Jahresbericht 2007 - Stiftung Mercator
IDEEN BEFLÜGELN.
DAS STIFTUNGSJAHR 2007
INHALT
VORWORT
Rüdiger Frohn 2
GRUSSWORT
Dr. Bernhard Lorentz 4
AUFTAKT
Unsere Förderschwerpunkte 6
Geschäftsführung und Beirat 7
Unser Leitbild 8
Von der Idee zum Projekt 9
Das Team der Stiftung Mercator 10
GASTBEITRAG
„Unterstützung macht Bildung“
Prof. Dr. Wilfried Bos 12
WISSENSCHAFT STÄRKEN 16
„Politische Innovation ermöglichen“
Prof. Dr. Dr. Karl-Rudolf Korte 18
Neue Projekte 2007 20
Laufende Projekte 2007 26
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN 34
„Fast wie ein zweites Zuhause“
Monika Lahme-Schlenger und Laura Schneider 36
Neue Projekte 2007 40
Laufende Projekte 2007 44
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN 52
„Journalisten als Mittler: Zerrbilder korrigieren“
Baha Güngör 54
Neue Projekte 2007 58
Laufende Projekte 2007 63
WEITERE PROJEKTE 67
ANHANG
Die Stiftungsarbeit in Zahlen 68
Bewilligte Projekte 2007 70
Impressum 76
1
VORWORT
„2007 stand für die Stiftung Mercator im Zeichen des Übergangs.
In den vergangenen Monaten haben wir die Weichen für die künftige
Arbeit gestellt. Wir bereiten uns organisatorisch und strategisch
darauf vor, dass das Fördervolumen und damit die Möglichkeiten
der Stiftung künftig weiter wachsen werden.“
die Stiftung Mercator blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Viele neue Projekte
wie „Ruhr Campus Online“, „spin – sport interkulturell“, „Schulen im Team“ und die
Ausweitung der Zusammenarbeit mit dem Verein IJP im Feld des internationalen Journalistenaustausches
sind an den Start gegangen, bewährte Projekte haben wir fortgeführt.
Dieser Jahresbericht stellt Ihnen die Stiftung und Ihre Themen vor, bringt Ihnen die
Partner und Mitarbeiter der Stiftung näher und will Ihnen so einen umfassenden Einblick
in unsere Arbeit im Jahr 2007 geben.
2007 stand für die Stiftung Mercator im Zeichen des Übergangs. In den vergangenen
Monaten haben wir die Weichen für die künftige Arbeit gestellt. Wir bereiten uns organisatorisch
und strategisch darauf vor, dass das Fördervolumen und damit die Möglichkeiten
der Stiftung künftig weiter wachsen werden. Im Jahr 2007 haben wir 49
Projekte in Höhe von 10 Millionen Euro genehmigt. Allein in den ersten vier Monaten
dieses Jahres haben wir bereits 12 Millionen Euro für neue Vorhaben zur Verfügung
gestellt.
Dieses Wachstum in bestmöglicher Weise für die Anliegen der Stiftung zu nutzen, ist
unsere zentrale Aufgabe. Dazu gehören organisatorische und strategische Vorarbeiten.
Wir haben eine neue, effektive und transparente Entscheidungsstruktur eingerichtet,
in der die Aufgaben von Strategieentwicklung, Förderentscheidung und praktischer
Umsetzung klar zugeordnet sind. Für die neu geschaffene Position des Vorsitzenden
der Geschäftsführung konnten wir Dr. Bernhard Lorentz gewinnen. Mit ihm haben wir
seit März dieses Jahres einen international erfahrenen Stiftungsmanager an der Spitze
eines motivierten Teams, das in den kommenden Monaten noch größer werden wird.
Wir setzen darauf, mit ihm die Stiftung Mercator dynamisch zu entwickeln und ihr
wachsende Wirksamkeit zu verschaffen.
Die Stiftung Mercator ist im Ruhrgebiet zu Hause. Dieser Region fühlen wir uns besonders
verbunden. In dieser Region und über diese hinaus möchten wir unsere Wirkung
in den kommenden Jahren weiter verstärken und in unseren Förderbereichen
2
Rüdiger Frohn,
Vorsitzender des Beirats
der Stiftung Mercator
„Wissenschaft stärken“, „Kinder und Jugendliche fördern“ sowie „Kulturen verstehen,
Toleranz lernen“ gute Ideen entwickeln und erfolgreich erprobte Lösungen anbieten
und unterstützen.
Dass die Stiftung Mercator im vergangenen Jahr starke Impulse im Schul- und Hochschulbereich
geben und mit ihren Projekten ein friedliches Zusammenleben von Menschen,
gleich welcher kulturellen und sozialen Herkunft, befördern konnte, verdanken
wir ideenreichen und einsatzbereiten Partnern, Mitarbeitern und Helfern in unseren
zahlreichen Projekten. Ihnen gilt mein besonderer Dank.
Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei, diese Menschen und Projekte bei der Lektüre
dieses Berichts näher kennenzulernen. Der Jahresbericht ist – gleichsam als äußerlich
sichtbares Zeichen der Veränderungen im zurückliegenden Jahr – bereits im neuen
Corporate Design der Stiftung Mercator gehalten, das unserer gestaltenden Vision verpflichtet
ist: Ideen beflügeln.
Unser Leitsatz „Ideen beflügeln!“ will zweierlei sagen: Er ist Ausdruck unserer Überzeugung
und gleichzeitig Beschreibung dessen, was wir tun wollen.
Rüdiger Frohn
Vorsitzender des Beirates
der Stiftung Mercator
3
GRUSSWORT
„Die Stiftung ist einer unternehmerischen Tradition verpflichtet.
Diese Haltung ist ein zentraler methodischer Ausgangspunkt der
Stiftungsarbeit. Sie lässt sich durch die drei Begriffe ,unternehmerisch
– professionell – international‘ charakterisieren.“
„Mercator 2012: Unternehmerisch – Professionell – International“
Unter diesem Leitmotiv haben wir in der Stiftung Mercator seit meinem Eintritt die weitere
strategische Ausrichtung mit Gesellschaftern, dem Team, Partnern, Freunden und
Ratgebern diskutiert. Dabei haben wir wichtige Entscheidungen getroffen. Es gilt, die
Stiftung angemessen auf das geplante Wachstum vorzubereiten. Wir haben die Zeit auch
für Überlegungen genutzt, wie und in welchen Feldern wir künftig arbeiten möchten.
Für unser künftiges Engagement spielt auch unsere Geschichte eine zentrale Rolle.
Die Stiftung wurde von einer Duisburger Handelsfamilie gegründet, ihr Vermögen
durch unternehmerische Tätigkeit erwirtschaftet. Zudem birgt der Name neben den
Traditionen und Geschichten um Gerhard Mercator einen Bezug: Mercator ist das lateinische
Wort für Kaufmann/Unternehmer. In dieser Tradition soll die Stiftung selbst
wie ein – wenngleich gemeinnütziges – Unternehmen agieren. Die Stiftung ist einer
unternehmerischen Tradition verpflichtet. Diese Haltung ist ein zentraler methodischer
Ausgangspunkt der Stiftungsarbeit. Sie lässt sich durch die drei Begriffe „unternehmerisch
– professionell – international“ charakterisieren.
Wir wollen dafür stehen, unternehmerische Lösungen für gesellschaftspolitische Herausforderungen
zu initiieren und zu fördern. Unternehmerisch bedeutet in diesem
Zusammenhang für uns, an Ergebnissen und Zielen anstatt an Verfahren interessiert
zu sein, diese zu kontrollieren und zu evaluieren, aus den Evaluationsergebnissen zu
lernen, für einen Wettbewerb der Ideen zu stehen, Zustimmung für die eigenen Anliegen
zu organisieren und strategisch ausgerichtet zu arbeiten. Die Stiftung wird neue
Lösungen entwickeln und befördern – unternehmerische Lösungen. Sie kann als private
Institution inhaltlich und methodisch neue Wege ausprobieren und auch Risiken
bei der Förderung gemeinnütziger Ideen eingehen.
Die Stiftungsarbeit muss sich durch Professionalität auszeichnen; unverzichtbar sind
klare Verantwortlichkeiten, Transparenz der Entscheidungsprozesse, effizientes Prozessmanagement
und eine auf unsere Ziele verpflichtete, aufrichtige Öffentlichkeitsarbeit.
In diesem Sinne werden wir die Öffentlichkeit umfassend über unsere Aktivitäten
informieren und sie für einen kritischen Dialog zu gewinnen suchen.
Problemlösungen werden auf der ganzen Welt ständig entwickelt. Die Stiftung wird
stets auf der Suche nach Lösungsansätzen, Ideen und neuen Methoden sein und welt-
4
Dr. Bernhard Lorentz,
Vorsitzender der Geschäftsführung
der Stiftung Mercator
weit nach den erfolgversprechendsten Ansätzen (im Sinne eines „Benchmarks“) streben.
Daher ist Internationalität Teil einer Haltung, die alle Förderbereiche durchdringt,
sie beschränkt sich also nicht auf „internationale Projekte“. Wir sehen uns als Stiftung
vielmehr in einem weltweiten Netzwerk. In diesem Netzwerk wollen wir Lernprozesse
anstoßen, größere Hebelwirkungen erzielen und den Austausch von Ideen innerhalb
von „Best Practice“ gezielt fördern. Unserer schweizerischen Schwesterstiftung sind wir
im Sinne einer Stiftungsfamilie verbunden. Mit der Stiftung Mercator Schweiz können
wir gemeinsame Ziele über den Wirkungsort der Innerschweiz hinaus auch international
verfolgen und abgestimmt agieren.
Philantropisch erfolgreiches Arbeiten, das zeigen gewichtige Beispiele auf der ganzen
Welt, zeichnet sich durch einen konsequenten Einsatz der Stärken von Stiftungen aus.
Stiftungen sind besonders gut darin, „bürgerschaftliche Initiativen“ in konkreten Projekten
zu initiieren oder zu unterstützen und damit Modelle aufzuzeigen und Hebelwirkungen
zu nutzen. Risiken bewusst eingehen zu können, ist eines ihrer Privilegien.
Gleichzeitig ermöglicht ihre Reputation und Unabhängigkeit ihnen, mit ihren Positionen
Zugang und Gehör bei politisch Verantwortlichen im Sinne zivilgesellschaftlicher
„Advocacy“ zu finden. Diese Methoden für klar definierte Ziele produktiv zu kombinieren,
wird eines der zentralen Anliegen der Stiftung Mercator sein.
Ich freue mich, mit den Gremien, meinem Team und mit Freunden und Partnern gemeinsam
die Stiftung Mercator weiterentwickeln zu dürfen, setze auf Ihre wohlwollende
Begleitung unserer Aktivitäten und bedanke mich im Voraus für Ihr Vertrauen.
Mit den besten Grüßen
Dr. Bernhard Lorentz
Vorsitzender der Geschäftsführung
der Stiftung Mercator (seit 01.03.08)
5
AUFTAKT
Unsere Förderschwerpunkte
Die Stiftung Mercator initiiert und unterstützt Projekte für bessere Bildungsmöglichkeiten an Schulen und
Hochschulen. Im Sinne des Kartographen und Humanisten Gerhard Mercator fördern wir Vorhaben, die den
Gedanken von Weltoffenheit und Toleranz durch interkulturelle Begegnungen mit Leben erfüllen und die den
Austausch von Wissen und Kultur anregen. Die Stiftung Mercator engagiert sich in drei Förderschwerpunkten
und ist hier sowohl operativ als auch fördernd tätig:
Wissenschaft
stärken
Wir möchten, dass unser Land im Wettbewerb
um die besten Köpfe spitze ist.
Deshalb unterstützen wir mutige und innovative
Ansätze an Hochschulen, die
wissenschaftliche Talente fördern und
das Denken über räumliche und inhaltliche
Grenzen hinweg anregen. Unabhängig
von der Fachrichtung zielt unsere
Förderung auf Personen, Organisationen
und Kooperationen, die hier Exzellentes
leisten.
» ab Seite 16
Kinder und
Jugendliche fördern
Wir wollen jungen Menschen unabhängig
von ihrer sozialen und kulturellen
Herkunft Zukunftschancen eröffnen. In
der Förderung nehmen wir daher Projekte
in den Blick, die es ihnen – in der
Schule oder außerhalb – ermöglichen,
sich zu bilden und ihre Persönlichkeit zu
entfalten: von der Sprach- und Fachförderung
bis zur kulturellen und gesellschaftlichen
Bildung. Gut ausgebildete
Lehrer und eine Schulentwicklung auf
der Höhe der Zeit gehören dazu.
» ab Seite 34
Kulturen verstehen,
Toleranz lernen
Wir sind überzeugt, dass Frieden und
Völkerverständigung nur gelingen können,
wenn möglichst viele junge Menschen
aus verschiedenen Teilen der Welt
Verständnis füreinander und für fremde
Kulturen entwickeln. Deshalb fördern
wir – speziell in den Zielregionen Osteuropa,
Asien und der Türkei – durch
Schüleraustausch, Praktikantenprogramme
und Auslandsstipendien den Dialog
über Grenzen hinweg.
» ab Seite 52
6
AUFTAKT
Geschäftsführung und Beirat
Die Gremien der Stiftung Mercator im Jahr 2007
Die Verantwortlichen der Stiftung gewährleisten eine integre, sachgerechte und
zukunftsorientierte Arbeit der gemeinnützigen Gesellschaft. Die Geschäfte der Stiftung
wurden im Jahr 2007 geführt von:
• Robert Faulstich
• Annabel von Klenck (bis 30. Juni 2007)
Seit 1. März 2008 ist Dr. Bernhard Lorentz Vorsitzender der Geschäftsführung der
Stiftung Mercator.
Mitglieder des Beirats, der 2007 über die Bewilligung von Förderanträgen und über
Grundsatzfragen der Förderpolitik beraten hat, sind:
• Rüdiger Frohn (Vorsitzender)
• Ira Heß
• Christel Kaufmann-Hocker
• Dr. Hartmut Müller-Peddinghaus
• Ralf Ruhrmann
• Dr. Michael Schmidt
Die Geschäftsführung und die Mitglieder des Beirats werden von der Gesellschafterversammlung
bestellt. Die Gesellschaft unterliegt den gemeinnützigkeitsrechtlichen
Bestimmungen der Abgabenordnung. Die Jahresabschlüsse der Gesellschaft werden
jährlich durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Der Jahresabschluss für
das Geschäftsjahr 2007 hat wiederum den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk
erhalten.
7
AUFTAKT
Unser Leitbild
Ideen beflügeln
Unsere Welt lebt von den Ideen engagierter Menschen.
Diese guten Ideen gilt es aufzugreifen, zu entwickeln und umzusetzen.
Wir vermitteln gesellschaftliche Perspektiven, damit Menschen in gegenseitigem Respekt
und friedlichem Miteinander dynamische Veränderungsprozesse für die Welt von
morgen gestalten können.
Unser Standort – unsere Identität
Der Kartograph und Humanist Gerhard Mercator (1512 – 1594) schuf in einer Welt
des Wandels und der Zeitenwende Koordinaten, die die geographische Orientierung
für den weltweiten Austausch von Handel und Ideen verbessert haben.
Die Handels- und Unternehmerfamilie Karl Schmidt aus Duisburg hat die Stiftung
Ende der 90er Jahre ins Leben gerufen.
Dem sind wir besonders verpflichtet.
Neue Wege – neue Ideen
Bewegen, was Menschen bewegt: Das gelingt in einer offenen Gesellschaft durch Kreativität,
Visionen und durch das Engagement in der Umsetzung dieser Ideen.
Die Stiftung Mercator
• stärkt Wissenschaft und Forschung
• tritt für umfassende Bildung und Erziehung von Kindern, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen ein
• fördert den Dialog und die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Kulturen
als Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben.
Unsere Ziele
Die Stiftung Mercator will
• durch positive Beispiele Verantwortungsbewusstsein und Phantasie als unverzichtbare
Gestaltungskräfte für den gesellschaftlichen Fortschritt anregen
• Entscheidungsträger in ihrer Kreativität unterstützen und die Ideen engagierter
Menschen fördern
• selbst und gemeinsam mit ihren Partnern durch zukunftsorientierte Projekte Anstöße
geben
• Maßstäbe für Transparenz und Qualität für das eigene wie für das Handeln unserer
Partner setzen.
8
Von der Idee zum Projekt
Das Bewilligungsverfahren der Stiftung Mercator
Auch 2007 überstieg die Zahl der Förderanfragen bei Weitem die Zahl der Projekte,
die die Stiftung bewilligen kann. Grundsätzlich gehen wir bei der Bearbeitung dieser
Anfragen in einem mehrstufigen Verfahren vor:
Zunächst erfolgt eine Vorprüfung, bei der die Übereinstimmung des Projektgegenstandes
mit der strategischen Ausrichtung der Stiftung geklärt wird. Idealerweise haben
die Antragsteller das auf der Stiftungshomepage vorgehaltene Antragsformular
verwendet, sodass die Verantwortlichen der Stiftung ohne weitere Rückfragen eine
Entscheidung über die intensive Prüfung des Projektes treffen können.
Im positiven Fall werden dann regelmäßig Gutachten, Expertenmeinungen und
Fachinformationen eingeholt. Gemeinsam mit dem Antragsteller wird bei Bedarf die
Projektidee so fortentwickelt, dass sich beide Seiten in den Projektzielen wiederfinden.
Anträge können jederzeit eingereicht werden, es gibt hierfür keine festen Termine.
Ebenso sind Entscheidungen über Bewilligungen nicht an fixe Termine gebunden.
Über Anträge entscheiden die Organe der Stiftung.
Von der Stiftung geförderte Projekte sollen:
• Modellwirkung und Vorbildcharakter haben, der andere Akteure zur Nachahmung
anregt
• eine nachhaltige Wirkung haben
• klare Erfolgskriterien haben, die am Ende des Projekts überprüft werden können.
Von einer Förderung sind ausgeschlossen:
• Druckbeihilfen für Publikationen
• Übernahme zeitlich unbegrenzter Verpflichtungen
• Schließen von Etatlücken des öffentlichen Sektors
• Nicht projektbezogene Personal- und Verwaltungskosten von Institutionen
• Baumaßnahmen
• Kommerziell ausgerichtete (nicht gemeinnützige) Projekte
• Künstlerische und kulturelle Projekte außerhalb der Förderschwerpunkte
9
AUFTAKT
Das Team der Stiftung Mercator
Geschäftsführung
Dr. Bernhard Lorentz
Vorsitzender der Geschäftsführung
E-Mail: lorentz@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-56
Robert Faulstich
Geschäftsführung
E-Mail: faulstich@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-54
Ansprechpartner zu den Projekten
Doreen Barzel
Projektleiterin
E-Mail: barzel@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-58
Anorthe Kremers
Projektmanagerin
E-Mail: kremers@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-78
Christiane von Websky
Projektleiterin
E-Mail: websky@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-60
Agnieszka Salek-Schwartze
Projektmanagerin
E-Mail: salek@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-59
Stefan Hauer
Projektmanager
E-Mail: hauer@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-63
Daniel Wágner
Projektmanager
E-Mail: wagner@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-57
Julia Kreimeyer
Projektmanagerin
E-Mail: kreimeyer@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-62
10
AUFTAKT
Stabsstellen der Geschäftsführung
Support
Uwe Stock
Leiter Rechnungswesen
E-Mail: stock@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-51
Birgit Lackmann
Assistentin der Geschäftsführung
E-Mail: lackmann@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-54
Christiane Reusch
Leiterin Kommunikation
E-Mail: reusch@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-42
Karin Robert
Assistentin der Geschäftsführung
E-Mail: robert@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-56
Isabell Hilpert
Referentin Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: hilpert@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-74
Gudrun Bretsch
Assistentin
E-Mail: bretsch@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-73
Sabine Schwebel
Persönliche Referentin
des Vorsitzenden der Geschäftsführung
E-Mail: schwebel@stiftung-mercator.de
Telefon: 0201 24522-53
11
Unterstützung macht
Bildung
Prof. Dr. Wilfried Bos, Direktor des Instituts für Schulentwicklungsforschung,
Technische Universität Dortmund
Zukunft braucht Bildung, diese Formel wird viel beschworen und dies zu Recht.
Ganz gleich ob aus einer nationalen oder internationalen Perspektive, niemand wird
mehr die Notwendigkeit und auch die Dringlichkeit, Bildung in ihrer ganzen Breite
zu fördern, infrage stellen. Weniger eindeutig hingegen ist die Frage, was Bildung
im Einzelnen ausmacht, woraus die Frage resultiert: Was eigentlich genau ist förderungswürdig?
Die Stiftung Mercator gibt hierauf eine erfrischend offene Antwort, die sich in ihrem
Förderungskonzept und den seit dem Jahr 2000 von der Stiftung geförderten
rund 350 Projekten ablesen lässt. Mit den Förderbereichen „Wissenschaft stärken“,
„Kinder und Jugendliche fördern“ und „Kulturen verstehen, Toleranz lernen“ hat die
Stiftung zentrale Bildungsinhalte und Bildungsabschnitte in ihr Profil aufgenommen
und zudem dafür Sorge getragen, dass Wissenschaft nicht nur als Antragsteller gesehen,
sondern selbst auch als Entwicklungsbereich verstanden wird. Dies entspricht
12
GASTBEITRAG
Zukunft braucht Bildung. Junge Menschen
beim Lernen und Forschen zu fördern – wie
hier bei einem Seminar im Mercator Schulclub
– ist deshalb ein Anliegen der Stiftung
Mercator.
ganz offensichtlich den Prinzipien des Namensgebers der Stiftung: Gerhard Mercator,
der gleichermaßen für die exakte Wissenschaft wie für die weltoffene Begegnung der
Menschen stand.
Die Förderbereiche haben die besondere Eigenschaft, dass sie die Aktualität der
geförderten Projekte garantieren: Warum ist das so? Nun, die Förderung der Kinder
und Jugendlichen wird immer Aufgabe einer verantwortungsvollen Gesellschaft sein
und es ist nicht abzusehen, dass bereits in den nächsten zehn Jahren hierfür der Königsweg
gefunden wird. Dies gilt umso mehr, als sich gesellschaftliche Rahmenbedingungen
des Aufwachsens kontinuierlich verändern und somit immer wieder neue Wege
der Förderung gefunden werden müssen. Für die Wissenschaft gilt ganz Ähnliches.
Gerade im Augenblick stehen unsere Universitäten vor immensen Herausforderungen,
sich im nationalen und internationalen Wettbewerb um innovative Ideen zu behaupten.
In solch einer Situation ist ein Partner hilfreich, der das Wesentliche im Blick be-
13
GASTBEITRAG
„Im Sinne ihres Mottos ,Ideen beflügeln‘
verfolgt die Stiftung nur ein Programm:
innovative Ideen initiieren, aufgreifen und
unterstützen.“
Prof. Dr. Wilfried Bos, Direktor des Instituts für Schulentwicklungsforschung,
TU Dortmund
hält – die jungen Menschen, die an den Hochschulen studieren. Mit dem Bereich „Kulturen
verstehen, Toleranz lernen“ wird eine inhaltliche Klammer um die Förderbereiche
gezogen, die in bester humanistischer Tradition steht. Wie stellt sich die Förderungsstrategie
nun für einen Beobachter der Stiftung Mercator dar?
In besonderer Weise setzt die Stiftung Mercator auf die Ideen und die Kreativität
derjenigen, die gemeinsam mit der Stiftung Mercator Projekte initiieren wollen. Aus
der Perspektive des Wissenschaftlers ist dies eine fantastische Gelegenheit, Neues zu
erproben und wissenschaftlich zu begleiten. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund,
dass die Einwerbung von Drittmitteln bei vielen Institutionen nicht unerheblichen
Vorgaben unterliegt, die – wenn zum Teil sinnvoll –, zugleich einschränkend wirken.
Ich möchte dies an einem kurzen Beispiel aus dem von der Stiftung Mercator geförderten
Projekt „Schulen im Team – Unterricht gemeinsam entwickeln“ verdeutlichen:
Das Projekt „Schulen im Team“ ist das erste Projekt, das in Deutschland lokale
Vernetzung zwischen Schulen mit dem Ziel der Unterrichtsentwicklung erprobt und
dies zugleich durch eine umfängliche wissenschaftliche Begleitforschung evaluiert.
Dies ist nicht nur innovativ und somit mutig, sondern auch für Wissenschaft und
Schulpraxis hoch relevant, da Ergebnisse sorgfältig dokumentiert werden und so Entscheidungen
des Transfers datengestützt vorgenommen werden können. So kann das
Förderengagement der Stiftung nicht nur Schulpraxis vor Ort verbessern, sondern
auch dazu beitragen, den Forschungsstand im Bereich der Schulentwicklung zu verbreitern.
Dies ist insbesondere angesichts der insgesamt geringen Anzahl an Studien
über Schulentwicklungsverläufe ein unbedingt notwendiges Unterfangen, um auch
künftig Projekte wirkungsvoll zu fördern.
Zugleich setzt dieses Projekt konkret an Defizitbereichen an, die durch die großen
Vergleichsstudien wie PISA und IGLU aufgezeigt worden sind. So kann in diesem
Projekt Wissen aus der Schuleffektivitätsforschung mit solchem der Schulentwicklungsforschung
in eine fruchtbare Synthese treten, auch dies ist neu und ohne eine
solch engagierte Förderung nicht möglich. Dass die Stiftung Mercator mit dieser Form
der Förderung ganz sicher auf einem guten Weg ist, zeigt ebenfalls die Tatsache, dass
das Ministerium für Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen sich gerne als Kooperationspartner
für das eben beschriebene Projekt zur Verfügung gestellt hat.
Blickt man in die anderen Förderbereiche wird die Entschlossenheit, neue Wege
mit zu gestalten, ebenfalls deutlich. Sei es in Form der Möglichkeit für Schüler, ein
Stipendium für einen Aufenthalt im asiatischen Raum (China, Malaysia, etc.) zu erhal-
14
GASTBEITRAG
ten, durch die Förderung des Internationalen Journalisten Programms im Bereich
„Kulturen verstehen, Toleranz lernen“ oder die Initiative „NRW School of Governance“
aus dem Bereich „Wissenschaft stärken“, die insbesondere hoch talentierte und engagierte
Studierende im Bereich Politikwissenschaft fördert. Nimmt man noch das Projekt
„Förderunterricht“ hinzu, wird das besondere Profil der Stiftung sichtbar. Die
Stiftung Mercator unterstützt Projekte, die für sich genommen plausibel und erfolgversprechend
sind und sich insgesamt in den drei Leitgedanken, die durch die Förderbereiche
ausgedrückt sind, widerspiegeln. Dabei haben Projekte, die Eliten einerseits
oder besonders förderbedürftige Jugendliche andererseits – beispielsweise mit sprachlichen
Schwierigkeiten aufgrund eines Migrationshintergrunds – fördern, gleiche Chancen
auf Bewilligung. Im Sinne ihres Mottos „Ideen beflügeln“ verfolgt die Stiftung nur
ein Programm: innovative Ideen initiieren, aufgreifen und unterstützen. Aus der Perspektive
des Wissenschaftlers ist diese Grundhaltung unbedingt zu begrüßen.
Genauso wie Zukunft eine Bildung braucht, benötigt Bildung auch eine Zukunft.
Die Stiftung Mercator trägt hierzu mit ihrem offenen Profil nachhaltig bei, wobei wenige,
aber zentrale Anforderungen an die Beantragung von Mitteln die Qualität wirkungsvoll
sichern. Das schließt aber nicht aus, dass ein innovatives Projekt einmal
scheitern darf.
Abschließend sei noch, in der für Wissenschaftler typischen Art, eine Kritik geäußert;
dies allein drückt im Übrigen das besondere Verhältnis zwischen der Stiftung
und ihren Partnern aus. Die zahlreichen Projekte verfügen zum Teil über gemeinsame
Schnittstellen, die womöglich noch nicht immer hinreichend gesehen und vor allem
genutzt werden. Hier sind sicherlich Synergien zu erwarten, die die Arbeit insgesamt
noch wirkungsvoller und nachhaltiger werden lässt.
Prof. Dr. Wilfried Bos
ist seit 2005 Professor für Bildungsforschung
und Qualitätssicherung
sowie Direktor des Instituts
für Schulentwicklungsforschung
der Technischen Universität
Dortmund. Zuvor war er von 2000
bis 2005 als Professor für Quantitative
Methoden und Internationale
Bildungsforschung an der Universität
Hamburg tätig. Von 1997 bis
1998 arbeitete er als Projektleiter
am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
in Berlin und im Anschluss
als Hochschuldozent für
qualitative Forschungsmethoden
an der Pädagogischen Hochschule
Erfurt.
15
WISSENSCHAFT STÄRKEN
Auf dem Weg zur Zukunftsregion: Die Hochschulen des Ruhrgebiets stehen im Fokus des Engagements der Stiftung Mercator.
WISSENSCHAFT STÄRKEN
Wissenschaft stärken
Mit dem Wandel von der Industrie- zur Wissenschaftslandschaft kann
das Ruhrgebiet sich zu einer Zukunftsregion entwickeln, die in besonderem
Maße hervorragenden wissenschaftlichen Nachwuchs anzieht
und fördert.
Die Stiftung Mercator hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen Wandel voranzutreiben.
Sie will innovative Ansätze entdecken und unterstützen,
die wissenschaftlichen Talenten beste Entfaltungsmöglichkeiten bieten
und das Denken über fachliche, kulturelle und institutionelle Grenzen
hinweg anregen.
Wir begreifen das Ruhrgebiet als einen Raum großer Chancen. Ein
Standort, der künftig eine Rolle unter den bedeutenden Wissenschaftsregionen
Europas spielen kann.
Deshalb richten wir besonderes Augenmerk auf eine verstärkte Kooperation
der Hochschulen im Ruhrgebiet und wirken mit Projekten wie
„RuhrCampusOnline“ und „Zukunft des Alterns“ gezielt auf Zusammenarbeit
hin, um so Kompetenzen und Kräfte der Region zu bündeln. Wir
möchten, dass das Ruhrgebiet deutlich an Attraktivität gewinnt – für
Studierende ebenso wie für Wissenschaftler, nicht nur aus ganz
Deutschland, sondern aus aller Welt.
Unsere Förderung geht aber auch regional darüber hinaus. Sie zielt
dabei speziell auf Personen, Organisationen und Kooperationen, die
Hervorragendes leisten. Nicht die Fachrichtung, sondern die exzellente
Qualität der Projekte steht dabei für uns im Vordergrund.
Unsere größten Projekte im
Bereich „Wissenschaft stärken“:
• Junges Kolleg an der Nordrhein-
Westfälischen Akademie der
Wissenschaften (S. 26)
• GAME (S. 27)
• NRW School of Governance
(S. 28)
• Forschungskolleg „Der Humanismus
in der Epoche der Globalisierung“
(S. 29)
• RuhrCampusOnline (S. 20)
17
WISSENSCHAFT STÄRKEN
Ein Blick in die Projekte: Die NRW School of Governance
Politische Innovation
ermöglichen
Seit 2006 unterstützt die Stiftung Mercator die NRW School of Governance an der Universität Duisburg-
Essen. Ihr Leiter Prof. Dr. Dr. Karl-Rudolf Korte berichtet mit Blick auf den exzellenten Nachwuchs über
Wirkungsmechanismen von (Politik-)Netzwerken und die Anforderungen an deren Akteure.
In Zeiten des Wandels kommt kollektiver Handlungsfähigkeit – der Vernetzung von
staatlichen und nichtstaatlichen Handlungspotenzialen – bei der Bewältigung neuer
Aufgaben und Probleme immer größere Bedeutung zu. Begriffe wie Governance oder
Politiknetzwerke bezeichnen die Abkehr von antiquierten Perspektiven politischer
Steuerung, die den Wohlfahrtsstaat als primäre Problemlösungsinstanz ansehen.
Politiknetzwerke sind nicht in starre Strukturen eingebunden, sie bewegen sich
themenspezifisch, problem- und lösungsorientiert. Solche Netzwerke sind interdisziplinäre
und multisektorale Bündnisse auf Zeit – das heißt, sie setzen sich aus verschiedenen
gesellschaftlichen Akteuren zusammen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit
ist die Schnittstellenkompetenz der beteiligten Akteure. Also ihre Fähigkeit,
die Handlungs- und Logikmuster aus anderen gesellschaftlichen Teilbereichen zu
deuten und zu akzeptieren. Durch das Ausbildungsprofil der NRW School of Governance
erhalten unsere Studierenden und Promovenden beispielsweise die Chance, derartige
Fähigkeiten zu entwickeln und anwendungsorientiert zu trainieren.
Eine aktive Zivilgesellschaft kann in solchen Netzwerken als Rezeptor und zugleich
als Initiator und als Motor für innovative Problemlösungsansätze dienen. Auf
der kleinsten Ebene können Probleme am effektivsten aufgenommen, Lösungen entwickelt
und umgesetzt werden. Subsidiarität bedeutet nicht, den Staat zu ersetzen, sondern
an den Stellen, die er nicht bedienen kann, Innovation zu ermöglichen.
Für solche Ansätze von unten herauf („Bottom-up“) sind Machertypen, sind Innovatoren
gefordert, aus allen gesellschaftlichen Teilbereichen. Dazu gehört zunehmend
ein neuer Typus von Unternehmerpersönlichkeit, der sich der Bewältigung gesellschaftlicher
Probleme verschrieben hat: der „Social Entrepreneur“ – der Sozial-Unternehmer.
Social Entrepreneurship bedeutet unternehmerisches Handeln, das auf die
nachhaltige Lösung eines gesellschaftlichen Problems mit innovativen Mitteln abzielt.
Ein prominentes Beispiel ist Muhammad Yunus, Friedensnobelpreisträger des Jahres
2006 und Sozial-Unternehmer mit dem Mikrokreditinstitut Grameen Bank in Bangladesch.
Yunus, ein Wissenschaftler, vereint seinen innovativen Ansatz mit fachlicher
Expertise und der Fähigkeit, verschiedene gesellschaftliche Akteure für die Verwirklichung
seiner sozialen Vision in ein Netzwerk einzubinden.
18
Prof. Dr. Dr. Karl-Rudolf Korte ist überzeugt,
dass sich Wissenschaft und Praxis in Politiknetzwerken
ergänzen müssen, wenn effektive
Lösungen aufgezeigt werden sollen.
Wissenschaft stärken – so lautet einer der zentralen Förderbereiche der Stiftung
Mercator – bedeutet, neben dem Ausbau fachlicher Expertise auch das Denken
über räumliche und inhaltliche Grenzen hinweg anzuregen. Eines dieser Projekte,
das diesen Brückenschlag vollbringt, ist UNIAKTIV. UNIAKTIV vermittelt ehrenamtliche
Einsätze in sozialen, kulturellen oder ökologischen Projekten an Studierende
der Universität Duisburg-Essen. Von einer solchen Kooperation profitieren sowohl
die Wissenschaft als auch der Non-Profit-Sektor. Studierende bringen ihre Fachkenntnisse
in wohltätige Projekte ein und können diese so effektiv unterstützen und
voranbringen. Im Gegenzug erhalten angehende Wissenschaftler Einblicke in die
praktische Arbeitswelt, schärfen ihren Blick für soziale und politische Problemlagen,
erlernen somit besagte Schnittstellenkompetenzen und erhalten Zugang zu neuen,
innovativen Ansätzen.
Innovationsfähigkeit ist von jeher eine Domäne der Wissenschaft und der Forschung.
Aber auch die Wissenschaft ist auf Innovation von außen angewiesen. Innovation
braucht Menschen. Menschen, die in der Lage sind, gesellschaftliche Probleme zu
benennen und interdisziplinäre Brücken zwischen gesellschaftlichen Teilbereichen zu
errichten. Wissenschaft kann sich der innovativen Ansätze aus der Praxis der Social
Entrepreneurs bedienen und diese in Lernprozesse umwandeln und verstetigen. Wissenschaft
und Praxis müssen sich in Politiknetzwerken ergänzen, wenn effektive Lösungen
aufgezeigt werden sollen.
Der Ausbildung und Förderung von Schnittstellenkompetenzen für die Initiatoren
des sozialen Wandels von morgen kommt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung
zu. Einander Verstehen ist die Voraussetzung, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Zukünftige Social Entrepreneurs brauchen neben einer exzellenten fachlichen
Ausbildung vor allem interdisziplinäre Weitsicht, praktische Problemlösungs- und Vermittlungskompetenz,
Toleranz und die Fähigkeit, Akteure aus verschiedenen gesellschaftlichen
Sektoren für das eigene Projekt zu begeistern. Die Projekte der Stiftung
Mercator unterstützen aktiv die Ausbildung von Schnittstellenkompetenz, die für zukünftige
gesellschaftliche und politische Innovation in einer sich wandelnden Welt
unerlässlich ist.
Prof. Dr. Dr. Karl-Rudolf Korte
ist Wissenschaftlicher Leiter der
NRW School of Governance. Er ist
zudem Professor für Politikwissenschaft
an der Universität Duisburg-
Essen im Fachgebiet „Politisches
System der Bundesrepublik
Deutschland“. 2006 wurde er zum
„Professor des Jahres“ in der Kategorie
Geistes-, Gesellschafts- und
Kulturwissenschaften durch das
Fachmagazin UNICUM-Beruf ausgezeichnet.
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Neue Projekte 2007
Eine Auswahl
Projektpartner
Ruhr-Universität Bochum, Technische
Universität Dortmund, Universität
Duisburg-Essen
Laufzeit
2007 bis 2010
Fördervolumen
806.605 Euro
Zielgruppe
Studierende und Lehrende der Universitätsallianz
Metropole Ruhr
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Entwicklung einer Kultur des Austauschs
in Forschung und Lehre,
Förderung von Synergien, Stärkung
des Studienstandorts Ruhrgebiet
Link
www.uamr.org
RuhrCampusOnline
Im März 2007 haben sich die Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen
zur „Universitätsallianz Metropole Ruhr“ zusammengeschlossen. Die Kooperation soll
die hiesige Hochschullandschaft im Wettbewerb der Wissenschaftsstandorte stärken.
Um diese Kooperation mit Leben zu füllen, wird bis zum Jahr 2010 die Internetplattform
„RuhrCampusOnline“ eingerichtet. „RuhrCampusOnline“ sammelt hochschulübergreifende
Lehrangebote, sodass die Studierenden von Vorlesungen und Seminaren
aller beteiligten Hochschulen profitieren.
Alle Studierenden der Ruhrallianz können sich ohne zusätzliche Gebühren zu
Veranstaltungen der Nachbaruniversitäten anmelden. Eingestellt werden Lehrangebote
nur, wenn eine reibungslose Anrechnung von Studienleistungen gewährleistet ist.
E-Learning-Lösungen sorgen dafür, dass die Lehre an den Nachbaruniversitäten in Anspruch
genommen werden kann, ohne dass die Studierenden dafür von Campus zu
Campus pendeln müssen. Um die Lehrenden zu motivieren, entsprechende Veranstaltungen
anzubieten, soll ein gemeinsames Organisations- und Anreizmodell entwickelt
werden. Durch „RuhrCampusOnline“ werden insgesamt rund 90.000 Studierende und
über 5.000 Lehrende der Region zugleich angesprochen.
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WISSENSCHAFT STÄRKEN
Zukunftsort Hochschule: Dank „Uni-Trainees“ starten
Abiturienten aus der Ruhrregion künftig gut gerüstet in
den Studienalltag. Die Universitäten Bochum, Dortmund
und Duisburg-Essen ermöglichen ihren Studierenden zudem,
mit dem „RuhrCampusOnline“ von Vorlesungen und
Seminaren an allen beteiligten Hochschulen zu profitieren.
Projektpartner
Universität Duisburg-Essen
Laufzeit
2008 bis 2010
Fördervolumen
432.732 Euro
Zielgruppe
Schüler der Sekundarstufe II
Region
Ruhrgebiet/NRW
Stiftungsziel
Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses und Stärkung der
Hochschulstandorte in der Region
Ruhrgebiet/NRW
Link
www.uni-duisburg-essen.de/abz
Uni-Trainees
Für den Übergang von der Schule zur Hochschule gibt es bislang nur wenige befriedigende
Lösungen, die Schüler effektiv auf ein Studium vorbereiten. Die Folge: Massen
von oft orientierungslosen Erstsemestern, die von Jahr zu Jahr die Hochschule bevölkern,
lange Studienzeiten und hohe Abbrecherquoten. All das erschwert die Ausbildung
herausragender Absolventen.
Mit dem Programm „Uni-Trainees“ beschreiten das Akademische Beratungszentrum,
der Career Service und die Allgemeine Studienberatung der Universität Duisburg-Essen
einen modellhaften Weg, um die künftigen Studierenden aus der Region
optimal auf die Wahl ihres Studienfachs und den Studienalltag vorzubereiten. Das
Besondere: Die Vorbereitung auf die Hochschule findet bereits im Klassenraum statt,
die Abiturienten starten gut gerüstet ins „Abenteuer Uni“.
Innerhalb von drei Jahren – bis zum Inkrafttreten der Reform der gymnasialen
Oberstufe in NRW zum Schuljahr 2010/2011 – soll ein System von Lehr- und Lernmodulen
aufgebaut werden, das den Lehrern der 250 weiterführenden Schulen in der
Region zur Verfügung gestellt wird. Dieses umfasst zwei Ebenen: die Studienwahlorientierung
sowie die Studienvorbereitung. Im ersten Schritt erhalten die Schüler nicht
nur Informationen, sondern Begleitung bei der selbstständigen Studienwahl, etwa
durch Gruppengespräche. Im zweiten Schritt bereiten sie sich auf wissenschaftliches
Arbeiten vor, lernen Strategien zum Zeitmanagement und dokumentieren ihre Erfolge
in einem „Uni-Trainee-Pass“.
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WISSENSCHAFT STÄRKEN
Projektpartner
Ruhr-Universität Bochum und Technische
Universität Dortmund
Laufzeit
2007 bis 2008
Fördervolumen
365.000 Euro
Zielgruppe
Lehrende und Studierende der Universitäten
Bochum und Dortmund
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Stärkung des Wissenschaftsstandortes
Ruhrgebiet, der Kooperation
zwischen den Hochschulen der Region
sowie des wissenschaftlichen
Nachwuchses
Link
www.ruhr-uni-bochum.de/zuda
Gesellschaftlicher Wandel und Zukunft des Alterns
Wir leben immer länger. Entsprechend wächst der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung
ständig. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen, die aus der sich verändernden
Altersstruktur resultieren, gewinnen an Bedeutung und werden immer stärker
thematisiert. Dabei werden oft fast schicksalhafte Krisenszenarien entwickelt, ohne
Möglichkeiten aufzuzeigen, diesen entgegenzusteuern.
Hier setzt das Projekt „Gesellschaftlicher Wandel und Zukunft des Alterns“ an:
Das Kooperationsprojekt der Ruhr-Universität Bochum und der Technischen Universität
Dortmund verfolgt das Ziel, einen Wissenschaftsverbund aufzubauen, der tragfähige
und zukunftsorientierte Lösungen für die Herausforderungen entwickelt, die sich
aus dem Altern der Bevölkerung ergeben. Dazu zählen Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote,
ein themenbezogener Wissens- und Gestaltungstransfer sowie ein interdisziplinär
ausgerichteter Forschungsdialog.
Zunächst wurde an der Ruhr-Universität Bochum ein Sekretariat mit zwei wissenschaftlichen
Mitarbeitern eingerichtet. Es soll den interdisziplinären Masterstudiengang
„Alternde Gesellschaften“ aufbauen, der für Studierende der beiden beteiligten
Universitäten zugänglich ist. Ein weiteres Ziel ist es, eine „Ruhr-Graduate-School on
Ageing“ zu entwickeln, um eine Betreuungsstruktur für vielversprechende Promovenden
zu schaffen. Weiterbildungsangebote aus allen Hochschulen der Region sollen gebündelt
und der Fachwelt zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus können sich
exzellente Studierende an einer Summer School fortbilden. Auch ein interdisziplinärer,
wissenschaftlicher Austausch und ein Gestaltungs- und Transferangebot sollen geschaffen
werden.
Das Projekt verspricht, auch zur Reputation des Wissenschaftsstandortes Ruhrgebiet
bei diesem wichtigen Zukunftsthema beizutragen.
An der einwöchigen
Summer School zum Projekt
„Zukunft des Alterns“ nahmen
Studierende und Promovenden
aus allen Ruhrgebietshochschulen
teil, um
sich mit dem Thema intensiv
auseinanderzusetzen.
22
WISSENSCHAFT STÄRKEN
Das Hochschulnetzwerk „IS:link“ erleichtert Studierenden
die Organisation ihres Auslandsaufenthalts und
sorgt für eine reibungslose Anerkennung der Studienleistungen.
IS:link
Für Studierende wird ein Aufenthalt im Ausland immer wichtiger. Denn durch ein
oder zwei Semester an einer außerdeutschen Universität verbessern sie nicht nur ihre
Fremdsprachenkenntnisse, sondern eignen sich auch soziale und kulturelle Schlüsselqualifikationen
an. Auf dem Arbeitsmarkt sind diese Erfahrungen mittlerweile ein entscheidender
Wettbewerbsvorteil. Dennoch scheuen noch immer viele Studierende vor
einem Auslandsaufenthalt zurück. Einer der Hauptgründe: Bei der Anerkennung der
Studienleistungen, die sie an der fremden Hochschule erbracht haben, kommt es an
der Heimatuniversität häufig zu Schwierigkeiten. Abhilfe schafft da auch nicht die internationale
Angleichung der Studienabschlüsse im Zuge des Bologna-Prozesses, denn
die Lehrpläne werden von den Hochschulen immer weiter differenziert, um eigenständige
Profile entwickeln zu können.
„IS:link“ bietet für dieses Problem eine Lösung. Es ist als internationales Hochschulnetzwerk
geplant, ausgehend vom Campus der Universität Duisburg-Essen. Das
Ziel: Die beteiligten Hochschulen ermöglichen den Studierenden einen ein- bis zweisemestrigen
Austausch, indem sie ihnen entsprechende Beratung anbieten, die nötigen
Verwaltungsschritte vereinfachen und die reibungslose Anerkennung der Studienleistungen
ermöglichen. Konkret funktioniert das so: Universitäten, die sich dem Netzwerk
anschließen, kategorisieren ihre Lehrangebote in ein sogenanntes Rahmen-Curriculum,
das „IS:link-Curriculum“. Dadurch entsteht eine internationale Vergleichbarkeit
der Lehrangebote. Die angebotenen Veranstaltungen werden einheitlich beschrieben
und in einer zentralen Datenbank hinterlegt, die über die Internetplattform
www.is-link.org abrufbar ist. Durch ein standardisiertes Bewerbungsverfahren, durch
Unterstützung bei Einreise, Einschreibung und Suche nach Unterkunft sowie durch
englischsprachige Lehrveranstaltungen wird den Studierenden der Auslandsaufenthalt
weithin erleichtert.
Auf Dauer ist zudem geplant, auch Lehraufträge im Ausland über „IS:link“ zu vermitteln.
In seiner Pilotphase konzentriert sich das Projekt auf das Fachgebiet Wirtschaftsinformatik,
um in diesem stark interdisziplinär ausgerichteten Bereich mit überdurchschnittlich
hohem Abstimmungsbedarf die Möglichkeiten von „IS:link“ zu testen.
Bewährt sich das Netzwerk, soll das gesammelte Know-how zum Netzwerkaufbau anderen
Fachgebieten zur Verfügung gestellt werden.
Projektpartner
Universität Duisburg-Essen
Laufzeit
2006 bis 2011
Fördervolumen
298.570 Euro
Zielgruppe
Studierende und Lehrende der
Wirtschaftsinformatik im In- und
Ausland
Region
Ruhrgebiet und ausländische Hochschulen
Stiftungsziel
Aufbau eines internationalen Hochschulnetzwerkes,
das von einer
Hochschule des Ruhrgebiets initiiert
wird
Link
www.is-link.org
23
WISSENSCHAFT STÄRKEN
Projektpartner
Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets
Laufzeit
2007 bis 2010
Fördervolumen
192.000 Euro
Zielgruppe
An der Geschichte des Ruhrgebiets
interessierte Öffentlichkeit,
Schüler, Lehrer, Studierende und
Wissenschaftler
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Förderung der Wissenschaft mit einem
besonderen Fokus auf die Region
Ruhrgebiet
Link
www.ruhr-uni-bochum.de/lesebuch
Geschichte des Ruhrgebiets
Im Jahr 2010 wird das Ruhrgebiet „Kulturhauptstadt Europas“. Mit der Ernennung
würdigte die Europäische Union auch die einzigartige Entwicklung dieser Region: Als
ehemals größter schwerindustrieller Ballungsraum Europas hat das Ruhrgebiet in
einem tiefgreifenden Strukturwandel den Schritt in die Moderne geschafft.
Pünktlich zum Kulturhauptstadtjahr wird die Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets
eine Geschichte des Ruhrgebiets vorlegen, um die historischen Konturen dieser Region
in einer zentralen Publikation, die so bislang nicht existiert, zu präsentieren. Die
Publikation wird drei Bände umfassen: eine einbändige „Gesamtdarstellung der Ruhrgebietsgeschichte“
sowie die Dokumentation „Historisches Lesebuch Ruhrgebiet“ in
zwei Bänden, die historische Zeugnisse umfassend editiert.
Die vielfältige Industriekultur ist das Markenzeichen des Ruhrgebiets. Dessen Strukturwandel
und Weg in die Moderne zeichnet die Publikation „Geschichte des Ruhrgebiets“ nach.
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WISSENSCHAFT STÄRKEN
Das Projekt „Soft Skills.Schlüsselkompetenzen
trainieren“ will Berufsfähigkeit und Persönlichkeit
der Studierenden entwickeln.
Soft Skills. Schlüsselkompetenzen trainieren
Soft Skills gehören heute auf dem Arbeitsmarkt zu den wichtigsten Kompetenzen.
Doch wo soll man diese „weichen Fähigkeiten“ erlernen? Wie kann man sie bereits im
Rahmen eines Studiums vermitteln? Eine innovative Antwort auf diese viel diskutierte
Frage hat der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) an der Fachhochschule Dortmund
gefunden. Das Projekt „Soft Skills. Schlüsselkompetenzen trainieren“ packt das
Problem an der richtigen Stelle an: Im Kontrast zur theorielastigen Fachausbildung
werden Berufsfähigkeit und Persönlichkeitsentwicklung aktiv unterstützt. Zugleich
gewinnt das Studium damit für die Studierenden an Attraktivität und die Bindung an
den Hochschulstandort wird gefördert.
Wie geschieht das konkret? Gemeinsam mit Lehrenden, Verwaltung und Hochschulgremien
entwirft der AStA Projekte, die zur Verbesserung der Lehre und der
Dienstleistungen der Hochschule beitragen. Alle Studierenden können neben ihrem
Fachstudium in diesen Projekten mitarbeiten. In Schlüsselkompetenzseminaren, die
vorab und begleitend zu dem jeweiligen Projekt angeboten werden, erlernen die Studierenden
Methoden und Techniken, um erfolgreich im Team zu arbeiten und um Probleme
in der Praxis mit ihrem theoretischen Fachwissen effektiv zu lösen. Die Projekte
sind vielfältig und reichen von einer Informationskampagne für Existenzgründungen
bis hin zu einer Karrierewerkstatt für Studentinnen. Geplant ist, die Projektarbeit in
bestehende Curricula einzubinden und diese als Prüfungsleistung anzuerkennen.
Projektpartner
Fachhochschule Dortmund
Laufzeit
2007 bis 2008
Fördervolumen
41.500 Euro
Zielgruppe
Studierende und Lehrende der
Fachhochschule Dortmund
Region
Dortmund
Stiftungsziel
Stärkung des Studienstandortes
Ruhrgebiet durch berufsqualifizierende
Angebote für Studierende
Link
www.stud.fh-dortmund.de/
wiki/Softskills
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WISSENSCHAFT STÄRKEN
Erfahrungsaustausch von exzellenten
Nachwuchswissenschaftlern mit der
Wissenschaftselite – diese Chance erhalten
die Stipendiaten des Jungen Kollegs
an der Nordrhein-Westfälischen
Akademie der Wissenschaften, wie hier
beim Forschungstag.
Laufende Projekte 2007
Eine Auswahl
Projektpartner
Nordrhein-Westfälische Akademie
der Wissenschaften
Laufzeit
2006 bis 2013
Fördervolumen
2.929.000 Euro
Zielgruppe
Exzellente Post-Docs
Region
Nordrhein-Westfalen
Stiftungsziel
Förderung einer Anerkennungskultur
für exzellente Leistungen
des wissenschaftlichen Nachwuchses
in NRW
Link
www.akdw.nrw.de
Junges Kolleg an der Nordrhein-Westfälischen Akademie der
Wissenschaften
Die Spitzenforschung der Zukunft zu fördern und hochkarätige Wissenschaftler an
den Wissenschaftsstandort Nordrhein-Westfalen zu binden – das sind die Ziele des
Jungen Kollegs der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Der wissenschaftliche
Nachwuchs wird hier fachlich, finanziell und ideell in besonderer Weise
unterstützt.
Insgesamt 30 junge Wissenschaftler werden sukzessive als Kollegiaten in das Junge
Kolleg berufen. Die Berufung stellt nicht nur eine große persönliche Auszeichnung
dar. Sie beinhaltet zugleich eine finanzielle und fachliche Unterstützung. Unter dem
Dach der Akademie erhalten die Nachwuchswissenschaftler die Möglichkeit, interdisziplinär
zusammenzuarbeiten, die Infrastruktur der Akademie für ihre Forschung zu
nutzen und sich mit der Wissenschaftselite auszutauschen. Innerhalb und außerhalb
der Akademie werden so Netzwerke geknüpft, von denen die jungen Wissenschaftler
langfristig profitieren können. Einmal im Jahr stellen sie ihre Forschungsergebnisse
auf dem Forschungstag der Akademie vor.
Die Stiftung Mercator und das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung
und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen tragen das Projekt. Im Rahmen
einer landesweiten Ausschreibung können die wissenschaftlichen Hochschulen
und Forschungseinrichtungen jedes Jahr Kandidaten für das Junge Kolleg vorschlagen.
Im Januar 2007 wurden aus einer großen Zahl von Nominierungen die ersten
dreizehn Mitglieder ausgewählt, im Januar 2008 folgten weitere elf. Das fachliche
Spektrum reicht von den Naturwissenschaften und der Medizin über die Ingenieurund
Wirtschaftswissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften.
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WISSENSCHAFT STÄRKEN
Projektpartner
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
(IFM-GEOMAR) der Christian-Albrechts-Universität
zu Kiel
Laufzeit
2002 bis 2008
Fördervolumen
1.102.639 Euro
Zielgruppe
Studierende der Meereswissenschaften
Region
Kiel und internationale Meeresforschungsinstitute
Stiftungsziel
Förderung exzellenten wissenschaftlichen
Nachwuchses in Verbindung
mit der Erprobung eines
weltweit innovativen Forschungsansatzes
Link
www.ifm-geomar.de/game
GAME
GAME – das bedeutet übersetzt Spiel. Doch was sich dahinter verbirgt, ist Forschungsund
Nachwuchsförderung mit einem hoch innovativen Ansatz. Die Abkürzung GAME
steht für „Globaler Ansatz durch modulare Experimente“. Sie bezeichnet ein internationales
Trainings- und Forschungsprogramm im Bereich Ozeanografie. 18 Teilnehmer
werden jedes Jahr ausgewählt, und zwar je zur Hälfte deutsche und ausländische Studierende.
In Zweierteams führen sie zu einer gemeinsamen Forschungsfrage verschiedene
Experimente durch und werten sie gemeinsam aus.
Das Besondere: Die Versuche finden an verschiedenen Küstenstandorten auf der
ganzen Welt statt – jedoch immer in den Sommermonaten, zeitversetzt an fünf Standorten
auf der südlichen, dann an fünf Standorten auf der nördlichen Erdhälfte. Solche
Forschungsvorhaben, die sich auf beide Globushälften zugleich beziehen, sind bislang
ausgesprochen selten. GAME ermöglicht dieses aufwendige Projektdesign, indem es
mit 21 Meeresforschungsinstituten auf fünf Kontinenten zusammenarbeitet.
Die Nachwuchsforscher erarbeiten zunächst ihre Versuchsreihen in einem „Working
Camp“ am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften der Christian-Albrechts-Universität
zu Kiel (IFM-GEOMAR). Dort wird ihnen auch eine vertiefte Einführung in die
wissenschaftliche Methodik vermittelt. Im Anschluss an die auf den zwei Erdhalbkugeln
durchgeführten Experimente treffen sich die Stipendiaten zur Nachbereitung.
Die Teilnahme am GAME-Programm ermöglicht es den Studierenden, auf der Basis
eines fünfmonatigen Forschungsaufenthalts im Ausland ihre Abschlussarbeit zu
entwickeln. Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten tragen sie an verschiedenen
Hochschulen einem Fachpublikum vor und publizieren sie in internationalen Fachzeitschriften.
Aufgrund des außergewöhnlich innovativen Ansatzes fördert die Stiftung
Mercator dieses Vorhaben am Standort Kiel.
Das Besondere am GAME-Forschungsprojekt:
Die Experimente werden
zeitversetzt auf beiden Globushälften
durchgeführt und die Ergebnisse beider
Hemisphären verglichen.
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WISSENSCHAFT STÄRKEN
Projektpartner
Institut für Politikwissenschaft an
der Universität Duisburg-Essen
Laufzeit
2006 bis 2011
Fördervolumen
975.000 Euro
Zielgruppe
Zukünftige Leistungsträger in Wissenschaft,
Politik und Wirtschaft
Region
Deutschland, insbesondere Nordrhein-Westfalen
Stiftungsziel
Förderung einer Anerkennungskultur
für exzellente Leistungen des
wissenschaftlichen Nachwuchses
und Förderung eines besonders
innovativen Studiengangs
Link
ww.nrwschool.de
NRW School of Governance
Die besondere Förderung exzellenter Studierender und Promovenden und die Konzentration
auf spezifische Studienangebote sind Aufgaben, denen sich Hochschulen stärker
widmen müssen, um international wettbewerbsfähig zu sein. Die NRW School of
Governance kann beides: Sie bietet eine solche Förderung ganz zielgerichtet für das
Themengebiet Governance am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen
an.
Die Promotion schon während des Studiums beginnen – das können fünf herausragende
Studierende im Master-Studiengang „Politikmanagement, Public Policy und
öffentliche Verwaltung“. Studierende, die sich nach dem ersten Jahr des MA-Studiums
durch exzellente Prüfungsleistungen auszeichnen, erhalten die Chance, in das Stiftung
Mercator Exzellenzprogramm zu wechseln. Es ermöglicht Ihnen, in den zwei Folgejahren
gleichzeitig den Master-Abschluss und den Promotionsgrad zu erlangen. Die Studierenden
werden zusätzlich durch Stipendien unterstützt und herausragende Abschlussarbeiten
mit Förderpreisen ausgezeichnet.
Darüber hinaus vermitteln namhafte Persönlichkeiten als Gastdozenten aus Wissenschaft,
Politik und Wirtschaft praxisnahes Expertenwissen. So hat beispielsweise
Ministerpräsident a. D. Wolfgang Clement die Gastprofessur der Stiftung Mercator
übernommen und lehrt 2008 an der Universität Duisburg-Essen. Mit ihren Angeboten
an Weiterbildung, Lehre und Forschung ist die NRW School of Governance fester Bestandteil
der Universität und gilt inzwischen als Vorzeigeprojekt für eine gute Nachwuchsförderung.
Mehr darüber, wie politische Innovation ermöglicht und Schnittstellenkompetenz
ausgebildet werden kann, erfahren Sie in einem Gastbeitrag von NRW School-Leiter
Prof. Karl-Rudolf Korte auf Seite 18.
Die NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen bietet herausragenden
Studierenden die Chance, ihre Promotion schon während des Studiums zu beginnen. Hier
die drei Stiftung Mercator-Promotionsstipendiaten Kristina Weissenbach, Markus Hilz, Ines
Lietzke (v.l.).
„Durch das Stipendium habe ich die
Möglichkeit, in Vollzeit mein Dissertationsthema
,Konfliktbeilegung durch
Europäisierung. Der Kosovo‘ zu bearbeiten
und die Promotion innerhalb
von zwei Jahren abzuschließen. Gleichzeitig
sieht das Programm eine enge
Anbindung an das Institut für Politikwissenschaft
vor, wodurch eine exzellente
Betreuung und der rege wissenschaftliche
Austausch gesichert sind.“
Ines Lietzke,
Stiftung-Mercator-Promotionsstipendiatin
an der NRW School of Governance
28
WISSENSCHAFT STÄRKEN
„Leitkultur ist genau dies: Ein
Konzept zur Selbstverständigung
und zur Orientierung,
die wie auch immer entstehende
und sich weiter entwickelnde
Selbstverständigung einer
Gesellschaft über das, was es
an Verbindlichkeiten geben
muss. Übrigens auch, und gerade
deshalb, um Freiheit
möglich zu machen.“
Dr. Norbert Lammert,
Bundestagspräsident
Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert und die Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek
diskutierten zum Thema „Meine Leitkultur“.
Forschungskolleg
„Der Humanismus in der Epoche der Globalisierung“
Vernetzung erleichtert Exzellenz, denn der weltweite Wissensaustausch befruchtet die
Forschung und macht die Bearbeitung komplexer Fragen erst möglich. Deshalb unterstützt
die Stiftung Mercator das interdisziplinäre Forschungskolleg „Der Humanismus
in der Epoche der Globalisierung“ am Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) in Essen,
das in der Tradition internationaler Advanced Study Institutes steht. Hier werden
interdisziplinäre Forschungsansätze zusammengeführt und fächerübergreifend diskutiert.
Den Mittelpunkt bilden kulturwissenschaftliche Grundsatzprobleme, die sich von
einer Disziplin alleine nicht lösen lassen.
Im Mittelpunkt dieses Projekts steht eine zentrale Frage der Gegenwart: Welche
Entwicklung nimmt der Humanismus in den Zeiten der Globalisierung? Das Kulturwissenschaftliche
Institut bringt hochrangige Wissenschaftler und exzellente Nachwuchsforscher
in einen internationalen Dialog über diese Frage. Denkschulen aus den verschiedenen
Kulturräumen diskutieren Themen wie Identität und Kultur, Gemeinwohl
und Gerechtigkeit, Bildung und Integration, Menschenbilder, interkulturelle Anthropologie,
Religion in der Moderne sowie Humanität und Humanismus im Kulturvergleich.
Ein internationales Austauschprogramm für Wissenschaftler sowie ein Graduiertenkolleg
ergänzen das Projekt. Eine Reihe hochkarätig besetzter Veranstaltungen wie Diskussionsrunden
und Lectures soll die wissenschaftliche Zusammenarbeit fördern und die
Inhalte der Öffentlichkeit zugänglich machen. Im Jahr 2007 beteiligten sich daran unter
anderem Gäste wie die Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek, Bundestagspräsident Dr.
Norbert Lammert und der Journalist und Autor Klaus Harpprecht. Auch Lehrmaterialien
für Schulen und für die politische Bildungsarbeit werden entwickelt.
Das Projekt ist in ein kooperatives Netzwerk von wissenschaftlichen Institutionen
eingebettet, die vornehmlich nicht westeuropäischen Ländern bzw. Regionen wie China,
Japan, Indien, Afrika und der islamischen Welt entstammen. Um ihr anspruchsvolles
Programm realisieren zu können, bindet das Kulturwissenschaftliche Institut darüber
hinaus die wissenschaftlichen Einrichtungen des Ruhrgebiets (die Universitäten
Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen und Witten/Herdecke sowie Institute der außeruniversitären
Forschung) mit ein, um sie an der Organisation, Projektentwicklung und
Programmgestaltung zu beteiligen.
Projektpartner
Kulturwissenschaftliches Institut
(KWI), Essen
Laufzeit
2006 bis 2010
Fördervolumen
945.000 Euro
Zielgruppe
Geistes- und Kulturwissenschaftler
sowie interessierte Öffentlichkeit
des Ruhrgebiets
Region
Deutschland/Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Positionierung der Ruhrregion als
Standort mit international anerkannter
wissenschaftlicher Exzellenz;
Förderung der Wissenschaftskooperationen
im Ruhrgebiet
Link
www.kwi-humanismus.de
29
WISSENSCHAFT STÄRKEN
„Wir wollten beide schon
länger etwas Ehrenamtliches
machen. An der Uni entwirft
man ein Konzept, entwickelt ein
fiktives Produkt – aber umgesetzt
wird nichts davon. Das ist
bei UNIAKTIV anders. Es hilft
anderen Menschen, macht eine
Menge Spaß und bringt uns
persönlich weiter. “
Sabrina Korthaus,
Studentin an der
Universität Duisburg-Essen
Die Industriedesign-Studentin Sabrina Korthaus (l.) entwarf mit ihrer Kommilitonin Verena Simon im
Seniorenheim auf der Margarethenhöhe in Essen einen Sinnesgarten für Demenzkranke.
Projektpartner
Universität Duisburg-Essen
Laufzeit
2006 bis 2009
Fördervolumen
666.900 Euro
Zielgruppe
Studierende und Lehrende,
gemeinnützige Institutionen im Umfeld
von Universitäten
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Förderung innovativer Bildungsideen
und -formen an Hochschulen
Link
www.uni-aktiv.org
UNIAKTIV
Tue Gutes – und profitiere davon. So könnte das Motto der an der Universität Duisburg-Essen
angesiedelten Initiative UNIAKTIV lauten. Die Initiative vermittelt Studierenden
ehrenamtliche Einsätze in sozialen, kulturellen oder ökologischen Projekten
der Region oder nationalen und internationalen Projekten, die durch die Universität
unterstützt werden. Bei Bedarf werden die Studierenden auf ihre Einsätze vorbereitet
und begleitet. Einen Gewinn haben dabei nicht nur die sozialen Partnereinrichtungen.
Auch die Studierenden profitieren, denn sie erhalten wertvolle Einblicke in den Arbeitsalltag
– und können zudem die auf dem Arbeitsmarkt so wichtigen Soft Skills
erwerben, indem sie ihre Kommunikations- und Konfliktfähigkeit sowie ihre Kooperations-
und Teamkompetenzen stärken.
Gemeinsam mit Lehrenden bietet das Team von UNIAKTIV hochschulweit Seminare
an, in denen Studierende ihre Projektarbeiten fachlich weiterentwickeln können.
Die Seminare ermöglichen den Studierenden auch, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen
und diese zu reflektieren. So verknüpft UNIAKTIV Theorie und Praxis in
vorbildlicher Weise und ebnet der universitären Lehre einen neuen Weg zur Vermittlung
berufsrelevanter Schlüsselqualifikationen.
Bereits im zweiten Jahr seines Bestehens wurde das Projekt mehrfach prämiert:
So erhielt es den Rosalyn-und-Jimmy-Carter-Award und gewann für seinen studierendenorientierten
Projektauftritt den Red Dot Design-Preis.
30
WISSENSCHAFT STÄRKEN
Projektpartner
Universität Duisburg-Essen
Laufzeit
2003 bis 2008
Fördervolumen
600.000 Euro
Zielgruppe
Deutsche und ostasiatische Studierende
Region
Deutschland und Ostasien (Japan,
China, Südkorea)
Stiftungsziel
Förderung der Toleranz und Völkerverständigung,
Erwerb von Ostasienkompetenz
bei Studierenden
Link
www.kopra.org
Praktikantenprogramm KOPRA
Junge Akademiker haben den Asien-Trend erkannt: Noch vor wenigen Jahren rangierte
Ostasien unter den Regionen, in denen Studierende durch ein Praktikum Auslandserfahrung
sammelten, ziemlich weit hinten. Mittlerweile ist vor allem China bei den
Praktikumsinteressenten sehr beliebt. Dazu beigetragen hat auch die Koordinierungsstelle
für Praktika, kurz KOPRA, an der Universität Duisburg-Essen.
KOPRA stellt den Kontakt zwischen Unternehmen und potenziellen Praktikanten
her. Auf der mehrsprachigen Informations- und Kommunikationsplattform im Internet
(www.kopra.org) können ostasiatische und europäische Unternehmen offene Praktikumsstellen
kostenlos einstellen. Studierende haben direkten Zugriff auf die Angebote
und können Unternehmen gezielt ansprechen. Zusätzlich unterstützt KOPRA den Austausch
mit umfangreichen Informationsangeboten sowohl für Bewerber als auch für
Unternehmen.
KOPRA ist in China (Shanghai), Japan (Tokyo) und Korea (Seoul) mit Ansprechpartnern
vertreten, um ein qualitativ hochwertiges Vermittlungsangebot auf Dauer zu
gewährleisten. Im Jahr 2007 konnte KOPRA den Bekanntheitsgrad weiter steigern:
Täglich verzeichnete die Homepage rund 1.200 Besucher, fast dreimal so viele wie im
Vorjahr. Auch die Zahl der offenen Praktikumsstellen stieg von durchschnittlich 250
Angeboten auf über 300 Angebote. Fast 2000 Praktikumsinteressenten waren 2007
angemeldet. Die Zahl der registrierten Praktikumsanbieter hat sich seit Beginn des
Projekts im Jahr 2003 versechsfacht.
Arbeitserfahrung auf dem anderen
Kontinent liegt im Trend. Das Praktikantenprogramm
KOPRA erleichtert
den Kontakt zwischen Studierenden
und Unternehmen.
31
WISSENSCHAFT STÄRKEN
Bessere Integration ausländischer
Promovenden und die Verbesserung
interkultureller Kompetenzen
deutscher Doktoranden ermöglicht
das Pilotzentrum Internationales
Doktorandenkolleg.
Projektpartner
Technische Universität Kaiserslautern
Laufzeit
2004 bis 2007
Fördervolumen
480.000 Euro
Zielgruppe
Ausländische und deutsche Doktoranden
an der TU Kaiserslautern
Region
Deutschland (Kaiserslautern)
Stiftungsziel
Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses
Link
www.docfor.uni-kl.de
Pilotzentrum Internationales Doktorandenkolleg
Deutsche Hochschulen für den wissenschaftlichen Nachwuchs aus aller Welt attraktiv
zu gestalten, ist von enormer Bedeutung im internationalen Wettbewerb um die besten
Köpfe. Ausländische Doktoranden müssen deshalb nicht nur in den akademischen
Bereich, sondern auch ins Sozialleben deutscher Hochschulen integriert werden.
Erstmals an einer deutschen Universität bietet das „Pilotzentrum Internationales
Doktorandenforum“ eine fachbereichsübergreifende Lernumgebung für internationale
und deutsche Doktoranden. Fächerübergreifend ebenso wie über die Grenzen der verschiedenen
Kulturen hinweg werden hier Austausch und Zusammenarbeit geübt und
gelebt. Das Pilotzentrum erfüllt dabei gleich zwei Funktionen: Zum einen erreicht es
eine bessere Integration ausländischer Doktoranden, zum anderen verbessert es die
interkulturellen Kompetenzen deutscher Doktoranden.
Das Internationale Doktorandenforum beruht auf dem Bildungskonzept interkulturellen
Erfahrungslernens. Es eröffnet dem Doktoranden die Möglichkeit, sich über
das traditionelle „Meister-Schüler-Verhältnis“ zwischen Doktorvater und Promovend hinaus,
in einem interkulturellen Kontext mit der eigenen wissenschaftlichen Arbeit und
Karriere auseinanderzusetzen. Das Doktorandenforum macht Beratungs- und Veranstaltungsangebote
wie Sprachlernberatung, Workshops zur deutschen und englischen
Wissenschaftssprache und -kultur sowie Promotionsmanagement und unterstützt von
den Doktoranden selbst verantwortete Projektforen wie „Gelebte Landeskunde“ oder
„Wissenschafts- und Unternehmensethik“. Auf diese Weise eignen sich die Doktoranden
Schlüsselqualifikationen an, die für die weitere wissenschaftliche Karriere wichtig
sind.
Das Internationale Doktorandenforum wurde exemplarisch an der TU Kaiserslautern
als Pilotprojekt eingeführt. Auf der Basis dieser Initiative konnten weitere hochschulpolitische
Projekte wie beispielsweise ein Personalentwicklungsprogramm für
Nachwuchswissenschaftler initiiert werden.
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WISSENSCHAFT STÄRKEN
Projektpartner
Centrum für Hochschulentwicklung
(CHE)
Laufzeit
2006 bis 2008
Fördervolumen
105.000 Euro
Zielgruppe
Wissenschaftlicher Nachwuchs
Region
Deutschland
Stiftungsziel
Förderung einer Anerkennungskultur
des wissenschaftlichen
Nachwuchses
Link
www.hochschulkarriere.de
www.hochschulkarriere.de – eine Austauschplattform für den
wissenschaftlichen Nachwuchs
Wer in der Wissenschaft Karriere machen will, muss gut informiert sein. Das Internet
bietet eine schnelle und aktuelle Plattform, um die karriererelevanten Informationen
für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu bündeln. Die Stiftung Mercator unterstützt
deshalb das Web-Portal www.hochschulkarriere.de, das vom Centrum für Hochschulentwicklung
(CHE) initiiert wurde. Das Besondere daran: Weil das Portal in der Wiki-
Technologie aufgebaut ist, kann jeder Nutzer mit seinem Wissen zur Webseite beitragen
und wichtige Informationen blitzschnell ergänzen.
Im Mittelpunkt steht Wissenswertes zu Promotion, Juniorprofessur und Habilitation.
Neben Forschen, Lehren und Managen geht es aber auch um Themen wie Publizieren
und Weiterbildung sowie um rechtliche Aspekte und Internationales. Informationen
über Stellenausschreibungen im Nachwuchsbereich und Stipendien, ein Veranstaltungskalender
und Literaturtipps runden das Angebot ab. Im Jahr 2007 konnten neue Partner
gewonnen werden, die die inhaltliche Gestaltung von www.hochschulkarriere.de
unterstützen.
Projektpartner
Fachhochschule Bochum
Laufzeit
2005 bis 2008
Fördervolumen
102.400 Euro
Zielgruppe
Studieninteressierte Schüler;
Studierende und Alumni der
FH Bochum
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Verbesserung der Übergänge an
den Schnittstellen Schule – Hochschule
– Beruf
Link
www.fh-bochum.de/insight
inSight Mentoring
Der Übergang von der Hochschule in den Beruf stellt viele Studierende vor gewaltige
Hürden. Welches Praktikum ist für mich das richtige? Welches Unternehmen bietet gute
Einstiegschancen? Und wie sieht eigentlich eine gelungene Bewerbung aus? Bei
diesen und vielen weiteren Fragen hilft den Studierenden an der Fachhochschule
Bochum ein erfahrener Mentor weiter.
Mit „inSight“ hat die Fachhochschule Bochum ein eigenes Mentoring-Programm
entwickelt, bei dem die Studierenden sowohl Lernende als auch Lehrende sind. Zunächst
wird jedem Teilnehmer ein erfahrener Mentor an die Seite gestellt. Diese Mentoren
geben ein Jahr lang ihr Know-how aus dem Berufsleben an die Mentees weiter.
Danach schlägt das Programm eine Brücke von den Praxisvertretern über die Studierenden
bis hin zu Schülern. Denn an diese geben die Studierenden ihre eigenen, auf
das Studium bezogenen Erfahrungen weiter. Aus Mentees werden also Mentoren.
Die Stiftung Mercator unterstützt mit „inSight“ einen vielversprechenden Ansatz,
der die Entwicklung junger Menschen von der Schule über die akademische
Bildung bis hin zum Beruf in den Blick nimmt. Sie verfolgt dabei den Gedanken,
dass Studierende nicht nur von Unterstützung profitieren, sondern eigenes Engagement
für Andere, wie die Übernahme von Verantwortung für einen Mentee, als Teil
ihres Studiums begreifen.
33
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Jungen Menschen zu ermöglichen, sich zu bilden und ihre Persönlichkeit zu entfalten, kann auf vielerlei Weise geschehen.
Ein Erfolgsmodell ist das Projekt „Kinder führen Kinder“ am Essener Museum Folkwang.
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Kinder und
Jugendliche fördern
Die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft bemisst sich wesentlich an den
Chancen auf Teilhabe, die sie ihren Mitgliedern einräumt. Hier steht es
in Deutschland nicht zum Besten. Unser Schulsystem ist im internationalen
Vergleich nach wie vor nicht leistungsfähig genug, die Bildungschancen
sind höchst ungleich verteilt – mit der Folge, dass Begabungen
verloren gehen.
Die Stiftung Mercator will mehr Kindern und Jugendlichen echte Chancen
auf gesellschaftliche Teilhabe eröffnen. Weil sich dies auf unterschiedlichen
Wegen erreichen lässt, setzen wir mit unserer Förderung
an ganz verschiedenen Stellen an.
Neben der Sprach- und Fachförderung engagieren wir uns beispielsweise
auch in der Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie der Lehrerausbildung:
Projekte wie „Schulen im Team“ und „Schulleitungscoaching
durch SeniorExperten NRW“ setzen im System selber an und sollen dazu
beitragen, dass unsere Schulen besser werden. Projekte wie „spin“
und „jamtruck“ eröffnen weitere Wege zur Teilhabe: „spin“ ermöglicht
jungen Migrantinnen über den Vereinssport Chancen auf Integration.
„jamtruck“ wiederum bietet über die Bandarbeit auch solchen Jugendlichen
einen Zugang zu kultureller Bildung, die ihr aufgrund ihrer Herkunft
zunächst fern stehen.
Alle Fördermaßnahmen haben eines gemein: Sie sollen jungen Menschen
– gleich welcher Herkunft – ermöglichen, an umfassender Bildung
teilzuhaben und ihre Persönlichkeit zu entfalten.
Unsere größten Projekte im Bereich
„Kinder und Jugendliche
fördern“:
• Förderunterricht für Kinder und
Jugendliche mit Migrationshintergrund
(S. 44)
• Jugend debattiert (S. 46)
• jamtruck (S. 40)
• Schulen im Team (S. 47)
• spin – sport interkulturell (S. 42)
35
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Ein Blick in die Projekte: Kinder führen Kinder
Fast wie ein zweites
Zuhause
Projektleiterin Monika Lahme-Schlenger und Museumsführerin Laura Schneider beschreiben ihr Engagement
für „Kinder führen Kinder“ aus der jeweils eigenen Perspektive.
Monika Lahme-Schlenger
Kaum ein Ort verbindet in so komplexer Weise den Blick in die Vergangenheit, die
Konfrontation mit den Problemen der Gegenwart und die Visionen für die Zukunft wie
das Museum. Im Museum und in besonderer Weise in einem Kunstmuseum sind Geschichte
und Wissenschaft präsent, wird sinnliches Erleben auf allen Ebenen möglich,
werden Denkanstöße gegeben, neuartige Verknüpfungen und Sichtweisen zur Diskussion
gestellt.
Eine wichtige Zielgruppe der Museumspädagogik sind die Kinder und Jugendlichen.
Neugier und Entdeckerdrang bestimmen ihren Zugang zur Kunst, für sie ist das
Museum nicht in erster Linie ein Ort der Begegnung und des ästhetischen Genusses,
sondern ein Lernort, eine unbekannte Welt, die es zu erforschen gilt.
Kinder können das besser!
Gähnen und Langeweile, Staub und Trockenheit – das verbinden viele Menschen mit
einem Museumsbesuch, für Kinder eine Horrorvorstellung. Erklärungen werden im
Museum in der Regel von Erwachsenen gegeben, die nach Meinung der Kinder zu viel
und zu lange reden.
Kinder können das besser! Sie sprechen die Sprache ihrer Altersgenossen, sie begegnen
ihnen auf Augenhöhe, sie wählen die Themen nach ihren eigenen Vorlieben,
sie halten Dinge in ihren Beobachtungen fest, an denen Erwachsene glatt vorbeisehen.
Die Ziele
Das Projekt „Kinder führen Kinder“ möchte ihnen die Lust an dieser Begegnung erhalten,
möchte die bildende Kunst und das Museum als Institution für ein junges Publikum
attraktiv gestalten. Schwellenangst wird vermieden bzw. in dem Moment abgebaut,
in dem deutlich wird, dass es nicht um Fremdbestimmung durch einen Erwachsenen
geht. „Kinder führen Kinder“ setzt Vertrauen in die Kinder, Vertrauen in die Kompetenz
der Führungskinder und in die gegenseitige Akzeptanz innerhalb der Gruppe. Eine
Rechnung, die bisher immer aufgegangen ist. Wie selbstverständlich bewegen sich Führungsteam
und Besucherkinder gemeinsam durch das Museum und genießen förmlich
den Freiraum, den „Kinder führen Kinder“ für eine Stunde im Museum schafft.
Die Besonderheiten des Stiftung Mercator-Modells
Der Projekttitel „Kinder führen Kinder“ ist dabei wörtlich zu nehmen. Zehn bis zwölf
Essener Schüler im Alter von 10 bis 13 Jahren haben im Jahr 2006/2007 gleichaltrige
und jüngere Museumsbesucher durch die Sammlung des Museum Folkwang geführt.
36
Monika Lahme-Schlenger (l.) und Laura Schneider
Anders als in manchen anderen Museen sind im Stiftung Mercator-Modell die Erwachsenen
von den Führungen ausgeschlossen – die Kinder bleiben unter sich. Als äußeres
Zeichen ihrer Aufgabe erhalten die Führungskinder einen Museumsausweis. Während
der Projektlaufzeit gehören sie offiziell zum Team des museumspädagogischen Dienstes
und das bedeutet auch, dass sie ein Honorar für ihre Tätigkeit erhalten. Dadurch
wird sowohl die Ernsthaftigkeit ihrer Arbeit unterstrichen als auch ihre Verantwortlichkeit
geweckt. Dieses Honorar wird ihnen nicht ausgezahlt, vielmehr wird es für Aktivitäten
der Gruppe genutzt. Dazu gehören gemeinsame Ausflüge, Besuche in anderen
Museen, aber vor allem die Abschlussfahrt, deren Inhalte und Ziel die Kinder zusammen
beschließen.
Wichtig für die Außenwirkung und den daran messbaren Erfolg des Projektes
sind natürlich die Führungen. Das Angebot unterscheidet zwischen den festgelegten
„öffentlichen Führungen“, die in einem Flyer angekündigt werden, und den „individuellen
Führungen“, die nach Wunsch und im Rahmen der zeitlichen Möglichkeiten der
Gruppe gebucht werden können. Der bisher jedes Mal krönende Höhepunkt dieser öffentlichen
Führungen ist das Kinderfest, das die Kinder von „Kinder führen Kinder“
mit Unterstützung von anderen Kinder- und Schülergruppen in Eigenregie planen und
durchführen.
Die Persönlichkeitsentwicklung
Wenn ich sie heute sehe, „meine Kinder“, privat oder bei ihren Einsätzen als Mentoren,
dann erzählen sie, dass ihnen etwas fehlt. Für eine Zeit ist das Museum wie selbstverständlich
ein Teil ihres Lebens gewesen, „fast wie ein zweites Zuhause“ hat einmal
ein Mädchen formuliert. Mehr als den Ort vermissen sie sicherlich die Aufgabe und die
Selbstbestätigung.
Jetzt, wo ich sie nicht mehr so regelmäßig sehe, nehme ich die Veränderungen an
ihnen besser war. Sie sind gewachsen. Ihr Auftreten hat sich verändert. Louisa zum
Beispiel habe ich vor eineinhalb Jahren schüchtern und mit leiser Stimme kennengelernt.
In Bottrop hat sie neulich von einem Podium über ihre Zeit als Museumsführerin
berichtet, anschaulich, ausführlich und mit klarer Stimme. Ich war richtig stolz auf sie.
Resümee und Ausblick
Im Rückblick war das Jahr 2006/2007 für das Projekt „Kinder führen Kinder“ ein erfolgreiches
Jahr. Ich sehe viele besondere Erlebnisse, zahlreiche Führungen, keine
glich der anderen. Wir haben mehr Führungen gehalten und damit mehr Kinder durch
37
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
unser Programm erreicht als im Vorjahr. Sehr gefreut hat mich die Teilnahme von Förderschulen,
Aktivspielplätzen aus städtischen Randgebieten und der Besuch von ausländischen
Kindern.
Für die Führungskinder war es nicht immer leicht, sich auf diese wechselnden
Gruppen und gerade die jüngsten Besucher einzustellen. Ihre Themen haben sie sich
selbst gewählt und die Inhalte ihrer Führungen haben sie mit mir gemeinsam erarbeitet.
Ihr manchmal recht eigenwilliger Führungsstil hat sich erst nach und nach herausgebildet.
Viele ihrer didaktischen Methoden haben sie selbst entwickelt. Dieses Jahr
hat sie selbstbewusster und souveräner gemacht. Das Auftreten vor einer Gruppe fällt
ihnen inzwischen auch in der Schule leichter.
Bei den jungen Museumsbesuchern erzeugt das besondere Konzept von „Kinder
führen Kinder“ eine Faszination, die in ihrer konzentrierten Beteiligung sichtbar wird,
und einen Nachahmungseffekt – so manch einer möchte am liebsten gleich die Seiten
wechseln.
Der partizipatorische und emanzipatorische Ansatz, der Rollenwechsel innerhalb
eines Lernprozesses macht „Kinder führen Kinder“ zu einem Modell, das vom Unterricht
in der Schule bis zu öffentlichen Auftritten einsetzbar und fruchtbar ist. „Kinder
führen Kinder“ macht Kinder und Jugendliche zu Partnern. Lernen wird aktives Handeln,
bleibt nicht passives Konsumieren.
Laura Schneider
Es hat damit angefangen, dass ich mit neun oder zehn Jahren selbst eine Führung machen
wollte. Ich bin damals sehr oft ins Museum gegangen. Am Anfang wurden viele
Kinder ins Museum eingeladen, ich auch. „Kinder führen Kinder“ ging in die zweite
Runde. Kinder von der ersten Runde erzählten uns von ihrem Projekt und wie ihre
Führungszeit war.
Oh! Das habe ich euch ja noch gar nicht erzählt. Also: Wir sind Kinder und führen
Kinder bis 13 Jahre durch das Museum. Erwachsene haben dort nix zu suchen.
Wir kennen uns aus und sind fast immer im Museum unterwegs.
Wir stellten uns gegenseitig vor und gingen dann nach Hause. Ein paar Tage später
rief Monika Lahme-Schlenger bei mir an und erzählte mir, dass ich mitmachen
darf. Ich habe mich sehr gefreut.
Falls einer daran interessiert ist, sich bei „Kinder führen Kinder“ zu beteiligen, bekommt
er jetzt Informationen: Wir sind eine Gruppe von ca. zehn Kindern. Ich bin elf
und die Teilnahme ist von 10 bis 13. Und das Gehalt, werdet ihr jetzt fragen, davon machen
wir Ausflüge. Wir haben alle einen Ausweis und können wann immer wir wollen
ins Museum.
Es war toll. Ich bin auch noch im Nachhinein froh, dass ich dabei sein durfte.
Unsere Vorbereitungszeit
Wir waren sechs Mädchen und vier Jungen. Beim ersten Treffen schauten wir uns die
Sammlung des Museum Folkwang an. Nach und nach sollte sich jeder ein paar Bilder
zu einem selbst ausgedachten Thema auswählen. Mein Thema hieß „Mensch und
Tier“.
Wir lernten, die Bilder zu beschreiben, ohne richtig auswendig zu lernen, sondern
nur durch das gemeinsame Besprechen der Bilder und durch unsere kleinen Notizen.
Um die Ideen auch aufzuschreiben, bekamen wir ein Notizbuch von Monika. Wir lernten
uns gut kennen und führten uns auch gegenseitig durch das Museum. Unser Notizbuch
füllte sich schnell: Mit Notizen, einer Postkarte, die wir uns aussuchen durften,
um sie zu beschreiben (ich wählte: „Pferd in der Landschaft“ von Franz Marc), einem
Grundriss vom Museum, den ich abzeichnete, außerdem vielen kleinen Skizzen.
Später nahmen manche Kinder, ich gehörte auch dazu, ihre Notizbücher nur mit in
die Führungen, um etwas in der Hand zu halten.
38
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Manche werden sagen, dass es langweilig ist, Bilder zu betrachten. Das war es
aber nicht! Wir hatten soooooooo viel Spaß miteinander und Monika Lahme-Schlenger
kann das gut, ich meine, Führungen lustig gestalten. Mittlerweile kennen wir fast
alle Bilder auswendig oder können etwas darüber erzählen.
Aber genug dergleichen, kommen wir doch mal zu den Führungen.
Die Generalprobe – meine erste Führung
Ich glaube, dass meine erste richtige Führung die Generalprobe war. Wir führten Geschwister,
Nachbarn und Freunde von uns und andere Kinder in Gruppen durch das
Museum. Wir waren sehr aufgeregt. Wir begrüßten die Kinder und machten sie mit
den Regeln des Museums vertraut. Wir gaben ihnen Sitzkissen und begannen mit der
Vorstellungsrunde. Dann starteten wir mit der Führung. Abwechselnd stellten wir unsere
Bilder vor.
Meine schönste Führung
Alle Führungen waren auf ihre Weise schön. Kleine Kinder, größere Kinder und
Gleichaltrige zu führen war abwechslungsreich und spannend und jede Führung hatte
ihre besonderen Reize.
Meine schwierigste Führung
Ich hatte schon zwei schwierige Führungen, aber sie wendeten sich immer zum Guten.
Einmal führte ich eine Schulklasse, die die Führung als Preis gewonnen hatte. Die
Kinder in dieser Gruppe waren alle älter als ich und natürlich viel größer. Die Kinder
in den Führungen setzen sich immer vor die Bilder. Diese Kinder wollten sich nicht
hinsetzen. Die Führung war am Anfang etwas trocken, aber manche machten sehr gut
mit. Meine zweite schwierige Führung wäre eigentlich nicht schwierig geworden, aber
Nils und ich, wir hatten die „Kennenlernrunde“ vergessen, in der sich jeder vorstellen
konnte. Die Kinder machten schlecht mit und verhielten sich nicht konzentriert. Als
wir schon mehrere Bilder hinter uns hatten, sagte Monika uns, wir könnten etwas ausprobieren,
was wir noch nie gemacht hatten. Ich fragte die Kinder, zu welchem Thema
sie selbst ein Bild besprechen möchten. Ein kleines Mädchen wollte etwas über Rom
besprechen. Wir wussten, wo ein römisches Bild hing. Die Kinder sollten das Bild beschreiben.
Nach und nach trauten sich die Kinder mehr. Ein Kind wollte ein Bild über
Tiere, ein anderes wollte zu einem Bild mit einem Pferd. Wir sagten uns „ein Pferd ist
ein Tier“ und gingen zu einem Pferdebild. Dort erzählte uns ein kleines Mädchen etwas
Kompliziertes über Farben. Die Führung hatte sich in eine gute Führung verwandelt
und das Experiment war gelungen.
Das Kinderfest
Wir planten am Ende ein Sommerfest mit vielen verschiedenen Ständen. Wir machten
einen Brezel-, einen Getränke- und einen Informationsstand. Ältere Kinder konnten Filme
drehen. Wir hatten ein Riesenpuzzle und als Höhepunkt ein Quiz mit super Preisen.
Wir machten Führungen (diesmal auch mit den Eltern) und wechselten uns an
den Ständen ab. Das Fest wurde ein super Erfolg, mit sehr vielen Besuchern, die Wünsche
an die Wände schrieben.
Die Abschlussfahrt
Unsere Abschlussfahrt führte uns nach Hamburg. Wir gingen ins Eisenbahnmuseum,
während Louisa und zwei andere die Kunsthalle besuchten. Wir erlebten an diesem
und dem Tag darauf sehr viel. An einem Abend gingen wir in das Musical „Dirty
Dancing“. Es war wundervoll. Wir besuchten auch eine Origami-Ausstellung. Sie war
sehr interessant und wir lernten viele Origami-Techniken. Viele Leute können sooo tolle
Sachen falten! Wir machten eine tolle Bootsfahrt, die leider bei Regen stattfand. Leider
ging unsere Hamburgfahrt auch mal zu Ende. Wir schenkten Monika ein Buch mit Fotos
und Grüßen von uns. Ich möchte für alles nur ein Wort sagen und zwar: DANKE !
Monika Lahme-Schlenger,
51 Jahre alt, ist freiberufliche
Kunsthistorikerin und Museumspädagogin.
Seit 1989 ist sie als
Honorarkraft am Museum Folkwang
Essen tätig in der Kunstvermittlung
für Kinder, Jugendliche
und Erwachsene. Das Projekt „Kinder
führen Kinder“ leitet sie seit
seinem Start in Essen im Jahr
2005.
Laura Schneider
ist zwölf Jahre alt und geht in die
7. Klasse der Erich Kästner-Gesamtschule
in Essen. Im Jahr
2006/2007 arbeitete sie im Führungsteam
des Projektes „Kinder
führen Kinder“ im Museum Folkwang.
Ihre Hobbys sind Lesen,
Ballett und Klavierspielen. Später
würde sie gerne als Verhaltensforscherin
arbeiten.
39
Neue Projekte 2007
Eine Auswahl
Projektpartner
Folkwang Musikschule Essen
Laufzeit
2007 bis 2015
Fördervolumen
1.731.000 Euro
Zielgruppe
Jugendliche in Essen im Alter von
10 bis 18 Jahren
Region
Essen
Stiftungsziel
Verbesserung der ganzheitlichen
Bildung von Jugendlichen; Etablierung
eines besonderen Modells
kultureller Bildung in der Stadt
Essen
Link
www.jamtruck.de
jamtruck
„jamtruck“ – das ist ein Lkw voll Musik. Dahinter steckt ein überzeugendes pädagogisches
Konzept, das bisher musikalisch unerfahrenen Jugendlichen einen eigenen Zugang
zu Musik ermöglicht. Das Projekt, das die Folkwang Musikschule in Essen im
Jahr 2008 starten wird, bietet jungen Menschen die Möglichkeit, in einer Band aktiv
zu werden und dabei neue Zugänge zu sich und anderen zu entdecken.
Wie genau soll das geschehen? Ein zehn Meter langer Lkw wird zum mobilen
Musikstudio und Probenraum umgebaut. An Bord befinden sich ein schallisolierter
Bandübungsraum ausgestattet mit Mikros und Instrumenten sowie Einzelarbeitsplätze
und ein Tonstudio. Je zwei Musiker beziehungsweise Musikpädagogen aus einem fünfköpfigen
Team arbeiten mit den Jugendlichen. An fünf Tagen pro Woche fährt der
„jamtruck“ jeweils einen anderen Essener Stadtteil an. Vormittags kooperiert das „jamtruck“-Team
mit ein oder zwei Schulen, nachmittags mit außerschulischen Jugendeinrichtungen.
Fünf bis sechs Jugendliche im Alter zwischen 10 und 18 Jahren können
bis zu ein Jahr lang wöchentlich eine Stunde als Band im Truck proben. Sie erlernen
zunächst die musikalischen Grundlagen für die Bandarbeit und entwickeln dann gemeinsam
Musik und Text für ihren eigenen Song, den sie am Ende auf CD mit nach
Hause nehmen.
Der „jamtruck“ ist ein Projekt für alle Essener Jugendlichen, ganz gleich welche
soziale oder kulturelle Herkunft sie haben. Er erreicht die Jugendlichen dort, wo sie
40
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Im „jamtruck“ finden musikalisch bislang
unerfahrene Jugendliche ihren eigenen
Zugang zur Welt der Musik. Das Ziel: Jede
Band soll ihren Song entwickeln und am
Ende auf CD mit nach Hause nehmen.
leben und ihre Freizeit verbringen. Das Projekt richtet sich damit auch an eine Gruppe,
die die Angebote der städtischen Musikschulen bisher kaum erreicht haben. Ziel
des „jamtruck“-Projekts ist es, diese Jugendlichen in ihrer Auseinandersetzung mit
(Musik-)Kultur langfristig zu unterstützen und darüber ihr Selbstbewusstsein, ihre
Konzentration, ihre Kreativität sowie ihre soziale Kompetenz zu fördern.
Im „jamtruck“ verfolgen Jugendliche unterschiedlicher Kulturen gemeinsam ein
Ziel – das schafft Identität und Zusammenhalt. Geplant sind außerdem jährliche „jamtruck“-Feste
sowie eine Veranstaltung im Kulturhauptstadtjahr 2010, die sich mit einem
Symposium an die Fachöffentlichkeit und mit einem außergewöhnlichen Konzert
an Jugendliche richtet. Das Projekt wird wissenschaftlich evaluiert.
41
Spaß am Sport vermittelt „spin“ jungen Mädchen mit Migrationshintergrund.
Sie sollen für Aktivitäten im Verein begeistert werden.
Projektpartner
Sportjugend NRW
Laufzeit
2007 bis 2011
Fördervolumen
780.000 Euro
Zielgruppe
Mädchen und junge Frauen mit
Zuwanderungsgeschichte sowie
Sportvereine
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Förderung der Integration von
Mädchen und jungen Frauen mit
Zuwanderungsgeschichte in den
Vereinssport, Eröffnung eines Zugangs
zu wichtigen gesellschaftlichen
Bereichen wie dem Vereinswesen
oder ehrenamtlichem Engagement
Link
www.projekt-spin.de
spin – sport interkulturell
Sportvereine zählen zu den wenigen Einrichtungen, in denen sich Jugendliche weitgehend
unbelastet von Weltanschauung oder Religion begegnen können. Junge Menschen
unterschiedlicher Herkunft bei gemeinsamen Aktivitäten zu vereinen, ist die
Stärke des organisierten Sports. Dennoch ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund
in den Sportvereinen noch immer vergleichsweise gering, besonders der
von jungen Mädchen und Frauen. Vielen Integrationsprojekten ist es bislang nicht gelungen,
dauerhaft eine Veränderung in der Vereinslandschaft zu bewirken. Mit „spin –
sport interkulturell“, einem Projekt der Stiftung Mercator und der Sportjugend NRW,
soll sich das ändern. Ziel ist es, Mädchen mit Zuwanderungsgeschichte zunächst für
die Angebote im örtlichen Sportverein zu interessieren und sie zu einem Engagement
im Vereinsleben zu motivieren.
Da Angebote speziell für Mädchen mit Zuwanderungsgeschichte in den Vereinen
bislang weitgehend fehlen, will „spin“ die Vereine dabei unterstützen, solche Angebote
zu schaffen und auf Dauer ins Programm aufzunehmen. Dabei geht es nicht nur um
sportliche Aktivitäten, sondern auch um andere Freizeitangebote für die Mädchen und
ihre Familien. Eine Trainerin, die selbst einen Migrationshintergrund hat, leitet die
Kurse, sodass sich die Mädchen verstanden fühlen. Bei Problemen kann die Trainerin
vermitteln.
Ein weiterer wichtiger Baustein, damit Integration auf Dauer gelingt, ist die Vernetzung
vor Ort. Das Projekt ist auf die Zielregion Ruhrgebiet mit ihrem hohen Anteil
an Zuwanderern zugeschnitten. „spin“ unterstützt die Vereine dabei, mit interkulturellen
Einrichtungen und Organisationen in ihren Stadtteilen zusammenzuarbeiten und
die Vereinsstrukturen nachhaltig zu verändern.
42
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Revier Version 2.0
Der klassische Teilnehmerkreis politischer Bildungsarbeit ist begrenzt. Mit „Revier Version
2.0 – Meine Welt der Möglichkeiten“ will das aktuelle forum nrw e.V. über Projektarbeit
besonders viele junge Menschen zur Teilnahme an gesellschaftlichen und
politischen Gestaltungsprozessen motivieren. „Revier Version 2.0“ ist ein Wettbewerb,
bei dem es darum geht, eigene Vorstellungen und Ideen über die Zukunft des Ruhrgebiets
zu entwickeln. Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb ruhrgebietsweit im Januar
2008 zu verschiedenen Themengebieten, etwa „Die Macht der Medien“, „Die Zukunft
der Arbeit“ oder „Zusammenleben im Revier“. Eine Besonderheit von „Revier Version
2.0“ ist, dass die Ideen zur Zukunft des Reviers nicht von Demographieexperten oder
Trendforschern entwickelt werden, sondern von den Menschen, die im Ruhrgebiet leben
und dessen Zukunft mitgestalten werden.
Angesprochen sind nicht nur Schulen, Jugendeinrichtungen und Volkshochschulen,
sondern auch Einrichtungen der Seniorenarbeit sowie die gesamte Bandbreite von
Bürgergruppen, Vereinen und Initiativen. Bei der inhaltlichen Auseinandersetzung sowie
dem Erstellen der Beiträge werden die teilnehmenden Gruppen nach Wunsch durch
Bildungsreferenten unterstützt.
Bei der Bewertung ist nicht nur das Ergebnis von Interesse, sondern es wird auch
der Entstehungsprozess, den die Teilnehmer dokumentieren, berücksichtigt. Mit der
Preisverleihung im September 2008 ist das Projekt keineswegs abgeschlossen. Die
Wettbewerbsergebnisse werden anschließend in mehreren Ausstellungen sowie einem
begleitenden Katalog der Öffentlichkeit präsentiert. In Open-Space-Workshops wird an
Möglichkeiten zur Umsetzung gearbeitet.
Projektpartner
aktuelles forum nrw e.V.
Laufzeit
2007 bis 2010
Fördervolumen
181.200 Euro
Zielgruppe
Mitbürger im Revier, insbesondere
Jugendliche
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Förderung Jugendlicher im Bereich
der politischen Bildung sowie
deren politischen und gesellschaftlichen
Engagements
Link
www.aktuelles-forum.de
„Feigling!“ – ein Videoprojekt
Immer häufiger werden Fälle von Jugendlichen bekannt, die sich bis zur Besinnungslosigkeit
betrinken oder mit einer Alkoholfahne in die Schule kommen – das ist zum
Glück nicht die Regel, doch es kommt inzwischen erschreckend häufig vor. Lehrer sind
sich dieses Problems zwar bewusst, dennoch gibt es an Schulen nur selten Initiativen,
die es gezielt angehen. Anders an der Hauptschule Coerde in Münster: Die Lehrer der
Klasse 8a haben hier das Videoprojekt „Feigling!“ ins Leben gerufen. Durch „Feigling!“
sollen die Jugendlichen den eigenen Umgang mit Alkohol hinterfragen, sich mit ihren
Ängsten und Sehnsüchten auseinandersetzen, mit Experten über das Thema diskutieren
und schließlich einen Film dazu drehen. Das Ziel: ein selbstbestimmter Umgang mit
Alkohol ohne Angst vor Gruppendruck. Unterstützt werden die Schüler beim Videodreh
von einem professionellen Kameramann und Medienpädagogen.
Die Stiftung Mercator hat für die Jugendlichen dieser Klasse im Jahr 2006 bereits
das Videoprojekt „Sinbads Platz ist leer“ zum Thema Abschiebung und Ausländerintegration
gefördert, das ein großer Erfolg war. Durch die gemeinsame Projektarbeit wurden
das Selbstbewusstsein und der Teamgeist der Schüler gestärkt, durch Filmvorführungen
konnten zahlreiche weitere Jugendliche erreicht und motiviert werden, sich
mit der Problematik zu beschäftigen. Das Gleiche ist bei „Feigling!“ geplant.
Seit Herbst 2007 erarbeiten die Schüler im Unterricht Ideen zum Thema und setzen
diese schauspielerisch um. Erste Szenen wurden notiert – als Grundlage für das
spätere Drehbuch. Anhand anderer Filme machten sich die Schüler mit den (kamera-)
technischen Anforderungen vertraut. Bei Schulprojekttagen wurde auf einer großen
Bühne geprobt und die Themen „Erwachsenwerden“ und „Glück“ in Zusammenhang
mit dem Film besprochen. Nun soll bis Herbst 2008 das Drehbuch verfasst und im Oktober
der Film abgedreht werden, der voraussichtlich im November 2008 Premiere hat.
Projektpartner
Hauptschule Coerde
Laufzeit
2007 bis 2008
Fördervolumen
4.850 Euro
Zielgruppe
Schüler der Hauptschule Coerde
Region
Münster und Umgebung
Stiftungsziel
Förderung der ganzheitlichen Bildung
von Kindern und Jugendlichen
Link
www.hauptschulecoerde.
muenster.de
43
Laufende Projekte 2007
Eine Auswahl
Laufzeit
2004 bis 2011/jeweils 3 Jahre
pro Projektstandort
Fördervolumen
10.000.000 Euro (max. 180.000
Euro pro Standort in der Sek. I,
max. 90.000 Euro pro Standort in
der Sek. II)
Zielgruppe
Schüler mit Migrationshintergrund
der Sekundarstufe I und II, (Lehramts-)Studierende
Region
Deutschland
Stiftungsziel
Integration von Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund
durch Verbesserung der
Schul- und Berufschancen, praxisorientierte
Ausbildung zukünftiger
Lehrer
Link
www.mercator-foerderunterricht.de
Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit
Migrationshintergrund
In keinem anderen Land hängen die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen
so stark von ihrer sozialen Herkunft ab wie in Deutschland. Dies gilt insbesondere
für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Diese Tatsache wird immer
wieder eindringlich in diversen internationalen Vergleichsstudien belegt. Die Ursache
hierfür liegt aber nicht nur in der fehlenden Sprachkompetenz der Jugendlichen, sondern
auch häufig in mangelnder Erfahrung der Lehrkräfte mit dieser Zielgruppe an
deutschen Schulen.
Um Sprachdefizite frühzeitig zu beheben und die Bildungschancen für Kinder mit
Migrationshintergrund zu verbessern, hat die Stiftung Mercator im Jahr 2004 das Projekt
„Förderunterricht“ ins Leben gerufen. Die Ausbildung zukünftiger Lehrer ist neben
der individuellen Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien
ein Schwerpunkt des Projekts. Studierende werden intensiv im Bereich Deutsch als
Zweitsprache geschult und durch die Projektpartner fachlich begleitet, um Schüler der
Sekundarstufe I und II sprachlich und fachlich zu fördern. Dies geschieht in Kleingruppen
außerhalb des Regelunterrichts. Die Schüler lernen so jene Wörter und
Zusammenhänge, die zum Verständnis des Lehrstoffs wichtig sind. Die Studierenden
können bei der Lehrtätigkeit ihr Fachwissen engagiert in die Praxis umsetzen und
wertvolle Erfahrungen im Umgang mit heterogenen Schülergruppen gewinnen – eine
hervorragende Vorbereitung auf ihre spätere Lehrtätigkeit.
An 35 Standorten in ganz Deutschland wird aktuell Förderunterricht angeboten.
13 dieser Standorte fördern derzeit zudem Schüler der Sekundarstufe II. Zweimal
jährlich bieten Tagungen die Möglichkeit zum fachlichen Austausch der Projektpart-
44
Wie geht es weiter nach dem Nationalen Integrationsplan? Zu dieser Frage diskutierten bei der Förderunterrichtstagung (v. l.):
Volker Bausch (Hessisches Kultusministerium), Jutta Ebeling (Bürgermeisterin Stadt Frankfurt am Main), Prof. Joachim Schroeder
(Goethe-Universität Frankfurt), Dr. Christof Eichert (ehemals Gemeinnützige Hertie Stiftung), Dr. Claudia Benholz (Universität Duisburg-Essen)
und Dr. Hans Walter Schulten (Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW).
ner aller Förderunterrichtsstandorte. Erste Ergebnisse der Evaluation des Projekts
weisen darauf hin, dass sich die Leistungen der Förderschüler bereits nach kurzer Förderdauer
erhöhen. So verbessern etwa zwei Drittel der Schüler ihre Noten in den Fächern
Mathematik und Englisch, im Fach Deutsch sind es sogar drei Viertel aller
Schüler. Die Evaluation liegt in der Verantwortung des europäischen forums für migrationsstudien
(efms), einem Institut an der Universität Bamberg.
Um die Integration von Zuwanderern zu verbessern und ihnen die größtmöglichen
Bildungschancen zu geben, hat die Bundesregierung gemeinsam mit staatlichen
und nichtstaatlichen Akteuren einen Nationalen Integrationsplan erarbeitet und im
Juli 2007 vorgestellt. An diesem Prozess war die Stiftung Mercator beteiligt, ebenso
wie an den Arbeitsprozessen zum Nationalen Integrationsprogramm in Federführung
des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Zurzeit entsteht im Rahmen des Projektes „Förderunterricht“ ein Materialordner,
in dem die im Projekt verwendeten und selbst entwickelten Lehr- und Lernmaterialien
zusammengefasst werden. Diese Unterrichtsmaterialien sollen dazu dienen, Förderlehrer
sowie Lehrkräfte, die eine zusätzliche Sprachförderung für Schüler der Sekundarstufe
I und II durchführen, mit entsprechend aufbereitetem Material zu unterstützen.
„Man muss in die Lehrerfortbildung
investieren, denn diese
Schüler mit Migrationshintergrund
sind unsere Zukunft. Der
Ansatz, Kinder mit Migrationshintergrund
nur unter defizitären
Gesichtspunkten anzuschauen
und nicht unter einem ganzheitlichen
Ansatz, muss sich ändern.“
Jutta Ebeling,
Bürgermeisterin Frankfurt am Main
45
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Junge Menschen dabei zu unterstützen, sich eine Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten, ist
das Ziel von „Jugend debattiert“. Dabei helfen auch die Rhetorik-Seminare.
„Der Wettbewerb ,Jugend debattiert‘
mit den eingegliederten Rhetorikseminaren
hilft meiner Ansicht nach nicht
nur, die individuellen sprachlichen
Leistungen der Teilnehmer zu fördern,
sondern trägt auch in hohem Maße
zur politischen (Meinungs-)Bildung
bei. So dient eine Debatte gerade auch
dazu, andere Positionen als die eigene
kennenzulernen und diese miteinander
zu vergleichen, mit dem Ziel, am Ende
eine reflektierte Überzeugung zu erhalten.“
Tobias Vogt,
Helmholtz-Gymnasium Essen,
„Jugend debattiert“-Landessieger in NRW 2007
Projektpartner
Gemeinnützige Hertie-Stiftung,
Heinz Nixdorf Stiftung, Robert
Bosch Stiftung
Laufzeit
2002 bis 2009
Fördervolumen
2.898.736 Euro
Zielgruppe
Weiterführende Schulen
Region
Deutschland
Stiftungsziel
Förderung der politischen Bildung
und Partizipation von Jugendlichen
Link
www.jugend-debattiert.ghst.de
Jugend debattiert
„Mit fairen Mitteln zu argumentieren, gemeinsam zu einem Ergebnis zu gelangen und
damit letztlich die Fähigkeit, verantwortlich von der Freiheit Gebrauch zu machen, die
uns als Bürgern gegeben ist – das zu erlernen und zu üben ist der Kern von ,Jugend
debattiert‘.“ So hat Bundespräsident Horst Köhler, Schirmherr von „Jugend debattiert“,
beim Finale des Bundeswettbewerbs im Juni 2007 den Wettbewerb umschrieben.
Junge Menschen dabei zu unterstützen, sich eine Meinung zu bilden und diese
auch zu vertreten, ist das Ziel von „Jugend debattiert“, das im Jahr 2007 sein fünfjähriges
Bestehen feiern konnte. Die Stiftung Mercator unterstützt dieses Projekt seit 2002
und ist alleiniger Förderer des Landeswettbewerbs Nordrhein-Westfalen.
Hinter „Jugend debattiert“ steht ein erfolgreiches Konzept: Zunächst erhalten die
Lehrer eine Schulung durch ausgebildete Rhetoriktrainer. Ausgerüstet mit speziellen
Lehrmaterialien machen sie das Debattieren anschließend zum Unterrichtsthema in
ihren Klassen. Ihre Fähigkeiten können die Schüler im Wettbewerb unter Beweis stellen,
zunächst in der eigenen Schule, dann überregional und schließlich auf Bundesebene.
Bei der Finalrunde 2007 in Berlin debattierten die besten vier Schüler aus
zwei Altersgruppen zu den Fragen: „Soll die deutsche Sprache vor Anglizismen gesetzlich
geschützt werden?“ bzw. „Soll in Deutschland das Mehrheitswahlrecht eingeführt
werden?“
„Jugend debattiert“ ist längst zu einer festen Größe im Unterricht geworden. Im
Schuljahr 2007/2008 haben sich bundesweit 70.000 Schüler (NRW: 15.600), 2750
Lehrer (NRW: 580) und 546 Schulen (NRW: 98) beteiligt. Langjährige „Jugend debattiert“-Lehrkräfte
bilden mittlerweile als „Lehrer-Trainer“ ihre Kollegen aus, damit das
Projekt bei gleichbleibender Qualität noch mehr Schüler erreicht.
46
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Schulen im Team
Im internationalen Vergleich landen deutsche Schulen häufig nur im Mittelfeld. Kritik
an allen möglichen Bereichen des deutschen Schulwesens ist deshalb mittlerweile fast
eine Selbstverständlichkeit geworden, ohne dass ein Patentrezept sichtbar wird: Politik,
Wirtschaft und auch viele Eltern fordern unter anderem, die Schüler stärker individuell
zu fördern und besser auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten. Der
Vergleich mit anderen Ländern ist schnell bei der Hand – doch oft lassen sich Lernund
Lehrkonzepte nicht einfach übertragen. Vergessen wird dabei häufig, dass auch
an deutschen Schulen vielfach qualitativ hochwertige Arbeit geleistet wird. Das Projekt
„Schulen im Team“ lenkt den Blick auf diese Potenziale vor Ort, indem es lokale
Kooperationen von Schulen initiiert und unterstützt.
Der offizielle Startschuss fiel im September 2007 mit einer Auftaktveranstaltung
in Duisburg. 40 Schulen aus Duisburg und Essen waren Anfang des Jahres ausgewählt
und zu zehn Netzwerken aus je drei bis fünf Schulen zusammengeführt worden. Beteiligt
sind Förderschulen ebenso wie Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien.
Die Zusammenstellung erfolgte unter anderem nach den Aspekten der räumlichen Nähe
der Schulen zueinander sowie der angestrebten Arbeitsschwerpunkte.
Alle Schulen haben das gleiche Ziel vor Augen: die Verbesserung des Unterrichts
durch Kooperation – also miteinander und voneinander zu lernen. Dabei setzt jedes
Schulteam eigene Schwerpunkte. Während die einen sich auf den Bereich Leseförderung
oder den Übergang zur weiterführenden Schule konzentrieren, beschäftigen sich
andere mit der Frage, wie Mathematik begreifbar gemacht oder das individuelle Lernen
gefördert werden kann. Die Netzwerke erhalten organisatorische und finanzielle
Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Projekte. Erste Initiativen wurden bereits auf
den Weg gebracht.
Das Projekt wird vom renommierten Institut für Schulentwicklungsforschung
(IFS) der Technischen Universität Dortmund durchgeführt und wissenschaftlich bearbeitet.
Mit ersten Interviews und Fragebogenerhebungen startete in 2007 auch die wissenschaftliche
Begleitforschung.
Projektpartner
Institut für Schulentwicklungsforschung
an der Technischen Universität
Dortmund
Laufzeit
2006 bis 2010
Fördervolumen
1.338.500 Euro
Zielgruppe
40 Schulen in Duisburg und Essen
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Förderung der Schul- und Unterrichtsentwicklung
sowie Lehrerbildung
Link
http://www.ifs.uni-dortmund.de/site/
Großes Interesse am Projekt „Schulen im Team“
zeigte NRW-Schulministerin Barbara Sommer bei der
Auftaktveranstaltung in Duisburg.
47
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Laufzeit
2004 bis 2009
Fördervolumen
750.000 Euro
Zielgruppe
18 allgemeinbildende Essener
Schulen
Region
Essen
Stiftungsziel
Förderung der Schulentwicklung
durch Verbesserung der Zusammenarbeit
und des Wissensaustausches
unter Schulen
Mercator Schulclub
Gemeinsam sind wir stark – diese Lebensweisheit gilt auch für die Arbeit an Schulen.
Um die Zusammenarbeit verschiedener Schulen und Schultypen anzustoßen und zu
verbessern, wurde 2004 der Mercator Schulclub gegründet. Daran beteiligt sind Schüler,
Eltern und Lehrer aus 18 allgemeinbildenden Essener Schulen. Dabei sollen nicht
nur die Schulen motiviert werden, miteinander zu kooperieren, sondern auch der Austausch
zwischen Schülern, Eltern und Lehrern untereinander steht im Mittelpunkt.
Der Mercator Schulclub zeigt eindrucksvoll, dass Netzwerken für alle Beteiligten viele
Vorteile bietet.
Gemeinsame Projekte zu entwickeln und umzusetzen, das ist das Ziel der Clubarbeit
– zum Austausch von Wissen und für ein partnerschaftliches Miteinander. Welche
Aktivitäten sie planen und gestalten, ist den Akteuren aus den einzelnen Schulen
überlassen, dabei können sie sich ganz an den eigenen Bedürfnissen orientieren. Die
Stiftung Mercator unterstützt die Kooperationsprojekte organisatorisch und finanziell.
Deren Zahl wächst stetig. Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt: von gemeinsamen
Lehrerfortbildungen über Tanzprojekte bis hin zu Schülerseminaren oder einer
Schreibwerkstatt. So konnten seit der Gründung des Schulclubs im Jahr 2004 bereits
mehr als 60 Projekte umgesetzt werden.
Im Jahr 2007 konzentrierten sich die Schulclub-Aktivitäten vor allem auf die Intensivierung
der Schüler- und Elternarbeit mit dem Ziel, Barrieren aufzudecken und
Maßnahmen zu ihrer Überwindung zu entwickeln, um eine vertrauensvolle und motivierende
Arbeitsplattform zu schaffen. Als Ergebnis wird es ab 2008 ein Fortbildungsund
Projektangebot für Eltern geben. Angestoßen wurde auch das Projekt „Fairer
Mercator Kiosk“, ein schulübergreifendes Kooperationsprojekt mit Schülern zu den
Themen soziale und ökologische Verantwortung, Umgang mit Diversität und Konflikten
im Schulalltag. Im Juni 2008 laden Stiftung und Schulclub-Schulen zum Sommerfestival
„MultiMercator“ anlässlich des vierjährigen Bestehens des Mercator Schulclubs
auf die Zeche Zollverein. Die Veranstaltung mit einem bunten Programm von Musik
über Tanz und Schauspiel bis hin zu einer Ausstellung innovativer Projekte aus dem
Mercator Schulclub wird ein Höhepunkt des Mercator Schulclubs im Jahr 2008 sein.
Das Schülerseminar zum Thema „Mobbing“ war nur eine von vielen Initiativen, die im
Mercator Schulclub realisiert wurden – die Projekte richten sich dabei ganz nach dem
Bedarf der jeweiligen Schulen.
„Ich möchte in einer Gesellschaft leben,
die sich einmischt. Und ich glaube,
da gibt es in der Elternarbeit und
im Allgemeinen an den Schulen noch
eine Menge zu tun. Der Schulclub ist
eine großartige Möglichkeit, sich
einmischen zu dürfen und gemeinsam
mit anderen interessierten und engagierten
Eltern Schule gestalten zu
dürfen.“
Willi Kemberg,
Elternsprecher Bertha-Krupp-Realschule
48
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Die individuellen Fähigkeiten der Schüler zu
fördern: darum geht es bei
„indive“. Lehramtsstudierende und im Berufsleben
stehende Lehrer werden gezielt auf
diese Aufgabe vorbereitet.
indive – individualisieren, differenzieren, vernetzen
Das Thema individuelle Förderung ist mehr denn je im Fokus der öffentlichen und
fachlichen Schuldiskussion. Mit „indive“ fördert die Stiftung Mercator ein Modellprojekt,
mit dem die Universität Duisburg-Essen und die Technische Universität Dortmund
der individuellen Förderung jedes einzelnen Schülers stärkeren Einzug in den Klassenraum
ermöglichen wollen. Dabei werden Lehramtsstudierende und im Berufsleben
stehende Lehrer auf diese Aufgabe vorbereitet. Mit unterschiedlichen Teilprojekten
konnten die Initiatoren bereits zeigen, dass durch gezielte Diagnostik und methodisches
Können individuelle Förderung in verschiedensten Schulstufen und Fächern
realisierbar ist.
Alle Beteiligten profitieren bei diesem Konzept: Studierende der beiden Universitäten
werden an ihren Hochschulen speziell geschult und dann in den Klassen eingesetzt.
So wird nicht nur der Schüler beim Lernen seinen Fähigkeiten entsprechend
unterstützt. Gleichzeitig erhalten auch die Lehramtsstudierenden der Universitäten
einen wertvollen Einblick in die praktische Arbeit und vor allem in den wichtigen
Bereich „Individuelles Lehren und Lernen“. Aber auch die Lehrer profitieren von dem
Projekt etwa durch die Fortbildungsangebote, die im Austausch zwischen Schule und
Hochschule entstehen.
Rund 20 Schulen aus dem ganzen Ruhrgebiet sind bereits an dem Projekt beteiligt,
mehrere hundert Studierende konnten als „indive-Studierende“ in den Klassen arbeiten.
Die Nachfrage auf beiden Seiten wächst stetig. Zahlreiche Projekte wurden bereits
erfolgreich umgesetzt wie der Einsatz von Lerntagebüchern und die Entwicklung
und Erprobung von Freiarbeitsmaterialien. Der Tagungsband zur Auftaktveranstaltung
ist gerade erschienen, für 2008 sind eine große Fachtagung zum Thema „Mathe
für alle“ sowie eine Schülerpraxistagung geplant.
Projektpartner
Technische Universität Dortmund
und Universität Duisburg-Essen
Laufzeit
2006 bis 2009
Fördervolumen
392.500 Euro
Zielgruppe
Schüler, Lehramtsstudierende und
Lehrer
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Verbesserung des Unterrichts
durch Förderung des individuellen
Lehrens und Lernens
Link
www.indive.net
49
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
„Den Austausch habe ich als ungemein
anregend empfunden, da gleichsam
von außen die schulische Arbeit
und ihre Besonderheit neu betrachtet
und gewichtet werden – mit dem unterstützenden
Blick eines kritischen
Experten, dem aus anderen Bereichen
Organisation und Sponsoring
selbstverständliche Instrumente sind.
Es war eine wirkliche Beratung. Die
Entscheidung der Umsetzung, der
Annahme und Übernahme lag immer
bei mir.“
Elisabeth Gemein,
Schulleiterin Städtisches Mädchengymnasium
Essen-Borbeck
Schulleiterin Elisabeth Gemein beim „Marktplatz-Treffen“, das dem Kennenlernen der Schulleiter mit
möglichen SeniorExperten diente.
Projektpartner
Stiftung Partner für Schule NRW
Laufzeit
2006 bis 2009
Fördervolumen
360.000 Euro
Zielgruppe
SeniorExperten; Schulleitungen in
Duisburg, Essen, Mülheim/Ruhr,
Oberhausen, Wesel, Kleve
Region
Ruhrgebiet
Stiftungsziel
Verbesserung der Schulentwicklung
durch Schulleiterqualifizierung
Link
www.partner-fuer-schule.de/
seniorexperts.php
Schulleitungscoaching durch SeniorExperten NRW
Selbstständigkeit und Verantwortlichkeit sind in Zukunft wichtige Stichworte der
Schulentwicklung – auch die Politik lässt Schulen mehr Handlungsspielräume als
noch vor einigen Jahren. Diese Freiheit birgt Chancen und Herausforderungen gleichermaßen.
Schulleiter müssen lernen, wie Manager zu handeln, und für diese zusätzlichen
Anforderungen müssen sie gut gerüstet sein.
Das Projekt „Schulleitungscoaching durch SeniorExperten NRW“ stellt den
Schulleitungen Experten und SeniorExperten aus der Wirtschaft an die Seite. Diese
bereiten die Mitglieder der Schulleitungen unternehmerisch und pädagogisch auf die
neue Rolle als Leiter des eigenverantwortlichen Unternehmens Schule vor und unterstützen
sie durch Coaching. Qualitätsmanagement, Personalführung und -entwicklung,
Marketing und Projekt- sowie Budgetmanagement – bei allen diesen Themen bieten
die Wirtschaftsfachleute ihre Beratung und Hilfe an.
Das Projekt, das von der Stiftung Partner für Schule NRW organisiert und von
der Stiftung Mercator maßgeblich finanziert wird, ist 2007 in den Regionen Duisburg
und Essen erfolgreich gestartet. Nach den Auftaktveranstaltungen konnten viele Schulen
und SeniorExperten für das Coaching gewonnen werden. Die regionale Koordination
übernahmen zwei SeniorExperten, denen die Industrie- und Handelskammern vor
Ort kostenlose Projektbüros zur Verfügung stellen.
In mehreren Workshops wurden interessierte Schulleitungen und SeniorExperten
für die Zusammenarbeit vorbereitet und geschult. Auf sogenannten Marktplätzen fanden
die Coaching-Paare zueinander und unterzeichneten nach einer gewissen Probephase
schließlich ihre Beratungsverträge. Die SeniorExperten begleiten die Schulleitungen
im Berufsalltag und helfen ihnen bei der Optimierung des Schulmanagements
– auf gleicher Augenhöhe und im offenen Dialog. Das Projekt stößt weiterhin auf
großes Interesse und 2008 sollen die Projektregionen Kleve, Wesel, Mülheim/Ruhr
und Oberhausen hinzukommen.
50
KINDER UND JUGENDLICHE FÖRDERN
Förderunterricht und Berufsorientierung
Der Übergang von der Schule in den Beruf läuft längst nicht immer so glatt, wie es
wünschenswert wäre. Besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund haben es
schwer, denn neben den für den Beruf erforderlichen Qualifikationen müssen sie auch
die notwendigen sprachlichen Fähigkeiten mitbringen. Auf Unterstützung von zu Hause
können sich diese Jugendlichen dabei häufig nicht verlassen. Die Folge: Ihre Chancen
auf dem Arbeitsmarkt sind deutlich schlechter als die Gleichaltriger.
Die Projektpartner des Förderunterrichts am Standort Dortmund (Technische
Universität Dortmund, RAA Dortmund) haben deshalb im Rahmen eines Modellprojektes
das bestehende Förderunterrichtskonzept (siehe Seite 44) um den Aspekt der Berufsorientierung
erweitert. Neben Fachvokabular lernen die Jugendlichen beispielsweise,
wie sie eine Bewerbung formulieren müssen oder wie sie sich erfolgreich in einem
Vorstellungsgespräch präsentieren. Neben diesen Kompetenzen, die sie für den Arbeitsmarkt
benötigen, erhalten sie auch Unterstützung, um herauszufinden, welcher
Beruf für sie der richtige ist.
Projektpartner
Technische Universität Dortmund,
RAA Dortmund
Laufzeit
2006 bis 2009
Fördervolumen
180.000 Euro
Zielgruppe
Haupt- und Förderschüler der
Klassen 7 bis 9, Studierende in
Dortmund
Region
Dortmund
Stiftungsziel
Förderung von Kindern und Jugendlichen
mit Migrationshintergrund
durch Verbesserung der Schul- und
Berufschancen
Kinder führen Kinder
Kinder als Museumsführer – und das auch noch im Kunstmuseum? Was anfangs eher
wie ein Widerspruch in sich klang, hat sich längst zum Erfolgsgarant entwickelt. Das
Projekt „Kinder führen Kinder“ startete 2005 am Essener Museum Folkwang und geht
jetzt in eine zweite Verlängerungsrunde bis 2009. Die Grundidee ist die gleiche geblieben:
Schüler zwischen 10 und 13 Jahren werden in regelmäßigen Treffen auf ihre Aufgaben
als Museumsführer vorbereitet. Ein Jahr lang führen sie dann Kinder im Alter
von 5 bis 13 Jahren durch die Kunstausstellungen. Ziel ist es, nicht nur das Interesse
an Kunst zu wecken und das Kunstverständnis zu erhöhen. Die Führungskinder werden
darüber hinaus in ihrer Wahrnehmung, ihren kommunikativen und sozialen Kompetenzen
sowie ihrem Selbstbewusstsein gestärkt. Zu jedem „Kinder führen Kinder“-
Jahr gehört auch ein großes Museums-Kinderfest. Das Honorar, das die Kinder durch
ihre Führungen erarbeiten, wird am Ende für eine gemeinsame Freizeitaktion wie beispielsweise
eine Ferienfahrt verwendet.
Mit der neuen Projektlaufzeit gibt es einige Neuerungen: Da sich das Museum
Folkwang im Umbau befindet, wurden Teile der Ausstellung bis zum Kulturhauptstadtjahr
2010 auf verschiedene andere Standorte verlagert. Das Projekt „Kinder führen
Kinder“ nutzt diese Dependancen: „Kinder führen Kinder“ gibt es neben dem Altbau
des Museum Folkwang in Essen nun auch in der Villa Hügel und dem RWE Turm sowie
im Joseph Albers Museum im Quadrat Bottrop. Dadurch steht nicht nur ein breiter
gefächertes Angebot für die Führungen zur Verfügung, es können auch mehr Kinder
als bisher mitwirken – eine positive Entwicklung, denn bislang überstieg die Nachfrage
nach Plätzen stets das Angebot. Wenn Sie mehr über das Projekt erfahren möchten,
lesen Sie den Erfahrungsbericht von Projektleiterin Monika Lahme-Schlenger und
Führungskind Laura Schneider auf Seite 36.
Projektpartner
Museum Folkwang Essen
Laufzeit
2007 bis 2009
Fördervolumen
87.600 Euro
Zielgruppe
Kinder im Alter zwischen 10 und
13 Jahren als Museumsführer und
Kinder im Alter zwischen 5 und 13
Jahren als Museumsbesucher
Region
Essen und Bottrop
Stiftungsziel
Förderung ganzheitlicher kultureller
Bildung, Erprobung und Implementierung
eines innovativen
museumspädagogischen Ansatzes
51
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Über den eigenen Tellerrand zu schauen, ist für Meinungsmultiplikatoren Grundvoraussetzung für eine fundierte Berichterstattung. Die Stiftung Mercator fördert deshalb mehrere
Programme, die den Austausch von Journalisten zwischen Deutschland und Osteuropa, der Türkei oder Asien ermöglichen.
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Kulturen verstehen,
Toleranz lernen
Unsere Welt rückt immer näher zusammen. Das Verständnis füreinander,
für fremde Länder und Kulturen gewinnt deshalb weiter an Bedeutung.
Dies gilt gleichermaßen für das Miteinander hierzulande: Menschen
unterschiedlicher Herkunft und Kultur treffen aufeinander, leben
miteinander und müssen dieses Zusammenleben gemeinsam gestalten.
Damit dies gelingt, braucht es ein großes Maß an Verständnis und
Toleranz.
Die Stiftung Mercator möchte dazu beitragen, dass Jugendliche und junge
Erwachsene sich zu aufgeschlossenen, vorurteilsfreien Menschen entwickeln,
weil daraus jedem Einzelnen für sein Leben Vorteile erwachsen.
Und weil wir davon überzeugt sind, dass Friede nur durch Völkerverständigung
gelingen kann. Deshalb fördern wir die Begegnung junger
Menschen.
In unseren Projekten eröffnen wir ihnen zahlreiche Möglichkeiten, einander
zu erleben, zu verstehen und mit Respekt zu begegnen. Unser
Hauptaugenmerk richten wir dabei auf Regionen der Welt, die für
Deutschland künftig von großer Bedeutung sein werden: die Länder
Osteuropas und Asiens sowie in immer stärkerem Maße die Türkei. In
den Zielregionen ebenso wie hierzulande stoßen wir vielfältige Formen
des Schüleraustausches, aber auch des Austausches Jugendlicher und
junger Erwachsener an: Das neue Projekt „european workcamps“ etwa
richtet sich auch an junge Menschen, die in ihrer Schullaufbahn keine
Gelegenheit zu interkulturellem Austausch haben oder hatten.
Auf diese und viele andere Weisen möchten wir junge Menschen aus
verschiedenen Teilen der Welt motivieren, sich aufeinander einzulassen,
sodass mit dem Zusammenwachsen auch ein aneinander Wachsen
einhergeht.
Unsere größten Projekte im
Bereich „Kulturen verstehen,
Toleranz lernen“:
• Mercator-Schülerstipendien
(S. 63)
• european workcamps (S. 58)
• Deutsch-vietnamesisches
Journalistenstipendium (S. 59)
• Marion Gräfin Dönhoff Programm
(S. 64)
• Deutsch-türkischer
Schüleraustausch (S. 60)
53
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Ein Blick in die Projekte: Das Bundespräsident Johannes Rau Programm
Journalisten als Mittler:
Zerrbilder korrigieren
Seit 2006 fördert die Stiftung Mercator das nach dem früheren Bundespräsidenten benannte Journalistenaustauschprogramm
„Johannes Rau“, in dessen Rahmen jährlich 10 bis 15 Journalisten aus Deutschland bzw. der
Türkei zwei Monate in einer Redaktion des jeweiligen Gastlandes arbeiten. Wir haben mit Projektkoordinator
Baha Güngör über Chancen, Erfolge und Perspektiven des Programms gesprochen.
Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach das deutsch-türkische
Journalistenstipendienprogramm?
Das Projekt basiert auf der Idee, über die Medien das Verständnis zwischen der deutschen
und türkischen Öffentlichkeit zu fördern und einen Beitrag zum Abbau von
Vorurteilen sowie zum Dialog zwischen Deutschen und Türken zu leisten. Ohne die
Medien können Sie die Öffentlichkeit nicht erreichen. Das heißt, Sie müssen sie einbeziehen
in den Aufbau von Projekten und von Initiativen, die darauf abzielen, gegenseitige
Vorurteile zu überwinden und Auseinandersetzungen zwischen Kultur und Religion
zu minimieren. Wichtig ist aber, dass hier alle Medien einbezogen werden. Die
schreibende Medienlandschaft ist ja sehr, sehr stark, aber es müssen auch Fernsehen,
Radio und Internet berücksichtigt werden. Man muss daher sowohl deutsche als auch
türkische Journalisten aller Medieninstitutionen zusammenbringen, damit sie sich kennenlernen
und fachlich austauschen, um die Öffentlichkeit korrekt informieren zu können.
Eine differenzierte mediale Berichterstattung von türkischen und deutschen Journalisten
bildet die Grundlage zur Verbesserung des Verständnisses zwischen Deutschen
und Türken. Deshalb trägt das Programm auch den Namen unseres früheren
Bundespräsidenten Johannes Rau. Er hat sich immer wieder sowohl in der Türkei als
auch in Deutschland persönlich für die deutsch-türkische Verständigung engagiert.
Dieses Engagement war nicht für die Medien und das Blitzgewitter gemacht, sondern
es kam von innen, denn er wusste genau, wenn in Deutschland die gesellschaftlichen
Weichen richtig gestellt werden sollen, muss man diese Menschen, die aus anderen
Ländern und Kulturen zu uns gekommen sind, einbeziehen.
Welche Erfahrungen haben Ihre Journalisten mit dem Stipendium gesammelt? Wie
ist die Resonanz der Teilnehmer?
Die Erfahrungen sind durchweg positiv. Es ist ja auch einmalig, dass deutschen und
türkischen Journalisten mit einem Stipendium die Möglichkeit gegeben wird, ohne finanzielle
Kraftakte das Land kennenzulernen, das dem eigenen Land so nahe liegt.
54
Baha Güngör ist sich sicher, dass die
Journalisten viele Bilder, die in ihren Köpfen
waren, korrigieren konnten.
Zwischen Deutschland und der Türkei gibt es historische Beziehungen auf vielen
Gebieten. Es gibt eine traditionelle gegenseitige Anerkennung der Leistungen beider
Völker beim gemeinsamen Aufbau Europas. Leider aber gibt es auch Missstimmungen,
deren Ursachen in der fehlenden Kenntnis der heutigen Realitäten in beiden
Ländern liegen.
Auf jeden Fall haben die Journalisten viele Bilder, die in ihren Köpfen waren, korrigiert.
Die Kollegen, die aus der Türkei gekommen sind, haben erkannt, dass in
Deutschland doch nicht alles so negativ ist, wie es teilweise von der Boulevardpresse
dargestellt wird, aber dass es hier auch Probleme gibt. Das heißt, wenn sie wieder in
ihr Heimatland zurückgekehrt sind, können sie objektiv über Deutschland berichten
und ganz anders argumentieren. Gleiches trifft auch für die deutschen Stipendiaten
zu, die sich durch die zweimonatigen Gastaufenthalte vor Ort ein Bild frei von Vorurteilen
und negativen Einflüssen verschaffen konnten. Durch die Aufenthalte im jeweiligen
Gastland bildeten sich auch wertvolle Netzwerke, die im Hinblick auf den fachlichen,
aber auch persönlichen Austausch enorm wichtig sind.
Die Resonanz der Teilnehmer ist sehr, sehr positiv. Negative Stimmungen hat es
nur vereinzelt gegeben bei denen, die Probleme damit hatten, eigene Ängste zu überwinden
und sich deshalb hinter Klischees zu verstecken versuchten. Diese hatten natürlich
längere Eingewöhnungszeiten nötig.
Was sollte aus Ihrer Sicht das Programm außer den Erfahrungen, die in den zwei
Monaten im Ausland gemacht werden, leisten und sind diese Erwartungen erfüllt
worden?
Wichtig ist auf jeden Fall, dass Netzwerke aufgebaut bzw. bestehende Netzwerke intensiviert
und gepflegt werden, das heißt, man sollte dazu animieren, dass man sich in regelmäßigen
Abständen bei Alumnitreffen wiedersieht. Es ist wichtig, dass unsere Leute
wieder zusammengeführt werden und sich nicht irgendwie in der Türkei und in
Deutschland verlieren, damit ihre Erfahrungen untereinander ausgetauscht und auch
weitergegeben werden.
55
Ich hatte die Erwartung, dass sich Verbindungen zwischen den deutschen und türkischen
Stipendiaten ergeben. Diese sind größtenteils erfüllt. Ich weiß aus persönlichen
Gesprächen, dass nicht nur zwischen den Teilnehmern des Bundespräsident Johannes
Rau Programms Kontakte geknüpft worden sind. Darüber hinaus wurden bei Gastaufenthalten
kollegiale Freundschaften begonnen, die über die Teilnehmer hinaus Redaktionen
die Möglichkeit des Austauschs gegeben haben. Das Netzwerk ist noch sehr
jung und damit im Aufbau. Aber die ersten Erfahrungen zeigen, dass der eingeschlagene
Weg richtig ist.
Warum ist das Projekt aus Ihrer Sicht besonders für die Entwicklung interkultureller
Kompetenzen wichtig? Können Sie konkrete Beispiele nennen?
Eine anatolische Weisheit besagt: Wer Angst vor den Wölfen habe, solle kein Schafhirte
werden. Wer Angst vor anderen Kulturen, Traditionen oder Religionen als den
eigenen hat, sollte kein Journalist werden. Ein Journalist muss die aktive Auseinandersetzung
suchen, was die Entwicklung interkultureller Kompetenzen voraussetzt. Wie
soll ein deutscher Journalist zum Beispiel in seiner täglichen Arbeit dieses oder jenes
Ereignis im Zusammenhang mit Einwanderern aus der Türkei oder im Zusammenhang
mit der Türkei bewerten, wenn er weder das Land noch die Kultur der Menschen, um
die es geht, kennt? Gleiches gilt auch für türkische Journalisten. Sie können viel zutreffender
berichten und kommentieren, wenn sie Deutschland und Deutsche persönlich
gesehen und kennengelernt haben.
Erhan Merttürk von RBB Radio Multukulti Türkisch als Teilnehmer des diesjährigen
Austauschprogramms war für zwei Monate Gastjournalist bei CNN Türk und ist
jetzt Berlin-Korrespondent dieses Senders. Das ist deshalb wichtig, weil er als „erfahrener
Berliner“ über Ereignisse und Entwicklungen zutreffend berichten wird und nicht
auf der Basis von Klischees und Vorurteilen wie so mancher aus der Türkei entsandte
Korrespondent.
Ein anderes Beispiel ist, dass die türkische Teilnehmerin Emine Deniz Sahin nach
ihrem Gastaufenthalt bei n-tv in Köln jetzt für die deutschsprachige Redaktion beim
türkischen Staatsrundfunk TRT in Ankara arbeitet. Dort kann sie sehr wohl zur
Abrundung korrekter Bilder über Deutschland und Deutsche beitragen.
Von den deutschen Stipendiaten weiß ich, dass das Leben in Istanbul in einer
Wohngemeinschaft sich nicht von den Sorgen, Problemen oder Vorteilen einer Wohngemeinschaft
in Deutschland unterscheidet. Da wurden viele Ängste im Vorfeld bezüglich
des Zusammenlebens mit türkischen Mitbewohnern als unbegründet entlarvt und
schnell abgebaut.
56
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Wie stellen Sie sich die Zukunft dieses Programms vor?
In der ersten Phase wurde in der Türkei nur Istanbul als Zentrum der türkischen Medienlandschaft
für die Gastaufenthalte der deutschen Programmteilnehmer anvisiert.
In Zukunft sollten Gastaufenthalte auch in anderen Städten und Ballungszentren organisiert
werden. Dazu gehören natürlich vorrangig die Hauptstadt Ankara sowie weitere
Wirtschaftszentren wie Bursa, Gaziantep, Izmir und Adana. Für türkische Journalisten
ist die Möglichkeit besser gegeben, da deutsche Medien sich gleichwertig auf ganz
Deutschland verteilt haben. So ist zum Beispiel jede Landeshauptstadt ein Medienzentrum
mit Frankfurt als Finanzmetropole Europas. Ich möchte meinen Beitrag zur weiteren
Entwicklung des Projekts dahingehend verstärken, vor allem deutsche Journalisten
in der Türkei auch außerhalb von Istanbul unterzubringen.
Als deutscher Journalist türkischer Abstammung finde ich es außerordentlich
wichtig, dass Internationale Journalisten Programme (IJP) e.V. und die Stiftung Mercator
sowie das Auswärtige Amt dieses Projekt als eine Investition für die Zukunft weiterhin
unterstützen, weil in Europa Völker und Kulturen zusammenwachsen und die Türkei
und die Türken in Europa integriert werden müssen. Die Ablehnung oder das „Vom
Tisch wischen“ ist die einfachere Methode, aber Einbeziehung und Anerkennung ist
die vernünftigere und dient nicht zuletzt einem politisch, wirtschaftlich und geostrategisch
sicheren Europa der Zukunft, in dem die Türkei ihren festen Platz haben wird.
So wäre sicherlich die Ernst-Reuter-Initiative als ein weiterer Meilenstein in den
Bemühungen um die Förderung des gegenseitigen Verständnisses zu bezeichnen. Der
frühere türkische Außenminister und heutige Staatspräsident Abdullah Gül und Bundesaußenminister
Frank-Walter Steinmeier haben diese nach dem ersten Regierenden
Bürgermeister von Berlin benannte Aktion gestartet. Ernst Reuter war während der
dunklen Jahre der deutschen Geschichte in die Türkei gegangen und hat nicht nur
persönliche Sicherheit gehabt, sondern auch der damals noch jungen Republik mit
Rat und Tat wichtige Hilfestellungen gegeben.
Genau das ist der Geist, der in den aktuellen Auseinandersetzungen um die Kompatibilität
von Kulturen und Religionen sowie um den Dialog zwischen diesen von
herausragender Bedeutung ist. Europa und die Türkei ergänzen sich zu einem vollkommenen
Bild, dessen Motive sich nicht zuletzt aus den positiven Erfahrungen der
deutsch-türkischen Beziehungen ergeben. Deshalb sind Aktionen wie die Ernst-Reuter-
Initiative oder das Bundespräsident Johannes Rau Programm auch so wichtig, damit
die Motive auch richtig geortet, verstanden und vermittelt werden.
Herr Güngör, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Baha Güngör
hat sein 32-jähriges journalistisches
Berufsleben zur Hälfte in Deutschland
und zur Hälfte in der Türkei
als Berichterstatter für deutsche
Medien verbracht. Er leitet seit
1999 das türkische Hörfunkprogramm
der Deutschen Welle.
Davor war er unter anderem acht
Jahre dpa-Korrespondent in der
Türkei, sieben Jahre Pool-Korrespondent
der WAZ in der Türkei und
Griechenland und Politikredakteur
des Bonner General-Anzeigers. Er
bezeichnet sich selbst als politischen
Journalisten mit starkem
Drang, die sozialen Auswirkungen
der politischen Entscheidungen in
den Vordergrund zu stellen. Seit
2006 betreut er das Bundespräsident
Johannes Rau Programm.
Dort fungiert er als Schnittstelle
zwischen Stipendiaten und Medien
und als Ansprechpartner für Fragen
und Sorgen jeglicher Art.
57
Zusammen arbeiten – zusammenwachsen: Das ist die Idee bei den „european workcamps“. Jugendliche aus drei
verschiedenen Ländern treffen sich, um gemeinsam in gemeinnützigen Projekten zu arbeiten.
Neue Projekte 2007
Eine Auswahl
Projektpartner
Internationales Bildungs- und Begegnungswerk
e.V. (IBB)
Laufzeit
2007 bis 2010
Fördervolumen
1.750.000 Euro
Zielgruppe
Institutionen der Jugendarbeit; Jugendliche
mit Haupt-/Realschulabschluss
oder mit Berufsausbildung
Region
Nordrhein-Westfalen, ost- und westeuropäische
EU-Länder
Stiftungsziel
Internationale Netzwerkbildung von
Jugendeinrichtungen, Belebung der
Städtepartnerschaften
european workcamps
Internationale Jugendbegegnungen werden mit der EU-Erweiterung und dem fortschreitenden
Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend wichtiger. Denn durch
sie können Jugendliche das zusammenwachsende Europa erleben und interkulturelle
Kompetenzen erwerben. Die Stiftung Mercator möchte jungen Menschen unabhängig
von ihrem Bildungsstand die Teilnahme an solchen Jugendprogrammen ermöglichen.
Deshalb will das Projekt in erster Linie Jugendlichen, die in ihrer bisherigen Laufbahn
in Haupt-, Real- und Gesamtschule oder in einer Berufsausbildung kaum mit Begegnungsprogrammen
in Berührung gekommen sind, das Tor zum interkulturellen Austausch
öffnen.
Drei Partner, drei Workcamps, drei Länder – das sind die Koordinaten des innovativen
Förderprogramms: Drei Jugendeinrichtungen aus drei Ländern organisieren in
drei aufeinander folgenden Jahren für junge Menschen reihum dreiwöchige Sommer-
Workcamps. Die Schwerpunktregionen sind Nordrhein-Westfalen mit einem Fokus auf
das Ruhrgebiet sowie west- und osteuropäische EU-Länder (einschließlich Belarus,
Russische Föderation und der Ukraine) und die Türkei.
Die Initiative zielt auf eine nachhaltige Vernetzung der Jugendeinrichtungen und
die Förderung der interkulturellen und sozialen Kompetenz der jungen Teilnehmer,
die gemeinsam im Rahmen der Workcamps in gemeinnützigen Projekten arbeiten und
sich kennenlernen. Bei den Projekten stehen Umweltthemen an erster Stelle.
58
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Die Achsen ihrer partnerschaftlichen Dreiecke ziehen die am Projekt teilnehmenden
Jugendeinrichtungen selbst. Insgesamt sollen bis zu 60 Institutionen gefördert
werden, je 20 aus dem Ruhrgebiet, aus einem westeuropäischen und einem osteuropäischen
Land bzw. der Türkei. Bei der Bildung ihrer Partnerschaften sollen die Einrichtungen
möglichst auf bestehende Städtepartnerschaften zurückgreifen, denn diese
können durch ihre Strukturen Funktionsträger für Politik, Wirtschaft und Kultur sein
und bieten damit ein gutes Fundament für internationale Jugendarbeit.
Projektpartner
Internationale Journalisten Programme
(IJP) e.V.
Laufzeit
2007 bis 2012
Fördervolumen
265.000 Euro
Zielgruppe
Journalisten zwischen 28 und 39
Jahren aus Deutschland und Vietnam
Region
Nordrhein-Westfalen und Vietnam
Stiftungsziel
Förderung von Völkerverständigung
und Toleranz, Netzwerkbildung für
Nachwuchsjournalisten
Link
www.ijp.org
Deutsch-vietnamesisches Journalistenstipendium
Der Aufstieg Asiens ist ein entscheidender Antrieb für die weltweiten politischen und
wirtschaftlichen Veränderungen. Dieser Tatsache müssen sich die westlichen Länder
stellen, wenn sie vom Wirtschaftswachstum profitieren wollen. Auch Vietnam erlebte
in den vergangenen Jahren ein enormes Wirtschaftwachstum. Mit dem Beitritt zur
Welthandelsorganisation (WTO) im Januar 2007 hat sich dieser Boom noch verstärkt.
Viele deutsche Unternehmen können heute davon profitieren und pflegen intensive
wirtschaftliche Beziehungen mit Vietnam. Zudem bestehen seit Langem enge Kooperationen
im Bildungsbereich und es herrscht ein zunehmend reger akademischer Austausch
zwischen beiden Ländern.
Die Medien spielen bei der Wahrnehmung dieser globalen Veränderungsprozesse
eine besondere Rolle, denn sie tragen zur Vermittlung des Asienbildes in Deutschland
und umgekehrt bei. Einem Stipendienprogramm für Journalisten mit dem Fokus auf
Vietnam kommt daher große Bedeutung zu. Bislang existierte jedoch kein solches
Programm, das von einer deutschen Stiftung gefördert wird.
Das hat die Stiftung Mercator geändert. Seit 2007 können sich deutsche und vietnamesische
Journalisten bei Internationale Journalisten Programme (IJP) e.V. um ein
Stipendium bewerben. Das deutsch-vietnamesische Journalistenstipendium ist Teil des
deutsch-asiatischen Journalistenprogramms. Pro Jahr sollen zehn Stipendien vergeben
werden; jeweils fünf an deutsche und fünf an vietnamesische Nachwuchsjournalisten.
Diese zehn Stipendiaten, die vor allem aus Online-Redaktionen, aber auch aus den Bereichen
Print, Hörfunk und Fernsehen kommen, erhalten die Möglichkeit, für jeweils
zwei Monate in Gastredaktionen zu arbeiten und gewinnen so einen Einblick in den
Arbeitsalltag und die Kultur der jeweiligen Region. Mit Sprachkursen und Seminaren
bereiten sich die Teilnehmer intensiv auf ihren Aufenthalt vor. Zudem sollen Alumnitreffen
in Deutschland und Vietnam die Netzwerkbildung ermöglichen.
59
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Projektpartner
AFS Interkulturelle Begegnungen
e.V.
Laufzeit
2007 bis 2010
Fördervolumen
219.000 Euro
Zielgruppe
Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren
aus NRW und der Türkei
Region
Nordrhein-Westfalen und Türkei
Stiftungsziel
Förderung von Völkerverständigung
und Toleranz der Jugendlichen,
Erwerb interkultureller Kompetenz
und türkischer bzw. deutscher
Sprachkenntnisse
Link
www.afs.de
Deutsch-türkischer Schüleraustausch
Die Türkei ist für Europa und speziell für Deutschland ein Land von sehr großer Bedeutung,
sei es in der Diskussion um den EU-Beitritt, in der Islam-Debatte oder beim
Thema Ausländerintegration hierzulande. Doch Vorurteile und populistische Phrasen
bestimmen auf beiden Seiten noch zu häufig das Bild vom jeweils anderen Land. Um
diese Vorurteile abzubauen, ist ein interkultureller Dialog notwendig. Besonders Jugendliche
sind eine wichtige Zielgruppe, um diese Verständigung anzustoßen, da sie
an der Gestaltung der Zukunft maßgeblich beteiligt sind.
Deshalb bietet AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. mit Unterstützung der Stiftung
Mercator ein Austauschprogramm für deutsche und türkische Jugendliche zwischen
15 und 18 Jahren an. Bis zu zehn Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen erhalten
durch ein Stipendium die Möglichkeit, für ein Jahr in die Türkei zu gehen, vornehmlich
in die Regionen Istanbul, Ankara und Izmir, dort die Schule zu besuchen und bei
einer Gastfamilie zu leben. Im Gegenzug kommen bis zu zehn Jugendliche aus der
Türkei für ein Jahr nach Deutschland.
Vor- und Nachbereitungsseminare geben den Austauschschülern das nötige Rüstzeug
mit auf den Weg und verschaffen ihnen im Anschluss die Möglichkeit zur Reflexion.
Der erste Austausch in diesem neuen Programm wird im Schuljahr 2008/2009
stattfinden. Das Besondere: Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten, findet
jeweils zum Ende eines Schuljahres eine Multiplikatorenveranstaltung in Nordrhein-Westfalen
statt, bei der Erfahrungen, Beobachtungen und Wahrnehmungen mit
Programmteilnehmern sowie aktiven Multiplikatoren der Zuwandererarbeit diskutiert
werden.
Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen und der Türkei
erhalten beim deutsch-türkischen Schüleraustausch
die Möglichkeit, ein Jahr im Ausland zu verbringen.
Der erste Stipendiatenjahrgang startet im Schuljahr
2008/2009.
60
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
„Es gibt jene Momente, für die sich
alles gelohnt hat, die Mühe, die Hilflosigkeit,
die Trennung von lieben
Menschen und die daraus resultierende
Sehnsucht nach meiner ‚alten
Welt‘, die Zweifel, die Traurigkeit.
Vielleicht bin ich eben gerade deshalb
hier: um den Umgang mit genau solchen
Schwierigkeiten zu lernen, sowie
die Fähigkeit zu erwerben, die
kleinen Dinge zu schätzen.“
Claire Gordziel,
Meike-Schneider-Stipendiatin in Belarus
In Belarus arbeitete Claire Gordziel in einem Heim für behinderte Kinder und für einen
Verband ehemaliger Zwangsarbeiter. Hier ist sie mit Heimkind Viktor zu sehen.
Meike-Schneider-Stipendien: Freiwilligendienste in Osteuropa
„Zerstörung kann nicht immer ungeschehen gemacht werden, aber Beziehungen können
wieder aufgebaut werden. Das gilt nicht nur für Nationen, sondern auch für Individuen,
und es ist die einzig mögliche Grundlegung für Frieden.“ So hat eine freiwillige
Helferin der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) das Anliegen des Vereins
auf den Punkt gebracht.
Im Bewusstsein, dass die Folgen des Nationalsozialismus noch immer spürbar
sind und nur durch einen intensiven Dialog überwunden werden können, setzt sich
Aktion Sühnezeichen für eine Verständigung zwischen den Generationen, Kulturen,
Religionen und Völkern ein. Die ASF-Freiwilligen sind in vielfältigen sozialen und politischen
Projekten in 13 Ländern aktiv.
Durch die Unterstützung der Stiftung Mercator soll jungen Menschen ermöglicht
werden, an einem Freiwilligendienst in Osteuropa teilzunehmen. Dazu wurde das Meike-Schneider-Stipendium
bei der ASF eingerichtet – benannt nach Meike Schneider, die
sich im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres von 2000 bis 2001 im Kosovo engagierte,
später an Leukämie erkrankte und im Alter von 22 Jahren starb. Die Stipendiaten
arbeiten ein Jahr lang in einer sozialen, kirchlichen, kulturellen oder medizinischen
Einrichtung in der Russischen Föderation, in Belarus oder der Ukraine. Durch diese
Arbeit kommen sie in direkten Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung und lernen
dabei nicht nur die Menschen, sondern vor allem deren Alltag intensiv kennen.
Das Stipendium beinhaltet die Kosten für Reise, Unterkunft und Versicherungen
sowie begleitende Seminare.
Projektpartner
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste
e.V. (ASF)
Laufzeit
2007 bis 2010
Fördervolumen
88.200 Euro
Zielgruppe
Jugendliche im Alter zwischen 18
und 27 Jahren, vorzugsweise aus
NRW
Region
Nordrhein-Westfalen und Osteuropa
(Belarus, Russ. Föderation, Ukraine)
Stiftungsziel
Förderung von Völkerverständigung
und Gewinnung von Jugendlichen
für ehrenamtliches Engagement
Link
www.asf-ev.de
61
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Projektpartner
Goethe-Institut Minsk
Laufzeit
2007
Fördervolumen
12.600 Euro
Zielgruppe
Schüler aus Essen
Region
Essen und Minsk (Belarus)
Stiftungsziel
Interkulturelle Verständigung, Förderung
von Toleranz und Erwerb
von Landeskenntnissen
Jugendbegegnung Essen-Belarus
Belarus ist vom westlichen Europa relativ isoliert. Reisen von belarussischen Kindern
und Jugendlichen nach Deutschland sind sehr selten. Die meisten jungen Menschen
aus dieser Region sind daher schlecht informiert darüber, was sich außerhalb ihrer
Landesgrenzen abspielt. Und auch in Deutschland ist Belarus noch immer ein „weißer
Fleck“ auf der Landkarte. Mit dieser Jugendbegegnung wurde ein Beitrag zum bilateralen
Austausch von deutschen und belarussischen Jugendlichen geleistet.
Vom 15. September bis 7. Oktober 2007 präsentierte das Goethe-Institut Minsk
die deutschsprachige Ausstellung „jung.de“, die interaktiv jugendliche Lebenswelten
in Deutschland vorstellt. Die Ausstellung diente als Plattform für eine Schülerbegegnung
mit Teilnehmern aus Essen und Belarus. Zwölf Schüler im Alter zwischen 14
und 16 Jahren von drei weiterführenden Schulen in Essen nahmen an dem achttägigen
Begegnungsprogramm teil. Gemeinsam mit belarussischen Schülern beteiligten sie
sich an Projekten wie Theater- und Musikworkshops, Wettbewerben, Landeskundeseminaren
und Ausflügen zu historischen Orten. Außerdem hielten sie Vorträge über ihre
Heimat und besuchten den Deutschunterricht in belarussischen Schulen.
Bei dieser Jugendbegegnung konnten die Teilnehmer nicht nur Freundschaften
schließen und Kenntnisse über die jeweils andere Kultur erwerben, sie entwickelten
auch ein nachhaltiges Interesse für Osteuropa beziehungsweise für Deutschland.
Kenntnisse über die jeweils andere Kultur erwarben Jugendliche aus Essen und Minsk bei einer Jugendbegegnung zwischen Deutschland
und Belarus durch Filme, Vorträge und gemeinsame Aktivitäten.
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
„Als ich nach Deutschland kam,
hatte ich Angst vor Hunden. In
Hongkong hat niemand so ein
großes Haustier, weil man dort
in viel kleineren Wohnungen
wohnt. Jetzt gehe ich jeden Tag
mit den Hunden meiner Gastfamilie
spazieren. Auch dass es
in Deutschland so viel Natur
gibt, gefällt mir sehr gut.“
Pui Sing Au,
Gastschüler aus Hongkong
Pui Sing Au mit seiner Gastmutter. Er lebt seit Herbst 2007 bei Familie Hay in Kettwig.
Laufende Projekte 2007
Eine Auswahl
Mercator-Schülerstipendien
Der asiatische Raum tritt aufgrund seiner beständig wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung
immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Gerade für junge Menschen
ist es deshalb wichtig, diese fremde Region mit ihren Kulturen kennenzulernen und
bei einem Auslandsaufenthalt auch ihre sozialen und sprachlichen Kompetenzen zu
verbessern. Mit den Mercator-Schülerstipendien erhalten deutsche Schüler die Möglichkeit,
ein Jahr in einer Gastfamilie in Asien zu verbringen und dort die weiterführende
Schule zu besuchen. Im Gegenzug kommen asiatische Schüler nach Deutschland.
Die Teilnehmer werden vor der Abreise, im Gastland und nach der Rückkehr vom
AFS Interkulturelle Begegnungen e. V. betreut. Sie erhalten unter anderem ein Vorbereitungsseminar
im Heimatland und besuchen während ihrer Zeit im Gastland mehrere
Camps, die dem Erfahrungsaustausch dienen und Hilfestellung im Umgang mit der
fremden Lebensweise und Kultur bieten. Insgesamt 50 Schüler aus Deutschland und
Asien haben in 2007 ein Mercator-Stipendium für die Länder China, Malaysia und Indonesien
erhalten. Die durchschnittliche Stipendienhöhe betrug rund 2.500 Euro.
2008 wird das Programm auf Vietnam ausgeweitet. Seit dem Start des Projekts im
Jahr 2000 erhielten insgesamt rund 500 Jugendliche ein Mercator-Stipendium.
Projektpartner
AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.
Laufzeit
1999 bis 2010
Fördervolumen
2.060.000 Euro
Zielgruppe
Schüler ab dem 10. Schuljahr
Region
Deutschland (vorzugsweise Nordrhein-Westfalen)
und Asien (China,
Indonesien, Malaysia, Vietnam)
Stiftungsziel
Förderung der Toleranz und
des Völkerverständnisses bei
Jugendlichen
Link
www.afs.de
63
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
„Als Korrespondentin auf Zeit in
Moskau konnte ich die journalistische
Maxime geradezu verinnerlichen:
Man solle die Dinge stets
von mindestens zwei Seiten betrachten.
Dazu muss man einander
lediglich entgegenkommen.
Ich sah erstaunt dabei zu, wie
mein Bild von Russland an Tiefe,
an Schärfe, an Kontrasten gewann.“
Anna Walter,
Stipendiatin im Marion Gräfin Dönhoff
Journalistenprogramm
Der Aufbau eines verlässlichen Netzwerks ist für junge Journalisten ganz zentral. Olga Danischewitsch
aus Belarus (l.) und Suzanne Krysztofik aus Polen, beide Stipendiatinnen des Marion
Gräfin Dönhoff Programms, tauschen sich beim Alumni-Treffen der Stiftung Mercator aus.
Projektpartner
Internationale Journalisten Programme
(IJP) e. V.
Laufzeit
2001 bis 2010
Fördervolumen
225.000 Euro
Zielgruppe
Deutsche und osteuropäische
Nachwuchsjournalisten
Region
Deutschland und Osteuropa
Stiftungsziel
Förderung der Toleranz und des
Völkerverständnisses durch internationalen
Austausch von Meinungsmultiplikatoren
Link
www.ijp.org
Marion Gräfin Dönhoff Programm
Auch wenn uns durch die EU-Erweiterung mittlerweile viele Staaten in Mittel- und
Osteuropa näher gerückt sind, bestimmen doch noch häufig mangelndes Wissen und
eine verzerrte Wahrnehmung das gegenseitige Bild und behindern ein partnerschaftliches
Miteinander. Umso wichtiger ist eine differenzierte Auseinandersetzung mit den
osteuropäischen Ländern, um Ängste und Vorurteile abzubauen, gegenseitiges
Verständnis zu entwickeln und zu einer dauerhaften Sicherheit und Stabilität in
Europa beizutragen.
Um die Öffentlichkeit besser über die tatsächlichen kulturellen, sozialen, politischen
und wirtschaftlichen Gegebenheiten zu informieren, bieten die Stiftung Mercator
und die ZEIT-Stiftung mit Internationale Journalisten Programme e. V. (IJP) ein
Austauschprogramm für Nachwuchsjournalisten an. Um den jungen deutschen Journalisten
umfangreiche Landeskenntnisse und interkulturelle Kompetenz zu vermitteln,
erhalten diese die Möglichkeit, zwei Monate lang in einem osteuropäischen Land in
einer Redaktion zu hospitieren. Im Gegenzug werden auch osteuropäische Nachwuchsjournalisten
nach Deutschland eingeladen.
Im Jahr 2007 nahmen insgesamt sechs deutsche und zehn mittel- und osteuropäische
Journalisten (aus Georgien, Kasachstan, Polen, der Russischen Föderation, Belarus
und der Ukraine) teil. Darüber hinaus fand im September eine zweitägige IJP-
Alumni-Konferenz in der Villa Hammerschmidt in Bonn statt. Teilgenommen haben
über 50 IJP-Alumni, darunter auch ehemalige Stipendiaten des Marion Gräfin Dönhoff
64
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Programms und des Bundespräsident Johannes Rau Programms. Auf dieser Konferenz
wurden journalistische Grundsätze über nationale Grenzen hinweg erörtert, um Maßstäbe
für einen Welt-Journalismus zu definieren. Seit Beginn der Förderung im Jahr
2001 hat die Stiftung Mercator rund 100 Journalisten aus Ost und West ermöglicht,
an dem Programm teilzunehmen.
Bundespräsident Johannes Rau Programm
Die Dönerbude an der Ecke gehört für uns längst zum Alltag und zur Urlaubszeit
tummeln sich viele deutsche Touristen an der türkischen Riviera. Doch über den Alltag
in der Türkei wissen wir kaum etwas – und oft wird das Bild vom jeweils anderen
auf beiden Seiten von Vorurteilen bestimmt. Deshalb ist es wichtig, dass gerade die
Medien als bedeutende Multiplikatoren dazu beitragen, das gegenseitige Verständnis
zu verbessern.
Deutsche und türkische Journalisten können durch eine fundierte, sachliche und
ausgewogene Berichterstattung einen Beitrag leisten, das gegenseitige Zerrbild gerade
zu rücken. Dazu benötigen sie allerdings zunächst einen Einblick in die tatsächlichen
Gegebenheiten. Das Bundespräsident Johannes Rau Programm des Internationale
Journalisten Programme (IJP) e.V. ermöglicht es türkischen und deutschen Nachwuchsjournalisten,
Eindrücke und Erfahrungen im jeweils anderen Land zu sammeln.
Vorab haben sie auf einem mehrtägigen Seminar die Möglichkeit, sich auf ihren Auslandsaufenthalt
vorzubereiten und sich gegenseitig kennenzulernen. Für je zwei Monate
hospitieren die jungen Journalisten bei einer oder mehreren Redaktionen in der
Türkei bzw. in Deutschland. Dabei lernen sie die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe
des Gastlandes kennen und erhalten die Möglichkeit, sich mit Kultur-, Lebens-
und Arbeitsweisen vertraut zu machen. Nicht nur in dieser Zeit, sondern auch im
Anschluss in ihrer Heimat berichten sie über ihre Erlebnisse und Erfahrungen.
Das Programm ist im September 2006 angelaufen. Im ersten Jahr haben insgesamt
zehn Nachwuchsjournalisten teilgenommen, fünf aus Deutschland und fünf aus
der Türkei. 2007 waren es bereits 14, darunter vier deutsche, vier türkische und sechs
deutsch-türkische Journalisten.
Einen tieferen Einblick in das Bundespräsident Johannes Rau Programm gibt Ihnen
das Interview mit Projektleiter Baha Güngör auf Seite 54. Er berichtet dort von
Chancen, Perspektiven und ersten Erfolgen dieser Initiative.
Projektpartner
Internationale Journalisten Programme
(IJP) e. V.
Laufzeit
2006 bis 2008
Fördervolumen
150.000 Euro
Zielgruppe
Deutsche und türkische Nachwuchsjournalisten
Region
Deutschland und Türkei
Stiftungsziel
Förderung der Toleranz und des
Völkerverständnisses durch internationalen
Austausch von Meinungsmultiplikatoren
Link
www.ijp.org
Auch die Stipendiaten des Bundespräsident
Johannes Rau Programms pflegten ihre Netzwerke
beim Alumni-Treffen der Stiftung Mercator.
65
KULTUREN VERSTEHEN, TOLERANZ LERNEN
Projektpartner
Landfermann-Gymnasium Duisburg
Laufzeit
2002 bis 2007
Fördervolumen
83.000 Euro
Zielgruppe
Deutsche und chinesische Schüler
der beteiligten Schulen
Region
Nordrhein-Westfalen und Chengdu
(China)
Stiftungsziel
Förderung des internationalen
Austausches mit China
Link
www.landfermann.de
Schüleraustausch mit China
Einerseits ist China für Deutschland ein bedeutender Handelspartner, andererseits
sind die chinesische Sprache, Kultur und Gesellschaft den meisten Menschen hierzulande
noch ziemlich fremd. Um seinen Schülern die Möglichkeit zu geben, ihre interkulturellen
Kompetenzen und Sprachfähigkeiten zu verbessern, hat das Landfermann-
Gymnasium in Duisburg vor fünf Jahren einen Schüleraustausch mit der Chengdu
Foreign Language Experimental School in der Provinz Sichuan initiiert. 20 deutsche
und 20 chinesische Schüler konnten auch im Schuljahr 2006/2007 bei einem zweiwöchigen
Besuch das jeweils andere Land kennenlernen. Sie wohnten in Gastfamilien,
besuchten den Schulunterricht und nahmen an kulturellen Aktivitäten teil.
Zunächst reisten die deutschen Schüler nach China. Dort haben sie sich mit dem
Land und seiner Kultur intensiv beschäftigt. Sie haben mit gleichaltrigen chinesischen
Jugendlichen Freundschaften geschlossen, aus denen mittlerweile auch Einladungen
außerhalb des offiziellen Programms entstanden sind. Anschließend reisten die chinesischen
Partner nach Deutschland. Von den insgesamt 40 Teilnehmern erhalten jeweils
zwei Schüler aus Deutschland und China als besondere Auszeichnung für ihre Leistungen
ein zweimonatiges Stipendium für einen längeren Aufenthalt im jeweils anderen
Land.
66
Duisburgs Kulturleben zu stärken, Kinder und Jugendliche zu fördern und die Lebensqualität
der Stadt zu verbessern sind die Anliegen der Duisburger Bürgerstiftung.
Weitere Projekte 2007
Über die drei Förderschwerpunkte hinaus unterstützt die Stiftung Mercator
eine Reihe weiterer Projekte aus verschiedenen Themenbereichen.
Hier ein Beispiel.
Bürgerstiftung Duisburg
Kindern und Jugendlichen beim Start ins Leben zu helfen, das Kulturleben zu stärken
und die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern – so weit gestreute, auf das ganze
Stadtleben ausgerichtete Ziele hat sich die Duisburger Bürgerstiftung gesetzt. Gegründet
im Jahr 2005 fördert diese selbstständige und unabhängige Institution auf vielfältige
Weise das Gemeinwohl. Dabei sieht sich die Stiftung nicht in Konkurrenz zu bestehenden
Initiativen, sondern unterstützt bereits existierende Projekte und füllt erkennbare
Lücken. Ihr Ziel ist es, Menschen dabei zu helfen, Engagement und Kräfte zu
bündeln, um das Leben in der Stadt attraktiver zu machen.
Beispielhaft für viele Aktivitäten seien hier zwei Projekte der Bürgerstiftung Duisburg
genannt: Mit dem Pilotprojekt DU.doku Generation 60+ wurden im Rahmen der
Duisburger Filmwoche verstärkt ältere Mitbürger angesprochen, um anhand von
Dokumentarfilmen von Duisburger Filmemachern in einen Dialog über Vergangenheit
und Gegenwart zu treten. Mit ihrer Förderung vor Ort unterstützt die Bürgerstiftung
auch MUS-E, ein Programm der Yehudi Menuhin Stiftung für Schulen. Künstler aus
Theater, Tanz, Musik und bildender Kunst gestalten bei diesem Projekt einmal pro
Woche an ausgewählten Schulen den Unterricht.
Laufzeit
2005 bis 2007
Fördervolumen
451.000 Euro
Zielgruppe
Bürger der Stadt Duisburg
Region
Duisburg
Stiftungsziel
Bürgerschaftliches Engagement im
Ruhrgebiet
67
ANHANG
Die Stiftungsarbeit in Zahlen
Auszug aus der Bilanz per 31. Dezember 2007 (in tausend Euro)
AKTIVA
Anlagevermögen 108.481
Umlaufvermögen 19.563
Rechnungsabgrenzungsposten 2
128.046
PASSIVA
Eigenkapital 107.264
Rückstellungen 2.901
Verbindlichkeiten 17.881
128.046
Neben der handelsrechtlichen Rechnungslegung erstellen wir als gemeinnützige GmbH auch eine den steuerlichen
Vorschriften genügende Mittelverwendungsrechnung, welche auf Zu- und Abflüssen beruht.
Auszug aus unserer Mittelverwendungsrechnung (in tausend Euro)
2007
Einnahmen (Zuflüsse) 11.025
Verwaltung und Kapitalerhaltung 1.686
Verwaltungsausgaben 1.686
Zuführung zur Rücklage 2007 0
Förderungen 2007 (Abflüsse) 5.715
Wissenschaft stärken 2.352
Kinder und Jugendliche fördern 2.998
Kulturen verstehen, Toleranz lernen 287
Andere Förderungen 78
Ergebnis der Mittelverwendungsrechnung 3.624
Sowohl der handelsrechtliche Jahresabschluss als auch die steuerrechtliche Mittelverwendungsrechnung
werden jährlich von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Für 2007 hat uns die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
RWP Rotthege Wassermann GmbH wiederum den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk
erteilt.
68
ANHANG
Ausgezahlte Beträge für Förderungen 2004 – 2007 (in tausend Euro)
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
andere Förderungen
Kulturen verstehen,
Toleranz lernen
Kinder und Jugendliche
fördern
Wissenschaft stärken
500
0
2004
2005
2006
2007
Bewilligungen 2004 – 2007 (in tausend Euro)
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
andere Förderungen
Kulturen verstehen,
Toleranz lernen
Kinder und Jugendliche
fördern
Wissenschaft stärken
gesamt
2.000
0
2004
2005
2006
2007
Bewilligungen 1996 – 2007 (in tausend Euro)
andere Förderungen
Kulturen verstehen,
Toleranz lernen
Kinder und Jugendliche
fördern
Wissenschaft stärken
Gesamt: 60.593
28.667
47 %
3.485
6 %
7.896
13 %
20.545
34 %
69
ANHANG
Bewilligte Projekte 2007
Die Stiftung Mercator hat im Jahr 2007 insgesamt 49 Projekte mit einer Fördersumme
von 9,8 Millionen Euro bewilligt.
Wissenschaft stärken
RuhrCampusOnline
Der RuhrCampusOnline ist eine internetgestützte Plattform, auf der Lehrangebote in
Form von E-Learning-Kursen universitätsübergreifend für die Studierenden der Universitätsallianz
Metropole Ruhr zur Verfügung gestellt werden.
Fördersumme: 806.605,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
Fortsetzung Schlüsselqualifikationen plus
Ein Wettbewerb sucht nach den besten Konzepten zur Vermittlung von überfachlichen
Kompetenzen im Rahmen der universitären Lehre.
Fördersumme: 660.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
Wissenschaftsveranstaltung 2010
Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 wird auf der zentralen Abschlussveranstaltung
die Wissenschaftsregion des Ruhrgebiets präsentiert.
Fördersumme: 500.000,00 Euro/verteilt auf zwei Jahre
Uni-Trainees
In dem Projekt werden Lehrmodule entwickelt und Lehrern der Sekundarstufe II als
Handreichungen zur Verfügung gestellt, die Schüler bei ihrer Wahl eines geeigneten
Studiengangs und bei ihrer Vorbereitung auf ein Studium unterstützen.
Fördersumme: 432.732,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
Gesellschaftlicher Wandel und Zukunft des Alterns
In dem Projekt wird ein Wissenschaftsverbund aufgebaut, der die wissenschaftlichen
Kompetenzen im Ruhrgebiet zum Thema zusammenführt, einen Masterstudiengang
und ein Weiterbildungsprogramm entwickelt sowie mithilfe einer Transfer- und Clearingstelle
Lösungen für die Praxis erarbeitet.
Fördersumme: 365.000,00 Euro/verteilt auf zwei Jahre
IS:link
Das Projekt dient dem Aufbau eines Netzwerks, das Universitäten in die Lage versetzt,
ihre Lehrangebote in ein Rahmencurriculum einzustellen und so ein oder zwei Auslandssemester
ohne Zeitverlust und ohne Anrechnungsproblematik für die Studierenden
möglich macht.
Fördersumme: 345.000,00 Euro/verteilt auf sechs Jahre
70
ANHANG
Freestyle Physics Schülerwettbewerb
Ein Wettbewerb, an dem Schüler aus Nordrhein-Westfalen teilnehmen und in Teamarbeit
entstandene physikalische Experimente präsentieren, um so für das Fach Physik
begeistert zu werden.
Fördersumme: 250.000,00 Euro/verteilt auf fünf Jahre
Geschichte des Ruhrgebiets
In dem Projekt wird ein dreibändiges Lesebuch zur Geschichte des Ruhrgebiets entwickelt.
Fördersumme: 192.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
Soft Skills. Schlüsselkompetenzen trainieren
Das Projekt zielt darauf, Studierenden der FH Dortmund die Möglichkeit zu geben,
sich in Verbesserungsprojekte der Hochschule aktiv einzubringen, dabei im Team zu
arbeiten und so Schlüsselqualifikationen weiterzuentwickeln.
Fördersumme: 116.500,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Promotionskolleg Ost-West in Österreich
Auf einer Konferenz in Salzburg, Österreich, begegnen sich postgraduierte Geisteswissenschaftler,
um über das Thema „Heimat als Erfahrung und Entwurf“ zu diskutieren.
Fördersumme: 18.500,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Logo für die Universitätsallianz
Im Rahmen eines Wettbewerbs, an dem Studierende der Universitäten des Ruhrgebiets
teilnehmen, wird ein Logo für die Universitätsallianz Metropole Ruhr ausgewählt und
prämiert.
Fördersumme: 10.000,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Weblogs und ihre Chancen
Eine Gruppe von Studierenden des Fachbereichs Journalistik an der TU Dortmund
reist nach St. Petersburg, Russische Föderation, und diskutiert dort mit russischen
Studierenden über die Möglichkeiten zur Nutzung von Weblogs als journalistisches Instrument
und über deren Bedeutung für die russische Medienlandschaft.
Fördersumme: 6.880,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Mercator-College Abschlussfeier
Der College-Master im Mercator-College der Jacobs Universität in Bremen wurde verabschiedet.
Dies und die Einführung seines Nachfolgers wurde in einem würdigen Rahmen
gefeiert.
Fördersumme: 3.000,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
71
ANHANG
Kinder und Jugendliche fördern
jamtruck
Der „jamtruck“ ist ein mit Proberaum, Instrumenten und Tonstudio ausgestatteter
Lkw. Dahinter steht ein innovatives Konzept für Bandarbeit mit musikalisch bisher
unerfahrenen Jugendlichen.
Fördersumme: 1.731.000,00 Euro/verteilt auf acht Jahre
spin
Das Projekt will über einen innovativen Ansatz Mädchen und jungen Frauen mit Zuwanderungsgeschichte
Wege in den Vereinssport eröffnen.
Fördersumme: 780.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
Stiftung Mercator, Förderunterricht (Sekundarstufe II)
Kostenloser Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund,
der von (Lehramts-)Studierenden durchgeführt wird.
• Stadt Gelsenkirchen – Förderunterricht Gelsenkirchen – Sekundarstufe II
(90.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre)
• Stadt Duisburg – Förderunterricht Duisburg – Sekundarstufe II
(90.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre)
• Technische Universität Dortmund – Förderunterricht Dortmund – Sekundarstufe II
(90.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre)
• Universität Bremen – Förderunterricht Bremen – Sekundarstufe II
(90.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre)
• Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Berlin – Förderunterricht
Berlin – Sekundarstufe II
(90.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre)
• Universität des Saarlandes – Förderunterricht Saarbrücken – Sekundarstufe II
(90.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre)
Förderbetrag (in 2007 bewilligt): 540.000,00 Euro
Revier Version 2.0
Ein Wettbewerb der Visionen, an dem sich Schulklassen, Jugend- und Bürgergruppen
sowie Vereine aus dem Ruhrgebiet beteiligen können. Die Teilnehmer sollen eigene
Vorstellungen und Ideen über die Zukunft des Ruhrgebiets auf kreative Weise entwickeln.
Fördersumme: 181.200,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
Schulen im Team
Ein Projekt zur Verbesserung der Netzwerkarbeit an weiterführenden Schulen in Duisburg
und Essen. Wegen des großen Interesses an diesem 2006 gestarteten Projekt hat
die Stiftung Mercator die Fördersumme erhöht.
Fördersumme: 120.000,00 Euro/verteilt auf zwei Jahre
72
ANHANG
Kinder führen Kinder III
Schüler werden als Museumsführer ausgebildet und führen Gleichaltrige durch die
Ausstellungen in drei Museen in Essen und Bottrop. Ziel des Projekts ist die kulturelle
Bildung von Kindern im Ruhrgebiet.
Fördersumme: 87.600,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Stiftung Mercator, Mercator Schulclub (insgesamt zwölf Projekte)
Fortführung des Mercator Schulclubs mit 18 Essener Schulen, die miteinander Kooperationsprojekte
durchführen.
Fördersumme: 34.997,50 Euro/verteilt auf ein Jahr
Tagung zur Weiterentwicklung der Kinder und Jugendlichen
In Essen fand 2007 eine Tagung aller deutschen Einrichtungen der Kinder- und
Jugendhilfe statt.
Fördersumme: 10.000,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Jahr der Mathematik
Das Jahr der Mathematik findet an der TU Dortmund mit einer „Night of the Profs“ im
Dezember 2008 seinen Abschluss.
Fördersumme: 10.000,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Feigling
Ein Videoprojekt an der Hauptschule Coerde, bei dem die Schüler sich mit dem Thema
Alkoholmissbrauch durch Jugendliche auseinandersetzen und Drehbuch und Produktion
des Films selbst erarbeiten.
Fördersumme: 4.850,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Schule anders denken
Ein engagierter Leiter des Studienseminars Wuppertal organisiert Weiterbildungsabende
für Lehrer, um Schule neu zu denken.
Fördersumme: 2.500,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Kulturen verstehen, Toleranz lernen
european workcamps
Ein Förderprogramm für Jugendeinrichtungen in NRW: Je drei Jugendeinrichtungen
aus drei Ländern organisieren in drei aufeinander folgenden Jahren für junge Menschen
reihum dreiwöchige Sommer-Workcamps.
Fördersumme: 1.750.050,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
73
ANHANG
Deutsch-vietnamesisches Journalistenstipendium
Austausch von jährlich bis zu zehn Nachwuchsjournalisten, die in Redaktionen des
Gastlandes arbeiten.
Fördersumme: 265.000,00 Euro/verteilt auf fünf Jahre
Deutsch-türkischer Schüleraustausch
Austauschprogramm für Schüler aus NRW und aus der Türkei, die ein Jahr im Gastland
bei einer Familie leben und dort die Schule besuchen.
Fördersumme: 219.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
Meike-Schneider-Stipendien
Stipendien für junge Erwachsene, die in Belarus, der Russischen Föderation und der
Ukraine im sozialen, medizinischen und kulturellen Bereich Freiwilligendienst leisten.
Fördersumme: 88.200,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
Marion Gräfin Dönhoff Programm
Austauschprogramm für Nachwuchsjournalisten aus Deutschland und Osteuropa (Russische
Föderation, Ukraine, Belarus, Georgien, Armenien, Aserbaidschan), die im Gastland
in einer Redaktion arbeiten.
Fördersumme: 75.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
IJP Alumni-Konferenz
Durchführung der dritten IJP Alumni-Konferenz, auf der journalistische Grundsätze
über nationale Grenzen hinweg erörtert wurden, um mögliche Maßstäbe für einen
„Welt-Journalismus“ zu definieren.
Fördersumme: 25.000,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Jugendbegegnung Essen-Belarus
Begegnungsprogramm mit Schülern aus Essen und Minsk in Belarus im Rahmen der
vom Goethe-Institut organisierten interaktiven Ausstellung „jung.de“.
Fördersumme: 12.600,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Kreativwettbewerb Chinesische Sprache
Sprachwettbewerb für Schülergruppen und Schulklassen in NRW.
Fördersumme: 10.000,00 Euro/verteilt auf ein Jahr
Sonstige
Niederrheinischer Kabarettwettbewerb „Das Schwarze Schaf“
Das „Schwarze Schaf“ ist ein Nachwuchswettbewerb für politisch-gesellschafskritisches
Wortkabarett, der in verschiedenen Niederrhein-Städten stattfindet.
Fördersumme: 190.000,00 Euro/verteilt auf drei Jahre
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Impressum
Herausgeber
Stiftung Mercator GmbH
Huyssenallee 44
D – 45128 Essen
Tel.: 0201 24522- 54
Fax: 0201 24522- 22
mercator@stiftung-mercator.de
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Dr. Bernhard Lorentz
Robert Faulstich
Redaktion
Christiane Reusch
Sabine Schwebel
Gestaltung und redaktionelle Mitarbeit
SeitenPlan GmbH
Corporate Publishing, Dortmund
Druck
Druckerei Schmidt, Lünen
Bildnachweis
Akademie der Wissenschaften NRW (26), R. Andres (23), David Ausserhofer (5, 10, 11), Uwe
Dettmar (44, 45), Digital Vision (32), FH Dortmund/Foto: Marika Preller (25), Guido
Frebel/Lichtblick Fotos (3, 6 l., 9, 10, 11, 12/13, 14, 16, 20/21, 29 l., 29 r., 37, 38, 39, 47, 48,
49, 55, 56, 63, 64, 65 l., 65 r.), Gemeinnützige Hertie-Stiftung/Foto: Dieter Roosen (46), Goethe-
Institut (62), Claire Gordziel (61), Ingo Hecker (58), Ilja Höpping (6 M./34), Bildagentur Huber
(67), IFM-GEOMAR (27), KOPRA (31), Bruce C. Murray (6 r./52), NRW School of Governance/
Foto: Frank Preuß (19, 28), Regionalverband Ruhrgebiet (24), Arnold Rennemeyer (30), Sportjugend
NRW (42, 60), Stiftung Partner für Schule NRW/Foto: Frauke Schumann (50), Yellow
Dog Productions (40/41), ZUDA, Ruhr-Universität Bochum (22)
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