u-mail-2004-2 - Universit
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Uni international U-Mail 2/04 Regensburger <strong>Universit</strong>ätszeitung<br />
Tagungsort Regensburg<br />
Workshop in der Chemie<br />
Was hat ein Haushaltsreiniger mit Biomembran-Strukturen zu tun?<br />
Vom 25. bis 28. Februar fand am Institut<br />
für Physikalische und Theoretische Chemie<br />
ein Workshop zum Thema “Short Range<br />
Interactions in Soft Condensed Matter –<br />
From Solutions to Materials and Biological<br />
Systems“ statt.<br />
Unter dem für Laien schwerverständlichen<br />
Titel verbirgt sich eine allgemeine Fragestellung,<br />
die große Bedeutung in der Naturwissenschaft<br />
hat. Kurzreichweitige Wechselwirkungen<br />
spielen eine entscheidende Rolle<br />
in der Kolloid- und Grenzflächenchemie, z.B.<br />
bei der Entwicklung auf Nanostrukturen<br />
basierter neuer Materialien, aber auch für Kosmetika<br />
und Haushaltsmittel, in der Biologie (z.<br />
B. bei der Wasserstruktur um Proteine und bei<br />
Membrankanälen), für das Verständnis von<br />
Lösungsmitteln und Gaslöslichkeiten, z. B. im<br />
Meerwasser, und in vielen anderen Gebieten<br />
von Naturwissenschaft und Technik.<br />
Während man lange Zeit die „weiche<br />
Materie“, also Flüssigkeiten, Gele, elastische<br />
Polymere usw. als zu „unordentlich“ für die<br />
seriöse Wissenschaft betrachtet hat, ist in den<br />
letzten Jahrzehnten klar geworden, dass ein<br />
Großteil der Produkte, die die Chemie herstellt,<br />
eben gerade aus solcher weichen<br />
Materie besteht. Mit der enormen Entwicklung<br />
der Computertechnik ist es heute möglich,<br />
auch solche Systeme zu beschreiben.<br />
Allerdings haben sich die Physiker lange Zeit<br />
auf die genaue Beschreibung der weit reichenden<br />
(elektrostatischen) Wechselwirkungen<br />
konzentriert und sich bei den<br />
wichtigen kurz reichenden Wechselwirkungen<br />
auf überaus einfache Modelle beschränkt. Erst<br />
seit zwei bis drei Jahren hat sich hier die Situation<br />
geändert, und es war einer der Anliegen<br />
des Workshops, die Protagonisten dieser neuesten<br />
Entwicklungen zusammenzubringen.<br />
Seit hundert Jahren unverstanden<br />
Besonders im Blickpunkt des Interesses<br />
steht zurzeit das Verständnis der so genannten<br />
Hofmeister-Serie. Darunter versteht man den<br />
Einfluss von Salzen auf eine Vielzahl von Phänomenen<br />
in der Natur. Dieser Einfluss unterliegt<br />
Gesetzmäßigkeiten, die der deutsche<br />
Pharmakologe Franz Hofmeister vor über 100<br />
Jahren entdeckte, die aber bis heute noch nicht<br />
verstanden sind. Eine eindeutige Beschreibung<br />
oder gar Vorhersage dieser Serie wäre ein<br />
Meilenstein der Naturwissenschaft.<br />
Prominentes Publikum<br />
Prof. Kunz gelang es, knapp fünfzig<br />
durchweg hochrangige Wissenschaftler aus<br />
zwölf Ländern zu einer intensiven Diskussionstagung<br />
zusammenzubringen. Unmittelbarer<br />
Anlass war der Humboldt-Preis für Prof.<br />
Barry Ninham von der Australian State <strong>Universit</strong>y<br />
in Canberra, Australien. Prof Ninham<br />
zählt zu den bedeutendsten Physikern unserer<br />
Zeit. Er ist von Februar bis Juli <strong>2004</strong> am Lehrstuhl<br />
von Prof. Kunz als Gastwissenschaftler<br />
tätig und der Experte auf dem Gebiet der „weichen<br />
Materie“. So ist es nicht verwunderlich,<br />
dass der neue Vorsitzende des Chemie-Nobel-<br />
Komitees, Prof. Høkan Wennerström von der<br />
<strong>Universit</strong>ät Lund, Schweden, ebenfalls an der<br />
Tagung teilnahm.<br />
Insgesamt 32 Kurzvorträge in drei Tagen<br />
waren sicherlich für alle Beteiligten anstrengend.<br />
Trotzdem blieb genügend Zeit für intensive<br />
Diskussionen, die sich jeweils bis tief in<br />
die Nacht hinzogen. In einer abschließenden<br />
allgemeinen Aussprache wurde ein Résumé<br />
des gegenwärtigen Wissenstandes auf dem<br />
erörterten Fachgebiet gezogen und eine Bündelung<br />
der einzelnen Forschungsanstrengungen,<br />
von der theoretischen Physik über die<br />
Biologie bis zu den Ingenieurwissenschaften,<br />
vereinbart. Das Regensburger Institut profitiert<br />
dabei besonders von einer Vielzahl angebotener<br />
Kooperationen mit einer ganzen Reihe<br />
hochkarätiger Forschungseinrichtungen.<br />
Alle Beiträge werden in einem Sonderband<br />
der amerikanischen Fachzeitschrift Current<br />
Opinion of Colloid and Interface Science in<br />
diesem Sommer veröffentlicht werden.<br />
Werner Kunz<br />
Maximilianstraße 10<br />
93047 Regensburg<br />
Mo–Fr 9.00 – 19.00 Uhr<br />
Sa 10.00 – 15.00 Uhr<br />
info@optik-dietze.de<br />
www.optik-dietze.de<br />
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