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BNA Germany März 2011 - TEASER

No.1 Magazine for Indian Cinema & Culture. The magazine and its content (text, graphics and pictures) are strictly copyrighted© by BNA GERMANY®. All rights reserved. Any illegal use without our authorization will be reported as a crime.

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<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

1


2 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


EDITORIAL<br />

ENTDECKEN SIE MIT <strong>BNA</strong> GERMANY DIE VIELFALT<br />

DES INDISCHEN KINOS UND DER INDISCHEN KULTUR<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in Indien wird in diesem Monat „Holi“ - das Fest der Farben und der Beginn<br />

des Frühlings gefeiert. Wir erklären Ihnen die Ursprünge dieses in Indien<br />

sehr bedeutenden Festes und stellen Ihnen zudem in unserer Rubrik<br />

„Indisch Kochen“ einige typische Holi-Snack-Rezepte zum Nachkochen vor.<br />

Passend zum Thema Frühling haben wir uns diesmal für das Cover-Bild der<br />

indischen Schauspielerin und Hauptdarstellerin des aktuellen indischen<br />

Kino-Erfolgs „No One Killed Jessica“, Vidya Balan, entschieden, deren<br />

schauspielerischen Werdegang wir in unserer Cover Story näher beleuchten.<br />

Gerade erst ist in Berlin die 61. Berlinale zu Ende gegangen. Indiens<br />

Präsenz auf diesem bedeutenden und wichtigen Filmfestival war auch<br />

dieses Jahr deutlich spürbar. Für besondere Furore sorgte dabei vor allem<br />

die Weltpremiere des indischen Films „7 Khoon Maaf“, bei welcher ein Großteil des Casts und<br />

Regisseur Vishal Bhardwaj anwesend waren. Unser ausführliches Interview mit Vishal Bhardwaj<br />

finden Sie in dieser Ausgabe.<br />

Als besonderes Highlight dieser Ausgabe stellen wir Ihnen exklusiv die 100 erfolgreichsten und<br />

einflussreichsten Persönlichkeiten und Firmen der indischen Filmindustrie vor. Auch wenn es für<br />

einige Bollywood-Fans unter Ihnen überraschend sein mag, so ist Shahrukh Khan nicht die Nummer<br />

1. Und trotzdem kommt niemand, der sich für das Indische Kino interessiert, am „King Of Bollywood“<br />

vorbei. Wir starten mit dieser Ausgabe eine neue Serie über den indischen Bollywood-Star, lassen<br />

Freunde und Bekannte Shahrukh Khans exklusiv für Sie zu Wort kommen. Diesmal weiß Shivani<br />

Wazir Pasrich, eine enge Freundin der Familie Khan, nette Anekdoten aus früheren Zeiten zu erzählen.<br />

In unserer Rubrik „Fashion & Style“ stellt Ihnen Fashion-Designerin Dr. Anupama Kathyayni traditionellen<br />

indischen Schmuck und dessen Herstellung vor. In unserer Reihe über die indischen Bundesstaaten<br />

berichten wir über das Land der vom Aussterben bedrohten Königstiger: Westbengalen.<br />

Und wie immer gibt es jede Menge News aus der indischen Filmindustrie, Hindi-Film-Previews für<br />

den kommenden Monat, Previews für das Regional Cinema und aktuelle Hindi-Film Reviews.<br />

Dann möchten wir uns noch bei Ihnen entschuldigen: In unserer letzten Ausgabe kam es bei der<br />

Datenübertragung der Dateien an die Druckerei bei den ersten Seiten des Magazins zu Datenformatierungsfehlern,<br />

die dazu geführt haben, dass auf den betreffenden Seiten jeweils die Satzenden am<br />

Ende der Artikel fehlen. Auf unserer Homepage www.bna-magazine.com kann man sich die betreffenden<br />

Seiten in korrekter Form anschauen bzw. ausdrucken.<br />

Ihr Feedback, Kritik und Anregungen sind uns jederzeit willkommen. Schreiben Sie uns einfach eine<br />

E-Mail an feedback@bna-magazine.com.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen,<br />

Ihre<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

3


INHALT<br />

MÄRZ <strong>2011</strong><br />

20 Wer sind die verführerischsten<br />

Item-Bombs in der<br />

Geschichte Bollywoods?<br />

Rekha, Helen, Madhuri Dixit,<br />

Aishwarya Rai Bachchan,<br />

Katrina Kaif?<br />

26 Unsere Reise durch die<br />

Geschichte des Indischen<br />

Kinos führt uns in die<br />

Stummfilm-Ära.<br />

36 Vidya Balan ziert das Cover<br />

der aktuellen Ausgabe von <strong>BNA</strong><br />

GERMANY. Sie ist der<br />

Bollywood Star aus „No One<br />

Killed Jessica“.<br />

17 Holi - Das Fest der<br />

Farben leitet in Indien den<br />

Frühling ein. Wir erklären<br />

den Ursprung dieses wichtigen<br />

Fests und erläutern<br />

die traditionellen Bräuche.<br />

24 In unserer Reportage<br />

des Monats berichten<br />

wir vom Magnetberg im<br />

Himalaya.<br />

32 In unserer Serie „Heilige<br />

Tiere Indiens“ stellen wir Ihnen<br />

diesmal die Schlange und<br />

den Tiger vor.<br />

NEWS<br />

6 Aktuelles aus der indischen Filmindustrie<br />

PREVIEWS<br />

9 Teen Thay Bhai - Thank You - Haunted<br />

REVIEWS<br />

10 Turning 30<br />

11 Dil Toh Baccha Hai Ji<br />

12 Yeh Saali Zindagi<br />

REGIONAL CINEMA<br />

13 Telugu<br />

14 Tamil<br />

15 Kannada<br />

16 Malayalam<br />

INDISCHE FEIERTAGE<br />

17 Holi - Das Fest der Farben leitet den Frühling ein<br />

BOLLYWOOD ITEM BOMBS<br />

20 Die größten Bollywood Item Bombs<br />

REPORTAGE DES MONATS<br />

24 Der Magnetberg im Himalaya<br />

CINEMA HISTORY<br />

26 Die Stummfilm-Ära<br />

HEILIGE TIERE INDIENS (Teil 2)<br />

32 Die Schlange<br />

34 Der Tiger<br />

COVER STORY<br />

36 Vidya Balan<br />

4 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


INHALT<br />

MÄRZ <strong>2011</strong><br />

42 Arjumman Mughal zählt<br />

zu den bekanntesten Werbegesichtern<br />

in Indien. Die schönsten<br />

Bilder von ihr stellen wir Ihnen<br />

vor.<br />

68 Der indische Sänger<br />

Kailash Kher besticht durch<br />

seine einzigartige Stimme<br />

und sang bisher für mehr als<br />

70 Bollywood Songs.<br />

72 Anupama Kathyayni stellt<br />

Ihnen - passend zur Hochzeitssaison<br />

- den traditionellen<br />

indischen Schmuck vor.<br />

48 Shahrukh Khan<br />

ist für viele der „King Of<br />

Bollywood“. In unserer<br />

neuen Serie widmen wir<br />

uns detailiert dem einzigartigen<br />

Werdegang des<br />

Stars von seinen Anfängen<br />

bis Heute und lassen<br />

engste Freunde und Bekannte<br />

Shahrukh Khans<br />

exklusiv zu Wort<br />

kommen.<br />

64 In unserer Serie<br />

„Indische Bundesstaaten“<br />

widmen wir uns diesmal<br />

dem Reich der Königstiger:<br />

Westbengalen.<br />

FOTOSHOOT DES MONATS<br />

42 Arjumman Mughal<br />

STAR INTERVIEW<br />

46 Vishal Bhardwaj<br />

STARS<br />

48 Shahrukh Khan<br />

54 Manoj Bajpai<br />

FESTIVALS<br />

52 Berlinale <strong>2011</strong> - Berlin Film Festival<br />

OFFEN GESAGT<br />

53 Die Kolumne von Manoj Srivastava<br />

FILM BUSINESS<br />

56 Die Top 100 der indischen Filmindustrie<br />

INDISCHE BUNDESSTAATEN<br />

64 Westbengalen<br />

MUSIK<br />

68 Kailash Kher<br />

FASHION & STYLE<br />

72 Traditioneller indischer Schmuck<br />

IMMER IN <strong>BNA</strong> GERMANY<br />

70 Gossip<br />

71 Star Birthdays<br />

76 Indisch Kochen - Holi Snacks<br />

78 Ihr vedisches Monatshoroskop von Ajai Bhambi<br />

81 Impressum<br />

82 Abonnement<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

5


NEWS<br />

J´Los Cousine kommt nach<br />

Bollywood<br />

In einer stärker werdenden Zusammenarbeit<br />

mit entsprechendem Austausch<br />

zwischen Bollywood und Hollywood<br />

performt nun Caterina Lopez, die Cousine<br />

von Jennifer Lopez, eine Item-<br />

Nummer und Tanzszene in einem<br />

Film namens „Bhindi Bazar“. Der<br />

Film wird von Ankush Bhatt gedreht<br />

und Kay Kay Menon, Prashant Narayanan<br />

sowie Shikpa Shukla in der Hauptrolle<br />

spielen in ihm mit. Bhindi Bazar<br />

heißt eine berühmte Straße in Mumbai,<br />

die bekannt für ihre engen Gassen und<br />

die gemischte Hindu-Muslimische<br />

Kultur vor Ort ist. Viele Aufstände<br />

haben hier stattgefunden; der Film<br />

spielt auch vor einem solchen Hintergrund.<br />

Wahrscheinlich wird er schon<br />

bald in diesem Jahr veröffentlicht werden<br />

und er verspricht eine intensive<br />

und dichte Handlung.<br />

Szene aus “Bhindi Bazar”<br />

„Hum Dono“ kommt in<br />

einer kolorierten Fassung<br />

zurück<br />

Der berühmte Film „Hum Dono“ (Wir<br />

zwei), eine Romanze mit Dev Anand,<br />

die Geschichte schrieb, wird nun nahezu<br />

40 Jahre nach seiner schwarz-weißen<br />

Erstveröffentlichung erneut<br />

herausgebracht, diesmal unter dem Namen<br />

„Hum Dono Rangeen“<br />

(Rangeen=Farbe). Der Film bringt<br />

noch immer die Ausstrahlung des jetzt<br />

85 Jahre alten Dev Anand rüber. Im<br />

selben farbenfrohen Stil wie immer<br />

erschien die Filmikone wieder einmal<br />

im Kino, um Salman Khan, Ranbir<br />

6 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong><br />

Kapoor und viele weitere Stars und<br />

Persönlichkeiten zu begrüßen. In letzter<br />

Zeit haben sich viele Hindi Filmemacher<br />

daran versucht, frühe<br />

schwarz-weiße Filmversionen nachzukolorieren.<br />

Ein Bespiel für ein solches<br />

Experiment waren zum Beispiel<br />

Mughal- e- Azam, Naya Daur und<br />

einige andere.<br />

Miss Universe Ximena<br />

Navarrete liebt Bollywood<br />

Mumbai, Indiens Tinsel-Town, mag<br />

zwar in den Straßen schäbig anzusehen<br />

sein, aber der Glitzer und Glamour<br />

der Filmindustrie zieht Stars aus<br />

Ximena Navarrete<br />

nah und fern an. Ximena Navarrete,<br />

die neue Miss Universe aus Mexico,<br />

äußerte auf einem zehntägigen Indien-Besuch<br />

ihren Wunsch, in Bollywood<br />

arbeiten zu können. Die<br />

22jährige sagte, sie sei „offen für Angebote“.<br />

Ximena liebt indisches Essen<br />

und indische Filme. Sie war auf<br />

einer Wohltätigkeitsreise, um sich für<br />

das Wohlergeben von kleinen Mädchen<br />

einzusetzen. Während ihres Aufenthalts<br />

in Mumbai besuchte sie<br />

Schauspieler Salman Khan. Auf ihrer<br />

Reiseroute standen außerdem noch<br />

Städte wie Delhi und Jaipur.<br />

„Billa 2“ wird in 50 Tagen<br />

fertig sein<br />

Diejenigen, die Shahrukhs Film „Don“<br />

kennen und den Dreh von „Don 2“ in<br />

Deutschland verfolgt haben, sollten<br />

auch wissen, dass es einen parallelen<br />

tamilischen Film zu „Don“ gab, der<br />

international gesehen ein ebenso großer<br />

Hit war. Er war technisch genauso<br />

gut gemacht und fast genauso ausgefeilt.<br />

Unter der Regie von Vishnuvardhan<br />

zeigte der Film den Schauspieler<br />

Ajith. Die gute Nachricht ist, dass<br />

genau wie „Don 2“ ein Nachfolger<br />

von „Billa“, „Billa 2“, gerade gedreht<br />

wird und sehr wahrscheinlich zeitgleich<br />

mit „Don 2“ international veröffentlicht<br />

werden wird. Das<br />

tamilische Kino ist insbesondere in<br />

Ländern wie Malaysia, Japan, den<br />

USA oder Mauritius äußerst beliebt.<br />

„Prithvi“ soll so mächtig<br />

wie “Herr der Ringe“<br />

werden<br />

Kireet Khurana, die bei dem 3D-<br />

Trickfilm „Toonpur Ka Superhero“<br />

mit Ajay Devgn Regie führte, startet<br />

jetzt ein äußerst ehrgeiziges Projekt<br />

mit dem Titel „Prithvi“, das technisch<br />

gesehen ebenso fortschrittlich wie<br />

das Hollywood-Epos „Der Herr der<br />

Ringe“ sein soll. „Prithvi“ ist dabei<br />

jedoch weder Kopie noch Abklatsch<br />

davon, auch wenn das Genre dasselbe<br />

sein wird. Natürlich wird der Film ein<br />

großes Budget haben, aber Kireet


NEWS<br />

mag zur Zeit noch keine Zahlen nennen.<br />

Der Drehbeginn wird zum Jahresende<br />

hin erwartet. Das sollte eine gute<br />

Neuigkeit für die indische Trickfilmindustrie<br />

sein, die bisher hauptsächlich<br />

zweitklassige ausgelagerte Jobs für<br />

Hollywood erledigt hat.<br />

Madhuri plant weltweite<br />

Bollywood-Tanzschulen<br />

Madhuri Dixit, die fast ein Jahrzehnt<br />

lang über die Leinwände des Hindi<br />

Kinos herrschte, plant jetzt die Eröffnungen<br />

von Bollywood Tanzschulen<br />

auf der ganzen Welt. Die Schauspielerin<br />

lebt heute in Denver in den USA,<br />

unterhält aber noch immer beste Beziehungen<br />

zur Filmwelt. Neben ihrem<br />

Privathaushalt mit zwei Söhnen trainiert<br />

sie noch immer regelmäßig das<br />

Tanzen. Zur Zeit ist sie Schiedsrichterin<br />

in einer Tanzshow eines indischen<br />

Fernsehsenders, aber ihre Pläne nehmen<br />

bereits Gestalt an. Das wachsende<br />

Interesse an Bollywood ist vielleicht<br />

der Grund dafür. Bollywood-Tanz ist<br />

eine Hybridform aller möglichen Tanzformen,<br />

die so gemischt eine neue<br />

Form ergeben. Es entwickelt auch langsam<br />

eine eigene Formensprache und<br />

Standardschritte.<br />

Satyajit Rays Sohn führt die<br />

„Felu Da“ Filmreihe weiter<br />

Sandip Ray<br />

Erinnern Sie sich noch an die Figur des<br />

„Felu Da“ (Bruder Felu) aus den Satyajit<br />

Ray Filmen? Sein Sohn Sandip Ray<br />

hat nun das Erbe seines Vaters angetreten<br />

und wird auch in Zukunft Filme<br />

aus dieser Serie produzieren. Die meisten<br />

Filme sind außerhalb Bengalens in<br />

Indien nicht beachtet worden, aber in<br />

Bengalen selbst und einigen ausländischen<br />

Staaten werden sie noch heiß<br />

gehandelt. Der verstorbene Satyajit<br />

Ray hatte zwei sehr populäre Figuren<br />

der bengalischen Kinderliteratur geschaffen:<br />

Feluda, ein Detektiv und Professor<br />

Shonku, ein Wissenschaftler.<br />

Sandip Ray ist jetzt zurück mit seinem<br />

neuen Film der „Felu Da“ Reihe mit<br />

dem Namen „Gorosthane Sabdhan“.<br />

GS wird in Kürze auf dem amerikanischen<br />

Markt durch den Distributor<br />

„Databazaar Media Ventures“ veröffentlicht<br />

werden.<br />

Ein amerikanisch-indischer<br />

Film auf Marathi<br />

Filmfestivals und gewann sage und<br />

schreibe sieben Awards, bevor er<br />

am 11. Februar <strong>2011</strong> schließlich veröffentlicht<br />

wurde. Der Film gewann<br />

noch zwei weitere Awards auf dem<br />

vor kurzem abgehaltenen Filmfestival<br />

in Jaipur. Während Samrruddhi<br />

selbst als bester Regisseur für diesen<br />

Film ausgezeichnet wurde, erhielt<br />

die amerikanische Schauspielerin<br />

Stacy Bee, die im Film ein Model<br />

spielt, den Preis als beste Nachwuchsschauspielerin.<br />

„O Maria“ läuft schon seit<br />

acht Wochen in Goa<br />

Stacy Bee<br />

Die marathische Kinoproduktion wird<br />

global, nachdem der erste amerikanisch-indische<br />

Marathi Film im westlichen<br />

Indien nunmehr in die Kinos kam.<br />

Samrruddhi Poreys Film „Mala aai<br />

Vhaychay“ (Ich will eine Mutter sein)<br />

war sehr erfolgreich im Kreise der<br />

Überraschenderweise räumte niemand<br />

dem Konkani Kino eine Chance<br />

auf kommerziellen Erfolg ein,<br />

aber „O Maria“, der Konkani Film<br />

unter der Regie von Rajendra Talak<br />

widersetzt sich weiterhin der Logik<br />

des Filmgeschäfts und läuft seit dem<br />

19. Dezember 2010 ununterbrochen<br />

in zwei Städten Goas. Der Film zeigt<br />

eine anglo-indische Besetzung mit<br />

Shernaz Patel in der Hauptrolle. Als<br />

„ein vernünftiger Film mit Seele“,<br />

wie einige Publikationen schrieben,<br />

scheint er einen Nerv des Publikums<br />

getroffen zu haben und Woche für<br />

Woche ausverkaufte Vorstellungen<br />

einzuspielen.<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

7


NEWS<br />

Hrithik und Susanne<br />

verließen die<br />

Award-Verleihung<br />

In Indien ist berichtet worden, dass<br />

Schauspieler Hrithik Roshan mit Ehefrau<br />

Suzanne vorzeitig die Veranstaltung<br />

zur Verleihung der Film Fare<br />

Awards verlassen hat und damit sein<br />

Missfallen über die Auszeichnung des<br />

Besten Schauspielers zum Ausdruck<br />

gebracht hat. Einige Berichte erwecken<br />

den Eindruck, dass der Schauspieler<br />

erwartet hatte, selbst einen<br />

Award für seine Darstellung in<br />

„Guzarish“ zu erhalten, aber der Preis<br />

ging an Rishi Kapoor für dessen Darstellung<br />

in „Do Dooni Chaar“. Es gab<br />

von Hrithik selbst dazu keine offizielle<br />

Stellungnahme, aber angeblich<br />

„nahm Suzanne das nicht gut auf und<br />

sie äußerte, dass die Awards manipuliert<br />

worden waren“.<br />

Kampf der Titanen<br />

Salman Khan<br />

Der Salman Film „Ready“ und Hrithiks<br />

Film „Zindagi Na Milegi Dobara“<br />

steuern auf einen Zusammenstoß der<br />

Extraklasse am 27. Mai zu. An diesem<br />

Tag sollen beide Filme in die Kinos<br />

kommen. Salman hat zurzeit aufgrund<br />

seines Erfolges mit „Dabangg“ die<br />

Oberhand, aber Hrithik ist nach der<br />

Enttäuschung von „Guzarish“ vorsichtig<br />

geworden. „Zindagi Na Milegi Dobara“<br />

bringt weitere Stars wie Katrina<br />

Kaif, Farhan Akhtar und Abhay Deol<br />

auf die Leinwand und wird daher als<br />

heißer Konkurrent an den Kinokassen<br />

gehandelt. Ein weiterer Film der auf<br />

diesen Termin zusteuert ist „Rockstar“<br />

mit Ranbir Kapoor. Die Bosse des<br />

Filmgeschäfts versuchen deshalb, die<br />

Frage des Release-Datums zu klären,<br />

um einen Zusammenstoß zu vermeiden;<br />

aber zur Zeit hat schlicht keiner<br />

der Beteiligten Lust, zurückzustecken.<br />

Vishal Bhardwaj und<br />

Shahrukh arbeiten<br />

miteinander<br />

Shahrukh Khan hat bestätigt, dass er<br />

und Filmemacher Vishal Bhardwaj gemeinsam<br />

an einer Leinwand-Adaption<br />

von Chetan Bhagats Bestseller „Two<br />

States“ arbeiten. Nach Angaben des<br />

Schauspielers gab es schon seit langem<br />

Gespräche darüber, aber jetzt sind sie<br />

endlich erfolgreich abgeschlossen worden.<br />

Vishal war vor kurzem auf der<br />

Berlinale, während Shahrukh gerade<br />

eine TV-Show in Indien moderiert.<br />

Nach der Veröffentlichung von „7<br />

Khoon Maaf“ hat die Arbeit an dem<br />

Film bereits begonnen. Vishal ist bekannt<br />

dafür, gesellschaftlich relevantes<br />

Kino zu schaffen und seine Beziehung<br />

zu einem Mainstream Schauspieler ist<br />

wichtig. Offensichtlich sieht auch<br />

Shahrukh einen Wert in dieser Geschäftsverbindung<br />

und hoffentlich<br />

wird daraus ein bald ein gutes Produkt<br />

resultieren.<br />

Das Südindischen Kino war<br />

für Walt Disney ein<br />

Kinderspiel<br />

Mit der Veröffentlichung von<br />

„Anaganaga o Dheerudu“, einem Telugu<br />

Film mit Siddharth und Shruti Haasan<br />

hat Walt Disney sich in ein Gebiet<br />

vorgewagt, das große Möglichkeiten<br />

bietet. Dieses Fantasy-Abenteuer zielte<br />

auf ein südindisches Publikum ab und<br />

wurde zeitgleich auch in einer tamilischen<br />

Sprachfassung veröffentlicht.<br />

Die Filmproduktion begann bereits im<br />

November 2009. Mit dem National<br />

Award Gewinner Prakash Rao Kovelamudi<br />

als Regisseur wurden die großen<br />

Rollen mit Lakshmi Manchu und<br />

Harshitha besetzt. Der Film wurde von<br />

K Raghavendra Rao koproduziert und<br />

erzählt die fiktive Geschichte eines<br />

neunjährigen Mädchens, das besondere<br />

Heilkräfte besitzt und von seiner Aufgabe,<br />

das Reich Sangarashtra von der<br />

Tyrannei der bösen Königin (Manchu)<br />

zu befreien. Der Film war ein Volltreffer<br />

und Walt Disney ist damit nun mit<br />

im Boot.<br />

Siddharth und Shruti Hassan<br />

Aamir als Bösewicht in<br />

„Dhoom 3“<br />

Aamir Khan bestätigte die Zusammenarbeit<br />

mit Yashraj und teilte mit, dass<br />

seine Rolle im Film die eines Bösewichts<br />

sein wird. Die „Dhoom“ Reihe<br />

ist seiner Aussage nach ein gutes Geschäft<br />

mit zwei extrem erfolgreichen<br />

ersten Teilen. Der Rest der Besetzung,<br />

Abhishek Bachchan und Uday Chopra,<br />

werden erneut in ihren bisherigen Rollen<br />

als Jai Dixit und Ali zu sehen sein.<br />

Aditya Chopra wird den Film produzieren<br />

und Vijay Krishna Acharya wird<br />

Regie führen. Vijay hat auch die Drehbücher<br />

für alle drei Filme geschrieben.<br />

Drehbeginn wird am Jahresende sein<br />

und der Filmstart ist für Weihnachten<br />

2012 vorgesehen.<br />

8 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


FILM PREVIEW<br />

TEEN THAY BHAI<br />

In dieser Komödie geht es um drei Brüder, die sich<br />

einander abgrundtief hassen. Eines Tages werden sie<br />

jedoch gezwungen, eine Nacht miteinander zu verbringen.<br />

Der Film zeigt den Wandel der Beziehung der<br />

Brüder zueinander, aufgrund der Ereignisse in dieser<br />

besagten einen Nacht. Rakeysh Omprakash Mehra, der<br />

bereits Regisseur von „Rang De Basanti“ und<br />

„Dilli 6“ war, ist auch hier Regisseur des Films.<br />

THANK YOU<br />

Cast: Om Puri,Shreyas Talpade, Deepak Dobriyal<br />

Musik: Ranjit Barot, Sukhwinder Singh<br />

Regisseur: Mrighdeep Lambha<br />

Produzent: Rakeysh Omprakash Mehra<br />

Release Datum: 1. April <strong>2011</strong><br />

In dieser Liebes-Komödie geht es um die ganzen Irrungen und Wirrungen der<br />

Liebe. Im Vordergrund des Films steht die Geschichte über das Leben einer<br />

charmanten und jungen Tennisspielerin, gespielt von Sonam Kapoor, die sich Hals<br />

über Kopf in einen jungen Mann, gespielt von Akshay Kumar, verliebt. Nur leider<br />

ist dieser Typ ein kleiner Casanova, der gern mit mehreren Frauen gleichzeitig<br />

flirtet. Daher versucht das Mädchen, sich diesen Typen aus dem Kopf zu schlagen.<br />

Doch sie ahnt nicht, dass auch er sich in sie verliebt hat…<br />

Cast: Akshay Kumar, Sonam Kapoor, Bobby Deol, Suniel Shetty, Celina<br />

Jaitly, Rimi Sen, Irrfan Khan<br />

Regisseur: Anees Bazmi<br />

Musik: Pritam<br />

Produzent: Ronnie Screwvala<br />

Release Datum: 8. April <strong>2011</strong><br />

HAUNTED<br />

In diesem Film geht es um die ganzen merkwürdigen Dinge, die in einem<br />

Haus geschehen, das eine geheime Vergangenheit hat. Mit Zeitreise-Elementen<br />

wird versucht, die Story zu erzählen. Doch der Film an sich spielt<br />

in der Gegenwart. Vikram Bhatt versucht hier, einen stereoskopischen<br />

3D-Horror-Film zu machen.<br />

Cast: Mahakshay Chakraborty, Twinkle Bajpai,Achint Kaur,Arif<br />

Zakaria<br />

Musik: Chirantan Bhatt, Sharib Sabri, Toshi Sabri<br />

Regisseur/Produzent: Vikram Bhatt<br />

Release Datum: 15. April <strong>2011</strong><br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

9


FILM REVIEW<br />

TURNING 30<br />

Wenn 30 werden in einen Albtraum einleitet<br />

Während Indien sich immer schneller dem Konsumdenken<br />

verschreibt und einen hedonistischen Lebensweg beschreitet,<br />

entsteht dabei im sozialen Leben ein Kampf. „Turning<br />

30“ sollte eigentlich ein Porträt der unabhängigen, dabei<br />

jedoch einsamen und emotional unsicheren Single -Frauen,<br />

die man in jeder indischen Metropole findet, werden. Am<br />

Ende entsteht dabei aber lediglich eine bemitleidenswerte<br />

und pessimistische Sichtweise eines jungen Filmemachers.<br />

„Turning 30“ ist die Geschichte<br />

von Naina, die gespielt<br />

wird von der<br />

ehemaligen Miss Indien, Gul<br />

Panag, die als Kreativ-Geschäftsführerin<br />

in einer Werbeagentur<br />

arbeitet. Sie<br />

genießt dabei den Luxus einer<br />

warmen und stabilen Beziehung<br />

mit ihrem Freund<br />

Rishabh, gespielt von Siddarth<br />

Makkar. Ihre beiden<br />

Freunde, gespielt von Jeneva<br />

Talwar und Tilottama Shome,<br />

sind ihr sowohl Führer als<br />

auch eine Art Retter, die ihr<br />

in jeder Krise mit Rat und<br />

Tat zur Seite stehen. Die Mutter<br />

Nainas ist ihr Fels, dem<br />

sie alles anvertrauen kann.<br />

Bis hierhin ist noch alles in<br />

Ordnung. Aber Nainas perfektes<br />

Glück bröckelt und<br />

zerfällt, als ihr Freund sie für<br />

eine andere verlässt und diese<br />

auch heiratet. Die am Boden<br />

zerstörte Naina verliert<br />

ihren Job, als ihr Hauptprojekt<br />

von ihren Kollegen übernommen<br />

wird. Alleinstehend<br />

und arbeitslos tauchen auf<br />

einmal Ängste vor dem Altern<br />

auf, die ihr bis dahin<br />

unbekannt waren.<br />

Bis zu diesem Punkt hat man das Gefühl, als gäbe es<br />

wirklich einen vernünftigen Grund, warum dieser Film<br />

gedreht wurde. Aber dann, als Naina sich sehr schwer tut,<br />

über ihren Ex hinwegzukommen, erscheint eine schnelle<br />

emotionale Heilung á la Bollywood in Gestalt von Jay<br />

(gespielt von Purab Kohli), Nainas Ex-Freund aus Universitätstagen.<br />

Er taucht ebenso plötzlich wieder in ihrem<br />

Leben auf, wie er damals aus ihm verschwunden war. Nun,<br />

der Regisseur empfiehlt an der Stelle anscheinend eine<br />

Sex-Therapie, um über ihre Trauer hinwegzukommen, da<br />

sich Naina und Jay in eine heiße Romanze stürzen.<br />

An/Aus-Beziehungen soll es ja bekanntlich geben, wie<br />

auch immer, ihre Obsession für Rishab bleibt jedenfalls<br />

bestehen.<br />

Eine vernünftige Konfliktlösung, die ja in einem Film<br />

vorhanden sein sollte, fehlt. In typischer Bollywoodmanier<br />

passieren Wunder, alle ihre<br />

Probleme lösen sich so<br />

schnell in Luft auf, wie sie<br />

entstanden sind. Ihr Ex erscheint,<br />

um sich bei ihr zu<br />

entschuldigen und sie wird<br />

wieder ganz die alte. Also,<br />

man nehme „Bridget Jones“,<br />

„Super süß und super sexy“<br />

„Sex in the City“, „Almost<br />

Single“ und mische das mit<br />

einem Hauch Bollywood und<br />

voilá: das Ergebnis heißt<br />

„Turning 30“. Willkommen<br />

im neuen Bollywood, das<br />

sich inspirieren lässt von<br />

westlichem Kino, mit dem<br />

brennenden Wunsch, dieses<br />

zu kopieren und imitieren –<br />

dabei aber verkaufbar bleiben<br />

will. Ein weiterer nutzloser<br />

Film.<br />

Gul Panag ist als Schauspielerin<br />

gereift und trägt ihre<br />

Rolle. Trotz der Fehlbesetzung<br />

gibt sie ihr Bestes. Der<br />

männliche Hauptdarsteller<br />

Siddarth Makkar sollte dringend<br />

auf eine Schauspielschule<br />

gehen. Wenn er ein<br />

Schauspieler ist, dann ist jeder<br />

deutsche Normalo ein<br />

besserer Schauspieler. Jeneva<br />

Talwar und Tilotamma<br />

Shome überzeugen. Purab Kohli ist ausschließlich charmant,<br />

nichts weiter. Ira Dubey beeindruckt sogar in der<br />

sehr kleinen Rolle.<br />

Der Film hat bezaubernde Musik von Siddarth und Suhas,<br />

leider übertreibt und enttäuscht aber Alankrita mit dem<br />

unausgeglichenen Drehbuch und der Über-Dramatisierung<br />

der Hauptcharaktere.<br />

Diesen Quatsch muss man nicht gesehen haben.<br />

10 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


FILM REVIEW<br />

DIL TOH BACCHA HAI JI<br />

Ein Realismus-Comedy-Cocktail, der es in sich hat<br />

Als Madhur Bhandarkar, der sich einen Namen mit themenbasiertem<br />

Kino gemacht hat, sich entschied, einen Ausflug<br />

ins Comedy-Genre zu unternehmen, hatte sogar ich Zweifel.<br />

„Dil Toh Baccha Hai Ji“ (Das Herz ist wie ein Kind) -<br />

nun, das Publikum hört nicht auf, „Achcha Hai Jee“ (Es ist<br />

gut) zu sagen. Bei einem Ausflug eines ernsthaften Filmemachers<br />

in die Comedy Arena hat natürlich jeder so seine<br />

Zweifel. Der Film ist nun endlich da und die erste Reaktion<br />

des Publikums ist, dass er gut ist.<br />

Naren Ahuja, Milind Abhay und Suri, drei Männer mit<br />

unterschiedlichen Charakteren sind auf der Suche nach<br />

Liebe, Sex und vielleicht auch nach Zugehörigkeit oder<br />

Verbindung, wenn auch nicht unbedingt alle in dieser Reihenfolge.<br />

Der Film zeichnet ihre Begegnungen mit der<br />

„Liebe“<br />

und deren<br />

Auswirkungen<br />

auf<br />

sie nach.<br />

Ein ruheloser<br />

Naren<br />

Ahuja<br />

(Ajay<br />

Devgn) in<br />

seinen<br />

Dreißigern<br />

und gerade<br />

mit seinem<br />

Scheidungsverfahren<br />

beschäftigt,<br />

verliebt<br />

sich in eine<br />

quirlige June Pinto (Shazahn Padamsee), die kaum dem<br />

Teenageralter entwachsen ist. Milind Kelkar (Omi Vaidya),<br />

ein einheimischer Dichter und ein idealistischer Liebhaber<br />

nach Devdas - Art (berühmte tragische Figur der indischen<br />

Literatur und mehrfach verfilmt, Anm. d. Red.), ist völlig<br />

von der ehrgeizigen und praktisch denkenden Gungun<br />

Sarkar (Shraddha Das) hingerissen. Der Dritte im Bunde,<br />

Abjhay (Emraan Hashmi), leidet an einer seltsamen Emotion<br />

namens Liebe, die er für ein extrem modernes und<br />

peinlich freimütiges Mädchen namens Nikki (Shruti Hassan)<br />

empfindet. Die Situationen beginnen komisches Potential<br />

zu entwickeln, als die drei Männer ihre Liebesobjekte<br />

verfolgen.<br />

Im Gegensatz zu hirnloser und dummer Comedy funktioniert<br />

der Film aufgrund seiner Charaktere, die aus dem<br />

echten Leben gegriffen sind, realer Situationen, sehr kompaktenr<br />

und auf den Punkt gebrachter Dialoge von Sanjay<br />

Chel. Es ist selten, wie nahezu jeder Schauspieler diese<br />

zeitgenössische Komödie mit Leben füllt. Ajay Devgn ist<br />

inzwischen ein Comedy-Veteran nach seiner „Golmaal“<br />

Serie, Omi Vaidya aus „3 Idiots“ wird hier besser dabei<br />

eingesetzt, wie er seine Liebe in modernen Zeiten in einem<br />

50 Jahre alten Werbungsstil verfolgt. Emraan hat seine<br />

Momente, als sein Mädchen sogar für ihn viel zu modern ist.<br />

Alle drei zeigen überzeugende und solide Darstellungen.<br />

Die drei Schauspieler lassen ihre Vergangenheit hinter sich<br />

und gehen ganz in den Charakteren, die sie spielen, auf.<br />

Shruti Hasan sieht sehr anziehend aus und scheint mit<br />

diesem Film nun im Hindi Kino Halt gefunden zu haben.<br />

Shraddha<br />

und<br />

Shazahn<br />

sind gut.<br />

Allerdings<br />

lässt Madhur<br />

trotz aller<br />

Comedy<br />

seine Gesellschaftskommenta<br />

re nicht einfach<br />

beiseite<br />

und<br />

durch den<br />

Film hindurch<br />

in<br />

den verschiedenen<br />

Situationen<br />

scheint seine<br />

Sicht des modernen urbanen Lebens auf unaufdringliche<br />

Weise durch, so z.B. wenn Shruti Hassan antwortet: „Schön,<br />

wir haben also miteinander geschlafen. Na und? Es war<br />

weder Dein erstes Mal noch meins!“ die Musik von Pritam<br />

Chakrabarty ist gut. Der Titelsong kommt gut an und die<br />

Musik hält mit der Geschichte jederzeit Schritt.<br />

„Dil Toh Baccha Hai Ji“ bringt einen insgesamt gesehen<br />

zum Lächeln und hält dies auch durchgehend durch. Eine<br />

nette Sex-Komödie, ein Feel-Good-Movie, vielleicht einer<br />

der am besten ausgeführten Filme von Madhur Bhandarkar.<br />

Er hebt den Film auf ein Level mit Basu Chatterjees und<br />

Hrishi Das Komödien. Diesen Film sollten Sie auf keinen<br />

Fall verpassen. Besorgen Sie sich eine DVD oder warten<br />

Sie auf den Europa-Release, aber verpassen Sie ihn nicht.<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

11


FILM REVIEW<br />

YEH SAALI ZINDAGI<br />

Ein Tritt in den Hintern des zeitgenössischen<br />

indischen Lebens<br />

Manchmal merkt man gar nicht, wie sehr einen das Leben<br />

wirklich in den Hintern tritt. Erst sehr viel später merkt man,<br />

dass man erschossen wurde und eigentlich tot ist. Verrat,<br />

Betrug, Täuschung, Gier und Lügen sind manchmal alles,<br />

was einem an einem bestimmten Punkt des Lebens widerfährt.<br />

„Yeh Saali Zindagi“ (Dieses beschissene (!) Leben)<br />

ist die Zusammenfassung<br />

des<br />

modernen Lebens,<br />

seiner<br />

Zwänge und seines<br />

Drucks in<br />

einem Thriller<br />

Format.<br />

Die Eröffnungsszene<br />

zeigt den<br />

Protagonisten<br />

Arun (Irrfan),<br />

wie dieser kopfüber<br />

an einem<br />

Seil aus seiner<br />

Wohnung heraushängt,<br />

sein<br />

Chef Mehta<br />

(Saurabh Shikla)<br />

ist der Urheber,<br />

der ihn<br />

damit zwingen<br />

will, das Mädchen,<br />

hinter<br />

dem er her ist,<br />

in Ruhe zu lassen. Ihre Geschäftsbeziehung ist schmutzig<br />

und schäbig, und das ist noch harmlos ausgedrückt. Arun<br />

verliebt sich in Priti (Chitrangada Singh), und gerade als er<br />

sich entschieden hat, ihr dies zu gestehen, begreift er, dass<br />

sie in Shyam (Vipul Gupta) verliebt ist. Und gerade als Priti<br />

sich entscheidet, Shyam zu heiraten, erfährt sie, dass Shyam<br />

mit Anjali verlobt ist. Habe ich Sie damit jetzt ausreichend<br />

verwirrt?<br />

Nun, die andere Handlung, die parallel dazu abläuft, spielt<br />

in einem Gefängnis in Delhi. Kuldeep (Arunodaya Singh),<br />

ein Entführer und Erpresser, möchte aus seinem dreckigen<br />

Job aussteigen und sich in Zukunft um seine junge und<br />

schöne Ehefrau (Aditi Rao) kümmern und deshalb nur noch<br />

einen allerletzten Auftrag für einen Mitgefangenen, einen<br />

Mafia-Boss, dessen Geld bei Finanzinstituten im Ausland<br />

angelegt ist, erledigen. Um diesen Mafia-Boss aus dem<br />

Gefängnis zu bekommen, soll Kuldeep Anjali, die Tochter<br />

des Ministers für Innere Sicherheit, und Shyam entführen.<br />

Aus Versehen entführt er jedoch Priti und Shyam. Priti<br />

versucht, Shyam zu befreien und Arun versucht, Priti zu<br />

befreien. Während der Film seine Handlung entfaltet versucht<br />

der jüngere Bruder des Mafia-Dons diesen bei seiner<br />

Flucht zu töten, Priti verlässt Shyam und realisiert, dass sie<br />

eigentlich Arun liebt. Kuldeep erhält Zugang zu den ausländischen<br />

Geldern<br />

des Mafiosi, als<br />

beide Mafia-Brüder<br />

ums Leben<br />

kommen. So bekommt<br />

Kuldeep<br />

das Geld und<br />

auch seine Ehefrau<br />

zurück und<br />

Arun seine Priti.<br />

Allerdings ist der<br />

Film voll von<br />

Slang-Ausdrücken<br />

und einigen<br />

manchmal lustigen,<br />

manchmal<br />

unterschwelligen<br />

und manchmal<br />

sehr treffenden<br />

Dialogen. Fast alle<br />

Schauspieler<br />

sind zu Recht für<br />

ihre Rollen ausgesucht<br />

worden,<br />

bis auf ein paar<br />

Szenen, in denen Priti als Popsängerin auftritt. Dort erscheint<br />

sie fehl am Platz und die Szenen wirken verkrampft<br />

und unruhig. Nachdem sie diesen Part hinter sich gebracht<br />

hat, füllt sie ihre Rolle als bezaubernde Frau aber gut aus.<br />

Irrfan und Arunodaya Singh sind brillant in ihren Rollen.<br />

Die Umgangssprache, die von Saurabh Shukla in diesem<br />

Film benutzt wird, lässt einen mit dem Wunsch nach einer<br />

besseren Darstellung und überzeugenderer Umsetzung zurück.<br />

Der Titelsong ist prima und wird sehr gut im ganzen Film<br />

vom Regisseur eingesetzt. Die Kameraführung, Ton und<br />

Musik und der Schnitt sind die stärksten Punkte des Films.<br />

Sudhir Mishra ist einer der wenigen Filmemacher, der sich<br />

mit den sich ändernden Zeiten mitgewandelt hat. Seine<br />

Handwerkskunst blitzt im Film immer wieder strahlend auf.<br />

Ein schneller und direkter Film ohne Ambitionen und Verstellungen,<br />

aber voll mit unterschwelligem Humor. Den<br />

müssen Sie gesehen haben…<br />

12 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


REGIONAL CINEMA<br />

TELUGU<br />

GANGA<br />

Ventakesh, einer der größten Stars des Telugu Cinema, spielt in diesem Film<br />

zusammen mit der Goa-Schönheit Illeane D’Cruz. In diesem Film wird die<br />

Lebensgeschichte eines Gangsters erzählt und die Umstände in seinem Leben<br />

aufgezeigt, die dazu geführt haben, dass er sich zu einem Gangster entwicktelt hat.<br />

Produziert von Suresh Babu, handelt es sich bei „Ganga“ um eine Big-Budget-<br />

Produktion, in die sehr hohe Erwartungen gesetzt werden.<br />

Cast: Venkatesh, Illeana D’Cruz<br />

Regisseur: Amma Rajasekhar<br />

Produzent: Suresh Babu, Nallamalupu Bujji<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

KANDIREEGA<br />

„Kandireega“ ist Rams siebter Film und<br />

zeigt seine drei verschiedenen Beziehungen,<br />

die er zu drei verschiedenen Frauen hat. Die<br />

drei Frauen werden dargestellt von Hansika<br />

Motwani, die in Himesh Reshammiyas Film<br />

„Aap Kaa Surroor“ ihr Film-Debüt hatte,<br />

und von Colours Swathi und von Nisha<br />

Agrawal.<br />

Cast: Ram, Hansika Motwani, Colours Swathi,<br />

Nisha Agrawal<br />

Musik: Mani Sharma<br />

Regisseur: Santosh Srinivas<br />

Produzent: Bellamkonda Suresh<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

THE BUSINESS MAN<br />

„The Business Man“ ist eigentlich eine Ram Gopal Verma Produktion, produziert<br />

in den drei Sprachen Telugu, Tamil und Hindi, wobei jede Sprache eine<br />

eigene Version des Films hat. Regisseur des Films ist Puri Jagannath , der<br />

zuvor bereits „Idiot“ und „Pokkiri“ gedreht hat. Der Film erzählt die Geschichte<br />

eines Gangsters und seiner Reise von Chennai nach Mumbai.<br />

Cast: Mahesh Babu<br />

Musik: Balasubramaniam<br />

Regisseur: Puri Jagannath<br />

Produzent: Venkat<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

13


REGIONAL CINEMA<br />

TAMIL<br />

DEIVAMAGAN<br />

„Deivamagan“ ist ein Remake des Hollywood Films „I<br />

Am Sam“. Vikram spielt die Rolle eines geistig Behinderten,<br />

der sich bemüht, seiner 7-jährigen Tochter ein guter<br />

Vater zu sein, erst recht, nachdem seine Frau und die<br />

Mutter seiner Tochter viel zu früh verstorben ist. Anushka<br />

Shetty ist in der Rolle einer Anwältin zu sehen, während<br />

Amala Paul die Frau von Vikram spielt.<br />

Cast: Vikram, Anushka Shetty, Amala Paul<br />

Musik: G V Prakash Kumar<br />

Regisseur: Vijay A L<br />

Produzent: Mohan Natarajan<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

POKKIRI RAJA<br />

„Pokkiri Raja“ hat nichts mit der früheren Version von<br />

Rajinikanth zu tun, sondern ist vielmehr ein neuer Film, in<br />

welchem Rajunikanths Schwiegersohn Dhanush zu sehen<br />

sein wird. Dhanush ist ein Kämpfer der sozialen Moral und<br />

setzt sich dafür ein. Doch schon bald entdeckt er den tiefen<br />

Sumpf der Korruption.<br />

Cast: Dhanush<br />

Regisseur: R D Rajasekhar<br />

Produzent: Raj TV<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

UNGAL VIRUPPAM<br />

„Ungal Viruppam“ erzählt auf seichte Weise die Liebesbeziehung<br />

zweier Journalisten, ihrer Gefühle zueinander und auch<br />

von ihren Ambitionen im Job. In nur 55 Tagen wurde dieser<br />

Film an Orten wie Chennai, Madurai, Kodaikanal und Trivandrum<br />

gedreht und bringt ein ansehnliches Cast zusammen. Swathi<br />

Varma hat eine spezielle Tanz-Performance im Film.<br />

Möglicherweise ist sie der neue Item-Number-Star?<br />

Cast: Amruth,Anjana, Jayasurya,Peter, Sanjeeth, Swathi Verma<br />

Musik: Ilayaraja<br />

Regisseur: V S Karunagaran<br />

Produzent: U D Jain, Guru Raghavendra Movies<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

14 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


REGIONAL CINEMA<br />

KANNADA<br />

LIFU ISHTENE<br />

„Lifu Ishtene“ ist eine Liebes-Komödie.<br />

Wie sollen Jungs ihre unersättliche<br />

Liebe zu all den ganzen<br />

Mädchen nur ausdrücken? Jeden<br />

Tag treffen sie auf ihre einzige und<br />

wahre Liebe und jeden Tag ist es ein<br />

anderes Mädchen. Doch letztendlich<br />

werden auch Jungs erwachsen und<br />

finden auf Ihrer Reise ins Land der<br />

Liebe schließlich doch die eine wahre<br />

Liebe für den Rest ihres Lebens.<br />

Davon handelt der Film.<br />

Cast: Diganth, Samyukta Belawadi<br />

Musik: Mano Murthy<br />

Regisseur: Pawan Kumar<br />

Produzent: Jack Manju<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

MAAGIYA KAALA<br />

„Maagiya Kaala“ erzählt eine wahre Geschichte,<br />

basierend auf dem Roman „Ondu Soorina Kelage“<br />

von Ishwar Chandra. Die Story handelt von<br />

einem Waisenjungen, der Buddhist ist. In sehr<br />

jungen Jahren verlor er bereits seine Eltern und<br />

findet nun als Erwachsener eine Vaterfigur in<br />

seinem Chef. Doch auch ihn verliert er, als der<br />

Chef plötzlich einen Herzinfarkt hat und ebenfalls<br />

verstirbt. Das bringt den jungen Mann erneut<br />

in tiefe Verzweiflung. Er holt sich Rat bei<br />

seinem Guru, der ihm dann vorschlägt, einfach<br />

ein älteres Ehepaar als seine Eltern zu adoptieren…<br />

Cast: Nishanth, Bindushree<br />

Regisseur: Shivarudraiah<br />

Produzent: Chinnaswamy<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

15


REGIONAL CINEMA<br />

MALAYALAM<br />

KUTTIPATTALAM<br />

„Kuttipattalam“ handelt von dem Armee-Soldaten Vimal Sharma, vor dem<br />

sich nicht nur seine Kameraden fürchten. Er hat auch sechs Kinder, die<br />

aufgrund ihres undisziplinierten Verhaltens von der Schule geflogen sind.<br />

Daraufhin beschließt Vimal seinen Job zu kündigen und sich mehr um die<br />

Erziehung seiner Kinder zu kümmern. Er schreibt sie in einer anderen<br />

Schule ein. Doch dort treffen die Kinder auf eine andere Schul-Gang, die<br />

noch einen Zacken böser ist, als sie selbst…<br />

Cast: Suresh Gopi<br />

Musik Direktor: Suresh Peters<br />

Regisseur: Tiwin<br />

Produzent: Gopan Chennithala, Sreelal B. Nair<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

ORKUT ORU ORMAKOOT<br />

„Orkut Ouru Ormakoot“ oder auch kurz „O3“ zeigt Reema<br />

Kallingal in der Hauptrolle. Sie spielt eine Stylistin, die in das<br />

Leben von vier jungen Typen tritt und deren Leben für immer<br />

verändert. Im Film haben auch zwei Newcomer Rollen: Jo<br />

Malalayil (Sohn des Regisseurs Siby Malayail) und Ben Alex<br />

(Sohn von Schauspieler Lalu Alex).<br />

Cast: Vishnu Raghav, Jo Malayil, Ben Alex, Rima Killingal<br />

Musik Direktor: Leela Gireesh Kuttan<br />

Regisseur: Manoj, Vinod<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

COUSINS<br />

Mohan Lal and Prithviraj, zwei der größten Schauspieler<br />

des Malayalam Cinema, stehen in „Cousins“ zum<br />

ersten Mal gemeinsam vor der Kamera. „Cousins“ ist<br />

ein Film von Filmemacher Lal Jose. Der Film erzählt<br />

die Geschichte von zwei Cousins und drei Frauen,<br />

gespielt von Gopika, Vimalaa Raman und Parvathy.<br />

Cast: Mohan Lal, Prithviraj<br />

Regisseur: Lal Jose<br />

Release Datum: April <strong>2011</strong><br />

16 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


INDISCHE FEIERTAGE<br />

HOLI<br />

Das Festival der Farben<br />

leitet den indischen<br />

Sommer ein<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

17


INDISCHE FEIERTAGE<br />

HOLI<br />

Wenn der Frühling erwacht, entwickelt<br />

die Natur ganz eigene Farben<br />

in ihren neuen Blüten, Früchten und<br />

Blättern. Die tiefgefrorene Winterwelt<br />

weicht langsam dem indischen<br />

Sommer. Das Ende dieser Kältezeit<br />

feiert Indien mit aller Hingabe und in<br />

absoluter Feierlaune. Hindus und<br />

Sikhs zelebrieren dieses Festival,<br />

aber auch andere finden Gefallen<br />

daran. Holi wird in Indien gefeiert, in<br />

Nepal und Sri Lanka, ebenso wie in<br />

anderen Ländern, die Elemente der<br />

indischen Kultur beheimaten, die da<br />

sind: Südafrika, UK, Trinidad, Guyana,<br />

Surinam, die Fiji-Inseln und<br />

Mauritius. In Nordindien wird das<br />

Fest Holi genannt, im Osten ist es<br />

als Dolyatra bekannt, oder auch als<br />

Basanta-Utsav, das Frühlingsfestival.<br />

Gefeiert wird es am Ende des<br />

Winters am letzten Vollmond nach<br />

dem Mondkalender und fällt damit<br />

in der Regel in den Februar oder<br />

<strong>März</strong>.<br />

Der Haupttag des Festes heißt Holi<br />

oder auch Dhuli Vandana, Dhulandi<br />

oder Dhulendi und wird gefeiert,<br />

indem die Menschen sich mit Farbpulver<br />

und eingefärbtem Wasser<br />

Gulal, das bunte Pulver, für Holi<br />

bewerfen. Freudenfeuer werden am<br />

Vortag entfacht, dieser Tag ist besser<br />

bekannt als Holika Dahan (das<br />

Verbrennen von Holika) oder Chhoti<br />

Holi (kleine Holi). Die Feuer werden<br />

zur Erinnerung an die wundersame<br />

Flucht des jungen Prahlad entzündet.<br />

Die Dämonin Holika, Schwester<br />

von Hiranyakashipu hatte ihn in<br />

die Feuer verschleppt. Holika verbrannte<br />

dabei, aber Prahlad – ein<br />

treuer Anhänger des Gottes Vishnu<br />

-, entkam ohne jegliche Verletzung.<br />

In Südindien bezeichnet man Holika<br />

Dahan als Kama Dahanam.<br />

Traditionell: Das Holi-Feuer<br />

Es gibt viele Geschichten der Mythologie,<br />

die mit Holi in Verbindung<br />

gebracht werden. Laut der Vaishnava<br />

Theologie wurde der herrschende<br />

Dämonenkönig<br />

Hiranyakashipu von Lord Brahma<br />

damit gesegnet, dass weder eine<br />

Waffe, ein Mensch<br />

noch ein Tier ihn töten<br />

konnte. Nicht in einem<br />

Haus oder draußen,<br />

weder bei Tag noch bei<br />

Nacht, nicht auf der Erde<br />

und nicht im Himmel.<br />

Dieser Segen<br />

machte ihn sehr arrogant<br />

und er verbat jegliche<br />

Götterverehrung<br />

und erhob sich selbst<br />

zu einem. Sein eigener<br />

Sohn Prahlad betete<br />

aber Lord Vishnu an.<br />

Dies regte ihn so sehr auf, dass er<br />

versuchte, Prahlad zu töten. Er bat<br />

seine Schwester, der Feuer nichts<br />

anhaben konnte, Prahlad in ihrem<br />

Schoß in die Feuer zu tragen. Da<br />

passierte es, dass ihr magischer<br />

Feuerschutz nicht hielt und sie verbrannte,<br />

Prahlad aber überlebte.<br />

Grade als der Dämonenkönig seinen<br />

Sohn eigenhändig töten wollte,<br />

erschien Gott in Form einer Werkatze<br />

(eine Chimäre, halb Mensch,<br />

halb Tiger, Anm. d. Red). Dies passierte<br />

in der Dämmerung, der Gott<br />

hob den Dämonenkönig hoch und<br />

zerfleischte ihn mit seinen Nägeln.<br />

Es gibt viele andere Geschichten,<br />

die mit dem Fest in Verbindung gebracht<br />

werden, fest steht aber die<br />

Tatsache, dass so der Frühling eingeläutet<br />

wird.<br />

Die Regionen von Vrindavan und<br />

Mathura im Uttar Pradesh in Nordindien,<br />

wo Lord Krishna aufwuchs,<br />

feiern 16 Tage lang. Eine seltsame<br />

Feierlichkeit dieser Gegend ist das<br />

Lathamar Holi. Hier schlagen Frauen<br />

Männer mit Stöcken und diese<br />

müssen sich verteidigen. Holi versinnbildlicht<br />

das Ende von Gewalt<br />

und Unstimmigkeiten, indem es in<br />

eine Jahreszeit der Liebe zu Frieden<br />

führt. Anderenorts dauern die Feierlichkeiten<br />

lediglich zwei Tage. Tag<br />

eins ist das Chhoti Holi (kleine Holi)<br />

und der Haupttag ist Badi Holi<br />

(Große Holi). Chhoti Holi oder auch<br />

Holika Dahan ist der Tag, an dem<br />

man Holz sammelt und an dem die<br />

Schwester des Dämonenkönigs in<br />

Flammen aufgeht, um die Zerstörung<br />

des Teufels zu symbolisieren.<br />

Badi Holi, auch bekannt als Dulehndi<br />

ist der Tag der Farben. Die Menschen<br />

spielen mit trockenen und<br />

nassen Farben, besprenkeln sich<br />

mit buntem Wasser und färben sich<br />

gegenseitig die Gesichter, teilen Essen<br />

und Trinken. Zwar mögen die<br />

tatsächlichen Feierlichkeiten nur<br />

zwei Tage dauern, die Vorbereitungen<br />

beginnen aber schon lange<br />

davor.<br />

Die Vorbereitung der Speisen beginnt<br />

schon Tage zuvor mit typischen<br />

Holi Snacks wie Gujhia (frittierte<br />

Teigtaschen mit Nussfüllung), Pa-<br />

18 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


pads (kleine dünne frittierte Fladenbrote),<br />

Kanji (gegorenes Getränk<br />

aus violetten Karotten) usw. Die<br />

Gujhis gibt es in zahlreichen Variationen<br />

mit Milchkrem, Grieß und<br />

auch Trockenobst. Andere Süßigkeiten<br />

des Festes beinhalten Malpuas<br />

(süße frittierte Pfannkuchen),<br />

Mathri (frittierte Salz-Cracker), Puran<br />

Poli (frittierte süße dünne Fladenbrote)<br />

und Dahi Badas<br />

(Linsenknödel in Quarksauce), die<br />

den Gästen ab zwei Tagen vor<br />

dem Fest angeboten werden, aber<br />

auch noch Tage danach. Die Nacht<br />

vor Holi wird von den meisten Familien<br />

als Rang Pashi gefeiert. Im<br />

Rahmen des Festes gibt es ein<br />

festliches Dinner, dem ein Farbenspiel<br />

folgt. Manchmal bekommen<br />

die Gäste auch Bhang (Cannabis)<br />

in Milch oder in Laddoos serviert,<br />

wenn auch nur in kleinen Mengen.<br />

Das Fest hat sehr viele regionale<br />

Ausprägungen. In einigen Gegenden<br />

wirft man Kokosnüsse ins<br />

Feuer und holt sie wieder heraus.<br />

Die verbrannte Schale der Kokosnuss<br />

steht dann für die Schwester<br />

des Dämonenkönigs, Holika. Das<br />

weiße Innere der Nuß symbolisiert<br />

Prahlad, der noch lebte und zudem<br />

unberührt vom Feuer blieb.<br />

In Bengalen gibt es eine ganz besondere<br />

Art und Weise, diese Festivitäten<br />

zu begehen. In den frühen<br />

Morgenstunden des Dol Purnima<br />

putzen die Studenten sich heraus,<br />

tragen safrangelbe Kleidung und<br />

wohlriechende Blumengirlanden.<br />

Sie singen und tanzen und werden<br />

von Saiten- und Schlaginstrumenten<br />

wie Ektara, Dubri, Veena, etc.<br />

begleitet. Holi kennt man dort auch<br />

INDISCHE FEIERTAGE<br />

HOLI<br />

unter den Namen Dol Jatra, Dol<br />

Purnima oder Swing Festival. In ehrenvoller<br />

Manier wird dieses Fest<br />

begangen, indem man die Abbilder<br />

des Gottes Krishna und seiner Gefährtin<br />

Radha auf eine hübsch geschmückte<br />

Sänfte hebt und durch<br />

die Hauptstraßen der Stadt oder<br />

des Dorfes trägt. Die Anhänger und<br />

Gläubigen tragen abwechselnd die<br />

Sänfte, während die Frauen um diese<br />

herumtanzen und singen. Während<br />

dieser Aktivitäten bespritzen<br />

die Männer sie mit dem bunten Wasser<br />

und dem farbigen Pulver.<br />

In Goa ist Holi Teil des Goanischen<br />

oder auch des Konkani-Frühlings-<br />

Festivals, das man<br />

auch als Shigmo in<br />

Konkani kennt. Hier<br />

handelt es sich um<br />

eines der berühmtesten<br />

Feste der Gemeinschaft<br />

der<br />

Konkani in Goa, ihrer<br />

Diaspora in Karnataka,<br />

Maharashtra und<br />

Kerala. Sigmo kennt<br />

man auch als Sisirotsava<br />

und dort dauert<br />

es ungefähr einen Monat. In<br />

Maharashtra wird Holi hauptsächlich<br />

mit der Verbrennung der Holika<br />

in Verbindung gebracht. Holi Paurnima<br />

wird auch als Shimga gefeiert.<br />

Eine Woche vor Beginn des Festes<br />

gehen die jungen Leute durch die<br />

Gemeinde und sammeln Feuerholz<br />

und Geld. Am Tag von Holi wird das<br />

Feuerholz zu einem großen Haufen<br />

aufgeschichtet. Am Abend wird das<br />

Feuer dann entfacht. Jeder Haushalt<br />

bietet dem Feuergott sowohl<br />

Essen als auch Nachspeise an. Puran<br />

Poli ist dabei die hauptsächliche<br />

Delikatesse und die Kinder rufen<br />

“Holi re Holi puranachi poli”. Shimga<br />

wird mit der Vernichtung des Teufels<br />

in Verbindung gebracht. Die<br />

Farbenfeierlichkeiten finden traditionellerweise<br />

am Tag des Rangapanchami<br />

statt, und zwar am 5. Tag und<br />

nicht wie im Norden am zweiten Tag.<br />

Während der Festlichkeiten sind die<br />

Menschen dazu aufgefordert, jeglichen<br />

Zwist für diesen Tag beiseite<br />

zu schieben und zu vergessen.<br />

Die Farben, mit denen die Menschen<br />

sich gegenseitig die Gesichter bemalen,<br />

heißen Gulal oder auch Abeer<br />

und werden aus trockenen Blumen-<br />

Pasten hergestellt. Leichte Wasserpistolen,<br />

die auch Pichkari genannt<br />

werden, dienen dazu, in einer Wasserschlacht<br />

die Farben möglichst<br />

weit verspritzen zu können. Kinder<br />

und Erwachsene finden enormen<br />

Gefallen an diesen kleinen Schlachten.<br />

Das eingefärbte Wasser ist<br />

hauptsächlich in den Farben der<br />

Tesu Blume und ist damit burgunderrot<br />

und gut für das Haar.<br />

Holi ist außerdem ein Musikfestival.<br />

Menschenmengen versammeln sich<br />

und singen besondere Holi Lieder. In<br />

diesen Liedern macht man sich über<br />

alles lustig, von Politik, Sex bis zu<br />

sozialen Missständen. Es werden<br />

Holi Milan Veranstaltungen organisiert,<br />

zu denen sich die ganze Gemeinschaft<br />

unter freiem Himmel<br />

versammelt und feiert.<br />

Zudem ist Holi das Jahresende, da<br />

es auf den letzten Tag des Hindu<br />

Kalenders und des Monats Phalgun<br />

fällt. Die Menschen beginnen auch<br />

bereits am Holi-Abend, das neue<br />

Jahr (Panchang) zu planen. Außerdem<br />

ist in dieser Zeit die Ernte bereit<br />

zum Verkauf auf den Märkten und<br />

die generelle Laune ist hervorragend.<br />

Es ist eine Zeit der Neuanfänge,<br />

sowohl im gesellschaftlichen als<br />

auch geschäftlichen Bereich. Gibt es<br />

eine schönere Art, etwas Neues zu<br />

zelebrieren, als Blumen, Farben, Essen,<br />

Getränke und Musik? Beim Holi<br />

- Fest feiert man das Leben als solches.<br />

Holi-Filmszene mit Amitabh Bachchan<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

19


BOLLYWOOD ITEM BOMBS<br />

Aishwarya Rai Bachchan<br />

Helen<br />

Malaika Arora Khan<br />

Die nachhaltige Wirkung von Eisbomben ist allseits bekannt,<br />

weniger verbreitet ist jedoch die Kenntnis, dass Bollywood<br />

eine ebenso genussvolle Bombe geschaffen hat: die<br />

sogenannte „Item Bomb“. Was sich dahinter wohl verbirgt?<br />

Die Unklarheiten lassen sich schnell beseitigen: Eine<br />

Tanznummer in einem Bollywood Film nennt man Item<br />

und den Tänzer, bzw. den Star, der diesen Tanz vorführt<br />

ist eine... nein, keine Granate, sondern eine Bombe. Also<br />

alles ganz logisch. Dieser Text handelt von den weiblichen<br />

Darstellern, die ebendiese Tanznummern verwirklichen<br />

und mit ihrem sexy Hüftschwung und ihren alles durchdringenden<br />

Augen über den Bildschirm flimmern und die<br />

Atmosphäre knistern lassen.<br />

Die neusten Veröffentlichungen „Dabanng“ und „Tees<br />

Maar Khan“ beinhalteten zwei Tanzeinlagen, die von zwei<br />

verschiedenen Schauspielerinnen aufgeführt wurden.<br />

Malaika Arora Khan tanzte in „Munni Badnam Hui, Darling<br />

Tere Liye“ (Munni hat einen schlechten Ruf und ist<br />

nur für Dich ein Darling), während bei „Tees Maar Khan“<br />

Katrina Kaif zu dem Song „Sheelas Ki Jawani“ (Sheelas<br />

Jugend) tanzt. Beide Nummern sind in den indischen<br />

Clubs erfolgreich und beide Schauspielerinnen werden als<br />

Tanzikonen gefeiert.<br />

Es ist noch nicht lange her, dass Aishwarya zu „Kajirare,<br />

Kajirare, tere kale kale naine“ (Deine tiefblickenden<br />

schwarzen Augen) tanzte und damit den Bildschirm zum<br />

20 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


BOLLYWOOD ITEM BOMBS<br />

Brennen brachte. Auf jeder Filmpreisverleihung wurde dieser<br />

Tanz aufgeführt, seien es die Filmfare-, Apsara-, Zee Cine oder<br />

die Screen Awards. Bipasha stand dem in nichts nach und<br />

folgte bald darauf mit „Bidi Jalaile Jigar Se Piya, Jigar Maa<br />

Badi Aag Hai“ (Schatz, entzünde deine Zigarette mit meinem<br />

Herzen, denn es steht in Flammen) in „Omkara“. Auch dieser<br />

Tanz wurde bei unzähligen Gelegenheiten wiederholt.<br />

Eine Schauspielerin nach der anderen unternahm den Versuch,<br />

das Publikum mit atemberaubenden Tanzszenen zu begeistern.<br />

Die absackenden Karrieren von einigen Schauspielerinnen<br />

starteten mit berühmt gewordenen Tanzeinlagen wieder neu<br />

durch. Und das ist auch der Grund, warum Schauspielerinnen<br />

in Indien immer nach Auftritten suchen, in denen sie sich als<br />

tänzerische Größe und begehrenswerte Frau beweisen können.<br />

Ein Beispiel dafür ist Shilpa Shettys Auftritt in dem Lied<br />

„Mein Aai hoon UP, Bihar Lootne“ (Ich bin gekommen, um<br />

Uttar Pradesh und Bihar auszurauben), das im Rahmen des<br />

Films „Shool“ veröffentlicht wurde und Shilpas schwächelnde<br />

Karriere mit einem lauten Knall zurück in die Gegenwart holte.<br />

Es gibt viele Schauspieler und Tänzer, die sich heutzutage auf<br />

diese Item Tanznummern spezialisieren und zu Recht als Item<br />

Bomb gelten. Die Berühmtesten darunter sind Malaika Arora<br />

Khan, Mallika Sherawat und Rakhi Sawant. Mallikas Item<br />

Nummer in „Guru“ unter der Regie von Mani Ratnam war eine<br />

Herausforderung für die Tänzerin und hat sie wieder als glaubwürdige<br />

Darstellerin ins Gespräch gebracht.<br />

Helen<br />

Helen<br />

Shilpa Shetty<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

21


BOLLYWOOD ITEM BOMBS<br />

Helen<br />

Mallika Sherawat<br />

Bipasha Basu<br />

In den 90ern lieferte Madhuri Dixit eine unvergessene und<br />

unvergessliche Darbietung in dem Subhash Ghai Film<br />

„Khalnayak“. Die Texte des Liedes stießen an die Grenzen<br />

des Vulgären: „Was verbirgt sich unter dem Hemd (Choli)“<br />

- allerdings hat ihre Darstellung in all ihrer Sinnlichkeit sexy<br />

gewirkt und noch nicht vulgär. Jede Nuance, jede Geste und<br />

jede Bewegung war eine Verlockung und prägte sich bei den<br />

Zuschauern auf viele Jahre ein. Der Tanz wurde jahrelang<br />

auf verschiedenen Bühnen aufgeführt und Madhuri herrschte<br />

über Bollywood als eine absolute „Item Bomb“. Ein anderer<br />

erwähnenswerter Auftritt von ihr, an den man sich ebenso<br />

erinnert, ist der Tanz in „Beta“. Die Magie, die sie mit ihren<br />

Bewegungen und Gesten auf der Leinwand zu entfesseln<br />

wusste, war absolut neu für Bollywood und traf das Publikum<br />

zielsicher und genau. Die meisten der heutigen Bollywood-Schauspielerinnen<br />

orientieren sich an Stil und<br />

Nuancen von Madhuri Dixit und Sridevi.<br />

Ungefähr zur gleichen Zeit erschien Urmila Matondkar auf<br />

der Bildfläche mit ihrer Performance in „Rangeela“. Sie war<br />

noch jung und unbekannt in Bollywood, konnte aber dennoch<br />

das Publikum bezaubern und dieses für sich und die<br />

ganze jüngere Generation einnehmen.<br />

Die Geschichte Bollywoods wird immer auf die Auftritte<br />

von Helen in „Sholay“, „Don“ und „Caravan“, von Rekha in<br />

„Umrao Jaan“ und von Sridevi als Haba Habai in „Mr India“<br />

und „Chandni“ von Yash Chopra zurückblicken. Es mag<br />

wohl Dutzende solcher Bomben gegeben haben, die ganze<br />

Sridevi Chandni<br />

Urmilla Matondkar<br />

22 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


BOLLYWOOD ITEM BOMBS<br />

Generationen erreicht und bewegt haben, aber<br />

die Königin darunter und die Beste der Besten<br />

war eindeutig Helen. Die Energie, die sie auf<br />

der Tanzfläche offenbarte, ist bis heute nicht<br />

übertroffen worden. Mit jüdischer Religionszugehörigkeit<br />

arbeitete Helen über Jahrzehnte<br />

hinweg in Bollywood und tanzte ausschließlich<br />

Item Nummern. Obwohl sie oft schlechte und<br />

verrufene Frauen darstellte, sind ihre Tanzaufführungen<br />

bis heute herausragend und haben<br />

absoluten Kultstatus. Die meisten ihrer<br />

Schritte wurden von neuen Tänzern kopiert.<br />

Sollte es jemals eine Hitliste der Tanzikonen<br />

geben, wird sie immer ganz klar auf Platz 1<br />

rangieren.<br />

Egal welche Ära oder Zeit, egal welche Generation,<br />

die Item Bombs Bollywoods haben sich<br />

direkt in die Zuschauerherzen getanzt, sie dabei<br />

überrascht, gefesselt und vor allem unterhalten.<br />

Diese Bomben sind gehaltvoller als jede<br />

Eisbombe und Bollywood hat sich auf ihre<br />

Erschaffung spezialisiert. Einige davon mag<br />

man schon kennen, aber es gibt noch so viele<br />

mehr. Da lohnt es sich aufmerksam zu sein ob<br />

der Dinge, die da kommen und diese auch an<br />

dieser Stelle bei <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> weiter zu verfolgen.<br />

Madhuri Dixit<br />

Madhuri Dixit<br />

Katrina Kaif<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

23


REPORTAGE DES MONATS<br />

DER MAGNETBERG IM<br />

HIMALAYA<br />

Keiner weiß, warum solche merkwürdigen<br />

Dinge hauptsächlich in<br />

Indien vorkommen und passieren.<br />

Hier erfahren Sie wieder einmal<br />

von einem solchen Phänomen, das<br />

ungewöhnlich und sehr selten ist.<br />

Sie haben wahrscheinlich schon von<br />

majestätischen und atemberaubenden<br />

Bergen gehört, und dieser Magnetberg<br />

hier ist einer davon. Aber wenn<br />

man an<br />

ihm vorbeifährt,<br />

kann es<br />

passieren,<br />

dass<br />

der Motor<br />

Ihres<br />

Autos<br />

ausgeht<br />

und das<br />

Auto<br />

nicht<br />

nach hinten<br />

rollt,<br />

sondern<br />

sich von<br />

alleine<br />

in Richtung<br />

Berg bewegt,<br />

und das<br />

mit ausgeschaltetem<br />

Motor<br />

und ohne<br />

jemanden, der es anschiebt. Diese<br />

Erfahrung haben schon viele Autofahrer<br />

in dieser Himalaya-Region auf<br />

dem Leh Kargil Baltik National Highway,<br />

ungefähr 30 Kilometer von Leh<br />

entfernt, auf einer Höhe von 4.300<br />

Metern über dem Meeresspiegel gemacht.<br />

Alles machte in dieser Region einen<br />

normalen Eindruck, es gibt eine<br />

Schnellstraße und auf deren Ostseite<br />

fließt der Sindu, der Fluss Indus, der<br />

in Tibet entspringt und nach Pakistan<br />

strömt. Es war deshalb ein ganz schöner<br />

Schock für eine Gruppe Journalisten,<br />

die Leh besuchten, um über das<br />

Sindhu Darshan Festival zu berichten,<br />

Blick auf den Magnetberg im Himalaya<br />

als sie sich diesem seltsamen Phänomen<br />

gegenübergestellt sahen. Als der<br />

Swaraj Mazda, in dem diese Journalisten<br />

reisten, diese besondere Stelle mit<br />

ausgeschaltetem Motor erreichte, begann<br />

das Fahrzeug sich mit einer Geschwindigkeit<br />

von mehr als 20 km/h<br />

bergaufwärts zu bewegen. Da sie dies<br />

für einen Zufall hielten, brachten die<br />

Journalisten den Fahrer dazu, das Fahrzeug<br />

zur selben Stelle zurückzufahren.<br />

Die Übung wurde mehrere Male wiederholt<br />

– immer mit demselben Ergebnis.<br />

Anfangs war das eine<br />

gespenstische Erfahrung, aber dann<br />

erfuhren sie von den Leuten in der<br />

Umgebung, dass dies normal hier wäre.<br />

Dies kam täglich an dieser Stelle in der<br />

Nähe des<br />

„magnetis<br />

chen<br />

Berges“<br />

vor. Nach<br />

einigen<br />

Berichten<br />

und Meldungen<br />

überprüfte<br />

die Distrikt-<br />

Verwaltung<br />

die Situation<br />

selbst<br />

und stellte<br />

schließlich<br />

ein<br />

Warnschild<br />

für<br />

Autofahrer<br />

auf. Die<br />

Tafel steht<br />

heute neben<br />

dem<br />

Anstieg<br />

und weist<br />

darauf hin,<br />

dass, wenn ein Fahrzeug an einer bestimmten<br />

Stelle der Straße angehalten<br />

und der Motor abgeschaltet werden<br />

würde, es nicht die zurückrollen, sondern<br />

weiter bergauf rollen würde.<br />

Die wissenschaftliche Erklärung lautet,<br />

dass der „Magnetberg“ ein Schwer-<br />

24 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


REPORTAGE DES MONATS<br />

Diese Biker wurden Zeugen des Phänomens.<br />

Diese Straße führt zum Magnetberg.<br />

krafthügel, ein sogenannter „Gravity Hill“ ist. Es<br />

wird häufig vermutet, dass er magnetische Eigenschaften<br />

besitzt, die stark genug sind, um Autos<br />

bergauf zu ziehen und vorbei fliegende Flugzeuge<br />

zwingen, ihre Flughöhe zu erhöhen, um einer magnetischen<br />

Interferenz zu entkommen. In Wirklichkeit ist<br />

der Effekt jedoch eine optische Täuschung, die durch<br />

den „Schwerkrafthügel“ verursacht wird. Tatsächlich<br />

hat die Straße an dieser Stelle ein leichtes Gefälle,<br />

durch ein schräges Bergpanorama und den fehlenden<br />

Horizont erkennt dies das menschliche Auge jedoch<br />

nicht. Vielmehr wird die Umgebung automatisch als<br />

waagerecht wahrgenommen und die Straße erhält so<br />

ihre Steigung.<br />

Die Indische Armee unterhält einen Gurudwara<br />

(Gebetsstätte und Tempel der Sikh, Anm. d. Red.) in<br />

der Nähe des Hügels, wo Guru Nanak Dev, der erste<br />

Sikh Guru im 17. Jahrhundert, meditierte.<br />

Früher war der Ort wegen des Gurudwaras berühmt,<br />

aber seit der Entdeckung des Phänomens ist er auch<br />

wegen des Magnetberges bekannt und wird immer<br />

mehr ein Tourismus-Highlight für Besucher der Region.<br />

Auf dem Internetportal Youtube findet man viele<br />

Videos des „Magnetberges“, so dass man auch aus<br />

der Ferne diese unglaubliche Geschichte sehen und<br />

erleben kann.<br />

Indische Kinder am Fuß des Magnetbergs.<br />

Diese Tafel steht am Straßenrand des National Highway.<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

25


CINEMA HISTORY<br />

N<br />

ahezu 90 Prozent der<br />

frühen Filme, die produziert<br />

wurden, hatten<br />

Geschichten aus<br />

den Indischen Mythen<br />

zur Grundlage. Mit der plötzlichen<br />

Ankunft des Kinos wurden die<br />

Schauspieler, die verschiedenen Darstellungsformen,<br />

Regisseure, Regiearten,<br />

Gestiken, Kulissen, Musikstile<br />

und die Kostüme und Garderobe aus<br />

der Kultur und Bevölkerung vor Ort<br />

sowie aus dem Parsi Theater geliehen.<br />

Mit einem sorgfältigen und vorsichtigen<br />

Blick auf das frühe Indische<br />

Kino erinnern die Charaktere an Ravi<br />

Vermas Kreationen, sprechen aber die<br />

Sprache des Parsi Theaters. Unbeabsichtigterweise<br />

dadurch beeinflusst<br />

und durch die leichte Zugänglichkeit<br />

zu diesen Quellen bildete sich eine<br />

bestimmte Form des Kinos heraus, die<br />

sich vom übrigen Kino abhob und klar<br />

erkennbare indische Züge aufwies.<br />

Diese besondere Form wurde im Laufe<br />

der Zeit und mit der besseren Technisierung<br />

immer mehr verfeinert,<br />

dennoch blieb der Stil und verlieh<br />

26 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong><br />

Szene aus dem Film “The Telephone Girl”<br />

dem indischen Kino<br />

eine ganz besondere<br />

Note. Das kommerzielle<br />

Kino, wenn man<br />

diesen Ausdruck aufgrund<br />

der Sprachenvielfalt<br />

in Indien<br />

überhaupt benutzen<br />

kann, behielt diese<br />

Form und den Charakter<br />

bei. Man kann es<br />

auch so beschreiben,<br />

dass es sich als eigenes<br />

Genre entwickelte,<br />

welches im Westen<br />

heutzutage als Musical<br />

bezeichnet wird.<br />

Nahezu sofort nach<br />

Phalkes Erfolge kam<br />

der Erste Weltkrieg<br />

und mit ihm die Propagandafilme.<br />

Der<br />

Trend hielt für einige<br />

Zeit an und nach einer<br />

gewissen Zeitspanne<br />

wurden einige auf<br />

kommerziellen Erfolg


CINEMA HISTORY<br />

Szene aus den Film “Bhakta Prahlad”<br />

Filmen wie „Bhakta Vidur“ (1921).<br />

Als einer der bekanntesten mythologischen<br />

Stummfilme dieser Zeit hatte<br />

der Film auch eine politische Note:<br />

Vidur (der berühmte Mahabharata Charakter,<br />

der als Sinnbild der Weisheit<br />

dargestellt wird), angezogen wie Gandhi<br />

und ein Lied, das extra dem<br />

Charkha (Spinnrad und Symbol des<br />

Kampfes gegen das Britische Empire)<br />

gewidmet wurde. Der Bombay Chronicle<br />

schrieb, es sei „ein swadeshi<br />

(=Heimat-) Film mit Ruhm für den<br />

Osten und dargestellt mit einer Kunstfertigkeit<br />

im Schauspiel, dass er es mit<br />

der europäischen Kunst jederzeit aufnehmen<br />

könne“. Der Film zeigte Dwarkadas<br />

Sampat und Homi Master neben<br />

Sakina in den Hauptrollen. Kanjibhai<br />

Rathod erntete später etwas zweifelausgerichtete<br />

amerikanische Filme in<br />

Indien veröffentlicht. Nach deren Erfolg<br />

begann eine Welle hin zu handlungsorientierten<br />

Filmen. 1917 begann<br />

die „Patankar-Friends & Co“, ein Vorgänger<br />

der später berühmt gewordenen<br />

Kohinoor Studios, mit ihrer Arbeit und<br />

veröffentlichte „Ram Vanwas“, ihren<br />

6.100 Meter langen Mehrteiler und<br />

damit die erste Serie. Gleichzeitig veröffentliche<br />

Madan „Satyyawadi Raja<br />

Harishchandra“ in Kalkutta. Auch<br />

Phalke veröffentlichte erneut seine<br />

jetzt verbesserte Version von „Raja Harishchandra“.<br />

Das Jahr erlebte und sah die Ankunft<br />

eines weiteren besonderen Talents: Suchet<br />

Singh, der erste Filmemacher, der<br />

mit Literaturverfilmungen experimen-<br />

tierte. Er adaptierte „Shakuntala“, das<br />

von dem legendären Dichter Kalidas<br />

geschrieben worden war und brachte<br />

die Amerikanerin Dorothy Kingdom<br />

in der Hauptrolle auf die Leinwand.<br />

Suchet Singh hatte bei Vitagraph in<br />

den USA gelernt und war nach Indien<br />

zurückgekehrt. Mit Hilfe von Haji Alla<br />

Rakha entstand der Orientalische Film,<br />

seine kurze Karriere kam jedoch zu<br />

einem abrupten Ende, als er in einem<br />

Autounfall sein Leben verlor. Sein Assistent<br />

und Schauspieler Kanjibhai<br />

Rahtod stellte seine unvollendeten Produktionen<br />

fertig, Singhs weitere Filme<br />

waren „Rama“, „Maya“,<br />

„Mrichhkatika“ „Narsi Mehta“ und<br />

„Doctor Pagal“.<br />

Kanjibhai Rathod machte weiter und<br />

schlug sogar danach noch Wellen mit<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

27


CINEMA HISTORY<br />

achteten, lustig.<br />

Der Film war<br />

erfrischend anders<br />

im Handlungsverlauf<br />

als ein typischer<br />

Mythen-Film<br />

und<br />

wurde in Bengalen<br />

und<br />

Bombay sofort<br />

beliebt. Er wurde<br />

als erster<br />

Bengalischer<br />

Film vermarktet<br />

und<br />

von einer rein<br />

bengalischen<br />

Musikergruppe<br />

bei der Vorführung<br />

des<br />

Films live begleitet.<br />

Haut vergötterte das indische Publikum<br />

sie. Nach „Nal Damyanti“ machte<br />

sie weiter und spielte die Titelrollen in<br />

zwei größeren Sisir Bhadur Filmen,<br />

„Mohini“ und „Kamala Kamini“. Ihre<br />

Rolle, an die man sich am meisten<br />

erinnert, ist allerdings die aus „Pati<br />

Bhakti“ (Dem Ehemann ergeben), in<br />

welcher sie die Leelavati spielte und<br />

worin sie ziemlich bewundert wurde.<br />

Homi Master war ein weiterer Star der<br />

1920er, er begann im Alter von 13<br />

Jahren als Schauspieler einer führenden<br />

Parsen-Theatergruppe namens<br />

„Baliwala“ und wurde sehr beliebt.<br />

Als in diesen Tagen die Verschiebung<br />

in Richtung Filmgesellschaften anfing,<br />

wechselte er vom parsischen Theater<br />

zu Phalkes „Hindustan Film“. Bald<br />

wechselte er weiter zu „Kohinoor“ und<br />

spielte Duryodhan in „Bhakta Vidur“<br />

In den frühen<br />

20ern hatte<br />

sich das Kino<br />

in Indien eine<br />

beachtliche Geschäfts-<br />

und<br />

Schauspielerin Patience Cooper<br />

Marktstellung<br />

erarbeitet und es formierte sich gerade<br />

eine Art Studio-System. Mit dem Auftauchen<br />

von Stars wie Patience Cooper,<br />

Zubeida, Homi Master, V. Shantaram,<br />

Raha Sandow Gohar und Sulochana<br />

ging auch eine wachsende Wertschätzung<br />

dem Kino gegenüber einher. Der<br />

Glamour – Faktor etablierte sich bereits,<br />

wenn auch das Kinogeschäft als Arbeitsplatz<br />

abschätzig betrachtet wurde.<br />

Die Magie des Films wurde jedoch sehr<br />

geschätzt und hatte die Macht, Einfluss<br />

auszuüben.<br />

haften Ruhm mit seiner weiteren Veröffentlichung<br />

„Mahasati Anusuya“<br />

im Jahr 1921. Kanjibhai stieg bei Kohinoor<br />

ein und blieb auchh während<br />

der zwanziger Jahre mit Hits wie „Gul<br />

–e –Bakavali“ und „Bhakta Vidur“ ein<br />

Top-Regisseur.<br />

Dhirendranath Ganguly, ein talentierter<br />

junger Mann und Kunstlehrer<br />

am Nizam College in Hyderabad hatte<br />

den brennenden Ehrgeiz, Schauspieler<br />

zu werden. Er war ein Schüler in<br />

Tagores Shantiniketan Schule und<br />

sehr interessiert an der Bühne und der<br />

Kunst der Verkleidung. In Kalkutta<br />

gründete er die Indo-Britische Film<br />

Company und schon bald – 1921 -<br />

produzierte er eine nette Satire mit<br />

dem Namen „Bilet Pherat - England<br />

Returned“. Der Film machte sich über<br />

die gebildeten Inder, die den Westen<br />

nachahmten und auch die bigotten<br />

und engstirnigen Krämerseelen, die<br />

alles Ausländische mit Abscheu ver-<br />

Patience Cooper, die als Tänzerin in<br />

„Bandmanns Musical Comedy“, einer<br />

eurasischen Truppe, anfing, wurde von<br />

Madans Corinthian Stage Company eingestellt<br />

und verpflichtet. Sie debütierte<br />

mit dem Stück „Nala Dayanti (Die mythologischen<br />

Liebenden“) des Madans<br />

Theatre´s, spielte die Rolle der Damyanti<br />

und erlangte sofort Starstatus. Mit<br />

ihrem Hollywood-typischen Aussehen,<br />

ihrem dunklen Haar und ihrer hellen<br />

28 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


CINEMA HISTORY<br />

(1921) sowie die Titelrolle in „Kala<br />

Nag“. Nachdem er für kurze Zeit als<br />

Assistent von Kanjibhai Rathod gearbeitet<br />

hatte, kehrte er als Regisseur<br />

1924 mit „Bismi Sadi“ (Das 20. Jahrhundert),<br />

einem Gesellschaftsfilm, der<br />

Raja Sandow zeigte und die Emporkömmlinge<br />

der Bombayer Industriegesellschaft<br />

attackierte. Damit initiierte<br />

er ein realistisch-reformistisches Melodrama<br />

als neues Genre. Bald darauf<br />

produzierte er nahezu in Fließbandarbeit<br />

die größten Hits der Stummfilmzeit:<br />

„Lanka Ni laadi“, „Fanko Fituri“<br />

und „The Telefone Girl“. Als Regisseur<br />

stellte Homi Master eins der erfolgreichsten<br />

Filmteams der 1920er<br />

Jahre mit dem Bühnenbildner und Szenaristen<br />

Mohanlal Dave zusammen.<br />

Sulochana oder Ruby Myer, wie sie<br />

mit Geburtsnamen hieß, war eine der<br />

vielen eurasischen<br />

Schauspielerinnen,<br />

die Stummfilmstars<br />

wurden.<br />

Als<br />

frühere Telefonistin<br />

wurde<br />

sie mit<br />

„Cinema Ni<br />

Rani“ zum<br />

Star, unter der<br />

Regie von Mohan<br />

Vhavnani<br />

von den Kohinoor<br />

Studios<br />

produziert.<br />

Als sie zu den<br />

Imperial Studios<br />

wechselte<br />

wurde sie<br />

der bestbezahlte<br />

Star der<br />

Stummfilm-<br />

Ära und als<br />

„Queen of Romance“<br />

oder<br />

„Jungle<br />

Queen“ in<br />

Kostümfilmen<br />

mit meist D V<br />

Billimoria als<br />

Partner vermarktet.<br />

Viele<br />

ihrer Hits<br />

wie<br />

„Anarkali“,<br />

„Indira BA“<br />

und<br />

„Wildcat of<br />

Bombay“,<br />

in dem sie<br />

acht verschiedene<br />

Rollen übernahm,<br />

wurden<br />

später<br />

von den Imperial<br />

Studios<br />

als<br />

Tonfilm neu<br />

verfilmt.<br />

Zwischen<br />

1913 und<br />

1934 produzierte<br />

Indien<br />

insgesamt<br />

1331 Hauptfilme,<br />

darunter<br />

auch<br />

Serien und<br />

Kurzfilme<br />

und hatte<br />

sich zu einer<br />

Industrie,<br />

die große<br />

Mannschaften mit Schauspielern und<br />

Schauspielerinnen, Regisseuren und<br />

anderem „Personal“ beschäftigte, entwickelt.<br />

Ein Star - System war ebenfalls<br />

entstanden und die Stars<br />

verlangten angemessene Bezahlungen<br />

und entsprechenden Status. Die meisten<br />

Schauspielerinnen waren eurasischer<br />

Abstammung, da das Kino als<br />

Beruf nicht gut angesehen war. Da die<br />

Sprache noch keine Barriere war, entschieden<br />

sich die Regisseure daher bereitwillig<br />

für eurasische Talente in<br />

ihren Filmen.<br />

In Bombay gab es zwischen der Enge<br />

und dem Durcheinander eines unberechenbaren<br />

industriellen Wachstums<br />

nur sehr wenig Raum für Idealismus.<br />

Der Nach-Weltkriegs-Boom hatte eine<br />

neue reiche Klasse hervorgebracht, die<br />

nach profitablen Investitionsmöglichkeiten<br />

suchte. Für die wagemutigeren<br />

Szene aus dem Bengali-Film „Bilet Pherat - England Returned“<br />

unter ihnen erschien die Filmindustrie<br />

gute Dividenden zu versprechen. Diese<br />

Männer brachten eine unnachgiebige<br />

Professionalität in die Kinowelt.<br />

Sie bauten gut ausgestattete Studios<br />

und Labore, suchten ihre technischen<br />

Mitarbeiter sorgfältig aus und hielten<br />

sich einen ganzen Stall voller Schauspieler,<br />

Drehbuchschreiber und Regisseure<br />

auf ihren Gehaltslisten - ganz<br />

nach dem Vorbild Hollywoods. Männer<br />

wie Dwarkadas Sampat, Maneklal<br />

Patel, Bhogilal Dave und Ardeshir<br />

Irani gaben der Filmindustrie in Bombay<br />

eine starke Infrastruktur, die diese<br />

in den nächsten Jahrzehnten unterhalten<br />

und tragen würde.<br />

Männer wie V Shantaram, H M Reddi<br />

und Mehboob Khan begannen ihre<br />

Karriere als Komparsen und lernten<br />

ihr Metier auf die harte Art und Weise.<br />

Mehboob, der einen der vierzig Räu-<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

29


CINEMA HISTORY<br />

ber im Film „Alibaba…“ spielte, verbrachte einmal einen<br />

gesamten Drehtag verborgen unter einem Fass aus Pappmaschee<br />

ohne zu realisieren, dass es weder für den Film noch<br />

das Fass einen Unterschied gemacht hätte, wenn er nicht<br />

darunter verborgen gewesen wäre.<br />

Das Küssen auf der Leinwand, das noch heute ein Tabu im<br />

Indischen Kino ist, war (noch) nicht untersagt. Die Nacktheit<br />

erschien in Filmen wie „Sati Anusuya“, in dem eine besondere<br />

Aufnahme von Sakina durch Kanjibhai Rahtod eine große<br />

Kontroverse auslöste. Das indische Kino geriet unter westlichen<br />

Einfluss und das von Beginn an, wie beispielsweise mit<br />

der Ankunft der handlungsorientierten Filme und Kostümdramen<br />

auch in Indien. In dieser Zeit herrschten die Briten<br />

über Indien und es gab einen freien Austausch von Gedanken<br />

und Ideen zwischen der Kolonie und dem Empire. Westliche<br />

Importe fanden in Indien jedenfalls großen Anklang und<br />

Absatz.<br />

Dies war die Zeit der Entwicklung in technischen Belangen,<br />

thematischen Stilen und Finanzierungsfragen, das Kino entwickelte<br />

sich als Ausdrucksmedium. Der Wind der politischen<br />

Unruhen fegte über Indien und das Kino hinweg,<br />

wobei das Medium davon nicht unberührt blieb. Britische<br />

Filme waren am Ende des Ersten Weltkrieges vor dem massiven<br />

Zustrom von Hollywood-Produktionen eingeknickt<br />

und abgeschlagen, nun wurden sie auch noch von indischen<br />

Produktionen hinausgedrängt.<br />

Original-Kinoticket für den Film “Gul-E-Bakavali”<br />

Original-Poster des Films “Pundalik”<br />

30 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


CINEMA HISTORY<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

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HEILIGE TIERE INDIENS<br />

Die Verehrung von Tieren ist im Hinduismus Normalität. Vor allem all jene Tiere, die dem einen oder<br />

anderen indischen Gott zugeordnet werden können, gelten als „heilige Tiere“. So werden nicht nur<br />

Kühe oder Elefanten verehrt, sondern auch Ratten, Schlangen und Affen. In einigen Teilen Indiens<br />

ist gerade der Affe DAS heilige Tier überhaupt. Doch ganz oben auf der Liste der heiligen Tiere steht<br />

der vom Aussterben bedrohte Königstiger. Er gilt als Nationaltier Indiens.<br />

Die Verehrung von Tieren in Indien reicht bis in die vorarische Induskultur zurück. Im hinduistischen<br />

Glauben werden Tiere als Verbindung zwischen den Göttern und dem Menschen gesehen. In vielen<br />

Kulturen – und auch von den Ariern wurden Tiere, wie Ziegen, Hühner oder Pferde einerseits den<br />

Göttern geopfert, andererseits sind im Hinduismus solche Tieropfer strengstens verboten. Hindus<br />

verehren die heiligen Tiere oftmals in dem gleichen Ausmaß, wie sie ihre Götter verehren. Auf den<br />

folgenden Seiten stellen wir einige dieser heiligen Tiere und ihre Bedeutung vor und geben Ihnen so<br />

einen tieferen Einblick in die religiöse Kultur des Hinduismus. Diesmal: die Schlange und der Tiger.<br />

32 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


HEILIGE TIERE INDIENS<br />

DIE SCHLANGE<br />

Die Schlange zählt im Hinduismus ebenso zu<br />

den heiligen Tieren. Vor allem die Traditionen<br />

des Tantras und des Yogas, in welchen die<br />

Kundalini-Schlange<br />

eine zentrale Rolle<br />

spielt, brachten ihr diesen<br />

Status. Ziel der<br />

Tantra-Ekstase und des<br />

Yogas ist es, die Schlange<br />

im Menschen zu wecken.<br />

Indien ist für seinen ausgeprägten<br />

Schlangenkult<br />

bekannt. Da die<br />

Schlange als heiliges<br />

Tier gilt, darf sie auch<br />

nicht getötet werden.<br />

Hingegen hat auch niemand<br />

etwas dagegen,<br />

wenn der Pfau – bekannt<br />

als Kobrakiller –<br />

die noch kleinen Kobras<br />

verspeist und sie damit<br />

den Menschen vom<br />

Halse hält. Die Kobra<br />

ist die Königin unter<br />

den Schlangen und die<br />

längste Giftschlange<br />

der Welt. Mit ihrem<br />

Biss verbreitet sie ein<br />

sehr starkes Nervengift<br />

im Körper ihres Opfers,<br />

was in wenigen Minuten<br />

zum Tod führt.<br />

Shiva, der höchste aller<br />

indischen Götter, trug<br />

eine Königskobra als<br />

Zeichen der Fruchtbarkeit<br />

um seinen Hals. Daher wird von den Hindus die Schlange<br />

als Inbegriff der Fruchtbarkeit verehrt. So ist es nicht<br />

selten, dass kinderlose Paare um den Segen der fruchtbaren<br />

Shiva trägt die Königskobra um seinen Hals<br />

Schlange bitten. In Kerala befindet sich hierfür als beliebter<br />

Wallfahrtsort der Schlangentempel. Die Kundalini-<br />

Schlange gilt als die in jedem Menschen schlummernde<br />

göttliche Kraft, die als<br />

Ekstase spürbar wird<br />

und durch Mark und<br />

Bein geht. Sowohl im<br />

Tantra, als auch im Yoga<br />

wird gelehrt, diese<br />

Kraft zu entdecken und<br />

gleichzeitig zu lernen,<br />

damit umzugehen. Willenskraft<br />

(Yama) und<br />

Disziplin (Niyama) sollen<br />

geschult werden.<br />

Ein bekanntes Bild Indiens<br />

sind die Schlangenbeschwörer.<br />

Hier bietet<br />

sich dem Zuschauer ein<br />

auf den ersten Blick eindrucksvolles<br />

Schauspiel,<br />

wenn sich die zu beschwörende<br />

Schlange<br />

scheinbar zur Flötenmusik<br />

des Schlangenbeschwörers<br />

bewegt.<br />

Doch dahinter steckt eine<br />

einfache und beinahe<br />

ernüchternde Erklärung.<br />

Wenn die Schlange aus<br />

ihrem dunklen Korb<br />

freigelassen wird, ist sie<br />

dermaßen vom Tageslicht<br />

geblendet, dass sie<br />

die sich bewegende Flöte<br />

als Orientierungspunkt<br />

nimmt und den<br />

Bewegungen der Flöte<br />

folgt. Daher dauern solche<br />

Schauspiele nicht<br />

lange, denn die Schlange<br />

gewöhnt sich bald an das Licht. Auch finden Schlangenbeschwörungen<br />

aus diesem Grund fast immer im Hellen<br />

statt.<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

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34 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong><br />

HEILIGE TIERE INDIENS


HEILIGE TIERE INDIENS<br />

DER TIGER<br />

Der Tiger ist nicht nur das Nationaltier Indiens,<br />

sondern wird auch als Reittier der mächtigen<br />

und kriegerischen Göttin Durga verehrt. Auf<br />

dem Tiger<br />

reitend,<br />

kämpft Durga gegen all<br />

jene Dämonen, die dem<br />

Göttlichen im Menschen<br />

schaden wollen.<br />

Die achtarmige Göttin<br />

wird als Göttin der<br />

Weisheit und Vollkommenheit<br />

verehrt und so<br />

wird auch der Königstiger,<br />

auf dem sie reitet<br />

verehrt.<br />

Doch diese Verehrung<br />

bedeutet nicht, dass der<br />

Königstiger, der der<br />

schönste und größte Tiger<br />

der Welt ist, nicht<br />

gejagt und getötet werden<br />

darf. In den letzten<br />

hundert Jahren wurde<br />

der Tiger trotz seiner<br />

Heiligkeit dermaßen gejagt<br />

und getötet, dass<br />

sein Bestand von 40.000<br />

Tigern vor einhundert<br />

Jahren auf heute nicht<br />

einmal mehr 3.000 Tigern<br />

in ganz Indien geschrumpft<br />

ist. Die<br />

meisten Tiger Indiens<br />

leben heute nicht mehr<br />

in freier Wildbahn, sondern<br />

in einem der zwanzig<br />

Tigerschutz-Reservate<br />

und Nationalparks, die<br />

in den vergangenen 30<br />

Jahren aufgebaut wurden.<br />

Heute zählt der Königstiger<br />

zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten<br />

Tierarten der Erde. Doch diese Schutzprogramme werden<br />

wahrscheinlich das Aussterben des Königstigers nicht verhindern<br />

können, sondern nur verlangsamen. Wer heute in<br />

Indien einen Tiger sehen will, hat die größten Chancen im<br />

Nargahole-Nationalpark, einem der staatlichen Nationalparks<br />

Indiens.<br />

Der Königstiger hat einen<br />

durchschnittlichen<br />

Fleischverbrauch von<br />

neun Kilogramm am<br />

Tag, um überleben zu<br />

können. Normalerweise<br />

zählen größere Säugetiere<br />

wie<br />

Wildschweine oder Rehe<br />

zu den Beutetieren<br />

des Tigers. Doch die<br />

teilweise sehr dichte<br />

Besiedelung des<br />

Landes und das Eindringen<br />

des Menschen<br />

in die Reviere der<br />

Großkatzen führte in<br />

der Vergangenheit immer<br />

öfter dazu, dass<br />

Tiger auch Menschen<br />

angriffen und in ihr<br />

Beuteschema aufnahmen.<br />

Daher ist auch<br />

nachvollziehbar, dass<br />

die Menschen, um ihr<br />

eigenes Leben zu verteidigen,<br />

Jagd auf den<br />

Tiger machten und<br />

noch immer machen.<br />

Um sich vor Tigerangriffen<br />

zu schützen, setzen<br />

sich die<br />

Einheimischen in solchen<br />

von Tigerangriffen<br />

bedrohten<br />

Gegenden auf dem<br />

Hinterkopf Masken<br />

auf, denn Tiger sind<br />

bekannt dafür, ihre<br />

Beute immer nur von hinten anzugreifen. Eine Maske auf<br />

dem Hinterkopf soll den Tiger täuschen.<br />

Göttin Gurga reitet auf einem Königstiger<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

35


COVER STORY<br />

36 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


COVER STORY<br />

VIDYA<br />

In einer Zeit, in der die meisten<br />

Schauspielerinnen alles dafür geben<br />

würden, um ein westliches<br />

Aussehen und eine Barbiepuppen -<br />

Garderobe zu haben, gewinnt ein<br />

typisch indisches Gesicht an Beliebtheit<br />

– Film für Film, Jahr für<br />

Jahr und Auszeichnung für Auszeichnung.<br />

Ein vertrautes Gesicht,<br />

und es wäre falsch zu sagen, ein<br />

„Mädchen von nebenan“, denn die<br />

Lady ist nicht nur attraktiv und<br />

atemberaubend schön, sondern<br />

auch noch außerordentlich talentiert.<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> stellt in dieser<br />

Ausgabe das Gesicht vor, das<br />

schon so vielen Filmen Charakter<br />

verliehen hat: Viday Balan.<br />

Geboren wurde sie am 1. Januar<br />

1978 in Ottapalam, im Palakkad Distrikt<br />

in Kerala, dem südlichsten Bundesstaat<br />

Indiens, in eine tamilisch<br />

sprechende Familie hinein. Allerdings<br />

schloss sie ihre Ausbildung in<br />

Mumbai ab, und das als erfolgreiche<br />

Absolventin der Mumbai University<br />

in den Fächern Soziologie und Anthropologie.<br />

Als eine der wenigen<br />

gut ge- und ausgebildeten Schauspielerinnen<br />

begann Vidya Balan ihre<br />

Karriere mit Musikvideos von<br />

„Euphoria” Shubha Mudgal und Pankaj<br />

Udhas, Fernsehsendungen und<br />

vielen Werbeclips schon lange, bevor<br />

sie einen Auftritt in einem Spielfilm<br />

hatte. Eine ihrer bekannteren<br />

Fernsehrollen war die der Radhika<br />

Mathur in der TV-Serie „Hum<br />

Paanch“ (Wir fünf). Ihre Filmkarriere<br />

startete mit einem Malayalam<br />

Film namens „Chakram“, an der Seite<br />

Mohanlals, aber der Film wurde<br />

nicht fertig gestellt und damit auch<br />

nicht veröffentlicht. Später, als<br />

„Chakram“ mit Prithviraj in der<br />

Erstaunliches<br />

Schauspieltalent<br />

hinter<br />

hübscher<br />

Fassade<br />

BALAN<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

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COVER STORY<br />

Hauptrolle erneut gedreht wurde, fiel die Wahl auf Meera<br />

Jasmine anstelle von Vidya Balan. Wie man sieht, sind<br />

Vidya die Dinge nie in den Schoß gefallen. Sie kletterte jede<br />

Stufe vorsichtig hinauf und setzte auf harte Arbeit, eine<br />

ernsthafte Herangehensweise und den Wunsch, zu lernen.<br />

2003 erschien sie im Bengali Film „Bhalo Theko“ (Alles<br />

Gute!), der von Goutam Halder gedreht wurde und gewann<br />

dafür in Kolkata den Anandalok Puraskar Award als Beste<br />

Schauspielerin. Als er sie in diesem Film bemerkte, wählte<br />

der bekannte Regisseur Pradeep Sarkar sie für eine Rolle in<br />

seinem Hindi Film „Parineeta“ (Verheiratet) aus. Der Film<br />

wurde auf Hindi gedreht mit Saif Ali Khan und Sanjay Dutt<br />

in den männlichen Hauptrollen, basierte allerdings auf dem<br />

gleichnamigen Roman des großen bengalischen Literaten<br />

Sarat Chandra Chattopadhayaya. Deshalb verlangte der<br />

Regisseur auch ein typisch indisches Gesicht, das zu dem<br />

Charakter des bodenstämmigen und häuslichen Mädchens<br />

in diesem Historienfilm passen sollte. Vidya hatte gerade zu<br />

diesem Zeitpunkt in „Bhalo Theko“ ihren Auftritt absolviert<br />

und so fand dieses tamilisch sprechende Mädchen den Zutritt<br />

zum Hindi Kino. Sie verkörperte den Charakter so gut,<br />

dass der Unterschied zwischen ihrer eigenen Persönlichkeit<br />

und der der Rolle verschwamm. Schon bald wurde sie für<br />

ihre Darstellung in der Rolle der „Lolita“ bemerkt und<br />

holte damit den Filmfare Award für die beste<br />

Nachwuchs¬schauspielerin.<br />

Als „Parineeta“ gerade fertig gestellt wurde, entschied der<br />

Produzent Vidhu Vinod Chopra, sie in einem weiteren<br />

seiner Filme zu besetzen, und zwar in „Lage Raho Munnabhai“<br />

unter der Regie von Raj Kumar Hirani. Der erste Teil,<br />

„Munna Bhai M B B S“, war sehr erfolgreich gewesen und<br />

deshalb stellte dieser Nachfolger eine größere Herausforderung<br />

für Regisseur Raj Kumar Hirani und Produzent<br />

Chopra dar. Vidya wurde für die Rolle der „Jhanvi“ vorgesehen,<br />

einer selbstlosen Radiomoderatorin, die sich um ein<br />

Altersheim kümmert. Vidya erschien als angenehmes und<br />

frisches neues Gesicht im Film und hatte damit eine kontrollierte<br />

und diametral entgegengesetzte Rolle zu ihren<br />

früheren Filmen. Ebenso wie die Nominierung für den<br />

Filmfare Award als Beste Schauspielerin wurde „Lage<br />

Raho Munnabhai“ der Kassenschlager des Jahres und Vidya<br />

wurde zur gefragten Darstellerin.<br />

2007 sah man sie in Filmen wie „Guru“, in dem sie eine<br />

hilflose und an den Rollstuhl gefesselte Tochter eines<br />

Medienmoguls, dessen Geschäftsgebaren und private Ein-<br />

38 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


COVER STORY<br />

stellungen sie verachtet, spielt. „Salaam - E - Ishq“ und<br />

„Eklavya“ folgten, letzterer vor der Kulisse Rajasthans.<br />

„Eklavya“ wurde als Indiens offizieller Kandidat für die<br />

Oscars ausgewählt. Er gewann zwar keinen Academy<br />

Award, wurde aber sehr gelobt und ihre Darstellung auch<br />

sehr beachtet.<br />

Auch 2008 setzte Vidya Balan ihre gute Arbeit mit Filmen<br />

wie „Heyy Baby“ und „Bhool Bhulaiya“ fort, beides kommerzielle<br />

Erfolge, wobei der letztere ihr eine weitere Nominierung<br />

für einen Filmfare Award als Beste Schauspielerin<br />

einbrachte. R. Balkis „Paa“, in dem sie 2009 neben Abhishek<br />

und Amitabh Bachchan zu sehen war, war ein Meilenstein-Film<br />

in ihrer noch kurzen Film - Laufbahn, weil sie<br />

glaubwürdig die alleinerziehende Mutter eines Kindes, das<br />

an greisenhaftem Zwergwuchs leidet, spielte. Der Film<br />

sorgte dafür, dass sie neben weiteren Auszeichnungen einen<br />

Filmfare Award als Beste Schauspielerin und einen<br />

Star Screen Award als Beste Schauspielerin erhielt. Vidya<br />

erkundete eine ganz neue Dimension als Krishna Varma in<br />

Vishal Bhardwajs und Raman Maroos „Ishqiya“, der von<br />

Abhichek Chaubev gedreht wurde. Ihre Co-Stars waren<br />

Schauspiel-Veteran Naseeruddin Shah und Arshad Warsi,<br />

der bereits in „Munnabhai…“ neben ihr zu sehen war. Mit<br />

einem Auftritt als Femme Fatale erschien Vidya als eine<br />

Mittdreißigerin, die mit einem Onkel - Neffen Duo (Shah<br />

und Warsi) spielt und sie für ihre eigenen Zwecke benutzt.<br />

Das Jahr <strong>2011</strong> hat gerade erst ihren Film „No one killed<br />

Jessica“ hervorgebracht, in dem sie neben Rani Mukherjee<br />

zu sehen ist, der Film wurde von Raj Kumar Gupta gedreht.<br />

Er zeigt zwei unterschiedliche Stars, die zwei gegensätzliche<br />

Rollen spielen. Rani spielte eine bekannte Journalistin,<br />

während Vidya die Schwester eines Mordopfers spielte<br />

(ausführliche Review in Heft 2/<strong>2011</strong>, Anm. d. Red.). Die<br />

Rolle war sehr herausfordernd, da der Film auf einer vor<br />

wenigen Jahren passierten wahren Geschichte basiert und<br />

der Vorfall noch frisch im Gedächtnis der Leute war. Die<br />

Schwester des tatsächlichen Opfers ist ebenso wie die meisten<br />

Charaktere noch am Leben und taucht wie diese häufig<br />

in den Fernsehnachrichten und Gerichtsverhandlungen auf.<br />

Die Darstellung der Schwester des Opfers ist sehr unglamourös;<br />

völlig desinteressiert an der höheren Gesellschaft<br />

lebt Vidya den Charakter mehr, als sie ihn nur spielt. Es ist<br />

nicht einfach für eine Schauspielerin, sich ihres Make-Ups<br />

und ihrer Schminkutensilien zu entledigen und in eine<br />

solche echte und bodenständige Rolle zu schlüpfen. Aber<br />

ein Blick in den Film reicht und man erkennt, was es<br />

braucht, um genau dies überzeugend darzustellen. Ihr<br />

Kreuzzug gegen die Großen, Mächtigen und Beziehungs-<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong><br />

39


COVER STORY<br />

reichen, ihre Enttäuschung über das System, ihre reduzierte<br />

Emotionsdarstellung, ihr stiller Schmerz waren nur zu offensichtlich<br />

in diesem Film, so dass ihr der Ruf als einer der<br />

fähigsten Schauspielerinnen des zeitgenössischen indischen<br />

Kinos auf dem Fuße folgte.<br />

Zur Zeit dreht sie zwei Filme, „Kahani“ (Die Geschichte),<br />

unter der Regie von Sujoy Ghosh und „The dirty Picture“.<br />

Ihre Rolle ist wieder einmal sehr herausfordernd, sie verkörpert<br />

und portraitiert Silk Smitha, einen Star aus vergangen<br />

Zeiten. Sie wird vielleicht auch in „Chenab Gandhi“ zu<br />

sehen sein, der von Vibhu Puri gedreht und von Sanjay<br />

Leela Bhansali produziert werden soll, und dessen Geschichte<br />

sich um Khan Abdul Ghaffar Khan, auch bekannt<br />

als der „Grenz-Gandhi“, dreht.<br />

Man kann sich auf zukünftige mitreißende Vorstellungen<br />

dieses liebenswerten Mädels freuen, da die Auswahl ihrer<br />

Filme und Rollen sehr unterschiedlich ist und sie noch<br />

immer nach inhaltlich gewichtigen Rollen sucht. Hinter<br />

diesem hübschen Gesicht verbirgt sich ein denkender und<br />

analytischer Verstand, und genau deshalb können wir von<br />

diesem Star der neuen Generation in den nächsten Jahren<br />

noch viel erwarten.<br />

FILMOGRAFIE<br />

2003<br />

Bhalo Theko- Bengali<br />

2005<br />

Parineeta<br />

2006<br />

Lage Raho Munna Bhai<br />

2007<br />

Guru<br />

Salaam-e-Ishq:<br />

Eklavya: The Royal Guard<br />

Heyy Babyy<br />

Bhool Bhulaiyaa<br />

Om Shanti Om<br />

2008<br />

Halla Bol<br />

Kismat Konnection<br />

2009<br />

Paa<br />

2010<br />

Ishqiya<br />

<strong>2011</strong><br />

No One Killed Jessica<br />

Urumi<br />

Kahani<br />

The Dirty Picture<br />

40 <strong>März</strong> <strong>2011</strong> <strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong>


COVER STORY<br />

<strong>BNA</strong> <strong>Germany</strong> <strong>März</strong> <strong>2011</strong> 41

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