Kopie von IHK_Butzbach_20101013.indd - Stadt Butzbach
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www.nh-projektstadt.de<br />
Soziale <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Butzbach</strong> - Degerfeld<br />
Integriertes Handlungskonzept
www.nh-projektstadt.de<br />
AUFTRAGGEBER<br />
Magistrat der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Butzbach</strong><br />
Schlossplatz 1<br />
35510 <strong>Butzbach</strong><br />
AUFTRAGNEHMER<br />
NH | Projekt<strong>Stadt</strong><br />
Eine Marke der Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt GmbH<br />
Monika Fontaine-Kretschmer<br />
Fachbereichsleiterin<br />
Städtebauliche Maßnahmen<br />
Untermainkai 12-13<br />
60311 Frankfurt am Main<br />
Telefon 069 / 6069 1473<br />
Fax 069 / 6069 1446<br />
Mobil 0178 - 600 1473<br />
Email monika.fontainekretschmer@nhprojekt.de<br />
www.nh-projektstadt.de<br />
PROJEKTLEITUNG<br />
Dr. Jürgen Schmitt<br />
Dipl.-Ing. Raumplanung<br />
Telefon 069 / 6069 1168<br />
Fax 069 / 6069 51168<br />
Mobil 0178 - 600 1265<br />
Email juergen.schmitt@nhprojektstadt.de<br />
PROJEKTTEAM<br />
Susanne Radmann<br />
MA Architectural & Spatial Culture<br />
Julia Skultety<br />
Dipl.-Ing. Architektur (FH)<br />
Nathalie Werner<br />
Dipl.-Geografin<br />
Studentische Mitarbeiter:<br />
Till Felden<br />
Cand.-Geograf<br />
Jonathan Maus<br />
Cand.-Geograf<br />
Markus Menge<br />
Cand.-Geograf<br />
Georgios Hasekidis<br />
Cand.-Geograf<br />
Anil Paul<br />
Cand.-Geograf<br />
Tim Wirth<br />
Cand.-Geograf
Inhalt<br />
1. Einführung 4<br />
2. Fördergebiet 12<br />
3. Partizipative Konzepterstellung 17<br />
4. Bestandsaufnahme 21<br />
4.1 Teilgebiete 21<br />
4.2 Bewohner und Nachbarschaft 24<br />
4.3 Wohnen 36<br />
4.4 Nahversorgung 43<br />
4.5 Gemeinwesen 47<br />
4.6 (Halb-) öffentlicher Raum 54<br />
4.7 Mobilität 61<br />
5. Entwicklungsziele und Handlungsansätze 66<br />
6. Maßnahmenkatalog 71<br />
7. Kosten- und Finanzierungsübersicht 94<br />
8. Künftige Umsetzungsstrategien und Beteiligungsstruktur 97<br />
9. Evaluation 99<br />
Anhang 100<br />
A.1 Arbeitsgruppe Nahversorgung 101<br />
A.2 Auswertung der Befragung 107<br />
A.3 SWOT Analyse der <strong>Stadt</strong>teilrunde 124<br />
A.4 Poster Bürgerforum 126
4 Einführung<br />
1.<br />
Einführung<br />
Soziale <strong>Stadt</strong> trifft Konversion<br />
Für die <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> stellt sich in den nächsten<br />
Jahren im nordwestlichen Kernstadtbereich<br />
eine herausragende <strong>Stadt</strong>entwicklungsaufgabe.<br />
Hier befinden sich zwei Gebiete, die in jeweils<br />
spezifischer, aber gleichzeitig koordinierter Weise<br />
entwickelt werden müssen:<br />
An Rand der Kernstadt befindet sich das<br />
Quartier Degerfeld. Hier kommt es bereits<br />
seit einiger Zeit zu einer Kumulation <strong>von</strong><br />
städtebaulichen, wohnungswirtschaftlichen,<br />
sozialräumlichen und anderen Problemen,<br />
die nur mit einer Bündelung <strong>von</strong> Ressourcen,<br />
der Erarbeitung <strong>von</strong> strategischen und<br />
inhaltlichen Handlungsfeldern und einem<br />
Zusammenspiel öffentlicher und privater<br />
Akteure – insbesondere der Wohnungswirtschaft<br />
– bewältigt werden können.<br />
Dabei gibt es unmittelbare Zusammenhänge<br />
zwischen der weiteren Entwicklung des Degerfelds<br />
und jener der Housing Area: Bisher war<br />
das Degerfeld räumlich und funktional durch<br />
die Housing Area vom restlichen <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
abgetrennt. Die Umnutzung der Housing Area<br />
birgt nun die Chance, auch das Degerfeld qualitativ<br />
aufzuwerten. Es besteht allerdings auch<br />
die Gefahr, dass die Umnutzung der Housing<br />
Area durch eine Verschärfung der Situation im<br />
Degerfeld stark negativ beeinträchtigt wird.<br />
Die Entwicklung des gesamten nordwestlichen<br />
Kernstadtbereichs mit Degerfeld und Housing<br />
Area kann daher nur als ein integriertes Entwicklungsprojekt<br />
verstanden werden.<br />
Vor diesem Hintergrund wurden schon vor Aufgabe<br />
der Housing Area durch die US-Armee konzeptionelle<br />
Überlegungen angestellt, wie eine<br />
koordinierte Entwicklung der beiden Bereiche<br />
<br />
In direkter Nachbarschaft zu dem Quartier<br />
liegt die Housing Area „Roman Way Village“.<br />
Es handelt sich hierbei um ein ehemaliges<br />
Wohngebiet der US Streitkräfte, in dem<br />
amerikanische Soldaten mit ihren Familien<br />
wohnten. Derzeit befinden sich dort in 35<br />
Wohnriegeln sowie in zwei freistehenden<br />
Einzelhäusern und vier Doppelhäusern insgesamt<br />
737 Wohnungen (ohne Wohnraum<br />
im Dachgeschoss: 667). Zudem stehen in<br />
der Housing Area ehemalige Infrastrukturgebäude,<br />
etwa ein Supermarkt, ein Krankenhaus<br />
und eine Schule. Nach Aufgabe des<br />
Militärstandortes wurde die Housing Area<br />
2008 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
(BImA) übergeben. Nun steht die<br />
Entwicklung für eine zivile Nachnutzung an.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
5<br />
gestaltet werden könnte. So hat die NH-Projekt<strong>Stadt</strong><br />
im Auftrag der <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 2007<br />
ein Entwicklungskonzept für eine nachhaltige,<br />
zivile Nachnutzung der Housing Area unter Integration<br />
des Wohngebiets Degerfeld vorgelegt,<br />
das umfassend alle regionalen und lokalen Rahmenbedingungen<br />
analysiert, Entwicklungsziele<br />
definiert, Entwicklungsszenarien aufgezeigt und<br />
Empfehlungen für den weiteren Prozess darlegt.<br />
Die Erarbeitung der Studie erfolgte dabei unter<br />
einer Beteiligung <strong>von</strong> Experten aus Wirtschaft<br />
und Zivilgesellschaft im Rahmen <strong>von</strong> zwei thematischen<br />
Workshops („Handel, Gewerbe, Versorgung“<br />
und „Wohnen und Gemeinwesen“). Die<br />
Entwicklungsstudie der NH-Projekt<strong>Stadt</strong> wurde<br />
allerdings nach Abgabe den städtischen Gremien<br />
nicht zum Beschluss vorgelegt und konnte<br />
somit nicht als legitimierte Grundlage des<br />
weiteren Handelns wirken. Der Entwicklungsstudie<br />
folgte ein studentischer Wettbewerb,<br />
der im Rahmen der Verleihung des Ernst-May-<br />
Preises 2008 <strong>von</strong> der Nassauischen Heimstätte<br />
ausgelobt und an der Technischen Universität<br />
Darmstadt, Fachbereich Architektur, Fachgebiet<br />
Entwerfen und Regionalplanung, durchgeführt<br />
wurde. Wettbewerbsgebiet war hier die Housing<br />
Area, verlangt wurde jedoch ausdrücklich auch<br />
eine Auseinandersetzung mit dem benachbarten<br />
Quartier Degerfeld. Die <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> war<br />
mit Bürgermeister Michael Merle und dem Leiter<br />
des FD <strong>Stadt</strong>entwicklung Dipl. Ing. Otfried<br />
Herling in der Jury vertreten.<br />
Auf der Grundlage der Erkenntnisse aus der Entwicklungsstudie<br />
wurden <strong>von</strong> Seiten der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Butzbach</strong> Gespräche mit dem Hessischen Ministerium<br />
für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung<br />
(HMfWVL) geführt, um gemeinsam die<br />
Möglichkeiten zur Unterstützung der Entwicklung<br />
durch Landesfördermittel zu diskutieren.<br />
In der Folge dieser Gespräche ergaben sich folgende<br />
Ansätze:<br />
Von der <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> wurde für das Degerfeld<br />
ein Antrag zur Aufnahme in das<br />
Städtebauförderprogramm „<strong>Stadt</strong>teile mit<br />
besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale<br />
<strong>Stadt</strong>“ gestellt und das Quartier wurde<br />
im Dezember 2009 in das Programm aufgenommen.<br />
Im ersten Bescheid wurden dabei<br />
Mittel für die Erarbeitung des hier vorliegenden<br />
Integrierten Handlungskonzepts bewilligt.<br />
Für die Housing Area wurden <strong>von</strong> der <strong>Stadt</strong><br />
gleichzeitig „Vorbereitenden Untersuchungen“<br />
gemäß § 141 BauGB beauftragt und<br />
vom HMfWVL hierfür Landesmittel aus dem<br />
Hessischen Konversionsprogramm nach<br />
den Richtlinien zur Förderung der regionalen<br />
Entwicklung zu Verfügung gestellt. Aus<br />
dem gleichen Programm war auch bereits<br />
eine Förderung der Entwicklungsstudie <strong>von</strong><br />
2007 erfolgt.<br />
Der Bericht zu den Vorbereitenden Untersuchungen<br />
liegt zwischenzeitlich vor und beinhaltet<br />
umfassende analytische und konzeptionelle<br />
Darstellungen zur Housing Area. Empfohlen<br />
werden dabei insbesondere folgende Entwicklungsziele:<br />
Deutliche Reduzierung des Geschosswohnungsbaus,<br />
statt dessen Schaffung <strong>von</strong><br />
Bauland für das zukunftsfähige Segment<br />
des Ein- und Zweifamilienhausbaus sowie<br />
ggf. in realisierbarem Umfang für hochwertige<br />
Wohngebäude mit Eigentumswohnungen.
6 Einführung<br />
<br />
Schaffung <strong>von</strong> Angeboten für hochwertiges<br />
Wohnen (etwa in Form <strong>von</strong> Eigenheimen mit<br />
einem hohen Standard oder <strong>Stadt</strong>villen),<br />
gleichzeitig aber auch die Schaffung <strong>von</strong><br />
Möglichkeit für Schwellenhaushalte, kostensparend<br />
zu bauen.<br />
Ehemalige Nutzung<br />
Wohnen<br />
Hospital<br />
Kindergarten<br />
Schule<br />
Einzelhandel
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
7<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Zielgruppenorientierte Aufwertung der erhaltenen<br />
Bestandsgebäude (z.B. flexibles<br />
Wohnen, seniorengerechtes Wohnen).<br />
Schaffung eines erweiterten Einzelhandelsangebots.<br />
Realisierung einer (Welt-)Kulturwiese im<br />
Eingangsbereich des Areals an der B3.<br />
Schaffung einer grünen Diagonalverbindung<br />
für den Fuß- und Radverkehr durch das Areal<br />
als Verbindung zwischen der Innenstadt<br />
und dem westlichen Degerfeld bzw. zum<br />
Waldrand.<br />
Weiternutzung des Schulareals vor allem für<br />
eine Gemeinbedarfsnutzung mit möglichst<br />
hoher Frequenz (z.B. mit dem Themenschwerpunkt<br />
Bildung oder Gesundheit).<br />
Realisierung einer Vielfalt bezüglich der<br />
künftigen Bewohnerschaft (sozio-ökonomische<br />
Situation, Alter, Lebensstil und –phase),<br />
bezüglich der Organisation der Bauherrenschaft<br />
(z.B. eine Beteiligung <strong>von</strong><br />
Trägern gemeinschaftlichen Wohnens wie<br />
Eigentümergemeinschaften, Bauherrengemeinschaften,<br />
Baugruppen etc.), bezüglich<br />
der Architektur und des Städtebaus sowie<br />
bezüglich der künftigen Nutzungen.<br />
Eine integrierte Entwicklung <strong>von</strong> Housing<br />
Area und Degerfeld unter dem Label „Alles<br />
unter einem Helm“.<br />
Auf die detaillierten Darstellungen der Problemlage<br />
und der Entwicklungsziele im Bericht zu<br />
den Vorbereitenden Untersuchungen sei hier<br />
verwiesen. Aktuell erfolgt die Markterkundung<br />
für den Verkauf der Housing Area durch die<br />
BImA, geplant ist ein Verkauf an einen Investor<br />
bis Mitte 2011.
8<br />
Einführung<br />
Für eine solche unmittelbare Verbindung <strong>von</strong><br />
„Sozialer <strong>Stadt</strong>“ und der Konversion eines zuvor<br />
militärisch genutzten Areals gibt es bundesweit<br />
nur wenige Beispiele, in Hessen findet sie sich<br />
bisher nur im Gebiet Silhöfer Aue/Westend in<br />
Wetzlar, bedingt auch noch in Hanau-Lamboy.<br />
Für <strong>Butzbach</strong> birgt sie die große Chance, tatsächlich<br />
eine integrierte Entwicklung <strong>von</strong> Degerfeld<br />
und Housing Area zu realisieren, bei der<br />
beide Gebiete <strong>von</strong>einander profitieren. Wohnungswirtschaftlich<br />
können gegenseitige Entwicklungsimpulse<br />
entstehen, die künftigen Bewohner<br />
der Housing Area können z.B. <strong>von</strong> der<br />
vorhandenen sozialen Infrastruktur profitieren,<br />
gleichzeitig können neue Bewohnergruppen stabilisierend<br />
für die sozio-ökonomische Struktur<br />
des nordwestlichen Kernstadtbereichs wirken<br />
und bringen Kaufkraft mit, was sich positiv auf<br />
die Nahversorgungssituation auswirken kann.<br />
Über nichtinvestive Maßnahmen und insbesondere<br />
ein Quartiersmanagement kann zudem<br />
<strong>von</strong> Anfang an daran gearbeitet werden, dass<br />
ein Miteinander <strong>von</strong> „Degerfeldern“ und Neuzuzüglern<br />
im Bereich der Housing Area entsteht.<br />
Für das vorliegende Handlungskonzept bringt<br />
der Ansatz einer integrierten Entwicklung <strong>von</strong><br />
Degerfeld und Housing Area allerdings auch einige<br />
Schwierigkeiten mit sich. Das Konzept muss<br />
nämlich zu einem Zeitpunkt erstellt werden, in<br />
dem bezüglich der künftigen Entwicklung der<br />
Housing Area noch viele Fragen offen sind. Die<br />
Frage, an wen die Housing Area verkauft wird<br />
und wie der Käufer die Entwicklungsziele der<br />
<strong>Stadt</strong> konkretisiert und umsetzt, ist eine zentrale<br />
Rahmenbedingung für die künftige Durchführung<br />
des Programms „Soziale <strong>Stadt</strong>“. Insofern<br />
ist das vorliegende Handlungskonzept nochmals<br />
neu zu diskutieren und ggf. zu verändern, wenn<br />
diese Frage beantwortet ist. Denkbar ist dabei<br />
z.B. eine Ergänzung des Maßnahmenkonzepts,<br />
unter bestimmten Umständen aber auch eine<br />
Veränderung des Fördergebiets.<br />
Von diesen Schwierigkeiten abgesehen ist aber<br />
der Zeitpunkt der Aufnahme in das Programm<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“ nahezu ideal: Das Programm<br />
hat eine Laufzeit <strong>von</strong> 10 Jahren, bis 2019 kann<br />
<strong>Butzbach</strong> somit <strong>von</strong> der Förderung profitieren.<br />
Für den Konversionsprozess ist erfahrungsgemäß<br />
ein ähnlicher Zeitraum anzusetzen. Insofern<br />
besteht nun tatsächlich die Chance einer<br />
gleichzeitigen Entwicklung, in dem vielfältige<br />
und nachhaltige Strukturen entstehen, die<br />
nicht nur gegenwärtigen, sondern auch künftigen<br />
Wohn- und Lebensbedürfnissen Rechnung<br />
tragen.<br />
Bausteine des Programms „Soziale <strong>Stadt</strong>“<br />
Im Sinne einer nachhaltigen <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
soll das Förderprogramm „Soziale <strong>Stadt</strong>“<br />
in <strong>Stadt</strong>teilen mit besonderem Entwicklungsbedarf<br />
helfen, die ökonomische Stabilität zu<br />
sichern, sozialen Ausgrenzungstendenzen entgegenzuwirken<br />
sowie die städtische Umwelt zu<br />
schützen oder zu verbessern. Das Programm<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“ hat fünf Zielbereiche formuliert,<br />
um darin Maßnahmen für eine zukünftig positive<br />
Quartiersentwicklung durchzuführen. Diese<br />
fünf Ziele nimmt die Hessische Gemeinschaftsinitiative<br />
Soziale <strong>Stadt</strong> (HEGISS) und formuliert<br />
daraus fünf Bausteine für eine nachhaltige Entwicklung:<br />
Der Aufgabenschwerpunkt des ersten Bausteins<br />
ist es, die Bewohner der <strong>Stadt</strong>teile<br />
für eine Mitarbeit an den stadtteilbezogenen<br />
Prozessen zu aktivieren, um darüber<br />
zu mehr Chancengleichheit innerhalb der<br />
Entscheidungsprozesse zu gelangen, was<br />
beispielsweise durch die Einrichtung eines
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 9<br />
<br />
<br />
<br />
Quartiersmanagements oder die Förderung<br />
<strong>von</strong> Gemeinweseninitiativen sowie selbstragenden<br />
Bewohnerorganisationen geschehen<br />
kann.<br />
Im Aufgabenfeld des zweiten Bausteins geht<br />
es neben der Stärkung der lokalen Wirtschaft<br />
auch darum, die Arbeitsmarktchancen<br />
der jüngeren ebenso wie die der älteren<br />
Bewohner zu verbessern.<br />
Die Verbesserung des sozialen und kulturellen<br />
Lebens beinhaltet unter anderem die<br />
Schaffung <strong>von</strong> Gemeinschaftseinrichtungen<br />
für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen<br />
oder die Einrichtung spezifischer Beratungsund<br />
Dienstleistungsangeboten.<br />
Bei der städtebaulichen Stabilisierung sollen<br />
z.B. die identitätsstiftenden städtebaulichen<br />
Strukturen gestärkt, das Wohnumfeld und<br />
die Umweltbedingungen verbessert sowie<br />
die Sicherheit im öffentlichen Raum stabilisiert<br />
werden.<br />
Der fünfte Baustein – die Verbesserung der<br />
Wohn- und Lebensbedingungen – beginnt<br />
bei der bestandsverbessernden und bedürfnisgerechten<br />
Sanierung und Modernisierung<br />
des Wohnraums, und setzt sich fort über die<br />
sozialverträgliche Wohnraumbelegung bis<br />
zur Identifizierungsstärkung der Bewohner<br />
mit ihrem Wohnumfeld.<br />
Diese Bausteine setzen zwar an verschiedenen<br />
Punkten an, sind aber auch eng miteinander<br />
verbunden, wobei es <strong>von</strong> den speziellen städtischen<br />
Gegebenheiten abhängt, welches Gewicht<br />
dem einzelnen Baustein zukommt.
10<br />
Einführung<br />
Fördergegenstände des Programms<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“<br />
Anders als bei anderen Städtebauförderprogrammen<br />
(Städtebauliche Sanierung, <strong>Stadt</strong>umbau)<br />
spielt beim Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ somit<br />
der integrierte Ansatz eine besondere Rolle.<br />
Die städtebauliche Stabilisierung und Stärkung<br />
soll hier verbunden werden mit Projekten zur<br />
Verbesserung des sozialen, kulturellen oder<br />
ökonomischen <strong>Stadt</strong>teillebens. Dennoch ist gemäß<br />
der Definition des Fördermittelgebers das<br />
Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ ein städtebauliches<br />
Investitionsprogramm und unterstützt direkt<br />
dringlich zu behebende bauliche bzw. städtebauliche<br />
Missstände. Die Förderung aus Mitteln<br />
des Programms „Soziale <strong>Stadt</strong>“ richtet sich<br />
daher überwiegend auf bauliche Investitionen.<br />
Gemäß den Richtlinien des Landes Hessen zur<br />
Förderung der nachhaltigen <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
(RiLiSe) sind folgende Maßnahmen als Fördergegenstände<br />
anerkannt:<br />
Planungen und Untersuchungen<br />
Integriertes Handlungskonzept, weitere<br />
Konzepte und Planungen, Einzeluntersuchungen,<br />
Wettbewerbe, partizipative Planungsprozesse<br />
etc.<br />
Steuerung<br />
Lokale Steuerungsstrukturen, z.B. <strong>Stadt</strong>teilrunden,<br />
HEGISS als landesweite Steuerungsstruktur,<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Aktionen, die der Einbindung der Beteiligten<br />
vor Ort oder Identifizierung mit dem<br />
Prozess dienen<br />
Grunderwerb<br />
Für unrentierliche Maßnahmen beispielsweise<br />
im Zusammenhang mit der Schaffung<br />
<strong>von</strong> Gemeinbedarfseinrichtungen oder<br />
Wohnumfeldmaßnahmen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ordnungsmaßnahmen<br />
Abbruch und Abräumungen <strong>von</strong> Grundstükken<br />
für Gemeinbedarfseinrichtungen und<br />
Wohnumfeld; nachgewiesene unrentierliche<br />
Maßnahmen Privater und Sonstiger, die zur<br />
Zielerreichung notwendig sind<br />
Verbesserung der verkehrlichen Erschließung<br />
Änderung vorhandener und Herstellung<br />
neuer (Anteilsfinanzierung) Erschließungsanlagen<br />
Gestaltung <strong>von</strong> Freiflächen<br />
Gestaltung öffentlicher Plätze, Grünanlagen,<br />
Fuß- und Radwege, Umwelt-, Immissions-<br />
und Naturschutzmaßnahmen<br />
Neubauten<br />
Insbesondere für Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen,<br />
bei Privaten nur im Ausnahmefall<br />
Modernisierung und Instandsetzung <strong>von</strong><br />
Gebäuden<br />
Insbesondere für Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen;<br />
es sind nur Kosten förderfähig,<br />
die nicht vom Eigentümer durch<br />
nachhaltig erzielbare Erträge finanziert<br />
werden können<br />
Zwischennutzung<br />
Kosten der Zwischennutzung, soweit der<br />
Aufwand in einem angemessenen Verhältnis<br />
zur Zwischennutzung steht<br />
Verlagerung <strong>von</strong> Betrieben, Änderung baulicher<br />
Anlagen <strong>von</strong> Betrieben<br />
Nur bei Vorliegen eines erheblichen städtebaulichen<br />
Interesses<br />
Vergütung für Beauftragte<br />
Quartiersmanagement, Treuhänder als<br />
Dienstleister
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 11<br />
Für Modellvorhaben in Gebieten der „Sozialen<br />
<strong>Stadt</strong>“ sieht die RiLiSe zudem vor, dass Fördermittel<br />
auch für nichtinvestive Vorhaben in den<br />
Handlungsfeldern Bildung, Schule, Jugendliche,<br />
Beschäftigung, lokale Ökonomie und nachbarschaftliches<br />
Zusammenleben eingesetzt werden,<br />
soweit diese die Ziele des Integrierten<br />
Handlungskonzepts unterstützen und ohne die<br />
Förderung nicht oder nicht im vorgesehenen<br />
Umfang verwirklicht werden könnten.<br />
Partnerprogramme<br />
<br />
Eine weitere Möglichkeit der Förderung besteht<br />
durch das Bundesprogramm „XENOS“<br />
mit seinen verschiedenen Unterprogrammen.<br />
Beispielsweise unterstützt das Programm<br />
„XENOS – Integration und Vielfalt“<br />
Projekte, die es sich zum Ziel gemacht haben,<br />
Toleranz und Demokratiebewusstsein<br />
in der Bevölkerung zu verfestigen sowie<br />
präventiv gegen Ausgrenzung und Diskriminierung<br />
zu wirken. In diesem Programm<br />
besteht Anfang 2011 die Möglichkeit, sich<br />
für die zweite Förderrunde zu bewerben.<br />
Gerade für nichtinvestive Maßnahmen und Projekte,<br />
die sich im Verlauf der 10jährigen Durchführung<br />
des Programms entwickeln, sieht der<br />
Fördermittelgeber vor, dass weitere Fördermittel<br />
der EU, vor allem aber aus verschiedenen<br />
Bundes-, Landes- und kommunalen Ressorts<br />
akquiriert werden. Hierfür steht im Kontext<br />
der Sozialen <strong>Stadt</strong> eine Vielzahl <strong>von</strong> Partnerprogrammen<br />
zur Verfügung, die jeweils für bestimmte<br />
Projekte gezielt beantragt werden können.<br />
Die Aufnahme in das Programm erleichtert<br />
dabei häufig den Zugang zu entsprechenden<br />
Fördermitteln, das Quartiersmanagement im<br />
Rahmen des Programms „Soziale <strong>Stadt</strong>“ kann<br />
helfen, entsprechende Fördermittel zu akquirieren:<br />
Eine mit dem Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“<br />
verbundene Fördermöglichkeit besteht z.B.<br />
durch das ergänzende arbeitsmarktpolitische<br />
ESF-Bundesprogramm „Bildung, Wirtschaft,<br />
Arbeit im Quartier“ (BIWAQ), das<br />
eine Verbesserung der Qualifikation und der<br />
sozialen Situation der Bewohner anstrebt,<br />
um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu<br />
steigern.<br />
Ebenfalls in Betracht könnte das Programm<br />
„STÄRKEN vor Ort“ des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
kommen. Der Fokus liegt auf niedrigschwelligen<br />
und wohnortnahen Mikroprojekten,<br />
die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die<br />
Integration <strong>von</strong> jungen Menschen auf verschiedenen<br />
Ebenen zu fördern sowie Frauen<br />
den Einstieg oder den Wiedereinstieg in das<br />
Erwerbsleben zu erleichtern.<br />
Eine zusätzliche Fördermöglichkeit besteht<br />
über den Aktionsplan „InForm“, der seit<br />
2009 in Hessen über den „Aktionsplan Ernährung,<br />
Bewegung und Entspannung“<br />
konkretisiert wurde und dessen Inhalt es<br />
ist, die Gesundheit sozial Benachteiligter zu<br />
fördern.<br />
Diese Aufzählung <strong>von</strong> weiteren Fördermöglichkeiten<br />
soll dabei nicht abschließend sein, sondern<br />
lediglich Möglichkeiten aufzeigen, an denen<br />
sowohl begleitend als auch weiterführend<br />
zu dem Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ angesetzt<br />
werden kann.
12 Fördergebiet<br />
2.<br />
Fördergebiet<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> befindet sich im Wetteraukreis<br />
und liegt als Mittelzentrum zwischen den<br />
nächstgelegenen Oberzentren Gießen (22km)<br />
und Frankfurt am Main (50km). Die <strong>Stadt</strong> ist<br />
insbesondere über die A5 sowie den Regionalexpress<br />
zwischen Gießen und Frankfurt regional<br />
gut angebunden. Gleichzeitig liegt <strong>Butzbach</strong><br />
im Spannungsfeld mehrerer Naturräume. Besonders<br />
prägend ist der östliche Hinter-Taunus<br />
mit seinen hügeligen Wäldern, der direkt an die<br />
westliche Kernstadt grenzt.<br />
getrennt. Während sich östlich der Bahnstrecke<br />
die Altstadt sowie die großen Gewerbegebiete<br />
befinden, liegen westlich der Strecke vor allem<br />
Wohngebiete.<br />
In diesem westlichen Teil <strong>Butzbach</strong>s befindet<br />
sich auch das Fördergebiet, nämlich am nordwestlichen<br />
Rand der Kernstadt. Im Westen<br />
grenzt es unmittelbar an den Naturpark Taunus,<br />
im Osten an die Bundesstraße 3. An der nördlichen<br />
Grenze des Fördergebietes liegen landwirtschaftliche<br />
Grundstücke.<br />
Innenstadt<br />
Quelle: Masterplan (2001), S. 12<br />
Das <strong>Stadt</strong>gebiet besteht aus einer Kernstadt<br />
und 13 weiteren Ortsteilen. Die Einwohnerzahl<br />
beträgt derzeit rund 25.000 Einwohner, wobei<br />
etwa die Hälfte in der Kernstadt wohnt. Die<br />
Kernstadt <strong>Butzbach</strong> ist eine gewachsene Kleinstadt,<br />
geprägt durch das historische Zentrum<br />
mit der sanierten Altstadt und dem „wieder erwachten“<br />
Schlossgelände rund um das Landgrafenschloss,<br />
in dem nach dem Abzug der<br />
amerikanischen Militärverwaltung die <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
untergebracht ist. Die Kernstadt<br />
wird durch die Bahnstrecke Frankfurt-Gießen<br />
Das Fördergebiet umfasst eine Größe <strong>von</strong> ca.<br />
40ha und beinhaltet das Wohngebiet Degerfeld,<br />
einen Teilbereich der benachbarten Housing<br />
Area sowie eine große Frei- und Freizeitfläche<br />
an der Ebergönser Straße.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
13<br />
Fördergebiet (grün markiert)<br />
Degerfeld<br />
Das Wohngebiet Degerfeld ist ab den 1950er<br />
Jahren am Rande der Kernstadt <strong>Butzbach</strong> entstanden.<br />
Im Gebiet finden sich einerseits private<br />
Ein- und Mehrfamilienhäuser, andererseits<br />
Mietwohnungsbestände im Geschosswohnungsbau,<br />
die sich vor allem im Eigentum der Butz-<br />
bacher Wohnungsgesellschaft (BWG) befinden.<br />
Im ursprünglichen Planungskonzept war als Degerfeld<br />
III eine weitere, verbindende Bebauung<br />
im nördlichen Teil des Gebiets vorgesehen, in<br />
der insbesondere zentrale Infrastruktur- und<br />
Versorgungseinrichtungen geschaffen werden<br />
sollten. Dieser letzte Abschnitt Degerfeld III<br />
wurde jedoch nie realisiert, was sich heute glei-
14 Fördergebiet<br />
chermaßen in einer schlechten Versorgungssituation<br />
wie in einer unvollständig wirkenden<br />
städtebaulichen Struktur niederschlägt. Das<br />
Degerfeld war seit Entstehung <strong>von</strong> seiner besonderen<br />
Lage geprägt. Das Quartier nimmt<br />
nicht nur eine Randlage im Kernstadtgebiet ein,<br />
sondern war durch die unmittelbare Nachbarschaft<br />
zu der Housing Area der US-Army im Süden<br />
und der B 3 im Osten bisher vom restlichen<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet stark getrennt. Dies gilt vor allem,<br />
seit die Housing Area umzäunt wurde. Mit der<br />
Neuentwicklung der Housing Area verbindet<br />
sich nun eine große Entwicklungschance auch<br />
für das Degerfeld.<br />
Freifläche an der B 3<br />
Teile der Housing Area<br />
In das Fördergebiet wurden aus der Housing<br />
Zudem umfasst das Fördergebiet auch eine<br />
Freifläche an der B 3 im Eingangsbereich des<br />
Degerfelds. Diese bietet derzeit einen ungeordneten<br />
ersten Eindruck des Fördergebietes. Die<br />
einzige Zugangsstraße <strong>von</strong> der B 3 in das Fördergebiet<br />
geht hier ab, daher spielt das Gelände<br />
eine wichtige Rolle für das Image des Quartiers.<br />
Die Freifläche ist undefiniert und nicht eindeutig<br />
abgegrenzt und besitzt bis auf den angesiedelten<br />
Reithof keine klare Funktion. Obwohl<br />
die Freifläche an der B 3 als Festwiese angelegt<br />
ist, wird sie kaum entsprechend genutzt. Sie ist<br />
zur B 3 durch einen Vegetationsstreifen abgegrenzt.<br />
Area drei Teilbereiche aufgenommen, nämlich<br />
die nördlichen Wohnungsbestände, die direkt<br />
an den Geschoßwohnungsbau des Degerfelds<br />
anschließen, der soziale Infrastrukturbereich<br />
mit der ehemaligen Schule und dem ehemaligen<br />
Hospital sowie der weitgehend unbebaute<br />
Eingangsbereich zur B 3 hin, auf dem sich insbesondere<br />
Kleinsportfelder befinden.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
15<br />
Eine Besonderheit des Fördergebiets ist der<br />
Umstand, dass sich hier mehrere archäologische<br />
Fundstätten befinden. Am westlichen<br />
Rand des Gebiets befinden sich Überreste des<br />
obergermanischen Limes, die sich auch im Degerfeld<br />
fortsetzen. Innerhalb des Gebietes sind<br />
außerdem Überreste <strong>von</strong> zwei römischen Kastellen,<br />
dem Kleinkastell Degerfeld und dem<br />
Kastell Hunneburg, sowie eines römischen Lagerdorfs<br />
vorhanden. Während das Kastell Degerfeld<br />
überbaut ist, wird das Gebiet des Kastells<br />
Hunnenburg als Grünfläche bzw. Festwiese<br />
genutzt. Die Überreste der römischen Siedlung<br />
(„vicus“) erstrecken sich samt Gräberfeld in den<br />
südwestlichen Teil der Housing Area. Dort befinden<br />
sich auch die Sportstätten und Wiesen der<br />
ehemaligen Housing Area sowie einige kleinere<br />
Gebäude.<br />
Kastell Hunneburg<br />
Das Kohorten-Kastell Hunneburg beherbergte einst<br />
die römische Infanterieabteilung <strong>von</strong> ca. 500 Mann.<br />
Die ungewöhnliche Größe des Kastells weist auf<br />
eine wichtige strategische Rolle des Kastells hin.<br />
Seine Funktion bestand darin, die wenigen Grenzübergänge<br />
zu sichern. Mit vermutlich über vier<br />
Hektar war die Hunneburg sogar noch größer als<br />
die Saalburg bei Bad Homburg. Damit war es eines<br />
der größten seiner Art am Obergermanischen<br />
Limes. Im 17. Jahrhundert hielt man die steinernen<br />
Reste fälschlicherweise für eine Burg des Hunnenkönigs<br />
Attils, daher auch der Name.<br />
Im Juli 2005 wurde der Limes <strong>von</strong> der UNESCO<br />
in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.<br />
Zum Weltkulturerbe gehören dabei die beiden<br />
Kastelle sowie der Limesverlauf. Hier ist eine<br />
Bebauung aus Gründen des Weltkulturerbes<br />
kaum möglich. Die Funde im römischen Lagerdorf<br />
gehören nicht zum Weltkulturerbe. Aber dieser<br />
Bereich wird <strong>von</strong> Seiten der Archäologie als<br />
„Grabungszone“ klassifiziert. Er zählt zwar<br />
nicht zum Weltkulturerbe, bildet jedoch eine<br />
Zone, in der vor einer Bebauung oder sonstigen<br />
Eingriffen (v.a. Erd-/Tiefbauarbeiten) zunächst<br />
archäologische Grabungen durchgeführt werden<br />
müssten. Der Zustandsstörer hätte die dabei<br />
entstehenden Grabungskosten zu tragen.<br />
Quelle: Dieter Wolf (1996), Museum <strong>Butzbach</strong>
16 Fördergebiet<br />
Kleinkastell<br />
„Degerfeld“<br />
Limes<br />
Römisches<br />
Lagerdorf<br />
„vicus“<br />
Kastell<br />
„Hunneburg“<br />
Einzelfunde<br />
Grabungszone<br />
Weltkulturerbe
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 17<br />
3.<br />
Partizipative Konzepterstellung<br />
Als erster Schritt in Rahmen des Programms<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“ wurde <strong>von</strong> der <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
die Erarbeitung eines sogenannten „Integrierten<br />
Handlungskonzepts“ beauftragt.<br />
„Integriert“ ist das Konzept deswegen, weil es<br />
sozialräumliche, städtebauliche, wirtschaftliche,<br />
kulturelle und ökologische Aspekte der Gebietsentwicklung<br />
gleichzeitig einbezieht. Das Integrierte<br />
Handlungskonzept ist die Grundlage für<br />
die Durchführung des Programms im Fördergebiet.<br />
Es dient der Formulierung <strong>von</strong> Entwicklungszielen<br />
sowie der Darstellung der geplanten<br />
Maßnahmen und Projekte zur Erreichung dieser<br />
Entwicklungsziele. Dabei stellt es ein Arbeitsprogramm<br />
dar, das das Einverständnis zwischen<br />
den lokalen Akteuren, der Verwaltung, der Politik<br />
und dem Fördermittelgeber markiert.<br />
Mit der Erstellung des Konzeptes wurde die NH-<br />
Projekt<strong>Stadt</strong> der Nassauischen Heimstätte aus<br />
Frankfurt beauftragt - eine Gesellschaft, die seit<br />
über 30 Jahren Erfahrung in der konzeptionellen<br />
Vorbereitung und praktischen Durchführung <strong>von</strong><br />
Städtebaufördermaßnahmen in südhessischen<br />
Kommunen hat.<br />
Die partizipative Konzepterstellung erfolgte vom<br />
Januar 2010 bis zum August 2010. Der Arbeitsprozess<br />
gliederte sich dabei in folgende Arbeitsschritte:<br />
Zeitschiene<br />
Arbeitskonzept<br />
Januar<br />
Abstimmung<br />
2010<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
Abstimmung<br />
<strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
10. Februar 2010<br />
Februar/<br />
März<br />
2010<br />
Betroffenen-<br />
Befragung<br />
Ende März 2010<br />
Bestandsaufnahme<br />
Februar/März 2010<br />
Arbeitsgruppe<br />
‚Nahversorgung‘,<br />
23. März 2010<br />
SWOT | Leitbild & Strategien<br />
April/Mai<br />
2010<br />
Abstimmung<br />
<strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
6. Mai 2010<br />
Bürgerforum<br />
13. Juni 2010<br />
Juni<br />
2010<br />
Maßnahmenkonzept<br />
Zeitablaufplanung<br />
Kosten- und<br />
Finanzierungsplanung<br />
Juli/<br />
August<br />
2010<br />
Abstimmung<br />
<strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
30. Juni 2010<br />
Bericht<br />
Ende August 2010<br />
Abstimmung<br />
<strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
02. August 2010
18<br />
Partizipative Konzepterstellung<br />
Für die Bestandaufnahme erfolgte eine Zusammenführung<br />
<strong>von</strong> aktuellen Informationen aus<br />
unterschiedlichen Quellen. Es wurden dabei<br />
nicht nur quantitative, sondern auch qualitative<br />
Befunde berücksichtigt. Insbesondere wurde<br />
eine örtliche, aktualisierende Bestandsaufnahme<br />
der räumlichen Gegebenheiten und eine<br />
Analyse demographischer Daten vor allem aus<br />
der Einwohnerstatistik vorgenommen. Zurückgegriffen<br />
werden konnte zudem auf bereits vorliegende<br />
Untersuchungen, insbesondere auf die<br />
<strong>von</strong> der NH-Projekt<strong>Stadt</strong> 2007 vorgelegte Entwicklungsstudie,<br />
in der eine umfängliche Gesamtschau<br />
auf die demographischen (Bevölkerungsentwicklung,<br />
Alterstruktur und ethnische<br />
Struktur der Bevölkerung, etc.), ökonomischen<br />
(Wirtschaftsstruktur, Erwerbstätigkeit, Tourismus),<br />
wohnungswirtschaftlichen (Angebot,<br />
Nachfrage, Trends), landschaftlichen, verkehrlichen<br />
und anderen Rahmenbedingungen sowohl<br />
auf regionaler als auch auf städtischer und teilräumlicher<br />
Ebene erfolgte.<br />
Die zentrale Aufgabe in der konzeptionellen Arbeit<br />
war es aber, die Sicht der Menschen vor<br />
Ort in die Überlegungen zu integrieren. Im Sinne<br />
einer integrativen Konzepterstellung wurden<br />
daher relevante Multiplikatoren, Akteure und<br />
Bürger vor Ort durch gezielte und öffentliche<br />
Beteiligung eingebunden und deren Überlegungen<br />
und Vorschläge in das vorliegende Konzept<br />
einbezogen. Hierfür wurden <strong>von</strong> der <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
und der NH-Projekt<strong>Stadt</strong> mehrere Wege<br />
eingeschlagen:<br />
<strong>Stadt</strong>teilrunden<br />
Prozess einzubringen, den Prozess in den <strong>Stadt</strong>teil<br />
zu kommunizieren und als Pool und Kontaktbörse<br />
für Projektpartnerschaften zu fungieren.<br />
Insgesamt traf sich die <strong>Stadt</strong>teilrunde viermal:<br />
Am 10. Februar 2010 fand eine erste <strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
im Kinderhaus Pusteblume statt.<br />
Es wurde das Projekt „Soziale <strong>Stadt</strong>“, die<br />
Hintergrundinformation und die geplante<br />
Vorgehensweise vorgestellt und diskutiert.<br />
Eine zweite <strong>Stadt</strong>teilrunde fand am 6. Mai<br />
2010 statt. In dieser Runde wurden die Ergebnisse<br />
der Befragung, der Bestandsaufnahme<br />
und der Arbeitsgruppe, gemeinsam<br />
nach Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken<br />
(SWOT) analysiert, diskutiert und bewertet<br />
(siehe Dokumentation im Anhang).<br />
Die <strong>Stadt</strong>teilrunde wurde außerdem angeregt,<br />
basierend auf der gemeinsam erarbeiteten<br />
SWOT Analyse erste Maßnahmenvorschläge<br />
bei dem Bürgerforum einzubringen.<br />
Der gesamte konzeptionelle Prozess wurde <strong>von</strong><br />
einer <strong>Stadt</strong>teilrunde begleitet. In dieser Runde<br />
waren Multiplikatoren und Vertreter der <strong>Stadt</strong><br />
eingeladen, ihre kritische Expertensicht in den<br />
<br />
Eine erste Diskussion <strong>von</strong> möglichen Maßnahmen<br />
fand in der dritten <strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
am 30. Juni 2010 statt, diesmal bereits im<br />
zwischenzeitlich eröffneten <strong>Stadt</strong>teilbüro.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
19<br />
<br />
Nach einer kritischen und kontroversen Diskussion<br />
wurde gewünscht, in einer vierten,<br />
zusätzlichen <strong>Stadt</strong>teilrunde die Abstimmung<br />
der Maßnahmen weiterzuführen.<br />
In der vierten Runde am 2. August 2010<br />
wurde schließlich das Gespräch zu möglichen<br />
Maßnahmen vertieft und gemeinsam<br />
getragene Ansätze insbesondere für die<br />
kontroversen Themen Versorgung, Quartiersmitte<br />
und Kommunikation gefunden.<br />
Um eine möglichst repräsentative Beteiligung<br />
<strong>von</strong> allen Anwohnergruppen zu erreichen, wurde<br />
der Fragebogen auf Deutsch, Russisch und<br />
Türkisch angeboten. Zusätzlich wurde in etwa<br />
50% der Haushalte der Fragebogen persönlich<br />
übergeben und eine Erläuterung angeboten. In<br />
den anderen 50% der Haushalte erfolgte die<br />
Verteilung der Fragebögen per Briefkastenverteilung.<br />
Die Fragebögen waren entsprechend<br />
den festgelegten Teilgebieten (siehe Kapitel 4.)<br />
vormarkiert, um Ergebnisse sozialraumspezifisch<br />
analysieren zu können.<br />
Der Rücklauf lag bei 26,2%, wobei eine starke<br />
Selektivität der Rückläufe festzustellen ist.<br />
Deutlich überrepräsentiert sind ältere Bewohner<br />
sowie deutsche Bewohner. Insofern sind die<br />
Ergebnisse nicht repräsentativ, vor allem die<br />
Meinungen vieler Migranten konnten mit der<br />
Befragung nicht erfasst werden. Es ist zu empfehlen,<br />
dass im weiteren Verlauf des Förderprogramms<br />
besondere Bemühungen angestellt<br />
werden, Anwohner der Minoritäten mit einzubeziehen.<br />
Dennoch gibt die Befragung wichtige<br />
Hinweise für die Befindlichkeiten im Gebiet, zudem<br />
konnte mit der Aktion umfassend über das<br />
Programm informiert werden. Die Ergebnisse<br />
der Befragung sind im Anhang dokumentiert.<br />
Befragung<br />
Im gesamten Degerfeld wurde Ende März 2010<br />
eine Fragebogenaktion als Haushaltsbefragung<br />
durchgeführt. Das Ziel war, einen vertiefenden<br />
Einblick in die Ansichten und das Empfinden der<br />
Anwohner bezüglich der Wohnqualität und dem<br />
Umfeld im Fördergebiet zu gewinnen. Spezifische<br />
Auskünfte wurden <strong>von</strong> Hauseigentümern<br />
erbeten, um Renovierungs- und Nutzungsabsichten<br />
einschätzen können.
20<br />
Partizipative Konzepterstellung<br />
Bürgerforum<br />
Am 13. Juni 2010 wurde im Zusammenhang<br />
mit dem <strong>Stadt</strong>teilfest „Ein Fest für Alle“, welches<br />
durch das lokale „frühstart“-Projekt initiiert<br />
wurde, ein öffentliches Bürgerforum durchgeführt.<br />
Ideen und Vorschläge aus dem Forum wurden<br />
notiert und in den weiteren konzeptionellen<br />
Prozess einbezogen.<br />
Arbeitsgruppe<br />
In der ersten <strong>Stadt</strong>teilrunde wurde <strong>von</strong> den Teilnehmern<br />
ein besonderes Interesse an einer Arbeitsgruppe<br />
mit dem Thema „Nahversorgung“<br />
ausgedrückt. Diese wurde am 23. März 2010<br />
durchgeführt und war durch eine partizipative<br />
Struktur geprägt. Die Teilnehmer erarbeiteten<br />
eine Darstellung ihrer Bedürfnisse und deren<br />
Umsetzung in mögliche Maßnahmen, welche<br />
im letzten Schritt durch die Teilnehmer selbst<br />
priorisiert wurden (siehe Dokumentation im Anhang).<br />
Eine bisherige Zwischenbilanz und SWOT Analyse<br />
wurde den Anwohnern auf Postern zur<br />
Diskussion vorgestellt (siehe Dokumentation<br />
im Anhang), Vertreter der <strong>Stadt</strong> und der NH-<br />
Projekt<strong>Stadt</strong> standen für Gespräche zur Verfügung.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 21<br />
4.<br />
Bestandsaufnahme<br />
4.1 Teilgebiete<br />
In der Bestandaufnahme soll aufgezeigt werden,<br />
welche Stärken und Schwächen als Ausgangsvoraussetzungen<br />
für die künftige Entwicklung<br />
des Degerfeld bestehen. Da die bewohnten<br />
Zonen im Fördergebiet durch erkennbare städtebauliche,<br />
demographische Unterschiede und<br />
verschiedenartige Eigentumsverhältnisse charakterisiert<br />
sind, wurden zur strategischen Untersuchung<br />
und Entwicklung des Projektes folgende<br />
Teilgebiete gebildet:<br />
<br />
<br />
<br />
Bei Gebiet 4 handelt es sich ebenfalls um<br />
Geschoßwohnungsbau der BWG, jedoch mit<br />
einem jüngeren Baualter als die Gebiete 2<br />
und 5. Es finden sich hier 76 Haushalte.<br />
Gebiet 5 besteht aus Geschoßwohnungsbau<br />
der BWG mit 192 Haushalten.<br />
Bei Gebiet 6 schließlich handelt es sich um<br />
Wohnungsbestand der Housing Area, der<br />
derzeit nicht bewohnt ist.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Gebiet 1 besteht aus den drei städtebaulich<br />
prägnanten Wohnhochhäusern im Eigentum<br />
der <strong>Butzbach</strong>er Wohnungsgesellschaft<br />
(BWG) mit insgesamt 81 Haushalten. 1<br />
Gebiet 2 besteht aus Geschoßwohnungsbau<br />
der BWG mit 237 Haushalten.<br />
Bei den Gebieten 3a (ca. 100 Haushalte),<br />
3b (ca. 20 Haushalte) und 3d (ca. 40 Haushalte)<br />
handelt es sich um Teilgebiete mit<br />
überwiegender Ein- bis Zweifamilienhausbebauung,<br />
weitgehend in Privatbesitz.<br />
Gebiet 3c stellt ein gemischtes Gebiet dar.<br />
Die ca. 210 Haushalte finden sich teils in<br />
Geschoßwohnungsbau, teils in freistehenden<br />
Ein- bis Zweifamilienhäusern, teils in<br />
Reihenhäusern. Die Gebäude befinden sich<br />
teils im Eigentum der BWG (99 Haushalte),<br />
teils im Privatbesitz.<br />
1 Die Anzahl der Haushalte wurde für die BWG-<br />
Bestände <strong>von</strong> der BWG zugearbeitet, für die<br />
anderen Bestände auf Basis der Daten der ekom21<br />
geschätzt.
8<br />
6<br />
4<br />
9<br />
7<br />
2<br />
5<br />
2<br />
1<br />
4<br />
6<br />
5<br />
20<br />
22<br />
24<br />
57<br />
55<br />
53<br />
51<br />
1<br />
14<br />
16<br />
18<br />
4<br />
2<br />
15<br />
U<br />
13<br />
3<br />
1<br />
Weg<br />
14 a<br />
14 b<br />
9<br />
8<br />
6<br />
7<br />
4<br />
2<br />
5<br />
1<br />
2<br />
15<br />
a<br />
4<br />
17<br />
a<br />
a<br />
a<br />
Weg<br />
3<br />
7<br />
1<br />
5<br />
29<br />
1<br />
2<br />
8<br />
6<br />
4<br />
33<br />
1<br />
5<br />
3<br />
39<br />
41<br />
1-3<br />
6<br />
4<br />
3<br />
1<br />
5<br />
7<br />
31<br />
32<br />
5<br />
22<br />
Teilgebiete<br />
Bezeichnung der Teilgebiete<br />
/<br />
erberg<br />
/ /<br />
/<br />
5<br />
5 5<br />
5<br />
329<br />
6 /<br />
O / 6<br />
5 5 /<br />
O<br />
330<br />
/ / /<br />
/<br />
136/1<br />
136/2<br />
136/3<br />
6 / 5<br />
O/ 6 / 5 /<br />
O<br />
6 / 5 O<br />
6<br />
/ 5 / O<br />
23<br />
21<br />
14<br />
12<br />
6 /<br />
O<br />
6 5<br />
/ 5 /<br />
O<br />
/<br />
/ /<br />
/<br />
5/2<br />
U<br />
331<br />
10<br />
136/4<br />
136/5<br />
135/3<br />
16<br />
136/6<br />
135/2<br />
136/7<br />
1715<br />
5<br />
5 5<br />
5<br />
182<br />
134/1<br />
8/1<br />
332<br />
/ / /<br />
/<br />
a<br />
11<br />
13<br />
18<br />
9<br />
/<br />
/ /<br />
/<br />
Pfahlgraben<br />
135/1<br />
Weg<br />
20<br />
11<br />
Kinderspielplatz<br />
134/2 Kinderspielplatz<br />
134/6<br />
134/4<br />
a<br />
134/8<br />
136/10<br />
Merowinger Straße<br />
333<br />
337<br />
134/3<br />
6 / 5 O 6<br />
/ 5 / O<br />
137/27<br />
13/5<br />
126/2<br />
Weg<br />
136/9<br />
137/28<br />
8<br />
133/6<br />
.<br />
7<br />
30 28<br />
.<br />
.<br />
.<br />
22<br />
26<br />
6 /<br />
O 6/<br />
5<br />
/ 5 /<br />
O<br />
20 a<br />
6<br />
24<br />
8<br />
8<br />
5<br />
6 / 5<br />
O<br />
6 //<br />
/ 5<br />
O<br />
Weg<br />
13<br />
1 3<br />
6<br />
3<br />
6<br />
4<br />
15<br />
26<br />
An der Landwehr<br />
Max-Hessemer-Straße<br />
Andreas-Marguth-Straße<br />
137/29<br />
12/1<br />
133/5<br />
136/8<br />
137/53<br />
334<br />
126/3<br />
126/10<br />
Ebersgönser Weg<br />
134/7<br />
126/9<br />
188<br />
134/5<br />
126/4<br />
5<br />
3<br />
5<br />
4<br />
4<br />
7<br />
26<br />
28<br />
17<br />
28<br />
6 /<br />
O<br />
5 / 6 /<br />
5/<br />
O<br />
Gebrüder-Zeuner-Straße<br />
133/7<br />
137/49<br />
Weg<br />
335<br />
24<br />
2<br />
3<br />
9<br />
30<br />
2<br />
8<br />
6<br />
30<br />
Wendelin-Steinbach-Weg<br />
137/48<br />
137/54<br />
126/12<br />
126/11<br />
126/18<br />
137/18<br />
126/5<br />
Parkplatz<br />
133/8<br />
133/2<br />
137/50<br />
126/13<br />
126/24<br />
(5)<br />
(6)<br />
Hochbehälter<br />
2/5<br />
(2)<br />
177/4<br />
O 6/<br />
6 5<br />
/ 5 /<br />
O<br />
126/8<br />
1<br />
19<br />
32<br />
6/ /<br />
126/16<br />
O 6<br />
5 5 /<br />
O<br />
22 20 16<br />
8<br />
11<br />
34<br />
11<br />
17<br />
6/<br />
126/32O<br />
/ 6<br />
5 5 /<br />
O<br />
Zacharias-Rosbach-Straße<br />
11/3<br />
(5)<br />
126/23<br />
134/9 134/11 134/12<br />
133/4<br />
133/10<br />
S<br />
137/39<br />
133/3<br />
3/1<br />
S<br />
138/18<br />
138/17<br />
133/9<br />
133/1<br />
126/22<br />
137/52<br />
137/22<br />
137/23<br />
137/40<br />
126/6<br />
126/14<br />
137/51<br />
137/24<br />
Gerhart-Hauptmann-Straße<br />
138/12<br />
138/10<br />
126/17<br />
126/21<br />
126/25<br />
137/13<br />
126/7<br />
137/12<br />
137/20 137/25<br />
137/19 3a<br />
152/1<br />
152/3<br />
126/15<br />
138/5<br />
126/26<br />
138/22<br />
138/23<br />
126/42<br />
10<br />
9<br />
18<br />
12<br />
Kirchgönser Straße<br />
Weg<br />
Pohlgönser Straße<br />
Spielplatz<br />
138/21<br />
152/15<br />
152/16<br />
152/5<br />
183<br />
126/28<br />
126/27<br />
126/33<br />
137/11<br />
126/37 126/40<br />
137/8<br />
151/1<br />
137/21 137/10<br />
2<br />
126/34<br />
126/35<br />
47<br />
6<br />
Weg<br />
137/7<br />
6<br />
O / 6 /<br />
5<br />
/ 5<br />
O<br />
7<br />
4<br />
2<br />
137/6<br />
137/47 137/43<br />
137/46<br />
138/31<br />
138/33<br />
138/4<br />
126/41<br />
138/34<br />
137/34<br />
138/27<br />
138/26<br />
45<br />
137/35 149/107<br />
138/29<br />
138/13<br />
5<br />
138/8<br />
138/6<br />
138/32<br />
12<br />
43<br />
14<br />
120/2<br />
119<br />
118<br />
117<br />
116<br />
10<br />
3<br />
115<br />
149/112<br />
138/2<br />
114<br />
113<br />
137/37<br />
137/36<br />
112<br />
41<br />
111<br />
109/2<br />
109/1<br />
108<br />
106<br />
149/119<br />
149/62<br />
1<br />
105<br />
Pohlgönser Straße<br />
120/1<br />
1<br />
39<br />
104<br />
110/2<br />
149/113<br />
Limesstraße<br />
149/11<br />
149/10<br />
149/127<br />
110/1<br />
1<br />
107<br />
Degerfeldschule<br />
S<br />
149/48<br />
149/92<br />
4<br />
2<br />
3-5<br />
2<br />
149/75<br />
149/7<br />
Weg<br />
184<br />
Spielplatz<br />
7<br />
9<br />
1<br />
Bruckneweg<br />
1-3<br />
1<br />
2<br />
Chattenstraße<br />
149/86<br />
149/95<br />
149/105<br />
149/102 149/106<br />
149/96 149/104<br />
149/101<br />
149/103<br />
149/100<br />
149/98<br />
149/97<br />
149/4<br />
149/76<br />
149/99<br />
149/23<br />
Im Degerfeld<br />
149/120<br />
149/109<br />
4 6 8<br />
3<br />
14 16<br />
12<br />
10<br />
4<br />
13 11<br />
4-6<br />
4<br />
16<br />
10<br />
149/115<br />
149/116 6 /<br />
O<br />
6 5 //<br />
/ 5<br />
O<br />
152/7<br />
6 / 5<br />
150/2<br />
152/9<br />
O<br />
6 /<br />
/ 5<br />
O<br />
152/11<br />
190/1<br />
3b 6<br />
152/13<br />
152/12<br />
152/6<br />
152/14<br />
152/8<br />
152/10<br />
149/91<br />
Weg<br />
Parkplatz<br />
149/87<br />
149/88<br />
Texas Road<br />
Händelweg<br />
Weg<br />
149/27 149/114 149/43<br />
149/26<br />
149/25<br />
149/24<br />
149/132<br />
149/41<br />
149/40<br />
149/39<br />
5<br />
a<br />
a<br />
149/38<br />
149/14<br />
149/15<br />
149/90<br />
149/78<br />
149/89<br />
a<br />
149/133<br />
a<br />
a<br />
149/123<br />
149/54<br />
63<br />
149/122<br />
149/36<br />
149/37<br />
a<br />
a<br />
149/44<br />
64<br />
21 19<br />
65/1<br />
65/2<br />
66<br />
149/70<br />
2<br />
67<br />
Kindertagesstätte<br />
8<br />
149/55<br />
14<br />
20<br />
6<br />
7-9<br />
68/1<br />
a<br />
99/5<br />
100/11<br />
12<br />
18<br />
149/61<br />
88/4<br />
68/2<br />
149/81<br />
149/128<br />
25 23<br />
Texas Road<br />
103<br />
3c<br />
191/2<br />
102/2<br />
22<br />
102/1<br />
230<br />
232/2<br />
88/7<br />
185<br />
10-12<br />
177/6<br />
229<br />
224/2<br />
31 27<br />
100/8<br />
24<br />
224/1<br />
219<br />
Mozartstraße<br />
26<br />
Weg<br />
Haydnstraße<br />
222/1<br />
221<br />
220<br />
228<br />
223/2<br />
88/8<br />
101/1<br />
10<br />
37 35<br />
Lisztstraße<br />
236<br />
13-15<br />
227<br />
28<br />
46/3<br />
179/7<br />
77/9<br />
11<br />
88/9<br />
Texas Road<br />
30<br />
88/10<br />
226<br />
69/2<br />
231/3<br />
45/1<br />
Weg<br />
215<br />
216<br />
217<br />
218<br />
44/1<br />
42/1<br />
32<br />
43/1<br />
69/1<br />
225<br />
41/1<br />
16-18<br />
70/10<br />
Weg<br />
208<br />
207<br />
206<br />
40/1<br />
39/1<br />
209<br />
88/19<br />
6 / 5<br />
O<br />
6 /<br />
/ 5<br />
O<br />
88/18<br />
38/1<br />
34<br />
234<br />
214<br />
210/1<br />
37/1<br />
10<br />
2 8<br />
45 43<br />
35/6<br />
35/5<br />
Brahmsstraße<br />
36/1<br />
77/11<br />
77/12O 6 / 5 6 / 5 / O<br />
235<br />
35/3<br />
36<br />
213<br />
19-21<br />
69/3<br />
212<br />
204<br />
205<br />
Weg<br />
38<br />
203<br />
Texas Road<br />
69/4<br />
77/10<br />
202<br />
177/7<br />
Weg<br />
40<br />
1/27<br />
178/8<br />
211<br />
201<br />
200/1<br />
199/1<br />
26<br />
Weg<br />
22-24<br />
21-29<br />
15<br />
51<br />
233<br />
17<br />
198/1 198/3 198/4<br />
U<br />
25<br />
26<br />
2<br />
Weg<br />
21/13<br />
6/ 5<br />
O / 6<br />
5 /<br />
O<br />
Texas Road<br />
42<br />
B3<br />
27 28<br />
8<br />
4<br />
1<br />
6<br />
22<br />
16<br />
4<br />
3<br />
6<br />
Gluckstraße<br />
Johann-Sebastian-Bach-Straße<br />
21/6<br />
193/1<br />
260<br />
198/5<br />
196/42<br />
34/1<br />
261<br />
32/1<br />
239/1<br />
240/4<br />
Texas Road<br />
255<br />
4<br />
195/54<br />
30/1<br />
262<br />
240/5<br />
240/6<br />
20<br />
21/12<br />
14<br />
29 30<br />
256<br />
2<br />
2<br />
18<br />
239/4<br />
12<br />
Ebersgönser Weg<br />
254<br />
5<br />
8<br />
10<br />
1/28<br />
257<br />
263<br />
4<br />
259<br />
1<br />
136<br />
S<br />
7<br />
253<br />
258<br />
252<br />
3<br />
6<br />
Regerstraße<br />
248<br />
21/11 241/1<br />
1/18<br />
247<br />
2<br />
1/21<br />
1<br />
115<br />
S<br />
74/7<br />
6 / 5<br />
O 6/<br />
/ 5 / O<br />
264<br />
5<br />
113<br />
1/19<br />
Lagerplatz<br />
249 250<br />
246<br />
3d<br />
Wetzlarer Straße<br />
3<br />
4<br />
Schumannstraße<br />
242<br />
163/2<br />
164/2<br />
165/3<br />
251<br />
166/1<br />
1/25<br />
1/17<br />
243<br />
Mehr-<br />
zweck-<br />
S<br />
S<br />
14/5<br />
167/1<br />
U<br />
5<br />
platz<br />
74/14<br />
245<br />
244<br />
168/1<br />
1/20<br />
174/20<br />
140/2<br />
141<br />
74/6<br />
169/1<br />
1/23<br />
1/22<br />
AL<br />
74/10<br />
170/4<br />
74/15<br />
81<br />
S<br />
74/1<br />
1/34<br />
196/41<br />
1<br />
A<br />
AL<br />
8/2<br />
151/2<br />
174/8<br />
Ebersgönser Weg<br />
174/19<br />
1-3<br />
397/2
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 23
24 Bewohner und Nachbarschaft<br />
4.2 Bewohner und Nachbarschaft<br />
Im eigentlichen Fördergebiet leben rund 1912<br />
Einwohner (Stand 2010) in ca. 950 Haushalten.<br />
Die Struktur der Bevölkerung weist dabei einige<br />
Besonderheiten auf und ist verschiedenen<br />
Trends unterworfen.<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
Zunächst soll eine kurze Betrachtung der quantitativen<br />
Entwicklung der Bevölkerung erfolgen.<br />
Ausgehend <strong>von</strong> der gesamtstädtischen Entwicklung<br />
ergibt sich dabei folgendes Bild: Während<br />
die Bevölkerungsentwicklung <strong>Butzbach</strong>s über<br />
Jahrzehnte bis zur Jahrtausendwende <strong>von</strong> kontinuierlichem<br />
Wachstum geprägt war, so gehen<br />
Prognosen für die künftige Entwicklung da<strong>von</strong><br />
aus, dass die Bevölkerungsentwicklung eher<br />
rückläufig verlaufen wird. So hat die Bertelsmannstiftung<br />
2006 errechnet, dass <strong>Butzbach</strong><br />
bis 2025 ca. 1,6% seiner Bevölkerung verlieren<br />
wird. In den Prognosen der Bertelsmannstiftung<br />
folgt dabei <strong>Butzbach</strong> weitgehend dem<br />
hessischen Trend, unterscheidet sich aber <strong>von</strong><br />
den Erwartungen für den Landkreis.<br />
1<br />
Relative Bevölkerungsentwicklung<br />
Prognose im Vergleich zu 2006<br />
<strong>Butzbach</strong> Wetteraukreis (Landkreis) Hessen<br />
Landesamtes zur Wanderung und der natürlichen<br />
Bevölkerungsentwicklung in <strong>Butzbach</strong> in<br />
den Jahren 2006 - 2008:<br />
Personen<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
-150<br />
-200<br />
-250<br />
-300<br />
Wanderungssaldo und Natürliche<br />
Bevölkerungsbewegung in <strong>Butzbach</strong><br />
Wanderungssaldo<br />
-70<br />
-64<br />
Quelle: HSL (2009), eigene Darstellung<br />
Natürliche Bevölkerungsbewegung<br />
-245<br />
Sowohl 2006 als auch 2007 stellt sich die Entwicklung<br />
dabei deutlich rückläufig dar, nur im<br />
Jahr 2008 konnten die Rückläufe durch Zuwanderung<br />
ausgeglichen werden. Es ist aber<br />
kaum anzunehmen, dass dies eine Trendwende<br />
einläutet. Insgesamt wird die Bevölkerungsentwicklung<br />
in <strong>Butzbach</strong> wie in fast allen bundesdeutschen<br />
Kommunen angesichts einer<br />
niedrigen Fertilitätsrate auch künftig stark <strong>von</strong><br />
einem Sterbeüberschuss geprägt sein. Die Einwohnerzahlen<br />
werden sich daher nur dann halten<br />
oder gar erhöhen, wenn es zu einer starken<br />
Zuwanderung kommt und gleichzeitig Abwanderung<br />
verhindert wird.<br />
62<br />
-45 -38<br />
2006 2007 2008<br />
Jahr<br />
Veränderung in %<br />
0,5<br />
0<br />
-0,5<br />
-1<br />
-1,5<br />
-2<br />
Diese Tendenzen werden sich auch im Degerfeld<br />
widerspiegeln und somit ein Thema mit Handlungsbedarf<br />
darstellen.<br />
-2,5<br />
2005 2010 2015 2020 2025<br />
Jahr<br />
Quelle: Bertelsmannstiftung (2006): Wegweiser Kommune<br />
Der Trend zu einem Ende des Bevölkerungswachstums<br />
in <strong>Butzbach</strong> zeigt sich auch in den<br />
aktuellen Zahlen des Hessischen Statistischen<br />
Altersstruktur<br />
Weit stärker noch als die quantitative Entwicklung<br />
der Bevölkerung wird die Zukunft der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Butzbach</strong> und insbesondere des Degerfelds<br />
<strong>von</strong> der Veränderung der Alterstruktur geprägt<br />
sein.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 25<br />
Auch hier zeigt sich in <strong>Butzbach</strong> ein typisches<br />
Merkmal des demographischen Wandels in ganz<br />
Deutschland, nämlich die Alterung der Gesellschaft.<br />
So geht die Prognose der Bertelsmannstiftung<br />
aus dem Jahr 2006 für die <strong>Butzbach</strong>er<br />
Altersstruktur im Jahr 2025 da<strong>von</strong> aus, dass es<br />
bis dahin in allen Altersgruppen ab 45 Jahre zu<br />
Zuwächsen kommt, während sich alle Altersgruppen<br />
unter 45 Jahren rückläufig entwickeln.<br />
Diese Entwicklung hin zu einem höheren Anteil<br />
älterer Menschen an der Bevölkerung wird<br />
im Degerfeld gewissermaßen bereits vorweggenommen.<br />
Vergleicht man die aktuelle Altersstruktur<br />
im Degerfeld mit jener der gesamtstädtischen<br />
Bevölkerung, zeigt sich, dass<br />
überdurchschnittlich viele ältere Menschen im<br />
Degerfeld wohnen: Der Anteil an älteren Personen<br />
ab 64 Jahren liegt im Degerfeld bei 26%,<br />
während in der Gesamtstadt der Anteil der<br />
über 65-jährigen (wie auch im hessischen<br />
Durchschnitt) bei 20% liegt.<br />
Von großem Interesse für die weitere Entwicklung<br />
ist hierbei vor allem, dass es in<br />
den Teilräumen des Degerfelds (vgl. Kapitel<br />
4.1) deutliche Unterschiede in der Altersstrukturverteilung<br />
gibt: So sind insbesondere<br />
in den Gebieten der privaten Mehrund<br />
Einfamilienhäuser (Gebiete 3a, 3b und<br />
3d) im Durchschnitt mehr als 32% der Personen<br />
über 64 Jahre, während es nur sehr<br />
wenige Kinder und Jugendlichen gibt. In einigen<br />
Teilgebieten mit Mehrfamilienhäusern<br />
der BWG (Gebiet 2 und 4) gibt es dagegen<br />
einen überdurchschnittlich hohen Anteil an<br />
Kindern und Jugendlichen.<br />
Altersstruktur <strong>Butzbach</strong> Vergleich 2006 und 2025 (Prognose)<br />
8000<br />
7000<br />
2006 2025<br />
6.904<br />
7.280<br />
6.851<br />
6000<br />
5.590<br />
Einwohner<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
623 568<br />
672 584<br />
1.037<br />
805<br />
1.820<br />
1.570<br />
1.301 1.435<br />
932<br />
686<br />
4.613<br />
3.596<br />
1.961<br />
1.214<br />
0<br />
0 bis 2-<br />
Jährige<br />
3 bis 5-<br />
Jährige<br />
6 bis 9-<br />
Jährige<br />
10 bis15-<br />
Jährige<br />
16 bis 18-<br />
Jährige<br />
19 bis 24-<br />
Jährige<br />
25 bis 44-<br />
Jährige<br />
45 bis 64-<br />
Jährige<br />
65 bis 79-<br />
Jährige<br />
ab 80-<br />
Jährige<br />
Altersgruppe<br />
Quelle: Bertelsmannstiftung (2006): Wegweiser Kommune, eigene Darstellung
26 Bewohner und Nachbarschaft<br />
Alterstruktur im Degerfeld nach Teilgebieten<br />
0 - 16 Jahre 64 und älter<br />
40%<br />
37%<br />
36%<br />
35%<br />
32%<br />
30%<br />
30%<br />
26%<br />
23%<br />
24%<br />
25%<br />
19%<br />
19%<br />
20%<br />
20%<br />
17%<br />
15%<br />
15%<br />
15%<br />
12%<br />
10%<br />
10%<br />
7%<br />
5%<br />
0%<br />
TG 1 TG 2 TG 3a TG 3b TG 3c TG 3d TG 4 TG 5<br />
Teilgebiet<br />
Quelle: ekom 21 (2010), eigene Darstellung<br />
Betrachtet man die Verteilung des Jugend- und<br />
Altenquotienten in den Teilgebieten ergibt sich<br />
ein ähnliches Bild: Auffällig ist hierbei aber auch,<br />
dass beide Quotienten im Schnitt auf einem insgesamt<br />
recht hohen Niveau liegen. Dies deutet<br />
auf eine relativ kleine Gruppe <strong>von</strong> Personen im<br />
erwerbsfähigen mittleren Alter hin, was sich negativ<br />
auf die zu erwartende Kaufkraft und das<br />
sozioökonomische Potential im Degerfeld auswirkt.<br />
Strategien und Maßnahmen gefunden werden<br />
müssen, um den <strong>Stadt</strong>teil für seine immer<br />
älter werdenden Bewohner attraktiv,<br />
nutzbar und barrierefrei zu gestalten.<br />
Gleichzeitig sollten aber auch Strategien<br />
und Maßnahmen entwickelt werden, wie das<br />
Degerfeld für junge Leute attraktiv gemacht<br />
werden kann, um junge Bewohner im Gebiet<br />
zu halten und den Zuzug neuer junger<br />
Familien anzuregen.<br />
Eine besondere Berücksichtigung der Bedürfnisse<br />
gerade der jüngeren und der älteren Generation<br />
ergibt sich auch aus der Befragung<br />
(vgl. Kapitel 3): So werden dort häufig bessere<br />
Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche gewünscht,<br />
aber auch die Unterstützung älterer<br />
Menschen im Degerfeld.<br />
Geschlecht<br />
Quotient<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
42<br />
Jugend- und Altersquotient in den einzelnen Teilgebieten im Degerfeld<br />
Jugendquotient: Anzahl unter 24-Jährige<br />
je 100 24- bis unter 64-jährige<br />
61<br />
57<br />
46<br />
16<br />
70<br />
28<br />
61<br />
44 44<br />
Altersquotient: Anzahl 64-jährige und Ältere<br />
je 100 24- bis unter 64-jährige<br />
79<br />
38<br />
63<br />
42<br />
50 51<br />
44<br />
41<br />
TG 1 TG 2 TG 3a TG 3b TG 3c TG 3d TG 4 TG 5 gesamt<br />
Degerfeld<br />
Teilgebiet<br />
Quelle: ekom21 (2010), eigene Berechnung und Darstellung<br />
Aus dem Trend der Altersentwicklung im Gebiet<br />
ergeben sich Konsequenzen für die künftige<br />
Entwicklung:<br />
In <strong>Butzbach</strong> leben fast genauso viele Männer<br />
wie Frauen. Das Verhältnis <strong>von</strong> 1008 Frauen<br />
auf 1000 Männer liegt damit unter dem Durchschnitt<br />
des Wetteraukreises und des Landes<br />
Hessen. Die Werte für das Degerfeld weichen<br />
allerdings stark vom Durchschnitt der Gesamtstadt<br />
ab und lassen auch die regionalen Werte<br />
weit hinter sich.<br />
Anzahl weiblicher Einwohner auf 1000 männliche Einwohner<br />
1200<br />
1147<br />
1150<br />
1100<br />
1034 1042<br />
1050<br />
1008<br />
1000<br />
<br />
Es ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass der Altenquotient<br />
insbesondere in den Eigenheimgebieten<br />
noch weiter steigen wird. Die Konsequenz<br />
daraus ist zunächst einmal, dass<br />
950<br />
900<br />
Degerfeld <strong>Butzbach</strong> Wetteraukreis Hessen<br />
Quelle: HSL, ekom21 (2010), eigene Berechnung,<br />
eigene Darstellung
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 27<br />
Ein Grund für den großen Überschuss an weiblichen<br />
Bewohnern im Degerfeld könnte das hohe<br />
Durchschnittsalter im <strong>Stadt</strong>teil im Zusammenhang<br />
mit der höheren Lebenserwartung <strong>von</strong><br />
Frauen sein. Es kann also <strong>von</strong> einer starken<br />
Präsenz weiblicher Senioren ausgegangen werden,<br />
welche im Zuge der Maßnahmenplanung<br />
besonders berücksichtigt werden sollte.<br />
Ausländeranteil<br />
Der Ausländeranteil im Degerfeld beträgt<br />
14,86% und liegt damit nicht nur deutlich über<br />
dem Ausländeranteil der Gesamtstadt <strong>von</strong><br />
8,36%, sondern auch über dem Durchschnitt<br />
des Wetteraukreises und des Landes Hessen.<br />
Ausländeranteil im Degerfeld und in <strong>Butzbach</strong><br />
16%<br />
14,86%<br />
12%<br />
8,36%<br />
8%<br />
4%<br />
Er wird dabei lokal umso stärker wahrgenommen,<br />
weil <strong>Butzbach</strong> und der Wetteraukreis insgesamt<br />
vergleichsweise niedrige Ausländeranteile<br />
ausweisen. In der Mehrzahl der Kommunen<br />
im Gebiet des Planungsverbandes Rhein-Main<br />
ist seit 1987 ein Anstieg der nichtdeutschen<br />
Bevölkerung zu beobachten. Die Kommunen<br />
mit hohen Anteilen nichtdeutscher Bevölkerung<br />
konzentrieren sich allerdings vor allem auf den<br />
Kern der Region Frankfurt, Offenbach und die<br />
v.a. südwestlich angrenzenden Teilräume, etwa<br />
Kelsterbach oder Raunheim mit rund 30%. Im<br />
Gegensatz dazu dominieren im nördlichen Verbandsgebiet<br />
die Mitgliedskommunen, welche<br />
einen weit unterdurchschnittlichen Ausländeranteil<br />
aufweisen.<br />
Ähnlich wie bei der Altersstruktur ergeben sich<br />
auch bezüglich des Ausländeranteils in der<br />
räumlichen Verteilung innerhalb des Degerfelds<br />
starke Unterschiede. So leben in den Teilgebieten<br />
mit einem hohen Anteil an älterer Bevölkerung<br />
(3a, 3b, 3d) kaum ausländische Bewohner,<br />
dagegen liegt ihr Anteil in den Teilgebieten<br />
der Mietwohnungen der BWG teilweise bei über<br />
20%.<br />
Ausländeranteil im Degerfeld<br />
25%<br />
23,8%<br />
20,8%<br />
20%<br />
14,6%<br />
15%<br />
12,8%<br />
10,6%<br />
10%<br />
5,9%<br />
5%<br />
2,9%<br />
2,7%<br />
0%<br />
TG 1 TG 2 TG 3a TG 3b TG 3c TG 3d TG 4 TG 5<br />
Teilgebiet<br />
0%<br />
Degerfeld<br />
<strong>Butzbach</strong><br />
Quelle: ekom 21 (2010), eigene Darstellung<br />
Quelle: ekom 21, HSL (2009/2010), eigene Darstellung<br />
Migrationsbevölkerung<br />
Bei den oben dargestellten Zahlen zum Ausländeranteil<br />
ist zu berücksichtigen, dass nur die<br />
Anteile der Bevölkerung mit einer ausländischen<br />
Nationalität betrachtet wurden. Nicht erfasst<br />
sind somit alle Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
die die deutsche Nationalität besitzen,<br />
insbesondere Spätaussiedler, ehemalige Ausländer,<br />
die per Einbürgerung die deutsche Staatsangehörigkeit<br />
erlangt haben oder Kinder <strong>von</strong><br />
Ausländern, die unter den Voraussetzungen des<br />
§ 4 Abs. 3 StAG nach dem Optionsmodell des<br />
neuen Staatsangehörigkeitsrechts ab dem Jah-
28 Bewohner und Nachbarschaft<br />
re 2000 per Geburt (auch) die deutsche Staatsbürgerschaft<br />
erlangt haben. All diese Gruppen<br />
sind zwar keine Ausländer, wohl aber Menschen<br />
mit einem Migrationshintergrund 1 .<br />
Dem Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund<br />
im Degerfeld kann sich genähert werden,<br />
in dem zu den 15% Ausländern auch jene Menschen<br />
betrachtet werden, die eingebürgert wurden<br />
(4%) oder die neben der deutschen noch<br />
eine zweite Staatsbürgerschaft besitzen (23%).<br />
Daraus ergibt sich ein Anteil <strong>von</strong> Menschen mit<br />
einem entsprechenden Migrationshintergrund<br />
<strong>von</strong> 42% 2 .<br />
Bewohner nach Migrationshintergrund<br />
im Gesamtgebiet Degerfeld<br />
Deutsche ohne Migrationshintergrund<br />
Ausländer<br />
doppelte Staatsbürgerschaft<br />
Eingebürgerte<br />
23%<br />
15%<br />
4%<br />
58%<br />
Quelle: ekom21 (2010), eigene Darstellung<br />
Betrachtet man nun die Verteilung der Menschen<br />
mit Migrationshintergrund in den einzelnen<br />
Teilgebieten, so tritt die räumliche Konzentration<br />
noch deutlicher zu Tage: Der Anteil an<br />
Menschen mit Migrationshintergrund reicht dabei<br />
<strong>von</strong> etwa 8% im Teilgebiete 3d bis zu etwa<br />
55% im Teilgebiet 2.<br />
1 Im Mikrozensus 2005 des Statistischen Bundesamtes<br />
wurde die Bevölkerung mit Migrationshintergrund<br />
daher erstmals auch in diesem Sinne<br />
erfasst. Die Definition des Statistischen Bundesamtes<br />
umfasst dabei folgende Gruppen: Alle nach<br />
1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik<br />
Deutschland Zugewanderten sowie alle in Deutschland<br />
geborenen Ausländer und alle in Deutschland<br />
als Deutsche Geborenen mit zumindest einem<br />
zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland<br />
geborenen Elternteil. (Statistisches Bundesamt,<br />
2007).<br />
2 Vollständig ist diese Betrachtung selbstverständlich<br />
auch nicht, denn es fehlen immer noch eine<br />
Reihe <strong>von</strong> Menschen, die nach der o.g. Definition<br />
des Statistischen Bundesamt einen Migrationshintergrund<br />
besitzen, also z.B. Kinder <strong>von</strong> Migranten,<br />
die bei deren Geburt bereits eingebürgert waren.<br />
Dies haben zwar auch einen Migrationshintergrund,<br />
besitzen aber weder eine doppelte Staatsbürgerschaft<br />
noch sind sie eingebürgert worden.<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
Bevölkerung nach Migrationshintergrund<br />
in den Teilgebieten<br />
Eingebürgerte<br />
doppelte Staatsbürgerschaft<br />
Ausländer<br />
Deutsche ohne Migrationshintergrund<br />
0%<br />
TG 1 TG 2 TG 3a TG 3b TG 3c TG 3d TG 4 TG 5<br />
Teilgebiet<br />
Quelle: ekom21 (2010), eigene Darstellung<br />
In der Betrachtung der Zusammensetzung der<br />
Bevölkerung mit Migrationshintergrund zeigt<br />
sich, dass insbesondere zwei Gruppen eine starke<br />
Bedeutung haben, nämlich türkische bzw.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 29<br />
türkischstämmige Menschen und Zuwanderer<br />
aus der ehemaligen Sowjetunion, insbesondere<br />
Aussiedler. Unter der ausländischen Bevölkerung<br />
stellen Bewohner mit türkischer Nationalität<br />
mit 51% knapp die Hälfte, Menschen aus<br />
GUS-Staaten stellen hier lediglich einen Anteil<br />
<strong>von</strong> 11% 3 . Da jedoch gerade die Aussiedler<br />
überwiegend die deutsche Staatsangehörigkeit<br />
besitzen, ist ihr Anteil an der Bevölkerung mit<br />
Migrationshintergrund wesentlich höher.<br />
die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion<br />
darstellt.<br />
Dabei zeigen sich auch beim Anteil an Aussiedlern<br />
in der Mieterschaft der BWG wieder deutliche<br />
Unterschiede in den Teilräumen. Betrachtet<br />
man zudem Haushalte statt Einzelpersonen, so<br />
zeigt sich, dass z.B. im Teilgebiet 4 der Anteil an<br />
Aussiedlerhaushalten in den BWG-Beständen<br />
über 40% beträgt.<br />
Tatsächlich machen gerade Aussiedlerfamilien<br />
im Degerfeld einen starken Anteil der Bewohnerschaft<br />
aus. Dies verdeutlicht die Betrachtung<br />
des ethnischen Hintergrunds der Mieter<br />
im Wohnungsbestand der BWG im Degerfeld im<br />
Vergleich der Jahre 1988, 2006 und 2010: Hier<br />
lässt sich einerseits erkennen, dass insgesamt<br />
der Anteil an Mietern mit einem Migrationshintergrund<br />
aus der Türkei oder einem GUS-Staat<br />
zwischen 1988 und 2006 deutlich angestiegen<br />
ist, sich <strong>von</strong> 2006 bis 2010 jedoch leicht rückläufig<br />
darstellt. Gleichzeitig wird deutlich, dass<br />
die stärkste Gruppe unter den Mietern mit Migrationshintergrund<br />
sowohl 2006 als auch 2010<br />
Personen<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Herkunft der Mieter in BWG-Wohnungen<br />
767<br />
1988 2006 2010<br />
495<br />
229<br />
177<br />
102 93<br />
21 25 19<br />
43<br />
k.A.<br />
k.A.<br />
Deutschland GUS/Aussiedler Türkei Sonstige<br />
Quelle: BWG (2010), eigene Darstellung<br />
Anteil Aussiedlerhaushalte in BWG-Teilgebieten<br />
45%<br />
40,8%<br />
30%<br />
28,4%<br />
21,5%<br />
26,3%<br />
24,0%<br />
25,8%<br />
15%<br />
0%<br />
TG 1 TG 2 TG 3c TG 4 TG 5 Total<br />
Quelle: BWG (2010), eigene Darstellung<br />
Altersstruktur und Migration<br />
Betrachtet man die beiden zentralen Themen<br />
in der Bevölkerungsstruktur des Degerfelds,<br />
nämlich Altersstruktur und Migration,<br />
so zeigt sich, dass es hier Überschneidungen<br />
gibt: Es besteht ein deutlicher Unterschied in<br />
der Altersstruktur zwischen Bewohnern mit<br />
und ohne Migrationshintergrund. Die Bevölkerungsteile<br />
mit Migrationshintergrund sind im<br />
Durchschnitt deutlich jünger.<br />
3 Weitere größere Gruppen sind Menschen mit einer<br />
Nationalität aus Staaten des ehemaligen Jugoslawien<br />
mit 10% sowie italienische Staatsbürger mit<br />
7%. Die verbleibenden 21% verteilen sich auf eine<br />
Vielzahl <strong>von</strong> unterschiedlichen Nationen
30 Bewohner und Nachbarschaft<br />
Altersstruktur Personen ohne Migrationshintergrund<br />
im Gesamtgebiet (1099 Personen)<br />
0 - 16 17 - 23 24 - 28 29 - 48 49 - 63 64 und älter<br />
137 (12,47%)<br />
80<br />
Jugend- und Altersquotient der Bewohner<br />
mit und ohne Migrationshintergrund<br />
Jugendquotient: Anzahl unter 24-Jährige je 100 24- bis unter 64-jährige<br />
Altersquotient: Anzahl 64-jährige und Ältere je 100 24- bis unter 64-jährige<br />
76,86<br />
402 (36,58%)<br />
37 (3,37%)<br />
45 (4,09%)<br />
60<br />
56,79<br />
Quotient<br />
40<br />
33,27<br />
211 (19,20%)<br />
20<br />
22,49<br />
267 (24,29%)<br />
0<br />
Bew. mit Migrationshintergrund<br />
Bew. ohne Migrationshintergrund<br />
Quelle: ekom21 (2010), eigene Berechnung, eigene Darstellung<br />
Altersstruktur Personen mit Migrationshintergrund<br />
im Gesamtgebiet (805 Personen)<br />
0 - 16 17 - 23 24 - 28 29 - 48 49 - 63 64 und älter<br />
149 (18,51%<br />
101 (12,55%)<br />
241 (29,94%)<br />
Quelle: ekom21 (2010), eigene Darstellung<br />
157 (19,50%)<br />
98 (12,17%)<br />
59 (7,33%)<br />
Gruppe jüngerer Bewohner mit Migrationshintergrund<br />
gegenüber. Während unter den Kindern<br />
klar diejenigen mit Migrationhintergrund<br />
dominieren, dominieren bei den Senioren klar<br />
jene ohne Migrationshintergrund. Diese Konstellation<br />
<strong>von</strong> „jungen Migranten“ und „alten<br />
Deutschen“ sorgt für ein spezifisches Konfliktpotential,<br />
bei dem sich generative Konflikte zwischen<br />
jung und alt mit interkulturellen Konflikten<br />
überlagern (s.u.).<br />
Einkommen und Arbeitslosigkeit<br />
Auch die Jugend- und Altersquotienten der beiden<br />
Bevölkerungsgruppen unterscheiden sich<br />
eklatant <strong>von</strong>einander. Bei den Bewohnern mit<br />
Migrationshintergrund kommen auf 100 Personen<br />
im Alter zwischen 24 und unter 64 nur 22<br />
Personen über 64 Jahre, während es bei denjenigen<br />
ohne Migrationshintergrund fast 77<br />
sind. Umgekehrt, wenn auch mit nicht ganz so<br />
großen Unterschieden, stellt sich die Situation<br />
beim Jugendquotient dar.<br />
Einer großen Gruppe älterer Personen ohne<br />
Migrationshintergrund steht somit eine große<br />
Durch den hohen Anteil an sozialgebundenen<br />
Wohnungen an den Beständen der BWG (vgl.<br />
Kapitel 4.3) ist das Degerfeld traditionell ein<br />
Quartier mit einem hohen Anteil einkommensschwacher<br />
Haushalte. Dabei ist die <strong>Butzbach</strong>er<br />
Bevölkerung im Schnitt insgesamt ohnehin etwas<br />
weniger einkommensstark als jene der<br />
meisten anderen Mittelzentren des Landkreises,<br />
was sich zum Beispiel an der unterdurchschnittlichen<br />
Realsteueraufbringungskraft je<br />
Einwohner oder an der durchschnittlich geringeren<br />
Kaufkraft zeigt. Das Kaufkraftniveau im<br />
Degerfeld liegt laut einer Wohnungsbedarfsana-
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 31<br />
Realsteueraufbringungskraft je Einwohner<br />
1.200 €<br />
1.104 €<br />
1.000 €<br />
828 €<br />
800 €<br />
666 €<br />
600 €<br />
474 €<br />
400 €<br />
360 € 358 €<br />
200 €<br />
0 €<br />
<strong>Butzbach</strong> Bad Nauheim Friedberg Bad Vilbel Wetteraukreis Hessen<br />
Quelle: HSL (2009), eigene Darstellung<br />
lyse des Insituts empirica <strong>von</strong> 2009 noch einmal<br />
5 bis 10% unter dem Durchschnittsniveau<br />
der <strong>Stadt</strong>. Auch bezüglich des Einkommens ist<br />
zudem da<strong>von</strong> auszugehen, dass es deutliche<br />
teilräumliche Unterschiede gibt, da sich in den<br />
verschiedenen Teilräumen in unterschiedlichem<br />
Maße sozialgebundene Mietwohnungen, freie<br />
Mietwohnungen sowie selbstgenutztes Eigentum<br />
vor allem in Eigenheimen findet.<br />
Auch bezüglich der Arbeitslosenquote stellt sich<br />
die Situation in <strong>Butzbach</strong> etwas negativer dar<br />
als im Umkreis. So lag die Arbeitslosenquote<br />
in <strong>Butzbach</strong> 2009 bei ca. 6,5% (Wetterau<br />
Wirtschaftsförderung 2009), etwas über dem<br />
Durchschnittswert des Wetteraukreises mit<br />
5,2% (Wetterau Wirtschaftsförderung 2009).<br />
Auch im laufenden Jahr 2010 haben sich die<br />
Verhältnisse diesbezüglich kaum geändert, was<br />
für eine schlechte Positionierung <strong>Butzbach</strong>s im<br />
Verhältnis zur Region spricht. Bezüglich der Arbeitslosenzahlen<br />
existieren keine Daten mit Gebietsbezug,<br />
nach Einschätzung der lokalen Akteure<br />
liegt aber auch hier der Wert im Degerfeld<br />
deutlich über dem städtischen Durchschnitt, das<br />
gilt insbesondere für die Arbeitslosigkeit unter<br />
jungen Leuten mit Migrationshintergrund.<br />
Segregation<br />
Bei der Betrachtung der bisherigen Daten zur<br />
Bevölkerung wird deutlich, dass sich im Degerfeld<br />
deutlich Tendenzen einer „Segregation“ der<br />
Bevölkerung zeigen. Unter Segregation versteht<br />
man die ungleiche Verteilung <strong>von</strong> Wohnstandorten<br />
unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen<br />
im <strong>Stadt</strong>raum. Sie kann sich an ganz<br />
vielfältigen Unterscheidungsmerkmalen festmachen<br />
(Konzentration bestimmter Nationalitäten,<br />
bestimmter Einkommensgruppen, bestimmter<br />
Altersgruppen, bestimmter Lebensstilmilieus,<br />
bestimmter Religionen etc.). Dabei sind Segregationen<br />
erstens sehr verbreitet und zweitens<br />
für die meisten Teilräume unproblematisch: Segregation<br />
zeigt sich z.B. auch in hochpreisigen<br />
Lagen, in denen sich Wohnstandorte <strong>von</strong> Besserverdienenden<br />
konzentrieren oder in solchen<br />
Eigenheimgebieten, in denen sich fast ausschließlich<br />
finanziell abgesicherte Familien mit<br />
Kindern finden. Die Tendenz, in der Nachbarschaft<br />
gerne <strong>von</strong> „Seinesgleichen“ umgeben zu<br />
sein, lässt sich allgemein beobachten. Schwierigkeiten<br />
erwachsen aus der Segregation erst<br />
dann, wenn sich in einem städtischen Teilraum<br />
die Wohnstandorte <strong>von</strong> sozial und/oder kulturell<br />
schwach integrierten Bevölkerungsgruppen<br />
konzentrieren.<br />
Wie dargestellt, zeigt sich im Degerfeld eine<br />
ausgeprägte „ethnische Segregation“ bezüglich<br />
der Konzentration <strong>von</strong> Menschen mit Migrationshintergrund<br />
insbesondere in bestimmten<br />
Teilbgebieten und in bestimmten Altersstufen.<br />
Diese alleine ist allerdings noch nicht problematisch.<br />
Problematisch wird die Situation einer<br />
ethnischen Segregation vor allem dann, wenn<br />
sie eng mit einer „sozio-ökonomischen Segregation“<br />
im Quartier verflochten ist, d.h. wenn sich<br />
insgesamt in einem Quartier eine Konzentration
32 Bewohner und Nachbarschaft<br />
<strong>von</strong> einkommensschwachen und bildungsfernen<br />
Bewohnern zeigt. Dann nämlich entsteht die<br />
Situation, dass sozial schlecht integrierte und<br />
bildungsferne Deutsche die Integrationsleistung<br />
für soziale schlecht integrierte und bildungsferne<br />
Migranten erbringen sollen. Diese sind dieser<br />
Aufgabe aber nicht gewachsen, es entwickeln<br />
sich „überforderte Nachbarschaften“. 4 Dabei<br />
wirkt sich insbesondere die Abwanderung sozial<br />
und gesellschaftlich integrierter Migranten<br />
aus dem Gebiet sehr negativ aus. Gerade sie<br />
könnten in der Lage sein, integrative Unterstützungsleistungen<br />
für ihre Landsleute zu leisten<br />
und konfliktmoderierend – und sei es nur als<br />
Dolmetscher - zwischen Bewohnern mit und<br />
ohne Migrationshintergrund zu wirken. Eine<br />
zunehmende Tendenz „überforderter Nachbarschaft“<br />
in der Innenwahrnehmung ebenso wie<br />
ein sich immer mehr verschlechterndes Image<br />
des Gebiets in der Außenwahrnehmung wirken<br />
dabei selbst verstärkend: Wer in einem solchen<br />
Quartier wohnt, möchte nicht zuletzt auch wegen<br />
den Überforderungstendenzen und den damit<br />
verbundenen Spannungen und Konflikten<br />
wegziehen, sobald er es sich leisten kann. Hat<br />
er diesen sozio-ökonomischen Status erreicht<br />
und zieht weg, nimmt er durch seinen Wegzug<br />
wieder etwas Integrationspotential aus dem<br />
Gebiet mit. Sein Platz wird ersetzt durch Neuzuzügler,<br />
die kaum Integrationspotential einbringen,<br />
weil sozial und gesellschaftlich integrierte<br />
Gruppen wegen des schlechten Images des Gebiets<br />
kaum zuziehen.<br />
Die grundsätzliche Ausrichtung sollte sich an<br />
den Empfehlungen zur stadträumlichen Integrationspolitik,<br />
die <strong>von</strong> den Verbundpartnern<br />
4 Vgl. GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen<br />
(Hrsg.) (1998): Überforderte Nachbarschaften.<br />
„Zuwanderer in der <strong>Stadt</strong>“ entwickelt wurden,<br />
orientieren. Dort wird ausgeführt:<br />
„Auch in Deutschland findet eine räumliche<br />
Konzentration <strong>von</strong> Zuwanderern in den Städten<br />
statt und ist letztendlich nicht zu verhindern. Zu<br />
einem gewissen Teil sollte sie auch nicht verhindert<br />
oder behindert werden. Wir müssen uns<br />
<strong>von</strong> der Vorstellung lösen, dass die ‚Mischung’<br />
<strong>von</strong> Zuwanderern und Einheimischen in den<br />
Wohnquartieren der Städte ein handhabbares<br />
Instrument zur Integration der Zuwanderer in<br />
die Aufnahmegesellschaft ist. Freiwillige ethnische<br />
Segregation ist weder zu vermeiden noch<br />
ist sie <strong>von</strong> vornherein schädlich für eine erfolgreiche<br />
Integration <strong>von</strong> Zuwanderern. (…) Auch<br />
wenn wir in den Städten Segregation akzeptieren<br />
müssen: Die Städte müssen darauf hinarbeiten,<br />
dass die räumliche Segregation <strong>von</strong><br />
Zuwanderern – gleich welcher Ursache – nicht<br />
zu deren Ausschluss aus der Gesellschaft führt.<br />
Die örtliche Wohnungsgesellschaft soll die Städte<br />
dabei im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.<br />
Räumliche Segregation in benachteiligten<br />
und benachteiligenden Quartieren darf<br />
nicht zum Integrationshemmnis werden. Sie zu<br />
akzeptieren darf nicht heißen, Abschottungstendenzen<br />
einzelner Zuwanderungsgruppen zu<br />
dulden“. 5<br />
Es zeigt sich, dass im Degerfeld diese Abwärtsspirale<br />
zwar noch nicht eingesetzt hat, aber<br />
durchaus die Gefahr besteht, dass entsprechende<br />
Entwicklungen zum Tragen kommen.<br />
In den letzten Jahren zeigen sich zunehmend<br />
Tendenzen, dass das Quartier an Attraktivität<br />
als Wohnstandort verliert. So mehren sich bei-<br />
5 Schader Stiftung et al. (2005): Zuwanderer in der<br />
<strong>Stadt</strong>. Empfehlung zur sozialräumlichen Integrationspolitik.<br />
Darmstadt.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 33<br />
spielweise bei der BWG die Wohnungssuchenden,<br />
die den Bezug einer Wohnung im Degerfeld<br />
explizit ausschließen. Hierfür spielen sicherlich<br />
einerseits Prozesse auf dem Wohnungsmarkt<br />
eine Rolle, aber auch eine Imageverschlechterung<br />
des Gebiets. Im Gebiet verbleiben neben<br />
den weniger mobilen älteren Bewohnern zunehmend<br />
auch sozial schwächere Mieter mit und<br />
ohne Migrationshintergrund. Diese sind häufig<br />
auf die günstigen Wohnungen der BWG bzw.<br />
die Sozialwohnungen angewiesen. Umgekehrt<br />
gibt es eine starke Bindung an das Quartier und<br />
eine hohe Identifikation gerade unter den älteren<br />
Bewohnern.<br />
Vor diesem Hintergrund bestehen auch starke<br />
Ängste bezüglich der künftigen Nutzung der<br />
Housing Area. So befürchten einige Einwohner<br />
des Degerfelds, dass sich durch eine Umnutzung<br />
der amerikanischen Bestände als Wohnraum<br />
im Niedrigpreis-Segment die soziale und<br />
ethnische Segregation noch verstärken könnte.<br />
Dementsprechend wird im Degerfeld, aber<br />
auch <strong>von</strong> der Gesamtstadt immer wieder die<br />
Angst vor einer „Ghettobildung“ geäußert. Auch<br />
hierbei wird wieder sichtbar, dass eine Konversion<br />
der Housing Area im Kontext eines Maßnahmenkatalogs<br />
für das Degerfeld entwickelt<br />
werden muss, um einem weiteren Imageverlust<br />
entgegenzuwirken.<br />
Wichtig ist daher, im Rahmen des Programms<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“ und auch im Kontext der Entwicklung<br />
der Housing Area daran zu arbeiten,<br />
das Entstehen <strong>von</strong> „überforderten Nachbarschaften“<br />
zu verhindern. Von Bedeutung sind<br />
hierfür ebenso Aktivitäten, die der Stabilisierung<br />
der bestehenden Bevölkerung dienen, als auch<br />
Aktivitäten, mit denen solide und bildungsnahe<br />
Milieus gehalten bzw. für einen Zuzug gewonnen<br />
werden können.<br />
Nachbarschaftskonflikte<br />
Die geschilderten Segregationstendenzen bezüglich<br />
der Herkunft, des Alters und der sozioökonomischen<br />
Situation schlagen sich auch auf<br />
die Qualität der Nachbarschaft nieder. In den<br />
verschiedenen Untersuchungen hat sich immer<br />
wieder verdeutlicht, dass sich kulturelle und generationsbedingte<br />
Spannungen negativ sowohl<br />
auf das Image als auch auf das Zusammenleben<br />
der Anwohner des Degerfelds auswirken.<br />
Mit der fortschreitenden Überalterung und dem<br />
hohen Anteil an Einwohnern mit Migrationshintergrund<br />
ergeben sich mehrere Faktoren, welche<br />
zu Konflikten im Degerfeld führen können:<br />
Durch ethnische Segregationsprozesse innerhalb<br />
des <strong>Stadt</strong>teils und auch innerhalb <strong>von</strong><br />
einzelnen Wohneinheiten ist da<strong>von</strong> auszugehen,<br />
dass Konflikte durch mangelnde Sprachkenntnisse,<br />
eine verhinderte Bereitschaft zum<br />
Nachbarschaftskontakt und durch kulturelle<br />
Unterschiede entstehen können. Verschiedene<br />
kulturelle Bräuche und Verhaltensweisen einzelner<br />
Gruppen führen dabei zu Konflikten in<br />
alltäglichen Situationen, wie z. B. um das Einhalten<br />
der Hausordnung und Verhaltensweisen<br />
im Alltag in den verschiedenen Teilgebieten im<br />
Viertel. So entsteht Raum für Missverständnisse<br />
im täglichen Umgang zwischen den Einwohnern.<br />
Solche Konflikte existieren nicht nur zwischen<br />
deutschen Bewohnern und Migranten, es gibt<br />
auch Konfliktpotenzial zwischen unterschiedlichen<br />
Gruppen mit Migrationshintergrund, etwa<br />
zwischen türkischen Bewohnern und Spätaussiedlern.<br />
Es bestehen gleichzeitig Konflikte zwischen älteren<br />
Bewohnern und Jugendlichen bzw. Kindern,<br />
insbesondere um Themen wie Lautstärke,<br />
Verschmutzung, etc. Gerade die häufige Prä-
34 Bewohner und Nachbarschaft<br />
senz und das Verhalten <strong>von</strong> Jugendlichen im öffentlichen<br />
Raum, verstärkt durch den Umstand,<br />
dass sich im Degerfeld zur Zeit keine ausreichenden<br />
Einrichtungen für Jugendliche befinden<br />
(vgl. Kapitel 4.5 und 4.6), welche als Treffpunkte<br />
und Orte der Kommunikation dienen können,<br />
werden <strong>von</strong> den älteren, vorwiegend deutschen<br />
Mietern als auffällig, störend und häufig als Provokation<br />
empfunden. Konflikte und Barrieren<br />
könnten also zum Teil nicht nur auf Grund <strong>von</strong><br />
kulturellen und sprachlichen Unterschieden entstehen,<br />
sondern auch gleichzeitig <strong>von</strong> Misstrauen<br />
gegenüber der anderen Generation mit anderen<br />
Bedürfnissen genährt werden. Es besteht<br />
die Gefahr, dass sich beide Konflikte, kombiniert<br />
mit den Problemen, die aus sozioökonomischen<br />
Ungleichheiten entstehen, gegenseitig verstärken.<br />
In der Praxis vermischen sich häufig verschiedene<br />
Konfliktlinien: So sind die älteren Bewohner<br />
zum großen Teil Deutsche und viele wohnen<br />
schon seit langer Zeit im Viertel. Dies gilt für die<br />
älteren Bewohner der Eigenheime, aber auch<br />
der Mietwohnungen der BWG. Bei den jüngeren<br />
Bewohnern hingegen ist der Anteil an Personen<br />
mit Migrationshintergrund sehr hoch. In<br />
diesem Kontext überschneiden sich dann Konflikte<br />
zwischen den Generationen mit interkulturellen<br />
Konflikten und zudem noch mit sozialen<br />
Konflikten: Obwohl die Anzahl der vorrangig als<br />
problematisch empfundenen Jugendlichen nicht<br />
sehr groß ist, wirkt ihre Präsenz für ältere Mieter<br />
häufig als sichtbares Zeichen eines vermeintlichen<br />
„Niedergangs“ des Wohngebiets. Gerade<br />
die frühen Bezieher sind zu einem Zeitpunkt in<br />
das Degerfeld gezogen, als die Wohnungen gerade<br />
neu gebaut worden sind und somit zu dieser<br />
Zeit einen hohen Wohnstandard und damit<br />
auch ein sozialstrukturell solides Umfeld boten.<br />
Teilweise werden die Nachbarschaftsbeziehungen<br />
jedoch nicht einmal mehr durch Konflikte<br />
bestimmt – die immerhin noch eine Form der<br />
Auseinandersetzung darstellen würden – sondern<br />
vielmehr durch die gegenseitige Abschottung<br />
verschiedener Gruppen <strong>von</strong>einander. Hier<br />
gibt es zum Teil gar keine Berührungspunkte<br />
mehr, nicht einmal mehr konflikthafte, man<br />
bleibt vielmehr unter sich und lebt „nebeneinander<br />
her“. Dieses Abschottung hat einen<br />
selbstverstärkenden Effekt: Durch die begrenzte<br />
Kommunikation entstehen Missverständnisse<br />
und Misstrauen. Die einzelnen ethnischen<br />
Gruppen verschließen sich deshalb erst recht,<br />
um Konflikte zu vermeiden. In diesem Prozess<br />
der Abschottung wirken Sprachprobleme verstärkend,<br />
sie sind aber nicht der einzige oder<br />
zentrale Grund für die Isolierung, sondern hier<br />
spielt vielmehr auch der Wunsch eine Rolle,<br />
sich unter „Seinesgleichen“ auf kulturell gesichertem<br />
Terrain zu bewegen. Der starke Bezug<br />
auf die eigene „Community“ schafft ein Stück<br />
vertraute Umgebung in der Fremde und bietet<br />
Unterstützungsleistungen in vielerlei Hinsicht.<br />
Eine Reduzierung auf den Bezug zur eigenen<br />
Gruppe lässt sich im Gebiet insbesondere bei<br />
einigen Aussiedlerfamilien feststellen.<br />
Die hohe Bedeutung nachbarschaftlicher Themen<br />
zeigt sich dann auch in den Ergebnissen<br />
der Befragung (vgl. Kapitel 3). Zwar werden<br />
die nachbarschaftlichen Verhältnisse <strong>von</strong> 52%<br />
der Teilnehmer positiv beurteilt und nur <strong>von</strong><br />
12% der Teilnehmer als weniger positiv eingeschätzt,<br />
besonders Anwohner der Teilgebiete 1<br />
und 2 sind weniger zufrieden. Allerdings zeigen<br />
sich bei den dargestellten Wünschen, wo die<br />
Mankos gesehen werden: So wird bei 76% der<br />
Antworten ein größeres Engagement <strong>von</strong> Seiten<br />
der <strong>Stadt</strong> gewünscht, um das Zusammenleben<br />
zwischen Deutschen und Ausländern zu fördern.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
35<br />
Zudem sagen 69% der Teilnehmer, dass ihnen<br />
ein Engagement <strong>von</strong> Seiten der Gemeinde zur<br />
Förderung der Gemeinschaft wichtig oder sehr<br />
wichtig sei. Und 59% halten die Entwicklung eines<br />
Quartierstreffs für wichtig oder sehr wichtig.<br />
Der starke Wunsch gerade nach der Schaffung<br />
<strong>von</strong> Möglichkeiten zur nachbarschaftlichen<br />
Begegnung und Kommunikation, z.B. in einem<br />
Quartierszentrum oder auch im öffentlichen<br />
Raum (vgl. Kapitel Kapitel 4.5 und 4.6), spielt<br />
auch in den Diskussionen der <strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
immer wieder eine Rolle.<br />
Stärken und Schwächen<br />
Stärken<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Relativ geringer Anteil an Personen im<br />
erwerbsfähigen Alter<br />
Konzentration <strong>von</strong> Migranten, vor allem in<br />
Teilbgebieten, kann Integrationsbemühungen<br />
erschweren<br />
Starke Unterschiede der Teilbgebiete<br />
bezüglich der sozialen Lagen<br />
Konflikte zwischen älteren Bewohnern<br />
und Jugendlichen bzw. Kindern<br />
Konflikte zwischen deutschen Bewohnern<br />
und Migranten<br />
Probleme durch Vorurteile, Sprachbarrieren<br />
und ungenügende Kenntnisse anderer<br />
Kulturen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Internationalität als Chance für<br />
kulturelle Vielfalt<br />
Hoher Anteil an alteingessener Bevölkerung<br />
mit starker Ortsgebundenheit in Teilgebieten<br />
Hoher Anteil an Kindern und Jugendlichen<br />
Junge Migranten in bestimmten<br />
Teilgebieten<br />
Sozioökonomische Stabilisierung des<br />
Gebietes durch Eigenheimanteile<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Überschneiden <strong>von</strong> Konflikten zwischen<br />
den Generationen mit interkulturellen<br />
und sozialen Konflikten<br />
Tendenzen zu Imageverlust und Segregation<br />
vor allem in Teilbgebieten, Gefahr der<br />
Stigmatisierung<br />
Es fehlen Gelegenheiten und Orte der Begegnung<br />
und der Kommunikation<br />
Keine gezielte Attraktivierung des<br />
Gebietes für junge Familien<br />
(Projekt „junge Familien“)<br />
Schwächen<br />
<br />
<br />
Kein weiteres Bevölkerungswachstum<br />
zu erwarten<br />
Hoher Anteil an älteren Menschen, insbesondere<br />
in den Eigenheimbeständen,<br />
erhöht Anforderungen an die Wohnungsund<br />
Wohnumfeldgestaltung
36 Wohnen<br />
4.3 Wohnen<br />
Wie bereits in Kapitel 4.1 dargestellt wurde,<br />
stellt sich der Wohnungsbestand im Degerfeld<br />
sehr heterogen dar und besteht aus privaten<br />
Ein- und Mehrfamilienhäusern, Hochhäusern,<br />
Mehrfamilienmietshäusern und im betrachteten<br />
Teil der Housing Area aus Wohnriegeln, die bei<br />
entsprechender Planung für dieses Viertel eine<br />
vielseitige Nutzung ermöglichen könnten.<br />
Die <strong>Butzbach</strong>er Wohnungsgesellschaft (BWG)<br />
hält rund 600 Wohnungen im Degerfeld, <strong>von</strong><br />
denen die große Mehrzahl dem sozialen Wohnungsbau<br />
zugehörig ist. Damit besitzt die BWG<br />
den Großteil des Wohnungsbestandes im Deger-<br />
1 Mehrfamilienhäuser /BWG<br />
und andere Vermieter<br />
2<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
4<br />
2 Private Ein- und<br />
Mehrfamilienhäuser<br />
4 Wohnriegel (Housing Area)<br />
3 Hochhäuser der BWG
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 37<br />
feld. Die Wohnungsgrößen variieren in diesen<br />
Gebäuden etwa zwischen 39 und 100 m². Ein<br />
typischer Grundrisstyp in Gebäuden der BWG<br />
ist der Dreispänner mit jeweils zwei 3-Zimmer-<br />
Wohnungen und einer 2-Zimmer-Wohnung.<br />
Hinzu kommen im Degerfeld rund 260 weitere<br />
Wohnungen in Geschosswohnungsbauten anderer<br />
Anbieter und rund 150 Ein- und Zweifamilienhäusern.<br />
Insgesamt finden sich im Degerfeld<br />
rund 950 Wohneinheiten.
38 Wohnen<br />
Bezüglich des Wohnens im Degerfeld zeigen die<br />
Ergebnisse der Befragung (vgl. Kapitel 3) einen<br />
erfreulich hohen Bleibewillen: 95% der Eigentümer<br />
und 83% der Mieter leben länger als 5<br />
Jahre im Degerfeld und haben nicht die Absicht<br />
wegzuziehen (77%) oder ihr Haus zu verkaufen<br />
(83%). Auch sind immerhin 12% sehr zufrieden<br />
mit der Wohnqualität und 34% zufrieden, nur<br />
10% sind weniger zufrieden und 4% sehr unzufrieden.<br />
Dieses Ergebnis reflektiert zum einen<br />
die Mischung der Baumasse und der Miet- bzw.<br />
Eigentumsverhältnisse, zum anderen steht zu<br />
befürchten, dass sich für die Zukunft die Situation<br />
ändern könnte. Insbesondere in den Teilgebieten<br />
1 und 2 sind schon jetzt Wegzugsabsichten<br />
zu vermerken und dies vor allem bei<br />
Bewohnern, die weniger als 5 Jahre im Degerfeld<br />
leben.<br />
„Ist ein Umzug in naher Zukunft geplant?“<br />
keine<br />
Angabe<br />
5%<br />
ja<br />
12%<br />
zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
(BImA) als Eigentümerin des Areals und<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> wird derzeit da<strong>von</strong> ausgegangen,<br />
dass in der weiteren Entwicklung rund<br />
35% - 50% der Wohnungen in der Housing Area<br />
erhalten werden. Das heißt, dass möglicherweise<br />
bis zu 350 Wohnungen im Areal zivil nachgenutzt<br />
und somit auf dem lokalen Wohnungsmarkt<br />
wirksam werden. Gleichzeitig ist der<br />
<strong>Butzbach</strong>er Markt speziell für Mietwohnungen<br />
im Geschosswohnungsbau begrenzt. Das Institut<br />
Empirica geht in einer Wohnbedarfsanalyse<br />
vom September 2009, die im Auftrag der BIMA<br />
erarbeitet wurde, da<strong>von</strong> aus, dass bis 2020 in<br />
<strong>Butzbach</strong> lediglich eine zusätzliche Nachfrage<br />
nach rund 330 Geschosswohnungen wirksam<br />
wird. Legt man diese Prognose zu Grunde, so<br />
wäre bei einem Erhalt und einer Weiternutzung<br />
<strong>von</strong> 50% des Bestands der Housing Area bereits<br />
bis 2020 der gesamte Wohnungsbedarf im<br />
Geschosswohnungsbau gedeckt. In der Zukunft<br />
könnte sich somit eine direkte Konkurrenz zwischen<br />
frei werdenden Wohnungen im Degerfeld<br />
und Wohnungen in der Housing Area ergeben.<br />
nein<br />
83%<br />
Hinzu kommt eine zweite Herausforderung, die<br />
sich für den Mietwohnungsmarkt im Geschoßwohnungsbau<br />
durch eine zunehmende Ausdifferenzierung<br />
der Nachfrage ergibt. Hier lassen<br />
sich auch in <strong>Butzbach</strong> verschiedene allgemeine<br />
Trends in der Wohnungswirtschaft erkennen:<br />
Quelle: eigene Befragung (2010)<br />
Gerade die Bestände der BWG stehen künftig<br />
vor zwei großen Herausforderungen:<br />
Die erste große Herausforderung für die künftige<br />
Entwicklung des Geschoßwohnungsbaus im<br />
Degerfeld ergibt sich aus der Konversion der<br />
benachbarten Housing Area. In den Gesprächen<br />
<br />
Eine deutliche Verschiebung in der künftigen<br />
Nachfrage ergibt sich zunächst bezüglich<br />
der eigentumsrechtlichen Struktur des<br />
Wohnens. Weiterhin steigende Nachfrageanteile<br />
finden sich vor allem im Segment der<br />
selbst genutzten Eigentumswohnungen und<br />
Häuser. So geht die Wohnbedarfsanalyse<br />
des Insituts Empirica da<strong>von</strong> aus, dass sich<br />
der größte Teil des zusätzlichen Wohnungs-
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 39<br />
<br />
<br />
<br />
bedarfs in <strong>Butzbach</strong> in der Zukunft auf das<br />
Ein- und Zweifamilienhaussegment konzentrieren<br />
wird: Hier ist damit zu rechnen, dass<br />
in der Phase <strong>von</strong> 2006 bis 2020 mehr als<br />
700 Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
nachfragewirksam werden.<br />
Eine Herausforderung für die Wohnungswirtschaft<br />
ergibt sich zudem aus der Veränderung<br />
der Altersstruktur der Bevölkerung.<br />
Mit der Zunahme des Anteils <strong>von</strong> Senioren<br />
an der Bevölkerung steigt die Nachfrage<br />
nach altengerechtem Wohnen, z.B. betreutem<br />
Wohnen, Wohnen mit bestimmten<br />
Serviceangeboten, aber auch bestimmten<br />
Wohnformen wie Altenwohngemeinschaften,<br />
Mehrgenerationenhaushalten o.ä.<br />
Die Internationalisierung der Gesellschaft<br />
und die kulturelle Differenzierung der Bevölkerung<br />
durch Zuzüge führen zu einem<br />
zunehmenden Bedarf nach Wohnraum, der<br />
den spezifischen Anforderungen <strong>von</strong> Migranten<br />
bzw. Menschen mit Migrationshintergrund<br />
entspricht. Da ausländische Haushalte<br />
bisher auf dem Wohnungsmarkt klar<br />
benachteiligt sind und insbesondere durchschnittlich<br />
über geringere Wohnflächen und<br />
schlechter ausgestattete Wohnungen verfügen,<br />
besteht hier ein Nachholbedarf.<br />
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor für die<br />
Wohnungsnachfrage stellt die gesellschaftliche<br />
Veränderung der Haushaltsstrukturen<br />
dar: Die Kleinfamilie als einst vorherrschende<br />
Haushaltsstruktur verliert zunehmend an<br />
statistischer Dominanz. Die steigende Zahl<br />
„neuer Haushalte“ und v.a. <strong>von</strong> Einpersonenhaushalten<br />
führt zur verstärkten Nachfrage<br />
nach kleineren Wohnungen. Nach Untersuchungen<br />
<strong>von</strong> Empirica werden in <strong>Butzbach</strong><br />
Mietwohnungen insbesondere als kleinere<br />
Einheiten unter 65m 2 Wohnfläche für<br />
Ein- und Zwei-Personen-Haushalte auf dem<br />
freien Wohnungsmarkt nachgefragt. Größere<br />
Mietwohnungen (ab 80m² Wohnfläche)<br />
werden auf dem freien Wohnungsmarkt in<br />
geringerem Umfang nachgefragt - hier ist<br />
zu vermuten, dass die BWG die sehr preissensible<br />
Nachfrage u.a. <strong>von</strong> Familien auf<br />
ihren preisgebundenen und sehr günstigen<br />
Bestand konzentriert.<br />
Im Zuge der gesellschaftlichen Individualisierung<br />
und Pluralisierung <strong>von</strong> Lebensstilen<br />
kann zudem immer weniger <strong>von</strong> einer Abfolge<br />
verschiedener Familienzyklen ausgegangen<br />
werden. Aus dieser Dynamisierung<br />
<strong>von</strong> Lebens- und Wohnbiographien ergibt<br />
sich ein steigender Bedarf nach flexiblen<br />
Wohnstrukturen, die veränderten Lebensbedingungen<br />
angepasst werden können.<br />
Aus der Ausdifferenzierung der Bevölkerung<br />
in verschiedene Lebensstilmilieus, die<br />
nur bedingt mit den Zugehörigkeiten zu<br />
Altersgruppen und sozialen Schichten korrespondieren,<br />
ergibt sich schließlich eine<br />
zunehmende Ausdifferenzierung der Wohnorientierungen<br />
und Nachfragen etwa bezüglich<br />
der Lage <strong>von</strong> Wohnstandorten oder der<br />
Objektgestalt. Die Anbieter <strong>von</strong> Wohnraum<br />
müssen sich also künftig im Vorfeld eines<br />
Projektes Klarheit über die Fragen verschaffen:<br />
Für welches Milieu soll der Wohnraum<br />
gestaltet werden? Welche Präferenzen sind<br />
für das Milieu wichtig? Und welche Milieus<br />
schreckt man genau durch die Berücksichtigung<br />
dieser Präferenzen ab?<br />
Insgesamt ist zu erwarten, dass sich der <strong>Butzbach</strong>er<br />
Wohnungsmarkt immer mehr zu einem<br />
Mietermarkt entwickelt, auf dem die Nachfrage<br />
zudem durch eine starke Ausdifferenzierung<br />
geprägt ist. Im Zentrum steht dabei ein Kon-
40 Wohnen<br />
sument, der in seiner Wohnstandortwahl einerseits<br />
immer mehr Auswahl hat, gleichzeitig aber<br />
auch immer anspruchvoller wird. Die künftige<br />
Herausforderung für die Wohnungswirtschaft<br />
besteht darin, sich dieser veränderten Nachfragestruktur<br />
anzupassen.<br />
Die Bestände der BWG sind <strong>von</strong> dieser Herausforderung<br />
in besonderem Maße betroffen:<br />
stung mit Vorstellbalkonen. Bedarf besteht<br />
zudem nach einer energetischen Sanierung.<br />
Besonders hoher Modernisierungsbedarf besteht<br />
bei ca. 80 Wohneinheiten im Teilgebiet<br />
2, die noch nicht mit Zentralheizung ausgestattet<br />
sind. Das Thema der Modernisierung<br />
wird in der Befragung auch <strong>von</strong> 72% der<br />
Befragungsteilnehmer als sehr wichtig oder<br />
wichtig eingeschätzt.<br />
<br />
<br />
<br />
Der Trend zur Eigentumsbildung und insbesondere<br />
zum Eigenheim schwächt in besonderem<br />
Maße die Marktposition öffentlicher<br />
Wohnungsunternehmen. Derzeit gibt es<br />
zwar noch eine weitgehende Vollvermietung<br />
der BWG-Bestände, aber für die Zukunft<br />
besteht die Gefahr <strong>von</strong> Leerständen, wenn<br />
zunehmend Erstbezieher sterben bzw. die<br />
meist nicht altergerecht ausgestatteten<br />
Wohnungen verlassen.<br />
Aufgrund der Normierung und Standardisierung<br />
der Bestände in Bezug auf die städtebauliche<br />
Form und die Grundrisse ist die<br />
Herausforderung einer Anpassung an zunehmend<br />
ausdifferenzierte Wohnorientierungen<br />
besonders groß. Allerdings bestehen<br />
für bestimmte Segmente auch sehr gute<br />
Chancen auf eine zielgruppengerechte Anpassung<br />
des Bestands, etwa ein Umbau für<br />
seniorengerechtes Wohnen. Denkbar wäre<br />
z.B. die Umstrukturierung <strong>von</strong> Wohnhäusern<br />
zu reinem Seniorenwohnen mit erweiterten<br />
Serviceleistungen oder einer angehängten<br />
Sozialstation, ggf. in Kooperation mit der im<br />
Gebiet vorhandenen AWO-Sozialstation.<br />
Für einen Teil des Wohnungsbestands der<br />
BWG besteht Modernisierungsbedarf. So<br />
sind z.T. die Bäder noch nicht systematisch<br />
saniert worden, z.T. besteht Bedarf nach einem<br />
Fassadenanstrich und nach der Nachrü-<br />
„Wichtigkeit des Engagement der Gemeinde im<br />
Bereich Wohnungsmodernisierung“<br />
Prozent<br />
50<br />
43,4<br />
40<br />
29,3<br />
30<br />
22,1<br />
20<br />
10<br />
5,2<br />
0<br />
sehr wichtig wichtig eher unwichtig keine Angabe<br />
Quelle: eigene Befragung (2010)<br />
Gleichzeitig leben derzeit viele Senioren in<br />
für sie mittlerweile zu groß dimensionierten<br />
Wohnungen, da die einstige Haushaltsgröße<br />
sich mittlerweile verkleinert hat. Das bedeutet,<br />
dass die Mietwohnungen nicht optimal<br />
genutzt werden und so wertvoller Mietraum<br />
fehlt, der jungen Familien zu Gute kommen<br />
könnte. In einzelnen Fällen hat die BWG<br />
daher bereits den Umzug <strong>von</strong> Senioren in<br />
kleinere Wohnungen und die Weitervermietung<br />
der größeren Wohnungen an Familien<br />
arrangiert und gefördert.<br />
Schließlich besteht die Gefahr, dass die Ausdifferenzierung<br />
der Nachfrage, aber auch<br />
des Angebotes an Wohnraum zu einer zu-
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 41<br />
nehmenden Entmischung der relativ unflexiblen<br />
Bestände der BWG führen. Trotz der<br />
perspektivischen Abnahme der Nachfrage<br />
auf dem Wohnungsmarkt wird es auch<br />
künftig weiterhin Versorgungsengpässe für<br />
bestimmte einkommensschwache oder problemkumulierte<br />
Bevölkerungsgruppen geben.<br />
Die zunehmende Wahlfreiheit und Mobilität<br />
des Konsumenten könnte hier dazu<br />
führen, dass in den BWG-Beständen im Degerfeld<br />
vor allem jene verbleiben, die sich<br />
die vielfältigen Angebote andernorts nicht<br />
leisten können. Es besteht die bereits unter<br />
Kapitel 4.2 geschilderte Gefahr der Herausbildung<br />
„überforderter Nachbarschaften“.<br />
Insgesamt besteht daher nicht nur Bedarf nach<br />
Bestandsanpassung an neue Standards (insbesondere<br />
bezüglich der energetischen Effizienz)<br />
und Nachfragen (z.B. seniorengerechtes Wohnen,<br />
kleinere Wohnungen), sondern wichtig ist<br />
auch, das eigene Selbstverständnis als öffentliches<br />
Wohnungsunternehmen neu zu definieren.<br />
Standen in Zeiten der Wohnungsknappheit die<br />
gerechte Vergabe und Verwaltung <strong>von</strong> Wohnungen<br />
im Zentrum, so ist es nun die gezielte Pflege<br />
der bestehenden Mieterschaft, die zielgruppengerechte<br />
Vermarktung und Bewerbung der<br />
Bestände, die Herausbildung und Schaffung <strong>von</strong><br />
Alleinstellungsmerkmalen und die Realisierung<br />
<strong>von</strong> Projekte, die sich <strong>von</strong> Standardangeboten<br />
abheben. Dabei muss auch die Gratwanderung<br />
bewältigt werden, dem Auftrag zur Versorgung<br />
auch einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen<br />
mit Wohnraum gerecht zu werden,<br />
aber gleichzeitig der Herausbildung überforderter<br />
Nachbarschaften entgegenzuwirken.<br />
Allerdings sind <strong>von</strong> den künftigen Herausforderungen<br />
des Wohnungsmarkts im Gebiet nicht<br />
nur die Bestände der BWG betroffen, sondern<br />
perspektivisch ebenso die Ein- bis Zweifamilienhäuser:<br />
Schon jetzt werden gerade die Eigenheime<br />
häufig <strong>von</strong> Alleinstehenden bewohnt. In<br />
den Teilgebieten, die durch Eigenheime charakterisiert<br />
sind, stellt sich bereits jetzt die Frage,<br />
wie eine künftige Entwicklung aussehen wird.<br />
Im Verlauf der nächsten 20 Jahre ist hier mit<br />
zunehmenden Sterbeverlusten zu rechnen. Wie<br />
das Ergebnis der Befragung verdeutlicht hat, ist<br />
es sehr fraglich, ob die Erbengeneration die privaten<br />
Häuser selbst bewohnen wird. Angesichts<br />
der immer stärker werdenden Anforderungen<br />
an die berufliche Mobilität sowie angesichts der<br />
Qualität der Bestände, die häufig in ihrem technischen<br />
Zustand (z.B. Wärmedämmung), aber<br />
auch ihrer Ästhetik nicht mehr den aktuellen<br />
Ansprüchen entsprechen, wird ein beträchtlicher<br />
Teil dieser Bestände nach dem Tod der<br />
jetzigen Bewohner nicht <strong>von</strong> den Erben selbst<br />
genutzt werden, sondern dem Markt zufließen.<br />
Dabei besteht insbesondere die Gefahr, dass<br />
nicht alle Häuser wieder genutzt werden (Leerstände)<br />
bzw. nur einen sehr niedrigen Kaufoder<br />
Mietpreis erzielen, was sich wiederum auf<br />
die Sozialstruktur im Viertel auswirken wird.<br />
Insgesamt sollten also den künftigen Herausforderungen<br />
des Wohnungsmarktes in enger<br />
Abstimmung der Akteure begegnet werden.<br />
Wünschenswert wäre insbesondere eine enge<br />
Kooperation der BWG mit einem künftigen Investor<br />
im Areal der Housing Area. Idealerweise<br />
könnte hier eine gemeinsames, kooperatives<br />
Portfoliomanagement entwickelt und erprobt<br />
werden, z.B.<br />
gemeinsames Entdecken und Aufnehmen<br />
neuer Trends durch gemeinsame lokale<br />
Wohnungsmarktbeobachtung ,<br />
gemeinsame Zielgruppenprofilierung und<br />
bessere Befriedigung <strong>von</strong> differenzierten
42 Wohnen<br />
Kundenwünschen durch das größere Port-<br />
<br />
Hoher Bleibewille<br />
folio,<br />
<br />
Strukturelle Möglichkeiten, existierende<br />
<br />
gemeinsame Hebung <strong>von</strong> Effizienzpoten-<br />
Wohneinheiten an eine älter werdende<br />
zialen, Optimierung bei der Belegung <strong>von</strong><br />
Bevölkerung anzupassen<br />
<br />
Wohnungen (z.B. Hilfen beim Umzug <strong>von</strong><br />
Senioren aus zu großen Wohnungen) ,<br />
gemeinsames Lebenszyklusmanagement,<br />
um Kosten für Erstellung, Betrieb, Instandhaltung,<br />
Modernisierung, Umnutzung, Rückbau,<br />
Recycling zu minimieren, Optimierung<br />
<br />
<br />
<br />
Große Wohnungen<br />
Großer Bestandteil an<br />
Privatwohnungen/ -häusern<br />
Attrative Lage am Waldrand,<br />
viel Abstandsgrün, Ruhe<br />
der Aufwendungen für technische und soziale<br />
Infrastruktur,<br />
<br />
Günstiger Wohnraum<br />
gemeinsame Kommunikation mit den Kunden,<br />
gemeinsame Strukturen und Aktionen<br />
der Mieterbeteiligung und –partizipation,<br />
gemeinsame Schaffung <strong>von</strong> Netzwerken mit<br />
Dritten für lokale Partnerschaften im Quartier<br />
und die Einbeziehung bürgerschaftlichen<br />
Engagements,<br />
Koordination der Akquisition des Einsatzes<br />
<strong>von</strong> Fördermitteln (z.B. Wohnraumförderung,<br />
Städtebauförderung, insbesondere<br />
Mittel aus dem Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“),<br />
gemeinsame Imagekampagne und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Eine Abstimmung sollte aber auch mit den „kleinen“<br />
Akteuren des Wohnungsmarktes aus dem<br />
Bereich der Ein- bis Zweifamilienhäuser erfolgen.<br />
Hier sollte eine gemeinsame Strategie im<br />
Sinne eines Wohnraumentwicklungskonzepts<br />
erfolgen.<br />
Stärken und Schwächen<br />
Schwächen<br />
Perspektivisch ist Überangebot <strong>von</strong> Wohneinheiten<br />
zu erwarten, vor allen Dingen mit<br />
der Freigabe der Housing Area<br />
Baulicher und energetischer Sanierungsbedarf<br />
insbesondere bei einem Teil der BWG-<br />
Bestände<br />
Wohneinheiten z.T. nicht mehr<br />
marktgerecht<br />
Es fehlen alten- und behindertengerechte<br />
Wohnungen<br />
Zuteilungsprozess der Wohnungen fördert<br />
möglicherweise Segregation<br />
Image erschwert sozioökonomische<br />
Mischung<br />
Drohender Wertverlust bei Verkauf <strong>von</strong><br />
Eigenheimbeständen<br />
Wohnen ist bisher nicht mit Dienstleistungen<br />
koordiniert (z.B. Wohnen für Senioren<br />
mit gekoppelter Sozialstation)<br />
Stärken<br />
<br />
Kaum Leerstand<br />
<br />
<br />
Kein Stellraum für Fahrräder und kleinere<br />
Motorroller<br />
Unzureichende Müllstandorte
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 43<br />
4.4 Nahversorgung<br />
Eines der zentralen Probleme des Degerfeld besteht<br />
in der Unterversorgung mit Einzelhandel,<br />
Gastronomie und Dienstleistungen.<br />
im Bereich südwestlich des Bahnhofes (Tröster-<br />
Gelände) wird hier künftig noch ein neues Versorgungsangebot<br />
geschaffen. Dennoch entsteht<br />
für das Quartier Degerfeld damit keine direkte<br />
Verbesserung.<br />
Einzelhandel findet sich in <strong>Butzbach</strong> vor allem<br />
im <strong>Stadt</strong>zentrum sowie im östlichen Kernstadtbereich<br />
an der Philipp-Reis-Straße. Aufgrund der<br />
Entfernung sind diese insbesondere für weniger<br />
mobile Bevölkerungsgruppen im Degerfeld nur<br />
schlecht erreichbar. Durch die neue Entwicklung<br />
Im Fördergebiet selbst bestehen bezüglich der<br />
Nahversorgung im Einzelhandel nur wenige<br />
Angebote. Die durch kleine Verkaufsflächen<br />
gezeichneten<br />
Einzelhandelsbetriebe<br />
konzentrieren sich im Degerfeld an zwei<br />
Standorten: Ein EDEKA-Einkaufsmarkt mit einer<br />
Einzelhandelsstandorte im Degerfeld
44 Nahversorgung<br />
Verkaufsfläche <strong>von</strong> ca. 256m², am oberen Ende<br />
der Mozartstraße und eine kleine Einkaufzeile<br />
in der Mozart-/Haydnstraße. In Letzterer<br />
befinden sich ein kleiner Lebensmittelladen, der<br />
besonders durch Spätaussiedler frequentiert<br />
wird, eine Bäckerei und ein Tabakladen.<br />
Es existieren zudem eine Bankservicestelle, die<br />
nur morgens geöffnet ist und ansonsten noch<br />
einen Geldautomaten zur Verfügung stellt,<br />
außerdem ein Friseur und ein Nagelstudio.<br />
Die bestehenden Angebote werden eher <strong>von</strong> den<br />
weniger mobilen Bevölkerungsgruppen und <strong>von</strong><br />
Personen ohne die Möglichkeit der Autonutzung,<br />
insbesondere <strong>von</strong> Senioren, genutzt. Somit ist<br />
Fußläufigkeit ein Thema <strong>von</strong> großer Wichtigkeit<br />
und ist, gekoppelt mit Barrierefreiheit, als ein<br />
anzustrebendes Ziel für die Entwicklung <strong>von</strong><br />
einem adäquaten Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot<br />
anzusehen. Gastronomische<br />
Betriebe, etwa ein Café, existieren gar nicht.<br />
Zudem besteht – mit Ausnahme des Ladens mit<br />
einem Angebot für Aussiedler – kein Angebot,<br />
dass die spezifischen Nachfragen <strong>von</strong> bestimmten<br />
Migrantengruppen deckt.<br />
Das Thema der Nahversorgung war dementsprechend<br />
auch in allen Beteiligungsformen<br />
(<strong>Stadt</strong>teilrunden, Arbeitsgruppe, Befragung,<br />
Bürgerforum) <strong>von</strong> großer Bedeutung:<br />
<br />
<br />
So spiegeln die Ergebnisse aus der Bevölkerungsbefragung<br />
zum Thema Einkauf die<br />
Unzufriedenheit mit den existierenden Einkaufsmöglichkeiten<br />
wider (50% unzufrieden<br />
bis sehr unzufrieden). Besonders vermisst<br />
werden gewisse Waren und Dienstleistungen<br />
im Degerfeld, z.B. Apotheke, Ärzte,<br />
Gastronomie, Discounter, Blumengeschäfte<br />
etc. Zudem wurde <strong>von</strong> rd. 80% der Befragungsteilnehmer<br />
dargestellt, dass sie ihre<br />
Einkäufe außerhalb des Gebietes tätigen<br />
müssen.<br />
Nahversorgung war zudem auch mehrfach<br />
ein zentrales Thema der <strong>Stadt</strong>teilrunde und<br />
einer eigenen Arbeitsgruppe (vgl. Kapitel 3<br />
und die Dokumentation der Ergebnisse der<br />
Arbeitsgruppe im Anhang). Auch hier wurde<br />
sich eine vielseitige und zweckmäßige
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 45<br />
Nahversorgung gewünscht, die ein weites<br />
Spektrum <strong>von</strong> Bedürfnissen deckt und u.a.<br />
auch kulturell spezifische Lebensmittelangebote<br />
bietet. Gewünscht wurde auch, dass<br />
die Gemeinde sich für die Schaffung <strong>von</strong><br />
besseren Einkaufsmöglichkeiten engagiert.<br />
Besonders betont wurde dabei die Problematik<br />
der Versorgung für ältere Menschen,<br />
die angesichts der demographischen Entwicklung<br />
(vgl. Kapitel 4.2) zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnt. Auch das Fehlen einer<br />
Apotheke sowie anderer medizinischer Einrichtungen<br />
(für Blutabnahmen, Medikamente,<br />
Massagen, u.s.w.) und eines Zahnarztes<br />
wurden gerade in diesem Zusammenhang<br />
stark problematisiert.<br />
Aufgrund der heutigen Anforderungen an den<br />
Einzelhandel sowie der großen Distanz zur Innenstadt<br />
und anderen Einkaufsmöglichkeiten,<br />
ist die Versorgung insgesamt als unzureichend<br />
zu bewerten. Hinzu kommt, dass auch im nahen<br />
Wohngebiet „Schrenzer“ südlich der Housing<br />
Area eine ausreichende Nahversorgung nicht<br />
gegeben ist. Diese unzureichende Versorgung<br />
der Bevölkerung mit Lebensmitteln besteht<br />
schon seit mehreren Jahren und sollte dringend<br />
verbessert werden. Zudem ist die Schaffung <strong>von</strong><br />
zusätzlichen Angeboten der Nahversorgung <strong>von</strong><br />
großer Bedeutung für die zivile Nachnutzung<br />
der Housing Area: Ein attraktives Einzelhandelsangebot<br />
in möglichst großer Nähe ist hier<br />
ein zentraler Faktor für eine hohe Wohnqualität<br />
und damit für die erfolgreiche Akquisition neuer<br />
Bewohnergruppen für eine Wohnnutzung.<br />
de Nahversorgung bietet. Die Aktivitäten der<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> zur Akquisition einer größeren<br />
Einzelhandelseinrichtung im Degerfeld konnten<br />
jedoch bisher nicht zum Erfolg führen. Nach<br />
Aussage des zuständigen Fachamts wurde im<br />
Kontakt mit verschiedenen ansiedlungsinteressierten<br />
Anbietern mit Vollsortiment deutlich,<br />
dass der Betrieb einer solchen Einrichtung aus<br />
Sicht der Unternehmen im Degerfeld nicht interessant<br />
ist. Für einen rentablen Betrieb muss<br />
aus Sicht der Marktakteure neben dem direkten<br />
Einzugsgebiet des Degerfelds, des Schrenzers<br />
und der künftigen Wohnbevölkerung der<br />
Housing Area auch Kundschaft aus anderen<br />
<strong>Stadt</strong>gebieten akquiriert werden. Eine deutliche<br />
Sichtbarkeit <strong>von</strong> der B 3 aus ist somit Voraussetzung<br />
für einen rentablen Betrieb. Ein möglicher<br />
Standort könnte hier das städtische Grundstück<br />
zwischen B 3, Schumannstraße und Ebergönser<br />
Weg darstellen.<br />
Speziell in der <strong>Stadt</strong>teilrunde und der Arbeitsgruppe<br />
wurde aber deutlich, dass ein Nahversorgungszentrum<br />
an der B 3 nur für einige<br />
Bewohner eine Verbesserung der Nahversorgungssituation<br />
bedeutet, nämlich nur für solche<br />
in unmittelbarer Nähe zu diesem Standort bzw.<br />
für mobile Bewohner. Für weniger mobile, insbesondere<br />
ältere Bewohnerinnen und Bewohner<br />
des Degerfelds bedeutet ein Nahversorgungsangebot<br />
an der B 3 jedoch keine Verbesserung.<br />
Von daher sollten unabhängig <strong>von</strong> einem möglichen<br />
Entstehen <strong>von</strong> Einzelhandel an der B 3 im<br />
Rahmen der „Sozialen <strong>Stadt</strong>“ folgende Handlungsschwerpunkte<br />
gesetzt werden:<br />
Hierbei sollte man über die Errichtung eines<br />
neuen Einzelhandels nachdenken, der über eine<br />
größere Verkaufsfläche verfügt und für die Gebiete<br />
Degerfeld, Schrenzer, Heinrich-Schneider-<br />
Siedlung und die Housing Area eine ausreichen-<br />
<br />
Für die weitere Entwicklung des Degerfelds<br />
ist es zum Einen wichtig, auch weiterhin<br />
den bestehenden Einzelhandel im zentralen<br />
Bereich des Degerfelds zu erhalten und<br />
zu optimieren. Neben dem klassischen Ein-
46 Nahversorgung<br />
<br />
zelhandel sollte hier insbesondere versucht<br />
werden, Ärzte und Apotheken zu einer Ansiedlung<br />
zu bewegen.<br />
Zum Anderen sollte intensiv an der Schaffung<br />
alternativer Angebote zur Nahversorgung<br />
im Degerfeld gearbeitet werden, etwa<br />
an der Idee eines Nachbarschaftsladens<br />
oder einer genossenschaftliche Nahversorgung.<br />
Speziell in der Arbeitsgruppe Nahversorgung<br />
wurde hier ein großes Potential<br />
auch in der zukünftigen Mobilisierung<br />
und dem bewussten Berücksichtigung der<br />
Prinzipien der Selbstverantwortung und<br />
Selbstverwirklichung der Anwohner gesehen.<br />
Es wurden dabei Ideen entwickelt, die<br />
kommerziellen Einzelhandelsangebote mit<br />
komplementären Angeboten im zentralen<br />
Bereich des Degerfelds zu ergänzen, welche<br />
insbesondere durch ältere Bewohner in Anspruch<br />
genommen werden könnten. Angesichts<br />
der Zurückhaltung kommerzieller Anbieter<br />
sollten diese Angebote vor allem im<br />
Bereich des Gemeinwesens angesiedelt werden,<br />
z.B. ein Bring- und Holdienst oder ein<br />
<strong>Stadt</strong>teilcafé als nichtinvestive Maßnahmen<br />
im Bereich Nachbarschaftshilfe. Angesichts<br />
dessen, dass aufgrund der Arbeitslosenzahlen<br />
in <strong>Butzbach</strong> ein hoher Handlungsbedarf<br />
zur Schaffung <strong>von</strong> Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen<br />
im Fördergebiet besteht,<br />
könnten solche Projekte auch den Charakter<br />
<strong>von</strong> Trainings – und Qualifikationsmaßnahmen<br />
haben. Ebenso könnte im Kontext<br />
solcher Projekte auch das Miteinander der<br />
verschiedenen Generationen im Degerfeld<br />
gefördert werden. So könnten ortsansässige<br />
junge Leute im Rahmen eines sozialen<br />
Projektes als „Einkaufshelfer“ tätig werden<br />
und älteren Menschen ihre Einkäufe nach<br />
Hause bringen, damit diese möglichst lange<br />
alleine/ selbstständig wohnen können.<br />
Um die verschiedenen Ansätze koordinieren zu<br />
können und realistische Perspektiven insbesondere<br />
für die Akquisition kommerzieller Angebote<br />
zu erhalten, sollte hierfür ein Einzelhandelskonzept<br />
spezifisch für den Bereich Degerfeld<br />
erarbeitet werden.<br />
Stärken und Schwächen<br />
Stärken<br />
Existierender lokaler Lebensmittelhandel,<br />
der die Bedürfnisse <strong>von</strong> Anwohnern mit<br />
beschränkter Mobilität deckt<br />
Entwicklung der Housing Area bringt weitere<br />
Kaufkraft mit sich und erhöht die Chance<br />
für die Ansiedlung weiterer Anbieter<br />
Schwächen<br />
Nahversorgungsangebot ist unzureichend,<br />
Einkäufe werden überwiegend außerhalb<br />
des Quartiers getätigt<br />
Lange Wege zu Einzelhandelsangeboten im<br />
<strong>Stadt</strong>zentrum und im östlichen Kernstadtbereich<br />
Grundbedürfnisse sind nicht gedeckt,<br />
z.B. Apotheke, Arzt, Bank, Café<br />
Kein adäquater Einzelhandel in der Laufnähe<br />
insbesondere für ältere Anwohner und<br />
Menschen mit Behinderungen<br />
Wenig spezifisches Angebot für Migranten<br />
Kein Ansiedlungsinteresse <strong>von</strong> kommerziellen<br />
Einzelhandelunternehmen im zentralen<br />
Bereich des Degerfelds<br />
Zukünftiger Bedarf durch die ausstehende<br />
Entwicklung der Housing Area schwer abzuschätzen
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 47<br />
4.5 Gemeinwesen<br />
Unter „Gemeinwesen“ werden hier Aspekte der<br />
sozialen Infrastruktur, der Bildung, der Freizeit<br />
und der Kultur verstanden. Das Thema des Gemeinwesens<br />
hat einen besonderen Stellenwert in<br />
Bezug auf das Degerfeld. Wie bereits im Kapitel<br />
4.2 dargestellt wurde, ist das Profil der Anwohnerschaft<br />
unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />
sehr divers und weist zusätzlich auf eine soziale<br />
Problematik mit herausfordernden Tendenzen<br />
hin. Das Handlungsfeld Gemeinwesen ist deshalb<br />
so wichtig, weil es sich mit Prozessen auseinandersetzt,<br />
die auf individueller und kollektiver Basis<br />
durch Identitätsbildung, Selbstbestimmung<br />
und Wissensbildung geprägt sind. Somit wirkt<br />
dieses Handlungsfeld unterstützend für das Prinzip<br />
der Nachhaltigkeit.<br />
Dem Thema Gemeinwesen kommt gerade aufgrund<br />
der Schwerpunkte Qualifizierung und Ausbildung<br />
und damit dem Schaffen <strong>von</strong> Lebensperspektiven<br />
für die Bewohner eine besondere<br />
Bedeutung zu. Ebenfalls <strong>von</strong> großer Wichtigkeit<br />
sind jedoch auch soziale und kulturelle Angebote<br />
und Aktivitäten, durch welche das Gemeinschaftsleben<br />
gefördert werden kann, sowie<br />
Infrastruktur zur Unterstützung <strong>von</strong> älteren Menschen,<br />
Hilfsbedürftigen und anderer Gruppen mit<br />
besonderen Bedürfnissen. Im Degerfeld gibt es<br />
in all diesen Bereichen trotz schon existierender,<br />
positiver Ansätze deutlichen Handlungsbedarf.<br />
Insgesamt gibt es derzeit bereits eine Reihe <strong>von</strong><br />
Einrichtungen des Gemeinwesens, die allerdings<br />
nicht zentral liegen:<br />
Am nördlichen Rand des Degerfelds befindet<br />
sich die Degerfeldgrundschule. Sie hat Kapazitäten,<br />
um weitere Kinder aufzunehmen,<br />
was bei einer Entwicklung des Gebietes und<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
dem Zuzug <strong>von</strong> Familien zu beachten ist.<br />
Neben dem normalen Unterricht bietet die<br />
Schule zahlreiche Zusatzangebote an (z.B.<br />
Arbeitsgruppen, Sprachkurse für ausländische<br />
Kinder, nachmittägliches Förderprogramm<br />
mit Mittagsessen).<br />
Weitere Schulen im näheren Umfeld des<br />
Untersuchungsgebiets sind das Weidig-<br />
Gymnasium, die Schrenzerschule sowie die<br />
Berufs- und Technikschule <strong>Butzbach</strong>.<br />
Das Kinderhaus „Pusteblume“ in direkter<br />
Nachbarschaft zur Degerfeldgrundschule<br />
bietet sowohl Kindergartenplätze für 3<br />
bis 5-Jährige als auch Hortplätze für 5 bis<br />
12-Jährige.<br />
Das dort schon bestehende Projekt „frühstart“<br />
setzt bei den Punkten Sprachförderung,<br />
interkulturelle Bildung und Elternarbeit<br />
an.<br />
Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene<br />
und Senioren bietet das Haus Degerfeld<br />
der evangelischen Gemeinde. Für Senioren<br />
gibt es einen Seniorentreff sowie<br />
sich wiederholende Spielstunden. Darüber<br />
hinaus werden Gottesdienste angeboten.<br />
Für Jugendliche und Kinder wird im Haus<br />
Degerfeld das „Café Kanne“ angeboten. Die<br />
Kirche finanziert hierfür zusammen mit der<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> einen Sozialpädagogen.<br />
Ebenfalls im nördlichen Degerfeld findet sich<br />
das Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt<br />
(AWO). Die AWO-Sozialstation bietet für ältere<br />
Anwohner insbesondere Angebote zur<br />
Lang- und Kurzzeitzeitpflege, spezielle Betreuungsangebote<br />
für Demenzkranke, die<br />
Vermittlung der Teilnahme am Dementen-<br />
Café, ambulante Leistungen sowie einen offenen<br />
Mittagstisch. Hier könnten Potentiale<br />
vorhanden sein, um z.B. einen erweiterten
48 Gemeinwesen<br />
<br />
Service für mögliches Seniorenwohnen im<br />
Viertel anzubieten.<br />
Weiterhin arbeiten im Degerfeld auch andere<br />
Vereine und Einrichtungen, wie z.B. die<br />
Musikschule <strong>Butzbach</strong> oder die VHS. Von<br />
besonderer Bedeutung sind zudem die Aktivitäten<br />
der Nachbarschaftshilfe <strong>Butzbach</strong>.<br />
<br />
<br />
Ebenso ist darauf hinzuweisen, dass auch<br />
die kleinen Läden im Gebiet, z.B. der EDEKA<br />
-Laden, als Begegnungs- und Kommunikationsstätten<br />
eine gewisse soziale und kulturelle<br />
Funktion erfüllen.<br />
Schließlich hat bereits im Rahmen des Programms<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“ ein lokales <strong>Stadt</strong>-<br />
Infrastruktur<br />
Spielplatz<br />
Reithalle<br />
Einzelhandel<br />
Bank<br />
Schule<br />
Kindergarten<br />
Seniorenzentrum
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 49<br />
teilbüro seine Arbeit aufgenommen, das<br />
künftig Zentrum der <strong>Stadt</strong>teilarbeit und Sitz<br />
des Quartiersmanagements sein soll.<br />
Für die künftige Entwicklung ergeben sich insbesondere<br />
folgende weitere Handlungsfelder:<br />
Kinderbetreuung<br />
In der Befragung schätzen 67,8% der Befragungsteilnehmer<br />
ein Engagement der Gemeinde<br />
für verbesserte Kinderbetreuungsangebote<br />
als wichtig oder sehr wichtig ein. Gewünscht<br />
werden insbesondere zusätzliche Lern- und<br />
Spielangebote für Kinder. In Anbetracht der<br />
Tatsache, dass ein sehr großer Teil der Familien<br />
mit Kindern und Jugendlichen im Degerfeld einen<br />
Migrationshintergrund besitzt und/oder bildungsfernen<br />
Milieus entstammt, werden zudem<br />
Angebote benötigt, die in den Bereichen Erziehungshilfe<br />
fungieren und Unterstützung bei Integrationsbemühungen<br />
leisten können. Gleichzeitig<br />
erfordert die Situation die Schaffung <strong>von</strong><br />
Einstiegsorten zur Teilhabe am sozialen Leben<br />
im Viertel und zur Knüpfung <strong>von</strong> Kontakten.<br />
Unter anderem wurde in der <strong>Stadt</strong>teilrunde der<br />
Vorschlag unterstützt, die Kindertagesstätte zu<br />
erweitern und zu einem Kinder- und Familienzentrum<br />
auszubauen.<br />
Senioren<br />
Im sozialen Bereich wird vor allem eine Verbesserung<br />
der Versorgungssituation für ältere und<br />
behinderte Menschen gefordert. Nur 10% der<br />
Befragungsteilnehmer gaben an, mit der Situation<br />
für Senioren im Degerfeld zufrieden oder<br />
sehr zufrieden zu sein. Angesichts des sehr hohen<br />
Seniorenanteils an der Degerfelder Bevölkerung<br />
(siehe Kapitel 4.1), wiegt es besonders<br />
schwer, dass es keine Apotheke oder sonstige<br />
medizinische Einrichtungen gibt. Auch soziale<br />
Dienste wie Tagespflege oder eine Einkaufshilfe,<br />
die es Senioren ermöglichen, möglichst lange<br />
selbstständig in der eigenen Wohnung zu leben,<br />
sind gewünscht. Hier könnte, ebenso wie bei<br />
der Schaffung <strong>von</strong> speziellen Projekten etwa für<br />
Behinderte, mit der AWO zusammengearbeitet<br />
werden, die schon ein Senioren- und Sozialzentrum<br />
im Degerfeld betreibt. Vorgeschlagen<br />
wurde auch, beim Angebot <strong>von</strong> bestimmten<br />
sozialen Diensten, wie etwa einer Einkaufshilfe,<br />
ortsansässige (jugendliche) Bewohner mit<br />
einzubeziehen und so gleichzeitig neue Qualifizierungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen (vgl. Kapitel<br />
4.4). Angesichts der zunehmenden Anzahl an<br />
älteren und hilfsbedürftigen Menschen mit verschiedenen<br />
Migrationshintergründen sollte auch<br />
ein Angebot entwickelt werden, das auf die kulturell<br />
bedingten unterschiedlichen Bedürfnisse,<br />
etwa im Hinblick auf Essgewohnheiten, eingehen<br />
kann.<br />
Behinderte<br />
Für behinderte Menschen gibt es im Degerfeld<br />
momentan wenige Angebote. So gibt es keine<br />
behindertengerechten Spielgeräte, was bei zukünftigen<br />
Aufwertungen der Spielplätze geändert<br />
werden sollte. Spezielle Aktivitäten oder<br />
Kurse für Behinderte oder andere Minderhei-
50 Gemeinwesen<br />
tengruppen könnten etwa in Zusammenarbeit<br />
mit der AWO, dem künftigen Kinder- und Familienzentrum<br />
oder in den Räumlichkeiten eines<br />
Quartierszentrums stattfinden.<br />
Bildungs- und Weiterbildungsangebot<br />
Für ältere Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene<br />
und Senioren ist das vorhandene Bildungs-<br />
und Weiterbildungsangebot im Degerfeld<br />
dürftig, es muss derzeit auf den <strong>Stadt</strong>kern<br />
oder andere <strong>Stadt</strong>teile ausgewichen werden.<br />
Besonders für Jugendliche sollten verschiedene<br />
Qualifizierungs- und Bildungsangebote vor Ort<br />
angeboten werden, diese könnten etwa in ein<br />
künftiges Quartierszentrum integriert werden.<br />
Angebote in einer solchen Einrichtung, die <strong>von</strong><br />
pädagogischen Fachkräften betreut werden sollte,<br />
können gleichzeitig die Funktion einer Kontakt-<br />
und Begegnungsmöglichkeit für Jugendliche<br />
mit verschiedenem kulturellem Hintergrund<br />
sein und dadurch den einzelnen Gruppen ein<br />
Zugehörigkeitsgefühl vermitteln.<br />
zu Bildungsaktivitäten im Degerfeld zu ermöglichen,<br />
wurde z.B. die Einrichtung einer Lesestube<br />
oder eines Bücherkreises vorgeschlagen.<br />
Freizeit- und Kulturangebot<br />
Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung zeigen,<br />
dass die große Mehrheit der Teilnehmer das<br />
Freizeitangebot im Degerfeld für unzureichend<br />
hält. So geben 25,3% der Befragungsteilnehmer<br />
an, dass sie mit dem Freizeit- und Kulturangebot<br />
unzufrieden sind. 41,4% sind sogar<br />
sehr unzufrieden.<br />
Zielgruppenspezifische Angebote zur Beratung<br />
und Unterstützung bei der Arbeitssuche wurden<br />
ebenfalls durch die Ergebnisse der Befragung<br />
angeregt. Um auch älteren Menschen Zugang<br />
Nur 3,6% der Teilnehmer zeigen sich mit der<br />
Situation zufrieden oder sehr zufrieden. Hier<br />
besteht also auch ein deutlicher Handlungsbedarf.<br />
<br />
<br />
Gerade eine Verbesserung des Freizeitangebots<br />
für Kinder und Jugendliche wird als<br />
dringend nötig empfunden (71,5% wichtig/<br />
sehr wichtig). So wird z.B. ein eigener Raum<br />
gewünscht, der als Treffpunkt für Jugendliche<br />
dient und für verschiedene Aktivitäten<br />
genutzt werden kann.<br />
Aber auch die fehlenden Freizeitangebote<br />
für ältere Menschen werden bemängelt.<br />
Dies gewinnt gerade vor dem Hintergrund<br />
der demographischen Situation im Degerfeld<br />
mit einem hohen und auch weiterhin
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 51<br />
<br />
<br />
wachsenden Anteil an Senioren an Bedeutung.<br />
Es wäre wünschenswert ein gewisses Kulturangebot<br />
im Degerfeld zu schaffen. Möglichkeiten<br />
hierzu wären Lesestube/ Bücherkreis,<br />
Sprachkurse und sonstige Bildungsaktivitäten.<br />
Dabei stellt die kulturelle Vielfalt der<br />
Degerfelder Bevölkerung ein Potential dar,<br />
womit in vielfältiger Weise gearbeitet werden<br />
könnte. Kulturabende der jeweiligen Bevölkerungsgruppen<br />
beispielsweise könnten<br />
gleichzeitig dazu beitragen, das Misstrauen<br />
gegenüber den anderen Gruppen abzubauen,<br />
während die eigene kulturelle Identität<br />
dennoch gepflegt wird.<br />
Begrenzt ist auch das Sportangebot. Zum<br />
Beispiel sind keine öffentlichen Sportplätze<br />
im Degerfeld vorhanden. Allerdings befinden<br />
sich innerhalb der ehemaligen Housing<br />
Area Kleinsportfelder, die derzeit <strong>von</strong> Jugendlichen<br />
aus der Siedlung genutzt werden,<br />
die aber keine Umkleide- oder Unterstellmöglichkeiten<br />
bieten. Ein weiterer<br />
Bolzplatz befindet sich auf einem kleinen<br />
Platz zwischen den Hochhäusern und der<br />
Degerfeldschule, der extra dafür designiert<br />
wurde. Dieser ist allerdings ohne Tore und<br />
Zuschauerbänke und bietet Spielern keine<br />
Umkleidemöglichkeiten oder Unterstand bei<br />
schlechtem Wetter. Hat es geregnet, wird<br />
dieser Platz schnell unbespielbar. Die Kleinsportfelder<br />
der benachbarten ehemaligen<br />
Housing Area könnten wieder hergestellt<br />
und für umfangreiche Sportangebote, welche<br />
Jugendliche aus dem Degerfeld ansprechen,<br />
genutzt werden. Auf den integrativen<br />
Effekt, den gemeinsame sportliche Aktivitäten<br />
zwischen deutschen und ausländischen<br />
Bewohnern haben können, sei hier besonders<br />
hingewiesen (vgl. Kapitel 4.2).<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Die Möglichkeit für Freizeitaktivitäten darf<br />
sich allerdings nicht nur auf den Außenbereich<br />
beschränken. Derzeit gibt es im<br />
Degerfeld so gut wie keine Angebote zur<br />
sportlichen Freizeitgestaltung innerhalb <strong>von</strong><br />
Gebäuden. Betroffen sind hier gerade auch<br />
ältere und behinderte Bewohner, aus deren<br />
Reihen etwa der Wunsch nach einem Gymnastikraum<br />
vorgetragen wurde.<br />
Ebenfalls ausbaufähig ist die Nutzung des<br />
heute recht trostlos und chaotisch wirkenden<br />
Festwiesenareals als Freizeitstätte. Mittels<br />
einer ansprechenden Grüngestaltung,<br />
welche die Formen des dort befindlichen<br />
alten Römerkastells Hunneburg aufgreift<br />
und erlebbar macht, könnte hier ein Ort für<br />
vielfältige Nutzungen im Bereich Naherholung<br />
und Outdooraktivitäten entstehen, der<br />
gleichzeitig auch als Ausflugsziel für kulturell<br />
Interessierte oder Schulklassen anziehend<br />
ist.<br />
Ein beträchtliches Freizeitpotential ergibt<br />
sich für das Degerfeld aus dessen landschaftlicher<br />
Einbindung. Die unmittelbare<br />
Nähe zum Waldrand und damit dem Erholungsgebiet<br />
des Taunus, welches mit seinen<br />
Wegen zum Wandern, Spazierengehen,<br />
Joggen oder Radfahren einlädt, müsste lediglich<br />
mittels einer besseren Anbindung<br />
durch Rad- und Fußwege mit entsprechender<br />
Beschilderung stärker ins Bewusstsein<br />
der Einwohner gerückt werden.<br />
Insgesamt wäre es wünschenswert, wenn<br />
sich die verschiedenen <strong>Butzbach</strong>er Vereine<br />
und Interessengruppen stärker im Degerfeld<br />
engagieren und vernetzen würden. Auch die<br />
Gründung <strong>von</strong> speziell im Degerfeld beheimateten<br />
Vereinen würde zur Bereicherung<br />
des lokalen öffentlichen Lebens beitragen.
52 Gemeinwesen<br />
Begegnung und Kommunikation<br />
Viele Degerfelder haben ein starkes Bedürfnis<br />
nach einem intensiveren Gemeinschaftsleben,<br />
an dem sich alle Bevölkerungsgruppen beteiligen.<br />
So nennen über 76% der Teilnehmer der<br />
Haushaltsbefragung eine Förderung des Zusammenlebens<br />
zwischen allen Einwohnern,<br />
auch denen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen,<br />
als ein Thema mit wichtiger oder<br />
sehr wichtiger Priorität.<br />
Generell ist die Zusammenarbeit mit den bereits<br />
vorhandenen Institutionen, etwa der Degerfeldschule,<br />
dem Kinderhaus „Pusteblume“,<br />
der Jugendsozialarbeit mit dem „Café Kanne“<br />
oder dem Sozialzentrum/Begegnungsstätte der<br />
AWO <strong>von</strong> Vorteil, um bestehende Strukturen<br />
besser zu nutzen und Neues auf diesem Grundstock<br />
aufzubauen.<br />
Wichtig sind daher Angebote zur Integration<br />
und generationenübergreifende Maßnahmen,<br />
um das Zusammenleben im Degerfeld zu stärken<br />
und weiterer sozialer, altersbedingter und<br />
ethnischer Segregation entgegenzuwirken. Die<br />
bereits erfolgte Eröffnung des <strong>Stadt</strong>teilbüros ist<br />
dabei ein wichtiger Schritt. Ein Quartierszentrum,<br />
in dem den kulturellen Hintergründen ein<br />
Forum zur Repräsentation und Austausch gegeben<br />
wird, könnte hier einen weiteren Beitrag<br />
leisten, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und eine Identifikation der Anwohner als Degerfelder<br />
entstehen zu lassen. Ein solches Zentrum<br />
könnte den verschiedenen angedachten<br />
kulturellen Aktivitäten einen festen Ort geben,<br />
in dem Veranstaltungen stattfinden und Vereine<br />
sich niederlassen können. Diese Räumlichkeiten<br />
könnten für <strong>Stadt</strong>teilrunden, Information<br />
und auch für Sprechstunden des Bürgermeisters<br />
oder der BWG genutzt werden. Wichtigste<br />
Funktion des Quartierszentrums ist aber die einer<br />
<strong>von</strong> allen Bevölkerungsteilen akzeptierten<br />
Begegnungsstätte, die als <strong>Stadt</strong>teiltreff ein Ort<br />
der Kommunikation sein soll. Hier wäre insbesondere<br />
der Anlaufpunkt für ein Quartiermanagement<br />
zu verorten.<br />
Stärken und Schwächen<br />
Stärken<br />
Durch vorhandene Strukturen der Degerfeldschule,<br />
der „Pusteblume“, des Café<br />
Kanne, des Sozialzentrums/Begegnungsstätte<br />
der AWO oder der Nachbarschaftshilfe<br />
<strong>Butzbach</strong> ist bereits ein breites und<br />
vielfältiges Angebot vorhanden<br />
Durch einen relativ hohen Anteil <strong>von</strong> Migranten<br />
und Ausländern ergibt sich eine<br />
kulturelle Vielfalt<br />
Sehr gute Bildungseinrichtungen für Kinder<br />
bis zur 4. Klasse<br />
<br />
Vorhandene Sportfelder der Housing Area
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 53<br />
Schwächen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Keine Lern- und Ausbildungsmöglichkeiten<br />
für Erwachsene, besonders Erwachsene mit<br />
Migrationshintergrund, im Degerfeld vorhanden<br />
Bedarf nach niederschwelligem Angebot<br />
für Familienberatung<br />
Viele Beratungs- und Freizeitangebote<br />
werden <strong>von</strong> den Bewohnern nicht angenommen<br />
oder sind nicht bekannt<br />
Keine allgemein akzeptierte Begegnungsstätte<br />
vorhanden<br />
Keine spezifischen Spielmöglichkeiten für<br />
behinderte Kinder<br />
Keine der Altersstruktur in der Bevölkerung<br />
angemessene Infrastruktur<br />
Keine ausreichenden Einrichtungen<br />
für Jugendliche<br />
Wenige Freizeitangebote für Kinder<br />
(3-13 Jahre) vorhanden<br />
Angebote für 8-14jährige, z.B. Tischtennis,<br />
Skateboard, Ballkörbe kaum vorhanden<br />
Sportangebote spezifisch für ältere<br />
Menschen nicht vorhanden<br />
Keine Indooraktivitäten<br />
Wenig spezifische Bildungs- und Betreungsangebote<br />
z.B. für ältere, ausländische und<br />
arbeitslose Anwohner
54 (Halb-)öffentlicher Raum<br />
4.6 (Halb-)öffentlicher Raum<br />
Freiraum<br />
Das Quartier ist in unterschiedliche Freiräume<br />
eingebettet: Im Westen grenzt die hügelige<br />
Waldlandschaft des Taunus direkt an das Degerfeld.<br />
Im Norden finden sich große landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen. Im Südosten findet<br />
sich die bereits erwähnte Freifläche der Festwiese.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 55<br />
Auch das Gebiet selbst ist großzügig mit Freiflächen<br />
durchsetzt, wobei es sich dabei fast<br />
ausschließlich um halböffentliche Flächen im<br />
Abstandsgrün zwischen dem Geschoßwohnungsbau<br />
handelt. Hier hat das Degerfeld durch<br />
seine lockere Bebauung viel Freiraum und somit<br />
Potenzial für eine nachbarschaftliche Nutzung,<br />
etwa für kleine Grünflächen, Parkbänke, Grillplätze<br />
oder ähnliches, um Räume der Kommunikation<br />
zu schaffen. Allerdings wird dieses Potential<br />
bisher kaum ausgeschöpft. Die Ursachen<br />
hierfür sind insbesondere in einer unzureichenden<br />
Differenzierung in private oder öffentliche<br />
Räume zu suchen.<br />
Ein positiver Ansatz findet sich bereits im Engagement<br />
vereinzelter Mieter der BWG Wohnungen,<br />
die in Eigeninitiative kleine Blumenbeete<br />
in den grünen Gemeinschaftszonen angelegt<br />
haben.<br />
Zur Zeit werden zudem viele dieser Flächen<br />
nur dafür verwendet, um Leinen zum Trocknen<br />
der Wäsche aufzuspannen. Diese Leinen sind<br />
wichtig, weil sie den Anwohnern, die nicht im<br />
Besitz eines Wäschetrockners sind oder nicht<br />
den nötigen Raum dafür haben, die einfache<br />
Möglichkeit zum Trocknen ihrer Wäsche geben.<br />
Zudem schaffen solche Orte auch Gelegenheit<br />
für eine unverbindliche Kommunikation. Allerdings<br />
sollte geprüft werden, ob die Anzahl der<br />
Wäscheleinen für die Bedürfnisse der Bewohner<br />
tatsächlich notwendig ist oder ob hier ein Teil<br />
der Fläche besser für explizite Kommunikationsund<br />
Erholungsräume genutzt werden sollte.<br />
Es ist zu überlegen, wie entsprechende Aktivitäten<br />
zur Verbesserung des Wohnumfeldes<br />
unterstützt und auch im Sinne einer Förderung<br />
der interkulturellen Beziehungen in der Gemeinschaft<br />
genutzt werden könnten. Als Beispiel sei<br />
hier ein interkultureller Kleingarten aufgeführt,<br />
welcher nicht nur Austausch <strong>von</strong> Erfahrungen<br />
und Methoden sowie Zusammenarbeit fördert,<br />
sondern zusätzlich eine Rolle in der Versorgung<br />
einkommensschwacher Familien spielen könnte.<br />
Vorstellbar wäre etwa die Gründung eines<br />
interkulturellen Kleingartenprojektes, bei dem<br />
idealerweise Menschen aus möglichst vielen<br />
unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zusammenarbeiten<br />
und gegenseitig Erfahrungen<br />
und Methoden austauschen. Als Vorbild könnten<br />
hier die interkulturellen Gärten in Marburg<br />
dienen.<br />
Im Bereich der Housing Area findet sich bezüglich<br />
der Grünflächen eine ähnliche Situation wie<br />
im Geschoßwohnungsbau im Degerfeld: Die Bebauung<br />
ist hier nicht sehr dicht, so dass zwischen<br />
den Wohnriegeln Platz für Grünflächen,
56 (Halb-)öffentlicher Raum<br />
Grillplätze und Spielmöglichkeiten wäre. Wie im<br />
Degerfeld ist aber auch hier privater und öffentlicher<br />
Raum nicht klar differenziert.<br />
Im Gegensatz dazu sind in den Teilen des Viertels<br />
mit den Ein- und Zweifamilienhäusern keine<br />
öffentlichen oder halböffentlichen Freiräume<br />
vorhanden, die Grundstücke sind klar abgegrenzt.<br />
Hauseingangsbereiche<br />
Auch in der Gestaltung der Eingangsbereiche<br />
sind die unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse<br />
widergespiegelt. Somit sind im Allgemeinen<br />
die Eingangsbereiche zu den Eigentumshäusern<br />
in einem gepflegten Zustand. Problematisch<br />
hingegen ist die Wirkung der Eingangsbereiche<br />
im Bestand der BWG. Diese sind insbesondere<br />
da<strong>von</strong> betroffen, dass die Fußwege zu den Mietshäusern<br />
optisch durch große Hausmüllcontainer<br />
dominiert sind. Es wurde auch <strong>von</strong> Anwohnern<br />
kritisiert, dass diese oftmals übervoll sind und<br />
Müllsäcke daneben abgestellt werden müssen.<br />
Dieses Bild der scheinbar zu klein gewordenen<br />
Müllstellplätze spielt eine wichtige Rolle in der<br />
Prägung des allgemeinen Empfindens der Anwohner<br />
und Besucher des Degerfelds. Obwohl<br />
bereits sanierte Gebäude einen geordneten<br />
und sauberen ersten Eindruck bieten, sind die<br />
Eingangsbereiche zu den noch nicht sanierten<br />
Wohnblöcken besonders unattraktiv und wirken<br />
wenig einladend.<br />
Es ist zu bedenken, dass sich Hauseingänge<br />
gerade bei großen Mietshäusern als Orte der<br />
Kommunikation und des nachbarschaftlichen
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 57<br />
Austausches anbieten und somit als wichtiges<br />
Potenzial zu sehen sind.<br />
Die Frage der Müllentsorgung ist auch Thema<br />
nachbarschaftlicher Konflikte (vgl. Kapitel 4.2):<br />
So wurde <strong>von</strong> Teilnehmern der Befragung berichtet,<br />
dass die Einhaltung der Hausordnung<br />
und somit auch der Müllentsorgung <strong>von</strong> Anwohnern<br />
unterschiedlich aufgefasst wird. Einige der<br />
Befragten sehen die Gründe in den kulturellen<br />
Unterschieden der Anwohner. Da diese Bemerkungen<br />
zum größten Teil in Bezug auf die Bestände<br />
der BWG gemacht wurden, ist absehbar,<br />
dass die BWG als Vermieter, die <strong>Stadt</strong> und ggf.<br />
der AWB eine besondere Rolle spielen werden,<br />
in gezielten Aktionen miteinander zu kooperieren,<br />
um diese Missstände weitgehend zu beseitigen<br />
(z.B. Informationen über Müllentsorgung<br />
in verschiedenen Sprachen veröffentlichen).<br />
Spielplätze<br />
Speziell in den Bereichen der BWG besteht<br />
ein hoher Bedarf nach Spielplätzen, da gerade<br />
in diesen Gebieten viele Familien mit Kindern<br />
wohnen. Im Gebiet gibt es auch zahlreiche<br />
Spielplätze, welche über das Gelände verteilt<br />
sind. Die Spielplätze im gesamten Degerfeld<br />
sind allerdings im Allgemeinen in einem äußerst<br />
schlechten Zustand, da sie in der Vergangenheit<br />
stark vernachlässigt oder zum Teil durch<br />
Vandalismus zerstört worden sind.<br />
So gibt es an den Spielplätzen oftmals keine<br />
Sitzgelegenheiten und Abfallkörbe, Sandkisten<br />
werden z.T. als Hundetoilette benutzt.<br />
Tischtennisplatten sind vorhanden, aber<br />
beschädigt und als Unfallgefahr zu kategorisieren.<br />
Auch ein kleiner Bolzplatz ist vorhanden,<br />
aber schwer zugänglich. Basketballfelder,<br />
Rutschen, Wippen und anderes<br />
Spielgerät sind ebenso vorhanden, aber sie<br />
sind oftmals in keinem guten Zustand und<br />
umzäunt oder schwer zugänglich.<br />
Für verschiedene Aktivitäten – etwa das<br />
Skateboardfahren – gibt es keine Möglichkeiten.<br />
Diese Aktivitäten werden dann an<br />
dafür ungeeigneten Stellen ausgeübt, was<br />
zu Konflikten und zum Teil auch zu Zerstörungen<br />
des vorhandenen Mobiliars führt.<br />
Hier sollten entsprechende Möglichkeiten<br />
geschaffen werden.<br />
Es ist auch nicht zu erkennen, dass die existierenden<br />
Spielmöglichkeiten bewusst für<br />
Kinder eines breiten Alterspektrums konzipiert<br />
worden sind. Naturbezogene Spielmöglichkeiten<br />
oder angepasste Spielgeräte<br />
für behinderte Kinder sind keine zu finden.<br />
Eine Aufwertung der Spielplätze mit interessanten<br />
Spielgeräten sowie eine darauffolgende<br />
Instandhaltung und Pflege der Areale - eventuell<br />
durch direktes Engagement der Anwohner<br />
- würde die Freiraumqualität für Kinder deutlich<br />
erhöhen. Für Kinder der Altersgruppe zwischen<br />
8 und 14 Jahren sind die Kinderspielplätze oft<br />
nicht mehr altersgemäß. Hier könnten mehr Angebote<br />
wie Tischtennisplatten, Basketballkörbe<br />
oder Skateboardrampen interessante Alternativen<br />
darstellen.<br />
<br />
Die Spielgeräte sind zum Großteil veraltet<br />
oder defekt und sind somit teilweise auch<br />
als gefährlich einzustufen. Auf einigen Spielplätzen<br />
sind Spielgeräte schlichtweg nicht<br />
vorhanden.<br />
Orte der Kommunikation<br />
Wie bereits in Kapitel 4.2 dargelegt, ergibt<br />
sich aus der Befragung und den anderen Beteiligungsansätzen,<br />
dass unter den Bewoh-
58 (Halb-)öffentlicher Raum<br />
nern im Gebiet ein ausgeprägter Wunsch nach<br />
Maßnahmen und Gelegenheiten zur Förderung<br />
der nachbarschaftlichen Gemeinschaft besteht.<br />
Von daher ist es besonders schwierig,<br />
dass im Degerfeld kaum Orte der Kommunikation<br />
im öffentlichen Raum zu finden sind. Für<br />
die Kommunikation im Gebiet wirkt sich dabei<br />
insbesondere das Fehlen einer städtebaulichen<br />
und funktionalen Mitte negativ aus. Das Gebiet<br />
wirkt undifferenziert, nirgends entsteht der Eindruck<br />
<strong>von</strong> Zentralität, so etwas wie ein zentraler<br />
„Quartiersplatz“ existiert nicht.<br />
Dezentrale Orte zum Aufenthalt und zur Kommunikation<br />
wären aufgrund der zahlreichen<br />
Frei- und Grünflächen leicht zu realisieren. Es<br />
gibt auch vereinzelte Bänke und Möglichkeiten<br />
draußen zu verweilen. Diese Möglichkeiten<br />
wirken aber nicht sehr einladend, das Mobiliar<br />
bietet nicht immer einen optimalen Aufenthaltswert.<br />
Zusätzlich sind unzureichende Müllkörbe aufgestellt,<br />
die oftmals ungeleert zu bleiben scheinen<br />
und überfüllt sind. Ebenso sind keine Möglichkeiten<br />
für Grillplätze gegeben, obwohl genug<br />
Freiflächen vorhanden sind. Eine durchdachte<br />
Gestaltung der Sitzmöblierung bietet die Möglichkeit,<br />
durch Kreativität und intelligente Platzierung<br />
das Wohnumfeld aufzuwerten und soziale<br />
Interaktionen zu fördern.<br />
Die Sitzbänke, die meistens aus Holz beschaffen<br />
sind, befinden sich in höchst unterschiedlichem<br />
Zustand, der <strong>von</strong> gut bis schlecht reicht.<br />
Wenn sie nicht aufgrund ihres Zustandes zum<br />
Verweilen ungeeignet sind, dann schreckt eine<br />
direkte Lage direkt an der Straße oder an wenig<br />
belebten und schlecht ausgeleuchteten Plätzen<br />
ab.<br />
Der schlechte Zustand der Wohnumfeldstruktur<br />
lässt gerade im Bereich der BWG-Wohnungen<br />
auch auf eine fehlende Identifikation vieler Bewohner<br />
mit ihrem Viertel schließen. Es fehlt<br />
durch die weiträumige Verteilung der Strukturen<br />
ein Identifikationsmittelpunkt, wo sich<br />
verschiedene Bewohner und Bewohnergruppen<br />
treffen können. Hier bedarf es einer Umstruk-
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 59<br />
turierung, um einen Ort der Identifikation sowie<br />
geeignete Spiel- und Kommunikationsorte<br />
zu schaffen. Es bestehen der Wunsch und der<br />
Bedarf nach einem zentral gelegenen Quartiersmittelpunkt,<br />
wo sich die Bewohner treffen und<br />
austauschen können.<br />
Treffpunkte für Jugendliche<br />
Spezifische Aufenthaltsorte, welche Jugendliche<br />
regelmäßig zu benutzen scheinen, existieren<br />
kaum. Ein Treffpunkt findet sich am Ende des<br />
Spielplatzes zwischen dem Kinderhort „Pusteblume“<br />
und der Degerfeldschule. Die Attraktivität<br />
für die Jugendlichen scheint in der relativen<br />
räumlichen Abgeschiedenheit und dem Vorhandensein<br />
einer Unterstellmöglichkeit begründet<br />
zu sein. Einen weiteren Ort des Treffens stellen<br />
die Kleinsportfelder in der Housing Area dar, die<br />
<strong>von</strong> vielen Jugendlichen genutzt werden (vgl.<br />
Kapitel 4.5).<br />
Hier sollten dringend weitere Flächen geschaffen<br />
werden, die Jugendlichen als Treffpunkt dienen<br />
können. Bei der Auswahl dieser Orte muss<br />
beachtet werden, dass der Aufenthalt <strong>von</strong> Jugendlichen<br />
im öffentlichen Raum auch Konfliktstoff<br />
birgt. So wurden im Gebiet Beschwerden<br />
über nächtliche Ruhestörungen durch Jugendliche<br />
geäußert. Nutzungskonflikte gibt es hier<br />
insbesondere mit Nachbarn in höherem Alter.<br />
Angesichts der unterschiedlichen Altersstruktur<br />
innerhalb der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund<br />
besteht hierbei die Gefahr,<br />
dass sich dabei intergenerative mit interkulturellen<br />
Konflikten überlagern (vgl. Kapitel 4.2).<br />
Wichtig ist daher, die Planung <strong>von</strong> Treffpunkten<br />
für Jugendlichen nicht nur mit diesen gemeinsam<br />
zu entwickeln, sondern diesen Prozess in<br />
eine Kommunikation mit – insbesondere älteren<br />
- Anwohnern einzubinden.<br />
Sicherheit und Sauberkeit<br />
Mehrere Aussagen <strong>von</strong> Seiten der Anwohner<br />
wurden bezüglich Hundekot auf Rasen- und<br />
Spielflächen gesammelt. Somit ist es nicht verwunderlich,<br />
dass 31% (wichtig/sehr wichtig)<br />
der Teilnehmer der Befragung ausgesagt haben,<br />
dass sich die Gemeinde besonders mit Sauberkeit<br />
im Quartier engagieren soll. Auch die Sicherheit<br />
im Degerfeld ist zudem ein Themengebiet,<br />
in dem verschiedene Anwohner (28%)<br />
Handlungsbedarf sehen. So wird <strong>von</strong> einzelnen<br />
Stimmen sogar mehr Polizeipräsenz auf den<br />
Straßen des Degerfelds gewünscht.<br />
Konflikte um Sicherheit und Sauberkeit sind<br />
sehr typisch gerade für Gebiete, bei denen die<br />
Anwohner einen drohenden „Niedergang“ befürchten.<br />
Um die Identifikation zu erhöhen und<br />
Zuversicht in die künftige Entwicklung zu schaffen,<br />
sind diese Themen daher zentrale Handlungsfelder.
60 (Halb-)öffentlicher Raum<br />
Stärken und Schwächen<br />
Schwächen<br />
Stärken<br />
Ausreichend Freiflächen vorhanden,<br />
die für eine Neuentwicklung benutzt<br />
werden können<br />
Attraktive Naherholungsräume,<br />
z.B. Wald in Fußlaufnähe<br />
Naturräumliche Einbindung<br />
Großer Freiflächenanteil um<br />
BWG-Häuser<br />
Vereinzelte Eigeninitiative <strong>von</strong> Mietern zur<br />
Aufwertung der grünen Gemeinschaftszonen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Grünflächen nicht klar definiert und<br />
abgegrenzt<br />
Keine Möglichkeiten vorhanden, einen<br />
Kleingarten zu führen<br />
Spielplätze z.T. in desolatem Zustand<br />
Interessenkonflikte über Freiflächen<br />
durch konkurrierende Nutzer<br />
Wenig funktionale Aufenthaltsmöglichkeiten<br />
für alle Alters- und Kulturgruppen<br />
Keine speziellen Treffpunkte für<br />
Jugendliche<br />
Abfallentsorgung unbefriedigend gelöst<br />
Funktional und gestalterisch<br />
unbefriedigende Hauseingangsbereiche<br />
Grünanlagen sind vernachlässigt und<br />
haben wenig Aufenthaltsqualität
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 61<br />
4.7 Mobilität<br />
Fuß- und Radwege<br />
Die Auswertung der Befragung zeigt, dass<br />
53% der Teilnehmer einen Ausbau der Rad- und<br />
Fußwege für wichtig oder sehr wichtig halten.<br />
Im Viertel selbst sind zahlreiche Fußwege vorhanden.<br />
Diese Wege weisen jedoch eine Reihe<br />
<strong>von</strong> Mankos auf:<br />
Zum Großteil sind sie gepflastert oder mit<br />
Platten angelegt. Gerade die Platten sind<br />
oftmals in einem desolaten Zustand. Häufig<br />
sind sie gebrochen, liegen schief und stellen<br />
somit eine ausgesprochene Stolpergefahr<br />
dar.<br />
Darüber hinaus sind die Zugänge zu vielen<br />
Wohnungen nur durch Treppenstufen zu erreichen,<br />
was im Kontext der älter werdenden<br />
Bewohnerschaft zu einem Problem werden<br />
könnte. Hier wären barrierefreie, gut<br />
ausgeleuchtete Wegenetze wünschenswert.<br />
In vereinzelten Straßen sind zudem die Fußwege<br />
relativ schmal angelegt (vor allem im<br />
Teilgebiet der Einfamilienhäuser) und bieten<br />
wenig Raum für Behinderte oder Menschen<br />
mit Kinderwagen. Diese Gruppe <strong>von</strong> Anwohnern<br />
ist auch <strong>von</strong> der fehlenden barrierefreien<br />
Wegeführung in den Außenanlagen<br />
der Geschosswohnungsbauten stark betroffen.<br />
Eine Umgestaltung sollte unbedingt in<br />
Zusammenarbeit mit den Betroffenen entwickelt<br />
werden.<br />
anhand der schon vorhandenen Trampelpfade<br />
wäre erforderlich, um den ohnehin<br />
schon durch die Bewohnerschaft gewählten<br />
Wegen Rechnung zu tragen.<br />
Der direkteste Fußweg in das <strong>Stadt</strong>zentrum<br />
führt vom Südosten der Housing Area an<br />
der Seite der JVA entlang, dieser ist aber<br />
nicht ausgeschildert, beleuchtet oder befestigt.<br />
Obwohl dieser Bereich außerhalb des<br />
eigentlichen Fördergebietes liegt, sollte sich<br />
hier überlegt werden, wie Anwohner motiviert<br />
werden können, sich ohne PKW fortzubewegen<br />
und wie das Degerfeld durch eine<br />
verbesserte Wegeverbindung an <strong>Butzbach</strong><br />
angeschlossen werden kann. Das Fehlen einer<br />
entsprechend kurzen, sicheren und attraktiven<br />
Wegeverbindung ist insbesondere<br />
für ältere Menschen alltagserschwerend.<br />
Innerhalb des Fördergebiets gibt es lediglich einen<br />
explizit ausgewiesenen Fahrradweg, der an<br />
der Pohlgönser Straße entlang führt. Aufgrund<br />
der anderweitig relativ ruhigen Verkehrssituation<br />
besteht jedoch ein weitgehend ungefährliches<br />
Nebeneinander <strong>von</strong> Auto und Fahrrad im<br />
Fördergebiet.<br />
<br />
Viele Ziele sind nur durch lange Umwege zu<br />
erreichen. Aus diesem Grund und durch die<br />
weitläufige Bebauung sind viele Trampelwege<br />
entstanden, die schlecht beleuchtet und<br />
befestigt sind. Ein Ausbau der Wegenetze
62 Mobilität<br />
Dennoch wäre die Ausweisung <strong>von</strong> Fahrradwegen<br />
sinnvoll, da die allgemeine Fahrradnutzung<br />
die Erhöhung der Attraktivität des <strong>Stadt</strong>teils<br />
fördern würde und auch aus umweltschonenden<br />
und gesundheitsfördernden Gründen begünstigt<br />
werden sollte. Auch der <strong>von</strong> den Anwohnern geschätzte<br />
Naherholungswert des angrenzenden<br />
Waldes ist ein Potential zur Aufbesserung der<br />
Lebensbedingungen der Anwohner und könnte<br />
durch eine lokale und überregionale fahr-<br />
Verkehr<br />
Eisenbahn<br />
Bundesstraße B3<br />
Sammelstraßen<br />
Bushaltestellen<br />
Anliegerstraßen<br />
Buslinie
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 63<br />
radfreundliche Verbindung und Ausschilderung<br />
besser genutzt werden.<br />
Handlungsbedarf besteht zudem bezüglich der<br />
funktionellen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.<br />
Mit diesen ist das Degerfeld nur spärlich<br />
ausgestattet. Lediglich ein paar desolate, nicht<br />
mehr zum Abstellen geeignete Fahrradständer<br />
befinden sich vor den Häusern der BWG.<br />
Selbst wenn diese wieder hergestellt würden,<br />
könnte eine tatsächliche Nutzung sich zudem<br />
negativ auf die Gestaltung der Eingangsbereiche<br />
auswirken, die bereits durch die Hausmüllcontainer<br />
belastet sind. Dieses Thema sollte<br />
also im Zuge einer möglichen Neugestaltung<br />
der (halb-)öffentlichen Bereiche mitbehandelt<br />
werden.<br />
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)<br />
Zweimal in der Stunde fährt ein Bus der Linie<br />
500 sowohl ins Degerfeld hinein als auch aus<br />
dem Degerfeld heraus und verbindet den <strong>Stadt</strong>teil<br />
mit der inneren Kernstadt und dem Bahnhof.<br />
Jedoch nimmt der Bus für diese beiden<br />
Fahrten innerhalb einer Stunde unterschiedliche<br />
Routen. Die letzte Verbindung vom Degerfeld in<br />
die <strong>Stadt</strong> besteht um 21:00. Der ÖPNV deckt<br />
somit für das Degerfeld nur den nötigsten Bedarf.<br />
Keine ÖPNV-Verbindung existiert z.B. für<br />
Anwohner, die spät arbeiten oder an kulturellen<br />
Angeboten teilnehmen möchten, die abends<br />
stattfinden. Zusätzliche Fahrten werden morgens<br />
und nachmittags eingesetzt, hauptsächlich<br />
um Schulkinder zur Degerfeld-Schule zu<br />
bringen. Hierfür weicht der Bus etwas <strong>von</strong> der<br />
normalen Route ab, indem er in die Astrid-Lindgren<br />
Straße fährt und dort im Wendehammer<br />
wendet. Es werden derzeit ausreichend Haltestellen<br />
angefahren, welche allerdings teilweise<br />
umgestaltet werden müssten, um gerade für<br />
ältere Anwohner komfortablere und sicherere<br />
Wartestellen bieten zu können. Lediglich bei der<br />
Entwicklung der Housing Area sollte man darauf<br />
achten, zusätzliche Haltestellen einzurichten.<br />
Motorisierter Individualverkehr (MIV)<br />
Die Straßen im gesamten Plangebiet sind in einem<br />
guten Zustand, obwohl vereinzelt Schäden<br />
festzustellen sind.<br />
Problematisch ist allerdings die Verkehrsführung.<br />
Zum einen ist die Verkehrsführung im Degerfeld<br />
durch die fehlende Entwicklung des<br />
Gebiets Degerfeld III geprägt (siehe Kapitel<br />
2). Es existieren zwei bogenartige Straßen,<br />
die abrupt am Rande eines Feldes enden und<br />
die ursprünglich das Degerfeld III anbinden<br />
sollten. Durch die nie beendete Bebauung<br />
ist die bogenartige Struktur der Straße gestört,<br />
so dass hier beim Durchqueren Probleme<br />
entstehen und größere Fahrzeuge<br />
schlecht wenden können. Hier bedarf es Lösungsansätzen.<br />
Weiter ist die Verkehrsführung im Degerfeld<br />
dadurch geprägt, dass nur eine Zufahrtsstrasse<br />
<strong>von</strong> der B 3 über den Ebergönser Weg<br />
existiert. Hier könnte eine zweite Zufahrt<br />
eine Erleichterung des Knotenpunkts bringen.<br />
Allerdings hat das Thema einer zweiten<br />
Straßenanbindung im Gebiet keine hohe<br />
Priorität, so sind in der Befragung mit dem<br />
aktuellen Zustand 43% der Teilnehmer zufrieden<br />
und 17% sogar sehr zufrieden.<br />
Problematisch ist jedoch in jedem Fall, dass<br />
die einzige Zufahrt am Ebergönser Weg nicht<br />
besonders attraktiv ist, da sie durch unentwickelte<br />
beziehungsweise ungenutzte Freiflächen<br />
eingerahmt ist. Dieser Bereich sollte
64 Mobilität<br />
zu einem prägnanten Merkpunkt entwickelt<br />
werden, um die Attraktivität des Fördergebietes<br />
zu erhöhen. An der Kreuzung mit der<br />
B 3 befinden sich zudem keine Hinweisschilder,<br />
die das Degerfeld kennzeichnen.<br />
Geschwindigkeitsüberschreitungen,<br />
und Lärmbelastung<br />
Luft-<br />
Bis auf die Haydnstraße, die Teil der Route für<br />
den ÖPNV ist, weisen die meisten anderen öffentlichen<br />
Straßen keine nennenswerten Verkehrsbelastungen<br />
auf. Allerdings wurde in der<br />
Mozart Straße und der Pohlgönser Straße Personenwagenverkehr<br />
beobachtet, der sich einem<br />
Wohngebiet entsprechend zu schnell bewegt<br />
und unter Umständen eine Gefahr für Kinder<br />
oder ältere und behinderte Menschen darstellt.<br />
Dieses wurde durch Kommentare in der Befragung<br />
und auf den <strong>Stadt</strong>teilrunden bestärkt. An<br />
diesen Stellen sollte an Verkehrsberuhigungsmaßnahmen<br />
gedacht werden.<br />
Die Wohnqualität ist besonders für die Anwohner<br />
in den Häusern, die direkt an der B 3 liegen,<br />
durch Luft- und Lärmbelastung vermindert.<br />
Diese Häuser sind lediglich durch einen<br />
mit Büschen bepflanzten Grünstreifen <strong>von</strong> der<br />
B 3 getrennt und man kann da<strong>von</strong> ausgehen,<br />
dass diese Haushalte zu Verkehrsstoßzeiten beträchtlich<br />
belastet werden.<br />
Ruhender Verkehr<br />
Die Parksituation ist als entspannt zu charakterisieren.<br />
Es sind ausreichend Parkplätze und<br />
zusätzliche Parkmöglichkeiten in allen Straßen<br />
vorhanden, entweder parallel zur Straße oder<br />
in einem 90°-Winkel zur Straße angeordneten<br />
Parkboxen.<br />
Darüber hinaus befinden sich im Degerfeld<br />
mehrere Garagenstellplätze und offene Parkplätze<br />
für Anwohner und Besucher. Im Bereich<br />
der Ein- bis Zweifamilienhäuser besitzen die<br />
meisten Anwohner eine private Garage oder<br />
Parkmöglichkeit auf ihrem Grundstück. Die<br />
BWG besitzt 51 Garagenstellplätze im Fördergebiet.<br />
Von 1980 bis August 2010 konnten die<br />
Mieten hierfür konstant gehalten werden und<br />
lagen bei 20 € im Monat. Da die Stellplätze <strong>von</strong><br />
unterschiedlichem Alter und unterschiedlicher<br />
Größe sind, wurden die Mieten jetzt dementsprechend<br />
gestaffelt. Für die ältesten und auch<br />
kleinsten Garagen, die sich in der Kirchgönser<br />
Strasse befinden, wird eine Miete <strong>von</strong> 30 € im
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 65<br />
Monat erhoben, für die in der Mozartstrasse und<br />
Haydnstrasse 40 € im Monat und für die in der<br />
Johann-Sebastian-Bach-Straße 50 € im Monat.<br />
Besondere Nachfrage besteht für die Garagen in<br />
der Mozartstrasse, hier können Wartezeiten bis<br />
zu 9 Jahren betragen. Auf der anderen Seite besteht<br />
für die Garagenstellplätze in der Johann-<br />
Sebastian-Bach-Straße so gut wie keine Nachfrage<br />
und derzeit (Sommer 2010) stehen sogar<br />
zwei Garagenplätze leer.<br />
Die Anwohner einiger BWG-Wohnhäuser können<br />
auch kostenfreie Parkplätze nutzen, welche vorgelagert<br />
zu den Blöcken situiert sind, wie zum<br />
Beispiel in der Johann-Sebastian-Bach-Straße.<br />
Bei der räumlichen Bestandsaufnahme wurde<br />
allerdings bemerkt, dass diese mehr oder weniger<br />
alle renovierungsbedürftig sind, veranschaulicht<br />
durch beobachtete Risse und Löcher<br />
im Asphalt oder undeutliche Beschriftungen.<br />
Im direkten Umfeld der drei Hochhäuser wurde<br />
wildes Parken auf den Grünflächen beobachtet,<br />
welches nicht nur die Bepflanzung zerstört,<br />
sondern auch Bewohner, die in Erdgeschosswohnungen<br />
leben, sporadisch durch Lärm und<br />
Abgase stört. Im Umfeld der Hochhäuser wurden<br />
in Hinsicht auf den ruhenden Verkehr weitere<br />
Schwächen beobachtet. Die eigentlichen<br />
Parkplätze der Hochhäuser sind so angelegt,<br />
dass keine direkten, bequemen Fußwegverbindungen<br />
zu den Eingängen existieren. Ihre<br />
Benutzer haben daher kleine Pfade durch Hecken<br />
und über Grünflächen zu den Häusern hin<br />
geschaffen. Diese räumliche Situation hat vor<br />
allen Dingen für behinderte Fahrer, die in den<br />
Hochhäusern wohnen, negative Auswirkungen.<br />
Stärken und Schwächen<br />
Stärken<br />
ÖPNV-Anschluß<br />
(gute Erreichbarkeit der Innenstadt)<br />
Ruhige Anliegerstraßen<br />
Ausreichendes Parkplatzangebot<br />
Gute Anbindung an die Region<br />
Schwächen<br />
Unzureichende Erschließung mit<br />
Fuß- und Radwegen (insb. Barrierefreiheit)<br />
Fehlende Beschilderung für Radfahrer<br />
Schlechte Fuß-/Radwegeverbindung<br />
in die Innenstadt<br />
ÖPNV nur bis 21:00 Uhr<br />
Mangelhafte Haltestellen<br />
Geschwindigkeitsüberschreitender Verkehr<br />
in der Mozart Straße und der Pohlgönser<br />
Strasse<br />
Wenig funktionale Verkehrsführung insbesondere<br />
durch Siedlungslücke Degerfeld III<br />
Lärmbelastung B 3<br />
Fehlende Beschilderung an der Zufahrt B 3<br />
Strasse zur Schule und zum Parkplatz<br />
nicht kindgerecht und sicher
66 Entwicklungsziele und Handlungsansätze<br />
5.<br />
Entwicklungsziele und Handlungsansätze<br />
Angesichts der in Kapitel 4 dargestellten Stärken<br />
und Schwächen des Degerfelds stellt sich<br />
nun die Frage, welche realistischen Ziele sich<br />
für die künftige Entwicklung des Quartiers und<br />
für die Durchführung des Programms „Soziale<br />
<strong>Stadt</strong>“ im Quartier definieren lassen. Es wird<br />
empfohlen, hier die vorhandenen Potenziale zu<br />
nutzen und folgende drei Ziele zu verfolgen:<br />
Vielfältige Nachbarschaft: Stärkung des<br />
nachbarschaftlichen Miteinanders bei Erhalt<br />
der Vielfalt der Kulturen und Lebensstile<br />
Gutes Wohnen und Leben: Stärkung <strong>von</strong><br />
Quartiersidentität und Quartiersimage durch<br />
eine hohe Wohnqualität<br />
Teilhabe für alle: Stärkung der Chancengleichheit<br />
zur Teilhabe am gesellschaftlichen<br />
Leben sowie an Entscheidungsprozessen<br />
Vielfältige Nachbarschaft<br />
Wie in Kapitel 4.2 dargestellt, ist die Bevölkerung<br />
des Degerfelds sehr vielfältig und weist<br />
dabei eine besondere Mischung auf, die sie <strong>von</strong><br />
anderen <strong>Stadt</strong>teilen <strong>Butzbach</strong>s unterscheidet,<br />
insbesondere leben hier mehr Menschen mit einem<br />
anderen kulturellen Hintergrund und mehr<br />
ältere Menschen als in anderen <strong>Stadt</strong>teilen. Wie<br />
ebenfalls bereits in Kapitel 4.2 dargestellt, bleiben<br />
bei einer solchen Vielfalt Konflikte nicht aus.<br />
Aus der Intergationsforschung weiß man, dass<br />
eine hohe Vielfalt in einem Quartier zunächst<br />
einmal die Tendenz zum Rückzug des Einzelnen<br />
in das vertraute Terrain der eigenen Gruppe fördert.<br />
Aufgabe des Programms „Soziale <strong>Stadt</strong>“<br />
im Degerfeld sollte es sein, diesen Rückzugstendenzen<br />
entgegenzuwirken. Potenzial hierfür<br />
ist vorhanden, so wird erfreulicherweise in<br />
der durchgeführten Befragung auf breiter Basis<br />
der Wunsch geäußert, das gemeinschaftliche<br />
Zusammenleben besser zu organisieren und zu<br />
fördern.<br />
Ziel kann dabei nicht sein, dass sich alle immer<br />
ähnlicher werden. Vielmehr sollten sich die Aktivitäten<br />
darauf richten, dass sich Menschen mit<br />
unterschiedlichen Perspektiven und Bedürfnissen<br />
kennen und respektieren lernen: Konflikte<br />
zwischen verschiedenen Interessen sind in einem<br />
vielfältigen Quartier selbstverständlich und<br />
können sogar belebend sein, wenn es gelingt,<br />
die Diskussionen zwischen alt und jung, zwischen<br />
Kulturen und zwischen ökonomisch Etablierten<br />
und Außenseitern <strong>von</strong> Ressentiments<br />
und Vorurteilen zu lösen und auf die tatsächlichen<br />
Konfliktthemen zu richten. Dies bedeutet<br />
zunächst einmal, Ängste abzubauen und Vertrauen<br />
aufzubauen. Im Idealfall können dabei<br />
nicht nur das Verständnis für die Position des<br />
Anderen geweckt und ggf. Kompromisse gefunden<br />
werden, sondern sogar Ansätze dafür gelegt<br />
werden, dass man <strong>von</strong> der Unterschiedlichkeit<br />
und Vielfalt profitiert, indem man das einbringt,<br />
was man hat und das erhält, was einem fehlt:<br />
Zeit gegen Mobilität, Lebenserfahrung gegen<br />
Medienkompetenz, Bildungswissen gegen soziale<br />
Anerkennung usw. Dabei kann die Vielfalt<br />
als Potenzial wirken, die das Quartier stärkt und<br />
ein positives Alleinstellungsmerkmal ausbildet.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 67<br />
Handlungsansätze<br />
Einrichtung einer professionellen Gemeinwesenarbeit<br />
als Teil eines Quartiersmanagements<br />
Schaffung <strong>von</strong> Angeboten der Konfliktvermittlung<br />
und Mediation<br />
Vernetzung bestehender Angebote der Kommunikation<br />
Förderung des Zusammenlebens verschiedener<br />
Bevölkerungsgruppen durch gemeinsam<br />
nutzbare (Vereins-)Angebote<br />
Förderung der Kooperation bestehender<br />
Vereine, Initiativen, Gemeinden, etc. mit<br />
unterschiedlichen Zielgruppen<br />
Motivation und Begleitung <strong>von</strong> intergenerativen<br />
und interkulturellen Gemeinwesenprojekten<br />
Schaffung eines Quartierszentrums als Mittelpunkt<br />
des <strong>Stadt</strong>teillebens<br />
zum einen die Wohnzufriedenheit der jetzigen<br />
Bewohner stärken und ein positives Quartiersbewusstein<br />
schaffen, das nicht zuletzt auch<br />
wieder Verantwortung für die Entwicklung des<br />
eigenen <strong>Stadt</strong>teils mit sich bringt. Gleichzeitig<br />
kann es auch neue, solide Zielgruppen für eine<br />
Wohnstandortwahl im Degerfeld motivieren.<br />
Dies ist umso wichtiger, weil aktuell gerade die<br />
ältere Bevölkerung häufig aus ökonomisch und<br />
gesellschaftlich etablierten Milieus stammt und<br />
somit für die Stabilisierung des Quartiers eine<br />
wichtige Funktion hat. Es gilt bereits jetzt, hier<br />
entsprechende „Nachfolger“ für das Gebiet zu<br />
interessieren. Dabei sollte insbesondere auch<br />
versucht werden, sozial aufgestiegene Migrantenhaushalte<br />
im Quartier zu halten oder für einen<br />
Zuzug zu motivieren. Gerade sie könnten<br />
in der Lage sein, integrative Unterstützungsleistungen<br />
für ihre Landsleute zu leisten und<br />
konfliktmoderierend – und sei es nur als Dolmetscher<br />
- zwischen Bewohnern mit und ohne<br />
Migrationshintergrund zu wirken.<br />
<br />
Schaffung <strong>von</strong> Treffpunkten und Orte der<br />
Kommunikation insbesondere im öffentlichen<br />
Raum<br />
Handlungsansätze<br />
Schaffung <strong>von</strong> zukunftsfähigen Wohnungsangeboten<br />
Gutes Wohnen und Leben<br />
Wie ebenfalls in Kapitel 4.2 dargestellt, besteht<br />
eine Gefahr für die künftige Entwicklung<br />
in Tendenzen einer sozioökonomischen Segregation<br />
durch eine Abwärtsspirale aus sinkender<br />
Identifikation mit dem Gebiet, einer Imageverschlechterung<br />
in der Außenwahrnehmung<br />
und selektiven Zu- und Wegzügen. Um dies zu<br />
verhindern, muss versucht werden, das Gebiet<br />
zu attraktivieren, in dem die in Kapitel 4 geschilderten<br />
Stärken bezüglich Wohnen, Freiraum,<br />
Einzelhandel, Mobilität, etc. betont und<br />
die Schwächen reduziert werden. Dies kann<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Schaffung eines nachfragegerechten Wohnungsangebots,<br />
um Bewohner zu halten<br />
und neue Wohnmilieus für einen Zuzug zu<br />
motivieren<br />
Erhöhung der Vielfalt und der Flexibilität<br />
des Wohnungsangebots<br />
Schaffung eines Angebots für seniorengerechtes<br />
Wohnen<br />
Qualifizierung der Wohnungen, Modernisierung,<br />
energetische Sanierung
68 Entwicklungsziele und Handlungsansätze<br />
<br />
Erhalt einer tragfähigen sozialen Mischung<br />
insbesondere in den BWG-Beständen (Belegungskonzeption)<br />
Erhöhung der Wohnstandortqualität durch gestalterische<br />
und funktionale Aufwertung des<br />
Quartiers<br />
Entwicklung <strong>von</strong> Konzepten für die Zukunft<br />
der bestehenden Ein- bis Zweifamilienhäusern<br />
Koordinierung der künftigen Entwicklung<br />
der BWG-Bestände und der Ein- bis Zweifamilienhäuser<br />
mit der zivilen Nachnutzung<br />
der Housing Area<br />
Erhöhung der Wohnstandortqualität durch attraktive<br />
Nahversorgung<br />
Stabilisierung der lokalen Grundversorgung<br />
Verbesserung des Einzelhandelsangebots<br />
(<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege)<br />
Verbesserung der ärztlichen und medizinischen<br />
Versorgung, Erhöhung des Angebots<br />
an Pflegeleistungen<br />
Akquisition zur Ansiedlung <strong>von</strong> Gastronomie,<br />
insbesondere eines Cafés<br />
Verbesserung des Angebots für spezielle<br />
Bedarfe, insbesondere <strong>von</strong> ethnischen<br />
Gruppen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Schaffung <strong>von</strong> Merkpunkten (stadtbildprägende<br />
Ensembles und Räume)<br />
Eingangsbereiche der BWG-Häuser aufwerten,<br />
neue Lösungsansätze für Müllentsorgung<br />
erarbeiten, gestalterisch und organisatorisch<br />
neu regeln<br />
Entree an der B 3 neu gestalten, Aufwertung<br />
der Festwiese als attraktives Freizeitareal<br />
mit Bezug zum alten Römerkastell<br />
Bessere Ausnutzung und Aufwertung der<br />
(halb-)öffentlichen Freiflächen und Räume<br />
als Orte der Kommunikation, des Austausches<br />
und der Erholung<br />
Ankauf und Herstellung der Kleinsportfelder<br />
der Housing Area<br />
Spielplätze funktional gestalten, Attraktivierung<br />
der Spielplätze für verschiedene Altersgruppen<br />
Vernetzung Grünflächen und Landschaft<br />
Schaffung <strong>von</strong> Spiel- und Bewegungsflächen<br />
<br />
Entwicklung eines komplementären Einzel-<br />
<br />
Schaffung öffentlicher Toiletten<br />
handelskonzepts für das Degerfeld, insbesondere<br />
zusätzlich zu kommerziellen Angeboten<br />
<br />
Stärkung des Sicherheitsempfinden und der<br />
Sauberkeit im Quartier (z.B. Behälter für<br />
Hundekot)<br />
<br />
Verknüpfung <strong>von</strong> Degerfeld, Schrenzer und<br />
Housing Area durch eine neue Nahversorgung
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 69<br />
Erhöhung der Wohnstandortqualität durch hohe<br />
Mobilität<br />
Schaffung barrierefreier Wege<br />
Schulwegsicherung<br />
Verkehrsberuhigung in der Mozartstraße/<br />
Pohlgöhnser Straße<br />
Arbeitsleben durch die Förderung <strong>von</strong> Bildung<br />
und Qualifikation, auf die Teilhabe am sozialen<br />
und kulturellen Leben durch entsprechende Angebote,<br />
aber auch auf die Teilnahmen am Alltagsleben<br />
etwa durch eine entsprechende Gestaltung<br />
der Umwelt. Zudem bezieht es sich auf<br />
die Teilhabe an Entscheidungsprozessen.<br />
<br />
<br />
Förderung des Radverkehrs<br />
Verbesserte Verkehrsführung, Anbindung<br />
an B3 optimieren<br />
Handlungsansätze<br />
Teilhabe an der Arbeitswelt<br />
<br />
Optimierung ÖPNV (Verbesserung der Haltestellen,<br />
auch spätere Verbindungen am<br />
Abend ermöglichen)<br />
<br />
Passgenaue (Weiter-)Bildungsangebote für<br />
bestimmte Zielgruppen in allen Altersstufen<br />
<br />
Ggf. Alternativen entwickeln für öffentlichen<br />
Transport am späten Abend<br />
<br />
Beratung und Qualifizierung <strong>von</strong> Jugendlichen,<br />
Übergänge Schule/Beruf begleiten<br />
<br />
Erschließung des Waldes mittels Fuß- und<br />
Radwegen<br />
<br />
Schaffung <strong>von</strong> Ausbildungs- und Beschäftigungsangeboten<br />
<br />
Beschilderungskonzept entwickeln für alle<br />
Verkehrsteilnehmer<br />
<br />
Netzwerke (Wirtschaft, Qualifizierung und<br />
Arbeit), Vernetzung bestehender Einrichtungen<br />
und Angebote<br />
Kommunikation der Wohnstandortqualität<br />
Klares Image entwickeln<br />
Kommunikationsstrategisches Konzept für<br />
Gebietsimage entwickeln und in entsprechenden<br />
Medien (Internet, Presse, usw.)<br />
umsetzen.<br />
Existenzgründungen unterstützen, Eigeninitiative<br />
<strong>von</strong> Arbeitssuchenden unterstützen<br />
Social Enterprise und andere selbstbestimmte<br />
Arbeitsplatzschaffung und Qualifizierung/Ausbildung<br />
Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben<br />
Chancengleichheit und Teilhabe<br />
Gerade im Hinblick auf den überdurchschnittlich<br />
hohen Anteil an Migrantenhaushalten, aber<br />
auch an Senioren, sollte das dritte Ziel der Entwicklung<br />
sein, möglichst allen die Chance zur<br />
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu geben.<br />
Dies bezieht sich auf verschiedene Facetten des<br />
gesellschaftlichen Lebens: Auf die Teilhabe am<br />
<br />
<br />
<br />
Integrationsmaßnahmen für Migranten,<br />
muttersprachliche Beratungsangebote<br />
Vernetzung und Erweiterung der bestehenden<br />
Angebote, Zusammenarbeit mit vorhandenen<br />
Akteuren<br />
Sprachförderung für Kinder und Eltern intensivieren
70 Entwicklungsziele und Handlungsansätze<br />
<br />
Optimierung <strong>von</strong> bestehenden Angeboten<br />
für junge Leute (niederschwelliger Treffpunkt,<br />
Raum für Kreativität) und Umgestaltung<br />
des Umfelds in Hinsicht auf deren<br />
Bedürfnisse<br />
Teilhabe an Entscheidungsprozessen<br />
Etablierung einer Beteiligungskultur<br />
Weiterführung und Ausweitung der <strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
<br />
Bedürfnisse älterer Menschen berücksichti-<br />
<br />
Durchführung <strong>von</strong> zielgruppenorientierten<br />
gen (z.B. Barrierefreiheit, kurze Wege, Se-<br />
und situationsangepassten Beteiligungsver-<br />
niorentreff, Schaffung <strong>von</strong> In- und Outdo-<br />
fahren und aktivierender Planungsverfahren<br />
orangeboten auch für Senioren)<br />
für Maßnahmen und Themen<br />
<br />
Gezielte soziale Dienste und andere soziale<br />
<br />
Einsatz <strong>von</strong> Verfahren zur Beteiligung und<br />
Angebote für ältere Migranten gestalten,<br />
Aktivierung <strong>von</strong> bisher im Prozess schwach<br />
insbesondere für Spätaussiedler<br />
repräsentierten Gruppen, insbesondere Aus-<br />
<br />
Gezielte Angebote für ältere, weibliche Be-<br />
siedlerfamilien und Jugendlichen.<br />
wohner optimieren oder schaffen<br />
<br />
Lokale Initiativen fördern, vernetzen und<br />
<br />
Niederschwellige Angebote für Familien-<br />
unterstützen<br />
und Lebensberatung schaffen, insbesondere<br />
Schule und KiTa nutzen, bestehende Angebote<br />
zum Familienzentrum erweitern<br />
<br />
Frühkindliche Bildung, Ausbau der Betreu-<br />
ungsangebote<br />
<br />
Ausbau der Infrastruktur im Gesundheits-<br />
und Pflegebereich
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 71<br />
6.<br />
Maßnahmenkatalog<br />
M_01_Integriertes Handlungskonzept<br />
Den Richtlinien des Fördermittelprogramms<br />
„<strong>Stadt</strong>teile mit besonderem Entwicklungsbedarf<br />
– Soziale <strong>Stadt</strong>“ zufolge ist die Erstellung eines<br />
Integrierten Handlungskonzeptes erforderlich,<br />
welches die Rahmenplanung der Ziele und assoziierte<br />
Maßnahmen auslegt. Dieses Konzept<br />
muss unter Mitwirkung und Beteiligung <strong>von</strong><br />
Bürgern und anderen relevanten Akteuren entwickelt<br />
und auf die strategische Erzielung des<br />
Gemeinwohls abgestimmt sein.<br />
Das Konzept wird hiermit vorgelegt.<br />
Verfahren<br />
Erstellung Integriertes Handlungskonzept<br />
Durchgeführt<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Kosten Konzepterstellung I. Vorbereitung der Maßnahmen 35.700 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 35.700 €<br />
Für die Kosten werden bereits bewilligte Mittel aus dem Fördermittelbescheid 2009 eingesetzt.<br />
Förderpriorität: Erste Priorität
72 Maßnahmenkatalog<br />
M_02_Quartiersmanagement und<br />
nichtinvestive Projekte<br />
Quartiersmanagement<br />
Für die erfolgreiche und nachhaltig wirksame<br />
Umsetzung des Handlungskonzeptes im Degerfeld<br />
soll eine koordinierende Quartiersmanagementstruktur<br />
mit folgenden Arbeitsschwerpunkten<br />
eingerichtet werden:<br />
<strong>Stadt</strong>teilarbeit<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Aufstellen und Überwachen <strong>von</strong> Organisations-<br />
und Terminplänen<br />
Steuerung der öffentlichen Bau- und Ordnungsmaßnahmen<br />
(Vergabe, Koordination<br />
der Durchführung, Kostenmanagement)<br />
Finanz- und Fördermittelmanagement,<br />
Kosten- und Finanzierungsplanung<br />
Öffentlichkeitsarbeit nach innen und außen,<br />
intensive Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Stadt</strong>marketing bei der Imagearbeit für das<br />
Quartier<br />
<br />
<strong>Stadt</strong>teilbezogene Sozialarbeit/Gemeinwe-<br />
<br />
Vorbereitung politischer Entscheidungen<br />
senarbeit<br />
<br />
Monitoring und Evaluation<br />
„Community Organizing“<br />
Ansprechpartner für Ideen, Kritik, Information<br />
vor Ort für die Bewohner<br />
Betreuung des <strong>Stadt</strong>teilbüros (perspektivisch<br />
des Quartierszentrums) als Anlaufstelle<br />
mit umfangreichen Nutzungsmöglichkeiten<br />
für Begegnung, Kommunikation,<br />
Information und kulturelle Aktivitäten<br />
Aufbau eines lokalen Netzwerks im Quartier,<br />
Bündelung und Vernetzung <strong>von</strong> Kompetenzen,<br />
Erfahrungen und Engagement<br />
Funktion als „<strong>Stadt</strong>teilagentur“ für Aktivitäten<br />
und Projektideen im Gebiet<br />
Prozesssteuerung<br />
Kommunikation und Moderation<br />
Durchführung <strong>von</strong> Beteiligungs- und Aktivierungsprojekten<br />
auf allen Akteursebenen<br />
durch zielgruppenspezifische Formen und<br />
Methoden<br />
Förderung und Beratung <strong>von</strong> lokalen Projekten<br />
zur sozialen, ökonomischen und baulichen<br />
Stabilisierung des Quartiers (insb.<br />
konzeptionelle und methodische Beratung<br />
der Projektinitiatoren, Prozessmoderation,<br />
Akquisition <strong>von</strong> öffentlichen und privaten<br />
Mitteln, Beschaffung und Bereitstellen <strong>von</strong><br />
Informationen, Schnittstellenkommunikation<br />
zwischen Verwaltung, Politik und lokalen<br />
Akteuren)<br />
<br />
<br />
<br />
Management und Koordination des Gesamtprogramms<br />
Fortschreibung und Überwachung der Ziele<br />
des Integrierten Handlungskonzepts<br />
Strukturierung, Moderation und Betreuung<br />
integrierter Arbeitsgruppen und <strong>Stadt</strong>teil-<br />
<br />
<br />
Initiierung und Aufbau <strong>von</strong> projektbezogenen<br />
und dauerhaften Kooperationen zwischen<br />
Institutionen, Initiativen, Unternehmen<br />
und anderen lokalen Akteuren<br />
Konfliktmanagement zwischen den beteiligten<br />
öffentlichen und privaten Akteuren<br />
gremien
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 73<br />
Intensive Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung<br />
bei der Stärkung der lokalen<br />
Ökonomie<br />
Intensive Zusammenarbeit mit den Wohnungseigentümern<br />
bei der städtebaulichen<br />
Aufwertung und der damit verbundenen<br />
Verbesserung der städtebaulichen Qualität<br />
des öffentlichen Raumes, der Verbesserung<br />
des Wohnumfeldes sowie der Verbesserung<br />
der Wohnqualität im Gebiet<br />
Es werden hier Kosten <strong>von</strong> 100.000 € pro Förderjahr<br />
kalkuliert, somit insgesamt 1.000.000 €.<br />
Nichtinvestive Projekte<br />
Eine der zentralen Aufgaben des Quartiersmanagements<br />
ist zudem die Förderung und Beratung<br />
<strong>von</strong> lokalen Projekten zur sozialen, ökonomischen<br />
und baulichen Stabilisierung des<br />
Quartiers (insb. konzeptionelle und methodische<br />
Beratung der Projektinitiatoren, Prozessmoderation,<br />
Akquisition <strong>von</strong> öffentlichen und<br />
privaten Mitteln, Beschaffung und Bereitstellen<br />
<strong>von</strong> Informationen, Schnittstellenkommunikation<br />
zwischen Verwaltung, Politik und lokalen<br />
Akteuren). Solche Projekte könnten z.B. beinhalten:<br />
Workshops<br />
Netzwerk, das <strong>Stadt</strong>teilrunde, Bewohner<br />
und anderen Gruppen und Vereinen verbindet<br />
Durch Bürger gesteuerte Projekte, wie z.B.<br />
ein <strong>Stadt</strong>teil-Café<br />
Die Finanzierung solcher Projekte in den Themenfeldern<br />
Bildung, Beschäftigung, Integration,<br />
Nachbarschaft etc. kann nur zum Teil aus<br />
Mitteln des Programms „Soziale <strong>Stadt</strong>“ erfolgen.<br />
Vielmehr steht im Kontext der Sozialen <strong>Stadt</strong><br />
hier eine Vielzahl <strong>von</strong> Partnerprogrammen (z.B.<br />
ESF-Bundesprogramm „Soziale <strong>Stadt</strong> – Bildung,<br />
Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ)“, NEUE<br />
PARTNERSCHAFTEN Modellvorhaben für die Soziale<br />
<strong>Stadt</strong> HEGISS–Innovationen) sowie anderen<br />
Förderprogrammen zur Verfügung, die jeweils<br />
für bestimmte Projekte gezielt beantragt<br />
werden können.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Qualifizierung, Ausbildung, Weiterbildung<br />
Intergenerative Arbeit<br />
Interkulturelle Projekte<br />
Projekte, die der Erhaltung der Unabhängigkeit<br />
und sozialer Kontakte besonders <strong>von</strong><br />
älteren und behinderten Menschen dienen<br />
Projekte für die positive Weiterentwicklung<br />
<strong>von</strong> nachbarschaftlichen Beziehungen, z.B.<br />
Mediationsprojekte <strong>von</strong> und für Anwohner
74 Maßnahmenkatalog<br />
Verfahren<br />
Quartiersmanagement<br />
Nichtinvestive Projekte<br />
2011 – Ende<br />
2011 – Ende<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Steuerungsleistungen in der Konzeptionsphase<br />
II. Steuerung 14.300 €<br />
Quartiersmanagement II. Steuerung 1.000.000 €<br />
Soziale Projekte III. Vergütung für Beauftragte 1.000.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 2.014.300 €<br />
Für Steuerungsleistungen in der Konzeptionsphase stehen bereits Mittel aus<br />
dem Fördermittelbescheid 2009 zur Verfügung. Für das Quartiersmanagement<br />
wurden 2010 bereits 100.000 € Fördermittel beantragt.<br />
Weitere Fördermittel für die Maßnahmen sind jeweils zu beantragen (siehe<br />
Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Erste Priorität
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 75<br />
M_03_HEGISS-Begleitforschung<br />
Die HEGISS-Begleitforschung ist ein strategischer<br />
Bestandteil des Programms „Soziale<br />
<strong>Stadt</strong>“ und begleitet die Evaluation des gesamten<br />
Förderprogramms an sich. Sie spielt auch<br />
eine wesentliche Rolle im kontinuierlichen Erfahrungsaustausch<br />
und Wissenstransfer zwischen<br />
den beteiligten Städten/Gemeinden, den<br />
Ländern und dem Bund. Die Zahlung des Beitrags<br />
für die HEGISS-Begleitforschung ist daher<br />
für alle Standorte im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“<br />
obligatorisch.<br />
Verfahren<br />
HEGISS-Begleitforschung<br />
2010 - Ende<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
HEGISS-Begleitforschung II. Steuerung 100.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 100.000 €<br />
Für die HEGISS-Begleitforschung wurden 2010 bereits 10.000 € Fördermittel beantragt.<br />
Weitere Fördermittel für die Maßnahme sind jährlich neu zu beantragen<br />
(siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Erste Priorität
76 Maßnahmenkatalog<br />
M_04_Quartierszentrum<br />
Derzeit existiert im Gebiet eine Reihe <strong>von</strong> sozialen,<br />
pädagogischen und kulturellen Angeboten<br />
und Einrichtungen (Haus Degerfeld der evangelischen<br />
Gemeinde, Jugendtreff „Café Kanne“,<br />
Angebote der Degerfeldgrundschule, der Kindertagesstätte<br />
„Pusteblume“ und des Seniorenzentrums<br />
der AWO, Angebote <strong>von</strong> Vereinen).<br />
Für die Vernetzung, Bündelung und Erweiterung<br />
zur Optimierung dieser Angebote soll ein Quartierszentrum<br />
entstehen, dessen Schwerpunkt<br />
unter anderem darin liegt, das intergenerative<br />
und multiethnische Zusammenleben im Degerfeld<br />
zu stärken.<br />
Als Standort für das Quartierszentrum wird die<br />
Umnutzung eines ehemaligen Offiziershauses<br />
(Doppelhaushälfte) in der Housing Area vorgeschlagen.<br />
Der Vorschlag basiert dabei einerseits<br />
auf der Möglichkeit, eine Verbindung zwischen<br />
den Bewohnern des Degerfelds und der künftigen<br />
Bevölkerung der ehemaligen Housing Area<br />
herzustellen, andererseits auf der hochfrequentierten<br />
und sichtbaren Lage im zentralen Eingangsbereich<br />
des Quartiers sowie der Nähe zu<br />
den bereits jetzt genutzten Kleinsportfeldern<br />
und damit der Möglichkeit, eine Verbindung mit<br />
einer Einrichtung für Jugendliche herzustellen<br />
(siehe M_05).<br />
Das Gebäude verfügt über rund 155 m² auf zwei<br />
Etagen. Konkret soll im Erdgeschoß das <strong>Stadt</strong>teilbüro<br />
als Sitz und öffentlicher Anlaufpunkt<br />
für das Quartiersmanagement verortet werden,<br />
die oberen Räume sollen lokalen Vereinen und<br />
Initiativen zur Verfügung stehen. Ein konkretes<br />
Raum- und Nutzungskonzept für das Quartierszentrum<br />
soll durch das Quartiersmanagement<br />
gemeinsam mit den Bewohnern und der <strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
entwickelt werden. Insbesondere soll<br />
eine Abstimmung mit anderen Interessierten,<br />
etwa dem Haus Degerfeld und der Spiel- und<br />
Lernstube, stattfinden, um auch den Bedarf<br />
nach einer baulichen Expansion des Quartierszentrums<br />
zu ermitteln.<br />
Mögliche Nutzungen:<br />
Kulturell spezifische Aktivitäten<br />
Lern- und Spielmöglichkeiten für<br />
verhaltensauffällige Kinder<br />
<strong>Stadt</strong>teilrunden<br />
Bürgermeister / BWG Sprechstunden<br />
Training und Workshops zur Unterstützung<br />
ehrenamtlichen Engagements<br />
Für die Umnutzung eines ehemaligen Offiziershauses<br />
als Quartierszentrum sind die bestehenden<br />
Grundrisse grundsätzlich geeignet.<br />
Dennoch sind in einem gewissen Umfang Umbau-<br />
und Modernisierungsarbeiten notwendig.<br />
Zudem werden in der Maßnahmenplanung Mittel<br />
für eine mögliche Erweiterung des Quartierszentrums<br />
vorgesehen. Schon jetzt haben<br />
mehrere Organisationen ein starkes Interesse<br />
ausgesprochen, sich in einem Quartierszentrum<br />
ansiedeln zu können, da ihre Zielgruppen<br />
Anwohner des Degerfelds sind. Hier könnten<br />
daher perspektivisch erweiterte Kapazitäten<br />
notwendig sein. Als Option wird daher auch<br />
eine räumliche Expansion des Quartierszentrums<br />
durch eine bauliche Erweiterung vorgesehen.<br />
Sollte sich dieser Standort als nicht funktional<br />
erweisen, sollten in Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>Stadt</strong>teilrunde gemeinsam Alternativen erarbeitet<br />
und abgesprochen werden.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 77<br />
<strong>Stadt</strong>teilbüro – Zwischennutzung<br />
Perspektivisch soll das <strong>Stadt</strong>teilbüro seinen<br />
Standort im Erdgeschoß des Quartierszentrums<br />
haben. Mit der Eröffnung eines <strong>Stadt</strong>teilbüros<br />
soll jedoch nicht bis zu Fertigstellung des Quartierszentrums<br />
gewartet werden. Für den Zeitraum<br />
der Modernisierungs- und Umbauarbeiten<br />
soll daher ein leerstehendes Ladenlokal in der<br />
Haydnstraße zwischengenutzt werden. Dieses<br />
wurde bereits angemietet und ist seit Ende Juni<br />
2010 in Betrieb. Die Finanzierung erfolgt derzeit<br />
aus Haushaltsmitteln. Perspektivisch soll<br />
hier eine Förderung aus dem Programm „Soziale<br />
<strong>Stadt</strong>“ erfolgen.<br />
Verfahren<br />
<strong>Stadt</strong>teilbüro – Zwischennutzung (Miet- und Nebenkosten) 2011 – 2012<br />
Entwicklung eines Raum- und Nutzungskonzepts 2011<br />
Erwerb Grundstück und Gebäude 2011<br />
Umbau- und Modernisierungsarbeiten 2011 – 2012<br />
Erweiterung Quartierszentrum (optional) 2013<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
<strong>Stadt</strong>teilbüro – Zwischennutzung<br />
(Miet- und Nebenkosten)<br />
XI. Zwischennutzung 10.000 €<br />
Erwerb Grundstück und Gebäude V. Grunderwerb 50.000 €<br />
Umbau- und Modernisierungsarbeiten X. Modernisierung und Instandsetzung<br />
<strong>von</strong> Gebäuden<br />
100.000 €<br />
Erweiterung Quartierszentrum (optional) IX. Neubau <strong>von</strong> Gebäuden 200.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 360.000 €<br />
Für den Erwerb des Offiziershauses wurden 2010 bereits 50.000 € Fördermittel beantragt.<br />
Für den Umbau- und Modernisierungsarbeiten des Offiziershauses wurden 2010 bereits 100.000 €<br />
Fördermittel beantragt.<br />
Für eine mögliche Erweiterung des Quartierszentrums wären Fördermittel neu zu beantragen<br />
(siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Für die Zwischennutzung des <strong>Stadt</strong>teilbüros wurden 2010 bereits 10.000 € Fördermittel beantragt.<br />
Förderpriorität: Erste Priorität
78 Maßnahmenkatalog<br />
M_05_Entwicklung räumlicher Möglichkeiten<br />
für Jugendarbeit<br />
<br />
<br />
Fehlende Zukunftsperspektiven<br />
Fehlender Schulabschluss<br />
Fehlende Angebote für Jugendliche wurden in<br />
allen Beteiligungsformen (<strong>Stadt</strong>teilrunde, Befragung,<br />
Bürgerforum) als dringliches Handlungsfeld<br />
benannt. Insbesondere gibt es im Degerfeld<br />
einen großen Bedarf nach einem eigenen<br />
Raum, der als Treffpunkt für Jugendliche dient<br />
und für verschiedene Aktivitäten genutzt werden<br />
kann. In Ergänzung des Quartierszentrums<br />
wird für die zweite Doppelhaushälfte des Offiziersgebäudes<br />
daher die Nutzung für Jugendarbeit<br />
vorgeschlagen. Der Vorschlag basiert dabei<br />
insbesondere auf der Nähe zu den Kleinsportfeldern,<br />
die bereits jetzt <strong>von</strong> Jugendlichen genutzt<br />
werden und als Treffpunkt dienen. Gleichzeitig<br />
bietet die räumliche Nähe zum Quartierszentrum<br />
aber auch die Möglichkeit, die Aktivitäten<br />
der beiden Einrichtungen zu vernetzen. Insbesondere<br />
könnte sich hier die Option für ein unverbindliches<br />
Kennerlernen zwischen Jugendlichen<br />
und z.B. älteren Bewohner des Degerfelds<br />
ergeben, aus der eine gegenseitige Akzeptanz<br />
erwachsen könnte. Um die Unverbindlichkeit als<br />
wichtige Voraussetzung für dieses „Beschnuppern“<br />
zu erhalten, sollten die Einrichtungen<br />
jedoch räumlich klar getrennt bleiben. Weiter<br />
würde eine solche räumliche Verbindung auch<br />
die Partizipation <strong>von</strong> Jugendlichen am Gemeinwesen<br />
unterstützen (siehe M_12).<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Fehlende Ausbildungsmöglichkeiten<br />
Vermehrt psychische und körperliche<br />
Krankheiten oder Behinderungen<br />
Solche gravierende Hindernisse können zu sekundären<br />
Schwierigkeiten führen, wie z.B.:<br />
Vandalismus<br />
Körperliche Gewalt<br />
Drogen- und Alkoholmissbrauch<br />
Ruhestörungen / öffentliche Ärgernisse<br />
Es gilt also, diesen negativen und potentiell<br />
destruktiven Tendenzen pädagogisch entgegenzuwirken.<br />
Mögliche Maßnahmen sind hier:<br />
Förderung <strong>von</strong> persönlichen und beruflichen<br />
Potentialen, z.B. durch Partnerschaften<br />
mit der Agentur für Arbeit, Mentoring<br />
durch Geschäftsleute, IT-Training<br />
Kreative Talente aufbauen, z.B. Filmprojekte<br />
<strong>von</strong> Künstlern geleitet<br />
Soziales Engagement fördern, z.B. ehrenamtlicher<br />
Einsatz in der Gemeinschaft<br />
Gleichzeitig sollten auch die bestehenden Ansätze<br />
weiterverfolgt werden, um den besonderen<br />
Problemen <strong>von</strong> Jugendlichen aus sozial und<br />
ökonomisch schwachen Familien zu begegnen.<br />
Es ist abzusehen, dass sich viele Jugendliche<br />
verstärkt mit den folgenden Herausforderungen<br />
auseinandersetzen müssen:<br />
<br />
<br />
<br />
Zugehörigkeitsgefühl<br />
Motivation<br />
Intergenerative Arbeit, z.B. gemeinsam<br />
mit älteren Anwohnern lernen, Projekte<br />
über persönliche Lebenswege
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
79<br />
<br />
<br />
Sportangebote zur Förderung der Gesundheit<br />
und zwischenmenschlichen Fähigkeiten<br />
Vernetzung und Erfahrungsaustausch mit<br />
anderen Jugendorganisationen, auch internationalen<br />
Verfahren<br />
Ankauf zweite Offiziershaushälfte 2012<br />
Umbau zweite Offiziershaushälfte 2012<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Ankauf zweite Offiziershaushälfte V. Grunderwerb 50.000 €<br />
Umbau zweite Offiziershaushälfte X. Modernisierung und Instandsetzung<br />
<strong>von</strong> Gebäuden<br />
150.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 200.000 €<br />
Fördermittel für die Maßnahme sind neu zu beantragen<br />
(siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Zweite Priorität
80 Maßnahmenkatalog<br />
M_06_Kinder u. Familienzentrum<br />
Aus den Gesprächen im bisherigen Prozess geht<br />
hervor, dass viele Familien im Quartier Degerfeld<br />
mit den Anforderungen, die durch ihre Kinder<br />
an sie gestellt werden, sehr gefordert oder<br />
gar überfordert sind. Sie benötigen Hilfe und<br />
Beratung in besonderen Lebenssituationen. Vor<br />
dem Hintergrund, dass die „Schwellenängste“<br />
in Kindertageseinrichtungen am geringsten<br />
sind, sollen daher Bildung, Erziehung und Betreuung<br />
als Aufgabe des Kinderhaus „Pusteblume“<br />
(kommunale Kindertagesstätte mit angeschlossener<br />
Hortgruppe) unter einem Dach mit<br />
Angeboten der Beratung und Hilfe für Familien<br />
im Sinne eines Familienzentrums kombiniert<br />
werden. Das Familienzentrum soll dabei für<br />
Kinder und Familien Angebote einer leicht zugänglichen<br />
Unterstützung und Förderung machen.<br />
Damit soll die ganze Familie in die Lage<br />
versetzt werden gesellschaftlichen Anforderungen<br />
zu genügen. Aufgrund dieses Leitprinzips<br />
ist ein Familienzentrum das ideale Mittel für die<br />
Umsetzung der Grundgedanken des Programms<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“: Es ist ein Bildungs- und Erziehungsort,<br />
der an nachbarschaftliche Lebenszusammenhänge<br />
anknüpft und die Selbsthilfepotentiale<br />
der Eltern nutzt. So entstehen soziale<br />
Netzwerke <strong>von</strong> Kooperation, Integration und<br />
Information, deren Knotenpunkt das Familienzentrum<br />
ist. Das Familienzentrum wiederum ist<br />
ein Bestandteil der kommunalen Kinder– und<br />
Jugendarbeit der <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> und in das<br />
dortige Netzwerk eingebunden.<br />
Konkret soll das Familienzentrum unter anderem<br />
folgende Leistungen bieten:<br />
Hilfe bei der Herstellung der Balance zwischen<br />
Familie und Beruf<br />
Unterstützung bei Integrationsbemühungen<br />
in Migrantenfamilien<br />
Orientierungshilfe für verunsicherte Eltern<br />
Angebote zur Eingliederung in eine soziale<br />
Gemeinschaft<br />
Leicht zugängliche Möglichkeiten zu Teilhabe<br />
und Bildung<br />
Schaffung <strong>von</strong> Einsatzmöglichkeiten für<br />
Langzeitarbeitslose<br />
Chancen zur Wiedereingliederung und Qualifizierung<br />
Schon bestehende Förder- und Integrationsprojekte<br />
wie die bereits seit 2008 laufenden<br />
Aktivitäten im Rahmen des Projekts „frühstart“<br />
(Sprachförderung, interkulturelle Bildung und<br />
Elternarbeit) sollen dabei fortgeführt werden.<br />
Synergien ergeben sich für das Familienzentrum<br />
aus der unmittelbaren Nachbarschaft der<br />
„Pusteblume“ zur Grundschule im Degerfeld.<br />
Hier soll eine Verknüpfung beider Einrichtungen<br />
im Sinne eines Campus – Gedankens erfolgen,<br />
der dem Zentrum ein Alleinstellungsmerkmal<br />
verleiht und es zu einem Modellprojekt werden<br />
lässt. Gleichzeitig soll die Schaffung eines Familienzentrums<br />
mit einer Verbesserung der U3-<br />
Betreuung einhergehen, für die angesichts der<br />
Bevölkerungsstruktur im Degerfeld und auch<br />
darüber hinaus dringender Bedarf besteht.<br />
Baulich umfasst das Gesamtprojekt dabei folgende<br />
Aspekte:<br />
Die bestehende kommunale Kinderbetreuungseinrichtung,<br />
das Kinderhaus „Pusteblume“,<br />
soll energetisch saniert werden.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
81<br />
<br />
In unmittelbarer Nachbarschaft ist der Neu-<br />
<br />
Die Turnhalle der Grundschule ist nicht nur<br />
bau des Kinder- und Familienzentrums ge-<br />
ein Ort für Schul– und Vereinssport, son-<br />
plant, der multifunktionale Räume für ein<br />
dern bietet auch den Kindergruppen des Fa-<br />
Familienzentrum sowie Platz für eine vier-<br />
milienzentrums zu bestimmten Zeiten Raum<br />
gruppige U3-Betreuung (40 Kinder im Alter<br />
für große Bewegungsangebote oder Feiern.<br />
<strong>von</strong> 1 – 3 Jahren) bietet. Für die Erweiterung<br />
der U3-Betreuung sollen in das Projekt<br />
auch Mittel des Investitionsprogramms<br />
„Kinderbetreuungsfinanzierung“ eingesetzt<br />
werden.<br />
<br />
Viele Räume des Familienzentrums sind<br />
multifunktional nutzbar. Wo während der<br />
Kinderbetreuungszeit z.B. Elterngespräche<br />
geführt werden, kann außerhalb dieser Zeiten<br />
ein Kursangebot stattfinden.<br />
<br />
Damit aus dem bestehenden Gebäude und<br />
dem Neubau ein Familienzentrum entsteht,<br />
soll eine bauliche Verbindung beider Gebäude<br />
hergestellt werden.<br />
<br />
Gleichzeitig finden viele Angebote für Eltern<br />
während der Betreuungszeiten statt, z.B.<br />
das Eltern-Café, Sprachkurse für Migranten,<br />
Beratungen unterschiedlichster Art, etc.<br />
Einige der neu geschaffenen Räume sollen vielseitige<br />
Synergieeffekte bieten:<br />
So bietet ein Mehrzweckraum tagsüber einen<br />
Ort für Bewegungsangebote für Kinder,<br />
er kann außerhalb der Kinderbetreuungszeiten<br />
beispielsweise für Gruppenangebote<br />
(z.B. interkulturelles Tanzen), Versammlungen<br />
oder Vorträge oder sogar für Familienfeiern<br />
genutzt werden.<br />
Ein Medienraum steht den älteren Kindern<br />
aus Familienzentrum und Schule zur Verfügung,<br />
aber auch anderen Gruppen (z.B.<br />
Computerkurse, Projektgruppen).<br />
In der neuen Küche können nicht nur die<br />
Mahlzeiten für die Kinder des Familienzentrums<br />
zubereitet werden, sondern auch die<br />
Mittagessen der Ganztagsschüler und evtl.<br />
Essensangebote für ältere Bewohner des<br />
Degerfelds. Die schon vorhandene Küche<br />
des Kinderhauses kann für Kochveranstaltungen<br />
für Kinder, aber auch für Kochkurse<br />
und Veranstaltungen zur gesunden Ernährung<br />
genutzt werden.<br />
Ein ganz anderer, bisher noch nicht erwähnter<br />
Vorteil ergibt sich zwangsläufig durch die gegenseitige<br />
Bereitstellung <strong>von</strong> Räumen und den<br />
Campus-Charakter. Da sich Kinder <strong>von</strong> einem<br />
Jahr bis zum Ende des Grundschulalters mehr<br />
oder weniger unter einem Dach aufhalten,<br />
Räumlichkeiten gemeinsam nutzen, entsteht<br />
eine Durchlässigkeit zwischen den einzelnen<br />
Bildungsstufen. Keine Altersgruppe ist mehr für<br />
sich isoliert, es können gruppenübergreifende<br />
Angebote gemacht werden. Dadurch werden<br />
früher bestehende Brüche zwischen den Bildungsstufen<br />
abgebaut und gleichzeitig ein Lernen<br />
der Altersstufen mit– und <strong>von</strong>einander ermöglicht.<br />
Insgesamt bedeutet das Familienzentrum neben<br />
der Durchlässigkeit der verschiedenen Bildungsstufen<br />
der Kinder (was als Kern des Familienzentrums<br />
angesehen werden kann) eine<br />
Verbindung zu den Familien und darüber hinaus<br />
in den ganzen <strong>Stadt</strong>teil und umgekehrt. Die Angebote<br />
des Familienzentrum mit dem Schwerpunkt<br />
auf Bildung und Lebensberatung sollen
82 Maßnahmenkatalog<br />
dabei die Angebote des geplanten Quartierszentrums<br />
(siehe M_04) mit dem Schwerpunkt<br />
auf nachbarschaftliches Zusammenleben und<br />
die Arbeit des Quartiersmanagements (siehe<br />
M_02) ergänzen und eng mit diesen verknüpft<br />
werden. Es ist daher ein wichtiges Projekt für<br />
die integrierte Entwicklung des Quartiers Degerfeld<br />
und hilft einem funktionalen Mangel im<br />
Quartier ab. Träger der Einrichtung ist die <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Butzbach</strong>.<br />
Das Kinderhaus „Pusteblume“ wird ausschließlich<br />
<strong>von</strong> Kindern aus dem Fördergebiet besucht,<br />
insofern richtet sich das Angebt des Familienzentrums<br />
auch ausschließlich an Familien aus<br />
dem Gebiet. Das Projekt dient somit den Zielen<br />
der nachhaltigen <strong>Stadt</strong>entwicklung im Gebiet.<br />
Erschließung Kinder und Familienzentrum:<br />
Bustrasse + Umgestaltung Wendehammer<br />
Da der vorgeschlagene Standort in Nachbarschaft<br />
des Kinderhauses „Pusteblume“ derzeit<br />
nicht erschlossen ist, sollte eine Erschließung<br />
geschaffen werden, die das Zentrum direkt mit<br />
der B3 verbindet.<br />
Dabei wird empfohlen, im Zuge dieser Maßnahme<br />
die Verbindung auch bis in den Wendehammer<br />
am Kinderhaus zu verlängern, um das obere<br />
Degerfeld via den Bildungsstätten direkt mit<br />
der B3 zu verbinden. Der Wendehammer wird<br />
derzeit morgens und nachmittags vom öffentlichen<br />
Busverkehr frequentiert, um Schulkinder<br />
zu bringen bzw. zu holen und fungiert ansonsten<br />
nur als Parkplatz für Besucher und Anwohner.<br />
Um jedoch Durchgangsverkehr im Bereich <strong>von</strong><br />
Schule und Kindergarten zu vermeiden, sollte<br />
diese Verlängerung exklusiv für die Benutzung<br />
<strong>von</strong> öffentlichen Verkehrsmitteln geöffnet sein.<br />
Damit könnte gleichzeitig der Buswendeverkehr<br />
aus dem Kreisel gezogen werden und die Effektivität<br />
der Linienführung erhöht werden.<br />
Zudem könnte der bestehende Wendehammer<br />
in einen kinderfreundlichen, sozialräumlich vielseitig<br />
nutzbaren Platz umgewandelt werden, der<br />
nicht nur als Haltestelle funktionieren würde,<br />
sondern auch den angestrebten Campus-Charakter<br />
der beiden Einrichtungen hervorheben<br />
würde und grundsätzlich auch als öffentlicher<br />
Platz dem Gebiet eine positive Bedeutung verleihen<br />
könnte.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
83<br />
Verfahren<br />
Neubau Kinder u. Familienzentrum 2011 – 2012<br />
Planung Bustrasse + Umgestaltung Wendehamme 2012<br />
Bau Bustrasse + Umgestaltung Wendehammer 2012<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Baukosten Kinder u. Familienzentrum IX. Neubau <strong>von</strong> Gebäuden 2.200.000 €<br />
Planung / Bau<br />
VII. Verbesserung der<br />
Bustrasse + Umgestaltung Wendehammer Verkehrsverhältnisse<br />
400.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Kinderbetreuungsfinanzierung 580.000 €<br />
Gesamtkosten 3.180.000 €<br />
Für den Neubau des Kinder- und Familienzentrums wurden 2010 bereits 2.200.000 € Fördermittel<br />
beantragt. Von den Gesamtkosten sollen 580.000 € aus Mitteln des Bundesinvestitionsprogramms<br />
„Kinderbetreuungsfinanzierung“ gedeckt werden.<br />
Die Fördermittel für die Planung und den Bau der Bustrasse mit Umgestaltung des Wendehammers<br />
sind neu zu beantragen (siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Erste Priorität
84 Maßnahmenkatalog<br />
M_07_Aufwertung (halb-)öffentlicher<br />
Raum<br />
Der öffentliche Raum im Degerfeld wird weitgehend<br />
als positiv empfunden. Insbesondere werden<br />
die direkte Nähe zum Wald und die relative<br />
Abgeschiedenheit des Viertels als spezielle<br />
Merkmale genannt.<br />
Dennoch sind im Degerfeld im gewissen Umfang<br />
Attraktivierungen des öffentlichen Raums<br />
notwendig, insbesondere im Hinblick auf folgende<br />
Aspekte:<br />
Diese Umgestaltungen sind nicht als Maßnahme<br />
„in einem Rutsch“ und nach einem Konzept zu<br />
verstehen. Sie sollten eher als Prozess insbesondere<br />
gemeinsam mit der <strong>Stadt</strong>teilrunde und<br />
anderen Bürgern verstanden werden, dessen<br />
Planung durch das Quartiersmanagement geleitet<br />
wird. Die unten genannten Kosten sind daher<br />
vielmehr als ein „Budget“ für entsprechende<br />
Maßnahmen zu verstehen, die nach und nach<br />
umgesetzt werden.<br />
Da ein großer Anteil der betroffenen (halb-)<br />
öffentlichen Räume im Besitz der <strong>Butzbach</strong>er<br />
Wohnungsesellschaft ist, wird insofern eine aktive<br />
Kooperation erwartet, um diese Maßnahme<br />
realistisch umsetzen zu können.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Erneuerung Möblierung (Sitzgruppen, Fahrradständer)<br />
und gestalterische Akzente<br />
(z.B. Skulpturen, die durch Kunstprojekte<br />
mit Jugendlichen entstanden sind)<br />
Differenzierung der Grünflachen und Aufwertung<br />
der Bepflanzung<br />
Attraktivierung der Aufenthaltsqualität für<br />
Eltern mit Kindern durch Schaffung <strong>von</strong><br />
neuen und Verbesserung <strong>von</strong> existierenden<br />
Spielangeboten<br />
Verstärkt Maßnahmen zur Herstellung <strong>von</strong><br />
Barrierefreiheit<br />
Gestaltung <strong>von</strong> diskreten Standorten für<br />
Mülltonnen und öffentlichen Abfallbehältern<br />
Schaffung <strong>von</strong> besseren Verbindungen für<br />
Fuß- und Radverkehr zum Wald und zur<br />
Kernstadt (Durchgängigkeit der Fahrradwege,<br />
Beschilderung, Beleuchtung, etc.)<br />
Spezielle Projekte, wie z.B. die Schaffung<br />
eines interkulturellen Kleingartens
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong><br />
85<br />
Verfahren<br />
Planung und Umsetzung<br />
2014 - Ende<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Planung und Umsetzung VIII. Wohnumfeldmaßnahmen 600.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 600.000 €<br />
Fördermittel für die Maßnahme sind neu zu beantragen (siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Zweite Priorität
86 Maßnahmenkatalog<br />
M_08_ (Welt-)Kulturwiese<br />
Mögliche Bausteine könnten z.B. sein:<br />
Im Eingangsbereich des Quartiers an der B3 befindet<br />
sich eine Freifläche, die eine sehr unbefriedigende<br />
Gestaltung aufweist. Eine Besonderheit<br />
der Fläche ist, dass sich dort unterirdisch Überreste<br />
des römischen Kastells Hunneburg finden,<br />
die seit 2005 als Teil des obergermanisch-rätischen<br />
Limes in die UNESCO-Weltkulturerbeliste<br />
aufgenommen sind.<br />
<br />
<br />
Nachvollzug der Umwehrung des Kastells<br />
bzw. der Eckpunkte durch Bepflanzungen,<br />
ggf. auch die Anlage <strong>von</strong> Winkelelementen<br />
an den Eckpunkten.<br />
Rekonstruktionen <strong>von</strong> bestimmten Elementen<br />
als sozialpädagogisches Projekt in<br />
Kooperation z.B. mit der Degerfeldschule<br />
und / oder anderen Einrichtungen.<br />
Angrenzend an die Festwiese und in unmittelbarer<br />
Nähe zu dem geplanten Quartierszentrum<br />
(siehe M_04), befindet sich ein weiteres, weitgehend<br />
unbebautes Areal, auf dem insbesondere<br />
Kleinsportfelder der ehemaligen Housing<br />
Area liegen. Die Sportfelder stellen bereits jetzt<br />
einen wichtigen Aktionsraum und Treffpunkt für<br />
Jugendliche aus dem Degerfeld dar.<br />
Durch eine entsprechende Gestaltung der Fläche<br />
soll hier der integrierte und partizipative<br />
Ansatz einer <strong>Stadt</strong>entwicklung im Rahmen des<br />
Programms „Soziale <strong>Stadt</strong>“ mit den Managementzielen<br />
für den obergermanisch-rätischen Limes<br />
verbunden werden. Dieser sieht vor, das<br />
Erscheinungsbild des Limes und damit seine<br />
Erfahrbarkeit durch geeignete Pflege und Entwicklungsmaßnahmen<br />
langfristig zu verbessern.<br />
Mit der Maßnahme soll dabei gleichzeitig<br />
die Identifikation der Bewohner des Degerfelds<br />
mit dem Bereich verbessert, die Erfahrbarkeit<br />
des Weltkulturerbes erhöht und über ein attraktives<br />
Entree mit Alleinstellungsmerkmal<br />
an der B3 positive Impulse für das Image des<br />
Degerfelds gesetzt werden. Mit den Vertretern<br />
der Bodendenkmalpflege besteht bezüglich des<br />
Projekts bereits eine enge Abstimmung.<br />
Herstellung <strong>von</strong> Bezügen zwischen dem<br />
Römischen Reich und der interkulturellen<br />
Bevölkerungsstruktur des Degerfeldes im<br />
Kontext eines soziokulturellen Projektes<br />
(„Wir alle waren Teil des Römerreichs“).<br />
Schaffung <strong>von</strong> themenbezogenen Anlaufpunkten<br />
für den Nahtourismus, z.B. Angebote<br />
zum Reiten als „Römer“ oder „Germane“<br />
in Kooperation mit dem benachbarten<br />
Reitplatz.<br />
Im Rahmen des Programms „Soziale <strong>Stadt</strong>“<br />
sollen dabei auch die Flächen und die Sportfelder<br />
erworben werden. Perspektivisch soll dort<br />
eine Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten<br />
erfolgen, z.B. Sportmöglichkeiten für jüngere<br />
und ältere Anwohner, interkulturelle Grillplätze.<br />
Hierfür ist ein partizipatives Verfahren im<br />
Zuge des Quartiersmanagements (siehe M_02)<br />
in Kooperation mit der Jugendsozialarbeit der<br />
Einrichtung „Cafe Kanne“ und im Kontext des<br />
künftigen Quartierszentrums (siehe M_04) sowie<br />
des künftigen Jugendtreffs (siehe M_05)<br />
geplant.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 87<br />
Verfahren<br />
Erstellung Freiflächenkonzept 2011<br />
Erwerb Kleinsportfelder und Freifläche Housing Area 2011<br />
Umsetzung des Freiflächenkonzepts (Welt-)Kulturwiese 2013<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Freiflächenkonzepterstellung I. Vorbereitung <strong>von</strong> Maßnahmen 20.000 €<br />
Erwerb Kleinsportfelder und Freifläche V. Grunderwerb 30.000 €<br />
Umsetzungskosten VIII. Wohnumfeldmaßnahmen 200.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 250.000 €<br />
Freiflächenkonzepterstellung und Erwerb Kleinsportfelder und Freifläche in 2010 beantragt. Fördermittel<br />
für die Umsetzungskosten sind neu zu beantragen (siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Für die Umsetzungskosten wurde 2010 eine Förderung aus dem „Investitionsprogramm nationale<br />
UNESCO-Welterbestätten“ beantragt. Dem Antrag wurde jedoch nicht entsprochen.<br />
Förderpriorität: Erste Priorität<br />
Gestaltungsbeispiel
88 Maßnahmenkatalog<br />
M_09_Verkehrsplanerische Maßnahmen<br />
Die allgemeine Verkehrssituation im Degerfeld<br />
wurde in den bisherigen Beteiligungsformen<br />
eher als unproblematisch beschrieben. Dennoch<br />
haben sich aus den Untersuchungen wichtige<br />
Handlungsfelder herauskristallisiert.<br />
Verkehrsberuhigung<br />
In der Pohlgönser Straße und der Mozart Straße<br />
wurde ein zu schneller und lärmbelastender<br />
Verkehr festgestellt. Anwohner haben auf bestehende<br />
Gefahren hingewiesen, die besonders für<br />
Verkehrsteilnehmer wie Klein- oder Schulkinder,<br />
ältere und behinderte Menschen eine reelle Gefahr<br />
darstellen. Die Einführung verkehrsberuhigender<br />
Maßnahmen würde die Wohnqualität<br />
verbessern und das allgemeine Wohlbefinden<br />
im Wohnumfeld fördern.<br />
Für die Vorbereitung einer verkehrsberuhigenden<br />
Umgestaltung dieser Straßen wird vorgeschlagen,<br />
eine verkehrsbezogene Bestandsaufnahme<br />
aus Sicht der Bürger, z.B. durch<br />
gemeinsame <strong>Stadt</strong>teilspaziergänge, durchzuführen,<br />
um unsichere Querungen und ähnliche<br />
Probleme zu identifizieren und Ideen für mögliche<br />
Lösungen zu artikulieren.<br />
Die Umsetzung der verkehrsplanerischen Maßnahmen<br />
sollte in gestaffelten Phasen angesetzt<br />
werden.<br />
Erschließungsplanung Verbindung der<br />
nördlichen Quartiersbereiche<br />
Gleichzeitig wird vorgeschlagen, im Zuge der<br />
Schaffung einer Erschließung für das Kinderund<br />
Familienzentrum (siehe M_06) auch verkehrplanerische<br />
Überlegungen über eine Verbindung<br />
der nördlichen Quartiersbereiche über<br />
den bisher unbebauten Bereich zwischen der<br />
Straße „An der Landwehr“ und dem nördlichen<br />
Ende der Johann-Sebastian-Bach-Straße anzustellen.<br />
Hier besteht im Degerfeld ein funktionales Manko<br />
durch die fehlende Straßen- bzw. Fußwegeverbindung<br />
zwischen dem nordwestlichen Teil<br />
des Quartiers und dem nordöstlichen Teil bzw.<br />
der B3. Ebenso ist problematisch, dass die Straßenanbindung<br />
des Quartiers in Richtung Innenstadt<br />
und Autobahnanschluss derzeit vor allem<br />
über den Ebersgönser Weg und die B3 erfolgt,<br />
was den Kreuzungsbereich überlastet. In einem<br />
Erschließungskonzept sollten Lösungen zur besseren<br />
Anbindung aller Quartiersbereiche an die<br />
B3 über die vorhandene Siedlungslücke hinweg<br />
entwickelt und zudem Perspektiven für eine<br />
zukünftige Arrondierung der Siedlungsstruktur<br />
aufgezeigt werden. Dabei ist zu beachten,<br />
dass auch auf der Siedlungslücke linienhaft der<br />
Limes als Weltkulturerbe verläuft. Für die notwendigen<br />
Querungen sind gemeinsam mit der<br />
Bodendenkmalpflege entsprechende Lösungen<br />
zu entwickeln.<br />
Diese sollten jedoch nicht auf eine Ausführung<br />
in naher Zukunft gerichtet sein, sondern<br />
vielmehr eine langfristige Perspektive für eine<br />
mögliche Siedlungserweiterung darstellen. Vorgeschlagen<br />
wird daher nur die Förderung einer<br />
entsprechenden Planung, nicht aber eine Förderung<br />
entsprechender Straßenbauinvestitionen.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 89<br />
Verfahren<br />
Erstellung Verkehrsberuhigungskonzept unter starker<br />
2013<br />
Beteiligung der Öffentlichkeit<br />
Ausführung verkehrsberuhigender Maßnahmen 2014 - 2016<br />
Erschließungsplanung Verbindung 2011<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Verkehrsberuhigung - Umsetzung VII. Verbesserung der Verkehrsverhältnisse 150.000 €<br />
Erschließungsplanung Verbindung I. Vorbereitung der Maßnahme 25.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 175.000 €<br />
Kosten für die Erschließungsplanung Verbindung wurden in 2010 beantragt.<br />
Weitere Fördermittel für die Maßnahme sind neu zu beantragen<br />
(siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Zweite Priorität
90 Maßnahmenkatalog<br />
M_10_Wohnraumentwicklung<br />
Aus den Erhebungen zu Wohnstandards und<br />
demographischer Struktur im Quartier zeigt<br />
sich, dass hier in der Zukunft mit einem zunehmenden<br />
Auseinanderklaffen zwischen Wohnbedürfnissen<br />
und Wohnungsangebot zu rechnen<br />
ist. Dies betrifft die Mietwohnungsbestände der<br />
<strong>Butzbach</strong>er Wohnungsgesellschaft ebenso wie<br />
die Eigenheime im Quartier. Es wird daher vorgeschlagen,<br />
in enger Kooperation mit den öffentlichen<br />
und privaten Wohnungseigentümern<br />
ein Wohnraumentwicklungskonzept zu erstellen,<br />
das zukünftige Trends abbildet und Maßnahmen<br />
zur Anpassung des Bestands an neue Anforderungen<br />
und Zielgruppen, etwa im Segment<br />
seniorengerechten Wohnens, definiert. Eingebunden<br />
werden sollten dabei auch die künftigen<br />
Eigentümer der Bestände in der Housing Area.<br />
Das Wohnraumentwicklunskonzept sollte beinhalten:<br />
Situationsanalyse: Recherche, Zusammenstellung<br />
und Bewertung der zentralen Informationen<br />
zu wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />
der Wohnungsnachfrage und des<br />
Wohnungsangebots (quantitativ und qualitativ)<br />
Prognostische Aussagen zur künftigen Entwicklung<br />
<strong>von</strong> Angebot und Nachfrage.<br />
Ziele und Strategien für die relevanten<br />
Handlungsfelder<br />
Maßnahmen und Instrumente zur Umsetzung<br />
der Ziele und Strategien<br />
Struktur für das Monitoring und die Evaluation<br />
des Konzepts<br />
Vorgeschlagen wird dabei nur die Förderung einer<br />
entsprechenden Konzeption, die Umsetzung<br />
der Maßnahmen sollte durch die Eigentümer erfolgen.<br />
Verfahren<br />
Erstellung Wohnraumentwicklungskonzept 2014<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Kosten Konzepterstellung I. Vorbereitung der Maßnahme 50.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 50.000 €<br />
Fördermittel für die Maßnahme sind neu zu beantragen (siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Zweite Priorität
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 91<br />
M_11_Konzept Einzelhandel und Gastronomie<br />
Aus den Beteiligungsrunden (<strong>Stadt</strong>teilrunden,<br />
Arbeitsgruppe, Befragung, Bürgerforum) geht<br />
hervor, dass die unzureichende Nahversorgung<br />
eines der zentralen Handlungsfelder im<br />
Degerfeld darstellt. Zum Thema Einzelhandel<br />
und Gastronomie existieren für die Bewohner<br />
im Degerfeld insbesondere folgende Schwachpunkte:<br />
Eine erhebliche Mehrheit der Anwohner<br />
muss ihre Einkäufe außerhalb des Degerfelds<br />
tätigen. Die Hauptgründe hierfür sind,<br />
dass in Fußläufigkeit kein günstiges und<br />
ausreichendes Warenangebot zu finden ist.<br />
Problematisch ist dies vor allem für weniger<br />
mobile Gruppen.<br />
Es existieren für die Anwohner keine ausreichenden<br />
Möglichkeiten sich informell zu<br />
treffen. Es wird sich besonders eine kleine<br />
Gastronomie gewünscht, wie zum Beispiel<br />
ein Café.<br />
Zudem wird vorgeschlagen, die kommerziellen<br />
Angebote eines solchen Nahversorgungszentrums<br />
mit komplementären Angeboten<br />
im zentralen Bereich des Degerfelds<br />
zu ergänzen, welche insbesondere durch<br />
ältere Bewohner in Anspruch genommen<br />
werden könnten. Angesichts der bisherigen<br />
Zurückhaltung kommerzieller Anbieter sollten<br />
diese Angebote vor allem im Bereich des<br />
Gemeinwesens angesiedelt werden, z.B. ein<br />
Bring- und Holdienst als nichtinvestive Maßnahme<br />
im Bereich Nachbarschaftshilfe und/<br />
oder Qualifikation (siehe M_02).<br />
Es sollte daher für den Bereich Degerfeld ein<br />
Einzelhandelskonzept erstellt werden, um die<br />
Möglichkeiten für Entwicklungen und alternative<br />
Lösungen umfassend und realistisch einschätzen<br />
sowie die verschiedenen Ansätze koordinieren<br />
zu können.<br />
<br />
Ältere Anwohner und Familien mit jungen<br />
Kindern, aber auch behinderte Menschen<br />
haben einen besonderen Bedarf für ärztliche<br />
Dienstleistungen, die vor Ort angesiedelt<br />
sind.<br />
Wie bereits in der Bestandaufnahme dargestellt,<br />
sollten hierbei verschiedene Aktivitäten<br />
gebündelt werden:<br />
<br />
Es wird hier einerseits vorgeschlagen, intensiv<br />
an der Akquisition <strong>von</strong> neuem Einzelhandel<br />
zu arbeiten, aber gleichzeitig den<br />
bestehenden Einzelhandel im zentralen Bereich<br />
zu erhalten und zu optimieren.
92 Maßnahmenkatalog<br />
Verfahren<br />
Konzepterstellung Einzelhandel und Gastronomie 2012<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Konzepterstellung Einzelhandel und<br />
I. Vorbereitung <strong>von</strong> Maßnahmen 20.000 €<br />
Gastronomie<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 20.000 €<br />
Fördermittel für die Maßnahme sind neu zu beantragen<br />
(siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Erste Priorität
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 93<br />
M_12_Öffentlichkeitsarbeit<br />
Um einer Imageverschlechterung in der Außenwahrnehmung<br />
und einer sinkender Identifikation<br />
mit dem Gebiet in der Innenwahrnehmung<br />
entgegenzuwirken, sollte für die allgemeine,<br />
projektbezogene Öffentlichkeitsarbeit eine professionelle<br />
Werbeagentur beauftragt werden,<br />
um in den nächsten Jahren eine Image-Kampagne<br />
für das Gebiet durchzuführen (z.B. Logo,<br />
Flyer, Homepage, Quartierszeitung, etc.). Dabei<br />
sollen die Bürger und die <strong>Stadt</strong>teilrunde intensiv<br />
eingebunden werden und die Möglichkeit<br />
bekommen, ihre Gedanken und ihr Gebietsverständnis<br />
einzubringen. Ebenso als Teil der Öffentlichkeitsarbeit<br />
werden besondere Aktionen,<br />
etwa Kunstaktionen im öffentlichen Raum, vorgeschlagen.<br />
Ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit<br />
sollten zudem Veranstaltungen zur Förderung<br />
der Nachbarschaft sein. 2010 fand erstmals<br />
ein interkulturelles <strong>Stadt</strong>teilfest mit dem<br />
Titel „Ein Fest für Alle“ statt, welches im Rahmen<br />
des Projekts „frühstart“ initiiert wurde. In<br />
den kommenden Jahren soll es erweitert werden,<br />
insbesondere sollen weitere lokale Projektträger<br />
und Initiativen in die Organisation eingebunden<br />
werden.<br />
Verfahren<br />
Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere Erstellung<br />
eines Imagekonzepts und Strategie<br />
2010 - Ende<br />
Finanzierung<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ förderfähige Kosten:<br />
Öffentlichkeitsarbeit IV. Öffentlichkeitsarbeit 100.000 €<br />
Im Programm „Soziale <strong>Stadt</strong>“ nicht förderfähige Kosten:<br />
Gesamtkosten 100.000 €<br />
Fördermittelantrag 2010: 10.000 €. Weitere Fördermittel für die Maßnahme sind jeweils neu zu<br />
beantragen (siehe Kosten- und Finanzierungsübersicht).<br />
Förderpriorität: Erste Priorität
94 Kosten- und Finanzierungsübersicht<br />
7.<br />
Kosten- und Finanzierungsübersicht<br />
Nr. Maßnahmenbezeichnung 2009 2010 2011 2012 2013<br />
I. Vorbereitung<br />
M 01 Integriertes Handlungskonzept 35.700<br />
M 08 Freiflächenkonzept Kulturwiese (Festwiese/Hunneburg) 20.000<br />
M 09 Erschließungsplanung Verbindung Teilbereiche 25.000<br />
M 10 Wohnraumentwicklungskonzept 50.000<br />
M 11 Konzept Einzelhandel und Gastronomie 20.000<br />
II.<br />
Steuerung<br />
M 02 Steuerungsleistungen in der Konzeptionsphase 14.300<br />
M 02 Quartiersmanagement 100.000 200.000 200.000<br />
M 03 HEGISS-Begleitforschung 10.000 10.000 10.000 10.000<br />
III.<br />
Vergütung für Beauftragte (ohne <strong>Stadt</strong>teilmanagement)<br />
M 02 Nichtinvestive Projekte 100.000 100.000 100.000<br />
IV.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
M 12 Öffentlichkeitsarbeit 10.000 10.000 20.000 10.000<br />
V. Grunderwerb<br />
M 04 Quartierszentrum - Erwerb Grundstück und Gebäude 50.000<br />
M 05 Jugendzentrum - Ankauf Gebäude 50.000<br />
M 08 Erwerb Kleinsportfelder und Freifläche 30.000<br />
VII.<br />
Vebesserung der Verkehrsverhältnisse<br />
M 06 Entwicklung/Bau Bustrasse + Umgestaltung Wendehammer 400.000<br />
M 09 Verkehrsplanerische Maßnahmen - Verkehrsberuhigung 50.000<br />
VIII.<br />
Wohnumfeldmaßnahmen<br />
M 07 Aufwertung öffentlicher Raum - Planung und Umsetzung 100.000<br />
M 08 Umgestaltung Kulturwiese (Festwiese/Hunneburg) 200.000<br />
IX.<br />
Neubau <strong>von</strong> Gebauden<br />
M 04 Erweiterung Quartierszentrum 200.000<br />
M 06 Baukosten Kinder und Familienzentrum 2.200.000<br />
X. Modernisierung und Instandsetzung <strong>von</strong> Gebäuden<br />
M 04 Umbau Quartierszentrum 100.000<br />
M 05 Jugendzentrum - Umbau 150.000<br />
XI.<br />
Zwischennutztung<br />
M 04 <strong>Stadt</strong>teilbüro 10.000<br />
Summe 50.000 2.555.000 940.000 530.000 520.000
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 95<br />
2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
Gesamt förderfähige<br />
Kosten<br />
Nicht förderfähige<br />
Kosten<br />
Gesamt<br />
kosten<br />
35.700 35.700<br />
20.000 20.000<br />
25.000 25.000<br />
50.000 50.000<br />
20.000 20.000<br />
14.300 14.300<br />
200.000 200.000 100.000 1.000.000 1.000.000<br />
10.000 10.000 10.000 10.000 10.000 10.000 100.000 100.000<br />
100.000 100.000 100.000 100.000 100.000 200.000 1.000.000 1.000.000<br />
10.000 10.000 10.000 10.000 5.000 5.000 100.000 100.000<br />
50.000 50.000<br />
50.000 50.000<br />
30.000 30.000<br />
400.000 400.000<br />
50.000 50.000 150.000 150.000<br />
100.000 100.000 100.000 100.000 100.000 600.000 600.000<br />
200.000 200.000<br />
200.000 200.000<br />
2.200.000 580.000 2.780.000<br />
100.000 100.000<br />
150.000 150.000<br />
10.000 10.000<br />
270.000 470.000 220.000 420.000 215.000 315.000 6.505.000 580.000 7.085.000
96 Kosten- und Finanzierungsübersicht<br />
Nr. Maßnahmenbezeichnung 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Kosten Summe<br />
I. Vorbereitung<br />
M 01 Integriertes Handlungskonzept 35.700<br />
M 08 Freiflächenkonzept Kulturwiese (Festwiese/Hunneburg) 20.000<br />
M 09 Erschließungsplanung Verbindung Teilbereiche 25.000<br />
M 10 Wohnraumentwicklungskonzept 50.000<br />
M 11 Konzept Einzelhandel und Gastronomie 20.000<br />
150.700<br />
II.<br />
Steuerung<br />
M 02 Steuerungsleistungen in der Konzeptionsphase 14.300<br />
M 02 Quartiersmanagement 1.000.000<br />
M 03 HEGISS-Begleitforschung 100.000<br />
1.114.300<br />
III.<br />
Vergütung für Beauftragte (ohne <strong>Stadt</strong>teilmanagement)<br />
M 02 Nichtinvestive Projekte 1.000.000<br />
1.000.000<br />
IV.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
M 12 Öffentlichkeitsarbeit 100.000<br />
100.000<br />
V. Grunderwerb<br />
M 04 Quartierszentrum - Erwerb Grundstück und Gebäude 50.000<br />
M 05 Jugendzentrum - Ankauf Gebäude 50.000<br />
M 08 Erwerb Kleinsportfelder und Freifläche 30.000<br />
130.000<br />
VII.<br />
Vebesserung der Verkehrsverhältnisse<br />
M 06 Entwicklung/Bau Bustrasse + Umgestaltung Wendehammer 400.000<br />
M 09 Verkehrsplanerische Maßnahmen - Verkehrsberuhigung 150.000<br />
550.000<br />
VIII.<br />
Wohnumfeldmaßnahmen<br />
M 07 Aufwertung öffentlicher Raum - Planung und Umsetzung 600.000<br />
M 08 Umgestaltung Kulturwiese (Festwiese/Hunneburg) 200.000<br />
800.000<br />
IX.<br />
Neubau <strong>von</strong> Gebauden<br />
M 04 Erweiterung Quartierszentrum 200.000<br />
M 06 Baukosten Kinder und Familienzentrum 2.200.000<br />
2.400.000<br />
X. Modernisierung und Instandsetzung <strong>von</strong> Gebäuden<br />
M 04 Umbau Quartierszentrum 100.000<br />
M 05 Jugendzentrum - Umbau 150.000<br />
250.000<br />
XI.<br />
Zwischennutztung<br />
M 04 <strong>Stadt</strong>teilbüro 10.000<br />
10.000<br />
Summe 6.505.000 6.505.000
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 97<br />
8.<br />
Künftige Umsetzungsstrategien und Beteiligungsstruktur<br />
Nach der Vorlage des Integrierten Handlungskonzeptes<br />
müssen im nächsten Schritt geeignete<br />
Strukturen für die Umsetzung der Maßnahmen<br />
geschaffen werden. Die Strukturierung<br />
des weiteren Prozesses ist dabei eine zentrale<br />
Aufgabe des Quartiersmanagements. Berücksichtigt<br />
werden müssen insbesondere folgende<br />
Aspekte:<br />
Die <strong>Stadt</strong>teilrunde soll auch weiterhin als<br />
regelmäßig tagendes Gremium die Entwicklung<br />
des Fördergebietes begleiten. Hier<br />
sollten für den weiteren Prozess bestimmte<br />
Regeln und Routinen ausgebildet werden<br />
(z.B. Vertretungsregelungen für die Mitglieder,<br />
Strukturen der Entscheidungsfindung,<br />
möglicherweise Definition eines Sprechers<br />
bzw. einer Sprecherin, Organisation des Informationsflusses<br />
zwischen <strong>Stadt</strong>teilrunde<br />
und den politischen Entscheidungsgremien,<br />
etc.).<br />
In der Befragung sagen 67,8% der Befragungsteilnehmer<br />
aus, dass für sie Bürgerbeteiligung<br />
ein wichtiger bzw. sehr wichtiger<br />
Aspekt ist, für den sich die Gemeinde<br />
einsetzen sollte. Die Beteiligung <strong>von</strong> Bürgerinnen<br />
und Bürgern auf der Maßnahmenebene<br />
wurde bereits zum Teil im Maßnahmenkatalog<br />
explizit aufgeführt, z.B. für die<br />
Aufwertung des (halb-)öffentlichen Raumes<br />
oder die Entwicklung und Ausführung verkehrsplanerischer<br />
Maßnahmen. Aber auch<br />
für alle anderen Maßnahmen sind geeignete<br />
Formen der Bürgerbeteiligung zu definieren.<br />
Dabei sollten maßnahmenbezogen passende<br />
Methoden eingesetzt und ggf. spezielle Zielgruppen<br />
angesprochen und eingebunden<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
werden (z.B. Kinder über die Schule, Senioren<br />
über das Seniorenzentrum, Migranten<br />
über Kulturvereine). Wichtig ist, dabei über<br />
geeignete Methoden auch Gruppen zu erreichen,<br />
die bisher in den Prozess kaum eingebunden<br />
waren, etwa Aussiedlerfamilien und<br />
Jugendliche.<br />
Über die <strong>Stadt</strong>teilrunde hinaus ist es wichtig,<br />
auch Kommunikations- und Kooperationsstrukturen<br />
mit anderen Schlüsselpersonen<br />
und Institutionen zu verstetigen, insbesondere<br />
solchen aus dem Sozial-, Kulturund<br />
Bildungsbereich, etwa dem türkischen<br />
Kulturverein oder der ARGE. Weiterhin sollte<br />
die Verbindung mit den Akteuren, welche<br />
verantwortlich in die Entwicklung der<br />
Housing Area eingebunden sind, verfestigt<br />
werden.<br />
Eine weitere Struktur muss für die Einbindung<br />
der <strong>Stadt</strong>öffentlichkeit in das Programm<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“ geschaffen werden.<br />
Dies beinhaltet die Durchführung <strong>von</strong> öffentlichen<br />
Diskussionsveranstaltungen, die<br />
Information der lokalen Medien, ggf. den<br />
Aufbau eines eigenen Internetauftritts, etc.<br />
Eine besondere Rolle für die Kooperationsprozesse<br />
spielt das Quartiersbüro als zentrale<br />
Anlaufstelle. Hier sind geeignete Strukturen<br />
über die Trägerschaft, die Öffnungszeiten,<br />
die Nutzungen, die Funktionen, etc. zu<br />
definieren.<br />
Aus der Integrationsforschung weiß man,<br />
dass gerade in Klein- und Mittelstädten der<br />
Erfolg <strong>von</strong> Integrationsmaßnahmen stark<br />
da<strong>von</strong> abhängt, in welchem Maße sie öffentliche<br />
und politische Anerkennung bekom-
98 Künftige Umsetzungsstrategien und Beteiligungsstruktur<br />
men, d.h. insbesondere <strong>von</strong> der Frage, ob<br />
sie vom Bürgermeister zur „Chefsache“ gemacht<br />
werden. Dem Prozess der „Sozialen<br />
<strong>Stadt</strong>“ sollte daher ein hoher Stellenwert in<br />
der Politik eingeräumt werden.<br />
Wie bereits mehrfach erwähnt, kann die Umsetzung<br />
des Programms nur als gemeinsame<br />
Anstrengung aller relevanten Akteure erfolgen.<br />
Die öffentlichen Maßnahmen setzen letztendlich<br />
vor allem Impulse, die Entwicklung muss jedoch<br />
im Wesentlichen durch zivilgesellschaftliches<br />
Engagement und private Investitionen vorangetrieben<br />
werden. Dafür ist es wichtig, auch im<br />
weiteren Prozess geeignete Formen der Kooperation<br />
mit den privaten und karitativen Akteuren<br />
zu schaffen. Der Erfolg des Programms „Soziale<br />
<strong>Stadt</strong>“ in <strong>Butzbach</strong> wird daher maßgeblich <strong>von</strong><br />
einer kompetenten und geschickten Strukturierung<br />
und Moderation der Organisations- und<br />
Beteiligungsprozesse abhängen.
Soziale <strong>Stadt</strong> <strong>Butzbach</strong> 99<br />
9.<br />
Evaluation<br />
Aufgabe und Ziel der Evaluation<br />
Im „Leitfaden zur Ausgestaltung der Gemeinschaftsinitiative<br />
„Soziale <strong>Stadt</strong>“ wird unter<br />
Punkt 7.2 „Evaluation des integrierten Handlungsprogramms<br />
für <strong>Stadt</strong>teile mit besonderem<br />
Entwicklungsbedarf – Die Soziale <strong>Stadt</strong>“ eine<br />
prozessbegleitende Evaluation als unabdingbarer<br />
Bestandteil des Programms beschrieben.<br />
Der Hauptzweck dieses Teils ist die Überprüfung<br />
der Zielerreichung, aber auch die Sicherung<br />
der wirksamen Steuerung und Umsetzung<br />
des Handlungskonzeptes. Eine frühzeitige Einbindung<br />
eines Evaluationselementes bewirkt<br />
die effektive Vorbereitung und Setzung <strong>von</strong><br />
Erfolgsindikatoren. Es ist hilfreich, um steuerungsrelevante<br />
Informationen zu sammeln, die<br />
Wirksamkeit der eingesetzten Mittel und Strategien<br />
erkennen zu können und einzuschätzen,<br />
inwiefern z.B. eine Aktivierung der Bevölkerung<br />
durch städtebauliche Interventionen im Fördergebiet<br />
positiv beeinflusst worden ist.<br />
Prozessbegleitender Ansatz und Ablauf<br />
der Evaluation<br />
Es wird der Kommune empfohlen, in Zusammenarbeit<br />
mit dem Quartiersmanagement eine<br />
jährliche Evaluation der quantitativen Fakten<br />
und qualitativen Prozesse durchzuführen. Der<br />
Ansatz sollte sich an der Zielsetzung des Handlungskonzeptes<br />
und der Zeitrahmenplanung orientieren,<br />
um u. a. feststellen zu können, welche<br />
vereinbarten Ziele erreicht worden sind, welche<br />
nicht und warum nicht, ob die Zielsetzung tatsächlich<br />
noch realistisch ist, was gelernt wurde,<br />
etc.<br />
Die genauen Erfolgsindikatoren und der Prozess<br />
sollten durch das Quartiersmanagement, wenn<br />
möglich mit Beteiligung der <strong>Stadt</strong>teilrunde und<br />
Anwohnern, entwickelt werden. Die Partizipation<br />
der Anwohner lässt deren Einschätzung der Ergebnisse<br />
und Wirkungen des Förderprogramms<br />
als Betroffene in die Evaluation einfließen. Auch<br />
sollte überlegt werden, wie ein Sozialraum-Monitoring<br />
durchgeführt werden könnte, ohne mit<br />
dem Datenschutzgesetz in Konflikt zu geraten.<br />
Sozialraum-Monitoring ist ein Werkzeug, um<br />
feststellen zu können, ob durchgeführte Aktivitäten<br />
allen Bevölkerungsgruppen zugute gekommen<br />
sind. Dies ist gerade in einem Gebiet<br />
wie dem Degerfeld wichtig, da seine Bevölkerung<br />
stark durch Minderheiten geprägt ist.
100 Anhang<br />
Anhang<br />
A1. Arbeitsgruppe Nahversorgung 101<br />
A2. Auswertung der Befragung 107<br />
Ergebnisse 108<br />
Allgemeiner Teil 108<br />
Betrachtung der Eigentümerstruktur 109<br />
Betrachtung der Mieterstruktur 110<br />
Betrachtung beider Strukturen 112<br />
A3. SWOT Analyse der <strong>Stadt</strong>teilrunde 124<br />
A4. Poster Bürgerforum 126
NH | Projekt<strong>Stadt</strong><br />
Eine Marke der Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt GmbH<br />
Fachbereich Städtebauliche Maßnahmen<br />
Monika Fontaine-Kretschmer<br />
(Fachbereichsleiterin)<br />
Untermainkai 12-13<br />
60311 Frankfurt am Main<br />
Nachdruck - auch auszugsweise -<br />
nur mit Quellenangaben gestattet.
www.nh-projektstadt.de