KOMpass - Ausgabe 9 / 3. Quartal 2014
DIE VERHÄLTNISSE ZUM TANZEN BRINGEN
DIE VERHÄLTNISSE ZUM TANZEN BRINGEN
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Karikatur: Heinz Pinta<br />
WIR ZAHLEN NICHT!<br />
Noch immer berichten Kroatien-Urlauber von ehemaligen<br />
Werbeplakaten, auf denen 5 % Zinsen für ein jederzeit behebbares<br />
Sparbuch versprochen werden. Der einstige Chef, sitzt<br />
inzwischen im Gefängnis. Die politischen Verantwortlichen<br />
des größten österreichischen Bankskandal schieben einander<br />
wechselseitig die Schuld zu. Großinvestoren und Gauner<br />
jeglichen Kalibers haben sich daran eine goldene Nase<br />
verdient. Die Rede ist von Jörg Haiders „Lieblingskind“,<br />
der HYPO-ALPE-ADRIA-Bank.<br />
Aufgrund dieser exorbitanten Summe ist eine inzwischen in<br />
weiten Bevölkerungskreisen geforderte Volksabstimmung über<br />
die gesamte Causa mehr als gerechtfertigt. Kein Cent aus den<br />
Taschen der kleinen Leute sollen für Finanzhaie, Heuschrecken,<br />
Spekulanten und ihre Machenschaften mehr fließen.<br />
Über 5 Milliarden Euro hat uns das Hypo-Desaster bereits<br />
gekostet, bis zu 19 Mrd. Euro könnten noch dazu kommen –<br />
also 24.000.000.000 Euro insgesamt. Mit diesen 24 Milliarden<br />
könnte man vieles finanzieren: Kinderbetreuungsplätze, höhere<br />
Familienbeihilfen, soziale Wohnbauten, mehr Krankenhausbetten,<br />
ausfinanzierte Altenpflege, höhere Pensionen und Arbeitslosengelder,<br />
gratis Öffis usw.<br />
Die kriminellen „Fachleute“ wie Kulterer, Grigg, Kircher und<br />
Tilo Berlin wurden inzwischen unlängst schuldig gesprochen.<br />
Ihre inkompetenten Kumpel mussten ihre Sessel räumen bzw.<br />
durch andere lukrative ersetzen. Erfinder des spezifischen „Hypo-Geschäftsmodells“,<br />
das mit illegalen Waffengeschäften zugunsten<br />
Kroatiens im Jugoslawien-Krieg 1991-1995 und mit der<br />
Erschließung dubioser Geschäfte einer neuen kriminellen Elite<br />
zum Aufstieg auf dem Balkan zu verhalf, waren diese Herren<br />
nicht. Die Verwicklung in Waffenhandel, Geldwäsche, Beihilfe<br />
bei der Unterschlagung von Staatsgeldern, Korruption und Betrug<br />
trug der Hypo auch den vielsagenden Namen „Hausbank<br />
der Balkanmafia“ ein.<br />
Dieses Geschäftsmodell entsprang auch nicht einfach dem Gehirn<br />
von dessen späterem Vollender und Virtuosen Jörg Haider,<br />
sondern zunächst der großen Koalition in Kärnten, durchaus<br />
entlang der außenpolitischen Ausrichtung Österreichs im<br />
Jugoslawien-Konflikt unter SP-Kanzler Vranitzky und VP-Außenminister<br />
Mock. So entfaltete die Kärntner „Hausbank der<br />
Balkanmafia“ auch ein entsprechendes Geschäftsgebaren, fern<br />
aller üblichen „Sorgfaltspflichten“ einer „normalen“ Bank.<br />
Was übrigens schon Mitte der 1990er Jahre zu einer offiziellen<br />
Intervention der Belgrader Nationalbank bei der österreichischen<br />
Nationalbank führte, weil die windigsten Kredite gewährt,<br />
einfach über Klagenfurt vergeben wurden und sich so<br />
der jugoslawischen Bankenaufsicht entzogen. Auch Kritiken<br />
des Rechnungshofes wie der Österreichischen Nationalbank<br />
bezüglich der Kreditvergaben auf dem Balkan blieben ohne<br />
Konsequenzen.<br />
Vom Kriegsfinancier zum größten Skandal<br />
der 2.Republik<br />
Unter der FPÖ-Regentschaft Jörg Haiders entwickelte sich das<br />
mafiöse Geflecht Hypo-Alpe-Adria in wechselnder Komplizenschaft<br />
mit der SPÖ und ÖVP ab 1999 dann zum größten<br />
Finanz- und Korruptionsskandal der 2. Republik und einem<br />
einzigartigen Milliardengrab. Die Landesanleihen wurden von<br />
8 Mrd. Euro 2004 schließlich auf unvorstellbare 25 Mrd. Euro<br />
2007 hochgeschraubt.<br />
Im Zuge der gerichtlichen Aufarbeitung gilt es parallel auch die<br />
politischen Verantwortungen namhaft zu machen. Von der FPÖ<br />
Kärnten, über die Komplizenschaft der ÖVP und SPÖ, bis zur<br />
Schadloshaltung der Investoren und Anleger sowie der Verschleierung<br />
des Seilschaften-Geflechts durch die rot-schwarze Bundesregierung.<br />
Mit der unlängst von der großen Koalition beschlossenen<br />
„Abbaugesellschafts“-Lösung sollen die Heuschrecken<br />
und Spekulanten ungeschoren davonkommen und ihre „Ansprüche“<br />
auf unserem Rücken und mit unseren Steuergeldern bedient<br />
werden. Auf völliges Unverständnis stößt dabei, dass der AK-<br />
Direktor und Faymann-Berater Werner Muhm jeder finanziellen<br />
Einbeziehung der Gläubiger eine Absage erteilt, weil Österreich<br />
auf den Finanzmärkten in „Abstiegsgefahr“ geraten könne.<br />
Dass eine geordnete Insolvenz die größte Katastrophe für das<br />
Land wäre, wie alle politischen Verantwortlichen uns glauben<br />
machen wollen, gilt aber selbst unter Finanzanalysten und sogar<br />
dem IWF als höchst umstritten. Die ehemalige Finanzministerin<br />
Maria Fekter hatte noch Ende 2011 verkündete: „Die Bank<br />
ist auf guten Sanierungsweg. Daher bin ich zuversichtlich, dass<br />
wir mittelfristig Teile oder das Ganze verkaufen können!“ Inzwischen<br />
hat sie „Mordsbauchweh“ und erklärt, Sie „persönlich<br />
hätte eine Insolvenz“ der maroden Kärntner Bank „bevorzugt“.<br />
Auch daran erkennt man die Inkompetenz und Weitsicht (=Verlogenheit)<br />
der Herrschenden.<br />
Nein zur Hypo- „Abbaugesellschaft“, für die wir diese<br />
Zeche zu zahlen hätten!<br />
<strong>KOMpass</strong> 5