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Klausur LK 13/2 - Sw-cremer.de

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<strong>LK</strong> Sozialwiss./Wirtschaft <strong>13</strong>/2<br />

- CREMER -<br />

Köln, <strong>de</strong>n <strong>13</strong>.02.2009<br />

Raum: CU<br />

9:40 – <strong>13</strong>:55 Uhr<br />

Abitur-Vorklausur<br />

Thema: Ist eine wirksame Klimapolitik möglich?<br />

Aufgabenstellung:<br />

1. Erläutere bitte die wahrscheinlichen Ursachen und Folgen <strong>de</strong>s anthropogen verursachten<br />

Treibhauseffektes.<br />

2. Erkläre bitte Ansatz, Ziele, Prinzipien und Mechanismen <strong>de</strong>s Kyotoprotokolls.<br />

3. Untersuche die Position von Sal Macis zum Ansatz <strong>de</strong>r globalen Klimapolitik und<br />

nimm eine eigene Beurteilung <strong>de</strong>r vorgelegten Position vor.<br />

4. Skizziere Dir sinnvoll erscheinen<strong>de</strong> Schritte und Maßnahmen einer nachhaltigen<br />

(Klima-)Politik.<br />

Quelle:<br />

Die Privatisierung <strong>de</strong>r Atmosphäre - Zur Kritik <strong>de</strong>s Emissionshan<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r kapitalistischen<br />

Klimapolitik von Sal Macis (zit. nach: http://www.graswurzel.net)<br />

Viel Glück und Erfolg!!


Die Privatisierung <strong>de</strong>r Atmosphäre - Zur Kritik <strong>de</strong>s Emissionshan<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r kapitalistischen<br />

Klimapolitik von Sal Macis<br />

"Die Wahrheit ist, dass kein Land im Hinblick auf ein langfristiges Umweltproblem sein Wachstum o<strong>de</strong>r<br />

seinen Konsum wesentlich zurückfahren wird." (Tony Blair)<br />

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Es ist selten, dass ein Politiker so unverblümt die Wahrheit über staatlich-kapitalistische Klimapolitik<br />

ausspricht. Die kapitalistischen Industriestaaten und die Grundlagen <strong>de</strong>r kapitalistischen Marktwirtschaft<br />

sind wachstumsorientiert. Damit ist eine wirksame Klimapolitik von staatlicher o<strong>de</strong>r unternehmerischer<br />

Seite von vornherein ausgeschlossen. Dennoch: 95 Prozent aller Klimainitiativen vertrauen<br />

voller Illusionen auf Einsicht und Reformfähigkeit ihrer KlimapolitikerInnen und <strong>de</strong>r an die Klimapolitik<br />

angeschlossenen Wirtschaftslobby. ...<br />

Wirksame Klimapolitik, d.h. eine politische und wirtschaftliche Verän<strong>de</strong>rung, die <strong>de</strong>r aktuellen Bedrohung<br />

durch Er<strong>de</strong>rwärmung, Treibhausgase und Klimaverän<strong>de</strong>rung angemessen wäre, müsste min<strong>de</strong>stens<br />

zwei Grundlagen kapitalistischer Industrieproduktion in Frage stellen.<br />

Kritische, für soziale Bewegungen arbeiten<strong>de</strong> KlimaforscherInnen wissen, dass alle jetzt noch vorhan<strong>de</strong>nen<br />

fossilen Brennstoffe, die unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> sind, dort belassen wer<strong>de</strong>n müssten und nicht durch<br />

För<strong>de</strong>rung und dabei entstehen<strong>de</strong> Emissionen die Atmosphäre verschmutzen dürfen.<br />

So formuliert z.B. <strong>de</strong>r britische Klimaforscher Larry Lohmann, Autor <strong>de</strong>r bislang umfassendsten kritischen<br />

Studie über <strong>de</strong>n weltweiten Emissionshan<strong>de</strong>l: "Vor allem geht es darum, die För<strong>de</strong>rung fossiler<br />

Brennstoffe zu verlangsamen und zu einem Halt zu bringen."<br />

Dazu wäre jedoch eine gesamtgesellschaftliche Ausrichtung nötig, in <strong>de</strong>r das Wachstum schrumpft,<br />

eine Perspektive etwa, die französische Öko-AnarchistInnen seit einigen Monaten als "Décroissance"<br />

(Wachstumsrückgang/Minus-Wachstum) diskutieren und die an die Diskussionen um Null-Wachstum<br />

o<strong>de</strong>r die Kritik <strong>de</strong>r Wachstumsgesellschaft in <strong>de</strong>r radikalen west<strong>de</strong>utschen Ökologiebewegung nach<br />

<strong>de</strong>m ersten "Öl-Schock" 1973 erinnert. Die Umsetzung bei<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen, Beendigung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung<br />

fossiler Brennstoffe und Null-Wachstum, ist - daran sei mit <strong>de</strong>m Eingangszitat Tony Blairs erinnert<br />

- mit <strong>de</strong>r kapitalistischen Industriegesellschaft unvereinbar und erfor<strong>de</strong>rt eine revolutionäre Umgestaltung<br />

gegen <strong>de</strong>n Willen von Staat und Konzernen.<br />

Das kapitalistische Marktrecht auf Verschmutzung<br />

Was aber ist <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r vielzitierten Klimapolitik von Kyoto, <strong>de</strong>r die EU folgt und worüber die Medien<br />

verbreiten, das einzige Problem dabei sei, die USA mit "ins Boot" zu holen? Es ist <strong>de</strong>r Versuch,<br />

<strong>de</strong>m Problem dieser aktuellen Form <strong>de</strong>r Umweltverschmutzung, das eine Verschmutzung <strong>de</strong>r Atmosphäre<br />

ist (Er<strong>de</strong>rwärmung und Treibhauseffekt sind primär eine Luftverschmutzung), mit <strong>de</strong>n Mitteln<br />

<strong>de</strong>s kapitalistischen Marktes beizukommen.<br />

Auf die I<strong>de</strong>e muss man/frau erst einmal kommen. Und gäbe es <strong>de</strong>n kapitalistischen Markt nicht schon<br />

seit langem, wür<strong>de</strong> es wohl nieman<strong>de</strong>m auch nur im Traum einfallen, auf Luftverschmutzung quasi<br />

Aktien auszugeben, damit zu han<strong>de</strong>ln und dann auch noch über alle Kanäle verlauten zu lassen, dieser<br />

aberwitzige Quatsch, dieser überdimensionale Bluff, sei die Lösung <strong>de</strong>r Klimakrise.<br />

Was beim Han<strong>de</strong>l mit Emissionsrechten als praktisches Ergebnis herauskommt, ist bestenfalls die<br />

zeitliche Verschiebung, schlimmstenfalls die aktive Verhin<strong>de</strong>rung von Emissionsreduktionen bei Kohlendioxid,<br />

Methan und vergleichbaren Abfallstoffen aus <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung und Verarbeitung fossiler<br />

Brennstoffe ...<br />

Viele NGOs, die heute interessiert auf die Pressekonferenzen von Gipfeln und Klimakonferenzen <strong>de</strong>r<br />

Industriestaaten starren und lediglich bedauern, dass die USA das Protokoll von Kyoto nicht ratifiziert,<br />

sollten sich daran erinnern, dass <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>s Emissionshan<strong>de</strong>ls, das <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s Kyoto-Protokolls<br />

darstellt, von neoliberalen Ökonomen <strong>de</strong>r "Think Tanks" in <strong>de</strong>n USA entwickelt wur<strong>de</strong>.<br />

An vor<strong>de</strong>rster Front ist hier <strong>de</strong>r neoliberale Ökonom Ronald Coase von <strong>de</strong>r Universität von Chicago zu<br />

nennen. Er formulierte schon in einflussreichen Artikeln Mitte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts die Grundlagen<br />

heutiger internationaler Klimapolitik und kann als eine Art Großvater <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls mit Verschmutzungs-Zertifikaten<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Zentrale These seiner Wirtschaftstheorie ist das marktwirtschaftlich begrün<strong>de</strong>te "Recht auf Verschmutzung".<br />

Ein industrieller Verschmutzer, so Coase, soll "nicht als jemand betrachtet wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

etwas Schlechtes tut und <strong>de</strong>m Einhalt geboten wer<strong>de</strong>n muss." (Ronald Coase, zit. nach Lohmann:<br />

Carbon Trading, S. 55. ) So fängt die neoliberale I<strong>de</strong>ologie an, das "Recht auf Verschmutzung" ist ihre<br />

Grundlage! Nach Coase ist nämlich "Verschmutzung zugleich etwas Gutes und etwas Schlechtes“.<br />

Die Leute verschmutzen ja nicht, weil sie es prima fin<strong>de</strong>n, zu verschmutzen. Son<strong>de</strong>rn sie verschmut-


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zen, weil sie so billiger an<strong>de</strong>re Güter herstellen können.<br />

Sein Wort ward zum kapitalistischen Credo. […] Die Ausübung dieses Rechtes bringt natürlich in bei<strong>de</strong>n<br />

Fällen auch Nachteile mit sich, die an<strong>de</strong>re erlei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die an<strong>de</strong>rswo erlitten wer<strong>de</strong>n. Die Frage<br />

ist, ob diese Nachteile o<strong>de</strong>r Verluste be<strong>de</strong>utend sind.<br />

[...]<br />

Der Holzweg nach Kyoto<br />

Eine von dieser I<strong>de</strong>ologie geprägte Gesellschaft, in <strong>de</strong>r Verschmutzung sozusagen "neutral" bewertet<br />

wird - ja eigentlich sogar positiv als "Recht" - kann strukturell gar nicht zum ökologischen Verursacherprinzip<br />

durchdringen, weil das die Anerkennung eines negativen, rein schädlichen Charakters <strong>de</strong>r<br />

Verschmutzung bedingen wür<strong>de</strong>. Alle Reformstrategien, die <strong>de</strong>n Kapitalismus also auf das Verursacherprinzip<br />

festlegen wollen, müssen strukturell fehlschlagen.<br />

[...]<br />

Das erste großangelegte Programm für Emissionshan<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong> 1976 von <strong>de</strong>r US-Agentur für Umweltschutz<br />

angenommen. In <strong>de</strong>r Praxis führte es dazu, dass in <strong>de</strong>n USA im Austausch für Projekt-<br />

Gutschriften aus <strong>de</strong>r "Dritten Welt" sogar neue Verschmutzungs-Industrien entstehen konnten.<br />

In <strong>de</strong>n 80er und 90er Jahren wur<strong>de</strong> die neoliberale I<strong>de</strong>ologie prägend für das ökonomische Denken in<br />

<strong>de</strong>n USA und so reihte sich ein Emissionshan<strong>de</strong>ls-Programm an das nächste. Die zwischenzeitlich an<br />

die Macht gekommene Clinton-Administration gehörte in <strong>de</strong>r Diskussion um die Frage, ob <strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l<br />

menschengemacht o<strong>de</strong>r ganz einfach eine natürliche Naturentwicklung darstellt, schon sozusagen<br />

zum linken Flügel und überre<strong>de</strong>te die EU zur Annahme <strong>de</strong>s Kyoto-Protokolls von 1997 und<br />

damit zu einer internationalen Vereinbarung über Emissionshan<strong>de</strong>l, das die Industrienationen auf <strong>de</strong>m<br />

Weg von Marktmechanismen dazu verpflichten soll, ihre Schadstoffemissionen bis zum Jahr 2012 auf<br />

95 Prozent <strong>de</strong>s Stan<strong>de</strong>s von 1990 zu reduzieren. In dieser Zeit ging die Fe<strong>de</strong>rführung <strong>de</strong>s Emissionshan<strong>de</strong>ls<br />

ebenso wie <strong>de</strong>r Klimaforschung von <strong>de</strong>r US-amerikanischen Innenpolitik in die Hän<strong>de</strong> von<br />

UN-Institutionen ... über, […].<br />

Doch manche UN-Forschungsinstitutionen, wie etwa <strong>de</strong>r schon 1988 gegrün<strong>de</strong>te "Intergovernmental<br />

Panel on Climate Change" (IPCC), <strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n viel beachteten UN-Klimabericht von 2007 herausgab,<br />

gingen dann <strong>de</strong>r konservativeren Bush-Administration bereits zu weit (<strong>de</strong>nn die Bush-Regierung<br />

symbolisiert die bisher engste Verflechtung von Öl-Industrie und Administration in <strong>de</strong>r US-<br />

Geschichte), so dass die USA - eine <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ologischen Drahtzieher von Kyoto - für alle überraschend<br />

im Jahre 2001 vom Kyoto-Protokoll zurücktrat. [...]<br />

So waren die EU-Staaten und die an<strong>de</strong>ren Unterzeichner-Län<strong>de</strong>r nach 2005 überraschend auf sich<br />

allein gestellt, als die USA sich noch immer weigerte, das Kyoto-Protokoll zu ratifizieren. Das EU-<br />

Emissionshan<strong>de</strong>lssystem begann 2005 mit 25 Teilnehmer-Län<strong>de</strong>rn (European Union Emissions Trading<br />

System/EU-ETS).<br />

Es gibt zwei Phasen: Phase I von 2005-2007; Phase II von 2008-2012.<br />

[...]<br />

Bereits für das erste Jahr führte die Lobbyarbeit <strong>de</strong>r Großunternehmen dazu, dass die Regierungen<br />

gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n größten Verschmutzern zu viele Berechtigungen zuteilten. Das führte zu Windfall-Profiten<br />

bei einigen <strong>de</strong>r größten Verschmutzer, die, nach<strong>de</strong>m sie erfolgreich ihren Bedarf an Emissionsberechtigungen<br />

übertrieben hatten, riesige Mengen Berechtigungen erhielten, die sie gewinnbringend weiterverkaufen<br />

konnten. Zu<strong>de</strong>m erzielten die Unternehmen Einkünfte, in<strong>de</strong>m sie die ‚nominellen' Marktkosten<br />

<strong>de</strong>r Berechtigungen, die sie kostenlos erhielten, an die Verbraucher weitergaben.<br />

Die vier größten <strong>de</strong>utschen Energiekonzerne (E.ON, RWE, Vattenfall, EnBW) haben aus <strong>de</strong>m ersten<br />

EU-ETS-Han<strong>de</strong>lsjahr Gewinne zwischen 6 und 8 Milliar<strong>de</strong>n US-Dollar gemacht. Berichte von <strong>de</strong>r gewaltigen<br />

Überallokation führten zu einem Verfall beim Kohlendioxidpreis um mehr als 60 Prozent, von<br />

30 auf 8,6 Euro pro Tonne.<br />

Damit gab es für die Industrien nicht <strong>de</strong>n geringsten Anreiz, <strong>de</strong>n Kohlendioxidausstoß an <strong>de</strong>r Quelle<br />

zu verringern.<br />

Kurz, das vollkommene Fiasko, das Gegenteil aller Verlautbarungen: mehr Verschmutzung statt weniger.<br />

So geht das, wenn <strong>de</strong>r neoliberale Kapitalismus nicht als Ursache, son<strong>de</strong>rn als Lösung <strong>de</strong>r Klimakrise<br />

präsentiert wird.<br />

erschienen bei: http://www.graswurzel.net<br />

115<br />

(Die „Graswurzel-Bewegungen“ zeichnen sich durch eine basis<strong>de</strong>mokratische Struktur aus. Sie wollen<br />

Gegenwelten zum Bestehen<strong>de</strong>n aufzeigen und realisieren. H.C.)

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