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100 Jahre KÖLN- MÜLHEIM

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Helmut Goldau<br />

1. SPAZIERGANG: VOM WIENER PLATZ ZUR <strong>MÜLHEIM</strong>ER FREIHEIT<br />

ÜBER DIE BACH- UND LOHMÜHLENSTRASSE<br />

Auf der Westseite des Wiener Platzes unterlaufen<br />

wir die Gleise der Stadtbahnlinie<br />

4 und gehen durch die südliche Passage<br />

zur Altstadt in die Bachstraße. Hier floss<br />

um 1870 der Strunderbach frei und offen,<br />

längs der Straße zu seiner Mündung in den<br />

Rhein. Auch damals muss hier ein Tunnel<br />

gewesen sein. Auf der Trasse der Linie 4 verlief<br />

ein Bahndamm, auf dem die Züge der<br />

Köln-Mindener Eisenbahn über Düsseldorf<br />

und das Ruhrgebiet von und nach Berlin<br />

verkehrten. Die Strunde – damals wegen<br />

der vielen Mühlen wohl der fleißigste Bach<br />

Deutschlands - verlief oberirdisch entlang<br />

der rechten Straßenseite und hat dem Straßenzug<br />

seinen Namen gegeben.<br />

In der ältesten Luftaufnahme Mülheims aus<br />

dem Jahr 1920 ist die Strunde bereits kanalisiert.<br />

Ihr ehemaliger und später unterirdischer<br />

Verlauf, sowie die damalige Bebauung<br />

sind im Bild gut sichtbar. Oben ist das breite<br />

Band der Bahntrassen zu sehen, die zu<br />

dieser Zeit bereits mit den zwei Bahnhöfen<br />

in den Osten Mülheims verlegt waren. Die<br />

Bachstraße verläuft rechts von der Mitte,<br />

zunächst senkrecht nach unten und zweigt<br />

(auf dem Luftbild) zuletzt nach links ab. Der<br />

Verlauf der Strunde folgte im rechten Zweig<br />

der Lohmühlenstraße, wo die letzten Mühlen<br />

standen.<br />

Der Strunde und ihren Wassermühlen<br />

verdankt Mülheim seinen Namen. Wie Bendel<br />

in seiner Geschichte des Landkreises<br />

Mülheim schreibt versickerte die Strunde<br />

ursprünglich in Gladbach, im Feuchtgebiet<br />

bei Schlodderdich. Erst in karolingischer<br />

Zeit, als Wassermühlen in Deutschland<br />

eingeführt wurden, legte man einen<br />

künstlichen Bachlauf zur Rheinmündung<br />

an (einen „glatten Bach“) und das Gebiet an<br />

der Mündung wurde der Ort Mülheim. Der<br />

Bachlauf lag überwiegend in einer Hochflutrinne<br />

des Rheins, einem ehemaligen<br />

Rheinbett, in das schon die possidierenden<br />

Fürsten um 1600 den Rhein – zum Ärger der<br />

Kölner - zurückverlegen wollten.<br />

Solange die Strunde oberirdisch verlief,<br />

arbeiteten hier bis ins 19. Jahrhundert Getreide-<br />

und Lohmühlen (sie mahlten Baumrinde<br />

für die Gerber). Hier im vorderen Teil<br />

der Straße – der eigentlich der hintere ist,<br />

da Straßen in der Regel vom Ortskern nach<br />

außen nummeriert sind – war 1870 noch<br />

die öffentliche Bleiche. Das Bleichen ist<br />

ein Verfahren zur Wäschepflege, das in zurückliegenden<br />

Jahrhunderten allgemein üblich<br />

war. Die „zu weißenden“ Wäschestücke<br />

1. Spaziergang<br />

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