Das Magazin - Ausgabe 03 - Systembiologie
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wo hochleistungslichtmikroskope<br />
nicht nur genutzt, sondern<br />
konzipiert werden<br />
<strong>Das</strong> BioImaging Zentrum (BIZ)<br />
der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
von Rainer Uhl<br />
Im Mittelpunkt der Arbeiten am BIZ steht das Lichtmikroskop.<br />
Dieses viele hundert Jahre alte Instrument,<br />
das vor nicht allzu langer Zeit noch als Auslaufmodell<br />
mit Relevanz nur für den Routinebetrieb<br />
oder die Lehre gehandelt wurde, hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten eine ungeahnte Renaissance<br />
erfahren. Kein anderes Instrument erlaubt es, in<br />
lebende Zellen hineinzusehen und inter- sowie intrazelluläre<br />
Prozesse im Submikrometer-Bereich zu<br />
verfolgen, in drei Dimensionen und in Echtzeit. Und<br />
seit es vor kurzem gelang, die Grenzen der Beugungslimitation<br />
zu überwinden und mit der Auflösung<br />
in den molekularen Bereich vorzustoßen, der<br />
bisher hochinvasiven Methoden wie der Elektronenmikroskopie<br />
vorbehalten war, wurden der Lichtmikroskopie<br />
neue aufregende Felder erschlossen.<br />
Die meisten Entwicklungen, die der Lichtmikroskopie den Sprung<br />
in das neue Jahrtausend bescherten, fanden (und finden) in einer<br />
akademischen Umgebung statt oder nahmen dort ihren Anfang.<br />
<strong>Das</strong> dialektische Miteinander von biologischer Fragestellung<br />
und methodischer Problemlösung, d.h. das Wechselspiel von<br />
„Wollen“ und „Können“ hat im Falle des Lichtmikroskops ganz<br />
besonders gut funktioniert und immer wieder den Biologen Vorteile<br />
verschafft, die nicht auf käufliche Instrumente angewiesen<br />
waren, weil sie selbst an Entwicklungen beteiligt waren, die die<br />
Grenzen des Möglichen erweitert haben. In dieser Tradition<br />
werden am BIZ eigene biologische Fragestellungen aufgegriffen<br />
oder die Probleme von Partner-Gruppen abstrahiert und dienen<br />
als Ausgangspunkt von Methodenentwicklungen, die in enger<br />
Zusammenarbeit mit kooperierenden Industrieunternehmen vorangetrieben<br />
werden.<br />
Die fünf Themenfelder am BIZ<br />
Mensch-Maschine-Schnittstelle:<br />
Hier geht es darum, ein neuartiges Bedienkonzept für die<br />
automatisierte High-End-Mikroskopie zu entwerfen und mit<br />
Industriepartnern umzusetzen. Ziel ist es, die Robustheit und<br />
Geschwindigkeit einfacher automatisierter Mikroskope auf<br />
komplexe High-Tech-Mikroskope zu übertragen. Damit werden<br />
einem breiten Anwenderkreis komplexe Verfahren zum Studium<br />
lebender Zellen ermöglicht, die bisher nur methodisch<br />
orientierten Spezialisten vorbehalten waren.<br />
Intravital-Mikroskopie:<br />
Hier gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe<br />
von Prof. Herms am Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung<br />
(ZNP) an der LMU München, der tief im Gehirn von<br />
lebenden, über Monate hinweg beobachteten „Alzheimer-<br />
Mäusen“ das Wachstum und die Zerstörung von Nervenzellen<br />
untersucht (Abb. 1) und mit Prof. Galizia an der Universität<br />
Konstanz, der lebenden Fliegen und Bienen „beim Riechen<br />
zusieht“. <strong>Das</strong> BIZ hat neue Konzepte entwickelt, mit denen die<br />
Photonen-Sammeleffizienz eines Multiphotonen-Intravital-<br />
Mikroskops beträchtlich gesteigert werden konnte und arbeitet<br />
gegenwärtig an neuen digitalen Antriebskonzepten, mit<br />
denen der abtastende Femtosekunden-Laserstrahl mit bisher<br />
unerreichter Geschwindigkeit in drei Dimensionen über das Präparat<br />
bewegt werden kann. Eine am BIZ entwickelte Open-Source-<br />
Software zur Ansteuerung eines Multiphotonen-Mikroskops wird<br />
bereits in einer Reihe von Partner-Labors erfolgreich eingesetzt.<br />
86 Forschung Wo Hochleistungs-Lichtmikroskope nicht nur genutzt, sondern konzipiert werden www.systembiologie.de