Widescreen Spezial "Superhelden – Movie Collection" Widescreen Spezial "Superhelden – Movie Collection" (Vorschau)

21.08.2014 Aufrufe

Avengers 2 X-MEN s p e z i a l Superhelden SPIDER-MAN movie Collection Das große Kompendium der besten Superheldenfilme aller Zeiten CAPTAIN AMERICA ANTMAN über 150 seiten exklusiv- Storys BATMAN SUPERMAN inklusive guardians of the galaxy WATCHMEN • avengers: age of ultron • Batman vs superman • thor • iron man • spider-man • guardians of the galaxy • green lantern + viele mehr … WIDESCREEN SPEZIAL 02/14 € 9,99 Österreich € 11,- Schweiz sfr 17,- Benelux € 11,50

Avengers 2<br />

X-MEN<br />

s p e z i a l<br />

<strong>Superhelden</strong><br />

SPIDER-MAN<br />

movie Collection<br />

Das große Kompendium der besten<br />

<strong>Superhelden</strong>filme aller Zeiten<br />

CAPTAIN<br />

AMERICA<br />

ANTMAN<br />

über<br />

150<br />

seiten<br />

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Storys<br />

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Willkommen zu<br />

spezial<br />

superhelden<br />

movie Collection<br />

<strong>Superhelden</strong>-Comics hatten den Großteil des gesamten letzten Jahrhunderts Zeit, ihr<br />

Dasein zu definieren. Nachdem ihre überbordende, goldene Ära der 30er- und 40er-<br />

Jahre den Weg für ein strahlendes, revolutionäres, silbernes Zeitalter in den Sechzigern<br />

ebnete, wurde der <strong>Superhelden</strong>film später wie eines von Hank Pyms eigenen<br />

unberechenbaren Experimenten hochgezüchtet. Von deren Geburtsstunde mit einem<br />

Pop-Art-Batman und einem gold glänzenden Superman bis hin zur erstaunlichen<br />

Wiedergeburt in den frühen 2000er-Jahren mit X-Men und Spider-Man hat der<br />

<strong>Superhelden</strong>film begonnen, sein ganzes Potenzial auszuschöpfen. Film-Geeks wussten<br />

aber schon immer, dass es existiert. Mit seinen aufgeteilten Comic-Universen und für<br />

die Studios wirtschaftlich erfolgreichen Team-Up-Filmen ist er zu einem Blockbuster-<br />

Giganten der Filmindustrie gewachsen, den man selbst als Superheld bezeichnen kann.<br />

Hier ist seine Ursprungsgeschichte …


inhalt<br />

Die zukunft<br />

der SUPERheldenfilme<br />

8. Einleitung<br />

Alles Wissenswerte über Guardians Of The Galaxy,<br />

Ant-Man, den The Crow -Reboot und andere ...<br />

10. x-men: zukunft ist vergangenheit<br />

Bryan Singer, Hugh Jackman und James McAvoy<br />

über den größten <strong>Superhelden</strong>-Film aller Zeiten<br />

18. marvels phase-2-Filme<br />

Marvel-Insider Drew Pearce, Joss Whedon und<br />

der Weg zu Avengers: Age Of Ultron<br />

24. batman vs superman<br />

Comic-Schöpfer und Dark Knight-Produzenten<br />

diskutieren Zack Snyders Sequel zu Man Of Steel<br />

30. wONDER WOMAN<br />

Warum wir einen Wonder-Woman-Film brauchen,<br />

aber womöglich keinen bekommen<br />

die goldene Ära<br />

der SUPERheldenfilme<br />

36. Einleitung<br />

Von den <strong>Superhelden</strong>-Kino-Serials der 1930er und<br />

1940er zu Superman And The Mole Men, Atomic<br />

Hero (The Toxic Avenger) und The Punisher<br />

38. BATMAN hält die Welt in Atem<br />

Warum Adam Wests Pop-Art-Meisterwerk auch<br />

nach The Dark Knight Anerkennung verdient<br />

42. SUPERMAN: der Film<br />

Lois-Lane-Darstellerin Margot Kidder erzählt,<br />

wie sie Christopher Reeves Superman und dem<br />

„knackigen“ Man of Steel-Star Henry Cavill verfiel<br />

46. SUPERMAN II<br />

18 Guardians<br />

Of The Galaxy<br />

Ein verloren geglaubtes Interview mit Christopher<br />

Reeve und Richard Donner über die Probleme am<br />

Set und den berühmten ‚Donner cut‘<br />

158 the Avengers<br />

die dunkle ära<br />

der SUPERheldenfilme<br />

50. Einleitung<br />

Von Teenage Mutant Ninja Turtles und Dick Tracy<br />

über Batman und Robin zu Mystery Men<br />

52. BATMAN<br />

Tim Burton, Michael Keaton und die Produzenten<br />

sprechen über den Kampf hinter den Kulissen<br />

58. darkman<br />

Wie Sam Raimis Phantom-Ersatz die Lücke<br />

zwischen Evil Dead und Spider-Man schließt<br />

62. BATMAN returns<br />

Warum Tim Burtons zweite ‚Goth-Ausgabe‘ die<br />

großartigste Batman-Comic-Verfilmung ist<br />

66. the crow<br />

Wie Tragödie und Vision das düstere Goth-Comic<br />

zu einem unerreichten Meisterwerk machten<br />

70. superman LIVES<br />

Gelüftete Geheimnisse und exklusive Bilder von<br />

dem nie gemachten Superman-Reboot<br />

10 X-men<br />

4 | superhelden MOVIE COLLECTION


126 tHE INCREDIBLE HULK<br />

132 the dark knight<br />

die silberne ära<br />

der SUPERheldenfilme<br />

78. Einleitung<br />

Von Daredevil, Unbreakable und Fantastic Four<br />

über Ghost Rider zu The Punisher<br />

80. X-MEN<br />

Die Filmemacher darüber, wie Marvels seltsamste<br />

Teenager den <strong>Superhelden</strong>-Film veränderten<br />

86. SPIDER-MAN<br />

Warum Sam Raimis Spider-Man eine ganze<br />

Generation von Comic-Buch-Verfilmungen prägte<br />

90. HELLBOY<br />

Comic-Buch-Autor Mike Mignola darüber, wie es<br />

ist, „Big Red“ mit Guillermo del Toro zu teilen<br />

94. BATMAN BEGINS<br />

Wie Christopher Nolans Reboot das Batman-<br />

Vermächtnis auf Spiel setzte und absahnte<br />

98. SUPERMAN RETURNS<br />

Brandon Routh deckt auf, wieso seine Version des<br />

Mannes aus Stahl nicht funktionierte<br />

102. SPIDER-MAN 3<br />

Tobey Maguire, Kirsten Dunst und Topher Grace<br />

darüber, die Figur des Venom verdorben zu haben<br />

106. FANTASTIC 4:<br />

RISE OF THE SILVER SURFER<br />

Fantastic-Four-Schöpfer Stan Lee über seine<br />

fehlgeleiteten Hoffnungen auf Galactus’ Auftritt<br />

38 Batman<br />

112 Thor<br />

die BRONZEne ära<br />

der SUPERheldenfilme<br />

112. Einleitung<br />

Von Super und Defendor über The Amazing Spider-<br />

Man 2 und Captain America: The Winter Soldier<br />

114. Iron man<br />

Hintergrund-Geschichten über den Marvel-Film,<br />

mit dem so vieles begann ...<br />

120. hellboy ii:<br />

the golden army<br />

Setgeheimnisse über die Besetzung von Guillermo<br />

del Toros Clockpunk-Märchen mit Superkräften<br />

126. der unglaubliche hulk<br />

Warum Louis Leterriers düsteres zweites Kapitel<br />

Bruce Banner wieder an die Spitze gebracht hat<br />

132. the dark knight<br />

Ein letztes Interview mit Heath Ledger bei der<br />

Produktion von Nolans zweitem Batman-Film<br />

138. watCHMEn<br />

Wie Alan Moores und Dave Gibbons’ epische<br />

Miniserie der Planungshölle entkommen ist<br />

42 superman<br />

164 THE AMAZING SPIDER-MAN<br />

142. kick-ass<br />

Mark Millar spricht darüber, wie seine Punk-<br />

Rock-Verbrechensbekämpfer die Kritiker<br />

schockierten und Hollywood besiegten<br />

146. x-men: erste entscheidung<br />

Am Set von Matthew Vaughns Prequel mit<br />

James McAvoy & Lauren Shuler Donner<br />

152. green lantern<br />

Warum Ryan Reynolds an Hal Jordan glaubt,<br />

auch wenn kein anderer es tut<br />

158. The Avengers<br />

Am Set in New Mexico mit Joss Whedon und<br />

den mächtigsten Helden der Welt<br />

164. the amazing<br />

spider-man<br />

Marc Webb und Avi Arad darüber, warum es<br />

sich gelohnt hat, Spidey zurückzuholen<br />

170. man of steel<br />

Henry Cavill und Zack Snyder wollen die<br />

Superman-Mythologie wieder herstellen<br />

superhelden movie coLLECTIon | 5


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spezial<br />

superhelden<br />

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X-men<br />

ANT-MAN<br />

Die Zukunft<br />

der <strong>Superhelden</strong>filme<br />

Während Joss Whedon die mächtigen Avengers zu ihrem zweiten<br />

Leinwand-Treffen führt, will DC sich seinen eigenen Crossover-Kosmos<br />

um Zack Snyders Man of Steel-Sequel aufbauen. Aber das ist nur „die<br />

Spitze des Stark Tower“, denn die Zukunft der <strong>Superhelden</strong>filme dreht sich<br />

um vorausschauende Planung …<br />

Feature: Seite 10<br />

X-MEN: Zukunft<br />

ist Vergangenheit<br />

Regisseur: Bryan Singer<br />

Besetzung: Patrick Stewart,<br />

Ian McKellen, Hugh Jackman<br />

US-Kinostart: 22. Mai 2014<br />

l Die Besetzung von Erste Entscheidung<br />

und Der letzte Widerstand unter einen Hut<br />

zu bringen, macht Zukunft ist Vergangenheit<br />

zum bisher ambitioniertesten <strong>Superhelden</strong>film.<br />

Aber da ist auch noch die<br />

Vorbereitung auf X-Men: Apocalypse …<br />

Feature: Seite 21<br />

GUARDIANS OF THE GALAXY<br />

Regisseur: James Gunn<br />

Besetzung: Chris Pratt, Bradley Cooper,<br />

Zoe Saldana<br />

Kinostart: 28. August 2014<br />

l Der Super- und Slither-Macher James<br />

Gunn ist mit den Marvel-Außenseitern in<br />

der ersten Liga angekommen. Ungeschickt<br />

in Thor: The Dark World vorbereitet, wird<br />

Guardians die Saat für Avengers 3 säen.<br />

Sehenswert: Rocket der Waschbär!<br />

TEENAGE MUTANT<br />

NINJA TURTLES<br />

Regisseur: Jonathan Liebesman<br />

Besetzung: Megan Fox, Will Arnett,<br />

William Fichtner<br />

US-Kinostart: 17. Oktober 2014<br />

l Produzent Michael Bay mag nicht viel<br />

Vertrauen erwecken, aber die Erfinder der<br />

Ninja-Turtles-Comic-Bücher haben Sätze<br />

verbreitet wie „The Avengers trifft auf The<br />

Raid“, während der erste Trailer eine eher<br />

desaströse Mischung aus Slapstick und<br />

Rauheit darstellte.<br />

Feature: Seite 18<br />

AVENGERS: AGE OF ULTRON<br />

Regisseur: Joss Whedon<br />

Besetzung: Robert Downey Jr, Chris<br />

Hemsworth, Chris Evans<br />

US-Kinostart: 1. Mai 2015<br />

l Die Avengers finden erneut zusammen<br />

und treffen mit Quicksilver und Scarlet<br />

2014 -<br />

2019<br />

Witch auf neue Freunde. Zusammen<br />

kämpfen sie gegen einen neuen Feind:<br />

den Roboter Ultron. In The Avengers wurden<br />

sie zu einem Team, aber Joss Whedon<br />

verspricht, es wieder zu zerstören.<br />

THE FANTASTIC FOUR<br />

Regisseur: Josh Trank<br />

Cast: Kate Mara, Miles Teller, Jamie Bell<br />

US-Kinostart: 18. Juni 2015<br />

l Josh Tranks eher unbekannte Besetzung<br />

mag einige Fans vergrault haben, aber<br />

der Chronicle-Regisseur verspricht Marvels<br />

erste Familie wieder zu ihren Wurzeln<br />

zurückzubringen.<br />

Feature: Seite 24<br />

BATMAN VS SUPERMAN<br />

Regisseur: Zack Snyder<br />

Besetzung: Henry Cavill, Ben Affleck,<br />

Jesse Eisenberg<br />

US-Kinostart: 29. April 2016<br />

l Je mehr wir erfahren, desto weniger<br />

wissen wir über Warners Man of Steel-Sequel,<br />

das scheinbar von The Dark Knight<br />

Rises abkupfert und gleichzeitig Wonder<br />

Woman und Cyborg für einen Justice<br />

League-Film einführt.<br />

Feature: Seite 23<br />

ANT-MAN<br />

Regisseur: Edgar Wright<br />

Besetzung: Paul Rudd, Michael<br />

Douglas, Evangeline Lilly<br />

US-Kinostart: 17. Juli 2015<br />

l Unter der Regie von Edgar Wright<br />

verspricht Ant-Man ein angesagter, urko-<br />

GUARDIANS OF THE GALAXY<br />

TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES<br />

„edgar wrights Antman<br />

verspricht hip,<br />

urkomisch und<br />

kurzweilig zu werden.“


captain America<br />

mischer und kurzweiliger Film zu werden,<br />

der die Geschichte des egozentrischen<br />

Scott Lang erzählt, der Hank Pyms (Michael<br />

Douglas) Technologie stiehlt.<br />

CAPTAIN AMERICA 3<br />

RegisseurE: Joe Russo, Anthony Russo<br />

Besetzung: Chris Evans<br />

US-Kinostart: 6. Mai 2016<br />

l Da die Russo-Brüder erneut Regie führen<br />

werden, können wir davon ausgehen,<br />

dass viele Handlungsstränge aus Return of<br />

the First Avenger entwirrt werden. Das Duo<br />

hat angedeutet, dass der Captain wieder<br />

zu seinen Wurzeln zurückkehren wird.<br />

Feature: Seite 16<br />

X-MEN: APOkALYPSE<br />

Regisseur: Bryan Singer<br />

Besetzung: Jennifer Lawrence, Michael<br />

Fassbender, Nicholas Hoult<br />

US-Kinostart: 19. Mai 2016<br />

l Die Handlung von Erste Entscheidung<br />

wird in den Achtzigern weitergeführt und<br />

erzählt nicht nur die Ursprungsgeschichte<br />

des klassischen <strong>Superhelden</strong>-Teams bestehend<br />

aus Cyclops, Storm und Jean Grey,<br />

sondern auch den Ursprung der Mutanten<br />

mit der weiterhin drohenden Apokalypse.<br />

THE AMAZING<br />

SPIDER-MAN 3<br />

SINISTER SIX<br />

Regisseur: Marc Webb<br />

Besetzung: Andrew Garfield<br />

US-Kinostart: 2018<br />

l Der dritte Teil der Trilogie könnte endlich<br />

Mary Jane einführen, obwohl Schauspielerin<br />

Shailene Woodley sich lange Zeit unsicher<br />

war, ob sie zu Spidey stoßen oder<br />

bei der Sci-Fi-Dystopie Die Bestimmung <strong>–</strong><br />

Divergent bleiben soll. Gerüchte berichten<br />

nebulös von Venom, Doctor Octopus, die<br />

Clone Saga und die Spider Slayers.<br />

Regisseur: Drew Goddard<br />

Besetzung: Noch nicht bekannt<br />

US-Kinostart: 2016<br />

l Keine konkreten Neuigkeiten zum Cast,<br />

aber The Amazing Spider-Man 2 kündigt<br />

Rhino und den Kobold an, während<br />

Doctor Octopus und Vulture unsicher sind.<br />

Drew Goddard (Cabin in the Woods) soll<br />

Regie übernehmen. Da seine Daredevil-Serie<br />

2015 bei Netflix erscheinen soll, lässt<br />

sich mit einem Kinostart 2016 rechnen.<br />

VENOM<br />

Regisseur: Alex Kurtzman<br />

Besetzung: Noch nicht bekannt<br />

US-Kinostart: 2016<br />

l Ein Film über Spider-Mans übelsten<br />

Gegner mag makaber erscheinen, aber<br />

Produzent Avi Arad hat Venoms Rolle als<br />

missverstandener „tödlicher Verteidiger der<br />

Unschuldigen“ und seine Verbindung zu<br />

den Obdachlosen von New York betont.<br />

DOCTOR STRANGE<br />

Regisseur: Scott Derrickson<br />

Besetzung: Noch nicht bekannt<br />

US-Kinostart: 2016<br />

l In Return of the First Avenger gab es<br />

bereits Hinweise auf Doctor Strange, was<br />

sein Debüt in Marvels Phase-3-Filmen<br />

vorbereitet. Es gibt viele Gerüchte zur<br />

möglichen Besetzung, aber bisher nichts<br />

Konkretes.<br />

THE CROW<br />

Regisseur: F Javier Gutiérrez<br />

Besetzung: Luke Evans<br />

US-Kinostart: 2016<br />

l Das umstrittene Reboot von The Crow<br />

hat nach monatelangen Gerüchten und<br />

dem Versprechen, mit Respekt zum Kult-Comic<br />

von James O’Barr zurückzukehren,<br />

den Hauptdarsteller preisgegeben.<br />

DEADPOOL<br />

Regisseur: Noch nicht bekannt<br />

Besetzung: Noch nicht bekannt<br />

US-Kinostart: 2017<br />

l Der witzelnde Fan-Liebling mag mit dem<br />

Fegefeuer nach X-Men Origins: Wolverine<br />

zu kämpfen haben, aber Wade Wilsons<br />

längst überfälliger Solo-Film scheint immer<br />

näher zu kommen <strong>–</strong> mit dem begehrten<br />

R-Rating, einer Freigabe ab 17 Jahren.<br />

GAMBIT<br />

THE WOLVERINE 2<br />

Regisseur: Noch nicht bekannt<br />

Besetzung: Noch nicht bekannt<br />

US-Kinostart: 2017<br />

l X-Men-Produzentin Lauren Shuler<br />

Donner sehnt sich danach, den tobenden<br />

Cajun wieder auf die große Leinwand zu<br />

bringen. Channing Tatum stand bereits in<br />

Verhandlungen, die Rolle des beliebten<br />

X-Men-Antihelden zu übernehmen <strong>–</strong> und<br />

hat dafür sogar den Sprachakzent geübt!<br />

Regisseur: James Mangold<br />

Besetzung: Hugh Jackman<br />

US-Kinostart: 2017<br />

l Was die neue Zeitlinie für James Mangolds<br />

Sequel zu The Wolverine bedeutet,<br />

ist noch nicht bekannt, aber der Regisseur<br />

hat versprochen, eine weitere Geschichte<br />

aus einem Comicbuch-Klassiker aufzugreifen.<br />

Fest steht, dass die Dreharbeiten<br />

sich an X-Men: Apocalypse anschließen<br />

werden.<br />

JUSTICE LEAGUE<br />

Regisseur: Zack Snyder<br />

Besetzung: Henry Cavill, Ben Affleck,<br />

Gal Gadot<br />

US-Kinostart: 2017<br />

l Warner Bros. hat Zack Snyders Regie-<br />

Rückkehr für den lange in der Debatte<br />

stehenden Justice League-Film bestätigt.<br />

Da aber noch einige Charaktere des klassischen<br />

Teams fehlen, stellt sich die Frage:<br />

Wo und wie sollen sie eingeführt werden?<br />

THE AMAZING<br />

SPIDER-MAN 4<br />

Regisseur: Noch nicht bekannt<br />

Besetzung: Noch nicht bekannt<br />

US-Kinostart: 2019<br />

l Nichts steht fest, da die Verträge der Besetzung<br />

von The Amazing Spider-Man nur<br />

über drei Filme liefen und Marc Webb kein<br />

Interesse an einem vierten Film bekundete.<br />

X-FORCE<br />

Batman<br />

Regisseur: Jeff Wadlow<br />

Besetzung: Noch nicht bekannt<br />

US-Kinostart: 2018<br />

l Wenig ist bekannt über das X-Men-Spinoff<br />

des Kick-Ass 2-Regisseurs. Es soll die Inkarnationen<br />

des Teams mischen <strong>–</strong> mit den<br />

klassischen X-Force-Figuren, die in Zukunft<br />

ist Vergangenheit eingeführt wurden.<br />

Wolverine<br />

AVENGERS: AGE OF ULTRON<br />

die zukunft<br />

superhelden movie collection | 9


die zukunft<br />

X-Men: zukunft ist vergangenheit<br />

<strong>Superhelden</strong>-filme haben sich verändert. Auch die X-Men.<br />

Regisseur Bryan Singer, Autor/Produzent Simon Kinberg und<br />

die Stars von X-Men: Zukunft ist Vergangenheit sprechen<br />

über den nächsten Schritt in der eVolution der Helden.<br />

Wir wissen mit absoluter<br />

GewiSSheit, dass Arten<br />

aussterben und andere sie<br />

ersetzen“, So schrieb im 19.<br />

Jahrhundert der Vater der<br />

Evolution, der Naturforscher<br />

Charles Darwin.<br />

Und nicht umsonst steht dieses Zitat<br />

säuberlich abgetippt auf der Titelseite<br />

eines Drehbuchs von X-Men-Regisseur<br />

Bryan Singer. Der Konflikt zwischen der<br />

Menschheit und der vermeintlich nächsten<br />

Stufe der Evolution ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil der X-Men-Mythologie.<br />

Die nächste Stufe, das sind die Mutanten,<br />

die zwar von Geburt an super sind, aber<br />

keineswegs immer wie Helden agieren. Im<br />

ersten Film noch debattierten Ungläubige,<br />

mit welchen Gesetzen sie den Adaman-<br />

tium-Krallen Wolverines Einhalt gebieten<br />

könnten. Seitdem sind 14 Jahre vergangen,<br />

vier X-Men-Filme und zwei eigenständige<br />

Wolverine-Filme wurden in dieser<br />

Zeit produziert. Und das Problem mit den<br />

Krallen löst sich nun bald von selbst, dank<br />

der sogenannten „Sentinels“, einer Armee<br />

tödlicher Roboter, die nur ein Ziel haben:<br />

Jagd auf Mutanten machen. Sie haben die<br />

Welt in eine trostlose, postapokalyptische<br />

Dystopie verwandelt. In dieser kargen<br />

Welt im Jahre 2024 müssen die letzten<br />

Mutanten um ihr Überleben fürchten <strong>–</strong><br />

die ersten X-Men, die wir zuletzt in Brett<br />

Ratners nicht sonderlich hoch gelobten<br />

X-Men: Das letzte Gefecht gesehen<br />

haben: Wolverine (Hugh Jackman),<br />

Professor X (Patrick Stewart), Storm<br />

(Halle Berry), Colossus (Daniel Cud more),<br />

Iceman (Shawn Ashmore) und Kitty Pride<br />

(Ellen Page). Dazu kommt der mittlerweile<br />

geläuterte Erzschurke Magneto (Ian<br />

McKellen) und ein brandneues Team weniger<br />

bekannter Mutanten. Da ihnen der<br />

Sieg gegen die Sentinels verwehrt bleibt,<br />

schicken sie einige ihrer Art auf eine<br />

Zeitreise ins Jahr 1972, um den Erfinder<br />

des Sentinel-Prorgamms, Bolivar Trask<br />

(Peter Dinklage), zu stoppen ... und um die<br />

diversen Mutanten-Fraktionen zu vereinen:<br />

Den humanistischen (und depressiven)<br />

Professor Charles Xavier (James<br />

McAvoy) und den absolutistischen (und<br />

momentan im Knast schmorenden) Erik<br />

„Magneto“ Lensherr (Michael Fassbender).<br />

Und irgendwo zwischen diesen<br />

moralischen Extrempositionen gibt es<br />

noch Mystique (Jennifer Lawrence). Doch<br />

10 | superhelden movie coLLECTIoN


X-Men: zukunft ist vergangenheit<br />

superhelden movie collection | 11


die zukunft<br />

X-Men: zukunft ist vergangenheit<br />

„ich wollte erklären,<br />

wie die X-Men<br />

zusammenkamen.<br />

Das Wissen wir noch<br />

nicht. Die geschichte<br />

wurde noch nicht<br />

erzählt“ Bryan Singer<br />

Es ist das vielleicht größte<br />

Ensemble eines <strong>Superhelden</strong>films.<br />

es sind nicht nur die Mutanten, die sich<br />

anpassen müssen, um weiterhin relevant<br />

zu bleiben. Bryan Singer und Sam Raimi<br />

haben mit X-Men (2000) und Spider-Man<br />

(2002) eine neue Ära des <strong>Superhelden</strong>films<br />

ins Leben gerufen, doch mittlerweile sind<br />

es die Filme von Marvel Studios <strong>–</strong> sowie<br />

Christopher Nolans Dark Knight-Trilogie<br />

und Man of Steel <strong>–</strong> die an den Kinokassen<br />

den Ton angeben. Das Publikum interessiert<br />

es nämlich überhaupt nicht, wer zuerst<br />

kam. Nur wer der Beste ist. „Ich weiß nicht,<br />

ob es so einen Film schon mal gegeben<br />

hat“, meint Autor und Produzent Simon<br />

Kinberg. „Es sind zwei völlig unterschiedliche<br />

DNA-Stränge, weil das Feeling und die<br />

Schauspieler von Erste Entscheidung sich<br />

sehr vom Look und Feeling der ursprünglichen<br />

X-Men-Filme unterscheiden.“<br />

Regisseur Singer fügt hinzu: „Der Film<br />

stellt die X-Men ganz anders dar. Es war für<br />

uns etwas ganz Neues, dass wir mit Erste<br />

Entscheidung einen Film machen konnten,<br />

der an das Silver Age der Marvel-Comics<br />

anknüpft. Jetzt können wir die Siebziger<br />

erforschen und in den apokalyptischen Szenen<br />

des Films auch ein wenig den Zeitgeist<br />

der Achtziger. Das ist irre! Und wir greifen<br />

bewusst in die Geschichte ein. Wir ergänzen<br />

historische Begebenheiten. Captain<br />

America hat das auch gemacht, aber bei<br />

uns ist es anders.“ Die klassische „Days of<br />

Future Past“-Storyline von Chris Claremont<br />

und John Byrne aus dem Jahr 1980 ist mittlerweile<br />

zu einem wesentlichen Fundament<br />

der X-Men-Mythologie geworden: Unter<br />

anderem basieren diverse Zeichentrickabenteuer<br />

darauf, darunter zwei Folgen von<br />

X-Men: The Animated Series (1993) und<br />

eine Folge von The Ultimate Spider-Man<br />

(2013). Auch die Originalcomics beziehen<br />

sich immer wieder auf „Days of Future<br />

Past“, ebenso wie eine Folge der TV-Serie<br />

Heroes. Die Story wirft schon lange ihren<br />

Schatten auf das X-Men-Universum. Die<br />

Sentinels waren firmenintern bereits für fast<br />

jeden der X-Men-Filme als Gegenspieler im<br />

Gespräch, und hätte die negative Reaktion<br />

auf X-Men: Das letzte Gefecht die Reihe<br />

nicht fürs Erste gestoppt, hätte man die<br />

Storyline sofort in X-Men 4 aufgegriffen.<br />

Doch Singer ist erleichtert, dass er<br />

gewartet hat. Da er Professor Xaviers<br />

Schule für Begabte Kinder fürs erste<br />

den Rücken gekehrt hat, um an<br />

Superman Returns zu arbeiten, ist er den<br />

kritischen Reaktionen der Fans zu Das letzte<br />

Gefecht entwischt. Stattdessen trat er bei<br />

Matthew Vaughns coolem Sechziger-Prequel<br />

X-Men: Erste Entscheidung nur als<br />

Produzent auf. Jetzt, im Jahre 2014, ist<br />

Die Serie lebt von der spannungsgeladenen<br />

Dynamik zwischen Charles Xavier und Magneto.<br />

12 | superhelden movie collectioN<br />

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X-Men: zukunft ist<br />

vergangenheit<br />

MIT KLAUEN & ZÄHNEN<br />

Hugh Jackman über Wolverine, Comics und Zeitreisen<br />

Wolverine hat<br />

aus dem noch<br />

unbekannten<br />

Hugh Jackman<br />

einen Star gemacht. Er<br />

ist der wohl beliebteste<br />

Antiheld der X-Men-Reihe.<br />

Nach dem erfolgreichen<br />

The Wolverine gibt<br />

Jackman sein Erbe an die<br />

jungen Stars von X-Men: Die<br />

Zukunft ist Vergangenheit<br />

weiter. Wir sprachen mit dem Star ...<br />

Wolverine ist schon lange ein<br />

Teil Ihres Lebens. Ist diese Figur<br />

nicht auch eine große Last?<br />

Ich war die letzten Jahre stets dankbar<br />

und habe nur an den nächsten Film<br />

gedacht. Erst mit diesem Film und<br />

mit The Wolverine wird mir langsam<br />

klar, dass 15 Jahre vergangen sind.<br />

Ich könnte bei mir zu Hause ein<br />

X-Men-Filmfestival veranstalten. Aber<br />

im Ernst, mir wird klar, wie viel Glück<br />

ich habe, und wie sehr ich diese Figur<br />

liebe. Er ist wie ein Bruder.<br />

„Ich liebe die figur. er ist wie<br />

ein bruder.“ Hugh Jackman<br />

The Wolverine und Die Zukunft<br />

ist Vergangenheit beziehen<br />

sich konkret auf die Comics.<br />

Nehmen die Zuschauer die Comics<br />

mittlerweile besser auf?<br />

Die Studios haben jetzt mehr Vertrauen<br />

in die Comics. Filmemacher wie<br />

Christopher Nolan und Bryan Singer<br />

haben gezeigt, dass man dem Stoff<br />

treu bleiben kann und trotzdem einen<br />

Film drehen kann, den jeder genießt,<br />

auch wenn er noch nie einen Comic<br />

gelesen hat. Auf den Erfolg von The<br />

Wolverine bin ich sehr stolz, denn es<br />

ist eine bescheidenere Geschichte, die<br />

mehr vom Innenleben der Figur zeigt.<br />

Das beweist, dass wir uns auf den Charakter<br />

und seine Gefühle konzen trieren<br />

können, dass wir auch Liebe und<br />

Humor zeigen können. Es ist allein der<br />

Charakter, der die Menschen fesselt.<br />

Überrascht es Sie, dass Logan<br />

als Figur scheinbar immer<br />

komplexer wird?<br />

Das ist der Grund, warum ich immer<br />

wieder zu den Comics zurückkehre.<br />

Sie inspirieren mich. Es macht mehr<br />

Spaß denn je, Wolverine zu spielen.<br />

James Mangold, der Regisseur von The<br />

Wolverine, hat mir geholfen, ganz neue<br />

Facetten zu entdecken, der Charakter<br />

ist viel verletzlicher geworden. Es überrascht<br />

mich, dass ich es nach sieben<br />

Filmen mehr genieße als je zuvor. Die<br />

Drehbücher werden immer besser. Ich<br />

werde stets überrascht.<br />

War es seltsam, die jüngeren<br />

Darsteller von Erste Entscheidung<br />

kennenzulernen?<br />

Ich fand es toll. Es sind wunderbare<br />

Schauspieler. Sie halten als Gruppe<br />

zusammen. Das war für mich und<br />

Bryan etwas seltsam. Wir beide hatten<br />

bereits sechs Wochen Dreharbeiten<br />

in den Sets der futuristischen Welt<br />

hinter uns, aber als wir zu den anderen<br />

kamen, fühlten wir uns wie Außenseiter.<br />

Das war interessant. Sie sind eine<br />

starke Truppe, ich hab sie ins Herz geschlossen.<br />

Ich bewundere es, wie ernst<br />

sie die Filme nehmen und wie viel Spaß<br />

sie dabei haben.<br />

Glauben Sie, dass Die Zukunft<br />

ist Vergangenheit den <strong>Superhelden</strong>film<br />

nach vorne katapultiert?<br />

Ja, weil er sehr ambitioniert ist. Wenn<br />

man die Comics liest, wird einem klar,<br />

dass sie so erfolgreich sind, weil die<br />

Leute die Charaktere lieben. Wären die<br />

Charaktere langweilig, würden die Leute<br />

die Comics nicht mehr lesen. Es ist<br />

völlig egal, wie gut sie gezeichnet sind,<br />

es sind die Charaktere und die Storys,<br />

die einen reinziehen. Das ist ja das<br />

Coole an Comics. Unser Film basiert direkt<br />

auf den Comics, aber es gibt auch<br />

neue Charaktere und viele Überraschungen.<br />

Und es wird Spaß machen,<br />

Ian McKellen und Michael Fassbender<br />

in derselben Rolle zu sehen. Für Fans<br />

ist das etwas ganz Besonderes.<br />

Nach The Wolverine scheint<br />

Logan inneren Frieden gefunden<br />

zu haben. Haben Sie darüber<br />

gesprochen, wie er sich zwischen<br />

The Wolverine und Die Zukunft ist<br />

Vergangenheit verändert hat?<br />

Er hat seinen Frieden damit geschlossen,<br />

dass er niemals inneren Frieden<br />

finden wird. Er akzeptiert sich selbst.<br />

Und er versteht, was es bedeutet,<br />

Wolverine zu sein. Aber in den Jahren<br />

dazwischen <strong>–</strong> viele waren es nicht <strong>–</strong><br />

hat sich die weltweite Situation der<br />

Mutanten katastrophal verschlimmert.<br />

Seine eigenen Probleme sind auf einmal<br />

unwichtig geworden.<br />

Logan hat viele Fehler gemacht<br />

und viele Tragödien durchlebt.<br />

Was bedeutet es für Sie, immer wieder<br />

zu der Figur zurückzukehren?<br />

Die Mission hat diesmal absolute Priorität.<br />

Aber es ist immer die Versuchung<br />

da, sich mit früheren Fehlern auseinanderzusetzen.<br />

Ich wollte diese beiden<br />

Pole darstellen und die Möglichkeiten<br />

aufzeigen, wo etwas schieflaufen kann.<br />

Darüber haben wir gesprochen, denn<br />

es gibt in Logans Leben viel, was er<br />

bereut. Interessant ist, dass er zwar<br />

körperlich in der Lage ist, die Zeitreise<br />

zu machen, aber geistig der Letzte, der<br />

so was wagen sollte.<br />

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superhelden movie collection | 13


die zukunft<br />

X-Men: zukunft ist vergangenheit<br />

„ich würde<br />

echt gerne<br />

Robert<br />

Downey<br />

Jr bei den<br />

x-men auftreten<br />

lassen!“<br />

Bryan Singer<br />

Mystique (Jennifer Lawrence)<br />

steht zwischen beiden Fronten.<br />

KRAFT DER GEDANKEN<br />

James McAvoy über Professor X<br />

Charles Xavier geht es nicht so gut.<br />

Nachdem wir in Erste Entscheidung<br />

James McAvoy als einen jüngeren,<br />

frecheren und selbstgerechteren<br />

Professor X sahen, wurde dieser<br />

durch ein paar Kugeln im Rückenmark<br />

querschnittsgelähmt. Seine treusten<br />

Verbündeten <strong>–</strong> Mystique und Magneto <strong>–</strong><br />

haben sich von ihm abgewendet. James<br />

McAvoy spricht über den Meister-Telepathen<br />

...<br />

In Zukunft ist Vergangenheit<br />

dürfen Sie viel schreien. Macht<br />

Ihnen der Pathos Spaß?<br />

Meine Figur war dieses Mal ganz<br />

anders. Ich entdecke jetzt völlig<br />

neue Seiten an der Figur, die wir<br />

vorher nicht gesehen haben. Er<br />

hatte kaum Konflikte, keine innere<br />

Spannung, aber am Ende des<br />

Films wird er im Grunde allein<br />

gelassen. Er ist jetzt körperlich<br />

behindert, und emotional auch. Also hat<br />

er in dem neuen Film große Konflikte<br />

und viel Leid, das er bewältigen muss.<br />

Er war zuvor der ausgeglichenste und<br />

selbstbewussteste unter den X-Men. Es<br />

ist gut, dass er jetzt so einen Albtraum<br />

durchmacht.<br />

Beziehen Sie sich in der<br />

Performance auch auf Patrick<br />

Stewart?<br />

Ich hatte das eigentlich für den zweiten<br />

Film vor. Aber dann las ich das Drehbuch<br />

und ich war sehr froh, dass es anders<br />

war. Wir sind noch weit von Patrick<br />

Stewart entfernt. Vielleicht wenn es<br />

einen dritten Film gibt ... Es kommt<br />

darauf an, vielleicht wollen die ja auch<br />

sechs Filme draus machen, aber das<br />

wäre dann wohl ein wenig zu viel des<br />

Guten. Ich denke, am Ende eines dritten<br />

Films kann ich mich mehr an Patrick<br />

orientieren. Bei Erste Entscheidung war<br />

es noch so, dass die Zuschauer einen<br />

ganz anderen Professor X sehen wollten.<br />

Das ist inte ressant und macht Spaß.<br />

Aber man muss die Entwicklung der<br />

Figur respektieren. Außer sie verändern<br />

die Timeline, dann hat man ganz neue<br />

„ich respektiere die Figur. AuSSer<br />

man verändert die Timeline, dann<br />

hat man neue Möglichkeiten.“<br />

James McAvoy<br />

Möglichkeiten. Das klingt zwar nach<br />

einem billigen Trick, aber in den Comics<br />

machen die es ständig. (Lacht) Da gibt<br />

es sogar verschiedene Realitäten, wo es<br />

einen guten und einen bösen Professor<br />

X gibt.<br />

Wie können Sie sich eine so<br />

etablierte Figur zu eigen<br />

machen?<br />

Angenommen, Sie würden sich selber<br />

kennenlernen, so wie sie vor 40 Jahren<br />

waren. Sie würden sich selbst vermutlich<br />

gar nicht mehr wiedererkennen. Sie<br />

waren ein ganz anderer Mensch. Für<br />

mich war es wichtig, dass der Charakter<br />

ganz anders wirkt. Doch es gibt ein<br />

Schlüsselelement, das sie gemein haben,<br />

und zwar das Einfühlungsvermögen.<br />

Professor X kann Menschen sehr gut<br />

verstehen. Das war immer seine wahre<br />

Superkraft <strong>–</strong> seine Fähigkeit, sich in die<br />

Lage anderer zu versetzen. Das Interessante<br />

an meiner Figur ist, dass er gegen<br />

dieses Einfühlungsvermögen angehen<br />

will. Er will das nicht mehr, er kämpft<br />

dagegen an, es bereitet ihm zu große<br />

Schmerzen. Er kann andere Menschen<br />

wirklich fühlen und verstehen, er ist wie<br />

ein telepathischer Voyeur. Und<br />

das tut ihm sehr weh.<br />

Wie war es, mit Bryan<br />

Singer und Matthew<br />

Vaughn zu arbeiten?<br />

Sie waren sehr unterschiedlich,<br />

aber es gab auch große Gemeinsamkeiten.<br />

Sie haben eine sehr<br />

unterschiedliche Energie. Aber manchmal<br />

kamen sie trotz ihrer unterschiedlichen<br />

Art zu sehr ähnlichen Ergebnissen.<br />

Sie haben beide keine Angst vor großen<br />

Entscheidungen und sie setzen alles auf<br />

eine Karte. Das hat mich beeindruckt.<br />

Bryan hat das <strong>Superhelden</strong>genre mit<br />

dem ersten X-Men-Film neu definiert,<br />

er hat gezeigt, dass man es sehr viel<br />

ernster nehmen kann. Ich hatte das<br />

Gefühl, bei ihm in guten Händen zu sein.<br />

Er kennt sich einfach aus. Manchmal<br />

konnte ich in meiner Performance weiter<br />

gehen, weil er mir genügend Freiraum<br />

ließ.<br />

Es wird sich zeigen, wie Erik Lehnsherr<br />

in die Filmreihe passt.<br />

14 | superhelden movie collectioN


X-Men: zukunft ISt VERgangenhEIt<br />

QUICKSILVER<br />

Evan Peters aus Amercian<br />

Horror Story über Quicksilver<br />

Ihr Kostüm wurde online<br />

verrissen. Werden die<br />

Leute nach dem Film ihre<br />

Meinung ändern?<br />

Die Fotos wurden aus dem<br />

Kontext genommen. Es ist<br />

1972, er ist ein Teenager und<br />

er ist ein Punk. Erst danach<br />

wird er zu Quicksilver. Vorher<br />

lebt er bei seinen Eltern.<br />

Das Kostüm passt zu seiner<br />

Story und das wird den Fans<br />

sicher gefallen.<br />

In der Gegenwart macht<br />

Magneto immer nur Probleme.<br />

Ist seine Beziehung zu<br />

Magneto und den X-Men<br />

so kompliziert wie in den<br />

Comics?<br />

Man weiß nicht, ob er ein<br />

Schurke oder ein Held ist. Er<br />

steht auf der Kippe. Er hat<br />

eine Tendenz zur Anarchie,<br />

aber er ist nicht bösartig.<br />

Er verstößt nur gegen das<br />

Gesetz.<br />

In dem Film sehen wir auch<br />

Ihre Schwester. Kann es<br />

sein, dass sie Scarlet Witch<br />

ist?<br />

Das finden wir in späteren<br />

Filmen noch heraus. Wir<br />

wissen, dass all die Figuren<br />

aus den Comics stammen<br />

und dass sie irgendwie<br />

zusammenpassen.<br />

Es ist sicher seltsam, dass<br />

auch Aaron Taylor-Johnson<br />

in Avengers: Age of Ultron<br />

dieselbe Figur, Quicksilver,<br />

spielt.<br />

Ich freue mich darauf,<br />

Aarons in der Rolle zu sehen.<br />

Es ist eine coole Figur mit<br />

coolen Kräften. Es gibt Platz<br />

für zwei. Ich sehe da keine<br />

Konkurrenz, weil es zwei<br />

verschiedene Welten sind.<br />

Das hier sind die Siebziger,<br />

er ist noch ein Teenager, also<br />

ist es etwas ganz anderes.<br />

Ich freue mich, dass ich den<br />

Charakter spielen darf.<br />

Daniel Cudmore kehrt als Colossus zurück.<br />

Neu dabei ist Blink (Bingbing Fan).<br />

es für ihn erheblich leichter, Chris Claremonts<br />

epischen Comic zu verfilmen, als das<br />

noch 2006 der Fall gewesen wäre. „Es ist<br />

ein Vorteil“, stimmt Singer zu. „Einige der<br />

Schauspieler sind jetzt große Stars. Und ihre<br />

Charaktere sind uns vertraut geworden. Es<br />

ist beispielsweise sehr spannend, Magneto<br />

ganz anders darzustellen, als wir ihn in<br />

Erste Entscheidung gesehen haben, und es<br />

macht Spaß, die Charaktere der Zukunft<br />

auf die Figuren der Vergangenheit treffen<br />

zu lassen.“ Aber was ist, wenn man die Figuren<br />

nicht kennt? „Ich habe einer Gruppe<br />

von Leuten, die noch nie einen X-Men-Film<br />

gesehen haben, den Rohschnitt gezeigt. Es<br />

war übrigens nicht leicht, solche Leute zu<br />

finden“, meint Singer mit einem Lachen.<br />

„Man kann gut den Überblick behalten,<br />

niemand war verwirrt. Wer die X-Men nicht<br />

kennt, kann vielleicht nicht jedes Detail<br />

der Figuren verstehen, aber man kann der<br />

Story folgen, und man versteht, was auf<br />

dem Spiel steht. Im Grunde ist es eher ein<br />

Zeitreisefilm als ein X-Men-Film.“<br />

Und da Singer nicht gleichzeitig<br />

überall sein konnte, wurde er von<br />

Simon Kinberg unterstützt, dem<br />

Autoren von Das letzte Gefecht und<br />

Produzenten von Erste Entscheidung. Bei<br />

Zukunft ist Vergangenheit ist er als Autor<br />

und Co-Produzent dabei, ebenso wie bei<br />

der für 2016 angekündigten Fortsetzung<br />

X-Men: Apocalypse. Gemeinsam mit Singer<br />

und der legendären Produzentin Lauren<br />

Shuler Donner ist er zu einem der Hüter des<br />

X-Men-Universums geworden. Es gibt das<br />

Gerücht, dass er als Produzent und Autor<br />

von Josh Tranks Die Fantastischen Vier ein<br />

neues Universum erschaffen will. „Als wir<br />

Erste Entscheidung gemacht haben, hatten<br />

wir noch keine Ahnung, dass wir in Zukunft<br />

ist Vergangenheit die Stars beider Films zusammenbringen<br />

würden“, gibt Kinberg zu.<br />

„Wir hatten da rüber gesprochen, dass es<br />

interessant wäre, Ian McKellen und Patrick<br />

Stewart in einem Prolog oder Epilog zu zeigen,<br />

damit die jungen und die alten Figuren<br />

miteinan der verschmelzen. Das war unser<br />

ursprünglicher Gedanke. Aber dann kam<br />

das Gespräch auf Days of Future Past. Das<br />

ist neben Dark Phoenix (1976-1977) von<br />

Clare mont und Byrne einer meiner Lieblingscomics.<br />

Leider haben wir Dark Phoenix<br />

mit Das letzte Gefecht ein bisschen in den<br />

Sand gesetzt. Jetzt hatten wir die Chance,<br />

es besser zu machen und den Comics<br />

gerecht zu werden. Ich kam mit der Idee<br />

auf Matthew Vaughn zu (der eigentlich als<br />

Regisseur dabei sein sollte) und auf Bryan,<br />

der den Film produzieren wollte. Aber das<br />

Studio und alle Beteiligten waren etwas eingeschüchtert<br />

von dem Ganzen. Wie soll das<br />

alles aussehen, wie soll es funktionieren?<br />

Selbst die Schauspieler alle gleichzeitig vor<br />

die Kamera zu bekommen ist ein enormes<br />

Unterfangen, sie alle haben Verträge und<br />

andere Verpflichtungen, aber alle waren<br />

von dem Konzept begeistert. Und es ist<br />

echt nicht leicht, eine Zeitreisegeschichte<br />

mit zwölf Hauptfiguren zu erzählen. Aber<br />

das Feeling des Films fiel mir sehr leicht. Es<br />

sollte sich so roh und geerdet anfühlen wie<br />

Erste Entscheidung, aber gleichzeitig auch<br />

in das riesige, glänzende X-Men-Universum<br />

von Bryan passen.“ Comics haben schon<br />

immer diverse Spin-offs und Verfilmungen<br />

nach sich gezogen, aber in den letzten<br />

Jahren wurde die Symbiose immer stärker.<br />

Im ersten X-Men-Film war von der Comicvorlage<br />

noch wenig zu spüren. Selbst die<br />

ledernen Uniformen sahen ganz anders aus.<br />

Aber mit Wolverine, der auf einer Miniserie<br />

von Frank Miller und Chris Claremont aus<br />

dem Jahr 1982 basiert, und jetzt auch mit<br />

Zukunft ist Vergangenheit bekennt man<br />

superhelden movie collection | 15


die zukunft<br />

X-Men: zukunft ist vergangenheit<br />

sich offen zu den Comics. Das hat auch<br />

Nachteile. „In X3 wollten wir die Dark Phoenix-Geschichte<br />

erzählen, aber wir haben<br />

den Überblick verloren. Die hauptsächliche<br />

Geschichte wurde immer weiter in den<br />

Hintergrund gedrängt und die Story mit<br />

dem Heilmittel für Mutanten, die eigentlich<br />

von Joss Whedon stammt, aus dem Comic<br />

Gifted von Whedon und dem Zeichner John<br />

Cassady, trat immer mehr in den Vordergrund.<br />

Erste Entscheidung bezieht sich auf<br />

einen weniger bekannten X-Men-Comic,<br />

First Class (2006) von Jeff Parker und<br />

Roger Cruz. Als wir dann über Zukunft<br />

ist Vergangenheit nachdachten, kam die<br />

Frage auf, wie wir dem Comic so treu wie<br />

möglich bleiben konnten. Denn es gibt bei<br />

der Umsetzung viele Schwierigkeiten. Wer<br />

tritt zum Beispiel die Zeitreise an? Es wäre<br />

problematisch geworden, Kitty Prides 50<br />

Jahre in die Vergangenheit zu schicken, weil<br />

sie da noch nicht auf der Welt war.“<br />

Doch auf diese Frage gab es eine<br />

einfache Antwort: Wolverine. Hugh<br />

Jackmans Charakter ist bei den Fans<br />

überaus beliebt, er hat selbst durch<br />

Das letzte Gefecht und X-Men Origins:<br />

Wolverine nichts an Popularität eingebüßt.<br />

Wolverine ist vielleicht der letzte große<br />

Comic-Charakter, der den Sprung auf die<br />

Als Jennifer Lawrence immer<br />

bekannter wurde, trat auch ihre<br />

Figur in der Filmreihe mehr in<br />

den Vordergrund.<br />

Leinwand geschafft hat. (Aber wer weiß,<br />

vielleicht gelingt das auch Rocket Racoon in<br />

Guardians of the Galaxy!) So war Wolverine<br />

der ideale Kandidat für eine Zeitreise. Er<br />

hatte bereits in Erste Entscheidung einen<br />

erstklassigen Cameo-Auftritt. Dieses Mal<br />

wird sein Verstand durch die Zeit geschickt<br />

und in seinen jungen Körper projiziert.<br />

(Das ist einer der Vorteile, wenn man quasi<br />

unsterblich ist und sich selbst heilen kann.)<br />

„Er ist derjenige im Team, der sich am<br />

besten auskennt“, erklärt Singer. „Aber er<br />

ist nicht gerade der Geduldigste. Ursprünglich<br />

sollte Charles Xavier die Reise antreten,<br />

aber er war körperlich nicht dazu in der<br />

Lage. Dadurch wurde die Dynamik der<br />

Figuren auf den Kopf gestellt. In der Regel<br />

ist es Wolverine, den man im Zaum halten<br />

muss, aber dieses Mal muss er den Babysitter<br />

spielen, weil die anderen Charaktere viel<br />

jünger und gerade an einem Tiefpunkt sind.<br />

Er muss sie für die Mission alle zusammenbringen.<br />

Natürlich geht alles schief<br />

und man fragt sich, ob sie es schaffen. Für<br />

mich war es wie Die üblichen Verdächtigen,<br />

denn der erste Teil des Films spielt in<br />

der Zukunft, mit Hugh Jackman und den<br />

Schauspielern aus der ersten Trilogie. So<br />

war es auch bei Die üblichen Verdächtigen<br />

mit Kevin Spacey, Chazz Palminteri, Dan<br />

Hedaya, Giancarlo Esposito etc. Dann sind<br />

Peter Dinklage spielt den<br />

Schurken Bolivar Trask.<br />

COUNTDOWN ZUR APOkalYPSE<br />

Bryan Singer, Hugh Jackman und Simon<br />

Kinberg sprechen über X-Men: Apocalypse<br />

En Sabah Nur kam<br />

im alten Ägypten<br />

zur Welt. Er hat<br />

unermessliche<br />

Kräfte und ist nahezu<br />

unsterblich. Im Laufe der<br />

Menschheitsgeschichte<br />

kontrolliert er die<br />

Evolution der Mutanten.<br />

Aber welche Rolle spielt<br />

er in X-Men: Apocalypse?<br />

3<br />

Zukunft ist<br />

Vergangenheit wird<br />

weitererzählt<br />

Es ist klar, dass Die Zukunft ist Vergangenheit<br />

die Timeline der X-Men-Figuren verändern wird.<br />

Die Zukunft, die wir noch aus den ersten drei<br />

X-Men-Filmen kennen, wird anders werden. „Wir<br />

können im Grunde machen, was wir wollen“,<br />

sagt Simon Kinberg. „Wir wollen auf jeden<br />

Fall mit einigen der Schauspieler aus Erste<br />

Entscheidung und Die Zukunft ist Vergangenheit<br />

weitermachen. Es werden einige Storys aus<br />

diesen Filmen weitergeführt. In Apocalpyse auf<br />

jeden Fall, vielleicht auch in weiteren Filmen.<br />

2<br />

WIRD X-MEN ORIGINS:<br />

WOLVERINE Verändert?<br />

Da in Die Zukunft ist Vergangenheit<br />

auch der Vietnamkrieg als Hintergrund dient, müsste<br />

Logan eigentlich ganz woanders sein <strong>–</strong> nämlich<br />

bei Team X, wo es zu Entscheidungen kommt, die<br />

zu seiner Amnesie und seinen Adamantium-Knochen<br />

führen. „Keine Sorge, darüber haben wir viel<br />

nachgedacht“, sagt Hugh Jackman. „Ich will versuchen,<br />

so zu antworten, dass ich nicht zu viel verrate.<br />

Es gibt viele spannende Möglichkeiten, wenn er<br />

wieder zurückreist, aber wir haben immer im Blick<br />

behalten, was das für die X-Men bedeutet. Wir<br />

können verschiedene Varianten durchspielen und<br />

trotzdem darauf achten, dass es stimmig bleibt.“<br />

1<br />

CYCLOPS, Jean GREY UND<br />

STORM SIND ZURÜCK<br />

In Apocalypse wird eine neue Ära<br />

beleuchtet: Die Achtziger. „Ich wollte erklären,<br />

wie die X-Men zusammenkamen. Das wissen<br />

wir noch nicht, die Geschichte wurde nie erzählt.<br />

Die Zukunft ist Vergangenheit liegt genau<br />

dazwischen“, sagt Singer mit einem Lachen.<br />

„Die Story spielt zwischen den Ursprüngen<br />

der Beziehung von Charles und Erik und der<br />

Gründung der X-Men.“ Was wiederum bedeutet,<br />

dass Apocalypse in der richtigen Zeitzone<br />

angesiedelt ist, um auch Cyclops, Jean Grey und<br />

Storm wieder aufleben zu lassen. „Ja“, bestätigt<br />

Singer die Frage. „Ganz genau.“<br />

16 | superhelden movie collectioN


X-Men: zukunft ist vergangenheit<br />

Sunspot (Adam Canto), Kitty Pride (Ellen Page),<br />

Iceman (Shawn Ashmore) und Colossus.<br />

„Leider haben wir Dark Phoenix mit<br />

das letzte Gefecht etwas in den Sand<br />

gesetzt. Jetzt hatten wir die Chance,<br />

es besser zu machen“ Simon Kinberg<br />

Auch dieses Mal tritt Nicolas Hoult<br />

wieder als Beast vor die Kamera.<br />

sie plötzlich alle weg und wir erzählen<br />

einen ganz neuen Film mit James McAvoy,<br />

Michael Fassbender, Jennifer Lawrence und<br />

Nicolas Hoult. Wir haben viele Monate daran<br />

gearbeitet, aber ich musste immer Hugh<br />

Jackman im Hinterkopf behalten, so wie ich<br />

bei Die Üblichen Verdächtigen Kevin Spacey<br />

im Hinterkopf behalten musste.“<br />

Es ist nicht nur der ambitionierteste<br />

X-Men-Film, den es je gab, sondern auch<br />

einer der gröSSten <strong>Superhelden</strong>-Produktionen<br />

der Filmgeschichte,<br />

zumindest bis Warner Bros. endlich Justice<br />

League verfilmt. X-Men: Die Zukunft ist<br />

Vergangenheit wird bislang sehr unterschiedlich<br />

gewertet, die Reaktionen der<br />

Fans erinnern an eine Achterbahnfahrt:<br />

Ist die Story zu komplex? Gibt es zu viele<br />

Mutanten? Diese Sorge ist vielleicht nicht<br />

ganz unberechtigt. Schließlich kommen<br />

im Vietnamkrieg im Jahre 2972 noch eine<br />

jüngere Version von Toad (Evan Jonigkeit)<br />

hinzu sowie der blitzschnelle Quicksilver<br />

(Evan Peters). In der Zukunft, die bereits<br />

proppenvoll von Mutanten ist, kommen<br />

noch der echt heiße Sunspot (Adam Canto),<br />

eine Königin der Portale namens Bling<br />

(Binbin Fan), der Jäger Warpath (Booboo<br />

Stewart) und die Energieschleuder Bishop<br />

(Omar Sy) hinzu. Die X-Men-Reihe hat sich<br />

weiterentwickelt. Ob in ihr die Träume des<br />

Professor X oder die Ängste Magnetos wahr<br />

werden, muss sich erst noch zeigen <strong>–</strong> werden<br />

Menschen und Mutanten in den Filmen<br />

gemeinsam in Frieden leben oder wird es<br />

einen grausamen Vernichtungskrieg geben?<br />

Auf jeden Fall sind die X-Men-Filme eine<br />

direkte Konkurrenz zu Marvel Studios, denn<br />

Kevin Feiges Vorgänger hat die Filmrechte<br />

an Figuren wie den X-Men und Spider-Man<br />

verkauft. Jetzt hat Disney die Marvel<br />

Studios aufgekauft und somit ist das nötige<br />

Kapital vorhanden, um selber <strong>Superhelden</strong>filme<br />

zu finanzieren. Es gibt Konkurrenz.<br />

Auch Fans haben ihre Vorlieben, aber dazu<br />

zählt bestimmt nicht Das letzte Gefecht.<br />

Feige macht kein Geheimnis daraus, dass<br />

er die X-Men gerne wieder im eigenen<br />

Hause hätte, und im Internet stimmen ihm<br />

die Fans lauthals zu. „Das ist für uns nicht<br />

gesund“, gibt Singer zu. „Beide Welten<br />

basieren auf denselben Comics und man<br />

kann die Welten ausdehnen. Aber da enden<br />

die Vergleiche auch. Es klingt, als würde ich<br />

mich verteidigen, aber ich verteidige mich<br />

nur gegen Vergleiche zu den Avengers.<br />

Das ist einfach lächerlich. The Avengers<br />

vereint viele Charaktere, die bereits in ihren<br />

eigenen Filmen sehr beliebt waren. Ich sage<br />

nur Iron Man. Das sind kolossal riesige<br />

Filmreihen mit extrem beliebten Charakteren.<br />

Klar, Fox will die Charaktere irgendwann<br />

zusammenführen, und das fängt<br />

jetzt langsam an. Aber es ist nicht einfach,<br />

die Figuren haben insgesamt fast eine Milliarde<br />

Dollar weltweit an den Kinokassen<br />

eingespielt, man kann sie nicht einfach so<br />

in einem großen Film zusammenschieben.<br />

Ich würde echt gerne Robert Downey Jr. bei<br />

den X-Men auftreten lassen! Aber das hier<br />

ist dennoch ein sehr großer Film, und ich<br />

denke, wir haben uns ganz gut geschlagen“,<br />

fügt er hinzu. „Man kann das nicht<br />

vergleichen. Avengers und die Marvel-Filme<br />

basieren auf individuellen Filmreihen der<br />

Hauptfiguren. Es gibt in Avengers auch<br />

Marvel-Charaktere, die keinen eigenen Film<br />

haben, und ich bin mir nicht sicher, dass<br />

sich die Fans unbedingt einen eigenen Film<br />

für jede dieser Nebenfiguren wünschen<br />

würden. Wir sind sozusagen die Waisenkinder<br />

der Comicwelt. Meine Mom kennt<br />

zum Beispiel Captain America, aber sie<br />

hat keine Ahnung, wer Deadpool ist. Sie<br />

kennt nicht mal den Hulk! Dieses riesige,<br />

grüne Monster! Wir müssen also anders<br />

vorgehen. Das ist machbar, aber es ist nicht<br />

zu vergleichen.“ Die nächste Stufe der<br />

Evolution des <strong>Superhelden</strong>films ist längst<br />

da. Aber der Kampf ums Überleben ist<br />

keineswegs vorbei.<br />

X-Men: Die Zukunft ist Vergangenheit kam<br />

am 22. Mai in die deutschen Kinos.<br />

superhelden movie collection | 17


die zukunft<br />

MARVELs PHASE zwei<br />

Iron Man 3-Autor Drew Pearce<br />

über Avengers: Age Of Ultron<br />

UND tonY starKS ZUKUNFT<br />

18 | superhelden movie collectioN


MARVELs PHASE zwei<br />

S.H.I.E.L.D.top-secret<br />

THE AVENGERS: AGE OF ULTRON<br />

Start: 01.05.15 Erwartung: Hoch<br />

Im Jahre 2012 hat The Avengers das Niveau<br />

für <strong>Superhelden</strong>filme noch einmal angehoben.<br />

Drehbuchautor Drew Pearce über die<br />

bitteren Konflikte in Avengers : Age<br />

Of Ultron, über die neue Richtung von<br />

Marvels „Phase 2“ und wie es bei Marvel<br />

wirklich zugeht ...<br />

Das Kronjuwel der Marvel-Phase-2-Filme.<br />

Außer<br />

dem Titel und natürlich<br />

dem Namen des Schurken<br />

ist so gut wie nichts bekannt.<br />

Es ist gut vorstellbar,<br />

dass das Bruder-Schwester-Team<br />

Scarlet Witch und<br />

Quicksilver dabei ist und<br />

den Helden das Leben zur<br />

Hölle macht. Gut denkbar<br />

auch, dass die Entstehungsgeschichte von Ultron<br />

völlig neu definiert wird. Denn es sind nur die härtesten<br />

Fans, die darauf bestehen, dass der „beste“<br />

Ultron ein etwas alberner Killer-Roboter ist ...<br />

Nach seinem mutigen und gefühlvollen<br />

Drehbuch zu Iron Man 3 wurde der<br />

britische Drehbuchautor Drew<br />

Pearce in Hollywood immer gefragter.<br />

Immerhin hat er Tony Stark Panikattacken<br />

durchleben lassen, ihm einen kleinen<br />

Jungen als Sidekick gegeben und alle seine<br />

Iron-Man-Rüstungen vernichtet. Abgesehen<br />

davon, dass er ihm den Arc Reactor entrissen<br />

hat. Es war der erste Marvel-Film, der in<br />

den Fußstapfen der Avengers folgte und die<br />

sogenannte „Phase 2“ der Marvel-Filmstudios<br />

einläutete. Eins ist jetzt schon klar: Die<br />

neuen Filme werden ganz anders sein. In<br />

Phase 1 wurde gezeigt, wie man <strong>Superhelden</strong>filme<br />

machen sollte. In Phase 2 soll<br />

gezeigt werden, was man alles damit machen<br />

kann. „Eines Tages wird man viel über<br />

die Marvel-Filme schreiben, weil sie durch<br />

das Marvel Cinematic Universe (MCU) ihre<br />

eigene filmische Epoche definieren“, sagt<br />

Pearce, der so ganz nebenbei in seinem<br />

Heimatland England an diversen Sitcoms<br />

mitgearbeitet hat, von der bisher noch<br />

ausstehenden Comic-Verfilmung Runaways<br />

mit Brian K. Vaughn ganz zu schweigen.<br />

„Interessanterweise war von allen meinen<br />

Erfahrungen in Hollywood Iron Man 3 die<br />

kreativste. Man hat leicht den Eindruck,<br />

dass Marvel eine riesige Wurstfabrik ist,<br />

aber dem ist nicht so. Es ist eine sehr kleine<br />

Gruppe von Menschen, die total auf die Comics<br />

abfahren.“ Nach Iron Man 3 hat sich<br />

Pearce mit Robert Downey Jr. für Sherlock<br />

Holmes 3 kurzgeschlossen und schreibt<br />

gerade Mission Impossible 5. Auch Letzterer<br />

hat mehr mit einem Marvel-Film gemein als<br />

man denken könnte. „Ich lebte in ständiger<br />

Furcht vor einem Bombenattentat vonseiten<br />

der Produzenten, falls ich mal zu viel aus<br />

dem Nähkästchen plaudern sollte. Aber es<br />

ist eine tolle Reihe, die Arbeit daran macht<br />

echt Spaß. Bis eben die Bombe hochgeht“,<br />

witzelt er.<br />

Joss Whedon soll gesagt haben „Was<br />

mache ich denn bitteschön in Avengers<br />

2?“, nachdem er das Finale von<br />

Iron Man 3 gesehen hat. War das, weil<br />

Sie Tony Starks Rüstungen zerstört<br />

haben? Oder den Arc Reactor?<br />

Ich glaube, er meinte damit die schieren<br />

Ausmaße der Action. Aber es stimmt schon,<br />

Tony ist am Ende ein anderer. Wir nehmen<br />

den Arc Reactor raus, aber wir machen auch<br />

ein ziemlich definitives Statement, dass er<br />

Iron Man ist. Und obwohl er nicht im eigentlichen<br />

Sinne zum Team gehörte, hat er alle<br />

Rohschnitte gesehen. Er weiß ganz genau,<br />

was er in seinem Film mit Tony anstellen<br />

will. Das Ende von Iron Man 3 wird ihm<br />

dabei hoffentlich nicht im Weg stehen.<br />

Warum hat Tony Stark den Arc Reactor<br />

vorher noch nie rausgenommen?<br />

Die Technologie war noch nicht so weit.<br />

Aber ich denke auch, dass der Arc Reactor<br />

so was wie seine Schmusedecke war. Er ist<br />

seine absolute Verbindung zur Rüstung. Zu<br />

Filmbeginn zeigen wir, wie er sich in der<br />

Rüstung versteckt und völlig von ihr abhängig<br />

ist. Er weiß nicht mehr, wer Tony Stark<br />

in Wirklichkeit ist, weil er von der Rüstung<br />

völlig eingenommen wurde. Aber rein technisch<br />

gesehen hat Doktor Wu (gespielt von<br />

Wang Xueqi, dessen Subplot in der chinesischen<br />

Fassung des Films wesentlich größer<br />

ist) eine bahnbrechende Fusion zwischen<br />

östlicher und westlicher Medizin entwickelt,<br />

die das erst möglich macht.<br />

In einer Szene nach dem Abspann<br />

ist Bruce Banner zu sehen. Warum<br />

verstehen er und Tony sich besser als<br />

die anderen Avengers?<br />

Vermutlich weil sie beide etwas älter sind.<br />

Sie haben beide viel vom Leben gesehen.<br />

superhelden movie coLLEction | 19


die zukunft<br />

MARVELs PHASE zwei<br />

MARVEL auf<br />

der COMIC-CON<br />

Die fünf schärfsten Momente, die Marvel auf<br />

der 2013 Comic-Con in San Diego geliefert hat.<br />

1Karen Gillan mit perücke<br />

Karen Gillan ist in Guardians Of The<br />

Galaxy als die Raumpiratin Nebula<br />

zu sehen. Aber hat die Figur nicht<br />

eine Glatze? Gillan riss sich die<br />

Perücke vom Kopf und zeigte den<br />

Fans ihren rasierten Schädel. „Ich<br />

bin jeden Tag am Set und trainiere<br />

wie verrückt. Ich lerne, wie man<br />

kämpft.“<br />

2 loki-cosplay<br />

Schon klar, Cosplay gehört zum<br />

Comic-Con einfach dazu. Aber<br />

dass Tom Hiddleston in vollem<br />

Loki-Outfit auf die Bühne kommt,<br />

damit hätte niemand gerechnet. „Es<br />

war ein totaler Adrenalinrausch“,<br />

sagte er später. „Ich bin eigentlich<br />

Bühnenschauspieler, aber hatte noch<br />

nie ein Publikum von 7.000 Leuten!<br />

3Guardians first look<br />

Die Schauspieler haben das erste<br />

Filmmaterial gezeigt. „Sie nennen<br />

sich selbst die Guardians of the Galaxy“,<br />

meinte John C. Reilly am Ende des<br />

Clips. „Was für ein Haufen Arschlöcher“,<br />

gibt sein Kollege zurück. Fest steht, dass<br />

das genau die Art von Film ist, die Kevin<br />

Feige mit am meisten Spaß macht. „Ich<br />

wollte immer schon so einen Film im Marvel-<br />

Universum machen“, meinte er.<br />

4Avengers-2-titel<br />

wurde enthüllt<br />

Es ist offiziell: Der Titel von<br />

Avengers 2 ist Age of Ultron. Zwar hat<br />

der Film nichts mit dem gleichnamigen<br />

Comic zu tun, aber der Killer-Roboter<br />

wird trotzdem dabei sein.<br />

5Captain America<br />

Feige sprach auch über die Pläne<br />

zu Captain America. Der dritte Teil<br />

ist für den 6. Mai 2016 angekündigt.<br />

Die Regie führen auch dieses Mal<br />

wieder Anthony und Joe Russo. Laut<br />

Feige gibt es zwischen den Captain<br />

America-Filmen und den Avengers<br />

einen „direkten Zusammenhang.“<br />

Mir gefällt, wie wir sie am Ende von Avengers<br />

zeigen, das erinnert mich an Thelma &<br />

Louise. Darauf freue ich mich in Avengers<br />

2 schon, ich will sehen, was Joss mit den<br />

Jungs anstellt. So wie ich Joss kenne, wird<br />

er die beiden in Konflikt bringen. Je enger<br />

zwei Charaktere verbunden sind, desto<br />

größer will er die Konflikte zwischen ihnen<br />

machen. So hat er es auch schon bei Buffy<br />

gemacht. Sobald es einen emotionalen<br />

Moment zwischen zwei Figuren gibt, bringt<br />

er eine Metapher ins Spiel.<br />

Was sagen Sie zu den Gerüchten, dass<br />

die Szene nach dem Abspann von Iron<br />

Man 3 eigentlich Guardians of the<br />

Galaxy hätte zeigen sollen?<br />

Das ist ein wenig schade. Ich will nicht,<br />

dass die Leute enttäuscht sind, dass sie<br />

nicht Rocket Racoon zu sehen bekamen.<br />

Aber die Iron Man-Filme spielen in der<br />

echten Welt. Klar, es gibt Magie und Götter,<br />

Aliens und kosmische Dimensionen, aber<br />

in der Welt von Tony Stark klammern wir<br />

das weitgehend aus. Wir haben darauf<br />

gewartet, dass Marvel uns sagte, wir sollten<br />

eine Szene drehen, die diese beiden Welten<br />

miteinander verbindet, aber zumindest im<br />

Moment besteht Kevin Feige noch darauf,<br />

dass die Filme in Phase 2 eigenständig sind.<br />

Mir fallen noch zwei andere Phase-2-Filme<br />

ein, Captain America 2 und Thor: The Dark<br />

Kingdom, und es wird interessant zu sehen,<br />

wie diese beiden Welten sich gegenseitig<br />

inspirieren. Jeder weiß, dass in Captain<br />

America SHIELD eine große Rolle spielt,<br />

also passt das in diese Welt. Und Thor ist in<br />

einem ganz anderen Teil des Universums,<br />

sprichwörtlich genommen. Unsere Abschlussszene<br />

steht für sich, aber wir grüßen<br />

auch die Blockbuster des letzten Jahres.<br />

War es schwer, den Twist mit dem<br />

Mandarin geheim zu halten?<br />

Das war echt hart. Und es hätte nie funktioniert,<br />

wenn Guy Pearce nicht absolut<br />

brillant in der Rolle des Killian wäre, weil<br />

man ansonsten ein Vakuum anstelle des<br />

Schurken hätte. Man braucht jemanden,<br />

der diesen Raum ausfüllen kann, und Guy<br />

macht das wunderbar. Ich hoffe, dass man<br />

ihm das auch anrechnet, denn Guy ist ein<br />

sehr wissbegieriger und engagierter Schauspieler.<br />

Er sieht gut aus, aber er spielt echt<br />

kranke Figuren. Selbst in LA Confidential<br />

spielt er einen schrägen, unheimlichen<br />

Typen und in Lawless geht er noch sehr<br />

viel weiter. Hoffentlich rechnet man ihm<br />

das alles an. In den Comics wurde in den<br />

Sechzigerjahren argumentiert, dass der<br />

Mandarin ein geopolitischer Schurke ist,<br />

der auf der Dämonisierung Vietnams als<br />

amerikanische Propaganda basiert. Und<br />

ich finde, dass unser Mandarin das in die<br />

moderne Zeit überträgt, er ist die Dämonisierung<br />

nicht-westlicher Gegner <strong>–</strong> aber er<br />

wurde eben nicht von uns, sondern von<br />

AIM erschaffen.<br />

Im Film wurde viel aus den Comics<br />

zitiert, z. B. Coldblood und Rescue ...<br />

Ich bin eigentlich kein Fan von allzu vielen<br />

20 | superhelden movie collectioN


MARVELs PHASE zWEI<br />

S.H.I.E.L.D.<br />

top-secret<br />

GUARDIANS OF<br />

THE GALAXY<br />

Start: 01.08.14 Erwartung: Hoch<br />

Konzeptzeichnungen zu Guardians Of The Galaxy,<br />

mit den Sternen des Nova Corps im Hintergrund.<br />

Zitaten und ich mag es nicht, wenn sie der<br />

Story im Weg stehen. Aber ich kenne die<br />

Iron Man-Comics recht gut. Taggart ist der<br />

Name Firepowers, und er heißt Taggart, weil<br />

er explodiert. Ich fand das lustig. Marvel hat<br />

mich nicht daran gehindert, weil sie keine<br />

Pläne für Taggart hatten. Aber Madame<br />

Masque würde man nicht für so ein Späßchen<br />

verschwenden wollen. Man macht so<br />

etwas für Fans, die es ebenso ernst nehmen<br />

wie ich.<br />

Welche Comics haben Sie im Verlauf<br />

Ihrer Karriere inspiriert?<br />

Grant Morrisons Zenith hat mich umgehauen.<br />

Ich war ein launischer Teenager, und ich<br />

war gerade in meiner DC-Comics-<br />

Phase, also The Dark Knight Returns und<br />

Watchmen, und dann kam Zenith und<br />

hat das Genre brillant dekonstruiert. Dazu<br />

kamen noch Lovecraft-Elemente und die<br />

Popkultur-Energie der Marvel-Comics,<br />

aus der Zeit der Fantastischen Vier. Es gibt<br />

Aspekte von Deadpool oder She-Hulk von<br />

John Byrne, da verstieß Zenith gegen alle<br />

Regeln. Ich habe 2000 A.D. stets bewundert,<br />

aber Zenith hat mir gezeigt, dass man ganz<br />

anders über Comics und Helden in der<br />

Popkultur denken kann.<br />

Auch in Iron Man wird der Superheld<br />

als Promi dargestellt. War es das, was<br />

Sie an dem Projekt gereizt hat?<br />

Das mache ich oft, auch in No Heroics<br />

und Iron Man, der Superheld als Klatschblatt-Promi.<br />

Ich mag es, wenn eine Figur<br />

Iron Man 3 war für Marvels Phase 2<br />

maßgebend: Action, Witz und Tempo!<br />

Joss Whedon<br />

WIRD DIE<br />

AvENGERS SO<br />

ricHTIG zur<br />

Sau macHEN,<br />

um zu SEHEN,<br />

WIE SIE ALS<br />

Gruppe FUNk-<br />

TIONIEREN.<br />

Drew pEARce<br />

der Popkultur so behandelt wird, wie es in<br />

der echten Welt geschähe. Mich interessiert,<br />

was passieren würde, wenn es mythische<br />

<strong>Superhelden</strong> in echt gäbe. Aber statt Angst<br />

und tiefer Dramatik spricht mich dabei<br />

mehr das Gefühl und der Humor an. Mich<br />

interessieren die zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen.<br />

Die zweite Welle der Marvel-Filme<br />

scheint sich sehr stark von den Anfängen<br />

zu unterscheiden. War das eine<br />

bewusste Entscheidung?<br />

Ich denke, Kevin Feige versucht, zwei Dinge<br />

zu erreichen. Erstens war Phase eins sehr<br />

riskant. Jon Favreau war als Regisseur für<br />

den ersten Iron Man-Film alles andere als<br />

eine sichere Nummer. Und es war gar nicht<br />

mal sicher, ob die Versicherung Robert<br />

Downey Jr. überhaupt akzeptieren würde.<br />

Der momentan mit am<br />

meisten Spannung erwartete<br />

<strong>Superhelden</strong>film ist James<br />

Gunns Guardians of the<br />

Galaxy. Die Zuschauer sind<br />

von dem Vorabmaterial<br />

absolut überwältigt, und<br />

wer die vorherigen Filme des<br />

Regisseurs kennt <strong>–</strong> Super<br />

und Slither <strong>–</strong> Voll auf den<br />

Schleim gegangen <strong>–</strong> der<br />

ahnt schon, dass auch seine<br />

neuste Space-Opera sicher<br />

total anarchistisch wird. Die<br />

Besetzung ist klar, aber bei<br />

jedem neuen Detail flippen<br />

die Fans aus, so zum Beispiel,<br />

als bekannt gegeben wurde,<br />

dass Glenn Close als Nova<br />

Prime gecastet wurde und<br />

John C Reilly als Rhomann<br />

Dey, ein Centurion des Nova<br />

Corps. Wer weiß, vielleicht<br />

gibt es irgendwann einen<br />

eigenständigen Nova-Film?<br />

Es war für ein großes Studio ein Wagnis wie<br />

kein zweites. Marvel hat sich immer für sehr<br />

eklektische Regisseure entschieden, und ich<br />

denke, das liegt daran, dass die Filme sich<br />

so stark voneinander unterscheiden sollten,<br />

wie es nur geht. Avengers 2 wird ganz Joss<br />

Whedons Baby werden. Und die ersten<br />

Reaktionen auf James Gunns Guardians of<br />

the Galaxy sind sehr begeistert. Ich habe<br />

zweieinhalb Jahre an Iron Man 3 gearbeitet,<br />

aber es war mir eine Ehre, bei Marvel dabei<br />

sein zu dürfen, und wir sprechen bereits<br />

darüber, was als Nächstes kommt.<br />

Es scheint, dass Fox und Warner Bros.<br />

noch immer nicht das schaffen, was<br />

Marvel schon seit Jahren hinkriegt.<br />

Gibt Marvel weiterhin den Ton an?<br />

Es wird viel darüber diskutiert, ob Warner<br />

Bros. dem Vorbild von Marvel folgt. Aber<br />

superhelden movie COllection | 21


die zukunft<br />

MARVELs PHASE zwei<br />

S.H.I.E.L.D.<br />

top-Secret<br />

CAPTAIN AMERICA 3
<br />

Start: 06.05.16 Erwartung: Mittel<br />

Wer den zweiten Captain-<br />

America-Film noch nicht<br />

gesehen hat, sollte jetzt<br />

unbedingt wegschauen. Da<br />

der Film ein Riesenhit war,<br />

sind die Regisseure Anthony<br />

und Joe Russo wieder mit<br />

von der Partie, ebenso wie die<br />

Drehbuchautoren Christopher<br />

Markus und Stephen McFeely.<br />

„Langsam formt sich der<br />

Film“, so Markus. „Wir<br />

haben es mit irrsinnig vielen<br />

interessanten Charakteren<br />

zu tun.“ Vielleicht läuft alles<br />

auf die “Death Of Captain<br />

America”-Story aus den<br />

Comics hinaus. Die Elemente<br />

sind jedenfalls vorhanden:<br />

Sharon ‚Agent 13’ Carter,<br />

Brock ‚Crossbones’ Rumlow,<br />

Sam ‚The Falcon’ Wilson, und,<br />

was am wichtigsten ist, Bucky<br />

‚Winter Soldier’ Barnes. Es<br />

wird sich zeigen, ob SHIELD<br />

für oder gegen unsere Helden<br />

kämpft ...<br />

ich glaube, sie bauen lieber auf Dark Knight<br />

auf und bauen diese Welt eine Figur nach<br />

der anderen aus. Es war eine gute Entscheidung,<br />

dass sie nicht gleich versuchen, Justice<br />

League zu machen und stattdessen erst<br />

mal Superman und Batman in einem Film<br />

zusammenbringen. Ich denke, DC macht<br />

sein eigenes Ding, sie versuchen nicht,<br />

Marvel zu imitieren. Fest steht, dass Marvel<br />

seine Sache sehr gut macht, sicherlich denkt<br />

zum Beispiel Fox darüber nach, wie sie ihre<br />

Aspekte des Marvel-Universums zusammenfügen<br />

können. Das könnte schwierig<br />

werden, weil sie jetzt schon Probleme mit<br />

der Timeline haben, aber ich denke, die<br />

werden sie mit X-Men: Die Zukunft ist<br />

Vergangenheit bereinigen. Ich bin mir sicher,<br />

dass man bei Fantastic Four das Gefühl<br />

haben wird, dass sie im selben Universum<br />

wie die Mutanten existieren.<br />

Wussten Sie bereits von Avengers: Age<br />

of Ultron oder waren Sie so überrascht<br />

wie wir alle?<br />

Ich war damit größtenteils vertraut. Mit Hinblick<br />

auf den San Diego Comic-Con kommt<br />

alles für Marvel relativ gut zusammen, sie<br />

planen im Voraus, was sie präsentieren. Kevin<br />

Feige muss sich gedacht haben: „Dann<br />

mal los“, denn immerhin wissen sie ja<br />

schon, was sie in den nächsten fünf Jahren<br />

Chris Pratt spielt den Weltraumpiloten<br />

Starlord in Guardians Of The Galaxy.<br />

in die Kinos bringen wollen. Da ist es wichtig,<br />

dass auch noch Raum für Spontanität<br />

bleibt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass<br />

Loki im Kostüm auftaucht!<br />

Wie haben Sie reagiert, als angekündigt<br />

wurde, dass der Schurke von<br />

Avengers 2 ein robotischer Ultron sein<br />

würde?<br />

Eigentlich stellt ja schon der Titel klar, dass<br />

es bei Avengers 2 um fiese Roboter gehen<br />

wird oder zumindest um ein robotisches<br />

Wesen mit künstlicher Intelligenz. Ultron<br />

ist nun mal eine K.I. Joss denkt seit etwa<br />

einem Jahr darüber nach, aber Phase 2<br />

ist nicht bis in jedes Detail durchgeplant.<br />

Kevin Feige denkt schon seit dem ersten<br />

Avengers-Film darüber nach, was man im<br />

zweiten machen könnte. Ich vermute, sie<br />

wollen auf jeden Fall ein echtes Epos machen.<br />

Unfassbar, wenn man bedenkt, wie<br />

episch bereits der erste war. Aber ich denke,<br />

die Geschichten der einzelnen Charaktere<br />

werden kleiner und intimer erzählt werden.<br />

Joss ist ein hervorragender Autor und er<br />

kann sehr gut mit großen Gruppen von<br />

Charakteren arbeiten.<br />

Und dann kommen noch Scarlet Witch<br />

und Quicksilver hinzu ...<br />

Ja, aber noch wissen wir nicht, wie die<br />

Charaktere eingesetzt werden. Ich denke,<br />

die Avengers werden als Team so bleiben<br />

wie sie sind. Natürlich werden noch weitere<br />

Figuren auftauchen, aber Joss versteht sich<br />

darauf, eine Familie zu erschaffen und sie<br />

22 | superhelden MOVIE COLLECTIOn


MARVELs phASE zwei<br />

Die Stars aus James Gunns Guardians Of The Galaxy.<br />

S.H.I.E.L.D.<br />

Top-Secret<br />

Chris Hemsworth und Anthony Hopkins<br />

als Vater und Sohn Thor und Odin.<br />

dann auseinanderzureißen. Und diesmal<br />

kann er sicherlich noch viel weiter gehen als<br />

im ersten Avengers. Ich denke also, er wird<br />

die Charaktere so richtig zur Sau machen,<br />

um zu sehen, wie sie als Gruppe funktionieren.<br />

Robert Downey Jr. hat weitere Iron<br />

Man-Filme nicht ausgeschlossen, aber<br />

sicher ist nichts. Haben Sie das Gefühl,<br />

den letzten Iron Man-Film geschrieben<br />

zu haben?<br />

Wir wollten die Geschichte zu Ende erzählen,<br />

zumindest innerhalb des Films. Wir<br />

haben weniger an die Trilogie gedacht, wir<br />

waren in erster Linie damit beschäftigt, dass<br />

unser Film einen Anfang, eine Mitte und ein<br />

ordentliches Ende hat. Wir dachten, wenn<br />

uns das gelingt, dann ist vielleicht auch die<br />

Trilogie zu einem guten Abschluss gebracht.<br />

Aber ehrlich gesagt ist es gar keine Trilogie.<br />

Denn Tony ist ja auch in den Avengers dabei.<br />

Im ersten Film ist er noch total egoistisch,<br />

dann wird er aufgrund seiner Erfahrungen<br />

zu einem unerwarteten Helden und im<br />

zweiten Film muss er mit seiner neuen<br />

Aber Madame<br />

Masque<br />

würde<br />

MAN nicht<br />

für so ein<br />

SpäSSchen<br />

verschwenden<br />

wollen.“<br />

Drew Pearce<br />

Rolle zurechtkommen. Im dritten Film kann<br />

er seine persönlichen und emotionalen<br />

Schwächen überwinden und die ganze Welt<br />

retten. Als Shane Black und ich an Iron Man<br />

3 gearbeitet haben, bekamen wir recht bald<br />

das Drehbuch zu den Avengers zu lesen, daher<br />

wussten wir, wie wir die Figur nach den<br />

Avengers weiterführen wollen. Es ist für ihn<br />

sozusagen der nächste Morgen, er hat PTSD.<br />

Es gibt Gerüchte, dass Tony Stark<br />

womöglich Ultron erschaffen hat. Was<br />

sagen sie dazu?<br />

Es gibt höllisch viele Gerüchte. Es kann<br />

genauso gut sein, dass Ultron auch in<br />

Guardians of the Galaxy auftaucht oder im<br />

Thor-Universum. Ich habe online sehr viel<br />

Nonsens gelesen.<br />

Auf den<br />

wirklichen Plan<br />

ist noch keiner<br />

gestoßen.<br />

Thor: The Dark Kingdom und Iron Man 3<br />

sind auf DVD und Blu-ray erhältlich.<br />

ANT-MAN<br />

Start: 17.07.15 Erwartung: Hoch<br />

Der Film steckte so lange in der<br />

Planungsphase, dass manche<br />

die Hoffnung schon aufgegeben<br />

hatten. Doch bald hat das Warten<br />

ein Ende. Viel ist über die Handlung<br />

nicht bekannt, aber einiges<br />

wissen wir schon: Der moralisch<br />

eher flexible Scott Lang klaut die<br />

Schrumpftechnologie ihrem Erfinder<br />

(und dem ursprünglichen Ant-Man)<br />

Hank Pym (Michael Douglas) ab,<br />

einem Erfinder. Patrick Wilson<br />

und Matt Gerald sind auch mit von<br />

der Partie. Die Hauptrolle spielt<br />

Paul Rudd, der nicht nur ein guter<br />

Schauspieler, sondern auch ein<br />

begabter Komiker ist. Eigentlich hätte<br />

Edgar Wright (The World’s End) Regie<br />

führen sollen, aber er wurde ganz<br />

unerwartet von Peyton Reed ersetzt,<br />

der zuvor an der Sitcom New Girl und<br />

dem Jim-Carrey-Film Der Ja-Sager<br />

gearbeitet hat.<br />

superhelden movie coLLECTion | 23


die zukunft<br />

Batman versus Superman<br />

Batman<br />

versus<br />

Superman<br />

WÄHREND MARVEL STUDIOS AMBITIONIERTE WELTEN ERSCHAFFT, VERLIERT DER<br />

KONKURRENT DC COMICS anscheinend AN BODEN. JETZT FäHRT WARNER BROS.<br />

HÄRTERE GESCHÜTZE AUF: SIE BRINGEN IHRE BEIDEN BELIEBTESTEN HELDEN AUF DER<br />

LEINWAND ZUSAMMEN <strong>–</strong> SUPERMAN UND BATMAN. WIR SPRACHEN MIT COMIC-<br />

AUTOREN, ANIMATION-REGISSEUREN UND FILM-PROFIS, UM MEHR DARÜBER ZU<br />

ERFAHREN, WAS UNS BEI BATMAN VS SUPERMAN ERWARTET …<br />

24 | superhelden movie collectioN


Batman versus Superman<br />

Als The Avengers von Marvel Studios sich<br />

als der dritterfolgreichste Film aller<br />

Zeiten erwies, konterte wArner Bros. mit<br />

der Ankündigung, einen Film über die Justice<br />

League produzieren zu wollen. Und zwar so<br />

schnell wie möglich. Für manche schien das<br />

nur ein Versuch zu sein, schnell den groSSen<br />

ReiBAch zu machen, ohne aber dabei die<br />

nötige Vorarbeit geleistet zu haben. Immerhin<br />

hat Marvel sein Cinematic Universe vorsichtig<br />

eingefädelt. So sagten einige Fans, dass Warner<br />

Bros. das machen sollte, was Marvel nicht so<br />

leicht kann, nämlich zwei der bekanntesten<br />

Comicfiguren der Welt als Team auftreten lassen:<br />

Superman und Batman. Genau das erwartet uns<br />

in der Fortsetzung zu Man of Steel. Henry Cavill<br />

spielt Superman und Ben Affleck wird als Batman<br />

zu sehen sein. Und obwohl viele lieber eine direkte<br />

Fortsetzung zum ersten Film gesehen hätten, freut<br />

sich die Fangemeinde dennoch sehr, dass man<br />

bald diese beiden Charaktere zum ersten Mal in der<br />

Filmgeschichte gemeinsam auf der Leinwand sehen<br />

wird. Doch in anderen Formaten ist das schon längst<br />

geschehen. „Wir fangen am Anfang an, und der<br />

Anfang ist New York World’s Fair Comics aus dem<br />

Jahre 1940. Auf dem Cover sieht man zum ersten<br />

Mal Superman und Batman zusammen“, so Michael<br />

Uslan voller Enthusiasmus. Er muss es ja wissen.<br />

Uslan ist Comic-Historiker und ein Fan. So ganz<br />

nebenbei hat er seit Tim Burtons Batman (1990)<br />

bei jedem der Batman-Filme als Produzent fungiert.<br />

„Die beiden Charaktere mögen auf den ersten<br />

Blick sehr ähnlich wirken, aber sie sind gänzlich<br />

unterschiedlich. Als Bob Kane und Bill Finger<br />

Batman erschaffen haben, wollten sie damit bewusst<br />

einen Kontrast zu Superman haben. Superman war<br />

der erste Superheld, er war enorm beliebt und die<br />

Auflagenzahlen stiegen in die Höhe. Also wollten sie<br />

beim zweiten <strong>Superhelden</strong> jemanden haben, der<br />

menschlich ist, der keine Superkräfte hat. Das ist<br />

der Unterschied. Dazu kommt“, fügt er hinzu, „dass<br />

Superman ein Außerirdischer ist. Er wurde mitunter<br />

wie eine Messias-Figur dargestellt, seine Kräfte sind<br />

fast gottgleich. Batman ist ein normaler Mensch.<br />

Ich fand ihn als Charakter immer faszinierender als<br />

Superman, den Hulk oder die anderen, und zwar<br />

genau deshalb, weil er eben ein Mensch ist. Ich<br />

konnte mich damit identifizieren. Als ich acht war,<br />

dachte ich, dass wenn ich viel lerne und trainiere und<br />

mein Dad mir einen coolen Schlitten kauft, ich auch<br />

so sein könnte. Batman ist als Identifikationsfigur<br />

sehr stark, und das hilft ihm in den anderen Medien<br />

außerhalb der Comics.“ Superman und Batman<br />

traten gemeinsam in der Hörspielreihe Man of<br />

Steel auf, die in den Fünfzigerjahren in den USA<br />

im Radio zu hören war, ebenso auf den Seiten von<br />

World’s Finest. Sie gehören beide zur Justice League<br />

und sind sowohl in Zeichentrickreihen wie auch in<br />

Videospielen zu sehen. Im Moment kann man beide<br />

zusammen in Greg Paks Comicreihe Batman/<br />

Superman sehen. Auch nach all diesen Jahren<br />

lässt die Faszination an diesen beiden Charakteren<br />

nicht nach. Denn obwohl sie oberflächlich gesehen<br />

sehr unterschiedlich sind, haben sie auch viele<br />

Berührungspunkte. „Es gibt eine lange Liste großer<br />

Gegensätze zwischen den beiden“, erklärt Comic-<br />

Autor Mark Waid, der für Justice League, Superman:<br />

Birthright und Kingdom Come geschrieben hat,<br />

um nur einige zu nennen. „Batman wurde in<br />

einem Moment der Wut, der Verzweiflung und der<br />

Hilflosigkeit geboren. Auch Superman hat einen<br />

tragischen Hintergrund, aber die Tragödie ist für<br />

ihn emotional sehr weit weg. Im Grunde geht es um<br />

Hoffnung, um die Versprechen der Zukunft und den<br />

Fortbestand des Lebens. Beide Charaktere haben<br />

Geheimidentitäten und tragen Masken. Aber Bruce<br />

Waynes Maske ist Batman. Supermans Maske ist<br />

Clark Kent. Einer gibt sich als Superheld aus, der<br />

andere tut so, als sei er ganz normal. Bei Batman<br />

geht es um Angst und Einschüchterung,<br />

In den Comics der letzten Jahre war ein<br />

jüngerer Superman zu sehen <strong>–</strong> diesen Ansatz<br />

sah man auch in Man of Steel.<br />

Dark Knight-Regisseur Nolan am Set von<br />

Man of Steel mit Regisseur Zack Snyder.<br />

superhelden movie collection | 25


die zukunft<br />

Batman versus Superman<br />

aber Superman ist sehr entspannt, offen und<br />

freundlich. Er trägt keine Maske im Gesicht, denn<br />

er weiß, dass die Menschen ihm vertrauen müssen.<br />

Und wer unverwundbar ist, kann sich in seinen<br />

Bewegungen und seiner Körpersprache entspannen.<br />

Aber was sie zusammenbringt“, fügt er hinzu, „ist<br />

eine gemeinsame Leidenschaft für Gerechtigkeit.<br />

Batman will andere Menschen vor dem, was ihm als<br />

Kind passiert ist, bewahren. Superman wurde mit<br />

riesigem Respekt vor dem Leben erzogen. Was sein<br />

Herz angeht, ist er so verwundbar wie jeder andere<br />

auch.“<br />

Der Schauspieler Kevin Conroy, der<br />

seit der Premiere von Batman:<br />

The Animated Series (1992) dem<br />

dunklen Rächer immer wieder<br />

seine Stimme verleiht, hat<br />

seine eigene Sicht auf die<br />

Dynamik zwischen Batman und<br />

Superman. „Batmans Isolation<br />

und Einzigartigkeit, seine<br />

Unfähigkeit, andere Menschen<br />

an sich heranzulassen, ist für den<br />

Charakter ganz wesentlich“, so<br />

Conroy. „Die Zuschauer erwarten das. Selbst in<br />

einer Reihe wie Justice League, wo er einer von<br />

sieben <strong>Superhelden</strong> ist, war er immer der Mann<br />

am Rande. Die anderen haben sich als Gruppe<br />

zusammengefunden und Sachen getan <strong>–</strong> vielleicht<br />

zusammen Pizza geholt <strong>–</strong> aber Batman blieb immer<br />

in der Höhle. In den Geschichten mit Superman<br />

ist es für Batman also fast so, als hätte er einen<br />

Bruder, einen Gleichgesinnten. Superman versteht<br />

Batman. Er versteht sein Bedürfnis, allein gelassen<br />

zu werden. Und er ist der wohl einzige Superheld,<br />

der Batman das Wasser reichen kann. Sie gleichen<br />

„Der Konflikt<br />

zwischen den beiden<br />

hilft ihnen, sich<br />

selbst besser zu<br />

verstehen“.<br />

Greg Pak<br />

einander sehr gut aus. Aber was findet Batman<br />

an Superman so faszinierend? „Ich denke, er<br />

hält Superman für den Gutmenschen unter den<br />

<strong>Superhelden</strong>“, meint Conroy. „Er bewundert seine<br />

Kraft und seine Charakterstärke, aber er hält ihn<br />

auch für sehr naiv und unerfahren. Batman ist auch<br />

Bruce Wayne, er ist sehr kultiviert. Er kennt sich<br />

aus mit der Welt. Und Superman ist Clark Kent. Da<br />

sehe ich den Unterschied. Batman hält Superman<br />

für einen sehr naiven Typen, der stets an das Gute<br />

im Menschen glaubt. Und Batman sieht immer nur<br />

das Schlechte.“ Dazu der Schauspieler Tim Daly:<br />

„Ich glaube, Superman mag Batman.“ Daly hat in<br />

Batman: The Animated Series die<br />

Rolle des Superman übernommen<br />

und im Laufe der Jahre zahllose Male<br />

mit Conroy zusammengearbeitet.<br />

„Er findet es auf seine Art amüsant,<br />

dass Batman so verlässlich<br />

pessimistisch ist. Er schüttelt nur<br />

den Kopf und denkt sich: ‚Oh je‘,<br />

aber es hat etwas Vertrautes. Er<br />

weiß, dass er sich voll auf Batman<br />

verlassen kann, und er würde alles<br />

für ihn tun.“ Der Autor Kevin J.<br />

Anderson, der den Superman-Roman Enemies &<br />

Allies geschrieben hat, findet auch, dass die beiden<br />

Figuren eine fast brüderliche Bindung haben,<br />

die an altmodische Romanzen erinnert. „In einer<br />

romantischen Geschichte“, sagte er, „können sich<br />

die Charaktere zuerst nicht ausstehen. Sie zanken<br />

sich, dann verstehen sie irgendwann, dass sie<br />

zusammengehören. So ähnlich ist es mit Superman<br />

und Batman. Sie sind immer damit beschäftigt, sich<br />

zu streiten, weil jeder von ihnen sehr starrköpfig ist.<br />

Kal-El will die Schurken nicht verdreschen, er will sie<br />

lieber ins Gefängnis stecken. Aber Batman denkt sich<br />

Die Reaktion der Kritiker auf Man of Steel<br />

war eher geteilt. Aber der Gedanke an eine<br />

Fortsetzung ist durchaus interessant.<br />

600<br />

500<br />

400<br />

Einnahmen in US-Dollar (Inflations-bereinigt)<br />

Quelle: www.boxofficemojo.com<br />

■ Superman ■ Batman<br />

BATMAN Vs SUPERMAN an der kinokasse<br />

Wir rechnen nach, um zu sehen, wer im Kino beliebter ist.<br />

Gewinner<br />

BATMAN IM Durchschnitt<br />

$ 335.217.800 pro film<br />

Verlierer<br />

Superman mit<br />

$ 247.663.600<br />

300<br />

200<br />

100<br />

600<br />

Superman (1978) - $ 461.732.900<br />

Superman II (1980) - $ 313.271.600<br />

Superman III (1983) - $ 153.207.100<br />

Superman IV: die welt am abgrund (1987) - $ 32.284.500<br />

Batman (1989) - $ 506.784.700<br />

Batmas rückkehr (1992) - $ 315.854.300<br />

Batman UND DAS phantom (1993) - $ 10.873.700<br />

Batman Forever (1995) - $ 340.563.300<br />

Batman & Robin (1997) - $ 188.228.300<br />

Batman Begins (2005) - $ 257.881.000<br />

Superman Returns (2006) - $ 245.901.300<br />

The Dark Knight (2008) - $ 597.865.600<br />

The dark knight rises (2012) - $ 463.691.500<br />

Man Of Steel (2013) - $ 279.584.300<br />

Dieses Mal wird Henry Cavill sich die<br />

Leinwand mit Ben Affleck teilen.<br />

26 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN


Batman versus Superman<br />

Die Besten der welt<br />

Batman und<br />

Superman Seite<br />

an Seite<br />

1938<br />

Auftritt<br />

Kal-El,<br />

Clark Kent<br />

DER letzte SOHN<br />

KRYptONS, DER<br />

MANN AUS stAHL,<br />

DER MANN VON<br />

MORGEN<br />

13<br />

ERster<br />

1939<br />

Geheim-<br />

Identität<br />

Andere<br />

namen<br />

Bruce<br />

wAYne<br />

Der schwarze<br />

Ritter, cAped<br />

Crusader<br />

20<br />

TV- & Filmadaptationen<br />

„ICH KÄMPFE<br />

FÜR WAHRHEIT,<br />

GERECHTIGKEIT<br />

UND Amerika“<br />

bester<br />

satz<br />

„Was im Inneren ist,<br />

zählt nicht.<br />

Das, was wir tun,<br />

zeigt, wer wir sind“<br />

SUPER-STÄRKE, SUPER-<br />

GeschwinDIGKEIT,<br />

SUPERSINNE, SUPER-<br />

AUSDAUER, FLIEGEN,<br />

hitzestrAHL, UNVerwunD-<br />

BARKEIT, RöNTGENBLICK,<br />

ARKTISCHER ATEM<br />

KRÄFTE &<br />

FÄHIGKEITEN<br />

Genie, Bester<br />

Detektiv der<br />

welt, meister<br />

der KAmpfkunst,<br />

unglaublich reich<br />

Die Batman/Superman-Comics bringen die<br />

beiden <strong>Superhelden</strong> zusammen.<br />

natürlich: ‚Wenn sie ein paar Schrammen einstecken,<br />

weil sie jemanden überfallen wollten, sind sie selbst<br />

daran schuld.‘ Es ist interessant, die verschiedenen<br />

Einstellungen der Charaktere in einen Kontrast zu<br />

bringen.“<br />

Das hat natürlich mit ihrem Hintergrund zu tun,<br />

meint Regisseur Jay Oliva (The Dark Knight Returns,<br />

Justice League, The Flashpoint Paradox, Justice<br />

League: War). „Es kommt auf den Kanon an“, so<br />

Oliva.<br />

„Superman verliert seinen Vater und das ist der<br />

Auslöser dafür, dass er all die Dinge umsetzt,<br />

die seine Eltern ihm beigebracht haben. Batman<br />

setzt das, was Thomas und Martha Wayne ihm<br />

beigebracht haben, nicht um. Ihr Tod ist für ihn der<br />

Grund, Gotham zu säubern, was die Polizei sich<br />

nicht erlauben kann. Sie sind beides gute Menschen,<br />

die die Welt verbessern können, aber sie gehen<br />

dabei anders vor.“ Daly erklärt mit einem Lachen<br />

dass das Team Superman/Batman ihn an einen<br />

Buddy-Film erinnert. „Wenn man sich die größten<br />

Buddy-Filme anschaut, wie zum Beispiel Butch<br />

Cassidy und Sundance Kid <strong>–</strong> die Jungs sind bereit,<br />

füreinander zu sterben, aber gleichzeitig machen<br />

sie sich immer das Leben zur Hölle. Sie frustrieren<br />

sich gegenseitig sehr. Wie bei Nur 48 Stunden. Das<br />

ist auch ein Buddy-Film, aber am Anfang machen<br />

Eddie Murphy und Nick Nolte sich gegenseitig<br />

richtig fertig. Superman und Batman sind auch so.<br />

Sie sind anfangs wie Öl und Wasser. Später werden<br />

sie unzertrennlich.“ Doch der Weg dorthin ist kein<br />

leichter. Greg Paks Geschichten spielen in The New<br />

52 und die beiden Figuren stehen noch am Anfang.<br />

„Es sind zwei Helden“, so Pak, „die sich gegenseitig<br />

ständig streiten und sich dadurch gegenseitig sehr<br />

stark fordern. Es geht um zwei Rivalen, die durch<br />

den Konflikt miteinander zu besseren Helden<br />

werden. Sie müssen lernen, was es heißt, ein Held<br />

zu sein. Der Konflikt hilft ihnen, sich selbst besser<br />

zu verstehen. Das ist immer interessant. Keiner von<br />

beiden hat alle Antworten, auch wenn er das glaubt.<br />

Wenn man sie zusammen tut, dann sieht man, dass<br />

jeder von beiden versucht, sich auf seine Art als<br />

FESTUNG DER<br />

EINSAMKEIT<br />

Krypto,<br />

Supergirl,<br />

Steel, Superboy,<br />

Eradicator,<br />

Power Girl<br />

5<br />

Justice<br />

League,<br />

Superman-<br />

Familie<br />

Jerry Siegel,<br />

Joe Shuster<br />

Hauptquartier<br />

Sidekicks<br />

& freunde<br />

Robin, Batgirl,<br />

Oracle,<br />

Nightwing, Red<br />

Robin, Red Hood,<br />

Batwoman<br />

26<br />

Freundinnen<br />

gehört zu<br />

Schöpfer<br />

Bathöhle<br />

Batmanfamilie,<br />

Justice<br />

League, wAYne<br />

Enterprises, The<br />

Outsiders<br />

Bob Kane,<br />

Bill Finger<br />

superhelden movie collection | 27


die zukunft<br />

Batman versus Superman<br />

BATMAN + SUPERMAN<br />

Gemeinsame Auftritte der beiden<br />

größten aller Helden.<br />

1938 <strong>–</strong> Action<br />

Comics #1 <strong>–</strong><br />

Supermans<br />

erster Auftritt<br />

1939 <strong>–</strong> Detective<br />

Comics #27 <strong>–</strong><br />

Batmans erster<br />

Auftritt<br />

1940 <strong>–</strong> BEIDE<br />

AUF DEM Cover<br />

VON NEW york<br />

WORLD’S fair<br />

1940 <strong>–</strong> DICK<br />

grayson debütiert<br />

IN Detective<br />

Comics #38<br />

1952 <strong>–</strong> ERSTER<br />

BATMAN/<br />

SUPERMAN<br />

Crossoverauftritt:<br />

beide<br />

TEILEN SICH<br />

EIN ZIMMER<br />

AUF EINEM<br />

KREUZfahrtsCHIFF<br />

IN SUPERMAN #76<br />

1952-58 <strong>–</strong><br />

Adventures<br />

of Superman,<br />

TV-SERIE MIT<br />

GEORGE reeves<br />

1943 <strong>–</strong> ERSTE<br />

BATMAN-TV-<br />

SERIE MIT LEWIS<br />

Wilson<br />

1940 <strong>–</strong> Batman<br />

#1 <strong>–</strong> erstmals<br />

mit JOKER UND<br />

CATWOMAN<br />

1954 <strong>–</strong><br />

ERSTES BATMAN/<br />

SUPERMAN-TEAM<br />

<strong>–</strong> beide tausCHEN<br />

IHRE IDENTITÄTEN<br />

IN World’s<br />

Finest<br />

Comics<br />

#71<br />

1960 <strong>–</strong> Justice<br />

League tauCHT IN<br />

The Brave And The<br />

Bold #28 auf<br />

1964 <strong>–</strong><br />

ERSTE BATMAN/<br />

SUPERMAN-<br />

MISCHUNG IN<br />

‚The Composite<br />

Superman!‘<br />

World’s Finest #142<br />

1966-68 <strong>–</strong> Adam<br />

Wests BATMAN<br />

TV-SERIE ist EIN<br />

HIT… EINE Zeitlang<br />

Jae Lees dynamische Zeichnungen von<br />

Batman/Superman sind ein Kaufgrund.<br />

1986 <strong>–</strong> BATMAN<br />

GEGEN SUPERMAN<br />

IN THE dark<br />

KNIGHT returns<br />

1987 <strong>–</strong> Batman:<br />

Year One<br />

ERZÄhlt EINEn NEUEn<br />

BATMAN-ursprung<br />

2001-2011 <strong>–</strong><br />

Smallville <strong>–</strong> DIE<br />

SERIE ERWÄHNT<br />

GOTHAM City<br />

2001-2006 <strong>–</strong> Justice<br />

League animated<br />

series Bringt BEIDE<br />

ZusaMMEN<br />

■ Superman<br />

■ Batman<br />

■ together<br />

1986 <strong>–</strong> alan MOORE<br />

und Curt SWAN<br />

SCHICKEN SUPERMAN<br />

IN RENTE<br />

1988 <strong>–</strong> Barbara<br />

Gordon WIRD IN<br />

THE KILLING JOKE<br />

VERKRÜPPELT<br />

1996-2000 <strong>–</strong><br />

Superman: The<br />

Animated Series<br />

<strong>–</strong> BATMAN tauCHT<br />

IN 2 folgen auf<br />

2003 <strong>–</strong> URPSRÜNGE<br />

werden neu erZÄhlt<br />

IN SUPERMAN:<br />

RED SON<br />

2015 <strong>–</strong> Batman Vs<br />

Superman<br />

1978 <strong>–</strong> Superman,<br />

mit Christopher<br />

Reeve in der<br />

hauptrolle<br />

1989 <strong>–</strong> A Death<br />

In The Family <strong>–</strong><br />

Superman hilft<br />

BATMAN MIT<br />

SEINER trauer<br />

ÜBER DEN tod DES<br />

JASON todd<br />

1993-97 <strong>–</strong> Lois &<br />

Clark <strong>–</strong> BATMAN<br />

WIRD ERWÄHNT, ABER<br />

tauCHT NICHT auf<br />

2005-2012 Die<br />

Dark Knight-FILME<br />

MACHEN BATMAN<br />

WIEDER aktuell<br />

2013 <strong>–</strong> Man<br />

Of Steel <strong>–</strong> VIEL<br />

BOMBastik UM<br />

NIChts<br />

1973-1986 <strong>–</strong> DIE<br />

BEIDEN als teaM IN<br />

HANNA-BarBeras<br />

SUPERFRIENDS<br />

1989 <strong>–</strong> Tim<br />

Burtons Batman<br />

ist ein kinohit<br />

1992-1995 <strong>–</strong> The<br />

Animated Series <strong>–</strong><br />

SUPERMAN tauCHT<br />

IN 4 folgen auf<br />

2006 <strong>–</strong> Superman<br />

Returns <strong>–</strong> Bryan<br />

SINGERs FILM<br />

belebt SUPERMAN<br />

NICHT wieder<br />

2013 - Batman/<br />

Superman #1<br />

(2013) wird<br />

angekündigt,<br />

zusammentreffend<br />

mit<br />

Zack Snyders<br />

neuem film<br />

Held zu definieren.“ Da jedoch die charakterlichen<br />

Unterschiede zwischen ihnen so frappierend sind,<br />

stellt sich die Frage, wieso sie einander bedingen<br />

und was genau es ist, was sie zu solch einem<br />

effektiven <strong>Superhelden</strong>team macht. Für Mark Waid<br />

liegt die Antwort darin, dass Superman im Grunde<br />

unschuldig ist. „Er ist ehrlich“, erklärt Waid. „Und<br />

er weiß, dass die Menschheit ihn als einen Freund<br />

akzeptiert und nicht als einen Feind. Aber das setzt<br />

voraus, dass er vertrauenswürdig ist. Und Batman<br />

weiß, dass es für ihn nützlich ist, so jemanden an<br />

seiner Seite zu haben, jemand, der<br />

sich im Tageslicht bewegt und nicht<br />

in den Schatten wie er selbst. Nicht<br />

nur wegen seinen Superkräften,<br />

sondern weil es in einer Krise wichtig<br />

ist, dass die Leute, denen man<br />

helfen will, keine Angst vor einem<br />

haben. Batman mag Superman,<br />

denn obwohl sie unterschiedliche<br />

Methoden haben, respektiert er ihn<br />

als jemanden, der sich genauso wie<br />

er der Gerechtigkeit verschrieben<br />

hat. Und er respektiert die<br />

persönlichen Opfer, die Superman<br />

für die Sache bringt. Aber einer von<br />

Supermans Nachteilen“, so erklärt er<br />

weiter, „ist, dass er nicht wie ein Verbrecher denken<br />

kann. Er kann es einfach nicht. Er ist zwar nicht<br />

dumm, aber er ist einfach nicht in der Lage, asoziales<br />

Verhalten zu verstehen. Er ist auf Selbstlosigkeit<br />

geprägt, er kann die Motive egoistischer Menschen<br />

einfach nicht nachvollziehen. Er versteht, dass es<br />

viele korrupte Menschen gibt, die in den Schatten<br />

leben und sich die Wehrlosen zum Opfer machen,<br />

aber er braucht jemanden wie Batman, der ihm<br />

dabei hilft, sie zu verstehen, was sie antreibt und<br />

„Beide Charaktere<br />

tragen Masken.<br />

Aber Bruce Waynes<br />

Maske ist Batman.<br />

Supermans Maske<br />

ist Clark Kent.“<br />

Mark Waid<br />

wie sie denken. Wenn es um direkte Bedrohungen<br />

oder externe Auslöser geht, ist Superman in seinem<br />

Element. Batman kennt sich jedoch mit krimineller<br />

Psychologie aus.“ Der Autor Alan Burnett hält<br />

sie für ein „Gemisch“. Burnett hat seit der letzten<br />

Version von Super Friends am DC Tooniverse<br />

gearbeitet und ist momentan ein Produzent von<br />

Zeichentrickfilmen bei DC. „Einer sieht die dunkle<br />

Seite, einer sieht die helle Seite. Einer ist den<br />

Menschen gegenüber immer misstrauisch, der<br />

andere ist ein Hoffnungsschimmer der Menschheit.<br />

Einer kommt aus den Gassen<br />

der Großstadt, der andere von<br />

den Feldern auf dem Land. Diese<br />

verschiedenen Blickwinkel füllen<br />

den Abstand zwischen ihnen aus.“<br />

So also sieht die unterschwellige<br />

Dynamik zwischen den beiden<br />

<strong>Superhelden</strong> aus, die 2016 zum<br />

ersten Mal gemeinsam auf der<br />

Leinwand zu sehen sein werden. Für<br />

viele wird damit ein Traum wahr. So<br />

auch für Michael Uslan. „Als Kind war<br />

die erste Folge von World’s Finest<br />

Comics, die ich mir gekauft habe,<br />

die Nummer 99“, sagt er. „Ich fand<br />

es immer toll, wenn Superman und<br />

Batman sich aus irgendeinem Grund zusammentun<br />

mussten. Für mich war das ein Teil meiner Kindheit,<br />

ein Teil meiner Welt, ein Teil meiner Mythologie. Ich<br />

freue mich riesig!“<br />

Batman vs Superman soll am 17. Juli 2015 in die<br />

Kinos kommen. Batman/Superman erscheint bei DC<br />

Comics und ist im Fachhandel oder digital erhältlich.<br />

Man Of Steel ist auf DVD, Blu-ray und 3D-Blu-ray<br />

erhältlich.<br />

28 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN


Batman versus Superman<br />

kampf der TITANen<br />

drei der besten Superman- und Batman-comic-Stories<br />

BATMAN #612<br />

Autor: Jeph Loeb<br />

Zeichner: Jim Lee<br />

Erschienen: April 2003<br />

Batman ist in Metropolis<br />

auf der Suche nach<br />

Hush, gleichzeitig gerät<br />

Superman in die Fänge<br />

von Poison Ivy. Aufgrund<br />

einer Chemikalie ist er ihr<br />

hörig und greift Batman<br />

mit erschreckender<br />

Brutalität an. Der Kampf<br />

ist kurz und bündig, aber<br />

wir erfahren, warum<br />

Batman im Vorteil ist: „Wenn Clark es nur wollte,<br />

könnte er mich ganz leicht besiegen. Aber ich<br />

weiß, wie er denkt. Er hat eine Schwäche, und ich<br />

meine nicht Kryptonit. Im Grunde ist Clark ein<br />

guter Mensch ... und ich nicht.“ Batman bringt<br />

Catwoman dazu, die als Geisel genommene Lois<br />

Lane von einem Hochhaus zu werfen, somit wird<br />

Poison Ivys Bann über Superman gebrochen.<br />

Superman lässt Batman los, wird wieder ganz<br />

der Alte und rettet Lois. SUPERMAN: RED SON #2<br />

Autor: Mark Millar<br />

Zeichner: Dave Johnson, Kilian Plunkett<br />

Erschienen: Juli 2003<br />

Alle Comics sind in Sammlerausgaben von DC Comics erhältlich,<br />

entweder im Fachhandel oder Digital.<br />

29 |<br />

Henry Cavill nannte<br />

diesen Elseworlds-<br />

Comic einen seiner<br />

Lieblingscomics. Was<br />

wäre, wenn Superman<br />

statt in den USA in<br />

der Sowjetunion<br />

aufgewachsen wäre? Es<br />

kommt zu einem harten<br />

Kampf zwischen ihm und<br />

Batman, der vermuten<br />

lässt, dass es auch im Batman vs Superman-<br />

Film hart zugehen wird. Batman lebt in der<br />

Kanalisation von Moskau, seine Macht nimmt<br />

seit Jahren immer mehr zu <strong>–</strong> und er wird immer<br />

verzweifelter. Bis er schließlich Superman<br />

und Wonder Woman brutal überfällt. „Wir<br />

normalen Menschen haben vielleicht nicht deine<br />

Superkräfte“, höhnt er, „aber unterschätze<br />

nie die Macht des menschlichen Gehirns. Die<br />

gefährlichste Waffe der Welt ist in unseren<br />

dicken Schädeln.“ Und um es zu beweisen,<br />

verkrüppelt er Wonder Woman und bringt sich<br />

dann selber um, bevor Superman ihn besiegen<br />

kann.<br />

THE DARK KNIGHT RETURNS #4<br />

Autor: Frank Miller<br />

Zeichner: Frank Miller<br />

Erschienen: Juni 1986<br />

Superman wurde durch<br />

eine Atombombe<br />

geschwächt, aber er muss<br />

einen alternden Batman in<br />

die Knie zwingen. Batman<br />

geht mit allen Regeln der<br />

Kunst gegen den letzten<br />

Sohn Kryptons vor <strong>–</strong> mit<br />

Panzern, Exoskeletten<br />

und zwei Killern, die<br />

mit Kryptonit-Pfeilen<br />

bewaffnet sind. Aber ihre wahren Waffen sind<br />

ihre unterschiedlichen Wertvorstellungen, jeder<br />

der beiden kämpft bis zum bitteren Ende. „Wir<br />

hätten die Welt verändern können. Und jetzt?<br />

Schau uns nur an. Ich bin eine politische Altlast<br />

und du bist ... einfach nur alt“, haucht Bruce<br />

Wayne, bevor ihm alles zu viel wird. „Vergiss<br />

eines nie, Clark, in all den Jahren, in deinen<br />

geheimsten Gedanken. Meine Hand an deiner<br />

Kehle. Vergiss nie, dass ich dich geschlagen<br />

habe.“ Nicht umsonst nannte Zack Snyder<br />

das epische Finale der Dark Knight-Comics als<br />

Inspiration für Batman vs Superman.<br />

<strong>Superhelden</strong> movie collection | 29


Die zukunft<br />

wonder woman<br />

30 | superhelden movie collectioN


wonder woman<br />

Wo bleibt<br />

eigentlich der<br />

-Film?<br />

In Batman vs Superman wird Gal<br />

Gadot die übermenschliche Kriegerin<br />

darstellen. Aber warum muss eine der<br />

gefeiertsten weiblichen <strong>Superhelden</strong>figuren<br />

schlechthin die zweite Geige<br />

spielen statt eine Hauptrolle? Offensichtlich<br />

sind Filme über SuperHeldinnen<br />

<strong>–</strong> darunter auch Wonder Woman<br />

<strong>–</strong> heute noch problematisch.<br />

Schwer zu glauben, dass es mal eine<br />

Zeit gab, in der Comic-Verfilmungen<br />

als uncool galten. in den letzten Jahren<br />

sind immer mehr <strong>Superhelden</strong>filme<br />

auf der Leinwand gelandet und der<br />

Trend scheint auch keineswegs abzureißen.<br />

Für 2016 will Warner Bros. zwei<br />

seiner größten Helden gemeinsam auf die<br />

Leinwand bringen und Wonder Woman<br />

soll mit von der Partie sein. Fox plant ein<br />

Reboot der Fantastischen Vier und einen<br />

weiteren X-Men-Epos und so ganz nebenbei<br />

kommt The Flash ins Fernsehen. Sony will<br />

angeblich fünf Filme über den Amazing<br />

Spider-Man drehen und es kommen auch<br />

immer wieder weniger bekannte Figuren<br />

auf die Leinwand, zum Beispiel Ant-Man,<br />

die Guardians of the Galaxy, Daredevil<br />

und Iron Fist (Letztere sollen auch im TV<br />

zu sehen sein). Aber fehlt hier nicht was?<br />

Wo sind eigentlich die Heldinnen? Wo sind<br />

Captain Marvel, Batgirl und Hawkgirl? In<br />

den Jahren 2000 bis 2013 wurden insgesamt<br />

32 Filme in Kinos gezeigt, die auf Helden<br />

von DC und Marvel basierten. Einige waren<br />

albern (Green Lantern), andere göttlich<br />

(Dark Knight). Doch von all diesen gab es<br />

nur zwei Filme, in denen eine Superheldin<br />

die Hauptrolle hatte. 22 davon hatten<br />

männliche Helden und der Rest waren<br />

Ensemble-Filme, bei denen allerdings die<br />

Männer im Team zahlenmäßig überlegen<br />

waren. Wenn man das Genre auf weitere<br />

Adaptionen ausdehnt, liegt die Ratio sogar<br />

nur bei 29 zu zwei. Natürlich gab es zwischendurch<br />

immer mal wieder interessante<br />

Heldinnen. In den beliebten X-Men-Filmen<br />

sind unter anderem Storm, Rogue, Mystique,<br />

Kitty Pride und Jean Grey zu sehen.<br />

Bei den Avengers ist Black Widow ein immer<br />

gern gesehenes Mitglied. Und vielleicht<br />

sollten wir auch nicht die verschmähten<br />

Electra-, Catwoman- und Supergirl-Filme<br />

außer Acht lassen, auch wenn wir das<br />

gerne möchten. Aber die Abwesenheit von<br />

Wonder Woman sticht ins Auge, beson-<br />

superhelden movie collection | 31


Die zukunft<br />

wonder woman<br />

BECHDEL VS KINOHITS<br />

Wie schneiden die Superheldinnen beim<br />

Bechdel-Test ab?<br />

Es gibt sogar einen<br />

„Wonder Woman Day“.<br />

ders wenn man überlegt, welche tragende<br />

Rolle sie in der populären Kultur spielt.<br />

In der Welt der Comics gelten Superman,<br />

Batman und Wonder Woman als die heilige<br />

Dreieinigkeit der DC-Heldinnen. Egal ob auf<br />

T-Shirts oder Kaugummis, ihre Gesichter<br />

sind überall zu sehen. Ihre Comicveröffentlichungen<br />

führen bis zu den Anfängen des<br />

Genres zurück. Und es ist keineswegs so,<br />

dass Wonder Woman seitdem an Relevanz<br />

eingebüßt hätte. 2013 drehte Kristy Guevara-Flanagan<br />

den Dokumentarfilm Wonder<br />

Woman! The Untold Story of American<br />

Superheroines, der in den USA sogar im<br />

Fernsehen ausgestrahlt wurde und in dem<br />

Frauen aus aller Welt ihre Bewunderung für<br />

die kriegerische Amazone zum Ausdruck<br />

bringen. Keine Frage, Wonder Woman<br />

macht heute noch großen Eindruck auf<br />

die Menschen. Wie kommt es also, dass<br />

sie in ihrem großen Kinoauftritt an dritter<br />

Stelle hinter Superman und Batman steht?<br />

Unter Fans und in den Filmstudios gilt<br />

noch immer die Maxime, dass weibliche<br />

Heldinnen im Grunde Kassengift sind. Als<br />

Beispiel wird in manchen Kreisen einfach<br />

nur das Wort „Catwoman“ erwähnt! Kino<br />

ist in erster Linie ein Geschäft und mit<br />

Figuren, die keiner sehen will, lassen sich<br />

keine Geschäfte machen. Dabei wird gerne<br />

übersehen, dass Filme aus allen möglichen<br />

Gründen an den Kinokassen auch mal nicht<br />

funktionieren. Vermutlich haben die Drehbücher,<br />

die Regie und die Darsteller mehr<br />

damit zu tun, als die Tatsache, ob ein Held<br />

männlich oder weiblich ist. Die Journalistin<br />

Kelly Thompson von Comic Book Resources<br />

erklärt: „Wenn es einen schlechten Film<br />

mit einem männlichen Helden gibt, sagt<br />

keiner: ‚Oh, die Zuschauer wollen keine<br />

männlichen <strong>Superhelden</strong>.‘ Das wäre eine<br />

absurde Schlussfolgerung.“ Da es allgemein<br />

wenige Filme mit weiblichen Helden gibt,<br />

kann man also nur schwer verallgemeinern.<br />

Allerdings waren die wenigen Filme mit<br />

weiblichen Actionstars in der Hauptrolle<br />

oftmals sehr erfolgreich. Jeff A. Brown,<br />

Autor von Dangerous Curves: Heroines,<br />

Gender, Fetishism and Popular Culture sagt:<br />

„Actionfilme mit Frauen funktionieren in<br />

der Regel gut und ich hoffe, dass Hollywood<br />

eines Tages auch darauf kommt, dass eine<br />

Superheldin gut funktionieren könnte. The<br />

Hunger Games, Hanna, Resident Evil und<br />

Underworld waren alles Hits. Keine Frage,<br />

weibliche Helden können einen Film durchaus<br />

tragen.“ Als weitere Beispiele zählt er<br />

BLACK WIDOW<br />

SCARLET JOHANSSON<br />

The Avengers (2012)<br />

CATWOMAN<br />

ANNE HATHAWAY
<br />

The Dark Knight Rises (2012)<br />

YUKIO<br />

RILA FUKUSHIMA<br />

The Wolverine (2013)<br />

LADY SIF<br />

JAIMIE ALEXANDER<br />

Thor: The Dark World (2013)<br />

Sind andere Frauen im Film<br />

zu sehen?<br />

Ja, sie ist ebenso Teil der<br />

Befehlsstruktur wie Cobie<br />

Smulder als die SHIELD-<br />

Offizierin Maria Hill.<br />

Reden sie miteinander?<br />

Nein, gar nicht. Was seltsam<br />

ist, denn sie arbeiten sehr eng<br />

miteinander.<br />

Reden sie über etwas anderes<br />

als Männer?<br />

Vielleicht, wenn sie überhaupt<br />

ein paar Worte gewechselt<br />

hätten. Themen gab es sicher<br />

genug, aber in den Avengers<br />

sind auch viele gut aussehende<br />

Männer vertreten.<br />

Sind andere Frauen im Film<br />

zu sehen?<br />

Ein paar. Die einzigen Frauen in<br />

Gotham City scheinen Marion<br />

Cottilard als Miranda und Juno<br />

Temple als Jen zu sein.<br />

Reden sie miteinander?<br />

So halbwegs. Catwoman und<br />

Jen tauschen ein paar belanglose<br />

Sätze über Diebstahl aus.<br />

Reden sie über etwas anderes<br />

als Männer?<br />

Auch nur halbwegs. The Dark<br />

Knight besteht den Test mit<br />

Ach und Krach, aber die beiden<br />

weiblichen Hauptrollen sind<br />

eigentlich nur eine Augenweide<br />

für Batman.<br />

Is she in a movie with<br />

other women?<br />

Ja. Sie ist die Leibwächterin von<br />

Marikos Großvater Shingen,<br />

dessen Privatärztin die<br />

schurkische Viper ist. Wolverine<br />

hat außerdem Albträume von<br />

Jean Grey.<br />

Reden sie miteinander?<br />

Ja, pausenlos. Yukio und Viper<br />

zanken sich sogar.<br />

Reden sie über etwas anderes<br />

als Männer?<br />

Yukio und Mariko kennen sich<br />

seit der Kindheit und in ihren<br />

Dialogen kommt das Ende ihrer<br />

Freundschaft zum Ausdruck <strong>–</strong><br />

ein wichtiges Thema im Film.<br />

Sind andere Frauen im Film<br />

zu sehen?<br />

Ja: Natalie Portman als Jane<br />

Foster, Rene Russo als die<br />

Göttin und Mutter Frigga und<br />

Kat Denning als Darcy Lewis.<br />

Reden sie miteinander?<br />

Ja.<br />

Reden sie über etwas anderes<br />

als Männer?<br />

Obwohl es in den Trailern noch<br />

nach einem Liebesdreieck<br />

ausgesehen hat, kümmert sich<br />

Lady Sif ganz ums Geschäft: Die<br />

Verteidigung Asgards und das<br />

Treten von Ärschen. Das aber<br />

mit Wucht!<br />

32 | superhelden movie collectioN


%aller<br />

wonder woman<br />

Terminator, Aliens und Kill Bill auf. So viel<br />

ist klar: Das Publikum lehnt Heldinnen<br />

keineswegs ab.<br />

Aber vielleicht ist Wonder Woman<br />

einfach zu kitschig für ein Publikum,<br />

das an Christopher Nolans Dark<br />

Knight und den etwas düstereren<br />

Man Of Steel von Zack Snyder gewöhnt<br />

ist. Wonder Woman kam als eine winzige<br />

Lehmfigur auf die Welt, der ein griechischer<br />

Gott Leben eingehaucht und sie mit einem<br />

goldenen Lasso versehen hat. Aber ist das<br />

wirklich so viel alberner als die anderen <strong>Superhelden</strong>?<br />

„In jeder <strong>Superhelden</strong>-Story gibt<br />

es Sachen, die lächerlich wirken. Stellen Sie<br />

sich vor, Sie wissen nicht, wer Batman ist,<br />

und jemand sagt: ‚Okay, der Kerl verkleidet<br />

sich als Fledermaus.‘ Da würde man sich<br />

doch an den Kopf greifen!“, sagt Kelly mit<br />

einem Lachen. Jill Pantozzi, eine Redakteurin<br />

der beliebten Webseite The Mary Sue,<br />

weist auf den Erfolg einer ähnlichen Figur<br />

in letzter Zeit hin. „Zum Beispiel Thor“,<br />

meint sie. „Der hat eine ähnliche Mythologie<br />

und ähnliche Götter und Kreaturen. Die<br />

Leute sind total darauf abgefahren, keiner<br />

fand das komisch.“ Wie auch mit Superman<br />

und Batman hängt alles davon ab,<br />

wie man die Story schlussendlich erzählt.<br />

Vielleicht wäre ein Baby aus Lehm etwas<br />

zu seltsam für das heutige Publikum, aber<br />

eine junge Frau, die tapfer ihre Familie und<br />

ihre Heimat zurücklässt, um eine neue Welt<br />

zu erschließen, wäre etwas, mit dem sich<br />

Es ist auffällig, dass es noch keinen Film über einen<br />

Charakter gibt, den so viele Menschen bewundern.<br />

„Hollywood leidet<br />

an dem Irrglauben,<br />

dass Heldinnen<br />

immer scharf sein<br />

müssen.“<br />

Jeff A Brown<br />

alle Demographien identifizieren können.<br />

Jill meint: „Wonder Woman ist eine Heldin.<br />

Sie will der Menschheit helfen, sie ist ein<br />

guter Mensch, ein sehr starker Mensch. Das<br />

kann man auf viele Arten interpretieren <strong>–</strong><br />

emotionale Stärke, körperliche Stärke. Aber<br />

sie ist ebenso ein Held wie Superman.“ Ein<br />

weiterer Kritikpunkt, dem Wonder Woman<br />

sich oft ausgesetzt sieht, ist, dass sie keine<br />

klare Entstehungsgeschichte hat. Doch in<br />

einem Genre, in dem Reboots allgegenwärtig<br />

sind, in dem sich ein Kanon ständig<br />

verändern kann, ist das sicherlich nicht nur<br />

ein Problem, mit dem sich eine Amazonen-Prinzessin<br />

herumschlagen muss. Superman<br />

und Batman haben allerdings den<br />

Vorteil, dass ihre Entstehungsgeschichten in<br />

diversen Medien immer weiter herauskristallisiert<br />

wurden, bis sie sich im Mainstream<br />

festgesetzt haben. Da die Geschichte von<br />

Wonder Woman so selten erzählt wird,<br />

ist es kein Wunder, dass die Zuschauer<br />

damit nicht sonderlich vertraut sind. Kristy<br />

Guevara-Flanagan ist der Meinung, dass<br />

die Schuld bei einem anderen Aspekt des<br />

Erbes von Wonder Woman liegt, nämlich<br />

der Tatsache, dass hier tatsächlich Frauen<br />

im Vordergrund stehen. Die bisherigen Superheldinnen-Filme<br />

waren immer eng mit<br />

Filmen verbunden, denen ein männlicher<br />

Held zugrunde liegt. Daredevil und Elektra,<br />

Batman und Catwoman, Superman und<br />

Supergirl. „Ein Film mit einem weiblichen<br />

<strong>Superhelden</strong> wird von den Studios<br />

als finanziell riskant betrachtet. Wonder<br />

Woman gilt als besonders riskant, da sie<br />

kein Sidekick oder Spin-off ist. Sie steht auf<br />

eigenen Beinen, es gibt keinen männlichen<br />

Helden, der mit ihr zu tun hat“, erklärt<br />

Kristy. „Sie wissen nicht einmal, wie sie so<br />

einen Film für junge Männer vermarkten<br />

sollten, aber muss man das überhaupt?<br />

Frauen gehen schließlich auch ins Kino,<br />

insbesondere junge Frauen.“ Doch in einer<br />

Zeit, in der das Marketing eines Films fast<br />

ausschließlich auf Männer ausgerichtet ist,<br />

scheint Hollywood nicht zu wissen, was<br />

es mit einem weiblichen Zielpublikum<br />

anfangen soll. Bislang sollten immer nur<br />

Männer angesprochen werden, und zwar<br />

mit so primitiven Mitteln wie nur möglich.<br />

„Der Schwerpunkt lag bei weiblichen<br />

Helden immer auf ihrer Sexualität“, so Jeff<br />

Brown, „und nicht auf ihrer Heldenhaftigkeit.<br />

Hollywood leidet an dem Irrglauben,<br />

dass Heldinnen immer scharf sein müssen<br />

und immer ihren Körper zeigen sollen.“<br />

Cliff Chiangs Zeichnungen<br />

stellen DCs Wonder Woman<br />

perfekt dar.<br />

kampf der<br />

geschlechter<br />

Interessante Statistiken<br />

40%<br />

des Publikums am Startwochenende<br />

von Avengers<br />

waren Frauen.<br />

4,7 %<br />

4,7<br />

23%<br />

aller Leser der DC New 52 sind<br />

Frauen. **<br />

% der Marvel-<br />

Comics im Juli ’13<br />

wurden von Frauen<br />

geschrieben. ***<br />

4,3 %<br />

aller Marvel-<br />

Comics im Juli ’13<br />

sind von Frauen<br />

gezeichnet. ***<br />

20%<br />

der Comixology-App-User sind Frauen.<br />

DC-Comics<br />

im Juli 2013<br />

sind von Frauen<br />

2,9%aller<br />

gezeichnet ***<br />

10,2%<br />

aller DC-Comics im Juli ’13 sind<br />

von Frauen geschrieben. ***<br />

40<br />

FB-User, die<br />

bei Comics auf<br />

‚Gefällt mir’ klicken,<br />

sind Frauen. *<br />

* Laut Graphic Policy:<br />

tinyurl.com/puqzl39<br />

** Laut Nielsen Survey Group<br />

** Laut Bleeding Cool:<br />

tinyurl.com/my6ed6q<br />

superhelden movie collection | 33


Die zukunft<br />

wonder woman<br />

Superheldinnen<br />

Welche Superheldinnen wir<br />

gerne im Kino sehen wollen<br />

Batwoman<br />

Erstauftritt: 52 #7 (2006)<br />

So düster und<br />

nachdenklich wie<br />

ihr männliches<br />

Pendant. Kate Kane<br />

ist eine ehemalige<br />

Soldatin, deren Geschichte<br />

genau so<br />

tragisch ist wie bei Batman. Sie ist<br />

eine Lesbe in einer stabilen Beziehung,<br />

und damit auch ein dringend<br />

benötigter Schuss an Vielfalt.<br />

Batgirl<br />

Erstauftritt: Batman #139<br />

(1961)<br />

Barbara Gordon<br />

hat ein sonniges<br />

Gemüt, das<br />

sich für einen<br />

Familienfilm<br />

eignen würde.<br />

Aber als der Joker auf sie schießt<br />

und sie daraufhin behindert ist<br />

und zu Oracle wird, wird ihre Story<br />

erst richtig gut.<br />

Misty Knight und<br />

Colleen Wing<br />

Erstauftritt:<br />

Marvel Premiere<br />

#21 (1975)/ #19<br />

(1974)<br />

Zwei Privatdetektivinnen<br />

mit<br />

Blaxploitation und<br />

Kung-Fu-Hintergrundstorys. Ideal<br />

für eine weibliche Buddy-Comedy<br />

im Stil von Kill Bill.<br />

Captain Marvel<br />

Erstauftritt: Marvel Super-<br />

Heroes #13<br />

(1968)<br />

Grelles Kostüm?<br />

Check! Bedürfnis<br />

nach Gerechtigkeit?<br />

Check! Krasse<br />

Entstehungsgeschichte?<br />

Aber Hallo! Carol<br />

Danvers wurde zu Captain Marvel<br />

und somit zu einem der besten<br />

Comic-Helden schlechthin.<br />

Black Widow<br />

Erstauftritt: Tales Of Suspense<br />

#52 (1964) Sie hat bereits<br />

zahllose Fans, sie<br />

wäre eine sichere<br />

Nummer für einen<br />

Film. Fehlt nur ein<br />

Gastauftritt von<br />

Hawkeye und die<br />

Geschichte erzählt<br />

sich von selbst: Können zwei<br />

Helden ohne Superkräfte effektiv<br />

gegen das Böse vorgehen?<br />

„Wonder Woman gilt als besonders riskant,<br />

da sie auf eigenen Beinen steht, es gibt<br />

keinen männlichen Helden, der<br />

mit ihr zu tun hat.“<br />

Kristy Guevara-Flanagan<br />

Überhaupt werden Frauen in visuellen<br />

Medien immer noch stark sexualisiert. Sie<br />

sind Objekte. Ganz besonders in Hollywood<br />

will man in dieser Hinsicht keine Risiken<br />

eingehen: „Hollywood will ein möglichst<br />

großes Publikum ansprechen, daher hält<br />

man sich an traditionelle Gender-Darstellungen.<br />

Männer sind stark und machtvoll,<br />

Frauen haben Kurven und sind sexy, und<br />

dabei bleibt’s. Es ist schwer, sich davon zu<br />

lösen, besonders bei <strong>Superhelden</strong>filmen,<br />

weil das Genre an sich ein wenig sexistisch<br />

sein kann”, erklärt Jeff. Es scheint, als ob<br />

alles an den weiblichen Charakteren ihren<br />

Sexappeal betont, angefangen bei ihren<br />

knappen, hautengen und teilweise recht<br />

unpraktischen Kostümen bis hin zu der<br />

Art, wie sie in Szene gesetzt und gefilmt<br />

werden.<br />

Und obwohl Wonder Womans bekanntes<br />

Outfit stets relativ knapp war,<br />

stand ihr Sexappeal bislang immer an<br />

zweiter Stelle hinter ihrer botschaft<br />

der Hoffnung und Liebe. Ironischerweise<br />

hat gerade das ihrem Charakter nicht<br />

immer genützt. Wie die Madonna und die<br />

Hure wurde sie auf ein Podest erhoben,<br />

verglichen mit anderen Charakteren wie<br />

beispielsweise Elektra und Catwoman, deren<br />

Status als Antiheldinnen es den Studios<br />

erlaubte, eine gewisse „Ungezogenheit“<br />

mit Sexyness gleichzusetzen. Außerhalb<br />

des Fankults der Comics existierte Wonder<br />

Woman eher als ein unberührbares Symbol<br />

des Feminismus statt als ein lebendiger<br />

Charakter, was es den Leuten potenziell<br />

schwierig gemacht hat, sich mit der Figur<br />

anzufreunden. Daher wussten Autoren und<br />

Studiomanager in Hollywood nicht, was sie<br />

mit dem Charakter anfangen sollten. Oder<br />

<strong>–</strong> was noch schlimmer ist <strong>–</strong> sie schreckten<br />

vor der Herausforderung zurück. Bei<br />

Gesprächen zum Thema Wonder Woman<br />

mit Leuten wie Dianne Nelson, der Chefin<br />

von DC Entertainment, und dem Autoren<br />

David Goyer (Man of Steel) gewinnt man<br />

eine interessante Einsicht, wie Superheldinnen<br />

von den Studios betrachtet werden. In<br />

einem Online-Chat nannte Goyer Wonder<br />

Woman einen „schwierigen Charakter“. Bei<br />

einem Interview mit dem Hollywood-Reporter<br />

sagt Nelson, dass ein Wonder-Woman-Film<br />

eine absolute Priorität sei, aber<br />

dass die Figur „schwierig” sei. Sie sagte<br />

auch: „wir müssen es richtig machen.“ Bei<br />

einem Anruf bei DC Entertainment stellte<br />

sich heraus, dass nach der Debatte, die<br />

dieses Interview online ausgelöst hat, die<br />

Firma noch „nicht bereit sei, die mögliche<br />

Entwicklung eines Films zu besprechen“.<br />

Vermutlich ist das Thema ein wunder<br />

Punkt. All das klingt nach Lampenfieber<br />

und nicht ohne Grund. Niemand scheint zu<br />

Die Journalistin Gloria Steinem spricht in dem<br />

Dokumentarfilm Wonder Woman! The True Story<br />

Of American Superheroines über den Charakter.<br />

34 | superhelden movie collectioN


wonder woman<br />

Obwohl sie zu den „großen Drei“ von DC gehört,<br />

hat Wonder Woman noch keinen eigenen Film.<br />

Wonder Woman, von dem beliebten<br />

Comic-Autor Brian Azzarello, ist digital<br />

von DC Comics erhältlich.<br />

wissen, wie man Wonder Woman in der<br />

modernen Welt positionieren kann, ohne<br />

dabei einen Plot zu forcieren, der an Sex<br />

and the City erinnert wie beispielsweise<br />

David E. Kellys misslungener TV-Pilotfilm.<br />

Die andere Alternative ist ein Film, der<br />

eher ein „Problemfilm“ als ein Abenteuer<br />

ist. Regisseur Paul Feig sprach von der<br />

„gläsernen Decke“ unter <strong>Superhelden</strong>.<br />

Natürlich will niemand einen schlechten<br />

Film machen, aber die Bedeutung des<br />

Projekts erschwert kreative Denkansätze.<br />

Kelly sieht das anders und zitiert vorherige<br />

Durchläufe bestimmter Charaktere: „Hulk,<br />

ein kritischer Fehlschlag, an der Kinokasse<br />

abgeschmiert, von den Fans verschmäht.<br />

Das war 2003, aber fünf Jahre später, 2008,<br />

versuchten sie es noch mal, und obwohl es<br />

mir fern liegt, mit anderer Leute Millionen<br />

zu spielen, sollte es für eine Superheldin<br />

eigentlich nicht anders sein. Es gibt keinen<br />

Grund, einen Wonder Woman-Film nicht<br />

zu wagen. Der Gedanke, dass man es auf<br />

jeden Fall richtig machen muss oder seine<br />

Chance verspielt, ist falsch. Niemand kann<br />

es perfekt machen, der Standard ist zu<br />

hoch. Ehrlich gesagt, wer so denkt, der<br />

programmiert den Fehlschlag mit ein.“ Momentan<br />

sieht es so aus, als stünden wir an<br />

Adrianne Palicki in David E. Kelleys<br />

allgemein verspottetem Wonder<br />

Woman-TV-Pilotfilm.<br />

einem Wendepunkt. Fast jeden Monat hört<br />

man ein neues Gerücht über einen Film<br />

oder liest einen Kommentar in Leitmedien<br />

wie Forbes. Immer wieder kommt die Frage<br />

auf, wann ihre Zeit kommt und warum es<br />

so lange dauert. DC kann sich nicht auf<br />

seinen Lorbeeren ausruhen und erst vor<br />

Kurzem hat der CEO von Warner Bros,<br />

Kevin Tsujihara, öffentlich gesagt: „Wir<br />

müssen einen Wonder Woman-Film ins<br />

Kino oder ins Fernsehen bringen.“ Leider<br />

hat man das im Laufe der Jahre schon öfter<br />

gehört. 2001 gab es ein Drehbuch von Todd<br />

Alcott, das von anderen Autoren mehrfach<br />

umgeschrieben wurde, bis das Projekt dann<br />

2003 starb. Sogar Joss Whedon wollte sich<br />

2005 der Herausforderung stellen, aber<br />

nach zwei Jahren der Recherche und dem<br />

Versuch, ein Exposé zu schreiben, hat er<br />

nicht mal eine erste Drehbuchfassung hinbekommen<br />

und sich von dem Projekt zurückgezogen.<br />

Doch seitdem gibt es immer<br />

mal wieder Hinweise auf eine mögliche<br />

Kino-Zukunft der Amazonenprinzessin. Gerüchten<br />

zufolge soll sich sogar Christopher<br />

Nolan dafür interessieren. Wenn Ben Affleck<br />

2015 als Batman zu sehen ist und den<br />

Film entweder auf ein neues Niveau anhebt<br />

oder total ruiniert, wird das das immerhin<br />

siebte Mal sein, dass wir den brütenden<br />

Rächer auf der Leinwand erleben konnten.<br />

Auch Superman war bereits siebenmal<br />

vertreten. (Wir können ja nicht so tun, als<br />

hätte es Superman IV nie gegeben! Leider!)<br />

Doch Wonder Woman muss immer noch<br />

auf ein richtiges Debüt warten. Ihr bislang<br />

einziger Kinoauftritt war ausgerechnet im<br />

LEGO-Film! Mag sein, dass es an Sexismus<br />

liegt, denn für jeden vermeintlichen Grund,<br />

der gegen einen Wonder-Woman-Film<br />

sprechen soll, gibt es zahllose Gegenbeweise.<br />

Die Figur ist nicht bekannt genug? Das<br />

war auch bei Iron Man so. Der Charakter ist<br />

zu albern? Nicht alberner als der intelligente<br />

Baum Groot aus Guardians of the Galaxy.<br />

Doch hoffentlich ist es nur eine Frage der<br />

Zeit, bis man in Hollywood auf den Trichter<br />

kommt, dass die Welt auf einen Wonder-Woman-Film<br />

wartet.<br />

Wonder Woman erscheint bei DC Comics<br />

und ist im Fachhandel oder digital erhältlich.<br />

Erfahren Sie mehr über Wonder<br />

Women! The True Story Of American Superheroines<br />

bei wonderwomendoc.com.<br />

superhelden movie collection | 35


die GOLDENe ära<br />

der <strong>Superhelden</strong>filme<br />

Die Perlen aus der Geburtsstunde des Genres, als die <strong>Superhelden</strong>filme mit<br />

Ka-pows! und galoppierenden Melodien, den Sticheleien von Adam Wests<br />

Batman und dem warmen Lächeln von Christopher Reeves Superman das<br />

Licht der Welt erblickten …<br />

The Spider’s Web<br />

Regisseur: James W Horne, Ray Taylor<br />

Besetzung: Warren Hull, Iris Meredith,<br />

Richard Fiske<br />

Kinostart: 22. Oktober 1938<br />

l Veröffentlicht, als Green Hornet gerade<br />

im Radio startete und Superman in den<br />

Zeitungsregalen landete <strong>–</strong> die Spinne<br />

mag ein Gangsterjäger mit Strumpfmaske<br />

gewesen sein, aber sein Debüt hat für<br />

die <strong>Superhelden</strong> die Tür zur flimmernden<br />

Leinwand geöffnet.<br />

THE GREEN HORNET<br />

Regisseur: Ford Beebe, Ray Taylor<br />

Besetzung: Gordon Jones, Wade Boteler,<br />

Keye Luke<br />

Kinostart: 9. Januar 1940<br />

l An den Erfolg des Radio-Hörspiels anknüpfend,<br />

ist der 13-Teiler Standard-Mystery<br />

mit üblichen Handgreiflichkeiten. Am bemerkenswertesten<br />

ist er wegen des jungen<br />

Keye Luke (Kung Fus Master Po) als Kato.<br />

MYSTERIOUS DOCTOR SATAN<br />

Regisseur: John English, William Witney<br />

Besetzung: Eduardo Ciannelli, Robert<br />

Wilcox, William Newell<br />

Kinostart: 13. Dezember 1940<br />

l Was für ein Name für einen Bösewicht!<br />

Kein Wunder, dass der Weltverbesserer-<br />

Held mit kantigem Gesicht kaum einen<br />

flüchtigen Blick riskieren kann, als Eduardo<br />

Ciannelli in dieser revolutionären Serie von<br />

Republic ganze Landschaften verschlingt<br />

<strong>–</strong> ein Moment, in dem Film-Cowboys zu<br />

Helden mit Umhang wurden.<br />

ADVENTURES OF CAPTAIN<br />

MARVEL<br />

Regisseur: John English, William Witney<br />

Besetzung: Tom Tyler, Frank Coghlan Jr,<br />

William ‚Billy‘ Benedict<br />

Kinostart: 28. März 1941<br />

l Sieben Jahre vor seinem Erzfeind Superman<br />

im Kino, ist diese 12-teilige Film-Serie <strong>–</strong><br />

jeder Teil mit einem erstklassigen Cliffhanger<br />

<strong>–</strong> ein klassisches ausgeschlafenes Abenteuer<br />

mit erstklassigen visuellen Effekten und<br />

kitschigem Melodrama.<br />

1938<br />

bis 1988<br />

SPY SMASHER<br />

Regisseur: William Witney<br />

Besetzung: Kane Richmond,<br />

Marguerite Chapman, Sam Flint<br />

Kinostart: 4. April 1942<br />

l Trotz seiner Wurzeln, die aus einem<br />

unbekannten Fawcett-Comic stammen,<br />

hat Spy Smasher eines der spannendsten<br />

Drehbücher in der Geschichte der<br />

<strong>Superhelden</strong>-Serien, das eine actionreiche<br />

Geschichte über verdeckte Wagnisse<br />

erzählt und hätte ein Remake im Stil von<br />

Captain America verdient.<br />

BATMAN<br />

Regisseur: Lambert Hillyer<br />

Besetzung: Lewis Wilson, Douglas<br />

Croft, J Carrol Naish<br />

Kinostart: 16. Juli 1943<br />

l Der Held in Strumpfhosen ist ein<br />

pistolenschwingender Spione-Jäger der<br />

Regierung, der gehässige rassistische<br />

Äußerungen von sich gibt, während<br />

er Tojos Handlanger kaltmacht. Trotz<br />

seines 40er-Jahre-Chauvinismus und der<br />

lachhaften Produktion ist der Einfluss der<br />

15-teiligen Serie auf die Batman-Saga<br />

hoch.<br />

THE MASKED MARVEL<br />

Regisseur: Spencer Gordon Bennet<br />

Besetzung: William Forrest, Louise<br />

Currie, Johnny Arthur<br />

Kinostart: 6. November 1943<br />

l Als herrlich gefilmter Mix aus Detektiv-/<br />

Geheimagent-Streifen und geheimnisvollem<br />

Masken-Mann macht der Film das<br />

Beste aus der Geheimidentität seines<br />

Helden <strong>–</strong> er spart sie sich bis zuletzt auf.<br />

THE PHANTOM<br />

Regisseur: B Reeves Eason<br />

Besetzung: Tom Tyler, Jeanne Bates,<br />

Ernie Adams<br />

Kinostart: 24. Dezember 1943<br />

l Captain Marvel-Star Tom Tyley<br />

verkörpert den Wandelnden Geist. Nicht<br />

zu übertrieben, ist The Phantom sehr<br />

unterhaltsam <strong>–</strong> sogar sein vierbeiniger<br />

Kumpan Devil kann es nicht lassen, ständig<br />

mit dem Schwanz zu wedeln.<br />

CAPTAIN AMERICA<br />

Regisseur: Elmer Clifton, John English<br />

Besetzung: Dick Purcell, Lorna Gray,<br />

Lionel Atwill<br />

Kinostart: 5. Februar 1944<br />

l Marvels erster Ausflug auf die große<br />

Leinwand macht den Wächter der Freiheit<br />

zu einem pummeligen Staatsanwalt ohne<br />

Schild.<br />

SUPERMAN<br />

Regisseur: Spencer Gordon Bennet,<br />

Thomas Carr<br />

Besetzung: Kirk Alyn, Noel Neill, Tommy<br />

Bond<br />

Kinostart: 15. Juli 1948<br />

l Schwierige Effekt-Sequenzen durch<br />

Animationen zu ersetzen, das ist der Geniestreich,<br />

der Superman eine unverwechselbare<br />

Identität inmitten der <strong>Superhelden</strong>-<br />

Serien-Welle gibt.<br />

BATMAN uND ROBIN<br />

Regisseur: Spencer Gordon Bennet<br />

Besetzung: Robert Lowery, Johnny Duncan,<br />

Jane Adams<br />

Kinostart: 26. Mai 1949<br />

l Das Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

begräbt die Intoleranz des Schwarzen<br />

Ritters gegenüber der ‚Gelben Gefahr‘,<br />

aber die Schäbigkeit und die Logiklöcher<br />

der Handlung bleiben. Was Batman 1966<br />

mit einem Schmunzeln gelingt, zieht Batman<br />

und Robin mit sturer Ernsthaftigkeit durch.<br />

Superman II


die goldene ära<br />

ATOM MAN VS SUPERMAN<br />

Regisseur: Spencer Gordon Bennet<br />

Besetzung: Kirk Alyn, Noel Neill, Lyle<br />

Talbot<br />

Kinostart: 20. Juli 1950<br />

l Mit Effekthaschereien springt Atom Man<br />

vs Superman von billiger Kulisse zu billiger<br />

Kulisse, während Fliegende Untertassen<br />

auf dem Niveau von Ed Wood träge<br />

durch die Gegend dümpeln.<br />

SUPERMAN AND THE<br />

MOLE-MEN<br />

Regisseur: Lee Sholem<br />

Besetzung: George Reeves, Phyllis<br />

Coates, Jeff Corey<br />

Kinostart: 23. November 1951<br />

l Obwohl der erste abendfüllende <strong>Superhelden</strong>-Film<br />

hauptsächlich als Pilotfilm für<br />

George Reeves’ Fernsehserie Adventures<br />

of Superman diente, hauen die fortschrittlichen<br />

Themen und der charismatische<br />

Hauptdarsteller den Zuschauer um, als ob<br />

der Protagonist mit seinen Superkräften<br />

selbst zugeschlagen hätte.<br />

BATMAN hält die<br />

welt in atem<br />

Regisseur: Leslie H Martinson<br />

Besetzung: Adam West, Burt Ward,<br />

Lee Meriwether<br />

Kinostart: 30. Juli 1966<br />

l Als die Batmania sich wie ein Lauffeuer<br />

verbreitete, vergnügte dieses Batman-Werk<br />

mit Lachsalven auf der großen Leinwand<br />

und vereint die kultigsten Bösewichte der<br />

Serie in einem auf ewig zitierbaren und<br />

erstaunlich pfiffigen Triumph.<br />

SUPERMAN <strong>–</strong> der film<br />

Regisseur: Richard Donner<br />

Besetzung: Christopher Reeve, Margot<br />

Kidder, Gene Hackman<br />

Kinostart: 10. Dezember 1978<br />

l Endlich kommt der Superheld mit seinem<br />

gesamten Talent vom Papier auf die Leinwand.<br />

Christopher Reeve ist perfekt: Seine<br />

körperliche Verwandlung von Clark zu<br />

Kal ist so überzeugend, dass wir ihm das<br />

lahme Kostüm und sein flüchtig erklärtes<br />

Verschwinden abkaufen. Pure Kinomagie!<br />

SUPERMAN II<br />

Regisseur: Richard Lester<br />

Besetzung: Gene Hackman, Christopher<br />

Reeve, Margot Kidder<br />

Kinostart: 4. Dezember 1980<br />

l Obwohl die Fassung von Richard Donner<br />

die bessere ist, war der Film, der im<br />

Kino zu sehen war, kein kräfteraubendes<br />

Kryptonit. Er bleibt ein erstaunliches Epos,<br />

bei dem Terence Stamps General Zod die<br />

Messlatte für Bösewichte angehoben hat.<br />

CONDORMAN<br />

Batman<br />

Regisseur: Charles Jarrott<br />

Besetzung: Michael Crawford, Oliver<br />

Reed, Barbara Carrera<br />

Kinostart: 2. Juli 1981<br />

l Halb Spionage-, halb Pseudo-<strong>Superhelden</strong>film:<br />

Condorman setzt seinen<br />

<strong>Superhelden</strong>-untypischen Hauptdarsteller<br />

<strong>–</strong> Michael ‚Frank Spencer‘ Crawford <strong>–</strong> in<br />

eine schräge, aber glamouröse Welt aus<br />

Bond-Girls, zwielichtigen Russen und in<br />

ein weltumspannendes Abenteuer. Das<br />

ist nicht sonderlich intelligent, aber macht<br />

genauso viel Spaß, wie es sich anhört.<br />

SUPERMAN III<br />

Regisseur: Richard Lester<br />

Besetzung: Christopher Reeve, Richard<br />

Pryor, Margot Kidder<br />

Kinostart: 16. Juni 1983<br />

l Er hat seinen miesen Ruf verdient. So<br />

ziemlich das Einzige, das nicht von den<br />

ersten beiden Filmen wiederverwertet<br />

wurde, ist Richard Pryor. Sie müssen selbst<br />

entscheiden, was das Schlimmste ist.<br />

SUPERGIRL<br />

Regisseur: Jeannot Szwarc<br />

Besetzung: Helen Slater, Faye Dunaway,<br />

Peter O’Toole<br />

Kinostart: 19. Juli 1984<br />

l Nicht ganz die Geburt des filmischen<br />

DC-Universums, aber das bislang übersehene<br />

Supergirl ist ein weitaus besserer<br />

Film, als man meinen mag, und es ist befriedigend<br />

zu sehen, wie Jimmy Olsen auf<br />

ein ‚Jungfrau in Nöten‘ reduziert wurde.<br />

THE RETURN OF CAPTAIN<br />

INVINCIBLE<br />

Regisseur: Philippe Mora<br />

Besetzung: Alan Arkin, Christopher Lee,<br />

Kate Fitzpatrick<br />

Kinostart: 17. Februar 1984<br />

l Als reichlich uninspirierte Mischung aus<br />

Captain America und Superman muss<br />

der unbesiegbare Captain 30 Jahre nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg gegen seinen alten<br />

Widersacher Mr. Midnight antreten, der<br />

den Hypno-Strahler, eine Geheimwaffe<br />

der Regierung, gestohlen hat.<br />

Atomic Hero<br />

Regisseur: Michael Herz, Lloyd Kaufman<br />

Besetzung: Andree Maranda, Mitch<br />

Cohen, Jennifer Babtist<br />

Kinostart: 11. April 1986<br />

l Splatter-Meister Lloyd Kaufman tritt in<br />

die <strong>Superhelden</strong>-Arena mit einem bemitleidenswerten<br />

Geek, der zum rachsüchtigen<br />

Freak wird. Diesen ökologischen Exploitation-Film<br />

kann man sich immer wieder<br />

anschauen.<br />

SUPERMAN IV:<br />

die Welt am Abgrund<br />

Regisseur: Sidney J Furie<br />

Besetzung: Christopher Reeve, Gene<br />

Hackman, Margot Kidder<br />

Kinostart: 25. November 1987<br />

l Auf jede erdenkliche Weise peinlich:<br />

Budget (Geld ging aus), Drehorte (Milton<br />

Keynes), Handlung (Superman entwickelt<br />

völlig neue Kräfte aus dem Nichts) und<br />

eine Besetzung, die niemanden berührte.<br />

Atomic hero II<br />

Regisseur: Michael Herz, Lloyd Kaufman<br />

Besetzung: Ron Fazio, John Altamura,<br />

Phoebe Legere<br />

Kinostart: 24. Februar 1989<br />

l Grundlos die Action nach Tokio verschoben,<br />

fehlt dem zweiten Ausflug des Atomic<br />

Hero eine echte Überraschung, aber es<br />

gibt genug Lacher und hervorquellende<br />

Ekelmomente, um am Ball zu bleiben.<br />

TOXIEs letzte schlacht<br />

Regisseur: Michael Herz, Lloyd Kaufman<br />

Besetzung: Ron Fazio, Phoebe Legere,<br />

John Altamura<br />

Kinostart: 10. November 1989<br />

l Cartoonhafter und krasser als seine<br />

Vorgänger, ist sogar der Umwelt-Subtext<br />

in sich zusammengefallen, als die Atomic<br />

Hero-Serie beginnt, nur noch den Troma-<br />

Anhängern gerecht werden zu wollen.<br />

Der PUNISHER<br />

Regisseur: Mark Goldblatt<br />

Besetzung: Dolph Lundgren, Louis<br />

Gossett Jr, Jeroen Krabbé<br />

Kinostart: 1. Juni 1989<br />

l Wäre er nach Batman veröffentlicht<br />

worden, hätte dieser raue und effektvolle<br />

Rache-Actioner seine Qualitäten vielleicht<br />

mit mehr Stolz auf der breiten Brust getragen,<br />

aber dann wäre er heute auch nicht<br />

mehr so eine übersehene Perle.<br />

Superman<br />

superhelden movie collection | 37


Die goldene Ära<br />

Batman hält die Welt in Atem<br />

1966 trat BATMAN ZUM ERSTEN Mal AUF DER<br />

LEINWAND AUF, IN EINEM VERSPIELTEN Pop-Art-<br />

KUNSTWERK, Batman hält die Welt in Atem. Wir<br />

WERFEN EINEN BLICK AUF DEN Film, DER AUS ADAM<br />

WEST UND BURT WARD STARS GEMACHT HAT UND die<br />

Pop-KULTUR NACHHALTIG BEEINFLUSST HAT ...<br />

Batman<br />

hält die Welt<br />

in Atem<br />

Film<br />

Laufzeit:<br />

104 Minuten<br />

ERSCHEINUNGSDatuM:<br />

30. Juli 1966<br />

Regisseur:<br />

Leslie H Martinson<br />

Autor: Lorenzo Semple Jr<br />

besetzuNG: Adam West,<br />

Burt Ward, Lee Meriwether,<br />

Cesar Romero, Burgess<br />

Meredith, Frank Gorshin<br />

Inhalt<br />

Vier der größten Feinde<br />

Batmans <strong>–</strong> das Katzenweib,<br />

der Pinguin, der Rätselknacker<br />

und der Joker <strong>–</strong> haben<br />

gemeinsam eine Erfindung<br />

gestohlen, die Menschen<br />

jedwede Flüssigkeit entziehen<br />

und sie so in Staub verwandeln<br />

kann. Mit dieser<br />

Maschine des Schreckens<br />

soll der Weltsicherheitsrat<br />

bedroht und Lösegeld verlangt<br />

werden. Was für ein<br />

schurkischer Plan! Batman<br />

und Robin müssen den sinisteren<br />

Plan zunichte machen.<br />

Dabei haben sie es mit<br />

explodierenden Haien und<br />

nur schwer zu entsorgenden<br />

Bomben zu tun.<br />

Der Übergang von Schwarz-Weiß<br />

zum Farbfilm hatte einen seltsamen<br />

und wunderbaren Effekt auf das<br />

Fernsehen der Sechzigerjahre.<br />

Mit der Farbe kam auch der Kitsch, und<br />

nirgendwo spürt man das stärker als bei<br />

Batman, der Serie, mit Adam West als<br />

Batman und Burt Ward als Robin. So<br />

mancher Leser kann sicher schon jetzt<br />

die Titelmelodie im Kopf hören. Man<br />

muss nur einen Blick auf West in seinem<br />

Bat-Kostüm werfen und denkt sofort an<br />

Comic-Wörter wie „Peng“ und „Zack“. Die<br />

Serie wurde 1966<br />

ausgestrahlt und war<br />

auf Anhieb ein Hit.<br />

Noch im gleichen<br />

Jahr schaffte es das<br />

dynamische Duo<br />

auf die Leinwand, in Batman hält die<br />

Welt in Atem. Der Film ist ein grellbuntes<br />

Meisterwerk des Kitschs, mit einigen<br />

scharfen Dialogen und einem Drehbuch,<br />

das sich selbst nie allzu ernst nimmt. Dabei<br />

ist der Film intelligenter als man glaubt und<br />

die Schurken können durchaus überzeugen.<br />

Die Handlung, so man denn von einer<br />

solchen sprechen kann, bezieht sich auf<br />

den TV-Klassiker. Bruce Wayne und sein<br />

Schützling Dick Grayson erhalten einen<br />

Hilferuf von einer Yacht, die auf Gotham<br />

City zuhält. Mittels einer wunderbar<br />

bombastischen Erzählstimme erfahren<br />

wir, dass eine revolutionäre Erfindung<br />

und deren Schöpfer an Bord der Yacht in<br />

Gefahr sind. Die beiden machen sich zur<br />

Bat-Cave auf und schlüpfen überraschend<br />

schnell ins Kostüm. Als Batman und<br />

Robin verkleidet gleiten sie eine Stange<br />

hinunter. Das Kunststück verdanken sie<br />

dem „Kostümwechsel-Schalter”. Man kann<br />

sich denken, dass der Produktionsdesigner<br />

viel Freude an der Beschriftung der Bat-<br />

Requisiten hatte. Der Film ist von Anfang an<br />

überaus stilisiert, mit einem sarkastischen<br />

Sinn für Humor. Produzent William Dozier<br />

war bekanntermaßen kein Fan der Comics,<br />

er hielt sie für zu kindisch und entschloss<br />

sich daher, gerade diesen Aspekt im Film<br />

enorm zu übertreiben. Er spekulierte darauf,<br />

„SchneLL Robin, das<br />

Anti-HaifiSCH-Bat-Spray!“<br />

dass der übertriebene Humor Erwachsene<br />

ansprechen würde, die Abenteuer aber<br />

für Kinder interessant sein würden. Diese<br />

Philosophie ist in der Bat-Cave überall<br />

erkennbar <strong>–</strong> das Set ist proppenvoll mit<br />

bizarren Geräten. Der Film ist voller Wucht<br />

und Elan. Christian Bale brauchte als Bruce<br />

Wayne in The Dark Knight einige Zeit,<br />

um in die Gänge zu kommen, aber hier<br />

braucht es nur einen anonymen Anruf, um<br />

die beiden ins Abenteuer zu stürzen. Ihr<br />

Enthusiasmus ist ansteckend. Die Kamera<br />

steht dabei oft schief, das Batmobil hat<br />

einen Raketenantrieb, die Titelmusik setzt<br />

ein und es geht sofort los. Da der Film ein<br />

relativ großes Budget hatte, gibt es auch<br />

teure Gadgets wie den Bat-Copter, der<br />

aus irgendeinem Grunde am Flughafen<br />

von Gotham City steht. Doch bevor man<br />

sich über den Papierkram, die Wartungsund<br />

Personalkosten Gedanken machen<br />

kann, sitzen Batman und Robin bereits im<br />

Cockpit und fliegen über Gotham City<br />

hinweg. Junge Frauen im Bikini winken<br />

ihnen zu, Polizisten ziehen dankbar ihre<br />

Mützen und endlich erreichen sie die<br />

Yacht. Mittels einer „Bat-Leiter” lässt sich<br />

Batman auf das Schiff hinab. Doch im<br />

letzten Moment verschwindet es und er fällt<br />

ins Wasser. Als er wieder auftaucht, hat<br />

er einen Hai an den Hacken, der jedoch<br />

verdächtig nach einer<br />

Gummipuppe aussieht,<br />

die in den Rungen der<br />

Leiter festklemmt und<br />

vom Hauptdarsteller<br />

Dresche bezieht. Dann<br />

kommt der klassische Satz: „Schnell Robin,<br />

das Anti-Haifisch-Bat-Spray!“ Worte, die<br />

die Zeiten überdauern werden. Als der<br />

Haifisch wieder aufs Wasser aufkommt,<br />

explodiert er. War ja klar. Und er ist nicht<br />

das letzte Meerestier, das in dem Film sein<br />

Leben lässt. Batman und Robin merken<br />

beiläufig an, dass sie durch einen noblen<br />

Delfin vor einer Rakete gerettet wurden,<br />

weil dieser sein Leben für sie opferte. Es<br />

sind diese absurden Momente sarkastischintelligenten<br />

Humors, die heute noch am<br />

besten funktionieren. Zu den Schurken<br />

zählen das „Katzenweib“ (gespielt von<br />

Lee Meriwether, da die Catwoman der<br />

TV-Serie, Julie Newmar, zur Drehzeit<br />

nicht zur Verfügung stand), der Pinguin<br />

(Burgess Meredith), der Rätselknacker<br />

38 | superhelden movie collectioN


Batman hält die Welt in Atem<br />

KLASSIkerzitate<br />

„Manchmal kann man eine tödliche<br />

bombe einfach nicht loswerden!“<br />

Batman<br />

„Bon Voyage, pussy“<br />

Robin<br />

„Zu banalen Sprüchen,<br />

das weiSSt du, neige ich<br />

wirklich nicht, Robin.“<br />

Batman<br />

„Eine gute Lektion, Robin. Geh nie<br />

ohne Zweitschlüssel aus dem Haus.“<br />

Batman<br />

„Wo fährt wohl<br />

der Fahrstuhl hin?“<br />

Robin<br />

„Abwärts,<br />

vermutlich!“<br />

Batman<br />

„Robin, du hast dich mal wieder nicht<br />

angeschnallt mit dem Bat-Gurt.“<br />

batman<br />

„Die GröSSe der Verpackung,<br />

Alfred, sagt doch rein gar<br />

nichts über die Qualität des<br />

Inhalts aus.“<br />

Bruce Wayne<br />

„Wie wenig wissen wir über die<br />

Zeit, Alfred. Ein einsilbiges Wort.<br />

Ein Nomen. Ein Lachen von<br />

gestern.“<br />

Bruce Wayne<br />

„Das Leben ist ein<br />

Becher voller<br />

Überraschungen bis<br />

zum letzten Tropfen.“<br />

Batman<br />

Batman hält die Welt in Atem ist auf<br />

DVD und Blu-ray erhältlich, die TV-<br />

Serie erscheint in diesem Jahr in hd.<br />

„Woher soll ich wissen, dass sie ein Anti-<br />

Haifisch-Bat-Spray dabei haben?“<br />

Pinguin<br />

superhelden movie collection | 39


Die goldene Ära<br />

Batman hält die Welt in Atem<br />

(Frank Gorshin) und der Joker (Cesar<br />

Romero), denen es schwerfällt, als Team<br />

zusammenzuarbeiten. Die Erfindung, um<br />

die es geht, kann Menschen „entflüssigen“<br />

und zu Staub machen. Man muss nur<br />

Wasser dazutun und schon erstehen die<br />

Opfer wieder auf. Schlussendlich arbeitet<br />

das Schurkenteam ganz gut zusammen,<br />

nur der Joker scheint keine Aufgabe<br />

zu haben und serviert seinen Opfern<br />

stattdessen Tee. Am meisten ist Meriwether<br />

als das Katzenweib auf der Leinwand<br />

zu sehen, denn sie verkleidet sich auch<br />

als die vermeintliche russische Reporterin<br />

Miss Kitka, um Bruce Wayne mit ihren<br />

Verführungskünsten zu manipulieren.<br />

Sie und Bruce werden bei einem<br />

gemeinsamen Abend von Kriminellen<br />

entführt, denn diese wollen mit ihren<br />

Opfern Batman anlocken. Wayne wird als<br />

knabenhaft und sexuell naiv dargestellt.<br />

Selbst wenn er bedrohlich wirken will,<br />

„es ist klar, dass dieser Film das<br />

establishment verspottet.”<br />

ist eher das Gegenteil der Fall. West hat<br />

ein Talent für gute Sprüche und flotten<br />

Slapstick. Der wohl beste Gag kommt,<br />

als Batman auf eine Bombe in einer Bar<br />

stößt. Zuerst sorgt er dafür, dass die Gäste<br />

das Etablissement verlassen, dann will<br />

er die Bombe an einem Pier loswerden.<br />

Doch egal, wo er die Bombe hintun will,<br />

immer sind Leute im Weg: Nonnen, eine<br />

Mutter mit Kinderwagen, sogar eine<br />

Blaskapelle. Am anderen Ende des Piers ist<br />

es nicht besser, er stößt auf ein Liebespaar,<br />

Enten, wieder Nonnen und wieder die<br />

Blaskapelle. Dann kommt der klassische<br />

Satz: „Manchmal kann man eine tödliche<br />

Bombe einfach nicht loswerden!“ Auch<br />

die Schurken sind charmant. Ihr Plan, die<br />

Welt zu unterjochen, indem sie den UN-<br />

Sicherheitsrat zu Staub verwandeln, mag<br />

albern klingen, aber die Darsteller geben<br />

ihr Bestes. Gorshins verrücktes Grinsen,<br />

Romeros Lachen, Merediths Quaken und<br />

Meriwethers Katzengehabe sind herrlich<br />

albern. Schließlich kommt ihnen Batman<br />

auf die Spur und am Ende kommt es zu<br />

einem großen Kampf, bei dem Cartoon-<br />

Wörter groß im Bild eingeblendet werden.<br />

Erst als Batman das Katzenweib ohne<br />

Maske sieht, wird ihm klar, dass sie keine<br />

andere als Miss Kitka ist. Zum Schluss muss<br />

er nur noch die entwässerten Mitglieder<br />

des Sicherheitsrats aufsammeln und<br />

neu bewässern. Zum Glück hat er auch<br />

dafür die passende Maschine an der<br />

Hand. Am Ende des Films sprechen die<br />

Delegierten in den falschen Sprachen <strong>–</strong> so<br />

heiliger<br />

Witz,<br />

Batman!<br />

5 Pop-Art-<br />

Anspielungen auf<br />

den Batman-Film<br />

Adam West<br />

Die Simpsons<br />

1Der<br />

ehemalige<br />

Batman-<br />

Star hatte einen<br />

kurzen und<br />

sehr witzigen<br />

Gastauftritt als<br />

Sprecher bei den<br />

Simpsons.<br />

BOX DEN HAI<br />

Batman: Arkham City<br />

Wer hat<br />

nicht<br />

2schon mal<br />

davon geträumt,<br />

einem Haifisch<br />

ins Gesicht zu<br />

boxen? Das<br />

Game Batman:<br />

Arkham City<br />

hat es den Fans<br />

endlich möglich<br />

gemacht<br />

BOXKAMPF MIT BOY<br />

WONDER The Venture<br />

Bros<br />

3<br />

In einer<br />

Folge<br />

kommt<br />

es zu einer<br />

Schlägerei<br />

bei einer<br />

Therapiegruppe<br />

für ehemalige<br />

jugendliche<br />

<strong>Superhelden</strong>.<br />

40 | superhelden movie collectioN


Batman hält die Welt in Atem<br />

So hat man die Batman-<br />

Schurken noch nie gesehen.<br />

Lee Meriwether ersetzte im Film Julie Newmar als<br />

Catwoman.<br />

ganz scheint die Wiederherstellung nicht<br />

geklappt zu haben. Aber egal, Batman<br />

hat die Sache seiner Meinung nach<br />

zufriedenstellend gelöst und türmt durchs<br />

Fenster. In den ersten Batman-Serials der<br />

Vierziger war Batman ein Charakter,<br />

der das Establishment repräsentierte.<br />

Batman hält die Welt in Atem ist allerdings<br />

praktisch Teil der Gegenkultur, was nicht<br />

sonderlich überrascht, wenn man bedenkt,<br />

zu welcher Zeit der Film entstanden<br />

ist. Autoritätsfiguren wie Commissioner<br />

Gordon (Neil Hamilton) und Chief O’Hara<br />

(Stafford Repp) sind wohlmeinende<br />

Dussel. Ihr Beitrag zur Handlung besteht<br />

darin, mit offenem Mund zuzuhören,<br />

wie Batman abstruse Schlussfolgerungen<br />

zieht. So sieht man einen Offizier des<br />

Pentagon, der dem Pinguin ein U-Boot<br />

verkauft hat, beim Sackhüpfen. Man kann<br />

durchaus sagen, dass Batman hält die<br />

Welt in Atem das Establishment verspottet.<br />

BOMBEN LoswerdeN<br />

The Dark Knight rIses<br />

4<br />

Kein Zitat<br />

im eigentlichen<br />

Sinne, aber auch<br />

in Christopher<br />

Nolans Trilogie<br />

gab es am Ende<br />

Probleme, eine<br />

tödliche Bombe<br />

loszuwerden.<br />

Robins abschätzende Kommentare<br />

über Trinker und seine banalen Sprüche<br />

über die „Bürgerpflicht” lassen ihn<br />

wie einen Pfadfinder wirken, aber<br />

gleichzeitig erinnert der Charakter auch<br />

an Heldenfiguren vergangener Zeiten. Es<br />

ist einfach unmöglich, einen Film ernst zu<br />

nehmen, in dem ein Superheld Catwoman<br />

in ein Schlauchboot verpackt und dann<br />

sagt: „Bon Voyage, Pussy.” Der Film<br />

Batman hält die Welt in Atem ist ebenso<br />

wie die TV-Serie eine brillante Parodie der<br />

klassischen Serials der Vierziger und des<br />

Silver Age der Comics. Denn irgendwann<br />

fing das Publikum an, nicht mit, sondern<br />

über diese zu lachen. Deswegen war<br />

der Film ein so radikaler Bruch mit dem<br />

Alten. Batman hält die Welt in Atem war<br />

als eine Art Parodie gedacht, die allem<br />

Aufgeblähten den Wind aus den Segeln<br />

nehmen sollte, eine wunderbare Farce, die<br />

sowohl knallbunt als auch subversiv ist.<br />

Batman singt<br />

Robot Chicken<br />

5Auch in der<br />

Animations-Kultserie<br />

Robot<br />

Chicken tauchte<br />

Batman auf.<br />

Er will einigen<br />

Kindern ein Liedchen<br />

beibringen,<br />

aber das geht<br />

nicht gut aus.<br />

vorher sehen<br />

VerschoLLen<br />

zwischen fremden<br />

Welten (1965)<br />

Eine grelle, kitschige und<br />

unglaubliche charmante<br />

SF-Fernsehserie aus den<br />

Sechzigerjahren.<br />

Nachher sehen<br />

The<br />

Powerpuff<br />

Girls (1998)<br />

Eine überraschend<br />

intelligente Zeichentrickserie,<br />

die auch das<br />

<strong>Superhelden</strong>genre auf den<br />

Arm nimmt. Gibt’s auch als<br />

Kinofilm!<br />

MEINUNGen<br />

ZUM KLASSIKER<br />

So sehen es die FILMFans ...<br />

„Batman ‘66 ist super! Adam<br />

West ist eindeutig der beste<br />

Batman. Viel besser als Bale<br />

mit seiner lachhaft-knurrigen<br />

Stimme #Batman”<br />

@Jongardner100<br />

„Schlicht und einfach DER<br />

beste Batmanfilm aller Zeiten.<br />

Denn @therealadamwest IST<br />

Batman, die anderen tun nur so.<br />

#Kapow #Zok #Biff”<br />

@RFBeatty<br />

„Brillant, das Anti-Haifisch-Bat-<br />

Spray. Oder die Bombe, auf<br />

der „Bombe“ geschrieben steht.<br />

Das muss man lieben!”<br />

@staineshoops<br />

„Weniger unsinnig als The<br />

Dark Knight Rises. Außerdem<br />

wird hier souverän mit<br />

einer hohen Anzahl an<br />

Schurken umgegangen<br />

#batmanthemovie66”<br />

@NealCBrowne<br />

„Super! Die Bomben-Szene,<br />

der brillante Burgess Meredith,<br />

und eine sexy Catwoman. So<br />

witzig!”<br />

@jhenrybenmore<br />

„Ich liebe den Film. Macht viel<br />

Spaß. Cesar Romero ist ein<br />

Highlight, wie auch in der TV-<br />

Serie:)” @andycrowther73<br />

superhelden movie collection | 41


die goldene ära<br />

superman: der film<br />

interview<br />

Margot Kidder<br />

An der Seite von Christopher Reeve gelang es<br />

der Schauspielerin Margot Kidder, die Rolle der<br />

heimlichen Liebe Supermans, Lois lAne, zu einer Pop-<br />

Ikone zu MAChen. Wir sprachen mit dem Star über<br />

Superman, Smallville und Henry Cavill.<br />

Margot Kidders Karriere begann vor vier Jahrzehnten,<br />

als sie in einigen der härtesten Schockern der 70er<br />

aufgetreten ist, so etwa in Brian de Palmas Thriller<br />

Die Schwestern des Bösen, dem unterbewerteten<br />

Slasherfilm Jessy - Die Treppe in den Tod und dem<br />

berüchtigten Amityville Horror. Aber für uns wird sie<br />

immer Lois Lane bleiben, eine Rolle, die sie zwischen<br />

1978 Und 1987 viermal gespielt hat. Beim Gespräch<br />

erzählte uns Kidder alles über<br />

den Dreh von Superman, ihre<br />

Gastauftritte bei Smallville und ihre<br />

Meinung zu Man of Steel …<br />

Können Sie uns einige Ihrer<br />

Erfahrungen mit Brian de<br />

Palmas Die Schwestern des<br />

Bösen berichten?<br />

Einige, aber nicht alle, denn<br />

ich lebte damals mit Brian zusammen und ich will<br />

nicht aus dem Nähkästchen plaudern! Aber er ist<br />

ein Regisseur, den man immer mehr wahrnimmt. Er<br />

hatte immer großen Respekt für Schauspieler und<br />

Schauspielkunst. Er konnte einem bei der Performance<br />

sehr helfen und hat die Charaktere im Drehbuch immer<br />

klar definiert. Es war wunderbar, mit ihm zu arbeiten,<br />

es war sein erster Horrorfilm. Er entstand zu einer<br />

tollen Zeit, ähnlich wie heute, wo sich Kids denken,<br />

„Hey, machen wir einen Film”, bevor Hollywood-Filme<br />

so teuer wurden. Heute drehen wir digital, man kann<br />

mit seinen Freunden eine Kamera schnappen und<br />

einfach loslegen. Damals war es ähnlich, wir hatten<br />

eine 16mm-Kamera, wir sind los und haben Filme<br />

gemacht. Es war eine Freude.<br />

Sie waren wunderbar als Lois Lane in den<br />

Superman-Filmen. Können Sie uns erzählen,<br />

wie Sie diese Rolle angegangen sind?<br />

Als Kind durfte ich keine Comics lesen. Als ich Lois<br />

spielte, war die Frauenbewegung stark im Kommen,<br />

und es lag im Trend, eine starke, unabhängige Frau zu<br />

spielen. Aber trotzdem sollte sie immer noch verwirrt<br />

sein und rehäugig dreinschauen, wenn der Mann ihrer<br />

Träume in der Nähe ist. Also habe ich sie auch so<br />

gespielt. Sie ist fast sprachlos, wenn Superman da ist.<br />

Denn er ist die große Liebe ihres Lebens. Und wenn<br />

Clark Kent da war, spielte ich die Figur smart und<br />

gewitzt, weil er mir völlig egal war.<br />

„Ich durfte als Kind keine<br />

Comics lesen, und hatte keine<br />

Ahnung, was für ein Phänomen<br />

Superman in aMerika war.“<br />

Margot Kidder<br />

© Eva Rinaldi<br />

Haben Sie damals schon geahnt, was für ein<br />

Erfolg der Film werden wird?<br />

Nein, denn ich bin ohne Fernsehen aufgewachsen<br />

und natürlich auch ohne Computer. Ich hatte keine<br />

Ahnung, was für ein Phänomen das in Amerika war.<br />

Mir war klar, dass ein großes Aufhebens darum<br />

gemacht wird, aber die Ausmaße habe ich mir nicht<br />

vorstellen können.<br />

Was war beim Dreh die<br />

größte Herausforderung?<br />

Die Flugsequenzen waren<br />

sehr anstrengend und äußerst<br />

schmerzhaft. Wir hingen von<br />

einer Art Gleis, das an der<br />

Studiodecke befestigt war.<br />

Dann riefen sie „Action!”.<br />

Aber es hat mir sehr viel Spaß<br />

gemacht. Christopher war immer ein wenig nervös<br />

und dann fing er an zu schwitzen, besonders in den<br />

Achselhöhlen. Das passierte immer, wenn er nervös<br />

war, und deswegen gab’s am Set einen Mann, der<br />

immer mit einem Föhn Christophers Achselhöhlen<br />

trocknen musste!<br />

Wie war die Zusammenarbeit mit<br />

Christopher Reeve?<br />

Die Arbeit am ersten Film dauerte ein ganzes Jahr<br />

länger als geplant, insgesamt anderthalb Jahre. Ich<br />

weiß nicht, ob Sie Geschwister haben, aber wenn man<br />

18 Monate sehr eng mit jemandem zusammenlebt,<br />

dann lernt man all seine Gewohnheiten, seine intimen<br />

Geheimnisse, seine gute und seine schlechte Seite<br />

kennen. Und Chris und ich kannten uns sehr gut,<br />

deswegen ist es schwer, die Frage zu beantworten.<br />

Es ist, als würden Sie fragen: „Wie war die<br />

Zusammenarbeit mit mir selbst?“ Es gab sicher Tage,<br />

an denen es eine Freude war, mit mir zu arbeiten,<br />

und Tage an denen ich total schrecklich war. Und mit<br />

42 | superhelden movie collectioN


superman: der film<br />

superhelden movie collection | 43


die goldene ära<br />

superman: der film<br />

Chris war es ähnlich. An manchen Tagen hingen wir<br />

an unseren Kabeln, erzählten einander Geschichten<br />

und hatten eine tolle Zeit. Und an anderen Tagen<br />

stritten wir uns die ganze Zeit (lacht.) Es war wie im<br />

Leben. Ich weiß noch, als sein erstes Baby zur Welt<br />

kam und er mich besucht hat. Ich habe ein Foto, wie<br />

seine große Hand ein winziges Baby hält. Wir waren<br />

wie eine Familie, wir standen uns sehr nahe.<br />

Die Schauspielerin hat ihre Zeit bei<br />

Superman genossen.<br />

Gene Hackman war hervorragend als Lex<br />

Luthor, wie war die Zusammenarbeit mit<br />

ihm?<br />

Gene Hackman war unglaublich! Er hat in jedem Take<br />

etwas anderes gemacht. Er war immer brillant und<br />

man wusste nie, was er als Nächstes tun würde. Ich<br />

saß immer da und sah ihn erstaunt an und manchmal<br />

habe ich vergessen, dass ich in der Szene war. Dann<br />

musste ich es mir wieder in Erinnerung rufen: „Oh ich<br />

bin jetzt dran.“ Es war ein großes Privileg.<br />

Was können Sie uns über Superman II<br />

erzählen, als Richard Donner durch Richard<br />

Lester ersetzt wurde?<br />

Das war sehr schwierig, weil wir alle Richard Donner<br />

sehr gemocht haben. Er hat den Film als Regisseur<br />

sehr ernst genommen und darauf bestanden, dass<br />

wir mit viel Herz und Ernsthaftigkeit spielten. Ich<br />

finde, Richard Lester ist ein wunderbarer Regisseur<br />

und ein wunderbarer Mensch. Er hatte einen etwas<br />

sarkastischen Humor, er war sehr geistreich und witzig,<br />

und das merkt man dem Film auch an. Sie wollten,<br />

dass er schnell dreht und deswegen bekam ich nicht so<br />

viel Aufmerksamkeit wie am Set von Richard Donner.<br />

Donner war nicht zu übertreffen. Er hatte jeden Tag<br />

am Set irgendjemandem einen Streich gespielt. Er war<br />

immer für einen da. Ich machte gerade eine Scheidung<br />

durch und musste heulen, und er legte mir den Arm um<br />

die Schulter, bis es mir wieder besser ging. Er war am<br />

Set wie ein Vater.<br />

Sie sind in der TV-Serie Smallville durch<br />

einen Gastauftritt wieder in die Welt von<br />

Superman zurückgekehrt.<br />

Ich fand die Serie wunderbar und ich habe sie sehr<br />

gerne gesehen. Klar, ich konnte nicht mit Christopher<br />

arbeiten, weil er nicht dabei war. Ich hatte nur Szenen<br />

mit Annette O’Toole. (Lana Lang in Supermann III<br />

und Martha Kent Smallville). Ich hatte das Gefühl,<br />

dass sie in 20 Jahren kein bisschen gealtert ist, das<br />

fand ich unfair. Es hat Spaß gemacht, aber leider<br />

konnte ich nicht mit den talentierten Kids arbeiten,<br />

mit den Hauptdarstellern. Meine Rolle war etwas<br />

langweilig und humorlos, deswegen wollte ich ihr<br />

etwas Besonderes verleihen, aber der Regisseur und<br />

der Produzent wollten das nicht und haben immer<br />

darauf bestanden, dass ich es trockener spiele. Als<br />

sie mich ein zweites Mal gebeten haben, in Smallville<br />

aufzutreten, dachte ich mir, okay, aus der Figur kannst<br />

du was machen, aber dann haben sie sie getötet, und<br />

dann war mir klar, dass es keine weiteren Auftritte<br />

geben würde.<br />

Was halten Sie von Amy Adams als Lois<br />

Lane in Man of Steel?<br />

Amy Adams ist einen Schritt weiter gegangen. Sie<br />

findet sehr viel früher im Film raus, dass er Superman<br />

ist. Und sie spielt ihren Charakter durchgehend als<br />

smart und belastbar, sie verhält sich nie dumm, weil<br />

heutzutage junge Frauen wissen, dass sie das nicht<br />

tun müssen. Gott sei Dank! Der Feminismus hat sich<br />

weiterentwickelt und ihre Rolle spiegelt das wieder.<br />

Hat Ihnen der Film gefallen?<br />

Wie gesagt, ich fand Amy absolut wunderbar,<br />

aber ich hätte mir gewünscht, dass von ihr mehr<br />

zu sehen ist. Dafür hätte ich gut und gerne auf ein<br />

bisschen Action und ein paar Explosionen verzichten<br />

können. Aber was soll ich sagen? Ich bin nun mal<br />

eine 64-jährige Großmutter. Sie ist toll in dem Film<br />

und wann immer sie in einer Szene ist, lebt die<br />

Szene dadurch auf. Deswegen hätte ich mir mehr<br />

Liebesszenen mit Henry gewünscht! Was für ein<br />

gutaussehender Mann ... Ich bin zwar schon alt, aber<br />

ich weiß Schönheit zu schätzen!<br />

Die Superman Motion Picture<br />

Anthology ist auf Blu-ray<br />

erhältlich.<br />

Kidder trat später in Smallville auf und kam so<br />

wieder mit Supeman in Kontakt.<br />

44 | superhelden movie collectioN


superman: der film<br />

Kidder war auch privat eng mit Christopher<br />

Reeve befreundet.<br />

„Am Set gab es einen Typen,<br />

der immer mit einem Föhn<br />

Christophers Achselhöhlen<br />

trocknen musste!“<br />

Margot Kidder<br />

METROPOLIS<br />

DATING<br />

LOIS LANE<br />

Beruf: Investigative Journalistin<br />

Hobbys: Von hohen<br />

Gebäuden fallen, entführt<br />

werden, ehrlich sein<br />

Über mich: In meinem Job<br />

habe ich nicht viel Zeit für<br />

Dates, deswegen wäre es toll, wenn wir beruflich<br />

miteinander zu tun hätten. Ganz egal, ob du ein<br />

Superheld oder ein schwerreiches Verbrechergenie<br />

bist, mein Herz schlägt für die Arbeit.<br />

Ideales Date: Wir schleichen uns ins Versteck eines<br />

Superschurken. Du kannst mein Notizbuch tragen.<br />

LANA LANG<br />

Beruf: Geschäftsfrau<br />

Hobbys: Traurigen<br />

Geschichten zuhören, Kaffee<br />

servieren, ernst dreinschauen<br />

Über mich: Mich fängt<br />

keiner ein! Wenn du an<br />

Allergien leidest, kannst du<br />

sicher sein, dass ich mit Hund im Schlepptau<br />

beim Date auftauche.<br />

Ideales Date: In einem Maisfeld in die Sterne<br />

schauen. Nur bitte keine Sternschnuppen, die<br />

mag ich nicht mehr.<br />

CHLOE SULLIVAN<br />

Beruf: Journalismus-<br />

Studentin<br />

Hobbys: TV-Plots erklären,<br />

Lois’ Platz vorübergehend<br />

einnehmen.<br />

Über mich: Ich bin schon<br />

lange total von einem meiner<br />

besten Freunde besessen. Meine Mom mag keine<br />

Alliterationen, und ich weiß auch nicht, warum<br />

alle anderen so darauf abfahren.<br />

Ideales Date: Wie du willst. Und wenn du<br />

willst, dass wir nur Freunde sind, ist es auch okay.<br />

WONDER WOMAN<br />

Beruf: Amazonenprinzessin<br />

Hobbys: In schlechten<br />

TV-Pilotfilmen auftreten,<br />

Verbrechen bekämpfen,<br />

seltsame Gefühle bei<br />

Teenagern hervorrufen.<br />

Über mich: Wer wie ich<br />

in einem rotgoldenen Badeanzug arbeitet, lernt<br />

immer wieder interessante Männer kennen. Nur<br />

sind die von mir eingeschüchtert, weil ich nicht<br />

die typische schwache Frau bin. Ich kann einen<br />

ganzen Panzer heben. Das Lasso schreckt die<br />

Männer ab. Ich brauche einen Helden, der mit<br />

mir mithalten kann.<br />

Ideales Date: Romantischer Ausflug in meinem<br />

unsichtbaren Jet und Armdrücken bei Kerzenschein.<br />

superhelden movie collection | 45


die goldene ära<br />

SUPERMAN II<br />

SUPERMAN II<br />

Superman II ist und<br />

bleibt einer der<br />

erfolgreichsten<br />

<strong>Superhelden</strong>filme<br />

aller Zeiten.<br />

Doch hinter den<br />

Kulissen ging es<br />

mitunter genauso<br />

dramatisch<br />

zu wie auf der<br />

Leinwand …<br />

Trotz der gut dokumentierten Konflikte<br />

zwischen Superman-Regisseur Richard<br />

Donner und den Produzenten Alex und Ilja<br />

Salkind ging Donner davon aus, dass er auch<br />

Superman II fertigstellen würde. Immerhin<br />

hat er Teile des Films bereits während der<br />

Dreharbeiten zu Teil eins gedreht.<br />

„In meinem Vertrag stand, dass ich zwei Filme drehen<br />

sollte“, erklärt Donner, „und allen anderen wurde auch<br />

gesagt, dass sie beide Filme machen sollen. Wir haben<br />

mit beiden Filmen angefangen und alle wesentlichen<br />

Szenen mit Marlon Brando, Gene Hackman, Ned Beatty<br />

und Valerie Perrine für beide Filme gedreht. Aber dann<br />

wurde uns klar, dass wenn wir den ersten Film bis<br />

Weihnachten 1987 fertig haben müssten, wir uns ganz<br />

darauf konzentrieren mussten. Da wir alles mit diesen<br />

Schauspielern bereits abgedreht hatten, haben wir<br />

Superman II beiseite gelegt und uns vollständig dem<br />

ersten Teil gewidmet. Superman war ein Erfolg und die<br />

Produzenten, aus welchen Gründen auch immer, haben<br />

sich dazu entschlossen, dass ich beim zweiten Teil nicht<br />

mehr als Regisseur dabei sein sollte. Ich bekam ein<br />

Telegramm, in dem stand ‚Ihre Dienste werden nicht mehr<br />

benötigt’.“ Angeblich hat es zwischen Donner und den<br />

Salkinds bitteren Streit gegeben. Lester, der Regisseur von<br />

Trotz des Erfolgs des ersten Films wurde Regisseur Richard Donner durch Richard Lester ersetzt.<br />

Die drei Musketiere, wurde als Kontaktmann zwischen<br />

den Konfliktparteien eingeschaltet. Später übernahm er<br />

Superman II. Sowohl er wie auch die Salkinds stritten ab,<br />

dass bereits wesentliches Material für Superman II<br />

gedreht worden war. Doch als 2006 Superman II im<br />

Schnitt von Richard Donner erhältlich war, lag die Antwort<br />

auf der Hand: Donners Beitrag war bedeutend gewesen.<br />

Dennoch war Lester nicht überrascht, dass man Donner<br />

nicht mehr „zurückgebeten“ hat. „Als die Dreharbeiten zu<br />

Superman II anfangen sollten, lagen Donner und die<br />

Produzenten bereits im Rechtsstreit, also war es ganz<br />

ausgeschlossen, dass sie wieder miteinander arbeiten<br />

würden“, erklärt Lester. Zum einen verklagte er die<br />

Salkinds wegen Geldern, die sie ihm angeblich<br />

schuldeten. Außerdem, so Lester, „hatte er eine Liste von<br />

Bedingungen, zu denen unter anderem zählte, dass die<br />

Produzenten aus dem Projekt aussteigen müssten. Also<br />

kamen sie auf mich zu und haben gefragt ‚Würdest du es<br />

machen?’ Ich war sehr überrascht, was diesmal an<br />

technischen Möglichkeiten zur Verfügung stand. Zum<br />

Beispiel Miniaturen und Matte-Paintings, damit hatte ich<br />

noch nie zu tun gehabt. Für mich war es wie ein Kurs in<br />

einer Filmschule.“ Ironischerweise waren es genau die<br />

Aspekte, die Lester am ersten Film noch eingeschüchtert<br />

haben <strong>–</strong> beispielsweise der realistische Ansatz mit der<br />

Hauptfigur <strong>–</strong>, die ihn beim zweiten Film faszinierten. „Das<br />

stimmt nicht ganz“, sagt Lester, „denn die Probleme waren<br />

immer noch da, es gab keine erkennbare Art der Realität.<br />

Ich denke, der Film ist etwas näher an der Wirklichkeit,<br />

da hatte ich Input auf die Story. Ich habe Schauspieler<br />

wie Richard Pryor engagiert und den ganzen Film auf<br />

einem Arbeitsamt anfangen lassen. Ich wollte sehen, wie<br />

weit man so etwas Fantastisches in reellen Dingen<br />

einbetten kann. Aber Superman II war eher eine<br />

technische Übung, was auch sehr interessant war. Der<br />

Film hatte vier Drehteams, das hat die Arbeit ungemein<br />

erleichtert. Wenn ich ein Problem hatte, dann konnte ich<br />

einfach sagen ‚Tut mir leid, Jungs, aber das andere<br />

Drehteam braucht mich gerade‘. So konnte ich dem<br />

Problem den Rücken kehren und im Studio ein Liedchen<br />

pfeifen. Keiner wusste, wo ich war, und alle gingen davon<br />

aus, dass ich hart am Schuften war. Und dann kam ich<br />

zurück und löste das Problem, und so ging das Tag für<br />

Tag.“ Doch trotz der technischen Aspekte von Superman II<br />

ist es eine zwischenmenschliche Beziehung, die das Herz<br />

des Films ausmacht: die Beziehung zwischen Lois, Clark<br />

und Superman. „Ich denke, daran muss man hart<br />

arbeiten“, gibt Lester zu. „Meine Theorie ist, dass es in<br />

046 | superhelden movie collectioN


SUPERMAN II<br />

superhelden movie collection | 047


die goldene ära<br />

SUPERMAN II<br />

In Superman II kämpft der Mann aus Stahl gegen Zod, Ursa und Non vom Planeten Krypton.<br />

einem so technisch orientierten Film wichtig ist, eine<br />

Sequenz zu haben, in der zwei Schauspieler einfach<br />

auf menschlicher Ebene miteinander umgehen,<br />

besonders nach einer großen Special-Effects-Szene.<br />

Man braucht eine natürliche Szene zwischen den<br />

Charakteren, bevor man wieder irgendetwas total<br />

Technisches macht. Ich habe mit den Drehbuchautoren,<br />

David und Leslie Newman, darauf geachtet, dass wir<br />

immer wieder Sequenzen hatten, in denen die<br />

Schauspieler sich richtig festbeißen konnten, die einen<br />

Hauch von Realität hatten.“ Doch bei der Besetzung<br />

kam es bei Superman II zuerst zu Problemen. Obwohl<br />

Terence Stamp, Sarah Douglas und Jack O’Halloran<br />

wieder in ihren Schurkenrollen als Zod, Ursa und Non<br />

(die die Erde unterwerfen wollten) dabei waren, gab es<br />

Probleme mit Margot Kidder und Christopher Reeve.<br />

Kidder hielt nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg, dass<br />

die Salkinds Richard Donner sehr schlecht behandelt<br />

hätten. Wenn sie für den Film nicht so wichtig gewesen<br />

wäre, hätte man die Rolle wahrscheinlich einfach neu<br />

besetzt. Reeve war angeblich aufgebracht, da er für<br />

beide Filme 250.000 Dollar bekommen hatte, und allein<br />

der erste Film an den Kinokassen in den USA über 200<br />

Millionen eingespielt hat. Die Situation spitzte sich so<br />

weit zu, dass er sogar das Set verlassen hat. Die<br />

Salkinds wollten zuerst hoch pokern und haben gesagt,<br />

dass, wenn man James Bond umbesetzen kann, auch<br />

Superman neu besetzen könnte, aber am Ende hat man<br />

sich doch geeinigt. Reeve über seine Rolle als Superman<br />

und Clark Kent: „Beide Identitäten, Clark und<br />

Superman, sind in Superman II stärker definiert“, so<br />

Reeve. „Im ersten Film mussten wir noch herausfinden,<br />

wer Superman eigentlich ist und warum er sich als Clark<br />

Kent verkleidet. Aber beim zweiten Film konnten wir aufs<br />

Ganze gehen. Wie die meisten Menschen meiner<br />

Generation bin ich mit Superman aufgewachsen. Ich<br />

kannte die klassische Pose, die Hände an den Hüften,<br />

das Cape flattert im Wind, die Kugeln prallen von seiner<br />

Brust ab. So liebten die Menschen Superman und ich<br />

würde es nie wagen, das zu verändern. Aber ich wollte<br />

auch eine neue Dimension finden.“ Seiner Meinung<br />

nach ist Superman ein „Fremder in einem fremden Land,<br />

ein einsamer Mensch mit unglaublichen Kräften, der<br />

versucht, sich seiner neuen Heimat anzupassen. Er hat<br />

viel menschliche Wärme und einen tollen Sinn für<br />

Humor. Er hat sich der ‚Wahrheit, Gerechtigkeit und der<br />

amerikanischen Lebensart‘ verschworen, aber er ist nicht<br />

befangen. Er glaubt ganz aufrichtig daran, und das in<br />

einer Welt voller Erzkrimineller und böser<br />

Superschurken. Aber Clark Kent macht mir als<br />

Schauspieler mehr Spaß. Die Rolle bietet mehr, weil er<br />

so wunderbar kaputt ist.“ In einem Gespräch mit<br />

Fantastic Films fügt Reeve hinzu: „Wenn man einen<br />

Charakter wie Superman angeht, dann darf man nicht<br />

vergessen, dass ein Mann <strong>–</strong> egal ob ein Superheld ist<br />

oder nicht <strong>–</strong> sehr schnell langweilig und aufgeblasen<br />

werden kann, wenn er keinen Sinn für Humor hat. Er<br />

darf sich selber nicht allzu ernst nehmen. Gerade wegen<br />

Reeve und Kidder hatten vor Beginn der Dreharbeiten Streit<br />

mit der Produktion.<br />

all der fantastischen Dinge, die Superman tun kann! Er<br />

braucht als Ausgleich eine gehörige Portion Demut,<br />

sonst akzeptiert man ihn nicht. Er muss selbstsicher<br />

genug sein, um über sich lachen zu können, um über<br />

sich Witze machen zu können, und er muss auch<br />

verwundbar sein. Wenn nicht, kann man sich mit ihm<br />

nicht identifizieren, dann würde ihn niemand mögen.“<br />

Vor Beginn der Dreharbeiten arbeiteten Regisseur<br />

Richard Lester und die Drehbuchautoren am Ton von<br />

Superman II, sie wollten den Charakter auf eigene Art<br />

interpretieren, und dies stellte sich als etwas anders<br />

heraus als bei Richard Donner. „Donner hat meiner<br />

Meinung daraus eine Art grandiosen Mythos gemacht“,<br />

so Lester. „Manche Sequenzen hatten etwas von David<br />

Lean, sie waren riesig. Sein Film hatte etwas Episches,<br />

aber das liegt nicht in meiner Natur, deswegen habe ich<br />

das gar nicht erst versucht. Ich bin eher der schräge Typ,<br />

ich spiele lieber mit unerwarteten Albernheiten. Ich hatte<br />

vor diesen Filmen noch nie mit Storyboard gearbeitet.<br />

Ich habe noch nie Sequenzen so akribisch vorbereitet.<br />

Ich habe immer viel lieber improvisiert.“ David Newman<br />

fügt hinzu: „Unser Lieblingsfilm der Reihe ist Superman II.<br />

Im ersten Film hatten wir das Problem, dass wir seine<br />

ganze Entstehungsgeschichte erzählen mussten. Für<br />

mich besteht Superman aus drei verschiedenen Filmen.<br />

Der Teil auf Krypton, den musste man erzählen, weil es<br />

die Legende ist, obwohl ich das eigentlich etwas<br />

aufgesetzt finde. Dann sind da die Szenen in Smallville“,<br />

fügte er hinzu, „hier sieht der Film ein bisschen aus wie<br />

ein Western von John Ford, mit den großen<br />

Landschaften, den Farmern. Und wenn man dann in<br />

Metropolis ist, ist es stilistisch wieder ganz anders.<br />

Deswegen war es unvermeidlich, dass in Superman die<br />

verschiedenen Spielarten aufeinanderprallen. Für uns<br />

war Superman II ein Traum, denn man musste nicht mehr<br />

auf all das eingehen. Wir haben das Original unter der<br />

Titelsequenz zusammengefasst. Und ich liebe die drei<br />

Schurken. Superman II war ein Märchen. Erstens ist es<br />

048 | superhelden movie collectioN


SUPERMAN II<br />

Trotz der schwierigen Vorproduktion wurde Superman II genauso positiv aufgenommen wie das Original.<br />

eine Märchengeschichte über die Liebe und zweitens ist<br />

die Bedrohung in diesem Film größer, weil es drei gegen<br />

einen sind“, meint David. „Und was uns am besten<br />

gefällt“, fügt Leslie hinzu, „ist der Rhythmus der<br />

Geschichte. Andererseits blieb uns aber nicht genug<br />

Zeit, um die individuellen Charaktere auf Krypton richtig<br />

kennenzulernen, daher wirkt Krypton nie wie eine<br />

Realität.“ Mit am spannendsten für die Autoren war die<br />

Dreiecksbeziehung zwischen Lois, Superman und Clark.<br />

„Ein toller Aspekt des Mythos ist Lois Lane“, sagt David<br />

mit einem Lächeln. „Sie liebt Superman, aber sie kann<br />

Clark nicht ausstehen. Clark ist in sie verschossen, aber<br />

er ist auf Superman eifersüchtig, also kann er Superman<br />

nicht leiden.“ Leslie fügt lachend hinzu: „Und in der<br />

Liebesszene sagt sie: ‚Aber wenn es ihn nicht gäbe,<br />

hätten wir uns nie kennengelernt.‘ Es ist verwirrend für<br />

sie, weil sie gerade die Wahrheit herausgefunden hat.<br />

Mich hat Lois und ihre Beziehung zu Clark und<br />

„Beide, Clark und<br />

Superman, sind<br />

in Superman II<br />

viel stärker<br />

herausgearbeitet“<br />

<strong>–</strong> christopher reeve<br />

Superman fasziniert, ebenso wie ihr Wesen, ihr Inneres.<br />

Durch sie sehen wir, wie sich die Einstellung zu Frauen<br />

seit den Fünfzigerjahren geändert hat. Ich konnte die<br />

Lois der Fünfziger nicht ausstehen, aber damals muss es<br />

unerträglich gewesen sein, eine Frau zu sein. In diesem<br />

Falle wollte sie nicht einfach alles aufgeben und eine<br />

Hausfrau werden. Sie hatte ein gewisses Feuer in sich.“<br />

David fügt hinzu: „Im Gegensatz hätte die Lois der<br />

Fünfziger gesagt: ‚Ach, wenn er mich nur heiraten<br />

würde, dann wäre ich endlich eine zufriedene<br />

Hausfrau.‘ Und so gerät sie immer in schwierige<br />

Situationen, nicht etwa aus Ehrgeiz, sondern aus<br />

Dummheit.“ Eine der Szenen in Superman II, über die<br />

am meisten gesprochen wird, ist der Kampf zwischen<br />

Superman und den drei Schurken von Krypton. Lester<br />

hat die Sequenz mit seinem Team von Anfang an gut<br />

planen müssen. „Es war völlig verrückt. Man sitzt mit<br />

Leuten in einem Zimmer, die an sich vernünftig sind, die<br />

auf Universitäten waren und Diplome haben und die gut<br />

mit ihren Kindern umgehen und ihre Autos waschen und<br />

man sagt dann: ‚Okay, er wirft also den Bus auf<br />

Superman.‘ Und dann sitzen diese erwachsenen<br />

Männer eine Weile herum und finden eine Antwort.<br />

Wenn man einmal ein paar Regeln akzeptiert, wird<br />

einem klar, wie man es machen muss, wie es<br />

überzeugend aussieht. Man merkt schnell, was nicht<br />

geht, und langsam kristallisiert sich ein Gleichgewicht<br />

heraus. Bei Filmen dieser Art war ich schon immer der<br />

Meinung, dass man dem Publikum von Anfang an<br />

erklären soll, welche Superkräfte im Spiel sind. Dann<br />

sind die Leute zufrieden. Aber wenn man das Gefühl<br />

hat, dass sich mitten im Film die Spielregeln ändern,<br />

dann ist man nur verwirrt.“ Doch auch in Superman II<br />

gibt es Szenen, die sich am Rande der Glaubwürdigkeit<br />

bewegen. So zum Beispiel Szenen, in denen die<br />

Schurken Strahlen aus ihren Fingerspitzen verschießen.<br />

Nichts davon war vor diesem Film in den Comics zu<br />

sehen. „Ich finde, das ist nicht schlimmer als der<br />

Super-Atem“, bringt Lester zu seiner Verteidigung hervor.<br />

„Alle Drehbücher und Änderungen wurden immer an<br />

DC Comics geschickt, um sicherzustellen, dass sie auch<br />

nicht der Mythologie widersprechen. Und jeden Tag hat<br />

einer von DC Comics die Muster gesehen und niemand<br />

hat gesagt: ‚Also, so etwas könnte nie passieren.‘<br />

Wobei ich sagen muss, ich glaube, dass, wenn man<br />

etwas völlig Verrücktes gemacht hätte, was aber super<br />

aussieht, sie gesagt hätten: ‚Okay das schreiben wir in<br />

den nächsten Comic, der erscheint dann, bevor der Film<br />

rauskommt.‘“ Superman II feierte seine Premiere 1980<br />

und kam im darauffolgenden Jahr in den Vereinigten<br />

Staaten in die Kinos. Der Film wurde weithin gelobt.<br />

Viele Kritiker waren der Meinung, er sei besser als sein<br />

Vorgänger und sei die perfekte Mischung zwischen<br />

einer Liebesgeschichte und einem Action-Comic. Doch<br />

noch entscheidender ist, dass der Zahn der Zeit so gut<br />

wie nicht an den beiden Superman-Filmen genagt hat.<br />

„Dazu habe ich meine eigene Meinung“, sagt Lester.<br />

„Ich denke, der Mythos und die Tricks des Originals, ob<br />

bewusst oder unbewusst, wurden respektvoll<br />

aufgenommen, manchmal mehr, manchmal weniger …<br />

Wir alle wollten die grundsätzliche Idee respektieren,<br />

und das funktioniert immer. Heutzutage ist es sicherlich<br />

viel leichter, einen Superman-Film zu machen“, sagt<br />

Lester mit einem Lächeln, „aber damals war es<br />

verdammt harte Arbeit.“<br />

Die Superman Motion Picture<br />

Anthology ist auf Blu-ray erhältlich.<br />

superhelden movie collection | 049


BATMAN<br />

Die dunkle Ära<br />

Feature: Seite 52<br />

BATMAN<br />

Regisseur: Tim Burton<br />

Besetzung: Jack Nicholson, Michael<br />

Keaton, Kim Basinger<br />

Kinostart: 23. Juni 1989<br />

l Bei The Dark Knight war Nolan bemüht,<br />

den Zuschauern Angst einzujagen, indem<br />

er eine Welt kreierte, die durchaus existieren<br />

könnte. Burton gab seinem Publikum<br />

hingegen ein bestialisches Märchen, das<br />

zu den Klängen von Prince tanzte.<br />

TEENAGE MUTANT NINJA<br />

TURTLES<br />

Regisseur: Steve Barron<br />

Besetzung: Judith Hoag, Elias Koteas,<br />

Josh Pais<br />

Kinostart: 30. März 1990<br />

l Die animierten Figuren sehen dank Jim<br />

Hendersons Creature Shop auch heute<br />

noch gut aus, aber das flache Drehbuch<br />

weiß nicht so recht, was es mit den Charakteren<br />

neben dem witzigen Michelangelo<br />

und Bad-Boy Raphael machen soll.<br />

DICK TRACY<br />

Regisseur: Warren Beatty<br />

Besetzung: Warren Beatty, Madonna,<br />

Al Pacino<br />

Kinostart: 15. Juni 1990<br />

l Grelle Narretei: Warren Beatty und<br />

Madonna zusammen zu sehen, ist völlig<br />

absurd, aber einfach fantastisch. Dick<br />

Tracy mag nur äußerlich ein Superheld<br />

sein, aber mit was für einem Äußeren!<br />

Feature: Seite 58<br />

DARKMAN<br />

der <strong>Superhelden</strong>filme<br />

Tim Burton bringt ein Comicbuch in all seiner wilden und wundervollen<br />

Pracht auf die Leinwand, aber die Studios trauen der Sache nicht. Erfolge wie<br />

The Crow, Darkman, Rocketeer und Blade sind Ausnahmen in einer Ära, die<br />

vom Batman-artigen Brei aus Dick Tracy, The Shadow und Das Phantom und<br />

schließlich MTV-Schund wie Spawn und Steel definiert wird.<br />

Regisseur: Sam Raimi<br />

Besetzung: Liam Neeson, Frances<br />

McDormand, Colin Friels<br />

Kinostart: 24. August 1990<br />

l Wild, verrückt und absolut einzigartig<br />

ist die fehlende Verbindung zwischen Sam<br />

Raimis grabräuberischem alten Leben und<br />

seinem netzspinnenden neuen.<br />

1989<br />

bis 2000<br />

CAPTAIN AMERICA<br />

Regisseur: Albert Pyun<br />

Besetzung: Matt Salinger, Ronny Cox,<br />

Ned Beatty<br />

Kinostart: 14. Dezember 1990<br />

l Merkwürdig genau und jämmerlich<br />

minderwertig fühlt sich diese italienisch-jugoslawische<br />

Co-Produktion wie ein Flüchtlings-TV-Film<br />

an, der in der Dämmerung<br />

mit David S. Goyers Nick-Fury-Pilot noch<br />

einmal geschaut wird.<br />

TEENAGE MUTANT NINJA<br />

TURTLES II: Das Geheimnis<br />

des Ooze<br />

Regisseur: Michael Pressman<br />

Besetzung: Paige Turco, David Warner,<br />

Michelan Sisti<br />

Kinostart: 22. März 1991<br />

l An keiner Stelle ist Teenage Mutant<br />

Ninja Turtles 2 auch nur annähernd so<br />

düster und brutal wie der erste Teil <strong>–</strong> Waffen<br />

werden so gut wie gar nicht benutzt.<br />

Zudem begeht der Film das unverzeihliche<br />

Verbrechen, aufgemöbelte Mutantentiere<br />

als Gegner einzuführen, die nicht Bebop<br />

und Rocksteady sind.<br />

Feature: Seite 62<br />

BATMANs rückkehr<br />

Regisseur: Tim Burton<br />

Besetzung: Michael Keaton, Danny<br />

DeVito, Michelle Pfeiffer<br />

Kinostart: 19. Juni 1992<br />

l Als opulenter Gegenschlag zu den<br />

Klagen, dass zu viele Gegner Filme ruinieren<br />

würden, bietet Batmans Rückkehr ein<br />

Netzwerk aus Motivationen und Beziehungen,<br />

das nicht nur das Comicbuch perfekt<br />

macht, sondern auch den Film unglaublich<br />

sehenswert.<br />

Darkman<br />

ROCKETEER<br />

Regisseur: Joe Johnston<br />

Besetzung: Billy Campbell, Jennifer<br />

Connelly, Alan Arkin<br />

Kinostart: 21. Juni 1991<br />

l Ein herrlicher Retro-Thronfolger für Indiana<br />

Jones, der sich so treu an die Abenteuer aus<br />

Groschenromanen hält, dass es verwunderlich<br />

ist, dass die ursprüngliche Comic-Vorlage<br />

1982 und nicht 1942 erschienen ist.<br />

TEENAGE MUTANT NINJA<br />

TURTLES III<br />

Regisseur: Stuart Gillard<br />

Besetzung: Elias Koteas, Paige Turco, Stuart<br />

Wilson<br />

Kinostart: 17. März 1993<br />

l Die Turtles werden durch ein Zepter zurück<br />

ins mittelalterliche Japan geschickt, in dem<br />

öden Versuch, ihnen so japanische Waffen<br />

näherzubringen. Niemand wird den Film<br />

jemals als unterbewertet bezeichnen.<br />

batmans rückkehr


GUYVER <strong>–</strong> Dark Hero<br />

Regisseur: Steve Wang<br />

Besetzung: Greg Joung Paik, Jimmie<br />

Walker, Peter Spellos<br />

Kinostart: 3. Juni 1992<br />

l Basierend auf dem Manga von 1985<br />

verbindet dieser Proto-Power-Ranger-Film<br />

unvergessliches Charakterdesign mit einer<br />

routinierten <strong>Superhelden</strong>-Geschichte, die<br />

keinerlei Wagnis eingeht.<br />

METEOR MAN<br />

batman<br />

Regisseur: Robert Townsend<br />

Besetzung: Robert Townsend, Marla<br />

Gibbs, Eddie Griffin<br />

Kinostart: 6. August 1993<br />

l Meteor Man ist zwar nicht die tiefgründigste<br />

Umsetzung des Genres, die <strong>Superhelden</strong>komödie<br />

verzaubert den Zuschauer<br />

jedoch mühelos mit ihrer Gutmütigkeit.<br />

Feature: Seite 66<br />

THE CROW <strong>–</strong> Die Krähe<br />

Regisseur: Alex Proyas<br />

Besetzung: Brandon Lee, Michael Wincott,<br />

Rochelle Davis<br />

Kinostart: 11. Mai 1994<br />

l Hochgestochen, hölzern und schwerfällig<br />

ist The Crow bewusst ein Graphic<br />

Novel, das zu Leben erweckt, in Latexhosen<br />

gesteckt und mit dem wohl besten<br />

Alternative-Rock-Soundtrack der Filmgeschichte<br />

unterlegt wurde. Die Tragödie hinter<br />

der Kamera (Hauptdarsteller Brandon<br />

Lee verstirbt bei einem Schusswaffen-Unfall<br />

während des Drehs) fügt dem Ganzen<br />

noch einen hypnotischen Aspekt hinzu.<br />

THE SHADOW<br />

blöd-Man<br />

Regisseur: Russell Mulcahy<br />

Besetzung: Alec Baldwin, John Lone,<br />

Penelope Ann Miller<br />

Kinostart: 1. Juli 1994<br />

l Als überstilisiertes Austoben des verrückten<br />

Russel Mulcahy verbindet The Shadow<br />

Burtons ursprüngliche Theatralik mit wundervollen<br />

Noir-Bildern und einer perfekten<br />

Groschenroman-Handlung.<br />

Regisseur: Mike Binder<br />

Besetzung: Damon Wayans, David<br />

Alan Grier, Robin Givens<br />

Kinostart: 19. August 1994<br />

l Die unglaublich surreale 08/15-Komödie<br />

nimmt sich ausgerechnet den 60er-<br />

Jahre-Batman vor <strong>–</strong> und da ist es schwer,<br />

wirklich an Bord zu kommen. Letztendlich<br />

aber hängt das Sehvergnügen von der<br />

Wertschätzung des Grimassen schneidenden<br />

Slapstick der 90er-Jahre ab.<br />

Die Maske<br />

Regisseur: Chuck Russell<br />

Besetzung: Jim Carrey, Cameron Diaz,<br />

Peter Riegert<br />

Kinostart: 29. Juli 1994<br />

l Das Flaggschiff Die Maske aus dem<br />

Jahr, in dem Jim Carrey in jedem Film zu<br />

sehen war, vermied zwar die hohe Gewalt<br />

der Comics <strong>–</strong> was auch in Ordnung ist <strong>–</strong>,<br />

aber die Satire wegzulassen, hat deutlich<br />

geschadet.<br />

BATMAN FOREVER<br />

Regisseur: Joel Schumacher<br />

Besetzung: Val Kilmer, Tommy Lee Jones,<br />

Jim Carrey<br />

Kinostart: 16. June 1995<br />

l Nicht so schlecht wie jeder meint; einfach<br />

durchschnittlich. Batman Forever lässt<br />

die Bösewichte die ganze Schwerarbeit<br />

machen, zu der seine Helden nicht in der<br />

Lage sind <strong>–</strong> die gute Nachricht ist, dass<br />

das Two-Face/Riddler-Doppelpack echt<br />

große Klasse ist.<br />

POWER RANGERS: Der Film<br />

Das PHANTOM<br />

Regisseur: Bryan Spicer<br />

Besetzung: Karan Ashley, Johnny Yong<br />

Bosch, Steve Cardenas<br />

Kinostart: 16. Juni 1995<br />

l Die Samstagmorgen-Sensation kommt<br />

auf die große Leinwand und alles ist<br />

größer, außer dem Budget. Denn miese<br />

Kunststoff-Rüstungen ersetzen die Trikots<br />

und lächerliche Drahtseilakrobatik ersetzt<br />

die Ohrfeigen-Kämpfe in Parks. Schade<br />

drum!<br />

Regisseur: Simon Wincer<br />

Besetzung: Billy Zane, Kristy Swanson,<br />

Treat Williams<br />

Kinostart: 7. Juni 1996<br />

l Das Phantom rutschte auf der Leiter ab,<br />

als man beschloss, Billy Zane in einen<br />

violetten Body zu stecken, aber entgegen<br />

allen Erwartungen beugt er sich und witzelt<br />

wie ein geborener Schaumschläger<br />

durch diesen lauwarmen Augenschmaus.<br />

THE CROW: Die rache<br />

der Krähe<br />

Regisseur: Tim Pope<br />

Besetzung: Vincent Perez, Mia Kirshner,<br />

Richard Brooks<br />

Kinostart: 30. August 1996<br />

l Den Videoregisseur von The Cure zu<br />

nehmen, erscheint wie ängstliche Studio-<br />

Entscheidung für diese Goth-Ikone, und zu<br />

keinem Zeitpunkt in dieser schlaffen Neuerzählung<br />

bietet Die Rache der Krähe etwas,<br />

das die Fans interessieren könnte.<br />

BATMAN und ROBIN<br />

Regisseur: Joel Schumacher<br />

Besetzung: Arnold Schwarzenegger,<br />

George Clooney, Chris O’Donnell<br />

Kinostart: 20. Juni 1997<br />

l Batman und Robins fades Märchenspiel<br />

hat etwas Faszinierendes. Es ist nichts Bösartiges;<br />

die Macher waren einfach davon<br />

überzeugt, dass man beim Zuschauen<br />

genauso viel Spaß hat wie sie bei der Produktion<br />

<strong>–</strong> hat man leider nicht.<br />

SPAWN<br />

STEEL<br />

Regisseur: Mark AZ Dippé<br />

Besetzung: John Leguizamo, Michael Jai<br />

White, Martin Sheen<br />

Kinostart: 1. August 1997<br />

l Nach seinem Höhenflug als Comicbuch<br />

hätte der übernatürliche Antiheld Spawn<br />

der Kinoheld von 1997 werden sollen.<br />

Stattdessen wurde dieser Faust-artige<br />

Gothic-Film so krass und zweidimensional<br />

wie Todd McFarlanes Original.<br />

due dunkle Ära<br />

Regisseur: Kenneth Johnson<br />

Besetzung: Shaquille O’Neal,<br />

Annabeth Gish, Judd Nelson<br />

Kinostart: 15. August 1997<br />

l In einem <strong>Superhelden</strong>film, der<br />

anderen <strong>Superhelden</strong>filmen nicht das<br />

Wasser reichen kann, nimmt sich<br />

Shaquille O’Neal des von Menschen<br />

gemachten Superman an. So weit wie<br />

möglich von der Vorlage entfernt, gibt<br />

es nichts, um dieses Vakuum zu füllen,<br />

und so blieb Steel ein leerer Rahmen.<br />

STAR KID<br />

Regisseur: Manny Coto<br />

Besetzung: Joseph Mazzello,<br />

Richard Gilliland, Corinne Bohrer<br />

Kinostart: 16. Januar 1998<br />

l In diesem harmlosen Stück Samstagnachmittagsquatsch<br />

wird der<br />

kleine Junge aus Jurassic Park zu<br />

einer Mischung aus jugendlichem Iron<br />

Man und dem Kind aus Der Flug des<br />

Navigators.<br />

MYSTERY MEN<br />

Regisseur: Kinka Usher<br />

Besetzung: Ben Stiller, Janeane<br />

Garofalo, William H Macy<br />

Kinostart: 6. August 1999<br />

l Als erste <strong>Superhelden</strong>-Komödie,<br />

die der Befriedigung der Comic-<br />

Geeks diente, benebelt der Independent-Film<br />

das Publikum mit seinem<br />

Mangel an seichten Lachern und<br />

ironischen Randbemerkungen.<br />

Damit ist der Klassiker ein Dauerbrenner,<br />

der Kultstatus verdient.<br />

the crow<br />

superhelden movie collection | 051


die dunkle Ära<br />

BATMAN<br />

Rückblick<br />

BATMAN<br />

1989 moCHTE noch NIEMAND so RECHT DARAN GLAUBEN,<br />

DASS ES üBERHAUPT möGLICH WAR, EINEN BATMAN-Film ZU<br />

MACHEN, ohne DABEI IN KITSCH ABZUGLEITEN. REGISSEUR<br />

Tim BURTon UND SEINE HAUPTDARSTELLER MICHAEL KEATon<br />

und JACK NICHolson füHREN UNS HINTER die KULISSEN DES<br />

ERSTEN moDERNEN SUPERHELDENFILMS UND NEHMEN UNS<br />

MIT AUF EINE REISE voLLER IRRUNGEN UND WIRRUNGEN.<br />

Bei der Ankündigung, dass Ben Affleck<br />

in der für 2016 geplanten Fortsetzung zu<br />

Man of Steel den neuen Batman/Bruce<br />

Wayne spielen sollte, gingen die Fans auf<br />

die Palme. Aber das war nichts verglichen<br />

mit dem Chaos, das 1989 ausbrach, als<br />

bekannt wurde, dass in der Verfilmung von<br />

Tim Burton ausgerechnet Michael Keaton<br />

(Mr. Mom) die Rolle übernehmen würde.<br />

Noch viel schlimmer wäre es aber sicherlich<br />

gekommen, wenn die Produzenten Jon<br />

Peters und Peter Guber an<br />

ihren ursprünglichen Ideen<br />

festgehalten hätten.<br />

„Wir wollten unbedingt Bill<br />

Murray“, erklärt Peters. „Wir überlegten<br />

allen Ernstes, ob Bill Murray<br />

und Eddie Murphy Batman und<br />

Robin spielen sollten. Peter und<br />

ich hatten bereits viele Filme<br />

produziert, und so manche Idee<br />

hatte zunächst nur als Witz auf<br />

einer Party ihren Anfang genommen. Einen Batman-Film<br />

wollten wir schon seit langer Zeit machen. Wir wollten<br />

unbedingt Bill Murray, weil er durchaus komisch und witzig<br />

ist, aber auch etwas sehr Dunkles und Bedrohliches<br />

hat, als ob er kurz vor einem Wutausbruch steht. Das<br />

haben natürlich die meisten Komiker, aber besonders<br />

Bill Murray. Erst als wir Beetlejuice mit Keaton gesehen<br />

haben, wurde uns klar, dass auch der gute Mr. Mom so<br />

seine Schattenseiten hat, er ist richtig explosiv. Es waren<br />

alle möglichen Schauspieler im Gespräch, das Telefon<br />

hörte nicht auf zu klingeln, die Schauspielagenturen<br />

riefen unentwegt an, aber wir hielten an Michael fest.“<br />

Und sie sollten Recht behalten. Vor 25 Jahren gerieten<br />

die Fans ebenso ins Batman-Fieber wie seinerzeit in den<br />

Sechzigern, als die alte TV-Serie mit Adam West die<br />

„Michael war völlig unbefleckt,<br />

was den Charakter anging.<br />

Kurz gesagt, er wusste nichts<br />

darüber.“<br />

Tim Burton<br />

Welt in Atem hielt. Doch diese Fassung war dunkler, erwachsener<br />

und mutiger. Keaton übertraf in seiner Doppelrolle<br />

als Bruce Wayne und Batman alle Erwartungen,<br />

und Jack Nicholson war der ultimative Joker <strong>–</strong> bis Heath<br />

Ledger ihm den Titel streitig machte. Das Stigma, das<br />

die TV-Serie der Sechziger verfolgt hatte, war ausgelöscht.<br />

Der Film hatte nichts Cartoonhaftes. „Das ist nicht<br />

die Fernsehserie“, beharrt der ausführende Produzent<br />

Michael Uslan. „Der Film ist anders, er hält sich an die<br />

Comics. Er erzählt die Geschichte von Batman, ein Wesen<br />

der Nacht, das in den Schatten gegen das Verbrechen<br />

vorgeht. Es ist sein erster Kampf gegen den Joker.<br />

Es ist ein wunderbarer, origineller und stylisher Film, der<br />

nicht nur diejenigen begeistert, die seit fünfzig Jahren<br />

Batman-Fans sind, sondern das Publikum weltweit.“ Die<br />

Filmrechte haben sich Uslan und sein Partner, Benjamin<br />

Melnicker, Anfang der Achtziger von Warner Bros/DC<br />

gesichert. Es muss ein hervorragender Deal gewesen<br />

sein, denn sie sind seitdem bei jeder Batman-Verfilmung<br />

als Produzenten aufgelistet. Für das Drehbuch engagierten<br />

sie Tom Mankiewicz, der nicht nur einer der Autoren<br />

von Richard Donners Superman: Der Film war, sondern<br />

auch verschiedene James Bond-Filme geschrieben<br />

hatte. Keine Frage, er schien der perfekte Mann zu sein,<br />

doch seine Drehbuchfassung wurde nie verfilmt. „Für<br />

sein Drehbuch“, so Peters, „haben wir Tom Mankiewicz<br />

750.000 Dollar gezahlt. Doch nach sieben Fassungen<br />

wurde uns klar, dass es einfach nicht funktionierte. Es<br />

war genau wie Superman, er blieb immer in bekannten<br />

Strukturen. Es war nicht originell, es war nicht einzigartig.<br />

Wir hatten so etwas schon gesehen. Erst als Sam<br />

Hamm seine dunklere, extremere und aggressivere<br />

Version vorlegte, in der Batman als ein richtiger Kämpfer<br />

zu sehen ist, haben wir die Richtung des Films langsam<br />

begriffen.“ Einen wichtigen Beitrag zur Neuinterpretation<br />

Batmans war Frank Millers bahnbrechende<br />

Comic-Miniserie The Dark Knight Returns, die auf schockierende<br />

Art zu den Wurzeln der<br />

Figur zurückkehrt. „Das Projekt<br />

entstand Stück für Stück“, erklärt<br />

Melniker, „bis es endlich fertig<br />

war. Als Tim Burton dazukam, hat<br />

er den Film seinen Vorstellungen<br />

entsprechend geformt. In der<br />

finalen Drehbuchfassung gibt es<br />

ein gutes Gleichgewicht. Es ist<br />

ein tolles Drehbuch, man konnte<br />

sehr gut darauf aufbauen.“ Das<br />

sieht Peters genau so: „Das Buch ist eine Blaupause.<br />

Erst wenn man darauf aufbaut und es formt, versteht<br />

man, was man wirklich hat. Als wir fertig waren, war<br />

die Evolution Batmans abgeschlossen. Er war komplett<br />

einzigartig und originell, auch vom Design her. Das ist<br />

es, was wir immer wollten. Nur waren wir uns nicht sicher<br />

gewesen, wie wir dahin kommen.“ Burton hat sehr<br />

dabei geholfen, obwohl er, wie er selber zugibt, nie<br />

ein Fan der Comics war. „Ich kam deswegen zu dem<br />

Projekt dazu“, sagt er, „weil mich die Bildsprache faszinierte.<br />

Und das, obwohl ich kein großer Comicfan war<br />

und auch nicht mit der TV-Serie aufgewachsen bin. Aber<br />

die visuelle Sprache hat etwas sehr Ursprüngliches.<br />

Batman, der Joker. Vermutlich hat das mit Fledermäusen<br />

zu tun. Sie sind fast mythische Kreaturen. Wenn<br />

052 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN


BATMAN<br />

<strong>Superhelden</strong> movie collection | 053


die dunkle Ära<br />

BATMAN<br />

Leute eine Fledermaus sehen, wird irgendein Instinkt<br />

wachgerüttelt. Sie sind einfach wunderschöne Wesen<br />

und sehr faszinierend. Sie sprechen etwas in unserem<br />

Inneren an. Ich weiß gar nicht genau, was es ist, aber<br />

ich weiß, dass es das war, was mich an dem Film reizte.<br />

Das war der einzige Grund. Ich denke, ich bin eher ein<br />

ganz normaler, unbeteiligter Zuschauer, was Batman<br />

angeht. Ich bin kein Riesenfan, ich ergreife keine Partei,<br />

weder für die Comics noch für die TV-Serie.“<br />

Keaton hatte bereits mit Burton an Beetlejuice gearbeitet,<br />

aber sein hochgelobter Film Süchtig (1988) war<br />

im Bewusstsein der Kritiker noch nicht angekommen, daher<br />

galt das Casting als kontrovers. Auch Keaton kannte<br />

sich mit der Figur nicht aus. „Ich wusste, dass es schon<br />

vor dem Film eine Art Batman-Welle gegeben hat“, so<br />

Keaton. „Aber ich habe das wahrscheinlich erst ein Jahr<br />

später gemerkt. Ich hab von Batman<br />

gehört, dann sprach Tim<br />

[Burton] mit mir über den Film,<br />

und im Laufe der Dreharbeiten<br />

nahm der Hype immer weiter<br />

zu, es war wie eine Welle. Aber<br />

ich wollte im Grunde wieder<br />

mit Tim zusammenarbeiten. Er<br />

holt bei einem Film das Beste<br />

aus einem heraus. Ich habe<br />

manchmal eine Idee, die alle<br />

Grenzen überschreitet, aber im<br />

Großen und Ganzen unterstützt<br />

mich Tim dabei, er ist immer<br />

bereit, noch einen Schritt weiter<br />

zu gehen. Und nicht etwa weil<br />

er auffallen will, sondern einfach<br />

nur, weil er für alles offen ist. Das macht die Arbeit sehr<br />

angenehm. Ich hatte an Beetlejuice viel Freude und<br />

wollte wieder mit ihm arbeiten, und dann kam Batman.“<br />

Burton war seinerseits von Keaton begeistert. „Michael<br />

war völlig unbefleckt, was den Charakter anging. Kurz<br />

gesagt, er wusste nichts darüber.“ Keaton stimmt zu.<br />

„Das ist völlig richtig“, sagt er. „Das war dann irgendwann<br />

auch eine bewusste Entscheidung. Ich dachte,<br />

dass mir einfach nicht die Zeit blieb, alle Comics zu<br />

lesen. So arbeite ich nun mal nicht. Ich wollte einen völlig<br />

eigenständigen Charakter erschaffen. Aber ich habe<br />

ein wenig über Fledermäuse gelesen. Darüber wollte ich<br />

mehr lernen. Als Tim mir die Rolle angeboten hat, war<br />

ich natürlich neugierig und habe das Drehbuch gelesen.<br />

„Wir über-<br />

Michael Keaton war eine ungewöhnliche<br />

Besetzung, aber ein idealer Bruce Wayne.<br />

054 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN<br />

legten, ob Bill<br />

Murray und<br />

Eddie Murphy<br />

Batman und<br />

Robin spielen<br />

sollten.“<br />

Jon Peters<br />

Aber ich habe es eben nur als ein Drehbuch gelesen, als<br />

eine Vorlage für einen Film, nicht als eine Comic-Adaption.<br />

Und es hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte das<br />

Drehbuch und ich hatte vollstes Vertrauen in Tim.“ Über<br />

den Zwiespalt zwischen Bruce Wayne und Batman sagt<br />

Keaton lachend: „Ich habe einfach geraten. Nein, ganz<br />

im Ernst, ich hab mich nur an das Drehbuch gehalten.<br />

Ich habe mir gedacht, man müsste bei Bruce Wayne<br />

einfach vergessen, dass er Batman ist, und ihn als<br />

einen eigenständigen Menschen begreifen. Man muss<br />

verstehen, wer er ist und was er tut. Und er war schon im<br />

Drehbuch eine sehr interessante Figur. Und wenn man<br />

sich dann noch überlegt, dass dieser Typ sich als Batman<br />

verkleidet und gegen das Verbrechen kämpft, wird es<br />

noch reizvoller. Es war hochinteressant, und ich habe<br />

meine Ideen immer mit Tim besprochen. Tim erzählte mir,<br />

was ihm vorschwebte, und ich habe ihm erklärt, wie ich<br />

mir die Figur vorstelle, was er<br />

meiner Meinung nach ist und<br />

was er nicht ist. Dann habe ich<br />

auf Tim und seine Instinkte vertraut“,<br />

so Keaton. Laut Burtons<br />

Meinung war einer der Vorteile<br />

von Sam Hamms Drehbuch,<br />

„dass er ein Comicfan ist, ein<br />

weitaus größerer als Michael<br />

und ich. Also hatte er eine<br />

sehr klare Vorstellung von den<br />

Charakteren. Wir mussten nicht<br />

rumsitzen und grübeln und uns<br />

fragen, was sich der Autor wohl<br />

dabei gedacht haben mag.<br />

Alles war sehr klar definiert und<br />

blieb dem Charakter treu.“ Die<br />

Kehrseite der Medaille war Jack Nicholson als der Joker.<br />

Dazu Peters: „Jack hat gerade in Boston Die Hexen<br />

von Eastwick gedreht, als er von dem Projekt hörte. Wir<br />

haben gerade die Kirchenszene vorbereitet, es war vier<br />

Uhr morgens, und er sagte: ‚Ich weiß, dass ich den Teufel<br />

spiele, aber ich will nicht auf all diese Leute kotzen, das<br />

wäre das Ende meiner Karriere.‘ Ich sagte: ‚Jack, das<br />

gehört zur Figur, es wird wunderbar.‘ Um ihn abzulenken,<br />

habe ich ihm von meinem anderen Projekt erzählt,<br />

Batman. Es fing also alles zwei Jahre früher an.“ Uslan<br />

ist heute noch voller Enthusiasmus: „Jack Nicholson ist<br />

der ideale Joker. Es ist, als hätte Gott ihn für diese Rolle<br />

erschaffen.“ Für Peters war es wichtig, dass das Publikum<br />

Michael als Batman auch ins Herz schließt. „Wir wollten,


BATMAN<br />

Tim Burton war der erste Regisseur, der sich<br />

den Comics auf ernste Weise annähern wollte.<br />

Vor The Dark Knight war Jack<br />

Nicholson der ultimative Joker.<br />

Der BAT-SUIT<br />

Tim Burton und<br />

Michael Keaton<br />

über das berühmte<br />

Batman-Kostüm<br />

Michael Keaton weiß noch genau,<br />

wie sehr es ihn überwältigt hat,<br />

als er in England die Batman-<br />

Filmsets sah. „Die Sets, die<br />

<strong>Spezial</strong>effekte, die Kostüme, es<br />

war alles unglaublich“, sagt er.<br />

„Als ich das Kostüm sah, dachte<br />

ich mir: ‚Perfekt!‘ Ich hatte mich<br />

schon länger gefragt, wie ich<br />

wohl aussehen würde. Und dann<br />

sah ich es. Tim hatte mir erzählt,<br />

dass Batmans Kostüm eine Art<br />

Rüstung ist. In der TV-Serie weicht<br />

er Kugeln immer aus, aber so viel<br />

Glück kann keiner haben“, meint<br />

Keaton lachend. „Also wollte<br />

er eine kugelsichere Rüstung. Er<br />

zeigte mir die Zeichnungen. Er<br />

denkt als Mensch sehr visuell. Ich<br />

übrigens auch, aber nicht im dem<br />

Maße wie Tim. Aber ich konnte<br />

mir eine gute Vorstellung davon<br />

machen.<br />

„Tim SAGTE,<br />

er wolle<br />

unBEDIngt<br />

eine ART<br />

RüSTUng.“<br />

Dann<br />

wurde ein<br />

Abdruck<br />

meines<br />

Körpers<br />

gemacht.<br />

Das<br />

Endresultat<br />

war echt unfassbar.“ Tim Burton<br />

meint, das Verdienst dafür<br />

gebührt ganz wesentlich dem<br />

Kostümbildner Bob Greenwood.<br />

„Er und Szenenbildner Anton<br />

Furst und unser Kameramann<br />

Roger Pratt haben das Motiv<br />

sofort verstanden, nämlich dass<br />

man einen Menschen nimmt und<br />

entmenschlicht. Er wird zu etwas<br />

anderem, er wird zu Batman.<br />

Wir haben die Psychologie nicht<br />

weiter besprochen, aber jeder hat<br />

es verstanden. Ich meine, der Kerl<br />

verkleidet sich als Fledermaus.<br />

Was kann man dazu noch<br />

sagen?“<br />

<strong>Superhelden</strong> movie collection | 055


die dunkle Ära<br />

BATMAN<br />

Kim Basinger spielt<br />

Vicki Vale, in die<br />

sich Bruce Wayne<br />

verliebt.<br />

056 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN


BATMAN<br />

Gotham City wirkte dreckig<br />

und verlebt.<br />

„Das Problem bei Comic-Verfilmungen<br />

ist, dass man nicht einfach sagen<br />

kann: ‚Ich will den Tod meiner<br />

Eltern rächen.‘“ Tim Burton<br />

dass man mit ihm mitfiebert. Bei Jack hatten wir das<br />

Problem, dass man ihn vielleicht zu sehr mag. Er spielt<br />

einen Charakter, der andere Leute lachend erschießt,<br />

und dabei trotzdem sympathisch bleibt. Es war wichtig,<br />

dass die Story auch menschliche Wärme hat.“ Burton<br />

muss bei dem Gedanken ans Casting lächeln. „Mir<br />

macht es sehr viel Freude, wenn Jack und Michael beide<br />

am Set sind, wenn sie ihre Charaktere voll verstehen<br />

und einfach nur Spaß haben. Wir konnten immer<br />

verschiedene Variationen einer Szene drehen und viel<br />

improvisieren, aber wir hatten auch immer einen soliden<br />

Handlungsrahmen. Beide sind Vollprofis. Jack kennt<br />

sich mit allen Aspekten des Filmemachens aus, er kann<br />

etwas Absurdes total realistisch wirken lassen. Das Knifflige<br />

an diesen Figuren“, fügt er hinzu, „ist die Frage, wie<br />

man eine gespaltene Persönlichkeit analysiert. Das weiß<br />

niemand. Und wir setzen uns mit solchen Problemen<br />

ausgerechnet in einer Comicverfilmung auseinander,<br />

das kann nur Ärger geben. Wir wollten, dass der<br />

Zuschauer die Psychologie nachvollziehen, aber man<br />

es gleichzeitig auf verschiedene Arten interpretieren<br />

kann. Das Problem bei Comicverfilmungen ist, dass man<br />

nicht einfach sagen kann: ‚Ich will den Tod meiner Eltern<br />

rächen.‘ oder ‚Da ist eine Fledermaus vor meinem Fenster,<br />

oh, mir kommt da eine Idee!‘ So etwas wollten wir<br />

vermeiden, wir wollten das alles eher offen lassen und<br />

die Konventionen des Comics ein wenig entschärfen.<br />

Ein Problem bei der Produktion war, dass die Fans das<br />

Projekt als ihren Privatbesitz betrachteten und dabei eine<br />

Gegenreaktion in den Medien auslösten. Doch Keaton<br />

meinte, das hätte ihn nicht belastet, vermutlich auch<br />

weil das Internet damals noch nicht dieselbe Verbreitung<br />

hatte wie heutzutage. „Ich wusste nicht, was die<br />

Fans genau davon halten, deswegen hat es mich auch<br />

nicht berührt“, sagt er. „Dazu kam, dass wir den Film in<br />

England gedreht haben, da mussten wir uns nicht damit<br />

auseinandersetzen. Das war ein Pluspunkt. Für uns war es<br />

sehr schön, wie waren weit weg von allem, wir konnten<br />

uns allein auf den Film konzentrieren und die Debatte hat<br />

uns nicht gerührt, das war ein großer Vorteil. Als die Fanreaktion<br />

richtig losging, war ich bereits in England. Aber<br />

ich habe erst wieder in den Staaten davon erfahren. Und<br />

dann fand ich es eigentlich nur noch amüsant. Vermutlich<br />

wäre es hart gewesen, wenn ich eine Meinung gehabt<br />

hätte, dann hätte ich dazu was sagen wollen.“<br />

Einer hatte allerdings eine Meinung: Jon Peters.<br />

Sowohl ihm wie auch Guber war klar geworden, dass<br />

sie gegen die Meinungen der Fans angehen mussten.<br />

„Es ging mir nicht darum, es den Fans rechtzumachen“,<br />

sagt er. „Ich bin ein Kämpfer. Ich habe früher geboxt,<br />

ich kann ziemlich aggressiv werden. Ich habe 90<br />

Boxkämpfe hinter mir, ich bin in Hollywood als ein harter<br />

Kerl bekannt“, legt er dar. „Ich wusste genau, dass dieser<br />

Film funktioniert und dass Michael Keaton perfekt in<br />

der Rolle war. Ich war immer der Meinung, dass das<br />

Publikum es schlussendlich auch so sehen würde wie<br />

wir, solange wir den Film machen, den wir unbedingt<br />

machen wollten. Aber mir war nicht klar gewesen, wie<br />

fanatisch die Batman-Fans im ganzen Land sein konnten.<br />

Bei den Dreharbeiten erschien ein absolut vernichtender<br />

Artikel im Wall Street Journal. Bei Batman-Cons gab es<br />

immer Buhrufe, wenn der Name Michael Keaton fiel. Die<br />

Fans hatten richtig Angst, dass wir ihren geliebten Comic<br />

zerstören würden. Sie waren sehr aggressiv. Peter Guber,<br />

Mark Canton [von Warner Bros] und ich gingen in den<br />

Schneideraum. Wir haben Tim oder Michael nichts<br />

davon gesagt. Sie mussten den Film machen, und wie<br />

sollten sie das tun, wenn sie all die negativen Reaktionen<br />

in der Presse lesen? Wir hatten Jack Nicholson, einen<br />

der größten Schauspieler Amerikas, als einen Schurken,<br />

der immer lächelt. Das war ein großes Risiko, er hätte<br />

sich leicht blamieren können. Wir hatten Michael Keaton<br />

in einem Cape! Also haben wir im Schneideraum einen<br />

Trailer zusammengestellt, der später recht bekannt<br />

wurde, und damit sind wir wieder nach Amerika. Es gab<br />

keine Erzählstimme, keine Musik, keine Namen, nichts.<br />

Nur Ausschnitte aus dem Film. Den zeigten wir in den<br />

Kinos, und dann wurde alles anders. Die Wahrnehmung<br />

des Films änderte sich, die Leute fingen an, unsere<br />

Perspektive zu verstehen.“ Uslan fügt hinzu: „Später<br />

wurde in den Medien viel über den Trailer geschrieben.<br />

Ich glaube, so etwas hatte es in der Filmgeschichte<br />

noch nicht gegeben.“ Keaton wurde die Bedeutung<br />

des Projekts erst dann richtig bewusst, als er nach den<br />

Dreharbeiten in die USA zurückkehrte. „Als ich aus<br />

dem Flugzeug aus London stieg“, erzählte er, „sagte<br />

ein Herr von der Airline: ‚Viel Erfolg mit Ihrem Film.‘ Erst<br />

später wurde mir klar, dass von Batman die Rede war.<br />

Das war das Erste, was mir jemand gesagt hat, und<br />

dann dämmerte mir, dass etwas Außergewöhnliches am<br />

Entstehen war.“<br />

Batman ist auf Blu-ray und DVD erhältlich<br />

superhelden movie collection | 057


Die Dunkle Ära<br />

DARKMAN<br />

Sam Raimi WAR einer DER FRÜHEN PioniERE<br />

DER SUPERHELDEN-REVOLUTion im Kino. Seinen<br />

ERSTEN SUPERHELDENFiLM DREHTE ER BEREits 1990.<br />

Wir WERFEN einen Blick AUF SEin Action-EPOS<br />

DarKMAn UND Liam NEESONS MONSTRös-GENiALE<br />

PERFORMANCE ALS ein DÜSTERER RACHEENGEL.<br />

DARKMAN<br />

Film<br />

LAUFZEIT:<br />

96 Min.<br />

ERSCHEINUNGSDATUM:<br />

24. August 1990<br />

REGISSEUR:<br />

Sam Raimi<br />

AUTOREN: Chuck Pfarrer,<br />

Sam Raimi, Ivan Raimi, Daniel<br />

Goldin, Joshua Goldin<br />

DARSTELLER: Liam Neeson,<br />

Frances McDormand, Colin<br />

Friels, Larry Drake<br />

Inhalt<br />

Peyton Westlake (Liam<br />

Neeson) ist ein Wissenschaftler,<br />

der künstliche<br />

Haut erzeugen will, doch<br />

die löst sich immer nach<br />

99 Minuten auf. Als eine<br />

Bande von Gangstern,<br />

angeführt von Robert<br />

Durant (Larry Drake), in<br />

seinem Labor einbricht,<br />

weil sie ein Memorandum<br />

seiner Freundin Julie<br />

(Frances McDormand)<br />

suchen, sprengen sie<br />

den Laden in die Luft.<br />

Doch Peyton überlebt. Er<br />

ist entstellt, kann keinen<br />

Schmerz mehr empfinden<br />

und hat von nun an<br />

mit unkontrollierbaren<br />

Wutanfällen und übermenschlicher<br />

Stärke zu<br />

tun. Er schwört Rache ...<br />

falls seine künstliche Haut<br />

lange genug durchhält.<br />

Jedes Jahr im Sommer kommt es<br />

zu einer Flut an <strong>Superhelden</strong>filmen.<br />

Das war nicht immer so. Regisseur<br />

Sam Raimi <strong>–</strong> der Maestro, dem wir<br />

Evil Dead verdanken <strong>–</strong> hat fraglos<br />

mit Spider-Man den Grundstein<br />

gelegt. Doch dabei übersieht man<br />

oft, dass er sich bereits zehn Jahre<br />

zuvor mit Darkman im <strong>Superhelden</strong>genre<br />

versucht hat.<br />

Die Anfänge des Films sind bei der<br />

klassischen Radiosendung The Shadow<br />

zu suchen: The Shadow war ein geheimnisvoller<br />

Kämpfer gegen das Böse, später<br />

lebte er in zahllosen Comics, Romanen<br />

und TV-Serien weiter. Als es Raimi nicht<br />

gelang, sich die Rechte an der Figur zu<br />

sichern, hat er einfach seinen eigenen<br />

Helden erschaffen: Dr. Peyton Westlake,<br />

besser bekannt als Darkman. Dies geschah<br />

zu einer interessanten Zeit in Raimis<br />

Werdegang. Nachdem er 1981 mit Tanz<br />

der Teufel bekannt geworden ist, kehrte er<br />

mit Die Killer-Akademie dem Horrorgenre<br />

den Rücken. Doch die schräge Comedy,<br />

die er übrigens mit den Coen Brothers<br />

geschrieben hat, war ein Reinfall und hätte<br />

seine Karriere beinahe ruiniert. Er konnte<br />

seinen Ruf in Hollywood mit Tanz der<br />

Teufel 2 wieder herstellen. So kam es, dass<br />

Raimi im Alter von 30 Jahren seinen ersten<br />

<strong>Superhelden</strong>film gedreht hat. Obwohl die<br />

Figur stark an The Shadow angelehnt ist <strong>–</strong><br />

sogar das Kostüm ist identisch <strong>–</strong>, bezieht<br />

sich Darkman ebenso auf Lon Chaney und<br />

das Phantom der Oper. Das Drehbuch<br />

wurde zahllose Male umgeschrieben,<br />

die Figur des Dr. Peyton Westlake (Liam<br />

Neeson) entfernte sich immer weiter vom<br />

gut aussehenden Helden weg und wurde<br />

zu einem finsteren Rächer. Darkman ist<br />

das Resultat eines Laborexperiments, das<br />

nicht ganz geklappt hat. Raimi vermischte<br />

verschiedene Zutaten, um etwas ganz Eigenes<br />

zu erschaffen. Man sieht Anklänge der<br />

alten Monsterfilme von Universal, ebenso<br />

wie die satten Farben der Gruselfilme von<br />

Hammer. Die Schurken und das Motiv der<br />

Rache erinnern bewusst an Comics, die<br />

tragische Liebesgeschichte zwischen Peyton<br />

und Julie (Frances McDormand) jedoch<br />

eher an die Filme der Dreißigerjahre.<br />

Besonders schön ist eine Überblende, die<br />

Julie in nur einer Szene von einer Zeugin<br />

eines Verbrechens zur trauernden Frau<br />

in Schwarz an einem Grab werden lässt.<br />

Auch die Gangsterbanden, die im Film zu<br />

sehen sind, haben etwas Altmodisches.<br />

Doch bei all den schrägen Elementen sind<br />

es die Aspekte des Monsterfilms, die bei<br />

Darkman am besten funktionieren. Peyton<br />

überlebt die Explosion seines Labors, doch<br />

von nun an ist er entstellt, er wütet in seinem<br />

Labor und mault seine Katze an. Seine<br />

Versuche, die Beziehung zu Julie wieder<br />

aufleben zu lassen, enden tragisch. Außer<br />

dem Hulk gibt es wohl kaum einen Helden,<br />

dessen Superkräfte ihm ein solcher Fluch<br />

sind, hier sind auch Zitate des klassischen<br />

Werwolffilms zu finden. Zum Beispiel die<br />

Szene, als Peyton und Julie auf einer Kirmes<br />

sind. Anfangs geht alles gut, dank Peytons<br />

synthetischer Haut, die er gerade trägt.<br />

Doch bald kann er das bunte Treiben nicht<br />

mehr ertragen. Als er bei einem Wurfspiel<br />

an einer Kirmesbude der Meinung ist, man<br />

hätte ihn um einen rosafarbenen Elefanten<br />

betrogen, flippt er aus. Er bricht dem<br />

Kirmesangestellten die Finger, schnappt sich<br />

das knallbunte Stofftier und drückt es Julie<br />

rüde in die Arme. Das Werwolf-Motiv wird<br />

auch dadurch unterstrichen, dass Jenny<br />

Agutter <strong>–</strong> Schwester Alex aus American<br />

Werwolf <strong>–</strong> in einer kleinen Nebenrolle<br />

dabei ist, als die sadistische Krankenschwester<br />

einer Brandwundenstation. (Auch<br />

American Werwolf-Regisseur John Landis ist<br />

kurz zu sehen.) Es ist eine Szene, in der der<br />

schwer verwundete Peyton kaum noch Ähnlichkeiten<br />

zu einem Menschen hat, sondern<br />

nur noch an ein Monster erinnert. Als der<br />

gute Peyton Westlake aus seinen Fesseln<br />

ausbricht und aus dem Krankenhaus flieht,<br />

„Darkman IST wESENTLICH<br />

düSTERER ALS EINE DIREkte<br />

ADApTION von The SHADOw<br />

es GEwESEN wäre.“<br />

muss man nicht nur an diverse Frankenstein-Filme,<br />

sondern auch ganz unwillkürlich<br />

an Alfred Molina als Doctor Octopus in<br />

Raimis Spider-Man 2 denken. Doch es gibt<br />

einen wesentlichen Unterschied zwischen<br />

den beiden, Peyton geht nämlich nur<br />

Bösewichtern an den Kragen. Diese macht<br />

er allerdings erbarmungslos fertig, auch<br />

wenn sie ihm ihre Sünden gebeichtet und<br />

um Gnade gewinselt haben: Darkman ist<br />

wesentlich düsterer, als eine direkte Adaption<br />

von The Shadow es gewesen wäre.<br />

Zur Handschrift des Regisseurs gehörte es<br />

stets, seine Charaktere die Hölle auf Erden<br />

durchmachen zu lassen, das scheint ihm<br />

Mordsspaß zu machen. Aber es gibt nur<br />

wenige <strong>Superhelden</strong>filme, die die dunkle<br />

Seite ihres Helden derart stark in den Vordergrund<br />

stellen. Neesons Performance ist<br />

makellos. Es gelingt ihm mühelos, Peytons<br />

emotionales Trauma gut nachvollziehbar<br />

058 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN


DARKMAN<br />

KLASSIkerzitate<br />

„Du wirst<br />

abstürzen,<br />

Feuerfresser!“<br />

Louis Strack Jr<br />

Liam Neesons Performance ist etwas<br />

überzogen, passt aber perfekt zum Film.<br />

„Wenn wir<br />

verheiratet sind,<br />

bedeutet das, dass<br />

du, wenn morgens<br />

meine GroSSmutter<br />

anruft, nicht<br />

immer behaupten<br />

musst, dass sie die<br />

falsche Nummer<br />

gewählt hat. Die<br />

arme Frau glaubt<br />

ja schon, sie hätte<br />

die Alzheimersche<br />

Krankheit.”<br />

„Ich bin jeder und<br />

niemand. Überall und<br />

nirgends. ... Nennt mich<br />

Darkman.“<br />

Darkman<br />

„Ich denke nicht,<br />

dass die Welt über<br />

eine Anwältin<br />

weniger trauern<br />

würde.“<br />

Da es mit der Adaption von The Shadow nicht geklappt<br />

hat, erschuf Sam Raimi seinen eigenen Antihelden.<br />

„WeiSSt du, es ist so ... Ich<br />

fühl mich wie ’ne Stoffpuppe,<br />

irgendwie zusammengenäht,<br />

mein Inneres und mein<br />

ÄuSSeres. Wenn du nur<br />

sehen könntest, wie ich mich<br />

innerlich fühle ... Ich hab mich<br />

geschämt. Ich hatte Angst.“<br />

<strong>Superhelden</strong> movie collection | 059


Die Dunkle Ära<br />

DARKMAN<br />

Bruce<br />

Campbell<br />

1spielte ein<br />

Großmaul,<br />

das seine<br />

eigene Feigheit<br />

überwinden<br />

muss. Und eine<br />

besessene<br />

Hand. Und einen<br />

Doppelgänger.<br />

„Es sollte noch Jahre dauern,<br />

bis das Genre sich traute,<br />

solche Grauzonen wieder<br />

auszuloten.“<br />

Darkman ist ein wichtiger Vorläufer<br />

heutiger <strong>Superhelden</strong>filme.<br />

darzustellen und so nebenbei noch richtig<br />

Gas zu geben, wann immer es die Szene<br />

verlangt. Als er wie ein Irrer durch sein<br />

Labor tanzt und dabei seine erstaunlich<br />

loyale Katze zutiefst verunsichert, denkt<br />

man durchaus an Bruce Campbell, aber<br />

ganz bestimmt auch an William Dafoe als<br />

Green Goblin in Spider-Man. Doch am<br />

meisten erinnert Darkman an Doc Ock aus<br />

Spider-Man 2, die Einflüsse sind nicht von<br />

der Hand zu weisen: Ein warmherziger<br />

Wissenschaftler, dem alles genommen wird<br />

und der auf einmal unfassbar kräftig und<br />

entsprechend wütend wird. Für Otto Octavius<br />

war Molinas Performance entscheidend,<br />

ebenso wie Neesons Darstellung<br />

die Figur des Peyton erst richtig zum Leben<br />

erweckt. Raimi hat oft über die Kompromisse<br />

gesprochen, die er eingehen musste.<br />

Fünf verschiedene Drehbuchautoren haben<br />

an insgesamt 12 Buchfassungen gearbeitet.<br />

Auch der Schnitt stellte sich als schwie-<br />

Dunkle<br />

Ash Williams<br />

(Evil-Dead-TRILOGIE)<br />

helden<br />

Markantes Kinn,<br />

gequälter Blick: Die<br />

(Anti-)Helden des<br />

Sam Raimi<br />

060 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN<br />

rig heraus. Bei Testvorführungen gab es<br />

mehrere Szenen, die den Zuschauern nicht<br />

gefielen, unter anderem ein Moment, als<br />

einer der Schurken, Louis Strack Jr (Colin<br />

Friels), nackt in einen Haufen Geldbündel<br />

springt. Darkman wurde so oft umgeschnitten,<br />

dass man meint, die Narben sehen zu<br />

können. Die letzte Hälfte des Films besteht<br />

im Grunde nur noch aus zwei langen<br />

Actionszenen. Der Film macht sehr viel<br />

Spaß, aber er ist weniger dramatisch als<br />

er hätte sein können. So ist Darkman einer<br />

der schwächeren Werke von Sam Raimi.<br />

Ellen<br />

(SCHNELLER ALS DER TOD)<br />

Sharon<br />

Stone<br />

2spielt eine<br />

Revolverheldin,<br />

die auf Rache<br />

sinnt, nachdem<br />

Gene Hackman<br />

ihr das Leben<br />

vermasselt hat.<br />

Man merkt, dass es dem Regisseur nicht<br />

leichtfiel, seine stilistischen Experimente<br />

einer strikten Erzählstruktur unterzuordnen.<br />

Denn wieder einmal greift Raimi tief in seinen<br />

Bauchladen, seine visuelle Bildsprache<br />

ist die eines Berserkers. Die Kamera schießt<br />

aus Pistolenläufen hervor, es gibt harte<br />

Kamerafahrten in Augäpfel hinein und man<br />

merkt, dass Raimi viel Neues ausprobieren<br />

wollte. So bleibt es McDormand überlassen,<br />

den Film in der Realität zu erden.<br />

An den amerikanischen Kinokassen war<br />

Darkman kurzzeitig der Spitzenreiter, aber<br />

Hank<br />

(EIN EINFACHER PLAN)<br />

Wenn Bill<br />

Paxton das<br />

3Geld, das<br />

er gefunden hat,<br />

behalten will, muss<br />

er ein paar harte<br />

Entscheidungen<br />

treffen. Unter<br />

anderem muss er<br />

lügen. Und morden.<br />

Nicht so einfach ...


DARKMAN<br />

Die Liebesgeschichte zwischen Peyton<br />

und Julie (Frances McDormand) ist<br />

herzzerreißend in ihrem<br />

unausweichlichen Scheitern.<br />

Darkmans Geschichte fand in zwei ausgesprochen zweitklassigen<br />

Direct-to-DVD-Veröffentlichungen ihre Fortsetzung.<br />

schlussendlich blieb der Erfolg bescheiden.<br />

Raimi wandte sich mit Armee der Finsternis<br />

wieder der Evil Dead-Reihe zu. Hat man<br />

bei Darkman allerdings das Gefühl, dass<br />

ein Genre-Regisseur in den Mainstream<br />

gedrückt werden soll, so meint man beim<br />

dritten Evil Dead-Film, dass er sich im<br />

Horrorgenre nicht mehr zu Hause fühlt.<br />

Er kehrte erst 2009 wieder zum Horror<br />

zurück, mit dem Furcht einflößenden Drag<br />

Me To Hell. Doch Raimis Rückkehr zum<br />

<strong>Superhelden</strong>genre sollte sehr viel erfolgreicher<br />

werden als Darkman. Dennoch:<br />

In Darkman ist die DNA von Spider-Man<br />

durchaus zu erkennen, nicht zuletzt wegen<br />

des Soundtracks von Danny Elfman, der<br />

auch die Musik zu Spider-Man und Batman<br />

erschaffen hat. Darkman ist spaßig, aber<br />

problematisch. Die stilistische Schizophrenie<br />

gehört zum Charme, aber der unglückliche<br />

Schnitt und das hastige Ende drängen<br />

die eigentliche Geschichte zu sehr in den<br />

Annie Wilson<br />

(GIFT <strong>–</strong> DIE DUNKLE GABE)<br />

Cate<br />

Blanchett<br />

4spielt ein<br />

Medium, das<br />

Keanu Reeves<br />

fälschlicherweise<br />

vorwirft, Katie<br />

Holmes getötet<br />

zu haben.<br />

Hintergrund. Immerhin ist der Film bei allen<br />

Kompromissen stets unterhaltsam, die Zeit<br />

vergeht wie im Fluge und Raimis visueller<br />

Einfallsreichtum bleibt stets überzeugend.<br />

Man hätte meinen können, dass Darkman<br />

eine Reihe von ähnlichen Filmen inspirieren<br />

würde, aber es sollte noch Jahre dauern, bis<br />

das Genre sich traute, solche Grauzonen<br />

wieder auszuloten. Darkman ist ein Held,<br />

dem es nichts ausmacht, die Schurken vor<br />

den Augen seiner Angebeteten zu töten.<br />

Schlussendlich lässt er Julie nicht zurück,<br />

weil er Angst um sie hat, sondern weil ihm<br />

klar wird, dass er nicht mehr der Mensch ist,<br />

den sie einst liebte. Er ist zu einem Monster<br />

geworden. Er ist Darkman.<br />

Darkman ist auf Blu-ray und DVD erhältlich.<br />

Christine Brown<br />

(Drag Me To HELL)<br />

Alison<br />

Lohman<br />

5weigert<br />

sich, einer alten<br />

Zigeunerin einen<br />

Kredit zu geben.<br />

Das wird sie den<br />

Rest des Films<br />

<strong>–</strong> und den Rest<br />

ihres Lebens <strong>–</strong><br />

bereuen.<br />

vorher sehen<br />

DAS<br />

PHANTOM<br />

DER OPER<br />

(1925)<br />

Lon Chaney als das Phantom<br />

der Oper ist ein großer<br />

Einfluss auf Liam Neeson als<br />

Darkman, ebenso wie die<br />

Regie von Robert Julian.<br />

nachher sehen<br />

Die Maske<br />

(1994)<br />

Jim Carrey überzeugt in dieser<br />

Comedy um eine übernatürliche<br />

Wikingermaske,<br />

die überraschend dunkel ist,<br />

wenn auch nicht ganz so<br />

finster wie die Comics.<br />

MEINUNGen<br />

ZUM KlassiKER<br />

So sehen es die Filmfans ...<br />

„Einer meiner<br />

Lieblings-SF-Filme …<br />

unterhaltsam, düster,<br />

originell. Besser als<br />

seine späteren Filme.“<br />

@HokusBloke<br />

„Die letzten 30 Sekunden<br />

sind die besten Momente<br />

der Neunziger.<br />

Abgesehen von Der<br />

Rasenmäher-Mann.“<br />

@AlasdairStuart<br />

„Raimis bester seit Tanz<br />

der Teufel II.“<br />

@SoundtrekLITM<br />

„Liam Neeson als<br />

Superheld. Was will<br />

man mehr?“<br />

@Rhys180<br />

„Leider kennen den nur<br />

wenige. Tolle Szenen,<br />

tolle Regie.“<br />

@ParsonsFiction<br />

„Ein übersehener<br />

Klassiker. Ich habe viele<br />

Stunden lang JUUUU-<br />

LIEEE! Gerufen.“<br />

@autocratik<br />

<strong>Superhelden</strong> movie collection | 061


die dunkle Ära<br />

BATMANs rückkehr<br />

IST TIM BURTONS FORTSETZUNG BESSER ALS THE DARK KNIGHT RISES?<br />

WERFEN WIR EINEN BLICK AUF DAS JAHR 1992, ALS CATWOMAN<br />

UND DER PINGUIN NEU ERFUNDEN WURDEN. DENN TIM BURTON IST<br />

EIN GRÜNDUNGSVATER DES SUPERHELDENFILMS …<br />

BATMANs<br />

Rückkehr<br />

Film<br />

laufzeit:<br />

126 Min.<br />

ERSCHEINUNGSDatuM:<br />

19. Juni 1992<br />

Regisseur:<br />

Tim Burton<br />

Autor: Daniel Waters<br />

BesetzuNG: Michael Keaton,<br />

Michelle Pfeiffer, Danny<br />

DeVito, Christopher Walken<br />

Inhalt<br />

Als ein kleines Baby die<br />

eigene Katze verspeist,<br />

schmeißen die Eltern das<br />

Balg sprichwörtlich in die<br />

Gosse. Aus dem Jungen<br />

wird der Pinguin. Dieser<br />

will als Erwachsener Bürgermeister<br />

von Gotham<br />

City werden. Das ist Teil<br />

eines ruchlosen Plans<br />

des Geschäftsmanns<br />

Max Shreck (Christopher<br />

Walken), der sich aus<br />

Versehen einen zweiten<br />

Feind macht, indem er<br />

seine Sekretärin Selina<br />

Kyle (Michelle Pfeiffer)<br />

vom Hochhaus schubst.<br />

Doch der Pinguin verfolgt<br />

seine eigenen Pläne und<br />

nur Batman (Michael<br />

Kea ton) kann ihn<br />

stoppen.<br />

Batman kehrt zurück: größer,<br />

besser und perverser denn je.<br />

Tim Burtons Fortsetzung wäre<br />

fast den Bach runtergegangen,<br />

aber nachdem man den Regisseur<br />

überredete, erneut das Ruder in<br />

die Hand zu nehmen, lieferte er<br />

einen Film, der ihm besser gefiel<br />

als der Vorgänger. Das sah auch<br />

das Kinopublikum so, der Film war<br />

der sechstgrößte Hit des Jahres<br />

1992. Und das, obwohl er gegen<br />

Aladdin und Kevin <strong>–</strong> Allein in New<br />

York starten musste. Den Erfolg<br />

verdankt der Film ausschließlich<br />

Erwachsenen, denn die sexuellen<br />

Anspielungen und der Gewaltfaktor<br />

machten Batmans Rückkehr für<br />

Kinder eher ungeeignet.<br />

Der Pinguin lag, im Gegensatz zu Jack<br />

Nicholsons Joker, auf einer Linie mit dem<br />

deutschen Expressionismus, den Burton<br />

so sehr liebt, und ähnelt Figuren wie<br />

Edward Scissorhands, Pee-Wee Herman<br />

und Beetlejuice. Sein Pinguin erinnert nicht<br />

nur an den Schwerverbrecher aus den<br />

Comics, sondern auch an einen rundlichen<br />

Dr. Caligari. Seine Entstehungsgeschichte<br />

machte den Outsider fast sympathisch.<br />

Wie auch einst Moses wurde Oswald<br />

Cobblepot in einem Korb im Fluss<br />

ausgesetzt. Zu den düsteren Klängen von<br />

Danny Elfmans Soundtrack trägt ihn der<br />

Fluss durch den Vorspann, bis er im Zoo<br />

von Gotham City ankommt, wo er unter<br />

Pinguinen und Zirkusfreaks aufwächst.<br />

Bei einer solchen Erziehung kann man<br />

ihm seine äußerst schlechten Manieren<br />

beinah verzeihen. Burtons Pinguin erblickte<br />

zuerst als eine Zeichnung das Licht der<br />

Welt, als Skizze eines deformierten und<br />

einsamen Jungen in einem Smoking, der<br />

vor roten Zirkusstreifen steht. Daneben<br />

die Worte: „Ich heiße Jimmy, aber meine<br />

Freunde nennen mich nur das ‚grässliche<br />

Pinguin-Kind‘.“ Später war die Zeichnung<br />

in einer illustrierten Sammlung makabrer<br />

Gedichte zu sehen, die unter dem Titel<br />

„Das traurige Ende des Austernjungen und<br />

andere Geschichten“ (1997) erschien. So<br />

war der Pinguin im Grunde eine typische<br />

Burton-Figur, die dieses Mal eben einen<br />

Markennamen trug. Er ist ein Außenseiter,<br />

dessen eigentliches Ziel anfangs gar<br />

nicht so böse ist. Er will nur seine Eltern<br />

finden und wissen, wo er hingehört.<br />

Doch er unterliegt den Machenschaften<br />

von Batmans Erzfeind, dem ruchlosen<br />

Geschäftsmann Max Shrek (Christopher<br />

Walken), einem mörderischen Millionär,<br />

der ein Kraftwerk bauen will, das Gotham<br />

City die Energie absaugt. Allerdings spielt<br />

da der Bürgermeister nicht mit, und Max<br />

trifft mit dem Pinguin ein Abkommen:<br />

Er will den Bürgermeister aus dem Amt<br />

haben und seinen eigenen Kandidaten<br />

einsetzen. Da trifft die traurige Geschichte<br />

des Pinguins mitten ins weiche Wählerherz.<br />

Sein Wunsch, seine Eltern wiederzusehen,<br />

endet in einer Reise zum Friedhof. Es ist<br />

eine tragische Szene: Schnee, Gräber und<br />

der deformierte Pinguin, am Boden zerstört.<br />

Erst später entwickelt er den Masterplan<br />

<strong>–</strong> er will alle erstgeborenen Söhne von<br />

Gotham City töten. Dabei ist Shrek ein<br />

wichtiger Teil seines Plans. Dessen Name<br />

bezieht sich übrigens auf den deutschen<br />

Schauspieler Maximilian Schreck, der 1922<br />

in Nosferatu die Hauptrolle gespielt hat. In<br />

einer Nebenhandlung geht Bruce Wayne<br />

mit Shrecks Sekretärin aus, Selina Kyle<br />

(Michelle Pfeiffer), aber er weiß natürlich<br />

„Der PiNGuin eriNNert nicht nur<br />

an den SchwerveRBRecher aus<br />

den Comics, sondern auch an<br />

einen rundliCHen Dr. Caligari.“<br />

nicht, dass sie in Wirklichkeit Catwoman<br />

ist. Fast wirkt es, als hätte Burton Probleme<br />

gehabt, Batman überhaupt in die Handlung<br />

einzufädeln, denn er hat wenig zu tun,<br />

ist kaum zu sehen und als Charakter<br />

völlig unterrepräsentiert. Und obwohl sich<br />

Burton mit dem Pinguin einige Freiheiten<br />

genommen hat, lehnt sich hier Catwoman<br />

stark an ihre Anfänge im Golden Age der<br />

Comics an, angefangen mit Batman Nr. 62<br />

(1950), wo sie einen Autounfall überlebt,<br />

aber danach an Gedächtnisschwund leidet.<br />

Die Nahtoderfahrung setzt ihre unterdrückte<br />

Sexualität und eine sehr finstere Seite ihrer<br />

Persönlichkeit frei. Auch im Film überlebt sie<br />

einen Unfall, sie stürzt vom sechsten Stock<br />

eines Hochhauses, aber der Fall wird durch<br />

die Markise eines Ladens und viel Schnee<br />

gebremst. Als sie ohnmächtig am Boden<br />

liegt, wird sie von Katzen besucht, ein<br />

klarer Hinweis auf die übersinnlichen Kräfte<br />

von Katzen in der Mythologie. Im Verlauf<br />

062 | superhelden movie collectioN


Batmans Rückkehr<br />

Klassikerzitate<br />

„Für ein<br />

Mädchen wie<br />

mich bist du<br />

Katzenminze.“<br />

Catwoman<br />

„Du bist nur eifersüchtig,<br />

weil ich ein echtes Monster<br />

bin und du eine Maske<br />

tragen musst.“ Pinguin<br />

„bedeutet<br />

das,<br />

dass wir<br />

Kämpfen<br />

müssen?“<br />

Catwoman<br />

„Misteln<br />

können<br />

tödlich sein,<br />

wenn man<br />

sie isst.“<br />

Catwoman<br />

„Die Pinguine haben die<br />

Kanalisation verlassen!“<br />

batman<br />

„Was sie in die Toilette<br />

werfen, stelle ich mir auf<br />

den Kamin.”<br />

pinguin<br />

„Ein Kuss kann, wenn er<br />

ernst gemeint ist, noch viel<br />

tödlicher sein.“ Catwoman<br />

„Kratz,<br />

Kratz,<br />

KRALLE!“<br />

Catwoman<br />

superhelden movie collection | 063


die dunkle Ära<br />

BATMANs rückkehr<br />

Danny DeVitos Pinguin verfügt über alle<br />

Merkmale einer typischen Tim-Burton-Figur.<br />

des Films muss Catwoman von ihren<br />

neun Leben einige auf dem Schlachtfeld<br />

zurücklassen, doch sie bleibt immer am<br />

Leben, selbst als sie am Ende vermeintlich<br />

ihrem Schicksal entgegengeht, weist der<br />

Abspann spielerisch auf eine andere<br />

Alternative hin. Bei ihrem Fenstersturz<br />

wurde offenkundig nicht viel mehr als nur<br />

ihr Stolz verletzt, was zu einer schrägen<br />

und witzigen Sequenz führt, in der sie ihre<br />

hässlichen Klamotten und ihre Stofftiere<br />

zerfetzt. So weit ist das alles halbwegs<br />

plausibel, bis zu dem Zeitpunkt, als sie<br />

aus einer einzigen Latex-Jacke ein ganzes<br />

Superschurken-Kostüm macht. Aber wen<br />

stört das schon, immerhin sitzt ihr das<br />

Outfit wie angegossen. Ihre Superkräfte<br />

<strong>–</strong> ihre Agilität und Verführungskünste<br />

<strong>–</strong> haben durchaus einen realistischen<br />

Hintergrund, so wie auch bei Batman,<br />

und beide scheinen eine doppelte<br />

Persönlichkeit zu haben. Normalos bei<br />

„CATWOMAN IST WIE BATMAN,<br />

NUR OHNE DESSEN EHRENKODEX.“<br />

Tag, Sadomaso-Latex-Fetisch bei Nacht.<br />

Der Film ist voller sexueller Anspielungen,<br />

wobei Catwoman eigentlich immer<br />

die besten Sprüche auf Lager hat. Ihre<br />

blutroten Lippen tun ihr Übriges. Sie legt<br />

ihre frühere Persönlichkeit als graue Maus<br />

vollständig ab und lässt ihre innere Katze<br />

zum Vorschein kommen. Im Drehbuch<br />

ist sie eindeutig eine Sympathiefigur, sie<br />

kämpft nicht nur gegen die Gesellschaft,<br />

sondern auch gegen Sexismus und alte<br />

Vorurteile. Mit teilweise sehr fragwürdigen<br />

Mitteln und Wegen, so zum Beispiel ihr<br />

abfälliger Kommentar gegenüber einem<br />

potenziellen Vergewaltigungsopfer: „Ihr<br />

Frauen seid doch naiv. Immer braucht ihr<br />

einen Batman, der euch hilft.“ Aber sie ist<br />

nie um einen guten Satz verlegen. „Ich bin<br />

eine Frau, und ich bin unberechenbar“, gibt<br />

Michelle Pfeiffer zu. Dabei macht sie mit<br />

dem Pinguin gemeinsame Sache, obwohl<br />

er doch eigentlich alles verkörpert, was ihr<br />

zuwider ist. Immerhin kommt sie mit Sätzen<br />

wie „Ich weiß nicht, wie es dir geht, meine<br />

kleine Kitty, aber ich fühle mich gleich<br />

viel aufregender“ wunderbar zurecht. In<br />

einer Szene verschluckt sie sogar einen<br />

lebenden Vogel, und angeblich hat Pfeiffer<br />

sich das Federvieh tatsächlich in den Mund<br />

geschoben. Am Ende schließt sie sich voll<br />

und ganz den Missetaten des Pinguins an,<br />

sie will an seinem Plan, alle Erstgeborenen<br />

zu töten, nicht nur teilhaben, sondern<br />

sie besteht sogar darauf, dass auch<br />

alle erstgeborenen Töchter dazuzählen.<br />

„Kratz, kratz, Kralle!“ Im Grunde hat der<br />

batmans<br />

GOLDENe<br />

zEITEN<br />

Fünf Comics,<br />

die Tim Burtons<br />

Fortsetzung als<br />

Inspiration dienten.<br />

Batman<br />

Nr. 38<br />

(1946)<br />

1<br />

Der Pinguin<br />

schnallt<br />

an echten<br />

Pinguinen<br />

Bomben fest.<br />

Beim Dreh<br />

achtete Warner<br />

Bros. streng<br />

darauf, dass den<br />

Tieren kein Leid<br />

zugefügt wurde.<br />

Detective<br />

COMICS<br />

Nr. 58<br />

(1941)<br />

2<br />

Der erste<br />

Auftritt des<br />

Pinguin.<br />

Wie im Film<br />

will er Batman<br />

reinlegen. Er hat<br />

übrigens auch<br />

einen Regenschirm<br />

mit eingebautem<br />

Flammenwerfer.<br />

Batman<br />

Nr. 62 (1949)<br />

3<br />

Catwomans<br />

Entstehungsgeschichte<br />

ist<br />

ganz anders als<br />

im Film, aber die<br />

Themen und Motive<br />

sind dieselben.<br />

Sie unterdrückt<br />

ihre Gefühle,<br />

leidet an Amnesie<br />

und verliert alle<br />

Hemmungen.<br />

064 | superhelden movie collectioN


Batmans Rückkehr<br />

Keaton macht nicht viel falsch, aber irgendwie wirkt<br />

er in seinem eigenen Film an den Rand gedrängt.<br />

Catwomans Figur sorgte dafür, dass der Film mit<br />

Wortspielen und Anzüglichkeiten gespickt war.<br />

Pinguin einen alternativen Lebensentwurf<br />

zu Batman. Beide kamen schwerreich<br />

zur Welt, beide sind Vollwaisen, beide<br />

werden von der Öffentlichkeit als Freaks<br />

gebrandmarkt. Den feinen Unterschied<br />

bringt der Pinguin perfekt auf den Punkt:<br />

„Du bist nur eifersüchtig, weil ich ein echtes<br />

Monster bin und du eine Maske tragen<br />

musst.“ Auch Catwoman ist eine Parallele<br />

zu Batman, sie zeigt, was für ein Mensch<br />

er wäre, wenn er keinen moralischen<br />

Kodex hätte. Entfremdung, Sexismus und<br />

Perversion sind harter Tobak für einen<br />

Mainstream-<strong>Superhelden</strong>film, und insofern<br />

wirkt Batmans Rückkehr wie ein Vorläufer<br />

zu Christopher Nolans Dark Knight-Trilogie<br />

und den Watchmen. Noch nie zuvor war<br />

die Ästhetik von Gotham City so düster, die<br />

Landschaft wird von Industrieschornsteinen<br />

und Fabrikfassaden dominiert, die Stadt<br />

scheint in ewiger Dunkelheit zu leben, sie<br />

ist voller Wasserspeier und gigantischer<br />

Batman<br />

Nr. 15<br />

(1943)<br />

4<br />

Catwoman<br />

lebt ein<br />

normales<br />

Mittelklasse-Leben,<br />

nur eben mit<br />

Katze. In den<br />

Comics streichelt<br />

sie ebenjene<br />

Katze, wenn sie<br />

gerade Verbrechen<br />

ausheckt.<br />

Statuen. Die Tatsache, dass darüber hinaus<br />

auch noch Weihnachten ist und man ab<br />

und zu Weihnachtsdekoration sieht, macht<br />

die Bilder noch verstörender. Auch die<br />

Einwohner sehen sehr Burton-typisch aus,<br />

sie tragen Anzüge, Fliegen und haben<br />

wirres Haar und Glubschaugen. Doch im<br />

Gegensatz zu Burtons anderen Filmen,<br />

in denen die Ausgestoßenen am Ende<br />

Akzeptanz finden, wird dem Pinguin das<br />

Happy End vorenthalten: Er landet wieder<br />

dort, wo er herkam <strong>–</strong> in der Kanalisation.<br />

Batmans Rückkehr ist einer der besten<br />

Batman-Filme, und das obwohl <strong>–</strong> oder<br />

gerade weil <strong>–</strong> Batman hier eher als<br />

Randfigur auftaucht. Im Grunde ist es die<br />

Geschichte der Freaks und Verstoßenen.<br />

Batmans Rückkehr ist als limitiertes Blu-ray-<br />

Steelbook erhältlich.<br />

Batman<br />

Nr. 17<br />

1943)<br />

5<br />

Der Pinguin<br />

präsentiert<br />

der Elite<br />

von Gotham City<br />

ein Weihnachtsgeschenk,<br />

das<br />

sich als eine Falle<br />

entpuppt. Seine<br />

Feinde steckt er<br />

in Käfige.<br />

vorher sehen<br />

Metropolis<br />

(1927)<br />

Der wohl erste Science-<br />

Fiction-Film der Welt diente<br />

Tim Burtons Batman-Filmen<br />

als visuelle Inspiration. In<br />

Batmans Rückkehr finden<br />

sich ganze Sequenzen aus<br />

Fritz Langs Meisterwerk.<br />

nachher sehen<br />

Batman<br />

und das<br />

Phantom<br />

(1993)<br />

Für viele Fans der beste<br />

Batman-Film aller Zeiten.<br />

Keine Live-Action, sondern<br />

„nur“ Zeichentrick, aber<br />

voller brillanter Ideen.<br />

Hierauf basiert auch die<br />

Animationsserie.<br />

MEINUNGen<br />

ZUM KLASSIKER<br />

So sehen es die Filmfans ...<br />

„Ein Klassiker, kein Zweifel. Michelle<br />

Pfeiffer ist als Catwoman nicht zu<br />

schlagen.“<br />

@geekbydefault<br />

„Keaton war ein cooler Batman, er und<br />

Pfeiffer hatten gute Chemie. Schnurr!“<br />

@CherryJoZombie<br />

„Zweifellos ein totaler Klassiker. Aber<br />

offensichtlich muss jeder Film dieser<br />

Zeit neu verfilmt werden. Mad Max,<br />

Superman?“<br />

@springgoose<br />

„Nachdem ich #BatmanReturns<br />

gesehen habe, habe ich neuen<br />

Respekt für den Pinguin. Er hätte<br />

schlimmer sein können.“<br />

@peterthompson89<br />

„Christopher Walkens Frisur in dem<br />

Film ist echt unfassbar!“<br />

@SharrelWright<br />

„Ein Klassiker. Unterhaltung und Kunst<br />

müssen sich also nicht gegenseitig<br />

ausschließen.“<br />

@AndyLawrence5<br />

„Totaler Unsinn. Man hätte den Film<br />

lieber Tim Burtons Rückkehr nennen<br />

sollen. Pfeiffer und Elfman sind okay.“<br />

@sharksarecool<br />

„Ein düsteres Meisterwerk. Leider<br />

sind die Filme danach grottenschlecht<br />

geworden, bis Nolan sie wieder<br />

gerettet hat.“ @MarvelStark<br />

superhelden movie collection | 065


Die Dunkle Ära<br />

The Crow<br />

1994 wurde ERIC DRAVEN die ERSTE GOTH-IKONE, die DEN<br />

SPRUNG INS MAINSTREAM-KINO SCHAFFTE. The CROW<br />

KAM EIN Jahr NACH DEM Tod DES HAUPTDARSTELLERS<br />

BRANDON Lee INS KINO UND ERzählt VON RACHE UND<br />

LIEBE. AnläSSLICH DES 20-jäHRIGEN JUBILäUMS WERFEN<br />

wir EINEN BLICK HINTER die KULISSEN.<br />

The Crow<br />

Film<br />

LAUFZEIT:<br />

102 Min.<br />

ERSCHEINUNGSDATUM:<br />

13. Mai 1994<br />

REGISSEUR:<br />

Alex Proyas<br />

AutoREN: David J Schow,<br />

John Shirley<br />

DARSTELLER: Brandon Lee,<br />

Ernie Hudson, Rochelle Davis,<br />

David Patrick Kelly, Michael<br />

Wincott, Bai Ling<br />

Inhalt<br />

Am Vorabend ihrer<br />

Hochzeit werden Eric<br />

Draven und seine Verlobte<br />

Shelly Webster von<br />

Gangstern angegriffen.<br />

Shelly wird vergewaltigt,<br />

Eric wird erschossen und<br />

aus dem Fenster geworfen.<br />

Ein Jahr später wird er<br />

von einer mystischen<br />

Krähe wieder zum Leben<br />

erweckt, um Rache zu<br />

nehmen. Seine einzigen<br />

Verbindungspunkte zur<br />

Welt sind Sarah, ein junges<br />

Mädchen, mit dem er und<br />

Shelly befreundet waren,<br />

und der Polizist Albrecht,<br />

der am Tatort war. Draven<br />

jagt seine Peiniger durch<br />

eine verfallene Stadt,<br />

bis er schließlich dem<br />

Oberschurken Top Dollar<br />

gegenübersteht.<br />

In den 90er-Jahren schien Hollywood<br />

nicht so recht zu wissen, was<br />

es mit Kult-Comics anfangen soll.<br />

Die jeweiligen Verfilmungen wurden entweder<br />

fehlbesetzt, zum Beispiel Judge Dredd<br />

(1995) und Barb Wire (1996), oder sie<br />

waren einfach zu schräg für das Publikum,<br />

beispielsweise Tank Girl (1995). Doch es<br />

gibt eine Comic-Verfilmung, die sich vom<br />

Rest abhebt. The Crow <strong>–</strong> Die Krähe (1994)<br />

basiert auf James O’Barrs gleichnamiger<br />

Graphic Novel aus dem Jahr 1989, der<br />

Autor wollte sich so mit dem emotionalen<br />

Trauma eines tödlichen Autounfalls auseinandersetzen,<br />

dem seine Frau zum Opfer<br />

gefallen ist. Der Film beginnt mit einer<br />

düsteren Stadtlandschaft, weit im Hintergrund<br />

heulende Sirenen.<br />

Wir hören die<br />

Stimme eines Kindes.<br />

„Früher einmal glaubte<br />

man, wenn jemand<br />

stirbt, dass eine Krähe<br />

seine Seele in das<br />

Reich der Toten begleitet. Aber manchmal,<br />

nur manchmal, bringt die Krähe die Seele<br />

zurück, um Dinge zu Ende zu führen.“ Die<br />

Kamera fährt durch die verfallene Stadt<br />

zum Ort eines Verbrechens: Eine Frau liegt<br />

im Sterben, nachdem sie in der Nacht des<br />

Teufels, die Nacht vor Halloween, von<br />

Gangstern brutal vergewaltigt worden ist.<br />

Ein kettenrauchender Bulle namens Albrecht<br />

(Ernie Hudson) schaut aus dem zerbrochenen<br />

Fenster ihrer Wohnung und sieht unten<br />

die Leiche ihres Verlobten. Morgen hätten<br />

sie heiraten sollen. Ein Jahr später steht der<br />

verstorbene Bräutigam Eric Draven (Brandon<br />

Lee) als eine mystische Kraft <strong>–</strong> personifiziert<br />

durch eine Krähe <strong>–</strong> aus dem Reich der<br />

Toten wieder auf und wird zu einem unzerstörbaren<br />

Racheengel. Der Film hat alle<br />

„Eric Draven ALS The Crow<br />

GEHT AUCH HEUTE noch<br />

UNTER DIE HAUT.“<br />

Merkmale eines Rape&Revenge-Streifens,<br />

aber die bedrohliche Atmosphäre, sein<br />

gotisches Film-noir-Feeling und Lees gefühlvolle<br />

Performance heben ihn von der Masse<br />

ab. Damals wurde er mit Filmen wie Batman<br />

(1989) und Blade Runner (1982) verglichen.<br />

Regisseur Alex Proyas zeigt hier eine<br />

dystopische Stadt, die teilweise noch<br />

bedrohlicher als Tim Burtons Gotham City<br />

wirkt. Die Stadt in The Crow hat keinen<br />

Namen und kein Gesetz, ist ein Charakter<br />

für sich, hervorragend durch das barocke<br />

Szenenbild von Alex McDowell (Fight Club,<br />

Watchmen) und der gewagten Kameraarbeit<br />

von Dariusz Wolski (Sweeney Todd,<br />

Prometheus) zu düsterem Leben erweckt. Es<br />

könnte jede Stadt sein, verregnet, schmutzig,<br />

verrottet. Eine junge, weibliche Erzählstimme<br />

schafft einen ungewöhnlichen Kontrast.<br />

Es ist die Stimme von Sarah (Rochelle<br />

Davis), die von ihrer drogensüchtigen Mutter<br />

verlassen wurde und nun ein gleichermaßen<br />

äußerst sensibles und toughes Mädchen<br />

ist. Die Handlung schreitet schnell<br />

voran, bereits in den ersten zehn Minuten<br />

wühlt sich Eric aus dem Grab und schreit<br />

vor Qual, als seine Mörder ein Jahr später<br />

ihre Untaten fortsetzen wollen. Während im<br />

Hintergrund Burn von The Cure spielt,<br />

schminkt sich Eric das Gesicht weiß und<br />

trägt verstörende, schwarze Akzente auf. Es<br />

ist einer der besten Momente des Films.<br />

Übrigens ist auch der Soundtrack eine<br />

Klasse für sich, unter anderem sind Nine<br />

Inch Nails und Stone Temple Pilots zu<br />

hören. Die bekannte Aufnahme, in der<br />

Draven als die Krähe auf das zerbrochene<br />

Fenster zugeht, hat nichts von ihrer Kraft<br />

verloren. Eric Draven als The Crow geht<br />

auch heute noch unter die Haut, auch wenn<br />

das Bild mittlerweile in der Goth-Kultur<br />

immer wieder repliziert wurde. Eric will die<br />

gesamte Gang fertigmachen, unter anderem<br />

den Messerstecher Tin-Tin (Laurence<br />

Mason), den drogensüchtigen Funboy<br />

(Michael Massee), den Brandstifter T-Bird<br />

(David Patrick Kelly) und den Speed-Freak<br />

Skank (Angel David), der für den Gangsterboss<br />

Top Dollar arbeitet. Bei seiner ersten<br />

Auseinandersetzung gibt es einen schönen<br />

Moment, als Draven elegant von den Hausdächern<br />

auf den Müll der Straße springt,<br />

um kurz darauf in überschwängliches<br />

Gelächter<br />

auszubrechen. Es ist, als<br />

würde er erst jetzt das<br />

volle Ausmaß seiner Kräfte<br />

verstehen <strong>–</strong> und er ist<br />

machttrunken. Nach<br />

zwanzig Filmminuten tötet er zum ersten<br />

Mal <strong>–</strong> auf eine Art, die mittelalterliche<br />

Gewaltherrscher neidisch machen könnte.<br />

Dann killt er die Gangmitglieder einen nach<br />

dem anderen, jeden nach der eigenen<br />

<strong>Spezial</strong>ität. Tin-Tin wird mit Messern fertiggemacht,<br />

Funboy mit Spritzen in die Brust,<br />

T-Bird mit einer Explosion und Skank wird<br />

aus dem Fenster geschleudert, genau wie<br />

dieser es zuvor mit Eric gemacht hat. Ein<br />

Film über Todesrache lebt von seinen Schurken<br />

und diese Kerle leben für den Tod. Kein<br />

Wunder also, dass The Crow ein sehr<br />

zufriedenstellendes Filmerlebnis ist. Top<br />

Dollar hätte leicht zu einem Durchschnittsschurken<br />

verkommen können, doch Michael<br />

Wincott macht aus seiner Figur einen enigmatischen<br />

Gegenspieler mit einer rauen<br />

066 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN


The Crow<br />

Klassiker-<br />

Zitate<br />

„Es kann ja nicht immer regnen.“<br />

Eric Draven<br />

The Crow ist auf DVD und Blu-ray erhältlich, aber<br />

als Region-2-Luxusausgabe überfällig.<br />

„Gebäude brennen<br />

und mEnschen<br />

sterben, aber die<br />

wahre Liebe hält<br />

ewig.“<br />

Sarah<br />

„Ich dachte immer,<br />

das sei trivial <strong>–</strong> aber<br />

glaube mir, nichts<br />

ist trivial.“<br />

Eric Draven<br />

„Du bist tot, wir haben dich<br />

umgELEgt! Und Tote kehren<br />

nicht zurück!“<br />

T-Bird<br />

„Ja, ich bin ein<br />

Mörder, verdammt!<br />

Soll ich dir was<br />

davon erzählen?<br />

Es macht SpaSS<br />

und ist ganz<br />

leicht!””<br />

Top DoLLar<br />

„Angewidert stand der tEufel<br />

da und spürte, wie grauenhaft<br />

die Güte ist.“<br />

T-Bird<br />

„Sie sind alle tot. Sie<br />

wissen es nur noch<br />

nicht.“<br />

Eric Draven<br />

<strong>Superhelden</strong> movie collection | 067


Die Dunkle Ära<br />

The Crow<br />

„The Crow ist ein finsteres<br />

Zerrbild der Wirklichkeit.“<br />

Stimme und rauen Sitten. Seine Halbschwester<br />

und Liebhaberin Myca (Bai Ling)<br />

ist eine verführerische Femme fatale mit<br />

einem direkten Draht zum Übersinnlichen.<br />

Sie erkennt die Gefahr, die von der Krähe<br />

ausgeht, und zwingt sie alle zum finalen<br />

Showdown auf dem Dach einer verfallenen<br />

Kirche, indem sie die junge Sarah entführt.<br />

Wie so oft bei Comicfiguren sind sie so<br />

lange verwundbar, bis sie es plötzlich nicht<br />

mehr sind. Und siehe da, kurz vor dem<br />

letzten Schwertkampf mit dem Boss, der<br />

die Verantwortung für Erics und Shellys Tod<br />

ganz lapidar auf sich nimmt, wird die<br />

Krähe ihrer Kräfte beraubt. Das ist vielleicht<br />

alles etwas zu einfach, aber immerhin<br />

werden die Handlungsstränge gut zusammengeführt.<br />

Statt dass er Top Dollar mit<br />

einer Waffe umbringt, setzt Eric Albrechts<br />

Erinnerungen von Shellys letzten 30 Stunden<br />

auf der Intensivstation ein, um Top<br />

Dollar abzuservieren. Dieser fällt schließlich<br />

vom Dach und wird auf einem Wasserspeier<br />

aufgespießt, dessen Mund blutrot<br />

verfärbt wird. Und wenn Graeme Revells<br />

anrührender Soundtrack nicht dafür sorgt,<br />

dass Sie in der Szene, in der Shelly ihrem<br />

Verlobten an ihrem Grab erscheint, zum<br />

Taschentuch greifen, dann sind Sie vermutlich<br />

schon tot. Was macht diesen Film so<br />

außergewöhnlich? Konventionelle <strong>Superhelden</strong>geschichten<br />

behaupten, dass jeder<br />

Mensch einen Unterschied machen kann,<br />

aber im Grunde bieten sie nur die Erfüllung<br />

eines Wunschtraums. Im wahren Leben tun<br />

sich Leute scheußliche Dinge an und gute<br />

Menschen müssen sinnlos leiden. The Crow<br />

ist ein finsteres Zerrbild der Wirklichkeit,<br />

aber er kommt dem, was wir im schlimmsten<br />

Falle vom Leben erwarten, näher als<br />

die meisten anderen Comicverfilmungen.<br />

Als Held ist die Krähe ebenso tödlich wie<br />

viele seiner Artgenossen, aber sie ist kein<br />

Macho-Klischee wie der Punisher und sie<br />

ist sehr viel schräger als Batman. Am<br />

ehesten erinnert der Held mit seinem Galgenhumor<br />

und seinem Harlekin-Make-up<br />

noch an den Joker. Als beispielsweise vor<br />

Augen der verschreckten Schurken eine<br />

Schusswunde magisch heilt, grenzt der<br />

Blick der Krähe an puren Wahnsinn. Eric ist<br />

im Grunde ein Film-noir-Held: Von der Welt<br />

isoliert, innerlich gequält und moralisch<br />

zwiespältig. Er ist nicht etwa aus dem<br />

Totenreich zurückgekehrt, um den Lebenden<br />

zu helfen, zumindest nicht in erster<br />

DER TEUFEL<br />

IM MENSCH<br />

5 wesentliche<br />

Goth-Filme<br />

der 90er<br />

EDWARD MIT den<br />

SCherenhÄnden (1990)<br />

1<br />

Tim Burton<br />

und Johnny<br />

Depp<br />

arbeiten hier<br />

zum ersten Mal<br />

zusammen.<br />

Der Film ist<br />

ein modernes<br />

Frankenstein-<br />

Märchen mit<br />

einer schönen<br />

Lovestory.<br />

Bram sToker’s DrACUla<br />

(1992)<br />

2<br />

Francis Ford<br />

Coppolas<br />

stylishe<br />

Verfilmung<br />

kann mit einem<br />

düsteren, sexy,<br />

romantischen<br />

und Furcht<br />

einflößenden<br />

Gary Oldman<br />

als Dracula<br />

punkten.<br />

Addams fAMily <strong>–</strong> in<br />

VERRÜCKTer TRADITion (1993)<br />

Eine der<br />

wenigen Fort-<br />

die 3setzungen,<br />

das Original sogar<br />

noch um einiges<br />

übertrifft. Sie<br />

glauben uns<br />

nicht? Wir sagen<br />

nur: Camp<br />

Chippewa.<br />

068 | <strong>Superhelden</strong> movie collectioN


The Crow<br />

Der harte Oberschurke Top Dollar<br />

beherrscht eine Furcht einflößende<br />

Stadt in The Crow.<br />

Alles an diesem düsteren Film ist bittersüß, sowohl<br />

vor der Kamera als auch dahinter.<br />

Linie, sondern um seinen Blutzoll zu fordern,<br />

Auge um Auge. Er hat keine Probleme mit<br />

dem Töten, er nimmt sogar eine riesige<br />

Schießerei in Kauf, nur um an einen einzelnen<br />

Mann zu gelangen. Aber dabei verlässt<br />

ihn sein schräger Sinn für Humor nie,<br />

es macht ihm Spaß, mit seinen Opfern zu<br />

spielen. Die Krähe ist nicht gerade ein<br />

Held, mit dem man sich leicht identifizieren<br />

kann, aber man tut es trotzdem. Unter<br />

anderem deshalb, weil seine Feinde so<br />

abstoßend sind, dass man sich freut, wenn<br />

die Gerechtigkeit siegt, aber in der Hauptsache,<br />

weil der Charakter mit so viel<br />

Gefühl, Konzentration und Tiefe gespielt<br />

wird. Brandon Lee ist das gebrochene Herz<br />

des Films, seine dunkle Seele. Wer in den<br />

Neunzigern groß geworden ist, wird sich<br />

sicherlich noch an diesen emotional überzogenen<br />

Klassiker erinnern. Die Krähe ist<br />

ein exemplarischer Held des 20. Jahrhunderts,<br />

befeuert von Liebe und Trauer <strong>–</strong> der<br />

Interview MIt einem<br />

Vampir (1994)<br />

Vampirischer<br />

4Selbsthass<br />

mit Tom Cruise,<br />

ungewöhnlich<br />

besetzt als der<br />

enigmatische<br />

Lestat und Brad<br />

Patt in einer<br />

Spitzenrolle als<br />

der gequälte<br />

Vampir Louis.<br />

typische Romantiker eben. Für Kids dieser<br />

Zeit war es der Moment, in dem die<br />

Goth-Kultur in den Mainstream schwappte.<br />

Für viele ist The Crow nur schwer zu ertragen,<br />

denn nur wenige Tage vor Drehschluss<br />

kam Brandon Lee auf tragische Weise ums<br />

Leben: Bei einem Unfall am Set wurde Lee<br />

mit einer leeren Patronenhülse erschossen,<br />

die von einer vorherigen Szene noch im<br />

Lauf einer Pistole steckte. Er war erst 28 und<br />

der Film ist ihm und seiner Verlobten Eliza<br />

gewidmet. Die tragischen Parallelen zwischen<br />

Figur und Darsteller wurden zu einer<br />

morbiden Legende, die den Film begleitete.<br />

Doch dabei sollte man nicht vergessen,<br />

dass Lee hier die beste Performance seiner<br />

kurzen Karriere gibt. Die markante Bildsprache<br />

des Films und Lees unvergessliche<br />

Leinwandpräsenz machen auch The Crow<br />

unvergesslich.<br />

Der hexenclub<br />

(1996)<br />

Für die<br />

verletzliche<br />

5Teenager-<br />

seele ist<br />

vermutlich nichts<br />

so schlimm,<br />

wie einer<br />

Gruppe Hexen<br />

beizutreten<br />

und dann<br />

rausgeschmissen<br />

zu werden.<br />

vorher sehen<br />

Blade<br />

Runner<br />

(1982)<br />

Die dystopischen<br />

Stadtlandschaften von<br />

The Crow sind von Ridley<br />

Scotts Klassiker beeinflusst.<br />

nachher sehen<br />

Batman<br />

Begins (2005)<br />

Wie auch Proyas erschafft<br />

Christopher Nolan ein<br />

wunderbar krankes<br />

Gotham City, das von<br />

innen verrottet ist und in<br />

dem es kaum Hoffnung<br />

gibt.<br />

MEINUNGen<br />

ZUM KLASSIKER<br />

So sehen es die FILMFans …<br />

„Ganz anders als die anderen<br />

Filme seiner Zeit. Hoffentlich<br />

wird ihm das Remake gerecht.<br />

#TheCrow”<br />

@Tim_M_Matthews<br />

„Der Lieblingsfilm meines WG-<br />

Mitbewohners. Ich fand ihn ok,<br />

aber nicht großartig. Eigenartige<br />

Regie, heute veraltet.“<br />

@willmurta<br />

„OMG, einer meiner<br />

Lieblingsfilme. A) Brandon Lee<br />

B) Geiles Make-up/Kostüme C)<br />

Epische Story D) Klasse Sätze<br />

#TheCrow”<br />

@Princess_N_SyFy<br />

„Ein Rachefilm, aber einer mit<br />

Herz. Deswegen spricht er<br />

die Leute an. Außerdem war<br />

er damals visuell neuartig.<br />

Eine wunderschöne Gothic-<br />

Geschichte.“<br />

@LilBlueKaiju<br />

„Der Comic ist eine wunderbar<br />

düstere Rachegeschichte, ich<br />

bin immer noch so begeistert<br />

wie damals. Der Film ist ok (der<br />

Soundtrack ist spektakulär).“<br />

@karlhughes001<br />

„Hat mir in schweren Zeiten<br />

geholfen. Epischer Comic,<br />

epischer Film. Bitte kein<br />

Remake!“<br />

@stefmatt68<br />

<strong>Superhelden</strong> movie collection | 069


Die dunkle Ära<br />

SUPERMAN REBOOTS<br />

gedruckte<br />

Premiere!<br />

NOCH NIE ZUVOR GESEHENe<br />

SUPERMAN-LIVESkonzeptkunST<br />

SUPERMAN<br />

REBOOTS<br />

Der Superman, den es nie gab<br />

Viele Jahre lang war der<br />

bekannteste aller Helden in<br />

einer Phantomzone gefangen.<br />

Denn in der Zeit zwischen<br />

Superman IV (1987) und<br />

Superman Returns (2006)<br />

scheiterte das lang erhoffte<br />

Superman-Reboot an vielen<br />

schlechten Ideen. Wir<br />

schauen gemeinsam mit Kevin<br />

Smith, JJ Abrams, Tim Burton<br />

und Nicolas Cage hinter die<br />

Kulissen des Superman-Films,<br />

den es nie gab.<br />

Superman ist fast allmächtig. Und zwar so<br />

mächtig, dass er selbst JJ Abrams, McG,<br />

Nicolas Cage, Tim Burton, Brett Ratner,<br />

Brendan Fraser, William Wisher und Wolfgang<br />

Petersen in die Knie gezwungen hat.<br />

Denn sie alle wollten sich in den Jahren zwischen<br />

Superman IV <strong>–</strong> Die Welt am Abgrund (1987) und<br />

Superman Returns (2006) an den größten Helden aller<br />

Zeiten heranwagen, allerdings ohne Erfolg. Viele Jahre<br />

lang war das Projekt das Sorgenkind Hollywoods. Zu<br />

wesentlichen Teilen liegt die Schuld bei Produzent Jon<br />

Peters, der 1989 mit Tim Burtons Batman seinen größten<br />

Erfolg feiern konnte. Doch mit seinen eher skurrilen<br />

Vorstellungen von einem Superman-Film geriet er<br />

immer wieder in Konflikt mit seinen Mitstreitern. In<br />

den diversen Drehbuchfassungen waren viele schräge<br />

Ideen zu finden, unter anderem sollte Superman ein<br />

schwarzes Outfit tragen, welches an die Matrix-Filme<br />

angelehnt war, oder seine Superkräfte verlieren und<br />

deshalb mit Panzerwagen und Hubschraubern gegen<br />

seinen diversen Kontrahenten vorgehen. Zu diesen<br />

zählten Lex Luthor, Doomsday, Brainiac oder ‚Lexiac‘,<br />

eine Mischung aus Brainiac und Mr. Luthor! Ein paar<br />

Riesenspinnen waren übrigens auch noch dabei! Heutzutage<br />

scheint der Gedanke, dass ein kraftloser Superman<br />

allein mit Gadgets kämpft, bestenfalls absurd,<br />

doch damals gab es einen guten Grund, ernsthaft<br />

da rüber nachzudenken: Denn auf diese Weise lassen<br />

sich mehr Produkte verkaufen. „Bei Batman wurden<br />

mit dem Merchandising größere Profite gemacht als<br />

mit dem Film“, so ein Insider, der nicht genannt werden<br />

möchte. „Das ist die Antwort. Es gab Dutzende<br />

von Batman-Actionfiguren. Peters wollte unbedingt<br />

einen Haufen Kram im Film haben, aus dem man<br />

dann später Spielsachen machen kann. Es war sogar<br />

von einem Kerl namens ‚der Auslöscher‘ die Rede, der<br />

einen ‚Auslöscher-Stab‘ hat. Im Prinzip ist gegen so<br />

All concept art © Tim Burgard and all costume photography © Steve Johnson unless stated otherwise. Man Of Steel © Warner Bros Pictures.All R<br />

070 | superhelden movie collectioN


SUPERMAN-REBOOTS<br />

„Aber manchmal siegte seine<br />

Dummheit. Er wollte, DAss Brainiac in<br />

der Antarktis gegen Eisbären kämpft.“<br />

Kevin Smith<br />

Supermans ,Matrix’-Anzug von<br />

FX-Veteran Steve Johnson<br />

etwas nichts zu sagen. Ein so teurer Film muss sich<br />

finanziell stützen können.“ Als Erster stieg der Autor<br />

Jonathan Lemkin (Demolition Man, Im Auftrag des<br />

Teufels) auf den Krypton-Express auf. Dessen wesentliche<br />

Vorgabe für das nie verfilmte Drehbuch zu Superman<br />

Reborn (1993) war, dass er erst mal „Bewegung<br />

in den Laden“ bringen sollte. Das ist ihm sicherlich<br />

gelungen. Der erste Teil der Geschichte konzentriert<br />

sich auf die Beziehung zwischen Clark und Lois.<br />

Superman fällt es nicht leicht, sein außerirdisches<br />

Herz einer menschlichen Frau zu schenken. Erst nach<br />

seinem Kampf gegen Doomsday, als er sterbend in<br />

ihren Armen liegt, wird er sich seiner Gefühle<br />

bewusst. „Er stirbt und gesteht ihr seine Liebe“, so<br />

Lemken. „Und seine Lebensenergie überträgt sich auf<br />

sie. Lois stellt fest, dass sie schwanger ist. Ihr Kind<br />

wird in nur drei Wochen einundzwanzig Jahre alt.<br />

Superman ersteht wieder auf.“ Lemken war sich<br />

durchaus darüber im Klaren, dass der Superman-Mythos<br />

starke Parallelen zum Christentum aufweist,<br />

denn immerhin gibt es einen himmlischen Vater, der<br />

seinen einzigen Sohn zur Erde schickt. Daher hat es<br />

Lemken Spaß gemacht, mit dem Konzept einer unbefleckten<br />

Empfängnis zu spielen. „Ich wollte damit religiösen<br />

Fundamentalisten auf die Füße treten“, sagt er<br />

mit einem Lächeln. „Ich denke, die meisten Leute hätten<br />

die Ironie verstanden. Im meine, Batman hatte<br />

einen Hosenbeutel an, er hatte Plastiknippel an der<br />

Rüstung, um Himmels willen!“ Beim Studio ist die<br />

Ironie wohl nicht so gut aufgenommen worden, man<br />

wandte sich an einen anderen Autoren, Gregory<br />

Poirier, der zuvor mit Peters an Rosewood Burning<br />

zusammengearbeitet hat. In seiner Fassung kommt<br />

Superman als Alien nicht so ganz mit den Menschen<br />

klar. Während er noch in sich geht, muss er dann<br />

auch noch gegen Brainiac und die Kreatur Doomsday<br />

antreten, der übrigens flüssiges Kryptonit blutet! Auch<br />

das war ein Schuss in den Ofen. Als nächster<br />

superhelden movie collection | 071


Die dunkle Ära<br />

SUPERMAN REBOOTS<br />

Ein SUPERMAN<br />

Spricht<br />

Brendan Fraser über<br />

McG und JJ Abrams’<br />

Superman Flyby<br />

Auch Brendan<br />

Fraser hat das<br />

berühmte Kostüm<br />

anprobiert, denn er sollte in JJ<br />

Abrams‘ Superman Flyby unter<br />

der Regie von McG den viel<br />

besungenen „Mann aus Stahl“<br />

spielen. „Ich will niemandem<br />

auf die Füße treten, aber<br />

meiner Meinung nach war das<br />

Drehbuch viel besser als das<br />

von Bryan Singers Superman<br />

Returns. JJ Abrams hatte eine<br />

sehr große Vision, es ging<br />

um ganze Galaxien, es war<br />

wie der Dritte Weltkrieg, nur<br />

waren verschiedene Planeten<br />

daran beteiligt. Aber es gab<br />

auch gute Charaktere, zum<br />

Beispiel zwei Brüder, die einen<br />

Krieg gegeneinander führen,<br />

„JJ Abrams<br />

hatte eine sehr<br />

groSSe Vision, es<br />

ging um ganze<br />

Galaxien.“<br />

Brendan Fraser<br />

und es gab irre Superkräfte.<br />

JJ kann so etwas sehr gut.<br />

Nachdem das Projekt also nie<br />

zustande kam, haben wir uns<br />

zum Mittagessen getroffen,<br />

und er sagte mir, dass er<br />

in Hawaii ist und eine Serie<br />

namens Lost macht. Vielleicht<br />

waren bei Superman einfach<br />

die Erwartungen zu hoch. Ich<br />

wusste nicht, wer Brandon<br />

Routh überhaupt ist, aber er<br />

hat die Rolle sehr gut gespielt.<br />

Aber schlussendlich musste<br />

ich mir die Frage stellen, ob die<br />

Leute überhaupt noch einen<br />

Superman-Film sehen wollen.“<br />

072 | superhelden movie collectioN


SUPERMAN-REBOOTS<br />

Das design VON SUPERMAN LIVES<br />

KONZEPTKÜNSTLER TIM BURGARD ÜBER RIESENSPINNEN, KEVIN SMITH UND DEN TOD SUPERMANS<br />

Wie kamen Sie zu Superman<br />

Lives dazu?<br />

Man hatte meinen Agenten<br />

angesprochen. Ich habe dann Probezeichnungen<br />

für Jon Peters, den<br />

ausführenden Produzenten von<br />

Superman und der Batman-Reihe,<br />

gemacht. Eines muss ich ihnen zugute<br />

halten, obwohl sie Superman<br />

sehr stark verändern wollten,<br />

sollten sie auch die Geldgeber<br />

bei Warner Bros. davon<br />

überzeugen, dass es echt cool<br />

wäre, wenn Superman einen<br />

anderen Gegner als einen<br />

Typen in einem Elasthankostüm<br />

oder den alten Glatzkopf hat.<br />

Wie eng haben Sie mit Smith und<br />

Peters zusammengearbeitet?<br />

Ich habe mit zwei FX-Produzenten<br />

gearbeitet, die bereits an Space<br />

Jam beteiligt waren. Ich war auch<br />

in Rick Bakers Studio, um mir einen<br />

besseren Eindruck zu verschaffen.<br />

Er hatte ein riesiges Alien, das wie<br />

eine Gottesanbeterin aussah. Ich<br />

hatte insgesamt drei Meetings mit<br />

Peters. Smith war bei einem der<br />

Meetings dabei, hat aber kaum<br />

etwas gesagt. Peters hat meine<br />

Riesenspinne als „ausgekotztes<br />

Mittagessen“ beschrieben. Seine<br />

Lösung war, dass sie ein menschliches<br />

Gesicht haben soll. Ich fand<br />

das vollkommen falsch, aber ich<br />

habe es halt tun müssen. Ein Alien<br />

mit menschlichem Gesicht?<br />

„Der ROTE UND BLAUE ANZUG<br />

erscHIENEN ‚zu schwul‘“<br />

tim burgard<br />

Was für Regieanweisungen hat<br />

man Ihnen gegeben?<br />

Der Showdown des Films sollte<br />

gruselig sein <strong>–</strong> ich dachte in Richtung<br />

Alien, vermischt mit einer Riesenspinne.<br />

Das Schwierigste war,<br />

dass wir Superman so gut wie nicht<br />

zeigen sollten, obwohl er Teil der<br />

Zeichnungen war. Er durfte nicht<br />

in Rot und Blau zu sehen sein. Jon<br />

fand, das sieht zu „schwul“ aus. Als<br />

Kompromiss habe ich das Outfit<br />

genommen, das er in dem Death of<br />

Superman-Comic anhatte.<br />

An Nicolas Cage wurde bereits<br />

ein Testanzug entworfen.<br />

Wie haben Sie erfahren, dass aus<br />

Superman Lives nichts wird?<br />

Ich hatte gehofft, dass ich zur<br />

Produktion dazugehöre. Ich hatte<br />

immerhin schon für Tim Burton<br />

an Mars Attacks! gearbeitet. Ich<br />

wusste, dass sein Lieblings-Storyboard-Zeichner<br />

gerade nicht<br />

zur Verfügung stand. Trotzdem,<br />

ich hatte gehofft, dass ich<br />

jetzt auch dazugehöre.<br />

Weit gefehlt! Ich wusste<br />

so wenig über den Film wie<br />

alle anderen auch.<br />

Was hat Ihnen an dieser Version<br />

der Figur gefallen?<br />

Ich fand die Story spannend. Aber<br />

ich glaube, Nicolas Cage sollte<br />

Superman spielen, darauf habe<br />

ich mich nicht gerade gefreut. Ich<br />

hätte es gern gesehen, dass man<br />

mehr vom DC-Universum sieht. Ich<br />

finde, sie sollten zum Beispiel mal<br />

Brainiac zum Zuge kommen lassen,<br />

und nicht immer nur Lex Luthor.<br />

Tim Burgards Zeichnungen finden<br />

Sie auf www.timburgardart.com.<br />

Kandidat bekam Kevin Smith die Schlüssel zur<br />

Festung der Einsamkeit überreicht. Smith scheut sich<br />

bis heute nicht, sehr offenherzig über das Projekt zu<br />

reden. Er hatte mit Warner Bros. über verschiedene<br />

Filme gesprochen, aber am meisten interessierte ihn<br />

Superman <strong>–</strong> hauptsächlich, weil ihm Poiriers Drehbuch<br />

Sorgen bereitete; er war der Meinung, der Autor<br />

sei der Sache nicht gewachsen und wisse nur wenig<br />

über Superman oder Comics im Allgemeinen. Bei<br />

einer Besprechung mit einigen Managern von Warner<br />

hatte er die Gelegenheit, seine Meinung kundzutun <strong>–</strong><br />

und daraufhin gab man ihm den Job. „Ich traf mich<br />

mit Lorenzo di Bonaventura. Ein super Typ, echt intelligent.<br />

Aber Jon Peters ist weder ein guter Typ noch<br />

sonderlich intelligent. Egal, ich habe mich trotzdem<br />

darauf gefreut, ihn kennenzulernen, denn immerhin<br />

ist er der Mann, der Batman produziert hat. Doch seiner<br />

Meinung nach hatte Tim Burton im Grunde nichts<br />

mit dem Erfolg von Batman zu tun. Peters hat zum<br />

Beispiel behauptet, dass der Grund, warum Batman<br />

funktioniert hat, der Schwertkampf am Anfang des<br />

Films war, als Batman in einer engen Gasse in Gotham<br />

City von einer Gang angegriffen wird. Er meinte, der<br />

Film habe deswegen 300 Millionen Dollar eingespielt,<br />

weil die Kerle tatsächlich mit Schwertern umgehen<br />

konnten. Und ich dachte mir: ‚Echt, man braucht nur<br />

Schwertkämpfer, um einen Hit zu produzieren?‘ Aber<br />

wie dem auch sei, die beiden schienen mich zu mögen.<br />

Jon wollte immer nur auf sein Bauchgefühl hören, und<br />

er lag völlig daneben. Er hat mal zu mir gesagt: ‚Weißt<br />

du, warum du und ich es richtig machen und einen<br />

tollen Film machen werden? Weil wir beide Superman<br />

„Jon Peters fand, DIE<br />

fLUGSEqUENZEN MIT LOIS<br />

LANE AUS DEN ALTEN fILMEN<br />

SAHEN scHREcKLIch AUS.“<br />

kevin smith<br />

verstehen. Wir sind auf den Straßen aufgewachsen.‘<br />

Und ich dachte mir: ‚Ey, du warst früher Friseur und<br />

ich bin aus der Vorstadt. Wir haben beide überhaut<br />

keine Ahnung von den Straßen.‘ Meistens habe ich<br />

mich mit Peters gut verstanden, obwohl er ein paar<br />

schräge Ideen hatte, dann musste man ihm immer mal<br />

wieder Vernunft einreden. Aber manchmal siegte seine<br />

Dummheit. Er wollte, dass Brainiac in der Antarktis<br />

gegen Eisbären kämpft, an der Festung der Einsamkeit.<br />

So was ist doch peinlich! Und er hat immer<br />

gesagt, dass Brainiac Luthor einen ‚Weltraum-Hund‘<br />

geben soll, irgendein Vieh aus seiner Menagerie. Er<br />

gibt Luthor einen Hund, Luthor hat Angst vor dem<br />

Hund und der Hund kann ihn nicht ausstehen. Und<br />

ich so: ‚Das passt eigentlich nicht so zur Story, oder?<br />

Warum brauchen wir das?‘ Und er sagte: ‚Ich brauche<br />

einen Chewbacca.‘ Damals kam die Star Wars-Trilogie<br />

gerade wieder in die Kinos und er sagte immer:<br />

‚Chew bacca ist so knuddelig. Daraus kann man eine<br />

Spielzeugpuppe machen, also schreib mir einen Space-Hund.‘<br />

Darüber haben wir die ganze Zeit gestritten.<br />

Am Ende konnte ich ihn überzeugen. Er ließ sich<br />

immer von dem beeinflussen, was er gerade im Kino<br />

gesehen hat.“ Doch Peters hörte nicht auf, die Richtung<br />

der Geschichte zu verändern. „Zum Beispiel“, so<br />

superhelden movie collection | 073


Die dunkle Ära<br />

SUPERMAN REBOOTS<br />

DIE VERLORENEN<br />

SUPERMAN-<br />

FILME<br />

Alles, was Sie über die<br />

verlorenen Superman-<br />

Reboots wissen müssen.<br />

SUPERMAN V: REBORN (1993-1995)<br />

Regie: Niemand Autoren: Jonathan Lemkin, Gregory Poirer<br />

Besetzung: Niemand<br />

1<br />

Inhalt: Während<br />

Superman und<br />

Lois Lane mit<br />

ihren Beziehungsproblemen<br />

zu tun<br />

haben, kommt<br />

Doomsday auf<br />

der Erde an und<br />

Superman stirbt am<br />

Ende. Seine Lebenskraft<br />

geht auf Lois<br />

über. Das führt zu<br />

einer unbefleckten<br />

Empfängnis und der<br />

magischen Wiedergeburt<br />

Supermans.<br />

In Poiriers Fassung<br />

kommen noch<br />

Brainiac, der Parasit<br />

und Silver Banshee<br />

dazu.<br />

SUPERMAN LIVES (1996-2000)<br />

Regie: Tim Burton Autoren: Kevin Smith, Wesley Strick, Dan Gilroy<br />

Besetzung: Nicolas Cage (als Superman), Tim Allen (angefragt für<br />

Brainiac), Kevin Spacey (angefragt für Lex Luthor)<br />

BATMAN VERSUS SUPERMAN (2002)<br />

Regie: McG (ausgestiegen), Wolfgang Petersen<br />

Autoren: Andrew Kevin Walker, Paul Attanasio, Akiva Goldsman<br />

Besetzung: Will Smith (angefragt für Superman)<br />

3<br />

Eine Weile<br />

lang wurde<br />

statt eines<br />

Superman-Films<br />

dieses Projekt<br />

entwickelt, bei<br />

dem Wolfgang<br />

In Smiths<br />

Fassung schickt<br />

2 Brainiac Doomsday<br />

zur Erde, um<br />

Superman zu töten,<br />

indem er die Sonne<br />

abblockt und Superman<br />

so seiner Kräfte<br />

beraubt. Superman<br />

stirbt, wird aber von<br />

einem kryptonischen<br />

Roboter<br />

namens „Der Auslöscher“<br />

zum Leben<br />

erweckt. Brainiac<br />

verbündet sich mit<br />

Luthor. In Stricks<br />

Fassung muss<br />

sich Superman<br />

damit auseinandersetzen,<br />

dass er<br />

von einem anderen<br />

Petersen die Regie<br />

führen sollte.<br />

Die Charaktere<br />

sollten hier älter<br />

sein, Robin, Alfred<br />

und Gordon sind<br />

tot, Superman<br />

Planeten stammt.<br />

Brainiac und Luthor<br />

schließen sich<br />

zu einem neuen<br />

Wesen namens<br />

Lexiac zusammen.<br />

In Gilroys dritter<br />

Fassung zerstört<br />

Brainiac Krypton<br />

und verfolgt KalEl<br />

bis auf die Erde.<br />

und Lois sind<br />

geschieden. Lex<br />

Luthor hat einen<br />

Plan, demzufolge<br />

sich Superman und<br />

Batman gegenseitig<br />

zerstören sollen.<br />

DIE MEISTEN DIESER<br />

ZEICHNUNGEN<br />

WURDEN NOCH NIE<br />

VERÖFFENTLICHT<br />

Tim Burgards Zeichnungen<br />

von der Riesenspinne<br />

SUPERMAN FLYBY (2002-2004)<br />

Regie: Brett Ratner (ausgestiegen), McG, Bryan Singer (daraus<br />

wurde Superman Returns)<br />

Autoren: JJ Abrams, Josh Schwartz<br />

Besetzung: Josh Hartnett (angefragt für Superman), Jude Law<br />

(angefragt für Superman), Christopher Walken (angefragt für<br />

Perry White), Shia LaBeouf (angefragt für Jimmy Olsen), Scarlett<br />

Johansson (angefragt für Lois Lane), Johnny Depp (angefragt für<br />

Lex Luthor)<br />

4<br />

Krypton geht<br />

nicht unter.<br />

KalEl wächst<br />

auf der Erde zu<br />

Superman heran<br />

und steht im<br />

Mittelpunkt eines<br />

galaktischen<br />

Bürgerkriegs, der<br />

die Erde bedroht.<br />

Johnsons „Matrix“-Kostüm hätte nur in einer einzelnen Szene getragen werden können.<br />

074 | superheLDen MOvie COLLectioN


SUPERMAN-REBooTS<br />

Der Tod des Charakters durch Doomsday und seine anschließende Wiedergeburt war 1992 und 1993 in den<br />

Comics zu lesen, und hatte einen großen Einfluss auf die Filme, die zu der Zeit produziert werden sollten.<br />

„Für mich war dieses Projekt<br />

wichtig, weil es Kinder auf der<br />

ganzen Welt begeistern würde.“<br />

Nicolas Cage<br />

Smith, „gab es zuerst einen epischen Kampf zwischen<br />

Superman und Doomsday, aber den haben wir verändert,<br />

weil Jon der Meinung war, sie müssten unbedingt<br />

in der Kanalisation von Metropolis kämpfen. Keine<br />

Ahnung, warum. Der ganze Film spielte im Dunkeln, er<br />

wollte wohl Metropolis nie bei Tageslicht sehen. Und<br />

dann sollen sie noch runter in die Kloake? Er wollte,<br />

dass sie beide völlig mit Dreck bedeckt sind, weil er einfach<br />

das Superman-Kostüm nicht mochte. Darüber hat<br />

er ununterbrochen geredet. Er fand das Kostüm zu<br />

schwul. Er wollte Superman nicht im Kostüm sehen.<br />

Aber warum macht man dann überhaupt einen Superman-Film?<br />

Das Ganze wurde immer schlimmer. Er<br />

wollte auch, dass Superman nicht fliegt“, meint der<br />

sichtlich erschöpfte Smith. „Er hat immer gesagt, Superman<br />

darf auf keinen Fall fliegen. Jon Peters fand, die<br />

Flugsequenzen mit Lois Lane aus den alten Filmen<br />

sahen schrecklich aus. Also durfte Superman nicht fliegen.<br />

Echt schräg! Er durfte nicht fliegen und er durfte<br />

sein Kostüm nicht tragen. Im Grunde wollte er einen<br />

Batman-Film machen, denn Superman ist im Allgemeinen<br />

vorwiegend für sein Kostüm bekannt, und dafür,<br />

dass er fliegen kann.“ Als Smith schließlich die Konsequenzen<br />

zog und aus dem Projekt ausstieg, kam Tim<br />

Burton als Regisseur hinzu. Er entschied sich dafür,<br />

dass Wesley Strick das Drehbuch umschreiben sollte.<br />

Nicolas Cage sollte Superman spielen und zu dritt arbeiteten<br />

sie an dem Konzept, wie es sich wohl für Superman<br />

anfühlen muss, als Außerirdischer auf der Erde zu<br />

leben. „Ab und zu“, so Nicolas Cage, „will ich einen<br />

Film drehen, der einen Unterschied macht. Zum Beispiel<br />

Stadt der Engel. Aber wenn man wirklich einen Unterschied<br />

machen will, wenn man wirklich etwas Gutes<br />

für die Welt tun will, dann muss man in einem sehr<br />

jungen Alter anfangen. Ich habe noch nie zuvor einen<br />

Film für Kinder gemacht, aber für mich war Superman<br />

die Möglichkeit, Kinder auf der ganzen Welt anzusprechen,<br />

und ihnen etwas zu geben, woran sie glauben. Ich<br />

will nicht beurteilen, wie Kinder sich manchmal gegenseitig<br />

behandeln, aber für mich war dieses Projekt wichtig,<br />

weil es Kinder auf der ganzen Welt begeistern würde.<br />

Ich wollte den Kindern dieser Welt einen Wunsch<br />

erfüllen. Oder zumindest wollte ich es versuchen, ich<br />

wollte über die Idee nachdenken, wie es ist, ein Ausgestoßener<br />

zu sein. Superman fühlt sich sicher einsam, er<br />

fühlt sich verstoßen, er fühlt sich wie ein Außenseiter.<br />

So habe ich mich als Kind in der Schule immer gefühlt.<br />

Und ich dachte mir, vielleicht können wir es erreichen,<br />

dass die Kinder sich gegenseitig ein bisschen weniger<br />

hänseln, weil auch Superman anders ist. Das mag vielleicht<br />

etwas zu heavy klingen, aber wir wollten etwas<br />

Positives erreichen.“ Doch auch dieses Projekt kam nie<br />

zustande. Autoren wie Strick, Dan Gilroy, Alex Ford und<br />

William Wisher kamen und gingen. Burton drehte<br />

schließlich stattdessen Sleepy Hollow. Doch der Superman-Film<br />

hatte noch immer einen Puls, man dachte<br />

über Brett Ratner und McG als mögliche Regisseure<br />

nach. 2002 kam JJ Abrams hinzu, um ein Dreh-<br />

superhelden movie collection | 075


Die dunkle Ära<br />

SUPERMAN REBOOTS<br />

Brainiacs erster Auftritt in Action Comics #242 (1958)<br />

„Ich bin es überdrüssig,<br />

von grossen Kinohits<br />

enttäuscht zu werden,<br />

das gibt es zur Genüge.“<br />

JJ Abrams<br />

buch namens Superman Flyby zu schreiben, ein<br />

radikaler Denkansatz, bei dem der Planet Krypton nicht<br />

untergeht und Lex Luthor sich als einer seiner Einwohner<br />

entpuppt. „Das Wunderbare an Superman ist, dass<br />

ich als Kind ein Riesenfan war“, meint Abrams voller<br />

Enthusiasmus. „Nachdem es jahrelang nicht geklappt<br />

hat, hatte jeder eine sehr gute Einstellung, wir waren<br />

für alles offen. Es gab wahnsinnig gute Ideen, die weit<br />

über die Story hinausgingen. Alias war eine gute Übung<br />

für mich. Bei Superman haben wir viel darüber gesprochen,<br />

wo er herkommt und wo er enden wird. Es sollte<br />

ein Superman für alle werden und nicht nur für Leute,<br />

die den Charakter bereits kennen, eine Neuerzählung<br />

von Superman. Es sollte keine Fortsetzung werden, sondern<br />

ein Superman-Film, der auf eigenen Füßen steht.<br />

Ich bin es echt überdrüssig, von großen Kinohits enttäuscht<br />

zu werden, das gibt es zur Genüge. Wir wollten<br />

die Art von Film machen, die wir als Kinder gesehen<br />

hatten. Wir haben uns alle Mühe gegeben, damit es ein<br />

schönes Kinoerlebnis wird.“ Als später McG dazu kam,<br />

hätte er das Projekt viel lieber in eine ganz andere Richtung<br />

gelenkt. „Superman ist ein toller Charakter“, gibt<br />

er zu, „aber ich hätte die Figur unendlich viel dunkler<br />

und komplexer gemacht, weniger der Pfadfinder und<br />

mehr der Außerirdische, der einsam unter uns lebt. Auf<br />

keinen Fall deprimierend, aber etwas härter. Ich vermute,<br />

dass das den Leuten gefallen hätte.“ Auch Kevin<br />

Smith gibt zu, dass es „keine definitive Version von<br />

Superman gibt. Den Charakter gibt es schon so lange,<br />

und es ist noch niemandem gelungen, ihn zu definieren.<br />

Es gibt einfach keinen eindeutigen Superman. Das<br />

ist das Wunderbare daran: Wenn er in den richtigen<br />

Händen ist, können fantastische Dinge geschehen. Mir<br />

ging es nie darum, das letzte Wort in Sachen Superman<br />

zu sprechen. Ich wollte nur das tun, was auch die großen<br />

Comic-Künstler getan haben. Wenn mir das gelungen<br />

wäre, wenn ich etwas vom Zauber der Comics auf<br />

die Leinwand hätte bringen können, hätte das vollauf<br />

gereicht. Superman ist immer ein Trip, es ist Eskapismus,<br />

aber man muss den Charakter so ernst nehmen,<br />

dass die Zuschauer wirklich glauben, er kann fliegen.<br />

Es hat viel Spaß gemacht, dabei zu sein, weil ich genau<br />

sehen konnte, was falsch gelaufen ist und was mit dem<br />

System nicht stimmt. Man schaut sich immer <strong>Superhelden</strong>filme<br />

an und denkt sich: Wieso haben sie diese<br />

Figur so verkackt? Warum machen sie es nicht einfach<br />

richtig? Dafür gibt es einen Grund: Alle Drehbücher<br />

sind immer nur Konsensfassungen, sie müssen von<br />

einem ganzen Komitee abgenommen werden. Klar, ich<br />

weiß, dass es wichtige Aspekte gibt, dass Merchandising<br />

wichtig ist und jeder viel Geld machen will. Aber<br />

es gibt keinen Grund, warum ein Film nicht auch gut<br />

sein kann.“<br />

Die Superman Anthology gibt es auf DVD und Blu-ray<br />

Eine Anzug-Zeichnung<br />

von Steve Johnson aus<br />

Superman Lives.<br />

© Steve Johnson.<br />

076 | superhelden movie collectioN


SUPERMAN-REBOOTS<br />

WAS WURDE AUS<br />

SUPERMAN LIVES?<br />

Was faszinierte Sie an Superman Lives?<br />

Als der Film angekündigt wurde, fand ich, es klang wie<br />

eine sehr abenteuerliche Interpretation. Tim Burton und<br />

Nicolas Cage, das fand ich eine gute Idee, genau das<br />

Richtige für den Charakter. Ich denke, der Film hätte<br />

funktionieren können, in kreativer Hinsicht wie auch<br />

an den Kinokassen. Der Charakter brauchte einfach<br />

ein Reboot. Es reichte nicht, sich zurückzubesinnen,<br />

man musste in die Zukunft schauen und ihn neu<br />

interpretieren.<br />

Als die Finanzierung stand, was war das gröSSte Problem?<br />

Nachdem die Kickstarter-Kampagne funktioniert hat,<br />

war für mich die größte Herausforderung, mit all den<br />

Leuten in Kontakt zu kommen, die vor 15 Jahren mit<br />

dem Projekt zu tun hatten. Ich musste mich in sehr<br />

viel Geduld üben. Erst nach und nach sagten einige<br />

Jon Schnepp mit Superman Lives-Regisseur Tim Burton.<br />

Der Animation-Regisseur Jon Schnepp (Metalocalypse,<br />

Venture Bros) wandte sich aus gutem Grund der<br />

Live-Action zu: Er wollte die Geschichte hinter<br />

Tim Burtons nie verfilmtem Superman-Reboot <strong>–</strong><br />

Superman Lives <strong>–</strong> an die Öffentlichkeit bringen. Im<br />

März 2013 startete er eine Kickstarter-Kampagne und<br />

drehte Interviews mit Burton und Drehbuchautor<br />

Kevin Smith. Das Resultat ist The Death Of Superman<br />

Lives: What Happened?<br />

Leute zu und dadurch baute sich langsam, aber sicher<br />

ein gewisses Vertrauen in mich und meinen Dokumentarfilm<br />

auf. Das Ganze hat insgesamt doppelt so<br />

lang gedauert wie ich gedacht hatte, aber rückblickend<br />

würde ich es nicht anders machen, weil es für mich<br />

eine sehr natürliche Entdeckungsreise war. Das Beste<br />

an dieser archäologischen Ausgrabung waren nicht<br />

nur die unglaublichen Zeichnungen und Designs, auf<br />

die ich gestoßen bin, sondern auch die Erinnerungen<br />

der Mitglieder des Teams von vor 15 Jahren, die erlebt<br />

haben, wie ihre Arbeit die Sichtweise ihrer Kollegen<br />

beeinflusst hat.<br />

Wurden sie dabei von unerwarteter Seite unterstützt?<br />

Die wichtigste<br />

Unterstützung kam<br />

von Tim Burton, der<br />

sich in das Projekt einschaltete. Er hat sich interviewen<br />

lassen, aber er hat die ganze Sache auch abgesegnet,<br />

zusammen mit seinem Produzenten Derek Frey. Als<br />

die beiden an Bord waren, schöpfte auch der Rest seines<br />

kreativen Teams mehr Vertrauen zu mir und ließ sich<br />

interviewen, so zum Beispiel Szenenbildner Rick Heinrichs<br />

und die Kostümbildnerin Colleen Atwood. Tim<br />

war sehr offen, er hat mir all seine Designs gezeigt und<br />

wie seine Vision von Superman ausgesehen hätte.<br />

Gab es dabei überraschende Einsichten?<br />

Tim sprach sehr offen mit mir, nicht nur über seine<br />

Interpretation des klassischen DC-<strong>Superhelden</strong>, sondern<br />

auch darüber, wie es sich wohl anfühlen mag, als<br />

Außerirdischer auf der Erde zu leben und Superkräfte zu<br />

haben. Er wollte das visuell auf eine ganz neue Art zeigen,<br />

die wir noch nie gesehen haben, und den Charakter<br />

Supermans, und die Art, wie er damals gesehen wurde,<br />

neu interpretieren. Ich habe sehr viele Zeichnungen und<br />

Set-Designs gesehen, ich habe viel von den Schauspielern<br />

gehört und erfahren, was für eine Energie dieses<br />

Projekt mal hatte, bevor das Studio mit dem Ganzen<br />

Schluss gemacht hat. Ich bin mir sicher, es wäre einer<br />

der coolsten <strong>Superhelden</strong>filme aller Zeiten geworden.<br />

Wie sehen die Pläne für die Doku aus?<br />

Ich möchte den Film Ende 2014 rausbringen. Ich<br />

versuche gerade, das Geld<br />

aufzutreiben, damit wir<br />

gewisse Szenen aus dem<br />

Drehbuch nachstellen können.<br />

Dabei stützen wir uns<br />

auf die Designs, die es gibt.<br />

Ich hoffe, dass ich das zu den<br />

an sich schon sehr schönen<br />

Interviews hinzufügen kann.<br />

Dokumentarfilme sind etwas<br />

Neues für mich, ich kenne mich<br />

mit Animation und Live-Action<br />

aus, wo man feste Drehbücher<br />

und einen Produktionsplan<br />

hat. Hier muss man viel planen<br />

und warten. Ich arrangiere die<br />

Interviews bereits Wochen oder<br />

Monate im Voraus. Es war eine<br />

neue Erfahrung für mich und sie<br />

war echt fantastisch. Ich hoffe,<br />

dass der Zuschauer das auch so<br />

empfindet.<br />

Mehr über The Death Of Superman Lives: What<br />

Happened? Finden Sie auf www.facebook.com/<br />

TheDeathOfSupermanLivesWhatHappened?<br />

the superhelden movie collection | 077


X-men<br />

SPIDER-MAN<br />

die SILBERNE ÄRA<br />

feature: Seite 80<br />

X-MEN<br />

regisseur: Bryan Singer<br />

BESETZUNG: Patrick Stewart, Hugh<br />

Jackman, Ian McKellen<br />

KINOSTART: 14. Juli 2000<br />

l X-Men ist sicher wohlgeraten und die<br />

Effekte immer noch toll, aber der Film gibt<br />

nur einen Vorgeschmack darauf, was<br />

folgen sollte <strong>–</strong> eigenständige Abenteuer.<br />

THE SPECIALS<br />

regisseur: Craig Mazin<br />

BESETZUNG: Rob Lowe, Thomas Haden<br />

Church, Paget Brewster<br />

KINOSTART: 18. September 2000<br />

l Mit einem Drehbuch von Guardians of<br />

the Galaxy-Regisseur James Gunn ist diese<br />

scherzhafte Low-Budget-Komödie gleichermaßen<br />

putzig und satirisch.<br />

UNBREAKABLE<br />

regisseur: Bryan Singer<br />

BESETZUNG: Bruce Willis, Samuel L.<br />

Jackson, Robin Wright<br />

KINOSTART: 22. November 2000<br />

l Mit seinem lakonischen <strong>Superhelden</strong>film<br />

Unbreakable liefert M. Night Shyamalan<br />

nicht nur seinen besten Streifen seit The<br />

Sixth Sense ab, sondern auch eine clevere<br />

Dekonstruktion von als Thriller getarnten<br />

Comicbuch-Geschichten.<br />

feature: Seite 86<br />

SPIDER-MAN<br />

DER SUPERHELDENFILME<br />

Mit Bryan Singers X-Men und Sam Raimis Spider-Man zeigen zwei<br />

von Marvels größten Bestsellern, wie der moderne <strong>Superhelden</strong>film<br />

sein sollte, beschwören aber eine Reihe von simplen Nachahmern herauf.<br />

Mit X-Men: Der letzte Widerstand und Spider-Man 3 erleben wir<br />

letztendlich das Ende klassischer Franchises.<br />

regisseur: Sam Raimi<br />

BESETZUNG: Tobey Maguire, Kirsten<br />

Dunst, Willem Dafoe<br />

KINOSTART: 3. Mai 2002<br />

l Warm, großherzig und selbstbewusst.<br />

Sam Raimi zeigt das Potenzial von Comicbuch-Verfilmungen<br />

genauso geschickt,<br />

wie er den Wandel von Spidey in einen<br />

von Dach zu Dach springenden Wildfang<br />

zeigt. In der Hauptrolle ist ein unglückseliger<br />

Tobey Maguire zu sehen.<br />

2000<br />

bis 2007<br />

BLADE II<br />

regisseur: Guillermo del Toro<br />

BESETZUNG: Wesley Snipes, Kris Kristofferson,<br />

Ron Perlman<br />

KINOSTART: 22. März 2002<br />

l Del Toro bringt viele eigene Ideen ein,<br />

diese zerstören das Franchise jedoch<br />

nicht, sondern beleben es sogar als eine<br />

Art Action-Horror-Hybrid neu, der sogar<br />

besser zu den Comic-Vorlagen passt und<br />

Hellboy später eine Bühne gibt.<br />

DAREDEVIL<br />

regisseur: Mark Steven Johnson<br />

BESETZUNG: Ben Affleck, Jennifer Garner,<br />

Colin Farrell<br />

KINOSTART: 14. Februar 2003<br />

l Als eine Art New-Metal-Spidey tastet<br />

Daredevil nach seiner Comic-Vorlage, trifft<br />

aber den grüblerischen Ton nur in einigen<br />

seltenen Momenten eigentümlicher Brillanz<br />

und bleibt ansonsten nur eine Art<br />

Musikvideo-Kulisse.<br />

X-MEN 2<br />

regisseur: Bryan Singer<br />

BESETZUNG: Patrick Stewart, Hugh Jackman,<br />

Halle Berry<br />

KINOSTART: 2. Mai 2003<br />

l Obwohl X-Men 2 die meisten der<br />

Serienhighlights (z. B. Teleport-Kung-Fu und<br />

die Attacke auf das Anwesen) beinhaltet,<br />

wird die gute Arbeit beinahe durch eine<br />

richtungslose zweite Hälfte und frustrierende<br />

Charakterentwürfe zerstört.<br />

Batman<br />

HellBoy<br />

HULK<br />

regisseur: Ang Lee<br />

BESETZUNG: Eric Bana, Jennifer Connelly,<br />

Sam Elliott<br />

KINOSTART: 20. Juni 2003<br />

l Ang Lee steckt nachweisliche Leidenschaft<br />

in Hulk, seine visuellen Tricks und<br />

tollen Kulissen spiegeln nahtlos die Comicbuch-Vorlage<br />

wider. Traurigerweise ist die<br />

clevere Regie sehr viel interessanter als die<br />

Handlung des Films.


feature: Seite 90<br />

HELLBOY<br />

fantastic foUr<br />

regisseur: Guillermo del Toro<br />

BESETZUNG: Ron Perlman, Doug Jones,<br />

Selma Blair<br />

KINOSTART: 2. April 2004<br />

l Als eine Mischung aus dem Quatsch<br />

von Rocketeer und der Clock-Punk-Verrücktheit<br />

von del Toros eigenen Erfindungen ist<br />

Hellboy ein maßgeschneidertes Indie-<br />

Vergnügen inmitten von Marvels Nebenlizenz-Figuren.<br />

THE PUNISHER<br />

regisseur: Jonathan Hensleigh<br />

BESETZUNG: Thomas Jane, John Travolta,<br />

Samantha Mathis<br />

KINOSTART: 16. April 2004<br />

l Autor Gareth Ennis’ Punisher lebt<br />

von seiner Comicbuch-Albernheit. Der<br />

dazugehörige Film trifft diesen Ton jedoch<br />

nicht und endet in einer überbetonten<br />

Ursprungsgeschichte, die einen Kletter-<br />

Parcour mit einem Massaker verbindet.<br />

SPIDER-MAN 2<br />

regisseur: Sam Raimi<br />

BESETZUNG: Tobey Maguire, Kirsten<br />

Dunst, Alfred Molina<br />

KINOSTART: 30. Juni 2004<br />

l Der grüne Kobold mag ja der klassische<br />

Erzfeind sein, aber es war schon immer<br />

Doc Ock, der den meisten Spaß gebracht<br />

hat. Sam Raimis achtbeiniges Ungetüm<br />

liefert Unterhaltung, wie nur er es kann.<br />

CATWOMAN<br />

und das ist auch gut so. Dieser freizügige<br />

Kandidat für die Goldene Himbeere ist nicht<br />

die Catwoman, die wir uns wünschen.<br />

die unglaublichen<br />

regisseur: Pitof<br />

BESETZUNG: Halle Berry, Sharon Stone,<br />

Benjamin Bratt<br />

KINOSTART: 23. Juli 2004<br />

l Das Todesschnurren aus dem originalen<br />

Batman-Film-Franchise hat aus unserer<br />

Sicht nichts mit der Mythologie zu tun<br />

regisseur: Brad Bird<br />

BESETZUNG: Craig T Nelson, Samuel L.<br />

Jackson, Holly Hunter<br />

KINOSTART: 8. Dezember 2004<br />

l Pixars smarter Film klaut nicht nur ein<br />

paar Gags aus Watchmen, sondern bedient<br />

sich auch bei Marvel, indem er dem<br />

Zuschauer eine viel unterhaltsamere Familie<br />

von <strong>Superhelden</strong>-Archetypen als in Fantastic<br />

Four auf der Leinwand zeigt.<br />

BLADE: TRINITY<br />

regisseur: David S Goyer<br />

BESETZUNG: Wesley Snipes, Ryan Reynolds,<br />

Jessica Biel<br />

KINOSTART: 8. Dezember 2004<br />

l Die trendige Quasi-<strong>Superhelden</strong>-Action-<br />

Serie schließt mit einem so kitschigen Ende<br />

(dafür aber sehr nah an der Comicbuch-Vorlage)<br />

endlich ihren Kreis, dass wahrscheinlich<br />

sogar Abbot und Costello unterschrieben<br />

hätten: Wesley Snipes kämpft gegen<br />

Dracula!<br />

ELEKTRA<br />

regisseur: Rob Bowman<br />

BESETZUNG: Jennifer Garner, Goran<br />

Visnjic, Will Yun Lee<br />

KINOSTART: 14. Januar 2005<br />

l Jennifer Garners absurder Soloausflug<br />

spachtelt Mystik und Mythologie aufeinander<br />

wie Schlagsahne. Und schließlich wirft<br />

der Film seinen minimalen Anspruch in<br />

jeglicher Hinsicht auch noch mit Musikclip-<br />

Anwandlungen und Prügel-Videospiel-<br />

Idiotien als Story getarnt über den Haufen.<br />

feature: Seite 94<br />

BATMAN BEGINS<br />

regisseur: Christopher Nolan<br />

BESETZUNG: Christian Bale, Michael<br />

Caine, Liam Neeson<br />

KINOSTART: 15. Juni 2005<br />

l Brillant gespielt und großartig gefilmt<br />

stellt Batman Begins einen unauffälligen<br />

Wendepunkt im Genre dar. Es wird aber<br />

noch eine weitere halbe Dekade brauchen,<br />

um den <strong>Superhelden</strong>-Status-quo wirklich zu<br />

verändern.<br />

FANTASTIC FOUR<br />

SKY HIGH<br />

regisseur: Mike Mitchell<br />

BESETZUNG: Kurt Russell, Kelly Preston,<br />

Michael Angarano<br />

KINOSTART: 25. Juli 2005<br />

l Abgesehen von seinen familienfreundlichen<br />

Ursprüngen, vermischt die großherzige<br />

Samstagnachmittagskomödie Sky High<br />

die Wärme von Die Unglaublichen mit<br />

dem <strong>–</strong> vor allen Dingen <strong>–</strong> metatextuellen<br />

Anspruch von Watchmen.<br />

X-MEN: der letzte widerstand<br />

regisseur: Tim Story<br />

BESETZUNG: Ioan Gruffudd, Jessica Alba,<br />

Chris Evans<br />

KINOSTART: 8. Juli 2005<br />

l Letztendlich banal gehört Fantastic Four<br />

noch zu der Riege an <strong>Superhelden</strong>filmen<br />

der vergangenen Dekade, deren Machart<br />

sich schon auf Abschiedstour befand. Groß,<br />

hell und simpel kann man diesen Film<br />

schwer lieben, aber auch unmöglich hassen.<br />

regisseur: Brett Ratner<br />

BESETZUNG: Patrick Stewart, Hugh Jackman,<br />

Halle Berry<br />

KINOSTART: 26. Mai 2006<br />

l Als chaotisches, hochtrabendes, aber<br />

auch extrem spektakuläres letztes Kapitel<br />

ist X-Men: Der letzte Widerstand wohl der<br />

am oberflächlichsten genießbare Streifen<br />

der Reihe, bleibt aber nichtsdestotrotz<br />

absolut nichts Besonderes.<br />

feature: Seite 98<br />

SUPERMAN RETURNS<br />

regisseur: Bryan Singer<br />

BESETZUNG: Brandon Routh, Kevin<br />

Spacey, Kate Bosworth<br />

KINOSTART: 28. Juni 2006<br />

l Als verklärte Hommage an Richard<br />

Donners Superman-Ära gedacht, bleibt<br />

Superman Returns leider kalt und steril. Es<br />

fehlen letztendlich sogar richtige Gegner,<br />

sofern man das Konzept der Schwerkraft<br />

nicht dazuzählt.<br />

GHOST RIDER<br />

regisseur: Mark Steven Johnson<br />

BESETZUNG: Nicolas Cage, Eva Mendes,<br />

Peter Fonda<br />

KINOSTART: 16. Februar 2007<br />

l Mit einer flachen romantischen Nebenhandlung<br />

und unfreiwillig komischem<br />

Skript ist Ghost Rider B-<strong>Movie</strong>-Trash zum<br />

Wegwerfen, dem Seele, die Intelligenz<br />

und schlicht die Spannung einer guten<br />

Comicbuch-Verfilmung fehlen.<br />

SPIDER-MAN 3<br />

SUPERMAN<br />

Returns<br />

THE SILVER AGE<br />

feature: Seite 102<br />

SPIDER-MAN 3<br />

regisseur: Sam Raimi<br />

BESETZUNG: Tobey Maguire, Kirsten<br />

Dunst, Topher Grace<br />

KINOSTART: 4. Mai 2007<br />

l Jeder verkannte Moment <strong>–</strong> das<br />

lächerliche Auf und Ab von Harry bei<br />

einer Rede seines Butlers ist die schlechteste<br />

Szene der ganzen Serie <strong>–</strong> wird im<br />

Franchise aber noch mit einem heiteren<br />

Paukenschlag getoppt: der schwindelerregenden<br />

Rettung von Gwen Stacy.<br />

feature: Seite 106<br />

FANTASTIC 4: RISE OF THE<br />

SILVER SURFER<br />

regisseur: Tim Story<br />

BESETZUNG: Ioan Gruffudd, Jessica<br />

Alba, Chris Evans<br />

KINOSTART: 15. Juni 2007<br />

l Diese Marvel-Adaption bahnt sich<br />

herzlos ihren Weg durch jede einzelne<br />

ihrer uninspirierten Szenen. Sogar die<br />

wenigen Freuden des ersten Films <strong>–</strong> wie<br />

beispielsweise Chris Evans Performance<br />

als die menschliche Fackel <strong>–</strong> werden hier<br />

völlig falsch umgesetzt.<br />

superhelden movie collection | 079


die silberne ära<br />

X-Men<br />

wie<br />

Bryan<br />

Singers X-Men DEN<br />

SUPERHELDENFILM<br />

Verändert<br />

HAben<br />

DIE X-<br />

Als im Jahr 2000 der Kinohit X-Men auf die<br />

Leinwände KAm, bewies Regisseur Bryan<br />

Singer, dass <strong>Superhelden</strong>filme keineswegs<br />

kindisch sein müssen und durchaus ein<br />

modernes Publikum ansprechen können.<br />

Singer, seine Hauptdarsteller und<br />

Produzenten, erklären uns, wie die X-Men<br />

eine neue Welle im Genrefilm auslösten.<br />

© Gage Skidmore<br />

s gibt eine klare Trennlinie in der Geschichte<br />

der Comic-Verfilmungen. Das<br />

Genre begann 1920 mit The Mark of<br />

Zorro, wurde jedoch erst im Jahr 2000<br />

durch Bryan Singers X-Men erwachsen.<br />

Zwischendurch gab es immer wieder<br />

erhebliche Fortschritte, besonders<br />

bemerkenswert waren hierbei natürlich<br />

Superman (1978) und Batman (1989),<br />

und <strong>–</strong> nicht zu vergessen <strong>–</strong> Blade (1998). Doch es<br />

waren die ersten beiden X-Men-Filme, die das Genre<br />

um Lichtjahre nach vorn katapultierten. Die Bedeutung<br />

dieser Filme erklärt sich zum Teil dadurch, dass<br />

hoch angesehene Schauspieler wie Ian McKellen,<br />

080 | superhelden movie collectioN


X-Men<br />

AKTEN<br />

Patrick Stewart und Brian Cox dabei mitwirkten, sie<br />

hauchten ihren Comicfiguren ebenso viel Leben ein<br />

wie sonst ihren Bühnencharakteren. Mit dabei waren<br />

natürlich auch Anna Paquin, Oscargewinnerin Halle<br />

Berry, Fan-Favorit Hugh Jackman und viele andere.<br />

„Ich denke, wir konnten dem Ganzen eine gewisse<br />

Tiefe verleihen“, sagt Cox, der William Stryker in X2<br />

spielte, „und ich denke, diese Art von Filmen braucht<br />

eine gewisse Tiefe. Bryan Singer nimmt diese Filme<br />

außerordentlich ernst, er betrachtet sie als Teil eines<br />

Ganzen.“ Für ihn gibt es einen guten Grund, warum<br />

Singer das X-Men-Universum so ernst nimmt. „Bryan<br />

Singer ist jüdisch und er hat ein gewisses Verständnis<br />

dafür, wie es ist, sich als Außenseiter der Gesellschaft<br />

zu fühlen. Ich glaube, dass es bei den Mutanten<br />

für ihn genau darauf ankommt. Die Geschichten<br />

sind sehr allegorisch. Ich denke, Stan Lee hat sie in<br />

sehr komplexen Zeiten geschrieben, die Mutanten<br />

sprachen viele gesellschaftliche Konflikte an. Der Konflikt<br />

ist nicht einfach nur Spider-Man gegen die Welt<br />

oder Superman gegen die Welt, es ist eine Reihe von<br />

Leuten, deren Person verändert worden ist und die<br />

sich mit den verschiedenen Aspekten ihrer Persönlichkeit<br />

auseinandersetzen müssen. Bryan ist sich<br />

über das Allegorische durchaus im Klaren. Deswegen<br />

behandelt er die Filme mit derselben Feinfühligkeit<br />

wie etwa Die üblichen Verdächtigen. Sie haben für ihn<br />

etwas Geheimnisvolles, sie sind sehr komplex. Die<br />

Erzählstruktur ist sehr geradlinig, aber man merkt<br />

schnell, dass es viele Schichten gibt. Das macht es<br />

für die Schauspieler einfacher, man hat es mit echten<br />

Charakteren zu tun, man kann nicht halbherzig<br />

arbeiten.“ Singer hat zuvor Die üblichen Verdächtigen<br />

und Der Musterschüler (seine erste Zusammenarbeit<br />

mit McKellen) gedreht, und es war immer klar, dass er<br />

alles andere als halbherzig arbeitet. Genau deswegen<br />

wollte die Produzentin Lauren Schuler Donner, dass<br />

er den ersten Film übernimmt. „Es war vielleicht nicht<br />

offensichtlich“, sagt sie, „aber er war perfekt dafür.<br />

Schon mit Die üblichen Verdächtigen war klar, dass<br />

er keine Probleme damit hat, verschiedene Charaktere<br />

und Handlungen auszubalancieren, und er hatte<br />

Mir war klar, DAss der Film<br />

nur fuNKTIonieren würde, wenn<br />

wir mit X-Men ein ganz anderes<br />

NivEAu als beispielsweise<br />

Teenage MuTANT Ninja Turtles<br />

erreichen konnten.“<br />

Lauren Shuler Donner<br />

superhelden movie collection | 081


die silberne ära<br />

X-Men<br />

drei amigos<br />

Zak Penn, Simon Kinberg und Brett Ratner<br />

über X-Men: Der letzte Widerstand<br />

„X3 wurde<br />

ganz schön<br />

fertig<br />

gemacht, aber<br />

ich finde, dass<br />

es ein mutiger<br />

Film ist.“<br />

Im Jahr 2006 kam Besorgnis auf, weil Bryan Singer das X-Men-Universum<br />

verließ, um Superman Returns zu drehen. Er wurde für den dritten X-Men-Film<br />

durch Brett Ratner ersetzt. Zak Penn, der die Geschichte für X2 geschrieben hat<br />

und bei dem dritten Film als Co-Autor fungierte, teilte diese Besorgnis, zumindest<br />

am Anfang. „Bryan Singer ist ein hervorragender Regisseur“, merkt er an,<br />

„aber er ist nicht einer, dessen visueller Stil die Geschichte dominiert. Steven<br />

Spielberg, James Cameron, Peter Jackson, sie sind alle klassische Filmemacher,<br />

die sich auf die Geschichte konzentrieren und ihren Stil der Geschichte<br />

unterordnen. Die X-Men-Drehbücher haben ihren eigenen Ton. Wenn man so<br />

etwas schreibt, dann kann ein Regisseur den Stil<br />

der Bücher entweder ruinieren oder respektieren.“<br />

Ratner sagt, er war ein Fan der Filme und er<br />

wusste, wie wichtig es war, sich an die Vorgaben zu<br />

halten. Die Tatsache, dass die Besetzung bereits<br />

feststand, machte es für ihn einfacher. „Ich wollte<br />

einen etwas emotionaleren Film machen. Ich wollte<br />

eine Geschichte erzählen, die als das letzte Kapitel<br />

einer Trilogie funktioniert. Ich wollte das Rad nicht<br />

neu erfinden, ich wollte keinen Brett-Ratner-Film<br />

machen, sondern mich an die Vorgaben halten. Ich<br />

bin ein sehr emotionaler Typ, es war für mich sehr<br />

wichtig, dass man bei dem Film etwas fühlt. Das<br />

Publikum ist in die Charaktere involviert, deswegen<br />

war es wichtig, dass man ihnen treu bleibt.“ Penn<br />

gibt zu, dass ihn die negative kritische Reaktion auf den Film irritiert hat. „X3<br />

wurde ganz schön fertig gemacht, aber ich finde, dass es ein mutiger Film ist“,<br />

meint er. „Ich war bei X2 etwas besorgt, weil wir es bei diesem Film einfach noch<br />

nicht einschätzen konnten. Man weiß nie, wie es ist, wenn man etwas schreibt<br />

und dann das Drehbuch einreicht. Mein Drehbuch für X2 wurde mehrmals<br />

umgeschrieben, daher wusste ich nicht, wie der Film am Ende aussehen würde.<br />

Aber ich habe X3 vor dem Kinostart gesehen und wusste, dass der Film funktioniert.<br />

Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn er Schrott gewesen wäre.“<br />

einen guten Stil. Das war sehr wichtig. Man<br />

merkt seinem Film an, dass er sehr intelligent<br />

ist. Mir war klar, dass der Film nur<br />

funktionieren würde, wenn wir mit X-Men<br />

ein ganz anderes Niveau als beispielsweise<br />

Teenage Mutant Ninja Turtles erreichen<br />

konnten. Wir mussten uns von den vorherigen<br />

Comic-Verfilmungen abheben und<br />

das ist ihm gelungen. Wenn es ein reiner<br />

Cartoon gewesen wäre, hätte es nicht funktioniert.“<br />

Dem stimmt auch der ausführende<br />

Produzent Avi Arad (The Amazing<br />

Spider-Man 2) zu. Für ihn war es eine sehr<br />

bewusste Entscheidung gewesen, Singer<br />

anzusprechen. „Im Grunde machen wir<br />

Art-House-Filme, aber eben im Kostüm“,<br />

erklärt er. „Und damit das funktioniert, dürfen<br />

wir nie vergessen, dass das Wichtigste<br />

im Marvel-Universum die menschlichen<br />

Beziehungen sind. Selbst die Schurken<br />

sind innerlich gequält. Jemand wie Bryan<br />

versteht, glaube ich, die Komplexität dieser<br />

Welt, er versteht versteckte Identitäten.<br />

Die Mutanten sind eine Metapher, eine<br />

Metapher für die Andersartigkeit. Die üblichen<br />

Verdächtigen war ein Ensemblefilm.<br />

Es ist an sich schon schwer genug, einen<br />

Film mit zwei Helden zu machen, einem<br />

Schurken und einer Nebenhandlung, aber<br />

wir hatten bei den X-Men insgesamt 14<br />

Charaktere, da muss man denken wie ein<br />

Schachspieler. Wenn man sich die X-Men,<br />

Spider-Man oder Daredevil nur oberflächlich<br />

betrachtet, könnte man meinen, dass<br />

es bei einem <strong>Superhelden</strong>film nur darum<br />

geht, dass Männer in knappen Höschen<br />

über Hochhäuser springen“, fährt Arad fort.<br />

„Wir wollten ein neues Niveau erreichen.<br />

Bryan Singer hatte den Mut und die visuelle<br />

Sensibilität, den Film in einem Konzentrationslager<br />

anfangen zu lassen, damit man<br />

den Schurken versteht. Damit ist sofort klar,<br />

dass dieser Schurke viele Facetten hat. Er<br />

ist nicht einfach nur ein Kerl, der sich denkt<br />

,Okay, ich bringe Menschen um‘. Nein, er<br />

muss etwas anderes darstellen. Und man<br />

braucht einen Filmemacher, der diese Philosophie<br />

vermitteln kann.“ Doch Singer gibt<br />

offen zu, dass er Shuler-Donners und Arads<br />

Optimismus seinerzeit nur bedingt geteilt<br />

hat. Er sagt sogar, dass er sich vor dem<br />

Kinostart des ersten X-Men-Films regelrecht<br />

„gefürchtet“ hat. „Man hat eine Vision für<br />

das X-Men-Universum, aber man muss<br />

auch die Tatsache respektieren, dass es eine<br />

riesige Fangemeinde gibt und dass es eine<br />

große Skepsis gab“, meint er nachdenklich.<br />

„Wenn man sich seine eigenen Filme<br />

anschaut, sieht man die Fehler, und wenn<br />

man dann noch einmal die allgemeine<br />

Skepsis in Betracht zieht, kann man schon<br />

sehr nervös werden. Aber ich bin froh, dass<br />

er erfolgreich war. Ich dachte mir immer,<br />

dass falls der erste Film ein Erfolg werden<br />

Die X-Men<br />

verdanken<br />

ihren Erfolg<br />

unter anderem<br />

hochkarätigen<br />

Darstellern<br />

wie Patrick<br />

Stewart.<br />

082 | superhelden movie collectioN


X-Men<br />

Ich bin ein kassenerfolg!<br />

So viel Reibach haben die X-Männer bis<br />

heute gemacht:<br />

„Bryan Singer<br />

hatte den Mut<br />

und die visuelle<br />

Sensibilität,<br />

den Film in<br />

einem Konzentrationslager<br />

anfangen zu<br />

lassen, damit<br />

man den Schurken<br />

versteht.“<br />

Avi Arad<br />

$ 459,4 Millionen $ 407.7 Millionen $ 353.6 Millionen $ 296.3 Millionen<br />

Der umfangreiche X-Men-Mythos<br />

enthält viele interessante Charaktere.<br />

sollte, wir mit der Fortsetzung noch weiter<br />

in die Tiefe gehen können.“<br />

Genau das hat er mit X2 auch getan.<br />

Die Handlung spielt wenige Wochen<br />

nach dem ersten Film. Als Magneto<br />

versucht, die genetik normaler<br />

Menschen zu verändern, wurde gegen<br />

die Mutanten eine Art von Krieg erklärt.<br />

Der Chef von Homeland Security, General<br />

Stryker (der auf Wolverines Vergangenheit<br />

Einfluss genommen hat), greift Professor<br />

Xaviers Akademie an. Magneto ist aus<br />

seinem Plastikgefängnis ausgebrochen<br />

und hofft, sich mit Xavier verbünden zu<br />

können, um der Aggression der Menschen<br />

Einhalt zu gebieten. Doch natürlich verfolgt<br />

Magneto auch seine eigenen Ziele, was<br />

ihn in Konflikt mit den X-Men bringt. „Ich<br />

wollte, dass X2 mehr Tiefe hat, vielschichtigere<br />

Charaktere, bessere Action, einen<br />

weiteren Horizont, Humor und Liebe“, sagt<br />

Singer. „Es sollte einfach mehr los sein, ich<br />

wollte mehr von dem, was ich gerne in<br />

Filmen sehe, ohne dass man Szenen hat, in<br />

den man zu viel erklärt, in denen gelabert<br />

wird. Der erste Film ist der schwierigste,<br />

weil man seine Figuren erst einführt und<br />

ihre Welt erklärt. Deswegen ist der erste<br />

Star Wars-Film so ein Meilenstein. Aber Das<br />

Imperium schlägt zurück war ein Film, der<br />

viel mehr bietet. Er ist etwas dunkler, aber<br />

auch eleganter. George Lucas hätte einfach<br />

dieselbe Geschichte noch einmal erzählen<br />

können. Und natürlich werden hier dieselben<br />

Themen angesprochen, aber im Grunde<br />

geht es darum, dass Luke Skywalker sich<br />

seinem Schicksal stellt. Bei X2 ging es unter<br />

anderem darum, dass sich Wolverine seiner<br />

Vergangenheit stellt. Und das geht nur,<br />

wenn man die Welt vorher gut eingeführt<br />

hat und die Leute sich für die Charaktere<br />

interessieren. Im Falle des X-Men-Universums,<br />

sind die Leute emotio nal involviert.<br />

Aber auch wer neu dazukommt, wird<br />

sich in dem Film immer noch orientieren<br />

können.“ Als Singer mit der Entwicklung<br />

von X2 anfing, beauftragte er zwei Autoren,<br />

die beide an verschiedenen potenziellen<br />

Drehbüchern arbeiteten. Eines war von Zak<br />

Penn (X-Men: Der letzte Widerstand) und<br />

das andere von David Hayter, der den ersten<br />

Film geschrieben hat und der später eine<br />

Adaption von Watchmen schreiben sollte.<br />

Am Ende brachte Singer die Newcomer<br />

Michael Dougher ty und Daniel Harris mit<br />

Der Tod des Cyclops in<br />

X3 führte zu enormen<br />

Kontroversen.<br />

superhelden movie collection | 083


die silberne ära<br />

X-Men<br />

an Bord (sie sollten 2006 für Singer Superman<br />

Returns schreiben). Sie kamen 2002<br />

dazu und waren in der ungewöhnlichen<br />

Situation, bei jeder Phase der Produktion<br />

dabei sein zu können, das ist bei Filmen<br />

sehr selten. „Ich glaube, dass die Regisseure<br />

und Produzenten oft den Autoren nicht in<br />

der Nähe haben wollen, und manchmal<br />

will der Autor auch einfach nicht dabei<br />

sein“, sagt Dougherty. „Wir waren dabei.<br />

Es war nicht vertraglich vorgeschrieben.<br />

Wir wollten dabei sein, um sicherzustellen,<br />

dass die Story intakt bleibt und dass<br />

das Drehbuch nicht in 20 verschiedene<br />

Richtungen läuft, was bei solchen Filmen<br />

sehr leicht passieren kann. Wir wollten<br />

darauf achten, dass unser Baby auch gut<br />

aufwächst. Und Bryan hat gerne Leute um<br />

sich, denen er vertraut. Sie können ihm<br />

ab und zu Tipps geben und er verändert<br />

beim Drehen gerne immer wieder Szenen.<br />

Es ist wie bei einer Zeitreise. Wenn man in<br />

einer Szene eine kleine Änderung macht,<br />

kann sie theoretisch andere Szenen sehr<br />

stark beeinflussen. Es ist ein Welleneffekt.<br />

Er wollte, dass seine Autoren da sind, um<br />

sicherzustellen, dass wir nicht später in<br />

irgendwelche Fallen tappen.“ Lachend fügt<br />

Harris hinzu: „Aber es war harte Arbeit.<br />

Wir waren 115 Tage lang von der Abholung<br />

bis zum Drehschluss dabei. Wir waren bei<br />

jeder Szene involviert und konnten sehen,<br />

wie sich alles entfaltete und jedem Wort Leben<br />

eingehaucht wurde. Die Kehrseite der<br />

Medaille war, dass wenn eine Szene nicht<br />

funktioniert hat, oder etwas nicht witzig<br />

war, sie sich sofort an uns wandten und<br />

sagten: ‚Schreibt uns etwas Besseres.‘“<br />

Genau das <strong>–</strong> etwas Besseres zu leisten<br />

<strong>–</strong> war von Anfang an die Auflage gewesen.<br />

Singer wollte gewisse Elemente<br />

aus dem ersten Film weiter ausführen,<br />

insbesondere die immer weiter anwachsenden<br />

Spannungen zwischen den Mutanten<br />

und den Menschen und die Tatsache, dass es<br />

zwei verschiedene Gruppierungen unter den<br />

Mutanten gab, die auf diese Spannungen<br />

reagierten. Auf der einen Seite war Magneto<br />

und auf der anderen Seite war Xavier, jeder<br />

von ihnen hatte seine eigene Anhängerschaft.<br />

„Bryan wollte den Einsatz erhöhen<br />

und eine Geschichte erzählen, in der die<br />

Menschen den nächsten Zug machen“, sagt<br />

Dougherty. „Im ersten Film geht es noch<br />

darum, dass die Mutantengruppen einander<br />

gegenseitig bekämpfen und dass die Zukunft<br />

der Menschheit auf dem Spiel steht. Doch<br />

jetzt schlagen die Menschen zurück. Er<br />

wollte mit dieser Geschichte den Menschen<br />

eine Stimme geben. Im ersten Film hatten<br />

wir Senator Kelly, den ultimativen Politiker,<br />

der immer lächelt, winkt und Hände schüttelt.<br />

Aber er war keiner, der hart durchgreift.<br />

Bryan wollte auch unter den Menschen<br />

einen Schurken. Er stellt eine Extremposition<br />

dar, die manche Leute vielleicht einnehmen<br />

könnten. Also haben wir die Figur des William<br />

Stryker erschaffen. Den Namen haben<br />

wie aus dem Comic ‚God Loves, Man Kills’,<br />

aber ansonsten hat er mit der Figur nichts<br />

gemein. Im Comic war er ein religiöser<br />

Fanatiker, der seinen eigenen Plan gegen die<br />

Mutanten verfolgt. Aber Bryan wollte einen<br />

Gegenspieler, der die dunkle, schattenhafte<br />

Seite der Regierung darstellt. Also hat er in<br />

X2 einen eher militärischen Hintergrund.“<br />

Harris erklärt, dass der Gedanke dahinter<br />

war, dass die Helden des Films in der echten<br />

Welt existieren, die für sie erschaffen wurde.<br />

Es ist nicht unbedingt die Welt, in der das<br />

Publikum lebt, aber sie wird innerhalb des<br />

Films sehr ernst genommen. „Es war uns<br />

sehr wichtig, den immer weiter eskalierenden<br />

Krieg und die immer negativere Einstellung<br />

der Menschen gegenüber den Mutanten<br />

möglichst realistisch zu porträtieren“ sagt er.<br />

„Im Gegensatz dazu brauchten wir genug<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Die XXL-MEN<br />

Das X-Men-Team wird mit<br />

jedem Film immer<br />

größer ...<br />

Die Filme machen<br />

gesellschaftliche<br />

Außenseiter zu Identifikationsfiguren.<br />

1 X-MEN (2000)<br />

Professor X,<br />

Cylops, Jean<br />

Grey, Storm<br />

und Wolverine.<br />

Nicht dabei:<br />

Rogue, denn<br />

sie durfte nicht<br />

mitkämpfen<br />

und wurde<br />

von Magneto<br />

entführt und<br />

als Köder<br />

missbraucht.<br />

X2: X-Men<br />

2 United<br />

(2003)<br />

Professor X,<br />

Cylops, Jean<br />

Grey, Storm,<br />

Wolverine,<br />

Rogue,<br />

Nightcrawler,<br />

Iceman<br />

und Pyro.<br />

Nicht dabei:<br />

Colossus,<br />

weil Logan die<br />

Sache selber<br />

wuppt.<br />

3 X-Men: DER LETZTE<br />

WIDERSTAND<br />

Professor<br />

X, Beast,<br />

Storm, Rogue,<br />

Wolverine,<br />

Iceman,<br />

Colossus,<br />

Angel und<br />

Kitty Pryde.<br />

Nicht dabei:<br />

Cyclops war<br />

kaum zu<br />

sehen, Jean<br />

und Pyro auf<br />

der falschen<br />

Seite.<br />

4 X-Men: ERSTE ENT-<br />

SCHEIDUNG<br />

(2011)<br />

Professor<br />

X, Magneto,<br />

Havok, Beast,<br />

Banshee und<br />

Mystique.<br />

Nicht dabei:<br />

Darwin, der<br />

hatte nicht<br />

mal eine<br />

Chance,<br />

und Angel<br />

Salvatore, der<br />

sich schnell<br />

verdrückt hat.<br />

X-Men: DIE<br />

5 ZUKUNFT IST<br />

VERGANGEN-<br />

HEIT (2014)<br />

Professor<br />

X, Magneto,<br />

Wolverine,<br />

Iceman, Kitty<br />

Pryde, Storm,<br />

Colossus,<br />

Sunspot,<br />

Bishop,<br />

Warpath, Blink<br />

und Rogue.<br />

Nicht dabei:<br />

Die Charaktere<br />

in den<br />

Siebzigern.<br />

084 | superhelden movie collectioN


X-Men<br />

Die Qualität ist nicht<br />

immer gleichbleibend,<br />

nicht alle Charaktere<br />

stehen im besten<br />

Licht da.<br />

Teils Spaß,<br />

teils Allegorie:<br />

X-Men hat für<br />

jeden etwas.<br />

Action und Spaß, damit der Film insgesamt<br />

funktioniert. Es gab keinen Gegenspieler<br />

unter den Mutanten. Die Mutanten kämpfen<br />

gegen die Menschen und das ist nicht leicht,<br />

weil dabei enorme Kräfte ins Spiel kommen.<br />

Unsere Charaktere können so ziemlich alles.<br />

Und wenn sie zusammenarbeiten, können<br />

Sie fast alles erreichen. In den früheren Drehbuchfassungen<br />

war Magneto eher freundlich.<br />

Es gab keinen Erzfeind, der ein Mutant mit<br />

irgendwelchen Kräften war, also hatten<br />

wir auch keine gute, riesige Actionszene<br />

am Ende, die in unsere Story gepasst hätte.<br />

Also mussten wir unsere Antihelden und<br />

unsere Schurken innerhalb des Films neu<br />

überdenken und den Charakteren natürlicher<br />

anpassen. Wir brauchten eine ordentliche<br />

Schlacht am Ende, aber sie musste auf einer<br />

Ebene funktionieren, die interessant war, die<br />

die Psychologie zwischen den Mutanten, die<br />

gegen und für die Menschen kämpfen, anspricht.<br />

Was für Möglichkeiten eröffnen sich<br />

für die Geschichte, wenn Mutanten auf der<br />

falschen Seite kämpfen?“, fährt er fort. „Man<br />

muss sich für eine Seite entscheiden und<br />

Magneto hat sich in der Welt des Films sehr<br />

stark verändert. Bevor wir an Bord kamen,<br />

war Magneto eher freundlich eingestellt, aber<br />

das schien gegen sein Wesen zu verstoßen.<br />

„Bryan Singer<br />

ist jüdisch,<br />

und er hat<br />

ein gewisses<br />

Verständnis<br />

dafür, wie es<br />

ist, sich als<br />

AuSSenseiter<br />

der<br />

Gesellschaft<br />

zu fühlen.“<br />

Brian Cox<br />

Und jetzt ist nicht alles so, wie es zu sein<br />

scheint. Es ist wichtig, dass man im Film<br />

diesen Leuten folgen kann und immer das<br />

glaubt, was sie im Moment auch glauben.<br />

Manchmal müssen die Charaktere komplexer<br />

sein als sie wirken. Unser Job war es,<br />

all diese fantastischen Charaktere voll auszuschöpfen.<br />

Man muss auf sie hören, man<br />

kann nicht gegen ihren Kodex verstoßen,<br />

gegen ihre Bedürfnisse.“ Für Dougherty war<br />

einer der interessantesten Aspekte von X2<br />

die Tatsache, dass die Geschichte eine Allegorie<br />

für viele Probleme dieser Welt ist. Das ist<br />

in dem Genre nicht oft genug zu finden.“ Ich<br />

denke, dass wir uns alle irgendwann in unserem<br />

Leben einmal wie ein Außenseiter oder<br />

ein Freak gefühlt haben“, sagt er. „Wir alle<br />

haben uns wie Outsider gefühlt und dieser<br />

Film spricht das an. Früher habe ich über die<br />

X-Men immer gesagt: ‚Warum beklagen die<br />

sich eigentlich? Sie sehen alle aus wie Supermodels‘.<br />

Aber dann hat man eine Figur wie<br />

Nightcrawler, der selbst unter den Outsidern<br />

ein Ausgestoßener ist. Alle anderen sehen<br />

gut aus und können die Straße entlanggehen,<br />

ohne weiter aufzufallen, er jedoch hat blaue<br />

Haut, einen Schwanz und gelbe Augen. Aber<br />

das Schöne ist, er ist zwar anders, aber die<br />

X-Men akzeptieren ihn trotzdem.“ Der Film<br />

kam 2003 in die Kinos und viele Elemente<br />

der Geschichte können als Reflexion unserer<br />

eigenen Welt, als Spiegelbild unserer eigenen<br />

Problematik verstanden werden. Stryker ruft<br />

einen Krieg aus, der sich nicht wesentlich<br />

von der US-Reaktion auf 9/11 in Afghanistan<br />

und dem Irak unterscheidet. Und natürlich<br />

werden Andersartige verfolgt. „Ja, der Film<br />

ist ein Zerrbild unserer Welt, aber das war nie<br />

unser Ziel“, erklärt Singer. Das Drehbuch und<br />

die Geschichte wurden bereits vor dem 11.<br />

September entwickelt. Doch es gibt gewisse<br />

zeitlose Konflikte, die in unserer Gesellschaft<br />

immer existierten. Es gibt ein Gefühl von<br />

Angst und das, was in der Welt passiert, ist<br />

eine Reaktion darauf. Die Welt verändert sich,<br />

das macht den Leuten Angst. Diese Dynamik<br />

gab es schon vor der Tragödie des 11. Septembers.<br />

Solche Ereignisse sind in der Geschichte<br />

nicht neu. Aber in unserem Fall waren sie<br />

sehr bedeutungsvoll.“<br />

Die X-Men & The<br />

Wolverine Adamantium<br />

Collection mit allen<br />

vier X-Men-Filmen und<br />

beiden Wolverine-Filmen<br />

ist auf DVD und Blu-ray<br />

erhältlich.<br />

superhelden movie collection | 085


Die silberne Ära<br />

Spider-Man<br />

Spider-Man HAT AUFGRUND SAMI RAIMIS NEUARTIGEM ANSATZ DEN<br />

HEUTIGEN BOOM DER COMIC-VERFILMUNGEN MIT AUSGELöst UND UNSERE<br />

ERWARTUNGSHALTUNG AN EINEN SUPERHELDENFILM für IMMER VERÄNDERT.<br />

ZEHN JAHRE SPÄTER KAM SOGAR EIN REBOOT IN die KINOS, ABER AUCH DIESES<br />

KONNTE die PIONIERARBEIT AUS DEM Jahr 2002 NICHT üBERSCHATTEN.<br />

DAHER LOHNT ES SICH, DAS ORIGINAL NOCH EINMAL ZU BETRACHTEN.<br />

Spider-Man<br />

Film<br />

laufzeit: 121 Min.<br />

ERSCHEINUNGSDatuM:<br />

3. Mai 2002<br />

Regisseur: Sam Raimi<br />

Autor: David Koepp<br />

besetzuNG: Tobey Maguire,<br />

Kirsten Dunst, Willem<br />

Dafoe, James Franco, Cliff<br />

Robertson, Rosemary Harris,<br />

JK Simmons<br />

Inhalt<br />

Peter Parker ist ein<br />

normaler Highschool-<br />

Schüler, der bei seiner<br />

Tante Mary und seinem<br />

Onkel Ben lebt, bis er von<br />

einer radioaktiven Spinne<br />

gebissen wird. Bald stellt<br />

er fest, dass er Spinnen-<br />

Superkräfte hat, er kann<br />

Wände hochkrabbeln<br />

und Netzflüssigkeit<br />

verschießen. Nach dem<br />

gewaltsamen Tod seines<br />

Onkels wird er zu dem<br />

<strong>Superhelden</strong> Spider-Man.<br />

Er muss den Grünen<br />

Kobold, in Wirklichkeit<br />

der Vater seines besten<br />

Freunds, daran hindern,<br />

New York anzugreifen<br />

und seine angebetete<br />

Mary Jane Watson in<br />

seine Gewalt zu<br />

bringen.<br />

Die besten Filme verändern deine<br />

Jugend. Als Beispiel soll hier nur<br />

Krieg der Sterne angeführt werden,<br />

denn er ist ein Film, der verschiedene<br />

Generationen gleichzeitig angesprochen<br />

hat. Bei den meisten Filmen<br />

entsteht diese emotionale Bindung<br />

mit ihrem Publikum durch zwei<br />

wesentliche Faktoren: Timing und<br />

kulturelle Bedeutung. Wer im letzten<br />

Jahrzehnt groß geworden ist, ist<br />

sicherlich mit Spider-Man vertraut,<br />

denn die Serie war ein Riesenhit, ein<br />

Pop-Kultur-Phänomen, das sogar<br />

die nicht immer vollauf gelungenen<br />

Krieg der Sterne-Prequels überschattet<br />

hat. Sam Raimi hat Peter Parkers<br />

Welt mit Herz, Humor und seinem<br />

sehr eigenen Touch zum Leben<br />

erweckt. So hat er den Grundstein<br />

für renommierte Regisseure gelegt,<br />

die andere <strong>Superhelden</strong>-Comics<br />

mit derselben Philosophie angehen<br />

wollten.<br />

Dabei hatte Spider-Man bereits eine<br />

lange Reise hinter sich, bis er endlich auf der<br />

Leinwand landen konnte. In den Siebzigerund<br />

Achtzigerjahren lagen die Rechte bei<br />

verschiedenen Studios, die Situation war so<br />

verzwickt wie ein Spinnennetz. Sogar James<br />

Cameron wollte Spider-Man verfilmen, aber<br />

das Projekt landete 1999 schließlich bei<br />

Columbia Pictures. Als der Film in die Produktionsphase<br />

ging, schickte sich Marvel gerade<br />

an, unter der Schirmherrschaft von Avi Arad,<br />

der auch als Produzent von Spider-Man<br />

agierte, seine eigenen Helden ins Rennen zu<br />

schicken und so eine kreative Renaissance<br />

der <strong>Superhelden</strong>filme auszulösen. Als es<br />

darum ging, sich für einen Regisseur zu<br />

entscheiden, war Raimi übrigens keineswegs<br />

die erste Wahl, doch er beeindruckte das<br />

Studio mit seinem fundierten Sachwissen und<br />

bekam so den Job. „Spider-Man hat eine<br />

echt Persönlichkeit und echte Probleme“, so<br />

Raimi in einem Bonus-Interview auf der DVD.<br />

„Peter Parker war ein echter Junge in einer<br />

Highschool und die Spider-Man-Comics<br />

erzählten davon, wie seine Superkräfte sein<br />

echtes Leben beeinflussen. Ich konnte mich<br />

mit den Storys in den Comics aus den Sechzigern<br />

und Siebzigern identifizieren und er war<br />

einer meiner Lieblingscharaktere.“ Raimi galt<br />

bei den Studios nicht gerade als ein Regisseur<br />

zuverlässiger Kinohits, denn sein letzter<br />

Film, Aus Liebe zum Spiel mit Kevin Costner<br />

war an den Kinokassen eine Enttäuschung<br />

gewesen. Für Fans jedoch war er als der<br />

Regisseur der Evil Dead-Trilogie bekannt und<br />

somit der Inbegriff eines Kultregisseurs. Die<br />

enorme Aufgabe, mit der er sich konfrontiert<br />

sah, schüchterte ihn anfangs ein. „Ich hatte<br />

richtig Schiss“, gestand Raimi 2002 in einem<br />

Online-Interview. „Als ich den Anruf bekam,<br />

dass ich den Job hatte, fühlte ich mich völlig<br />

überfordert. Das Drehbuch war noch unfertig<br />

und ich hatte Angst, die Fans zu enttäuschen.“<br />

Schließlich entschied sich Raimi für<br />

einen Ansatz, von dem er hoffte, dass er den<br />

Fans gefallen würde. „Manchmal entfernen<br />

sich die Comics ein wenig von der Realität,<br />

auch bei den Charakteren, aber ich wollte es<br />

ganz anders angehen. Die Charaktere sollten<br />

Die Charaktere sollten<br />

so glaubwürdig wie<br />

mögliCH sein, damit<br />

man Spider-Man ins<br />

Herz SCHlieSSt.“ Sam Raimi<br />

so glaubwürdig wie möglich sein, damit man<br />

Spider-Man ins Herz schließt.“<br />

Es war nicht leicht, den perfekten<br />

Peter Parker zu finden. Anfänglich war das<br />

Studio von Raimis Auswahl nicht überzeugt,<br />

denn Raimi wollte Tobey Maguire haben,<br />

der zuvor bereits in Pleasantville aufgetreten<br />

ist. Doch beim Casting war er so überzeugend,<br />

dass er die Rolle bekam. Für die<br />

Nebenrollen waren verschiedene Darsteller<br />

im Gespräch, unter anderem John Malkovich<br />

für die Rolle des Norman Osborn, die<br />

schließlich an Willem Dafoe ging. James<br />

Franco spielt seinen Sohn und Peters besten<br />

Freund, Harry Osborn. Kirsten Dunst kam<br />

als eine der Letzten mit an Bord, in der Rolle<br />

von Peters Jugendliebe, Mary Jane Watson.<br />

Autor David Koepp (Jurassic Park, Carlito’s<br />

Way) hat durchgehend neue Ideen, neue<br />

Ansätze, mit ins Spiel eingebracht. „Ich habe<br />

Spider-Man schon immer geliebt als Kind,<br />

und mir war immer völlig klar, dass es ein<br />

großer Filmstoff ist“, so der Autor 2008 in<br />

einem Interview. „Ich habe mich so gut wie<br />

möglich vorbereitet und alle relevanten Teile<br />

der Comics gefunden, die mich interessierten.<br />

Die habe ich auf große Plakate aus Pappe<br />

geklebt und dem Studio ständig meine<br />

Ideen gepitcht.“ Dabei war Spider-Man natürlich<br />

keineswegs der erste <strong>Superhelden</strong>film<br />

der modernen Zeit, diese Ehre gebührt<br />

Bryan Singers X-Men aus dem Jahr 2000.<br />

Doch Spider-Man zeigte, wie die oftmals<br />

brüchigen Helden des Marvel-Universums ein<br />

weltweites Publikum ansprechen könnten, das<br />

weit über die üblichen Comicfans hinausgeht.<br />

Schon während<br />

der Produk-<br />

tion kam es<br />

zu ohrenbetäubendem<br />

Hype.<br />

Spider-Man war<br />

ein Held, der nur in der Ära der CGI-Effekte<br />

funktionieren konnte, wie man an der<br />

TV-Serie aus dem Jahre 1977 erkennen kann,<br />

denn diese wirkt mitunter alles andere als<br />

überzeugend. Der Look Spider-Mans, wie<br />

er sich durch die Hochhausschluchten von<br />

Manhattan schwingt, machte eine aufwendige<br />

Vermischung von Stunts und Effekten<br />

notwendig. Entscheidend war dabei die<br />

Mitarbeit von VFX-Guru John Dykstra (Krieg<br />

der Sterne), mit dem Raimi zusammenarbeitete,<br />

um dem Feeling der Comics so<br />

086 | superhelden movie collectioN


Spider-man<br />

Die besten<br />

Momente von<br />

Spider-Man<br />

Der Kuss wäre fast mit reingekommen,<br />

aber so romantisch sind wir nicht.<br />

DIE MENSCHLICHE SPINNE<br />

Peter nimmt an einem<br />

Wrestling-Match teil und muss<br />

gegen den riesigen Bonesaw<br />

(gespielt von ‚Macho Man’<br />

Randy Savage) antreten. Für<br />

„die menschliche Spinne“ ist<br />

das jedoch kein Problem. Dies<br />

ist nur die erste von vielen<br />

tollen Actionsequenzen.<br />

T<br />

BRUCE CAMpbeLL HAT einen GastaUFtritt UND<br />

Gibt spiDER-MAN seinen naMEN.<br />

DER TOD VON ONKEL BEN<br />

T<br />

Peter muss auf äußerst<br />

schmerzliche Art und Weise<br />

lernen, was Verantwortung<br />

bedeutet. Sein Onkel wird von<br />

demselben Dieb umgebracht,<br />

den Spider-Man vor wenigen<br />

Minuten hat gehen lassen.<br />

Hier wird Spider-Man<br />

psychologisch zum Helden.<br />

Jedes Detail stimmt.<br />

Martin SHeen ÜbernaHM in THE AMAZING<br />

SPIDER-MAN DIE roLLE DES verstorbenen CLIFF<br />

robertson.<br />

PARADE AM TIMES SQUARE<br />

Der hyperkapitalistische und<br />

knallbunte Times Square ist<br />

der perfekte Ort für einen<br />

Showdown. Raimi holt aus<br />

der Sequenz alles raus:<br />

Willem Dafoe ist perfekt als<br />

der manisch kichernde Grüne<br />

Kobold, der die Parade so<br />

lange bombardiert, bis Spidey<br />

auftaucht.<br />

T<br />

BUFFY ELIZA DUSHKU AUS BUFFY WAR aneGBLICH<br />

ALS MARY Jane Watson IM GesprÄCH.<br />

DIE SCHLACHT AUF DER BRÜCKE<br />

Der Grüne Kobold will Spider-<br />

Man zu einer moralischen<br />

Entscheidung zwingen:<br />

Rettet er Mary Jane oder die<br />

unschuldigen Schulkinder?<br />

Ganz klar: beides! Als die<br />

Anwohner plötzlich Osborn mit<br />

allerlei Zeug bewerfen, wird<br />

klar, dass man sich mit New<br />

Yorkern nicht anlegen sollte.<br />

T<br />

DIE seQUENZ erinnert an DIE KLassisCHE<br />

storY THE NIGHT GWEN STACY DIED AUS DEN<br />

COMICS.<br />

OSBORNS LEICHE<br />

Nach dem Tod Norman<br />

Osborns übergibt Spider-Man<br />

dessen Leiche an seinen Sohn<br />

Harry, doch dadurch verrät er<br />

sich. Harry Osborn kommt nun<br />

auf den Trichter, wer Spider-<br />

Man wirklich ist, und so werden<br />

die Konflikte ausgelöst, die<br />

sich durch den Rest der Trilogie<br />

ziehen, denn der wahnsinnige<br />

Harry sinnt auf Rache.<br />

T<br />

WILLEM DAFOE taUCHT KURZ in einer<br />

HALLUZination in SPIDER-MAN 2 AUF.<br />

superhelden movie collection | 087


Die silberne Ära<br />

Spider-Man<br />

Der Grüne Kobold war ein erschreckender Schurke.<br />

treu wie möglich bleiben zu können. Die<br />

Werktreue wurde von den Fans mit Wohlwollen<br />

aufgenommen, auch wenn einige der<br />

spezifischen Details verändert wurden. Für<br />

Raimi war Peter Parkers chaotisches Privatleben<br />

eine reichhaltige Quelle an Material.<br />

So war es möglich, ihn als einen gutmütigen<br />

und an sich optimistischen Geek darzustellen,<br />

der Geldsorgen hat und von Flash<br />

Thompson schikaniert wird. Er ist in Mary<br />

Tobey Maguire war eine Überraschung, aber für die Rolle perfekt.<br />

„Talentierte Künstler aller Art interpretieren<br />

die Charaktere auf ihre eigene Art und Weise<br />

und erwecken sie so zum Leben.“ Stan Lee<br />

Jane Watson verknallt und wird bei einem<br />

Schulausflug von einer radioaktiven Spinne<br />

gebissen, die seine DNA verändert. All das<br />

ist in Stan Lee und Steve Ditkos Amazing<br />

Fantasy Nummer 15 nachzulesen. Doch weil<br />

Parker sich seiner eigenen Verantwortung<br />

noch nicht bewusst ist, kommt sein geliebter<br />

Onkel Ben ums Leben und Peter versteht,<br />

wie er seine Fähigkeiten jetzt einsetzen<br />

muss. So wird er zu dem <strong>Superhelden</strong>, den<br />

wir als Spider-Man kennen. Doch Raimis<br />

Kunstgriff war es, zwischen den Zeilen zu<br />

lesen und die Entstehungsgeschichte aus dem<br />

Jahre 1962 psychologisch anzureichern.<br />

Wie auch Brian Michael Bendis und Mark<br />

Bagleys Reboot Ultimate Spider-Man aus<br />

dem Jahre 1999 hat Raimi den Charakter<br />

für ein modernes Publikum neu interpretiert.<br />

Tobey Maguire war dabei sicherlich eine<br />

ungewöhnliche Wahl als Hauptdarsteller,<br />

aber sein Peter Parker ist von Tatendrang<br />

und einem sonnigen Gemüt gekennzeichnet.<br />

Tante May (Rosemary Harris) und Onkel Ben<br />

(Cliff Robertson) sind in den Rollen des älteren<br />

Vormunds absolut glaubwürdig. Sogar<br />

der verzweifelte Geschäftsmann Norman<br />

Osborn überragt das Original. All das war<br />

zeitgemäß und inspirierend. Peter Parker lebt<br />

in einer Welt realistischer Charaktere, so wie<br />

Raimi das wollte. Doch der Film ist wie ein<br />

Comic gedreht und geschnitten. Die Figur des<br />

Spider-Man funktioniert auf verschiedenen<br />

Ebenen, was auch der Grund ist, warum sie<br />

im Laufe der Zeit immer wieder eine Leserschaft<br />

gefunden hat.<br />

Raimis Spider-Man gelingt die Gratwanderung<br />

zwischen Comic und Film perfekt.<br />

Es dauert eine gute Stunde, bis wir Peter<br />

Parker zum ersten Mal im Kostüm sehen, der<br />

Großteil des ersten und zweiten Akts wird<br />

auf die Charakterisierungen verwendet. Peter<br />

fühlt sich von der Gesellschaft ausgeschlossen.<br />

Harry hat eine schwierige Beziehung<br />

zu seinem Vater. Mary Jane hat Probleme zu<br />

Hause und Norman Osborn kämpft darum,<br />

die Kontrolle über seine Firma zu behalten.<br />

Das mag zwar alles nicht sonderlich originell<br />

sein, aber dadurch wird das Spektakel im<br />

dritten Akt mit einer soliden Erzählstruktur geerdet.<br />

Vielen zynischen Hollywood-Filmen gelingt<br />

das nicht. Doch es ist nicht abzustreiten,<br />

dass an Spider-Man leider auch der Zahn<br />

der Zeit bereits genagt hat. James Franco<br />

wirkt in seiner Performance noch ungeformt,<br />

einige der <strong>Spezial</strong>effekte lassen viel zu wünschen<br />

übrig und der Auftritt von Macy Gray<br />

ordnet den Film eindeutig den Nulljahren zu.<br />

088 | superhelden movie collectioN


Spider-man<br />

Sam Raimis Spider-Man ist auf DVD und Blu-ray erhältlich.<br />

Doch dies sind nur Details. In Spider-Man<br />

sehen wir schon die Grundstruktur für fast<br />

jede <strong>Superhelden</strong>-Entstehungsgeschichte, die<br />

darauf folgte. Mit Ausnahme von Christopher<br />

Nolans Batman Begins fangen keine der<br />

modernen <strong>Superhelden</strong>filme mehr mit dem<br />

Helden auf dem Höhepunkt seiner Macht an.<br />

Jeder Film beginnt jetzt mit dem Charakter<br />

in einem noch ungeformten Stadium. Erst<br />

im Laufe der Handlung erklärt sich seine<br />

Motivation, man baut die Figuren heutzutage<br />

vorsichtig aus. Das war damals noch ein<br />

riskanter Ansatz, den es vor Spider-Man<br />

nicht gab. In den Tagen von Richard Donners<br />

Superman: Der Film und Tim Burtons Batman<br />

waren die Helden bereits im ersten Akt voll<br />

einsatzbereit. Raimi hat uns eingeladen, die<br />

Charaktere kennenzulernen, bevor die Action<br />

losgeht, so wie es seitdem, mit Ausnahme<br />

von The Avengers, in jedem der Marvel-Filme<br />

gemacht wird. Wir können uns mit Spider-Mans<br />

Situationen und der wunderbaren<br />

Besetzung vertraut machen, die besonders<br />

im Falle von Tobey Maguire außerordentlich<br />

gelungen ist. So sind wir dann nicht nur von<br />

der äußeren Action überwältigt, sondern<br />

auch von der inneren Dramatik. „Peter<br />

Parker hat mich immer auf eine Art und<br />

Weise berührt, die ich selber im Film nie zum<br />

Ausdruck bringen konnte, obwohl ich einen<br />

fantastischen Schauspieler hatte“, meinte<br />

Raimi gegenüber der LA Times. Der Regisseur<br />

drehte noch zwei weitere Spider-Man-Filme,<br />

doch zu einem vierten Streich sollte es nicht<br />

mehr kommen. Seinen Enthusiasmus für den<br />

Charakter hat Raimi allerdings nie verloren.<br />

Es ist Raimi wie nur wenigen gelungen,<br />

mit Spider-Man einer Marvel-Ikone seinen<br />

eigenen, unvergesslichen Stempel aufzudrücken.<br />

Er sollte unsere Vorstellung der Figur auf<br />

Jahrzehnte hinweg beeinflussen. „Talentierte<br />

Künstler aller Art interpretieren die Charaktere<br />

auf ihre eigene Art und Weise und erwecken<br />

sie so zum Leben“, erklärt Co-Schöpfer Stan<br />

Lee in einem Interview mit HBO. „Dadurch<br />

werden die Charaktere besser als je zuvor,<br />

sie erwachen zum Leben.“ Vielleicht war es<br />

in mancher Hinsicht also wirklich noch zu<br />

früh für The Amazing Spider-Man und dessen<br />

Fortsetzung, doch die Fans haben auch dem<br />

Reboot eine gute Note gegeben. Für viele ist<br />

jedoch Raimis Interpretation mit Tobey Maguire<br />

die definitive Version des Charakters,<br />

da sie auf jeder Ebene zu überzeugen weiß.<br />

Raimis Spider-Man hat dem Marvel-Charakter<br />

eine ganz eigene Energie und sehr viel<br />

Leidenschaft verliehen. Es ist eine kreative<br />

Vision, zu der nur die besten Regisseure fähig<br />

sind und die in unseren Herzen noch lange<br />

weiterleben wird.<br />

SPIDER<br />

MAN 4<br />

<strong>–</strong> WAS<br />

WÄRE<br />

WENN?<br />

Es ist schade, dass<br />

aus Spider-Man 4 nie<br />

etwas geworden ist.<br />

Spider-Man 3 litt an einer<br />

zu großen Menagerie von<br />

Schurken, von denen so<br />

mancher auch noch nah<br />

am Wasser gebaut war.<br />

Es wäre schön gewesen,<br />

wenn Raimi für den<br />

letzten Teil der Reihe die<br />

kreative Kontrolle behalten<br />

und die Figur wieder<br />

emotional geerdet hätte.<br />

Doch hinter den Kulissen<br />

kam es zu Streitigkeiten<br />

und Raimi stieg aus dem<br />

Projekt aus. Spider-Man 3<br />

ist leider nicht der ideale<br />

Schlusspinkt. Für den vierten<br />

Teil waren verschiedene<br />

Schurken vorgesehen,<br />

aber da man sich nicht<br />

auf das Drehbuch einigen<br />

konnte, brach das Projekt<br />

zusammen. Nur wenige<br />

Tage später wurde The<br />

Amazing Spider-Man<br />

angekündigt. Es stand zu<br />

befürchten, dass der neue<br />

Peter Parker, gespielt von<br />

Andrew Garfield, das<br />

Publikum nicht überzeugen<br />

würde, aber das ist ihm<br />

trotzdem gelungen.<br />

WARUM IST<br />

SPIDER-MAN<br />

EIN MODERNER<br />

KLASSIKER?<br />

Peter Parker, wie<br />

man ihn kennt<br />

Spider-Man bleibt den Comics treu. Peter ist im echten<br />

Leben ein liebenswerter Trottel, der Probleme<br />

mit Girls hat und lernen muss, was Verantwortung<br />

wirklich bedeutet. Ein perfekter Marvel-Held.<br />

Peter Parker, wie<br />

man ihn nicht kennt<br />

Bei aller Werktreue ist Spider-Man den Comics<br />

keineswegs sklavisch treu. Das ist der Schlüssel zum<br />

Erfolg des Films. Peter hat genau die richtige Tiefe<br />

für einen Kinohelden und wird perfekt von Tobey<br />

Maguire verkörpert. Er ist etwas schräger, aber<br />

auch tiefsinniger als in den Comics.<br />

Macht & Verantwortung<br />

Die Leitmotive Spider-Mans sind der Existenzgrund<br />

des Charakters. Alles, was Peter tut, ist darauf<br />

zurückzuführen. Das ist ein Kontrast zu anderen<br />

<strong>Superhelden</strong>filmen, die sich sehr mit dem Konzept<br />

des Schicksals befassen.<br />

Netz-Actino<br />

Bei der Spider-Man-Verfilmung wurde sehr auf die<br />

extrem vertikalen und dynamischen Actionszenen<br />

geachtet. Die Effekte waren für die Zeit revolutionär<br />

und die Kamera bewegte sich wie auf einer Achterbahn,<br />

was den Comics mehr als nur gerecht wurde.<br />

J Jonah Jameson<br />

JK Simmons ist brillant als Peter Parkers Chef<br />

Jameson. Er ist ebenso gut wie Tobey Maguire als<br />

Spider-Man. Seine Wut über verpasste Abgabetermine<br />

verleihen dem Film viel Witz und Charme.<br />

Jedes Mal, wenn er ausflippt, ist ein Highlight!<br />

superhelden movie collection | 089


die silberne Ära<br />

Hellboy<br />

090 | superhelden movie collectioN


Hellboy<br />

Der Mann<br />

hinter Hellboy<br />

Als 2004 Hellboy<br />

von Guillermo<br />

del Toro<br />

in die Kinos<br />

kam, war er<br />

der erste Held<br />

des US-Verlags<br />

Dark<br />

Horse Comics,<br />

der seit The<br />

Mask auf der<br />

Leinwand<br />

landete. Wir<br />

sprachen mit<br />

dem Erfinder<br />

Mike Mignola,<br />

einem der angesehensten<br />

Comiczeichner<br />

unserer Zeit.<br />

Mignola ist einer der<br />

angesehensten Comiczeichner<br />

unserer Zeit.<br />

Wie erklärt sich Ihre<br />

Faszination für Comics?<br />

Mein Cousin hat immer<br />

Comics gelesen, und er<br />

hat mir die alten Marvel-<br />

Comics gezeigt <strong>–</strong> Stan Lee und Jack<br />

Kirby. Mich hat es fasziniert, dass es<br />

da ganze Welten gab, eine richtige<br />

Mythologie.<br />

Wie kamen Sie dazu, in der Comic-<br />

Branche zu arbeiten?<br />

Ich wurde schon früh durch die Comics<br />

und Bücher, die ich gelesen habe, befeuert.<br />

Ich liebte das Übernatürliche. Als<br />

ich dann Kunst studiert habe, war mein<br />

Ziel, mir mit Zeichnungen von Monstern<br />

meinen Lebensunterhalt verdienen, aber<br />

da waren die beruflichen Möglichkeiten<br />

begrenzt! Also wendete ich mich wieder<br />

den Comics zu, da durfte man so was.<br />

Ich dachte nicht, dass ich für Comics gut<br />

genug zeichnen konnte, und fürchtete,<br />

dass ich vielleicht nur die Zeichnungen<br />

anderer aufbessern würde. Mir ist nie<br />

der Gedanke gekommen, meine eigenen<br />

Geschichten zu schreiben.<br />

Wie kamen Sie also zum Schreiben?<br />

Nachdem ich zehn Jahre Comics gezeichnet<br />

hatte, in denen überhaupt keine<br />

Monster vorkamen, wurde mir klar, dass<br />

ich meine eigenen Geschichten schreiben<br />

musste, wenn ich das zeichnen will, was<br />

ich liebe. Dann habe ich als Co-Autor an<br />

einer Batman-Story mitgearbeitet und es<br />

hat irre Spaß gemacht. So kam mir der<br />

Gedanke, dass es ja noch viel schöner<br />

wäre, wenn ich meine eigenen übernatürlichen<br />

Geschichten erfinden würde,<br />

anstatt nur für andere, bereits etablierte<br />

Charaktere zu schreiben.<br />

Und so kamen Sie auf Hellboy?<br />

Ja. Ich wusste, was ich für Geschichten<br />

erzählen wollte und worum es dabei<br />

ungefähr gehen sollte. Also brauchte ich<br />

einen Charakter, der dazu passt. Hellboy<br />

war nicht geplant. Ich wollte einfach nur<br />

einen Detektiv. Er hätte auch ein normaler<br />

Mensch sein können, aber das hätte mich<br />

beim Zeichen gelangweilt, also wollte ich<br />

ein interessantes Monster als Hauptfigur.<br />

In den Hellboy-Geschichten werden<br />

Elemente aus der Mythologie, Horror<br />

und Fantasy vermischt. Woher beziehen<br />

Sie Ihre Inspiration?<br />

In den ersten Hellboy-Büchern geht es<br />

wirklich explosiv zu, ich hab alles reingepackt,<br />

was nur ging, weil ich nicht wusste,<br />

wie lange ich die Reihe durchziehen<br />

konnte. Also ist so ziemlich alles drin,<br />

was ich immer schon zeichnen wollte:<br />

Horrorgeschichten, B-Filme, viktorianische<br />

Geistergeschichten … meine Inspiration<br />

für Hellboy war alles, was ich jemals<br />

gesehen hatte! Später interessierte ich<br />

mich dann mehr für Folklore, die hatte ich<br />

schon als Kind geliebt. Zuerst wollte ich<br />

ganz normale Folklore-Märchen erzählen,<br />

aber dann wurde mir klar, dass, wenn die<br />

Leute Hellboy mögen, ich sie damit auch<br />

zur Folklore bringen kann. Hätte ich einfach<br />

Märchen illustriert, hätten das nicht viele<br />

Leute gelesen. Aber Hellboy spricht weitaus<br />

mehr Leute an, er hat etwas von einem<br />

ganz normalen Kerl an sich, obwohl er ein<br />

schräges Monster ist.<br />

Was interessiert Sie an Folklore?<br />

Ich liebe das Absurde. Wenn etwas passiert,<br />

was mir nie eingefallen wäre! Man<br />

weiß nicht, warum die Geschichten<br />

funktionieren oder was als<br />

Nächstes passiert. Das ist das<br />

Schöne daran. Da gibt es zum<br />

Beispiel eine Geschichte, wo die<br />

russische Hexe Baba Yaga jede<br />

Nacht in das Haus eines Typen<br />

schleicht, um sein Besteck zu zählen.<br />

Weiß der Himmel warum! Das<br />

hat eben die Logik eines Märchens.<br />

Das Wichtigste bei übernatürlichen<br />

Geschichten ist, dass es ein<br />

Element gibt, das wir nicht verstehen.<br />

Sobald wir es verstehen, ist es<br />

nicht mehr übernatürlich.<br />

Ironischerweise ist es ein Dämon,<br />

Hellboy, der die Handlung erdet!<br />

Das ist ja das Schizophrene an Hellboy.<br />

Ich habe mich viel mit Shakespeare und<br />

Bibelfilmen befasst und ich habe die<br />

Tendenz, auch meine Dialoge in dieser Art<br />

von Rhythmus zu schreiben, besonders<br />

bei den Schurken. Aber nach ein paar<br />

Seiten wird das immer peinlich. Hellboy<br />

ist ein Teil von mir, er ist wie mein Vater,<br />

der sagt: „Was zum Teufel machst du da?“<br />

Durch Hellboy lasse ich den Leser wissen,<br />

dass ich durchaus weiß, wie albern das<br />

alles ist. Das funktioniert gut. Hellboy hat<br />

meine Einstellungen, meinen Sinn für<br />

Humor, aber irgendwo auch die Ansichten<br />

meines Vaters.<br />

Wie ist es für Sie, sowohl die Skripts<br />

wie auch die Zeichnungen für Hellboy<br />

zu machen und somit die Sache völlig<br />

in der Hand zu haben?<br />

Es ist interessant, weil ich diese<br />

Geschichten eigentlich nie selber schreiben<br />

wollte. Es hat mir Spaß gemacht, mir<br />

die Geschichten auszudenken, aber es<br />

war sehr beruhigend, dass es noch einen<br />

Autoren gab, der die Sache ausformuliert.<br />

John Byrne hat mit mir die erste Hellboy-<br />

Story geschrieben und ich wollte ihm<br />

eine Liste der Dinge geben, die ich gerne<br />

zeichnen würde. Er sollte dann das Skript<br />

schreiben. Aber als es dann so weit war,<br />

entstand die Geschichte<br />

Der Hellboy-Cartoon sprach<br />

ein sehr großes Publikum an.<br />

superhelden movie coLLECTIon | 091


die silberne Ära<br />

Hellboy<br />

Der Film war ein sehr gutes<br />

Begleitstück zum Comic.<br />

Der Stil ist in allen Medien<br />

erstaunlich konsistent.<br />

bereits in meinem Kopf. Bald fiel mir auf,<br />

dass das, was Jon geschrieben hat, professioneller<br />

klang, aber dass es nicht so<br />

schräg war, wie ich es wollte. Der Humor<br />

fehlte. Jon wusste das, aber er war von<br />

Anfang an der Meinung gewesen, dass ich<br />

alles selber schreiben sollte. Er wollte sich<br />

den Comic nie zu Eigen machen. Dafür<br />

bin ich ihm dankbar. Am Ende der Reihe<br />

sagte er mir, dass ich jetzt auf mich allein<br />

gestellt sei. Der schwierigste Moment war,<br />

als ich bei der nächsten Serie alles selber<br />

gemacht habe. Aber als ich mich etwas<br />

entspannte, fiel mir auf, dass ich als Autor<br />

und Zeichner sehr viel erreichen konnte.<br />

„Hellboy hat jetzt<br />

einen klaren Kurs,<br />

und es gibt kein<br />

Zurück mehr.<br />

Hellboy<br />

Essentials<br />

Es gibt natürlich sehr viel<br />

Auswahl, aber hier stellen<br />

wir die wesentlichen<br />

Kapitel des Hellboy-<br />

Universums vor ...<br />

„<br />

Hellboy:<br />

Saat der<br />

Zerstörung<br />

So fing alles<br />

an. In diesem<br />

Sammelband<br />

sind Hellboys Entstehungsgeschichte<br />

und einige der<br />

frühen Hellboy-Comics zu<br />

finden.<br />

Hellboy:<br />

Die rechte<br />

Hand des<br />

Schicksals<br />

In dieser<br />

Sammlung sind<br />

einige Kurzgeschichten<br />

enthalten, unter anderem<br />

auch sehr schöne<br />

Märchen-Adaptionen.<br />

Mignolas Stil ist hochgelobt.<br />

Er ist ein überwältigender<br />

Zeichner.<br />

B.P.R.D.:<br />

Hohle<br />

Erde<br />

Die Spin-off-<br />

Serie B.U.A.P.<br />

befasst sich mit<br />

den anderen Mitgliedern<br />

von Hellboys Team und ist<br />

ebenso unterhaltsam.<br />

Hellboy ist filmisch erzählt. Haben Sie<br />

immer an eine Verfilmung gedacht?<br />

Der Gedanke ist mir nie gekommen, weil<br />

ich nicht dachte, dass es eine zweite Reihe<br />

geben wird. Ich dachte mir, dass ich nur<br />

diese eine mache und dass niemand sie<br />

kauft. Ich hatte gehofft, dass ich danach<br />

noch irgendwo, bei einem der Comicverlage<br />

einen Job kriegen würde. Aber immerhin<br />

hätte ich dann sagen können: „Ich hab’s<br />

versucht.“ Als Dark Horse Interesse an<br />

einer Verfilmung bekundete, sagte ich:<br />

„Okay, gegen das Geld habe ich nichts<br />

einzuwenden.“ Aber ich hätte nie gedacht,<br />

dass jemand den Film wirklich machen wollte.<br />

Als ich del Toro kennenlernte, war mir<br />

klar, dass er eindeutig der Richtige ist. Aber<br />

es war ein so harter Kampf, ich hätte nicht<br />

gedacht, dass es klappt.<br />

Wie schwierig war es für Sie, Hellboy<br />

in anderer Form auf der Leinwand zu<br />

sehen zu bekommen?<br />

Hellboy<br />

Animated:<br />

Blut<br />

& Eisen<br />

Der bessere<br />

der beiden<br />

Animation-Filme, Blut<br />

& Eisen, enthält einige<br />

gewaltige und spektakuläre<br />

Sequenzen.<br />

Hellboy:<br />

Director’s<br />

Cut<br />

Der Director’s<br />

Cut zeigt die Anfänge<br />

des roten<br />

Teufelchens in liebevollen<br />

Details. Außerdem gibt es<br />

noch äußerst fesselnde<br />

Extrafeatures.<br />

092 | superhelden MOVIE COllECTIOn


Hellboy<br />

Ein Film muss seiner Vorlage nicht<br />

hundertprozentig entsprechen, finde<br />

ich. Bei meinem ersten Meeting mit del<br />

Toro sagte ich: „Es wäre toll, wenn Sie<br />

dem Geist von Hellboy treu blieben, aber<br />

Sie können machen, was Sie wollen.“<br />

Ich hatte eine Idee für einen viel leicht<br />

verdaulicheren Hellboy-Film, aber es war<br />

Guillermo del Toro, der darauf bestand,<br />

dem Comic treu zu bleiben!<br />

Aber es gab große Änderungen …<br />

Ja. Del Toro fand, eine Liebesgeschichte<br />

sei notwendig. Und es gab gewisse<br />

Szenen, die er schon seit Jahren drehen<br />

wollte, Hellboy hat ihm das ermöglicht.<br />

Aber das ist super. Ich wollte<br />

einen Filmemacher, der seine eigene<br />

Vorstellung hat, weil dann der Film interessanter<br />

wird, und die Zusammenarbeit<br />

war sehr gut. Wir waren meist auf<br />

Augenhöhe. Aber wann immer wir nicht<br />

einer Meinung waren, fiel mir das schwer,<br />

weil es sein Film war und er immer das<br />

Schlusswort hatte. Um damit zurechtzukommen,<br />

habe ich mir immer wieder<br />

vor Augen gehalten, dass der Comic<br />

nun einmal der Comic ist und der Film<br />

der Film. Bei der Fortsetzung war es<br />

ähnlich, aber der Film wurde mehr und<br />

mehr zu seinem Werk, besonders weil<br />

die Geschichte sich immer weiter von der<br />

Vorlage entfernt.<br />

Mignola hatte keine kreative<br />

Kontrolle über den Film.<br />

„Aber es war Guillermo del Toro,<br />

der darauf bestand, dem Comic<br />

treu zu bleiben!<br />

„<br />

Warum geht die Fortsetzung mehr<br />

in die Richtung der Folklore der<br />

Comics?<br />

Das war eine ganz bewusste<br />

Entscheidung von uns beiden, weil uns<br />

das im ersten Film fehlte. Da ging es mehr<br />

um Lovecraft und Pulps und verrückte<br />

Wissenschaftler. Beide Filme zusammen<br />

zeigen die gesamte Bandweite von<br />

Hellboy auf.<br />

War es schwer, das Studio von<br />

Hellboy 2 zu überzeugen?<br />

Es wurde ein wenig leichter, nachdem<br />

Pans Labyrinth in die Kinos kam, den ich<br />

damals aber noch nicht gesehen hatte. Da<br />

Hellboy im zweiten Teil gegen Feen und<br />

Elfen kämpft, musste man immer sagen:<br />

Nein, nein, die sind anders, als ihr glaubt!<br />

Nach Pans Labyrinth haben die Studios<br />

das besser verstanden. Die Leute halten<br />

Feen immer für schnuckelige Wesen, aber<br />

in Hellboy sieht man fiese Feen, so etwas<br />

ist das Publikum nicht gewöhnt.<br />

Wie kamen die Hellboy-Animation-<br />

Filme zustande?<br />

Del Toro sprach bereits über Animation<br />

und Revolution Studios stand dahinter.<br />

Ich hatte weniger damit zu tun. Als<br />

ich hörte, dass sie Animation machen<br />

wollten, schlug ich Ted Stone vor, einen<br />

Hellboy-Fan, der bei Disney arbeitete und<br />

der gerade zu haben war. Bei Animation<br />

ist es wichtig, dass jemand dabei ist, der<br />

Comics versteht. Del Toro hatte nicht die<br />

Zeit und ich kenne mich mit Animation<br />

nicht aus. Wir brauchten jemanden, der<br />

sowohl Animation wie auch Hellboy gut<br />

kannte.<br />

Sind Sie mit dem visuellen Stil zufrieden?<br />

Er ist ganz anders als in den<br />

Comics.<br />

Die Fans sehen das vielleicht anders,<br />

aber ich war sehr froh, dass das Studio<br />

sich nicht an meinem Stil orientiert<br />

hat. Wenn jemand versucht, in meinem<br />

Stil zu arbeiten, dann denke ich<br />

mir immer, der versteht das nicht,<br />

ich sehe dann immer nur die Fehler.<br />

Außerdem ist so mehr Distanz zu den<br />

Comics gewahrt. Die Animationsfilme<br />

sind eine Alternativversion. Sie bleibt<br />

dem Quellenmaterial treu und ist den<br />

Geschichten, die ich erzählt habe, näher<br />

als die Filme.<br />

Ist es für Sie schwierig, nicht mehr<br />

die Kontrolle über Hellboy zu haben?<br />

Einerseits ist es super, weil so der Comic<br />

ein viel größeres Publikum erreicht.<br />

Andererseits werden die meisten Leser<br />

nie das sehen, was ich tun würde.<br />

Immerhin konnte ich meine Comics so<br />

machen, wie ich sie machen wollte. Und<br />

ich bin jemand, der für jede Linie, die er<br />

zeichnet, zehn andere wieder ausradiert.<br />

Deswegen tut es mal ganz gut, nicht<br />

zeichnen zu müssen. Aber ich vermisse<br />

es mitzumischen. Und wenn man viele<br />

Dinge im Blick hat, läuft man immer<br />

Gefahr, sich nicht auf das Wesentliche zu<br />

konzentrieren.<br />

Wie sieht für Hellboy die Zukunft<br />

aus?<br />

Hellboy hat eine Zukunft. Ich habe bereits<br />

ein mögliches Ende der Serie, und mein<br />

Ziel ist es, die ganze Geschichte zu erzählen.<br />

Hoffentlich bleibt Duncan Fegredo<br />

[der neue Zeichner von Hellboy] bis<br />

zum bitteren Ende dabei! Ich bin mit der<br />

Zusammenarbeit sehr zufrieden und ich<br />

will nur die Geschichte zu Ende erzählen.<br />

Ich finde das super. Nur wenige Serien,<br />

die so lange laufen, haben einen richtigen<br />

Anfang und ein Ende. Das ist eines der<br />

Probleme in der Comicbranche. Es gibt<br />

die Illusion der Veränderung, aber die<br />

Figuren gehören riesigen Firmen. Die<br />

lassen nie zu, dass Superman stirbt. Aber<br />

weil ich Hellboy kontrolliere, zumindest<br />

in den Comics, kann ich den Charakter<br />

verändern. Das sehen wir gerade. Ich<br />

habe zehn Jahre lang diese Welt ertastet.<br />

Jetzt gibt es einen klaren Kurs, und es gibt<br />

kein Zurück mehr. Das ist aufregend, aber<br />

auch erschreckend. Es wäre seltsam,<br />

wenn del Toro einen dritten Hellboy-Film<br />

macht, weil er dann den Zyklus wahrscheinlich<br />

beenden würde. Dann würde<br />

er das Ende Hellboys zehn Jahre früher<br />

bringen als ich. Ich muss aufpassen, dass<br />

ich ihm nicht verrate, wie die Sache endet.<br />

Ich will nicht, dass er es zuerst im Film<br />

ausschlachtet.<br />

Hellboy Director’s<br />

Cut ist auf DVD und<br />

Blu-ray erhältlich.<br />

Die beiden Hellboy-<br />

Animation-Filme<br />

gibt es als<br />

DVD-Set.<br />

Informationshappen<br />

Mike Mignola<br />

// Er kam in den<br />

Sechzigern in Kalifornien<br />

zur Welt und wollte immer<br />

schon Monster zeichnen.<br />

// In seinen Anfangsjahren<br />

zeichnete Mike für<br />

Daredevil, Rocket Raccoon<br />

und Alpha Flight von<br />

Marvel Comics.<br />

// Mikes großer Durchbruch<br />

in der Comic-<br />

Branche war seine Arbeit<br />

an Batman, wo er auch<br />

die Cover zeichnete und<br />

Skripts schrieb.<br />

// Gotham By Gaslight: Im<br />

Jahre 1889 muss Batman<br />

gegen Jack The Ripper<br />

kämpfen. Die Zeichnungen<br />

des ersten „Elseworlds“-<br />

Comics sind von Mike<br />

Mignola.<br />

// Hellboy erschien<br />

erstmals 1994, verlegt von<br />

Dark Horse Comics. Man<br />

kann Mikes verschiedene<br />

Interessen klar erkennen.<br />

// Die Einzelausgabe<br />

ZombieWorld war<br />

eigentlich nur ein „Witz“<br />

und entstand, als Mike mit<br />

seinem Lektor telefonierte.<br />

// Viele Hellboy-<br />

Sammelbände enthalten<br />

Zusatzmaterial von Mike<br />

Mignola.<br />

// Nachdem Mike seinen<br />

Hellboy viele Jahre lang<br />

allein gezeichnet hat,<br />

übernahm 2007 Duncan<br />

Fegredo.<br />

// Als die Filmrechte an<br />

Hellboy vergeben wurden,<br />

erschuf Mike einen neuen<br />

Charakter, falls der Film<br />

schrecklich werden würde.<br />

// Mike hat nicht<br />

nur am Hellboy-Film<br />

mitgearbeitet, sondern<br />

auch an Blade II und Bram<br />

Stoker’s Dracula.<br />

superhelden movie coLLECTIon | 093


die silberne Ära<br />

batman begins<br />

In DEN SPäTEN NeunzIGERN WAR die BATMAN-<br />

REIHE zIEMLICH ANGESCHLAGEN und BRAuCHTE<br />

uNBEDINGT EIN FACELIFTING. Mit EINER SPITzen-<br />

BESETzung DREHTE JuNGTALENT CHRISTOPHER<br />

NOLAN EINEN MODERNEN KLASSIKER …<br />

Warum batman<br />

begins schon<br />

ein klassiker ist<br />

Film<br />

laufzeit: 139 Min.<br />

erscheinungsdatum:<br />

15. Juni 2005<br />

regisseur:<br />

Christopher Nolan<br />

Autor: David S Goyer<br />

Besetzung: Christian<br />

Bale, Michael Caine, Liam<br />

Neeson, Gary Oldman,<br />

Katie Holmes<br />

Inhalt<br />

Nachdem er als Kind<br />

die Ermordung seiner<br />

Eltern miterleben muss,<br />

sucht Bruce Wayne auch<br />

als Erwachsener noch<br />

immer nach Vergeltung.<br />

Weit weg von seiner<br />

Heimatstadt Gotham<br />

City wird Wayne von<br />

Henri Ducard aufgesucht,<br />

der als Ra’s al Ghul die<br />

Gesellschaft der Schatten<br />

darstellt und Wayne in<br />

die Kunst des Kämpfens<br />

einweiht. Nachdem er<br />

mit der Gesellschaft<br />

der Schatten in Konflikt<br />

gerät, kehrt Wayne<br />

in die verfallene Villa<br />

seiner Eltern zurück<br />

und wird zum Batman.<br />

Er muss sich seinem<br />

ehemaligen Mentor<br />

und der psychotischen<br />

Vogelscheuche stellen, um<br />

Gotham City zu retten.<br />

Das wichtigste an einem <strong>Superhelden</strong>film<br />

ist nicht etwa, wie nahe der<br />

Regisseur sich am Quellmaterial<br />

orientiert, sondern wie gut er die<br />

Charaktere kreativ umsetzen kann.<br />

Nach dem überladenen Reinfall<br />

Batman und Robin steckte die Serie<br />

kreativ im Treibsand. Für das Studio<br />

war es wichtig, dass die nächste<br />

Adaption des gespaltenen <strong>Superhelden</strong><br />

den Nerv der Zeit traf, denn<br />

nach dem Erfolg von Spider-Man<br />

(2002) wurde dem Studio klar, dass<br />

es seine Helden wieder auf die Leinwand<br />

schicken musste. Einst hatten<br />

sie die Kinos dominiert, jetzt sollten<br />

sie wieder in der Oberliga mitspielen.<br />

Das Publikum verdiente ein höheres<br />

Niveau an <strong>Superhelden</strong>. Und<br />

das Studio wünschte sich, dass die<br />

Reihe wieder so profitabel werden<br />

sollte wie in der Ära Tim Burton.<br />

Für Christopher Nolan war es also mehr<br />

als nur eine normale Regiearbeit. Seinen<br />

guten Ruf hatte er sich mit dem Rache-Thriller<br />

Memento und dem Independent-Hit<br />

Insomnia mit Al Pacino aufgebaut. Es stellte<br />

sich dann die Frage, was er als Nächstes<br />

machen würde. „Auf der Suche nach<br />

meinem nächsten Projekt hörte ich, dass<br />

Warner Bros. unbedingt Batman neu starten<br />

wollte“, so Nolan gegenüber The Guardian<br />

2005.“ Nach dem Erfolg von Spider-Man<br />

wollten sie ihre großen Helden wieder<br />

ins Rennen schicken. Das Gute daran<br />

war, dass sie die Serie neuartig und frisch<br />

gestalten wollten, aber keine spezifischen<br />

Vorstellungen hatten und im Grunde darauf<br />

warteten, dass ihnen jemand sagte, was<br />

sie tun sollten. Es ist sehr ungewöhnlich, bei<br />

einem solchen Film so viel kreative Freiheit<br />

zu haben.“ Nolan war seit seiner Jugend<br />

ein Batman-Fan. Er kam 2003 zu dem<br />

Projekt dazu und erstellte mithilfe von David<br />

Goyer (Blade: Trinity) ein Drehbuch. Dabei<br />

folgten sie nicht etwa einer bestimmten<br />

Batman-Story aus den Comics, sondern<br />

setzten verschiedene Elemente der Mythologie<br />

zu einem Ganzen zusammen. Teile<br />

der Entstehungsgeschichte sind aus Batman:<br />

Year One, der Falcone-Verbrechensring ist<br />

aus The Long Halloween, und die jugendliche<br />

Reise des <strong>Superhelden</strong> entstammt der<br />

Kurzgeschichte The Man Who Falls. Ra’s al<br />

Ghul, Batman Begins’ Gegenspieler, ist den<br />

Batman-Comics der Siebziger von Denny<br />

O’Neil und Neal Adams entnommen. Beim<br />

Casting orientierte sich Nolan an dem Konzept<br />

von Richards Donners Superman: Der<br />

Film: Wie auch sein Vorgänger wollte er in<br />

jeder Rolle einen hochkarätigen Schauspieler<br />

haben. So kommt es, dass renommierte<br />

Darsteller wie Michael Caine und Morgan<br />

Freeman in eher kleinen Rollen zu sehen<br />

sind, der eine als Butler Alfred Pennyworth,<br />

der andere als Wayne Enterprises CEO Lucius<br />

Fox. Katie Holmes hingegen trug wenig<br />

zum Film bei, außer vielleicht etwas Hype<br />

wegen ihrer Beziehung zu Tom Cruise.<br />

Liam Neeson übernahm wieder einmal die<br />

Rolle eines Mentors, in diesem Falle der<br />

dubiose Henri Ducard, der auch als Schurke<br />

äußerst Furcht einflößend ist. Cillian Murphy<br />

spielte die Vogelscheuche, einen manipulativen<br />

Fiesling mit einer sehr unheimlichen<br />

Maske, die aus einem einfachen Sack<br />

bestand. Der hervorragende Gary Oldman<br />

spielte Jim Gordon wie wir ihn aus Year<br />

094 | superhelden movie collectioN


atman begins<br />

geheime anfänge<br />

Die fünf besten Szenen aus Batman Begins<br />

Ra’s al Ghuls Flucht<br />

T<br />

Die Geburt des bAtman<br />

Bruce Wayne lernt, die Ängste<br />

seiner Kindheit zu überwinden<br />

und sie gegen seine Gegner<br />

einzusetzen. Wayne kehrt zu<br />

der Höhle zurück, wo er als Kind<br />

panische Angst vo Fledermäusen<br />

hatte. Dieses Mal ist er in der<br />

Lage, seine Angst zu überwinden.<br />

Er ist jetzt mehr als nur ein Mann,<br />

der für Gerechtigkeit kämpft.<br />

T<br />

Das toxin<br />

T<br />

„Aber ich muss Dich nicht retten.“<br />

In Gotham City kommt es in<br />

einem Zug zu einer Konfrontation<br />

mit seinem Mentor. Jim<br />

Gordon sprengt die Gleise<br />

und Batman flieht. Ra’s al Ghul<br />

wird von Batman nicht getötet,<br />

aber auch nicht gerettet.<br />

Wieder einmal sieht man, wie<br />

komplex der moralische Kodex<br />

Batmans ist.<br />

T<br />

Weil er sich weigert, einen<br />

Menschen zu töten und die Definition<br />

von Gerechtigkeit seines<br />

Mentors zu akzeptieren, muss<br />

Bruce Wayne fliehen und die<br />

Gesellschaft der Schatten dabei<br />

zerschmettern. Wayne beschützt<br />

seinen Mentor, Henri Ducard,<br />

und rettet ihm in einer explosiven<br />

Actionszene das Leben. Hier sieht<br />

man die komplizierten Moralvorstellungen<br />

Batmans.<br />

Drehbuchautor Sam Hamm (Batman, 1989)<br />

erfand Henri Ducard, als er noch für<br />

Detective Comics schrieb.<br />

Batman Begins war der erste DC-Film, der das<br />

neue Firmenlogo zeigte.<br />

Die Gefangenen auf Arkham<br />

Island werden vom Toxin der Vogelscheuche<br />

vergiftet, sie leiden<br />

an Halluzinationen von einem<br />

Pferd mit Feueratem und Batman<br />

als Kreatur der Hölle. Das passt<br />

zu der wunderbar grotesken und<br />

erschreckenden Figur der Vogelscheuche<br />

in den Comics, aber<br />

auch zum Leitmotiv der Angst, das<br />

sich durch den Film zieht.<br />

Cillian Murphy wollte eigentlich Bruce<br />

Wayne spielen, aber er war so gut, dass man<br />

ihn lieber für die Vogelscheuche wollte.<br />

Eigentlich hätte Viggo Mortensen die Rolle<br />

des Ra’s al Ghul/Henri Ducard spielen sollen,<br />

doch letztlich ging sie an Liam Neeson.<br />

„Batman Begins setzt<br />

verschiedene Elemente der<br />

Mythologie zu einem<br />

Ganzen zusammen.“<br />

Die Karte des Jokers<br />

In Moment der Vorahnung trifft<br />

sich Gordon mit Batman an dem<br />

soeben eingerichteten Bat-Signal.<br />

Er zeigt ihm die Visitenkarte eines<br />

Kriminellen, der Gotham City<br />

unsicher macht: Eine Spielkarte<br />

zeigt den Joker. So wird Batmans<br />

bekanntester Schurke mit dem<br />

Rest des Films in Zusammenhang<br />

gebracht, das Publikum kann sich<br />

auf den nächsten Teil freuen.<br />

T<br />

Das Beweismaterial in der Szene ist mit dem<br />

Namen ‚J. Kerr‘ beschriftet, ein Alias des<br />

Jokers.<br />

superhelden movie collection | 095


die silberne Ära<br />

batman begins<br />

„Mir WAR kLAR, DAss<br />

ChrisTIAN IN DER Lage WAR,<br />

DIEse Art DER INTENsität<br />

gut DARzusTELLEN.“<br />

cHRISTOPHER NOLAN<br />

One kennen, und Tom Wilkinson zeigte uns<br />

einen altgedienten Filmgangster in der Rolle<br />

des Carmine Falcone. Das Casting der<br />

Schurken war besonders interessant. Am<br />

naheliegendsten wäre der Joker gewesen,<br />

aber Nolan wollte mit Batman Begins den<br />

Themenbereich Angst erforschen, daher<br />

entschied er sich für Die Vogelscheuche<br />

und Ra’s. „Das kam, als ich mit David<br />

Goyer darüber sprach, welche Schurken<br />

am besten zu den Motiven des Films<br />

passen würden“, so Nolan gegenüber der<br />

Webseite Blackfilm.com 2005. „Für die<br />

Vogelscheuche ist Furcht eine Waffe, das ist<br />

eine interessante Parallele zu Bruce Wayne,<br />

der ebenfalls Furcht als Waffe einsetzt. Ra’s<br />

al Ghul war für uns ein geeigneter Schurke,<br />

nicht etwa wegen seiner Motivation, die<br />

uns sehr zeitgemäß und relevant erschien,<br />

sondern weil er allgemein zur Stimmung<br />

des Films passte. Er erinnert sehr stark an<br />

die Bond-Schurken der Siebziger und ich<br />

fand, dass wir genau das brauchten. Einen<br />

denkwürdigen, interessanten und Furcht<br />

einflößenden Schurken. Er ist das perfekte<br />

Gegenstück zu dem sehr intensiven Christian<br />

Bale und er ergänzt den Film ideal.<br />

Ich habe mich für Christian als Batman<br />

entschieden, weil ich eine glaubwürdige<br />

Version dieser Geschichte erzählen<br />

wollte“, so der Regisseur gegenüber dem<br />

BBC. „Man braucht einen Darsteller wie<br />

Christian, der die nötige Intensität und Konzentration<br />

in seinen Augen hat, damit man<br />

glaubt, dass jemand ohne Superkräfte, und<br />

Bruce Wayne hat keine Superkräfte, allein<br />

durch seine Willenskraft zu einem Helden<br />

werden kann. Nach meinem Treffen mit<br />

Christian, und nachdem ich seine anderen<br />

Rollen gesehen habe, war mir klar, dass<br />

er in der Lage war, diese Art der Intensität<br />

gut darzustellen.“ Beim WonderCon hat<br />

Bale ein Statement gemacht, dass die Fans<br />

völlig überzeugt hat: „In Wirklichkeit ist die<br />

Figur des Bruce Wayne, der Playboy und<br />

Millionär nichts weiter als eine Maske.“<br />

Bale hat verstanden, dass das Publikum den<br />

maskierten Rächer ernst nehmen musste,<br />

also erforschte er die Psychologie des Bruce<br />

Wayne und spielte jede seiner Facetten<br />

mit unglaublicher Überzeugung. Wie bei<br />

vielen Filmen Nolans hält sich auch Batman<br />

Begins nicht an eine stringent lineare<br />

Erzählweise. Die Handlung springt hin<br />

und her zwischen Bruce Wayne als Kind,<br />

als Erwachsener, als junger Krieger und<br />

als maskierter Rächer. Diese Reise stellt<br />

die erste Hälfte des Films dar, Bruce<br />

Waynes Psyche wird so minutiös seziert<br />

wie selten in einer Comicverfilmung. Wenn<br />

er dann zum Batman wird, dann mit voller<br />

Überzeugung. Jedwede Lächerlichkeit wird<br />

vermieden und man versteht, warum die<br />

Figur die Jahrzehnte überdauert hat. Für<br />

viele ist Batman Begins die definitive moderne<br />

Interpretation des Charakters. Selbst die<br />

BATMAN<br />

AUF DER<br />

LEINWAND<br />

Andere filmische<br />

Versionen des<br />

dunklen Rächers<br />

Batman (1989)<br />

In Tim Burtons Meisterstück<br />

spielte Michael Keaton die<br />

Rolle des Bruce Wayne.<br />

Wesentliche Teile der<br />

Comic-Mythologie wurden<br />

verändert, aber das spielte<br />

keine Rolle. Der Film ist hervorragend<br />

und besticht durch<br />

Jack Nicholsons wunderbar<br />

kranke Performance als Joker.<br />

Batman Returns<br />

Burton und Keaton arbeiteten<br />

gemeinsam an einer sehr<br />

erfolgreichen Fortsetzung, die<br />

für ihre dunklen Untertöne allerdings<br />

scharf kritisiert wurde.<br />

Besonders für ein sehr junges<br />

Publikum war der Film harter<br />

Tobak. Er war zwar nicht so<br />

gut wie der erste, aber immer<br />

noch hervorragend.<br />

Batman Forever<br />

In der knallbunten und sehr<br />

gewöhnungsbedürftigen<br />

Fortsetzung von Joel<br />

Schumacher wurde Michael<br />

Keaton durch Val Kilmer<br />

ersetzt. Jim Carrey war als der<br />

Riddler zu sehen und Tommy<br />

Lee Jones als Two-Face, aber<br />

niemand hat sich hier mit Ehre<br />

bekleckert.<br />

T Im Verlauf DER Produktion kAMEN 50.000<br />

ProtesTBRIEFE AN, UM sich üBER MichAEL<br />

kEATon ALs BATMAN zu BEschWEREN.<br />

T<br />

Es dauerte jEWEILs zwei sTUNDEN, UM<br />

DANNy DEVito IN DEN PingUIN<br />

zu VERWANDELN.<br />

Christian BALE hat für DIE RoLLE DEs RoBIN<br />

T<br />

vorgesprochen, DIE jedoch AN Chris<br />

O’DoNNELL ging.<br />

096 | superhelden movie collectioN


atman begins<br />

Batman Begins hat eine überragende Besetzung.<br />

Liebesgeschichte mit Rachel Dawes ist eher<br />

ein kleinerer Störfaktor und Alfred sorgt für<br />

manchen Lacher. Seltsamerweise <strong>–</strong> vielleicht<br />

lag es an dem schlechten Ruf, den die<br />

vorherigen Batman-Filme hatten <strong>–</strong> spielte<br />

Batman Begins nur etwa die Hälfte dessen<br />

ein, was Spider-Man 3 zwei Jahre später<br />

erreichen würde. Doch im Laufe der Zeit<br />

wurde der Film ernst genommen und führte<br />

2008 zu einer Fortsetzung, The Dark Knight,<br />

die mehr als 1 Milliarde Dollar einspielen<br />

und somit der erfolgreichste <strong>Superhelden</strong>film<br />

aller Zeiten werden sollte. Doch Batman<br />

Begins hat den maskierten Rächer vor der<br />

Vergessenheit bewahrt. Kritiker lobten den<br />

Film für seine Charakterisierungen, ebenso<br />

wie für die Ausmaße der Produktion. Comicfans<br />

waren begeistert, weil der Film respektvoll<br />

mit der geliebten Vorlage umging.<br />

Nolan interpretierte Batman auf realistische<br />

Art neu, er verlieh der Figur eine lebensnahe<br />

Glaubwürdigkeit, die sie von dem Gros der<br />

Batman & Robin<br />

Als George Clooney die Rolle<br />

des Bruce Wayne übernahm,<br />

war die Serie kaum noch zu<br />

retten. Das Design, die Farben<br />

und die Schurken waren<br />

allesamt nah an der Schmerzgrenze.<br />

Von den Dialogen<br />

ganz zu schweigen! Auch für<br />

Schwarzenegger war es ein<br />

Tiefpunkt seiner Karriere.<br />

T<br />

Batman & Robin wurde für 11 „Razzie<br />

Awards“ nominiert, inklusive schlechtester<br />

Film und schlechtester Regisseur.<br />

<strong>Superhelden</strong>filme absetzte und sie zu einer<br />

psychologischen Charakterstudie werden<br />

ließ. Batman Begins ist ein <strong>Superhelden</strong>film<br />

für Leute, die keine <strong>Superhelden</strong>filme<br />

mögen. Er erforscht den Menschen hinter<br />

der Maske, fragt, was Gerechtigkeit wirklich<br />

bedeutet, und übersteigt so alle Erwartungen.<br />

Es wird oft die Frage gestellt, ob<br />

Batman Begins weniger gut ist als seine<br />

Fortsetzung The Dark Knight. Natürlich ist ein<br />

solcher Dialog relevant, aber dieser Film war<br />

genau der richtige Film zur richtigen Zeit. Es<br />

war der Batman, den wir brauchten.<br />

Batman Begins ist auf DVD und Blu-ray<br />

erhältlich.<br />

The Dark Knight<br />

Der Film ist eher eine epische<br />

Krimi-Saga als ein <strong>Superhelden</strong>film.<br />

Heath Ledgers Joker<br />

und Aaron Eckharts Harvey<br />

Dent machen diese Fortsetzung<br />

unwiderstehlich. Ein mittlerweile<br />

legendärer Film, der<br />

von Kritikern und Zuschauern<br />

hoch gelobt wurde.<br />

T The Dark Knight hat in sechs Tagen<br />

mehr Geld eingespielt als Batman Begins<br />

insgesamt.<br />

Alles<br />

über den<br />

Tumbler<br />

Auf die eleganten Batmobil-Designs,<br />

die in den<br />

Comics und den vorherigen<br />

Filmen so wesentlich<br />

für den Charakter des<br />

Batman waren, wurde bei<br />

Batman Begins verzichtet.<br />

Stattdessen gibt es hier<br />

ein Fahrzeug, das nie<br />

als Batmobil bezeichnet<br />

wird: Der Tumbler, eine Art<br />

Panzerwagen mit Raketenwerfern<br />

und schweren<br />

Panzerungen, die in den<br />

Actionszenen auch bestens<br />

eingesetzt werden, und<br />

der beim Publikum sehr<br />

gut ankam. Der Tumbler<br />

enthält auch eine separate<br />

Kapsel und kann sich<br />

selbst zerstören. Für die<br />

Produktion wurden vier<br />

fahrfertige Tumbler gebaut,<br />

die Kosten hierfür betrugen<br />

horrende 250.000 Dollar.<br />

Wegen seiner Ähnlichkeit<br />

zum Batmobil aus dem<br />

legendären Comic The<br />

Dark Knight Returns von<br />

Frank Miller war der Tumbler<br />

bei Fans von Anfang<br />

an beliebt. Im Verlauf der<br />

Geschichte geht Batman<br />

mit einem Raketenwerfer<br />

gegen eine üble Gang<br />

vor. Der Tumbler ist ein<br />

wenig schlanker, aber es<br />

gibt ganz offensichtliche<br />

Ähnlichkeiten.<br />

Warum ist Batman<br />

Begins ein moderner<br />

Klassiker?<br />

1. Er bleibt seinen<br />

Ursprüngen treu<br />

Batman Begins ist eine Zusammenstellung einiger der<br />

besten Comic-Abenteuer Batmans. Die Fans konnten<br />

miterleben, wie ihre Lieblingsmomente aus dem Comics<br />

im Film zum Leben erweckt wurden. Dabei war<br />

jeder Moment immer noch eine Überraschung.<br />

2. Top-Besetzung<br />

Es ist die vielleicht beste Besetzung, die es in einem<br />

<strong>Superhelden</strong>film jemals gegeben hat. Erfahrene Profis<br />

und talentierte Jungdarsteller sind hier gleichermaßen<br />

vertreten <strong>–</strong> und Katie Holmes. Christopher Nolans<br />

eigener Tonfall ist für Batman Begins wesentlich, aber<br />

erst die Darsteller erwecken den Film zum Leben.<br />

Besonders lobenswert ist Christian Bales facettenreiche<br />

Performance.<br />

3. Batman einmal anders<br />

Batman Begins widersetzt sich dem Trend vorheriger<br />

Batman-Filme, bei denen es scheinbar darauf ankam,<br />

möglichst viele bekannte Schurken und Comic-Anleihen<br />

in den Film zu stopfen. Batman Begins konzentriert<br />

sich auf zwei weniger bekannte Schurken und legt<br />

den Schwerpunkt auf die emotionale Reise des Bruce<br />

Wayne. Das hebt den Film von der Masse ab.<br />

4. Realismus<br />

Es ist klar, dass Batman und seine Welt eher fantastisch<br />

sind, aber Nolan bettet die andersartigen Aspekte in<br />

einen Kontext des gesellschaftlichen Verfalls und stellt<br />

dabei seine Krimi-Handlung in den Vordergrund. So<br />

fällt es dem Zuschauer leichter, die absurden Elemente<br />

<strong>–</strong> ein Mann, der sich als Fledermaus verkleidet <strong>–</strong> ernst<br />

zu nehmen.<br />

5. Der Tumbler.<br />

Das Batmobile als Panzer. Einfach nur brillant!<br />

superhelden movie collection | 097


die silberne ära<br />

Superman Returns<br />

Brandon<br />

Rouths Karriere<br />

hat sich<br />

nicht ganz so<br />

entwickelt,<br />

wie er gehofft<br />

hatte, denn<br />

Superman<br />

Returns war<br />

alles andere<br />

als ein Hit.<br />

Doch mit<br />

viel Fleiß und<br />

Beständigkeit<br />

wird er<br />

zu einem<br />

Kultdarsteller,<br />

der einiges zu<br />

bieten hat ...<br />

Interview<br />

BRANDON ROUTH<br />

NACH SUPERMAN RETURNS EIN LEBEN ALS UNDERDOG<br />

Sein Auftritt in Bryan Singers<br />

Superman Returns hätte eigentlich<br />

der Beginn eines kometenhaften Aufstiegs<br />

für Brandon Routh sein sollen.<br />

Schließlich war einige Jahre später eine<br />

Fortsetzung geplant und somit hätte<br />

der nunmehr weltberühmte Schauspieler<br />

in Hollywood alle Türen aufstoßen<br />

können. Aber irgendetwas ist schiefgelaufen.<br />

Der Film wurde 2006 an den Kinokassen<br />

nicht den Erwartungen gerecht und bald<br />

hörte man nichts mehr von einer geplanten<br />

Fortsetzung. Hin und wieder gab es diesbezüglich<br />

ein paar Gerüchte und dann stellte<br />

sich Schweigen ein. Auch Bryan Singer sagte<br />

nichts mehr zu dem Thema. Routh selber<br />

hatte keinerlei Informationen. Erst als Zack<br />

Snyders Man of Steel angekündigt wurde,<br />

war klar, dass Brandon Rouths Traum eines<br />

weiteren Superman-Films ausgeträumt war.<br />

„Eines Tages werde ich ein Buch über meine<br />

Erfahrungen schreiben“, sagt Routh mit<br />

einem Lächeln, „aber es war für mich auf<br />

jeden Fall schwierig, nicht zu wissen, was<br />

passiert. Ich hatte das Gefühl, ein gewisses<br />

Image aufrechterhalten zu müssen. Das hat<br />

niemand von mir verlangt, aber ich war<br />

sehr in den Charakter involviert und ich bin<br />

es wohl immer noch. Ich habe mich,<br />

zumindest die ersten paar Jahre, von vielen<br />

Rollen ferngehalten, weil ich dachte, dass<br />

wir weitermachen. Und je mehr ich mich<br />

ferngehalten habe, desto mehr wurde das<br />

für mich zu einem Problem. Aber in Wirklichkeit<br />

hatte ich dadurch die Chance, weiter<br />

zu wachsen und mich als Schauspieler<br />

und im Leben besser zu definieren. Jetzt<br />

habe ich das Gefühl, dass es ganz gut läuft.“<br />

Dennoch gibt er zu, dass er damals, als er<br />

die Rolle des Superman angenommen hatte,<br />

Angst vor einem gewissen Stigma hatte.<br />

„Natürlich wusste ich, wie es Vorgängern<br />

ergangen ist und dass die Rolle für sie später<br />

problematisch wurde. Man wird schnell<br />

in eine Schublade gesteckt“, sagt er, „aber<br />

ich denke, bei so einer Chance sollte man<br />

seine Angst beiseite lassen. Das gilt wohl<br />

auch im Leben. Ich versuche immer, dass<br />

Positive in einer Situation zu sehen, deswegen<br />

tue ich es. Angst hat man im Leben<br />

immer vor irgendetwas. Aber solange man<br />

mit guten Vorsätzen an eine Sache herangeht<br />

und das Beste daraus machen will,<br />

kann man meistens auch das Positive darin<br />

finden oder wenigstens etwas dabei lernen.<br />

Für mich war es eine große Chance, ich<br />

habe mich gefreut und das Beste daraus<br />

gemacht.“ Er ist nach wie vor stolz auf den<br />

Film und auf das, was er damit erreicht hat.<br />

„Ich mag den Film wirklich“, sagt er. „Klar,<br />

Superman hätte vielleicht<br />

etwas mehr zuschlagen<br />

können. Das hätte Spaß<br />

gemacht. Ich hätte es<br />

auch gern gesehen, wenn<br />

die Flugsequenzen mit<br />

weniger CGI entstanden<br />

wären. Aber das sind nur<br />

kleine, persönliche<br />

Details. Ich finde, es ist<br />

ein sehr netter Film. Vielleicht<br />

war es nicht der<br />

Superman-Film, den alle<br />

erwartet hatten, und das<br />

verstehe ich absolut. Man<br />

kann es eben nicht allen recht machen.<br />

Aber ich bin dennoch sehr stolz darauf. Und<br />

ich bin sehr stolz auf Bryan und auf alle, die<br />

so hart daran gearbeitet haben.“ Routh kam<br />

am 9. Oktober in Norwalk, Iowa, zur Welt,<br />

übrigens nur knapp 150 km von dem<br />

Geburtsort von George Reeves, einem der<br />

frühesten Superman-Darsteller, entfernt.<br />

Schon früh interessierte sich Routh für<br />

Schauspielerei, doch dieser Traum schien<br />

zunächst einmal unerreichbar zu sein. Er<br />

konzentrierte sich auf die Musik, spielte<br />

Trompete und Klavier und er war sportlich<br />

sehr aktiv. 1999, im Alter von 20 Jahren,<br />

entschloss er sich endlich dazu, die Schauspielerei<br />

ernst zu nehmen. Ihm war klar<br />

geworden, dass es das war, was er mit seinem<br />

Leben tun wollte. Er zog nach New<br />

York und schließlich nach Los Angeles, um<br />

seinen Traum zu verfolgen. Sein erster Job<br />

war ein Auftritt in einem Musikvideo von<br />

Christina Aguilera, What A Girl Wants.<br />

Danach folgten Auftritte in der Sitcom Odd<br />

Man Out, der MTV-Serie Undressed, ein<br />

Gastauftritt in Gilmore Girls und die Rolle<br />

des Seth Anderson in der Soap-Opera Liebe,<br />

Ich HATTE DADURCH<br />

DIE CHANCE, wEITER<br />

zu wACHSEN<br />

und MICH ALS<br />

SCHAUSPIELER UND<br />

im LEBEN BESSER zu<br />

defINIEREN.<br />

brandon routh<br />

Lüge, Leidenschaft, diese Figur spielte er<br />

vom 21. Mai 2001 bis 17. April 2002. Zwischen<br />

2003 und 2005 trat er in den TV-Serien<br />

Cold Case <strong>–</strong> Kein Opfer ist je vergessen,<br />

Will & Grace, Oliver Beene und dem TV-<br />

Pilotfilm Awesometown auf. Superman<br />

Returns kam 2006 in die Kinos. Im selben<br />

Jahr war er als John Marlowe in der Folge<br />

The Everywhere Man aus der Batman Animated<br />

Series zu hören und er trat in dem<br />

TV-<strong>Movie</strong> After Midnight:<br />

Life Behind Bars auf. 2008<br />

war er in der Fernseh-Horroranthologie<br />

Fear Itself zu sehen. Zwischenzeitlich<br />

gab es für<br />

ihn immer mal wieder<br />

kleinere Rollen in Kinofilmen,<br />

unter anderem in<br />

Karla (2006), Zack And<br />

Miri Make A Porno<br />

(2008), Life Is Hot In<br />

Cracktown (2009), Stuntmen,<br />

Table For Three und<br />

Miss Nobody. Doch 2010<br />

schien sich alles zu ändern. Er bekam die<br />

Rolle des Agenten Daniel Shaw in der<br />

erfolgreichen Kultserie Chuck, gefolgt von<br />

der Rolle des Super-Veganers Todd Ingram<br />

in Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt.<br />

Zuletzt spielte er die Hauptrolle in Dylan<br />

Dog. All das führte dazu, dass man ihn<br />

mancherorts mit dem Kultdarsteller Bruce<br />

Campbell zu vergleichen begann. Ein Vergleich,<br />

gegen den Routh nichts einzuwenden<br />

hat. „Die Underdogs“, meint er mit<br />

einem Lächeln. „Kein schlechtes Vorbild,<br />

was? Er ist eine Ikone und ich bin ein Fan.<br />

In letzter Zeit habe ich zumindest interessante<br />

Rollen bekommen. Chuck ist eine<br />

Serie, die vielen Leuten gefällt. Aber auch<br />

kleinere Projekte, die nicht für ein Massenpublikum<br />

gedacht sind, solche Filme kommen<br />

bei den Fans besonders gut an. Scott<br />

Pilgrim ist ein gutes Beispiel. Der Film wurde<br />

gut aufgenommen. Viele Leute haben<br />

verstanden, wie wir uns diese Welt vorstellen,<br />

denn nicht viele Leute kennen die Welt<br />

von Scott Pilgrim. Seitdem wurde der Film<br />

immer beliebter, die Leute empfehlen ihn<br />

immer weiter. Auf DVD und Blue-ray findet<br />

098 | superhelden movie collectioN


Superman Returns<br />

superhelden movie collection | 099


die silberne ära<br />

Superman Returns<br />

WO DIE SUPERMÄNNER<br />

abgeblieben sind …<br />

Routh und seine verschiedenen Vorgänger<br />

Kirk Alyn<br />

Spielte Superman in: Superman,<br />

Atom Man Vs Superman<br />

Supermans erster Auftritt war in einer Serie,<br />

die als Kurzfilmreihe ins Kino kam, worauf die<br />

Fortsetzung Atom Man vs. Superman folgte.<br />

Beide waren ein Hit und führten zur sehr<br />

erfolgreichen Superman-TV-Serie.<br />

George ReevES<br />

Spielte Superman in: The<br />

Adventures Of Superman<br />

Von 1951 bis 1958 spielte George<br />

Reeves einen eher biederen Clark<br />

Kent/Superman. Seine Darstellung galt<br />

als die definitive Version und er hatte<br />

Probleme, andere Rollen zu bekommen.<br />

Er beging 1959 Selbstmord.<br />

Dean Cain<br />

Spielte Superman in: Lois & Clark<br />

Dean Cain hatte nie wieder eine so<br />

große Rolle wie Superman in Lois<br />

& Clark, obwohl er die Rolle auch<br />

eher brav anging. Er trat in dem<br />

eher misslungenen Out of Time <strong>–</strong><br />

Sein Gegner ist die Zeit mit Denzel<br />

Washington auf, ebenso wie in der TV-<br />

Serie Lost und der Sitcom Frasier.<br />

Christopher Reeve<br />

Spielte Superman in: Superman I-IV<br />

Reeves Superman gilt als die perfekte<br />

moderne Interpretation des Charakters.<br />

Nach einem tragischen Reitunfall war<br />

der Schauspieler querschnittsgelähmt.<br />

Er gründete die Christopher Reeve<br />

Paralysis Foundation, hatte Gastauftritte<br />

in Smallville und führte sogar bei eigenen<br />

Projekten Regie. Reeve verstarb 2004<br />

nach einem Herzstillstand.<br />

Brandon Routh<br />

Spielte Superman in:<br />

Superman Returns<br />

Seit Superman Returns 2006 eher<br />

mit Missfallen aufgenommen wurde,<br />

trat Routh in der TV-Serie Chuck auf,<br />

ebenso wie in Scott Pilgrim gegen den<br />

Rest der Welt, wo er seinen Sinn für<br />

Humor unter Beweis stellen konnte.<br />

Seitdem mausert er sich zu einem<br />

Kultdarsteller wie Bruce Campbell.<br />

Tom Welling<br />

Spielte Superman in: Smallville<br />

Neben dem üblen Im Dutzend billiger<br />

ist nur wenig über die schauspielerische<br />

Zukunft des gut aussehenden Stars von<br />

Smallville bekannt. Er hatte einen Part<br />

in dem dämlichen Remake von The Fog<br />

(2005), aber vielleicht sieht er sich lieber<br />

hinter der Kamera. Er hat mehrere Folgen<br />

von Smallville gedreht und fungiert in<br />

Season 10 als ausführender Produzent.<br />

100 | superhelden movie collectioN


Superman Returns<br />

er ein immer größeres Publikum. Ich würde<br />

gerne mal wegen Scott Pilgrim zur Comic<br />

Con in San Diego gehen. Dann würden wir<br />

die Anzahl der Fans verdoppeln können. Es<br />

ist schön, ein Teil von etwas zu sein, was<br />

die Leute so lieben, denn sie sind richtig<br />

harte Fans, und das ist echt irre.“ Routh war<br />

selbst ein Fan des italienischen Comics<br />

Dylan Dog und er hat sich sehr gefreut, als<br />

Regisseur Kevin Munroe ihn für die Hauptrolle<br />

der Spielfilmversion angesprochen hat.<br />

Die Geschichte spielt in New Orleans, Dylan<br />

Dog ist ein Privatdetektiv, der sich auf übernatürliche<br />

Fälle spezialisiert hat, die er<br />

zusammen mit seinem Assistenten Marcus<br />

Adams löst. Dieser wird von Sam Huntington<br />

gespielt, der in Superman Returns als<br />

Jimmy Olsen zu sehen war. Dylan muss<br />

gegen die Wächter der Hölle, Werwölfe,<br />

Zombies und Vampire<br />

antreten, um einen Fall zu<br />

lösen, der ihm von Elizabeth<br />

Ryan (Anita Briem)<br />

zugetragen wurde. „Ich<br />

kannte Dylan Dog, weil ein<br />

Freund von mir mehrere<br />

Jahre lang in Italien gelebt<br />

hat“, erinnert sich Routh.<br />

„Seine Eltern haben dort<br />

gearbeitet und er ist wie<br />

jeder italienische Teenager<br />

mit Dylan Dog aufgewachsen. Wir haben<br />

uns kennengelernt, als er wieder in den<br />

Staaten war, und er hat mir Hunderte von<br />

den Comics gezeigt. Als ich dann das Drehbuch<br />

für den Film bekam, kam mir der Titel<br />

sofort bekannt vor. Ich rief ihn an und fragte<br />

ihn: ‚Hey, ist das nicht der Comic, den du<br />

früher immer gelesen hast?‘ Und er sagte:<br />

‚Diesen Film fände ich viel cooler als Superman.‘<br />

Für ihn bedeutete das wesentlich<br />

mehr.“ Der Trailer verspricht spaßige Unterhaltung.<br />

Genauso fühlten sich auch die<br />

Dreharbeiten an. „Es hat sehr viel Spaß<br />

gemacht, an dem Film zu arbeiten“, so<br />

Routh. „Und ich hoffe, dass es den Zuschauern<br />

auch so geht, dass sie sich dabei unterhalten<br />

fühlen. Es gibt viel zu lachen, es gibt<br />

viele Albernheiten, es macht einfach Spaß,<br />

solange man sich darauf einlässt und das<br />

genießt. Der Charakter ist eine andere Seite<br />

meiner Persönlichkeit. Dylan hat nichts mit<br />

Superman gemein. Ich persönlich habe<br />

einen eher trockenen und sarkastischen<br />

Humor, so wie Dylan. Das liegt mir nahe,<br />

deswegen hat es mir Spaß gemacht, den<br />

Charakter zu spielen. Für mich ist der Film<br />

eine Horror-Comedy mit viel Action. Es<br />

erinnert auch ein wenig an einen Buddy-<br />

Film wie Ein seltsames Paar, das hat sehr<br />

viel Spaß gemacht. Bei Superman Returns<br />

hatte ich nur wenige Szenen mit Sam, in<br />

denen wir die Beziehung zwischen Clark<br />

und Jimmy ausarbeiten mussten. Hier<br />

haben wir sehr viel mehr Szenen miteinander,<br />

dadurch haben wir auch eine tiefere<br />

Dylan Dog ist<br />

definitiv etwas<br />

anderes, so was<br />

hat man noch<br />

nicht gesehen.<br />

brandon routh<br />

Beziehung. Wir wurden auch im Leben bessere<br />

Freunde, und das sieht man auf der<br />

Leinwand, wir konnten in vielen Szenen die<br />

Dialoge improvisieren. Das ist das, was<br />

mich unter anderem an dieser Rolle gereizt<br />

hat, die komische Seite. Dylan ist sehr trocken<br />

und sarkastisch, aber er ist auch witzig<br />

und er ist ganz anders als Marcus. Ich<br />

finde, der Film ist definitiv etwas anderes,<br />

so was hat man noch nicht gesehen“, erklärt<br />

er. „Dylan ist eine Art Antiheld, ein Held<br />

wider Willen. Er ist sehr sarkastisch und<br />

hat einen Sinn für trockenen Humor und er<br />

ist nicht gerade der Held, der einen unbedingt<br />

retten möchte. Er macht das eher, weil<br />

er muss. Er lässt sich ein wenig treiben, es<br />

dauert eine Weile, bis er sich mit der Idee<br />

angefreundet hat. Ich fand es interessant,<br />

diese Seite der Figur zu spielen. Er ist eben<br />

ein Underdog, er bezieht<br />

das von den Schurken. In<br />

der Regel kann er sie am<br />

Ende besiegen, aber bis es<br />

so weit ist, muss er einiges<br />

einstecken.“ Routh würde<br />

die Figur gerne noch einmal<br />

spielen. „Ich würde<br />

den Charakter wahnsinnig<br />

gerne ein zweites Mal<br />

angehen“, so Routh. „Weil<br />

man einen Film niemals in<br />

der richtigen Reihenfolge dreht. Da fällt<br />

manches unter den Tisch und später<br />

wünscht man sich, man hätte dafür mehr<br />

Zeit gehabt. Wenn man sich bei einem<br />

30-tägigen Dreh mit einem Charakter<br />

beschäftigt, dann lernt man sehr viel über<br />

ihn und dann gibt es am Ende Dinge, die<br />

man am Anfang am liebsten anders<br />

gemacht hätte. Jetzt, wo ich das alles weiß,<br />

würde ich liebend gerne zurückgehen und<br />

die Figur noch einmal spielen.“ Es läuft<br />

gerade gut für Routh, sein Enthusiasmus für<br />

die verschiedenen Rollen, die er in letzter<br />

Zeit gespielt hat, ist aufrichtig. Auch die Frage,<br />

was er sich denn vom Leben und seiner<br />

Karriere noch erhofft, bringt eine sehr offene<br />

und aufrichtige Antwort mit sich. Er hat<br />

einfache, persönliche Ziele. „Ich wünsche<br />

mir in meinem Leben positive Veränderungen“,<br />

so Routh. „Mein Ziel ist es, dass,<br />

wenn die Leute ins Kino gehen, sie im Ende<br />

ein Lächeln auf den Lippen haben oder<br />

etwas von dem Film mit sich tragen oder<br />

einfach nur mit jemand anderem ein<br />

Gespräch darüber führen, was sie gerade<br />

gesehen haben, sei es im Fernsehen oder in<br />

einem Film. Das ist, glaube ich, das Ziel.<br />

Und ich hoffe, dass ich dabei auch etwas<br />

lerne, wenn wir den Film machen.“<br />

Superman Returns<br />

und Dylan Dog<br />

sind auf DVD und<br />

Blu-ray erhältlich.<br />

Superman Returns hätte eigentlich aus Routh einen Star machen sollen.<br />

Mit Dylan Dog kehrte Routh zu Comic-Verfilmungen zurück.<br />

superhelden movie collection | 101


die silberne Ära<br />

Spider-Man 3<br />

Im<br />

Netz<br />

gefangen<br />

Der<br />

unrühmliche<br />

dritte Spider-<br />

Man-Film hat<br />

Sam Raimis<br />

Filmreihe leider<br />

den Todesstoß<br />

versetzt. Wir<br />

sprachen<br />

2007 mit den<br />

Darstellern und<br />

wollten wissen,<br />

was sie sich<br />

dabei gedacht<br />

haben …<br />

Tobey Maguire<br />

Der Mann hinter der Maske<br />

spricht über Spider-Man, den<br />

absurden Promi-Kult und die<br />

Vorzüge der richtigen Schuheinlagen.<br />

Fällt es Ihnen mittlerweile leichter,<br />

solche großen Filme zu drehen?<br />

Nachdem der zweite Film in die Kinos kam,<br />

sagte das Studio, dass sie den dritten Film<br />

bereits im Mai 2007 haben wollten, die Uhr<br />

tickte also. Wir fingen sofort an zu drehen,<br />

obwohl das Drehbuch noch geschrieben<br />

wurde. Dadurch konnten wir als Schauspieler<br />

sehr viel mehr Einfluss auf die<br />

Geschichte nehmen.<br />

Es gibt in dem Film viele Handlungsstränge.<br />

Wie hat sich das Drehbuch<br />

entwickelt?<br />

Was mir am meisten Sorgen machte, war,<br />

dass alles unter ein Dach passt und sich<br />

wie ein zusammenhängender Film anfühlt.<br />

Daran hat Sam Raimi selbst im Schneideraum<br />

noch gearbeitet.<br />

Wie entstand die Dualität der<br />

Handlungen im Drehbuch?<br />

Sam und sein Bruder Ivan haben die<br />

Geschichte strukturiert und dann hat Alvin<br />

[Sargent] das Drehbuch geschrieben. Als<br />

das Drehbuch kam, habe ich es durchgelesen<br />

und meinerseits Anmerkungen dazu<br />

gemacht, wie ich mir den Charakter vorstelle.<br />

Die Arbeit daran hörte nie auf.<br />

Hat es Spaß gemacht, einen aggressiveren<br />

Spider-Man zu spielen?<br />

Am Anfang des Films sonnt er sich im<br />

Ruhm und er wird als Spider-Man arrogant<br />

und selbstzufrieden <strong>–</strong> und das beeinträchtigt<br />

seine Beziehung zu MJ. Das hat viel<br />

Spaß gemacht und ich fand es auch witzig,<br />

dass er sich wie ein Depp aufführt.<br />

Es gibt eine Szene, wo man sieht, wie<br />

die Leute Spider-Man vergöttern. Das<br />

wirkte wie eine Parodie auf Ihren eigenen<br />

Status als Spider-Man …<br />

Ich habe zwischen mir und Spider-Man keine<br />

Parallelen gesehen, und ich glaube nicht,<br />

dass die Filmemacher so etwas vorhatten,<br />

aber seine Reaktion auf die Bewunderung<br />

des Publikums ist sehr witzig.<br />

Er hat eine naive Vorstellung von Erfolg.<br />

Auf jeden Fall. Er muss immer mit den seltsamen<br />

Vorstellungen der Leute umgehen<br />

und J Jonah Jameson ist fest davon überzeugt,<br />

dass er irgendetwas plant.<br />

War das neue Kostüm angenehmer zu<br />

tragen?<br />

Nicht sonderlich, aber es war nicht allzu<br />

schlimm. Die Schuhe hatten Sohlen, das<br />

war ein Fortschritt, denn im ersten Film<br />

bestanden die Sohlen nur aus einem Stück<br />

Gummi, auf dem ich den ganzen Tag rumlaufen<br />

musste.<br />

In Spider-Man 2 sieht man das Gesicht<br />

von Dr. Octopus. Wurde dieses Mal<br />

darauf geachtet, dass man auch Ihr<br />

Gesicht öfters sieht?<br />

Darum haben wir uns die ganze Zeit<br />

bemüht. Ich fand, es war eine coole Idee,<br />

dass er den ersten Kampf als Peter Parker<br />

hinter sich bringen muss.<br />

Wie war dieses Mal die Zusammenarbeit<br />

mit Bruce Campbell?<br />

Bruce war so was von gut in diesem Film!<br />

Ich fand, es war seine beste Rolle in den drei<br />

Filmen. Wir haben viel rumgealbert und<br />

viele verschiedene Sachen ausprobiert. Wir<br />

haben viel improvisiert.<br />

Wie sieht es mit dem nächsten Film<br />

aus?<br />

Es wird auf jeden Fall weitere Spider­ Man-<br />

Filme geben, aber ich bin mir nicht sicher,<br />

ob ich mit dabei bin. Dieser Film erzählt die<br />

Geschichten der ersten beiden Filme zum<br />

Ende. Wie es dann mit weiteren Filmen<br />

aussieht, hängt davon ab, ob es eine gute<br />

Geschichte gibt, ob es für Peter Parker<br />

etwas Neues und Interessantes zu tun gibt,<br />

ob Sam Raimi damit zu tun hat und ob die<br />

Besetzung stimmt. Dann würde ich darüber<br />

nachdenken.<br />

Kirsten Dunst<br />

Kirsten über MJ und darüber,<br />

warum es die Freundin eines<br />

<strong>Superhelden</strong> schwer hat.<br />

Mary Jane macht in diesem Film eine<br />

ganz schöne Entwicklung durch ...<br />

Ja, es ist nicht leicht für Sie. Sie bezieht<br />

ihr Selbstwertgefühl zum großen Teil aus<br />

ihrer Arbeit. Am Anfang des Films ist sie<br />

sehr glücklich, aber dann sieht man, wie ihr<br />

Selbstwertgefühl zerschmettert wird. Sie<br />

ist ein Mädchen, das eine Frau werden will,<br />

und alles ist sehr viel komplizierter als in den<br />

vorherigen Filmen.<br />

Können Sie sich damit identifizieren?<br />

Ja. Sie hat Probleme mit ihrem Liebesleben<br />

und mit ihrer Arbeit <strong>–</strong> und das sind beides<br />

sehr wichtige Aspekte des Lebens. Ich weiß,<br />

wie es ist, wenn man sein Selbstwertgefühl<br />

aus seiner Arbeit bezieht. Und wenn es<br />

dann mal nicht so gut läuft, fühlt man sich<br />

schlecht. Aber jetzt bin ich diesbezüglich<br />

ausgeglichener.<br />

Wie war die Rolle für Sie als Schauspielerin?<br />

Mary Jane hat emotional viel zu kämpfen,<br />

daher war jede Szene für mich recht dramatisch.<br />

Dadurch war es wichtig, dass ich<br />

in dem Film nicht depressiv wirke. Es ist<br />

nicht leicht, die Freundin von Spider-Man<br />

zu sein. Es kann ja passieren, dass er mit<br />

einer anderen durchbrennt oder dass<br />

er ums Leben kommt. Er ist ständig in<br />

Gefahr und deswegen steht auch ihre<br />

Beziehung ständig auf der Kippe. Aber ich<br />

würde viel lieber den ganzen Tag weinen,<br />

als Bluescreen-Szenen zu drehen. Die<br />

Action- und Bluescreen-Szenen waren der<br />

Fluch meines Lebens.<br />

Also hat Ihnen die Action in Spider-<br />

Man nicht so viel Spaß gemacht ...<br />

Ich mag Action nicht sonderlich, weil man<br />

den ganzen Tag rumsitzt und wartet. Man<br />

kommt um 6 Uhr morgens an, im Kostüm,<br />

voll geschminkt, die Maske läuft einem in<br />

die Poren und es ist total langweilig.<br />

102 | superhelden movie collectioN


Spider-Man 3<br />

Es wird weitere Spider-<br />

Man-Filme geben, aber ich<br />

bin mir nicht sicher, ob ich<br />

dabei bin.<br />

<strong>Superhelden</strong> movie collection | 103


die silberne Ära<br />

Spider-Man 3<br />

Spider-Mans<br />

RüCKKEHR<br />

Als Sam Raimi ankündigte,<br />

dass er mit der<br />

Story unzufrieden sei<br />

und deswegen den<br />

vierten Film nicht drehen<br />

würde, bekamen die Fans<br />

Angstzustände. Sollte<br />

Spider-Man wirklich nicht<br />

mehr auf die Leinwand<br />

zurückkehren? Sowohl<br />

Dunst wie auch Maguire<br />

haben angekündigt, dass<br />

sie ohne Raimi nicht<br />

mitspielen. Doch dann<br />

gab Sony bekannt, dass<br />

es nicht nur einen vierten,<br />

sondern auch einen<br />

fünften und sechsten<br />

Film geben würde. „Der<br />

Abschied von Spider-<br />

Man würde mir sehr<br />

schwerfallen“, so Raimi.<br />

Es wurde spekuliert, dass<br />

er in Zukunft nur noch<br />

als Produzent agieren<br />

würde. Aber das hat ihn<br />

nicht davon abgehalten,<br />

ein bisschen über seine<br />

Lieblingsschurken für die<br />

nächsten Filme zu spekulieren.<br />

„Ich würde sehr<br />

gerne Electro, Vulture<br />

und vielleicht die Sinister<br />

Six sehen.“ Daraus wurde<br />

nichts, aber in Marc<br />

Webbs The Amazing<br />

Spider-Man 2 trat Electro<br />

auf und die Sinister Six<br />

sollen als Spin-off in die<br />

Kinos kommen. Sam<br />

Raimis Spider-Man-Serie<br />

fand zwar 2007 ihr Ende,<br />

aber Spider-Man kämpft<br />

weiter.<br />

Ich habe in diesen Filmen immer sehr viel<br />

Action und das mag ich gar nicht. Alles, was<br />

man in den großen Action-Szenen sieht,<br />

dauert beim Dreh Wochen und Monate.<br />

Man kann also sagen, dass es eine<br />

ziemliche Herausforderung war?<br />

Ja, am ersten Tag musste ich in High Heels<br />

und langem Kleid eine steile Treppe runtersteigen<br />

und dabei lippensynchron singen.<br />

Die hohen Absätze und die steile Treppe<br />

waren schon schwer, aber dabei zu singen<br />

und zu tanzen, das war am härtesten.<br />

Was bedeutet Ihnen Spider-Man?<br />

Durch die Filme habe ich mich als Schauspielerin<br />

verändert. Ich bin zusammen mit<br />

Mary Jane erwachsen geworden. Die Serie<br />

bedeutet mir sehr viel.<br />

Es war bestimmt aufregend, die Rolle<br />

im ersten Film zu bekommen.<br />

Es war fantastisch. Ich war damals 16 und<br />

habe in Deutschland gerade The Cat’s<br />

Meow gedreht. Ich wusste, dass Spider-Man<br />

ein großer Studiofilm mit interessanten<br />

Leuten war, also war ich von der Rolle total<br />

begeistert. Es kamen viele verschiedene<br />

Schauspielerinnen für die Rolle in Betracht,<br />

aber ich wusste, dass Tobey sich für mich<br />

eingesetzt hat. Ich hatte eine Werbung für<br />

die Modefirma Gap gemacht und Tobey hat<br />

am Sunset Boulevard ein Poster von mir<br />

gesehen. Er und Sam kamen nach Deutschland,<br />

um mich kennenzulernen. Wir hatten<br />

eine tolle Chemie und ich hatte den Job.<br />

Genießen Sie den Ruhm? Wie ist es,<br />

eine bekannte Schauspielerin zu sein?<br />

Es ist wunderbar. Ich lerne jeden kennen,<br />

den ich kennenlernen will, weil ich bekannt<br />

bin. Eigentlich ist das lächerlich. Ich würde<br />

wahnsinnig gerne Barack Obama kennenlernen,<br />

aber ich würde sicher kein Wort über<br />

die Lippen bringen. Ich würde wahrscheinlich<br />

in Ohnmacht fallen …<br />

Topher Grace (Venom)<br />

am Set von Spider-Man<br />

3 mit Sam Raimi.<br />

Würden Sie auch weitere<br />

Spider-Man-Filme machen?<br />

Ja, ich würde auf jeden Fall auch Spider-<br />

Man 4 machen. Solange Sam Raimi als<br />

Regisseur und Tobey in der Hauptrolle<br />

dabei sind und solange die Geschichte<br />

stimmt, bin ich mit dabei.<br />

Thomas Haden<br />

Church<br />

Thomas Haden Church über<br />

seinen Schurken namens<br />

Sandman und wie es für ihn ist, in der Oberliga<br />

mitzuspielen.<br />

Sie kamen zu einem erfahrenen Team<br />

dazu. Haben Ihnen der Enthusiasmus<br />

und das fundierte Wissen des Regisseurs<br />

dabei geholfen?<br />

Ja, Sam gibt sich sehr viel Mühe und es war<br />

sehr angenehm, mit eingeladen zu sein.<br />

Wie sind Sie die Figur des Sandman<br />

angegangen?<br />

Als ich zu dem Film hinzukam, gab es noch<br />

kein Drehbuch. Sie zeigten mir Storyboard<br />

und Sequenzen, die Sam und Ivan und<br />

Laura [Ziskin, Produzentin] unbedingt<br />

haben wollten. Wenn es mal keine Action<br />

gibt, dann müssen die Charaktere stimmen<br />

<strong>–</strong> und das kann Sam wie kein zweiter. Für<br />

mich funktionierte die kreative Zusammenarbeit<br />

in solchen Momenten am besten. Wir<br />

hatten die Vorgabe, viele Nuancen in unsere<br />

Charaktere einzubringen. Ich konnte meine<br />

Figur im Laufe der Produktion immer weiter<br />

definieren.<br />

War es schwer einzuschätzen, ob die<br />

Rolle funktioniert? Immerhin waren<br />

Teile des Films noch nicht fertig ...<br />

Bei einem solchen Film steht sehr viel auf<br />

dem Spiel. Wir hatten den Vorteil, dass<br />

die wesentlichen Dreharbeiten Anfang<br />

Juli abgeschlossen waren und man<br />

sehen konnte, was noch fehlt. Wenn mich<br />

jemand gefragt hat, ob ich fertig bin, habe<br />

ich gesagt, dass wir noch Nachdrehs<br />

machen, aber es waren keine. Im Grunde<br />

waren es komplett neue Dreharbeiten.<br />

War das für Sie schwierig?<br />

Es war eine einzigartige Erfahrung. Wir<br />

haben drei verschiedene Versionen<br />

einer bestimmten Szene gedreht, damit<br />

Sam und der Rest des kreativen Teams<br />

die Möglichkeit hatten, zu schauen, ob<br />

sie funktioniert. Beim Dreh konnte ich<br />

mich immer auf die vorzügliche Professionalität<br />

Tobeys verlassen. Er war die<br />

ganze Zeit über mein Held. Als ich ihm<br />

und James Franco und den anderen<br />

Schauspielern, die von Anfang an dabei<br />

gewesen waren, zuschaute, wurde mir<br />

klar, was sie im Verlauf der ersten beiden<br />

Filme alles erlebt hatten.<br />

Thomas Haden Church, der<br />

vermeintliche „Newcomer“.<br />

Ihre Rolle in Spider-Man 3 war körperlich<br />

sicher sehr anstrengend. Kam es<br />

zu irgendwelchen Verletzungen?<br />

Bei diesem Film war ich voller Testosteron,<br />

keine Ahnung warum. Ich habe fast 97<br />

Prozent meiner Stunts selbst gemacht, was<br />

für einen Mann um die 40 ziemlich viel ist.<br />

Ich habe etwa zwei Jahre vor Drehbeginn<br />

angefangen, für die Rolle zu trainieren. Als<br />

wir dann zu drehen anfingen, wurde mir<br />

klar, dass ich aufgrund meines Trainings<br />

die schwierigeren Stunts besser durchhalten<br />

konnte. Aber ich habe keine Stunts<br />

gemacht, die zu gefährlich gewesen wären.<br />

Aber ich bin nun mal etwas älter und habe<br />

mir verschiedene Verletzungen zugezogen.<br />

Aber nichts Schlimmes und nichts, was den<br />

Dreh beeinflusst hätte.<br />

Mussten Sie die Produktion überzeugen,<br />

dass Sie diese Stunts machen<br />

können?<br />

Ja, bei einem. Der war etwas gefährlich.<br />

Sam wollte, dass ich ihn nur einmal mache.<br />

Das lag vermutlich an der Versicherung,<br />

aber ich habe ihn überredet, dass ich ihn<br />

noch mal machen kann, und alle waren<br />

ziemlich nervös. Es hatte mehrere Stunden<br />

gedauert, alles vorzubereiten, und wir<br />

haben ihn Monate vor dem Dreh bereits<br />

geprobt. Er hatte mit Maschinen und Menschen<br />

zu tun und er war recht gefährlich.<br />

Aber bei einem solchen Film gibt es immer<br />

gefährliche Stunts.<br />

Finden Sie seltsam, dass sie so quasi<br />

über Nacht zum Star geworden sind?<br />

Nach Sideways habe ich mich sehr für


Spider-Man 3<br />

Moore info<br />

Tobey Maguire, mal nicht im<br />

Spinnen-Kostüm.<br />

ERFOLG AUF<br />

ACHT BEINEN<br />

In Hollywood gilt das<br />

ungeschriebene Gesetz,<br />

dass Fortsetzungen<br />

weniger Geld einspielen<br />

als das Original.<br />

Doch dieses Konzept<br />

stimmt mittlerweile<br />

so nicht mehr. Die<br />

Spider-Man-Filme haben<br />

nach und nach jeden<br />

Rekord gebrochen.<br />

Der erste Film kam<br />

2002 in die Kinos und<br />

wurde mit verhältnismäßig<br />

bescheidenen<br />

139 Millionen Dollar<br />

produziert, weltweit<br />

hat er 821 Millionen<br />

Dollar eingespielt. Noch<br />

entscheidender aber ist,<br />

dass er als erster Film<br />

die magische 100-Millionen-Dollar-Grenze<br />

am<br />

Eröffnungswochenende<br />

überschritten hat. Dieser<br />

Rekord wurde vom<br />

dritten Teil gebrochen,<br />

der in den ersten drei<br />

Tagen unfassbare 151<br />

Millionen Dollar eingespielt<br />

hat und damit<br />

selbst Fluch der Karibik<br />

2 (2006) überholte. Das<br />

Erfolgsgeheimnis der<br />

Serie war nicht etwa ein<br />

immer größeres Budget<br />

und mehr Effekte,<br />

sondern gute Geschichten<br />

und gut erzählte<br />

Charaktere. Ein großer<br />

Hollywood-Film mit<br />

Herz <strong>–</strong> mehr kann man<br />

doch nicht verlangen,<br />

oder?<br />

Spider-Man 3 interessiert. Sam und ich<br />

hätten vor ein paar Jahren beinah bei einem<br />

Film namens The Gift zusammengearbeitet.<br />

Es war eine glückliche Fügung des Schicksals,<br />

dass sie mich für den richtigen Schauspieler<br />

für diese Rolle hielten.<br />

Topher Grace<br />

Topher Grace spielt in<br />

Spider-Man 3 den Schurken<br />

Venom und Peter Parkers<br />

Rivalen Eddie Brock. Es ist seine erste Rolle<br />

in der Welt, die Sam Raimi seit Spider-Man<br />

erschaffen hat.<br />

Fühlen Sie sich wie ein Fremder?<br />

Ja, aber das ist das Beste an dem Job. Ich<br />

wusste ja, wie erfolgreich die ersten beiden<br />

Teile waren, und wenn man bei so einem<br />

Film mitmachen will, dann muss man für die<br />

Rolle vor Leidenschaft brennen. Außerdem<br />

gibt es dann eine Actionfigur, die auf mir<br />

basiert!<br />

Warum bevorzugen Sie Ensemble-Filme<br />

statt Filme, in denen Sie die Hauptrolle<br />

spielen, so wie andere Schauspieler<br />

das tun?<br />

Ich bin gerne in Ensembles dabei, weil man<br />

bei einer großen Besetzung weiß, wie man<br />

in den Film passt. Man versteht, wer der<br />

Protagonist ist. Ich habe verstanden, dass<br />

der Sandman ein klassischer Antagonist ist,<br />

während hingegen Venom einen anderen<br />

Stellenwert hat. Mir wurde klar, dass ich<br />

in Konflikt mit Peter Parker stehe, und es<br />

macht Spaß, sich bei einem Film den eigenen<br />

Spielraum zu erarbeiten.<br />

Ein Film wie Spider-Man 3 verschlingt<br />

viel Zeit und Kraft. Wirkt sich das auf<br />

Ihre anderen Rollen aus?<br />

Wenn man sich so sehr auf einen Charakter<br />

konzentriert, dann will man auch danach auf<br />

diesem Niveau arbeiten. Ich habe ein Jahr<br />

an Spider-Man 3 gearbeitet. Da hat es mir<br />

Spaß gemacht, danach an einer Komödie<br />

wie Kids In America zu arbeiten, wo mein<br />

Charakter das genaue Gegenteil ist. Ich<br />

mache gerne große Hollywood-Filme, aber<br />

ich spiele dabei auch gerne gegen die Erwartungen<br />

an.<br />

Apropos Erwartungen, was kann das<br />

Publikum von Eddie Brock erwarten?<br />

Ich mag es, wenn das Publikum für einen<br />

Charakter widersprüchliche Gefühle aufbringt.<br />

Eddie wird dadurch noch furchterregender,<br />

weil man seine Motivation versteht.<br />

Das ist schlimmer, als wenn ein Wahnsinniger<br />

versucht, die Weltherrschaft an sich zu<br />

reißen.<br />

Eddie ‚Venom’ Brock scheint anfangs<br />

ein netter Kerl zu sein, aber das ändert<br />

sich schnell ...<br />

Ja, wenn jemand nicht weiß, was ihn in<br />

dem Film erwartet, könnte er meinen, dass<br />

Eddie ein witziger, netter Kerl ist. Ich wollte<br />

zeigen, dass jemand, der so sehr auf sein<br />

Auftreten achtet, dabei Gefahr läuft, sein<br />

Inneres zu vernachlässigen. Deswegen ist<br />

er das Gegenteil von Peter Parker. Peter<br />

ist äußerlich etwas unbedarft, aber er hat<br />

einen starken Kern. Als beide mit derselben<br />

Superkraft konfrontiert werden, kann Peter<br />

positiv damit umgehen, Eddie nicht.<br />

Jeder Held hat ein Alter Ego. Auch<br />

Topher Grace?<br />

Viele Leute haben die falsche Vorstellung,<br />

dass die Menschen in Hollywood geheimnisvoll<br />

sind oder dass sie etwas Besonderes<br />

an sich haben. Manche wollen vielleicht<br />

zu Beginn ihrer Karriere eine Art Alter Ego<br />

erschaffen, das cooler ist als man selber,<br />

aber innerlich ist jeder derselbe Trottel.<br />

Sie respektieren Schauspieler mit viel<br />

Erfahrung und langen Karrieren. Wollen<br />

Sie auch so arbeiten?<br />

Wer eine lange Karriere möchte und sich<br />

nicht für die Promiseiten interessiert, der<br />

sollte sich auch an den entsprechenden<br />

Leuten orientieren. Bei hervorragenden<br />

Regisseuren wie Sam Raimi lernt man viel<br />

über Schauspielerei.<br />

Sie haben mit einigen der Größten in<br />

Hollywood vor der Kamera gestanden.<br />

Was haben Sie von ihnen gelernt?<br />

Ich habe gelernt, dass sie einfach sehr hart<br />

arbeiten. Sie geben sich mehr Mühe als<br />

andere. Man muss einfach die Ärmel hochkrempeln.<br />

Ich weiß nicht, ob ich der beste<br />

Schauspieler bin, aber ich gebe mir sehr viel<br />

Mühe.<br />

Spider-Man 3 ist auf<br />

DVD und Blu-ray<br />

erhältlich.<br />

superhelden MOVIE COllECTION | 105


die silberne Ära<br />

Fantastic Four: Rise Of The Silver Surfer<br />

Fantastische<br />

Familie<br />

Der nicht sonderlich fantastische<br />

Rise of the Silver Surfer ist zum Begriff<br />

für Mittelmäßigkeit geworden und hat<br />

der Filmreihe um die Fantastischen Vier<br />

den Todesstoß versetzt. Doch als wir vor<br />

dem Kinostart mit Stan Lee sprachen,<br />

gab es noch große Hoffnungen …<br />

Es liegt etwas in der Luft. Etwas ganz Besonderes. Die<br />

Fantastischen Vier kehren auf die Kinoleinwände zurück.<br />

Der erste Film kam 2005 in die Kinos und hat weltweit 330<br />

Millionen Dollar eingespielt. Doch was Fantastic Four: Rise<br />

Of The Silver Surfer von den meisten anderen <strong>Superhelden</strong>filmen<br />

abhebt, ist, dass er auf einer Art heiligem Text der Comicwelt basiert.<br />

Fantastic Four Nr. 48-50 (auch bekannt als die „Galactus Trilogy“ von Stan<br />

Lee und Jack Kirby) zählt mit zum Besten, was das <strong>Superhelden</strong>-Genre je<br />

hervorgebracht hat. „Der Film bezieht sich auf den ersten Auftritt des Silver<br />

Surfer in Fantastic Four Nr. 48-50,” sagt Drehbuchautor Don Payne. „Aber<br />

wir benutzen auch Elemente der Geschichten aus Fantastic Four #57-60, als<br />

der Silver Surfer auf Dr. Doom trifft.” Darüber hinaus werden wir im Film<br />

auch einen der wesentlichen Schlüsselmomente in der Geschichte der<br />

Fantastischen Vier sehen: Die Hochzeit von Mr. Fantastic und Invisible Girl<br />

(auch dieses Mal wieder gespielt von Ioan Gruffudd und Jessica Alba). Keine<br />

Frage, bei den Fans ist die Vorfreude entsprechend groß. Als die Fantastischen<br />

Vier 1961 zum ersten Mal auf den Seiten eines Comics ihren Auftritt<br />

hatten, hatte das einen umwälzenden Effekt auf das <strong>Superhelden</strong>genre und<br />

die Comicbranche allgemein. Die explosive Mischung aus Stan Lees<br />

naturalistischem, kraftvollem Schreibstil und Jack Kirbys knallhart guten<br />

106 | superhelden movie collectioN


Fantastic Four: Rise oF The Silver Surfer<br />

superhelden movie collection | 107


die silberne Ära<br />

Fantastic Four: Rise Of The Silver Surfer<br />

Die Monologe<br />

Eines sUrfers<br />

Der Silver Surfer war ein Sensibelchen<br />

und nicht um Worte verlegen.<br />

Wann immer ihn der Drang<br />

überkam, ließ er gerne mal die eine oder<br />

andere schwülstige Rede vom Stapel. Hier einige der<br />

klassischen Highlights von dem Mann auf dem Surfbrett.<br />

Der Umweltschützer!<br />

„In all den Galaxien <strong>–</strong> in den endlosen Weiten des Weltraums <strong>–</strong> bin<br />

ich nie zuvor auf einen Planeten gestoßen, der mit reichhaltigeren<br />

Gaben gesegnet wäre als dieser … keine Welt hat eine schönere Natur …<br />

oder ein besseres Klima … Es ist alles da, um ein paradiesisches Leben zu<br />

ermöglichen. Es regnet in Hülle und Fülle ... der Boden ist so fruchtbar, dass<br />

man ganze Galaxien ernähren könnte! Und die Sonne! Immer wärmend …<br />

immerwährend ... Symbol des Lebens, der Hoffnung! Und doch <strong>–</strong> in ihrem<br />

unkontrollierbaren Wahnsinn, ihrer unverzeihlichen Blindheit <strong>–</strong> versuchen<br />

sie, dieses zarte Juwel zu zerstören … diese winzige, gesegnete Welt … die<br />

die Menschen ‚Erde‘ nennen!“ <strong>–</strong> SILVER SURFER Nr. 1<br />

Der Gutmensch!<br />

„Genug des eitlen Selbstmitleids! Obwohl die Menschheit mich<br />

verschmäht, so braucht sie doch meine Macht! Eine Macht, die<br />

ich Ihnen nie versagen darf. Nicht, solange sie von Armut und Entbehrung<br />

heimgesucht werden … dem Krebsgeschwür des Verbrechens … der Geißel<br />

der Tyrannei!“ <strong>–</strong> SILVER SURFER Nr. 2<br />

Der Mann der Widersprüche!<br />

„Er war als mir ebenbürtig erschaffen! Doch genau die<br />

Schwäche, über die er sich lustig machte <strong>–</strong> das Gefühl, das er<br />

Mitleid nennt <strong>–</strong> brachte mir den Sieg ... und ihm den Tod! Mein Mitgefühl<br />

für andere hat mir Kraft verliehen. Ich wäre für die Menschheit gestorben.<br />

Aber er, ohne Mitleid ... die Angst vor dem Tode versetzte ihn in Panik ... Er<br />

hat die Kontrolle verloren … es war sein Untergang! Wie seltsam, ich habe<br />

so viel riskiert, um die zu retten, die mich am meisten hassen!“ <strong>–</strong> SILVER<br />

SURFER Nr. 7<br />

Der Philosoph!<br />

„Ich bin der Silver Surfer! Ich gehe vor dem Bösen nicht in die Knie!<br />

Wenn der Tod kommt, so soll er denn kommen! Das Leben ist<br />

vergänglich! Aber eine Seele ist mehr als nur ein Leben! Die Seele<br />

ist ewig! Eher würde ich eine Ewigkeit im Limbus verbringen, als meine Seele<br />

zu verlieren … Der Mensch ist nur Fleisch und Blut, er lebt und er stirbt! Aber<br />

die Seele überdauert!“ <strong>–</strong> SILVER SURFER Nr. 9<br />

Zeichnungen war bahnbrechend. So wurde die sogenannte<br />

„Marvel Revolution“ Oder auch das „Marvel-Zeitalter“ der<br />

Comics ausgelöst und der Weg geebnet für illustre Charaktere wie<br />

den unglaublichen Hulk, Spider-Man, Iron Man, Daredevil und<br />

natürlich die X-Men. Die Comicbranche wurde somit vollständig<br />

auf den Kopf gestellt und Charaktere wie Mr. Fantastic, die<br />

menschliche Fackel, die Unsichtbare und das Ding ebneten für<br />

Marvel den Weg vom belächelten Kleinverlag zu einem Comic-<br />

Giganten, der bald zum Hauptkonkurrenten von DC-Comics<br />

werden sollte. Zehn Jahre lang arbeiteten Stan Lee und Jack Kirby<br />

an den Fantastischen Vier. Die „Galactus Trilogy“ war dabei auf<br />

jeden Fall ein Highlight. Lee ist jetzt weit über 80, aber sein<br />

Enthusiasmus lässt immer noch nicht nach <strong>–</strong> und die Storyline um<br />

Galactus ist nach wie vor einer seiner Favoriten: „Wenn ich an<br />

Colleges sprach, erwähnten die Zuhörer immer wieder diese drei<br />

Hefte. Ich fand es gut, dass sie sie als die ‚Galactus-Trilogie‘<br />

bezeichneten“, sagt Lee lebhaft beim Gespräch im Büro seiner in<br />

Kalifornien ansässigen Firma POW! Entertainment. „Die<br />

Geschichte war sehr originell und ich glaube nicht, dass jemand zu<br />

der Zeit so etwas bereits gesehen hatte. Wir hatten sehr viel<br />

Dramatik. Und dann war da der Gedanke, dass Galactus<br />

eigentlich gar kein Schurke ist. Klar, er ist einer der mächtigsten<br />

Superschurken aller Zeiten, aber er muss im Grunde einfach nur<br />

überleben. Nur deshalb tut er das alles. Und das war neu.“ Aber das<br />

Beste an der Story war der Silver Surfer, eine Erfindung von Kirby,<br />

die selbst Lee überraschte: „Ich habe Jack nie ein Skript gegeben,<br />

lediglich die Outline der Story, die ich erzählen wollte. Er hat sie auf<br />

seine eigene Art gezeichnet und es war immer brillant. Als ich seine<br />

Zeichnungen erhielt, war da alles, was ich mir gewünscht hatte,<br />

aber da war auch so ein nackter Verrückter auf einem fliegenden<br />

Surfboard! Ich wollte wissen, wer das ist, und Jack sagte: ‚Ich<br />

dachte mir, dass jemand, der so mächtig ist wie Galactus, sicher<br />

eine Art ‚Götterboten‘ hat, der für ihn die Planeten findet.‘ Das war<br />

eine wunderbare Idee.“ Kirbys dynamische Zeichnungen der Figur<br />

entfachten Lees Kreativität: „Mir gefiel, wie Jack ihn gezeichnet<br />

hat, denn er sah absolut einzigartig aus. Ich wollte ihm eine<br />

Persönlichkeit geben und mehr aus dem Kerl machen. Ich wollte,<br />

dass er zu einem wichtigen Teil der Geschichte wird. Was mich am<br />

Silver Surfer so anspricht, ist das Element der Selbstaufopferung“,<br />

so Lee. „Er hat das ultimative Opfer gebracht, indem er seine<br />

Sterblichkeit aufgab, um seinen Planeten zu retten. Er hat die Frau,<br />

die er liebt, für etwas verloren, was er immer gefürchtet hat. Jetzt<br />

Johnny Storm<br />

bringt Susan zur<br />

„Hochzeit des<br />

Jahrhunderts“.<br />

Der Wüterich!<br />

„Zu lange habe ich Zurückhaltung<br />

an den Tag gelegt! Zu<br />

lange habe ich mich geweigert,<br />

meine Macht zu entfesseln! Aber es glüht<br />

meine Seele mit brennender Wut! In einer<br />

Welt des Wahnsinns habe ich versucht,<br />

vernünftig zu sein, doch ich bekam nur<br />

Hass und Streit zurück! Also genug mit<br />

der Vernunft, der Liebe oder Gnade! Für<br />

die Menschen sind das nur Worte <strong>–</strong> die<br />

ignoriert werden! Ein böses Schicksal<br />

verschlug mich zu dieser feindseligen<br />

Rasse, in eine albtraumhafte Welt des<br />

Krieges. Ich werde mich selbst vergessen<br />

<strong>–</strong> ich tilge meine angeborene Moral <strong>–</strong> nie<br />

wieder werde ich ihrem irdischen Wahnsinn<br />

widerstehen! Nie wieder werde ich<br />

eine einsame Stimme in der Wildnis<br />

sein! Hüte dich, Menschheit! Von jetzt<br />

an wird der Surfer kämpfen. Von jetzt an<br />

wird der Silver Surfer der Tödlichste von<br />

allen sein!“ <strong>–</strong> SILVER SURFER Nr. 18<br />

108 | superhelden MOVIE cOLLEcTION<br />

Das WETA-Effekte-Team hat den<br />

Silver Surfer erschaffen.


Chris Evans’<br />

Performance als<br />

Johnny Storm war<br />

ein Höhepunkt<br />

des ersten Films.<br />

Fantastic Four: Rise oF The Silver Surfer<br />

Trotz all ihrer Fehler haben die Fantastic Four-Filme den Geist von Marvel gut erfasst.<br />

hat er eine schreckliche Aufgabe. Er versucht ständig, einen<br />

Ausweg zu finden.“ Dabei betonte Lee seinerzeit nicht zufällig die<br />

Anspielungen der Figur an das Neue Testament. Der Silver Surfer<br />

wird als eine Messias-artige Figur gehandhabt. Dazu zählen<br />

natürlich auch seine philosophischen Überlegungen, denen Lee<br />

sich stets mit Freude hingab. „Ich war begeistert, weil ich hier<br />

Dialoge schreiben konnte, die bei anderen Charakteren nicht<br />

funktionieren. Hier passte es ganz natürlich. Er schaut die<br />

Menschheit mit fremden Augen an und sieht uns quasi zum ersten<br />

Mal. Er konnte all die schrecklichen Dinge, die wir tun, kommentieren.<br />

Aber natürlich rührt ihn auch das Gute im Menschen an.“<br />

Es waren nicht nur die Comicfans, die den Silver Surfer mit viel<br />

Enthusiasmus aufnahmen, sondern auch die Gegenkultur der<br />

Sechziger. Denn damals war es eine Zeit, in die das Konzept eines<br />

Wesens, das durch das Weltall surft und den Frieden und<br />

Umweltschutz predigt, perfekt zu passen schien. „Ich habe die<br />

Figur nicht bewusst für die Hippie-Kultur geschrieben“, so Lee.<br />

„Ich habe lediglich meinen eigenen Gedanken Ausdruck<br />

verliehen. Wenn der Silver Surfer redet, dann bin im Grunde ich<br />

das. Er war keineswegs als ein Rebell gedacht. Vermutlich haben<br />

die Leute sich damit identifiziert, was er zu sagen hatte. Die<br />

Menschheit scheint verrückt geworden zu sein, sie lebt auf einem<br />

perfekten Planeten, auf dem es für alle genug zu essen gibt,<br />

wunderbares Wetter, genug Wasser, Land, umgeben von Schönheit<br />

... und trotzdem bekämpfen wir einander, und alles nur wegen Hass<br />

und Bigotterie!“ Doch bei all dem Enthusiasmus sind die Fans<br />

auch vorsichtig. Denn allzu oft ist es in der Vergangenheit<br />

vorgekommen, dass eine beliebte Story für ein großes Kinopublikum<br />

angepasst und dadurch verwässert wurde. Die Nervosität ist<br />

verständlich, denn die Ergebnisse können mitunter durchaus<br />

enttäuschend sein. So hat zum Beispiel Spider-Man 3 irritierender-<br />

Die neuen Gesichter<br />

in Fantastic Four 2<br />

Die neuen Charaktere des Films<br />

Frankie Raye (von Beau Garrett gespielt)<br />

Im Film ist Captain Raye eine Adjutantin von General Hager. In den Comics hat jedoch<br />

Raye eine viel weitgehendere Geschichte, nicht nur als Freundin von Johnny Storm<br />

und dem Silver Surfer, sondern auch als Nova, eine ehemalige Botin des Galactus.<br />

General Hager (von Andre Braugher gespielt)<br />

Regisseur Tim Story beschreibt ihn als „einen alten Bekannten<br />

von Reed Richards und eine der wichtigsten Ergänzungen des<br />

Films.“ Hager ist ein kaltschnäuziger Berufssoldat, der Spitzenmann<br />

der US-Regierung für die Erforschung und Erfassung des Silver Surfers.<br />

The Silver Surfer (von Doug Jones gespielt)<br />

Der Herold des planetenverschlingenden Galactus. Der Silver<br />

Surfer war einst Norrin Radd vom Planeten Zenn-La, der seinen<br />

ewigen Dienst für das Überleben seines Planeten angeboten hat. Sein<br />

neuer Meister hat ihn verwandelt, jetzt besitzt er die Macht des Kosmos.<br />

superhelden movie coLLECTIon | 109


die silberne Ära<br />

Fantastic Four: Rise Of The Silver Surfer<br />

Der Film war mitunter ein wenig zu albern.<br />

weise den enorm beliebten Schurken Venom zu einer bedauerlichen<br />