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Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Ausgabe 2/2007<br />

Zeitschrift des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>


Freundliche Grüße<br />

aus der OF-Redaktion<br />

D<br />

ie Welt gerät aus den Fugen, aber die gute Nachricht ist,<br />

dass die zunehmende Schieflage und inzwischen sogar ein<br />

drohendes Endzeit-Szenario beim Namen genannt werden. Und<br />

zwar von der internationalen Wissenschaft mit einer Deutlichkeit,<br />

die nichts zu wünschen übrig lässt. Der Weltklimabericht<br />

der Vereinten Nationen alarmiert die große Politik ebenso, wie<br />

er die einzelnen Menschen in ihrer Lebensgestaltung aufrüttelt.<br />

Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht. Und die hat, liebe<br />

Leserinnen und Leser, etwas mit Verwässerungstendenzen durch<br />

politische Verantwortungsträger in führenden Industrienationen<br />

und Schlüsselländern für das Klima-Desaster zu tun, was<br />

letztlich dringend notwendige Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung<br />

verhindert. Dass dies zudem das individuelle<br />

Problembewusstsein nicht gerade stärkt, liegt auf der Hand.<br />

Dabei sollte längst klar sein: Jeder Einzelne muss sich in seinen<br />

Verhaltensweisen angesprochen fühlen, und kein Lebensbereich<br />

bleibt hier ausgespart.<br />

Dies führt auch schnurstracks zum Thema "Sport und Umwelt",<br />

dem wir in dieser OF-Ausgabe einen großen Komplex widmen.<br />

Natürlich könnte man das Ganze kleinteilig betrachten und sich<br />

an jüngeren Veröffentlichungen orientieren, die sportliche<br />

Handlungen Jugendlicher auf Bolzplätzen oder gar Kinderbegeisterung<br />

auf Spielplätzen mit der Umweltsünderkartei in<br />

Verbindung bringen. Da werden Lärmschutzklagen angestrengt,<br />

die eigentlich als umweltpolitisches Armutszeugnis entlarvt<br />

gehören, weil sie allein die Kläger in ihrer Kleinkariertheit<br />

bloßstellen. Nein, das sind nicht die Umweltprobleme, die der<br />

Sport heraufbeschwört. Die haben ein anderes Kaliber und<br />

basieren auf Wettkampfkalendern, die die Jahreszeiten ignorieren,<br />

oder auf Sportarten, die fast zwangsläufig der Natur ein<br />

Schnippchen nach dem anderen schlagen. Sie haben zu tun mit<br />

ungebremster Eventhysterie in einer Welt, die dabei zum hochleistungssportlichen<br />

Abenteuerspielplatz wird, und schließlich<br />

mit einer Freizeitlawine, weil man ja auch breitensportlich nicht<br />

nachstehen will.<br />

Sicher, der Sport nimmt in der Weltrangliste der Klimaschädiger<br />

und Ressourcenvernichter einen Platz ziemlich weit hinten ein.<br />

Aber er kann, wenn die Klimabotschaft der Vereinten Nationen<br />

in seinen Reihen ernst genommen wird - Stichworte Vorbildwirkung<br />

und globaler Aktionsradius -, umweltpolitische Zeichen<br />

von besonderer Güte setzen. Die Reaktionen des Internationalen<br />

<strong>Olympische</strong>n Komitees lassen immerhin hoffen. Und der deutsche<br />

Sport hat in Sachen Umweltschutz ohnehin eine beachtenswerte<br />

Tradition, die jetzt mehr denn je verpflichtet.<br />

Ihr Harald Pieper<br />

Inhalt<br />

OF Mosaik 4<br />

OF-Podium: Prof. Jürgen Hubbert 6<br />

Megaereignisse zwischen Magie und Massenware 8<br />

Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke<br />

Der Sport auf dem Weg zur Selbstzerstörung 12<br />

Prof. Dr. Helmut Digel<br />

Es geht um die Perspektiven für das Leben nach dem Sport 14<br />

Anno Hecker<br />

Sven Felski oder Die Vereinstreue eines Profis 16<br />

Dr. Andreas Müller<br />

OF-Interview mit Frank Busemann 20<br />

Michael Gernandt<br />

Die Gewalt im Stadion ist ein vielschichtiges Problem 22<br />

Dr. Christoph Fischer<br />

OF-Kommentare 24<br />

Jörg Hahn, Dr. Andreas Höfer, Michael Gernandt,<br />

Dr. Hans-Dieter Krebs<br />

Vor uns die Sintflut?<br />

Der Klimawandel fordert auch den Sport heraus 26<br />

Holger Schück<br />

Mobilität und Sport: Im Spannungsfeld zwischen Schädigung<br />

der Umwelt und Verbesserung der Lebensqualität 30<br />

Rainer Hipp<br />

Europa und der Sport 34<br />

Walter Mirwald<br />

Stuttgart: Europäische Sporthauptstadt 2007 34<br />

Gunter Barner<br />

40 Jahre Sporthilfe oder Die eindrucksvolle Bilanz<br />

der guten Taten 38<br />

<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />

Die Reformfreude der Sportvereine ist beachtlich 42<br />

Friedhard Teuffel<br />

Wenn der Verein zum Zufluchtsort für Kinder und<br />

Jugendliche wird 45<br />

Bianka Schreiber-Rietig<br />

Mark- und Meilensteine im Verhältnis Kirche und Sport 48<br />

Dr. Hans-Dieter Krebs<br />

Was macht eigentlich ...? Martin Lauer 50<br />

<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />

Olympismus und <strong>Olympische</strong> Spiele in Deutschland 52<br />

Prof. Dr. Ommo Grupe<br />

Adolf Cluss: Ein schwäbisch-deutsch-amerkanischer Turner,<br />

Revolutionär und Architekt einer neuen Welt 56<br />

Prof. Dr. Michael Krüger<br />

Anmerkungen zu Sport und Film in Deutschland 60<br />

Herbert Somplatzki<br />

OF-Galerie:<br />

Sportliche Vielfalt in den Skulpturen von Birgid Helmy 63<br />

Klaus H. Schopen<br />

Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 66<br />

Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> 76<br />

Impressum 88<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 90<br />

Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Instituts 94<br />

3


Sportabzeichen-Aktion:<br />

"Millionen in Bewegung"<br />

D<br />

as <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen erhält<br />

dank der ARD neuen Schwung. Mit<br />

Hilfe des wochentäglichen Ratgebers "ARD-<br />

Buffet", der vom Südwestdeutschen Rundfunk<br />

(SWR) produziert wird, soll in diesem<br />

Jahr endlich die magische Schallmauer von<br />

einer Million abgelegten Sportabzeichen<br />

durchbrochen werden. "Millionen in Bewegung"<br />

ist der Schwerpunkt, den sich Ende<br />

März der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>nSportbundes<br />

(DOSB), Dr.<br />

Thomas Bach,<br />

und die<br />

Moderatorin<br />

des Ratgebers,<br />

Evelin<br />

König,<br />

gemeinsam<br />

setzten.<br />

Jahr für Jahr<br />

stellen sich weit über 900.000 Menschen<br />

den fünf Prüfungen des einzigen deutschen<br />

Sportsordens, die ein bewährter Test für die<br />

eigene Fitness sind. Nun sollen noch mehr<br />

Bewegungswillige für das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen<br />

begeistert werden, nicht, um<br />

einen Eintrag in das Guiness-Buch der<br />

Rekorde zu schaffen, sondern um zur<br />

Gesundheitsförderung mehr Bewegung in<br />

den Alltag der Menschen zu bringen. "Im<br />

Sport geht es ja immer wieder darum,<br />

besser zu werden, deshalb legen wir die<br />

Messlatte jetzt ganz schön hoch. Und wenn<br />

wir unser Ziel erreichen, dann legen wir sie<br />

eben noch ein Stückchen höher", meinte<br />

Thomas Bach bei der Vorstellung der Aktion<br />

in Berlin.<br />

Der Sportorden, den auch die BARMER als<br />

langjähriger Partner und Ferrero seit kurzem<br />

fördern, ist jetzt ein zentraler Bestandteil<br />

von "ARD-Buffet", das jeden Tag in der<br />

Woche zwischen 12.15 und 13.00 Uhr läuft.<br />

Regelmäßig soll bis Mitte Juli aus verschiedenen<br />

Perspektiven über das Sportabzeichen<br />

berichtet werden, aus medizinischer Sicht,<br />

aus der Sicht der richtigen Bekleidung oder<br />

als Tipp für eine vernünftige Ernährung.<br />

Häufig besteht dann für die Zuschauer auch<br />

die Möglichkeit, sich per Telefon einen<br />

eigenen Ratschlag zu holen.<br />

Um das Sportabzeichen hautnah zeigen zu<br />

können, begleitet "ARD-Buffet" eine 6köpfige<br />

Wiesbadener Familie aus drei<br />

Generationen durch ihren Trainings- und<br />

Prüfungs-"Alltag". Mehrfach wird über Opa<br />

Norbert (67), Tochter Petra (44) und die vier<br />

Enkelkinder Kathrin (22), Patrick (17),<br />

Dominik (15) und David (8) berichtet.<br />

Höhepunkt der Aktion ist eine Sondersendung<br />

von "ARD-Buffet" am Samstag, 7. Juli<br />

2007, vom Sportabzeichen-Tag in Heidelberg.<br />

Dort wird "ARD-Buffet" live von einer<br />

Open-Air-Bühne vom Sportabzeichentag<br />

gesendet, bei dem 2.000 Freiwillige den<br />

Sportorden erwerben sollen. Interessenten<br />

können sich auf einer Hotline-Nummer<br />

01376 - 787800 (25 Ct./Anruf aus dem Dt.<br />

Festnetz) oder im Internet unter www.ardbuffet.de<br />

anmelden. Weitere Informationen<br />

zum Sportabzeichen auf www.deutschessportabzeichen.de.<br />

Bundestag billigt<br />

Europarats-Initiative<br />

gegen Doping<br />

er <strong>Deutsche</strong> Bundestag hat in zweiter<br />

und dritter Lesung dem Zusatzprotokoll<br />

zum Übereinkommen des Europarats<br />

gegen Doping zugestimmt. Die Erweiterung<br />

des Vertragstextes regelt innerhalb Europas<br />

die gegenseitige Anerkennung von Dopingkontrollen.<br />

Danach können Aktive von<br />

ausländischen Kontrolleuren zu verbindlichen<br />

unangemeldeten Trainingskontrollen<br />

gebeten werden. Zuvor hatte der Sportausschuss<br />

des Parlaments einstimmig dieses<br />

Zusatzprotokoll vom September 2002<br />

gebilligt. Die Europarats-Initiative wird<br />

nunmehr in einem völkerrechtlichen Verfahren<br />

ratifiziert. Bereits im Dezember<br />

vergangenen Jahres hatte der Bundesrat<br />

keine Einwendungen erhoben.<br />

Der Europarat ist eine zwischenstaatliche<br />

Institution mit 46 Teilnehmerländern.<br />

Deutschland war 1994 dem Übereinkommen<br />

beigetreten, das die erste internationale<br />

Vereinbarung zur Anti-Doping-Bekämpfung<br />

war. Erst kürzlich hatte der Bundestag<br />

der UNESCO-Antidoping-Konvention<br />

zugestimmt, nach der der Welt-Antidoping-<br />

Code geltendes Recht ist.<br />

Ältester Olympionike der<br />

Welt - ein Musik-Professor<br />

aus München<br />

eit dem Tod des französischen Radsport-Olympiasiegers<br />

von 1928, Roger<br />

Beaufrand, der am 13. März im Alter von<br />

über 98 Jahren starb, ist nun ein deutscher<br />

Professor der älteste lebende Olympiamedaillengewinner<br />

der Welt. Allerdings handelt<br />

es sich nicht um einen Athleten,<br />

sondern um den Komponisten Harald<br />

Genzmer, der 1936 in Berlin eine Bronzemedaille<br />

in der Kategorie "Musik, Solo und<br />

Chorgesang" gewann. Der Münchner<br />

Professor, der am 9. Februar bei guter<br />

Gesundheit gleichfalls seinen 98. Geburtstag<br />

feiern konnte, war einst an der Berliner<br />

Hochschule für Musik einer der begabtesten<br />

Schüler von Harry Hindemith. Zeitweise<br />

studierte er auch bei Richard Strauss und<br />

Hans Pfitzner.<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

4<br />

D<br />

S


Genzmer war 27 Jahre alt und arbeitete als<br />

Korrepetitor an der Breslauer Oper, als er<br />

aufgefordert wurde, sich an den <strong>Olympische</strong>n<br />

Kunstwettbewerben zu beteiligen, die<br />

zwischen 1912 und 1948 auf dem Programm<br />

standen. Er reichte daraufhin ein<br />

Musikstück ein, dem er den Titel "Der<br />

Läufer" gegeben hatte und das der Jury<br />

gefiel. Das Werk blieb sein einziger sportlicher<br />

Ausflug. Seinen Preis erhielt er im<br />

Berliner Olympiastadion, wo er wie die<br />

Sportler vor der Riesenkulisse von 100.000<br />

Zuschauern aufs Siegerpodest steigen<br />

durfte. Allerdings verlor er später die<br />

Medaille in den Bombennächten des 2.<br />

Weltkriegs, den er als Klarinettist einer<br />

Militärkapelle überlebte.<br />

Nach Kriegsende baute der gebürtige<br />

Bremer die Hochschule für Musik in Freiburg<br />

auf, bevor er 1957 nach München berufen<br />

wurde. Dort war er bis zu seiner Pensionierung<br />

als Lehrer für Kompositionen tätig.<br />

Doch zur Ruhe will sich der mit einer<br />

Vielzahl von Preisen bedachte Harald<br />

Genzmer noch lange nicht setzen. Er gehört<br />

heute zu den meistaufgeführten deutschen<br />

Gegenwartskomponisten und vollendete mit<br />

fast 90 Jahren noch eine Sinfonie.<br />

Vancouver in guter<br />

vor-olympischer Verfassung<br />

K<br />

ürzlich hat sich die IOC-Koordinierungskommission<br />

für die XXI <strong>Olympische</strong>n<br />

Winterspiele 2010 in Vancouver über<br />

den Fortgang der Vorbereitung auf die<br />

OF-MOSAIK<br />

OF-MOSAIK<br />

kommenden <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />

beschäftigt. Etwas weniger als drei Jahre vor<br />

den Spielen zeigte sich das Gremium<br />

beeindruckt von den Vorbereitungen in den<br />

Bereichen Sportstätten, Marketing, Logistik,<br />

Transport und Technologie.<br />

Naturverträglicher Sport<br />

muss gewährleistet bleiben<br />

D<br />

as Kuratorium Sport und Natur erwartet<br />

vom <strong>Deutsche</strong>n Bundestag, dass bei<br />

der Neuordnung des Naturschutzrechts<br />

nach der Föderalismusreform der akzeptierte<br />

Status des Natursports im Bundesnaturschutzgesetz<br />

erhalten bleibt und nicht in<br />

der Abweichungsgesetzgebung zersplittert<br />

wird. "Anderenfalls ist zu erwarten, dass die<br />

erreichten Qualitätsmerkmale des derzeitigen<br />

Bundesnaturschutzgesetzes weitgehend<br />

rückgängig gemacht werden und die<br />

Unterschiede in der Landesgesetzgebung<br />

zu- statt abnehmen", heißt es in einem<br />

Positionspapier, das die drei Millionen<br />

Mitglieder starke Vereinigung verfasst hat.<br />

Nach dem derzeitigen Bundesnaturschutzgesetz,<br />

das die Erholung des Menschen in<br />

freier Natur gewährleistet, sind natur- und<br />

landschaftsverträgliche sportliche Betätigungen<br />

der Erholung zuzurechnen.<br />

Die bisherige Rahmengesetzgebung habe<br />

die Ausformung von 16 verschiedenen<br />

Umsetzungen in Landesrecht erlaubt, stellt<br />

das Kuratorium fest, dessen Vorsitzender der<br />

sportpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion<br />

Bündnis 90/Die Grünen, Winfried<br />

Hermann, ist. Unterschiedliche Regelungen<br />

zum Betretensrecht seien nicht nachvollziehbar,<br />

weil Wanderwege, Flüsse und<br />

Klettergebiete sowie der Schutzbedarf der<br />

Natur nicht an Landesgrenzen halt machten.<br />

"Verbote in einem Bundesland führen<br />

zu wachsendem Freizeittourismus und<br />

damit zur Zunahme von Verkehr und zu<br />

neuen Problemen in angrenzenden Bundesländern",<br />

was also zu Verdrängungseffekten<br />

führe, heißt es.<br />

Organspenden retten Leben<br />

W<br />

ie die <strong>Deutsche</strong> Stiftung Organtransplantation<br />

(DSO) bekannt gegeben<br />

hat, ist die Zahl der im Jahr 2006 in<br />

Deutschland durchgeführten Transplantationen<br />

von 3.910 im Jahr 2005 auf 4.032<br />

gestiegen. Erstmals konnten damit über<br />

4.000 schwer kranke Menschen gerettet<br />

werden. "Dies war nur möglich, weil 1.259<br />

Menschen bundesweit nach dem Tod ihre<br />

Organe gespendet haben, das sind 3,2<br />

Prozent mehr als im Jahr zuvor", erklärte<br />

DSO-Vorstand Prof. Dr. Günter Kirste.<br />

Beigetragen hat dazu auch der Verein<br />

Sportler für Organspende (VSO). In dem von<br />

Sporthilfe-Chef Hans Wilhelm Gäb 1998<br />

gegründeten Verein erinnern mehr als 50<br />

Olympiasieger und Weltmeister mit ihrem<br />

Engagement andere Menschen daran, dem<br />

unvermeidlichen Lebensende einen besonderen<br />

Sinn zu geben. Gemeinsam mit den<br />

Partnern der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA) und der DSO<br />

verteilt der VSO bei bedeutenden Sportveranstaltungen<br />

und Großereignissen auch<br />

Organspendeausweise.<br />

Olympia-Medaillen für<br />

Peking vorgestellt<br />

G<br />

enau 500 Tage vor den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen in Peking hat das chinesische<br />

Organisationskomitee die Medaillen enthüllt,<br />

die erstmals in der olympischen<br />

Geschichte mit Jade verziert sind. Auf der<br />

Rückseite der Gold-, Silber- und Bronzeme-<br />

daillen ist jeweils ein Ring weißer, hellgrüner<br />

und dunkelgrüner Jade eingelegt. Die<br />

olympischen Medaillen für die Spiele in<br />

Peking sollen "Edelmut und Tugend" symbolisieren.<br />

Auf der Vorderseite der sieben<br />

Zentimeter großen Olympia-Medaillen<br />

befindet sich das Standarddesign mit Nike,<br />

der griechischen Göttin des Sieges, wie es<br />

vom IOC vorgegeben wird.<br />

5


"<br />

S<br />

port- und Kulturförderung" haben eine lange Tradition in<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Bereits die frühen Herrscher hielten<br />

sich Künstler, Sportler und Narren zum eigenen Vergnü-<br />

gen und zur Steigerung ihrer Reputation. An ihre Stelle traten<br />

später vor allem Industrielle, die die Allgemeinheit an einem Teil<br />

ihres Reichtums teilhaben lassen und sich selbst ein "Denkmal"<br />

setzen wollten. Man sprach von Mäzenen. Nach dem zweiten<br />

Weltkrieg förderten insbesondere kommunistische Staaten<br />

Künstler und Sportler, um die Überlegenheit ihres Systems zu<br />

demonstrieren. Dieser Wettstreit der Nationen und<br />

<strong>Gesellschaft</strong>ssysteme gebar die so genannten Staatsamateure.<br />

Sport als Mittel der Selbstdarstellung des Systems erleben wir<br />

heute z.B. in China, wo eine zentrale Sportbehörde die Spitzensportler<br />

von morgen bereits im jüngsten Kindesalter "rekrutiert".<br />

Eine Demonstration des Erfolges dieser - nicht nur im<br />

Sport - aufsteigenden Weltmacht erwartet uns nach Athen<br />

2004 bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen 2008 in Peking! Sport<br />

gehört heute aus vielen Gründen auch hier zu Lande zu den<br />

wichtigen Elementen unserer Wohlstands- und Mediengesellschaft.<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund betreut rund 27<br />

Millionen Mitglieder in mehr als 90.000 Vereinen. Insbesondere<br />

beim Vereinssport lernen junge Menschen schon früh, wie man<br />

sein Talent verbessern und über sich hinaus wachsen kann.<br />

Aber was noch viel wichtiger ist: sie lernen Regeln zu achten,<br />

Niederlagen einzustecken und sich für ein gemeinsames Ziel<br />

einzusetzen.<br />

Sportliche Aktivitäten kosten nicht nur Kraft und Energie, sondern<br />

sie erzeugen auch Umsatz und Wertschöpfung - und<br />

schaffen somit Arbeitsplätze. Die deutschen Haushalte geben im<br />

Jahr über 39 Milliarden Euro für "Sport" aus! Außerdem unterstützt<br />

körperliche Bewegung die Prävention, Behandlung und<br />

Rehabilitation. Es herrscht ein verstärktes Bewusstsein über das<br />

wertvolle Gut "Gesundheit" im Denken und Handeln vieler<br />

Menschen. Gesunde Ernährung und Sport gelten als Voraussetzungen<br />

für ein langes und gesundes Leben. Zudem befindet sich<br />

der Körperkult auf einem Allzeit-Hoch.<br />

Der Sport wird nach wie vor auch als Maßstab für die Leistungsund<br />

Wettbewerbsfähigkeit eines Landes gesehen. Während an<br />

den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1900 in Paris 26 Nationen teilnahmen,<br />

waren es in Athen 2004 über 200. Sport ist einer der besten<br />

Wege zur Völkerverständigung, auch wenn die altgriechische<br />

Regel, dass während der <strong>Olympische</strong>n Spiele Friede zu herrschen<br />

habe, nicht mehr gilt. Dagegen hat - wie vor mehr als 2.000<br />

Jahren in Rom - das Motto "Brot und Spiele" immer noch hohe<br />

Bedeutung. Dies sieht man am Beispiel "Fußball" und sicher auch<br />

im Rennsport. Sportler wie Michael Schumacher, Jürgen Klinsmann<br />

und Michael Ballack werden zu Vorbildern, die die Menschen<br />

in diesem Land zur Leistung motivieren.<br />

Höher, schneller, weiter: Was für den Sport gilt, gilt auch für die<br />

Wirtschaft, für Forschung, Technologie und beinahe alle Teile<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Leistung gehört zu den Grundelementen<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Ohne Leistung ist unsere Kultur unvorstell-<br />

6<br />

bar. Leistung ist die Voraussetzung für Erfolg - für weltweit<br />

tätige Unternehmen ist diese einfache Weisheit von fundamentaler<br />

Bedeutung.<br />

Leistung ist die Basis für attraktive und erfolgreiche Produkte<br />

und Dienstleistungen. Sie schafft Arbeit und Beschäftigung. Und<br />

sie ist Träger des Fortschritts und des Wohlstandes. Was verbindet<br />

also Sport und Wirtschaft? Das Erfolgsstreben, die Suche<br />

nach Spitzenleistungen und Markenwerten! Längst sind Sportler<br />

für Unternehmen zu Identifikationsfiguren bzw. Imageträgern<br />

geworden. Große<br />

Sportereignisse<br />

werden zur<br />

Bühne für die<br />

UnternehmensundProduktdarstellung.<br />

Beides<br />

wird gezielt für<br />

die Inszenierung<br />

von Marken<br />

eingesetzt und<br />

als Instrument<br />

der Kundenbindung.<br />

Sponsoring heißt<br />

diese moderne<br />

Form der Förderung,<br />

mit dem<br />

Ziel symbiotischer,gegenseitigerUnterstützung.<br />

Circa 3<br />

Milliarden Euro<br />

pro Jahr werden<br />

in Deutschland<br />

für Sponsoring<br />

ausgegeben, davon drei Viertel für Sport-Sponsoring (im Vergleich:<br />

nur 5 % für Kunst und Kultur).<br />

Die Verbindung von Sport und Wirtschaft ist also eine zunehmend<br />

wichtige aber nicht selbstverständliche Allianz. Es bedarf<br />

berechenbarer, wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, um die<br />

notwendigen Grundlagen für eine enge Kooperation zu schaffen<br />

und zu erhalten. Klar ist: Sein Talent nutzen, sich dem täglichen,<br />

harten Training stellen, um immer wieder Höchstleistungen zu<br />

erreichen, erfordert ein Umfeld mit optimalen Voraussetzungen.<br />

Spitzensportler müssen die Chance bekommen, sich zeitweise<br />

ganz auf Leistung und Erfolg konzentrieren zu können - das ist<br />

heute ohne materielle Förderung undenkbar.<br />

Da andererseits Herrscher und Mäzene weitgehend ausgestorben<br />

sind und unser Staat das Defizit verwaltet, muss die Wirtschaft<br />

hier soziale und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.<br />

Richtig gelebt, kann die Partnerschaft von Sport und Wirtschaft<br />

eine für beide Seiten lohnende Investition sein: für Sportler und


Unternehmen und damit letztlich auch für die Sportbegeisterten<br />

in aller Welt. Voraussetzung sind gleich gesinnte Interessen, der<br />

Fit mit Marken- und Unternehmensimage, die Bereitschaft der<br />

Sportler zu Kommunikation und Kundenevents und natürlich<br />

Erfolge!<br />

Sportliche Erfolge sind also nicht nur wichtig für die Athleten,<br />

für Verbände, für die interessierte Öffentlichkeit und das Wohlbefinden<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Sie sind die Währung, mit der der<br />

Sport die finanziellen und materiellen Leistungen der Wirtschaft<br />

verzinst. Die Optimierung der Leistungsförderung in Deutschland<br />

ist deshalb eine zentrale Aufgabe des DOSB.<br />

Wir brauchen die Neuordnung der Olympiastützpunkte und<br />

Leistungszentren sowie der Verantwortung der Fachverbände<br />

und der Landessportbünde und neue Auswahl- und Förderkriterien.<br />

Kurzum: die Struktur des deutschen Leistungssports muss<br />

auf den Prüfstand.<br />

Die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe hat daran größtes Interesse,<br />

denn sie steht für eine Erfolgsstory, die mit der Gründung durch<br />

Willi Daume und Josef Neckermann 1967 begann. Stiftungen<br />

sind durch ihre Satzung langfristig und berechenbar angelegt.<br />

Je leerer die öffentlichen Kassen, desto wichtiger werden Stiftungen<br />

für Teile der öffentlichen Finanzierung. Privates Engagement<br />

muss das staatliche Handeln ergänzen. Realistisch gesehen,<br />

wird es dies in Zukunft an manchen Stellen sogar ersetzen<br />

müssen. Die <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe hat dies erfolgreich praktiziert,<br />

indem wirksame und zeitgemäße Förderungskonzepte entwi-<br />

ckelt wurden. So sind im Spitzenbereich das Leistungsprinzip<br />

und die sportliche Fairness die entscheidenden Förderungskriterien.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe hat seit ihrer Gründung im Jahr 1967<br />

über 40.000 Sportler bei ihren Wettkampfvorbereitungen individuell<br />

gefördert - mit der starken Unterstützung durch die deutsche<br />

Wirtschaft. Insgesamt wurden rund 350 Millionen Euro<br />

ausgezahlt (derzeit jährlich rund 10 Millionen Euro für die<br />

Förderung von 3.800 Athleten).<br />

OF-PODIUM<br />

Sport und Wirtschaft -eine wichtige,<br />

aber nicht selbstverständliche Allianz<br />

<strong>Von</strong> Prof. Jürgen Hubbert, Vorsitzender von Stiftungsrat und Aufsichtsrat der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe<br />

Deutschland befindet sich in einer neuen Dimension des harten<br />

globalen Wettbewerbs. Dies stellt auch eine neue Belastung für<br />

die <strong>Gesellschaft</strong> und den einzelnen Bürger dar, der besorgt ist<br />

über Entwicklungen irgendwo auf dem Globus, die ihn treffen,<br />

die er aber nicht beeinflussen kann. Verunsicherung ist die Folge.<br />

Wir brauchen deshalb Vorbilder, die sich im internationalen<br />

Wettbewerb erfolgreich behaupten. Der Sport und die Wirtschaft<br />

können sie liefern. Wie das Beispiel der Fußball-WM 2006 zeigt,<br />

können insbesondere im Sport Erfolgserlebnisse geschaffen und<br />

möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Das ist<br />

ein Ziel, das Politik, Wirtschaft und Sportorganisationen vereint.<br />

Die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe wird mit der Unterstützung der<br />

Wirtschaft dazu beitragen, dem Spitzensport in diesem Lande<br />

den gebührenden Platz zu verschaffen und den Menschen<br />

positive Leitbilder und Werte zu vermitteln. Zugegeben: ein<br />

sportliches Ziel - aber wie die jetzt 40 jährige Geschichte der<br />

Stiftung beweist, ist es zu schaffen!<br />

7


Unvergessen bleibt der märchenhafte WM-Sommer<br />

2006 der Fußballer. Noch sind spannende Spiele,<br />

fröhliche Fans, bunte Fahnen und eine beseelte Stimmung<br />

über dem ganzen Land gegenwärtig. Hockey und<br />

Reiten kamen ähnlich fröhlich hinzu. 2007 werden es noch<br />

mehr Weltmeisterschaften in Deutschland sein: Eben haben<br />

die Handballer mit einem fantastischen Fest das WM-Jahr als<br />

Wintermärchen begonnen, dann sind u.a. Faustball, Kanu,<br />

Rudern, Triathlon, Turnen und Radsport an der Reihe. In den<br />

folgenden Jahren sind von den olympischen Sportarten<br />

Eishockey und Leichtathletik fest gebucht, vielleicht demnächst<br />

noch Curling, Judo, Schwimmen und Frauenfußball<br />

2011. Ein Ende des WM-Booms ist nicht erkennbar, jedes Jahr<br />

inszeniert Deutschland praktisch ein kleines Olympia.<br />

8<br />

Die Politik hat sich - ermuntert von einer nutznießenden<br />

Medienbranche - fraglos auf den Tanz um die globalen<br />

Kälber eingelassen. Und Sportfunktionäre nennen ohne<br />

soziale Skrupel zweistellige Millionenbeträge an Organisationskosten<br />

für ihr Weltereignis. Leise Zweifel sind gleichwohl<br />

angemessen: Wird der WM-Boom immer - bei geringer<br />

werdender Bevölkerung - die grenzenlose Zuschauerresonanz<br />

finden, werden durch Energieressourcen rasch reich gewordene<br />

Regionen das - dann vielleicht weniger von der Konjunktur<br />

begünstigte - sportbesessene Deutschland überbieten,<br />

vor allem wird irgendwann eine Übersättigung des<br />

öffentlichen Interessens an internationalen Sportgroßveranstaltungen<br />

eintreten, weil die Begeisterung nicht beliebig<br />

wiederholbar ist? Und nicht zuletzt: Tragen die kurzfristigen


Spektakel zur Entwicklung der jeweiligen Sportart in ihrer<br />

ganzen Breite und Tiefe - also bis in die Schul- und Vereinsebene<br />

- bei?!?<br />

Magie und Mobilität - zur Zukunft der<br />

Megaevents<br />

Was sind Ursachen für die deutsche Vorreiterrolle als Weltmeister<br />

im Veranstalten von Weltmeisterschaften: Organisationskraft<br />

"made in Germany" einschließlich einer hervorragenden<br />

Infrastruktur, verbandsspezifischer Funktionärsehrgeiz,<br />

Hoffnung auf finanziellen Gewinn, Stärkung des Stand-<br />

orts Deutschland und seiner Regionen, Anstrengungen im<br />

Vorfeld einer neuen Olympiabewerbung? Vielleicht von allem<br />

etwas, eines aber ganz bestimmt: Im Zuge besserer Standort-<br />

Wahrnehmung bemühen sich immer mehr Regionen um<br />

hochkarätige internationale Meisterschaften. Sie sehen sich<br />

durch die Erfolge und die massenhafte Begeisterung der<br />

Zuschauer bei der Fußball-WM 2006 bestätigt, Hockey wie<br />

Reiten und Handball haben - auf bescheidenerem Niveau -<br />

den Eindruck bestätigt und temporär Menschen wie Metropolen<br />

verzaubert. Magic Moments sind mehr als Tabellen und<br />

Ergebnislisten.<br />

Sie treffen auf ein relativ neues Element der Transportgesellschaft:<br />

Die ohnehin seit Jahren steigende Nachfrage nach<br />

Megaereignisse<br />

zwischen<br />

Magie und<br />

Massenware<br />

Weltmeisterschaften in<br />

Deutschland - wieviel geht noch?<br />

<strong>Von</strong> Hans-Jürgen Schulke<br />

9


Städtekurzreisen - komfortable Hotels bieten ihre an<br />

Wochenenden freien Kapazitäten günstig an - wird nicht<br />

mehr allein durch Musicals und Museen erfüllt, sondern<br />

immer mehr durch spektakuläre Sportevents. Bei den großen<br />

Stadtmarathons ist das seit längerem zu bilanzieren (beim<br />

Berlin-Marathon werden Umsatzsteigerungen von 50 Millionen<br />

Euro geschätzt), Olympia findet vor den Augen von einer<br />

Million ausländischer Touristen vor Ort statt, Länderspiele<br />

werden zunehmend mehr zu Bildungsurlauben. Und seinen<br />

vorläufigen Höhepunkt fand die Entwicklung bei der Fußball-<br />

WM 2006, als 2 Millionen ausländische Enthusiasten ohne<br />

Plan und Platz im Stadion nach Deutschland reisten, nur um<br />

bei der großen Party dabei zu sein und ihr schließlich das<br />

einzigartige internationale Flair zu verschaffen. Mit dem<br />

Public Viewing auf den großen Marktplätzen waren sie dann<br />

mehr dabei als manche teuren Ticketinhaber im hochgesicherten<br />

Stadion. Die Fußball-EM 2008 in Österreich und der<br />

Schweiz wird die Invasion der Fans und Flaneure bestätigen,<br />

wobei die kleineren Stadien den Drang auf die Plätze mit<br />

Video Walls noch erhöhen werden.<br />

Erfolgreiche Großveranstaltungen sind kein Naturereignis und<br />

keine Selbstverständlichkeit. Sie haben technische, soziale<br />

und kulturelle Gründe, die es jeweils originell organisatorisch<br />

aufzugreifen gilt. Nur dann wird der Sport seine führende<br />

Rolle im üppigen Eventangebot halten. Nicht zuletzt schläft<br />

die außersportliche Konkurrenz nicht: Rockkonzerte, Gesangsund<br />

Filmfesivals, Kirchentage, Papstbesuche, Motorradmeetings<br />

sind Beispiele für massenhafte Selbstverständigung.<br />

Was macht den Sport zum unumstrittenen Premiumprodukt<br />

im Eventangebot? Eine spannungsvolle Bewegungsanalyse,<br />

die vor rund 200 Jahren beginnt.<br />

Der moderne Wettkampfsport mit Reiten, Rudern, später<br />

Fußball, Rugby, Tennis ist zunächst keine Sache für Zuschauer<br />

gewesen bzw. nur dort, wo das Wetten um den Sieg eine<br />

große Rolle spielte. Beim Fußball dauerte es über 50 Jahre, bis<br />

eine fünfstellige Zuschauerzahl erreicht wurde - zunächst<br />

musste eine aus eigener Praxis geborene Expertenschaft und<br />

dann eine neuartige Stadionarchitektur erwachsen. Erst mit<br />

Fernsehübertragungen seit 1950 konnten Milliarden von<br />

Zuschauern bei Weltereignissen erreicht werden und verhalfen<br />

umgekehrt dem Sport zu seiner unglaublichen Popularität.<br />

Zuschauen zwischen Identifikation<br />

und Projektion<br />

Was aber macht den Sport so ansehnlich? Früher war es die<br />

Identifikation mit den Erfolgen von "unseren" Sportlern und<br />

Mannschaften - sie standen für die eigene Schule, den Verein,<br />

die Region oder Religion, den Betrieb oder die gesellschaftli-<br />

10<br />

che Klasse und schließlich - mit der Realisierung des Nationalstaatsgedankens<br />

- für die eigene Nation. Olympia, Weltmeisterschaften<br />

und Länderspiele geben dafür die sportliche Form.<br />

Das ist auch heute noch so, wenngleich eher symbolisch - die<br />

Identifizierung mit einer Bundesligamannschaft, die ganz<br />

überwiegend aus Fußballnomaden unterschiedlichster Erdteile<br />

besteht, hat keinen kommunalen oder klassenspezifischen<br />

Bezug. Und der Gedanke ist vielleicht nicht ganz abwegig,<br />

dass irgendwann einmal Global Player eigene Mannschaften<br />

aufs Spielfeld schicken werden. Brauchen Nike und Adidas auf<br />

ewig den DFB mit seiner Nationalmannschaft?<br />

In der hochentwickelten Mediengesellschaft, in der innovative<br />

Kommunikationstechnologien die Arbeit immer stärker<br />

intensivieren und die eigene körperliche Anstrengung zurückdrängen,<br />

wird der Wunsch nach Entspannung und Ausgleich<br />

drängender. Ansehnlicher Sport bietet - im Unterschied zu<br />

Musik und Theater - authentische Spannung mit leibhaftiger<br />

Präsentation. So kommt bei einem Fußballspiel, im Grunde<br />

bei jedem sportlichen Kampf der unvorhersehbare Ablauf, die


Überraschung bei einzelnen Aktionen und das Unwahrscheinliche<br />

beim Resultat ins Spiel. Das Sportevent inszeniert eine<br />

Dramatik, die weit über die Routinen des virtuellen Arbeitsplatzes<br />

und der Alltagsverrichtungen hinausgeht: Sieg und<br />

Niederlage, Triumph und Schmerz, Brüderlichkeit und erbitterte<br />

Feindschaft, eigentlich die zeitlich befristete Projektion<br />

des ganzen Dramas von Leben bis Tod.<br />

Hinzu kommen heute weitere Projektionen. Das ist zum einen<br />

die athletische Leistung der Menschen. War vor 50 Jahren der<br />

Spitzensportler ein bewegungstalentierter, ansonsten ganz<br />

ähnlicher Mensch wie Du und ich, so ist er heute als Ergebnis<br />

hochprofessioneller Ausbildung in seiner Artistik unerreichbar<br />

weit vom motorischen Anforderungsprofil an den Durchschnittsbürger<br />

entfernt und vermittelt uns die Botschaft: Das<br />

könnten wir Menschen als Gattung leisten, so würden wir<br />

gerne sein und in der öffentlichen Wahrnehmung stehen,<br />

denn im Sport sind wir kurz von unserer Alltäglichkeit, auch<br />

Verletzlichkeit und Sterblichkeit enthoben (und paradoxerweise<br />

zugleich am stärksten bedroht, wie schon Bert Brecht<br />

notierte).<br />

Zweitens projiziert ein internationales Event ein globales<br />

Empfinden, den Entwurf von "Weltgesellschaft". Welthandel,<br />

Internet, Migration, globaler Tourismus relativieren Regionalität<br />

und Nationalität. Das geregelte, gleichberechtigte Zusammentreffen<br />

bei internationalen Sportevents produziert Hochspannung,<br />

die sich sogleich in Amplituden heiterer Gelassenheit<br />

bei den Fans aus aller Welt auflöst. Gewalttätige Fans in<br />

einer Sportart sind zwar Medienereignis, unter der Masse der<br />

Zuschauer aber eine nur ärgerliche Marginalie. Das vorrevolutionäre<br />

Schiller`sche Topos "Alle Menschen werden Brüder"<br />

schwebt heute - bei der Fußball-WM 2006 greifbar und<br />

begreifbar - über dem Ereignis. Hier werden die Zuschauer<br />

von Konsumenten zu Akteuren für ihre eine Welt.<br />

Je erfolgreicher es gelingt, in einem großen Sportevent die<br />

Identifikationen und Projektionen der Menschen mit den<br />

technischen Möglichkeiten bewegend zusammenzuführen,<br />

desto nachhaltiger wird seine Zukunft sein. Der große Sport<br />

ist dann noch nicht vor seinem Ende.<br />

Die Erosion der Häufigkeit:<br />

Sportevents auf dem Weg zum Zirkus?<br />

Weit problematischer erweist sich die Flut an internationalen<br />

Pokalveranstaltungen unterhalb von zeitlich und örtlich<br />

konzentrierten Meisterschaftsrunden. Bereits heute ist der<br />

Terminkalender mit hunderten solcher Sportevents wie Serien,<br />

Turnieren, Weltcups, Pokalspielen, internationalen Championships<br />

bis zur Unübersichtlichkeit gesättigt, berichtet das<br />

Fernsehen stundenlang - gelegentlich wie die Öffentlich-<br />

Rechtlichen ganztägig - über Sportereignisse, ist der Boulevard<br />

seitenlang mit Ballgeschichten und Banalitäten verstopft,<br />

füllen sich Regale in Buchhandlungen mit sportlicher<br />

Gebrauchsprosa.<br />

Jeden Montag belegen diese internationalen Ereignisse des<br />

Sports seitenweise die Ergebnislisten überregionaler Gazetten.<br />

Orte, Rekorde, Personen, Bedeutung und Besonderheit verschwinden<br />

im Kleingedruckten oder erhaschen im Fernsehen<br />

vielleicht noch einen Seitenblick beim Nachmittagskaffee. Der<br />

kurze Kick beim Finale ist nach einem Wimpernschlag verlöscht.<br />

In treffender Selbstverständlichkeit wird bei diesen<br />

Events vom Formel 1/Ski/Tennis - oder sonstwie Zirkus<br />

gesprochen. Die<br />

Übergänge zwischen den faszinierenden Festen des Sports<br />

und routinierter Wochenendunterhaltung werden penetrant,<br />

Magie wird zur überall und für jedermann erhältlichen Massenware.<br />

Die Industrialisierung der Sportevents führt zu ihrer<br />

Verselbständigung, lässt Herkunft und Basis des Sports vergessen.<br />

Ist der drohende sportliche Klimawandel schon eine<br />

unbequeme Wahrheit?<br />

Ist das Ganze noch Sport? - Sportevents als Sportentwicklung<br />

Das Geschäft beim Veranstaltungszirkus ist notorisch: Herrichtung<br />

der Sportstätten, Gewinnung von Sponsoren, Sicherung<br />

der TV-Übertragung, Betreuung der Journalisten, Logistik<br />

von Athleten und Material. PR as everywhere. Für alles<br />

gibt es professionelle Dienstleister und Agenturen. Die Sportverbände<br />

tragen das Regelwerk und zur Siegerehrung bei.<br />

Bewegen diese Events die Basis in den Vereinen, den Nachwuchs<br />

in der Schule und die älter werdende Breite? Vielleicht<br />

befördern sie die öffentliche Wahrnehmung einer Sportart,<br />

ihre Popularität. Bei Quotenbringern wie Boxen, Skifliegen<br />

oder Formel 1 wissen wir, dass dadurch keine Volksmassen zur<br />

Eigenaktivität provoziert werden.<br />

Die Zusammenhänge von Sportevents und Sportartentwicklung<br />

sind komplexer. Beim DFB ist das vor der WM 2006<br />

strategisch bedacht und über Vereins- wie Schulkampagnen<br />

bis heute ausgebaut worden. Die Handballer hatten weniger<br />

Gewissheit über die Kraft ihrer Sportart (gleichwohl die<br />

Resonanz auf dieses athletische Mannschaftsspiel wie auch<br />

die Menge moderner Sporthallen vorab bekannt war; allein<br />

dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen war das nicht zu vermitteln)<br />

und wollen nun aus dem Wintermärchen zumindest<br />

noch einen Frühlingsaufbruch in ihren Vereinen wecken. Die<br />

Turner bemühen sich, ihre Weltmeisterschaft im September<br />

mit einer bundesweiten Kinderturnkampagne zu verbinden.<br />

Die Judoka inszenieren nur eine eng begrenzte Zahl an Weltcups,<br />

verbinden diese dann mit Fachkongressen, Trainerfortbildungen,<br />

Mitmachmöglichkeiten für Jugendliche und Schulkampagnen;<br />

die Triathleten gehen ähnliche Wege.<br />

11


Noch steht die Nutzung von internationalen Sportgroßveranstaltungen<br />

für eine nachhaltige Verbands- und Sportartenentwicklung<br />

am Anfang. Eine Reihe von Verbänden<br />

haben sie noch nicht entdeckt und organisieren ihre Veranstaltungen<br />

genügsam vor sich hin. Hier ist ein breiter Erfahrungsaustausch<br />

durch den DOSB hilfreich, wie er ansatzweise<br />

beim Zukunftskongress 2004 in Bremen begonnen worden<br />

ist.<br />

Nicht hilfreich ist die jüngste Stellungnahme der Europäischen<br />

Sportministerkonferenz zur Besteuerung und Kostenlast<br />

bei sportlichen Großveranstaltungen. Die Ablehnung der<br />

steuerlichen Entlastung ist allein kameralistisch gedacht, die<br />

Ablehnung einer Finanzierung größerer Kongresse im Rahmen<br />

von internationalen Meisterschaften reduziert sie auf<br />

den sportlich-technischen Ablauf. Eine zukunftsorientierte<br />

Sportentwicklungspolitik könnte die Steuererträge (Quellensteuer)<br />

bei den Events zur Veranstaltungsentwicklung im<br />

Sinne des nationalen Verbandes oder der Region einsetzen,<br />

Kongresse als Veranstaltungsbestandteil ausdrücklich fordern<br />

und möglichst vielen Interessenten zugänglich machen. Die<br />

Städte wissen ohnehin, dass sie steuerlich am meisten von<br />

den Touristen an Sportveranstaltungen und Kongressen<br />

profitieren.<br />

Wo der Sport seine Zukunft<br />

veranstaltet - Die übersehenen<br />

Weltereignisse des Sports<br />

Vielleicht ist die beginnende Veranstaltungsdebatte ein<br />

deutsches Luxusproblem. Andere Länder - man denke nur an<br />

Afrika und Südamerika - würden unbändige Kräfte freisetzen,<br />

um gelegentlich ein internationales Großereignisse durchführen<br />

zu dürfen. Bei einer allzu konzentrierten Nabelschau hilft<br />

gelegentlich ein Blick über den Zaun. Dort kann man im Jahr<br />

2007 zwei Weltereignisse des Sports entdecken, zu denen<br />

noch keine deutschen Bewerbungsunterlagen verschickt<br />

worden sind. Im August findet in Vorarlberg mit 30.000<br />

Akteuren die Weltgymnaestrada statt, in der bei unzählbaren<br />

Vorführungen auf Strassen und Plätzen in tänzerischer,<br />

akrobatischer oder clownesker Form die unendliche Leichtigkeit<br />

des Bewegtseins zelebriert wird. Und zwei Monate später<br />

feiern über 10.000 geistig behinderte Athleten und Betreuer<br />

mit herzerfrischender Fröhlichkeit in 20 Sportarten in Shanghai<br />

ihre Special Olympics World Games. Beide Veranstaltungen<br />

zeigen in jeweils ganz eigener Art den Zauber eines<br />

Sportfestes, stellen eine gelungene Balance zwischen Magie,<br />

Masse und Moneten her. Sie sind Katalysatoren für nachhaltige<br />

wie wirksame Sportentwicklung. Die diesjährige Triathlon-WM<br />

in Hamburg hat mit konsequenter Beteiligung von<br />

Breitensportlern daraus gelernt.<br />

OF<br />

12<br />

Show, Event, Orgie<br />

Handball ist ein faszinierendes Spiel. Dieser Satz<br />

bliebe auch dann richtig, wenn Deutschland in<br />

der Vorrunde der Hallenhandball-Weltmeisterschaft<br />

ausgeschieden wäre. Mehr als 22 Millionen<br />

Zuschauer ließen sich vom Sieg Deutschlands im Endspiel<br />

über Polen begeistern. Für viele von ihnen schien<br />

dieser Satz allerdings an die Bedingung geknüpft zu sein,<br />

dass man Handball mit einem Siegestaumel verbinden<br />

kann. Nicht das Spiel fasziniert, sondern der Sieg. <strong>Von</strong><br />

Sieg zu Sieg wächst die Faszination, und am Ende geht<br />

das Ganze in eine großangelegte Orgie über.<br />

Handball ist dabei beliebig ersetzbar. Anstelle von Handball<br />

könnte es auch Basketball sein. Auch die Volleyballspielerinnen<br />

könnten Gleiches hervorrufen. Würden<br />

deutsche Leichtathleten wieder vermehrt siegen, so<br />

könnten sie Ähnliches bewirken, wie dies ja auch im<br />

Wintersport bei den Biathleten der Fall ist. Das so<br />

genannte "Wintermärchen", das auf das "Sommermärchen"<br />

des Jahres 2006 folgte, ist somit kein Märchen. Es<br />

ist vielmehr die konsequente Fortsetzung von dem, was<br />

sich aus Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in<br />

Deutschland bereits ereignet hat. Nicht der Fußball ist<br />

dabei das Außergewöhnliche gewesen, sondern die<br />

Massen sind es, die ein Objekt ihrer "Begierde" benötigen.<br />

Der Sport bietet dazu den idealen Ort, er offeriert eine<br />

Plattform zur Identifikation durch die Massen. Das<br />

Identifikationsbedürfnis scheint dabei ins Unermessliche<br />

zu wachsen. Soll dieses Bedürfnis mittels Sport befriedigt<br />

werden, dann ist der Sport in eine Welt des "Events" zu<br />

überführen. Er muss zum Spektakel und zur Show, zum<br />

Konsumerlebnis und zum "adventure" werden. Die Lärmkulisse<br />

wird dabei zum Markenzeichen, und selbst für<br />

"Die Zeit" scheint es angemessen zu sein, über ein<br />

Schallmessgerät zu berichten, das einen Spitzenwert bei<br />

118 Dezibel im Spiel Deutschland gegen Frankreich bei<br />

der Handball-WM aufwies. Dies sei lauter als ein Presslufthammer.<br />

Distanzlos wird diese Lärmqualität detailliert<br />

beschrieben.<br />

Die Frage sollte erlaubt sein, was dabei mit dem Sport<br />

geschieht und ob die Entwicklungen, die dabei zu erkennen<br />

sind, eine wünschenswerte Perspektive zeigen. Wird<br />

der sportliche Wettbewerb in ein Event verwandelt, das<br />

zeigt sich schon auf lokaler und regionaler Ebene, wird er<br />

Der Sport auf dem


um jeden Preis:<br />

zu einem sozialpsychologischen Ventil, bei dem Menschen<br />

"Luft ablassen" können, Aggressionen auf Dritte projizieren,<br />

insbesondere auf die Gegner, und heimische Spieler und<br />

Athleten zu "local heros" erhöht werden. Dann werden aber<br />

auch sehr schnell wichtige Maximen und Grundsätze, die den<br />

Sport bislang konstitutiv geprägt haben, in den Hintergrund<br />

gedrängt. Immer häufiger gehen sie verloren oder werden<br />

zumindest in Frage gestellt. Dies gilt vor allem für das Prinzip<br />

des Fair Play, für die Achtung der Würde des Gegners und für<br />

die Anerkennung von dessen Leistungen. Beginnen Pfeifkonzerte<br />

schon beim Ballbesitz des Gegners, wird er in der Ausübung<br />

von Würfen gezielt gestört, wird sein Einlaufen auf<br />

das Spielfeld mit Pöbeleien begleitet, wird im Chor zu verletzenden<br />

Schlachtgesängen angestimmt, so wird dabei immer<br />

wieder, oft nur in kleinen Schritten das Fundament des Sports<br />

verletzt, auf dem er bis heute eine besondere kulturelle<br />

Bedeutung für die <strong>Gesellschaft</strong>en dieser Welt hat gründen<br />

können.<br />

Wer in Köln beim Endspiel der Handball-WM mit dabei sein<br />

konnte und wem das ethische Fundament des Sports etwas<br />

Wichtiges ist, der konnte sich über die dabei zu beobachtenden<br />

Erscheinungsformen nur noch wundern, empören oder<br />

schämen. In vieler Hinsicht wurde er hilflos in seiner angeblich<br />

veralteten Vorstellung von den Werten des Sports<br />

zurückgelassen. Frankreich, Deutschlands Gegner im Halbfinale,<br />

wurde beim Spiel um Platz 3 gnadenlos ausgepfiffen.<br />

Polen, der Gegner im Endspiel, wurde ohne jeglichen Respekt<br />

von den Zuschauern behandelt. Das Gebaren und Verhalten<br />

der Massen konnte nicht anders als mit jenem Wort gedeutet<br />

werden, das dazu passt: Aggressiver Chauvinismus. Angetrieben<br />

wurde dabei das Publikum von einem Marktschreier, der<br />

sich als offizieller Hallensprecher bezahlen lässt, dessen<br />

peinliche Handlungsanweisungen jedoch nicht einmal auf<br />

Volksfesten anzutreffen ist. Köln steht dabei für eine Entwicklung,<br />

die den Sport prägt, wenn er den angeblich modernen<br />

Ideologien des Eventmanagements unterworfen wird. Vergleichbares<br />

zeigt sich uns Spieltag für Spieltag im Berufsfußball.<br />

In der Basketball-Bundesliga und beim Eishockey lässt<br />

sich die Perversion des Fair Play ebenso beobachten wie bei<br />

Berufsboxveranstaltungen. Immer mehr Sportarten werden<br />

von dieser gefährlichen Manipulation erfasst.<br />

Mit hehren Worten ist der organisierte Sport bemüht, in das<br />

Grundgesetz aufgenommen zu werden. Seine Praxis straft<br />

solchen Anspruch jedoch Lügen. Auf der Vorderbühne spielt<br />

man das Spiel der Aktion "Keine Macht den Drogen"; wenn<br />

der Sport aber zur Sache selbst kommt, ist er Drogenersatz<br />

und fordert den Drogenkonsum. Diese Beobachtungen<br />

machen deutlich, dass der Sport nicht durch Dritte gefährdet<br />

wird. Er selbst ist auf dem besten Wege, sich durch jene<br />

Arrangements zu gefährden, die er offensichtlich als zeitgemäß<br />

und modern erachtet.<br />

Das schöne Handballspiel und mit ihm immer mehr Sportarten<br />

sind leider zum Sportevent geworden. Die Massen können<br />

sich mit ihnen identifizieren. Ob der Sport dabei gewonnen<br />

hat, stellt sich diesen Massen nicht als Frage. Alle, die<br />

sich des Handballs in den WM-Tagen bemächtigt haben,<br />

waren an der Besonderheit dieses schönen Spiels nur ganz<br />

gering oder gar nicht interessiert. Dass taktische Meisterleistungen<br />

vollbracht wurden, dass die deutsche Nationalmannschaft<br />

unter der Leitung von Heiner Brand in der Lage war,<br />

sich mit mehr als 60 ausgetüftelten Spielzügen auf jede<br />

gegnerische Mannschaft individuell einzustellen, dass der<br />

Bundestrainer eine psychologische Führungskunst demonstrierte,<br />

wie man sie so im Handball noch nie antreffen konnte,<br />

dass der internationale Handball technisch und taktisch<br />

eine enorm dynamische Entwicklung in Bezug auf das Leistungsvermögen<br />

der Weltklassespieler aufweist: All dies hat<br />

weder die Massen noch die Massenmedien, die die Weltmeisterschaft<br />

begleitet haben, interessiert. Im Zentrum stand<br />

vielmehr ein inszenierter Patriotismus, dessen Steigerung<br />

durch die Siege der deutschen Mannschaft massenmedial<br />

ausgekostet werden konnte. Oft wurde dabei nicht einmal<br />

bemerkt, dass selbst die Regeln des journalistischen Anstandes<br />

offensichtlich keine Barriere mehr darstellen. Im Handball<br />

haben sich dabei genau jene Erscheinungsformen eingestellt,<br />

die wenige Monate zuvor das Fußballevent mit seinen<br />

anonymen Massen prägte.<br />

Eines wird dabei offensichtlich. Der Sport befindet sich immer<br />

schneller und immer intensiver in einer Entwicklung, in der<br />

all jene Merkmale, die ihn als besonders bedeutsames Kulturgut<br />

geprägt haben, gefährdet sind. In Bezug auf diese Merkmale<br />

kann dies durchaus als ein Prozess der Selbstzerstörung<br />

gedeutet werden. Nicht von außen wird der Sport bedroht,<br />

wie dies manche Funktionäre behaupten. Sie selbst sind es,<br />

die ihn bedrohen. Diejenigen, die Verantwortung im Sport<br />

übernommen haben, lassen zu oder fördern es sogar, dass<br />

dem Sport seine ethische Basis entzogen wird. Es ist schwer<br />

vorstellbar, dass wirkliche Liebhaber des Sports interessiert<br />

sind, dass er zur Show und zum Event absinkt. Vermutlich<br />

haben sich die Verantwortlichen von Marketing-Agenturen<br />

beraten lassen. Deren Interesse gilt allerdings weniger dem<br />

Sport als dem Geschäft mit ihm.<br />

Weg zur Selbstzerstörung <strong>Von</strong> Helmut Digel<br />

OF<br />

13


Es geht um die Perspektiven für das<br />

Leben nach dem Sport <strong>Von</strong> Anno Hecker<br />

Und, was willst du werden? Klose! Natürlich. Das war<br />

im letzten Sommer. Inzwischen spielt sich Dirk<br />

Nowitzki wieder in den Vordergrund. Allerdings<br />

scheint Pascal Hens auch en vogue. Die Stimmung mag<br />

schwanken zwischen Basketball-Star drüben und Handball-<br />

Weltmeister hier, aber der Berufswunsch unter sportbegeisterten<br />

Pennälern abseits der Bolzplätze ist fixiert: Profi, da<br />

braucht man nicht nachrechnen, ein Traumjob.<br />

Sie schwärmen alle von ihrem Sport, nicht nur die Dollar-<br />

Millionäre aus dem gelobten Land des Basketballs oder jene<br />

paar Handballspieler, denen nach dem Triumph von Köln die<br />

Vergoldung ihrer Mühen winkt. Auch André Lange kann sich<br />

ein Leben ohne Bobfahren längst nicht mehr vorstellen. Mark<br />

Warnecke hat es erst Ende März in Melbourne geschafft, mit<br />

dem Brustschwimmen auf höchstem Niveau aufzuhören, im<br />

reifen Alter von 37: "Die Leidenschaft hilft über alle Wellentäler<br />

hinweg." Es gibt noch eine Ehrung, Danksagungen, Blumensträuße<br />

und eine Vitrine voller Medaillen und Pokale.<br />

Reminiszenzen von unschätzbarem Wert. Nur wahrscheinlich<br />

unverkäuflich. Und deshalb beginnt für die Warneckes des<br />

deutschen Sports nach dem Ausstieg ein zweites Leben mit<br />

einem nächsten großen Ziel, falls sie nicht ins Schwimmen<br />

geraten wollen: Die Sicherung der Rente.<br />

Jan-Olaf Immel ist längst dabei und doch noch im Spiel.<br />

Dienstags fährt er von der Schule zur Sporthalle. Vom Dienst<br />

zum Dienst. Erst schwitzt er zweimal pro Woche als Diplomsportlehrer<br />

am Wiesbadener Elly-Heuss-Gymnasium, dann als<br />

Spieler des TV Großwallstadt. Er spricht von Disziplin, dass<br />

man sich zusammenreißen muss, wenn beides gehen soll.<br />

Muss. Handball st ein Traum für Immel, den Olympiazweiten,<br />

Europameister; aber keine Goldgrube. Wer spielen will, sollte<br />

rechtzeitig zu denken beginnen, um nach dem letzten Wurf<br />

am Zug zu bleiben. Also hat Immel studiert. Früher, mit einer<br />

Trainingseinheit am Tag, ging es noch leicht, spielend. Heute,<br />

14<br />

mit täglich zwei Einheiten, ist es eine Kunst: erst den Trainer<br />

überreden, dann den Finanzvorstand, schließlich den Dozenten:<br />

"Dann geht es", sagt Immel, "wenn auch sicher nicht in<br />

der Regelstudienzeit. Man verdient gutes Geld und kriegt<br />

noch was für später hin."<br />

Das duale Prinzip ist nicht die Regel. In den großen Klubs, die<br />

neben der Bundesliga noch in der Champions League ihr<br />

Glück versuchen, bleibt den Spitzenspielern kaum Zeit für<br />

eine berufsbildende Nebenbeschäftigung. Weil der Alltagskreislauf<br />

rundschleift: trainieren, reisen, spielen, trainieren.<br />

"Deshalb steht in den Verträgen auch drin, dass jede Nebentätigkeit<br />

genehmigt werden muss", sagt Spielerberater Wolfgang<br />

Gütschow. Studium inklusive. Zwar kümmern sich die<br />

Vereine mehr oder weniger gut um eine Berufsausbildung für<br />

ihre Zwanzigjährigen. Danach aber heißt es: Trainieren wie<br />

ein Fußballprofi, kassieren wie ein guter Regionalliga-Kicker.<br />

Zwischen 6.500 und 18.000 Euro, so die "Sport-Bild", verdienen<br />

Handball-Nationalspieler pro Monat. Agent Gütschow<br />

hält die Angaben für realistisch. Ein durchschnittlicher Profi,<br />

sagt er, erhält etwa 10.000 Euro brutto. Macht, bei Steuerklasse<br />

III, 6.500 bis 7.000 netto. "Wenn einer 15 Jahre durchhält",<br />

fügt Gütschow hinzu, "dann sollte er ein Haus gekauft<br />

und abbezahlt haben." Blüm hätte doch recht gehabt: Die<br />

Rente wäre sicher.<br />

Vielleicht steckt noch mehr drin. Die jungen Weltmeister<br />

spüren schon einen Mehrwert. Lars Kaufmann berichtete von<br />

Angeboten, die drei Mal höher waren als sein Gehalt in<br />

Wetzlar. Spielerberater Gütschow registrierte schon vor der<br />

WM die Bereitschaft potenter Klubs, für große Ziele auf der<br />

europäischen Bühne mehr zu investieren: "Das Kapital ist da,<br />

aber die Spieler nicht. Ich könnte vier für den Rückraum links<br />

sofort unterbringen." Wenn das keine Perspektive ist, etwa<br />

beizeiten vom Basketball zum Handball zu wechseln. Linke<br />

Flügelmänner mit starkem Zug zum Korb gibt es wie Sand am


Meer. Seit der radikalen Öffnung der Grenzen für Spieler<br />

jeder Nationalität ist der Lebensstandard für die Nowitzkis<br />

der zweiten und dritten Kategorie hier zu Lande deutlich<br />

gesunken. Man spielt nicht unbedingt schlechter in der<br />

Bundesliga, aber mehr für weniger Geld. Gute Ausländer<br />

greifen für rund 35.000 bis 85.000 Euro (netto) nebst Wohnung<br />

und Auto pro Jahr zu. Und sind so stark, dass sie <strong>Deutsche</strong><br />

mehrfach aufwiegen: "Ich bekomme für einen Nationalspieler<br />

zwei bis drei Amerikaner von gleicher Qualität", sagt<br />

der Leverkusener Manager Otto Reintjes. Und so hat eine<br />

Landflucht eingesetzt. Das Gros der Nationalspieler wirft und<br />

dribbelt im Ausland. "Es geht sicher nicht nur ums Geld", sagt<br />

der frühere Frankfurter Aufbauspieler Pascal Roller, "aber in<br />

Italien oder Spanien kann man das Dreifache verdienen."<br />

Einen Spieler vom Format Demond Greene, der geschätzte<br />

250.000 Euro brutto erhalten soll, leisten sich allenfalls<br />

Bundesligagrößen wie Alba Berlin. Der Rest des deutschen<br />

Nachwuchses zwischen den Körben schaut sich die Bundesligapartien<br />

überwiegend von der Bank aus an: Die zehn<br />

Begabtesten im Alter bis zu 24 Jahren kommen auf Einsatzzeiten<br />

von durchschnittlich zehn Minuten, also auf ein Viertel<br />

der Spielzeit. Selbst Johannes Herber gehört dazu, ein Nationalspieler<br />

und WM-Teilnehmer. Dessen Handballkollegen sind<br />

in diesem Alter schon deutlich weiter. Michael Kraus darf sich<br />

nicht nur Weltmeister nennen. Der 23 Jahre alte Spielmacher<br />

übernahm auf dem Weg zum Titel spielentscheidende Verantwortung.<br />

Und was haben Sie gemacht? Als Profi auf der Bank gesessen!<br />

Das Risiko, mit spätestens 18 Jahren ganztags auf den<br />

Sport zu setzen und nach ein paar Jahren mehr oder weniger<br />

mittellos in einem Bewerbungsgespräch zu stranden,<br />

erscheint immer höher. Zumal die jüngste Bildungsoffensive<br />

jüngere Hochschulabsolventen mit größeren Qualifikationen<br />

zum Ziel hat. Konzerne wie Bayer Leverkusen bieten jungen<br />

Basketballspielern mit einer parallelen Ausbildung etwa zum<br />

Bürokaufmann zwar Perspektiven für das Leben nach dem<br />

Sport. Doch Bayer ist nicht überall. In ganz Deutschland aber<br />

klopfen Profis aus allen Herren Ländern an, die notfalls bereit<br />

sind, das Trikot für eine Handvoll Dollars (2.500 Euro) überzustreifen.<br />

"Da kann ich meinem Jungen doch nicht zur Basketballkarriere<br />

raten", sagt der Vater eines Junioren-Nationalspielers.<br />

Man spielt das Prinzip Hoffnung: "Aber wenn er<br />

doch das Zeug für einen Spitzenspieler hat?"<br />

André Lange ist ein Spitzenpilot. Der Star des Bobsports in<br />

den vergangenen Jahren, Weltmeister, Olympiasieger mit<br />

beiden Schlitten, hoch dekoriert mit allen möglichen Medaillen.<br />

Ein Schumacher des Eiskanals. Für die Rente wird er<br />

dennoch nach der Karriere schuften müssen. Selbst die<br />

besten Bobfahrer oder Rodler kommen pro Saison mit ihren<br />

Einkünften aus "selbstständiger Tätigkeit", Prämien für die<br />

Erfolge, kaum über 20.000 Euro hinaus. "Ich bin als Pilot",<br />

sagt Lange zu seiner Berufsbezeichnung, "in der glücklichen<br />

Lage, mich nicht auf andere Dinge konzentrieren zu müssen."<br />

Weil sein Lohn für die Erfolge im Namen der Bundesrepublik<br />

jeden Monat überwiesen wird: Lange steht im Sold der Bundeswehr.<br />

Wie die meisten deutschen Kollegen, wenn sie nicht<br />

bei der Bundespolizei eine Chance nutzen: ein geregeltes<br />

Einkommen trotz des Sonderauftrags fern der Truppe. In<br />

Oberhof oder auf allen Bahnen der nördlichen Hemisphäre<br />

wird zwar nicht unbedingt die Freiheit des Landes verteidigt,<br />

aber zur Freude der Regierung am Glanz des Vaterlandes<br />

poliert. Jedenfalls reicht dem Verteidigungs- und dem Innenminister<br />

der Image-Gewinn, die Finanzierung der Staats-<br />

Profis zur rechtfertigen. Zumal der Sport liefert: 65 Prozent<br />

aller Medaillen bei den Winterspielen in Turin wurden allein<br />

von Soldaten im Trainingsanzug gewonnen.<br />

Mit den Prämien, den Einnahmen durch persönliche Sponsoren,<br />

dem Gehalt des Dienstherren und der monatlichen<br />

Unterstützung durch die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe lässt<br />

sich leben. Sparsame Zeitgenossen wie Lange bringen es mit<br />

30 zum Bau eines Häuschens. Zumal die Ausgaben im Winter<br />

überschaubar bleiben: Für Kost und Logis bei den Wettkämpfen,<br />

für den Transport zahlt der Verband, für Kleidung mitunter<br />

ein Sponsor. "Natürlich müssen unsere Athleten Spitzenleistungen<br />

bieten, immer wieder", sagt der Generalsekretär<br />

des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland, Stefan<br />

Krauß, "andernfalls fällt man relativ schnell aus der Förderung."<br />

Aber nicht wie aus heiterem Himmel in die Perspektivlosigkeit.<br />

Der junge Rodler, der es nie schaffte, der Ikone<br />

Georg Hackl oder Weltmeister David Möller im Eiskanal<br />

annähernd zu folgen, läuft inzwischen ganz zufrieden Streife<br />

in Dresden.<br />

Aber selbst ohne doppelten Boden und Netz muss man nicht<br />

untergehen. Ein erstklassiger deutscher Ruderer hat nach<br />

seiner Karriere laut Statistik einen Job als Steuermann in<br />

einem akademischen Beruf vor sich. Weil diese Amateure mit<br />

professioneller Einstellung ihre Wege wie wahre Lebenskünstler<br />

organisieren? Trainingslager zahlen die Vereine, wenn sie<br />

können. Andernfalls leiten die Sportler auch schon mal die<br />

"lebenswichtige" Elite-Förderung der Sporthilfe um. "Zeitmanagement"<br />

ist das Zauberwort, die erfolgreiche Bewältigung<br />

von Studium und Training die inoffizielle Reifeprüfung für<br />

höhere Aufgaben im wirklichen Leben. Der Sport als Schule.<br />

Denn auf größere Rücksicht sollte ein Ruderer nicht vertrauen,<br />

wenn er sich in die Riemen legen will. In Cambridge<br />

stehen deutsche Ruderer um 5.30 Uhr auf, um schon vor<br />

dem Studium das Training absolvieren und dem Unmut der<br />

Professoren entgehen zu können: Sie sollen Denker werden,<br />

nicht Ruderer, mahnen die Dozenten, falls die Leistung nachlässt.<br />

Handball-Spieler Immel setzt dagegen auf die Kombination<br />

von Körper und Geist zur Überwindung aller Hindernisse:<br />

"Ich mache mir keine Sorgen, wenn ich den Nachwuchs sehe.<br />

Da sind viele intelligente Kinder darunter. Die werden Spitzensport<br />

und Ausbildung gut verbinden."<br />

OF<br />

15


Sven Felski oder<br />

Die Vereinstreue eines Profis in<br />

Zeiten sportlichen Söldnertums<br />

<strong>Von</strong> Andreas Müller<br />

16


Das entschiedene Gegenteil von Legionärswesen und<br />

Söldnertum hat im deutschen Sport einen Namen:<br />

Sven Felski heißt der Mann, der trotz seiner 32 Jahre<br />

noch nie bei einem anderen als seinem Berliner Heimatverein<br />

auf Torjagd ging. Der Eishockeyspieler hat für das Profiteam<br />

des EHC Eisbären gerade seine 15. Saison absolviert und noch<br />

einen laufenden Vertrag bis 2008. Die Beständigkeit des<br />

"ewigen Eisbären" sucht hier zu Lande ihresgleichen und ist<br />

im modernen Berufssport gleichermaßen mustergültig und<br />

anachronistisch. "Es ist ein komisches Gefühl, dass pausenlos<br />

neue Spieler kommen und man selber immer noch da ist.<br />

Manchmal fühlt man sich richtig blöd", beschreibt Felski den<br />

Zwiespalt. "Das Geschäft ist so schnelllebig, da ist es fast<br />

unmöglich, dass es so etwas noch gibt. Ich staune manchmal<br />

selber darüber. Andererseits finde ich es schade, dass so<br />

etwas ausstirbt. Wenn die Profis ihren Vereinen, in denen sie<br />

ausgebildet und groß geworden sind, etwas zurückgeben,<br />

dann ist das doch gut. Wir haben zwar einige junge deutsche<br />

Spieler im DEL-Team, aber von ihnen kommt kein einziger aus<br />

Berlin. Das finde ich sehr schade. Wenn ich bedenke, dass die<br />

Jungen gleich am Beginn ihrer Karriere zwei Mal Meister<br />

geworden sind und ich über 15 Jahre darauf warten musste…"<br />

Der Kufencrack, der für die Eisbären und den Vorgänger-Club<br />

EHC Dynamo schon 710 Partien in der Bundesliga bzw. in der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Eishockey-Liga (DEL) absolvierte und damit einen<br />

einsamen Klubrekord hält, staunt in ruhigen Stunden manchmal<br />

selbst über sich. "Wahnsinn", spricht es dann in ihm.<br />

"Wahnsinn, wie viele Spieler ich in meiner Zeit hier kennen<br />

gelernt habe! Ich könnte heute nicht mehr sagen, wer vor<br />

drei oder vier Jahren in unserer Mannschaft gewesen ist. Das<br />

ist eigentlich noch nicht lange her, aber ich könnte es nicht<br />

sagen und die Fans wissen es bestimmt auch nicht." Während<br />

Kritiker meinen, das Wechselkarussell im bezahlten Sport<br />

dreht sich heute so schnell, dass die Fans kaum mehr die<br />

Namen der Spieler auf Rasen, Eis oder Parkett unfallfrei<br />

aussprechen können, verhält es sich beim Eisbären-Anhang<br />

mit der Personalie Felski komplett anders. Der Berliner Junge<br />

wird vom Publikum geradezu als Kultfigur verehrt. "Meinen<br />

Namen können die Eisbären-Fans ganz gut aussprechen, das<br />

ist schön. Vor allem die Fans wissen es zu würdigen, wenn ein<br />

Spieler an einem Verein hängt", weiß das "Urgestein". "Andererseits<br />

ist es eine Herausforderung für mich, jedes Jahr mit<br />

neuen Jungs zu arbeiten. Ich glaube nicht, dass ich hier einen<br />

Bonus habe und muss mich in der Mannschaft jedes Jahr neu<br />

durchsetzen."<br />

Wie oft Felski zu Beginn jeder Saison die Neuankömmlinge<br />

aus Kanada, den USA, Schweden, Finnland oder Tschechien in<br />

die örtlichen Bedingungen im und am Stadion in Berlin-<br />

Hohenschönhausen eingeweiht hat und wie oft er sich für<br />

die Arbeitskollegen als uneigennütziger Berlin-Führer verdient<br />

gemacht hat, weiß er nicht zu sagen. In jedem Fall ist<br />

es ein großer Vorteil für die "Wandervögel" in der Branche,<br />

dass sie mit Felski einen wirklichen Insider in ihren Reihen<br />

haben, wenngleich der besondere Status innerhalb der<br />

Mannschaft kaum Würdigung erfährt. "Die Neuen fragen am<br />

Anfang der Saison meistens danach, wo man gut essen<br />

gehen oder wo man bestimmte Sachen einkaufen kann, oder<br />

sie erkundigen sich nach den Sehenswürdigkeiten in der<br />

Stadt. Woher man kommt und welche sportlichen Stationen<br />

man hinter sich hat, das interessiert normalerweise kaum",<br />

berichtet Felski, der mit Frau Manuela und Töchterchen Laura<br />

(7) im Stadtteil Pankow zuhause ist und einst noch vor dem<br />

Mauerfall von der Eiskunstlauf-Abteilung des SC Dynamo<br />

Berlin zu den Puckjägern wechselte.<br />

Bei besonders wichtigen Siegen zeigt er nach der Schlusssirene<br />

hin und wieder trotz Montur noch einen kleinen Drehsprung<br />

und facht damit den Jubel der Fans zusätzlich an.<br />

Einer der Team-Kollegen, der sich ausnahmsweise stark für<br />

Felskis spezielle Sportler-Vita interessierte, ist der Schwede<br />

Thomas Steen gewesen. In der nordamerikanischen Profiliga<br />

NHL selbst viele Jahre und beinahe eintausend Matches lang<br />

bei den Winnipeg Jets unter Vertrag und dort selbst eine<br />

lebende Legende, hatte Steen seinen jüngeren Berliner Kollegen<br />

wohl auch wegen dieser Parallelen besonders geschätzt.<br />

"Er wollte von mir sehr genau wissen, wie es hier früher im<br />

Verein war. Meistens interessieren sich Profis für solche<br />

Dinge, die es von ihrem Format her gar nicht nötig hätten,<br />

sich intensiver damit zu beschäftigen."<br />

Für Spezies von Mitspielern vom Schlage eines Steen hat<br />

Felski inzwischen eine ebenso feine Nase entwickelt wie für<br />

die besonderen Einzelheiten von Berufsauffassungen innerhalb<br />

der Mannschaft. "Es gibt Profis, die sich mit dem Verein,<br />

für den sie spielen, identifizieren wollen, und es gibt andere,<br />

die hier nur jeden Monat ihr Geld abholen wollen. Denen ist<br />

es egal, ob sie ein rotes oder ein blaues Trikot anhaben.<br />

Söldner eben", schildert Felski seine jahrelangen Beobachtungen.<br />

In Bezug auf die Fußball-Bundesliga hatte Franz Beckenbauer<br />

die "Söldner-Mentalität" Ende vergangenen Jahres<br />

scharf kritisiert. "Bei vielen Profis herrscht inzwischen eine<br />

Söldner-Mentalität. Klappt's beim einen nicht, gehe ich halt<br />

zum nächsten. Ich weiß nicht, wie lange sich die Vereine eine<br />

solche Einstellung gefallen lassen", hatte die Lichtgestalt des<br />

deutschen Fußballs in einer Kolumne gefragt und zugleich<br />

für Ausländerbeschränkungen plädiert, wie sie zum Beispiel<br />

in der DEL schon lange Praxis sind. In jeder Bundesliga-Elf<br />

sollten laut Beckenbauer mindestens sechs Spieler stehen, die<br />

für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt sind.<br />

"Die interessieren sich für gar nichts und sind meistens schon<br />

daran zu erkennen, dass sie jede Saison für ein anderes Team<br />

spielen. Bei denen kann ich Vieles nicht nachvollziehen", gibt<br />

der 103-malige deutsche Eishockey-Nationalspieler Felski<br />

seine persönlichen Eindrücke wider. "Genau so wenig können<br />

17


diese Profis wahrscheinlich begreifen, wie man ein Leben lang<br />

bei ein- und demselben Verein sein kann. Mittlerweile kann<br />

ich diese Charaktere ziemlich gut einschätzen, wobei man<br />

zwischen typischen Söldnern und solchen Spielern unterscheiden<br />

muss, die eben hin und wieder mal wechseln. Das<br />

gehört zum Geschäft. Außerdem kann man es sich nicht<br />

immer aussuchen. Wenn die Charaktere in der Mannschaft<br />

passen und die Truppe funktioniert, dann ist die Chance groß,<br />

sportlich Erfolg zu haben. Man merkt sofort, wenn alle an<br />

einem Strang ziehen."<br />

<strong>Von</strong> Bundestrainer Uwe Krupp wird Felski auf Grund seiner<br />

besonderen, vor allem seiner Stetigkeit geschuldeten Beobachtungsgabe<br />

"schon hin und wieder mal ins Gespräch gezogen".<br />

Das Eisbären-Management hingegen nutzt die besonde-<br />

18<br />

ren psychologischen Fähigkeiten seines dienstältesten Angestellten<br />

kaum. "Kurioserweise kommt es auch immer mal<br />

wieder vor, dass mich Leute aus anderen Vereinen ansprechen<br />

und etwas über Spieler wissen wollen, die früher mal bei uns<br />

in Berlin gespielt haben", plaudert Felski aus dem Nähkästchen.<br />

Immerhin habe es mit der Eisbären-Vorstandsetage<br />

bereits erste Gespräche über seine persönliche Zukunft gegeben.<br />

"Ich könnte mir vorstellen, das, was ich hier im Laufe<br />

meiner Karriere mitbekommen habe, später weiterzuvermitteln.<br />

Ob als Nachwuchstrainer oder in einer anderen Funktion,<br />

das ist alles noch völlig offen."<br />

Angebote von anderen Vereinen für einen der schnellsten<br />

deutschen Flügelflitzer auf Kufen hat es zur Genüge gegeben.<br />

Einmal, Anfang der 90er Jahre, als seinen Verein große finanzielle<br />

Probleme drückten, war<br />

der Wechsel nur an der<br />

Ablösesumme gescheitert.<br />

"Damals gab es bei mir schon<br />

die Überlegung, es woanders<br />

zu probieren", gesteht Felski.<br />

"Doch wenn man sich wohl<br />

fühlt, wenn man die Familie<br />

und Freunde um sich hat<br />

und bei einem Verein ist, der<br />

professionell geführt wird,<br />

dann gibt es für einen Wechsel<br />

keinen triftigen Grund.<br />

Natürlich muss die eigene<br />

Leistung stimmen, der Trainer<br />

muss dich einsetzen. Eine<br />

Saison lang habe ich hier<br />

fast nur draußen auf der<br />

Auswechselbank gesessen,<br />

weil der Trainer immer nur<br />

auf die ausländischen Spieler<br />

gesetzt hat, wir <strong>Deutsche</strong>n<br />

für ihn nur Ergänzungsspieler<br />

waren. Damals wurde ich<br />

gar nicht gebraucht, und ich<br />

bin nur deshalb bei den<br />

Eisbären geblieben, weil ich<br />

noch einen gültigen Vertrag<br />

für die nächste Saison hatte."<br />

Neben der eigenen Absicht,<br />

einem Klub die Treue zu<br />

halten, brauche es Felski<br />

zufolge immer auch etwas<br />

Glück. Wenn der Verein in<br />

Konkurs gehe, dann bleibe<br />

eben keine andere Wahl, als<br />

einen anderen zu suchen.<br />

"Ich bin froh, hier alle Zeiten


miterlebt zu haben, die guten wie die schlechten. Es ist<br />

wichtig, beide Seiten mitzuerleben, die Jahre, in denen sich<br />

der Verein durchbeißen muss, und die Jahre, in denen es<br />

praktisch von alleine läuft wie in den vergangenen Jahren mit<br />

dem Finaleinzug 2004 und den beiden Meisterschaften 2005<br />

und 2006", beschreibt der Mann mit der Rückennummer "11"<br />

als Markenzeichen seine persönliche Berufssportler-Philosophie.<br />

"Natürlich sind Zeiten, wo es rund läuft, viel angenehmer<br />

als Zeiten, wo es drunter und drüber geht und die<br />

Zukunft total ungewiss ist. Oder wenn man als Titelverteidiger<br />

die Play-Offs verpasst wie in diesem Jahr. Aber alle Erlebnisse<br />

bilden eine Einheit und schweißen einen mit dem Verein<br />

zusammen. Man muss sich mit jeder Situation neu auseinandersetzen.<br />

Bei alledem ist mir mein Heimatverein natürlich<br />

viel näher als einem Spieler aus Kanada oder aus Skandinavien."<br />

Noch bestens könne er sich zum Beispiel an die Serien<br />

gegen Schwenningen erinnern,<br />

als die Berliner gleich<br />

mehrere Jahre hintereinander<br />

in den "Play downs" gegen<br />

den Abstieg gespielt haben.<br />

"Mit Andy Murray hatten wir<br />

damals einen Trainer, der aus<br />

einer Mannschaft mit wenig<br />

Potenzial das Maximum<br />

herausgeholt hat. Daran<br />

habe ich gemerkt, dass er ein<br />

wirklich großer Trainer ist. So<br />

etwas kann man nicht nur<br />

an Titeln festmachen."<br />

Für ein Angebot aus der<br />

nordamerikanischen Profiliga<br />

NHL, die weltweit als beste<br />

Eishockey-Liga gilt, wäre<br />

Felski womöglich schwach<br />

geworden. Doch dafür sei es<br />

jetzt zu spät, beurteilt er die<br />

Aussichten realistisch. Einmal<br />

immerhin habe es einen<br />

Anbahnungsversuch gegeben,<br />

den das damalige Nachwuchstalent<br />

aus Unerfahrenheit<br />

gar nicht so recht<br />

durchschaut hatte. Zum<br />

Glück für seinen Heimatverein.<br />

Bei einer Junioren-WM<br />

sei einmal ein Agent von den<br />

San Jose Sharks auf ihn<br />

zugekommen. "Dieser Mann<br />

wusste mehr über mich, als<br />

ich selber. Er wollte mich in<br />

ein Vorbereitungscamp<br />

einladen. Irgendwie hatte ich<br />

damals gar nicht geschnallt, was die von mir wollten. Vielleicht<br />

ist das ein großer Fehler gewesen, aber ich war kurz<br />

nach 1990 vollauf zufrieden damit, dass wir plötzlich 14<br />

Teams in der Liga hatten und nicht mehr nur zwei wie zu<br />

DDR-Zeiten."<br />

Zu kosten, wie es ist, für eine andere Mannschaft auf Torejagd<br />

zu gehen, das hat Felski eigentlich nicht mehr vor. "Da<br />

ist nicht mein Bestreben", unterstreicht er. Selbst ohne gültigen<br />

Vertrag bis 2008 wiege die Enttäuschung über die verpassten<br />

Playoffs in der abgelaufenen Saison keinesfalls so<br />

schwer, dass sich daraus für ihn ein Grund ableiten könnte,<br />

seinen Hauptstädtern den Rücken zu kehren. Ganz im Gegenteil.<br />

"Die Eisbären sind im deutschen Eishockey eine Top-<br />

Adresse. Ich fühle mich wohl und ich möchte hier noch<br />

spielen, so lange mir mein Beruf Spaß macht."<br />

OF<br />

Sven Felski in Zahlen und Fakten<br />

� Felski wurde am 18. November 1974 in Berlin geboren und lebt<br />

heute mit Frau Manuela und Tochter Laura (7) in Berlin-Pankow<br />

� Seine sportliche Karriere begann ursprünglich beim SC Dynamo<br />

Berlin als Eiskunstläufer, er wechselte aber bald in die<br />

Eishockey-Abteilung und brachte es 1990 noch auf drei Länderspiele<br />

für die Junioren-Auswahl der DDR<br />

� Für die Profimannschaften des EHC Eisbären und des Vorgängers<br />

SC Dynamo Berlin bestritt Felski insgesamt 710 Spiele und<br />

ist damit einsamer Rekordhalter<br />

� 2005 und 2006 gewann Felski mit seinem Klub die <strong>Deutsche</strong><br />

Meisterschaft, Markenzeichen des Außenstürmers ist die<br />

Rückennummer "11"<br />

� International brachte es Felski auf 103 Länderspiele. Er nahm an<br />

den Weltmeisterschaften 1998, 2001, 2003, 2005 und 2006 teil<br />

sowie an den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen 2006 in Turin<br />

� Bisher kam Felski für seinen Verein in der Ersten Bundesliga (seit<br />

1992) bzw. in der <strong>Deutsche</strong>n Eishockey-Liga (seit 1994) auf 146<br />

Tore und 221 Vorlagen und hält derzeit bei der Rekordquote von<br />

insgesamt 367 Scorerpunkten.<br />

19


Im Juni 2006 ernannte das Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes (DOSB) den ehemaligen Olympiazweiten und WM-<br />

Dritten im Zehnkampf, Frank Busemann, sowie die beiden ebenfalls<br />

nicht mehr aktiven früheren Weltklasse-Athletinnen Monique Garbrecht-Enfeldt<br />

(Eisschnelllauf) und Meike Evers (Rudern) zu Vertrauensleuten,<br />

die allen Sportlern und Sportlerinnen "zur Verfügung stehen, die<br />

im Zusammenhang mit dem Thema Doping Rat oder Hilfe suchen" (Aus<br />

der DOSB-Pressemeldung vom 19. Juni 2006). Die Erfahrung im Antidopingkampf<br />

zeige, so DOSB-Präsident Thomas Bach damals, "dass es<br />

sich beim Thema Doping zumeist um abgeschottete Zellen oder Netzwerke<br />

handelt. Hier müssen wir neue Wege gehen und Sportlern die<br />

Möglichkeit geben, sich an integere Personen außerhalb dieser Netz-<br />

"Der Weg zum sauberen<br />

Sport geht nur über die<br />

Prävention"<br />

Frank Busemann, Anti-Doping-Vertrauensmann des DOSB<br />

werke zu wenden". Über die Problematik seiner Aufgabe hat sich das<br />

"<strong>Olympische</strong> Feuer" (OF) im März mit Frank Busemann, 32, unterhalten,<br />

der heute in Witten als Unternehmensberater, Motivationstrainer und<br />

Gesundheitsmanager tätig ist.<br />

OF: Es war zu hören, dass Sie sich in Ihrem Job als Vertrauensmann in<br />

Antidopingfragen nicht gerade überarbeiten müssen, so gern Sie es<br />

täten. Wird Ihre Telefonnummer, die beispielsweise über Google jedermann<br />

zugänglich ist, tatsächlich so selten angewählt?<br />

BUSEMANN: Speziell bei diesem Thema schon. Man kann nicht sagen,<br />

dass diese Nummer benutzt wird, wofür sie eigentlich eingerichtet<br />

wurde. Wir wussten am Anfang nicht, ob wir viel Arbeit haben würden,<br />

ob Interesse vorhanden ist. Zwei-, dreimal ist die Nummer schon in<br />

Anspruch genommen worden, aber nicht direkt von betroffenen<br />

Athleten, die den Absprung (vom Doping), wie es eigentlich mal geplant<br />

war, schaffen wollen, sondern in anderen Sachen.<br />

OF: Geht es Ihren Partnerinnen Evers und Garbrecht-Enfeldt ähnlich,<br />

meldet sich da auch keiner? Es kann ja wohl nicht sein, dass deutschen<br />

Athleten das Thema Doping nicht unter den Nägeln brennt. Eigentlich<br />

ist es ja paradox, dass den Vertrauensleuten offenbar kein Vertrauen<br />

geschenkt wird.<br />

20<br />

BUSEMANN: Bei den Partnerinnen sieht es ähnlich aus. Wir haben uns<br />

natürlich gefragt, woran es liegt. Ist der Zugang zu uns zu schwer, ist<br />

kein Bedarf vorhanden, sind irgendwelche Hemmungen da, werden erst<br />

andere Wege beschritten und werden wir erst als letzter Ausweg in<br />

Anspruch genommen?<br />

OF: Ist die Einrichtung der Vertrauensleute allen Kader-Athleten zur<br />

Kenntnis gebracht worden, gibt es Kommunikationsprobleme?<br />

BUSEMANN: Mittlerweile kann keiner der Athleten, die im Hochleistungssport<br />

unterwegs sind, mehr behaupten, dass er von der Existenz<br />

dieser Einrichtung nichts weiß. Da haben uns die Medien unheimlich<br />

geholfen, das wird doch gelesen, deshalb wissen die Sportler, dass man<br />

uns kontaktieren kann. Bleibt die Frage: Wollen sie es überhaupt? Es ist<br />

ja ein heikles Thema, weil derjenige sich irgendwo in einem Unrechtsbereich<br />

bewegt und nicht weiß, ob er da `raus will und wie er das<br />

machen soll.<br />

OF: Und Ihre Antwort?<br />

BUSEMANN: Wir, die nicht angerufen werden, können im Grunde nur<br />

hoffen, dass es keinen Bedarf gibt. Und jegliches Hineininterpretieren<br />

nicht sein darf: Dass die Gruppe von Athleten, die von Trainern und<br />

Medizinern zum Doping verführt und angeleitet wird und deshalb nicht<br />

mitmacht.<br />

OF: So interpretieren Sie das Nichtzustandekommen von Telefongesprächen<br />

als DOSB-Vertrauensmann. Was sagt denn der ehemalige<br />

Sportler Busemann dazu?<br />

BUSEMANN: Aus der Erfahrung, die ich als Nichtsportler gemacht<br />

habe - als Sportler kann man sich mit dem Thema Doping nicht<br />

beschäftigen, weil es die eigene Leistungsfähigkeit hemmt, wenn man<br />

immer sagt, der Gegner ist sowieso gedopt -, was ich nach dem Sport<br />

alles mitbekommen habe, muss ich für mich leider feststellen: Es gibt<br />

Athleten, die dopen. Bleibt abzuwarten, warum sie das tun, warum sie<br />

OF-INTERVIEW


nicht raus wollen. Klar, es ist einfacher, so weiter zu machen. Aber mit<br />

diesem Unrecht die ganze Karriere zu verbringen, immer in Gefahr<br />

kontrolliert zu werden, das ist ganz schön nervenbelastend.<br />

OF: Wie hat sich denn das DOSB-Präsidium, dem die Einrichtung der<br />

Vertrauensleute doch ein Anliegen gewesen ist, den Ablauf vorgestellt?<br />

BUSEMANN: Weil erkannt wurde, dass des Dopings überführte<br />

Athleten ihre Hintermänner niemals preisgeben, war die Idee, über<br />

einen externen Kreis diesbezüglich einen neuen Weg zu beschreiten.<br />

Wichtig ist zu wissen: Wir sind keiner Weisung unterworfen und treten<br />

als unabhängige Gruppe auf, wir müssen nichts befolgen, was Herr<br />

Bach besser erklärt. Wir dürfen ruhig mit konträrer Meinung reingehen.<br />

OF: Aber ist es nicht naiv anzunehmen, auf diese Weise an die Leute<br />

hinter den Athleten heranzukommen?<br />

BUSEMANN: Könnte schon sein, dass das in Richtung Naivität geht.<br />

Aber wir müssen doch verschiedene Parameter anbieten, um dem<br />

Problem Herr zu werden. Wir bieten hier einen kleinen Baustein an.<br />

Vielleicht verläuft die Aktion in zwei, drei Jahren vollkommen im Sande,<br />

weil kein Bedarf vorhanden ist. Um das festzustellen, müssen wir<br />

Möglichkeiten schaffen.<br />

OF: Auch wenn Ihnen eine Antwort schwer fällt: Was glauben Sie hat<br />

den DOSB bewogen, Sie für diesen Job zu gewinnen?<br />

BUSEMANN: Tatsächlich müssten dazu andere Leute befragt werden.<br />

Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, weil ich denke, Vertrauensmann für<br />

Antidopingfragen kann nur jemand sein, bei dem die Öffentlichkeit und<br />

die Auftrageber davon ausgehen können, dass der Angesprochene in<br />

seiner Aktivenzeit sauber war.<br />

OF: Haben Sie spontan zugesagt oder wollten Sie erst einmal das<br />

Angebot überschlafen?<br />

BUSEMANN: Nicht nötig, über sauberen Sport habe ich schon das<br />

ganze Leben nachgedacht, ich habe zugesagt, bevor Herr Bach die<br />

letzte Frage gestellt hatte.<br />

OF: Wie haben Sie sich denn auf die Aufgabe vorbereitet. Nur zu sagen<br />

"lass die Finger davon", das kann es doch nicht sein. Sie müssen doch<br />

mit einem Konzept daran gegangen sein.<br />

BUSEMANN: Wir hatten uns im Vorfeld getroffen und uns gefragt,<br />

was wird auf uns einströmen, haben verschiedene Szenarien durchgespielt.<br />

Zum Beispiel wenn jemand anruft und sagt: Ich dope und will da<br />

raus. Wir fragten den DOSB-Justitiar, ob wir zur Verschwiegenheit<br />

verpflichtet sind oder dazu, uns zu offenbaren. Bisher trat jedoch noch<br />

kein Fall ein, den wir durchgespielt haben. Wir gehen jedoch davon aus,<br />

dass nur 20 Prozent dessen, was notwendig ist, durchgespielt wurde.<br />

Unser Problem ist doch: Leute, die dopen, sind immer einen Schritt<br />

weiter als Leute, die das verhindern wollen. Die dopen mit Mitteln, die<br />

noch gar nicht bekannt sind. Deshalb können wir uns nicht hineinversetzen<br />

in das, was sich in den Köpfen der Doper abspielt.<br />

OF: Wurde Hilfe geholt bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur<br />

(NADA) oder bei Pädagogen und Psychologen?<br />

OF-INTERVIEW<br />

BUSEMANN: Nein, deren Plätze können wir nicht einnehmen.<br />

OF: Sollten junge Athleten anrufen, müsste es doch vorrangig um<br />

präventive Maßnahmen gehen.<br />

BUSEMANN: Der Weg zum sauberen Sport geht nur über die Prävention.<br />

Leute, die dopen, haben in den ersten fünf Minuten ein Unrechtsbewusstsein,<br />

nach einer Woche verschwimmt das schon alles, nach drei<br />

Monaten sind sie sich keiner Schuld mehr bewusst und denken, das<br />

macht jeder, das ist ganz normal, verdrängen komplett, dass es verboten<br />

ist. Deshalb ist die Aufklärung bei jungen Sportlern so wichtig. Ich<br />

sprach vor kurzem mit einem Verfasser einer Präventionsschrift, die er<br />

an junge Athleten verteilen wollte. Die sagten dann aber nur, sie<br />

würden nicht dopen. Darum gehe es jetzt gar nicht, sondern erst mal<br />

nur um Informationen, um im Thema drin zu sein, zu wissen, welche<br />

Schäden durch Doping auftreten können, irgendwann, so der Verfasser<br />

zu seinen Gesprächspartnern, käme der Superdoktor, der dich reinziehen<br />

will, deshalb ist die Aufklärung notwendig.<br />

OF: Also so früh wie möglich?<br />

BUSEMANN: Ja, die Versuchung darf einen 20-, 21-Jährigen nicht wie<br />

ein Blitz treffen. In diesem Alter sollte, wenn vorher präventiv gearbeitet<br />

wurde, keine Diskussion mehr entstehen: Dopen oder nicht dopen.<br />

OF: Sie hatten es zuvor schon angedeutet: Gibt es eine Dopingszene<br />

im deutschen Spitzensport? Es hat sich ja herausgestellt, dass unser<br />

Kontrollsystem längst nicht so perfekt ist, wie häufig dargestellt.<br />

BUSEMANN: Ich spreche nur Vermutungen aus, habe keine Beweise,<br />

sage aber: Ja, es gibt eine, so traurig das ist, eine in groß angelegtem<br />

Stil.<br />

OF: Sie sind ein ehemaliger Leichtathlet, dessen Verband im dopenden<br />

Sportler einen strafrechtlich zu verfolgenden Betrüger sieht. Ihr Auftraggeber<br />

Thomas Bach dagegen sieht den Athleten eher nicht im<br />

Mittelpunkt des Betrugs. Wo stehen Sie eigentlich in dieser Diskussion,<br />

ist Ihre Position ein Handicap für Ihre Arbeit?<br />

BUSEMANN: Ich stehe auf dem Standpunkt und vertrete ihn auch<br />

nach außen: Dopende Sportler sind Betrüger. Kontakte zu einem<br />

Vertrauensmann mit einer solchen Einstellung zu suchen, macht die<br />

Sache nicht leichter. Ob es daran liegt, dass keine Anrufe kommen? Ich<br />

weiß es nicht.<br />

OF: Wie wollen Sie denn nun weiter verfahren. Wenn Sie merken, das<br />

bringt nichts, schreiben Sie dann Präsident Bach ab und sagen: Lösen<br />

wir das Projekt wieder auf, es ist gescheitert?<br />

BUSEMANN: Darauf wird es hinauslaufen. Aber erst muss abgeklärt<br />

werden, ob es wirklich so ist, ob es eine Flaute ist, ob es an ungewöhnlich<br />

harten Äußerungen gegen Doping liegt, die ich treffe und die die<br />

Leute einschüchtern und sich deshalb mir nicht anvertrauen. Dann<br />

müsste man es mit anderen Vertrauensleuten probieren.<br />

Das Interview führte: Michael Gernandt<br />

21


Als Italiens Meister Inter Mailand zuletzt im<br />

Viertelfinale der Champions League beim<br />

FC Valencia scheiterte, flogen die Fäuste<br />

der Profis. Nach den spanischen Jagdszenen sprach<br />

Valencia-Coach Quique Sanchez Florez offen von<br />

"Krieg". Zeitgleich erklärte der neue Präsident der<br />

Europäischen Fußball-Union UEFA, Frankreichs<br />

ehemaliger Mittelfeldregisseur Michel Platini, den<br />

Kampf gegen die Gewalt zu den Hauptaufgaben<br />

seiner Amtszeit. "Wenn wir uns jetzt schon selbst<br />

wie Hooligans aufführen, dann addio Glaubwürdigkeit",<br />

fiel Inter-Präsident Massimo Moratti zu<br />

den Unglaublichkeiten von Valencia ein.<br />

Wochen zuvor machten wütende Hools in Dresden<br />

nach dem Regionalligaspiel zwischen Dynamo und<br />

dem VfL Osnabrück Jagd auf die eigenen Profis,<br />

mit dessen Leistungen im Stadion sie nicht mehr<br />

zufrieden waren. Ein derartiges Szenario gab es<br />

auch in der Zweiten Bundesliga in Köln. Früher<br />

hielt das legendäre Marathontor den Mob noch<br />

vom Sturm auf ihre Lieblinge ab. "Wir sind Kölner<br />

und ihr nicht", hörte man dann. Und wenn die<br />

millionenschweren Idole in ihren Badelatschen<br />

zum Gespräch ausrückten, beruhigte sich die<br />

Szene. Am Ende wurden Autogramme geschrieben.<br />

Als in Catania der Polizist Filippo Raciti nach<br />

gewalttätigen Auseinandersetzungen starb, erreichten<br />

die gewalttätigen Auseinandersetzungen eine<br />

neue Ebene. Der internationale Aufschrei war<br />

heftig, jeder halbwegs kundige Politiker in Europa<br />

drängte sich ins Kameralicht, um mit harschen<br />

Forderungen an die Öffentlichkeit zu treten. Dass<br />

einer bestimmten Kategorie von Krawallmachern<br />

nur mit repressiver Gewalt zu begegnen ist, zweifelt<br />

auch Deutschlands führender Fan-Forscher Gunter<br />

A. Pilz nicht mehr an. Die Blicke des Soziologie-<br />

Professors aus Hannover sind aber dennoch nicht<br />

so kurzsichtig wie die mancher Politiker, die nur<br />

Forderungen aufstellen, wenn Kameras in der Nähe<br />

sind, in der politischen Umsetzung dann aber zu<br />

umständlichen Kleingeistern werden.<br />

In Italien fand die politische Klasse heraus, dass nur wenige<br />

Stadien den Sicherheitsanforderungen entsprechen, die<br />

allerdings ein früherer Innenminister als verbindlich entwickelt<br />

hatte. Mit "Geisterspielen" wurden die Klubs nach den<br />

Ausschreitungen von Catania bestraft. Inzwischen sind in den<br />

Arenen Spruchbänder, Fahnen, Lautsprecher, Trommeln und<br />

Sirenen verboten. Ultras, die rassistische und nationalistische<br />

Symbole tragen, können zukünftig rechtlich verfolgt werden.<br />

Bei Verletzung von Sicherheitsbeamten drohen bis zu zehn<br />

Jahre Haft.<br />

22<br />

Die Gewalt im<br />

Stadion ist ein<br />

vielschichtiges<br />

Problem, das<br />

sich nicht mit<br />

Gewalt lösen<br />

lässt<br />

<strong>Von</strong> Christoph Fischer<br />

Pilz fordert für Deutschland einen Solidaritätsfonds der<br />

finanzkräftigen Bundesliga. Der <strong>Deutsche</strong> Fußball-Bund<br />

müsse nicht nur Fan-Projekte unterstützen, viel wichtiger sei,<br />

"die Vereine in den unteren Ligen finanziell in die Lage zu<br />

versetzen, in ihren Stadien in die Sicherheit zu investieren".<br />

Neu ist es nicht, dass sich die gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />

aus den streng bewachten Multifunktionsarenen der<br />

Bundesliga in die maroden Stadien in Regional- und Oberliga<br />

verlagert haben. Weil dort der Mob nicht damit rechnen<br />

muss, von Sicherheitskräften an Schlägereien gehindert zu<br />

werden. Nicht nur im Osten der Republik sind diese Tenden-


zen zu beobachten, sondern auch im Westen. In Baden-<br />

Württemberg muss die Polizei gelegentlich in Hundertschaften<br />

ausrücken, wenn es die Menschen in die Stadien von<br />

Freiburg, Ulm, Stuttgart, Reutlingen und Mannheim drängt.<br />

Landespolizeipräsident Erwin Hetger forderte zuletzt, die in<br />

der Oberliga ausgesprochenen Stadionverbote bundesweit<br />

auch auf die Bundesliga auszudehnen. "Gewalttäter unterscheiden<br />

auch nicht zwischen Profi- und Amateurligen",<br />

sagte Hetger. Im Ländle sollen in der Ober- und Regionalliga<br />

in Zukunft bei Auswärtsspielen von Klubs mit Problemfan-<br />

Potenzial szenekundige Beamte eingesetzt<br />

werden.<br />

Szenenwechsel: Nach den Ausschreitungen<br />

bei der Pokal-Begegnung des 1. FC Lok<br />

Leipzig gegen die Reserve des Zweitligisten<br />

Erzgebirge Aue Anfang Februar waren bei<br />

Straßenschlachten 39 Beamte verletzt<br />

worden. 300 Beamte waren gegen 800<br />

Randalierer chancenlos, Polizisten wurden<br />

von den Hooligans regelrecht gejagt. "Es<br />

hätte Tote geben können", sagte der Vorsitzende<br />

der Gewerkschaft der Polizei (GdP),<br />

Konrad Freiberg. Ein Beamter hatte sogar<br />

einen Warnschuss aus der Dienstpistole<br />

abgegeben. Landesweit sagte der DFB<br />

daraufhin 60 Meisterschaftsspiele in den<br />

Amateurklassen Sachsens ab.<br />

Das Problem sei nur durch die enge Kooperation<br />

zwischen Vereinen und der Polizei zu<br />

lösen, sagte der SPD-Innenpolitiker Dieter<br />

Wiefelspütz in der Frankfurter Rundschau:<br />

"Nur mit dem Polizeiknüppel auf den Kopf,<br />

das ist das Allerdümmste, was einem dazu<br />

einfallen kann." <strong>Steffen</strong> Kubald, Präsident<br />

des Traditionsklubs 1. FC Lokomotive Leipzig<br />

und früher selbst ein Hooligan, muss seinen<br />

Klub von rechten Gewalttätern befreien,<br />

wenn er die Zukunft des Vereins sichern will.<br />

Regelmäßig überpinselt Kubald die Schweinereien<br />

auf den Mauern der Stadiontoiletten,<br />

das Hakenkreuz und natürlich auch die<br />

Worte "Kubald", "Rücktritt", "jetzt".<br />

Dynamo Dresden wurde in den vergangenen<br />

zwei Jahren vom <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bund<br />

mit Strafgeldern in Höhe von 131.000 Euro<br />

belegt. "Für das Geld würde ich lieber einen<br />

guten Stürmer holen", fällt Dynamo-<br />

Geschäftsführer Volkmar Köster dazu ein.<br />

Bitter nötig wäre das Geld für Fanprojekte, in<br />

denen perspektivlosen Jugendlichen vielleicht<br />

doch noch so etwas wie Halt gegeben werden kann, weiß auch<br />

DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, selbst aus Dresden. "Die<br />

Perspektivlosigkeit der Jugendlichen schafft Angst. Und wer<br />

keinen sozialen Halt hat, neigt leichter zur Gewalt", sagt der<br />

Europameister von 1996. Und ist häufig offener für rechtsradikale<br />

Parolen.<br />

In Sachsen unterstützte die Landesregierung Fanprojekte<br />

bisher nicht. Erst als sich die Konflikte häuften, änderte die<br />

Politik, wie so oft, ihre Meinung.<br />

OF<br />

23


Wo sind die Sternstunden?<br />

D<br />

eutschland, ein Wintersportmärchen. Wer wollte das schließlich<br />

noch hören? Bis Ende März ging der Sendemarathon des<br />

Fernsehens, erschienen sattsam vertraute Bilder, wenn wir ARD oder<br />

ZDF einschalteten. Holmenkollen Oslo und Evi Sachenbacher, Lahti<br />

und Ronny Ackermann und Magdalena Neuner, Lillehammer und<br />

Martin Schnitt, Zwiesel und Maria Riesch und Lenzerheide, Monika<br />

Bergmann-Schmuderer, Kathrin Hölzl, Planica, Kuopio, Orte und<br />

Personen verschwammen vor unseren Augen, die Begriffe schwirrten<br />

im Kopf umher, vertraut wurden uns die Strafrunden und der<br />

Telemark, mal wieder eingefädelt und zu spät am Tisch, zu viel<br />

Anstellwinkel in der ersten Flugphase, und der Startläufer hatte<br />

einen schnellen Ski. Preisfrage: Wie viele Weltmeisterschaften<br />

hatten die Eisschnellläufer schon in dieser Saison? Sind in Bob und<br />

Rodeln wirklich schon alle Entscheidungen gefallen? Wie oft schießen<br />

die Biathletinnen eigentlich bei einem Massenstartrennen?<br />

Der Show- und Mediensport bewegt sich durch die Welt wie Andre<br />

Hellers Traumtheaterinszenierungen, hochprofessionell organisiert<br />

an jedem Ort, perfekt in Szene gesetzt von der Fernsehregie, ein<br />

Rennen wie das andere, uniform und verwechselbar; die Werbebanner<br />

stets am selben Fleck, der Biathlon-Bundestrainer unbeirrt<br />

hinter seinem Fernrohr, der Arm des Skisprung-Trainers wie fest<br />

betoniert am Fahnenstiel; lediglich kleine Filme, in denen die jeweiligen<br />

Schauplätze in einer Art und Weise vorgestellt werden, die<br />

jeden Tourismusmanager beglücken sollte, sorgen für einen Rest<br />

Unterscheidbarkeit.<br />

Was soll das Lamento eigentlich? Es geht darum, wovon der Sport<br />

lebt, was den Athleten antreibt, die Zuschauer genauso fesselt wie<br />

Medien und Sponsoren, es geht um den besonderen Augenblick, das<br />

einzigartige Ereignis, das unwiederbringliche Erlebnis. Das geht<br />

verloren. Wo sind diese Sternstunden, von denen jeder spricht? Jede<br />

Woche Siegerehrung, Nationalhymne, Sportler auf dem Podium.<br />

Wer zählt die Titel, Plaketten und Pokale, die Gesamtweltcupgewinner,<br />

die Disziplinbesten, die Tagessieger? Der Winterspitzensport<br />

unserer Tage ist ein breiter, emotionaler Strom, der jede Erinnerung<br />

an Details mit sich reißt. Wer hat noch mal in Antholz so herzlich<br />

geweint nach dem Triumph, wer in Sapporo?<br />

Die Sportverbände und die Fernsehsender sorgen für Masse, die<br />

Klasse aber verliert sich in der allwöchentlichen Wintersport-Soap.<br />

Wer erkennt im Weltcup-Winter-Wust noch die Weltmeisterschaften,<br />

die über den Tag hinaus bedeutende Leistung? Diese Nivellierung<br />

bedeutet auch eine Geringschätzung der Athleten.<br />

Jörg Hahn<br />

Beim Zeus: Wie werden wir Europa?<br />

W<br />

er Europa zur Herzensangelegenheit erheben möchte, mag<br />

sich von einer jungen, liebreizenden Dame gleichen Namens<br />

inspirieren lassen. Wie in einer der berühmten Sagen des klassischen<br />

Altertums überliefert, fiel besagte Tochter eines guten Hauses dem<br />

wohl größten Egomanen seiner Zeit ins Auge, der im Zuge amourösen<br />

Überschwanges weder Kosten noch Mühen scheute, die holde<br />

Unschuld für sich einzunehmen. Dass es sich jenseits mildernder<br />

24<br />

Umstände letztlich doch um einen Fall von Entführung handelte,<br />

muss der Liebesgeschichte eine unschöne Note verleihen, doch<br />

immerhin bescherte sie der Leidtragenden neben drei Söhnen einen<br />

Platz im großen Buch der Überlieferung - und dem von uns<br />

bewohnten Teil der Erde einen Namen.<br />

Nach einer langen wechselvollen Geschichte ist aus dem geographischen<br />

Raum ein politisches Gebilde geworden, das nach wie vor<br />

große Hoffnungen weckt, aber auch Skepsis hervorruft. Sechs<br />

Staaten haben sich vor genau fünfzig Jahren zu einer Union zusammengefunden,<br />

um Europa eine neue Perspektive, ja eine möglichst<br />

glorreiche Zukunft zu geben - eine Vision, der sich bis heute 21<br />

Visionäre angeschlossen haben. Zunächst stand die angestrebte<br />

Gemeinschaft im Zeichen ökonomischer Interessen, dann wurde<br />

verstärkt auch um einen Schulterschluss in politischen Fragen<br />

gerungen. Inzwischen zielt das Bemühen nicht zuletzt auf die<br />

Schaffung einer verbindenden Identität, die freilich nicht am Reißbrett<br />

herausgebildet werden kann, sondern allein in den Köpfen und<br />

Herzen der Menschen zu entstehen vermag. Nur dort lässt sich der<br />

Stier bei den Hörnern packen, nur dort können wir Europa werden.<br />

Hat die Einführung einer gemeinsamen Währung sicher das ihre<br />

getan, muss die Kultur ein Übriges leisten, um damit auch den Sport<br />

ins Spiel zu bringen. Diesem aber wohnt der europäische Gedanke<br />

seit langem inne, während er zugleich auch dessen Grenzen verkörpert.<br />

Schließlich ist die Begegnung ebenso Programm der Bewegung<br />

wie die Konfrontation in der Natur der Sache liegt. Denn will man<br />

sich messen oder vergleichen, muss es ein "wir" und "die Anderen"<br />

geben, so wie Identifikation mit Abgrenzung einhergeht. Ansonsten<br />

würden Sportlerinnen und Sportlern letztlich die Gegnerinnen und<br />

Gegner ausgehen. Man stelle sich nur eine Fußball-WM ohne<br />

Deutschland und Holland, Italien und Spanien, England und Frankreich,<br />

stattdessen mit "Europa" vor. Dies dürfte kaum gemeint sein,<br />

wenn im Blick auf eine europäische Integration das Potenzial des<br />

Sports in Rede steht. Was aber dann? Vielleicht sollten wir die Frage<br />

für den Augenblick einmal im Raum stehen lassen, um stattdessen<br />

die Laufschuhe zu schnüren oder uns aufs Fahrrad setzen. Soviel<br />

nämlich scheint gewiss: Geht es den Menschen allerorten gut, kann<br />

es mit Europa so schlecht nicht bestellt sein.<br />

Andreas Höfer<br />

Halblang mit Marathon<br />

D<br />

en <strong>Deutsche</strong>n gehen die "Finisher" aus. Wie das denn? Hat der<br />

Klimaschutz schon wieder versagt? Keineswegs. Nicht alles ist<br />

Ozonloch und Ceozweiausstoß geschuldet. Finisher sind, klar doch,<br />

Menschen, die einen Marathlonlauf beenden, demnach das Gegen-<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE


teil von "Quittern", die wiederum Menschen sind, die beim Marathon<br />

vorzeitig aussteigen. Beide zusammen gehören ins sich ausbreitende<br />

Reich des Anglizismus, der unsere Sprache unterwandert<br />

wie die Italiener das Münchner Oktoberfest. Andererseits: Soll man<br />

von "Beendern" reden oder umständlich von Läufern, die das Rennen<br />

durchgestanden haben? Knackig-kurz ist angesagt. Und klingt<br />

Finisher nicht viel sportlicher als ein adäquater deutscher Begriff?<br />

Sei`s drum.<br />

Kommen wir zur Sache. Die deutschen Marathonfreunde haben<br />

leicht irritiert registriert, dass die Zahl der Finisher 2006 rückläufig<br />

war, 17.000 weniger als im Vorjahr, bei einzelnen Rennen bis zu 19<br />

Prozent (in den USA dagegen legten die bis zum Schluss Standhaften<br />

um 3,7 Prozent zu). Und überhaupt: Weniger Marathonrennen<br />

insgesamt und Anstieg der Durchschnittszeit aller Finisher. Demnach<br />

wechselt der sportive <strong>Deutsche</strong> auf die Kriechspur zurück, ist der<br />

Boom schon wieder beendet? Die Wahrheit, so hat es den Anschein,<br />

liegt in der Mitte. Gelaufen wird immer noch, bis die Socken qualmen,<br />

nur offenbar nicht mehr so lang, nicht mehr 42,195 Kaemm.<br />

Das Motto der Bewegungsfreaks heißt jetzt: Macht mal halblang.<br />

Halbmarathons liegen im Trend, ebenso Straßen- und Volksläufe<br />

über noch kürzere Distanzen. 4.000 solcher "Sprints" (im Vergleich<br />

zum Marathon) führt der <strong>Deutsche</strong> Leichtathletik-Verband im<br />

Angebot. Knapp zwei Millionen nehmen es wahr.<br />

Bei der Ursachenforschung für diese Entwicklung zum Nachteil des<br />

Marathonlaufs stößt man auf die Konkurrenz Walking, die ältere<br />

Sportfreunde und frustrierte Langsamläufer anzieht, sowie die<br />

Faktoren Aufwand und Gesundheit. Will meinen: Wer den "langen<br />

Kanten" bei ansprechender körperlicher und seelischer Verfassung<br />

beenden und Folgelasten vermeiden will, muss sich Zeit lassen, nicht<br />

im Rennen, aber in der Vorbereitung. Die Überlegung, Freizeit aber<br />

nicht mehr ausschließlich, weil medizinisch notwendig, in das<br />

Hobby Marathon zu stecken, findet offenbar in zunehmendem<br />

Maße Anhänger. Das ist angesichts der deutlich weniger aufwändigen,<br />

gesünderen und vergnüglicheren Beschäftigung mit<br />

Rennen/Läufen über kürzere Strecken nicht verwunderlich. Und<br />

welche Rolle gelegentliche Todesmeldungen vom Marathon auf die<br />

Streckenwahl der Hobbyläufer spielen, ist ja wohl noch nicht untersucht<br />

worden.<br />

Wenn der Reiz des Marathons sich tatsächlich zu verflüchtigen<br />

beginnt, müssen Organisatoren von kommerziellen Laufveranstaltungen<br />

reagieren, rechnet sich ihr Geschäft (und das der Sportartikelindustrie)<br />

doch vor allem durch üppige Starterfelder. Heißt die<br />

Gleichung künftig also: Kleine Strecken großer Umsatz.<br />

Michael Gernandt<br />

<strong>Von</strong> schmerzenden Wahrheiten<br />

uch im Sport ist es so wie in manchen Familien: gewisse<br />

Wahrheiten werden, weil sie schmerzliche Gefühle auslösen,<br />

verschwiegen oder nur diskret angesprochen. Im Sport schmerzen<br />

die Enthüllungen über Stasi-Verstrickungen. Sie enden oft mit der<br />

Standardausrede, niemandem geschadet zu haben, obwohl alle<br />

Berichte von den MfS-Schergen willkürlich ausgebeutet werden<br />

konnten und wurden.<br />

OF-KOMMENT<br />

OF-KOMMENTARE<br />

ARE<br />

A<br />

Nach über 60 Jahren auftauchende Enthüllungen über NS-Lebensläufe<br />

können schmerzen, aber wie jede Wahrheit auch frei machen.<br />

So hat Bernd Wedemeyer-Kolwe die nicht immer lupenreine NS-<br />

Vergangenheit von Funktionären des LSB Niedersachsen, die nach<br />

1945 wieder im Sport, aber nicht alle im früheren Beruf tätig waren,<br />

offengelegt. Zwei Beispiele: Fritz Becker, dank Fürsprache von Carl<br />

Diem 20 Jahre LSB-Geschäftsführer, war schon 1931 Parteimitglied<br />

und hat im Reichssportamt Führungsfunktionen bekleidet (sein LSB-<br />

Vorgänger Harry Domke gehörte seit 1932 der NSDAP an). Hans-<br />

Joachim Benecke, zwölf Jahre stellvertretender LSB-Vorsitzender<br />

und Turnerfunktionär, hat in seiner Dissertation über das Dietwesen<br />

"fanatisch für nationalsozialistische Erziehungsmethoden Stellung"<br />

bezogen und als Hochschuldozent Karriere gemacht.<br />

Jüngere Historiker scheuen sich nicht, bisher Verschwiegenes ans<br />

Licht zu bringen. Nils Havemann enthüllte die Verstrickungen des<br />

DFB-Präsidenten Felix Linnemann bei der Judenverfolgung. Der<br />

hundertjährige Ruderclub am Wannsee (RAW) Berlin verwies in<br />

seiner die NS-Zeit kritisch beleuchtenden Festschrift, dass Wolfgang<br />

Freyeisen, Parteimitglied seit 1931, die Ruderer der SS-Leibstandarte<br />

Adolf Hitler als eigene Ruderriege im RAW "mit ganzjährigem<br />

Gehalt" betreute. Der Vater der ARD-Sportschau, Hugo Murero, von<br />

1936-1942 Reichstrainer im Basketball, gehörte seit 1933 der Partei<br />

an; er scheint nach 1945 als nicht belastet eingestuft worden sein,<br />

was seine Karriere beim NWDR und als erster Sportchef im WDR-<br />

Fernsehen erklärt. Bereits 1995 hat Karl Adolf Scherer - ohne<br />

spürbares Echo - auf die NS-Vergangenheit von Ritter von Halt,<br />

Guido von Mengden, Gerd Abelbeck, Georg Xandry oder Carl Koppehel<br />

hingewiesen.<br />

Wer von den Helfershelfern der roten Diktatur zu Recht Aufrichtigkeit<br />

verlangt, darf sich bei der Aufarbeitung der braunen Vergangenheit<br />

nicht um unangenehme Wahrheiten drücken. Nur - wer in<br />

den Medien und der Wissenschaft eine solch späte Gewissenserforschung<br />

verlangt, muss sich hüten, sich zu weit aus dem Fenster zu<br />

lehnen, denn eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Sportjournalismus<br />

im Dritten Reich steht noch immer aus.<br />

Hans-Dieter Krebs<br />

25


Wissenschaft und Politik sind sich in großer Mehrheit<br />

einig: Der klimapolitische Halbschlaf ist endgültig<br />

beendet, und die Zeit für bloße Klimakosmetik<br />

scheint vorbei zu sein. In der Tat, der menschengemachte<br />

Treibhauseffekt, der aus einem immensen Energieumsatz<br />

entstanden ist, sorgt in unseren Breiten für ungewöhnlich<br />

heiße Sommer, zerstörerische Naturkatastrophen, abschmelzende<br />

Alpengletscher und zunehmende Überflutungen.<br />

Renommierte Experten warnen mit hart gezeichneten Bildern:<br />

Gehe der Klima-Wahnsinn ungebremst weiter, dauere es wohl<br />

keine hundert Jahre mehr, bis die "Heißzeit" ein für allemal<br />

aus dem Ruder gelaufen ist. Das arktische Eis sei dann endgültig<br />

verschwunden, der Eispanzer Grönlands sei unabänderlich<br />

abgetaut, so dass der Meeresspiegel um sieben Meter anstiege.<br />

Sylt und andere nord- oder ostfriesische Inseln gingen unter;<br />

Kiel, Hamburg und Rostock müssten geräumt werden; Berlin<br />

läge wegen des enormen Temperaturanstiegs am Rande der<br />

Sahara in einer typischen Steppenlandschaft.<br />

Angesehene Klimaforscher weisen darauf hin: Die aktuell<br />

entwickelten Szenarien, die seit Jahresanfang die Schlagzeilen<br />

prägen, unterschätzten eher die sich anbahnende Entwick-<br />

Vor uns die Sintflut?<br />

Der Klimawandel fordert<br />

auch den Sport heraus<br />

<strong>Von</strong> Holger Schück<br />

26


lung, als dass sie zu Übertreibungen neigten. Obwohl sich<br />

globale Risiken dieser Art einer exakten wissenschaftlichen<br />

Berechnung entziehen, geben doch die Klimaberichte der<br />

Vereinten Nationen und des ehemaligen Weltbank-Chefökonomen<br />

Nicholas Stern fundierte Anhaltspunkte, dass die<br />

Erderwärmung weiter voranschreiten und diese durch ungehemmtes<br />

Wachstum endgültig außer Kontrolle geraten<br />

dürfte. Schuld daran soll der dramatische Anstieg der Emissionen<br />

von Kohlendioxid (CO2) sein, das durch die Verbrennung<br />

fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgase -<br />

alles Reste früherer Organismen, also kohlenwasser-stoffge-<br />

sättigter Lebensmatsch - kontinuierlich in die Lufthülle der<br />

Erde freigesetzt wird. Brandrodungen in den Tropen erhöhen<br />

den Ausstoß sogar noch um ein Drittel. Der Hauptanteil<br />

dieser Emissionen wird zwar von der Landbiomasse und den<br />

Weltmeeren aufgenommen, 35 Prozent davon steigen jedoch<br />

in die Atmosphäre auf.<br />

Kohlendioxid, eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff<br />

und Sauerstoff, absorbiert einen Teil der Wärmestrahlung der<br />

Sonne, hält sie somit in der Erdatmosphäre zurück. Der CO2-<br />

Gehalt der Luft beträgt zwar nur 0,038 Prozent; nach Wasserdampf<br />

ist Kohlendioxid das wirksamste Treibhausgas und<br />

mitverantwortlich für ein lebensfreundliches Klima auf unserem<br />

Planeten. Ohne diese Gase wäre die Erde mit Minus 18<br />

Grad Celsius ein klirrend kalter Himmelskörper, mit ihrer Hilfe<br />

erhöht sich auf der Erdoberfläche die mittlere Temperatur auf<br />

Plus 15 Grad Celsius. Gängige Erkenntnis ist: 550 Gigatonnen<br />

CO2 stammen aus natürlichen Quellen, 32 Gigatonnen sind<br />

von Menschen verursachte CO2-Emissionen. Tendenz: steigend.<br />

Eine weitere Erhöhung der CO2-Abgase - 2030 soll der<br />

Ausstoß schon 44 Milliarden Tonnen betragen - dürfte in den<br />

nächsten hundert Jahren für eine Temperatur-erhöhung von<br />

mindestens vier Grad, in der Arktis bis zu sechs Grad Celsius<br />

sorgen. Grund dafür sollen die folgenschweren Aufheizeffekte<br />

der Atmosphäre sein, denn durch Veränderung der Anteile<br />

von Spurengasen wird die Wärmeabstrahlung der Erde in<br />

Richtung All, das etwa 80 bis 100 km über der Erdoberfläche<br />

beginnt, vermehrt behindert. Denn die Treibhausgase Kohlendioxid,<br />

Methan und auch einige Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />

absorbieren ein bestimmtes Frequenzband der Infrarotstrahlung,<br />

so dass ein Teil des infraroten Lichts unsere Sphäre<br />

nicht verlassen kann. Der zivilisatorisch bedingte Anstieg des<br />

CO2-Gehalts der Atmosphäre bilde also einen Heizmechanismus,<br />

lautet die Kernthese der besorgten Klimaforscher. Die<br />

Folgen: Die Atmosphäre wird aufgeheizt, die Lufttemperatur<br />

steigt an. Höhere Temperaturen führen wiederum zu einer<br />

vermehrten Ausgasung von Kohlendioxid aus den Weltmeeren.<br />

Wird das Wasser wärmer, dürfte unausbleiblich Methangas<br />

aus den Meeren blubbern, was den Treibhauseffekt weiter<br />

verstärkte.<br />

Unstrittig ist, dass die Erdatmosphäre eine wärmespeichernde<br />

Wirkung hat. Man kann sie mit dem Glasdach eines Treibhauses<br />

in einer Gärtnerei vergleichen, wo Licht und Wärme ins<br />

Innere einstrahlen, wobei das Entweichen feuchtwarmer Luft<br />

und die Abstrahlung von Wärme im Wellenlängenbereich<br />

durch die Hülle verhindert wird, weil das Glas undurchlässig<br />

ist. Schon 1957 warnte der US-Ozeanograph Roger Revelle<br />

vor einer globalen Erwärmung, ausgelöst durch den stärkeren<br />

CO2-Gehalt der Atmosphäre. Das blieb außerhalb der Fachwelt<br />

unbeachtet.<br />

27


Der Durchschnittsdeutsche verursacht etwa zehn bis 20 Tonnen<br />

CO2 pro Jahr. Rein natürlich geben wir ungefähr 350 kg<br />

des farb- und geruchlosen Gases über die Atmung ab; täglich<br />

also etwa 1 kg: Es ist das Endprodukt unseres zum Lebenserhalt<br />

erforderlichen Stoffwechsels. Der überwiegende Teil<br />

resultiert aus unserem modernen Lebenswandel und dem<br />

Wirtschaftskreislauf. So verursacht ein Flug von Hamburg<br />

nach München pro Passagier 170 Kilogramm CO2. Wer die<br />

gleiche Strecke mit dem Auto fährt, emittiert nur 125 kg, wer<br />

sie zu Fuß geht, verhält sich klimaneutral. Tatsächlich stammen<br />

nur 11,9 Prozent des Klimagases aus den Pkw-Auspuffen<br />

- so hat es das <strong>Deutsche</strong> Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW) ermittelt. Damit ist der Individualverkehr also nicht der<br />

große Buhmann; dennoch haben die Hersteller hier zu Lande<br />

viel zu wenig getan, mit neuen Technologien schadstoffärmere<br />

und spritsparende Fahrzeuge zu entwickeln. Hybridantrieb,<br />

Wasserstoff oder Biokraftstoffe und kleinere, effizientere<br />

Autos könnten für einen spürbar geringeren Ausstoß sorgen.<br />

Als größte Verschmutzer gelten nach wie vor Kraft- und<br />

Fernheizwerke (43,2 Prozent der CO2-Emissionen), Industrie<br />

und Gewerbe (24,8) und Privathaushalte (13,0).<br />

Alle Emittenten sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, damit<br />

es zur Jahrhundertwende nicht um 6 Grad wärmer wird.<br />

Wenn der Anstieg auf zwei Grad begrenzt werden könnte,<br />

bliebe die Klimakatastrophe mit fatalem Ausmaß aus - das ist<br />

die Kernforderung, die weltweit in politischen Diskussionen<br />

konsensfähig ist. Selbst in den USA und in China wird inzwischen<br />

von einem Wendepunkt oder sogar von einem nachhaltigen<br />

"ökologischen Neuanfang" gesprochen. Diesmal wird die<br />

Debatten-Karawane wohl nicht folgenlos weiterziehen. Allein<br />

das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung umfasst 150<br />

Maßnahmen: Dazu gehören der Handel mit Emissionsrechten<br />

für Kraftwerke und Fabriken genauso wie der Ausbau der<br />

erneuerbaren Energien. Glühbirnenverbot, Tempolimit und<br />

Eindämmung der Billigfliegerei sind weitere Vorschläge aus<br />

dem Treibhaus der Berliner Politik. Dabei sollte, den Plänen der<br />

deutschen Energieriesen zum Trotz, viel stärker darauf hingewirkt<br />

werden, so schnell wie möglich keine fossilen Brennstoffe<br />

mehr zur Warmwasserbereitung und zur Heizung zu verwenden.<br />

So könnte gerade in den Sommermonaten eine<br />

erhebliche Reduzierung von CO2 erreicht werden.<br />

Der Appell zu Veränderungen geht ausnahmslos an alle<br />

Industriestaaten. Was der zwischenstaatliche Klimabeirat IPCC<br />

in seinem vierten Weltklimabericht Anfang Februar aufgezeigt<br />

hatte, war ein umweltpolitischer Urteilsspruch mit<br />

apokalyptischen Warnungen. Nationale Rahmen allein sind<br />

zur Eindämmung der Klimafolgen nicht erfolgversprechend,<br />

globale Aktivitäten werden verlangt. Fatalismus und Verdrängung<br />

sind genauso fehl am Platze wie Alarmismus und überstürzter<br />

Aktionismus. Behäbiger umweltpolitischer Trott oder<br />

die vor Ignoranz strotzende Hoffnung, in der Weite unseres<br />

Universums sei das Quäntchen Sonderdreck doch nur ein<br />

28<br />

Sandkorn in der Schöpfungswüste, erweisen sich als nicht<br />

hilfreich.<br />

"Was soll die ganze Aufregung?", heißt es dieser Tage immer<br />

wieder mit dem Argument: Klimawandel sei doch erdgeschichtlicher<br />

Alltag. Ein relativierender Verweis auf viel schlimmere<br />

klimatische Phasen der Erdgeschichte, als die Ozeane<br />

Badewannentemperatur hatten, ist auch deshalb unredlich,<br />

weil die Menschheit eine zivilisierte Gemeinschaft ist, die<br />

Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen<br />

wahrzunehmen hat, und weil wir technologisch in der Lage<br />

sind, das Vermeidbare auch zu vermeiden. Wissenschaftliche<br />

Berechnungen, es käme zu keinem planetaren Supercrash,<br />

selbst wenn die Menschheit alles verfeuerte, was die Erde an<br />

fossilem Brennstoff hergäbe, mögen zwar stimmig sein, sind<br />

aber die falsche Denkschablone von Gegnern des Mainstreams,<br />

die gern einmal gegen den Strom schwimmen wollen. Und<br />

was hat dies alles mit dem Sport zu tun? Nicht gerade wenig -<br />

und zwar im umfassenden wie im spezifischem Sinne.<br />

Die Hitzewelle in Europa 2003 soll 35.000 Todesopfer gefordert<br />

haben; dies dürfte sich weiter potenzieren. Denn höhere<br />

Temperaturen sorgen für thermischen Stress mit einer erhöhten<br />

Sterblichkeit, vermindertem Wohlbefinden und Erkrankungen<br />

gerade älterer Mitbürger. Klettern die Temperaturen über<br />

30 Grad, werden Bewegung und Sport im Freien zu einer<br />

gesundheitlichen Belastung. Mehr Grünflächen in den Städten<br />

lindern zwar die Hitze, wenn der Asphalt dampft, sind allerdings<br />

kein Allheilmittel. Sport sollte bei extremer Hitze mit<br />

besonderer Vorsicht betrieben werden, weil der Körper bis zu<br />

anderthalb Liter Flüssigkeit verliert. Wird die körperliche<br />

Belastung zu groß und der Flüssigkeitsmangel zu stark, provoziert<br />

der klimabedingte Schwitzkasten einen Kreislaufkollaps.<br />

Ins Gerede gekommen ist wieder einmal der Motorsport mit<br />

seinen vielen Facetten. Außerhalb der Rennsportgemeinde gilt<br />

es als nicht mehr nachvollziehbar, dass jedes Jahr die Wüsten-<br />

Rallye Dakar als "letztes großes Abenteuer der Menschheit"<br />

zelebriert wird, die ökologischen Bedenken aber ausgeblendet<br />

bleiben. Und die 800 PS starken Boliden der Formel eins, die<br />

60 bis 80 Liter Spezialbenzin auf 100 km verbrauchen und 1,5<br />

kg CO2 pro km ausstoßen, sind die absoluten Klimasünder.<br />

Eigentlich unverantwortlich: Pro Fahrzeug werden in der<br />

Saison über 50 Tonnen CO2 emittiert, die Flugmeilen des<br />

Trosses summieren sich hinzu. Noch sind umweltfreundliche<br />

Technologien im Vollgassport ein Fremdwort. Allerdings kann<br />

die Eliteklasse des Motorsports nicht mehr länger dem Klimaschutz<br />

davonbrausen - deshalb wurde eine "Grüne Formel<br />

eins" als mittelfristiges Ziel ausgegeben. Ab 2011 sollen Rapsöl<br />

oder andere Biostoffe in die Tanks der Rennmaschinen rinnen.<br />

Doch noch immer wehren sich einige Ewiggestrige der Branche,<br />

auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ihre<br />

Argumente strotzen vor Einfalt: 99 Prozent des CO2 bei einem<br />

Rennen werden von den Zuschauern verursacht (wenn


100.000 Besucher in 50.000 Pkws geschätzte 150 km für Hinund<br />

Rückweg zurücklegen). Nach diesem Kalkül belastet ein<br />

Fußball-Wochenende in Deutschland die Umwelt höher als die<br />

Vollgasorgien in einer Rennsaison.<br />

Die milden Winter in unseren Breiten mit wenig Schnee<br />

verlangen für den Wintersport eine Neuorientierung. "Gegen<br />

die Erderwärmung, die nicht nur im Flachland, sondern auch<br />

in den Bergen zuschlägt, wird neuerdings mit allen verfügbaren<br />

Kanonen geschossen", tadelt der sportpolitische Sprecher<br />

der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Winfried<br />

Hermann. Der Politiker kritisierte gemeinsam mit anderen<br />

Umweltschützern, dass zur Jahreswende für den Biathlon-<br />

Weltcup in Oberhof 80 Lkws aus Bremerhaven 4.000 Kubikmeter<br />

Splittereis, das sonst zur Kühlung von frischem Fisch<br />

benötigt wird, in den Thüringer Wald transportiert wurden.<br />

Mindestens 150 Tonnen CO2 wurden dabei freigesetzt - eine<br />

Klimasünde des Sports. Hermann, der auch Vorsitzender des<br />

Kuratoriums Sport und Natur ist, rügt: "Es wäre doch die<br />

Verrücktheit auf die Spitze getrieben, wenn man die Folgen<br />

des Treibhauseffekts, der auf die energieintensiven, klimabelastenden<br />

Lebensweisen in den Industrieländern zurückzuführen<br />

ist, damit bekämpft, dass man mit viel Energieaufwand den<br />

Winter mit Eis und Kunstschnee selber schafft - nach dem<br />

Motto: Wenn die Natur nicht will, werden wir das selbst<br />

machen."<br />

Die Auswirkungen des sich anbahnenden Klima-GAUs treffen<br />

die Ferienregionen in den Mittelgebirgen bereits heute empfindlich.<br />

Umstellen müssen sich auch die deutschen Alpenregionen:<br />

FIS-Rennen in den 34 deutschen Skigebieten werden<br />

bis auf das Zugspitzplateau schon bald nicht mehr ausgetragen<br />

werden können. Ein Grad Erwärmung bedeutet, dass sich<br />

die Schneegrenze um etwa 150 m verschieben wird. Der<br />

Skisport könnte sich aus unseren Breiten schneller verabschieden,<br />

als viele erwarten. Häufige Verlegungen und Ausfälle<br />

alpiner wie nordischer Wettbewerbe sorgen bereits für neue<br />

Entscheidungsgrundlagen. Norwegen, der Kaukasus und der<br />

sibirische Permafrostboden dürften schon bald begehrte<br />

Standorte werden. Sogar der Präsident des IOC, Jacques<br />

Rogge, deutete zu Jahresbeginn Konsequenzen für die Vergabe<br />

der Austragungsstätten <strong>Olympische</strong>r Winterspiele an; künftige<br />

Bewerber müssen erwartbar sichere natürliche Schneeverhältnisse<br />

dokumentieren.<br />

Ist die sich anbahnende Klimakatastrophe nur Bluff und<br />

Schwindel, pure Scharlatanerie? Es gibt in der wissenschaftlichen<br />

Erörterung sui generis unterschiedliche Meinungen. So<br />

heißt es, Anteile des CO2 in der Luft im Spektrum von mehreren<br />

Zehntel Promille hätten keinerlei Wirkungen auf die<br />

Wärmespeicherfähigkeit und die Dichte der Luft. Die Zunahme<br />

des CO2-Gehalts könnte nun einmal die direkte thermische<br />

Abstrahlung der Erdoberfläche ins All nicht vollständig unterbinden.<br />

Durch diese Abstrahlung werde die Luftschicht in der<br />

mittleren Atmosphäre sogar immer kühler. Die so genannte<br />

Mesosphäre werde also kälter und schrumpfe um einige<br />

Kilometer pro Jahrzehnt.<br />

Andere Forscher stellen wiederum fest: Mindestens 90 Prozent<br />

der Treibhauswirkung sei dem Wasser geschuldet, dem Wasserdampf<br />

(H2O), und erst der Rest einigen Gasen, Kohlendioxid<br />

(CO2), Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N2O), Ozon (O3),<br />

und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Dabei seien die<br />

Spurengase als Bewirker des Treibhauseffekts relativ unbedeutend,<br />

denn die Atmosphäre könne bis zu vier Prozent Wasserdampf<br />

enthalten; hingegen seien nur knapp 0,04 Prozent<br />

Kohlendioxid, dem mengenmäßig bedeutendsten Spurengas.<br />

Und eine Erhöhung des CO2-Anteils könne nun einmal keine<br />

Auswirkungen auf das Klima haben. Denn Treibhausgase<br />

verlangsamten die Wärmeabgabe der Erde und könnten auf<br />

keinen Fall die Transportrichtung der Wärmeabfuhr ändern.<br />

Eine thermische Rückstrahlung der angeregten Kohlendioxid-<br />

Moleküle in die warme erdnahe Zone sei nicht möglich, denn<br />

es gebe nur dann eine Wärmeübertragung, wenn der Sender<br />

wärmer ist als der Empfänger. Da die Temperatur in der Höhe<br />

pro Kilometer um etwa 6 Grad abnimmt, sei es im größten Teil<br />

der Atmosphäre extrem kalt. Nach dem Wissensstand der<br />

Physik, genauer gesagt: der Thermodynamik, sei es ausgeschlossen,<br />

dass es durch CO2-Spurenanteile in der Luft zu<br />

einer Erwärmung kommen kann. Lediglich der Wassergehalt<br />

der Atmosphäre sei klimawirksam, und dessen Wirkungen<br />

dürften keine katastrophalen Ausmaße annehmen.<br />

Auch wenn die Meinungen der Experten auseinandergehen,<br />

sollten wir nicht abwarten, ob sich die Theorie von der Klimakatastrophe<br />

bewahrheitet oder nicht. Denn die mittlere Aufenthaltszeit<br />

von heutigen CO2-Emissionen in der Lüfthülle<br />

beträgt 120 Jahre; die tatsächlichen Auswirkungen werden<br />

sich also erst in einigen Jahrzehnten zeigen. Die Alarmsignale<br />

sollten Grund genug sein, den übermäßigen Ausstoß von<br />

Treibhausgasen einzudämmen: Wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahmen<br />

sind erforderlich, der Übergang in eine kohlendioxidarme<br />

Energieversorgung ist wünschenswert. Nicht nur die<br />

Dreckschleudern der Industrie müssen verschwinden - ein<br />

jeder kann sich für Verhaltensweisen und Produkte entscheiden,<br />

die den Ausstoß an Treibhausgasen deutlich verringern.<br />

Wir sollten beim "liebsten Spielzeug" anfangen: Brauchen wir<br />

gepanzerte Luxuslimousinen, die wenige Kilogramm Mensch<br />

mit einer Tonne Metall umhüllen und deren Verbrennungsmotor<br />

im Zeitalter des technisch diversifizierten Fortschritts<br />

überholt ist? Die Antwort lautet: nein.<br />

"Meton ariston" - "Maßhalten ist das Beste". Zeugt dieser<br />

2.500 Jahre alte Sinnspruch des griechischen Weisen Cleobulus<br />

von Lindos immer noch lebendig von brennender Aktualität?<br />

Ja! Auch der moderne Sport und die internationale <strong>Olympische</strong><br />

Bewegung werden durch den Klimawandel besonders<br />

herausgefordert.<br />

OF<br />

29


Mobilität und Sport:<br />

Im Spannungsfeld zwischen<br />

Schädigung der Umwelt und<br />

Verbesserung der Lebensqualität<br />

<strong>Von</strong> Rainer Hipp<br />

"<br />

W<br />

as tun Sie oder möchten Sie in Zukunft tun, um<br />

das Klima zu schonen?", so lautete die Frage von<br />

Infratest dimap Ende Februar/Anfang März. 80%<br />

der <strong>Deutsche</strong>n, so die Demoskopen, wollen weniger Autofahren.<br />

Gleichzeitig wird der Bundesregierung von den Befragten<br />

vorgeworfen, nicht genügend für den Klimaschutz zu tun.<br />

Der Bürger selbst allerdings lässt zwischen der verbalen<br />

Willensbekundung und seiner tatsächlichen Handlungsweise<br />

eine große Lücke klaffen.<br />

Dies beweist die Studie "Mobilität und Sport", die vom Institut<br />

für Verkehr und Umwelt in Stuttgart für Baden-Württemberg<br />

erstellt worden ist. Auftraggeber war das damalige<br />

Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg,<br />

Kooperationspartner der Landessportverband Baden-Württemberg<br />

(LSV).<br />

Zu den Ergebnissen dieser in Deutschland bisher einmaligen<br />

Studie:<br />

� über 8 Milliarden Kilometer jährlich werden allein in<br />

Baden-Württemberg für Sportaktivitäten gefahren,<br />

� davon mehr als 1 Milliarde Kilometer als Zuschauer durch<br />

den Besuch von Sportveranstaltungen,<br />

� und über 1 Milliarde Kilometer durch Transporte zum<br />

Sporttreiben der Kinder,<br />

30<br />

� knapp die Hälfte aller "Sportler" fährt mit dem Auto,<br />

� die Mehrzahl sitzt allein im Auto,<br />

� nur 4% der Sportaktiven nutzen öffentliche Verkehrsmittel,<br />

� nur bei Distanzen unter 1 Kilometer wird das Rad genutzt<br />

oder gelaufen.<br />

Bei diesen Ergebnissen wurden die Fahrten der Funktionsträger<br />

der Sportorganisation (Schiedsrichter, Trainer, Jugendleiter,<br />

Vorsitzende, etc.) noch gar nicht erfasst. Rechnet man die<br />

Fahrleistungen der Sportaktivitäten auf die Bundesrepublik<br />

hoch, kommt man bei angenommenen 5 Milliarden Kilometern<br />

je Bundesland auf die beinahe unglaubliche Zahl von 80<br />

Milliarden Kilometer pro Jahr, die für den Sport in Deutschland<br />

gefahren werden.<br />

Wirkung und Belastung des Sportverkehrs auf die<br />

Umwelt<br />

Die generellen Verkehrsprobleme, d.h. die Folgewirkungen<br />

auf Flächenbeanspruchung und Klimaschutz müssen angesichts<br />

der gezeigten Dimensionen des Sportverkehrs höchste<br />

Beachtung finden. Im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz<br />

lässt sich im Rahmen eines dynamischen Sportentwicklungs-Szenarios<br />

verdeutlichen, um welche Faktoren es<br />

hierbei geht:


In Baden-Württemberg würde sich bei einer fortgeschriebenen<br />

Jahresfahrleistung des gesamten PKW-Sportverkehrs bis<br />

2020 ein weiterer Anstieg<br />

� des Treibstoffverbrauchs um 10,5 % (2010) und noch um<br />

2,5 % (2020) trotz sinkender Verbrauchswerte; und<br />

� des C0²-Ausstoßes um 0,65 % (2010) trotz vermindertem<br />

Grenzwert auf 140 g pro Kilometer ergeben.<br />

Aus den Antworten der Befragten in der Studie ergibt sich<br />

ein insgesamt komplexer Meinungsspiegel, der gerade auf<br />

Grund teilweise erheblicher individueller Unterschiede Anlass<br />

gibt, zu untersuchen, ob sich Gruppen mit ähnlichen Einstellungs-<br />

und Verhaltensmustern zeigen. In einem ersten<br />

Ansatz, der auf dem sozialwissenschaftlichen Verfahren der<br />

Clusteranalyse basiert, lassen sich drei ähnlich große Gruppen<br />

identifizieren, die eine unterschiedliche PKW- bzw. öffentliche<br />

Verkehrs (ÖV)-Affinität zeigen und sich auch in anderen<br />

Merkmalen zum Teil deutlich, zum Teil aber auch nur marginal<br />

gegeneinander abgrenzen:<br />

Gruppe 1 ("Eingefahrene Autonutzer"):<br />

Sie zeigt eine sehr deutliche Affinität zum Autofahren, hohe<br />

Sport-Mobilität und hohe PKW-Verfügbarkeit. Sie lebt<br />

schwerpunktmäßig im ländlichen Raum, in größeren Haushalten,<br />

ist erheblich auch in Kindersport-Aktivitäten eingebunden<br />

und hat überwiegend eine eher negative Einstellung<br />

zum öffentlichen Verkehr. Motive der Sportausübung sind<br />

insbesondere gesundheitlich orientiert.<br />

Gruppe 2 ("Aufgeschlossene Autonutzer"):<br />

Sie zeigt auf der Einstellungsebene eine weniger deutliche<br />

PKW-Affinität und bewertet auch den ÖV tendenziell positiver.<br />

Trotzdem werden Sportwege, erst recht im Kinder- und<br />

Jugendsport, meist im PKW bewältigt - aus Bequemlichkeit<br />

oder Zeitknappheit. Diese Gruppe hat das höchste Bildungsniveau,<br />

fährt aber im Mittel auch die meisten Kilometer für<br />

Sportzwecke.<br />

Gruppe 3 ("Zweckangepasste ÖV-Nutzer"):<br />

Sie weist einen hohen Anteil an Jüngeren und Älteren auf,<br />

lebt überwiegend im verdichteten Raum und ist in Einstellung<br />

und Verfahren ausgesprochen ÖV-freundlich orientiert.<br />

Sie legt insgesamt deutlich weniger Kilometer für sportinduzierte<br />

Zwecke zurück als die anderen Gruppen. Es besteht<br />

nur ein geringes Wegeaufkommen für Kinder- und Jugendsport.<br />

Alle Sportwege-Aktivitäten sind in dieser Gruppe<br />

31


durch einen hohen Fußgänger- und Radfahrer-Anteil<br />

gekennzeichnet.<br />

Abwägung zwischen Sport und Umwelt<br />

Die durch die Studie ohne Zweifel bewiesenen Umweltbelastungen,<br />

die als Folgewirkungen des Verkehrs durch Sportaktivitäten<br />

und Sportveranstaltungen entstehen, entwickeln sich<br />

angesichts der Größenordnung der sportbedingten Jahresfahrleistungen<br />

für die Zukunft als wachsendes Problemfeld,<br />

das einer sachlichen Abwägung bedarf.<br />

Der Zuwachs an Sportaktivitäten bedingt einen weiteren<br />

Anstieg an Sportverkehr. Dadurch wächst - wie erwähnt -<br />

auch die Belastung für Umwelt und Natur. Dazu sollen einige<br />

selbstverständliche Thesen dargestellt werden:<br />

� Bei der Erhaltung der Umwelt geht es um Fragen von Leben<br />

und Überleben. An diesen Fragen ist auch die Sportorganisation,<br />

sind alle Sportler interessiert, weil sie alle leben und<br />

überleben wollen.<br />

� Sport eröffnet Möglichkeiten und Chancen übrigens für<br />

alle, menschlicher leben zu können. Besser, gesünder,<br />

fröhlicher, vielleicht sogar länger leben zu können. Auch<br />

daran sollten alle interessiert sein.<br />

� Weil Überleben Voraussetzung menschlichen Lebens ist,<br />

haben der Sport und seine Organisationen gewiss dort<br />

zurückzustehen, wo seine Funktionen Überleben ins Risiko<br />

bringen.<br />

� Wo Umweltbelastungen aus dem Bereich des Sports<br />

menschliche Existenz nicht in Gefahr bringen, ist abzuwägen,<br />

was für die Allgemeinheit unter Aspekten der Lebensqualität<br />

nützlicher, wichtiger ist: Die (gestörten) Umweltgüter<br />

und Umweltinteressen oder die durch den Sport<br />

geförderten Güter und Interessen. Speziell in diesem<br />

Bereich werden Diskussionen stattfinden, Einsichten vermittelt<br />

und Kooperationen vollzogen werden müssen.<br />

Zwischen Grundsatz und persönlicher Betroffenheit<br />

Wir alle und jeder Einzelne akzeptieren relativ leicht allgemeine<br />

Grundsätze, auch Verhaltensvorschriften wie:<br />

� Schutz dem Wald,<br />

� Wider die Umweltverschmutzung,<br />

� Kampf dem C0²-Ausstoß,<br />

� Für Hybridautos und das sofort …<br />

Kehrt sich aber die gebilligte Verhaltensnorm individuell<br />

gegen einen selbst, beginnen häufig Widerstand und Ärger.<br />

Wie viele Reden sind schon - um ein Beispiel zu nehmen -<br />

gegen das Eigentum gehalten worden und wie selbstverständlich<br />

sind die Redner dabei doch davon ausgegangen,<br />

dass das eigene Eigentum (natürlich) geschützt bleibe. Solche<br />

32<br />

Erfahrungen sind übertragbar. Wenn wir das wissen und uns<br />

stets gegenwärtig machen, steigen unsere Chancen, Vernünftiges<br />

zu Wege zu bringen.<br />

Der Sport lebt mit oder unter einem Trauma. Er fühlt sich<br />

gelegentlich als leicht spielbares Instrument der Politik. Es<br />

wäre schlimm, wenn an der Sportorganisation partiell eine<br />

rigide Umweltpolitik vollzogen würde, die im Übrigen vor<br />

Argumenten aus dem Bereich der Wirtschaft und Industrie<br />

und auch vor anderen privaten Wünschen zurückstecken<br />

würde.<br />

Überzeugungsbildung innerhalb der Sportorganisation und<br />

ihre Kooperationsfähigkeit nach außen werden also auch<br />

davon abhängen, dass das Verhalten der Politik und des<br />

Umweltschutzes in sich schlüssig ist.<br />

Keine Frage: Der Sport schafft Belastungen! Wie übrigens<br />

andere menschliche Wünsche und Bedürfnisse auch! Sie<br />

mögen - verglichen mit der Belastungsproduktion anderer<br />

"Hersteller" - relativ bescheiden sein.<br />

Aber es gibt sie! Das zeigt ganz eindeutig die Studie "Mobilität<br />

und Sport". Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass die<br />

Summe aller Belastungen auch die weniger Gewichtigen mit<br />

prägen.<br />

Es gilt also, abzuwägen:<br />

� Die Sportorganisation kann und will nicht verlangen, dass<br />

jedermann überall seinen Wunschsport betreiben kann.<br />

Andererseits sollten Natur- und Landschaftsschutz nicht<br />

eine Wunschsportart ganz oder nahezu ganz von der<br />

Ausübung effektiv ausschließen können. Es sollte möglich<br />

sein, in einer gegenseitigen Abstimmung Konsens zu<br />

erzielen, wo der Schutz von Biotopen Vorrang haben soll<br />

vor der Ausübung des Sports, hier: einer bestimmten<br />

Sportart.<br />

� Wo die Inanspruchnahme von Landschaft und ihre unmittelbaren<br />

und mittelbaren Folgen ökologisch unbedenklich<br />

oder nur unwesentlich ökologisch relevant sind, sollte die<br />

Präferenz des Sports Anerkennung finden.<br />

� Wo die menschlichen Lebensgrundlagen durch den Belastungsbeitrag<br />

des Sports in ein offenkundiges Risiko geraten<br />

können, muss die Sportorganisation akzeptieren, zurück zu<br />

stehen.<br />

Voraussetzung aller Abwägung und allen Abwägungsverhaltens<br />

ist das wechselseitige Gehör, das Sich-Anhören. Auch<br />

richterliche Entscheidungen sind Abwägung. Dort gilt der<br />

verfassungsrechtliche Grundsatz des "audiatur et altera pars."<br />

Wir sollten ihn auch - wie selbstverständlich - in unsere<br />

Beziehungen aufnehmen.


Handlungsansätze für eine nachhaltige Entwicklung<br />

des Sportverkehrs<br />

Als Voraussetzung für geeignete und längerfristig angelegte<br />

Handlungskonzepte müssen zunächst die Potenziale definiert<br />

werden, die hinsichtlich Einsparungen im Energieverbrauch,<br />

Klimaschutz und Flächennutzung zu einer Umweltentlastung<br />

und Ressourcenschonung beitragen und in verschiedenen<br />

Stufen für den Sport und seine Organisation erschlossen<br />

werden können. Priorität aus der Sicht der vorliegenden Studie<br />

wird eindeutig dem Sektor des Energieverbrauchs eingeräumt.<br />

Laut Shell-Szenarien aus dem Jahr 2004 werden sich die<br />

PKW-Treibstoff-Verbrauchswerte (im Flotten-Durchschnitt)<br />

durch fahrzeugtechnologische Entwicklungen in den nächs-<br />

ten zehn Jahren von heute 8,5 Liter pro 100 Kilometer langfristig<br />

in 6,5 Liter pro 100 Kilometer entwickeln (2010: 7,8<br />

Liter/2020: 7,0 Liter) und selbstregulierend zu einer Entlastung<br />

beitragen. Weitergehende Verbrauchsreduktionen könnten<br />

darüber hinaus im Sportbereich durch eine<br />

� Dämpfung der PKW-Fahrleistungsentwicklung (Kilometer pro<br />

Jahr) auf der Basis von Fahrgemeinschaften und einer höheren<br />

Nutzung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs sowie<br />

durch eine<br />

� forcierte Kommunikation und vermehrte Nutzung und<br />

Verbreitung des seit längerem erfolgreichen Ökotrainings<br />

(Sprit-sparendes Fahren)<br />

erreicht werden. Die Reduzierung des<br />

Treibstoffverbrauchs bei den PKW-Fahrleistungen<br />

hätte summarisch sowohl<br />

die erwünschte positive Auswirkung auf<br />

eine Minderung des C0²-Ausstoßes als<br />

auch auf eine Minderung toxischer<br />

Schadstoffe und wäre insofern ein<br />

wertvoller Beitrag für die Stabilisierung<br />

und Verbesserung des Klimaschutzes.<br />

Im Hinblick auf die sportinduzierten<br />

Verkehrs-Probleme bei der Flächennutzung<br />

stehen Fragen des Flächenbedarfs<br />

für die Verkehrserschließung - insbesondere<br />

Parkierungsflächen - sowie Aspekte<br />

des Verkehrslärms im Vordergrund. Auch<br />

in dieser Richtung könnte prinzipiell<br />

durch eine Erhöhung der Transportanteile<br />

des öffentlichen Personen-Nahverkehrs<br />

im Verhältnis zum Individualverkehr<br />

eine wünschenswerte Entwicklung<br />

verstärkt werden.<br />

Auf der Grundlage dieser technologischen,<br />

infrastrukturellen und konzeptionellen<br />

Ansätze besteht insgesamt eine<br />

realistische Chance, die im Sport<br />

erkannte und inzwischen auch sportpolitisch<br />

offensiv angegangene Umweltproblematik<br />

den Sportaktiven über<br />

geeignete Medien verständlich zu<br />

machen. Es hat sich gerade durch die<br />

konkreten Erkenntnisse der Studie<br />

"Mobilität und Sport" und die im Ansatz<br />

bereits gebildeten Verhaltens-Cluster<br />

die Überzeugung verstärkt, dass mit<br />

diesem Prozess eine langfristig angelegte<br />

Sensibilisierung und Motivation für<br />

Minderung der jeweiligen Probleme zu<br />

erreichen ist.<br />

OF<br />

33


Europa und der Sport -<br />

ein gesellschaftspolitischer<br />

Dauerbrenner mit aktueller<br />

Initiative<br />

<strong>Von</strong> Walter Mirwald<br />

In Berlin knallten die Sektkorden. 50 Jahre europäische<br />

Verständigung, 50 Jahre Römische Verträge wurden groß<br />

gefeiert. Die Repräsentanten der 27 Mitgliedsstaaten der<br />

Europäischen Union, allen voran die deutsche EU-Ratspräsidentin<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel, würdigten, dass aus<br />

einem Sechser-Club ein riesiger Staatenverbund gewachsen<br />

ist. Die Bevölkerung feiert mit. Das Thema Europa ist aktuell.<br />

Europa ist in aller Munde. Und der Sport ist an prominenter<br />

Stelle mit dabei.<br />

Nicht nur, dass sich am 12. und am 13. März Sportminister<br />

und Delegationen aus den EU-Mitgliedsstaaten unter der<br />

Leitung von Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble in<br />

Stuttgart mit Themen wie "Sport und Ökonomie", "Sport und<br />

Gewalt", Integration und Sport" und "Dopingbekämpfung"<br />

auseinandergesetzt haben. Auch unter dem Dach des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) mit seinen 27 Millio-<br />

Über den wahren Wert der Auszeichnung streiten sich<br />

die Gelehrten. Unbestritten ist dagegen: Die Plakette<br />

wiegt schwer und ihr Glanz strahlt so hell über der<br />

Stadt wie der Stern von Mercedes. Stuttgart ist die Europäische<br />

Sporthauptstadt 2007. Verliehen wird das Prädikat von<br />

der eigens dafür gegründeten Organisation "European Capital<br />

of Sports Association" (ACES) jeweils für ein Jahr. Die ACES<br />

sitzt in Rom, italienische und spanische Sportagenturen<br />

haben sie 1999 gegründet. Wem der Prestige bringende Titel<br />

verliehen wird, entscheiden gestrenge Juroren. Städte können<br />

sich nicht bewerben, sie werden gekürt.<br />

34<br />

nenMitgliedschaften und mehr als<br />

90.000 Vereinen<br />

wurde die besondere<br />

Note "Europa"<br />

im ersten Halbjahr<br />

2007 gesetzt.<br />

"europa(S)meister"<br />

heißt die Initiative<br />

des DOSB zur<br />

deutschen EU-<br />

Ratspräsidentschaft,<br />

die sich<br />

zum Ziel gesetzt<br />

hat "Für Deutschland<br />

in Europa<br />

werben - Europa<br />

in Deutschland<br />

sichtbar machen". In allen 16 Landessportbünden<br />

werden 16 Beispiele für<br />

täglich gelebtes Europa im Sport vor Ort<br />

von 16 Europameisterinnen bzw. Europameistern<br />

präsentiert. "europa(S)meister"<br />

stellt Projekte aus den unterschiedlichsten<br />

gesellschaftlichen Bereichen vor:<br />

von Integration über Gesundheit oder<br />

regionaler Wirtschaftsförderung bis hin<br />

zu Ausbildung und Beschäftigung. "Die<br />

deutsche EU-Ratspräsidentschaft bietet<br />

eine hervorragende Gelegenheit zu<br />

zeigen, dass Sport nicht nur Europameisterinnen<br />

und -meister ermittelt, sondern<br />

dass die wichtigen europäischen Themen<br />

tagtäglich im Sport gelebt werden", sagt<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach zu der<br />

Sport, Spaß und Stuttgart: Die Schwaben-Metropole<br />

Das wichtigste Kriterium: Die Auserwählte muss sich über<br />

den Zeitraum von mindestens fünf Jahren besonders um den<br />

Sport bemüht haben - und das nicht nur im Spitzenbereich.<br />

Die Prüfer achten auf die sportliche Infrastruktur, die kommunale<br />

Nachwuchsförderung, innovative Projekte und auf<br />

die Nachhaltigkeit der Maßnahmen. Stuttgarts Oberbürgermeister<br />

Dr. Wolfgang Schuster strahlte wie nach einer<br />

gewonnenen Wahl, als er Ende Januar die goldene Trophäe<br />

entgegennahm. Seine Stadt hatte sich als erste deutsche<br />

Kommune gegen 43 Konkurrenten durchgesetzt. Ihr Name<br />

steht fortan eingraviert neben zuvor ausgezeichneten Städ-


ist Europäische Sporthauptstadt 2007 <strong>Von</strong> Gunter Barner<br />

ten wie Madrid, Stockholm, Glasgow, Alicante, Rotterdam<br />

und Kopenhagen. Und irgendwie scheint es, als sei damit der<br />

12. April 2003 ein für allemal vergessen. Damals platzte<br />

schon im ersten Wahlgang jäh der Traum von der Bewerbung<br />

für die <strong>Olympische</strong>n Sommerspiele 2012. Stuttgart<br />

bekam 15 von 135 möglichen Stimmen, die Präsentation war<br />

so bieder wie peinlich, und die Häme der Konkurrenten traf<br />

die Macher vom Neckar bis ins Mark. Ein bittere Niederlage<br />

für die bewegte Stadt, die nach der Leichtathletik-EM 1986<br />

mit dem Olympic Cup des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees (IOC) und im Anschluss an die Leichtathletik-WM<br />

1993 mit der Fair-Play-Trophäe der Unesco ausgezeichnet<br />

worden war.<br />

Jetzt meldet sich die sportbegeisterte Metropole zurück. Der<br />

ACES-Award gilt dabei nur als äußeres Zeichen eines inneren<br />

Wandels, der in den vergangenen Jahren Erstaunliches zu<br />

Stande brachte. Nach einer kurzen Phase der Besinnung hat<br />

die baden-württembergische Landeshauptstadt den Sport als<br />

Standortfaktor wieder belebt. "Eigentlich hätte Stuttgart<br />

diese Auszeichnung gar nicht nötig, denn die Kommune ist<br />

auch so die europäische Sporthauptstadt 2007", sagte DOSB-<br />

35


Initiative, für die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schirmherrschaft<br />

übernommen hat.<br />

Und dass dies mehr ist als eine Pflichtübung im Halbjahr der<br />

deutschen Ratspräsidentschaft, zeigt ein Schreiben der Bundeskanzlerin<br />

an den DOSB-Präsidenten, in dem es heißt: "Mit<br />

großem Interesse habe ich Ihre Ausführungen zu der Initiative<br />

‚europa(S)meister' gelesen und mit Freude zur Kenntnis<br />

genommen, dass Europa - entgegen vieler Unkenrufe - in<br />

auch für unsere Bevölkerung direkt wahrnehmbaren Bereichen,<br />

wie dem des Sports, tagtäglich gelebt wird." Die EU-<br />

Ratspräsidentin schreibt weiter: "Die Initiative verdient im<br />

europäischen, aber auch deutschen Interesse, große Öffentlichkeit.<br />

Aus diesem Grunde möchte ich die Initiative unterstützen<br />

und bin gerne bereit, die Schirmherrschaft im Rahmen<br />

der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu übernehmen."<br />

Die "große Öffentlichkeit", auf die die Bundeskanzlerin und<br />

Schirmherrin hinwies, wird natürlich vom DOSB und seinen<br />

Landessportbünden gezielt gesucht. Jeder Landessportbund<br />

stellt seine Aktion mit dem jeweiligen Europameister bzw. der<br />

Europameisterin in einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung<br />

vor. Für den Auftakt sorgte der Landessportbund Rheinland-Pfalz,<br />

für den die Langstreckenschwimmerin Angela<br />

Maurer das Projekt "Sport und Sprache" präsentierte. In<br />

Mainz-Mombach verbindet der Landessportbund einen<br />

Schwimmkurs für deutsche und muslimische Frauen mit<br />

einem Sprachtraining. Das Projekt setzt europäische Schwerpunktthemen<br />

wie Integration, Gender Mainstreaming und<br />

lebenslanges Lernen in die Praxis um und fördert darüber<br />

hinaus den sportlich-kulturellen Austausch der Frauen untereinander.<br />

Ein zweites Beispiel: In Hamburg steht Hockey-Nationalspieler<br />

Sebastian Biederlack für das Projekt "Gesundheitsförderung<br />

durch Bewegung". Im Rahmen von Gesundheits- und Bewe-<br />

Präsident Dr. Thomas Bach. Ein Großereignis jagt neuerdings<br />

das andere. Im Sommer 2006 feierten die Schwaben noch<br />

enthusiastisch das kleine Finale der Fußball-Weltmeisterschaft.<br />

Im Januar dieses Jahres strömten die Zuschauer zu<br />

den Vorrundenspielen der Handball-WM in die nagelneue<br />

Porsche-Arena. Anfang September steigt die Turnweltmeisterschaft,<br />

vom 25. bis 30. September werden die Straßen-Radweltmeister<br />

gekürt, Ende November erlebt die Automobilstadt<br />

die Tanz-WM - und zwischendurch messen sich die besten<br />

Leichtathleten der Welt im Daimler-Stadion beim Word<br />

Athletics Final der IAAF.<br />

"Wir wollen noch mehr solcher Topveranstaltungen", sagt die<br />

ehrgeizige Sportbürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann. Die<br />

36<br />

gungsschulungen für ältere Arbeitssuchende in kleinen und<br />

mittleren Unternehmen setzt die Aktion die europäischen<br />

Ansätze Gesundheit, Prävention, Beschäftigung und Integration<br />

um. Ziel ist ein breites Qualifizierungs-, Beratungs- und<br />

Vermittlungsangebot für Arbeitssuchende und von Arbeitslosigkeit<br />

bedrohte Menschen über 45 Jahre. Außerdem werden<br />

die Unternehmen auf die durch den demographischen Wandel<br />

entstehenden Herausforderungen vorbereitet.<br />

Unter den namhaften Athletinnen und Athleten, die die<br />

Aktion "europa(S)meister" unterstützen, sind auch die DOSB-<br />

Integrationsbotschafterin und Karate-Europameisterin Ebru<br />

Shik Ahmad, die Sprinterinnen Gabi und Birgit Rockmeier, die<br />

Eisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann, der Zehnkampf-Olympiazweite<br />

von Atlanta 1996, Frank Busemann, der<br />

Trampolinspringer Dennis Luxon und die Schwimmer Volker<br />

Meeuw und Klaus Steinbach, letzter NOK-Präsident und<br />

Persönliches Mitglied im DOSB. Die Europameister stehen Pate<br />

für wöchentliche Quizfragen. Es winken Preise zu Sport- und<br />

Kulturveranstaltungen in ganz Europa. Als Hauptpreis verlost<br />

der DOSB mit Unterstützung der Zurich Gruppe Deutschland<br />

drei Reisen zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen 2008 in Peking.<br />

Der deutsche Sport hat allerdings Europa nicht erst im Zeichen<br />

der deutschen EU-Ratspräsidentschaft entdeckt. Vielmehr<br />

führt der DOSB mit der Initiative "europa(S)meister" sein<br />

traditionelles Engagement für die europäische Verständigung -<br />

auch mit dem Sport und durch den Sport - fort. Bereits seit<br />

1993 ist die größte Bürgerbewegung Deutschlands mit einer<br />

eigenen Interessenvertretung in Brüssel präsent. Dafür hat<br />

sich ganz besonders die Spezialistin für Europafragen im<br />

früheren <strong>Deutsche</strong>n Sportbund, die langjährige Vizepräsidentin<br />

Erika Dienstl, engagiert. Mittlerweile zählen acht nationale<br />

Dachsportorganisationen und die Europäischen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees zu den Kooperationspartnern der DOSB-Vertretung<br />

in der europäischen Hauptstadt.<br />

ehemalige Handballspielerin denkt dabei an Tennis, Tischtennis,<br />

Volley- und Basketball. Die Voraussetzungen im so<br />

genannten Neckarpark sind nahezu ideal. Das 55 Hektar<br />

große Sport-, Erlebnis- und Freizeit-Zentrum rund um das<br />

Gottlieb-Daimler-Stadion bietet Möglichkeiten, die auch<br />

international keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Das neue<br />

Mercedes-Museum fasziniert seine Besucher. Das erst kürzlich<br />

eingeweihte Carl-Benz-Center - mit Restaurants, Hotels,<br />

Kongressräumen und der Nachwuchsakademie des VfB Stuttgart<br />

- dient bei Heimspielen des Fußball-Bundesligisten als<br />

schmuckes Domizil für die Fans. Das Daimlerstadion selbst<br />

zählt zu den modernsten und großzügigsten Arenen in<br />

Europa. Und nur einen Steinwurf weit entfernt eröffnen die<br />

"Zwillinge" Schleyerhalle und Porsche-Arena dem regionalen


Als Mittler zwischen Sportorganisationen und politischen<br />

Entscheidungsträgern in den EU-Institutionen vertritt das EU-<br />

Büro die Interessen des Sports in EU-Gesetzgebungsverfahren<br />

und unterstützt seine Mitgliedsorganisationen praxisnah bei<br />

Fragen rund um EU und Sport. Einen Schwerpunkt stellt<br />

hierbei die Beratung zur Umsetzung von sportbezogenen<br />

Projekten in EU-Förderprogrammen dar.<br />

Sport und Europa ist demnach keine Eintagsfliege im Zusammenhang<br />

mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, sondern<br />

ein überaus erfolgreicher sport- und gesellschaftspolitischer<br />

Dauerbrenner. Dabei können wir bis ins Jahr 1881 zurückbli-<br />

Regelsportbetrieb wie auch dem Event-Sport völlig neue<br />

Chancen. Im neuen Stuttgarter "SpOrt", einem Sport-, Bildungs-<br />

und Dienstleistungszentrum für Sportbünde, Fachverbände<br />

und Vereine, haben sich Vermarkter, ein Fitnessstudio<br />

und Unternehmen für den Sportstättenbau angesiedelt.<br />

"Im Neckarpark schlägt das sportliche Herz unserer Stadt",<br />

sagt Susanne Eisenmann stolz. Sie begreift den Sport als<br />

wichtiges Instrument des Standortmarketings für die 600.000<br />

Einwohner große Landesmetropole. Wie andere Städte kämpft<br />

auch Stuttgart gegen den Bevölkerungsschwund. "Immer<br />

mehr Firmen beziehen in ihre Standort-Überlegungen Freizeit-<br />

, Sport- und Erlebnis-Möglichkeiten mit ein", sagt die Sportbürgermeisterin<br />

und lässt in ihrem Bemühen nicht locker.<br />

cken, als auf eine französische Initiative hin mit dem Europäischen<br />

Turnverband, der Federation Européenne de Gymnastique<br />

(FEG), die erste Sportorganisation auf europäischer Ebene<br />

gegründet wurde. Und bereits 1891 führten die Eisschnellläufer<br />

und Eiskunstläufer ihre ersten Europameisterschaften<br />

durch, gefolgt von den Ruderern zwei Jahre später und weiteren<br />

Sportarten noch im 19. Jahrhundert.<br />

Als Fußnote sei hinzugefügt, dass sich in den letzten drei<br />

Jahrzehnten auf europäischer Ebene sowohl bei den Sportorganisationen<br />

(ENGSO, EOC, Fachverbände) wie staatlicherseits<br />

(CDDS, Europäische Sportministerkonferenz) und in gemischten<br />

Formen (Europäische<br />

Sportkonferenz, Europäisches<br />

Sportforum) vielfältige kontinentale<br />

Sportstrukturen<br />

entwickelt haben. Und<br />

schließlich ist es auch gegen<br />

erhebliche Widerstände<br />

gelungen, den Bereich Sport<br />

im Entwurf für eine europäische<br />

Verfassung zu verankern.<br />

Dies hatte der damalige<br />

Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportbundes, Manfred von<br />

Richthofen, mit der Bemerkung<br />

begleitet: "Wer ein<br />

Europa der Bürger aufbauen<br />

und festigen will, der sollte<br />

den Sport als treibende Kraft<br />

begreifen und seine sozialen<br />

und kulturellen Handlungsfelder<br />

offensiv nutzen."<br />

Dieser Satz hat an Aktualität<br />

nichts verloren.<br />

Ende Januar lud Stuttgart zu einem internationalen Kongress<br />

zur "Integration im Sport", vor wenigen Wochen trafen sich<br />

die Sportminister der Europäischen Union zu zweitägigen<br />

Beratungen am Neckar, im Herbst bittet die Landeshauptstadt<br />

ihre 440 Vereine (160.000 Mitglieder) zum großen Kongress<br />

über die städtische Sportentwicklung. "Wir wollen uns fit<br />

halten für die Zukunft", sagt Susanne Eisenmann, "und der<br />

Sport spielt dabei in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle."<br />

Sport, Spaß und Stuttgart - irgendwie gehört das seit jeher<br />

zusammen.<br />

OF<br />

OF<br />

37


Die Gründung der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe vor<br />

vierzig Jahren war ein Akt der Notwendigkeit. Die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele von 1972, die ein Jahr vor der<br />

Unterzeichnung der Stiftungsurkunde am 26. Mai 1967 in<br />

Berlin an München vergeben wurden, dürften der entscheidende<br />

Impuls dafür gewesen sein. Willi Daume hatte die<br />

Bewerbung als Trotzreaktion auf die Teilung der gesamtdeutschen<br />

Olympiamannschaft 1965 eingefädelt und zum Erfolg<br />

geführt. Der damalige Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes<br />

(DSB) und des Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees (NOK)<br />

nutzte die Begeisterung<br />

für die<br />

Spiele im eigenen<br />

Land, Überlegungen<br />

für eine<br />

bessere Betreuung<br />

der bundesdeutschen<br />

Athleten in<br />

konkretes Handeln<br />

umzumünzen. Die<br />

Chancenungleichheit<br />

der weitgehend<br />

puristischen<br />

westdeutschen<br />

Amateure gegenüber<br />

den Staatsamateuren<br />

des<br />

Ostblocks und den<br />

US-amerikanischenHochschulamateuren<br />

war<br />

augenfällig. Die<br />

Vorstellung, die<br />

westdeutschen<br />

Sportler könnten<br />

sich gegen die<br />

immer stärker<br />

werdenden DDR-<br />

Athleten in München<br />

blamieren,<br />

wirkte zusätzlich<br />

als Triebkraft.<br />

Im Herbst 1966 bat Willi Daume die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> (DOG), die sich bislang über das Sammeln von<br />

Spenden an der Finanzierung bundesdeutscher Olympia-<br />

Expeditionen beteiligt hatte, die Gründung einer unabhängigen<br />

Stiftung vorzubereiten. Am 9. November des Jahres<br />

empfahlen in Düsseldorf DSB, NOK, Bundesausschuss Leistungssport,<br />

DOG und das Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele 1972, eine "Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe" ins<br />

Leben zu rufen. Schon zwei Wochen später beriet das DOG-<br />

Präsidium eine Satzung und Geschäftsordnung für die künftige<br />

Stiftung. Und als Anfang 1967 DSB und NOK dem Regel-<br />

38<br />

werk zustimmten, war der Weg für das Förderwerk des deutschen<br />

Sports frei.<br />

Formal vollzogen die DOG und der DSB den Gründungsakt.<br />

Am Abend des 26. Mai 1967 unterzeichneten im Berliner<br />

Hotel Kempinski vor dem Notar Carl Scholz für die DOG deren<br />

Präsident Georg von Opel und ihr Schatzmeister Werner<br />

Peterssen sowie für den DSB Präsident Willi Daume und<br />

Schatzmeister Walter Wülfing die Stiftungsurkunde. Die<br />

Anschubfinanzierung der Stiftung, die ihren Sitz von Beginn<br />

40 Jahre Sporthilfe oder<br />

Die eindrucksvolle Bilanz<br />

der guten Taten <strong>Von</strong> <strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />

an in Frankfurt am Main hatte, war schon im Januar 1967<br />

mit der Entscheidung von Bundespostminister Werner Dollinger<br />

gesichert, Zuschlagsbriefmarken für die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele 1972 herauszugeben. Daraus wurde nach den Spielen<br />

die Sportbriefmarke, deren Erlös Jahr für Jahr der Sporthilfe<br />

und Wohlfahrtsverbänden zugute kommt und die nach wie<br />

vor die wichtigste finanzielle Säule der Stiftung darstellt.<br />

Mehr als 120 Millionen Euro hat die Sporthilfe seit 1968 aus<br />

dieser Quelle geschöpft. 3,5 Millionen waren es im WM-Jahr<br />

2006. Für 2007 wird mit 2 Millionen gerechnet.


Bevor es zur Gründung der Sporthilfe kam, glückte Willi<br />

Daume mit der (Er-)Findung von Josef Neckermann als<br />

Vorsitzender ein Geniestreich. Der erfolgreiche Versandhauschef<br />

war damals eine der Symbolfiguren des bundesdeutschen<br />

Wirtschaftswunders. Am 12. Mai, genau zwei Wochen<br />

vor der Geburt der Sporthilfe, gelang es "Eisen-Daume" am<br />

Rande des Wiesbadener Reitturniers in einer turbulenten<br />

Nachtsitzung, den anfangs widerstrebenden Würzburger<br />

weich zu klopfen. Der hoch dekorierte Dressurreiter übertrug<br />

den Erfolgsslogan "Neckermann macht's möglich" auf die<br />

Sporthilfe. "Necko", wie er liebevoll genannt wurde, identifizierte<br />

sich mit der ihm eigenen Mischung aus Perfektionismus,<br />

Arbeitseinsatz und Beharrlichkeit mit der neuen Aufgabe.<br />

Im Interesse der Sache schonte er weder seine Mitarbeiter<br />

noch die Vorstandsmitglieder der Stiftung. Seine nächtlichen<br />

Anrufe waren gefürchtet.<br />

Josef Neckermann war sich nicht zu schade, persönlich bei<br />

den Großen der Wirtschaft Klinken zu putzen, um möglichst<br />

viele Spenden zu sammeln. Leicht kokettierend nannte er sich<br />

"Bettler der Nation". <strong>Von</strong> 1970 an machte er die Idee des<br />

Wiesbadener Sporthilfeklubs für einen "Ball des Sports" zur<br />

Sache der Sporthilfe. Alsbald wurde daraus das renommierteste<br />

gesellschaftliche Ereignis der Bundesrepublik. Und bis<br />

heute hat der Ball bei seinem Streifzug durch die Jahrhunderthalle<br />

und Festhalle in Frankfurt, die Rheingoldhalle in<br />

Mainz und die Rhein-Main-Halle in Wiesbaden trotz mancher<br />

Schwankungen seine Spitzenstellung gehalten. Zwischen<br />

einer Million und zwei Millionen D-Mark und zuletzt 800.000<br />

Euro kamen als Erlös einer meist gut bestückten Tombola der<br />

Sporthilfe zugute.<br />

Wichtiger noch als<br />

der pekuniäre Ertrag<br />

aber war das<br />

Renommee, das mit<br />

der swingenden<br />

Nacht verbunden<br />

war. Denn bei aller<br />

massenhaften<br />

Begeisterung, wie<br />

sie sich nach dem<br />

Kriege vor allem<br />

1954 beim Fußball-<br />

Wunder von Bern<br />

und 1972 bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

von München Bann<br />

brach, war es um<br />

die gesellschaftliche<br />

Anerkennung des<br />

Sports in den fünfziger<br />

und sechziger<br />

Jahren schlecht<br />

bestellt. Der Ball des<br />

Sports, bei dem sich<br />

die Hautevolee der<br />

Bonner Republik<br />

vom Bundespräsidenten<br />

über den<br />

Bundeskanzler bis<br />

Josef Neckermann und Willi Daume<br />

hin zu Ministern,<br />

von Konzernchefs<br />

über Showstars bis<br />

hin zu Sportassen vergnügte, sorgte für einen Durchbruch<br />

zum Besseren.<br />

Nicht zu übersehen war eine konservative Tönung des Balls.<br />

Wer Geld für die Sporthilfe gab, handelte nicht selten aus<br />

einem antikommunistischen Impuls heraus. Auch wenn es in<br />

der alten Bundesrepublik verpönt war, dies zuzugeben, konnte<br />

sich der Sport im Westen Deutschlands dem Wettstreit der<br />

politischen Systeme nicht entziehen. Auffällig war, wie gerade<br />

Verfechter einer entschiedenen Haltung gegenüber dem<br />

Ostblock wie Franz Josef Strauss beim Ball stürmisch gefeiert<br />

39


wurden. Es versteht sich von selbst, dass dies Proteste der<br />

linken Szene auf den Plan rief. Für die Leistungskritiker der<br />

68er Studenten-Revolution stand die Sporthilfe für ihr Feindbild<br />

Establishment. So mussten 1969 die fein gewandeten<br />

Gäste, die auf dem Weg vom Parkhaus zum Sporthilfe-Konzert<br />

der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan im<br />

Frankfurter Opernhaus waren, einen Hagel von Tomaten,<br />

Farbbeuteln und Wasserduschen über sich ergehen lassen.<br />

Dennoch wurde das Ereignis ein großer Erfolg und trug der<br />

Stiftung 340.000 Mark ein.<br />

Die Sporthilfe war in jenen Jahren ohne ihren großen Vorsitzenden<br />

Josef Neckermann nicht vorstellbar. (Diskus-) Liesel<br />

Westermann sprach coram (Ball-) publico von "Mutter Bayer"<br />

und "Vater Neckermann". Und drückte damit die enorme<br />

Popularität des Sporthilfechefs und Sportkameraden bei den<br />

Athleten aus. Diese Beliebtheit erhielt einen deutlichen<br />

Dämpfer, als Neckermann sich vehement für den Boykott der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele 1980 in Moskau einsetzte. Das bezeichnete<br />

er später als seinen größten Fehler. Und es brauchte einige<br />

Jahre, bis er diese Scharte wieder ausgewetzt hatte. In der<br />

Spätphase seiner Ära, nachdem sein Unternehmen wegen<br />

40<br />

wirtschaftlicher Schwierigkeiten in andere Hände übergegangen<br />

war, betrieb der Preuße aus Franken die Führung der<br />

Sporthilfe als Full-Time-Job. Und da Josef Neckermann sich<br />

weitgehend selbst als die Sporthilfe fühlte, fiel es ihm schwer,<br />

aus Alters- und Gesundheitsgründen den Weg für einen<br />

Nachfolger frei zu machen. Ein Kandidat wie der langjährige<br />

Wirtschaftsminister Hans Friderichs, den "Necko" selbst ins<br />

Spiel gebracht hatte, fiel dem Eigensinn des Altmeisters zum<br />

Opfer.<br />

Erich Schumann Hans-Ludwig Grüschow<br />

Nach erheblichen, in den Medien ausgetragenen Turbulenzen<br />

sprang Willi Daume als Nothelfer ein und führte die Sporthilfe<br />

neben seiner Hauptverpflichtung als NOK-Präsident zwischen<br />

1988 und 1991 mit leichter Hand. Dann gewann er den<br />

erfahrenen, kürzlich verstorbenen WAZ-Mann Erich Schumann<br />

für diese Aufgabe. Der Essener Manager, der Verlage<br />

sammelte wie andere Leute Briefmarken, galt als sachlicher<br />

Arbeiter. Schumann leitete die Stiftung fünf Jahre lang routiniert,<br />

scheute aber die großen Auftritte. Damit verlor die<br />

Sporthilfe in der Öffentlichkeit zusehends an Kontur.


Hans-Ludwig Grüschow, der zwischen 1997 bis 2005 an der<br />

Spitze der Sporthilfe stand, zeichnete sich durch seine Nähe<br />

zu den Athleten aus. Als Vorstands- und später als Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der Techem AG gewann der ehemalige<br />

Schatzmeister der Stiftung besonders mittelständische Unternehmen<br />

als Partner. Im Umgang mit den großen Konzernen<br />

tat er sich dagegen schwerer. Als die Sporthilfe wirtschaftlich<br />

in unruhiges Fahrwasser geriet, wurde die <strong>Deutsche</strong> Sport-<br />

Marketing GmbH, die Finanzmittel für das NOK und die<br />

Sporthilfe generierte, neu strukturiert. Unter Führung des<br />

langjährigen<br />

stellvertretenden<br />

Stiftungs-Vorsitzenden<br />

Hemjö<br />

Klein sollten<br />

Großunternehmen<br />

als Förderer bis zu<br />

dreißig Millionen<br />

D-Mark im Jahr<br />

aufbringen und<br />

dafür vielfältige<br />

Möglichkeiten<br />

erhalten, sich<br />

werblich darzustellen.<br />

Aus diesen<br />

hochfahrenden<br />

Plänen wurde<br />

nichts. Zurzeit<br />

bringt die DSM<br />

jährlich zweieinhalb<br />

Millionen<br />

Euro für die<br />

Sporthilfe, der es<br />

gelungen ist,<br />

durch eine solide<br />

Haushaltsführung<br />

ihre Finanzlage zu<br />

stabilisieren.<br />

In die Amtszeit<br />

Hans Wilhelm Gäb<br />

Grüschows, der im<br />

Sommer 2005<br />

wegen der Affäre<br />

Mohren zurücktrat, fällt der Wandel der rituell erstarrten<br />

Kuratoriumssitzung zum lockeren, durch die Republik rotierenden<br />

"Fest der Begegnung". In dieser Zeit wurde mit der<br />

Berliner Gala "Goldene Sportpyramide" ein weiteres gesellschaftliches<br />

Ereignis geschaffen. Aus dem Sozialwerk des<br />

deutschen Sports wurde in diesen Jahren die Athleten-Service-<strong>Gesellschaft</strong>.<br />

Der jetzige Sporthilfechef Hans Wilhelm Gäb übertrug seine<br />

Erfahrungen als Vizepräsident General Motors Europa und<br />

Aufsichtsratsvorsitzender von Opel auf die Stiftung. Er ver-<br />

schlankte den Vorstand von siebzehn auf bis zu sechs Mitglieder.<br />

Zusätzlich installierte er einen Aufsichtsrat. Der frühere<br />

Journalist, Tischtennis-Nationalspieler und Tischtennis-<br />

Präsident bemüht sich seitdem, das Profil der Sporthilfe zu<br />

schärfen. Nach der Wende war in der Öffentlichkeit das<br />

Gefühl dafür abhanden gekommen, Athleten weiter fördern<br />

zu sollen. In den Medien nährte die Verengung auf telegene<br />

Profisportarten wie Fußball, Formel 1 oder Boxen die falsche<br />

Sicht, dass die Athleten ja ohnehin Geld scheffelten. Gäb<br />

bemüht sich, dieses Zerrbild zu recht zu rücken. Inzwischen<br />

ist die Sporthilfe mit ihrem Leitbild, mit der Markenkampagne<br />

"Leistung. Fair-Play. Miteinander." und mit dem Sporthilfeeid<br />

in die Offensive gegangen. Auf diese Weise sollen Werte wie<br />

Fair-Play und sportlicher Anstand gestärkt und der Dopingseuche<br />

entgegen gewirkt werden. Mit dem Sporthilfeeid<br />

verpflichten sich die 3.800 von der Sporthilfe geförderten<br />

Athleten, die Finger vom Doping zu lassen und im Falle von<br />

Verstößen Geld zurück zu zahlen. Mit diesen Aktionen ist die<br />

Stiftung so etwas wie die ideelle Vorausabteilung des deutschen<br />

Sports geworden.<br />

Die Förderaktivitäten der Sporthilfe haben sich in den vier<br />

Jahrzehnten zu einem Strauß von Hilfen für Athleten entwickelt.<br />

Vorbei die Zeiten, als es anfangs vor allem darum ging,<br />

den Spitzensportlern ein paar Rumpsteaks zu bezahlen.<br />

Längst wird auch der Nachwuchs-, der Behindertensport und<br />

der nichtolympische Sport unterstützt. Die Athleten erhalten<br />

Zuwendungen aus der Regel- und Eliteförderung, bekommen<br />

Stipendien und Erfolgsprämien, erhalten Geld für Nachhilfeunterricht<br />

und Studienbeihilfen sowie Verdienstaufall, können<br />

mit Unterstützung im Beruf rechnen. Und haben das<br />

gute Gefühl, rundum versichert zu sein. Der Turner Ronny<br />

Ziesmer, der Handballer Joachim Deckarm und manche<br />

andere, die von Unglücksfällen beim Sport schwer geschlagen<br />

wurden, profitieren in besonderer Weise davon. Beim<br />

Eliteforum der Sporthilfe auf Schloss und Gut Liebenberg bei<br />

Berlin kommen Athleten immer wieder zu prägenden Begegnungen<br />

mit hochrangigen Persönlichkeiten des öffentlichen<br />

Lebens wie Schriftsteller Martin Walser, Künstler Markus<br />

Lüpertz, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Ex-ZDF-<br />

Intendant Dieter Stolte, Fernsehmann Alfred Biolek und<br />

vielen anderen zusammen. Und daraus entwickelt sich das<br />

Selbstbewusstsein, selber über den Sport hinaus zur Elite des<br />

Landes zu gehören.<br />

Die Bilanz der guten Taten der Sporthilfe nimmt sich eindrucksvoll<br />

aus. Die Zahlen spiegeln die Leistung der Stiftung<br />

nur unzureichend wider, sind aber dennoch respektabel<br />

genug. Die Sporthilfe unterstützt rund 3.800 Athleten täglich<br />

mit 33.000 und jährlich mit 12 Millionen Euro. In den vierzig<br />

Jahren ihrer Gründung wurden fast 40.000 Athleten mit fast<br />

350 Millionen Euro gefördert. Schon lange und noch immer<br />

gilt: Die Sporthilfe ist für den deutschen Sport und seine<br />

Athleten unentbehrlich.<br />

OF<br />

41


Zwischen Selbstüberschätzung<br />

Es war schmerzhaft.<br />

Vor mehr als fünf<br />

Jahren hat Wolf-<br />

Dietrich Brettschneider<br />

mit einer Studie den<br />

Sportvereinen in<br />

Deutschland alle schönen Grundsätze um die Ohren gehauen,<br />

an die sie bisher geglaubt hatten. Der schlimmste Vorwurf<br />

des Paderborner Sportwissenschaftlers lautete: Vereine<br />

fördern die körperliche und soziale Entwicklung von Jugendlichen<br />

kaum. Auch der Forscher war schockiert. "Es waren<br />

fürchterliche Ergebnisse", sagte Brettschneider damals, "mir<br />

tun diese Daten selbst weh." Der Sport war deshalb so<br />

erschüttert, weil sein Fundament getroffen war, die Vereine.<br />

Auf einmal stand ihr sportlicher, aber auch gesellschaftlicher<br />

Anspruch in Frage. Im Verein sollte doch Sport am schönsten<br />

sein, so hatte der <strong>Deutsche</strong> Sportbund damals geworben und<br />

auf Plakaten gleich noch Fragen gestellt, die nur Vereine<br />

42<br />

Die Reformfreude der<br />

beantworten sollten: Wo sind Vorbilder auch Freunde? Wer<br />

holt die Kinder von der Straße? Wo wird Gesundheit mittrainiert?<br />

Wer macht Kinder stark gegen Drogen? Wo bleiben<br />

Senioren jung? In einer Zeit, in der andere Großorganisationen<br />

schwer zu kämpfen hatten, schien sich der Sport noch<br />

zu behaupten. Und dann das.<br />

Die Brettschneider-Studie wurde zum Schlagwort für eine<br />

Selbstüberschätzung des Vereinssports. Doch jetzt, gut fünf<br />

Jahre später, sagt Brettschneider: "Die Studienergebnisse sind<br />

positiv gewendet worden, als Steilvorlage für Reformen und<br />

eine Neuorientierung." Was hat sich seitdem getan? Zum


und Neuorientierung:<br />

Sportvereine ist beachtlich<br />

einen haben die Sportvereine wohl eine realistischere Selbstwahrnehmung<br />

angenommen. "Vor der Studie hieß es: Der<br />

Sport ist verantwortlich für alles Gute, für alles Schlechte ist<br />

die <strong>Gesellschaft</strong> verantwortlich. Das hat sich geändert", sagt<br />

Brettschneider. Die Vereine haben sich offenbar auch vom<br />

Automatismus verabschiedet, dass ihre Mitglieder sofort<br />

beweglicher, gesünder, umgänglicher werden, wenn sie einen<br />

Aufnahmeantrag ausgefüllt haben. Vor allem aber hat die<br />

Studie die Schlüsselfiguren des Vereinssports in den Fokus<br />

gerückt: die Übungsleiter.<br />

Vielleicht hatten manche Vereine zuvor zu hierarchisch<br />

gedacht, von oben nach unten. Wenn der Vorstand gut<br />

besetzt ist, dann werden sich auch sportliche Erfolge einstellen<br />

und das Vereinsleben wird aufblühen. Die Studie hat zum<br />

Umdenken veranlasst und die Arbeit in vielen Vereinen vom<br />

Kopf auf die Füße gestellt. "Das ist wohl die wichtigste<br />

Reaktion auf die Studie: Die <strong>Deutsche</strong> Sportjugend hat<br />

sofort eine Qualitätsoffensive eingeleitet und eine Reform<br />

der Übungsleiterausbildung durchgesetzt bis hinunter in die<br />

Landesverbände", sagt Brettschneider. Diese Reform sollte<br />

vor allem eines bewirken: dass der<br />

Übungsleiter nicht mehr überfordert<br />

ist. Denn zuvor sollte er den Mitgliedern<br />

nicht nur beibringen, wie man<br />

seine sportlichen Leistungen verbessern<br />

kann, sondern auch gleichzeitig noch<br />

vorbeugen vor Drogenmissbrauch,<br />

Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Das<br />

war zu viel. Und vor allem: Darauf war<br />

er nicht vorbereitet.<br />

Inzwischen bekommen die Übungsleiter<br />

in ihrer Ausbildung ein besseres<br />

Rüstzeug mit. "Jetzt wird Sozialkompetenz<br />

und pädagogische Kompetenz<br />

in explizit ausformulierten Modulen<br />

behandelt, um psycho-soziale Ressourcen<br />

zu mobilisieren", sagt Brettschneider.<br />

Die Reformfreude erstreckte<br />

sich auf alle großen Verbände - bis auf<br />

einen. Der Fußball tanze weitgehend<br />

<strong>Von</strong> Friedhard Teuffel<br />

aus der Reihe, sagt der 63 Jahre alte Sportpädagoge. "Tiefer<br />

greifende strukturelle Veränderungen hatte ich schon vor<br />

der WM angesprochen. Nun kann sich - so verrückt es sich<br />

anhört - der WM-Erfolg negativ auswirken. Weil man sagt:<br />

So schlecht kann doch alles nicht gewesen sein. Der Fußball<br />

ist geblendet vom Erfolg." Das habe gravierende Folgen. Im<br />

Fußball, sagt Brettschneider, werde nach wie vor falsch<br />

trainiert, mit einer einseitigen Konzentration auf Technik.<br />

Genau diese Konzentration bewirke jedoch, dass Kinder und<br />

Jugendliche den Spaß am Sport verlieren. "Zahlreiche Studien<br />

haben gezeigt, dass gerade diejenigen, die früher die<br />

besten Leistungen erbracht haben, eher aus dem Sport<br />

aussteigen als diejenigen, die später begonnen und<br />

zunächst vielseitig trainiert haben." In Berlin brüstet sich<br />

ein Vereinspräsident damit, seine kleinen Mitglieder persönlich<br />

vom Kindergarten abzuholen und anschließend mit<br />

ihnen zu trainieren. Eine schöne Geschichte für die Boulevardpresse.<br />

Ein Schauermärchen für jeden Sportwissenschaftler.<br />

43


Auch bei der Drogenprävention schlage der Fußball in<br />

Deutschland einen falschen Weg ein. Der Fußball mache sich<br />

selbst etwas vor, wenn er behaupte, dass die Jugendlichen<br />

überall trinken und rauchen, nur nicht im Fußballverein.<br />

"Nirgendwo wird so viel getrunken und geraucht wie im<br />

Fußball und im Handball. Es geht aber auch nicht nur darum.<br />

Die Hemmschwellen zu harten Drogen werden durch frühen<br />

Alkohol- und Nikotinkonsum immer geringer", sagt Brettschneider.<br />

So sehr der Forscher die Selbstkritik in weiten Bereichen des<br />

Fußballs vermisst, so sehr hat er sie in anderen Verbänden<br />

gefunden. Das ist ein guter Anfang, vor allem, weil sich der<br />

Sport immer größeren Herausforderungen gegenübersieht.<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong> wird immer älter, es gibt steigende soziale<br />

Konflikte, etwa durch Migration, der Bewegungsmangel bei<br />

Kindern wird immer auffälliger. Außerdem muss sich der<br />

Sportverein auch noch gegen kommerzielle Anbieter<br />

behaupten. Wie kann er das alles schaffen?<br />

Er schafft es schon in vielen Regionen Deutschlands, selbst<br />

in den sozialen Krisengebieten der großen Städte. Vereine,<br />

die diese Herausforderungen bewältigen, haben einiges<br />

gemeinsam. Es lässt sich im wesentlichen unter drei Schlagworte<br />

fassen: Qualifizierung, Ausdifferenzierung und Kooperation.<br />

Auf gutes Personal kommt es also an und darauf, dass<br />

die Angebote auf die einzelnen Mitglieder zugeschnitten<br />

sind. Ein Beispiel: Der Berliner Verein SV Empor Köpenick legt<br />

seit einigen Jahren einen Schwerpunkt auf den Vorschulsport.<br />

468 der knapp 1.400 Vereinsmitglieder sind Vorschulkinder.<br />

Um sie kümmern sich Übungsleiter, die sich auf den<br />

Sport mit Kindern spezialisiert haben und auch noch psychologische<br />

Kenntnisse mitbringen. Ein weiterer Grund für den<br />

Erfolg des Konzepts ist die Kooperationsfreude des Vereins.<br />

Seitdem die Köpenicker mit Kindergärten zusammenarbeiten,<br />

hat sich die Zahl ihrer Vorschulsportler fast verdoppelt.<br />

Davon haben alle etwas, auch der Kindergarten, denn er darf<br />

sich das Siegel "Bewegungsintensive Kita" an die Tür heften.<br />

<strong>Von</strong> Beginn an hält sich der Verein an die Erkenntnis, dass<br />

allgemeines Training für Kinder sinnvoller ist als spezielles.<br />

"Die Kinder müssen von allem etwas können, dann sind sie<br />

später körperlich intelligenter", sagt Vereinsgeschäftsführerin<br />

Angelika Lehmann. Beim SV Empor Köpenick trainieren sie<br />

daher ihre Geschicklichkeit, ihre Wahrnehmung, ihre Schnelligkeit<br />

und Beweglichkeit. Im Vorschulsport lernen die Kinder<br />

die Grundrechenarten des Körpers. Der TSV Bayer 04 Leverkusen<br />

hat gleich eine eigene Abteilung für allgemeinen<br />

Kinder- und Jugendsport gegründet, in der zurzeit 2.700<br />

Kinder im Alter zwischen einem Jahr und acht Jahren Sport<br />

treiben - "spielerisch, allgemein und grundmotorisch", sagt<br />

die Abteilungsleiterin Anne Wingchen. Viele Elemente kommen<br />

dabei aus dem Turnen. "Früher als mit acht Jahren<br />

müssen sich die Kinder nicht für eine Sportart entscheiden",<br />

44<br />

sagt Wingchen, "unsere Erfahrung ist: Je später sie sich<br />

spezialisieren, desto eher landen sie im Leistungssport." Viele<br />

Vereine hätten den Schock der Brettschneider-Studie gar<br />

nicht gebraucht. Sie haben schon vorher, teils instinktiv, teils<br />

wohlüberlegt das Richtige getan und einen Wunsch erfüllt,<br />

den Brettschneider an den Sport hat: Er müsse sozialer<br />

werden. Leistungssport - auf jeden Fall. "Aber es muss auch<br />

möglich sein, Leistung zu relativieren. Die Höhe der Aufgaben<br />

in Passung zu bringen mit dem persönlichen Kompetenzniveau<br />

- jemanden nicht zu überfordern und nicht zu<br />

unterfordern", sagt Brettschneider. Das gilt für den Nachwuchsbereich<br />

genauso wie für den Seniorenbereich. Entscheidend<br />

sind auch hier - die Übungsleiter. Das bestätigt<br />

etwa Elke Schramm, die beim Berliner Klub "Kietz für Kids<br />

Freizeitsport" Seniorengruppen betreut und dem Verein in<br />

Berlin damit zu einem ausgezeichneten Ruf verholfen hat.<br />

Wenn die 64-Jährige eine Gruppe leitet und beispielsweise<br />

einen Einbeinstand vorführt, dann wackele sie manchmal mit<br />

Absicht ein bisschen, um zu zeigen, dass sie ebenfalls an<br />

ihren Schwächen arbeiten müsse. "Man muss auf die Bedürfnisse<br />

der älteren Leute eingehen und Ansprechpartner sein",<br />

sagt sie.<br />

Viele Vereine haben erkannt, dass ältere Menschen heute<br />

vitaler sind und andere Ansprüche haben und ihre Angebote<br />

an sie angepasst. Dieser Anpassungsprozess wird auch im<br />

Nachwuchsbereich weitergehen mit den bewährten Mitteln<br />

Qualifizierung, Differenzierung und Kooperation. "Man muss<br />

Gruppen mit unterschiedlichen Niveaus einrichten. Aber das<br />

findet nicht überall Befürworter", sagt Brettschneider. "Die<br />

Pole wandern schließlich immer weiter auseinander. Auf der<br />

einen Seite stehen immer mehr Eliteschulen, auf der anderen<br />

Seite Konzepte, die auch weniger Begabten eine Chance<br />

geben. Die Diskussion um die Ausrichtung der Sportvereine<br />

und ihrer Jugendarbeit wird darum an Heftigkeit zunehmen."<br />

Sie ist jedenfalls schon voll im Gange, teilweise ausgelöst<br />

durch die Studie von Wolf-Dietrich Brettschneider, der selbst<br />

einen Lernprozess mitgemacht hat. "Die Eliteförderung stand<br />

und steht bei mir nicht in Frage, aber ich habe mir zu wenige<br />

Gedanken gemacht um jene, die im Schatten stehen: übergewichtige<br />

Kinder zum Beispiel." Die müsse man nun verstärkt<br />

emotional ansprechen, Frusterlebnisse vermeiden und ihnen<br />

stattdessen vermitteln: Ich kann das. Der Sport müsse also<br />

sich um einzelne Gruppen intensiver kümmern, auch um<br />

Migrantenkinder und um Mädchen, denn der Jugendbereich<br />

der Sportvereine sei immer noch eine Männerdomäne, weil<br />

männliche Übungsleiter dominierten und sich die Angebote<br />

inhaltlich zu wenig an den Bedürfnissen der Mädchen orientierten.<br />

Diese Anforderungen mögen einigen Vereinen noch<br />

unbekannt sein. Doch viele Vereine in Deutschland müssen<br />

sich ihre Arbeit nicht mehr von der Wissenschaft neu bestimmen<br />

lassen. Sie sind täglich dabei, kleine aber sinnvolle Antworten<br />

auf große gesellschaftliche Fragen zu geben.<br />

OF


Teenager außer Kontrolle - Eltern von der Rolle<br />

Wenn der Verein zum Zufluchtsort<br />

für Kinder und Jugendliche wird<br />

<strong>Von</strong> Bianka Schreiber-Rietig<br />

"<br />

Mein Kind tut so etwas nicht!" Und dann tut es<br />

genau das, was Eltern im Brustton der Überzeugung<br />

empört zurückgewiesen haben. Zum Beispiel:<br />

Koma-Saufen, Handy-Mobben, Gewalt-Computerspiele,<br />

sich zum Prügeln mit Linken, Rechten oder Banden treffen.<br />

<strong>Von</strong> Kiffen, Rauchen ganz zu schweigen. Eltern von der<br />

Rolle. Nun regen sich alle wieder auf: Diese Kinder, diese<br />

Jugendlichen - am besten ab mit allen ins Erziehungs-Camp<br />

bei RTL. Achtung: Teenager außer Kontrolle! Politiker rufen -<br />

nachdem ein 16-jähriger Berliner sich mit über 50 Tequilas<br />

ins Koma gesoffen hat - nach einer neuen Prohibition "Alkoholverbot<br />

für Minderjährige" und meinen, damit sei es dann<br />

getan.<br />

Genau das ist das Problem: Kinder und Jugendliche werden<br />

in dieser <strong>Gesellschaft</strong> nicht ernst genommen, es sei denn, sie<br />

machen Schwierigkeiten. Und wir begegnen ihnen nur mit<br />

Verboten - schon von klein auf: Spielen verboten, sprechen<br />

verboten, toben verboten. Kinder- und Jugendpolitik und<br />

somit Familien- und Bildungspolitik werden seit Jahrzehnten<br />

zweitrangig und meist nur unter dem finanziellen Aspekt<br />

diskutiert: Der Nachwuchs soll Probleme auf dem Arbeitsmarkt<br />

entschärfen und vor allem die Rentenkassen füllen.<br />

Oder es werden ideologische Grabenkämpfe geführt, wie<br />

derzeit der skurrile Streit um Krippenplätze.<br />

"Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unseres Landes." In<br />

Sonntagsreden wird diese Phrase gerne von Politikern, aber<br />

auch von Wirtschaftsbossen oder Gewerkschaftern gedroschen.<br />

Über die Zukunftsfähigkeit der deutschen <strong>Gesellschaft</strong><br />

wird viel gefaselt, aber die entscheidenden Investitionen in<br />

das Wohl von Kindern und Heranwachsenden finden nicht<br />

statt. Der Lebensraum von Kindern wird weiter in den Hintergrund<br />

gedrängt. Beispiel: Eine Kommune entscheidet sich<br />

für das Teeren einer Straße und gegen den Spielplatz, weil<br />

nicht genug Geld da ist. Die Prioritäten richten sich nach<br />

dem Einfluss der Lobbyisten. Gesamt-Konzept - Fehlanzeige.<br />

Unseren Kindern geht es doch gut. Sie haben alles. Keinen<br />

Krieg erlebt, wachsen im Überfluss auf, haben keine Probleme.<br />

Was soll also die Kritik? Könnte es sein, dass wir da<br />

Einiges übersehen? Etwa Konsum- oder Wohlstandsverwahrlosung<br />

auf der einen Seite? Und Kinderarmut, ausgelöst<br />

durch Arbeitslosigkeit oder familiäre und soziale Umstände,<br />

auf der anderen Seite? Was wissen wir Erwachsene - noch<br />

dazu wenn wir keine Kinder haben -, was in den Köpfen von<br />

Mädchen und Jungen wirklich vorgeht? Was sie bewegt,<br />

erschreckt, was sie mögen? Welcher vom Job genervte Vater<br />

hört sich gerne an, wenn seine vierjährige Tochter sich über<br />

den langweiligen Kita-Tag und die ungerechte "Tante Monika"<br />

beschwert, wie viel Unterricht mal wieder in der Schule<br />

ausgefallen ist und wie viele Bewerbungen nun der Sohnemann<br />

abgeschickt hat - und nicht einmal eine Antwort<br />

bekommt. Hat man nicht selbst Sorgen genug im Beruf oder<br />

wegen der Arbeitslosigkeit, mit der Selbstverwirklichung,<br />

dem Ehepartner? Und dann auch noch um den Nachwuchs<br />

kümmern? Nein danke - und überhaupt: "Mein Kind tut so<br />

was nicht!" Wegschauen und Probleme nicht wahrnehmen<br />

oder einfach aussitzen. Oder anderen die Schuld zuweisen,<br />

wenn Kinder nicht so funktionieren, wie man es gerne hätte.<br />

Kümmern und Kummer haben nicht nur einen gemeinsamen<br />

Wortstamm, sondern Folgen... wer sich nicht kümmert, wird<br />

sich mit Kummer auseinandersetzen müssen. Es sollte uns<br />

schon kümmern, dass Deutschland kein kinderfreundliches<br />

Land ist. Wir haben es nun zum wiederholten Mal schriftlich<br />

bestätigt bekommen: Jüngst im UNICEF-Report. Unter 21<br />

Industriestaaten landete die Bundesrepublik auf Rang elf -<br />

einem beschämenden Mittelmaß-Platz. Kriterien der Untersuchung<br />

waren: die materielle Situation, Gesundheit, Bildung,<br />

Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweise<br />

und Risiken sowie die eigene Einschätzung der Kinder und<br />

Jugendlichen. Befragt wurden 11-, 13-, und 15-Jährige.<br />

Besonders erschreckend in dieser Studie war: Zwischen<br />

Eltern und ihren Söhnen und Töchtern herrscht Funkstille. 50<br />

45


Prozent der 15-Jährigen beklagen sich über die Sprachlosigkeit<br />

- dass sich Väter und Mütter zu wenig Zeit nehmen, um<br />

mit ihnen zu reden. Also auch nicht mitbekommen, dass sie<br />

Liebeskummer haben, oder Essstörungen, dass sie in der<br />

Klasse, mit Lehrern oder Ausbildern Probleme haben.<br />

Ganz zu schweigen vom regelmäßigen Trinken und davon,<br />

dass manche Kids schon mit elf Jahren Kettenraucher sind.<br />

Nirgends, so belegt UNICEF, gibt es unter den 11-, 13- und<br />

15-Jährigen so viele Raucher wie in Deutschland. Auch beim<br />

Alkohol greifen deutsche Jugendliche gerne zu - nur britische<br />

Kids sehen noch öfter zu tief ins Glas. Bei gesunder<br />

Ernährung halten sich Kinder und Jugendliche dagegen eher<br />

zurück. Und in Deutschland kommt zum Beispiel rund ein<br />

Drittel der Befragten ohne Frühstück zur Schule. Auch Sport<br />

treibt - da ähneln sich wie in den Ernährungsfragen die<br />

Ergebnisse aller Länder - nur ein Drittel der Befragten an<br />

fünf Tagen in der Woche. Eltern sind auch da Meister des<br />

Verdrängens und Wegguckens: Kritik von außen wird oft<br />

sofort als "falsch und ungerechtfertigt" zurückgewiesen:<br />

denn Fehler zugeben würde ja auch bedeuten, mal selbst zu<br />

reflektieren, wie das mit der Erziehung der eigenen Sprösslinge<br />

eigentlich so läuft. Ursachenforschung? Nein, die<br />

anderen sind schuld.<br />

Egoismus ist alles. Über die Stränge schlagen wird sogar<br />

noch belohnt: Mit den Worten: "Ist ja alles nicht so schlimm.<br />

Hier hast Du 20 Euro - mach Dir einen schönen Nachmittag",<br />

reagierte eine Mutter auf Schmierereien ihres Filius an der<br />

Eingangstür der Schule. Und schon brauste Mama vom Hof.<br />

Das ist eine Gewissen beruhigende Erziehungsstrategie<br />

mancher Eltern. Und so braucht man sich nicht zu wundern,<br />

wenn schon im Kindergarten kleine Zicken und kleine<br />

Machos die "Bestimmer" sind und diese Rolle auch nicht<br />

mehr abgeben werden. Eltern als Vorbild? Häufig taugen sie<br />

nicht dafür.<br />

Wenn niemand von der Familie oder kein Lehrer da ist, mit<br />

dem das Kind oder der Teenie sich unterhalten können, dann<br />

suchen sie sich jemanden anderen: Das mag die beste Freundin<br />

sein oder die Gang. Oder sie bleiben allein, vertreiben<br />

sich die Zeit am Computer oder Fernsehen, an Spielautomaten<br />

oder sie hängen einfach rum. Manchmal sind Jugendzentrum<br />

oder Sportverein eine Art Zufluchtsort, wo sie im<br />

Übungsleiter einen Zuhörer finden und in den Mitspielern so<br />

etwas wie Leidensgenossen sehen. "Hier sind Leute, die sich<br />

für mich interessieren. Wir reden nicht nur über Basketball,<br />

sondern auch über Schule, Freundin und so", antwortet Felix<br />

auf die Frage, warum er nahezu jeden Tag im Vereinsheim<br />

aufläuft, obwohl er kein Training hat. Und ist sich da mit den<br />

Probanden der UNICEF-Studie einig: 70 Prozent bejahten die<br />

Frage, ob sie ihre Altersgenossen freundlich und hilfsbereit<br />

finden. Hier schneidet Deutschland überdurchschnittlich gut<br />

ab. Der 14-jährige Felix hat zu Hause alles - nur niemanden,<br />

46<br />

der auf ihn wartet. "Meine Eltern kommen meist nicht vor<br />

20.00 Uhr. Da bin ich halt lieber hier", sagt der Gymnasiast.<br />

Und da haben die Eltern Glück. Manche landen auch bei<br />

rechten Rattenfängern. Elf-, Zwölfjährige aus Felix' Schule<br />

treffen sich auf einem Spielplatz, wo die Flasche kreist. "Da<br />

merken die Eltern nicht einmal, dass die erst gegen 22.00<br />

Uhr zu Hause sind - mit einer Fahne." Bis zu dem Moment,<br />

wo Fremde dann nicht wegschauen und mal die Polizei zu<br />

dem "Treffpunkt" rufen. "Da war dann was los", sagt Felix.<br />

"Die Eltern standen Kopf."<br />

Natürlich bleiben auch nicht immer vor dem Klubhaus die<br />

Probleme draußen. "Bier trinken habe ich beim Rudern<br />

gelernt. Da haben<br />

uns die Alten<br />

Herrn immer zu<br />

einer Runde<br />

eingeladen", sagt<br />

Mark, aber bei<br />

ihm blieb alles im<br />

Rahmen. Andere<br />

haben dagegen im<br />

Sportverein auch<br />

schon mal eine<br />

Saufkarriere<br />

begonnen. "Die<br />

sind dann irgendwie<br />

schon anfällig,<br />

labil", sagt<br />

Übungsleiter Jan,<br />

der sich in den<br />

letzten Jahren<br />

öfter "als<br />

Gesprächstherapeut<br />

und Sozialarbeiter,<br />

Tröster und<br />

Ratgeber" gefordert<br />

sieht, denn<br />

als Tennis-Trainer.<br />

Der Verein als<br />

Wohnzimmer,<br />

Sozialstation,<br />

Gesundbrunnen<br />

und Kommunikationszentrum.<br />

Über ihn sind<br />

gesellschaftliche<br />

Probleme und<br />

Verweigerungshaltung<br />

besonders<br />

im Kinder- und<br />

Jugendbereich<br />

hereingebrochen.


Und über Betreuer und Trainer, die häufig überfordert sind.<br />

"Viele Heranwachsende erleben beim Sport so was wie<br />

Geborgenheit. Oder einen Wohlfühlfaktor. Erfahren Gemeinschaft<br />

und Anerkennung. Und lernen gleichzeitig, mit Enttäuschungen<br />

und Niederlagen umzugehen, und dass sie<br />

Rücksicht nehmen und anderen Respekt entgegen bringen<br />

müssen, um ein Teamplayer zu bleiben", sagt Jan.<br />

Und nur saubere Leistung ist "cool", erzählt Mel. "Wir hatten<br />

hier mal einen Jungen, der war vorher mit seinen Kumpels in<br />

so einer Mucki-Bude. Dort hat er auch irgendein Pulver<br />

eingepfiffen. Dann tauchte er hier auf, wollte mit Handball<br />

spielen. Und im Hantelraum hat er sein Pülverchen<br />

geschluckt. Das haben wir ihm aber schnell abgewöhnt - und<br />

er spielt auch ohne super gut." Drogen nein danke - egal in<br />

welcher Form. "Wie passen denn auch Sport, Gesundheit und<br />

Fitness mit Tabletten zusammen?", fragen die Jugendlichen<br />

und finden die ganze "Dopingproblematik zum Kotzen".<br />

Das sei genau der Punkt, wo "wir hingetrieben werden",<br />

meint Lukas. "Es muss immer alles super sein. Es werden<br />

keine Grenzen akzeptiert. Druck von allen Seiten. Es muss<br />

immer noch eins drauf gesetzt werden", sagt der 15-Jährige<br />

und beklagt außerdem, "dass man sich doch auch auf niemanden<br />

mehr verlassen, ja keinem vertrauen kann". Vorbilder?<br />

"Na, da braucht man ja nur jemanden wie Jan Ullrich<br />

anschauen. Oder Sänger wie Robbie Williams." Life is a<br />

Cabaret. Oder nur im Rausch zu ertragen? Immer nur Jubel<br />

und Party, wie es die zweifelhaften Promi-Leitwölfe vorleben?<br />

Ja, Vorbilder: Schwimmerin Nele erzählt von der Freundin,<br />

die sich nur noch von Cola und Aspirin ernährt hat, weil<br />

sie sich zu dick fühlte. Niemand zu Hause hat es mitbekommen,<br />

auch in der Schule keiner. Die Trainerin der Kinderschwimmgruppe<br />

hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt und<br />

dann Alarm geschlagen. Probleme, die auch bei Jan ankommen.<br />

Oberflächlichkeit, Ellenbogen-<strong>Gesellschaft</strong>, Konsumverblödung,<br />

Mediensteuerung, Macht, Image, Disziplinlosigkeit,<br />

Zwänge, Druck sind Wörter, die in einer Diskussionsrunde<br />

mit Berliner Jugendlichen immer wieder auftauchen. Sie<br />

fühlen sich im Stich gelassen, allein. Das kommt dann<br />

manchmal im Gespräch wieder hoch, auch wenn es lange<br />

zurückliegt. "Ich wurde immer zu Kindergeburtstagen eingeladen,<br />

durfte aber nie selbst einen feiern. Meiner Mutter war<br />

das zu viel Stress, dabei hätte ich auf alle Geschenke verzichtet,<br />

wenn ich nur einmal eine Party hätte geben dürfen",<br />

sagt der 16-jährige Alexander bitter. Zuwendung gab es nur<br />

in Form von Geld und Präsenten. Die Runde hat gut zugehört.<br />

Für Alex wird es demnächst im Klubhaus eine Überraschung<br />

geben: Alle in dem kleinen Verein sind dabei, um<br />

seinen ersten Kindergeburtstag zu organisieren mit Topfschlagen,<br />

Süßkram und Girlanden - auch wenn er dann<br />

schon 17 wird.<br />

"Manche von uns erleben hier beim Sport zum ersten Mal,<br />

dass wir alle füreinander Zeit haben und sie uns nehmen",<br />

sagt Linda, die sich wie die meisten in dieser Jugendtruppe<br />

nicht über mangelndes Interesse ihrer Eltern beschweren<br />

kann. Aber einige eben schon. Und dann doch noch Glücks-<br />

Momente - etwa für Tobias: Beim Finale um die Stadtmeisterschaft<br />

tauchte unerwartet sein Vater auf, der bis dato nie<br />

für seinen Sohn viel Zeit hatte. Er schließt den neuen Tennis-<br />

Champion in die Arme. Kleine Geste, große Wirkung... Willkommen<br />

in einer verlässlichen, emotionalen Lebensumwelt<br />

mit glücklichen Kindern.<br />

OF<br />

47


Eine humanistische Allianz<br />

als Hoffnungsträger<br />

Mark- und Meilensteine im<br />

Verhältnis Kirche und Sport<br />

<strong>Von</strong> Hans-Dieter Krebs<br />

V<br />

or 40 Jahren hat der heute noch thematisch aktuelle<br />

Briefwechsel zwischen dem DSB-Präsidenten Willi<br />

Daume und Julius Kardinal Döpfner, Erzbischof von<br />

München und Vorsitzendem der <strong>Deutsche</strong>n Bischofskonferenz,<br />

das Miteinander des Sports mit den Kirchen einen wichtigen<br />

Schritt vorangebracht. Zwei Jahre zuvor hatten 1965 Daume<br />

und Kurt Scharf, der Präses der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland (EKD), die Diskussion auf höchster Ebene aufgenommen.<br />

Den Anstoß zu dieser richtungweisenden Korrespondenz<br />

gab ein wegleitendes Gespräch von Scharf mit Daume in<br />

der Evangelischen Akademie Bad Boll. Und Bad Boll steht<br />

symbolisch wie kaum eine andere Institution für vielfältige<br />

Impulse und Anstöße in der kritisch-offenen Partnerschaft von<br />

Kirche und Sport, die stets neuen Nachdenkens und zukunftsgerichteter<br />

Überlegungen bedarf. Die Kontinuität und zugleich<br />

die vorbildliche ökumenische Ausrichtung des Dialogs zwischen<br />

den großen Kirchen und dem Sport in Deutschland haben<br />

inzwischen Marksteine gesetzt.<br />

Dem geschichtsbewussten Zeitgenossen fällt freilich auf, daß<br />

vieles, was den Sport heute im Innersten bewegt, schon im<br />

genannten Briefwechsel ins Visier genommen worden ist,<br />

wenngleich sich das Umfeld umgestaltet hat. So hat Präses<br />

Scharf 1965 auch der Politik ins Stammbuch geschrieben: "Als<br />

Kirche bedrückt es uns zu sehen, wie in der gesamten Erziehung<br />

der Leib, der dem Menschen von seinem Schöpfer als<br />

Gabe und Aufgabe anempfohlen ist, nicht oder kaum zur<br />

Entfaltung seiner Möglichkeiten kommt."<br />

Neben der Resignation verbreitenden Tatsache, dass heute<br />

Scharfs Nachfolger ähnliche Feststellungen treffen müssen,<br />

stellt sich die Frage: Haben die beiden Kirchen in ihren Schulen<br />

und Internaten durchwegs "Verbesserungen in eigener Zustän-<br />

48<br />

digkeit" vorgenommen, wie es<br />

Präses Scharf für die Evangelische<br />

Kirche vor 42 Jahren<br />

angesprochen hat? Denn der<br />

Appell von 1965 findet seinen<br />

Widerhall im Spitzengespräch<br />

2007 des DOSB mit den<br />

beiden großen christlichen<br />

Kirchen - allerdings mit<br />

einem gewichtigen Umbruch,<br />

dem teilweise hohen Stundenausfall<br />

im unersetzbaren<br />

Sport- und Religionsunterricht,<br />

obwohl beide unwidersprochen<br />

entscheidend die<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

der Kinder und Jugendlichen<br />

fördern. Nun streiten Kirchen<br />

und Sport sozusagen Seit an<br />

Seit und müssen eine nicht<br />

nur strategische Allianz gegen<br />

eine weitere Auszehrung von Religions- und Sportunterricht<br />

schmieden.<br />

1967 beherrschte der zwar unterhöhlte Amateurismus die<br />

Sportideologie. Die 68er hatten noch nicht zum Kampf gegen<br />

Leistung aufgerufen. Vom Doping sprachen nur Experten in<br />

kleinen Zirkeln. Millionenzuschüsse von Sponsoren waren<br />

Utopie. Doch damals konstatierte Kardinal Döpfner fast prophetisch:<br />

"Die Bedrängnis des Leistungssports [kommt] weniger<br />

vom Leistungsprinzip als solchem, als vielmehr aus dem<br />

menschlich so manipulierbaren Management. So haben wir<br />

Christen unsere Stimme nicht gegen den Leistungssport als<br />

solchen zu erheben, sondern Front zu machen gegen jede Form<br />

der Unredlichkeit, Unwahrhaftigkeit und Bestechlichkeit, die<br />

sich so leicht in die Austragsformen des Leistungsvergleichs<br />

einschleichen können."<br />

Dass sein Nachfolger in München, Josef Ratzinger, der jetzige<br />

Papst Benedikt XVI., in seiner Betrachtung vor der Fußball-WM<br />

1978 gewarnt hat, das Spiel dem "düsteren Ernst des Geldes"<br />

zu unterwerfen und es "aus einem Spiel in eine Industrie" zu<br />

verkehren, verdeutlicht die bedrohliche Kontinuität und Zuspitzung<br />

der Gefahren. Hier erheben die Kirchen nicht den moralischen<br />

Zeigefinger, sondern sie versuchen, ihren Partnern im<br />

Sport, wenn sie denn auf das Wort der Kirchen hören wollen,<br />

"da, wo wir helfen können, die Hilfe nicht [zu] versagen". Dieses<br />

Leitmotiv von Kurt Scharf gilt seit über 42 Jahren im Verhältnis<br />

von Kirche und Sport, heute mehr denn je.<br />

Dieser Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen fortgesetzt;<br />

die vielen kleinen alltäglichen Gemeinsamkeiten in den Pfarrgemeinden<br />

und Vereinen ohne laute Resonanz seien dankbar<br />

erwähnt. Dass die Verantwortlichen an der Basis durch das


Wort von oben sich gestützt und ermutigt sehen wollen, dieser<br />

stille Wunsch ist angekommen, denn als Ergebnis des ersten<br />

Spitzengesprächs des DOSB-Präsidenten Thomas Bach mit<br />

Bischof Wolfgang Huber und Kardinal Karl Lehmann steht die<br />

Ausarbeitung einer Grundsatzerklärung für den Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts bevor. Die Einladung von Thomas Bach, jeweils<br />

einen Seelsorger in das Olympiateam für Peking 2008 zu<br />

entsenden, verfestigt die wertvolle Tradition der "Olympiapfarrer"<br />

in ökumenischem Miteinander. Diese Gemeinsamkeit hat<br />

der DOSB sichtbar demonstriert, als er die Ludwig-Wolker-<br />

Plakette, die den Namen eines katholischen Geistlichen und<br />

Mitgründers des DSB nach dem Zweiten Weltkrieg trägt, dem<br />

mit dem Sport eng verbundenen Ratsvorsitzenden der EKD<br />

Bischof Huber verliehen hat.<br />

Der Sport und die Kirchen treffen sich nicht nur in oder am<br />

Rande der Arena. In Zeiten sozialen Umbruchs sind sie durch<br />

gemeinsame Werte und Ziele miteinander verbunden und<br />

tragen Verantwortung für den Zusammenhalt der <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

die körperliche und seelische Gesundheit sowie die Integrität<br />

der Menschen. Ganz konkret erfüllt sich die gemeinsame<br />

Aufgabe in der Sicherung der Kultur des Sonntags, einem von<br />

Anfang schwierigen Feld, und heute besonders in der Integration<br />

von Zugewanderten, Minderheiten und Ausgegrenzter, die<br />

die Kirchen und der Sport erreichen können.<br />

Ein Hauch der ökumenisch geprägten Partnerschaft von Kirchen<br />

und Sport in Deutschland durchwehte auch jenes als<br />

Meilenstein beurteilte dreitägige internationale Symposium<br />

"Zur christlichen Sicht des Sports" Anfang März 2007 in Mainz.<br />

Diese Veranstaltung war nicht nur eine bedeutsame Plattform<br />

für tiefgründige Beiträge hochkarätiger Experten über anthropologische,<br />

theologische und pastorale Aspekte des Sports,<br />

sondern hier stellte sich nach einer ersten Bestandsaufnahme<br />

2005 die junge Sektion Kirche und Sport im Päpstlichen Rat<br />

für die Laien vor. Diese Abteilung geht auf eine der letzten<br />

Initiativen von Johannes Paul II. zurück, der selbst vielseitig<br />

erfahrener Sportler war und den Sport als "Zeichen der Zeit"<br />

aufwertete. Nur vier Tage nach der anrührenden Feier des<br />

Heiligen Jahres 2000 für die Sportler im Olympiastadion von<br />

Rom kam die fraglos vom Papst ausgehende Anweisung, eine<br />

solche Sektion Kirche und Sport auf den Weg zu bringen. Das<br />

vatikanische Sportreferat ist seit 2004 vom amerikanischen<br />

Pater Kevin Lixey besetzt.<br />

Erbe und Leitbild für die Verantwortlichen im Päpstlichen<br />

Laienrat, vor allem dem Sekretär dieses vatikanischen "Ministeriums",<br />

dem aus Siegen stammenden Kurienbischof Josef<br />

Clemens, ist das Bekenntnis von Johannes Paul II. aus dem<br />

Jahre 2000: "Sport kann, ohne seine wahre Natur zu verlieren,<br />

Antworten auf die Bedürfnisse unserer Zeit geben: Sport, der<br />

die Schwachen schützt und niemanden ausgrenzt, der die<br />

jungen Menschen aus der Falle der Apathie und Indifferenz<br />

befreit, der einen gesunden Wettkampfgeist in ihnen erweckt.<br />

Sport, der einen Beitrag zur Emanzipation ärmerer Länder<br />

leistet, der Intoleranz ausrottet und eine brüderlichere und<br />

einigere Welt aufbaut. Sport, der zur Liebe des Lebens beiträgt,<br />

der Opferbereitschaft, Respekt und Verantwortung lehrt und<br />

zur vollen Entfaltung jeder menschlichen Person führt."<br />

Die vielschichtigen Erkenntnisse des international besetzten<br />

Mainzer Symposiums, das von der Wissenschaftlichen Kommission<br />

des Arbeitskreises Kirche und Sport der Katholischen Kirche<br />

in Deutschland und dem vatikanischen Laienrat veranstaltet<br />

wurde, darf man als eine Vorlage verstehen, denen jetzt Tore<br />

folgen müssen, wie es Bischof Clemens, der 19 Jahre Sekretär<br />

des damaligen Kardinals Ratzinger war, bildhaft ausgedrückt<br />

hat. Das kann als berechtigte Hoffnung interpretiert werden,<br />

dass nach vielen wegweisenden Worten der Päpste eine erste<br />

Stellungnahme des Vatikans zum Sport in unserer Zeit als<br />

"Stärkung der Brüder im Dienst an den Nächsten" und als<br />

"Angebot einer zweckfreien Hilfe bei der Lösung der drängenden<br />

Fragen des Sports ohne Hintergedanken" angestrebt wird.<br />

Eine nachdrückliche Erklärung mit globaler Wirkung dürfte den<br />

Dienst an dem Menschen, den Erhalt seiner Würde und die<br />

Aussage gegen die Instrumentalisierung der Athleten in den<br />

Mittelpunkt stellen. Der Tübinger Ethikprofessor Dietmar Mieth<br />

verwies auf die beeindruckenden ökumenischen Erfahrungen<br />

in Deutschland und brachte angesichts der weltweiten Dimension<br />

der Probleme des Sports sogar eine "humanistische Allianz"<br />

mit anderen Religionsgemeinschaften ins Gespräch.<br />

Viele Impulse des Mainzer Symposiums werden in Rom<br />

ankommen, wirken aber auch auf den deutschen Sport zurück.<br />

Thomas Bach sprach nicht nur als DOSB-Präsident, sondern<br />

auch als einflußreicher IOC-Vizepräsident, dass das gemeinsame<br />

Bemühen von Kirchen und Sport "um Fairness, menschliches<br />

Miteinander, friedlichen Wettbewerb ohne Manipulation<br />

und um internationale Begegnung uns nicht dazu verleiten<br />

darf, den Sport zu einer Ersatzreligion machen zu wollen. Der<br />

Sport ist keine Religion und muss sich entsprechenden Versuchen<br />

widersetzen." Den Sport wie Avery Brundage zur Religion<br />

des 20. Jahrhunderts hochzustilisieren, das bleibt eine Episode.<br />

Damit ist jedoch die fortdauernde Idolisierung des Sports und<br />

seiner Aushängeschilder längst nicht gebannt.<br />

40 Jahre nach dem Briefwechsel Daumes mit dem begeisterten<br />

Bergwanderer Kardinal Döpfner gewinnt das Gespräch des<br />

Sports mit der katholischen Kirche eine universale Dimension.<br />

Vom Nachdenken über die christliche Sicht des Sports, das<br />

Verbindendes und Herausforderndes zutage brachte, stehen die<br />

Verteidigung und Unterstützung eines humanen Sports unverändert<br />

auf der Tagesordnung dieses Dienstes der Kirchen. Das<br />

erwünschte Wort des Vatikans kann solche Bemühungen im<br />

Aufruf, in kritischer Begleitung und Rückbesinnung auf die<br />

verletzlichen Werte im Sport ins Bewusstsein des Weltsports<br />

bringen.<br />

OF<br />

49


Was as macht eigentlich ...?<br />

Martin Lauer<br />

<strong>Von</strong> <strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />

Der Ortsname Lauf könnte symbolischer kaum sein. Hier, in der<br />

Kleinstadt an der Pegnitz unweit Nürnbergs, wohnt Martin<br />

Lauer, Weltrekordläufer im Hürdenlauf und Olympiasieger in<br />

der Sprintstaffel. Das Autokennzeichen vor dem properen Haus weist<br />

auf seinen Besitzer hin: LAU-ER. Hier hat sich das Idol der späten<br />

fünfziger Jahre gemeinsam mit seiner Frau, einer Nürnbergerin, ein<br />

geschmackvolles Domizil eingerichtet. "Ich bin ein heimatvertriebener<br />

Kölner. Das Kölsch darf nicht ausgehen, das schmuggeln wir bei<br />

Nacht und Nebel über die bayrische Grenze." Die Lauers haben sich<br />

nicht in der fränkischen Provinz vergraben. "Die Kinder sind gut auf<br />

die Schiene gesetzt." Der Sohn wohnt mit seinen zwei Jungen gegenüber,<br />

die Tochter mit ihrem dreijährigen Töchterchen in Frankfurt.<br />

"Wir sind mobil." Reisen gehört zum Lebensstil. Auf den Seychellen<br />

haben sie sich gerade Neid erregende Bräune geholt.<br />

Doch Strandurlaub ist weniger<br />

ihre Sache. Zu zweit haben sie<br />

die abenteuerlichsten Reisen<br />

überstanden. "Das verbindet. Das<br />

Wichtigste ist mir meine Frau",<br />

mit der er seit vierzig Jahren<br />

verheiratet ist. Sie haben Australien<br />

nach allen Himmelsrichtungen<br />

durchquert. Sind durch die<br />

Wüste Atacama und dann die<br />

Anden entlang nach Süden<br />

gefahren, wurden ausgeraubt<br />

und verfehlten so ihr Traumziel<br />

Feuerland. Ein Schock. Dennoch<br />

werden China-Pläne geschmiedet,<br />

diesmal im Schutz einer<br />

Gruppe. Der Totempfahl an der<br />

Tür zum lichten Wohnzimmer ist<br />

ein sperriges Mitbringsel aus Nordamerika. Erstmals sind sie 1968 zu<br />

zweit losgezogen, mit dem Auto von San Francisco nach Mexiko zu<br />

den <strong>Olympische</strong>n Spielen. Mit 31 hätte er dort als Athlet noch voll auf<br />

der Höhe sein können. Doch war er "nur" als Journalist dabei. Das<br />

Schicksal hatte ihn acht Jahre vorher aus der (Lauf-)Bahn geworfen.<br />

Warum das so kam, das ist Anfang des Jahres zum 70. Geburtstag in<br />

den Medien ausgebreitet worden.<br />

Martin Lauer war so etwas wie ein Liebling der Götter. Einer, dem<br />

reiche Begabungen in die Wiege gelegt wurden. Als Junge war er im<br />

50<br />

Dreikampf unschlagbar. Denn er warf den Schlagball oft doppelt so<br />

weit wie der Nächstbeste. "Ohne Schlagball wäre ich vielleicht Fußballer<br />

geworden." Verblüffend seine Vielseitigkeit: "Ich musste mich in<br />

allem versuchen." Schon mit siebzehn wurde er deutscher Meister im<br />

Fünfkampf. "Ich habe zwei Mal die Woche konsequent trainiert. Ich<br />

habe alles in anderthalb Stunden reingepackt. Denn mein Bestreben<br />

war immer, möglichst wenig Zeit auf dem Platz zuzubringen." Denn<br />

es gab ja sonst so viel zu erleben, so viel zu tun. "Mit 14, 15 war für<br />

mich klar: Ich wollte Diplom-Ingenieur werden. Das war mein Ziel…<br />

Ich habe studiert wie ein Besessener, um schnell fertig zu werden.<br />

Den Zehnkampf habe ich mir aufgespart für die Zeit danach." Dennoch<br />

wurde der Neunzehnjährige schon 1956 in Melbourne Olympiafünfter<br />

im Zehnkampf, dazu Olympiavierter im Hürdensprint. Drei<br />

Jahre später hätte er in Düsseldorf um ein Haar den Zehnkampf-<br />

Weltrekord gebrochen. Da lief er gleich einmal die 100 Meter in 10,2<br />

Sekunden, das war Weltbestzeit.<br />

Doch den Diskus warf er nach<br />

zwei ungültigen Versuchen statt<br />

der möglichen 52 nur 36 Meter<br />

weit, aus dem Stand. Die Chance<br />

war vertan. Das wurmt ihn noch<br />

heute.<br />

Das war im Jahr 1959, an dessen<br />

Ende er zum "Welt-Leichtathleten"<br />

gewählt wurde. Eine Auszeichnung,<br />

die kein deutscher<br />

Athlet vor ihm und nach ihm<br />

erreicht hat. Und das lag an<br />

jenem legendären 7. Juli. Da<br />

stürmte er im Zürcher Letzigrund<br />

bei kalifornischen Bedingungen<br />

zum seiner Zeit sagenhaften<br />

Weltrekord von 13,2 Sekunden über 110 Meter Hürden. Und eröffnete<br />

damit die kaum enden wollende Serie von Weltrekorden an dieser<br />

Kultstätte der Leichtathletik. 45 Minuten später ließ er gleich den<br />

zweiten Streich über 200 Meter Hürden folgen. Wer darin eine<br />

besondere physische Anstrengung sieht, wird von Lauer belehrt:<br />

"Dieser Lauf passte einfach gut in mein Belastungsprogramm. Wenn<br />

an diesem Tag nur ein einziges Rennen gewesen wäre, hätte ich das<br />

Ganze ohnehin noch zu einem richtigen Training ausgebaut. So<br />

konnte ich wenigstens einen kompletten Trainingstag sparen." An<br />

diesem zweiten Weltrekord in 22,5 Sekunden "bissen sich Leute wie


Edwin Moses,<br />

Reynaldo Nehemiah<br />

und Colin Jackson<br />

die Zähne aus".<br />

Angeblich soll die<br />

Marke 1998 unterboten<br />

worden sein.<br />

"Aber kurz vorher<br />

war die offizielle<br />

Liste für diese<br />

Strecke schon<br />

geschlossen worden."<br />

Am Morgen hatte<br />

Lauer noch in Köln<br />

die Vorlesung<br />

besucht und am Nachmittag auf dem Zürich-See eine Segelpartie<br />

eingeschoben. Für ihn nichts Ungewöhnliches. Drei Jahre später<br />

beklagte der Sechsundzwanzigjährige in dem Bildband "Aus meiner<br />

Sicht", in dem er mit bemerkenswert reifen Texten sein schreiberisches<br />

Talent verriet, dass dieser Segeltörn in den Berichten über Gebühr<br />

hervorgehoben wurde: "Wenig glaubhaft und deshalb unerwähnt<br />

blieb die Gewissheit in mir, einen Weltrekord zu laufen. Mit den ersten<br />

Schritten beim Einlaufen gehörte die Bestleistung mir, ich freute mich<br />

auf sie, war mir ihrer so sicher, wie man das nur in Augenblicken<br />

höchsten Selbstvertrauens, höchster Selbsteinschätzung sein kann.<br />

Aus dieser Hochstimmung heraus musste der neue Weltrekord geboren<br />

werden. Froh angekündigt. Auf der Suche nach dem Quell der<br />

vollbrachten Leistung gehen sie an der Seele, die in solchen Augenblicken<br />

offen da liegt wie nie, blind vorbei. Denn sie suchen - Helden."<br />

Die Schlagzeilen nach dem Doppelschlag von Zürich "waren gigantisch".<br />

Am nächsten Morgen in der Vorlesung sagte der Professor für<br />

Strömungsmechanik: ,Sie da, hoffentlich können Sie auch so gut<br />

Strömungsmechnanik wie Hürden laufen.' "Mit einer Verachtung, die<br />

ich noch heute spüre." Dabei war ihm der Ruhm ohnehin suspekt.<br />

"Ruhm bedeutet, man wird vereinnahmt. Und ich wollte mich nie<br />

vereinnahmen lassen. Was ich an Ruhm erlebt habe, hat sich in<br />

Schulter klopfen ausgedrückt."<br />

In Rom 1960 wurde Lauer als Schlussläufer gemeinsam mit Bernd<br />

Cullmann, Armin Hary und Walter Mahlendorf Olympiasieger in der<br />

Sprintstaffel. Und das mit dem Handikap einer Knochenhautentzündung,<br />

die ihn im Hürdensprint beim Aufsetzen des linken Fußes<br />

behinderte und wieder nur Platz vier zuließ. Eine sich über Monate<br />

erstreckende Spritzenkur sollte nach den Spielen für Abhilfe sorgen. In<br />

dieser Zeit wurde der Athlet, der sich heute noch als "physisch und<br />

geistig immer sehr wehrhaft" einstuft, wegen ungebührlichen Verhaltens<br />

gegenüber Funktionären für ein halbes Jahr gesperrt. "Ich bin in<br />

Länderkämpfen immer als Punktesammler in die Schlacht geworfen<br />

worden. Das hat mir das Gefühl gegeben, unentbehrlich zu sein. Da<br />

lässt man sich ungern als Rotzlöffel behandeln." 1961 sollte es wieder<br />

zur Sache gehen. Aber die letzte unsterile Spritze der Serie und die<br />

anschließende unsachgemäße Behandlung sollte das Leben des<br />

Himmelstürmers einschneidend verändern.<br />

Die Entzündung lief dermaßen aus dem Ruder, dass es plötzlich nicht<br />

mehr um Sport oder nicht Sport, sondern um Leben und Tod ging. Es<br />

war, als wären die Götter neidisch geworden, so unbarmherzig schlugen<br />

sie zu. Ein halbes Jahr lang kam der Patient nur sporadisch zu<br />

Bewusstsein und untersagte den Ärzten jedes Mal, das Bein zu<br />

amputieren. Das Maß des Unglücks quoll über, als bei einem Autounfall<br />

nach dem Besuch im Krankenhaus seine Freundin ums Leben kam<br />

und sein Bruder bleibende Verletzungen erlitt. Dazu drückten immense<br />

Schulden für Krankenhaus- und Anwaltskosten. Noch vom Krankenbett<br />

aus schrieb Lauer für verschiedene Zeitungen. Dank eines<br />

geschenkten Tonbandgeräts und auf der Grundlage einer qualifizierten<br />

musikalischen Ausbildung empfahl er sich als Sänger "der leichten<br />

Muse" und komponierte auch. Bei den Leichtathleten war er schon<br />

längst als der Mann mit der Gitarre bekannt. Auch mit dem Akkordeon<br />

und dem Saxophon kann er gut umgehen. Mit seinem Erstling<br />

"Sacramento" glückte Lauer gleich ein voller Erfolg. Auf einen Schlag<br />

war er sämtliche Schulden los. Mit Westernsongs wie "Taxi nach<br />

Texas" oder "Die letzte Rose der Prärie" verkaufte er bis auf den<br />

heutigen Tag sechs Millionen Tonträger. Während einer Amerika-<br />

Tournee an der Seite von Lale Andersen, Lolita und Ivo Robic wurde<br />

der singende Athlet mit seinen Krücken Umstände halber meist am<br />

Lagerfeuer platziert. Einmal avancierte er im Opernhaus von Chicago<br />

vor 5.000 Besuchern zum Alleinunterhalter.<br />

Die dramatische Erkrankung hatte ihn im Studium, wo er schon im<br />

Examen stand, um eineinhalb Jahre zurückgeworfen. Dennoch<br />

erreichte er seine Ziele, wurde 1972 in München der Verantwortliche<br />

für die olympische Zeitmessung und war später als Diplom-Ingenieur<br />

für Kernverfahrenstechnik unter anderem an der Entwicklung des<br />

"Schnellen Brüters" in Kalkar beteiligt. 1964 nach Tokio reiste Martin<br />

Lauer als Journalist. "Ursprünglich war hier die Goldmedaille im<br />

Zehnkampf angesagt." Und er wäre kaum zu schlagen gewesen. "Ich<br />

habe Rotz und Wasser geheult. Das sollten ja meine Spiele werden. Es<br />

war nur ein winziger Trost, dass mein Kumpel Willi Holdorf Gold<br />

gewann." Martin Lauer ist "der Unvollendete" (Michael Gernandt in<br />

der Süddeutschen Zeitung) unter den großen Athleten. Das Schreiben<br />

für renommierte Zeitungen und Zeitschriften hat er seitdem beibehalten.<br />

Lange Jahre erschien in der "Welt" seine scharfzüngige Kolumne<br />

"BeLauert", die er kürzlich aus Anlass seines 70. Geburtstags eingestellt<br />

hat. Ein Verlust.<br />

"Ich habe nach wie vor Interesse an der Leichtathletik, auch wenn ich<br />

heute mit gemischten Gefühlen vor dem Fernseher sitze. Ich bin<br />

zutiefst überzeugt davon, dass heute so gut wie keiner mehr auf<br />

irgendwelche Nachbrenner verzichtet. Es tut mir leid um die wenigen,<br />

auf die das nicht zutrifft." In seinen Kolumnen hat er gewettert gegen<br />

Doping, gegen die Kindervergifter, gegen die Lügner und Heuchler.<br />

Mehr Freude hat er an den Nachwuchsathleten. So als Vorsitzender<br />

der Leichtathletik-Gemeinschaft Lauf/Pegnitztal mit ihren elf Vereinen.<br />

"Da bin ich die Galionsfigur, die mit dem Hut rumgeht, damit wir<br />

den Sportbetrieb finanzieren können."<br />

Martin Lauers Leben ist nach wie vor bunt, die Interessen sind vielfältig,<br />

von der Fachliteratur über Kernkraft bis hin zu den Entwicklungen<br />

im Islam. Und hin und wieder greift er zur Gitarre und singt, etwa<br />

wenn Athleten von einst wie Ingrid Mickler-Becker, Armin Hary und<br />

Manfred Germar zu Gast sind. Im Keller haben seine Kinder einen<br />

Fitnessraum eingerichtet, als sie selbst noch Leichtathleten waren.<br />

Und der Vater ist stolz, dass beide es mit viel weniger Talent zu<br />

nationalen Erfolgen gebracht haben. Hier erhalten sich die Lauers ihre<br />

Kondition. Nicht zuletzt für den traditionellen Segelurlaub am Tegernsee.<br />

"Denn der Flying Dutchman ist ein Turngerät auf dem Wasser",<br />

das körperlich voll fordert. Besonders wenn nur ein Bein gesund ist<br />

und das andere Bein verteufelt weh tut.<br />

51


In Deutschland gibt es zahlreiche und zum Teil anspruchsvolle<br />

Veröffentlichungen zur <strong>Olympische</strong>n Idee. Carl Diem<br />

zum Beispiel hat Beachtliches dazu beigesteuert, und<br />

auch von Willi Daume gibt es bemerkenswerte Vorträge und<br />

Aufsätze, in denen er sich zu Fragen des Olympismus und der<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele äußert. Beide haben sich dabei an Coubertins<br />

Grundaussagen orientiert und versucht, sie zeitgemäß<br />

zu interpretieren und praktisch umzusetzen: Diem 1936 als<br />

Generalsekretär des Organisationskomitees der <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele in Berlin - das für die Spiele verantwortliche Organisationskomitee<br />

wurde schon vor 1933 gewählt, Präsident war<br />

Theodor Lewald, Generalsekretär Carl Diem, der eine im Nazi-<br />

Jargon "Halbjude", der andere "weißer Jude" - und Daume als<br />

Präsident des Organisationskomitees der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

1972 in München, dessen Generalsekretär Herbert Kunze war.<br />

Ingesamt wurden in Deutschland fünf Anläufe unternommen,<br />

die <strong>Olympische</strong>n Spiele in eine deutsche Stadt zu holen. Der<br />

erste Anlauf führte zur Vergabe durch das Internationale<br />

<strong>Olympische</strong> Komitee an Berlin 1916; die Durchführung kam<br />

wegen des Ersten Weltkriegs nicht zustande. Der vierte<br />

Anlauf "Berlin 2000" scheiterte kläglich mit und an einer<br />

schlecht vorbereiteten Bewerbung, die Leipziger Bewerbung<br />

endete bekanntlich ebenfalls enttäuschend. Die zweite und<br />

dritte Bewerbung waren dagegen erfolgreich. Berlin erhielt -<br />

mit seiner Bewerbung und der Vergabe durch das Internationale<br />

<strong>Olympische</strong> Komitee 1931 noch vor der nationalsozialistischen<br />

Machtergreifung - den Zuschlag für die Spiele 1936.<br />

Die dritte Bewerbung bescherte München die Spiele 1972, die<br />

nun in einer demokratischen Bundesrepublik stattfinden<br />

konnten.<br />

Diem und Daume waren nicht nur durch ihre Verdienste um<br />

die Entwicklung des Sports insgesamt ausgewiesen, sondern<br />

sie waren vorzügliche Kenner des Olympismus und des olympischen<br />

Sports. Für beide waren die Spiele ein Kulturereignis;<br />

beide wollten, dass die Forderungen Coubertins, die Spiele<br />

müssten zeitgerecht, modern, als "Fest" gestaltet werden,<br />

sollten die Einheit von Sport, Kunst und "Geist" widerspiegeln,<br />

eingelöst würden. Aber für beide erfolgte diese Einlösung<br />

jeweils unter politischen Voraussetzungen, die unterschiedlicher<br />

gar nicht sein konnten.<br />

52<br />

Olympismus und <strong>Olympische</strong><br />

Zwischen Idealität und<br />

Die "Berliner" Spiele<br />

Für Diem sollte der olympische Sport von einem Bild des<br />

Menschen bestimmt sein, das an seiner körperlich-geistigen<br />

Ganzheit und dem Streben nach Selbstgestaltung orientiert<br />

und damit der neuhumanistischen Tradition des 19. Jahrhunderts<br />

verpflichtet und das zugleich vom Spiel als der - nach<br />

Schiller, auf den Diem sich gern bezog - Versöhnung von<br />

Natur und Geist und ihrer Aufhebung in einem Spiel und<br />

Schönheit verpflichteten olympischen Ideal bestimmt war.<br />

Vermutlich war dies aber ein zu idealistisches und zu wenig<br />

politisches Bild, das spätestens in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

dann auch an seine Grenzen stieß.<br />

Zusammen mit Lewald hat sich Diem bemüht, bei den <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen 1936 in Berlin - trotz schwieriger politischer<br />

Umstände - etwas von der <strong>Olympische</strong>n Idee im Sinne Coubertins<br />

zu erhalten und sichtbar zu machen. Ritterlichkeit,


Spiele in Deutschland:<br />

Realität <strong>Von</strong> Ommo Grupe<br />

Friedlichkeit, Amateurismus sollten auch für die Spiele in<br />

Berlin Leitprinzipien sein, die es zu achten und umzusetzen<br />

galt. Diem hatte wohl gehofft, dass dies auch unter der Nazi-<br />

Diktatur möglich sei - was den sportlichen Teil der Spiele<br />

betraf, war dies sicherlich der Fall; was jedoch ihre "Ideologie"<br />

und ihren "Festcharakter" angeht, also ihre Verbindung mit<br />

Kultur, Kunst und Musik, war dies wesentlich schwieriger.<br />

Denn auch wenn Diem und Lewald geglaubt haben sollten,<br />

den politischen Missbrauch der Spiele durch die Nationalsozialisten<br />

vermeiden zu können, solche Erwartungen zerschellten<br />

letztendlich an der politischen Realität - wenn wohl auch<br />

nicht ganz. Die Urteile über die Berliner Spiele fallen deshalb<br />

unterschiedlich aus. Manche Sporthistoriker sprechen von der<br />

Nazi-Olympiade und von den Spielen unter dem Hakenkreuz;<br />

Philip Noel-Baker - langjähriger Minister in englischen Kabinetten,<br />

Friedensnobelpreisträger, Olympiateilnehmer und<br />

großer Freund des olympischen Sports - hingegen bedauerte<br />

sein Leben lang, dass er die Spiele 1936 wegen der Rassenpolitik<br />

Hitlers und der Nationalsozialisten<br />

boykottiert habe. Er bedauerte dies<br />

wegen der großen Athleten, die in Berlin<br />

starteten und deren Start er verpasste,<br />

und wegen der Kraft des Sports, die für<br />

ihn selbst im politischen Missbrauch<br />

noch sichtbar blieb. Sir Philip und später<br />

Lord schrieb dazu, dass die Spiele vor<br />

aller Welt sichtbar gemacht hätten, wie<br />

falsch, stupide und obszön der Rassismus<br />

Hitlers war, wie man in einem Brief<br />

von ihm an den "Guardian" vom März<br />

1980 lesen kann. Zur eigentlichen<br />

Botschaft der Spiele wurde: "that the<br />

greatest athletes in the world were black<br />

men". Und weiter: dass die Sportler in<br />

Berlin über die Grenzen von Rasse und<br />

Nation hinaus dem gleichen Ideal von<br />

Sportkameradschaft und Freundschaft<br />

verbunden waren. Diese Botschaft, die<br />

von den Spielen ausging, widerlegte<br />

nach Ansicht von Noel-Baker die Nazi-<br />

Ideologie und die Nazi-Politik - "to<br />

anyone with eyes to see". Christiane Eisenberg, die bekannte<br />

Historikerin und Sportgeschichtsexpertin, teilt offensichtlich<br />

diese Auffassung.<br />

Man kann Diem und Lewald sicherlich nicht vorwerfen, dass<br />

sie die Möglichkeit des olympischen Sports, zu Fairness,<br />

Friedlichkeit, Freundschaft und Kameradschaft beizutragen,<br />

überschätzt haben; überschätzt haben sie aber offensichtlich<br />

die Widerstands- und Abwehrkräfte des Sports gegen politischen<br />

Missbrauch. Im Nachhinein kann man solche Einschätzungen<br />

allerdings auch leichter als Fehleinschätzungen<br />

erkennen als in den Jahren bis 1936. Nur hat man dabei zu<br />

bedenken, dass die Erkenntnis, dass auch der olympische<br />

Sport ein politisches Phänomen ist, eine vergleichsweise neue<br />

Erkenntnis ist und dass diese Einsicht nicht zuletzt aus den<br />

bitteren Erfahrungen der nationalsozialistischen Ära erwuchs.<br />

Dies schließt zweierlei ein: einmal, dass die Umsetzung olympischer<br />

Ideale auch von politischen Voraussetzungen abhängig<br />

ist, und dann, wie gering die Möglichkeit einzuschätzen<br />

ist, umgekehrt diese Voraussetzungen mit Hilfe der olympischen<br />

Ideale zu verändern. Aber dies heißt nicht, dass sie<br />

überflüssig sind. Ideale liefern Kriterien zur Beurteilung der<br />

Realität, und sie stärken zumindest das Wissen darum, dass<br />

es auch anders und besser sein könnte und dass die Verletzung<br />

von Menschenrechten, dass Unfriedlichkeit und Unterdrückung<br />

zur <strong>Olympische</strong>n Idee in eindeutigem Widerspruch<br />

stehen.<br />

Die Spiele in München<br />

Es war Willi Daume, der sich in seinem Wirken von dem Ziel<br />

leiten ließ, das Coubertinsche Gedankenerbe "zeitgerecht" zu<br />

interpretieren und es praktisch und organisatorisch angemessen<br />

und konsequent umzusetzen. In der zu einer Demokratie<br />

geläuterten Bundesrepublik war dies für ihn allerdings auch<br />

leichter als in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur.<br />

Er wollte zeigen, dass <strong>Olympische</strong> Spiele "anders" aussehen<br />

können und doch "authentisch" bleiben. Mit viel Gespür<br />

dafür, wie <strong>Olympische</strong> Spiele gestaltet werden müssen, um in<br />

einer modernen Medienwelt Bestand haben zu können, ohne<br />

dabei ihren ideellen Gehalt preiszugeben, und auch über-<br />

53


zeugt, mit den Spielen nicht nur etwas von einem neuen<br />

politischen und kulturellen Selbstverständnis Deutschlands -<br />

friedlicher, entspannter, gelassener, farbiger, internationaler<br />

und weltoffener - sichtbar machen zu können, gelang es ihm,<br />

nicht nur die Spiele für 1972 nach München zu holen, sondern<br />

sie auch nach diesen Vorstellungen zu planen und zu<br />

organisieren. Dabei wusste er sehr wohl, dass der Weg dahin<br />

auch vor politischen Einflussnahmen nicht sicher war. Man<br />

musste dazu nicht an 1936 erinnern; auch nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg war es schwer, den olympischen Sport von den Ost-<br />

West-Konflikten frei zu halten.<br />

Daume stand wie Coubertin in der Tradition gebildeten und<br />

weltoffenen europäischen Denkens, der Kunst, Literatur und<br />

Musik der Welt, aber auch den aufklärerischen Vorstellungen<br />

des 19. Jahrhunderts: Dies wollte er alles (irgendwie) mit dem<br />

Sport verknüpfen und umgekehrt das von vielen als eigentlich<br />

unversöhnlich Angesehene so weit möglich in einem<br />

Neuen versöhnen, dies nicht nur theoretisch, sondern auch<br />

praktisch. Dies hieß für ihn, vor allem im Sport mehr zu sehen<br />

als nur Sport. Sport war für Daume Ausdruck und Teil des<br />

kulturellen Lebens mit engen Beziehungen zu Kunst, Musik,<br />

Theater und Literatur und zu gesellschaftlichen Institutionen<br />

wie Schule, Wissenschaft und Kirchen. So weit diese Beziehungen<br />

nicht oder noch nicht ernst genommen wurden,<br />

musste man dies korrigieren. Die <strong>Olympische</strong>n Spiele boten<br />

dazu in besonderer Weise Anlass und Gelegenheit.<br />

Daume nannte die ihn dabei leitende <strong>Olympische</strong> Idee eine<br />

"Menschheitsidee". Sie sei universal, hatte Avery Brundage in<br />

Tokio erklärt, als er den Olympismus als die "Religion des 20.<br />

Jahrhunderts" bezeichnete. Obwohl Daume dessen Prinzipientreue<br />

lobte - gegenüber einer solchen Vermischung des<br />

<strong>Olympische</strong>n mit dem Religiösen war er skeptisch.<br />

Olympisch: Das ist für Daume die Idee der Leistung. Sie steht<br />

aber für mehr als nur für das Messbare und Bewertbare. Sie<br />

soll Ausdruck der Arbeit an sich selbst sein, ein Medium der<br />

Selbsterprobung. Nicht das Ergebnis, der Weg ist das Wichtige,<br />

so formulierte er in Anlehnung an Erich Fromm.<br />

Olympisch: Das steht für die Bildung von Körper, Kopf und<br />

Herz, also für die Verbindung von Athletik, Klarheit der<br />

Gedanken und Fairness im Handeln. Die sportlich-olympische<br />

Hochleistung ist ihre schönste Ausdrucksform; aber das<br />

Prinzip, das sie leitet, soll möglichst für alle Leistungs- und<br />

Altersstufen gelten.<br />

Olympisch: Das ist die Idee der Fairness. Fairness unterscheidet<br />

den Sport von bloßem Körpertraining und folgenlosem<br />

Zeitvertreib. Die Einhaltung sportlicher Regeln, der Verzicht<br />

auf unberechtigte Vorteile, dies bedeutet, den Sport auf eine<br />

höhere kulturelle Stufe zu stellen. Die Zukunft des Sports<br />

hängt für Daume davon ab, ob er sich von dieser Idee der<br />

54<br />

Fairness leiten lässt. Aber Daume wusste auch, dass es ein<br />

langer Weg ist, der gegangen werden muss, dies zu erreichen.<br />

Er machte selbst seine bitteren Erfahrungen als Vorsitzender<br />

von nationalen und internationalen Fair Play-Initiativen, aber<br />

auch seine positiven, da sich immer wieder großartige Sportlerinnen<br />

und Sportler fanden, die mit dem von ihm initiierten<br />

Fairnesspreis ausgezeichnet werden konnten, übrigens einer<br />

der wenigen Sportpreise, die auch einen hohen künstlerischen<br />

Wert haben.<br />

Olympisch: Das ist auch für Daume eine Idee des Friedens.<br />

Der Olympismus löst Konflikte nicht, aber er kann ein Modell<br />

für den Umgang mit Konflikten sein. Er setzt die Akzeptanz<br />

des kulturellen Andersseins und die Toleranz für weltanschauliche<br />

und religiöse Unterschiede voraus. Man muss die kulturelle<br />

Vielfalt für eine Bereicherung der Menschheit halten; ihr<br />

Gegenteil hieße Eintönigkeit. Vor allem in diesem Sinne war<br />

der Sport für Daume politisch; für unpolitisch hat er ihn im<br />

Grunde nie gehalten. Gegen die politische Inanspruchnahme<br />

des Sports - für welche Zwecke auch immer - hat er sich<br />

entschieden gewandt, ist dabei manches Mal auch unterle-


gen; den gegen seinen Willen beschlossenen Boykott der<br />

Moskauer Spiele hat er im Grunde nicht verschmerzen können.<br />

Auch nach dem Zusammenbruch der großen politischen<br />

Systeme in dieser Welt werde die friedensstiftende Kraft des<br />

olympischen Sports benötigt, vielleicht sogar dringlicher als<br />

zuvor, erklärte er. Er hat Recht behalten.<br />

Auch für Daume hat der Olympismus seinen Kern in der Idee<br />

der Ganzheit. Ganzheit ist einmal die individuelle Ganzheit<br />

von Kopf, Herz und Körper. Sie ist aber auch so etwas wie<br />

eine kulturelle Ganzheit, genauer: sportliche und olympische<br />

Athletik in Verbindung mit und als Teil der Kultur. Immer<br />

wieder hat Daume sich bemüht, diese Verbindung zu<br />

beschreiben und sie herzustellen. Auf einmalige Weise ist ihm<br />

dies bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in München in der Verbindung<br />

des Sports mit Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Ballett und<br />

Wissenschaft, mit einer glanzvollen Architektur, mit städtischem<br />

Leben, improvisierenden Straßendarbietungen, massenhafter<br />

Kommunikation zwischen Bürgern, Besuchern und<br />

Athleten gelungen. Ein einmaliges Weltereignis, ein "Kulturfest"<br />

war München geworden - oder hätte dies werden sollen,<br />

Zeichen für den tiefen Menschheitswunsch - wie Daume<br />

sagte - nach Friedlichkeit und "Freisein von Lebensangst".<br />

Hätte München werden sollen und auch können - wenn nicht<br />

ein tödlicher Schlag die Stadt der Spiele getroffen hätte und<br />

schmerzhaft daran erinnerte, wie unfriedlich und gewalttätig<br />

diese Welt auch sein kann und wie zerbrechlich demgegenüber<br />

die Idee des Friedens, der im Olympismus und bei den<br />

Spielen manifest werden sollte.<br />

Trauer, Schmerz, Hilflosigkeit legten sich damals über viele<br />

Menschen in Deutschland und in der ganzen Welt. Seitdem<br />

sind die Spiele immer noch gewachsen, größer, teurer, aufwändiger,<br />

spektakulärer und weltumspannender geworden;<br />

aber immer auch noch beeindruckend in ihrer manchmal<br />

schlichten, unverstellten und unmittelbaren Menschlichkeit,<br />

in ihren universellen Gemeinsamkeiten, ihrer künstlerischen<br />

Ausdrucksstärke und symbolischen Kraft. Aber man benötigt<br />

inzwischen auch fast eine ganze Armee, zumeist zivil gekleidet,<br />

um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Trotz allem: Der<br />

olympische Sport blieb für Daume eine der wenigen Möglichkeiten<br />

der symbolischen Darstellung der Idee des Friedens in<br />

der Welt.<br />

<strong>Olympische</strong> "Illusionen"?<br />

Welche Funktion kann das <strong>Olympische</strong> in dieser Welt haben,<br />

so lautete deshalb eine seiner zentralen Fragen, die er sich<br />

immer wieder stellte, die durch Gegensätze bestimmt ist,<br />

durch Gegensätze zwischen "Armen und Reichen, Privilegierten<br />

und Unterprivilegierten, Hungrigen und Satten, Farbigen<br />

und Weißen", durch Gegensätze zwischen "Resignation und<br />

Hoffnung, Frieden und Streit"? Seine Antwort: "Nur durch das<br />

Anstreben sozialer Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Verständigung,<br />

Abbau von Spannungen, Toleranz, Fairness", durch den<br />

Geist "kompromissloser Solidarität" mit den Zukurzgekommenen<br />

und Hilfebedürftigen. Nur unter diesen Voraussetzungen<br />

könne der Olympismus seine heute notwendige Veränderung<br />

erfahren - er nennt dies ihre "abendländische Entschränkung"-<br />

, die es ihm erlaubt, sowohl humanpolitische Funktionen zu<br />

übernehmen, als auch "Real-Utopie" zu sein: In einer noch<br />

immer "von Gewalt, Revanche, Terror und Revolte" bestimmten<br />

Welt "Demonstration gegen die Gewalt" und für das<br />

friedliche Zusammenleben der Völker - Olympismus also nicht<br />

als eine Art Heilsverkündigung, sondern als Ausdruck der<br />

Verständigung und der Möglichkeit des friedlichen Fortschritts.<br />

Aber es ist auch keine Frage, dass Daume mit solchen Aussagen<br />

an die Grenzen der Möglichkeiten des olympischen<br />

Sports und seiner Idee stößt, sie vermutlich sogar überschreitet.<br />

Das wusste er sehr wohl. Um so zu sprechen, benötigt<br />

man tiefergehende Quellen. An dieser Stelle wurde Daume<br />

zum friedensbewegten Weltbürger. Die Münchner Spiele<br />

waren ein Stück Realisierung seiner olympischen "Vision".<br />

Aber dies konnten sie nur einige Tage sein, so lange, bis eben<br />

die Realität der Gewalt, gegen die sie Zeichen hätten setzen<br />

sollen, auf brutale Weise in sie einbrach. Es gab "zehn wundervolle<br />

olympische Tage", schrieb Daume im NOK-Standardwerk<br />

über München. "Dann wurden wir aus dem Paradies<br />

schöner und liebenswerter Illusionen vertrieben, und niemals<br />

werden wir uns dorthin zurückziehen können."<br />

Waren dies alles nur Illusionen? Vermutlich nicht. Dazu war<br />

Daume zu sehr Realist. Wie Coubertin war er kein Freund von<br />

Utopien. Seine Vision eines besseren Sports in einer etwas<br />

besseren Welt bleibt. Sie hatte in München für Tage reale<br />

Gestalt gewonnen, dahinter kann man nun nicht mehr<br />

zurück, die Bilder sind da und bleiben im historischen<br />

Gedächtnis gegenwärtig, und sie zeigen auch immer wieder,<br />

welche Möglichkeiten der olympische Sport haben kann. Die<br />

<strong>Olympische</strong> Bewegung darf nicht "in sich selbst ruhen", sie<br />

muss "die Auseinandersetzung mit der Gegenwart" immer<br />

wieder suchen, schrieb Daume. Es könne etwas Verbindendes<br />

im Sport sein. Aber dazu sei es notwendig, den verbindenden<br />

Geist von Fairness, Kameradschaftlichkeit, Friedlichkeit und<br />

Internationalität auch öffentlich deutlich zu machen. Daume<br />

hat dieses Ziel nie aufgegeben. Seinen Realitätssinn hat er<br />

mit der Bereitschaft verbunden, neben dem Machbaren das<br />

Mögliche zu denken und es - wenn möglich - auch zu tun.<br />

Wenn nun die beiden zum DOSB "verschmolzenen" nationalen<br />

Sportorganisationen - NOK und DSB -, deren Präsident<br />

und Ehrenpräsident Daume war, die sich das Wort "olympisch"<br />

ausdrücklich in ihren neuen Namen geschrieben<br />

haben, wirklich zusammenwachsen sollen, dann ist es angebracht,<br />

sich auch an die wechselhafte Geschichte und Bedeutung<br />

von "olympisch" im deutschen Sport zu erinnern. OF<br />

55


Adolf Cluss: Ein schwäbischdeutsch-amerkanischer<br />

Turner, Revolutionär und<br />

Architekt einer neuen Welt<br />

<strong>Von</strong> Michael Krüger<br />

56


"<br />

Im August des Jahres 1846 wurde<br />

das erste deutsche (nicht schwäbische)<br />

Turnfest in Heilbronn abgehalten",<br />

schrieb Adolf Cluss in einem<br />

Brief vom 14. September 1904, in dem<br />

er, am Ende seines ereignisreichen<br />

Lebens stehend, "eine Episode aus<br />

meinen jungen Jahren" erzählte, die ihm<br />

sein Leben lang "im Gedächtnis" blieb.<br />

Wer war Adolf Cluss, was hat er mit<br />

dem Turnfest von 1846 zu tun und<br />

welche Bedeutung haben er und ein<br />

Turnfest vor fast 160 Jahren für den<br />

modernen, olympischen Sport?<br />

Adolf Cluss wurde am 14. Juli 1825 als<br />

Sohn einer Handwerkerfamilie in Heilbronn<br />

geboren, einer schwäbischen Stadt am Neckar, die<br />

vielen Schwaben und Nichtschwaben nicht zuletzt wegen des<br />

guten "Trollinger" bekannt ist. Den kennt und schätzt man<br />

auch im fernen Washington, der Hauptstadt der Vereinigten<br />

Staaten. Hierher hat es Adolf Cluss im Jahr 1848 verschlagen,<br />

nachdem er aus Deutschland ausgewandert ist. Und in<br />

Washington hat er schließlich Karriere gemacht: Er galt als<br />

"Architekt Washingtons". Zahlreiche öffentliche Gebäude der<br />

Ende des 19. Jahrhunderts aufstrebenden Bundeshauptstadt<br />

wurden von ihm entworfen und gebaut: Kirchen, Regierungsgebäude,<br />

Stadthallen und Märkte, Museen, militärische<br />

Einrichtungen, Kultur- und Kongresshallen, Schulen, Colleges<br />

und Universitäten. Die meisten Gebäude mussten im 20.<br />

Jahrhundert der stürmischen architektonischen Modernisierung<br />

Washingtons weichen, aber einige stehen noch heute.<br />

Das eindrucksvollste ist das renovierte Nationalmuseum<br />

Washingtons, das Cluss von 1879 bis 1881 erbaute. Es ist<br />

ebenso wie seine anderen Bauwerke nicht nur Zeichen der<br />

Kreativität, Schaffenskraft und des persönlichen Ansehens<br />

von Adolf Cluss in der Washingtoner <strong>Gesellschaft</strong>, sondern<br />

auch steinerner Zeuge der Kulturleistungen einer ganzen<br />

Generation von deutschen Auswanderern. Für diesen Kulturtransfer<br />

vom "alten Europa" in die Neue Welt stehen besonders<br />

die jungen Menschen, in der Regel Handwerker und<br />

Arbeiter, die ihr Vaterland im Zuge der Revolution von<br />

1848/1849 verlassen mussten.<br />

Zur Erinnerung an sie fanden von Oktober 2005 bis Februar<br />

2006 zeitgleich Ausstellungen in Heilbronn und Washington<br />

statt, in deren Mittelpunkt Adolf Cluss stand. Mit Unterstützung<br />

des Transatlantischen Programms der Bundesrepublik<br />

Deutschland, des <strong>Deutsche</strong>n Historischen Instituts in<br />

Washington und nicht zuletzt der Stadt Heilbronn und des<br />

Stadtarchivs konnte in deutscher und englischer Sprache ein<br />

Band zu Adolf Cluss mit dem Titel "Revolutionär und Architekt.<br />

<strong>Von</strong> Heilbronn nach Washington" veröffentlicht werden.<br />

Außerdem fanden Tagungen und Kongresse statt. Ein Sympo-<br />

sium in Heilbronn, das in Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut für<br />

Sportgeschichte Baden-Württemberg<br />

e.V. durchgeführt wurde, widmete sich<br />

speziell dem Turnfest von 1846 - einem<br />

Ereignis, das für Adolf Cluss und viele<br />

Auswanderer in der fernen, neuen<br />

Heimat Lebensprägend war.<br />

Die meisten dieser deutschen Auswanderer<br />

der Zeit um die Revolution von<br />

1848/49 waren Turner und Revolutionäre.<br />

Cluss selbst gehörte als junger,<br />

knapp 20jähriger Mann zum radikalen,<br />

frühsozialistischen Flügel der Turnbewegung.<br />

1844 ging Cluss, wie das<br />

damals bei Handwerkern üblich war,<br />

auf Wanderschaft. In Mainz bekam er 1846 eine Anstellung<br />

bei einer der ersten Eisenbahngesellschaften in Deutschland,<br />

der Hessischen Ludwigsbahn. Gleichzeitig schloss er sich dem<br />

Mainzer Turnverein an. Im Sommer 1846 wanderte er mit<br />

seinen Mainzer Turnbrüdern zu dem besagten legendären<br />

Turnfest nach Heilbronn, wo die ganze "Sippschaft", wie er<br />

schrieb, im Haus seiner Eltern einquartiert wurde.<br />

Nach dem Turnfest wurde Cluss zum Sekretär des neu<br />

gegründeten Mainzer Arbeiterbildungsvereins gewählt. 1847<br />

schloss er sich dem "Bund der Kommunisten" mit Sitz in<br />

Brüssel an, über den er intensiven Kontakt mit Karl Marx und<br />

Friedrich Engels pflegte. Nach seiner Auswanderung in die<br />

USA stand er bis weit in die 1850er Jahre regelmäßig mit Karl<br />

Marx in brieflichem Kontakt. Marx hielt große Stücke auf<br />

seinen jungen Freund und betrachtete ihn als seinen wichtigsten<br />

"Agenten" in der neuen Welt. Umso enttäuschter und<br />

verärgert war er über Cluss, als dieser von seinen kommunistischen<br />

Visionen abließ, sich statt dessen dem wirklichen<br />

Leben in Washington zuwandte und zu einem der angesehensten<br />

Bürger der neuen Hauptstadt der USA aufstieg. Sein<br />

bürgerschaftlich-soziales Engagement hat er jedoch beibehalten.<br />

Cluss war in zahlreichen Vereinen der Hauptstadt<br />

aktiv, natürlich auch bei den Turnern, und er arbeitete unermüdlich<br />

für das Wohl der Bürger der Hauptstadt.<br />

Turnen und Turnfeste als Mittelpunkte<br />

bürgerlicher Lebensform<br />

Das Turnfest in Heilbronn bildete sicher nur einen kleinen Teil<br />

des riesigen Erfahrungshorizonts ab, aus dem Cluss für sein<br />

späteres Leben schöpfte. Aber es war mehr als nur ein Turnfest.<br />

Es stand für eine grundlegende Auffassung und Idee<br />

vom Leben, von der Rolle, die der Einzelne in <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Politik und Kultur spielen sollte, und von der grundsätzlichen<br />

57


Beziehung des Staates zu seinen Bürgern. Auch dies bedeutete<br />

in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Begriff "Turnen".<br />

Auf den Turnfesten kam am markantesten zum Ausdruck, was<br />

"Turnen" damals bedeutete, wie dieses Turnen praktisch<br />

aussah, welche Inhalte, welche Turn- und Umgangsformen<br />

diese spezifische Körper- und Bewegungskultur prägten, und<br />

welche ideellen, geistigen und politischen Kräfte dieses<br />

Turnen bewegten. Das prägendste Turnfest vor der Revolution<br />

von 1848 fand 1846 in Heilbronn statt; auch wenn es in<br />

vielerlei Hinsicht nicht ganz die Erwartungen erfüllte. Der<br />

Historiker Dieter Düding spricht sogar von einem<br />

"Fehlschlag", weil es nicht gelungen sei, das wichtigste politische<br />

Ziel dieses vormärzlichen Turnertreffens zu erreichen,<br />

nämlich ein wirklich "nationales" Turnfest auszurichten, von<br />

dem dann auch der nationale Zusammenschluss der Turner<br />

hätte ausgehen können. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.<br />

Heilbronn war ein Erfolg, weil sich hier zum ersten Mal und<br />

unter Beteiligung und Anteilnahme weiter Kreise der Bevölkerung<br />

die Kultur des Turnens und des Sports im Sinne einer<br />

breiten bürgerschaftlichen Bewegung artikulierte.<br />

Das Fest-Album zur Erinnerung an das Turnfest in Heilbronn,<br />

herausgegeben von der Heilbronner Turngemeinde und ihrem<br />

Sprecher Rudolf Flaigg, den man den "schwäbischen Frühsozialisten"<br />

zurechnen kann, um eine Formuliereung des Landeshistorikers<br />

Otto Borst aufzugreifen, liefert eine anschauliche<br />

Vorstellung von der turnerischen Vereinskultur der<br />

1840er Jahre, sowohl in ihrer politisch-gesellschaftlichen als<br />

auch körperkulturellen Ausprägung.<br />

Freies Turnen als Symbol der Freiheit<br />

des Geistes<br />

Bemerkenswert bereits an den ersten Zeilen dieses Festberichts<br />

von Heilbronn ist die enge Verbindung, die zwischen<br />

dem freien turnerischen Bewegen an den Geräten und an der<br />

frischen Luft, den "Kraftäußerungen" des Leibes und der<br />

Freiheit des Geistes, der Rede und des Wortes hergestellt<br />

wird. Das aktive, freie Turnen an den Turngeräten ist Ausdruck<br />

und Symbol dieser allgemeinen Freiheit, und es ist ein<br />

Teil dieser Freiheit des Bürgers selbst. Aus dieser Sicht wird<br />

verständlich, warum beides seinen Platz bei diesen frühen<br />

Turnfesten fand, das Turnen und sogar Preisturnen, und das<br />

Reden und Singen, das Debattieren und Dichten. Der wesentliche<br />

Inhalt dieser neuen Freiheit und Kraftäußerung bestand<br />

in dem Willen und der Möglichkeit, sich frei und ohne Unterschied<br />

des Alters und des Standes zu treffen, seine Kräfte zu<br />

entfalten, miteinander zu messen und füreinander einzutreten.<br />

35 Vereine aus ganz Deutschland hatten Vertreter nach<br />

Heilbronn entsandt, die insgesamt ca. 3.400 Mitglieder in den<br />

Turnvereinen repräsentierten, vom kleinsten Verein, Geislin-<br />

58<br />

gen mit 15 Mitgliedern, bis zur größten Turngemeinde, Dresden<br />

mit ca. 900 Mitgliedern.<br />

Aus der Beschreibung des Turnfestes von Heilbronn geht<br />

hervor, wie vielfältig die Turnvereinskultur damals war. Diese<br />

Turnvereine waren weder "nur" politische Vereine, noch waren<br />

es nur Vereine zur Pflege körperlicher Übungen. Sie waren<br />

auch Geselligkeitsvereine, Männervereine, Handwerksvereine,<br />

Bürgervereine, Vereine zur Entfaltung bürgerlicher Tugenden<br />

und Wertvorstellungen, Vereine zur Vermittlung historischen<br />

und politischen Wissens, Vereine zur Pflege deutscher Lieder<br />

und Gesänge, Sozial- und Hilfsvereine, Vereine zur Verbreitung<br />

vaterländischer Gesinnungen, Vereine zur Bildung und<br />

Erziehung im weitesten Sinne usw.<br />

Turnvereine und Zivilgesellschaft<br />

Die Turnvereine geben Beispiele ab für das, was heute als<br />

"Zivilgesellschaft" bezeichnet wird; eine Bürgerbewegung, die<br />

sich frei und unabhängig vom Staat organisiert und engagiert<br />

und öffentliche Aufgaben im bürgerschaftlichen Interesse<br />

wahrnimmt. Die Unterschiede der politischen, sozialen und<br />

kulturellen Orientierung der einzelnen Vereine waren neben<br />

den politischen Rahmenbedingungen der wesentliche Grund,<br />

warum es bis zur 1848er Revolution nicht zu einem Zusammenschluss<br />

aller Turnvereine in Deutschland kam, bzw.<br />

warum die Versuche einer nationalen Einigung der Turner<br />

scheiterten. <strong>Von</strong> ausschlaggebender Bedeutung für dieses<br />

Scheitern waren die revolutionär aufgeheizte Situation im<br />

Jahr 1848 sowie die Unterdrückungs- und Verbotsmaßnahmen<br />

der verantwortlichen Regierungen im <strong>Deutsche</strong>n Bund<br />

vor und nach der Revolution, die viele der jungen und engagierten<br />

Turner in die Emigration trieb.<br />

Viele Turnvereine, in Mannheim, Köln und Heidelberg, wurden<br />

aufgelöst und verboten, hatten sich dann wiedergegründet,<br />

waren erneut beobachtet und bespitzelt worden usw. Es kam<br />

zu einer politischen Radikalisierung in einigen Turnvereinen.<br />

Viele riefen zur allgemeinen Bewaffnung auf und hielten die<br />

Turner, weil sie körperlich besonders geschult und kräftig<br />

seien, für die natürliche Vorhut der nun mit Waffen kämpfenden<br />

Revolution. Obwohl sich die Mehrheit der Vereine<br />

zurückhielt, schlossen sich doch viele Turner den Bürgerwehren<br />

an und wollten nun mit der Waffe in der Hand für Freiheit<br />

und Vaterland kämpfen.<br />

Radikalisierung des Turnens<br />

Als bekannt wurde, dass bei der Ermordung des Fürsten<br />

Lichnowski, eines konservativen Abgeordneten der Frankfurter<br />

Nationalversammlung, auch Männer mit Turnerhut und<br />

Turnerjacke gesehen wurden, war die Empörung in der


Öffentlichkeit und in den Turnvereinen groß. Auch Freunde<br />

des Turnens wandten sich "schaudernd" ab, wie es nun hieß.<br />

Die Spaltung in radikale und gemäßigte Kräfte der Turnerei<br />

war nun endgültig. Die Turnvereine galten aus der Sicht der<br />

Regierungen als gefährliche Herde der Revolution und des<br />

Aufruhrs. Alle Versuche eines nationalen Zusammenschlusses<br />

der Turnvereine scheiterten.<br />

Dies gelang erst nach langen Jahren der politischen Reaktion<br />

beim diesmal wirklich ersten allgemeinen deutschen Turnund<br />

Jugendfest 1860 in Coburg. Die 1848er-Aktivisten waren<br />

nun fast 15 Jahre älter und besonnener geworden, die radikalsten<br />

Vertreter der politischen Turnerei waren ausgewandert,<br />

und in Coburg konnte nun die Turnkultur "neu aufgestellt"<br />

werden, wie man heute sagen würde; d.h., dort wurden<br />

die Grundlagen für ein neues Selbstverständnis und eine<br />

stabile Organisation geschaffen. Vieles von dem, was schon in<br />

Heilbronn zu erkennen war, konnte sich jetzt entfalten: eine<br />

Kultur des Turnens und der Turnvereine, die ihren Mittelpunkt<br />

in der Pflege und Entwicklung einer volks- und nationalerzieherischen<br />

Körper- und Bewegungskultur findet und nicht in<br />

revolutionärer, oppositioneller Politik. Dieser Prozess der<br />

Entpolitisierung und Zivilisierung des Turnens, z.T. mit dem<br />

neuen Namen "Sport", ist bis heute im Gange.<br />

Bis heute versteht sich der Dachverband des deutschen<br />

Sports als gesellschaftliche Kraft, die mehr ist und sein will<br />

als nur ein Sportverband. Er sieht sich auch als eine Organisation,<br />

die das Wohl der Bürger insgesamt im Blick hat, die sich<br />

für Bildung und Erziehung der jungen Menschen einsetzt und<br />

sich für die freie Entfaltung der Kräfte und Möglichkeiten der<br />

Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Insofern steht auch der<br />

moderne Sport in der Tradition der 1848er Turner; auch von<br />

denen, die nach Amerika auswandern mussten.<br />

Brücke in die neue Welt<br />

Der Traum von einer freieren, besseren und gerechteren<br />

<strong>Gesellschaft</strong> blieb lebendig. Viele Turner, die<br />

nach Amerika auswandern mussten, nutzten später<br />

ihre Erfahrungen aus dem deutschen Turnvereinsleben<br />

in der neuen Welt. Mit zu den ersten Dingen,<br />

die sie nach ihrer Ankunft in Amerika unternahmen,<br />

zählte die Gründung von Turnvereinen. Der<br />

berühmte Sohn Heilbronns, Adolf Cluss, gehörte<br />

ebenfalls zu denen, die ihren Traum von bürgerlicher<br />

Freiheit und bürgerlichem Engagement in den<br />

Vereinigten Staaten umsetzten. Als Architekt der<br />

Hauptstadt und angesehener Bürger Washingtons<br />

stand er in der ersten Reihe der deutschen Einwanderer<br />

in den USA. Das alte deutsche Turnen<br />

baute so gesehen eine Brücke zwischen dem "alten<br />

Europa" und der neuen Welt, über die viele Men-<br />

schen gingen, die ihre Heimat verlassen mussten und eine<br />

bessere Zukunft in Amerika suchten.<br />

Vieles von dem, was beim Turnfest in Heilbronn - stellvertretend<br />

für die Turnvereins- und Turnfestkultur insgesamt -<br />

vorgeturnt und vorgelebt wurde, fand unbeabsichtigt, aber<br />

trotzdem nicht ohne innere Logik, eine Fortsetzung im olympischen<br />

Sport und bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen unserer Tage.<br />

Es war kein Zufall, dass Gustav Struve, der radikale Anführer<br />

der badischen Revolution von 1848/49 und nach seiner<br />

Flucht in die USA Gründer des New Yorker Turnvereins, 1855<br />

im "Belletristischen Journal" der "New Yorker Criminalzeitung"<br />

und in der Amerikanischen Turnzeitung dazu aufrief,<br />

Turnfeste nach dem Vorbild der <strong>Olympische</strong>n Spiele in der<br />

Antike abzuhalten; eine Idee, die im Übrigen so verbreitet<br />

war, dass sie Eingang in das Meyersche Conversationslexikon<br />

der Ausgabe des Jahres 1848 fand: Turn- und Gesangsfeste<br />

hätten das Ziel, hieß es da, "ächte deutsche Volksfeste zu<br />

werden, ähnlich den <strong>Olympische</strong>n Spielen der Griechen. Wie<br />

diesen liegt ihnen zunächst der Zweck ob, die durch politische<br />

Grenzen getrennten deutschen Stämme durch das Band<br />

der Kunst zu vereinigen".<br />

150 Jahre später haben die <strong>Olympische</strong>n Spiele den Zweck,<br />

die durch politische, gesellschaftliche und kulturelle Grenzen<br />

getrennten Völker und Nationen auf der ganzen Welt durch<br />

den Sport und die Kultur zusammen zu führen, wenn man<br />

will im friedlichen Wettstreit zu "vereinigen". Der Wettkampf<br />

ist das "Band der Kunst" des Sports, durch das dieses Kunststück<br />

der internationalen kulturellen Kommunikation und<br />

Integration ermöglicht wird. Wie damals sind auch heute<br />

Menschen und Athleten gefragt, die sich dem Wettbewerb<br />

stellen, die Brücken schlagen können, wie Adolf Cluss und die<br />

ausgewanderten Turner, und die sich für eine bessere, friedlichere<br />

und fortschrittliche Welt einsetzen.<br />

OF<br />

59


Bewegte und<br />

Das besondere Merkmal des Sports ist die Bewegung,<br />

sowohl für den Athleten, als auch den Zuschauer. Für<br />

den aktiven Sportler ist es die konkrete Bewegung<br />

seines Körpers, für den Zuschauer der Anblick dieser Bewegung,<br />

die in seinem Gehirn jenes Bewegtsein erzeugt, dass in<br />

Stadien und Sporthallen zu unterschiedlichen Gefühlsausbrüchen<br />

verleitet; wobei Freud und Leid sehr eng beieinander<br />

liegen, im Wechselbad größter Gefühle.<br />

Schon zu jener Zeit, "als die Bilder laufen lernten", in den<br />

schwarz-weißen Jahren nach Erfindung der Kinematographie<br />

also, war die menschliche Bewegung ein Anreiz, um sie auf<br />

das Zelluloid-Material des Films zu bannen. Zwar waren diese<br />

"bewegten Bilder" damals noch ein etwas stolpernder Anblick,<br />

doch im Laufe der weiteren technischen Entwicklung wurden<br />

sie immer harmonischer, bis sie die heutige Perfektion<br />

erreichten, die sie manchmal "natürlicher" erscheinen lassen<br />

als in der Wirklichkeit.<br />

Das "Volksmedium" Fernsehen hat zu dieser Entwicklung sehr<br />

viel beigetragen. Es hat jedoch auch mit seinen Eigenarten<br />

die Sichtweise des Publikums beeinflusst; nicht immer zum<br />

Besten. Doch es ist ihm gelungen einer gigantischen Zahl von<br />

Zuschauern eine Teilhabe an Sportereignissen zu gestatten,<br />

die weit über die Kapazitäten der riesigsten Stadien hinausreicht<br />

und in früherer Zeit undenkbar war.<br />

Der Film, als historischer "Vorläufer" des Fernsehens, spielt im<br />

Kanon moderner Massenmedien in einer anderen Kategorie.<br />

Denn hier steht nicht die Live-Übertragung eines Sportereignisses<br />

im Vordergrund, sondern eine künstlerische Gestaltung,<br />

die andere dramaturgische Akzente erfordert und über das<br />

Tagesereignis hinausführt.<br />

Nun bedient sich der Film ja einer Täuschung. Entsteht doch<br />

die "augenscheinlich" wahrgenommene Bewegung bei der<br />

Film-Projektion durch die Trägheit unseres Gehirns, das nicht<br />

in der Lage ist, jene 24 fotografischen Einzelbilder, die da in<br />

einer Sekunde an unseren Augen vorbeiflimmern, auch als<br />

einzelne Bilder zu erkennen. So entsteht in unseren Hirnen der<br />

Anschein von Bewegung, was dem menschlichen Hang zur<br />

Anmerkungen zu Sport und Film<br />

60


ewegende Bilder:<br />

Illusion durchaus entgegen zu kommen scheint. Vielleicht<br />

auch aus diesem Grunde sind "bewegte Bilder" inzwischen so<br />

beliebt, dass sie oft sogar der Wirklichkeit vorgezogen werden.<br />

Der Sport im deutschen Film hat ein recht ansehnliches Alter.<br />

Schon in den 1920er Jahren hat dieses Thema Einzug in den<br />

deutschen Spielfilm gehalten. So war etwa der erste Filmauftritt<br />

jener später zu zwiespältigem Sportfilm-Ruhm gelangten<br />

Leni Riefenstahl in einem Lichtspiel, das - "Der heilige<br />

Berg" geheißen - im Skifahrer- und Bergsteigermilieu des<br />

Jahres 1924 spielte. Und auch in "Der große Sprung", einer<br />

sportlichen Filmkomödie aus dem Jahre 1927, mimte Frau<br />

Riefenstahl eine Ziegenhirtin, deren Geißen zum großen<br />

Gaudi des Publikums Ski fahren konnten.<br />

Dass sich diese Art der sportlichen Betätigung von Ziegen in<br />

der Wirklichkeit nicht hatte durchsetzen können, bestätigt<br />

nur die große Illusionsfähigkeit des Films; anderenfalls<br />

bestünden heute vielleicht die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele aus<br />

ganz anderen Teilnehmergruppen, was dem Selbstbewusstsein<br />

des sportlichen Homo sapiens durchaus nicht förderlich<br />

wäre. Denn welche menschliche Mannschaft verlöre leichten<br />

Herzens eine 4x10 Kilometer-Skilanglauf-Staffel ausgerechnet<br />

gegen ein Ziegenbock-Quartett?<br />

Auch die Popularität von Sportidolen wurde schon früh für<br />

den Film genutzt. Denn schon 1930 durfte der damalige<br />

Meisterboxer Max Schmeling in dem Lichtspiel "Liebe im Ring"<br />

auftreten. Da spielte er einen treuherzigen Burschen, der Box-<br />

Meister wird und von einer jungen "Lebedame", repräsentiert<br />

durch die äußerst ansehnliche Olga Tschechowa, so becirct<br />

wird, dass er seine Verpflichtungen als Faustkämpfer sträflich<br />

zu vernachlässigen beginnt. Aber seine alte und treue Liebe,<br />

gespielt von der damals sehr bekannten Filmschauspielerin<br />

Renate Müller, holt ihn mit ihrer Anhänglichkeit wieder dahin<br />

zurück, wo ein Boxer dieses Formats hingehört: in den Ring<br />

nämlich. Eine Geschichte also wie im richtigen Leben ...<br />

Aber dann kommt "Reitet für Deutschland". Man schreibt das<br />

Jahr 1941, und Willi Birgel, in Gestalt eines Freiherrn von<br />

Langen, trabt gekonnt über die großdeutsche Leinwand.<br />

"Reitet für Deutschland"<br />

erzählt die Filmgeschichte<br />

eines deutschen Herrenreiters,<br />

der sein altes Kriegspferd<br />

wieder gefunden hat<br />

und zum ersten Mal<br />

Deutschland auf einem<br />

Turnier im Ausland vertritt - und im Kriegsjahr 1941, natürlich<br />

zum Siegen verurteilt ist! Doch nun wollen wir uns<br />

jenem Film zuwenden, der wie kein zweiter Sportfilm noch<br />

über Jahrzehnte hinaus die Gemüter erregte. Es ist Leni<br />

Riefenstahls Film über die <strong>Olympische</strong>n Spiele 1936.<br />

Die ausgebildete Tänzerin Riefenstahl hatte sich in einem<br />

relativ kurzen Zeitraum, "mit den Waffen einer Frau", wie<br />

manche behaupten, von einer filmischen Anfängerin zur<br />

Lieblings-Regisseurin des Diktators Adolf Hitler hochgearbeitet.<br />

Mit dem Monumentalfilm "Triumph des Willens", der den<br />

Nürnberger Parteitag 1934 der Nationalsozialisten in ungewöhnlichen<br />

Bildern spiegelte, hatte sie bereits neue Wege der<br />

Aufnahmetechnik beschritten. So setzte sie beispielsweise<br />

Kameraleute auf Rollschuhen ein, um Massenszenen noch<br />

dynamischer zu gestalten.<br />

Den Vorschlag Adolf Hitlers, sie sollte einen Film über die<br />

<strong>Olympische</strong>n Spiele in Berlin fertigen, nahm sie mit anfänglicher<br />

Skepsis entgegen. Ihr Hauptargument, die Fertigstellung<br />

eines so großen Werkes würde etwa zwei Jahre dauern,<br />

erledigte Adolf Hitler mit dem Satz: "Und wenn Sie zehn<br />

Jahre brauchen, die Hauptsache ist, dass es ein Kunstwerk<br />

wird!"<br />

<strong>Von</strong> höchster Stelle so beauftragt, machte sie sich daran, das<br />

von Hitler verlangte Kunstwerk zu realisieren. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, ging sie rücksichtslos vor. Sie "überschwemmte"<br />

die <strong>Olympische</strong>n Spiele mit einem Heer von Kameraleuten<br />

und Technikern. Und es war ihr gleich, ob diese die Sportler<br />

störten oder nicht. Sie wollte möglichst viele hervorragende<br />

Aufnahmen haben, denn die Spiele dauerten nur 14 Tage, ihr<br />

Film jedoch sollte noch in Jahrzehnten sehenswert sein.<br />

Aus den Erfahrungen des Reichsparteitags-Films "Triumph<br />

des Willens" hatte sie gelernt, möglichst viele Aufnahmen aus<br />

möglichst verschiedenen Blickpunkten und Perspektiven zu<br />

machen und Gegensätze herauszuarbeiten. Temposzenen<br />

wurden gegen Zeitlupe gesetzt, volle Zuschauerränge gegen<br />

einsame Läufer, um möglichst viel Spannung zu erzeugen<br />

und die ursprüngliche Atmosphäre künstlich nachzugestalten.<br />

in Deutschland <strong>Von</strong> Herbert Somplatzki<br />

61


Aus fünf- bis sechshundert Stunden Filmmaterial wurden<br />

dann jene beiden Teile zusammengeschnitten, die diesen Film<br />

zu einem Welterfolg werden ließen - und den Nazis jenen<br />

erwünschten Prestige-Erfolg bescherten, der mitgeholfen hat,<br />

ihre Terrorherrschaft nach außen zu übertünchen.<br />

Trotz aller berechtigten Einschränkungen hat dieser Film<br />

durch manche filmtechnische Neuerung Maßstäbe gesetzt. Er<br />

hat aber auch dazu beigetragen, dass nach Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges das monumentale filmische Pathos vermieden<br />

wurde und der Sportfilm nach neuen, bescheideneren Wegen<br />

suchte.<br />

Erst in der Aufbruchzeit der 1960er Jahre begann sich der<br />

Sport dann wieder intensiver dem Film zuzuwenden. In der<br />

Lehrarbeit des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen<br />

beispielsweise wurden damals bereits Grundlagen der praktischen<br />

Filmarbeit vermittelt. So reiste etwa eine Gruppe der<br />

Sportjugend NRW 1968 nach Berlin, um dort, in der Zusammenarbeit<br />

mit dem Jugendfilmstudio Berlin, einen Film über<br />

das <strong>Deutsche</strong> Turnfest zu drehen. Es entstand: "Sechs Tage -<br />

vier F - und eine halbe Stadt", ein Film, der bei den "Interna-<br />

62<br />

tionalen Sport- Amateurfilm-Tagen 1968" in Duisburg die<br />

Silbermedaille und das Prädikat "Bester sozialkritischer Film"<br />

erhielt.<br />

Dieses Filmfestival in Duisburg war als Idee des Landessportbundes<br />

NRW entstanden und sollte Impulsgeber für die<br />

Entwicklung des Sportfilms in Deutschland werden. Unter der<br />

Führung seines Präsidenten Willi Weyer, im Hauptberuf<br />

Innenminister des Landes, war der LSB-NRW damals für neue<br />

Ideen "ein offenes Feld". Und so entwickelte sich in den<br />

Folgejahren auch eine intensive Zusammenarbeit mit dem<br />

international renommierten Filmfestival "Oberhausener Kurzfilmtage",<br />

die bis über die <strong>Olympische</strong>n Spiele München 1972<br />

hinaus anhielt und immer mehr Internationalität erlangte.<br />

Die Gründe, warum die angestrebte Entwicklung eines eigenständigen<br />

"Sportfilm-Festivals" dann doch nicht zustande<br />

kam, sind nicht mehr zu eruieren. Eine Manifestation wäre<br />

sicherlich eine gute Chance gewesen, Sport und Film zusammen<br />

zu führen, zum Vorteil beider.<br />

Dann hat es doch ziemlich lange gedauert, ehe sich eine neue<br />

Generation von Regisseuren wieder dem Thema Sport in<br />

großem Rahmen filmisch näherte. In diesem Zusammenhang<br />

muss der Name Sönke Wortmann genannt werden. Denn erst<br />

mit seinem Film über die Fußballweltmeisterschaft 1954 -<br />

"Das Wunder von Bern" - ist wieder ein deutscher Sportfilm<br />

von Rang entstanden. Sönke Wortmann, schon durch Spielfilme<br />

mit anderer Themensetzung bekannt, hatte die besten<br />

Voraussetzungen für diesen Film mitgebracht. Denn über sein<br />

handwerkliches "Know how" hinaus brachte er die Erfahrungen<br />

eines langjährig praktizierenden Sportlers in dieses Filmwerk<br />

mit ein und verlieh durch sein Wissen den gestalteten<br />

Spielszenen gesteigerte Authentizität - und brachte darüber<br />

hinaus jungen Zuschauern auch ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte<br />

näher.<br />

Sein zweiter großer Sportfilm, "Deutschland - ein Sommermärchen",<br />

konzentrierte sich dann gänzlich auf die Authentizität<br />

des Dokumentarischen. Mit seinen Filmaufnahmen zu<br />

Spielbeginn, in der Halbzeitpause oder nach Spielende in der<br />

Umkleidekabine brachte uns Sönke Wortmann in eine vom<br />

Zuschauer sonst nicht wahrnehmbare Nähe von Spielern und<br />

Trainer. Mit dieser Innensicht, durch das Medium Film kanalisiert,<br />

blieb eine emotionale Nähe zur deutschen Nationalmannschaft<br />

auch nach dem Ende der Weltmeisterschaft 2006<br />

dem Filmzuschauer erhalten.<br />

Der deutsche Sportfilm ist wieder im Gespräch. Und es wäre<br />

dem Kulturgut Sport durchaus angemessen, sich dieses<br />

künstlerischen Mediums mehr als bisher zu nähern. Vielleicht<br />

sogar durch ein eigenes internationales Sportfilm-Festival,<br />

das den Anspruch des Sports, ein Kulturgut unserer Zeit zu<br />

sein, auch mit Blick in die Zukunft bestätigt.<br />

OF


Sportliche<br />

Vielfalt in den<br />

Skulpturen von<br />

Birgid Helmy<br />

OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

D<br />

s junge Mädchen mit dem Kopftuch ballt die<br />

Fäuste, setzt zu einem kraftvollen Kickboxer-<br />

Tritt an - und erstarrt mitten in der Bewegung.<br />

Diese Skulptur der Wiesbadener Künstlerin Birgid<br />

Helmy ist eines der Exponate der Ausstellung<br />

"sportlich", die im Sport & Olympiamuseum Köln<br />

gezeigt wird. "Sport interessiert mich auch wegen<br />

seiner sozialen Funktionen, zum Beispiel bei der<br />

Integration", erklärt die Bildhauerin die Wahl<br />

ihres Motivs. Ein paar Meter weiter ist eine Gruppe<br />

kleinerer Skulpturen platziert, die Jugendliche<br />

in trendiger Streetwear darstellt. Die Figuren<br />

probieren gerade einen Sprung oder klettern über<br />

Hindernisse: eine Hommage an die neue Sportart<br />

"Parcours", ein akrobatischer Hindernislauf und<br />

gleichzeitig eine Kletterpartie mitten durch die<br />

63


Stadt, bei der auch hohe Mauern überwunden werden<br />

müssen.<br />

Mit der ebenfalls ausgestellten Skulpturen-Gruppe kleiner<br />

Skateboard-Fahrer hat Birgid Helmy kürzlich den Kunstwettbewerb<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Botschaft Warschau für sich<br />

entscheiden können. Des Weiteren sind Gruppen von Fußballspielern,<br />

Kunstspringern und Hockeyspielern zu sehen -<br />

alle in Aktion, alle mitten im Spiel oder Sprung "eingefroren".<br />

Etwas aus der Reihe fällt ein fast lebensgroßer Junge in<br />

Shorts, der sich scheinbar in einer Angriffsstellung für<br />

Boxer übt. "Es ist wie ein Initiationsmoment", sagt Helmy.<br />

"Er ist nicht wirklich in Aktion, er posiert. Vielleicht vor<br />

einem Spiegel." Sie habe sich für die Skulptur von Bildern<br />

des 12-jährigen Muhammad Ali und des jungen Max<br />

Schmeling inspirieren lassen. "Vielleicht meine ‚unsportlichste'<br />

Arbeit."<br />

Birgid Helmy, Jahrgang 1957, hat nach dem Studium der<br />

Sozialpädagogik an der FH Wiesbaden (Schwerpunkt Theaterpädagogik)<br />

eine Ergänzung dieses Studiums durch eine<br />

kunsttherapeutische Weiterbildung vorgenommen. Eine<br />

berufliche Neuorientierung gab es während der Erziehungsphase<br />

der beiden Töchter. Seit 1995 widmete sie sich dem<br />

Studium der Bildhauerei an der Akademie für Bildende<br />

Kunst, Universität Mainz, bei Frau Prof. Biederbick. Das<br />

Diplom erwarb Birgid Helmy 2001, Meisterschülerin war sie<br />

2002.<br />

Klaus H. Schopen<br />

64 OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE


OF-GALERIE<br />

OF-GALERIE<br />

65


Nachrichten des DOSB<br />

Dr. Thomas Bach - Glückwunsch an Europa<br />

Zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge gratulierte Dr. Thomas Bach, Präsident<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB)<br />

"Am 25. März 1957 unterzeichneten sechs<br />

Staaten den Vertrag von Rom zur Gründung<br />

der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.<br />

Im Jahr 2007 feiern 490 Millionen<br />

Europäer in 27 Mitgliedsstaaten der EU den<br />

50. Jahrestag dieser Unterzeichnung. Die<br />

Glückwünsche des deutschen Sports gelten<br />

allen Verantwortlichen, die diese einzigartige<br />

Entwicklung ermöglicht haben.<br />

Europa ist ein Kontinent mit unterschiedlichen<br />

Traditionen und Sprachen, der geeint<br />

ist durch gemeinsame Werte wie Demokratie,<br />

Freiheit und soziale Gerechtigkeit. Die<br />

EU verteidigt diese Werte und fördert die<br />

Zusammenarbeit der Völker Europas, indem<br />

sie die Einheit unter Wahrung der Vielfalt<br />

stärkt und sicherstellt, dass Entscheidungen<br />

möglichst bürgernah getroffen werden.<br />

Der Sport spielt für die Umsetzung dieser<br />

Werte eine ganz wichtige Rolle. Nicht<br />

allein, weil er mit der <strong>Olympische</strong>n Idee ein<br />

fester Teil dieses Wertesystems und der<br />

Ideengeschichte Europas ist, sondern auch<br />

und vor allem deshalb, weil er zeigt, wie<br />

Europa funktionieren kann. Mit seiner<br />

Grenzen und Ideologien überschreitenden<br />

Akzeptanz ist er ein Vorreiter für Europa<br />

und hat in den zurückliegenden fünf<br />

Europa-Abend des<br />

DOSB in Brüssel<br />

Die Landesvertretung Baden-Württemberg<br />

stand ganz im Zeichen des Sports, als der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) am<br />

Mittwoch, 28. März 2007 in Brüssel seinen<br />

Europäischen Abend veranstaltete.<br />

66<br />

Jahrzehnten einen bedeutenden Beitrag für<br />

die Zusammengehörigkeit unseres Kontinents<br />

geschaffen.<br />

Ausdruck dessen ist die Begeisterung für<br />

europäische Wettbewerbe von Europameisterschaften<br />

bis hin zu den Europäischen<br />

<strong>Olympische</strong>n Jugendspielen. Aber<br />

auch abseits der Schlagzeilen und Fernsehübertragungen<br />

gelingt es dem Sport und<br />

seinen europaweit über 350 Millionen<br />

Mitgliedern in 800.000 Sportvereinen<br />

Grenzen zu überwinden, menschliche und<br />

DOSB-Präsident und IOC-Vizepräsident:<br />

Dr. Thomas Bach<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach begrüßte<br />

strahlend eine illustre Besucherschar mit<br />

dem für Sport zuständigen Bundesinnenminister<br />

Wolfgang Schäuble an der Spitze<br />

der 300 geladenen Gäste. Drei Tage nach<br />

dem Jubiläum zur Unterzeichnung der<br />

Römischen Verträge gratulierte Bach<br />

"Europa zu seiner 50-jährigen Erfolgsgeschichte."<br />

soziale Dimensionen zu verdeutlichen und<br />

eine integrierende Kraft zu sein.<br />

Insbesondere im Zeitraum der deutschen<br />

EU-Ratspräsidentschaft ist es dem DOSB<br />

ein Anliegen, sportrelevante Handlungsfelder<br />

der EU darzustellen, den alltäglichen<br />

Beitrag der Sportorganisationen zur europäischen<br />

Integration sichtbar zu machen<br />

und zu verdeutlichen, welches Potential<br />

seine Strukturen besitzen.<br />

Auch für die fortschreitende europäische<br />

Integration wird der Sport eine zentrale<br />

Rolle spielen. Gerade die EU kann geeignete<br />

Rahmenbedingungen schaffen, um die<br />

Entwicklung des Sports und seiner Strukturen<br />

in den Mitgliedsstaaten zu unterstützen.<br />

Notwendig hierfür ist eine rechtliche<br />

Verankerung des Sports im kommenden<br />

EU-Vertragswerk.<br />

Mit seiner Aktion "europa(S)meister"; unter<br />

der Schirmherrschaft der EU-Ratspräsidentin<br />

und Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela<br />

Merkel, liefert der DOSB derzeit Beispiele für<br />

die Umsetzung europäischer Themen auf<br />

lokaler und regionaler Ebene im Sport. Diese<br />

Projekte in den 16 deutschen Bundesländern<br />

machen Europa für die Bürger erlebbar<br />

und bringen Europa den Menschen näher."<br />

"Wir stehen in Europa vor so großen und<br />

vielfältigen Herausforderungen. Eine davon<br />

ist, Europa fühlbar und erlebbar zu machen,<br />

dafür ist Sport ein Hoffnungsträger, weil er<br />

zeigt, wie Europa funktionieren kann als<br />

Europa der Bürgerinnen und Bürger", sagte<br />

Bach in seiner Begrüßungsrede: "Sport hat<br />

eine positive Grundstimmung für das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

in Europa geschaffen,<br />

es gelingt Grenzen zu überwinden."


Der DOSB-Präsident dankte Minister Schäuble<br />

für dessen Unterstützung, die Autonomie<br />

des Sports zu fördern. Bach: "Der Sport<br />

braucht Partnerschaft und Förderung, nicht<br />

eine einseitige Regulierung."<br />

Der deutsche Innenminister betonte in<br />

seiner Begrüßungsrede das Subsidiaritätsprinzip,<br />

das er als "überlegenes Prinzip"<br />

lobte, welches sehr gut zum Prinzip der<br />

Ehrenamtlichkeit passe, die "den Sport auch<br />

so wertvoll macht. Man muss auch darauf<br />

verzichten können, alles selber regeln zu<br />

wollen. Wir würden viel ärmer werden,<br />

wenn wir Engagement unterdrücken<br />

würden. Es ist nicht wahr, das alles nur<br />

nach dem Gesetz wirtschaftlicher Effizienz<br />

geht."<br />

EU-Kommissar Ján Figel' erklärte, dass es<br />

"an der Zeit sei, etwas zum Wohle des<br />

Sports zu tun. Der Sport ist ein starkes<br />

Zugpferd zu einem friedvollen, vereinten<br />

Kontinent."<br />

Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />

Günter Oettinger begrüßte als Hausherr<br />

Europameister und Medaillengewinner,<br />

darunter das DOSB-Präsidiumsmitglied<br />

Claudia Bokel (Fechten) und Gäste aus der<br />

politischen Szene Brüssels, indem auch er<br />

die Partnerschaft zwischen Politik und Sport<br />

unterstrich. "Beides ist eine Friedensidee,<br />

Sport ist das geeigneste Instrument für<br />

Völkerverständigung, er ist der Marktplatz<br />

auf dem sich Menschen kennen lernen."<br />

Mit dem Beispiel seiner Kinder, die in der<br />

Jugendmannschaft des VfB Stuttgart<br />

Fußball spielen, gemeinsam mit Kindern aus<br />

anderen Teilen Europas und "auch einigen<br />

aus Norddeutschland. Ihr gemeinsames<br />

Spiel dient der Integration der Erwachsenen",<br />

sagte Oettinger, der die Entscheidungsträger<br />

des Sports aufforderte, die<br />

Partnerschaft mit den Schulen noch enger<br />

einzugehen: "Der Mannschaftssport ist von<br />

überragender erzieherischer Funktion."<br />

IOC gibt Besetzung seiner<br />

Gremien bekannt<br />

Dr. Thomas Bach, Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes, leitet auch<br />

weiterhin die "Juristische Kommission"<br />

sowie die "Kommission für Sport und<br />

Recht" des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />

Komitees (IOC). Darüber hinaus ist Bach<br />

Mitglied der "Marketing-Kommission", der<br />

Kommission für "Fernsehrechte und Neue<br />

Medien" und der "Kommission zur Vorbereitung<br />

des Kongresses 2009". Zudem bleibt er<br />

Vorsitzender der "Disziplinarkommission<br />

Anti-Doping", die sich unter anderem mit<br />

dem Dopingskandal um die<br />

österreichischen Skilangläufer bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspielen Turin 2006<br />

beschäftigt. Thomas Bach war bei den<br />

<strong>Olympische</strong>n Winterspielen 2006 erneut<br />

zum Vizepräsident gewählt worden, nachdem<br />

er diese Funktion gemäß Satzung<br />

2004 turnusgemäß verlassen hatte. "Für<br />

die Berufung in derart zentrale Verantwortungsbereiche<br />

bin ich dem IOC auch im<br />

Interesse des deutschen Sports sehr dankbar.<br />

Sie gewährleistet im Hinblick auf die<br />

Fortsetzung der Aufgaben Kontinuität und<br />

ist Ausdruck einer engen und vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit mit Präsident<br />

Rogge und dem gesamten Executive<br />

Board", kommentierte Dr. Bach die Mitarbeit<br />

in den wichtigen Steuerungsgremien.<br />

Walther Tröger, das zweite deutsche IOC-<br />

Mitglied, zugleich Mitglied des DOSB-<br />

Präsidiums, ist weiterhin Vorsitzender der<br />

Kommission "Sport für alle", der auch<br />

DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch<br />

angehört. Darüber hinaus ist Tröger Delegierter<br />

für den Behindertensport. Auch er<br />

arbeitet zudem in der Kommission zur<br />

Vorbereitung des IOC-Kongresses<br />

2009 mit.<br />

Weitere deutsche Vertreter in IOC-Kommissionen<br />

sind: Dr. Roland Baar (Umweltkommission),<br />

Ilse Bechthold (Kommission für<br />

Frauen und Sport), Matthias Berg (Kommission<br />

Sport und Recht), Joseph Fendt (Umweltkommission),<br />

Stefan Kürten (RadioundTV-Kommission),<br />

Prof. Dr. Karl<br />

Lennartz (Kommission<br />

für Kultur und<br />

<strong>Olympische</strong> Erziehung),<br />

Hans-<br />

Hermann Mädler<br />

(Presse-Kommission),<br />

Prof. Dr. Norbert<br />

Müller (Kommission<br />

für Kultur<br />

und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung), Dr. h.c.<br />

Klaus Schormann<br />

(Kommission für<br />

Kultur und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung).<br />

DOSB-Präsident empfing<br />

IOC-Mitglied Aján<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach hat am<br />

26. März 2007 IOC-Mitglied Dr. Támas Aján<br />

zu einem Gespräch in Frankfurt am Main<br />

empfangen. Im Beisein von Claus Umbach,<br />

Präsident des Bundesverbandes <strong>Deutsche</strong>r<br />

Gewichtheber, ging es u.a. um die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem deutschen und<br />

dem internationalen Gewichtheberverband.<br />

Dr. Tamás Aján ist Präsident des Internationalen<br />

Gewichtheberverbandes (IWF) und<br />

Vizepräsident der Vereinigung der Internationalen<br />

Fachverbände (GAISF). Darüber<br />

hinaus ist Aján auch Präsident der <strong>Olympische</strong>n<br />

Akademie Ungarns. Vor dem Hintergrund<br />

der Gründung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Akademie am 4. Mai 2007 in Frankfurt<br />

am Main galt das Interesse Bachs und<br />

Ajáns deshalb auch der Zusammenarbeit auf<br />

dem Gebiet von Bildung und <strong>Olympische</strong>r<br />

Erziehung. Der Besuch Ajáns beim <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbund fügt sich an<br />

eine Reihe weiterer Gespräche, die DOSB-<br />

Präsident Dr. Bach im März mit internationalen<br />

Sportvertretern geführt hat. Unter<br />

anderem hat er dabei IOC-Vizepräsidentin<br />

Anita Lourdes de Frantz und eine Delegation<br />

des saudischen Sports begrüßt. Im Laufe des<br />

heutigen Tages empfängt er Vertreter des<br />

Internationalen Kickbox-Verbandes.<br />

Ilse Bechthold vom IOC<br />

ausgezeichnet<br />

Ilse Bechthold hat Anfang März im <strong>Olympische</strong>n<br />

Museum in Lausanne die "Women<br />

Ilse Bechthold (ganz rechts) anlässlich der Preisverleihung zur Womens<br />

and Sport Trophy mit den übrigen Kontinental-Preisträgerinnen,<br />

Weltsiegerin Patia Simpson-Miller und IOC-Präsident Dr. Rogge.<br />

67


Europa-<br />

Abend des<br />

DOSB in<br />

Brüssel<br />

69


and Sport Trophy 2007" (für Europa) entgegengenommen.<br />

Das IOC verlieh den begehrten<br />

Preis an weitere Kontinentalpreisträgerinnen<br />

und als World-Trophy an die jamaikanische<br />

Premierministerin und ehemalige<br />

Sportministerin Portia Simpson Miller für<br />

ihre weltweit herausragenden Verdienste.<br />

"Natürlich freue ich mich riesig über diese<br />

Auszeichnung. Es war eine echte Überraschung<br />

für die ich sehr dankbar bin",<br />

erklärte die Frankfurterin Ilse Bechthold. Zur<br />

Würdigung ihrer langjährigen Verdienste<br />

war Frau Bechthold dem IOC sowohl vom<br />

DOSB als auch vom Internationalen Leichtathletik-Verband<br />

(IAAF) als Preisträgerin<br />

vorgeschlagen worden. "Die Verdienste von<br />

Ilse Bechthold für die Rolle der Frauen im<br />

Sport sind einzigartig. Sie hat stets Verantwortung<br />

übernommen und ist Vorbild für<br />

viele andere Frauen in Sportorganisationen.<br />

Mit ihrer fachlichen Kompetenz und ihrer<br />

menschlich verbindlichen Art hat sie den<br />

Frauen in zahlreichen Gremien des Sports in<br />

beeindruckender Weise Gehör verschafft. In<br />

der IAAF und im IOC war sie dabei auch für<br />

unser Land und den deutschen Sport eine<br />

ganz wichtige Sympathieträgerin", würdigte<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach die<br />

Preisträgerin. Ilse Bechthold hat sich über<br />

mehrere Jahrzehnte hinweg für die Belange<br />

von Frauen engagiert. Wichtige Stationen<br />

im deutschen und im internationalen Sport<br />

waren der DLV, die mittlerweile im DOSB<br />

fusionierten Dachorganisationen <strong>Deutsche</strong>r<br />

Sportbund und NOK für Deutschland, der<br />

Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF)<br />

und das<br />

IOC.<br />

DOSB-Langzeitprojekt<br />

in Ruanda<br />

Zur Entwicklung des heimischen Fußballs<br />

entsendet der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />

im Rahmen eines sog. Langzeitprojektes<br />

den Sportexperten Michael Weiß nach<br />

Ruanda. Die Maßnahme wird durch das<br />

Auswärtige Amt finanziert und in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Fußball-Bund und Partnern in Ruanda<br />

durchgeführt. Sie basiert auf einer bereits<br />

bestehenden engen Zusammenarbeit<br />

zwischen dem DFB und dem ruandischen<br />

Fußball-Verband. Die Partner in Ruanda sind<br />

insbesondere an der Aus- und Fortbildung<br />

von Multiplikatoren, der Förderung des<br />

Jugendfußballs insbesondere für Mädchen,<br />

70<br />

Talentförderung, Behindertensportprogrammen<br />

sowie der gezielten Förderung der<br />

U17-Auswahl Ruandas interessiert. Bereits<br />

2005 und 2006 hatten zwei Kurzzeitprojekte<br />

des deutschen Sports in dem zentralafrikanischen<br />

Land stattgefunden. Zum<br />

Auftakt der zunächst auf zwei Jahre befristeten<br />

Maßnahme, die zwei Mal, bis auf eine<br />

maximale Laufzeit von vier Jahren, verlängert<br />

werden kann, erfolgt ein Lehrgang mit<br />

DFB-Coach Erich Rutemöller. Im April<br />

werden ruandische Offizielle zu einem<br />

Lehrgang in Deutschland anreisen.<br />

DOSB-Arbeitsgruppe<br />

prüft EuGH-Urteil zum<br />

Thema Sportwetten<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

beschäftigt sich eingehend mit dem im März<br />

ergangenen Urteil des Europäischen Ge-<br />

richtshofes zum Thema Sportwetten. "Wir<br />

werden das Urteil sorgfältig daraufhin<br />

prüfen müssen, welche Auswirkungen es auf<br />

den deutschen Markt hat. Unabdingbar für<br />

den Sport ist die Gewährleistung der finanziellen<br />

Mittel, die er bislang aus den Sportwetten<br />

erhalten hat, auch für die Zukunft",<br />

sagt DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach.<br />

Der Europäische Gerichtshof hat am Dienstag<br />

im Strafverfahren gegen Massimiliano<br />

Placanica und andere für gemeinschaftsrechtswidrig<br />

erklärt, dass in Italien Vermittler,<br />

die für Rechnung ausländischer Unternehmen<br />

Wetten sammeln, mit Strafe<br />

bedroht sind.<br />

Unter Vorsitz von Dr. Michael Vesper, Generaldirektor<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes, wird in Kürze eine hochrangige<br />

Arbeitsgruppe die Thematik diskutieren.<br />

Der Gruppe werden führende Vertreter der<br />

Spitzenverbände, darunter auch des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Fußball-Bundes und der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Fußball Liga sowie der Landessportbünde<br />

angehören.<br />

"Wir erwarten, dass eine europafeste und<br />

verfassungsgemäße Lösung gefunden wird,<br />

die die Finanzierung der gemeinnützigen<br />

Aufgaben des Sports sicher stellt", erklärt<br />

Michael Vesper: "Jetzt sind die Ministerpräsidenten<br />

der Länder gefordert. Es sollte<br />

möglich sein, eine Regelung zu erreichen,<br />

die der Rechtssprechung des Europäischen<br />

Gerichtshofes und des Bundesverfassungsgerichtes<br />

folgt und dem Sport mit seinen<br />

90.000 Vereinen hilft."<br />

Informationen aus dem<br />

DOSB-Präsidium<br />

Michael Vesper wird "Chef de Mission"<br />

der deutschen Olympia-Mannschaft<br />

Michael Vesper wird das deutsche Olympia-<br />

Team bei den Sommerspielen 2008 in<br />

Peking als "Chef de Mission" anführen. Der<br />

54jährige ehemalige Sportminister Nordrhein-Westfalens<br />

ist seit dem 1. Oktober<br />

2006 Generaldirektor des <strong>Deutsche</strong>n Olym-<br />

Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des<br />

DOSB.<br />

pischen Sportbundes (DOSB). Zum stellvertretenden<br />

"Chef de Mission"; berief das<br />

DOSB-Präsidium in seiner Sitzung am<br />

Dienstag in Frankfurt am Main den DOSB-<br />

Direktor Leistungssport, Bernhard Schwank<br />

(46).<br />

Leitender Mannschaftsarzt der deutschen<br />

Olympiamannschaft in China wird Prof. Dr.<br />

Wilfried Kindermann aus Saarbrücken. Der<br />

66jährige war bereits bei vier <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen in derselben Funktion für das<br />

ehemalige NOK für Deutschland im Einsatz.


Bei der FIFA WM 2006 in Deutschland war<br />

Kindermann als Chef-Mediziner für das<br />

deutsche Organisationskomitee tätig.<br />

Leitender Physiotherapeut im deutschen<br />

Team wird Klaus Eder (53) aus Donaustauf.<br />

Das DOSB-Präsidium verabschiedete in<br />

Frankfurt darüber hinaus die Grundsätze zur<br />

Nominierung der Olympiamannschaft<br />

Peking 2008, die auf der Homepage des<br />

DOSB (www.dosb.de) zum Download bereit<br />

stehen.<br />

DOSB gründet Stiftung <strong>Deutsche</strong>r Sport<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />

hat die Stiftung <strong>Deutsche</strong>r Sport ins Leben<br />

gerufen. Stiftungszweck ist die Förderung<br />

des deutschen Sports in all seinen Erscheinungsformen.<br />

In diese Stiftung fließen die<br />

drei Millionen Euro ein, die der DOSB<br />

dankenswerterweise aus dem Gewinn der<br />

Fußball-WM vom DFB erhalten hat. Die<br />

Satzung kann ebenfalls in Kürze im Internet<br />

auf der DOSB-Homepage herunter geladen<br />

werden.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie Willi<br />

Daume wird am 4. Mai gegründet<br />

Am 4. Mai 2007 tritt der Vorstand der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie Willi<br />

Daume zu seiner konstituierenden Sitzung<br />

zusammen. Das DOSB-Präsidium benannte<br />

die Vizepräsidentin Bildung und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, zur<br />

Vorstandsvorsitzenden. Dem Vorstand sollen<br />

weiterhin angehören: Hans-Peter Krämer<br />

(Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen im<br />

DOSB), Ingo Weiss (Mitglied des DOSB-<br />

Präsidiums und Vorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportjugend), Prof. Dr. Helmut Altenberger<br />

(Mitglied Kuratorium <strong>Olympische</strong> Akademie),<br />

Prof. Dr. Manfred Lämmer (Vorsitzender der<br />

Europäischen Fairplay Initiative), Dr. Klaus<br />

Schormann (Präsident Internationaler und<br />

Nationaler Verband für Modernen Fünfkampf,<br />

IOC-Kommission Kultur und <strong>Olympische</strong><br />

Erziehung, Sylvia Schenk (Stellvertretende<br />

Vorsitzende von Transparency International).<br />

Hans-Peter Krämer und Michael Vesper<br />

in DSM-Aufsichtsrat bestimmt<br />

Generaldirektor Dr. Michael Vesper wurde<br />

vom Präsidium gemeinsam mit Schatzmeister<br />

Hans-Peter Krämer als Vertreter des<br />

DOSB in den Aufsichtsrat der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport-Marketing GmbH benannt. Der DOSB<br />

hat 49 Prozent der Anteile an der DSM<br />

übernommen, 51 Prozent hält die Stiftung<br />

<strong>Deutsche</strong> Sporthilfe. Der Aufsichtsrat<br />

besteht aus vier Mitgliedern, je zwei von<br />

DOSB und DSH.<br />

Europäischer Fairplay-Kongress in<br />

Frankfurt<br />

Vom 17. bis 20. Oktober 2007 ist der DOSB<br />

in Frankfurt Gastgeber für den 13. Europäischen<br />

Fairplay-Kongress. Für die Eröffnungsfeier<br />

am 17. Oktober ist der Kaisersaal<br />

im Frankfurter Römer reserviert. Parallel zur<br />

Hauptveranstaltung findet ein Jugendkon-<br />

Informationsblatt zum Europäischen Fairplay Kongress<br />

gress statt. Im Blickpunkt des Kongresses<br />

stehen die "olympischen Werte" in ihrem<br />

Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit.<br />

DOSB fordert Erhalt der dritten Schulsportstunde<br />

in Gymnasialer Oberstufe<br />

In einem Brief an die Kultusminister der<br />

Länder wird der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Sportbund die Beibehaltung der dritten<br />

Sportstunde auch in der Gymnasialen<br />

Oberstufe fordern. Hintergrund sind die<br />

Diskussionen in Nordrhein-Westfalen, die<br />

dritte Stunde abzuschaffen und den Sport<br />

nicht mehr als Abiturfach zuzulassen.<br />

Beirat Sportentwicklung berufen<br />

Elf Personen werden dem Beirat Sportentwicklung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes angehören. Das DOSB-Präsidium<br />

berief folgende Experten und Expertinnen:<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sportabzeichen: Frank<br />

Wittchen, Geschäftsführer Breitensport LSV<br />

Saarland; Ehrenamt/bürgerschaftliches<br />

Engagement und Integration:Sebastian<br />

Braun, Sportsoziologe, Uni Paderborn;<br />

Frauen und Gleichstellung(Gender Mainstreaming):<br />

Ilse Hartmann-Tews Sportsoziologin,<br />

Abteilung Geschlechterforschung,<br />

DSHS Köln; Gesundheit: Iris Pahmeier, Uni<br />

Vechta; Seniorensport/Sport mit Älteren:<br />

Andreas Kruse, Gerontologe, Uni Heidelberg;<br />

Sport und Familie: Manfred Wegner, Sportpädagoge,<br />

Uni Kassel; Sport und Gesundheit:<br />

Winfried Banzer, Sportmediziner, Uni Frankfurt;<br />

Hans-Hermann Dickhuth, Sportmedizi-<br />

71


ner, Uni Freiburg; Sportentwicklung, Vereins-<br />

/Verbandsberatung: Christian Wopp, Sportsoziologe,<br />

Uni Osnabrück; Sportstätten und<br />

kommunale Sportstättenentwicklung: Rudolf<br />

Behacker, Sportamtsleiter München, Vorsitzender<br />

der Arbeitsgemeinschaft deutscher<br />

Sportämter; Umwelt und Sport: Rainer<br />

Baake, Bundesgeschäftsführer <strong>Deutsche</strong><br />

Umwelthilfe; Wissensmanagement: Anna<br />

Fernandez, Diakonisches Werk der EKD,<br />

Stuttgart, Abt. Wissensmanagement/Zentrum<br />

Kommunikation<br />

Mitgliederversammlung in Hamburg<br />

Die nächste Mitgliederversammlung des<br />

DOSB wird am 8. Dezember 2007 in Hamburg<br />

stattfinden.<br />

Weitere Themen<br />

� In Berichten befasste sich das DOSB-<br />

Präsidium mit der Entschädigung für die<br />

Opfer des Dopingsystems der ehemaligen<br />

DDR. Bis April wird darüber beraten, wie<br />

die noch offenen Fälle zu behandeln sind.<br />

Im Mai werden dann die Gespräche mit<br />

den Anwälten stattfinden. Der DOSB wird<br />

prüfen, ob eine Aussicht auf Erfolg<br />

besteht, den Dopingopfern zu einer<br />

dauerhaften Rente zu verhelfen. Sollte<br />

diese Prüfung positiv ausfallen, wird der<br />

DOSB sich dafür einsetzen.<br />

� Verabschiedet wurde auf der Präsidiumssitzung<br />

die neue Geschäftsordnung für<br />

das Direktorium.<br />

� Ebenso beschäftigte sich das Präsidium<br />

mit dem Thema Sportwetten, Dr. Michael<br />

Vesper hat diesbezüglich die entsprechenden<br />

weiteren Schritte eingeleitet.<br />

� Im Nachklang des Gespräches des DOSB<br />

mit der katholischen und evangelischen<br />

Kirche wird eine Arbeitsgruppe ein<br />

Grundsatzpapier über die Zusammenarbeit<br />

erstellen.<br />

� Das Präsidium beschließt die Mitwirkung<br />

des DOSB in der Initiative "Lokale Bündnisse<br />

für Familien"; in Form einer aktiven<br />

Partnerschaft.<br />

� Michael Vesper erstattet dem Präsidium<br />

Bericht zum Stand der Aufnahme Sport<br />

ins Grundgesetz.<br />

72<br />

DOSB und SPD für<br />

Aufnahme des Staatsziels<br />

Sport ins Grundgesetz<br />

Anlässlich eines Gesprächs zwischen dem<br />

Präsidenten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes (DOSB), Dr. Thomas Bach, und<br />

DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper<br />

mit dem SPD-Präsidium erklärten DOSB-<br />

Präsident Dr. Thomas Bach und der Parteivorsitzende<br />

der SPD, Kurt Beck: Der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund und die Sozialdemokratische<br />

Partei Deutschland betonen<br />

gemeinsam die gesellschaftspolitische<br />

Bedeutung des Sports für Gesundheit, für<br />

Integration, für Bildung, für nationale<br />

Repräsentanz und für den Zusammenhalt<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Dabei gehören Breitensport<br />

und Leistungssport untrennbar zusammen.<br />

DOSB und SPD sind deshalb in<br />

dem Ziel einig, den Sport gemeinsam mit<br />

der Kultur als Staatsziel in das Grundgesetz<br />

aufzunehmen. Wir verstehen dies auch als<br />

Würdigung der mehr als sechs Millionen<br />

Menschen, die sich ehrenamtlich im Sport<br />

engagieren, und der gesellschaftspolitisch<br />

wichtigen Rolle, die der Sport inne hat. Dem<br />

Sport soll deshalb eine entsprechende<br />

Stellung im Grundgesetz eingeräumt<br />

werden, damit er seinen vielfältigen Aufgaben<br />

gerecht werden kann.<br />

Mit mehr als 27 Millionen Mitgliedschaften<br />

erreichen die Sportvereine Menschen quer<br />

durch alle Teile der Bevölkerung. Beide<br />

Seiten begrüßen die jetzt vorliegende Linie<br />

Am 19.03. traf sich in Berlin der SPD-Vorsitzende Kurt Beck mit dem<br />

Präsidenten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB), Thomas<br />

Bach, und Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB (v.l.).<br />

im Kampf gegen Doping. Doping muss ohne<br />

Toleranz bestraft und unterbunden werden.<br />

Dafür bietet die gefundene Lösung mit einer<br />

Ausweitung der gesetzlichen Möglichkeiten<br />

gegen den Handel mit Dopingsubstanzen<br />

sowie die unmittelbare Bestrafung der des<br />

Dopings überführten Athleten ausschließlich<br />

durch die Sportgerichtsbarkeit das nötige<br />

Instrumentarium.<br />

Ziel ist es, den Kampf gegen Doping künftig,<br />

unter anderem durch eine höhere Kontrolldichte,<br />

effektiver zu führen. Gewürdigt<br />

wurde die Initiative "Hilfen für Helfer" des<br />

Bundesfinanzministers, durch die das<br />

ehrenamtliche Engagement im Sport und<br />

darüber hinaus weiter gestärkt wird. Die<br />

Sozialdemokratische Partei Deutschlands<br />

bleibt dem deutschen Sport ein verlässlicher<br />

Partner. Beide Delegationen verständigten<br />

sich auf die Fortführung des regelmäßigen<br />

Gedankenaustauschs.<br />

"Millionen in Bewegung" -<br />

DOSB und ARD werben für<br />

<strong>Deutsche</strong>s Sportabzeichen<br />

Mit Unterstützung des vom Südwestrundfunk<br />

produzierten TV-Magazins "ARD-<br />

Buffet" will der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

Sportbund (DOSB) 2007 eine Millionen-<br />

Schallmauer durchbrechen. "Wir wollen<br />

gemeinsam dafür sorgen, dass in diesem<br />

Jahr mehr als eine Million Menschen das<br />

<strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen ablegen", erklärte<br />

DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei der<br />

Vorstellung der<br />

Aktion "Millionen in<br />

Bewegung". Gemeinsam<br />

mit SWR-<br />

Intendant Prof.<br />

Peter Voß und<br />

"ARD-Buffet"-<br />

Moderatorin Evelin<br />

König präsentierte<br />

Thomas Bach am<br />

27. März 2007 in<br />

Berlin die auf drei<br />

Monate angelegte<br />

Kampagne. "Die<br />

ARD und der DOSB<br />

verfolgen ein<br />

gemeinsames Ziel.<br />

Wir wollen die<br />

Menschen dazu<br />

bringen, sich zur<br />

Erhaltung ihrer


Gesundheit mehr zu bewegen. Das Sportabzeichen<br />

ist für alle Menschen, egal welchen<br />

Alters und welchen Geschlechts, ein perfekter<br />

Fitness-Test. Die Sendung ARD-Buffet<br />

richtet sich als Familiensendung an alle<br />

Altersstufen. Die Partner passen also sehr<br />

gut zusammen. Wir sind sehr glücklich, dass<br />

wir mit der ARD diese Kooperation eingehen<br />

konnten", sagte Bach. Die Kampagne "Millionen<br />

in Bewegung" ist zwischen dem 10.<br />

April und dem 7. Juli 2007 ein Programmschwerpunkt<br />

in der Mittagssendung des<br />

Ersten. "Normalerweise werden in Deutschland<br />

im Schnitt rund 900.000 Sportabzeichen<br />

pro Jahr erfolgreich abgelegt. Wir<br />

möchten mit dieser gemeinsamen Aktion<br />

beitragen, die Schallgrenze zu durchbrechen.<br />

ARD-Buffet ist ein Ratgeber für Leib<br />

und Seele, wir wollen Anregungen für eine<br />

aktive und gesunde Lebensgestaltung<br />

geben. Das Sportabzeichen gehört da<br />

fraglos dazu", erklärte Prof. Peter Voss. Das<br />

ARD-Buffet wird deshalb die Aktion drei<br />

Monate lang immer wieder in Gesprächen<br />

mit Studiogästen, Telefon-Sprechstunden<br />

und Film-Beiträgen aufgreifen. Außerdem<br />

beobachtet die Sendung wochenlang eine<br />

Großfamilie mit der Kamera, deren Mitglieder<br />

alle das Sportabzeichen ablegen möchten.<br />

Den Startschuss zu der Kampagne "Millionen<br />

in Bewegung" geben DOSB-Präsident<br />

Dr. Thomas Bach und Moderator Ernst-<br />

Marcus Thomas im "ARD-Buffet" am 10.<br />

April 2007 ab 12.15 Uhr. Höhe- und Endpunkt<br />

der Sportabzeichen-Aktion ist eine<br />

Sondersendung am Samstag, den 7. Juli<br />

2007 vom "Festival des Sports" in Heidelberg.<br />

Sie wird live von einer Open-Air-<br />

Bühne in der Neckarstadt ausgestrahlt. Auf<br />

einem angrenzenden Sportplatz werden<br />

über 2.000 Sportlerinnen und Sportler<br />

während der laufenden Sendung ihre<br />

letzten leichtathletischen Disziplinen für das<br />

Sportabzeichen absolvieren. Unter der<br />

Internetadresse "www.deutsches-sportabzeichen.de":http://www.deutsches-sportabzeichen.de<br />

sind Informationen zum <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sportabzeichen erhältlich.<br />

Frauensportaktionstag<br />

am 5./6. Mai<br />

Das erste Sportwochenende im Mai 2007 in<br />

Deutschland gehört den Frauen und Mädchen.<br />

Am 5./6. Mai startet der <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) unter der<br />

Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin,<br />

Ursula von der Leyen, den 1. Bundesweiten<br />

Frauensportaktionstag. Angemeldet<br />

haben sich 65 Vereine in Großstädten und<br />

ländlichen Gebieten, die diesen ersten<br />

Aktionstag gestalten. Es wird alles angeboten,<br />

was Frauen und Mädchen begeistert,<br />

gesund erhält und die Gemeinschaft zusammen<br />

schweißt, verspricht die Vizepräsidentin<br />

Frauen und Gleichstellung des DOSB, Ilse<br />

Ridder-Melchers. Botschafterin des Aktionstages<br />

ist die Olympiasiegerin im Biathlon,<br />

Kati Wilhelm. Die Sportlerin des Jahres 2006<br />

fordert alle Mädchen und Frauen auf, die<br />

Chance des Aktionstages zu nutzen: "Alle<br />

können mitmachen, ob jung oder alt, geübt<br />

oder ungeübt, zugewandert oder mit<br />

Handicap." Der Anteil der Mädchen und<br />

Frauen im organisierten Sport ist auf zurzeit<br />

zehn Millionen Mitglieder gestiegen. In<br />

Dem Sport eng verbunden: Familienministerin Ursula von<br />

der Leyen (r.), hier in Begleitung von Gesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt.<br />

einem Sportverein angemeldet sind heute<br />

58 Prozent der Mädchen im Alter von<br />

sieben bis 14 Jahren. Trotzdem gibt es<br />

Handlungsbedarf: Junge Männer sind mit<br />

38 Prozent fast doppelt so häufig Mitglied<br />

im Sportverein wie junge Frauen im Alter<br />

von 19-26 Jahren. Der Anteil von Ausländerinnen<br />

ist noch geringer. Ministerin Ursula<br />

von der Leyen sieht denn auch im Sport die<br />

Kraft "zur gesellschaftlichen Integration und<br />

Chancengleichheit". Neben dem Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend unterstützt die <strong>Deutsche</strong> Telekom<br />

den 1. Bundesweiten Frauensportaktionstag.<br />

DOSB will mehr junge<br />

Migrantinnen in die<br />

Sportvereine holen<br />

Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund will<br />

ausgewählte Integrationsprojekte nutzen,<br />

um bundesweit mehr Mädchen und Frauen<br />

mit Migrationshintergrund in die Sportvereine<br />

zu holen. Laut einer vom in Auftrag<br />

gegebenen Studie der Universität Bielefeld<br />

treiben ausländische Mädchen<br />

im Gegensatz zu den Jungen<br />

wenig Sport. In der Altersgruppe<br />

der10 - 11 jährigen Mädchen ist<br />

der Anteil der deutschen Kinder<br />

in den Sportvereinen dreimal so<br />

hoch wie der ihrer Altersgenossinnen<br />

mit Migrationshintergrund.<br />

Im Vorfeld des Internationalen<br />

Frauentages (am 8. März 2007)<br />

forderte die Vizepräsidentin<br />

Frauen und Gleichstellung, Ilse<br />

Ridder-Melchers, in Frankfurt die<br />

Sportvereine auf, die Ergebnisse<br />

der Studie umzusetzen. Es sind<br />

insgesamt 54 bestehende<br />

Integrationsprojekte untersucht<br />

worden. Ihr Erfolg ist übertragbar,<br />

wenn die Vorgehensweise<br />

übernommen wird, sagte Ridder-Melchers:<br />

Eine Grundvoraussetzung<br />

ist, dass sich die<br />

Vereine über die Bedürfnisse der<br />

Mädchen klar werden. Tanzen,<br />

Schwimmen, Fußball und<br />

Kampfsportarten seien die<br />

attraktivsten Angebote für junge<br />

Ausländerinnen. Projekte sollten<br />

im frühen Kindesalter beginnen<br />

und Netzwerke mit Kindergärten,<br />

Grundschulen und Ausländervereinen<br />

aufbauen. Die Attraktivität der Angebote<br />

könne mit zusätzlichen Inhalten wie Sprachkursen<br />

gesteigert werden. Nach dem Schritt<br />

in den Verein sollten Migrantinnen langfristig<br />

in alle Ebenen der Verbandsarbeit eingebunden<br />

werden. Die Integrationsbotschafterinnen<br />

Ebru Shikh Ahmad (mehrfache<br />

73


Karateeuropameisterin) und Anna Dogonadze<br />

(Trampolin-Olympiasiegerin) verdeutlichten,<br />

dass Integration durch Sport keine<br />

Einbahnstrasse sei - <strong>Deutsche</strong> und Migranten<br />

kämen sich beim Sport so schnell näher<br />

wie in kaum einem anderen gesellschaftlichen<br />

Feld und entwickelten sich dann<br />

gemeinsam weiter.<br />

Der DOSB will bis Sommer 2007 interessierte<br />

Verbände und Vereine zu einem Workshop<br />

einladen, um aus diesem Kreis in zehn<br />

Städten mit hohen Ausländerinnenanteilen<br />

Freude am Sport auch in Berlin-Kreuzberg, wo Migrantinnen<br />

begeistert die Erfolge der Weltmeisterschaften<br />

im Handball und Fußball feierten.<br />

zielgruppenorientierte Angebote aufzubauen<br />

oder bestehende zu verstärken. Der Sport<br />

geht damit gezielt eine der wichtigsten<br />

gesellschaftlichen Herausforderungen an so<br />

Ridder-Melchers, er kann es, denn er ist<br />

Integration.<br />

Neun Medaillen für das<br />

deutsche EYOF-Team<br />

Fünf Medaillen erkämpften die deutschen<br />

Nachwuchs-Wintersportler am Schlusstag<br />

74<br />

des Europäischen <strong>Olympische</strong>n Jugendfestivals<br />

(EYOF) im März 2007 im spanischen<br />

Jaca. Im Biathlon Verfolgungsrennen über<br />

7,5 km belegten Anne Domeinski (SC Motor<br />

Zella-Mehlis), Miriam Gössner (SC Garmisch-<br />

Partenkirchen) und Maren Hammerschmidt<br />

(SK Winterberg) die Plätze eins bis drei.<br />

Silber gewannen Benjamin Thym (WSV<br />

Scheibe Alsbach) in der Biathlon-Verfolgung<br />

der Jungen sowie die 4×5 km Skilanglauf-<br />

Mixed Staffel mit Sebastian Eisenlauer (SC<br />

Sonthofen), Tim Tscharnke (SV Biberau),<br />

Esther Mende (SC Oberstdorf) und Monique<br />

Siegel (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal).<br />

Sebastian Eisenlauer<br />

(7,5 km Distanz, klassischer Stil)<br />

und Tim Tscharnke (10 km<br />

Freistil) hatten zuvor bereits<br />

Gold in Einzelwettbewerben<br />

erkämpft. Die Medaillenausbeute<br />

des deutschen Teams vervollständigten<br />

Monique Siegel (7,5<br />

km Skilanglauf, Freistilrennen)<br />

und Anne Domeinski (6 km<br />

Sprint) mit ihren Bronzemedaillen.<br />

"Die Konkurrenz wird von<br />

Veranstaltung zu Veranstaltung<br />

größer und wir fahren neben<br />

den neun Medaillen auch mit<br />

einer Menge sehr guter Platzierungen<br />

auf den Rängen fünf bis<br />

acht nach Hause", zog DOSB-<br />

Abteilungsleiterin Sabine Krapf<br />

als Chef de Mission des deutschen<br />

EYOF-Teams zufrieden<br />

Bilanz. Die deutsche Delegation<br />

bestand aus 33 deutschen<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

unter 18 Jahren (17<br />

Mädchen und 16 Jungs der<br />

Jahrgänge 1990/1991). Sie<br />

gingen in den Sportarten Snowboard,<br />

Alpiner Skilauf, Skilanglauf,<br />

Biathlon und Eiskunstlauf<br />

an den Start und deckten dabei<br />

nahezu das gesamte Wettkampfprogramm<br />

ab. Lediglich im Eishockey<br />

war kein deutsches Team gemeldet worden.<br />

Die Europäischen <strong>Olympische</strong>n Jugendspiele<br />

gehen auf eine Idee von IOC-Präsident Dr.<br />

Jacques Rogge zurück. Ziel ist es, die besten<br />

europäischen Jugendlichen an die <strong>Olympische</strong><br />

Bewegung und die Anforderungen des<br />

internationalen Spitzensports heranzuführen<br />

und dabei zugleich die europäische Integration<br />

voran zu treiben.<br />

In einem Zweijahresabstand finden die<br />

Europäischen <strong>Olympische</strong>n Jugendfestivals<br />

jeweils im Winter und im Sommer in den<br />

nicht-olympischen Jahren mit ungeraden<br />

Jahreszahlen statt.<br />

<strong>Deutsche</strong>r Schulsportpreis<br />

des DOSB und der dsj<br />

Unter dem Motto "Schulsport tut Schule"<br />

haben der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />

(DOSB) und die <strong>Deutsche</strong> Sportjugend (dsj)<br />

den mit 10.000 Euro dotierten <strong>Deutsche</strong>n<br />

Schulsportpreis ausgeschrieben. Teilnahmeberechtigt<br />

sind alle beruflichen Schulen der<br />

Bundesrepublik Deutschland. Ziel des Wettbewerbs<br />

ist es, beispielhafte und zukunftsweisende<br />

Konzepte an beruflichen Schulen<br />

auszuzeichnen, die sich über einen längeren<br />

Zeitraum in der Praxis bewährt haben. Die<br />

Geldpreise (1. Preis 5000 Euro, 2. Preis 3000<br />

Euro, 3. Preis 2000 Euro) sind zweckgebunden<br />

für Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote<br />

zu verwenden. Abgabe der Bewerbungsunterlagen<br />

ist der 21. Mai 2007. Für<br />

Rückfragen steht Ute Markl unter Telefon<br />

069/6700322 oder E-Mail: markl@djs.de zur<br />

Verfügung.<br />

Jugend trainiert für Olympia<br />

Mehr als 700 Nachwuchssportlerinnen und<br />

Nachwuchssportler folgten der Einladung<br />

nach St. Andreasberg und Clausthal-Zellerfeld,<br />

wo vom 26.2. bis zum 2.3.2007 die<br />

Bundessieger des Schulwettbewerbs JUGEND<br />

TRAINIERT FÜR OLYMPIA in den Sportarten<br />

Skilanglauf und Judo ermittelt wurden. Der<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund war vor Ort<br />

mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm<br />

vertreten. Neben pädagogisch<br />

ausgerichteten Aktivitäten stellte ein Abendprogramm<br />

mit dem Titel „DOSB Action-Time“<br />

ein Highlight des Winterfinals dar. 660<br />

Jugendliche, ihre Trainer und Betreuer sowie<br />

zahlreiche weitere Gäste ließen sich im<br />

Kurhaus von St. Andreasberg zwei Stunden<br />

lang von einem Programm aus Tanz, Akrobatik<br />

und Musik begeistern. Höhepunkt des<br />

Abends war eine Talkrunde mit Paralympics-<br />

Siegerin Kirsten Bruhn, Olympia-Silbermedaillengewinner<br />

Sven Loll und den beiden<br />

frischgebackenen Handballweltmeistern<br />

Johannes Bitter und Oliver Roggisch.


Winterfinale des<br />

Schulsportwettbewerbs<br />

Jugend trainiert<br />

für Olympia


Nachrichten der DOG<br />

2. "Kinder bewegen"-<br />

Kongress ein voller Erfolg<br />

Großer Resonanz erfreute sich der zweite<br />

"Kinder bewegen"-Kongress unter dem<br />

Motto "Energien nutzen" vom 1. bis 3. März<br />

2007 in Karlsruhe. Bereits sechs Wochen vor<br />

dem Termin konnten die Veranstalter, die<br />

Universitäten Karlsruhe und Konstanz, das<br />

Forschungszentrum für den Schulsport an<br />

der Uni Karlsruhe, die AOK Baden-Württemberg<br />

und die Bundesforschungsanstalt für<br />

Ernährung und Lebensmittel, vermelden,<br />

dass die 800 Tickets vergeben sind. Mit der<br />

Entscheidung, während der dreitägigen<br />

Veranstaltung auf dem Campus der Universität<br />

Karlsruhe die Bedeutung von Bewegung,<br />

Spiel und Sport, das bewegte Lernen<br />

sowie die Ernährungs- und Bewegungssituation<br />

von Kindern und Jugendlichen in<br />

den Mittelpunkt zu stellen, hatten sie<br />

offensichtlich den Nerv vieler getroffen.<br />

Auch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

deren gleichnamiges Modellprojekt "Kinder<br />

bewegen" als Namensgeber des Kongresses<br />

Pate stand, war wie schon bei der ersten<br />

76<br />

Auflage vor zweieinhalb Jahren als Partner<br />

beteiligt.<br />

Georg Wacker, Staatssekretär im badenwürttembergischen<br />

Ministerium für Kultus,<br />

Jugend und Sport, wies in seinem Grußwort<br />

zur Eröffnung darauf hin, dass eine breite<br />

anregende Bildung und Erziehung der<br />

Kinder und Jugendlichen das Fundament<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> sei. Karlsruhes Sportbürgermeister<br />

Harald Denecken, der zugleich<br />

stellvertretender DOG-Landesvorsitzender<br />

ist, brachte seine Freude darüber zum<br />

Ausdruck, dass die Stadt wiederholt Gastgeber<br />

dieser hochkarätigen Veranstaltung an<br />

der Exzellenzuniversität Karlsruhe sein<br />

dürfe.<br />

Nach den Grußworten hatten die Kinder des<br />

DOG-Modellkindergartens St. Judas Thaddäus<br />

aus Karlsruhe Neureut ihren großen Auftritt:<br />

mit ihrem Bewegungslied macht sie den<br />

Kongressteilnehmern und -teilnehmerinnen<br />

vor, wie es geht. Und diese durften im Anschluss<br />

gleich selbst aktiv werden, als sie sich<br />

mit einem kleinen Aerobicprogramm von<br />

ihren Sitzen reißen ließen.<br />

Im Eröffnungsvortrag präsentierten Professor<br />

Klaus Bös (Sportinstitutsleiter an der<br />

Universität Karlsruhe), Professor Alexander<br />

Woll (Universität Konstanz) und Dr. Anette<br />

Worth (Universität Karlsruhe) die Ergebnisse<br />

der so genannten MoMo-Studie, dem ersten<br />

Survey zur Fitness und Aktivität von Kindern<br />

und Jugendlichen. Das Motorik-Modul<br />

(MoMo) ist einer von vier Bereichen der<br />

bundesweiten Studie zur Kinder- und<br />

Jugendgesundheit (KiGGS) des Berliner<br />

Robert-Koch-Instituts. Über drei Jahre<br />

haben die Sportwissenschaftler mehr als<br />

4.500 Kinder und Jugendliche zwischen 4<br />

und 17 Jahren getestet, um für die Zukunft<br />

Prall gefüllter Hörsaal bei der Eröffnung des 2. "Kinder bewegen"-Kongresses in Karlsruhe Geschäftsstellenleiterin Kathrin Hillgärtner<br />

mit einer Kongressteilnehmerin am Stand<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

repräsentative Ausgangsdaten zur Einschätzung<br />

der generellen Leistungsentwicklung<br />

zu erhalten.<br />

In Einzelbereichen konnte die Studie bereits<br />

zeigen, dass die motorische Leistungsfähigkeit<br />

der Kinder zurückgegangen ist - wie<br />

etwa im Standweitsprung seit 1976 um 14<br />

Prozent. Zudem lassen sich allgemeine<br />

Aussagen zum Leistungsstand treffen. So<br />

erreicht fast die Hälfte der Kinder beim


Rumpfbeugen nicht das Fußsohlenniveau<br />

und ein Drittel ist nicht in der Lage, zwei<br />

oder mehr Schritte rückwärts auf einem<br />

Balken zu balancieren. Die Ergebnisse<br />

verdeutlichen auch, dass Faktoren wie<br />

Übergewicht, soziale Schicht und Aktivität<br />

die motorische Leistungsfähigkeit beeinflussen<br />

und beispielsweise Kinder mit niedrigerem<br />

sozialen Status weniger aktiv sind als<br />

Kinder aus Familien mit höheren Einkommen.<br />

Über die Bedeutung von Bewegungsförderung<br />

in Kombination mit gesunder Ernährung<br />

sowie geeignete Präventions- und<br />

Interventionsmöglichkeiten konnten sich die<br />

Teilnehmer und Teilnehmerinnen während<br />

der drei Kongresstage umfassend informieren.<br />

Vorträge von renommierten Wissenschaftlern<br />

wie Professor Renate Zimmer,<br />

Professor Gerald Hüther und Professor<br />

Gisela Lück sowie Arbeitskreise und Praxisworkshops<br />

standen dabei für sie zur Auswahl.<br />

Zusätzlich bot eine Fachausstellung<br />

Gelegenheit zum Einblick und Austausch<br />

Bunte Unterhaltung bei der "Come-together-Party" mit den<br />

Jonglierkünstlern vom Karlsruher Kinderzirkus<br />

über Aktivitäten und Initiativen von Organisationen<br />

und Institutionen.<br />

Auch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

präsentierte ihr Modellprojekt "Kinder<br />

bewegen" an einem Informationsstand<br />

sowie in einem Arbeitskreis und zwei<br />

Praxisworkshops. Besonders viel Anklang<br />

fanden die Ideen und Anregungen zur<br />

spielerischen Vermittlung olympischer<br />

Werte im Kindergarten. Mit dabei waren<br />

auch Erzieherinnen der von der DOG geförderten<br />

Modellkindergärten, die den Kongress<br />

zum Austausch untereinander, aber<br />

auch zur Weiterbildung nutzten und dabei<br />

viele Impulse für ihre Arbeit mitnehmen<br />

konnten.<br />

Zeit für Gespräche auch abseits der zentralen<br />

Themenstellung "Kinder bewegen" bot<br />

die stimmungsvolle "Come-together-Party"<br />

am Freitagabend. Mit einem bunten Programm<br />

mit Rope-Skipping-Show, Kinderzirkus,<br />

Zauberkunst, afrikanischer Trommelkunst<br />

sowie Livemusik sorgte sie bereits<br />

einen Tag vor dem Abschluss für das i-<br />

Tüpfelchen auf den Kongress.<br />

Auf ein Wiedersehen beim 3. "Kinder bewegen"-Kongress!<br />

Unterstützung für "Kinder<br />

laufen für Kinder"<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

unterstützt in diesem Jahr die bundesweite<br />

Aktion "Kinder<br />

laufen für Kinder"<br />

zugunsten von<br />

UNICEF, dem Kinderhilfswerk<br />

der<br />

Vereinten Nationen.<br />

Wie hier im "<strong>Olympische</strong>n<br />

Feuer" wird<br />

sie in ihren Medien<br />

regelmäßig über<br />

diese lohnenswerte<br />

Initiative informieren.<br />

Worum es bei<br />

"Kinder laufen für<br />

Kinder" geht:<br />

anderen Kindern auf<br />

der Welt helfen, sich<br />

selbst mehr bewegen<br />

und dabei auch<br />

noch viel Spaß haben. Generell kann sich<br />

jede interessierte Schule beteiligen und eine<br />

eigene Spendenlaufaktion organisieren.<br />

Dazu muss sie sich nur im Vorfeld bei der<br />

Initiative "Kinder laufen für Kinder" anmelden,<br />

einen Laufparcours festlegen und<br />

Geldgeber finden. Am Aktionstag laufen<br />

dann die Kinder so weit und so lange sie<br />

können, denn für jeden einzelnen absolvierten<br />

Kilometer geben die Spender einen<br />

vorab festgelegten Beitrag. Die gesammelte<br />

Summe wird dann ganz offiziell an den<br />

UNICEF-Botschafter überreicht und geht in<br />

die UNICEF-Hilfsprojekte "Schulen für<br />

Afrika" und "Wasser für Äthiopien". Die<br />

Schirmherrschaft für die bundesweiten<br />

Läufe übernimmt das Kultusministerium der<br />

jeweiligen beteiligten Bundesländer.<br />

Für alle weiteren Interessenten veranstaltet<br />

die Initiative "Kinder laufen für Kinder"<br />

außerdem zwei große Spendenlaufevents<br />

selbst: am 6. Mai in München und am 23.<br />

September in Hamburg. Beim Auftakt am<br />

Münchner Flughafen mit Familienfest,<br />

Spendenlauf und buntem Programm ist<br />

dann in jedem Fall auch die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> vor Ort, um ihr<br />

Engagement und insbesondere das Projekt<br />

"Kinder bewegen" mit spielerischen Aktivitäten<br />

zur Völkerverständigung vorzustellen.<br />

Und natürlich sind auch alle DOG-Mitglieder<br />

herzlich eingeladen!<br />

Weitere Informationen gibt es unter<br />

www.kinder-laufen-fuer-kinder.de oder<br />

direkt bei der Initiative "Kinder laufen für<br />

Kinder“, Änne Jacobs, Tel 089 218965360,<br />

info@kinder-laufen-fuer-kinder.de.<br />

6 Läufe in 6 deutschen<br />

Städten<br />

Sommerzeit = Olympic-Day-Run-Zeit! Im<br />

Juni findet wieder der Lauf für die olympische<br />

Idee statt, mit dem die olympische<br />

Bewegung weltweit den Geburtstag des<br />

Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />

feiert. Ausrichter des Olympic-Day-Run in<br />

Deutschland, der unter Schirmherrschaft<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />

steht, sind die jeweiligen Zweigstellen der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> in<br />

Kooperation mit regionalen Partnern. Der<br />

Startschuss fällt am 20. Juni mit Laufveranstaltungen<br />

in Kiel und Wernigerode, danach<br />

folgen Bad Sobernheim (23. Juni) und<br />

Leipzig (24. Juni), ehe die Serie am 29. Juni<br />

in Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis)<br />

77


und Gimmeldingen/Pfalz ihren Abschluss<br />

findet.<br />

Der Olympic-Day-Run ist offen für alle, die<br />

Freude an der gemeinsamen Bewegung<br />

haben. "Leistung macht Spaß - das Motto<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

kommt bei diesem Laufevent der besonderen<br />

Art ideal zum Tragen ", betont Dr. Hans-<br />

Joachim Klein. Der DOG-Präsident hofft,<br />

dass sich die Olympiabegeisterten wieder<br />

zahlreich beteiligen.<br />

Für alle, die bei den Olympic-Day-Run-<br />

Veranstaltungen in den sechs deutschen<br />

Städten aktiv dabei sein wollen, gibt es<br />

nähere Informationen bei der Bundesgeschäftsstelle<br />

(Tel 069 69501615) oder im<br />

Internet unter www.DOG-bewegt.de.<br />

DOG-Jugend<br />

Griechenland ...<br />

eine Faszination für sich!<br />

Was macht die Faszination Griechenland<br />

aus?<br />

Eine schwierige Frage, die allerdings jeder,<br />

der einmal dort gewesen ist, sich selber<br />

sofort beantworten kann. Diejenigen, die bei<br />

der Studienfahrt der DOG nach Griechenland<br />

teilnehmen, werden ein Land mit<br />

starker Durchdringung von Land und Meer<br />

erleben. Denn es gibt keinen Ort, der weiter<br />

als 90 km vom allseits geliebten Wasser<br />

entfernt ist. Ein Land, das eine Geschichte<br />

vorzuweisen hat, welches bis in die prähistorische<br />

Zeit zurückreicht. Ein Land, welches<br />

glanzvolle Höhepunkte, schmerzvolle Niedergänge<br />

und heroische Ereignisse erlebt<br />

hat. Insbesondere natürlich die <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele. Wo haben diese ihren Ursprung?<br />

Welche Disziplinen gab es im Gegensatz zu<br />

heute? Wer hat an diesen Spielen teilgenommen?<br />

Wie und wo hat man trainiert? All<br />

das sind "Geheimnisse", die auf der Tour von<br />

Athen über Korinth bis hin zu dem Ort<br />

Olympia gelüftet werden.<br />

Wer nun glauben mag, dass man bei dieser<br />

Fahrt nur mit Kultur konfrontiert wird, irrt.<br />

Die vielen Möglichkeiten für eigene Erkundungstouren,<br />

Sonne, Strand und Meer sind<br />

jedem Teilnehmer stets eine wahre Freude.<br />

Besonders wenn man mit Leuten aus dem<br />

gesamten Bundesgebiet Freundschaften<br />

78<br />

schließen und sein eigenes Netzwerk im<br />

Sport aufbauen oder erweitern kann. Bei<br />

traumhaften Sonnenuntergängen sprechen<br />

die imposanten Ruinen aus verschiedenen<br />

Epochen und Kulturen Bände. Dieses Feeling<br />

kann man nicht beschreiben, man muss es<br />

erleben! Und wo kann man das besser als<br />

mit einer Organisation, die etwas von dem<br />

Mythos Olympia versteht.<br />

Wenn Ihr das Gefühl erleben wollt, in<br />

riesigen Sportstadien, Theatern oder Palästen<br />

zu stehen, wo einst Tausende lebten, feierten,<br />

jubelten, kämpften und Sport trieben,<br />

dann solltet Ihr nicht zögern, Euch bei dieser<br />

Fahrt anzumelden! Die Fahrt wird zu einem<br />

großen Teil von Sponsoren getragen, damit<br />

auch die Möglichkeit zur Teilnahme an<br />

dieser Veranstaltung nicht am Geldbeutel<br />

scheitert. Weitere Informationen findet Ihr<br />

in der Ausschreibung am Ende der DOG-<br />

Nachrichten.<br />

Die DOG mit ihren professionellen Reiseleitern<br />

freuen sich auf Eure Teilnahme!<br />

Berlin<br />

Dennis Buttler<br />

3. olympische Gesprächsrunde<br />

an historischem Ort<br />

Zum dritten Mal hatte die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> Berlin die Vertreter der<br />

Fachverbände der olympischen Disziplinen<br />

3. olympische Gesprächsrunde der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

im Berliner Olympiastadion mit Vertretern der Fachverbände<br />

und Karin Seidel-Kalmutzki, Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses<br />

und sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.<br />

Ehrengast Karin Seidel-Kalmutzki (rechts)<br />

zog die Gewinner des anlässlich der<br />

Berliner Familiensportmesse durchgeführten<br />

Olympiaquiz'.<br />

eingeladen, um mit ihnen im regelmäßigen<br />

"olympischen" Gedankenaustausch zu<br />

bleiben.<br />

Obwohl alle Teilnehmer schon oft das<br />

Berliner Olympiastadion bei verschiedensten<br />

Veranstaltungen erlebt hatten, waren alle<br />

sichtbar begeistert, einmal abends das<br />

beleuchtete leere Stadion von der Ehrenhalle<br />

aus zu bewundern.<br />

DOG-Vizepräsident Dieter Krickow erläuterte<br />

den sehr interessierten Gästen die vielschichtigen<br />

Varianten einer möglichen<br />

Bewerbung Deutschlands für <strong>Olympische</strong><br />

Sommer- bzw. Winterspiele.<br />

Um aus politischer Sicht die Stimmung in<br />

der Stadt für <strong>Olympische</strong> Spiele zu beschreiben,<br />

war Karin Seidel-Kalmutzki, Vizepräsidentin<br />

des Berliner<br />

Abgeordnetenhauses<br />

und sportpolitische<br />

Sprecherin der<br />

SPD-Fraktion, als<br />

Gesprächsgast<br />

eingeladen. Sehr<br />

optimistisch berichtete<br />

sie von der<br />

Dynamik, die in den<br />

letzten Monaten im<br />

Hinblick auf die<br />

Bereitschaft der<br />

Stadt, sich für<br />

sportliche Großereignisse<br />

"stark" zu<br />

machen, ausgeht.<br />

Sei es unter wirtschaftlichen,touristischen,<br />

integrativen


oder erzieherischen Aspekten - seit der<br />

Fußball-Weltmeisterschaft scheint vieles<br />

leichter machbar.<br />

Besonders erfreut zeigte sie sich darüber,<br />

dass schon heute an vielen Orten auf die<br />

Leichtathletik-WM 2009 hingewiesen wird,<br />

so dass die Menschen in der Stadt sich sehr<br />

frühzeitig auf dieses Großereignis freuen<br />

und mit ihm identifizieren können. Allen<br />

Gästen und insbesondere der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> gab sie mit auf<br />

den Weg, sich immer und immer wieder für<br />

mögliche <strong>Olympische</strong> Spiele in Deutschland<br />

stark zu machen. Frei nach dem Motto<br />

"Steter Tropfen höhlt den Stein".<br />

Weiteres Thema der 3. olympischen Gesprächsrunde<br />

war die Familiensportmesse in<br />

Berlin 2007, die unter vielerlei Gesichtspunkten<br />

ein großer Erfolg war. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> Landesgruppe<br />

Berlin war mit einem Infostand an mehreren<br />

Orten vertreten. Die Antwortkarten des dort<br />

veranstalteten <strong>Olympische</strong>n Gewinnspiels<br />

wurden an diesem Abend von Frau Seidel-<br />

Kalmutzki gezogen. Als Preise gab es Karten<br />

für das DFB-Pokalendspiel, eine Besichtigung<br />

des Olympiastützpunktes sowie Tickets für<br />

das ISTAF 2007 zu gewinnen. Allen Gewinnern<br />

herzlichen Glückwunsch!<br />

Coburg<br />

Neuer Impuls für die<br />

Mitgliederwerbung<br />

"Hürden überwinden. Mit uns." - Unter<br />

diesem Motto unterstützt die Sparkasse<br />

Coburg-Lichtenfels die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Coburg.<br />

Mit viel Engagement versucht die DOG-<br />

Vorstandschaft neue Mitglieder zu werben.<br />

Ein neuer Flyer soll nun Interessenten die<br />

Ziele der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

noch näher bringen. Vor allem die<br />

Unterstützung und Förderung durch die<br />

Vergabe von Patenschaften an junge Sportler<br />

ist ein großes Anliegen. Die Vermittlung<br />

der olympischen Idee, das Aufzeigen der<br />

Vorbildfunktion von erfolgreichen Sportlern<br />

für die Jugend sind Grund genug, neue<br />

Sponsoren und Mitglieder zu werben.<br />

Viel Unterstützung erhält die Kreisgruppe<br />

hier von der Sparkasse Coburg-Lichtenfels.<br />

Bei der letzten Vorstandsitzung konnte der<br />

Sparkassendirektor Siegfried Wölki das neue<br />

Prospekt an den Vorsitzenden Prinz Andreas<br />

von Sachsen, Coburg und Gotha sowie den<br />

geschäftsführenden Vorstand, Bürgermeister<br />

Hans-Heinrich Ulmann, überreichen. Er<br />

verband die Unterstützung seines Unternehmens<br />

mit der Hoffnung auf einen regen<br />

Zuwachs von weiteren Mitgliedern und<br />

Förderern für die <strong>Olympische</strong> Bewegung.<br />

Angelika Weid geehrt<br />

Angelika Weid ist Sportlerin des Jahres 2006<br />

in Coburg. Die Zweigstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> ehrt damit die<br />

Coburgerin für ihre herausragenden Leistungen<br />

im Orientierungslauf.<br />

Coburgs Oberbürgermeister Norbert<br />

Kastner, Angelika Weid und der 2. Bürgermeister<br />

Hans-Heinrich Ulmann, zugleich<br />

geschäftsführender Vorsitzender der DOG<br />

Coburg (von links).<br />

Angelika Weid führt, leitet und verwaltet die<br />

größte und erfolgreichste Orientierungslaufabteilung<br />

in Bayern und ist selbst noch<br />

dabei. "Sie gehört in ihrer Altersklasse zur<br />

deutschen Spitzenklasse", stellte Hans-<br />

Heinrich Ulmann, geschäftsführender<br />

Vorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> Coburg, in seiner Laudatio<br />

heraus. Zusammen mit ihrem Ehemann<br />

gründete sie 1976 die Abteilung Orientierungslauf<br />

im TV Coburg-Neuses. Bis 1999<br />

war sie stellvertretende Abteilungsleiterin,<br />

Jugendbetreuerin und Trainerin in Personalunion,<br />

danach übernahm sie die Abteilungsleitung.<br />

Um noch mehr Zeit für ihren Sport aufbringen<br />

zu können, verkürzte sie ihre Arbeitszeit<br />

und trainiert seit her an vier Tagen pro<br />

Woche in 52 Wochen im Jahr, sagte Ulmann.<br />

In der Saison von April bis Oktober<br />

fährt sie mit ihrem Wohnmobil mehr als<br />

10.000 km, ist an fast jedem Wochenende<br />

zu Wettkämpfen unterwegs und hat immer<br />

Nachwuchsathleten "im Gepäck". Als Sportlerin<br />

und Mensch ist sie ein Vorbild und<br />

verdient die Auszeichnung als Sportlerin des<br />

Jahres 2006 zu Recht, betonte Hans-<br />

Heinrich Ulmann.<br />

Eberhard Fröbel<br />

Darmstadt<br />

Olympiapins als<br />

Leidenschaft<br />

Seit fast 60 Jahren sammelt der Darmstädter<br />

Gerhard Fröhlich (links) olympische<br />

Memorabilia. Mittlerweile hat der 85Jährige<br />

ein halbes Museum mit ca. 10.500 Pins<br />

& Auszeichnungen zusammengetragen.<br />

<strong>Von</strong> solcher Sammlerleidenschaft zeigte<br />

sich auch der Vorsitzende der DOG Darmstadt,<br />

Walter Schwebel, begeistert, als er<br />

Gerhard Fröhlich im Februar die "goldene<br />

20"-Ehrennadel plus Urkunde für seine<br />

langjährige Mitgliedschaft in der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> überreichen<br />

konnte.<br />

79


Heilbronn-Unterland-Hohenlohe<br />

Einsatz für Fair Play<br />

Bei der Mitgliederversammlung der Kreisgruppe<br />

Heilbronn-Unterland-Hohenlohe der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> im TSG<br />

Vereinsheim in Heilbronn wurde der seithe-<br />

Ehrungen bei der Kreisgruppe Heilbronn-Unterland-Hohenlohe (von<br />

links): Emil Burock, Dr. Werner Sauer, Joachim Klotz (Turngau Heilbronn),<br />

Sigrid Seeger-Losch, Heiner Sefranek (Mustang Bekleidungswerke),<br />

Ferdinand Czak, Klaus Ranger (Sportkreis Heilbronn), Erna<br />

Schwarz, Ortwin Czarnowski, Kurt Scheffler (Stadtverband für Sport).<br />

rige Vorstand bestätigt. Vorsitzende ist<br />

Sigrid Seeger-Losch, stellvertretender<br />

Vorsitzender Ortwin Czarnowski. Außerdem<br />

gehören dem Vorstand Susanne Sauer sowie<br />

Ehrenmitglied Dr. Werner Sauer an.<br />

In ihrem Tätigkeitsbericht ging Sigrid<br />

Seeger-Losch auf die Aktivitäten der letzten<br />

drei Jahre ein, wobei die herausragenden<br />

Veranstaltungen die traditionellen Unterländer<br />

Olympia-Stammtische im August 2004<br />

und 2006 im Festzelt beim Unterländer<br />

Volksfest waren. Diese hatten wieder große<br />

Resonanz gefunden, treffen sich doch hier<br />

jedes Mal bekannte Sportlerinnen und<br />

Sportler von damals und heute sowie<br />

verdiente Frauen und Männer des Sports zu<br />

einem Fest der Begegnung. Besonders für<br />

die älteren Sportler ist es jedes Mal Freude<br />

und Genugtuung zu erfahren, dass sie nicht<br />

vergessen sind. Außerdem würdigte die DOG<br />

Heilbronn-Unterland-Hohenlohe mehrfach<br />

Personen mit der Leistungsplakette für ihr<br />

beispielhaftes ehrenamtliches Engagement.<br />

Aus einem Schreiben des Landesvorsitzenden<br />

Theo Götz zitierte Seeger-Losch, dass<br />

80<br />

neben den anderen Leitzielen der DOG der<br />

Einsatz für Fair Play immer noch große<br />

Bedeutung habe. Jeder Tag würde deutlich<br />

machen, wie zutreffend damals die Feststellung<br />

von Willi Daume war: "Ohne Fairness<br />

verkommt der Sport - und die <strong>Gesellschaft</strong>".<br />

Olympiateilnehmer Ortwin Czarnowski<br />

stellte den Anwesenden einige interessante<br />

von ihm organisierte Aktionen vor, mit der<br />

er vor allem die<br />

Jugend auf den<br />

unverzichtbaren<br />

Wert von Fair Play<br />

aufmerksam machen<br />

möchte.<br />

Bei der Versammlung<br />

wurde auch<br />

über die Steigerung<br />

des Bekanntheitsgrades<br />

der DOG<br />

diskutiert, denn<br />

Sorge bereitet<br />

weiterhin die<br />

abnehmende Mitgliederzahl<br />

in der<br />

Kreisgruppe. Bei den<br />

Wahlen in drei<br />

Jahren soll der<br />

Vorstand verjüngt<br />

und erweitert<br />

werden.<br />

Für langjährige Mitgliedschaft konnten<br />

Einzelmitglieder, Kommunen und Organisationen<br />

mit Nadel und Urkunde ausgezeichnet<br />

werden:<br />

- 15 Jahre: Stadtverband für<br />

Sport, Wilma Bittihn;<br />

- 20 Jahre: Herbert Betzenhauser,<br />

Emil Burock, Ferdinand<br />

Czak, Ortwin Czarnowski,<br />

Sportkreis Heilbronn,<br />

Turngau Heilbronn, Dr.<br />

Jürgen Merkt, Sportfreunde<br />

Neckarsulm, Dr. Werner<br />

Sauer, Sigrid Seeger-Losch;<br />

- 30 Jahre: Erna Schwarz;<br />

- 40 Jahre: Gemeinde Blaufelden,<br />

Hans Bort, Gemeinde<br />

Braunsbach, Sportclub<br />

Kocherstetten, Mustang-<br />

Bekleidung GmbH.<br />

Hochstift Paderborn<br />

"Ideale aus dem Sport auf<br />

den Alltag übertragen"<br />

"Wenn man einmal <strong>Olympische</strong> Spiele erlebt<br />

hat, dann muss man sich einfach engagieren,<br />

um den olympischen Gedanken weiter<br />

zu tragen", sagt Dr. Hans-Joachim Klein,<br />

Olympiateilnehmer im Schwimmen 1960<br />

und 1964, mehrfacher Medaillengewinner<br />

und heute Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>. Er war beim 2. <strong>Olympische</strong>n<br />

Abend in Paderborn, der unter dem<br />

Motto "Faszination Olympia gestern - heute<br />

- morgen" stand, ebenfalls dem Phänomen<br />

Olympia auf der Spur wie der Präsident des<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes und<br />

Fecht-Olympiasieger 1976, Dr. Thomas Bach,<br />

für den hinter der Faszination Olympia<br />

folgendes steckt: "204 Nationen an einem<br />

Platz unter einem Dach zu versammeln, die<br />

im friedlichen Wettstreit gegeneinander<br />

antreten, über alle Kulturgrenzen und<br />

Sprachbarrieren hinweg." Der Präsident des<br />

deutschen Sportdachverbandes dankte der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />

ihren Beitrag, diese Faszination immer<br />

wieder den Menschen näher zu bringen.<br />

Besonders aktiv ist auf diesem Gebiet die<br />

110 Mitglieder zählende DOG-Zweigstelle im<br />

Hochstift Paderborn unter der Leitung ihrer<br />

Vorsitzenden Margit Budde, deren Einladung<br />

zum 2. <strong>Olympische</strong>n Abend in den Spiegelsaal<br />

der Residenz Schloss Neuhaus fast 350<br />

Während des 2. <strong>Olympische</strong>n Abends in Paderborn<br />

zeichnete DOG-Vorsitzende Margit Budde die Vereine<br />

Grün-Weiß Paderborn, vertreten durch den Präsidenten<br />

Horst Wiczynski (links), und den Turn- und Sportverein<br />

von 1913 Usseln, vertreten durch den Präsidenten<br />

Christian Holtel (rechts), für 50jährige DOG-Mitgliedschaft<br />

aus.


Gruppenbild vor dem Schloss Neuhaus. <strong>Von</strong> links: Günther Ruthemeyer<br />

(Vorstand DOG), Lilli Schwarzkopf (EM-Dritte im Siebenkampf<br />

der Leichtathleten), DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein,<br />

Troy Arnicke (Jahrgangsmeister im Schwimmen), Dr. Norbert Börste<br />

(Vorstand DOG), Heiner Kortebusch (Vorstand DOG), ZDF-Moderator<br />

Wolf-Dieter Poschmannn, Pader-borns DOG-Vorsitzende Margit<br />

Budde, Jürgen Fornoff (Generalsekretär <strong>Deutsche</strong>r Schwimmverband),<br />

Meinolf Päsch (E.ON Westfalen-Weser) und Willi Schluerz<br />

(DOG).<br />

Gäste folgten, die vor der Podiumsdiskussion<br />

zum Thema "Vom Schwimmenlernen<br />

zum Olympiasieger - Breitensport und<br />

Spitzensport" zunächst der sportpolitischen<br />

Standortbestimmung des DOSB-Präsidenten<br />

Dr. Thomas Bach lauschten. Bach erinnerte<br />

an die positiven Resonanzen der Fußball-<br />

WM und der Handball-WM in Deutschland<br />

und sagte: "Wir sind in Deutschland in einer<br />

einzigartigen Situation. Kein Land der Welt<br />

veranstaltet so viele internationale Titelkämpfe.<br />

Wir haben bei der Fußball-WM und<br />

der Handball-WM erlebt, welche Identifikationskraft<br />

vom Sport ausgeht, die weit mehr<br />

ist als das Schwenken der Deutschland-<br />

Fahne." Der DOSB-Präsident unterstrich,<br />

dass der Sport wie kein anderes Feld geeignet<br />

sei, Menschen zusammen zu führen. Die<br />

Niederlage im Augenblick sei nicht das Ende<br />

aller Dinge. Vielmehr sage ein altes chinesisches<br />

Sprichwort "Die Niederlage ist die<br />

Mutter aller Siege".<br />

Sport sei - so Bach weiter - gelebte Integration,<br />

denn es gelänge im Sport, soziale<br />

Schichten, die isoliert sind, an die Gemeinschaft<br />

heranzuführen. Auch deshalb gehöre<br />

der Sport ins Grundgesetz, um noch deutlicher<br />

zu zeigen, welche gesellschaftliche<br />

Kraft in ihm steckt. Bach ging in Paderborn<br />

auch auf die aktuelle Doping-Diskussion ein,<br />

hob hervor, dass unter der Leitlinie der<br />

"Null-Toleranz-Politik" eine Einigkeit im<br />

Sport erzielt werden<br />

konnte und begrüßte<br />

entsprechende<br />

Gesetzesvorbereitungen<br />

der Bundesregierung,<br />

um<br />

künftig die Hintermänner,<br />

die die<br />

Athleten unverfroren<br />

an Grenzwerte<br />

herandopen würden,<br />

zu entlarven und<br />

härter und besser<br />

belangen zu können.<br />

Bach: "Diesen<br />

Sumpf müssen wir<br />

austrocknen."<br />

Für die Zukunft<br />

nannte Bach in der<br />

von dem ZDF-<br />

Reporter Wolf-<br />

Dieter Poschmann<br />

geleiteten Podiumsdiskussion<br />

zwei<br />

Hauptaufgaben: Es<br />

müsse versucht<br />

werden, auch bei der durch die demografische<br />

Entwicklung verursachten geringeren<br />

Zahl an Talenten noch mehr Kinder zum<br />

Sport zu bekommen, damit aus einer großen<br />

Breite eine Spitze entstehe. Außerdem<br />

müssten den Athleten bessere Möglichkeiten<br />

geboten werden, Schule und Beruf mit<br />

dem Spitzensport zu verbinden. Es gelte, das<br />

erfolgreiche System der Eliteschulen auch<br />

auf die Hochschulen zu übertragen. Dazu<br />

solle mit einer Auszeichnung ein Anreizsystem<br />

geschaffen werden. Zudem müsse<br />

"noch mehr Unternehmen<br />

der Wirtschaft<br />

klar gemacht<br />

werden, dass Topsportler<br />

in den<br />

meisten Fällen auch<br />

Spitzenkräfte im<br />

Beruf sind". Christian<br />

Keller, Welt- und<br />

Europameister im<br />

Schwimmen, forderte<br />

in Paderborn die<br />

Gründung einer<br />

Stiftung, die sich<br />

zur Aufgabe setzt,<br />

Sportler nach<br />

Beendigung der<br />

Karriere zu betreuen.<br />

Bei der Analyse des<br />

Spitzensports freute<br />

sich Thomas Bach in Paderborn darüber,<br />

dass Deutschlands Sportler im Winter nach<br />

wie vor die Nummer eins sind. Allerdings<br />

sehe es in den Sommersportarten nicht so<br />

gut aus. Nach einer italienischen Studie<br />

würde das deutsche Olympiateam für<br />

Peking 2008 auf Rang neun eingestuft.<br />

Bach: "In 24 Monaten werden wir keine<br />

komplette Tendenzumkehr erzwingen<br />

können, aber bis London 2012 soll der<br />

Aufschwung kommen." <strong>Von</strong> einer Olympiateilnahme<br />

2012 in London träumt der 15<br />

Jahre alte Paderborner Nachwuchsschwimmer<br />

Troy Arnicke, fünffacher deutscher<br />

Jahrgangsmeister und Mitglied im D/C-<br />

Kader des <strong>Deutsche</strong>n Schwimm-Verbandes.<br />

Er trainiert derzeit schon 14 Stunden in der<br />

Woche, häufig auch schon frühmorgens vor<br />

der Schule und hat klare Ziele: "Es ist schön,<br />

oben auf dem Treppchen zu stehen. Ich will<br />

etwas erreichen, will zeigen, was ich kann<br />

und später einmal Vorbild für die Kinder<br />

sein." Jürgen Fornoff, der Generalsekretär<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Schwimm-Verbandes (DSV),<br />

führte die vielschichtige Diskussion aber<br />

auch einmal weg vom Spitzensport: "Viele<br />

Kinder und Jugendliche müssen in unserem<br />

Land erstmals das ‚Nicht-Ertrinken' lernen.<br />

Das Wettkampfschwimmen ist da eine ganz<br />

andere Sache."<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> sieht<br />

sich auch im Breitensport gefordert. "Olympia<br />

beginnt vor der Haustür", sagt die<br />

Paderborner DOG-Zweigstellen-Vorsitzende<br />

Margit Budde und beschreibt ihre Arbeit an<br />

der Basis: Seit drei Jahren wird im Paderborner<br />

Kindergarten Römerstraße in Zusammenarbeit<br />

mit dem Sportamt der Stadt und<br />

Illustre Runde auf dem Podium. <strong>Von</strong> links: Paderborns DOG-<br />

Vorsitzende Margit Budde, Schwimm-Hoffnung Troy Arnicke,<br />

Schwimm-Ikone Christian Keller, DSV-Generalsekretär Jür-gen<br />

Fornoff, Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf, E.ON-Vorstandsvorsitzender<br />

Henning Probst, DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und ZDF-<br />

Moderator Wolf-Dieter Poschmann.<br />

81


der Universität ein Modellprojekt für mehr<br />

Bewegung im Kindergarten durchgeführt.<br />

Patin für dieses Projekt ist die erfolgreiche<br />

Leichathletik-Siebenkämpferin Claudia Tonn,<br />

Olympiateilnehmerin in Athen 2004, die die<br />

Kinder regelmäßig besucht. Margit Budde:<br />

"In dieser Einrichtung lernen die Kinder<br />

bereits schwimmen. 80 Prozent von ihnen<br />

machen das Seepferdchen." Lilli Schwarzkopf<br />

aus Paderborn, Bronzemedaillengewinnerin<br />

im Siebenkampf bei den Leichtathletik-Europameisterschaften<br />

2006, hat für<br />

einen Kindergarten in Bad Driburg-Dringenberg<br />

die Patenschaft übernommen. Dieses<br />

Modell der Paderborner DOG ist auf die<br />

gesamte Republik übertragbar. Denn, wie<br />

sagte DOG-Präsident Klein in Paderborn:<br />

"Ideale aus dem Sport gilt es auf den Alltag<br />

zu übertragen." Dort, wo dies noch nicht<br />

funktioniert, sollte schleunigst mit der<br />

Umsetzung begonnen werden.<br />

Miltenberg-Obernburg<br />

"Kinder bewegen" ist<br />

Programm<br />

82<br />

Walter Mirwald<br />

Vom Jahr 2007 sind erst drei Monate<br />

"aufgebraucht" und doch hat sich bereits<br />

viel getan in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Miltenberg-<br />

Obernburg. Nicht ohne Stolz verkündet<br />

Vorsitzende Rosi Dauphin, dass in diesem<br />

kurzen Zeitraum im Rahmen der DOG-<br />

Aktion "Kinder<br />

bewegen" nicht nur<br />

13 Sportspielekisten<br />

an Kindergärten<br />

übergeben werden<br />

konnten, sondern<br />

auch zwei weitere<br />

Ereignisse viel<br />

Bewegung in<br />

Kindertageseinrichtungen<br />

brachten.<br />

Die Mädchen und Jungen des Kindergartens "Pusteblume" in<br />

Sulzbach-Soden freuen sich über die prall gefüllte "Sportspielekiste",<br />

die ihnen Rosi Dauphin, die Vorsitzende der DOG Miltenberg-<br />

Obernburg, mitgebracht hat.<br />

Die insgesamt 40.<br />

Spielekiste im<br />

Landkreis Miltenberg<br />

überreichte Rosi<br />

Dauphin Mitte März<br />

gemeinsam mit dem<br />

Vertreter des Sponsors von der Volksbank<br />

Miltenberg, Manfred Stapf, an den Kindergarten<br />

"St. Josef" in Freudenberg. Umrahmt<br />

von zahlreichen erwartungsfrohen Kindern<br />

nahmen Kita-Leiterin Maria Dinkel, Bürgermeister<br />

Heinz Hofmann, Pfarrer Hans<br />

Bender und Elternbeitratsvorsitzende<br />

Susanne Gallas die Kiste in Empfang.<br />

Einige Wochen zuvor hatten Kinder und<br />

Erzieherinnen des Kindergartens "Pusteblume"<br />

in Sulzbach-Soden ebenfalls Grund zur<br />

Freude, als sie ebenfalls stolze Besitzer der<br />

DOG-Spielekiste wurden. Neben Burkhard<br />

Appel und Rosalinde Roth vom Sponsor<br />

Raiffeisenbank Obernburg waren Gemeindebürgermeister<br />

Peter Maurer und Norbert<br />

Elbert (Vorsitzender des Johanniszweigvereins<br />

als Träger der Einrichtung) sowie die<br />

Leiterin Ruth Nickel und Elternvertreterin<br />

Katja Sommer weitere Zeugen dieses erfreulichen<br />

Ereignisses.<br />

Kunstweltmeister David Schnabel mit seinen Patenkindern und den<br />

Erzieherinnen der "Kinder bewegen"-Modelleinrichtung "Tabaluga"<br />

in Klingenberg-Trennfurt<br />

Ende März löste der<br />

amtierende Weltmeister<br />

im Einer-<br />

Kunstradfahren der<br />

Männer, David<br />

Schnabel aus<br />

Niedernberg bei<br />

Aschaffenburg, sein<br />

Versprechen zur<br />

Demonstration einer<br />

"Weltmeister-<br />

Trainingsstunde" vor<br />

Kindern und Erzieherinnen<br />

der Kindertagesstätte<br />

"Tabaluga" in<br />

Klingenberg-Trennfurt<br />

ein. Die Einrichtung<br />

ist seit Herbst<br />

letzten Jahres "Kinder bewegen"-Modellkindergarten.<br />

Nachdem Schnabel, einer der<br />

"Sportpaten" dieser Einrichtung, zunächst<br />

sein Spezialrad erklärt hatte, verfolgten<br />

mehr als 80 Kinder der Tagesstätte sowie<br />

Kinder der 4. Grundschulklasse gespannt<br />

und mucksmäuschenstill die akrobatischen<br />

Übungen des Rad-Champions. Er demonstrierte<br />

dem staunenden Publikum die Kür,<br />

mit der er im November zum 2. Mal in Folge<br />

Weltmeister wurde. Schnabel vergaß auch<br />

nicht, eindringlich davor zu warnen, solche<br />

Rad-Kunststücke nicht zuhause oder auf<br />

der Straße durchzuführen, sondern nur mit<br />

einem Trainer in der Sporthalle. Nach lang<br />

anhaltendem Beifall gab es Autogrammkarten<br />

für alle.<br />

Ihre anderen Sportpaten, die Handballfrauen<br />

von der HSG Sulzbach-Leidersbach,<br />

besuchten die "Tabaluga"-Kinder am 10.<br />

März beim Bundesligaspiel gegen den SC<br />

Markranstädt in der Aschaffenburger<br />

Unterfrankenhalle. Als besonderes Highlight<br />

durften die Mädchen und Jungen die<br />

Spielerinnen beim Einlaufen begleiten. Nach<br />

der Begegnung gab es dann noch ein<br />

Erinnerungsfoto mit dem Maskottchen, der<br />

"HSG-Biene".<br />

München<br />

Helmut Gesierich<br />

Initiative zur Bündelung<br />

der Kräfte<br />

Nach dem Führungswechsel an der Spitze -<br />

Joachim Ebener übernahm den Vorsitz von


Harald Strötgen - ist schnell deutlich<br />

geworden, dass die seit fast vier Jahren<br />

anhaltende Frischluftzufuhr für die Münchner<br />

DOG-Stadtgruppe an Stärke noch<br />

einmal zugenommen hat. Wie angekündigt<br />

haben sich die Münchner ein ehrgeiziges<br />

und anspruchsvolles Ziel gesetzt - und es<br />

Mitte März tatsächlich in Angriff genommen:<br />

Sie wollen dazu beitragen, "den Anteil<br />

der Bayern und insbesondere der Münchnerinnen<br />

und Münchner an <strong>Olympische</strong>n<br />

Spielen wieder größer werden zu lassen"<br />

(aus einem Einladungsschreiben an interes-<br />

Die DOG München mit dem Vorsitzenden<br />

Joachim Ebener greift Sprinttalent Christian<br />

Blum unter die Arme.<br />

sierte Sportfördergruppen). "Die Einheit von<br />

Sport und Olympia", deren Symbol nach wie<br />

vor das Stadion unter dem Zeltdach ist, soll<br />

nach Vorstellungen der Ebener-Mannschaft<br />

in der Olympiastadt von 1972 wieder<br />

nachhaltiger betont und wahrgenommen<br />

werden.<br />

Die bayerische Landeshauptstadt hat wohl<br />

1,3 Millionen Einwohner, 670 Sportvereine<br />

und 390.000 aktive Sportler - aber immer<br />

weniger Starter bei <strong>Olympische</strong>n Spielen.<br />

Das mag ein großstädtisches Phänomen<br />

sein, zumal in einem Gemeinwesen wie<br />

München mit seinem vom Spitzensport<br />

ablenkenden immensen Freizeit- und<br />

Kulturangebot, ist aber wohl in erster Linie<br />

der erdrückenden Präsenz dreier Profiklubs<br />

(Bayern, 1860, Unterhaching) im Fußball<br />

geschuldet. In ihrem Schatten fristen<br />

<strong>Olympische</strong> Sportarten mit internationalem<br />

Anspruch ein karges Dasein. Der Fußball<br />

drückt sie an die Wand, beansprucht das<br />

Interesse der Öffentlichkeit und der Wirtschaft<br />

allein für sich. Da hilft es auch nicht<br />

entscheidend weiter, dass der Olympiasport<br />

in München ein infrastrukturelles Umfeld<br />

(Übungsstätten, Olympiastützpunkt) vorfindet,<br />

das vorbildlich ist.<br />

Den Ansatz zu punktueller Hilfestellung<br />

sieht die DOG München in ihrer Initiative<br />

zur Bündelung von durchaus vorhandenen,<br />

aber einzeln still vor sich hin werkelnden<br />

Sportfördergruppen und ihres Potentials. In<br />

einem ersten Treffen mit Vertretern der<br />

Gruppierungen (darunter die Medaillengewinner<br />

von 1972, Klaus Wolfermann und<br />

Paul Barth sowie Olympiapark-Pressechef<br />

Arno Hartung) wurde die Bereitschaft zu<br />

einer notwendigen konzertierten Aktion<br />

festgeklopft. Absichtserklärungen, verkrustete<br />

Strukturen aufzubrechen, machten die<br />

Runde. Ein nächstes Treffen Anfang Mai<br />

wurde vereinbart. Dann sollen konkrete<br />

Vorschläge auf den Tisch und zur Umsetzung<br />

vorbereitet werden.<br />

Ein erstes Beispiel, wie Hilfe aussehen kann,<br />

hat die DOG München beim März-Treffen<br />

selbst vorgestellt: Sie unterstützt finanziell<br />

seit Februar den herausragenden Leichtathleten<br />

der Stadt, den gerade erst 20 Jahre<br />

alten deutschen Hallenmeister über 60<br />

Meter, Christian Blum aus Unterhaching. Die<br />

Vereinbarung wurde am Olympiastützpunkt<br />

besiegelt und sieht für Blum die Verpflichtung<br />

vor, die Antidopingrichtlinien einzuhalten.<br />

Der junge Sprinter, der von der<br />

Statur her wie ein Gegenentwurf zu den<br />

überseeischen Muskelbergen seiner Zunft<br />

erscheint, freut sich über die DOG-Hilfe -<br />

hilft sie ihm doch, sich weiterhin auf den<br />

Leistungssport konzentrieren zu können.<br />

Odenwald<br />

Michael Gernandt<br />

Patenschaftstreffen mit den<br />

Kindergärten<br />

In Sachen Bewegungsförderung setzt die<br />

DOG Odenwald auch auf gegenseitige<br />

Befruchtung. Die Zweigstelle unterstützt<br />

neben dem Städt. Kindergarten "Flohzirkus"<br />

in Michelstadt, Modellkindergarten der<br />

Initiative "Kinder bewegen", weitere Oden-<br />

wälder Kindertageseinrichtungen in Form<br />

von Patenschaften. Das Ziel: die Einrichtungen<br />

sollen voneinander lernen und von<br />

gesammelten Erfahrungen profitieren. Zu<br />

Während seines Besuchs beim Basar des<br />

Kindergartens Steinmetzstraße in Höchst<br />

übergab Horst Neff, stellvertretender<br />

Vorsitzender der DOG Odenwald eine<br />

Spende von 50 Euro an die Leiterin Doris<br />

Krawitz und Frau Vogtländer. Der Kindergarten<br />

ist schon seit Jahren DOG-Patenkindergarten.<br />

diesem Zweck hatte die DOG Odenwald ihre<br />

Patenkindergärten am 7. März zu einem<br />

Erfahrungsaustausch eingeladen.<br />

15 Teilnehmerinnen, Sozialpädagoginnen und<br />

Erzieherinnen aus den Kindergärten Reichelsheim,<br />

Erbach, Michelstadt und Höchst, waren<br />

der Einladung zum nachmittäglichen Gespräch<br />

bei Kaffee und Kuchen gefolgt. Sie<br />

erfuhren zunächst von einem Angebot der<br />

mehrfachen Fitness-Weltmeisterin Gabriela<br />

Scheu, die den Einrichtungen ein Referat<br />

zum Thema "Fit Kids statt dicke Kinder" für<br />

Elternabende vorschlug.<br />

Christina Schuller vom "Kinder bewegen"-<br />

Modellkindergarten in Michelstadt berichtete<br />

anschließend über die Förderung von Bewegungserfahrung<br />

im Wasser. Systematisch,<br />

temperamentvoll und facettenreich beschrieb<br />

sie die Notwendigkeit, dass Kinder mit dem<br />

nassen Element vertraut werden, und begeisterte<br />

ihre Kolleginnen dafür, die Wassergewöhnung<br />

in ihr Programm aufzunehmen.<br />

DOG-Vorstandsmitglied Philipp Schmitt, der<br />

zugleich auch Pate des Kindergartens Reichelsheim<br />

ist, warb für das Thema "Bewegung<br />

in der Natur". Die Begegnung mit der<br />

Natur sei den Kindern fremd geworden, so<br />

Schmitt. An anschaulichen Beispielen zeigte<br />

er auf, dass Entdeckungen der Pflanzen und<br />

Tiere für Kinder eine wertvolle Bereicherung<br />

sind.<br />

83


Der ebenfalls zur Runde gehörende Schulbeauftragte<br />

Manfred Kirschner zeigte sich<br />

von der der Arbeit in den Patenkindergärten<br />

der DOG Odenwald beeindruckt. Er machte<br />

den Erzieherinnen Mut, ihre Arbeit aktiv<br />

fortzusetzen.<br />

In der abschließenden, äußerst lebendigen<br />

Diskussion ging es um die Alltagserfahrungen<br />

und Wünsche der Einrichtungen. Zu<br />

letzteren gehörte auch die Wiederholung<br />

dieses Erfahrungsaustausches, die für den<br />

Herbst dieses Jahres vorgesehen ist. Ein<br />

Thema wird dann auch die Bewegungsförderung<br />

in Familien mit Migrationshintergrund<br />

sein.<br />

Juniorsportler des<br />

Odenwaldkreises geehrt<br />

Einen besonderen Höhepunkt bei der<br />

Sportlerehrung des Odenwaldkreises stellt<br />

seit einigen Jahren die Ausrufung des<br />

Juniorsportlers oder der Juniorsportlerin des<br />

Jahres dar. 2007 fiel die Wahl auf den 16<br />

Jahre jungen Aaron Sauter aus Beerfelden,<br />

der als Sportschütze für den SV Falken-<br />

Gesäß startet. Bei den <strong>Deutsche</strong>n Meisterschaften<br />

2006 hatte er im Einzel-Wettbewerb<br />

mit Kleinkaliber-Sportpistole und -<br />

Luftpistole den ersten Platz belegt. Auch in<br />

der Einzel-Entscheidung bei den Hessenmeisterschaften<br />

(Freie Pistole) hatte Sauter<br />

Rang eins erzielt.<br />

Hubert Hey, Vorsitzender der Kreisgruppe<br />

Odenwald der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Der Juniorsportler des Jahres 2007 im<br />

Odenwaldkreis, Aaron Sauter (SV Falken-<br />

Gesäß), mit dem DOG-Vorsitzenden Hubert<br />

Hey (links) und dessen Stellvertreter Horst<br />

Neff (zweiter von rechts) sowie dem Ersten<br />

Kreisbeigeordneten Dietrich Kübler (Mitte)<br />

und dem Kreistagsvorsitzenden Rüdiger<br />

Holschuh.<br />

84<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, übergab ihm bei der Kreis-<br />

Sportlerehrung in Michelstadt die Anerkennungsurkunde<br />

der DOG, die auch Landrat<br />

Horst Schnur mit unterzeichnet hatte. Mit<br />

der Ehrung war ein Geldpreis von 250 Euro<br />

verbunden - als Gemeinschaftsgeschenk des<br />

Kreises und der DOG. Hubert Hey bezeichnete<br />

Aaron Sauter als sportliches Vorbild für<br />

die Schützenjugend. In einer Zeit, in der<br />

Computerspiele und der tägliche Umgang<br />

mit dem Medienangebot immer mehr zum<br />

Kerninhalt im Leben Heranwachsender<br />

werden, schütze die Begegnung im Sportverein<br />

vor Vereinsamung. Dabei lerne der<br />

junge Sportler vor allem Beharrlichkeit und<br />

Disziplin als Grundvoraussetzungen für den<br />

späteren Lebenserfolg.<br />

Aaron Sauter dankte für die Auszeichnung<br />

mit persönlichen Worten und beeindruckte<br />

auch hier mit seiner Ruhe.<br />

Ideelle Unterstützung für<br />

Schulolympioniken<br />

Die DOG Odenwald will die Zusammenarbeit<br />

mit dem Gymnasium Michelstadt neu<br />

aktivieren. In einem ersten Gespräch zwischen<br />

dem DOG-Vorsitzenden Hubert Hey,<br />

dem Schulbeauftragten der Zweigstelle,<br />

Manfred Kirschner, der auch Rektor an der<br />

Grundschule am Treppenweg in Erbach ist,<br />

und der Schulleitung ging es um die Frage,<br />

wie die olympische Idee speziell in der<br />

Sportklasse 5 vermittelt werden kann.<br />

Mit Vorträgen und Diskussionen plant die<br />

Zweigstelle, die Schüler zunächst für das<br />

Thema zu begeistern. Zusätzlich will sie die<br />

Abschlussauftritte mit den aktiven und<br />

erfolgreichen Teilnehmern der Aktion<br />

‚Jugend trainiert für Olympia" begleiten.<br />

Die Schulleitung vertreten durch Herrn<br />

Oberstudiendirektor Aderhold und Herrn<br />

Studiendirektor Eckhart zeigte sich gegenüber<br />

den Ideen sehr aufgeschlossen und<br />

sagte zu, die Gründung einer Patenschaft<br />

unterstützen. Die Umsetzung ist noch für<br />

das laufende Schuljahr vorgesehen und die<br />

Schule freut sich, dass die olympischen<br />

Bestrebungen der Schülerinnen und Schüler<br />

auf sportlicher Ebene nun durch die DOG<br />

Odenwald auch ideell begleitet werden.<br />

Odenwald-Tauber<br />

Weitere lokale "Kinder<br />

bewegen"-Initiative<br />

Für die Aktion "Kinder bewegen" kann die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> Odenwald-Tauber<br />

den erfolgreichen Start einer<br />

weiteren regionalen Aktion im Kampf gegen<br />

Bewegungsarmut bei Kindern vermelden. In<br />

Lohrbach im Neckar-Odenwald-Kreis startete<br />

sie im Beisein zahlreicher Eltern und Vertreter<br />

der beteiligten Einrichtungen ein viel<br />

versprechendes Pilotprojekt mit der Ballschule<br />

Heidelberg in Zusammenarbeit mit<br />

dem örtlichen Kindergarten und unterstützt<br />

durch den Rotary-Club Mosbach-Buchen.<br />

Über 40 Mädchen und Jungen im Alter<br />

zwischen drei und sechs Jahren haben somit<br />

die Gelegenheit, regelmäßig unter fachkundiger<br />

Anleitung der Übungsleiterinnen ihrem<br />

natürlichen Bewegungs- und Spieldrang zu<br />

frönen, und das in kleinen Gruppen und vor<br />

allem mit dem Universalspielgerät Ball. Die<br />

Anschubfinanzierung dieses Projektes durch<br />

DOG-Zweigstelle und Rotary-Club soll vor<br />

allem den Eltern die Besonderheit und den<br />

Wert dieses speziellen Bewegungsangebotes<br />

vermitteln, um das Angebot fest zu etablieren<br />

und nachhaltig zu gestalten.<br />

Bei der Vorstellung und Eröffnung des<br />

Projektes unterstrich Zweigstellenvorsitzender<br />

Michael Knaus den unschätzbaren Wert<br />

solcher Bewegungsangebote für die Gesundheit<br />

der Kinder, aber auch die Bedeutung<br />

eines solchen Pilotprojektes, das hoffentlich<br />

bald und viele Nachahmer finden möge.<br />

Optimistisch stimmt dabei die Beurteilung<br />

von Kindergartenleiterin Elisabeth Kiefer, die<br />

sich sicher ist, "dass dieses Konzept richtig<br />

ist und nachhaltig wirkt". Sie äußerte sich<br />

zuversichtlich, dass das Angebot von den<br />

Kindern und Eltern angenommen werden<br />

wird und nachhaltig gestaltet werden kann.<br />

Wie spontan und begeisternd sich das Motto<br />

"Kinder bewegen" umsetzen lässt, konnten<br />

die Gäste sodann bei der ersten Übungseinheit<br />

live miterleben und die Sponsoren sich<br />

überzeugen, dass ihre Hilfe sinnvoll investiert<br />

ist.<br />

Die Kinder jedenfalls ließen sich von den<br />

prominenten Gästen keineswegs beeindrucken.<br />

Völlig unbeeinflusst beschäftigten sie<br />

sich mit dem Ball, rollten, warfen, fingen


und kickten ihn so engagiert, dass das<br />

Zuschauen Spaß machte. Ihre Freude an der<br />

Bewegung war unverkennbar, wie nebenbei<br />

wurde ihre Beweglichkeit gefordert und<br />

gefördert. Das spielerische Engagement<br />

zeigte sehr schnell Wirkung, schon nach<br />

wenigen Minuten kamen die ersten ins<br />

Schwitzen.<br />

Sehr zufrieden über den Start äußerten sich<br />

Zweigstellenvorsitzender Knaus und auch<br />

der Präsident des Badischen Sportbundes<br />

Heinz Janalik als Schirmherr der Ballschule<br />

Neckar-Odenwald, der Außenstelle der<br />

Ballschule Heidelberg, eines Kooperationsprojekts<br />

zwischen dem Institut für Sport und<br />

Sportwissenschaft so wie der Universität<br />

Heidelberg. Er strebt eine Erweiterung und<br />

dauerhafte Integration dieses gesundheitsfördernden<br />

Angebotes an und forderte als<br />

tragende Basis die Vernetzung von Schule,<br />

Kindergarten, Kommune und Vereinen, denn<br />

nur bei deren gemeinsamem Bemühen<br />

könne es gelingen, möglichst viele Kinder in<br />

allen Altersstufen zu erreichen.<br />

Auch die Zweigstelle Odenwald-Tauber der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> freut<br />

sich über diesen neuerlichen Erfolg. Sie wird<br />

auch weiterhin ‚am Ball bleiben' und ist<br />

bereits auf der Suche nach weiteren interessierten<br />

Kindergärten sowie kooperationsbereiten<br />

Vereinen und Sponsoren.<br />

Trauer um<br />

Manfred Maninger<br />

Walter Jaufmann<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Zweigstelle Odenwald-Tauber trauert tief<br />

erschüttert um ihr Vorstandsmitglied<br />

Manfred Maninger, das völlig überraschend<br />

am 23. Februar im Alter von nur 60 Jahren<br />

verstarb.<br />

Oberstudiendirektor Maninger, seit 1997<br />

Leiter der Kaufmännischen Schule in Tauberbischofsheim,<br />

war nicht nur im Schulwesen<br />

eine geschätzte Persönlichkeit, brachte<br />

er doch seine Fachkompetenz und sein<br />

Wissen in einer Reihe von schulischen<br />

Gremien auf Landes- und Bezirksebene ein.<br />

Darüber hinaus war er in der Vereinswelt<br />

seiner Heimatgemeinde Dittwar sehr engagiert.<br />

Aber auch der Fechtclub Tauberbischofsheim,<br />

der <strong>Deutsche</strong> Orden, der Lion-<br />

sclub und der Main-Tauber-Kreis verloren<br />

mit ihm eine hochgeschätzte Persönlichkeit.<br />

Und nicht zuletzt natürlich die DOG Odenwald-Tauber,<br />

in der er sich seit der Eingliederung<br />

des Main-Tauber-Kreises als Vertreter<br />

der Schulen dieses Kreises in der erweiterten<br />

Vorstandschaft eingebracht hat. Die<br />

Zweigstelle sagt Danke für seine Mitarbeit<br />

und Unterstützung und wird ihn in ehrender<br />

Erinnerung behalten.<br />

Pfalz<br />

Erste Kindergarten-<br />

Olympiade in Meckenheim<br />

Eine Premiere gab es am 7. Februar in<br />

Meckenheim - für die 60 Kinder aus den<br />

zwei örtlichen Kindertageseinrichtungen<br />

fanden die 1. "<strong>Olympische</strong>n Kindergarten-<br />

Spiele" statt. Die Idee zu dieser besonderen<br />

Veranstaltung hatte der Ortsbürgermeister<br />

höchstpersönlich: Heiner Dopp, Rekord-<br />

Nationalspieler, Landestrainer im Hockey<br />

und außerdem Vorstandsmitglied der DOG<br />

Pfalz, hatte sich 5 spielerischen Disziplinen<br />

Heiner Dopp, Bürgermeister, Rekord-<br />

Nationalspieler, Landestrainer im Hockey<br />

und außerdem Vorstandsmitglied der DOG<br />

Pfalz, hatte die Idee für die Kindergarten-<br />

Olympiade in Meckenheim.<br />

Die Sporthalle war mit Fahnen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

geschmückt. Nachdem der Vorsitzende der<br />

DOG Pfalz, Carlo von Opel, die Wettbewerbe<br />

für eröffnet erklärt hatte,<br />

ging es auch schon los mit<br />

Laufen, Balancieren, Springen,<br />

Krabbeln, Werfen und<br />

Fangen. Nicht nur die<br />

wettkämpfenden Mädchen<br />

und Jungen, sondern auch<br />

rund 100 Zuschauer hatten<br />

einen Riesenspaß an den<br />

Bewegungsübungen, die<br />

äußerst kurzweilig vom<br />

Moderator - auch diese<br />

Aufgabe hatte Heiner Dopp<br />

übernommen - kommentiert<br />

wurden.<br />

Zu dieser besonderen Veranstaltung<br />

waren genau wie<br />

bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

der Großen nicht nur die<br />

Vertreter der regionalen und<br />

überregionalen Presse,<br />

Das Zielwerfen auf die <strong>Olympische</strong>n Ringe war eine der<br />

sondern mit Dr. Alois Bierl,<br />

fünf Disziplinen.<br />

Jürgen Brecht und Heiner<br />

Dopp auch wahrhaftige<br />

Olympiamedaillengewinner<br />

ausgedacht, die sowohl Beweglichkeit als dabei. Diese nahmen dann auch die Ehrung<br />

auch Geschicklichkeit und Körperbeherr- der Siegerinnen und Sieger vor. Die Besten<br />

schung erforderten.<br />

erhielten Gold-, Silber- und Bronzemedaille<br />

und jedes Kind erhielt eine Urkunde der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />

85


Als zum Abschluss die "Großen" Olympioniken<br />

ihre im Rudern, Fechten und Hockey<br />

gewonnenen Medaillen (1xGold, 2xSilber,<br />

1xBronze) zeigten, waren es nicht nur die<br />

Kinder, die einmal eine echte Olympiamedaille<br />

in ihren Händen halten wollten.<br />

Ein Dankeschön gab es für all die fleißigen<br />

Helfer, die Kindergärtnerinnen, die Helfer<br />

vom Meckenheimer Sportverein und den<br />

Sportpädagogen Wolfgang Ziegler, die<br />

durch eine hervorragende Organisation zum<br />

Gelingen dieses Tages beigetragen hatten.<br />

Und Verbandsbürgermeisterin Marion Magin<br />

sprach den Wunsch aller Beteiligten aus:<br />

diese <strong>Olympische</strong>n Kindergarten-Spiele<br />

sollten doch bitte nicht wie das große<br />

Vorbild erst wieder in vier Jahren stattfinden.<br />

Die DOG Pfalz hat's vernommen. Interessierte<br />

Kindergärten aus der Region mögen sich<br />

bitte direkt an die Bezirksgruppe<br />

(www.DOG-Pfalz.de) wenden.<br />

Reutlingen<br />

Zum 37. Mal - der<br />

Reutlinger Sportlerball!<br />

Unter dem Motto "Faszination Sport" hatte<br />

der Reutlinger Sportkreis Anfang März zu<br />

seinem 37. Sportlerball geladen. Wieder<br />

konnte der Sportkreisvorsitzende Karl-Heinz<br />

Walter in der Listhalle viele Festgäste<br />

Vorbild für Fair Play und Leistung: Erich Jud<br />

nimmt den Fairness-Preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> und die damit<br />

verbundene Geldprämie aus den Händen<br />

des DOG-Vorsitzender Jochen Zeller (rechts)<br />

und Bernd-Dieter Reusch (Mitte) von der<br />

Volksbank entgegen.<br />

86<br />

begrüßen: aktive Sportler, ehrenamtliche<br />

Funktionäre, Freunde und Förderer des<br />

Sports, regionale Polit-Prominenz und<br />

Vertreter der Wirtschaft. Die Schirmherrschaft<br />

hatte traditionell Landrat Dr. Thomas<br />

Reumann übernommen.<br />

Das vielseitige Programm sorgte für eine<br />

gelungene Unterhaltung der 500 Gäste. Die<br />

Rhönrad-Gruppe des SV Auingen begeisterte<br />

genauso wie die Talentschule des TSV<br />

Urach (Leitung Conny Götzendorfer) und die<br />

Akrobatik-Gruppe der TSGV Albershausen<br />

(Leitung Günter Mäußnest). Atemberaubend<br />

war der Auftritt des Jongleurs Robin Mehnert<br />

mit seiner artistisch perfekten Vorführung,<br />

und die Lateinformation des 1.TC<br />

Ludwigsburg zeigte tänzerisches Können auf<br />

sehr hohem Niveau.<br />

Der Höhepunkt des Abends nahte jedoch<br />

mit der Ehrung der erfolgreichsten Sportler<br />

und Sportlerinnen des vergangenen Jahres.<br />

Zur Sportlerin des Jahres gewählt wurde<br />

Katharina Haase (TSV Böhringen, Mountainbike,<br />

deutsche Meisterin, 6.Platz bei der<br />

WM), den 2.Platz belegte Nina Morgenstern<br />

(SG Dettingen, Triathlon), den 3.Platz<br />

erreichte Gabriele Stanger (TSV Dettingen,<br />

Mountainbike).<br />

Sportler des Jahres wurde - wie bereits<br />

2004 - Michael Göhner (TSG Reutlingen,<br />

Triathlon, 5.Platz bei den EM), auf dem 2.<br />

Platz folgte Timo Zeiler (TSV Trochtelfingen,<br />

Leichtathletik) und den 3. Platz belegte Tim<br />

Kneule (TV Neuhausen, Handballer).<br />

Mannschaft des Jahres wurden die Handballerinnen<br />

des TuS Metzingen (2. Bundesliga<br />

6. Platz), gefolgt vom TSV Dettingen<br />

(Rope-Skipping) und dem TV Neuhausen<br />

(Triathlon).<br />

Den Sonderpreis für Behindertensportler<br />

erhielt die Judogruppe der TSG Reutlingen:<br />

Simon Ganzner, Daniela Schepanek, Jeremias<br />

Staiger, Patric Steimle und Manuel<br />

Vollmer.<br />

Mit dem Fairness-Preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> wurde Erich Jud<br />

(SG Dettingen) ausgezeichnet. Jochen Zeller,<br />

Vorsitzender der DOG-Kreisgruppe Reutlingen,<br />

hob in seiner Laudatio die Vorbildfunktion<br />

von Erich Jud hervor.<br />

In mehr als 40-jähriger Tätigkeit im Sport,<br />

in Verein und Schule hat er in herausragen-<br />

der Weise den fünf goldenen Fair-Play-<br />

Regeln der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

entsprochen. Erich Jud ist ein Beispiel<br />

für Toleranz und Integration, ein Vorbild bei<br />

der Übernahme von Ehrenamt und Verantwortung,<br />

ein überzeugender Förderer<br />

sportlicher Leistung. Er engagiert sich als<br />

überaus kompetenter Trainer, Betreuer sowie<br />

Sportwart, ist zugleich als Oberschulamtsbeauftragter<br />

und Schulsportverantwortlicher<br />

tätig und fungiert darüber hinaus als<br />

Vereinsvorsitzender.<br />

Der Fairness-Preis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> ist verbunden mit einem<br />

Geldpreis der Bezirksvereinigung der Volksund<br />

Raiffeisenbanken im Kreis Reutlingen<br />

und wurde überreicht durch deren Vorsitzenden<br />

Bernd-Dieter Reusch.<br />

Schwarzwald-Bodensee<br />

Mechthild Juny<br />

"Stille Helfer" gewürdigt<br />

Zwei "stille Helfer" des Sports wurden im<br />

Rahmen der diesjährigen Sportlerehrung der<br />

Stadt Tuttlingen am 17. März mit der<br />

Plakette für besondere Leistungen der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> ausgezeichnet.<br />

Gemeinsam mit zahlreichen Tuttlinger<br />

Sportlerinnen und Sportlern standen auch<br />

Karin Trommer und Vladimir Tapal auf der<br />

Bühne der Tuttlinger Stadthalle. Beide<br />

erhielten diese besondere Ehrung aus den<br />

Händen des Oberbürgermeisters Michael<br />

Beck, der zugleich Vorsitzender der DOG<br />

Schwarzwald-Bodensee ist, für ihr langjähriges<br />

ehrenamtliches Engagement. Mit der<br />

Auszeichnung verbunden war ein Geschenkgutschein,<br />

gestiftet von der Volksbank<br />

Donau-Neckar, den deren Vorstand Winfried<br />

Baumann persönlich an die sichtlich überraschten<br />

Geehrten überreichte.<br />

Karin Trommer organisiert in der Turngemeinde<br />

Tuttlingen 1859 e.V. seit zehn<br />

Jahren das gesamte Catering beim "Volleyball-Event<br />

für Kids". Sie ist außerdem<br />

verantwortlich für das Eltern-Kind-Turnen<br />

und engagiert sich für die Kooperation des<br />

Vereins mit den örtlichen Kindergärten. So<br />

"bewegt" sie wöchentlich die Kinder von<br />

fünf Einrichtungen und in einem Kindergarten<br />

die Eltern gleich mit. Vor wenigen


Oberbürgermeister Michael Beck, Vorsitzender der DOG<br />

Schwarzwald- Bodensee überreicht Vladimir Tapal im<br />

Beisein des Präsidenten des Stadtverbands für Sport,<br />

Wolfgang Wuchner (links), sowie von Winfried Baumann<br />

(rechts) von der Volksbank Donau-Neckar die<br />

Plakette für besondere Leistungen der DOG.<br />

Wochen hat Karin Trommer ihr Zertifikat als<br />

staatlich geprüfte Übungsleiterin für den<br />

Bereich Kindersport erhalten.<br />

Karin Trommer wirkt auch als sehr aktive<br />

Multiplikatorin: So verknüpft sie ihre Funktion<br />

als stellvertretende Gesamtelternbeiratsvorsitzende<br />

der Tuttlinger Schulen mit<br />

der Elterninitiative des vom Schwäbischen<br />

Turnerbund betreuten Projektes "Kinder -<br />

unsere Zukunft: Tuttlingen bewegt sich".<br />

Vladimir Tapal engagiert sich bei den<br />

Tuttlinger Sportfreunden e.V. 1965 dafür,<br />

dass die Vereinszeitung "TSF-Aktuell" dreibis<br />

viermal jährlich in ansprechender Gestaltung<br />

und Bebilderung erscheint. Vladimir<br />

Tapal ist auch sonst derjenige, der das<br />

Vereinsgeschehen fotografisch festhält und<br />

dokumentiert. Er richtete 1999 den Internetauftritt<br />

des Vereins ein, den er bis heute<br />

mit überdurchschnittlichem Engagement<br />

Karin Trommer erhielt ebenfalls die Plakette<br />

für besondere Leistungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> aus den Händen<br />

von Michael Beck.<br />

und hohem persönlichen Zeitaufwand<br />

pflegt. Auch die<br />

Homepage des seit 2004 jährlich<br />

in Tuttlingen stattfindenden<br />

Sportevent "Run&Fun" wird von<br />

Vladimir Tapal betreut.<br />

Für die beiden Tuttlinger "stillen<br />

Helfer" kam diese Anerkennung<br />

ihrer sportlichen Leistungen<br />

durch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> ganz und gar<br />

überraschend. Mit dieser besonderen<br />

Auszeichnung fand die<br />

Sportlerehrung einen gelungenen<br />

Abschluss.<br />

Südniedersachsen<br />

Ereignisreiche<br />

Herbst-Wintersaison<br />

Die Herbst-Wintersaison 2006/07 war bei<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

Zweigstelle wieder von erfolgreichen<br />

Veranstaltungen geprägt. Dabei war die<br />

rege Beteiligung der Mitglieder, vor allem<br />

aber auch zahlreicher Interessierter aus der<br />

sonstigen (Sport-)Öffentlichkeit erfreulich.<br />

Nachdem Anfang November im Rahmen<br />

ihres jährlichen Herbstforums der Olympiasieger<br />

im Gehen<br />

von 1980 in Moskau<br />

und vielfachen<br />

Welt- und Europameister,<br />

Hartwig<br />

Gauder, zu Gast bei<br />

den Göttingern war,<br />

stand Ende Januar<br />

wieder die traditionelle<br />

Winterfahrt zu<br />

einem sportlichen<br />

Highlight an. Ziel<br />

war dieses Mal der<br />

Besuch der Sportund<br />

Kulturstadt<br />

Münster, wo der<br />

dortige Sportamtsleiter<br />

Bernd Schir-<br />

witz Gastgeber war.<br />

Als Ehrengast des<br />

"<strong>Olympische</strong>n<br />

Abends" war Ruth Klimke, Vizepräsidentin<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Reiterlichen Vereinigung<br />

(DRV) und Witwe des vielfachen Dressur-<br />

Olympiasigers Rainer Klimke, eingeladen.<br />

Sie stellte die DRV vor und plauderte mehr<br />

als unterhaltsam aus dem Leben einer<br />

Reiterfamilie im Hochleistungssport. Dieser<br />

Abend und Münster insgesamt waren schon<br />

allein die Reise von Göttingen nach Westfalen<br />

wert. Den Höhepunkt bildete dann<br />

aber am folgenden Tag der Besuch des<br />

Hauptrundenspiels der Handball-WM<br />

Deutschland-Island in der Dortmunder<br />

Westfalenhalle. Die Göttinger DOG'ler<br />

feierten - wie schon in Sydney 2000 und<br />

Athen 2004 - mit der deutschen Mannschaften<br />

einen großen Erfolg auf dem Weg<br />

zum WM-Titel.<br />

Aber auch die Alltagsaktivitäten der Bezirksgruppe<br />

Südniedersachsen kommen<br />

nicht zu kurz. So konnte das im Kreis<br />

Göttingen, im Kindergarten in Friedland,<br />

initiierte Modellprojekt "Kinder bewegen"<br />

nach dreijähriger Laufzeit im Dezember<br />

eine erfolgreiche Bilanz der Förderung<br />

durch die DOG und ihren Partner Opel<br />

ziehen. Diese entsprach geradezu ideal der<br />

Grundidee des Projektes, Hilfe zur Selbsthilfe<br />

zu leisten. Der Träger des Kindergartens,<br />

die Gemeinde Friedland, erklärte jetzt nach<br />

Auslauf der Förderung, dass die Einrichtung<br />

selbstverständlich in der Modellstruktur als<br />

"bewegter Kindergarten" weitergeführt<br />

wird.<br />

Zu den laufenden Aktivitäten der Bezirksgruppe<br />

gehören auch die Patenschaften für<br />

Kinder und Jugendliche im leistungsbezo-<br />

Die Göttinger DOG'ler als ganz normale Touristen in der Sport- und<br />

Kulturstadt Münster…<br />

87


… und als begeisterte Handballfans beim WM-Spiel Deutschland<br />

gegen Island in der Dortmunder Westfalenhalle<br />

genen Nachwuchssport. Zur Zeit werden<br />

fünf Sportlerinnen und Sportler sowie drei<br />

Mannschaften aus den Sportarten Leichtathletik,<br />

Schwimmen, Rythmische Sportgymnastik,<br />

Handball und Basketball über<br />

Paten aus der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> und deren Kooperationspartner,<br />

insbesondere der Sparkasse Göttingen,<br />

durch finanzielle Unterstützungen und<br />

Betreuungen gefördert.<br />

Zum Abschluss der Wintersaison stand im<br />

März noch ein Begegnungsabend mit<br />

‚ihrem' Mitglied und <strong>Deutsche</strong>n Mehrkampf-Hallenmeister<br />

in der Leichtathletik,<br />

Jacob Minah aus Göttingen, auf dem<br />

Programm. Der Göttinger Modellathlet<br />

berichtete unter anderem von seiner ersten<br />

Teilnahme an den Halleneuropameisterschaft<br />

Anfang März in Birmingham/Großbritannien.<br />

Zwickau<br />

Wolfgang Buss<br />

Sportförderpreise vergeben<br />

An Stelle des langjährigen Fair-Play-<br />

Wettbewerbes im Zwickauer Sport vergibt<br />

die Stadtgruppe Zwickau der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> seit dem vergangenen<br />

Jahr Sportförderpreise in drei Kategorien.<br />

Zum einen wird die/der beste<br />

Einzelsportlerin bzw. Einzelsportler des<br />

jeweiligen Jahres ausgezeichnet. Ein zweiter<br />

Preis geht an den Sportverein / die Sportmannschaft<br />

/ die Einrichtung des Jahres.<br />

Und schließlich wird der Trainer, Übungslei-<br />

88<br />

ter bzw. Sportfunktionär<br />

des jeweiligen<br />

Jahres geehrt.<br />

Mit den Preisen<br />

möchte die DOG<br />

Zwickau besonderen<br />

Leistungen auf dem<br />

Gebiet des Breiten-,<br />

Behinderten-,<br />

Nachwuchs- und<br />

Leistungssports des<br />

Jahres ehren. Die<br />

sportliche Leistung<br />

zählt dabei ebenso<br />

wie außergewöhnliches<br />

Engagement<br />

für Fair Play und<br />

Integration.<br />

Für die Sportförderpreise 2006 konnten die<br />

Sportorganisationen der Stadt Zwickau und<br />

des Zwickauer Landes ihre Vorschläge bis<br />

Mitte Januar 2007 bei der DOG Zwickau<br />

einreichen - und Anfang Februar war es<br />

dann endlich soweit. Im Rahmen der<br />

"Sportler des Jahres"-Veranstaltung der<br />

Stadt Zwickau am 3. Februar gab die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> die<br />

Preisträger bekannt.<br />

Gewinnerin des Förderpreises für Einzelsportler<br />

wurde die 17jährige Schwimmerin<br />

Luzie Metschke. Als mehrfache Medaillengewinnerin<br />

bei sächsischen und süddeutschen<br />

Meisterschaften gehört die Gymnasiastin<br />

zu den Besten ihres Jahrgangs in<br />

Deutschland.<br />

Die Sportkindertageseinrichtung "Zwergenland"<br />

erhielt den Förderpreis in der Kategorie<br />

Sportverein/Mannschaft/Einrichtung.<br />

Mit der Auszeichnung würdigte die DOG<br />

Zwickau das beispielhafte Engagement der<br />

Kita für Bewegung und Gesundheit der<br />

Kinder und ihrer Familien.<br />

Der dritte Sportförderpreis wurde an den<br />

Stützpunktleiter beim Radsportverein ESV<br />

Lok, Klaus Müller, vergeben. Seit Jahrzehnten<br />

bringt der 72Jährige seine Fachkompetenz<br />

und seine menschlichen Qualitäten<br />

zum Wohle des Nachwuchsradsports ein.<br />

Alle Ausgezeichneten erhielten neben der<br />

öffentlichen Anerkennung Urkunde, Pokal<br />

und Einkaufsgutschein sowie die besten<br />

Wünsche der DOG Zwickau für die Zukunft.<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />

Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

Sportbundes und der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

Herausgeberkollegium:<br />

Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />

<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong>, Michael Gernandt<br />

Chefredakteur: Harald Pieper<br />

Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />

Kerstin Henschel<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Dr. Stefan Volknant<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />

Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />

Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />

E-Mail: volknant@dosb.de<br />

Harald Pieper<br />

Stieglitzstraße 2<br />

63263 Neu-Isenburg<br />

Telefon: 0 61 02 / 5 22 62<br />

Herstellung, Vertrieb & Verlag:<br />

Peter Kühne Verlag<br />

Theodor-Heuss-Straße 11<br />

63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70,<br />

Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71<br />

E-Mail: freiwurf@aol.com<br />

Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich<br />

Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> abgegolten.<br />

Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />

Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich<br />

Telefon: 0 61 03 / 93 39-0.<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist zu beziehen durch:<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong>, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II,<br />

60528 Frankfurt am Main,<br />

Telefon: 0 69 / 69 50 16-0,<br />

Telefax: 0 69 / 6 77 18 26,<br />

E-Mail: office@dog-bewegt.de,<br />

Frankfurter Sparkasse,<br />

Kontonummer 200313592,<br />

Bankleitzahl: 500 502 01<br />

Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />

Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />

unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />

bzw. der DOG entsprechen.<br />

Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />

Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />

picture-alliance/dpa<br />

Wolfgang Desombre <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe-<br />

Verena Günther IOC<br />

Thierry Monasse<br />

JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA<br />

Klaus Sarsky Jo Sauer<br />

Herbert Somplatzki Markus Stegner


<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />

Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 27 - Heft 2/2007<br />

Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />

Internet: www.sportmuseum.info<br />

Eröffneten gemeinsam die Sonderausstellung "Sport macht sexy: Kurator Ansgar Molzberger,<br />

Vorstandsvorsitzender Professor Walther Tröger, Direktor Dr. Christian Wacker und<br />

Museumssprecher Klaus H. Schopen.<br />

Sport macht sexy<br />

Am 23. März 2007 wurde im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museum die große Sonderausstellung<br />

"Sport macht sexy" eröffnet.<br />

Einen Rundgang finden Sie in der OF-Galerie<br />

in der nächsten Ausgabe des <strong>Olympische</strong>n<br />

Feuers. An dieser Stelle sollen Zitate von Dr.<br />

Michael Vesper und Professor Walther Tröger<br />

die Ausstellung auf den Punkt bringen:<br />

"Macht Sport also sexy? Ja unbedingt! -<br />

Sport begeistert, macht sinnlich, erzeugt<br />

Wohlgefühl. Sport macht selbstbewusst,<br />

schafft Erlebnisse, bringt Menschen zusammen.<br />

Sport ist Bewegung, Emotion und<br />

Wettkampf. Sport hilft den eigenen Körper<br />

bewusst zu erleben. Sport lässt lachen und<br />

weinen, ist nicht neutral. All das zusammen<br />

genommen, in einem Satz: Sport macht<br />

sexy!", Dr. Michael Vesper.<br />

"Der Begriff "sexy" steht modern für Attraktivität,<br />

Lebens- und Sinnenfreude und<br />

Zuwendung. Was wäre besser geeignet als<br />

Synonym oder Attribut für den Sport, wie<br />

wir ihn wünschen und darstellen wollen.",<br />

Professor Walther Tröger.<br />

Sammlerkarte<br />

Pünktlich zur 8. Internationalen Sammlerbörse<br />

hat das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia<br />

Museum eine eigene Sammel-Edition<br />

kreiert. Vierteljährlich wird ab sofort mit<br />

einer Sondereintrittskarten-Edition an<br />

sporthistorische Ereignisse erinnert werden.<br />

Diese Eintrittskarten erscheinen in einer<br />

limitierten Auflage von 250 Exemplaren und<br />

werden von Hand nummeriert. Sie können<br />

durch ein um 2,00 € erhöhtes Eintrittsgeld<br />

an der Museumskasse erworben werden<br />

und berechtigen zum einmaligen Besucher<br />

der Ausstellung des <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museums. Außerdem sind die<br />

Sammlerstücke unter<br />

info@sportmuseum.info erhältlich.<br />

Als erstes Motiv ist im März 2007 eine<br />

Darstellung des Münchner Olympiastadions<br />

Wenn nicht jetzt, wann<br />

dann!<br />

Die Erinnerungen an die Handball-<br />

Weltmeisterschaft 2007 werden noch<br />

lange in den Herzen der Menschen<br />

weiterleben. Das Wintermärchen, das<br />

mit dem 1. Platz der deutschen Mannschaft<br />

endete hat Einzug ins <strong>Deutsche</strong><br />

Sport & Olympia Museum gehalten.<br />

Stücke des Hallenbodens vom Endspiel,<br />

darunter ein Sieben-Meter-Punkt, ein<br />

Ball mit den Unterschriften des Teams<br />

von Bundestrainer Heiner Brand und<br />

das Maskottchen "Hannibal" als lebensgroße<br />

Figur, sind spannende Objekte,<br />

die nun die Sammlung des Museums<br />

ergänzen. Im Foyer wurde eine Vitrine<br />

eingerichtet, die an den Triumph vom 4.<br />

Februar 2007 erinnert.<br />

90


erschienen, diesem folgt im Juni eine historische<br />

Aufnahme von Kurt Brumme, aufgenommen<br />

während einer Radioreportage im<br />

Glück-Auf-Stadion in Sodingen/ Herne in<br />

den 50er Jahren. Im September erscheint<br />

dann das Deckblatt eines Schmucktelegramms,<br />

das zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />

1936 in Berlin herausgegeben wurde und im<br />

Dezember schließlich beendet ein Foto, das<br />

Max Schmeling 1928 bei Training zeigt, das<br />

Jahr.<br />

8. IMOS-Sammlerbörse im<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museum<br />

Am Sonntag, 11. März 2007, veranstaltete<br />

das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum die<br />

mittlerweile 8. Internationale Sammlerbörse.<br />

Das Museum, die "Internationale Motiv-<br />

91<br />

Die Motive der Sammlerkarten 2007<br />

München 1972 Kurt Brumme<br />

Berlin 1936 Max Schmeling<br />

gruppen Olympiaden und Sport" IMOS und<br />

das Sportamt der Stadt Köln hatten ein<br />

abwechslungsreiches Programm vorbereitet.<br />

Bei freiem Eintritt<br />

erwartete die<br />

zahlreichen Besucher,Sportbegeisterten<br />

und Sammler<br />

wieder ein Großtauschtag<br />

im Foyer.<br />

Händler und Privatsammler<br />

aus Übersee<br />

und Europa<br />

boten attraktive<br />

Objekte, Erinnerungsstücke,Literatur,<br />

Memorabilien,<br />

Briefmarken und<br />

Münzen zu den<br />

Themen Olympiade<br />

und Sport an.<br />

Die Sonderstempel der 8. Internationalen<br />

Sammlerbörse der IMOS im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museum.<br />

Um 12 Uhr gab es eine Autogrammstunde<br />

mit berühmten Sportlern. Gekommen waren<br />

Medaillengewinner der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />

von 1956 in Melbourne und 1960 in Rom,<br />

unter anderem Martin Lauer, Gold über<br />

4x100m 1960, die ehemaligen Kanuten Fritz<br />

Briel und Theo Kleine, Silber im Zweier Kajak<br />

1956, Wolfgang Behrendt 1. Olympiasieger<br />

der DDR im Boxen 1956 sowie Michel<br />

Scheuer, Gold im Zweier-Kanu 1956. Eine<br />

Freude war es auch, den ehemaligen Steuermann<br />

im Ruderzweier Reiner Borkowski<br />

und die Kugelstoßerin Marianne Werner-<br />

Professor Walther Tröger (1. Reihe, 2.v.r.) und Charly Biernat (2. Reihe,<br />

2.v.r) freuten sich über zahlreiche Olympiateilnehmer, die an der<br />

Autogrammstunde der 8. Internationalen Sammlerbörse teilnahmen.


Ader begrüßen zu können. Gemeinsam mit<br />

dem Vorstandsvorsitzenden des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museums, Professor Walter<br />

Tröger, sorgten diese "Helden aus früheren<br />

Tagen" für großes Gedränge am Autogramm-Tisch<br />

und waren überrascht wie<br />

groß das Interesse an ihren Erfolgen nach<br />

zum Teil über 50 Jahren noch ist.<br />

Zwei exklusive Sonderstempel, die ein<br />

"Sonderpostamt" der <strong>Deutsche</strong>n Post AG<br />

anbot, rundeten das Programm ab. Die<br />

Besucher konnten an einem Stand den<br />

Stempel des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museums "Vor 75 Jahren: Erste Briefmarke<br />

zu <strong>Olympische</strong>n Winterspielen", den Stempel<br />

des Sportamtes "WM-Stadt Köln", Sondermarken<br />

und diverse andere für Philatelisten<br />

interessante Objekte erwerben.<br />

Da bereits jetzt die ersten Anfragen für die<br />

9. Sammlerbörse im März 2008 vorliegen, ist<br />

sich Organisator Charly Biernat, der 2.<br />

Vorsitzende der IMOS - Internationale<br />

Motivgruppen Olympiaden und Sport e.V.,<br />

sicher, dass auch im nächsten Jahr an die<br />

Erfolge der Vorjahre angeknüpft werden<br />

kann.<br />

Jahrespressekonferenz 2007<br />

Am 12. März 2007 hatten der Vorstandsvorsitzende<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />

Museum Professor Walther Tröger und<br />

Museumsdirektor Dr. Christian Wacker zu<br />

einer Jahrespressekonferenz in die Kurt-<br />

Brumme-Galerie des <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />

Olympia Museums eingeladen. Gemeinsam<br />

wollten sie das zurückliegende Jahr zusammenfassen<br />

und eine Ausblick auf das<br />

kommende Jahr geben.<br />

Walther Tröger betonte, dass die schwierigen<br />

Anfangsjahre des Museums überwunden<br />

sind und der Bestand des Museums,<br />

unter der Voraussetzung, dass alle, die die<br />

finanzielle Mitverantwortung für die<br />

Museumsexistenz tragen, auch ihre zugesicherten<br />

Grundleistungen erbringen, gesichert<br />

ist.<br />

Christian Wacker betonte, dass das Museum<br />

zunehmend auch aus Eigeninitiative viel zur<br />

Stabilisierung seiner wirtschaftlichen<br />

Grundlagen beiträgt und verwies auf die<br />

guten Entwicklungen in den Bereichen<br />

Sonderausstellung, Abendveranstaltungen<br />

und Besucher hin.<br />

145.616 Menschen besuchten 2006 das<br />

Museum gegenüber 102.147 im Vorjahr.<br />

Dies bedeutet einen Anstieg um 42,5 %,<br />

was nicht nur auf die herausragenden<br />

Sportereignisse des Jahres 2006 zurückzuführen<br />

ist, denn dieser Trend setzte sich<br />

auch in den ersten drei Monaten 2007 fort.<br />

Über die zurückliegenden Ereignisse wurden<br />

hier bereits berichtet, der Ausblick auf das<br />

Jahr 2007 verspricht weitere interessante<br />

Ausstellungen und Projekte.<br />

Der großen Sonderausstellung "Sport macht<br />

sexy", die am 23. März 2007 eröffnet wurde,<br />

werden in diesem Jahr noch zwei Ausstellungen<br />

folgen:<br />

"Kilometerfresser" - Eine Ausstellung anlässlich<br />

des 10-jährigen Jubiläums des Köln<br />

Marathon, vereint mit großformatigen<br />

Bildern die schönsten Szenen dieser Veranstaltung.<br />

Parallel dazu sollen Kölnerinnen<br />

und Kölner aufgerufen werden, ihre persönlichen<br />

Erinnerungsstücke für diese Ausstellung<br />

im Sommer abzugeben. Die Besucher<br />

gestalten die Ausstellung also selbst, wobei<br />

die Hoffnung besteht, eine Fülle von Erinnerungen<br />

präsentieren zu können. Nach<br />

Ausstellungsende werden die Gegenstände<br />

natürlich wieder zurückgegeben.<br />

"Coubertin und die Kultur" - Auch diese<br />

Ausstellung wird im Museum konzipiert und<br />

stellt erstmalig Bilder der Künstlerfamilie<br />

Pierre de Coubertin aus. Vor dem Hintergrund<br />

des hohen Kulturinteresses Coubertins<br />

wird schnell klar, weshalb die Kunstund<br />

Kulturwettbewerbe der frühen <strong>Olympische</strong>n<br />

Spiele einen sehr hohen Stellenwert<br />

hatten. Die Ausstellung wird anschließend<br />

in Paris, Tartu, Lausanne und London gezeigt.<br />

Kleinere Präsentationen finden in steter<br />

Folge im Salon statt: "sportlich - Skulpturen<br />

von Birgid Helmy" wird zur Zeit gezeigt;<br />

eine Präsentation von japanischen Netsuke-<br />

Figuren, Tonfiguren mit Sumoringerdarstellungen<br />

aus dem 17./18. Jahrhundert folgt<br />

im Juni und weitere Themen werden der<br />

Nachlass von Adelson gemeinsam mit dem<br />

Basler Sportmuseum sowie die Sammlung<br />

Egidius Braun und die Sammlung Hahn sein.<br />

Insbesondere um im Veranstaltungsbereich<br />

zukünftig flexibler und effizienter handeln<br />

zu können wurde im Dezember 2006 die -<br />

dksm- <strong>Deutsche</strong> Kultur & Sport Marketing<br />

GmbH, als stiftungseigene <strong>Gesellschaft</strong><br />

gegründet. Nun ist es dem Museum möglich,<br />

komplexe Veranstaltungen eigenständig<br />

und ohne Agentur abzuwickeln. Mit seinen<br />

Partnern hat die -dksm- bereits das "Champions<br />

Dinner" des Landes NRW zur Ehrung<br />

der Medaillengewinner des Landes (300<br />

Gäste), das public viewing zum Handball (ca.<br />

3.000 Gäste an drei Tagen), die Partyveranstaltung<br />

"sounds good" (ca. 500 Gäste) und<br />

die Präsentation des neuen Porsche (ca. 700<br />

Gäste) eigenständig durchgeführt.<br />

Das einzigartige sportliche Ambiente des<br />

Museums, das auch den Gästen der Veranstaltungen<br />

offen steht, unterstützt das<br />

ambitionierte Ziel des Museums, ein herausragender<br />

Veranstaltungsort in Köln zu sein<br />

und diese Position zu festigen. Allein im<br />

Jahr 2006 wurden über 120 Veranstaltungen<br />

im Museum durchgeführt.<br />

Für drei weitere Projekte sind bereits die<br />

Grundsteine gelegte und an ihrer Entwicklung<br />

wird intensiv gearbeitet werden. Mit<br />

dem Aachener Verlag Meyer & Meyer wurde<br />

eine Partnerschaft vereinbart und als erstes<br />

gemeinsames Projekt das Magazin zur<br />

Ausstellung "Sport macht sexy" produziert.<br />

Mit der Sportredaktion des Kölner Stadtanzeigers<br />

wurde auf Grundlage der Diskussionsrunden<br />

zum Fußball und zum Handball<br />

eine Veranstaltungsreihe konzipiert, die<br />

unregelmäßig stattfindend 2007 Fahrt<br />

aufnehmen soll.<br />

Außerdem wird das Museum im Herbst<br />

2007 mit dem griechischen Antikendienst in<br />

Olympia und Elis sowie dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Archäologischen Institut in Athen eine<br />

Forschungsprojekt am antiken Hippodrom in<br />

Olympia und den Gymnasien in Elis, dem<br />

<strong>Olympische</strong>n Dorf der Antike, durchführen.<br />

Mit einem Radarmessgerät werden unterirdische<br />

Mauerzüge kartiert, um Erkenntnisse<br />

über die Strukturen dieser Gebäude zu<br />

gewinnen. Beide Anlagen sind bislang<br />

unbekannt.<br />

Die Maske war sein<br />

Markenzeichen<br />

Joseph "Peppi" Heiß, geboren 13. Juni 1963,<br />

in Garmisch-Partenkirchen ist einer der<br />

bekanntesten deutschen Eishockeyspieler. Er<br />

spielte auf der Position des Torhüters von<br />

1980 bis 2001in der Bundesliga. Dreimal<br />

nahm er an <strong>Olympische</strong>n Spielen teil und<br />

stand von 1990 bis 1998 bei acht Weltmeis-<br />

92


Torwart-Legende Peppi Heiß übergibt eine seiner<br />

Kultmasken an Museumsdirektor Dr. Christian Wacker,<br />

mit dabei der Maskendesigner Flink.<br />

terschaften für die deutsche Mannschaft im<br />

Tor.<br />

Zur Legende wurde Peppi Heiß beim Kölner<br />

Eishockeyclub "Die Haie". Ausschlaggebend<br />

hier für waren nicht zuletzt seine von Dieter<br />

Flink in Handarbeit angefertigten<br />

Torwart-Masken, die aufgrund<br />

des Designs mit Haifischzähnen<br />

Kultstatus erreichten.<br />

Auffallend waren auch die<br />

Abplatzungen im Stirnbereich,<br />

die nicht etwa durch das Abwehr<br />

des heranfliegenden Pucks<br />

entstanden, sondern durch die<br />

Kopfstöße der Mitspieler nach<br />

Ende der Partie, die als Dank für<br />

den guten Rückhalt auf dem Eis<br />

galten.<br />

In der zweiten Drittelpause der<br />

Bundesliga-Partie Kölner Haie<br />

gegen die Augsburger Panther<br />

am 23. Februar 2007 übergab<br />

Peppi Heiss eine dieser Masken<br />

nun an das <strong>Deutsche</strong> Sport &<br />

Olympia Museum. Besonders beeindruckte<br />

dabei, dass der aus Bayern stammende<br />

Torhüter auch sechs Jahre nach seinem<br />

letzten offiziellen Spiel für den KEC von den<br />

Fans gefeiert wurde, als hätte er soeben<br />

einen bedeutenden Sieg durch seine Leistung<br />

errungen.<br />

sportlich<br />

Am 3. März 2007 wurde im Salon des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum eine<br />

interessante Kunstausstellung eröffnet. Im<br />

Mittelpunkt der Ausstellung "sportlich -<br />

93<br />

Skulpturen von<br />

Birgid Helmy" steht<br />

der sportiv bewegte,<br />

menschliche Körper;<br />

in den Skulpturen<br />

festgehalten ist ein<br />

Augenblick eines<br />

komplexen Bewegungsablaufs.<br />

Helmys Arbeiten<br />

suchen die absolute<br />

Konzentration, die<br />

fokussierte Intensität,<br />

in die der<br />

Sportler versunken<br />

ist, nehmen sie auf,<br />

zeichnen sie nach.<br />

Farbenfroh und<br />

leicht kommen die auf Stelen<br />

montierten Steinguss-Figuren daher. Darstellungen<br />

von Fußballerinnen, Hockeyspielerinnen<br />

und Boxern finden sich ebenso in<br />

der Ausstellung wie von Skatern und<br />

Parkour-Läufern.<br />

Gemeinsam mit der Künstlerin Birgid Helmy eröffneten<br />

Kurator Ansgar Molzberger (l.) und Museumsdirektor<br />

Dr. Christian Wacker (r.) die Ausstellung.<br />

Ausführlich wird die Ausstellung in der<br />

OF-Galerie des vorliegenden Heftes vorgestellt.<br />

TAMindoor-Europacup<br />

begeisterte das Publikum<br />

Der 15. TAMindoor-Europacup fand vom 9.<br />

bis 11. März 2007 in Köln mit einem Sieg<br />

der favorisierten italienischen Mannschaft<br />

bei den Herren und mit einem Triumph der<br />

französischen Damen statt.<br />

Dirk Ertel und die Kapitäne der deutschen Mannschaften<br />

überreichen Christian Wacker das Museums-<br />

Tamburello.<br />

Zehn Nationen und rund 150 Aktive nahmen<br />

teil, Austragungsort war die <strong>Deutsche</strong><br />

Sporthochschule in Köln. In Deutschland<br />

wird erst seit einigen Jahren wieder Tamburello<br />

gespielt, nachdem der traditionsreiche<br />

Sport über Jahrzehnte verschwunden war.<br />

Das junge deutsche Herren-Team landeten<br />

auf einem beachtlichen dritten Platz, die<br />

Damen auf Rang vier. "Ich bin sehr zufrieden<br />

mit unserem Abschneiden", sagte der<br />

deutsche Teamchef und Spitzenspieler<br />

Norman Kempf, "vielleicht gibt es jetzt den<br />

entscheidenden Schritt nach vorne für uns.<br />

Wir haben hochklassige Spiele geliefert und<br />

gesehen."<br />

Das Endspiel der Männer vor rund 300<br />

Zuschauern endete erst nach anderthalb<br />

Stunden mit einen hauchdünnen 13:12-<br />

Erfolg der Italiener über Frankreich im<br />

Tiebreak. Diese beiden Ländern sind im<br />

internationalen Vergleich führend.<br />

Die Auftaktveranstaltung des Turniers fand<br />

in der Kurt-Brumme-Galerie des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Sport & Olympia Museums statt. Hier trafen<br />

sich auch alle Teilnehmer und die Organisatoren<br />

am Vorabend der Finalspiele zu einem<br />

Besuch der Ausstellung. In vier Sprachen<br />

wurde den Sportlern die Zeitreise durch<br />

2500 Jahre Sportgeschichte präsentiert.<br />

Zum Abschluss überreichte der Organisator<br />

des Turniers Dirk Ertel gemeinsam mit den<br />

Kapitänen der deutschen Damen- und<br />

Herrenmannschaft Museumsdirektor Dr.<br />

Christian Wacker ein in den Museumsfarben<br />

gestaltetes Tamburello, verbunden mit der<br />

Hoffnung, dass auch diese Sportart zukünftig<br />

in der Ausstellung präsentiert wird.


Nachrichten des DOI<br />

Das A und O:<br />

Neuer Name, neue Aufgaben,<br />

neue Infos<br />

Haben die Leserinnen und Leser sich an<br />

dieser Stelle bislang über die Aktivitäten<br />

des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Instituts<br />

informieren können, wird sich in Zukunft<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie präsentieren.<br />

Die 17. Mitgliederversammlung am 4. Mai<br />

im Frankfurter Goethe-Haus ist eine außer-<br />

ordentliche und schon insofern<br />

eine besondere, als es die letzte<br />

des DOI und zugleich die erste<br />

der DOA sein wird. Sollte damit<br />

vielleicht keine neue Zeitrechnung<br />

beginnen, ist es doch<br />

allemal mehr als eine Änderung<br />

des Namens. Durch die Einbeziehung<br />

des früheren Kuratoriums<br />

<strong>Olympische</strong> Akademie und<br />

<strong>Olympische</strong> Erziehung des NOK<br />

für Deutschland erhält das DOI<br />

ein erweitertes Aufgabenspektrum,<br />

was auch auf den Info-<br />

Seiten im <strong>Olympische</strong>n Feuer<br />

seinen Niederschlag erfahren<br />

wird.<br />

Wenn die Einrichtung fortan<br />

ein "A" im Schilde führen wird,<br />

bleibt sie doch dem "O", nämlich<br />

der olympischen Sache<br />

verpflichtet - und hilft schon<br />

von daher auch weiterhin bei<br />

der Erfüllung eines satzungsgemäßen<br />

Auftrags des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Olympische</strong>n Sportbundes. Bei<br />

allem Engagement der Haupt-<br />

94<br />

und Ehrenamtlichen, wird der Erfolg letztlich<br />

von der Unterstützung von Partnern<br />

und Mitstreitern abhängig bleiben. Vor<br />

diesem Hintergrund nutzen wir die Gelegenheit<br />

gerne, uns bei allen Freunden und<br />

Förderern des DOI ganz herzlich zu bedanken<br />

und verbinden dies mit der Bitte, auch<br />

der DOA gewogen zu bleiben.<br />

Festliche Gründung im<br />

Goethe-Haus<br />

Wenn bei der Gründung am 4. Mai der<br />

wohl größte deutsche Dichter, ein gebürtiger<br />

Frankfurter, Pate stehen wird, mag dies<br />

als ein gutes Omen sowie als ein Indiz<br />

dafür angesehen werden, dass sich die DOA<br />

nicht nur der historischen, politischen und<br />

pädagogischen Dimension des Olympismus<br />

verschrieben hat, sondern auch seiner<br />

kulturellen Bedeutung Rechnung tragen<br />

wird. Zwar verspricht der Rücklauf der<br />

verschickten Einladungen ein "ausverkauftes"<br />

Goethe-Haus, doch es besteht zumindest<br />

die Möglichkeit, sich unter 069/6700<br />

396 oder info@doi.de über freie Plätze zu<br />

erkundigen. Ansonsten sei auf die Info-<br />

Seiten im nächsten <strong>Olympische</strong>n Feuer<br />

verwiesen, in denen über den Verlauf der<br />

Veranstaltung sowie die ersten Aktivitäten<br />

der DOA berichtet werden wird.

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