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Die orthodoxe Kirche <strong>in</strong> griechischer Sicht<br />
se<strong>in</strong> 42 ). Demnach empfängt also der Mönch, der tugendhaft lebt, durch<br />
se<strong>in</strong> Läuterungsstreben und se<strong>in</strong> R<strong>in</strong>gen um die Leidenschaftslosigkeit,<br />
vor allen D<strong>in</strong>gen aber durch die sehge Liebe, die sittliche (d. h. nicht<br />
magisch-naturhafte) Vergottung se<strong>in</strong>er Natur. Diese aber ist das höchste<br />
Ideal nicht nur des Mönchtums, sondern auch der Frömmigkeit <strong>in</strong>sgeme<strong>in</strong><br />
der ganzen <strong>Orthodoxe</strong>n Ostkirche.<br />
ra<br />
Der Dienst des Mönchtums für Kirche und Volk<br />
Trotz der Tatsache, daß das Mönchtum im orthodoxen Osten <strong>in</strong> allen<br />
Phasen se<strong>in</strong>er Geschichte e<strong>in</strong>en vorwiegend kontemplativen Charakter<br />
behielt und ihm se<strong>in</strong> Heiligungs- und Vollkommenheitsstreben sowie<br />
se<strong>in</strong>e mystisch-visionäre Kraft allezeit das Gepräge gaben, wußte es<br />
damit jedoch stets e<strong>in</strong> <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht segensreiches Wirken für<br />
Kirche und Volk zu verb<strong>in</strong>den.<br />
Wir haben bereits an anderer Stelle gesagt, daß das Mönchtum schon<br />
vom Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Ersche<strong>in</strong>ens an die Herzen der Christen aufs tiefste<br />
bee<strong>in</strong>druckte und bewegte. Diese erblickten <strong>in</strong> den Mönchen die Vorbüder<br />
der sittlichen Vollkommenheit und sahen sie als Heilige an, die<br />
sie mit Bewunderung und Vertrauen umgaben. Die Zellen der Mönche<br />
wurden stets von vielen Menschen aufgesucht. Die e<strong>in</strong>en kamen, um<br />
den Predigten der Mönche zu lauschen. Die anderen, um sich deren Rat<br />
und Beistand für die Widrigkeiten des Lebens zu erbitten. Wieder andere<br />
erhofften sich von ihrer Wunderkraft die Heilung von Krankheiten.<br />
Und auch viele Ungläubige fanden unter dem überwältigenden E<strong>in</strong>druck<br />
des Ethos und der Heiligkeit des großen Asketen den Weg zum<br />
christlichen Glauben.<br />
Aber auch seitens der offiziellen Kirche wurde dem Mönchtum schon<br />
recht früh Achtung und Bewunderung zuteil. So wurde es von berühmten<br />
Vätern und Lehrern der Kirche als höchste Phüosophie, als engelgleiches<br />
und apostolisches Leben gefeiert 43 ). Und Theodor von Studion<br />
pries es als coenobitisches Paradies und als Mysterium 44 ). Die Kirche war<br />
schon früh bestrebt, sich die ungeheure Macht und Wirkung des Mönchtums<br />
nutzbar zu machen. Obwohl die ersten Anachoreten sich der E<strong>in</strong>und<br />
Unterordnung <strong>in</strong> den heiligen Klerus leidenschaftlich widersetzten,<br />
42 ) Ebenda, S. 1189.<br />
43 ) Gregor von Nyssa, Katechetische Rede 18; Migne P. G. 45, 56.<br />
44 ) Migne P. G. 99, 937. 1524.