Von Steffen Haffner - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Ausgabe 2/2007<br />
Zeitschrift des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>
Freundliche Grüße<br />
aus der OF-Redaktion<br />
D<br />
ie Welt gerät aus den Fugen, aber die gute Nachricht ist,<br />
dass die zunehmende Schieflage und inzwischen sogar ein<br />
drohendes Endzeit-Szenario beim Namen genannt werden. Und<br />
zwar von der internationalen Wissenschaft mit einer Deutlichkeit,<br />
die nichts zu wünschen übrig lässt. Der Weltklimabericht<br />
der Vereinten Nationen alarmiert die große Politik ebenso, wie<br />
er die einzelnen Menschen in ihrer Lebensgestaltung aufrüttelt.<br />
Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht. Und die hat, liebe<br />
Leserinnen und Leser, etwas mit Verwässerungstendenzen durch<br />
politische Verantwortungsträger in führenden Industrienationen<br />
und Schlüsselländern für das Klima-Desaster zu tun, was<br />
letztlich dringend notwendige Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung<br />
verhindert. Dass dies zudem das individuelle<br />
Problembewusstsein nicht gerade stärkt, liegt auf der Hand.<br />
Dabei sollte längst klar sein: Jeder Einzelne muss sich in seinen<br />
Verhaltensweisen angesprochen fühlen, und kein Lebensbereich<br />
bleibt hier ausgespart.<br />
Dies führt auch schnurstracks zum Thema "Sport und Umwelt",<br />
dem wir in dieser OF-Ausgabe einen großen Komplex widmen.<br />
Natürlich könnte man das Ganze kleinteilig betrachten und sich<br />
an jüngeren Veröffentlichungen orientieren, die sportliche<br />
Handlungen Jugendlicher auf Bolzplätzen oder gar Kinderbegeisterung<br />
auf Spielplätzen mit der Umweltsünderkartei in<br />
Verbindung bringen. Da werden Lärmschutzklagen angestrengt,<br />
die eigentlich als umweltpolitisches Armutszeugnis entlarvt<br />
gehören, weil sie allein die Kläger in ihrer Kleinkariertheit<br />
bloßstellen. Nein, das sind nicht die Umweltprobleme, die der<br />
Sport heraufbeschwört. Die haben ein anderes Kaliber und<br />
basieren auf Wettkampfkalendern, die die Jahreszeiten ignorieren,<br />
oder auf Sportarten, die fast zwangsläufig der Natur ein<br />
Schnippchen nach dem anderen schlagen. Sie haben zu tun mit<br />
ungebremster Eventhysterie in einer Welt, die dabei zum hochleistungssportlichen<br />
Abenteuerspielplatz wird, und schließlich<br />
mit einer Freizeitlawine, weil man ja auch breitensportlich nicht<br />
nachstehen will.<br />
Sicher, der Sport nimmt in der Weltrangliste der Klimaschädiger<br />
und Ressourcenvernichter einen Platz ziemlich weit hinten ein.<br />
Aber er kann, wenn die Klimabotschaft der Vereinten Nationen<br />
in seinen Reihen ernst genommen wird - Stichworte Vorbildwirkung<br />
und globaler Aktionsradius -, umweltpolitische Zeichen<br />
von besonderer Güte setzen. Die Reaktionen des Internationalen<br />
<strong>Olympische</strong>n Komitees lassen immerhin hoffen. Und der deutsche<br />
Sport hat in Sachen Umweltschutz ohnehin eine beachtenswerte<br />
Tradition, die jetzt mehr denn je verpflichtet.<br />
Ihr Harald Pieper<br />
Inhalt<br />
OF Mosaik 4<br />
OF-Podium: Prof. Jürgen Hubbert 6<br />
Megaereignisse zwischen Magie und Massenware 8<br />
Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke<br />
Der Sport auf dem Weg zur Selbstzerstörung 12<br />
Prof. Dr. Helmut Digel<br />
Es geht um die Perspektiven für das Leben nach dem Sport 14<br />
Anno Hecker<br />
Sven Felski oder Die Vereinstreue eines Profis 16<br />
Dr. Andreas Müller<br />
OF-Interview mit Frank Busemann 20<br />
Michael Gernandt<br />
Die Gewalt im Stadion ist ein vielschichtiges Problem 22<br />
Dr. Christoph Fischer<br />
OF-Kommentare 24<br />
Jörg Hahn, Dr. Andreas Höfer, Michael Gernandt,<br />
Dr. Hans-Dieter Krebs<br />
Vor uns die Sintflut?<br />
Der Klimawandel fordert auch den Sport heraus 26<br />
Holger Schück<br />
Mobilität und Sport: Im Spannungsfeld zwischen Schädigung<br />
der Umwelt und Verbesserung der Lebensqualität 30<br />
Rainer Hipp<br />
Europa und der Sport 34<br />
Walter Mirwald<br />
Stuttgart: Europäische Sporthauptstadt 2007 34<br />
Gunter Barner<br />
40 Jahre Sporthilfe oder Die eindrucksvolle Bilanz<br />
der guten Taten 38<br />
<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />
Die Reformfreude der Sportvereine ist beachtlich 42<br />
Friedhard Teuffel<br />
Wenn der Verein zum Zufluchtsort für Kinder und<br />
Jugendliche wird 45<br />
Bianka Schreiber-Rietig<br />
Mark- und Meilensteine im Verhältnis Kirche und Sport 48<br />
Dr. Hans-Dieter Krebs<br />
Was macht eigentlich ...? Martin Lauer 50<br />
<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />
Olympismus und <strong>Olympische</strong> Spiele in Deutschland 52<br />
Prof. Dr. Ommo Grupe<br />
Adolf Cluss: Ein schwäbisch-deutsch-amerkanischer Turner,<br />
Revolutionär und Architekt einer neuen Welt 56<br />
Prof. Dr. Michael Krüger<br />
Anmerkungen zu Sport und Film in Deutschland 60<br />
Herbert Somplatzki<br />
OF-Galerie:<br />
Sportliche Vielfalt in den Skulpturen von Birgid Helmy 63<br />
Klaus H. Schopen<br />
Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes 66<br />
Nachrichten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> 76<br />
Impressum 88<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum 90<br />
Nachrichten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Instituts 94<br />
3
Sportabzeichen-Aktion:<br />
"Millionen in Bewegung"<br />
D<br />
as <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen erhält<br />
dank der ARD neuen Schwung. Mit<br />
Hilfe des wochentäglichen Ratgebers "ARD-<br />
Buffet", der vom Südwestdeutschen Rundfunk<br />
(SWR) produziert wird, soll in diesem<br />
Jahr endlich die magische Schallmauer von<br />
einer Million abgelegten Sportabzeichen<br />
durchbrochen werden. "Millionen in Bewegung"<br />
ist der Schwerpunkt, den sich Ende<br />
März der Präsident des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>nSportbundes<br />
(DOSB), Dr.<br />
Thomas Bach,<br />
und die<br />
Moderatorin<br />
des Ratgebers,<br />
Evelin<br />
König,<br />
gemeinsam<br />
setzten.<br />
Jahr für Jahr<br />
stellen sich weit über 900.000 Menschen<br />
den fünf Prüfungen des einzigen deutschen<br />
Sportsordens, die ein bewährter Test für die<br />
eigene Fitness sind. Nun sollen noch mehr<br />
Bewegungswillige für das <strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen<br />
begeistert werden, nicht, um<br />
einen Eintrag in das Guiness-Buch der<br />
Rekorde zu schaffen, sondern um zur<br />
Gesundheitsförderung mehr Bewegung in<br />
den Alltag der Menschen zu bringen. "Im<br />
Sport geht es ja immer wieder darum,<br />
besser zu werden, deshalb legen wir die<br />
Messlatte jetzt ganz schön hoch. Und wenn<br />
wir unser Ziel erreichen, dann legen wir sie<br />
eben noch ein Stückchen höher", meinte<br />
Thomas Bach bei der Vorstellung der Aktion<br />
in Berlin.<br />
Der Sportorden, den auch die BARMER als<br />
langjähriger Partner und Ferrero seit kurzem<br />
fördern, ist jetzt ein zentraler Bestandteil<br />
von "ARD-Buffet", das jeden Tag in der<br />
Woche zwischen 12.15 und 13.00 Uhr läuft.<br />
Regelmäßig soll bis Mitte Juli aus verschiedenen<br />
Perspektiven über das Sportabzeichen<br />
berichtet werden, aus medizinischer Sicht,<br />
aus der Sicht der richtigen Bekleidung oder<br />
als Tipp für eine vernünftige Ernährung.<br />
Häufig besteht dann für die Zuschauer auch<br />
die Möglichkeit, sich per Telefon einen<br />
eigenen Ratschlag zu holen.<br />
Um das Sportabzeichen hautnah zeigen zu<br />
können, begleitet "ARD-Buffet" eine 6köpfige<br />
Wiesbadener Familie aus drei<br />
Generationen durch ihren Trainings- und<br />
Prüfungs-"Alltag". Mehrfach wird über Opa<br />
Norbert (67), Tochter Petra (44) und die vier<br />
Enkelkinder Kathrin (22), Patrick (17),<br />
Dominik (15) und David (8) berichtet.<br />
Höhepunkt der Aktion ist eine Sondersendung<br />
von "ARD-Buffet" am Samstag, 7. Juli<br />
2007, vom Sportabzeichen-Tag in Heidelberg.<br />
Dort wird "ARD-Buffet" live von einer<br />
Open-Air-Bühne vom Sportabzeichentag<br />
gesendet, bei dem 2.000 Freiwillige den<br />
Sportorden erwerben sollen. Interessenten<br />
können sich auf einer Hotline-Nummer<br />
01376 - 787800 (25 Ct./Anruf aus dem Dt.<br />
Festnetz) oder im Internet unter www.ardbuffet.de<br />
anmelden. Weitere Informationen<br />
zum Sportabzeichen auf www.deutschessportabzeichen.de.<br />
Bundestag billigt<br />
Europarats-Initiative<br />
gegen Doping<br />
er <strong>Deutsche</strong> Bundestag hat in zweiter<br />
und dritter Lesung dem Zusatzprotokoll<br />
zum Übereinkommen des Europarats<br />
gegen Doping zugestimmt. Die Erweiterung<br />
des Vertragstextes regelt innerhalb Europas<br />
die gegenseitige Anerkennung von Dopingkontrollen.<br />
Danach können Aktive von<br />
ausländischen Kontrolleuren zu verbindlichen<br />
unangemeldeten Trainingskontrollen<br />
gebeten werden. Zuvor hatte der Sportausschuss<br />
des Parlaments einstimmig dieses<br />
Zusatzprotokoll vom September 2002<br />
gebilligt. Die Europarats-Initiative wird<br />
nunmehr in einem völkerrechtlichen Verfahren<br />
ratifiziert. Bereits im Dezember<br />
vergangenen Jahres hatte der Bundesrat<br />
keine Einwendungen erhoben.<br />
Der Europarat ist eine zwischenstaatliche<br />
Institution mit 46 Teilnehmerländern.<br />
Deutschland war 1994 dem Übereinkommen<br />
beigetreten, das die erste internationale<br />
Vereinbarung zur Anti-Doping-Bekämpfung<br />
war. Erst kürzlich hatte der Bundestag<br />
der UNESCO-Antidoping-Konvention<br />
zugestimmt, nach der der Welt-Antidoping-<br />
Code geltendes Recht ist.<br />
Ältester Olympionike der<br />
Welt - ein Musik-Professor<br />
aus München<br />
eit dem Tod des französischen Radsport-Olympiasiegers<br />
von 1928, Roger<br />
Beaufrand, der am 13. März im Alter von<br />
über 98 Jahren starb, ist nun ein deutscher<br />
Professor der älteste lebende Olympiamedaillengewinner<br />
der Welt. Allerdings handelt<br />
es sich nicht um einen Athleten,<br />
sondern um den Komponisten Harald<br />
Genzmer, der 1936 in Berlin eine Bronzemedaille<br />
in der Kategorie "Musik, Solo und<br />
Chorgesang" gewann. Der Münchner<br />
Professor, der am 9. Februar bei guter<br />
Gesundheit gleichfalls seinen 98. Geburtstag<br />
feiern konnte, war einst an der Berliner<br />
Hochschule für Musik einer der begabtesten<br />
Schüler von Harry Hindemith. Zeitweise<br />
studierte er auch bei Richard Strauss und<br />
Hans Pfitzner.<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
4<br />
D<br />
S
Genzmer war 27 Jahre alt und arbeitete als<br />
Korrepetitor an der Breslauer Oper, als er<br />
aufgefordert wurde, sich an den <strong>Olympische</strong>n<br />
Kunstwettbewerben zu beteiligen, die<br />
zwischen 1912 und 1948 auf dem Programm<br />
standen. Er reichte daraufhin ein<br />
Musikstück ein, dem er den Titel "Der<br />
Läufer" gegeben hatte und das der Jury<br />
gefiel. Das Werk blieb sein einziger sportlicher<br />
Ausflug. Seinen Preis erhielt er im<br />
Berliner Olympiastadion, wo er wie die<br />
Sportler vor der Riesenkulisse von 100.000<br />
Zuschauern aufs Siegerpodest steigen<br />
durfte. Allerdings verlor er später die<br />
Medaille in den Bombennächten des 2.<br />
Weltkriegs, den er als Klarinettist einer<br />
Militärkapelle überlebte.<br />
Nach Kriegsende baute der gebürtige<br />
Bremer die Hochschule für Musik in Freiburg<br />
auf, bevor er 1957 nach München berufen<br />
wurde. Dort war er bis zu seiner Pensionierung<br />
als Lehrer für Kompositionen tätig.<br />
Doch zur Ruhe will sich der mit einer<br />
Vielzahl von Preisen bedachte Harald<br />
Genzmer noch lange nicht setzen. Er gehört<br />
heute zu den meistaufgeführten deutschen<br />
Gegenwartskomponisten und vollendete mit<br />
fast 90 Jahren noch eine Sinfonie.<br />
Vancouver in guter<br />
vor-olympischer Verfassung<br />
K<br />
ürzlich hat sich die IOC-Koordinierungskommission<br />
für die XXI <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele 2010 in Vancouver über<br />
den Fortgang der Vorbereitung auf die<br />
OF-MOSAIK<br />
OF-MOSAIK<br />
kommenden <strong>Olympische</strong>n Winterspiele<br />
beschäftigt. Etwas weniger als drei Jahre vor<br />
den Spielen zeigte sich das Gremium<br />
beeindruckt von den Vorbereitungen in den<br />
Bereichen Sportstätten, Marketing, Logistik,<br />
Transport und Technologie.<br />
Naturverträglicher Sport<br />
muss gewährleistet bleiben<br />
D<br />
as Kuratorium Sport und Natur erwartet<br />
vom <strong>Deutsche</strong>n Bundestag, dass bei<br />
der Neuordnung des Naturschutzrechts<br />
nach der Föderalismusreform der akzeptierte<br />
Status des Natursports im Bundesnaturschutzgesetz<br />
erhalten bleibt und nicht in<br />
der Abweichungsgesetzgebung zersplittert<br />
wird. "Anderenfalls ist zu erwarten, dass die<br />
erreichten Qualitätsmerkmale des derzeitigen<br />
Bundesnaturschutzgesetzes weitgehend<br />
rückgängig gemacht werden und die<br />
Unterschiede in der Landesgesetzgebung<br />
zu- statt abnehmen", heißt es in einem<br />
Positionspapier, das die drei Millionen<br />
Mitglieder starke Vereinigung verfasst hat.<br />
Nach dem derzeitigen Bundesnaturschutzgesetz,<br />
das die Erholung des Menschen in<br />
freier Natur gewährleistet, sind natur- und<br />
landschaftsverträgliche sportliche Betätigungen<br />
der Erholung zuzurechnen.<br />
Die bisherige Rahmengesetzgebung habe<br />
die Ausformung von 16 verschiedenen<br />
Umsetzungen in Landesrecht erlaubt, stellt<br />
das Kuratorium fest, dessen Vorsitzender der<br />
sportpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion<br />
Bündnis 90/Die Grünen, Winfried<br />
Hermann, ist. Unterschiedliche Regelungen<br />
zum Betretensrecht seien nicht nachvollziehbar,<br />
weil Wanderwege, Flüsse und<br />
Klettergebiete sowie der Schutzbedarf der<br />
Natur nicht an Landesgrenzen halt machten.<br />
"Verbote in einem Bundesland führen<br />
zu wachsendem Freizeittourismus und<br />
damit zur Zunahme von Verkehr und zu<br />
neuen Problemen in angrenzenden Bundesländern",<br />
was also zu Verdrängungseffekten<br />
führe, heißt es.<br />
Organspenden retten Leben<br />
W<br />
ie die <strong>Deutsche</strong> Stiftung Organtransplantation<br />
(DSO) bekannt gegeben<br />
hat, ist die Zahl der im Jahr 2006 in<br />
Deutschland durchgeführten Transplantationen<br />
von 3.910 im Jahr 2005 auf 4.032<br />
gestiegen. Erstmals konnten damit über<br />
4.000 schwer kranke Menschen gerettet<br />
werden. "Dies war nur möglich, weil 1.259<br />
Menschen bundesweit nach dem Tod ihre<br />
Organe gespendet haben, das sind 3,2<br />
Prozent mehr als im Jahr zuvor", erklärte<br />
DSO-Vorstand Prof. Dr. Günter Kirste.<br />
Beigetragen hat dazu auch der Verein<br />
Sportler für Organspende (VSO). In dem von<br />
Sporthilfe-Chef Hans Wilhelm Gäb 1998<br />
gegründeten Verein erinnern mehr als 50<br />
Olympiasieger und Weltmeister mit ihrem<br />
Engagement andere Menschen daran, dem<br />
unvermeidlichen Lebensende einen besonderen<br />
Sinn zu geben. Gemeinsam mit den<br />
Partnern der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA) und der DSO<br />
verteilt der VSO bei bedeutenden Sportveranstaltungen<br />
und Großereignissen auch<br />
Organspendeausweise.<br />
Olympia-Medaillen für<br />
Peking vorgestellt<br />
G<br />
enau 500 Tage vor den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen in Peking hat das chinesische<br />
Organisationskomitee die Medaillen enthüllt,<br />
die erstmals in der olympischen<br />
Geschichte mit Jade verziert sind. Auf der<br />
Rückseite der Gold-, Silber- und Bronzeme-<br />
daillen ist jeweils ein Ring weißer, hellgrüner<br />
und dunkelgrüner Jade eingelegt. Die<br />
olympischen Medaillen für die Spiele in<br />
Peking sollen "Edelmut und Tugend" symbolisieren.<br />
Auf der Vorderseite der sieben<br />
Zentimeter großen Olympia-Medaillen<br />
befindet sich das Standarddesign mit Nike,<br />
der griechischen Göttin des Sieges, wie es<br />
vom IOC vorgegeben wird.<br />
5
"<br />
S<br />
port- und Kulturförderung" haben eine lange Tradition in<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Bereits die frühen Herrscher hielten<br />
sich Künstler, Sportler und Narren zum eigenen Vergnü-<br />
gen und zur Steigerung ihrer Reputation. An ihre Stelle traten<br />
später vor allem Industrielle, die die Allgemeinheit an einem Teil<br />
ihres Reichtums teilhaben lassen und sich selbst ein "Denkmal"<br />
setzen wollten. Man sprach von Mäzenen. Nach dem zweiten<br />
Weltkrieg förderten insbesondere kommunistische Staaten<br />
Künstler und Sportler, um die Überlegenheit ihres Systems zu<br />
demonstrieren. Dieser Wettstreit der Nationen und<br />
<strong>Gesellschaft</strong>ssysteme gebar die so genannten Staatsamateure.<br />
Sport als Mittel der Selbstdarstellung des Systems erleben wir<br />
heute z.B. in China, wo eine zentrale Sportbehörde die Spitzensportler<br />
von morgen bereits im jüngsten Kindesalter "rekrutiert".<br />
Eine Demonstration des Erfolges dieser - nicht nur im<br />
Sport - aufsteigenden Weltmacht erwartet uns nach Athen<br />
2004 bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen 2008 in Peking! Sport<br />
gehört heute aus vielen Gründen auch hier zu Lande zu den<br />
wichtigen Elementen unserer Wohlstands- und Mediengesellschaft.<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund betreut rund 27<br />
Millionen Mitglieder in mehr als 90.000 Vereinen. Insbesondere<br />
beim Vereinssport lernen junge Menschen schon früh, wie man<br />
sein Talent verbessern und über sich hinaus wachsen kann.<br />
Aber was noch viel wichtiger ist: sie lernen Regeln zu achten,<br />
Niederlagen einzustecken und sich für ein gemeinsames Ziel<br />
einzusetzen.<br />
Sportliche Aktivitäten kosten nicht nur Kraft und Energie, sondern<br />
sie erzeugen auch Umsatz und Wertschöpfung - und<br />
schaffen somit Arbeitsplätze. Die deutschen Haushalte geben im<br />
Jahr über 39 Milliarden Euro für "Sport" aus! Außerdem unterstützt<br />
körperliche Bewegung die Prävention, Behandlung und<br />
Rehabilitation. Es herrscht ein verstärktes Bewusstsein über das<br />
wertvolle Gut "Gesundheit" im Denken und Handeln vieler<br />
Menschen. Gesunde Ernährung und Sport gelten als Voraussetzungen<br />
für ein langes und gesundes Leben. Zudem befindet sich<br />
der Körperkult auf einem Allzeit-Hoch.<br />
Der Sport wird nach wie vor auch als Maßstab für die Leistungsund<br />
Wettbewerbsfähigkeit eines Landes gesehen. Während an<br />
den <strong>Olympische</strong>n Spielen 1900 in Paris 26 Nationen teilnahmen,<br />
waren es in Athen 2004 über 200. Sport ist einer der besten<br />
Wege zur Völkerverständigung, auch wenn die altgriechische<br />
Regel, dass während der <strong>Olympische</strong>n Spiele Friede zu herrschen<br />
habe, nicht mehr gilt. Dagegen hat - wie vor mehr als 2.000<br />
Jahren in Rom - das Motto "Brot und Spiele" immer noch hohe<br />
Bedeutung. Dies sieht man am Beispiel "Fußball" und sicher auch<br />
im Rennsport. Sportler wie Michael Schumacher, Jürgen Klinsmann<br />
und Michael Ballack werden zu Vorbildern, die die Menschen<br />
in diesem Land zur Leistung motivieren.<br />
Höher, schneller, weiter: Was für den Sport gilt, gilt auch für die<br />
Wirtschaft, für Forschung, Technologie und beinahe alle Teile<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Leistung gehört zu den Grundelementen<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Ohne Leistung ist unsere Kultur unvorstell-<br />
6<br />
bar. Leistung ist die Voraussetzung für Erfolg - für weltweit<br />
tätige Unternehmen ist diese einfache Weisheit von fundamentaler<br />
Bedeutung.<br />
Leistung ist die Basis für attraktive und erfolgreiche Produkte<br />
und Dienstleistungen. Sie schafft Arbeit und Beschäftigung. Und<br />
sie ist Träger des Fortschritts und des Wohlstandes. Was verbindet<br />
also Sport und Wirtschaft? Das Erfolgsstreben, die Suche<br />
nach Spitzenleistungen und Markenwerten! Längst sind Sportler<br />
für Unternehmen zu Identifikationsfiguren bzw. Imageträgern<br />
geworden. Große<br />
Sportereignisse<br />
werden zur<br />
Bühne für die<br />
UnternehmensundProduktdarstellung.<br />
Beides<br />
wird gezielt für<br />
die Inszenierung<br />
von Marken<br />
eingesetzt und<br />
als Instrument<br />
der Kundenbindung.<br />
Sponsoring heißt<br />
diese moderne<br />
Form der Förderung,<br />
mit dem<br />
Ziel symbiotischer,gegenseitigerUnterstützung.<br />
Circa 3<br />
Milliarden Euro<br />
pro Jahr werden<br />
in Deutschland<br />
für Sponsoring<br />
ausgegeben, davon drei Viertel für Sport-Sponsoring (im Vergleich:<br />
nur 5 % für Kunst und Kultur).<br />
Die Verbindung von Sport und Wirtschaft ist also eine zunehmend<br />
wichtige aber nicht selbstverständliche Allianz. Es bedarf<br />
berechenbarer, wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, um die<br />
notwendigen Grundlagen für eine enge Kooperation zu schaffen<br />
und zu erhalten. Klar ist: Sein Talent nutzen, sich dem täglichen,<br />
harten Training stellen, um immer wieder Höchstleistungen zu<br />
erreichen, erfordert ein Umfeld mit optimalen Voraussetzungen.<br />
Spitzensportler müssen die Chance bekommen, sich zeitweise<br />
ganz auf Leistung und Erfolg konzentrieren zu können - das ist<br />
heute ohne materielle Förderung undenkbar.<br />
Da andererseits Herrscher und Mäzene weitgehend ausgestorben<br />
sind und unser Staat das Defizit verwaltet, muss die Wirtschaft<br />
hier soziale und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.<br />
Richtig gelebt, kann die Partnerschaft von Sport und Wirtschaft<br />
eine für beide Seiten lohnende Investition sein: für Sportler und
Unternehmen und damit letztlich auch für die Sportbegeisterten<br />
in aller Welt. Voraussetzung sind gleich gesinnte Interessen, der<br />
Fit mit Marken- und Unternehmensimage, die Bereitschaft der<br />
Sportler zu Kommunikation und Kundenevents und natürlich<br />
Erfolge!<br />
Sportliche Erfolge sind also nicht nur wichtig für die Athleten,<br />
für Verbände, für die interessierte Öffentlichkeit und das Wohlbefinden<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Sie sind die Währung, mit der der<br />
Sport die finanziellen und materiellen Leistungen der Wirtschaft<br />
verzinst. Die Optimierung der Leistungsförderung in Deutschland<br />
ist deshalb eine zentrale Aufgabe des DOSB.<br />
Wir brauchen die Neuordnung der Olympiastützpunkte und<br />
Leistungszentren sowie der Verantwortung der Fachverbände<br />
und der Landessportbünde und neue Auswahl- und Förderkriterien.<br />
Kurzum: die Struktur des deutschen Leistungssports muss<br />
auf den Prüfstand.<br />
Die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe hat daran größtes Interesse,<br />
denn sie steht für eine Erfolgsstory, die mit der Gründung durch<br />
Willi Daume und Josef Neckermann 1967 begann. Stiftungen<br />
sind durch ihre Satzung langfristig und berechenbar angelegt.<br />
Je leerer die öffentlichen Kassen, desto wichtiger werden Stiftungen<br />
für Teile der öffentlichen Finanzierung. Privates Engagement<br />
muss das staatliche Handeln ergänzen. Realistisch gesehen,<br />
wird es dies in Zukunft an manchen Stellen sogar ersetzen<br />
müssen. Die <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe hat dies erfolgreich praktiziert,<br />
indem wirksame und zeitgemäße Förderungskonzepte entwi-<br />
ckelt wurden. So sind im Spitzenbereich das Leistungsprinzip<br />
und die sportliche Fairness die entscheidenden Förderungskriterien.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe hat seit ihrer Gründung im Jahr 1967<br />
über 40.000 Sportler bei ihren Wettkampfvorbereitungen individuell<br />
gefördert - mit der starken Unterstützung durch die deutsche<br />
Wirtschaft. Insgesamt wurden rund 350 Millionen Euro<br />
ausgezahlt (derzeit jährlich rund 10 Millionen Euro für die<br />
Förderung von 3.800 Athleten).<br />
OF-PODIUM<br />
Sport und Wirtschaft -eine wichtige,<br />
aber nicht selbstverständliche Allianz<br />
<strong>Von</strong> Prof. Jürgen Hubbert, Vorsitzender von Stiftungsrat und Aufsichtsrat der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe<br />
Deutschland befindet sich in einer neuen Dimension des harten<br />
globalen Wettbewerbs. Dies stellt auch eine neue Belastung für<br />
die <strong>Gesellschaft</strong> und den einzelnen Bürger dar, der besorgt ist<br />
über Entwicklungen irgendwo auf dem Globus, die ihn treffen,<br />
die er aber nicht beeinflussen kann. Verunsicherung ist die Folge.<br />
Wir brauchen deshalb Vorbilder, die sich im internationalen<br />
Wettbewerb erfolgreich behaupten. Der Sport und die Wirtschaft<br />
können sie liefern. Wie das Beispiel der Fußball-WM 2006 zeigt,<br />
können insbesondere im Sport Erfolgserlebnisse geschaffen und<br />
möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Das ist<br />
ein Ziel, das Politik, Wirtschaft und Sportorganisationen vereint.<br />
Die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe wird mit der Unterstützung der<br />
Wirtschaft dazu beitragen, dem Spitzensport in diesem Lande<br />
den gebührenden Platz zu verschaffen und den Menschen<br />
positive Leitbilder und Werte zu vermitteln. Zugegeben: ein<br />
sportliches Ziel - aber wie die jetzt 40 jährige Geschichte der<br />
Stiftung beweist, ist es zu schaffen!<br />
7
Unvergessen bleibt der märchenhafte WM-Sommer<br />
2006 der Fußballer. Noch sind spannende Spiele,<br />
fröhliche Fans, bunte Fahnen und eine beseelte Stimmung<br />
über dem ganzen Land gegenwärtig. Hockey und<br />
Reiten kamen ähnlich fröhlich hinzu. 2007 werden es noch<br />
mehr Weltmeisterschaften in Deutschland sein: Eben haben<br />
die Handballer mit einem fantastischen Fest das WM-Jahr als<br />
Wintermärchen begonnen, dann sind u.a. Faustball, Kanu,<br />
Rudern, Triathlon, Turnen und Radsport an der Reihe. In den<br />
folgenden Jahren sind von den olympischen Sportarten<br />
Eishockey und Leichtathletik fest gebucht, vielleicht demnächst<br />
noch Curling, Judo, Schwimmen und Frauenfußball<br />
2011. Ein Ende des WM-Booms ist nicht erkennbar, jedes Jahr<br />
inszeniert Deutschland praktisch ein kleines Olympia.<br />
8<br />
Die Politik hat sich - ermuntert von einer nutznießenden<br />
Medienbranche - fraglos auf den Tanz um die globalen<br />
Kälber eingelassen. Und Sportfunktionäre nennen ohne<br />
soziale Skrupel zweistellige Millionenbeträge an Organisationskosten<br />
für ihr Weltereignis. Leise Zweifel sind gleichwohl<br />
angemessen: Wird der WM-Boom immer - bei geringer<br />
werdender Bevölkerung - die grenzenlose Zuschauerresonanz<br />
finden, werden durch Energieressourcen rasch reich gewordene<br />
Regionen das - dann vielleicht weniger von der Konjunktur<br />
begünstigte - sportbesessene Deutschland überbieten,<br />
vor allem wird irgendwann eine Übersättigung des<br />
öffentlichen Interessens an internationalen Sportgroßveranstaltungen<br />
eintreten, weil die Begeisterung nicht beliebig<br />
wiederholbar ist? Und nicht zuletzt: Tragen die kurzfristigen
Spektakel zur Entwicklung der jeweiligen Sportart in ihrer<br />
ganzen Breite und Tiefe - also bis in die Schul- und Vereinsebene<br />
- bei?!?<br />
Magie und Mobilität - zur Zukunft der<br />
Megaevents<br />
Was sind Ursachen für die deutsche Vorreiterrolle als Weltmeister<br />
im Veranstalten von Weltmeisterschaften: Organisationskraft<br />
"made in Germany" einschließlich einer hervorragenden<br />
Infrastruktur, verbandsspezifischer Funktionärsehrgeiz,<br />
Hoffnung auf finanziellen Gewinn, Stärkung des Stand-<br />
orts Deutschland und seiner Regionen, Anstrengungen im<br />
Vorfeld einer neuen Olympiabewerbung? Vielleicht von allem<br />
etwas, eines aber ganz bestimmt: Im Zuge besserer Standort-<br />
Wahrnehmung bemühen sich immer mehr Regionen um<br />
hochkarätige internationale Meisterschaften. Sie sehen sich<br />
durch die Erfolge und die massenhafte Begeisterung der<br />
Zuschauer bei der Fußball-WM 2006 bestätigt, Hockey wie<br />
Reiten und Handball haben - auf bescheidenerem Niveau -<br />
den Eindruck bestätigt und temporär Menschen wie Metropolen<br />
verzaubert. Magic Moments sind mehr als Tabellen und<br />
Ergebnislisten.<br />
Sie treffen auf ein relativ neues Element der Transportgesellschaft:<br />
Die ohnehin seit Jahren steigende Nachfrage nach<br />
Megaereignisse<br />
zwischen<br />
Magie und<br />
Massenware<br />
Weltmeisterschaften in<br />
Deutschland - wieviel geht noch?<br />
<strong>Von</strong> Hans-Jürgen Schulke<br />
9
Städtekurzreisen - komfortable Hotels bieten ihre an<br />
Wochenenden freien Kapazitäten günstig an - wird nicht<br />
mehr allein durch Musicals und Museen erfüllt, sondern<br />
immer mehr durch spektakuläre Sportevents. Bei den großen<br />
Stadtmarathons ist das seit längerem zu bilanzieren (beim<br />
Berlin-Marathon werden Umsatzsteigerungen von 50 Millionen<br />
Euro geschätzt), Olympia findet vor den Augen von einer<br />
Million ausländischer Touristen vor Ort statt, Länderspiele<br />
werden zunehmend mehr zu Bildungsurlauben. Und seinen<br />
vorläufigen Höhepunkt fand die Entwicklung bei der Fußball-<br />
WM 2006, als 2 Millionen ausländische Enthusiasten ohne<br />
Plan und Platz im Stadion nach Deutschland reisten, nur um<br />
bei der großen Party dabei zu sein und ihr schließlich das<br />
einzigartige internationale Flair zu verschaffen. Mit dem<br />
Public Viewing auf den großen Marktplätzen waren sie dann<br />
mehr dabei als manche teuren Ticketinhaber im hochgesicherten<br />
Stadion. Die Fußball-EM 2008 in Österreich und der<br />
Schweiz wird die Invasion der Fans und Flaneure bestätigen,<br />
wobei die kleineren Stadien den Drang auf die Plätze mit<br />
Video Walls noch erhöhen werden.<br />
Erfolgreiche Großveranstaltungen sind kein Naturereignis und<br />
keine Selbstverständlichkeit. Sie haben technische, soziale<br />
und kulturelle Gründe, die es jeweils originell organisatorisch<br />
aufzugreifen gilt. Nur dann wird der Sport seine führende<br />
Rolle im üppigen Eventangebot halten. Nicht zuletzt schläft<br />
die außersportliche Konkurrenz nicht: Rockkonzerte, Gesangsund<br />
Filmfesivals, Kirchentage, Papstbesuche, Motorradmeetings<br />
sind Beispiele für massenhafte Selbstverständigung.<br />
Was macht den Sport zum unumstrittenen Premiumprodukt<br />
im Eventangebot? Eine spannungsvolle Bewegungsanalyse,<br />
die vor rund 200 Jahren beginnt.<br />
Der moderne Wettkampfsport mit Reiten, Rudern, später<br />
Fußball, Rugby, Tennis ist zunächst keine Sache für Zuschauer<br />
gewesen bzw. nur dort, wo das Wetten um den Sieg eine<br />
große Rolle spielte. Beim Fußball dauerte es über 50 Jahre, bis<br />
eine fünfstellige Zuschauerzahl erreicht wurde - zunächst<br />
musste eine aus eigener Praxis geborene Expertenschaft und<br />
dann eine neuartige Stadionarchitektur erwachsen. Erst mit<br />
Fernsehübertragungen seit 1950 konnten Milliarden von<br />
Zuschauern bei Weltereignissen erreicht werden und verhalfen<br />
umgekehrt dem Sport zu seiner unglaublichen Popularität.<br />
Zuschauen zwischen Identifikation<br />
und Projektion<br />
Was aber macht den Sport so ansehnlich? Früher war es die<br />
Identifikation mit den Erfolgen von "unseren" Sportlern und<br />
Mannschaften - sie standen für die eigene Schule, den Verein,<br />
die Region oder Religion, den Betrieb oder die gesellschaftli-<br />
10<br />
che Klasse und schließlich - mit der Realisierung des Nationalstaatsgedankens<br />
- für die eigene Nation. Olympia, Weltmeisterschaften<br />
und Länderspiele geben dafür die sportliche Form.<br />
Das ist auch heute noch so, wenngleich eher symbolisch - die<br />
Identifizierung mit einer Bundesligamannschaft, die ganz<br />
überwiegend aus Fußballnomaden unterschiedlichster Erdteile<br />
besteht, hat keinen kommunalen oder klassenspezifischen<br />
Bezug. Und der Gedanke ist vielleicht nicht ganz abwegig,<br />
dass irgendwann einmal Global Player eigene Mannschaften<br />
aufs Spielfeld schicken werden. Brauchen Nike und Adidas auf<br />
ewig den DFB mit seiner Nationalmannschaft?<br />
In der hochentwickelten Mediengesellschaft, in der innovative<br />
Kommunikationstechnologien die Arbeit immer stärker<br />
intensivieren und die eigene körperliche Anstrengung zurückdrängen,<br />
wird der Wunsch nach Entspannung und Ausgleich<br />
drängender. Ansehnlicher Sport bietet - im Unterschied zu<br />
Musik und Theater - authentische Spannung mit leibhaftiger<br />
Präsentation. So kommt bei einem Fußballspiel, im Grunde<br />
bei jedem sportlichen Kampf der unvorhersehbare Ablauf, die
Überraschung bei einzelnen Aktionen und das Unwahrscheinliche<br />
beim Resultat ins Spiel. Das Sportevent inszeniert eine<br />
Dramatik, die weit über die Routinen des virtuellen Arbeitsplatzes<br />
und der Alltagsverrichtungen hinausgeht: Sieg und<br />
Niederlage, Triumph und Schmerz, Brüderlichkeit und erbitterte<br />
Feindschaft, eigentlich die zeitlich befristete Projektion<br />
des ganzen Dramas von Leben bis Tod.<br />
Hinzu kommen heute weitere Projektionen. Das ist zum einen<br />
die athletische Leistung der Menschen. War vor 50 Jahren der<br />
Spitzensportler ein bewegungstalentierter, ansonsten ganz<br />
ähnlicher Mensch wie Du und ich, so ist er heute als Ergebnis<br />
hochprofessioneller Ausbildung in seiner Artistik unerreichbar<br />
weit vom motorischen Anforderungsprofil an den Durchschnittsbürger<br />
entfernt und vermittelt uns die Botschaft: Das<br />
könnten wir Menschen als Gattung leisten, so würden wir<br />
gerne sein und in der öffentlichen Wahrnehmung stehen,<br />
denn im Sport sind wir kurz von unserer Alltäglichkeit, auch<br />
Verletzlichkeit und Sterblichkeit enthoben (und paradoxerweise<br />
zugleich am stärksten bedroht, wie schon Bert Brecht<br />
notierte).<br />
Zweitens projiziert ein internationales Event ein globales<br />
Empfinden, den Entwurf von "Weltgesellschaft". Welthandel,<br />
Internet, Migration, globaler Tourismus relativieren Regionalität<br />
und Nationalität. Das geregelte, gleichberechtigte Zusammentreffen<br />
bei internationalen Sportevents produziert Hochspannung,<br />
die sich sogleich in Amplituden heiterer Gelassenheit<br />
bei den Fans aus aller Welt auflöst. Gewalttätige Fans in<br />
einer Sportart sind zwar Medienereignis, unter der Masse der<br />
Zuschauer aber eine nur ärgerliche Marginalie. Das vorrevolutionäre<br />
Schiller`sche Topos "Alle Menschen werden Brüder"<br />
schwebt heute - bei der Fußball-WM 2006 greifbar und<br />
begreifbar - über dem Ereignis. Hier werden die Zuschauer<br />
von Konsumenten zu Akteuren für ihre eine Welt.<br />
Je erfolgreicher es gelingt, in einem großen Sportevent die<br />
Identifikationen und Projektionen der Menschen mit den<br />
technischen Möglichkeiten bewegend zusammenzuführen,<br />
desto nachhaltiger wird seine Zukunft sein. Der große Sport<br />
ist dann noch nicht vor seinem Ende.<br />
Die Erosion der Häufigkeit:<br />
Sportevents auf dem Weg zum Zirkus?<br />
Weit problematischer erweist sich die Flut an internationalen<br />
Pokalveranstaltungen unterhalb von zeitlich und örtlich<br />
konzentrierten Meisterschaftsrunden. Bereits heute ist der<br />
Terminkalender mit hunderten solcher Sportevents wie Serien,<br />
Turnieren, Weltcups, Pokalspielen, internationalen Championships<br />
bis zur Unübersichtlichkeit gesättigt, berichtet das<br />
Fernsehen stundenlang - gelegentlich wie die Öffentlich-<br />
Rechtlichen ganztägig - über Sportereignisse, ist der Boulevard<br />
seitenlang mit Ballgeschichten und Banalitäten verstopft,<br />
füllen sich Regale in Buchhandlungen mit sportlicher<br />
Gebrauchsprosa.<br />
Jeden Montag belegen diese internationalen Ereignisse des<br />
Sports seitenweise die Ergebnislisten überregionaler Gazetten.<br />
Orte, Rekorde, Personen, Bedeutung und Besonderheit verschwinden<br />
im Kleingedruckten oder erhaschen im Fernsehen<br />
vielleicht noch einen Seitenblick beim Nachmittagskaffee. Der<br />
kurze Kick beim Finale ist nach einem Wimpernschlag verlöscht.<br />
In treffender Selbstverständlichkeit wird bei diesen<br />
Events vom Formel 1/Ski/Tennis - oder sonstwie Zirkus<br />
gesprochen. Die<br />
Übergänge zwischen den faszinierenden Festen des Sports<br />
und routinierter Wochenendunterhaltung werden penetrant,<br />
Magie wird zur überall und für jedermann erhältlichen Massenware.<br />
Die Industrialisierung der Sportevents führt zu ihrer<br />
Verselbständigung, lässt Herkunft und Basis des Sports vergessen.<br />
Ist der drohende sportliche Klimawandel schon eine<br />
unbequeme Wahrheit?<br />
Ist das Ganze noch Sport? - Sportevents als Sportentwicklung<br />
Das Geschäft beim Veranstaltungszirkus ist notorisch: Herrichtung<br />
der Sportstätten, Gewinnung von Sponsoren, Sicherung<br />
der TV-Übertragung, Betreuung der Journalisten, Logistik<br />
von Athleten und Material. PR as everywhere. Für alles<br />
gibt es professionelle Dienstleister und Agenturen. Die Sportverbände<br />
tragen das Regelwerk und zur Siegerehrung bei.<br />
Bewegen diese Events die Basis in den Vereinen, den Nachwuchs<br />
in der Schule und die älter werdende Breite? Vielleicht<br />
befördern sie die öffentliche Wahrnehmung einer Sportart,<br />
ihre Popularität. Bei Quotenbringern wie Boxen, Skifliegen<br />
oder Formel 1 wissen wir, dass dadurch keine Volksmassen zur<br />
Eigenaktivität provoziert werden.<br />
Die Zusammenhänge von Sportevents und Sportartentwicklung<br />
sind komplexer. Beim DFB ist das vor der WM 2006<br />
strategisch bedacht und über Vereins- wie Schulkampagnen<br />
bis heute ausgebaut worden. Die Handballer hatten weniger<br />
Gewissheit über die Kraft ihrer Sportart (gleichwohl die<br />
Resonanz auf dieses athletische Mannschaftsspiel wie auch<br />
die Menge moderner Sporthallen vorab bekannt war; allein<br />
dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen war das nicht zu vermitteln)<br />
und wollen nun aus dem Wintermärchen zumindest<br />
noch einen Frühlingsaufbruch in ihren Vereinen wecken. Die<br />
Turner bemühen sich, ihre Weltmeisterschaft im September<br />
mit einer bundesweiten Kinderturnkampagne zu verbinden.<br />
Die Judoka inszenieren nur eine eng begrenzte Zahl an Weltcups,<br />
verbinden diese dann mit Fachkongressen, Trainerfortbildungen,<br />
Mitmachmöglichkeiten für Jugendliche und Schulkampagnen;<br />
die Triathleten gehen ähnliche Wege.<br />
11
Noch steht die Nutzung von internationalen Sportgroßveranstaltungen<br />
für eine nachhaltige Verbands- und Sportartenentwicklung<br />
am Anfang. Eine Reihe von Verbänden<br />
haben sie noch nicht entdeckt und organisieren ihre Veranstaltungen<br />
genügsam vor sich hin. Hier ist ein breiter Erfahrungsaustausch<br />
durch den DOSB hilfreich, wie er ansatzweise<br />
beim Zukunftskongress 2004 in Bremen begonnen worden<br />
ist.<br />
Nicht hilfreich ist die jüngste Stellungnahme der Europäischen<br />
Sportministerkonferenz zur Besteuerung und Kostenlast<br />
bei sportlichen Großveranstaltungen. Die Ablehnung der<br />
steuerlichen Entlastung ist allein kameralistisch gedacht, die<br />
Ablehnung einer Finanzierung größerer Kongresse im Rahmen<br />
von internationalen Meisterschaften reduziert sie auf<br />
den sportlich-technischen Ablauf. Eine zukunftsorientierte<br />
Sportentwicklungspolitik könnte die Steuererträge (Quellensteuer)<br />
bei den Events zur Veranstaltungsentwicklung im<br />
Sinne des nationalen Verbandes oder der Region einsetzen,<br />
Kongresse als Veranstaltungsbestandteil ausdrücklich fordern<br />
und möglichst vielen Interessenten zugänglich machen. Die<br />
Städte wissen ohnehin, dass sie steuerlich am meisten von<br />
den Touristen an Sportveranstaltungen und Kongressen<br />
profitieren.<br />
Wo der Sport seine Zukunft<br />
veranstaltet - Die übersehenen<br />
Weltereignisse des Sports<br />
Vielleicht ist die beginnende Veranstaltungsdebatte ein<br />
deutsches Luxusproblem. Andere Länder - man denke nur an<br />
Afrika und Südamerika - würden unbändige Kräfte freisetzen,<br />
um gelegentlich ein internationales Großereignisse durchführen<br />
zu dürfen. Bei einer allzu konzentrierten Nabelschau hilft<br />
gelegentlich ein Blick über den Zaun. Dort kann man im Jahr<br />
2007 zwei Weltereignisse des Sports entdecken, zu denen<br />
noch keine deutschen Bewerbungsunterlagen verschickt<br />
worden sind. Im August findet in Vorarlberg mit 30.000<br />
Akteuren die Weltgymnaestrada statt, in der bei unzählbaren<br />
Vorführungen auf Strassen und Plätzen in tänzerischer,<br />
akrobatischer oder clownesker Form die unendliche Leichtigkeit<br />
des Bewegtseins zelebriert wird. Und zwei Monate später<br />
feiern über 10.000 geistig behinderte Athleten und Betreuer<br />
mit herzerfrischender Fröhlichkeit in 20 Sportarten in Shanghai<br />
ihre Special Olympics World Games. Beide Veranstaltungen<br />
zeigen in jeweils ganz eigener Art den Zauber eines<br />
Sportfestes, stellen eine gelungene Balance zwischen Magie,<br />
Masse und Moneten her. Sie sind Katalysatoren für nachhaltige<br />
wie wirksame Sportentwicklung. Die diesjährige Triathlon-WM<br />
in Hamburg hat mit konsequenter Beteiligung von<br />
Breitensportlern daraus gelernt.<br />
OF<br />
12<br />
Show, Event, Orgie<br />
Handball ist ein faszinierendes Spiel. Dieser Satz<br />
bliebe auch dann richtig, wenn Deutschland in<br />
der Vorrunde der Hallenhandball-Weltmeisterschaft<br />
ausgeschieden wäre. Mehr als 22 Millionen<br />
Zuschauer ließen sich vom Sieg Deutschlands im Endspiel<br />
über Polen begeistern. Für viele von ihnen schien<br />
dieser Satz allerdings an die Bedingung geknüpft zu sein,<br />
dass man Handball mit einem Siegestaumel verbinden<br />
kann. Nicht das Spiel fasziniert, sondern der Sieg. <strong>Von</strong><br />
Sieg zu Sieg wächst die Faszination, und am Ende geht<br />
das Ganze in eine großangelegte Orgie über.<br />
Handball ist dabei beliebig ersetzbar. Anstelle von Handball<br />
könnte es auch Basketball sein. Auch die Volleyballspielerinnen<br />
könnten Gleiches hervorrufen. Würden<br />
deutsche Leichtathleten wieder vermehrt siegen, so<br />
könnten sie Ähnliches bewirken, wie dies ja auch im<br />
Wintersport bei den Biathleten der Fall ist. Das so<br />
genannte "Wintermärchen", das auf das "Sommermärchen"<br />
des Jahres 2006 folgte, ist somit kein Märchen. Es<br />
ist vielmehr die konsequente Fortsetzung von dem, was<br />
sich aus Anlass der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in<br />
Deutschland bereits ereignet hat. Nicht der Fußball ist<br />
dabei das Außergewöhnliche gewesen, sondern die<br />
Massen sind es, die ein Objekt ihrer "Begierde" benötigen.<br />
Der Sport bietet dazu den idealen Ort, er offeriert eine<br />
Plattform zur Identifikation durch die Massen. Das<br />
Identifikationsbedürfnis scheint dabei ins Unermessliche<br />
zu wachsen. Soll dieses Bedürfnis mittels Sport befriedigt<br />
werden, dann ist der Sport in eine Welt des "Events" zu<br />
überführen. Er muss zum Spektakel und zur Show, zum<br />
Konsumerlebnis und zum "adventure" werden. Die Lärmkulisse<br />
wird dabei zum Markenzeichen, und selbst für<br />
"Die Zeit" scheint es angemessen zu sein, über ein<br />
Schallmessgerät zu berichten, das einen Spitzenwert bei<br />
118 Dezibel im Spiel Deutschland gegen Frankreich bei<br />
der Handball-WM aufwies. Dies sei lauter als ein Presslufthammer.<br />
Distanzlos wird diese Lärmqualität detailliert<br />
beschrieben.<br />
Die Frage sollte erlaubt sein, was dabei mit dem Sport<br />
geschieht und ob die Entwicklungen, die dabei zu erkennen<br />
sind, eine wünschenswerte Perspektive zeigen. Wird<br />
der sportliche Wettbewerb in ein Event verwandelt, das<br />
zeigt sich schon auf lokaler und regionaler Ebene, wird er<br />
Der Sport auf dem
um jeden Preis:<br />
zu einem sozialpsychologischen Ventil, bei dem Menschen<br />
"Luft ablassen" können, Aggressionen auf Dritte projizieren,<br />
insbesondere auf die Gegner, und heimische Spieler und<br />
Athleten zu "local heros" erhöht werden. Dann werden aber<br />
auch sehr schnell wichtige Maximen und Grundsätze, die den<br />
Sport bislang konstitutiv geprägt haben, in den Hintergrund<br />
gedrängt. Immer häufiger gehen sie verloren oder werden<br />
zumindest in Frage gestellt. Dies gilt vor allem für das Prinzip<br />
des Fair Play, für die Achtung der Würde des Gegners und für<br />
die Anerkennung von dessen Leistungen. Beginnen Pfeifkonzerte<br />
schon beim Ballbesitz des Gegners, wird er in der Ausübung<br />
von Würfen gezielt gestört, wird sein Einlaufen auf<br />
das Spielfeld mit Pöbeleien begleitet, wird im Chor zu verletzenden<br />
Schlachtgesängen angestimmt, so wird dabei immer<br />
wieder, oft nur in kleinen Schritten das Fundament des Sports<br />
verletzt, auf dem er bis heute eine besondere kulturelle<br />
Bedeutung für die <strong>Gesellschaft</strong>en dieser Welt hat gründen<br />
können.<br />
Wer in Köln beim Endspiel der Handball-WM mit dabei sein<br />
konnte und wem das ethische Fundament des Sports etwas<br />
Wichtiges ist, der konnte sich über die dabei zu beobachtenden<br />
Erscheinungsformen nur noch wundern, empören oder<br />
schämen. In vieler Hinsicht wurde er hilflos in seiner angeblich<br />
veralteten Vorstellung von den Werten des Sports<br />
zurückgelassen. Frankreich, Deutschlands Gegner im Halbfinale,<br />
wurde beim Spiel um Platz 3 gnadenlos ausgepfiffen.<br />
Polen, der Gegner im Endspiel, wurde ohne jeglichen Respekt<br />
von den Zuschauern behandelt. Das Gebaren und Verhalten<br />
der Massen konnte nicht anders als mit jenem Wort gedeutet<br />
werden, das dazu passt: Aggressiver Chauvinismus. Angetrieben<br />
wurde dabei das Publikum von einem Marktschreier, der<br />
sich als offizieller Hallensprecher bezahlen lässt, dessen<br />
peinliche Handlungsanweisungen jedoch nicht einmal auf<br />
Volksfesten anzutreffen ist. Köln steht dabei für eine Entwicklung,<br />
die den Sport prägt, wenn er den angeblich modernen<br />
Ideologien des Eventmanagements unterworfen wird. Vergleichbares<br />
zeigt sich uns Spieltag für Spieltag im Berufsfußball.<br />
In der Basketball-Bundesliga und beim Eishockey lässt<br />
sich die Perversion des Fair Play ebenso beobachten wie bei<br />
Berufsboxveranstaltungen. Immer mehr Sportarten werden<br />
von dieser gefährlichen Manipulation erfasst.<br />
Mit hehren Worten ist der organisierte Sport bemüht, in das<br />
Grundgesetz aufgenommen zu werden. Seine Praxis straft<br />
solchen Anspruch jedoch Lügen. Auf der Vorderbühne spielt<br />
man das Spiel der Aktion "Keine Macht den Drogen"; wenn<br />
der Sport aber zur Sache selbst kommt, ist er Drogenersatz<br />
und fordert den Drogenkonsum. Diese Beobachtungen<br />
machen deutlich, dass der Sport nicht durch Dritte gefährdet<br />
wird. Er selbst ist auf dem besten Wege, sich durch jene<br />
Arrangements zu gefährden, die er offensichtlich als zeitgemäß<br />
und modern erachtet.<br />
Das schöne Handballspiel und mit ihm immer mehr Sportarten<br />
sind leider zum Sportevent geworden. Die Massen können<br />
sich mit ihnen identifizieren. Ob der Sport dabei gewonnen<br />
hat, stellt sich diesen Massen nicht als Frage. Alle, die<br />
sich des Handballs in den WM-Tagen bemächtigt haben,<br />
waren an der Besonderheit dieses schönen Spiels nur ganz<br />
gering oder gar nicht interessiert. Dass taktische Meisterleistungen<br />
vollbracht wurden, dass die deutsche Nationalmannschaft<br />
unter der Leitung von Heiner Brand in der Lage war,<br />
sich mit mehr als 60 ausgetüftelten Spielzügen auf jede<br />
gegnerische Mannschaft individuell einzustellen, dass der<br />
Bundestrainer eine psychologische Führungskunst demonstrierte,<br />
wie man sie so im Handball noch nie antreffen konnte,<br />
dass der internationale Handball technisch und taktisch<br />
eine enorm dynamische Entwicklung in Bezug auf das Leistungsvermögen<br />
der Weltklassespieler aufweist: All dies hat<br />
weder die Massen noch die Massenmedien, die die Weltmeisterschaft<br />
begleitet haben, interessiert. Im Zentrum stand<br />
vielmehr ein inszenierter Patriotismus, dessen Steigerung<br />
durch die Siege der deutschen Mannschaft massenmedial<br />
ausgekostet werden konnte. Oft wurde dabei nicht einmal<br />
bemerkt, dass selbst die Regeln des journalistischen Anstandes<br />
offensichtlich keine Barriere mehr darstellen. Im Handball<br />
haben sich dabei genau jene Erscheinungsformen eingestellt,<br />
die wenige Monate zuvor das Fußballevent mit seinen<br />
anonymen Massen prägte.<br />
Eines wird dabei offensichtlich. Der Sport befindet sich immer<br />
schneller und immer intensiver in einer Entwicklung, in der<br />
all jene Merkmale, die ihn als besonders bedeutsames Kulturgut<br />
geprägt haben, gefährdet sind. In Bezug auf diese Merkmale<br />
kann dies durchaus als ein Prozess der Selbstzerstörung<br />
gedeutet werden. Nicht von außen wird der Sport bedroht,<br />
wie dies manche Funktionäre behaupten. Sie selbst sind es,<br />
die ihn bedrohen. Diejenigen, die Verantwortung im Sport<br />
übernommen haben, lassen zu oder fördern es sogar, dass<br />
dem Sport seine ethische Basis entzogen wird. Es ist schwer<br />
vorstellbar, dass wirkliche Liebhaber des Sports interessiert<br />
sind, dass er zur Show und zum Event absinkt. Vermutlich<br />
haben sich die Verantwortlichen von Marketing-Agenturen<br />
beraten lassen. Deren Interesse gilt allerdings weniger dem<br />
Sport als dem Geschäft mit ihm.<br />
Weg zur Selbstzerstörung <strong>Von</strong> Helmut Digel<br />
OF<br />
13
Es geht um die Perspektiven für das<br />
Leben nach dem Sport <strong>Von</strong> Anno Hecker<br />
Und, was willst du werden? Klose! Natürlich. Das war<br />
im letzten Sommer. Inzwischen spielt sich Dirk<br />
Nowitzki wieder in den Vordergrund. Allerdings<br />
scheint Pascal Hens auch en vogue. Die Stimmung mag<br />
schwanken zwischen Basketball-Star drüben und Handball-<br />
Weltmeister hier, aber der Berufswunsch unter sportbegeisterten<br />
Pennälern abseits der Bolzplätze ist fixiert: Profi, da<br />
braucht man nicht nachrechnen, ein Traumjob.<br />
Sie schwärmen alle von ihrem Sport, nicht nur die Dollar-<br />
Millionäre aus dem gelobten Land des Basketballs oder jene<br />
paar Handballspieler, denen nach dem Triumph von Köln die<br />
Vergoldung ihrer Mühen winkt. Auch André Lange kann sich<br />
ein Leben ohne Bobfahren längst nicht mehr vorstellen. Mark<br />
Warnecke hat es erst Ende März in Melbourne geschafft, mit<br />
dem Brustschwimmen auf höchstem Niveau aufzuhören, im<br />
reifen Alter von 37: "Die Leidenschaft hilft über alle Wellentäler<br />
hinweg." Es gibt noch eine Ehrung, Danksagungen, Blumensträuße<br />
und eine Vitrine voller Medaillen und Pokale.<br />
Reminiszenzen von unschätzbarem Wert. Nur wahrscheinlich<br />
unverkäuflich. Und deshalb beginnt für die Warneckes des<br />
deutschen Sports nach dem Ausstieg ein zweites Leben mit<br />
einem nächsten großen Ziel, falls sie nicht ins Schwimmen<br />
geraten wollen: Die Sicherung der Rente.<br />
Jan-Olaf Immel ist längst dabei und doch noch im Spiel.<br />
Dienstags fährt er von der Schule zur Sporthalle. Vom Dienst<br />
zum Dienst. Erst schwitzt er zweimal pro Woche als Diplomsportlehrer<br />
am Wiesbadener Elly-Heuss-Gymnasium, dann als<br />
Spieler des TV Großwallstadt. Er spricht von Disziplin, dass<br />
man sich zusammenreißen muss, wenn beides gehen soll.<br />
Muss. Handball st ein Traum für Immel, den Olympiazweiten,<br />
Europameister; aber keine Goldgrube. Wer spielen will, sollte<br />
rechtzeitig zu denken beginnen, um nach dem letzten Wurf<br />
am Zug zu bleiben. Also hat Immel studiert. Früher, mit einer<br />
Trainingseinheit am Tag, ging es noch leicht, spielend. Heute,<br />
14<br />
mit täglich zwei Einheiten, ist es eine Kunst: erst den Trainer<br />
überreden, dann den Finanzvorstand, schließlich den Dozenten:<br />
"Dann geht es", sagt Immel, "wenn auch sicher nicht in<br />
der Regelstudienzeit. Man verdient gutes Geld und kriegt<br />
noch was für später hin."<br />
Das duale Prinzip ist nicht die Regel. In den großen Klubs, die<br />
neben der Bundesliga noch in der Champions League ihr<br />
Glück versuchen, bleibt den Spitzenspielern kaum Zeit für<br />
eine berufsbildende Nebenbeschäftigung. Weil der Alltagskreislauf<br />
rundschleift: trainieren, reisen, spielen, trainieren.<br />
"Deshalb steht in den Verträgen auch drin, dass jede Nebentätigkeit<br />
genehmigt werden muss", sagt Spielerberater Wolfgang<br />
Gütschow. Studium inklusive. Zwar kümmern sich die<br />
Vereine mehr oder weniger gut um eine Berufsausbildung für<br />
ihre Zwanzigjährigen. Danach aber heißt es: Trainieren wie<br />
ein Fußballprofi, kassieren wie ein guter Regionalliga-Kicker.<br />
Zwischen 6.500 und 18.000 Euro, so die "Sport-Bild", verdienen<br />
Handball-Nationalspieler pro Monat. Agent Gütschow<br />
hält die Angaben für realistisch. Ein durchschnittlicher Profi,<br />
sagt er, erhält etwa 10.000 Euro brutto. Macht, bei Steuerklasse<br />
III, 6.500 bis 7.000 netto. "Wenn einer 15 Jahre durchhält",<br />
fügt Gütschow hinzu, "dann sollte er ein Haus gekauft<br />
und abbezahlt haben." Blüm hätte doch recht gehabt: Die<br />
Rente wäre sicher.<br />
Vielleicht steckt noch mehr drin. Die jungen Weltmeister<br />
spüren schon einen Mehrwert. Lars Kaufmann berichtete von<br />
Angeboten, die drei Mal höher waren als sein Gehalt in<br />
Wetzlar. Spielerberater Gütschow registrierte schon vor der<br />
WM die Bereitschaft potenter Klubs, für große Ziele auf der<br />
europäischen Bühne mehr zu investieren: "Das Kapital ist da,<br />
aber die Spieler nicht. Ich könnte vier für den Rückraum links<br />
sofort unterbringen." Wenn das keine Perspektive ist, etwa<br />
beizeiten vom Basketball zum Handball zu wechseln. Linke<br />
Flügelmänner mit starkem Zug zum Korb gibt es wie Sand am
Meer. Seit der radikalen Öffnung der Grenzen für Spieler<br />
jeder Nationalität ist der Lebensstandard für die Nowitzkis<br />
der zweiten und dritten Kategorie hier zu Lande deutlich<br />
gesunken. Man spielt nicht unbedingt schlechter in der<br />
Bundesliga, aber mehr für weniger Geld. Gute Ausländer<br />
greifen für rund 35.000 bis 85.000 Euro (netto) nebst Wohnung<br />
und Auto pro Jahr zu. Und sind so stark, dass sie <strong>Deutsche</strong><br />
mehrfach aufwiegen: "Ich bekomme für einen Nationalspieler<br />
zwei bis drei Amerikaner von gleicher Qualität", sagt<br />
der Leverkusener Manager Otto Reintjes. Und so hat eine<br />
Landflucht eingesetzt. Das Gros der Nationalspieler wirft und<br />
dribbelt im Ausland. "Es geht sicher nicht nur ums Geld", sagt<br />
der frühere Frankfurter Aufbauspieler Pascal Roller, "aber in<br />
Italien oder Spanien kann man das Dreifache verdienen."<br />
Einen Spieler vom Format Demond Greene, der geschätzte<br />
250.000 Euro brutto erhalten soll, leisten sich allenfalls<br />
Bundesligagrößen wie Alba Berlin. Der Rest des deutschen<br />
Nachwuchses zwischen den Körben schaut sich die Bundesligapartien<br />
überwiegend von der Bank aus an: Die zehn<br />
Begabtesten im Alter bis zu 24 Jahren kommen auf Einsatzzeiten<br />
von durchschnittlich zehn Minuten, also auf ein Viertel<br />
der Spielzeit. Selbst Johannes Herber gehört dazu, ein Nationalspieler<br />
und WM-Teilnehmer. Dessen Handballkollegen sind<br />
in diesem Alter schon deutlich weiter. Michael Kraus darf sich<br />
nicht nur Weltmeister nennen. Der 23 Jahre alte Spielmacher<br />
übernahm auf dem Weg zum Titel spielentscheidende Verantwortung.<br />
Und was haben Sie gemacht? Als Profi auf der Bank gesessen!<br />
Das Risiko, mit spätestens 18 Jahren ganztags auf den<br />
Sport zu setzen und nach ein paar Jahren mehr oder weniger<br />
mittellos in einem Bewerbungsgespräch zu stranden,<br />
erscheint immer höher. Zumal die jüngste Bildungsoffensive<br />
jüngere Hochschulabsolventen mit größeren Qualifikationen<br />
zum Ziel hat. Konzerne wie Bayer Leverkusen bieten jungen<br />
Basketballspielern mit einer parallelen Ausbildung etwa zum<br />
Bürokaufmann zwar Perspektiven für das Leben nach dem<br />
Sport. Doch Bayer ist nicht überall. In ganz Deutschland aber<br />
klopfen Profis aus allen Herren Ländern an, die notfalls bereit<br />
sind, das Trikot für eine Handvoll Dollars (2.500 Euro) überzustreifen.<br />
"Da kann ich meinem Jungen doch nicht zur Basketballkarriere<br />
raten", sagt der Vater eines Junioren-Nationalspielers.<br />
Man spielt das Prinzip Hoffnung: "Aber wenn er<br />
doch das Zeug für einen Spitzenspieler hat?"<br />
André Lange ist ein Spitzenpilot. Der Star des Bobsports in<br />
den vergangenen Jahren, Weltmeister, Olympiasieger mit<br />
beiden Schlitten, hoch dekoriert mit allen möglichen Medaillen.<br />
Ein Schumacher des Eiskanals. Für die Rente wird er<br />
dennoch nach der Karriere schuften müssen. Selbst die<br />
besten Bobfahrer oder Rodler kommen pro Saison mit ihren<br />
Einkünften aus "selbstständiger Tätigkeit", Prämien für die<br />
Erfolge, kaum über 20.000 Euro hinaus. "Ich bin als Pilot",<br />
sagt Lange zu seiner Berufsbezeichnung, "in der glücklichen<br />
Lage, mich nicht auf andere Dinge konzentrieren zu müssen."<br />
Weil sein Lohn für die Erfolge im Namen der Bundesrepublik<br />
jeden Monat überwiesen wird: Lange steht im Sold der Bundeswehr.<br />
Wie die meisten deutschen Kollegen, wenn sie nicht<br />
bei der Bundespolizei eine Chance nutzen: ein geregeltes<br />
Einkommen trotz des Sonderauftrags fern der Truppe. In<br />
Oberhof oder auf allen Bahnen der nördlichen Hemisphäre<br />
wird zwar nicht unbedingt die Freiheit des Landes verteidigt,<br />
aber zur Freude der Regierung am Glanz des Vaterlandes<br />
poliert. Jedenfalls reicht dem Verteidigungs- und dem Innenminister<br />
der Image-Gewinn, die Finanzierung der Staats-<br />
Profis zur rechtfertigen. Zumal der Sport liefert: 65 Prozent<br />
aller Medaillen bei den Winterspielen in Turin wurden allein<br />
von Soldaten im Trainingsanzug gewonnen.<br />
Mit den Prämien, den Einnahmen durch persönliche Sponsoren,<br />
dem Gehalt des Dienstherren und der monatlichen<br />
Unterstützung durch die Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe lässt<br />
sich leben. Sparsame Zeitgenossen wie Lange bringen es mit<br />
30 zum Bau eines Häuschens. Zumal die Ausgaben im Winter<br />
überschaubar bleiben: Für Kost und Logis bei den Wettkämpfen,<br />
für den Transport zahlt der Verband, für Kleidung mitunter<br />
ein Sponsor. "Natürlich müssen unsere Athleten Spitzenleistungen<br />
bieten, immer wieder", sagt der Generalsekretär<br />
des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland, Stefan<br />
Krauß, "andernfalls fällt man relativ schnell aus der Förderung."<br />
Aber nicht wie aus heiterem Himmel in die Perspektivlosigkeit.<br />
Der junge Rodler, der es nie schaffte, der Ikone<br />
Georg Hackl oder Weltmeister David Möller im Eiskanal<br />
annähernd zu folgen, läuft inzwischen ganz zufrieden Streife<br />
in Dresden.<br />
Aber selbst ohne doppelten Boden und Netz muss man nicht<br />
untergehen. Ein erstklassiger deutscher Ruderer hat nach<br />
seiner Karriere laut Statistik einen Job als Steuermann in<br />
einem akademischen Beruf vor sich. Weil diese Amateure mit<br />
professioneller Einstellung ihre Wege wie wahre Lebenskünstler<br />
organisieren? Trainingslager zahlen die Vereine, wenn sie<br />
können. Andernfalls leiten die Sportler auch schon mal die<br />
"lebenswichtige" Elite-Förderung der Sporthilfe um. "Zeitmanagement"<br />
ist das Zauberwort, die erfolgreiche Bewältigung<br />
von Studium und Training die inoffizielle Reifeprüfung für<br />
höhere Aufgaben im wirklichen Leben. Der Sport als Schule.<br />
Denn auf größere Rücksicht sollte ein Ruderer nicht vertrauen,<br />
wenn er sich in die Riemen legen will. In Cambridge<br />
stehen deutsche Ruderer um 5.30 Uhr auf, um schon vor<br />
dem Studium das Training absolvieren und dem Unmut der<br />
Professoren entgehen zu können: Sie sollen Denker werden,<br />
nicht Ruderer, mahnen die Dozenten, falls die Leistung nachlässt.<br />
Handball-Spieler Immel setzt dagegen auf die Kombination<br />
von Körper und Geist zur Überwindung aller Hindernisse:<br />
"Ich mache mir keine Sorgen, wenn ich den Nachwuchs sehe.<br />
Da sind viele intelligente Kinder darunter. Die werden Spitzensport<br />
und Ausbildung gut verbinden."<br />
OF<br />
15
Sven Felski oder<br />
Die Vereinstreue eines Profis in<br />
Zeiten sportlichen Söldnertums<br />
<strong>Von</strong> Andreas Müller<br />
16
Das entschiedene Gegenteil von Legionärswesen und<br />
Söldnertum hat im deutschen Sport einen Namen:<br />
Sven Felski heißt der Mann, der trotz seiner 32 Jahre<br />
noch nie bei einem anderen als seinem Berliner Heimatverein<br />
auf Torjagd ging. Der Eishockeyspieler hat für das Profiteam<br />
des EHC Eisbären gerade seine 15. Saison absolviert und noch<br />
einen laufenden Vertrag bis 2008. Die Beständigkeit des<br />
"ewigen Eisbären" sucht hier zu Lande ihresgleichen und ist<br />
im modernen Berufssport gleichermaßen mustergültig und<br />
anachronistisch. "Es ist ein komisches Gefühl, dass pausenlos<br />
neue Spieler kommen und man selber immer noch da ist.<br />
Manchmal fühlt man sich richtig blöd", beschreibt Felski den<br />
Zwiespalt. "Das Geschäft ist so schnelllebig, da ist es fast<br />
unmöglich, dass es so etwas noch gibt. Ich staune manchmal<br />
selber darüber. Andererseits finde ich es schade, dass so<br />
etwas ausstirbt. Wenn die Profis ihren Vereinen, in denen sie<br />
ausgebildet und groß geworden sind, etwas zurückgeben,<br />
dann ist das doch gut. Wir haben zwar einige junge deutsche<br />
Spieler im DEL-Team, aber von ihnen kommt kein einziger aus<br />
Berlin. Das finde ich sehr schade. Wenn ich bedenke, dass die<br />
Jungen gleich am Beginn ihrer Karriere zwei Mal Meister<br />
geworden sind und ich über 15 Jahre darauf warten musste…"<br />
Der Kufencrack, der für die Eisbären und den Vorgänger-Club<br />
EHC Dynamo schon 710 Partien in der Bundesliga bzw. in der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Eishockey-Liga (DEL) absolvierte und damit einen<br />
einsamen Klubrekord hält, staunt in ruhigen Stunden manchmal<br />
selbst über sich. "Wahnsinn", spricht es dann in ihm.<br />
"Wahnsinn, wie viele Spieler ich in meiner Zeit hier kennen<br />
gelernt habe! Ich könnte heute nicht mehr sagen, wer vor<br />
drei oder vier Jahren in unserer Mannschaft gewesen ist. Das<br />
ist eigentlich noch nicht lange her, aber ich könnte es nicht<br />
sagen und die Fans wissen es bestimmt auch nicht." Während<br />
Kritiker meinen, das Wechselkarussell im bezahlten Sport<br />
dreht sich heute so schnell, dass die Fans kaum mehr die<br />
Namen der Spieler auf Rasen, Eis oder Parkett unfallfrei<br />
aussprechen können, verhält es sich beim Eisbären-Anhang<br />
mit der Personalie Felski komplett anders. Der Berliner Junge<br />
wird vom Publikum geradezu als Kultfigur verehrt. "Meinen<br />
Namen können die Eisbären-Fans ganz gut aussprechen, das<br />
ist schön. Vor allem die Fans wissen es zu würdigen, wenn ein<br />
Spieler an einem Verein hängt", weiß das "Urgestein". "Andererseits<br />
ist es eine Herausforderung für mich, jedes Jahr mit<br />
neuen Jungs zu arbeiten. Ich glaube nicht, dass ich hier einen<br />
Bonus habe und muss mich in der Mannschaft jedes Jahr neu<br />
durchsetzen."<br />
Wie oft Felski zu Beginn jeder Saison die Neuankömmlinge<br />
aus Kanada, den USA, Schweden, Finnland oder Tschechien in<br />
die örtlichen Bedingungen im und am Stadion in Berlin-<br />
Hohenschönhausen eingeweiht hat und wie oft er sich für<br />
die Arbeitskollegen als uneigennütziger Berlin-Führer verdient<br />
gemacht hat, weiß er nicht zu sagen. In jedem Fall ist<br />
es ein großer Vorteil für die "Wandervögel" in der Branche,<br />
dass sie mit Felski einen wirklichen Insider in ihren Reihen<br />
haben, wenngleich der besondere Status innerhalb der<br />
Mannschaft kaum Würdigung erfährt. "Die Neuen fragen am<br />
Anfang der Saison meistens danach, wo man gut essen<br />
gehen oder wo man bestimmte Sachen einkaufen kann, oder<br />
sie erkundigen sich nach den Sehenswürdigkeiten in der<br />
Stadt. Woher man kommt und welche sportlichen Stationen<br />
man hinter sich hat, das interessiert normalerweise kaum",<br />
berichtet Felski, der mit Frau Manuela und Töchterchen Laura<br />
(7) im Stadtteil Pankow zuhause ist und einst noch vor dem<br />
Mauerfall von der Eiskunstlauf-Abteilung des SC Dynamo<br />
Berlin zu den Puckjägern wechselte.<br />
Bei besonders wichtigen Siegen zeigt er nach der Schlusssirene<br />
hin und wieder trotz Montur noch einen kleinen Drehsprung<br />
und facht damit den Jubel der Fans zusätzlich an.<br />
Einer der Team-Kollegen, der sich ausnahmsweise stark für<br />
Felskis spezielle Sportler-Vita interessierte, ist der Schwede<br />
Thomas Steen gewesen. In der nordamerikanischen Profiliga<br />
NHL selbst viele Jahre und beinahe eintausend Matches lang<br />
bei den Winnipeg Jets unter Vertrag und dort selbst eine<br />
lebende Legende, hatte Steen seinen jüngeren Berliner Kollegen<br />
wohl auch wegen dieser Parallelen besonders geschätzt.<br />
"Er wollte von mir sehr genau wissen, wie es hier früher im<br />
Verein war. Meistens interessieren sich Profis für solche<br />
Dinge, die es von ihrem Format her gar nicht nötig hätten,<br />
sich intensiver damit zu beschäftigen."<br />
Für Spezies von Mitspielern vom Schlage eines Steen hat<br />
Felski inzwischen eine ebenso feine Nase entwickelt wie für<br />
die besonderen Einzelheiten von Berufsauffassungen innerhalb<br />
der Mannschaft. "Es gibt Profis, die sich mit dem Verein,<br />
für den sie spielen, identifizieren wollen, und es gibt andere,<br />
die hier nur jeden Monat ihr Geld abholen wollen. Denen ist<br />
es egal, ob sie ein rotes oder ein blaues Trikot anhaben.<br />
Söldner eben", schildert Felski seine jahrelangen Beobachtungen.<br />
In Bezug auf die Fußball-Bundesliga hatte Franz Beckenbauer<br />
die "Söldner-Mentalität" Ende vergangenen Jahres<br />
scharf kritisiert. "Bei vielen Profis herrscht inzwischen eine<br />
Söldner-Mentalität. Klappt's beim einen nicht, gehe ich halt<br />
zum nächsten. Ich weiß nicht, wie lange sich die Vereine eine<br />
solche Einstellung gefallen lassen", hatte die Lichtgestalt des<br />
deutschen Fußballs in einer Kolumne gefragt und zugleich<br />
für Ausländerbeschränkungen plädiert, wie sie zum Beispiel<br />
in der DEL schon lange Praxis sind. In jeder Bundesliga-Elf<br />
sollten laut Beckenbauer mindestens sechs Spieler stehen, die<br />
für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt sind.<br />
"Die interessieren sich für gar nichts und sind meistens schon<br />
daran zu erkennen, dass sie jede Saison für ein anderes Team<br />
spielen. Bei denen kann ich Vieles nicht nachvollziehen", gibt<br />
der 103-malige deutsche Eishockey-Nationalspieler Felski<br />
seine persönlichen Eindrücke wider. "Genau so wenig können<br />
17
diese Profis wahrscheinlich begreifen, wie man ein Leben lang<br />
bei ein- und demselben Verein sein kann. Mittlerweile kann<br />
ich diese Charaktere ziemlich gut einschätzen, wobei man<br />
zwischen typischen Söldnern und solchen Spielern unterscheiden<br />
muss, die eben hin und wieder mal wechseln. Das<br />
gehört zum Geschäft. Außerdem kann man es sich nicht<br />
immer aussuchen. Wenn die Charaktere in der Mannschaft<br />
passen und die Truppe funktioniert, dann ist die Chance groß,<br />
sportlich Erfolg zu haben. Man merkt sofort, wenn alle an<br />
einem Strang ziehen."<br />
<strong>Von</strong> Bundestrainer Uwe Krupp wird Felski auf Grund seiner<br />
besonderen, vor allem seiner Stetigkeit geschuldeten Beobachtungsgabe<br />
"schon hin und wieder mal ins Gespräch gezogen".<br />
Das Eisbären-Management hingegen nutzt die besonde-<br />
18<br />
ren psychologischen Fähigkeiten seines dienstältesten Angestellten<br />
kaum. "Kurioserweise kommt es auch immer mal<br />
wieder vor, dass mich Leute aus anderen Vereinen ansprechen<br />
und etwas über Spieler wissen wollen, die früher mal bei uns<br />
in Berlin gespielt haben", plaudert Felski aus dem Nähkästchen.<br />
Immerhin habe es mit der Eisbären-Vorstandsetage<br />
bereits erste Gespräche über seine persönliche Zukunft gegeben.<br />
"Ich könnte mir vorstellen, das, was ich hier im Laufe<br />
meiner Karriere mitbekommen habe, später weiterzuvermitteln.<br />
Ob als Nachwuchstrainer oder in einer anderen Funktion,<br />
das ist alles noch völlig offen."<br />
Angebote von anderen Vereinen für einen der schnellsten<br />
deutschen Flügelflitzer auf Kufen hat es zur Genüge gegeben.<br />
Einmal, Anfang der 90er Jahre, als seinen Verein große finanzielle<br />
Probleme drückten, war<br />
der Wechsel nur an der<br />
Ablösesumme gescheitert.<br />
"Damals gab es bei mir schon<br />
die Überlegung, es woanders<br />
zu probieren", gesteht Felski.<br />
"Doch wenn man sich wohl<br />
fühlt, wenn man die Familie<br />
und Freunde um sich hat<br />
und bei einem Verein ist, der<br />
professionell geführt wird,<br />
dann gibt es für einen Wechsel<br />
keinen triftigen Grund.<br />
Natürlich muss die eigene<br />
Leistung stimmen, der Trainer<br />
muss dich einsetzen. Eine<br />
Saison lang habe ich hier<br />
fast nur draußen auf der<br />
Auswechselbank gesessen,<br />
weil der Trainer immer nur<br />
auf die ausländischen Spieler<br />
gesetzt hat, wir <strong>Deutsche</strong>n<br />
für ihn nur Ergänzungsspieler<br />
waren. Damals wurde ich<br />
gar nicht gebraucht, und ich<br />
bin nur deshalb bei den<br />
Eisbären geblieben, weil ich<br />
noch einen gültigen Vertrag<br />
für die nächste Saison hatte."<br />
Neben der eigenen Absicht,<br />
einem Klub die Treue zu<br />
halten, brauche es Felski<br />
zufolge immer auch etwas<br />
Glück. Wenn der Verein in<br />
Konkurs gehe, dann bleibe<br />
eben keine andere Wahl, als<br />
einen anderen zu suchen.<br />
"Ich bin froh, hier alle Zeiten
miterlebt zu haben, die guten wie die schlechten. Es ist<br />
wichtig, beide Seiten mitzuerleben, die Jahre, in denen sich<br />
der Verein durchbeißen muss, und die Jahre, in denen es<br />
praktisch von alleine läuft wie in den vergangenen Jahren mit<br />
dem Finaleinzug 2004 und den beiden Meisterschaften 2005<br />
und 2006", beschreibt der Mann mit der Rückennummer "11"<br />
als Markenzeichen seine persönliche Berufssportler-Philosophie.<br />
"Natürlich sind Zeiten, wo es rund läuft, viel angenehmer<br />
als Zeiten, wo es drunter und drüber geht und die<br />
Zukunft total ungewiss ist. Oder wenn man als Titelverteidiger<br />
die Play-Offs verpasst wie in diesem Jahr. Aber alle Erlebnisse<br />
bilden eine Einheit und schweißen einen mit dem Verein<br />
zusammen. Man muss sich mit jeder Situation neu auseinandersetzen.<br />
Bei alledem ist mir mein Heimatverein natürlich<br />
viel näher als einem Spieler aus Kanada oder aus Skandinavien."<br />
Noch bestens könne er sich zum Beispiel an die Serien<br />
gegen Schwenningen erinnern,<br />
als die Berliner gleich<br />
mehrere Jahre hintereinander<br />
in den "Play downs" gegen<br />
den Abstieg gespielt haben.<br />
"Mit Andy Murray hatten wir<br />
damals einen Trainer, der aus<br />
einer Mannschaft mit wenig<br />
Potenzial das Maximum<br />
herausgeholt hat. Daran<br />
habe ich gemerkt, dass er ein<br />
wirklich großer Trainer ist. So<br />
etwas kann man nicht nur<br />
an Titeln festmachen."<br />
Für ein Angebot aus der<br />
nordamerikanischen Profiliga<br />
NHL, die weltweit als beste<br />
Eishockey-Liga gilt, wäre<br />
Felski womöglich schwach<br />
geworden. Doch dafür sei es<br />
jetzt zu spät, beurteilt er die<br />
Aussichten realistisch. Einmal<br />
immerhin habe es einen<br />
Anbahnungsversuch gegeben,<br />
den das damalige Nachwuchstalent<br />
aus Unerfahrenheit<br />
gar nicht so recht<br />
durchschaut hatte. Zum<br />
Glück für seinen Heimatverein.<br />
Bei einer Junioren-WM<br />
sei einmal ein Agent von den<br />
San Jose Sharks auf ihn<br />
zugekommen. "Dieser Mann<br />
wusste mehr über mich, als<br />
ich selber. Er wollte mich in<br />
ein Vorbereitungscamp<br />
einladen. Irgendwie hatte ich<br />
damals gar nicht geschnallt, was die von mir wollten. Vielleicht<br />
ist das ein großer Fehler gewesen, aber ich war kurz<br />
nach 1990 vollauf zufrieden damit, dass wir plötzlich 14<br />
Teams in der Liga hatten und nicht mehr nur zwei wie zu<br />
DDR-Zeiten."<br />
Zu kosten, wie es ist, für eine andere Mannschaft auf Torejagd<br />
zu gehen, das hat Felski eigentlich nicht mehr vor. "Da<br />
ist nicht mein Bestreben", unterstreicht er. Selbst ohne gültigen<br />
Vertrag bis 2008 wiege die Enttäuschung über die verpassten<br />
Playoffs in der abgelaufenen Saison keinesfalls so<br />
schwer, dass sich daraus für ihn ein Grund ableiten könnte,<br />
seinen Hauptstädtern den Rücken zu kehren. Ganz im Gegenteil.<br />
"Die Eisbären sind im deutschen Eishockey eine Top-<br />
Adresse. Ich fühle mich wohl und ich möchte hier noch<br />
spielen, so lange mir mein Beruf Spaß macht."<br />
OF<br />
Sven Felski in Zahlen und Fakten<br />
� Felski wurde am 18. November 1974 in Berlin geboren und lebt<br />
heute mit Frau Manuela und Tochter Laura (7) in Berlin-Pankow<br />
� Seine sportliche Karriere begann ursprünglich beim SC Dynamo<br />
Berlin als Eiskunstläufer, er wechselte aber bald in die<br />
Eishockey-Abteilung und brachte es 1990 noch auf drei Länderspiele<br />
für die Junioren-Auswahl der DDR<br />
� Für die Profimannschaften des EHC Eisbären und des Vorgängers<br />
SC Dynamo Berlin bestritt Felski insgesamt 710 Spiele und<br />
ist damit einsamer Rekordhalter<br />
� 2005 und 2006 gewann Felski mit seinem Klub die <strong>Deutsche</strong><br />
Meisterschaft, Markenzeichen des Außenstürmers ist die<br />
Rückennummer "11"<br />
� International brachte es Felski auf 103 Länderspiele. Er nahm an<br />
den Weltmeisterschaften 1998, 2001, 2003, 2005 und 2006 teil<br />
sowie an den <strong>Olympische</strong>n Winterspielen 2006 in Turin<br />
� Bisher kam Felski für seinen Verein in der Ersten Bundesliga (seit<br />
1992) bzw. in der <strong>Deutsche</strong>n Eishockey-Liga (seit 1994) auf 146<br />
Tore und 221 Vorlagen und hält derzeit bei der Rekordquote von<br />
insgesamt 367 Scorerpunkten.<br />
19
Im Juni 2006 ernannte das Präsidium des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes (DOSB) den ehemaligen Olympiazweiten und WM-<br />
Dritten im Zehnkampf, Frank Busemann, sowie die beiden ebenfalls<br />
nicht mehr aktiven früheren Weltklasse-Athletinnen Monique Garbrecht-Enfeldt<br />
(Eisschnelllauf) und Meike Evers (Rudern) zu Vertrauensleuten,<br />
die allen Sportlern und Sportlerinnen "zur Verfügung stehen, die<br />
im Zusammenhang mit dem Thema Doping Rat oder Hilfe suchen" (Aus<br />
der DOSB-Pressemeldung vom 19. Juni 2006). Die Erfahrung im Antidopingkampf<br />
zeige, so DOSB-Präsident Thomas Bach damals, "dass es<br />
sich beim Thema Doping zumeist um abgeschottete Zellen oder Netzwerke<br />
handelt. Hier müssen wir neue Wege gehen und Sportlern die<br />
Möglichkeit geben, sich an integere Personen außerhalb dieser Netz-<br />
"Der Weg zum sauberen<br />
Sport geht nur über die<br />
Prävention"<br />
Frank Busemann, Anti-Doping-Vertrauensmann des DOSB<br />
werke zu wenden". Über die Problematik seiner Aufgabe hat sich das<br />
"<strong>Olympische</strong> Feuer" (OF) im März mit Frank Busemann, 32, unterhalten,<br />
der heute in Witten als Unternehmensberater, Motivationstrainer und<br />
Gesundheitsmanager tätig ist.<br />
OF: Es war zu hören, dass Sie sich in Ihrem Job als Vertrauensmann in<br />
Antidopingfragen nicht gerade überarbeiten müssen, so gern Sie es<br />
täten. Wird Ihre Telefonnummer, die beispielsweise über Google jedermann<br />
zugänglich ist, tatsächlich so selten angewählt?<br />
BUSEMANN: Speziell bei diesem Thema schon. Man kann nicht sagen,<br />
dass diese Nummer benutzt wird, wofür sie eigentlich eingerichtet<br />
wurde. Wir wussten am Anfang nicht, ob wir viel Arbeit haben würden,<br />
ob Interesse vorhanden ist. Zwei-, dreimal ist die Nummer schon in<br />
Anspruch genommen worden, aber nicht direkt von betroffenen<br />
Athleten, die den Absprung (vom Doping), wie es eigentlich mal geplant<br />
war, schaffen wollen, sondern in anderen Sachen.<br />
OF: Geht es Ihren Partnerinnen Evers und Garbrecht-Enfeldt ähnlich,<br />
meldet sich da auch keiner? Es kann ja wohl nicht sein, dass deutschen<br />
Athleten das Thema Doping nicht unter den Nägeln brennt. Eigentlich<br />
ist es ja paradox, dass den Vertrauensleuten offenbar kein Vertrauen<br />
geschenkt wird.<br />
20<br />
BUSEMANN: Bei den Partnerinnen sieht es ähnlich aus. Wir haben uns<br />
natürlich gefragt, woran es liegt. Ist der Zugang zu uns zu schwer, ist<br />
kein Bedarf vorhanden, sind irgendwelche Hemmungen da, werden erst<br />
andere Wege beschritten und werden wir erst als letzter Ausweg in<br />
Anspruch genommen?<br />
OF: Ist die Einrichtung der Vertrauensleute allen Kader-Athleten zur<br />
Kenntnis gebracht worden, gibt es Kommunikationsprobleme?<br />
BUSEMANN: Mittlerweile kann keiner der Athleten, die im Hochleistungssport<br />
unterwegs sind, mehr behaupten, dass er von der Existenz<br />
dieser Einrichtung nichts weiß. Da haben uns die Medien unheimlich<br />
geholfen, das wird doch gelesen, deshalb wissen die Sportler, dass man<br />
uns kontaktieren kann. Bleibt die Frage: Wollen sie es überhaupt? Es ist<br />
ja ein heikles Thema, weil derjenige sich irgendwo in einem Unrechtsbereich<br />
bewegt und nicht weiß, ob er da `raus will und wie er das<br />
machen soll.<br />
OF: Und Ihre Antwort?<br />
BUSEMANN: Wir, die nicht angerufen werden, können im Grunde nur<br />
hoffen, dass es keinen Bedarf gibt. Und jegliches Hineininterpretieren<br />
nicht sein darf: Dass die Gruppe von Athleten, die von Trainern und<br />
Medizinern zum Doping verführt und angeleitet wird und deshalb nicht<br />
mitmacht.<br />
OF: So interpretieren Sie das Nichtzustandekommen von Telefongesprächen<br />
als DOSB-Vertrauensmann. Was sagt denn der ehemalige<br />
Sportler Busemann dazu?<br />
BUSEMANN: Aus der Erfahrung, die ich als Nichtsportler gemacht<br />
habe - als Sportler kann man sich mit dem Thema Doping nicht<br />
beschäftigen, weil es die eigene Leistungsfähigkeit hemmt, wenn man<br />
immer sagt, der Gegner ist sowieso gedopt -, was ich nach dem Sport<br />
alles mitbekommen habe, muss ich für mich leider feststellen: Es gibt<br />
Athleten, die dopen. Bleibt abzuwarten, warum sie das tun, warum sie<br />
OF-INTERVIEW
nicht raus wollen. Klar, es ist einfacher, so weiter zu machen. Aber mit<br />
diesem Unrecht die ganze Karriere zu verbringen, immer in Gefahr<br />
kontrolliert zu werden, das ist ganz schön nervenbelastend.<br />
OF: Wie hat sich denn das DOSB-Präsidium, dem die Einrichtung der<br />
Vertrauensleute doch ein Anliegen gewesen ist, den Ablauf vorgestellt?<br />
BUSEMANN: Weil erkannt wurde, dass des Dopings überführte<br />
Athleten ihre Hintermänner niemals preisgeben, war die Idee, über<br />
einen externen Kreis diesbezüglich einen neuen Weg zu beschreiten.<br />
Wichtig ist zu wissen: Wir sind keiner Weisung unterworfen und treten<br />
als unabhängige Gruppe auf, wir müssen nichts befolgen, was Herr<br />
Bach besser erklärt. Wir dürfen ruhig mit konträrer Meinung reingehen.<br />
OF: Aber ist es nicht naiv anzunehmen, auf diese Weise an die Leute<br />
hinter den Athleten heranzukommen?<br />
BUSEMANN: Könnte schon sein, dass das in Richtung Naivität geht.<br />
Aber wir müssen doch verschiedene Parameter anbieten, um dem<br />
Problem Herr zu werden. Wir bieten hier einen kleinen Baustein an.<br />
Vielleicht verläuft die Aktion in zwei, drei Jahren vollkommen im Sande,<br />
weil kein Bedarf vorhanden ist. Um das festzustellen, müssen wir<br />
Möglichkeiten schaffen.<br />
OF: Auch wenn Ihnen eine Antwort schwer fällt: Was glauben Sie hat<br />
den DOSB bewogen, Sie für diesen Job zu gewinnen?<br />
BUSEMANN: Tatsächlich müssten dazu andere Leute befragt werden.<br />
Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, weil ich denke, Vertrauensmann für<br />
Antidopingfragen kann nur jemand sein, bei dem die Öffentlichkeit und<br />
die Auftrageber davon ausgehen können, dass der Angesprochene in<br />
seiner Aktivenzeit sauber war.<br />
OF: Haben Sie spontan zugesagt oder wollten Sie erst einmal das<br />
Angebot überschlafen?<br />
BUSEMANN: Nicht nötig, über sauberen Sport habe ich schon das<br />
ganze Leben nachgedacht, ich habe zugesagt, bevor Herr Bach die<br />
letzte Frage gestellt hatte.<br />
OF: Wie haben Sie sich denn auf die Aufgabe vorbereitet. Nur zu sagen<br />
"lass die Finger davon", das kann es doch nicht sein. Sie müssen doch<br />
mit einem Konzept daran gegangen sein.<br />
BUSEMANN: Wir hatten uns im Vorfeld getroffen und uns gefragt,<br />
was wird auf uns einströmen, haben verschiedene Szenarien durchgespielt.<br />
Zum Beispiel wenn jemand anruft und sagt: Ich dope und will da<br />
raus. Wir fragten den DOSB-Justitiar, ob wir zur Verschwiegenheit<br />
verpflichtet sind oder dazu, uns zu offenbaren. Bisher trat jedoch noch<br />
kein Fall ein, den wir durchgespielt haben. Wir gehen jedoch davon aus,<br />
dass nur 20 Prozent dessen, was notwendig ist, durchgespielt wurde.<br />
Unser Problem ist doch: Leute, die dopen, sind immer einen Schritt<br />
weiter als Leute, die das verhindern wollen. Die dopen mit Mitteln, die<br />
noch gar nicht bekannt sind. Deshalb können wir uns nicht hineinversetzen<br />
in das, was sich in den Köpfen der Doper abspielt.<br />
OF: Wurde Hilfe geholt bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur<br />
(NADA) oder bei Pädagogen und Psychologen?<br />
OF-INTERVIEW<br />
BUSEMANN: Nein, deren Plätze können wir nicht einnehmen.<br />
OF: Sollten junge Athleten anrufen, müsste es doch vorrangig um<br />
präventive Maßnahmen gehen.<br />
BUSEMANN: Der Weg zum sauberen Sport geht nur über die Prävention.<br />
Leute, die dopen, haben in den ersten fünf Minuten ein Unrechtsbewusstsein,<br />
nach einer Woche verschwimmt das schon alles, nach drei<br />
Monaten sind sie sich keiner Schuld mehr bewusst und denken, das<br />
macht jeder, das ist ganz normal, verdrängen komplett, dass es verboten<br />
ist. Deshalb ist die Aufklärung bei jungen Sportlern so wichtig. Ich<br />
sprach vor kurzem mit einem Verfasser einer Präventionsschrift, die er<br />
an junge Athleten verteilen wollte. Die sagten dann aber nur, sie<br />
würden nicht dopen. Darum gehe es jetzt gar nicht, sondern erst mal<br />
nur um Informationen, um im Thema drin zu sein, zu wissen, welche<br />
Schäden durch Doping auftreten können, irgendwann, so der Verfasser<br />
zu seinen Gesprächspartnern, käme der Superdoktor, der dich reinziehen<br />
will, deshalb ist die Aufklärung notwendig.<br />
OF: Also so früh wie möglich?<br />
BUSEMANN: Ja, die Versuchung darf einen 20-, 21-Jährigen nicht wie<br />
ein Blitz treffen. In diesem Alter sollte, wenn vorher präventiv gearbeitet<br />
wurde, keine Diskussion mehr entstehen: Dopen oder nicht dopen.<br />
OF: Sie hatten es zuvor schon angedeutet: Gibt es eine Dopingszene<br />
im deutschen Spitzensport? Es hat sich ja herausgestellt, dass unser<br />
Kontrollsystem längst nicht so perfekt ist, wie häufig dargestellt.<br />
BUSEMANN: Ich spreche nur Vermutungen aus, habe keine Beweise,<br />
sage aber: Ja, es gibt eine, so traurig das ist, eine in groß angelegtem<br />
Stil.<br />
OF: Sie sind ein ehemaliger Leichtathlet, dessen Verband im dopenden<br />
Sportler einen strafrechtlich zu verfolgenden Betrüger sieht. Ihr Auftraggeber<br />
Thomas Bach dagegen sieht den Athleten eher nicht im<br />
Mittelpunkt des Betrugs. Wo stehen Sie eigentlich in dieser Diskussion,<br />
ist Ihre Position ein Handicap für Ihre Arbeit?<br />
BUSEMANN: Ich stehe auf dem Standpunkt und vertrete ihn auch<br />
nach außen: Dopende Sportler sind Betrüger. Kontakte zu einem<br />
Vertrauensmann mit einer solchen Einstellung zu suchen, macht die<br />
Sache nicht leichter. Ob es daran liegt, dass keine Anrufe kommen? Ich<br />
weiß es nicht.<br />
OF: Wie wollen Sie denn nun weiter verfahren. Wenn Sie merken, das<br />
bringt nichts, schreiben Sie dann Präsident Bach ab und sagen: Lösen<br />
wir das Projekt wieder auf, es ist gescheitert?<br />
BUSEMANN: Darauf wird es hinauslaufen. Aber erst muss abgeklärt<br />
werden, ob es wirklich so ist, ob es eine Flaute ist, ob es an ungewöhnlich<br />
harten Äußerungen gegen Doping liegt, die ich treffe und die die<br />
Leute einschüchtern und sich deshalb mir nicht anvertrauen. Dann<br />
müsste man es mit anderen Vertrauensleuten probieren.<br />
Das Interview führte: Michael Gernandt<br />
21
Als Italiens Meister Inter Mailand zuletzt im<br />
Viertelfinale der Champions League beim<br />
FC Valencia scheiterte, flogen die Fäuste<br />
der Profis. Nach den spanischen Jagdszenen sprach<br />
Valencia-Coach Quique Sanchez Florez offen von<br />
"Krieg". Zeitgleich erklärte der neue Präsident der<br />
Europäischen Fußball-Union UEFA, Frankreichs<br />
ehemaliger Mittelfeldregisseur Michel Platini, den<br />
Kampf gegen die Gewalt zu den Hauptaufgaben<br />
seiner Amtszeit. "Wenn wir uns jetzt schon selbst<br />
wie Hooligans aufführen, dann addio Glaubwürdigkeit",<br />
fiel Inter-Präsident Massimo Moratti zu<br />
den Unglaublichkeiten von Valencia ein.<br />
Wochen zuvor machten wütende Hools in Dresden<br />
nach dem Regionalligaspiel zwischen Dynamo und<br />
dem VfL Osnabrück Jagd auf die eigenen Profis,<br />
mit dessen Leistungen im Stadion sie nicht mehr<br />
zufrieden waren. Ein derartiges Szenario gab es<br />
auch in der Zweiten Bundesliga in Köln. Früher<br />
hielt das legendäre Marathontor den Mob noch<br />
vom Sturm auf ihre Lieblinge ab. "Wir sind Kölner<br />
und ihr nicht", hörte man dann. Und wenn die<br />
millionenschweren Idole in ihren Badelatschen<br />
zum Gespräch ausrückten, beruhigte sich die<br />
Szene. Am Ende wurden Autogramme geschrieben.<br />
Als in Catania der Polizist Filippo Raciti nach<br />
gewalttätigen Auseinandersetzungen starb, erreichten<br />
die gewalttätigen Auseinandersetzungen eine<br />
neue Ebene. Der internationale Aufschrei war<br />
heftig, jeder halbwegs kundige Politiker in Europa<br />
drängte sich ins Kameralicht, um mit harschen<br />
Forderungen an die Öffentlichkeit zu treten. Dass<br />
einer bestimmten Kategorie von Krawallmachern<br />
nur mit repressiver Gewalt zu begegnen ist, zweifelt<br />
auch Deutschlands führender Fan-Forscher Gunter<br />
A. Pilz nicht mehr an. Die Blicke des Soziologie-<br />
Professors aus Hannover sind aber dennoch nicht<br />
so kurzsichtig wie die mancher Politiker, die nur<br />
Forderungen aufstellen, wenn Kameras in der Nähe<br />
sind, in der politischen Umsetzung dann aber zu<br />
umständlichen Kleingeistern werden.<br />
In Italien fand die politische Klasse heraus, dass nur wenige<br />
Stadien den Sicherheitsanforderungen entsprechen, die<br />
allerdings ein früherer Innenminister als verbindlich entwickelt<br />
hatte. Mit "Geisterspielen" wurden die Klubs nach den<br />
Ausschreitungen von Catania bestraft. Inzwischen sind in den<br />
Arenen Spruchbänder, Fahnen, Lautsprecher, Trommeln und<br />
Sirenen verboten. Ultras, die rassistische und nationalistische<br />
Symbole tragen, können zukünftig rechtlich verfolgt werden.<br />
Bei Verletzung von Sicherheitsbeamten drohen bis zu zehn<br />
Jahre Haft.<br />
22<br />
Die Gewalt im<br />
Stadion ist ein<br />
vielschichtiges<br />
Problem, das<br />
sich nicht mit<br />
Gewalt lösen<br />
lässt<br />
<strong>Von</strong> Christoph Fischer<br />
Pilz fordert für Deutschland einen Solidaritätsfonds der<br />
finanzkräftigen Bundesliga. Der <strong>Deutsche</strong> Fußball-Bund<br />
müsse nicht nur Fan-Projekte unterstützen, viel wichtiger sei,<br />
"die Vereine in den unteren Ligen finanziell in die Lage zu<br />
versetzen, in ihren Stadien in die Sicherheit zu investieren".<br />
Neu ist es nicht, dass sich die gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />
aus den streng bewachten Multifunktionsarenen der<br />
Bundesliga in die maroden Stadien in Regional- und Oberliga<br />
verlagert haben. Weil dort der Mob nicht damit rechnen<br />
muss, von Sicherheitskräften an Schlägereien gehindert zu<br />
werden. Nicht nur im Osten der Republik sind diese Tenden-
zen zu beobachten, sondern auch im Westen. In Baden-<br />
Württemberg muss die Polizei gelegentlich in Hundertschaften<br />
ausrücken, wenn es die Menschen in die Stadien von<br />
Freiburg, Ulm, Stuttgart, Reutlingen und Mannheim drängt.<br />
Landespolizeipräsident Erwin Hetger forderte zuletzt, die in<br />
der Oberliga ausgesprochenen Stadionverbote bundesweit<br />
auch auf die Bundesliga auszudehnen. "Gewalttäter unterscheiden<br />
auch nicht zwischen Profi- und Amateurligen",<br />
sagte Hetger. Im Ländle sollen in der Ober- und Regionalliga<br />
in Zukunft bei Auswärtsspielen von Klubs mit Problemfan-<br />
Potenzial szenekundige Beamte eingesetzt<br />
werden.<br />
Szenenwechsel: Nach den Ausschreitungen<br />
bei der Pokal-Begegnung des 1. FC Lok<br />
Leipzig gegen die Reserve des Zweitligisten<br />
Erzgebirge Aue Anfang Februar waren bei<br />
Straßenschlachten 39 Beamte verletzt<br />
worden. 300 Beamte waren gegen 800<br />
Randalierer chancenlos, Polizisten wurden<br />
von den Hooligans regelrecht gejagt. "Es<br />
hätte Tote geben können", sagte der Vorsitzende<br />
der Gewerkschaft der Polizei (GdP),<br />
Konrad Freiberg. Ein Beamter hatte sogar<br />
einen Warnschuss aus der Dienstpistole<br />
abgegeben. Landesweit sagte der DFB<br />
daraufhin 60 Meisterschaftsspiele in den<br />
Amateurklassen Sachsens ab.<br />
Das Problem sei nur durch die enge Kooperation<br />
zwischen Vereinen und der Polizei zu<br />
lösen, sagte der SPD-Innenpolitiker Dieter<br />
Wiefelspütz in der Frankfurter Rundschau:<br />
"Nur mit dem Polizeiknüppel auf den Kopf,<br />
das ist das Allerdümmste, was einem dazu<br />
einfallen kann." <strong>Steffen</strong> Kubald, Präsident<br />
des Traditionsklubs 1. FC Lokomotive Leipzig<br />
und früher selbst ein Hooligan, muss seinen<br />
Klub von rechten Gewalttätern befreien,<br />
wenn er die Zukunft des Vereins sichern will.<br />
Regelmäßig überpinselt Kubald die Schweinereien<br />
auf den Mauern der Stadiontoiletten,<br />
das Hakenkreuz und natürlich auch die<br />
Worte "Kubald", "Rücktritt", "jetzt".<br />
Dynamo Dresden wurde in den vergangenen<br />
zwei Jahren vom <strong>Deutsche</strong>n Fußball-Bund<br />
mit Strafgeldern in Höhe von 131.000 Euro<br />
belegt. "Für das Geld würde ich lieber einen<br />
guten Stürmer holen", fällt Dynamo-<br />
Geschäftsführer Volkmar Köster dazu ein.<br />
Bitter nötig wäre das Geld für Fanprojekte, in<br />
denen perspektivlosen Jugendlichen vielleicht<br />
doch noch so etwas wie Halt gegeben werden kann, weiß auch<br />
DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, selbst aus Dresden. "Die<br />
Perspektivlosigkeit der Jugendlichen schafft Angst. Und wer<br />
keinen sozialen Halt hat, neigt leichter zur Gewalt", sagt der<br />
Europameister von 1996. Und ist häufig offener für rechtsradikale<br />
Parolen.<br />
In Sachsen unterstützte die Landesregierung Fanprojekte<br />
bisher nicht. Erst als sich die Konflikte häuften, änderte die<br />
Politik, wie so oft, ihre Meinung.<br />
OF<br />
23
Wo sind die Sternstunden?<br />
D<br />
eutschland, ein Wintersportmärchen. Wer wollte das schließlich<br />
noch hören? Bis Ende März ging der Sendemarathon des<br />
Fernsehens, erschienen sattsam vertraute Bilder, wenn wir ARD oder<br />
ZDF einschalteten. Holmenkollen Oslo und Evi Sachenbacher, Lahti<br />
und Ronny Ackermann und Magdalena Neuner, Lillehammer und<br />
Martin Schnitt, Zwiesel und Maria Riesch und Lenzerheide, Monika<br />
Bergmann-Schmuderer, Kathrin Hölzl, Planica, Kuopio, Orte und<br />
Personen verschwammen vor unseren Augen, die Begriffe schwirrten<br />
im Kopf umher, vertraut wurden uns die Strafrunden und der<br />
Telemark, mal wieder eingefädelt und zu spät am Tisch, zu viel<br />
Anstellwinkel in der ersten Flugphase, und der Startläufer hatte<br />
einen schnellen Ski. Preisfrage: Wie viele Weltmeisterschaften<br />
hatten die Eisschnellläufer schon in dieser Saison? Sind in Bob und<br />
Rodeln wirklich schon alle Entscheidungen gefallen? Wie oft schießen<br />
die Biathletinnen eigentlich bei einem Massenstartrennen?<br />
Der Show- und Mediensport bewegt sich durch die Welt wie Andre<br />
Hellers Traumtheaterinszenierungen, hochprofessionell organisiert<br />
an jedem Ort, perfekt in Szene gesetzt von der Fernsehregie, ein<br />
Rennen wie das andere, uniform und verwechselbar; die Werbebanner<br />
stets am selben Fleck, der Biathlon-Bundestrainer unbeirrt<br />
hinter seinem Fernrohr, der Arm des Skisprung-Trainers wie fest<br />
betoniert am Fahnenstiel; lediglich kleine Filme, in denen die jeweiligen<br />
Schauplätze in einer Art und Weise vorgestellt werden, die<br />
jeden Tourismusmanager beglücken sollte, sorgen für einen Rest<br />
Unterscheidbarkeit.<br />
Was soll das Lamento eigentlich? Es geht darum, wovon der Sport<br />
lebt, was den Athleten antreibt, die Zuschauer genauso fesselt wie<br />
Medien und Sponsoren, es geht um den besonderen Augenblick, das<br />
einzigartige Ereignis, das unwiederbringliche Erlebnis. Das geht<br />
verloren. Wo sind diese Sternstunden, von denen jeder spricht? Jede<br />
Woche Siegerehrung, Nationalhymne, Sportler auf dem Podium.<br />
Wer zählt die Titel, Plaketten und Pokale, die Gesamtweltcupgewinner,<br />
die Disziplinbesten, die Tagessieger? Der Winterspitzensport<br />
unserer Tage ist ein breiter, emotionaler Strom, der jede Erinnerung<br />
an Details mit sich reißt. Wer hat noch mal in Antholz so herzlich<br />
geweint nach dem Triumph, wer in Sapporo?<br />
Die Sportverbände und die Fernsehsender sorgen für Masse, die<br />
Klasse aber verliert sich in der allwöchentlichen Wintersport-Soap.<br />
Wer erkennt im Weltcup-Winter-Wust noch die Weltmeisterschaften,<br />
die über den Tag hinaus bedeutende Leistung? Diese Nivellierung<br />
bedeutet auch eine Geringschätzung der Athleten.<br />
Jörg Hahn<br />
Beim Zeus: Wie werden wir Europa?<br />
W<br />
er Europa zur Herzensangelegenheit erheben möchte, mag<br />
sich von einer jungen, liebreizenden Dame gleichen Namens<br />
inspirieren lassen. Wie in einer der berühmten Sagen des klassischen<br />
Altertums überliefert, fiel besagte Tochter eines guten Hauses dem<br />
wohl größten Egomanen seiner Zeit ins Auge, der im Zuge amourösen<br />
Überschwanges weder Kosten noch Mühen scheute, die holde<br />
Unschuld für sich einzunehmen. Dass es sich jenseits mildernder<br />
24<br />
Umstände letztlich doch um einen Fall von Entführung handelte,<br />
muss der Liebesgeschichte eine unschöne Note verleihen, doch<br />
immerhin bescherte sie der Leidtragenden neben drei Söhnen einen<br />
Platz im großen Buch der Überlieferung - und dem von uns<br />
bewohnten Teil der Erde einen Namen.<br />
Nach einer langen wechselvollen Geschichte ist aus dem geographischen<br />
Raum ein politisches Gebilde geworden, das nach wie vor<br />
große Hoffnungen weckt, aber auch Skepsis hervorruft. Sechs<br />
Staaten haben sich vor genau fünfzig Jahren zu einer Union zusammengefunden,<br />
um Europa eine neue Perspektive, ja eine möglichst<br />
glorreiche Zukunft zu geben - eine Vision, der sich bis heute 21<br />
Visionäre angeschlossen haben. Zunächst stand die angestrebte<br />
Gemeinschaft im Zeichen ökonomischer Interessen, dann wurde<br />
verstärkt auch um einen Schulterschluss in politischen Fragen<br />
gerungen. Inzwischen zielt das Bemühen nicht zuletzt auf die<br />
Schaffung einer verbindenden Identität, die freilich nicht am Reißbrett<br />
herausgebildet werden kann, sondern allein in den Köpfen und<br />
Herzen der Menschen zu entstehen vermag. Nur dort lässt sich der<br />
Stier bei den Hörnern packen, nur dort können wir Europa werden.<br />
Hat die Einführung einer gemeinsamen Währung sicher das ihre<br />
getan, muss die Kultur ein Übriges leisten, um damit auch den Sport<br />
ins Spiel zu bringen. Diesem aber wohnt der europäische Gedanke<br />
seit langem inne, während er zugleich auch dessen Grenzen verkörpert.<br />
Schließlich ist die Begegnung ebenso Programm der Bewegung<br />
wie die Konfrontation in der Natur der Sache liegt. Denn will man<br />
sich messen oder vergleichen, muss es ein "wir" und "die Anderen"<br />
geben, so wie Identifikation mit Abgrenzung einhergeht. Ansonsten<br />
würden Sportlerinnen und Sportlern letztlich die Gegnerinnen und<br />
Gegner ausgehen. Man stelle sich nur eine Fußball-WM ohne<br />
Deutschland und Holland, Italien und Spanien, England und Frankreich,<br />
stattdessen mit "Europa" vor. Dies dürfte kaum gemeint sein,<br />
wenn im Blick auf eine europäische Integration das Potenzial des<br />
Sports in Rede steht. Was aber dann? Vielleicht sollten wir die Frage<br />
für den Augenblick einmal im Raum stehen lassen, um stattdessen<br />
die Laufschuhe zu schnüren oder uns aufs Fahrrad setzen. Soviel<br />
nämlich scheint gewiss: Geht es den Menschen allerorten gut, kann<br />
es mit Europa so schlecht nicht bestellt sein.<br />
Andreas Höfer<br />
Halblang mit Marathon<br />
D<br />
en <strong>Deutsche</strong>n gehen die "Finisher" aus. Wie das denn? Hat der<br />
Klimaschutz schon wieder versagt? Keineswegs. Nicht alles ist<br />
Ozonloch und Ceozweiausstoß geschuldet. Finisher sind, klar doch,<br />
Menschen, die einen Marathlonlauf beenden, demnach das Gegen-<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE
teil von "Quittern", die wiederum Menschen sind, die beim Marathon<br />
vorzeitig aussteigen. Beide zusammen gehören ins sich ausbreitende<br />
Reich des Anglizismus, der unsere Sprache unterwandert<br />
wie die Italiener das Münchner Oktoberfest. Andererseits: Soll man<br />
von "Beendern" reden oder umständlich von Läufern, die das Rennen<br />
durchgestanden haben? Knackig-kurz ist angesagt. Und klingt<br />
Finisher nicht viel sportlicher als ein adäquater deutscher Begriff?<br />
Sei`s drum.<br />
Kommen wir zur Sache. Die deutschen Marathonfreunde haben<br />
leicht irritiert registriert, dass die Zahl der Finisher 2006 rückläufig<br />
war, 17.000 weniger als im Vorjahr, bei einzelnen Rennen bis zu 19<br />
Prozent (in den USA dagegen legten die bis zum Schluss Standhaften<br />
um 3,7 Prozent zu). Und überhaupt: Weniger Marathonrennen<br />
insgesamt und Anstieg der Durchschnittszeit aller Finisher. Demnach<br />
wechselt der sportive <strong>Deutsche</strong> auf die Kriechspur zurück, ist der<br />
Boom schon wieder beendet? Die Wahrheit, so hat es den Anschein,<br />
liegt in der Mitte. Gelaufen wird immer noch, bis die Socken qualmen,<br />
nur offenbar nicht mehr so lang, nicht mehr 42,195 Kaemm.<br />
Das Motto der Bewegungsfreaks heißt jetzt: Macht mal halblang.<br />
Halbmarathons liegen im Trend, ebenso Straßen- und Volksläufe<br />
über noch kürzere Distanzen. 4.000 solcher "Sprints" (im Vergleich<br />
zum Marathon) führt der <strong>Deutsche</strong> Leichtathletik-Verband im<br />
Angebot. Knapp zwei Millionen nehmen es wahr.<br />
Bei der Ursachenforschung für diese Entwicklung zum Nachteil des<br />
Marathonlaufs stößt man auf die Konkurrenz Walking, die ältere<br />
Sportfreunde und frustrierte Langsamläufer anzieht, sowie die<br />
Faktoren Aufwand und Gesundheit. Will meinen: Wer den "langen<br />
Kanten" bei ansprechender körperlicher und seelischer Verfassung<br />
beenden und Folgelasten vermeiden will, muss sich Zeit lassen, nicht<br />
im Rennen, aber in der Vorbereitung. Die Überlegung, Freizeit aber<br />
nicht mehr ausschließlich, weil medizinisch notwendig, in das<br />
Hobby Marathon zu stecken, findet offenbar in zunehmendem<br />
Maße Anhänger. Das ist angesichts der deutlich weniger aufwändigen,<br />
gesünderen und vergnüglicheren Beschäftigung mit<br />
Rennen/Läufen über kürzere Strecken nicht verwunderlich. Und<br />
welche Rolle gelegentliche Todesmeldungen vom Marathon auf die<br />
Streckenwahl der Hobbyläufer spielen, ist ja wohl noch nicht untersucht<br />
worden.<br />
Wenn der Reiz des Marathons sich tatsächlich zu verflüchtigen<br />
beginnt, müssen Organisatoren von kommerziellen Laufveranstaltungen<br />
reagieren, rechnet sich ihr Geschäft (und das der Sportartikelindustrie)<br />
doch vor allem durch üppige Starterfelder. Heißt die<br />
Gleichung künftig also: Kleine Strecken großer Umsatz.<br />
Michael Gernandt<br />
<strong>Von</strong> schmerzenden Wahrheiten<br />
uch im Sport ist es so wie in manchen Familien: gewisse<br />
Wahrheiten werden, weil sie schmerzliche Gefühle auslösen,<br />
verschwiegen oder nur diskret angesprochen. Im Sport schmerzen<br />
die Enthüllungen über Stasi-Verstrickungen. Sie enden oft mit der<br />
Standardausrede, niemandem geschadet zu haben, obwohl alle<br />
Berichte von den MfS-Schergen willkürlich ausgebeutet werden<br />
konnten und wurden.<br />
OF-KOMMENT<br />
OF-KOMMENTARE<br />
ARE<br />
A<br />
Nach über 60 Jahren auftauchende Enthüllungen über NS-Lebensläufe<br />
können schmerzen, aber wie jede Wahrheit auch frei machen.<br />
So hat Bernd Wedemeyer-Kolwe die nicht immer lupenreine NS-<br />
Vergangenheit von Funktionären des LSB Niedersachsen, die nach<br />
1945 wieder im Sport, aber nicht alle im früheren Beruf tätig waren,<br />
offengelegt. Zwei Beispiele: Fritz Becker, dank Fürsprache von Carl<br />
Diem 20 Jahre LSB-Geschäftsführer, war schon 1931 Parteimitglied<br />
und hat im Reichssportamt Führungsfunktionen bekleidet (sein LSB-<br />
Vorgänger Harry Domke gehörte seit 1932 der NSDAP an). Hans-<br />
Joachim Benecke, zwölf Jahre stellvertretender LSB-Vorsitzender<br />
und Turnerfunktionär, hat in seiner Dissertation über das Dietwesen<br />
"fanatisch für nationalsozialistische Erziehungsmethoden Stellung"<br />
bezogen und als Hochschuldozent Karriere gemacht.<br />
Jüngere Historiker scheuen sich nicht, bisher Verschwiegenes ans<br />
Licht zu bringen. Nils Havemann enthüllte die Verstrickungen des<br />
DFB-Präsidenten Felix Linnemann bei der Judenverfolgung. Der<br />
hundertjährige Ruderclub am Wannsee (RAW) Berlin verwies in<br />
seiner die NS-Zeit kritisch beleuchtenden Festschrift, dass Wolfgang<br />
Freyeisen, Parteimitglied seit 1931, die Ruderer der SS-Leibstandarte<br />
Adolf Hitler als eigene Ruderriege im RAW "mit ganzjährigem<br />
Gehalt" betreute. Der Vater der ARD-Sportschau, Hugo Murero, von<br />
1936-1942 Reichstrainer im Basketball, gehörte seit 1933 der Partei<br />
an; er scheint nach 1945 als nicht belastet eingestuft worden sein,<br />
was seine Karriere beim NWDR und als erster Sportchef im WDR-<br />
Fernsehen erklärt. Bereits 1995 hat Karl Adolf Scherer - ohne<br />
spürbares Echo - auf die NS-Vergangenheit von Ritter von Halt,<br />
Guido von Mengden, Gerd Abelbeck, Georg Xandry oder Carl Koppehel<br />
hingewiesen.<br />
Wer von den Helfershelfern der roten Diktatur zu Recht Aufrichtigkeit<br />
verlangt, darf sich bei der Aufarbeitung der braunen Vergangenheit<br />
nicht um unangenehme Wahrheiten drücken. Nur - wer in<br />
den Medien und der Wissenschaft eine solch späte Gewissenserforschung<br />
verlangt, muss sich hüten, sich zu weit aus dem Fenster zu<br />
lehnen, denn eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Sportjournalismus<br />
im Dritten Reich steht noch immer aus.<br />
Hans-Dieter Krebs<br />
25
Wissenschaft und Politik sind sich in großer Mehrheit<br />
einig: Der klimapolitische Halbschlaf ist endgültig<br />
beendet, und die Zeit für bloße Klimakosmetik<br />
scheint vorbei zu sein. In der Tat, der menschengemachte<br />
Treibhauseffekt, der aus einem immensen Energieumsatz<br />
entstanden ist, sorgt in unseren Breiten für ungewöhnlich<br />
heiße Sommer, zerstörerische Naturkatastrophen, abschmelzende<br />
Alpengletscher und zunehmende Überflutungen.<br />
Renommierte Experten warnen mit hart gezeichneten Bildern:<br />
Gehe der Klima-Wahnsinn ungebremst weiter, dauere es wohl<br />
keine hundert Jahre mehr, bis die "Heißzeit" ein für allemal<br />
aus dem Ruder gelaufen ist. Das arktische Eis sei dann endgültig<br />
verschwunden, der Eispanzer Grönlands sei unabänderlich<br />
abgetaut, so dass der Meeresspiegel um sieben Meter anstiege.<br />
Sylt und andere nord- oder ostfriesische Inseln gingen unter;<br />
Kiel, Hamburg und Rostock müssten geräumt werden; Berlin<br />
läge wegen des enormen Temperaturanstiegs am Rande der<br />
Sahara in einer typischen Steppenlandschaft.<br />
Angesehene Klimaforscher weisen darauf hin: Die aktuell<br />
entwickelten Szenarien, die seit Jahresanfang die Schlagzeilen<br />
prägen, unterschätzten eher die sich anbahnende Entwick-<br />
Vor uns die Sintflut?<br />
Der Klimawandel fordert<br />
auch den Sport heraus<br />
<strong>Von</strong> Holger Schück<br />
26
lung, als dass sie zu Übertreibungen neigten. Obwohl sich<br />
globale Risiken dieser Art einer exakten wissenschaftlichen<br />
Berechnung entziehen, geben doch die Klimaberichte der<br />
Vereinten Nationen und des ehemaligen Weltbank-Chefökonomen<br />
Nicholas Stern fundierte Anhaltspunkte, dass die<br />
Erderwärmung weiter voranschreiten und diese durch ungehemmtes<br />
Wachstum endgültig außer Kontrolle geraten<br />
dürfte. Schuld daran soll der dramatische Anstieg der Emissionen<br />
von Kohlendioxid (CO2) sein, das durch die Verbrennung<br />
fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgase -<br />
alles Reste früherer Organismen, also kohlenwasser-stoffge-<br />
sättigter Lebensmatsch - kontinuierlich in die Lufthülle der<br />
Erde freigesetzt wird. Brandrodungen in den Tropen erhöhen<br />
den Ausstoß sogar noch um ein Drittel. Der Hauptanteil<br />
dieser Emissionen wird zwar von der Landbiomasse und den<br />
Weltmeeren aufgenommen, 35 Prozent davon steigen jedoch<br />
in die Atmosphäre auf.<br />
Kohlendioxid, eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff<br />
und Sauerstoff, absorbiert einen Teil der Wärmestrahlung der<br />
Sonne, hält sie somit in der Erdatmosphäre zurück. Der CO2-<br />
Gehalt der Luft beträgt zwar nur 0,038 Prozent; nach Wasserdampf<br />
ist Kohlendioxid das wirksamste Treibhausgas und<br />
mitverantwortlich für ein lebensfreundliches Klima auf unserem<br />
Planeten. Ohne diese Gase wäre die Erde mit Minus 18<br />
Grad Celsius ein klirrend kalter Himmelskörper, mit ihrer Hilfe<br />
erhöht sich auf der Erdoberfläche die mittlere Temperatur auf<br />
Plus 15 Grad Celsius. Gängige Erkenntnis ist: 550 Gigatonnen<br />
CO2 stammen aus natürlichen Quellen, 32 Gigatonnen sind<br />
von Menschen verursachte CO2-Emissionen. Tendenz: steigend.<br />
Eine weitere Erhöhung der CO2-Abgase - 2030 soll der<br />
Ausstoß schon 44 Milliarden Tonnen betragen - dürfte in den<br />
nächsten hundert Jahren für eine Temperatur-erhöhung von<br />
mindestens vier Grad, in der Arktis bis zu sechs Grad Celsius<br />
sorgen. Grund dafür sollen die folgenschweren Aufheizeffekte<br />
der Atmosphäre sein, denn durch Veränderung der Anteile<br />
von Spurengasen wird die Wärmeabstrahlung der Erde in<br />
Richtung All, das etwa 80 bis 100 km über der Erdoberfläche<br />
beginnt, vermehrt behindert. Denn die Treibhausgase Kohlendioxid,<br />
Methan und auch einige Fluorchlorkohlenwasserstoffe<br />
absorbieren ein bestimmtes Frequenzband der Infrarotstrahlung,<br />
so dass ein Teil des infraroten Lichts unsere Sphäre<br />
nicht verlassen kann. Der zivilisatorisch bedingte Anstieg des<br />
CO2-Gehalts der Atmosphäre bilde also einen Heizmechanismus,<br />
lautet die Kernthese der besorgten Klimaforscher. Die<br />
Folgen: Die Atmosphäre wird aufgeheizt, die Lufttemperatur<br />
steigt an. Höhere Temperaturen führen wiederum zu einer<br />
vermehrten Ausgasung von Kohlendioxid aus den Weltmeeren.<br />
Wird das Wasser wärmer, dürfte unausbleiblich Methangas<br />
aus den Meeren blubbern, was den Treibhauseffekt weiter<br />
verstärkte.<br />
Unstrittig ist, dass die Erdatmosphäre eine wärmespeichernde<br />
Wirkung hat. Man kann sie mit dem Glasdach eines Treibhauses<br />
in einer Gärtnerei vergleichen, wo Licht und Wärme ins<br />
Innere einstrahlen, wobei das Entweichen feuchtwarmer Luft<br />
und die Abstrahlung von Wärme im Wellenlängenbereich<br />
durch die Hülle verhindert wird, weil das Glas undurchlässig<br />
ist. Schon 1957 warnte der US-Ozeanograph Roger Revelle<br />
vor einer globalen Erwärmung, ausgelöst durch den stärkeren<br />
CO2-Gehalt der Atmosphäre. Das blieb außerhalb der Fachwelt<br />
unbeachtet.<br />
27
Der Durchschnittsdeutsche verursacht etwa zehn bis 20 Tonnen<br />
CO2 pro Jahr. Rein natürlich geben wir ungefähr 350 kg<br />
des farb- und geruchlosen Gases über die Atmung ab; täglich<br />
also etwa 1 kg: Es ist das Endprodukt unseres zum Lebenserhalt<br />
erforderlichen Stoffwechsels. Der überwiegende Teil<br />
resultiert aus unserem modernen Lebenswandel und dem<br />
Wirtschaftskreislauf. So verursacht ein Flug von Hamburg<br />
nach München pro Passagier 170 Kilogramm CO2. Wer die<br />
gleiche Strecke mit dem Auto fährt, emittiert nur 125 kg, wer<br />
sie zu Fuß geht, verhält sich klimaneutral. Tatsächlich stammen<br />
nur 11,9 Prozent des Klimagases aus den Pkw-Auspuffen<br />
- so hat es das <strong>Deutsche</strong> Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW) ermittelt. Damit ist der Individualverkehr also nicht der<br />
große Buhmann; dennoch haben die Hersteller hier zu Lande<br />
viel zu wenig getan, mit neuen Technologien schadstoffärmere<br />
und spritsparende Fahrzeuge zu entwickeln. Hybridantrieb,<br />
Wasserstoff oder Biokraftstoffe und kleinere, effizientere<br />
Autos könnten für einen spürbar geringeren Ausstoß sorgen.<br />
Als größte Verschmutzer gelten nach wie vor Kraft- und<br />
Fernheizwerke (43,2 Prozent der CO2-Emissionen), Industrie<br />
und Gewerbe (24,8) und Privathaushalte (13,0).<br />
Alle Emittenten sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, damit<br />
es zur Jahrhundertwende nicht um 6 Grad wärmer wird.<br />
Wenn der Anstieg auf zwei Grad begrenzt werden könnte,<br />
bliebe die Klimakatastrophe mit fatalem Ausmaß aus - das ist<br />
die Kernforderung, die weltweit in politischen Diskussionen<br />
konsensfähig ist. Selbst in den USA und in China wird inzwischen<br />
von einem Wendepunkt oder sogar von einem nachhaltigen<br />
"ökologischen Neuanfang" gesprochen. Diesmal wird die<br />
Debatten-Karawane wohl nicht folgenlos weiterziehen. Allein<br />
das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung umfasst 150<br />
Maßnahmen: Dazu gehören der Handel mit Emissionsrechten<br />
für Kraftwerke und Fabriken genauso wie der Ausbau der<br />
erneuerbaren Energien. Glühbirnenverbot, Tempolimit und<br />
Eindämmung der Billigfliegerei sind weitere Vorschläge aus<br />
dem Treibhaus der Berliner Politik. Dabei sollte, den Plänen der<br />
deutschen Energieriesen zum Trotz, viel stärker darauf hingewirkt<br />
werden, so schnell wie möglich keine fossilen Brennstoffe<br />
mehr zur Warmwasserbereitung und zur Heizung zu verwenden.<br />
So könnte gerade in den Sommermonaten eine<br />
erhebliche Reduzierung von CO2 erreicht werden.<br />
Der Appell zu Veränderungen geht ausnahmslos an alle<br />
Industriestaaten. Was der zwischenstaatliche Klimabeirat IPCC<br />
in seinem vierten Weltklimabericht Anfang Februar aufgezeigt<br />
hatte, war ein umweltpolitischer Urteilsspruch mit<br />
apokalyptischen Warnungen. Nationale Rahmen allein sind<br />
zur Eindämmung der Klimafolgen nicht erfolgversprechend,<br />
globale Aktivitäten werden verlangt. Fatalismus und Verdrängung<br />
sind genauso fehl am Platze wie Alarmismus und überstürzter<br />
Aktionismus. Behäbiger umweltpolitischer Trott oder<br />
die vor Ignoranz strotzende Hoffnung, in der Weite unseres<br />
Universums sei das Quäntchen Sonderdreck doch nur ein<br />
28<br />
Sandkorn in der Schöpfungswüste, erweisen sich als nicht<br />
hilfreich.<br />
"Was soll die ganze Aufregung?", heißt es dieser Tage immer<br />
wieder mit dem Argument: Klimawandel sei doch erdgeschichtlicher<br />
Alltag. Ein relativierender Verweis auf viel schlimmere<br />
klimatische Phasen der Erdgeschichte, als die Ozeane<br />
Badewannentemperatur hatten, ist auch deshalb unredlich,<br />
weil die Menschheit eine zivilisierte Gemeinschaft ist, die<br />
Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen<br />
wahrzunehmen hat, und weil wir technologisch in der Lage<br />
sind, das Vermeidbare auch zu vermeiden. Wissenschaftliche<br />
Berechnungen, es käme zu keinem planetaren Supercrash,<br />
selbst wenn die Menschheit alles verfeuerte, was die Erde an<br />
fossilem Brennstoff hergäbe, mögen zwar stimmig sein, sind<br />
aber die falsche Denkschablone von Gegnern des Mainstreams,<br />
die gern einmal gegen den Strom schwimmen wollen. Und<br />
was hat dies alles mit dem Sport zu tun? Nicht gerade wenig -<br />
und zwar im umfassenden wie im spezifischem Sinne.<br />
Die Hitzewelle in Europa 2003 soll 35.000 Todesopfer gefordert<br />
haben; dies dürfte sich weiter potenzieren. Denn höhere<br />
Temperaturen sorgen für thermischen Stress mit einer erhöhten<br />
Sterblichkeit, vermindertem Wohlbefinden und Erkrankungen<br />
gerade älterer Mitbürger. Klettern die Temperaturen über<br />
30 Grad, werden Bewegung und Sport im Freien zu einer<br />
gesundheitlichen Belastung. Mehr Grünflächen in den Städten<br />
lindern zwar die Hitze, wenn der Asphalt dampft, sind allerdings<br />
kein Allheilmittel. Sport sollte bei extremer Hitze mit<br />
besonderer Vorsicht betrieben werden, weil der Körper bis zu<br />
anderthalb Liter Flüssigkeit verliert. Wird die körperliche<br />
Belastung zu groß und der Flüssigkeitsmangel zu stark, provoziert<br />
der klimabedingte Schwitzkasten einen Kreislaufkollaps.<br />
Ins Gerede gekommen ist wieder einmal der Motorsport mit<br />
seinen vielen Facetten. Außerhalb der Rennsportgemeinde gilt<br />
es als nicht mehr nachvollziehbar, dass jedes Jahr die Wüsten-<br />
Rallye Dakar als "letztes großes Abenteuer der Menschheit"<br />
zelebriert wird, die ökologischen Bedenken aber ausgeblendet<br />
bleiben. Und die 800 PS starken Boliden der Formel eins, die<br />
60 bis 80 Liter Spezialbenzin auf 100 km verbrauchen und 1,5<br />
kg CO2 pro km ausstoßen, sind die absoluten Klimasünder.<br />
Eigentlich unverantwortlich: Pro Fahrzeug werden in der<br />
Saison über 50 Tonnen CO2 emittiert, die Flugmeilen des<br />
Trosses summieren sich hinzu. Noch sind umweltfreundliche<br />
Technologien im Vollgassport ein Fremdwort. Allerdings kann<br />
die Eliteklasse des Motorsports nicht mehr länger dem Klimaschutz<br />
davonbrausen - deshalb wurde eine "Grüne Formel<br />
eins" als mittelfristiges Ziel ausgegeben. Ab 2011 sollen Rapsöl<br />
oder andere Biostoffe in die Tanks der Rennmaschinen rinnen.<br />
Doch noch immer wehren sich einige Ewiggestrige der Branche,<br />
auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ihre<br />
Argumente strotzen vor Einfalt: 99 Prozent des CO2 bei einem<br />
Rennen werden von den Zuschauern verursacht (wenn
100.000 Besucher in 50.000 Pkws geschätzte 150 km für Hinund<br />
Rückweg zurücklegen). Nach diesem Kalkül belastet ein<br />
Fußball-Wochenende in Deutschland die Umwelt höher als die<br />
Vollgasorgien in einer Rennsaison.<br />
Die milden Winter in unseren Breiten mit wenig Schnee<br />
verlangen für den Wintersport eine Neuorientierung. "Gegen<br />
die Erderwärmung, die nicht nur im Flachland, sondern auch<br />
in den Bergen zuschlägt, wird neuerdings mit allen verfügbaren<br />
Kanonen geschossen", tadelt der sportpolitische Sprecher<br />
der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Winfried<br />
Hermann. Der Politiker kritisierte gemeinsam mit anderen<br />
Umweltschützern, dass zur Jahreswende für den Biathlon-<br />
Weltcup in Oberhof 80 Lkws aus Bremerhaven 4.000 Kubikmeter<br />
Splittereis, das sonst zur Kühlung von frischem Fisch<br />
benötigt wird, in den Thüringer Wald transportiert wurden.<br />
Mindestens 150 Tonnen CO2 wurden dabei freigesetzt - eine<br />
Klimasünde des Sports. Hermann, der auch Vorsitzender des<br />
Kuratoriums Sport und Natur ist, rügt: "Es wäre doch die<br />
Verrücktheit auf die Spitze getrieben, wenn man die Folgen<br />
des Treibhauseffekts, der auf die energieintensiven, klimabelastenden<br />
Lebensweisen in den Industrieländern zurückzuführen<br />
ist, damit bekämpft, dass man mit viel Energieaufwand den<br />
Winter mit Eis und Kunstschnee selber schafft - nach dem<br />
Motto: Wenn die Natur nicht will, werden wir das selbst<br />
machen."<br />
Die Auswirkungen des sich anbahnenden Klima-GAUs treffen<br />
die Ferienregionen in den Mittelgebirgen bereits heute empfindlich.<br />
Umstellen müssen sich auch die deutschen Alpenregionen:<br />
FIS-Rennen in den 34 deutschen Skigebieten werden<br />
bis auf das Zugspitzplateau schon bald nicht mehr ausgetragen<br />
werden können. Ein Grad Erwärmung bedeutet, dass sich<br />
die Schneegrenze um etwa 150 m verschieben wird. Der<br />
Skisport könnte sich aus unseren Breiten schneller verabschieden,<br />
als viele erwarten. Häufige Verlegungen und Ausfälle<br />
alpiner wie nordischer Wettbewerbe sorgen bereits für neue<br />
Entscheidungsgrundlagen. Norwegen, der Kaukasus und der<br />
sibirische Permafrostboden dürften schon bald begehrte<br />
Standorte werden. Sogar der Präsident des IOC, Jacques<br />
Rogge, deutete zu Jahresbeginn Konsequenzen für die Vergabe<br />
der Austragungsstätten <strong>Olympische</strong>r Winterspiele an; künftige<br />
Bewerber müssen erwartbar sichere natürliche Schneeverhältnisse<br />
dokumentieren.<br />
Ist die sich anbahnende Klimakatastrophe nur Bluff und<br />
Schwindel, pure Scharlatanerie? Es gibt in der wissenschaftlichen<br />
Erörterung sui generis unterschiedliche Meinungen. So<br />
heißt es, Anteile des CO2 in der Luft im Spektrum von mehreren<br />
Zehntel Promille hätten keinerlei Wirkungen auf die<br />
Wärmespeicherfähigkeit und die Dichte der Luft. Die Zunahme<br />
des CO2-Gehalts könnte nun einmal die direkte thermische<br />
Abstrahlung der Erdoberfläche ins All nicht vollständig unterbinden.<br />
Durch diese Abstrahlung werde die Luftschicht in der<br />
mittleren Atmosphäre sogar immer kühler. Die so genannte<br />
Mesosphäre werde also kälter und schrumpfe um einige<br />
Kilometer pro Jahrzehnt.<br />
Andere Forscher stellen wiederum fest: Mindestens 90 Prozent<br />
der Treibhauswirkung sei dem Wasser geschuldet, dem Wasserdampf<br />
(H2O), und erst der Rest einigen Gasen, Kohlendioxid<br />
(CO2), Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N2O), Ozon (O3),<br />
und Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Dabei seien die<br />
Spurengase als Bewirker des Treibhauseffekts relativ unbedeutend,<br />
denn die Atmosphäre könne bis zu vier Prozent Wasserdampf<br />
enthalten; hingegen seien nur knapp 0,04 Prozent<br />
Kohlendioxid, dem mengenmäßig bedeutendsten Spurengas.<br />
Und eine Erhöhung des CO2-Anteils könne nun einmal keine<br />
Auswirkungen auf das Klima haben. Denn Treibhausgase<br />
verlangsamten die Wärmeabgabe der Erde und könnten auf<br />
keinen Fall die Transportrichtung der Wärmeabfuhr ändern.<br />
Eine thermische Rückstrahlung der angeregten Kohlendioxid-<br />
Moleküle in die warme erdnahe Zone sei nicht möglich, denn<br />
es gebe nur dann eine Wärmeübertragung, wenn der Sender<br />
wärmer ist als der Empfänger. Da die Temperatur in der Höhe<br />
pro Kilometer um etwa 6 Grad abnimmt, sei es im größten Teil<br />
der Atmosphäre extrem kalt. Nach dem Wissensstand der<br />
Physik, genauer gesagt: der Thermodynamik, sei es ausgeschlossen,<br />
dass es durch CO2-Spurenanteile in der Luft zu<br />
einer Erwärmung kommen kann. Lediglich der Wassergehalt<br />
der Atmosphäre sei klimawirksam, und dessen Wirkungen<br />
dürften keine katastrophalen Ausmaße annehmen.<br />
Auch wenn die Meinungen der Experten auseinandergehen,<br />
sollten wir nicht abwarten, ob sich die Theorie von der Klimakatastrophe<br />
bewahrheitet oder nicht. Denn die mittlere Aufenthaltszeit<br />
von heutigen CO2-Emissionen in der Lüfthülle<br />
beträgt 120 Jahre; die tatsächlichen Auswirkungen werden<br />
sich also erst in einigen Jahrzehnten zeigen. Die Alarmsignale<br />
sollten Grund genug sein, den übermäßigen Ausstoß von<br />
Treibhausgasen einzudämmen: Wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahmen<br />
sind erforderlich, der Übergang in eine kohlendioxidarme<br />
Energieversorgung ist wünschenswert. Nicht nur die<br />
Dreckschleudern der Industrie müssen verschwinden - ein<br />
jeder kann sich für Verhaltensweisen und Produkte entscheiden,<br />
die den Ausstoß an Treibhausgasen deutlich verringern.<br />
Wir sollten beim "liebsten Spielzeug" anfangen: Brauchen wir<br />
gepanzerte Luxuslimousinen, die wenige Kilogramm Mensch<br />
mit einer Tonne Metall umhüllen und deren Verbrennungsmotor<br />
im Zeitalter des technisch diversifizierten Fortschritts<br />
überholt ist? Die Antwort lautet: nein.<br />
"Meton ariston" - "Maßhalten ist das Beste". Zeugt dieser<br />
2.500 Jahre alte Sinnspruch des griechischen Weisen Cleobulus<br />
von Lindos immer noch lebendig von brennender Aktualität?<br />
Ja! Auch der moderne Sport und die internationale <strong>Olympische</strong><br />
Bewegung werden durch den Klimawandel besonders<br />
herausgefordert.<br />
OF<br />
29
Mobilität und Sport:<br />
Im Spannungsfeld zwischen<br />
Schädigung der Umwelt und<br />
Verbesserung der Lebensqualität<br />
<strong>Von</strong> Rainer Hipp<br />
"<br />
W<br />
as tun Sie oder möchten Sie in Zukunft tun, um<br />
das Klima zu schonen?", so lautete die Frage von<br />
Infratest dimap Ende Februar/Anfang März. 80%<br />
der <strong>Deutsche</strong>n, so die Demoskopen, wollen weniger Autofahren.<br />
Gleichzeitig wird der Bundesregierung von den Befragten<br />
vorgeworfen, nicht genügend für den Klimaschutz zu tun.<br />
Der Bürger selbst allerdings lässt zwischen der verbalen<br />
Willensbekundung und seiner tatsächlichen Handlungsweise<br />
eine große Lücke klaffen.<br />
Dies beweist die Studie "Mobilität und Sport", die vom Institut<br />
für Verkehr und Umwelt in Stuttgart für Baden-Württemberg<br />
erstellt worden ist. Auftraggeber war das damalige<br />
Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg,<br />
Kooperationspartner der Landessportverband Baden-Württemberg<br />
(LSV).<br />
Zu den Ergebnissen dieser in Deutschland bisher einmaligen<br />
Studie:<br />
� über 8 Milliarden Kilometer jährlich werden allein in<br />
Baden-Württemberg für Sportaktivitäten gefahren,<br />
� davon mehr als 1 Milliarde Kilometer als Zuschauer durch<br />
den Besuch von Sportveranstaltungen,<br />
� und über 1 Milliarde Kilometer durch Transporte zum<br />
Sporttreiben der Kinder,<br />
30<br />
� knapp die Hälfte aller "Sportler" fährt mit dem Auto,<br />
� die Mehrzahl sitzt allein im Auto,<br />
� nur 4% der Sportaktiven nutzen öffentliche Verkehrsmittel,<br />
� nur bei Distanzen unter 1 Kilometer wird das Rad genutzt<br />
oder gelaufen.<br />
Bei diesen Ergebnissen wurden die Fahrten der Funktionsträger<br />
der Sportorganisation (Schiedsrichter, Trainer, Jugendleiter,<br />
Vorsitzende, etc.) noch gar nicht erfasst. Rechnet man die<br />
Fahrleistungen der Sportaktivitäten auf die Bundesrepublik<br />
hoch, kommt man bei angenommenen 5 Milliarden Kilometern<br />
je Bundesland auf die beinahe unglaubliche Zahl von 80<br />
Milliarden Kilometer pro Jahr, die für den Sport in Deutschland<br />
gefahren werden.<br />
Wirkung und Belastung des Sportverkehrs auf die<br />
Umwelt<br />
Die generellen Verkehrsprobleme, d.h. die Folgewirkungen<br />
auf Flächenbeanspruchung und Klimaschutz müssen angesichts<br />
der gezeigten Dimensionen des Sportverkehrs höchste<br />
Beachtung finden. Im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz<br />
lässt sich im Rahmen eines dynamischen Sportentwicklungs-Szenarios<br />
verdeutlichen, um welche Faktoren es<br />
hierbei geht:
In Baden-Württemberg würde sich bei einer fortgeschriebenen<br />
Jahresfahrleistung des gesamten PKW-Sportverkehrs bis<br />
2020 ein weiterer Anstieg<br />
� des Treibstoffverbrauchs um 10,5 % (2010) und noch um<br />
2,5 % (2020) trotz sinkender Verbrauchswerte; und<br />
� des C0²-Ausstoßes um 0,65 % (2010) trotz vermindertem<br />
Grenzwert auf 140 g pro Kilometer ergeben.<br />
Aus den Antworten der Befragten in der Studie ergibt sich<br />
ein insgesamt komplexer Meinungsspiegel, der gerade auf<br />
Grund teilweise erheblicher individueller Unterschiede Anlass<br />
gibt, zu untersuchen, ob sich Gruppen mit ähnlichen Einstellungs-<br />
und Verhaltensmustern zeigen. In einem ersten<br />
Ansatz, der auf dem sozialwissenschaftlichen Verfahren der<br />
Clusteranalyse basiert, lassen sich drei ähnlich große Gruppen<br />
identifizieren, die eine unterschiedliche PKW- bzw. öffentliche<br />
Verkehrs (ÖV)-Affinität zeigen und sich auch in anderen<br />
Merkmalen zum Teil deutlich, zum Teil aber auch nur marginal<br />
gegeneinander abgrenzen:<br />
Gruppe 1 ("Eingefahrene Autonutzer"):<br />
Sie zeigt eine sehr deutliche Affinität zum Autofahren, hohe<br />
Sport-Mobilität und hohe PKW-Verfügbarkeit. Sie lebt<br />
schwerpunktmäßig im ländlichen Raum, in größeren Haushalten,<br />
ist erheblich auch in Kindersport-Aktivitäten eingebunden<br />
und hat überwiegend eine eher negative Einstellung<br />
zum öffentlichen Verkehr. Motive der Sportausübung sind<br />
insbesondere gesundheitlich orientiert.<br />
Gruppe 2 ("Aufgeschlossene Autonutzer"):<br />
Sie zeigt auf der Einstellungsebene eine weniger deutliche<br />
PKW-Affinität und bewertet auch den ÖV tendenziell positiver.<br />
Trotzdem werden Sportwege, erst recht im Kinder- und<br />
Jugendsport, meist im PKW bewältigt - aus Bequemlichkeit<br />
oder Zeitknappheit. Diese Gruppe hat das höchste Bildungsniveau,<br />
fährt aber im Mittel auch die meisten Kilometer für<br />
Sportzwecke.<br />
Gruppe 3 ("Zweckangepasste ÖV-Nutzer"):<br />
Sie weist einen hohen Anteil an Jüngeren und Älteren auf,<br />
lebt überwiegend im verdichteten Raum und ist in Einstellung<br />
und Verfahren ausgesprochen ÖV-freundlich orientiert.<br />
Sie legt insgesamt deutlich weniger Kilometer für sportinduzierte<br />
Zwecke zurück als die anderen Gruppen. Es besteht<br />
nur ein geringes Wegeaufkommen für Kinder- und Jugendsport.<br />
Alle Sportwege-Aktivitäten sind in dieser Gruppe<br />
31
durch einen hohen Fußgänger- und Radfahrer-Anteil<br />
gekennzeichnet.<br />
Abwägung zwischen Sport und Umwelt<br />
Die durch die Studie ohne Zweifel bewiesenen Umweltbelastungen,<br />
die als Folgewirkungen des Verkehrs durch Sportaktivitäten<br />
und Sportveranstaltungen entstehen, entwickeln sich<br />
angesichts der Größenordnung der sportbedingten Jahresfahrleistungen<br />
für die Zukunft als wachsendes Problemfeld,<br />
das einer sachlichen Abwägung bedarf.<br />
Der Zuwachs an Sportaktivitäten bedingt einen weiteren<br />
Anstieg an Sportverkehr. Dadurch wächst - wie erwähnt -<br />
auch die Belastung für Umwelt und Natur. Dazu sollen einige<br />
selbstverständliche Thesen dargestellt werden:<br />
� Bei der Erhaltung der Umwelt geht es um Fragen von Leben<br />
und Überleben. An diesen Fragen ist auch die Sportorganisation,<br />
sind alle Sportler interessiert, weil sie alle leben und<br />
überleben wollen.<br />
� Sport eröffnet Möglichkeiten und Chancen übrigens für<br />
alle, menschlicher leben zu können. Besser, gesünder,<br />
fröhlicher, vielleicht sogar länger leben zu können. Auch<br />
daran sollten alle interessiert sein.<br />
� Weil Überleben Voraussetzung menschlichen Lebens ist,<br />
haben der Sport und seine Organisationen gewiss dort<br />
zurückzustehen, wo seine Funktionen Überleben ins Risiko<br />
bringen.<br />
� Wo Umweltbelastungen aus dem Bereich des Sports<br />
menschliche Existenz nicht in Gefahr bringen, ist abzuwägen,<br />
was für die Allgemeinheit unter Aspekten der Lebensqualität<br />
nützlicher, wichtiger ist: Die (gestörten) Umweltgüter<br />
und Umweltinteressen oder die durch den Sport<br />
geförderten Güter und Interessen. Speziell in diesem<br />
Bereich werden Diskussionen stattfinden, Einsichten vermittelt<br />
und Kooperationen vollzogen werden müssen.<br />
Zwischen Grundsatz und persönlicher Betroffenheit<br />
Wir alle und jeder Einzelne akzeptieren relativ leicht allgemeine<br />
Grundsätze, auch Verhaltensvorschriften wie:<br />
� Schutz dem Wald,<br />
� Wider die Umweltverschmutzung,<br />
� Kampf dem C0²-Ausstoß,<br />
� Für Hybridautos und das sofort …<br />
Kehrt sich aber die gebilligte Verhaltensnorm individuell<br />
gegen einen selbst, beginnen häufig Widerstand und Ärger.<br />
Wie viele Reden sind schon - um ein Beispiel zu nehmen -<br />
gegen das Eigentum gehalten worden und wie selbstverständlich<br />
sind die Redner dabei doch davon ausgegangen,<br />
dass das eigene Eigentum (natürlich) geschützt bleibe. Solche<br />
32<br />
Erfahrungen sind übertragbar. Wenn wir das wissen und uns<br />
stets gegenwärtig machen, steigen unsere Chancen, Vernünftiges<br />
zu Wege zu bringen.<br />
Der Sport lebt mit oder unter einem Trauma. Er fühlt sich<br />
gelegentlich als leicht spielbares Instrument der Politik. Es<br />
wäre schlimm, wenn an der Sportorganisation partiell eine<br />
rigide Umweltpolitik vollzogen würde, die im Übrigen vor<br />
Argumenten aus dem Bereich der Wirtschaft und Industrie<br />
und auch vor anderen privaten Wünschen zurückstecken<br />
würde.<br />
Überzeugungsbildung innerhalb der Sportorganisation und<br />
ihre Kooperationsfähigkeit nach außen werden also auch<br />
davon abhängen, dass das Verhalten der Politik und des<br />
Umweltschutzes in sich schlüssig ist.<br />
Keine Frage: Der Sport schafft Belastungen! Wie übrigens<br />
andere menschliche Wünsche und Bedürfnisse auch! Sie<br />
mögen - verglichen mit der Belastungsproduktion anderer<br />
"Hersteller" - relativ bescheiden sein.<br />
Aber es gibt sie! Das zeigt ganz eindeutig die Studie "Mobilität<br />
und Sport". Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass die<br />
Summe aller Belastungen auch die weniger Gewichtigen mit<br />
prägen.<br />
Es gilt also, abzuwägen:<br />
� Die Sportorganisation kann und will nicht verlangen, dass<br />
jedermann überall seinen Wunschsport betreiben kann.<br />
Andererseits sollten Natur- und Landschaftsschutz nicht<br />
eine Wunschsportart ganz oder nahezu ganz von der<br />
Ausübung effektiv ausschließen können. Es sollte möglich<br />
sein, in einer gegenseitigen Abstimmung Konsens zu<br />
erzielen, wo der Schutz von Biotopen Vorrang haben soll<br />
vor der Ausübung des Sports, hier: einer bestimmten<br />
Sportart.<br />
� Wo die Inanspruchnahme von Landschaft und ihre unmittelbaren<br />
und mittelbaren Folgen ökologisch unbedenklich<br />
oder nur unwesentlich ökologisch relevant sind, sollte die<br />
Präferenz des Sports Anerkennung finden.<br />
� Wo die menschlichen Lebensgrundlagen durch den Belastungsbeitrag<br />
des Sports in ein offenkundiges Risiko geraten<br />
können, muss die Sportorganisation akzeptieren, zurück zu<br />
stehen.<br />
Voraussetzung aller Abwägung und allen Abwägungsverhaltens<br />
ist das wechselseitige Gehör, das Sich-Anhören. Auch<br />
richterliche Entscheidungen sind Abwägung. Dort gilt der<br />
verfassungsrechtliche Grundsatz des "audiatur et altera pars."<br />
Wir sollten ihn auch - wie selbstverständlich - in unsere<br />
Beziehungen aufnehmen.
Handlungsansätze für eine nachhaltige Entwicklung<br />
des Sportverkehrs<br />
Als Voraussetzung für geeignete und längerfristig angelegte<br />
Handlungskonzepte müssen zunächst die Potenziale definiert<br />
werden, die hinsichtlich Einsparungen im Energieverbrauch,<br />
Klimaschutz und Flächennutzung zu einer Umweltentlastung<br />
und Ressourcenschonung beitragen und in verschiedenen<br />
Stufen für den Sport und seine Organisation erschlossen<br />
werden können. Priorität aus der Sicht der vorliegenden Studie<br />
wird eindeutig dem Sektor des Energieverbrauchs eingeräumt.<br />
Laut Shell-Szenarien aus dem Jahr 2004 werden sich die<br />
PKW-Treibstoff-Verbrauchswerte (im Flotten-Durchschnitt)<br />
durch fahrzeugtechnologische Entwicklungen in den nächs-<br />
ten zehn Jahren von heute 8,5 Liter pro 100 Kilometer langfristig<br />
in 6,5 Liter pro 100 Kilometer entwickeln (2010: 7,8<br />
Liter/2020: 7,0 Liter) und selbstregulierend zu einer Entlastung<br />
beitragen. Weitergehende Verbrauchsreduktionen könnten<br />
darüber hinaus im Sportbereich durch eine<br />
� Dämpfung der PKW-Fahrleistungsentwicklung (Kilometer pro<br />
Jahr) auf der Basis von Fahrgemeinschaften und einer höheren<br />
Nutzung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs sowie<br />
durch eine<br />
� forcierte Kommunikation und vermehrte Nutzung und<br />
Verbreitung des seit längerem erfolgreichen Ökotrainings<br />
(Sprit-sparendes Fahren)<br />
erreicht werden. Die Reduzierung des<br />
Treibstoffverbrauchs bei den PKW-Fahrleistungen<br />
hätte summarisch sowohl<br />
die erwünschte positive Auswirkung auf<br />
eine Minderung des C0²-Ausstoßes als<br />
auch auf eine Minderung toxischer<br />
Schadstoffe und wäre insofern ein<br />
wertvoller Beitrag für die Stabilisierung<br />
und Verbesserung des Klimaschutzes.<br />
Im Hinblick auf die sportinduzierten<br />
Verkehrs-Probleme bei der Flächennutzung<br />
stehen Fragen des Flächenbedarfs<br />
für die Verkehrserschließung - insbesondere<br />
Parkierungsflächen - sowie Aspekte<br />
des Verkehrslärms im Vordergrund. Auch<br />
in dieser Richtung könnte prinzipiell<br />
durch eine Erhöhung der Transportanteile<br />
des öffentlichen Personen-Nahverkehrs<br />
im Verhältnis zum Individualverkehr<br />
eine wünschenswerte Entwicklung<br />
verstärkt werden.<br />
Auf der Grundlage dieser technologischen,<br />
infrastrukturellen und konzeptionellen<br />
Ansätze besteht insgesamt eine<br />
realistische Chance, die im Sport<br />
erkannte und inzwischen auch sportpolitisch<br />
offensiv angegangene Umweltproblematik<br />
den Sportaktiven über<br />
geeignete Medien verständlich zu<br />
machen. Es hat sich gerade durch die<br />
konkreten Erkenntnisse der Studie<br />
"Mobilität und Sport" und die im Ansatz<br />
bereits gebildeten Verhaltens-Cluster<br />
die Überzeugung verstärkt, dass mit<br />
diesem Prozess eine langfristig angelegte<br />
Sensibilisierung und Motivation für<br />
Minderung der jeweiligen Probleme zu<br />
erreichen ist.<br />
OF<br />
33
Europa und der Sport -<br />
ein gesellschaftspolitischer<br />
Dauerbrenner mit aktueller<br />
Initiative<br />
<strong>Von</strong> Walter Mirwald<br />
In Berlin knallten die Sektkorden. 50 Jahre europäische<br />
Verständigung, 50 Jahre Römische Verträge wurden groß<br />
gefeiert. Die Repräsentanten der 27 Mitgliedsstaaten der<br />
Europäischen Union, allen voran die deutsche EU-Ratspräsidentin<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel, würdigten, dass aus<br />
einem Sechser-Club ein riesiger Staatenverbund gewachsen<br />
ist. Die Bevölkerung feiert mit. Das Thema Europa ist aktuell.<br />
Europa ist in aller Munde. Und der Sport ist an prominenter<br />
Stelle mit dabei.<br />
Nicht nur, dass sich am 12. und am 13. März Sportminister<br />
und Delegationen aus den EU-Mitgliedsstaaten unter der<br />
Leitung von Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble in<br />
Stuttgart mit Themen wie "Sport und Ökonomie", "Sport und<br />
Gewalt", Integration und Sport" und "Dopingbekämpfung"<br />
auseinandergesetzt haben. Auch unter dem Dach des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB) mit seinen 27 Millio-<br />
Über den wahren Wert der Auszeichnung streiten sich<br />
die Gelehrten. Unbestritten ist dagegen: Die Plakette<br />
wiegt schwer und ihr Glanz strahlt so hell über der<br />
Stadt wie der Stern von Mercedes. Stuttgart ist die Europäische<br />
Sporthauptstadt 2007. Verliehen wird das Prädikat von<br />
der eigens dafür gegründeten Organisation "European Capital<br />
of Sports Association" (ACES) jeweils für ein Jahr. Die ACES<br />
sitzt in Rom, italienische und spanische Sportagenturen<br />
haben sie 1999 gegründet. Wem der Prestige bringende Titel<br />
verliehen wird, entscheiden gestrenge Juroren. Städte können<br />
sich nicht bewerben, sie werden gekürt.<br />
34<br />
nenMitgliedschaften und mehr als<br />
90.000 Vereinen<br />
wurde die besondere<br />
Note "Europa"<br />
im ersten Halbjahr<br />
2007 gesetzt.<br />
"europa(S)meister"<br />
heißt die Initiative<br />
des DOSB zur<br />
deutschen EU-<br />
Ratspräsidentschaft,<br />
die sich<br />
zum Ziel gesetzt<br />
hat "Für Deutschland<br />
in Europa<br />
werben - Europa<br />
in Deutschland<br />
sichtbar machen". In allen 16 Landessportbünden<br />
werden 16 Beispiele für<br />
täglich gelebtes Europa im Sport vor Ort<br />
von 16 Europameisterinnen bzw. Europameistern<br />
präsentiert. "europa(S)meister"<br />
stellt Projekte aus den unterschiedlichsten<br />
gesellschaftlichen Bereichen vor:<br />
von Integration über Gesundheit oder<br />
regionaler Wirtschaftsförderung bis hin<br />
zu Ausbildung und Beschäftigung. "Die<br />
deutsche EU-Ratspräsidentschaft bietet<br />
eine hervorragende Gelegenheit zu<br />
zeigen, dass Sport nicht nur Europameisterinnen<br />
und -meister ermittelt, sondern<br />
dass die wichtigen europäischen Themen<br />
tagtäglich im Sport gelebt werden", sagt<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach zu der<br />
Sport, Spaß und Stuttgart: Die Schwaben-Metropole<br />
Das wichtigste Kriterium: Die Auserwählte muss sich über<br />
den Zeitraum von mindestens fünf Jahren besonders um den<br />
Sport bemüht haben - und das nicht nur im Spitzenbereich.<br />
Die Prüfer achten auf die sportliche Infrastruktur, die kommunale<br />
Nachwuchsförderung, innovative Projekte und auf<br />
die Nachhaltigkeit der Maßnahmen. Stuttgarts Oberbürgermeister<br />
Dr. Wolfgang Schuster strahlte wie nach einer<br />
gewonnenen Wahl, als er Ende Januar die goldene Trophäe<br />
entgegennahm. Seine Stadt hatte sich als erste deutsche<br />
Kommune gegen 43 Konkurrenten durchgesetzt. Ihr Name<br />
steht fortan eingraviert neben zuvor ausgezeichneten Städ-
ist Europäische Sporthauptstadt 2007 <strong>Von</strong> Gunter Barner<br />
ten wie Madrid, Stockholm, Glasgow, Alicante, Rotterdam<br />
und Kopenhagen. Und irgendwie scheint es, als sei damit der<br />
12. April 2003 ein für allemal vergessen. Damals platzte<br />
schon im ersten Wahlgang jäh der Traum von der Bewerbung<br />
für die <strong>Olympische</strong>n Sommerspiele 2012. Stuttgart<br />
bekam 15 von 135 möglichen Stimmen, die Präsentation war<br />
so bieder wie peinlich, und die Häme der Konkurrenten traf<br />
die Macher vom Neckar bis ins Mark. Ein bittere Niederlage<br />
für die bewegte Stadt, die nach der Leichtathletik-EM 1986<br />
mit dem Olympic Cup des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees (IOC) und im Anschluss an die Leichtathletik-WM<br />
1993 mit der Fair-Play-Trophäe der Unesco ausgezeichnet<br />
worden war.<br />
Jetzt meldet sich die sportbegeisterte Metropole zurück. Der<br />
ACES-Award gilt dabei nur als äußeres Zeichen eines inneren<br />
Wandels, der in den vergangenen Jahren Erstaunliches zu<br />
Stande brachte. Nach einer kurzen Phase der Besinnung hat<br />
die baden-württembergische Landeshauptstadt den Sport als<br />
Standortfaktor wieder belebt. "Eigentlich hätte Stuttgart<br />
diese Auszeichnung gar nicht nötig, denn die Kommune ist<br />
auch so die europäische Sporthauptstadt 2007", sagte DOSB-<br />
35
Initiative, für die Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schirmherrschaft<br />
übernommen hat.<br />
Und dass dies mehr ist als eine Pflichtübung im Halbjahr der<br />
deutschen Ratspräsidentschaft, zeigt ein Schreiben der Bundeskanzlerin<br />
an den DOSB-Präsidenten, in dem es heißt: "Mit<br />
großem Interesse habe ich Ihre Ausführungen zu der Initiative<br />
‚europa(S)meister' gelesen und mit Freude zur Kenntnis<br />
genommen, dass Europa - entgegen vieler Unkenrufe - in<br />
auch für unsere Bevölkerung direkt wahrnehmbaren Bereichen,<br />
wie dem des Sports, tagtäglich gelebt wird." Die EU-<br />
Ratspräsidentin schreibt weiter: "Die Initiative verdient im<br />
europäischen, aber auch deutschen Interesse, große Öffentlichkeit.<br />
Aus diesem Grunde möchte ich die Initiative unterstützen<br />
und bin gerne bereit, die Schirmherrschaft im Rahmen<br />
der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu übernehmen."<br />
Die "große Öffentlichkeit", auf die die Bundeskanzlerin und<br />
Schirmherrin hinwies, wird natürlich vom DOSB und seinen<br />
Landessportbünden gezielt gesucht. Jeder Landessportbund<br />
stellt seine Aktion mit dem jeweiligen Europameister bzw. der<br />
Europameisterin in einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung<br />
vor. Für den Auftakt sorgte der Landessportbund Rheinland-Pfalz,<br />
für den die Langstreckenschwimmerin Angela<br />
Maurer das Projekt "Sport und Sprache" präsentierte. In<br />
Mainz-Mombach verbindet der Landessportbund einen<br />
Schwimmkurs für deutsche und muslimische Frauen mit<br />
einem Sprachtraining. Das Projekt setzt europäische Schwerpunktthemen<br />
wie Integration, Gender Mainstreaming und<br />
lebenslanges Lernen in die Praxis um und fördert darüber<br />
hinaus den sportlich-kulturellen Austausch der Frauen untereinander.<br />
Ein zweites Beispiel: In Hamburg steht Hockey-Nationalspieler<br />
Sebastian Biederlack für das Projekt "Gesundheitsförderung<br />
durch Bewegung". Im Rahmen von Gesundheits- und Bewe-<br />
Präsident Dr. Thomas Bach. Ein Großereignis jagt neuerdings<br />
das andere. Im Sommer 2006 feierten die Schwaben noch<br />
enthusiastisch das kleine Finale der Fußball-Weltmeisterschaft.<br />
Im Januar dieses Jahres strömten die Zuschauer zu<br />
den Vorrundenspielen der Handball-WM in die nagelneue<br />
Porsche-Arena. Anfang September steigt die Turnweltmeisterschaft,<br />
vom 25. bis 30. September werden die Straßen-Radweltmeister<br />
gekürt, Ende November erlebt die Automobilstadt<br />
die Tanz-WM - und zwischendurch messen sich die besten<br />
Leichtathleten der Welt im Daimler-Stadion beim Word<br />
Athletics Final der IAAF.<br />
"Wir wollen noch mehr solcher Topveranstaltungen", sagt die<br />
ehrgeizige Sportbürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann. Die<br />
36<br />
gungsschulungen für ältere Arbeitssuchende in kleinen und<br />
mittleren Unternehmen setzt die Aktion die europäischen<br />
Ansätze Gesundheit, Prävention, Beschäftigung und Integration<br />
um. Ziel ist ein breites Qualifizierungs-, Beratungs- und<br />
Vermittlungsangebot für Arbeitssuchende und von Arbeitslosigkeit<br />
bedrohte Menschen über 45 Jahre. Außerdem werden<br />
die Unternehmen auf die durch den demographischen Wandel<br />
entstehenden Herausforderungen vorbereitet.<br />
Unter den namhaften Athletinnen und Athleten, die die<br />
Aktion "europa(S)meister" unterstützen, sind auch die DOSB-<br />
Integrationsbotschafterin und Karate-Europameisterin Ebru<br />
Shik Ahmad, die Sprinterinnen Gabi und Birgit Rockmeier, die<br />
Eisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann, der Zehnkampf-Olympiazweite<br />
von Atlanta 1996, Frank Busemann, der<br />
Trampolinspringer Dennis Luxon und die Schwimmer Volker<br />
Meeuw und Klaus Steinbach, letzter NOK-Präsident und<br />
Persönliches Mitglied im DOSB. Die Europameister stehen Pate<br />
für wöchentliche Quizfragen. Es winken Preise zu Sport- und<br />
Kulturveranstaltungen in ganz Europa. Als Hauptpreis verlost<br />
der DOSB mit Unterstützung der Zurich Gruppe Deutschland<br />
drei Reisen zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen 2008 in Peking.<br />
Der deutsche Sport hat allerdings Europa nicht erst im Zeichen<br />
der deutschen EU-Ratspräsidentschaft entdeckt. Vielmehr<br />
führt der DOSB mit der Initiative "europa(S)meister" sein<br />
traditionelles Engagement für die europäische Verständigung -<br />
auch mit dem Sport und durch den Sport - fort. Bereits seit<br />
1993 ist die größte Bürgerbewegung Deutschlands mit einer<br />
eigenen Interessenvertretung in Brüssel präsent. Dafür hat<br />
sich ganz besonders die Spezialistin für Europafragen im<br />
früheren <strong>Deutsche</strong>n Sportbund, die langjährige Vizepräsidentin<br />
Erika Dienstl, engagiert. Mittlerweile zählen acht nationale<br />
Dachsportorganisationen und die Europäischen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees zu den Kooperationspartnern der DOSB-Vertretung<br />
in der europäischen Hauptstadt.<br />
ehemalige Handballspielerin denkt dabei an Tennis, Tischtennis,<br />
Volley- und Basketball. Die Voraussetzungen im so<br />
genannten Neckarpark sind nahezu ideal. Das 55 Hektar<br />
große Sport-, Erlebnis- und Freizeit-Zentrum rund um das<br />
Gottlieb-Daimler-Stadion bietet Möglichkeiten, die auch<br />
international keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Das neue<br />
Mercedes-Museum fasziniert seine Besucher. Das erst kürzlich<br />
eingeweihte Carl-Benz-Center - mit Restaurants, Hotels,<br />
Kongressräumen und der Nachwuchsakademie des VfB Stuttgart<br />
- dient bei Heimspielen des Fußball-Bundesligisten als<br />
schmuckes Domizil für die Fans. Das Daimlerstadion selbst<br />
zählt zu den modernsten und großzügigsten Arenen in<br />
Europa. Und nur einen Steinwurf weit entfernt eröffnen die<br />
"Zwillinge" Schleyerhalle und Porsche-Arena dem regionalen
Als Mittler zwischen Sportorganisationen und politischen<br />
Entscheidungsträgern in den EU-Institutionen vertritt das EU-<br />
Büro die Interessen des Sports in EU-Gesetzgebungsverfahren<br />
und unterstützt seine Mitgliedsorganisationen praxisnah bei<br />
Fragen rund um EU und Sport. Einen Schwerpunkt stellt<br />
hierbei die Beratung zur Umsetzung von sportbezogenen<br />
Projekten in EU-Förderprogrammen dar.<br />
Sport und Europa ist demnach keine Eintagsfliege im Zusammenhang<br />
mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, sondern<br />
ein überaus erfolgreicher sport- und gesellschaftspolitischer<br />
Dauerbrenner. Dabei können wir bis ins Jahr 1881 zurückbli-<br />
Regelsportbetrieb wie auch dem Event-Sport völlig neue<br />
Chancen. Im neuen Stuttgarter "SpOrt", einem Sport-, Bildungs-<br />
und Dienstleistungszentrum für Sportbünde, Fachverbände<br />
und Vereine, haben sich Vermarkter, ein Fitnessstudio<br />
und Unternehmen für den Sportstättenbau angesiedelt.<br />
"Im Neckarpark schlägt das sportliche Herz unserer Stadt",<br />
sagt Susanne Eisenmann stolz. Sie begreift den Sport als<br />
wichtiges Instrument des Standortmarketings für die 600.000<br />
Einwohner große Landesmetropole. Wie andere Städte kämpft<br />
auch Stuttgart gegen den Bevölkerungsschwund. "Immer<br />
mehr Firmen beziehen in ihre Standort-Überlegungen Freizeit-<br />
, Sport- und Erlebnis-Möglichkeiten mit ein", sagt die Sportbürgermeisterin<br />
und lässt in ihrem Bemühen nicht locker.<br />
cken, als auf eine französische Initiative hin mit dem Europäischen<br />
Turnverband, der Federation Européenne de Gymnastique<br />
(FEG), die erste Sportorganisation auf europäischer Ebene<br />
gegründet wurde. Und bereits 1891 führten die Eisschnellläufer<br />
und Eiskunstläufer ihre ersten Europameisterschaften<br />
durch, gefolgt von den Ruderern zwei Jahre später und weiteren<br />
Sportarten noch im 19. Jahrhundert.<br />
Als Fußnote sei hinzugefügt, dass sich in den letzten drei<br />
Jahrzehnten auf europäischer Ebene sowohl bei den Sportorganisationen<br />
(ENGSO, EOC, Fachverbände) wie staatlicherseits<br />
(CDDS, Europäische Sportministerkonferenz) und in gemischten<br />
Formen (Europäische<br />
Sportkonferenz, Europäisches<br />
Sportforum) vielfältige kontinentale<br />
Sportstrukturen<br />
entwickelt haben. Und<br />
schließlich ist es auch gegen<br />
erhebliche Widerstände<br />
gelungen, den Bereich Sport<br />
im Entwurf für eine europäische<br />
Verfassung zu verankern.<br />
Dies hatte der damalige<br />
Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportbundes, Manfred von<br />
Richthofen, mit der Bemerkung<br />
begleitet: "Wer ein<br />
Europa der Bürger aufbauen<br />
und festigen will, der sollte<br />
den Sport als treibende Kraft<br />
begreifen und seine sozialen<br />
und kulturellen Handlungsfelder<br />
offensiv nutzen."<br />
Dieser Satz hat an Aktualität<br />
nichts verloren.<br />
Ende Januar lud Stuttgart zu einem internationalen Kongress<br />
zur "Integration im Sport", vor wenigen Wochen trafen sich<br />
die Sportminister der Europäischen Union zu zweitägigen<br />
Beratungen am Neckar, im Herbst bittet die Landeshauptstadt<br />
ihre 440 Vereine (160.000 Mitglieder) zum großen Kongress<br />
über die städtische Sportentwicklung. "Wir wollen uns fit<br />
halten für die Zukunft", sagt Susanne Eisenmann, "und der<br />
Sport spielt dabei in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle."<br />
Sport, Spaß und Stuttgart - irgendwie gehört das seit jeher<br />
zusammen.<br />
OF<br />
OF<br />
37
Die Gründung der Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe vor<br />
vierzig Jahren war ein Akt der Notwendigkeit. Die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele von 1972, die ein Jahr vor der<br />
Unterzeichnung der Stiftungsurkunde am 26. Mai 1967 in<br />
Berlin an München vergeben wurden, dürften der entscheidende<br />
Impuls dafür gewesen sein. Willi Daume hatte die<br />
Bewerbung als Trotzreaktion auf die Teilung der gesamtdeutschen<br />
Olympiamannschaft 1965 eingefädelt und zum Erfolg<br />
geführt. Der damalige Präsident des <strong>Deutsche</strong>n Sportbundes<br />
(DSB) und des Nationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees (NOK)<br />
nutzte die Begeisterung<br />
für die<br />
Spiele im eigenen<br />
Land, Überlegungen<br />
für eine<br />
bessere Betreuung<br />
der bundesdeutschen<br />
Athleten in<br />
konkretes Handeln<br />
umzumünzen. Die<br />
Chancenungleichheit<br />
der weitgehend<br />
puristischen<br />
westdeutschen<br />
Amateure gegenüber<br />
den Staatsamateuren<br />
des<br />
Ostblocks und den<br />
US-amerikanischenHochschulamateuren<br />
war<br />
augenfällig. Die<br />
Vorstellung, die<br />
westdeutschen<br />
Sportler könnten<br />
sich gegen die<br />
immer stärker<br />
werdenden DDR-<br />
Athleten in München<br />
blamieren,<br />
wirkte zusätzlich<br />
als Triebkraft.<br />
Im Herbst 1966 bat Willi Daume die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> (DOG), die sich bislang über das Sammeln von<br />
Spenden an der Finanzierung bundesdeutscher Olympia-<br />
Expeditionen beteiligt hatte, die Gründung einer unabhängigen<br />
Stiftung vorzubereiten. Am 9. November des Jahres<br />
empfahlen in Düsseldorf DSB, NOK, Bundesausschuss Leistungssport,<br />
DOG und das Organisationskomitee der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele 1972, eine "Stiftung <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe" ins<br />
Leben zu rufen. Schon zwei Wochen später beriet das DOG-<br />
Präsidium eine Satzung und Geschäftsordnung für die künftige<br />
Stiftung. Und als Anfang 1967 DSB und NOK dem Regel-<br />
38<br />
werk zustimmten, war der Weg für das Förderwerk des deutschen<br />
Sports frei.<br />
Formal vollzogen die DOG und der DSB den Gründungsakt.<br />
Am Abend des 26. Mai 1967 unterzeichneten im Berliner<br />
Hotel Kempinski vor dem Notar Carl Scholz für die DOG deren<br />
Präsident Georg von Opel und ihr Schatzmeister Werner<br />
Peterssen sowie für den DSB Präsident Willi Daume und<br />
Schatzmeister Walter Wülfing die Stiftungsurkunde. Die<br />
Anschubfinanzierung der Stiftung, die ihren Sitz von Beginn<br />
40 Jahre Sporthilfe oder<br />
Die eindrucksvolle Bilanz<br />
der guten Taten <strong>Von</strong> <strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />
an in Frankfurt am Main hatte, war schon im Januar 1967<br />
mit der Entscheidung von Bundespostminister Werner Dollinger<br />
gesichert, Zuschlagsbriefmarken für die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele 1972 herauszugeben. Daraus wurde nach den Spielen<br />
die Sportbriefmarke, deren Erlös Jahr für Jahr der Sporthilfe<br />
und Wohlfahrtsverbänden zugute kommt und die nach wie<br />
vor die wichtigste finanzielle Säule der Stiftung darstellt.<br />
Mehr als 120 Millionen Euro hat die Sporthilfe seit 1968 aus<br />
dieser Quelle geschöpft. 3,5 Millionen waren es im WM-Jahr<br />
2006. Für 2007 wird mit 2 Millionen gerechnet.
Bevor es zur Gründung der Sporthilfe kam, glückte Willi<br />
Daume mit der (Er-)Findung von Josef Neckermann als<br />
Vorsitzender ein Geniestreich. Der erfolgreiche Versandhauschef<br />
war damals eine der Symbolfiguren des bundesdeutschen<br />
Wirtschaftswunders. Am 12. Mai, genau zwei Wochen<br />
vor der Geburt der Sporthilfe, gelang es "Eisen-Daume" am<br />
Rande des Wiesbadener Reitturniers in einer turbulenten<br />
Nachtsitzung, den anfangs widerstrebenden Würzburger<br />
weich zu klopfen. Der hoch dekorierte Dressurreiter übertrug<br />
den Erfolgsslogan "Neckermann macht's möglich" auf die<br />
Sporthilfe. "Necko", wie er liebevoll genannt wurde, identifizierte<br />
sich mit der ihm eigenen Mischung aus Perfektionismus,<br />
Arbeitseinsatz und Beharrlichkeit mit der neuen Aufgabe.<br />
Im Interesse der Sache schonte er weder seine Mitarbeiter<br />
noch die Vorstandsmitglieder der Stiftung. Seine nächtlichen<br />
Anrufe waren gefürchtet.<br />
Josef Neckermann war sich nicht zu schade, persönlich bei<br />
den Großen der Wirtschaft Klinken zu putzen, um möglichst<br />
viele Spenden zu sammeln. Leicht kokettierend nannte er sich<br />
"Bettler der Nation". <strong>Von</strong> 1970 an machte er die Idee des<br />
Wiesbadener Sporthilfeklubs für einen "Ball des Sports" zur<br />
Sache der Sporthilfe. Alsbald wurde daraus das renommierteste<br />
gesellschaftliche Ereignis der Bundesrepublik. Und bis<br />
heute hat der Ball bei seinem Streifzug durch die Jahrhunderthalle<br />
und Festhalle in Frankfurt, die Rheingoldhalle in<br />
Mainz und die Rhein-Main-Halle in Wiesbaden trotz mancher<br />
Schwankungen seine Spitzenstellung gehalten. Zwischen<br />
einer Million und zwei Millionen D-Mark und zuletzt 800.000<br />
Euro kamen als Erlös einer meist gut bestückten Tombola der<br />
Sporthilfe zugute.<br />
Wichtiger noch als<br />
der pekuniäre Ertrag<br />
aber war das<br />
Renommee, das mit<br />
der swingenden<br />
Nacht verbunden<br />
war. Denn bei aller<br />
massenhaften<br />
Begeisterung, wie<br />
sie sich nach dem<br />
Kriege vor allem<br />
1954 beim Fußball-<br />
Wunder von Bern<br />
und 1972 bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
von München Bann<br />
brach, war es um<br />
die gesellschaftliche<br />
Anerkennung des<br />
Sports in den fünfziger<br />
und sechziger<br />
Jahren schlecht<br />
bestellt. Der Ball des<br />
Sports, bei dem sich<br />
die Hautevolee der<br />
Bonner Republik<br />
vom Bundespräsidenten<br />
über den<br />
Bundeskanzler bis<br />
Josef Neckermann und Willi Daume<br />
hin zu Ministern,<br />
von Konzernchefs<br />
über Showstars bis<br />
hin zu Sportassen vergnügte, sorgte für einen Durchbruch<br />
zum Besseren.<br />
Nicht zu übersehen war eine konservative Tönung des Balls.<br />
Wer Geld für die Sporthilfe gab, handelte nicht selten aus<br />
einem antikommunistischen Impuls heraus. Auch wenn es in<br />
der alten Bundesrepublik verpönt war, dies zuzugeben, konnte<br />
sich der Sport im Westen Deutschlands dem Wettstreit der<br />
politischen Systeme nicht entziehen. Auffällig war, wie gerade<br />
Verfechter einer entschiedenen Haltung gegenüber dem<br />
Ostblock wie Franz Josef Strauss beim Ball stürmisch gefeiert<br />
39
wurden. Es versteht sich von selbst, dass dies Proteste der<br />
linken Szene auf den Plan rief. Für die Leistungskritiker der<br />
68er Studenten-Revolution stand die Sporthilfe für ihr Feindbild<br />
Establishment. So mussten 1969 die fein gewandeten<br />
Gäste, die auf dem Weg vom Parkhaus zum Sporthilfe-Konzert<br />
der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan im<br />
Frankfurter Opernhaus waren, einen Hagel von Tomaten,<br />
Farbbeuteln und Wasserduschen über sich ergehen lassen.<br />
Dennoch wurde das Ereignis ein großer Erfolg und trug der<br />
Stiftung 340.000 Mark ein.<br />
Die Sporthilfe war in jenen Jahren ohne ihren großen Vorsitzenden<br />
Josef Neckermann nicht vorstellbar. (Diskus-) Liesel<br />
Westermann sprach coram (Ball-) publico von "Mutter Bayer"<br />
und "Vater Neckermann". Und drückte damit die enorme<br />
Popularität des Sporthilfechefs und Sportkameraden bei den<br />
Athleten aus. Diese Beliebtheit erhielt einen deutlichen<br />
Dämpfer, als Neckermann sich vehement für den Boykott der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele 1980 in Moskau einsetzte. Das bezeichnete<br />
er später als seinen größten Fehler. Und es brauchte einige<br />
Jahre, bis er diese Scharte wieder ausgewetzt hatte. In der<br />
Spätphase seiner Ära, nachdem sein Unternehmen wegen<br />
40<br />
wirtschaftlicher Schwierigkeiten in andere Hände übergegangen<br />
war, betrieb der Preuße aus Franken die Führung der<br />
Sporthilfe als Full-Time-Job. Und da Josef Neckermann sich<br />
weitgehend selbst als die Sporthilfe fühlte, fiel es ihm schwer,<br />
aus Alters- und Gesundheitsgründen den Weg für einen<br />
Nachfolger frei zu machen. Ein Kandidat wie der langjährige<br />
Wirtschaftsminister Hans Friderichs, den "Necko" selbst ins<br />
Spiel gebracht hatte, fiel dem Eigensinn des Altmeisters zum<br />
Opfer.<br />
Erich Schumann Hans-Ludwig Grüschow<br />
Nach erheblichen, in den Medien ausgetragenen Turbulenzen<br />
sprang Willi Daume als Nothelfer ein und führte die Sporthilfe<br />
neben seiner Hauptverpflichtung als NOK-Präsident zwischen<br />
1988 und 1991 mit leichter Hand. Dann gewann er den<br />
erfahrenen, kürzlich verstorbenen WAZ-Mann Erich Schumann<br />
für diese Aufgabe. Der Essener Manager, der Verlage<br />
sammelte wie andere Leute Briefmarken, galt als sachlicher<br />
Arbeiter. Schumann leitete die Stiftung fünf Jahre lang routiniert,<br />
scheute aber die großen Auftritte. Damit verlor die<br />
Sporthilfe in der Öffentlichkeit zusehends an Kontur.
Hans-Ludwig Grüschow, der zwischen 1997 bis 2005 an der<br />
Spitze der Sporthilfe stand, zeichnete sich durch seine Nähe<br />
zu den Athleten aus. Als Vorstands- und später als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Techem AG gewann der ehemalige<br />
Schatzmeister der Stiftung besonders mittelständische Unternehmen<br />
als Partner. Im Umgang mit den großen Konzernen<br />
tat er sich dagegen schwerer. Als die Sporthilfe wirtschaftlich<br />
in unruhiges Fahrwasser geriet, wurde die <strong>Deutsche</strong> Sport-<br />
Marketing GmbH, die Finanzmittel für das NOK und die<br />
Sporthilfe generierte, neu strukturiert. Unter Führung des<br />
langjährigen<br />
stellvertretenden<br />
Stiftungs-Vorsitzenden<br />
Hemjö<br />
Klein sollten<br />
Großunternehmen<br />
als Förderer bis zu<br />
dreißig Millionen<br />
D-Mark im Jahr<br />
aufbringen und<br />
dafür vielfältige<br />
Möglichkeiten<br />
erhalten, sich<br />
werblich darzustellen.<br />
Aus diesen<br />
hochfahrenden<br />
Plänen wurde<br />
nichts. Zurzeit<br />
bringt die DSM<br />
jährlich zweieinhalb<br />
Millionen<br />
Euro für die<br />
Sporthilfe, der es<br />
gelungen ist,<br />
durch eine solide<br />
Haushaltsführung<br />
ihre Finanzlage zu<br />
stabilisieren.<br />
In die Amtszeit<br />
Hans Wilhelm Gäb<br />
Grüschows, der im<br />
Sommer 2005<br />
wegen der Affäre<br />
Mohren zurücktrat, fällt der Wandel der rituell erstarrten<br />
Kuratoriumssitzung zum lockeren, durch die Republik rotierenden<br />
"Fest der Begegnung". In dieser Zeit wurde mit der<br />
Berliner Gala "Goldene Sportpyramide" ein weiteres gesellschaftliches<br />
Ereignis geschaffen. Aus dem Sozialwerk des<br />
deutschen Sports wurde in diesen Jahren die Athleten-Service-<strong>Gesellschaft</strong>.<br />
Der jetzige Sporthilfechef Hans Wilhelm Gäb übertrug seine<br />
Erfahrungen als Vizepräsident General Motors Europa und<br />
Aufsichtsratsvorsitzender von Opel auf die Stiftung. Er ver-<br />
schlankte den Vorstand von siebzehn auf bis zu sechs Mitglieder.<br />
Zusätzlich installierte er einen Aufsichtsrat. Der frühere<br />
Journalist, Tischtennis-Nationalspieler und Tischtennis-<br />
Präsident bemüht sich seitdem, das Profil der Sporthilfe zu<br />
schärfen. Nach der Wende war in der Öffentlichkeit das<br />
Gefühl dafür abhanden gekommen, Athleten weiter fördern<br />
zu sollen. In den Medien nährte die Verengung auf telegene<br />
Profisportarten wie Fußball, Formel 1 oder Boxen die falsche<br />
Sicht, dass die Athleten ja ohnehin Geld scheffelten. Gäb<br />
bemüht sich, dieses Zerrbild zu recht zu rücken. Inzwischen<br />
ist die Sporthilfe mit ihrem Leitbild, mit der Markenkampagne<br />
"Leistung. Fair-Play. Miteinander." und mit dem Sporthilfeeid<br />
in die Offensive gegangen. Auf diese Weise sollen Werte wie<br />
Fair-Play und sportlicher Anstand gestärkt und der Dopingseuche<br />
entgegen gewirkt werden. Mit dem Sporthilfeeid<br />
verpflichten sich die 3.800 von der Sporthilfe geförderten<br />
Athleten, die Finger vom Doping zu lassen und im Falle von<br />
Verstößen Geld zurück zu zahlen. Mit diesen Aktionen ist die<br />
Stiftung so etwas wie die ideelle Vorausabteilung des deutschen<br />
Sports geworden.<br />
Die Förderaktivitäten der Sporthilfe haben sich in den vier<br />
Jahrzehnten zu einem Strauß von Hilfen für Athleten entwickelt.<br />
Vorbei die Zeiten, als es anfangs vor allem darum ging,<br />
den Spitzensportlern ein paar Rumpsteaks zu bezahlen.<br />
Längst wird auch der Nachwuchs-, der Behindertensport und<br />
der nichtolympische Sport unterstützt. Die Athleten erhalten<br />
Zuwendungen aus der Regel- und Eliteförderung, bekommen<br />
Stipendien und Erfolgsprämien, erhalten Geld für Nachhilfeunterricht<br />
und Studienbeihilfen sowie Verdienstaufall, können<br />
mit Unterstützung im Beruf rechnen. Und haben das<br />
gute Gefühl, rundum versichert zu sein. Der Turner Ronny<br />
Ziesmer, der Handballer Joachim Deckarm und manche<br />
andere, die von Unglücksfällen beim Sport schwer geschlagen<br />
wurden, profitieren in besonderer Weise davon. Beim<br />
Eliteforum der Sporthilfe auf Schloss und Gut Liebenberg bei<br />
Berlin kommen Athleten immer wieder zu prägenden Begegnungen<br />
mit hochrangigen Persönlichkeiten des öffentlichen<br />
Lebens wie Schriftsteller Martin Walser, Künstler Markus<br />
Lüpertz, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Ex-ZDF-<br />
Intendant Dieter Stolte, Fernsehmann Alfred Biolek und<br />
vielen anderen zusammen. Und daraus entwickelt sich das<br />
Selbstbewusstsein, selber über den Sport hinaus zur Elite des<br />
Landes zu gehören.<br />
Die Bilanz der guten Taten der Sporthilfe nimmt sich eindrucksvoll<br />
aus. Die Zahlen spiegeln die Leistung der Stiftung<br />
nur unzureichend wider, sind aber dennoch respektabel<br />
genug. Die Sporthilfe unterstützt rund 3.800 Athleten täglich<br />
mit 33.000 und jährlich mit 12 Millionen Euro. In den vierzig<br />
Jahren ihrer Gründung wurden fast 40.000 Athleten mit fast<br />
350 Millionen Euro gefördert. Schon lange und noch immer<br />
gilt: Die Sporthilfe ist für den deutschen Sport und seine<br />
Athleten unentbehrlich.<br />
OF<br />
41
Zwischen Selbstüberschätzung<br />
Es war schmerzhaft.<br />
Vor mehr als fünf<br />
Jahren hat Wolf-<br />
Dietrich Brettschneider<br />
mit einer Studie den<br />
Sportvereinen in<br />
Deutschland alle schönen Grundsätze um die Ohren gehauen,<br />
an die sie bisher geglaubt hatten. Der schlimmste Vorwurf<br />
des Paderborner Sportwissenschaftlers lautete: Vereine<br />
fördern die körperliche und soziale Entwicklung von Jugendlichen<br />
kaum. Auch der Forscher war schockiert. "Es waren<br />
fürchterliche Ergebnisse", sagte Brettschneider damals, "mir<br />
tun diese Daten selbst weh." Der Sport war deshalb so<br />
erschüttert, weil sein Fundament getroffen war, die Vereine.<br />
Auf einmal stand ihr sportlicher, aber auch gesellschaftlicher<br />
Anspruch in Frage. Im Verein sollte doch Sport am schönsten<br />
sein, so hatte der <strong>Deutsche</strong> Sportbund damals geworben und<br />
auf Plakaten gleich noch Fragen gestellt, die nur Vereine<br />
42<br />
Die Reformfreude der<br />
beantworten sollten: Wo sind Vorbilder auch Freunde? Wer<br />
holt die Kinder von der Straße? Wo wird Gesundheit mittrainiert?<br />
Wer macht Kinder stark gegen Drogen? Wo bleiben<br />
Senioren jung? In einer Zeit, in der andere Großorganisationen<br />
schwer zu kämpfen hatten, schien sich der Sport noch<br />
zu behaupten. Und dann das.<br />
Die Brettschneider-Studie wurde zum Schlagwort für eine<br />
Selbstüberschätzung des Vereinssports. Doch jetzt, gut fünf<br />
Jahre später, sagt Brettschneider: "Die Studienergebnisse sind<br />
positiv gewendet worden, als Steilvorlage für Reformen und<br />
eine Neuorientierung." Was hat sich seitdem getan? Zum
und Neuorientierung:<br />
Sportvereine ist beachtlich<br />
einen haben die Sportvereine wohl eine realistischere Selbstwahrnehmung<br />
angenommen. "Vor der Studie hieß es: Der<br />
Sport ist verantwortlich für alles Gute, für alles Schlechte ist<br />
die <strong>Gesellschaft</strong> verantwortlich. Das hat sich geändert", sagt<br />
Brettschneider. Die Vereine haben sich offenbar auch vom<br />
Automatismus verabschiedet, dass ihre Mitglieder sofort<br />
beweglicher, gesünder, umgänglicher werden, wenn sie einen<br />
Aufnahmeantrag ausgefüllt haben. Vor allem aber hat die<br />
Studie die Schlüsselfiguren des Vereinssports in den Fokus<br />
gerückt: die Übungsleiter.<br />
Vielleicht hatten manche Vereine zuvor zu hierarchisch<br />
gedacht, von oben nach unten. Wenn der Vorstand gut<br />
besetzt ist, dann werden sich auch sportliche Erfolge einstellen<br />
und das Vereinsleben wird aufblühen. Die Studie hat zum<br />
Umdenken veranlasst und die Arbeit in vielen Vereinen vom<br />
Kopf auf die Füße gestellt. "Das ist wohl die wichtigste<br />
Reaktion auf die Studie: Die <strong>Deutsche</strong> Sportjugend hat<br />
sofort eine Qualitätsoffensive eingeleitet und eine Reform<br />
der Übungsleiterausbildung durchgesetzt bis hinunter in die<br />
Landesverbände", sagt Brettschneider. Diese Reform sollte<br />
vor allem eines bewirken: dass der<br />
Übungsleiter nicht mehr überfordert<br />
ist. Denn zuvor sollte er den Mitgliedern<br />
nicht nur beibringen, wie man<br />
seine sportlichen Leistungen verbessern<br />
kann, sondern auch gleichzeitig noch<br />
vorbeugen vor Drogenmissbrauch,<br />
Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Das<br />
war zu viel. Und vor allem: Darauf war<br />
er nicht vorbereitet.<br />
Inzwischen bekommen die Übungsleiter<br />
in ihrer Ausbildung ein besseres<br />
Rüstzeug mit. "Jetzt wird Sozialkompetenz<br />
und pädagogische Kompetenz<br />
in explizit ausformulierten Modulen<br />
behandelt, um psycho-soziale Ressourcen<br />
zu mobilisieren", sagt Brettschneider.<br />
Die Reformfreude erstreckte<br />
sich auf alle großen Verbände - bis auf<br />
einen. Der Fußball tanze weitgehend<br />
<strong>Von</strong> Friedhard Teuffel<br />
aus der Reihe, sagt der 63 Jahre alte Sportpädagoge. "Tiefer<br />
greifende strukturelle Veränderungen hatte ich schon vor<br />
der WM angesprochen. Nun kann sich - so verrückt es sich<br />
anhört - der WM-Erfolg negativ auswirken. Weil man sagt:<br />
So schlecht kann doch alles nicht gewesen sein. Der Fußball<br />
ist geblendet vom Erfolg." Das habe gravierende Folgen. Im<br />
Fußball, sagt Brettschneider, werde nach wie vor falsch<br />
trainiert, mit einer einseitigen Konzentration auf Technik.<br />
Genau diese Konzentration bewirke jedoch, dass Kinder und<br />
Jugendliche den Spaß am Sport verlieren. "Zahlreiche Studien<br />
haben gezeigt, dass gerade diejenigen, die früher die<br />
besten Leistungen erbracht haben, eher aus dem Sport<br />
aussteigen als diejenigen, die später begonnen und<br />
zunächst vielseitig trainiert haben." In Berlin brüstet sich<br />
ein Vereinspräsident damit, seine kleinen Mitglieder persönlich<br />
vom Kindergarten abzuholen und anschließend mit<br />
ihnen zu trainieren. Eine schöne Geschichte für die Boulevardpresse.<br />
Ein Schauermärchen für jeden Sportwissenschaftler.<br />
43
Auch bei der Drogenprävention schlage der Fußball in<br />
Deutschland einen falschen Weg ein. Der Fußball mache sich<br />
selbst etwas vor, wenn er behaupte, dass die Jugendlichen<br />
überall trinken und rauchen, nur nicht im Fußballverein.<br />
"Nirgendwo wird so viel getrunken und geraucht wie im<br />
Fußball und im Handball. Es geht aber auch nicht nur darum.<br />
Die Hemmschwellen zu harten Drogen werden durch frühen<br />
Alkohol- und Nikotinkonsum immer geringer", sagt Brettschneider.<br />
So sehr der Forscher die Selbstkritik in weiten Bereichen des<br />
Fußballs vermisst, so sehr hat er sie in anderen Verbänden<br />
gefunden. Das ist ein guter Anfang, vor allem, weil sich der<br />
Sport immer größeren Herausforderungen gegenübersieht.<br />
Die <strong>Gesellschaft</strong> wird immer älter, es gibt steigende soziale<br />
Konflikte, etwa durch Migration, der Bewegungsmangel bei<br />
Kindern wird immer auffälliger. Außerdem muss sich der<br />
Sportverein auch noch gegen kommerzielle Anbieter<br />
behaupten. Wie kann er das alles schaffen?<br />
Er schafft es schon in vielen Regionen Deutschlands, selbst<br />
in den sozialen Krisengebieten der großen Städte. Vereine,<br />
die diese Herausforderungen bewältigen, haben einiges<br />
gemeinsam. Es lässt sich im wesentlichen unter drei Schlagworte<br />
fassen: Qualifizierung, Ausdifferenzierung und Kooperation.<br />
Auf gutes Personal kommt es also an und darauf, dass<br />
die Angebote auf die einzelnen Mitglieder zugeschnitten<br />
sind. Ein Beispiel: Der Berliner Verein SV Empor Köpenick legt<br />
seit einigen Jahren einen Schwerpunkt auf den Vorschulsport.<br />
468 der knapp 1.400 Vereinsmitglieder sind Vorschulkinder.<br />
Um sie kümmern sich Übungsleiter, die sich auf den<br />
Sport mit Kindern spezialisiert haben und auch noch psychologische<br />
Kenntnisse mitbringen. Ein weiterer Grund für den<br />
Erfolg des Konzepts ist die Kooperationsfreude des Vereins.<br />
Seitdem die Köpenicker mit Kindergärten zusammenarbeiten,<br />
hat sich die Zahl ihrer Vorschulsportler fast verdoppelt.<br />
Davon haben alle etwas, auch der Kindergarten, denn er darf<br />
sich das Siegel "Bewegungsintensive Kita" an die Tür heften.<br />
<strong>Von</strong> Beginn an hält sich der Verein an die Erkenntnis, dass<br />
allgemeines Training für Kinder sinnvoller ist als spezielles.<br />
"Die Kinder müssen von allem etwas können, dann sind sie<br />
später körperlich intelligenter", sagt Vereinsgeschäftsführerin<br />
Angelika Lehmann. Beim SV Empor Köpenick trainieren sie<br />
daher ihre Geschicklichkeit, ihre Wahrnehmung, ihre Schnelligkeit<br />
und Beweglichkeit. Im Vorschulsport lernen die Kinder<br />
die Grundrechenarten des Körpers. Der TSV Bayer 04 Leverkusen<br />
hat gleich eine eigene Abteilung für allgemeinen<br />
Kinder- und Jugendsport gegründet, in der zurzeit 2.700<br />
Kinder im Alter zwischen einem Jahr und acht Jahren Sport<br />
treiben - "spielerisch, allgemein und grundmotorisch", sagt<br />
die Abteilungsleiterin Anne Wingchen. Viele Elemente kommen<br />
dabei aus dem Turnen. "Früher als mit acht Jahren<br />
müssen sich die Kinder nicht für eine Sportart entscheiden",<br />
44<br />
sagt Wingchen, "unsere Erfahrung ist: Je später sie sich<br />
spezialisieren, desto eher landen sie im Leistungssport." Viele<br />
Vereine hätten den Schock der Brettschneider-Studie gar<br />
nicht gebraucht. Sie haben schon vorher, teils instinktiv, teils<br />
wohlüberlegt das Richtige getan und einen Wunsch erfüllt,<br />
den Brettschneider an den Sport hat: Er müsse sozialer<br />
werden. Leistungssport - auf jeden Fall. "Aber es muss auch<br />
möglich sein, Leistung zu relativieren. Die Höhe der Aufgaben<br />
in Passung zu bringen mit dem persönlichen Kompetenzniveau<br />
- jemanden nicht zu überfordern und nicht zu<br />
unterfordern", sagt Brettschneider. Das gilt für den Nachwuchsbereich<br />
genauso wie für den Seniorenbereich. Entscheidend<br />
sind auch hier - die Übungsleiter. Das bestätigt<br />
etwa Elke Schramm, die beim Berliner Klub "Kietz für Kids<br />
Freizeitsport" Seniorengruppen betreut und dem Verein in<br />
Berlin damit zu einem ausgezeichneten Ruf verholfen hat.<br />
Wenn die 64-Jährige eine Gruppe leitet und beispielsweise<br />
einen Einbeinstand vorführt, dann wackele sie manchmal mit<br />
Absicht ein bisschen, um zu zeigen, dass sie ebenfalls an<br />
ihren Schwächen arbeiten müsse. "Man muss auf die Bedürfnisse<br />
der älteren Leute eingehen und Ansprechpartner sein",<br />
sagt sie.<br />
Viele Vereine haben erkannt, dass ältere Menschen heute<br />
vitaler sind und andere Ansprüche haben und ihre Angebote<br />
an sie angepasst. Dieser Anpassungsprozess wird auch im<br />
Nachwuchsbereich weitergehen mit den bewährten Mitteln<br />
Qualifizierung, Differenzierung und Kooperation. "Man muss<br />
Gruppen mit unterschiedlichen Niveaus einrichten. Aber das<br />
findet nicht überall Befürworter", sagt Brettschneider. "Die<br />
Pole wandern schließlich immer weiter auseinander. Auf der<br />
einen Seite stehen immer mehr Eliteschulen, auf der anderen<br />
Seite Konzepte, die auch weniger Begabten eine Chance<br />
geben. Die Diskussion um die Ausrichtung der Sportvereine<br />
und ihrer Jugendarbeit wird darum an Heftigkeit zunehmen."<br />
Sie ist jedenfalls schon voll im Gange, teilweise ausgelöst<br />
durch die Studie von Wolf-Dietrich Brettschneider, der selbst<br />
einen Lernprozess mitgemacht hat. "Die Eliteförderung stand<br />
und steht bei mir nicht in Frage, aber ich habe mir zu wenige<br />
Gedanken gemacht um jene, die im Schatten stehen: übergewichtige<br />
Kinder zum Beispiel." Die müsse man nun verstärkt<br />
emotional ansprechen, Frusterlebnisse vermeiden und ihnen<br />
stattdessen vermitteln: Ich kann das. Der Sport müsse also<br />
sich um einzelne Gruppen intensiver kümmern, auch um<br />
Migrantenkinder und um Mädchen, denn der Jugendbereich<br />
der Sportvereine sei immer noch eine Männerdomäne, weil<br />
männliche Übungsleiter dominierten und sich die Angebote<br />
inhaltlich zu wenig an den Bedürfnissen der Mädchen orientierten.<br />
Diese Anforderungen mögen einigen Vereinen noch<br />
unbekannt sein. Doch viele Vereine in Deutschland müssen<br />
sich ihre Arbeit nicht mehr von der Wissenschaft neu bestimmen<br />
lassen. Sie sind täglich dabei, kleine aber sinnvolle Antworten<br />
auf große gesellschaftliche Fragen zu geben.<br />
OF
Teenager außer Kontrolle - Eltern von der Rolle<br />
Wenn der Verein zum Zufluchtsort<br />
für Kinder und Jugendliche wird<br />
<strong>Von</strong> Bianka Schreiber-Rietig<br />
"<br />
Mein Kind tut so etwas nicht!" Und dann tut es<br />
genau das, was Eltern im Brustton der Überzeugung<br />
empört zurückgewiesen haben. Zum Beispiel:<br />
Koma-Saufen, Handy-Mobben, Gewalt-Computerspiele,<br />
sich zum Prügeln mit Linken, Rechten oder Banden treffen.<br />
<strong>Von</strong> Kiffen, Rauchen ganz zu schweigen. Eltern von der<br />
Rolle. Nun regen sich alle wieder auf: Diese Kinder, diese<br />
Jugendlichen - am besten ab mit allen ins Erziehungs-Camp<br />
bei RTL. Achtung: Teenager außer Kontrolle! Politiker rufen -<br />
nachdem ein 16-jähriger Berliner sich mit über 50 Tequilas<br />
ins Koma gesoffen hat - nach einer neuen Prohibition "Alkoholverbot<br />
für Minderjährige" und meinen, damit sei es dann<br />
getan.<br />
Genau das ist das Problem: Kinder und Jugendliche werden<br />
in dieser <strong>Gesellschaft</strong> nicht ernst genommen, es sei denn, sie<br />
machen Schwierigkeiten. Und wir begegnen ihnen nur mit<br />
Verboten - schon von klein auf: Spielen verboten, sprechen<br />
verboten, toben verboten. Kinder- und Jugendpolitik und<br />
somit Familien- und Bildungspolitik werden seit Jahrzehnten<br />
zweitrangig und meist nur unter dem finanziellen Aspekt<br />
diskutiert: Der Nachwuchs soll Probleme auf dem Arbeitsmarkt<br />
entschärfen und vor allem die Rentenkassen füllen.<br />
Oder es werden ideologische Grabenkämpfe geführt, wie<br />
derzeit der skurrile Streit um Krippenplätze.<br />
"Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unseres Landes." In<br />
Sonntagsreden wird diese Phrase gerne von Politikern, aber<br />
auch von Wirtschaftsbossen oder Gewerkschaftern gedroschen.<br />
Über die Zukunftsfähigkeit der deutschen <strong>Gesellschaft</strong><br />
wird viel gefaselt, aber die entscheidenden Investitionen in<br />
das Wohl von Kindern und Heranwachsenden finden nicht<br />
statt. Der Lebensraum von Kindern wird weiter in den Hintergrund<br />
gedrängt. Beispiel: Eine Kommune entscheidet sich<br />
für das Teeren einer Straße und gegen den Spielplatz, weil<br />
nicht genug Geld da ist. Die Prioritäten richten sich nach<br />
dem Einfluss der Lobbyisten. Gesamt-Konzept - Fehlanzeige.<br />
Unseren Kindern geht es doch gut. Sie haben alles. Keinen<br />
Krieg erlebt, wachsen im Überfluss auf, haben keine Probleme.<br />
Was soll also die Kritik? Könnte es sein, dass wir da<br />
Einiges übersehen? Etwa Konsum- oder Wohlstandsverwahrlosung<br />
auf der einen Seite? Und Kinderarmut, ausgelöst<br />
durch Arbeitslosigkeit oder familiäre und soziale Umstände,<br />
auf der anderen Seite? Was wissen wir Erwachsene - noch<br />
dazu wenn wir keine Kinder haben -, was in den Köpfen von<br />
Mädchen und Jungen wirklich vorgeht? Was sie bewegt,<br />
erschreckt, was sie mögen? Welcher vom Job genervte Vater<br />
hört sich gerne an, wenn seine vierjährige Tochter sich über<br />
den langweiligen Kita-Tag und die ungerechte "Tante Monika"<br />
beschwert, wie viel Unterricht mal wieder in der Schule<br />
ausgefallen ist und wie viele Bewerbungen nun der Sohnemann<br />
abgeschickt hat - und nicht einmal eine Antwort<br />
bekommt. Hat man nicht selbst Sorgen genug im Beruf oder<br />
wegen der Arbeitslosigkeit, mit der Selbstverwirklichung,<br />
dem Ehepartner? Und dann auch noch um den Nachwuchs<br />
kümmern? Nein danke - und überhaupt: "Mein Kind tut so<br />
was nicht!" Wegschauen und Probleme nicht wahrnehmen<br />
oder einfach aussitzen. Oder anderen die Schuld zuweisen,<br />
wenn Kinder nicht so funktionieren, wie man es gerne hätte.<br />
Kümmern und Kummer haben nicht nur einen gemeinsamen<br />
Wortstamm, sondern Folgen... wer sich nicht kümmert, wird<br />
sich mit Kummer auseinandersetzen müssen. Es sollte uns<br />
schon kümmern, dass Deutschland kein kinderfreundliches<br />
Land ist. Wir haben es nun zum wiederholten Mal schriftlich<br />
bestätigt bekommen: Jüngst im UNICEF-Report. Unter 21<br />
Industriestaaten landete die Bundesrepublik auf Rang elf -<br />
einem beschämenden Mittelmaß-Platz. Kriterien der Untersuchung<br />
waren: die materielle Situation, Gesundheit, Bildung,<br />
Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweise<br />
und Risiken sowie die eigene Einschätzung der Kinder und<br />
Jugendlichen. Befragt wurden 11-, 13-, und 15-Jährige.<br />
Besonders erschreckend in dieser Studie war: Zwischen<br />
Eltern und ihren Söhnen und Töchtern herrscht Funkstille. 50<br />
45
Prozent der 15-Jährigen beklagen sich über die Sprachlosigkeit<br />
- dass sich Väter und Mütter zu wenig Zeit nehmen, um<br />
mit ihnen zu reden. Also auch nicht mitbekommen, dass sie<br />
Liebeskummer haben, oder Essstörungen, dass sie in der<br />
Klasse, mit Lehrern oder Ausbildern Probleme haben.<br />
Ganz zu schweigen vom regelmäßigen Trinken und davon,<br />
dass manche Kids schon mit elf Jahren Kettenraucher sind.<br />
Nirgends, so belegt UNICEF, gibt es unter den 11-, 13- und<br />
15-Jährigen so viele Raucher wie in Deutschland. Auch beim<br />
Alkohol greifen deutsche Jugendliche gerne zu - nur britische<br />
Kids sehen noch öfter zu tief ins Glas. Bei gesunder<br />
Ernährung halten sich Kinder und Jugendliche dagegen eher<br />
zurück. Und in Deutschland kommt zum Beispiel rund ein<br />
Drittel der Befragten ohne Frühstück zur Schule. Auch Sport<br />
treibt - da ähneln sich wie in den Ernährungsfragen die<br />
Ergebnisse aller Länder - nur ein Drittel der Befragten an<br />
fünf Tagen in der Woche. Eltern sind auch da Meister des<br />
Verdrängens und Wegguckens: Kritik von außen wird oft<br />
sofort als "falsch und ungerechtfertigt" zurückgewiesen:<br />
denn Fehler zugeben würde ja auch bedeuten, mal selbst zu<br />
reflektieren, wie das mit der Erziehung der eigenen Sprösslinge<br />
eigentlich so läuft. Ursachenforschung? Nein, die<br />
anderen sind schuld.<br />
Egoismus ist alles. Über die Stränge schlagen wird sogar<br />
noch belohnt: Mit den Worten: "Ist ja alles nicht so schlimm.<br />
Hier hast Du 20 Euro - mach Dir einen schönen Nachmittag",<br />
reagierte eine Mutter auf Schmierereien ihres Filius an der<br />
Eingangstür der Schule. Und schon brauste Mama vom Hof.<br />
Das ist eine Gewissen beruhigende Erziehungsstrategie<br />
mancher Eltern. Und so braucht man sich nicht zu wundern,<br />
wenn schon im Kindergarten kleine Zicken und kleine<br />
Machos die "Bestimmer" sind und diese Rolle auch nicht<br />
mehr abgeben werden. Eltern als Vorbild? Häufig taugen sie<br />
nicht dafür.<br />
Wenn niemand von der Familie oder kein Lehrer da ist, mit<br />
dem das Kind oder der Teenie sich unterhalten können, dann<br />
suchen sie sich jemanden anderen: Das mag die beste Freundin<br />
sein oder die Gang. Oder sie bleiben allein, vertreiben<br />
sich die Zeit am Computer oder Fernsehen, an Spielautomaten<br />
oder sie hängen einfach rum. Manchmal sind Jugendzentrum<br />
oder Sportverein eine Art Zufluchtsort, wo sie im<br />
Übungsleiter einen Zuhörer finden und in den Mitspielern so<br />
etwas wie Leidensgenossen sehen. "Hier sind Leute, die sich<br />
für mich interessieren. Wir reden nicht nur über Basketball,<br />
sondern auch über Schule, Freundin und so", antwortet Felix<br />
auf die Frage, warum er nahezu jeden Tag im Vereinsheim<br />
aufläuft, obwohl er kein Training hat. Und ist sich da mit den<br />
Probanden der UNICEF-Studie einig: 70 Prozent bejahten die<br />
Frage, ob sie ihre Altersgenossen freundlich und hilfsbereit<br />
finden. Hier schneidet Deutschland überdurchschnittlich gut<br />
ab. Der 14-jährige Felix hat zu Hause alles - nur niemanden,<br />
46<br />
der auf ihn wartet. "Meine Eltern kommen meist nicht vor<br />
20.00 Uhr. Da bin ich halt lieber hier", sagt der Gymnasiast.<br />
Und da haben die Eltern Glück. Manche landen auch bei<br />
rechten Rattenfängern. Elf-, Zwölfjährige aus Felix' Schule<br />
treffen sich auf einem Spielplatz, wo die Flasche kreist. "Da<br />
merken die Eltern nicht einmal, dass die erst gegen 22.00<br />
Uhr zu Hause sind - mit einer Fahne." Bis zu dem Moment,<br />
wo Fremde dann nicht wegschauen und mal die Polizei zu<br />
dem "Treffpunkt" rufen. "Da war dann was los", sagt Felix.<br />
"Die Eltern standen Kopf."<br />
Natürlich bleiben auch nicht immer vor dem Klubhaus die<br />
Probleme draußen. "Bier trinken habe ich beim Rudern<br />
gelernt. Da haben<br />
uns die Alten<br />
Herrn immer zu<br />
einer Runde<br />
eingeladen", sagt<br />
Mark, aber bei<br />
ihm blieb alles im<br />
Rahmen. Andere<br />
haben dagegen im<br />
Sportverein auch<br />
schon mal eine<br />
Saufkarriere<br />
begonnen. "Die<br />
sind dann irgendwie<br />
schon anfällig,<br />
labil", sagt<br />
Übungsleiter Jan,<br />
der sich in den<br />
letzten Jahren<br />
öfter "als<br />
Gesprächstherapeut<br />
und Sozialarbeiter,<br />
Tröster und<br />
Ratgeber" gefordert<br />
sieht, denn<br />
als Tennis-Trainer.<br />
Der Verein als<br />
Wohnzimmer,<br />
Sozialstation,<br />
Gesundbrunnen<br />
und Kommunikationszentrum.<br />
Über ihn sind<br />
gesellschaftliche<br />
Probleme und<br />
Verweigerungshaltung<br />
besonders<br />
im Kinder- und<br />
Jugendbereich<br />
hereingebrochen.
Und über Betreuer und Trainer, die häufig überfordert sind.<br />
"Viele Heranwachsende erleben beim Sport so was wie<br />
Geborgenheit. Oder einen Wohlfühlfaktor. Erfahren Gemeinschaft<br />
und Anerkennung. Und lernen gleichzeitig, mit Enttäuschungen<br />
und Niederlagen umzugehen, und dass sie<br />
Rücksicht nehmen und anderen Respekt entgegen bringen<br />
müssen, um ein Teamplayer zu bleiben", sagt Jan.<br />
Und nur saubere Leistung ist "cool", erzählt Mel. "Wir hatten<br />
hier mal einen Jungen, der war vorher mit seinen Kumpels in<br />
so einer Mucki-Bude. Dort hat er auch irgendein Pulver<br />
eingepfiffen. Dann tauchte er hier auf, wollte mit Handball<br />
spielen. Und im Hantelraum hat er sein Pülverchen<br />
geschluckt. Das haben wir ihm aber schnell abgewöhnt - und<br />
er spielt auch ohne super gut." Drogen nein danke - egal in<br />
welcher Form. "Wie passen denn auch Sport, Gesundheit und<br />
Fitness mit Tabletten zusammen?", fragen die Jugendlichen<br />
und finden die ganze "Dopingproblematik zum Kotzen".<br />
Das sei genau der Punkt, wo "wir hingetrieben werden",<br />
meint Lukas. "Es muss immer alles super sein. Es werden<br />
keine Grenzen akzeptiert. Druck von allen Seiten. Es muss<br />
immer noch eins drauf gesetzt werden", sagt der 15-Jährige<br />
und beklagt außerdem, "dass man sich doch auch auf niemanden<br />
mehr verlassen, ja keinem vertrauen kann". Vorbilder?<br />
"Na, da braucht man ja nur jemanden wie Jan Ullrich<br />
anschauen. Oder Sänger wie Robbie Williams." Life is a<br />
Cabaret. Oder nur im Rausch zu ertragen? Immer nur Jubel<br />
und Party, wie es die zweifelhaften Promi-Leitwölfe vorleben?<br />
Ja, Vorbilder: Schwimmerin Nele erzählt von der Freundin,<br />
die sich nur noch von Cola und Aspirin ernährt hat, weil<br />
sie sich zu dick fühlte. Niemand zu Hause hat es mitbekommen,<br />
auch in der Schule keiner. Die Trainerin der Kinderschwimmgruppe<br />
hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt und<br />
dann Alarm geschlagen. Probleme, die auch bei Jan ankommen.<br />
Oberflächlichkeit, Ellenbogen-<strong>Gesellschaft</strong>, Konsumverblödung,<br />
Mediensteuerung, Macht, Image, Disziplinlosigkeit,<br />
Zwänge, Druck sind Wörter, die in einer Diskussionsrunde<br />
mit Berliner Jugendlichen immer wieder auftauchen. Sie<br />
fühlen sich im Stich gelassen, allein. Das kommt dann<br />
manchmal im Gespräch wieder hoch, auch wenn es lange<br />
zurückliegt. "Ich wurde immer zu Kindergeburtstagen eingeladen,<br />
durfte aber nie selbst einen feiern. Meiner Mutter war<br />
das zu viel Stress, dabei hätte ich auf alle Geschenke verzichtet,<br />
wenn ich nur einmal eine Party hätte geben dürfen",<br />
sagt der 16-jährige Alexander bitter. Zuwendung gab es nur<br />
in Form von Geld und Präsenten. Die Runde hat gut zugehört.<br />
Für Alex wird es demnächst im Klubhaus eine Überraschung<br />
geben: Alle in dem kleinen Verein sind dabei, um<br />
seinen ersten Kindergeburtstag zu organisieren mit Topfschlagen,<br />
Süßkram und Girlanden - auch wenn er dann<br />
schon 17 wird.<br />
"Manche von uns erleben hier beim Sport zum ersten Mal,<br />
dass wir alle füreinander Zeit haben und sie uns nehmen",<br />
sagt Linda, die sich wie die meisten in dieser Jugendtruppe<br />
nicht über mangelndes Interesse ihrer Eltern beschweren<br />
kann. Aber einige eben schon. Und dann doch noch Glücks-<br />
Momente - etwa für Tobias: Beim Finale um die Stadtmeisterschaft<br />
tauchte unerwartet sein Vater auf, der bis dato nie<br />
für seinen Sohn viel Zeit hatte. Er schließt den neuen Tennis-<br />
Champion in die Arme. Kleine Geste, große Wirkung... Willkommen<br />
in einer verlässlichen, emotionalen Lebensumwelt<br />
mit glücklichen Kindern.<br />
OF<br />
47
Eine humanistische Allianz<br />
als Hoffnungsträger<br />
Mark- und Meilensteine im<br />
Verhältnis Kirche und Sport<br />
<strong>Von</strong> Hans-Dieter Krebs<br />
V<br />
or 40 Jahren hat der heute noch thematisch aktuelle<br />
Briefwechsel zwischen dem DSB-Präsidenten Willi<br />
Daume und Julius Kardinal Döpfner, Erzbischof von<br />
München und Vorsitzendem der <strong>Deutsche</strong>n Bischofskonferenz,<br />
das Miteinander des Sports mit den Kirchen einen wichtigen<br />
Schritt vorangebracht. Zwei Jahre zuvor hatten 1965 Daume<br />
und Kurt Scharf, der Präses der Evangelischen Kirche in<br />
Deutschland (EKD), die Diskussion auf höchster Ebene aufgenommen.<br />
Den Anstoß zu dieser richtungweisenden Korrespondenz<br />
gab ein wegleitendes Gespräch von Scharf mit Daume in<br />
der Evangelischen Akademie Bad Boll. Und Bad Boll steht<br />
symbolisch wie kaum eine andere Institution für vielfältige<br />
Impulse und Anstöße in der kritisch-offenen Partnerschaft von<br />
Kirche und Sport, die stets neuen Nachdenkens und zukunftsgerichteter<br />
Überlegungen bedarf. Die Kontinuität und zugleich<br />
die vorbildliche ökumenische Ausrichtung des Dialogs zwischen<br />
den großen Kirchen und dem Sport in Deutschland haben<br />
inzwischen Marksteine gesetzt.<br />
Dem geschichtsbewussten Zeitgenossen fällt freilich auf, daß<br />
vieles, was den Sport heute im Innersten bewegt, schon im<br />
genannten Briefwechsel ins Visier genommen worden ist,<br />
wenngleich sich das Umfeld umgestaltet hat. So hat Präses<br />
Scharf 1965 auch der Politik ins Stammbuch geschrieben: "Als<br />
Kirche bedrückt es uns zu sehen, wie in der gesamten Erziehung<br />
der Leib, der dem Menschen von seinem Schöpfer als<br />
Gabe und Aufgabe anempfohlen ist, nicht oder kaum zur<br />
Entfaltung seiner Möglichkeiten kommt."<br />
Neben der Resignation verbreitenden Tatsache, dass heute<br />
Scharfs Nachfolger ähnliche Feststellungen treffen müssen,<br />
stellt sich die Frage: Haben die beiden Kirchen in ihren Schulen<br />
und Internaten durchwegs "Verbesserungen in eigener Zustän-<br />
48<br />
digkeit" vorgenommen, wie es<br />
Präses Scharf für die Evangelische<br />
Kirche vor 42 Jahren<br />
angesprochen hat? Denn der<br />
Appell von 1965 findet seinen<br />
Widerhall im Spitzengespräch<br />
2007 des DOSB mit den<br />
beiden großen christlichen<br />
Kirchen - allerdings mit<br />
einem gewichtigen Umbruch,<br />
dem teilweise hohen Stundenausfall<br />
im unersetzbaren<br />
Sport- und Religionsunterricht,<br />
obwohl beide unwidersprochen<br />
entscheidend die<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
der Kinder und Jugendlichen<br />
fördern. Nun streiten Kirchen<br />
und Sport sozusagen Seit an<br />
Seit und müssen eine nicht<br />
nur strategische Allianz gegen<br />
eine weitere Auszehrung von Religions- und Sportunterricht<br />
schmieden.<br />
1967 beherrschte der zwar unterhöhlte Amateurismus die<br />
Sportideologie. Die 68er hatten noch nicht zum Kampf gegen<br />
Leistung aufgerufen. Vom Doping sprachen nur Experten in<br />
kleinen Zirkeln. Millionenzuschüsse von Sponsoren waren<br />
Utopie. Doch damals konstatierte Kardinal Döpfner fast prophetisch:<br />
"Die Bedrängnis des Leistungssports [kommt] weniger<br />
vom Leistungsprinzip als solchem, als vielmehr aus dem<br />
menschlich so manipulierbaren Management. So haben wir<br />
Christen unsere Stimme nicht gegen den Leistungssport als<br />
solchen zu erheben, sondern Front zu machen gegen jede Form<br />
der Unredlichkeit, Unwahrhaftigkeit und Bestechlichkeit, die<br />
sich so leicht in die Austragsformen des Leistungsvergleichs<br />
einschleichen können."<br />
Dass sein Nachfolger in München, Josef Ratzinger, der jetzige<br />
Papst Benedikt XVI., in seiner Betrachtung vor der Fußball-WM<br />
1978 gewarnt hat, das Spiel dem "düsteren Ernst des Geldes"<br />
zu unterwerfen und es "aus einem Spiel in eine Industrie" zu<br />
verkehren, verdeutlicht die bedrohliche Kontinuität und Zuspitzung<br />
der Gefahren. Hier erheben die Kirchen nicht den moralischen<br />
Zeigefinger, sondern sie versuchen, ihren Partnern im<br />
Sport, wenn sie denn auf das Wort der Kirchen hören wollen,<br />
"da, wo wir helfen können, die Hilfe nicht [zu] versagen". Dieses<br />
Leitmotiv von Kurt Scharf gilt seit über 42 Jahren im Verhältnis<br />
von Kirche und Sport, heute mehr denn je.<br />
Dieser Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen fortgesetzt;<br />
die vielen kleinen alltäglichen Gemeinsamkeiten in den Pfarrgemeinden<br />
und Vereinen ohne laute Resonanz seien dankbar<br />
erwähnt. Dass die Verantwortlichen an der Basis durch das
Wort von oben sich gestützt und ermutigt sehen wollen, dieser<br />
stille Wunsch ist angekommen, denn als Ergebnis des ersten<br />
Spitzengesprächs des DOSB-Präsidenten Thomas Bach mit<br />
Bischof Wolfgang Huber und Kardinal Karl Lehmann steht die<br />
Ausarbeitung einer Grundsatzerklärung für den Beginn des 21.<br />
Jahrhunderts bevor. Die Einladung von Thomas Bach, jeweils<br />
einen Seelsorger in das Olympiateam für Peking 2008 zu<br />
entsenden, verfestigt die wertvolle Tradition der "Olympiapfarrer"<br />
in ökumenischem Miteinander. Diese Gemeinsamkeit hat<br />
der DOSB sichtbar demonstriert, als er die Ludwig-Wolker-<br />
Plakette, die den Namen eines katholischen Geistlichen und<br />
Mitgründers des DSB nach dem Zweiten Weltkrieg trägt, dem<br />
mit dem Sport eng verbundenen Ratsvorsitzenden der EKD<br />
Bischof Huber verliehen hat.<br />
Der Sport und die Kirchen treffen sich nicht nur in oder am<br />
Rande der Arena. In Zeiten sozialen Umbruchs sind sie durch<br />
gemeinsame Werte und Ziele miteinander verbunden und<br />
tragen Verantwortung für den Zusammenhalt der <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
die körperliche und seelische Gesundheit sowie die Integrität<br />
der Menschen. Ganz konkret erfüllt sich die gemeinsame<br />
Aufgabe in der Sicherung der Kultur des Sonntags, einem von<br />
Anfang schwierigen Feld, und heute besonders in der Integration<br />
von Zugewanderten, Minderheiten und Ausgegrenzter, die<br />
die Kirchen und der Sport erreichen können.<br />
Ein Hauch der ökumenisch geprägten Partnerschaft von Kirchen<br />
und Sport in Deutschland durchwehte auch jenes als<br />
Meilenstein beurteilte dreitägige internationale Symposium<br />
"Zur christlichen Sicht des Sports" Anfang März 2007 in Mainz.<br />
Diese Veranstaltung war nicht nur eine bedeutsame Plattform<br />
für tiefgründige Beiträge hochkarätiger Experten über anthropologische,<br />
theologische und pastorale Aspekte des Sports,<br />
sondern hier stellte sich nach einer ersten Bestandsaufnahme<br />
2005 die junge Sektion Kirche und Sport im Päpstlichen Rat<br />
für die Laien vor. Diese Abteilung geht auf eine der letzten<br />
Initiativen von Johannes Paul II. zurück, der selbst vielseitig<br />
erfahrener Sportler war und den Sport als "Zeichen der Zeit"<br />
aufwertete. Nur vier Tage nach der anrührenden Feier des<br />
Heiligen Jahres 2000 für die Sportler im Olympiastadion von<br />
Rom kam die fraglos vom Papst ausgehende Anweisung, eine<br />
solche Sektion Kirche und Sport auf den Weg zu bringen. Das<br />
vatikanische Sportreferat ist seit 2004 vom amerikanischen<br />
Pater Kevin Lixey besetzt.<br />
Erbe und Leitbild für die Verantwortlichen im Päpstlichen<br />
Laienrat, vor allem dem Sekretär dieses vatikanischen "Ministeriums",<br />
dem aus Siegen stammenden Kurienbischof Josef<br />
Clemens, ist das Bekenntnis von Johannes Paul II. aus dem<br />
Jahre 2000: "Sport kann, ohne seine wahre Natur zu verlieren,<br />
Antworten auf die Bedürfnisse unserer Zeit geben: Sport, der<br />
die Schwachen schützt und niemanden ausgrenzt, der die<br />
jungen Menschen aus der Falle der Apathie und Indifferenz<br />
befreit, der einen gesunden Wettkampfgeist in ihnen erweckt.<br />
Sport, der einen Beitrag zur Emanzipation ärmerer Länder<br />
leistet, der Intoleranz ausrottet und eine brüderlichere und<br />
einigere Welt aufbaut. Sport, der zur Liebe des Lebens beiträgt,<br />
der Opferbereitschaft, Respekt und Verantwortung lehrt und<br />
zur vollen Entfaltung jeder menschlichen Person führt."<br />
Die vielschichtigen Erkenntnisse des international besetzten<br />
Mainzer Symposiums, das von der Wissenschaftlichen Kommission<br />
des Arbeitskreises Kirche und Sport der Katholischen Kirche<br />
in Deutschland und dem vatikanischen Laienrat veranstaltet<br />
wurde, darf man als eine Vorlage verstehen, denen jetzt Tore<br />
folgen müssen, wie es Bischof Clemens, der 19 Jahre Sekretär<br />
des damaligen Kardinals Ratzinger war, bildhaft ausgedrückt<br />
hat. Das kann als berechtigte Hoffnung interpretiert werden,<br />
dass nach vielen wegweisenden Worten der Päpste eine erste<br />
Stellungnahme des Vatikans zum Sport in unserer Zeit als<br />
"Stärkung der Brüder im Dienst an den Nächsten" und als<br />
"Angebot einer zweckfreien Hilfe bei der Lösung der drängenden<br />
Fragen des Sports ohne Hintergedanken" angestrebt wird.<br />
Eine nachdrückliche Erklärung mit globaler Wirkung dürfte den<br />
Dienst an dem Menschen, den Erhalt seiner Würde und die<br />
Aussage gegen die Instrumentalisierung der Athleten in den<br />
Mittelpunkt stellen. Der Tübinger Ethikprofessor Dietmar Mieth<br />
verwies auf die beeindruckenden ökumenischen Erfahrungen<br />
in Deutschland und brachte angesichts der weltweiten Dimension<br />
der Probleme des Sports sogar eine "humanistische Allianz"<br />
mit anderen Religionsgemeinschaften ins Gespräch.<br />
Viele Impulse des Mainzer Symposiums werden in Rom<br />
ankommen, wirken aber auch auf den deutschen Sport zurück.<br />
Thomas Bach sprach nicht nur als DOSB-Präsident, sondern<br />
auch als einflußreicher IOC-Vizepräsident, dass das gemeinsame<br />
Bemühen von Kirchen und Sport "um Fairness, menschliches<br />
Miteinander, friedlichen Wettbewerb ohne Manipulation<br />
und um internationale Begegnung uns nicht dazu verleiten<br />
darf, den Sport zu einer Ersatzreligion machen zu wollen. Der<br />
Sport ist keine Religion und muss sich entsprechenden Versuchen<br />
widersetzen." Den Sport wie Avery Brundage zur Religion<br />
des 20. Jahrhunderts hochzustilisieren, das bleibt eine Episode.<br />
Damit ist jedoch die fortdauernde Idolisierung des Sports und<br />
seiner Aushängeschilder längst nicht gebannt.<br />
40 Jahre nach dem Briefwechsel Daumes mit dem begeisterten<br />
Bergwanderer Kardinal Döpfner gewinnt das Gespräch des<br />
Sports mit der katholischen Kirche eine universale Dimension.<br />
Vom Nachdenken über die christliche Sicht des Sports, das<br />
Verbindendes und Herausforderndes zutage brachte, stehen die<br />
Verteidigung und Unterstützung eines humanen Sports unverändert<br />
auf der Tagesordnung dieses Dienstes der Kirchen. Das<br />
erwünschte Wort des Vatikans kann solche Bemühungen im<br />
Aufruf, in kritischer Begleitung und Rückbesinnung auf die<br />
verletzlichen Werte im Sport ins Bewusstsein des Weltsports<br />
bringen.<br />
OF<br />
49
Was as macht eigentlich ...?<br />
Martin Lauer<br />
<strong>Von</strong> <strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong><br />
Der Ortsname Lauf könnte symbolischer kaum sein. Hier, in der<br />
Kleinstadt an der Pegnitz unweit Nürnbergs, wohnt Martin<br />
Lauer, Weltrekordläufer im Hürdenlauf und Olympiasieger in<br />
der Sprintstaffel. Das Autokennzeichen vor dem properen Haus weist<br />
auf seinen Besitzer hin: LAU-ER. Hier hat sich das Idol der späten<br />
fünfziger Jahre gemeinsam mit seiner Frau, einer Nürnbergerin, ein<br />
geschmackvolles Domizil eingerichtet. "Ich bin ein heimatvertriebener<br />
Kölner. Das Kölsch darf nicht ausgehen, das schmuggeln wir bei<br />
Nacht und Nebel über die bayrische Grenze." Die Lauers haben sich<br />
nicht in der fränkischen Provinz vergraben. "Die Kinder sind gut auf<br />
die Schiene gesetzt." Der Sohn wohnt mit seinen zwei Jungen gegenüber,<br />
die Tochter mit ihrem dreijährigen Töchterchen in Frankfurt.<br />
"Wir sind mobil." Reisen gehört zum Lebensstil. Auf den Seychellen<br />
haben sie sich gerade Neid erregende Bräune geholt.<br />
Doch Strandurlaub ist weniger<br />
ihre Sache. Zu zweit haben sie<br />
die abenteuerlichsten Reisen<br />
überstanden. "Das verbindet. Das<br />
Wichtigste ist mir meine Frau",<br />
mit der er seit vierzig Jahren<br />
verheiratet ist. Sie haben Australien<br />
nach allen Himmelsrichtungen<br />
durchquert. Sind durch die<br />
Wüste Atacama und dann die<br />
Anden entlang nach Süden<br />
gefahren, wurden ausgeraubt<br />
und verfehlten so ihr Traumziel<br />
Feuerland. Ein Schock. Dennoch<br />
werden China-Pläne geschmiedet,<br />
diesmal im Schutz einer<br />
Gruppe. Der Totempfahl an der<br />
Tür zum lichten Wohnzimmer ist<br />
ein sperriges Mitbringsel aus Nordamerika. Erstmals sind sie 1968 zu<br />
zweit losgezogen, mit dem Auto von San Francisco nach Mexiko zu<br />
den <strong>Olympische</strong>n Spielen. Mit 31 hätte er dort als Athlet noch voll auf<br />
der Höhe sein können. Doch war er "nur" als Journalist dabei. Das<br />
Schicksal hatte ihn acht Jahre vorher aus der (Lauf-)Bahn geworfen.<br />
Warum das so kam, das ist Anfang des Jahres zum 70. Geburtstag in<br />
den Medien ausgebreitet worden.<br />
Martin Lauer war so etwas wie ein Liebling der Götter. Einer, dem<br />
reiche Begabungen in die Wiege gelegt wurden. Als Junge war er im<br />
50<br />
Dreikampf unschlagbar. Denn er warf den Schlagball oft doppelt so<br />
weit wie der Nächstbeste. "Ohne Schlagball wäre ich vielleicht Fußballer<br />
geworden." Verblüffend seine Vielseitigkeit: "Ich musste mich in<br />
allem versuchen." Schon mit siebzehn wurde er deutscher Meister im<br />
Fünfkampf. "Ich habe zwei Mal die Woche konsequent trainiert. Ich<br />
habe alles in anderthalb Stunden reingepackt. Denn mein Bestreben<br />
war immer, möglichst wenig Zeit auf dem Platz zuzubringen." Denn<br />
es gab ja sonst so viel zu erleben, so viel zu tun. "Mit 14, 15 war für<br />
mich klar: Ich wollte Diplom-Ingenieur werden. Das war mein Ziel…<br />
Ich habe studiert wie ein Besessener, um schnell fertig zu werden.<br />
Den Zehnkampf habe ich mir aufgespart für die Zeit danach." Dennoch<br />
wurde der Neunzehnjährige schon 1956 in Melbourne Olympiafünfter<br />
im Zehnkampf, dazu Olympiavierter im Hürdensprint. Drei<br />
Jahre später hätte er in Düsseldorf um ein Haar den Zehnkampf-<br />
Weltrekord gebrochen. Da lief er gleich einmal die 100 Meter in 10,2<br />
Sekunden, das war Weltbestzeit.<br />
Doch den Diskus warf er nach<br />
zwei ungültigen Versuchen statt<br />
der möglichen 52 nur 36 Meter<br />
weit, aus dem Stand. Die Chance<br />
war vertan. Das wurmt ihn noch<br />
heute.<br />
Das war im Jahr 1959, an dessen<br />
Ende er zum "Welt-Leichtathleten"<br />
gewählt wurde. Eine Auszeichnung,<br />
die kein deutscher<br />
Athlet vor ihm und nach ihm<br />
erreicht hat. Und das lag an<br />
jenem legendären 7. Juli. Da<br />
stürmte er im Zürcher Letzigrund<br />
bei kalifornischen Bedingungen<br />
zum seiner Zeit sagenhaften<br />
Weltrekord von 13,2 Sekunden über 110 Meter Hürden. Und eröffnete<br />
damit die kaum enden wollende Serie von Weltrekorden an dieser<br />
Kultstätte der Leichtathletik. 45 Minuten später ließ er gleich den<br />
zweiten Streich über 200 Meter Hürden folgen. Wer darin eine<br />
besondere physische Anstrengung sieht, wird von Lauer belehrt:<br />
"Dieser Lauf passte einfach gut in mein Belastungsprogramm. Wenn<br />
an diesem Tag nur ein einziges Rennen gewesen wäre, hätte ich das<br />
Ganze ohnehin noch zu einem richtigen Training ausgebaut. So<br />
konnte ich wenigstens einen kompletten Trainingstag sparen." An<br />
diesem zweiten Weltrekord in 22,5 Sekunden "bissen sich Leute wie
Edwin Moses,<br />
Reynaldo Nehemiah<br />
und Colin Jackson<br />
die Zähne aus".<br />
Angeblich soll die<br />
Marke 1998 unterboten<br />
worden sein.<br />
"Aber kurz vorher<br />
war die offizielle<br />
Liste für diese<br />
Strecke schon<br />
geschlossen worden."<br />
Am Morgen hatte<br />
Lauer noch in Köln<br />
die Vorlesung<br />
besucht und am Nachmittag auf dem Zürich-See eine Segelpartie<br />
eingeschoben. Für ihn nichts Ungewöhnliches. Drei Jahre später<br />
beklagte der Sechsundzwanzigjährige in dem Bildband "Aus meiner<br />
Sicht", in dem er mit bemerkenswert reifen Texten sein schreiberisches<br />
Talent verriet, dass dieser Segeltörn in den Berichten über Gebühr<br />
hervorgehoben wurde: "Wenig glaubhaft und deshalb unerwähnt<br />
blieb die Gewissheit in mir, einen Weltrekord zu laufen. Mit den ersten<br />
Schritten beim Einlaufen gehörte die Bestleistung mir, ich freute mich<br />
auf sie, war mir ihrer so sicher, wie man das nur in Augenblicken<br />
höchsten Selbstvertrauens, höchster Selbsteinschätzung sein kann.<br />
Aus dieser Hochstimmung heraus musste der neue Weltrekord geboren<br />
werden. Froh angekündigt. Auf der Suche nach dem Quell der<br />
vollbrachten Leistung gehen sie an der Seele, die in solchen Augenblicken<br />
offen da liegt wie nie, blind vorbei. Denn sie suchen - Helden."<br />
Die Schlagzeilen nach dem Doppelschlag von Zürich "waren gigantisch".<br />
Am nächsten Morgen in der Vorlesung sagte der Professor für<br />
Strömungsmechanik: ,Sie da, hoffentlich können Sie auch so gut<br />
Strömungsmechnanik wie Hürden laufen.' "Mit einer Verachtung, die<br />
ich noch heute spüre." Dabei war ihm der Ruhm ohnehin suspekt.<br />
"Ruhm bedeutet, man wird vereinnahmt. Und ich wollte mich nie<br />
vereinnahmen lassen. Was ich an Ruhm erlebt habe, hat sich in<br />
Schulter klopfen ausgedrückt."<br />
In Rom 1960 wurde Lauer als Schlussläufer gemeinsam mit Bernd<br />
Cullmann, Armin Hary und Walter Mahlendorf Olympiasieger in der<br />
Sprintstaffel. Und das mit dem Handikap einer Knochenhautentzündung,<br />
die ihn im Hürdensprint beim Aufsetzen des linken Fußes<br />
behinderte und wieder nur Platz vier zuließ. Eine sich über Monate<br />
erstreckende Spritzenkur sollte nach den Spielen für Abhilfe sorgen. In<br />
dieser Zeit wurde der Athlet, der sich heute noch als "physisch und<br />
geistig immer sehr wehrhaft" einstuft, wegen ungebührlichen Verhaltens<br />
gegenüber Funktionären für ein halbes Jahr gesperrt. "Ich bin in<br />
Länderkämpfen immer als Punktesammler in die Schlacht geworfen<br />
worden. Das hat mir das Gefühl gegeben, unentbehrlich zu sein. Da<br />
lässt man sich ungern als Rotzlöffel behandeln." 1961 sollte es wieder<br />
zur Sache gehen. Aber die letzte unsterile Spritze der Serie und die<br />
anschließende unsachgemäße Behandlung sollte das Leben des<br />
Himmelstürmers einschneidend verändern.<br />
Die Entzündung lief dermaßen aus dem Ruder, dass es plötzlich nicht<br />
mehr um Sport oder nicht Sport, sondern um Leben und Tod ging. Es<br />
war, als wären die Götter neidisch geworden, so unbarmherzig schlugen<br />
sie zu. Ein halbes Jahr lang kam der Patient nur sporadisch zu<br />
Bewusstsein und untersagte den Ärzten jedes Mal, das Bein zu<br />
amputieren. Das Maß des Unglücks quoll über, als bei einem Autounfall<br />
nach dem Besuch im Krankenhaus seine Freundin ums Leben kam<br />
und sein Bruder bleibende Verletzungen erlitt. Dazu drückten immense<br />
Schulden für Krankenhaus- und Anwaltskosten. Noch vom Krankenbett<br />
aus schrieb Lauer für verschiedene Zeitungen. Dank eines<br />
geschenkten Tonbandgeräts und auf der Grundlage einer qualifizierten<br />
musikalischen Ausbildung empfahl er sich als Sänger "der leichten<br />
Muse" und komponierte auch. Bei den Leichtathleten war er schon<br />
längst als der Mann mit der Gitarre bekannt. Auch mit dem Akkordeon<br />
und dem Saxophon kann er gut umgehen. Mit seinem Erstling<br />
"Sacramento" glückte Lauer gleich ein voller Erfolg. Auf einen Schlag<br />
war er sämtliche Schulden los. Mit Westernsongs wie "Taxi nach<br />
Texas" oder "Die letzte Rose der Prärie" verkaufte er bis auf den<br />
heutigen Tag sechs Millionen Tonträger. Während einer Amerika-<br />
Tournee an der Seite von Lale Andersen, Lolita und Ivo Robic wurde<br />
der singende Athlet mit seinen Krücken Umstände halber meist am<br />
Lagerfeuer platziert. Einmal avancierte er im Opernhaus von Chicago<br />
vor 5.000 Besuchern zum Alleinunterhalter.<br />
Die dramatische Erkrankung hatte ihn im Studium, wo er schon im<br />
Examen stand, um eineinhalb Jahre zurückgeworfen. Dennoch<br />
erreichte er seine Ziele, wurde 1972 in München der Verantwortliche<br />
für die olympische Zeitmessung und war später als Diplom-Ingenieur<br />
für Kernverfahrenstechnik unter anderem an der Entwicklung des<br />
"Schnellen Brüters" in Kalkar beteiligt. 1964 nach Tokio reiste Martin<br />
Lauer als Journalist. "Ursprünglich war hier die Goldmedaille im<br />
Zehnkampf angesagt." Und er wäre kaum zu schlagen gewesen. "Ich<br />
habe Rotz und Wasser geheult. Das sollten ja meine Spiele werden. Es<br />
war nur ein winziger Trost, dass mein Kumpel Willi Holdorf Gold<br />
gewann." Martin Lauer ist "der Unvollendete" (Michael Gernandt in<br />
der Süddeutschen Zeitung) unter den großen Athleten. Das Schreiben<br />
für renommierte Zeitungen und Zeitschriften hat er seitdem beibehalten.<br />
Lange Jahre erschien in der "Welt" seine scharfzüngige Kolumne<br />
"BeLauert", die er kürzlich aus Anlass seines 70. Geburtstags eingestellt<br />
hat. Ein Verlust.<br />
"Ich habe nach wie vor Interesse an der Leichtathletik, auch wenn ich<br />
heute mit gemischten Gefühlen vor dem Fernseher sitze. Ich bin<br />
zutiefst überzeugt davon, dass heute so gut wie keiner mehr auf<br />
irgendwelche Nachbrenner verzichtet. Es tut mir leid um die wenigen,<br />
auf die das nicht zutrifft." In seinen Kolumnen hat er gewettert gegen<br />
Doping, gegen die Kindervergifter, gegen die Lügner und Heuchler.<br />
Mehr Freude hat er an den Nachwuchsathleten. So als Vorsitzender<br />
der Leichtathletik-Gemeinschaft Lauf/Pegnitztal mit ihren elf Vereinen.<br />
"Da bin ich die Galionsfigur, die mit dem Hut rumgeht, damit wir<br />
den Sportbetrieb finanzieren können."<br />
Martin Lauers Leben ist nach wie vor bunt, die Interessen sind vielfältig,<br />
von der Fachliteratur über Kernkraft bis hin zu den Entwicklungen<br />
im Islam. Und hin und wieder greift er zur Gitarre und singt, etwa<br />
wenn Athleten von einst wie Ingrid Mickler-Becker, Armin Hary und<br />
Manfred Germar zu Gast sind. Im Keller haben seine Kinder einen<br />
Fitnessraum eingerichtet, als sie selbst noch Leichtathleten waren.<br />
Und der Vater ist stolz, dass beide es mit viel weniger Talent zu<br />
nationalen Erfolgen gebracht haben. Hier erhalten sich die Lauers ihre<br />
Kondition. Nicht zuletzt für den traditionellen Segelurlaub am Tegernsee.<br />
"Denn der Flying Dutchman ist ein Turngerät auf dem Wasser",<br />
das körperlich voll fordert. Besonders wenn nur ein Bein gesund ist<br />
und das andere Bein verteufelt weh tut.<br />
51
In Deutschland gibt es zahlreiche und zum Teil anspruchsvolle<br />
Veröffentlichungen zur <strong>Olympische</strong>n Idee. Carl Diem<br />
zum Beispiel hat Beachtliches dazu beigesteuert, und<br />
auch von Willi Daume gibt es bemerkenswerte Vorträge und<br />
Aufsätze, in denen er sich zu Fragen des Olympismus und der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele äußert. Beide haben sich dabei an Coubertins<br />
Grundaussagen orientiert und versucht, sie zeitgemäß<br />
zu interpretieren und praktisch umzusetzen: Diem 1936 als<br />
Generalsekretär des Organisationskomitees der <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele in Berlin - das für die Spiele verantwortliche Organisationskomitee<br />
wurde schon vor 1933 gewählt, Präsident war<br />
Theodor Lewald, Generalsekretär Carl Diem, der eine im Nazi-<br />
Jargon "Halbjude", der andere "weißer Jude" - und Daume als<br />
Präsident des Organisationskomitees der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
1972 in München, dessen Generalsekretär Herbert Kunze war.<br />
Ingesamt wurden in Deutschland fünf Anläufe unternommen,<br />
die <strong>Olympische</strong>n Spiele in eine deutsche Stadt zu holen. Der<br />
erste Anlauf führte zur Vergabe durch das Internationale<br />
<strong>Olympische</strong> Komitee an Berlin 1916; die Durchführung kam<br />
wegen des Ersten Weltkriegs nicht zustande. Der vierte<br />
Anlauf "Berlin 2000" scheiterte kläglich mit und an einer<br />
schlecht vorbereiteten Bewerbung, die Leipziger Bewerbung<br />
endete bekanntlich ebenfalls enttäuschend. Die zweite und<br />
dritte Bewerbung waren dagegen erfolgreich. Berlin erhielt -<br />
mit seiner Bewerbung und der Vergabe durch das Internationale<br />
<strong>Olympische</strong> Komitee 1931 noch vor der nationalsozialistischen<br />
Machtergreifung - den Zuschlag für die Spiele 1936.<br />
Die dritte Bewerbung bescherte München die Spiele 1972, die<br />
nun in einer demokratischen Bundesrepublik stattfinden<br />
konnten.<br />
Diem und Daume waren nicht nur durch ihre Verdienste um<br />
die Entwicklung des Sports insgesamt ausgewiesen, sondern<br />
sie waren vorzügliche Kenner des Olympismus und des olympischen<br />
Sports. Für beide waren die Spiele ein Kulturereignis;<br />
beide wollten, dass die Forderungen Coubertins, die Spiele<br />
müssten zeitgerecht, modern, als "Fest" gestaltet werden,<br />
sollten die Einheit von Sport, Kunst und "Geist" widerspiegeln,<br />
eingelöst würden. Aber für beide erfolgte diese Einlösung<br />
jeweils unter politischen Voraussetzungen, die unterschiedlicher<br />
gar nicht sein konnten.<br />
52<br />
Olympismus und <strong>Olympische</strong><br />
Zwischen Idealität und<br />
Die "Berliner" Spiele<br />
Für Diem sollte der olympische Sport von einem Bild des<br />
Menschen bestimmt sein, das an seiner körperlich-geistigen<br />
Ganzheit und dem Streben nach Selbstgestaltung orientiert<br />
und damit der neuhumanistischen Tradition des 19. Jahrhunderts<br />
verpflichtet und das zugleich vom Spiel als der - nach<br />
Schiller, auf den Diem sich gern bezog - Versöhnung von<br />
Natur und Geist und ihrer Aufhebung in einem Spiel und<br />
Schönheit verpflichteten olympischen Ideal bestimmt war.<br />
Vermutlich war dies aber ein zu idealistisches und zu wenig<br />
politisches Bild, das spätestens in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
dann auch an seine Grenzen stieß.<br />
Zusammen mit Lewald hat sich Diem bemüht, bei den <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen 1936 in Berlin - trotz schwieriger politischer<br />
Umstände - etwas von der <strong>Olympische</strong>n Idee im Sinne Coubertins<br />
zu erhalten und sichtbar zu machen. Ritterlichkeit,
Spiele in Deutschland:<br />
Realität <strong>Von</strong> Ommo Grupe<br />
Friedlichkeit, Amateurismus sollten auch für die Spiele in<br />
Berlin Leitprinzipien sein, die es zu achten und umzusetzen<br />
galt. Diem hatte wohl gehofft, dass dies auch unter der Nazi-<br />
Diktatur möglich sei - was den sportlichen Teil der Spiele<br />
betraf, war dies sicherlich der Fall; was jedoch ihre "Ideologie"<br />
und ihren "Festcharakter" angeht, also ihre Verbindung mit<br />
Kultur, Kunst und Musik, war dies wesentlich schwieriger.<br />
Denn auch wenn Diem und Lewald geglaubt haben sollten,<br />
den politischen Missbrauch der Spiele durch die Nationalsozialisten<br />
vermeiden zu können, solche Erwartungen zerschellten<br />
letztendlich an der politischen Realität - wenn wohl auch<br />
nicht ganz. Die Urteile über die Berliner Spiele fallen deshalb<br />
unterschiedlich aus. Manche Sporthistoriker sprechen von der<br />
Nazi-Olympiade und von den Spielen unter dem Hakenkreuz;<br />
Philip Noel-Baker - langjähriger Minister in englischen Kabinetten,<br />
Friedensnobelpreisträger, Olympiateilnehmer und<br />
großer Freund des olympischen Sports - hingegen bedauerte<br />
sein Leben lang, dass er die Spiele 1936 wegen der Rassenpolitik<br />
Hitlers und der Nationalsozialisten<br />
boykottiert habe. Er bedauerte dies<br />
wegen der großen Athleten, die in Berlin<br />
starteten und deren Start er verpasste,<br />
und wegen der Kraft des Sports, die für<br />
ihn selbst im politischen Missbrauch<br />
noch sichtbar blieb. Sir Philip und später<br />
Lord schrieb dazu, dass die Spiele vor<br />
aller Welt sichtbar gemacht hätten, wie<br />
falsch, stupide und obszön der Rassismus<br />
Hitlers war, wie man in einem Brief<br />
von ihm an den "Guardian" vom März<br />
1980 lesen kann. Zur eigentlichen<br />
Botschaft der Spiele wurde: "that the<br />
greatest athletes in the world were black<br />
men". Und weiter: dass die Sportler in<br />
Berlin über die Grenzen von Rasse und<br />
Nation hinaus dem gleichen Ideal von<br />
Sportkameradschaft und Freundschaft<br />
verbunden waren. Diese Botschaft, die<br />
von den Spielen ausging, widerlegte<br />
nach Ansicht von Noel-Baker die Nazi-<br />
Ideologie und die Nazi-Politik - "to<br />
anyone with eyes to see". Christiane Eisenberg, die bekannte<br />
Historikerin und Sportgeschichtsexpertin, teilt offensichtlich<br />
diese Auffassung.<br />
Man kann Diem und Lewald sicherlich nicht vorwerfen, dass<br />
sie die Möglichkeit des olympischen Sports, zu Fairness,<br />
Friedlichkeit, Freundschaft und Kameradschaft beizutragen,<br />
überschätzt haben; überschätzt haben sie aber offensichtlich<br />
die Widerstands- und Abwehrkräfte des Sports gegen politischen<br />
Missbrauch. Im Nachhinein kann man solche Einschätzungen<br />
allerdings auch leichter als Fehleinschätzungen<br />
erkennen als in den Jahren bis 1936. Nur hat man dabei zu<br />
bedenken, dass die Erkenntnis, dass auch der olympische<br />
Sport ein politisches Phänomen ist, eine vergleichsweise neue<br />
Erkenntnis ist und dass diese Einsicht nicht zuletzt aus den<br />
bitteren Erfahrungen der nationalsozialistischen Ära erwuchs.<br />
Dies schließt zweierlei ein: einmal, dass die Umsetzung olympischer<br />
Ideale auch von politischen Voraussetzungen abhängig<br />
ist, und dann, wie gering die Möglichkeit einzuschätzen<br />
ist, umgekehrt diese Voraussetzungen mit Hilfe der olympischen<br />
Ideale zu verändern. Aber dies heißt nicht, dass sie<br />
überflüssig sind. Ideale liefern Kriterien zur Beurteilung der<br />
Realität, und sie stärken zumindest das Wissen darum, dass<br />
es auch anders und besser sein könnte und dass die Verletzung<br />
von Menschenrechten, dass Unfriedlichkeit und Unterdrückung<br />
zur <strong>Olympische</strong>n Idee in eindeutigem Widerspruch<br />
stehen.<br />
Die Spiele in München<br />
Es war Willi Daume, der sich in seinem Wirken von dem Ziel<br />
leiten ließ, das Coubertinsche Gedankenerbe "zeitgerecht" zu<br />
interpretieren und es praktisch und organisatorisch angemessen<br />
und konsequent umzusetzen. In der zu einer Demokratie<br />
geläuterten Bundesrepublik war dies für ihn allerdings auch<br />
leichter als in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur.<br />
Er wollte zeigen, dass <strong>Olympische</strong> Spiele "anders" aussehen<br />
können und doch "authentisch" bleiben. Mit viel Gespür<br />
dafür, wie <strong>Olympische</strong> Spiele gestaltet werden müssen, um in<br />
einer modernen Medienwelt Bestand haben zu können, ohne<br />
dabei ihren ideellen Gehalt preiszugeben, und auch über-<br />
53
zeugt, mit den Spielen nicht nur etwas von einem neuen<br />
politischen und kulturellen Selbstverständnis Deutschlands -<br />
friedlicher, entspannter, gelassener, farbiger, internationaler<br />
und weltoffener - sichtbar machen zu können, gelang es ihm,<br />
nicht nur die Spiele für 1972 nach München zu holen, sondern<br />
sie auch nach diesen Vorstellungen zu planen und zu<br />
organisieren. Dabei wusste er sehr wohl, dass der Weg dahin<br />
auch vor politischen Einflussnahmen nicht sicher war. Man<br />
musste dazu nicht an 1936 erinnern; auch nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg war es schwer, den olympischen Sport von den Ost-<br />
West-Konflikten frei zu halten.<br />
Daume stand wie Coubertin in der Tradition gebildeten und<br />
weltoffenen europäischen Denkens, der Kunst, Literatur und<br />
Musik der Welt, aber auch den aufklärerischen Vorstellungen<br />
des 19. Jahrhunderts: Dies wollte er alles (irgendwie) mit dem<br />
Sport verknüpfen und umgekehrt das von vielen als eigentlich<br />
unversöhnlich Angesehene so weit möglich in einem<br />
Neuen versöhnen, dies nicht nur theoretisch, sondern auch<br />
praktisch. Dies hieß für ihn, vor allem im Sport mehr zu sehen<br />
als nur Sport. Sport war für Daume Ausdruck und Teil des<br />
kulturellen Lebens mit engen Beziehungen zu Kunst, Musik,<br />
Theater und Literatur und zu gesellschaftlichen Institutionen<br />
wie Schule, Wissenschaft und Kirchen. So weit diese Beziehungen<br />
nicht oder noch nicht ernst genommen wurden,<br />
musste man dies korrigieren. Die <strong>Olympische</strong>n Spiele boten<br />
dazu in besonderer Weise Anlass und Gelegenheit.<br />
Daume nannte die ihn dabei leitende <strong>Olympische</strong> Idee eine<br />
"Menschheitsidee". Sie sei universal, hatte Avery Brundage in<br />
Tokio erklärt, als er den Olympismus als die "Religion des 20.<br />
Jahrhunderts" bezeichnete. Obwohl Daume dessen Prinzipientreue<br />
lobte - gegenüber einer solchen Vermischung des<br />
<strong>Olympische</strong>n mit dem Religiösen war er skeptisch.<br />
Olympisch: Das ist für Daume die Idee der Leistung. Sie steht<br />
aber für mehr als nur für das Messbare und Bewertbare. Sie<br />
soll Ausdruck der Arbeit an sich selbst sein, ein Medium der<br />
Selbsterprobung. Nicht das Ergebnis, der Weg ist das Wichtige,<br />
so formulierte er in Anlehnung an Erich Fromm.<br />
Olympisch: Das steht für die Bildung von Körper, Kopf und<br />
Herz, also für die Verbindung von Athletik, Klarheit der<br />
Gedanken und Fairness im Handeln. Die sportlich-olympische<br />
Hochleistung ist ihre schönste Ausdrucksform; aber das<br />
Prinzip, das sie leitet, soll möglichst für alle Leistungs- und<br />
Altersstufen gelten.<br />
Olympisch: Das ist die Idee der Fairness. Fairness unterscheidet<br />
den Sport von bloßem Körpertraining und folgenlosem<br />
Zeitvertreib. Die Einhaltung sportlicher Regeln, der Verzicht<br />
auf unberechtigte Vorteile, dies bedeutet, den Sport auf eine<br />
höhere kulturelle Stufe zu stellen. Die Zukunft des Sports<br />
hängt für Daume davon ab, ob er sich von dieser Idee der<br />
54<br />
Fairness leiten lässt. Aber Daume wusste auch, dass es ein<br />
langer Weg ist, der gegangen werden muss, dies zu erreichen.<br />
Er machte selbst seine bitteren Erfahrungen als Vorsitzender<br />
von nationalen und internationalen Fair Play-Initiativen, aber<br />
auch seine positiven, da sich immer wieder großartige Sportlerinnen<br />
und Sportler fanden, die mit dem von ihm initiierten<br />
Fairnesspreis ausgezeichnet werden konnten, übrigens einer<br />
der wenigen Sportpreise, die auch einen hohen künstlerischen<br />
Wert haben.<br />
Olympisch: Das ist auch für Daume eine Idee des Friedens.<br />
Der Olympismus löst Konflikte nicht, aber er kann ein Modell<br />
für den Umgang mit Konflikten sein. Er setzt die Akzeptanz<br />
des kulturellen Andersseins und die Toleranz für weltanschauliche<br />
und religiöse Unterschiede voraus. Man muss die kulturelle<br />
Vielfalt für eine Bereicherung der Menschheit halten; ihr<br />
Gegenteil hieße Eintönigkeit. Vor allem in diesem Sinne war<br />
der Sport für Daume politisch; für unpolitisch hat er ihn im<br />
Grunde nie gehalten. Gegen die politische Inanspruchnahme<br />
des Sports - für welche Zwecke auch immer - hat er sich<br />
entschieden gewandt, ist dabei manches Mal auch unterle-
gen; den gegen seinen Willen beschlossenen Boykott der<br />
Moskauer Spiele hat er im Grunde nicht verschmerzen können.<br />
Auch nach dem Zusammenbruch der großen politischen<br />
Systeme in dieser Welt werde die friedensstiftende Kraft des<br />
olympischen Sports benötigt, vielleicht sogar dringlicher als<br />
zuvor, erklärte er. Er hat Recht behalten.<br />
Auch für Daume hat der Olympismus seinen Kern in der Idee<br />
der Ganzheit. Ganzheit ist einmal die individuelle Ganzheit<br />
von Kopf, Herz und Körper. Sie ist aber auch so etwas wie<br />
eine kulturelle Ganzheit, genauer: sportliche und olympische<br />
Athletik in Verbindung mit und als Teil der Kultur. Immer<br />
wieder hat Daume sich bemüht, diese Verbindung zu<br />
beschreiben und sie herzustellen. Auf einmalige Weise ist ihm<br />
dies bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen in München in der Verbindung<br />
des Sports mit Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Ballett und<br />
Wissenschaft, mit einer glanzvollen Architektur, mit städtischem<br />
Leben, improvisierenden Straßendarbietungen, massenhafter<br />
Kommunikation zwischen Bürgern, Besuchern und<br />
Athleten gelungen. Ein einmaliges Weltereignis, ein "Kulturfest"<br />
war München geworden - oder hätte dies werden sollen,<br />
Zeichen für den tiefen Menschheitswunsch - wie Daume<br />
sagte - nach Friedlichkeit und "Freisein von Lebensangst".<br />
Hätte München werden sollen und auch können - wenn nicht<br />
ein tödlicher Schlag die Stadt der Spiele getroffen hätte und<br />
schmerzhaft daran erinnerte, wie unfriedlich und gewalttätig<br />
diese Welt auch sein kann und wie zerbrechlich demgegenüber<br />
die Idee des Friedens, der im Olympismus und bei den<br />
Spielen manifest werden sollte.<br />
Trauer, Schmerz, Hilflosigkeit legten sich damals über viele<br />
Menschen in Deutschland und in der ganzen Welt. Seitdem<br />
sind die Spiele immer noch gewachsen, größer, teurer, aufwändiger,<br />
spektakulärer und weltumspannender geworden;<br />
aber immer auch noch beeindruckend in ihrer manchmal<br />
schlichten, unverstellten und unmittelbaren Menschlichkeit,<br />
in ihren universellen Gemeinsamkeiten, ihrer künstlerischen<br />
Ausdrucksstärke und symbolischen Kraft. Aber man benötigt<br />
inzwischen auch fast eine ganze Armee, zumeist zivil gekleidet,<br />
um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Trotz allem: Der<br />
olympische Sport blieb für Daume eine der wenigen Möglichkeiten<br />
der symbolischen Darstellung der Idee des Friedens in<br />
der Welt.<br />
<strong>Olympische</strong> "Illusionen"?<br />
Welche Funktion kann das <strong>Olympische</strong> in dieser Welt haben,<br />
so lautete deshalb eine seiner zentralen Fragen, die er sich<br />
immer wieder stellte, die durch Gegensätze bestimmt ist,<br />
durch Gegensätze zwischen "Armen und Reichen, Privilegierten<br />
und Unterprivilegierten, Hungrigen und Satten, Farbigen<br />
und Weißen", durch Gegensätze zwischen "Resignation und<br />
Hoffnung, Frieden und Streit"? Seine Antwort: "Nur durch das<br />
Anstreben sozialer Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Verständigung,<br />
Abbau von Spannungen, Toleranz, Fairness", durch den<br />
Geist "kompromissloser Solidarität" mit den Zukurzgekommenen<br />
und Hilfebedürftigen. Nur unter diesen Voraussetzungen<br />
könne der Olympismus seine heute notwendige Veränderung<br />
erfahren - er nennt dies ihre "abendländische Entschränkung"-<br />
, die es ihm erlaubt, sowohl humanpolitische Funktionen zu<br />
übernehmen, als auch "Real-Utopie" zu sein: In einer noch<br />
immer "von Gewalt, Revanche, Terror und Revolte" bestimmten<br />
Welt "Demonstration gegen die Gewalt" und für das<br />
friedliche Zusammenleben der Völker - Olympismus also nicht<br />
als eine Art Heilsverkündigung, sondern als Ausdruck der<br />
Verständigung und der Möglichkeit des friedlichen Fortschritts.<br />
Aber es ist auch keine Frage, dass Daume mit solchen Aussagen<br />
an die Grenzen der Möglichkeiten des olympischen<br />
Sports und seiner Idee stößt, sie vermutlich sogar überschreitet.<br />
Das wusste er sehr wohl. Um so zu sprechen, benötigt<br />
man tiefergehende Quellen. An dieser Stelle wurde Daume<br />
zum friedensbewegten Weltbürger. Die Münchner Spiele<br />
waren ein Stück Realisierung seiner olympischen "Vision".<br />
Aber dies konnten sie nur einige Tage sein, so lange, bis eben<br />
die Realität der Gewalt, gegen die sie Zeichen hätten setzen<br />
sollen, auf brutale Weise in sie einbrach. Es gab "zehn wundervolle<br />
olympische Tage", schrieb Daume im NOK-Standardwerk<br />
über München. "Dann wurden wir aus dem Paradies<br />
schöner und liebenswerter Illusionen vertrieben, und niemals<br />
werden wir uns dorthin zurückziehen können."<br />
Waren dies alles nur Illusionen? Vermutlich nicht. Dazu war<br />
Daume zu sehr Realist. Wie Coubertin war er kein Freund von<br />
Utopien. Seine Vision eines besseren Sports in einer etwas<br />
besseren Welt bleibt. Sie hatte in München für Tage reale<br />
Gestalt gewonnen, dahinter kann man nun nicht mehr<br />
zurück, die Bilder sind da und bleiben im historischen<br />
Gedächtnis gegenwärtig, und sie zeigen auch immer wieder,<br />
welche Möglichkeiten der olympische Sport haben kann. Die<br />
<strong>Olympische</strong> Bewegung darf nicht "in sich selbst ruhen", sie<br />
muss "die Auseinandersetzung mit der Gegenwart" immer<br />
wieder suchen, schrieb Daume. Es könne etwas Verbindendes<br />
im Sport sein. Aber dazu sei es notwendig, den verbindenden<br />
Geist von Fairness, Kameradschaftlichkeit, Friedlichkeit und<br />
Internationalität auch öffentlich deutlich zu machen. Daume<br />
hat dieses Ziel nie aufgegeben. Seinen Realitätssinn hat er<br />
mit der Bereitschaft verbunden, neben dem Machbaren das<br />
Mögliche zu denken und es - wenn möglich - auch zu tun.<br />
Wenn nun die beiden zum DOSB "verschmolzenen" nationalen<br />
Sportorganisationen - NOK und DSB -, deren Präsident<br />
und Ehrenpräsident Daume war, die sich das Wort "olympisch"<br />
ausdrücklich in ihren neuen Namen geschrieben<br />
haben, wirklich zusammenwachsen sollen, dann ist es angebracht,<br />
sich auch an die wechselhafte Geschichte und Bedeutung<br />
von "olympisch" im deutschen Sport zu erinnern. OF<br />
55
Adolf Cluss: Ein schwäbischdeutsch-amerkanischer<br />
Turner, Revolutionär und<br />
Architekt einer neuen Welt<br />
<strong>Von</strong> Michael Krüger<br />
56
"<br />
Im August des Jahres 1846 wurde<br />
das erste deutsche (nicht schwäbische)<br />
Turnfest in Heilbronn abgehalten",<br />
schrieb Adolf Cluss in einem<br />
Brief vom 14. September 1904, in dem<br />
er, am Ende seines ereignisreichen<br />
Lebens stehend, "eine Episode aus<br />
meinen jungen Jahren" erzählte, die ihm<br />
sein Leben lang "im Gedächtnis" blieb.<br />
Wer war Adolf Cluss, was hat er mit<br />
dem Turnfest von 1846 zu tun und<br />
welche Bedeutung haben er und ein<br />
Turnfest vor fast 160 Jahren für den<br />
modernen, olympischen Sport?<br />
Adolf Cluss wurde am 14. Juli 1825 als<br />
Sohn einer Handwerkerfamilie in Heilbronn<br />
geboren, einer schwäbischen Stadt am Neckar, die<br />
vielen Schwaben und Nichtschwaben nicht zuletzt wegen des<br />
guten "Trollinger" bekannt ist. Den kennt und schätzt man<br />
auch im fernen Washington, der Hauptstadt der Vereinigten<br />
Staaten. Hierher hat es Adolf Cluss im Jahr 1848 verschlagen,<br />
nachdem er aus Deutschland ausgewandert ist. Und in<br />
Washington hat er schließlich Karriere gemacht: Er galt als<br />
"Architekt Washingtons". Zahlreiche öffentliche Gebäude der<br />
Ende des 19. Jahrhunderts aufstrebenden Bundeshauptstadt<br />
wurden von ihm entworfen und gebaut: Kirchen, Regierungsgebäude,<br />
Stadthallen und Märkte, Museen, militärische<br />
Einrichtungen, Kultur- und Kongresshallen, Schulen, Colleges<br />
und Universitäten. Die meisten Gebäude mussten im 20.<br />
Jahrhundert der stürmischen architektonischen Modernisierung<br />
Washingtons weichen, aber einige stehen noch heute.<br />
Das eindrucksvollste ist das renovierte Nationalmuseum<br />
Washingtons, das Cluss von 1879 bis 1881 erbaute. Es ist<br />
ebenso wie seine anderen Bauwerke nicht nur Zeichen der<br />
Kreativität, Schaffenskraft und des persönlichen Ansehens<br />
von Adolf Cluss in der Washingtoner <strong>Gesellschaft</strong>, sondern<br />
auch steinerner Zeuge der Kulturleistungen einer ganzen<br />
Generation von deutschen Auswanderern. Für diesen Kulturtransfer<br />
vom "alten Europa" in die Neue Welt stehen besonders<br />
die jungen Menschen, in der Regel Handwerker und<br />
Arbeiter, die ihr Vaterland im Zuge der Revolution von<br />
1848/1849 verlassen mussten.<br />
Zur Erinnerung an sie fanden von Oktober 2005 bis Februar<br />
2006 zeitgleich Ausstellungen in Heilbronn und Washington<br />
statt, in deren Mittelpunkt Adolf Cluss stand. Mit Unterstützung<br />
des Transatlantischen Programms der Bundesrepublik<br />
Deutschland, des <strong>Deutsche</strong>n Historischen Instituts in<br />
Washington und nicht zuletzt der Stadt Heilbronn und des<br />
Stadtarchivs konnte in deutscher und englischer Sprache ein<br />
Band zu Adolf Cluss mit dem Titel "Revolutionär und Architekt.<br />
<strong>Von</strong> Heilbronn nach Washington" veröffentlicht werden.<br />
Außerdem fanden Tagungen und Kongresse statt. Ein Sympo-<br />
sium in Heilbronn, das in Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut für<br />
Sportgeschichte Baden-Württemberg<br />
e.V. durchgeführt wurde, widmete sich<br />
speziell dem Turnfest von 1846 - einem<br />
Ereignis, das für Adolf Cluss und viele<br />
Auswanderer in der fernen, neuen<br />
Heimat Lebensprägend war.<br />
Die meisten dieser deutschen Auswanderer<br />
der Zeit um die Revolution von<br />
1848/49 waren Turner und Revolutionäre.<br />
Cluss selbst gehörte als junger,<br />
knapp 20jähriger Mann zum radikalen,<br />
frühsozialistischen Flügel der Turnbewegung.<br />
1844 ging Cluss, wie das<br />
damals bei Handwerkern üblich war,<br />
auf Wanderschaft. In Mainz bekam er 1846 eine Anstellung<br />
bei einer der ersten Eisenbahngesellschaften in Deutschland,<br />
der Hessischen Ludwigsbahn. Gleichzeitig schloss er sich dem<br />
Mainzer Turnverein an. Im Sommer 1846 wanderte er mit<br />
seinen Mainzer Turnbrüdern zu dem besagten legendären<br />
Turnfest nach Heilbronn, wo die ganze "Sippschaft", wie er<br />
schrieb, im Haus seiner Eltern einquartiert wurde.<br />
Nach dem Turnfest wurde Cluss zum Sekretär des neu<br />
gegründeten Mainzer Arbeiterbildungsvereins gewählt. 1847<br />
schloss er sich dem "Bund der Kommunisten" mit Sitz in<br />
Brüssel an, über den er intensiven Kontakt mit Karl Marx und<br />
Friedrich Engels pflegte. Nach seiner Auswanderung in die<br />
USA stand er bis weit in die 1850er Jahre regelmäßig mit Karl<br />
Marx in brieflichem Kontakt. Marx hielt große Stücke auf<br />
seinen jungen Freund und betrachtete ihn als seinen wichtigsten<br />
"Agenten" in der neuen Welt. Umso enttäuschter und<br />
verärgert war er über Cluss, als dieser von seinen kommunistischen<br />
Visionen abließ, sich statt dessen dem wirklichen<br />
Leben in Washington zuwandte und zu einem der angesehensten<br />
Bürger der neuen Hauptstadt der USA aufstieg. Sein<br />
bürgerschaftlich-soziales Engagement hat er jedoch beibehalten.<br />
Cluss war in zahlreichen Vereinen der Hauptstadt<br />
aktiv, natürlich auch bei den Turnern, und er arbeitete unermüdlich<br />
für das Wohl der Bürger der Hauptstadt.<br />
Turnen und Turnfeste als Mittelpunkte<br />
bürgerlicher Lebensform<br />
Das Turnfest in Heilbronn bildete sicher nur einen kleinen Teil<br />
des riesigen Erfahrungshorizonts ab, aus dem Cluss für sein<br />
späteres Leben schöpfte. Aber es war mehr als nur ein Turnfest.<br />
Es stand für eine grundlegende Auffassung und Idee<br />
vom Leben, von der Rolle, die der Einzelne in <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Politik und Kultur spielen sollte, und von der grundsätzlichen<br />
57
Beziehung des Staates zu seinen Bürgern. Auch dies bedeutete<br />
in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Begriff "Turnen".<br />
Auf den Turnfesten kam am markantesten zum Ausdruck, was<br />
"Turnen" damals bedeutete, wie dieses Turnen praktisch<br />
aussah, welche Inhalte, welche Turn- und Umgangsformen<br />
diese spezifische Körper- und Bewegungskultur prägten, und<br />
welche ideellen, geistigen und politischen Kräfte dieses<br />
Turnen bewegten. Das prägendste Turnfest vor der Revolution<br />
von 1848 fand 1846 in Heilbronn statt; auch wenn es in<br />
vielerlei Hinsicht nicht ganz die Erwartungen erfüllte. Der<br />
Historiker Dieter Düding spricht sogar von einem<br />
"Fehlschlag", weil es nicht gelungen sei, das wichtigste politische<br />
Ziel dieses vormärzlichen Turnertreffens zu erreichen,<br />
nämlich ein wirklich "nationales" Turnfest auszurichten, von<br />
dem dann auch der nationale Zusammenschluss der Turner<br />
hätte ausgehen können. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.<br />
Heilbronn war ein Erfolg, weil sich hier zum ersten Mal und<br />
unter Beteiligung und Anteilnahme weiter Kreise der Bevölkerung<br />
die Kultur des Turnens und des Sports im Sinne einer<br />
breiten bürgerschaftlichen Bewegung artikulierte.<br />
Das Fest-Album zur Erinnerung an das Turnfest in Heilbronn,<br />
herausgegeben von der Heilbronner Turngemeinde und ihrem<br />
Sprecher Rudolf Flaigg, den man den "schwäbischen Frühsozialisten"<br />
zurechnen kann, um eine Formuliereung des Landeshistorikers<br />
Otto Borst aufzugreifen, liefert eine anschauliche<br />
Vorstellung von der turnerischen Vereinskultur der<br />
1840er Jahre, sowohl in ihrer politisch-gesellschaftlichen als<br />
auch körperkulturellen Ausprägung.<br />
Freies Turnen als Symbol der Freiheit<br />
des Geistes<br />
Bemerkenswert bereits an den ersten Zeilen dieses Festberichts<br />
von Heilbronn ist die enge Verbindung, die zwischen<br />
dem freien turnerischen Bewegen an den Geräten und an der<br />
frischen Luft, den "Kraftäußerungen" des Leibes und der<br />
Freiheit des Geistes, der Rede und des Wortes hergestellt<br />
wird. Das aktive, freie Turnen an den Turngeräten ist Ausdruck<br />
und Symbol dieser allgemeinen Freiheit, und es ist ein<br />
Teil dieser Freiheit des Bürgers selbst. Aus dieser Sicht wird<br />
verständlich, warum beides seinen Platz bei diesen frühen<br />
Turnfesten fand, das Turnen und sogar Preisturnen, und das<br />
Reden und Singen, das Debattieren und Dichten. Der wesentliche<br />
Inhalt dieser neuen Freiheit und Kraftäußerung bestand<br />
in dem Willen und der Möglichkeit, sich frei und ohne Unterschied<br />
des Alters und des Standes zu treffen, seine Kräfte zu<br />
entfalten, miteinander zu messen und füreinander einzutreten.<br />
35 Vereine aus ganz Deutschland hatten Vertreter nach<br />
Heilbronn entsandt, die insgesamt ca. 3.400 Mitglieder in den<br />
Turnvereinen repräsentierten, vom kleinsten Verein, Geislin-<br />
58<br />
gen mit 15 Mitgliedern, bis zur größten Turngemeinde, Dresden<br />
mit ca. 900 Mitgliedern.<br />
Aus der Beschreibung des Turnfestes von Heilbronn geht<br />
hervor, wie vielfältig die Turnvereinskultur damals war. Diese<br />
Turnvereine waren weder "nur" politische Vereine, noch waren<br />
es nur Vereine zur Pflege körperlicher Übungen. Sie waren<br />
auch Geselligkeitsvereine, Männervereine, Handwerksvereine,<br />
Bürgervereine, Vereine zur Entfaltung bürgerlicher Tugenden<br />
und Wertvorstellungen, Vereine zur Vermittlung historischen<br />
und politischen Wissens, Vereine zur Pflege deutscher Lieder<br />
und Gesänge, Sozial- und Hilfsvereine, Vereine zur Verbreitung<br />
vaterländischer Gesinnungen, Vereine zur Bildung und<br />
Erziehung im weitesten Sinne usw.<br />
Turnvereine und Zivilgesellschaft<br />
Die Turnvereine geben Beispiele ab für das, was heute als<br />
"Zivilgesellschaft" bezeichnet wird; eine Bürgerbewegung, die<br />
sich frei und unabhängig vom Staat organisiert und engagiert<br />
und öffentliche Aufgaben im bürgerschaftlichen Interesse<br />
wahrnimmt. Die Unterschiede der politischen, sozialen und<br />
kulturellen Orientierung der einzelnen Vereine waren neben<br />
den politischen Rahmenbedingungen der wesentliche Grund,<br />
warum es bis zur 1848er Revolution nicht zu einem Zusammenschluss<br />
aller Turnvereine in Deutschland kam, bzw.<br />
warum die Versuche einer nationalen Einigung der Turner<br />
scheiterten. <strong>Von</strong> ausschlaggebender Bedeutung für dieses<br />
Scheitern waren die revolutionär aufgeheizte Situation im<br />
Jahr 1848 sowie die Unterdrückungs- und Verbotsmaßnahmen<br />
der verantwortlichen Regierungen im <strong>Deutsche</strong>n Bund<br />
vor und nach der Revolution, die viele der jungen und engagierten<br />
Turner in die Emigration trieb.<br />
Viele Turnvereine, in Mannheim, Köln und Heidelberg, wurden<br />
aufgelöst und verboten, hatten sich dann wiedergegründet,<br />
waren erneut beobachtet und bespitzelt worden usw. Es kam<br />
zu einer politischen Radikalisierung in einigen Turnvereinen.<br />
Viele riefen zur allgemeinen Bewaffnung auf und hielten die<br />
Turner, weil sie körperlich besonders geschult und kräftig<br />
seien, für die natürliche Vorhut der nun mit Waffen kämpfenden<br />
Revolution. Obwohl sich die Mehrheit der Vereine<br />
zurückhielt, schlossen sich doch viele Turner den Bürgerwehren<br />
an und wollten nun mit der Waffe in der Hand für Freiheit<br />
und Vaterland kämpfen.<br />
Radikalisierung des Turnens<br />
Als bekannt wurde, dass bei der Ermordung des Fürsten<br />
Lichnowski, eines konservativen Abgeordneten der Frankfurter<br />
Nationalversammlung, auch Männer mit Turnerhut und<br />
Turnerjacke gesehen wurden, war die Empörung in der
Öffentlichkeit und in den Turnvereinen groß. Auch Freunde<br />
des Turnens wandten sich "schaudernd" ab, wie es nun hieß.<br />
Die Spaltung in radikale und gemäßigte Kräfte der Turnerei<br />
war nun endgültig. Die Turnvereine galten aus der Sicht der<br />
Regierungen als gefährliche Herde der Revolution und des<br />
Aufruhrs. Alle Versuche eines nationalen Zusammenschlusses<br />
der Turnvereine scheiterten.<br />
Dies gelang erst nach langen Jahren der politischen Reaktion<br />
beim diesmal wirklich ersten allgemeinen deutschen Turnund<br />
Jugendfest 1860 in Coburg. Die 1848er-Aktivisten waren<br />
nun fast 15 Jahre älter und besonnener geworden, die radikalsten<br />
Vertreter der politischen Turnerei waren ausgewandert,<br />
und in Coburg konnte nun die Turnkultur "neu aufgestellt"<br />
werden, wie man heute sagen würde; d.h., dort wurden<br />
die Grundlagen für ein neues Selbstverständnis und eine<br />
stabile Organisation geschaffen. Vieles von dem, was schon in<br />
Heilbronn zu erkennen war, konnte sich jetzt entfalten: eine<br />
Kultur des Turnens und der Turnvereine, die ihren Mittelpunkt<br />
in der Pflege und Entwicklung einer volks- und nationalerzieherischen<br />
Körper- und Bewegungskultur findet und nicht in<br />
revolutionärer, oppositioneller Politik. Dieser Prozess der<br />
Entpolitisierung und Zivilisierung des Turnens, z.T. mit dem<br />
neuen Namen "Sport", ist bis heute im Gange.<br />
Bis heute versteht sich der Dachverband des deutschen<br />
Sports als gesellschaftliche Kraft, die mehr ist und sein will<br />
als nur ein Sportverband. Er sieht sich auch als eine Organisation,<br />
die das Wohl der Bürger insgesamt im Blick hat, die sich<br />
für Bildung und Erziehung der jungen Menschen einsetzt und<br />
sich für die freie Entfaltung der Kräfte und Möglichkeiten der<br />
Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Insofern steht auch der<br />
moderne Sport in der Tradition der 1848er Turner; auch von<br />
denen, die nach Amerika auswandern mussten.<br />
Brücke in die neue Welt<br />
Der Traum von einer freieren, besseren und gerechteren<br />
<strong>Gesellschaft</strong> blieb lebendig. Viele Turner, die<br />
nach Amerika auswandern mussten, nutzten später<br />
ihre Erfahrungen aus dem deutschen Turnvereinsleben<br />
in der neuen Welt. Mit zu den ersten Dingen,<br />
die sie nach ihrer Ankunft in Amerika unternahmen,<br />
zählte die Gründung von Turnvereinen. Der<br />
berühmte Sohn Heilbronns, Adolf Cluss, gehörte<br />
ebenfalls zu denen, die ihren Traum von bürgerlicher<br />
Freiheit und bürgerlichem Engagement in den<br />
Vereinigten Staaten umsetzten. Als Architekt der<br />
Hauptstadt und angesehener Bürger Washingtons<br />
stand er in der ersten Reihe der deutschen Einwanderer<br />
in den USA. Das alte deutsche Turnen<br />
baute so gesehen eine Brücke zwischen dem "alten<br />
Europa" und der neuen Welt, über die viele Men-<br />
schen gingen, die ihre Heimat verlassen mussten und eine<br />
bessere Zukunft in Amerika suchten.<br />
Vieles von dem, was beim Turnfest in Heilbronn - stellvertretend<br />
für die Turnvereins- und Turnfestkultur insgesamt -<br />
vorgeturnt und vorgelebt wurde, fand unbeabsichtigt, aber<br />
trotzdem nicht ohne innere Logik, eine Fortsetzung im olympischen<br />
Sport und bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen unserer Tage.<br />
Es war kein Zufall, dass Gustav Struve, der radikale Anführer<br />
der badischen Revolution von 1848/49 und nach seiner<br />
Flucht in die USA Gründer des New Yorker Turnvereins, 1855<br />
im "Belletristischen Journal" der "New Yorker Criminalzeitung"<br />
und in der Amerikanischen Turnzeitung dazu aufrief,<br />
Turnfeste nach dem Vorbild der <strong>Olympische</strong>n Spiele in der<br />
Antike abzuhalten; eine Idee, die im Übrigen so verbreitet<br />
war, dass sie Eingang in das Meyersche Conversationslexikon<br />
der Ausgabe des Jahres 1848 fand: Turn- und Gesangsfeste<br />
hätten das Ziel, hieß es da, "ächte deutsche Volksfeste zu<br />
werden, ähnlich den <strong>Olympische</strong>n Spielen der Griechen. Wie<br />
diesen liegt ihnen zunächst der Zweck ob, die durch politische<br />
Grenzen getrennten deutschen Stämme durch das Band<br />
der Kunst zu vereinigen".<br />
150 Jahre später haben die <strong>Olympische</strong>n Spiele den Zweck,<br />
die durch politische, gesellschaftliche und kulturelle Grenzen<br />
getrennten Völker und Nationen auf der ganzen Welt durch<br />
den Sport und die Kultur zusammen zu führen, wenn man<br />
will im friedlichen Wettstreit zu "vereinigen". Der Wettkampf<br />
ist das "Band der Kunst" des Sports, durch das dieses Kunststück<br />
der internationalen kulturellen Kommunikation und<br />
Integration ermöglicht wird. Wie damals sind auch heute<br />
Menschen und Athleten gefragt, die sich dem Wettbewerb<br />
stellen, die Brücken schlagen können, wie Adolf Cluss und die<br />
ausgewanderten Turner, und die sich für eine bessere, friedlichere<br />
und fortschrittliche Welt einsetzen.<br />
OF<br />
59
Bewegte und<br />
Das besondere Merkmal des Sports ist die Bewegung,<br />
sowohl für den Athleten, als auch den Zuschauer. Für<br />
den aktiven Sportler ist es die konkrete Bewegung<br />
seines Körpers, für den Zuschauer der Anblick dieser Bewegung,<br />
die in seinem Gehirn jenes Bewegtsein erzeugt, dass in<br />
Stadien und Sporthallen zu unterschiedlichen Gefühlsausbrüchen<br />
verleitet; wobei Freud und Leid sehr eng beieinander<br />
liegen, im Wechselbad größter Gefühle.<br />
Schon zu jener Zeit, "als die Bilder laufen lernten", in den<br />
schwarz-weißen Jahren nach Erfindung der Kinematographie<br />
also, war die menschliche Bewegung ein Anreiz, um sie auf<br />
das Zelluloid-Material des Films zu bannen. Zwar waren diese<br />
"bewegten Bilder" damals noch ein etwas stolpernder Anblick,<br />
doch im Laufe der weiteren technischen Entwicklung wurden<br />
sie immer harmonischer, bis sie die heutige Perfektion<br />
erreichten, die sie manchmal "natürlicher" erscheinen lassen<br />
als in der Wirklichkeit.<br />
Das "Volksmedium" Fernsehen hat zu dieser Entwicklung sehr<br />
viel beigetragen. Es hat jedoch auch mit seinen Eigenarten<br />
die Sichtweise des Publikums beeinflusst; nicht immer zum<br />
Besten. Doch es ist ihm gelungen einer gigantischen Zahl von<br />
Zuschauern eine Teilhabe an Sportereignissen zu gestatten,<br />
die weit über die Kapazitäten der riesigsten Stadien hinausreicht<br />
und in früherer Zeit undenkbar war.<br />
Der Film, als historischer "Vorläufer" des Fernsehens, spielt im<br />
Kanon moderner Massenmedien in einer anderen Kategorie.<br />
Denn hier steht nicht die Live-Übertragung eines Sportereignisses<br />
im Vordergrund, sondern eine künstlerische Gestaltung,<br />
die andere dramaturgische Akzente erfordert und über das<br />
Tagesereignis hinausführt.<br />
Nun bedient sich der Film ja einer Täuschung. Entsteht doch<br />
die "augenscheinlich" wahrgenommene Bewegung bei der<br />
Film-Projektion durch die Trägheit unseres Gehirns, das nicht<br />
in der Lage ist, jene 24 fotografischen Einzelbilder, die da in<br />
einer Sekunde an unseren Augen vorbeiflimmern, auch als<br />
einzelne Bilder zu erkennen. So entsteht in unseren Hirnen der<br />
Anschein von Bewegung, was dem menschlichen Hang zur<br />
Anmerkungen zu Sport und Film<br />
60
ewegende Bilder:<br />
Illusion durchaus entgegen zu kommen scheint. Vielleicht<br />
auch aus diesem Grunde sind "bewegte Bilder" inzwischen so<br />
beliebt, dass sie oft sogar der Wirklichkeit vorgezogen werden.<br />
Der Sport im deutschen Film hat ein recht ansehnliches Alter.<br />
Schon in den 1920er Jahren hat dieses Thema Einzug in den<br />
deutschen Spielfilm gehalten. So war etwa der erste Filmauftritt<br />
jener später zu zwiespältigem Sportfilm-Ruhm gelangten<br />
Leni Riefenstahl in einem Lichtspiel, das - "Der heilige<br />
Berg" geheißen - im Skifahrer- und Bergsteigermilieu des<br />
Jahres 1924 spielte. Und auch in "Der große Sprung", einer<br />
sportlichen Filmkomödie aus dem Jahre 1927, mimte Frau<br />
Riefenstahl eine Ziegenhirtin, deren Geißen zum großen<br />
Gaudi des Publikums Ski fahren konnten.<br />
Dass sich diese Art der sportlichen Betätigung von Ziegen in<br />
der Wirklichkeit nicht hatte durchsetzen können, bestätigt<br />
nur die große Illusionsfähigkeit des Films; anderenfalls<br />
bestünden heute vielleicht die <strong>Olympische</strong>n Winterspiele aus<br />
ganz anderen Teilnehmergruppen, was dem Selbstbewusstsein<br />
des sportlichen Homo sapiens durchaus nicht förderlich<br />
wäre. Denn welche menschliche Mannschaft verlöre leichten<br />
Herzens eine 4x10 Kilometer-Skilanglauf-Staffel ausgerechnet<br />
gegen ein Ziegenbock-Quartett?<br />
Auch die Popularität von Sportidolen wurde schon früh für<br />
den Film genutzt. Denn schon 1930 durfte der damalige<br />
Meisterboxer Max Schmeling in dem Lichtspiel "Liebe im Ring"<br />
auftreten. Da spielte er einen treuherzigen Burschen, der Box-<br />
Meister wird und von einer jungen "Lebedame", repräsentiert<br />
durch die äußerst ansehnliche Olga Tschechowa, so becirct<br />
wird, dass er seine Verpflichtungen als Faustkämpfer sträflich<br />
zu vernachlässigen beginnt. Aber seine alte und treue Liebe,<br />
gespielt von der damals sehr bekannten Filmschauspielerin<br />
Renate Müller, holt ihn mit ihrer Anhänglichkeit wieder dahin<br />
zurück, wo ein Boxer dieses Formats hingehört: in den Ring<br />
nämlich. Eine Geschichte also wie im richtigen Leben ...<br />
Aber dann kommt "Reitet für Deutschland". Man schreibt das<br />
Jahr 1941, und Willi Birgel, in Gestalt eines Freiherrn von<br />
Langen, trabt gekonnt über die großdeutsche Leinwand.<br />
"Reitet für Deutschland"<br />
erzählt die Filmgeschichte<br />
eines deutschen Herrenreiters,<br />
der sein altes Kriegspferd<br />
wieder gefunden hat<br />
und zum ersten Mal<br />
Deutschland auf einem<br />
Turnier im Ausland vertritt - und im Kriegsjahr 1941, natürlich<br />
zum Siegen verurteilt ist! Doch nun wollen wir uns<br />
jenem Film zuwenden, der wie kein zweiter Sportfilm noch<br />
über Jahrzehnte hinaus die Gemüter erregte. Es ist Leni<br />
Riefenstahls Film über die <strong>Olympische</strong>n Spiele 1936.<br />
Die ausgebildete Tänzerin Riefenstahl hatte sich in einem<br />
relativ kurzen Zeitraum, "mit den Waffen einer Frau", wie<br />
manche behaupten, von einer filmischen Anfängerin zur<br />
Lieblings-Regisseurin des Diktators Adolf Hitler hochgearbeitet.<br />
Mit dem Monumentalfilm "Triumph des Willens", der den<br />
Nürnberger Parteitag 1934 der Nationalsozialisten in ungewöhnlichen<br />
Bildern spiegelte, hatte sie bereits neue Wege der<br />
Aufnahmetechnik beschritten. So setzte sie beispielsweise<br />
Kameraleute auf Rollschuhen ein, um Massenszenen noch<br />
dynamischer zu gestalten.<br />
Den Vorschlag Adolf Hitlers, sie sollte einen Film über die<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele in Berlin fertigen, nahm sie mit anfänglicher<br />
Skepsis entgegen. Ihr Hauptargument, die Fertigstellung<br />
eines so großen Werkes würde etwa zwei Jahre dauern,<br />
erledigte Adolf Hitler mit dem Satz: "Und wenn Sie zehn<br />
Jahre brauchen, die Hauptsache ist, dass es ein Kunstwerk<br />
wird!"<br />
<strong>Von</strong> höchster Stelle so beauftragt, machte sie sich daran, das<br />
von Hitler verlangte Kunstwerk zu realisieren. Um dieses Ziel<br />
zu erreichen, ging sie rücksichtslos vor. Sie "überschwemmte"<br />
die <strong>Olympische</strong>n Spiele mit einem Heer von Kameraleuten<br />
und Technikern. Und es war ihr gleich, ob diese die Sportler<br />
störten oder nicht. Sie wollte möglichst viele hervorragende<br />
Aufnahmen haben, denn die Spiele dauerten nur 14 Tage, ihr<br />
Film jedoch sollte noch in Jahrzehnten sehenswert sein.<br />
Aus den Erfahrungen des Reichsparteitags-Films "Triumph<br />
des Willens" hatte sie gelernt, möglichst viele Aufnahmen aus<br />
möglichst verschiedenen Blickpunkten und Perspektiven zu<br />
machen und Gegensätze herauszuarbeiten. Temposzenen<br />
wurden gegen Zeitlupe gesetzt, volle Zuschauerränge gegen<br />
einsame Läufer, um möglichst viel Spannung zu erzeugen<br />
und die ursprüngliche Atmosphäre künstlich nachzugestalten.<br />
in Deutschland <strong>Von</strong> Herbert Somplatzki<br />
61
Aus fünf- bis sechshundert Stunden Filmmaterial wurden<br />
dann jene beiden Teile zusammengeschnitten, die diesen Film<br />
zu einem Welterfolg werden ließen - und den Nazis jenen<br />
erwünschten Prestige-Erfolg bescherten, der mitgeholfen hat,<br />
ihre Terrorherrschaft nach außen zu übertünchen.<br />
Trotz aller berechtigten Einschränkungen hat dieser Film<br />
durch manche filmtechnische Neuerung Maßstäbe gesetzt. Er<br />
hat aber auch dazu beigetragen, dass nach Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges das monumentale filmische Pathos vermieden<br />
wurde und der Sportfilm nach neuen, bescheideneren Wegen<br />
suchte.<br />
Erst in der Aufbruchzeit der 1960er Jahre begann sich der<br />
Sport dann wieder intensiver dem Film zuzuwenden. In der<br />
Lehrarbeit des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen<br />
beispielsweise wurden damals bereits Grundlagen der praktischen<br />
Filmarbeit vermittelt. So reiste etwa eine Gruppe der<br />
Sportjugend NRW 1968 nach Berlin, um dort, in der Zusammenarbeit<br />
mit dem Jugendfilmstudio Berlin, einen Film über<br />
das <strong>Deutsche</strong> Turnfest zu drehen. Es entstand: "Sechs Tage -<br />
vier F - und eine halbe Stadt", ein Film, der bei den "Interna-<br />
62<br />
tionalen Sport- Amateurfilm-Tagen 1968" in Duisburg die<br />
Silbermedaille und das Prädikat "Bester sozialkritischer Film"<br />
erhielt.<br />
Dieses Filmfestival in Duisburg war als Idee des Landessportbundes<br />
NRW entstanden und sollte Impulsgeber für die<br />
Entwicklung des Sportfilms in Deutschland werden. Unter der<br />
Führung seines Präsidenten Willi Weyer, im Hauptberuf<br />
Innenminister des Landes, war der LSB-NRW damals für neue<br />
Ideen "ein offenes Feld". Und so entwickelte sich in den<br />
Folgejahren auch eine intensive Zusammenarbeit mit dem<br />
international renommierten Filmfestival "Oberhausener Kurzfilmtage",<br />
die bis über die <strong>Olympische</strong>n Spiele München 1972<br />
hinaus anhielt und immer mehr Internationalität erlangte.<br />
Die Gründe, warum die angestrebte Entwicklung eines eigenständigen<br />
"Sportfilm-Festivals" dann doch nicht zustande<br />
kam, sind nicht mehr zu eruieren. Eine Manifestation wäre<br />
sicherlich eine gute Chance gewesen, Sport und Film zusammen<br />
zu führen, zum Vorteil beider.<br />
Dann hat es doch ziemlich lange gedauert, ehe sich eine neue<br />
Generation von Regisseuren wieder dem Thema Sport in<br />
großem Rahmen filmisch näherte. In diesem Zusammenhang<br />
muss der Name Sönke Wortmann genannt werden. Denn erst<br />
mit seinem Film über die Fußballweltmeisterschaft 1954 -<br />
"Das Wunder von Bern" - ist wieder ein deutscher Sportfilm<br />
von Rang entstanden. Sönke Wortmann, schon durch Spielfilme<br />
mit anderer Themensetzung bekannt, hatte die besten<br />
Voraussetzungen für diesen Film mitgebracht. Denn über sein<br />
handwerkliches "Know how" hinaus brachte er die Erfahrungen<br />
eines langjährig praktizierenden Sportlers in dieses Filmwerk<br />
mit ein und verlieh durch sein Wissen den gestalteten<br />
Spielszenen gesteigerte Authentizität - und brachte darüber<br />
hinaus jungen Zuschauern auch ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte<br />
näher.<br />
Sein zweiter großer Sportfilm, "Deutschland - ein Sommermärchen",<br />
konzentrierte sich dann gänzlich auf die Authentizität<br />
des Dokumentarischen. Mit seinen Filmaufnahmen zu<br />
Spielbeginn, in der Halbzeitpause oder nach Spielende in der<br />
Umkleidekabine brachte uns Sönke Wortmann in eine vom<br />
Zuschauer sonst nicht wahrnehmbare Nähe von Spielern und<br />
Trainer. Mit dieser Innensicht, durch das Medium Film kanalisiert,<br />
blieb eine emotionale Nähe zur deutschen Nationalmannschaft<br />
auch nach dem Ende der Weltmeisterschaft 2006<br />
dem Filmzuschauer erhalten.<br />
Der deutsche Sportfilm ist wieder im Gespräch. Und es wäre<br />
dem Kulturgut Sport durchaus angemessen, sich dieses<br />
künstlerischen Mediums mehr als bisher zu nähern. Vielleicht<br />
sogar durch ein eigenes internationales Sportfilm-Festival,<br />
das den Anspruch des Sports, ein Kulturgut unserer Zeit zu<br />
sein, auch mit Blick in die Zukunft bestätigt.<br />
OF
Sportliche<br />
Vielfalt in den<br />
Skulpturen von<br />
Birgid Helmy<br />
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
D<br />
s junge Mädchen mit dem Kopftuch ballt die<br />
Fäuste, setzt zu einem kraftvollen Kickboxer-<br />
Tritt an - und erstarrt mitten in der Bewegung.<br />
Diese Skulptur der Wiesbadener Künstlerin Birgid<br />
Helmy ist eines der Exponate der Ausstellung<br />
"sportlich", die im Sport & Olympiamuseum Köln<br />
gezeigt wird. "Sport interessiert mich auch wegen<br />
seiner sozialen Funktionen, zum Beispiel bei der<br />
Integration", erklärt die Bildhauerin die Wahl<br />
ihres Motivs. Ein paar Meter weiter ist eine Gruppe<br />
kleinerer Skulpturen platziert, die Jugendliche<br />
in trendiger Streetwear darstellt. Die Figuren<br />
probieren gerade einen Sprung oder klettern über<br />
Hindernisse: eine Hommage an die neue Sportart<br />
"Parcours", ein akrobatischer Hindernislauf und<br />
gleichzeitig eine Kletterpartie mitten durch die<br />
63
Stadt, bei der auch hohe Mauern überwunden werden<br />
müssen.<br />
Mit der ebenfalls ausgestellten Skulpturen-Gruppe kleiner<br />
Skateboard-Fahrer hat Birgid Helmy kürzlich den Kunstwettbewerb<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Botschaft Warschau für sich<br />
entscheiden können. Des Weiteren sind Gruppen von Fußballspielern,<br />
Kunstspringern und Hockeyspielern zu sehen -<br />
alle in Aktion, alle mitten im Spiel oder Sprung "eingefroren".<br />
Etwas aus der Reihe fällt ein fast lebensgroßer Junge in<br />
Shorts, der sich scheinbar in einer Angriffsstellung für<br />
Boxer übt. "Es ist wie ein Initiationsmoment", sagt Helmy.<br />
"Er ist nicht wirklich in Aktion, er posiert. Vielleicht vor<br />
einem Spiegel." Sie habe sich für die Skulptur von Bildern<br />
des 12-jährigen Muhammad Ali und des jungen Max<br />
Schmeling inspirieren lassen. "Vielleicht meine ‚unsportlichste'<br />
Arbeit."<br />
Birgid Helmy, Jahrgang 1957, hat nach dem Studium der<br />
Sozialpädagogik an der FH Wiesbaden (Schwerpunkt Theaterpädagogik)<br />
eine Ergänzung dieses Studiums durch eine<br />
kunsttherapeutische Weiterbildung vorgenommen. Eine<br />
berufliche Neuorientierung gab es während der Erziehungsphase<br />
der beiden Töchter. Seit 1995 widmete sie sich dem<br />
Studium der Bildhauerei an der Akademie für Bildende<br />
Kunst, Universität Mainz, bei Frau Prof. Biederbick. Das<br />
Diplom erwarb Birgid Helmy 2001, Meisterschülerin war sie<br />
2002.<br />
Klaus H. Schopen<br />
64 OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE
OF-GALERIE<br />
OF-GALERIE<br />
65
Nachrichten des DOSB<br />
Dr. Thomas Bach - Glückwunsch an Europa<br />
Zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge gratulierte Dr. Thomas Bach, Präsident<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB)<br />
"Am 25. März 1957 unterzeichneten sechs<br />
Staaten den Vertrag von Rom zur Gründung<br />
der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.<br />
Im Jahr 2007 feiern 490 Millionen<br />
Europäer in 27 Mitgliedsstaaten der EU den<br />
50. Jahrestag dieser Unterzeichnung. Die<br />
Glückwünsche des deutschen Sports gelten<br />
allen Verantwortlichen, die diese einzigartige<br />
Entwicklung ermöglicht haben.<br />
Europa ist ein Kontinent mit unterschiedlichen<br />
Traditionen und Sprachen, der geeint<br />
ist durch gemeinsame Werte wie Demokratie,<br />
Freiheit und soziale Gerechtigkeit. Die<br />
EU verteidigt diese Werte und fördert die<br />
Zusammenarbeit der Völker Europas, indem<br />
sie die Einheit unter Wahrung der Vielfalt<br />
stärkt und sicherstellt, dass Entscheidungen<br />
möglichst bürgernah getroffen werden.<br />
Der Sport spielt für die Umsetzung dieser<br />
Werte eine ganz wichtige Rolle. Nicht<br />
allein, weil er mit der <strong>Olympische</strong>n Idee ein<br />
fester Teil dieses Wertesystems und der<br />
Ideengeschichte Europas ist, sondern auch<br />
und vor allem deshalb, weil er zeigt, wie<br />
Europa funktionieren kann. Mit seiner<br />
Grenzen und Ideologien überschreitenden<br />
Akzeptanz ist er ein Vorreiter für Europa<br />
und hat in den zurückliegenden fünf<br />
Europa-Abend des<br />
DOSB in Brüssel<br />
Die Landesvertretung Baden-Württemberg<br />
stand ganz im Zeichen des Sports, als der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) am<br />
Mittwoch, 28. März 2007 in Brüssel seinen<br />
Europäischen Abend veranstaltete.<br />
66<br />
Jahrzehnten einen bedeutenden Beitrag für<br />
die Zusammengehörigkeit unseres Kontinents<br />
geschaffen.<br />
Ausdruck dessen ist die Begeisterung für<br />
europäische Wettbewerbe von Europameisterschaften<br />
bis hin zu den Europäischen<br />
<strong>Olympische</strong>n Jugendspielen. Aber<br />
auch abseits der Schlagzeilen und Fernsehübertragungen<br />
gelingt es dem Sport und<br />
seinen europaweit über 350 Millionen<br />
Mitgliedern in 800.000 Sportvereinen<br />
Grenzen zu überwinden, menschliche und<br />
DOSB-Präsident und IOC-Vizepräsident:<br />
Dr. Thomas Bach<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach begrüßte<br />
strahlend eine illustre Besucherschar mit<br />
dem für Sport zuständigen Bundesinnenminister<br />
Wolfgang Schäuble an der Spitze<br />
der 300 geladenen Gäste. Drei Tage nach<br />
dem Jubiläum zur Unterzeichnung der<br />
Römischen Verträge gratulierte Bach<br />
"Europa zu seiner 50-jährigen Erfolgsgeschichte."<br />
soziale Dimensionen zu verdeutlichen und<br />
eine integrierende Kraft zu sein.<br />
Insbesondere im Zeitraum der deutschen<br />
EU-Ratspräsidentschaft ist es dem DOSB<br />
ein Anliegen, sportrelevante Handlungsfelder<br />
der EU darzustellen, den alltäglichen<br />
Beitrag der Sportorganisationen zur europäischen<br />
Integration sichtbar zu machen<br />
und zu verdeutlichen, welches Potential<br />
seine Strukturen besitzen.<br />
Auch für die fortschreitende europäische<br />
Integration wird der Sport eine zentrale<br />
Rolle spielen. Gerade die EU kann geeignete<br />
Rahmenbedingungen schaffen, um die<br />
Entwicklung des Sports und seiner Strukturen<br />
in den Mitgliedsstaaten zu unterstützen.<br />
Notwendig hierfür ist eine rechtliche<br />
Verankerung des Sports im kommenden<br />
EU-Vertragswerk.<br />
Mit seiner Aktion "europa(S)meister"; unter<br />
der Schirmherrschaft der EU-Ratspräsidentin<br />
und Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela<br />
Merkel, liefert der DOSB derzeit Beispiele für<br />
die Umsetzung europäischer Themen auf<br />
lokaler und regionaler Ebene im Sport. Diese<br />
Projekte in den 16 deutschen Bundesländern<br />
machen Europa für die Bürger erlebbar<br />
und bringen Europa den Menschen näher."<br />
"Wir stehen in Europa vor so großen und<br />
vielfältigen Herausforderungen. Eine davon<br />
ist, Europa fühlbar und erlebbar zu machen,<br />
dafür ist Sport ein Hoffnungsträger, weil er<br />
zeigt, wie Europa funktionieren kann als<br />
Europa der Bürgerinnen und Bürger", sagte<br />
Bach in seiner Begrüßungsrede: "Sport hat<br />
eine positive Grundstimmung für das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
in Europa geschaffen,<br />
es gelingt Grenzen zu überwinden."
Der DOSB-Präsident dankte Minister Schäuble<br />
für dessen Unterstützung, die Autonomie<br />
des Sports zu fördern. Bach: "Der Sport<br />
braucht Partnerschaft und Förderung, nicht<br />
eine einseitige Regulierung."<br />
Der deutsche Innenminister betonte in<br />
seiner Begrüßungsrede das Subsidiaritätsprinzip,<br />
das er als "überlegenes Prinzip"<br />
lobte, welches sehr gut zum Prinzip der<br />
Ehrenamtlichkeit passe, die "den Sport auch<br />
so wertvoll macht. Man muss auch darauf<br />
verzichten können, alles selber regeln zu<br />
wollen. Wir würden viel ärmer werden,<br />
wenn wir Engagement unterdrücken<br />
würden. Es ist nicht wahr, das alles nur<br />
nach dem Gesetz wirtschaftlicher Effizienz<br />
geht."<br />
EU-Kommissar Ján Figel' erklärte, dass es<br />
"an der Zeit sei, etwas zum Wohle des<br />
Sports zu tun. Der Sport ist ein starkes<br />
Zugpferd zu einem friedvollen, vereinten<br />
Kontinent."<br />
Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />
Günter Oettinger begrüßte als Hausherr<br />
Europameister und Medaillengewinner,<br />
darunter das DOSB-Präsidiumsmitglied<br />
Claudia Bokel (Fechten) und Gäste aus der<br />
politischen Szene Brüssels, indem auch er<br />
die Partnerschaft zwischen Politik und Sport<br />
unterstrich. "Beides ist eine Friedensidee,<br />
Sport ist das geeigneste Instrument für<br />
Völkerverständigung, er ist der Marktplatz<br />
auf dem sich Menschen kennen lernen."<br />
Mit dem Beispiel seiner Kinder, die in der<br />
Jugendmannschaft des VfB Stuttgart<br />
Fußball spielen, gemeinsam mit Kindern aus<br />
anderen Teilen Europas und "auch einigen<br />
aus Norddeutschland. Ihr gemeinsames<br />
Spiel dient der Integration der Erwachsenen",<br />
sagte Oettinger, der die Entscheidungsträger<br />
des Sports aufforderte, die<br />
Partnerschaft mit den Schulen noch enger<br />
einzugehen: "Der Mannschaftssport ist von<br />
überragender erzieherischer Funktion."<br />
IOC gibt Besetzung seiner<br />
Gremien bekannt<br />
Dr. Thomas Bach, Präsident des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes, leitet auch<br />
weiterhin die "Juristische Kommission"<br />
sowie die "Kommission für Sport und<br />
Recht" des Internationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees (IOC). Darüber hinaus ist Bach<br />
Mitglied der "Marketing-Kommission", der<br />
Kommission für "Fernsehrechte und Neue<br />
Medien" und der "Kommission zur Vorbereitung<br />
des Kongresses 2009". Zudem bleibt er<br />
Vorsitzender der "Disziplinarkommission<br />
Anti-Doping", die sich unter anderem mit<br />
dem Dopingskandal um die<br />
österreichischen Skilangläufer bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspielen Turin 2006<br />
beschäftigt. Thomas Bach war bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Winterspielen 2006 erneut<br />
zum Vizepräsident gewählt worden, nachdem<br />
er diese Funktion gemäß Satzung<br />
2004 turnusgemäß verlassen hatte. "Für<br />
die Berufung in derart zentrale Verantwortungsbereiche<br />
bin ich dem IOC auch im<br />
Interesse des deutschen Sports sehr dankbar.<br />
Sie gewährleistet im Hinblick auf die<br />
Fortsetzung der Aufgaben Kontinuität und<br />
ist Ausdruck einer engen und vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit mit Präsident<br />
Rogge und dem gesamten Executive<br />
Board", kommentierte Dr. Bach die Mitarbeit<br />
in den wichtigen Steuerungsgremien.<br />
Walther Tröger, das zweite deutsche IOC-<br />
Mitglied, zugleich Mitglied des DOSB-<br />
Präsidiums, ist weiterhin Vorsitzender der<br />
Kommission "Sport für alle", der auch<br />
DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch<br />
angehört. Darüber hinaus ist Tröger Delegierter<br />
für den Behindertensport. Auch er<br />
arbeitet zudem in der Kommission zur<br />
Vorbereitung des IOC-Kongresses<br />
2009 mit.<br />
Weitere deutsche Vertreter in IOC-Kommissionen<br />
sind: Dr. Roland Baar (Umweltkommission),<br />
Ilse Bechthold (Kommission für<br />
Frauen und Sport), Matthias Berg (Kommission<br />
Sport und Recht), Joseph Fendt (Umweltkommission),<br />
Stefan Kürten (RadioundTV-Kommission),<br />
Prof. Dr. Karl<br />
Lennartz (Kommission<br />
für Kultur und<br />
<strong>Olympische</strong> Erziehung),<br />
Hans-<br />
Hermann Mädler<br />
(Presse-Kommission),<br />
Prof. Dr. Norbert<br />
Müller (Kommission<br />
für Kultur<br />
und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung), Dr. h.c.<br />
Klaus Schormann<br />
(Kommission für<br />
Kultur und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung).<br />
DOSB-Präsident empfing<br />
IOC-Mitglied Aján<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach hat am<br />
26. März 2007 IOC-Mitglied Dr. Támas Aján<br />
zu einem Gespräch in Frankfurt am Main<br />
empfangen. Im Beisein von Claus Umbach,<br />
Präsident des Bundesverbandes <strong>Deutsche</strong>r<br />
Gewichtheber, ging es u.a. um die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem deutschen und<br />
dem internationalen Gewichtheberverband.<br />
Dr. Tamás Aján ist Präsident des Internationalen<br />
Gewichtheberverbandes (IWF) und<br />
Vizepräsident der Vereinigung der Internationalen<br />
Fachverbände (GAISF). Darüber<br />
hinaus ist Aján auch Präsident der <strong>Olympische</strong>n<br />
Akademie Ungarns. Vor dem Hintergrund<br />
der Gründung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Akademie am 4. Mai 2007 in Frankfurt<br />
am Main galt das Interesse Bachs und<br />
Ajáns deshalb auch der Zusammenarbeit auf<br />
dem Gebiet von Bildung und <strong>Olympische</strong>r<br />
Erziehung. Der Besuch Ajáns beim <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbund fügt sich an<br />
eine Reihe weiterer Gespräche, die DOSB-<br />
Präsident Dr. Bach im März mit internationalen<br />
Sportvertretern geführt hat. Unter<br />
anderem hat er dabei IOC-Vizepräsidentin<br />
Anita Lourdes de Frantz und eine Delegation<br />
des saudischen Sports begrüßt. Im Laufe des<br />
heutigen Tages empfängt er Vertreter des<br />
Internationalen Kickbox-Verbandes.<br />
Ilse Bechthold vom IOC<br />
ausgezeichnet<br />
Ilse Bechthold hat Anfang März im <strong>Olympische</strong>n<br />
Museum in Lausanne die "Women<br />
Ilse Bechthold (ganz rechts) anlässlich der Preisverleihung zur Womens<br />
and Sport Trophy mit den übrigen Kontinental-Preisträgerinnen,<br />
Weltsiegerin Patia Simpson-Miller und IOC-Präsident Dr. Rogge.<br />
67
Europa-<br />
Abend des<br />
DOSB in<br />
Brüssel<br />
69
and Sport Trophy 2007" (für Europa) entgegengenommen.<br />
Das IOC verlieh den begehrten<br />
Preis an weitere Kontinentalpreisträgerinnen<br />
und als World-Trophy an die jamaikanische<br />
Premierministerin und ehemalige<br />
Sportministerin Portia Simpson Miller für<br />
ihre weltweit herausragenden Verdienste.<br />
"Natürlich freue ich mich riesig über diese<br />
Auszeichnung. Es war eine echte Überraschung<br />
für die ich sehr dankbar bin",<br />
erklärte die Frankfurterin Ilse Bechthold. Zur<br />
Würdigung ihrer langjährigen Verdienste<br />
war Frau Bechthold dem IOC sowohl vom<br />
DOSB als auch vom Internationalen Leichtathletik-Verband<br />
(IAAF) als Preisträgerin<br />
vorgeschlagen worden. "Die Verdienste von<br />
Ilse Bechthold für die Rolle der Frauen im<br />
Sport sind einzigartig. Sie hat stets Verantwortung<br />
übernommen und ist Vorbild für<br />
viele andere Frauen in Sportorganisationen.<br />
Mit ihrer fachlichen Kompetenz und ihrer<br />
menschlich verbindlichen Art hat sie den<br />
Frauen in zahlreichen Gremien des Sports in<br />
beeindruckender Weise Gehör verschafft. In<br />
der IAAF und im IOC war sie dabei auch für<br />
unser Land und den deutschen Sport eine<br />
ganz wichtige Sympathieträgerin", würdigte<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach die<br />
Preisträgerin. Ilse Bechthold hat sich über<br />
mehrere Jahrzehnte hinweg für die Belange<br />
von Frauen engagiert. Wichtige Stationen<br />
im deutschen und im internationalen Sport<br />
waren der DLV, die mittlerweile im DOSB<br />
fusionierten Dachorganisationen <strong>Deutsche</strong>r<br />
Sportbund und NOK für Deutschland, der<br />
Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF)<br />
und das<br />
IOC.<br />
DOSB-Langzeitprojekt<br />
in Ruanda<br />
Zur Entwicklung des heimischen Fußballs<br />
entsendet der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />
im Rahmen eines sog. Langzeitprojektes<br />
den Sportexperten Michael Weiß nach<br />
Ruanda. Die Maßnahme wird durch das<br />
Auswärtige Amt finanziert und in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Fußball-Bund und Partnern in Ruanda<br />
durchgeführt. Sie basiert auf einer bereits<br />
bestehenden engen Zusammenarbeit<br />
zwischen dem DFB und dem ruandischen<br />
Fußball-Verband. Die Partner in Ruanda sind<br />
insbesondere an der Aus- und Fortbildung<br />
von Multiplikatoren, der Förderung des<br />
Jugendfußballs insbesondere für Mädchen,<br />
70<br />
Talentförderung, Behindertensportprogrammen<br />
sowie der gezielten Förderung der<br />
U17-Auswahl Ruandas interessiert. Bereits<br />
2005 und 2006 hatten zwei Kurzzeitprojekte<br />
des deutschen Sports in dem zentralafrikanischen<br />
Land stattgefunden. Zum<br />
Auftakt der zunächst auf zwei Jahre befristeten<br />
Maßnahme, die zwei Mal, bis auf eine<br />
maximale Laufzeit von vier Jahren, verlängert<br />
werden kann, erfolgt ein Lehrgang mit<br />
DFB-Coach Erich Rutemöller. Im April<br />
werden ruandische Offizielle zu einem<br />
Lehrgang in Deutschland anreisen.<br />
DOSB-Arbeitsgruppe<br />
prüft EuGH-Urteil zum<br />
Thema Sportwetten<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
beschäftigt sich eingehend mit dem im März<br />
ergangenen Urteil des Europäischen Ge-<br />
richtshofes zum Thema Sportwetten. "Wir<br />
werden das Urteil sorgfältig daraufhin<br />
prüfen müssen, welche Auswirkungen es auf<br />
den deutschen Markt hat. Unabdingbar für<br />
den Sport ist die Gewährleistung der finanziellen<br />
Mittel, die er bislang aus den Sportwetten<br />
erhalten hat, auch für die Zukunft",<br />
sagt DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach.<br />
Der Europäische Gerichtshof hat am Dienstag<br />
im Strafverfahren gegen Massimiliano<br />
Placanica und andere für gemeinschaftsrechtswidrig<br />
erklärt, dass in Italien Vermittler,<br />
die für Rechnung ausländischer Unternehmen<br />
Wetten sammeln, mit Strafe<br />
bedroht sind.<br />
Unter Vorsitz von Dr. Michael Vesper, Generaldirektor<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes, wird in Kürze eine hochrangige<br />
Arbeitsgruppe die Thematik diskutieren.<br />
Der Gruppe werden führende Vertreter der<br />
Spitzenverbände, darunter auch des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Fußball-Bundes und der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Fußball Liga sowie der Landessportbünde<br />
angehören.<br />
"Wir erwarten, dass eine europafeste und<br />
verfassungsgemäße Lösung gefunden wird,<br />
die die Finanzierung der gemeinnützigen<br />
Aufgaben des Sports sicher stellt", erklärt<br />
Michael Vesper: "Jetzt sind die Ministerpräsidenten<br />
der Länder gefordert. Es sollte<br />
möglich sein, eine Regelung zu erreichen,<br />
die der Rechtssprechung des Europäischen<br />
Gerichtshofes und des Bundesverfassungsgerichtes<br />
folgt und dem Sport mit seinen<br />
90.000 Vereinen hilft."<br />
Informationen aus dem<br />
DOSB-Präsidium<br />
Michael Vesper wird "Chef de Mission"<br />
der deutschen Olympia-Mannschaft<br />
Michael Vesper wird das deutsche Olympia-<br />
Team bei den Sommerspielen 2008 in<br />
Peking als "Chef de Mission" anführen. Der<br />
54jährige ehemalige Sportminister Nordrhein-Westfalens<br />
ist seit dem 1. Oktober<br />
2006 Generaldirektor des <strong>Deutsche</strong>n Olym-<br />
Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des<br />
DOSB.<br />
pischen Sportbundes (DOSB). Zum stellvertretenden<br />
"Chef de Mission"; berief das<br />
DOSB-Präsidium in seiner Sitzung am<br />
Dienstag in Frankfurt am Main den DOSB-<br />
Direktor Leistungssport, Bernhard Schwank<br />
(46).<br />
Leitender Mannschaftsarzt der deutschen<br />
Olympiamannschaft in China wird Prof. Dr.<br />
Wilfried Kindermann aus Saarbrücken. Der<br />
66jährige war bereits bei vier <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen in derselben Funktion für das<br />
ehemalige NOK für Deutschland im Einsatz.
Bei der FIFA WM 2006 in Deutschland war<br />
Kindermann als Chef-Mediziner für das<br />
deutsche Organisationskomitee tätig.<br />
Leitender Physiotherapeut im deutschen<br />
Team wird Klaus Eder (53) aus Donaustauf.<br />
Das DOSB-Präsidium verabschiedete in<br />
Frankfurt darüber hinaus die Grundsätze zur<br />
Nominierung der Olympiamannschaft<br />
Peking 2008, die auf der Homepage des<br />
DOSB (www.dosb.de) zum Download bereit<br />
stehen.<br />
DOSB gründet Stiftung <strong>Deutsche</strong>r Sport<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB)<br />
hat die Stiftung <strong>Deutsche</strong>r Sport ins Leben<br />
gerufen. Stiftungszweck ist die Förderung<br />
des deutschen Sports in all seinen Erscheinungsformen.<br />
In diese Stiftung fließen die<br />
drei Millionen Euro ein, die der DOSB<br />
dankenswerterweise aus dem Gewinn der<br />
Fußball-WM vom DFB erhalten hat. Die<br />
Satzung kann ebenfalls in Kürze im Internet<br />
auf der DOSB-Homepage herunter geladen<br />
werden.<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie Willi<br />
Daume wird am 4. Mai gegründet<br />
Am 4. Mai 2007 tritt der Vorstand der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Akademie Willi<br />
Daume zu seiner konstituierenden Sitzung<br />
zusammen. Das DOSB-Präsidium benannte<br />
die Vizepräsidentin Bildung und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, zur<br />
Vorstandsvorsitzenden. Dem Vorstand sollen<br />
weiterhin angehören: Hans-Peter Krämer<br />
(Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen im<br />
DOSB), Ingo Weiss (Mitglied des DOSB-<br />
Präsidiums und Vorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportjugend), Prof. Dr. Helmut Altenberger<br />
(Mitglied Kuratorium <strong>Olympische</strong> Akademie),<br />
Prof. Dr. Manfred Lämmer (Vorsitzender der<br />
Europäischen Fairplay Initiative), Dr. Klaus<br />
Schormann (Präsident Internationaler und<br />
Nationaler Verband für Modernen Fünfkampf,<br />
IOC-Kommission Kultur und <strong>Olympische</strong><br />
Erziehung, Sylvia Schenk (Stellvertretende<br />
Vorsitzende von Transparency International).<br />
Hans-Peter Krämer und Michael Vesper<br />
in DSM-Aufsichtsrat bestimmt<br />
Generaldirektor Dr. Michael Vesper wurde<br />
vom Präsidium gemeinsam mit Schatzmeister<br />
Hans-Peter Krämer als Vertreter des<br />
DOSB in den Aufsichtsrat der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport-Marketing GmbH benannt. Der DOSB<br />
hat 49 Prozent der Anteile an der DSM<br />
übernommen, 51 Prozent hält die Stiftung<br />
<strong>Deutsche</strong> Sporthilfe. Der Aufsichtsrat<br />
besteht aus vier Mitgliedern, je zwei von<br />
DOSB und DSH.<br />
Europäischer Fairplay-Kongress in<br />
Frankfurt<br />
Vom 17. bis 20. Oktober 2007 ist der DOSB<br />
in Frankfurt Gastgeber für den 13. Europäischen<br />
Fairplay-Kongress. Für die Eröffnungsfeier<br />
am 17. Oktober ist der Kaisersaal<br />
im Frankfurter Römer reserviert. Parallel zur<br />
Hauptveranstaltung findet ein Jugendkon-<br />
Informationsblatt zum Europäischen Fairplay Kongress<br />
gress statt. Im Blickpunkt des Kongresses<br />
stehen die "olympischen Werte" in ihrem<br />
Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit.<br />
DOSB fordert Erhalt der dritten Schulsportstunde<br />
in Gymnasialer Oberstufe<br />
In einem Brief an die Kultusminister der<br />
Länder wird der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Sportbund die Beibehaltung der dritten<br />
Sportstunde auch in der Gymnasialen<br />
Oberstufe fordern. Hintergrund sind die<br />
Diskussionen in Nordrhein-Westfalen, die<br />
dritte Stunde abzuschaffen und den Sport<br />
nicht mehr als Abiturfach zuzulassen.<br />
Beirat Sportentwicklung berufen<br />
Elf Personen werden dem Beirat Sportentwicklung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes angehören. Das DOSB-Präsidium<br />
berief folgende Experten und Expertinnen:<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sportabzeichen: Frank<br />
Wittchen, Geschäftsführer Breitensport LSV<br />
Saarland; Ehrenamt/bürgerschaftliches<br />
Engagement und Integration:Sebastian<br />
Braun, Sportsoziologe, Uni Paderborn;<br />
Frauen und Gleichstellung(Gender Mainstreaming):<br />
Ilse Hartmann-Tews Sportsoziologin,<br />
Abteilung Geschlechterforschung,<br />
DSHS Köln; Gesundheit: Iris Pahmeier, Uni<br />
Vechta; Seniorensport/Sport mit Älteren:<br />
Andreas Kruse, Gerontologe, Uni Heidelberg;<br />
Sport und Familie: Manfred Wegner, Sportpädagoge,<br />
Uni Kassel; Sport und Gesundheit:<br />
Winfried Banzer, Sportmediziner, Uni Frankfurt;<br />
Hans-Hermann Dickhuth, Sportmedizi-<br />
71
ner, Uni Freiburg; Sportentwicklung, Vereins-<br />
/Verbandsberatung: Christian Wopp, Sportsoziologe,<br />
Uni Osnabrück; Sportstätten und<br />
kommunale Sportstättenentwicklung: Rudolf<br />
Behacker, Sportamtsleiter München, Vorsitzender<br />
der Arbeitsgemeinschaft deutscher<br />
Sportämter; Umwelt und Sport: Rainer<br />
Baake, Bundesgeschäftsführer <strong>Deutsche</strong><br />
Umwelthilfe; Wissensmanagement: Anna<br />
Fernandez, Diakonisches Werk der EKD,<br />
Stuttgart, Abt. Wissensmanagement/Zentrum<br />
Kommunikation<br />
Mitgliederversammlung in Hamburg<br />
Die nächste Mitgliederversammlung des<br />
DOSB wird am 8. Dezember 2007 in Hamburg<br />
stattfinden.<br />
Weitere Themen<br />
� In Berichten befasste sich das DOSB-<br />
Präsidium mit der Entschädigung für die<br />
Opfer des Dopingsystems der ehemaligen<br />
DDR. Bis April wird darüber beraten, wie<br />
die noch offenen Fälle zu behandeln sind.<br />
Im Mai werden dann die Gespräche mit<br />
den Anwälten stattfinden. Der DOSB wird<br />
prüfen, ob eine Aussicht auf Erfolg<br />
besteht, den Dopingopfern zu einer<br />
dauerhaften Rente zu verhelfen. Sollte<br />
diese Prüfung positiv ausfallen, wird der<br />
DOSB sich dafür einsetzen.<br />
� Verabschiedet wurde auf der Präsidiumssitzung<br />
die neue Geschäftsordnung für<br />
das Direktorium.<br />
� Ebenso beschäftigte sich das Präsidium<br />
mit dem Thema Sportwetten, Dr. Michael<br />
Vesper hat diesbezüglich die entsprechenden<br />
weiteren Schritte eingeleitet.<br />
� Im Nachklang des Gespräches des DOSB<br />
mit der katholischen und evangelischen<br />
Kirche wird eine Arbeitsgruppe ein<br />
Grundsatzpapier über die Zusammenarbeit<br />
erstellen.<br />
� Das Präsidium beschließt die Mitwirkung<br />
des DOSB in der Initiative "Lokale Bündnisse<br />
für Familien"; in Form einer aktiven<br />
Partnerschaft.<br />
� Michael Vesper erstattet dem Präsidium<br />
Bericht zum Stand der Aufnahme Sport<br />
ins Grundgesetz.<br />
72<br />
DOSB und SPD für<br />
Aufnahme des Staatsziels<br />
Sport ins Grundgesetz<br />
Anlässlich eines Gesprächs zwischen dem<br />
Präsidenten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes (DOSB), Dr. Thomas Bach, und<br />
DOSB-Generaldirektor Dr. Michael Vesper<br />
mit dem SPD-Präsidium erklärten DOSB-<br />
Präsident Dr. Thomas Bach und der Parteivorsitzende<br />
der SPD, Kurt Beck: Der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund und die Sozialdemokratische<br />
Partei Deutschland betonen<br />
gemeinsam die gesellschaftspolitische<br />
Bedeutung des Sports für Gesundheit, für<br />
Integration, für Bildung, für nationale<br />
Repräsentanz und für den Zusammenhalt<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>. Dabei gehören Breitensport<br />
und Leistungssport untrennbar zusammen.<br />
DOSB und SPD sind deshalb in<br />
dem Ziel einig, den Sport gemeinsam mit<br />
der Kultur als Staatsziel in das Grundgesetz<br />
aufzunehmen. Wir verstehen dies auch als<br />
Würdigung der mehr als sechs Millionen<br />
Menschen, die sich ehrenamtlich im Sport<br />
engagieren, und der gesellschaftspolitisch<br />
wichtigen Rolle, die der Sport inne hat. Dem<br />
Sport soll deshalb eine entsprechende<br />
Stellung im Grundgesetz eingeräumt<br />
werden, damit er seinen vielfältigen Aufgaben<br />
gerecht werden kann.<br />
Mit mehr als 27 Millionen Mitgliedschaften<br />
erreichen die Sportvereine Menschen quer<br />
durch alle Teile der Bevölkerung. Beide<br />
Seiten begrüßen die jetzt vorliegende Linie<br />
Am 19.03. traf sich in Berlin der SPD-Vorsitzende Kurt Beck mit dem<br />
Präsidenten des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes (DOSB), Thomas<br />
Bach, und Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB (v.l.).<br />
im Kampf gegen Doping. Doping muss ohne<br />
Toleranz bestraft und unterbunden werden.<br />
Dafür bietet die gefundene Lösung mit einer<br />
Ausweitung der gesetzlichen Möglichkeiten<br />
gegen den Handel mit Dopingsubstanzen<br />
sowie die unmittelbare Bestrafung der des<br />
Dopings überführten Athleten ausschließlich<br />
durch die Sportgerichtsbarkeit das nötige<br />
Instrumentarium.<br />
Ziel ist es, den Kampf gegen Doping künftig,<br />
unter anderem durch eine höhere Kontrolldichte,<br />
effektiver zu führen. Gewürdigt<br />
wurde die Initiative "Hilfen für Helfer" des<br />
Bundesfinanzministers, durch die das<br />
ehrenamtliche Engagement im Sport und<br />
darüber hinaus weiter gestärkt wird. Die<br />
Sozialdemokratische Partei Deutschlands<br />
bleibt dem deutschen Sport ein verlässlicher<br />
Partner. Beide Delegationen verständigten<br />
sich auf die Fortführung des regelmäßigen<br />
Gedankenaustauschs.<br />
"Millionen in Bewegung" -<br />
DOSB und ARD werben für<br />
<strong>Deutsche</strong>s Sportabzeichen<br />
Mit Unterstützung des vom Südwestrundfunk<br />
produzierten TV-Magazins "ARD-<br />
Buffet" will der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
Sportbund (DOSB) 2007 eine Millionen-<br />
Schallmauer durchbrechen. "Wir wollen<br />
gemeinsam dafür sorgen, dass in diesem<br />
Jahr mehr als eine Million Menschen das<br />
<strong>Deutsche</strong> Sportabzeichen ablegen", erklärte<br />
DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei der<br />
Vorstellung der<br />
Aktion "Millionen in<br />
Bewegung". Gemeinsam<br />
mit SWR-<br />
Intendant Prof.<br />
Peter Voß und<br />
"ARD-Buffet"-<br />
Moderatorin Evelin<br />
König präsentierte<br />
Thomas Bach am<br />
27. März 2007 in<br />
Berlin die auf drei<br />
Monate angelegte<br />
Kampagne. "Die<br />
ARD und der DOSB<br />
verfolgen ein<br />
gemeinsames Ziel.<br />
Wir wollen die<br />
Menschen dazu<br />
bringen, sich zur<br />
Erhaltung ihrer
Gesundheit mehr zu bewegen. Das Sportabzeichen<br />
ist für alle Menschen, egal welchen<br />
Alters und welchen Geschlechts, ein perfekter<br />
Fitness-Test. Die Sendung ARD-Buffet<br />
richtet sich als Familiensendung an alle<br />
Altersstufen. Die Partner passen also sehr<br />
gut zusammen. Wir sind sehr glücklich, dass<br />
wir mit der ARD diese Kooperation eingehen<br />
konnten", sagte Bach. Die Kampagne "Millionen<br />
in Bewegung" ist zwischen dem 10.<br />
April und dem 7. Juli 2007 ein Programmschwerpunkt<br />
in der Mittagssendung des<br />
Ersten. "Normalerweise werden in Deutschland<br />
im Schnitt rund 900.000 Sportabzeichen<br />
pro Jahr erfolgreich abgelegt. Wir<br />
möchten mit dieser gemeinsamen Aktion<br />
beitragen, die Schallgrenze zu durchbrechen.<br />
ARD-Buffet ist ein Ratgeber für Leib<br />
und Seele, wir wollen Anregungen für eine<br />
aktive und gesunde Lebensgestaltung<br />
geben. Das Sportabzeichen gehört da<br />
fraglos dazu", erklärte Prof. Peter Voss. Das<br />
ARD-Buffet wird deshalb die Aktion drei<br />
Monate lang immer wieder in Gesprächen<br />
mit Studiogästen, Telefon-Sprechstunden<br />
und Film-Beiträgen aufgreifen. Außerdem<br />
beobachtet die Sendung wochenlang eine<br />
Großfamilie mit der Kamera, deren Mitglieder<br />
alle das Sportabzeichen ablegen möchten.<br />
Den Startschuss zu der Kampagne "Millionen<br />
in Bewegung" geben DOSB-Präsident<br />
Dr. Thomas Bach und Moderator Ernst-<br />
Marcus Thomas im "ARD-Buffet" am 10.<br />
April 2007 ab 12.15 Uhr. Höhe- und Endpunkt<br />
der Sportabzeichen-Aktion ist eine<br />
Sondersendung am Samstag, den 7. Juli<br />
2007 vom "Festival des Sports" in Heidelberg.<br />
Sie wird live von einer Open-Air-<br />
Bühne in der Neckarstadt ausgestrahlt. Auf<br />
einem angrenzenden Sportplatz werden<br />
über 2.000 Sportlerinnen und Sportler<br />
während der laufenden Sendung ihre<br />
letzten leichtathletischen Disziplinen für das<br />
Sportabzeichen absolvieren. Unter der<br />
Internetadresse "www.deutsches-sportabzeichen.de":http://www.deutsches-sportabzeichen.de<br />
sind Informationen zum <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sportabzeichen erhältlich.<br />
Frauensportaktionstag<br />
am 5./6. Mai<br />
Das erste Sportwochenende im Mai 2007 in<br />
Deutschland gehört den Frauen und Mädchen.<br />
Am 5./6. Mai startet der <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> Sportbund (DOSB) unter der<br />
Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin,<br />
Ursula von der Leyen, den 1. Bundesweiten<br />
Frauensportaktionstag. Angemeldet<br />
haben sich 65 Vereine in Großstädten und<br />
ländlichen Gebieten, die diesen ersten<br />
Aktionstag gestalten. Es wird alles angeboten,<br />
was Frauen und Mädchen begeistert,<br />
gesund erhält und die Gemeinschaft zusammen<br />
schweißt, verspricht die Vizepräsidentin<br />
Frauen und Gleichstellung des DOSB, Ilse<br />
Ridder-Melchers. Botschafterin des Aktionstages<br />
ist die Olympiasiegerin im Biathlon,<br />
Kati Wilhelm. Die Sportlerin des Jahres 2006<br />
fordert alle Mädchen und Frauen auf, die<br />
Chance des Aktionstages zu nutzen: "Alle<br />
können mitmachen, ob jung oder alt, geübt<br />
oder ungeübt, zugewandert oder mit<br />
Handicap." Der Anteil der Mädchen und<br />
Frauen im organisierten Sport ist auf zurzeit<br />
zehn Millionen Mitglieder gestiegen. In<br />
Dem Sport eng verbunden: Familienministerin Ursula von<br />
der Leyen (r.), hier in Begleitung von Gesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt.<br />
einem Sportverein angemeldet sind heute<br />
58 Prozent der Mädchen im Alter von<br />
sieben bis 14 Jahren. Trotzdem gibt es<br />
Handlungsbedarf: Junge Männer sind mit<br />
38 Prozent fast doppelt so häufig Mitglied<br />
im Sportverein wie junge Frauen im Alter<br />
von 19-26 Jahren. Der Anteil von Ausländerinnen<br />
ist noch geringer. Ministerin Ursula<br />
von der Leyen sieht denn auch im Sport die<br />
Kraft "zur gesellschaftlichen Integration und<br />
Chancengleichheit". Neben dem Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend unterstützt die <strong>Deutsche</strong> Telekom<br />
den 1. Bundesweiten Frauensportaktionstag.<br />
DOSB will mehr junge<br />
Migrantinnen in die<br />
Sportvereine holen<br />
Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund will<br />
ausgewählte Integrationsprojekte nutzen,<br />
um bundesweit mehr Mädchen und Frauen<br />
mit Migrationshintergrund in die Sportvereine<br />
zu holen. Laut einer vom in Auftrag<br />
gegebenen Studie der Universität Bielefeld<br />
treiben ausländische Mädchen<br />
im Gegensatz zu den Jungen<br />
wenig Sport. In der Altersgruppe<br />
der10 - 11 jährigen Mädchen ist<br />
der Anteil der deutschen Kinder<br />
in den Sportvereinen dreimal so<br />
hoch wie der ihrer Altersgenossinnen<br />
mit Migrationshintergrund.<br />
Im Vorfeld des Internationalen<br />
Frauentages (am 8. März 2007)<br />
forderte die Vizepräsidentin<br />
Frauen und Gleichstellung, Ilse<br />
Ridder-Melchers, in Frankfurt die<br />
Sportvereine auf, die Ergebnisse<br />
der Studie umzusetzen. Es sind<br />
insgesamt 54 bestehende<br />
Integrationsprojekte untersucht<br />
worden. Ihr Erfolg ist übertragbar,<br />
wenn die Vorgehensweise<br />
übernommen wird, sagte Ridder-Melchers:<br />
Eine Grundvoraussetzung<br />
ist, dass sich die<br />
Vereine über die Bedürfnisse der<br />
Mädchen klar werden. Tanzen,<br />
Schwimmen, Fußball und<br />
Kampfsportarten seien die<br />
attraktivsten Angebote für junge<br />
Ausländerinnen. Projekte sollten<br />
im frühen Kindesalter beginnen<br />
und Netzwerke mit Kindergärten,<br />
Grundschulen und Ausländervereinen<br />
aufbauen. Die Attraktivität der Angebote<br />
könne mit zusätzlichen Inhalten wie Sprachkursen<br />
gesteigert werden. Nach dem Schritt<br />
in den Verein sollten Migrantinnen langfristig<br />
in alle Ebenen der Verbandsarbeit eingebunden<br />
werden. Die Integrationsbotschafterinnen<br />
Ebru Shikh Ahmad (mehrfache<br />
73
Karateeuropameisterin) und Anna Dogonadze<br />
(Trampolin-Olympiasiegerin) verdeutlichten,<br />
dass Integration durch Sport keine<br />
Einbahnstrasse sei - <strong>Deutsche</strong> und Migranten<br />
kämen sich beim Sport so schnell näher<br />
wie in kaum einem anderen gesellschaftlichen<br />
Feld und entwickelten sich dann<br />
gemeinsam weiter.<br />
Der DOSB will bis Sommer 2007 interessierte<br />
Verbände und Vereine zu einem Workshop<br />
einladen, um aus diesem Kreis in zehn<br />
Städten mit hohen Ausländerinnenanteilen<br />
Freude am Sport auch in Berlin-Kreuzberg, wo Migrantinnen<br />
begeistert die Erfolge der Weltmeisterschaften<br />
im Handball und Fußball feierten.<br />
zielgruppenorientierte Angebote aufzubauen<br />
oder bestehende zu verstärken. Der Sport<br />
geht damit gezielt eine der wichtigsten<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen an so<br />
Ridder-Melchers, er kann es, denn er ist<br />
Integration.<br />
Neun Medaillen für das<br />
deutsche EYOF-Team<br />
Fünf Medaillen erkämpften die deutschen<br />
Nachwuchs-Wintersportler am Schlusstag<br />
74<br />
des Europäischen <strong>Olympische</strong>n Jugendfestivals<br />
(EYOF) im März 2007 im spanischen<br />
Jaca. Im Biathlon Verfolgungsrennen über<br />
7,5 km belegten Anne Domeinski (SC Motor<br />
Zella-Mehlis), Miriam Gössner (SC Garmisch-<br />
Partenkirchen) und Maren Hammerschmidt<br />
(SK Winterberg) die Plätze eins bis drei.<br />
Silber gewannen Benjamin Thym (WSV<br />
Scheibe Alsbach) in der Biathlon-Verfolgung<br />
der Jungen sowie die 4×5 km Skilanglauf-<br />
Mixed Staffel mit Sebastian Eisenlauer (SC<br />
Sonthofen), Tim Tscharnke (SV Biberau),<br />
Esther Mende (SC Oberstdorf) und Monique<br />
Siegel (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal).<br />
Sebastian Eisenlauer<br />
(7,5 km Distanz, klassischer Stil)<br />
und Tim Tscharnke (10 km<br />
Freistil) hatten zuvor bereits<br />
Gold in Einzelwettbewerben<br />
erkämpft. Die Medaillenausbeute<br />
des deutschen Teams vervollständigten<br />
Monique Siegel (7,5<br />
km Skilanglauf, Freistilrennen)<br />
und Anne Domeinski (6 km<br />
Sprint) mit ihren Bronzemedaillen.<br />
"Die Konkurrenz wird von<br />
Veranstaltung zu Veranstaltung<br />
größer und wir fahren neben<br />
den neun Medaillen auch mit<br />
einer Menge sehr guter Platzierungen<br />
auf den Rängen fünf bis<br />
acht nach Hause", zog DOSB-<br />
Abteilungsleiterin Sabine Krapf<br />
als Chef de Mission des deutschen<br />
EYOF-Teams zufrieden<br />
Bilanz. Die deutsche Delegation<br />
bestand aus 33 deutschen<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
unter 18 Jahren (17<br />
Mädchen und 16 Jungs der<br />
Jahrgänge 1990/1991). Sie<br />
gingen in den Sportarten Snowboard,<br />
Alpiner Skilauf, Skilanglauf,<br />
Biathlon und Eiskunstlauf<br />
an den Start und deckten dabei<br />
nahezu das gesamte Wettkampfprogramm<br />
ab. Lediglich im Eishockey<br />
war kein deutsches Team gemeldet worden.<br />
Die Europäischen <strong>Olympische</strong>n Jugendspiele<br />
gehen auf eine Idee von IOC-Präsident Dr.<br />
Jacques Rogge zurück. Ziel ist es, die besten<br />
europäischen Jugendlichen an die <strong>Olympische</strong><br />
Bewegung und die Anforderungen des<br />
internationalen Spitzensports heranzuführen<br />
und dabei zugleich die europäische Integration<br />
voran zu treiben.<br />
In einem Zweijahresabstand finden die<br />
Europäischen <strong>Olympische</strong>n Jugendfestivals<br />
jeweils im Winter und im Sommer in den<br />
nicht-olympischen Jahren mit ungeraden<br />
Jahreszahlen statt.<br />
<strong>Deutsche</strong>r Schulsportpreis<br />
des DOSB und der dsj<br />
Unter dem Motto "Schulsport tut Schule"<br />
haben der <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund<br />
(DOSB) und die <strong>Deutsche</strong> Sportjugend (dsj)<br />
den mit 10.000 Euro dotierten <strong>Deutsche</strong>n<br />
Schulsportpreis ausgeschrieben. Teilnahmeberechtigt<br />
sind alle beruflichen Schulen der<br />
Bundesrepublik Deutschland. Ziel des Wettbewerbs<br />
ist es, beispielhafte und zukunftsweisende<br />
Konzepte an beruflichen Schulen<br />
auszuzeichnen, die sich über einen längeren<br />
Zeitraum in der Praxis bewährt haben. Die<br />
Geldpreise (1. Preis 5000 Euro, 2. Preis 3000<br />
Euro, 3. Preis 2000 Euro) sind zweckgebunden<br />
für Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote<br />
zu verwenden. Abgabe der Bewerbungsunterlagen<br />
ist der 21. Mai 2007. Für<br />
Rückfragen steht Ute Markl unter Telefon<br />
069/6700322 oder E-Mail: markl@djs.de zur<br />
Verfügung.<br />
Jugend trainiert für Olympia<br />
Mehr als 700 Nachwuchssportlerinnen und<br />
Nachwuchssportler folgten der Einladung<br />
nach St. Andreasberg und Clausthal-Zellerfeld,<br />
wo vom 26.2. bis zum 2.3.2007 die<br />
Bundessieger des Schulwettbewerbs JUGEND<br />
TRAINIERT FÜR OLYMPIA in den Sportarten<br />
Skilanglauf und Judo ermittelt wurden. Der<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Sportbund war vor Ort<br />
mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm<br />
vertreten. Neben pädagogisch<br />
ausgerichteten Aktivitäten stellte ein Abendprogramm<br />
mit dem Titel „DOSB Action-Time“<br />
ein Highlight des Winterfinals dar. 660<br />
Jugendliche, ihre Trainer und Betreuer sowie<br />
zahlreiche weitere Gäste ließen sich im<br />
Kurhaus von St. Andreasberg zwei Stunden<br />
lang von einem Programm aus Tanz, Akrobatik<br />
und Musik begeistern. Höhepunkt des<br />
Abends war eine Talkrunde mit Paralympics-<br />
Siegerin Kirsten Bruhn, Olympia-Silbermedaillengewinner<br />
Sven Loll und den beiden<br />
frischgebackenen Handballweltmeistern<br />
Johannes Bitter und Oliver Roggisch.
Winterfinale des<br />
Schulsportwettbewerbs<br />
Jugend trainiert<br />
für Olympia
Nachrichten der DOG<br />
2. "Kinder bewegen"-<br />
Kongress ein voller Erfolg<br />
Großer Resonanz erfreute sich der zweite<br />
"Kinder bewegen"-Kongress unter dem<br />
Motto "Energien nutzen" vom 1. bis 3. März<br />
2007 in Karlsruhe. Bereits sechs Wochen vor<br />
dem Termin konnten die Veranstalter, die<br />
Universitäten Karlsruhe und Konstanz, das<br />
Forschungszentrum für den Schulsport an<br />
der Uni Karlsruhe, die AOK Baden-Württemberg<br />
und die Bundesforschungsanstalt für<br />
Ernährung und Lebensmittel, vermelden,<br />
dass die 800 Tickets vergeben sind. Mit der<br />
Entscheidung, während der dreitägigen<br />
Veranstaltung auf dem Campus der Universität<br />
Karlsruhe die Bedeutung von Bewegung,<br />
Spiel und Sport, das bewegte Lernen<br />
sowie die Ernährungs- und Bewegungssituation<br />
von Kindern und Jugendlichen in<br />
den Mittelpunkt zu stellen, hatten sie<br />
offensichtlich den Nerv vieler getroffen.<br />
Auch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
deren gleichnamiges Modellprojekt "Kinder<br />
bewegen" als Namensgeber des Kongresses<br />
Pate stand, war wie schon bei der ersten<br />
76<br />
Auflage vor zweieinhalb Jahren als Partner<br />
beteiligt.<br />
Georg Wacker, Staatssekretär im badenwürttembergischen<br />
Ministerium für Kultus,<br />
Jugend und Sport, wies in seinem Grußwort<br />
zur Eröffnung darauf hin, dass eine breite<br />
anregende Bildung und Erziehung der<br />
Kinder und Jugendlichen das Fundament<br />
der <strong>Gesellschaft</strong> sei. Karlsruhes Sportbürgermeister<br />
Harald Denecken, der zugleich<br />
stellvertretender DOG-Landesvorsitzender<br />
ist, brachte seine Freude darüber zum<br />
Ausdruck, dass die Stadt wiederholt Gastgeber<br />
dieser hochkarätigen Veranstaltung an<br />
der Exzellenzuniversität Karlsruhe sein<br />
dürfe.<br />
Nach den Grußworten hatten die Kinder des<br />
DOG-Modellkindergartens St. Judas Thaddäus<br />
aus Karlsruhe Neureut ihren großen Auftritt:<br />
mit ihrem Bewegungslied macht sie den<br />
Kongressteilnehmern und -teilnehmerinnen<br />
vor, wie es geht. Und diese durften im Anschluss<br />
gleich selbst aktiv werden, als sie sich<br />
mit einem kleinen Aerobicprogramm von<br />
ihren Sitzen reißen ließen.<br />
Im Eröffnungsvortrag präsentierten Professor<br />
Klaus Bös (Sportinstitutsleiter an der<br />
Universität Karlsruhe), Professor Alexander<br />
Woll (Universität Konstanz) und Dr. Anette<br />
Worth (Universität Karlsruhe) die Ergebnisse<br />
der so genannten MoMo-Studie, dem ersten<br />
Survey zur Fitness und Aktivität von Kindern<br />
und Jugendlichen. Das Motorik-Modul<br />
(MoMo) ist einer von vier Bereichen der<br />
bundesweiten Studie zur Kinder- und<br />
Jugendgesundheit (KiGGS) des Berliner<br />
Robert-Koch-Instituts. Über drei Jahre<br />
haben die Sportwissenschaftler mehr als<br />
4.500 Kinder und Jugendliche zwischen 4<br />
und 17 Jahren getestet, um für die Zukunft<br />
Prall gefüllter Hörsaal bei der Eröffnung des 2. "Kinder bewegen"-Kongresses in Karlsruhe Geschäftsstellenleiterin Kathrin Hillgärtner<br />
mit einer Kongressteilnehmerin am Stand<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
repräsentative Ausgangsdaten zur Einschätzung<br />
der generellen Leistungsentwicklung<br />
zu erhalten.<br />
In Einzelbereichen konnte die Studie bereits<br />
zeigen, dass die motorische Leistungsfähigkeit<br />
der Kinder zurückgegangen ist - wie<br />
etwa im Standweitsprung seit 1976 um 14<br />
Prozent. Zudem lassen sich allgemeine<br />
Aussagen zum Leistungsstand treffen. So<br />
erreicht fast die Hälfte der Kinder beim
Rumpfbeugen nicht das Fußsohlenniveau<br />
und ein Drittel ist nicht in der Lage, zwei<br />
oder mehr Schritte rückwärts auf einem<br />
Balken zu balancieren. Die Ergebnisse<br />
verdeutlichen auch, dass Faktoren wie<br />
Übergewicht, soziale Schicht und Aktivität<br />
die motorische Leistungsfähigkeit beeinflussen<br />
und beispielsweise Kinder mit niedrigerem<br />
sozialen Status weniger aktiv sind als<br />
Kinder aus Familien mit höheren Einkommen.<br />
Über die Bedeutung von Bewegungsförderung<br />
in Kombination mit gesunder Ernährung<br />
sowie geeignete Präventions- und<br />
Interventionsmöglichkeiten konnten sich die<br />
Teilnehmer und Teilnehmerinnen während<br />
der drei Kongresstage umfassend informieren.<br />
Vorträge von renommierten Wissenschaftlern<br />
wie Professor Renate Zimmer,<br />
Professor Gerald Hüther und Professor<br />
Gisela Lück sowie Arbeitskreise und Praxisworkshops<br />
standen dabei für sie zur Auswahl.<br />
Zusätzlich bot eine Fachausstellung<br />
Gelegenheit zum Einblick und Austausch<br />
Bunte Unterhaltung bei der "Come-together-Party" mit den<br />
Jonglierkünstlern vom Karlsruher Kinderzirkus<br />
über Aktivitäten und Initiativen von Organisationen<br />
und Institutionen.<br />
Auch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
präsentierte ihr Modellprojekt "Kinder<br />
bewegen" an einem Informationsstand<br />
sowie in einem Arbeitskreis und zwei<br />
Praxisworkshops. Besonders viel Anklang<br />
fanden die Ideen und Anregungen zur<br />
spielerischen Vermittlung olympischer<br />
Werte im Kindergarten. Mit dabei waren<br />
auch Erzieherinnen der von der DOG geförderten<br />
Modellkindergärten, die den Kongress<br />
zum Austausch untereinander, aber<br />
auch zur Weiterbildung nutzten und dabei<br />
viele Impulse für ihre Arbeit mitnehmen<br />
konnten.<br />
Zeit für Gespräche auch abseits der zentralen<br />
Themenstellung "Kinder bewegen" bot<br />
die stimmungsvolle "Come-together-Party"<br />
am Freitagabend. Mit einem bunten Programm<br />
mit Rope-Skipping-Show, Kinderzirkus,<br />
Zauberkunst, afrikanischer Trommelkunst<br />
sowie Livemusik sorgte sie bereits<br />
einen Tag vor dem Abschluss für das i-<br />
Tüpfelchen auf den Kongress.<br />
Auf ein Wiedersehen beim 3. "Kinder bewegen"-Kongress!<br />
Unterstützung für "Kinder<br />
laufen für Kinder"<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
unterstützt in diesem Jahr die bundesweite<br />
Aktion "Kinder<br />
laufen für Kinder"<br />
zugunsten von<br />
UNICEF, dem Kinderhilfswerk<br />
der<br />
Vereinten Nationen.<br />
Wie hier im "<strong>Olympische</strong>n<br />
Feuer" wird<br />
sie in ihren Medien<br />
regelmäßig über<br />
diese lohnenswerte<br />
Initiative informieren.<br />
Worum es bei<br />
"Kinder laufen für<br />
Kinder" geht:<br />
anderen Kindern auf<br />
der Welt helfen, sich<br />
selbst mehr bewegen<br />
und dabei auch<br />
noch viel Spaß haben. Generell kann sich<br />
jede interessierte Schule beteiligen und eine<br />
eigene Spendenlaufaktion organisieren.<br />
Dazu muss sie sich nur im Vorfeld bei der<br />
Initiative "Kinder laufen für Kinder" anmelden,<br />
einen Laufparcours festlegen und<br />
Geldgeber finden. Am Aktionstag laufen<br />
dann die Kinder so weit und so lange sie<br />
können, denn für jeden einzelnen absolvierten<br />
Kilometer geben die Spender einen<br />
vorab festgelegten Beitrag. Die gesammelte<br />
Summe wird dann ganz offiziell an den<br />
UNICEF-Botschafter überreicht und geht in<br />
die UNICEF-Hilfsprojekte "Schulen für<br />
Afrika" und "Wasser für Äthiopien". Die<br />
Schirmherrschaft für die bundesweiten<br />
Läufe übernimmt das Kultusministerium der<br />
jeweiligen beteiligten Bundesländer.<br />
Für alle weiteren Interessenten veranstaltet<br />
die Initiative "Kinder laufen für Kinder"<br />
außerdem zwei große Spendenlaufevents<br />
selbst: am 6. Mai in München und am 23.<br />
September in Hamburg. Beim Auftakt am<br />
Münchner Flughafen mit Familienfest,<br />
Spendenlauf und buntem Programm ist<br />
dann in jedem Fall auch die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> vor Ort, um ihr<br />
Engagement und insbesondere das Projekt<br />
"Kinder bewegen" mit spielerischen Aktivitäten<br />
zur Völkerverständigung vorzustellen.<br />
Und natürlich sind auch alle DOG-Mitglieder<br />
herzlich eingeladen!<br />
Weitere Informationen gibt es unter<br />
www.kinder-laufen-fuer-kinder.de oder<br />
direkt bei der Initiative "Kinder laufen für<br />
Kinder“, Änne Jacobs, Tel 089 218965360,<br />
info@kinder-laufen-fuer-kinder.de.<br />
6 Läufe in 6 deutschen<br />
Städten<br />
Sommerzeit = Olympic-Day-Run-Zeit! Im<br />
Juni findet wieder der Lauf für die olympische<br />
Idee statt, mit dem die olympische<br />
Bewegung weltweit den Geburtstag des<br />
Internationalen <strong>Olympische</strong>n Komitees<br />
feiert. Ausrichter des Olympic-Day-Run in<br />
Deutschland, der unter Schirmherrschaft<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes<br />
steht, sind die jeweiligen Zweigstellen der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> in<br />
Kooperation mit regionalen Partnern. Der<br />
Startschuss fällt am 20. Juni mit Laufveranstaltungen<br />
in Kiel und Wernigerode, danach<br />
folgen Bad Sobernheim (23. Juni) und<br />
Leipzig (24. Juni), ehe die Serie am 29. Juni<br />
in Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis)<br />
77
und Gimmeldingen/Pfalz ihren Abschluss<br />
findet.<br />
Der Olympic-Day-Run ist offen für alle, die<br />
Freude an der gemeinsamen Bewegung<br />
haben. "Leistung macht Spaß - das Motto<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
kommt bei diesem Laufevent der besonderen<br />
Art ideal zum Tragen ", betont Dr. Hans-<br />
Joachim Klein. Der DOG-Präsident hofft,<br />
dass sich die Olympiabegeisterten wieder<br />
zahlreich beteiligen.<br />
Für alle, die bei den Olympic-Day-Run-<br />
Veranstaltungen in den sechs deutschen<br />
Städten aktiv dabei sein wollen, gibt es<br />
nähere Informationen bei der Bundesgeschäftsstelle<br />
(Tel 069 69501615) oder im<br />
Internet unter www.DOG-bewegt.de.<br />
DOG-Jugend<br />
Griechenland ...<br />
eine Faszination für sich!<br />
Was macht die Faszination Griechenland<br />
aus?<br />
Eine schwierige Frage, die allerdings jeder,<br />
der einmal dort gewesen ist, sich selber<br />
sofort beantworten kann. Diejenigen, die bei<br />
der Studienfahrt der DOG nach Griechenland<br />
teilnehmen, werden ein Land mit<br />
starker Durchdringung von Land und Meer<br />
erleben. Denn es gibt keinen Ort, der weiter<br />
als 90 km vom allseits geliebten Wasser<br />
entfernt ist. Ein Land, das eine Geschichte<br />
vorzuweisen hat, welches bis in die prähistorische<br />
Zeit zurückreicht. Ein Land, welches<br />
glanzvolle Höhepunkte, schmerzvolle Niedergänge<br />
und heroische Ereignisse erlebt<br />
hat. Insbesondere natürlich die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele. Wo haben diese ihren Ursprung?<br />
Welche Disziplinen gab es im Gegensatz zu<br />
heute? Wer hat an diesen Spielen teilgenommen?<br />
Wie und wo hat man trainiert? All<br />
das sind "Geheimnisse", die auf der Tour von<br />
Athen über Korinth bis hin zu dem Ort<br />
Olympia gelüftet werden.<br />
Wer nun glauben mag, dass man bei dieser<br />
Fahrt nur mit Kultur konfrontiert wird, irrt.<br />
Die vielen Möglichkeiten für eigene Erkundungstouren,<br />
Sonne, Strand und Meer sind<br />
jedem Teilnehmer stets eine wahre Freude.<br />
Besonders wenn man mit Leuten aus dem<br />
gesamten Bundesgebiet Freundschaften<br />
78<br />
schließen und sein eigenes Netzwerk im<br />
Sport aufbauen oder erweitern kann. Bei<br />
traumhaften Sonnenuntergängen sprechen<br />
die imposanten Ruinen aus verschiedenen<br />
Epochen und Kulturen Bände. Dieses Feeling<br />
kann man nicht beschreiben, man muss es<br />
erleben! Und wo kann man das besser als<br />
mit einer Organisation, die etwas von dem<br />
Mythos Olympia versteht.<br />
Wenn Ihr das Gefühl erleben wollt, in<br />
riesigen Sportstadien, Theatern oder Palästen<br />
zu stehen, wo einst Tausende lebten, feierten,<br />
jubelten, kämpften und Sport trieben,<br />
dann solltet Ihr nicht zögern, Euch bei dieser<br />
Fahrt anzumelden! Die Fahrt wird zu einem<br />
großen Teil von Sponsoren getragen, damit<br />
auch die Möglichkeit zur Teilnahme an<br />
dieser Veranstaltung nicht am Geldbeutel<br />
scheitert. Weitere Informationen findet Ihr<br />
in der Ausschreibung am Ende der DOG-<br />
Nachrichten.<br />
Die DOG mit ihren professionellen Reiseleitern<br />
freuen sich auf Eure Teilnahme!<br />
Berlin<br />
Dennis Buttler<br />
3. olympische Gesprächsrunde<br />
an historischem Ort<br />
Zum dritten Mal hatte die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> Berlin die Vertreter der<br />
Fachverbände der olympischen Disziplinen<br />
3. olympische Gesprächsrunde der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
im Berliner Olympiastadion mit Vertretern der Fachverbände<br />
und Karin Seidel-Kalmutzki, Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses<br />
und sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.<br />
Ehrengast Karin Seidel-Kalmutzki (rechts)<br />
zog die Gewinner des anlässlich der<br />
Berliner Familiensportmesse durchgeführten<br />
Olympiaquiz'.<br />
eingeladen, um mit ihnen im regelmäßigen<br />
"olympischen" Gedankenaustausch zu<br />
bleiben.<br />
Obwohl alle Teilnehmer schon oft das<br />
Berliner Olympiastadion bei verschiedensten<br />
Veranstaltungen erlebt hatten, waren alle<br />
sichtbar begeistert, einmal abends das<br />
beleuchtete leere Stadion von der Ehrenhalle<br />
aus zu bewundern.<br />
DOG-Vizepräsident Dieter Krickow erläuterte<br />
den sehr interessierten Gästen die vielschichtigen<br />
Varianten einer möglichen<br />
Bewerbung Deutschlands für <strong>Olympische</strong><br />
Sommer- bzw. Winterspiele.<br />
Um aus politischer Sicht die Stimmung in<br />
der Stadt für <strong>Olympische</strong> Spiele zu beschreiben,<br />
war Karin Seidel-Kalmutzki, Vizepräsidentin<br />
des Berliner<br />
Abgeordnetenhauses<br />
und sportpolitische<br />
Sprecherin der<br />
SPD-Fraktion, als<br />
Gesprächsgast<br />
eingeladen. Sehr<br />
optimistisch berichtete<br />
sie von der<br />
Dynamik, die in den<br />
letzten Monaten im<br />
Hinblick auf die<br />
Bereitschaft der<br />
Stadt, sich für<br />
sportliche Großereignisse<br />
"stark" zu<br />
machen, ausgeht.<br />
Sei es unter wirtschaftlichen,touristischen,<br />
integrativen
oder erzieherischen Aspekten - seit der<br />
Fußball-Weltmeisterschaft scheint vieles<br />
leichter machbar.<br />
Besonders erfreut zeigte sie sich darüber,<br />
dass schon heute an vielen Orten auf die<br />
Leichtathletik-WM 2009 hingewiesen wird,<br />
so dass die Menschen in der Stadt sich sehr<br />
frühzeitig auf dieses Großereignis freuen<br />
und mit ihm identifizieren können. Allen<br />
Gästen und insbesondere der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> gab sie mit auf<br />
den Weg, sich immer und immer wieder für<br />
mögliche <strong>Olympische</strong> Spiele in Deutschland<br />
stark zu machen. Frei nach dem Motto<br />
"Steter Tropfen höhlt den Stein".<br />
Weiteres Thema der 3. olympischen Gesprächsrunde<br />
war die Familiensportmesse in<br />
Berlin 2007, die unter vielerlei Gesichtspunkten<br />
ein großer Erfolg war. Die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> Landesgruppe<br />
Berlin war mit einem Infostand an mehreren<br />
Orten vertreten. Die Antwortkarten des dort<br />
veranstalteten <strong>Olympische</strong>n Gewinnspiels<br />
wurden an diesem Abend von Frau Seidel-<br />
Kalmutzki gezogen. Als Preise gab es Karten<br />
für das DFB-Pokalendspiel, eine Besichtigung<br />
des Olympiastützpunktes sowie Tickets für<br />
das ISTAF 2007 zu gewinnen. Allen Gewinnern<br />
herzlichen Glückwunsch!<br />
Coburg<br />
Neuer Impuls für die<br />
Mitgliederwerbung<br />
"Hürden überwinden. Mit uns." - Unter<br />
diesem Motto unterstützt die Sparkasse<br />
Coburg-Lichtenfels die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Coburg.<br />
Mit viel Engagement versucht die DOG-<br />
Vorstandschaft neue Mitglieder zu werben.<br />
Ein neuer Flyer soll nun Interessenten die<br />
Ziele der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
noch näher bringen. Vor allem die<br />
Unterstützung und Förderung durch die<br />
Vergabe von Patenschaften an junge Sportler<br />
ist ein großes Anliegen. Die Vermittlung<br />
der olympischen Idee, das Aufzeigen der<br />
Vorbildfunktion von erfolgreichen Sportlern<br />
für die Jugend sind Grund genug, neue<br />
Sponsoren und Mitglieder zu werben.<br />
Viel Unterstützung erhält die Kreisgruppe<br />
hier von der Sparkasse Coburg-Lichtenfels.<br />
Bei der letzten Vorstandsitzung konnte der<br />
Sparkassendirektor Siegfried Wölki das neue<br />
Prospekt an den Vorsitzenden Prinz Andreas<br />
von Sachsen, Coburg und Gotha sowie den<br />
geschäftsführenden Vorstand, Bürgermeister<br />
Hans-Heinrich Ulmann, überreichen. Er<br />
verband die Unterstützung seines Unternehmens<br />
mit der Hoffnung auf einen regen<br />
Zuwachs von weiteren Mitgliedern und<br />
Förderern für die <strong>Olympische</strong> Bewegung.<br />
Angelika Weid geehrt<br />
Angelika Weid ist Sportlerin des Jahres 2006<br />
in Coburg. Die Zweigstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> ehrt damit die<br />
Coburgerin für ihre herausragenden Leistungen<br />
im Orientierungslauf.<br />
Coburgs Oberbürgermeister Norbert<br />
Kastner, Angelika Weid und der 2. Bürgermeister<br />
Hans-Heinrich Ulmann, zugleich<br />
geschäftsführender Vorsitzender der DOG<br />
Coburg (von links).<br />
Angelika Weid führt, leitet und verwaltet die<br />
größte und erfolgreichste Orientierungslaufabteilung<br />
in Bayern und ist selbst noch<br />
dabei. "Sie gehört in ihrer Altersklasse zur<br />
deutschen Spitzenklasse", stellte Hans-<br />
Heinrich Ulmann, geschäftsführender<br />
Vorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> Coburg, in seiner Laudatio<br />
heraus. Zusammen mit ihrem Ehemann<br />
gründete sie 1976 die Abteilung Orientierungslauf<br />
im TV Coburg-Neuses. Bis 1999<br />
war sie stellvertretende Abteilungsleiterin,<br />
Jugendbetreuerin und Trainerin in Personalunion,<br />
danach übernahm sie die Abteilungsleitung.<br />
Um noch mehr Zeit für ihren Sport aufbringen<br />
zu können, verkürzte sie ihre Arbeitszeit<br />
und trainiert seit her an vier Tagen pro<br />
Woche in 52 Wochen im Jahr, sagte Ulmann.<br />
In der Saison von April bis Oktober<br />
fährt sie mit ihrem Wohnmobil mehr als<br />
10.000 km, ist an fast jedem Wochenende<br />
zu Wettkämpfen unterwegs und hat immer<br />
Nachwuchsathleten "im Gepäck". Als Sportlerin<br />
und Mensch ist sie ein Vorbild und<br />
verdient die Auszeichnung als Sportlerin des<br />
Jahres 2006 zu Recht, betonte Hans-<br />
Heinrich Ulmann.<br />
Eberhard Fröbel<br />
Darmstadt<br />
Olympiapins als<br />
Leidenschaft<br />
Seit fast 60 Jahren sammelt der Darmstädter<br />
Gerhard Fröhlich (links) olympische<br />
Memorabilia. Mittlerweile hat der 85Jährige<br />
ein halbes Museum mit ca. 10.500 Pins<br />
& Auszeichnungen zusammengetragen.<br />
<strong>Von</strong> solcher Sammlerleidenschaft zeigte<br />
sich auch der Vorsitzende der DOG Darmstadt,<br />
Walter Schwebel, begeistert, als er<br />
Gerhard Fröhlich im Februar die "goldene<br />
20"-Ehrennadel plus Urkunde für seine<br />
langjährige Mitgliedschaft in der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> überreichen<br />
konnte.<br />
79
Heilbronn-Unterland-Hohenlohe<br />
Einsatz für Fair Play<br />
Bei der Mitgliederversammlung der Kreisgruppe<br />
Heilbronn-Unterland-Hohenlohe der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> im TSG<br />
Vereinsheim in Heilbronn wurde der seithe-<br />
Ehrungen bei der Kreisgruppe Heilbronn-Unterland-Hohenlohe (von<br />
links): Emil Burock, Dr. Werner Sauer, Joachim Klotz (Turngau Heilbronn),<br />
Sigrid Seeger-Losch, Heiner Sefranek (Mustang Bekleidungswerke),<br />
Ferdinand Czak, Klaus Ranger (Sportkreis Heilbronn), Erna<br />
Schwarz, Ortwin Czarnowski, Kurt Scheffler (Stadtverband für Sport).<br />
rige Vorstand bestätigt. Vorsitzende ist<br />
Sigrid Seeger-Losch, stellvertretender<br />
Vorsitzender Ortwin Czarnowski. Außerdem<br />
gehören dem Vorstand Susanne Sauer sowie<br />
Ehrenmitglied Dr. Werner Sauer an.<br />
In ihrem Tätigkeitsbericht ging Sigrid<br />
Seeger-Losch auf die Aktivitäten der letzten<br />
drei Jahre ein, wobei die herausragenden<br />
Veranstaltungen die traditionellen Unterländer<br />
Olympia-Stammtische im August 2004<br />
und 2006 im Festzelt beim Unterländer<br />
Volksfest waren. Diese hatten wieder große<br />
Resonanz gefunden, treffen sich doch hier<br />
jedes Mal bekannte Sportlerinnen und<br />
Sportler von damals und heute sowie<br />
verdiente Frauen und Männer des Sports zu<br />
einem Fest der Begegnung. Besonders für<br />
die älteren Sportler ist es jedes Mal Freude<br />
und Genugtuung zu erfahren, dass sie nicht<br />
vergessen sind. Außerdem würdigte die DOG<br />
Heilbronn-Unterland-Hohenlohe mehrfach<br />
Personen mit der Leistungsplakette für ihr<br />
beispielhaftes ehrenamtliches Engagement.<br />
Aus einem Schreiben des Landesvorsitzenden<br />
Theo Götz zitierte Seeger-Losch, dass<br />
80<br />
neben den anderen Leitzielen der DOG der<br />
Einsatz für Fair Play immer noch große<br />
Bedeutung habe. Jeder Tag würde deutlich<br />
machen, wie zutreffend damals die Feststellung<br />
von Willi Daume war: "Ohne Fairness<br />
verkommt der Sport - und die <strong>Gesellschaft</strong>".<br />
Olympiateilnehmer Ortwin Czarnowski<br />
stellte den Anwesenden einige interessante<br />
von ihm organisierte Aktionen vor, mit der<br />
er vor allem die<br />
Jugend auf den<br />
unverzichtbaren<br />
Wert von Fair Play<br />
aufmerksam machen<br />
möchte.<br />
Bei der Versammlung<br />
wurde auch<br />
über die Steigerung<br />
des Bekanntheitsgrades<br />
der DOG<br />
diskutiert, denn<br />
Sorge bereitet<br />
weiterhin die<br />
abnehmende Mitgliederzahl<br />
in der<br />
Kreisgruppe. Bei den<br />
Wahlen in drei<br />
Jahren soll der<br />
Vorstand verjüngt<br />
und erweitert<br />
werden.<br />
Für langjährige Mitgliedschaft konnten<br />
Einzelmitglieder, Kommunen und Organisationen<br />
mit Nadel und Urkunde ausgezeichnet<br />
werden:<br />
- 15 Jahre: Stadtverband für<br />
Sport, Wilma Bittihn;<br />
- 20 Jahre: Herbert Betzenhauser,<br />
Emil Burock, Ferdinand<br />
Czak, Ortwin Czarnowski,<br />
Sportkreis Heilbronn,<br />
Turngau Heilbronn, Dr.<br />
Jürgen Merkt, Sportfreunde<br />
Neckarsulm, Dr. Werner<br />
Sauer, Sigrid Seeger-Losch;<br />
- 30 Jahre: Erna Schwarz;<br />
- 40 Jahre: Gemeinde Blaufelden,<br />
Hans Bort, Gemeinde<br />
Braunsbach, Sportclub<br />
Kocherstetten, Mustang-<br />
Bekleidung GmbH.<br />
Hochstift Paderborn<br />
"Ideale aus dem Sport auf<br />
den Alltag übertragen"<br />
"Wenn man einmal <strong>Olympische</strong> Spiele erlebt<br />
hat, dann muss man sich einfach engagieren,<br />
um den olympischen Gedanken weiter<br />
zu tragen", sagt Dr. Hans-Joachim Klein,<br />
Olympiateilnehmer im Schwimmen 1960<br />
und 1964, mehrfacher Medaillengewinner<br />
und heute Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>. Er war beim 2. <strong>Olympische</strong>n<br />
Abend in Paderborn, der unter dem<br />
Motto "Faszination Olympia gestern - heute<br />
- morgen" stand, ebenfalls dem Phänomen<br />
Olympia auf der Spur wie der Präsident des<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Sportbundes und<br />
Fecht-Olympiasieger 1976, Dr. Thomas Bach,<br />
für den hinter der Faszination Olympia<br />
folgendes steckt: "204 Nationen an einem<br />
Platz unter einem Dach zu versammeln, die<br />
im friedlichen Wettstreit gegeneinander<br />
antreten, über alle Kulturgrenzen und<br />
Sprachbarrieren hinweg." Der Präsident des<br />
deutschen Sportdachverbandes dankte der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> für<br />
ihren Beitrag, diese Faszination immer<br />
wieder den Menschen näher zu bringen.<br />
Besonders aktiv ist auf diesem Gebiet die<br />
110 Mitglieder zählende DOG-Zweigstelle im<br />
Hochstift Paderborn unter der Leitung ihrer<br />
Vorsitzenden Margit Budde, deren Einladung<br />
zum 2. <strong>Olympische</strong>n Abend in den Spiegelsaal<br />
der Residenz Schloss Neuhaus fast 350<br />
Während des 2. <strong>Olympische</strong>n Abends in Paderborn<br />
zeichnete DOG-Vorsitzende Margit Budde die Vereine<br />
Grün-Weiß Paderborn, vertreten durch den Präsidenten<br />
Horst Wiczynski (links), und den Turn- und Sportverein<br />
von 1913 Usseln, vertreten durch den Präsidenten<br />
Christian Holtel (rechts), für 50jährige DOG-Mitgliedschaft<br />
aus.
Gruppenbild vor dem Schloss Neuhaus. <strong>Von</strong> links: Günther Ruthemeyer<br />
(Vorstand DOG), Lilli Schwarzkopf (EM-Dritte im Siebenkampf<br />
der Leichtathleten), DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein,<br />
Troy Arnicke (Jahrgangsmeister im Schwimmen), Dr. Norbert Börste<br />
(Vorstand DOG), Heiner Kortebusch (Vorstand DOG), ZDF-Moderator<br />
Wolf-Dieter Poschmannn, Pader-borns DOG-Vorsitzende Margit<br />
Budde, Jürgen Fornoff (Generalsekretär <strong>Deutsche</strong>r Schwimmverband),<br />
Meinolf Päsch (E.ON Westfalen-Weser) und Willi Schluerz<br />
(DOG).<br />
Gäste folgten, die vor der Podiumsdiskussion<br />
zum Thema "Vom Schwimmenlernen<br />
zum Olympiasieger - Breitensport und<br />
Spitzensport" zunächst der sportpolitischen<br />
Standortbestimmung des DOSB-Präsidenten<br />
Dr. Thomas Bach lauschten. Bach erinnerte<br />
an die positiven Resonanzen der Fußball-<br />
WM und der Handball-WM in Deutschland<br />
und sagte: "Wir sind in Deutschland in einer<br />
einzigartigen Situation. Kein Land der Welt<br />
veranstaltet so viele internationale Titelkämpfe.<br />
Wir haben bei der Fußball-WM und<br />
der Handball-WM erlebt, welche Identifikationskraft<br />
vom Sport ausgeht, die weit mehr<br />
ist als das Schwenken der Deutschland-<br />
Fahne." Der DOSB-Präsident unterstrich,<br />
dass der Sport wie kein anderes Feld geeignet<br />
sei, Menschen zusammen zu führen. Die<br />
Niederlage im Augenblick sei nicht das Ende<br />
aller Dinge. Vielmehr sage ein altes chinesisches<br />
Sprichwort "Die Niederlage ist die<br />
Mutter aller Siege".<br />
Sport sei - so Bach weiter - gelebte Integration,<br />
denn es gelänge im Sport, soziale<br />
Schichten, die isoliert sind, an die Gemeinschaft<br />
heranzuführen. Auch deshalb gehöre<br />
der Sport ins Grundgesetz, um noch deutlicher<br />
zu zeigen, welche gesellschaftliche<br />
Kraft in ihm steckt. Bach ging in Paderborn<br />
auch auf die aktuelle Doping-Diskussion ein,<br />
hob hervor, dass unter der Leitlinie der<br />
"Null-Toleranz-Politik" eine Einigkeit im<br />
Sport erzielt werden<br />
konnte und begrüßte<br />
entsprechende<br />
Gesetzesvorbereitungen<br />
der Bundesregierung,<br />
um<br />
künftig die Hintermänner,<br />
die die<br />
Athleten unverfroren<br />
an Grenzwerte<br />
herandopen würden,<br />
zu entlarven und<br />
härter und besser<br />
belangen zu können.<br />
Bach: "Diesen<br />
Sumpf müssen wir<br />
austrocknen."<br />
Für die Zukunft<br />
nannte Bach in der<br />
von dem ZDF-<br />
Reporter Wolf-<br />
Dieter Poschmann<br />
geleiteten Podiumsdiskussion<br />
zwei<br />
Hauptaufgaben: Es<br />
müsse versucht<br />
werden, auch bei der durch die demografische<br />
Entwicklung verursachten geringeren<br />
Zahl an Talenten noch mehr Kinder zum<br />
Sport zu bekommen, damit aus einer großen<br />
Breite eine Spitze entstehe. Außerdem<br />
müssten den Athleten bessere Möglichkeiten<br />
geboten werden, Schule und Beruf mit<br />
dem Spitzensport zu verbinden. Es gelte, das<br />
erfolgreiche System der Eliteschulen auch<br />
auf die Hochschulen zu übertragen. Dazu<br />
solle mit einer Auszeichnung ein Anreizsystem<br />
geschaffen werden. Zudem müsse<br />
"noch mehr Unternehmen<br />
der Wirtschaft<br />
klar gemacht<br />
werden, dass Topsportler<br />
in den<br />
meisten Fällen auch<br />
Spitzenkräfte im<br />
Beruf sind". Christian<br />
Keller, Welt- und<br />
Europameister im<br />
Schwimmen, forderte<br />
in Paderborn die<br />
Gründung einer<br />
Stiftung, die sich<br />
zur Aufgabe setzt,<br />
Sportler nach<br />
Beendigung der<br />
Karriere zu betreuen.<br />
Bei der Analyse des<br />
Spitzensports freute<br />
sich Thomas Bach in Paderborn darüber,<br />
dass Deutschlands Sportler im Winter nach<br />
wie vor die Nummer eins sind. Allerdings<br />
sehe es in den Sommersportarten nicht so<br />
gut aus. Nach einer italienischen Studie<br />
würde das deutsche Olympiateam für<br />
Peking 2008 auf Rang neun eingestuft.<br />
Bach: "In 24 Monaten werden wir keine<br />
komplette Tendenzumkehr erzwingen<br />
können, aber bis London 2012 soll der<br />
Aufschwung kommen." <strong>Von</strong> einer Olympiateilnahme<br />
2012 in London träumt der 15<br />
Jahre alte Paderborner Nachwuchsschwimmer<br />
Troy Arnicke, fünffacher deutscher<br />
Jahrgangsmeister und Mitglied im D/C-<br />
Kader des <strong>Deutsche</strong>n Schwimm-Verbandes.<br />
Er trainiert derzeit schon 14 Stunden in der<br />
Woche, häufig auch schon frühmorgens vor<br />
der Schule und hat klare Ziele: "Es ist schön,<br />
oben auf dem Treppchen zu stehen. Ich will<br />
etwas erreichen, will zeigen, was ich kann<br />
und später einmal Vorbild für die Kinder<br />
sein." Jürgen Fornoff, der Generalsekretär<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Schwimm-Verbandes (DSV),<br />
führte die vielschichtige Diskussion aber<br />
auch einmal weg vom Spitzensport: "Viele<br />
Kinder und Jugendliche müssen in unserem<br />
Land erstmals das ‚Nicht-Ertrinken' lernen.<br />
Das Wettkampfschwimmen ist da eine ganz<br />
andere Sache."<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> sieht<br />
sich auch im Breitensport gefordert. "Olympia<br />
beginnt vor der Haustür", sagt die<br />
Paderborner DOG-Zweigstellen-Vorsitzende<br />
Margit Budde und beschreibt ihre Arbeit an<br />
der Basis: Seit drei Jahren wird im Paderborner<br />
Kindergarten Römerstraße in Zusammenarbeit<br />
mit dem Sportamt der Stadt und<br />
Illustre Runde auf dem Podium. <strong>Von</strong> links: Paderborns DOG-<br />
Vorsitzende Margit Budde, Schwimm-Hoffnung Troy Arnicke,<br />
Schwimm-Ikone Christian Keller, DSV-Generalsekretär Jür-gen<br />
Fornoff, Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf, E.ON-Vorstandsvorsitzender<br />
Henning Probst, DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach und ZDF-<br />
Moderator Wolf-Dieter Poschmann.<br />
81
der Universität ein Modellprojekt für mehr<br />
Bewegung im Kindergarten durchgeführt.<br />
Patin für dieses Projekt ist die erfolgreiche<br />
Leichathletik-Siebenkämpferin Claudia Tonn,<br />
Olympiateilnehmerin in Athen 2004, die die<br />
Kinder regelmäßig besucht. Margit Budde:<br />
"In dieser Einrichtung lernen die Kinder<br />
bereits schwimmen. 80 Prozent von ihnen<br />
machen das Seepferdchen." Lilli Schwarzkopf<br />
aus Paderborn, Bronzemedaillengewinnerin<br />
im Siebenkampf bei den Leichtathletik-Europameisterschaften<br />
2006, hat für<br />
einen Kindergarten in Bad Driburg-Dringenberg<br />
die Patenschaft übernommen. Dieses<br />
Modell der Paderborner DOG ist auf die<br />
gesamte Republik übertragbar. Denn, wie<br />
sagte DOG-Präsident Klein in Paderborn:<br />
"Ideale aus dem Sport gilt es auf den Alltag<br />
zu übertragen." Dort, wo dies noch nicht<br />
funktioniert, sollte schleunigst mit der<br />
Umsetzung begonnen werden.<br />
Miltenberg-Obernburg<br />
"Kinder bewegen" ist<br />
Programm<br />
82<br />
Walter Mirwald<br />
Vom Jahr 2007 sind erst drei Monate<br />
"aufgebraucht" und doch hat sich bereits<br />
viel getan in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong>, Zweigstelle Miltenberg-<br />
Obernburg. Nicht ohne Stolz verkündet<br />
Vorsitzende Rosi Dauphin, dass in diesem<br />
kurzen Zeitraum im Rahmen der DOG-<br />
Aktion "Kinder<br />
bewegen" nicht nur<br />
13 Sportspielekisten<br />
an Kindergärten<br />
übergeben werden<br />
konnten, sondern<br />
auch zwei weitere<br />
Ereignisse viel<br />
Bewegung in<br />
Kindertageseinrichtungen<br />
brachten.<br />
Die Mädchen und Jungen des Kindergartens "Pusteblume" in<br />
Sulzbach-Soden freuen sich über die prall gefüllte "Sportspielekiste",<br />
die ihnen Rosi Dauphin, die Vorsitzende der DOG Miltenberg-<br />
Obernburg, mitgebracht hat.<br />
Die insgesamt 40.<br />
Spielekiste im<br />
Landkreis Miltenberg<br />
überreichte Rosi<br />
Dauphin Mitte März<br />
gemeinsam mit dem<br />
Vertreter des Sponsors von der Volksbank<br />
Miltenberg, Manfred Stapf, an den Kindergarten<br />
"St. Josef" in Freudenberg. Umrahmt<br />
von zahlreichen erwartungsfrohen Kindern<br />
nahmen Kita-Leiterin Maria Dinkel, Bürgermeister<br />
Heinz Hofmann, Pfarrer Hans<br />
Bender und Elternbeitratsvorsitzende<br />
Susanne Gallas die Kiste in Empfang.<br />
Einige Wochen zuvor hatten Kinder und<br />
Erzieherinnen des Kindergartens "Pusteblume"<br />
in Sulzbach-Soden ebenfalls Grund zur<br />
Freude, als sie ebenfalls stolze Besitzer der<br />
DOG-Spielekiste wurden. Neben Burkhard<br />
Appel und Rosalinde Roth vom Sponsor<br />
Raiffeisenbank Obernburg waren Gemeindebürgermeister<br />
Peter Maurer und Norbert<br />
Elbert (Vorsitzender des Johanniszweigvereins<br />
als Träger der Einrichtung) sowie die<br />
Leiterin Ruth Nickel und Elternvertreterin<br />
Katja Sommer weitere Zeugen dieses erfreulichen<br />
Ereignisses.<br />
Kunstweltmeister David Schnabel mit seinen Patenkindern und den<br />
Erzieherinnen der "Kinder bewegen"-Modelleinrichtung "Tabaluga"<br />
in Klingenberg-Trennfurt<br />
Ende März löste der<br />
amtierende Weltmeister<br />
im Einer-<br />
Kunstradfahren der<br />
Männer, David<br />
Schnabel aus<br />
Niedernberg bei<br />
Aschaffenburg, sein<br />
Versprechen zur<br />
Demonstration einer<br />
"Weltmeister-<br />
Trainingsstunde" vor<br />
Kindern und Erzieherinnen<br />
der Kindertagesstätte<br />
"Tabaluga" in<br />
Klingenberg-Trennfurt<br />
ein. Die Einrichtung<br />
ist seit Herbst<br />
letzten Jahres "Kinder bewegen"-Modellkindergarten.<br />
Nachdem Schnabel, einer der<br />
"Sportpaten" dieser Einrichtung, zunächst<br />
sein Spezialrad erklärt hatte, verfolgten<br />
mehr als 80 Kinder der Tagesstätte sowie<br />
Kinder der 4. Grundschulklasse gespannt<br />
und mucksmäuschenstill die akrobatischen<br />
Übungen des Rad-Champions. Er demonstrierte<br />
dem staunenden Publikum die Kür,<br />
mit der er im November zum 2. Mal in Folge<br />
Weltmeister wurde. Schnabel vergaß auch<br />
nicht, eindringlich davor zu warnen, solche<br />
Rad-Kunststücke nicht zuhause oder auf<br />
der Straße durchzuführen, sondern nur mit<br />
einem Trainer in der Sporthalle. Nach lang<br />
anhaltendem Beifall gab es Autogrammkarten<br />
für alle.<br />
Ihre anderen Sportpaten, die Handballfrauen<br />
von der HSG Sulzbach-Leidersbach,<br />
besuchten die "Tabaluga"-Kinder am 10.<br />
März beim Bundesligaspiel gegen den SC<br />
Markranstädt in der Aschaffenburger<br />
Unterfrankenhalle. Als besonderes Highlight<br />
durften die Mädchen und Jungen die<br />
Spielerinnen beim Einlaufen begleiten. Nach<br />
der Begegnung gab es dann noch ein<br />
Erinnerungsfoto mit dem Maskottchen, der<br />
"HSG-Biene".<br />
München<br />
Helmut Gesierich<br />
Initiative zur Bündelung<br />
der Kräfte<br />
Nach dem Führungswechsel an der Spitze -<br />
Joachim Ebener übernahm den Vorsitz von
Harald Strötgen - ist schnell deutlich<br />
geworden, dass die seit fast vier Jahren<br />
anhaltende Frischluftzufuhr für die Münchner<br />
DOG-Stadtgruppe an Stärke noch<br />
einmal zugenommen hat. Wie angekündigt<br />
haben sich die Münchner ein ehrgeiziges<br />
und anspruchsvolles Ziel gesetzt - und es<br />
Mitte März tatsächlich in Angriff genommen:<br />
Sie wollen dazu beitragen, "den Anteil<br />
der Bayern und insbesondere der Münchnerinnen<br />
und Münchner an <strong>Olympische</strong>n<br />
Spielen wieder größer werden zu lassen"<br />
(aus einem Einladungsschreiben an interes-<br />
Die DOG München mit dem Vorsitzenden<br />
Joachim Ebener greift Sprinttalent Christian<br />
Blum unter die Arme.<br />
sierte Sportfördergruppen). "Die Einheit von<br />
Sport und Olympia", deren Symbol nach wie<br />
vor das Stadion unter dem Zeltdach ist, soll<br />
nach Vorstellungen der Ebener-Mannschaft<br />
in der Olympiastadt von 1972 wieder<br />
nachhaltiger betont und wahrgenommen<br />
werden.<br />
Die bayerische Landeshauptstadt hat wohl<br />
1,3 Millionen Einwohner, 670 Sportvereine<br />
und 390.000 aktive Sportler - aber immer<br />
weniger Starter bei <strong>Olympische</strong>n Spielen.<br />
Das mag ein großstädtisches Phänomen<br />
sein, zumal in einem Gemeinwesen wie<br />
München mit seinem vom Spitzensport<br />
ablenkenden immensen Freizeit- und<br />
Kulturangebot, ist aber wohl in erster Linie<br />
der erdrückenden Präsenz dreier Profiklubs<br />
(Bayern, 1860, Unterhaching) im Fußball<br />
geschuldet. In ihrem Schatten fristen<br />
<strong>Olympische</strong> Sportarten mit internationalem<br />
Anspruch ein karges Dasein. Der Fußball<br />
drückt sie an die Wand, beansprucht das<br />
Interesse der Öffentlichkeit und der Wirtschaft<br />
allein für sich. Da hilft es auch nicht<br />
entscheidend weiter, dass der Olympiasport<br />
in München ein infrastrukturelles Umfeld<br />
(Übungsstätten, Olympiastützpunkt) vorfindet,<br />
das vorbildlich ist.<br />
Den Ansatz zu punktueller Hilfestellung<br />
sieht die DOG München in ihrer Initiative<br />
zur Bündelung von durchaus vorhandenen,<br />
aber einzeln still vor sich hin werkelnden<br />
Sportfördergruppen und ihres Potentials. In<br />
einem ersten Treffen mit Vertretern der<br />
Gruppierungen (darunter die Medaillengewinner<br />
von 1972, Klaus Wolfermann und<br />
Paul Barth sowie Olympiapark-Pressechef<br />
Arno Hartung) wurde die Bereitschaft zu<br />
einer notwendigen konzertierten Aktion<br />
festgeklopft. Absichtserklärungen, verkrustete<br />
Strukturen aufzubrechen, machten die<br />
Runde. Ein nächstes Treffen Anfang Mai<br />
wurde vereinbart. Dann sollen konkrete<br />
Vorschläge auf den Tisch und zur Umsetzung<br />
vorbereitet werden.<br />
Ein erstes Beispiel, wie Hilfe aussehen kann,<br />
hat die DOG München beim März-Treffen<br />
selbst vorgestellt: Sie unterstützt finanziell<br />
seit Februar den herausragenden Leichtathleten<br />
der Stadt, den gerade erst 20 Jahre<br />
alten deutschen Hallenmeister über 60<br />
Meter, Christian Blum aus Unterhaching. Die<br />
Vereinbarung wurde am Olympiastützpunkt<br />
besiegelt und sieht für Blum die Verpflichtung<br />
vor, die Antidopingrichtlinien einzuhalten.<br />
Der junge Sprinter, der von der<br />
Statur her wie ein Gegenentwurf zu den<br />
überseeischen Muskelbergen seiner Zunft<br />
erscheint, freut sich über die DOG-Hilfe -<br />
hilft sie ihm doch, sich weiterhin auf den<br />
Leistungssport konzentrieren zu können.<br />
Odenwald<br />
Michael Gernandt<br />
Patenschaftstreffen mit den<br />
Kindergärten<br />
In Sachen Bewegungsförderung setzt die<br />
DOG Odenwald auch auf gegenseitige<br />
Befruchtung. Die Zweigstelle unterstützt<br />
neben dem Städt. Kindergarten "Flohzirkus"<br />
in Michelstadt, Modellkindergarten der<br />
Initiative "Kinder bewegen", weitere Oden-<br />
wälder Kindertageseinrichtungen in Form<br />
von Patenschaften. Das Ziel: die Einrichtungen<br />
sollen voneinander lernen und von<br />
gesammelten Erfahrungen profitieren. Zu<br />
Während seines Besuchs beim Basar des<br />
Kindergartens Steinmetzstraße in Höchst<br />
übergab Horst Neff, stellvertretender<br />
Vorsitzender der DOG Odenwald eine<br />
Spende von 50 Euro an die Leiterin Doris<br />
Krawitz und Frau Vogtländer. Der Kindergarten<br />
ist schon seit Jahren DOG-Patenkindergarten.<br />
diesem Zweck hatte die DOG Odenwald ihre<br />
Patenkindergärten am 7. März zu einem<br />
Erfahrungsaustausch eingeladen.<br />
15 Teilnehmerinnen, Sozialpädagoginnen und<br />
Erzieherinnen aus den Kindergärten Reichelsheim,<br />
Erbach, Michelstadt und Höchst, waren<br />
der Einladung zum nachmittäglichen Gespräch<br />
bei Kaffee und Kuchen gefolgt. Sie<br />
erfuhren zunächst von einem Angebot der<br />
mehrfachen Fitness-Weltmeisterin Gabriela<br />
Scheu, die den Einrichtungen ein Referat<br />
zum Thema "Fit Kids statt dicke Kinder" für<br />
Elternabende vorschlug.<br />
Christina Schuller vom "Kinder bewegen"-<br />
Modellkindergarten in Michelstadt berichtete<br />
anschließend über die Förderung von Bewegungserfahrung<br />
im Wasser. Systematisch,<br />
temperamentvoll und facettenreich beschrieb<br />
sie die Notwendigkeit, dass Kinder mit dem<br />
nassen Element vertraut werden, und begeisterte<br />
ihre Kolleginnen dafür, die Wassergewöhnung<br />
in ihr Programm aufzunehmen.<br />
DOG-Vorstandsmitglied Philipp Schmitt, der<br />
zugleich auch Pate des Kindergartens Reichelsheim<br />
ist, warb für das Thema "Bewegung<br />
in der Natur". Die Begegnung mit der<br />
Natur sei den Kindern fremd geworden, so<br />
Schmitt. An anschaulichen Beispielen zeigte<br />
er auf, dass Entdeckungen der Pflanzen und<br />
Tiere für Kinder eine wertvolle Bereicherung<br />
sind.<br />
83
Der ebenfalls zur Runde gehörende Schulbeauftragte<br />
Manfred Kirschner zeigte sich<br />
von der der Arbeit in den Patenkindergärten<br />
der DOG Odenwald beeindruckt. Er machte<br />
den Erzieherinnen Mut, ihre Arbeit aktiv<br />
fortzusetzen.<br />
In der abschließenden, äußerst lebendigen<br />
Diskussion ging es um die Alltagserfahrungen<br />
und Wünsche der Einrichtungen. Zu<br />
letzteren gehörte auch die Wiederholung<br />
dieses Erfahrungsaustausches, die für den<br />
Herbst dieses Jahres vorgesehen ist. Ein<br />
Thema wird dann auch die Bewegungsförderung<br />
in Familien mit Migrationshintergrund<br />
sein.<br />
Juniorsportler des<br />
Odenwaldkreises geehrt<br />
Einen besonderen Höhepunkt bei der<br />
Sportlerehrung des Odenwaldkreises stellt<br />
seit einigen Jahren die Ausrufung des<br />
Juniorsportlers oder der Juniorsportlerin des<br />
Jahres dar. 2007 fiel die Wahl auf den 16<br />
Jahre jungen Aaron Sauter aus Beerfelden,<br />
der als Sportschütze für den SV Falken-<br />
Gesäß startet. Bei den <strong>Deutsche</strong>n Meisterschaften<br />
2006 hatte er im Einzel-Wettbewerb<br />
mit Kleinkaliber-Sportpistole und -<br />
Luftpistole den ersten Platz belegt. Auch in<br />
der Einzel-Entscheidung bei den Hessenmeisterschaften<br />
(Freie Pistole) hatte Sauter<br />
Rang eins erzielt.<br />
Hubert Hey, Vorsitzender der Kreisgruppe<br />
Odenwald der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Der Juniorsportler des Jahres 2007 im<br />
Odenwaldkreis, Aaron Sauter (SV Falken-<br />
Gesäß), mit dem DOG-Vorsitzenden Hubert<br />
Hey (links) und dessen Stellvertreter Horst<br />
Neff (zweiter von rechts) sowie dem Ersten<br />
Kreisbeigeordneten Dietrich Kübler (Mitte)<br />
und dem Kreistagsvorsitzenden Rüdiger<br />
Holschuh.<br />
84<br />
<strong>Gesellschaft</strong>, übergab ihm bei der Kreis-<br />
Sportlerehrung in Michelstadt die Anerkennungsurkunde<br />
der DOG, die auch Landrat<br />
Horst Schnur mit unterzeichnet hatte. Mit<br />
der Ehrung war ein Geldpreis von 250 Euro<br />
verbunden - als Gemeinschaftsgeschenk des<br />
Kreises und der DOG. Hubert Hey bezeichnete<br />
Aaron Sauter als sportliches Vorbild für<br />
die Schützenjugend. In einer Zeit, in der<br />
Computerspiele und der tägliche Umgang<br />
mit dem Medienangebot immer mehr zum<br />
Kerninhalt im Leben Heranwachsender<br />
werden, schütze die Begegnung im Sportverein<br />
vor Vereinsamung. Dabei lerne der<br />
junge Sportler vor allem Beharrlichkeit und<br />
Disziplin als Grundvoraussetzungen für den<br />
späteren Lebenserfolg.<br />
Aaron Sauter dankte für die Auszeichnung<br />
mit persönlichen Worten und beeindruckte<br />
auch hier mit seiner Ruhe.<br />
Ideelle Unterstützung für<br />
Schulolympioniken<br />
Die DOG Odenwald will die Zusammenarbeit<br />
mit dem Gymnasium Michelstadt neu<br />
aktivieren. In einem ersten Gespräch zwischen<br />
dem DOG-Vorsitzenden Hubert Hey,<br />
dem Schulbeauftragten der Zweigstelle,<br />
Manfred Kirschner, der auch Rektor an der<br />
Grundschule am Treppenweg in Erbach ist,<br />
und der Schulleitung ging es um die Frage,<br />
wie die olympische Idee speziell in der<br />
Sportklasse 5 vermittelt werden kann.<br />
Mit Vorträgen und Diskussionen plant die<br />
Zweigstelle, die Schüler zunächst für das<br />
Thema zu begeistern. Zusätzlich will sie die<br />
Abschlussauftritte mit den aktiven und<br />
erfolgreichen Teilnehmern der Aktion<br />
‚Jugend trainiert für Olympia" begleiten.<br />
Die Schulleitung vertreten durch Herrn<br />
Oberstudiendirektor Aderhold und Herrn<br />
Studiendirektor Eckhart zeigte sich gegenüber<br />
den Ideen sehr aufgeschlossen und<br />
sagte zu, die Gründung einer Patenschaft<br />
unterstützen. Die Umsetzung ist noch für<br />
das laufende Schuljahr vorgesehen und die<br />
Schule freut sich, dass die olympischen<br />
Bestrebungen der Schülerinnen und Schüler<br />
auf sportlicher Ebene nun durch die DOG<br />
Odenwald auch ideell begleitet werden.<br />
Odenwald-Tauber<br />
Weitere lokale "Kinder<br />
bewegen"-Initiative<br />
Für die Aktion "Kinder bewegen" kann die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> Odenwald-Tauber<br />
den erfolgreichen Start einer<br />
weiteren regionalen Aktion im Kampf gegen<br />
Bewegungsarmut bei Kindern vermelden. In<br />
Lohrbach im Neckar-Odenwald-Kreis startete<br />
sie im Beisein zahlreicher Eltern und Vertreter<br />
der beteiligten Einrichtungen ein viel<br />
versprechendes Pilotprojekt mit der Ballschule<br />
Heidelberg in Zusammenarbeit mit<br />
dem örtlichen Kindergarten und unterstützt<br />
durch den Rotary-Club Mosbach-Buchen.<br />
Über 40 Mädchen und Jungen im Alter<br />
zwischen drei und sechs Jahren haben somit<br />
die Gelegenheit, regelmäßig unter fachkundiger<br />
Anleitung der Übungsleiterinnen ihrem<br />
natürlichen Bewegungs- und Spieldrang zu<br />
frönen, und das in kleinen Gruppen und vor<br />
allem mit dem Universalspielgerät Ball. Die<br />
Anschubfinanzierung dieses Projektes durch<br />
DOG-Zweigstelle und Rotary-Club soll vor<br />
allem den Eltern die Besonderheit und den<br />
Wert dieses speziellen Bewegungsangebotes<br />
vermitteln, um das Angebot fest zu etablieren<br />
und nachhaltig zu gestalten.<br />
Bei der Vorstellung und Eröffnung des<br />
Projektes unterstrich Zweigstellenvorsitzender<br />
Michael Knaus den unschätzbaren Wert<br />
solcher Bewegungsangebote für die Gesundheit<br />
der Kinder, aber auch die Bedeutung<br />
eines solchen Pilotprojektes, das hoffentlich<br />
bald und viele Nachahmer finden möge.<br />
Optimistisch stimmt dabei die Beurteilung<br />
von Kindergartenleiterin Elisabeth Kiefer, die<br />
sich sicher ist, "dass dieses Konzept richtig<br />
ist und nachhaltig wirkt". Sie äußerte sich<br />
zuversichtlich, dass das Angebot von den<br />
Kindern und Eltern angenommen werden<br />
wird und nachhaltig gestaltet werden kann.<br />
Wie spontan und begeisternd sich das Motto<br />
"Kinder bewegen" umsetzen lässt, konnten<br />
die Gäste sodann bei der ersten Übungseinheit<br />
live miterleben und die Sponsoren sich<br />
überzeugen, dass ihre Hilfe sinnvoll investiert<br />
ist.<br />
Die Kinder jedenfalls ließen sich von den<br />
prominenten Gästen keineswegs beeindrucken.<br />
Völlig unbeeinflusst beschäftigten sie<br />
sich mit dem Ball, rollten, warfen, fingen
und kickten ihn so engagiert, dass das<br />
Zuschauen Spaß machte. Ihre Freude an der<br />
Bewegung war unverkennbar, wie nebenbei<br />
wurde ihre Beweglichkeit gefordert und<br />
gefördert. Das spielerische Engagement<br />
zeigte sehr schnell Wirkung, schon nach<br />
wenigen Minuten kamen die ersten ins<br />
Schwitzen.<br />
Sehr zufrieden über den Start äußerten sich<br />
Zweigstellenvorsitzender Knaus und auch<br />
der Präsident des Badischen Sportbundes<br />
Heinz Janalik als Schirmherr der Ballschule<br />
Neckar-Odenwald, der Außenstelle der<br />
Ballschule Heidelberg, eines Kooperationsprojekts<br />
zwischen dem Institut für Sport und<br />
Sportwissenschaft so wie der Universität<br />
Heidelberg. Er strebt eine Erweiterung und<br />
dauerhafte Integration dieses gesundheitsfördernden<br />
Angebotes an und forderte als<br />
tragende Basis die Vernetzung von Schule,<br />
Kindergarten, Kommune und Vereinen, denn<br />
nur bei deren gemeinsamem Bemühen<br />
könne es gelingen, möglichst viele Kinder in<br />
allen Altersstufen zu erreichen.<br />
Auch die Zweigstelle Odenwald-Tauber der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> freut<br />
sich über diesen neuerlichen Erfolg. Sie wird<br />
auch weiterhin ‚am Ball bleiben' und ist<br />
bereits auf der Suche nach weiteren interessierten<br />
Kindergärten sowie kooperationsbereiten<br />
Vereinen und Sponsoren.<br />
Trauer um<br />
Manfred Maninger<br />
Walter Jaufmann<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Zweigstelle Odenwald-Tauber trauert tief<br />
erschüttert um ihr Vorstandsmitglied<br />
Manfred Maninger, das völlig überraschend<br />
am 23. Februar im Alter von nur 60 Jahren<br />
verstarb.<br />
Oberstudiendirektor Maninger, seit 1997<br />
Leiter der Kaufmännischen Schule in Tauberbischofsheim,<br />
war nicht nur im Schulwesen<br />
eine geschätzte Persönlichkeit, brachte<br />
er doch seine Fachkompetenz und sein<br />
Wissen in einer Reihe von schulischen<br />
Gremien auf Landes- und Bezirksebene ein.<br />
Darüber hinaus war er in der Vereinswelt<br />
seiner Heimatgemeinde Dittwar sehr engagiert.<br />
Aber auch der Fechtclub Tauberbischofsheim,<br />
der <strong>Deutsche</strong> Orden, der Lion-<br />
sclub und der Main-Tauber-Kreis verloren<br />
mit ihm eine hochgeschätzte Persönlichkeit.<br />
Und nicht zuletzt natürlich die DOG Odenwald-Tauber,<br />
in der er sich seit der Eingliederung<br />
des Main-Tauber-Kreises als Vertreter<br />
der Schulen dieses Kreises in der erweiterten<br />
Vorstandschaft eingebracht hat. Die<br />
Zweigstelle sagt Danke für seine Mitarbeit<br />
und Unterstützung und wird ihn in ehrender<br />
Erinnerung behalten.<br />
Pfalz<br />
Erste Kindergarten-<br />
Olympiade in Meckenheim<br />
Eine Premiere gab es am 7. Februar in<br />
Meckenheim - für die 60 Kinder aus den<br />
zwei örtlichen Kindertageseinrichtungen<br />
fanden die 1. "<strong>Olympische</strong>n Kindergarten-<br />
Spiele" statt. Die Idee zu dieser besonderen<br />
Veranstaltung hatte der Ortsbürgermeister<br />
höchstpersönlich: Heiner Dopp, Rekord-<br />
Nationalspieler, Landestrainer im Hockey<br />
und außerdem Vorstandsmitglied der DOG<br />
Pfalz, hatte sich 5 spielerischen Disziplinen<br />
Heiner Dopp, Bürgermeister, Rekord-<br />
Nationalspieler, Landestrainer im Hockey<br />
und außerdem Vorstandsmitglied der DOG<br />
Pfalz, hatte die Idee für die Kindergarten-<br />
Olympiade in Meckenheim.<br />
Die Sporthalle war mit Fahnen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
geschmückt. Nachdem der Vorsitzende der<br />
DOG Pfalz, Carlo von Opel, die Wettbewerbe<br />
für eröffnet erklärt hatte,<br />
ging es auch schon los mit<br />
Laufen, Balancieren, Springen,<br />
Krabbeln, Werfen und<br />
Fangen. Nicht nur die<br />
wettkämpfenden Mädchen<br />
und Jungen, sondern auch<br />
rund 100 Zuschauer hatten<br />
einen Riesenspaß an den<br />
Bewegungsübungen, die<br />
äußerst kurzweilig vom<br />
Moderator - auch diese<br />
Aufgabe hatte Heiner Dopp<br />
übernommen - kommentiert<br />
wurden.<br />
Zu dieser besonderen Veranstaltung<br />
waren genau wie<br />
bei den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
der Großen nicht nur die<br />
Vertreter der regionalen und<br />
überregionalen Presse,<br />
Das Zielwerfen auf die <strong>Olympische</strong>n Ringe war eine der<br />
sondern mit Dr. Alois Bierl,<br />
fünf Disziplinen.<br />
Jürgen Brecht und Heiner<br />
Dopp auch wahrhaftige<br />
Olympiamedaillengewinner<br />
ausgedacht, die sowohl Beweglichkeit als dabei. Diese nahmen dann auch die Ehrung<br />
auch Geschicklichkeit und Körperbeherr- der Siegerinnen und Sieger vor. Die Besten<br />
schung erforderten.<br />
erhielten Gold-, Silber- und Bronzemedaille<br />
und jedes Kind erhielt eine Urkunde der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>.<br />
85
Als zum Abschluss die "Großen" Olympioniken<br />
ihre im Rudern, Fechten und Hockey<br />
gewonnenen Medaillen (1xGold, 2xSilber,<br />
1xBronze) zeigten, waren es nicht nur die<br />
Kinder, die einmal eine echte Olympiamedaille<br />
in ihren Händen halten wollten.<br />
Ein Dankeschön gab es für all die fleißigen<br />
Helfer, die Kindergärtnerinnen, die Helfer<br />
vom Meckenheimer Sportverein und den<br />
Sportpädagogen Wolfgang Ziegler, die<br />
durch eine hervorragende Organisation zum<br />
Gelingen dieses Tages beigetragen hatten.<br />
Und Verbandsbürgermeisterin Marion Magin<br />
sprach den Wunsch aller Beteiligten aus:<br />
diese <strong>Olympische</strong>n Kindergarten-Spiele<br />
sollten doch bitte nicht wie das große<br />
Vorbild erst wieder in vier Jahren stattfinden.<br />
Die DOG Pfalz hat's vernommen. Interessierte<br />
Kindergärten aus der Region mögen sich<br />
bitte direkt an die Bezirksgruppe<br />
(www.DOG-Pfalz.de) wenden.<br />
Reutlingen<br />
Zum 37. Mal - der<br />
Reutlinger Sportlerball!<br />
Unter dem Motto "Faszination Sport" hatte<br />
der Reutlinger Sportkreis Anfang März zu<br />
seinem 37. Sportlerball geladen. Wieder<br />
konnte der Sportkreisvorsitzende Karl-Heinz<br />
Walter in der Listhalle viele Festgäste<br />
Vorbild für Fair Play und Leistung: Erich Jud<br />
nimmt den Fairness-Preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> und die damit<br />
verbundene Geldprämie aus den Händen<br />
des DOG-Vorsitzender Jochen Zeller (rechts)<br />
und Bernd-Dieter Reusch (Mitte) von der<br />
Volksbank entgegen.<br />
86<br />
begrüßen: aktive Sportler, ehrenamtliche<br />
Funktionäre, Freunde und Förderer des<br />
Sports, regionale Polit-Prominenz und<br />
Vertreter der Wirtschaft. Die Schirmherrschaft<br />
hatte traditionell Landrat Dr. Thomas<br />
Reumann übernommen.<br />
Das vielseitige Programm sorgte für eine<br />
gelungene Unterhaltung der 500 Gäste. Die<br />
Rhönrad-Gruppe des SV Auingen begeisterte<br />
genauso wie die Talentschule des TSV<br />
Urach (Leitung Conny Götzendorfer) und die<br />
Akrobatik-Gruppe der TSGV Albershausen<br />
(Leitung Günter Mäußnest). Atemberaubend<br />
war der Auftritt des Jongleurs Robin Mehnert<br />
mit seiner artistisch perfekten Vorführung,<br />
und die Lateinformation des 1.TC<br />
Ludwigsburg zeigte tänzerisches Können auf<br />
sehr hohem Niveau.<br />
Der Höhepunkt des Abends nahte jedoch<br />
mit der Ehrung der erfolgreichsten Sportler<br />
und Sportlerinnen des vergangenen Jahres.<br />
Zur Sportlerin des Jahres gewählt wurde<br />
Katharina Haase (TSV Böhringen, Mountainbike,<br />
deutsche Meisterin, 6.Platz bei der<br />
WM), den 2.Platz belegte Nina Morgenstern<br />
(SG Dettingen, Triathlon), den 3.Platz<br />
erreichte Gabriele Stanger (TSV Dettingen,<br />
Mountainbike).<br />
Sportler des Jahres wurde - wie bereits<br />
2004 - Michael Göhner (TSG Reutlingen,<br />
Triathlon, 5.Platz bei den EM), auf dem 2.<br />
Platz folgte Timo Zeiler (TSV Trochtelfingen,<br />
Leichtathletik) und den 3. Platz belegte Tim<br />
Kneule (TV Neuhausen, Handballer).<br />
Mannschaft des Jahres wurden die Handballerinnen<br />
des TuS Metzingen (2. Bundesliga<br />
6. Platz), gefolgt vom TSV Dettingen<br />
(Rope-Skipping) und dem TV Neuhausen<br />
(Triathlon).<br />
Den Sonderpreis für Behindertensportler<br />
erhielt die Judogruppe der TSG Reutlingen:<br />
Simon Ganzner, Daniela Schepanek, Jeremias<br />
Staiger, Patric Steimle und Manuel<br />
Vollmer.<br />
Mit dem Fairness-Preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> wurde Erich Jud<br />
(SG Dettingen) ausgezeichnet. Jochen Zeller,<br />
Vorsitzender der DOG-Kreisgruppe Reutlingen,<br />
hob in seiner Laudatio die Vorbildfunktion<br />
von Erich Jud hervor.<br />
In mehr als 40-jähriger Tätigkeit im Sport,<br />
in Verein und Schule hat er in herausragen-<br />
der Weise den fünf goldenen Fair-Play-<br />
Regeln der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
entsprochen. Erich Jud ist ein Beispiel<br />
für Toleranz und Integration, ein Vorbild bei<br />
der Übernahme von Ehrenamt und Verantwortung,<br />
ein überzeugender Förderer<br />
sportlicher Leistung. Er engagiert sich als<br />
überaus kompetenter Trainer, Betreuer sowie<br />
Sportwart, ist zugleich als Oberschulamtsbeauftragter<br />
und Schulsportverantwortlicher<br />
tätig und fungiert darüber hinaus als<br />
Vereinsvorsitzender.<br />
Der Fairness-Preis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> ist verbunden mit einem<br />
Geldpreis der Bezirksvereinigung der Volksund<br />
Raiffeisenbanken im Kreis Reutlingen<br />
und wurde überreicht durch deren Vorsitzenden<br />
Bernd-Dieter Reusch.<br />
Schwarzwald-Bodensee<br />
Mechthild Juny<br />
"Stille Helfer" gewürdigt<br />
Zwei "stille Helfer" des Sports wurden im<br />
Rahmen der diesjährigen Sportlerehrung der<br />
Stadt Tuttlingen am 17. März mit der<br />
Plakette für besondere Leistungen der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> ausgezeichnet.<br />
Gemeinsam mit zahlreichen Tuttlinger<br />
Sportlerinnen und Sportlern standen auch<br />
Karin Trommer und Vladimir Tapal auf der<br />
Bühne der Tuttlinger Stadthalle. Beide<br />
erhielten diese besondere Ehrung aus den<br />
Händen des Oberbürgermeisters Michael<br />
Beck, der zugleich Vorsitzender der DOG<br />
Schwarzwald-Bodensee ist, für ihr langjähriges<br />
ehrenamtliches Engagement. Mit der<br />
Auszeichnung verbunden war ein Geschenkgutschein,<br />
gestiftet von der Volksbank<br />
Donau-Neckar, den deren Vorstand Winfried<br />
Baumann persönlich an die sichtlich überraschten<br />
Geehrten überreichte.<br />
Karin Trommer organisiert in der Turngemeinde<br />
Tuttlingen 1859 e.V. seit zehn<br />
Jahren das gesamte Catering beim "Volleyball-Event<br />
für Kids". Sie ist außerdem<br />
verantwortlich für das Eltern-Kind-Turnen<br />
und engagiert sich für die Kooperation des<br />
Vereins mit den örtlichen Kindergärten. So<br />
"bewegt" sie wöchentlich die Kinder von<br />
fünf Einrichtungen und in einem Kindergarten<br />
die Eltern gleich mit. Vor wenigen
Oberbürgermeister Michael Beck, Vorsitzender der DOG<br />
Schwarzwald- Bodensee überreicht Vladimir Tapal im<br />
Beisein des Präsidenten des Stadtverbands für Sport,<br />
Wolfgang Wuchner (links), sowie von Winfried Baumann<br />
(rechts) von der Volksbank Donau-Neckar die<br />
Plakette für besondere Leistungen der DOG.<br />
Wochen hat Karin Trommer ihr Zertifikat als<br />
staatlich geprüfte Übungsleiterin für den<br />
Bereich Kindersport erhalten.<br />
Karin Trommer wirkt auch als sehr aktive<br />
Multiplikatorin: So verknüpft sie ihre Funktion<br />
als stellvertretende Gesamtelternbeiratsvorsitzende<br />
der Tuttlinger Schulen mit<br />
der Elterninitiative des vom Schwäbischen<br />
Turnerbund betreuten Projektes "Kinder -<br />
unsere Zukunft: Tuttlingen bewegt sich".<br />
Vladimir Tapal engagiert sich bei den<br />
Tuttlinger Sportfreunden e.V. 1965 dafür,<br />
dass die Vereinszeitung "TSF-Aktuell" dreibis<br />
viermal jährlich in ansprechender Gestaltung<br />
und Bebilderung erscheint. Vladimir<br />
Tapal ist auch sonst derjenige, der das<br />
Vereinsgeschehen fotografisch festhält und<br />
dokumentiert. Er richtete 1999 den Internetauftritt<br />
des Vereins ein, den er bis heute<br />
mit überdurchschnittlichem Engagement<br />
Karin Trommer erhielt ebenfalls die Plakette<br />
für besondere Leistungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> aus den Händen<br />
von Michael Beck.<br />
und hohem persönlichen Zeitaufwand<br />
pflegt. Auch die<br />
Homepage des seit 2004 jährlich<br />
in Tuttlingen stattfindenden<br />
Sportevent "Run&Fun" wird von<br />
Vladimir Tapal betreut.<br />
Für die beiden Tuttlinger "stillen<br />
Helfer" kam diese Anerkennung<br />
ihrer sportlichen Leistungen<br />
durch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> ganz und gar<br />
überraschend. Mit dieser besonderen<br />
Auszeichnung fand die<br />
Sportlerehrung einen gelungenen<br />
Abschluss.<br />
Südniedersachsen<br />
Ereignisreiche<br />
Herbst-Wintersaison<br />
Die Herbst-Wintersaison 2006/07 war bei<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Zweigstelle wieder von erfolgreichen<br />
Veranstaltungen geprägt. Dabei war die<br />
rege Beteiligung der Mitglieder, vor allem<br />
aber auch zahlreicher Interessierter aus der<br />
sonstigen (Sport-)Öffentlichkeit erfreulich.<br />
Nachdem Anfang November im Rahmen<br />
ihres jährlichen Herbstforums der Olympiasieger<br />
im Gehen<br />
von 1980 in Moskau<br />
und vielfachen<br />
Welt- und Europameister,<br />
Hartwig<br />
Gauder, zu Gast bei<br />
den Göttingern war,<br />
stand Ende Januar<br />
wieder die traditionelle<br />
Winterfahrt zu<br />
einem sportlichen<br />
Highlight an. Ziel<br />
war dieses Mal der<br />
Besuch der Sportund<br />
Kulturstadt<br />
Münster, wo der<br />
dortige Sportamtsleiter<br />
Bernd Schir-<br />
witz Gastgeber war.<br />
Als Ehrengast des<br />
"<strong>Olympische</strong>n<br />
Abends" war Ruth Klimke, Vizepräsidentin<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Reiterlichen Vereinigung<br />
(DRV) und Witwe des vielfachen Dressur-<br />
Olympiasigers Rainer Klimke, eingeladen.<br />
Sie stellte die DRV vor und plauderte mehr<br />
als unterhaltsam aus dem Leben einer<br />
Reiterfamilie im Hochleistungssport. Dieser<br />
Abend und Münster insgesamt waren schon<br />
allein die Reise von Göttingen nach Westfalen<br />
wert. Den Höhepunkt bildete dann<br />
aber am folgenden Tag der Besuch des<br />
Hauptrundenspiels der Handball-WM<br />
Deutschland-Island in der Dortmunder<br />
Westfalenhalle. Die Göttinger DOG'ler<br />
feierten - wie schon in Sydney 2000 und<br />
Athen 2004 - mit der deutschen Mannschaften<br />
einen großen Erfolg auf dem Weg<br />
zum WM-Titel.<br />
Aber auch die Alltagsaktivitäten der Bezirksgruppe<br />
Südniedersachsen kommen<br />
nicht zu kurz. So konnte das im Kreis<br />
Göttingen, im Kindergarten in Friedland,<br />
initiierte Modellprojekt "Kinder bewegen"<br />
nach dreijähriger Laufzeit im Dezember<br />
eine erfolgreiche Bilanz der Förderung<br />
durch die DOG und ihren Partner Opel<br />
ziehen. Diese entsprach geradezu ideal der<br />
Grundidee des Projektes, Hilfe zur Selbsthilfe<br />
zu leisten. Der Träger des Kindergartens,<br />
die Gemeinde Friedland, erklärte jetzt nach<br />
Auslauf der Förderung, dass die Einrichtung<br />
selbstverständlich in der Modellstruktur als<br />
"bewegter Kindergarten" weitergeführt<br />
wird.<br />
Zu den laufenden Aktivitäten der Bezirksgruppe<br />
gehören auch die Patenschaften für<br />
Kinder und Jugendliche im leistungsbezo-<br />
Die Göttinger DOG'ler als ganz normale Touristen in der Sport- und<br />
Kulturstadt Münster…<br />
87
… und als begeisterte Handballfans beim WM-Spiel Deutschland<br />
gegen Island in der Dortmunder Westfalenhalle<br />
genen Nachwuchssport. Zur Zeit werden<br />
fünf Sportlerinnen und Sportler sowie drei<br />
Mannschaften aus den Sportarten Leichtathletik,<br />
Schwimmen, Rythmische Sportgymnastik,<br />
Handball und Basketball über<br />
Paten aus der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> und deren Kooperationspartner,<br />
insbesondere der Sparkasse Göttingen,<br />
durch finanzielle Unterstützungen und<br />
Betreuungen gefördert.<br />
Zum Abschluss der Wintersaison stand im<br />
März noch ein Begegnungsabend mit<br />
‚ihrem' Mitglied und <strong>Deutsche</strong>n Mehrkampf-Hallenmeister<br />
in der Leichtathletik,<br />
Jacob Minah aus Göttingen, auf dem<br />
Programm. Der Göttinger Modellathlet<br />
berichtete unter anderem von seiner ersten<br />
Teilnahme an den Halleneuropameisterschaft<br />
Anfang März in Birmingham/Großbritannien.<br />
Zwickau<br />
Wolfgang Buss<br />
Sportförderpreise vergeben<br />
An Stelle des langjährigen Fair-Play-<br />
Wettbewerbes im Zwickauer Sport vergibt<br />
die Stadtgruppe Zwickau der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> seit dem vergangenen<br />
Jahr Sportförderpreise in drei Kategorien.<br />
Zum einen wird die/der beste<br />
Einzelsportlerin bzw. Einzelsportler des<br />
jeweiligen Jahres ausgezeichnet. Ein zweiter<br />
Preis geht an den Sportverein / die Sportmannschaft<br />
/ die Einrichtung des Jahres.<br />
Und schließlich wird der Trainer, Übungslei-<br />
88<br />
ter bzw. Sportfunktionär<br />
des jeweiligen<br />
Jahres geehrt.<br />
Mit den Preisen<br />
möchte die DOG<br />
Zwickau besonderen<br />
Leistungen auf dem<br />
Gebiet des Breiten-,<br />
Behinderten-,<br />
Nachwuchs- und<br />
Leistungssports des<br />
Jahres ehren. Die<br />
sportliche Leistung<br />
zählt dabei ebenso<br />
wie außergewöhnliches<br />
Engagement<br />
für Fair Play und<br />
Integration.<br />
Für die Sportförderpreise 2006 konnten die<br />
Sportorganisationen der Stadt Zwickau und<br />
des Zwickauer Landes ihre Vorschläge bis<br />
Mitte Januar 2007 bei der DOG Zwickau<br />
einreichen - und Anfang Februar war es<br />
dann endlich soweit. Im Rahmen der<br />
"Sportler des Jahres"-Veranstaltung der<br />
Stadt Zwickau am 3. Februar gab die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> die<br />
Preisträger bekannt.<br />
Gewinnerin des Förderpreises für Einzelsportler<br />
wurde die 17jährige Schwimmerin<br />
Luzie Metschke. Als mehrfache Medaillengewinnerin<br />
bei sächsischen und süddeutschen<br />
Meisterschaften gehört die Gymnasiastin<br />
zu den Besten ihres Jahrgangs in<br />
Deutschland.<br />
Die Sportkindertageseinrichtung "Zwergenland"<br />
erhielt den Förderpreis in der Kategorie<br />
Sportverein/Mannschaft/Einrichtung.<br />
Mit der Auszeichnung würdigte die DOG<br />
Zwickau das beispielhafte Engagement der<br />
Kita für Bewegung und Gesundheit der<br />
Kinder und ihrer Familien.<br />
Der dritte Sportförderpreis wurde an den<br />
Stützpunktleiter beim Radsportverein ESV<br />
Lok, Klaus Müller, vergeben. Seit Jahrzehnten<br />
bringt der 72Jährige seine Fachkompetenz<br />
und seine menschlichen Qualitäten<br />
zum Wohle des Nachwuchsradsports ein.<br />
Alle Ausgezeichneten erhielten neben der<br />
öffentlichen Anerkennung Urkunde, Pokal<br />
und Einkaufsgutschein sowie die besten<br />
Wünsche der DOG Zwickau für die Zukunft.<br />
Impressum<br />
Impressum<br />
<strong>Olympische</strong>s Feuer<br />
Zeitschrift des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<br />
Sportbundes und der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
Herausgeberkollegium:<br />
Bernhard Schwank (DOSB), Dieter Krickow (DOG),<br />
<strong>Steffen</strong> <strong>Haffner</strong>, Michael Gernandt<br />
Chefredakteur: Harald Pieper<br />
Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer,<br />
Kerstin Henschel<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Dr. Stefan Volknant<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Olympische</strong>r Sportbund<br />
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt<br />
Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27<br />
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Harald Pieper<br />
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63263 Neu-Isenburg<br />
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Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne<br />
Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich.<br />
Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> abgegolten.<br />
Druck: HMS-Druckhaus GmbH<br />
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Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist zu beziehen durch:<br />
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Das <strong>Olympische</strong> Feuer ist ein Diskussionsforum.<br />
Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht<br />
unbedingt der Meinung der Redaktion, des DOSB<br />
bzw. der DOG entsprechen.<br />
Titelgrafik: Eberhard Stroot<br />
Fotos, Illustrationen, Karikaturen:<br />
picture-alliance/dpa<br />
Wolfgang Desombre <strong>Deutsche</strong> Sporthilfe-<br />
Verena Günther IOC<br />
Thierry Monasse<br />
JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA<br />
Klaus Sarsky Jo Sauer<br />
Herbert Somplatzki Markus Stegner
<strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum<br />
Herausgeber: <strong>Deutsche</strong>s Sport & Olympia Museum Jahrgang 27 - Heft 2/2007<br />
Im Zollhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen<br />
Internet: www.sportmuseum.info<br />
Eröffneten gemeinsam die Sonderausstellung "Sport macht sexy: Kurator Ansgar Molzberger,<br />
Vorstandsvorsitzender Professor Walther Tröger, Direktor Dr. Christian Wacker und<br />
Museumssprecher Klaus H. Schopen.<br />
Sport macht sexy<br />
Am 23. März 2007 wurde im <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museum die große Sonderausstellung<br />
"Sport macht sexy" eröffnet.<br />
Einen Rundgang finden Sie in der OF-Galerie<br />
in der nächsten Ausgabe des <strong>Olympische</strong>n<br />
Feuers. An dieser Stelle sollen Zitate von Dr.<br />
Michael Vesper und Professor Walther Tröger<br />
die Ausstellung auf den Punkt bringen:<br />
"Macht Sport also sexy? Ja unbedingt! -<br />
Sport begeistert, macht sinnlich, erzeugt<br />
Wohlgefühl. Sport macht selbstbewusst,<br />
schafft Erlebnisse, bringt Menschen zusammen.<br />
Sport ist Bewegung, Emotion und<br />
Wettkampf. Sport hilft den eigenen Körper<br />
bewusst zu erleben. Sport lässt lachen und<br />
weinen, ist nicht neutral. All das zusammen<br />
genommen, in einem Satz: Sport macht<br />
sexy!", Dr. Michael Vesper.<br />
"Der Begriff "sexy" steht modern für Attraktivität,<br />
Lebens- und Sinnenfreude und<br />
Zuwendung. Was wäre besser geeignet als<br />
Synonym oder Attribut für den Sport, wie<br />
wir ihn wünschen und darstellen wollen.",<br />
Professor Walther Tröger.<br />
Sammlerkarte<br />
Pünktlich zur 8. Internationalen Sammlerbörse<br />
hat das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia<br />
Museum eine eigene Sammel-Edition<br />
kreiert. Vierteljährlich wird ab sofort mit<br />
einer Sondereintrittskarten-Edition an<br />
sporthistorische Ereignisse erinnert werden.<br />
Diese Eintrittskarten erscheinen in einer<br />
limitierten Auflage von 250 Exemplaren und<br />
werden von Hand nummeriert. Sie können<br />
durch ein um 2,00 € erhöhtes Eintrittsgeld<br />
an der Museumskasse erworben werden<br />
und berechtigen zum einmaligen Besucher<br />
der Ausstellung des <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museums. Außerdem sind die<br />
Sammlerstücke unter<br />
info@sportmuseum.info erhältlich.<br />
Als erstes Motiv ist im März 2007 eine<br />
Darstellung des Münchner Olympiastadions<br />
Wenn nicht jetzt, wann<br />
dann!<br />
Die Erinnerungen an die Handball-<br />
Weltmeisterschaft 2007 werden noch<br />
lange in den Herzen der Menschen<br />
weiterleben. Das Wintermärchen, das<br />
mit dem 1. Platz der deutschen Mannschaft<br />
endete hat Einzug ins <strong>Deutsche</strong><br />
Sport & Olympia Museum gehalten.<br />
Stücke des Hallenbodens vom Endspiel,<br />
darunter ein Sieben-Meter-Punkt, ein<br />
Ball mit den Unterschriften des Teams<br />
von Bundestrainer Heiner Brand und<br />
das Maskottchen "Hannibal" als lebensgroße<br />
Figur, sind spannende Objekte,<br />
die nun die Sammlung des Museums<br />
ergänzen. Im Foyer wurde eine Vitrine<br />
eingerichtet, die an den Triumph vom 4.<br />
Februar 2007 erinnert.<br />
90
erschienen, diesem folgt im Juni eine historische<br />
Aufnahme von Kurt Brumme, aufgenommen<br />
während einer Radioreportage im<br />
Glück-Auf-Stadion in Sodingen/ Herne in<br />
den 50er Jahren. Im September erscheint<br />
dann das Deckblatt eines Schmucktelegramms,<br />
das zu den <strong>Olympische</strong>n Spielen<br />
1936 in Berlin herausgegeben wurde und im<br />
Dezember schließlich beendet ein Foto, das<br />
Max Schmeling 1928 bei Training zeigt, das<br />
Jahr.<br />
8. IMOS-Sammlerbörse im<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museum<br />
Am Sonntag, 11. März 2007, veranstaltete<br />
das <strong>Deutsche</strong> Sport & Olympia Museum die<br />
mittlerweile 8. Internationale Sammlerbörse.<br />
Das Museum, die "Internationale Motiv-<br />
91<br />
Die Motive der Sammlerkarten 2007<br />
München 1972 Kurt Brumme<br />
Berlin 1936 Max Schmeling<br />
gruppen Olympiaden und Sport" IMOS und<br />
das Sportamt der Stadt Köln hatten ein<br />
abwechslungsreiches Programm vorbereitet.<br />
Bei freiem Eintritt<br />
erwartete die<br />
zahlreichen Besucher,Sportbegeisterten<br />
und Sammler<br />
wieder ein Großtauschtag<br />
im Foyer.<br />
Händler und Privatsammler<br />
aus Übersee<br />
und Europa<br />
boten attraktive<br />
Objekte, Erinnerungsstücke,Literatur,<br />
Memorabilien,<br />
Briefmarken und<br />
Münzen zu den<br />
Themen Olympiade<br />
und Sport an.<br />
Die Sonderstempel der 8. Internationalen<br />
Sammlerbörse der IMOS im <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museum.<br />
Um 12 Uhr gab es eine Autogrammstunde<br />
mit berühmten Sportlern. Gekommen waren<br />
Medaillengewinner der <strong>Olympische</strong>n Spiele<br />
von 1956 in Melbourne und 1960 in Rom,<br />
unter anderem Martin Lauer, Gold über<br />
4x100m 1960, die ehemaligen Kanuten Fritz<br />
Briel und Theo Kleine, Silber im Zweier Kajak<br />
1956, Wolfgang Behrendt 1. Olympiasieger<br />
der DDR im Boxen 1956 sowie Michel<br />
Scheuer, Gold im Zweier-Kanu 1956. Eine<br />
Freude war es auch, den ehemaligen Steuermann<br />
im Ruderzweier Reiner Borkowski<br />
und die Kugelstoßerin Marianne Werner-<br />
Professor Walther Tröger (1. Reihe, 2.v.r.) und Charly Biernat (2. Reihe,<br />
2.v.r) freuten sich über zahlreiche Olympiateilnehmer, die an der<br />
Autogrammstunde der 8. Internationalen Sammlerbörse teilnahmen.
Ader begrüßen zu können. Gemeinsam mit<br />
dem Vorstandsvorsitzenden des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museums, Professor Walter<br />
Tröger, sorgten diese "Helden aus früheren<br />
Tagen" für großes Gedränge am Autogramm-Tisch<br />
und waren überrascht wie<br />
groß das Interesse an ihren Erfolgen nach<br />
zum Teil über 50 Jahren noch ist.<br />
Zwei exklusive Sonderstempel, die ein<br />
"Sonderpostamt" der <strong>Deutsche</strong>n Post AG<br />
anbot, rundeten das Programm ab. Die<br />
Besucher konnten an einem Stand den<br />
Stempel des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museums "Vor 75 Jahren: Erste Briefmarke<br />
zu <strong>Olympische</strong>n Winterspielen", den Stempel<br />
des Sportamtes "WM-Stadt Köln", Sondermarken<br />
und diverse andere für Philatelisten<br />
interessante Objekte erwerben.<br />
Da bereits jetzt die ersten Anfragen für die<br />
9. Sammlerbörse im März 2008 vorliegen, ist<br />
sich Organisator Charly Biernat, der 2.<br />
Vorsitzende der IMOS - Internationale<br />
Motivgruppen Olympiaden und Sport e.V.,<br />
sicher, dass auch im nächsten Jahr an die<br />
Erfolge der Vorjahre angeknüpft werden<br />
kann.<br />
Jahrespressekonferenz 2007<br />
Am 12. März 2007 hatten der Vorstandsvorsitzende<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia<br />
Museum Professor Walther Tröger und<br />
Museumsdirektor Dr. Christian Wacker zu<br />
einer Jahrespressekonferenz in die Kurt-<br />
Brumme-Galerie des <strong>Deutsche</strong>n Sport &<br />
Olympia Museums eingeladen. Gemeinsam<br />
wollten sie das zurückliegende Jahr zusammenfassen<br />
und eine Ausblick auf das<br />
kommende Jahr geben.<br />
Walther Tröger betonte, dass die schwierigen<br />
Anfangsjahre des Museums überwunden<br />
sind und der Bestand des Museums,<br />
unter der Voraussetzung, dass alle, die die<br />
finanzielle Mitverantwortung für die<br />
Museumsexistenz tragen, auch ihre zugesicherten<br />
Grundleistungen erbringen, gesichert<br />
ist.<br />
Christian Wacker betonte, dass das Museum<br />
zunehmend auch aus Eigeninitiative viel zur<br />
Stabilisierung seiner wirtschaftlichen<br />
Grundlagen beiträgt und verwies auf die<br />
guten Entwicklungen in den Bereichen<br />
Sonderausstellung, Abendveranstaltungen<br />
und Besucher hin.<br />
145.616 Menschen besuchten 2006 das<br />
Museum gegenüber 102.147 im Vorjahr.<br />
Dies bedeutet einen Anstieg um 42,5 %,<br />
was nicht nur auf die herausragenden<br />
Sportereignisse des Jahres 2006 zurückzuführen<br />
ist, denn dieser Trend setzte sich<br />
auch in den ersten drei Monaten 2007 fort.<br />
Über die zurückliegenden Ereignisse wurden<br />
hier bereits berichtet, der Ausblick auf das<br />
Jahr 2007 verspricht weitere interessante<br />
Ausstellungen und Projekte.<br />
Der großen Sonderausstellung "Sport macht<br />
sexy", die am 23. März 2007 eröffnet wurde,<br />
werden in diesem Jahr noch zwei Ausstellungen<br />
folgen:<br />
"Kilometerfresser" - Eine Ausstellung anlässlich<br />
des 10-jährigen Jubiläums des Köln<br />
Marathon, vereint mit großformatigen<br />
Bildern die schönsten Szenen dieser Veranstaltung.<br />
Parallel dazu sollen Kölnerinnen<br />
und Kölner aufgerufen werden, ihre persönlichen<br />
Erinnerungsstücke für diese Ausstellung<br />
im Sommer abzugeben. Die Besucher<br />
gestalten die Ausstellung also selbst, wobei<br />
die Hoffnung besteht, eine Fülle von Erinnerungen<br />
präsentieren zu können. Nach<br />
Ausstellungsende werden die Gegenstände<br />
natürlich wieder zurückgegeben.<br />
"Coubertin und die Kultur" - Auch diese<br />
Ausstellung wird im Museum konzipiert und<br />
stellt erstmalig Bilder der Künstlerfamilie<br />
Pierre de Coubertin aus. Vor dem Hintergrund<br />
des hohen Kulturinteresses Coubertins<br />
wird schnell klar, weshalb die Kunstund<br />
Kulturwettbewerbe der frühen <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele einen sehr hohen Stellenwert<br />
hatten. Die Ausstellung wird anschließend<br />
in Paris, Tartu, Lausanne und London gezeigt.<br />
Kleinere Präsentationen finden in steter<br />
Folge im Salon statt: "sportlich - Skulpturen<br />
von Birgid Helmy" wird zur Zeit gezeigt;<br />
eine Präsentation von japanischen Netsuke-<br />
Figuren, Tonfiguren mit Sumoringerdarstellungen<br />
aus dem 17./18. Jahrhundert folgt<br />
im Juni und weitere Themen werden der<br />
Nachlass von Adelson gemeinsam mit dem<br />
Basler Sportmuseum sowie die Sammlung<br />
Egidius Braun und die Sammlung Hahn sein.<br />
Insbesondere um im Veranstaltungsbereich<br />
zukünftig flexibler und effizienter handeln<br />
zu können wurde im Dezember 2006 die -<br />
dksm- <strong>Deutsche</strong> Kultur & Sport Marketing<br />
GmbH, als stiftungseigene <strong>Gesellschaft</strong><br />
gegründet. Nun ist es dem Museum möglich,<br />
komplexe Veranstaltungen eigenständig<br />
und ohne Agentur abzuwickeln. Mit seinen<br />
Partnern hat die -dksm- bereits das "Champions<br />
Dinner" des Landes NRW zur Ehrung<br />
der Medaillengewinner des Landes (300<br />
Gäste), das public viewing zum Handball (ca.<br />
3.000 Gäste an drei Tagen), die Partyveranstaltung<br />
"sounds good" (ca. 500 Gäste) und<br />
die Präsentation des neuen Porsche (ca. 700<br />
Gäste) eigenständig durchgeführt.<br />
Das einzigartige sportliche Ambiente des<br />
Museums, das auch den Gästen der Veranstaltungen<br />
offen steht, unterstützt das<br />
ambitionierte Ziel des Museums, ein herausragender<br />
Veranstaltungsort in Köln zu sein<br />
und diese Position zu festigen. Allein im<br />
Jahr 2006 wurden über 120 Veranstaltungen<br />
im Museum durchgeführt.<br />
Für drei weitere Projekte sind bereits die<br />
Grundsteine gelegte und an ihrer Entwicklung<br />
wird intensiv gearbeitet werden. Mit<br />
dem Aachener Verlag Meyer & Meyer wurde<br />
eine Partnerschaft vereinbart und als erstes<br />
gemeinsames Projekt das Magazin zur<br />
Ausstellung "Sport macht sexy" produziert.<br />
Mit der Sportredaktion des Kölner Stadtanzeigers<br />
wurde auf Grundlage der Diskussionsrunden<br />
zum Fußball und zum Handball<br />
eine Veranstaltungsreihe konzipiert, die<br />
unregelmäßig stattfindend 2007 Fahrt<br />
aufnehmen soll.<br />
Außerdem wird das Museum im Herbst<br />
2007 mit dem griechischen Antikendienst in<br />
Olympia und Elis sowie dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Archäologischen Institut in Athen eine<br />
Forschungsprojekt am antiken Hippodrom in<br />
Olympia und den Gymnasien in Elis, dem<br />
<strong>Olympische</strong>n Dorf der Antike, durchführen.<br />
Mit einem Radarmessgerät werden unterirdische<br />
Mauerzüge kartiert, um Erkenntnisse<br />
über die Strukturen dieser Gebäude zu<br />
gewinnen. Beide Anlagen sind bislang<br />
unbekannt.<br />
Die Maske war sein<br />
Markenzeichen<br />
Joseph "Peppi" Heiß, geboren 13. Juni 1963,<br />
in Garmisch-Partenkirchen ist einer der<br />
bekanntesten deutschen Eishockeyspieler. Er<br />
spielte auf der Position des Torhüters von<br />
1980 bis 2001in der Bundesliga. Dreimal<br />
nahm er an <strong>Olympische</strong>n Spielen teil und<br />
stand von 1990 bis 1998 bei acht Weltmeis-<br />
92
Torwart-Legende Peppi Heiß übergibt eine seiner<br />
Kultmasken an Museumsdirektor Dr. Christian Wacker,<br />
mit dabei der Maskendesigner Flink.<br />
terschaften für die deutsche Mannschaft im<br />
Tor.<br />
Zur Legende wurde Peppi Heiß beim Kölner<br />
Eishockeyclub "Die Haie". Ausschlaggebend<br />
hier für waren nicht zuletzt seine von Dieter<br />
Flink in Handarbeit angefertigten<br />
Torwart-Masken, die aufgrund<br />
des Designs mit Haifischzähnen<br />
Kultstatus erreichten.<br />
Auffallend waren auch die<br />
Abplatzungen im Stirnbereich,<br />
die nicht etwa durch das Abwehr<br />
des heranfliegenden Pucks<br />
entstanden, sondern durch die<br />
Kopfstöße der Mitspieler nach<br />
Ende der Partie, die als Dank für<br />
den guten Rückhalt auf dem Eis<br />
galten.<br />
In der zweiten Drittelpause der<br />
Bundesliga-Partie Kölner Haie<br />
gegen die Augsburger Panther<br />
am 23. Februar 2007 übergab<br />
Peppi Heiss eine dieser Masken<br />
nun an das <strong>Deutsche</strong> Sport &<br />
Olympia Museum. Besonders beeindruckte<br />
dabei, dass der aus Bayern stammende<br />
Torhüter auch sechs Jahre nach seinem<br />
letzten offiziellen Spiel für den KEC von den<br />
Fans gefeiert wurde, als hätte er soeben<br />
einen bedeutenden Sieg durch seine Leistung<br />
errungen.<br />
sportlich<br />
Am 3. März 2007 wurde im Salon des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Sport & Olympia Museum eine<br />
interessante Kunstausstellung eröffnet. Im<br />
Mittelpunkt der Ausstellung "sportlich -<br />
93<br />
Skulpturen von<br />
Birgid Helmy" steht<br />
der sportiv bewegte,<br />
menschliche Körper;<br />
in den Skulpturen<br />
festgehalten ist ein<br />
Augenblick eines<br />
komplexen Bewegungsablaufs.<br />
Helmys Arbeiten<br />
suchen die absolute<br />
Konzentration, die<br />
fokussierte Intensität,<br />
in die der<br />
Sportler versunken<br />
ist, nehmen sie auf,<br />
zeichnen sie nach.<br />
Farbenfroh und<br />
leicht kommen die auf Stelen<br />
montierten Steinguss-Figuren daher. Darstellungen<br />
von Fußballerinnen, Hockeyspielerinnen<br />
und Boxern finden sich ebenso in<br />
der Ausstellung wie von Skatern und<br />
Parkour-Läufern.<br />
Gemeinsam mit der Künstlerin Birgid Helmy eröffneten<br />
Kurator Ansgar Molzberger (l.) und Museumsdirektor<br />
Dr. Christian Wacker (r.) die Ausstellung.<br />
Ausführlich wird die Ausstellung in der<br />
OF-Galerie des vorliegenden Heftes vorgestellt.<br />
TAMindoor-Europacup<br />
begeisterte das Publikum<br />
Der 15. TAMindoor-Europacup fand vom 9.<br />
bis 11. März 2007 in Köln mit einem Sieg<br />
der favorisierten italienischen Mannschaft<br />
bei den Herren und mit einem Triumph der<br />
französischen Damen statt.<br />
Dirk Ertel und die Kapitäne der deutschen Mannschaften<br />
überreichen Christian Wacker das Museums-<br />
Tamburello.<br />
Zehn Nationen und rund 150 Aktive nahmen<br />
teil, Austragungsort war die <strong>Deutsche</strong><br />
Sporthochschule in Köln. In Deutschland<br />
wird erst seit einigen Jahren wieder Tamburello<br />
gespielt, nachdem der traditionsreiche<br />
Sport über Jahrzehnte verschwunden war.<br />
Das junge deutsche Herren-Team landeten<br />
auf einem beachtlichen dritten Platz, die<br />
Damen auf Rang vier. "Ich bin sehr zufrieden<br />
mit unserem Abschneiden", sagte der<br />
deutsche Teamchef und Spitzenspieler<br />
Norman Kempf, "vielleicht gibt es jetzt den<br />
entscheidenden Schritt nach vorne für uns.<br />
Wir haben hochklassige Spiele geliefert und<br />
gesehen."<br />
Das Endspiel der Männer vor rund 300<br />
Zuschauern endete erst nach anderthalb<br />
Stunden mit einen hauchdünnen 13:12-<br />
Erfolg der Italiener über Frankreich im<br />
Tiebreak. Diese beiden Ländern sind im<br />
internationalen Vergleich führend.<br />
Die Auftaktveranstaltung des Turniers fand<br />
in der Kurt-Brumme-Galerie des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Sport & Olympia Museums statt. Hier trafen<br />
sich auch alle Teilnehmer und die Organisatoren<br />
am Vorabend der Finalspiele zu einem<br />
Besuch der Ausstellung. In vier Sprachen<br />
wurde den Sportlern die Zeitreise durch<br />
2500 Jahre Sportgeschichte präsentiert.<br />
Zum Abschluss überreichte der Organisator<br />
des Turniers Dirk Ertel gemeinsam mit den<br />
Kapitänen der deutschen Damen- und<br />
Herrenmannschaft Museumsdirektor Dr.<br />
Christian Wacker ein in den Museumsfarben<br />
gestaltetes Tamburello, verbunden mit der<br />
Hoffnung, dass auch diese Sportart zukünftig<br />
in der Ausstellung präsentiert wird.
Nachrichten des DOI<br />
Das A und O:<br />
Neuer Name, neue Aufgaben,<br />
neue Infos<br />
Haben die Leserinnen und Leser sich an<br />
dieser Stelle bislang über die Aktivitäten<br />
des <strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n Instituts<br />
informieren können, wird sich in Zukunft<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Olympische</strong> Akademie präsentieren.<br />
Die 17. Mitgliederversammlung am 4. Mai<br />
im Frankfurter Goethe-Haus ist eine außer-<br />
ordentliche und schon insofern<br />
eine besondere, als es die letzte<br />
des DOI und zugleich die erste<br />
der DOA sein wird. Sollte damit<br />
vielleicht keine neue Zeitrechnung<br />
beginnen, ist es doch<br />
allemal mehr als eine Änderung<br />
des Namens. Durch die Einbeziehung<br />
des früheren Kuratoriums<br />
<strong>Olympische</strong> Akademie und<br />
<strong>Olympische</strong> Erziehung des NOK<br />
für Deutschland erhält das DOI<br />
ein erweitertes Aufgabenspektrum,<br />
was auch auf den Info-<br />
Seiten im <strong>Olympische</strong>n Feuer<br />
seinen Niederschlag erfahren<br />
wird.<br />
Wenn die Einrichtung fortan<br />
ein "A" im Schilde führen wird,<br />
bleibt sie doch dem "O", nämlich<br />
der olympischen Sache<br />
verpflichtet - und hilft schon<br />
von daher auch weiterhin bei<br />
der Erfüllung eines satzungsgemäßen<br />
Auftrags des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Olympische</strong>n Sportbundes. Bei<br />
allem Engagement der Haupt-<br />
94<br />
und Ehrenamtlichen, wird der Erfolg letztlich<br />
von der Unterstützung von Partnern<br />
und Mitstreitern abhängig bleiben. Vor<br />
diesem Hintergrund nutzen wir die Gelegenheit<br />
gerne, uns bei allen Freunden und<br />
Förderern des DOI ganz herzlich zu bedanken<br />
und verbinden dies mit der Bitte, auch<br />
der DOA gewogen zu bleiben.<br />
Festliche Gründung im<br />
Goethe-Haus<br />
Wenn bei der Gründung am 4. Mai der<br />
wohl größte deutsche Dichter, ein gebürtiger<br />
Frankfurter, Pate stehen wird, mag dies<br />
als ein gutes Omen sowie als ein Indiz<br />
dafür angesehen werden, dass sich die DOA<br />
nicht nur der historischen, politischen und<br />
pädagogischen Dimension des Olympismus<br />
verschrieben hat, sondern auch seiner<br />
kulturellen Bedeutung Rechnung tragen<br />
wird. Zwar verspricht der Rücklauf der<br />
verschickten Einladungen ein "ausverkauftes"<br />
Goethe-Haus, doch es besteht zumindest<br />
die Möglichkeit, sich unter 069/6700<br />
396 oder info@doi.de über freie Plätze zu<br />
erkundigen. Ansonsten sei auf die Info-<br />
Seiten im nächsten <strong>Olympische</strong>n Feuer<br />
verwiesen, in denen über den Verlauf der<br />
Veranstaltung sowie die ersten Aktivitäten<br />
der DOA berichtet werden wird.