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bausteine einer krisenfesten marktwirtschaft - Research Institute for ...

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BAUSTEINE EINER<br />

KRISENFESTEN MARKTWIRTSCHAFT<br />

BESTANDSAUFNAHME UND ABGRENZUNG DES<br />

FORSCHUNGSBEDARFS IN DEN WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

André Martinuzzi und Michal Sedlacko<br />

<strong>Research</strong> <strong>Institute</strong> <strong>for</strong> Managing Sustainability, Wirtschaftsuniversität Wien<br />

erstellt im Auftrag des Ökosozialen Forum Österreich<br />

gefördert durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung<br />

Projektbericht 1/2009, in der Schriftenreihe des<br />

<strong>Research</strong> <strong>Institute</strong> <strong>for</strong> Managing Sustainability der Wirtschaftsuniversität Wien


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 2<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

EINLEITUNG ............................................................................................3<br />

HINTERGRUND .......................................................................................6<br />

ERSTER ABSCHNITT:<br />

BESTANDSAUFNAHME UND FORSCHUNGSLANDKARTE...............8<br />

Thema 1:<br />

Thema 2:<br />

Thema 3:<br />

Thema 4:<br />

Wirtschaftswissenschaftliche „grand theories“ und ihre<br />

Bedeutung für eine nachhaltige Wirtschaftsordnung..........................9<br />

Entwicklungspfade der Sozialen Marktwirtschaft und ihre<br />

Bedeutung für eine nachhaltige Wirtschaftsordnung........................14<br />

Rahmenbedingungen und Funktionsweisen von Märkten<br />

als Voraussetzungen für eine Öko-soziale Marktwirtschaft..............19<br />

Aufgabenverteilung zwischen Staat,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft .............................................................24<br />

Thema 5: Wachstum in <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung ......................29<br />

Thema 6:<br />

Instrumente zur Umsetzung<br />

<strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung............................................34<br />

ZWEITER ABSCHNITT:<br />

FORSCHUNGSBEDARF UND THEMENFELDER................................39<br />

Krisenfeste Marktwirtschaft<br />

Bausteine <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung ...........................40<br />

Themenfeld 1 Verbesserungen der Wirtschaftsrahmenordnung.............................42<br />

Themenfeld 2 Dauerhafte Sicherung wirtschaftlicher, ökologischer<br />

und sozialer Ressourcen..................................................................43<br />

Themenfeld 3 Intelligenter Umgang mit komplexen sozialen Systemen................45<br />

Nächste Schritte ............................................................................................45<br />

Forschungsprojekte, weitere Diskussionspapiere und Bestellungen siehe www.sustainability.eu


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 3<br />

EINLEITUNG<br />

Das dem vorliegenden Bericht zugrunde liegende Projekt „Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong><br />

Marktwirtschaft“ diente der Vorbereitung eines breiter angelegten Forschungsprogramms zu diesem<br />

hochaktuellen Thema. Dazu wurden zentrale Forschungsfelder abgegrenzt, eine Bestandsaufnahme<br />

der aktuellen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Debatte in diesen Forschungsfeldern<br />

durchgeführt sowie zentrale Forschungsfragen für das künftige Forschungsprogramm identifiziert. Der<br />

Fokus lag dabei bewusst auf der Gestaltung der Rahmenwirtschaftsordnung und den dafür<br />

er<strong>for</strong>derlichen Forschungsarbeiten. 1 Damit wurde auf eine „mittlere Ebene“ zwischen<br />

Grundlagen<strong>for</strong>schung und Politikberatung abgezielt 2 , ein volkswirtschaftlicher Schwerpunkt gesetzt 3<br />

und ein besonderes Augenmerk auf Implementierbarkeit, Praxisorientierung und Politikfähigkeit<br />

gelegt. Zur Bestandsaufnahme und Abgrenzung des Forschungsbedarfs wurde ein partizipativer<br />

Zugang gewählt, der als positiver Nebeneffekt die Etablierung <strong>einer</strong> wissenschaftlichen Community<br />

der nachhaltigkeitsorientierten Ökonomie in Österreich unterstützen sollte. Folgende Arbeitsschritte<br />

wurden daher durchgeführt:<br />

1. Identifikation von sechs Themen als Ausgangspunkt (siehe Abschnitt 1)<br />

2. Recherche von nationalen und internationalen ExpertInnen zum jeweiligen Thema<br />

3. Bestandsaufnahme aktueller nationaler und internationaler Forschungsprojekte und Top-Journal-<br />

Publikationen zum jeweiligen Thema<br />

4. Vorbereitung und Durchführung eines dreitägigen Workshops mit führenden Forscherinnen und<br />

Forschern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum im Oktober 2008<br />

5. Zusammenfassung der Workshop-Ergebnisse zu Themenfeldern und Forschungsfragen<br />

6. Durchführung von 10 weiteren telefonischen Expertengespräche zur Ergänzung und Vertiefung<br />

der Forschungsfragen<br />

7. Fertigstellung der zentralen Forschungsfragen (siehe Abschnitt 2)<br />

8. Erstellen des Endberichts und Abschluss des Projekts<br />

In Abschnitt 1 des vorliegenden Berichts finden sich die Ergebnisse der Punkte 1–3, Abschnitt 2 fasst<br />

die Ergebnisse der Punkte 4–8 zusammen.<br />

1 Mit der Fokussierung auf die Rahmenbedingungen nachhaltigen Wirtschaftens wurde ein breiterer Zugang als im<br />

deutschen Forschungsprogramm „Wirtschaftswissenschaften für Nachhaltigkeit“ gewählt, das aktuelle Probleme (wie z. B.<br />

Nutzungskonflikte in der Raumplanung, Diffusion von Klimaschutztechnologien) in den Mittelpunkt stellt und die<br />

Wirtschaftswissenschaften als Problemlösungswissen heranzieht.<br />

2 Ausschlaggebend für diese Abgrenzung war die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise: Grundlagen<strong>for</strong>schung wurde<br />

ausgeschlossen, da diese zwar in einigen Bereichen er<strong>for</strong>derlich wäre, aber nicht rasch genug zum heute dringend<br />

er<strong>for</strong>derlichen Handlungs- und Gestaltungswissen führt. Politikberatung ist wiederum zu kurzfristig orientiert, um<br />

nachhaltige Systemveränderungen zu fokussieren und in einem mehrjährigen Forschungsprogramm abwickeln zu<br />

können.<br />

3 Durch diese Abgrenzung werden Überlappungen und Redundanzen mit den bestehenden Forschungsprogrammen<br />

„Nachhaltig Wirtschaften“ des BMVIT und proVision des BMWF vermieden.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 4<br />

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat zu <strong>einer</strong> enormen Aktualität des vorliegenden<br />

Forschungsprojekts geführt: Waren die letzten Jahrzehnte von Globalisierung und Deregulierung<br />

geprägt, so ist die Gestaltung von nationalen und globalen Rahmenbedingungen und<br />

Kontrollmechanismen nun ein top-aktuelles Thema. Die enormen Verluste an den Börsen, die<br />

er<strong>for</strong>derlichen staatlichen Hilfs- und Konjunkturprogramme und die noch immer unklaren Risiken<br />

haben gezeigt, dass die bisherige Wirtschaftsordnung nicht nur in sozialer und ökologischer Hinsicht<br />

nicht nachhaltig ist, sondern eindeutig auch nicht als nachhaltiges Wirtschaften in s<strong>einer</strong><br />

ökonomischen Dimension zu klassifizieren ist. Das im Zentrum des vorliegenden Berichts stehende<br />

Thema „nachhaltige Wirtschaftsordnung“ wurde daher auf das Thema „krisenfeste Marktwirtschaft“ hin<br />

fokussiert und ergänzt (siehe Abschnitt 2). Diese Umorientierung hat jedoch zu einigen<br />

Einschränkungen geführt, die bei der weiteren Bearbeitung der vorliegenden Projektergebnisse zu<br />

beachten sind: Die im Sommer 2008 durchgeführte Bestandsaufnahme von Forschungsprojekten,<br />

Publikationen und ExpertInnen fand noch vor Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise statt und<br />

orientiert sich daher an den zu diesem Zeitpunkt in der Fachliteratur gängigen Themen. Die<br />

Schwerpunkte des im Oktober 2008 durchgeführten Workshops orientierten sich an diesen Themen,<br />

änderten aber den Blick zunehmen auf die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise aktuell gewordenen<br />

Themen. Die im Winter 2008/09 durchgeführten telefonischen Expertengespräche setzten diese<br />

Umorientierung <strong>for</strong>t und stellten die drei in Abschnitt 2 dargestellten Themenfelder in den Mittelpunkt. 4<br />

Aus dieser <strong>for</strong>tschreitenden Umorientierung des Projekts ergeben sich zwei Konsequenzen:<br />

• Die in Abschnitt 2 beschriebenen Forschungsfelder sind nicht direkt aus den in Abschnitt 1<br />

dargestellten Themenfelder abgeleitet, sondern nur lose mit diesen verbunden. Diese Schwäche<br />

wurde bewusst in Kauf genommen, um die aktuellen Entwicklungen bestmöglich abzubilden und<br />

mit dem gegebenen Projektbudget ein möglichst hochwertiges Ergebnis vorlegen zu können.<br />

• Einige der in Abschnitt 2 beschriebenen Forschungsfragen werden von den befragten ExpertInnen<br />

kontroversiell gesehen. 5 Daher wurde eine Synthese versucht, die sich an folgenden<br />

Qualitätskriterien orientierte: Aktualität und politische Relevanz der Fragestellung,<br />

wirtschaftswissenschaftlicher Charakter der Fragestellung, Struktur und Kohärenz der<br />

Fragestellungen untereinander. Ausgeschlossen wurde Fragestellungen, zu denen bereits<br />

zahlreiche Forschungsarbeiten vorliegen, die daher den Charakter von Politikberatung hätten.<br />

4 Um die aktuellen Entwicklungen entsprechend zu berücksichtigen, wären es optimal gewesen die im Oktober<br />

zusammengestellten Forschungsfragen <strong>einer</strong> neuerlichen partizipativ angelegten Überarbeitung zu unterziehen (z.B. im<br />

Rahmen von zwei bis drei weiteren Workshops). Die hätte jedoch den Abschluss des Projekts um weitere zwei bis drei<br />

Monate verzögert,. Der vorliegende Endbericht ist daher als „work in progress“ zu interpretieren.<br />

5 Dazu einige Beispiele: Das Forschungsfeld „Glücks<strong>for</strong>schung“ (Happyness) ermöglicht eine breitere Sichtweise als eine<br />

allein an Einkommen und Wohlstand orientierte Fokussierung der Ökonomie, kann aber angesichts drohender<br />

Massenarbeitslosigkeit wohl als derzeit politisch nicht vorrangig angesehen werden.<br />

Es mag vor einigen Monaten von Relevanz gewesen sein, ob und wie durch In<strong>for</strong>mationen ein nachhaltigeres<br />

Konsumverhalten erzielt werden kann, aus heutiger Sicht ist viel mehr die Frage von Bedeutung, wie verhindert werden<br />

kann, dass der private Konsum gänzlich einbricht.<br />

Im Gegensatz zu vor einigen Monaten hat die Aufgabenverteilung von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft deutlich an<br />

Bedeutung gewonnen und die Frage in welcher Form der Staat künftig aktiv sein soll, wird (auch auf wissenschaftlicher<br />

Basis) unterschiedlich gesehen. Dies zeigt sich beispielsweise an den recht unterschiedlichen Eingriffen, die die<br />

verschiedenen Staaten an Bailouts und Haftungsübernahmen geknüpft haben.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 5<br />

Wir möchten uns bei folgenden Expertinnen und Experten für ihre Teilnahme an diesem<br />

Forschungsprojekt (im Rahmen des Workshops und/oder der telefonischen ExpertInnengespräche)<br />

und die Vielzahl wertvoller Anregungen bedanken:<br />

• Prof. Dr. Stefan Baumgärtner,<br />

Lehrstuhl für Nachhaltigkeitsökonomie der Leuphana Universität Lüneburg<br />

• Dr. Kurt Bayer,<br />

Weltbank<br />

• Prof. Dr. Matthias Binswanger,<br />

Institut für Wirtschaft und Ökologie, Universität St. Gallen<br />

• Prof. Dr. Michael Getzner,<br />

Institut für Wirtschaftswissenschaften, Universität Klagenfurt<br />

• PD Dr. Timo Göschl,<br />

Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften, Universität Heidelberg<br />

• Dr. Friedrich Hinterberger,<br />

Sustainable Europe <strong>Research</strong> <strong>Institute</strong>, Wien<br />

• Prof. Dr. Markus Hofreither,<br />

Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien<br />

• Dr. Daniela Kletzan,<br />

Österreichisches Institut für Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

• Mag. Katharina Kowalski,<br />

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

• Prof. Georg Müller-Christ,<br />

Forschungszentrum Nachhaltigkeit, Universität Bremen<br />

• Prof. Dr. Reinhard Pfriem,<br />

Institut für Betriebswirtschaftslehre, Abt. Betriebliche Umweltpolitik, Universität Oldenburg<br />

• Prof. Dr. Reinhold Priewasser,<br />

Institut für Betriebliche und Regionale Umweltwirtschaft, Johannes Kepler Universität Linz<br />

• Mag. Eva-Maria Schmitzer,<br />

Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung<br />

• Prof. Dr. Uwe Schubert,<br />

WU Wien, ehem. Leiter des Instituts für Umwelt und Wirtschaft<br />

• Prof. Dr. Bernd Siebenhüner,<br />

Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik, Universität Oldenburg<br />

• Prof. Dr. Udo E. Simonis,<br />

Forschungsprofessur Umweltpolitik, Wissenschaftszentrum Berlin<br />

• Prof. Dr. Sigrid Stagl,<br />

WU Wien, designierte Professorin für Umweltökonomie<br />

• Mag. Rita Trattnigg,<br />

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

• Mag. Caroline Vogl-Lang,<br />

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 6<br />

HINTERGRUND<br />

Die Soziale Marktwirtschaft findet sich als anerkanntes Wirtschaftskonzept in vielen Industriestaaten<br />

in unterschiedlicher Ausprägung wieder und stellt eine wichtige Basis des „Europäischen Modells“ für<br />

Wohlstand, sozialen Ausgleich und Wettbewerbsfähigkeit dar. Im Lichte der Ende der 1980er-Jahre<br />

virulent werdenden Umweltprobleme wurde unter Federführung des damaligen<br />

Landwirtschaftsministers Josef Riegler die Soziale Marktwirtschaft um die Komponente Ökologie (bzw.<br />

Umweltschutz) erweitert, das Leitbild der Ökosozialen Marktwirtschaft erstellt und auf folgende<br />

Prinzipien Bezug genommen: 6<br />

o<br />

o<br />

Kostenwahrheit in Konsum und Produktion (mit u. a. Internalisierung externer Kosten nach dem<br />

Verursacherprinzip)<br />

Re<strong>for</strong>m des Steuersystems in Richtung Ökologisierung (Entlastung des Faktors Arbeit<br />

einnahmenseitig durch Belastung von Ressourcenverbrauch kompensiert)<br />

o Transparenz von Produktdeklaration verbunden mit Bildungs- und In<strong>for</strong>mationsmaßnahmen<br />

(Stärkung von Marktmacht bzw. -einfluss für KonsumentInnen)<br />

o<br />

Anpassung des Förderungswesens an die Kriterien der Nachhaltigkeit<br />

o Ordnungspolitische Maßnahmen bzw. Eingriffe in jenen Bereichen, in denen die Nachhaltigkeit<br />

über Marktmechanismen nicht zu erreichen ist (Subsidiarität)<br />

o Bewusstseinsbildung für nachhaltige Entwicklung als Voraussetzung für die<br />

Problemlösungskompetenz in der Gesellschaft<br />

o<br />

o<br />

Adaptierung volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung unter Einbeziehung bzw. Messung von<br />

Nachhaltigkeitseffekten<br />

Internationalisierung von Umweltschutz mit dem Ziel eines globalen Ausgleichs unter<br />

Berücksichtigung relevanter Gerechtigkeitsaspekte<br />

Elemente des Konzepts der „Ökosozialen Marktwirtschaft“ fanden eine politische Umsetzung in der<br />

österreichischen Agrarpolitik – beispielhaft sei hier das Österreichische Programm zur Förderung <strong>einer</strong><br />

umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft (ÖPUL)<br />

genannt.<br />

6 vgl. Visionen für Österreich: Ökosoziale Marktwirtschaft. Neu denken. Für Wirtschaft und Umwelt, Leitantrag zum<br />

Zukunftsparteitag, 24. /25. November 1989, Graz;<br />

Riegler, J. & Moser, A., 1997: Ökosoziale Marktwirtschaft, Denken und Handeln in Kreisläufen. Leopold Stocker Verlag,<br />

Graz<br />

Riegler, J., 1992: Eco-Social Market Economy, A Summary. unveröffentlichtes Positionspapier des Ökosozialen Forums<br />

Österreich, Wien<br />

Riegler, J., 2003: The Model of Ecosocial Market Economy. unveröffentlichtes Manuskript<br />

Fischler, F. et al. 2006: Global Marshall Plan. Ökosoziales Forum Europa, Umweltdachverband und Institut für Umwelt-<br />

Friede-Entwicklung, Wien


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 7<br />

Nach dem Zusammenbruch der planwirtschaftlichen Ökonomien, der Durchsetzung des neoliberalen<br />

Paradigmas des Washington Consensus, das seit den frühen Neunziger Jahren die Politik der<br />

internationalen Organisationen prägt, und durch das Phänomen der Globalisierung kam der Ansatz<br />

<strong>einer</strong> sozialen und ökologischen Ordnungspolitik in gewisse Bedrängnis. Gleichzeitig kam es zu <strong>einer</strong><br />

enormen Ausdifferenzierung der wissenschaftlichen und politischen Debatte um das Leitbild <strong>einer</strong><br />

nachhaltigen Entwicklung. Zentrale Kernelemente <strong>einer</strong> nachhaltigen Entwicklung sind:<br />

o<br />

ein an Wertvorstellungen, ethischen Prinzipien und Gerechtigkeit orientiertes Leitbild (inter- und<br />

intragenerationelle Gerechtigkeit, Gender Gerechtigkeit)<br />

o ein ganzheitlicher Ansatz der ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen<br />

berücksichtigt (Drei-Säulen-Modell, „strong“ versus „weak sustainability“)<br />

o<br />

o<br />

eine räumlich und zeitlich weit reichende Perspektive<br />

ein dem Vorsichtsprinzip verpflichteter Umgang mit Risiken und Systemdynamiken<br />

o Aufbau der nötigen institutionellen Kapazitäten und Innovationen unter breiter Partizipation der<br />

Beteiligten (Reflexivität, Prozesshaftigkeit)<br />

Diesen Grundprinzipien wurden zwar vereinzelt auf einzelwirtschaftliches und gesamtwirtschaftliches<br />

Handeln übertragen, bis heute fehlt jedoch ein konsistentes und in sich schlüssiges Konzept<br />

nachhaltigen Wirtschaftens. In den aktuellen Diskussionen zeigen sich dazu drei Perspektiven: 7<br />

Nachhaltigkeit als Innovationsaufgabe: Unter dieser Perspektive werden ökonomische und<br />

ökologische Ziele als kompatibel angenommen und Win-win-Lösungen angestrebt. Technische und<br />

soziale Innovation sollen zu <strong>einer</strong> Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch<br />

führen, eine Einschränkung von Bedürfnissen wird als nicht er<strong>for</strong>derlich angesehen. Dem Staat kommt<br />

unter dieser Perspektive die Aufgabe zu, Anreize für ökologische Innovationen zu setzen und<br />

(negative) externe Effekte zu verhindern.<br />

Nachhaltigkeit als normatives gesellschaftliches Konzept stellt die Aspekte Gerechtigkeit und<br />

Verantwortung in den Mittelpunkt. Diesem normativen Anspruch steht jedoch der ökonomische Zwang<br />

zu einzelwirtschaftlicher Optimierung entgegen, so dass auch unter dieser Perspektive der Ruf nach<br />

<strong>einer</strong> stärker regulierten Rahmenordnung des gegenwärtigen Wirtschaftens laut wird. Ein weiterer<br />

Hebel zur Umsetzung wird in <strong>einer</strong> Stärkung der gesellschaftlichen Anspruchsgruppen und dem<br />

verstärkten Einsatz partizipativer Formen der Entscheidungsfindung gesehen.<br />

Nachhaltigkeit als Rationalität knüpft an dem aus der Forstwirtschaft kommenden Prinzip der<br />

Substanzerhaltung an und stellt die Sicherung und Reproduktion von Ressourcen in den Mittelpunkt<br />

wirtschaftlicher Betrachtungen. Damit bieten sich Anschlusspunkte zum Prinzip der Erhaltung des<br />

Kapitals. Um eine dauerhafte Versorgung mit Ressourcen sicherzustellen wäre letzten Endes ein<br />

kompletter Umstieg auf regenerative Energieträger und nachwachsende Rohstoffe er<strong>for</strong>derlich.<br />

7 Vgl. Müller-Christ, Georg; Hülsmann, Michael (2003): Quo vadis Umweltmanagement? - Entwicklungsperspektiven <strong>einer</strong><br />

nachhaltigkeitsorientierten Managementlehre, in: Die Betriebswirtschaft, 63. Jg (2003), Heft 3, S. 257–277


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 8<br />

ERSTER ABSCHNITT:<br />

BESTANDSAUFNAHME UND<br />

FORSCHUNGSLANDKARTE


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 9<br />

THEMA 1: WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE „GRAND THEORIES“<br />

UND IHRE BEDEUTUNG FÜR EINE NACHHALTIGE<br />

WIRTSCHAFTSORDNUNG<br />

Ausgangspunkt der Diskussion <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung sind<br />

wirtschaftswissenschaftliche „grand theories“, ihre Annahmen, Reichweiten und<br />

Erklärungswerte, aber auch ihre „blinden Flecken“: Klassische <strong>marktwirtschaft</strong>liche<br />

Konzepte stellen rationale nutzen-maximierende EntscheidungsträgerInnen und<br />

Märkte als Allokationsmechanismen in den Mittelpunkt ihrer Analyse. Von diesem<br />

Weltbild ausgehend argumentieren VertreterInnen der Neoklassik, des<br />

Keynesianismus, des Monetarismus und der Environmental Economics. Neuere<br />

ökonomische Ansätze (z. B. neue Institutionenökonomik, Regulationstheorie,<br />

evolutionäre Ökonomie), sozialwissenschaftliche Theorien (z. B. Akteurstheorie,<br />

Strukturationstheorie) und systemtheoretische Ansätze (z. B. Systemtheorie,<br />

Kybernetik) zielen auf eine breitere Konzeptionalisierung wirtschaftlicher Tätigkeiten<br />

ab.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 10


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 11<br />

Österreichische ExpertInnen<br />

Ao.Univ. Prof. Mag. Dr<br />

Luise GUBITZER<br />

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Helmut HABERL<br />

O. Univ.-Prof. Dr. Peter<br />

HEINTEL<br />

Dr. Friedrich<br />

HINTERBERGER<br />

Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Rudolf KERSCHBAMER<br />

Ao.Univ.-Prof. Dr.<br />

Fridolin KRAUSMANN<br />

Prof. Dr. Heinz D. KURZ<br />

a. Univ.-Prof. Christian<br />

LAGER<br />

Univ.-Prof. Manfred<br />

NERMUTH<br />

ao. Univ. Prof. Mag. Dr.<br />

Reinhard PIRKER<br />

Assoc.Prof. Dipl.Ing.<br />

Mag. Dr. Michael<br />

PREGERNIG<br />

a. Univ.-Prof. Dr.<br />

Reinhold PRIEWASSER<br />

A.Univ.-Prof. Dr. Rupert<br />

SAUSGRUBER<br />

Prof. Dr. Reimund<br />

SCHWARZE<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

Matthias SUTTER<br />

o. Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Franz TRAXLER<br />

o.Univ.-Prof. Dr.<br />

Hannelore WECK-<br />

HANNEMANN<br />

Institut für Institutionelle und Heterodoxe<br />

Ökonomie, Department Volkswirtschaft<br />

Institut für Soziale Ökologie, Wien, Fakultät für<br />

interdisziplinäre Forschung und Fortbildung<br />

Institut für Interventions-<strong>for</strong>schung und<br />

kulturelle Nachhaltigkeit<br />

Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und –<br />

geschichte, Fakultät für Volkswirtschaft und<br />

Statistik<br />

Institut für Soziale Ökologie, Wien, Fakultät für<br />

interdisziplinäre Forschung und Fortbildung<br />

Graz Schumpeter Centrum für ökonomische<br />

und soziale Studien (GSC)<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Institut für Institutionelle und Heterodoxe<br />

Ökonomie, Department Volkswirtschaft<br />

Institut für Wald, Umwelt und<br />

Ressourcenpolitik, Department für Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaften<br />

Institut für Betriebliche und Regionale<br />

Umweltwirtschaft<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Institut für Wirtschaftssoziologie, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Wirtschaftsuniversität<br />

Wien<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Sustainable<br />

<strong>Research</strong><br />

(SERI), Wien<br />

Europe<br />

<strong>Institute</strong><br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Karl-Franzens-<br />

Universität Graz<br />

Karl-Franzens-<br />

Universität Graz<br />

Uni Wien<br />

Wirtschaftsuniversität<br />

Wien<br />

Universität<br />

Bodenkultur Wien<br />

Johannes<br />

Universität Linz<br />

für<br />

Kepler<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Uni Wien<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 12<br />

Publikationen österreichischer ExpertInnen<br />

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Trajectories of Social Metabolism and Land Use. Edward Elgar, Cheltenham, UK and<br />

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Glück, P. 2001. Modelle rationaler Wahlhandlungen in der Forstpolitikwissenschaft. Forst und Holz,<br />

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Grisold, A., Gubitzer, L., Pirker, R. (Hrsg.). 2007. Das Menschenbild in der Ökonomie. Eine<br />

verschwiegene Voraussetzung. Wien: Löcker.<br />

Gubitzer, L.. 2001. Zur Einbettung und Redimensionierung der Ökonomie. In: Kreuzberg, Karla<br />

(Hrsg.): Die Zukunft der Gesellschaft. 173-208, München Wien<br />

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Weisz, H., Fischer-Kowalski, M., Grünbühel, C.M., Haberl, H., Krausmann, F., Winiwarter, V. 2001.<br />

Global Environmental Change and Historical Transitions. Innovation – The European Journal of<br />

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Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 13<br />

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Martinez-Alier, J.M. et al. 1998. Weak comparability of values as a foundation <strong>for</strong> ecological<br />

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Nelson, R.R. – Winter, S.G. 2006. An evolutionary theory of economic change. Belknap Press.<br />

North, D.C. 1990. Institutions, institutional change and economic per<strong>for</strong>mance. Cambridge: Cambridge<br />

University Press.<br />

Ostrom, E. 2000. Collective action and the evolution of social norms. Journal of Economic<br />

Perspectives 14(3): 137-158.<br />

Vatn, A. 2005. Rationality, institutions and environmental policy. Ecological Economics 55: 203-217.<br />

Williamson, O.E. 2000. The new institutional economics: taking stock/looking ahead. Journal of<br />

Economic Literature 38(3): 595-613.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 14<br />

THEMA 2: ENTWICKLUNGSPFADE DER SOZIALEN MARKTWIRTSCHAFT<br />

UND IHRE BEDEUTUNG FÜR EINE NACHHALTIGE<br />

WIRTSCHAFTSORDNUNG<br />

Das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft muss vor seinem historischen, kulturellen<br />

und institutionellen Hintergrund betrachtet werden, um daraus Schlussfolgerungen<br />

für seine Weiterentwicklung zu <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung zu ziehen. Die<br />

Entwicklung und Ausgestaltung der Sozialen Marktwirtschaft fand in den<br />

europäischen Ländern nicht in identischer Form statt, sondern wurde von den<br />

kulturellen und institutionellen Rahmenbedingungen geprägt. Zumindest fünf<br />

verschiedene sozio-ökonomische Modelle können heute identifiziert werden:<br />

Model<br />

Scandinavian<br />

Model<br />

Continental<br />

Model<br />

Anglo-Saxon<br />

Model<br />

Mediterranean<br />

Model<br />

Transitional<br />

Model<br />

EU Länder<br />

Schweden,<br />

Finnland,<br />

Dänemark,<br />

Niederlande<br />

Deutschland,<br />

Österreich,<br />

Frankreich, Belgien,<br />

Luxemburg<br />

Großbritannien,<br />

Irland<br />

Spanien, Portugal,<br />

Griechenland,<br />

Italien<br />

Mittel-Osteuropa<br />

Charakterisierung<br />

(aufgrund der präziseren Terminologie auf Englisch)<br />

• Aims to realise social rights <strong>for</strong> all its citizens<br />

• Promotes equality of high social standards<br />

• Social benefits are universal, i.e. independent of class and status<br />

• Strong support <strong>for</strong> working mothers<br />

• Granting social rights considers existing class and status differentials<br />

(with a focus on work-related, insurance-based benefits)<br />

• Redistributive effects are limited<br />

• Social policies aim to preserve traditional family structures (limits<br />

emancipation of women)<br />

• Dominated by market logic, i.e. the state encourages the private<br />

provision of welfare<br />

• Social benefits are modest, often means tested and stigmatising<br />

• Fragmented and “clientelistic” support focusing on income<br />

maintenance (pensions)<br />

• Still under development, making older systems of social support<br />

(family, church) still necessary<br />

• New social policies are developing, but with considerable variations


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 15


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 16<br />

Österreichische ExpertInnen<br />

Ass.-Prof. Dr. René<br />

BÖHEIM<br />

Univ. Prof. DDr.<br />

Johann K. BRUNNER<br />

Prof. Veronika V.<br />

EBERHARTER<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl<br />

FARMER<br />

ao. Univ. Prof. Mag. Dr<br />

Luise GUBITZER<br />

Abteilung für Arbeitsmarktökonomie,<br />

Institut füt Volkswirtschaftslehre<br />

Institut füt Volkswirtschaftslehre<br />

Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und<br />

-geschichte, Fakultät für Volkswirtschaft und<br />

Statistik<br />

Institut für Finanzwissenschaft und<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

Institut für Institutionelle und Heterodoxe<br />

Ökonomie<br />

Johannes Kepler<br />

Universität Linz<br />

Johannes Kepler<br />

Universität Linz<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Mag. Alois GUGER<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr.<br />

Christian KLAMLER<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr.<br />

Franz KOLLAND<br />

Prof. Dr. Marko<br />

KÖTHENBÜRGER<br />

ao. Univ. Prof. Dr.<br />

Margareta KREIMER<br />

Dr. Markus<br />

MARTERBAUER<br />

Arbeitsmarkt, Einkommen und soziale<br />

Sicherheit<br />

Institut für Finanzwissenschaft und<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

Fakultät für Sozialwissenschaften,<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre und Institut für<br />

Finanzwissenschaft, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Institut für Finanzwissenschaft und<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

Makroökonomie und europäische<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung<br />

(WIFO)<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz<br />

Uni Wien<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung<br />

(WIFO)<br />

Prof. Dr. Rainer MÜNZ Leiter der Forschungsabteilung (Erste Bank) Erste Bank, Wien, und<br />

Hamburgisches<br />

WeltwirtschaftsInstitut<br />

(HWWI)<br />

ao. Univ. Prof. Dr.<br />

August ÖSTERLE<br />

Univ. Prof. Dr. Reinhold<br />

POPP<br />

ao. Prof. Doz. Dr. Peter<br />

ROSNER<br />

Univ.-Prof. Dr. Ulrike<br />

SCHNEIDER<br />

Institut für Sozialpolitik<br />

Zentrum für Zukunftsstudien<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Forschungsinstitut für Altersökonomie<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Fachhochschule Salzburg<br />

Uni Wien<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Em. o.Univ.-Prof. Dr.<br />

Christian SMEKAL<br />

Univ.Ass. Mag. Dr.<br />

Reinhard STEURER<br />

Prof. Dr. Engelbert<br />

THEURL<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Institut für Wald, Umwelt und<br />

Ressourcenpolitik, Department für Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaften<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Universität für Bodenkultur<br />

Wien<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 17<br />

Publikationen österreichischer ExpertInnen<br />

Aiginger, K., Leoni. T. 2008. Typologies of Social Models in Europe.<br />

http://karl.aiginger.wifo.ac.at/fileadmin/files_aiginger/publications/2008/GEMSE_final.pdf<br />

Balling, M., Gnan, E., Lierman, F. 2007. Introduction: Ageing – A Challenge <strong>for</strong> Economic Policy<br />

Makers, Financial Regulators and Financial Markets. In: Balling, M.,Gnan, E., Lierman, F. (eds.)<br />

2007. Money, Finance and Demography: The Consequences of Ageing. Papers presented at the<br />

26th SUERF Colloquium in Lisbon. SUERF, Vienna.<br />

Biffl, G. 2003. Institutionelle Rahmenbedingungen an der Schnittstelle zwischen Arbeitsmarkt- und<br />

Sozialpolitik in der EU, Studie im Rahmen der EQUAL- Entwicklungspartnerschaft "Erweiterter<br />

Arbeitsmarkt – Integration durch Arbeit.<br />

Biffl, G. 2004. Der Einfluss von Immigration auf Österreichs Wirtschaft, in Nationaler Kontaktpunkt<br />

Österreich im Europäischen Migrationsnetzwerk: Der Einfluss von Immigration auf die<br />

österreichische Gesellschaft. Österreichischer Beitrag im Rahmen der europaweiten Pilotstudie<br />

"The Impact of Immigration on Europe's Societes", Wien, 2004<br />

Biffl, G. 2004. Diversity of Welfare Systems in the EU: A Challenge to Policy Coordination, European<br />

Journal of Social Security, Volume 6/2.<br />

Böheim, R., Zulehner, C., Hofer, H. 2007. Wage differences between Austrian men and women:<br />

semper idem? Empirica, Vol. 34, Nummer 3, Springer.<br />

Brandl, B., Traxler, F. Industrial Relations Systems and Social Welfare Expenditures: A Crossnational<br />

Comparison.<br />

http://www.essex.ac.uk/ecpr/events/jointsessions/paperarchive/uppsala/ws13/Traxler.pdf.<br />

Eberharter, V.V. 2001. Gender Roles, Labor Market Participation and Household Income Position.<br />

Structural Change and Economic Dynamics 12: 235-246.<br />

Farmer, K. 2000. Die Arbeitsmarktordnung der Sozialen Marktwirtschaft im Zeitalter der<br />

Globalisierung, in: Individuelle Freiheit oder staatliche Lenkung?, Markt und Staat im Lichte<br />

christlicher Wirtschafsethik, Münster et al.: LIT Verlag, 105-136.<br />

Fischer, T., Schneider, U. 2007. Die Finanzierung der solidarischen Pflegesicherung in Deutschland<br />

und in Österreich. Ein Vergleich unter Fairnessaspekten. Soziale Sicherheit 60 (11): 526-535.<br />

Kolland, F. 2007. Work and Retirement. In: Bond, J., Peace, S., Dittmann-Kohli, F., Westerhof, G.<br />

(Hrsg.): Aging in Society. 3rd Edition., London, Sage Publications Verlag, Seiten: 167-185.<br />

Kreimer, M. 2006. Stillstand beim Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern. Zur<br />

Notwendigkeit der Erweiterung des ökonomischen Diskriminierungsansatzes. In: Lemke, M., Ruhe,<br />

C., Woelki, M., Ziegler, B. (Hrsg.). Genus Oeconomicum. Ökonomie - Macht -<br />

Geschlechterverhältnisse, Universitätsverlag Konstanz, Konstanz,159-172.<br />

Kreimer, M. 2007. Die Rolle des Staates im Bereich sozialer Dienstleistungen. In: Mugrauer, Manfred<br />

(Hg.): Öffentliches Eigentum – Eine Frage von Gestern? Alfred Klahr Gesellschaft, Quellen und<br />

Studien, SB 8, Wien, 91-103.<br />

Mueller, D.C. 2002. The Political Economy of Aging Societies. In Horst Siebert (ed.), Economic Policy<br />

<strong>for</strong> Aging Societies, Heidelberg: Springer, 2002, pp. 269-284.<br />

Nautz, J. 2007. Zivilgesellschaft und Arbeitswelt, in: Klaus Poier, Franz Prettenthaler (Hg.): Gerechte<br />

Arbeitswelt. Globalisierung, Flexibilisierung, Armutsbekämpfung?, Graz: Leykam 2007, S. 109-122.<br />

Rosner, P. The Economics of Social Policy, Edward Elgar, 2003, pp. xv+356<br />

Rosner, P., Kubin, I. 2001. Arbeitsmarktpolitik: Theoretische Grundlagen und österreichische<br />

Institutionen, in: R. Neck et al. (Hrsg.) 'Grundzüge der Wirtschaftspolitik Österreiches', 3. Auflage,<br />

Wien: Manz, pp. 89-125.<br />

Sausgruber, R., Tyran, J.-R. 2006. A Little Fairness may Induce a Lot of Redistribution in Democracy.<br />

European Economic Review 50(2): 469-85.<br />

Schwarze, R. 2007: Soziale Nachhaltigkeit, Jahrbuch für Ökologische Ökonomik, Marburg, Metropolis-<br />

Verlag.<br />

Taylor, M., Böheim, R. 2004. Actual and preferred working hours. British Journal of Industrial<br />

Relations, Vol. 42/no. 1, Seite(n) 149-166.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 18<br />

Ausgewählte internationale Literatur<br />

Czada, R. 1999. Welten der Wohlfahrt. In: Calließ, J. (ed.): Aufstieg und Fall des Sozialstaates. Oder:<br />

Wie der Sozialstaat zum Fall wurde. Loccum: Loccumer Protokolle 24/98, 77-87.<br />

Diener, E. – Suh, E. 1997. Measuring quality of life: economic, social, and subjective indicators. Social<br />

Indicators <strong>Research</strong> 40: 189-216.<br />

Esping-Andersen, G. 1990. The three worlds of welfare capitalism. Polity Press. Princeton<br />

University Press.<br />

Golan, A. et al. 2001. Welfare effects of minimum wage and other government policies. URL:<br />

http://are.berkeley.edu/~perloff/PDF/mwwelfare.pdf.<br />

Rawls, J. 1971. Theory of justice. Cambridge: Harvard University Press.<br />

Rosanvallon, P. 1981. La crise de l’État-providence. Paris: Seuil.<br />

Schelkle, W. – Mabbett, D. 2006. Social policy of the EU and national welfare state trans<strong>for</strong>mations:<br />

a political economy perspective. URL: http://www.eunewgov.org/database/DOCS/P19aD10_Welfare_State_Trans<strong>for</strong>mations_Schelkle_Mabbett.pdf.<br />

Schmid, J. 1996. Wohlfahrtsstaaten im Vergleich. Opladen (2. Aufl. i.V.)<br />

Sen, A. K. 1970. Collective choice and social welfare. Oliver and Boyd, Edinburgh.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 19<br />

THEMA 3: RAHMENBEDINGUNGEN UND FUNKTIONSWEISEN VON<br />

MÄRKTEN ALS VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE ÖKO-SOZIALE<br />

MARKTWIRTSCHAFT<br />

Märkte haben auch in <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung eine zentrale Rolle als<br />

Steuerungssysteme. Zentrale Voraussetzungen für die Funktionsweise von Märkten<br />

sind Wettbewerb und Preise, die die tatsächlichen Knappheiten bzw. Kosten<br />

abbilden. Externe Effekte (d. h. Kosten die vom einzelnen Wirtschaftssubjekt nicht<br />

getragen werden, sondern auf die Allgemeinheit überwälzt werden) führen zu<br />

Disfunktionalitäten und Marktversagen, korrekte Preise sind daher ein zentrales<br />

Anliegen der Nachhaltigkeitspolitik auf europäischer und nationaler Ebene. Trotz der<br />

seit vielen Jahren dauernden umweltökonomischen Debatte und umfangreicher<br />

Datenanalysen zu sozialen Folgekosten und externen Effekten haben die bisher<br />

umgesetzten Initiativen zu k<strong>einer</strong> umfassenden Internalisierung externer Kosten<br />

geführt. Die Debatte um „Strong“ und „Weak“ Sustainability hat zudem Fragen der<br />

Bewertung und des Abgleichs von ökologischem, ökonomischem und sozialem<br />

Kapital aufgeworfen.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 20


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 21<br />

Österreichische ExpertInnen<br />

Univ.-Prof. Dr. Gerhard<br />

CLEMENZ<br />

o.Univ.-Prof. Dr. Markus<br />

F. HOFREITHER<br />

Univ. Prof. DDr. Jürgen<br />

HUBER<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Institut für Wirtschaft, Politik und Recht<br />

Institut für Banken und Finanzen, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Uni Wien<br />

Universität für Bodenkultur<br />

Wien<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Prof. Hans Jürg HUMER Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und –<br />

geschichte<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Christian LAGER<br />

Prof. Manfred NERMUTH<br />

ao. Univ. Prof. Mag. Dr.<br />

Reinhard PIRKER<br />

Mag. Dr. Franz<br />

PRETTENTHALER<br />

a. Univ.-Prof. Dr.<br />

Reinhold PRIEWASSER<br />

ao. Univ. Prof. Kunibert<br />

RAFFER<br />

o.Univ.-Prof.Dr. Klaus<br />

SCHREDELSEKER<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften,<br />

Institut für Institutionelle und Heterodoxe<br />

Ökonomie, Department Volkswirtschaft<br />

Institut für Technologie- und Regionalpolitik<br />

Institut für Betriebliche und Regionale<br />

Umweltwirtschaft<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften,<br />

Institut für Banken und Finanzen, Fakultät für<br />

Volkswirtschaft und Statistik<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz<br />

Uni Wien<br />

Wirtschaftsuniversität<br />

Wien<br />

Joanneum <strong>Research</strong><br />

Forschungsgesellschaft<br />

mbH<br />

Johannes Kepler<br />

Universität Linz<br />

Uni Wien<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Prof. Dr. Sigrid STAGL designierte Professorin für Umweltökonomie Wirtschaftsuniversität<br />

Wien


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 22<br />

Publikationen österreichischer ExpertInnen<br />

Ania B.A., Alós-Ferrer, C. 2005. The evolutionary stability of perfectly competitive behavior. Economic<br />

Theory, Vol. 26(3), pp. 497-516.<br />

Farmer K. 2002. Nicht alles zum Verkaufen: Robert Kuttners Vermarktlichungskritik, in: M. Prisching<br />

(Hrsg.), Bestseller Globalisierung. Wirtschaftliche Verflechtungen zwischen Euphorie und Polemik,<br />

Wien: Passagenverlag, 53-86.<br />

Farmer, K. 1998. Freiheit und Nachhaltigkeit durch Wettbewerb? Eine polit-ökonomische<br />

Systemtheorie zur Sicherung der natürlichen Existenzgrundlagen, in: W. Fischer, B. Gebetsroither,<br />

H. Truhetz (Hrsg.), Systemorientierte Ansätze in Wirtschaft und Gesellschaft unter besonderer<br />

Berücksichtigung des Umweltbereichs, ÖH-Sevice Verlag Graz 1998, 41 – 54.<br />

Farmer, K. 2000. Intergenerational Natural-Capital Equality in an Overlapping-Generations Model with<br />

Logistic Regeneration, Journal of Economics 72 (2), 129-152.<br />

Gugler, K., Weigand, J. 2003. Is Ownership Really Endogenous?, Applied Economics Letters, Vol 10,<br />

No 8, 483-486.<br />

Haberl, H., F. Krausmann, S. Gingrich, 2006. Ecological Embeddedness of the Economy: A<br />

Socioecological Perspective on Humanity’s Economic Activities 1700-2000. Economic and Political<br />

Weekly XLI(47), 4896-4904<br />

Hasenhüttl, S., Fromwald, S., Schweighofer, M., Greisberger, H. 2007. Systematische<br />

Weiterentwicklung des nachhaltigen Finanzmarkts. Statusbericht und Entwicklungsstrategie.<br />

ÖGUT.<br />

Huber, J., Kirchler, M., Sutter, M. 2006. Vom Nutzen zusätzlicher In<strong>for</strong>mation auf Märkten mit<br />

unterschiedlich in<strong>for</strong>mierten Händlern - Eine experimentelle Studie. In: Schmalenbachs Zeitschrift<br />

für betriebswirtschaftliche Forschung 58, 188 - 211.<br />

Lager, C. 1998. Prices of ‘Goods’ and ‘Bads’: An Application of the Ricardian Theory of Differential<br />

Rent, Economic Systems <strong>Research</strong>, 10/3, 1998, S. 203-222.<br />

Long, N.V., Sorger, G. 2006. Insecure property rights and growth: the role of appropriation costs,<br />

wealth effects, and heterogeneity, Economic Theory, 28, 513-529.<br />

Mueller, D.C. 2001. Delusions Regarding the Proper Role of Markets and Antitrust Policy. Review of<br />

Industrial Organization, 19(1), August 2001, pp. 27-36.<br />

Neck, R., Dick, H.-P., Jänicke, J. 2000. Dominanzbeziehungen auf den europäischen Finanzmärkten.<br />

Wirtschaftspolitische Blaetter 47, 446–454.<br />

Orosel, G., Neeman, Z. 2002. Credits, Crises, and Capital Controls: A Microeconomic Analysis.<br />

Contributions to Economic Analysis & Policy, Vol. 1: No.1, Article 6.<br />

Pirker, R. 2001. Zeit, Markt und Eigentum. Mitbestimmung - Zeitschrift für Demokratisierung der<br />

Arbeitswelt, 30, 4<br />

Pirker, R. 2004. Märkte als Regulierungs<strong>for</strong>men sozialen Lebens. Metropolis Verlag, Marburg, 2004<br />

Raffer, K. 2004. International Financial Institutions and Financial Accountability. Ethics & International<br />

Affairs, Carnegie Council on Ethics and International Affairs, vol. 18(2), pp.61-78.<br />

Raffer, K. 2006. Proposing built-in stabilisers <strong>for</strong> the international financial system. In: Grote, R.,<br />

Marauhn, T. (eds.). The Regulation of International Financial Markets: Perspectives <strong>for</strong> Re<strong>for</strong>m,<br />

Cambridge University Press: Cambridge / New York 2006, pp.296-316.<br />

Sausgruber, R., Tyran, J.-R. 2007. Pure Redistribution and the Provision of Public Goods. Economics<br />

Letters 95: 334–338.<br />

Schredelseker, K. 2005. Zur Entwicklung des finanz- und risikowirtschaftlichen Denkens, in: K.<br />

Spremann (Hrsg.): Versicherungen im Umbruch, Berlin et.al. (Springer) 2005; S. 513-532.<br />

Sutter, M., Huber, J., Kirchler, M. 2008. The value of in<strong>for</strong>mation and optimal trading strategies in<br />

markets with heterogeneously in<strong>for</strong>med traders. Journal of Economic Behavior and Organization<br />

65: 86-104.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 23<br />

Ausgewählte internationale Literatur<br />

Anderson, T.L. – Leal. D.R. 1991. Free-market environmentalism. Palgrave Macmillan.<br />

Arrow, K.J. – Dasgupta, P. 2007. Conspicuous consumption, inconspicuous leisure. Paper presented<br />

at the James Meade Centenary meeting, July 12-13, 2007, Bank of England.<br />

Asheim, G.B. 2005. Intergenerational ethics under resource constraints. Schweizerische Zeitschrift für<br />

Volkswirtschaft und Statistik 141(3): 313-330.<br />

Dasgupta, P. – Heal, G.M. 1974. The optimal depletion of exhaustible resources. Review of Economic<br />

Studies, Symposium on the Economics of Exhaustible Resources: 3–28.<br />

Dasgupta, R. 2005. Three conceptions of intergenerational justice. In: Lillehammer, H. – Mellor, D.H.<br />

(eds.): Ramsey's legacy. Ox<strong>for</strong>d: Clarendon Press.<br />

Devarajan, S. – Fisher, A.C. 1981. Hotelling’s “Economics of Exhaustible Resources” fifty years later.<br />

Journal of Economic Literature 19: 65-73.<br />

Hartwick, J. M. 1977. Intergenerational equity and investing rents from exhaustible resources.<br />

American Economic Review 66, pp. 972–974.<br />

Hotelling, H. 1931. The economics of exhaustible resources. Journal of Political Economy 39: 137-<br />

175.<br />

Jackson, T. et al. 2004. Beyond insatiability: needs theory, consumption and sustainability. Working<br />

paper no. 2004/2. Centre <strong>for</strong> Environmental Strategy, University of Surrey.<br />

Solow, R. M. 1974. Intergenerational equity and exhaustible resources. Review of Economic Studies,<br />

Symposium on the Economics of Exhaustible Resources: 29–45.<br />

Tisdell, C. 1997. Capital/natural resource substitution: the debate of Georgescu-Roegen (through<br />

Daly) with Solow/Stiglitz. Ecological Economics 22: 289-291.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 24<br />

THEMA 4: AUFGABENVERTEILUNG ZWISCHEN STAAT, WIRTSCHAFT UND<br />

GESELLSCHAFT<br />

Die gesellschaftliche Aufgabenverteilung zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

ist durch die aktuelle Finanzkrise und die enormen staatlichen Hilfsprogramme in den<br />

Mittelpunkt des gesellschaftlichen Interesses gerückt. Liberalisierung und<br />

Privatisierung strebten in vielen europäischen Ländern einen Rückbau der<br />

staatlichen Aufgabenbereiche an und führten dazu, dass eine Vielzahl früher<br />

staatlich organisierter Funktionen heute von der Wirtschaft erfüllt wird (z. B. private<br />

Pensionsvorsorge, Auflösung staatlicher Monopolbetriebe, Privatisierung von<br />

Infrastrukturunternehmen). Während sich <strong>einer</strong>seits heute Grenzen <strong>einer</strong> weiteren<br />

Privatisierung von Staatsfunktionen zeigen (z. B. Einsatz privater Sicherheitskräfte im<br />

Irak), entstehen gleichzeitig neue An<strong>for</strong>derungsprofile an den Staat, der zunehmend<br />

als Initiator und Moderator auftritt (z. B. Public-Private-Partnerships, New<br />

Governance). Aber auch die Wirtschaft sieht sich mit der Forderung nach<br />

Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung (z. B. Corporate Social Responsibility)<br />

und neuen Dialog<strong>for</strong>men (z. B. Stakeholder-Dialoge) konfrontiert. Von<br />

wissenschaftlicher Bedeutung wird künftig die Verknüpfung einzelwirtschaftlicher,<br />

volkswirtschaftlicher und politikwissenschaftlicher Perspektiven sein sowie<br />

Praktikabilität und Relevanz des Begriffs Akteurin/Akteur im Sinne nachhaltigen<br />

Wirtschaftens.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 25


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 26<br />

Österreichische ExpertInnen<br />

Prof. Gudrun BIFFL<br />

ao. Univ. Prof. Mag. Dr<br />

Luise GUBITZER<br />

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Helmut HABERL<br />

Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.<br />

Karl HOGL<br />

Arbeitsmarkt, Einkommen und soziale<br />

Sicherheit<br />

Institut für Institutionelle und Heterodoxe<br />

Ökonomie<br />

Institut für Soziale Ökologie, Wien, Fakultät<br />

für interdisziplinäre Forschung und<br />

Fortbildung<br />

Institut für Wald, Umwelt und<br />

Ressourcenpolitik, Department für<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

Österreichisches Institut<br />

für Wirtschafts<strong>for</strong>schung<br />

(WIFO)<br />

Wirtschaftsuniversität<br />

Wien<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Universität für<br />

Bodenkultur Wien<br />

Prof. Hans Jürg HUMER Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und –<br />

geschichte, Fakultät für Volkswirtschaft und<br />

Statistik<br />

Leopold-Franzens-<br />

Universität Innsbruck<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Franz<br />

KOLLAND<br />

Ao.Univ.-Prof. Dr.<br />

Fridolin KRAUSMANN<br />

Dr. Fritz KROISS<br />

Em. Univ.-Prof. Dr.<br />

Dennis C. MUELLER<br />

Dr. Michael<br />

ORNETZEDER<br />

Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing.<br />

Mag. Dr. Michael<br />

PREGERNIG<br />

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Karl STEININGER<br />

Prof. B. Burçin<br />

YURTOĞLU<br />

Fakultät für Sozialwissenschaften,<br />

Institut für Soziale Ökologie, Wien, Fakultät<br />

für interdisziplinäre Forschung und<br />

Fortbildung<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Institut für Technikfolgen-Abschätzung<br />

Institut für Wald, Umwelt und<br />

Ressourcenpolitik, Department für<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Uni Wien<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Ökobüro<br />

Uni Wien<br />

Österreichische Akademie<br />

der Wissenschaften<br />

Universität für<br />

Bodenkultur Wien<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz<br />

Uni Wien


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 27<br />

Publikationen österreichischer ExpertInnen<br />

Brix, E., Nautz, J., Trattnigg, R., Wutscher, W. 2008. State and Civil Society, hg. Passagen Verlag.<br />

Farmer, K. 2000. Einleitung und Überblick. In: K. Farmer, R. Haupt, W. Lachmann (Hrsg.), Individuelle<br />

Freiheit oder staatliche Lenkung? Markt und Staat im Lichte christlicher Wirtschafsethik. Münster et<br />

al.: LIT Verlag, 1-10.<br />

Grisold, A. 2007. Die Verlockungen der Macht. Zur Machtfrage aus Sicht der Politischen Ökonomie<br />

der Medien.In Politische Ökonomie der Medien. Theorie und Anwendungen, Hrsg. Christian<br />

Steininger, 115-136. Münster: LIT Verlag.<br />

Gugler, K., 2005. Der Einfluss von Corporate Governance auf die Determinanten und Effekte von<br />

Investitionen, Journal für Betriebswirtschaft 55: 113-143.<br />

Hogl, K., Nordbeck, R., Pregernig, M. 2008. New Modes of Governance: Programmatic Rhetoric and<br />

Actual Practices. GAIA. Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft. Ecological<br />

Perspectives <strong>for</strong> Science and Society, 4, 399-400<br />

Kolland, F. 2002. Zivilgesellschaft in der Entwicklungspolitik. In: Chevron, M.-F., Reinprecht, C.,<br />

Traoré, G. (Hrsg.): Umwelt und Urbanität in Westafrika., Frankfurt a.M., Brandes & Apsel Verlag,<br />

Seiten: 95 – 112.<br />

Konrad, A., Steurer, R., Langer, M.E. 2006. Empirical Findings on Business-Society Relations in<br />

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Krausmann F., Fischer-Kowalski M., Schandl H., Eisenmenger N. 2008. The global socio-metabolic<br />

transition: past and present metabolic profiles and their future trajectories. Journal of Industrial<br />

Ecology 12.<br />

Mueller, D.C. 2006. Corporate Governance and Economic Per<strong>for</strong>mance. International Review of<br />

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Mueller, D.C., Stratmann, T. 2003. The Economic Effects of Democratic Participation. Journal of<br />

Public Economics, 87(9-10), pp. 2129-55.<br />

Nautz, J. 2004. Soziopolitische Fragmentierung und Kompromißbereitschaft in Zivilgesellschaften.<br />

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Geschichte. Studien zum 19. und 20. Jahrhundert, Berlin: Leske + Budrich.<br />

Nautz, J. 2004. Vom Konflikt zur Kooperation. Österreichische und deutsche Sozialpartnerschaft im<br />

Vergleich. In: H. Kopetz, J. Marko, K. Poier (Hg.) Soziokultureller Wandel im Verfassungsstaat.<br />

Phänomene politischer Trans<strong>for</strong>mation. Festschrift für Wolfgang Mantl, Wien – Köln – Weimar:<br />

Böhlau, S. 911-948.<br />

Pirker, R. 2003. Staat und Neoliberaralismus I, oder: welchen Handlungsspielraum hat der<br />

Nationalstaat in <strong>einer</strong> globalisierten Wirtschaft?. in: Graf, D., F. Zaun (Hrsg.), Zur Rolle des Staates<br />

- Im Spannungsfeld zwischen Nationalsstaat und Globalisierung. Czernin Verlag, Wien 2003.<br />

Pirker, R. 2005. Eigentums<strong>for</strong>men in der wirtschaftspolitischen Diskussion: Theorie und Kritik. In Zur<br />

Zukunft öffentlicher Dienstleistungen - Zwischen Staat und Markt: Aktuelle Heraus<strong>for</strong>derungen der<br />

öffentlichen Dienstleistungserbringung , Hrsg. AK Wien, 13-19. Wien: AK Wien.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 28<br />

Ausgewählte internationale Literatur<br />

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5(11).<br />

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Kronsell, A. 2008. What is the ’new’ in new governance <strong>for</strong>ms when they are put in practice? Learning<br />

about sustainability governance from interdisciplinary research. Presented at the the 49th ISA<br />

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http://www.allacademic.com/meta/p254466_index.html.<br />

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667.<br />

Rhodes, R.A.W. 1997. Understanding governance: policy networks, governance, reflexivity and<br />

accountability. Buckingham: Open University Press.<br />

Smisman, S. 2006. New modes of governance and the participatory myth. European Governance<br />

Papers, 06-01.<br />

Stern, N. 1996. Macroeconomic policy and the role of the state in a changing world. EBRD Working<br />

Paper No. 19. URL: http://www.ebrd.com/pubs/econo/wp0019.pdf.<br />

Treib, O. 2005. Modes of governance: a note towards conceptual clarification. European Governance<br />

Papers (EUROGOV) no. N-05-02. URL: http://www.connex-network.org/eurogov/pdf/egp-newgov-<br />

N-05-02.pdf.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 29<br />

THEMA 5: WACHSTUM IN EINER NACHHALTIGEN WIRTSCHAFTSORDNUNG<br />

Wirtschaftswachstum ist eine zentrale Messgröße für den Erfolg von<br />

Volkswirtschaften, da es in unmittelbarem Zusammenhang mit Beschäftigung,<br />

gesellschaftlich verfügbarem Einkommen und dem damit erzielbaren Lebensstandard<br />

der Menschen steht. Gleichzeitig führt ein Wachstum der Wirtschaftsprozesse –<br />

zumindestens bisher – durchwegs zu einem Wachstum des Ressourcen- und<br />

Energieverbrauchs und zu <strong>einer</strong> Erhöhung der Umweltbelastungen. Die von<br />

Umwelttechnologien erhoffte Entkopplung von Wirtschaftswachstum und<br />

Ressourcenverbrauch (wie z. B. im Faktor-4-Konzept ge<strong>for</strong>dert) ist bisher in keinem<br />

der europäischen Länder gelungen. Naturwissenschaftlich fundierte Analysen (z. B.<br />

dem Entropie-Ansatz folgend) streichen zudem hervor, dass reales Wachstum in<br />

einem geschlossenen System (wie es unsere Erde darstellt) nicht dauerhaft möglich<br />

ist. Auf internationaler Ebene führt der von China und Indien ausgehende<br />

Wachstumsschub zu dramatischen Verknappungen auf den Rohstoffmärkten und<br />

wird in absehbarer Zeit enorme Umweltprobleme zur Folge haben (z. B. durch eine<br />

Zunahme der Treibhausgasemissionen). Es stellt sich daher die Frage, ob und wie<br />

eine nachhaltige Wirtschaftsordnung als Steady-State-Ökonomie ohne<br />

Wachstumszwang ausgestaltet werden könnte und welche Voraussetzungen dafür<br />

geschaffen werden müssten. Besondere Beachtung ist dabei auf die<br />

Handlungsspielräume einzelner Staaten, der EU und der internationalen<br />

Organisationen zu legen.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 30


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 31<br />

Österreichische ExpertInnen<br />

Prof. Karl AIGINGER<br />

em.o. Univ. Prof. Dkfm. Dr.<br />

Leonhard BAUER<br />

O. Univ.-Prof. Dr. Lutz<br />

BEINSEN<br />

Univ.-Prof. Dr. Fritz<br />

BREUSS<br />

Univ.-Prof. Dr. Marina<br />

FISCHER-KOWALSKI<br />

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Prof. Christian GEHRKE<br />

Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Michael GETZNER<br />

Dr. Stefan GILJUM<br />

Department Volkswirtschaft, Institut für<br />

Institutionelle & Heterodoxe Ökonomie<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre<br />

EUROPAINSTITUT (WU),<br />

Makroökonomie und europäische<br />

Wirtschaftspolitik (WIFO)<br />

Institut für Soziale Ökologie, Fakultät<br />

für interdisziplinäre Forschung und<br />

Fortbildung<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

und Österreichisches Institut<br />

für Wirtschafts<strong>for</strong>schung<br />

(WIFO)<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Sustainable Europe <strong>Research</strong><br />

<strong>Institute</strong> (SERI), Wien<br />

Prof. Dr. Robert HILL Institut für Volkswirtschaftslehre Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Dr. Friedrich<br />

HINTERBERGER<br />

Dr. Daniela KLETZAN-<br />

SLAMANIG<br />

Dr. Markus<br />

MARTERBAUER<br />

Umwelt, Landwirtschaft und Energie<br />

Makroökonomie und europäische<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Sustainable Europe <strong>Research</strong><br />

<strong>Institute</strong> (SERI), Wien<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Dr. Ina MEYER Umwelt, Landwirtschaft und Energie Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Univ.-Prof. Dr. Reinhard<br />

NECK<br />

Dr. Michael PENEDER<br />

Dr. Marcus<br />

SCHEIBLECKER<br />

Univ.-Prof. Gerhard<br />

SORGER<br />

Prof. Dr. Sigrid STAGL<br />

Univ.-Prof.<br />

DDr. Michael STEINER<br />

A. Univ.-Prof. Dr. Gottfried<br />

TAPPEINER<br />

Fakultät für Wirtschaftswissenschaften<br />

WIWI<br />

Industrieökonomie, Innovation und<br />

internationaler Wettbewerb<br />

Makroökonomie und europäische<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre,<br />

Fakultät für Wirtschaftswissenschaften<br />

designierte Professorin für<br />

Umweltökonomie<br />

Institut für Technologie- und<br />

Regionalpolitik<br />

Institut für Wirtschaftstheorie, -politik<br />

und –geschichte<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Uni Wien<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Joanneum <strong>Research</strong><br />

Forschungsgesellschaft mbH<br />

Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 32<br />

Publikationen österreichischer ExpertInnen<br />

Aiginger, K. 2004. Wirtschaftswachstum: Grundvoraussetzung für Wohlfahrtszuwachs, Spielräume zur<br />

Anhebung des Wachstumspfades WISO, 27. Jg. Nr. 3, pp. 19-42.<br />

Aiginger, K. 2007. Umweltpolitik bei Wirtschaftswachstum In Aiginger, K. (Hrsg.) Forschungsbericht<br />

62/90, Politische Akademie ÖVP, ursprünglich 1990.<br />

Aiginger, K., Kramer, H. (Projektleitung). 2003. Wirtschaftspolitik zur Steigerung des<br />

Wirtschaftswachstums: Endfassung. Studie des WIFO im Auftrag des BMF, des BMWA, in<br />

Zusammenarbeit mit dem BMWK sowie dem BMVIT.<br />

Behrens, A., Giljum, S., Kovanda, J., Niza, S. 2007. The material basis of the global economy. Worldwide<br />

patterns in natural resource extraction and their implications <strong>for</strong> sustainable resource use<br />

policies. Ecological Economics 64 (2), 444-453.<br />

Erb, K.-H., S. Gingrich, F. Krausmann, H. Haberl, 2008. Industrialization, fossil fuels and the<br />

trans<strong>for</strong>mation of land use: An integrated analysis of carbon flows in Austria 1830-2000. Journal of<br />

Industrial Ecology, 12(5-6), 686-703<br />

Giljum, S., Hak, T., Hinterberger, F., Kovanda, J. 2005. Environmental governance in the European<br />

Union: strategies and instruments <strong>for</strong> absolute decoupling. International Journal <strong>for</strong> Sustainable<br />

Development, 8 (1/2), 31-46.<br />

Haberl H., Erb K-H., Krausmann F., Gaube V., Bondeau A., Plutzar C., Gingrich S., Lucht W., Fischer-<br />

Kowalski M. 2007. Quantifying and mapping the human appropriation of net primary production in<br />

earth's terrestrial ecosystems Proceedings of the National Academy of Sciences of the United<br />

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Holub, H.W., Eberharter, V.V., Tapp<strong>einer</strong>, G. 2000. Der Aufstieg und Niedergang der „Modernen“<br />

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(Journal of Economics and Statistics) 220,3: 358-370.<br />

Jürgen J., Raunig, B. 2007. Human Capital and Economic Growth, Summary of the 35 th Economics<br />

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Kramar, H. 2008. The discrepancy between competitiveness and cohesion: Is economic growth<br />

always accompanied by growing disparities? In: Jonuschat, H.; Knoll, M. (Ed.) Regional<br />

trans<strong>for</strong>mation processes in Central and Eastern Europe . SFZ Werkstatt, Bericht Nr. 34,<br />

Sekretariat für Zukunfts<strong>for</strong>schung: Berlin, S. 7-13.<br />

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Meyer, I. 2009. Wachstum, technologische Entwicklung und Nachhaltigkeit. Zur Entwicklung von<br />

Effizienz und Emissionen im österreichischen Energiesektor, in: Welches Wachstum ist nachhaltig?<br />

Ein Argumentarium; F. Hinterberger, H. Hutterer, I. Omann, E. Freytag (Hrsg.), Wien.<br />

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Wachstumskontroverse im Spiegel der deutschen Wirtschafts- und Umweltpolitik. Zeitschrift für<br />

Umweltpolitik und Umweltrecht, 24/3, 349-390.<br />

Steurer, R. 2002. Der Wachstumsdiskurs in Wissenschaft und Politik: Von der Wachstumseuphorie<br />

über 'Grenzen des Wachstums' zur Nachhaltigkeit. 515, Verlag für Wissenschaft und Forschung,<br />

Berlin.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 33<br />

Ausgewählte internationale Literatur<br />

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Stiglitz, J. 1974. Growth with exhaustible natural resources: efficient and optimal growth paths. Review<br />

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Stokey, N. L. 1998. Are there limits to growth? International Economic Review 39(1): 1-31.<br />

Valente, S. 2004. Sustainable development, renewable resources and technological progress.<br />

Environmental & Resource Economics 30: 115-125.<br />

Welsch, H. 2003. Growth, corruption and the environment: a cross-country analysis. Discussion paper<br />

no. 357. Berlin: Deutsches Institut für Wirtschafts<strong>for</strong>schung.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 34<br />

THEMA 6: INSTRUMENTE ZUR UMSETZUNG EINER NACHHALTIGEN<br />

WIRTSCHAFTSORDNUNG<br />

In der Umsetzung <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung stehen innovative<br />

Instrumente zur Gestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, zum Setzen<br />

von Anreizen und zur Grobsteuerung wirtschaftlicher Aktivitäten im Vordergrund. Die<br />

Bandbreite reicht von Ge- und Verboten über ökonomische Anreize (z. B. Steuern,<br />

Förderungen), den Aufbau von Allokationsmechanismen (z. B. Handel mit<br />

Zertifikaten) bis zu freiwilligen Instrumenten (In<strong>for</strong>mation, Beratung, Bildungsarbeit).<br />

In den letzten Jahren haben innovative und integrierte Instrumente zudem an<br />

Bedeutung gewonnen (z. B. das aus den Niederlanden stammende Konzept des<br />

„Transition Management“, der aus Japan stammende Top-Runner-Ansatz,<br />

Kombinationen aus Selbstverpflichtungen und staatlichen Zielvorgaben in den USA).


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 35<br />

Österreichische ExpertInnen<br />

Prof. Gudrun BIFFL<br />

o.Univ.Prof. Dr. Jens S.<br />

DANGSCHAT<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl<br />

FARMER<br />

Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.<br />

Karl HOGL<br />

Univ.-Doz. Dr. Dietmar<br />

KANATSCHNIG<br />

Dr. Daniela KLETZAN-<br />

SLAMANIG<br />

Arbeitsmarkt, Einkommen und soziale<br />

Sicherheit<br />

Department für Raumentwicklung,<br />

Infrastruktur- u. Umweltplanung,<br />

Fakultät der Raumplanung und<br />

Architektur<br />

Institut für Finanzwissenschaft und<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

Institut für Wald, Umwelt und<br />

Ressourcenpolitik, Department für<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

Umwelt, Landwirtschaft und Energie<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Technische Universität Wien<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz<br />

Universität für Bodenkultur<br />

Wien<br />

Österreichisches Institut für<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

(ÖIN)<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Doz. Kurt KRATENA Umwelt, Landwirtschaft und Energie Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.<br />

Mikuláš LUPTÁČIK<br />

Univ.-Doz. Dr. Michael<br />

NENTWICH<br />

a. Univ.-Prof. Dr. Reinhold<br />

PRIEWASSER<br />

Ass.Prof. DI Mag. Dr.<br />

Harald ROHRACHER, MSc<br />

A.Univ.-Prof. Dr. Rupert<br />

SAUSGRUBER<br />

o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.<br />

Stefan SCHLEICHER<br />

Dr. Margit<br />

SCHRATZENSTALLER-<br />

ALTZINGER<br />

Em. o.Univ.-Prof. Dr.<br />

Christian SMEKAL<br />

Prof. Dr. Sigrid STAGL<br />

Univ.-Prof. Dr. Matthias<br />

SUTTER<br />

o. Univ.Prof. Dr. Christoph<br />

WEISS<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Roland<br />

WENDNER<br />

Institut für Geld- und Finanzpolitik,<br />

Department Volkswirtschaft<br />

Institut für Technikfolgen-Abschätzung<br />

Institut für Betriebliche und Regionale<br />

Umweltwirtschaft<br />

Institut für Technik- und<br />

Wissenschafts<strong>for</strong>schung, Fakultät für<br />

Interdisziplinäre Forschung und<br />

Fortbildung<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät<br />

für Volkswirtschaft und Statistik<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre (Graz),<br />

Umwelt, Landwirtschaft und Energie<br />

(WIFO)<br />

Makroökonomie und europäische<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät<br />

für Volkswirtschaft und Statistik<br />

designierte Professorin für<br />

Umweltökonomie<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Fakultät<br />

für Volkswirtschaft und Statistik<br />

Institut für Regulierungsökonomie<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Österreichische Akademie<br />

der Wissenschaften<br />

Johannes Kepler Universität<br />

Linz<br />

Alpen-Adria Universität<br />

Klagenfurt<br />

Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz und Österreichisches<br />

Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Österreichisches Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung (WIFO)<br />

Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Karl-Franzens-Universität<br />

Graz


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 36


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 37<br />

Publikationen österreichischer ExpertInnen<br />

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Clemenz, G. 2001. Nonpoint Source Pollution, Asymmetric In<strong>for</strong>mation, and Output Regulation,<br />

Finanzarchiv.<br />

Hanke, M., Huber, J., Kirchler, M., Sutter, M. 2007. The economic consequences of a Tobin-tax – An<br />

experimental analysis. In: Working Papers in Economics and Statistics - University of Innsbruck<br />

2007-18.<br />

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Energie und Verkehr. Graz: Leykam.<br />

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(Studie). Potential von Umweltvereinbarungen in Österreich unter Berücksichtigung<br />

rechtsstaatlicher Grundsätze. Herausgeber: BMLFUW.<br />

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(eds). Economic Dynamics and Economic Policy, Brasília: DF-Brazil, pp. 147-160.<br />

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Inequality, In<strong>for</strong>mation Structures, etc. In W.E. Diewert, K. Spremann & F. Stehling (eds.),<br />

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Springer Verlag, Berlin – Heidelberg.<br />

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Consumption – From Theoretical Concepts to Policy Guidelines. Empirica.<br />

Schleicher, S.P., Kratena, K. 1999. Impact of carbon dioxide emissions reductions on the Austrian<br />

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Schleicher, S.P., Kratena, K. 2002. Emissions Trading <strong>for</strong> Manufacturing – Costs and Options of<br />

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technology policy: Signals <strong>for</strong> environment-orientated innovation. Journal of Environmental Policy<br />

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Stagl, S., O'Hara, S.U. 2002. Motivating factors and barriers to sustainable consumer behaviour.<br />

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Steininger, K.W. 2002. The Foreign Trade and Sectoral Impact of Truck Road Pricing <strong>for</strong> Cross-Border<br />

Trade: A CGE Analysis <strong>for</strong> a Small Open Economy, Environmental and Resource Economics 23:<br />

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Steininger, K.W., Friedl, B., Gebetsroither, B. 2007. Sustainability Impacts of Car Road Pricing: A<br />

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Sutter, M., Dittrich, D., Margreiter, M. 2005. Individual and collective choice and voting in common pool<br />

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Weck-Hannemann, H., Neck, R., Schneider, F. 2001. Theorie und Empirie der Österreichischen<br />

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Wirtschaftspolitik. 3. Auflage, Manz, Wien.<br />

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Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 38<br />

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Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 39<br />

ZWEITER ABSCHNITT:<br />

FORSCHUNGSBEDARF UND<br />

THEMENFELDER


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 40<br />

KRISENFESTE MARKTWIRTSCHAFT<br />

BAUSTEINE EINER NACHHALTIGEN WIRTSCHAFTSORDNUNG<br />

Die Soziale Marktwirtschaft ist Europas Erfolgsmodell. Sie kombiniert individuelle Motivation<br />

(durch privates Eigentum und die Möglichkeit, Gewinne zu erzielen), effiziente Allokation<br />

(durch dezentrale Steuerung über Märkte) und soziale Vorsorge (durch bedarfsorientierte<br />

soziale Sicherung). Die durch die Globalisierung <strong>for</strong>tschreitende internationale Vernetzung,<br />

der kontinuierliche Abbau von Kontrollmechanismen und die weiterhin bestehende<br />

Abhängigkeit von nicht-erneuerbaren Ressourcen hat die Krisenanfälligkeit unserer<br />

Wirtschaft kontinuierlich erhöht. Aktuelle Beispiele dafür sind die drastischen<br />

Preisschwankungen und Versorgungskrisen bei Nahrungsmitteln, Energie und Rohstoffen.<br />

Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt drastisch den enormen Handlungsbedarf und<br />

schafft gleichzeitig ein Window of Opportunity zur Veränderung von Institutionen und zur<br />

Etablierung <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung, die weit über den Beschluss von<br />

Rettungsmaßnahmen und Konjunkturprogrammen hinausgeht.<br />

Unser ökonomisches Wissen und die darauf aufbauenden Instrumente derzeitiger<br />

Wirtschaftspolitik sind weder für effektive Prävention noch den erfolgreichen Umgang mit<br />

Krisen dieser Größenordnung ausgelegt. Daher sind Grundlagen und<br />

Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die dazu beitragen, die wirtschaftlichen, sozialen und<br />

ökologischen Ressourcen dauerhaft zu sichern, eine globale Wirtschaftsrahmenordnung für<br />

Finanz- und Ressourcenmärkte zu etablieren und den Umgang mit komplexen sozialen<br />

Systemen zu verbessern. Nur wenn wir uns diesen Heraus<strong>for</strong>derungen widmen, können die<br />

Auswirkungen künftiger Krisen minimiert bzw. Krisen vermieden und die gesellschaftliche<br />

Akzeptanz der Marktwirtschaft sichergestellt werden.<br />

Eine nachhaltige Wirtschaftsordnung muss die Rahmenbedingungen einzelwirtschaftlichen<br />

Handelns so gestalten, dass individuelles Engagement gefördert und gleichzeitig die<br />

Zukunfts- und Lebensfähigkeit von Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft sichergestellt wird.<br />

Einzelwirtschaftliche Verantwortung ist dort einzu<strong>for</strong>dern, wo aus ökonomischem<br />

Eigeninteresse ein Überwälzen von Risiken oder Kosten auf die Allgemeinheit oder auf<br />

künftige Generationen zu ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteilen führen würde und damit<br />

ein Wettbewerb „nach unten“ die Folge wäre. Krisenfestigkeit bedeutet daher eine<br />

Einbettung der jeweiligen Teilsysteme in sein umgebendes System (Wirtschaft <br />

Gesellschaft Umwelt), so dass die Überlebensfähigkeit des umgebenden Systems nicht<br />

gefährdet wird. Dazu sind die von der Natur vorgegebenen ökologischen Leitplanken ebenso<br />

zu berücksichtigen wie die Vermeidung sozialer Konflikte.


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 41<br />

Im Herbst und Winter 2008/2009 fanden ein Workshop und eine Serie von ExpertInnen-<br />

Interviews mit führenden Forscherinnen und Forschern aus dem deutschsprachigen Raum<br />

statt. Die so gesammelten Vorschläge wurden zu drei Themenfeldern verdichtet, die im Kern<br />

<strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung stehen. In jedem der Forschungsfelder wurden<br />

aktuelle Forschungsfragen identifiziert und in jeweils vier Blöcken zusammengefasst.<br />

Krisenfeste Marktwirtschaft<br />

Bausteine <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaftsordnung<br />

Forschungsfeld A:<br />

Verbesserungen der Wirtschaftsrahmenordnung<br />

Forschungsfeld B:<br />

Dauerhafte Sicherung<br />

wirtschaftlicher, ökologischer<br />

und sozialer Ressourcen<br />

Forschungsfeld C:<br />

Intelligenter Umgang mit<br />

komplexen sozialen Systemen


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 42<br />

THEMENFELD 1<br />

VERBESSERUNGEN DER WIRTSCHAFTSRAHMENORDNUNG<br />

Während in den letzten Jahren die Regulierungsmöglichkeiten nationaler Regierungen<br />

abgebaut wurden, haben internationale Institutionen diese Funktionen nicht übernommen.<br />

Die weltweite Finanzkrise und ihre Folgen für die Realwirtschaft zeigen, dass ein Auf- bzw.<br />

Ausbau derartiger Institutionen er<strong>for</strong>derlich ist und eröffnen gleichzeitig die Chance, eine<br />

weltweite Wirtschaftsrahmenordnung zu etablieren. Die eindimensionale Diskussion über<br />

mehr oder weniger Staatseinfluss sollte daher von <strong>einer</strong> fundierten und differenzierten<br />

Analyse abgelöst werden, die der Vielfalt realer, individueller und kollektiver Entscheidungen<br />

gerecht wird.<br />

Beispiele für Forschungsfragen in diesem Themenfeld:<br />

1. Stabilität: Ist nachhaltige Entwicklung mit stabiler Entwicklung gleichzusetzen oder sind<br />

auch in <strong>einer</strong> nachhaltigen Wirtschaft Krisen und Zyklen möglich bzw. er<strong>for</strong>derlich?<br />

Welche Eigenschaften erhöhen die Krisenfestigkeit von Wirtschaftssystemen? Welche<br />

staatlichen Interventionen haben die besten Effekte auf Krisenfestigkeit,<br />

Verteilungsgerechtigkeit und Ressourcenschonung? Wie könnte eine an Vulnerability<br />

und Resilienz orientierte Volkswirtschaft(stheorie) aussehen?<br />

2. Regulierung: Welche global wirkenden Monitoring-, Aufsichts- und<br />

Regulierungssysteme sind er<strong>for</strong>derlich, um Krisen, Fehlentwicklungen und Missbrauch<br />

effektiver zu vermeiden? Welche Mechanismen und institutionellen Voraussetzungen<br />

braucht das Weltfinanzsystem, um Umwelt- und Sozialwirkungen zu berücksichtigen,<br />

realwirtschaftliche Aufgaben besser zu erfüllen und die Risiken r<strong>einer</strong><br />

Spekulationsgeschäfte zu begrenzen?<br />

3. Soziale Sicherung: Welches der etablierten Wohlfahrtsmodelle weist die besten Erfolge<br />

in Bezug zu Nachhaltigkeit, Krisenfestfestigkeit und Leistungsstabilität auf? Welche<br />

innovativen sozialen Sicherungsinstrumente weisen ausreichende Krisenfestigkeit auf?<br />

Wie können besonders verwundbare Bevölkerungsgruppen und Systemteile unterstützt<br />

werden? Welche Bereiche sozialer Sicherung sollten auf internationaler Ebene<br />

unterstützt werden?<br />

4. Messung: Wie kann Stabilität, Robustheit bzw. Krisenfestigkeit von Wirtschaftssystemen<br />

abgeschätzt werden, um Aussagen über Trends und die Effekte von Interventionen zu<br />

ermöglichen? Wie könnte ein systemisches Impact Assessment aussehen, das politische<br />

Entscheidungen und Instrumente in einen globalen und langfristigen Wirkungshorizont<br />

stellt und dynamische Aspekte berücksichtigt?


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 43<br />

THEMENFELD 2<br />

DAUERHAFTE SICHERUNG WIRTSCHAFTLICHER,<br />

ÖKOLOGISCHER UND SOZIALER RESSOURCEN<br />

Klimawandel und stark schwankende Rohstoffpreise haben bereits heute spürbare Effekte<br />

auf die Weltwirtschaft. Die hohen Nahrungsmittelpreise führen weltweit zu Hunger, Armut<br />

und daraus folgendem Migrationsdruck. Weitere Problemfelder sind Wasserknappheit,<br />

Verlust von Anbauflächen und Biodiversität. Eine nachhaltige Wirtschaftsordnung muss<br />

daher dem Leitgedanken der Nachhaltigen Entwicklung folgend eine dauerhafte Sicherung<br />

und Reproduktion der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Ressourcen zum Ziel<br />

haben, um die Überlebensbedingungen von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt<br />

sicherzustellen. Kurzfristig muss dazu die Effizienz der Ressourcennutzung weiter erhöht,<br />

mittelfristig jedoch ein Umstieg auf erneuerbare Ressourcen sichergestellt sein. Die<br />

Verantwortung für die Bereitstellung von Ressourcen muss verstärkt von jenen AkteurInnen<br />

übernommen werden, die von der Nutzung dieser Ressourcen profitieren. Dies gilt sowohl<br />

für natürliche Ressourcen, als auch für Human- und Sozialkapital und immaterielle<br />

Ressourcen (z. B. Vertrauen der Menschen in Politik und Wirtschaft).<br />

Beispiele für Forschungsfragen in diesem Themenfeld:<br />

5. Ressourcen: Wie könnte eine an Beständen orientierte Volkswirtschaft(stheorie)<br />

aussehen, die auch Natur- und Sozialkapital berücksichtigt? Durch welche wirtschafts-,<br />

sozial- und umweltpolitischen Instrumente kann eine ressourcenschonende und<br />

friedensfördernde Wirtschaft erzielt werden? Wie können natürliche Beschränkungen im<br />

Wirtschaftssystem vermittelt werden und dabei Verteilungsgerechtigkeit sichergestellt<br />

werden? Wie können verschiedene Ökosystemdienstleistungen durch Märkte abgebildet<br />

werden, wer nützt sie und wer stellt sie bereit?<br />

6. Versorgungssicherheit: In welchen Bereichen ist Versorgungssicherheit wichtiger als<br />

freier Handel und Economies of Scale? In welchen Bereichen und auf welchen Ebenen<br />

hat Selbstversorgung eine Bedeutung? Wie kann der Aufbau von Beständen den<br />

Verbrauch nicht-erneuerbarer Ressourcen ersetzen?<br />

7. Lebensqualität: Welche Beziehungen gibt es zwischen Wirtschaftsstabilität, Wohlstand,<br />

sozialer Sicherheit und Lebensqualität? Wie können intergenerationelle und soziale<br />

Gerechtigkeit berücksichtigt werden? Welche Elemente hat eine auf Lebensqualität und<br />

Lebensglück hin orientierte Wirtschaftpolitik? Wie soll die zukünftige Gestaltung und<br />

Qualität der Arbeitswelt aussehen?<br />

8. Wachstum: Welche Ursachen und welche Folgen hat die dem aktuellen<br />

Wirtschaftsystem immanente Wachstumsdynamik? Wie viel und welche Art von<br />

Wachstum ist nötig und möglich? Wie könnte eine differenzierte und auf wirtschaftliche<br />

Nachhaltigkeit ausgerichtete Politik aussehen? Welche Elemente benötigt ein<br />

datengestütztes nicht-gleichgewichts-orientiertes makroökonomisches Simulationsmodell,<br />

das auch Krisen sinnvoll abbilden kann?


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 44<br />

THEMENFELD 3<br />

INTELLIGENTER UMGANG MIT<br />

KOMPLEXEN SOZIALEN SYSTEMEN<br />

Gesellschaft und Wirtschaft sind komplexe soziale Systeme im Spannungsfeld von<br />

Selbstorganisation und Steuerung. Ihre Komplexität resultiert aus ihren immer stärkeren<br />

globalen Zusammenhängen und Wechselwirkungen, ihren widersprüchlichen Interessen und<br />

ihren unterschiedlichen Rationalitäten. Während zur Wirksamkeit von Märkten und Staaten<br />

umfangreiches Wissen vorhanden ist, sind neuere Formen komplexer sozialer Systeme noch<br />

nicht ausreichend er<strong>for</strong>scht (Good Governance, Behavioral Economics, Transition<br />

Management). Die Wirtschaftswissenschaften können in diesem Bereich von neuesten<br />

Erkenntnissen der angewandten Ethik, der Sozialpsychologie und sonstigen<br />

Verhaltenstheorien sowie von Systemtheorien profitieren, die Illusion kausaler Steuerbarkeit<br />

hinterfragen und Ansätze generieren, die der Komplexität sozialer Systeme gerecht werden.<br />

Gerade die Co-Evolution von Organisationen und Institutionen, und die Dynamiken<br />

gesellschaftlichen Wandels stellen Verbindungslinien zu den anderen Themenfeldern dar.<br />

Beispiele für Forschungsfragen in diesem Themenfeld:<br />

9. Gesellschaftlicher Wandel: Wie können Systemtheorien, konstruktivistische Ansätze<br />

und verhaltensökonomische Ansätze als sozialwissenschaftliche Interventionstheorien<br />

genützt werden? Welche Elemente sollte ein Transition Management im internationalen<br />

Kontext aufweisen? Welche Governance Prozesse können die adaptiven und reflexiven<br />

Charakteristika sozialer Systeme berücksichtigen?<br />

10. Partizipation: Wie können durch Partizipation hochkomplexe Entscheidungen getroffen,<br />

Umwelt und künftige Generationen repräsentiert und die Expertise individueller Akteure<br />

optimal genützt werden? Wie können Ziele und Strategien etabliert werden, die auch<br />

Interessenskonflikte und Verteilungsfragen berücksichtigen? Welche Rolle haben Märkte,<br />

welche haben andere gesellschaftliche Steuerungssysteme? Wie sind gesellschaftliche<br />

Aushandlungsprozesse zu gestalten, die am Gemeinwohl orientiert, effektiv, transparent<br />

und legitimiert sind?<br />

11. Verhalten: Wie kann die allgemeine Idee nachhaltiger Entwicklung für die verschiedenen<br />

gesellschaftlichen Teilbereiche konkretisiert werden? Wie wird individuellen und<br />

institutionellen AkteurInnen am besten ermöglicht, sich nachhaltig zu verhalten? Wie<br />

beeinflussen In<strong>for</strong>mationen, sozialer Status und Peer Pressure neben Preisen das<br />

Verhalten? Wie verändern sich die Verbrauchsmuster mit demographischen<br />

Änderungen? Wie können EntscheidungsträgerInnen in Politik und Wirtschaft für eine<br />

nachhaltige Wirtschaftordnung gewonnen werden?<br />

12. Innovationen: Wie können Innovationen für nachhaltige Entwicklung stimuliert und in<br />

ihrer Richtung gesteuert werden? Welche Instrumente und Stimuli sind zu welchem<br />

Zeitpunkt in der Entwicklung und Verbreitung technischer und sozialer Innovationen<br />

sinnvoll bzw. er<strong>for</strong>derlich?


Martinuzzi/Sedlacko (WU Wien): Bausteine <strong>einer</strong> <strong>krisenfesten</strong> Marktwirtschaft Seite 45<br />

NÄCHSTE SCHRITTE<br />

Einige der in den vorigen Kapiteln dargestellten Forschungsfragen weisen wechselseitige<br />

Zusammenhänge auf, so dass sich innovative Forschungsprojekte aus diesen Querbezügen<br />

ableiten lassen. In einigen Bereichen liegen bereits Forschungsergebnisse vor, die jedoch<br />

gerade unter der Perspektive der Krisenfestigkeit weiter zu bearbeiten sind.<br />

Das geplante Forschungsprogramm soll daher Grundlagen<strong>for</strong>schung mit<br />

Handlungsorientierung kombinieren, interdisziplinär angelegt sein und Impulse setzen, die<br />

Österreich im Blickpunkt haben, aber auch zur Erarbeitung europäischer bzw. globaler<br />

Strategien beitragen. Es stellt politikrelevante Wirtschafts<strong>for</strong>schung auf eine breite<br />

wissenschaftliche Basis und profiliert eine sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Scientific<br />

Community. Ziel ist es, der österreichischen Politik wissenschaftlich fundierte konkrete<br />

Handlungsempfehlungen zur Verfügung zu stellen, wie mit den aktuell erfahrbaren und<br />

vermutlich dauerhaft relevanten Krisenerscheinungen pro-aktiv umgegangen werden kann.<br />

Dabei soll besonders auf die Nutzbarmachung der Ergebnisse geachtet werden.<br />

Die Arbeiten zum vorliegenden Projekt haben das Interesse der nachhaltigkeitsorientierten<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Scientific Community klar gezeigt. Als nächster Schritt zur<br />

Etablierung eines Forschungsprogramms ist ein grundsätzlicher Beschluss der<br />

FördergeberInnen er<strong>for</strong>derlich. Darauf aufbauend könnte eine Auswahl der ersten zu<br />

bearbeitenden Forschungsfragen erfolgen, eine Trägerorganisation mit der Abwicklung des<br />

Programms beauftragt und die Programmstrukturen und -abläufen entwickelt werden. Ein<br />

internationaler Austausch mit vergleichbaren Programmen wird in diesem Zusammenhang<br />

dringend empfohlen.

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