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Die orthodoxe Kirche <strong>in</strong> griechischer Sicht<br />
Im Gegensatz zu dieser jahrhundertelang lebendigen Überlieferung ist<br />
<strong>in</strong> Griechenland heute den Laien die Teilnahme an den kirchlichen Gerichten<br />
völlig verschlossen. Lediglich mittelbar tritt das Laienelement doch noch<br />
dazu, nämlich durch den Staat, <strong>in</strong>sofern als zur Vollstreckung irgende<strong>in</strong>er<br />
Entscheidung der kirchlichen Gerichte oder zur Ertedung der Begnadigung<br />
e<strong>in</strong> Königliches Dekret notwendig ist, das auf Antrag des M<strong>in</strong>isters<br />
für kirchliche Angelegenheiten erlassen wird 105 ).<br />
Zur Vervollständigung des Gesamtbddes bleibt uns noch übrig, e<strong>in</strong>ige<br />
Worte über die Teilnahme der Laien an der kirchlichen Gesetzgebungzu sagen.<br />
In früherer Zeit äußerte sich diese Teilnahme der Laien auf dreierlei<br />
Weise: i. durch ihre Teilnahme an den Synoden, die die hauptsächliche<br />
gesetzgebende Gewalt der Kirche s<strong>in</strong>d, 2. durch den Staat, soweit er bei<br />
kirchlichen Fragen als Gesetzgeber auftrat, und 3. durch den E<strong>in</strong>fluß des<br />
ganzen Pleroma der Kirche auf die Ausgestaltung des Brauchtums.<br />
Von diesen drei Möglichkeiten ist die erste heute verschlossen, <strong>in</strong>sofern<br />
als die Laien an den Synoden der Kirche nicht mehr teilnehmen. Die<br />
zweite, über den Staat, hat sich <strong>in</strong> der Kirche von Griechenland so gehalten,<br />
wie sie <strong>in</strong> der Vergangenheit gewesen war, mit dem e<strong>in</strong>zigen<br />
Unterschied, daß kraft ihres geltenden Verfassungsgesetzes beim Erlaß<br />
irgende<strong>in</strong>es kirchlichen Gesetzes von selten des Staates das vorherige<br />
Gutachten der Ständigen heiligen Synode angefordert werden muß.<br />
Schließlich, was die dritte Möglichkeit durch die Gewohnheit anbelangt,<br />
so ist hier, da die Gewohnheit als Quelle des Kanonischen Rechts unserer<br />
Kirche anerkannt ist 106 ) und die formende Kraft desselben <strong>in</strong> der Hauptsache<br />
<strong>in</strong> der Hand des Pleroma der Kirche hegt, ganz offensichtlich das<br />
Wirkungsfeld des Laienelements fortwährend ungeheuer groß gebheben.<br />
* * *<br />
Als Ergebnis der vorhegenden Untersuchung ergibt sich nun das Folgende:<br />
im Leib der Kirche werden durch die Priesterweihe deutlich<br />
zwei Stände unterschieden, und zwar nach dem Grade des Dienens, der<br />
jedem von ihnen aufgetragen ist. Diese Unterscheidung tendiert jedoch<br />
<strong>in</strong> der Praxis zu e<strong>in</strong>er Differenz der Machtbefugnis der Priester gegenüber<br />
den Laien, was e<strong>in</strong>e völlige Änderung des Geistes der <strong>Orthodoxe</strong>n<br />
Kirche bedeuten würde, wenn der Herr des We<strong>in</strong>bergs jemals erlauben<br />
sollte, daß es soweit käme. Denn, um die oben zitierte Formulierung zu<br />
105 ) Vgl. K. Rallis, Iloivixdv usw. S. 6isf., G. Th. Rammos, a. a. O. 192-193,<br />
und A. P. Christophilopoulos, a. a. O. Bd. III (1956), S. 77.<br />
106 ) Siehe Milasch-Apostolopoulos, a. a. O. 64-68, und Christophilopoulos, a. a. O.<br />
Bd. I (1952), S. 86-88.