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Indikatorenset Wohlfahrtsmessung - Ausgabe 2013« [*.pdf, 3,25 MB]

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STATISTISCHES<br />

LANDESAMT<br />

Statistisch betrachtet<br />

<strong>Indikatorenset</strong> <strong>Wohlfahrtsmessung</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2013


Inhalt<br />

Einleitung<br />

Ausgangssituation, Datenbasis und Methode<br />

Ergebnisse - Sachsen<br />

Ergebnisse - Bundesländer und Deutschland<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Literatur- und Quellenverzeichnis<br />

Seite<br />

1<br />

2<br />

6<br />

18<br />

22<br />

26


Einleitung<br />

Für die vorliegende Publikation wurde das von einem Sachverständigenrat im Auftrag<br />

des Deutsch-Französischen Ministerrates entwickelte und vorgeschlagene <strong>Indikatorenset</strong><br />

(Wirtschaftsleistung, Lebensqualität und Nachhaltigkeit: Ein umfassendes<br />

Indikatorensystem. Expertise im Auftrag des Deutsch-Französischen Ministerrates;<br />

vgl. [1]) soweit wie möglich mit Angaben für Sachsen, für alle anderen Bundesländer<br />

sowie für Deutschland untersetzt und ausgewertet. Das <strong>Indikatorenset</strong> besteht aus <strong>25</strong><br />

Indikatoren, gruppiert nach den drei Themenbereichen „Wirtschaftsleistung“ (Bereich<br />

A, 6 Indikatoren), „Lebensqualität“ (Bereich B, 7 Indikatoren) und „Nachhaltigkeit“<br />

(Bereich C, 12 Indikatoren). Für jeden Themenbereich steht damit ein eigenständiges<br />

Indikatorenbündel zur Verfügung.<br />

Die Auswertungen betreffen Statusbetrachtungen von Einzelkennzahlen in ihrer<br />

Spannbreite über alle Bundesländer für jeweils zwei Jahre, die Veränderung der einzelnen<br />

Kennzahlen in einem Abstand von rund zehn Jahren, grundsätzlich unabhängig<br />

von ggf. spezifischen Situationen in den jeweils betrachteten Jahren, sowie die<br />

Stellung Sachsens im Vergleich zu den anderen Bundesländern und zu Deutschland.<br />

Weiterhin erfolgt die Ableitung erster Aussagen zur <strong>Wohlfahrtsmessung</strong> für Sachsen<br />

anhand des mit Daten auf Länderebene untersetzbaren <strong>Indikatorenset</strong>s.<br />

Ausführliche Informationen zur Diskussion und zur Entwicklung von Indikatorensystemen,<br />

die sich, neben das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gestellt, zur Messung von<br />

Lebensqualität, Wohlstand, nachhaltiger Entwicklung sowie von gesellschaftlichem<br />

Fortschritt eignen könnten, sind in weiteren Veröffentlichungen des Statistischen<br />

Landesamtes des Freistaates Sachsen zu finden. [2, 3]<br />

Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet | 1


Ausgangssituation, Datenbasis und Methode<br />

Die Diskussion zu Begriffen wie Nachhaltigkeit<br />

bzw. nachhaltiges Wachstum, gesellschaftlicher<br />

Fortschritt, Wirtschaftsleistung,<br />

Lebensqualität, Wohlstand bzw. Wohlfahrt<br />

läuft gegenwärtig auf breiter gesellschaftlicher<br />

Ebene – in der Politik und in der Verwaltung,<br />

in der Wissenschaft, in der amtlichen<br />

Statistik und in den Medien. Die Diskussion<br />

in Deutschland ist eingebettet sowohl in den<br />

europäischen als auch in den internationalen<br />

Kontext. In der Diskussion geht es neben der<br />

Auseinandersetzung zum Verständnis, der<br />

Abgrenzung und der strukturellen Verankerung<br />

dieser Begriffe vor allem um die Suche<br />

nach Indikatoren, die geeignet sind, um die<br />

Betrachtungsgegenstände zeitlich und räumlich<br />

vergleichbar abbilden und analysieren zu<br />

können.<br />

Auslöser dieses Bestrebens war die immer<br />

wieder geäußerte Kritik am Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP), an einer international anerkannten,<br />

etablierten und für Vergleiche zur<br />

wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft<br />

herangezogenen volkswirtschaftlichen<br />

Kenngröße. Neu entfacht wurde diese<br />

Diskussion mit zwei im Jahr 2009 veröffentlichten<br />

Dokumenten, einer Mitteilung der EU-<br />

Kommission sowie dem Stiglitz-Sen-Fitoussi-Bericht.<br />

[4, 5] In der Diskussion besteht<br />

gegenwärtig Konsens darüber, dass sich das<br />

BIP nicht als allumfassendes Wohlstandsmaß<br />

eignet. Das BIP, und daran besteht kein<br />

Zweifel, hat aber Bestand als wesentliche,<br />

unverzichtbare Messgröße wirtschaftlicher<br />

Leistungsfähigkeit, auch wenn es bestimmte<br />

ökonomische sowie soziale und ökologische<br />

Aspekte nicht hinreichend abbildet bzw. abbilden<br />

kann.<br />

Als ein Ergebnis der Diskussion liegt seit<br />

Dezember 2010 eine Expertise zur Messung<br />

von nachhaltigem Wachstum und gesellschaftlichem<br />

Fortschritt vor, die im Auftrag<br />

des Deutsch-Französischen Ministerrates<br />

von einem Sachverständigenrat erarbeitet<br />

wurde. [1] Diese Expertise stellt in der Diskussion<br />

um Lebensqualität, Wohlstand und<br />

<strong>Wohlfahrtsmessung</strong> eines der am meisten<br />

zu beachtenden Zwischenergebnisse dar. Die<br />

Sachverständigen schlagen ein aus <strong>25</strong> Einzelindikatoren<br />

bestehendes <strong>Indikatorenset</strong> vor,<br />

in dem die Indikatoren nach den drei Dimensionen<br />

„Wirtschaftsleistung“, „Lebensqualität“<br />

und „Nachhaltigkeit“ gruppiert sind (vgl.<br />

Abb. 1). Des Weiteren werden in dieser Expertise<br />

Fragen der Operationalisierung der einzelnen<br />

mit dem <strong>Indikatorenset</strong> abzubildenden<br />

Themenfelder sowie die Datenlage auf der<br />

nationalen Ebene bzw. im internationalen<br />

Vergleich erörtert. Die Entwicklung aggregierter<br />

Indizes lehnen die Sachverständigen<br />

in ihrer Expertise ausdrücklich ab.<br />

Die vorliegende Publikation des Statistischen<br />

Landesamtes des Freistaates Sachsen in der<br />

Reihe „Statistisch betrachtet“ greift das <strong>Indikatorenset</strong><br />

der deutsch-französischen Sachverständigen<br />

auf. Im Amt wurde untersucht,<br />

inwieweit dieses <strong>Indikatorenset</strong> mit Daten für<br />

den Freistaat Sachsen bzw. allgemein mit Daten<br />

auf der Länderebene untersetzt werden<br />

kann. Im Ergebnis dessen ist Folgendes festzuhalten:<br />

Auf Basis einer sehr heterogenen<br />

Datengrundlage ist es schon heute möglich,<br />

grundsätzlich 19 der <strong>25</strong> Einzelindikatoren im<br />

Set mit Daten 1) auf Länderebene und mit vergleichbaren<br />

gesamtdeutschen Informationen<br />

zu untersetzen (vgl. Tab. 1 bis 3).<br />

1) Aufgrund der Datenlage konnten im Themenbereich B für einen<br />

Indikator und im Themenbereich C für fünf Indikatoren<br />

keine Länderangaben zusammengestellt werden. Für die verbliebenen<br />

19 der insgesamt <strong>25</strong> Indikatoren im Set erfolgte ein<br />

Abgleich der verfügbaren Datenquellen mit dem Vorschlag der<br />

Sachverständigen. Danach wurden für elf dieser Indikatoren<br />

Alternativen gewählt, um vergleichbare Angaben für alle Bundesländer<br />

und grundsätzlich auch für Deutschland im Sinne der<br />

ursprünglich beabsichtigten Aussagemöglichkeit zu erhalten.<br />

2) Zur Gewährleistung der Datenkonsistenz der Einzelindikatoren<br />

im <strong>Indikatorenset</strong> wurden aus den Gesamtrechnungssystemen<br />

nur Angaben vor der Revision 2011 übernommen,<br />

da diese Revision auf der Regionalebene bis zum<br />

Redaktionsschluss dieser Publikation noch nicht abgeschlossen<br />

war. In den Themenbereichen A und C betrifft dies Angaben<br />

des Berechnungsstandes August 2010 (VGR des Bundes).<br />

Nach Abschluss der Revision 2011 in den regionalen<br />

Gesamtrechnungen wird sukzessive eine Aktualisierung der<br />

Datenbasis für das <strong>Indikatorenset</strong> auf Länderebene erfolgen.<br />

2 | Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet


Zum Großteil handelt es sich um Angaben<br />

der amtlichen Statistik. Dies betrifft zum<br />

einen Ergebnisse der Gesamtrechnungssysteme,<br />

der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />

(VGR), der Erwerbstätigenrechnung<br />

(ETR) und der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen<br />

(UGR) 2) . Zum anderen wird<br />

auf die etablierten Datenangebote anderer<br />

Statistikbereiche (u. a. Bevölkerung, Haushalte)<br />

zurückgegriffen, die entweder die erforderlichen<br />

Ausgangsdaten oder direkt die<br />

Angaben zu den verschiedenen Indikatoren<br />

bereithalten.<br />

Darüber hinaus mussten Informationen aus<br />

externen Quellen erschlossen werden (vgl.<br />

Abb. 1 Indikatorensystem für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit<br />

Wirtschaftsleistung (A) Lebensqualität (B) Nachhaltigkeit (C)<br />

A1 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf B1 Gesundheit: Potenziell verlorene Lebensjahre<br />

A2<br />

A3<br />

A4<br />

A5<br />

Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde<br />

Beschäftigungsquote der<br />

Bevölkerung<br />

im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

Nettonationaleinkommen pro Kopf<br />

Private und staatliche Konsumausgaben<br />

pro Kopf<br />

B2<br />

B3<br />

B4<br />

Bildung: Schüler und Studenten im Alter<br />

zwischen 15 und 24 Jahren<br />

Persönliche Aktivitäten: Anteil der Arbeitnehmer<br />

in Schichtarbeit<br />

Politische Einflussnahme und Kontrolle:<br />

Mitspracherecht und Verantwortlichkeit<br />

C1<br />

C2<br />

C3<br />

C4<br />

Nettoanlageinvestitionen des privaten<br />

Sektors in Relation zum Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP)<br />

Forschungs- und Entwicklungsausgaben<br />

in Relation zum BIP<br />

Konjunkturbereinigter Finanzierungssaldo<br />

in Relation zum BIP<br />

Fiskalische Nachhaltigkeitslücke S2<br />

A6<br />

Harmonisiertes Verteilungsmaß für das<br />

Nettoeinkommen je Konsumeinheit,<br />

Einkommensquintilverhältnis S80/S20<br />

B5<br />

Soziale Kontakte und Beziehungen:<br />

Häufigkeit von mit anderen Personen<br />

verbrachte Zeit für Sport, Kultur und in<br />

gemeinschaftlichen Organisationen<br />

C5<br />

C6<br />

Kredit/BIP-Lücke<br />

Reale Aktienkurslücke<br />

B6<br />

Umweltbedingungen: Belastung der<br />

städtischen Bevölkerung durch Luftverschmutzung<br />

mit Feinstaub<br />

C7<br />

C8<br />

Reale Immobilienpreislücke<br />

Niveau der Treibhausgasemissionen<br />

B7<br />

Persönliche und wirtschaftliche<br />

Unsicherheit: Nicht-Armutsrisikoquote<br />

C9<br />

Treibhausgasemissionen pro Kopf<br />

Quelle: Vgl. [1], S. 30, Schaubild 5; Die Gliederungsbezeichnungen A1 bis C12 wurden durch das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen ergänzt.<br />

C10<br />

C11<br />

C12<br />

Rohstoffproduktivität (BIP im<br />

Verhältnis zum direkten abiotischen<br />

Materialinput, DMI)<br />

Rohstoffverbrauch (abiotischer<br />

inländischer Ressourcenverbrauch<br />

- DMC) pro Kopf<br />

Indikator zur Biodiversität:<br />

(Vogelindex, vorläufig)<br />

Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet | 3


dazu Literatur- und Quellenverzeichnis am<br />

Ende der Publikation). Eine Lücke im Datenangebot<br />

besteht gegenwärtig insbesondere<br />

im Indikatorenbündel „Nachhaltigkeit“. Hier<br />

konnten die Indikatoren der fiskalischen und<br />

finanziellen Nachhaltigkeit noch nicht mit<br />

Angaben untersetzt werden. Ferner blieben<br />

bei einigen Bundesländern und Deutschland<br />

sehr vereinzelt Leerstellen bestehen, und<br />

zwar dort, wo eine Datengrundlage nicht erschlossen<br />

werden konnte bzw. die Vergleichbarkeit<br />

der Ergebnisse nicht gegeben ist.<br />

Die im Rahmen dieser Publikation gewählte<br />

Untersetzung des <strong>Indikatorenset</strong>s mit statistischen<br />

Angaben stellt eine der zahlreichen<br />

Auswahlmöglichkeiten dar. Die regionale<br />

Ebene und der Betrachtungszeitraum sind für<br />

jede konkrete Untersetzung des <strong>Indikatorenset</strong>s<br />

frei wählbar. Mit der ausgewählten, vorliegenden<br />

Variante ist Sachsens Position und<br />

Situation innerhalb der Bundesländer und zu<br />

Deutschland bestimmbar. Dazu wurde das<br />

<strong>Indikatorenset</strong> für die Jahre 2000 und 2009<br />

mit Angaben zu allen Bundesländern und zu<br />

Deutschland untersetzt.<br />

Die Statusbetrachtungen sowie die Entwicklungsvergleiche<br />

fußen grundsätzlich auf statistischen<br />

Daten für die beiden genannten<br />

Jahre, 2000 und 2009. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit<br />

musste jedoch bei einigen<br />

Indikatoren auf Angaben in zeitlicher Nähe<br />

zu diesen beiden Jahren und in einem ähnlich<br />

großen Zeitabstand zurückgegriffen werden<br />

(vgl. dazu auch die Angaben und Erläuterungen<br />

zu den Tab. 1 bis 3). Um Vergleiche<br />

zwischen den inhaltlich sehr unterschiedlichen<br />

Indikatoren nicht einzuschränken, sind<br />

die Veränderungen zwischen den zwei jeweils<br />

betrachteten Jahren bei allen Indikatoren,<br />

auch bei den Quoten, grundsätzlich in Prozent<br />

und nicht in Prozentpunkten ausgewiesen.<br />

Zudem ist zu beachten, dass für die einzelnen<br />

Wertgrößen – soweit verfügbar – auf<br />

reale Veränderungsraten, sonst auf nominale<br />

Veränderungsraten zurückgegriffen wird. Mit<br />

der gewählten Gegenüberstellung der Ergebnisse<br />

für zwei Jahre in einem ähnlich großen<br />

Zeitabstand von ca. zehn Jahren werden<br />

zwischenzeitliche Effekte nicht erkennbar.<br />

Für solche Entwicklungsbetrachtungen sind<br />

Trendanalysen notwendig, um über die vorliegenden<br />

Ergebnisse hinaus, weitergehende<br />

objektive, statistisch fundierte Aussagen<br />

treffen zu können. Des Weiteren ist bei der<br />

Analyse der Ergebnisse zu beachten, dass<br />

die einzelnen Indikatorwerte durchaus durch<br />

spezifische Situationen in den betrachteten<br />

Jahren bestimmt sein können, z. B. durch die<br />

Wirtschaftskrise im Jahr 2009. Dieser Aspekt<br />

lässt sich bei der Vielzahl der hier betrachteten<br />

Indikatoren nicht ohne Weiteres ausblenden.<br />

Im Rahmen der Bestimmung der Position<br />

Sachsens bzw. eines jeden anderen Bundeslandes<br />

innerhalb der Ländergesamtheit sowie<br />

zu Deutschland wurde bei jedem Indikator die<br />

Spanne zwischen dem kleinsten und größten<br />

Länderwert in drei Kategorien aufgeteilt. Danach<br />

kann der Indikatorwert eines Bundeslandes<br />

innerhalb der unteren <strong>25</strong> Prozent, innerhalb<br />

der mittleren 50 Prozent oder innerhalb der oberen<br />

<strong>25</strong> Prozent der Länderwerte liegen (vgl. Abb.<br />

5). In der folgenden Ergebnisdarstellung werden<br />

diese Kategorien als unterer, mittlerer oder oberer<br />

Bereich bezeichnet.<br />

Zur Beurteilung des erreichten Niveaus und der<br />

Entwicklung eines Indikators muss die für diesen<br />

Indikator vorzugsweise Entwicklungsrichtung<br />

bei der Analyse berücksichtigt werden. In<br />

den Abb. 5 und 6 ist diese Richtung durch Zunahme<br />

der Farbintensität bei den Wertebalken<br />

gekennzeichnet.<br />

Entsprechend des Vorschlags der im Auftrag<br />

des Deutsch-Französischen Ministerrats tätig<br />

gewordenen Sachverständigen werden die<br />

Indikatoren im Ergebnisteil dieser Publikation<br />

gruppiert nach den drei Dimensionen „Wirtschaftsleistung“<br />

(A), „Lebensqualität“ (B) und<br />

„Nachhaltigkeit“ (C) dargestellt. Insgesamt<br />

weist das Indikatorensystem einen hohen<br />

inhaltlichen Detailgrad auf. Dessen Nachteil<br />

ist es, dass er bereits für sich genommen in<br />

gewissem Maße die Übersichtlichkeit und<br />

Verständlichkeit der Ergebnisdarstellung<br />

behindert und ihre Kommunizierbarkeit einschränkt.<br />

Um den Rahmen dieser Publikation<br />

nicht zu sprengen, sind deshalb – trotz<br />

Verfügbarkeit – die Einzelergebnisse, die zu<br />

jedem Bundesland vorliegen, hier nicht explizit<br />

in Tabellen dargestellt, sondern wurden in<br />

geeigneter Form und insbesondere grafisch<br />

verarbeitet.<br />

Die vorliegenden Ergebnisse 3) , die das 19 Indikatoren<br />

umfassende Set zur <strong>Wohlfahrtsmessung</strong><br />

auf Länderebene liefert, sind in hohem<br />

Maße umfassend. Sie ermöglichen Aussagen<br />

zu den Themenbereichen „Wirtschaftsleistung“<br />

(A; Wirtschaftsentwicklung und materieller<br />

Wohlstand), „Lebensqualität“ (B) mit<br />

den Aspekten Gesundheit, Bildung, politische<br />

Teilhabe, persönliche und soziale Aktivitäten,<br />

Umwelt, persönliche und wirtschaftliche Unsicherheit<br />

sowie zum Themenbereich „Nachhaltigkeit“<br />

(C) in ökonomischer und ökologischer<br />

Hinsicht.<br />

3) Die Ergebnisdarstellung folgt in Reihe der Indikatoren<br />

vom Themenbereich „Wirtschaftsleistung“ (A) bis zum<br />

Themenbereich „Nachhaltigkeit“ (C). Durch den großen<br />

Umfang an Einzelindikatoren in jedem Themenbereich erstrecken<br />

sich die tabellarischen und grafischen Darstellungen<br />

des gesamten <strong>Indikatorenset</strong>s über mehrere Seiten.<br />

4 | Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet


Alle Ergebnisse zu den einzelnen Indikatoren<br />

sind so nebeneinander gestellt, dass sie<br />

für vergleichende Betrachtungen zwischen<br />

den inhaltlich unterschiedlichen Indikatoren<br />

herangezogen werden können. Jede Positionsbestimmung<br />

für den Freistaat Sachsen<br />

(bzw. entsprechend des Untersuchungskonzepts<br />

für jedes beliebige Bundesland) und für<br />

Deutschland bei einem Indikator kann losgelöst<br />

von der bei einem anderen Indikator erfolgen.<br />

Aus den vielfältigen Ergebnissen kann<br />

weit über den im vorliegenden „Statistisch<br />

betrachtet“ hinausgehenden Umfang je nach<br />

Interessenlage individuell ausgewählt, kombiniert<br />

und ausgewertet werden.<br />

Bildquelle: Wolfgang/PIXELIO<br />

Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet | 5


Ergebnisse - Sachsen<br />

Themenbereich „Wirtschaftsleistung“ (A)<br />

Im Themenbereich „Wirtschaftsleistung“ (A)<br />

gruppieren sich alle sächsischen Angaben<br />

bis auf die eines einzigen Indikators für die<br />

beiden jeweils betrachteten Jahre innerhalb<br />

der Spanne, die sich bei jedem Indikator vom<br />

Bundesland mit dem kleinsten Wert bis zum<br />

Bundesland mit dem größten Wert erstreckt,<br />

im unteren Bereich ein (vgl. Tab. 1 und Abb.<br />

5). Bei diesem einzelnen Indikator handelt es<br />

sich um den Anteil der Erwerbstätigen (Inländer)<br />

an der Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />

Alter (A3). Hier lag Sachsen sowohl 2000<br />

(Anteil von 66,0 Prozent) als auch 2009 (Anteil<br />

von 73,7 Prozent) jeweils bereits im mittleren<br />

Bereich der Länderwerte.<br />

Jedes Wachstum bei einem der Indikatoren<br />

aus dem Bereich A deutet auf eine Steigerung<br />

der Wirtschaftsleistung bzw. des materiellen<br />

Wohlstands hin. Zur Bildung der Indikatoren<br />

im Themenbereich A wird u. a. auf das Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP), dem bekanntesten<br />

Aggregat der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen,<br />

zurückgegriffen. Die Stärke des<br />

BIP besteht darin, dass es mit nur einer einzigen<br />

Zahl die Wirtschaftsleistung einer Region<br />

innerhalb einer Berichtsperiode wiedergibt.<br />

Der Indikator A1, das BIP je Einwohner 4) , lag<br />

im Jahr 2009 in Sachsen – den hier genutzten<br />

Angaben zufolge - mit einem nominalen Wert<br />

von 22 212 € je Einwohner deutlich über dem<br />

Niveau von 2000 (17 031 € je Einwohner).<br />

Der Abstand zum Deutschlandwert (29 278 €<br />

je Einwohner) stellt sich als eher gering dar,<br />

wenn er mit dem Abstand Sachsens zum<br />

Bundesland, das den Spitzenwert (47 541 € je<br />

Einwohner) aufwies, verglichen wird. Der Abstand<br />

Sachsens zum Spitzenwert verdeutlicht<br />

den enormen, offenen Entwicklungsspielraum.<br />

Diesen nutzte Sachsen bisher intensiv.<br />

Zwischen 2000 und 2009 erhöhte sich das<br />

BIP je Einwohner real um 18,9 Prozent (vgl.<br />

Abb. 2). Das war die höchste Wachstumsrate<br />

eines Bundeslandes in diesem Zeitraum. Sie<br />

war bestimmt durch ein reales Wachstum<br />

des BIP bei einer gleichzeitig rückläufigen<br />

Bevölkerungsentwicklung. Zur näheren Betrachtung<br />

des Faktors Arbeit wird als Indikator<br />

A2 die Arbeitsproduktivität, hier in Form<br />

der Stundenproduktivität als BIP je Arbeitsvolumen<br />

(tatsächlich geleistete Arbeitszeit<br />

aller Erwerbstätigen), herangezogen. Die<br />

Stundenproduktivität wies in Sachsen 2009<br />

gegenüber 2000 eine reale Wachstumsrate<br />

von 23,1 Prozent auf. Das war ein weiterer<br />

Spitzenwert beim Vergleich Sachsens mit den<br />

anderen Bundesländern.<br />

Mit den Indikatoren A1 bis A3 wird auf die<br />

„reine“ Wirtschaftsleistung, die Produktion<br />

bzw. Wertschöpfung fokussiert. Erst mit den<br />

Indikatoren A4 bis A6 und der damit verbundenen<br />

stärkeren Betrachtung von Einkommen<br />

und Konsum weitet sich der Blick auf<br />

den materiellen Wohlstand. Das Nettonationaleinkommen<br />

ist ein umfassender Einkommensindikator.<br />

Es wird auch als Primäreinkommen<br />

der Volkswirtschaft bezeichnet und<br />

spiegelt die Summe der Einkommen aller Inländer<br />

in einer Zeitperiode wider, d. h. das der<br />

privaten Haushalte, der Kapitalgesellschaften,<br />

des Staates und der privaten Organisationen<br />

ohne Erwerbszweck. Erfasst werden alle<br />

Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie<br />

die vom Staat empfangenen Produktionsund<br />

Importabgaben (abzüglich der vom Staat<br />

geleisteten Subventionen). Der Indikator Nettonationaleinkommen<br />

je Einwohner (A4) zeigt<br />

somit, wie hoch das mittlere gesamtwirtschaftliche<br />

Primäreinkommen ist, das später<br />

jedoch noch den Umverteilungsprozessen<br />

unterliegt. Im Jahr 2009 waren es in Sachsen<br />

17 557 € je Einwohner und damit 27,4<br />

Prozent mehr als 2000. Für jeden Einzelnen<br />

subjektiv unmittelbar spürbar wird das Verfügbare<br />

Einkommen der privaten Haushalte,<br />

das beim Indikator A6 als Pro-Kopf-Größe für<br />

die Betrachtungen herangezogen wird. Diese<br />

Kennzahl ist besonders aussagefähig, denn<br />

sie zeigt, welches Einkommen – ausgehend<br />

vom Primäreinkommen und unter Berücksichtigung<br />

empfangener monetärer Sozialleistungen<br />

(z. B. Rente oder Arbeitslosengeld)<br />

4) Der Aussagegehalt dieses vielfach genutzten und von<br />

den Sachverständigen vorgeschlagenen Indikators ist eingeschränkt,<br />

da hier nach dem Inlands- und dem Inländerkonzept<br />

ermittelte Daten aufeinander bezogen werden<br />

(BIP: Inlandskonzept; Bevölkerung: Inländerkonzept).<br />

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Tab. 1 <strong>Indikatorenset</strong> für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit - Wirtschaftsleistung (A)<br />

Indikator<br />

Jahr/<br />

Veränderung<br />

Sachsen<br />

Deutschland<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Minimum<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Maximum<br />

A1<br />

A2<br />

A3<br />

A4<br />

A5<br />

A6<br />

Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen je Einwohner (EUR)<br />

Bruttoinlandsprodukt (in jeweiligen Preisen) je (geleisteter)<br />

Arbeitsstunde der Erwerbstätigen (EUR)<br />

Beschäftigungsquote der Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

hier: Anteil Erwerbstätige (Inländer) je 100 der jahresdurchschnittlichen<br />

hier: Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 15 bis unter 65 Jahren (%) 3)<br />

Nettonationaleinkommen je Einwohner (EUR)<br />

Private und staatliche Konsumausgaben je Einwohner (EUR) 3)<br />

Harmonisiertes Verteilungsmaß für das Nettoeinkommen je<br />

Konsumeinheit, Einkommensquintilverhältnis S80/S20<br />

hier: Verfügbares Einkommen je Einwohner (EUR)<br />

2009 22 212 29 278 21 300 47 541<br />

2000 17 031 <strong>25</strong> 095 16 437 42 423<br />

Veränderung 2) 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 18,9 5,6 0,6 18,9<br />

2009 33,43 42,82 32,70 51,49<br />

2000 24,74 35,77 24,23 46,12<br />

Veränderung 2) 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 23,1 8,3 0,2 23,1<br />

2009 73,7 74,7 65,0 79,5<br />

2000 66,0 70,3 61,9 76,2<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 11,6 6,2 3,5 13,9<br />

2009 17 557 <strong>25</strong> 220 17 0<strong>25</strong> 35 203<br />

2000 13 781 21 106 13 098 28 503<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 27,4 19,5 10,4 30,1<br />

2008 19 539 22 684 19 019 28 338<br />

2000 17 057 19 542 16 779 23 590<br />

Veränderung 2) 2008<br />

gegenüber 2000 (%) 2,4 4,5 -1,9 9,4<br />

2009 15 881 18 983 15 226 24 137<br />

2000 13 505 16 087 12 832 19 2<strong>25</strong><br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 17,6 18,0 10,8 <strong>25</strong>,6<br />

1) Das dahinterstehende Bundesland kann bei jeder Angabe ein anderes sein. Die Angaben bei den Veränderungen betreffen jeweils das Bundesland mit der schwächsten bzw.<br />

der stärksten betragsmäßigen Veränderung.<br />

2) Ermittlung der Veränderung auf der Basis preisbereinigter, verketteter Angaben.<br />

3) Eigene Berechnung.<br />

Quellen für die Indikatoren A1 [7], A2 [7], A4 [8] und A6 [9].<br />

Quellen für die Ausgangsdaten zur eigenen Ermittlung der Indikatoren A3 [10] und A5 [8].<br />

Eigene Berechnung der prozentualen Veränderung für alle Indikatoren.<br />

Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet | 7


sowie geleisteter Einkommens- und Vermögenssteuern<br />

und Sozialbeiträge aber auch der<br />

empfangenen bzw. geleisteten sonstigen laufenden<br />

Transfers – letztendlich den privaten<br />

Haushalten wirklich zum Konsumieren und<br />

Sparen zur Verfügung steht. 2009 waren das<br />

in Sachsen 15 881 € je Einwohner.<br />

Die Spanne zwischen den Bundesländern<br />

reicht von einem Minimum von 15 226 € bis<br />

zu einem Maximum von 24 137 €. Mit einer<br />

Zunahme des verfügbaren Pro-Kopf-Einkommens<br />

der privaten Haushalte 2009 gegenüber<br />

2000 von 17,6 Prozent reihte sich Sachsen in<br />

das Mittelfeld der miteinander vergleichbaren<br />

Steigerungsraten ein. Der Höchstwert<br />

eines Bundeslandes betrug <strong>25</strong>,6 Prozent.<br />

Deutschland wies ebenfalls eine höhere Steigerungsrate<br />

(18,0 Prozent) als Sachsen auf.<br />

Im Ergebnis der Entwicklungen lag Sachsen<br />

beim Verfügbaren Einkommen der privaten<br />

Haushalte pro Kopf 2009 weiter vom Spitzenwert<br />

entfernt als 2000. Statt 70,2 Prozent<br />

wurden zuletzt nur 65,8 Prozent des jeweiligen<br />

Spitzenwertes erreicht. 5) Die Höhe des<br />

Verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte<br />

wirkt sich über die durchschnittlichen<br />

Konsumausgaben auf den aktuellen und über<br />

das Sparen auch auf den künftigen materiellen<br />

Wohlstand der Bürger aus. Darüber hinaus<br />

kommen den privaten Haushalten Konsumausgaben<br />

des Staates, u. a. auch als soziale<br />

Sachtransfers, zugute. Die privaten zuzüglich<br />

der staatlichen Konsumausgaben je Einwohner<br />

(Indikator A5) wuchsen in Sachsen 2008<br />

gegenüber 2000 real, d.h. preisbereinigt, um<br />

5) Bei diesem Indikator kann gegenwärtig nur ein Durchschnittseinkommen<br />

betrachtet werden. Zwar gibt es erste<br />

Untersuchungsergebnisse bzgl. einer VGR-basierten<br />

Einkommensverteilung [6], doch bedarf es hier noch<br />

weiterer Forschungsarbeiten und der Schaffung der entsprechenden<br />

basisstatistischen Voraussetzungen, um die<br />

ersten Lösungsansätze praktisch umsetzen zu können.<br />

Abb. 2 Indikatoren zur Wirtschaftsleistung (A) - Sachsen im Vergleich zu Deutschland (Veränderung in Prozent)<br />

A1<br />

Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen je Einwohner<br />

2009 gegenüber 2000<br />

A2<br />

Bruttoinlandsprodukt (in jeweiligen Preisen) je (geleisteter)<br />

Arbeitsstunde der Erwerbstätigen 2009 gegenüber 2000<br />

A3<br />

A4<br />

Beschäftigungsquote der Bevölkerung im Alter von 15 bis<br />

64 Jahren<br />

hier: Anteil Erwerbstätige (Inländer) je 100 der jahreshier:<br />

durchschnittlichen Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />

hier: Alter von 15 bis unter 65 Jahren<br />

Nettonationaleinkommen je Einwohner<br />

2009 gegenüber 2000<br />

2009 gegenüber 2000<br />

A5<br />

Private und staatliche Konsumausgaben je Einwohner<br />

2008 gegenüber 2000<br />

A6<br />

Harmonisiertes Verteilungsmaß für das Nettoeinkommen<br />

je Konsumeinheit, Einkommensquintilverhältnis S80/S20<br />

hier: Verfügbares Einkommen je Einwohner<br />

2009 gegenüber 2000<br />

0 10 20 30<br />

Deutschland<br />

Sachsen<br />

8 | Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet


lediglich 2,4 Prozent (nominale Entwicklung:<br />

14,6 Prozent). Die höchste reale Steigerungsrate<br />

eines einzelnen Bundeslandes war mit<br />

9,4 Prozent fast vier Mal so hoch.<br />

Themenbereich „Lebensqualität“ (B)<br />

Im Themenbereich „Lebensqualität“ (B) war<br />

Sachsen beim Vergleich der Länderwerte mit<br />

seinen Indikatoren für die beiden betrachteten<br />

Jahre in allen drei Bereichen, d. h. im unteren,<br />

mittleren oder oberen Bereich, vertreten<br />

(vgl. Tab. 2 und Abb. 5). Sachsen lag mit<br />

den Indikatoren Armutsgefährdungsquote<br />

(B7) als Aspekt der Unsicherheit und dem<br />

Anteil Schüler und Studenten an der Gesamtbevölkerung<br />

(B2) als Aspekt der Bildung<br />

im unteren Bereich. Der Anteil Schüler allgemeinbildender<br />

und berufsbildender Schulen<br />

sowie Studenten an der Bevölkerung sank<br />

von 2003 bis 2009 von 15,3 Prozent auf 13,2<br />

Prozent (vgl. Tab. 2). Im Vergleich zu Sachsen<br />

gab es Bundesländer, die mit einem Wert<br />

von 19,9 Prozent bzw. 19,3 Prozent deutlich<br />

höhere Anteile aufwiesen. Die Bedingungen,<br />

die Einfluss auf diese Ergebnisse haben, wie<br />

z. B. die Altersstruktur der Bevölkerung oder<br />

die Attraktivität eines Studienortes für Studenten,<br />

können in den einzelnen Bundesländern<br />

sehr unterschiedlich sein.<br />

Tab. 2 <strong>Indikatorenset</strong> für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit - Lebensqualität (B)<br />

Indikator<br />

Jahr/<br />

Veränderung<br />

Sachsen<br />

Deutschland<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Minimum<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Maximum<br />

B1<br />

B2<br />

B3<br />

Gesundheit: Potenziell verlorene Lebensjahre<br />

hier B1.1: Lebenserwartung Neugeborener - Jungen (Jahre)<br />

hier B1.2: Lebenserwartung Neugeborener - Mädchen (Jahre)<br />

Bildung: Schüler und Studenten im Alter zwischen 15 und 24 Jahren<br />

hier: Anteil Schüler allgemeinbildender und berufsbildender<br />

hier: Schulen sowie Studenten an der Bevölkerung (%) 2)<br />

Persönliche Aktivitäten: Anteil der Arbeitnehmer in<br />

Schichtarbeit (%)<br />

2008/2010 77,1 77,5 75,5 78,9<br />

2003/2005 75,6 76,2 74,0 77,6<br />

Veränderung 2008/2010<br />

gegenüber 2003/2005 (%) 2,1 1,7 1,4 2,6<br />

2008/2010 83,1 82,6 81,6 83,5<br />

2003/2005 82,0 81,8 80,5 82,7<br />

Veränderung 2008/2010<br />

gegenüber 2003/2005 (%) 1,4 1,0 0,7 1,4<br />

2009 13,2 16,8 12,5 19,3<br />

2003 15,3 17,5 15,2 19,9<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2003 (%) -13,9 -3,9 0,1 -19,5<br />

2011 24,6 17,3 14,6 24,8<br />

2005 21,1 16,0 13,2 22,8<br />

Veränderung 2011<br />

gegenüber 2005 (%) 16,6 8,1 -4,3 19,8<br />

1) Das dahinterstehende Bundesland kann bei jeder Angabe ein anderes sein. Die Angaben bei den Veränderungen betreffen jeweils das Bundesland mit der schwächsten bzw.<br />

der stärksten betragsmäßigen Veränderung.<br />

2) Eigene Berechnung.<br />

Quellen für die Indikatoren B1 [11] und für B3 [12].<br />

Quellen für die Ausgangsdaten zur eigenen Ermittlung des Indikators B2 [7], [13] und [14].<br />

Eigene Berechnung der prozentualen Veränderung für alle Indikatoren.<br />

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Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Bewertung<br />

von Status und Entwicklung einzelner<br />

Indikatoren stets unter Beachtung der zu<br />

deren Ermittlung genutzten Ausgangsdaten<br />

und nur im Kontext zu weiteren Indikatoren<br />

und Kennzahlen vorgenommen werden darf,<br />

um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Mit<br />

Quoten von 13,7 Prozent im Jahr 2005 und<br />

12,7 Prozent im Jahr 2011 war in Sachsen<br />

die Gefahr von Armut betroffen zu werden<br />

geringer als in anderen Bundesländern. Der<br />

Abstand zu dem Bundesland mit der höchsten<br />

Armutsgefährdungsquote betrug zuletzt<br />

deutliche 5,3 Prozentpunkte.<br />

Bis auf wenige Ausnahmen war in allen<br />

Bundesländern der Anteil der Arbeitnehmer,<br />

die in Schichten arbeiten (Indikator B3), von<br />

2005 bis 2011 gestiegen. Sachsen war das<br />

Bundesland mit der zweithöchsten Steigerungsrate<br />

(16,6 Prozent). Hier war 2011 fast<br />

jeder vierte Arbeitnehmer in unterschiedlichem<br />

Umfang in Schichtarbeit eingebunden.<br />

Die oft einander gewünschte Gesundheit ist<br />

ein weiterer wichtiger Aspekt zum Wohlstand.<br />

Der Bedeutung der Gesundheit wird<br />

im Themenbereich B mit dem Indikator B1<br />

(hier: Lebenserwartung Neugeborener)<br />

Abb. 3 Indikatoren zur Lebensqualität (B) 1) - Sachsen im Vergleich zu Deutschland (Veränderung in Prozent)<br />

B1<br />

B2<br />

Gesundheit: Potenziell verlorene Lebensjahre<br />

hier: Lebenserwartung Neugeborener - Jungen<br />

hier: Lebenserwartung Neugeborener - Mädchen<br />

Bildung: Schüler und Studenten im Alter zwischen 15 und 24 Jahren<br />

hier: Anteil Schüler allgemeinbildender und berufsbildender<br />

hier: Schulen sowie Studenten an der Bevölkerung<br />

2008/2010<br />

gegenüber<br />

2003/2005<br />

2008/2010<br />

gegenüber<br />

2003/2005<br />

2009 gegenüber 2003<br />

B3<br />

Persönliche Aktivitäten: Anteil der Arbeitnehmer in<br />

Schichtarbeit<br />

2011 gegenüber 2005<br />

B4<br />

B5<br />

B7<br />

Politische Einflussnahme u. Kontrolle: Mitspracherecht und<br />

Verantwortlichkeit<br />

2009 gegenüber 2002<br />

hier: Anteil gültiger Stimmen bei der Bundestagswahl<br />

hier: bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 18 und<br />

hier: mehr Jahren<br />

Soziale Kontakte u. Beziehungen: Häufigkeit von und mit<br />

Deutschland: 0 %<br />

anderen Personen verbrachte Zeit für Sport, Kultur und<br />

2009 gegenüber 2002<br />

in gemeinschaftlichen Organisationen<br />

hier B5.1: Museums-, Theater-, Kinobesuche je Einwohner<br />

Persönliche und wirtschaftliche Unsicherheit: Nicht-Armutsrisikoquote<br />

hier: Armutsgefährdungsquote 2011 gegenüber 2005<br />

- 18 - 12 - 6 0 6 12 18<br />

1) ohne Indikator B6, da keine geeigneten Ausgangsdaten verfügbar<br />

Deutschland<br />

Sachsen<br />

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Rechnung getragen. Ausnahmslos in allen<br />

Bundesländern hat sich die Lebenserwartung<br />

Neugeborener erhöht. Die Menschen werden<br />

immer älter. In Sachsen betrug 2008/2010<br />

die durchschnittliche Lebenserwartung bei<br />

Geburt für Jungen 77,1 Jahre (2003/2005:<br />

75,6 Jahre) und für Mädchen 83,1 Jahre<br />

(2003/2005: 82,0 Jahre). Damit waren die<br />

sächsischen Mädchen näher an den zum<br />

gleichen Zeitpunkt bestehenden Spitzenwert<br />

(83,5 Jahre) gerückt. Die Lebenserwartung<br />

der neugeborenen sächsischen Jungen<br />

lag nach wie vor beim Vergleich der Bundesländer<br />

im mittleren Bereich.<br />

Noch: Tab. 2 <strong>Indikatorenset</strong> für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit - Lebensqualität (B)<br />

Indikator<br />

Jahr/<br />

Veränderung<br />

Sachsen<br />

Deutschland<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Minimum<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Maximum<br />

B4<br />

B5<br />

Politische Einflussnahme und Kontrolle: Mitspracherecht und<br />

2009 62,0 63,5 58,3 68,8<br />

Verantwortlichkeit<br />

2002 70,2 71,3 65,7 76,1<br />

hier: Anteil gültiger Stimmen bei der Bundestagswahl bezogen<br />

hier: auf die Bevölkerung im Alter von 18 und mehr Jahren (%) 2)<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2002 (%) -11,7 – 11,0 -7,7 -12,9<br />

Soziale Kontakte und Beziehungen: Häufigkeit von und mit<br />

2009 3,7 3,3 2,2 7,3<br />

anderen Personen verbrachte Zeit für Sport, Kultur und<br />

2000 3,9 3,3 2,3 6,4<br />

in gemeinschaftlichen Organisationen<br />

hier B5.1: Museums-, Theater-, Kinobesuche (Anzahl) je Einwohner 2) Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) -5,1 0 -10,3 14,1<br />

hier B5.2: Museen, Theater, Kinos (Anzahl) je 100 000 Einwohner 2)<br />

2009 15,8 12,6 7,2 20,9<br />

2000 13,8 12,2 8,8 16,7<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 14,5 3,3 -<strong>25</strong>,0 <strong>25</strong>,1<br />

B6 Umweltbedingungen: Belastung der städtischen Bevölkerung Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet | 11<br />

B7<br />

durch Luftverschmutzung mit Feinstaub . . . . .<br />

Persönliche und wirtschaftliche Unsicherheit: Nicht-Armutsrisikoquote<br />

hier: Armutsgefährdungsquote 3) 2011<br />

2005<br />

Veränderung 2011<br />

12,7<br />

13,7<br />

15,1<br />

14,7<br />

11,3<br />

13,2<br />

18,0<br />

17,4<br />

gegenüber 2005 (%) -7,3 2,7 8,8 -14,4<br />

1) Das dahinterstehende Bundesland kann bei jeder Angabe ein anderes sein. Die Angaben bei den Veränderungen betreffen jeweils das Bundesland mit der schwächsten bzw.<br />

der stärksten betragsmäßigen Veränderung.<br />

2) Eigene Berechnung.<br />

3) Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60% des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung.<br />

3) Das Äquivalenzeinkommen wird auf Basis der neuen OECD-Skala berechnet, gemessen am jeweiligen Ländermeridian.<br />

Quelle für den Indikator B7 [18].<br />

Quellen für die Ausgangsdaten zur eigenen Ermittlung der Indikatoren B4 [15], [16], B5.1 [17] und B5.2 [17].<br />

Eigene Berechnung der prozentualen Veränderung für alle Indikatoren.


Für Betrachtungen zur Teilhabe der Menschen<br />

am politischen und sozialen Leben<br />

sind die Indikatoren B4 und B5 geeignet.<br />

Möglichkeit, Wille und Tun sind drei Grundvoraussetzungen<br />

um teilzuhaben, d. h. um<br />

in Lebenssituationen einbezogen zu sein.<br />

Im Indikator B4 schlägt sich in Summe nieder,<br />

dass der Bürger wahlberechtigt ist, dass<br />

er sein Recht zur Wahl in Anspruch genommen<br />

hat und dass er seinen Willen verbunden<br />

mit seinen Kenntnissen so umzusetzen<br />

vermochte, dass dieser wirksam wahrgenommen<br />

wurde. In der politischen Teilhabe<br />

verhielten sich die Menschen in den beiden<br />

hier betrachteten Wahljahren 2002 und<br />

2009 in Sachsen nicht anders als im Durchschnitt<br />

Deutschlands. Bei jeder der beiden<br />

in den genannten Jahren erfolgten Bundestagswahl<br />

wich der Anteil gültiger Stimmen<br />

bezogen auf die Bevölkerung im wahlberechtigten<br />

Alter (Indikator B4) in Sachsen<br />

nur geringfügig von dem in Deutschland<br />

erreichten Anteil ab (2002: 70,2 Prozent zu<br />

71,3 Prozent; 2009: 62,0 Prozent zu 63,5<br />

Prozent). Gleichzeitig lassen die Ergebnisse<br />

den merklichen Rückgang der genannten<br />

Anteile sowohl für Deutschland als auch für<br />

Sachsen erkennen (Deutschland: minus 11,0<br />

Prozent; Sachsen: minus 11,7 Prozent; vgl.<br />

Tab. 2 und Abb. 3).<br />

Sachsen gehört zu den Bundesländern, in<br />

denen die Zahl der Museen, Theater und<br />

Kinos je Einwohner höher war als im Bundesmittel<br />

(Indikator B5.2; vgl. Tab. 2). 2000<br />

standen in Sachsen 13,8 solcher Kultureinrichtungen<br />

je 100 000 Einwohner zur Verfügung.<br />

2009 waren es mit einer Anzahl von<br />

15,8 geringfügig mehr. Den Rückschluss auf<br />

z. B. eine absolut gewachsene Anzahl Kultureinrichtungen<br />

oder eine veränderte Attraktivität<br />

der kulturellen Angebote erlauben<br />

diese Ergebnisse nicht. Das dem Einzelnen<br />

durch Zunahme von Kultureinrichtungen<br />

oder durch Abnahme der Zahl der Bürger, die<br />

sich die vorhandenen Einrichtungen „teilen“,<br />

zur Verfügung stehende, erweiterte Angebot<br />

war nicht automatisch mit einer höheren<br />

Inanspruchnahme der Kultureinrichtungen<br />

verbunden. Die Zahl der Museums-, Theater-<br />

bzw. Kinobesuche je Einwohner (Indikator<br />

B5.1; vgl. Tab. 2 und Abb. 3) ging in<br />

Sachsen im genannten Zeitraum sogar zurück<br />

(von 3,9 auf 3,7). Die Vergleichswerte<br />

für Deutschland lagen unverändert jeweils<br />

bei 3,3 Besuchen je Einwohner. Damit war<br />

die kulturelle Teilhabe in Sachsen geringfügig<br />

höher als in Deutschland.<br />

Themenbereich „Nachhaltigkeit“ (C)<br />

Der Themenbereich „Nachhaltigkeit“ (C) des<br />

von den Sachverständigen vorgeschlagenen<br />

<strong>Indikatorenset</strong>s umfasst zwölf inhaltlich sehr<br />

heterogene Einzelindikatoren, von denen im<br />

vorliegenden „Statistisch betrachtet“ nur<br />

sieben mit Angaben für alle Bundesländer<br />

bzw. sechs mit Vergleichsdaten für Deutschland<br />

unterlegt werden konnten (vgl. Tab. 3).<br />

Wie bereits eingangs erwähnt, fehlen auf der<br />

Länderebene zurzeit Informationen zur fiskalischen<br />

und finanziellen Nachhaltigkeit gänzlich.<br />

In den beiden vorangegangenen Themenbereichen<br />

änderte sich die Eingruppierung<br />

(unterer, mittlerer oder oberer Bereich) des<br />

Standes der sächsischen Indikatoren im Vergleich<br />

zu den anderen Bundesländern trotz<br />

der Entwicklungen zwischen gewähltem Basisjahr<br />

und aktuellem Vergleichsjahr bis auf<br />

eine Ausnahme, der Lebenserwartung neugeborener<br />

sächsischer Mädchen (Indikator B1.2;<br />

vgl. Abb. 5), nicht. Im dritten Themenbereich<br />

unterlagen die Investitionsquote (Indikator<br />

C1) sowie die Forschungs- und Entwicklungsausgaben<br />

in Relation zum BIP (Indikator C2),<br />

beides Indikatoren zur Diskussion ökonomischer<br />

Nachhaltigkeit, als auch die Treibhausgasemissionen<br />

je Einwohner (Indikator der<br />

ökologischen Nachhaltigkeit, C9) einem solchen<br />

Wechsel (vgl. Abb. 5).<br />

Investitionen haben einen starken Einkommens-<br />

und Beschäftigungseffekt. Gleichzeitig<br />

können sie zur Steigerung der Energieund<br />

Ressourceneffizienz der Volkswirtschaft<br />

beitragen. Fast immer sind sie mit Materialverbrauch<br />

und häufig nur mit Flächeninanspruchnahme<br />

realisierbar. Da gegenwärtig<br />

nur Angaben zur gesamtwirtschaftlichen<br />

Investitionstätigkeit – und nicht nur zu der<br />

des privaten Sektors – verfügbar sind, wird<br />

hier auf diese Informationen zurückgegriffen.<br />

Das Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionen<br />

zum BIP - die sogenannte Investitionsquote<br />

(Indikator C1) - gibt an, ob im Verhältnis zur<br />

Produktion relativ viel oder wenig investiert<br />

wurde. In Sachsen lag die Investitionsquote<br />

2008 mit 20,6 Prozent deutlich unter der<br />

von 2000 (33,9 Prozent). Allerdings ist hier<br />

zu berücksichtigen, dass bei diesem Indikator<br />

größere Schwankungen im Zeitverlauf<br />

nicht unüblich sind, so dass hier eine Trendbetrachtung<br />

angezeigt wäre. Die geringe<br />

Quote im Jahr 2008 könnte zudem schon im<br />

Zusammenhang mit der damals beginnenden<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise stehen. Im<br />

Bundesländervergleich „rutschte“ Sachsens<br />

Investitionsquote aus dem oberen <strong>25</strong>-Prozent-Bereich<br />

der Länderwerte (2000) in den<br />

mittleren Bereich (2008).<br />

Forschungs- und Entwicklungsausgaben<br />

(FuE-<strong>Ausgabe</strong>n), ausgewiesen werden sie im<br />

Indikator C2, unterstützen die Wirtschaft in<br />

ihrer dynamischen Entwicklung und zielen<br />

sowohl auf eine Produktivitätssteigerung als<br />

12 | Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet


auch auf eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Sachsen „fiel“ beim Vergleich der Daten<br />

für die Bundesländer durch den Rückgang<br />

des Anteils der FuE-<strong>Ausgabe</strong>n der Wirtschaft<br />

in Relation zum BIP von 1,2 Prozent im Jahr<br />

2001 auf 1,17 Prozent im Jahr 2009 aus dem<br />

mittleren Bereich in den unteren Bereich (vgl.<br />

Abb. 5). Beide Werte liegen unter dem Bundesmittel<br />

und unterscheiden sich deutlich<br />

vom Ergebnis des Bundeslandes mit dem jeweils<br />

höchsten FuE-Anteil am BIP (2001: 3,05<br />

Prozent; 2009: 3,81 Prozent). Die letzten fünf<br />

Indikatoren des Indikatorenbündels im Themenbereich<br />

C zeigen die Inanspruchnahme<br />

der Umwelt durch Produktion und Konsum<br />

Tab. 3 <strong>Indikatorenset</strong> für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit - Nachhaltigkeit (C)<br />

Indikator<br />

Jahr/<br />

Veränderung<br />

Sachsen<br />

Deutschland<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Minimum<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Maximum<br />

C1<br />

C2<br />

Nettoanlageinvestitionen des privaten Sektors in Relation zum<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

hier: Investitionsquote (Verhältnis Bruttoanlageinvestitionen zu BIP) (%)<br />

Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Relation zum BIP (%)<br />

2008 20,6 19,0 14,2 28,4<br />

2000 33,9 21,5 16,4 35,9<br />

Veränderung 2) 2008<br />

gegenüber 2000 (%) -36,4 -4,8 -39,3 107,5<br />

2009 1,17 1,89 0,34 3,81<br />

2001 1,20 1,72 0,17 3,05<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2001 (%) -2,5 9,9 -35,8 223,5<br />

C3 Konjunkturbereinigter Finanzierungssaldo in Relation zum BIP . . . . .<br />

C4 Fiskalische Nachhaltigkeitslücke S2 . . . . .<br />

C5 Kredit/BIP-Lücke . . . . .<br />

C6 Reale Aktienkurslücke . . . . .<br />

C7 Reale Immobilienpreislücke . . . . .<br />

C8<br />

C9<br />

Niveau der Treibhausgasemissionen 3)<br />

hier: 1 000 Tonnen CO 2 -Äquivalente<br />

Treibhausgasemissionen 3) pro Kopf<br />

hier: Tonnen CO 2 -Äquivalente je Einwohner<br />

2009 52 804 895 206 11 445 287 674<br />

2000 48 158 1 0<strong>25</strong> 365 14 615 328 619<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 9,6 -12,7 9,6 -26,7<br />

2009 12,6 10,9 6,1 19,5<br />

2000 10,8 12,5 6,8 26,9<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 16,6 -12,4 16,6 -23,6<br />

1) Das dahinterstehende Bundesland kann bei jeder Angabe ein anderes sein. Die Angaben bei den Veränderungen betreffen jeweils das Bundesland mit der schwächsten bzw.<br />

der stärksten betragsmäßigen Veränderung.<br />

2) Ermittlung der Veränderung auf der Basis preisbereinigter, verketteter Angaben.<br />

3) Emissionen an Kohlendioxid, Methan und Lachgas; ohne Kohlendioxid aus Landnutzung, Landnutzungsänderung, Forstwirtschaft sowie aus Lösemittelanwendungen<br />

Quellen für die Indikatoren C1 [8], C2 [19], C8 [20] und C9 [20].<br />

Eigene Berechnung der prozentualen Veränderung für alle Indikatoren.<br />

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und beleuchten Aspekte der ökologischen<br />

Nachhaltigkeit. Der Ausstoß der aus Sicht des<br />

Umweltschutzes bedeutenden Treibhausgase<br />

Kohlendioxid (CO 2<br />

), Methan (CH 4<br />

) und Lachgas<br />

(N 2<br />

O) war in Sachsen im Zeitraum 2000<br />

bis 2009 um knapp zehn Prozent angestiegen<br />

(vgl. Abb. 4). In Sachsen summierten sich<br />

2009 die Emissionen dieser Treibhausgase, in<br />

Kohlendioxidäquivalenten ausgewiesen, insgesamt<br />

auf 52,8 Millionen Tonnen bzw. 12,6<br />

Tonnen je Einwohner. Damit war Sachsen mit<br />

seinen Treibhausgasemissionen insgesamt in<br />

den unteren Bereich und mit seinen Treibhausgasemissionen<br />

je Einwohner in den<br />

mittleren Bereich im Vergleich aller Länderwerte<br />

einzugruppieren. Am Beispiel der Treibhausgasemissionen<br />

zeigt sich der eingangs<br />

erwähnte Nachteil, der bei einem Vergleich<br />

von Ergebnissen aus zwei in größeren zeitlichem<br />

Abstand liegenden Jahren entstehen<br />

kann, wenn Trends nicht mit beachtet werden.<br />

Die Ergebnisse von 2009 im Vergleich zu<br />

2000, die eine Zunahme der Treibhausgasemissionen<br />

in Sachsen anzeigen, lassen nicht<br />

vermuten, dass die Anstrengungen und Erfolge<br />

in Sachsen in den letzten Jahrzehnten<br />

tendenziell eine Entwicklung in genau entge-<br />

Abb. 4 Indikatoren zur Nachhaltigkeit (C) 1) - Sachsen im Vergleich zu Deutschland (Veränderung in Prozent)<br />

C1<br />

Nettoanlageinvestitionen des privaten Sektors in<br />

Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

hier: Investitionsquote (Verhältnis Bruttoanlagehier:<br />

investitionen zu BIP)<br />

2008 gegenüber 2000<br />

C2<br />

Forschungs- und Entwicklungsausgaben in<br />

Relation zum BIP 2009 gegenüber 2001<br />

C8<br />

Niveau der Treibhausgasemissionen<br />

hier: CO 2 -Äquivalente insgesamt 2009 gegenüber 2000<br />

C9<br />

Treibhausgasemissionen pro Kopf<br />

hier: CO 2 -Äquivalente je Einwohner 2009 gegenüber 2000<br />

C10<br />

Rohstoffproduktivität (BIP im Verhältnis zum direkten<br />

abiotischen Materialinput, DMI)<br />

hier: BIP (in jeweiligen Preisen) je Einheit<br />

hier: Rohstoffverbrauch<br />

,<br />

2010 gegenüber 2000<br />

C11<br />

C12<br />

Rohstoffverbrauch (abiotischer inländischer<br />

Ressourcenverbrauch - DMC) pro Kopf<br />

hier C11.1: Rohstoffverbrauch je Einwohner<br />

Indikator zur Biodiversität (Vogelindex, vorläufig):<br />

hier: Naturschutzflächen (Anteil der bundeseinheitlich<br />

streng geschützten Gebiete an der Landesfläche)<br />

keine vergleichbare Angabe<br />

für Deutschland verfügbar<br />

2009 gegenüber 2000<br />

2009 gegenüber 2000<br />

1) ohne Indikatoren C3 bis C7, da keine geeigneten Daten verfügbar<br />

- 40 - 30 - 20 - 10 0 10 20 30 40<br />

Deutschland<br />

Sachsen<br />

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Noch: Tab. 3 <strong>Indikatorenset</strong> für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit - Nachhaltigkeit (C)<br />

C10<br />

Indikator<br />

Rohstoffproduktivität (BIP im Verhältnis zum direkten<br />

abiotischen Materialinput, DMI)<br />

hier: BIP (in jeweiligen Preisen) (1 000 EUR) je Tonne Rohstoffverbrauch<br />

Jahr/<br />

Veränderung<br />

Sachsen<br />

gengesetzter Richtung bei den Treibhausgasemissionen<br />

herbeigeführt haben. In Sachsen<br />

fand seit Anfang der 1990er Jahre mit Stilllegungen,<br />

Modernisierungen und Neubauten<br />

ein beispielhafter, grundlegender Umbau in<br />

der Energiebranche statt. Sachsen hat damit<br />

innerhalb Deutschlands einen bedeutenden<br />

Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen<br />

einschließlich der Kohlendioxidemissionen<br />

seit 1990 geleistet. Der zu Beginn<br />

der 1990er Jahre begonnene Umbauprozess<br />

war 1999 vorerst weitestgehend abgeschlossen.<br />

Dieses Jahr war in Sachsen das Jahr mit<br />

dem niedrigsten Primärenergieverbrauch<br />

und den geringsten Treibhausgasemissionen<br />

seit Anfang der 1990er Jahre. Hochmoderne<br />

Braunkohlekraftwerke und Kraftwerksteile<br />

speisen seither Strom in das Netz. Im Ergeb-<br />

Deutschland<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Minimum<br />

Bundesland<br />

1) -<br />

Maximum<br />

2010 1,15 1,98 0,69 9,66<br />

Veränderung 2) 2010<br />

gegenüber 2000 (%) 27,2 21,9 -38,6 58,3<br />

C11<br />

C12<br />

Rohstoffverbrauch (abiotischer inländischer Ressourcenverbrauch<br />

- DMC) pro Kopf<br />

hier C11.1: Rohstoffverbrauch (t) je Einwohner 3)4)<br />

hier C11.2: Inländischer Materialverbrauch (DMC) (t) je Einwohner 3)5)<br />

Indikator zur Biodiversität (Vogelindex, vorläufig):<br />

hier: Naturschutzflächen (Anteil der bundeseinheitlich streng<br />

geschützten Gebiete an der Landesfläche) (%)<br />

2009 19,5 14,9 2,3 32,7<br />

2000 20,8 17,1 3,7 34,8<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) -6,3 -12,8 -36,3 62,8<br />

2009 20,8 15,3 7,8 34,5<br />

2000 22,8 17,6 10,8 37,2<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) -8,5 -13,2 6,7 -47,0<br />

2009 3,3 . 2,1 21,1<br />

2000 3,0 . 1,7 19,1<br />

Veränderung 2009<br />

gegenüber 2000 (%) 10,0 . 1,0 141,2<br />

1) Das dahinterstehende Bundesland kann bei jeder Angabe ein anderes sein. Die Angaben bei den Veränderungen betreffen jeweils das Bundesland mit der schwächsten bzw.<br />

der stärksten betragsmäßigen Veränderung.<br />

2) Ermittlung der Veränderung auf der Basis preisbereinigter, verketteter Angaben.<br />

3) Eigene Berechnung.<br />

4) Rohstoffverbrauch in Tonnen: Entnahme abiotischer Rohstoffe aus der inländischen Umwelt, Einfuhr abiotischer Güter aus dem Ausland und Saldo, der sich aus dem Handel<br />

mit abiotischen Gütern zwischen den Bundesländern ergibt.<br />

5) Der inländische Materialverbrauch gibt die Gesamtmenge an verwerteten Materialien für den Verbrauch innerhalb einer Volkswirtschaft, hier Bundesland, an.<br />

Quellen für die Indikatoren C10 [20], C12 [21].<br />

Quellen für die Ausgangsdaten zur eigenen Ermittlung des Indikators C11 [7], [20].<br />

Eigene Berechnung der prozentualen Veränderung für alle Indikatoren.<br />

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nis dieser Veränderungen lagen die energiebedingten<br />

Kohlendioxidemissionen aus dem<br />

Primärenergieverbrauch 1999 rund 62 Prozent<br />

und 2009 rund 48 Prozent unter denen<br />

von 1990. In Sachsen waren die Emissionen<br />

der drei oben genannten Treibhausgase zusammen<br />

2003 um rund ein Fünftel niedriger<br />

als 1995 - eine Vergleichsangabe dazu für<br />

1990 ist hier nicht verfügbar – und sie waren<br />

auch danach von 2003 bis 2009 weiter<br />

tendenziell gesunken. Der Vergleich von 2009<br />

zu 2000 gibt dagegen überhaupt keinen Anhaltspunkt,<br />

um diese überaus positiven Entwicklungen<br />

zu erkennen. Diesen Vorteil bietet<br />

nur die Beobachtung langfristiger Trends.<br />

Die Rohstoffproduktivität (Indikator C10)<br />

ist das Verhältnis von BIP zum Rohstoffverbrauch.<br />

In Sachsen stieg sie von 2000 bis<br />

2010 um 27,2 Prozent. Diese Entwicklung<br />

beruhte auf einer absoluten Verringerung des<br />

Rohstoffverbrauchs bei gleichzeitiger Steigerung<br />

der Wirtschaftsleistung. Das entspricht<br />

dem im Sinne der Nachhaltigkeit anzustrebenden<br />

Ziel. Gleichzeitig sollte Beachtung<br />

finden, dass in die Berechnungsgröße Rohstoffverbrauch<br />

nur die verwertete Entnahme<br />

abiotischer Rohstoffe einfließt. Für Sachsen<br />

bedeutet das, dass von zehn Tonnen, die bei<br />

der Braunkohleförderung bewegt wurden,<br />

sich nur ca. eine Tonne in der Berechnung<br />

der Rohstoffproduktivität niederschlägt. Die<br />

„restlichen“ neun Tonnen, die nicht verwertet<br />

als Abraum übrig bleiben, waren ein zusätzlicher<br />

massiver Eingriff in den Naturhaushalt,<br />

um an den Energieträger Braunkohle<br />

zu gelangen. Um im Sinne der Nachhaltigkeit<br />

nachfolgenden Generationen eine intakte<br />

sächsische Umwelt zur Verfügung stellen zu<br />

können, kommt einem behutsamen Eingriff in<br />

die Natur und der sorgfältigen Renaturierung<br />

eine gleichwertig ernstzunehmende Rolle zu<br />

wie der Steigerung der Rohstoffproduktivität.<br />

Der Rohstoffverbrauch ging in Sachsen<br />

von 2000 bis 2009 um 6,3 Prozent auf 19,5<br />

Tonnen je Einwohner (Indikator C11.1) zurück.<br />

Dabei verminderten sich alle drei Komponenten<br />

des Rohstoffverbrauchs, d.h. die Entnahme,<br />

der Import sowie der Binnenhandelssaldo<br />

im Zusammenhang mit den verwerteten<br />

abiotischen Rohstoffen. Im Vergleich dazu<br />

war beim Inländischen Materialverbrauch<br />

(DMC), der die Gesamtmenge an verwerteten<br />

Materialien für den Verbrauch innerhalb<br />

einer Volkswirtschaft angibt, der Rückgang<br />

um 8,5 Prozent auf 20,8 Tonnen je Einwohner<br />

im gleichen Zeitraum in Sachsen sogar<br />

noch etwas stärker (siehe Indikator C11.2). Im<br />

Vergleich der Bundesländer liegt Sachsen mit<br />

beiden Kennzahlen im mittleren Bereich (vgl.<br />

Tab. 3 – Indikatoren C11.1 und C11.2 - sowie<br />

Abb. 4 und 5 – Indikator C11.1).<br />

Die Untersetzung des Indikators zur Biodiversität<br />

(C12) erfolgt vorerst ersatzweise mit<br />

Angaben zu den Naturschutzflächen, bezogen<br />

auf die jeweilige Landesfläche. Von den<br />

Bundesländern werden Flächen unter Schutz<br />

gestellt, auf denen sich die Natur ohne belastende<br />

Eingriffe des Menschen entfalten<br />

kann. Das dient dem Ziel, die biologische<br />

Vielfalt nachhaltig zu sichern. 2009 waren in<br />

Sachsen 3,3 Prozent der Landesfläche unter<br />

Naturschutz gestellt, gegenüber 2000 ein um<br />

zehn Prozent gestiegener Flächenanteil. Beim<br />

Vergleich der Bundesländer, bei dem Sachsen<br />

mit seinem Naturschutzflächenanteil im<br />

unteren Bereich liegt, sind Unterschiede hinsichtlich<br />

der vorhandenen Naturräume und<br />

der historisch gewachsenen wirtschaftlichen<br />

Strukturen bei der Interpretation zu berücksichtigen<br />

(vgl. Tab. 3 sowie Abb. 4 und 5).<br />

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Abb. 5 <strong>Indikatorenset</strong> 1) für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit<br />

Abb. 5 - Sachsen und Deutschland 2000 und 2009 innerhalb der Spanne der Bundesländer -<br />

2000 2009<br />

Indikatoren zur Wirtschaftsleistung (A)<br />

Indikatoren zur Wirtschaftsleistung (A)<br />

A1<br />

A2<br />

A3<br />

A4<br />

A5<br />

A6<br />

Indikatoren zur Lebensqualität (B)<br />

B1.1<br />

Indikatoren zur Lebensqualität (B)<br />

B1.2<br />

B2<br />

B3<br />

B4<br />

B5.1<br />

B7<br />

Indikatoren zur Nachhaltigkeit (C)<br />

C1<br />

Indikatoren zur Nachhaltigkeit (C)<br />

C2<br />

C8<br />

2)<br />

C9<br />

C10<br />

3)<br />

C11.1<br />

C12<br />

2)<br />

MIN 4)<br />

Unterer<br />

<strong>25</strong>-Prozent-<br />

Wertebereich<br />

Mittlerer<br />

50-Prozent-<br />

Wertebereich<br />

MAX 4)<br />

Oberer<br />

<strong>25</strong>-Prozent-<br />

Wertebereich<br />

MIN 4) MAX 4)<br />

Unterer<br />

<strong>25</strong>-Prozent-<br />

Wertebereich<br />

Mittlerer<br />

50-Prozent-<br />

Wertebereich<br />

Oberer<br />

<strong>25</strong>-Prozent-<br />

Wertebereich<br />

Deutschland<br />

Sachsen<br />

1) Die Bezeichnung der einzelnen Indikatoren sowie deren teilweise abweichenden Vergleichsjahre sind in den Tabellen 1 bis 3 zum <strong>Indikatorenset</strong> ersichtlich. Die Zunahme der<br />

Farbintensität der Balken kennzeichnet die bei dem jeweiligen Indikator vorzugsweise anzustrebende Entwicklungsrichtung.<br />

2) Für Deutschland Angabe hier nicht sinnvoll bzw. wegen fehlender Vergleichsdaten nicht möglich.<br />

3) Vergleichsdaten 2000 nicht verfügbar.<br />

4) Die Spanne reicht vom Bundesland mit dem kleinsten Wert (MIN) bis zum Bundesland mit dem größten Wert (MAX). Das hinter MIN und MAX stehende Bundesland kann bei jedem Indikator ein anderes sein.<br />

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Ergebnisse - Bundesländer und Deutschland<br />

Nach den Statusbetrachtungen der Indikatorwerte<br />

für den Freistaat Sachsen und deren jeweiligen<br />

Veränderungen zwischen den beiden<br />

hier betrachteten Jahren wird jetzt der Blick<br />

auf die Spanne der Länderwerte sowie auf die<br />

Deutschlandwerte gerichtet. Um die Entwicklung<br />

der in unterschiedlichen Maßeinheiten<br />

vorliegenden Indikatoren untereinander vergleichen<br />

zu können, wurden die Wertebereiche<br />

aller Indikatoren für das Basisjahr (in der<br />

Regel das Jahr 2000) auf 1 normiert. Somit<br />

lassen die für das Vergleichsjahr (in der Regel<br />

das Jahr 2009) ermittelten Spannen sowohl<br />

die Entwicklungsrichtung jedes einzelnen Indikators<br />

als auch das Zusammen- oder Auseinanderdriften<br />

der einzelnen Länderwerte<br />

erkennen. Allgemein ist festzuhalten, dass<br />

sich bei jedem der betrachteten Indikatoren<br />

der Wertebereich zwischen dem Bezugsjahr<br />

und dem aktuellen Vergleichsjahr verändert<br />

(vgl. Abb. 6) hat. Auffallend sind die Veränderungen<br />

der Spannweiten beim Verfügbaren<br />

Einkommen je Einwohner (A6), den Privaten<br />

und staatlichen Konsumausgaben (A5), dem<br />

Anteil Schüler und Studenten an der Bevölkerung<br />

(B2), dem Anteil gültiger Stimmen bei<br />

der Bundestagswahl bezogen auf die Bevölkerung<br />

im Alter von 18 Jahren und mehr (B4)<br />

und bei der Armutsgefährdungsquote (B7).<br />

Der Bereich der Länderwerte sowie der daraus<br />

resultierende durchschnittliche Wert für<br />

Deutschland verschoben sich beim Einkommensindikator<br />

(A6) und beim Konsumausgabenindikator<br />

(A5) in eine gesellschaftlich angestrebte<br />

Richtung. Bei beiden Spannen der<br />

Indikatoren A5 und A6 lagen zwischen den<br />

betrachteten Jahren deutliche Steigerungen<br />

vor. Dagegen verlief die beim Vergleich der<br />

Bundestagswahljahre 2002 und 2009 zu verzeichnende<br />

Abnahme der gültigen Stimmen<br />

(B4) in eine eher nicht beabsichtigte Richtung.<br />

Diese Abnahme kann als Beleg einer<br />

gewissen Politikverdrossenheit der wahlberechtigten<br />

Bürger ausgelegt werden.<br />

Für nahezu alle Bundesländer und somit auch<br />

im Bundesmittel muss ein Rückgang des Anteils<br />

der Schüler und Studenten an der Bevölkerung<br />

(B2) registriert werden (vgl. Tab. 2). In<br />

dieser Entwicklung spiegeln sich die gegenwärtigen<br />

Bedingungen wider, insbesondere<br />

die, dass die Menschen in Deutschland immer<br />

älter werden und dass es in Deutschland an<br />

Kindern mangelt. Zudem ist hier festzustellen,<br />

dass sich die Spannweite der Indikatorwerte<br />

zwischen den beiden Betrachtungsjahren<br />

(2003 und 2009) spürbar verbreitert hat<br />

(vgl. Abb. 6).<br />

Noch stärker ist dies beim Indikator B7, der<br />

Armutsgefährdungsquote, der Fall. Hier driften<br />

die Bundesländer mit dem jeweils kleinsten<br />

und mit dem jeweils größten Indikatorwert<br />

von 2005 (Quoten von 13,2 Prozent bis<br />

17,4 Prozent) bis zum Jahr 2011 (Quoten von<br />

11,3 Prozent bis 18,0 Prozent) merklich weiter<br />

auseinander. Für Deutschland war damit<br />

eine Zunahme der Armutsgefährdungsquote<br />

innerhalb von sechs Jahren von 14,7 Prozent<br />

auf 15,1 Prozent verbunden.<br />

In Abhängigkeit von den naturgebundenen<br />

Gegebenheiten und den historisch gewachsenen<br />

Wirtschafts- und Sozialstrukturen einer<br />

Region bzw. eines Bundeslandes gibt es im<br />

hier betrachteten Gesamtset Indikatoren, bei<br />

denen beträchtliche Unterschiede zwischen<br />

den Indikatorwerten der einzelnen Bundesländer<br />

vorliegen (vgl. Abb. 7). Ein Beispiel<br />

ist der Indikator C2. Dieser Indikator weist<br />

die Forschungs- und Entwicklungsausgaben<br />

(FuE-<strong>Ausgabe</strong>n) der Wirtschaft in Relation<br />

zum BIP aus. Die bereits 2001 mit Anteilen<br />

von 0,17 Prozent bis 3,05 Prozent zwischen<br />

den Bundesländern bestehende riesige Spanne<br />

spreizte sich bis 2009 noch weiter auf. Im<br />

Ergebnis erstreckte sich der FuE-Anteil am<br />

BIP der einzelnen Bundesländer zuletzt von<br />

0,34 Prozent bis 3,81 Prozent. Das Bundesmittel<br />

stieg von 1,72 Prozent auf 1,89 Prozent<br />

(vgl. Tab. 3).<br />

Indikatoren, bei denen sich die Bundesländer<br />

im Betrachtungszeitraum sichtbar aufeinander<br />

zu entwickelten, sind - in aufsteigender<br />

Reihenfolge - die Lebenserwartung neugeborener<br />

Mädchen (B1.2), das BIP je geleisteter<br />

Arbeitsstunde der Erwerbstätigen (A2), die<br />

Investitionsquote (C1) und die Treibhausgasemissionen<br />

je Einwohner (C9; vgl. Abb. 6).<br />

Außer bei der Investitionsquote waren damit<br />

durchaus angestrebte Veränderungen<br />

im gesamtdeutschen Maßstab verbunden.<br />

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Abb. 6 <strong>Indikatorenset</strong> 1) für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit<br />

- Spannen der Bundesländer 2009 im Vergleich zu 2000 -<br />

A1<br />

A2<br />

A3<br />

A4<br />

A5<br />

A6<br />

B1.1<br />

B1.2<br />

B2<br />

B3<br />

B4<br />

B5.1<br />

B7<br />

C1<br />

C2<br />

C8<br />

C9<br />

C11.1<br />

C12<br />

MIN<br />

Indikatoren zur Wirtschaftsleistung (A)<br />

2000<br />

2009<br />

Indikatoren zur Lebensqualität (B)<br />

2000<br />

2009<br />

Indikatoren zur Nachhaltigkeit (C)<br />

2000<br />

2009<br />

Spanne der Länderwerte 2000 2)3) MAX<br />

1) Die Bezeichnung der einzelnen Indikatoren sowie deren teilweise abweichenden Vergleichsjahre sind in den Tabellen 1 bis 3 zum <strong>Indikatorenset</strong> ersichtlich. Die Zunahme der<br />

Farbintensität der Balken kennzeichnet die bei dem jeweiligen Indikator vorzugsweise anzustrebende Entwicklungsrichtung.<br />

2) Die Spanne reicht vom Bundesland mit dem kleinsten Wert (MIN) bis zum Bundesland mit dem größten Wert (MAX). Das hinter MIN und MAX stehende Bundesland kann<br />

bei jedem Indikator ein anderes sein. Die Spanne eines jeden Indikators kann im Basis- und Vergleichsjahr von unterschiedlichen Bundesländern begrenzt werden.<br />

3) Um die Entwicklung der in unterschiedlichen Maßeinheiten vorliegenden Indikatoren untereinander vergleichen zu können, wurden die Spannen<br />

aller einzelnen Indikatoren für das Basisjahr (2000) auf 1 normiert. Demgegenüber lassen die Spannen im Vergleichsjahr (2009) die Entwicklungsrichtung<br />

bei jedem einzelnen Indikator und das Zusammen- oder Auseinanderdriften aller Bundesländer erkennen.<br />

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Die Lebenserwartung neugeborener Mädchen<br />

erhöhte sich zwischen 2003/2005 und<br />

2008/2010 um 0,8 Jahre auf 82,6 Jahre. Das<br />

BIP je geleisteter Arbeitsstunde lag 2009<br />

über dem von 2000, nominal bei 42,82 €<br />

gegenüber zuvor 35,77 €, was real (unter<br />

Berücksichtigung der Preisentwicklung) einer<br />

Steigerung auf 108,3 Prozent entsprach.<br />

Die Treibhausgasemissionen pro Kopf waren<br />

innerhalb von neun Jahren um 12,4 Prozent<br />

auf 10,9 Tonnen Kohlendioxidäquivalente zurückgegangen.<br />

Treibhausgase, hier Kohlendi-<br />

Abb. 7 <strong>Indikatorenset</strong> 1) für Wirtschaftsleistung sowie Lebensqualität und Nachhaltigkeit<br />

Abb. 7 - Sachsens Position 2009 gegenüber 2000 im Vergleich zu Deutschland und zu den beiden Bundesländern<br />

Abb. 7 mit dem jeweils größten und kleinsten Indikatorwert<br />

Indikatoren zur Wirtschaftsleistung (A) - 2000<br />

Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

A1 A2 A3 A4 A5 A6<br />

Indikatoren zur Wirtschaftsleistung (A) - 2009<br />

Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

A1 A2 A3 A4 A5 A6<br />

MAX (Bundesland mit größtem Wert) 2)<br />

Deutschland<br />

Sachsen<br />

MIN (Bundesland mit kleinstem Wert) 2)<br />

Indikatoren zur Lebensqualität (B) - 2000<br />

Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

B1.1 B1.2 B2 B3 B4 B5.1 B7<br />

Indikatoren zur Lebensqualität (B) - 2009<br />

Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

B1.1 B1.2 B2 B3 B4 B5.1 B7<br />

MAX (Bundesland mit größtem Wert) 2)<br />

Deutschland<br />

Sachsen<br />

MIN (Bundesland mit kleinstem Wert) 2)<br />

Indikatoren zur Nachhaltigkeit (C) - 2000<br />

Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

3) 4)<br />

C1 C2 C8 C9 C10 C11.1 C12<br />

Indikatoren zur Nachhaltigkeit (C) - 2009<br />

Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

3) 3)<br />

3)<br />

C1 C2 C8 C9 C10 C11.1 C12<br />

MAX (Bundesland mit größtem Wert) 2)<br />

Deutschland<br />

Sachsen<br />

MIN (Bundesland mit kleinstem Wert) 2)<br />

1) Die Bezeichnung der einzelnen Indikatoren sowie deren teilweise abweichenden Vergleichsjahre sind in den Tabellen 1 bis 3 zum <strong>Indikatorenset</strong> ersichtlich.<br />

2) Das dahinterstehende Bundesland kann bei jeder Angabe ein anderes sein.<br />

3) Für Deutschland Angabe hier nicht sinnvoll bzw. wegen fehlender Vergleichsdaten nicht möglich.<br />

4) Vergleichsdaten 2000 nicht verfügbar.<br />

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oxid (CO 2<br />

), Methan (CH 4<br />

) und Lachgas (N 2<br />

O)<br />

werden, um sie zusammenfassen zu können,<br />

anhand der ihnen innewohnenden Gefährdungspotenziale<br />

auf eine einheitliche Basis,<br />

in Kohlendioxidäquivalente, umgerechnet.<br />

In Deutschland sank die Investitionsquote,<br />

die angibt, ob im Verhältnis zur Produktion<br />

bzw. zur Wertschöpfung relativ viel oder wenig<br />

investiert wird, zwischen 2000 und 2008<br />

von 21,5 Prozent auf 19,0 Prozent. Dies stellt<br />

nominal einen Rückgang um reichlich elf<br />

Prozent dar. Real, d. h. mit Berücksichtigung<br />

von Preisveränderungen, entspricht das einer<br />

Verringerung um fast fünf Prozent (vgl. Tab.<br />

3). Da Investitionen die materiellen Grundlagen<br />

für die zukünftige Produktion schaffen,<br />

ist eine Verringerung ihres Anteils im Verhältnis<br />

zum BIP im Interesse einer ökonomisch<br />

nachhaltigen Entwicklung eher nicht erstrebenswert.<br />

Allerdings könnte die im Jahr 2008<br />

gegenüber 2000 geringere gesamtdeutsche<br />

Investitionsquote schon im Zusammenhang<br />

mit der damals beginnenden Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise stehen.<br />

Abschließend lässt sich für die Indikatoren in<br />

den drei Themenbereichen „Wirtschaftsleistung“<br />

(A), „Lebensqualität“ (B) und „Nachhaltigkeit“<br />

(C) für Deutschland und damit für<br />

die Gesamtheit der Bundesländer Folgendes<br />

festhalten:<br />

Die hier im Rahmen dieser Publikation belegbaren<br />

sieben Indikatoren im Bereich „Nachhaltigkeit“<br />

(C) zeigen bis auf einen Indikator,<br />

dem Indikator C1 „Investitionsquote“, gesamtgesellschaftlich<br />

angestrebte Veränderungen<br />

im Sinne einer ökonomischen und<br />

ökologischen Nachhaltigkeit. Berührt davon<br />

sind die FuE-<strong>Ausgabe</strong>n, die Treibhausgasemissionen,<br />

die Rohstoffproduktivität und der<br />

Rohstoffverbrauch sowie die Naturschutzflächen<br />

(zurzeit nur Länderdaten verfügbar).<br />

Im Themenbereich „Lebensqualität“ (B) gab<br />

es nur einen Indikator, den zur Lebenserwartung<br />

Neugeborener beider Geschlechter,<br />

mit einer eindeutig positiv zu bewertenden<br />

Veränderung. Weitere fünf Indikatoren, und<br />

zwar die zu den Aspekten Bildung, politische<br />

Teilhabe, persönliche und soziale Aktivitäten<br />

sowie persönliche und wirtschaftliche Unsicherheit,<br />

wiesen wie oben beschrieben eine<br />

entweder eher nicht gewollte Entwicklungsrichtung<br />

(Indikatoren B2, B3, B4 und B7) oder<br />

keine Veränderung (Indikator B5) auf. Informationen<br />

zum Indikator Umwelt (B6) fehlen<br />

bisher gänzlich. Der Themenbereich „Wirtschaftsleistung“<br />

(A) konnte bisher am besten<br />

beleuchtet werden. Das verwundert wenig,<br />

denn in diesem Bereich sind einige der historisch<br />

in der VGR und der ETR entwickelten<br />

und seit Jahrzehnten national und international<br />

etablierten und anerkannten Kennzahlen<br />

wiederzufinden. Für den Bereich Wirtschaftsleistung<br />

lagen als Ausgangsdaten Angaben<br />

zum BIP, zu den Erwerbstätigen, zu verschiedenen<br />

Einkommens- und Konsumgrößen sowie<br />

als Bezugsgrößen Bevölkerungsangaben<br />

und Daten zum Arbeitsvolumen vor, sodass<br />

hier alle Sachverhalte auswertbar waren.<br />

Jeder einzelne der Indikatoren entwickelte<br />

sich in Deutschland bzw. im Durchschnitt<br />

aller Bundesländer ausnahmslos in die angestrebte<br />

Entwicklungsrichtung.<br />

In der Summe konnten im vorliegenden „Statistisch<br />

betrachtet“ 19 der <strong>25</strong> Indikatoren<br />

(76,0 Prozent) aus allen drei Themenbereichen<br />

mit Daten auf der Länderebene unterlegt<br />

und ausgewertet werden. Knapp drei<br />

Viertel der 19 analysierbaren Indikatoren veränderten<br />

sich im Darstellungszeitraum in die<br />

gesellschaftlich eher angestrebte Richtung.<br />

Beim restlichen Viertel verlief die Entwicklung<br />

entgegengesetzt.<br />

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Zusammenfassung und Ausblick<br />

Fazit zur <strong>Wohlfahrtsmessung</strong> auf Bundesländerebene<br />

Die im Rahmen dieses „Statistisch betrachtet“<br />

vorgelegten Ergebnisse zeigen erstmals,<br />

dass das von einem Sachverständigenrat<br />

im Auftrag des Deutsch-Französischen Ministerrates<br />

entwickelte und vorgeschlagene<br />

<strong>Indikatorenset</strong> zu den drei Dimensionen<br />

„Wirtschaftsleistung“, „Lebensqualität“ und<br />

„Nachhaltigkeit“ auf der Länderebene grundsätzlich<br />

mit Daten untersetzt werden kann<br />

und somit von den einzelnen Bundesländern<br />

bewusst wahrgenommen und genutzt<br />

werden sollte. In der vorliegenden Form ist<br />

dieses Set hervorragend dazu geeignet, die<br />

Position und Entwicklung eines Bundeslandes<br />

zum Thema Wohlfahrt im Kontext zu den<br />

Veränderungen der anderen Bundesländer<br />

und damit an einem sich stetig verändernden<br />

Bewertungsrahmen zu erkennen und zu diskutieren.<br />

Damit stellt dieses <strong>Indikatorenset</strong> in der weiterhin<br />

gesamtgesellschaftlich aktiv geführten<br />

Wohlstandsdiskussion ein wertvolles<br />

Arbeitsinstrument sowie eine wesentliche<br />

Diskussionsgrundlage für die Bundesländer<br />

dar. Wie am Beispiel von Sachsen in dieser<br />

Publikation gezeigt wird, kann mit Hilfe dieses<br />

Sets, die eigene Position bei den einzelnen<br />

Indikatoren bestimmt und erörtert werden,<br />

um auf dieser Grundlage Zielsetzungen<br />

für das künftige Handeln abzuleiten.<br />

Das <strong>Indikatorenset</strong> bietet durch eine große<br />

Anzahl verschiedener frei wählbarer Parameter<br />

(z. B. den jeweiligen Betrachtungszeitpunkt<br />

bzw. Betrachtungszeitraum) in Umfang<br />

sowie Vielfalt sehr viele Auswertungsmöglichkeiten.<br />

Die Ergebnisse lassen sich aber<br />

nicht zu einer einzigen Aussage über die<br />

Wohlfahrt eines Bundeslandes bündeln. Dazu<br />

ist das, was unter dem kurzen Begriff Wohlstand<br />

in der Gegenwart verstanden wird, viel<br />

zu komplex und umfassend, als dass es mit<br />

Abb. 8 Wohlstand<br />

einer einzigen Kennzahl hinreichend erfassbar<br />

wäre (vgl. Abb. 8). Eine Gewichtung und<br />

wertende Zusammenfassung aller einzelnen<br />

Indikatoren ist, wie bereits die Sachverständigen<br />

in ihrer Expertise ausführen (vgl. [1]),<br />

weder sinnvoll noch zielführend. Ein Set aus<br />

Einzelindikatoren ermöglicht vielmehr jedem<br />

Betrachter, dass er ausgehend von seiner individuellen<br />

Wahrnehmung prüfen kann, ob er<br />

den Zustand seines Lebens als positiv emp-<br />

WOHLSTAND (Wohl, Wohlergehen, Wohlfahrt)<br />

- Begriffsinhalt/Begriffsverständnis in der aktuellen Diskussion -<br />

= von Menschen individuell unterschiedlich wahrgenommener, in seiner Gesamtheit von einer<br />

Einzelperson, einer Gruppe bzw. Gesellschaft als positiv empfundener Zustand des Lebens, der von ihnen<br />

mit dem Bemühen und der Freiheit verbunden wird, sich diesem in seiner Bewertung von subjektiven<br />

Eigenheiten der Menschen abhängigen Zustand unter den sich ständig verändernden<br />

Rahmenbedingungen permanent anzunähern.<br />

Bedürfnisse<br />

Lebensbedingungen<br />

Lebensposition<br />

Gesellschaftlicher<br />

Entwicklungsstand<br />

Gesellschaftliche Ebene<br />

Individuelle<br />

Unterschiede<br />

Inhalts- und Verständnisaspekte<br />

Grundbedürfnisse bis Selbstverwirklichung<br />

materiell und immateriell<br />

Verantwortung, Erfahrung, Handlungsfreiraum, Entscheidungsspielraum<br />

Kenntnisse, Wissen, Auffassungen und Wertvorstellungen<br />

Einzelperson, Familie, Gruppe, Bevölkerung<br />

Alter, Geschlecht, Bildung, Herkunft, Glauben, Lebensweg, Lebenssituation<br />

22 | Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet


findet und ob er die Freiheit zur aktiven Mitbestimmung<br />

sowie Einflussnahme hat und<br />

diese auch nutzen kann. Gerade die Vielzahl<br />

der Indikatoren im Set und ihre Gruppierung<br />

in die drei thematisch unterschiedlichen Bündel<br />

sind geeignet, diese Positionsbestimmung<br />

zu unterstützen. Die Kenntnis der eigenen<br />

Position zu einem bestimmten Zeitpunkt, sowohl<br />

in ihrer Veränderung zu der zu einem<br />

früheren Zeitpunkt sowie im Vergleich zu der<br />

Position der anderen, darf als ausreichend<br />

und umfassend gelten, um Ziele formulieren,<br />

anstreben und kontrollieren zu können.<br />

Das Konzept für ein <strong>Indikatorenset</strong> des<br />

deutsch-französischen Sachverständigenrates<br />

bezieht sich auf die nationalstaatliche<br />

Ebene und den Vergleich von Staaten. Die<br />

Untersetzung dieses <strong>Indikatorenset</strong>s auf<br />

Länderebene erforderte, dass aufgrund der<br />

Datenlage zum Teil auf Alternativen zurückgegriffen<br />

werden musste. Grundsätzlich war<br />

so für 19 der <strong>25</strong> Indikatoren eine Untersetzung<br />

möglich. In der vorliegenden Form<br />

steht das <strong>Indikatorenset</strong> bereits für umfangreiche<br />

Betrachtungen und Analysen auf der<br />

Länderebene zur Verfügung. Bezüglich der<br />

gegenwärtig noch vorhandenen Lücken muss<br />

weiter geprüft werden, ob und wie diese<br />

künftig geschlossen werden können. Um zu<br />

einer breiten Anwendung dieses <strong>Indikatorenset</strong>s<br />

zu kommen, bedarf es hinsichtlich der<br />

einzelnen Indikatoren eines noch zu erzielenden<br />

Konsenses zwischen den Bundesländern,<br />

ohne dabei das Gesamtkonzept des <strong>Indikatorenset</strong>s<br />

in Frage zu stellen.<br />

Sachsens Position im Bemühen um Wohlfahrtssteigerung<br />

Die Ergebnisse in der vorliegenden Publikation<br />

in der Reihe „Statistisch betrachtet“ dienen<br />

vorrangig dem Erkennen der gegenwärtigen<br />

Stellung Sachsens im Vergleich zu den<br />

anderen Bundesländern und zu Deutschland<br />

bei ihrem gemeinsamen Bemühen um Wohlstand.<br />

Der Indikator, mit dem Sachsen 2000<br />

am nächsten an einen Spitzenwert im Vergleich<br />

der Länder heranreichte, war die Investitionsquote<br />

(C1; vgl. Abb. 5). Am weitesten<br />

von den jeweiligen Spitzenwerten entfernt<br />

lag Sachsen bei den beiden Indikatoren BIP je<br />

Einwohner (A1) und BIP je geleisteter Arbeitsstunde<br />

der Erwerbstätigen (A2). Diese Indikatoren,<br />

deren Werte die jeweils beste bzw.<br />

schlechteste Position Sachsens im Vergleich<br />

aller Bundesländer im Jahr 2000 markierten,<br />

sind alle drei thematisch gesehen ökonomische<br />

Indikatoren. Alle drei Indikatoren<br />

unterscheiden sich von allen anderen durch<br />

ihre deutlichen Veränderungen zwischen den<br />

beiden hier betrachteten Jahren. Die entsprechenden<br />

prozentualen Veränderungsraten<br />

liegen – dem absoluten Betrag nach - mehr<br />

als zehn Prozentpunkte, über dem jeweiligen<br />

Bundesmittel. Die hohe Investitionsquote in<br />

Sachsen zu Beginn der Betrachtung zeigte<br />

Wirkung. Die Wirtschaftsleistung, gemessen<br />

anhand der Indikatoren A1 (BIP je Einwohner)<br />

und A2 (BIP je geleistete Arbeitsstunde<br />

der Erwerbstätigen), konnte - ausgehend<br />

von dem im Vergleich zu anderen Bundesländern<br />

niedrigen Niveau im Jahr 2000 – bis<br />

2009 deutlich, dabei mit den vergleichsweise<br />

höchsten jährlichen Wachstumsraten eines<br />

Bundeslandes, gesteigert werden. Gleichzeitig<br />

erhöhte sich die Beschäftigungsquote<br />

(A3) merklich. Als gewisser „Dämpfer“ kann<br />

die Zunahme der Schichtarbeit (B3) angesehen<br />

werden. Der Anteil von Arbeitnehmern<br />

in Schichtarbeit lag zuletzt, im Jahr 2011,<br />

bei knapp einem Viertel. Damit rückte Sachsen<br />

noch näher an das „Schlusslicht“, an das<br />

Bundesland mit dem höchsten Schichtarbeitnehmeranteil<br />

heran.<br />

Die Treibhausgasemissionen je Einwohner<br />

(C9), die in Sachsen bereits schon einmal<br />

niedriger als im Durchschnitt von Deutschland<br />

waren, übertrafen am Ende des Betrachtungszeitraums<br />

wieder das Bundesmittel (vgl.<br />

Tab. 3 und Abb. 7).<br />

Innerhalb des Betrachtungszeitraumes sank<br />

in Sachsen neben der Investitionsquote<br />

(C1) auch die FuE-<strong>Ausgabe</strong>nquote (C2), der<br />

zweite Indikator im Bündel zur Abbildung<br />

der ökonomischen Nachhaltigkeit. Die FuE-<br />

<strong>Ausgabe</strong>n der Wirtschaft in Relation zum<br />

BIP fielen in Sachsen sehr viel geringer aus<br />

als in vielen anderen Bundesländern und im<br />

Bundesdurchschnitt. Die Quote des Bundeslandes<br />

mit dem höchsten Wert im Jahr<br />

2009 war reichlich zwei Mal so hoch wie im<br />

Durchschnitt Deutschlands und mehr als drei<br />

Mal so hoch wie in Sachsen (vgl. Tab. 3 und<br />

Abb. 7). Drei weitere Indikatoren lagen am<br />

Ende des Betrachtungszeitraums in Sachsen<br />

ebenfalls weit entfernt von den vergleichbaren<br />

Spitzenwerten. Einer davon war die<br />

Rohstoffproduktivität (C10), ein Indikator<br />

zur ökologischen Nachhaltigkeit. Die Rohstoffproduktivität<br />

stieg in Sachsen von 2000<br />

bis 2010 zwar deutlich an, positionierte sich<br />

im Ergebnis aber trotzdem nur am Ende der<br />

vergleichbaren Länderwerte ein. Wie bei anderen<br />

Indikatoren mit Bezug zur Wirtschaft<br />

spielt auch bei der Rohstoffproduktivität die<br />

Wirtschaftsstruktur einer Region eine große<br />

Rolle. Deshalb verbietet sich hier jede auch<br />

nur ansatzweise Bewertung der Ergebnisse,<br />

bevor nicht komplexe Zusammenhänge näher<br />

beleuchtet worden sind. Für eine solche<br />

Bewertung der Rohstoffproduktivität sind<br />

die Entwicklungen der beiden Einflussgrößen,<br />

das BIP und der Rohstoffverbrauch zu ana-<br />

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lysieren. Festzuhalten ist, dass die Rohstoffproduktivität<br />

bei gleichzeitig gesunkenem<br />

Rohstoffverbrauch gestiegen ist. Die beiden<br />

anderen der drei am Ende des Betrachtungszeitraums<br />

weit von vergleichbaren Spitzenwerten<br />

entfernten Indikatoren sind das<br />

Nettonationaleinkommen je Einwohner (A4)<br />

und das Verfügbare Einkommen je Einwohner<br />

(A6). Sachsen konnte von 2000 bis 2009 bei<br />

beiden Indikatoren zwar beachtliche Steigerungsraten<br />

aufweisen, trotzdem bewirkten<br />

die unterschiedlichen Ausgangsniveaus und<br />

gleichzeitig stattgefundene Entwicklungen<br />

in den Bundesländern, dass sich für Sachsen<br />

nur beim Nettonationaleinkommen je Einwohner<br />

der relative Abstand zum Spitzenreiter<br />

geringfügig verkleinerte. Die absolute<br />

Differenz hatte sich von 2009 gegenüber<br />

2000 zwischen Sachsen, aber auch zwischen<br />

Deutschland und dem Spitzenreiter sowohl<br />

beim Nettonationaleinkommen je Einwohner<br />

(A4) als auch beim Verfügbaren Einkommen<br />

je Einwohner (A6) vergrößert. Ähnlich sah es<br />

beim sächsischen Wert der Armutsgefährdungsquote<br />

(B7) aus. Trotz des absoluten<br />

Rückgangs der Quote zwischen den Jahren<br />

2005 und 2011 verschlechterte sich die Position<br />

Sachsens im Vergleich zum Spitzenreiter.<br />

Mit einer Quote von 12,7 Prozent wurde<br />

der günstigste Wert nicht erreicht (11,3 Prozent;<br />

vgl. Tab. 2). Dieses Bundesland setzte<br />

die Messlatte des Möglichen auf eine neue<br />

Zielhöhe, wodurch sich der Abstand Sachsens<br />

zum Spitzenreiter, d. h. dem Land mit<br />

der niedrigsten Armutsgefährdungsquote,<br />

erhöhte.<br />

Nach wie vor werden in Sachsen die kulturellen<br />

Angebote gern genutzt. Die Zahl der<br />

Museums-, Theater- bzw. Kinobesuche je<br />

Einwohner (Indikator B5.1) war 2009 gegenüber<br />

2000 in Sachsen allerdings geringfügig<br />

zurückgegangen, während sie in Deutschland<br />

unverändert blieb. Im Durchschnitt standen<br />

in Sachsen bzw. Deutschland drei bis vier solcher<br />

Besuche je Einwohner im Jahr an. Berlin<br />

mit seinen rund doppelt so hohen Spitzenwerten<br />

ist hier nur bedingt für einen Vergleich<br />

geeignet.<br />

In der politischen Teilhabe verhielten sich<br />

die Menschen in Sachsen ähnlich wie alle<br />

Bürger in Deutschland. Bei den beiden Bundestagswahlen<br />

2002 und 2009 wichen die<br />

Anteile gültiger Stimmen bezogen auf die<br />

Bevölkerung im Alter von 18 Jahren und<br />

mehr (Indikator B4) in Sachsen nur geringfügig<br />

von denen in Deutschland ab. Auch der<br />

merkliche Rückgang dieser Anteile von der einen<br />

zur früheren Wahl - von rund 70 Prozent<br />

auf reichlich 60 Prozent - war gleichfalls in<br />

Deutschland und in Sachsen zu registrieren.<br />

Er könnte als Zeichen für eine gewisse Politikverdrossenheit<br />

ausgelegt werden.<br />

Am Anfang des Betrachtungszeitraums, im<br />

Jahr 2000, war es der Indikator Investitionsquote<br />

(C1), mit dem Sachsen am weitesten an<br />

den Spitzenwert eines anderen Bundeslandes<br />

heranreichte. Diese Stelle nahm am Ende<br />

des Betrachtungszeitraums der Indikator<br />

Lebenserwartung weiblicher Neugeborener<br />

(B1.2) ein (vgl. Abb. 5). Dies ist eine Folge der<br />

rückläufigen Investitionsquote (C1) bei einer<br />

gleichzeitigen Zunahme der Lebenserwartung<br />

neugeborener Mädchen. Dabei nahm<br />

die Lebenserwartung Neugeborener sowohl<br />

für Jungen als auch für Mädchen bundesweit<br />

zu. Bei diesem Indikator gibt es im Vergleich<br />

zu anderen Indikatoren nur relativ wenig Unterschiede<br />

zwischen den Bundesländern (vgl.<br />

Abb. 7). Wie 2000 waren es auch 2009 die<br />

beiden Indikatoren BIP je Einwohner (A1) und<br />

BIP je geleisteter Arbeitsstunde der Erwerbstätigen<br />

(A2), die in Sachsen mit am weitesten<br />

von den jeweiligen Spitzenwerten entfernt<br />

lagen (vgl. Abb. 5).<br />

In der Gesamtschau der sächsischen und der<br />

bundesweiten Indikatorwerte wird erkennbar,<br />

dass sich die Indikatoren zum Großteil in der<br />

nach dem heutigen gesellschaftlichen Verständnis<br />

angestrebten Richtung entwickelt<br />

haben (vgl. Abb. 5 und 6). In Sachsen traf<br />

das für elf von 19 und im gesamtdeutschen<br />

Maßstab für zwölf von 18 der ausgewerteten<br />

Indikatoren zu. Dabei gibt es deutliche<br />

Unterschiede zwischen den Themenbereichen.<br />

Im Themenbereich C, bei den Nachhaltigkeitsindikatoren,<br />

wiesen in Sachsen drei<br />

von sieben der Indikatoren Veränderungen<br />

in die angestrebte Richtung auf. Auf der<br />

gesamtdeutschen Ebene waren es dagegen<br />

fünf von sechs. Sowohl in Sachsen als<br />

auch in Deutschland zeigten alle sechs der<br />

im Themenbereich „Wirtschaftsleistung“ (A)<br />

betrachteten Indikatoren sowie jeweils zwei<br />

Indikatoren aus dem Themenbereich „Lebensqualität“<br />

(B) Veränderungen in der angesteuerten<br />

Entwicklungsrichtung.<br />

Eine sichtbare Annäherung der sächsischen<br />

Werte an die des jeweiligen Spitzenreiters<br />

unter den Bundesländern wurde bei der Beschäftigungsquote<br />

(A3) und der Lebenserwartung<br />

neugeborener Mädchen (B1.2) erlangt.<br />

Zudem war bei allen anderen Indikatoren im<br />

Themenbereich „Wirtschaftsleistung“ (A), im<br />

Bereich „Lebensqualität“ (B) bei der Lebenserwartung<br />

neugeborener Jungen (B1.1) und<br />

bei der kulturellen Teilhabe (B5.1) sowie im<br />

Bereich Nachhaltigkeit bei der Investitionsquote<br />

(C1) eine Annäherung an die jeweiligen<br />

Deutschlandwerte zu registrieren. Allerdings<br />

entwickelten sich dabei die Indikatoren B5.1<br />

und C1 in Sachsen in eine eher ungewollte<br />

Richtung.<br />

24 | Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet


Mit den in dieser Publikation enthaltenen<br />

Ergebnissen liegen für Sachsen umfassende<br />

Informationen zu den Dimensionen „Wirtschaftsleistung“<br />

(A), „Lebensqualität“ (B) und<br />

„Nachhaltigkeit“ (C) im Detail und im Überblick<br />

vor. Bei der Nutzung und der Interpretation<br />

dieser Ergebnisse spielt letztlich das<br />

Auge des Betrachters eine maßgebende Rolle.<br />

An seiner Sichtweise, an seiner Interessenlage<br />

und an seinem Verantwortungsbewusstsein<br />

wird es liegen, welche der Indikatoren<br />

vorrangig betrachtet, welche Bewertungen<br />

vorgenommen und welche Schlussfolgerungen<br />

daraus abgeleitet werden. Gleichzeitig<br />

wird der Betrachter entscheiden, welche Stellen<br />

zu hinterfragen sind und ob im Einzelfall<br />

Informationen ergänzt werden müssen.<br />

Ausblick<br />

Die Diskussion um Wohlfahrt und seine Messung<br />

wird auch in absehbarer Zukunft ein<br />

dynamischer Prozess bleiben. Für die Bestimmung<br />

der eigenen Wohlfahrt bedarf es<br />

eines Bezugsrahmens. Dieser ist nicht starr.<br />

Die Auffassung von Wohlfahrt bezieht sehr<br />

unterschiedliche Aspekte in ihre Bewertung<br />

ein. Sie differiert zwischen den Menschen<br />

und Gesellschaften und unterliegt zeitlichen<br />

Veränderungen. Diese Dynamik, die sich auf<br />

die Diskussion überträgt, erfordert für die<br />

eigene Positionsbestimmung den Bezugsrahmen<br />

in seiner Veränderlichkeit im Blick zu<br />

behalten. Für die regionale Ebene bedeutet<br />

das, die Wohlfahrtsdiskussion auf nationaler<br />

Ebene in Deutschland aufmerksam zu verfolgen,<br />

um Rückschlüsse für die Bestimmung<br />

der Wohlfahrt in den Bundesländern ziehen<br />

zu können. Besonders beachtenswert für die<br />

Länder sind die Aktivitäten der Bundestags-<br />

Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand,<br />

Lebensqualität“ [22] auf politischer<br />

Ebene und die Anstrengungen des Statistischen<br />

Bundesamtes [23] als unabdingbarer<br />

Partner bei der statistischen Umsetzung<br />

der von der Kommission unterbreiteten Vorschläge.<br />

Die Bundestags-Enquete-Kommission<br />

bestand aus fünf Projektgruppen (PG), darunter<br />

der PG 2 Entwicklung eines ganzheitlichen<br />

Wohlstands-/Fortschrittsindikators. Der<br />

Schlussbericht der Enquete-Kommission wurde<br />

vom Plenum auf der 243. Sitzung des Deutschen<br />

Bundestages am 6. Juni 2013 beraten<br />

und zur Kenntnis genommen. Die Beratungsergebnisse<br />

aus dem Schlussbericht der Enquete-<br />

Kommission, insbesondere die der PG 2 können<br />

als erneute Bestätigung bzw. als Fortführung<br />

und Weiterentwicklung der Grundgedanken aus<br />

dem Stiglitz-Sen-Fitoussi-Bericht [5] und aus<br />

der Expertise des deutsch-französischen Sachverständigenrates<br />

für Wirtschaft [1] gewertet<br />

werden. Bereits nach Vorlage des Zwischenberichts<br />

der PG 2 hatte sich die Enquete-Kommission<br />

darauf geeinigt, nicht einen einzigen,<br />

aggregierten Gesamtindex zur Messung von<br />

Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität<br />

sondern einen Wohlfahrts-Indikatorensatz zu<br />

erarbeiten. Die Beratungen führten im Ergebnis<br />

zu einem Set aus zehn Leitindikatoren,<br />

die inhaltlich in die Bereiche materieller<br />

Wohlstand, Soziales/Teilhabe sowie Ökologie<br />

gegliedert sind. Nachhaltigkeitsaspekte werden<br />

im jeweiligen Bereich mit abgebildet.<br />

Die Leitindikatoren, die vorrangig im Fokus<br />

stehen und zu kommunizieren sind, werden<br />

von weiteren Indikatoren im Hintergrund,<br />

sogenannten Warnlampen und einer<br />

Hinweislampe ergänzt. Warnlampen werden<br />

erst sichtbar, analysiert und kommuniziert,<br />

wenn bei ihnen negative Entwicklungen<br />

eintreten oder Grenzwerte überschritten<br />

werden. Die Hinweislampe, ein Indikator zur<br />

nicht-marktvermittelten Produktion, soll<br />

nicht jährlich, aber fünfjährig zugeschalten<br />

werden. Zum gesamten Set gehören bereits<br />

aus der Expertise des deutsch-französischen<br />

Sachverständigenrates für Wirtschaft bekannte<br />

Indikatoren, wie z. B. Bruttoinlandsprodukt<br />

pro Kopf, Einkommensverteilung,<br />

Nettoinvestitionsquote, Beschäftigungsquote,<br />

Lebenserwartung und Treibhausgasemissionen.<br />

Einer der nächsten Schritte auf der regionalen<br />

Ebene der Länder wird es sein, die hier<br />

erstmals für die Länderebene mit Schwerpunkt<br />

für Sachsen erarbeiteten und veröffentlichten<br />

Ergebnisse zur <strong>Wohlfahrtsmessung</strong><br />

einem Fachpublikum vorzustellen und<br />

zu diskutieren. Gleichzeitig wird zu untersuchen<br />

sein, wie diese für einen Ländervergleich<br />

in der Wohlfahrtsdiskussion geeigneten<br />

ersten Ergebnisse unter Beachtung<br />

der Beratungsergebnisse der Bundestags-<br />

Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand,<br />

Lebensqualität“ inhaltlich und methodisch<br />

für die Länderebene weiterentwickelt<br />

werden können.<br />

Schlusssatz<br />

Als zentrale Erkenntnis aus der erstmaligen<br />

Untersetzung des von Wirtschaftssachverständigen<br />

im Auftrag des Deutsch-Französischen<br />

Ministerrates entwickelten <strong>Indikatorenset</strong>s<br />

(siehe dazu [1]) mit Angaben für<br />

alle Bundesländer bleibt festzuhalten, dass<br />

Wohlstandsmessung als ein sehr dynamischer<br />

Prozess wahrzunehmen ist, bei dem das<br />

hier genutzte und präzisierte <strong>Indikatorenset</strong><br />

als ein wichtiges Analyseinstrument und als<br />

eine wesentliche Diskussionsgrundlage auf<br />

der Ebene der Bundesländer intensiv genutzt<br />

und weiterentwickelt werden muss.<br />

Copyright Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen | Statistisch betrachtet | <strong>25</strong>


Literatur- und Quellenverzeichnis<br />

[1] Wirtschaftsleistung, Lebensqualität und<br />

Nachhaltigkeit: Ein umfassendes Indikatorensystem,<br />

Expertise im Auftrag des Deutsch-<br />

Französischen Ministerrates, Dezember<br />

2010. URL: http://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/Expertisen/2010/ex10_de.<strong>pdf</strong><br />

(aufgerufen am<br />

20.05.2012).<br />

[2] Hoffmann, S. u. W.-D. Speich: Das rechte Maß<br />

– die Ergänzung des BIP in der aktuellen Diskussion<br />

um Wohlstand, nachhaltige Entwicklung<br />

und Fortschritt. In: Statistik in Sachsen,<br />

1/2010, S. 14-18.<br />

[3] Hoffmann, S. u. W.-D. Speich: Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) und mehr – aktueller Stand der<br />

Diskussion. In: Statistik in Sachsen, 3/2012, S.<br />

34-44.<br />

[4] Vgl. Mitteilung der Kommission an den Rat<br />

und das Europäische Parlament – Das BIP<br />

und mehr – Die Messung des Fortschritts<br />

in einer Welt im Wandel. Komm(2009), 433:<br />

URL: http://eur lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2009:0433:FIN:DE:PDF<br />

(aufgerufen am 28.05.2012).<br />

[5] Report by the Commission on the Measurement<br />

of Economic Performance and Social<br />

Progress, 2009, URL: http://www.stiglitz sen<br />

fitoussi.fr/documents/rapport_anglais.<strong>pdf</strong><br />

(“Stiglitz-Sen-Fitoussi-Bericht”; aufgerufen<br />

am 28.05.2012).<br />

[6] Vgl. Schwahn, M. u. N. Schwarz: Einkommensverteilung<br />

als Baustein der <strong>Wohlfahrtsmessung</strong>. In:<br />

Wirtschaft und Statistik, 10/2012, S. 829-842.<br />

[7] Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der<br />

Länder, Reihe 1, Länderergebnisse Band 1,<br />

Berechnungsstand August 2010, URL: http://<br />

www.vgrdl.de/Arbeitskreis_VGR/ergebnisse.<br />

asp (aufgerufen am 24.10.2012).<br />

[8] Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der<br />

Länder, Reihe 1, Länderergebnisse Band 5,<br />

Berechnungsstand August 2010, URL: http://<br />

www.vgrdl.de/Arbeitskreis_VGR/ergebnisse.<br />

asp (aufgerufen am 24.10.2012).<br />

[9] Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der<br />

Länder, Tabelle Verfügbares Einkommen je<br />

Einwohner, Berechnungsstand August 2010,<br />

URL: http://www.vgrdl.de/Arbeitskreis_VGR/<br />

tbls/tab.asp?lang=de-DE&tbl=WZ2003tab14<br />

(aufgerufen am 6.12.2012).<br />

[10] Arbeitstabelle Durchschnittliche Bevölkerung<br />

nach Altersjahren, Datenbereitstellung vom<br />

Statistischen Bundesamt, erstellt November<br />

2012; Arbeitstabelle Erwerbstätige (Inländer)<br />

im Jahresdurchschnitt, Datenbereitstellung<br />

vom Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung<br />

des Bundes und der Länder, erstellt November<br />

2012.<br />

[11] Periodensterbetafeln für Deutschland,<br />

1871/1881 - 2008/2010, Statistisches Bundesamt,<br />

URL: https://www-genesis.destatis.de/<br />

genesis/online (aufgerufen am <strong>25</strong>.10.2012).<br />

[12] Arbeitstabelle, Ergebnisse des Mikrozensus,<br />

erstellt Januar 2013.<br />

[13] Statistik der allgemeinbildenden Schulen<br />

(21111) und Statistik der beruflichen<br />

Schulen (21121), Statistisches Bundesamt,<br />

URL: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online<br />

(aufgerufen am 30.10.2012).<br />

[14] Studierende an Hochschulen, Fachserie 11,<br />

Reihe 4.1, Wintersemester 2003/2004 und<br />

2009/2010, Statistisches Bundesamt, URL:<br />

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/<br />

Thematisch/BildungForschungKultur/Hochschulen/BroschuereHochschulenBlick.html<br />

(aufgerufen am 30.10.2012).<br />

[15] Allgemeine Bundestagswahlstatistik (14111),<br />

Statistisches Bundesamt, URL: https://wwwgenesis.destatis.de/genesis/online<br />

(aufgerufen<br />

am 01.11.2012).<br />

[16] Fortschreibung des Bevölkerungsstandes<br />

(12411), Statistisches Bundesamt, URL: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online<br />

(aufgerufen am 01.11.2012).<br />

[17] Kulturindikatoren für Deutschland und die<br />

Bundesländer (91311), Statistisches Bundesamt,<br />

URL: https://www-genesis.destatis.de/<br />

genesis/online (aufgerufen am 30.10.2012).<br />

[18] Armutsgefährdungsquote nach Bundesländern,<br />

Ergebnisse des Mikrozensus, IT.NRW,<br />

URL: http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/Tabellen/tabellenA11A12.html<br />

(aufgerufen am 01.11.2012).<br />

[19] FuE-Datenreport 2012, Analysen und Vergleiche,<br />

Forschung und Entwicklung in der<br />

Wirtschaft 2009/2010, Stifterverband für die<br />

Deutsche Wissenschaft, URL: http://www.<br />

stifterverband.info/statistik_und_analysen/<br />

index.html (aufgerufen am 15.02.2013).<br />

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[20] Umweltökonomische Gesamtrechnungen<br />

der Länder, Ausgewählte Indikatoren und<br />

Kennzahlen, Tabellenteil, <strong>Ausgabe</strong> 2012, URL:<br />

http://www.ugrdl.de/veroeffentlichungen.<br />

htm (aufgerufen am 13.12.2012).<br />

[21] Datentabelle Naturschutzflächen, Landesamt<br />

für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche<br />

Räume NRW / Länderinitiative Kernindikatoren<br />

(LIKI), URL: http://www.lanuv.nrw.de/likinewsletter/index.php?indikator=28&aufzu=0<br />

&mode=indi (aufgerufen am 28.01.2013).<br />

[22] URL: http://www.bundestag.de/bundestag/<br />

gremien/enquete/index.jsp (aufgerufen am<br />

20.08.2013)<br />

[23] URL: https://www.destatis.de/DE/Zahlen-<br />

Fakten/GesamtwirtschaftUmwelt/ VGR/_<br />

Doorpage/Wohlstand.html (aufgerufen am<br />

20.08.2013)<br />

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Weitere Publikationen zum Thema:<br />

Alle Statistischen Berichte können Sie kostenlos unter www.statistik.sachsen.de<br />

herunterladen.<br />

Arbeitskreis UGRdL: http://www.ugrdl.de<br />

http://www.statistik.sachsen.de/html/512.htm<br />

Herausgeber:<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen<br />

Redaktion:<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen<br />

Gestaltung und Satz:<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen<br />

Druck:<br />

Staatsbetrieb Sächsische Informatik Dienste<br />

Redaktionsschluss:<br />

September 2013<br />

Bezug:<br />

Diese Druckschrift kann kostenfrei bezogen werden bei:<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen<br />

Postanschrift: Macherstraße 63, 01917 Kamenz<br />

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Copyright<br />

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Kamenz, 2013<br />

Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.<br />

Titelbild: Manfred Wöller/PIXELIO<br />

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