Innenseiten E1 - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn
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Im Gespräch mit Schwester Johanna Konrad<br />
„WENN DAS VERSCHROBENE LEUTE<br />
SIND, DANN GEHEN WIR WIEDER!“<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Im Alter von 31 Jahren<br />
feierte im Oktober Schwester Johanna<br />
Konrad aus Konstanz im Franziskanerinnenkloster<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> ihre Ewige<br />
Profess und legte erneut ihre Gelübde<br />
der Armut, Keuschheit und des Gehorsams<br />
ab. Im Gespräch mit dem franziskus-Boten<br />
gibt sie Auskunft über ihren<br />
Weg und ihre Entscheidung.<br />
franziskus-Bote:<br />
Wie kamen Sie<br />
zum ersten Mal<br />
mit dem Kloster<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> in<br />
Kontakt?<br />
Schwester Johanna: Der erste Kontakt<br />
war 2004 tatsächlich übers Internet.<br />
Nach einer Jugendwallfahrt nach Rom<br />
von der Gemeinde aus brauchte ich was<br />
<strong>St</strong>illes und da fragte mich eine Freundin<br />
an, ob ich nicht mit ihr „ora et labora“<br />
in einem Kloster machen möchte. Und<br />
dann haben wir die Internetseite des<br />
Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> entdeckt – die<br />
war die ansprechendste. Kurz bevor wir<br />
dann ankamen, habe ich noch gesagt:<br />
„Wenn das aber ganz verschrobene<br />
Leute sind, dann gehen wir da wieder!“<br />
Wir haben dann aber gemerkt, dass die<br />
Schwestern ganz bodenständig und<br />
normal sind. Und wir haben dann Johannisbeeren<br />
gezupft, acht Eimer voll,<br />
und das Auto gewaschen mit Schwester<br />
Anna-Franziska, die uns betreut hat.<br />
„Noch kein Gedanke ans Kloster“<br />
Aber da war noch kein Gedanke an<br />
einen Eintritt ins Kloster, obwohl ich<br />
schon auf der Suche war, was ich für<br />
mein Leben will und sinnvoll finde. Ich<br />
hatte aber noch Briefkontakt mit<br />
Schwester Anna-Franziska. Dann sah ich<br />
im Internet die Einladung des Klosters<br />
zum Transitus-Fest und zum Schluss<br />
einfach dieser Satz: „Alle sind eingeladen.“<br />
Das hat mich persönlich angespro -<br />
chen und dann bin ich hingefahren.<br />
Seit 8 Jahren in der Gemeinschaft<br />
franziskus-Bote: Sie leben jetzt seit acht<br />
Jahren in der Schwesterngemeinschaft.<br />
Wie hat sich das Klosterleben in diesen<br />
Jahren für Sie entwickelt?<br />
Schwester Johanna: Natürlich gab es<br />
unterschiedliche Phasen. Der Einstieg<br />
war erst einmal ein Reinfinden in alles.<br />
Ich bin ja immer aufgefallen, weil ich in<br />
Zivil zwischen den Schwestern war mit<br />
bunten Klamotten. Im Noviziat ging es<br />
erst mal um das Eigene: Wer bin ich?<br />
Was mache ich? Was kann ich? Was hat<br />
der liebe Gott mit mir vor? – um zu einer<br />
Entscheidung zu kommen.<br />
„Im Urlaub habe ich gemerkt,<br />
worum es mir geht“<br />
Nach der Erstprofess ging es darum, in<br />
die Aufgaben der Gemeinschaft hineinzuwachsen.<br />
Natürlich war es auch eine<br />
Umstellung auf den neuen Namen und<br />
das Gefühl: ja, ich gehöre jetzt dazu.<br />
Die Frage, wie es im Alltag geht, mit<br />
diesem Jesus auf dem Weg zu sein, beschäftigte<br />
mich. Passt das? Es waren<br />
auch viele Krisen dabei. Im Urlaub habe<br />
ich dann aber gemerkt, worum es mir<br />
geht, nämlich um den Weg mit Jesus<br />
Christus und nicht nur um die Situation<br />
der Schwesterngemeinschaft. Immer<br />
wenn ich am Aufgeben war, habe ich<br />
mich wieder gefragt: Wegen was bist du<br />
da? Das hat mich gehalten, das Wissen:<br />
er hat für mich noch einen Auftrag hier.<br />
franziskus-Bote: Sie arbeiten jetzt im<br />
Förder- und Betreuungsbereich der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>.<br />
Wie kam es zu diesem Wechsel?<br />
Schwester Johanna Konrad bekommt bei ihrer<br />
Ewigen Profess von Generaloberin Schwester<br />
Agnes Löber ein Holzkreuz überreicht; in der Mitte<br />
Formationsleiterin Schwester Dorothea Thomalla.<br />
Fotos: Graf, Bormann<br />
Schwester Johanna: Ich habe darum<br />
gebeten, die Tätigkeit im Büro beenden<br />
zu dürfen. Da war viel Organisatorisches,<br />
bei dem mir die Lebendigkeit<br />
gefehlt hat. Ich wollte gern als gelernte<br />
Erzieherin wieder in den Kindergarten<br />
gehen, da war aber zu der Zeit nichts<br />
frei. Jetzt im Förder- und Betreuungsbereich<br />
(FuB) habe ich mich nach zwei<br />
Jahren eingelebt und bin dank der Geduld<br />
der Kolleginnen hineingewachsen<br />
in diese neue Tätigkeit. Man muss bei<br />
den mehrfachbehinderten Menschen<br />
seinen <strong>St</strong>and haben und konsequent<br />
sein. Aber das hat mir unheimlich Lebendigkeit<br />
und Festigkeit gegeben.<br />
Und die Bewohner geben mir da auch<br />
ganz viel an Liebe wieder zurück.<br />
„Mein Kalender ist voll“<br />
Durch die Jugendarbeit, die ich im Klos -<br />
ter von Anfang an mitgemacht habe,<br />
und die anderen Dinge in der Gemeinschaft<br />
ist mein Kalender auch voll. Die<br />
Jugend tut mir gut und auch der FuB<br />
tut mir gut. Die Jugendlichen wie die<br />
Bewohner fordern mich heraus und halten<br />
mich in der Welt – also ganz franziskanisch.<br />
Ich finde es gerade sehr<br />
ausgewogen. Auch beim Gestalten von<br />
Kerzen helfe ich zu <strong>St</strong>oßzeiten mit.<br />
franziskus-Bote: Wie sehen Sie als<br />
Jüngste der Schwestern die Zukunft der<br />
Schwesterngemeinschaft?<br />
franziskus-Bote 4/2013 | 31