, um zu überleben. Auch 2014 werden<br />

»Bis jetzt hat hier<br />

jeder gemacht,<br />

was er wollte.<br />

Es ist Zeit, dem<br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> seine<br />

Ruhe und seine<br />

mythischen Werte<br />

zurückzugeben.«<br />

die Schlafplätze der Goûterhütte wieder<br />

bis auf den 120. belegt sein. Das Vallotbiwak<br />

wird weiter als Aufenthaltsraum<br />

missbraucht werden, und wer sich <strong>im</strong> Tiefblick<br />

zur Aiguille du Bionnassay verliert,<br />

läuft auch wieder Gefahr, in einen gefrorenen<br />

Haufen Exkremente zu treten. Wie<br />

jedes Jahr werden etwa zehn Menschen <strong>im</strong><br />

Steinhagel des Grand Couloir ums Leben<br />

kommen. Nur die Zeltstadt der Sparfüchse<br />

und Zu-Spät-Gekommenen, der Führerlosen<br />

und der Pseudo-<strong>Bergsteiger</strong> wird dann<br />

nicht mehr zu sehen sein, vielleicht auch<br />

weniger Batterien und Kekspackungen als<br />

in den Vorjahren. Wird man so dem <strong>Mont</strong><br />

<strong>Blanc</strong> seine »mythischen Werte« zurückgegeben<br />

haben, wie Peillex es voraussagt?<br />

Eher nicht, sagt Jeff Mercier.<br />

Fotos: Picture Alliance (3), Thomas Ebert<br />

INFO<br />

Die Wege auf den<br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />

Die meisten Aspiranten wählen die »Voie<br />

Royale« von St. Gervais über Tête-Rousseund<br />

Goûterhütte. Dort ist der Andrang <strong>im</strong><br />

Sommer am größten. Wieder zunehmender<br />

Beliebtheit erfreut sich, besonders bei<br />

Skitourengehern, der stark vergletscherte,<br />

alte Normalweg über die Grands Mulets und<br />

den Dôme du Goûter. Auch die Überschreitung<br />

von <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> du Tacul und <strong>Mont</strong><br />

Maudit zum <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>, ausgehend von der<br />

Aiguille du Midi, ist stark frequentiert (und<br />

häufi g lawinengefährdet). Einsamer, aber<br />

auch ernster ist der italienische Normalweg<br />

von der Gonellahütte, der <strong>im</strong> oberen Teil auf<br />

die »Voie Royale« trifft. Meist allein ist man<br />

an den H<strong>im</strong>melsleitern von Tournettesporn,<br />

Peutereygrat und Frêneypfeiler, die freilich<br />

auch weit außerhalb des durchschnittlichen<br />

Könnens von Hobbybergsteigern liegen.<br />

2]<br />

3]<br />

22 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


1]<br />

4]<br />

1 ] Früher geduldet, heute<br />

geahndet: Zeltplatz<br />

<strong>im</strong> Jahr 2011 an der<br />

Goûterhütte (3835 m)<br />

2] Bergführer Gilles<br />

Imbert <strong>im</strong> Vallotbiwak<br />

(4362 m), das eigentlich<br />

Notfällen dient.<br />

3] »Eispickel und Steigeisen<br />

notwendig«:<br />

Hinweis vor der Tête-<br />

Rousse-Hütte (3167 m)<br />

4] Die 2011 eröffnete,<br />

nicht unumstrittene<br />

neue Goûterhütte<br />

bietet 120 Schlafplätze.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23


1 ]<br />

2] 1 ] Allein auf der Autobahn:<br />

Gegen Ende der<br />

Saison leert sich auch<br />

der Normalweg.<br />

3]<br />

2] Ein <strong>Bergsteiger</strong> quert<br />

das Grand Couloir,<br />

den gefährlichsten<br />

Teil am Normalweg.<br />

3] Gut erschlossen, gut<br />

besucht: Skifahrer am<br />

Ausgang der Seilbahn<br />

zur Aiguille du Midi.<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Fotos: Thomas Ebert (3)<br />

»Das Problem ist<br />

komplexer als<br />

der Kampf gegen<br />

ein paar Ausländer,<br />

die ihr Zelt<br />

auf 4000 Metern<br />

aufschlagen.«<br />

Mercier ist Ausbilder be<strong>im</strong> PGHM, seine<br />

Kollegen sind es, die <strong>im</strong> Umfeld der Hütten<br />

patrouillieren. Von der Überwachung des<br />

Zeltverbots hält er nicht viel. »Die Gemeinde<br />

hätte die Abfälle dort oben mit Toiletten<br />

und Mülle<strong>im</strong>ern in den Griff kriegen können<br />

– und einer bezahlten Arbeitskraft,<br />

die das überwacht.« Nur das Zelten zu<br />

verbieten, findet Mercier ineffektiv: »Das<br />

Problem ist größer und komplexer als der<br />

Kampf gegen ein paar Ausländer, die ihr<br />

Zelt auf 4000 Metern aufschlagen«, sagt er.<br />

Zeltverbot und Führergebot?<br />

Tatsächlich klagen Bergführer und Gebietskenner<br />

seit Jahren über die Zustände<br />

am Dach der Alpen, insbesondere seinem<br />

Normalweg. »Keiner führt den Weg wirklich<br />

gerne«, sagt Hartmut Eberlein, der seit<br />

fast 50 Jahren nach Chamonix kommt und<br />

den Alpenvereinsführer zum <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-<br />

Massiv verantwortet. Das liege aber nicht<br />

nur am Müll: »Den Führern ist dort oben<br />

einfach zu viel los.« Und dort oben, oberhalb<br />

von 4000 Metern, ist der Spielraum<br />

für Fehler gering. Im vergangenen Juni erst<br />

musste ein kerngesunder <strong>Bergsteiger</strong> von<br />

der Goûterhütte ausgeflogen werden –<br />

jemand hatte seine Bergstiefel gestohlen.<br />

Zu solchen allgemeinen Begleiterscheinungen<br />

des Massentourismus kommt laut<br />

Eberlein eine falsche Abenteuerlust. »Am<br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> trifft man nicht selten eine<br />

›Wir-kriegen-das-schon-hin-St<strong>im</strong>mung‹<br />

an, die blind macht für den eigentlich nötigen<br />

Verzicht«. <strong>Der</strong> Berg werde schlichtweg<br />

unterschätzt. Kein Wunder, dass in der<br />

Vergangenheit nicht nur Zeltverbote diskutiert<br />

wurden, sondern auch die Option,<br />

Hüttenreservierungen nur Bergführerkunden<br />

zu ermöglichen.<br />

Malte Roeper hält davon nichts. »Das Schöne<br />

am Bergsteigen ist ja, dass man auf die<br />

Schnauze fallen kann«, sagt der Schriftsteller,<br />

dem in den 80er- und 90er-Jahren<br />

50 schwere Touren <strong>im</strong> <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-Gebiet<br />

gelangen, so viele wie keinem anderen<br />

Deutschen. Seine Idee vom Bergsteigen beruht<br />

vielmehr auf alpiner <strong>Der</strong>egulierung:<br />

»Am besten wäre es wohl, man würde<br />

best<strong>im</strong>mte Hütten abbauen, angefangen<br />

bei der Hörnli und der Goûter. Wer dann<br />

aufs Matterhorn oder den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> will,<br />

muss sich eben mit dem Zelt vorwagen.«<br />

Erst 2006 wurde über den Bau der neuen,<br />

2011 fertiggestellten Goûterhütte entschieden.<br />

»Viele prominente <strong>Bergsteiger</strong><br />

waren damals dafür, die alte Hütte abzureißen<br />

und nicht neu aufzubauen. Das<br />

hätte die Ströme enorm eingeschränkt.<br />

Aber der Bürgermeister und die Bergführer<br />

von St. Gervais waren natürlich dagegen,<br />

denn die Goûterhütte ist ihr Brotgeber«,<br />

sagt Hartmut Eberlein.<br />

Vielleicht muss man in die Berge der Welt<br />

blicken, um zu verstehen, in welchem Dilemma<br />

der <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> steckt. Ob in den<br />

Anden, am Kil<strong>im</strong>andscharo oder den Weiten<br />

des H<strong>im</strong>alaya: Überall braucht es Permits,<br />

Guides, Gebühren, Begleitoffiziere<br />

und Schreibkram, um überhaupt einen<br />

Fuß auf den Berg setzen zu dürfen. Dass<br />

so ein banaler Vorgang wie die Überwachung<br />

eines Zeltverbots in den Alpen für<br />

Verbitterung sorgt, rührt von der langen<br />

Tradition des freien Zugangs, des führerlosen<br />

Bergsteigens in den Alpen. Umgekehrt<br />

gehören aber auch das enge Hüttennetz<br />

und das Führerwesen zum Erbe des<br />

KOMPAKT<br />

Wo anklopfen?<br />

Unterkunft: Das Leben in Chamonix ist<br />

verhältnismäßig teuer. In preislich absteigender<br />

Reihenfolge empfehlen sich: Hôtel<br />

de l’Arve <strong>im</strong> Zentrum, Hotel Pointe Isabelle<br />

am Bahnhof, sowie Hotel la Chaumière,<br />

zehn Minuten vom Zentrum. Außerhalb<br />

der diversen Campingplätze wohnt man in<br />

der Auberge de Jeunesse am Eingang<br />

des <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-Tunnels am günstigsten.<br />

Infos: Offi ce de Tourisme, 85 place du<br />

Triangle de l‘Amitié, 74400 Chamonix-<br />

<strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>, Tel. 00 33/(0)4 50 53 00 24,<br />

info@chamonix.com, www.chamonix.com.<br />

Bergtouren: Das als Institution<br />

einzigartige Offi ce de Haute <strong>Mont</strong>agne<br />

(»Hochgebirgsbüro«) ist erste Anlaufstelle<br />

für Hochtouristen. Es liegt <strong>im</strong> ersten<br />

Stock des Maison de la <strong>Mont</strong>agne, direkt<br />

am Kirchplatz. Place de l‘Eglise 190,<br />

74400 Chamonix <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>, Tel. 00 33/<br />

(0)4 50 53 22 08, www.chamoniarde.com,<br />

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Schuhwerks sind eine dauerhafte<br />

Formstabilität, Langlebigkeit sowie<br />

die Möglichkeit einer problemlosen<br />

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1 ]<br />

1 ] <strong>Der</strong> Monarch wirft<br />

seine Schatten<br />

voraus: <strong>Bergsteiger</strong><br />

<strong>im</strong> ersten Morgenlicht<br />

am Bossesgrat.<br />

2]<br />

2] Wenig los war am<br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> auch früher<br />

nicht: Darstellung<br />

einer Besteigung<br />

aus dem Jahr 1855.<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Fotos: Thomas Ebert (o.), Picture Alliance (u.)<br />

»Am besten wäre<br />

es, man würde<br />

best<strong>im</strong>mte Hütten<br />

abbauen. Wer<br />

dann hinauf will,<br />

muss eben das<br />

Zelt nehmen.«<br />

Alpinismus. Und Hütten abreißen in einer<br />

Stadt, die 3000 Einwohner hat und 600<br />

Bergführer, die für den Normalweg 920 Euro<br />

einfordern: Auch das wäre ein Ende der<br />

Freiheit, wie europäische <strong>Bergsteiger</strong> sie<br />

gewohnt sind. Franz Grillparzer hätte gesagt:<br />

»Es muss was geschehen, aber es darf<br />

nix passieren.«<br />

Gehe<strong>im</strong>tipp der Israelis: Steigeisen<br />

So sieht es auch Jeff Mercier: »Chamonix<br />

muss den Rest verteidigen, der von ihrem<br />

Image als »Hauptstadt des Alpinismus«<br />

übrig ist.« Weil Verbote und Regeln nicht<br />

zum Alpinismus passen, wie man ihn in<br />

Chamonix versteht, versucht man mit<br />

Aufklärung und Information, den Zuständen<br />

am Berg Herr zu werden. Zur Saison<br />

2014 hat das Office de Haute <strong>Mont</strong>agne<br />

eine Website in sechs Sprachen online gestellt,<br />

auf der man vieles zum Normalweg<br />

erfährt – vielleicht zu viel.<br />

Auf www.cl<strong>im</strong>bing-mont-blanc.com steht<br />

etwa <strong>im</strong> Umgang mit dem Grand Couloir<br />

der Ratschlag: »Wenn der Schnee guten<br />

Halt bietet, können Sie auf das Stahlseil<br />

verzichten. Überqueren Sie das Couloir zügig,<br />

aber nicht zu hastig.« Mit Ratschlägen<br />

für das Hochgebirge verhält es sich aber<br />

dergestalt, dass auch häufiges Nachlesen<br />

keine Erfahrung ersetzt. Die Warnhinweise<br />

befördern eher den Mythos <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>,<br />

als abzuschrecken. So wirken die Tipps<br />

teils wie die Bemühungen eines Zoowärters,<br />

der zwar unermüdlich vor den Löwen<br />

warnt, aber vergessen hat, das Gehege abzusperren.<br />

»Die Besteigung des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />

ist kein Wanderausflug, sondern hochgradiger<br />

ALPINISMUS!«, heißt es auf der Website.<br />

Genau mit diesen Worten kamen vor<br />

wenigen Jahren zwei junge Israelis nach<br />

ihrem Erfolg (»unser erster Berg!«) zurück<br />

in die Jugendherberge, ehe sie allen Ernstes,<br />

rotbackig und mit glühenden Augen,<br />

Steigeisen als Gehe<strong>im</strong>tipp empfahlen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> ist längst ein touristisches<br />

perpetuum mobile, ein Ort, dessen Mythos<br />

seinen Andrang selbst generiert.<br />

Am Ende wird man Albert Smith dafür die<br />

Schuld geben. Die kleinere sei ihm verziehen:<br />

Dass er sich und den drei Studenten<br />

je vier Bergführer zur Seite stellte, die von<br />

20 Trägern mit 96 Flaschen Wein und 46<br />

Hühnern versorgt wurden, war zwar very<br />

british, aber nicht unbedingt Alpinstil.<br />

Die größere Schuld ist, dass er von 1852<br />

an eine Vortragsreihe in London über seine<br />

Taten hielt. In »Die Besteigung des <strong>Mont</strong><br />

<strong>Blanc</strong>« besang Smith die Gefahren des<br />

Berges, zeigte übertriebene Gemälde, ließ<br />

Bernhardiner mit Schokolade um den Hals<br />

durch das tobende Publikum tapsen. Sechs<br />

Jahre lang war die Show ausverkauft. Sie<br />

bescherte Chamonix so viele Touristen,<br />

dass man Smith auf seinen jährlichen Reisen<br />

mit Salutschüssen empfing und schon<br />

1855 die Goûterhütte errichtete, die seither<br />

den Gipfeltag auf massentaugliche 900<br />

Höhenmeter verkürzt.<br />

Ein Historiker schrieb später, Smith habe<br />

»die Reputation des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> zwar nicht<br />

zerstört, aber ihm war das Zweitbeste gelungen:<br />

nämlich sie zu untermauern.« ◀<br />

Urform der heutigen Multivisionsshow:<br />

Albert Smith lockt Briten auf den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>.<br />

BUCHTIPPS<br />

Lesestoff für<br />

den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong><br />

<strong>Der</strong> Führer: Hartmut Eberlein<br />

»Alpenvereinsführer <strong>Mont</strong>-<strong>Blanc</strong>-Gruppe«,<br />

10. Aufl age 2005, Bergverlag Rother<br />

<strong>Der</strong> Roman: Malte Roeper »Westwand«<br />

Panico Verlag, 250 Seiten<br />

<strong>Der</strong> Bildband: Stefano Ardito »Abenteuer<br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>. Die Geschichte einer<br />

Eroberung«, Bruckmann Verlag, 324 Seiten,<br />

ca. 386 Abbildungen<br />

Die Chronik: Fergus Fleming »Nach oben«<br />

Unionsverlag, 480 Seiten<br />

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BELORADO<br />

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<strong>Der</strong> Trail-Halbschuh Belorado Low<br />

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Durch einen konsequent zu Ende<br />

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AUF TOUR<br />

Hochgenüsse <strong>im</strong> Tannhe<strong>im</strong>er Tal<br />

Spitzen und<br />

Hauben<br />

Im Nordwesten Tirols liegt auf 1100 Metern ein Hochtal der Superlative<br />

für Outdoor-Fans und Genießer. Denn neben mehr als<br />

300 Kilometern Wanderwegen hat das Tannhe<strong>im</strong>er Tal auf engstem<br />

Raum gleich vier Hauben-Restaurants zu bieten. Eine kulinarische<br />

Gipfeltour von Nina Hölmer<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Fotos: Bernd Römmelt, Tannhe<strong>im</strong>er Tal Tourismus<br />

In den Waden stecken 1200 Höhenmeter.<br />

In der Erinnerung die Bilder des<br />

vergangenen Bergtags: klingende Kuhschellen<br />

auf den Almen, Murmeltiere,<br />

die neugierig aus ihren Bauten linsen,<br />

ein Gipfelgrat mit schwindelerregenden<br />

Tief- und Ausblicken, karibikblaue Seen.<br />

Im Weinglas die Schlieren des schweren<br />

»St. Laurent« aus Niederösterreich. Und<br />

auf dem Teller? Saftig gebratenes Lamm,<br />

dazu Saubohnen, Tomaten und Petersilienwurz.<br />

Es ist eine etwas andere Brotzeit,<br />

die nach dieser Tour <strong>im</strong> Restaurant »Tannhe<strong>im</strong>er<br />

Stuben« kredenzt wird …<br />

Das besondere Tal<br />

Überhaupt ist vieles etwas anders <strong>im</strong> Tannhe<strong>im</strong>er<br />

Tal. Zunächst mal verläuft es nicht<br />

von Nord nach Süd, sondern von Ost nach<br />

West, was es zu einem der wenigen Längstäler<br />

<strong>im</strong> Nordalpenraum macht. Dann ist<br />

es nur von Bayern aus zu erreichen, gehört<br />

aber zu Österreich. Dank dieser Sondersituation<br />

gibt es dort Gemeinden wie<br />

Jungholz, das deutsches Zollanschlussgebiet<br />

ist. Dies hat zur Folge, dass hier zwei<br />

Postleitzahlen existieren (der Vorschlag<br />

der österreichischen Post, die deutsche<br />

Postleitzahl abzuschaffen, wurde von der<br />

Bevölkerung lautstark abgelehnt) und die<br />

höchste Bankendichte Österreichs. Letzteres<br />

könnte sich allerdings bald ändern,<br />

nachdem Ausländer keine Anonymität<br />

mehr genießen. Dann wird wohl der ein<br />

oder andere Euro der vier Milliarden, die<br />

auf den Jungholzer Konten schlummern,<br />

Schön übersichtlich: die delikaten Kreationen<br />

der Haubenköche <strong>im</strong> Tannhe<strong>im</strong>er Tal<br />

abgezogen werden. Was sicher bleibt,<br />

sind die prächtigen Berge. Aber auch die<br />

unterscheiden sich vom Rest der Allgäuer<br />

Alpen: Während »drüben«, also auf der<br />

anderen Seite vom Oberjochpass, der bisweilen<br />

überraschend brüchige Hauptdolomit<br />

vorherrscht, bestehen die Felsen<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 29


»Unsere Lieblingstour beginnt direkt am Hotel und führt hinauf zur Grappenfeldalpe<br />

– dort gibt’s die beste Brotzeit! – zum Lachensee und zur Steinkarspitze.<br />

Vom Gipfel geht’s zum Kastenjoch und über den Jubiläumsweg<br />

zum Schrecksee. Nach fünf bis sechs Stunden Wandern tut das etwa 15<br />

Grad kalte Wasser gut. Über die Hintere Schafwanne geht’s zurück ins Tal.«<br />

Wolfgang und Monika Radi, Hotel Hohenfels<br />

KOMPAKT<br />

Ins Tal der<br />

Haubenköche<br />

Anreise: Mit der Regionalbahn von<br />

München über Garmisch-Partenkirchen bis<br />

Reutte, weiter mit Bus 4262 ins Tannhe<strong>im</strong>er<br />

Tal. Mit dem Auto von München auf der A96<br />

bis Buchloe und weiter auf der B12 bis zur<br />

Autobahn-Umfahrung Kempten (A7), auf<br />

B309 und später B310 am Grüntensee<br />

vorbei bis ins Tannhe<strong>im</strong>er Tal.<br />

Information: Tourismusverband Tannhe<strong>im</strong>er<br />

Tal, Vilsalpseestraße 1, A-6675<br />

Tannhe<strong>im</strong>, Tel. 00 43/(0) 56 75/6 22 00<br />

Karte: Kompass 1:35 000, Blatt 04 »Tannhe<strong>im</strong>er<br />

Tal«; AV-Karte 1:25 000, Blatt BY5<br />

»Tannhe<strong>im</strong>er Berge – Köllenspitze, Gaishorn«<br />

Literatur: Markus und Janina Meier<br />

»Bruckmanns Wanderführer Tannhe<strong>im</strong>er Tal<br />

mit Lechtal«, die 40 schönsten Wanderungen<br />

mit Wanderkarte, Höhenprofi l und<br />

kostenlosen GPS Download, Bruckmann<br />

Verlag, 2013; Herbert Mayr »Tannhe<strong>im</strong>er<br />

Tal«, Wanderführer mit Tourenkarten und<br />

Höhenprofi len, Kompass Verlag, 2013<br />

von G<strong>im</strong>pel, Rote Flüh und Gehrenspitze<br />

aus knallhartem Wettersteinkalk – zum<br />

Glück für die Kletterer. Zuguterletzt liegen<br />

in diesem Tal vier Restaurants auf engstem<br />

Raum beieinander, deren Küchenchefs die<br />

begehrten Gault-Millau-Hauben tragen.<br />

Eine Ungarin kocht Tiroler Spezialitäten<br />

Einer davon ist Markus Pichler, der in der<br />

»Tannhe<strong>im</strong>er Stuben« <strong>im</strong> Hotel Hohenfels<br />

kocht. Als Zwischengang wird gerade ein<br />

unverschämt fruchtiges Sorbet serviert. Es<br />

fühlt sich ungewohnt an, nach der Bergtour<br />

nicht zu Spaghetti oder Kässpatzen<br />

auf der Hütte Platz zu nehmen, sondern<br />

die Bergstiefel gegen Pumps zu tauschen<br />

und in einem Gourmet-Restaurant zu dinieren.<br />

Ob man von den Portionen, die so<br />

übersichtlich auf riesigen Tellern drapiert<br />

sind, überhaupt satt wird? Die Sorge erübrigt<br />

sich schon deutlich vor dem Dessert,<br />

einer Komposition aus Marillen, Buchweizen,<br />

Honig und Buttermilch. Aber weil es<br />

einfach köstlich schmeckt, finden auch<br />

noch die Pralinen, die zum Espresso gereicht<br />

werden, Platz <strong>im</strong> Magen.<br />

Tag zwei <strong>im</strong> »schönsten Hochtal Europas«,<br />

wie der bayerische Schriftsteller Ludwig<br />

Steub behauptete, startet mit einer Tour<br />

von Zöblen auf das 2249 Meter hohe Gaishorn.<br />

Damit eine schöne Runde daraus<br />

wird, schließen sich dem Gipfel noch die<br />

Aufstiege auf Kugel- und Rauhhorn an.<br />

Auch wenn es <strong>im</strong> Tannhe<strong>im</strong>er Tal meist<br />

deutlich ruhiger zugeht als <strong>im</strong> benachbarten<br />

Allgäu: Dass der Ausblick am futuristischen<br />

Gipfelkreuz mit blauer Kristallkugel<br />

überwältigend ist, scheint sich herumgesprochen<br />

zu haben.<br />

Nach dem Abstieg gibt’s in der urigen<br />

Stube von T<strong>im</strong>i und Ralf Morent Köstliches<br />

nach Slow Food-Prinzip und direkt<br />

darüber zwei gemütliche Z<strong>im</strong>mer für die<br />

Nacht. T<strong>im</strong>is Reich ist die winzige Küche.<br />

Die gebürtige Ungarin kocht in gusseisernen<br />

Pfannen auf dem Holzherd, schnippelt<br />

Kräuter aus dem eigenen Garten und<br />

bereitet das feine Wild, das ihr Mann Ralf<br />

»Im Sommer fühle ich mich am wohlsten<br />

be<strong>im</strong> Stand-up-Paddeln direkt<br />

bei uns auf dem Haldensee. Herrlich!«<br />

Gert Z<strong>im</strong>mermann, Hotel Engel<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Wanderer genießen<br />

die vielfältige Flora,<br />

Kletterer finden an<br />

den Kalkstein-Wänden<br />

des Tannhe<strong>im</strong>er<br />

Tals alles, was<br />

das Herz begehrt.<br />

Fotos: Tannhe<strong>im</strong>er Tal Tourismus (2), Hotel … liebes Rot Flüh, Gasthaus Morent<br />

»Ich mag die Tour zur Stuiben Sennalpe. Von<br />

Schattwald aus führt der Schotterweg durch das<br />

Stuibenbachtal. Manchmal laufen wir von hier noch<br />

weiter zum Bschießer, über dessen Gipfel die Grenze<br />

zwischen Österreich und Deutschland verläuft.<br />

Aber oft bleiben meine Frau, die Kinder und ich auch<br />

einfach auf der Sennalpe hocken und genießen<br />

eine kleine Jause.« Ralf Morent, Gasthaus Morent<br />

Im Rot Flüh-Stüberl kommen Gerichte von Holger Eßer auf den edel gedeckten Tisch.<br />

geschossen hat. »Die Qualität, die Herkunft,<br />

die Tradition und letztlich die Menschen,<br />

die diese reformierte Tiroler Küche<br />

leben, sind wichtige Faktoren unserer<br />

Gastronomie«, sagt T<strong>im</strong>i, während sie das<br />

selbstgemachte Weinberg-Pfirsich-Eis fürs<br />

Dessert bereit stellt.<br />

Kletterrouten für Einsteiger<br />

Eine gemütliche, kurze Tour führt von<br />

Grän zur Bad Kissinger Hütte und weiter<br />

bis zum Aggenstein. <strong>Der</strong> Gipfel, der knapp<br />

unter der 2000-Meter-Marke bleibt, ist besonders<br />

bei Kletterern beliebt. Seine Südwände<br />

sind schon früh <strong>im</strong> Jahr schneefrei<br />

und trocknen zügig. Besonders Einsteiger<br />

finden hier zahlreiche Möglichkeiten, um<br />

sich in Routen zwischen dem II. und VI.<br />

Schwierigkeitsgrad auszutoben. Überhaupt<br />

ist das Tannhe<strong>im</strong>er Tal mit seinen<br />

Kalkspitzen ringsum ein Traum für Freunde<br />

der vertikalen Fortbewegung. Wanderer<br />

haben bis zum Gipfelauf bau des Aggensteins<br />

kaum Steigungen zu überwinden<br />

– ein hübsches Ziel nach zu viel gutem<br />

Wein am Vorabend.<br />

Zum Dinner <strong>im</strong> »Pure Gourmet Restaurant«<br />

<strong>im</strong> Hotel Engel kommt bei Bergseesaibling<br />

mit Hanf und Spargel die Frage<br />

auf, warum sich in diesem kleinen Tal so<br />

viele feine Gourmet-Restaurants tum-<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31


TOUREN<br />

Fünf Touren in den Tannhe<strong>im</strong>er Bergen<br />

Im Tannhe<strong>im</strong>er Tal kann man schlemmen und die Kalorien<br />

auf Wanderungen und Gipfeltouren schnell wieder abtrainieren.<br />

1 Rauhorn (2241 m)<br />

▶ schwierig 5½ Std.<br />

1080 Hm 16 km<br />

Charakter: Knackige Bergwanderung, die<br />

kurz vor dem Gipfel mit einem kleinen<br />

Kamin und einer steilen Felsstufe (drahtseilgesichert,<br />

II+) aufwartet<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Vilsalpsee<br />

(1165 m), Fahrverbot zum See 10–17 Uhr,<br />

Ausfahrt jederzeit erlaubt<br />

Route: Vilsalpsee – Vilsalpe – Vordere<br />

Schafwanne – Jubiläumsweg – Rauhorn –<br />

Abstieg wie Aufstieg<br />

2 Drei-Seen-Panoramatour<br />

▶ mittel 6 Std.<br />

1400 Hm 16 km<br />

Charakter: Rundtour mit prächtigen<br />

Ausblicken auf Haldensee, Traualpsee und<br />

Vilsalpsee; lässt sich durch Nutzung der<br />

Bergbahn auf 660 Hm verkürzen<br />

Ausgangspunkt: Talstation Neunerköpfl e-<br />

bahn (1100 m) in Tannhe<strong>im</strong><br />

Route: Talstation – Usseralpe – Neunerköpfl<br />

e (größtes Gipfelbuch der Alpen)<br />

– Strindenscharte (Saalfelder Höhenweg)<br />

– Gappenfeldscharte – Schochenspitze<br />

(2069 m) – Landsberger Hütte (1805 m)<br />

– Gappenfeldbach – Tannhe<strong>im</strong><br />

3 Schartschrofen (1968 m)<br />

▶ mittel 5 Std.<br />

710 Hm 8,5 km<br />

Charakter: Bergwanderung mit kurzem Via<br />

Ferrata-Kontakt und herrlichen Tiefblicken<br />

zum Haldensee, auf Rote Flüh und G<strong>im</strong>pel;<br />

Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich,<br />

Klettersteigset empfehlenswert<br />

Ausgangspunkt: Kapelle in Haller (1135 m)<br />

Route: Haller – Berggasthaus Adlerhorst –<br />

Gessewangalpe – Hallergernjoch – Friedberger<br />

Klettersteig (drahtseilgesichert, K2,<br />

könnte bis zur Roten Flüh weiter begangen<br />

werden) – Schartschrofen – in einer Rundtour<br />

zurück zum Hallergernjoch und ins Tal<br />

4 Lachenspitze-Nordwand<br />

▶ mittel (C/D) 6 Std.<br />

1120 Hm 9 km<br />

Charakter: Gut gesicherter Steig über 270<br />

Hm mit Schlüsselstellen <strong>im</strong> C/D-Bereich;<br />

landschaftlich sehr schön, tolle Ausblicke<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Vilsalpsee<br />

(1165 m) Fahrverbot zum See 10–17 Uhr,<br />

Ausfahrt jederzeit erlaubt<br />

Route: Vilsalpsee – Landsberger Hütte<br />

(1805 m) – Lache – Richtung Nordwand<br />

– roter Markierung zum Einstieg rechts<br />

folgen – Abstieg südwestseitig, dann westseitig<br />

– Landsberger Hütte – Vilsalpsee<br />

5 Schneetalalm (1650 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

630 Hm 9,5 km<br />

Charakter: Sehr einfacher Wanderweg zu<br />

schöner Alm mit toller Aussicht, auf Holzofenherd<br />

zubereiteten Köstlichkeiten und<br />

legendären musikalischen Hüttenabenden;<br />

von der Hütte verschiedene weitere Ziele<br />

erreichbar (Schneidspitze 1 Std., Gehrenspitze<br />

2 Std.)<br />

Ausgangspunkt: Nesselwängle (1136 m),<br />

Parkplatz östlich des Dorfes<br />

Route: Nesselwängle – Wanderweg<br />

416/418 (2011 komplett saniert, deshalb<br />

mit dem MTB nicht mehr erreichbar;<br />

bei Missachtung Anzeige) – Schneetalalm<br />

– G<strong>im</strong>pelhaus (1659 m) – Nesselwängle<br />

Schroffe Felsen, sanftes Grün: Wandern<br />

vor der Kulisse von Roter Flüh und G<strong>im</strong>pel<br />

meln. Liegt es an der guten Luft hier oben?<br />

Hoteldirektor Gert Z<strong>im</strong>mermann antwortet:<br />

»Zum einen st<strong>im</strong>mt die Qualität, wir<br />

kennen die meisten unserer Produzenten<br />

persönlich. Da können wir uns auf ein<br />

dauerhaft hohes Niveau verlassen. Und<br />

natürlich spielt auch die Umgebung, aus<br />

der die Produkte kommen und in der wir<br />

sie servieren, eine Rolle.«<br />

Als Krönung steht am letzten Tourentag<br />

die Rote Flüh auf dem Programm; zuerst<br />

in Form einer Wanderung. Von Nesselwängle,<br />

dem östlichsten Ort des Tales,<br />

geht es zum G<strong>im</strong>pelhaus und über die<br />

Judenscharte zum Gipfel der Roten Flüh.<br />

Von hier liegt es dem Betrachter noch ein<br />

Mal zu Füßen, dieses herrliche Hochtal mit<br />

dem türkisfarbenen Haldensee. Sich von<br />

diesem Anblick loszureißen, fällt schwer.<br />

Doch 1000 Meter tiefer lockt das »Rot Flüh-<br />

Stüberl«, das Gourmet-Restaurant des Hotels<br />

»… liebes Rot Flüh« und mit ihm und<br />

den Kreationen von Küchenchef Holger<br />

Eßer ein letzter Ausflug auf den Genuss-<br />

Gipfel.<br />

Das Exper<strong>im</strong>ent ist geglückt! Auf den Hütten<br />

bleiben wir zwar Fans von Kässpatzen<br />

und Schnitzel, aber einen kulinarisch-alpinistischen<br />

Ausflug ins Tannhe<strong>im</strong>er Tal,<br />

den werden wir uns nun öfter gönnen. ◀<br />

Fotos: Tannhe<strong>im</strong>er Tal Tourismus, Hotel ... liebes Rot Flüh<br />

»Das Gute liegt bei uns<br />

ganz nah: Auf der Anhöhe<br />

hinter dem Hotel blicke<br />

ich auf den gleichnamigen<br />

Berg und den ihm zu Füßen<br />

liegenden Haldensee. Die absolute<br />

Ruhe ist einmalig.«<br />

Sonja Huber, … liebes Rot Flüh<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


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AUF TOUR<br />

Klettersteige rund um den Kriegsschauplatz Sexten<br />

Alte Steige und Stollen durch<br />

das UNESCO-Weltnaturerbe<br />

der Dolomiten dienen heute als<br />

beliebte Wege der Ferratisten.<br />

An gleicher Stelle erlebten<br />

einst verfeindete Truppen das<br />

Grauen des Ersten Weltkriegs.<br />

Von Norbert Eisele-Hein<br />

(Text und Fotos)<br />

Zwischen H<strong>im</strong>mel<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


und Hölle<br />

<strong>Der</strong> Leitersteig am<br />

Toblinger Knoten ist<br />

ein recht luftiges Unterfangen<br />

– mit einem<br />

grandiosen Ausblick.


Lichtblitze: die Bödenseen <strong>im</strong> Sonnenaufgang<br />

Blitzlichter: Gewitterst<strong>im</strong>mung über den Drei Zinnen<br />

Vor 100 Jahren – am 28. Juli 1914 – erklärte<br />

Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Mehr<br />

als zehn Millionen Menschen fielen dem Zusammenstoß<br />

der Großmächte zum Opfer.<br />

Im Gehe<strong>im</strong>vertrag von London wurde Italien<br />

von der Entente (Russland, Vereinigtes<br />

Königreich, Frankreich) am 26. April 1915<br />

das Trentino und Südtirol zugesichert. Italien<br />

trat trotz der Mitgliedschaft <strong>im</strong> Dreibund<br />

am 23. Mai 1915 gegen den Nachbarn Österreich<br />

in den Krieg ein. Die neue Front verlief<br />

600 Kilometer durch das Hochgebirge. In der<br />

Folge wütete der Dolomitenkrieg vom Nordufer<br />

des Gardasees bis hinauf ins Eis des Ortlers,<br />

von der Grenze zur Schweiz bis hinüber<br />

ins österreichisch-slowenische Grenzgebiet.<br />

Das Südtiroler <strong>Bergsteiger</strong>dorf Sexten stand<br />

somit über Nacht an der Front. Rings um die<br />

Drei Zinnen entbrannte ein erbitterter Stellungskrieg.<br />

Stacheldraht, Geschützstellungen<br />

und durchbohrte Felsen zeugen noch <strong>im</strong>mer<br />

davon. Leitersteige und Stollen auf Gipfel wie<br />

Rotwand, Paternkofel und Toblinger Knoten<br />

sollten den verfeindeten Truppen von Österreich-Ungarn<br />

und Italien strategische Vorteile<br />

bringen. Heute werden diese »Klettersteige«<br />

von <strong>Bergsteiger</strong>n genutzt.<br />

Schon zu Lebzeiten eine<br />

Legende: Sepp Innerkofler<br />

Und dann haben sie ihn doch<br />

noch an der Ehre gepackt. Allen<br />

voran Hauptmann von Wellean,<br />

unerfahren <strong>im</strong> Gebirgskrieg<br />

und ohne profunde Kenntnis<br />

des Geländes. »Er getraue sich wohl nicht,<br />

die Paternkofelaktion zu leiten«, fragte<br />

dieser vor versammelter Mannschaft. Um<br />

vor seinen Kameraden nicht als Feigling<br />

dazustehen, willigte Sepp Innerkofler entgegen<br />

seiner eigenen Überzeugung ein.<br />

Sepp Innerkofler war schon zu Lebzeiten eine<br />

Bergführerlegende. Bereits 1890 kletterte<br />

er durch die Nordwand der Kleinen Zinne<br />

zu alpinistischem Ruhm. Sein Ruf als Soldat<br />

war ähnlich hervorragend. Die von ihm befehligte<br />

»Fliegende Patrouille« tauchte wiederholt<br />

in verschiedensten Frontabschnitten<br />

der Hochpustertaler Dolomiten auf. Die<br />

handverlesenen <strong>Bergsteiger</strong> absolvierten<br />

ein unglaubliches Pensum an Höhenmetern.<br />

Indem sie von Gipfel zu Gipfel eilten,<br />

gaukelten sie dem Feind eine wesentlich<br />

größere Truppenstärke vor. Gerade der Paternkofel<br />

war von <strong>im</strong>menser strategischer<br />

Bedeutung für die Kriegsparteien. Wer ihn<br />

kontrollierte, beherrschte zugleich die Bödenknoten<br />

und den Paternsattel, hatte Einblick<br />

bis hinter ins Büllelejoch.<br />

<strong>Der</strong> Hüttenwirt als Historiker<br />

»Sepp Innerkofler wusste ganz genau,<br />

dass die Rückeroberung des Paternkofels<br />

<strong>im</strong> Juli 1915 einem H<strong>im</strong>melfahrtskommando<br />

gleichkam. Mit den Worten ›Es<br />

genügt, wenn die Mutter um einen von<br />

uns trauern muss‹, verbot er seinem Sohn<br />

mitzumachen«, erzählt Hugo Reider, der<br />

Hüttenwirt der Drei-Zinnen-Hütte. Er ist<br />

ein profunder Kenner des Gebirgskrieges<br />

um Sexten und hat zusammen mit Peter<br />

Kübler das Buch »Kampf um die Drei Zinnen«<br />

verfasst. Hugo, der schon als Baby<br />

von seinem Vater in der Kraxe mit auf den<br />

Paternkofel getragen wurde und seither<br />

die Vorgänge dokumentiert, erklärt weiter:<br />

»Bis heute ist unklar, ob Innerkofler<br />

von den Alpini oder vom eigenen Maschinengewehr,<br />

das den Gipfelauf bau vom<br />

gegenüberliegenden Sextner Stein unter<br />

Beschuss nahm, getötet wurde.«<br />

Heute zählt eine Tour auf den Paternkofel<br />

zu den Klettersteig-Klassikern der<br />

Dolomiten. Gestartet wird von der Drei-<br />

Zinnen-Hütte, wo eine Granate auf dem<br />

Treppengeländer, eine ganze Reihe historischer<br />

Schwarz-Weiß-Fotografien aus<br />

Hugos Fundus und ein Gedenkstein mit<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


INFO<br />

Orte gegen das Vergessen<br />

Wer sich in den Dolomiten eingehend mit dem<br />

Ersten Weltkrieg beschäftigen möchte, dem sei<br />

das Weltkriegsmuseums auf dem 2325 Meter<br />

hohen <strong>Mont</strong>e Piana (www.montepiana.com),<br />

der Soldatenfriedhof »Nasswand« bei Toblach<br />

und die Ausstellung »Unvergessen – der 1.<br />

Weltkrieg in den Sextener Dolomiten« in Sexten<br />

empfohlen. Zudem bietet der Verein Bellum<br />

Aquilarum (www.bellumaquilarum.it) mittwochs,<br />

9.30 Uhr, eine Führung durch das Freiluftmuseum<br />

Anderter Alpe an, und donnerstags,<br />

9.00 Uhr, zur Stollenanlage auf der Elferscharte<br />

(Alpinisteig). Treffpunkt ist jeweils an der Bergstation<br />

der Seilbahn Rotwand.<br />

Panoramabrücke: die Gamsscharte am Paternkofel<br />

Bizepstest: der Leitersteig am Toblinger Knoten<br />

<strong>Der</strong> Steig führt in<br />

einen Stollen, den<br />

die Italiener einst<br />

gruben. Darin ist<br />

es dunkel, niedrig<br />

und muffig; der<br />

Helm schrammt an<br />

Felsvorsprünge.<br />

einer Bronzeplakette <strong>im</strong>mer noch an Sepp<br />

Innerkofler erinnern.<br />

<strong>Der</strong> Steig führt schon bald in einen Stollen,<br />

den die Italiener einst gruben und erst <strong>im</strong><br />

Oktober 1917 fertigstellen konnten. Darin<br />

ist es dunkel, niedrig und muffig. <strong>Der</strong> Helm<br />

schrammt nicht selten an Felsvorsprünge.<br />

Dafür bieten die Seitenstollen häufig spektakuläre<br />

Ausblicke auf die Drei Zinnen.<br />

Was für ein Wahnsinn, die Dolomiten zu<br />

durchbohren wie Würmer einen Apfel! Es<br />

ist schwer auszudenken, was die Soldaten<br />

in diesen Stollen physisch und psychisch<br />

erleiden mussten. Die Ausrüstung war aus<br />

heutiger Sicht miserabel – Gore-Rex und<br />

flauschige Kunstfaserschlafsäcke gab es damals<br />

noch nicht – und kaum streckten sie<br />

die Nase raus, wurden sie vom Feind aufs<br />

Korn genommen.<br />

Nach knapp 20 Minuten melden sich die<br />

Wirbelkörper dank einer schönen Streckung<br />

wieder lautstark an Ort und Stelle.<br />

<strong>Der</strong> erste Blick mit offenen Augen in die<br />

Freiheit ist eine einzige Lichtexplosion.<br />

<strong>Der</strong> zweite Blick eine paradiesische Offenbarung.<br />

Sch<strong>im</strong>mern die Bödenseen doch<br />

wie alpine Smaragde. Einzig der Stacheldrahtverhau<br />

auf einer nahen Schrofe<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37


Wo heute <strong>Bergsteiger</strong> am Gipfel<br />

jubeln, standen die Kriegsparteien<br />

früher nur 300 Meter auseinander.<br />

Am Gipfel des Toblinger Knoten und der Weg zur Anderter Alpe<br />

Die Drei Zinnen sind der Blickfang der Sextener Dolomiten.<br />

erinnert an den Irrsinn des Krieges. Luftige<br />

Drahtseile und Stahlklammern führen<br />

kühn, aber ohne größere Schwierigkeiten<br />

bergan. Die schmale Gamsscharte öffnet<br />

die Südseite und den Abzweig zur Büllelejochhütte.<br />

<strong>Der</strong> restliche Aufstieg über breite<br />

Bänder und Schrofen zum Gipfel, wo<br />

Sepp Innerkofler sein Leben ließ, gestaltet<br />

sich einfach. Endlich oben, baut sich rundherum<br />

die komplette Riege prominenter<br />

KOMPAKT<br />

Zwischen Hütten und Chalets<br />

Anreise: Mit der Bahn über<br />

den Brenner zum Bahnhof<br />

Franzensfeste. Dort lokale<br />

Bahnlinie Richtung Innichen.<br />

Sexten und das Pragsertal<br />

sind mittels der örtlichen<br />

Busverbindungen von Innichen<br />

und Niederdorf aus problemlos<br />

erreichbar.<br />

Info: Tourismusverband<br />

Hochpustertal, Dolomitenstraße<br />

29, I-39034 Toblach,<br />

Tel. 00 39/04 74/91 31 56,<br />

www.hochpustertal.info;<br />

gratis Kartenmaterial mit Toureninfos<br />

zu allen Klettersteigen.<br />

Unterkünfte <strong>im</strong> Tal:<br />

Dolomitenhof, am Talschluss<br />

des Fischleinbodens gelegen,<br />

ab 90 € pro Person und<br />

Nacht mit HP, hier nächtigt<br />

auch Kanzlerin Angela Merkel,<br />

www.dolomitenhof.com,<br />

Tel. 00 39/04 74/71 30 00;<br />

Dolce Vita Family Chalet Post<br />

Alpina, einzelne Chalets, mit<br />

eigenem Whirlpool, ab 108 €<br />

pro 2-Personen-Chalet (exkl.<br />

Reinigung), Tel. 00 39/04 74/<br />

91 31 33, www.posthotel.it<br />

Hütten: Dreizinnenhütte<br />

(2438 m), Hugo Reider, Ende<br />

Juni bis Ende September,<br />

Tel. 00 39/04 74/97 20 02,<br />

www.dreizinnenhuette.com,<br />

40 Betten, 100 Lager;<br />

Büllelejochhütte (2528 m),<br />

Fam. Rogger, klein und urig,<br />

Hochpustertaler Dolomitengipfel auf –<br />

allen voran natürlich die Drei Zinnen.<br />

Auch der Feldkurat-Hosp-/Leitersteig auf<br />

den 2617 Meter hohen Toblinger Knoten<br />

startet an der Drei-Zinnen-Hütte, konditionsstarke<br />

<strong>Bergsteiger</strong> schaffen beide Touren<br />

an einem Tag. Und auch dieser Gipfel<br />

galt als eine Schlüsselposition der österreichischen<br />

Verteidigung. <strong>Der</strong> hochdekorierte<br />

Feldkurat Hosp ließ <strong>im</strong> Frühjahr 1916 die<br />

auf dem Übergang vom<br />

Zwölferkofel zu den Drei Zinnen,<br />

Mitte Juni bis Mitte Oktober,<br />

Tel. Sommer: 00 39/<br />

03 37/ 45 15 17, Tel. Winter:<br />

00 39/ 04 74/71 02 58,<br />

www.rogger.info;<br />

Zsigmondy-Hütte (2224m),<br />

Klaus Happacher, Mitte<br />

Juni bis Ende September,<br />

40 Betten, 40 Lager,<br />

Tel. 00 39/04 74/71 03 58,<br />

www.zsigmondyhuette.com<br />

Literatur: Peter Kübler, Hugo<br />

Reider »Kampf um die Drei<br />

Zinnen«, Verlag Reider Touristik<br />

Karten: Kompass-Wanderkarte<br />

1:25 000, Blatt 625<br />

»Sextener Dolomiten«<br />

Nordkamine des Felsmonolithen mit Hilfe<br />

von Dutzenden Lärchenholzleitern und einem<br />

durchgehenden Drahtseil versichern.<br />

Nach 60 Jahren Verfall benötigte ein Bautrupp<br />

der Dolomitenfreunde e.V. unter der<br />

Leitung von Peter Kübler <strong>im</strong> Jahre 1978<br />

volle sieben Arbeitstage, um die 17 Eisenleitern<br />

und ein neues Sicherungsseil am<br />

Berg zu installieren. <strong>Der</strong> Bizeps strapazierende<br />

und Handschuhe erfordernde neue<br />

Leitersteig ist ein luftiges Unternehmen<br />

mit einem 360-Grad-Gipfelpanorama. Gipfelsieger<br />

strecken heute gerne die Hände in<br />

die Höhe. Die Soldaten von einst duckten<br />

sich gleich hinter die Schutzwälle aus Stein<br />

oder verschwanden in den Kavernen. Hier<br />

standen die Kriegsparteien nur 300 Meter<br />

Luftlinie auseinander.<br />

Perforierter Gipfelbereich<br />

Auch an der Rotwand südlich von Sexten<br />

verfolgt einen der Erste Weltkrieg auf<br />

Schritt und Tritt. Die Route führt entlang<br />

zahlreicher Überreste großer Stützpunkte.<br />

Alte Telefonmasten ragen als stumm mahnende<br />

Zeitzeugen in den H<strong>im</strong>mel. <strong>Der</strong><br />

Gipfelbereich auf knapp 3000 Metern, seinerzeit<br />

auch »Polar« oder »Vinatzerturm«<br />

genannt, wurde für ein komplexes System<br />

aus Kavernen regelrecht perforiert.<br />

Noch näher rückt das Grauen der »Grande<br />

Guerra« <strong>im</strong> Freilichtmuseum des Vereins<br />

»Bellum Aquilarum« (Krieg der Adler) auf<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


TOUREN<br />

Auf den Spuren des Gebirgskrieges<br />

Drei technisch nicht allzu fordernde Klettersteige in den Sextener<br />

Dolomiten sind aus historischer Sicht besonders eindrucksvoll.<br />

der Anderter Alpe. Von der Rotwandwiesenhütte<br />

führt der vorbildlich beschilderte<br />

Steig zu teils restaurierten Schützengräben,<br />

Baracken und exponierten Maschinengewehrstellungen<br />

unterhalb der Sentinellascharte.<br />

Bildtafeln mit historischen<br />

Aufnahmen zeigen, welche logistische<br />

Leistung dieses Unterfangen bedeutete,<br />

indem beispielsweise schwere Gebirgskanonen<br />

mit Flaschenzügen über verschneite<br />

Hänge transportiert wurden.<br />

»Sie belegen aber auch schmerzhaft realistisch,<br />

was der Mensch erdulden musste«,<br />

erklärt Sigrid Wisthaler, promovierte<br />

Historikerin in Sexten. Immer mittwochs<br />

leitet sie eine Führung über die Anderter<br />

Alpe. Sie reichert die ohnehin depr<strong>im</strong>ierenden<br />

Fakten mit den Tagebucheinträgen<br />

ihres Urgroßvaters an – welches zum Thema<br />

ihrer Dissertation wurde. »Nachdem ich<br />

das gelesen hatte, war mir klar, warum am<br />

Ende mehr Soldaten durch Kälte, Hunger,<br />

Lawinen oder Abstürze starben, als durch<br />

Kugeln oder Granten«, sagt sie.<br />

Wer die historische Wanderung mit einer<br />

Rotwand-Besteigung oder auch dem<br />

Alpini-Steig zur Sentinellascharte kombiniert<br />

und sich dabei entlang weiterer<br />

Kriegsschauplätze bewegt, hat eine neue<br />

Perspektive: Er blickt ganz anders auf die<br />

Abgründe der Geschichte – und kann die<br />

landschaftliche Schönheit noch viel mehr<br />

schätzen.<br />

◀<br />

1 Überschreitung des<br />

Paternkofels (2744 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

450 Hm 450 Hm<br />

Charakter: Konditionell und technisch<br />

leichter Steig (A) mit überwältigender<br />

Optik. Auch für Familien mit kleineren,<br />

geübten Kindern machbar, Abenteuerfaktor:<br />

Stollen des Ersten Weltkrieg.<br />

Ausgangspunkt: Drei-Zinnen-Hütte<br />

(2405 m)<br />

Route: Von der Hütte Richtung »Frankfurter<br />

Würstel« und bald danach durch einen<br />

Kriegsstollen hoch, später luftig, aber gut<br />

versichert, mit Blick auf die Bödenseen<br />

hoch zur Gamsscharte, rechts hoch auf<br />

Schrofen und Bändern zum Gipfel. Abstieg<br />

bis zur Gamsscharte auf selbem Weg, dann<br />

aber südlich über Schrofen (Achtung zum<br />

Teil loses Geröll) hinunter zum Paternsattel<br />

und auf Wanderweg zurück<br />

zur Drei-Zinnen-Hütte<br />

oder zur Auronzohütte.<br />

Tourenkarte 7<br />

Heftmitte<br />

2 Sextener Rotwand (2965 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

1025 Hm 1025 Hm<br />

Charakteristik: Nur gelegentlich exponierter<br />

Steig (B), der auch tolle Ausblicke auf<br />

den Karnischen Hauptkamm offenbart.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Rotwand-<br />

Gondelbahn (1920 m)<br />

Route: Von der Bergstation auf Steig 100<br />

an den Rotwandköpfen entlang in einen<br />

Schuttkessel. Über eine 40 Meter hohe<br />

Leiter, schmalen Kamin und später leichteres<br />

Gelände zu einer breiten Scharte, über<br />

Band zum sog. Prater mit alten Kriegsstellungen,<br />

über Holzleiter auf Felskamm<br />

und zu einem mit Drahtseilen versicherten<br />

Felsriegel, Gehgelände bis zum Gipfel, der<br />

über wenige Meter Ier- oder IIer-Kletterei<br />

erreicht wird. Auf gleichem Weg zurück bis<br />

zum Höhenweg Kreuzbergpass-Rotwandwiese<br />

und<br />

zur Rotwandbahn.<br />

3 Auf dem Alpini-Steig zur<br />

Sentinellascharte (2717 m)<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 8 Std.<br />

750 Hm 1520 Hm<br />

Charakteristik: <strong>Der</strong> große, lange und<br />

wilde Klassiker offenbart spektakuläre<br />

Eindrücke und Ausblicke entlang<br />

der Elfer-Nordwand, dem Inneren und<br />

Äußeren Loch.<br />

Technisch an sich bis auf wenige Stellen<br />

nicht zu schwierig (C), erfordert dieser<br />

einzigartige Kriegssteig aber Erfahrung und<br />

eine sehr gute Kondition.<br />

Ausgangspunkt: Zsigmondyhütte (2224 m)<br />

Endpunkt: Fischleinbodenhütte (1450 m)<br />

Route: Auf Weg 103 quer über riesigen<br />

Geröllhang, später auf Weg 101 über den<br />

Karstriegel der Hohen Leist zum Inneren<br />

Loch und den ersten Seilversicherungen.<br />

Über das Salvezzaband zum Äußeren<br />

Loch und zur Elferscharte, in einer steinschlaggefährdeten<br />

Rinne zur Schlüsselstelle<br />

und hoch zur Sentinellascharte.<br />

Über Geröllhang auf Weg 124 hinunter zur<br />

Fischleinbodenhütte.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 39


AUF TOUR<br />

Almwanderungen <strong>im</strong> Großarltal<br />

Schönste Sackgasse<br />

der Welt<br />

Im Großarltal sind die Almen für die Talbewohner das,<br />

was für Großstädter die Stammkneipen sind. Käse,<br />

Speck und andere österreichische Spezialitäten werden<br />

hier auf altbewährte Weise hergestellt, was überzeugt,<br />

selbst die Lebensmittel-Kontrolleure der EU.<br />

Von Uli Ertle<br />

Blumenoase<br />

am Eingang zum<br />

Großarltal:<br />

die Maurachalm<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


hat drei Ohren, zwei<br />

Schädel, sechs Beine und<br />

geht spazieren?« – »Eh<br />

»Was<br />

klar: der Steinpatz mit<br />

seinem Hund.« Johlendes Gelächter, die<br />

Runde hebt die Gläser und trinkt auf das<br />

Wohl ihres ehemaligen Volksschullehrers,<br />

den Steinpatz Karl, der <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg<br />

das rechte Ohr verlor und der so gern<br />

mit seinem Hund durch die Berge lief. Erinnerungen<br />

werden beschworen an eine<br />

Zeit, als die Mittsechziger noch junge Burschen<br />

waren und so manchen Unfug ausheckten.<br />

»Oft ham wir eh keine g’fangen.<br />

Aber wenn, dann ham wir’s verdient gehabt.«<br />

Und so wird an dem schweren Holztisch<br />

vor der Hütte gesch<strong>im</strong>pft, politisiert<br />

und gelacht.<br />

Die 40 bewirtschafteten Almen an den<br />

Hängen des Großarltals sind für die Einhe<strong>im</strong>ischen<br />

das, was für Stadtmenschen<br />

ihr Stammlokal ist: Man geht hin und trifft<br />

seine Freunde. Herrlich gelegen und bis zu<br />

400 Jahre alt prägen sie das Landschaftsbild<br />

der »schönsten Sackgasse der Welt«,<br />

wie Tourismusdirektor Tom Wirnsperger<br />

seine Region nennt: das Großarltal, das Tal<br />

der Almen. Annähernd jeder Bauer <strong>im</strong> Tal<br />

hat seine Alm, auf der früher das Jungvieh<br />

den Sommer verbrachte und auf der heute<br />

die Gäste den Zuschuss in die Kassen spülen,<br />

den die Landwirte <strong>im</strong> Salzburger Land<br />

zum Überleben brauchen.<br />

Feuer auf der Loosbühelalm<br />

Dieses engmaschige Netz an Almen offeriert<br />

für Wanderer eine Vielzahl an Touren,<br />

die sich mit Besuchen auf bewirtschafteten<br />

Hütten verbinden lassen. Auf den meisten<br />

Almen kann man übernachten, sodass sich<br />

auch mehrtägige Touren ohne Abstieg ins<br />

Tal realisieren lassen. Die Möglichkeiten <strong>im</strong><br />

Großarltal sind vielfältig und bieten vom<br />

Auf der Karseggalm<br />

funktioniert<br />

das Käsen noch wie<br />

vor 400 Jahren.<br />

KOMPAKT<br />

Im Tal der Almen<br />

Anreise: Über die Salzburger Autobahn<br />

(A8) nach Österreich, dann weiter auf der<br />

A1 bis Autobahnkreuz Knoten Salzburg.<br />

Hier rechts halten und den Schildern A10/<br />

E55 in Richtung Villach/Salzburg Süd/<br />

Italien/Ljubljana/Slowenien folgen.<br />

Am Autobahnkreuz 47 – Knoten Pongau/<br />

Bischofshofen rechts halten und den<br />

Schildern B311 in Richtung Bischofshofen/<br />

Pongau folgen. Nach Sankt Johann die erste<br />

Ausfahrt Richtung Großarl nehmen und an<br />

der T-Kreuzung scharf links. Dem Straßenverlauf<br />

weiter bis Großarl folgen.<br />

Informationen: Tourismusverband<br />

Großarltal, A-5611 Großarl 1,<br />

Tel. 00 43/(0)64 14/ 281,<br />

www.grossarltal.at, info@grossarl.co.at<br />

Karten: Kompass 1:50 000, Blatt 80<br />

»St. Johann/Salzburger Land, Großarltal –<br />

Kleinarltal, Hochkönig – Tennengebirge«<br />

Literatur: Mark Zahel »Hüttenwandern<br />

Salzburger und Berchtesgadener Land: 55<br />

Tourenziele zwischen Watzmann, Dachstein<br />

und Großvenediger«, Bruckmann Verlag, 2009<br />

Familienwanderweg bis zur zwölfstündigen<br />

Hochgebirgstour für jeden Geschmack<br />

das richtige Ziel. Wer Panoramablicke zu<br />

schätzen weiß und auch die österreichischen<br />

Spezialitäten nicht verachtet, ist zum<br />

Beispiel mit der Tour auf den 2168 Meter<br />

hohen Gründegg gut beraten.<br />

Vom Parkplatz Grund am Talschluss des<br />

Ellmautals führt ein schmaler Weg durch<br />

den Wald bergauf bis zur ersten Hütte,<br />

der Loosbühelalm, die – frisch renoviert<br />

und neu eröffnet – <strong>im</strong> Jahr 2010 einer<br />

verheerenden Feuersbrunst zum Opfer<br />

fiel. Heute steht die neu errichtete Alm<br />

auf der Anhöhe wie ein gewaltiges hölzernes<br />

Fort und lädt zum ersten Kaffee des<br />

Tages ein. Von der Alm aus windet sich<br />

ein Steig über Wiesenhänge hinauf zum<br />

Bergkamm, wo sich die Hohen Tauern, der<br />

Hochkönig sowie das Tennen- und Hagengebirge<br />

zeigen. Auf der Anhöhe geht es in<br />

angenehmer Steigung hinauf zum Gründegg,<br />

dem höchsten Punkt der Tagestour.<br />

Albino-Enzian am Wegrand<br />

Auf dem Weg zur Ellmaualm passiert man<br />

eine geologische Besonderheit, eine so genannte<br />

Bergzerreißung. Zwischen zwei<br />

etwa 30 Meter hohen Kämmen haben sich<br />

kleine Moorseen gebildet, die mit ihrer<br />

dunklen Wasserfarbe und der Spiege-<br />

Fotos: Tourismusverband Großarltal, Uli Ertle<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 41


Dessert aus der Almküche: Resi präsentiert<br />

ihren frisch gebackenen Apfelstrudel.<br />

Botanische Besonderheit am Weg<br />

zur Ellmaualm: der Albino-Enzian<br />

TIPP<br />

Leben wie früher<br />

Seit 400 Jahren trotzt die Karseggalm auf<br />

1603 Metern zwischen Kitzstein, Penkkopf<br />

und Sonntagskogel Wind und Wetter: dicke<br />

Holzbohlen, ein Schindeldach, die Fensterchen<br />

gleichen Schießscharten. Drinnen ist<br />

die Luft schwer vom Geruch nach Holzfeuer<br />

und Speck. Über der Feuerstelle hängen<br />

zwei rußschwarze Kupferkessel. Im einen<br />

köchelt heißes Wasser, <strong>im</strong> anderen wird<br />

Käse gemacht. Einen Kamin gibt es nicht,<br />

der Rauch breitet sich unter den Schindeln<br />

aus und zieht durch die Spalten zwischen<br />

den Holzbohlen nach draußen.<br />

Die urige Küchenausstattung hat auch die<br />

Lebensmittelkontrolleure der EU auf den<br />

Plan gerufen. Die Hygienevorschriften zwingen<br />

die Bauern, ihre alten Almen um sterile,<br />

<strong>weiße</strong> Räume zu erweitern, in denen der<br />

Käse fortan EU-konform hergestellt werden<br />

kann. Willi Gruber, der seit 31 Sommern auf<br />

der Alm arbeitet, hatte darauf wenig Lust<br />

und setzte den Kontrolleuren »erst mal a<br />

schneidige Jaus’n« vor, dazu gab’s Schnaps,<br />

dann Bier und nochmal Schnaps. In sehr<br />

entspannter Atmosphäre kam man ins Gespräch.<br />

Die Kontrolleure waren angetan und<br />

nahmen von allen Lebensmitteln Proben mit<br />

– »ich weiß nicht, ob fürs Labor oder für die<br />

Frauen dahe<strong>im</strong>«.<br />

Das Ergebnis<br />

jedenfalls war<br />

hervorragend:<br />

Nachdem<br />

Grubers Hütte<br />

aufgrund ihrer<br />

Bauweise als<br />

Einraum-Alm<br />

gilt, ist er auch<br />

künftig von der<br />

EU-Aufl age befreit.<br />

Es scheint,<br />

als hätte die<br />

Alm auch den<br />

Sturm aus Brüssel<br />

unbeschadet<br />

überstanden.<br />

Dieses schlichte<br />

Dasein wusste auch<br />

der Einsiedler zu<br />

schätzen, der fast<br />

20 Jahre lang auf<br />

der Weißalm hauste.<br />

lung des H<strong>im</strong>mels eine geradezu mystische<br />

St<strong>im</strong>mung entfalten. In dieser Region<br />

wächst auch eine botanische Ausnahme:<br />

der seltene Albino-Enzian. Die gewöhnlich<br />

tief blaue Blume, die dem Almenweg <strong>im</strong><br />

Übrigen als Logo dient, kommt hier ohne<br />

blauen Farbstoff vor.<br />

Resi Ganitzer (54), die Sennerin der Ellmaualm,<br />

lehnt an der Tür ihrer Hütte<br />

und lacht mit den Einhe<strong>im</strong>ischen, die an<br />

diesem Nachmittag wieder einmal heraufgekommen<br />

sind, um die erste Wärme des<br />

Bergsommers zu tanken, ein Schnapserl zu<br />

trinken und den Strudel zu genießen, den<br />

Resi gerade frisch aus dem Rohr geholt hat.<br />

Sie bewirtschaftet die Alm bereits seit 33<br />

Sommern für »den Bauern«, dem die Alm<br />

gehört. <strong>Der</strong> Bauer, das ist ihr Bruder. Doch<br />

das Wort spricht sie in diesem Zusammenhang<br />

nicht aus. Elf Geschwister waren sie<br />

auf dem Groß Ellmauhof, der Vater, heute<br />

93 und <strong>im</strong> Austrag, kommt noch <strong>im</strong>mer<br />

gern das eine oder andere Mal herauf.<br />

»Ich würde niemals tauschen wollen«<br />

»Leicht ist das Leben hier nicht«, sagt Resi.<br />

Um fünf Uhr früh be<strong>im</strong> ersten Tageslicht<br />

die Kühe melken, Käse und Butter machen,<br />

das Frühstück für die Gäste bereiten,<br />

putzen, dann die ersten Wanderer bewir-<br />

Fotos: Tourismusverband Großarltal, Uli Ertle (3)<br />

Ein Hoch auf die Bergwelt:<br />

Kammwanderung am Gründegg.<br />

ten. Danach das Abendessen für die Übernachtungsgäste<br />

richten und so manchen<br />

langen Abend mit Freunden in der Stube<br />

verbringen. Trotz der harten Arbeit sagt<br />

Resi: »Ich würde niemals tauschen wollen<br />

– die Ruhe, die Berge, man ist dem H<strong>im</strong>mel<br />

so nahe. Das gibt es sonst nirgendwo.«<br />

Dieses Dasein wusste auch der Einsiedler<br />

zu schätzen, der fast 20 Jahre lang auf der<br />

Weißalm hauste. <strong>Der</strong> ehemalige Bahnvorstand<br />

aus Sankt Johann hatte sich das<br />

Wohnrecht auf der Alm erbeten; seine<br />

Frau und die sieben Kinder hatten gefälligst<br />

<strong>im</strong> Tal zu bleiben. »Er hat <strong>im</strong>mer<br />

draußen auf dem Balkon geschlafen«, sagt<br />

Michi Hettegger, der Besitzer der Alm. Egal<br />

bei welchem Wetter, nie habe er etwas anderes<br />

getragen als seine kurze Lederhose.<br />

Als die Bergbauern gegen Ende der 1990er-<br />

Jahre nach und nach begannen, ihre Almen<br />

aufzuhübschen und für die Wanderer<br />

zu öffnen, zogen auch die Hetteggers<br />

nach und renovierten die mehrere 100<br />

Jahre alte Weißalm: Aus dem Stall wurde<br />

die Gaststube und aus dem Refugium des<br />

Einsiedlers ein beliebter Anlaufpunkt für<br />

Wanderer. Und aus dem Einsiedler, dem<br />

das alles »wegen der Hektik gar nicht gepasst<br />

hat«, wurde wieder ein – vermutlich<br />

ziemlich mürrischer – Familienvater. ◀<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


TOUREN<br />

Wanderungen für Groß und Klein<br />

Die Möglichkeiten <strong>im</strong> Großarltal sind vielfältig.<br />

Vom Familienwanderweg bis zur zwölfstündigen Hochgebirgstour<br />

bieten sie für jeden Geschmack das richtige Ziel.<br />

1 Gurenstein (2219 m)<br />

▶ leicht 5 Std.<br />

920 Hm 11,5 km<br />

Charakter: Schöne Panorama-Rundtour,<br />

streckenweise am Grat entlang,<br />

mit beeindruckendem Blick auf den<br />

Tappenkarsee<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz der<br />

Hallmoosalm (1300 m), über L108,<br />

Abzweigung Karteis<br />

Einkehr: Draugsteinalmen<br />

Route: Parkplatz Halmoosalm –<br />

Karteisalm (1661 m, nicht bewirtschaftet)<br />

– Karteistörl (2145 m)<br />

– Gurenstein – Draugsteintörl – Draugsteinalmen<br />

(1779 m) – Halmoosalm<br />

(nicht bewirtschaftet) – Parkplatz<br />

2 Gründegg (2168 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

850 Hm 9,4 km<br />

3 Gamskarkogel (2467 m)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1670 Hm 21 km<br />

Charakter: Anspruchsvolle, schöne<br />

Tagestour auf den Gamskarkogel, den<br />

höchsten Grasberg Europas. Direkt<br />

am Gipfel steht die Bad Gasteiner<br />

Hütte (auch Gamskarkogelhütte<br />

genannt) und garantiert wunderbare<br />

Ausblicke bei Sonnenaufgang<br />

Ausgangspunkt: Ortsteil Bach<br />

(898 m) an der L109 südlich von<br />

Mandldörfl<br />

Einkehr: Bad Gasteiner Hütte<br />

(2467 m); Harbachalm (1621 m),<br />

berühmt für ihr Apfelbrot)<br />

Route: Bach – Bachalm (1536 m) –<br />

Frauenkar – Frauenkogel (2424 m)<br />

– Gamskarkogel mit Bad Gasteiner<br />

Hütte – Toferscharte (2091 m) –<br />

Tofernalm – Harbachalm (1621 m)<br />

– Bach<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Aualm<br />

(1795 m), mit dem Auto von Unterberg<br />

über die Bauernhöfe Lainholz<br />

und Pointgrün<br />

Einkehr: Aualm<br />

Route: Aualm – Liechtensteinkopf –<br />

Wetterkreuz am Aukopf – Schuhfl icker<br />

– Aualm<br />

5 Schödersee (1440 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

485 Hm 11 km<br />

Charakter: Wanderung zum einzigen<br />

periodischen See <strong>im</strong> Großarltal, der<br />

sich nur während der Schneeschmelze<br />

und nach besonders starken<br />

Regengüssen füllt.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz be<strong>im</strong><br />

Gasthof Talwirt (1038 m) an der<br />

L109 südlich von Kree<br />

Einkehr: Gasthof Talwirt<br />

Route: Talwirt – Stockham – Hüttschlag/See<br />

– Ötzlhütte (nicht bewirtschaftet)<br />

– Schödersee – zurück auf<br />

demselben Weg<br />

6 Weinschnabel (2754 m)<br />

▶ schwierig 12 Std.<br />

2150 Hm 23 km<br />

Charakter: Anspruchsvolle, lange<br />

Hochgebirgstour <strong>im</strong> Talschluss;<br />

zwischen dem oberen und dem<br />

unteren Schwarzsee gibt es eine<br />

kurze Kletterpassage. Trittsicherheit,<br />

Schwindelfreiheit und Bergerfahrung<br />

sind hier unbedingt erforderlich!<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz be<strong>im</strong><br />

Gasthof Talwirt (1038 m) an der<br />

L109 südlich von Kree<br />

Einkehr: Kaum Einkehrmöglichkeiten<br />

unterwegs, Proviant mitnehmen!<br />

Route: Talwirt – Schödersee – entlang<br />

des Kolmbaches zur Jagdhütte und<br />

weiter über mehrere Steilstufen<br />

durch das karge Almgebiet bis zum<br />

Pfringersee – Arlscharte (2252 m)<br />

– Tohernhöhenweg – Weinschnabel<br />

– Schwarzseen (2339 und 2221 m)<br />

– Schmalzscharte (2444 m) – Murtörl<br />

(2260 m) – Kreealmen (1482 m) –<br />

Talwirt<br />

Charakter: Sehr schöne Almenrunde<br />

über schmale Waldsteige und weite<br />

Almwiesen mit tollen Ausblicken über<br />

das Großarltal und äußerst empfehlenswerten<br />

Einkehrmöglichkeiten<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Grund<br />

(1342 m) <strong>im</strong> Talschluss des Ellmautals<br />

Einkehr: Ellmaualm, Loosbühelalm<br />

Route: Parkplatz Grund – Ellmaualm<br />

(1794 m) – Gründegg – Loosbühelalm<br />

(1767 m) – Parkplatz Grund<br />

4 Schuhflicker (2214 m)<br />

▶ mittel 3 Std.<br />

480 Hm 4,6 km<br />

Charakter: Schöne Halbtagstour<br />

über einen der zwei Kalkberge <strong>im</strong><br />

Großarltal mit herrlichem Panorama;<br />

seine vorgelagerte Spitze (Arlspitze)<br />

ist vor allem unter Kletterern beliebt,<br />

mehrere Routen in verschiedenen<br />

Schwierigkeitsgraden führen hinauf<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43


AUF TOUR<br />

Typisch Nationalpark:<br />

Etwa die Hälfte<br />

des Gebiets ist<br />

vegetationsfrei.<br />

Foto: swiss-<strong>im</strong>age.ch / Robert Bösch<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


100 Jahre Nationalpark Schweiz<br />

<strong>Der</strong> Stern<br />

am Bergh<strong>im</strong>mel<br />

Seit 1914 gibt es in Graubünden ein Stück Land,<br />

auf dem sich Natur ungestört entwickeln kann.<br />

Aber selbst hier ist die Wildnis noch nicht wieder<br />

zu 100 Prozent hergestellt. Von Dominik Prantl


Guter Einstieg für<br />

einen ersten Eindruck:<br />

der Naturlehrpfad über<br />

Margunet (2328 m)<br />

<strong>Der</strong> Mensch wird nur geduldet<br />

– das ist der Grundgedanke<br />

<strong>im</strong> streng geschützen<br />

Nationalpark-Gebiet.<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Foto: swiss-<strong>im</strong>age.ch / Roland Gerth, swiss-<strong>im</strong>age.ch / Andrea Badrutt, Archiv Nationalpark<br />

Die Wahl fiel ausgerechnet auf<br />

den Tannenhäher. Dabei ist es<br />

nicht etwa so, dass es keine Alternative<br />

<strong>im</strong> Schweizerischen<br />

Nationalpark gegeben hätte:<br />

den stolzen Rothirsch beispielsweise mit<br />

seinem <strong>im</strong>posanten Geweih, den Steinbock<br />

mit seinen Furcht einflößenden Hörnern<br />

oder auch den Bartgeier mit seinen<br />

gewaltigen Schwingen. Selbst das Murmeltier<br />

bringt ein gewisses Kampfgewicht<br />

als Konkurrent auf die Waage, zumindest<br />

gegen den kleinen Piepmatz. Aber ausgerechnet<br />

dieser dunkelbraune und Arvensamen<br />

verbuddelnde Vogel mit seinen <strong>weiße</strong>n<br />

Tupfen auf der Brust schaffte es zum<br />

Wappentier des Schweizerischen Nationalparks.<br />

»Dank seiner Ernährungsstrategie<br />

ist er zum Sinnbild für das Zusammenleben<br />

in der Natur geworden«, steht als Begründung<br />

für das Tannenhäher-Signet auf<br />

der Webseite des Nationalparks.<br />

Zusammenleben in der Natur. Längst ist<br />

das keine Selbstverständlichkeit mehr,<br />

nicht einmal in den Alpen, wo Natur zu einem<br />

reinem Gegenstand degeneriert, der<br />

nach wirtschaftlichem Belieben geformt,<br />

verdrahtet und zurechtgestutzt wird. Dass<br />

der Schweizerische Nationalpark am 1.<br />

August sein 100-jähriges Bestehen feiert,<br />

ist Menschen wie Paul Sarasin zu verdanken,<br />

der bereits 1910 bemerkte: »Da nun<br />

die Welt erobert ist, gilt es jetzt, diese Welt<br />

zu erhalten.«<br />

Kleines Areal der Superlative<br />

Vielleicht, besser: hoffentlich, wäre Sarasin<br />

als Mitbegründer des Schweizerischen Nationalparks<br />

auch ein wenig stolz, für welches<br />

Juwel er sich da vor hundert Jahren<br />

stark gemacht hat. Ziel war, ein Stück Land<br />

zu sichern, das sich vom Menschen ungestört<br />

entwickeln kann. Nachdem die Fläche<br />

<strong>im</strong>mer wieder in Nuancen verändert wurde,<br />

zuletzt 2000 durch die Erweiterung der<br />

3,6 Quadratkilometer großen Seenplatte<br />

von Macun, umfasst der Park <strong>im</strong> südöstlichen<br />

Graubünden heute 170 Quadratkilometer.<br />

Alleine das Münchner Stadtgebiet<br />

ist mit 310 Quadratkilometern fast doppelt<br />

so groß. Im Vergleich dazu, welche Flächen<br />

der Mensch in seinem Expansionshunger<br />

in sich hineinfrisst, wurde die Natur quasi<br />

mit Brotkrumen zum ungestörten Entwickeln<br />

abgespeist. Noch dazu in einem<br />

Gebiet, wo die landschaftlichen wie kulturellen<br />

Attraktionen – nach heutigem<br />

Verständnis – eher rar sind: Ungefähr die<br />

Hälfte der Fläche besteht aus Geröll, Fels,<br />

Stein, Eis. <strong>Der</strong> höchste Berg misst 3165 Meter<br />

und ist – alpinistisch gesehen – eher<br />

etwas für ambitionierte Wanderer.<br />

Interessanterweise reicht es dennoch zum<br />

Areal der Superlative, und zwar locker:<br />

Erster Nationalpark der Alpen, erster Nationalpark<br />

in Mitteleuropa, größtes Totalgebiet<br />

der Schweiz, seit 1979 Unesco-<br />

Biosphärenreservat, und dann eben dieser<br />

alpenweit unerreichte Status der Weltnaturschutzunion<br />

IUCN: Reservat der Kategorie<br />

1a. Das heißt unter anderem: keine<br />

Hunde, keine Wintersportarten, keine<br />

Mountainbikes, und erst recht keine Liftanlagen<br />

oder Jagd. <strong>Der</strong> Mensch hat auf den<br />

von ihm angelegten Wegen zu bleiben.<br />

»Diese Kategoriezugehörigkeit 1a war in<br />

einer Gunstsituation möglich«, sagt Heinrich<br />

Haller, Leiter des Nationalparks. »Das<br />

wäre heute nicht mehr einrichtbar.«<br />

150 000 Besucher pro Jahr<br />

Trotz all der Verbote ist der 1a-Park weit<br />

mehr als nur jenes Naturexper<strong>im</strong>ent und<br />

Forschungsareal, als den ihn seine Hüter<br />

von der Nationalparkverwaltung vorrangig<br />

interpretieren. Schon den Gründern<br />

war offenbar ziemlich klar, dass sich der<br />

Mensch nicht aussperren lässt. So schrieb<br />

Johann Wilhelm Coaz, einer der Parkinitiatoren,<br />

noch in der Entstehungsphase<br />

des großen Naturschutzgebiets: »Mit Gründung<br />

des Nationalparks wird zu den vielen<br />

bestehenden ein neuer Anziehungspunkt<br />

edelster Art geschaffen.« Dabei gab es damals<br />

keine Rothirsche, keine Steinböcke,<br />

keine Bartgeier; zwei Jäger hatten hier<br />

1904 den letzten Bären der Schweiz erlegt.<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das<br />

Gebiet um den Ofenpass eine in die wirtschaftliche<br />

Bedeutungslosigkeit abgedriftete<br />

ehemalige Bergbauregion, der auch<br />

noch die brach liegende Holzwirtschaft<br />

und die Maul- und Klauenseuche zusetzte.<br />

Kurzum: die perfekte Peripherie, um der<br />

Wildnis ohne allzu großen Widerstand ein<br />

bisschen Raum zu gewähren.<br />

Inzwischen ist der Nationalpark ein natürlicher<br />

Star am touristischen Firmament<br />

der Schweizer Alpen. 150 000 Besucher<br />

lassen sich jährlich auch ohne Ballermannisierung<br />

der hiesigen Berge locken.<br />

Paul Sarasin, einer<br />

der Mitbegründer<br />

des Schweizerischen<br />

Nationalparks, bemerkte<br />

schon 1910:<br />

»Da nun die Welt<br />

erobert ist, gilt<br />

es jetzt, diese Welt<br />

zu erhalten.«<br />

INFO<br />

Zahlen, Fakten<br />

und Termine<br />

Fläche: 170,3 km²<br />

Höhenlage: 1400 m (Clemgia/Scuol) bis<br />

3174 (Piz Pisoc)<br />

Wegenetz: 80 km, davon zwei alpine Routen<br />

Vegetation: 28 % Wald, 21 % alpine Matte,<br />

51 % vegetationsfrei (Geröll, Fels, Firn,<br />

Wasser)<br />

Nationalparkzentrum: Mitten in Zernez<br />

liegt das Besucherzentrum Schweizerischer<br />

Nationalpark, Eintritt Erwachsene 7 CHF,<br />

7530 Zernez , Tel. 0049/81/851 41 41,<br />

www.nationalpark.ch<br />

Exkursionen: Geführte Wanderungen fi nden<br />

jeweils am Dienstag und Donnerstag statt.<br />

Privatführungen auf Anfrage.<br />

Freilichtspektakel: Von 11. Juli bis 16.<br />

August fi ndet in Zernez jeweils donnerstags,<br />

freitags und samstags um 20.30 Uhr das<br />

Freilichtspektakel Laina Viva über die Gründung<br />

des Nationalparks statt.<br />

Die Parlamentarische Delegation 1913 in<br />

der Val Cluozza<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47


Die Wanderung über die Alp la Schera bietet für jeden etwas.<br />

Zum Jubiläum gibt<br />

es Münzen und<br />

Briefmarken. Die<br />

Feier am 1. August<br />

überträgt das<br />

Schweizer Fernsehen<br />

live – zur<br />

besten Sendezeit.<br />

KOMPAKT<br />

Zug fahren, schlafen, orientieren<br />

Anreise: Die Region des<br />

Schweizerischen Nationalparks<br />

ist sehr gut mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zu<br />

bereisen. Die am Nationalpark<br />

angrenzenden Orte<br />

wie S-chanf, Zernez, Lavin<br />

oder Scuol werden von der<br />

Rhätischen Bahn angefahren,<br />

an der quer durch den<br />

Nationalpark führenden Ofenpassstraße<br />

hält der regelmäßig<br />

verkehrende Postbus<br />

an sechs Wanderparkplätzen.<br />

Wanderhotel: Direkt <strong>im</strong><br />

Nationalpark gibt es nur wenige<br />

Unterkünfte. Auf Wanderer<br />

ausgerichtet ist das Hotel Parc<br />

Naziunal Il Fuorn direkt an<br />

der Ofenpassstraße, CH-7530<br />

Zernez, Tel. 00 41/81/<br />

8 56 12 26, www.ilfuorn.ch,<br />

auch <strong>im</strong> Winter geöffnet,<br />

Ü mit Frühstück ab 50 CHF<br />

pro Person<br />

Hütte: Nur zu Fuß – von<br />

Zernez in etwas mehr als drei<br />

Stunden – ist die Chamanna<br />

Wer heute dem Naturlehrpfad über Margunet<br />

folgt, trifft häufig auf Wanderer mit<br />

dermaßen großen Kameraobjektiven und<br />

Fernrohren, dass selbst Heinz Sielmann<br />

neidisch geworden wäre. Domenic Godly,<br />

einer der Parkwärter, meint angesichts<br />

der enormen Huftierkonzentration: »<strong>Der</strong><br />

Bartgeier lebt hier in Saus und Braus«. Er<br />

hofft, dass sich Bär und Wolf demnächst<br />

nicht mehr nur auf Stippvisite blicken lassen.<br />

Aber natürlich hätten es die Raubtiere<br />

leichter, anderswo ein paar träge Schafe<br />

zu reißen als an Hängen mühsam den gut<br />

trainierten Hirschen hinterher zu hecheln.<br />

Fast 2000 Stück Rotwild treiben sich heute<br />

zur Sommerzeit <strong>im</strong> Nationalparkgebiet<br />

herum. Im Herbst lassen sich an Spitzentagen<br />

bis zu 1000 Touristen vom inbrünstigen<br />

Geröhre der Hirsche ins Val Trupchun,<br />

dem Hirschbrunft-Tal der Alpen schlechthin,<br />

locken. »Es wurde schon darüber gesprochen,<br />

das zu begrenzen und mit Tickets<br />

zu regulieren«, meint Godly.<br />

Menschen und Motoren<br />

Manchmal entsteht der Eindruck, dass den<br />

Verantwortlichen der eigene Erfolg fast etwas<br />

unhe<strong>im</strong>lich ist. Denn auch wenn Haller,<br />

der Nationalparkleiter, glaubwürdig<br />

versichert: »Es geht bei all unseren Kampagnen<br />

nicht darum, dass möglichst viele<br />

Leute kommen«, so treibt es die Menschen<br />

scharenweise auf manche der für den<br />

Wildwuchs streng regulierten 80 Wanderkilometer.<br />

Das Jubiläumsjahr wird den Promistatus<br />

des Parks noch stärker festigen.<br />

Schon <strong>im</strong> März erreichte die Gesamtauflage<br />

der Artikel über das Schutzgebiet sechs<br />

Millionen. Eine Jubiläums-Sondermünze<br />

aus Gold gibt es mittlerweile ebenso wie<br />

Cluozza (1882 m) zu erreichen,<br />

Tel. 00 41/81/8 56 12 35,<br />

www.cluozza.ch, geöffnet von<br />

Mitte Juni bis Mitte Oktober, Ü<br />

pro Person (ohne Ermäßigung)<br />

ab 30 CHF, mit HP ab 66 CHF<br />

Unterkunftssuche:<br />

Graubünden Ferien,<br />

www.graubuenden.ch<br />

Karte: Die Wanderkarte<br />

Nationalpark 1:50 000 ist mit<br />

entsprechendem Wanderführer<br />

für 20 CHF <strong>im</strong> Nationalparkzentrum<br />

in Zernez erhältlich.<br />

eine Jubiläums-Briefmarke. Die am 1. August<br />

stattfindende Feier zum 100-jährigen<br />

Bestehen überträgt das Schweizer Fernsehen<br />

von 21 Uhr an live. Auf der Webseite<br />

lautet der Werbeslogan seit einiger Zeit:<br />

»100 Jahre echt wild«.<br />

Allerdings hat sich die Wildnis selbst in<br />

einem Jahrhundert noch <strong>im</strong>mer nicht das<br />

gesamte Gebiet zurück erobern können. In<br />

dem trockenen, niederschlagsarmen Gebiet<br />

bleiben die Zeugen menschlichen Wirtschaftens<br />

besonders lange erhalten. Die<br />

Spuren von Kahlschlägen, Alpwirtschaft<br />

und Kalkbrennerei sind vielerorts weiterhin<br />

zu sehen. Zudem wurde noch 1957 ein<br />

Wasserkraftwerk <strong>im</strong> Nationalparkgebiet genehmigt.<br />

Auf der Ofenpassstraße, der großen<br />

Verkehrsader der Region, fahren, nein,<br />

donnern Motorräder weithin hörbar durch<br />

die sonst per Regeln und Gesetze penibel<br />

gepflegte – und damit letztlich künstlich<br />

aufrecht erhaltene – Naturlandschaft.<br />

Nicht einmal hier lässt sich bislang die<br />

Hundert-Prozent-Wildnis garantieren. So<br />

sagt Haller auch: »Ich bin guter Dinge, dass<br />

der Nationalpark als zeitlose Einrichtung<br />

seiner Best<strong>im</strong>mung gerecht werden kann.«<br />

Er meint die ungestörte Entwicklung der<br />

Natur, oder in Sarasins Worten: Dass ein<br />

bisschen von der Welt so erhalten bleibt.<br />

Was den Tannenhäher betrifft, so hilft er bei<br />

dieser Best<strong>im</strong>mung mit: Seine Vorratslager<br />

an Arvensamen für den Winter findet er in<br />

etwa einem von fünf Fällen nicht wieder –<br />

damit trägt er zum Aufforsten des Waldes<br />

bei. Hinter seiner Wahl zum Wappentier<br />

versteckt sich vielleicht aber noch eine andere<br />

Botschaft: Kein Lebewesen ist zu klein,<br />

als dass es nicht zu Höherem taugt. ◀<br />

Fotos: swiss-<strong>im</strong>age.ch/Roland Gerth, swiss-<strong>im</strong>age.ch/Nico Schaerer, Nationalpark/Hans Lozza, swiss-<strong>im</strong>age.ch/Nico Schaerer<br />

48 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


TOUREN<br />

Die Big Five des Schweizerischen Nationalparks<br />

An kaum einem anderen Ort gibt es die Möglichkeit, so einfach Gämse, Steinbock, Steinadler, Bartgeier<br />

und Murmeltier zu beobachten. Postbusse fahren von sechs Parkplätzen zurück zum Ausgangspunkt.<br />

1 Die Murmeltiere der Alp<br />

Gr<strong>im</strong>mels (2050 m)<br />

▶ leicht 2 Std.<br />

330 Hm 330 Hm<br />

Charakter: Einfache Rundwanderung,<br />

auch für Kinder geeignet<br />

– schon allein wegen der zahlreichen<br />

fetten Murmeltiere, die auf der von<br />

Bauten unterhöhlten Alp Gr<strong>im</strong>mels<br />

bereits <strong>im</strong> Juni rekordverdächtige<br />

Werte auf die Waage bringen.<br />

Start-/Endpunkt: Champlönch/P1<br />

(1838 m)<br />

Route: Champlönch (P1) – Alp<br />

Gr<strong>im</strong>mels (2050 m) – Bügliets – P2 –<br />

Champlönch (P1)<br />

Heinrich Haller (laut Eigenaussage).<br />

Geboten ist dabei für jedes Gemüt<br />

etwas: Bergwerkstollen, alte Zirben,<br />

geologische Phänomene, jede Menge<br />

Edelweiß, das Gackern der Schneehühner,<br />

ein grandioses Panorama<br />

am Horizont, Steinadler über dem<br />

H<strong>im</strong>mel. Am Ende lohnt eine Einkehr<br />

<strong>im</strong> Nationalparkhotel Il Fuorn (viele<br />

Biker, aber gute Küche).<br />

Startpunkt: Buffalora (1968 m)<br />

Endpunkt: Hotel Parc Naziunal Il<br />

Fuorn/P6 (1794 m)<br />

Route: Buffalora – Alp Marangun –<br />

Nationalparkgrenze – Munt la Schera<br />

(2586 m) – Alp la Schera – Parkplatz<br />

am Hotel Parc Naziunal Il Fuorn.<br />

Alternativen: Wer nicht genug hat,<br />

kann von der Alp la Schera statt<br />

nach Il Fuorn auch links zum Vallun<br />

Chafuol (P3) abbiegen und über<br />

den Sattel Murter (2545 m) zur<br />

Chamanna Cluozza (1882 m) oder<br />

Zernez wandern. Das verlängert die<br />

Unternehmung locker um vier bzw.<br />

sechs Stunden (Zernez).<br />

4 Die Hirsche unter der<br />

Fuorcla Trupchun (2782 m)<br />

▶ mittel 8 Std.<br />

1110 Hm 1110 Hm<br />

Charakter: Auf dem ersten Abschnitt<br />

bis zur extrem wildreichen<br />

Alp Trupchun vor allem während der<br />

Hirschbrunft <strong>im</strong> späten September<br />

unglaublich viel begangene Route mit<br />

extrem hoher Teleobjektivdichte. Mit<br />

zunehmender Steilheit des schottrigen<br />

Weges hinauf zum Pass (Fuorcla)<br />

dünnt der Strom der Wanderer aus<br />

– während an vielen Tagen dafür die<br />

Zahl der Steinböcke merklich zun<strong>im</strong>mt.<br />

Start-Endpunkt: S-chanf (1662 m),<br />

mit dem Auto bei Prasüras parken<br />

Route: S-chanf – Prasüras – Punt<br />

da Scrings – Val Mela – Alp Trupchun<br />

(2040 m) – Fuorcla Trupchun (2782<br />

m) – und zurück nach S-chanf.<br />

5 Die Seenplatte von Macun<br />

▶ schwierig 7–8 Std.<br />

1500 Hm 1560 Hm<br />

Charakter: Lange und alpine<br />

Wanderung zu den 23 Seen von<br />

Macun, die trotz ihrer Lage zwischen<br />

2600 und 2700 Metern verschiedene<br />

Fischarten wie die Bachforelle<br />

beherbergen. Felsblöcke und Schutt<br />

erfordern in Auf- und Abstieg Kondition<br />

und Trittsicherheit.<br />

Startpunkt: Bahnhof Zernez (1471)<br />

Endpunkt: Bahnhof Lavin (1412 m)<br />

Route: Zernez – Plan Sech – Munt<br />

Baselgia (2945 m) – Fuorcletta da<br />

Barcli – Macun – Alp Zeznina – Lavin.<br />

2 Die Gämsen von Margunet<br />

(2328 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

460 Hm 460 Hm<br />

Charakter: Kurzer, wenn auch<br />

teilweise steiler Rundweg entlang<br />

eines fünfsprachigen Nationalpark-<br />

Lehrpfades, vorbei an Edelweißhängen,<br />

Gämsenrudeln und dem Ort<br />

der Bartgeieraussetzungen zwischen<br />

1991 und 2007. Oft sind auf den<br />

vielen freien Flächen auch Hirsche<br />

und Murmeltiere zu sehen. Perfekt für<br />

all jene, die einen kurzen Überblick<br />

gewinnen wollen.<br />

Start-/Endpunkt: P7 (1878 m)<br />

Route: P7 – Val dal Botsch – Margunet<br />

(2328 m) – Val da Stabelchod<br />

– Stabelchod – P8 – P7<br />

3 Steine und Steinadler am<br />

Munt la Schera (2586 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

630 Hm 800 Hm<br />

Charakter: Eine der Lieblingswanderungen<br />

des Parkdirektors<br />

6 <strong>Der</strong> höchste Punkt Piz<br />

Quattervals (3165 m)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1360 Hm 1360 Hm<br />

Charakter: Ausgesetzte und<br />

anspruchsvolle Tour zum höchsten,<br />

vollständig <strong>im</strong> Nationalpark gelegenen<br />

Gipfel. Auf der zweiten Weghälfte<br />

ist wegen der schwierigen, von der<br />

Schneelage abhängigen Wegfi ndung<br />

(Nordexposition) gutes Orientierungsvermögen<br />

notwendig, zudem herrscht<br />

teilweise Steinschlaggefahr. Wer die<br />

Tour direkt von Zernez aus angeht,<br />

benötigt bis zur Chamanna Cluozza<br />

drei Stunden Gehzeit. Eine Hütten-<br />

Übernachtung ist daher ratsam.<br />

Start- Endpunkt: Chamanna Cluozza<br />

(1862 m, siehe Bild)<br />

Route: Chamanna Cluozza – Valletta<br />

– Piz Quattervals – und retour.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49


ALPINISMUS<br />

Psychologie-Serie: Berge <strong>im</strong> Kopf<br />

Beste Voraussetzung<br />

für hohe Motivation:<br />

ein selbst gewähltes<br />

Ziel, wie beispielsweise<br />

der Murallòn für<br />

Stefan Glowacz<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Teil 1: Motivation<br />

Die Wahl der Qual<br />

Bergsteigen ist mühsam, hin und<br />

wieder auch gefährlich. Trotzdem<br />

machen es viele. Was motiviert sie?<br />

Mit dieser Frage startet die neue<br />

Serie des BERGSTEIGER: In zehn<br />

Folgen dreht sie sich um all die<br />

psychischen Herausforderungen,<br />

denen man am Berg begegnet.<br />

Von Dagmar Steigenberger<br />

Warten auf gutes Wetter zermürbt nur Unvorbereitete, sagt Glowacz.<br />

Fotos: Klaus Fengler (2)<br />

<strong>Der</strong> Sturm peitscht ihnen harte<br />

Eiskristalle in die Gesichter.<br />

Kein noch so kleiner Strauch,<br />

der ihnen Deckung bieten könnte,<br />

keine noch so einfache Hütte,<br />

in der sie Zuflucht finden würden. Es<br />

ist das dritte Jahr in Folge, in dem die beiden<br />

deutschen Extrembergsteiger Stefan<br />

Glowacz und Robert Jasper zum Murallòn<br />

aufgebrochen sind. Im Jahr zuvor hatte<br />

sie ein Sturm 250 Meter unter dem Gipfel<br />

zur Umkehr gezwungen, ihre Seile und<br />

Zelte zerfetzt. Auch dieses Mal beginnen<br />

ihre Tage frühmorgens mit stundenlanger<br />

Schaufelarbeit, um die Zelte von der meterhohen<br />

Schneeschicht zu befreien. Danach<br />

harren sie <strong>im</strong> spartanischen Basislager aus,<br />

mit Trockennahrung und kaum Möglichkeiten<br />

zur Ablenkung. Wann kommt ein<br />

Schönwetterfenster? Kommt es überhaupt?<br />

Es kommt: In 48 Stunden klettern Glowacz<br />

und Jasper <strong>im</strong> November 2005 durch die<br />

1000 Meter hohe Nordwand des Murallòn<br />

und erreichen nach einer Biwaknacht auf<br />

einem schmalen Felsband den Gipfel.<br />

Und das alles aus Neugierde. Sagt zumindest<br />

Stefan Glowacz. Auf die Frage, warum<br />

er auf Berge klettert, antwortet er: »Ich<br />

bin einfach ein neugieriger Mensch. Ich<br />

möchte Neues entdecken und Dinge tun,<br />

die mich herausfordern.«<br />

<strong>Der</strong> Nomade in mir<br />

Die Frage nach dem Warum hat auch den<br />

Sozialwissenschaftler Ulrich Aufmuth umgetrieben,<br />

der mit seinem bekanntesten<br />

Ulrich Aufmuth<br />

glaubt, in der<br />

Leidenschaft fürs<br />

Bergsteigen den<br />

Wunsch nach der<br />

verlorenen Wildnis<br />

wiederzuerkennen.<br />

Buch »Zur Psychologie des Bergsteigens«<br />

in den 1980er-Jahren als einer der Experten<br />

auf diesem Gebiet galt. Er glaubt, <strong>im</strong><br />

Bergsteigen den Wunsch nach der verlorenen<br />

Wildnis wieder zu erkennen, den vor<br />

allem die Menschen in westlichen Zivilisationen<br />

verspüren. »Vieles von dem, was<br />

uns <strong>im</strong> Alltag an grundlegenden und zu einem<br />

vollständigen Menschsein notwendigen<br />

Erfahrungsmöglichkeiten genommen<br />

ist, gibt uns das Leben in der Wüstenlandschaft<br />

der Berge in einer geballten Form<br />

zurück«, erklärt Aufmuth. <strong>Der</strong> Menschheit<br />

liege das Nomadentum, das neun Zehntel<br />

ihrer Geschichte best<strong>im</strong>mt habe, nach<br />

wie vor <strong>im</strong> Blut. So führt der Soziologe die<br />

Sehnsüchte nach Freiheit, Weite und Regellosigkeit<br />

– kurz: nach dem Bergsteigen<br />

– letztlich auf die Gene zurück.<br />

Seine jüngeren Kollegen stehen einer<br />

allgemeinen Theorie, die die Motivation<br />

fürs Bergsteigen erklären soll, skeptisch<br />

gegenüber. <strong>Der</strong> Diplom-Psychologe und<br />

Erlebnispädagoge Martin Schwiersch sagt:<br />

»Es gibt viele unterschiedliche Motive:<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 51


Eines ist bei allen<br />

<strong>Bergsteiger</strong>n gleich:<br />

Am Anfang ihrer<br />

Leidenschaft<br />

steht zwangsläufig<br />

der Erfolg.<br />

Zum Rückzug gezwungen: Robert Jasper und Stefan Glowacz <strong>im</strong> zweiten Jahr am Murallòn<br />

Bergsteigen schafft Identität, verleiht einen<br />

Status, es verhilft einem zu Anerkennung.«<br />

Nur das Motiv der Todessehnsucht,<br />

die Extrembergsteigern bisweilen attestiert<br />

wird, bezeichnet er als »reinen Quatsch.<br />

Wir können den Menschen durchaus trauen,<br />

wenn sie das Gefühl von Lebendigkeit<br />

als Grund für ihr Handeln angeben.«<br />

Eines jedoch sei bei allen <strong>Bergsteiger</strong>n<br />

gleich: Am Anfang ihrer Leidenschaft steht<br />

der Erfolg. Das Unterwegs-Sein <strong>im</strong> Gebirge<br />

befriedige ihre Motive, sei es nun die<br />

Sehnsucht nach Anerkennung, nach Kontrolle<br />

über den Körper, nach Gruppenzu-<br />

Leserumfrage<br />

Wir wollten von<br />

unseren Lesern wissen,<br />

was ihre hauptsächliche<br />

Motivation<br />

be<strong>im</strong> Wandern und<br />

Bergsteigen ist.<br />

Hier das Ergebnis:<br />

10%<br />

15%<br />

4%<br />

4%<br />

Leidenschaft ist, was Leiden schafft: Stefan<br />

Glowacz’ Hände nach aufreibendem Einsatz<br />

4%<br />

Einkehr<br />

Freunde<br />

Gipfel sammeln<br />

Sportl. Betätigung<br />

Naturerlebnis<br />

67% %<br />

gehörigkeit oder anderes. »<strong>Der</strong> Erfolg führt<br />

dazu, dass man es weiter macht«, sagt<br />

Schwiersch, »auch wenn sich die Motive<br />

fürs Bergsteigen mit der Zeit verändern«.<br />

Selbst wenn jemand keine Antwort auf die<br />

Frage nach dem Warum weiß, hat das für<br />

Schwiersch nichts mit Gedankenlosigkeit<br />

zu tun: »Wenn jemand voll motiviert ist,<br />

dann ist es ihm egal, warum das so ist.<br />

Man muss das Motiv nicht kennen, um<br />

Motivation zu spüren.« Meist werde nach<br />

dem Motiv ohnehin erst gefragt, wenn die<br />

Motivation zu Schwierigkeiten führt.<br />

Nur selbst gewählte Ziele motivieren<br />

Wenn Stefan Glowacz mehrere unmotivierte<br />

Phasen erlebt, »Phasen, wo ich nicht<br />

an das Projekt glaube«, dann weiß er, »da<br />

st<strong>im</strong>mt was mit dem Ziel nicht«. Be<strong>im</strong> Murallòn<br />

gab es diese Phasen nie. Tatsächlich<br />

war der Extrembergsteiger »besessen von<br />

dem Projekt«, wie er selbst sagt. Und das,<br />

obwohl er wusste, was ihn an Strapazen<br />

erwarten würde. »Das war part of the<br />

game«, stellt Glowacz achselzuckend fest.<br />

»So etwas überrascht dich nur, wenn du<br />

dich zuvor nicht ausreichend mit deinem<br />

Projekt auseinander gesetzt hast.«<br />

Oft genug müssen sich Extrembergsteiger<br />

nach solchen Abenteuern den Vorwurf gefallen<br />

lassen, Egoisten zu sein. Sie machen,<br />

was sie wollen, und nehmen dabei keine<br />

Rücksicht – nicht einmal auf ihren eigenen<br />

Körper. Genau das scheint aber der<br />

Schlüssel zur hohen Kunst der Motivation<br />

zu sein: Wer ein schwieriges Ziel bewusst<br />

und aus freiem Willen wählt, n<strong>im</strong>mt da-<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


INFO<br />

Theorien zur Motivationspsychologie<br />

Fotos: Klaus Fengler (3)<br />

Schneestürme stellen die Motivation für den Gipfel auf eine harte Probe.<br />

für auch harte Entbehrungen in Kauf.<br />

Glowacz ist deshalb überzeugt davon, dass<br />

man niemand anderen außer sich selbst<br />

motivieren kann: »Wenn ich mich von außen<br />

motivieren lasse, dann kommt irgendwann<br />

der Zeitpunkt, wo ich feststelle: Das<br />

will ich ja gar nicht selbst.« Wenn er Vorträge<br />

für Unternehmen hält, beschränkt<br />

sich der Extremkletterer darauf, die Menschen<br />

zu inspirieren. »Motivieren müssen<br />

sie sich schon selbst«, sagt er. »Ich bin ja<br />

keine Motivations-Tankstelle.«<br />

Auch Psychologe Schwiersch ist skeptisch,<br />

was die Fremd-Motivation fürs Bergsteigen<br />

anbelangt. Für Kinder hat er dennoch<br />

TIPP<br />

Zur Psychologie<br />

des Bergsteigens<br />

<strong>Der</strong> Soziologe und Psychotherapeut Ulrich<br />

Aufmuth hat mehrere Bücher zu den psychologischen<br />

Hintergründen des Bergsteigens<br />

geschrieben. Sein berühmtestes trägt<br />

den Titel »Zur Psychologie des Bergsteigens«<br />

und befasst sich auf unterhaltsame<br />

Weise mit der Frage,<br />

warum man als<br />

Breitensportler wie<br />

auch als Extremer<br />

auf Berge steigt. Erschienen<br />

<strong>im</strong> Fischer<br />

Taschenbuch Verlag,<br />

Frankfurt am<br />

Main 1988; nur<br />

noch gebraucht<br />

erhältlich.<br />

ein Rezept parat: »Wichtig ist, dass andere<br />

Kinder bei der Wanderung dabei sind und<br />

dass es spielerisch bleibt. Kinder denken<br />

nicht vorrangig in Zielen.« Davon, den<br />

eigenen Partner motivieren zu wollen,<br />

rät Schwiersch allerdings ab. »Da läuft<br />

man Gefahr, Beziehungskonflikte übers<br />

Bergsteigen auszutragen. Oder der eine<br />

marschiert anfangs nur dem anderen zuliebe<br />

mit, zieht sich aber mit den Jahren<br />

zurück, weil ihm langfristig das eigene<br />

Motiv fehlt.«<br />

Disziplin macht glücklich<br />

Denjenigen, denen die Motivation schwer<br />

fällt, rät Schwiersch zu einem einfachen<br />

Trick: »Machen Sie Ihr Vorhaben öffentlich.«<br />

Wochenprotokolle helfen bei der<br />

Selbstkontrolle, Verabredungen mit Trainingspartnern<br />

sorgen für Regelmäßigkeit.<br />

Denn Disziplin funktioniert ähnlich einem<br />

Muskel: Sie wird stärker durch Training.<br />

Angeblich macht sie sogar glücklich.<br />

Deutsche und US-amerikanische Psychologen<br />

um Wilhelm Hofmann von der University<br />

of Chicago fanden kürzlich in einer<br />

Studienreihe heraus: Menschen sind zufriedener<br />

mit ihrem Leben, wenn sie sich<br />

in Disziplin üben oder anstrengen mussten,<br />

um ein Ziel zu erreichen.<br />

Wir wussten es ja schon <strong>im</strong>mer: Bergsteigen<br />

macht einfach glücklich!<br />

◀<br />

VORSCHAU: Nehmen Sie an der nächsten Leserumfrage<br />

Mitte Juli auf www.bergsteiger.de teil und<br />

lesen Sie anschließend in Ausgabe 10/2014 alles<br />

über Teamgeist, Gruppendynamik und Verantwortung.<br />

Alles, was wir tun, wird von Bedürfnissen<br />

angetrieben. Diese Bedürfnisse können einen<br />

biologischen Ursprung haben wie Hunger und<br />

Durst; sie können aber auch psychologisch<br />

und sozial bedingt sein, wie beispielsweise<br />

das Streben nach Erfolg. Das Zusammenspiel<br />

von Bedürfnissen und Situationen<br />

schafft die Motivation für ein best<strong>im</strong>mtes<br />

Verhalten. Je ausgeprägter diese Motivation<br />

ist, desto stärker werden wir angetrieben, das<br />

entsprechende Verhalten zu zeigen.<br />

Das erste Modell zur Motivationspsychologie<br />

entwickelte Abraham H. Maslow ab 1943<br />

auf der Grundlage einer hierarchischen<br />

Anordnung von Bedürfnissen. Körperliche<br />

Grundbedürfnisse erschienen ihm am wichtigsten,<br />

gefolgt von sozialen Grundbedürfnissen<br />

wie jene nach Liebe, Zugehörigkeit<br />

und Geborgenheit. Erst wenn diese erfüllt<br />

sind, folgen die sogenannten Wachstums-<br />

Bedürfnisse nach sozialer Anerkennung,<br />

nach Selbstverwirklichung und schließlich<br />

das Bedürfnis nach Transzendenz. Maslow<br />

geht davon aus, dass zuerst die jeweils<br />

untere Ebene der Bedürfnishierarchie befriedigt<br />

sein muss, bevor man sich anderen<br />

Bedürfnissen zuwendet. Das Bedürfnis, auf<br />

Berge zu steigen, gehört in die Kategorie<br />

der Wachstums-Bedürfnisse. Allerdings ist<br />

das Maslow’sche Modell mittlerweile unter<br />

Psychologen umstritten, da die Aufteilung<br />

der Bedürfnisklassen empirisch nicht<br />

bestätigt ist.<br />

Heutzutage gehen Motivationspsychologen<br />

von drei gleichwertigen sozialen Grundmotiven<br />

aus: von den Bedürfnissen nach Macht bzw.<br />

Kontrolle, Anschluss und Leistung. Wie groß<br />

das Bedürfnis nach Leistung ist, hängt von<br />

früheren Erfolgs- und Misserfolgs-Erfahrungen<br />

ab – und davon, wie sehr man die mögliche<br />

Belohnung schätzt. Belohnung kann von<br />

außen kommen (extrinsische Motivation)<br />

oder aus einem selbst<br />

heraus (intrinsische<br />

Motivation); letztere<br />

wirkt langfristiger.<br />

Selbstverwirklichung<br />

Wachstumsbedürfnisse<br />

Defizitbedürfnisse<br />

Transzendenz<br />

Soziale Anerkennung<br />

Soziale Beziehungen<br />

Sicherheit<br />

Körperliche Grundbedürfnisse<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 08/14<br />

Dolomiten, Walliser, Zillertaler,<br />

Chiemgauer Alpen, Rofan, Karwendel<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

2 Cap. Margherita,<br />

3 Vincentpyramide, 5 Ehrwalder Sonnenspitze,<br />

6 Haidachstellwand, 10 Hochgern, leichte<br />

7 Paternkofel, technisch<br />

wenig schwierige Hochtour<br />

auf die Signalkuppe<br />

unschwierige Hochtour<br />

mit toller Aussicht<br />

anspruchsvoll,<br />

mit leichter Kletterei<br />

Teil des Achenseer<br />

5-Gipfel-Klettersteigs<br />

Bergwanderung, auch<br />

für Kinder ab 12 Jahren leichter Kletter-<br />

steig für Einsteiger<br />

1 Rocciamelone,<br />

4 Dufourspitze,<br />

12 Wildangerspitze, 11 Roller, leichte<br />

9 Sextener Rotwand,<br />

schwierige, teils exponierte<br />

Zwei-Tage-Tour<br />

schwierige Überschreitung<br />

mit Gratkletterei<br />

lange, aber unschwierige<br />

Wanderung<br />

Wanderung mit kühlem<br />

Aufstieg <strong>im</strong> Schatten<br />

leichter, aber konditionell<br />

fordernder Steig<br />

8 Toblinger Knoten,<br />

mittelschwierig und<br />

luftig über viele Leitern<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Grajische Alpen Rocciamelone (3538 m)<br />

1<br />

Überschreitung von Europas höchstem Wallfahrtsberg<br />

<strong>Der</strong> erste Teil der Route auf diesen genialen Aussichtsberg führt unschwierig über einen Teilabschnitt<br />

der GTA. Ein Problem stellt <strong>im</strong>mer die Wettersituation dar: Sind Anzeichen von Wolkenbildung schon<br />

vom Gipfel aus sichtbar, besser auf dem Hinweg zurück gehen und nicht die Überschreitung wagen.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 80<br />

1980 Hm | 2 Tage<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talorte: Susa (503 m), La Riposa (2205 m)<br />

Ausgangspunkt/Endpunkt: Rifugio Vulpot (1805 m)<br />

am Malciaussia-Stausee <strong>im</strong> Talschluss des Valle di Viù,<br />

40 km von Lanzo<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Lanzo/<br />

Germagnano, dann weiter per Bus bis Usseglio<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis September<br />

Karte: Fraternali, Carta dei Sentieri, 1:25 000 »Val Susa,<br />

Val Cenischia, Rocciamelone, Val Chisone«<br />

Fremdenverkehrsamt: Turismo Torino e Provincia, Tel. 00 39/<br />

0 11/53 51 81, www.turismotorino.org; lokales Tourismusbüro in<br />

Lanzo, Via Umberto I, Tel. 00 39/01 23/2 80 80<br />

Hütten: Rif. Vulpot, Tel. 00 39/01 23/8 37 71 oder 3 20/<br />

8 40 70 78, www.rifugiovulpot.com. Cap. Sociale Aurelio Ravetto,<br />

Tel. 00 39/0 11/6 27 04 41 oder 3 38/9 00 78 13. Rif. Cà d’Asti,<br />

Tel. 00 39/01 22/3 31 92. Rif. Tazzetti, Tel. 00 39/01 23/8 37 30<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die Querung auf der Alta Via<br />

Val di Susa zum Rifugio Cà d’Asti kann bei Nebel Orientierungsprobleme<br />

bereiten, da die Markierung ausgeblichen und der Pfad<br />

wenig ausgeprägt ist. Zum Gipfel steiles, teils exponiertes Gehgelände,<br />

der Gipfelaufbau ist mit Seil gesichert. <strong>Der</strong> Abstieg zum<br />

Rifugio Tazzetti ist der anspruchsvollste Part. Die Überquerung<br />

des fl achen Gletscherplateaus ist bei guten Bedingungen ohne<br />

Steigeisen möglich. Am Col di Resta trifft man dann auf einen gut<br />

markierten Abstiegspfad, exponiert, aber ohne Kletterei begehbar.<br />

TIPP<br />

Walliser Alpen Capanna Margherita (4554 m)<br />

2<br />

Schlafen zwischen H<strong>im</strong>mel und Erde<br />

Die Capanna Margherita steht auf dem Gipfel der Signalkuppe und ist damit die höchst gelegene<br />

Hütte der Alpen. Hier zu übernachten ist ein einmaliges Erlebnis. Allerdings ist die Akkl<strong>im</strong>atisierung<br />

wichtig, um sich anschließend an die Aussicht und nicht bloß ans Kopfweh zu erinnern.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014– Seite 64<br />

↑ 1150/↓ 2000 Hm |<br />

normale<br />

Hochtourenausrüstung<br />

10 Std.<br />

Talorte: Gressoney (1385/1624 m), Zermatt (1616 m)<br />

Ausgangspunkt: Punta Indren (3275 m)<br />

Endpunkt: Rotenboden (2815 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Martigny,<br />

Bus über den Großen Sankt Bernhard nach Aosta, Zug<br />

bis Pont-Saint-Martin und wieder Bus nach Gressoney;<br />

Seilbahn zur Punta Indren. Vom Rotenboden mit der<br />

Gornergratbahn nach Zermatt und mit der Bahn via Visp<br />

zurück nach Martigny<br />

Gehzeiten: Aufstieg 5 Std., Abstieg 5 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karten/Führer: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1348<br />

»Zermatt«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000,<br />

Blatt 284 T »Mischabel« (inkl. Gressoney auf der Rückseite)<br />

Caroline Fink »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis. Panoramawanderungen,<br />

Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann Verlag,<br />

2014<br />

Informationen: Gressoney/<strong>Mont</strong>e Rosa, Tel. 00 39/01 25/<br />

35 66 70, www.gressoneymonterosa.it; Zermatt Tourismus,<br />

Tel. 00 41/ 27/9 66 81 00, www.zermatt.ch<br />

Hütten: Rifugio Mantova, Tel. 00 39/1 63/7 81 50,<br />

www.rifugiomantova.it;<br />

Capanna Margherita, Tel. 00 39/1 63/9 10 39,<br />

www.rifug<strong>im</strong>onterosa.it<br />

Schwierigkeit: WS (wenig schwierig)<br />

TIPP<br />

Walliser Alpen Vincentpyramide (4215 m)<br />

3<br />

Auf einen wuchtigen Gipfel des <strong>Mont</strong>e Rosa<br />

Die Vincentpyramide erhebt sich <strong>im</strong> südlichen Gebiet des <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massivs als vergletscherte<br />

Kuppe. Neben ihren höheren Nachbarn wirkt sie eher klein, ist <strong>im</strong> Grunde aber ein stolzer Viertausender,<br />

der fantastische Ausblicke bietet.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 64<br />

800 Hm | 5 Std.<br />

normale<br />

Hochtourenausrüstung<br />

Talort: Gressoney (1385/1624 m)<br />

Ausgangspunkt: Punta Indren (3275 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Martigny,<br />

Bus über den Großen Sankt Bernhard nach Aosta, Zug bis<br />

Pont-Saint-Martin und wieder Bus nach Gressoney;<br />

Seilbahn zur Punta Indren<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karten/Führer: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1348<br />

»Zermatt«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000, Blatt 284 T<br />

»Mischabel« (inkl. Gressoney auf der Rückseite)<br />

Caroline Fink »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis. Panoramawanderungen,<br />

Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann Verlag,<br />

2014<br />

Informationen: Gressoney/<strong>Mont</strong>e Rosa, Tel. 00 39/01 25/<br />

35 66 70, www.gressoneymonterosa.it<br />

Hütte: Rifugio Mantova, Tel. 00 39/1 63/7 81 50,<br />

www.rifugiomantova.it<br />

Schwierigkeit: WS (wenig schwierig)


TIPP<br />

Grajische Alpen Rocciamelone (3538 m)<br />

TIPP<br />

1. Tag: Rifugio Vulpot (1805 m) – Rifugio Cà d’Asti (2854<br />

m); 4½ Std., 1210 Hm Aufstieg, 160 Hm Abstieg<br />

Vom Rifugio Vulpot auf der Schotterpiste am Seeufer entlang,<br />

über seinen Zufl uss und nach links der weiß-rot-weiß<br />

markierten GTA südlich bergwärts folgen. In angenehmer<br />

Steigung auf einer schönen Mulattiera zum Colle Croce<br />

di Ferro (2558 m, 2 Std.). Etwas unterhalb der Passhöhe<br />

liegt die Capanna Sociale Aurelio Ravetto (2545 m). Die<br />

ehemalige Kaserne ist seit ein paar Jahren als Unterkunft<br />

hergerichtet worden. Auch wenn Wanderer nur auf einen<br />

Kaffee bleiben, freut sich Hüttenwirt Franco Vigna. Die<br />

GTA-Route quert dann fl ach durch die Ostseite des <strong>Mont</strong>e<br />

Palon auf seine Südseite. Nach einem kurzen Abstieg die<br />

GTA verlassen und nach rechts der weiß-rot markierten<br />

Alta Via Val di Susa folgen. Die Markierungen sind nicht<br />

<strong>im</strong>mer gut ersichtlich. In kurzem Auf und Ab mehr oder<br />

weniger auf gleicher Höhe und durch mehrere Bachgräben<br />

(teilweise rutschiges Gestein) westlich gegen das Rifugio<br />

Cà d’Asti (2854 m, 2½ Std.).<br />

2.Tag: Rifugio Cà d’Asti – Rifugio Vulpot; 6 Std., 770 Hm<br />

Aufstieg, 1820 Hm Abstieg<br />

Walliser Alpen Capanna Margherita (4554 m)<br />

Route: Von der Punta Indren oberhalb von Gressoney gelangt<br />

man in einer knappen Stunde zum Rifugio Mantova.<br />

Zwecks Akkl<strong>im</strong>atisierung eignet sich ein Abstecher auf die<br />

4046 Meter hohe Punta Giordani direkt über der Punta<br />

Indren. Ihren Gipfel erreicht man in gut 2½ Stunden, zwei<br />

Stunden später sitzt man auf der Sonnenterrasse des<br />

Rifugio Mantova. Diese Hütte liegt 200 Meter tiefer als<br />

die benachbarte Capanna Gnifetti, ist jedoch moderner<br />

und weniger überlaufen. Vom Rifugio führt der Weg tags<br />

darauf an der Capanna Gnifetti vorbei und am östlichen<br />

Rand des mächtigen Lysgletschers hoch zu den Gipfeln<br />

des <strong>Mont</strong>e Rosa.<br />

Wer mag, kann unterwegs Vincentpyramide, Balmenhorn,<br />

Schwarzhorn, Ludwigshöhe, Parrotspitze und Zumsteinspitze<br />

besteigen, um schließlich den Gipfel der Signalkuppe<br />

und damit die Capanna Margherita zu erreichen.<br />

Am nächsten Tag führt die Route über den Grenzgletscher<br />

hinab. Dieser Gletscher weist größere Spaltenzonen auf<br />

und sollte früh am Tag und mindestens in Dreierseilschaft<br />

begangen werden. Die Route folgt dem Verlauf der Gletscherzunge<br />

und ist abhängig von den Verhältnissen. Auf<br />

Bei guter Wetterprognose ist meist eine Menge los auf der Hütte<br />

und es empfi ehlt sich, noch vor dem offi ziellen Frühstück zur Gipfelbesteigung<br />

aufzubrechen. Wer es schafft, vor Sonnenaufgang<br />

oben zu sein, darf ein wunderbares Erlebnis mit nach Hause nehmen.<br />

Bis zum Vorgipfel La Crocetta (3306 m) ist der Weg einfach<br />

nur sehr steil, dann kommt Exponiertheit hinzu, doch man darf<br />

sich nun an Seilen festhalten und kann so leicht über den Südgrat<br />

den Gipfel des Rocciamelone (2 Std.), erreichen. Abgesehen<br />

von besonderen Festivitäten ist die Gipfelkapelle geschlossen<br />

(Schlüssel be<strong>im</strong> Hüttenwirt Fulgido Tabone), das Biwak ist jedoch<br />

stets geöffnet. Für den Abstieg zum Rifugio Tazetti auf dem Pfad<br />

unterhalb der Madonnenstatue den Nordwestgrat abwärts. Die<br />

Pfadspuren und Steinmännchen leiten nach ca. 10 Minuten<br />

rechts durch den Hang auf das Gletscherplateau hinunter; dieses<br />

nordöstlich überqueren. Am letzten ins Val di Viù überlappende<br />

Eiscouloir befi ndet sich der Col di Resta (3183 m, 1¼ Std.); dort<br />

auf einen rot-weiß markierten Weg. Im Zickzack durch einen felsigen<br />

Steilhang auf den Kamm, der zum Rifugio Tazzetti (2642 m,<br />

1 Std.) leitet. Auf dem Hüttenweg zunächst steil, dann zunehmend<br />

fl acher über Alpwiesen zurück um Ausgangspunkt (1¾ Std.<br />

Iris Kürschner<br />

einer Höhe von rund 2920 Metern verlässt man den Gletscher,<br />

steigt auf den Sporn von Plattje und folgt Wegmarkierungen bis<br />

zur Neuen <strong>Mont</strong>e-Rosa-Hütte (2883 m); von dieser gelangt man<br />

auf dem Hüttenweg zur Bahnstation Rotenboden oberhalb von<br />

Zermatt.<br />

Caroline Fink<br />

Die höchste Hütte der Alpen<br />

Blick auf Susa be<strong>im</strong> Gipfel-Aufstieg<br />

Foto: Caroline Fink Foto: Iris Kürschner<br />

TIPP<br />

Walliser Alpen Vincentpyramide (4215 m)<br />

Route: Von der Punta Indren oberhalb von Gressoney gelangt<br />

man in einer knappen Stunde zum Rifugio Mantova.<br />

Zwecks Akkl<strong>im</strong>atisierung eignet sich ein Abstecher auf die<br />

4046 Meter hohe Punta Giordani direkt über der Punta Indren.<br />

Ihren Gipfel erreicht man in gut 2½ Stunden, zwei<br />

Stunden später sitzt man auf der Sonnenterrasse des Rifugio<br />

Mantova. Diese Hütte liegt 200 Meter tiefer als die<br />

benachbarte Capanna Gnifetti, ist jedoch moderner und<br />

weniger überlaufen. Vom Rifugio führt der Weg tags darauf<br />

an der Capanna Gnifetti vorbei und am östlichen Rand<br />

des mächtigen Lysgletschers gemächlich und ziemlich<br />

fl ach bis in eine weite Senke, in der man nach rechts<br />

schwenkt. Linkerhand führt die Route hoch zum kleinen<br />

Felszapfen des Balmenhorns (4167 m). Dieses gilt nicht<br />

als eigenständiger Viertausender, erfreut Besucher indes<br />

mit einer <strong>im</strong>mensen Christusstatue und einer Biwakschachtel.<br />

Vom Balmenhorn aus ist zudem die Spur bestens<br />

einsehbar, die technisch einfach auf die etwas weiter<br />

südlich gelegene Vincentpyramide (4215 m) führt. <strong>Der</strong><br />

Abstieg erfolgt auf derselben Route.<br />

Caroline Fink<br />

<strong>Der</strong> Gipfel wurde nach dem Erstbesteiger Johann Nikolaus Vincent benannt (5. August 1819).<br />

Foto: Caroline Fink


TIPP<br />

Walliser Alpen Dufourspitze (4634 m)<br />

4<br />

Auf den höchsten Schweizer Gipfel<br />

Eine Tour, die angesichts der langen Gletscherzustiege von Zermatt her oft als Skihochtour <strong>im</strong><br />

Frühjahr unternommen wird. Eine interessante Variante <strong>im</strong> Sommer ist jedoch die Überschreitung<br />

des Berges vom italienischen Gressoney nach Zermatt mit Übernachtung in der Capanna Margherita.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 64<br />

↑ 400/↓ 2100 Hm |<br />

2 Tage<br />

normale Hochtourenausrüstung<br />

inkl. Material für<br />

Gratkletterei<br />

Talorte: Gressoney (1385/1624 m), Zermatt (1616 m)<br />

Ausgangspunkt: Punta Indren (3275 m)<br />

Endpunkt: Rotenboden (2815 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Martigny,<br />

Bus über den Großen Sankt Bernhard nach Aosta, Zug<br />

bis Pont-Saint-Martin und wieder Bus nach Gressoney;<br />

Seilbahn zur Punta Indren. Vom Rotenboden mit der<br />

Gornergratbahn nach Zermatt und mit der Bahn via Visp<br />

zurück nach Martigny<br />

Gehzeiten: Aufstieg 4 Std., Abstieg 6 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis September<br />

Karten/Führer: Swisstopo-Karte 1:25 000, Blatt 1348<br />

»Zermatt«; Swisstopo-Wanderkarte 1:50 000,<br />

Blatt 284 T »Mischabel« (inkl. Gressoney auf der Rückseite)<br />

Caroline Fink »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis. Panoramawanderungen,<br />

Hüttenwege und leichte 4000er-Touren«, Bruckmann Verlag,<br />

2014<br />

Informationen: Gressoney/<strong>Mont</strong>e Rosa, Tel. 00 39/01 25/<br />

35 66 70, www.gressoneymonterosa.it; Zermatt Tourismus,<br />

Tel. 00 41/ 27/9 66 81 00, www.zermatt.ch<br />

Hütten: Rifugio Mantova, Tel. 00 39/1 63/7 81 50,<br />

www.rifugiomantova.it; Capanna Margherita, Tel. 00 39/1 63/<br />

9 10 39, www.rifug<strong>im</strong>onterosa.it<br />

Schwierigkeit: ZS (ziemlich schwierig); Fixseile <strong>im</strong> Abstieg<br />

vom Grenzgipfel zum Silbersattel<br />

TIPP<br />

Mieminger Gebirge Ehrwalder Sonnenspitze (2417 m)<br />

5<br />

<strong>Der</strong> formschönste Gipfel der Mieminger Kette<br />

Im Umkreis der Coburger Hütte befinden sich eine Reihe attraktiver Gipfelziele für ambitionierte<br />

Berggeher. Aufgrund ihrer Form und der fantastischen Aussicht ist die Sonnenspitze seit jeher<br />

besonders beliebt. Freilich muss man dort schon ein wenig zupacken.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />

1420 Hm | 7½ Std.<br />

normale Bergwanderausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Ehrwald (1000 m)<br />

Ausgangspunkt: Talstation der Ehrwalder Almbahn<br />

(1108 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Ehrwald liegt an der<br />

Außerfernbahn von Garmisch über Reutte nach Kempten;<br />

zur Seilbahnstation Busverkehr<br />

Gehzeiten: 3 Std. Zustieg zur Coburger Hütte, 1¾ Std.<br />

Gipfelaufstieg, 2¾ Std. Abstieg<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Mitte Oktober<br />

Karten/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 4/2<br />

»Wetterstein- und Mieminger Gebirge Mitte«; Mark Zahel »Alpine<br />

Bergtouren Wetterstein und Karwendel«, Bruckmann Verlag, 2014<br />

Fremdenverkehrsamt: Tiroler Zugspitzarena, Tourismusbüro,<br />

Kirchplatz 1, A-6632 Ehrwald, Tel. 00 43/(0)56 73/20 00 02 08,<br />

Fax 00 43/(0)56 73/20 00 02 10<br />

Hütte: Coburger Hütte (1917 m), DAV, Anfang Juni bis Mitte<br />

Oktober, Tel. 00 43/(0)6 64/3 25 47 14<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Trotz Markierung anspruchsvolle<br />

Bergtour mit recht anhaltender Kletterei (schwierigste<br />

Stellen II, sonst überwiegend I, ganz wenige Sicherungen) in<br />

der Südfl anke. Be<strong>im</strong> nordostseitigen Abstieg nur <strong>im</strong> oberen Teil<br />

einige kurze Kletterstellen (I–II), sonst meist steiles Gehgelände.<br />

Absolute Trittsicherheit, grundlegende Kletterfähigkeiten und<br />

Routengespür notwendig, daher nur für Erfahrene.<br />

TIPP<br />

Rofangebirge Haidachstellwand (2192 m)<br />

6<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />

Schnuppertour am 5-Gipfel-Klettersteig<br />

Die Haidachstellwand war trotz Seilbahnnähe lange Zeit kein überlaufener Gipfel. Seitdem sie<br />

Teil des Achenseer 5-Gipfel-Klettersteigs geworden ist, herrscht dort regesTreiben. Freilich wird<br />

bergsteigerisch nun auch mehr Spannung geboten – eine Ferrata-Spritztour zum Ausprobieren.<br />

450 Hm | 2½ Std.<br />

K2–3; Klettersteigausrüstung<br />

mit Helm<br />

Talort: Maurach (974 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation der Rofanseilbahn bei der<br />

Erfurter Hütte (1831 m); Betriebszeiten 8.30 bis 17 Uhr<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung vom<br />

Bahnhof Jenbach nach Maurach<br />

Gehzeiten: Aufstieg 1½ Std., Abstieg 1 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Mai bis Ende Oktober<br />

Karten/Führer: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt 6<br />

»Rofan«. Eugen E. Hüsler »Ran ans Eisen«, Bruckmann<br />

Verlag, 2014; Mark Zahel »Alpine Klettersteige Ostalpen«,<br />

Bergverlag Rother, 2012.<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismus Informationsbüro, Achenseestraße<br />

5, A-6212 Maurach, Tel. 00 43/(0)52 43/53 55-0,<br />

Fax 00 43/(0)52 43/53 55-25<br />

Hütten: Erfurter Hütte (1834 m), DAV, Mitte Mai bis Ende<br />

Oktober, Tel. 00 43/(0)52 43/55 17<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Kurze Klettersteig-Überschreitung<br />

<strong>im</strong> mittleren Schwierigkeitsbereich (K2–3) und damit gute<br />

Testtour, aber schon etwas Geschick erforderlich. Die konditionellen<br />

Anforderungen sind gering.


TIPP<br />

Walliser Alpen Dufourspitze (4634 m)<br />

TIPP<br />

Route: Von der Punta Indren oberhalb von Gressoney gelangt<br />

man in einer knappen Stunde zum Rifugio Mantova.<br />

Zwecks Akkl<strong>im</strong>atisierung eignet sich jedoch ein Abstecher<br />

auf die 4046 Meter hohe Punta Giordani, die direkt über<br />

der Punta Indren liegt. Ihren Gipfel erreicht man in gut 2½<br />

Stunden, zwei Stunden später sitzt man auf der Sonnenterrasse<br />

des Rifugio Mantova. Diese Hütte liegt 200 Meter<br />

tiefer als die benachbarte Capanna Gnifetti, ist jedoch<br />

moderner und weniger überlaufen. Vom Rifugio führt der<br />

Weg tags darauf an der Capanna Gnifetti vorbei und am<br />

östlichen Rand des mächtigen Lysgletschers hoch zu den<br />

Gipfeln des <strong>Mont</strong>e Rosa.<br />

Wer mag, kann unterwegs Vincentpyramide, Balmenhorn,<br />

Schwarzhorn, Ludwigshöhe und/oder Parrotspitze besteigen,<br />

um schließlich den Gipfel der Signalkuppe und damit<br />

die Capanna Margherita zu erreichen.<br />

Am nächsten Tag führt die Route wenige Meter hinab<br />

zum Colle Gnifetti, dann hoch auf die Zumsteinspitze und<br />

von dieser in nördlicher Richtung zum Felsgrat der Dufourspitze.<br />

Über den Grat gelangt man mit Kletterstellen<br />

bis III zuerst auf den Grenzgipfel und über einen kurzen<br />

Mieminger Gebirge Ehrwalder Sonnenspitze (2417 m)<br />

Verbindungsgrat zum Hauptgipfel. Abstieg vom Grenzgipfel den<br />

Fixseilen entlang in den Silbersattel mit anschließendem Gletscherwackel<br />

zur Neuen <strong>Mont</strong>e-Rosa-Hütte und dem Hüttenweg<br />

folgend zur Bahnstation Rotenboden oberhalb von Zermatt.<br />

Caroline Fink<br />

Mit leichter Gratkletterei zum Gipfel<br />

Aufstieg: Von der Talstation anfangs ein Stück am<br />

Mühlenweg talauswärts, bis der eigentliche Aufstieg links<br />

abzweigt (hierher auch direkt von Ehrwald). Im Wald zunächst<br />

sachte, später steiler aufwärts und in Kehren an<br />

die Seebenmauer heran, die nachfolgend auf einer gesicherten<br />

Steiganlage (»Hoher Gang«) überwunden wird.<br />

Nach dem Ausstieg auf das Plateau (ca. 1670 m) durch<br />

lichte Lärchenbestände leicht abwärts zum Ufer des<br />

Seebensees, links an diesem vorbei und über eine Reihe<br />

von Serpentinen südwärts über die nächste Karstufe zur<br />

Coburger Hütte (1917 m).<br />

Gipfelaufstieg: Man folgt dem Weg westwärts unter<br />

dem Nordabbruch des Vorderen Drachenkopfes Richtung<br />

Biberwierer Scharte, zweigt aber noch vor dieser nach<br />

rechts auf eine Geröllhalde am Fuß der Südfl anke ab. Über den<br />

schrofi gen Vorbau in eine steile Rinne, die links von einer glatten<br />

Wand begrenzt wird. Bei ihrer Verzweigung in den rechten Ast<br />

(Pfeil) und weiter über typische Schrofen aufwärts. Unterhalb<br />

von schroffen Felsen hält man sich rechts, quert eine Kante<br />

sowie die auffällige vom Südgrat herabziehende Schluchtrinne.<br />

Es folgt die Schlüsselpassage in einem Kamin (II, einige Tritthilfen),<br />

der nach links in eine ausgesetzte Traverse mit Drahtseil<br />

übergeht. An deren Ende wieder gerade entlang einer Felsrippe<br />

sowie links daneben aufwärts. Im oberen Teil nochmals deutlich<br />

nach rechts, dabei die Rippe und eine Rinne queren, schließlich<br />

<strong>im</strong> Bereich der nächsten Rippe mit abnehmenden Schwierigkei-<br />

ten zum Südgipfel (2417 m) hinauf. Durch eine ausgesetzte<br />

Scharte zum nur wenig niedrigeren Nordgipfel mit Kreuz.<br />

Abstieg: Zuerst einige Meter am Nordwestgrat hinab (I–II).<br />

Dann quert man in die schuttbedeckte Flanke hinein und allmählich<br />

hinüber zu jener Rippe, die sich als Nordostgrat ausprägt.<br />

Im Wesentlichen geht es über diesen abwärts (anfangs<br />

noch vereinzelt I, danach unschwierig). Neben Steigspuren<br />

helfen deutliche rot-<strong>weiße</strong> Markierungen. <strong>Der</strong> Grat verbreitert<br />

sich zum Rücken und taucht dabei in die Vegetationszone<br />

ein. Zwischen den Latschen mehr nach rechts und durch lichten<br />

Wald zum Seebensee, den man unweit einer Jagdhütte<br />

erreicht. Schließlich wieder über den Hohen Gang talwärts.<br />

Mark Zahel<br />

West<br />

Panorama: www.peakfinder.org Foto: Caroline Fink<br />

TIPP<br />

Rofangebirge Haidachstellwand (2192 m)<br />

Aufstieg: Von der Erfurter Hütte geht es auf dem viel begangenen<br />

Weg Nr. 401 durch die Senke be<strong>im</strong> Mauritzalm-<br />

Hochleger, über eine steilere Passage (Grubasteig) in<br />

die Gruba-Hochmulden und rechts haltend Richtung<br />

Krahnsattel. Hier dreht man markant nach Süden ab und<br />

gelangt in Kürze zum Einstieg (ca. 2020 m). Am plattigen<br />

Auslauf eines Grätchens aufwärts und allmählich über steilere<br />

Stufen (C) zu einem Köpfl . In seinem Rücken folgt eine Gehpassage,<br />

ehe weitere Grataufschwünge (K2–3) zu meistern sind. Kurz<br />

vor dem Ausstieg auf die grasig-schrofi ge Gipfelabdachung ist als<br />

Gag eine Seilbrücke installiert. Schließlich noch rund 10 Minuten<br />

weiter bis zum Kreuz auf der Haidachstellwand (2192 m).<br />

Abstieg: Man überschreitet das Gipfelplateau und steigt südwestwärts<br />

über kurze Klettersteigpassagen (B) ab. Es folgen<br />

einige Schleifen am steilen Wiesenhang, ehe der Weg markant<br />

nach rechts abknickt und durch leicht verkarstetes Gelände<br />

zurück ins Seilbahngebiet quert.<br />

Mark Zahel<br />

Süd<br />

Panorama: www.peakfinder.org


TIPP<br />

Sextener Dolomiten Paternkofel (2746 m), Überschreitung<br />

7<br />

Genussklettersteig mit Abenteuerfaktor<br />

Eine Tour, die auch in den Berg hinein führt. Kurz nach der markanten Felsnadel des »Frankfurter<br />

Würstls« leitet die Route durch einen alten Kriegsstollen, die »Galleria Paterna«, in der es naturgemäß<br />

finster ist. Also Lampe nicht vergessen!<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 34<br />

1376 Hm | 6½ Std.<br />

K2; komplette<br />

Klettersteigausrüstung<br />

Talort: Fischleinboden (1454 m)<br />

Ausgangspunkt: Drei-Zinnen-Hütte (2438 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Sexten oder Taxi<br />

zum Parkplatz »Fischleinboden«<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2 Std., Abstieg 1½ Std. über<br />

Paternsattel zurück zur Drei-Zinnen-Hütte<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni – Ende September<br />

Karten: Tabacco Topografi sche Wanderkarten 1:25 000,<br />

»Sextener Dolomiten«, Nrn. 010, 03, 031 oder Tabacco,<br />

Wanderwege »Dolomiti Live«, 1:75 000 für alle Touren<br />

Information: Tourismusverband Hochpustertal, Dolomitenstraße<br />

29, I-39034 Toblach, Tel. 00 39/04 74/91 31 56,<br />

Fax 00 39/04 74/91 43 61, www.hochpustertal.info, versendet<br />

gratis Kartenmaterial mit Toureninfos zu allen Klettersteigen.<br />

Hütte/Einkehr: Drei-Zinnen-Hütte (2438 m), geöffnet 28. 06.–<br />

28. 09, 40 Betten, 100 Lager, spartanischer Winterraum, CAI,<br />

Pächter: Hugo Reider, Tel. 00 39/04 74/972 0 02, Fax 00 39/04<br />

74/71 24 56, mobil 00 39/3 29/6 69 03 35, dreizinnenhuette@<br />

rolmail.net; ausgezeichnete Küche, Panorama unschlagbar<br />

Charakter/Schwierigkeit: Konditionell und technisch leichter<br />

Steig mit überwältigender Optik. Auch für Familien mit kleineren,<br />

geübten Kindern machbar. Führt durch Stollen aus dem<br />

Ersten Weltkrieg, deshalb Taschen- oder Stirnlampe mitnehmen.<br />

TIPP<br />

Sextener Dolomiten Toblinger Knoten (2617 m), Leiternsteig/Feldkurat-Hosp-Steig<br />

8<br />

Klettersteig-Highlight in alpiner Traumregion<br />

<strong>Der</strong> Leiternsteig macht seinem Namen alle Ehre: Die Drei Zinnen <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Blick turnt man luftig<br />

über 17 Leitern durch mehrere steile Kamine. <strong>Der</strong> Feldkurat-Hosp-Steig ist dann <strong>im</strong> Abstieg technisch<br />

leichter.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 34<br />

1163 Hm | 6 Std.<br />

K3/2; komplette<br />

Klettersteigausrüstung<br />

Talort: Fischleinboden (1454 m)<br />

Ausgangspunkt: Drei-Zinnen-Hütte (2438 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Sexten oder Taxi<br />

zum Parkplatz »Fischleinboden«<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2 Std., Abstieg 1 Std. zurück zur<br />

Drei-Zinnen-Hütte<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni – Ende September<br />

Karten: Tabacco Topografi sche Wanderkarten 1:25 000,<br />

»Sextener Dolomiten«, Nrn. 010, 03, 031 oder Tabacco,<br />

Wanderwege »Dolomiti Live«, 1:75 000 für alle Touren<br />

Information: Tourismusverband Hochpustertal, Dolomitenstraße<br />

29, I-39034 Toblach, Tel. 00 39/04 74/91 31 56,<br />

Fax 00 39/04 74/91 43 61, www.hochpustertal.info, versendet<br />

gratis Kartenmaterial mit Toureninfos zu allen Klettersteigen.<br />

Hütte/Einkehr: Drei-Zinnen-Hütte (2438 m), geöffnet 28. 06.–<br />

28. 09, 40 Betten, 100 Lager, spartanischer Winterraum, CAI,<br />

Pächter: Hugo Reider, Tel. 00 39/04 74/972 0 02, Fax 00 39/04<br />

74/71 24 56, mobil 00 39/3 29/6 69 03 35, dreizinnenhuette@<br />

rolmail.net; ausgezeichnete Küche, Panorama unschlagbar<br />

Charakter/Schwierigkeit: Konditionell und technisch mittelschwieriger,<br />

häufi g stark exponierter Steig mit überwältigender<br />

Optik.<br />

TIPP<br />

Sextener Dolomiten Sextener Rotwand (2936 m)<br />

9<br />

Auf den »Zehner« der Sextener Sonnenuhr<br />

Die Klettersteig-Tour auf die Sextener Rotwand wird angenehm durch den Rotwandwiesen-<br />

Gondellift verkürzt, ist aber mit 1000 Höhenmetern zum Gipfel konditionell <strong>im</strong>mer noch recht<br />

fordernd. Ein Zuckerl be<strong>im</strong> Abstieg ist der Besuch des Feilicht-Museums auf der Anderter Alpe.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014 – Seite 34<br />

1089 Hm | 5½ Std.<br />

K2; komplette<br />

Klettersteigausrüstung<br />

Talort: Sexten, Ortsteil Bad Moos, Parkplatz der Gondelbahn<br />

(1353 m)<br />

Ausgangspunkt: Rotwandwiesen-Hütte (1924 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus von Sexten oder Taxi<br />

zum Parkplatz der Gondelbahn<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std., Abstieg 2 Std., Achtung:<br />

Fahrt der letzten Gondel talwärts vorab eruieren (meist<br />

17.00 Uhr), evtl. Museumssteig mit einkalkulieren<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni – Ende September<br />

Karten: Tabacco Topografi sche Wanderkarten 1:25 000,<br />

»Sextener Dolomiten«, Nrn. 010, 03, 031 oder Tabacco,<br />

Wanderwege »Dolomiti Live«, 1:75 000 für alle Touren<br />

Information: Tourismusverband Hochpustertal, Dolomitenstraße<br />

29, I-39034 Toblach, Tel. 00 39/04 74/91 31 56,<br />

Fax 00 39/04 74/91 43 61, www.hochpustertal.info, versendet<br />

gratis Kartenmaterial mit Toureninfos zu allen Klettersteigen.<br />

Einkehr/Übernachtung: Rotwandwiesen-Hütte (1924 m),<br />

privat, Norbert Tschurtschenthaler, Juni – Mitte Oktober (unweit<br />

der Rotwand-Gondelbahn), Tel. 00 39/04 74/71 06 51,<br />

mobil 00 39/3 48/4 43 98 34, www.rotwandwiesenhuette.it<br />

Charakter/Schwierigkeit: Technisch leichter, aber konditionell<br />

fordernder Steig mit herrlichen Ausblicken und viel Einblick<br />

in die Geschichte und Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs.<br />

Tipp: Zusatzrunde über den Freilicht-Museumssteig Bellum<br />

Aquilarum auf der Anderter Alpe (mit Führung plus 4 bis 5 Std.)


TIPP<br />

Sextener Dolomiten Paternkofel (2746 m), Überschreitung<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Von Sexten/Moos südlich zum Fischleinboden,<br />

vorbei an der Talschlusshütte und durch das Altensteiner<br />

Tal hoch zur Drei-Zinnen-Hütte (2438 m). Am besten dort<br />

eine Übernachtung einplanen, weil das Panorama seinesgleichen<br />

sucht. Weiter auf schmalem Pfad bergan Richtung<br />

»Frankfurter Würstel«, einer markanten Felsnadel. Schon<br />

bald danach ca. 20 Minuten durch einen Kriegsstollen hinauf<br />

(Stirnlampe nicht vergessen. Stöcke, die aus dem Rucksack<br />

ragen, stören in dem niederen Gang und schrammen<br />

ständig an der Decke). Luftig, aber gut versichert, mit tollem<br />

Blick auf die Bödenseen hoch zur Gamsscharte. Links Abzweig<br />

zur Büllelejoch-Hütte, rechts über ein paar senkrechte<br />

und kraftraubende Seil- und Trittkombinationen auf den<br />

Gipfelblock des Paternkofels und weiter gut markiert mit<br />

Steinmännern über Schrofen und Bänder zum Gipfel mit<br />

dem Gedenkkreuz für Sepp Innerkofl er. Hier bieten sich<br />

grandiose Einblicke in die Wände der Drei Zinnen und die<br />

umliegenden Gipfel.<br />

Abstieg: bis zur Gamsscharte auf demselben Weg; danach<br />

aber südlich über Schrofen (Achtung: zum Teil loses<br />

Geröll) hinunter Richtung Lavaredo- und Auronzo-Hütte<br />

Gesicherte Passage be<strong>im</strong> Aufstieg<br />

zum Paternkofel<br />

Sextener Dolomiten Toblinger Knoten (2617 m), Leiternsteig/Feldkurat-Hosp-Steig<br />

Aufstieg: Von Sexten/Moos südlich zum Fischleinboden,<br />

vorbei an der Talschlusshütte und durch das Altensteiner<br />

Tal hoch zur Drei-Zinnen-Hütte (2438 m). Wer<br />

oben übernachtet, kann die Paternkofel-Überschreitung<br />

(siehe vorherige Tour) und den Toblinger Knoten ohne<br />

Zeitdruck und ein umwerfendes Panorama mit Sonnenuntergangsst<strong>im</strong>mung<br />

genießen.<br />

Von der Drei-Zinnen-Hütte mit Blick auf die Bödenseen<br />

der Beschilderung Richtung Toblinger Knoten folgen.<br />

Dem schmalen Pfad in den Sattel zwischen dem südlich<br />

vorgelagerten Sextener Stein und der Südwand des Toblinger<br />

Knotens folgen. Entlang des Wandfußes leicht ansteigend<br />

zur schmalen Westkante. Dem schmalen, ausgesetzten<br />

Pfad bis zur Mitte der Nordwand folgen, wo<br />

eine kaminähnliche Schlucht den Einstieg des Leiternsteigs<br />

markiert.<br />

Über einen Riss senkrecht hinauf zur ersten Leiter. Die<br />

ersten Felstufen werden mit Leitern überwunden,<br />

Schuttbänder und Felspartien sind mit Seilen versichert.<br />

Zum Teil überhängende Leitern führen rasch und<br />

luftig bergauf. Kurze Querungen führen zur jeweils<br />

zum Paternsattel. Auf dem Sattel rechts, dann bergab Richtung<br />

Nordabstürze der Drei Zinnen und der Beschilderung auf schönem<br />

Panoramaweg zurück zur Drei-Zinnen-Hütte folgen; ein kleiner Gegenanstieg<br />

fordert zum Schluss nochmal die Beinmuskeln.<br />

Zurück zum Fischleinboden und nach Sexten wie be<strong>im</strong> Aufstieg<br />

durch das Altensteiner Tal.<br />

Norbert Eisele-Hein<br />

nächsten Leiter. Die Route verläuft selbsterklärend und führt<br />

steil auf den Nordostgrat. Über Blockwerk und zwei letzte Leitern<br />

erreicht man den Gipfel.<br />

Abstieg: <strong>Der</strong> Abstieg über den Feldkurat-Hosp-Steig verläuft<br />

meist seilversichert, stets exponiert, aber ohne größere Schwierigkeiten<br />

über Felsbänder und Felsstufen durch die Ostwand und<br />

zum Sattel vor dem Sextener Stein. Auf schönem Wanderweg zurück<br />

zur Drei-Zinnen-Hütte.<br />

Norbert Eisele-Hein<br />

Luftig am Leiternsteig<br />

Foto: Norbert Eisele-Hein Foto: Norbert Eisele-Hein<br />

TIPP<br />

Sextener Dolomiten Sextener Rotwand (2936 m)<br />

Aufstieg: Von der Bergstation der Rotwandwiesen-Bahn<br />

links an der Rudi-Hütte vorbei. Auf breitem Weg bergab in<br />

eine grüne Senke, halbrechts auf Steig 100 steiler bergan,<br />

durch Almrausch-Felder um eine Felsnase herum bis zur<br />

Gabelung am Fuß der Rotwandköpfe. Dann Richtung »Via<br />

ferrata« steil rechts nach oben, um die Zacken der Rotwandköpfe<br />

herum und zu einem Schuttkessel (Klettersteiggurt<br />

anlegen). Über 40 m hohe Leitern und schmalen<br />

Kamin steil zu leichterem Gehgelände und vorbei am Abzweig<br />

zum Burgstall (der sich später für den leichteren Abstieg<br />

nutzen lässt). Über viele Schotterserpentinen zu einer<br />

breiten Scharte und weiter zum »Prater« (Reste einer<br />

alten Kriegsstellung). Weiter über erodierte Bänder und<br />

über eine Holzleiter auf Felskamm und zu einem mit<br />

Drahtseilen versicherten Felsriegel. Über Gehgelände bis<br />

zum Gipfel, dazwischen <strong>im</strong>mer wieder Überbleibsel von alten<br />

Schützenstellungen, Materialseilbahnen und hölzernen<br />

Telegrafenmasten. Nach einem weiteren Geröllkessel<br />

<strong>im</strong> Zickzack bis direkt an die Gipfelwand. Markierte Schrofen<br />

leiten durch den letzten Steilaufschwung mit guten Tritten,<br />

Griffen und Sicherungen. Ein paar wenige Meter <strong>im</strong><br />

Ier- oder IIer-Gelände und das Gipfelkreuz mit dem hölzernen<br />

Heiland und ein paar Gebetsfahnen ist erreicht. Oben reicht der<br />

Blick hinüber zum völlig von Kavernen durchlöcherten Vinatzerturm<br />

(2965), der auch »Polar« genannt wurde.<br />

Abstieg: Zurück auf gleichem Weg bis zum Abzweig »Burgstall«.<br />

Eine Geröllrinne und eine Mischung aus versicherten Felsen und<br />

Schrofen führt bergab bis zu einfachem Gehgelände und direkt<br />

zur Bergstation der Rotwandwiesen-Bahn.<br />

Die Tour lässt sich kongenial (in einem Tag allerdings nur für konditionsstarke<br />

<strong>Bergsteiger</strong>) mit dem Museumssteig Bellum Aquilarum<br />

auf der Anderter Alpe der Rotwand verbinden (Führung <strong>im</strong>mer<br />

mittwochs um 9.30 Uhr).<br />

Norbert Eisele-Hein<br />

Relikte aus dem Ersten Weltkrieg be<strong>im</strong><br />

Aufstieg zur Sextener Rotwand<br />

Foto: Norbert Eisele-Hein


TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Hochgern (1744 m)<br />

10<br />

Über das Hochgernhaus<br />

Über der Waldgrenze wird diese beliebte Wanderung landschaftlich<br />

sehr eindrucksvoll, und am Gipfel brilliert der Berg mit einer<br />

Rundumsicht, die ihresgleichen sucht. Vor allem das Kaisergebirge<br />

schiebt sich <strong>im</strong>posant ins Panorama.<br />

1120 Hm | 5 Std.<br />

normale Wanderausrüstung;<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />

Talort: Unterwössen (620 m)<br />

Ausgangspunkt: Unterwössen, Wanderparkplatz in<br />

Au (647 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.73534°, Länge E 012.474072°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung ab<br />

Bahnhof Prien<br />

Entfernung: 15,00 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3 Std.; Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Frühsommer bis später Herbst<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 18 »Chiemgau –<br />

Mitte«; Kompass Wanderkarte 1:50 000, Blatt 10 »Chiemsee<br />

– S<strong>im</strong>ssee«<br />

Informationen: Tourist Information Unterwössen, Rathausplatz 1,<br />

D-83246 Unterwössen, Tel. 00 49/(0) 86 41/82 05,<br />

www.unterwoessen.de<br />

Hütte/Einkehr: Agergschwendalm (1040 m), Tel. 00 49/<br />

(0)86 41/84 81. Enzianhütte (1420 m), Tel. 00 49/(0)86 41/<br />

6 15 66. Hochgernhaus (1461 m), privat, ganzjährig<br />

geöffnet, 15 Betten, 20 Lager, Tel. 00 49/(0)86 41/6 19 19<br />

Schwierigkeiten: leichte Wanderung; für Kinder ab 12 J.<br />

TIPP<br />

Zillertaler Alpen Mitterjoch (1847 m) und Roller (1949 m)<br />

11<br />

Waldwanderung für heiße Sommertage<br />

Bis zum Roller sehr leichte, nordseitige Wanderung <strong>im</strong> Schatten, deshalb für heiße Sommertage gut<br />

geeignet. Erst kurz unter dem schönen Gipfel gibt es freie Ausblicke. Wer wirklich trittsicher und<br />

erfahren ist, kann die Tour bis zum Schafkogel verlängern.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />

850 Hm | 4 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Gerlos (1245 m)<br />

Ausgangspunkt: Gerlos-Gmünd (1204 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.210655°, Länge E 012.003185°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Busverbindung ab Zell<br />

am Ziller<br />

Entfernung: 6,63 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2¼ Std.; Abstieg 1¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />

Karte: Freytag & Berndt Wanderkarte1:50 000,<br />

Blatt 151 »Zillertal – Tuxer Alpen – Jenbach – Schwaz«<br />

Informationen: Tourismusverband Zell-Gerlos, A-6281 Gerlos<br />

141, Tel. 00 43/(0) 52 84/52 44-0, www.zillertalarena.com<br />

Einkehr: keine<br />

Schwierigkeiten: Bis zum Roller sehr einfache Waldwanderung;<br />

für Kinder ab 11 Jahren. <strong>Der</strong> nicht empfohlene Weiterweg<br />

zum Schafkogel ist in grasigen Steilhängen ziemlich riskant.<br />

Die Namen der beiden Ziele stiften etwas Verwirrung: In den<br />

aktuellen Kartenwerken steht für den ersten, 1847 m hohen<br />

Gipfel Mitterjoch und für den zweiten Roller. Im Gipfelbuch steht<br />

es anders herum.<br />

TIPP<br />

Karwendelgebirge Wildangerspitze (2153 m)<br />

12<br />

Gipfelrunde über dem Halltal<br />

Wer den langen Straßenanmarsch von Absam hinter sich gebracht<br />

hat, den erwarten kühne Felsen, weite Blumenwiesen und eine Fernsicht<br />

vom Feinsten, was diese Rundtour <strong>im</strong> Herzen des Karwendels<br />

zum tiefgreifenden Erlebnis werden lässt.<br />

1300 Hm | 5¾ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 8/2014<br />

Talort: Hall in Tirol (560 m)<br />

Ausgangspunkt: Hall, St. Magdalena(1244 m). Die<br />

Salzbergstraße ist für den privaten Verkehr gesperrt worden.<br />

Man muss also zuerst einmal vom Parkplatz Absam-<br />

Eichat zu Fuß, mit dem MTB oder einem teuren Taxi zum<br />

Ausgangspunkt hinauf gelangen.<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.328433°, Länge E 011.491061°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: keine<br />

Entfernung: 10,04 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 3¾ Std.; Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und Herbst<br />

Karte: Kompass Wanderkarte1:50 000, Blatt 26 »Karwendelgebirge«<br />

Informationen: Tourismusverband Region Hall-Wattens,<br />

Wallpachstr. 5, A-6060 Hall in Tirol, Tel. 00 43/(0)52 23/<br />

45 54 40, www.hall-wattens.at<br />

Einkehr: Gasthaus St. Magdalena und Knappenstube neben<br />

den nach Lawinenschaden geschlossenen Herrenhäusern<br />

Schwierigkeiten: Lange, doch grundsätzlich einfache Wanderung.<br />

An einigen Stellen kann Trittsicherheit nicht schaden.


TIPP<br />

Chiemgauer Alpen Hochgern (1744 m)<br />

Aufstieg: Vom Wanderparkplatz auf einer Asphaltstraße<br />

zur Straßengabelung in Wiesen hinauf. Hinter der<br />

Asphaltdecke knickt die Route scharf links ab. Sie steigt<br />

auf einem Kiessträßchen gegen Norden zu einem breiten<br />

Fahrweg an. Auf ihn biegt man rechts ein und folgt ihm zur<br />

Agergschwendalm.<br />

Hinter der Bergwirtschaft in Kehren zur Enzianhütte und<br />

gleich darauf zum Hochgernhaus, wo die Straße endet.<br />

Ein guter Bergweg bringt uns nun über freie Wiesenhänge<br />

nach Osten und erreicht einen Rücken, von wo es mehrere<br />

Aufstiegsvarianten gibt. Es empfi ehlt sich, dem beschilderten<br />

Weg zu folgen, der über Wiesenhänge entweder<br />

direkt zum Kreuz ansteigt oder links des Gipfels zuerst den<br />

höchsten Punkt mit der kleinen Blechkapelle erreicht und<br />

dann in einen Sattel abfällt, um gleich darauf zum Gipfelkreuz<br />

anzusteigen.<br />

Abstieg: Im Wesentlichen entlang der Aufstiegsroute mit<br />

mehreren Abkürzungsmöglichkeiten.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Foto: Siegfried Garnweidner<br />

Das Hochgernhaus, von dem man einen fantastischen Blick zum Kaisergebirge hat<br />

TIPP<br />

Zillertaler Alpen Mitterjoch (1847 m) und Roller (1949 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz der Jausenstation W<strong>im</strong>mertal<br />

unter der W<strong>im</strong>mertalbachbrücke durch, dann nach<br />

rechts und bei den Wohnhäusern wieder links und zur<br />

Passstraße. Auf ihr kurz talaus und dann links auf ein<br />

Sträßchen einbiegen. Es knickt rechts ab, und ein Pfad<br />

zweigt an bezeichneter Stelle rechts ab. Dieser quert einen<br />

Graben, steigt <strong>im</strong> Wald nach Süden an und stößt zu einer<br />

Forststraße, der man ein paar Meter nach links folgt. In der<br />

ersten Straßenkehre geht man geradeaus zum Wanderweg,<br />

der sich wieder zur Forststraße hinaufschlängelt. Die<br />

Straße queren und <strong>im</strong> Wald zu einer Wegverzweigung kurz<br />

unter dem Jöchl hinauf.<br />

Aus dem Jöchl geht es über den Gratrücken nach Südosten<br />

weiter, zur Lichtung des Mitterjochs hinauf und in der<br />

gleichen Richtung dahin, bis sich die Route auf die letzten<br />

Meter <strong>im</strong> freien Hang zum Rollergipfel aufschwingt. Damit<br />

ist der Anstieg normalerweise zu Ende.<br />

Wer vom Berg noch nicht genug hat und Mut und Gottvertrauen<br />

besitzt, kann vom Gipfel nach Süden weitergehen<br />

und auf einem aufgelassenen Steig einen langen, enorm<br />

abbrechenden Grashang querend zum Schafkogel<br />

aufsteigen. Harmlos ist das nicht und deshalb nur trittsicheren,<br />

erfahrenen Berggehern zu empfehlen.<br />

Abstieg: Im Wesentlichen entlang der Aufstiegsroute.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Ausblick vom Roller auf das Gerlostaljoch<br />

Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Karwendelgebirge Wildangerspitze (2153 m)<br />

Aufstieg: Die Salzbergstraße unter dem Gasthaus<br />

St. Magdalena verlassen und auf einem Sträßchen bis<br />

unmittelbar vor das Wirtshaus und die Kapelle St. Magdalena<br />

hinauf. Dort rechts abbiegen und zum markierten<br />

Wanderweg, der links abdreht und <strong>im</strong> Wald kräftig ansteigt.<br />

Ihm folgt man <strong>im</strong> Wesentlichen durch den Wald bis zum<br />

gemütlichen Rastplatz auf dem Hochmahdkopf.<br />

Vom ersten Gipfelziel auf dem Kamm nach Westen weiter,<br />

unter dem Haller Zunterkopf ein wenig ausgesetzt luftig<br />

und am Drahtseil zum zweiten Gipfel hinauf. Auch der<br />

Abstieg vom Haller Zunterkopf verläuft kurz am Seil, ehe<br />

es in einem weiten Linksbogen zum Thaurer Zunterkopf<br />

hinauf geht.<br />

Von ihm nach Südwesten hinab, bei der Verzweigung rechts<br />

weiter und ins Törl hinein. Aus dem Törl nach Nordwesten<br />

aufsteigen, an einem alten Bergwerksstollen vorbei, unter<br />

dem Wiesengipfel der Wildangerspitze rechts abdrehen<br />

und zu dem <strong>im</strong> Jahr 2008 aufgestellten Gipfelkreuz und<br />

dem Bankerl auf dem höchsten Punkt hinauf.<br />

Abstieg: Bis zum Törl steigt man auf der Aufstiegsroute<br />

ab. Im Törl links abbiegen und auf bezeichnetem Steig <strong>im</strong><br />

Zickzack zu den Herrenhäusern hinab. Von dort kurz auf der Straße,<br />

später rechts daneben und dann wieder auf dem Fahrweg zum<br />

Ausgangspunkt zurück.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Be<strong>im</strong> Anstieg zur Wildangerspitze<br />

Foto: Siegfried Garnweidner


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Name<br />

Straße<br />

PLZ<br />

Ort<br />

Vorname<br />

Datum Unterschrift<br />

Hausnummer<br />

Berg814


AUF TOUR<br />

Viertausender sammeln <strong>im</strong> <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massiv<br />

Wie am<br />

Schnürchen<br />

Das <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massiv birgt neun<br />

offizielle Viertausender. In einer<br />

großen Traversierung von Gressoney<br />

nach Zermatt lassen sich einige<br />

davon aneinander reihen. Wobei einer<br />

noch ein Extra bietet: eine Nacht<br />

in der höchsten Hütte Europas.<br />

Von Caroline Fink (Text und Fotos)<br />

64 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Ich stehe auf dem Gipfel der 4554 Meter<br />

hohen Signalkuppe und stelle den<br />

Rucksack ab. Dann ziehe ich die schweren<br />

Bergstiefel aus, schlüpfe in meine<br />

Turnschuhe und trete ein: in die Stube.<br />

Auf Viertausendern rastet man gewöhnlich<br />

kurz und steigt rasch wieder ab. Doch<br />

auf der Signalkuppe – auf Italienisch:<br />

Punta Gnifetti – ist alles anders, denn hier<br />

steht die Capanna Margherita, die höchstgelegene<br />

Hütte der Alpen.<br />

Dank diesem Bau lässt es sich <strong>im</strong> zweithöchsten<br />

Massiv der Alpen gemütlich<br />

Viertausender sammeln. Was besonders<br />

gut klappt, da sich hier neun dieser Gipfel<br />

aneinander reihen: Punta Giordani, Vincentpyramide,<br />

Corno Nero, Ludwigshöhe,<br />

Parrotspitze, Signalkuppe, Zumsteinspitze,<br />

Dufourspitze und Nordend. Wird der<br />

Felskopf des Balmenhorns ebenfalls als eigenständiger<br />

Gipfel gezählt, kommt man<br />

auf Viertausender Nummer zehn.<br />

Ein Teil der Gipfel steht dabei in Italien, der<br />

andere in der Schweiz, denn das Grenzmassiv<br />

erhebt sich genau zwischen Zermatt<br />

und den italienischen Bergdörfern Macugnaga,<br />

Alagna und Gressoney. Obwohl das<br />

höchste Grenzmassiv der Schweiz, fällt es<br />

von Zermatter Seite her weniger auf, da<br />

sich hier die langen Eisströme des Grenzgletschers<br />

und des Gornergletschers stetig<br />

hinab wälzen. Von der italienischen Seite<br />

her gehört der <strong>Mont</strong>e Rosa indes zu den<br />

eindrücklichsten Anblicken der Alpen:<br />

Ganze 2400 Meter hoch ragt dessen Ostwand<br />

– die höchste Wand des Alpenbogens<br />

– über Macugnaga in den H<strong>im</strong>mel.<br />

Von Nordwesten und Süden her sind diese<br />

Gipfel denn auch auf technisch einfachen<br />

Routen erreichbar; von Osten her führen<br />

anspruchsvolle Routen durch die Wand,<br />

– durch das Marinelli-Couloir führt<br />

Hinter der Parrotspitze<br />

erhebt sich als nächstes<br />

die Signalkuppe, an deren<br />

Gipfel sich die Capanna<br />

Margherita klammert.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 65


1 Wenig oberhalb<br />

des Rifugio Gnifetti<br />

geht es auf dem<br />

mächtigen Lysgletscher<br />

bergwärts.<br />

2 Die Morgensonne<br />

lässt den <strong>Mont</strong><br />

<strong>Blanc</strong> leuchten, das<br />

einzige Massiv der<br />

Alpen, das höher ist<br />

als der <strong>Mont</strong>e Rosa.<br />

3 Eine Marienstatue<br />

begrüsst die<br />

<strong>Bergsteiger</strong> auf<br />

dem Corno Nero.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

TIPP<br />

Zum Weiterlesen<br />

Caroline Fink »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis«<br />

Panoramawanderungen, Hüttenwege und<br />

leichte 4000er-Touren, Bruckmann Verlag,<br />

München 2014, 144 S., 19,90 €<br />

In diesem Frühjahr erschien die komplett<br />

überarbeitete und neu bebilderte Ausgabe<br />

des Klassikers »Höhenwege <strong>im</strong> Wallis«.<br />

Dieser bietet 36 faszinierende<br />

Touren für<br />

Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong><br />

in den Walliser<br />

Alpen. Ausführlich<br />

beschrieben ist auch<br />

die Traversierung des<br />

<strong>Mont</strong>e Rosa.<br />

eine Nacht auf 2600 in der Oresteshütte, eine<br />

Nacht auf 3400 Metern Höhe <strong>im</strong> Rifugio<br />

Città di Mantova. Die Gipfel des <strong>Mont</strong>e Rosa<br />

sind wie eine Königin: Eine Audienz bei ihnen<br />

n<strong>im</strong>mt Zeit und Geduld in Anspruch.<br />

Am vierten Tag in der Früh sind wir da,<br />

wohin wir wollen: auf dem Weg zu den<br />

Gipfeln des <strong>Mont</strong>e Rosa. Wir treten in<br />

der Morgendämmerung hinaus auf die<br />

Terrasse des Rifugio Mantova. Die Täler<br />

Norditaliens und ihre Gipfel liegen noch<br />

<strong>im</strong> grauen Dunst des nahenden Tages. Nur<br />

ein Berg leuchtet in der Morgensonne: der<br />

<strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>. Wie ein erleuchteter Buddha<br />

ruht sein eisiges Haupt in der Ferne.<br />

Ein kühler Wind streicht über die Tereine<br />

der bekanntesten extremen Skiabfahrten<br />

der Alpen. Wir indes haben nichts<br />

Extremes <strong>im</strong> Sinn. Wir erkunden die Gipfel<br />

des <strong>Mont</strong>e Rosa gemächlich. Dennoch<br />

gleicht diese Bergtour einer kleinen Expedition,<br />

nicht zuletzt, da wir in der dünnen<br />

Luft der Capanna Margherita übernachten<br />

und dabei eine akute Höhenkrankheit unbedingt<br />

vermeiden wollen.<br />

Vier Tage ist es her, seit wir in Zürich losgefahren<br />

sind. Eine Busfahrt über den<br />

Großen Sankt Bernhard, ein Cappuccino<br />

in Aosta, ein italienischer Regionalzug<br />

und das dreisprachige Walser Dorf Gressoney<br />

gehörten zu den ersten Stationen der<br />

Bergfahrt. Dann folgten Gondelbahnen,<br />

66 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


asse, als wir die Riemen der Steigeisen<br />

festzurren, die Rucksäcke schultern und<br />

losgehen. Jenem Tag entgegen, an dem<br />

wir Viertausender sammeln werden wie<br />

nie zuvor auf einer Tour. Doch während<br />

der ersten zwei Stunden bleibt Zeit, die Gedanken<br />

schweifen zu lassen. Zu versinken<br />

<strong>im</strong> Rhythmus der bedächtigen Schritte,<br />

während die Steigeisen auf dem Gletscher<br />

knirschen, die Karabiner am Gurt tingeln,<br />

das Seil zum Vorderen mal in der Luft<br />

schwingt, mal als grüne Schlange durch<br />

den Schnee schleicht.<br />

Mein Blick wird zu einem Äffchen, das<br />

sich von Punkt zu Punkt schwingt: zum<br />

mächtigen Lysgletscher, der weiß in der<br />

Sonne leuchtet, zu anderen Seilschaften<br />

vor uns und zur Vincentpyramide, deren<br />

vergletscherte Kuppe in einen tief blauen<br />

Morgenh<strong>im</strong>mel ragt. Unterbrochen wird<br />

der Rhythmus nur vom Blick auf den Höhenmesser.<br />

Er zeigt 3800, 3900, 3950… bis<br />

wir die unsichtbare Schranke überschreiten,<br />

die in den Alpen bis heute Abenteuer<br />

verspricht: 4000. Als diese Zahl auf meinem<br />

Zifferblatt leuchtet, fühle ich mich,<br />

als hätten wir eine magische Pforte durchschritten,<br />

die in ein neues Reich führt: das<br />

Reich des <strong>Mont</strong>e Rosa. Ein Reich aus Fels,<br />

Eis und Wind, in dem die Täler unter uns<br />

zu einer flüchtigen Erinnerung werden.<br />

Doch auf einmal, nach rund zwei Stunden,<br />

ist es vorbei mit der Ruhe. Wir stehen<br />

vor dem ersten Gipfel: dem Balmenhorn.<br />

Wenn auch die UIAA den Felsknubbel <strong>im</strong><br />

Lysgletscher in ihrer Liste offizieller Viertausender<br />

verschmäht, kraxeln wir am fixen<br />

Tau entlang zum höchsten Punkt, wo<br />

der riesige »Cristo delle Vette«, der Christus<br />

der Gipfel, seit bald sechzig Jahren Wind<br />

und Wetter trotzt. Als wären wir kleine<br />

Schulkinder, blicken wir von seinem Fuß<br />

hoch zu ihm, der seine Hände schützend<br />

über uns hält. Es ist morgens um neun Uhr,<br />

als wir uns trotz der UIAA hier zum ersten<br />

Viertausender des Tages gratulieren. Um<br />

danach bald abzusteigen und weiterzuziehen<br />

– Richtung nächstem Viertausender.<br />

Wie ein Äffchen<br />

schwingt sich der<br />

Blick von Punkt zu<br />

Punkt: Lysgletscher,<br />

Vincentpyramide,<br />

Dufourspitze<br />

INFO<br />

Capanna Margherita (4554 m)<br />

Sie ist die am höchsten gelegene Hütte <strong>im</strong><br />

Alpenraum und damit einer der verrücktesten<br />

Orte, eine Nacht zu verbringen. Im Grunde wäre<br />

sie eine ganz normale Berghütte, stünde sie<br />

nicht wie ein Stecknadelkopf auf dem Gipfel<br />

der Signalkuppe. Durch ihre Fenster auf der<br />

Westseite blickt man hinunter auf den Gipfel<br />

des Matterhorns, von ihrer Terrasse auf der<br />

Ostseite aus sieht man abends die Lichter von<br />

Mailand gl<strong>im</strong>men. Viele Besucher haben jedoch<br />

kaum Augen für die Aussicht, den glühenden<br />

Sonnenuntergang oder die Pasta mit Zucchini<br />

und Parmesan, die vom Küchenteam unter<br />

einfachsten Bedingungen zubereitet werden.<br />

Stündlich ein neuer Viertausender<br />

Wir reihen die Gipfel des Massivs aneinander,<br />

als wären wir <strong>Riese</strong>n geworden, die<br />

mit wenigen Schritten von einem Berg zum<br />

nächsten gelangen, und mit jedem Gipfel<br />

geht es etwas höher hinauf ins Reich des<br />

<strong>Mont</strong>e Rosa. Gerade so, als wollte dieses<br />

Massiv seinen Besuchern Zeit lassen, sich an<br />

seine schwindligen Höhen heranzutasten.<br />

Um zehn Uhr stehen wir neben der – deutlich<br />

kleineren – Marienstatue auf dem Corno<br />

Nero, um elf Uhr auf der Ludwigshöhe,<br />

um zwölf Uhr auf der Parrotspitze. Auf deren<br />

Schneekuppe bleiben wir lange stehen<br />

und blicken lange um uns. In diese Welt<br />

aus Fels und Eis, die der Schweizer Gelehrte<br />

Gottlieb Sigmund Gruner 1778 als »schweizerisches<br />

Grönland« bezeichnete. Wogegen<br />

der Pfarrer von Alagna, Giovanni Gnifetti,<br />

einige Jahrzehnte später schmeichelhaftere<br />

Worte fand: »La Regina delle <strong>Mont</strong>agne<br />

d’Europa« – die Königin der Berge Europas<br />

– war für ihn der <strong>Mont</strong>e Rosa.<br />

Giovanni Gnifetti selbst war der Erstbesteiger<br />

der Signalkuppe <strong>im</strong> Jahr 1842 und<br />

ist bis heute <strong>im</strong> italienischen Namen des<br />

Berges, Punta Gnifetti, verewigt. Womit er<br />

sich <strong>im</strong> <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massiv in illustrer Gesellschaft<br />

befindet, was die Namen dieser<br />

Gipfel angeht: <strong>Der</strong> Topograf und Botaniker<br />

Ludwig Freiherr von Welden (1780–1853),<br />

der Naturwissenschafter Johann Parrot<br />

(1791–1841), der Geologe Joseph Zumstein<br />

(1783–1861), der General, Kartograf und<br />

Mitbegründer des IKRK Guillaume-Henri<br />

Dufour (1787–1875) – sie alle forschten<br />

hier, erklommen in der Pionierzeit des Alpinismus<br />

diese Gipfel und zieren seither mit<br />

ihren Namen das <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massiv.<br />

Nur eine Dame sehen wir, während wir<br />

von Herrn Parrots Spitze in die Runde der<br />

ehrwürdigen Herren blicken. Eine<br />

Denn viele befassen sich spätestens zwei, drei<br />

Stunden nach Ankunft in der Hütte nur noch mit<br />

einem: Kopfschmerzen. Die Höhe ist gnadenlos,<br />

und wer sich nicht mehrere Tage Zeit genommen<br />

hat, um sich zu akkl<strong>im</strong>atisieren, wird die Margherita<br />

kaum in guter Erinnerung behalten. Wer<br />

sich gut fühlt, wird sie indes nie mehr vergessen.<br />

Und dabei vielleicht auch über die Geschichte<br />

dieser Hütte staunen: Bereits 1893 wurde ihre<br />

Vorgängerin, ein s<strong>im</strong>pler Holzbau, eingeweiht; seit<br />

1980 klammert sich die heutige Hütte an den<br />

Gipfel. Beide Hütten trotzten bis heute Blitzen,<br />

Höhenstürmen, Kälte, Schnee und Eis wie kaum<br />

ein anderes Haus <strong>im</strong> Alpenraum.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 67


<strong>Der</strong> Abstieg über<br />

den Grenzgletscher<br />

führt an der <strong>Mont</strong>e-<br />

Rosa-Hütte vorbei.<br />

KOMPAKT<br />

Über die Gipfel des <strong>Mont</strong>e-Rosa-Massivs<br />

Anreise: Von Martigny <strong>im</strong><br />

Rhonetal mit dem Bus über<br />

den Gr.-Sankt-Bernhard-Pass<br />

nach Aosta. Mit dem Zug<br />

nach Pont-Saint-Martin und<br />

weiter mit dem Bus nach<br />

Gressoney. Mit den Seilbahnen<br />

zur Bergstation Punta<br />

Indren.<br />

Rückreise: Von der Station<br />

Rotenboden mit der Gornergratbahn<br />

nach Zermatt und<br />

weiter mit der Matterhorn-<br />

Gotthard-Bahn zurück nach<br />

Visp <strong>im</strong> Rhonetal und weiter<br />

per Schnellzug nach Martigny.<br />

Ausgangspunkt:<br />

Punta Indren (3275 m)<br />

oberhalb vom italienischen<br />

Gressoney respektive Alagna<br />

Endpunkt: Station Rotenboden<br />

(2815 m) oberhalb von<br />

Zermatt<br />

Informationen:<br />

Gressoney <strong>Mont</strong>e Rosa,<br />

Tel. 00 39/01 25/35 66 70,<br />

www.gressoneymonterosa.it;<br />

Info Alagna, Tel. 00 39/<br />

01 63/92 29 93,<br />

www.alagna.it;<br />

Zermatt Tourismus,<br />

Tel. 00 41/27/9 66 81 00,<br />

www.zermatt.ch<br />

Hütten: Rif. Mantova,<br />

Tel. 00 39/1 63/7 81 50,<br />

www.rifugiomantova.it;<br />

Cap. Margherita,<br />

Tel. 00 39/1 63/9 10 39,<br />

www.rifug<strong>im</strong>onterosa.it<br />

Literatur: Fink »Höhenwege<br />

<strong>im</strong> Wallis«, Bruckmann Verlag,<br />

München 2014;<br />

Anker/ Volken »<strong>Mont</strong>e Rosa –<br />

Königin der Alpen«,<br />

AS Verlag, Zürich 2009.<br />

Karten: Swisstopo-Karte<br />

1:25 000, Blatt 1348 »Zermatt«;<br />

Swisstopo-Wanderkarte<br />

1:50 000, Blatt 284 T<br />

»Mischabel« (inkl. Gressoney<br />

auf Rückseite)<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis<br />

September<br />

Schwierigkeit: Mit Ausnahme<br />

von Dufourspitze und<br />

Nordend, sind die Routen<br />

auf die Gipfel des <strong>Mont</strong>e Rosa<br />

technisch einfach, führen<br />

jedoch in große Höhen. Besonders<br />

wer in der Cap. Margherita<br />

übernachtet, sollte solide<br />

akkl<strong>im</strong>atisiert sein. <strong>Der</strong> Abstieg<br />

Tourenkarten 2,<br />

3, 4, Heftmitte<br />

über den Grenzgletscher ist<br />

spaltenreich, sollte vormittags<br />

und nur in Seilschaften von<br />

mindestens drei Personen<br />

unternommen werden.<br />

Route: Die Gipfel liegen<br />

nah beisammen und können<br />

unterschiedlich kombiniert<br />

werden. Eine Variante ist,<br />

am ersten Tag von der Punta<br />

Indren auf die Punta Giordani<br />

zu steigen mit Abstieg ins<br />

Rifugio Mantova; am zweiten<br />

Tag auf das Balmenhorn<br />

und die Vincentpyramide mit<br />

Rückkehr ins Rifugio Mantova,<br />

um am dritten Tag über das<br />

Schwarzhorn (Corno Nero),<br />

die Ludwigshöhe und die Parrotspitze<br />

auf die Signalkuppe<br />

(Punta Gnifetti) zu gelangen<br />

und in der Cap. Margherita<br />

zu übernachten. Wer weniger<br />

Zeit hat, lässt z. B. die<br />

Vincentpyramide aus und<br />

steigt am zweiten Tag über<br />

Balmenhorn, Schwarzhorn,<br />

Ludwigshöhe und<br />

Parrotspitze auf zur Cap.<br />

Margherita. Am letzten<br />

Tag wird nach dem Abstecher<br />

auf die Zumsteinspitze<br />

über den Grenzgletscher<br />

via Neue <strong>Mont</strong>e-Rosa-<br />

Hütte abgestiegen. Ausdauernde<br />

können von der Cap.<br />

Margherita die Dufourspitze<br />

und evtl. das Nordend<br />

besteigen.<br />

Dame indes, die als Würdenträgerin allen<br />

anderen überlegen ist: Margherita Maria<br />

Teresa Giovanna di Savoia. Kurz: La Regina<br />

Margherita, Königin von Italien. Die<br />

passionierte <strong>Bergsteiger</strong>in steht mit ihrem<br />

Namen bis heute nicht nur für eine Pizza,<br />

sondern auch für die Hütte auf der Signalkuppe,<br />

in der sie anlässlich der Einweihung<br />

<strong>im</strong> August 1893 selbst übernachtete.<br />

Sehnsüchtig blicken wir von der Parrotspitze<br />

aus zum modernen Osservatorio<br />

Capanna Regina Margherita, kurz Capanna<br />

Margherita genannt, das am selben Ort<br />

steht wie ihre Vorgängerin: zuoberst auf<br />

dem Gipfel der Signalkuppe. Ein Metallbau,<br />

der seit 1980 Höhenstürmen trotzt<br />

und <strong>im</strong> Winter aussieht wie eine Eisskulptur.<br />

So nah sie uns jetzt scheint, so weit<br />

ist sie noch weg: In der Mittagssonne eines<br />

Sommertages die letzten 250 Höhenmeter<br />

vom Seserjoch zur Signalkuppe hochzusteigen,<br />

zehrt an den Kräften. Im Zeitlupentempo<br />

trotten wir <strong>im</strong> schweren Schnee<br />

dem Gipfel entgegen, gleichmäßig, Schritt<br />

für Schritt. Bis sie auf einmal vor uns steht:<br />

die höchste Hütte Europas. Eine Bastion<br />

der Menschen, um sich eine Nacht herauszustehlen<br />

in einer Welt, die wir sonst nur<br />

für wenige Minuten besuchen.<br />

Eine gestohlene Nacht <strong>im</strong> Hochgebirge<br />

Als ich eine halbe Stunde später in Turnschuhen<br />

in der warmen Stube sitze, eine<br />

Minestrone esse und durch das Fenster hinab<br />

auf den Gipfel des Matterhorns blicke,<br />

fühle ich mich wie in einer Raumkapsel,<br />

irgendwo zwischen H<strong>im</strong>mel und Erde.<br />

Wenn auch eine Nacht auf 4554 Metern<br />

Höhe kaum Erholung bringen wird, freuen<br />

wir uns darauf, während des Nachtessens<br />

zwischen Pasta und »Secondo Piatto«<br />

auf der Terrasse zu stehen, um den Sonnenuntergang<br />

zu betrachten. Und vor dem<br />

Einschlafen auf der Südseite aus einem<br />

der Fenster zu blicken und die Lichter der<br />

Städte Norditaliens gl<strong>im</strong>men zu sehen.<br />

Bloß am nächsten Morgen werden wir uns<br />

fühlen, als hätten wir uns nur zwei Stunden<br />

hingelegt. Doch das macht nichts: Wir<br />

werden einzig Herrn Zumstein auf seiner<br />

Spitze noch einen Besuch abstatten und<br />

danach absteigen – über den langen, langen<br />

Grenzgletscher Richtung Zermatt. ◀<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Leseprobe<br />

Holen Sie sich jetzt die aktuelle Ausgabe am Kiosk!<br />

Für nur € 2,– (statt € 3,50)!


Leseprobe<br />

Lieber -Leser,<br />

geht es Ihnen auch so: Renovieren, etwas selbst bauen und schaffen<br />

macht einfach Spaß! Lassen Sie sich von dieser Leseprobe der aktuellen<br />

SELBER MACHEN inspirieren!<br />

Und wenn Sie’s nun genau wissen wollen: Wie gestaltet man einen<br />

Treppen-Unterbau? Wie schafft man Ordnung in der Werkstatt?<br />

Dann nutzen Sie einfach den Gutschein auf der folgenden Seite!<br />

Damit erhalten Sie diese Ausgabe von SELBER MACHEN für nur<br />

€ 2,– statt € 3,50 an Ihrem Zeitschriftenkiosk.<br />

Ulrich Weiß<br />

Chefredakteur<br />

Viel Erfolg be<strong>im</strong> He<strong>im</strong>werken wünscht Ihnen Ihr<br />

BAUEN Stauraum<br />

Neuer<br />

Platz <strong>im</strong><br />

Winkel<br />

Unter den Stufen entsteht für<br />

kleines Geld großer Stauraum.<br />

D<br />

ass der Raum unter Treppen kostbar ist,<br />

wissen vor allem Bewohner von Häusern<br />

ohne Keller. Richtig ausgenutzt<br />

und herausgeputzt wird er jedoch selten. Stattdessen<br />

mutiert der Boden dort meist zur ungeliebten<br />

Abstellfläche, die nur schlecht zu erreichen<br />

ist aber dafür umso besser einzusehen.<br />

Nicht ohne Grund, denn Möbel gibt es für diese<br />

Flächen nicht passend zu kaufen.<br />

Dabei kann man auch schräge Sachen einfach<br />

und günstig selbst bauen. So zieht eine neue<br />

Ordnung mit viel Stauraum unter der Treppe<br />

ein, die – aus Spanplatten konstruiert – kein<br />

Konto in Schieflage bringt. Ungewohnt aber<br />

kinderleicht ist die Ermittlung des Steigwinkels<br />

der Treppe, der auf einige Bauteile übertragen<br />

werden muss. Wie es geht, zeigen wir auf<br />

den folgenden Seiten.<br />

Teil 1:<br />

UNTERBAU<br />

TREPPE<br />

vorher<br />

In jeder Ausgabe<br />

100 Seiten<br />

Bauen<br />

gestalten<br />

renovieren<br />

Im Inneren des Ecks passen keine Einbauten mehr hinein.<br />

Die Lösung: eine Klappe. Die drei Schub laden elemente<br />

werden dank Rollen und Sitzbezügen zu fahrbaren Hockern.<br />

10<br />

Praktische Stauraum-<br />

Lösungen – einfach<br />

nachzubauen!<br />

Alles, was Sie brauchen, um<br />

jeden Winkel opt<strong>im</strong>al zu<br />

nutzen: mit übersichtlicher<br />

Bauskizze, Materialliste,<br />

detaillierter Schritt-für-Schritt-<br />

Anleitung inklusive Fotos und<br />

vielen Tipps und Tricks.<br />

BAUEN Stauraum<br />

Richtig verbunden<br />

Für die Verbindungen zwischen Böden, Seitenteilen und<br />

Abschlussplatte sind gele<strong>im</strong>te Verbindungen mit Holzdübeln<br />

vollkommen ausreichend. Dübel, Marker, Bohrer und<br />

Tiefenanschlag gibt es oft <strong>im</strong> Set zu kaufen.<br />

selber machen 8 | 2014<br />

Den Steigungswinkel ermitteln<br />

Materialliste<br />

Werkzeug<br />

Wasserwaage/Lot, Winkelmesser<br />

(Geodreieck), Kreissäge mit Führungsschiene<br />

und abwinkelbarem Schlitten,<br />

Bügeleisen, Cuttermesser/Kantentr<strong>im</strong>mer,<br />

Dübelmarker, Bohrer, Bohrmaschine,<br />

Tiefenanschlag.<br />

Verbrauchsstoffe<br />

Schleifpapier, Holzle<strong>im</strong>, Umle<strong>im</strong>er.<br />

Baustoffe<br />

Die jeweiligen Holzbretter (hier sind es<br />

Spanplatten) für die (vier) Senkrechten,<br />

die Einlegeböden (mit Blenden) und für<br />

die Deckenplatte.<br />

Um zu wissen, wie stark die Oberseiten der Bretter angeschrägt werden müssen, wird der<br />

Steigungswinkel der Treppe ermittelt – mit Lot oder Wasserwaage ist das leicht gemacht.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Eine dünne Sperrholzplatte senkrecht auf Mit dem Bleistift anschließend am Rand der Mit dem Geodreieck kann auf dem<br />

die Treppenwange setzen, sodass eine Ecke auf Wange entlangfahren (auf der Rückseite des Sperrholzbrett der Steigungswinkel abgelesen<br />

der Wangenkante zum Liegen kommt. Brettes) und den Strich aufs Sperrholz setzen. werden. Er liegt hier bei circa 45 Grad.<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Mit dem Lot: Brettkante parallel zur<br />

<strong>Der</strong> Steigungswinkel ist hier der Winkel Zum Übertragen aller Maße von oben nach<br />

Treppenwange halten. Das Lot genau über der zwischen der schmalen, rechten Seite des Brettes unten <strong>im</strong>mer mit dem Lot arbeiten. Zum<br />

Brettecke befestigen. Linie am Lot ziehen. und der gezogenen Linie.<br />

Anzeichnen kommt Malerkrepp auf die Flächen.<br />

11<br />

Die vier senkrechten Teile erhalten auf ihrer Ober seite einen<br />

Schnitt, welcher der Steigung der Treppe entspricht<br />

1<br />

2 3<br />

4<br />

Mit der Winkel-Arretierung Um 45 Grad haben wir die Mit dem Anschlagwinkel wird Die Oberseite des Brettes ist nun<br />

des Maschinenschlittens kann die Maschine gekippt. Das entspricht die Führungsschiene der Säge auf <strong>im</strong> selben Winkel wie die Treppen -<br />

Kreissäge gekippt werden. dem Steigungswinkel der Treppe. dem Bauteil ausgerichtet.<br />

steigung angeschrägt.<br />

Umle<strong>im</strong>er aufkleben und schneiden<br />

Führen Sie das Bügeleisen nicht zu schnell über den Umle<strong>im</strong>er, damit der Schmelzkleber genug Zeit hat, sich<br />

zu verflüssigen. Das Schneiden der Kanten sorgt bei Anfängern oft für Ärger – ein Kantentr<strong>im</strong>mer hilft.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

<strong>Der</strong> Umle<strong>im</strong>er muss in seiner Breite so Bei mittlerer Temperatur wird der Kunst -<br />

gewählt werden, dass er beidseitig übersteht. stoff umle<strong>im</strong>er aufgeklebt. Eisen langsam führen.<br />

4<br />

5<br />

Den Eckenüberstand trennt das Cuttermes-<br />

Das Cuttermesser in einer gleichmäßigen<br />

ser ab. Vorher Brett auf den Umle<strong>im</strong>er stellen. Bewegung und parallel zum Brett führen.<br />

6<br />

7<br />

Besser geeignet sind Kantentr<strong>im</strong>mer, die be<strong>im</strong> Mit feinem Schleifpapier (mind. 180er)<br />

Schneiden den Umle<strong>im</strong>er weiter andrücken. werden die Kanten abschließend gebrochen.<br />

Die Schmalseiten abwinkeln<br />

<strong>Der</strong> aufgedrückte Holzklotz sorgt<br />

anschließend für die flächige Verklebung.<br />

gut zu wissen<br />

Kantentr<strong>im</strong>mer<br />

Die Kanten von Kunststoff-Umle<strong>im</strong>ern<br />

können mit (sauberen!) Stechbeiteln,<br />

Cuttermessern oder am besten mit<br />

Kantentr<strong>im</strong>mern (Foto) abgeschnitten<br />

werden. Ihre zwei Vorteile: Sie führen<br />

die Klinge <strong>im</strong> richtigen Winkel und<br />

drücken dabei den Umle<strong>im</strong>er ans Holz.<br />

(Das Gegenbeispiel sehen Sie zur<br />

Veranschaulichung in Foto 5). Im<br />

Gegensatz dazu sollten Echtholz-Umle<strong>im</strong>er<br />

nur mit einer Flachfeile<br />

gebrochen werden (wegen der<br />

Maserung <strong>im</strong> Umle<strong>im</strong>er).<br />

12<br />

selber machen 8 |<br />

2014<br />

13


Leseprobe<br />

Maßschneider<br />

TECHNIK Werkzeugtest<br />

Heckenscheren gibt es mit drei verschiedenen Antriebssystemen:<br />

Benzin, Akku oder mit Netzstrom. Wir haben<br />

kabelbetriebenen Scheren mit 500 bis 600 Watt getestet.<br />

Großer<br />

PRAXIS-<br />

TEST<br />

H<br />

eckenscheren, die sich mit Netzstrom betreiben<br />

lassen, haben gegenüber ihren akkubetriebenen<br />

Verwandten einen entscheidenden<br />

Vorteil: Sie werden nie müde! Zwar ist die Betriebsdauer<br />

von benzinbetriebenen Geräten Hch auch recht hoch und die Flexibilität ebenso, doch das gilt<br />

auch für<br />

das Gewicht! Für Besitzer von großen und lan-<br />

gen Hecken, ist daher eben eher die mit Elektrokabel betriebene<br />

Heckeneschere die esret Wahl.<br />

Gehen en Sie bei der Auswahl Ihrer neuen Heckenschere sys-<br />

tematisch<br />

vor. Art und Größe der Hecke sind ausschlag-<br />

gebend für die Wahl des richtigen Modells. Die Länge des<br />

Messerbalkens erba sollte am besten der Heckenbreite entsprechen.<br />

Bei sehr hohen Hecken hilft ein langes Messer<br />

Zeit zu sparen. Andererseits sind Maschinen mit zu langem<br />

Messerbalken nur unnötig schwer und zudem auch<br />

unhandlich.<br />

Die Schnittdicke der Maschine sollte so groß wie die<br />

dicksten Ästen der Hecke sein, damit sich die Schere<br />

auch für einen radikalen Rückschnitt eignet. Je größer die<br />

Schnittdicke ist, desto kräftiger muss natürlich auch der<br />

Motor der Heckenschere sein. 400 Watt reichen für 1,6 cm<br />

Schnittdicke, bei 2,5 cm sind mindestens 500 Watt empfehlenswert.<br />

Unser Test beschäftigt sich daher mit Geräten<br />

mit einer Leistung von 500 bis 600 Watt, denn damit<br />

ist man <strong>im</strong> Gärtneralltag gut gerüstet!<br />

TECHNIK Werkzeugtest<br />

Sieger mit besten Noten<br />

Abschlussnote 1,4 – damit fährt die Stihl HSE61 den<br />

Sieg in einem starken Testfeld ein, gefolgt von der<br />

Bosch AHS55-26, einem 3500-Gramm-Leichtgewicht.<br />

Anbieter<br />

Modell<br />

Ausstattungsmerkmale<br />

Abmessungen: Länge x Höhe x Breite [cm]<br />

Gewicht [kg]<br />

Kabellänge [cm]/-farbe<br />

Leistung (Angabe) [W]<br />

Schnittlänge [cm]<br />

Schneiden: Anzahl/Öffnung/Tiefe [mm]<br />

Messerstärke unten + oben [mm]<br />

Schwertbreite [mm]<br />

Black & Decker<br />

GT6060<br />

99,95 €<br />

100 x 20 x 20<br />

3,2<br />

Direktanschluss /-<br />

600<br />

60<br />

18 / 26 / 17<br />

2,0 + 1,8<br />

75<br />

Bosch<br />

AHS55-26<br />

169,99 €<br />

108 x 23 x 25<br />

3,5<br />

28 / Schwarz<br />

600<br />

55<br />

16 / 26 / 21<br />

1,8 + 1,8<br />

vorne 60; hinten 75<br />

Gardena<br />

EASYCUT<br />

48 Plus<br />

119,99 €<br />

99 x 21 x 20<br />

3,45<br />

37 / Schwarz<br />

550<br />

48<br />

16 / 25 / 15<br />

1,5 + 1,7<br />

67<br />

Metabo<br />

HS8755<br />

189,21 €<br />

97 x 24 x 22<br />

4,1<br />

30 / Schwarz<br />

560<br />

55<br />

15 / 24 / 19<br />

1,8 + 2,2<br />

75<br />

Stihl<br />

HSE61<br />

229,- €<br />

118 x 20 x 25<br />

4,1<br />

32 / Schwarz<br />

500<br />

60<br />

19 / 21 / 17<br />

2,1 + 1,9<br />

vorne 55; hinten 70<br />

Wolf<br />

HSE55V<br />

174,99 €<br />

98 x 26 x 15<br />

3,75<br />

24 / Schwarz<br />

500<br />

55<br />

17 / 24 /15<br />

2,0 + 2,0<br />

70<br />

Praxistest Schneiden<br />

Schneiden frischer Austriebe<br />

Schneiden mehrjähriger Triebe<br />

Blockier-, Klemmneigung<br />

Note Praxistest Schneiden (45%)<br />

+++<br />

++<br />

gering<br />

Gut (2,1)<br />

+++<br />

+++<br />

gering<br />

Sehr gut (1,3)<br />

71<br />

+++<br />

++<br />

gering<br />

g<br />

Gut (2,1)<br />

+++<br />

+++<br />

gering<br />

Sehr gut (1,3)<br />

+++<br />

+++<br />

gering<br />

Sehr gut (1,3)<br />

+++<br />

++<br />

gering<br />

Gut (2,1)<br />

70<br />

Handhabung<br />

Gebrauchshinweise<br />

Erstmontage<br />

Handgriff mit Ein-/Aus-Schalter<br />

Bügelgriff mit Sicherheitsschalter<br />

Manövrieren be<strong>im</strong> Schneiden, Schneiden <strong>im</strong> Überkopfbereich<br />

Schnittführung vertikal und horizontal<br />

Ausbalancieren<br />

Reinigung<br />

Messerschutz<br />

Note Handhabung (40%)<br />

selber machen 7 | 2014<br />

++<br />

+++<br />

++<br />

o<br />

+<br />

++<br />

o<br />

+<br />

o<br />

Befriedigend (3,0)<br />

+<br />

+++<br />

+++<br />

+++<br />

++<br />

+++<br />

++<br />

++<br />

++<br />

Gut (1,9)<br />

++<br />

++<br />

+++<br />

++<br />

+<br />

++<br />

++<br />

++<br />

+<br />

Befriedigend (2,5)<br />

+<br />

+++<br />

++<br />

+<br />

++<br />

++<br />

+<br />

++<br />

++<br />

Gut (2,4)<br />

+++<br />

+++<br />

+++<br />

+++<br />

+++<br />

+++<br />

+++<br />

++<br />

++<br />

Sehr gut (1,3)<br />

+<br />

+++<br />

+++<br />

++<br />

+<br />

+++<br />

++<br />

++<br />

++<br />

Gut (2,1)<br />

Werkzeuge und<br />

Maschinen <strong>im</strong> Test<br />

Wir haben in dieser Ausgabe sechs<br />

Heckenscheren für Sie getestet:<br />

Lesen Sie, welche besonders<br />

leistungsstark, praktisch in der<br />

Handhabung und geräuscharm ist.<br />

Technik und Sicherheit (Laborprüfung)<br />

Hubzahl [min-1]<br />

1740<br />

Geräusch: Schalldruckpegel am Ohr ohne Last [dB(A)]<br />

95<br />

Wirksamkeit und Bedienung der Zugentlastungseinrichtung<br />

+<br />

Elektrische Sicherheit<br />

Ok<br />

Stoppostion der Messer<br />

zufällig<br />

Selbsttätiges Abschalten nach Blockierung<br />

nein<br />

Note Technik und Sicherheit (15%)<br />

Ausreichend (4,0)<br />

Gesamtnote<br />

Befriedigend (2,8)<br />

So haben wir getestet<br />

Schnitt Buchenhecke<br />

Schnitt Weidenholz<br />

Das Schneiden der Buchenhecke ist eine<br />

Neben Heckenschnitt wurde auch geprüft<br />

der größeren Herausforderungen. Die<br />

wie die Testgeräte Hölzer schneiden.<br />

frischen Austriebe schaffen alle Geräte<br />

Weidenstöcke mit ihren dichten Fasern sind<br />

mühelos. Mehrjährige Triebe lassen sich<br />

ein bestens geeignetes Material.<br />

am besten mit den Gerätenvon Bosch,<br />

Metabo und Stihl schneiden.<br />

3080<br />

95<br />

+<br />

Ok<br />

zufällig (sichtbarer Messernachlauf)<br />

ja<br />

Befriedigend (3,4)<br />

Gut (1,9)<br />

Geräuschentwicklung<br />

Das Geräusch einer Heckenschere ist<br />

subjektiv weniger laut, doch die<br />

Messungen in der Akustikhalle zeigen<br />

Schalldruckpegel ähnlich denen von<br />

Bohrhämmern (Schallschutz tragen!),<br />

Ausnahme: Metabo.<br />

3380<br />

2960<br />

3510<br />

94<br />

86<br />

95<br />

++<br />

+<br />

++<br />

Ok<br />

Ok<br />

Ok<br />

zufällig<br />

zufällig<br />

verdeckt *<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

Befriedigend (3,3)<br />

Befriedigend (3,2)<br />

Befriedigend (2,5)<br />

Befriedigend (2,5)<br />

Gut (2,1)<br />

Sehr gut (1,4)<br />

Hubgeschwindigkeit<br />

Elektrische Sicherheit<br />

Mit einem Drehzahlmessgerät wurde<br />

Mit einem Hochspannungstestgerät<br />

die Hubzahl der Messerzähne pro<br />

wird die Isolationsfestigkeit der per<br />

Minute gemessen. Eine hohe Hubzahl<br />

Netzstrom betriebenen Geräte geprüft.<br />

ist vorteilhaft für<br />

das Schneiden von<br />

Diesen Abschnitt absolvieren alle ohne<br />

„anspruchsvollem“ Gehölz.<br />

Beanstandungen.<br />

1780<br />

92<br />

++<br />

Ok<br />

verdeckt *<br />

nein<br />

Befriedigend (3,0)<br />

Gut (2,3)<br />

* Schneiden max<strong>im</strong>al geöffnet<br />

!<br />

Das Benotungssystem<br />

Die wichtigsten Kriterien bei der<br />

Beurteilung der Geräte waren der Praxis -<br />

test Schneiden und die Handhabung –<br />

zunächst wurden die „klassischen“ Hölzer<br />

wie Buche und Weide geschnitten. Da<br />

lagen alle noch dicht beieinander. Bei den<br />

Anforderungen an die Handhabung lagen<br />

die Testteilnehmer dann weiter aus ein -<br />

ander, entscheidend waren hier die<br />

Praxisanforderungen wie das Ausbalancieren<br />

und das Handling be<strong>im</strong> Schneiden.<br />

72<br />

selbermachen 8 | 2014<br />

73<br />

Alles <strong>im</strong> (Zu-)Griff!<br />

Mit diesem Aufbewahrungssystem<br />

schaffen Sie Ordnung in Ihrer Werkstatt.<br />

GUTSCHEIN<br />

TECHNIK<br />

46<br />

Innovationspreis<br />

Ordnungshüter<br />

Das modulare Aufbewahrungs- und Werkzeug-system<br />

Blucave sorgt für Übersicht – und das zu fairen Preisen.<br />

Wenn alles seinen festen Platz hat, dann findet man es leicht<br />

wieder. Diesen Grundsatz setzt die niederländische Firma Batavia<br />

mit Blucave perfekt um: Ein aufeinander abgest<strong>im</strong>mtes<br />

Ablage- und Werkzeugsystem, das in Modulbauweise funktioniert.<br />

Ob Lampe, Ladestation oder 6er-Steinbohrer – alles hat<br />

seinen festen, passgenauen Platz. Wer mit Blucave Ordnung schaffen will, beginnt<br />

mit Koffern (je 34 Euro) und der Wandschiene mit vier Halterungen<br />

(29 Euro). Je nach Bedarf können Stück für Stück weitere Module und Geräte<br />

folgen. Zurzeit umfasst das System unter anderem sechs kabel- und zwei<br />

akkubetriebene Tools (Akkubohrer, Schwingschleifer, etc.). Dabei handelt es<br />

sich um Aufsätze, die jeweils auf einen stromgebenden Controller (Akku/<br />

Netz) gesteckt werden. Die Zubehörliste reicht vom Wandregal (99 Euro) bis<br />

zur Schublade (5 Euro).<br />

Erhältlich bei www.blucave-shop.de oder www.westfalia.de<br />

Höhenverstellbar<br />

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Regal mit inneren Werten<br />

Jedes Bord verfügt über vier integrierte Schubladen, in die alle Zubehörsets<br />

des Systems passen (z. B. für Bohrer, Stichsägenblätter, etc.). An<br />

der Regalunterseite nehmen Halterungen diverse Systemwerkzeuge,<br />

-steckdosen und -leuchten auf (Foto r.).<br />

INNOVATION DES MONATS<br />

BATAVIA BLUCAVE<br />

WERKSTATT-SYSTEM<br />

Modulbauweise<br />

Ob Arbeitsleuchte (Foto)<br />

oder Akkubohrer: Alle<br />

Zubehörteile und Werkzeuge<br />

des Systems<br />

passen perfekt in die Aufbewahrungseinheiten.<br />

Strom und<br />

Licht<br />

Das Powermodul o liefert<br />

Strom und Licht: Die<br />

Vierfach-Steckdose ist an<br />

eine ausziehbare 6-Meter-<br />

Zuleitung gekoppelt. Im<br />

Fach nebenann<br />

steckt eine<br />

flache Arbeitsleuchte,<br />

die auch unter dem Bord<br />

befestigt werden kann.<br />

selber machen 8 | 2014<br />

Wandschiene<br />

Die Wandschienen nehmen in<br />

ihren Halterungen die Koffer<br />

auf. Durch eine abschließbare<br />

Haube auf der Schiene kann<br />

man die Koffer-Reihe vor<br />

unerlaubtem Zugriff schützen.<br />

Die kriterien<br />

Revolutionäre Idee<br />

Eine Innovation ist erst einmal<br />

„nur“ eine Neuheit. Benutzen<br />

wir dieses Wort in der Redaktion,<br />

meinen wir: nicht nur<br />

neu, sondern ein einzigartiger<br />

Ansatz – eine unerwartete<br />

Idee, die revolutionär sein<br />

kann oder mit bekannten<br />

Techniken etwas völlig Neues<br />

schafft – und diese Produkte<br />

werden von der Redaktion<br />

als „Innovation des Monats“<br />

ausgezeichnet.<br />

Koffer mit Durchblick<br />

Die Koffer bilden das Herzstück des Systems.<br />

Sie können durch Trenn-Elemente nach Belieben<br />

unterteilt werden, nehmen wahlweise auch<br />

Systemschubladen auf. Alle Werkzeuge aus der<br />

Blucave-Reihe sind so bemessen, dass sie mit<br />

ihren spezifischen Halterungen in den Koffern<br />

untergebracht werden können. Durch die transparenten<br />

Deckel kann der He<strong>im</strong>werker mit<br />

einem Blick den Inhalt des Koffers überblicken.<br />

✁<br />

Fotos: Christian Bordes; Text: Malte Betz<br />

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47<br />

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Leseprobe<br />

BAUEN Biefkasten<br />

Gut geschützt<br />

vor den Wetter -<br />

einflüssen sind<br />

nicht nur die<br />

Briefe. Im oberen<br />

Fach lassen sich<br />

Zeitungen und<br />

Zeit schriften gut<br />

unterbringen,<br />

ohne dass ihre<br />

Umschlag blätter<br />

zerreissen. Auch<br />

Päckchen finden<br />

dort trockenen<br />

Unterschlupf.<br />

Post ist da!<br />

Da wird sich Ihr Zusteller freuen: <strong>Der</strong> neue<br />

Briefkasten bietet viel Platz und zusätz -<br />

lich ein Fach für Zeitungen und Päckchen.<br />

<strong>Der</strong> Hingucker für jede Haustür.<br />

D<br />

er Briefkasten ist – ähnlich wie das Gartentor, eine<br />

Art Aushängeschild für ein Haus. Umso erstaunlicher,<br />

dass die meisten Hausbesitzer deutschlandweit<br />

auf die eher einfallslosen Postkästen in Edelstahl-<br />

Optik zurückgreifen. In jedem Baumarkt stehen anscheinend<br />

<strong>im</strong>mer nur dieselben zehn Modelle.<br />

Unsere kleine Briefkastensäule unterscheidet sich da<br />

wohltuend vom Einheitslook. Dass Sie damit erfreulichere<br />

Post erhalten, können wir leider nicht garantieren.<br />

Aber zumindest das: <strong>Der</strong> Bau aus wasserfest verle<strong>im</strong>tem<br />

Sperrholz und Aluminium-Leisten ist ganz einfach.<br />

30<br />

Originelle i Ideen für Ihr<br />

Zuhause, für's Haus …<br />

Dieser Briefkasten bietet nicht<br />

nur viel Platz für Briefe und<br />

Päckchen, sondern ist auch eine<br />

Zierde für Ihr Haus.<br />

BAUEN Biefkasten<br />

Große<br />

Klappe –<br />

viel<br />

dahinter<br />

Materialliste<br />

Baustoffe<br />

Wasserfest verle<strong>im</strong>tes Sperrholz,<br />

Aluminium-Winkelprofile (Maße siehe<br />

Riss-Zeichnung auf der folgenden<br />

Seite), 4 Scharniere, Briefkastenschloss<br />

Die Alu-Leisten<br />

ermöglichen eine<br />

einfache Verbindung<br />

auf Stoß. Über dem<br />

schrägen Innenbrett<br />

findet bei Bedarf noch<br />

eine zusätzliche Geh -<br />

weg-Leuchte Platz.<br />

Verbrauchsstoffe<br />

Malerkrepp, wasserfester Holzle<strong>im</strong>,<br />

Metallkleber, Holzgrund, Wetterschutz-<br />

farbe<br />

Werkzeug<br />

Aluminiumsäge, Hammer, Körner, Ahle,<br />

Forstnerbohrer, Schraubendreher,<br />

Bohrmaschine, Maulschlüssel, Senker,<br />

Raspel, Holzsäge, Schlüsselfeile, Pinsel,<br />

Farbrolle<br />

selber machen 8 | 2014<br />

Die Alu-Leisten zusägen<br />

Die Leisten dienen als Eckverbinder und schützen dabei die Schnittkanten aller<br />

vier Außenbretter – dabei verpassen sie der Holzkonstruktion die feine Note.<br />

1<br />

Die Stirnseite eines großen Vierkantholzes dient als<br />

Führung be<strong>im</strong> Zuschneiden der Alu-Leisten. Die Säge<br />

entlang der Schnittfläche führen, dann wird’s gerade.<br />

Als Baumaterial dienen<br />

wasserfest verle<strong>im</strong>tes Sperr -<br />

holz und 20 x 20-mm<br />

Aluminium-Winkelprofile<br />

3<br />

Mit dem Körner werden circa sechs Markierungen für<br />

Bohrlöcher auf der angezeichneten Mittellinie eingeschlagen.<br />

Immer auf sauberer Unterlage arbeiten. Alu zerkratzt leicht.<br />

2<br />

31<br />

Eine Mittellinie in nur eine der Innenseiten<br />

anzeichnen. Für den Parallelstrich den Bleistift<br />

auf den (führenden) Mittelfinger drücken.<br />

4<br />

Die Bohrlöcher für die Schrauben folgen anschließend.<br />

Die Arbeitsschritte an den Alu-Leisten führen Sie auf allen vier<br />

Leisten identisch aus. Löcher jeweils nur auf eine Profilseite.<br />

<strong>Der</strong> Senker verpasst<br />

Mit einer Schlüsselfeile wird<br />

den Löchern eine<br />

der Grat an den Schnittkanten<br />

Senkung, den Schrau -<br />

der Aluminium-Leisten entfernt.<br />

ben ent sprech end.<br />

Werkzeug <strong>im</strong>mer mit viel Über -<br />

<strong>Der</strong>en Köpfe dürfen<br />

stand ansetzen, die Feilenecken<br />

keinesfalls über -<br />

verursachen sonst Kratzer.<br />

stehen, sonst liegen<br />

die Außenbretter<br />

nach her nicht sauber<br />

<strong>im</strong> Winkel.<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Die Lage des Schlosses in Bezug auf die Ober kante Ein 18er-Forstnerbohrer setzt das Loch zur Aufnahme<br />

hängt von der jeweiligen Bauform des Schlosses ab. des Schlosses (kann abweichen, je nach Schlosswahl). Achten<br />

Min destens ein Drittel des Riegels sollte überstehen. Sie auf einen exakt mittigen Sitz zwischen den Seiten.<br />

SCHWEBE-<br />

Die Überwurfmutter des Schlosses wird<br />

von innen nen durch<br />

die Bohrung geführt und mit<br />

dem Riegel-Gegenstück verschraubt. Um<br />

dabei das Mitdrehen zu verhindern, wird die<br />

Schloss-Rückseite mit einem Schraubendreher<br />

gekontert. ert.<br />

PROFI-tipp<br />

Messing macht’s<br />

Das Schloss eines Briefkastens ist <strong>im</strong> -<br />

mer der Witterung ausgesetzt, darum<br />

sollten Sie hier nicht an der Qualität<br />

sparen. Einfache Möbelschlösser sind<br />

schon für drei bis vier Euro erhältlich.<br />

Doch die werden nach spätestens<br />

einem Winter lädiert sein und nicht<br />

mehr richtig funktionieren.<br />

Achten Sie darauf, ein Schloss aus<br />

Messing mit verchromter Oberfläche<br />

einzusetzen – das hält lange vor.<br />

Die Öffnung für den Briefeinwurf und der Kastendeckel<br />

Die Lage der Scharniere<br />

sollte bei der Klappe für den<br />

Briefeinwurf (Foto) und be<strong>im</strong><br />

Briefkastenfach identisch sein. In<br />

den Klappen und den Gegen -<br />

stücken wird jeweils nur die<br />

1<br />

halbe Tiefe der gesamten<br />

Scharnierstärke<br />

zum Aussägen<br />

Das Fingerloch für die Briefeinwurf-Klappe<br />

angezeichnet.<br />

wird mit dem Forstnerbohrer (30 mm) seitlich<br />

versetzt in die Unterkante gebohrt.<br />

2<br />

Die Raspel trägt überstehende Teile an den<br />

Flanken der Bohrung ab, damit dort saubere<br />

90-Grad-Kanten entstehen. Danach: schleifen. 3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Die Holzsäge<br />

markiert mit zwei Einschnitten Mit der Raspel wird anschließend der Raum Das Dach wird mit Holzle<strong>im</strong> (umlaufend an<br />

die Ränder des<br />

Ausschnitts. Lieber nachsägen zwischen den feinen Schnitten abgetragen. der Kante) und Schrauben aus einer größeren<br />

anstatt übereilt zu tief zu sägen.<br />

Je breiter die Raspel, desto einfacher gelingt es. und einer kleineren Platte zusammengesetzt.<br />

32<br />

selbermachen 8 |<br />

2014<br />

33<br />

✁<br />

Selbermachen Media GmbH, Neumann-Reichardt-Straße 27-33, 22041 Hamburg<br />

GUTSCHEIN<br />

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Händlerstempel<br />

... und für den<br />

Garten!<br />

Nicht nur das Selbermachen<br />

macht Spaß:<br />

An diesen Gartenspielen<br />

hat danach<br />

die ganze Familie<br />

Freude!<br />

An Seilen sind unsere beiden Spielkonstruktionen in ihrem Mittelpunkt aufgehangen. Das erfordert Sorgfalt be<strong>im</strong> Messen.<br />

Balanceakt<br />

Es muss nicht <strong>im</strong>mer Fußball oder Frisbee sein! Diese kurzweiligen<br />

Outdoor-Spiele verlangen Köpfchen und Fingerspitzengefühl.<br />

Sie sind kinderleicht zu bauen und begeistern auch die Großen.<br />

Entweder entspannen wir <strong>im</strong> Garten<br />

oder wir arbeiten in ihm. Aber warum<br />

wird das eigene Grün so selten zum<br />

Platz für unterhaltsame und spannende<br />

Spiele? <strong>Der</strong> Garten als Spielplatz: Damit<br />

meinen wir an dieser Stelle keine Flächen für die<br />

sportlichen Varianten mit Fuß- oder Federball,<br />

sondern die mit Köpfchen und Fingerspitzengefühl.<br />

Ein kleiner Platz unter dem starken Ast eines<br />

Baumes genügt, um Raum für unsere hier gezeigten<br />

Konstruktionen zu bieten.<br />

Die sind nicht nur schnell und kinderleicht gebaut,<br />

sie machen – und das ist ja entscheidend –<br />

extrem viel Spaß. Und das gilt nicht nur für jede<br />

Altersklasse!<br />

Das erste Spiel: Be<strong>im</strong> ‘schwebenden Teller’<br />

kämpfen die Spieler gegeneinander und gegen<br />

die Erdanziehungskraft. Es gilt, die <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

aufgehängte Platte <strong>im</strong> Gleichgewicht zu<br />

halten – oder das Gegenteil herbeizuführen.<br />

Unsere zweite Spiel-Idee, das Kugel-Labyrinth<br />

mit den Lochfallen, kennen viele sicherlich als<br />

Physik zum Anfassen bietet die schwebende Platte.<br />

Indoor-Variante. Unsere Version in XXL ist<br />

Das Hebelprinzip, das Gleichgewicht der Kräfte und die<br />

schwebend aufgehängt und kommt dementsprechnd<br />

ohne hakeliges Gestänge aus (Bauan-<br />

Erdanziehungskraft spielen in jeder Spiel-Variante mit.<br />

leitung ab Seite 80).<br />

Egal für was Sie sich entscheiden: außergewöhnlicher<br />

Spielspaß <strong>im</strong> Garten ist garantiert.<br />

TELLER<br />

Weitere<br />

Themen in dieser Ausgabe:<br />

Neuer Glanz für Fassaden und Fenster, Welche Farbe eignet sich<br />

für welche Wand, Basiswissen Holz- und Zinken-Verbindungen<br />

und vieles mehr!<br />

77


ElektroRad<br />

Erleben Sie unsere Vielfalt!<br />

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KOLUMNE<br />

<strong>Der</strong> Schatten des<br />

Ch<strong>im</strong>borazo auf den<br />

umliegenden Wolken<br />

Am Gipfel<br />

der Gefühle<br />

Treffpunkt unten am Parkplatz. Mein Gast<br />

wartet schon. Für ihn ist es heute ein besonderer<br />

Tag, für mich dagegen Routine:<br />

der gut bekannte Weg übers Höllental<br />

hoch auf die Zugspitze. Es ist noch sehr<br />

dunkel, aber wir haben einen langen Weg<br />

vor uns. Wir gehen die Ausrüstung durch,<br />

besprechen die einzelnen Abschnitte der<br />

Tour. Ich spüre, wie nervös er ist, weiß um<br />

seine Sorge, dass es auch diesmal nicht<br />

klappen könnte. Immerhin hatte er es<br />

schon zwei Mal probiert und war beide<br />

Male umgedreht. Ich kann ihn gut verstehen.<br />

So ähnlich geht es mir, wenn ich in<br />

der Nacht vor einem Aufstieg an einem<br />

Achttausender nicht schlafen kann, mich<br />

nur von der einen auf die andere Seite drehe,<br />

nervös jede Stunde auf die Uhr schaue,<br />

wann ich endlich aufstehen kann. Zugspitze<br />

oder Achttausender: Für jeden gibt es<br />

den passenden Gipfel.<br />

Wir starten unseren Aufstieg. Langsam<br />

bricht der Tag an, das Wetter scheint auf<br />

unserer Seite zu sein. Wir erreichen die<br />

Höllentalangerhütte, machen eine kurze<br />

Pause und setzen unseren Aufstieg fort.<br />

Die Randkluft zwischen den Resten des<br />

schwindenden Höllentalferners und dem<br />

Start des Klettersteiges ist schnell überwunden.<br />

Hier spielen sich manchmal Dramen<br />

ab, wenn die Spalte zu groß ist und<br />

die Zugspitzaspiranten nicht die nötige<br />

Erfahrung haben. Das letzte und schönste<br />

Stück des Aufstiegs klettern wir. Unter<br />

dem goldenen Kreuz umarmen wir uns,<br />

und seine Augen werden ein wenig glasig.<br />

Ein gestandenes Mannsbild, ein Manager<br />

einer großen Firma hat plötzlich mit seinen<br />

Freudentränen zu kämpfen.<br />

Was gibt es Schöneres?<br />

<strong>Der</strong> Gipfel an sich, der höchste Punkt am<br />

Berg. <strong>Der</strong> Punkt, wo wir <strong>Bergsteiger</strong> erst<br />

einmal hin wollen, bevor es wieder runter<br />

geht. Manchmal bietet er gerade genug<br />

Platz für einen schmalen Menschen oder<br />

ist so groß, dass sich ganze Massen darauf<br />

tummeln. Mit viel oder mit wenig Sauerstoff.<br />

Nur über schwierige Kletterei oder<br />

Die Bergspitze ist einer der<br />

wenigen Plätze, wo wir<br />

unseren Emotionen wenigstens<br />

für einen kurzen<br />

Moment freien Lauf lassen.<br />

Manchmal sogar mit<br />

dem BH der eigenen Frau.<br />

Von David Göttler<br />

durch gemütliches Wandern erreichbar.<br />

Spitz, breit, luftig oder flach. Manchmal<br />

einfach das Ende einer Route inmitten einer<br />

Wand.<br />

Wir wissen um die Magie dort oben und<br />

die Besonderheit, hier wenigstens für einen<br />

Moment unseren Emotionen freien<br />

Lauf lassen zu können. <strong>Der</strong> Gipfel gestattet,<br />

nein, er fördert den selten gewordenen<br />

Rückzug ins eigene Ich. Er ist ein Ort, an<br />

dem ich von der sensiblen Bergdame bis<br />

zum Testosteron strotzenden Bergabenteurer<br />

viele Freudentränen und die vielfältigsten<br />

Gefühlsausbrüche erlebt habe.<br />

Mich eingeschlossen.<br />

Fotos: David Göttler<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Spitzen an der Spitze<br />

Einmal stieg ich mit zwei Gästen aus<br />

England auf den <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>. Nach der<br />

Goutierhütte erreichte unser Tempo eine<br />

rekordverdächtigte Langsamkeit, dass ich<br />

die Befürchtung hegte, wir würden bald<br />

anfangen, rückwärts zu laufen. Aber: Wir<br />

kamen oben an! Und der Glücksrausch<br />

setzte offenbar noch einmal ungeahnte<br />

Energiereserven frei. Einer der beiden Gäste<br />

fing voller Freude an, in seinem Rucksack<br />

zu wühlen. Ich tippte auf eine englische<br />

Fahne oder sonst eine Art W<strong>im</strong>pel<br />

für das obligatorische Gipfelfoto. Es kam<br />

dann auch etwas W<strong>im</strong>pelartiges zum Vorschein,<br />

nur irgendwie mit Spitzen verziert<br />

und zwei so … der BH seiner Frau! Einige<br />

der umliegenden <strong>Bergsteiger</strong> mussten aufpassen,<br />

vor Lachen nicht von dem breiten<br />

Gipfel zu kullern. Es sei die Bedingung<br />

seiner Frau gewesen, etwas von ihr mitzunehmen.<br />

Stolz und mit einem gewaltigen<br />

Grinsen erfüllte er ihr nun diesen Wunsch.<br />

<strong>Der</strong> BH bekam das volle 360-Grad-Panorama.<br />

Für mich war es ein unvergesslicher<br />

Moment. Ob es seine Frau genauso lustig<br />

fand, ist nicht überliefert.<br />

Auf dem Gipfel! Es ist das, wovon manche<br />

Menschen jahrzehntelang träumen.<br />

Wahrscheinlich ist der Moment dort oben<br />

umso besser, je länger der Traum in einem<br />

schlummerte. Manfred, einer meiner Gäste,<br />

hatte mit 18 Jahren Humboldt gelesen<br />

und war fasziniert von der Idee, den Ch<strong>im</strong>borazo<br />

in Ecuador zu besteigen. Mit 58 Jahren<br />

war er schließlich mit mir auf seiner<br />

Mission Traumerfüllung unterwegs. Nach<br />

einer wunderbaren Akkl<strong>im</strong>atisation vereitelte<br />

ein Sturm zwei Nächte lang unseren<br />

Start. Als wir schließlich auf brachen,<br />

mussten wir <strong>im</strong> Stockdunklen unsere<br />

Schneebrillen aufsetzen – wegen des San-<br />

des, den uns der stärker werdende Wind in<br />

die Augen blies. Ich weiß nicht, wie sehr<br />

Manfred den Sonnenaufgang genießen<br />

konnte. Denn <strong>im</strong>mer dünner wurde die<br />

Luft, <strong>im</strong>mer schwerer jeder Schritt. <strong>Der</strong><br />

Schatten des Ch<strong>im</strong>borazo erschien als eine<br />

wunderbare Pyramide auf den umliegenden<br />

Weiten Ecuadors und versprach uns,<br />

bald in die wärmenden Sonnenstrahlen<br />

zu kommen. Mit vielen Verschnaufpausen<br />

schafften wir es bis nach ganz oben.<br />

Welch ein Gefühl das für ihn gewesen sein<br />

muss! In diesem Moment beneidete ich ihn<br />

darum.<br />

Er wird mich <strong>im</strong>mer daran erinnern, Träume<br />

nie aufzugeben.<br />

◀<br />

David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />

Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />

dern dieser Welt unter anderem schon<br />

mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />

Glowacz und S<strong>im</strong>one Moro. <strong>Der</strong> staatlich<br />

geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />

Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />

exklusiv für den BERGSTEIGER über<br />

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Tel. 089/29 07 09-725 oder 089/55 17 00-0


EVENT<br />

3. Hohe Tauern Wandermarathon<br />

Vorspeise<br />

Zwischen den Grasbergen<br />

der Kitzbüheler Alpen<br />

und den Felsriegeln der<br />

Hohen Tauern gelegen,<br />

ist die Region Mittersill-<br />

Hollersbach-Stuhlfelden<br />

idealer Ausgangspunkt<br />

für zahllose Touren. <strong>Der</strong><br />

Wandermarathon ist willkommener<br />

Anlass, sich<br />

den Appetit anregen zu<br />

lassen. Von Sandra Zistl<br />

Die Füße leicht versetzt in Startposition,<br />

die Hände in den<br />

Schlingen der Walking-Stöcke,<br />

den Blick konzentriert nach vorne:<br />

Diese sechs Frauen sind wild<br />

entschlossen, die 25,6 Kilometer Wanderwettbewerb,<br />

die vor ihnen liegen, in Rekordzeit<br />

zu absolvieren. Das Wetter macht<br />

es ihnen und den 150 weiteren Teilnehmern<br />

des zweiten »Hohe Tauern Wandermarathon«<br />

an diesem Augustmorgen 2013<br />

nicht ganz leicht. Schwere Regenwolken<br />

hängen über Mittersill, Hollersbach und<br />

Stuhlfelden, den drei Orten <strong>im</strong> Salzachtal,<br />

die auch 2014 wieder einen Wanderwettkampf<br />

veranstalten. »Ach geh, des bisserl<br />

Regen«, sagt Mariella, die Anführerin der<br />

Truppe, und zuckt mit den Schultern. »Davon<br />

lassen wir uns jetzt nicht abhalten, wir<br />

haben schließlich auch bei jedem Wetter<br />

trainiert.« In vielen Regionen gebe es nur<br />

Laufwettbewerbe, für ihre Gruppe sei der<br />

Wandermarathon wie geschaffen.<br />

5444 Kilometer Wanderwege<br />

Die sechs Damen zwischen 23 und 43 Jahren<br />

kennen sich vom Step-Aerobic. Im Sommer<br />

flitzen sie einmal pro Woche gemeinsam<br />

auf die Berge, die sich an diesem Tag<br />

hinter grauen Vorhängen verstecken. Wer<br />

Glücksgefühle: Ein Teilnehmer des<br />

Wandermarathons kommt <strong>im</strong> Ziel an.<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


für <strong>Bergsteiger</strong><br />

nur für einen Tag kommt, könnte einen falschen<br />

Eindruck gewinnen. Aber so ist das ja<br />

auch gar nicht gedacht. »<strong>Der</strong> Wandermarathon<br />

ist ein Appetitanreger, deshalb bieten<br />

wir ja auch verschiedene Distanzen an« (siehe<br />

Kasten <strong>Bergsteiger</strong> KOMPAKT), formuliert<br />

es Mittersills Bürgermeister<br />

Wolfgang Viertler, selbst<br />

ambitionierter Teilnehmer des<br />

Wettbewerbs. »Rundherum gibt<br />

es eine Unmenge an Touren, da<br />

lohnt es sich schon, für eine<br />

Woche Urlaub zu bleiben.«<br />

Die Region Mittersill-Hollersbach-Stuhlfelden<br />

liegt zwischen<br />

den Dreitausendern des<br />

Nationalparks Hohe Tauern<br />

und den sanften Grasbergen<br />

der Kitzbüheler Alpen. Eingebettet<br />

in die beiden Gebirgsgruppen,<br />

ist die Region mit<br />

5444 Kilometern Wanderwegen<br />

und 200 Hütten und<br />

KOMPAKT<br />

Auf zum 3. Hohe Tauern Wandermarathon!<br />

Am 24. August fi ndet zum<br />

dritten Mal der Hohe Tauern<br />

Wandermarathon in der<br />

Region Mittersill-Hollersbach-<br />

Stuhlfelden statt. Einzeln oder<br />

in der Staffel müssen 25,6<br />

Kilometer und 851 Höhenmeter<br />

zurückgelegt werden. Für<br />

Kinder (8–13 Jahre) gibt es die<br />

Distanzen 7,4 und knapp drei<br />

Kilometer (4–7 Jahre).<br />

Auch zwei Laufwettbewerbe<br />

werden abgehalten, ein<br />

Einzelwettbewerb über die<br />

gesamte Strecke (25,6 km)<br />

sowie ein Lauf über 16 km,<br />

den man einzeln oder in einer<br />

2er-Staffel bewältigen kann.<br />

Streckenverlauf: Die Strecke<br />

führt vom Startpunkt <strong>im</strong><br />

Nationalparkzentrum Mittersill<br />

(750 m) auf den ersten vier<br />

Kilometern erst kurz Richtung<br />

Süden, dann gen Westen<br />

kontinuierlich bergauf bis auf<br />

etwa 1100 Meter, anschließend<br />

in ähnlichem Gefälle<br />

wieder bergab nach Hollersbach.<br />

Nach den ersten zehn<br />

Kilometern sind die meisten<br />

Höhenmeter also bereits bewältigt.<br />

Weiter geht es auf der<br />

anderen Seite des Salzachtals<br />

leicht ansteigend, dann auf<br />

der Höhenlinie nach Osten<br />

und zurück nach Mittersill. Von<br />

dort führt das Schlosswegerl<br />

mit bis zu 30 Prozent Steigung<br />

wieder bergan, danach geht es<br />

auf einem weichen Wald- und<br />

Wiesenweg allmählich abwärts<br />

nach Stuhlfelden und von dort<br />

an der Salzach entlang zurück<br />

zum Nationalparkzentrum.<br />

(siehe Karte).<br />

Informationen und Anmeldung:<br />

Mittersill Plus Tourismus<br />

GmbH, www.wandermarathon.<br />

info, Tel. 00 43/(0)65 62/42 92,<br />

allgemeine Infos unter<br />

www.mittersill-tourismus.at<br />

Karten: Kompass 1:50 000,<br />

Blatt 29 »Kitzbüheler Alpen«,<br />

Blatt 39 »Glocknergruppe,<br />

NP Hohe Tauern«, Blatt 38<br />

»Venedigergruppe Oberpinzgau«<br />

Wandermarathon Wochenendpackage:<br />

<strong>im</strong> Zeitraum<br />

22. bis 24. August 2014:<br />

drei Nächte mit Frühstück oder<br />

Halbpension in einem zertifi -<br />

zierten Wanderhotel, Warm up<br />

– geführte Wanderung (Freitag),<br />

Pasta Party und Registrierung<br />

(Samstag), Teilnahme am 3.<br />

Hohe Tauern Wandermarathon<br />

am 24. 08. 2014<br />

Angebote: 4*-Hotel:<br />

ab € 239,-/Person,<br />

3*-Hotel: ab € 189,-/Person<br />

Fotos: Franz Reifmüller, TVB Mittersill


INFO<br />

Unterkünfte mit<br />

Zertifikat<br />

15 Wanderhotels in der Region haben<br />

sich auf die Wünsche von <strong>Bergsteiger</strong>n<br />

spezialisiert.<br />

Zwischen den Dreitausendern des Nationalparks<br />

Hohe Tauern und den sanften Grasbergen<br />

der Kitzbüheler Alpen liegt Mittersill-<br />

Hollersbach-Stuhlfelden. Die Region mit<br />

einem Wanderwegenetz von 5444 Kilometern<br />

sowie 200 Hütten und Gasthöfen ist<br />

Ausgangspunkt für die ganze Bandbreite<br />

an Touren: von gemütlich bis hochalpin.<br />

Insgesamt 15 als Wanderhotels zertifi zierte<br />

Betriebe bieten Touren direkt vom Hotel aus<br />

an, beraten ihre Gäste und verfügen über<br />

eine spezielle Wander-Infrastruktur: Kartenmaterial,<br />

Wanderbücher, Wasch- und Trockenraum,<br />

aber auch Rucksäcke und Wanderstöcke<br />

zum Ausleihen. Bei Bedarf steht den<br />

Gästen ein kostenloser Shuttle-Service zum<br />

Ausgangspunkt ihrer Wanderung zur Verfügung.<br />

Die Wanderhotels bieten <strong>im</strong> Sommer (Ende<br />

Juni bis Ende September) jede Woche<br />

sechs geführte Touren mit Bergführer und<br />

Nationalpark-Ranger an und <strong>im</strong> Frühling und<br />

Herbst (Mitte Mai bis Ende Juni, Ende September<br />

bis Ende Oktober) drei pro Woche.<br />

<strong>Der</strong> von der Region herausgegebene »Wanderguide«<br />

beschreibt 65 Touren inklusive<br />

Höhenprofi l und kann kostenlos angefordert<br />

werden unter welcome@mittersill.info.<br />

Zwischen dem 5. Juli und dem 27. September<br />

bieten die Wanderhotels Wochenpakete<br />

(ab 249 Euro pro Person) an. Diese enthalten<br />

sieben Übernachtungen mit Frühstück,<br />

sechs geführte Touren <strong>im</strong> Nationalpark<br />

Hohe Tauern und in den Kitzbüheler Alpen,<br />

kostenlose Nutzung des Wandershuttles<br />

und eine Wanderkarte inklusive.<br />

Kontakt: www.mittersill.info, welcome@<br />

mittersill.info, Tel. 00 43/(0)65 62/42 92<br />

Auch Läufer messen sich auf<br />

25,6 oder 16 Kilometern.<br />

Im Nationalpark Hohe Tauern ist die landschaftliche Vielfalt ein Markenzeichen.<br />

»Ich werde in meinem Leben nicht alle Touren<br />

schaffen«, sagt Wanderführer Stefan Leppert.<br />

Gasthöfen ein idealer Ausgangspunkt für<br />

Wanderer und <strong>Bergsteiger</strong>. Die klangvollsten<br />

Gipfelnamen sind natürlich Großglockner<br />

(3798 m) und Großvenediger<br />

(3662 m) – zwei der mehr als 350 Dreitausender,<br />

die sich hier am Alpenhauptkamm<br />

innerhalb des Nationalparks gruppieren.<br />

Von lieblich bis eisig<br />

Aber auch der Mittersiller Hausberg Pihapper<br />

(2513 m), der Gaisstein (2363 m) oder<br />

der Große Rettenstein (2366 m) sind lohnende<br />

Ziele. Und die Hohen Tauern eine<br />

der bekanntesten Gebirgsregionen der<br />

Ostalpen. Aufgrund der bis zu 2000 Meter<br />

Höhenunterschied zwischen Tälern und<br />

Gipfeln können Touren zu einer Expedition<br />

durch mehrere Vegetationszonen werden.<br />

Von Blumenwiesen geht es hinauf bis<br />

in Gletscherregionen. Rund geschwungene<br />

Grashügel kontrastieren mit hochalpinen<br />

Strukturen aus Fels und Eis, wuchtige<br />

Rücken mit lieblichen Almlandschaften,<br />

durchsetzt von Bergseen. Nach Süden, in<br />

die langen Riegel der Hohen Tauern hinein,<br />

öffnet sich von Mittersill aus alle paar<br />

Kilometer ein neues Tal Richtung Venediger-<br />

und Granatspitzgruppe. Und wenn das<br />

Wetter <strong>im</strong> Salzach-Tal nicht passt, können<br />

<strong>Bergsteiger</strong> dank des Felbertauerntunnels<br />

innerhalb von 20 Minuten Autofahrt auf<br />

die Sonnenseite wechseln. Was den einen<br />

der Brenner, ist den anderen der Felbertauerntunnel.<br />

»Ein Wahnsinnsgebiet«<br />

Weniger erfahrene Wanderer finden <strong>im</strong><br />

Wanderguide der Region 65 beschriebene<br />

Touren. Wer lieber alleine unterwegs ist,<br />

kann sich jedoch auch austoben. »<strong>Der</strong> Nationalpark<br />

bietet unglaublich viele Möglichkeiten«,<br />

schwärmt Stefan Leppert, Mit-<br />

Gründer einer Alpinschule, Wanderführer<br />

und Betreiber des Alphotel »Kuhstadl«. Seit<br />

fünf Jahren lebt der 35-Jährige in Mittersill.<br />

Er blickt also nicht aus lokalpatriotischer<br />

Perspektive auf die Hügel und Gipfel rundherum,<br />

dennoch ist er schwer begeistert:<br />

»Ein Wahnsinnsgebiet.« Mit seinen Gästen<br />

ist er 150 Tage <strong>im</strong> Jahr in seinen Hausbergen<br />

unterwegs, und weiß dennoch: »Ich<br />

werde es in meinem Leben nicht schaffen,<br />

alle Touren hier zu machen.«<br />

◀<br />

Fotos: Christian Berauer, TVB Mittersill<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


TOUREN<br />

Perfektes Pinzgauer Potpourri<br />

Das Tourenreservoir der Region Mittersill, Hollersbach und Stuhlfelden ist unerschöpflich.<br />

Stefan Leppert hat sechs besonders schöne Wanderungen für Sie ausgesucht – von leicht bis anspruchsvoll.<br />

1 Hollersbachtal (1132 m)<br />

▶ leicht 3 Std.<br />

429 Hm 429 Hm<br />

Charakter: Familienwanderung<br />

für Jung & Alt – ein Mindestmaß an<br />

Trittsicherheit ist erforderlich.<br />

Ausgangspunkt: Hollersbach<br />

Route: Wanderung über den Bachlehrweg<br />

(Nr. 16) ins Hollersbachtal<br />

– danach mündet der Bachlehrweg<br />

in den Forstweg (Nr. 916) und führt<br />

zur schön gelegenen Senninger Alm<br />

(1132 m), die auch Gästez<strong>im</strong>mer<br />

hat. Die Alm ist Ausgangspunkt für<br />

zahlreiche Touren, beschrieben <strong>im</strong><br />

»Wanderguide« (s. Kasten auf S. 77).<br />

2 Pihapper (2513 m)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1315 Hm 1315 Hm<br />

Charakter: Aussichtsreiche und<br />

konditionell anspruchsvolle Rundtour<br />

ohne technische Schwierigkeiten auf<br />

den Hausberg Mittersills. Wechselndes<br />

Gelände von Waldsteigen, Almfl<br />

ächen bis hin zu Blockgeröll. Kurze<br />

Leiterpassage be<strong>im</strong> Gipfelanstieg.<br />

Ausgangspunkt: Gasthof Berghof<br />

(1200 m) am Hollersbacher<br />

Schattberg<br />

Route: Auf dem Lachalm-Höhenweg<br />

steil durch den Wald bis zur Vorderlachalm.<br />

Weiter bis zur Rossalm. Etwa<br />

500 m nach der Rossalm am Bachlauf<br />

links hinauf ins Rossalmkar (weglos).<br />

Zwischen Pfl ugsberg (2414 m) und<br />

Pihapper am günstigsten Punkt hinauf<br />

zum Grat (Weg Nr. 935) und weiter<br />

zum Pihapper-Gipfel. Zurück über den<br />

»Normalweg«, also Pfl ugsberg und<br />

die Pölsneralm (Wege 935 und 934)<br />

zum Gasthof Berghof.<br />

Einkehr: Gasthof Berghof<br />

3 Hoher Herd (2824 m)<br />

▶ schwierig 11 Std.<br />

1940 Hm 1940 Hm<br />

Charakter: Idealtour für einsamkeitsliebende<br />

Alpinisten in großteils<br />

weglosem Gelände! Hier sind Durchhaltevermögen<br />

und alpine Erfahrung<br />

gefragt. Zum Lohn gibt’s eine fantastische<br />

Aussicht auf die Glockner-,<br />

Granatspitz- und Venedigergruppe!<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (Schranken)<br />

am Eingang zum Hollersbachtal<br />

(Gasthof Seestube, 884 m)<br />

Route: Vom Schranken taleinwärts<br />

vorbei an der Wirtsalm und der<br />

Materialseilbahn bis zur Lahneralm.<br />

Nach der Alm über freie Hänge weiter<br />

zur Lach-Grundalm und oberhalb ins<br />

Steinkarl. Von hier weiter zum gut<br />

sichtbaren Sattel zwischen Pembachkogel<br />

und Leitachkogel (2678 m).<br />

Den Leitachkogel überschreiten und<br />

auf dem Grat weiter bis zum Gipfel<br />

des Hohen Herd (2824 m). Abstieg<br />

entlang des Aufstiegsweges.<br />

Einkehr: Gasthof Seestube (Ausgangs-<br />

und Endpunkt), Senninger Alm<br />

(ab Abzweig Materialseilbahn<br />

ca. 10 min taleinwärts)<br />

4 Auf alten Pfaden über den<br />

Felbertauern (Säumerweg /<br />

alte Salzhandelsroute)<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

1168 Hm 969 Hm<br />

Charakter: Landschaftlich reizvolle<br />

Tauernüberquerung auf den Spuren<br />

der Kelten und Römer entlang der<br />

alten Salzhandelsroute von Salzburg<br />

nach Osttirol.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Hintersee<br />

(1313 m) – Zufahrt ab Mittersill<br />

über die Felbertauernstraße<br />

Route: Vom Hintersee vorbei an<br />

der Gamsblickhütte entlang des<br />

Felberbaches zum Trassensteig (Weg<br />

917A) und über diesen steil weiter<br />

zum Plattachsee und zur St. Pöltner<br />

Hütte (2481 m). Von hier weiter<br />

über den Alten Tauern zum Grausee,<br />

Schwarzsee und Grünsee – vorbei an<br />

der Grünseehütte hinunter zum Matreier<br />

Tauernhaus (1512 m). Von hier<br />

mit dem Taxi zurück nach Mittersill<br />

(eventuell zweiten Pkw vor Beginn der<br />

Tour hier abstellen).<br />

Einkehr: Gamsblickhütte am<br />

Hintersee, St. Pöltner Hütte, Matreier<br />

Tauernhaus<br />

Tipps: Bei nassen Verhältnissen empfi<br />

ehlt sich als Alternative zum Aufstieg<br />

über den Trassensteig (rutschig)<br />

der Aufstieg durch das Trudental (Weg<br />

917). Von der St. Pöltner Hütte kann<br />

man den Tauernkogel (2989 m/<br />

Hüttengipfel) in ca. 3 bis 3½ Std.<br />

besteigen (Auf- und Abstieg); toller<br />

und anspruchsvoller Aussichtsgipfel!<br />

5 Hüttentour mit 3000er-<br />

Gipfelerlebnis<br />

▶ mittel 3 Tage<br />

2500 Hm 2300 Hm<br />

Charakter: Anspruchsvolle und landschaftlich<br />

beeindruckende 3-Tage-<br />

Tour durch die Hochgebirgswelt des<br />

Nationalparks Hohe Tauern.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Hintersee<br />

(1313 m) – Zufahrt ab Mittersill<br />

über die Felbertauernstraße<br />

Endpunkt: Parkplatz Habachklause<br />

am Eingang des Habachtales<br />

Route: Tag 1 Vorbei an der Gamsblickhütte,<br />

entlang des Felberbaches<br />

zum Trassensteig (Weg 917A),<br />

steil weiter zum Plattachsee und zur<br />

St. Pöltner Hütte (2481 m);<br />

Tag 2 Entlang des St. Pöltner Westweges<br />

bis zum Zeigerpalfen (2506 m).<br />

Von hier Anstieg zum Sandebentörl<br />

(2751 m) – traumhafter Ausblick auf<br />

den Großvenediger. Über das Sandebentörl<br />

hinunter zur Neuen Fürther<br />

Hütte (2201 m) am malerischen<br />

Kratzenbergsee; dort Übernachtung<br />

Tag 3 Hinauf zur Larmkogelscharte<br />

(2933 m), weiter zum Larmkogel-<br />

Gipfel (3017 m) – dem höchsten<br />

Punkt der Tour. Abstieg ins Habachtal<br />

über die Larmkogelscharte zur Neuen<br />

Thüringer Hütte (2212 m), weiter<br />

bis zur Moa-Alm (1410 m). Mit dem<br />

Tälertaxi bis zum Parkplatz Habachklause<br />

(oder 2 Stunden zu Fuß).<br />

6 Auf das Hörndl (2852 m)<br />

▶ schwierig 7–8 Std.<br />

1500 Hm 1500 Hm<br />

Charakter: Konditionell fordernde<br />

Bergtour auf den wohl schönsten<br />

Aussichtsgipfel <strong>im</strong> Felbertal<br />

Ausgangspunkt: Hintersee (1313 m)<br />

Route: Vorbei an der Gamsblickhütte<br />

entlang des Felberbaches zum Trassensteig<br />

(Weg 917A) steil weiter zum<br />

Plattachsee und zur St. Pöltner Hütte<br />

(2481 m). Von hier weiter über den<br />

Alten Tauern (2493 m) zum Hörndl<br />

(2852 m). Abstieg über Schrankeckscharte<br />

und über den Weg 917 durch<br />

das Trudental zurück zum Hintersee.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79


AUF TOUR<br />

Überschreitung des Rocciamelone<br />

Wallfahrt zum<br />

Am Col di Resta<br />

hat man die Hauptschwierigkeiten<br />

bei<br />

der Überschreitung<br />

des Rocciamelone<br />

geschafft.<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Gipfel<br />

Im<br />

Piemont ist der Rocciamelone der Berg mit<br />

der vielleicht besten Rundschau. Zur jährlichen<br />

Wallfahrt am 5. August machen sich viele Pilger<br />

über den Normalweg zum Gipfel auf. Einsam<br />

und abenteuerlich aber ist seine Überschreitung.<br />

Von Iris Kürschner (Text und Fotos)<br />

Bonifacio Rotario d’Asti hätte keine<br />

bessere Wahl für seine Kultstelle<br />

treffen können. Vom Lago<br />

di Malciaussia <strong>im</strong> Osten wirkt<br />

der Rocciamelone unscheinbar.<br />

Ganz anders von der Susa-Seite <strong>im</strong> Westen,<br />

wo er mehr als 3000 Meter ins Tal abfällt.<br />

Bonifacio soll am 1. September 1358 von<br />

Susa aus ein Triptychon auf den Rocciamelone<br />

getragen haben. Was muss in diesem<br />

Mann vorgegangen sein, der sich so<br />

hoch hinauf wagte und damit die in der<br />

Geschichte erste Besteigung eines Alpengipfels<br />

verbucht? Einmal abgesehen von<br />

Francesco Petrarca, der <strong>im</strong> Jahre 1336 nur<br />

einen provenzalischen Voralpengipfel<br />

bestieg, den <strong>Mont</strong> Ventoux mit einer bescheidenen<br />

Höhe von 1912 Metern. Lufti-<br />

ge 3538 Meter hingegen stand Bonifacio<br />

Rotario d’Asti über dem Land, eine eigens<br />

in Brügge angefertigte kunstvoll gestaltete<br />

dreiteilige Relieftafel in seinem Rucksack,<br />

die er sorgsam zwischen den Steinen verankerte<br />

und zurückließ. Legenden ranken<br />

sich um den Wagemutigen. Ein Kreuzfahrer<br />

soll er gewesen sein. In die Hände<br />

von Muselmanen sei er geraten und habe<br />

gelobt, <strong>im</strong> Falle seiner Befreiung eine Kultstelle<br />

auf dem Gipfel mit der besten Rundschau<br />

zu errichten. Historiker bezweifeln<br />

dies, denn zu jener Zeit lagen die Kreuzzüge<br />

schon weit zurück. Doch wie das mit<br />

Legenden so ist, sie schüren den Mythos,<br />

machen den Wallfahrtsberg noch anziehender.<br />

Davon erzählen unzählige Votivtafeln<br />

in der Gipfelkapelle.<br />

<strong>Der</strong> Verrückte von Novaretto<br />

Aber wer war er nun wirklich, jener Mann?<br />

Kein Kreuzfahrer, sondern ein Banker aus<br />

einer einflussreichen Familie von Asti, der<br />

aus Dank für einen geschlichteten Streit<br />

das »Trittico« auf den Rocciamelone trug,<br />

weiß Don Gianluca Popolla, Direktor des<br />

Museo Diocesano di Arte Sacra in Susa. Gerne<br />

erzählt er auch die Geschichte, warum<br />

das Kunstwerk 1673 vom Gipfel entwendet<br />

wurde. »Jedes Dorf hat bekanntlich einen<br />

Dorftrottel«, sagt Don Popolla mit einem<br />

Schmunzeln <strong>im</strong> Gesicht. So auch Novaretto<br />

am Eingang des Susatals. »Il matto« nannte<br />

man dort den Bauern Giacomo Gagnor.<br />

Dem Herzog Carlo Emanuele II. habe dieser<br />

etwas Gutes tun wollen. So brachte »il<br />

matto«, der Verrückte, das Heiligtum<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81


<strong>Der</strong> Lago di Malciaussia<br />

<strong>im</strong> Talschluss des Val di Viù;<br />

hinten der Rocciamelone<br />

ins Tal und zum Castello di Rivoli, dem<br />

Sommersitz der Königsfamilie, um den erlauchten<br />

Herrschaften den beschwerlichen<br />

Pilgergang zu ersparen. Seit diesem Vorfall<br />

ruht das Kunstwerk in einer gläsernen Vitrine<br />

unter besonderer Aufsicht, zuerst in<br />

der Kathedrale San Giusto, später <strong>im</strong> Diözesanmuseum,<br />

das in der Kirche der Madonna<br />

del Ponte untergebracht ist. Selbst zur wichtigsten<br />

Wallfahrt am 5. August darf nur eine<br />

Kopie an der Prozession teilnehmen.<br />

Schon am Vortag pilgern Scharen von<br />

Gläubigen und der Pfarrer zum Rifugio<br />

Cà d’Asti unterhalb des Gipfels hinauf, wo<br />

ordentlich gefeiert wird. <strong>Der</strong> Padre muss<br />

aufpassen, dass er zur Bergmesse am Tag<br />

der Madonna vom Schnee, dem 5. August,<br />

wieder nüchtern ist.<br />

Um neun Uhr morgens, wenn alles gut<br />

geht, wird ein kleiner Altar neben der<br />

Gipfelkapelle aufgebaut sein, der Geistliche<br />

seinen Segen verkünden, Oblaten<br />

brechen und die Kommunion verteilen.<br />

Franzosen und Italiener in trauter Einigkeit,<br />

steht der Berg doch mit seiner Nordseite<br />

in der Maurienne und wird von den<br />

Savoyarden als Rochemelon nicht minder<br />

verehrt. Nur weitaus beschwerlicher ist<br />

deren Pilgergang. Um ein Uhr nachts brechen<br />

die Einhe<strong>im</strong>ischen von Bessans auf,<br />

um pünktlich zur Gipfelmesse oben sein<br />

zu können. Mehr als 1800 Höhenmeter<br />

stecken dann in ihren Knochen – und der<br />

heikle Marsch über einen Gletscher.<br />

Freilich herrscht nicht <strong>im</strong>mer so ein buntes<br />

Treiben am höchsten Wallfahrtsberg<br />

Europas. Je nachdem, wie man sich dem<br />

Berg annähert, zeigt er sich einsam und<br />

wild. Ein Höhepunkt ist seine Überschreitung<br />

ausgehend vom Lago di Malciaussia<br />

<strong>im</strong> Talschluss des Val di Viù, das zu den<br />

Lanzo-Tälern gehört. Gerne als die Wiege<br />

1 Das Rifugio<br />

Cà d’Asti unter<br />

dem Gipfel ist<br />

der Stützpunkt<br />

der Pilger.<br />

2 Statt des alten<br />

Triptychons steht<br />

nun eine bronzene<br />

Marienstatue<br />

am Gipfel<br />

3 <strong>Der</strong> Rocciamelone<br />

über dem<br />

Susatal vom<br />

Bivacco Orsiera<br />

aus gesehen<br />

1<br />

des italienischen Alpinismus bezeichnet,<br />

konzentrierten sich doch die ersten Alpenvereinsaktivitäten<br />

des 1863 gegründeten<br />

Club Alpino Italiano (CAI) auf die Gebirgsregion<br />

der drei Lanzo-Täler. Zwar nicht<br />

auf dem Rocciamelone, sondern auf dem<br />

Monviso – der markanten Pyramide, die<br />

vom Rocciamelone ins Auge sticht – ist<br />

Quintino Sella, dem damals 36-jährigen<br />

Geologen und Politiker, die zündende Idee<br />

zur Gründung eines italienischen Alpen-<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


vereins gekommen, als mit ihm die erste<br />

italienische Expedition am 12. August<br />

1863 den Gipfel erreichte. Aber selbst bis<br />

zur Besteigung des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> 1786 glaubten<br />

die Italiener noch, der Rocciamelone<br />

sei der höchste Berg der Alpen.<br />

Überraschungen <strong>im</strong> August<br />

Es kann durchaus passieren, dass am Lago<br />

di Malciaussia be<strong>im</strong> Auf bruch eitel Sonnenschein<br />

herrscht, doch schon am Colle<br />

Seit 1899 erhöht die »Madonna <strong>im</strong><br />

Schnee« als gewaltige Bronzestatue<br />

den Rocciamelone um drei Meter.<br />

Croce di Ferro, dem Übergang ins Susatal,<br />

ein Wintereinbruch überrascht. Mitten<br />

<strong>im</strong> August. Gut, wenn man es rechtzeitig<br />

zur Capanna Aurelio Ravetto schafft, einer<br />

ehemaligen Militärunterkunft und während<br />

der Resistenza auch Partisanenversteck,<br />

bevor Graupelschauer losbrechen.<br />

<strong>Der</strong> Blick aus dem Fenster zeigt zehn Minuten<br />

später eine weiß verschneite Welt,<br />

dass selbst Franco, der Hüttenwirt, ganz<br />

aus dem Häuschen ist. Übernachtungsgäste<br />

sind hier rar. Mitunter ist Franco<br />

tagelang allein und freut sich über jeden<br />

Zuhörer, den er dann in seine Küche bittet,<br />

wo es am wärmsten ist, weil nur dort<br />

ein Ofen bullert. Sein Nachname Vigna<br />

scheint zufällig, doch Franco ist tatsächlich<br />

stolzer Eigentümer von 3500 Weinstöcken<br />

<strong>im</strong> Asti-Land, wo er mundigen<br />

Barbera keltert, der uns jetzt den Gaumen<br />

hinunter perlt. Auch die Destillation von<br />

Grappa gehört zum Hobby des Pensionärs.<br />

Wenigstens innerlich gut gewärmt,<br />

kriecht man schließlich ins eisgekühlte<br />

Lager. Minus-Temperaturen am nächsten<br />

Morgen, dafür ein Klarblick bis zum Apennin.<br />

Ein spannender, nur wenig genutzter<br />

Pfad, ein Abschnitt der Alta Via Val di Susa,<br />

leitet zum Rifugio Cà d’Asti, benannt zu<br />

Ehren des Erstbesteigers. Etwas unterhalb<br />

steht die 1798 erbaute Kapelle, in der die<br />

Wallfahrtsmessen stattgefunden haben,<br />

bevor der exponierte<br />

Gipfelweg 1895 besser<br />

ausgebaut wurde.<br />

Noch vor dem<br />

offiziellen Frühstück<br />

bricht man am besten<br />

zum Gipfel auf, um<br />

in aller Einsamkeit<br />

den Sonnenaufgang am höchsten Punkt<br />

erleben zu dürfen. Seit 1899 erhöht die<br />

»Madonna <strong>im</strong> Schnee« als gewaltige Bronzestatue<br />

den Rocciamelone um drei Meter<br />

und strahlt ihr gütiges Lächeln über das<br />

endlose Gipfelmeer. <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong>, Grand<br />

Combin, Matterhorn, die Écrins-Gipfel, der<br />

Monviso, die Seealpen: fürwahr ein Gipfel<br />

mit großartiger Rundschau. Rotario d’Asti<br />

hätte keine bessere Wahl für seine Kultstelle<br />

treffen können. Die Überschreitung ist<br />

abenteuerlich, doch bei guten Verhältnissen<br />

für alpin Erfahrene kein Problem. Abgesehen<br />

vom Gipfel wird einem kaum ein<br />

Mensch begegnen. Munteres Treiben wartet<br />

erst wieder am Lago di Malciaussia, wo<br />

Italiener gerne ihr Picknick zelebrieren.<br />

<strong>Der</strong> Rocciamelone wirkt wieder unscheinbar.<br />

Vielleicht hätte Rotario d‘Asti den Berg<br />

von hier aus niemals bestiegen. Dann wäre<br />

die Historie um eine Legende ärmer. ◀<br />

KOMPAKT<br />

Vom Susatal auf<br />

den Rocciamelone<br />

Anreise: Autobahn bis Turin und auf der<br />

Tangenziale Nord Ausfahrt Venario Reale.<br />

Richtung Valli di Lanzo bis Germagnano und<br />

ins Valle di Viù abbiegen. Mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln: Zug bis Lanzo/Germagnano,<br />

dann weiter per Bus bis Usseglio.<br />

(Fahrplan: http://www.comune.torino.it/<br />

gtt/intercomunale/percorari.shtml).<br />

Übernachtungsgäste des Rifugio Vulpot<br />

werden auf Wunsch von Usseglio abgeholt.<br />

Hütten: Rifugio Vulpot, 1. Juli bis 15. Sept.,<br />

Tel. 00 39/01 23/8 37 71 oder 3 20/<br />

8 40 70 78, www.rifugiovulpot.com. Capanna<br />

Sociale Aurelio Ravetto, Mitte Juli bis<br />

Ende Aug., <strong>im</strong> Sept. bei schönem Wetter an<br />

Wochenenden, Tel. 00 39/0 11/6 27 04 41<br />

oder 3 38/9 00 78 13. Rifugio Cà d’Asti,<br />

CAI, Juli bis 20. Sept., Tel. 00 39/01 22/<br />

3 31 92. Rifugio Tazzetti, CAI, Mitte Juni bis<br />

Ende Aug., Tel. 00 39/01 23/8 37 30<br />

Information: Turismo Torino e Provincia,<br />

Tel. 00 39/0 11/53 51 81, www.turismotorino.org;<br />

lokales Tourismusbüro in Lanzo,<br />

Via Umberto I, Tel. 00 39/01 23/2 80 80<br />

Karte: Fraternali, Carta dei Sentieri,<br />

1:25 000 »Val Susa, Val Cenischia,<br />

Rocciamelone, Val Chisone«<br />

Literatur: Iris Kürschner »Piemont Nord«,<br />

Bergverlag Rother<br />

Tourentipp: Die Überschreitung des Rocciamelone<br />

(3538 m) in zwei Tagen ist bei<br />

guten Verhältnissen für Wanderer mit alpiner<br />

Erfahrung kein Problem. Nach einem kurzen<br />

Abstieg über den Nordwestkamm wird<br />

über spaltenfreies Blankeis zum Col di Resta<br />

gequert. Dann lässt sich wieder ein Weg<br />

ausmachen, der bis zum Rifugio Tazzetti<br />

geschickt das exponierte<br />

Felsgelände bewältigt.<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

2 3<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83


AUF TOUR<br />

Natur- und Umwelterlebnispfad am Sattelberg<br />

Familien-TIPP<br />

Mit Drachen<br />

Kali ist ein Allround-Talent. Er erklärt Kindern die Natur, motiviert<br />

sie zum Wandern und macht ihnen das Essen schmackhaft.<br />

Eine der Touren mit dem drachenhaften Begleiter führt auf den<br />

Sattelberg bei Ramsau. Von Uli Wittmann (Text und Fotos)<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


steigen<br />

Lilli und Franka entdecken<br />

Überreste<br />

aus der Zeit von<br />

Kalis Artgenossen.<br />

Kali ist überall. Auf Infotafeln, in<br />

Büchern, sogar auf Speisekarten<br />

in der Gegend rund um Ramsau<br />

am Dachstein. Auch be<strong>im</strong> Natur-<br />

und Umwelterlebnispfad<br />

auf den 1253 Meter hohen Sattelberg treffen<br />

wir den grünen Ramsaurier mit dem<br />

rosa Bauch, dem Stachelschwanz und dem<br />

Hörnchen auf der dicken Nase. Die Kinder<br />

lieben ihn.<br />

Die Tour von Ramsau zur Sattelberghütte<br />

ist für die ganze Familie eine Premiere,<br />

denn erstmals ist unser Baby Josephine<br />

dabei. Sie verschläft die gesamte Wanderung<br />

<strong>im</strong> Kinderwagen und <strong>im</strong> Tragetuch.<br />

Ihre beiden großen Schwestern Lilli (8)<br />

und Franka (4) hingegen sind wie <strong>im</strong>mer<br />

mit ganzem Einsatz dabei.<br />

Es regnet, als wir losgehen. Den ganzen<br />

Tag bleibt es so. An der Sattelberghütte<br />

angekommen, bemerken Lilli und Franka<br />

die Ponys, Zwergschafe und Hasen.<br />

Franka entdeckt ein Kaninchen und streichelt<br />

es. Sie spricht mit gurrender St<strong>im</strong>me:<br />

»Hallo Hasenschatz, musst keine<br />

Angst nicht haben, Tante Franki ist da!«<br />

Ihr neuer Liebling lässt sie gewähren. Auf<br />

der Sattelberghütte gibt es für die Kinder<br />

einen Spielbauernhof. Auch hier ist Kali<br />

als Drehpuzzle allgegenwärtig. Mit größter<br />

Mühe gelingt es, die Kinder von ihm<br />

loszureißen und sie zum Weiterwandern<br />

zu bewegen.<br />

Papa kommt in Verlegenheit<br />

Kaum sind wir am Natur- und Umwelterlebnispfad<br />

angekommen, wartet das<br />

nächste Hindernis: Ein Pony! »Kinder,<br />

schaut mal! Das ist doch interessant!«<br />

Mein Versuch, die Aufmerksamkeit der<br />

Kinder auf eine Schautafel zu lenken,<br />

ist nur allzu durchschaubar. »Papa, du<br />

kannst das schon«, ermuntert mich Lilli<br />

und marschiert mit Franka zum Pony, das<br />

erschreckt davontrabt. Wie dankbar ich<br />

dafür bin! Wir steigen weiter auf.<br />

Begeistert laufen die Schwestern voraus,<br />

um als Erste an der nächsten Station zu<br />

sein. Auf einer Infotafel erklärt Kali kindgerecht<br />

die Jahresringe der Bäume. Lilli<br />

und Franka vergessen den Regen und sogar,<br />

dass sie sich gerade erst gezankt<br />

hatten. Doch lange währt der Frieden<br />

nicht. Be<strong>im</strong> Baumhaus ist ein Fernglas<br />

befestigt, um die Landschaft rund um<br />

Begeistert laufen die<br />

Schwestern voraus,<br />

um als Erste an<br />

der nächsten Station<br />

anzukommen. Dort<br />

erklärt Kali auf einer<br />

Infotafel kindgerecht<br />

das Gehe<strong>im</strong>nis<br />

der Jahresringe<br />

von Baumstämmen.<br />

<strong>Der</strong> putzige Ramsaurier<br />

vermittelt den<br />

Kindern sein Wissen<br />

auf Schautafeln.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85


Trittsicherheit<br />

trainieren am<br />

Spielplatz an der<br />

Sattelberghütte<br />

An einer der Stationen betrachten Lilli und<br />

Franka unter Lupen, was sie <strong>im</strong> Wald gefunden<br />

haben: Farne, Fichtenzapfen und Schnecken.<br />

KOMPAKT<br />

Mit dem Ramsaurier die Natur entdecken<br />

Anreise: Mit dem Zug<br />

über Salzburg und Bischofshofen<br />

nach Schladming.<br />

Vom Bahnhof fahren regelmäßig<br />

Busse nach Ramsau<br />

am Dachstein. Mit dem Auto<br />

von München über Salzburg<br />

auf die Tauernautobahn<br />

A10, bis zur Abfahrt »Knoten<br />

Ennstal«. Im Ennstal weiter<br />

bis nach Schladming, dort ist<br />

Ramsau ausgeschildert.<br />

Beste Jahreszeit:<br />

April bis Oktober. <strong>Der</strong> Eintritt<br />

zum Natur- und Umwelterlebnispfad<br />

am Sattelberg<br />

ist kostenlos.<br />

Kindereignung: Die<br />

Wanderung auf dem Naturund<br />

Umwelterlebnispfad am<br />

Sattelberg ist 4 Kilometer<br />

lang und dauert 2½ bis 3 Std.<br />

Start ist am Wanderparkplatz<br />

Natur- und Umwelterlebnispfad.<br />

Auf einem von Wurzeln<br />

durchzogenen Waldweg<br />

geht es gemäßigt bergauf<br />

(180 Hm). Für Kinderwagen<br />

oder Rollstühle ist der Weg<br />

ungeeignet.<br />

Karte: Kompass 1:50 000,<br />

WK 031 »Dachstein-Süd-<br />

Filzmoos«<br />

Einkehr: Auf der Sattelberghütte<br />

werden sogar spezielle<br />

Kali-Kindergerichte serviert.<br />

In Ramsau gibt es eine gute<br />

Auswahl an Gaststätten und<br />

Jausenstuben.<br />

Weitere Infos:<br />

www.ramsau.com,<br />

www.wanderdoerfer.at<br />

die Planai auf der anderen Talseite zu beobachten.<br />

Lilli und Franka balgen sich darum.<br />

»Dann guckt eben der Papa«, sage ich<br />

kurz entschlossen. Beide laufen voraus.<br />

Schon von weitem höre ich ihre Schreie.<br />

Was ist denn jetzt wieder los? Bei ihnen angelangt,<br />

finde ich die zwei über Lupen gebeugt.<br />

Was sie <strong>im</strong> Wald gefunden haben,<br />

legen sie darunter: Farne, Fichtenzapfen<br />

und Schnecken.<br />

Dann entdeckt Franka einen Computer:<br />

<strong>Der</strong> Rechner aus Holz ist doppelt so hoch<br />

wie die Vierjährige. Begeistert drückt sie<br />

die Tastatur und verfolgt, was am Bildschirm<br />

passiert. Lilli erwischt mich auf<br />

dem falschen Fuß. An einem grauen Kästchen<br />

fragt sie: »Papa, hast du unsere Wanderbücher<br />

dabei?« Ich erröte. Am Morgen<br />

hatte Lilli mich noch daran erinnert, die<br />

Bücher einzupacken, in denen die Wanderblätter<br />

für die Stempelstationen enthalten<br />

sind. Für diejenigen, die genügend<br />

Stempel gesammelt haben, gibt es eine<br />

Überraschung. Hektisch durchwühle ich<br />

den Rucksack. Das Hauptfach ist leer.<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Meine letzte Hoffnung ist das Deckelfach.<br />

Zum Glück tauchen die beiden Bücher dort<br />

auf. Kali grinst mir vom Einband entgegen.<br />

Mit feierlichem Ernst stempelt Lilli für<br />

sich und ihre mittlere Schwester die Wanderblätter.<br />

Beide sind mächtig stolz darauf.<br />

Weiter geht es zum Gipfel. An einer<br />

Station müssen die Kinder Begriffe wie<br />

Grat, Gipfel, Turm und Kar einer Zeichnung<br />

von einem Bergmassiv zuordnen.<br />

Ein vorbeikommender Wanderer will ihnen<br />

helfen. Franka entgegnet: »Das können<br />

wir selber, denn Lilli ist schon acht!«<br />

Beeindruckt von soviel Selbstbewusstsein<br />

zieht der <strong>Bergsteiger</strong> ab.<br />

Eine gehe<strong>im</strong>nisvolle Katze<br />

Bald ist der Gipfel erreicht. Auf den wunderbaren<br />

Blick, den man für gewöhnlich<br />

von hier aus zum Dachstein hat, müssen<br />

wir an diesem Tag verzichten: Er versteckt<br />

sich hinter einer grauen Wolkenwand.<br />

Josephine, unser Baby, verschläft wohlig<br />

ihren ersten Gipfel. Be<strong>im</strong> Abstieg zur Sattelberghütte<br />

kommen wir an Versteinerungen<br />

vorbei. Und auf einer Tafel erklärt<br />

– wer wohl? – Kali, wie aus Urmeeren<br />

die Alpen entstanden. Lilli und Franka betrachten<br />

ihre heutige Mission als erfüllt.<br />

Kaum sind wir an der Sattelberghütte<br />

angekommen, erwacht Josephine. »Oh<br />

Seppi«, meint Franka zu ihr, »haben wir<br />

dein Wanderbuch vergessen?« Das Baby<br />

betrachtet die Vierjährige mit großen Augen.<br />

Auf der Speisekarte gibt es Kali-Getränke<br />

und Kali-Speisen. Als wir zurück<br />

zu unserer Unterkunft gehen, entdeckt<br />

TIPP<br />

Blasenlos wandern<br />

Blasen oder offene Stellen an den Füßen<br />

tun be<strong>im</strong> Wandern richtig weh. Jeder<br />

Schritt ist dann schmerzhaft. Ein paar Tipps,<br />

wie es gar nicht erst dazu kommt:<br />

• Blasen entstehen durch mechanische<br />

Reibung, deshalb die Wanderschuhe nicht<br />

zu groß oder zu klein kaufen<br />

• Spezielle Wandersocken sind nahtlos<br />

gewebt und an den Problemstellen verstärkt<br />

• Vor dem Wandern die Füße mit Hirschtalg<br />

oder einer Creme behandeln und Problemstellen<br />

mit Blasenpfl astern abkleben<br />

Lilli ein Tier, das über eine Weide läuft.<br />

»Schau mal Papa, die große Katze«, macht<br />

sie mich stolz darauf aufmerksam. Es ist<br />

ein Dachs. Franka will über den Weidezaun<br />

steigen und den scheuen Waldbewohner<br />

streicheln. Mit vereinten Kräften<br />

halten wir sie davon ab. Be<strong>im</strong><br />

Abendessen best<strong>im</strong>mt<br />

Franka: »Papa, morgen<br />

gehen wir noch<br />

einmal auf den Berg!«<br />

Als ich nachfrage,<br />

warum, meint sie<br />

grinsend: »Dann<br />

kann Lilli wieder<br />

stempeln und ich<br />

den Dachs streicheln!«<br />

◀<br />

Wer genug Stempel<br />

sammelt, bekommt an<br />

der Sattelberghütte<br />

eine Überraschung.<br />

Carbonstöcke sind leichter, steifer & korrosionsbeständiger als herkömmliche Aluminiumstöcke.<br />

Deshalb sind heute bereits mehr als die Hälfte unserer Stöcke aus Carbon. Finden Sie das für<br />

Sie opt<strong>im</strong>ale Modell auf www.komperdell.com


SERVICE<br />

Sobald Kinder<br />

selbstständig<br />

sitzen, dürfen sie<br />

in die Kraxe.<br />

TIPP<br />

Das sorgt be<strong>im</strong> Ausflug<br />

für gute Laune<br />

• Be<strong>im</strong> Kauf einer Kindertrage auf Gewicht,<br />

gut gepolstertes Tragesystem inklusive<br />

stabilem Hüftgurt und einen belüfteten<br />

Rücken achten<br />

• Für das kleine und große Malheur:<br />

Windeln, Feuchttücher und eine Wickelunterlage<br />

dürfen <strong>im</strong> Gepäck nicht fehlen.<br />

• Gegen Langeweile: Ein Bilderbuch oder<br />

Stofftier hält die Kinder in der Kraxe bei<br />

Laune. Damit die Dinge nicht verloren gehen,<br />

befestigt man sie am besten mit Kordeln.<br />

• Keine Touren mit Kindertrage <strong>im</strong> Winter!<br />

Den Kleinen drohen aufgrund der mangelnden<br />

Bewegung und der hängenden Beine<br />

Auskühlung und Erfrierungen.<br />

• Wer die Kindertrage nur selten braucht,<br />

kann unter www.kinderoutdoor.de ein<br />

Modell für 30 €/Woche mieten<br />

(inkl. Trekkingstöcke und Versandgebühr).<br />

Fotos: Uli Wittmann (2), Hersteller (3)<br />

Bergtaugliche Kindertragen<br />

Huckepack<br />

Nur weil man Nachwuchs bekommt, muss man nicht<br />

gleich zum Stubenhocker werden. Mit Kinderkraxen<br />

und Bauchtragen lassen sich auch die Kleinsten<br />

schon auf Wanderungen mitnehmen. Wir erklären,<br />

worauf es dabei ankommt. Von Uli Wittmann<br />

Nichts geht mehr. Ratlos steht die<br />

junge Familie mit Kinderwagen<br />

vor einem Felsabsatz auf dem<br />

Wanderweg. Mit Kindertrage<br />

oder Tragetuch wäre diese Passage kein<br />

Problem – weder für Eltern noch für Kinder.<br />

Säuglinge fühlen sich <strong>im</strong> Tragetuch<br />

mit engem Körperkontakt zu Mama oder<br />

Papa ohnehin am wohlsten. In den ersten<br />

neun Monaten ist die Bauchtrage das<br />

ideale Transportmittel für sie. Be<strong>im</strong> Wandern<br />

sollte man allerdings bedenken, dass<br />

Baby und Trage den Blick auf den Weg einschränken.<br />

Später können die Babys auch<br />

bequem mit Tuch am Rücken getragen<br />

werden.<br />

Viele Eltern fragen sich, wann der Nachwuchs<br />

in die Kindertrage darf. Chris<br />

Semmel, Bergführer und Sprecher be<strong>im</strong><br />

Verband Deutscher Berg- und Skiführer<br />

(VDBS) rät: »Kinder müssen selbständig<br />

sitzen können, damit sie ihren Kopf und<br />

Rumpf selber halten und stabilisieren.«<br />

Alles Einstellungssache<br />

Das Tragen einer Kraxe unterscheidet sich<br />

wesentlich von dem eines Rucksacks. »Ein<br />

Kind zu tragen ist deutlich anspruchsvoller,<br />

als das gleiche Gewicht <strong>im</strong> Rucksack zu haben.<br />

<strong>Der</strong> Schwerpunkt ist höher, das Kind<br />

bewegt sich«, erklärt Christoph Centmayer<br />

vom skandinavischen Bergsport-Ausrüster<br />

Bergans. Zusätzliches Gewicht bringen Verpflegung<br />

und Ausrüstung für das Baby.<br />

Nicht nur den Eltern sollte die Kraxe gut<br />

passen, auch den Kindern. »Um Sitz, Kom-<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


fort und Sicherheit zu gewährleisten, gilt<br />

es, die Kindertrage den physiologischen<br />

Voraussetzungen des Kindes haargenau<br />

anzupassen«, erklärt Andreas Kübler vom<br />

US-Rucksackspezialisten Osprey. »In der<br />

Idealposition befindet sich das Kinn des<br />

Kindes knapp oberhalb des Rahmens.«<br />

Außerdem sollte die Trage verstellbare<br />

Schultergurte besitzen, die das Kind vor<br />

dem Herausfallen schützen.<br />

Vor dem ersten Berg-Abenteuer ist es sinnvoll,<br />

den Knilch zuhause an die Kraxe zu<br />

gewöhnen. Heidi Demler vom Ausrüstungs-<br />

Experten Deuter ist selbst Mutter. Sie weiß:<br />

»Wenn das Kind das erste Mal in die Kraxe<br />

gesetzt wird, kann es sein, dass es sich etwas<br />

sträubt und weint. Nicht gleich aufgeben –<br />

spätestens be<strong>im</strong> Gehen, wenn es schaukelt,<br />

sitzt der Nachwuchs gerne darin.«<br />

Zum Anlegen der Kraxe ist eine gewisse<br />

Technik nötig. Schließlich sitzt ein Kind<br />

darin, mit zu viel Schwung holt sich der<br />

Träger außerdem üble Rückenschmerzen.<br />

Dazu rät VDBS-Sprecher Semmel: »Am<br />

besten zu zweit die Kindertrage aufsetzen.<br />

Ist man allein, so kann man die Trage auf<br />

einem Tisch positionieren – dabei nie loslassen!<br />

– und dann dort aufnehmen.«<br />

Empfindlich bei Sonne und Höhe<br />

Trekkingstöcke unterstützen den Träger<br />

bei der Wanderung und geben Sicherheit.<br />

Genuss pur ist garantiert, wenn dann auch<br />

noch die Sonne scheint. Für die Kinder in<br />

Schönwetter-Frust: Kindern kann es<br />

in der Kraxe leicht zu heiß werden.<br />

der Kraxe kann sie jedoch zur Gefahr werden:<br />

»Ein Kind leidet in der Trage schneller<br />

unter den Wetterbedingungen und Temperaturen«,<br />

warnt Dennie Wagner von der<br />

Bergsportfirma Salewa. »Freiliegende Metallteile<br />

können sich so stark erhitzen, dass<br />

sich das Kind daran verbrennt. Eltern sollten<br />

auf jeden Fall <strong>im</strong>mer auf ausreichend<br />

Sonnenschutz achten.« Auch regelmäßige<br />

Pausen sind wichtig. Es sei denn, der kleine<br />

Passagier schläft. Nach einem Zeitraum von<br />

45 bis 60 Minuten ist es sinnvoll zu rasten,<br />

um das Kind krabbeln oder gehen zu lassen.<br />

Manche Eltern sind ehrgeizig, was die Berge<br />

betrifft. Fachleute raten davon ab, mit<br />

Kleinkindern über 2000 Meter zu steigen<br />

und sich dort lange aufzuhalten. Almtouren<br />

oder weniger hohe Gipfel haben<br />

schließlich auch ihre Reize.<br />

◀<br />

Drei tragende Elemente für eine gelungene Familienwanderung:<br />

Deuter<br />

Kid Komfort 3<br />

Info: www.deuter.com<br />

Preis: 269,95 €<br />

Gewicht: 3500 g<br />

<strong>Der</strong> Mercedes unter den Kindertragen<br />

mit hohem Tragekomfort<br />

dank höhenverstellbarer Schultergurte<br />

und beweglicher Hüftfl ossen.<br />

Gepolsterter 5-Punkt-Sicherheitsgurt,<br />

variable Sitzhöhe, Kinnpolster<br />

und höhenverstellbare Fußstützen<br />

fürs Kind; integriertes Sonnendach,<br />

diverse Fächer (Stauraum 18 L)<br />

Osprey<br />

Poco<br />

Info: www.osprey.com<br />

Preis: 169,95 €<br />

Gewicht: 2700 g<br />

Leichte Kindertrage mit Netzrücken<br />

und höhenvariablen Schultergurten;<br />

höhenverstellbarer und gepolsterter<br />

Kindersitz mit Anschnallgurten und<br />

höhenverstellbaren Steigbügeln,<br />

abnehmbare Kopf- und Kinnkissen,<br />

Premium-Variante mit abnehmbarem<br />

Daypack, Sonnendach und<br />

Wickelunterlage (3500 g) für 250 €<br />

Cybex<br />

Babytrage 2.GO<br />

Info: cybex-online.com<br />

Preis: 114,95 €<br />

Gewicht: 600 g<br />

Außergewöhnlich fl exible Trage, von<br />

Orthopäden und Hebammen entwickelt<br />

für Babys ab drei Monaten<br />

bis hin zu Fünfjährigen: mehrere<br />

Tragevarianten am Bauch und am<br />

Rücken, umklappbare Kopfstütze,<br />

diverse Verstellmöglichkeiten, Brustund<br />

Bauchgurt, aus pfl egeleichtem<br />

Polyester (bei Hitze schweißtreibend)


AUF TOUR<br />

SERIE:<br />

Von Null aufs Dach der Alpen<br />

Schneller! Fitter!<br />

<strong>Der</strong> Weg auf das Dach Europas erfordert eine gute Kondition. Trailrunning ist<br />

zwar anfangs sehr fordernd, macht den Körper aber wie keine zweite Spielart des<br />

Bergsports fit für große Aufgaben. Von Moritz Baumstieger<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


EINE INITIATIVE VON<br />

+<br />

Höher!<br />

Laufend auf Tour:<br />

<strong>im</strong> Val Roseg zwischen<br />

Piz Bernina<br />

und Piz Roseg<br />

Foto: Robert Bösch / Archiv Mammut<br />

»<br />

Langsam, aber sicher: Es geht aufwärts!«<br />

Wer auf ein Ziel hintrainiert, spricht diesen<br />

Satz sehr gerne aus. Für einen Bergsportler,<br />

der den Gipfel des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> erreichen<br />

will, gilt das mit dem »aufwärts« <strong>im</strong> Besonderen.<br />

Das Adjektiv »langsam« sollte er hingegen<br />

noch einmal überdenken. Wäre der<br />

Satz nicht viel schöner, wenn sein erstes<br />

Wörtchen »schnell« hieße?<br />

Geschwindigkeit ist das Mantra unserer<br />

Zeit. Und der »need for speed« hat inzwischen<br />

auch den Bergsport erreicht: Die<br />

ersten Verrückten, die leicht bekleidet<br />

und hechelnd Bergpfade <strong>im</strong> Laufschritt<br />

hoch rannten, haben viele noch belächelt.<br />

Dann sah man mehr und mehr Alpinjogger,<br />

plötzlich hatte der Sport seine eigenen<br />

Magazine, seine eigenen Seiten in<br />

den Katalogen der Ausrüster und auch einen<br />

eigenen Namen. Besser gesagt, gleich<br />

mehrere: »Trailrunning«, »Speedhiking«<br />

oder – manchmal geht es anscheinend<br />

auch noch auf deutsch – schlicht »Berglauf«.<br />

<strong>Der</strong> boomt auch als Event, allein an<br />

der Zugspitze werden heuer drei verschiedene<br />

Berglauf-Wettkämpfe mit insgesamt<br />

fünfstelligen Teilnehmerzahlen über die<br />

Bühne gehen.<br />

»Einerseits haben Läufer aus der Ebene<br />

neue Herausforderungen gesucht«, erzählt<br />

Thomas Bucher, Pressesprecher des<br />

Deutschen Alpenvereins und Autor des<br />

Buches »Speedhiking: Münchner Hausberge«,<br />

das <strong>im</strong> Bruckmann-Verlag erschienen<br />

ist. »Andererseits waren da <strong>Bergsteiger</strong> wie<br />

ich, die entdeckt haben, dass sich so völlig<br />

neue Touren mit völlig neuen Erlebnissen<br />

realisieren lassen.« Forststraßen etwa, die<br />

früher nur lästige Zustiege waren, wur-<br />

Teil 1 – Gehschule<br />

Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />

Teil 3 – Berglauf<br />

Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />

Teil 5 – Erster »Zweier«<br />

Teil 6 – Ausrüstung<br />

Teil 7 – Ernährung<br />

Teil 8 – Schneeschuhtour<br />

Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />

Teil 10 – Hochtourentechnik<br />

Teil 11 – Wetterkunde<br />

Teil 12 – Hochtourentaktik<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 91


TRAININGSPLAN<br />

von der Mammut Alpine School<br />

1 Die innere Pulsuhr<br />

Ziel: Den Körper kennenlernen<br />

Umsetzung: Laufen Sie eine Steigung mit<br />

Pulsuhr zunächst ein paar Minuten in dem<br />

Tempo, das Ihnen angemessen erscheint, nach<br />

oben – und kontrollieren Sie erst anschließend.<br />

<strong>Der</strong> Wert ist viel zu hoch? Gehen Sie zur Erholung<br />

langsam wieder hinunter. Wenn Sie den<br />

Ruhepuls erreicht haben, starten Sie erneut<br />

– aber langsamer, kontrolliert wird erst wieder<br />

oben. Wiederholen Sie das Spiel so lange, bis<br />

Sie ein Tempo gefunden haben, bei dem Ihr<br />

Puls bei 150–160 liegt.<br />

Besonders beachten: Versuchen Sie, Atemund<br />

Trittfrequenz zu synchronisieren – und<br />

achten Sie darauf, möglichst viel und tief<br />

auszuatmen.<br />

Ob »Speedhiking»<br />

oder »Trailrunning«:<br />

Was für Thomas<br />

Bucher zählt, ist<br />

der Rausch der<br />

Geschwindigkeit.<br />

2 Richtig Aufsetzen<br />

Ziel: Die Lauftechnik opt<strong>im</strong>ieren<br />

Umsetzung: Berglaufen erfordert eine andere<br />

Technik als Berggehen – und der Weg nach<br />

oben eine andere als der hinunter. Vor dem Rodelberg<br />

starten Sie <strong>im</strong> Flachen. Setzen Sie den<br />

Fuß mit der gesamten Sohle auf. Je steiler der<br />

Hang wird, desto stärker heben Sie die Ferse<br />

an, bis Sie fast nur noch auf den Ballen laufen.<br />

Runter geht es auf dem Weg: Ihre Schritte werden<br />

größer, aber Sie versuchen, die Hangabtriebskraft<br />

mit den Oberschenkeln abzufedern.<br />

Achten Sie darauf, dass Ihr Knie nicht durchgedrückt<br />

ist, wenn Sie den Fuß aufsetzen.<br />

Besonders beachten: Wer be<strong>im</strong> Bergablaufen<br />

den Fuß zunächst mit der Ferse aufsetzt, riskiert<br />

umzuknicken, wenn das Tempo hoch ist.<br />

Deshalb: Die ganze Sohle benutzen.<br />

3 Stopp! Und links!<br />

Ziel: Schnell reagieren lernen<br />

Umsetzung: Ganz einfach: Laufen Sie mit<br />

einem Partner auf einer (gemähten) Wiese,<br />

einem freien Feld, den Hang des Rodelbergs<br />

hinab. Geben Sie sich gegenseitig willkürlich<br />

Kommandos (oder geben Sie sie sich selbst):<br />

»Links!« »Rechts!« »Stopp!« Versuchen Sie, bei<br />

»links« und »rechts« Ihre Richtung um fast 90<br />

Grad zu ändern.<br />

Besonders beachten: Schaffen Sie es,<br />

be<strong>im</strong> Kommando »Stopp« Ihren Bremsweg<br />

auf max<strong>im</strong>al einen weiteren<br />

Schritt zu min<strong>im</strong>ieren – ohne<br />

vornüber zu kippen oder die<br />

Kontrolle zu verlieren?<br />

COUPON 3<br />

den nun zu interessanten Prüfungen, die<br />

sogar Spaß machten. Kritiker führen oft an,<br />

Trailrunner hätten in ihrem Geschwindigkeitsrausch<br />

eine sehr verengte Wahrnehmung<br />

des Gesamterlebnisses Berg. Bucher<br />

hingegen sieht in seinen Bergausflügen <strong>im</strong><br />

Sauseschritt eine zusätzliche Option, den<br />

eigenen Körper und die Landschaft, in der<br />

man sich bewegt, neu kennenzulernen.<br />

▶ Erst einmal brutal anstrengend<br />

Zumindest nach einer kurzen Eingewöhnungszeit:<br />

»Anfangs hat man sicher keinen<br />

Blick für die Natur – da ist das Laufen<br />

am Berg erst einmal brutal anstrengend«.<br />

Dennoch lohnt es sich: Gerade weil es so<br />

fordernd ist, gibt es kaum ein besseres<br />

Training, um den Körper für lange und<br />

belastende Touren in Schwung zu bekommen.<br />

Obwohl Geschwindigkeit das Ziel ist,<br />

sollte man die am Anfang nicht so wichtig<br />

nehmen. »Bei den ersten Malen sollte man<br />

wirklich superlangsam loslaufen«, sagt<br />

Bucher. Wer seine Trittfrequenz aus der<br />

Ebene eins zu eins in die Schräge übertragen<br />

will, dem schnellt der Puls nach oben.<br />

Bucher empfiehlt, zunächst in sehr kleinen<br />

Schritten zu laufen und weniger die<br />

Zeit als die Pulsuhr <strong>im</strong> Blick zu behalten.<br />

»Meist wird empfohlen, dass der Puls bei<br />

Belastung 130, 140 nicht überschreiten<br />

sollte – aber das ist bei vielen Anfängern<br />

utopisch. Wer zu nahe an die 170 kommt,<br />

ist sicher zu schnell unterwegs.« Es empfiehlt<br />

sich in jedem Fall, einmal seinen<br />

Max<strong>im</strong>alpuls festzustellen, an dem man<br />

sich fortan orientieren kann. Denn der<br />

kann be<strong>im</strong> einen bei 190, be<strong>im</strong> anderen<br />

bei 205 Schlägen pro Minute liegen, und<br />

lässt mit zunehmendem Alter nach.<br />

Generell gilt: Alles kann, nichts muss. Abschnitte,<br />

in denen nicht gelaufen, sondern<br />

nur schnell gegangen wird, sind nicht nur<br />

erlaubt, sondern die Regel. Auch die allerfittesten<br />

Trailrunner schalten be<strong>im</strong> letzten<br />

steilen Gipfelstück in den Gehmodus<br />

und stoßen sich tief gebeugt von ihren<br />

Oberschenkeln ab. »Im Prinzip kann sich<br />

zunächst einmal jeder als Speedhiker zählen,<br />

der eine Strecke schneller bewältigt,<br />

als es die Zeitangabe auf den Schildern anzeigt«,<br />

sagt Bucher. Wer es schaffe, die Zeiten<br />

zu halbieren, sei schon sehr sportlich<br />

unterwegs. Bucher wehrt sich gegen jede<br />

Orthodoxie: »Ein Reiz des Speedhikens ist<br />

ja, seinen Körper völlig neu zu erleben.«<br />

Dazu gehöre auch, seine Grenzen kennenzulernen<br />

und zu respektieren. »Wer es anfangs<br />

übertreibt, kann den Tag schnell abhaken:<br />

Weil er dann völlig erschöpft ist.«<br />

Fotos: Thomas Bucher (2)<br />

Das große 4000er-Gewinnspiel<br />

Ausschneiden, sammeln und mit<br />

allen 12 Coupons eine Besteigung<br />

des <strong>Mont</strong> <strong>Blanc</strong> mit der Mammut<br />

Alpine School gewinnen.<br />


AUSRÜSTUNG<br />

Berglauf-Rucksack<br />

Mammut MTR 201 7l<br />

UVP: 80,- €<br />

Gewicht: 215 g<br />

Volumen: 7 Liter<br />

auch als 10+2 Liter<br />

Version mit Stockhalterung<br />

erhältlich<br />

Schnelles Gipfelglück:<br />

Auf den<br />

letzten Metern zum<br />

höchsten Punkt<br />

des He<strong>im</strong>garten<br />

Laufjacke<br />

Mammut MTR 201<br />

Micro Jacket Men<br />

UVP: 140,- €<br />

Gewicht: 100 g<br />

Winddicht und wasserabweisend,<br />

lässt sich in<br />

der eigenen Brusttasche<br />

verstauen<br />

Berglaufschuhe<br />

Mammut MTR 201<br />

Pro Low Men<br />

UVP: 140,- €<br />

Gewicht: 676 g/Paar<br />

(UK 8,5)<br />

Meshmaterial mit Zehenschutz<br />

aus Gummi<br />

Berglaufschuhe<br />

Mammut MTR 141<br />

GTX Women<br />

UVP: 150,- €<br />

Gewicht: 512 g/Paar<br />

(UK 5,5)<br />

Meshmaterial mit<br />

Goretex Innenfutter<br />

▶ Laufen ohne Seitenstechen<br />

Anfängern empfiehlt Bucher, besonders<br />

auf die Atmung zu achten: Bei Anstrengung<br />

neigen viele Menschen dazu, nicht<br />

stark genug auszuatmen, was langfristig<br />

zu Seitenstechen führt. Wer es schafft, sollte<br />

versuchen, Tritt- und Atemfrequenz zu<br />

synchronisieren – und auf jedes normale<br />

Ausatmen noch eine Art Keucher draufsetzen,<br />

der das übrige Kohlenmonoxid aus<br />

der Lunge presst.<br />

<strong>Der</strong> Oberkörper sollte be<strong>im</strong> Laufen möglichst<br />

ruhig gehalten werden, manchem<br />

helfen Stöcke dabei. »Wenn man nicht<br />

über die Stöcke stolpert, sind die völlig in<br />

Ordnung«, meint Bucher. Im Gegensatz<br />

zum normalen Berggehen, wo man möglichst<br />

die ganze Sohle aufsetzt, läuft man<br />

be<strong>im</strong> Trailrunning eher auf den Ballen. »So<br />

belastet man auch die Waden, dann müssen<br />

die Oberschenkel nicht alle Höhenmeter<br />

alleine machen.«<br />

Wer es so zum höchsten Punkt der Tour<br />

geschafft hat, sollte sich kritisch prüfen:<br />

Bin ich noch konzentriert genug, um auch<br />

den Abstieg <strong>im</strong> Laufschritt zu bewältigen?<br />

Und machen das meine Knie mit? Passt<br />

beides, erwartet den Läufer laut Bucher<br />

»ein Wahnsinnserlebnis, anspruchsvoll,<br />

aber intensiv: Plötzlich geht es irrsinnig<br />

schnell und wie von selbst dahin – man<br />

fliegt praktisch über die Wanderwege«.<br />

Ausrüstung braucht es nicht viel: Leichte<br />

Schuhe mit festen Sohlen. Die meisten<br />

Ausrüster haben inzwischen spezielle<br />

Trailrunningschuhe <strong>im</strong> Programm. Eine<br />

kurze Laufhose oder Leggings, einen kleinen<br />

Rucksack mit etwa zehn Litern Fassungsvermögen,<br />

in dem ein Ersatz-Shirt<br />

und eine dünne Windjacke Platz haben.<br />

Außerdem empfiehlt Bucher, <strong>im</strong>mer ein<br />

paar Energieriegel für Zwischentiefs und<br />

eine Trinkflasche dabeizuhaben. Dann<br />

kann es losgehen. Und schon heißt es:<br />

»Schnell, aber sicher: Es geht aufwärts«. ◀<br />

TOUR<br />

TOURENTIPP zum Nachlaufen<br />

He<strong>im</strong>garten (1790 m),<br />

Estergebirge<br />

▶ mittel (K3)<br />

1070 Hm<br />

2¼ Std.<br />

Länge: 10km<br />

Charakter: Berglauf-Klassiker in den<br />

Münchner Hausbergen (mit eigenem<br />

Rennen) ohne lange Flachpassagen.<br />

Abwechslungs- und aussichtsreich, gut<br />

erreichbar und damit auch als Feierabendtour<br />

machbar.<br />

Anfahrt: Von München über die A95,<br />

Ausfahrt Murnau/Kochel. Von München<br />

Züge in 1¼ Std. nach Ohlstadt.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am oberen<br />

Ortsende von Ohlstadt (720 m)<br />

Verlauf: Den Forstweg in der ersten<br />

Linkskurve Richtung Kiesweg verlassen<br />

(Schild: He<strong>im</strong>garten), der in Kehren<br />

zum Kleinen Illing (930 m) führt. An der<br />

nächsten Gabelung links halten, bei<br />

einer Bachüberquerung wird es kurz<br />

fl acher. An der Bärenfl eckhütte (privat)<br />

ist Halbzeit (30 Min.). Nun steil, in vielen<br />

Kehren und Stufen zum Grat hinauf.<br />

Wer hier unter 50 Minuten bleibt, kann den<br />

Gipfel in knapp einer Stunde erreichen.<br />

Abstieg: wie Aufstieg. Wer noch Kraft<br />

hat, kann den Grat zum Herzogstand<br />

laufend unter die Füße nehmen<br />

(+1¼ Std., ca. 200 Hm).<br />

Karte: AV-Karte BY 9 »Estergebirge«,<br />

1:25 000<br />

Einkehr: He<strong>im</strong>gartenhütte, am Gipfel<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93


KAUFBERATUNG<br />

ZUPACKEN<br />

<strong>Der</strong> Griff sollte der Hand<br />

schmeicheln und evtl. eine<br />

tiefergehende Manschette<br />

besitzen. Die leicht einstellbare<br />

Handschlaufe sollte<br />

breit aufliegen.<br />

VERSTELLEN<br />

Egal ob externe oder interne<br />

Fixierung: Die Längenverstellung<br />

sollte unkompliziert,<br />

schnell und zuverlässig sein,<br />

die Längenmarkierungen gut<br />

zu sehen.<br />

Leichte Wanderstöcke <strong>im</strong> Test<br />

Stockwerke<br />

Sie schonen die Knie und geben auch auf holprigem Untergrund<br />

das Gefühl von Stabilität. Wanderstöcke sind in<br />

der Bergausrüstung längst selbstverständlich geworden.<br />

Wir haben zwölf leichte Trekking-Modelle für Sie unter<br />

die Lupe genommen. Von Christian Schneeweiß<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


FEDERN<br />

Leichtwanderstöcke besitzen<br />

statt einer Federung<br />

eine Aluminiumlegierung,<br />

deren Flexibilität für<br />

opt<strong>im</strong>ale Stoßdämpfung<br />

sorgt.<br />

HALTEN<br />

Die Kunststoffspitze mit<br />

einer ultraharten Karbidkrone<br />

sollte leicht wechselbare<br />

Trekkingteller für<br />

Ersatz- oder Winterteller<br />

besitzen.<br />

DIE ZWÖLF TESTMODELLE<br />

IM ÜBERBLICK<br />

TRAIL Black Diamond<br />

COMPACT 135 Exped<br />

LITE 125 Exped<br />

ARIA 3 Fizan<br />

COMPACT 4 Fizan<br />

X-LIGHT APEX Kohla<br />

X-LIGHT PEAK Kohla<br />

C3 CARBON POWERLOCK Komperdell<br />

CARBON UL VARIO4 COMPACT Komperdell<br />

CARBON TITANIUM Leki<br />

MICRO VARIO CARBON Leki<br />

FLIGHT 3 MSR<br />

Foto: Dagmar Steigenberger<br />

Als vor 30 Jahren die ersten, zumeist<br />

älteren Wanderer mit Stöcken<br />

in den Bergen unterwegs<br />

waren, ernteten sie oft Stirnrunzeln.<br />

Mittlerweile sind<br />

auch viele jüngere Sportler <strong>im</strong> Gebirge<br />

damit anzutreffen. Es hat sich herumgesprochen,<br />

dass der Einsatz von Stöcken <strong>im</strong><br />

unwegsamen Gelände mehr Stabilität ver-<br />

leiht und vor allem be<strong>im</strong> Bergab-Gehen die<br />

Knie entlastet. Ein Wanderer erspart seinen<br />

Gelenken bei einer dreistündigen Bergwanderung<br />

<strong>im</strong> Idealfall etwa 70 Tonnen<br />

Gewicht, wenn er mit Stöcken unterwegs<br />

ist. Das entspricht zehn Prozent der Gesamtbelastung.<br />

Damit die Stöcke tatsächlich<br />

eine Hilfe sind, sollte man be<strong>im</strong> Kauf<br />

und auch be<strong>im</strong> Gebrauch einiges beachten.<br />

▶ Stocklänge<br />

Zum Bergwandern auf angelegten Wegen<br />

brauchen Teleskopstöcke nicht besonders<br />

robust zu sein, sondern vor allem leicht.<br />

Drei- oder vierteilige Teleskopstöcke lassen<br />

sich auf ein Packmaß von 60 bis 70 Zent<strong>im</strong>etern<br />

zusammenschieben, sodass sie<br />

gut am Rucksack zu befestigen sind, ohne<br />

zu behindern. Wer ultrakurze Stöcke<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95


als Zu- und Abstiegshilfe am Klettersteig<br />

sucht, findet sogar welche, die mit 38 bis 57<br />

Zent<strong>im</strong>eter Packmaß in den Rucksack passen.<br />

Für den Einsatz zieht man die Stöcke<br />

so weit auseinander, dass die Ellenbogen<br />

be<strong>im</strong> Gehen in der Ebene einen 90°-Winkel<br />

bilden. Be<strong>im</strong> Aufstieg sollten die Stöcke entsprechend<br />

kürzer, be<strong>im</strong> Abstieg länger sein.<br />

135 bis 140 Zent<strong>im</strong>eter max<strong>im</strong>ale Stocklänge<br />

sind für größere Personen ideal, für<br />

kleinere <strong>Bergsteiger</strong>Innen und Kinder (bis<br />

180 cm) reichen 130 Zent<strong>im</strong>eter aus. Einige<br />

der von uns getesteten Modelle gibt es in<br />

beiden Größen (v. a. Exped). Bei klassischen<br />

dreiteiligen Teleskopstöcken kann die Länge<br />

um 70 Zent<strong>im</strong>eter variiert werden.<br />

»Verschlüsse per Knopfdruck<br />

<strong>im</strong> unteren Segment des<br />

Stocks haben Zukunft.«<br />

niumlegierung zur Entlastung der Handund<br />

Armgelenke <strong>im</strong> Abstieg; allerdings<br />

können diese Ultraleicht-Modelle mit<br />

einem Gewicht zwischen 375 und 440<br />

Gramm leichter brechen. Das leichteste<br />

Modell in unserer Testserie ist ein relativ<br />

steifer Faltstock: der Komperdell Ultralight<br />

Vario4 Compact mit 350 Gramm. Auch die<br />

robusteren Leichtstöcke bis 500 Gramm<br />

sind stabil genug für den Allroundeinsatz<br />

<strong>im</strong> Gebirge (mit Wechselteller; bei Skitou-<br />

Christian Schneeweiß, Tester<br />

▶ Gewicht und Material<br />

Reine Leichtwanderstöcke wie beispielsweise<br />

der Komperdell C3 Karbon besitzen<br />

statt einer Federung eine flexible Alumiren<br />

evtl. Bruchgefahr). Obwohl Karbonstöcke<br />

<strong>im</strong>mer stabiler werden, bleiben sie<br />

schlaganfälliger als Aluminiumstöcke, die<br />

sich eher verbiegen als brechen – weshalb<br />

das unterste Segment einiger robuster Karbonmodelle<br />

aus Alu besteht.<br />

▶ Interne und externe Fixierungen<br />

<strong>Der</strong> klassische Teleskopstock besitzt eine<br />

interne Fixierung mit einem Kunststoffdübel,<br />

der be<strong>im</strong> Drehen über einem<br />

▶ Die Stöcke <strong>im</strong> Vergleich …<br />

BLACK DIAMOND<br />

Trail<br />

Info: www.blackdiamondequipment.com<br />

Preis: 74,90 €<br />

Gewicht/Paar: 495 g<br />

Verstellbereich: 64–140 cm<br />

Komfort: Schmaler Griff mit Hartgummi-Knauf<br />

und schweißsaugender Komfortschlaufe<br />

Variabilität: Klassische externe Flick-Lock-<br />

Verstellung, zuverlässig verstellbare Schlaufe<br />

und Wechselsysteme an der Spitze<br />

Stabilität: Die Segmentfi xierungen des<br />

Dreiteilers halten zuverlässig, der Stock ist recht<br />

steif, aber bei hoher Belastung sehr biegsam.<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

TIPP<br />

Preis/Lstg.<br />

EXPED<br />

Compact 135<br />

Info: www.exped.com<br />

Preis: 139,95 €<br />

Gewicht/Paar: 480 g<br />

Verstellbereich: 53,5 bzw. 108,5–134<br />

Komfort: Die trikot-gefütterte Schlaufe und der<br />

ideal ergonomisch geformte Griff erlauben<br />

perfekten Halt auch mit feuchten Händen.<br />

Variabilität: Trotz mittlerer Länge ist der Stock<br />

mit Bajonettfi xierungen und Drehverstellung<br />

weniger variabel (25 cm).<br />

Stabilität: Ungewöhnlich steifer Vierteiler, der<br />

nur oben stückweise zusammenrutschen kann<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

TIPP<br />

Komfort<br />

EXPED<br />

Lite 125<br />

Info: www.exped.com<br />

Preis: 114,95 €<br />

Gewicht/Paar: 435 g<br />

Verstellbereich: 57 bzw. 94,5–124<br />

Komfort: Die trikot-gefütterte Schlaufe und der<br />

ideal ergonomisch geformte Griff erlauben<br />

perfekten Halt auch mit nassen Händen.<br />

Variabilität: Genial ist die Kombination aus Bajonettraste<br />

unten und Drehverstellung oben (30<br />

cm Verstellweg). Wechselteller mit Drehgewinde.<br />

Stabilität: Stabiler Stock trotz geringer Steifi g-<br />

keit, rutscht unbeabsichtigt kaum zusammen.<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

▶ FAZIT: Vielseitiger Bergtouren-Begleiter<br />

<strong>Der</strong> sehr fl exible Komfortstock besitzt einen<br />

hautfreundlichen Griff v. a. für kleinere Hände<br />

mit weicher Handschlaufe. Am raffi nierten<br />

Spitzenteil lassen sich Miniteller und Ringkrone<br />

(Schneeteller/Gummiaufsatz <strong>im</strong><br />

Lieferumfang) schnell wechseln. Dank langer<br />

Spitze auch für Schneeschuhgehen geeignet,<br />

aber keinesfalls für Skitour.<br />

▶ FAZIT: Stabiler Mini<br />

<strong>Der</strong> rundum gelungene, in den Rucksack<br />

passende, relativ steife Vierteiler ist ideal<br />

für Personen bis 190 cm (gibt’s auch in<br />

Kurzgröße). Griff und Schlaufe bilden eine<br />

funktionelle Einheit. Die leichtgängige interne<br />

Fixierung ist rutschresistent, der Stock fl ugs<br />

zusammenschiebbar. Inklusive Drehgewinde<br />

für Schneeteller <strong>im</strong> Winter.<br />

▶ FAZIT: Durchdachtes Multitalent<br />

Kürze, schmaler Griff und hohe Flexibilität<br />

machen diesen Dreiteiler ideal für kleinere<br />

Personen bis 180 cm. Die leichtgängige<br />

interne Fixierung ist rutschresistent, der Stock<br />

ist blitzschnell auf geringes Packmaß<br />

zusammenschiebbar, super Griff und beste<br />

Schlaufe bilden eine opt<strong>im</strong>ale Einheit. Auch<br />

als Langgröße/mit Federung.<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


MATERIAL<br />

Ein leichter Wanderstock<br />

besteht aus gehärtetem,<br />

schlagfestem Aluminium<br />

oder aus steifem, sprödem<br />

Karbon.<br />

Foto: Dagmar Steigenberger<br />

FIZAN<br />

Aria 3<br />

Info: www.krah.com, www.fi zan.it<br />

Preis: 99,95 €<br />

Gewicht/Paar: 475 g<br />

Verstellbereich: 69,5–140 cm<br />

Komfort: Schmaler Griff mit Neoprenschlaufe<br />

und rundlichem Stützknauf, bei Hitze opt<strong>im</strong>al<br />

Variabilität: Die externen Klemmen sind leicht<br />

verstellbar, der Verstellkeil an den Schlaufen<br />

kann be<strong>im</strong> Zuziehen rausrutschen.<br />

Stabilität: Steif und sicher ist der Karbonstock,<br />

wenn das untere Segment an der Stop-Markierung<br />

fi xiert ist.<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

FIZAN<br />

Compact 4<br />

Info: www.krah.com, www.fi zan.it<br />

Preis: 79,95 €<br />

Gewicht/Paar: 375 g<br />

Verstellbereich: 50,5–126 cm<br />

Komfort: Am schmalen Griff mit Stützknauf<br />

hängt eine Neopren-Schlaufe, die kniffelig zu<br />

verstellen, aber bei Schwitzen komfortabel ist.<br />

Variabilität: Die interne Klemme der<br />

Drehverstellung des Teleskopstocks mit 75 cm<br />

Längenvariation ist erstaunlich zuverlässig.<br />

Stabilität: Federt be<strong>im</strong> Abstieg sehr fl exibel und<br />

kann bei mangelnder Pfl ege zusammenrutschen<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

KOHLA<br />

X-Light Apex<br />

Info: www.kohla.at<br />

Preis: 99,90 €<br />

Gewicht/Paar: 495 g<br />

Verstellbereich: 70–141 cm<br />

Komfort: Auch für kleinere Hände eignet sich<br />

der Griff mit Stützknauf, schweißabweisenden<br />

Schlaufen und griffi ger Manschette.<br />

Variabilität: Bei dem Allrounder mit externen<br />

Klemmen und langem Packmaß sind die<br />

Längenmarkierungen perfekt erkennbar.<br />

Stabilität: Relativ steifer Dreiteiler, Fixierung<br />

ebenso zuverlässig wie Handschlaufen<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

▶ FAZIT: Universeller Schraub-Stock<br />

Die ergonomische Drehfi xierung des<br />

Allrounders auch für Winteraktivitäten kann<br />

leicht verrutschen, aber nicht durchrutschen,<br />

die Längenangaben sind nur einseitig.<br />

Bei feuchten Händen hält der Griff gut, die<br />

Schlaufe kühlt. Inklusive Trekking- und<br />

Schneeteller, Gummiaufsatz für Straßen.<br />

▶ FAZIT: Kurzes Leichtgewicht<br />

<strong>Der</strong> extrem klein verpackbare Vierteiler mit<br />

Ultralight Aluminium-Legierung ist ideal für<br />

kleinere Personen unter 180 cm. <strong>Der</strong> fl exible<br />

Stock mit Längenangaben ist nicht für<br />

Schwere oder Große geeignet, aber für<br />

Klettersteig-Touren. Inklusive Gummiaufsatz<br />

für die Spitze. Auch als längerer, steiferer<br />

Dreiteiler erhältlich.<br />

▶ FAZIT: Zuverlässiger Allrounder<br />

Die exotischen Zeigefi nger-Klemmen rasten<br />

sicher ein, lassen sich aber nur schwer, mit<br />

Handschuhen gar nicht öffnen. Die Handschlaufen<br />

sind schwergängig, aber 100 %<br />

zuverlässig verstellbar (kein Schlupf).<br />

<strong>Der</strong> steifere, tourentaugliche Stock wird bei<br />

Volllast sehr fl exibel. Komplettes Spitzenaustausch-Set<br />

für Wintereinsatz.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97


Das rechte Maß hat ein Stock, wenn der Arm <strong>im</strong> rechten<br />

Winkel gebeugt ist, während die Spitze den Boden berührt.<br />

TIPP<br />

Stöcke richtig<br />

verwendet<br />

• Bei der Lagerung von Stöcken mit externer<br />

Fixierung sollten die Klemmen zur Entspannung<br />

geöffnet sein (außer bei Leki).<br />

• Stöcke mit internem Klemm-Mechanismus<br />

sollten hin und wieder auseinandergenommen<br />

und Innenrohre sowie Dübel gereinigt<br />

werden; auf keinen Fall ölen!<br />

• Bei interner Fixierung sollte man die Teleskopstöcke<br />

nach 20 Minuten Gehzeit nachdrehen;<br />

bei externer Fixierung Schraube vor<br />

der ersten Saisontour etwas nachziehen.<br />

• Be<strong>im</strong> Gehen mit den Handgelenken in die<br />

Handschlaufen stützen! Die Griffe ohne<br />

Schlaufe zu umfassen erfordert Kraft, der<br />

Stock kann aus der Hand gleiten.<br />

• Bei Tellerwechsel nach dem klassischen<br />

Abstreifsystem den Teller wärmen und beidseitig<br />

mit Bergschuhen herunterdrücken.<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

KOHLA<br />

X-Light Peak<br />

Info: www.kohla.at<br />

Preis: 79,90 €<br />

Gewicht/Paar: 375 g<br />

Verstellbereich: 65,5–135 cm<br />

Komfort: Griff mit Stützknauf und Neoprenschlaufe,<br />

ideal für kleine Hände und heiße Tage<br />

Variabilität: 70 Zent<strong>im</strong>eter Verstellweg mit<br />

leichtgängigem Doppelkonus bieten mittelgroßen<br />

Wanderern opt<strong>im</strong>ale Längenanpassung.<br />

Stabilität: Sehr fl exibler Wanderstock mit<br />

einstellbarer Klemmkraft (kann verstärkt werden,<br />

falls Segmente durchzurutschen drohen)<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

KOMPERDELL<br />

C3 Carbon Powerlock<br />

Info: www.komperdell.com<br />

Preis: 99,90 €<br />

Gewicht/Paar: 440 g<br />

Verstellbereich: 70–140,5 cm<br />

Komfort: Weiche Schlaufe und dicker, weicher<br />

Griff schmeicheln den Händen, die Längenmarkierungen<br />

sind perfekt.<br />

Variabilität: Dreiteiler mit zuverlässiger,<br />

externer Verstell-Fixierung (70 cm Verstellweg)<br />

Stabilität: <strong>Der</strong> mittelsteife, bei voller Länge<br />

sehr fl exible Stock besitzt verstärkte Verstellfi<br />

xierungen und drei Jahre Vollgarantie.<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

KOMPERDELL<br />

Carbon Ultralight<br />

Vario4 Compact<br />

Komfort: Weiche Schlaufe und dicker, weicher<br />

Griff mit Stützknauf und Kurzmanschette<br />

Variabilität: Min<strong>im</strong>ales Packmaß und 20 cm<br />

Verstellweg, auch in Langgröße erhältlich<br />

Stabilität: <strong>Der</strong> steife Ultraleichtstock kann<br />

nicht unbeabsichtigt zusammenrutschen und<br />

besitzt drei Jahre Vollgarantie.<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

TIPP<br />

Gewicht<br />

Info: www.komperdell.com<br />

Preis: 189,90 €<br />

Gewicht/Paar: 350 g<br />

Verstellbereich: 40,5 cm bzw. 104–125 cm<br />

▶ FAZIT: Ultraleichter Trekkingbegleiter<br />

<strong>Der</strong> leichteste Teleskopstock dieser<br />

Kaufberatung ist sehr fl exibel, top verarbeitet<br />

und besitzt interne Klemmen, deren Härte<br />

sich einstellen lässt. Die Handschlaufen sind<br />

schwergängig, aber sehr zuverlässig verstellbar.<br />

Die spielfreien Rohrsegmente mit<br />

einer Stärke von 0,5 mm sind nicht für<br />

Schwere geeignet.<br />

▶ FAZIT: Günstiger Karbon-Wanderfreund<br />

Das günstige Modell erfüllt alle Anforderungen<br />

an einen Wanderstock wie komfortabler Griff,<br />

geringes Gewicht und schnelle externe Verstellung<br />

mit doppelter Zuverlässigkeit. Zum<br />

Verlängern der Handschlaufe evtl. den Keil<br />

halten! Leicht wechselbare Schneeteller für<br />

Wintereinsatz (nicht für Skitouren geeignet)<br />

zukaufbar.<br />

▶ FAZIT: Leichte Spitzenreiter<br />

<strong>Der</strong> vierteilige Karbon-Faltstock mit externer<br />

Längenverstellung für kleinere Personen (bis<br />

180 cm) hat ein winziges Packmaß und hält<br />

100 % zuverlässig. Das Zusammendrehen der<br />

Segmente dauert etwas, zum Verlängern der<br />

Handschlaufe muss man evtl. den Keil halten.<br />

Auch für Klettersteige und Hochtouren<br />

geeignet.<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Obwohl Karbonstöcke <strong>im</strong>mer<br />

stabiler werden, bleiben sie <strong>im</strong><br />

Vergleich zu Aluminiumstöcken<br />

schlaganfälliger.<br />

Konus aufgespreizt wird und sich so <strong>im</strong><br />

Rohr verklemmt.<br />

Vorteil: <strong>Der</strong> Verschluss ist sehr leicht<br />

und trägt kaum auf. Nachteil: Gelangen<br />

Schmutz oder Wasser ins Rohr, reduziert<br />

das die letztlich auf Reibung basierende<br />

Klemmung (auch bei Vereisung oder<br />

Aluminium-Korrosion) und der ausgefahrene<br />

Stock kann sich bei Belastung unbeabsichtigt<br />

zusammenschieben. Umgekehrt<br />

kann sich der Spreizdübel auch so<br />

»festfressen«, dass das Segment sich nur<br />

noch mit einer Zange lösen lässt. Spätestens<br />

dann ist ein Auseinandernehmen des<br />

Stocks mit anschließender Reinigung von<br />

Innenrohren und Dübeln angesagt. Nach<br />

dem Trocknen sollte man die Rohre auf<br />

keinen Fall ölen!<br />

Aufgrund dieser Nachteile werden die internen<br />

Fixierungen zunehmend von externen<br />

Klemmen abgelöst. Sie sind weniger<br />

anfällig und können mit Schraubenzieher<br />

oder Kleingeld am Verschluss härter eingestellt<br />

werden (bei Leki höchste Klemmkraft).<br />

Bei Vereisung können aber auch sie<br />

sich zusammenschieben.<br />

Die externe<br />

Klemmfixierung<br />

mit Hebel ist<br />

leicht zu bedienen<br />

und hat sich<br />

bei den meisten<br />

Herstellern<br />

durchgesetzt.<br />

Teleskopstöcke<br />

mit klassischer<br />

Schraubfixierung<br />

funktionieren<br />

mit einem internen<br />

Klemm-<br />

Mechanismus,<br />

der regelmäßige<br />

Wartung fordert.<br />

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Komfort: Die kantige Griffform mit ovalem<br />

Multiknauf, geriffelter Manschette und<br />

neuartiger Textilschlaufe ist perfekt.<br />

Variabilität: Die externe Verstellfi xierung mit 70<br />

cm Verstelllänge funktioniert extrem zuverlässig.<br />

Stabilität: <strong>Der</strong> mittelsteife Karbonstock kann<br />

sich kaum zusammenschieben, die Handschlaufe<br />

nicht lockern.<br />

GRIFF<br />

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Micro Vario Carbon<br />

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Preis: 149,95 €<br />

Gewicht/Paar: 460 g<br />

Verstellbereich: 38 cm bzw. 110–130 cm<br />

Komfort: <strong>Der</strong> ergonomische Griff, der<br />

universelle Stützknauf und die luftige, breite<br />

Schlaufe verbinden Komfort mit Funktion.<br />

Variabilität: Kombination aus kleinstem<br />

Packmaß, 20 cm Längenvariabilität und<br />

Manschette zum Tiefergreifen.<br />

Stabilität: Zuverlässiger Karbon-Faltstock mit<br />

Knopfraste und externer Längenverstellung<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

MSR<br />

Flight 3<br />

Info: www.cascadedesigns.com<br />

Preis: 109,95 €<br />

Gewicht/Paar: 480 g<br />

Verstellbereich: 62,5 cm bzw. 110–140,5 cm<br />

Komfort: <strong>Der</strong> dicke Griff mit Manschette und<br />

leicht verstellbarer Schlaufe fühlt sich v. a. bei<br />

Hitze sehr angenehm an.<br />

Variabilität: Sechseckiger Teleskopstock mit<br />

zuverlässigen Fixierungen – Knopf unten und<br />

Bajonett in 5-cm-Rasten oben<br />

Stabilität: Relativ steifer Stock, Bajonettverstellung<br />

funktioniert naturgemäß etwas kniffelig.<br />

GRIFF<br />

SCHLAUFENEINST.<br />

VERSTELLSYSTEM<br />

SEGMENTFIXIERUNG<br />

STEIFIGKEIT<br />

▶ FAZIT: Ausgewogener Komfortstock<br />

<strong>Der</strong> Stock für Bergtouren punktet mit extrem<br />

zuverlässigen Klemmen, die bei Aufbewahrung<br />

keine Entspannung benötigen. Die breite,<br />

dampfdurchlässige Schlaufe mit zuverlässiger<br />

Einstellung am ergonomischen Griff schmiegt<br />

sich opt<strong>im</strong>al um die Hand, der Teller lässt sich<br />

per Gewinde wechseln (keine Skitour!).<br />

▶ FAZIT: Robustes Faltwunder<br />

<strong>Der</strong> robuste und steife Allrounder mit<br />

Alu-Schutzkappen ist in einem Zug zusammengesetzt<br />

und mittels Federknopf fi xiert bzw.<br />

entriegelt, die Verstellung mit Auszieh-Stopp<br />

extrem zuverlässig. <strong>Der</strong> funktionelle Griff<br />

erlaubt viele Greifmöglichkeiten und besitzt<br />

eine Sicherheitslösung. Inklusive Staubeutel<br />

und Wechselteller.<br />

▶ FAZIT: Stabiler Allrounder<br />

<strong>Der</strong> Allround-Telekopstock mit Bajonettverstellung<br />

und Handschlaufe mit Sicherheitslösung<br />

ist relativ klein verpackbar. Er kann<br />

nicht unbeabsichtigt zusammenrutschen,<br />

ist mit einmal Drücken zusammengeschoben,<br />

be<strong>im</strong> Verstellen aber kniffelig (Schub von<br />

Raste zu Raste). Auch für Wintereinsatz<br />

geeignet.<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 99


▶ So testet der <strong>Bergsteiger</strong><br />

Bei der Beurteilung der Leichtstöcke haben wir<br />

bei dem zentralen Merkmal, der Verstellbarkeit<br />

des Teleskop-Systems begonnen. Entscheidend<br />

war, wie schnell sich der mindestens dreiteilige<br />

Stock auseinanderziehen und fi xieren ließ.<br />

Vierteiler, reine Bajonettsysteme und Faltstöcke<br />

(Zeit für Zusammensetzen) fallen hier naturgemäß<br />

etwas ab.<br />

Die Zuverlässigkeit der Fixierung der Segmente<br />

wurde durch Aufstützen auf einem Stock<br />

(S<strong>im</strong>ulierung eines Stolperschrittes) sowie durch<br />

das System best<strong>im</strong>mt. Keiner der verwendeten<br />

Stöcke rutschte durch, was sich bei längerem<br />

Gebrauchszeitraum ändern kann.<br />

Mit abrupten Stützschüben wurde die Steifigkeit<br />

der Stöcke getestet, um die Dämpfung<br />

be<strong>im</strong> Absteigen, aber auch die Stabilität für<br />

Touren- oder Winterbedingungen festzustellen:<br />

Für letztere ist ein fl exibler Wanderstock kaum<br />

geeignet.<br />

Das Gefühl der Griffe auf der Haut, die in<br />

dieser Übersicht durchwegs aus EVA-Schaum<br />

des Typs »Moosgummi« bestanden, aber<br />

unterschiedlich geformt waren, wurde letztlich<br />

subjektiv ermittelt und mit dem Gefühl der<br />

Handschlaufe nach den Kriterien Breite und<br />

Futter kombiniert. Funktion ist nicht identisch<br />

mit Komfort!<br />

Zudem wurden die verschiedenen Systeme der<br />

Schlaufeneinstellung auf Funktionalität und<br />

Schlupfsicherheit überprüft.<br />

So sah ein Funktionstest aus, der die<br />

Festigkeit der Segmente-Fixierung überprüfte.<br />

Tatsächlich wurde hier ein Teleskopstock<br />

nach Lockerung der Fixierung mit einem<br />

Druck komplett zusammengeschoben (Exped<br />

mit Senkknopf am unteren Segment).<br />

Hundertprozentige Verlässlichkeit bieten<br />

prinzipiell nur Faltstöcke oder Bajonett-<br />

Verschlüsse, bei denen Senkknöpfe in Löcher<br />

einrasten. MSR präsentiert erstmals<br />

ein funktionsfähiges System mit Verstell-<br />

Lochrasten <strong>im</strong> Fünf-Zent<strong>im</strong>eter-Abstand<br />

am mittleren Segment. Potenzieller Nachteil:<br />

Be<strong>im</strong> Bruch eines Senkknopfs würde<br />

der Stock unbrauchbar. Faltstöcke funktionieren<br />

nach dem Prinzip der Lawinensonde<br />

oder der Zeltstange: Die Segmente<br />

sind durch Kabel bzw. Gummischnur<br />

verbunden und durch Senkknopf oder<br />

Schraubverschluss (Komperdell) fixierbar.<br />

<strong>Der</strong> Faltstock punktet zwar mit winzigem<br />

Packmaß, ist aber zusammengesteckt<br />

nicht längenverstellbar. Daher besitzen<br />

die meisten Modelle ein zusätzliches viertes<br />

Segment, das sich per externer Klemme<br />

verschieben lässt.<br />

▶ Griffe und Schlaufen<br />

Stockgriffe aus geschlossenzelligem EVA-<br />

Schaumstoff schmeicheln der Hand und<br />

haben sich für Trekkingmodelle durchgesetzt.<br />

Allerdings sind sie etwas defektanfällig<br />

und an heißen, schweißtreibenden<br />

Tagen unangenehm rutschig. Bei kleineren<br />

Händen empfehlen sich Modelle mit<br />

kleineren Griffen (Exped; auch Fizan, Kohla).<br />

Bei den meisten Modellen kann man sich<br />

Fotos: Christian Schneeweiß (4)<br />

Daumen-Clip: Verbesserte »Flic Lock«-Verstellsysteme<br />

mit externer Klemme und Fixierung/Öffnung<br />

per Daumen sind inzwischen<br />

so zuverlässig wie ihr Ruf, zumal sie sich<br />

bei Durchrutschen härter einstellen lassen<br />

(Komperdell mit verdoppelter Stärke).<br />

Schlaufenzug: Das europäische Schlaufenverstellsystem<br />

funktioniert mit einem <strong>im</strong><br />

Knauf steckenden Keil. Hier die traditionelle<br />

Variante, bei welcher der Keil be<strong>im</strong> Zuziehen<br />

herausrutschen kann (Fizan be<strong>im</strong> Erweitern<br />

der Schlaufe).<br />

Spitze: Winzig ist die extrem harte Spitze<br />

des Kunststoff-Spitzenaufsatzes von<br />

Trekkingstöcken. <strong>Der</strong> Trekkingteller lässt<br />

sich normalerweise gegen einen größeren<br />

Schneeteller auswechseln (bei Kohla mit<br />

gesamter Spitze).<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Foto: Outdoor Research<br />

dank gerundetem Knauf mehr oder weniger<br />

bequem aufstützen (Leki, Fizan; Komperdell<br />

geschäumt), doch wirklich ergonomisch<br />

geformt sind nur wenige Griffe: Hier<br />

punkten vor allem Exped und Leki.<br />

Die <strong>im</strong> Knauf befestigten Schlaufen lassen<br />

sich durch Zug nach oben verlängern<br />

bzw. am Schlaufenende verkürzen. Im<br />

Falle von ruckartigen Belastungen haben<br />

die Modelle von MSR und Leki sogar eine<br />

Sicherheitsauslösung mit Schlaufenlösung<br />

oder -verlängerung vorgesehen. Die Nylonschlaufen<br />

sollten mit weichen, schweißabsorbierenden<br />

Materialien gepolstert sein.<br />

Bei Leki ist der Stoff dampfdurchlässig,<br />

Kohla und Fizan haben schweißabweisende<br />

Materialien verwendet. Breite Komfortschlaufen,<br />

wie bei Komperdell ideal umgesetzt,<br />

verteilen den Druck be<strong>im</strong> Aufstützen<br />

opt<strong>im</strong>al.<br />

Allroundstöcke sind <strong>im</strong>mer auch für den<br />

Einsatz <strong>im</strong> Winter gerüstet und besitzen<br />

Manschetten am Rohr unterhalb des<br />

Griffs. Sie ermöglichen ein Tiefergreifen<br />

während steiler Aufstiege oder Querungen,<br />

ohne dass die Hände am kalten Metall<br />

frieren oder abgleiten.<br />

▶ Spitzen und Stockteller<br />

Trekkingstock-Spitzen sind Kunststoffrohre<br />

mit Hartmetallspitze unten und Stockteller<br />

oben, die sich bei hoher Querbelastung<br />

verbiegen sollten wie beispielsweise<br />

die Flexspitzen, die Leki und Komperdell<br />

verwenden. Sie sind kürzer als bei Winterstöcken.<br />

Die eigentliche, winzige Spitze<br />

besteht aus extrem hartem Karbid, wobei<br />

▶ Resümee<br />

Im nächsten Heft: Windjacken<br />

Ultraleichte Windjacken bis 200 Gramm<br />

Gewicht sind nicht mehr bloß ein<br />

Not-Windschutz für die Übergangszeiten.<br />

Sie können auch wasserdicht sein<br />

und sogar atmungsaktiv, eine Kapuze<br />

besitzen oder Wind bedingt zur<br />

Kühlung bei Aktivität durchlassen.<br />

Ring- und Blütenkrone besser halten als<br />

die Bohrkronenform. Fizan und Black Diamond<br />

besitzen einen Spitzenschutz zum<br />

Gehen auf Asphalt.<br />

Wer vom Trekkingteller zum Schneeteller<br />

wechseln will, ist bei Exped <strong>im</strong>mer,<br />

bei Leki, Komperdell und Kohla (komplette<br />

Spitze) meistens gut bedient. Das s<strong>im</strong>ple<br />

Abstreif-System funktioniert jedoch nur<br />

mit Gewalt.<br />

◀<br />

Die Zukunft der hochwertigen Leichtstöcke<br />

gehört dem Material Karbon, das bei<br />

gleichem Gewicht steifer und bruchfester<br />

als Aluminium ist und ständig verbessert<br />

wird. Komperdell will sogar ganz darauf<br />

umstellen. Allerdings ist Aluminium schlagfester,<br />

verbiegt sich eher als zu brechen<br />

und ist in fl exibler Konstruktion ein idealer<br />

Wanderstock. Die meisten Markenhersteller<br />

greifen bei den Teleskop-Elementen zunehmend<br />

auf verbesserte externe Fixierungen<br />

zurück. Nur noch bei Ultraleicht- und Einsteigermodellen<br />

werden interne Fixierungen<br />

verwendet, die zumindest bei den von uns<br />

getesteten Modellen besser sind als ihr<br />

Ruf. Komfortschlaufen mit schweißabsorbierendem<br />

oder – ganz neu bei Leki – sogar<br />

dampfdurchlässigem Material und Griffe<br />

aus hautfreundlichem Hartschaumstoff haben<br />

sich durchgesetzt; <strong>im</strong>mer mehr Knäufe<br />

erlauben ein ergonomisches Aufstützen.<br />

Bajonettverschlüsse <strong>im</strong> unteren Segment<br />

der Stöcke könnten sich durchsetzen.<br />

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08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103


ALPINISMUS<br />

60 Jahre Erstbesteigung K2<br />

<strong>Der</strong> Berg<br />

der Besten<br />

Bei seiner Erstbesteigung diente der zweithöchste<br />

Berg der Erde als Ziel <strong>im</strong> Wettlauf der Nationen.<br />

Heute trennt sich an ihm die Spreu vom Weizen <strong>im</strong><br />

Alpinismus. Von Uli Auffermann<br />

Für viele zählt der K2<br />

wegen seiner klaren<br />

Pyramidenform<br />

zu den schönsten<br />

Bergen der Erde.<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Foto: Ralf Dujmovits<br />

Und dann stand Gerlinde Kaltenbrunner<br />

auf einmal doch ganz<br />

oben. 2011 packte sie mit dem<br />

K2 den letzten der 14 Achttausender,<br />

aber was hatte ihr dieser<br />

Berg nicht alles an Kraft und Hartnäckigkeit<br />

abverlangt! Vier Mal war sie ins<br />

Karakorum gereist, um insgesamt sieben<br />

Besteigungsversuche zu unternehmen. Sie<br />

war unter anderem an ungünstigen Wetterbedingungen<br />

und an Schw<strong>im</strong>mschnee<br />

auf 8200 Metern gescheitert. Einmal, 2010,<br />

war ihr Begleiter Fredrik Ericsson etwa 300<br />

Höhenmeter unter dem Gipfel an der Österreicherin<br />

vorbei in den Tod gestürzt.<br />

»Ich habe schon damit gehadert, dass<br />

der Berg mich nicht will!«, sagt Gerlinde<br />

Kaltenbrunner <strong>im</strong> Rückblick auf ihre vergeblichen<br />

Versuche, den K2 zu besteigen.<br />

Doch sie hat sich offenbar versöhnt: »Für<br />

mich persönlich war es der schwerste, aber<br />

auch der allerschönste Achttausender. Ich<br />

bin nur einmal auf den K2 hinaufgekommen<br />

und sehe es als großes Geschenk an.«<br />

Die zweithöchste Erhebung der Erde, 8611<br />

Meter hoch, ist ein Wertmaßstab an sich.<br />

Er trennt die Spreu vom Weizen. Wer sich<br />

an seinen Flanken und Pfeilern be-


Willi Bauer überlebte zusammen mit<br />

Kurt Diemberger das Drama von 1986.<br />

Blick vom Lager 2 der Gruppe um Ralf<br />

Dujmovits und Michi Wärthl auf 6700 m<br />

hauptet, ist <strong>im</strong> wahrsten Sinne auf dem<br />

Gipfel. Auf dem K2, dem Chogori, dem<br />

vollkommenen Berg der Alpinisten.<br />

»<strong>Der</strong> Berg der Berge« wird er genannt, oft<br />

als der Schönste der Welt bezeichnet. Alle<br />

sind von ihm fasziniert, und die besten<br />

Alpinisten weltweit, deren Tourenlisten<br />

gespickt sind mit Erstbegehungen und<br />

bergsteigerischen Superlativen, sahen und<br />

sehen <strong>im</strong> K2 eine ganz besondere Herausforderung.<br />

»Ich zog mir damals schwere<br />

Erfrierungen zu. Seitdem fehlen mir am<br />

rechten Fuß die Zehen, so dass mich der<br />

K2 in gewissem Sinne <strong>im</strong>mer begleitet«,<br />

meint auch der Schweizer Bergführer Norbert<br />

Joos.<br />

So geht es vielen. Schon wegen der <strong>im</strong>posanten<br />

Erscheinung. Wie ein Alleinherrscher<br />

thront der K2 über dem unendlich<br />

wirkenden Gletschermeer des Karakorum.<br />

Eine Pyramide aus dunklem Fels, gleißendem<br />

Eis und Schnee, Graten und Pfeilern,<br />

die dem Auge klare, abgegrenzte Linien<br />

bescheren. Technisch schwer ist er, hat keinen<br />

leichten Weg und damit auch keine<br />

Touristenschneise wie der Mount Everest.<br />

Es wundert daher nicht, dass er schon früh<br />

in den Fokus des bergsteigerischen Interesses<br />

rückte.<br />

Bereits 1902 machte sich eine internationale<br />

Expedition unter der Leitung des gebürtigen<br />

Österreichers Oscar Eckenstein<br />

dorthin auf. Damaliges Fazit: <strong>Der</strong> K2 ist<br />

unersteigbar. Diese Aussage widerlegte<br />

– bis auf wenige Meter – schon 1939<br />

Fritz Wiessner auf beeindruckende Weise.<br />

Nachdem schon ein Jahr zuvor Amerikaner<br />

auf 7925 Meter Höhe gekommen<br />

waren, erreichte der aus Sachsen stammende<br />

Alpinist beinahe den Gipfel. Er<br />

tat das mit dürftigster Ausrüstung, dazu<br />

ohne Flaschensauerstoff. Auch ohne den<br />

höchsten Punkt zu betreten, vollbrachte er<br />

eine Leistung, die alpinistisch gesehen bedeutungsvoller<br />

erscheint als etliches, was<br />

sich später noch mit großem technischen<br />

Aufwand vollzog. Wiessner eilte in Einstellung<br />

und Können der alpinen Entwicklung<br />

weit voraus.<br />

Jeder Nation ihren Berg<br />

Die fünfziger Jahre: Nach dem alles erschütternden<br />

Zweiten Weltkrieg ging es<br />

um Neuordnung, wirtschaftliche Expansion<br />

und Wiederauf bau. Zur Identifikation<br />

mit dem eigenen Land oder zur Demonstration<br />

der nationalen Leistungsfähigkeit<br />

sollten nun Erfolge jenseits militärischer<br />

Vergleiche bei vielen Menschen die Wunden<br />

heilen. Errungenschaften der Technik,<br />

der Sport und die Besteigung der höchsten<br />

Berge der Welt waren begehrte Spielfelder<br />

<strong>im</strong> Wettkampf der Nationen. Die Franzosen<br />

erreichten 1950 erstmals einen Achttausender,<br />

die Annapurna. Hermann<br />

Buhls legendärer Alleingang bescherte<br />

Österreich unter deutscher Leitung den<br />

Nanga Parbat. Die Briten bestürmten den<br />

Höchsten, den Mount Everest, und hoben<br />

schließlich einen Neuseeländer in den<br />

Adelsstand des britischen Königreichs.<br />

Die Ereignisse machten Schlagzeilen auf<br />

den Titelseiten der Weltpresse und lösten<br />

in den jeweiligen Ländern Begeisterungsstürme<br />

aus.<br />

So wie in Deutschland 1954 der Gewinn<br />

des Fußball-Weltmeistertitels das Land in<br />

Verzückung brachte, sorgte in Italien eine<br />

alpinistische Pionierleistung für Euphorie.<br />

<strong>Der</strong> K2, der Kappa Due, wurde zum<br />

»italienischen« Berg der Berge. Professor<br />

Ardito Desio war geistiger Vater des Unternehmens,<br />

organisierte und leitete die<br />

erfolgreiche Expedition. Am 31. Juli 1954<br />

standen Lino Lacedelli und Achille Compagnoni<br />

auf 8611 Metern, auf dem höchsten<br />

Punkt des K2, auf dem zweithöchsten Gipfel<br />

der Erde (siehe Kasten).<br />

Vom Herzog bis Kaltenbrunner<br />

Die Geschichte des K2 (8611 m), Karakorum<br />

1902 Keine Chance<br />

Eine internationale Expedition,<br />

geleitet von dem in<br />

Österreich geborenen und<br />

nach England übergesiedelten<br />

Oscar Eckenstein,<br />

hält eine Besteigung für<br />

unmöglich.<br />

1909 Doch eine Chance<br />

Bei seiner Großexpedition entdeckt<br />

Luigi Amedeo von Savoyen, Herzog<br />

der Abruzzen, den »Abruzzensporn«,<br />

den heutigen »Normalweg«.<br />

Foto: Archiv Auffermann-Heckmair<br />

1939 Verpasste Chance<br />

<strong>Der</strong> gebürtige Sachse Fritz Wiessner<br />

erreicht als Leiter einer amerikanischen<br />

Expedition fast den Gipfel (ca. 8400<br />

m), und das ohne Sauerstoffausrüstung.<br />

Womöglich hätte er damals schon den<br />

Gipfel erreicht, wenn sein Begleiter nicht<br />

den Weiterweg verweigert hätte.<br />

1900<br />

1910<br />

1920<br />

1930<br />

1940


Fotos: Archiv Willi Bauer, Michi Wärthl, Kurt Diemberger<br />

Seit diesem Tag übt der Berg eine starke<br />

Anziehungskraft auf die fähigsten <strong>Bergsteiger</strong><br />

aus. Kein Mode-Achttausender,<br />

nein, der K2 verlangt nach wie vor großen<br />

Respekt. Anders als be<strong>im</strong> Mount Everest etwa<br />

konnten von seinem Gipfel bislang nur<br />

gut 300 Menschen hinab blicken. 20 Jahre<br />

vergingen bis zur zweiten erfolgreichen<br />

Besteigung. 1977 waren es Japaner, mit<br />

einem <strong>Riese</strong>naufgebot, 1978 Teilnehmer<br />

einer amerikanischen Expedition, die den<br />

Chogori über eine schwierige neue Route<br />

am Nordostgrat und <strong>im</strong> oberen Teilabschnitt<br />

über den Abruzzengrat erreichten.<br />

Sie schafften damit auch die erste Besteigung<br />

ohne zusätzlichen Sauerstoff.<br />

Die Zeit war reif für einen Auf bruch, für<br />

einen Wertewandel <strong>im</strong> Alpinismus. Es begann<br />

die Zeit der neuen Linien am Berg,<br />

statt übertriebener Technisierung und gewaltigen<br />

Materialschlachten zählte jetzt<br />

die Reduktion auf das Wesentliche. Starke<br />

Impulse gingen damals von Reinhold<br />

Messner aus. Vehement forderte er, an den<br />

Achttausendern »by fair means« zu Werke<br />

zu gehen. An diesem Ideal orientierte er<br />

sich auch am K2, und es gelang ihm bereits<br />

1979, eine von ihm organisierte Kleinexpedition<br />

zum Erfolg zu führen. Mit Michel<br />

Dacher erreichte er über den Abruzzengrat<br />

den Gipfel, nachdem er zuvor sein Vorhaben,<br />

den Südwestpfeiler (Magic Line)<br />

erstzubegehen, der Sicherheit wegen verworfen<br />

hatte. Zügig, souverän und ohne<br />

Sauerstoffausrüstung, mit wenigen Lagern<br />

auskommend und auf Hochträger verzichtend,<br />

nahm das Duo diesen Achttausender.<br />

Wie Russisch-Roulette<br />

Aber nicht alle sollten heil vom K2 zurückkehren.<br />

Er ist gefährlich, allein wegen seiner<br />

<strong>im</strong>mensen Höhe, mit einer »Todeszone«,<br />

die nur noch vom Everest übertroffen<br />

wird. Stürme erreichen den Berg häu-<br />

»Man spürt die unhe<strong>im</strong>liche Macht des großen<br />

Berges … Man fürchtet sie und kann ihr nicht<br />

entrinnen. Und gleichzeitig vertraut man auf ihn.«<br />

Kurt Diemberger<br />

Foto: Archiv Ardito Desio<br />

1954 Nostro <strong>Mont</strong>e!<br />

Die Erstbesteigung des K2 durch die<br />

italienische Großexpedition unter Ardito<br />

Desio gelingt über den Abruzzengrat:<br />

Lino Lacedelli (Foto) und Achille<br />

Compagnoni erreichen den Gipfel.<br />

Einen Tag zuvor hatten Walter Bonatti<br />

und ein Träger Sauerstofffl aschen<br />

bis auf über 8100 m transportiert.<br />

Sie konnten jedoch das kurzfristig verlegte Lager 9<br />

nicht fi nden, mussten die Nacht unvorbereitet am Berg<br />

verbringen und überlebten nur knapp (siehe: 2004).<br />

1977 Fleißige Japaner I<br />

23 Jahre nach der Erstbesteigung<br />

gelingt einer<br />

japanischen Großexpedition<br />

die 2. Begehung<br />

1978 K2 ohne O 2<br />

Die amerikanische Expedition<br />

unter Leitung von James<br />

Whittaker erreicht erstmals<br />

ohne Flaschensauerstoff<br />

den Gipfel über Nordostgrat<br />

und Abruzzengrat.<br />

1979 Im kleinen Rahmen<br />

Besteigung durch Reinhold Messner<br />

und Michel Dacher, organisiert<br />

als Kleinexpedition, ebenfalls ohne<br />

künstlichen Sauerstoff und unter<br />

Verzicht von Hochträgern.<br />

Von der Schulter des Abruzzengrates<br />

gelingt Jean-Marc Boivin mit<br />

seinem Deltasegler der Flug bis<br />

hinab auf den Baltorogletscher.<br />

1950 1960 1970<br />

1980


»Ich finde es ganz wichtig, dass es die Natur und<br />

der Berg sind, die jene Rahmenbedingungen vorgeben,<br />

die wir akzeptieren müssen, und ich hoffe,<br />

dass der K2 nie überrannt werden wird!«<br />

Gerlinde Kaltenbrunner<br />

Fotos: Ralf Dujmovits, Archiv Ardito Desio<br />

fig und mit voller Wucht. Nebel, Schneetreiben<br />

und mächtige Lawinen gehören zu<br />

seinem Angesicht. »Es ist ein Glücksspiel,<br />

wie Russisch-Roulette«, meint Christian<br />

Stangl, den nach seinem gefälschten Gipfelbild<br />

am K2 eine Art Hassliebe mit dem<br />

Koloss verbindet. »Wenn man ihn von weitem<br />

– vom Concordiaplatz – sieht, ist<br />

es ein toller Berg. Wenn man dann näher<br />

kommt, erkennt man die gefährlichen Seracs<br />

und die anderen gefährlichen Details.<br />

Man kann das Bergsteigen am K2 nicht genießen.«<br />

So ist der Mythos dieses Berges auch gekennzeichnet<br />

von dem kaum kalkulierbaren<br />

Risiko und vor allem von den ganz<br />

großen Tragödien. Wie <strong>im</strong> Jahr 1986, als<br />

insgesamt dreizehn Menschen umkamen,<br />

darunter Tadeusz Pietrowski aus Polen,<br />

der Brite Alan Rouse und seine Landsmännin<br />

Julie Tullis, kongeniale Partnerin von<br />

Kurt Diemberger <strong>im</strong> »höchsten Filmteam<br />

der Welt«. Diemberger und Willi Bauer<br />

konnten sich als einzige einer siebenköpfigen<br />

Gruppe ins Leben retten. Heute mahnt<br />

Kurt Diemberger: »<strong>Der</strong> K2 ist wie ein riesiger,<br />

gewaltiger, wunderbarer Kristall. Er<br />

hypnotisiert. Er zwingt einen fast, seinen<br />

Gipfel zu versuchen, aber nur jeder vierte,<br />

der den Gipfel erreicht hat, kommt auch<br />

wieder herunter.« Noch 2008 gab es erneut<br />

ein Drama. Im Gipfelbereich starben elf<br />

<strong>Bergsteiger</strong>. In die Betroffenheit mischten<br />

1982 Fleißige Japaner II<br />

Die Besteigung des K2 von<br />

Norden aus verwirklicht<br />

eine japanische Expedition,<br />

geleitet von Isao Shinkai:<br />

Aufstieg über den Nordgrat,<br />

der in der Folge häufi ger als<br />

Route genutzt wird.<br />

1986 Polen und Rekorde<br />

Neue und extrem schwierige Route in der Südwand (Zentraler Pfeiler<br />

und Sichelcouloir) durch die Polen Jerzy Kukuczka und Tadeusz Pietrowski<br />

(stirbt be<strong>im</strong> Abstieg) bei einer internationalen Expedition<br />

<strong>Der</strong> SSW-Grat wird durch die Polen Wroz (stirbt be<strong>im</strong> Abstieg) und Piasecki<br />

sowie den Slowaken Bozik als neue Route zum Gipfel erstiegen.<br />

Erste Frau auf dem K2 ist die Polin Wanda Rutkiewicz.<br />

Tomo Cesen legt <strong>im</strong> Alleingang eine Route durch die Südwand, die auf<br />

ca. 7800 m auf den Abruzzengrat trifft; auf den Gipfelgang verzichtet er.<br />

Rekordzeit zum Gipfel: Dem Franzosen Benoît Chamoux, Teilnehmer<br />

einer italienischen Expedition, gelingt der Aufstieg vom Basislager über<br />

den Abruzzensporn bis zum Gipfel innerhalb von 24 Stunden.<br />

1991 Guter Stil<br />

Die Franzosen<br />

Pierre Béghin und<br />

Christophe Profi t<br />

eröffnen eine neue<br />

Route durch die<br />

NW- und Westwand<br />

<strong>im</strong> reinen Alpinstil.<br />

1994 Jüngster!<br />

Gipfelerfolg für Michi<br />

Wärthl (Jg. 1970),<br />

als wohl bis heute<br />

jüngster <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

damals sein erster<br />

Achttausender.<br />

Foto: Michi Wärthl<br />

Spanier steigen<br />

über den<br />

Südsporn (Scott-<br />

Weg) erstmals<br />

bis zum Gipfel,<br />

dieser SSO-Grat<br />

wird als neue<br />

Route auch<br />

von anderen<br />

Expeditionen<br />

wiederholt.<br />

1980<br />

1990


sich seinerzeit auch kritische St<strong>im</strong>men,<br />

die Alpinisten wären ein zu großes Risiko<br />

eingegangen, hätten den Fehler gemacht,<br />

den Berg durch die Verheißungen des Massenalpinismus<br />

von der Stange erreichen<br />

zu wollen.<br />

Lernen zu verzichten<br />

Um die hohe Todesrate am K2 nicht noch<br />

zu erhöhen, scheint neben großer Erfahrung<br />

ein Verzicht <strong>im</strong> richtigen Moment das<br />

probate Mittel zu sein. »Be<strong>im</strong> Achttausender-Bergsteigen<br />

muss man lernen, nein zu<br />

sagen«, meint Dieter Porsche. <strong>Der</strong> Tübinger<br />

bestieg acht Achttausender ohne Flaschensauerstoff<br />

– und ließ trotz bester Akkl<strong>im</strong>atisation<br />

und voller Auftrieb vom K2 ab.<br />

»Ich gehe <strong>im</strong>mer nur los mit der Einstellung:<br />

›Ich habe alles <strong>im</strong> Griff‹. Ansonsten<br />

drehe ich um!« Damals habe die Vernunft<br />

gesiegt. »Als wir hörten, dass Hans Kammerlander,<br />

in dessen Expedition wir uns<br />

eingekauft hatten, <strong>im</strong> Flaschenhals nicht<br />

weiterkam und kehrtmachte, gingen wir<br />

kein weiteres Risiko ein und verzichteten!«<br />

Kammerlander selbst kam wieder, schaffte<br />

den Gipfel 2001 <strong>im</strong> dritten Anlauf. Zu<br />

seinem Vorhaben, mit Ski vom Berg abzufahren,<br />

sagte allerdings seine innere St<strong>im</strong>me:<br />

Stopp! Andere feierten Sternstunden<br />

ihres Alpinistenlebens an jenem Berg.<br />

Wanda Rutkiewicz stand als erste Frau<br />

ganz oben, Michi Wärthl erreichte als bis<br />

dato vermutlich Jüngster den Gipfel, oder<br />

eben Gerlinde Kaltenbrunner. Sie sagt:<br />

»Be<strong>im</strong> letzten Versuch über den Nordpfeiler<br />

habe ich gespürt, dass ich ein positives<br />

Ergebnis will, und es dabei – auch wenn<br />

es komisch klingt – egal war, ob ich den<br />

Gipfel erreiche.«<br />

◀<br />

INFO<br />

<strong>Der</strong> erste Streich am Kappa Due<br />

Leitung und Organisation der italienischen<br />

Expedition liegen damals in den Händen von<br />

Professor Ardito Desio, Geologe und <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

einem Forschertyp klassischer Prägung. Bereits<br />

1953 konnte er mit Riccardo Cassin eine<br />

Erkundungsfahrt zum K2 durchführen. »Mein<br />

Vater war so vielseitig interessiert und begeisterungsfähig«,<br />

sagt Maria Emanuela Desio,<br />

Tochter des inzwischen verstorbenen Professors,<br />

und in der Tat begeistert er sich für die Idee,<br />

die Erstbesteigung des K2 zu managen. Desio<br />

geht dabei überaus akademisch vor, auch weil<br />

die Expedition unter Aufsicht des nationalen<br />

Forschungsrates steht, der neben der bergsteigerischen<br />

Leistung vor allem geografi sche<br />

und geologische Untersuchungen erwartet. Mit<br />

Unterstützung des italienischen Alpenclubs<br />

formiert Desio die Expeditionsmannschaft,<br />

selektiert nach medizinischen und physiologischen<br />

Tests ein erfolgversprechendes Team, in<br />

dem sich klingende Namen einfi nden wie etwa<br />

Erich Abram, Walter Bonatti, Lino Lacedelli und<br />

Gino Solda. Eine riesige Expeditionskarawane<br />

bricht am 30. April in Skardu auf, mit üppiger<br />

Ausstattung. Alles ist bis ins Letzte geplant und<br />

durchorganisiert. Doch von Anfang an haben<br />

Leiter und Team mit erheblichen Widrigkeiten<br />

zu kämpfen. Für die Jahreszeit untypisch lange<br />

anhaltendes Schlechtwetter setzt allen zu und<br />

bringt Probleme mit den Trägern. Gewaltige<br />

Schneestürme bremsen ein Vorankommen am<br />

Abruzzengrat, der vorgesehenen Aufstiegsroute.<br />

Von mehr als 60 Tagen am Berg herrscht<br />

an mehr als 40 Tagen schlechte, stürmische<br />

Witterung, die auch die Alpinisten auszehrt<br />

und der Mannschaft aufs Gemüt drückt. Dann<br />

erkrankt Mario Puchoz schwer und stirbt. Doch<br />

trotz Trauer und widriger Verhältnisse erreichen<br />

am 31. Juli 1954 Lino Lacedelli und Achille<br />

Compagnoni den Gipfel des K2 und bescheren<br />

Italien einen stürmisch gefeierten Erfolg.<br />

Ardito Desio, Leiter der ersten erfolgreichen<br />

K2-Expedition <strong>im</strong> Jahr 1954<br />

Foto: Archiv Kammerlander<br />

2001 Abfahrtspech<br />

1997 Fleißige Japaner III<br />

Japaner ersteigen die Westwand des<br />

K2 mit neuer Variante.<br />

Hans Kammerlander<br />

erreicht über<br />

die Cesen-Route<br />

den Gipfel des<br />

K2, eine geplante<br />

Abfahrt mit Ski ist<br />

nicht möglich.<br />

2007 Noch eine Route<br />

Anfang Oktober ersteigen Denis Urubko und Serguey Samoilov<br />

aus Kasachstan den K2 von der Nordseite – zum bisher spätesten<br />

Besteigungszeitpunkt. Russische Alpinisten fi nden ohne<br />

Verwendung von zusätzlichem Sauerstoff eine neue Route durch<br />

die Westwand.<br />

2004 Bonattis Rolle<br />

<strong>Der</strong> italienische Alpenverein CAI beauftragt eine<br />

Historikerkommission mit der Untersuchung der<br />

Vorkommnisse unmittelbar vor dem Gipfelerfolg<br />

<strong>im</strong> Jahr 1954 und weist Bonatti eine Schlüsselrolle<br />

bei der Erstbesteigung des K2 zu.<br />

2008 Drama am K2<br />

Elf Menschen sterben<br />

<strong>im</strong> Gipfelbereich;<br />

sie kommen durch<br />

Absturz, Erfrierungen<br />

bzw. durch eine<br />

Eislawine <strong>im</strong> Flaschenhals<br />

ums Leben.<br />

2011 Frauenpower<br />

Gerlinde Kaltenbrunner<br />

erreicht von Norden den<br />

Gipfel – sie ist damit die<br />

erste Frau, die alle Achttausender<br />

ohne Flaschensauerstoff<br />

besteigen konnte.<br />

Foto: Daniel Bartsch<br />

2000<br />

2010


AUSFLUGSTIPP<br />

Das perfekte Bergwochenende I Leutasch, Tirol<br />

Perfekte Kombination:<br />

Blumenpracht <strong>im</strong><br />

Leutaschtal, felsige<br />

Gipfel darüber<br />

Kleiner Grenzverkehr<br />

Wo anklopfen?<br />

Olympiaregion Seefeld<br />

Informationsbüro Leutasch<br />

Weidach 320, A-6105 Leutasch<br />

Tel. 00 43/(0)5 08/80 10<br />

info.leutasch@seefeld.com<br />

www.seefeld.com<br />

Schmal ist der Durchschlupf, den<br />

die Leutascher Ache auf ihrem<br />

Weg zur Isar gegraben hat. Das<br />

eisblaue Wasser brodelt zwischen<br />

den Felswänden und stürzt über eine<br />

Stufe mehr als 20 Meter in die Tiefe. Ein<br />

Klammgeist soll diese natürliche Schwelle<br />

schon seit Jahrtausenden beaufsichtigen:<br />

<strong>Der</strong> einzige verbliebene Wachposten an<br />

der deutsch-österreichischen Grenze zwischen<br />

Mittenwald und Leutasch gehört der<br />

Sagenwelt an.<br />

Inzwischen passieren Radler und Autofahrer<br />

die Leutascher Schanz ganz ungehindert.<br />

Von der Barriere, die die Tiroler<br />

während des Spanischen Erbfolgekrieges<br />

gegen Napoleon und die Bayern errichteten,<br />

sind nur noch Mauerreste übrig – <strong>im</strong><br />

Gegensatz zum Alten Zollhaus. Nachdem<br />

es ausgedient hatte, wurde es umgebaut<br />

zu einem Restaurant mit ausgezeichneter<br />

Bio-Küche samt zwei Ferienwohnungen.<br />

Von hier aus streckt sich das Leutaschtal<br />

über 16 Kilometer nach Südwesten. Auf<br />

den Wiesen blühen <strong>weiße</strong> Margeriten<br />

zwischen purpurfarbenem Klee und goldgelbem<br />

Hahnenfuß. Wälder reichen vom<br />

Tal bis in die steilen Felsregionen, die Leutascher<br />

Ache plätschert seicht über rund<br />

geschliffene Steine und die schmale Straße<br />

parallel zum Bach säumen nur wenige verstreute<br />

Häuser.<br />

Es gibt jedoch noch Barrieren <strong>im</strong> Leutaschtal,<br />

die nach wie vor nicht leicht zu überwinden<br />

sind: die riesigen Kalkmauern des<br />

Wettersteins <strong>im</strong> Nordwesten, die der Mieminger<br />

Kette <strong>im</strong> Süden und die der Arnspitzgruppe<br />

<strong>im</strong> Osten. Die Namen von Klassikern<br />

wie Hohe Munde, Leutascher und<br />

Partenkirchner Dreitorspitze sowie Arnspitze<br />

kennt man in <strong>Bergsteiger</strong>-Kreisen – und<br />

zwar bis weit über die Grenzen hinaus. ◀<br />

110 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Emil (60) hat<br />

keinen Zweifel:<br />

In der Umgebung<br />

des Alten Zollhauses<br />

schwirren Geister früherer<br />

Zeiten herum. Er kann das empirisch belegen.<br />

Einmal pro Woche kommen Schamanen und<br />

halten »mitten in der Pampa« Sitzungen ab.<br />

Zudem gesellten sich zu den Gästen seiner<br />

Wirtschaft <strong>im</strong>mer wieder »esoterische Menschen,<br />

um sich neu aufzuladen«, erzählt Emil.<br />

Ihn selbst hat es vor zehn Jahren ins Alte<br />

Zollhaus gezogen. »Ich bin ein Grenzgänger«,<br />

sagt er über sich. Dass er sich <strong>im</strong> »Gasthaus<br />

Klammgeist« wohlfühlt, spürt man an seiner<br />

Küche: Er hat zehn Knödelsorten in seinem<br />

Repertoire, und seine Fischsuppe (die Zutaten<br />

holt er frisch vom Markt in Innsbruck)<br />

ist legendär (Tel. 00 43/66 45 68 33 22).<br />

Was essen?<br />

Delikatessen vom Wild<br />

Die waldreichen Jagdgründe rund um Leutasch<br />

nährten nicht nur die Inspiration des He<strong>im</strong>atschriftstellers<br />

Ludwig Ganghofer, sondern auch die<br />

Mägen der Leutascher. Die hauseigene Metzgerei<br />

des Gutes Leutasch veredelt Hirsch, Reh und Gams<br />

aus eigener Jagd zu Delikatessen, die man – neben<br />

Spezialitäten von Schaf, Rind und Schwein aus der<br />

Region – <strong>im</strong> geschmackvoll eingerichteten Laden<br />

<strong>im</strong> Ortsteil Klamm kaufen kann. Wen die Fleischeslust<br />

kalt lässt, der fi ndet <strong>im</strong> Angebot auch noch<br />

weitere nachhaltige<br />

Produkte aus der<br />

Region sowie süffi -<br />

gen Südtiroler Wein<br />

und Apfelsaft (www.<br />

gutleutasch.at).<br />

Wo wohnen?<br />

Leutascherhof<br />

Wandern und Bio-Essen sind nicht die<br />

schlechteste Kombination für ein perfektes<br />

Bergwochenende. Das Biohotel Leutascherhof<br />

ist für beide »Disziplinen« zertifi ziert.<br />

Das Haus bietet pro Woche fünf geführte<br />

Wanderungen an. Das Essen stammt zu 100<br />

Prozent aus biologischer Produktion. Zudem<br />

achtet man auf die regionale Herkunft der<br />

Lebensmittel. »Das Rind- und Kalbfl eisch<br />

kommt ausschließlich aus der Leutasch«,<br />

sagt Hotelchef Christian Wandl. Wer das<br />

Vier-Sterne-Hotel testen will, kann zum<br />

Beispiel ein »Schnupperangebot« (3 Ü/HP<br />

inkl. 2 geführte Wanderungen) für 199 Euro<br />

pro Person nutzen (www.leutascherhof.at).<br />

Basiswissen<br />

Ankommen: Mit der Bahn nach<br />

Mittenwald oder Seefeld und weiter<br />

mit dem Bus nach Leutasch. Mit<br />

dem Auto über die A95 bis Sindelsdorf<br />

und weiter über Kochel- und<br />

Walchensee bis Mittenwald, dort<br />

abzweigen nach Leutasch.<br />

Sich orientieren: Kompass<br />

1:25 000, Blatt 026 »Seefeld in<br />

Tirol – Leutasch«<br />

Mehr erfahren: App iSeefeld mit<br />

Infos zu Unterkünften und Touren,<br />

kostenlos unter www.seefeld.com<br />

Nicht versäumen!<br />

Marathon zum Genießen<br />

Ein Marathon, bei dem es nicht um Wettkampf<br />

geht, sondern um gemeinsamen Genuss? Klingt<br />

komisch, ist aber so: In der Region Seefeld fi ndet<br />

der IML-Einhornmarsch nun schon zum 15. Mal<br />

statt. Dieses Jahr wurde erstmals Leutasch zum<br />

Austragungsort gewählt. Am Wochenende von 19.<br />

bis 21. September führen jeden Tag vier Touren mit<br />

unterschiedlichen Streckenlängen zu den schönsten<br />

Plätzen in der Region: rund um die Ahrnspitze,<br />

durch die Geisterklamm oder auch durch das Gaistal<br />

mit seinen zahlreichen,<br />

urigen Almen. Die<br />

International Marching<br />

League (IML) veranstaltet derartige Festivals für<br />

Wanderwütige bereits seit 1909. Nach dem Motto<br />

»Nos iungat ambulare – das Wandern eint uns«<br />

marschieren Gruppen aus ganz Europa gemeinsam<br />

pro Tag bis zu 42 Kilometer. Die Zeit spielt dabei<br />

eine nebensächliche Rolle; was zählt, ist die Freude<br />

an der Bewegung in der Natur.<br />

Fotos: Olympiaregion Seefeld (2), Gut Leutasch, Dagmar Steigenberger<br />

Übers Leutascher Platt zu den Dreitorspitzen<br />

Tourentipps: Kalkgipfel über Leutasch<br />

1 Leutascher Dreitorspitze<br />

Charakter: Teils wegloses Gelände,<br />

Kletterei (I+) in der steinschlaggefährdeten<br />

»Eisrinne« und 1600 Höhenmeter<br />

Aufstieg machen diesen Klassiker<br />

<strong>im</strong> Wetterstein anspruchsvoll.<br />

Start- und Endpunkt: Campingplatz<br />

Reindlau (gebührenpfl ichtig)<br />

Route: Reindlau – Bergleintal – Mustersteinhütte<br />

– Meilerhütte (2375 m)<br />

–Hermann-von-Barth-Weg – Eisrinne<br />

– Gipfel (2682 m, 6 Std.) – zurück<br />

übers Leutascher Platt nach Reindlau<br />

2 Hohe Munde (2662 m)<br />

Charakter: Kombinierte Rad- und<br />

Bergtour mit kurzen Klettersteig-Passagen<br />

am Gipfelgrat und einer fabelhaften<br />

Aussicht übers Inntal. An heißen<br />

Tagen ist der nordseitige Aufstieg von<br />

Vorteil, kürzer kommt man von Moos<br />

über die Rauthhütte zum Gipfel.<br />

Start- und Endpunkt: Parkplatz<br />

Salzbach am Eingang zum Gaistal<br />

Route: Per Rad 6 km bis Tillfussalm<br />

(1350 m) – zu Fuß zu Niederer Munde<br />

(2059 m) und Hoher Munde (4 Std.)<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 111


KOLUMNE<br />

Paarung<br />

Nein, man will nicht Zeuge sein be<strong>im</strong> Streit wildfremder<br />

Paare. Nicht <strong>im</strong> Zug und schon gleich gar nicht am Berg.<br />

Obwohl, manchmal kann man auch etwas lernen.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Sandra Zistl<br />

ist <strong>im</strong> bayerischen Oberland<br />

an und mit den Bergen<br />

aufgewachsen. Sie arbeitet als<br />

freie Journalistin und Autorin<br />

für verschiedene Zeitungen<br />

und Magazine. Die 34-Jährige<br />

schreibt <strong>im</strong> Wechsel mit Axel<br />

Klemmer, Caroline Fink und<br />

Eugen E. Hüsler über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

Die Frau Anfang Zwanzig hat offen<br />

hörbar ein Problem. Mit ihrer Beziehung.<br />

Deshalb haben mindestens<br />

zehn weitere Menschen, die<br />

mit ihr in einem ICE-Großraum auf dem<br />

Weg von Berlin nach München sitzen,<br />

ebenfalls eines. Mit ihrer Ruhe. Bereits seit<br />

einer halben Stunde debattiert die Dame<br />

via Handy mit ihrem Partner, der ziemlich<br />

uneinsichtig zu sein scheint.<br />

Nein, man will int<strong>im</strong>e Dinge von anderen<br />

Menschen eigentlich nicht hören. Man versucht<br />

dann, nicht zuzuhören. Das funktioniert<br />

aber nicht. Dann denkt man sich: Es<br />

kann ja nicht ewig dauern. Kann es aber<br />

manchmal doch. Irgendwann tauschen<br />

Reisende, die sich nicht kennen, Blicke aus.<br />

Alle haben wohl ähnliche Gedanken. Soll<br />

man jetzt was sagen? Oder besser einfach<br />

hingehen, das Telefon nehmen und den<br />

Menschen am anderen Ende der Leitung<br />

bitten: »Könnten Sie sich bitte sofort bei<br />

Ihrer Freundin entschuldigen? Damit würden<br />

Sie nicht nur ihr einen Gefallen tun.«<br />

Und dann das Ding einfach ausschalten.<br />

Warten auf das Funkloch<br />

Aber vielleicht kommt ja gleich ein<br />

Funkloch? »Hallo, hörst du mich noch«,<br />

fragt sie da auch schon. Zu früh gefreut: »Ja,<br />

jetzt hör ich dich wieder. Was ich gerade gesagt<br />

habe, war…« Wie sehr wünscht man<br />

sich dann an einen anderen Ort. Einen Ort<br />

der Ruhe, in der Natur, mit keinem anderen<br />

Menschen oder wenn, dann nur friedlichen.<br />

Irgendwo am Berg zum Beispiel.<br />

Wobei, da kann man auch ungefragt Zeuge<br />

von Paarproblemen werden. Im Kar-<br />

wendel zum Beispiel, gemeinsam mit dem<br />

Partner. Wir sind glücklich, bei schönem<br />

Wetter zum Risser Falk unterwegs zu sein.<br />

Und dann nähern wir uns zwei anderen<br />

<strong>Bergsteiger</strong>n; einem Paar von recht unterschiedlicher<br />

körperlicher Konstitution. Sie<br />

hat sichtlich Probleme, den steilen Steig<br />

durch die Latschen hinaufzukommen,<br />

schnauft, schwitzt und sch<strong>im</strong>pft vor sich<br />

hin. Er weiß sich nicht anders zu helfen,<br />

als sie von hinten anzuschieben. Als wir,<br />

peinlich berührt, an ihnen vorbeigehen<br />

und grüßen, presst er ein »Servus« hervor.<br />

Amore!!! Basta!!!!<br />

Doch es geht noch besser; erlebt <strong>im</strong> Frühjahr,<br />

oberhalb von Trento. Ein schmaler<br />

Pfad führt zur Via ferrata Giordano Bertotti,<br />

einem einfachen Klettersteig, über<br />

den man von Süden auf den Aussichtsberg<br />

<strong>Mont</strong>e Chegul gelangt. Die Luft ist mild,<br />

der Bergwald duftet in der Sonne, <strong>im</strong> Tal<br />

fließt friedlich die Etsch dahin. Und dann<br />

dringt, erst leise, dann <strong>im</strong>mer lauter, von<br />

oben eine zeternde Frauenst<strong>im</strong>me an unsere<br />

Ohren. Wie in einer Partitur hebt und<br />

senkt sich die St<strong>im</strong>me in Wellen, Dramatik<br />

pur. Die Bäume verdecken die Sicht auf<br />

das Schauspiel, als plötzlich ein lautes,<br />

sehr männliches Organ wie ein Beil die Litanei<br />

kappt: »AMORE!!! BASTA!!!!«<br />

Stille.<br />

Als wir die beiden erreichen, hält er sie <strong>im</strong><br />

Arm und lächelt uns freundlich zu. <strong>Der</strong><br />

Italiener weiß halt, wie man’s macht.<br />

Ob das auch <strong>im</strong> Zug funktioniert? Als ich<br />

überlege, das auszuprobieren, kommt die<br />

Rettung: ein langer Tunnel ohne Netz. ◀<br />

112 <strong>Bergsteiger</strong> 08⁄14


Jul Juli 2013 2013<br />

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LESERBRIEFE/IMPRESSUM<br />

07<br />

07 / Juli 2014<br />

Allgäu: H<strong>im</strong>mlische Touren <strong>im</strong> »Herrgottsbeton«<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

Das Leservotum<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Chiemgauer Alpen • Ötztaler Alpen • Albula-Alpen • Karwendel<br />

<strong>Der</strong> Watzmann ist<br />

der schönste Berg!<br />

Bayerns<br />

Zauberberg<br />

<strong>Der</strong> Untersberg <strong>im</strong> <strong>Porträt</strong><br />

Dolomiten<br />

Traumrunde in der Pala<br />

Kletterlegende<br />

+<br />

Destivelle<br />

<strong>im</strong> Interview<br />

Isarwinkel<br />

Klettersteige ters<br />

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| Alpinismus<br />

nn ist<br />

e Berg!<br />

60 Tourentipps<br />

Großes Transalp-Special<br />

Alpen<br />

Über die<br />

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Vorarlberg<br />

Über die<br />

IM TEST<br />

▶ Chiemgau–Venezien<br />

▶ Oberstdorf–Meran<br />

▶ Tegernsee–Sterzing<br />

Kärnten<br />

Was gute<br />

Trekkingschuhe<br />

ausmacht<br />

Neue Serie<br />

Mit dem Zug<br />

ins Gebirge<br />

Von Wilderern und Jagdherren: Sie kamen aus dem Wa lis: Karibisch schön: Am Faaker<br />

Sti le Routen für Entdecker Wandern auf Walserwegen See sind Touren erfrischend<br />

▶ Chiemga<br />

▶ Oberstd<br />

▶ Tegerns<br />

bs_2014_07_u1_u1.in d 1 04.06.14 08:03<br />

04.06.14 08:03<br />

BERGSTEIGER 07/2014<br />

DIN-genormte Natur<br />

Betrifft: Bergpredigt<br />

bs_2014_07_u1_u1.indd 1 04.06.14 08:03<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

Die Berge sind ein Risikoraum,<br />

»unhe<strong>im</strong>lich, gefährlich, wunderbar<br />

unfassbar, mit keiner<br />

DIN-Norm zu zähmen. Das<br />

macht ihre Seele aus, deshalb<br />

BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />

lieben wir sie«, schreibt Eugen<br />

E. Hüsler in seiner Kolumne.<br />

Und paradoxerweise denkt er<br />

dabei an die Welt der Klettersteige,<br />

die »Felsen über Ramsau«,<br />

wo »mittlerweile mehr<br />

Drahtseile hängen, als es in<br />

den Wirtschaften vor Ort Bierkrüge<br />

gibt«. Wenn es einen Ort<br />

gibt, wo die Berge eben nicht<br />

mehr »wunderbar unfassbar«<br />

und ein »Gegenentwurf zu unserem<br />

Alltag« sind, dann auf<br />

einem Klettersteig. Denn gerade<br />

dort ist die Bergwelt DINgenormt.<br />

Dank meines Klettersteig-Sets<br />

fühle ich mich sicher<br />

wie zuhause auf dem Sofa.<br />

Nichts gegen Klettersteige. Sie<br />

bieten Menschen, die nicht bereit<br />

sind, höhere Risiken auf<br />

sich zu nehmen, ein relativ<br />

gefahrloses Bergvergnügen.<br />

Aber sie machen best<strong>im</strong>mt<br />

nicht die Seele der Berge aus.<br />

Diese orte ich eher in der ursprünglichen<br />

Wildnis, ohne<br />

Wege und Drahtseile. 50 neue<br />

Klettersteige entstehen pro<br />

Jahr, 1500 sollen es mittlerweile<br />

sein. Wir sollten kurz<br />

innehalten und über diese<br />

Zahlen nachdenken.<br />

Bernhard Grenacher, Zürich<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

08/14 | 81. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />

Assistenz Thomas Ebert<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic<br />

Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />

Illustrationen Max Baitinger<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bergsteiger.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />

90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />

1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Fotos: privat, Youtube, Wikipedia<br />

↗<br />

↘<br />

MITARBEITER DES MONATS<br />

AUFSTEIGER DES MONATS<br />

ABSTEIGER DES MONATS<br />

Hundling<br />

Leihen ist eine tolle Sache, spenden aber sollte man freiwillig. BERGSTEIGER-<br />

Mitarbeiter Dominik Prantl hatte dazu an der Tajakante in der Mieminger Kette<br />

ein Hundling-Erlebnis. Als er zum wiederholten Male mit seinem Kurzseil aushalf,<br />

lieh er einem <strong>Bergsteiger</strong> selbiges samt Karabinern – <strong>im</strong> festen Glauben, es<br />

später wieder zu bekommen. Hundsgemein: Herr und Seil blieben verschollen.<br />

Flug-Hündin<br />

Gratulation! »Whisper« ist weltweit der erste Basejump-Dog. Die Fachwelt rätselt,<br />

warum sich Dean Potters tierische Geliebte am Eiger per Rucksack »andoggen«<br />

ließ und sich gemeinsam mit dem Herrchen in die Tiefe stürzte. Tat sie es aus<br />

Liebe zu Dean? Ist sie adrenalinsüchtig, gar suizidgefährdet? Für eine Stellungnahme<br />

war die vierjährige Heldin bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.<br />

Sau-Hund<br />

Dean Potter liebt Whisper. <strong>Der</strong> Extremsportler, sonst alles andere als Durchschnitt,<br />

verhält sich in diesem Fall so durchschnittlich verrückt, wie es Verliebte eben<br />

tun: Er will die besonderen Momente des Lebens mit Whisper teilen. Dazu gehört<br />

eben auch mal ein Sturz aus knapp 4000 Metern Höhe. Whisper ist ein Hund.<br />

Ein menschlicher Partner würde diese Liebe gar nicht zu schätzen wissen.<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />

Herstellungsleitung Sandra Kho<br />

Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißhe<strong>im</strong><br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />

inkl. Mwst., <strong>im</strong> Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56 inkl.<br />

Mwst., <strong>im</strong> Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />

Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />

des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />

<strong>Der</strong> Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />

der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />

ankündigt wird. <strong>Der</strong> aktuelle Abopreis ist hier <strong>im</strong><br />

Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />

ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />

Kundennummer.<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz <strong>im</strong> Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, <strong>im</strong> Fachhandel<br />

sowie direkt be<strong>im</strong> Verlag.<br />

© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtstand ist München.<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />

80797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

08⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 113


VORSCHAU SEPTEMBER 2014<br />

AUF TOUR<br />

Saumwege am Samerberg<br />

Im Mittelalter transportierten Säumer<br />

Salz aus Berchtesgaden, Traunstein und<br />

Reichenhall über das Chiemgauer Hochtal.<br />

Heute lassen sich auf den alten Wegen<br />

wunderbare Genusstouren machen.<br />

&<br />

HÜTTENPORTRÄT<br />

Zwei Täler,<br />

Dreitausender<br />

Die Ötztaler Alpen bieten jede<br />

Menge einfacher Hochtouren.<br />

Noch dazu lassen sie sich von<br />

Nord- und Südtirol angehen. Ein<br />

Gipfeltreffen der besonderen Art.<br />

INTERVIEW<br />

Urgesteine und Berg-Deuter<br />

Zusammengezählt feiern sie <strong>im</strong> September<br />

den 140. Geburtstag. Gemeinsam<br />

ist Reinhold Messner und Eugen E. Hüsler<br />

ihr Leben für die Berge. Im Interview<br />

deuten sie die Zukunft der Bergliteratur.<br />

Oberaletschhütte: Stützpunkt am Gletscher<br />

ALPINISMUS Marmolada – 150 Jahre nach ihrer Erstbesteigung<br />

REPORTAGE Die gehe<strong>im</strong>nisvolle Welt der Höhlenforscher<br />

<strong>Der</strong> nächste <strong>Bergsteiger</strong> erscheint am 16. August 2014<br />

KAUFBERATUNG<br />

Ultraleichter Windschutz<br />

Sie sind Fliegengewichte und zugleich<br />

Alleskönner: Ultraleichte<br />

Windjacken taugen neuerdings<br />

sogar als atmungsaktiver<br />

Nässeschutz. Wir haben<br />

zwölf aktuelle Modelle<br />

für Sie getestet.<br />

SERVICE<br />

Gefühlsecht wandern<br />

Barfußlaufen ist in. Weil unsere<br />

Sohlen aber nicht mehr an spitze<br />

Steine gewohnt sind, gibt’s einen<br />

Kompromiss: Barfuß-Schuhe!<br />

SERIE<br />

Die erste leichte Hochtour<br />

Teil 4 der Serie »Von Null aufs Dach<br />

der Alpen« zeigt, wie man erste<br />

Ausflüge ins vergletscherte Gelände<br />

gefahrlos meistert.<br />

Fotos: Robert Bösch / Archiv Mammut, Ötztal Tourismus / Bernd Ritschel, Outdoor Research<br />

Jetzt schon auf´s Weiterlesen freuen …<br />

und den digitalen BERGSTEIGER entdecken!<br />

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Foto: Andreas Strauß


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+ 43 (0) 36 13 / 211 60 10<br />

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