atp edition Einsatz robotergeführter Patientenliegen (Vorschau)
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7-8 / 2014
56. Jahrgang B3654
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH
Automatisierungstechnische Praxis
Einsatz robotergeführter
Patientenliegen | 28
Cloud-enabled Automation
Systems using OPC UA | 34
Auf dem Weg zum
Internet of Portals | 42
Industrie 4.0 am Beispiel
einer Verbundanlage | 52
IT-Security-Konzepte für
die Prozessindustrie | 62
Modellbasierter Entwurf
in der Anwendung | 70
update
ATP EDITION | BRANCHE | VERANSTALTUNGEN | FORSCHUNG | PRODUKTE
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EDITORIAL
Schöne neue
(Produktions-)Welt
Internet der Dinge, Industrie 4.0, Smart Manufacturing – solche Begriffe
prägen derzeit die Debatte um die Zukunft der Produktion. Dabei nimmt
die Diskussion um die Technologien breiten Raum ein und bisweilen ist
kaum zu erkennen, welcher Nutzen für die Kunden mit den neuen Methoden
verbunden ist. Ich meine, wir sollten die Nutzenargumentation wieder mehr
in den Vordergrund stellen und neue Automationsansätze primär danach
bewerten.
Doch was erwartet der Konsument von der Produktion? Weltweit gesehen
will die Menschheit mehr Wohlstand erreichen und dabei die natürlichen
Ressourcen nachhaltiger als bisher nutzen. Für uns in den hoch entwickelten
Ländern geht es zusätzlich noch darum, auch in Zukunft noch bezahlbare
Produktion im eigenen Land zu halten. Voraussetzung für beide Ziele ist
eine Steigerung der Produktions- und Ressourceneffizienz bei einer gleichzeitig
zunehmenden Individualisierung der Produkte.
Die zunehmende Vernetzung von Konsumenten, Lieferanten und Produktionseinheiten
lässt globale Wertschöpfungsnetzwerke entstehen, in denen
eine global optimierte Ressourcenallokation möglich und Redundanz verringert
wird. Die horizontale Vernetzung von Produktionseinheiten und
Kunden erlaubt es, die Aufträge dort zu platzieren, wo sie aus Effizienzgesichtspunkten
am besten abzuarbeiten sind. Die vertikale Vernetzung innerhalb
eines Betriebes sorgt für eine sichere und schnelle Verteilung der
relevanten Daten und eine hocheffiziente Kooperation aller Beteiligten. Doch
über diesen Aspekt der Vernetzung hinaus darf nicht vergessen werden, dass
durch die neuen Technologien auch die bisher übliche strikte Trennung
zwischen Produkt und Dokumentation aufgehoben wird. Das bedeutet, alle
Informationen zum Produkt sind informationstechnisch untrennbar mit
dem Produkt verbunden und somit jederzeit, und in bisher nicht gekannter
Aktualität und vor allem Konsistenz, verfügbar. Und dies gilt sowohl für
das hergestellte Produkt als auch für die Geräte, die Teil der Produktionsanlage
sind. Das spart Zeit bei der Konfiguration, Inbetriebnahme und Wartung
von komplexen Anlagen und erleichtert die Anpassung der Anlage an
geänderte Bedürfnisse. Diesen Nutzen wird der Anwender wahrscheinlich
sehr viel schneller und unmittelbarer wahrnehmen, noch bevor der Traum
von weltumspannenden globalen Wertschöpfungsnetzwerken und individuellen
Produkten zum Preis von Massenware Wahrheit wird.
Insofern ist der Nutzen von Industrie 4.0 auch evolutionär erlebbar und
dies sollten wir unseren Kunden im Rahmen der Diskussion immer wieder
vor Augen führen. Die Vorteile der Vernetzung beginnen auf der Ebene des
Shop-Floors und der durchgängig verfügbaren Information in der vertikalen
Vernetzung. Das sich selbst steuernde Werkstück ist vielleicht die Zukunftsvision,
aber auf die brauchen wir nicht zu warten, um handfeste Vorteile für
den industriellen Anwender zu bieten.
DR.-ING.
PETER ADOLPHS,
Geschäftsführer
Entwicklung & Marketing,
Pepperl+Fuchs GmbH,
Mannheim
atp edition
7-8 / 2014
3
INHALT 7-8 / 2014
VERBAND
6 | Neuer ZVEI-Präsident Ziesemer: Digitale
Gesellschaft ist eines der wichtigsten Themen
DKE-Geschäftsführer führt CENELEC
Gunther Kegel in die VDE-Spitze berufen
FORSCHUNG
7 | Forschungsverbund gründet Campus
„Automatisierung und Digitalisierung“
Größter deutscher Solarspeicher-Park:
Regelungsverfahren eliminieren Erzeugungsspitze
BRANCHE
8 | Namur-Tagung zu dezentraler Intelligenz – neue Wege
für die Prozessautomatisierung der Zukunft
Simulation: Umfrage soll Roadmap ermöglichen
9 | InIT-Forscher gewinnen internationalen Preis mit einem
Konzept für die Automation Cloud
Forschungsfabrik SmartFactory bringt intelligente
Automatisierungslösungen bis zur Einsatzreife
10 | „Deutschland verfügt über eines der weltbesten
Startguthaben für den Weg zu Industrie 4.0“
12 | atp award 2013: Wushan Liang und Rando Meister
als beste Nachwuchswissenschaftler geehrt
18 | AALE: Fachtagung an der Nahtstelle zwischen Hochschule
und Industrie mit Wachstumspotenzial
INTERVIEW
14 | „Im realen Einsatz müssen wir den Nutzen belegen“
DR.-ING. DAGMAR DIRZUS IM INTERVIEW MIT atp edition
4
atp edition
7-8 / 2014
PRAXIS
20 | Intelligente Stromversorgungen erleichtern
Prüfabläufe in der Forschung
24 | Neues Sicherheitsschaltgerät bietet
Gesamtlösung in Vormontageanlagen
bei Continental
26 | Intelligente Feldbusinstallationen
bieten optimalen Fehlerschutz
und maximale Anlagenverfügbarkeit
Produkte,
Systeme
und Service
für die
Prozessindustrie?
Natürlich.
HAUPTBEITRÄGE
28 | Einsatz robotergeführter Patientenliegen
A.DUFFE, H.ARENBECK UND D.ABEL
34 | Cloud-enabled Automation Systems
using OPC UA
J. SCHMITT, T. GOLDSCHMIDT UND P. VORST
42 | Auf dem Weg zum Internet of Portals
D. GROSSMANN, M. BREGULLA, S. BANERJEE,
D. SCHULZ UND R. BRAUN
52 | Industrie 4.0 am Beispiel
einer Verbundanlage
M. WEYRICH, C. DIEDRICH, A. FAY, M. WOLLSCHLAEGER,
S. KOWALEWSKI, P. GÖHNER, B. VOGEL-HEUSER
62 | IT-Security-Konzepte
für die Prozessindustrie
K.-H. NIEMANN
70 | Modellbasierter Entwurf
in der Anwendung
P. S. STELTER, B. BÜCHAU UND G. GRÖBE
Zum Beispiel der magnetischinduktive
Durchflussmesser
ProcessMaster. Er setzt neue
Maßstäbe mit umfangreichen
Diagnosemöglichkeiten, einer
Messabweichung von 0,2 %,
Explosionsschutz sowie der
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prozessautomatisierung
RUBRIKEN
3 | Editorial
78 | Impressum, Vorschau
ABB Automation Products GmbH
Tel.: 0800 111 44 11
Fax: 0800 111 44 22
vertrieb.messtechnik-produkte@de.abb.com
VERBAND
Neuer ZVEI-Präsident Ziesemer: Digitale
Gesellschaft ist eines der wichtigsten Themen
Michael Ziesemer führt für drei Jahre als
Präsident den ZVEI. Der bestimmte den
63-Jährigen bei der Mitgliederversammlung
in München zum Nachfolger von Friedhelm
MICHAEL ZIESE- Loh, der satzungsgemäß nicht wiedergewählt
MER: „Das Internet werden konnte. Loh wurde für seine Verdienste
um die Elektroindustrie mit der ZVEI-
der Dinge ergänzt
das Internet der Ehrenpräsidentschaft ausgezeichnet.
Dienste und
Ziesemer ist Chief Operation Officer und
durchdringt immer stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei
stärker alle Endress+Hauser. Er gehört seit zehn Jahren
Lebensbereiche“, dem ZVEI-Vorstand an, ab 2008 als Vizepräsident.
Mit Gründung des ZVEI-Fachver-
prognostiziert der
neue ZVEI-Präsident.
Bild: ZVEI glied des Fachverbandsvorstands und Vorsitbands
Automation im Jahr 2000 war er Mitzender
des Fachbereichs Prozessautomatisierung.
Als ZVEI-Präsident wird Ziesemer zugleich
Vizepräsident des BDI (Bundesverband der Deutschen
Industrie) sein.
In den engeren Vorstand berief der ZVEI-Vorstand auf
seiner konstituierenden Sitzung: Klaus Helmrich,
(Siemens, Vizepräsident), Andreas Bettermann (OBO
Bettermann), Dr. Wolfgang Bochtler (Mektec Europe,
Nippon Mektron), Dr. Dirk Hoheisel (Robert Bosch),
Dr. Gunther Kegel (Pepperl+Fuchs), Dr. Peter Köhler
(Weidmüller), Stephanie Spinner-König (Spinner),
Dr. Peter Terwiesch (ABB Deutschland), Georg Walkenbach
(Beurer). Frank Stührenberg (Phoenix Contact)
wurde als Schatzmeister bestätigt.
Der neue Präsident Ziesemer betonte: „Die erfolgreiche
Umsetzung der Energiewende und die digitale Gesellschaft
sind die großen Themen unseres Verbands.“ Die
Energiewende sei eine Generationenaufgabe, die mithilfe
der Produkte und Lösungen der Elektroindustrie erfolgreich
gestaltet werden könne. Chancen sieht Ziesemer
auch bei der voranschreitenden Digitalisierung.
„Das Internet der Dinge ergänzt das Internet der Dienste
und durchdringt immer stärker alle Lebensbereiche“,
prognostiziert Ziesemer.
(gz)
ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK-
UND ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,
Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org
BERNHARD THIES:
Er tritt 2016 die
Nachfolge des
Norwegers Tore
Trondvold an der
Spitze des Europäischen
Komitees
für Elektrotechnische
Normung
an. Bild: DKE
DKE-Geschäftsführer
führt CENELEC
Dr.-Ing. Bernhard Thies ist zum Präsidenten
der europäischen Normungsorganisation
CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische
Normung) gewählt worden. Der
Sprecher der Geschäftsführung der DKE
Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik
Informationstechnik im DIN und VDE
tritt zum 1. Januar 2016 die Nachfolge des
Norwegers Tore Trondvold an der Spitze der
CENELEC an. Thies ist seit Jahren in der nationalen,
europäischen und internationalen
Normung aktiv, unter anderem als Leiter des
CEN/CLC/ETSI External Relations Komitees.
Zu seinen Zielen als CENELEC-Präsident zählen
die Umsetzung der gemeinsamen Normungsstrategie
„Ambitions 2020“ von CENE-
LEC und CEN (Europäisches Komitee für
Normung) und des CENELEC-Implementierungsplans,
die Weiterentwicklung neuer
Normungskonzepte in Zukunftsfeldern wie
Smart Grids und Smart Cities sowie die Vertiefung der
Zusammenarbeit mit internationalen Normungsorganisationen
wie der Internationalen Elektrotechnischen
Kommission (IEC).
(gz)
DKE DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK
ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK IM DIN UND VDE,
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de
Gunther Kegel in die
VDE-Spitze berufen
Dr. Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer
Technik der Telekom
Deutschland, ist auf der VDE-
Delegiertenversammlung 2014 zum
neuen VDE-Präsidenten gewählt
worden. Er tritt zum 1. Januar 2015
die Nachfolge von Dr. Joachim
Schneider an. Schneider ist Mitglied
des Vorstands von RWE
Deutschland und scheidet turnusgemäß
als VDE-Präsident aus.
Schneider und der neu in die VDE-
Spitze berufene Dr. Gunther Kegel,
Vorsitzender der Geschäftsführung
von Pepperl+Fuchs, werden als
Stellvertretende VDE-Präsidenten
tätig sein. Als Mitglied des VDE-
AB 2015 NEUER
VIZEPRÄSIDENT
DES VDE:
Pepperl+Fuchs-
Chef Dr. Gunther
Kegel.
Bild: Pepperl+Fuchs
Präsidiums bestätigt wurde Alf Henryk Wulf, Vorsitzender
des Vorstandes von Alstom Deutschland. Neu ins
Präsidium zog Dr. Martin Schumacher ein, Mitglied des
Vorstandes der deutschen ABB. Die VDE-Präsidiumsmitglieder
kommen traditionell aus Hochschule und
Industrie und decken die gesamte Bandbreite der Elektro-
und Informationstechnik ab.
(gz)
VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com
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FORSCHUNG
Forschungsverbund gründet Campus
„Automatisierung und Digitalisierung“
Ein neu gegründeter Forschungsverbund mit Partnern
aus Industrie und Wissenschaft arbeitet zukünftig
gemeinsam an Software und Technologien für die Automatisierung
und Digitalisierung der Industrie sowie
an den Themen Internet der Dinge, Cloud-Lösungen, IT-
Sicherheit und Smart Data. An der Kooperation beteiligen
sich die Siemens AG, die Technische Universität
München, die Ludwig-Maximilians-Universität München,
das Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
und das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte
Sicherheit (AISEC). Siemens plant, innerhalb von
zwei Jahren einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag
zu investieren.
Der Campus Automatisierung und Digitalisierung
wird seinen Schwerpunkt in München haben. Die Forschungsergebnisse
sollen in weiteren Schritten bis zu
Marktreife gebracht werden.
„Mit Industrie 4.0 hält das Internet der Dinge Einzug
in die Fabriken. Nur zusammen mit führenden Industriepartnern
wie Siemens wird es gelingen, nun die Voraussetzungen
für die Umsetzung in den Fabrikalltag zu
schaffen und Deutschland zum Leitanbieter für die Digitalisierung
der Produktion zu machen“, sagt Prof. Dr.
Wolfgang Wahlster, CEO des DFKI.
Zu den ersten geplanten Forschungsthemen gehören
autonome Roboter, die eng mit Menschen interagieren
können. Fertigungsprozesse und Roboter sollen durch
„digitale Zwillinge“ modelliert und simuliert werden.
Die Kooperationspartner wollen außerdem eine einheitliche
Sprache für die Kommunikation von Maschinen
DIE VERTRETER des Forschungscampus nach der
Vertragsunterzeichnung in München. Bild: Siemens AG
untereinander finden. Zudem sollen Algorithmen zur
Smart-Data-Analyse großer Datenmengen erforscht werden,
wie sie für intelligente Energienetze, die Industrieautomatisierung,
Smart Cities oder Gesundheitssysteme
eingesetzt werden können.
(aha)
DEUTSCHES FORSCHUNGSZENTRUM FÜR
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ GMBH, DFKI,
Trippstadter Straße 122, D-67663 Kaiserslautern,
Tel. +49 (0) 631 20 57 50, Internet: www.dfki.de
Größter deutscher Solarspeicher-Park:
Regelungsverfahren eliminieren Erzeugungsspitze
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat mit
seinen Partnern SolarWatt und Kostal Solar Electric
den größten Solarstrom-Speicher-Park in Deutschland
in Betrieb genommen. In der Ein-Megawatt-Anlage arbeiten
Solarzellen, Batterien und Wechselrichter zusammen,
um Solarstrom zu speichern und jederzeit
verfügbar zu machen. Die Batterien werden dabei von
neuartigen Prognose- und Regelungsverfahren so gesteuert,
dass sie vor allem mittags den Sonnenstrom
speichern und ihn dann bei Bedarf etwa abends, nachts
oder morgens abgeben. Auf diese Weise eliminieren
sie die Erzeugungsspitze am Mittag.
In der Anlage sind mehr als 100 verschiedene Systemkonfigurationen
aufgebaut, die sich etwa in der Ausrichtung,
Neigung oder technischen Bauteilen unterscheiden.
Die Auswertung der Leistungsdaten soll zeigen,
welche Systemkonfigurationen netzverträglich sind. Die
Erkenntnisse sollen zum Gelingen der Energiewende
beitragen. Der in der Anlage erzeugte Strom wird auf
dem Campus Nord des KIT für den Betrieb von Großforschungsgeräten
eingesetzt.
(aha)
IN DEM SOLARSPEICHER-PARK des KIT werden neue
Technologien für die Energiewende erprobt. Bild: KIT
KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE,
Kaiserstr. 12, D-76131 Karlsruhe,
Tel. +49 (0) 721 60 80, Internet: www.kit.edu
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BRANCHE
Namur-Tagung zu dezentraler Intelligenz – neue
Wege für die Prozessautomatisierung der Zukunft
MODULARE AUTOMATISIERUNGSSYSTEME MIT
OFFENEN, standardisierten Schnittstellen sind
erforderlich, um den neuen Marktanforderungen
gerecht zu werden. Dieses Thema steht im Fokus
der Namur-Hauptsitzung. Bild: BASF
Vor dem Hintergrund steigender Volatilitäten der Absatzmärkte
und immer kürzerer Produktlebenszyklen
zeigt das Konzept der starren Prozessanlagen zunehmend
Schwächen. Die Zeit von der Planung über die
Installation bis hin zur Inbetriebnahme wie auch die
Kostenreduktion bei der Anpassung auf individuelle
Produktionsmengen und -arten werden für Anlagenbetreiber
zu kritischen Faktoren. Um den Marktanforderungen
nach Schnelligkeit, Flexibilität und wirtschaftlicher
Größenanpassung gerecht zu werden, bedarf es
modularer Automatisierungssysteme mit offenen, standardisierten
Schnittstellen. Nur so kann die Automatisierung
der steigenden Flexibilität von zunehmend modular
aufgebauten Prozessanlagen gerecht werden.
Die 77. Namur-Hauptsitzung, und mit ihr Wago Kontakttechnik
als Sponsor, widmen sich diesem Thema
unter dem Titel „Dezentrale Intelligenz – Neue Wege in
der Prozessautomatisierung“. In Bad Neuenahr wird es
am 6. und 7. November 2014 daher um einen konkreten
Lösungsansatz für eine Prozessautomatisierung der Zukunft
gehen. Die jährliche Namur-Hauptsitzung ist eine
der größten Veranstaltungen in der Prozessindustrie und
findet weltweit Beachtung.
Der Sponsor Wago ist im Bereich der elektrischen Federverbindungstechnik
zu einem Weltmarktführer aufgestiegen
und bietet seit über 20 Jahren ebenfalls Automatisierungssysteme
an. Auf der Namur-Hauptsitzung
tritt Wago an, einen Weg in eine neue Automatisierungsarchitektur
modularer Prozessanlagen darzustellen.
Wago wird in einem Plenarvortrag und weiteren fünf
Workshops in enger Abstimmung mit der Namur ein
neues Konzept zur modularen, skalierbaren Prozessautomatisierung
vorstellen. Bestandteile sind das Engineering,
die digitale Beschreibung von Prozessmodulen
sowie eine offene, herstellerunabhängige Systemkommunikation
und Schnittstellenarchitektur zur Automatisierung
von Prozessanlagen mit dezentraler Automatisierung
oder Package Units.
Dem Plenarvortrag folgen Beiträge der Namur, die
neue Anforderungen sowie aktuelle Entwicklungen aufgreifen
und die Ergebnisse zur seit der letzten Hauptsitzung
gestarteten Initiative zum Namur-Datencontainer
nach NE 150 (Standardisierung eines hersteller- und
systemunabhängigen Datenaustausches zwischen CAE
und PLS) darstellen. Diskutiert werden auch aktuelle
Themen der Arbeitskreise wie etwa Security, Assistenzsysteme,
Sensorik und Antriebstechnik.
(gz)
NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE,
c/o Bayer Technology Services GmbH,
Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,
Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.Namur.de
SIMULATION: UMFRAGE SOLL ROADMAP ERMÖGLICHEN
Wie sieht die Anwendung von Simulation heute und morgen im Lebenszyklus einer Prozessanlage aus?
Antworten dazu soll nun eine
Online-Umfrage liefern. Initiiert wurde
diese Untersuchung vom VDI/VDE
GMA-Fachausschuss 6.11 zur
virtuellen Inbetriebnahme unter
Leitung von Prof. Dr. Mike Barth sowie
von Mathias Oppelt (Siemens) und
Prof. Dr. Leon Urbas (TU Dresden).
Ziel der Studie über Simulation in den
Prozessindustrien ist es, den aktuellen
Stand und die Vision zur Anwendung
von Simulation im Lebenszyklus einer
Prozessanlage zu erfassen. Daraus
soll eine Technologie-Roadmap zur
Anwendung von Simulation in den
Prozessindustrien abgeleitet werden,
auf deren Ausprägung Experten durch
Ihre Teilnahme an der Umfrage
Einfluss nehmen können. Die
Auswertung der Daten erfolgt
anonymisiert. Die Umfrage ist über
folgenden Link zu erreichen:
www.simulation-studie.de
oder via http://customersatisfaction.
siemens.com/surveycenter/studio/
Survey_inet/SimulationStudie
MATHIAS OPPELT,
Siemens AG, I IA AS PA PRM 2,
Östliche Rheinbrückenstr. 50,
D-76187 Karlsruhe,
Tel. +49 (0) 721 595 21 78,
E-Mail: oppelt.mathias@siemens.com
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InIT-Forscher gewinnen internationalen Preis
mit einem Konzept für die Automation Cloud
Forscher vom Institut für industrielle Informatik (InIT)
der Hochschule Ostwestfalen-Lippe sind die Gewinner
des internationalen Cloud Innovation World Cup.
Die Preisverleihung erfolgte in London. Für ihr Konzept
einer Automation Cloud sind die Forscher in London mit
dem ersten Platz in der Kategorie Industrie 4.0 geehrt
worden. Die Gewinner haben sich gegen mehrere hundert
Konkurrenten durchgesetzt. Omid Givehchi, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am InIT, nahm den Preis in
der Olympia Hall entgegen.
Der Vorteil von Cloud Computing: Daten werden nur
ein Mal auf einen Server geladen, der Nutzer kann sie
dann jederzeit und von überall abrufen. Steuerungsprogramme
und die Software großer Produktionsanlagen
sollen nicht mehr auf einem festen Rechner installiert,
sondern in das Internet ausgelagert werden. Steuerungsfunktionen,
die bisher durch Hardwarekomponenten
direkt an den Maschinen und Anlagen angebracht sind,
sollen dann in der „Automation Cloud“ zur Verfügung
stehen und als Dienste abgerufen werden. Statt weiter
Hardware zu installieren und Steuerungen zu programmieren,
greift der Anwender auf die bereits programmierte
Steuerung in der Cloud zurück.Das möchte sich
die Industrie zunutze machen. Das Lemgoer Forschungsinstitut
InIT arbeitet an der Umsetzung. (aha)
INSTITUTSLEITER Prof. Jürgen Jasperneite (li.)
und Mitarbeiter Omid Givehchi (re.) haben mit der
Automation Cloud den ersten Platz belegt. Bild: InIT
HOCHSCHULE OSTWESTFALEN-LIPPE,
Liebigstr. 87, D-32657 Lemgo,
Tel. +49 (0) 5261 70 20,
Internet: www.hs-owl.de
Forschungsfabrik SmartFactory bringt intelligente
Automatisierungslösungen bis zur Einsatzreife
Auf Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft und der
Hochschule OWL entsteht in Lemgo die Zukunftsfabrik
SmartFactoryOWL. Investiert werden rund fünf
Millionen Euro. Zusammen mit der Erweiterung des
Centrum Industrial IT (CIIT) ensteht damit in Ostwestfalen-Lippe
(OWL) ein Technologiecampus für die Intelligente
Automation.
Seit 2009 forschen das Fraunhofer-Anwendungszentrum
Industrial Automation (IOSB-INA) und die Hochschule
OWL gemeinsam an Technologien, um die intelligente
Fabrik zu realisieren. Jetzt geben sie den Anstoß
für eine – in diesem Umfang – einzigartige Forschungsfabrik
in Ostwestfalen-Lippe. Auf zirka 2000 Quadratmeter
sollen darin Lösungen für die intelligente Automation
erforscht, entwickelt und erprobt werden. Die
Fertigstellung ist für das erste Halbjahr 2015 geplant.
Die SmartFactoryOWL ist eine Plattform für Wissensund
Technologietransfer, um insbesondere produzierenden
Unternehmen und Fabrikausrüstern den Übergang
in neue Technologien zu ermöglichen. Für Professor
Jürgen Jasperneite, Leiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums
und Initiator des Projektes, lässt sich
„die Tragfähigkeit neuer Ansätze nur an deren Praxistauglichkeit
messen“. Die Forschungsfabrik wird daher
neben Demonstratoren über eine reale Produktions- und
IT-Umgebung verfügen. Kleine und mittelständische
Unternehmen haben hier sogar die Möglichkeit mit Hilfe
einer Kleinserienfertigung ihre Produktionssysteme
und -abläufe zu optimieren und Personal zu schulen.
Die Realisierung der Forschungsfabrik ist für Jasperneite
nicht nur ein klares Bekenntnis der Fraunhofer-Gesellschaft
zum Standort Lemgo. „Durch das gemeinsame
Engagement von Fraunhofer und der Hochschule OWL
wird die Spitzenclusterregion Ostwestfalen-Lippe zudem
über die Grenzen hinaus signifikant gestärkt“, hebt er
hervor. Der Standort in Lemgo ist eines der drei regionalen
Leistungszentren im BMBF-Spitzencluster „it’s OWL –
Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe“.
Dr. Oliver Herrmann, Präsident der Hochschule OWL
ergänzt: „Die Zukunftsfabrik ist ein Meilenstein zur
weiteren Profilierung des Wissenschaftsstandortes Lemgo
und bietet einzigartige und praxisnahe Bedingungen
für Studierende der Ingenieurswissenschaften.“ (gz)
FRAUNHOFER-ANWENDUNGSZENTRUM INDUSTRIAL
AUTOMATION (IOSB-INA),
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,
Internet: www.iosb-ina.fraunhofer.de
HOCHSCHULE OSTWESTFALEN-LIPPE,
Liebigstraße 87, D-32657 Lemgo,
Internet: www.hs-owl.de
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BRANCHE
„Deutschland verfügt über eines der weltbesten
Startguthaben für den Weg zu Industrie 4.0“
GMA-Tagung Automation 2014: Smarte Technologien für die Automation der Zukunft im Fokus
Geschwindigkeit, Geschwindigkeit, Geschwindigkeit“
– fordert Dr.-Ing. Kurt D. Bettenhausen beim
Einstieg in die Industrie 4.0-Welt. Als weitere Erfolgsfaktoren
auf Weg in die Produktion der Zukunft sieht
der Vorsitzende der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und
Automatisierungstechnik (GMA) die Qualifikation der
Mitarbeiter sowie den Auf- und Ausbau der erforderlichen
Infrastruktur.
Die deutsche Ausgangsposition sei sehr gut. Vor allem
dank des bereits hohen Automatisierungsgrads und des
ebenfalls hohen Qualifikationsniveaus der Mitarbeiter
„verfügt Deutschland über eines der weltbesten Startguthaben
für Industrie 4.0“, betonte Bettenhausen bei der
GMA-Tagung „Automation 2014“, die sich vor allem smarten
Technologien für alle Branchen und für Industrie 4.0
widmete. Zusammen mit den parallel stattfindenden VDI-
Tagungen zu industrieller Robotik und Gebäudeautomation
zog die Automation 2014 rund 500 Teilnehmer an:
Ziel erreicht, verkündete Bettenhausen erfreut.
Eine Umfrage unter den GMA-Mitgliedern, deren Ergebnisse
Bettenhausen und die neue GMA-Geschäftsführerin
Dr.-Ing. Dagmar Dirzus (siehe auch Interview ab Seite 14)
vorstellten, zeigte neben einer grundsätzlich großen Zuversicht
der Branche auch Handlungsfelder zum Thema
Industrie 4.0 auf. Ein wichtiger Punkt: „Das Funktionieren
der Cloud in der Automation ist Voraussetzung für Industrie
4.0“, unterstrich Dagmar Dirzus. Allerdings wird die
Cloud nach Ansicht der befragten GMA-Mitglieder in den
Unternehmen nur zögerlich Einzug halten. Im Mittel der
rund 400 Antworten ergab sich die Einschätzung, dass die
Cloud-Nutzung erst in 6,1 Jahren im Unternehmen „selbstverständlich“
werde. Vor einem Jahr lag das rechnerische
Mittel der Antworten auf dieselbe Frage bei 6,6 Jahren.
Berücksichtigt man die zwölf Monate, die zwischen beiden
Umfragen liegen, so wird die Cloud-Nutzung heute
also zurückhaltender gesehen als noch vor einem Jahr.
CYBER-PHYSISCHE SYSTEME WERDEN REALITÄT
Die Vorteile des Cloud Computing sehen die Befragten
aktuell vor allem in zentraler Datenhaltung (48,4 Prozent)
und in höherer Effizienz durch Nutzung von Speicher und
Rechenkapazitäten in der Cloud. Als mögliche zusätzliche
Dienstleistungen aus der Cloud nennen die Befragten vor
allem Software-Update-Management, die Auswertung von
Störungen und Diagnoseaufgaben (jeweils zwischen gut
51 und knapp 45 Prozent). Damit, so sagte Dagmar Dirzus,
„wird der Trend bestätigt, dass cyber-physische Systeme
beginnen, Realität zu werden, indem ‚Condition Monitoring‘
immer weiter Einzug hält“. Das übergreifende Management
von Ressourcen folgt auf Platz vier.
Auch die Nutzung smarter Geräte, die einen Baustein
von Industrie 4.0 darstellen, ist relativ selten. Knapp
60 Prozent der Befragten sehen in den Anlagen ihres
Unternehmens derzeit keine beziehungsweise eine sehr
geringe Nutzung smarter Geräte. „Diese Aussage kann
nicht befriedigen“, stellt GMA-Chef Bettenhausen fest.
Was die Definition „smarter“ Geräte angeht, kristallisierte
sich bei der Umfrage eine mehrheitliche, allerdings
nicht komplett einheitliche Aussage heraus:
Knapp zwei Drittel der Befragten sehen die Kommunikationsfähigkeit
als bedeutendste Eigenschaft. Für
knapp 53 Prozent gehört auch eine intuitive Bedienbarkeit
zu smarten Geräten, knapp 43 Prozent erwarten
eine einfache Bedienbarkeit.
HOHER INFORMATIONSBEDARF ZU INDUSTRIE 4.0
Zumindest bei vielen der Befragten herrscht offenbar
noch großer Informationsbedarf zu Industrie 4.0: Nur gut
43 Prozent der Befragten fühlen sich bereits gut bis sehr
gut, mehr als die Hälfte aber nur ausreichend oder sogar
unzureichend informiert. Dagmar Dirzus: „Dass immerhin
knapp die Hälfte mit dem Informationsstand zufrie-
den ist – dazu haben vor allem die Verbände und bereits
BESTE STIMMUNG
Die Mitglieder der GMA erwarten weiteres Wachstum für ihre Branche
Die jüngste Mitgliederumfrage
der GMA zeigt die Branche in sehr
guter Laune: 70 Prozent der
Befragten hegen positive Erwartungen
für die wirtschaftliche
Entwicklung in den nächsten drei
Jahren bei den Herstellern von
Mess- und Automatisierungstechnik.
Für die Anwender dieser
Technik sagen gut 60 Prozent eine
positive Entwicklung voraus.
Die Chancen für Wachstum der
Mess- und Automatisierungstechnik
werden dabei vor allem in
China gesehen, erst mit großem
Abstand gefolgt von Indien,
danach erst folgen etwa gleichauf
die Heimatmärkte. Bemerkenswert
ist dabei die Einschätzung
der wichtigsten Anwendungs
felder: Die konventionellen
Technologien, Maschinen- und
Anlagenbau, Produktions- und
Fahrzeugtechnik werden als
bedeutendste Wachstumstreiber
für Regelungs- und Automatisierungstechnik
gesehen. Im
Bereich Sensorik, Mess- und
Prüftechnik werden die stärksten
Impulse von der Fahrzeugtechnik
erwartet, gefolgt von Maschinen
und Anlagenbau sowie Produktionstechnik.
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KURT D.
BETTENHAUSEN:
Der GMA-Vorsitzende
betonte,
IT Security seit
eine notwendige
Voraussetzung für
Cloud-Lösungen
in der produzierenden
Industrie.
Bilder: VDI
DIE GMA-SPITZE: Kurt D. Bettenhausen und
Dagmar Dirzus stellten aktuelle Umfrageergebnisse
zum Thema Industrie 4.0 vor.
seit 2011 der VDI maßgeblich beigetragen. Wir nehmen
unsere Aufgabe sehr ernst, hieran weiter zu arbeiten.“
Trotz dieser Informationslücke sehen fast 80 Prozent
der Befragten Deutschland als führend oder zumindest
als „fast follower“ bei Einführung und Entwicklung von
Industrie 4.0. Um die Anwendungen möglichst schnell
in die Unternehmen zu tragen, sei nun wichtig, „den
konkreten Nutzen von Industrie 4.0 in realen Industrieumgebungen
nachzuweisen“, fordert der GMA-Präsident.
Auch neue Geschäftsmodelle gelte es zu entwickeln.
In der GMA arbeite man mit Hochdruck an konkreten
Use Cases. Nach Papieren zu Wertschöpfungsketten,
Komponenten von Industrie 4.0 und Referenzmodellen
stellte die GMA nun den Statusreport „Industrie 4.0 –
CPS-basierte Automation“ vor. In den kommenden
sechs Monaten sollen Veröffentlichungen zu den Feldern
IT Security, Geschäftsmodelle und Arbeitsumfeld
Industrie 4.0 folgen.
Die Sicherstellung der IT Security gilt als unabdingbar.
„Wenn die IT-Infrastrukturen wie die Cloud für
Industrie 4.0 in die produzierende Industrie Einzug
halten sollen, ist IT Security die notwendige Voraussetzung“,
hebt Bettenhausen hervor. Um die künftig notwendige
Vernetzung der Wertschöpfungsketten zu ermöglichen,
sei zudem die Standardisierung von Schnittstellen,
Semantiken und Ontologien erforderlich.
KÜNFTIG NOCH HÖHERE QUALIFIKATIONEN NÖTIG
Auswirkungen wird der Wandel zu Industrie 4.0 auch
auf die Arbeitsplätze haben. Deren Anzahl dürfte zwar
gleich bleiben, wie knapp zwei Drittel der Befragten
erwarten. Aber das Qualifikationsniveau wird noch
weiter steigen. Denn „durch die erhöhte Flexibilität der
Anlagen und der Wertschöpfungsstrukturen steigt auch
ihre Komplexität“, betont Bettenhausen und erläutert:
„Sich selbst adaptierende Systeme, Module, die fähig
sind, ihre Anmeldung im System selbst vorzunehmen,
ihre Verfügbarkeit kund zu tun und einen virtuellen
wie physischen Orts- oder Reihenfolgewechsel selbst
zu managen sind die Lösung, die Industrie 4.0 anbieten
wird. Die Entscheidungsfähigkeit und -notwendigkeit
bleibt jedoch beim Menschen.“
Um die Systeme für Menschen beherrschbar zu machen,
seien „neuartige Benutzerschnittstellen notwendig,
die alle relevanten Daten zusammenführen und sie
für den Entscheider in einer optimierten Darstellung zur
Verfügung stellen, um Transparenz herzustellen und
damit Entscheidungsbefähigung sicherzustellen“. Und
infolge der Verlagerung von Entscheidungen aus der Managementebene
in die produktionsnahen Bereiche „müssen
sich Ausbildungs- und Studieninhalte ändern. Die
Anzahl qualitativ hochwertig Aus- beziehungsweise
Weitergebildeter wird steigen müssen“, so Bettenhausen.
AUTOR
GERD SCHOLZ
arbeitet als freier Journalist
für atp edition.
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,
Arnulfstraße 124, D-80636 München,
Tel. +49 (0) 89 203 53 66 78,
E-Mail: GerdScholz@t-online.de
atp edition
7-8 / 2014
11
BRANCHE
VDI-EHRENPLAKETTE GEHT AN PROF. GÖHNER
Mit der bronzenen VDI-Ehrenplakette wurde beim
Kongress Automation Prof. Peter Göhner ausgezeichnet.
GMA-Vorsitzender Dr. Kurt D. Bettenhausen überreichte
Göhner die Auszeichnung für sein außerordentliches
ehrenamtliches Engagement in der Gesellschaft
Mess- und Automatisierungstechnik (GMA).
Unter anderem hat er das erste Leitbild der GMA im
Jahr 2 000 mitentwickelt und die GMA-Aktivitäten zu
„Agenten in der Automation“ entwickelt. Zudem hat
er langjährig im Programmkomitee des Automatisierungskongresses
mitgewirkt.
Darüber hinaus hat sich Göhner für ein besseres
Verständnis der Automation in der breiten Gesellatp
award 2013: Wushan Liang und Rando Meister
als beste Nachwuchswissenschaftler geehrt
Prof. Peter Göhner erhielt VDI-Ehrenplakette für Verdienste um die GMA
atp-CHEFREDAKTEUR PROF. LEON
URBAS (Mitte) überreichte den atp
award 2013 an Dr.-Ing. Thomas Hauff,
Wushan Liang, Rando Meister und
Prof. Alexander Fay (v.li.). Bild: Scholz
500 BESUCHER kamen zur Automation 2014 und
den beiden Schwesterkongressen. Bild: VDI
Wushan Liang und Rando Meister sind die besten
Nachwuchswissenschaftler, die 2013 in atp edition
veröffentlicht haben. Sie und ihre Autorenteams
wurden mit dem atp award 2013 ausgezeichnet. Prof.
Dr.-Ing. Leon Urbas, Chefredakteur der atp edition,
übergab die Preise vor dem Plenum der Tagung Automation
2014 in Baden-Baden. Die Jury bestehend aus
Prof. Urbas und der Fachredaktion der atp edition hat
die veröffentlichten Beiträge bewertet und jeweils
einen Gewinnerbeitrag in den beiden Kategorien Industrie
und Hochschule gewählt. In der Kategorie
Industrie hat sich die Jury für den Beitrag „Genauigkeit
von Messgeräten überwachen“ der Autoren
Dr.-Ing. Thomas Hauff, Wushan Liang, Matthias
Strauss (BASF SE), Prof. Christian Brecher und
Matthias Strauss (RWTH Aachen) entschieden. Der
Beitrag ist in der Ausgabe 1-2/2013 der atp edition
erschienen und beschreibt eine Strategie, die dabei
hilft, das Driften von Messsignalen in Schutzeinrichtungen
durch Vergleich redundanter Kanäle automatisch
zu detektieren. Stellvertretend für das Autorenteam
nahmen Hauff und Liang die Auszeichnung in
Form einer Glaspyramide beim Automatisierungskongress
entgegen. Das Preisgeld von jeweils 2 000 Euro
erhält der jüngste Autor eines Teams, dieser darf nicht
älter als 35 Jahre sein. In diesem Jahr geht es in der
Kategorie Industrie daher an Wushan Liang.
In der Kategorie Hochschule nahmen Prof. Alexander
Fay und Rando Meister von der Helmut-Schmidt-
Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg die
Auszeichnung und die Urkunden entgegen. Gemeinsam
mit Dennis Cory (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverein
e. V.) und Christian Ehring (RTB
GmbH & Co. KG) veröffentlichten sie in der Ausgabe
7-8/2013 der atp edition den Beitrag mit dem Titel
„Bus-ID: Orientierung für Blinde an der Haltestelle“.
Der Beitrag hat das Forschungsprojekt Bus-ID zum
Thema, das durch eine RFID-basierte Orientierungshilfe
eine Lösung für die barrierefreie Gestaltung von
Verkehrsanlagen im öffentlichen Raum aufzeigt. Die
Anwendung in der Praxis wurde in Feldtests des Prototypen
an einer Bushaltestelle sowie an einem signalisierten
Fußgängerüberweg überprüft. Als jüngster
Autor des Teams erhält Meister das Preisgeld in Höhe
von 2 000 Euro.
12
atp edition
7-8 / 2014
Ihr Erfolg durch
unsere Erfahrung
PROF. PETER GÖHNER wurde für sein
langjähriges Engagement geehrt (li.).
Dr. Kurt D. Bettenhausen (re.). Bild: Scholz
schaft eingesetzt. So hat er mit dem „Wunderland
der Automatisierungstechnik“ an der Universität
Stuttgart mit einleuchtenden Beispielen die Automation
erklärt. Dazu zählen auch seine Ideen rund
um das Thema Fußball. Ein Beispiel dafür ist der
automatische Fußballtorwart Goalias. Der VDI
würdigt mit der Ehrenplakette seit 1948 ehrenamtliche
Mitarbeiter des Vereins.
Stellungsregler Bauart 3730 und 3731
• Komfortables Bedienen vor Ort und über
Prozessleitsystem (HART ® , PROFIBUS-PA
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• Robuste Anbausätze für Hub- und
Schwenkantriebe
• Geeignet für den Einsatz in sicherheitsgerichteten
Kreisen (SIL 3 gem. IEC 61508)
• Integrierte Ventildiagnose für Regel- und
Auf/Zu-Armaturen (z. B. Teilhubtest (PST))
• Global einsetzbar durch nationale und
internationale Explosionsschutz-
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ALJONA HARTSTOCK
ist Volontärin bei
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Deutschen Industrieverlag.
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INTERVIEW
DR.-ING.
DAGMAR DIRZUS:
Die neue Geschäftsführerin
der VDI/
VDE-Gesellschaft
Mess- und Automatisierungstechnik
will
unter anderem ein
einheitliches Verständnis
innerhalb der
Industrie zum Thema
Industrie 4.0 vorantreiben.
14
atp edition
7-8 / 2014
„Im realen Einsatz müssen
wir den Nutzen belegen“
Dr.-Ing. Dagmar Dirzus im Interview mit atp edition
atp edition sprach mit Dr.-Ing. Dagmar Dirzus am Rande der Automation 2014 über die Herausforderungen,
die das Thema Industrie 4.0 für die GMA mit sich bringt. Dagmar Dirzus hat zum 1. Juni die Geschäftsführung
der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik von Dieter Westerkamp übernommen, der
seit Beginn des Jahres den Bereich „Technik und Wissenschaft“ im VDI leitet.
atp edition: Frau Dirzus, Sie haben die Geschäftsführung
der GMA mitten in der „4. industriellen Revolution“ übernommen
– was bedeutet Industrie 4.0 für die GMA?
DAGMAR DIRZUS: Wir werden fortsetzen, was wir
schon in Gang gebracht haben: Als VDI und GMA begleiten
wir das Thema Industrie 4.0 bereits seit Jahren.
Anfang 2013 – damals verantwortete ich beim VDI
Wissensforum die Entwicklung von Tagungen zum Thema
Automatisierung – haben wir mit unserem ersten
Kongress zu Industrie 4.0 ein Zeichen gesetzt. Ein Jahr
später folgte die Neuauflage und nun widmet sich die
Automation 2014 dem Thema. Aktuell steht in der GMA
die inhaltliche Arbeit im Vordergrund, um die „smarte“
Produktion voranzubringen.
atp edition: Wie strukturieren Sie diese inhaltliche Arbeit?
DAGMAR DIRZUS: Im Februar 2013 hat die GMA den Fachausschuss
7.21 zu Industrie 4.0 gegründet, den Prof. Ulrich
Epple leitet. Bereits knapp ein Jahr zuvor hatte der
FA 7.20 zu cyber-physischen Systemen (CPS) unter Leitung
von Prof. Stefan Kowalewski die Arbeit aufgenommen.
Intern koordinieren Dr. Heinz Bedenbender den FA
7.21 und ich den FA 7.20. Dabei arbeiten wir eng zusammen.
Beide Ausschüsse haben bereits mehrere White
Paper zu ihren Themen veröffentlicht. Nun, zur Automation
2014, haben wir den Statusreport zum Forschungsbedarf
bei der CPS-basierten Automation vorgelegt.
atp edition: Reichen die Aktivitäten über diese beiden
Ausschüsse hinaus?
DAGMAR DIRZUS: In einem neuen Fokusprojekt bündeln
wir das gesamte relevante Know-how. In diesem Rahmen
treffen sich die Leiter aller betroffenen Fachbereiche sowie
die jeweiligen Fachausschussleiter im Zwei-Wochen-
Rhythmus und leisten intensive inhaltliche Arbeit. Anders
als die Plattform Industrie 4.0 können wir hier extrem in
die Tiefe gehen und fachlich Wichtiges für die Community,
aber auch für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Durch diese Konstellation vermeiden wir Überschneidungen,
Doppelarbeit und ungewolltes Gegeneinanderarbeiten.
Zudem stellt dieses Fokusprojekt eine Art
Rundum-Radar für uns dar. Dort erfahren wir auch sehr
schnell, was außerhalb der GMA, VDI-weit, in anderen
Verbänden und der Plattform Industrie 4.0 geschieht.
atp edition: Ändert Industrie 4.0 Strukturen und Vorgehensweisen
in der GMA?
DAGMAR DIRZUS: Im Zusammenhang mit Industrie 4.0
testen wir viele neue Ansätze in Pilotanwendungen. Beispielsweise
haben wir im Internet eine neue Landing Page
zum Thema eingerichtet, auf der wir alle Aktivitäten und
Bereiche des VDI gebündelt und auch Social Media integriert
haben. Ebenso arbeiten wir an der Suchmaschinenoptimierung:
Vor kurzem hatten wir es bei Google auf
Rang vier in den Suchergebnissen zu „Industrie 4.0“ geschafft.
Später sind wir auf Platz 14 abgerutscht. Hier
sammeln wir sehr viele neue Erfahrungen.
atp edition: Alle Welt spricht von Industrie 4.0 – aber ist
der Fachöffentlichkeit überhaupt schon klar, was genau
damit gemeint ist?
DAGMAR DIRZUS: Klar und eindeutig definiert ist Industrie
4.0 durch die „Plattform Industrie 4.0“ seit April 2013
– belastbar und öffentlich zugänglich. Das ist die Definition,
auf die wir uns verbändeweit geeinigt haben.
atp edition: Ihre jüngste Umfrage unter den GMA-Mitgliedern
zeigte allerdings, dass sich etwa jeder zweite nur ausreichend
oder unzureichend darüber informiert fühlte ...
DAGMAR DIRZUS: Es mag sein, dass viele Unternehmen,
Universitäten oder Institutionen Industrie 4.0 für sich anders
oder unklar definieren. Hier steuern wir mit dem
Aufbau eines Glossars gegen. Das wird sich zu 99 Prozent
auf die Plattform Industrie 4.0 und unsere Fachausschüsse
stützen und dazu beitragen, ein einheitliches Verständnis
zu schaffen.
Bilder: Scholz
atp edition: Stellt dieses Fokusprojekt einen singulären
Ansatz da?
DAGMAR DIRZUS: Es ist ein neues Vorgehen, das wir
künftig auch auf andere Fachgebiete übertragen werden,
sofern das im konkreten Fall Nutzen verspricht. Wir erkennen
schon jetzt, dass hier ein großes Potenzial liegt.
atp edition: Wie kommt es zu der Unsicherheit in den Unternehmen?
DAGMAR DIRZUS: Ich glaube, es gibt zu viele Informationen
von allen möglichen Seiten. Dabei ist „von allen möglichen
Seiten“ hier das Problem: Wir haben es hier nicht
nur mit fundierten, belastbaren Quellen zu tun. So entsteht
atp edition
7-8 / 2014
15
INTERVIEW
eine Verwirrung, die dazu führt, dass viele Unternehmen,
vor allem aus dem Mittelstand, bei uns nachfragen, um
Klarheit und zuverlässige Information zu bekommen.
atp edition: Worin liegen die drei größten Herausforderungen
bei der Umsetzung von Industrie 4.0?
DAGMAR DIRZUS: Wir benötigen erstens Pilotprojekte in
der realen Produktion, die den Nutzen des neuen Ansatzes
belegen. Zum zweiten besitzt die Standardisierung
eine hohe Bedeutung. Schließlich müssen wir die Information
über das Thema verbessern, um in der Industrie
das Interesse daran und in der Öffentlichkeit dessen Akzeptanz
zu erhöhen.
atp edition: Wie groß ist die Gefahr, dass Deutschland im
weltweiten Wettbewerb den Anschluss verliert?
DAGMAR DIRZUS: Wir befinden uns in einer sehr guten
Ausgangsposition. Der Automatisierungsgrad ist hoch, weil
wir kein Niedriglohnland sind, und die Mitarbeiter sind
fachlich sehr gut qualifiziert. Aber wir, die Verbände, müssen
mit den Unternehmen zügig Lösungen zur Umsetzung
der Produktion der Zukunft erarbeiten. Hier ist Deutsch-
atp edition: Sind diese Pilotprojekte schon in Sicht?
DAGMAR DIRZUS: Derartige beispielhafte Einsatzfälle
erwarten wir zunächst aus der Automobilindustrie, da
dort relativ oft Anlagen neu geplant oder umgeplant werden
müssen – nämlich jedes Mal, wenn ein Modellwech-
sel stattfindet. Dort können wir also recht schnell sehen,
was passiert, wenn man ein ganzheitliches Engineering
einsetzt. Eine große Herausforderung stellt aktuell die
sogenannte Diensteplattform dar: Um die Potenziale von
Industrie 4.0 auszuschöpfen, muss eine solche Dienste-
plattform die Kommunikation unterschiedlicher Software
ermöglichen. Nur so wird es beispielsweise möglich, die
Erkenntnisse aus dem realen Anlagenbetrieb in die Si-
mulation zurückzuspielen und damit die Simulation für
die nächste Inbetriebnahme zu verbessern.
atp edition: Wie aktiv gehen Sie in die breite Öffentlichkeit?
DAGMAR DIRZUS: Ich möchte nur ein Beispiel nennen:
Kürzlich habe ich bei einer Anhörung im niedersächsischen
Landtag erklärt, woum es sich bei Industrie 4.0
handelt, warum das wichtig ist für Deutschland und für
Niedersachsen und welche Aktivitäten bei uns zu diesem
Thema laufen. Wir gehen hier stärker als bei anderen
Themen an die Öffentlichkeit – und wir merken: Die Öffentlichkeit
erwartet auch diese Informationen von uns.
16
atp edition: Wie lässt sich die Standardisierung voran-
treiben?
DAGMAR DIRZUS: Hier befinden wir uns noch ein Stück
weit in einer Warteposition. Standardisierung lässt sich
erst dann sinnvoll durchführen, wenn die Inhalte definiert
sind, die es zu standardisieren gilt. Einen ersten Schritt
dahin könnten Regelungen für die Diensteplattform bil-
den. Daran arbeiten wir zurzeit.
atp edition: Worin liegen die Hauptaufgaben
im dritten Bereich, der Information und Kom-
munikation?
DAGMAR DIRZUS: In der Industrie geht es,
wie ich schon erwähnte, darum, ein gemeinsames,
einheitliches Verständnis des Themas
zu schaffen. Für die breite Öffentlichkeit geht
es sicher auch darum, wie Arbeit und Ar-
beitsplätze durch Industrie 4.0 beeinflusst
werden. Denn es ist noch nicht flächende-
ckend angekommen, dass es keine menschenleere
Fabrik geben wird, sondern dass
die Arbeitsplätze erhalten und durch Industrie
4.0 sogar gesichert werden. Zu diesem
Thema richten wir nun einen Fachausschuss
ein, in dem wir in Zusammenarbeit mit dem
Fraunhofer IAO diese Frage detailliert beleuchten.
Dort werden wir auch diskutieren,
welche Qualifikation die Mitarbeiter künftig
besitzen müssen. Den Ergebnisbericht wollen
wir zur Automation 2015 vorlegen.
atp edition
7-8 / 2014
land mit hervorragenden Automatisierungsunternehmen,
bei denen es sich um Global Player handelt, sehr gut aufgestellt.
Aber wir müssen auch die Politik „mitnehmen“.
Denn eine höhere Flexibilisierung, die schneller auf Kundenwünsche
reagieren kann, erfordert vielleicht auch eine
weitere Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle.
atp edition: Wird Automatisierung nach der „4. industriellen
Revolution“ eher ein Thema für IT-Spezialisten sein?
DAGMAR DIRZUS: Mechanik, Elektrotechnik und IT müssen
zusammenspielen. Ich glaube nicht, dass in den nächsten
drei bis fünf Jahren der IT-Anteil zunehmen wird.
Wichtig ist aber, dass die Experten aus allen drei Bereichen
mit einander intensiv kommunizieren.
atp edition: Maschinenbauer und IT-Experten haben nicht
immer den besten Draht zu einander – funktioniert dieser
Austausch in der GMA?
DAGMAR DIRZUS: Ja, in unseren Fach-
ausschüssen kommunizieren die unterschiedlichen
Experten am Runden Tisch
sehr konstruktiv und erarbeiten dort
wichtige Ergebnisse.
atp edition:
Sehen Sie sich im Nachteil,
weil die GMA nicht in der „Plattform In-
dustrie 4.0“ vertreten ist? Zur Teilnahme eingeladen hatte
die Bundesregierung ja nur VDMA, ZVEI und Bitkom.
DAGMAR DIRZUS:
Nein. Auf der Fachebene – in unseren
Ausschüssen und mit den anderen Verbänden – arbeiten
wir sehr intensiv und erfolgreich und erzielen gute Ergebnisse.
Der ZVEI beispielsweise hat zu den vier Arbeitsgruppen
der Plattform „Spiegelgremien“ aufgesetzt, in denen
sich ein Großteil der Personen wiederfindet, die auch in
der Plattform aktiv sind, um inhaltlich nun schnell voran
zukommen. In jedem dieser Gremien ist die GMA vertreten.
atp edition:
Als wichtige Hürde für eine „smarte“ Produk-
tion wird die Absicherung der Systeme gegen Angriffe
gesehen. Wann wird es Lösungen geben?
„In einem neuen Fokusprojekt bündeln wir das
gesamte relevante Know-how, das in der GMA
zum Thema Industrie 4.0 vorhanden ist.“
DAGMAR DIRZUS: Die Bedeutung der IT Security haben
die meisten Unternehmen sehr klar erkannt. Wie weit
sie mit der Umsetzung sind, lässt sich schwer sagen.
Gerade die kleineren Unternehmen beklagen oft hohe
Kosten. Die erforderlichen Lösungen sind auf dem Markt
verfügbar, aber sie müssen auch kostengünstiger werden,
um sich flächendeckend zu etablieren. Eine wesentliche
Aufgabe in diesem Feld ist die Sensibilisierung der
Mitarbeiter für IT-Sicherheit. Denn unvorsichtiges Verhalten
kann die technische Sicherheit oft aushebeln. An
dieser Bewusstseinsbildung arbeiten wir. Aber wir sind
im Bereich der IT-Sicherheit nicht der zentrale Player.
Das Interview führten Aljona Hartstock und Gerd Scholz
ZUR PERSON
DR.-ING. DAGMAR DIRZUS
(45) studierte Maschinenbau
an der RWTH Aachen und
promovierte im Werkzeugmaschinenlabor
bei Prof. Gün-
ther Schuh. Dort arbeitete sie in
vielen Projekten auf dem Gebiet
der Produktionsplanung, -simulation
und -optimierung. Im Anschluss
war sie im Wissenstransfer
tätig, unter anderem als Ge-
schäftsführerin des WZLforums
sowie der International Academy
der RWTH Aachen. 2012 begann
Dirzus ihre Tätigkeiten im VDI Wissensforum
und entwickelte VDI-
Tagungen und Seminare im Bereich
der Automation. Mitte 2013
wechselte Sie als wissenschaftliche
Mitarbeiterin zum VDI e.V. und
koordinierte Fach- und Richtlinienausschüsse
der VDI/VDE-Gesellschaft
Mess- und Automatisierungstechnik
GMA.
Als Geschäftsführerin der GMA ist
Dirzus nun verantwortlich für die
gesamte ehrenamtliche Gemeinschaftsarbeit
dieser Fachgesellschaft.
Die GMA ist fachlicher Träger
einer Vielzahl von Veranstaltungen
im Gebiet der Mess- und
Automatisierungstechnik sowie der
Optischen Technologien. Etwa 50
VDI/VDE-Richtlinien werden jährlich
in den GMA-Gremien erarbeitet
und veröffentlicht.
atp edition
7-8 / 2014
17
BRANCHE
AALE: Fachtagung an der Nahtstelle zwischen
Hochschule und Industrie mit Wachstumspotenzial
Elfte Konferenz an der OTH Regensburg mit 170 Teilnehmern – drei Student Awards verliehen
Die AALE-Konferenz hat sich zu einem bewährten
Forum für Hochschulprofessoren und Vertreter aus
Wirtschaft und Industrie aus dem gesamten deutschsprachigen
Raum entwickelt und dient zum Erfahrungsaustausch
über moderne Konzepte, Entwicklungen
und die Lehre in der Automatisierungstechnik.
Die elfte AALE-Konferenz für Angewandte Automatisierungstechnik
in Lehre und Entwicklung (AALE)
lockte 170 Teilnehmer an die Ostbayerische Technische
Hochschule (OTH) Regensburg. Die AALE sowie ihr
Träger- und Förderverein VFAALE e. V. verstehen sich
als Schnittstelle zwischen Hochschule und Industrie.
Zwei Tage ging es an der OTH Regensburg darum,
gemeinsam mit der Industrie die neuesten Erkenntnisse
aus der Welt der Automation zu erfahren und Herausforderungen
der Lehre und Forschung zu diskutieren.
Neben zahlreichen Fachvorträgen und einer Postersession
fand eine konferenzbegleitende Ausstellung namhafter
Firmen statt, die die Möglichkeit bot, aktuelle
Produktentwicklungen auf dem Gebiet der Automatisierungstechnik
kennenzulernen. Zu den 17 Ausstellern
zählte der DIV Deutscher Industrieverlag, der auch
Printmedienpartner der AALE ist. Der zitierfähige Tagungsband
zur AALE 2014 ist beim DIV erhältlich, ebenso
wie die Tagungsbände früherer AALE-Konferenzen.
FÜNF PLENAR- UND 30 FACHVORTRÄGE
2014 wurden auf der Konferenz fünf Plenarvorträge
und 30 Fachvorträge in drei parallelen Sessions gehalten.
Deren Themen lauteten: Lehre, adaptive Systeme,
Automatisierungssysteme und -lösungen, Modellbildung
und Simulation, Kommunikation, mobile und
kollaborierende Systeme, virtuelle Inbetriebnahme,
Reglerentwurf, Robotik, Demonstratoren sowie Verifikation
und Test. Alle Fachvorträge wurden in einem
Blind-Review-Verfahren begutachtet und ausgewählt.
Abgerundet wurde die Konferenz durch ein bunt gemischtes
Begleitprogramm für die Teilnehmenden, die
aus dem gesamten Bundesgebiet anreisten. Organisiert
haben die Konferenz die Fakultät Maschinenbau und
das Zentrum für Weiterbildung und Wissensmanagement
(ZWW) der OTH Regensburg. „Wir freuen uns,
dass die inzwischen elfte AALE-Konferenz erstmalig
in Bayern stattfand und ein großer Erfolg war“, sagt
Prof. Dr. Ralph Schneider von der Fakultät Maschinenbau
der OTH Regensburg. „Als Fachkonferenz für industrielle
Automation an der Nahtstelle zwischen
Hochschule und Industrie besitzt sie ein hohes Wachstumspotenzial“,
so Prof. Dr. Schneider.
Bei der Verleihung der AALE Student Awards stand
die Jury in der Kategorie Master/Diplom vor einer seltenen
Situation. Die beiden besten eingereichten Arbeiten
waren exakt gleich gut bewertet worden. Daher
erhielten Daniel Geweth von der TH Mittelhessen sowie
Josef Wittmann von der HS München beide die Auszeichnung.
Gesponsert wurde das Preisgeld in Höhe
von 1000 Euro von BASF. Geweth hatte sich mit der der
Optimierung von Regelungsstrukturen für Parallelstrukturen
befasst. Wittmanns Thema waren Drehzahlregelung
und Fehlerdetektion für Fahrzeugschiebedächer
mit Positionssensoren niedriger Auflösung unter
Verwendung eines adaptiven Multiraten-Beobachters.
In der Kategorie Bachelor erhielt Alexander-Nicolai
Köhler von der HS Fulda die mit 500 Euro dotierte Auszeichnung
für seine Arbeit zu Untersuchungen zur
Regelung der relativen Luftfeuchte in einer Vitrine.
Dieser Preis wurde von Phoenix Contact gestiftet.
AB 2015 MIT OPTMIERTEM INHALTLICHEN KONZEPT
Für die künftigen AALE-Konferenzen soll das inhaltliche
Konzept etwas verändert werden. Das Konferenzprogramm
konzentrierte sich bisher weniger auf eine
übergreifende Fachspezifik, sondern mehr auf Fachbeiträge
in Zusammenarbeit von Hochschulen und Industrie.
Die meisten Fachbeiträge kommen aus Hochschulen,
flankiert von einigen Plenarvorträgen aus Industrie
und Verbänden zu übergreifenden Themen. Es
werden Beiträge zu Themen aus allen Gebieten mit Bezug
zur Automatisierungstechnik akzeptiert: Trends in
der Automatisierungstechnik, Forschungs- und Entwicklungsarbeiten,
Kooperationen zwischen Hochschule
und Industrie sowie Lehre und Ausbildung, Didaktik
und MINT-Projekte. Zukünftig soll die Konferenz nun
stärker auf ein aktuelles Leitthema ausgerichtet werden.
Die AALE 2015 findet vom 4. bis 6. März 2015 an der
FH Jena statt. Die Organisation übernimmt der Fachbereich
Elektro- und Informationstechnik in Zusammenarbeit
mit dem VFAALE. In Jena werden zirka 200 Teilnehmer
und 20 Industrieaussteller erwartet. Das Auswahlverfahren
für die Beiträge wird verschärft (Double-Blind-Peer-Review),
um die fachliche Qualität der
Beiträge weiter zu erhöhen. Die Konferenz wird auch
in Jena mit einem attraktiven Rahmenprogramm (Galadinner
in der Sternwarte, historische Stadtführung,
Besuch von Weimar) abgerundet. Die Teilnehmergebühr
von 70 Euro wird nicht steigen.
ZAHL DER MITGLIEDSFIRMEN SOLL WACHSEN
Bis dahin hat sich der VFAALE einiges vorgenommen.
Zu den Aufgaben, die sich Vorstand und Beirat gesetzt
haben, gehören unter anderem die aktive Werbung weiterer
Mitgliedsfirmen. Ende April lag der Mitgliederstand
bei 47, davon 16 Unternehmen, ein Verlag, zehn Fachhochschulen
und 20 Privatpersonen. Zudem soll erreicht
werden, dass Mitglieder auf ihren Messeständen Werbung
für den VFAALE machen. Organisiert werden soll
auch ein Kurzbeitrag in allen relevanten Zeitschriften.
Auch die gemeinsamen Aktivitäten mit Industrieverbänden
sollen ausgebaut werden. So will man auch mit wichtigen
Verbänden wie beispielsweise Namur, VDI/VDE-
GMA, VDMA und ZVEI über eine Strategie der Zusammenarbeit
und gemeinsame Aktivitäten diskutieren.
18
atp edition
7-8 / 2014
BESTE BACHELOR-ARBEIT: Alexander-Nicolai Köhler von der
HS Fulda erhielt einen AALE Student Award für seine Arbeit
zur Regelung der relativen Luftfeuchte in einer Vitrine.
35 VORTRÄGE
zu Themen
an der
Schnittstelle
zwischen
Hochschule
und Industrie
hörten die
Teilnehmer der
AALE 2014.
170 TEIL-
NEHMER
besuchten
die elfte
AALE-Fachkonferenz,
die diesmal
an der OTH
Regensburg
stattfand.
BESTE MASTERARBEIT: Daniel Geweth von der TH Mittelhessen
sowie Josef Wittmann von der HS München reichten
die besten Arbeiten in der Kategorie Master/Diplom ein und
wurden mit AALE Student Awards geehrt. Bilder: OTH Regensburg
Zudem will sich der VFAALE als Mitorganisator
oder Unterstützer von nationalen und internationalen
Fachkonferenzen zur Automationstechnik profilieren.
Diskutiert werden soll auch eine Zusammenarbeit mit
dem neu gegründeten New Automation e. V. im Bildungsbereich.
Zur Verbesserung der Zusammenarbeit
zwischen Fachhochschulen und Universitäten im Bereich
der Automatisierungstechnik soll ein Meeting
des VFAALE-Vorstandes und des Beirats mit Universitätskollegen
beitragen.
In Zusammenarbeit mit dem AALE-Beirat soll der
AALE Student Award öffentlich noch besser bekannt
gemacht werden, damit die Zahl der Bewerbungen für
den Preis weiter zunimmt. Ziel ist es, so viele Bewerbungen
zu erreichen, dass insgesamt drei Preisträger
in den Kategorien Projektarbeit, Bachelor-Arbeit und
Master-Arbeit vergeben werden können. Die Akquise
über die Hochschulen und deren Vertreter soll verstärkt
werden. Das Begutachtungsverfahren wird 2014
weiter optimiert.
Der Vereinsvorstand wird zudem die Arbeit der AGs
Bachelor und Promotion unterstützen. Das Ziel lautet
hier, in 2014 ein Beispiel-Curriculum Bachelor zur breiten
Diskussion zu entwickeln.
Und nicht zuletzt wird sich der VFAALE aktiv an der
Vorbereitung der AALE 2015 an der FH Jena beteiligen
und die AALE 2015 auch wieder finanziell unterstützen.
AUTOR
GERD SCHOLZ
arbeitet als freier Journalist
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PRAXIS
Intelligente Stromversorgungen erleichtern
Prüfabläufe in der Forschung
Im Fehlerfall erfolgt eine sichere Abschaltung
DIE PRIMÄRSCHALTREGLER der 1,2-kW-Klasse
eignen sich als Prüf-, Test- oder Laborgerät für
Forschungseinrichtungen.
DIE LEISTUNG DER STROMVERSORGUNG
lässt sich programmieren.
Zeit möglichst effektiv zu nutzen und gleichzeitig
Fehlerquellen auszuschließen, ist eine Grundvoraussetzung
für die meisten Test- und Prüfaufbauten oder
Forschungsprojekte. Eine weitere Forderung ist oft eine
große Flexibilität. Vielfach sollen mit ein und derselben
Anordnung komplexe Betriebsabläufe, Kräfte- und Belastungsverläufe
unter sich verändernden Rahmenbedingungen
gefahren werden. Intelligente, über digitale
und analoge Schnittstellen programmierbare Stromversorgungen
werden hier zum Problemlöser. Diese Stromcomputer
bearbeiten zuvor definierte Abläufe eigenständig
und tragen auch in anderer Hinsicht dazu bei, den
Gesamtaufwand zu minimieren. Das Spektrum reicht
hier von der integrierten elektronischen Last bis hin zur
funktionalen Sicherheit.
FLEXIBLE STROMVERSORGUNG FÜR SIMULATIONEN
Was haben Hochleistungsakkumulatoren, Motor-, Airbag-
und Bordsteuergeräte, elektrische Antriebe oder
Trafos gemeinsam? Sie alle werden umfangreichen, elektrischen
Simulationsprüfungen unterzogen, um zu erkennen,
wie die eingesetzten Bauteile auf sämtliche im
späteren Einsatz vorkommenden Belastungsfaktoren
reagieren. Dies erfordert flexible Prüfgeräte, die zum Beispiel
bei Tests unter rauen Umgebungsbedingungen wie
Feuchte-, Temperatur, Vibrationen oder Schocks das elektrische
Umfeld nachbilden, um die Elektronik für den
harten Einsatz zu prüfen. An die eingesetzten Stromversorgungen
stellt dies besondere Anforderungen. Zum
einen, weil sie die Voraussetzung für eine sichere und
stabil den Vorgaben folgende Spannungsversorgung sind,
die wiederum unabdingbar für reproduzierbare Testergebnisse
ist. Zum anderen sollten die Stromversorgungen
selbst ein hohes Maß an Flexibilität bieten.
Unterschiedliche Geräte zu prüfen, bedeutete bisher
auch unterschiedliche Anforderungen an die Stromversorgungen,
die nicht nur stabile Ausgangsspannungen
liefern, sondern auch auf den jeweiligen Leistungsbedarf
abgestimmt sein müssen. Auf wechselnde
Prüflinge oder Abläufe zu reagieren, war damit zeitaufwendig,
zumal meist noch manuelle Einstellarbeiten
zu erledigen waren. Bei den normalerweise üblichen,
analog programmierbaren Stromversorgungen kann
man lediglich Sollwerte aus der Ferne einstellen oder
die jeweiligen Ist-Werte abfragen. Für viele Prüfabläufe
sind diese Möglichkeiten keineswegs ausreichend und
ein solches Vorgehen ist daher wenig praktikabel. Mit
der Baureihe Energy 1200 bietet die Firma Kniel Stromversorgungen,
die sich über unterschiedliche digitale
Schnittstellen programmieren lassen.
VON DER STROMVERSORGUNG ZUM „STROMCOMPUTER“
Die Primärschaltregler der 1,2-kW-Klasse eignen sich
dadurch als Prüf-, Test- oder Laborgerät. Der Anwender
kann hier nicht nur für Strom, Spannung und Leistung
Soll- und Grenzwerte definieren, sondern auch unterschiedliche
Sequenzen programmieren, die die Stromversorgung
dann selbsttätig abarbeitet. Auch die Pro-
20
atp edition
7-8 / 2014
grammabläufe mehrerer Geräte lassen sich präzise
synchronisieren, was bei größeren Anlagen viel Aufwand
spart. Die für die jeweilige Aufgabe notwendigen
Einstellungen werden zuvor programmiert und sind
dann automatisch abrufbar. Man muss also während
eines Ablaufs oder Versuchs an der Stromversorgung
keine Einstellungen manuell verändern und kann bei
verschiedenen Abläufen einfach zwischen innerhalb
des Gerätes hinterlegten Programmen umschalten.
Da die Geräte sowohl als Stromquelle als auch als
Stromsenke arbeiten, sind Akkutests ein wichtiges Einsatzgebiet.
Mit ihnen lassen sich dann zum Beispiel
mehrere parallel geschaltete Batteriezellen sehr sensibel
mit der notwendigen Spannung versorgen und präzise
vorgegebene Lade- und Entladesequenzen zyklisch
abarbeiten. Ein ebenfalls typischer Anwendungsbereich
sind Bordnetzsimulationen im Bereich der Kfz-
Elektronik. Hier kann die Stromversorgung zum Beispiel
die temperaturabhängigen Eigenschaften von
Batterien simulieren, ebenso wie den typischen Spannungseinbruch
bei Motorstart oder beim Zuschalten
starker Verbraucher wie zum Beispiel Klimaanlage oder
Heckscheibenheizung. Praxisgerecht ist die integrierte
Stromsenke beziehungsweise Entladeschaltung auch
zur schnellen Entladung des Ausgangskreises. Ein Anwendungsbeispiel
ist die Entladung der Rückspeisenergie,
wenn Motoren im Bremsbetrieb geprüft werden.
Damit die angeschlossene, empfindliche Elektronik
beim Betrieb oder beim Testen nicht durch versehentlich
falsch programmierte Sollwerte zerstört wird, können
in der Stromversorgung Grenzwerte (Limits) eingestellt
werden. Auf diese Weise werden untere und
obere Spannungs- und Stromwerte für die Sollwerte
begrenzt. Damit sich auch bei den eingestellten Istwerten
kein bedrohlicher Betriebszustand für die Prüflinge
ergeben kann, lassen sich Überwachungswerte
(Protection) setzen. Diese Schutzfunktionen legen den
unteren beziehungsweise oberen Spannungs-, Stromund
Leistungsüberwachungswert fest. Wird ein Istwert
außerhalb der zulässigen Fenstereinstellungen detektiert,
gibt es eine Fehlermeldung und der Geräteausgang
der Stromversorgung wird deaktiviert. Die Stromversorgung
kann aber auch als Konstantstromquelle ohne
Fensterbereich arbeiten. Zu diesem Zweck wird der
E I N L A D U N G
Messtechnik Regeltechnik Steuerungstechnik Prozessleitsysteme
Mittwoch, 17. September 2014
8:00 bis 16:00 Uhr
Friedrich-Ebert-Halle
Erzbergerstr. 89
67063 Ludwigshafen
Führende Fachfirmen der Branche präsentieren ihre Geräte und Systeme und
zeigen neue Trends in der Automatisierung auf. Die Messe wendet sich an
alle Interessierten, die auf dem Gebiet der Mess-, Steuer- und Regeltechnik
sowie der Prozessautomation tätig sind.
Der Eintritt zur Messe, die Teilnahme an den Workshops und der Imbiss
sind für die Besucher kostenlos.
Weitere Informationen finden Interessierte auf unserer Internetseite.
www.meorga.de
info@meorga.de
MEORGA GmbH
Sportplatzstraße 27
66809 Nalbach
Tel. 06838 / 8960035
Fax 06838 / 983292
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21
PRAXIS
CONDITION
(ro)
verzögerte WARNUNG
EVENT
(ro)
FAULT INDICATION
(ro)
“CC“ aktiv
1 1
1
3
wird nichtinvertiert
“1“ wird verzögert
wird nicht
weitergegeben
weitergegeben
weiterverarbeitet
1 4,0 s
3
LOGIC
(rw: 0/1/3)
DELAY
(rw: 0,005 .. 65535s)
FAULT STATE
(rw: 1/3)
Einstellungen durch den Anwender
EINSATZ ALS KONSTANTSTROMQUELLE: Das Gerät
meldet, wenn der Stromregler länger als 4 s aktiv ist.
CONDITION
(ro)
EVENT
(ro)
FAULT INDICATION
(ro)
“CV“ inaktiv
0
0 10 s
1
LOGIC
(rw: 0/1/3)
wird invertiert
weitergegeben
1
DELAY
(rw: 0,005 .. 65535s)
“1“ wird verzögert
weitergegeben
1 1
wird direkt
weitergegeben
FAULT STATE
(rw: 1/3)
ERROR
(führt zur Abschaltung
des Geräteausgangs)
DER GERÄTEAUSGANG wird deaktiviert, wenn der
Spannungsregler länger als 10 s inaktiv ist.
Strom-, Spannungs- oder Leistungsregler überwacht.
Bei inaktivem Regler wird dann eine entsprechende
Meldung generiert.
SICHERE ABSCHALTUNG IM FEHLERFALL
Medizintechnische Anwendungen, Prüfaufbauten oder
Fertigungseinrichtungen bei denen Anlagensicherheit
eine wichtige Rolle spielt, können von weiteren Eigenschaften
der Stromcomputer profitieren. So erfüllen die
Stromversorgungen die Anforderungen nach funktionaler
Sicherheit gemäß EN/IEC 62061 SIL2 und EN ISO
13849-1, Performance Level (PL) d. Zwei geprüfte und
zertifizierte Enable-Eingänge sorgen für eine sichere
Abschaltung im Fehlerfall. Der Anwender muss also
die Anlagen- oder Maschinensicherheit nicht über andere
Wege realisieren; es reicht, die Stromversorgung
abzuschalten. Gerade bei Test- und Prüfaufbauten kann
sich so der Abnahmeaufwand deutlich reduzieren.
Außerdem sind die Interlock-Funktionalität (Wiederanlaufsperre)
des Enable-Eingangs und das Wiedereinschaltverhalten
des Geräteausgangs (save power on)
konfigurierbar; damit ist ein bewusstes Wiedereinschalten
möglich. Der Anwender kann also wählen, wie die
Stromversorgung nach einem Stillstand wieder starten
soll. Sinnvoll in einigen Applikationen kann auch die
bei Bedarf aktivierbare Ladestromkompensation sein.
Ist sie aktiviert, wird der Stromsollwert automatisch so
angepasst, dass an der angeschlossenen Last auch während
der Ladephase der internen Ausgangskapazität der
gesamte programmierte Strom verfügbar ist.
PROGRAMMIERUNG AUCH AUS DER FERNE
Die intelligenten Stromversorgungen lassen sich auch in
anderen Bereichen einsetzen, zum Beispiel an Teilchenbeschleunigern
(Beamlines) oder in der Lasertechnik.
Sie sind für den rauen industriellen Einsatz ausgelegt
und regeln sehr präzise. Integrierte Filter sorgen für geringe
Ripple- und Störüberlagerung des Ausgangs. Im
Temperaturbereich zwischen -20 und +50 °C kann die
volle Nennleistung dauerhaft, also ohne Derating, entnommen
werden. Die Geräte sind dauerkurzschlussfest
und schalten sich bei thermischer Überlastung automatisch
ab. Weitere Features sind ein Power-Fail-Signal,
aktive Lastaufteilung bei Parallelschaltung oder Redundanzbetrieb
mehrerer Stromversorgungen, Störmeldung
bei Übertemperatur sowie eine 5-V-Hilfsspannung. Dank
der intelligenten Stromversorgungen lassen sich folglich
elektrische Simulationen, Prüfungen in vielen Bereichen
effektiver und damit wirtschaftlicher gestalten, aber
auch zahlreiche andere Abläufe, bei denen es auf eine
präzise Versorgung ankommt, werden einfacher.
Dazu trägt die Programmierung bei: Standardmäßig
sind die Stromversorgungen mit RS232, USB und CAN-
Open-Schnittstelle ausgestattet. LAN-Schnittstelle und
die bereits erwähnte 5-V-Analog-Schnittstelle gibt es
als Option. Bereits vorhandene analoge Messkarten der
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DIE STROMVERSORGUNG lässt sich aus der
Ferne oder direkt am Gerät programmieren.
ALS OPTION ist ein
Handbedienteil erhältlich
Bilder: Kniel
Anwender lassen sich dann weiter nutzen. Falls gewünscht,
kann man die Stromversorgungen auch
direkt am Gerät oder mit einer als Option erhältlichen
Handbedieneinheit programmieren. Letzteres
kann in puncto Sicherheit Vorteile bringen, da
am Gerät selbst dann nichts mehr versehentlich
verstellt werden kann.
AUTOR
DIETER BRETSCHNEIDER
ist Geschäftsführer
bei Kniel System-Electronic
GmbH in Karlsruhe.
Kniel System-Electronic GmbH,
Kurzheckweg 8, D-76187 Karlsruhe,
Tel. +49 (0) 721 959 21 13,
E-Mail: d.bretschneider@kniel.de
PRAXIS
Neues Sicherheitsschaltgerät bietet Gesamtlösung
in Vormontageanlagen bei Continental
Geräte auf Anforderungen gemäß Europäischer Maschinenrichtlinie ausgelegt
IM WERK FRANKFURT ging die neue
Vormontageanlage P104 für ein kleines
EBS-Ventil Ende 2013 in Betrieb –
mit innovativer Sicherheitstechnik.
MARKUS MÜLLER (li.), Leiter Energie- und
Automatisierungstechnik bei Continental,
und Jens Maurer (re.), Projekteur bei der
Herbert Betz GmbH & Co. KG, sind sich einig:
„Das neue Sicherheitsschaltgerät bringt
uns viele Vorteile in Bezug auf Konstruktion,
Verdrahtung, steuerungs technische
Flexibilität und Service.“
JEDE DOPPELSTATION in der Vormontageanlage
besitzt einen Schaltkasten, weshalb
der Vorteil des geringen Platz bedarfs beim
Einsatz des neuen Sicherheitsschaltgeräts
Sirius 3SK1 von Siemens sehr wichtig war.
DAS SICHERHEITSSCHALT-
GERÄT 3SK1 ist durch die vier
Dip-Schalter an der Gehäusefront
flexibel einsetzbar.
Signalerweiterungen lassen
sich über entsprechende Zusatzmodule
ohne Verdrahtungsaufwand
erreichen. Bilder: Siemens
Elektronische Bremssysteme liegen im Trend, denn
sie schaffen ein hohes Maß an Sicherheit für Fahrer
und Fahrzeug. Continental gehört zu den führenden
Herstellern solcher Systeme. Im Zuge von Produktionserweiterungen
kam erstmals eine innovative Sicherheitslösung
in den neuen Vormontagelinien zum Einsatz:
ein modular erweiterbares Sicherheitsschaltgerät,
das kompakt, flexibel sowie schnell zu installieren ist.
Der Trend zu elektronischen Bremssystemen in Kraftfahrzeugen
ist ungebrochen. Sie sorgen für ein sicheres
Abbremsen bis zum Stillstand. Eines dieser elektronischen
Module (EBS) heißt bei Continental MK100. Das
Bremssystem ist skalierbar und kann an die Fahrzeuggröße
angepasst werden. Diese Einheiten werden im Werk
Frankfurt hergestellt. Der dazu notwendige Automatisierungsgrad
ist hoch und liegt in diesem Bereich bei über
95 Prozent. „Vor allem in der Vormontage zeigt sich die
hohe Kunst, viele, teils extrem kleine Bauteile möglichst
rationell und qualitätsbewusst zu verbauen“, sagt Markus
Müller, Leiter der Abteilung Energie- und Automatisierungstechnik,
im Werk Frankfurt von Continental.
Im Zuge von Kapazitätserweiterungen wurde unter
anderem eine neue Vormontagelinie für ein zirka 4 cm
langes MK100-Ventil gebaut. Diese läuft seit Ende 2013
im Produktivbetrieb. Bei Vormontagelinien für kleine
Bauteile werden kurze Taktzeiten erreicht. „Nach meiner
Erfahrung gehört die Vormontage zu den Königsdisziplinen
innerhalb der Automatisierung, weil dort die
Aufgabenstellung aus schnellen Zyklen und komplexen
Kleinteilen sehr anspruchsvoll ist“, sagt Jens Maurer aus
der Elektrokonstruktion bei der Herbert Betz GmbH &
Co. KG in Schotten-Eschenrod bei Frankfurt.
SICHERHEITSTECHNIK FÜR RISIKOBEURTEILUNG
Der Dienstleister mit etwa 160 Mitarbeitern unterstützt den
Automobilzulieferer seit vier Jahrzehnten gewissermaßen
als verlängerte Werkbank bei der Entwicklung und dem
Bau leistungsfähiger Produktionslinien. Wichtig ist neben
der Produktivität die Anlagen- und Betriebssicherheit, die
mit Hilfe moderner Sicherheitstechnik erreicht wird.
Das Sicherheitsschaltgerät Sirius 3SK1 von Siemens
kommt erstmals in der neuen Vormontagelinie zum Ein-
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atp edition
7-8 / 2014
satz. Jede der etwa 30 Stationen innerhalb der Vormontagelinie
bekam eine eigene Risikobeurteilung gemäß
Europäischer Maschinenrichtlinie, die die Sicherheitstechnik
entsprechend komplex macht. „Kein Problem“,
sagt Maurer, „denn die neuen Geräte sind genau für
solche Aufgabenstellungen entwickelt worden.“ Einer
der Vorteile des Geräts ist seine Breite von 22,5 mm, da
in Vormontagelinien meist nur wenig Bauraum für die
Elektrotechnik zur Verfügung steht. Kompakter ist das
Advanced-Grundgerät Mini mit 17,5 mm Baubreite.
RÜCKWANDBUS ERLEICHTERT SIGNALERWEITERUNGEN
Ein sich selbst aufbauender Rückwandbus vereinfacht
Signalerweiterungen. Erweiterungsmodule müssen
nicht zusätzlich verdrahtet werden: Die Geräte werden
nicht direkt auf der Hutschiene montiert, sondern auf
den dazu gehörigen Träger gesteckt.
Als weitere Verbesserung zu der bisher eingesetzten
Lösung sehen die Experten auch die hohe Flexibilität des
Sirius-3SK1-Geräts. Zum Beispiel mussten bisher eigene
Lösungen eingesetzt werden, wenn es um die Überwachung
der Schutztürkontakte ging. Denn das Sicherheitsschaltgerät
für den Not-Aus-Taster war nicht in der Lage,
Türkontakte mit Schließer-Öffner-Funktion zu überwachen.
Das gleiche Problem bestand beim Einsatz von Reed-
Kontakten. „Mit der neuen Lösung können wir sämtliche
Türkontaktschalter, die wir hier standardmäßig einsetzen,
mit einem einzigen Gerätetyp absichern“, sagt Müller.
AN VIELEN STELLEN ZEIT SPAREN
Die Betriebstechnik-Mitarbeiter brauchen außerdem weniger
Zeit, wenn sie ein Gerät austauschen. Etwa 20 Prozent
schneller gehe ein Wechsel, so die Einschätzung.
Mehr Zeit werde bei der Elektrokonstruktion gespart.
Der Grund dafür liegt in der Unterstützung durch die Firma
Siemens, die viele der notwendigen Informationen wie
Maße, CAD-Zeichnungen, Dokumentation und weitere im
Daten-Workflow bereitstellt. Maurer sagt: „Seit wir unsere
Elektrokonstruktion auf Eplan P8 umgestellt haben, lassen
sich gewisse Arbeiten erheblich komfortabler erledigen.“
Dazu gehört das Einlesen der so genannten EDZ(Eplan
Data Zip)-Dateien, die Siemens für seine Geräte zur Verfügung
stellt. Diese können über eigene Makros auf
Knopfdruck in das System eingepflegt werden. Obwohl
es Elektrokonstrukteure gewohnt sind, bei wiederkehrenden
Bauteilen entsprechende Makros selbst zu
schreiben, sieht Maurer jedoch einen Zeitvorteil von
zirka 30 Prozent bei Verwendung der Siemens-Makros.
Gegenüber der manuellen Suche aller benötigen Unterlagen
beziehungsweise Zeichnungen und Informationen
erkennt er bei der Verwendung der EDZ-Makros
eine Zeitersparnis von rund 80 Prozent pro Gerät.
GESAMTLÖSUNG FÜR JE ZWEI STATIONEN
Der grundsätzliche Aufbau der Sicherheitstechnik in
der neuen Vormontageanlage sieht vor, dass drei Si-
cherheitsschaltgeräte jeweils zwei gleichartigen Stationen,
die zur Minimierung der Zykluszeit notwendig
sind, zugeordnet sind. Die Geräte befinden sich in
einem Schaltkasten, der zu den beiden Stationen gehört.
Ein Grundgerät überwacht die Schutztüren der
beiden Stationen, jeweils ein weiteres Grundgerät überwacht
die Not-Aus-Funktion in einer Station. Ideal ist
deshalb aus Sicht der beiden Automatisierungsspezialisten
die Möglichkeit der flexiblen Anpassung der
Grundgeräte an die vorhandenen Aufgabenstellungen.
Sie besitzen vier Dip-Schalter, welche die individuelle
Zuordnung innerhalb der Sicherheitskette ermöglichen.
Schalter eins ist bei der Anlage so eingestellt, dass
nach dem Schließen der Schutztür ein automatischer
Wiederanlauf erfolgt. Mit Dip-Schalter zwei lässt sich
die Querschlusserkennung aktivieren, die bei der Anlage
eingestellt ist. Mit der dritten Auswahlmöglichkeit
wird definiert, ob zwei Sensoren einkanalig überwacht
werden, oder ein Sensor zweikanalig, wie es bei der Vormontageanlage
der Fall ist. Auch hier erweist sich das
3SK1 als innovatives Gerät mit Rationalisierungspotenzial.
Denn bei der bisherigen Lösung mit Sicherheitsschaltgeräten
hätte man von zweikanalig auf einkanalig
zusätzliche Hardwarebrücken verdrahten müssen.
Und der vierte Dip-Schalter gibt dem Anlagenbetreiber
die Freiheit, nach einem Stopp mit oder ohne Anlauftestung
weiterzuarbeiten. Diese Option wird bei Continental
dafür genutzt, um nach einer Stromabschaltung den
Not-Aus-Taster auf seine Funktionsfähigkeit zu überprüfen.
Erst wenn dieser gedrückt worden ist, gibt das Sicherheitsschaltgerät
den Zyklus wieder frei.
Es ist wahrscheinlich, dass die Vormontagelinie
Nachahmer bekommt. „Oft konstruieren wir eine Montagelinie,
die dann mehrfach vervielfältigt wird und in
anderen Produktionswerken weltweit zum Einsatz
kommt“, sagen Müller und Maurer.
AUTOR
Dipl.-Ing. RALPH SCHADE ist
Senior Projektmanager Branchenvertrieb
Auto mobil im Bereich
Industry Auto mation bei Siemens
in Frankfurt.
Siemens AG,
Rödelheimer Landstr. 5-9,
D-60478 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 797 27 99,
E-Mail: ralph.schade@siemens.com
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PRAXIS
Intelligente Feldbusinstallationen bieten optimalen
Fehlerschutz und maximale Anlagenverfügbarkeit
Diagnosefähige Gerätekoppler der neuesten Generation erkennen und isolieren Störungen proaktiv
ÜBERWACHUNG DER
FELDBUSPHYSIK AN JEDEM
AUSGANG: Die neue
Feldbarriere kann auch
schleichende Veränderungen
in der Installation und Störungen melden.
DIE ZUVERLÄSSIGKEIT STEIGT WEITER: Eine neue
Generation von Feldbuskomponenten erlaubt einen
weiteren Schritt zur 100-prozentigen Verfügbarkeit.
FEHLER PROGRESSIV
ERKENNEN UND ISOLIEREN:
Der FieldConnex-Segment
Protektor ist ein zentraler
Baustein der intelligenten
Feldbusinstallation in der
Zone 2 oder in Bereichen
ohne Explosionsschutz.
Bilder: Pepperl+Fuchs
Wenn es darum geht, Fehler proaktiv zu erkennen
und sicher zu beherrschen, sind Intelligente Feldbusinstallationen
das Mittel der Wahl. Mit einer neuen
Generation diagnosefähiger Gerätekoppler ist nun das
Ideal der hundertprozentigen Verfügbarkeit wieder einen
Schritt näher gerückt.
Wegen ihrer hohen Zuverlässigkeit sind Feldbussysteme
in allen Bereichen der Prozessautomation im
Einsatz. Doch selbst bei der verlässlichen Kommunikation
über Feldbus kann es zu Fehlern kommen. In mehrjährigen
Studien hat Pepperl+Fuchs daher genau untersucht,
wie diese Fehlerszenarien aussehen und welche
ganz konkreten Maßnahmen davor schützen. Die dabei
gewonnenen Erkenntnisse sind nun in die neuen diagnosefähigen
Gerätekoppler und die FieldConnex-Feldbarriere
von Pepperl+Fuchs eingeflossen.
AUCH SEHR SELTENE FEHLER WURDEN UNTERSUCHT
Zu den Fehlern, die in der Praxis häufiger vorkommen,
zählen Spannungsspitzen, die durch Blitzschlag entstehen.
Auch langsame Änderung des Signalpegels
durch eindringende Feuchtigkeit oder Kontaktprellen
zählen zu den typischen Fehlerszenarien.
Wird zum Beispiel ein Kabel beim Gerätetausch im
laufenden Betrieb durch die Verschraubung gezogen,
kann es zu einem kurzschließenden Prellen kommen.
Treten diese stark dynamischen elektrischen Impulse
nur sehr kurz auf, sind davon nur einzelne Feldbustelegramme
betroffen – aufgrund der im Protokoll definierten
Wiederholung der Datenübertragung bleibt eine
solche Störung ohne Folgen. Dauert das Prellen aber
länger an, kann es zu Kommunikationsfehlern mit
mehreren Teilnehmern kommen. Derartige Störungen
können im schlimmsten Fall sogar zum ungewollten
Abschalten der gesamten Anlage führen.
Doch nicht nur solche eher typischen Szenarien wurden
in den Studien untersucht. Es galt auch, Fehlern
auf die Spur zu kommen, deren Auftreten relativ unwahrscheinlich
ist. Selbst wenn Anlagenbetreiber
kaum mit solchen Vorkommnissen rechnen müssen, ist
es doch entscheidend, sie beherrschbar zu machen. Nur
so ist es möglich, die maximale Verfügbarkeit einer
Anlage zu gewährleisten.
STÖRUNGEN VORAUSSCHAUEND HANDHABEN
Ein sicherer Weg, diese Fehlerszenarien zu beherrschen,
ist eine vorausschauende und automatisierte
Handhabung von Fehlern durch intelligente Installation.
Dabei passt sich die Feldbusinfrastruktur durch
fehlertolerante Technologie den tatsächlichen Anforderungen
im täglichen Betrieb an. Für den Anwender
heißt das zum Beispiel: Geräteaustausch mit maximalem
Komfort, ohne zusätzliche Vorkehrungen und ohne
das Risiko eines Segmentausfalls.
26
atp edition
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Wichtiger Bestandteil solch intelligenter Feldbusinstallationen
sind die diagnosefähigen FieldConnex-
Gerätekoppler, deren neueste Generation eigens dafür
entwickelt wurde, Fehler proaktiv zu erkennen und zu
isolieren, bevor sie zu einem Ausfall führen können.
So gewährleisten sie, dass die Anlage vor einer Vielzahl
der genannten Fehler geschützt ist. Auf diese Weise
wird beispielsweise auch sichergestellt, dass Wartungsarbeiten
an der Installation ohne negative Rückwirkung
auf den Anlagenbetrieb bleiben.
FieldConnex-Gerätekoppler erkennen die spezielle
Dynamik von Signalen, die durch Kontaktprellen, oder
durch die Vibration loser Kontakte hervorgerufen werden
und können diese von regulären Feldbussignalen
unterscheiden. So sind sie in der Lage, typische Mängel
in der Installation zu finden und zu isolieren. Der betroffene
Ausgang wird vorübergehend abgeschaltet, um
die Feldbuskommunikation vor Störungen zu schützen.
DER PHYSICAL LAYER WIRD OPTIMAL ÜBERWACHT
Selbst schwer aufzuspürende temporäre Fehler, wie
zum Beispiel nachlassende Signalpegel bei eindringendem
Regenwasser, werden so gefunden und isoliert.
Der Physical Layer wird auf diese Weise optimal überwacht,
zeitraubende Fehlersuche wird vermieden und
die Anlagenverfügbarkeit deutlich erhöht.
Noch sicherer, zuverlässiger und für den Nutzer noch
komfortabler werden die Feldbusinstallationen im Betrieb
künftig durch die neue FieldConnex-Feldbarriere
(R4D0-FB-IA). Denn mit diesem neuen Baustein ist erstmals
eine Überwachung der Feldbusphysik an jedem
Ausgang der Feldbarriere möglich. So können auch
schleichende Veränderungen in der Installation und
Störungen in die Leitwarte gemeldet werden. Dieses
Monitoring gewährleistet ein noch höheres Maß an
Transparenz und schließt eine wichtige Lücke in der
Überwachung, denn es zeigt notwendigen Instandhaltungsbedarf
proaktiv auf.
Eine entscheidende Neuerung ist auch das ausgefeilte
Lastmanagement der Feldbarriere. Die zwölf Ausgänge
starten sequentiell und mindern damit die Belastung
der Stromversorgung durch den Einschaltstrom. Erreicht
der Segmentstrom kritische Werte, erfolgt ein
automatischer Lastabwurf der weniger kritischen Busteilnehmer
und schützt so vor dem Ausfall des ganzen
Segments.
FELDBARRIERE MIT SELBSTÜBERWACHUNG
Komplettiert wird die integrierte Intelligenz durch die
Selbstüberwachungsfunktion der Feldbarriere, die
ebenfalls Meldungen in die Leitwarte übertragen
kann. Die Feldbarriere selbst wird typischerweise in
Zone 1/Div. 2 installiert. Feldinstrumente können in
Zone 0/Div. 1 installiert werden.
Auch der FieldConnex-Segment Protektor verfügt
über die Fähigkeit, Fehler progressiv zu erkennen und
zu isolieren. Damit ist er ebenfalls ein zentraler
Baustein jeder intelligenten Feldbusinstallation in der
Zone 2 oder in Bereichen ohne Explosionsschutz. Die
neue, überarbeitete Version (F2-SP-IC) im kompakten
Aluminiumgehäuse ist der kleinste Gerätekoppler, der
auf dem Markt verfügbar und so besonders für beengte
Verhältnisse geeignet ist. Die Form der Anschlüsse
kann frei gewählt werden – möglich sind Federzugoder
Schraubklemmen.
STATUS-LEDS JEDERZEIT VON AUSSEN SICHTBAR
Ein Plus in puncto Anlagensicherheit und komfortabler
Handhabung stellt auch das neue LED-Konzept dar: Die
Status-LEDs sind dank des neuen Gehäusedesigns zu
jeder Zeit von außen sichtbar. Das ermöglicht die
schnelle Diagnose auf einen Blick und spart sowohl
Zeit als auch Kosten bei der Wartung vor Ort.
Der neue FieldConnex-Segment-Protektor ist geeignet
für den Einsatz in Zone 2/Div. 2 und im Nicht-Ex-
Bereich. Die Geräteanschlüsse sind eigensicher Ex ic
für die Zone 2/Div. 2. Gesichert mit zusätzlichen
Zündschutzarten für den Explosionsschutz können
auch in Zone 1/Div. 1 eingebaute Feldgeräte angeschlossen
werden.
Beide FieldConnex-Gerätekoppler arbeiten völlig autark
und ganz ohne Konfiguration. Sie ergänzen die
Familie der diagnosefähigen Intelligent Fieldbus-Komponenten
in idealer Weise. Die innovativen Features
sind ein weiterer, wichtiger Schritt auf dem Weg zum
Ideal der hundertprozentigen Verfügbarkeit.
AUTOR
ANDREAS HENNECKE
ist Produktmarketingmanager
im Geschäftsbereich
Prozessautomation
bei Pepperl+Fuchs.
Pepperl+Fuchs GmbH,
Lilienthalstraße 200, D-68307 Mannheim,
Tel. +49 (0) 621 776 16 01,
E-Mail: ahennecke@de.pepperl-fuchs.com
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Einsatz robotergeführter
Patientenliegen
Exakte Dosisapplikation in der Strahlentherapie möglich
Variiert die Gewebelage schnellteilender Tumorzellen während der Radiotherapie
als Konsequenz nicht abstellbarer physiologischer Vorgänge, wie durch Atmung, so
lässt sich eine optimale Dosisverteilung nicht gewährleisten. Bestenfalls kann eine
Anpassung des Fokusbereichs an die statistische Positionsverteilung des Tumorgewebes
vorgenommen werden, wobei jedoch auch gesundes Gewebe hohen Strahlendosen
ausgesetzt wird. In einem Voruntersuchungsprojekt wurden bereits die Grundlagen
für die Technologie einer robotergeführten Patientenliege für den Einsatz in
der Radiotherapie entwickelt. Mit deren Hilfe ergab sich eine signifikante Reduktion
der Strahlenbelastung gesunder Gewebebestandteile aufgrund von Bewegungen
physiologischen Ursprungs.
SCHLAGWÖRTER Robotergeführte Patientenliege / Strahlentherapie / Bewegungskompensation
Application of a Robot-driven Examination Table –
Exact dose Distribution in Radiotherapy
Due to the variation of the position of the tissue of fast dividing tumour cells during
radiotherapy as a consequence of physiological processes, e.g. respiration, optimum
dose distribution cannot be guaranteed. Currently it is at best possible to adjust the
area of focus to the statistical position distribution of the target tumour cells. However,
this means that healthy body tissue around the tumour will also be exposed
to high radiation doses. In a pre-examination project, the principles for the technology
of a robot driven examination table have been developed. This makes it possible
to significantly reduce the radiation exposure of healthy tissue in the case of
physiological movements.
KEYWORDS robot driven operating table / radiotherapy / motion compensation
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atp edition
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ANDRÉ DUFFE, HENRY ARENBECK, DIRK ABEL, RWTH Aachen University
Radiotherapie ist eine etablierte Technik zur
selektiven Zerstörung schnellteilender Tumorzellen,
deren Anwendung stets eine Schädigung
gesunder Zellen nach sich zieht. Ist
die Lage des zu bestrahlenden Tumors unveränderlich
und bekannt, so kann mit Hilfe mathematischer
radiologischer Modelle ein Therapieplan ausgearbeitet
werden, der eine exakte Dosisapplikation und
somit eine minimale radiologische Belastung gesunder
Zellen gewährleistet. Variiert die Gewebelage während
der Bestrahlung als Konsequenz nicht abstellbarer physiologischer
Vorgänge, wie Atmung, Herzschlag oder
Verdauung, so lässt sich bis heute eine optimale Dosisverteilung
nicht gewährleisten. In der medizinischen
Praxis wird bestenfalls eine Anpassung des Fokusbereichs
der Bestrahlung an die statistische Positionsverteilung
des zu zerstörenden Tumorgewebes vorgenommen.
Dies bedeutet eine Ausdehnung des Fokusbereiches
so weit, dass das Tumorgewebe zu jedem Zeitpunkt
in diesem Bereich enthalten ist. Diese Praxis hat
zur Folge, dass gesundes, den Tumor umlagerndes
Gewebe hohen Strahlendosen ausgesetzt wird, was die
Nebenwirkungen der Radiotherapie verschärft und in
einigen Fällen eine Anwendung dieser Therapieform
unmöglich macht.
In einem Voruntersuchungsprojekt „Roboterbasierte
Systeme zur Simulation und Kompensation physiologischer
Bewegungen für den Einsatz in der Radiotherapie“
wurden von Forschern der RWTH Aachen,
dem Universitätsklinikum Aachen und Mitarbeitern
der Kuka Laboratories GmbH Grundlagen für eine
Technologie einer Patientenliege für den Einsatz in
der Radiotherapie entwickelt. Mit deren Hilfe kann im
Fall von Bewegungen physiologischen Ursprungs der
Zielgewebestrukturen eine signifikante Reduktion der
Strahlenbelastung gesunder Gewebebestandteile erreicht
werden. Die Grundlagen bestehen aus vier Komponenten.
Die erste Komponente stellt eine robotergeführte
Patientenliege dar, die den Patienten während
der Therapie vor dem Beschleuniger positioniert.
Zweitens agiert das iMSS als Messsystem, das während
der Bestrahlung die Atemlage des Patienten misst
und die kartesische Tumorposition als Messwert in
Echtzeit zur Verfügung stellt. Die dritte Komponente
ist ein Motion Compensation Modul (MCM). Dabei
handelt es sich um ein regelungstechnisches Algorithmen-Framework,
das aus den Messdaten des iMSS die
zukünftige Atemlage prädizieren kann und modellprädiktive
Regler beinhaltet, die genutzt werden können,
um durch eine geeignete Aktorik die Patientenatmung
zu kompensieren. Die vierte Komponente stellt
das 4-D-Phantom dar, welches eine Parallelkinematik
zur Messung der Bestrahlungsintensität von bewegten
Bestrahlungszielen ermöglicht und mehrdimensionale
Bewegungen präzise abbildet. Diese Komponente
macht den Prozess der 4-D-Radiotherapie von der Validierung
eines 4-D-CT-Datensatzes bis zur Verifikation
der resultierenden Dosisapplikation an einem Lungentumormodell
experimentell darstellbar und überprüfbar.
Die vier Komponenten ergeben kombiniert eine Patientenliege,
die gestützt durch mathematische Modelle
der humanen Physiologie aktiv Gewebebewegungen
therapiebegleitend kompensieren kann. Durch Integration
einer solchen Patientenliege in ein Radiotherapiesystem
und die damit ermöglichte exakte Dosisapplikation
in bewegten Zielstrukturen lassen sich die Therapieverträglichkeit
(Reduktion der Schädigung gesunden
Gewebes) und die Therapieeffizienz signifikant
steigern, da sich das Potenzial verkürzter Genesungsphasen,
reduzierter Behandlungszeiten und verbesserter
Behandlungsresultate ergibt.
1. KOMPENSATION VON TUMORBEWEGUNGEN
Respirationsbedingte Tumorbewegungen, ausgelöst
durch Atembewegungen des Patienten, erweitern das
Planning Target Volume (PTV) und verursachen eine
geringere Effektivität der Bestrahlung. 4-D-Bestrahlungsmethoden
haben eine höhere Effektivität der Behandlung
zum Ziel, die durch die Anpassung der
Strahlungsübertragung an die Tumorbewegung während
der Therapie erreicht werden soll.
atp edition
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Dies kann durch eine Manipulation der Position des
Linearbeschleunigers [1] oder der Position des Patienten
mit Hilfe eines Roboters realisiert werden. In
jedem Fall muss die verwendete Aktorik schwere
Massen mit hohen Beschleunigungen verfahren und
dabei eine hohe Präzision gewährleisten, um respirationsbedingte
Tumorbewegungen zu kompensieren.
Die Regelung für eine solche Kompensation benötigt
einen nicht kausalen Regler, der die vorausgesagten
Tumorpositionen miteinbezieht, um eine Phasenverschiebung
und Verzögerung der Roboterbewegung,
der Datenverarbeitung und des Datentransfers gewährleisten
zu können.
Die Prädiktion der Tumorposition kann mit Hilfe
von verschiedenen Techniken, beispielsweise mittels
eines adaptiven Filters [2,3], eines Regressionsmodels
[4,5] sowie eines Fuzzy-Systems [6] ermöglicht werden.
Allen Methoden ist gemein, dass sich die Resultate
der Prädiktion mit jeder neuen Messung der Tumorposition
verändern. Diese Variation innerhalb der
Prädiktion muss vom Regler toleriert werden. Im
Voruntersuchungsprojekt wurden zwei Regelungsarten
mit dem Industrieroboter getestet: Es wurde (1)
eine Vorsteuerung (FFS) und (2) eine modelprädiktive
Regelung (MPC) genutzt. Zur Validierung wurden die
Spezifikationen der Anwendung in der Radiotherapie
durch repräsentative Tests, das Modellieren einer
vorhergesagten Prädiktionsvariation und die Messung
des Fehlers bei der Regelung betrachtet. Dieser
Fehler beschreibt die räumliche Abweichung zwischen
der Referenz- und der tatsächlichen lokalisierten
Tumorposition als Worst-Case-Fehler bei der Dosisverteilung.
2. METHODEN
Referenzsignals des Reglers modelliert. Für jeden
Zeitschritt wurde durch einen zufälligen Arbeitsprozess
ein Abweichungssignal erstellt, das dann mittels
eines exponentiell steigenden, bei null startenden
Faktors gemessen wurde und anschließend durch einen
Tiefpass-Filter lief. Zu jedem Zeitschritt wurde
das assoziierte (zeitvariierende) Abweichungssignal
zu der zukünftigen Trajektorie des ursprünglichen
Referenzsignals hinzugefügt, um das verfälschte Referenzsignal
des Reglers zu erstellen. Die Zusammenstellung
der Abweichungssignale zeigt Bild 1. Die
Intraprädiktionsvarianz, x, wurde als die maximale
Variation des Abweichungssignals bei Tref/8 relativ zu
Aref definiert, wobei Tref die allgemeine Dauer des
Atemzyklus und Aref die allgemeine Amplitude des
Referenzsignals darstellt. Die Interprädiktionsvarianz,
y, wurde als die maximale Distanz zwischen den
Outputs der zufälligen Wege von zwei erfolgreichen
Zeitschritten relativ zu der Breite des Bereichs der
zufälligen Wege definiert. Die Intraprädiktionsvarianz
variierte zwischen x ∈ [0, 7.5, …, 75] %. Die Interprädiktionsvarianz
wurde zwischen y ∈ [10, 80] %
variiert.
2.3 Modellieren des Roboters und der Regelung
FFC und MPS wurden in Simulink/Matlab implementiert
und auf ein xPC-Target übertragen. Das Übertragungsverhalten
zwischen den Soll- und Ist-Achsstellungen
der Roboterachsen wurde mittels ARX-Modellen
erfasst. Die Vorsteuerung wurde zuerst ohne zusätzlichen
Regler implementiert und zeigte bereits
eine sehr gute Nachführung von Referenztrajektorien.
Allerdings wies die Vorsteuerung eine leichte Regelabweichung
auf, weshalb ein Regelkreis mit integra-
2.1 Aufnahme von Testdaten
Die Testdaten wurden mit einem Vicon MX Motion
Capture-System mittels einer Anordnung von 10 Kameras
aufgenommen. Dabei wurde die Position von
24 körperfremden Strukturen in Form von Markern
ermittelt, die auf der Brust und dem Bauchraum einer
gesunden, männlichen Person in horizontaler Position
verteilt waren. Eine repräsentative Marker-Trajektorie
von zweiminütiger Dauer wurde ausgewählt, die
die tatsächlichen, spontanen Atembewegungen widerspiegelt.
Durch die Projektion der kartesischen
Trajektorie in seine Hauptbewegungsrichtung wurde
ein eindimensionales Referenzsignal für die Regelung
erzielt.
2.2 Modellieren der Prädiktionsvarianz
Die Prädiktionsvarianz wurde durch ein unstrukturiertes
Verfälschen der zukünftigen Trajektorie des
BILD 1: Histogramm der Abweichungssignale (farbig)
und eines exemplarischen Abweichungssignals
(schwarz) für eine feste Intraprädiktionsvarianz x
30
atp edition
7-8 / 2014
tivem Anteil benötigt wurde. Hier wurde ein PI-Regler
ausgewählt, da er aufgrund des proportionalen Anteils
eine schnellere Regelung ermöglicht. Für die modellprädiktive
Regelung wurde das identifizierte ARX-
Modell verwendet. Die Abtastzeit beträgt aufgrund des
Robotertaktes 12 ms.
3. VERSUCHE UND ERGEBNISSE
3.1 Quantifizierung des Positionsfehlers
Das Ergebnis der Messung der Trajektorientreue mit
einem Trackingsystem kann als relativer Worst-Case-
Fehler der Dosisverteilung zu der PTV als ein Resultat
der Tumorbewegung bezogen auf die optimale
Dosisverteilung eines stationären Tumors interpretiert
werden. Der Fehler wird im Folgenden als medizinischer
Fehler bezeichnet. Diese Annahme basiert
auf der Annahme eines kugelförmigen Tumors
mit einem Radius von 10 mm und 2 s Bestrahlungsdauer.
In Bild 2 ist das Ergebnis der Messung der Trajektorientreue
dargestellt. Es werden die drei Fälle (1) keine
Regelung, (2) FFC und (3) MPC verglichen. Ohne
Regelung wird ein medizinischer Fehler von 13,47 %
erreicht. Mit Reglern liegt dieser Fehler immer unter
2,5 % – die Abhängigkeit von der Intraprädiktionsvarianz
und Interprädiktionsvarianz ist in Bild 3 dargestellt.
Bild 3 zeigt, dass FFC bezogen auf die Interprädiktionsvarianz
weniger Robustheit als MPC ausweist.
Nichtsdestotrotz erzielen beide Regler zufriedenstellende
Resultate im Zusammenhang mit der 4-D-Radiotherapie.
Ein Nachteil von beiden Techniken ist ihre
starke Abhängigkeit von einem ausreichend akkuraten
Modell des geregelten Systems. Wie dargestellt, kann
ein solches Modell durch Systemidentifikationstechniken
erhalten werden, während es jedoch vom Roboter
und seinem Arbeitspunkt abhängt. Dementsprechend
kann die erneute Konfiguration des internen
Modells des Reglers von Roboter zu Roboter, von Patient
zu Patient und sogar von Behandlung zu Behandlung
nötig sein, um zufriedenstellende Resultate zur
Regelung der Lokalisierung zu erhalten.
Im nächsten Schritt wird bei diesem Projekt die
Robustheit von FFC und MPC in Bezug auf Modellunsicherheiten
und die resultierende Komplexität der
praktischen Anwendung dieser Regler beurteilt.
Ebenso werden alternative Regelungsmethoden angewandt
und getestet, die zukünftig weniger Modellgenauigkeit
voraussetzen. Mögliche Methoden sind
dafür die repetitive Regelung und die Iterative Learning-Regelung.
FAZIT
Basierend auf den beschriebenen Untersuchungen
lässt sich zusammenfassen, dass die Vorsteuerung mit
PI-Regler und die MPR für das Nachführen von Atemtrajektorien
im Vergleich zum Fall, dass kein Regler
verwendet wird, den medizinischen Fehler verringern.
Diese Regler eignen sich somit für das Nachführen
von Atemtrajektorien. Für größere Amplituden
erwiesen sich die Regler als stabil hinsichtlich des
medizinischen Fehlers. Dieser stieg mit der Amplitude
nur moderat an. Der Vergleich des medizinischen
Fehlers mit Atemtrajektorien mit besonderer Charakteristik
ergab keine abweichende Bewertung der Regelungsverfahren
und bestätigte damit die bisherigen
Ergebnisse. Ein genauer Vergleich der geeigneten Regler
ergibt, dass die MPR den kleinsten medizinischen
BILD 3: Darstellung des medizinischen Fehlers
in Abhängigkeit von der Intraprädiktionsvarianz
und Interprädiktionsvarianz
BILD 2: Ergebnis. rot: Referenz,
türkis: keine Regelung, grün: FFC, blau: MPC
atp edition
7-8 / 2014
31
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
AUTOREN
Dipl. Wirt.-Ing. ANDRÉ DUFFE (geb. 1983)
studierte Wirtschaftsingenieurwesen an
der RWTH Aachen und an der Universiti
Sans Malaysia, Penang/Malaysia. Anschließend
war er wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Werkzeugmaschinenlabor
der RWTH Aachen, wo er als Teamleiter
die Arbeitsgruppe Bildgebende Verfahren
und modelbasierte Messtechnik leitete.
Seit 2013 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Regelungstechnik der RWTH Aachen. Dort ist André Duffe
der Referent des Profilbereich Mobility & Transport Engineering
der RWTH Aachen und Leiter des Projektes „Robotergeführte
Patientenliege für den Einsatz in der Strahlentherapie“.
Institut für Regelungstechnik RWTH Aachen,
D-52056 Aachen, Tel. +49 (0) 241 802 80 12,
E-Mail: A.Duffe@irt.rwth-aachen.de
Fehler aufweist, gefolgt von der Vorsteuerung mit PI-
Regler. Die Totzeitvorsteuerung weist von den drei
Regelungsverfahren den größten Fehler auf. Allerdings
bewegen sich diese Unterschiede in allen Testfällen
in einem Bereich des medizinischen Fehlers von
unter 1 %. Die drei Regelungsverfahren können hinsichtlich
des medizinischen Fehlers als nahezu gleichwertig
betrachtet werden.
Weitere Untersuchungen sind bereits geplant. In
einem ersten Schritt werden verschiedene reale Prädiktoren
implementiert und die Regelungsverfahren mit
diesen getestet. Nach der Auswahl eines Prädiktors wer-
den die Regelungsverfahren mit einem größeren Roboter
an einem realen Patienten appliziert werden, um zu
überprüfen, ob sich hieraus neue Erkenntnisse für die
Wahl des Reglers ergeben.
MANUSKRIPTEINGANG
23.06.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Univ.-Prof. Dr.-Ing. DIRK ABEL (geb. 1958)
ist seit 2001 leitender Professor des
Lehrstuhls und Instituts für Regelungstechnik
sowie Sprecher des Profilbereichs
„Mobility and Transport Engineering“.
Außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender
der VDI/VDE-Gesellschaft für
Mess- und Automatisierungstechnik
(GMA). Prof. Abel studierte Maschinenbau
am Institut für Regelungstechnik an der RWTH, wo er auch
promovierte. Anschließend arbeitete er als Oberingenieur am
Institut für Regelungstechnik und habilitierte über rechnergestützte
Automatisierungstechnik.
Institut für Regelungstechnik RWTH Aachen,
D-52056 Aachen, Tel. +49 (0) 241 802 75 01,
E-Mail: D.Abel@irt.rwth-aachen.de
Dipl. Ing. HENRY ARENBECK (geb. 1979)
studierte Maschinenbau an der Universität
Duisburg-Essen und der Universität
von Arizona. Im Zuge seiner Tätigkeit als
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
für Regelungstechnik der RWTH Aachen
leitete er über zwei Jahre die Arbeitsgruppe
„Medizintechnik“. Seine Arbeitsgebiete
umfassen die Robotik sowie
modellbasierte regelungstechnische Verfahren im Kontext
der Strahlen therapie, Rehabilitation und Intensivmedizin.
Institut für Regelungstechnik RWTH Aachen,
D-52056 Aachen, Tel. +49 (0) 241 802 80 13,
E-Mail: H.Arenbeck@irt.rwth-aachen.de
REFERENZEN
[1] Adler Jr., J.R., Chang, S.D, Murphy, M.J., Doty, J.,
Geis, P., Hancock, S.L..: The Cyberknife:
A Frameless Robotic System for Radiosurgery.
Stereotactic and Functional Neu-rosurgery 69,
S. 124-128, 1998
[2] Riaz, N., Shanker, P., Wiersma, R., Gudmundsson, O.,
Mao, W., Widrow, B., Xing, L.: Predicting respiratory
tumor motion with multi-dimensional adaptive filters
and supprt vector regression. Physics in medicine
and Biology 54 (Nr. 19), S. 5735-5748, 2009
[3] Ramrath, L., Schlaefer, A., Ernst, F., Dietrich, S.,
Schweikard, A.: Prediction of respiratory motion
with a multi-frequency based Extended Kalman
Filter. International Journal of CARS Suppl. 1 (Nr. 2),
S. 56-58, 2007
[4] Ruan, D., Fessler, J.A., Balter, J.M.: Real-time
prediction of respiratory motion based on local
regression methods. Physics in medicine and
biology 52 (Nr. 23), S. 7137, 2007
[5] Ernst, F., Schweikard, A.: Forecasting respiratory
motion with accurate online support vector
regression (SVRpred). International Journal of
CARS 4 (Nr. 5), S. 439-447, 2009
[6] Otto, P.: Fuzzy-basierte Zeitreihenvorhersage
(Fuzzy-based Time Series Forcasting). At-Automatisierungstechnik
48 (Nr. 7), S. 327, 2000
32
atp edition
7-8 / 2014
atp Kompaktwissen
Band 1 –
Erfolgreiches Engineering
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 138 Seiten, Broschur
Buch + CD-ROM für € 79,–
ISBN 978-3-8356-3210-3
Band 3 –
Praktische Messtechnik
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 70 Seiten, Broschur
Buch + CD-ROM für € 59,–
ISBN 978-3-8356-3213-4
Band 5 –
Industrielle Informationssicherheit
Hrsg. Leon Urbas, 1. Auflage 2014, 80 Seiten, Broschur
Buch für € 59,–
ISBN 978-3-8356-7113-3
atp kompakt Kollektion (Bände 1-6)
€ 299,80
ISBN 978-3-8356-7146-1
Band 2 –
Effiziente Kommunikation
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 70 Seiten, Broschur
Buch + CD-ROM für € 59,–
ISBN 978-3-8356-3212-7
Band 4 –
Automation in der Wasserbranche
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 146 Seiten, Broschur
Buch + CD-ROM für € 59,–
ISBN 978-3-8356-3226-4
Band 6 –
Safety in der Praxis
Hrsg. Leon Urbas, 1. Auflage 2014, 112 Seiten, Broschur
Buch für € 59,–
ISBN 978-3-8356-7115-7
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München
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atp kompakt
Band 1 – ISBN: 978-3-8356-3210-3 für € 79,– (zzgl. Versand)
Band 2 – ISBN: 978-3-8356-3212-7 für € 59,– (zzgl. Versand)
Band 3 – ISBN: 978-3-8356-3213-4 für € 59,– (zzgl. Versand)
Band 4 – ISBN: 978-3-8356-3226-4 für € 59,– (zzgl. Versand)
Band 5 – ISBN: 978-3-8356-7113-3 für € 59,– (zzgl. Versand)
Band 6 – ISBN: 978-3-8356-7115-7 für € 59,– (zzgl. Versand)
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Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.
Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,
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Ort, Datum, Unterschrift
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
PAATPK2014
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Cloud-enabled Automation
Systems using OPC UA
Extension and Evaluation of Communication in OPC UA
Emerging applications like smart grids and the Internet of Things pose new challenges
to industrial systems. A drawback of OPC UA in the context of cloud-based applications
are its client-server based communication concept and challenges due to
firewalls, proxies, dynamic IP addresses, NATs and client-lookup strategies. Our aim
is to interleave OPC UA with web and cloud technologies. We extended the communication
concept of OPC UA and provide an evaluation of various protocols that serve
as an additional transport layer underneath OPC UA.
KEYWORDS OPC UA / Automation / Cloud / Web technologies / XMPP / WebSockets
Automationssysteme in der Cloud auf der Basis von OPC UA –
Erweiterung und Analyse der Kommunikation in OPC UA
Neuartige Anwendungen wie Smart Grids und Internet-of-Things stellen industrielle
Steuerungssysteme vor neue Herausforderungen wie das Zusammenspiel aus
dem Client-Server basierten Konzept von OPC UA und Firewalls, NATs, dynamischen
IP-Adressen, Client-Lookup Strategien und Proxies. In dieser Arbeit wurde das
Kommunikationskonzept von OPC UA erweitert und mit Webtechnologien wie XMPP
und WebSockets verknüpft, um eine Anbindung von OPC UA basierten Systemen
an die Cloud zu ermöglichen. Die Anwendbarkeit und Leistungsfähigkeit wurde
anhand einer prototypischen Implementierung betrachtet.
SCHLAGWÖRTER OPC UA / Automation / Cloud / Webtechnologien / XMPP /
WebSockets
34
atp edition
7-8 / 2014
JOHANNES SCHMITT, THOMAS GOLDSCHMIDT, PHILIPP VORST, ABB Forschungszentrum
The targeted scenario focuses on automation
systems where an application (or service) in
the cloud has to communicate and interact
with field devices on a site (for example a building
or plant). With “the cloud” we denote a
data centre with infrastructure for cloud computing [6],
connected to the Internet or a private network. One or
more of the following exemplary applications can be
assumed:
Remote control: As long as requirements like delay
constraints and reliability are met, a remote logic in
the cloud can be used to control elements on site.
The advantages of a cloud-based approach are the
global view of aggregating the information of multiple
sites and virtually unlimited CPU power based
on scalable infrastructure. Another benefit is the
easy integration of mobile devices like smartphones.
Cloud historian: A data historian in the cloud is of
special interest when a virtually infinite amount
of data should be stored and/or data should be stored
securely in a remote location because of (legal)
data backup requirements.
Service platform: The cloud type “Platform as a
Service” (PaaS) provides a modular software concept
and common interfaces as a basis for additional
services, to obtain an extensible system architecture.
The advantage of a cloud is the flexibility
to provide virtually unlimited resources for the
services which process the data obtained from the
devices.
OPC UA defines a meta-data model and interfaces to the
data model. Using an OPC UA based communication
between the cloud and a site provides full access to the
information of the OPC UA server(s) at the site. Without
any media breach like mapping or protocol conversion,
a cloud application can make use of the functionality
of the OPC UA server on the site. As OPC UA is powerful
in terms of extensibility of its data model and semantic
self-description of the information, this approach
is flexible and future proof.
A cloud application needs an OPC UA client in order
to access the data provided by an OPC UA server deployed
locally at a site or building. As a major extension to
its predecessor OPC, OPC UA provides binary or XMLencoded
messages over TCP or HTTP(S) [1]. This makes
OPC UA routable, platform-independent and much more
flexible – especially for Internet-based or cloud-based
applications [2]. Since OPC UA uses a client-server based
communication concept, the client starts the connection
to the server (“A” in Figure 1). Following this communication
principle, OPC UA has to cope with firewalls, dynamic
IP-addresses, NATs and client-lookup strategies.
The common approach of the protocols XMPP and
WebSockets is to establish the connection from the
local-side and re-use this existing connection from the
cloud-side in order to access services [4] behind firewalls
(as depicted in Figure 1 with “B”). While XMPP
follows an asynchronous message-queue based principle
using an intermediate message broker, WebSockets
are employed for synchronous direct calls.
1. CONCEPT / PROTOTYPE DESIGN
We have extended the client-server principle of the OPC
UA stack by mechanisms which allow for bidirectional
communication. This extension enables a cloud to local-side
communication over a previously established
local to cloud-side connection (as depicted in Figure 1
with “B”).
As another extension we developed a prototype for
an “OPC UA proxy server” which provides transparent
access (for example for other cloud applications) to multiple
client-side OPC UA servers through the cloud-side
OPC UA client (comparable to the concept of an aggregating
server [3], but without replication). This proxy
server concept aims to provide a central point for communication
in the cloud for both the OPC UA servers
connecting to the cloud and the cloud applications
requiring access to the information on the OPC UA servers.
The prototyped OPC UA proxy server shown in
Figure 2 provides multiple mechanisms to manage the
atp edition
7-8 / 2014
35
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
access to remote OPC UA servers as they are commonly
available for other cloud services. These mechanisms
comprise connection management, remote node management,
subscription and alarm/event management
as well as access management. However for this work
we will further focus on the aspects of communication
towards the local infrastructure.
1.1 Integration of WebSockets
For our implementation of the WebSocket protocol we
have used the Jetty-WebSocket (Version 8) libraries – as
they provide both an API for a WebSocket server as well
as for a WebSocket client (which is not always included,
as the client part is typically JavaScript based).
Our WebSocket implementation is designed to allow
bidirectional communication. Therefore, a common
element in our implementation manages and holds all
established WebSocket connections for later use.
A flag in the WebSocket settings decides how to
handle the WebSocket connection:
Server-Flag: Opens a WebSocket server at the given
URL
Client-Flag: If no connection to the given URL
exists, the WebSocket tries periodically to connect
to the WebSocket server at the given URL.
This approach makes it possible to decide whether the
OPC UA client should be the WebSocket server and the
OPC UA server the WebSocket client or vice versa.
In addition, an OPC UA client can re-use an existing
connection. Using this concept it is possible to use the
same connection for an OPC UA server and for an OPC
UA client on the same machine. This is usefulin cloud
technologies, where a cloud-application can be bound
to only one port or on a smartphone providing its sensors
as nodes within a built-in OPC UA server and at
the same time using the connection to the OPC UA
client for a connection to the proxy server.
1.2 Integration of XMPP
For the integration of the XMPP protocol, one of the
most popular implementations of XMPP was used:
Smack from Ignite Realtime (http://www.igniterealtime.org).
The XMPP server which was used later as
broker to setup the connection between multiple clients
– called Openfire - is also from Ignite Realtime.
Some embedded and lightweight implementations of
XMPP exist – which makes it especially interesting for
applications in the area of Internet of Things (IoT) [5]
and for OPC UA as the consortium announced on the
roadmap for 2015.
Both the OPC UA server and the OPC UA client act
as XMPP client – they initially create an XMPP connection
to the XMPP server. The transport protocol in
Smack is based on a modular concept. Here two modules
were integrated and used:
org.jivesoftware.smack.XMPPConnection: this is
the default long-lived XMPP specific TCP protocol.
This connection type has the ability to enable
the SecurityMode (using SSL “XMPP-SSL” or
another, XMPP-specific security mechanism
“XMPP-SEC”).
org.jivesoftware.smack.BOSHConnection: this module
provides a bidirectional data transport based
on (long living) HTTP requests. While using the
“XMPP-BOSH” based transport, an HTTP proxy
can be configured and enables bidirectional communication
through an enterprise HTTP proxy.
2. PERFORMANCE EVALUATION
As a proof-of-concept and for a performance analysis,
we integrated and tested our system on local machines,
private clouds, embedded devices, mobile devices and
public clouds. The analysis comprises a comparison of
traditional OPC UA over TCP and HTTPS with the new
approaches of OPC UA over XMPP and WebSockets. In
addition, we also analysed the impact of parallel requests,
different security configurations and also the
usage of XMPP over BOSH which allows traversing
HTTP proxies.
All the following results show the delay for a requestresponse
scenario reading a node value at the OPC UA
server– this means it represents the sum of the delays
for message encoding, message processing and transport
on the client and the server. Unless mentioned otherwise,
the results show the average delays per requestresponse
observed over 10 000 test-runs with one thread.
2.1 Protocol overhead comparison
Both new approaches, XMPP and WebSockets wrap the
OPC UA encoded data as payload in their protocol. However
they use and provide various mechanisms for
communication and transport management.
Figure 3 shows as comparison of the different transport
means on a local machine, focusing on the plain
protocol overhead. OPC.TCP (SEC) with a delay of about
0.45 ms can be seen as a reference value which will
typically be applied in OPC UA based systems. The OPC.
TCP (SEC) uses its own mechanisms for signing and
encrypting the data (similar to but not based on SSL).
HTTPS denotes the other OPC UA transport protocol
included in the official OPC UA stack. It uses regular
HTTP over SSL. Like typical HTTP based approaches,
this protocol also uses a new connection per request
and base64 for encoding, which makes it slower than
OPC.TCP. Pure HTTP was not tested, because OPC UA
36
atp edition
7-8 / 2014
FIGURE 1: Old (A)
and new (B)
communication
concept in OPC UA
FIGURE 3: Delay for an OPC UA request-response
FIGURE 2: OPC UA proxy server
FIGURE 4: Average delay on Raspberry and Android
uses pure HTTP only in combination with the XML
encoding, which is currently not supported by the
OPC UA Java stack.
Typically XMPP uses also a binary TCP transport mechanism
– but with the necessity to use a base64 encoding
in order to wrap the binary data into an XML container.
This and the additional hop over the XMPP server (on the
same PC) make XMPP slower than OPC.TCP. In comparison
to HTTPS this approach is faster – which may be
because it re-uses previously established connections.
XMPP can be used in two secure modes: XMPP-SSL uses
a (deprecated) approach by applying a SSL connection to
the XMPP server, while XMPP-SEC uses an XMPP internal
mechanism to provide a secured transport (with endto-end
encrypted body). Both approaches have a similar
delay in this scenario. XMPP-BOSH uses a BOSH based
transport. BOSH itself uses an HTTP-long polling approach.
The communication over base64+XMPP+BOSH
has the highest latency – but also the ability to work over
HTTP proxies, NATs and firewalls.
The approach using WebSockets (WS) transports the
data like native OPC.TCP – but with the bidirectional
communication strategy. This results in a similar delay
during the communication: The unsecure approaches
need 0.25 ms WS compared to 0.21 ms OPC.
TCP; the secure approach WS (SSL) is also comparable
to OPC.TCP (SEC) with enabled signing and encryption
mechanisms.
2.2 Platform comparison
In this scenario an Android device (Samsung Galaxy
Tab S2) or a Raspberry Pi was used as an example for a
field device gateway on an embedded device. While the
Raspberry was connected using a 1Gbit LAN, the Android
device was connected over a Wi-Fi access point
in the same LAN. In the case of XMPP the XMPP server
was installed on the PC. The results in Figure 4 give an
approximation of the expected delay:
Usually the embedded device was used as the local
instance (which receives requests from the PC in the
role of a remote/cloud instance). In some cases also the
“backward-direction” was tested (marked with “BW”)
atp edition
7-8 / 2014
37
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
FIGURE 5: OPC UA
communication with
the cloud
FIGURE 7:
Response time
for a prototype
of a Soft-PLC in
a private cloud
FIGURE 6:
Soft-PLC in the
cloud controlling
a simulated
device on the site
– this means in these cases the embedded device sends
requests to the PC.
OPC.TCP (SEC) on Raspberry was used in Basic128Rsa15
mode – instead of the default Basic256
mode, which did not work. The test labelled with
“OPC.TCP Raspberry (local)” shows the performance
if the requests are sent only within the Raspberry
(local-only requests with no network communication
involved / similar to the local PC scenario). HTTPS
on Raspberry did not seem to work properly as it showed
latencies of up to 4.7 seconds. In the reverse direction
it worked, but also with relatively high latencies
around 33 ms. On Android, HTTPS was excluded
due to problems with overlapping namespaces with
the Android SDK.
The tests on Android showed similar behaviour –
with a somewhat higher latency, which might be caused
by the Wi-Fi connectivity.
AUTHORS
Dr. JOHANNES SCHMITT
(born 1979) is Scientist in
the group Intelligent
Devices at ABB Corporate
Research. His research
focusses communication
and especially middleware
technologies for automation
systems. He also investigates
the use of OPC UA on embedded or
mobile devices up to cloud based systems.
ABB AG Forschungszentrum,
Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,
Tel. +49 (0) 6203 71 60 08,
E-Mail: Johannes.O.Schmitt@de.abb.com
Dr. THOMAS GOLD-
SCHMIDT (born 1982) is a
Principal Scientist at the
ABB Corporate Research in
Germany. He focuses on
domain-specific language
engineering and software
architectures in the
automation domain.
Thomas holds a PhD in computer science from
the Karlsruhe Institute of Technology, Germany.
ABB AG Forschungszentrum,
Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,
Tel. +49 (0) 6203 71 61 34,
E-Mail: thomas.goldschmidt@de.abb.com
38
atp edition
7-8 / 2014
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2.3 Influence of Network Connection
In this scenario, the new extensions are used in order
to communicate with an OPC UA instance in the cloud.
The results in Figure 5 were obtained for 100 test runs.
The first test called “WebSocket LocalCloud” was
conducted using a virtual machine running the
cloud framework on the local PC. It shows the impact
of the cloud framework itself – the delay in this case
is about 1.74 ms.
The second test was done using a traditional client-server
connection by applying a OPC.TCP (SEC)
connecting to the cloud – in this case the local instance
sends requests to the OPC UA server in the
cloud “backwards” (BW).
Within the ABB LAN it is only possible to communicate
through an HTTP proxy towards a real
cloud on the Internet. This restricts the communication
on XMPP based on BOSH and a Telecom Wi-
Fi Hotspot Hotspot (marked with “Wlan”).
For this reason the third test which applies the
WebSocket technique is also only possible over
Wi-Fi. The delay is similar to the basic OPC.TCP
(SEC) approach – but in this case it was communicated
from the cloud towards the local instance.
The fourth test uses XMPP (without BOSH) which
was also only possible over Wi-Fi. Both XMPP tests
used the XMPP server in the cloud and the OPC UA
instances locally on the PC – this means one requestresponse
travels to the cloud and back again ( marked
with “2 way”). The delay can be assumed to be halved
if the requesting entity wwere placed in the cloud.
The last test shows the only approach which worked
within the ABB network together with its HTTP
proxy and which enables a cloud-to-local instance
Dr. PHILIPP VORST
(born 1979) is a Senior
Scientist with ABB
Corporate Research in
Germany. His research
interests include software
architecture methods with
applications in automation.
Philipp holds a PhD degree
in computer science (mobile robotics) from the
University of Tübingen, Germany.
ABB AG Forschungszentrum,
Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,
Tel. +49 (0) 6203 71 62 80,
E-Mail: philipp.vorst@de.abb.com
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Automatisierungstechnik
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
communication backwards over the local instance–tocloud
connection. With this approach it is possible to
connect an OPC UA proxy server in a cloud with an OPC
UA server in the ABB LAN.
2.4 Soft-PLC in a Private Cloud
As a proof-of-concept and to round up the scenario of an
“automation system in the cloud”, a Soft-PLC service was
instantiated in the cloud controlling a (simulated) device
on the site. In this setup, the communication between the
Soft-PLC and the proxy server was using a Message Queue
[7] (as shown in Figure 6 with “MQ”) in order to use an
asynchronous and loosely coupled communication to scale
up the instances of running Soft-PLCs in the cloud if
needed. The Soft-PLC subscribes using OPC UA over the
proxy server at the simulated device in order to get notification
about status changes of the device via MQ. As a reaction,
the Soft-PLC sends back a control command via MQ
and OPC UA over WebSockets to the simulated device. This
setup uses a private cloud approach with a cloud instance
hosted on an ABB server in Sweden and connected via VPN
over the Internet to the ABB research labs in Germany.
The delay between a status change of the device and
a reaction in the form of a control command was
measured. Figure 7 shows the results for 10 000 test runs
as a histogram. In most cases the response time was
around 75-80 ms with a few outliers around 300-400 ms.
2.5 Evaluation results
The goal of the presented performance evaluation and
some additional tests in combination with embedded
systems and clouds was to give a proof of concept and to
establish an order of magnitude for the average delay.
This makes it possible to explore the limits of current
technical solutions for industrial applications and serves
practitioners as a reference so that other applications can
be compared to our performance measurement results.
The additional overhead for WebSockets/XMPP compared
to OPC.TCP is in most cases up to 5ms; the average
delay for one request on an embedded device in the local
network is between 5 and 15 ms. But the basic delay for
the communication over the Internet to a cloud instance
has to be taken into account in any case – for example
the same request towards a system in the (Amazon) cloud
takes about 200 ms. The delay might depend on various
factors like the cloud provider, the physical distance, the
DSL provider, the load of the cloud instance, and the time
of day – usually this value is between 50 and 350 ms.
In all cases no message losses were observed, which
can be seen as an indicator for a robust communication.
Other tests taking also the number of parallel requests
into account showed that most approaches are also able
to handle multitude parallel requests (tested up to 100)
with almost linear increase in the delays – except for
XMPP-BOSH where packet losses at about 3 parallel
requests can be observed.
Additional results also show that by re-using established
connections the latency can be reduced – for example while
HTTPs takes around 2 ms per request, WebSockets over
SSL take only about 0.6 ms. Also, the delay of synchronous
calls over XMPP and the indirection through the message
broker can be relatively low, so that XMPP can be considered
as an alternative to WebSockets. XMPP also provides
additional features such as asynchronous calls and multicast
which could be interesting for future extensions.
CONCLUSIONS
The proof of concept shows that it is possible to engineer
automation systems for the cloud by using an OPC
UA based architecture in combination with extended
transport mechanisms. With this approach it is also
possible to instantiate “classic” OPC UA connections
from the proxy server in the cloud to OPC UA servers
on distributed sites – using a stack without WebSocket
support but at the expense of having to manually
address all connection issues like firewalls, NAT, etc.
Because the network connection to the cloud typically
introduces the largest portion of communication delay, a
fundamental question should be considered before
enabling an automation system for the cloud: Can the constraints
for communication delays be met by the network
link to the cloud infrastructure?
REFERENCES
[1] National Instruments: Why OPC UA Matters.
MANUSKRIPTEINGANG
26.06.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
http://www.ni.com/white-paper/13843/en/
[2] OPC Training Institute: OPC UA: An End-User’s Perspective.
http://www.controlglobal.com/assets/Media/Marketing
Manager/ 081121_OPC_EndUsersPerspective.pdf
[3] Leitner, S., Mahnke, W.: OPC UA – Service Oriented
Architecture for Industrial Applications, 2006
[4] Lubbers, Greco: HTML5 Web Sockets: A Quantum Leap in
Scalability for the Web.
https://www.websocket.org/quantum.html
[5] Kirsche, M., Klauck, R.: Unify to Bridge Gaps: Bridging
XMPP into the Internet of Things, PerCoM 2012
[6] NIST Special Publication 500-292: NIST Cloud Computing
Reference Architecture, September 2011
[7] Mahesh-Kumar, M., Approach for Deploying, Executing and
Scaling an IEC6113-3-based Soft-PLC Component on a
Multi-tenant Industrial Cloud System for the Automation
Domain, Master Thesis TU-Dortmund, 2014
40
atp edition
7-8 / 2014
Process Control
Systems Engineering
Process Control Systems (PCS) are distributed control systems (DCS) that are specialized
to meet specific requirements of the process industries. The text book focuses on PCS
engineering basics that are common to different domains of the process industries.
It relates to an experimental research plant which serves for the exploration of the
interaction between process modularization and process automation methods. This
permits to capture features of highly specialized and integrated mono-product plants as
well as application areas which are dominated by locally standardized general-purpose
apparatus and multi-product schemes. While the text book’s theory is applicable for all
PCS of different suppliers, the examples refer to Siemens’ control system PCS 7. Focusing
on a single PCS enables readers to use the book in basic lectures on PCS engineering as
well as in computer lab courses, allowing students to gain hands-on experience.
Editor: Leon Urbas
1 st edition 2012
204 pages, content in English,
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ISBN: 978-3-8356-3198-4
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PAPCSE2014
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Auf dem Weg zum
Internet of Portals
Anwendungen für OPC UA Server Aggregation
Geräte und Komponenten in der industriellen Automatisierung werden zunehmend
intelligenter. Als Konsequenz migrieren Dienste wie Serverfunktionen, die heute
auf Steuerungs beziehungsweise Systemebene erbracht werden, in die Geräte der
unteren Ebenen. Um die daraus resultierende Komplexität in der Kommunikationsstruktur
zu verringern, schlagen die Autoren eine Aggregationsarchitektur vor. Der
Beitrag erläutert die einzelnen Bestandteile der Architektur und beschreibt eine
prototypische Umsetzung.
SCHLAGWÖRTER Verteilte Systeme / Industrielle Kommunikation / Aggregation
Internet of Portals –
Applications for OPC UA Server Aggregation
Devices and components in industrial automation systems are becoming more and
more intelligent. Consequently, functions such as server services are migrating into
the device level. To solve the increasingly complex communication structures, an
architecture for server aggregation is proposed and a prototype implementation is
described.
KEYWORDS distributed systems / industrial communication / aggregation
42
atp edition
7-8 / 2014
DANIEL GROSSMANN, MARKUS BREGULLA, SUPRATEEK BANERJEE, TH Ingolstadt
DIRK SCHULZ, ROLAND BRAUN, ABB Forschungszentrum
In heutigen Automatisierungssystemen spielt vertikale
Integration eine wichtige Rolle, da Komponenten
auf den verschiedenen Ebenen der Automatisierungspyramide
Information miteinander austauschen.
Geräteintegration beispielsweise macht Information
von Feldgeräten, wie etwa Diagnosedaten,
für übergeordnete Ebenen verfügbar.
1. STAND DER TECHNIK
Aktuelle Integrationstechnologien wie Field Device
Integration (FDI) definieren ClientServerArchitekturen
[1]. In der FDIArchitektur repräsentiert ein zentraler
Server die Daten und Funktionen der im Automatisierungssystem
enthaltenen Feldgeräte. FDI nutzt
OPC Unified Architecture (UA) zur Informationsmodellierung
und als MiddlewareTechnologie [2]. Der
FDIServer stellt zudem die Topologie aus Kommunikationsnetzen
und Feldgeräten dar. Er ist über industrielle
Kommunikationsprotokolle (zum Beispiel Profibus,
Profinet, HART, Foundation Fieldbus) mit den
Feldgeräten verbunden. Sobald der Server eine Anfrage
von einem Client erhält, kommuniziert er mit dem
Feldgerät und holt die notwendige Information ein.
Nach einer optionalen Verarbeitung dieser Daten bekommt
der Client die entsprechende Information als
Antwort. Andere Integrationstechnologien wie Field
Device Tool (FDT) oder Analyzer Device Integration
(ADI) folgen ähnlichen zentralen Ansätzen. All diese
Ansätze definieren eine zentrale Integrationsplattform,
siehe Bild 1.
1.1 Integrationsplattformen
Integrationsplattformen repräsentieren eine oder
mehrere Komponenten des Automatisierungssystems.
Das bedeutet, dass eine Integrationsplattform
Information über die Struktur des Systems (Komponenten
und deren Beziehungen) sowie Daten von
Komponenten enthält. Diese Information wird als
Informationsmodell abgebildet. Ein Informationsmodell
besteht in der Regel aus Objekten, die in Beziehungen
zu anderen Objekten stehen (Strukturinformation).
Objekte sind Instanzen eines Typs. Die zugehörige
Typinformation ist ebenfalls im Informationsmodell
abgebildet. Objekte besitzen Daten, die
gelesen und geschrieben (Instanzdaten) und Funktionen,
die aufgerufen werden können (Verhalten).
Dementsprechend stellt ein Informationsmodell
zur Verfügung:
Typinformation,
Strukturinformation (Objekte und Beziehungen),
Instanzdaten (Daten von Objekten) und
Information über das Verhalten von Objekten.
1.2 Trend zur Verteilung
Geräte und Subsysteme verfügen in zunehmenden
Maße über Rechenkapazität, Speicher und Kommunikationsbandbreite.
Dieser Trend zur steigenden
Intelligenz in Geräten führt dazu, dass Geräte Funktionen
selbstständig zur Verfügung stellen, die derzeit
extern in der zentralen Integrationsplattform
erbracht werden. Am Ende dieser Entwicklung agieren
Geräte und Subsysteme selbst als Integrationsplattformen
und bieten entsprechende Information
und Dienste an. Bereits heute gibt es Steuerungen und
Feldgeräte mit eingebettetem OPC UA Server. Ein
Vorteil dieser dezentralen Funktionserbringung liegt
darin, dass Funktionen einzelner Geräte sich bereits
nutzen lassen, obwohl das gesamte Automatisierungssystem
noch nicht in Betrieb genommen wurde.
Die aktuellen Entwicklungen Richtung cyberphysischer
Systeme und Industrie 4.0 verstärken den
Trend hin zu verteilten intelligenten Komponenten,
die kooperativ zusammenarbeiten. Das Ergebnis ist
ein vermaschtes Netz mit Kommunikationsbeziehungen
zwischen Anbietern von Daten und Funktionen
(Servern) und Nutzern dieser Daten und Funktionen
(Clients), siehe Bild 2.
atp edition
7-8 / 2014
43
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
1.3 Auflösen der Vermaschung
Der beschriebene Trend hin zu verteilten, intelligenten
Komponenten bringt Vor und Nachteile: Während des
Lebenszyklus eines Automatisierungssystems greifen
verschiedene Tools als Clients auf die Daten und
Funktionen der verteilten Server in Geräten oder Subsystemen
zu, zum Beispiel um diese zu konfigurieren.
Bei einer zentralen Integrationsplattform wird dieser
Zugriff zentral erbracht und auch zentral überwacht.
In einem Szenario mit mehreren dezentralen Integrationsplattformen
müssen Verbindungen zwischen
Clients und Servern (manuell) geplant und eingerichtet
werden. Darüber hinaus greifen Clients in der Regel
nicht nur auf ein einzelnes Gerät zu, sondern auf eine
Reihe von Geräten. Als Folge muss ein solcher Client
mehrere Server (Integrationsplattformen) kennen. Jede
dieser ClientServerVerbindungen muss zudem unter
ITSecurityGesichtspunkten aufgebaut, verwaltet und
überwacht werden. Das Planen und Einstellen verbindungsspezifischer
SecurityRichtlinien wiederum
bedeutet einen enormen Aufwand.
Es ist also eine Architektur notwendig, in der eine Aggregationskomponente
die Illusion einer zentralen Integrationsplattform
bietet. Dadurch bleiben die Vorteile
eines zentralen Zugangspunktes erhalten und die Komplexität
mehrerer ClientServerVerbindungen wird reduziert.
Die Aggregationskomponente kann zudem als Security
Supervisor agieren, der die Verbindungen aus Security
Perspektive verwaltet und überwacht. Die Aggregationskomponente
greift auf unterlagerte verteilte Integrationsplattformen
auf Geräte oder Subsystemebene zu und aggregiert
deren Struktur und Instanzdaten, siehe Bild 3.
2. GENERELLE ANFORDERUNGEN AN AGGREGATION
Integrationsplattformen stellen Typ und Strukturinformation,
Instanzdaten und Verhaltensdaten zur Verfügung,
siehe Abschnitt 1.1. Wenn Integrationsplattformen
aggregiert werden, dann muss diese Information konsolidiert
werden. Beispielsweise können semantisch
gleiche Typen in zwei verteilten Integrationsplattformen
enthalten sein. Wenn diese Integrationsplattformen aggregiert
werden, dann müssen diese beiden semantisch
gleichen Typen im Informationsmodell des Aggregationsservers
zu einem einzigen Typ konsolidiert werden.
Gleiches gilt für Objekte: Ein Informationsmodell repräsentiert
einen Teil des Automatisierungssystems. Zwei
Informationsmodelle können überlappende Teile des
Automatisierungssystems abbilden. Daraus folgt, dass
Objekte in beiden Informationsmodellen enthalten sind,
die in einem aggregierten Informationsmodell zu einem
Objekt zusammengelegt werden müssen. Damit sind die
folgenden Anforderungen zu erfüllen:
Auflösen und Zusammenführen von Typen: Typen in verschiedenen
Integrationsplattformen, die semantisch gleiche
Typen repräsentieren, müssen aufgelöst und im Aggregationsserver
zu einem Typ zusammengeführt werden.
Auflösen und Zusammenführen von Objekten: Objekte,
die in unterschiedlichen Integrationsplattformen
definiert und die Instanzen semantisch gleichartiger
Typen sind, müssen aufgelöst und im Aggregationsserver
zu Instanzen des konsolidierten Typs werden.
Zusammenführen von Strukturinformation: Referenzen
zwischen Objekten müssen aufgelöst und im
Aggregationsserver zusammengeführt werden.
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Central Integration
Platform (Server)
Dev. Dev. Dev. GW Subsyst.
Dev. Dev. Dev. GW Subsyst.
Dev. Dev. Dev. Dev. Dev. Dev.
Dev. Dev. Dev. Dev. Dev. Dev.
BILD 1: Zentrale Integrationsplattform
BILD 2: Resultierende Vermaschung
44
atp edition
7-8 / 2014
Mapping von Strukturinformation: Objekte und deren
Unterstrukturen, die in einer Integrationsplattform definiert
sind, können in Realität Unterstrukturen von
Objekten sein, die in einer anderen Integrationsplattform
abgebildet sind. Diese Strukturen müssen von
einem Aggregationsserver zu einer übergeordneten
Struktur zusammengefügt werden.
Auflösen gleicher Objekte: Objekte, die in unterschiedlichen
Integrationsplattformen existieren, können
Abbildungen einer einzigen Entität oder verschiedener
Facetten einer einzigen Entität in der realen Welt
sein. Ein Aggregationsserver muss diese Objekte zu
einem einzigen Objekt zusammenführen.
Modifikation der Struktur: Ein Aggregationsserver
muss Dienste zum Verändern der Strukturinformation
anbieten, zum Beispiel Objekte und Referenzen erzeugen
und löschen. In solchen Fällen muss ein Aggregationsserver
die Anfragen an die betreffende unterlagerte Integrationsplattform
weiterleiten, sodass dort beispielsweise
eine Instanz des angegebenen Typs erstellt wird.
Verteilung von Typinformation: Objekte werden als
Instanzen von Typen gebildet, die in einer Integrationsplattform
bekannt sind. Der Aggregationsserver besitzt
das Wissen, welche Typen in welchen unterlagerten
Integrationsplattformen definiert sind. Dabei kann es
zu der Situation kommen, dass ein Objekt in einer Integrationsplattform
erstellt werden soll, in der der angegebene
Typ nicht bekannt ist. In einem solchen Fall
muss die nötige Typinformation an die unterlagerte
Integrationsplattform verteilt werden, sodass das Objekt
dort wie angefordert erstellt werden kann.
Zugangskontrolle: Der Zugang zu unterlagerten Integrationsplattformen
kann Beschränkungen unterliegen.
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Aggregation
Server
Consumer
(Client)
Consumer
(Client)
Dev. Dev. Dev. GW Subsyst.
Dev. Dev. Dev. Dev. Dev. Dev.
BILD 3: Aggregationsserver
Ein Aggregationsserver agiert als Single Point of Access
und verwaltet und überwacht Zugriffe von Clients auf
unterlagerte Integrationsplattformen.
Eine Aggregationsarchitektur muss die beschriebenen
Anforderungen adressieren.
3. OPC-UA-BASIERTE INTEGRATIONSPLATTFORMEN
OPC UA ist eine mögliche Umsetzungstechnologie für
Informationsmodelle. Die Modellierung folgt dabei dem
objektorientierten Ansatz. Objekte und Typen werden als
Knoten im Adressraum des OPC UA Server dargestellt [3].
Von einem Wurzelknoten ausgehend gibt es im Wesentlichen
die Unterknoten Objects und Types. Der Objects
Knoten beinhaltet Unterknoten, die beispielsweise Entitäten
der realen Welt abbilden. Der TypesKnoten enthält
die Typinformation. Alle Objekte sind Instanzen der darin
enthaltenen Typen. Die Beziehungen zwischen Knoten
werden über Referenzen abgebildet, die wiederum
selbst Knoten sind (Instanzen von Referenztypen). Bild 4
zeigt ein Beispiel eines OPCUAInformationsmodells.
Im Beispiel sind zwei Objekttypen ObjectTypeA und
ObjectTypeB definiert. ObjectTypeA erbt vom Basistyp aller
Objekte, dem BaseObjectType. ObjectTypeB hingegen
erbt von ObjectTypeA und definiert ein Property MyProperty
über eine hasPropertyReferenz, eine Variable MyVariable
über eine hasComponentReferenz und eine Methode,
ebenfalls über eine hasComponentReferenz. Von ObjectTypeB
existieren zwei Instanzen Object1 und Object2.
Object1 referenziert seinen Objekttyp ObjectTypeB über
eine hasTypeDefinitionReferenz. Da Informationsmodelldiagramme
schnell unübersichtlich werden, gibt es die
alternative Möglichkeit, den Objekttyp direkt im Objekt
festzuhalten. Diese Notation wird bei Object2 genutzt.
Ein OPCUAKnoten besitzt eine Reihe von Attributen.
Neben dem ValueAttribut ist das NodeIdAttribut wichtig,
da es einen Knoten im Adressraum eines OPC UA
Server eindeutig identifiziert [4]. Die NodeId besteht aus
einem NamespaceIndex und einem Identifier. OPC UA
nutzt Namespaces, um sicherzustellen, dass Definitionen
in Informationsmodellen stets eindeutig sind. Der NamespaceIndex
zeigt auf eine Position in der Namespace
Tabelle eines OPC UA Server. Diese wiederum ist eine
Liste von Namespace URI (uniform resource identifier)
zusammen mit den zugehörigen Indizes. FDI beispielsweise
hat die Namespace URI http://opcfoundation.org/
UA/FDI/. Die zu einer Namespace URI zugeordneten
NamespaceIndizes können sich in OPC UA unterscheiden.
Dabei lassen sich die unterschiedlichen Namespace
Indizes aber immer über die NamespaceTabelle auflösen.
Der Identifier der NodeId kann entweder eine Ganzzahl,
eine UUID oder ein String sein. Auch wenn sich Identifier
wiederholen, ist die Kombination aus Namespace
Index und Identifier immer eindeutig in einem einzelnen
OPC UA Server. Zusätzlich zu den NodeIds, die einen
Knoten im Adressraum eindeutig identifizieren, besitzt
jeder Knoten noch einen Browsename. Vom Wurzelkno
atp edition
7-8 / 2014
45
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Object 1
BaseObjectType
Typen
Aggregation
OPC UA Client
Configurator
1 n 1
1
BILD 4: OPC-UA-
Informationsmodell
(Beispiel)
ObjectType B:
Object 2
MyProperty
MyProperty
MyVariable
Method
ObjectType
A
ObjectType
B
MyProperty
MyVariable
OPC UA Server
1
1
1
Aggregation
Node Manager
1 1
n
OPC UA Client
1
1
1
1
1
1
Security
Manager
Discovery
Manager
Type Manager
Node Factory
Aggregation Server
Configuration
Instance
Mapping Rules
Type Mapping
Rules
MyVariable
1 n
Method
Method
Aggregated
Server
BILD 5: Systemarchitektur
ten eines OPCUSServers ausgehend, identifiziert die
Zusammensetzung der einzelnen Browsenames, Browsepath
genannt, ebenfalls einen Knoten eindeutig. Clients
können a priori Wissen über die Zusammensetzung
des Browsename nutzen, zum Beispiel weil diese in einer
Informationsmodellspezifikation wie etwa FDI definiert
sind, um die zugehörige NodeId eines Knotens beim OPC
UA Server zu erfragen. Der Zugriff auf den Knoten erfolgt
dann wiederum über dessen NodeId.
4. SYSTEMARCHITEKTUR
Dieser Abschnitt beschreibt die Systemarchitektur für die
Aggregation von Integrationsplattformen, siehe Bild 5.
Kernelemente dieser Architektur sind aggregierte Server,
Aggregationsserver und ein Aggregationskonfigurator.
4.1 Aggregierter Server
Aggregierte Server, auch unterlagerte Server genannt,
repräsentieren die Entitäten des Automatisierungssystems.
Ein aggregierter Server kann eine einzelne Komponente,
zum Beispiel ein Feldgerät, ein Subsystem, das
wiederum aus Komponenten besteht, einen Teil des
Automatisierungssystems oder aber das gesamte Automatisierungssystem
repräsentieren.
4.2 Aggregationsserver
Der Aggregationsserver stellt den Kern der Aggregationsarchitektur
dar. Er verbindet sich mit den unterlagerten
Servern über OPCUADienste und aggregiert
deren Typ, Instanz und Strukturdaten. Diese Information
wird vom Aggregationsserver selbst wieder über
OPCUADienste angeboten. Der Aufbau des Aggregationsservers
ist in Abschnitt 5 beschrieben.
4.3 Aggregationskonfigurator
Der Aggregationskonfigurator ist ein Werkzeug zur
Konfiguration des Aggregationsservers. Er erzeugt
Information über die zu aggregierenden Server. Der
Aggregationskonfigurator kann während der Planung
oder während der Laufzeit des Automatisierungssystems
eingesetzt werden. Beim Einsatz während der
Planung erzeugt der Aggregationskonfigurator Konfigurationsdaten,
siehe Abschnitt 4.4, die persistent
gespeichert werden, zum Beispiel in einer Konfigurationsdatenbank.
Während der Laufzeit, das heißt,
wenn der Aggregationsserver und die zu aggregierenden
Server verfügbar sind, greift der Aggregationskonfigurator
direkt auf den Aggregationsserver zu,
um die zu aggregierenden Server zu konfigurieren.
Der Aggregationskonfigurator wird auch dazu genutzt,
die Typ und Instanzzuordnungsregeln zu defi
n i e r e n .
4.4 Konfiguration
Die Konfiguration enthält Information über die zu aggregierenden
Server, zum Beispiel URL. Der Aggregationsserver
liest die Konfiguration, um zu wissen, welche
unterlagerten Server zu aggregieren sind.
46
atp edition
7-8 / 2014
4.5 Typzuordnungsregeln
Die Typzuordnungsregeln enthalten Information darüber,
wie semantisch gleiche Typen identifiziert werden
können. Da solche Typknoten in verschiedenen
Servern unterschiedliche NodeIds haben können, benötigt
der Aggregationsserver zusätzliche Information
für die Identifikation, beispielsweise Properties, die
verglichen werden müssen. Im Falle von FDI wird ein
Gerätetypknoten über seine Properties Manufacturer,
Model und Device Revision identifiziert [5]. Die Typzuordnungsregeln
können entweder lokal im Aggregationsserver
definiert werden oder über das Informationsmodell
des aggregierten Servers dynamisch zur
Laufzeit geladen werden. Abschnitt 6.2 beschreibt die
dafür notwendigen Ergänzungen im Informationsmodell
des aggregierten Servers.
4.6 Instanzzuordnungsregeln
Instanzzuordnungsregeln enthalten Information über
die Handhabung von Objekten. Es kann zum Beispiel
notwendig sein, beim Erkunden des Adressraums eines
unterlagerten Servers nicht weiter in Unterknoten abzuzweigen,
außer ein Client fragt explizit danach.
Gründe dafür können beispielsweise sein, dass dies
unnötige Last im unterlagerten Server erzeugen würde,
weil das interne Objektmodell geladen werden muss,
im Fall von FDI muss zum Beispiel das FDI Device
Package geladen werden. Auch Information über fest
definierte Objekte ist in den Regeln enthalten, sodass
ein Aggregationsserver diese Objekte in mehreren unterlagerten
Servern identifizieren und zusammenführen
kann. Derartige fest definierte Objekte besitzen in
der Regel eine feste NodeId, die in einer Informationsmodellspezifikation
definiert ist. Die Instanzzuordnungsregeln
können entweder lokal im Aggregationsserver
definiert oder über das Informationsmodell des
aggregierten Servers dynamisch zur Laufzeit geladen
werden. Abschnitt 6.2 beschreibt die dafür notwendigen
Ergänzungen im Informationsmodell des aggregierten
Servers.
5. ARCHITEKTUR DES AGGREGATIONSSERVERS
5.1 Aggregation Node Manager
Der Aggregation Node Manager ist der zentrale Singleton,
der die Knoten im Adressraum des Aggregationsservers
verwaltet. Der Aggregation Node Manager
setzt unter anderem die nachfolgend genannten Funktionen
um:
Er erzeugt eine OPC UA Session pro unterlagerten
Server. Sobald die Verbindung hergestellt ist, erkundet
der Aggregation Node Manager den Adressraum des
unterlagerten Servers Knoten für Knoten. Typknoten
werden dabei mit den Typzuordnungsregeln verglichen.
Im Falle von Instanzknoten werden die Instanzzuordnungsregeln
herangezogen. Anhand der
Regeln wird entschieden, wie der Knoten im Aggregationsserver
zu handhaben ist. Der Aggregationsserver
prüft außerdem, ob er die Typ- und Instanzzuordnungsregeln
dynamisch aus dem Informationsmodell
des zu aggregierenden Servers lesen kann, siehe Abschnitt
6.2. Für jeden aggregierten Knoten wird ein
Proxy-Knoten vom Aggregation Node Manager erstellt.
Die notwendigen Zuordnungsdaten jedes Proxy-Knotens
zum Originalknoten in den unterlagerten Server
werden erzeugt und verwaltet. Die Proxy-Knoten werden
dabei von der Node Factory erzeugt und an den
Aggregation Node Manager übergeben. Auch die Referenzen
zwischen Originalknoten werden vom Aggregation
Node Manager nachgebildet, sodass die ursprüngliche
Strukturinformation erhalten bleibt. Im
Falle doppelt vorhandener Knoten, zum Beispiel bei
überlappenden Strukturen, oder bereits vorhandene
Typ-Knoten, wird nur die entsprechende Mapping-
Information erzeugt und kein neuer Knoten im Adressraum
des Aggregationsservers erstellt. Alle erzeugten
Typ-Knoten werden vom Type Manager verwaltet,
siehe Abschnitt 5.2.
Ein Aggregation Node Manager kann nur Anfragen
entgegennehmen, die an einen Namespace gerichtet
sind, für den dieser zuständig ist. Darum registriert sich
der Aggregation Node Manager für alle im unterlagerten
Server vorhandenen Namespaces. Dabei werden auch
die entsprechenden Namespace-Indizes verwaltet.
Anfragen von Clients an einen Proxy-Knoten, wie
Read, Write, Subscribe, werden vom Aggregation Node
Manager aufgrund der Mapping-Tabellen an den entsprechenden
unterlagerten Server weitergeleitet. Die
NodeIds in der Anfrage werden dabei durch die NodeIds
im unterlagerten Server ersetzt. Da eine Anfrage
an den Aggregationsserver sich auf Knoten in unterschiedlich
unterlagerten Servern beziehen kann, teilt
der Aggregation Node Manager eine solche Anfrage
entsprechend auf.
5.2 Type Manager
Der Type Manager verwaltet alle Typ-Knoten im Aggregationsserver.
Dazu nutzt der Type Manager die Zuordnungsregeln,
um festzustellen, ob ein spezifischer Typ-
Knoten im Aggregationsserver bereits vorhanden ist.
Der Type Manager kennt auch alle Namespace-Tabellen
der unterlagerten Server.
5.3 Node Factory
Die Node Factory erzeugt die Proxy-Knoten. Proxy-
Knoten sind Kopien von Originalknoten, die die Attribute
enthalten, außer die Value- und NodeId-Attribute.
Das NodeId-Attribut wird mit einer neuen NodeId belegt.
Die Node Factory erstellt Proxy-Knoten für Typ-
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
BaseObjectType
gregationsserver dann mit der Aggregation eines solchen
unterlagerten Servers beauftragen. Die Aggregation
an sich wird dann vom Aggregation Node Manager
durchgeführt.
OpcUaServerType
AggregatedServer
Type
BaseDataVariableType:
ServerUrl
AvailableServer
SetType
OpcUaServer
AggregatedServer
SetType
Aggregated
Server
ResidesIn
Aggregate
Server
5.7 Security Manager
Der Security Manager implementiert die Zugangskontrolle
zu den aggregierten Knoten. Dabei kann der Security
Manager beispielsweise den Zugang zu einzelnen
Knoten oder generell zu Knoten eines bestimmten
unterlagerten Servers verwehren. Außerdem kann die
Art des Zugriffs eingeschränkt werden, zum Beispiel
nur lesender Zugriff, keine Methodenausführung.
ServerType
Server
BILD 6: Informationsmodell
des Aggregationsservers
und InstanzKnoten. Für die Erzeugung einer neuen
NodeId muss jeweils die Liste der fest definierten NodeIds
geprüft werden.
5.4 OPC UA Client
Der OPC UA Client kapselt die Funktionalität für die
Verbindung mit einem unterlagerten Server. Ein OPC
UA Client ist dabei mit einem unterlagerten Server verbunden.
Der OPC UA Client erhält die Anfragen über
den Aggregation Node Manager bereits mit der korrekten
NodeId im unterlagerten Server.
5.5 OPC UA Server
Der OPC UA Server bietet die Dienste des Aggregationsservers
an. Zum einen erfolgt darüber der Zugriff auf
aggregierte Knoten im Adressraum des Aggregationsservers.
Zum anderen stellt der Aggregationsserver darüber
Managementfunktionen zur Verfügung, über die sich
beispielsweise die für eine Aggregation zur Verfügung
stehenden Server abfragen lassen, siehe Abschnitt 6.1.
5.6 Discovery Manager
Object
Der Discovery Manager nutzt die OPCUADiscovery
Mechanismen, um das Netzwerk nach möglichen unterlagerten
Servern zu durchsuchen. Die gefundenen
Server werden über das Informationsmodell des Aggregationsservers
publiziert. Clients können den Ag
6. INFORMATIONSMODELL FÜR DIE AGGREGATION
Dieser Beitrag definiert zwei Informationsmodellerweiterungen,
die die Aggregation unterstützen. Abschnitt
6.1 beschreibt die Erweiterungen für den Aggregationsserver.
Dies umfasst im Wesentlichen Information und
Dienste für die Verwaltung aggregierter Server. Abschnitt
6.2 beschreibt eine optionale Erweiterung für
das Informationsmodell unterlagerter Server. Darüber
werden hauptsächlich die Typ und Instanzzuordnungsregeln
verfügbar gemacht, um eine vollständig
automatisierte Aggregation zu ermöglichen. Sind diese
Erweiterungen nicht implementiert, dann können diese
Regeln über den Aggregationskonfigurator bereitgestellt
werden, siehe Abschnitt 4.3.
6.1 Aggregationsserver
6.1.1 Informationsmodell
Der OpcUaServerType repräsentiert einen OPC UA Server.
Dazu referenziert der Type eine Variable ServerUrl,
die die URL des OPC UA Server enthält (Bild 6).
Der AggregatedServerType erbt von OpcUaServerType
und referenziert ein ServerTypeObjekt. Das Server
TypeObjekt ist in der OPCUASpezifikation definiert.
Es enthält detaillierte Information über einen OPC UA
Server, die auch Information über den aktuellen Status
zur Verfügung stellt. Der AvailableServerSetType referenziert
OpcUaServer, die für die Aggregation als unterlagerte
Server zur Verfügung stehen. Die Liste kann
dabei entweder auf der Basis von Planungsdaten oder
aber über den DiscoveryManager erstellt werden. Der
AggregatedServerSetType referenziert die aggregierten
OpcUaServer. Das erlaubt es Clients, den Zustand der
unterlagerten Server direkt im Informationsmodell des
Aggregationsservers zu beobachten. Der Aggregated-
ServerSetType enthält zudem eine Methode, die die
NodeId eines OpcUaServerKnotens im AvailableServerSet
entgegennimmt. Darüber wird der Aggregationsserver
angewiesen, den entsprechenden unterlagerten
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atp edition
7-8 / 2014
Objects
Ava
ilab
le
Serve
rSetTy
yp
pe
AvailableServerSet
BILD 7: Informationsmodellbeispiel
BaseObjectType
BILD 8: Informationsmodell
des aggregierten Servers
Op
cUa
Serve
rTy
yp
e
Server_1
Aggrega
tedServerSetTy
pe
AggregatedServerSet
Aggre
ega
tedServe
rTy
yp
e
Server_2
AggregationSupport
Type
TypeMappingRule
SetType
TypeMappingRule
Type
InstanceMapping
RuleSetType
InstanceMapping
RuleType
TypeManagement
ServiceType
Aggre
ega
tedServe
rTy
yp
e
Server_3
TypeMappingRule
InstanceMapping
Rule
Object_A
Object_B
Reside
desIn
ResidesIn
TypeMappingRule
Set
InstanceMapping
RuleSet
ExportType
Definition
ImportType
Definition
Object_C
TypeManagement
Service
Server zu aggregieren. Dieser Server verschwindet
dann aus dem AvailableServerSet und erscheint im AggregatedServerSet.
Die ResidesInReferenz erbt vom
NonHierarchicalReferenceType. Die Referenz zeigt den
Ursprung eines aggregierten Knotens an, in dem sie den
entsprechenden AggregatedServer referenziert.
6.1.2 Beispiel
Das Beispiel in Bild 7 zeigt ein AvailableServerSet, das
einen OpcUaServer Server_1 enthält, der zur Aggregation
zur Verfügung steht. Das AggregatedServerSet enthält
die beiden AggregatedServerObjekte Server_2 und
Server_3. Die Knoten Object_A, Object_B und Object_C
wurden von diesen beiden Servern aggregiert. Die ResidesInReferenz
zeigt den Ursprung dieser Knoten im
Server_2 und Server_3 an. Object_A und Object_B
stammen aus Server_2. Object_C ist zwar ein Unterknoten
von Object_2 stammt aber dennoch aus einem anderen
unterlagerten Server Server_3.
6.2 Aggregierter Server
6.2.1 Informationsmodell
Der TypeMappingRuleSetType referenziert Objekte vom
Typ TypeMappingRuleType, siehe Bild 8. Der TypeMappingRuleType
repräsentiert die Typzuordnungsregeln.
Diese Regeln können auf der Basis von Standards erstellt
sein, zum Beispiel Regeln, um Gerätetypen in FDI zu
vergleichen. Der InstanceMappingRuleSetType referenziert
Objekte vom Typ InstanceMappingRuleType. Der
InstanceMappingRuleType repräsentiert dabei die Instanzzuordnungsregeln.
Diese Regeln können ebenso auf
einem Standard aufbauen. Der TypeManagementService-
Type bietet standardisierte Dienste zur Verwaltung von
Typen in einem OPC UA Server. Dazu werden zwei Methoden
– ExportTypeDefinition und ImportTypeDefinition
– angeboten. Die ExportTypeDefinitionMethode serialisiert
den angefragten Type. Die Methode nimmt dazu die
NodeId des Typeknotens entgegen. Rückgabewert ist eine
NodeId, unter der die serialisierte Typinformation gelesen
werden kann. Im Falle von FDI kann darüber das
zugehörige FDI Device Package gelesen werden. Die ImportTypeDefinition
nimmt serialisierte Typinformation
entgegen und erstellt den entsprechenden Typ im Typsystem
des Servers. Im Falle von FDI wird der entsprechende
Gerätetyp erstellt. Der AggregationSupportType
referenziert die TypeMappingRuleSet, das InstanceMappingRuleSet
und die TypeManagementService.
6.2.2 Beispiel
Bild 9 zeigt ein Beispiel eines unterlagerten Servers: Das
AggregationSupportObjekt ist ein Unterknoten des
ServerCapabilitiesKnotens, der Teil des StandardserverObjekts
ist. Über den AggregationSupport ist der
Aggregationsserver in der Lage, alle für die Aggregation
notwendige Information aus dem unterlagerten Server
zu lesen. In diesem Sinne fügt der AggregationSupport
Fähigkeiten zur Selbstbeschreibung hinzu. Über die TypeManagementServices,
die Bestandteil des AggregationSupports
sind, kann ein Aggregationsserver Typinfor
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
mationen zu den unterlagerten Servern verteilen. Beispielsweise
kann ein Client die Erstellung einer Instanz
eines bestimmten Typs in einem unterlagerten Server
anfragen. Ist der betreffende Typ im unterlagerten Server
nicht bekannt, kann der Aggregationsserver die Typinformation
über ExportTypeDefinition aus einem Server
abrufen, in dem der Type bekannt ist, und dann über
ImportTypeDefinition an den unterlagerten Server weitergeben.
Nun kann dort das angefragte Objekt erfolgreich
werden, ohne dass im Falle von FDI das zugehörige
FDI Device Package manuell importiert werden muss.
Objects
BILD 10:
Prototyp
FDI
Server 1
ServerType
Server
FDI
Server 2
REFERENZEN
BILD 9: Beispiel eines
Informationsmodells
ServerCapabilitiesType
Server
AggregationSupportType
AggregationSupport
FDI
Client
UA
Expert
Aggregation Server
FDI
Server 3
Sample
Server 1
Sample
Server 2
[1] IEC 62769-1 CDV: Field Device Integration (FDI),
Technical Specification – Part 1: Overview. IEC, 2013.
[2] IEC 62541-1: OPC UA Specification – Part 1: Concepts. IEC, 2010.
[3] IEC 62541-3: OPC UA Specification – Part 3: Address Space Model. IEC, 2010.
[4] IEC 62541-5: OPC UA Specification – Part 5: Information Model. IEC, 2011.
[5] IEC 62769-5 CDV: Field Device Integration (FDI), Technical
Specification – Part 5: FDI Information Model. IEC, 2013.
[6] Promotorengruppe Kommunikation der
Forschungsunion Wirtschaft – Wissenschaft (Hrsg.): Umsetzungsempfehlungen
für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0. April 2013
7. PROTOTYP
Das beschriebene Konzept wurde prototypisch umgesetzt.
Der dabei entwickelte Aggregationsserver wurde
genutzt, um drei FDIServer zusammen mit weiteren
OPC UA Servern aus den StackBeispielen zu aggregieren,
siehe Bild 10. Nach der Aggregation wurde der
resultierende Adressraum des Aggregationsserver mit
Hilfe des OPC UA Clients UA Expert analysiert. Darüber
wurde der Zugriff auf aggregierte Knoten geprüft.
Read, Write und SubscriptionAufrufe wurden erfolgreich
durchgeführt und an die entsprechenden unterlagerten
Server weitergeleitet. Abschließend wurde ein
FDI Client mit dem Aggregationsserver verbunden, um
zu prüfen, ob der FDI Client mit dem aggregierten Informationsmodell
dreier unterlagerter FDI Server arbeiten
kann. Da der Aggregationsserver die Illusion eines
einzigen Servers anbietet, konnte der FDI Client ohne
jede Veränderung mit dem Aggregationsserver arbeiten.
Der Prototyp demonstriert, dass das beschriebene Konzept
anwendbar ist, um mehrere unterlagerte Server zu
aggregieren und damit die Vorteile eines zentralen Zugangspunktes
mit den Vorteilen verteilter intelligenter
Komponenten zu vereinen.
Die prototypische Implementierung der beschriebenen
Aggregationsarchitektur ist in der Lage, beliebige
OPC UA Server zu aggregieren. Die Aggregation
wurde erfolgreich mit drei verschiedenen FDIServern
und mehreren OPCUABeispielservern getestet. Alle
Server wurden erfolgreich in ein einziges Informationsmodell
aggregiert. Auch die dynamische Aggregation
von Servern über DiscoveryMechanismen konnte
erfolgreich überprüft werden. Lese und Schreibaufträge
sowie Subscriptions zeigten die gewünschten
positiven Ergebnisse. Server, die die beschriebenen
Erweiterungen im Informationsmodell implementierten,
konnten zudem automatisch ohne manuelle
Konfigurationsschritte, zum Beispiel Zuordnungsregeln
für Typen, aggregiert werden. Der abschließende
Test eines FDI Clients im Zusammenspiel mit dem
Aggregationsserver und drei unterlagerten FDIServern
zeigte, dass das eigentliche Ziel, nämlich die Illusion
einer zentralen Integrationsplattform, erreicht
wurde. Der Aggregationsserver verhielt sich aus Sicht
des FDI Clients völlig transparent, sodass der FDI Client
arbeiten konnte, als wäre er mit nur einem FDI
Server verbunden.
AUSBLICK
Die flexible Zusammenarbeit intelligenter verteilter
Komponenten ist eine Kernfunktionalität für Industrie
4.0 [6]. Vermaschte Kommunikationsnetze, wie etwa
das Internet of Things, bilden einen der möglichen Lösungsansätze.
Auch wenn Kommunikation eine essenzielle
Kernfunktion für Industrie 4.0 ist, so sind die
Autoren der Meinung, dass dazu nicht zwangsläufig
50
atp edition
7-8 / 2014
eziehungsweise in allen Fällen eine vermaschte Kommunikationsstruktur
notwendig ist. Die eingangs erwähnte
Komplexität solcher Kommunikationsstrukturen
sowie die möglichen Sicherheitsrisiken beziehungsweise
der für einen sicheren Betrieb erforderliche
Administrationsauswand sind hier zu bedenken. Die
Autoren schlagen daher ein Internet of Portals vor, in
dem Aggregationsplattformen miteinander kommunizieren.
Jede Aggregationsplattform kapselt dabei Geräte,
Subsysteme oder ganze Systeme. Dabei bleiben die Kommunikationsbeziehungen
einfacher zu überblicken und
aus Sicherheitsgesichtspunkten einfacher und damit
weniger aufwendig zu administrieren. Über Mechanismen
wie Discovery und dynamische Aggregation ist das
Internet dennoch keine starre Struktur, sondern kann
sich veränderlichen Randbedingungen ebenfalls flexibel
anpassen. Das vorgestellte Konzept der OPCUA
ServerAggregation geht einen ersten Schritt in eine
solche Richtung.
MANUSKRIPTEINGANG
29.06.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
AUTOREN
Prof. Dr.Ing. DANIEL GROSSMANN (geb. 1977)
ist Professor für Ingenieurinformatik und
Datenverarbeitung an der Technischen Hochschule
Ingolstadt. Zu seinen Forschungsthemen
zählen neben Geräteintegration vor
allem verteilte Systeme und Informationsmodellierung
in der Automatisierungstechnik
sowie industrielle Kommunikation.
Zuvor war Daniel Großmann Mitarbeiter am
Forschungszentrum Deutschland der ABB AG.
In dieser Rolle arbeitete er maßgeblich an
der FDITechnologie mit und leitete zwei
Arbeitsgruppen in der FDIStandardisierung.
Daniel Großmann studierte Maschinenbau
an der Technischen Universität München
mit den Schwerpunkten Informationstechnik
und Automatisierungstechnik. Für seine
Promotion an der TU München im Bereich
Geräteintegration erhielt er 2008 den NAMUR
Award.
Technische Hochschule Ingolstadt,
Esplanade 10, D-85049 Ingolstadt,
Tel. +49 (0) 841 93 48 28 80,
E-Mail: daniel.grossmann@thi.de
Prof. Dr.Ing. MARKUS BREGULLA (geb. 1963)
ist seit 2002 Professor für Automatisierungstechnik
an der TH Ingolstadt. Zuvor war er
als wissenschaftlicher Assistent an der
TUMünchen tätig, wo er 2002 promovierte.
Bregulla studierte Elektrotechnik und war
zunächst als Entwicklungsingenieur für
die Firma ELOP tätig bevor er als selbständiger
Berater und Softwareentwickler arbeitete.
Technische Hochschule Ingolstadt,
Esplanade 10, D-85049 Ingolstadt,
E-Mail: markus.bregulla@thi.de
M.Sc. SUPRATEEK BANERJEE (geb. 1986) ist
seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der
THI Ingolstadt. Dort forscht er in den Bereichen
industrielle Kommunikation und vertikale/
horizontale Integration. Er studierte an der
Universität Stuttgart INFOTECH. Zuvor studierte
er an der West Bengal University und sammelte
Erfahrung als Systems Engineer.
Technische Hochschule Ingolstadt,
Esplanade 10, D-85049 Ingolstadt,
E-Mail: suprateek.banerjee@thi.de
Dr. rer. nat. DIRK SCHULZ (geb. 1976) ist seit 2006
Wissenschaftler am ABB Forschungszentrum in
Ladenburg. Nach einem Studium der Technischen
Informatik an der Universität Mannheim, promovierte
er über Schutzverfahren für Taktverteilung
in synchronen EVU Weiterverkehrsnetzen.
Aktuell ist er ist als Principal Scientist für den
Bereich Netzwerkmanagement und Geräteintegration
in der Konzernforschung verantwortlich.
ABB AG Forschungszentrum,
Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,
E-Mail: dirk.schulz@de.abb.com
Dipl.Inf. (FH) ROLAND BRAUN (geb. 1961)
studierte Informatik an der FH Köln. Nach
Stationen in der Produktentwicklung ist er
seit 2004 in der ABB Forschung tätig. Seine
Hauptarbeitsgebiete sind Geräteintegrationstechnologien,
(Feldbus)Protokolle sowie die
Mitarbeit in Standardisierungsgremien.
ABB AG Forschungszentrum,
Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg,
E-Mail: roland.braun@de.abb.com
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7-8 / 2014
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Industrie 4.0 am Beispiel
einer Verbundanlage
Aspekte der Modellierung und dezentralen Architektur
Das Thema Industrie 4.0 verspricht umwälzende Veränderungen in der automatisierten
Fertigung, der Produktionsorganisation und den Prozessen in der Industrie.
In diesem Beitrag werden am Beispiel einer automatisierungstechnischen Verbundanlage
im Sinne eines Zusammenschlusses von Teilanlagen der beteiligten Institute
Potenziale von Industrie 4.0 aufgezeigt und in Bezug auf die Automatisierungstechnologien
diskutiert. Anhand des Anlagenverbundes werden vor allem Aspekte
des Managements von Flexibilität sowie die Möglichkeiten des Informationsaustausches
aufgrund von Dezentralität und Vernetzung verdeutlicht.
SCHLAGWÖRTER Industrie 4.0 / Flexibilität / Industrie-4.0-Komponenten /
Koordination dezentraler Systeme
Industry 4.0 and an Automated System –
Aspects of System Modeling and Decentralized Architecture
Industry 4.0 promises revolutionary changes in automated manufacturing, production
organization, and industrial processes. Its potential is demonstrated with the
integration of distributed facilities of the participating institutes and discussed with
reference to automation technologies. In particular, ways of managing flexibility and
opportunities for information exchange are highlighted for decentralised network
systems.
KEYWORDS Industry 4.0 / flexibility / Industry 4.0 components / coordination of
decentralised systems
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atp edition
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MICHAEL WEYRICH, Universität Stuttgart
CHRISTIAN DIEDRICH, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
ALEXANDER FAY, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
MARTIN WOLLSCHLAEGER, Technische Universität Dresden
STEFAN KOWALEWSKI, RWTH Aachen University
PETER GÖHNER, Universität Stuttgart
BIRGIT VOGEL-HEUSER, Technische Universität München
Das flexible Management von Produktionsanlagen
ist ein zentrales Thema der Automatisierungstechnik.
Schneller neue Produkte am
Markt zu platzieren, Produktionsanlagen
optimal auszulasten, Spitzenlasten bei der
Produktion abzufedern oder Schwierigkeiten in den
Zulieferketten rasch zu begegnen, sind wichtige Anforderungen
an die Produktion, die erfolgskritisch für die
Zukunft ganzer Industriestandorte sein können.
Viele Forschungsarbeiten befassen sich daher seit
Dekaden mit Themen der Flexibilisierung beziehungsweise
mit der Erhöhung der Agilität von Produktionssystemen
aus den unterschiedlichen Perspektiven des
Produktionsmanagements, der Automatisierungstechnik
und des Maschinenbaus.
Die neuen technologischen Möglichkeiten, wie Adhoc-Vernetzung
und intelligente Steuerungen, die unter
den Schlagworten Industrie 4.0 mit Hilfe von cyberphysischen
Systemen (CPS) subsumiert werden, bieten
viele Chancen. Eine Zukunftsaufgabe ist es, Produktionsmaschinen,
Betriebsmittel, Logistik im Sinne einer
Industrie 4.0 zu organisieren [1]. Daraus entstand die
Idee, anhand des Zusammenschlusses der einzelnen
Automatisierungsanlagen der Institute der Autoren typische
Szenarien von Industrie 4.0 aufzuzeigen.
1. ANSATZ DER AUTOMATISIERUNGSVERBUNDANLAGE
Um die Herausforderungen und den Nutzen von Industrie
4.0 zu demonstrieren, werden die damit verbundenen
Verfahren und Konzepte der Automatisierungstechnik
am Beispiel der Individualproduktion vorgestellt [2, 6].
Auf dieser Basis werden Kopplungsansätze, Datenmodellierung,
dezentrale Steuerung sowie die interaktive Zuteilung
automatischer Teilanlagen diskutiert [5, 7].
Geschmacksvariationen – bestellen. Dieser Auftrag
wird dann auf den unterschiedlichen Anlagen des
Verbundes an den beteiligten Universitätsinstituten
dezentral und über Deutschland verteilt produziert.
Dabei dient das Konzept von Joghurt, der individuell
und auf Kundenwunsch produziert wird, als Beispiel
für kundenindividuelle, den sich rasch ändernden
Wünschen des Marktes anpassende Produktion und
verfolgt keineswegs den Anspruch auf eine verfahrenstechnische
Umsetzung, sondern dient als Szenario,
um die Möglichkeiten der Automatisierungstechnik
aufzuzeigen.
1.2 Die dezentrale Verbundanlage
Die Verbundanlage besteht aus einzelnen Produktionsanlagen,
die in den Laboren der Institute bereits existieren.
Bild 2 zeigt den entstehenden Produktionsverbund
sowie den Informationsfluss zwischen den Systemen.
Dabei sind die Anlagen beziehungsweise Teilanlagen
mit unterschiedlichster Steuerungstechnik
versehen, wie zum Beispiel SPS, Mikrokontroller oder
Industrie-PC. Alle Anlagen sind mit dem Internet verbunden
und können miteinander kommunizieren.
Auch die Unterstützung des Betriebspersonals durch
Informationsaufbereitung und der Einsatz von Apps
sind mit diesem Ansatz möglich.
Es ist das Ziel, bestehende Anlagen weiter zu verwenden
und diese auf der Feldebene nicht umzubauen,
sondern diese Teilanlagen zu kapseln und so in den
Industrie-4.0-Verbund einzufügen. Eine Neukonzeption
der Teilanlagen, zum Beispiel auf Basis von einheitlichen
Standards, ist nicht vorgesehen. So soll eine
einfache Integration bestehender Teilanlagen im Sinne
von Industrie-4.0-Komponenten ermöglicht werden.
1.1 Szenarien der Anwendung
Im Anwendungsszenario kann ein Kunde ein konfigurierbares
Produkt – einen Joghurt in verschiedenen
1.3 Anforderungen an die Automatisierungstechnik
Aus Sicht des Produktionsszenarios bestehen eine Reihe
von Anforderungen an die Automatisierungstech-
atp edition
7-8 / 2014
53
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
nologie. Dabei müssen folgende Kernanforderungen in
einem ersten Schritt realisiert werden:
Anforderung 1: Einfache Vergabe des Auftrages für
eine bestimmte Produktkonfiguration und Menge
per Handy-App oder Internet.
Anforderung 2: Automatische Auftragsplanung und
Zuteilung der geeigneten Anlage, möglichst ohne
manuelle Koordination eines Produktionsplaners.
Auch der verteilte Anlagenverbund sollte einfach
konfigurierbar sein. Benötigt wird ein flexibles und
möglichst offenes Planungssystem zur Verwaltung
der Produktionsanlagen, die ihre aktuelle Kapazität
anbieten, da diese gegebenenfalls kurzfristig
aufgrund anderer Aufträge belegt sein könnten.
Anforderung 3: Einfaches An- und Abmelden von
Produktionsanlagen und deren Kapazität im Gesamtsystem.
Bei der Planung der jeweiligen Produktion,
also dem Scheduling von Aufträgen, ergibt
sich die nächste Anforderung.
Anforderung 4: Möglichkeit der Berücksichtigung
von besonderen Kriterien, wie Energieverbrauch
von Anlagen, Wegstrecken in der Logistik, bei der
Produktionsplanung.
Es kann auch notwendig werden, bereits zugeteilte
Aufträge durch die Anlagen direkt weiter- beziehungsweise
unterzuvergeben, um zum Beispiel
unmittelbar auf Störungen reagieren zu können.
Dabei kann die Auftragsvergabe auf gleicher Ebene
erfolgen oder als teilweise Untervergabe ausgeführt
werden. Diese Vergabe sollte bilateral über die Industrie-4.0-Cloud
ausgehandelt werden, ohne die
anderen Teilnehmer behelligen zu müssen.
Anforderung 5: Möglichkeit der Bildung von Produktionsclustern
mit autarkem Auftragsmanagement
und der Möglichkeit der Untervergabe.
Schließlich ist eine Anforderung zur Betriebssicherheit
der Kommunikation wichtig, die die Zuverlässigkeit
des Kommunikationsprozesses betrifft.
Anforderung 6: Falls die Internetverbindung kurzzeitig
nicht verfügbar ist beziehungsweise unterbrochen
wird, so dürfen keine Planungsinformationen
verloren gehen.
Weitere Anforderungen, wie die einfache Bedienbarkeit
durch Anwender, Möglichkeiten der Diagnose oder Anforderungen
an die IT-Sicherheit, sind ebenfalls relevant,
werden aber im Beitrag nicht betrachtet.
Im Rahmen des Produktionsbeispiels zeigt Bild 3 die
einzelnen Vor- und Zwischenprodukte des Joghurts, wie
Geschmacksstoffe oder Verpackungsmaterialien, die mit
P1 bis P8 gekennzeichnet sind. Diese Produkte werden
in den einzelnen Prozessstufen O11 bis O14 im Sinne
der Herstellung beziehungsweise Veredelung oder der
Fertigung von Verpackungen und der Gravur der Deckel
produziert. Diese Produktionsschritte unterliegen jedoch
Restriktionen in Bezug auf die Reihenfolge der
Produktion oder müssen unmittelbar zusammenhängend
in einzelnen Chargen (Batches) erfolgen. So kann
natürlich die Veredelung mit Früchten erst erfolgen,
wenn der Joghurt hergestellt wurde, und die Abfüllung
des Joghurts sollte in einem Verfahrensschritt erfolgen.
Mit Blick auf Bild 2 sind P1 und P2 Vorprodukte für
P7. Allerdings kann P8 erst nach Verfügbarkeit von P7
durch Zugabe von P3 produziert werden. Unabhängig
davon ist die Produktion von P9, die parallel davor oder
danach erfolgen kann.
Reihenfolgerestriktionen sind besonders bei der Verteilung
der Prozesse auf die Ressourcen zu beachten.
Beim Scheduling, also dem Einplanen von konkreten
Produktionsaufträgen auf Produktionsanlagen, müssen
zudem weitere Aspekte, zum Beispiel die Logistik, berücksichtigt
werden.
Für einfache Produktionsprozesse sind diese Zuteilungen
unter Umständen sehr einfache direkte Relationen:
So kann die Herstellung des Joghurts aufgrund
von Ressourcenverfügbarkeiten womöglich nur auf
einer bestimmten Produktionsanlage erfolgen. Mit einer
zunehmenden Verfügbarkeit von redundanten Ressourcen
ergeben sich unterschiedliche Varianten für
den Produktionsprozess. Aufgrund von konkurrierenden
Produktaufträgen ergeben sich jedoch rasch
komplexe Planungsaufgaben, die zudem mit einer Vielzahl
von Restriktionen versehen sein können, was die
BILD 1: Individuelle Produktion auf Kundenwunsch
bedeutet: schnell neue Produkte am Markt
platzieren, Produktionsanlagen optimal auslasten,
Spitzenlast abfedern, Schwierigkeiten in der Zulieferkette
rasch beheben, Kundenwünsche berücksichtigen,
Produktion anpassen und flexibilisieren etc.
54
3. KONZEPTION
Die Modellierung der Verbundanlage wird mit den Konzepten
der VDI-Richtlinie 3682 beschrieben. Hierbei entspricht
es dem Stand der Technik, den Prozess formalisiert
in die Bestandteile Produkt, Prozess und Ressourcen
zu untergliedern. Diese PPR-Methodik bildet die Basis
für eine Vielzahl von industriellen Planungssystemen.
Dabei folgt die Prozessbeschreibung der Einteilung Produkt
(P), Prozesse beziehungsweise Prozessoperatoren
(O), technische Ressource (T) sowie Bilanzgrenze (B).
atp edition
7-8 / 2014
Zuteilung von Prozessen komplex macht, da die Frage
ist, wann welche Teilanlage gewählt werden soll.
3.1 Auswahl von Teilanlagen
Die einzelnen Teilanlagen stehen über Deutschland
verteilt zur Verfügung und bieten ihr Leistungsspektrum
in einem virtuellen Marktplatz an. Bild 4 (Zentraler
Marktplatz) zeigt die Grundstruktur, die als Stern
organsiert die einzelnen Anlagenkomponenten zentral
verwaltet. Im Mittelpunkt steht der Markplatz, in dem
sich alle beteiligten Teilanlagen listen lassen können.
Die Anlagen sind dabei sehr unterschiedlich und erlauben
die Realisierung unterschiedlicher Prozesse
oder können auch identische Prozessschritte redundant
abdecken, wenn sie an einer Auftragsvergabe teilnehmen.
Auf dem Marktplatz sind somit alle Teilanlagen
bekannt, wobei jeder Teilanlage ein Leistungsprofil
zugeordnet ist, in dem die Fähigkeiten beziehungsweise
Dienste beschrieben sind.
Erfolgt nun eine Anfrage bezüglich der Herstellung
einer Charge eines Produkts, so wird zunächst anhand
des Leistungsprofils geprüft, welche Teilanlagen diese
Aufgabe ausführen könnten. Sobald entsprechende Teilanlagen
identifiziert wurden, muss eine konkrete Anfrage
erfolgen, ob beziehungsweise wann die Teilanlage
tatsächlich zur Verfügung steht, da diese beispielsweise
durch Wartungsarbeiten außer Betrieb sein könnte.
Bild 4 (Zwei Marktplätze) visualisiert ein Konzept, in
dem zwei Marktplätze vorhanden sind, die teilweise
dieselben Ressourcen gelistet haben. Solche Konzepte
sind praktikabel, da es aus Sicht des einzelnen Anlagenbetreibers
sinnvoll ist, um ihre Anlagen möglichst komplett
auszulasten. Mit Blick auf einen einzelnen Marktplatz
wäre es vielleicht sonst nicht möglich, die Teilanlagen
vollständig auszulasten, da die Kapazität gar nicht
vollständig gebraucht wird. Das Spektrum der Aufträge
und die Verfügbarkeit der Teilanlagen entscheiden über
die tatsächliche Belegung der Teilanlagen.
In Bild 5 wird der Anmelde- und Anfrageprozess für
die vier Teilanlagen T14, T24, T11, T21 an einem Marktplatz
dargestellt. Dabei geht es um zwei Hauptfunktionen,
die am Marktplatz ausgeführt werden: Zum einen
die Funktion, die Leistungen im Sinne von Fähigkeiten
oder Diensten zu listen, das heißt ein Verzeichnis zu
erstellen, in dem alle technischen Möglichkeiten der
Teilanlage beziehungsweise Industrie-4.0-Komponente
dokumentiert sind. Zum anderen der Vorgang eines
Auftragsvermittlers (Brokers), der Anfragen stellt, Angebote
dazu erhält und dann schließlich die Wahl der
Beauftragung trifft.
Der Kommunikationszyklus am Marktplatz sieht wie
folgt aus: In einem ersten Schritt melden sich alle Teilanlagen
im Verzeichnis der Dienste und Fähigkeiten an.
In einem zweiten Schritt kommt eine Vermittler-, das
heißt eine Brokerfunktion zum Zuge, die ermittelt, welche
Industrie-4.0-Komponenten oder Teilanlagen geeignet
sind. In Schritt 3 und 4 werden diese Komponenten
zunächst um ein Angebot gebeten, das dann durch die
jeweiligen Industrie-4.0-Komponenten abgegeben wird.
Schließlich erfolgt in Schritt 5 die Auswahl des Angebots,
das dann abschließend (Schritt 6) beauftragt wird.
Dieses Vorgehen mit einer zentralen Stellung Marktplatz
in einer Stern-Struktur beziehungsweise Mehrstern-Struktur
hat Realisierungsvorteile, da jeweils nur
Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zum Marktplatz aufgebaut
werden müssen und jeder Marktplatz über eine
zentrale Prozessplanung und Steuerung verfügt. Allerdings
muss im Zentrum des Sterns immer die gesamte
Information vorliegen. Dies hat Nachteile im Sinne der
Informations- und der Ausfallsicherheit.
I4.0 Komponente
Teil-
Anlage
Institut
1
Forschungsverbundanlage
I4.0 Komponente
Teil-
Anlage
Institut
…
I4.0 Komponente
Teil-
Anlage
Institut
n
I4.0 Cloud-Services zur Auftragsplanung und
Zuteilung der Teilanlagen (I4.0 Komponenten)
P3
P4
P1
Joghurtherstellung
O11
P7
Joghurtveredelung
O12
B12
P8
Abfüllung
O14
P2
B11
Gäranlage
T11
Mischanlage
T12
P5
Deckelgravierung
O13
P9
B13
Fräsanlage
T13
Abfüllanlage
T14
Aufträge
HMI
P6
B14
BILD 2: Konzept des informationstechnischen
Zusammenschlusses einzelner Anlagen zu einem
virtuellen Produktionsverbund
BILD 3: PPR-Modell der Verbundanlage
atp edition
7-8 / 2014
55
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Es besteht die Möglichkeit, weitere Kommunikationskanäle
zwischen den einzelnen beteiligten Ressourcen
herzustellen, wenn es um die Untervergabe von Aufträgen
oder die Abgabe von aggregierten Angeboten
geht. Beispielsweise kann im Fall einer Störung einer
Industrie-4.0-Komponente eine andere Industrie-4.0-
Komponente unterbeauftragt oder informiert werden,
ohne sich erneut an den zentralen Marktplatz wenden
zu müssen. Auf diese Weise wird Flexibilität aufgrund
der Möglichkeit von Nebenabsprachen zwischen einzelnen
Industrie-4.0-Komponenten gewonnen.
Bild 6 zeigt eine solche Struktur, in der auch zwischen
einzelnen Industrie-4.0-Komponenten direkte
Kommunikation stattfindet.
Allerdings wirft eine solche Kommunikationsstruktur
Fragen in Bezug auf die Koordination der einzelnen
Industrie-4.0-Komponenten auf, bei der die Rollen der
Kommunikationspartner und womöglich Hierarchien
definiert werden müssen. Zudem besteht die Möglichkeit,
in einem hochvernetzten Szenario in jedem Knoten
einen virtuellen Marktplatz zu duplizieren, wodurch
ein zum Beispiel ausfallsicheres System entsteht, aber
ein Synchronisationsmechanismus notwendig wird.
Die Wahl der Architektur ist vom Use Case der Anwendung
abhängig: So können Daten lokal verwaltet werden,
um den Zugriff durch andere zu verhindern. Oder es kann
ein robustes System erstellt werden, dessen Funktion
beim Ausfall aufgrund von Redundanz weiterarbeitet.
3.2 Kommunikationsarchitekturen
Die Kommunikation zwischen den Teilsystemen lässt sich
auf Basis voneinander abweichender Konzepte aufbauen.
Die Kommunikationsanbindung einzelner Systeme beziehungsweise
Industrie-4.0-Komponenten kann heute mit
Hilfe unterschiedlicher Infrastruktur erfolgen. Es existieren
auf einer syntaktischen Ebene bereits Standards und
Verfahren zur Nachrichtenübermittlung. Allerdings sind
bei der Auswahl die Rahmenbedingungen zu bedenken:
Kommunikationsgeschwindigkeit: Die Verzugszeit, mit
der Information von Sender zu Empfänger übertragen
werden muss, kann stark variieren. Handelt es sich, wie
in diesem Fall, um den Austausch von leittechnischer
Information, so sind Antwortzeiten im Bereich von Sekunden
oder Millisekunden üblich. Hingegen unterlägen
Maschinensteuerungen und Antriebsregelungen harten
Echtzeitanforderungen im Millisekunden-Bereich, was
aufgrund der Anlagenstruktur hier so nicht gegeben ist.
Übertragungsrate: Auch die Länge der zu übertragenden
Botschaft kann unterschiedlich sein und ist
grundsätzlich bei der Auswahl des Übertragungsprotokolls
zu beachten. Allerdings ist die Übertragungsrate
im Beispiel der Verbundanlage und den dort herrschenden
zeitlichen Rahmenbedingungen nicht von
zentraler Bedeutung.
Kapselung von Information: Einzelne Daten lassen
sich je nach Anwendung zu einem Portfolio aus Services
zusammenfassen. Diese Orchestrierung im Sinne
einer Service-orientierten Architektur (SOA) ist dabei
abhängig von der Art der Anwendung und den sinnvollen
Möglichkeiten der Bündelung von Diensten.
Zuverlässigkeit der Übermittlung: Insbesondere bei der
Übermittlung über Medien wie dem Internet kann nicht
immer davon ausgegangen werden, dass alle Information
vom Sender zum Empfänger gelangt. Um sicherzustellen,
dass alle gesendeten Nachrichten ankommen,
können Messaging-Systeme zum Einsatz gebracht werden,
die die Zustellung einer Nachricht sicherstellen.
Zentraler Marktplatz
Tn
T1
Tn
T11
…
Virtueller
Marktplatz
T12
T21
T4
Virtueller
Marktplatz
T2
BILD 5:
Kommunikationszyklus
zur
Belegung
Tn
Zwei Marktplätze
T11
T41
T3
…
Virtueller
Marktplatz A
T12
T21
Virtueller
Marktplatz B
T32
T31
BILD 4: Virtueller Marktplatz der Ressourcen.
Oben: zentraler Marktplatz mit Ressourcen.
Unten: unterschiedliche Marktplätze mit geteilten
Ressourcen
56
atp edition
7-8 / 2014
Einheitliche Architektur: Ideal ist, ein einheitliches
Systemprotokoll im Sinne von OPC UA (unified architecture)
zu nutzen, um einen möglichst strukturierten
Austausch von Information sicherzustellen, das heißt,
nicht nur Daten zu übertragen, sondern auch maschinenlesbar
semantische Information zu übermitteln.
Zudem gibt es Möglichkeiten, mit Hilfe einer agentenbasierten
Architektur dezentrale Systeme zu steuern. Solche
Agentensysteme bieten die Chance, dezentral organisierte
Steuerungen beziehungsweise Optimierungen
aufzubauen. Hierzu gibt es Standards der FIPA, die die
Kommunikation zwischen Agenten regeln. Neben technischen
Überlegungen in Bezug auf die grundsätzlichen
Fähigkeiten sind ebenso Realisierungsaspekte von Bedeutung,
da die Standards und Verfahren sich im Reifegrad
und in der Verbreitung in der Praxis unterscheiden.
4. REALISIERUNG
Zur Realisierung der Verbundanlage wurden solche
Verfahren ausgewählt, die unmittelbar umsetzbar sind.
Die bestehenden Teilsysteme sollen als Industrie-4.0-
Komponenten im Verbund sichtbar werden, um diese
unmittelbar in eine Industrie-4.0-Gesamtarchitektur
zu integrieren.
4.1 Realisierung mit Agentensystem
Um die sehr unterschiedlichen Anlagen in den Verbund
flexibel einzubinden, kommt ein Agentensystem
zum Einsatz. Agenten sind dynamische und gekapselte
Module, die mit anderen Agenten und ihrer Umgebung
interagieren können. Dabei verfolgen die Agenten
eigene Ziele und haben Handlungsoptionen zur Verfügung,
wodurch ein autonomes Verhalten entsteht. Somit
bringt der Ansatz der Agentensysteme viele Voraussetzungen
zur Realisierung komplexer Kommunikationsstrukturen
mit, bei denen die Teilnehmer unterschiedliche
Rollen haben.
In Bild 7 ist die Topologie des verwendeten Agentensystems
dargestellt. Einzelne Anlagen werden durch Agenten
vertreten, die diese nach innen kapseln, um dann eine
einheitliche Schnittstelle nach außen als Industrie-4.0-
Komponente darzustellen. In der Industrie-4.0-Cloud ist
alle wichtige Information zu den beteiligten Agenten, den
Fähigkeiten und Dienstangeboten der Komponenten verzeichnet.
Die Kommunikation zwischen den Agenten ist
abhängig von der Aufgabe, die diese erfüllen sollen, und
den Fähigkeiten der einzelnen Agenten.
Innerhalb des Verbundes gibt es verschiedene Agententypen,
die unterschiedliche Ziele verfolgen und
Aufgaben wahrnehmen:
Anlagenagent: Dieser repräsentiert die jeweilige automatisierte
Maschine oder Teilanlage im Verbund über
eine einheitliche Schnittstelle. Jeder dieser Agenten verfügt
über eine spezifische Verbindung zu dem von ihm
vertretenen automatisierten System nach innen und
vertritt diese als Industrie-4.0-Komponente und deren
Ziele im Verbund. Zur Repräsentation der Industrie-4.0-
Komponente verfügen die Agenten über die Information,
über welche Fähigkeiten das System verfügt beziehungsweise
welche Aufgaben es erledigen kann. Ziele könnten
zum Beispiel die maximale Auslastung oder die Belegung
zu ganz bestimmten Zeitpunkten sein.
Benötigt ein Agent des Verbundes eine besondere Fähigkeit
einer anderen Industrie-4.0-Komponente, so
verhandeln diese Agenten untereinander. Ziel der Ver-
Virtueller Marktplatz in
der I4.0 Cloud
Angebots-
Auswahl Anmeldung
abgabe
1
2
3
4
5
6
Broker-
Funktion
Welche I4.0-Komponenten /
Teilanlagen sind geeignet?
Verzeichnis Dienste
und Fähigkeiten
Anfrage „Abfüllen“
Liste mit Komponenten
Anfragen an Anlage T14
Anfragen an Anlage T24
Abgabe von Angeboten
Abgabe von Angeboten
Auswahl des besten Angebots
Beauftragung
Welche Dienste und
Fähigkeiten stehen bereit?
Anmelden mit
Fähigkeiten
I4.0
Komponente
Abfüllanlagen
I4.0
Komponente
Gäranlagen
T14 T24 T11 T21
BILD 6:
Systemtopologie
mit Verbindung
der Ressourcen
untereinander
und zentralem
Marktplatz
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7-8 / 2014
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
handlung ist es, eine für beide Seiten möglichst optimale
Lösung zu finden, unter Berücksichtigung der
Fähigkeiten und Randbedingungen der Einzelsysteme.
Koordinationsagent: Die Aufgabe dieser Agenten ist
die Koordination komplizierterer Abläufe innerhalb
des Verbundes, welche nicht von einem einzelnen System
im Sinne einer bilateralen Kommunikation durchgeführt
werden können. Die Koordination der Produktion
des Joghurts im Verbund durch einen Broker auf
dem virtuellen Marktplatz ist eine solche Aufgabe.
Dabei müssen die verschiedenen Arbeitsschritte organisiert
und aufeinander abgestimmt werden. Dazu
erfragt der Koordinationsagent bei der Industrie-4.0-
Cloud, welche Agenten die benötigten Fähigkeiten anbieten
und verhandelt anschließend mit diesen Agenten
die Bedingungen für die Durchführung der Produktion.
Kundenagent: Dieser Agent stellt die Schnittstelle des
Verbundes zum Menschen dar, damit der Koordinationsagent
bei den Verhandlungen die Interessen der Kunden
berücksichtigen kann. Über den Kundenagenten
kann ein Kunde neue Aufträge in das System eingeben.
Dazu interagiert der Kundenagent mit dem Koordinationsagenten
und teilt dem Kunden schließlich mit, wann
mit der Joghurt-Produktion zu rechnen ist.
Die Agenten in der Anwendung sind teilweise sehr unterschiedlich
implementiert. Einerseits gibt es eigenentwickelte
Agenten, die auch auf SPS lauffähig sind.
Hierzu wurde auf eine besonders effiziente Programmierung
geachtet. Andererseits wurden die Agenten
auf der Plattform Jade implementiert, da manche Systeme
ohnehin mit einem Industrie-PC ausgestattet sind
und durch den Einsatz von offenen Plattformen Agentenfunktionalitäten
in unterlagerten Industrie-4.0-
Komponenten genutzt werden können.
Die Verbindung zum System kann individuell verschieden
sein und von einer einfachen Feldbus-Verbindung
bis zu einer vollständigen Integration in die Steuerung
des Systems reichen.
4.2 Realisierung der Verzeichnisse in Industrie-4.0-Cloud
In einer Industrie-4.0-Cloud ist die Managementinformation
für den Agentenverbund enthalten. Im Agentenverzeichnis
sind alle am Verbund beteiligten Agenten und
deren Adressen aufgeführt. Damit dieses Verzeichnis
stets aktuell ist, überprüft das Agentensystem in regelmäßigen
Intervallen ob die eingetragenen Agenten noch
erreichbar sind und aktualisiert das Agentenverzeichnis.
Ein weiterer Bestandteil der Industrie-4.0-Cloud ist das
Dienste- und Fähigkeitsverzeichnis, aus dem mit entsprechenden
Nachrichten Information abgefragt werden
kann. Dort ist hinterlegt, welcher Agent welche Fähigkeiten
anbietet. Ein Agent, der für die Erfüllung seines
Ziels eine Fähigkeit von einem anderen Agenten benö tigt,
kann durch eine Abfrage der Verzeichnisse eine Liste mit
Agenten erhalten, die die geforderte Fähigkeit besitzen
beziehungsweise einen Dienst dazu anbieten.
In der Industrie-4.0-Cloud ist zusätzlich noch das
Botschaftsverzeichnis enthalten. In diesem Verzeichnis
ist abrufbar, welche Botschaften zur Erbringung
einer bestimmten Fähigkeit benötigt werden, dazu gehören
die Botschaften, die bei der Verhandlung benötigt
werden.
Die Industrie-4.0-Cloud wurde mit einem klassischen
zentralen Aufbau realisiert, das heißt, die Verzeichnisse
werden von einem zentralen Agenten zur Verfügung
gestellt. Vorteil dieses Aufbaus ist, dass keine
komplizierten Synchronisationen notwendig sind. Allerdings
wird die Cloud dadurch zu einem sicherheitskritischen
Punkt, da bei einem Ausfall der Verbund nur
noch sehr eingeschränkt funktionsfähig ist. Alternativ
könnte die Industrie-4.0-Cloud auf mehrere Agenten
verteilt werden; dabei ist es jedoch schwierig, die Synchronisation
sicherzustellen, damit die Verzeichnisse
der einzelnen Agenten dieselbe Information enthalten.
4.3 Realisierung der Mensch-Maschine-Schnittstelle
Die Mensch-Maschine-Schnittstelle wurde in Form
eines Kundenportals umgesetzt. Über das Kundenportal
werden Anfragen und Aufträge in die Industrie-4.0-
Verbundanlage eingebracht. Dies können zum Beispiel
Produktionsaufträge oder Diagnoseanfragen sein. Das
Kundenportal besteht aus einem Kundenagenten und
einer entsprechenden Benutzungsschnittstelle. Der
Kundenagent ist dafür verantwortlich, mit den anderen
Agenten des Industrie-4.0-Verbunds zu kommunizieren
und entsprechende Daten auszutauschen. Für die Einbringung
eines Auftrags sucht der Kundenagent in der
Industrie-4.0-Cloud nach passenden Anlagen- beziehungsweise
Koordinationsagenten, die den gewünschten
Auftrag erledigen können, und kontaktiert diese im
I4.0 Komponente
I4.0 Komponente
Gäranlage
T11
Agent
Web Socket
Abfüllanlage
T14
Agent
Web Socket
I4.0 Komponente
Mischanlage
T12
Agent
Web Socket
I4.0 Komponente
App.-
Mensch-
Maschine-
Schnittstelle
Fräsanlage
T13
Agent
Web Socket
Industrie-4.0-Cloud mit
Agenten- Management
und Koordination
Agentenverzeichnis
Kundenagent
Diensteverzeichnis
Fähigkeitenverzeichnis
BILD 7: Agententopologie der Verbundanlage
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atp edition
7-8 / 2014
Anschluss mit der Bitte um Zusendung eines Angebots.
Die Benutzungsschnittstelle, welche direkt an den
Kundenagenten angebunden ist, erlaubt es, externe
Aufträge in den Verbund einzubringen. Die Benutzungsschnittstelle
kann als klassische Desktopanwendung
realisiert sein, als mobile App für Smartphones
und Tablets oder als mobile Webseite. Klassische Desktopanwendungen
oder mobile Apps haben den Nachteil,
dass für jedes Betriebssystem meist eigene Anwendungen
entwickelt werden müssen, was mehr Aufwand
erfordert.
Der prototypische Aufbau der Benutzungsschnittstelle
wurde daher als mobile Webseite ausgeführt. Das
Design orientiert sich an Anwendungen für mobile
Endgeräte, besteht jedoch aus einer Webseite, die auf
sämtlichen Zielplattformen, wie Windows, iOS, Google,
aufgerufen werden kann, siehe Bild 8. Die Benutzungsschnittstelle
wurde mit HTML5 und Java Skript realisiert,
ist per Maus und per Finger bedienbar und passt
sich den verschiedenen Endgeräten, zum Beispiel
Smartphone, Tablet, Desktop, automatisch an.
Über das Kundenportal können ferner Rückmeldungen
und Information zu aktuellen Prozessen eingesehen
werden. So kann es einem Anwender ermöglicht
werden, eine Bestellung über den gesamten Produktionsprozess
zu verfolgen oder gar nachträglich Änderungen
an der Bestellung vorzunehmen.
4.4 Realisierung der Kommunikationsinfrastruktur
BILD 8:
Benutzungsschnittstelle
des Kundenportals
von
myJoghurt
Das System kommuniziert auf Basis von Web-Sockets
über das Internet. Das Protokoll verwendet TCP-Sockets
für das Senden beziehungsweise Empfangen von
Nachrichten. Alle Agenten, die eine Industrie-4.0-
Komponente vertreten, verwenden dasselbe Kommunikationsprotokoll
nach außen, um mit den anderen
Agenten des Verbundes Nachrichten auszutauschen.
Der Anlagenverbund verwendet nach außen ein Protokoll,
welches in den Grundzügen mit dem von der FIPA
definierten Protokoll zur Agentenkommunikation vergleichbar
ist. Nach innen erfolgt die Kommunikation
zur jeweiligen Anlagenkomponente hingegen sehr unterschiedlich
und ist spezifisch auf die jeweilige Teilanlage
abgestimmt.
In der vorliegenden Realisierung wird jeder Agent innerhalb
des Protokolls über die IP-Adresse und den Port
des Sockets identifiziert. Die eigentlichen Nachrichten
werden als einfache Zeichenfolgen im ASCII-Format
übertragen und nicht im HTTP-Protokoll. Eine Nachricht
besteht dabei aus einzelnen Abschnitten, welche durch
bestimmte Zeichen voneinander getrennt sind. Die Reihenfolge
der einzelnen Abschnitte ist fest definiert.
Dies erlaubt es, eine Nachricht auch auf Systemen mit
nur eingeschränkten Fähigkeiten, zum Beispiel SPS,
als Zeichenkette zu verarbeiten, da der Inhalt eines
Feldes erst nach dem Zerlegen geparst werden muss.
Dieses Protokoll wird für die Kommunikation zwischen
den Agenten und mit der Industrie-4.0-Cloud
verwendet. Hauptanteil der Kommunikation mit der
Cloud ist die Klärung der Frage, welche Agenten eine
bestimmte Fähigkeit zur Verfügung stellen beziehungsweise
unter welcher Adresse dieser Agent erreichbar
ist. Damit diese Information in der Cloud vorhanden
ist, muss sich jeder teilnehmende Agent an der Cloud
mit einer entsprechenden Nachricht anmelden. Dabei
überträgt er neben seinem Namen und seiner Adresse
eine Liste seiner Fähigkeiten.
5. VERBESSERUNG DER
KOMMUNIKATIONSINFRASTRUKTUR
Die Verfügbarkeit der Kommunikationsinfrastruktur ist
eine essenzielle Voraussetzung für die Flexibilität, durch
die Industrie-4.0-gerechte Applikationen gekennzeichnet
sind. Dies erfordert leistungsfähige Lösungen zum
Management dieser Kommunikationsinfrastruktur, der
vernetzten Industrie-4.0-Komponenten selbst und der
durch sie angebotenen Dienste. Die Anforderungen aus
der Applikation können herangezogen werden, um das
Themenfeld Quality of Service zu spezifizieren. Hierzu
gehören beispielsweise die garantierte Bereitstellung von
Bandbreite, die Zusicherung von Prioritäten, das Garantieren
von Zeitschranken und schließlich die Einhaltung
von Kommunikationskosten.
Die Integration von IT und Automatisierungsfunktionalität
erfordert eine Erweiterung des Netzwerkmanagements
dahingehend, dass es in der Lage sein muss, die
automatisierungsspezifischen Anforderungen in einer
zunehmend heterogenen Kommunikationsstruktur
handhaben zu können und dabei möglichst existierende
beziehungsweise etablierte Technologien zu integrieren.
Derzeit wird in der Automation das Simple Network Management
Protocol (SNMP) als De-facto-Standard eingesetzt.
Dies reicht jedoch nicht aus, um die gestiegenen
Anforderungen effizient erfüllen zu können.
atp edition
7-8 / 2014
59
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Im Rahmen der Automatisierungsverbundanlage sollen
neue Entwicklungen wie Web Based Enterprise Management
[3], in den Anwendungskontext eingeführt werden
[4]. So nutzt Web Based Enterprise Management Technologien
wie http und XML, trägt aber ebenso Sicherheitsüberlegungen
Rechnung. Anders als bei SNMP sind Authentifikation,
Autorisation, Integrität, Verschlüsselung
und Logging fester Bestandteil der WBEM-Infrastruktur.
AUTOREN
Prof. Dr.-Ing. MICHAEL WEYRICH (geb. 1967) leitet seit April 2013
das Institut für Automatisierungstechnik und Softwaresysteme
(IAS) an der Universität Stuttgart. Zuvor war er an der Universität
Siegen Professor für Fertigungsautomatisierung. Er verfügt über
10-jährige Industrieerfahrung zunächst bei der Daimler AG und
später bei der Siemens AG. Seine Forschungsinteressen liegen auf
dem Gebiet von Cyber-physischen Produktionsmodulen sowie
Smarten Komponenten für die Automatisierungstechnik. Dabei
steht die Komposition, Modularisierung, Qualitätssicherung und
Evaluation automatisierter Systeme im Mittelpunkt der Forschung.
Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,
Universität Stuttgart, Pfaffenwaldring 47, D-70569 Stuttgart,
Tel. +49 (0) 711 68 56 73 21, E-Mail: michael.weyrich@ias.uni-stuttgart.de
Prof. Dr.-Ing. CHRISTIAN DIEDRICH (geb. 1957) leitet den Lehrstuhl
Integrierte Automation an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
Außerdem ist er stellvertretender Institutsleiter des Ifak e.V. in
Magdeburg. Seine Hauptarbeitsfelder umfassen Beschreibungsmethoden
für Automatisierungsgeräte und -systeme, Engineeringmethoden
und Informationsmanagement, formale Methoden in der Automatisierungstechnik.
Er ist in nationalen und internationalen Standardisierungs-
und Fachgremien (IEC, DKE, ZVEI, PNO) tätig.
Otto-von-Guericke Universität Magdeburg,
Institut für Automatisierungstechnik, PF 4120, D-39016 Magdeburg,
Tel. +49 (0) 391 671 84 99, E-Mail: christian.diedrich@ovgu.de
Prof. Dr.-Ing. ALEXANDER FAY (geb. 1970) ist Professor für Automatisierungstechnik
an der Fakultät für Maschinenbau der Helmut-Schmidt-
Universität/Universität der Bundeswehr, Hamburg. Sein Forschungsschwerpunkt
sind Beschreibungsmittel, Methoden und Werkzeuge für
einen effizienten Entwurf von Automatisierungssystemen.
Helmut-Schmidt-Universität,
Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg
Prof. Dr.-Ing. STEFAN KOWALEWSKI (geb. 1962) leitet den
Lehrstuhl Informatik 11 – Software für eingebettete Systeme an
der RWTH Aachen. Seine Forschungsinteressen liegen in der
An wendung und Weiterentwicklung modellbasierter und
formaler Methoden beim Entwurf und der Validierung eingebetteter
Software.
RWTH Aachen,
Informatik 11, Ahornstr. 55, D-52074 Aachen,
Tel. +49 (0) 241 802 11 50, E-Mail: kowalewski@embedded.rwth-aachen.de
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. MARTIN WOLLSCHLAEGER
(geb. 1964) ist seit 2003 Inhaber der Professur
Prozesskommunikation an der TU Dresden. Arbeitsgebiete
sind industrielle Automatisierungsnetze,
Management von heterogenen industriellen Netzen,
Informationsmodelle und Beschreibungssprachen
sowie Integrationsprozesse in der Automation.
Technische Universität Dresden,
Institut für Angewandte Informatik,
D-01062 Dresden, Tel. +49 (0) 351 46 33 96 70,
E-Mail: martin.wollschlaeger@tu-dresden.de
Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. PETER GÖHNER (geb. 1950)
ist Leiter des Instituts für Automatisierungs- und
Softwaretechnik (IAS) an der Universität Stuttgart.
Seine Hauptarbeitsgebiete sind agentenorientierte
Konzepte in der Automatisierungstechnik, benutzerorientierte
Automatisierung, Energieoptimierung
in technischen Systemen, Lernfähigkeit von
automatisierten Systemen, Verlässlichkeit von
automatisierten Systemen und Wiederverwendungskonzepte
in der Automatisierungstechnik.
Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik,
Universität Stuttgart,
Pfaffenwaldring 47, D-70550 Stuttgart,
Tel. +49 (0) 711 68 56 73 01,
E-Mail: peter.goehner@ias.uni-stuttgart.de
Prof. Dr.-Ing. BIRGIT VOGEL-HEUSER (geb. 1961)
promovierte nach dem Studium der Elektrotechnik
an der RWTH (1991). Sie sammelte zehn Jahre
Industrieerfahrung, unter anderem als technische
Geschäftsführerin in der Siempelkamp Gruppe
(Anlagenbau). Nach Lehrstuhlberufungen (Hagen
1996; Wuppertal 2000; Kassel 2006) übernahm sie
den Lehrstuhl für Automatisierung und Informationssysteme
(ehemals: Lehrstuhl für Informationstechnik)
an der TUM (2009). Sie forscht an der
Entwicklung und System evolution verteilter
intelligenter Eingebetteter Systeme in mechatronischen
Produkten und Produktionsanlagen.
Lehrstuhl für Automatisierung und Informationssysteme,
Boltzmannstraße 15, D-85748 Garching bei München,
Tel. +49 (0) 89 28 91 64 00,
E-Mail: vogel-heuser@ais.mw.tum.de
60
atp edition
7-8 / 2014
WBEM ist kein monolithischer Standard, sondern
bezeichnet eine Gruppe von Technologien zum Systemmanagement.
Auf Basis dieses objektorientierten Ansatzes werden die
für das Management relevanten Eigenschaften der einzelnen
Anlagenkomponenten, wie Verfügbarkeit, Auslastung,
nutzbare Dienste, Diagnoseinformation und so weiter modelliert.
Die funktionale Verknüpfung der so entstandenen
Objekte bildet die Basis für ein Funktionsmodell, das die
eigentlichen Managementaktivitäten umsetzt.
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Im Beitrag wurde mit Hilfe von Agententechnologie eine
dezentrale Industrie-4.0-Verbundanlage exemplarisch
realisiert. Der Ansatz, ein Agentensystem zu benutzen,
hat sich in der praktischen Umsetzung als zukunfts- und
leistungsfähig erwiesen. Dabei wurden Eigenentwicklungen
betrieben und die Agentenplattform Jade eingesetzt.
Der Einsatz der existierenden Agentenplattform
Jade benötigt viele Systemressourcen. Daher müssen zur
Realisierung von Agenten auf SPS-Systemen eigene Entwicklungen
durchgeführt werden.
In Bezug auf die eingangs formulierten Anforderungen
lassen sich folgende Realisierungen resümieren:
Die Vergabe von Aufträgen (Anforderung A1) wird auf
Basis eines Web-Interfaces für Smart Phones realisiert
und ließ sich mit verfügbaren Techniken implementieren.
Die automatische Auftragsplanung (Anforderung A2)
erfolgt auf Basis eines einfachen Verfahrens zur Zuteilung
von Angeboten. Dabei kommt ein Zuteilungsverfahren
zum Einsatz, das zentral ausgeführt wird. Weiterführende
Fragen der dezentralen Zuteilung (Scheduling)
sind noch zu erforschen. Daher ist die Berücksichtigung
von komplexen Kriterien bei der Produktionsplanung
REFERENZEN
(Anforderungen A4) ebenfalls Gegenstand zukünftiger
Untersuchungen.
Ein einfaches An- und Abmelden von Produktionsanlagen
(Anforderung A3) ist auf Basis der Agentenarchitektur
umgesetzt, da derzeit keine Veränderung an
den Teilanlagen erfolgt und nur ein An- beziehungsweise
Abmelden erforderlich ist. Weitergehende Untersuchungen
mit Blick auf Re-Konfiguration im Sinne einer
Anpassung der Anlagen an geänderte Marktanforderungen
wären eine sinnvolle Weiterentwicklung [7].
Ein autarkes Auftragsmanagement, das heißt, die
Möglichkeit der Untervergabe von Aufgaben, die Teilanlagen
bereits erhalten haben (Anforderung A5), erfolgt
in der Verbundanlage durch die Jade-Agentenplattform.
Diese Untervergabe ist jedoch noch weiter auszubauen,
um beispielsweise auf Störungen schnell reagieren zu
können. Somit steht heute eine verteilte Demonstrationsanlage
zur Verfügung, mit der die Grundkonzepte
von Industrie 4.0 dargestellt werden können.
Die Anforderung nach einem sicheren Zustellen von Botschaften
(Anforderung A6) ist derzeit noch nicht realisiert,
da Web-Sockets zum Einsatz kommen. Die sichere Nachrichtenübermittlung
im Sinne der garantierten Zustellung
von Botschaften sowie einer effizienten Implementierung
wird zukünftig noch eingehender betrachtet werden. Dabei
kommt dem WBEM-Konzept besondere Aufmerksamkeit
zu. Auch spielt die Verwendung von effizienten Kommunikationsprotokollen,
wie zum Beispiel MQTT, eine Rolle.
Es ist geplant, das Szenario in einem Folgeschritt als
Referenz zur verteilten Anlagendiagnose einzusetzen.
Bei Ausfall von ähnlichen Teilkomponenten könnte
nachgefragt werden, wie dieser Ausfall gelöst wurde. Für
dieses Szenario wird erwogen, OPC UA zu nutzen, um
einen einheitlichen Datenaustausch im Anlagenverbund
zu ermöglichen.
MANUSKRIPTEINGANG
19.06.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
[1] Weyrich, M.: Intelligenz und Vernetzung in der
Fertigung - Perspektiven aus der Forschung.
Vortrag auf dem VDI Zukunftskongress „Industrie 4.0 -
Chancen für den Produktionsstandort Deutschland“,
Düsseldorf, 30. Januar 2013
(http://www.ias.uni-stuttgart.de/service/
vor traege/weyrich/2013-01-30_VDI-Zukunftskongress.pdf)
[2] Diedrich, Ch., Fay, A., Grützner, J., Göhner, P., Vogel-
Heuser, B., Weyrich, M., Wollschlaeger, M.: Automatisierungstechnischer
Forschungsanlagenverbund für
Industrie 4.0. Markt & Technik, Industrie 4.0 Summit
2013, München, 16.-17. Oktober 2013.
[3] Distributed Management Task Force: Web-Based
Enterprise Management (WBEM) Initiative 2011.
http://www.dmtf.org/standards/wbem/.
[4] Lehmann, R., Frenzel, R., Wollschlaeger, M.:
Integriertes System- und Dienste-Management.
atp edition - Automatisierungstechnische Praxis 54(3),
S. 50-56, 2012.
[5] Bordasch, M., Göhner, P.: Fault prevention in industrial
automation systems by means of a functional model and
hybrid abnormity identification concept. In: IECON 2013
– 39th Annual Conference of the IEEE Industrial Electronics
Society, S. 2845-2850, 2013.
[6] Pantförder, D., Mayer, F., Dietrich, Ch., Göhner, P.,
Weyrich, M., Vogel-Heuser, B.: Agentenbasierte-dynamische
Rekonfiguration von vernetzten, intelligenten
Produktionsanlagen. In: Bauernhansl, T., ten Hompel,
M.; Vogel-Heuser, B. (Hrsg.) Industrie 4.0 in der
Produktion, Automatisierung und Logistik, S. 145 158.
Berlin, Springer-Verlag 2014.
[7] Weyrich, M., Wior, I., Bchennati, D., Fay, A.: Flexibilisierung
von Automatisierungssystemen: Systematisierung
der Flexibilitätsanforderungen von Industrie 4.0.
Werkstatttechnik wt-online 104(3) S. 106 111, 2014.
atp edition
7-8 / 2014
61
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
IT-Security-Konzepte
für die Prozessindustrie
Anforderungen im Kontext von Industrie 4.0
Die Umsetzungsempfehlungen zu Industrie 4.0 sehen in der Beherrschung der IT-
Sicherheit einen wesentlichen Erfolgsfaktor. Neue Sicherheitsarchitekturen werden
als notwendig erachtet. Der Beitrag beschreibt die IT-Sicherheit im bisherigen Umfeld
und erläutert dann die Bedingungen, die sich künftig im Kontext von Industrie 4.0
ergeben werden. Am Beispiel des Wandels von Automatisierungssystemstrukturen
in der Prozessindustrie werden Anforderungen an die IT-Sicherheit definiert und
neue mögliche Lösungsansätze zu deren Realisierung aufgezeigt.
SCHLAGWÖRTER IT-Sicherheit / Industrie 4.0 / Prozessindustrie / künftige Anforderungen
IT Security Concepts for the Process Industry –
Requirements in the Context of Industry 4.0
The recommendations for implementing the Industry 4.0 strategic initiative identify
IT security as a crucial factor for success. New, more extensive security architectures
are necessary. An overview is given of current IT security measures and requirements
are defined for IT security in the context of Industry 4.0. Taking process
engineering as an example, future requirements for IT-security are determined and
possible approaches are discussed.
KEYWORDS IT-security / Industry 4.0 / process engineering / future requirements
62
atp edition
7-8 / 2014
KARL-HEINZ NIEMANN, Hochschule Hannover
Die Strukturen von Automatisierungssystemen
in der Prozessindustrie erscheinen, im Vergleich
zur Fertigungsindustrie, relativ konventionell.
Bild 1 zeigt exemplarisch den
Aufbau einer Automatisierungsanlage in der
Prozessindustrie. Eine derartige Anlage in der Prozessindustrie
ist geprägt durch folgende Sachverhalte:
Die Kommunikation innerhalb des Automatisierungssystems
erfolgt in verschiedenen Layern
(Systembus , Feldbus , gegebenenfalls Sensor-/
Aktor-Bus ). Bei komplexeren Systemen ist zwischen
der Controller-Ebene und der Leitebene ggf.
eine weitere Ebene mit Servern vorhanden.
Die Anlage ist üblicherweise über eine Security-Appliance
an das Unternehmensnetzwerk angebunden.
Dabei ist es unerheblich, ob die Kopplung der
Netzwerke über den dargestellten Server oder direkt
zwischen den beiden Netzwerken erfolgt. Das Unternehmensnetzwerk
ist in der Regel über eine weitere
Security-Appliance mit dem Internet verbunden.
Unternehmensnetzwerk und Systembus sind
üblicherweise Ethernet-Netzwerke. Die verwendeten
Switches sind im Bild nicht dargestellt.
In vielen Fällen erfolgt die Kommunikation in der
Feldebene durch klassische Feldbusse wie zum
Beispiel Profibus und Profibus PA.
Der Feldbus ist üblicherweise jeweils einem Controller
zugeordnet. Pro Controller ist demzufolge
ein separater Feldbus vorhanden.
In Bezug auf die IT-Sicherheit einer so strukturierten
Anlage lassen sich folgende Feststellungen treffen:
Die Kommunikation innerhalb des gesamten Automatisierungssystems
erfolgt, im Sinne der IT-
Sicherheit, ungesichert und unverschlüsselt.
Eine Authentifizierung der Netzwerkteilnehmer im
Automatisierungsnetzwerk findet nicht statt.
Eine Authentifizierung der Nutzer (Anlagenbediener)
erfolgt häufig auf der Ebene von Schichtzugängen. Da
individuelle Zugänge für eine Leistungs- und Verhaltenskontrolle
herangezogen werden könnten, kommen
diese selten zum Einsatz. Die Einführung von
Systemen zur Leistungs- und Verhaltenskontrolle ist
gemäß §87(1).6 BetrVG mitbestimmungspflichtig.
Die Kommunikationsebene unterhalb der Controller
ist im Sinne der IT-Sicherheit prinzipiell Bedrohungen
ausgesetzt, deren Eintrittswahrscheinlichkeit
bisher jedoch als gering angesehen wird. Es
kommen Feldbusprotokolle zum Einsatz, die
eine SPS mit den zugeordneten I/Os verbinden.
Die klassischen Bedrohungen der Unternehmens-IT
treffen insbesondere auf die Komponenten zu, die
mit dem Systembus und dem Unternehmensnetzwerk
verbunden sind, also Controller, Server und
Operator-Konsolen, bedingt durch die Anbindung
an den Systembus mit Standard-Ethernet-Protokoll.
Ergänzt werden die beschriebenen Security-Appliances
gegebenenfalls durch weitere Schutzmaßnahmen, wie
zum Beispiel demilitarisierte Zonen.
1. ÄNDERUNG VON SYSTEMSTRUKTUREN IN DER
PROZESSINDUSTRIE
Unabhängig vom Einfluss durch Industrie 4.0 sind momentan
Änderungen in den Systemstrukturen in der
Prozessindustrie festzustellen.
Bild 2 zeigt die zurzeit stattfindende Änderung in der
Topologie von Automatisierungsanlagen, die noch nicht
auf die Konzepte von Industrie 4.0 zurückzuführen ist.
Die in Bild 1 dargestellte Hierarchie der Bussysteme löst
sich auf. Eine dedizierte Zuordnung von I/O-Systemen
zu Controllern ist nicht mehr gegeben. Jeder Controller
liest die benötigten Daten aus den entsprechenden I/O-
Systemen aus. Damit entfällt die Notwendigkeit einer
Controller-zu-Controller-Kommunikation zum Austausch
von I/O-Daten. Derartige Strukturen wurden
zum Patent angemeldet [2] und sind als Produkte am
Markt erhältlich [3]. Hierbei spielt es keine Rolle, ob das
Netzwerk, wie in Bild 2 dargestellt, als Ring oder als
redundante Stern- oder Baumstruktur ausgeführt ist.
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63
HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Das in Bild 2 beschriebene System weist die folgenden
Eigenschaften auf:
Die Trennung von Systembus und Feldbus entfällt
zugunsten einer einheitlichen Kommunikationsarchitektur.
Die feste Zuordnung von I/O-Geräten (Remote-I/Os
und Gateways zu den Sensor-Aktor-Bussen) zu den
Controllern entfällt ebenfalls.
An das einheitliche Kommunikationssystem sind
Server, Operator-Konsolen, Controller und die I/O-
Systeme angeschlossen.
In Bezug auf die IT Sicherheit ist festzuhalten:
Die zuvor gemachten Aussagen in Bezug auf die
ungesicherte Kommunikation, die fehlende Authentifizierung
der Netzwerkteilnehmer und Anlagenbediener
gelten weiterhin.
Aufgrund des durchgängigen Kommunikationsmediums
sind alle Komponenten (mit Ausnahme der
Sensoren und Aktoren) über die Industrial-Ethernet-Kommunikation
erreichbar.
In einem folgenden Schritt ist zu erwarten, dass sich
Strukturen mit einer Durchgängigkeit des Industrial
Ethernet von der Leitebene bis zum Sensor und Aktor,
wie in Bild 3 dargestellt, etablieren werden.
Obwohl derzeit bereits spezielle Komponenten und
Steckverbinder in explosionsgefährdeten Bereichen
zum Einsatz kommen [4], besteht die Herausforderung
in der gleichzeitigen Energieversorgung der Komponenten
über eine Zweidrahtleitung mit Leitungslängen von
mehr als 100 m. In [5] wurde die Eignung von Industrial
Ethernet für die Sensor-/Aktor-Vernetzung untersucht.
Auf der Namur-Hauptsitzung 2013 wurde ein
erstes Konzept für eine Ethernet-Zweidrahtlösung zur
direkten Anbindung von Sensoren und Aktoren vorgestellt
[6], das die oben genannten Anforderungen erfüllen
soll. In Bezug auf die IT-Sicherheit lässt sich festhalten,
dass dadurch die Sensoren und Aktoren direkt
an das Industrial Ethernet angebunden und damit entsprechenden
Gefährdungen ausgesetzt sind.
2. ÄNDERUNG DER SYSTEMSTRUKTUREN
IM KONTEXT VON INDUSTRIE 4.0
Die erwähnten Änderungen in den Systemstrukturen
lassen erkennen, dass die im Kontext von Industrie
4.0 beschriebenen Änderungen [1] (zum Beispiel zunehmende
horizontale und vertikale Integration) sich
bereits heute in den behandelten Systemstrukturen
widerspiegeln. In [7] wird abgeleitet, dass sich einige
Konzepte von Industrie 4.0 (wie Losgröße eins, Produkt
steuert den Produktionsprozess) nicht direkt auf
die Prozessindustrie anwenden lassen. In [8] beschreibt
der Autor die weitgehende Modularisierung
von Anlagen als einen wesentlichen Aspekt für Industrie
4.0 in der Prozessindustrie. In [9] wird von
einem verstärkten Einsatz von Ad-hoc-Kommunikation
ausgegangen.
Als Arbeitshypothese für die weitere Diskussion werden
die folgenden Strukturänderungen für die Prozessindustrie
im Kontext von Industrie 4.0 angenommen:
Zunehmende horizontale und vertikale Integration
Einheitliches Kommunikationsmedium von der
Leitebene bis zum Sensor/Aktor
Modularisierung
Einsatz von intelligenten, gegebenenfalls autonom
agierenden Teilsystemen
Ad-hoc-Kommunikation, selbstorganisierende Vernetzung
Andere Aspekte wie Cloud Dienste, BYOD (bring your
own device) werden nicht weiter betrachtet.
3. BEWERTUNG DER BISHERIGEN
IT-SICHERHEITSMASSNAHMEN
Bild 4 zeigt die durchgängige Erreichbarkeit der Komponenten
eines Automatisierungssystems über ein einheitliches
Kommunikationsmedium in Abhängigkeit
von der Systemstruktur.
Es ist zu erkennen, dass aufgrund der dargestellten
Evolution die durchgängige Erreichbarkeit der Komponenten
immer weiter zunimmt. In der traditionellen
Struktur sind lediglich Server, Konsolen und Engineering-Werkzeuge
sowie die Controller an das Unternehmensnetzwerk
angebunden und durchgängig erreichbar.
Auf der Zeitschiene später liegende Strukturen erlauben
hingegen einen standardisierten Zugriff auf alle Komponenten
des Systems, einschließlich der Kommunikation
über verteilte Standorte.
Die momentan eingesetzten IT-Sicherheitskonzepte
tragen dieser Entwicklung bisher nur eingeschränkt
Rechnung. Es wird eine Abschottung der Anlage vom
Unternehmensnetzwerk empfohlen [9,10] und gegebenenfalls
eine weitere Untergliederung in Teilanlagen
[11]. Diese Vorgehensweise unterstellt Bedrohungen von
außen, die durch Security Appliances (zum Beispiel
Firewall, auch in Verbindung mit demilitarisierten Zonen
und weiteren Defense-in-depth-Maßnahmen) abzuwehren
sind. Diese Sichtweise weist nach Auffassung
des Autors die folgenden Defizite auf:
1 | Das Risiko von Innentätern ist nicht hinreichend
berücksichtigt
2 | Die Abschottung ist durchdringbar
3 | Dem beschriebenen Strukturwandel wird nicht
Rechnung getragen.
In einer Studie mit 9 600 befragten Personen aus 115
Ländern [13] ergab sich für den Bereich Öl und Gas das
in Bild 5 dargestellte Täterprofil (estimated likely source
of incidents).
Obwohl die Studie nur allgemeine IT-Sicherheitsvorfälle,
ohne konkreten Bezug zu den Automatisierungssystemen,
dokumentiert, so ist doch abzulesen, dass Angestellte und
Dienstleister eine nennenswerte Quelle möglicher Angriffe
darstellen. Für den Bereich Power and Utilities nennt die
gleiche Studie für die Kategorie Current Employees einen
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atp edition
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Unternehmensnetzwerk
Security Appliance
Engineering
Operator
Konsole
...
Operator
Konsole
Operator
Konsole
Server
Warte
Operator
Konsole
...
Operator
Konsole
Server
Leitebene
Systembus
Controller
Industrial Ethernet
Controller
Controller
Controller
Remote-
I/O
Technischer Prozess
Feldbus
Sensor-/Aktor-Bus
Sensoren /Aktoren
Prozess
Remote-
I/O
Remote-
I/O
......
Technischer Prozess
Gateway zum
Sensor-Aktor-Bus
BILD 1: Bisherige Struktur einer Automatisierungsanlage
in der Prozessindustrie
BILD 2: Änderung der Struktur von Automatisierungsanlagen
in der Prozessindustrie
Engineering
Operator
Konsole
...
Operator
Konsole
Operator
Konsole
Server
Warte
Erreichbarkeit der Komponenten über
einheitliches Kommunikationsmedium
verteilte
Standorte
Sensoren /
Aktoren
CPS
Controller
Industrial Ethernet
Controller
Remote I/O, Antriebe
CPS
Controller
CPS
......
Technischer Prozess
BILD 3: Durchgängigkeit Industrial Ethernet
bis zum Sensor/Aktor
Server, Operator Konsolen, Engineering-Werkzeug,
Unternehmensnetzwerk
Aktuelle
Struktur
Struktur
mit Industr.
Ethernet
Struktur
mit Industr.
Ethernet bis
Sensor
Industrie
4.0
BILD 4: Erreichbarkeit von Automatisierungskomponenten
abhängig von Systemstruktur
Zeitliche
Entwicklung
Estimated likely source of incidents
Employees
Former employees
Current employees
27%
26%
Trusted advisors
Current service providers/consultants/contractors
Former service providers/consultants/contractors
Information brokers
Suppliers/business partners
16%
16%
15%
14%
BILD 5: Vermutete Quelle für
IT-Sicherheitsvorfälle in der
Öl- und Gasindustrie, siehe [13]
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Anteil von 37 %. Eine andere Studie zur Auswertung von
IT-Sicherheitsvorfällen [14] ermittelte bei 63 437 erfassten
Vorfällen im Jahr 2013 einen Innentäteranteil von 18 %.
Neben der Problematik der Innentäter stellt sich weiterhin
das Problem, dass die Abschottung von Systemen gegenüber
dem Unternehmensnetzwerk und damit gegenüber dem
Internet kompromittierbar ist. Bei einem simulierten Cyber-
Angriff auf die Stadtwerke Ettlingen [15] gelang es der mit
dem Angriff beauftragten Firma in das Unternehmensnetzwerk
einzudringen und von dort in das Automatisierungsnetzwerk
für die Energieverteilung vorzustoßen. In dem
Moment, in dem Zugang zum Automatisierungsnetzwerk
besteht, können die daran angeschlossenen Komponenten
kompromittiert werden. In [16] wird zum Beispiel nachgewiesen,
dass Komponenten in elektrischen Schaltanlagen
Schwachstellen aufweisen, die sich zum Auslösen von
Schaltvorgängen nutzen lassen. [17] zeigt, dass sich speicherprogrammierbare
Steuerungen durch Einspielen eines
Software-Updates kompromittieren lassen, ohne dass dafür
ein Zugriff auf das Engineering-Werkzeug erforderlich ist.
Mit dem Übergang zu von Industrie 4.0 beeinflussten
Systemstrukturen wird es in der Prozessindustrie zu
einer weiteren Auflösung bekannter Strukturen kommen.
Die in Bild 4 dargestellte Entwicklung wird sich
verstetigen. Hieraus ergeben sich weiterreichende Anforderungen
in Bezug auf die IT-Sicherheitseigenschaften
von Automatisierungssystemen.
NR.
A1
A2
A3
A4
A5
A6
ANFORDERUNG /PROBLEMSTELLUNG
Sichere Kommunikation der Anlagenkomponenten
muss auch bei geänderter
Bedrohungslage gewährleistet sein.
Konzept muss der Einführung von
CPS Rechnung tragen. Der Einsatz von
vielen Geräten mit geringer Rechenleistung
ist zu berücksichtigen.
Berücksichtigung von Ad-hoc-Netzwerken,
selbstkonfigurierenden Netzwerken und
Integrationstopologien
Sichere Einbindung der Komponenten
in das System
Einbindung des Menschen in
das Sicherheitskonzept
Messbarkeit und Darstellung des
Sicherheitsstatus des Systems
4. ANFORDERUNGEN AN KÜNFTIGE
SICHERHEITSARCHITEKTUREN
Die Erfordernis einer verbesserten IT-Sicherheit im
Kontext von Industrie 4.0 wurde erkannt und ist bereits
an zahlreichen Stellen dokumentiert.
Der ZVEI [18] fordert zum Beispiel: „Ein umfassendes
Sicherheitskonzept für die gesamte Industrie muss
entwickelt werden. Ganzheitliche Ansätze müssen von
Beginn im täglichen Unternehmensbetrieb einbezogen
werden.“ Diese Forderung des ZVEI bezieht sich insbesondere
auf den Schutz von Firmengeheimnissen.
Die Normungs-Roadmap Industrie 4.0 der DKE [39]
gibt an: „Mit der intensiven Nutzung des Internets
auch für automatisierungstechnische Steuerungsfunktionen,
der Virtualisierung und des Cloud-Computing,
jedoch auch durch die SelfX-Technologien
(Selbstkonfiguration, Selbstheilung, Selbstoptimierung)
und die agentenmäßige Vernetzung intelligenter
Funktionen untereinander, erhält die IT-Security in
Industrie 4.0 eine besondere Bedeutung. IT-Security
ist eine wesentliche Voraussetzung für die Informationssicherheit
und eng mit dieser verbunden.“
Die Handlungsempfehlungen zu Industrie 4.0 [1]
sehen zum Thema IT-Security die folgenden
Aufgabenstellungen:
Etablierung von Security by Design als
Entwurfsprinzip
Entwicklung und Etablierung von IT-Sicherheitskonzepten,
-Architekturen und -Standards
Eindeutige und sichere Identitätsnachweise
für Produkte, Prozesse und Maschinen
A7
A8
A9
A10
A11
A12
A13
A14
A15
A16
A17
A18
Schutz von geistigem Eigentum,
Schutz gegen unautorisierten Nachbau
Anpassbarkeit an künftige Vorgaben
von Gesetzgebern und Behörden sowie
an eine geänderte Bedrohungslage.
Handhabbarkeit der Sicherheitslösung
mit angemessenem Aufwand
(Zeit, Material, Personal)
Wirksamkeit des Konzeptes bei Kommunikation
über Unternehmensgrenzen hinaus muss
gegeben sein (Kunden, Lieferanten aber auch
Ver- und Entsorger).
Berücksichtigung mobiler Geräte und gegebenenfalls
unternehmensfremder Geräte.
Berücksichtigung von Cloud-Diensten
(Unternehmens-Cloud, externe Cloud)
Berücksichtigung intelligenter
Sensorik /Aktorik
Berücksichtigung hochverfügbarer
Systemstrukturen
Produktverfolgbarkeit, Produktdokumentation,
insbesondere für Pharma-Anlagen
Berücksichtigung von funktionaler Sicherheit
Disaster Recovery
Lange Lebensdauer/Betriebsdauer
der Produktionsanlage
66
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TABELLE 1: Anforderungen und mögliche Lösungsansätze in Bezug auf
IT-Security-Maßnahmen in der Prozessindustrie im Kontext von Industrie 4.0
ERLÄUTERUNG UND MÖGLICHER LÖSUNGSANSATZ
In [21] werden die zehn wichtigsten Schwachstellen von Automatisierungssystemen beschrieben. Eine weitere Beschreibung möglicher Angriffsszenarien
auf Automatisierungssysteme findet sich in [22]. Es ist abzuleiten, dass die bisher praktizierte Abschottung von Automatisierungssystemen
unzureichend ist. Erforderlich ist eine mit kryptografischen Mitteln gesicherte Kommunikation, wie sie zum Beispiel in [23] beschrieben ist.
Auch wenn die Einführung von cyber-physischen Systemen (CPS) in Anlagen der Prozessindustrie später als in der Fertigungsindustrie
stattfinden wird, müssen die Sicherheitskonzepte den Performance-Limitierungen von CPS Rechnung tragen. Eine Berücksichtigung von
Rechnerplattformen mit begrenzten Ressourcen ist erforderlich. In [24] wird dargestellt, dass auch ressourcenbeschränkte Plattformen
mit integrierten Sicherheitsfunktionen ausgestattet werden können.
In [9] werden die Anforderungen, welche bei der Nutzung von Ad-hoc und selbstkonfigurierenden Netzwerken entstehen, beschrieben.
Insbesondere eine sichere Bindung der digitalen Identität an die physikalische Identität wird hervorgehoben. In [25] wird ein zweistufiger
Ansatz für die Industrie-4.0-Netzwerke vorgeschlagen. Der Beitrag geht davon aus, dass neben dem traditionellen Produktionsnetz ein
Industrie-4.0-Integrationsnetzwerk vorhanden ist. Ein IT-Security-Ansatz muss beide Netzwerkformen unterstützen und insbesondere eine
einfache Integration von modularisierten Anlagenkomponenten gestatten.
Um eine sichere Kommunikation gemäß Anforderung A1 zu gewährleisten, ist eine sichere Authentifizierung der Komponenten im Netzwerk
erforderlich. In [26] wird eine sichere Einbindung durch eine Public-Key-Infrastruktur beschrieben. Wichtig ist hierbei eine zuverlässige Bindung der
digitalen an die physikalische Identität. Lösungsansätze bestehen hier über Security-Token-Technologien wie sie in [9] und [27] beschrieben werden.
In [28] wird ein Abriss auf die Produktionsarbeit der Zukunft gegeben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Bestandteil von Industrie 4.0
und aus diesem Grund in bestehende IT-Security-Konzepte einzubeziehen, wobei die Authentifizierung von Mitarbeitern einen wesentlichen
Aspekt darstellt. Darüber hinaus sollten die Konzepte so gestaltet sein, dass sie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfach nutzbar aber
auch in Bezug auf die Verhaltensüberwachung akzeptabel sind. Ein möglicher Ansatz für die Authentifizierung sind zum Beispiel Security-
Token-Technologien. Das Problem der Verhaltensüberwachung von Mitarbeitern wurde bereits erwähnt.
Die unter den Anforderungen A1 und A4 beschriebene sichere Kommunikation erlaubt das Erkennen von Datenpaketen, die in Bezug auf die
IT-Sicherheit kompromittiert sind. Die Ableitung von Alarmen sollte möglich sein. Darüber hinaus können die Komponenten eines Automatisierungssystems
eine kontinuierliche Integritätsprüfung vornehmen, wie sie in [29] beschrieben wird. Netzwerk- und Infrastrukturkomponenten
sollten in diese Überwachung einbezogen werden [20].
Eine sichere Kommunikation gemäß Anforderung A1 muss nicht zwangsläufig vertraulich sein. Für die Anwendungen, die den Schutz
geistigen Eigentums erfordern, müssen neben kryptografischen Prüfsummen gegebenenfalls Verschlüsselungsmechanismen eingesetzt
werden. Darüber hinaus ist der Aspekt der Produktpiraterie zu beachten. In [9] und [30] wird der Einsatz von Security-Token-Technologien
zum Schutz gegen unautorisierten Nachbau beschrieben.
Neben Normen und Standards zur IT-Sicherheit von Produktionsanlagen [10,11,12] sind zunehmend Vorgaben durch den Gesetzgeber [31]
oder durch Behörden [32] zu erwarten. Die IT-Sicherheitskonzepte müssen so flexibel sein, dass sie sich an eine sich ändernde Gesetzesund
Vorschriftenlage sowie an geänderte Bedrohungslagen anpassen lassen.
Die Kosten für IT-Sicherheitsvorfälle sind signifikant. Für das Jahr 2012 in Deutschland 4,8 Mio US-Dollar jährliche Kosten für IT-Sicherheitsvorfälle
im Office-Bereich nachgewiesen [33]. Der Aufwand für IT-Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere für die Integration des IT-Sicherheitsengineerings
in das Engineering des Automatisierungssystems, sollte kostengünstiger sein. Zudem sind einfach zu handhabende Konzepte
erforderlich.
Die Verbindung von Wertschöpfungsketten im Kontext von Industrie 4.0 wird die Kommunikation von Produktionsdaten über Unternehmensgrenzen
hinaus verstärken. IT-Sicherheitskonzepte müssen diesem Umstand Rechnung tragen. Darüber hinaus ist bei Maßnahmen zur
Erhöhung der Energieeffizienz mit einer engeren Vernetzung der Produktionssysteme mit den Versorgungsnetzen zu rechnen. Auch Smart
Grids sind von Cyber-Sicherheitsaspekten betroffen [34].
Wird in diesem Beitrag nicht näher betrachtet.
Wird in diesem Beitrag nicht näher betrachtet.
Wie in Bild 3 dargestellt werden die Sensor- und Aktor-Komponenten künftig mit Industrial Ethernet Interfaces versehen werden. Die Bedrohungen,
die bisher für Steuerungen und Remote I/Os gelten, wirken nun auch auf die Sensoren und Aktoren direkt. Siehe Anforderung A2.
Automatisierungssysteme der Prozessautomatisierung sind häufig als hochverfügbare Systeme ausgelegt. In [35] werden als wesentliche
Prinzipien der Hochverfügbarkeit unter anderem Redundanz, Transparenz, Autonomie, Fehlertoleranz, Skalierbarkeit und Separation
genannt. Diese grundlegenden Prinzipien sind auf entsprechende IT-Sicherheitskonzepte anzuwenden.
Die besonderen Erfordernisse der Dokumentation von Produktionsdaten, zum Beispiel gemäß FDA CFR21 Part 11, können durch ein
entsprechendes IT-Sicherheitskonzept unterstützt werden [36].
Die Erfordernisse sicherheitsgerichteter Systeme [37] sind im IT-Security-Konzept zur berücksichtigen.
Die Fähigkeit, nach einer gravierenden Störung den Betrieb innerhalb kurzer Zeit wieder aufzunehmen, muss für das IT-Sicherheitskonzept
gelten. In [38] werden Überlegungen zur Disaster-Recovery nach einem IT-Sicherheitsvorfall angestellt. Ein Start des Automatisierungssystems
(zum Beispiel in einem Kraftwerk) muss ohne Zugriff auf das Internet möglich sein. IT-Sicherheitskonzepte müssen in diesem Fall
autark und ohne Anbindung an entfernte Server operabel sein.
Die typischen Laufzeiten von Anlagen in der Prozessindustrie sind zu beachten.
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HAUPTBEITRAG | AUTOMATION 2014
Migrationsstrategie von Industrie 3.0 zu
Industrie 4.0
Der VDE-Trendreport [19] nennt Fragen der IT-Sicherheit
als die größte Barriere im Hinblick auf die
Etablierung von Industrie 4.0 in Deutschland.
Die Fraunhofer-Verbünde definieren in ihrem Strategie-
und Positionspapier Cyber-Sicherheit 2020 [20]
eine Vielzahl von Anforderungen fokussiert auf verschiedene
Industrien, zum Beispiel Energieerzeugung
und Energieversorgung, industrielle Produktion
und Automatisierung insbesondere in Bezug auf
cyber-physische Systeme, wie sie im Kontext von
Industrie 4.0 eingesetzt werden sollen.
Tabelle 1 stellt die künftigen Anforderungen an die
IT-Sicherheit in der Prozessindustrie dar. Wie schon
ausgeführt, sind eine Reihe von Anforderungen nicht
originär auf den durch Industrie 4.0 zu erwartenden
Technologiewandel zurückzuführen, sondern auf den
bereits beschriebenen stattfindenden Wandel in Struktur
und im Aufbau von Automatisierungssystemen in
der Prozessindustrie.
Die hier definierten Anforderungen geben nur einen
ersten Ausblick auf künftige IT-Sicherheitsanforderungen
und die zugehörigen Lösungsansätze und erheben keinen
Anspruch auf Vollständigkeit. Durch die Fokussierung
auf die Prozessindustrie sind viele Anforderungen stark
an bisherigen Vorgehensweisen und Strukturen orientiert.
Dies trägt dem Aspekt Rechnung, dass eine Migration
in Richtung Industrie 4.0 in der Prozessindustrie
nach Auffassung des Autors langsamer erfolgen wird, als
in der Fertigungsindustrie.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Anlagen der Prozessindustrie befinden sich in
einem technologischen Wandel, der bereits vor Indus-
REFERENZEN
[1] Kagermann, Henning et. al.: Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt
Industrie 4.0. Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0.
http://www.plattform-i40.de/sites/default/files/Abschlussbericht_Industrie4%200_barrierefrei.pdf,
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PM%20DeltaV%20Documents/Product-DataSheets/DS_S-series-
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and Instrumentation Applications in the Petroleum & Chemical Industry,
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http://www.hs-owl.de/init/uploads/tx_initdb/esana_f.pdf
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[7] Ziesemer, M.: Industrie 4.0:Auswirkungen auf die Prozessautomation.
Automatisierungskolloquium des Fachverbandes Automation des ZVEI
in Heidelberg am 26.09.2013.
http://www.zvei.org/Downloads/Automation/Industrie-40-Auswirkungenauf-die-Prozessindustrie.pdf
[8] Schmitz, S.: Modularisierung verfahrenstechnischer Anlagen im Kontext der
Industrie 4.0. Automatisierungskolloquium des Fachverbandes Automation
des ZVEI in Heidelberg 26.09.2013. http://www.zvei.org/Downloads/
Automation/Modularisierung-verfahrenstechni¬scher-Anlagen-im-
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[9] Speth, W.: Nur Befehle befolgt. CPS erfordern sichere Identitäten.
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[10] PROFIBUS Nutzerorganisation e. V.: PROFINET Security Richtlinie. Richtlinie
für PROFINET. Dokument Nr. 7.001, 2013. http://www.profibus.com/nc/
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http://www.odva.org/Portals/0/Library/Publications_Numbered/PUB00269R0_ODVA_Securing_EtherNetIP_Networks.pdf
[12] Informationen des UK 931.1 zur Normenreihe IEC 62443. http://
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[13] PWC- PricewaterhouseCoopers LLP: The Global State of
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http://www.verizonenterprise.com/DBIR/2014/reports/rp_Verizon-DBIR-2014_en_xg.pdf
[15] Lindner, F.: Licht aus! Sicherheit kritischer Infrastrukturen im
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[16] Coppolino, L. et al.: Exposing vulnerabilities in electric power
grids: An experimental approach. In International Journal of
Critical Infrastructure Protection, 7/2014; S. 51–60.
[17] Schuett, C. et al.: An evaluation of modification attacks on
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Critical Infrastructure Protection, 7/2014; S. 61–68.
[18] ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie
e. V.: Positionspapier Cyber-Sicherheit und Schutz vor Wirtschaftsspionage,
2013. http://www.zvei.org/Verband/Publikatio-
nen/Seiten/Positionspapier-Cyber-Sicherheit-und-Schutz-vor-
Wirtschaftsspionage.aspx
[19] VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik
e. V.: VDE Trendreport 2013. Schwerpunkt Industrie 4.0.
https://www.vde.com/de/InfoCenter/Seiten/Details.
aspx?eslShopItemID=a9f9d134-ecc2-420f-ad10-c9cd552d2dbf
[20] Neugebauer, Reimund et. al. (Hrsg.): Strategie-und Positionspapier
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http://www.fraunhofer.de/content/dam/zv/de/
ueber-fraunhofer/wissenschaftspolitik/Fraunhofer-Strategie-%20
und%20Positionspapier%20Cyber-Sicherheit%202020.pdf
[21] Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: Industrial
Control System Security - Top 10 Bedrohungen und Gegenmaßnahmen.
https://www.allianz-fuer-cybersicher-heit.de/ACS/
68
atp edition
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trie 4.0 begonnen hat. Durch Industrie 4.0 werden laufende
Entwicklungen weiter beschleunigt und zusätzlich
neue Impulse gesetzt. Das Thema IT-Sicherheit
wird als äußerst wichtig für den Erfolg von Industrie
4.0 eingestuft. Für Anlagen der Prozessindustrie ergeben
sich besondere Herausforderungen. Neben dem
technologischen Wandel, der durch die Konzepte von
Industrie 4.0 initiiert wird, sind zusätzlich die bekannten
Anforderungen in Bezug auf Sicherheit (Safety),
Hochverfügbarkeit sowie lange Betriebsdauer zu
berücksichtigen. Die künftigen Anforderungen in Bezug
auf die IT-Sicherheit, die zum Teil auch ohne Industrie
4.0 zu erfüllen sind, wurden beschrieben. Mögliche
Lösungsansätze für die einzelnen Aspekte wurden
aufgezeigt.
MANUSKRIPTEINGANG
20.06.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
AUTOR
Prof. Dr.-Ing. KARL-HEINZ NIEMANN
(geb. 1959) vertritt seit 2005 die Lehrgebiete
Prozessinformatik und Automatisierungstechnik
an der Hochschule Hannover. Von
2002 bis 2005 war er an der Fachhochschule
Nordostniedersachsen für das Lehrgebiet
Prozessdatenverarbeitung verantwortlich.
Davor war er in leitender Stellung in der
Entwicklung von Prozessleitsystemen tätig,
unter anderem bei ABB, Elsag Bailey und Hartmann & Braun.
Hochschule Hannover, Fakultät I – Elektro- und Informationstechnik,
Postfach 92 02 61, D-30441 Hannover, Tel. +49 (0) 511 92 96 12 64,
E-Mail: Karl-Heinz.Niemann@HS-Hannover.de
DE/_downloads/techniker/hardware/BSI-CS_005.pdf?__
blob=publicationFile
[22] Krotofil, M. et al.: Industrial control systems security: What is
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produktionsarbeit-der-zukunft.pdf
[29] Runde, M, Tebbe, C., Niemann, K.-H., Toemmler, J.: Automated
Decentralized IT Security Supervision in Automation Networks.
In IEEE 10th International Conference on Industrial Informatics,
25.-27. Juli 2012, Beijing, China. Seite 1243-1239. ISBN: 978-1-4673-0310-1.
[30] Runde, M., Tebbe, C., Niemann, K.-H., Börgmann, A.: IT-Security in Automatisierungsnetzwerken
unter Verwendung kryptografischer Maßnahmen. In Jasperneite,
J., Jumar, U. (Hrsg.): Jahreskolloquium Kommunikation in der Automation (KommA
2012) am 14.11.2012 in Lemgo. Lemgo, 2012. ISBN 978-3-9814062-2-1. S. 156-165.
[31] Referentenentwurf des Bundesministeriums des Innern Entwurf eines
Gesetzes zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme.
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Gesetzestexte/
Entwuerfe/Entwurf_it-sicherheitsgesetz.pdf
[32] Bundesnetzagentur Energieabteilung: Sicherheitskatalog gem. § 11 Abs.
1a EnWG. http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1931/DE/Sachgebiete/
ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Versorgungssicherheit/
IT_Sicherheit/IT_Sicherheit_node.html
[33] Ponemon Institute LLC: 2013 Cost of Data Breach Study. Global Analysis.
https://www4.symantec.com/mktginfo/whitepaper/053013_GL_NA_WP_
Ponemon-2013-Cost-of-a-Data-Breach-Report_daiNA_cta72382.pdf
[34] Wagner, M. et al.: Smart grid cyber security: A German perspective: 2012
International Conference on Smart Grid Technology, Economics and Policies
(SG-TEP), 2012; S. 1–4. DOI 10.1109/SG-TEP.2012.6642389.
[35] Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (Hg.) (2009):
Prinzipien der Verfügbarkeit. Hochverfügbarkeitskompendium.
https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Hochverfuegbarkeit/3_Prinzipien_Verfuegbarkeit_pdf.pdf
[36] Xcert International, Inc.: Meeting the FDA’s Requirements for Electronic Records
and Electronic Signatures (21 CFR Part 11). Hg. v. Inc. Xcert International.
http://www.21cfrpart11.com/files/library/compliance/xcert_fda_white_paper.pdf
[37] Wieczorek, F. et al.: Zusammenhang von Security und Funktionaler Sicherheit.
Relevante Begriffe und Zuordnungen für die Automatisierung. In atp-edition,
06-2013; S. 40–46.
[38] Al-Khabbaz, F. et al.: Disaster recovery planning & methodology for Process
Automation Systems: IEEE EUROCON 2011 - International Conference on
Computer as a Tool, 2011; S. 1–4. DOI: 10.1109/EUROCON.2011.5929151.
[39] Die deutsche Normungs-Roadmap Industrie 4.0. Version 1.0 Stand 1.12.2013.
http://www.dke.de/de/std/informationssicherheit/documents/rz_roadmap%20
industrie%204-0_email.pdf
atp edition
7-8 / 2014
69
HAUPTBEITRAG | AALE
Modellbasierter Entwurf
in der Anwendung
Automatisierung von Teilprozessen einer Abfüllanlage
Am Beispiel der Automatisierung einer Sortierstation einer Flaschenabfüllanlage
wird ein modellbasierter Entwurf mittels Matlab/Simulink, Stateflow und einer
erforderlichen Toolbox zur automatischen Codegenerierung durchgeführt. Als Zielsystem
wird das M1-System der Firma Bachmann eingesetzt. Im Beitrag wird der
Entwurf für zwei Teilprozesse der Station Sortieren beschrieben und umgesetzt.
Abschließend wird das Ergebnis der Automatisierung der Teilprozesse durch einen
modellbasierten Entwurf bewertet, was die Umsetzbarkeit und Effizienz, sowie die
Portierbarkeit auf andere Zielsysteme betrifft.
SCHLAGWÖRTER Automatische Codegenerierung / Automatisierung / modellbasierter
Entwurf / Matlab/Simulink / Stateflow
Applying a Model-based Design –
Automation of Sub-processes in a Bottle Filling Plant
For the automation of the sorting station of a bottle filling plant, a model-based design
was produced using MATLAB/Simulink®, Stateflow® and a toolbox for automatic
code generation. The M1-System from Bachmann was used as the target system. Two
sub-processes of the sorting station are described. The results of the automation of
the sub-processes using a model-based design are evaluated in terms of feasibility,
efficiency and portability to other target systems.
KEYWORDS automatic code generation / automation / model-based design /
Matlab/Simulink / Stateflow
70
atp edition
7-8 / 2014
PERCY STEFAN STELTER, BERND BÜCHAU, GERALD GRÖBE, Fachhochschule Stralsund
Eine Flaschenabfüllanlage, die aus vier unterschiedlichen
Stationen besteht, soll automatisiert
werden. Für die Station Sortieren wird ein
modellbasierter Entwurf mittels Matlab/Simulink,
Stateflow und einer erforderlichen Toolbox
zur automatischen Codegenerierung durchgeführt,
um diese Methode für diesen Anwendungsfall zu erproben
[3]. Um dies verwirklichen zu können, muss ein
geeignetes Automatisierungssystem zum Einsatz kommen.
Als geeignetes Zielsystem bietet sich das M1-System
der Firma Bachmann an.
1. AUSGANGSSITUATION
Die Flaschenabfüllanlage ist in vier Stationen unterteilt.
Zu diesen gehören
die Station Abfüllen
die Station Sortieren
die Station Recycling
die Station Puffern und Handhaben
Die Stationen werden in der angegebenen Reihenfolge
durchlaufen. Der Gesamtprozess ist als Rundlaufprozess
vorgesehen. Bild 1 gibt einen groben Überblick
über die Flaschenabfüllanlage und deren Stationen.
Der Beginn des Rundlaufprozesses ist die Station Abfüllen
(Position 1 in Bild 1). In dieser Station werden
die Flaschen mit zwei unterschiedlichen Flüssigkeiten
gefüllt und nach dem Befüllen mit einem Schraubdeckel
verschlossen.
Nach der Station Abfüllen werden die Flaschen über
Transportbänder der Station Sortieren (Position 2 in
Bild 1) zugeführt. In dieser werden die Flaschen auf
zwei Bändern sortiert und zwischengepuffert. Anschließend
werden die Flaschen über Transportbänder
zur Station Recycling (Position 3 in Bild 1) befördert.
In der Station Recycling werden die Deckel der Flaschen
durch einen Roboter entfernt und die Flüssigkeit
abgesaugt. Die Flüssigkeit wird zur Station Abfüllen
gepumpt, dort in einem Behälter aufgefangen, um erneut
in Flaschen abgefüllt zu werden. Die Deckel werden
ebenfalls über die Station Puffern und Handhaben
(Position 4 in Bild 1) der Station Abfüllen zugeführt.
Nach der Station Recycling werden die Flaschen über
Transportbänder wieder der Station Abfüllen zugeführt.
Zum Unterbrechen des Rundlaufprozesses befindet
sich auf dem Transportband zur Station Abfüllen
eine Auffangvorrichtung, mit der leere Flaschen aufgefangen
und gepuffert werden.
1.1 Prozessbeschreibung der Station Sortieren
In Bild 2 ist das Technologieschema der Station Sortieren
dargestellt. Der Prozess besteht aus den sechs Systemkomponenten
Einlaufband, Sortierband 1, Sortierband 2,
Zwischenband 1, Zwischenband 2 und Auslaufband.
Einlaufband
Die gefüllten und verschlossenen Flaschen werden von
der Station Abfüllen an die Station Sortieren übergeben
und laufen über das Einlaufband in die Station ein.
Am Einlaufband befinden sich eine Lichtschranke, ein
RFID-Sensor und eine Weiche.
Durchläuft eine Flasche die Lichtschranke S-1B1, die
sich am Anfang des Einlaufbandes befindet, wird der
nachfolgende RFID-Sensor für eine definierte Zeit aktiv
geschaltet. Der RFID-Sensor erfasst die im Flaschenlabel
kodierte Kennung der vorbeilaufenden Flasche und
bestimmt dadurch den Zustand (Inhalt). Durch die Zustandsbestimmung
wird die Weiche gesteuert.
Befindet sich Flüssigkeit 1 in der Flasche oder ist bei
der Zustandsbestimmung ein Fehler aufgetreten, wird
die Flasche durch die Weiche auf das Sortierband 1
geleitet. Befindet sich in der Flasche die Flüssigkeit 2,
wird die Flasche auf das Sortierband 2 gelenkt.
Sortierband 1
Die gefüllten und verschlossenen Flaschen werden
durch die Weiche auf das Sortierband 1 beziehungsweise
auf das Sortierband 2 geleitet. Am Sortierband 1
befinden sich drei Lichtschranken und ein Stopper.
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HAUPTBEITRAG | AALE
Signalisiert die Lichtschranke S-2B2, dass sich vor dem
Stopper 1 eine Flasche befindet und signalisiert die
Lichtschranke S-2B5, dass sich hinter dem Stopper 1
keine Flasche befindet, wird die Flasche nach einer
definierten Zeit ausgegeben. Der Stopper 1 ist mechanisch
so konstruiert, dass sich immer nur eine Flasche
ausgeben lässt.
Durchläuft eine Flasche die Lichtschranke S-2B1, die
sich am Anfang des Sortierbandes 1 befindet, wird das
Einlaufband angehalten. Diese Funktion dient zur Verhinderung
eines Flaschenstaus auf dem Sortierband 1.
Signalisiert die Lichtschranke S-2B1, dass sich dort
keine Flasche mehr befindet, wird das Einlaufband
wieder eingeschaltet.
Meldet die Lichtschranke S‐1B1 am Einlaufband und
die Lichtschranke S‐2B2 vor Stopper 1 keine Flasche,
wird das Sortierband 1 nach einer definierten Zeit abgeschaltet.
Erst beim Durchlauf einer Flasche durch
eine der beiden Lichtschranken oder Betätigung des
Tasters Start am Bedienpanel, wird das Sortierband 1
wieder gestartet.
Sortierband 2
Die Funktionen von Sortierband 1 und Sortierband 2
sind identisch mit den dazugehörigen drei Lichtschranken
(S-3B2, S-3B5 und S-3B1) und dem Stopper 2.
Zwischenband 1
Das Zwischenband 1 ist das Transportband zwischen
den Sortierbändern 1 und 2 und dem Zwischenband 2.
Wurde eine Flasche aus einem der Sortierbänder ausgegeben,
wird dies durch die Lichtschranke S-2B5 beziehungsweise
S‐3B5 erkannt und das Zwischenband 1
für eine definierte Zeit eingeschaltet – dies gilt auch
nach Drücken des Tasters Start.
Zwischenband 2
Das Zwischenband 2 ist das Transportband zwischen
dem Zwischenband 1 und dem Auslaufband. Die Funktionen
vom Zwischenband 2 sind gleich denen von
Zwischenband 1 mit den dazugehörigen beiden Lichtschranken
S‐2B5 und S‐3B5.
Auslaufband
Das Auslaufband ist das Transportband zwischen dem
Zwischenband 2 und der Station Recycling. Die Funktionen
vom Auslaufband sind gleich denen von Zwischenband
1 mit den dazugehörigen beiden Lichtschranken
S‐2B5 und S‐3B5. Das Auslaufband übergibt
die gefüllten und verschlossenen Flaschen an die Station
Recycling.
2. ENTWICKLUNGSUMGEBUNG FÜR
MODELL BASIERTEN ENTWURF
Dieser Abschnitt befasst sich mit der funktionalen Beschreibung
des M1-Systems der Firma Bachmann, das
für den modellbasierten Entwurf geeignet ist [4]. Konventionelle
Automatisierungssysteme, die ausschließlich
eine herstellerspezifische Entwicklungsumgebung
beinhalten, unterstützen dies nicht.
Mit dem M1-System ist die Modellierung mittels Matlab/Simulink
und Stateflow möglich. Die Implementierung
erfolgt über den Real-Time Workshop und das
M-Target for Simulink (Toolbox zur automatischen
Codegenerierung). Der Vorteil bei diesem System ist,
dass sich der im M-Target for Simulink generierte Code
direkt auf das Zielsystem laden lässt, wie in Bild 3 dargestellt
[5].
Eine weitere Alternative ist die entsprechende Entwicklungsumgebung
von Siemens für PC-basierte Controller,
die einen nahezu durchgängigen Entwicklungsprozess
bietet, wie Bild 3 zeigt. Allerdings sind hier
noch Zwischenschritte erforderlich, um den generierten
Quellcode ablauffähig in den PC-basierten Controller
zu portieren [6].
Eines haben alle angebotenen Systeme für den modellbasierten
Entwurf gemeinsam: Für die Konfiguration
des Automatisierungssystems ist die herstellerspezifische
konventionelle Entwicklungsumgebung erforderlich.
Im Fall des Automatisierungssystems von
Bachmann handelt es sich um das SolutionCenter.
3. AUTOMATISIERUNGSSYSTEM IM PROZESS SORTIEREN
Um alle Funktionen der Station Sortieren der Flaschenabfüllanlage
bedienen zu können, wird das M1-System
aus mehreren Komponenten zusammengestellt. Zu diesen
gehören:
Laststromversorgung (NT255)
Prozessormodul (MPC270)
Profibus-DP-Master-Modul (DPM200)
CANopen-Master-Modul (CM202)
digitales Ein- und Ausgabemodul (DIO248)
Bild 4 gibt einen Überblick über das eingesetzte M1-
System und dessen Anbindung an die Station Sortieren
der Flaschenabfüllanlage.
4. VORGEHENSWEISE BEIM M1-SYSTEM
Für den modellbasierten Entwurf sind drei Schritte
durchzuführen:
1 | Modellierung: Bei der Modellierung wird ein Modell
der Anlagesteuerung mittels Matlab/Simulink
und Stateflow erzeugt. Dieses Modell beinhaltet
alle Funktionen des Prozesses.
2 | Implementierung: Mittels Real-Time Workshop
wird aus der Modellierung ein C++ Code generiert.
Dieser Code wird automatisch im M-Target
für Simulink (Toolbox zur automatischen Codegenerierung)
in ein Programm für das Zielsystem
umgewandelt.
3 | Übertragung des Quellcodes in das Zielsystem: Der
generierte Code wird auf das M1-System übertragen.
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BILD 1: Schematische Darstellung des Materialflusses
der Flaschenabfüllanlage
BILD 3: Entwicklungsumgebungen für
den modellbasierten Entwurf von
Bachmann (links) und Siemens (rechts)
BILD 2: Technologieschema der Station Sortieren
in der Draufsicht
BILD 4: Komponentenstruktur des M1-Systems
der Station Sortieren
BILD 5: Struktur des
modellbasierten Entwurfs
für die Station Sortieren
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HAUPTBEITRAG | AALE
5. ENTWURF UND UMSETZUNG
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Automatisierung
ausgewählter Teilprozesse der Station Sortieren. Für
den Entwurf müssen die Teilprozesse der Anlage inklusive
der übergeordneten Koordination und der
Funktionalität des Bedienpanels dieser Station modelliert
werden, wie in Bild 5 dargestellt.
Die Koordination der Teilprozesse beinhaltet die
Kommunikation über Profinet mit den benachbarten
Stationen der Flaschenabfüllanlage, die in Form eines
Subsystems modelliert werden muss. In gleicher Weise
muss für das Einlaufband der RFID-Sensor und für das
Auslaufband der Antrieb mit dem CAN-Bus-Interface
modelliert werden. Das Bedienpanel und die Zwischenbänder
1 und 2 beinhalten lediglich Sensoren und Aktoren,
die über die IO-Baugruppen angesteuert werden
müssen und sind somit ebenso einfach wie die Sortierbänder
zu modellieren.
In diesem Beitrag werden exemplarisch das Bedienpanel
und die Sortierbänder 1 und 2 modelliert.
5.1 Automatisierung des Bedienpanels
Das Bedienpanel hat folgende fünf Bedienelemente:
Taster Start mit integriertem Leuchtmelder
Taster Stop
Taster Reset mit integriertem Leuchtmelder
Taster Not-Aus-Quittierung
Schalter Not-Aus
Durch das in Bild 6 gezeigte Petri-Netz wird ein Überblick
über die Funktionen zur Koordination der Station
Sortieren über das Bedienpanel gegeben. Dieses Petri-
Netz ist den Petri-Netzen zur Automatisierung der Sortierbänder
1 und 2 übergeordnet.
Not-Aus-Gerät
Im Petri-Netz von Bild 6 und im Signalflussplan von
Bild 7 wird der Begriff Not-Aus-Gerät verwendet. Das
Not-Aus-Gerät besteht aus einem Not-Aus-Schalter und
einem Not-Aus-Quittierungs-Taster am Bedienpanel,
sowie dem Sicherheitsschaltgerät. Wurde am Bedienpanel
der Not-Aus-Schalter betätigt, wird über das Sicherheitsschaltgerät
mechanisch das digitale Ein-/
Ausgangsmodul DIO248 von der Spannungsversorgung
getrennt. Dadurch werden alle Ausgänge des Moduls
spannungslos geschaltet und ein Fehler im M1-System
erzeugt, der den Programmablauf unterbricht. Erst
nach dem Entriegeln des Not-Aus-Schalters am Bedienpanel
und der Quittierung über den Not-Aus-Quittierungs-Taster
wird das Ein-/Ausgangs-Modul über
das Sicherheitsschaltgerät wieder aktiv geschaltet.
Dadurch liegt der entstandene Fehler nicht weiter im
Automatisierungssystem vor und der Programmablauf
wird fortgesetzt.
Die Implementierung für die Steuerung der Station
Sortieren über das Bedienpanel mittels Matlab/Simulink
und Stateflow zeigen die Bilder 7 und 8. Die beiden
Zustandsautomaten haben die gleiche Funktion und
dienen der Erzeugung eines digitalen 2 Hz-Signals für
die Blinkfunktion der Leuchtmelder, die in den Tastern
integriert sind.
In Simulink gibt es keine standardisierten Bausteine.
Deshalb wurden alle verwendeten RS-Flip-Flops der
Bilder 7 und 10 durch das Zusammenfügen von Simulink-Bausteinen
erstellt, wie dies in der unteren rechten
Ecke von Bild 7 dargestellt ist.
Den Zustandsautomaten im Bild 7 werden über den
oberen Eingang die Ereignisse und über den seitlichen
Eingang die Bedingung aus Simulink übergeben. Der
Wechsel von einem Zustand in einen anderen geschieht
nur, wenn ein Ereignis auftritt und gleichzeitig die Bedingung,
die mit dem Ereignis verknüpft ist, erfüllt ist.
Die Bedingung wird in eckigen Klammern am Ereignis
angegeben, wie Bild 8 zeigt. Sofern mit einem Ereignis
keine Bedingung verknüpft ist, wird direkt beim Auftreten
des Ereignisses der Zustand gewechselt.
Jeder Zustandsautomat benötigt ein Start-Ereignis,
um in den Anfangszustand zu gelangen. Bei diesem
Beispiel ist das Start-Ereignis E_Ein1. Alle Ereignisse
der Zustandsautomaten 1 und 2 sind identische Rechtecksignale
mit der Frequenz 2 Hz und werden durch
die beiden Pulse-Generatoren erzeugt.
Im oberen Drittel von Bild 7 wird die Bedingung Blinken
des Zustandsautomaten 1 erzeugt. Die Bedingung
ist aktiv, wenn der vorgeschaltete RS-Flip-Flop gesetzt
ist. Zum Setzen dieses RS-Flip-Flops werden die Signale
Not-Aus-Gerät, Error CAN-Motor und Taster Stop
ausgewertet.
Weist das Signal Not-Aus-Gerät eine negative Flanke
auf (im Normalbetrieb ist das Signal Not-Aus-Gerät ein
1-Signal) oder weist das Signal Error CAN-Motor eine
positive Flanke auf (im Normalbetrieb ist das Signal
Error CAN-Motor ein 0-Signal) oder liegt das Signal
Taster Stop nicht an (im Normalbetrieb ist das Signal
Taster Stop ein 1-Signal, da der Taster als Öffner konstruiert
ist), wird der RS-Flip-Flop gesetzt. Das vierte
Signal, das auf den oberen Oder-Baustein geführt ist,
erzeugt bei der Erstinbetriebnahme für eine Sekunde
ein 1-Signal. Dadurch wird ebenfalls der RS-Flip-Flop
gesetzt. Durch das Setzen wird die Bedingung Blinken
des Zustandsautomaten 1 aktiv geschaltet und der
Leuchtmelder des Taster Reset beginnt mit einer Frequenz
von zwei Hz zu blinken.
In den unteren zwei Dritteln von Bild 7 wird die Bedingung
Blinken des Zustandsautomaten 2 erzeugt. Die
Bedingung ist aktiv, wenn der vorgeschaltete RS-Flip-
Flop gesetzt ist.
Zum Setzen dieses RS-Flip-Flops muss zunächst
das Signal Taster Reset aktiv werden. Dies geschieht
durch das Betätigen des Tasters am Bedienpanel. Infolge
der Bedienung wird der Merker Merker Reset
aktiv, wodurch die Weiche und die Stopper 1 und 2
in die Grundstellung verfahren. Sind diese in der
Grundstellung, wird dies durch die Signale Weiche
Stellung Sortierband 1, Stopper 1 in Grundstellung
und Stopper 2 in Grundstellung signalisiert. Befindet
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atp edition
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BILD 7: Modellierung der
Funktionen zur Koordination
der Station Sortieren
über das Bedienpanel
mit Matlab/Simulink
u n d S t a t e fl o w
BILD 6: Petri-Netz der Funktionen zur Koordination
der Station Sortieren über das Bedienpanel
BILD 8: Modellierung der Funktionen
zur Koordination der Station Sortieren
über das Bedienpanel mit Stateflow
sich alles in der Grundstellung, wird der Merker Merker
Reset inaktiv, der RS-Flip-Flop vor dem Zustandsautomaten
2 wird gesetzt und der RS-Flip-Flop vor
dem Zustandsautomaten 1 wird zurückgesetzt. Durch
das Setzen wird die Bedingung Blinken des Zustandsautomaten
2 aktiv geschaltet und der Leuchtmelder
des Taster Start beginnt mit einer Frequenz von 2 Hz
zu blinken.
Die letzte Funktion der logischen Verknüpfungen aus
Bild 7 ist das Starten der Anlage. Blinkt der Leuchtmelder
des Taster Start und wird der Taster Start betätigt,
führt dies zum Setzen eines weiteren RS-Flip-Flops.
Infolge dessen wird der Merker Merker Anlage Start/
Stop aktiv und das Blinken des Leuchtmelders wird in
ein Dauerleuchten überführt.
Alle Ein- und Ausgangssignale des Modells in Bild 7
sind digitale Ein- und Ausgangssignale des M1-Systems
mit Ausnahme der Merker Merker Anlage Start/Stop
und Merker Reset. Diese beiden Merker sind Schnittstellen
zu weiteren Teilprozessen der Station Sortieren.
5.2 Automatisierung der Sortierbänder 1 und 2
Das in Bild 9 aufgeführte Petri-Netz gibt einen Überblick
über die Steuerung der Sortierbänder 1 und 2 und ist dem
atp edition
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HAUPTBEITRAG | AALE
BILD 9: Petri-Netz zur
Steuerung der Sortierbänder 1 und 2
BILD 10: Modellierung mit
Matlab/Simulink und Stateflow
Petri-Netz mit den Funktionen zur Koordination der Station
Sortieren über das Bedienpanel, siehe Bild 6, untergeordnet.
Das bedeutet, wird in der Station am Bedienpanel
der Taster Stop oder der Schalter Not-Aus betätigt,
wird die Abfolge in diesem Petri-Netz unterbrochen und
in den Ausgangszustand Anlage Aus gesprungen.
Die Implementierung für die Steuerung der Sortierbänder
1 und 2 ist in Bild 10 und 11 dargestellt. Die
Ansteuerung der Sortierbänder erfolgt über den Zustandsautomat,
siehe Bild 11. Über den oberen Eingang
des Zustandsautomaten werden Ereignisse aus Simulink
übergeben. Da es keine Bedingungen gibt, erfolgt ein
Zustandswechsel direkt beim Auftreten eines Ereignisses.
Der Zustandsautomat benötigt ein Start-Ereignis,
um in den Anfangszustand Z_Aus zu gelangen. Bei diesem
Beispiel ist das Start-Ereignis E_Reset, das bei der
Betätigung des Taster Reset am Bedienpanel erzeugt
wird. Alle weiteren Ereignisse werden in den logischen
Verknüpfungen des Modells, siehe Bild 10, erzeugt.
In der Mitte von Bild 10 werden die Ereignisse
E_Start und E_Stop generiert. Wird der Taster Start am
Bedienpanel betätigt, führt dies zum Setzen des RS-
Flip-Flops. Daraus folgt unmittelbar das Ereigniss
E_Start, wodurch im Zustandsautomaten in den Zustand
Z_Band Ein gewechselt wird. Dieser Wechsel
führt zum Anlauf der Sortierbänder. Weist das Signal
Merker Anlage Start/Stop ein 0-Signal auf, wird der
RS-Flip-Flop zurückgesetzt. Dadurch wird das Ereignis
E_Stop generiert und im Zustandsautomat wird in den
Zustand Z_Aus gewechselt. In diesem Zustand sind die
Sortierbänder ausgeschaltet.
Im unteren Teil von Bild 10 werden die Ereignisse
E_BandAus und E_BandEin generiert. Dazu werden die
Signale Taster Start, Lichtschranke am Einlaufband
(S-1B1 in Bild 2), Lichtschranke vor Stopper 1 (S-2B2)
und Lichtschranke vor Stopper 2 (S-3B2) ausgewertet.
Weist eines dieser Signale ein 1-Signal auf, wird das
Ereignis E_BandEin aktiv. Befindet sich der Zustandsautomat
im Zustand Zustand Z_Band Aus kommt es
durch dieses Ereignis zum Wechsel in den Zustand
Z_Band Ein. Mit dem Auftreten des Ereignisses
E_BandEin wird gleichzeitig die Einschaltverzögerung
aktiv geschaltet. Ist die eingestellte Zeit der Einschaltverzögerung
abgelaufen, erzeugt dies das Ereignis
E_BandAus. Dieses Ereignis hat einen Wechsel des Zustandsautomaten
von Z_Band Ein nach Z_Band Aus
zur Folge. In diesem Zustand sind die Sortierbänder
ebenfalls ausgeschaltet.
Treten die Ereignisse E_BandAus und E_BandEin im
Zustand Z_Aus auf, hat dies keinen Zustandswechsel
zur Folge. Das Signal Merker Anlage Start/Stop kommt
aus dem Modell zur Steuerung der Anlage über das Bedienpanel,
siehe Bild 7. Alle weiteren Signale des Modells
in Bild 10 sind digitale Ein- und Ausgangssignale.
BILD 11: Modellierung mit Stateflow
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Im Beitrag wurde gezeigt, dass mit dem M1-System von
Bachmann und deren Toolbox M-Target for Simulink
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atp edition
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für Matlab/Simulink ein durchgängiger modellbasierter
Entwurf möglich ist; abgesehen von den recht langen
Einarbeitungszeiten in eine solche Entwicklungsumgebung.
Von Nachteil ist, dass für den Entwurf keine
genormten Symbole für die Objekte zur Modellierung
zur Verfügung stehen, wodurch die Lesbarkeit
erschwert wird. Andererseits ergibt sich durch die
Vielfalt an Objekten in Matlab/Simulink ein Vorteil, da
für jedes Problem beliebige Modelle gebildet werden
können, um diese zu lösen.
Der modellbasierte Entwurf kann nahezu unabhängig
vom gewählten Zielsystem vorgenommen werden, was
ein großer Vorteil ist, weil – wenn alle Hersteller den
modellbasierten Entwurf unterstützen würden – der
Entwurf auf unterschiedliche Zielsysteme portiert werden
könnte. Die Konfiguration des Zielsystems muss
aber grundsätzlich mit der herstellerspezifischen Entwicklungsumgebung
vorgenommen werden.
Defizite beim modellbasierten Entwurf ergeben sich
aus dem Fehlen entsprechender Modellbibliotheken für
die unterschiedlichen Sensoren, Aktoren, sowie der
unterschiedlichen Kommunikationssysteme und herstellerspezifischen
Peripheriegeräten. Zur Zeit müssen
dafür noch eigene Modelle erstellt beziehungsweise mit
einem herstellerspezifischen Werkzeug der Entwurf
vorgenommen werden. In naher Zukunft wird es sicher
entsprechende Angebote geben.
MANUSKRIPTEINGANG
21.10.2013
REFERENZEN
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
[1] Stelter, P. S.: Substitution eines konventionellen
Automatisierungssystems auf der Basis eines
modellbasierten Entwurfs in einer Flaschenabfüllanlage.
Bachelorarbeit 2013
[2] Stelter, P. S., Büchau, B., Gröbe, G.: Substitution
eines konventionellen Automatisierungssystems auf
der Basis eines modellbasierten Entwurfs in einer
Flaschenabfüllanlage. In: Tagungsband AALE 2013,
S. 155-165. DIV, 2013
[3] MathWorks: http://www.mathworks.de
[4] Büchau, B., Gröbe, G.: Auswahl einer Infrastruktur
für den modellbasierten Entwurf in Forschung,
Entwicklung und Lehre, In: Tagungsband AALE 2011,
S. 317-324, Oldenbourg Industrieverlag, 2011
[5] Bachmann electronic GmbH: M-Target for Simulink ® ,
Systemübersicht, Bachmann electronic GmbH,
10.2012
[6] Siemens AG: Integration und Aufruf von Simulink
Subsystemen mit STEP 7 und WinAC ODK am
Beispiel einer PID Regelung WinAC S2O (Simulink
to ODK) Wizard STEP 7, WinAC ODK, Applikationsbeschreibung;
WinAC S2O Wizard, Version 1.0.1;
Beitrags-ID: 56969417; 2012
AUTOREN
PERCY STEFAN STELTER (B.Sc.)
(geb. 1987) ist Elektroingenieur.
Er hat bis 2013 Elektrotechnik an der
Fachhochschule Stralsund studiert.
Das im Beitrag vorgestellte Thema
wurde im Rahmen seiner Bachelor-
Thesis bearbeitet. Zur Zeit studiert er
Elektrotechnik im Master-Studiengang
an der Fachhochschule Stralsund.
Fachhochschule Stralsund,
Zur Schwedenschanze 15, D-18435 Stralsund,
Tel. +49 (0) 157 88 20 83 71,
E-Mail: percy.s.stelter@fh-stralsund.de
Prof. Dr.-Ing. BERND BÜCHAU
(geb. 1957) ist Elektroingenieur.
Er hat Elektrotechnik an der Fachhochschule
Hamburg und der Universität
Bremen studiert, wo er bei Prof.
Dr. D. Silber promovierte. Nach einer
Industrietätigkeit im Bereich Software-
Engineering für Automatisierungsund
medizinische Systeme ist er seit
1993 Professor für Prozessrechentechnik an der Fachhochschule
Stralsund. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die
industriellen Kommunikationssysteme und der Entwurf
komplexer Automatisierungssysteme. Zur Zeit ist er Dekan
des Fachbereiches Elektrotechnik und Informatik der
Fachhochschule Stralsund und Sprecher des wissenschaftlichen
Beirats des VFAALE.
Fachhochschule Stralsund,
Zur Schwedenschanze 15, D-18435 Stralsund,
Tel. +49 (0) 3831 45 66 25,
E-Mail: bernd.buechau@fh-stralsund.de
Dipl.-Ing. (FH) GERALD GRÖBE
(geb. 1966) studierte Technische
Informatik an der Fachhochschule
Stralsund. Seit 1994 ist er Mitarbeiter
der Fachhochschule Stralsund und
in den Bereichen Automatisierungstechnik
und grafische Datenverarbeitung
tätig. Zur Zeit arbeitet er auf
den Gebieten der industriellen Kommunikationsysteme
und dem modellbasierten Entwurf von
Automatisierungssystemen.
Fachhochschule Stralsund,
Zur Schwedenschanze 15, D-18435 Stralsund,
Tel. +49 (0) 3831 45 66 42,
E-Mail: gerald.groebe@fh-stralsund.de
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IMPRESSUM / VORSCHAU
IMPRESSUM
VORSCHAU
Verlag:
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH
Arnulfstraße 124, D-80636 München
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99
www.di-verlag.de
Geschäftsführer:
Carsten Augsburger, Jürgen Franke
Verlagsleiterin:
Kirstin Sommer
Spartenleiterin:
Kirstin Sommer
Herausgeber:
Dr.rer.nat. Thomas Albers
Dr. Gunther Kegel
Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller
Dr.-Ing. Wilhelm Otten
Beirat:
Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen
Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple
Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay
Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen
Prof. Dr.-Ing. Georg Frey
Dipl.-Ing. Thomas Grein
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel
Dipl.-Ing. Tim-Peter Henrichs
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer
Dipl.-Ing. Gerald Mayr
Dr.-Ing. Josef Papenfort
Igor Stolz
Dr. Andreas Wernsdörfer
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp
Prof. Dr.-Ing. Michael Weyrich
Dr.rer.nat. Christian Zeidler
Organschaft:
Organ der GMA
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund
Automatisierungs technik)
und der NAMUR (Interessengemeinschaft
Automatisierungstechnik
der Prozessindustrie).
Redaktion:
Jürgen Franke (verantwortlich)
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 10
E-Mail: franke@di-verlag.de
Aljona Hartstock (aha)
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 78
E-Mail: hartstock@di-verlag.de
Gerd Scholz (gz)
Einreichung von Hauptbeiträgen:
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas
(Chefredakteur, verantwortlich
für die Hauptbeiträge)
Technische Universität Dresden
Fakultät Elektrotechnik
und Informationstechnik
Professur für Prozessleittechnik
D-01062 Dresden
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14
E-Mail: urbas@di-verlag.de
Fachredaktion:
Dr.-Ing. Michael Blum
Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite
Dr.-Ing. Bernhard Kausler
Dr.-Ing. Niels Kiupel
Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner
Dr.-Ing. Jörg Neidig
Dipl.-Ing. Ingo Rolle
Dr.-Ing. Stefan Runde
Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller
Bezugsbedingungen:
„atp edition – Automatisierungs technische
Praxis“ erscheint monatlich mit Doppelausgaben
im Januar/Februar und Juli/August.
Bezugspreise:
Abonnement jährlich: € 519,– + € 30,–/ € 35,–
Versand (Deutschland/Ausland);
Heft-Abonnement + Online-Archiv: € 704,70;
ePaper (PDF): € 519,–; ePaper + Online-Archiv:
€ 674,70; Einzelheft: € 59,– + Versand;
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-
Staaten die Mehrwertsteuer, für alle übrigen
Länder sind es Nettopreise. Mitglieder der
GMA: 30% Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.
Bestellungen sind jederzeit über den Leserservice
oder jede Buchhandlung möglich.
Die Kündigungsfrist für Abonnement aufträge
beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.
Abonnement-/Einzelheftbestellung:
DataM-Services GmbH, Leserservice atp
Herr Marcus Zepmeisel
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg
Telefon + 49 (0) 931 417 04 59
Telefax + 49 (0) 931 417 04 94
leserservice@di-verlag.de
Verantwortlich für den Anzeigenteil:
Inge Spoerel
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22
E-Mail: spoerel@di-verlag.de
Kirstin Sommer (Key Account)
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 36
E-Mail: sommer@di-verlag.de
Angelika Weingarten (Key Account)
Telefon + 49 (0) 89 203 53 13
E-Mail: weingarten@di-verlag.de
Es gelten die Preise der Mediadaten 2014
Anzeigenverwaltung:
Brigitte Krawczyk
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de
Art Direction / Layout:
deivis aronaitis design | dad |
Druck:
Druckerei Chmielorz GmbH,
Ostring 13,
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt
Gedruckt auf chlor- und
säurefreiem Papier.
Die atp wurde 1959 als „Regelungstechnische
Praxis – rtp“ gegründet.
DIV Deutscher Industrieverlag
GmbH München
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich
geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich
zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne
Ein willigung des Verlages strafbar.
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8
Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO
zum BayPresseG geben wir die Inhaber
und Beteiligungsverhältnisse am Verlag
wie folgt an:
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,
Arnulfstraße 124, D-80636 München.
Alleiniger Gesellschafter des Verlages
ist die ACM-Unternehmensgruppe,
Ostring 13,
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.
ISSN 2190-4111
DIE AUSGABE 9 / 2014 DER
ERSCHEINT AM 04.09.2014
MIT DEM SCHWERPUNKT
„ENERGIE- UND KOSTENEFFIZIENZ IN
UND DURCH AUTOMATION“
Sicherheitsgerichteter
Stellantrieb
Adaptives Steuerungsund
Regelungskonzept
eines autarken Kraftwerks
Anforderungs- und
Testfall-Codesign.
Formalisierung und
Testfall-Generierung
in der Praxis
Ein „smart system“
für die zukünftige
Ver- und Entsorgung von
Wasser und Abwasser
in Megacities
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen
kurzfristig verändern.
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TELEFON:
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atp edition
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der Automatisierungstechnik.
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Inge Spoerel: Telefon +49 (0) 89 203 53 66-22
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Automatisierungstechnik
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Die Qualität der wissenschaftlichen Hauptbeiträge
sichert ein strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug
zur automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem
die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und
Prozessautomatisierung.
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