P.T. MAGAZIN 05/2012
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Offizielles Magazin<br />
des Wettbewerbes<br />
„Großer Preis<br />
des Mittelstandes“<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong><br />
für Wirtschaft und Gesellschaft<br />
8. Jahrgang | Ausgabe 5 | <strong>2012</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
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Blühende Landschaften<br />
Mit der Headquarterstrategie Erfolg ernten<br />
Scheinheiliger Aufstand<br />
Wer beschließt eigentlich die<br />
Gesetze?<br />
Unter den TOP 10<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
in Bestenliste aufgenommen<br />
Die wertvollsten Städte<br />
Wo die stärksten Unternehmen<br />
sitzen<br />
Fern ab der Masse<br />
Der VOLVO C70
Dr. Helfried Schmidt<br />
(Foto: OPS Netzwerk GmbH)<br />
Verbietet Werbung!<br />
Staatseingriffe in die Wirtschaft erfreuen<br />
sich zunehmender Beliebtheit. Herr A,<br />
von den Werbesendungen im Briefkasten<br />
genervt, hält die ganze Werbebranche<br />
für Ressourcenverschwendung, und<br />
fordert ihr kategorisches Verbot. Herr A<br />
braucht die Werbung nicht. Er würde die<br />
verwendeten Ressourcen gern anders<br />
einsetzen. Das ist sein gutes Recht. Aber<br />
es gibt Probleme:<br />
Was sagen wir dem Bäcker und der<br />
neu eröffneten Autowerkstatt, die nun<br />
nicht mehr in Anzeigen-Wochenblättern<br />
auf sich aufmerksam machen dürfen,<br />
wenn „Werbung“ verboten wurde?<br />
Was sagen wir dem Redakteur und<br />
dem Layouter und der Bürokraft in dieser<br />
Wochenzeitung, die nunmehr zum<br />
Arbeitsamt gehen müssen? Was sagen<br />
wir dem Ingenieur, dessen mit Liebe und<br />
Hingabe konstruierte Druckmaschine<br />
nicht mehr gebraucht wird? Und was<br />
dem Mechatroniker, der sie nicht mehr<br />
warten, bedienen und pflegen darf? Und<br />
was dem Hallenbauer, der nun keine<br />
Industriehalle mehr bauen braucht? …<br />
Leidenschaftlich könnten auch Fußballfans<br />
gegen die Subventionierung von<br />
Opernhäusern aus Steuermitteln opponieren.<br />
Denn wer braucht schon wirklich<br />
„Hochkultur“? Nur eine Minderheit!<br />
Eine verschwindende Minderheit! Selbst<br />
große Opernhäuser fassen daher nur<br />
ein Hundertstel der Gäste, die in einem<br />
großen Fußballstadion Platz haben! Die<br />
Fußballfans hätten doch Recht!<br />
Andererseits: Die Musiker, die Platzanweiser,<br />
die Musikinstrumentenbauer,<br />
die Notendrucker und die Busreiseveranstalter,<br />
die mit monatlichen festen<br />
Fahrten zum nächstgelegenen Theater<br />
oder Opernhaus rechnen, die alle verlieren<br />
ihren Job. Die werden das deshalb<br />
anders sehen. Die werden vielleicht<br />
sagen:<br />
Warum wird so viel Geld für Stadienbauten<br />
und Trainer und Spieler verschwendet?<br />
Die Musiker werden vielleicht<br />
sagen: Fußball gehört verboten!<br />
Es würde dann doch viel friedlicher und<br />
harmonischer zugehen auf der Welt.<br />
Und die Musiker hätten aus ihrer Perspektive<br />
doch auch irgendwie Recht: Es<br />
hat schließlich meines Wissens noch<br />
nie Hooligan-Exzesse in Opernhäusern<br />
gegeben. Dort müssen sich auch nicht<br />
22 Leute um einen Ball streiten, weil<br />
jeder Musiker das Recht auf ein eigenes<br />
Instrument hat. Und auch Korruption<br />
oder Doping und deren schlimme<br />
Auswirkungen spielen in der Hochkultur<br />
keine Rolle.<br />
Vielleicht fordern diejenigen, die<br />
bald mit Zwangsanleihen für die aus<br />
dem Ruder gelaufenen Staatsschulden<br />
bezahlen müssen: „Soll doch der Staat<br />
erst mal alle Leute entlassen, die ICH<br />
nicht brauche!“ Ich bin ziemlich sicher,<br />
dass bei dieser „Streichliste“ viele Einrichtungen<br />
und deren Personal auf dem<br />
Prüfstand ständen. Herr A arbeitet im<br />
öffentlichen Dienst. Und zwar sehr engagiert<br />
und mit unverzichtbarer Kompetenz.<br />
Aber die meisten Menschen kennen<br />
Herrn A nicht. Da fällt es leicht, die<br />
Streichung seiner Stelle zu fordern, um<br />
öffentliche Gelder nicht zu verschwenden.<br />
Das mag unzutreffend sein, hat aber<br />
dieselbe Logik wie A‘s emotionale Anti-<br />
Werbe-Polemik. Viele würden mit den<br />
Mitteln sicher anderes „Gutes“ bewirken<br />
wollen. Zum Beispiel die Energiewende<br />
vorwärts treiben. Oder Schulen bauen.<br />
In Afrika. Oder die HartzIV-Sätze erhöhen.<br />
Da fiele uns doch gemeinsam sicher<br />
noch viel ein, was man mit Ressourcen<br />
und Geldern machen könnte, die man<br />
auf Kosten Dritter gespart hätte, oder?<br />
Dr. Helfried Schmidt<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 3<br />
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Seite 10<br />
Seite 28<br />
Seite 68<br />
Aufstand der Scheinheiligen<br />
Arbeitsverweigerung der Abgeordneten<br />
– wer beschließt in Deutschland<br />
eigentlich Gesetze?<br />
(Foto: Siegfried Baier/pixelio.de)<br />
Seite 20<br />
Unter den Top 10<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ in<br />
Bestenliste der deutschen Teilnehmer<br />
am „Europäischen Unternehmens-<br />
förderungspreis“ aufgenommen<br />
(Foto: Boris Löffert)<br />
Blühende Landschaften<br />
Mit der Headquarterstrategie<br />
Erfolg ernten<br />
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In diesem Heft<br />
Cover-Titel<br />
28 Blühende Landschaften<br />
Mit der Headquarterstrategie<br />
Erfolg ernten<br />
Gesellschaft<br />
6 Hitler war doch Demokrat, oder?<br />
Über den erschreckenden Befund bei<br />
Schülern, die Demokratie und Diktatur<br />
nicht auseinanderhalten können<br />
10 Aufstand der Scheinheiligen<br />
Arbeitsverweigerung der Abgeordneten<br />
– wer beschließt in Deutschland<br />
eigentlich die Gesetze?<br />
14 Gnadenlos gerecht?<br />
Von der Schwierigkeit der Wahrheitsfindung<br />
16 Berliner Technikrevolutionen<br />
DeTeWe, Jubiläum eines Branchenriesen<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
20 Unter den TOP 10<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ in<br />
Bestenliste der deutschen Teilnehmer<br />
am „Europäischen Unternehmensförderpreis“<br />
aufgenommen<br />
24 Leistung mit Leidenschaft…<br />
Wer einen wirklich unvergesslichen<br />
Abend erleben will ...<br />
Wirtschaft<br />
36 Emerging Economies vernetzen sich<br />
Banken in Südamerika, Asien und<br />
Afrika sind 2<strong>05</strong>0 weltweit führend<br />
und koppeln sich vom Westen ab<br />
40 Collaboration as a Service<br />
Die neue Art der Zusammenarbeit in<br />
den Unternehmen<br />
42 Werden Sie lieber gekauft oder<br />
gehackt?<br />
Wie Unternehmen ihre Daten am<br />
besten vor Angriffen schützen können<br />
44 Kein Taschengeld<br />
Von der Schwierigkeit, sich für die<br />
richtige Geldanlage zu entscheiden<br />
45 Webbasierte Pressearbeit<br />
Spezifische Anforderungen werden<br />
bislang nur ungenügend unterstützt<br />
46 Vertrauen ist der beste Kitt<br />
Zu viele Unternehmen haben in letzter<br />
Zeit Vertrauen verspielt<br />
48 China geht einkaufen<br />
Das Prädikat „Made in Germany“ ist<br />
käuflich geworden - für 460 Milliarden<br />
Euro<br />
50 Die wertvollsten Städte Deutschlands<br />
In welchen Städten sitzen die stärksten<br />
Unternehmen<br />
52 Ein XXL-Fallschirm für Unternehmen<br />
Sicher durch die Turbulenzen der<br />
globalen Wirtschaft<br />
54 Flüsterleise Bahngeleise<br />
Patente made in Germany<br />
56 Zukunftsfähigkeit sichern durch<br />
Energieeffizienz<br />
Pilotprojekt der Stadtwerke Leipzig<br />
58 Falschgeld entwickelt sich rückläufig<br />
Die Menge des sich im Umlauf<br />
befindlichen Falschgeld nimmt ab<br />
60 Segeln mit Nerven aus Glas<br />
Im Rennsport können winzige<br />
Details über Sieg oder Niederlage<br />
entscheiden<br />
62 Die nächste industrielle Revolution<br />
hat begonnen<br />
Die „Digitale-Massenkollaboration“<br />
hat bereits begonnen<br />
64 TMP kontert Minister: Grundlohn ist<br />
nicht alles<br />
„Wir können nur das verteilen, was<br />
wir erwirtschaften“<br />
Regional-Special<br />
66 Museen für die Zukunft!<br />
Technik die begeistert - in Hessen,<br />
genauer in Bad Schwalbach, steht<br />
eine weltweit einzigartige Sammlung<br />
68 Zwischen Fachwerk und hessischen<br />
Hügeln<br />
Ein Stelldichein internationaler Designer<br />
in der Marburger Tapetenfabrik<br />
70 Eine Stadt investiert<br />
Die Stadt Pirmasens setzt konsequent<br />
auf die Qualifizierung der jüngeren<br />
Generationen<br />
Kultur | Lifestyle<br />
72 Volvo C70, fern ab der Masse<br />
BMW oder Mercedes muss es nicht<br />
immer sein. Die Alternative, ist das<br />
Cabrio Volvo C70 D4 Inscription.<br />
Leserbriefe | Impressum<br />
74 Lob und Kritik zum Heft<br />
4 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5
Hitler war doch Demokrat, oder?<br />
Über einen erschreckenden Befund bei Schülern, die Demokratie von einer<br />
Diktatur nicht auseinanderhalten können<br />
Gesellschaft<br />
War Hitler ein Diktator? Die Hälfte der<br />
deutschen Jugendlichen zweifelt! – so<br />
und ähnlich lauteten die Schlagzeilen<br />
zu einer Studie des Forschungsverbunds<br />
SED-Staat. Zwar gibt die Schlagzeile nicht<br />
exakt die Ergebnisse des Projekts wieder,<br />
denn es wurde nicht nach Hitler, sondern<br />
nach einer Einschätzung des Nationalsozialismus<br />
als Diktatur gefragt. Doch<br />
befremdlich sind die Befunde allemal.<br />
Die BRD ist keine Demokratie<br />
So sind 45 Prozent der Jugendlichen der<br />
Meinung, die Bundesrepublik sei vor<br />
der Wiedervereinigung de facto keine<br />
Demokratie gewesen. Für fast genauso<br />
viele Befragte stellt die DDR keine Diktatur<br />
dar. Warum auch, glaubt doch<br />
deutlich mehr als ein Drittel von ihnen,<br />
dass individuelle Menschenrechte im<br />
Nationalsozialismus, der DDR sowie der<br />
Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung<br />
gleichermaßen gewährleistet<br />
waren.<br />
Zudem kümmerten sich der NS-<br />
Staat und die DDR besser um Kinder<br />
und Jugendliche als die Bundesrepublik<br />
vor der Wiedervereinigung. Nur heute<br />
ist alles noch besser. Zwar ist auch das<br />
wiedervereinigte Deutschland für rund<br />
30 Prozent der Schüler keine Demokratie,<br />
trotzdem fühlen sich die meisten von<br />
ihnen hier wohl.<br />
6 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
Mehrheit der Jugendlichen lebt gern<br />
in diesem Land<br />
Sie sehen die Möglichkeit, durch Wahlen<br />
Politik mitzugestalten, die Gewährleistung<br />
von Meinungs- und Pressefreiheit,<br />
die Möglichkeit der ungehinderten Auswanderung,<br />
ja sie halten sogar ihre Mitmenschen<br />
für hilfsbereit und solidarisch.<br />
Kurzum: die überwältigende Mehrheit<br />
der Jugendlichen lebt gern in diesem<br />
Land. Dies sind einige der Ergebnisse<br />
eines dreijährigen Forschungsprojekts,<br />
das sich mit den Kenntnissen und Urteilen<br />
Jugendlicher über die deutsche Zeitgeschichte<br />
beschäftigt hat. Dazu wurden<br />
in drei Teilprojekten insgesamt 7.500<br />
Schülerinnen und Schüler befragt.<br />
Freiheit hat keinen Einfluss auf das<br />
Wohlbefinden<br />
Einige Klassen wurden dabei mehrfach<br />
besucht, um Veränderungen des Wissens<br />
und der Einstellungen messen zu können.<br />
Neben dem Geschichtswissen sollten<br />
vor allem die Vorstellungen und Urteile<br />
erhoben werden, die die Jugendlichen<br />
von und über vier Systeme haben – den<br />
Nationalsozialismus, die DDR sowie die<br />
Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung.<br />
Es zeigt sich dabei, dass<br />
Demokratie und Diktatur, Freiheit und<br />
Menschenrechte keine Konzepte zu sein<br />
scheinen, die die Schüler in ihrem Urteil<br />
oder Wohlbefinden beeinflussen. Somit<br />
stellen sich zwei Fragen: Welches sind<br />
für die Jugendlichen die positiven Seiten<br />
des von ihnen so geschätzten wiedervereinigten<br />
Deutschlands? Und sind sie<br />
gegenüber Demokratie und Diktatur<br />
tatsächlich so indifferent, wie es scheint?<br />
Ein kulturpessimistisches Lamento<br />
Diese Fragen klingen nach einem klassischen<br />
kulturpessimistischen Lamento.<br />
Die Jugend ist desinteressiert, spielt Computer<br />
und verdummt. Im Subtext lauert<br />
dann der Untergang des Abendlandes.<br />
Und tatsächlich liefert die Studie viele<br />
Daten, die diese Sichtweise unterstützen:<br />
zu Guttenberg sei Arzt (schließlich hatte<br />
er zum Zeitpunkt der Befragung gerade<br />
Ärger wegen seines Doktortitels) und<br />
was bitte soll denn BRD und DDR heißen?<br />
Selbst wenn die Befragten schon einmal<br />
davon gehört hatten, dass Deutschland<br />
irgendwann in grauer Vorzeit geteilt<br />
war, konnten erstaunlich viele nicht<br />
angeben, ob ihre Eltern aus dem Osten<br />
oder Westen stammten.<br />
Politische Präferenzen vorhanden<br />
Doch die Studie zeigt zugleich, dass die<br />
Jugendlichen sehr wohl politische Präferenzen<br />
haben. Ihr zeitgeschichtliches<br />
Wissen mag gering sein – was ihnen allerdings<br />
missfällt, können sie sehr genau<br />
(Foto: imageworld24/pixelio.de)<br />
benennen. Das zeigt sich besonders deutlich<br />
in einem Untersuchungsteil, in dem<br />
die Befragten fünf hypothetische Staaten<br />
beurteilen sollten.<br />
Dazu wurden den Jugendlichen kurze<br />
Texte vorgelegt, die in allgemeiner Form<br />
anhand von Merkmalen wie persönlicher<br />
und politischer Freiheit oder Wohlstand<br />
unterschiedliche Staaten beschrieben.<br />
Die Schülerinnen und Schüler sollten<br />
dazu mit Hilfe von Schulnoten die Fragen<br />
beantworten, ob sie selbst gerne in dem<br />
Staat leben wollen und ob sie glauben,<br />
dass dies auch für alle anderen Menschen<br />
ein guter Staat sei.<br />
Das höchste Gut: Freiheit<br />
Das Ergebnis ist deutlich. Es besteht ein<br />
positiver, linearer Zusammenhang zwischen<br />
dem Ausmaß der Freiheit, das die<br />
Menschen in einem Staat genießen und<br />
einer guten Benotung durch die Schüler.<br />
Anders ausgedrückt: je freier ein Staat ist,<br />
desto besser gefällt er den Jugendlichen.<br />
Zwar gibt es auch Minderheiten, die sich<br />
für die eine oder andere Freiheitseinschränkung<br />
aussprechen, doch diese Einschränkungen<br />
müssen nach Meinung der<br />
Jugendlichen maßvoll sein. Aber von einer<br />
Mehrheit werden selbst diese vergleichsweise<br />
geringfügigen Einschränkungen<br />
abgelehnt. Diese deutliche Ablehnung<br />
unfreier Systeme und große Sympathie<br />
für freiheitliche Gesellschaften findet<br />
sich in allen beteiligten Bundesländern.<br />
Soziale Erwünschtheit, Konformität oder<br />
Protest<br />
Dass diese Werturteile schwerlich mit<br />
den zuvor über die konkreten historischen<br />
Systeme geäußerten Einschätzungen in<br />
Übereinstimmung zu bringen sind, ist<br />
nicht zu übersehen. Was aber ist daraus<br />
zu schließen?<br />
Einerseits unterstreicht dieses<br />
Ergebnis der Studie die bereits bekannte<br />
Tatsache, dass Urteile immer auch durch<br />
soziale Erwünschtheit, durch Konformität<br />
damit oder Protest dagegen geformt<br />
werden.<br />
Die FDP wählt man nicht<br />
Diese Empfehlungen stimmen auffällig<br />
häufig nicht mit dem tatsächlichen<br />
Wahlverhalten überein. Denn dieses wird<br />
eben nicht allein durch den rationalen<br />
Abgleich von Parteiprogrammen mit den<br />
eigenen subjektiven Überzeugungen<br />
gesteuert, sondern etwa auch durch<br />
Faktoren wie Parteibindung oder Verhaltensmaßregeln<br />
der Umwelt. Derzeit zum<br />
Beispiel gelten die Piraten als politische<br />
Alternative, die FDP hingegen wählt man<br />
nicht. Solche Einflüsse können einige,<br />
aber längst nicht alle Abweichungen<br />
vom „rationalen“ Antwortverhalten<br />
erklären. Dies immer gemessen an den<br />
von den Jugendlichen selbst geäußerten<br />
Präferenzen. Ein weiterer Grund für diese<br />
Diskrepanz ist das häufig geringe zeitgeschichtliche<br />
Wissen von Jugendlichen.<br />
(Grafik: Forschungsverbund SED-Staat)<br />
Während Heino aus Protest gegen den Skandalrapper<br />
Bushido seinen Bambi zurückgab, adelten<br />
Medien den „Führer spielenden“ Skandalkünstler<br />
Jonathan Meese mit Aufmerksamkeit<br />
Doch wer nichts weiß, muss glauben: an<br />
das, was die Eltern erzählen, an Mythen,<br />
Klischees und selbstgebastelte Erklärungen.<br />
Wer mehr weiß, kann adäquater<br />
urteilen<br />
Auf diese Weise wird die Berliner Mauer<br />
zu einem Bauwerk deklariert, das wahlweise<br />
von den USA oder der Bundesrepublik<br />
errichtet wurde – schließlich ist es<br />
ein verbreitetes Phänomen, dass die hartherzigen<br />
Reichen die armen Verwandten<br />
aussperren. Folglich ist es nur logisch,<br />
dass ein Viertel der Befragten davon<br />
überzeugt ist, man habe ohne Probleme<br />
aus der DDR auswandern können. Knapp<br />
die Hälfte aber glaubt, dass dies in der<br />
alten Bundesrepublik nicht möglich war.<br />
Die Studie weist einen starken Zusammenhang<br />
zwischen dem zeitgeschichtlichen<br />
Wissen und entsprechenden<br />
Urteilen nach. Wer mehr weiß, kann im<br />
Sinne der freiheitlich-demokratischen<br />
Grundordnung adäquater urteilen.<br />
Vermeintlich unnützes Wissen<br />
Doch obwohl diese Erkenntnis dem<br />
gesunden Menschenverstand unmittel-<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 7<br />
(Foto: http://www.jonathanmeese.com)
Gesellschaft<br />
(Foto: Lisa Spreckelmeyer/pixelio.de)<br />
BRD oder DDR – welcher Staat gewährte<br />
seinen Bürgern keine Reisefreiheit?<br />
bar zugänglich ist, erzürnt sie manche<br />
Geschichtsdidaktiker. Sie möchten den<br />
Schülern lieber allerlei Kompetenzen<br />
nahebringen, anstatt diese mit vermeintlich<br />
unnützem Wissen zu belasten.<br />
Allerdings hat dieser Ansatz einen<br />
Haken. Denn so wünschenswert es ist,<br />
dass sich Kinder zu politischen, eigenständig<br />
denkenden und urteilenden<br />
Erwachsenen entwickeln, bleibt es doch<br />
schwer vorstellbar, wie ein Mensch diese<br />
Fähigkeiten nutzen soll, wenn er nicht einmal<br />
weiß, wovon er redet. Es gilt: je mehr<br />
die Jugendlichen wissen, desto häufiger<br />
designing the future<br />
werden sie den NS-Staat und die DDR als<br />
Diktatur einschätzen, die beiden Bundesrepubliken<br />
dagegen als Demokratie.<br />
Unwissen schadet nicht<br />
Bedauerlicherweise jedoch ist die<br />
Ansicht, dass Unwissen allenfalls minder<br />
schädlich sei, recht verbreitet. Beispielsweise<br />
sahen die nordrhein-westfälischen<br />
Lehrpläne bis vor kurzem vor, dass sich<br />
Jugendliche weniger mit Fakten quälen<br />
als sich vielmehr ihrer Interessen und persönlichen<br />
Betroffenheit bewusst werden.<br />
Doch dieser Rekurs auf die marxistische<br />
Klassentheorie ist wenig geeignet, den<br />
Schülern das nötige Rüstzeug für das<br />
Leben in einer freiheitlichen Demokratie<br />
zu vermitteln. Auch das zeigen die<br />
Ergebnisse der Studie. Die Vorstellung,<br />
Jugendliche könnten Kompetenzen ohne<br />
zumindest grundlegendes Wissen entwickeln,<br />
ist absurd.<br />
Unkenntnis über politische Systeme<br />
Ein Urteil über einen unbekannten<br />
Gegenstand kann nicht fundiert sein,<br />
sondern allenfalls zufällig mit den<br />
gewählten Maßstäben übereinstimmen.<br />
Von dieser zufälligen Art jedoch sind<br />
die Urteile Jugendlicher über politische<br />
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oder zeithistorische Fragen häufig und so<br />
erklärt sich die offensichtliche Diskrepanz<br />
zwischen den abstrakten politischen<br />
Vorstellungen und den konkreten Antworten.<br />
Weil sie wenig wissen, scheitern<br />
die Schüler, wenn sie ihre Maßstäbe auf<br />
konkrete politische Fragen, historische<br />
Ereignisse oder Gesellschaften übertragen<br />
sollen. Dieser „Übersetzungsfehler“<br />
ist nicht allein Folge des geringen zeitgeschichtlichen<br />
Wissens, sondern auch<br />
ihrer weitgehenden Unkenntnis über die<br />
Grundlagen und Funktionsweisen politischer<br />
Systeme und komplexer Gesellschaften.<br />
„Kein Plan“<br />
Einem sehr großen Teil der Jugendlichen<br />
ist nicht bewusst, wie eine liberale Demokratie<br />
funktioniert. Die meisten wissen<br />
nicht, dass Freiheit die Voraussetzung für<br />
Frieden und Wohlstand ist. Und hinsichtlich<br />
wirtschaftlicher Grundkenntnisse<br />
sieht es noch magerer aus. Sie haben<br />
verinnerlicht, dass die Nazis die Schurken<br />
waren, aber worin abgesehen von<br />
Holocaust und Weltkrieg das Problem<br />
dieser Ideologie gelegen haben könnte,<br />
das wissen viele nicht. In den Worten der<br />
Jugendlichen: „kein Plan“.<br />
Offensichtlich werden den Jugendlichen<br />
diese Zusammenhänge entweder gar<br />
nicht vermittelt oder jedenfalls nicht so,<br />
dass sie diese verstehen.<br />
Die Suche nach Schuldigen<br />
Die vermeintliche Diktaturverharmlosung<br />
oder gar Diktaturaffinität der<br />
Jugendlichen steht somit in einem ganz<br />
anderen Kontext. Ihre zum Teil geradezu<br />
abenteuerlichen Äußerungen sind allenfalls<br />
in Einzelfällen Ausdruck einer Sympathie<br />
für autoritäre Regime. Vielmehr<br />
sind sie in der Regel das Ergebnis misslungener<br />
Transferversuche. Sie beruhen<br />
auf gedanklichen Kurzschlüssen.<br />
Die Suche nach den Schuldigen für<br />
diese Misere scheint einfach. Es mangelt<br />
den Jugendlichen an historischpolitischer<br />
Bildung, also haben wohl<br />
die Schulen versagt. Schließlich ist die<br />
Gegenleistung für die jahrelange Überlassung<br />
der Kinder an die Schule das<br />
Versprechen, dass diese schlauer aus den<br />
Bildungseinrichtungen wieder herauskommen,<br />
als sie hineingegangen sind.<br />
Über die Autorin<br />
■ Dagmar Schulze Heuling ist Mitautorin<br />
der Studie „Später Sieg<br />
der Diktaturen?“, die kürzlich<br />
vom Forschungsverbund SED-<br />
Staat der Freien Universität Berlin<br />
veröffentlicht wurde.<br />
Schule ist nur das halbe Leben<br />
Wird dieses Versprechen nicht oder nur<br />
ungenügend eingelöst, fühlen wir uns<br />
betrogen und sind empört. Und tatsächlich<br />
gibt es an vielen Stellen im Schulsystem<br />
Optimierungspotential. Aber die<br />
Schule ist allenfalls das halbe Leben.<br />
Die Jugendlichen werden nicht<br />
zuletzt von ihrer Umwelt geprägt. Und<br />
das Lernen am Modell funktioniert auch<br />
außerhalb der Schule hervorragend. Dort<br />
erleben Jugendliche unablässig, wie<br />
demokratische und freiheitliche Prinzipien<br />
durchbrochen werden, als Begründung<br />
müssen wahlweise der Sachzwang,<br />
die Systemrelevanz oder der Einfluss der<br />
zu Privilegierenden herhalten.<br />
Während in der Schule die Gewaltenteilung<br />
behandelt wird, berichten<br />
die Medien über Drohungen und<br />
Erpressungsversuche an die Adresse des<br />
Bundesverfassungsgerichts. Ist es da<br />
verwunderlich, dass die Haltungen der<br />
Jugendlichen auch ein Abbild solcher<br />
Widersprüche sind? ■<br />
Dagmar Schulze Heuling<br />
Dieser Artikel erschien ungekürzt zuerst<br />
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Aufstand der Scheinheiligen<br />
Arbeitsverweigerung der Abgeordneten – wer beschließt in Deutschland<br />
eigentlich die Gesetze?<br />
Gesellschaft<br />
„Der Partei-Linie“ ist oft treffender<br />
Gerade als das Halbfinalspiel der Europameisterschaft<br />
Deutschland gegen Italien<br />
am 28. Juni angepfiffen wurde, deutete<br />
sich im Bundestag ein politisches<br />
Desaster an. 27 von 600 Abgeordneten<br />
winkten das neue Gesetz zum Meldewesen<br />
durch.<br />
In gerade einmal 57 Sekunden. In<br />
Zukunft sollten die Meldeämter Daten<br />
ihrer Bürger auf Anfrage von Unternehmen<br />
heraus geben dürfen, ohne<br />
die Betroffenen vorher um Erlaubnis zu<br />
fragen. Erst Wochen später wurde die<br />
Öffentlichkeit auf die Vorgehensweise<br />
im Parlament aufmerksam. Ein Video-<br />
Mitschnitt der kurzen Sitzung machte<br />
auf Youtube die Runde.<br />
Die Besänftigung der aufgebrachten<br />
Massen<br />
Plötzlich war der Aufschrei groß. Sämtliche<br />
Oppositionsparteien erklärten ihre<br />
Empörung über das Gesetz. Die Medien<br />
liefen Sturm und schließlich war selbst<br />
die Koalition gegen ihr eigenes Vorhaben.<br />
Vom Shitstorm getrieben ruderten<br />
alle Beteiligten zurück. Keiner konnte<br />
sich erklären, wie es überhaupt zu der<br />
Gesetzesänderung kommen konnte.<br />
Alle Politiker waren jetzt der Überzeugung,<br />
das Gesetz müsse zu Gunsten<br />
des Datenschutzes geändert werden.<br />
Alle stachen in die gleiche Richtung.<br />
Welt-Redakteur Ulrich Clauss kritisierte,<br />
die Debatte ging nicht mehr um Argumente,<br />
sondern um die Besänftigung<br />
der aufgebrachten Massen.<br />
Der entlarvende Lapsus<br />
Die ursprüngliche Fassung des Meldegesetzes<br />
schrieb noch die Einverständniserklärung<br />
der Bürger vor, sollten die<br />
Behörden ihre Daten weiter geben wollen.<br />
Einen Monat vor der 57-Sekunden-<br />
Abstimmung war diese Regelung intern<br />
bereits gekippt worden. „Erstmals wurde<br />
diese klammheimliche Änderung bei<br />
der ersten Lesung des Regierungsentwurfs<br />
im Bundestag am 26. April öffentlich.<br />
Damals redete der CDU-Abgeordnete<br />
Helmut Brandt versehentlich über<br />
den Absatz 4, obwohl dieser noch gar<br />
nicht im Gesetzestext stand, sondern<br />
nur Teil der unter der Hand vereinbarten<br />
Änderungen war.<br />
Der entlarvende Lapsus fiel jedoch<br />
keinem so richtig auf, auch der Opposition<br />
nicht, womöglich weil die Reden<br />
zu Protokoll gegeben und nicht im Plenarsaal<br />
gehalten wurden”, schrieb der<br />
Spiegel. Die wirkliche Änderung fand<br />
dann aber erst in der Nacht vor dem 28.<br />
Juni statt. Heimlich und ohne Wissen<br />
der Opposition.<br />
Staatliche Stellen sind doch kein Basar<br />
Sowohl Innen- als auch Justizministerium<br />
sollen zuvor mit der Änderung einverstanden<br />
gewesen sein. Der Vorsitzende<br />
der Arbeitsgruppe Innenpolitik und<br />
CSU-Politiker Hans-Peter Uhl betonte<br />
die Notwendigkeit der vorgenommenen<br />
Änderung. Allein in München würden<br />
innerhalb eines Jahres rund 100.000<br />
Anfragen auf Erlaubnis der Datenweitergabe<br />
fällig. Ein Verwaltungsaufwand,<br />
der nicht zu stemmen sei. Um die Daten<br />
der Bürger dennoch zu schützen, habe<br />
man die Weitergabe von Daten mit<br />
einer Kostenpflicht versehen. Acht Euro<br />
müsste ein Unternehmen demzufolge<br />
zahlen, wenn es an einem Datensatz<br />
interessiert sei. Die so entstehenden<br />
Kosten würden die Datenanfrage bei<br />
den Meldeämtern unattraktiv machen.<br />
Wäre ein schlichtes Verbot der Weitergabe<br />
von Daten nicht einfacher? Die<br />
Widersprüchlichkeit dieser Aussage hat<br />
Gunnar Sohn erkannt: „Wo kommen<br />
denn nun die vielen Anfragen her? Und<br />
warum sollte dann eine Einwilligungsregel<br />
der Verbraucher aus dem Gesetz<br />
verschwinden? Dann schreibt doch bitte<br />
ins Gesetz, dass generell die Daten<br />
der Meldeämter für gewerbliche Zwecke<br />
nicht herausgegeben werden dürfen.<br />
Denn 95 Prozent der Bevölkerung wür-<br />
(Foto: MD111/Flickr.com)<br />
den wohl ihre Einwilligung nicht erteilen.<br />
Dann sollten die Werber ihre Finger von<br />
Daten der Meldeämter lassen. Staatliche<br />
Stellen sind doch kein Basar.“ Der<br />
sich selbst allzu gerne als Beschützer vor<br />
dem Datenkraken Internet erklärende<br />
Uhl misst mit zweierlei Maß. Facebook<br />
und Google sollen die Daten ihrer User<br />
nicht speichern, der Staat darf sie aber<br />
weiter geben. Ein klassischer Fall von<br />
Doppelmoral.<br />
An der Spitze der entrüsteten<br />
Opposition<br />
Während das Bauernopfer Uhl lamentierte,<br />
twitterte sich Sigmar Gabriel<br />
schnell an die Spitze der entrüsteten<br />
Opposition. „Merkels neues Meldegesetz<br />
macht Staat zum Datendealer, sogar<br />
gegen den Widerspruch Betroffener“,<br />
ließ er schnell verlauten, als das Meldegesetz<br />
in den Medien diskutiert wurde.<br />
Auf der einen Seite zu Recht, denn der<br />
Gesetzesentwurf, der dem Parlament<br />
zur Abstimmung vorgelegt werden<br />
sollte, war am Vorabend der Abstimmung<br />
in einer Nacht und Nebel-Aktion<br />
zu Ungunsten der Bürger geändert worden.<br />
Andererseits zu Unrecht, denn er<br />
hätte das Gesetz schon während der<br />
Abstimmung verhindern können.<br />
Der Hammelsprung<br />
Petra Pau wiederum ist nicht nur Linken-<br />
Innenexpertin, sie ist auch Bundestagsvizepräsidentin.<br />
Als solche leitete sie die<br />
Abstimmung an diesem Abend des 28.<br />
Juni. Wenige Tage zuvor, am 15. Juni <strong>2012</strong>,<br />
hatte Petra Pau als amtierende Bundestagspräsidentin<br />
die 185. Plenarsitzung<br />
des Bundestages mangels Beschlussfähigkeit<br />
aufgehoben. Eine vorausgegangene<br />
Abstimmung durch Handzeichen<br />
und deren Wiederholung hatten kein<br />
eindeutiges Ergebnis erbracht. Die Bundestagspräsidentin<br />
rief daraufhin zum<br />
„Hammelsprung“ auf. Einst wurden die<br />
Schafe einer Herde gezählt, indem sie<br />
einzeln durch ein schmales Tor getrieben<br />
wurden. Im Bundestag sind das<br />
Türen, durch welche die Abgeordneten<br />
einzeln wieder in den Saal gelassen werden,<br />
nachdem sie zu diesem Zählzweck<br />
Vertrauen in Politiker verschiedener Politikebenen<br />
Deutschland<br />
Anteil der Befragten<br />
in MJ<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Ihrem Bürgermeister bzw. Ortsv...<br />
39<br />
Quelle: Das Örtliche, Der ideale Ort, Seite 4<br />
© Statista GmbH<br />
Den Landes-politikern<br />
Welchen Politikern vertrauen Sie am meisten?<br />
Haben die Bundespolitiker die Nähe zur Bevölkerung verloren?<br />
12<br />
Den Bundes-politikern<br />
5 4 3<br />
Den deutschen Spitzenpolitikern<br />
Den Politikern an der Spitze gro...<br />
So leer ist es im Bundestag oft. Warum dann über 600 Abgeordnete wählen?<br />
Keinem davon<br />
32<br />
Weiß nicht / Keine Angabe<br />
5<br />
(Foto: Siegfried Baier/pixelio.de)<br />
10 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 11
Sigmar Gabriel hätte das Gesetz schon während<br />
der Abstimmung verhindern können.<br />
Dann hätte er sich aber nicht an die Spitze der<br />
Protestler twittern können.<br />
(Foto: Wikimedia/CC-3.0/Arne Müseler)<br />
Gesellschaft<br />
alle den Saal verlassen haben. Am 15.<br />
Juni lehnten 204 Abgeordnete einen rotgrünen<br />
Antrag ab, nur sieben Abgeordnete<br />
stimmten zu. Die Opposition blieb<br />
der Abstimmung zum eigenen Antrag<br />
fast komplett fern. Da laut Geschäftsordnung<br />
der Bundestag nur beschlussfähig<br />
ist, wenn mehr als die Hälfte seiner<br />
Mitglieder im Sitzungssaal anwesend<br />
ist, hätten 311 der 620 Bundestagsabgeordneten<br />
an diesem „Hammelsprung“<br />
teilnehmen müssen.<br />
Verschiebung erzwungen<br />
Entsprechend § 45 Abs. 3 der Geschäftsordnung<br />
musste Petra Pau die Sitzung<br />
„sofort“ aufheben und erzwang<br />
die Verschiebung der in der Tagesordnung<br />
bereits angesetzten 1. Lesung des<br />
Gesetzentwurfs zum Betreuungsgeld.<br />
Wären die fehlenden 126 der insgesamt<br />
330 Abgeordneten von Union und<br />
FDP zum Hammelsprung gekommen,<br />
wäre das Manöver der Opposition nicht<br />
geglückt. Doch die machten alle irgend<br />
etwas anderes. Da erhebt sich nur noch<br />
eine Frage: Wieso sah die leitende Präsidentin<br />
Petra Pau nicht, dass die laut<br />
Geschäftsordnung zur Beschlussfähigkeit<br />
nötigen 311 Abgeordneten nicht im<br />
Saal saßen, sondern nur knapp 30? Die<br />
Antwort gibt die Pressestelle des Bundestages<br />
am Telefon: „Es wird grundsätzlich<br />
von der Beschlussfähigkeit des<br />
Bundestages ausgegangen.“ Der unbefangene<br />
Beobachter ist fassungslos:<br />
Wozu wählen wir über 600 Bundestagsabgeordnete,<br />
wenn zur Beschlussfassung<br />
entgegen der Geschäftsordnung<br />
auch zwei oder drei anwesende<br />
Parlamentarier ausreichen? So wird das<br />
schwindende Vertrauen der Bürger in<br />
die Politik nicht verbessert.<br />
Man hätte nur anwesend sein müssen<br />
Wer jetzt aus der Opposition das neue<br />
Meldegesetz in der Öffentlichkeit geißelt<br />
und im Bundesrat im Herbst „unbedingt“<br />
zu Fall bringen will, muss sich<br />
zwei Fragen gefallen lassen: Erstens:<br />
Warum hat die Opposition nicht am 28.<br />
Juni ihre Arbeit gemacht und gegen das<br />
Gesetz gestimmt? Es wäre leicht gewesen,<br />
das schwach besetzte Regierungs-<br />
lager zu überstimmen. Man hätte nur<br />
anwesend sein müssen. Und zweitens:<br />
Warum haben die anwesenden Oppositionsvertreter<br />
nicht die Beschlussfähigkeit<br />
bezweifelt und damit den Hammelsprung<br />
erzwungen?<br />
Dann wäre das Gesetz zumindest<br />
vorläufig auch verhindert worden. Der<br />
mediale Aufschrei danach statt im<br />
Parlament ist ein Aufstand der Scheinheiligen.<br />
Der leere Bundestag ist politischer Alltag<br />
Denn dass der Bundestag seine<br />
Beschlussfähigkeit überprüfen lässt, ist<br />
deshalb äußerst selten. Nur ganze vier<br />
Mal seit 1990 kam es dabei zur Feststellung<br />
der Beschlussunfähigkeit, obwohl<br />
im Internet Dutzende Videos kursieren,<br />
die den weitgehend leeren Plenarsaal<br />
bei Beratungen und Beschlüssen dokumentieren.<br />
Der leere Bundestag ist politischer<br />
Alltag. Wenn eine geringe Anwesenheit<br />
im Parlament erwartet wird,<br />
einigen sich die Fraktionsvorsitzenden<br />
auf eine Anwesenheitsquote, die der<br />
Proportion der gewählten Parteien<br />
entspricht.<br />
Das ist Gang und Gebe und bedeutet<br />
im Klartext: Die Fraktionsvorsitzenden<br />
können Ergebnisse auskungeln, von<br />
denen die Wähler glauben, sie wären<br />
von 600 Abgeordneten ausdiskutiert<br />
worden. Die Faulheit und der Kungel<br />
unter den Abgeordneten wird in der<br />
öffentlichen Debatte nicht diskutiert.<br />
Schlimmer noch, es wird als selbstverständlich<br />
hingenommen. Schließlich ist<br />
es gängige Praxis. Die logische Schlussfolgerung<br />
wäre, dass es keine 620 Abgeordneten<br />
mehr braucht, die Demokratie<br />
nur vortäuschen, anstatt sie zu praktizieren.<br />
Die Entscheidungen im Bundestag<br />
sind dann die Entscheidungen<br />
einiger weniger Köpfe.<br />
Die Abstimmung darüber wahrt den<br />
Schein der Demokratie. Und die intellektuelle<br />
Elite, deren Hauptaufgabe<br />
darin liegt, die Mängel des Systems<br />
offen zu legen, verweigert die Auseinandersetzung<br />
und macht sich selbst<br />
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Gnadenlos gerecht?<br />
Von der Schwierigkeit der Wahrheitsfindung<br />
Gesellschaft<br />
(Foto: Wikimedia/CC-3.0/CHR!S)<br />
Was ist Wahrheit? Immanuel Kant<br />
sagte, Wahrheit hängt von der Quelle<br />
der jeweiligen Erkenntnis ab. Deshalb<br />
sorgt in einem Rechtsstaat die Justiz als<br />
unabhängige und neutrale Instanz für<br />
Gerechtigkeit. Kommt die Justiz selbst in<br />
die Kritik, mahlen ihre Mühlen besonders<br />
langsam. Die Unfehlbarkeit des Systems<br />
scheint über der Gerechtigkeit zu stehen.<br />
Im Nachhinein ein klares Fehlurteil<br />
Vor kurzer Zeit war der Fall des Lehrers<br />
Horst Arnold in den Medien. Der wegen<br />
Vergewaltigung verurteilte und später<br />
wieder freigesprochene Mann ist im<br />
Juni verstorben. Nach einem zehn Jahre<br />
andauernden Kampf gegen die Justiz,<br />
den er schon zu Beginn verloren hatte.<br />
In diesem Fall ist die ungerechtfertigte<br />
Beschuldigung der Vergewaltigung<br />
beinahe das geringere Übel. Arnold saß<br />
unschuldig fünf Jahre im Gefängnis. Weil<br />
der Lehrer während der Haft stets seine<br />
Unschuld beteuerte, wurde an ihm eine<br />
charakterliche Schwäche diagnostiziert.<br />
Die Konsequenz, die für alle unschuldig<br />
Verurteilten gilt, die für ihr Recht kämpfen:<br />
sie erwartet eine besonders harte<br />
Vollstreckung des Urteils. Keine vorzeitige<br />
Entlassung, kein Freigang und harte<br />
Behandlung durch die Vollzugsbeamten.<br />
Wegen Uneinsichtigkeit.<br />
Gebrandmarkt durch ein falsches Urteil<br />
Erst nach zehn Jahren und nach beharrlichem<br />
Kampf erreichte Arnolds Anwalt<br />
den verdienten Freispruch. Doch das<br />
Leben des Lehrers war bereits zerstört.<br />
Das typische Schicksal eines zu unrecht<br />
Verurteilten hatte ihn ereilt. Finanziell<br />
war er ruiniert, hatte sein Haus verkaufen<br />
müssen. Beruflich war er chancenlos. Als<br />
Lehrer wollte ihn niemand mehr einstellen.<br />
Das gesellschaftliche Ansehen war<br />
vollkommen zerstört. Gebrandmarkt<br />
durch ein falsches Urteil.<br />
Der weiße Neger vom Hasenbergl<br />
Schlagzeilen machte auch der Fall des<br />
Schauspielers Günter Kaufmann. Als er<br />
die Belastung der Verhöre in der Untersuchungshaft<br />
nicht mehr ertrug, „gestand“<br />
er am 27. November 2002 eine versuchte<br />
schwere räuberische Erpressung mit<br />
Todesfolge. 15 Jahre Haft lautete das<br />
Urteil. Drei Jahre später wurden die wahren<br />
Täter entdeckt und verurteilt. Kaufmann<br />
widerrief sein Geständnis, erreichte<br />
eines der seltenen Wiederaufnahmeverfahren<br />
und wurde am 26. Januar 20<strong>05</strong><br />
freigesprochen, nachdem er 1.000 Tage<br />
unschuldig im Gefängnis saß. Haftentschädigung<br />
erhielt er deshalb nicht, weil<br />
er ja durch sein „falsches“ Geständnis die<br />
Inhaftierung selbst verschuldet habe. Im<br />
Gegenteil: Er wurde aber zwei Monate<br />
später wegen einer Freiheitsberaubung<br />
in einem besonders schweren Fall zu<br />
einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt,<br />
da zwei angebliche Mittäter aufgrund<br />
seiner Falschaussage drei Wochen<br />
unschuldig in Untersuchungshaft saßen.<br />
Im Mai <strong>2012</strong> starb Kaufmann an den<br />
Folgen eines Herzinfarkts, mitten auf der<br />
Straße im Berliner Stadtteil Grunewald.<br />
Angebliche Steuernachzahlungen<br />
Gerät ein Unternehmen in die Mühlen<br />
des Rechtsapparates, sind gleich mehrere<br />
Existenzen bedroht. Wie im Falle<br />
von Jochen Köhn aus dem brandenburgischen<br />
Templin. Dieser beschäftigte<br />
Anfang der 90er Jahre in seinem Baubetrieb<br />
rund 200 Mitarbeiter, schrieb<br />
schwarze Zahlen und hatte ein Eigenkapital<br />
von über einer Millionen Euro, als<br />
das Finanzamt ihm wegen einer angeblich<br />
sechsstelligen Umsatzsteuernachzahlung<br />
die Konten pfändete. Sofort<br />
kündigten die Banken ihm die Kredite,<br />
der damalige Bürgermeister Ulrich<br />
Schöneich entzog ihm auf Drängen des<br />
Finanzamts die Gewerbeerlaubnis. Köhn<br />
ging Pleite und die 200 zusätzlichen<br />
Arbeitslosen kosteten Staat und Sozialkassen<br />
jährlich fünf bis sechs Mio. Euro.<br />
Das Recht auf Recht ist nicht umsonst<br />
Jahre später wurde zwar höchstrichterlich<br />
festgestellt, dass Köhn zum Zeitpunkt<br />
der Pfändung beim Finanzamt<br />
gar keine Schulden hatte. Im Gegenteil:<br />
Das Finanzamt schuldete ihm damals<br />
eine Rückzahlung. Eigentlich also ein<br />
klarer Fall der Staatshaftung. Doch das<br />
Recht auf Recht kostete Geld, das Köhn<br />
nicht mehr hatte. Von den 331 Euro ALG<br />
II konnte er keinen Anwalt bezahlen.<br />
Und auf eigene Kosten gegen den Staat<br />
streiten? Das macht weder ein geistig<br />
gesunder Anwalt noch eine auf Ertrag<br />
orientierte Prozesskostenfinanzierung.<br />
Alle Versuche Köhns auf Wiedergutmachung<br />
scheiterten. Er blieb bettelarm,<br />
wurde herzkrank, wohnte in einer Sozialwohnung.<br />
Im Frühjahr 2010 verstarb<br />
er schließlich. So erledigte sich das fiskalische<br />
Problem „auf natürliche Weise“.<br />
Kein Brot für die Tafel<br />
Solange musste Bäckermeister Roland<br />
Ermer, der ehrenamtlich als Präsident<br />
der Handwerkskammer Dresden vorsteht,<br />
nicht warten. Er hatte folgendes<br />
Problem: Er spendete die bis zum Abend<br />
nicht verkauften Brote und Brötchen an<br />
die Hoyerswerdaer „Tafel“, die die Backwaren<br />
Bedürftigen weitergab. Auf der<br />
Spendenquittung stand ein Wert größer<br />
Null, denn anderenfalls, so verlangte die<br />
Hygienekontrolle, müsse man ja Abfall<br />
vermuten, und der darf nicht als Lebensmittel<br />
dienen. Da bekam ein Betriebsprüfer<br />
des Finanzamts Dollarzeichen in<br />
den Augen: Ob der Bäcker für diese<br />
Lieferungen Geld erhielt oder nicht,<br />
(Foto: Carlo Schrodt/pixelio.de)<br />
ist nämlich nach Umsatzsteuergesetz<br />
egal. Es wurde „geleistet“. Und da fällt<br />
Umsatzsteuer an. Und die belief sich im<br />
Fall des Bäckers Ermer auf 5.000 Euro,<br />
rückwirkend. Die Nichterklärung dieser<br />
Steuern ist Steuerhinterziehung! Nach<br />
einer großen Medienaktion im Sommer,<br />
an der sich auch www.kompetenznetzmittelstand.de<br />
beteiligt hatte, lenkte<br />
das Bundesfinanzministerium ein. Im<br />
Herbst soll nun endlich Rechtsklarheit<br />
und Rechtssicherheit geschaffen werden.<br />
n<br />
Boris Kunofski<br />
14 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong>
• Steuerungs- und Kommunikationstechnik<br />
• Energieanlagen<br />
Berliner Technikrevolutionen<br />
Das Kommunikationszeitalter und DeTeWe. Jubiläum eines Branchenriesen.<br />
Gesellschaft<br />
Am 11. Mai jährte sich in Berlin ein Stück<br />
deutscher Wirtschaftsgeschichte: Die<br />
DeTeWe Communications feierte ihr<br />
125-jähriges Jubiläum.<br />
Gegründet im Jahr 1887 als Zulieferer<br />
in der Telefonapparateproduktion,<br />
war das Unternehmen Pionier bei der<br />
Konstruktion von Fernmeldeämtern,<br />
Co-Erbauer des ehemaligen Berliner<br />
Rohrpostsystems, millionenfacher Hersteller<br />
von Telefonen und ist heute einer<br />
der größten ITK-Systemintegratoren<br />
in Deutschland. „Die DeTeWe blickt<br />
auf Generationen von Ingenieursleistung<br />
zurück und hat die Kommunikationsbranche<br />
wie kaum ein anderes<br />
Unternehmen mitgeprägt. Die Informations-<br />
und Telekommunikationsbranche<br />
ist schnelllebig, die DeTeWe war und<br />
ist immer dabei“, sagt Christian Fron,<br />
Geschäftsführer der DeTeWe Communications.<br />
Diesen Tag müssen wir uns merken<br />
Der Architekt für die Technik-Revolutionen<br />
im Berlin des 19. Jahrhunderts war<br />
der Generalpostmeister Heinrich von<br />
Stephan. Er erkannte sofort die wirtschaftliche<br />
und gesellschaftliche Dimension<br />
der elektrischen Nachrichtenübertragung.<br />
Mitte Oktober 1877 wurde<br />
Stephan ein Bericht der Zeitschrift „Scientific<br />
American“ vom 6. Oktober 1877<br />
über Bells Telefon vorgelegt. Schon am<br />
24. Oktober hat er zwei Telefone in Händen.<br />
Es waren die ersten Apparate, die<br />
überhaupt nach Europa kamen. Am 26.<br />
Oktober erklärt Stephan: „Meine Herren!<br />
Diesen Tag müssen wir uns merken“. Es<br />
war die Geburtsstunde des Fernsprechers<br />
in Deutschland.<br />
Die Widerstände in Deutschland waren<br />
groß<br />
„Ende 1877 sind es 19 Orte, Ende 1880<br />
bereits 1.000 geworden, die über den<br />
Fernsprecher Anschluss an das Telegrafennetz<br />
erhielten. In Amerika war<br />
der Fernsprecher zur Errichtung von<br />
Fernsprechnetzen in Städten und zur<br />
Herstellung von Privattelegrafenlinien<br />
benutzt worden. Dass man ihn zur<br />
Erweiterung des staatlichen Telegrafennetzes<br />
benutzte, war etwas ganz Neues“,<br />
erläutert Hermann Heiden in seinem<br />
Buch „Rund um den Fernsprecher“. Die<br />
Widerstände in Deutschland gegen die<br />
Einführung des Telefons waren so groß,<br />
dass Stephan sich mit der Bitte an die<br />
Ältesten der Kaufmannschaft wendet,<br />
ihm geeignete Persönlichkeiten zu nennen,<br />
die bereit wären, gegen Vergütung<br />
die Werbung für den Fernsprecher in die<br />
Hand zu nehmen.<br />
Die Wahl fällt auf Emil Rathenau,<br />
den späteren Gründer der AEG. 1897<br />
werden in Berlin von neuen Fernsprechämtern<br />
170 Millionen Gespräche vermittelt.<br />
Drei Jahre später schreibt die „Berliner<br />
Illustrirte“ stolz, dass Berlin mehr<br />
Fernsprechanschlüsse habe als ganz<br />
Frankreich mit Paris und dass es sogar<br />
London und New York übertreffe. „Die<br />
Beharrlichkeit, Weitsicht und Intuition<br />
des Generalpostmeisters Heinrich von<br />
Stephan könnten wir heute in Deutschland<br />
sehr gut gebrauchen, um für die<br />
(Foto: Wikimedia/CC-2.0/Rama)<br />
vernetzte Ökonomie die modernste<br />
Infrastruktur zu schaffen. Nur so ist wirtschaftliche<br />
Prosperität möglich – von der<br />
Logistik bis zur Energiewende“, sagte<br />
Systemingenieur Bernd Stahl vom Netzwerkspezialisten<br />
Nash Technologies.<br />
Die Geschichte der DeTeWe begann 1882,<br />
als der mecklenburgische Schlosser Carl<br />
Christian Robert Stock nach Berlin zog<br />
und eine Anstellung bei einem Zulieferer<br />
der noch jungen Telefonindustrie fand.<br />
Stock war fasziniert von der Technik<br />
und witterte gleichzeitig schnell seine<br />
Chance, an dem Boom der Branche teilzuhaben.<br />
Er machte sich selbstständig,<br />
wickelte mit der Nähmaschine seiner<br />
Frau Spulen für die Telefonhersteller.<br />
Trotz der bescheidenen Produktionsmittel<br />
war er schneller und arbeitete<br />
präziser als seine Konkurrenten, so dass<br />
die Nachfrage nach seinen Produkten<br />
wuchs.<br />
Robert Stock stellte einen ersten<br />
Mitarbeiter ein und gründete am 11. Mai<br />
1887 das Unternehmen „R. Stock, Telegraphenapparate“<br />
– der Grundstein der<br />
heutigen DeTeWe Communications. In<br />
kurzer Zeit erweiterte sich das Produktportfolio<br />
des jungen Unternehmens. Auf<br />
der Gewerbeausstellung in Treptow 1896<br />
stellte Stocks Firma ein „Telephon-Verbindungs-Amt“<br />
(Fernmeldeamt) vor. Bis<br />
19<strong>05</strong> baute Stock europaweit 129 Fernsprechämter.<br />
Zahlreiche weitere Patente<br />
folgten, häufig wurden einzelne technische<br />
Bestandteile verbessert, bestehende<br />
Lösungen fortentwickelt. Bis zum<br />
zweiten Weltkrieg entwickelte DeTeWe<br />
Rohrpostanlagen, Schreibmaschinen,<br />
Rundfunkgeräte und Rechenmaschinen.<br />
In Zeiten des Wirtschaftswunders stieg<br />
der Bedarf an öffentlichen und privaten<br />
Telefonanlagen. Die DeTeWe konzentrierte<br />
die gesamte Produktion auf den<br />
Fernsprechsektor.<br />
Mit der Aufhebung des Postmonopols<br />
und dem Beginn der Globalisierung in<br />
den 1990er Jahren wurden die Unternehmen<br />
der Telekommunikationsbranche<br />
vor große Herausforderungen<br />
gestellt. Neue Technologien revolutionierten<br />
den Markt, Internet, E-Mail<br />
und Handys setzten sich durch. Neue<br />
Wettbewerber traten auf die Bildfläche,<br />
alte Branchengrößen verschwanden. Die<br />
DeTeWe dagegen blieb – und gestaltete<br />
mit. Der einstige Hersteller von Fernmeldeämtern<br />
entwickelte sich zu einem<br />
Am Puls der Energie<br />
der größten deutschen Systemintegratoren,<br />
der DeTeWe Communications.<br />
„Heute geht es dabei nicht mehr nur<br />
um klassische Telefonanlagen, sondern<br />
um deutlich komplexere Konzepte wie<br />
Unified Communications und standortübergreifende<br />
Zusammenarbeit. Telefonie<br />
wird zum Bestandteil der Informationstechnologie“,<br />
erläutert Fron. Die<br />
Arbeitswelt werde mobiler, neue Geräte<br />
wie Smartphones oder iPads erobern<br />
den Unternehmensalltag und müssen<br />
in die Infrastruktur integriert werden.<br />
DeTeWe Communications übernimmt<br />
als Systemintegrator die Organisationsund<br />
Prozessberatung, führt die neuen<br />
Technologien ein und schult Mitarbeiter.<br />
Seit 20<strong>05</strong> gehört das Unternehmen<br />
zum kanadischen ITK-Hersteller Aastra<br />
• Steuerungs- und Kommunikationstechnik<br />
• Energieanlagen<br />
• • Elektroinstallation<br />
Elektroinstallation<br />
Technologies Limited. Auch nach der<br />
Übernahme bleibt die DeTeWe Berlin-<br />
Kreuzberg treu: 1887 wurde sie in diesem<br />
Bezirk gegründet und befindet sich seit<br />
1895 am Standort in der Zeughofstraße. ■<br />
Über den Autor<br />
Gunnar Sohn<br />
■ Gunnar Sohn ist Wirtschaftspublizist<br />
und Medienberater und<br />
Chefredakteur des Onlinemagazins<br />
NeueNachricht<br />
(Foto: Gunnar Sohn)<br />
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16 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 17
Gesellschaft<br />
Frauen verdienen weniger… richtig so<br />
Eine heiße Diskussion im Netz über geschlechtsspezifische Bezahlung<br />
Hat er gut lachen, weil er mehr verdient als eine Frau in gleicher Position?<br />
Mit dieser Überschrift begann im Unternehmensnetzwerk<br />
XING im Juni <strong>2012</strong><br />
eine Diskussion, die nach wenigen Tagen<br />
fast 4.000 Mal aufgerufen wurde und<br />
zu mehr als 330 Beiträgen provozierte.<br />
Natürlich war die Überschrift ein „Reißer“<br />
mit dem Aufmerksamkeit erzeugt<br />
werden sollte. Der Initiator der Diskussion<br />
machte bereits in der Einführung<br />
seine Position klar, dass er sicher nicht<br />
Hersteller von<br />
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der Meinung ist, Frauen sollten gegenüber<br />
Männern bei gleicher Qualifikation,<br />
Erfahrung und Leistung schlechter<br />
bezahlt werden. Vielmehr ging es um<br />
die Frage, ob die Tatsache, dass Männer<br />
im Mittel ein höheres Einkommen erzielen,<br />
eine plausible und nachvollziehbare<br />
Begründung hat. Der Zustand also „richtig<br />
so“ ist. Die Diskussion wuchs mitunter<br />
schnell zu einem echten „Glaubenskrieg“<br />
mit klaren Fronten aus. Auch weit<br />
abschweifende Beiträge und Antworten<br />
darauf hatten nur noch ganz am Rande<br />
mit dem ursprünglichen Thema zu tun.<br />
Mehr Frauen als Männer in Teilzeit<br />
Mit Vorsicht sind, wie bei allen Statistiken,<br />
auch in diesem Fall die Annahmen<br />
und Prämissen zu beleuchten. Berücksichtigt<br />
eine Auswertung nämlich nicht<br />
den Aspekt der Arbeitszeit sondern nur<br />
die nominalen Einkommen, ist eine Verfälschung<br />
der Ergebnisse schon vorprogrammiert,<br />
alleine auf Grund der Tat sache,<br />
dass mehr Frauen als Männer in Teilzeit<br />
arbeiten. Davon unabhängig wurde festgestellt,<br />
dass rein formal in Deutschland<br />
eine unterschiedliche Bezahlung alleine<br />
wegen der Geschlechtszugehörigkeit<br />
gesetzlich verboten ist. Schon im Grundgesetz<br />
wird mit dem Artikel 3 die Grundlage<br />
für Gleichberechtigung von Mann<br />
und Frau gelegt und im Allgemeinen<br />
Gleichbehandlungsgesetz (AGG) speziell<br />
für die Arbeitswelt konkretisiert.<br />
Angebot und Nachfrage<br />
In eine ganz andere Richtung führte die<br />
These, dass häufig in eher schlechter<br />
bezahlten Berufen der Anteil an Frauen<br />
und in besser bezahlten Berufen der<br />
Anteil an Männern höher ist, es also<br />
mehr IT-Experten auf der einen Seite und<br />
mehr Frisörinnen auf der anderen gibt.<br />
Der Aspekt wurde nicht bestritten. Mehr<br />
oder weniger offen blieb aber die Frage,<br />
warum denn eigentlich „typischen Frauenberufe“<br />
schlechter bezahlt werden<br />
als „typische Männerberufe“? Entsteht<br />
ein Preis, auch der einer Arbeitsleistung,<br />
nicht einfach am Markt durch Angebot<br />
und Nachfrage? Also völlig unabhängig<br />
davon, welchen Geschlechtes überwiegend<br />
die „Lieferanten“ der Arbeitsleistung<br />
sind? Theoretisch schon…<br />
18 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
(Foto: Benjamin Thorn/pixelio.de)<br />
Konsequentes Verhandeln<br />
Mehrfach genannt wurde auch die<br />
Erfahrung, dass Männer im Mittel einfach<br />
härter und konsequenter für die<br />
monetären Rahmenbedienungen eines<br />
Arbeitsvertrags verhandeln als viele<br />
weibliche Kolleginnen. Mag es daran<br />
liegen, dass Frauen häufig bescheidener<br />
auftreten als Männer? Sie ihre eigenen<br />
Qualitäten eher etwas unterbewerten<br />
(oder nicht so stark übertreiben)? Oder<br />
darauf warten, dass ihre Arbeitsleistung<br />
von alleine erkannt und honoriert wird?<br />
Vielleicht liegt es auch daran, dass das<br />
Einkommen über den Versorgungsaspekt<br />
hinaus gerade bei Männern noch<br />
als wichtiges Statussymbol dient? Interessant<br />
war auch der Gedanke, dass<br />
wenn Frauen tatsächlich bei gleicher<br />
Qualifikation, Erfahrung und Leistung<br />
bereit wären für weniger Geld zu<br />
arbeiten, müsste ja jedes Unternehmen,<br />
welches im Wettbewerb steht, bemüht<br />
sein nur noch Frauen einzustellen.<br />
Geschlechtsspezifische Gründe<br />
Und doch scheint es noch den Dinosaurier<br />
unter den Personalverantwortlichen<br />
zu geben. So wurde aus Erfahrungen<br />
berichtet, in denen weibliche Bewerber<br />
hören mussten: „er zahle ihr vorab<br />
schon mal weniger als den Männern, …<br />
weil sie ja schließlich irgendwann mal<br />
Kinder kriegen‘".<br />
Ob nach solchen Aussagen, Frau<br />
ein Jobangebot annehmen sollte, steht<br />
auf einem anderen Blatt. Ebenso die<br />
Frage danach, mit welchen weiteren<br />
nicht geschlechtsspezifischen Gründen<br />
Arbeitgeber versuchen, die Bewerberinen<br />
in Einkommensverhandlungen zu<br />
„drücken“.<br />
Über den Autor<br />
n Michael Gawlik ist<br />
Leiter der Abteilung<br />
Service&Auftragsdisposition der<br />
Siemens Enterprise Communications<br />
GmbH & Co. KG<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 19<br />
Kein Vorschlag zur Lösung<br />
Frauen verdienen weniger… richtig<br />
so… oder auch nicht? Einen Konsens<br />
oder geänderte Meinungen gab es am<br />
Ende der Diskussion nicht. Vielleicht<br />
war daran auch keiner wirklich interessiert,<br />
sondern nur an der gegenseitigen<br />
Bestätigung der eigenen (Vor)urteile.<br />
Bezeichnend ist allerdings, dass, sollte<br />
es tatsächlich ein Problem geben, kein<br />
einziger Vorschlag zur Lösung gemacht<br />
wurde. n<br />
Michael Gawlik<br />
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FINALIST<br />
Wolfgang Oehm<br />
Geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
ONI-Wärmetrafo GmbH<br />
Preisträger<br />
Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES<br />
Lüftungstechnik<br />
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2011<br />
„Ehrenpreis“<br />
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herausragende betriebliche<br />
Ausbildungsleistungen<br />
Druckluftsysteme<br />
Maschinenoptimierung
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Unter den TOP 10<br />
Der „Große Preis des Mittelstandes“ wurde in die Bestenliste der deutschen<br />
Teilnehmer am „Europäischen Unternehmensförderpreis“ aufgenommen<br />
(Quelle: OPS Netzwerk GmbH)<br />
Die EU-Kommission prämiert mit dem<br />
„Europäischen Unternehmensförderpreis“<br />
europaweit herausragende Leistungen<br />
von öffentlichen Institutionen<br />
und öffentlich-privaten Partnerschaften.<br />
Der deutsche Vorentscheid <strong>2012</strong> wurde<br />
vom RKW Kompetenzzentrum (Eschborn)<br />
durchgeführt.<br />
Die Initiative „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
erreichte die TOP 10 des nationalen Vorentscheids.<br />
Förderung des Unternehmergeistes<br />
Bei diesem europaweiten Wettbewerb<br />
geht es nicht um den Vergleich von<br />
Unternehmen, sondern um den Vergleich<br />
von Initiativen, die sich der Förderung<br />
der Unternehmen, des Unternehmergeistes<br />
in der Gesellschaft und des<br />
unternehmerischen Umfelds verschrieben<br />
haben.<br />
Die Oskar-Patzelt-Stiftung nahm<br />
in der Hauptkategorie „Förderung des<br />
Unternehmergeistes“ teil.<br />
Die TOP 10, für die sich die Juroren entschieden<br />
haben:<br />
• „Fachnetzwerk Schülerfirmen“ der<br />
Deutschen Kinder- und Jugendstiftung<br />
• Projekt „small business management“<br />
der Universität Duisburg-<br />
Essen<br />
• Funpreneur-Wettbewerb der Gründungsförderung<br />
der FU Berlin,<br />
• Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
• InnovationsAgentur der Handwerkskammer<br />
Hamburg<br />
• Projekt „juEX - junge Existenzgründerinnen<br />
in Sachsen-Anhalt“ des<br />
Landesfrauenrats Sachsen-Anhalt<br />
e. V.<br />
• Wettbewerb „Jugend gründet“ des<br />
Steinbeis-Innovationszentrums für<br />
Unternehmensentwicklung an der<br />
Hochschule Pforzheim<br />
• Projekt „Menschen in Beschäftigung<br />
2.0“ der Waldkircher Beschäf-<br />
(Foto: Boris Löffert)<br />
tigungs- und Qualifizierungsgesellschaft<br />
gGmbH<br />
• das „Steinfurter Modell“ der Wirtschaftsförderungs-<br />
und Entwicklungsgesellschaft<br />
Steinfurt mbH<br />
sowie<br />
• die TUM Spring School der UnternehmerTUM<br />
GmbH.<br />
Die Ausgangslage<br />
Trotz krisenhafter weltwirtschaftlicher<br />
und volkswirtschaftlicher Entwicklungen<br />
hat der unternehmerische Mittelstand<br />
in den letzten Jahren Millionen neuer<br />
und zusätzlicher Arbeitsplätze geschaffen.<br />
Diese gewaltigen Leistungen werden<br />
in der Öffentlichkeit jedoch kaum wahrgenommen.<br />
Praktisch jedes Großunternehmen<br />
hat seine historische Wurzel in<br />
kleinen Unternehmen.<br />
Herausforderungen<br />
Es war das Ziel, im besten Sinne Corporate<br />
Citizenship zu verwirklichen durch<br />
eine Initiative aus der (mittelständischen)<br />
Wirtschaft für die (mittelständische)<br />
Wirtschaft, für Arbeitsplätze und Ausbildung,<br />
regionales Engagement und<br />
Innovation. Der Wettbewerb repräsentiert<br />
den Mittelstand in seiner ganzen<br />
Breite über alle Branchen hinweg.<br />
Die komplett unentgeltliche Wettbewerbsteilnahme<br />
sichert ab, dass sich<br />
niemand in den Wettbewerb einkaufen<br />
kann und dass niemand unmittelbar<br />
an der Wettbewerbsdurchführung profitieren<br />
kann. Das bedeutet komplett<br />
ehrenamtliche Arbeit.<br />
Zielsetzung<br />
• Respekt und Achtung vor unternehmerischer<br />
Verantwortung fördern<br />
• Förderung einer Kultur der Selbstständigkeit,<br />
Motto „Gesunder Mittelstand<br />
– Starke Wirtschaft – Mehr<br />
Arbeitsplätze“<br />
• Präsentation und Popularisierung<br />
der Erfolge engagierter Unternehmerpersönlichkeiten<br />
• Förderung von Netzwerkbildungen<br />
im Mittelstand … und das regional<br />
und bundesweit.<br />
Kreative Lösungen<br />
Bundesweite Ausschreibung: Die 16<br />
Bundesländer wurden in zwölf Wettbewerbsregionen<br />
organisiert. Betreuung<br />
vor Ort durch über 40 regionale<br />
ehrenamtlich tätige Servicestellen. Entscheidung<br />
über die Auszuzeichnenden<br />
durch regionale Jurys mit mehr als 100<br />
ehrenamtlich Mitwirkenden.<br />
Ausführliche mehrstufige Unterstützungsprogramme<br />
für nominierende<br />
Institutionen und nominierte<br />
Firmen. Hauptziele: Motivationsschub<br />
für Unternehmer und Belegschaften,<br />
öffentlichen Diskussion.<br />
Umsetzung<br />
Die Prinzipien sind im Corporate Governance<br />
Kodex geregelt:<br />
• Die Stiftung sorgt für größtmögliche<br />
Transparenz aller Entscheidungsprozesse<br />
durch die Wettbewerbsorganisation<br />
im Portal www.<br />
kompetenznetz-mittelstand.de<br />
• Aus der Unentgeltlichkeit der Wettbewerbsteilnahme<br />
folgt die Ehrenamtlichkeit<br />
der Organisatoren.<br />
Finanziert wird ausschließlich per<br />
Civil-Private-Partnership.<br />
• Der Umgang mit Interessenkonflikten<br />
und der Umgang mit Sponsoren<br />
sind geregelt. Das Qualitätsmanagement<br />
dieser Regelungen<br />
wurde nach DIN ISO 9001:2008<br />
zertifiziert.<br />
• Sicherung der Nachhaltigkeit der<br />
Wettbewerbsaktivitäten als ergänzendes<br />
Arbeitsprinzip<br />
• Kooperative Grundhaltung gegenüber<br />
allen potentiellen Partnern<br />
(Stakeholdern)<br />
Ergebnisse<br />
Über tausend Kommunen, Institutionen,<br />
Vereinigungen und Abgeordnete<br />
greifen die Ausschreibung auf und<br />
nominieren jährlich rund 3.500 hervorragende<br />
mittelständische Unternehmen,<br />
die 1,345 Millionen Mitarbeiter<br />
beschäftigen und ihre Beschäftigung in<br />
den fünf vergangenen Jahren – trotz<br />
Krise! – um 39 Prozent erhöhen konnten.<br />
Ihre durchschnittliche Ausbildungs-<br />
Der "Europäische Unternehmensförderpreis<br />
<strong>2012</strong>", bzw. die "European Enterprise<br />
Promotion Awards <strong>2012</strong>" (vormals: European<br />
Enterprise Awards) der EU-Kommission<br />
prämiert herausragende Leistungen<br />
von Behörden und öffentlich-privaten<br />
Partnerschaften<br />
(Grafik: www.europaeischer-unternehmensfoerderpreis.de)<br />
Das Qualitätsmanagement der Stiftung<br />
wurde nach DIN ISO 9001:2008 zertifiziert<br />
(Foto: OPS Netzwerk GmbH)<br />
Im Jahr 2008 wurde dem Vorstandsvorsitzenden<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung und<br />
Initiator des Wettbewerbs „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“, Dr. Helfried Schmidt<br />
die Verdienstmedaille des Verdienstordens<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
verliehen<br />
20 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 21
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Oskar-Patzelt<br />
STIFTUNG<br />
INITIATIVE FÜR DEN<br />
MITTELSTAND<br />
Focussing life<br />
Der Technologiekonzern Analytik Jena<br />
AG entwickelt, produziert und vertreibt<br />
unter der Marke DOCTER ® einzigartige<br />
Consumer-Produkte für den weltweiten<br />
Markt. Die innovativen Beobachtungs-<br />
und Zielgeräte, aber auch<br />
Lichttechnik „Made in Germany“ basieren<br />
auf jahrzehntelanger Erfahrung<br />
in Optik, Mechanik und Elektronik.<br />
(Grafik: OPS Netzwerk GmbH)<br />
Analytik Jena AG | Niederlassung Eisfeld<br />
Seerasen 2 | 98673 Eisfeld | Deutschland<br />
Tel.: 03686 371-115 | Fax: 03686 322037<br />
info@docter-germany.com | www.docter-germany.de<br />
> > > > ><br />
C M Y CM MY CY CMY K<br />
pure piller<br />
> > > > > > > > > > > ><br />
> > > > > > > > ><br />
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> > > > > ><br />
> > > > > > > > > > > > > ><br />
> > > > > > ><br />
> > > > > > > > ><br />
> > > > > > > > > > > > > > > > > > ><br />
> > ><br />
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Seit 1909 machen Piller Industrieventilatoren Druck in<br />
sämtlichen Industriebereichen: Damit Sie Milch und<br />
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gewinnen können. Was wir sonst noch alles<br />
können und warum wir das können, erfahren Sie unter<br />
www.piller.de<br />
quote beträgt 5,9 Prozent. Sie realisierten<br />
doppelt so viele Investitionen wie<br />
der Durchschnitt der KMU, haben eine<br />
erheblich bessere Eigenkapitalquote<br />
erwirtschaftet, sind hoch innovativ und<br />
teilweise Hidden Champions der Weltmärkte<br />
und sind fest in ihrer Region verwurzelt,<br />
was in zahlreichen regionalen<br />
Engagements zum Ausdruck kommt.<br />
Sie erwirtschaften jährliche Steuer- und<br />
Abgabenzahlungen in Höhe von 28 Milliarden<br />
Euro.<br />
Die Juryfragebögen haben sich<br />
inzwischen zu einem ergänzenden –<br />
kostenfreien – Führungs- und Managementinstrument<br />
für die Unternehmen<br />
entwickelt. Eine Benchmarkstudie des<br />
isw-Instituts Halle rankte den Wettbewerb<br />
unter über 500 Wirtschaftswettbewerben<br />
in Deutschland auf Platz 1.<br />
Die WELT schreibt, der „Große Preis des<br />
Mittelstandes“ sei „deutschlandweit<br />
die begehrteste Wirtschaftsauszeichnung“.<br />
Mehr als 40 Bücher, 50 Youtube-<br />
Videos, 40 Wikipedia-Artikel und mehrere<br />
hunderttausend Google-Fundstellen<br />
im Netz berichten über den<br />
Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“,<br />
bzw. seine Teilnehmer. Die<br />
nominierenden Institutionen schätzen<br />
die Möglichkeit, durch Vorschläge zum<br />
Wettbewerb die Wirtschaftsförderung<br />
vor Ort (durch Motivation) und bundesweites<br />
Regionalmarketing auf einfachste,<br />
kostengünstigste Weise zu verbinden.<br />
Zahlreiche Firmen koppeln die<br />
besondere Motivationswirkung dieses<br />
Wettbewerbs zurück.<br />
Auf internationalen Messen ist die<br />
Tatsache einer Nominierung und erst<br />
recht einer Auszeichnung in diesem<br />
Wettbewerb inzwischen ein besonderer<br />
Blickfang und Gesprächsthema. Die<br />
Präsidentin des Bayerischen Landtages,<br />
Barbara Stamm, sagte deshalb: „Wer<br />
hier nominiert wurde, hat allein durch<br />
diese Auswahl bereits eine Auszeichnung<br />
1. Güte erhalten.“<br />
Erfolgsfaktoren<br />
• Komplett unentgeltliche Teilnahme<br />
am Wettbewerb, die ein „Einkaufen“<br />
in den Wettbewerb ebenso verhindert<br />
wie seinen Missbrauch zugunsten<br />
finanzieller Interessen Einzelner<br />
• Partnerschaftliche, ehrenamtliche<br />
Organisation mit mehr als 200 Mitwirkenden<br />
in 14 Jurys, 40 regionalen<br />
Servicestellen und weiteren Gremien<br />
wie Beiräten, usw.<br />
• Komplett private Finanzierung,<br />
unabhängig vom Goodwill staatlicher<br />
Subventionen oder Konzernfinanzierungen<br />
• Entwicklung zahlreicher Möglichkeiten<br />
der unmittelbaren, konkreten<br />
Nutzung des Wettbewerbs als<br />
Marketing- und als Führungs- und<br />
Managementinstrument der Unternehmen<br />
und Institutionen<br />
22 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
• Grundsätzlich kooperative Haltung<br />
gegenüber allen Gleichgesinnten<br />
auf allen Ebenen von der Gemeindeverwaltung<br />
bis zum Abgeordneten<br />
des Europäischen Parlaments, Bottom-Up-Prinzip<br />
der Einbeziehung<br />
von Mitwirkenden<br />
Einbeziehung von Stakeholdern<br />
Die öffentliche Ausschreibung fördert<br />
die Beschäftigung mit dem Thema<br />
„Think small first“.<br />
Die Stiftungsarbeit funktioniert<br />
gerade DURCH die Einbeziehung von<br />
Stakeholdern und Interessenvertretern,<br />
da die ganzjährige Wettbewerbsarbeit<br />
ehrenamtlich geleistet wird. Dazu gehören<br />
auch Arbeitnehmer-, Bildungs- und<br />
wissenschaftliche Einrichtungen in der<br />
ganzen Breite. All diese Gruppen profitieren<br />
von diesem Wettbewerb.<br />
Aufgrund dessen wird auch die<br />
Beziehung der lokalen Unternehmen zu<br />
den lokalen Interessengruppen befördert<br />
und das unternehmerische Klima<br />
insgesamt positiv beeinflusst. Deshalb<br />
ist der Wettbewerb so nachhaltig in der<br />
Beteiligung.<br />
Zukunftsplanung<br />
• Nahziel: „Qualitätsoffensive 2014“:<br />
Es gilt, den Platz 1 unter den 500<br />
deutschen Wirtschaftswettbewerben<br />
auszubauen.<br />
• Ein mögliches Fernziel ist die Übertragung<br />
des Wettbewerbs auf<br />
andere europäische Länder und<br />
damit die Übertragung des Motivations-<br />
und Unterstützungspotentials<br />
dieses Wettbewerbs unter der<br />
Philosophie „Think small first“ auf<br />
den gesamten EU-Raum (analog<br />
dem Wettbewerb „Entrepreneur des<br />
Jahres“ der 1986 in den USA gestartet<br />
wurde, seit 1996 in Deutschland<br />
verliehen wird und inzwischen in 50<br />
Ländern weltweit vergeben wird)<br />
Übertragbarkeit<br />
Der Wettbewerb und seine originäre<br />
Organisation ist prinzipiell auch auf<br />
andere europäische Regionen übertragbar.<br />
Davon zeugt nicht zuletzt die<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 23<br />
Entwicklung in Deutschland. In mehreren<br />
Regionen wurden in den letzten<br />
Jahren regionale Wettbewerbsinitiativen<br />
gestartet, die sich bewusst und<br />
teilweise kopierend an den Wettbewerb<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
anlehnten.<br />
Die Paracelsus-Klinik Reichenbach wurde<br />
im Juni <strong>2012</strong> für ihre familienbewusste<br />
Personalpolitik ausgezeichnet<br />
2010 wurde die Paracelsus-Klinik Reichenbach durch<br />
die Stadt Reichenbach im Vogtland zum Wettbewerb<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ nominiert. Damals<br />
ahnte Verwaltungsdirektor Rainer Leischker nicht, welche<br />
Synergien sich daraus noch ergeben sollten.<br />
Mit der Nominierung zum Wettbewerb, und erst recht<br />
nach der Auszeichnung als Preisträger im Jahr 2011<br />
wurde die Paracelsus-Klinik Reichenbach Teil des Netzwerks<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung. Viele neue und wertvolle<br />
Kontakte weit über Sachsen entstanden auf diese<br />
Weise. So kam auch ein Kontakt zur Hertie-Stiftung<br />
zustande. Diese untersucht die Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie in Unternehmen. Die berufundfamilie<br />
gGmbH verleiht das „Zertifikat zum audit berufundfamilie“.<br />
Auch beim „Großen Preis des Mittelstandes“<br />
wurde dieses Themenfeld bewertet. Die Paracelsus-<br />
Paracelsus-Klinik Reichenbach GmbH<br />
Paracelsus-Klinik Reichenbach –<br />
Ihre bürgernahe Klinik mit einem umfassenden Angebot an<br />
modernster Diagnostik und Therapie<br />
www.paracelsus-kliniken.de/reichenbach<br />
Für den 18. Wettbewerb <strong>2012</strong> wurden<br />
insgesamt 3.589 Unternehmen nominiert,<br />
von denen 817 die Juryliste erreichten.<br />
Auf den Bällen in Düsseldorf, Würzburg,<br />
Dresden und Berlin im September<br />
und Oktober <strong>2012</strong> werden dann die<br />
begehrten Auszeichnungen vergeben. ■<br />
Die Preisträger aus Sachsen und Hessen, die das<br />
“Zertifikat zum audit berufundfamilie” erstmalig<br />
verliehen bekamen. Rainer Leischker (2.v.re.), Verwaltungsdirektor<br />
der Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />
GmbH, nahm das Zertifikat aus den Händen<br />
von Dr. Hermann Kues (ganz links) und Peter<br />
Hintze (ganz rechts) entgegen.<br />
(Foto: berufundfamilie gGmbH)<br />
Klinik Reichenbach versteht sich schließlich als Unternehmen, das Verantwortung für seine Mitarbeiter<br />
übernimmt. Also bewarb sich die Klinik, absolvierte ein zwölfmonatiges intensives audit-Verfahren, erstellte<br />
einen Maßnahmenkatalog, setzte erste Maßnahmen erfolgreich um und – gewann auch dieses renommierte<br />
Zertifikat.<br />
Mit ihren Auszeichnungen zeigt die Paracelsus-Klinik Reichenbach, dass Engagement sich lohnt und vielfachen<br />
Nutzen hervorbringt: Engagement für die wichtigsten Aufgaben und in den richtigen Netzwerken.<br />
PREISTRÄGER<br />
Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES<br />
2011
Leistung mit Leidenschaft…<br />
(Fotos: Igor Pastierovik, eventDiary, C. Stanke)<br />
Wer einen wirklich unvergesslichen<br />
Abend erleben will – der sollte im September/Oktober<br />
zur Preisverleihung<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ und<br />
zum anschließenden Ball kommen<br />
17:00 Uhr Sektempfang: Man trifft sich.<br />
Man redet. Man ist gespannt. 18:00 Uhr<br />
Preisverleihung: Traditionell knistert der<br />
Galaabend vor Spannung: Für den wichtigsten<br />
deutschen Mittelstandswettbewerb<br />
wurden <strong>2012</strong> bundesweit 3.589<br />
Unternehmen nominiert. Doch keiner<br />
der Teilnehmer erfährt vorher, wen die<br />
über 100 Juroren in zwölf Regionaljurys<br />
als Preisträger oder Finalist ausgewählt<br />
haben. Erst auf der glanzvollen Auszeichnungsgala<br />
werden die Auszuzeich-<br />
nenden mit dem Satz „Ich bitte nach<br />
vorn...“ öffentlich bekannt gegeben.<br />
Mit Charme, Witz und Noblesse<br />
Um 20:00 Uhr sorgt das Buffet für<br />
eine emotionale Pause und für kulinarische<br />
Leckerbissen. Dann, halb neun,<br />
wird das Deckenlicht im Saal gedimmt.<br />
Tiefe Gongschläge, mitreißende Musik<br />
und furiose Videoclips leiten zum nächsten<br />
Teil des Abends über: zum Mittelstands-Ball.<br />
In Magdeburg und Dresden,<br />
in Berlin und Bremen, in Würzburg<br />
und Düsseldorf haben sich die Bälle<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung einen Ruf als<br />
wahres Highlight der Ballsaison erworben.<br />
Das Motto des Abends ist „Leistung<br />
mit Leidenschaft…“. Durchs Programm<br />
führen mit bewährtem Charme, Witz<br />
und Noblesse die Fernsehmoderatoren<br />
Anja Koebel bzw. Axel Bulthaupt.<br />
Bis zur Ekstase<br />
Gleich nach dem obligatorischen Eröffnungswalzer<br />
erobern die Gäste die<br />
Tanzfläche. Die Lounge Society begleitet<br />
das Publikum durch den Abend und<br />
in romantische und rockige Tanzrunden.<br />
Angeheizt durch die spielerische<br />
Raffinesse der Musiker, jeder für sich<br />
ein exzellenter Solist, kann sich dieser<br />
Faszination niemand entziehen. Die<br />
charismatischen Stimmen der souligen<br />
Solisten bereiten den Höhepunkt vor:<br />
Der Giants Club, bekannt aus Hugo Egon<br />
Balders Hitgiganten, rockt das Publikum,<br />
das sich sonst eher verhalten in öffentlichen<br />
Räumen bewegt, bis zur Ekstase.<br />
Entertainment at it‘s best<br />
Mehrfach tanzen sich die Damen und<br />
Herren vom Showballett Berlin mit Faszination<br />
und Leidenschaft in die Herzen<br />
der Zuschauer. Seit Jahren begleiten sie<br />
die Mittelstands-Bälle der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung – jährlich mit neuen Choreographien,<br />
Ideen, Kostümen – einfach Meisterklasse.<br />
Die ungewöhnlichen Artisten<br />
der Santos Limbo Show lassen mit ihrem<br />
beeindruckendem Auftritt dem Publikum<br />
keine Zeit zum Luftholen. Show &<br />
Entertainment at it‘s best – natürlich<br />
alles live! Immer wieder wird der Abend<br />
von visuellen und akustischen Leckerbissen<br />
durchsetzt. Regisseur Christoph<br />
Enderlein und die 15 Ton- und Kamera-<br />
techniker von Phönix aus Dresden und<br />
BTA Video aus Berlin geben ihr Bestes,<br />
um die Künstler zu unterstützen… n■<br />
Lassen Sie sich überraschen! Wir freuen<br />
uns auf Sie!
Hauptsponsor<br />
Kartenbestellung<br />
für Gala und Ball<br />
Kartenbestellung<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
Ja, ich bestelle Karten für folgende Veranstaltungen (Gala und Ball):<br />
Freudentränen<br />
KOLUMNE<br />
Mathias Normann<br />
Spedition<br />
08. September <strong>2012</strong>,<br />
22. September <strong>2012</strong>,<br />
MARITIM Hotel Düsseldorf<br />
MARITIM Hotel Dresden<br />
Maritim-Platz 1 | 40474 Düsseldorf<br />
Ostra-Ufer 2/Devrientstraße 10-12 | 01067 Dresden<br />
Preisverleihung für Unternehmen aus<br />
Preisverleihung für Unternehmen aus<br />
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen/<br />
Sachsen, Sachsen- Anhalt, Berlin/<br />
Bremen, Schleswig- Holstein/Hamburg<br />
Brandenburg und Mecklenburg-<br />
und Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
Vorpommern<br />
Preis je Karte: 140,– Euro zzgl. MwSt.<br />
Preis je Karte: 140,– Euro zzgl. MwSt.<br />
* Zimmerreservierung MARITIM unter:<br />
* Zimmerreservierung MARITIM unter:<br />
0211 5209-1456<br />
0351 216-1018<br />
bitte Kartenanzahl eintragen<br />
bitte Kartenanzahl eintragen<br />
29. September <strong>2012</strong>,<br />
MARITIM Hotel Würzburg<br />
Pleichertorstraße 5 | 97070 Würzburg<br />
20. Oktober <strong>2012</strong>,<br />
MARITIM Hotel Berlin<br />
Stauffenbergstraße 26 | 10785 Berlin<br />
Preisverleihung für Unternehmen aus<br />
Bundesball – Verleihung der<br />
Bayern, Baden-Württemberg, Hessen<br />
Sonderpreise und Ehrenplaketten<br />
und Thüringen<br />
Preis je Karte: 140,– Euro zzgl. MwSt.<br />
Preis je Karte: 150,– Euro zzgl. MwSt.<br />
* Zimmerreservierung MARITIM unter:<br />
* Zimmerreservierung MARITIM unter:<br />
0931 3<strong>05</strong>3-832<br />
030 2033-4410<br />
bitte Kartenanzahl eintragen<br />
bitte Kartenanzahl eintragen<br />
Name, Vorname<br />
Firma<br />
Straße, Nr.<br />
PLZ, Ort<br />
Telefon (bitte für evtl. Rückfragen angeben)<br />
* Die Reservierung von Hotelzimmern erfolgt nur direkt bei den Hotels bis spätestens<br />
vier Wochen vor Veranstaltung. (Kennwort: „Großer Preis des Mittelstandes")<br />
Die von mir bestellte(n) Karte(n) bezahle ich per Über weisung an:<br />
Raiffeisen Landesbank Oberösterreich<br />
ZNdl Süddeutschland<br />
BLZ 740 20 100 • Konto-Nr. 830 4313<br />
(Kennwort: „Großer Preis des Mittelstandes“)<br />
Die Karten werden ab 1. Juli <strong>2012</strong> und nach Zahlungseingang versandt. Die Anzahl der Plätze ist beschränkt.<br />
Bei Stornierung ab vier Wochen vor der jeweiligen Veranstaltung berechnen wir eine Stornogebühr von 100%.<br />
Bei sonstigen Stornierungen berechnen wir eine Bearbeitungsgebühr von 20%. Generell bitten wir um Kartenrücksendung<br />
bei Stornierungen. Rechnungslegung erfolgt durch die OPS Netzwerk GmbH im Auftrag der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung.<br />
Seit 18 Jahren organisieren wir jährlich<br />
den Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“.<br />
In über 50 großen Auszeichnungsgalas<br />
saßen jedes Mal Hunderte<br />
Unternehmen im Saal, die alle Großartiges<br />
geleistet haben. Dazu gehören<br />
Unternehmen, die seit Generationen für<br />
ihre Mitarbeiter und deren Familien da<br />
sind. Unternehmen, die innerhalb einer<br />
Generation von der 2-Mann-Garagengründung<br />
zum Weltunternehmen erstarkten.<br />
Unternehmen, auf deren Engagement<br />
sich ihr Bürgermeister, die Vereine<br />
und Schulen der Region stets verlassen<br />
konnten. Es gehört zu meinen schönsten<br />
Gänsehaut-Erfahrungen, wenn ich während<br />
der Gala merke, wie diese besondere<br />
Ehrung mit dem „Großen Preis des<br />
Mittelstandes“ Männer sprachlos macht,<br />
die sonst nie um eine Antwort verlegen<br />
sind. Wenn ich merke, dass Unternehmer,<br />
die schon alles erlebt haben, mit<br />
dieser Situation im Scheinwerferlicht<br />
auf der Bühne kaum umzugehen wissen.<br />
Wenn ich sehe, wie sich harte Kerle, die<br />
sonst nichts umhaut, heimlich Tränen<br />
der Freude vom Gesicht wischen. Oder<br />
einen spontan umarmen und sogar auf<br />
der Bühne tanzen. Schönster Dank für<br />
unsere ehrenamtliche Arbeit! Das würde<br />
nicht passieren, wenn sich die Preisträger<br />
vorbereiten könnten. Aber keiner weiß<br />
bis zum Aufruf, wer an diesem Abend<br />
ausgezeichnet werden wird. Dadurch<br />
entsteht dieser emotionale Überraschungseffekt.<br />
Auch daheim<br />
im vertrauten Büro würde das<br />
nicht passieren. Aber vor mehreren<br />
hundert Gästen, das<br />
sind „unsere“ Preisträger<br />
nicht gewöhnt, darauf<br />
konnten sie sich nicht<br />
vorbereiten.<br />
Und<br />
das würde auch<br />
nicht<br />
passieren,<br />
wenn die<br />
Gäste<br />
im<br />
Saal, den<br />
Ausgezeichneten<br />
mit Neid und Missgunst<br />
begegnen würden. Jeder, der in diesem<br />
Wettbewerb nominiert ist, gehört<br />
schon zur Elite des unternehmerischen<br />
Mittelstandes und freut sich mit den<br />
Ausgezeichneten. Bleiben Sie sich Ihrer<br />
Stärken bewusst und genießen Sie die<br />
seltenen Momente der Anerkennung.<br />
Ich freue mich darauf, Sie zu den Preisverleihungen<br />
begrüßen zu können. Sie<br />
gehören zu den Besten. Zu denen, die<br />
etwas zu sagen haben, etwas weiterzugeben<br />
haben. Die Realitäten<br />
schaffen. Die nicht nur reden,<br />
sondern handeln. ■<br />
Ihre<br />
Petra Tröger<br />
Datum, Unterschrift
Blühende Landschaften<br />
Mit der Headquarterstrategie Erfolg ernten<br />
Wirtschaft<br />
(Grafik: DAVIN TAYLOR)<br />
In dem vorangegangenen Beitrag vom<br />
Februar <strong>2012</strong> wurde deutlich gemacht,<br />
dass in den neuen Bundesländern<br />
eine kleinteilige Wirtschaftsstruktur<br />
vorhanden ist, die es kaum erlaubt,<br />
langfristig an die Wachstumsdynamik<br />
Westdeutschlands anzuschließen.<br />
Dieser Beitrag wird sich der Frage<br />
widmen, wie die Entwicklung in den<br />
neuen Ländern im Kontext Gesamtdeutschlands<br />
einzuordnen ist. Dabei<br />
spielen die bis heute nicht überwundene<br />
Defizite eine wichtige Rolle, weshalb<br />
anschließend geprüft wird, wo<br />
die hinter dem Headquarterdefizit und<br />
auch der im Vergleich zum westdeutschen<br />
Durchschnitt unterentwickelten<br />
privatwirtschaftlichen FuE-Intensität<br />
liegenden tieferen Ursachen begründet<br />
sein können.<br />
Leading Competence Units<br />
Im Wachstumsprozess der Unternehmung<br />
ist die Entscheidung zu treffen,<br />
welche Führungsbestandteile langfristig<br />
konzentriert zu halten sind und<br />
welche zu dezentralisieren sind. Unternehmenszentralen,<br />
gerne als „Leading<br />
Competence Units (LCU)“ bezeichnet,<br />
umfassen als Systemköpfe wissensund<br />
wertschöpfungsintensive Funktionen,<br />
insbesondere im Bereich der<br />
Finanzen, der Strategie und des Operativen.<br />
Mit zunehmendem Wachstum der<br />
Unternehmung ist zu entscheiden, welche<br />
Bestandteile, die bei mittelständischen<br />
Betrieben alle in einer Zentrale<br />
liegen, möglicherweise ausgelagert<br />
werden sollen. Als Erstes wird dies mit<br />
den operativen Bestandteilen der Fall<br />
sein.<br />
Aber auch strategische Komponenten<br />
können hier benannt werden, vor<br />
allen Dingen bei diversifizierten Unternehmen,<br />
die sich dann als „Profit Center“<br />
organisieren. Im Extremfall bleibt<br />
nur eine Finanzholding übrig, die dann<br />
nur noch über eine begrenzte Ausstrahlungskraft<br />
verfügt und oft an Standorten<br />
angesiedelt ist, die durch die hohe<br />
Repräsentanz von Finanzintermediären<br />
gekennzeichnet ist.<br />
Industrielandschaften mit hoher Ausstrahlungskraft<br />
Im Rahmen eines derartigen Wachstums<br />
prozesses werden Rechtsformen<br />
verändert werden müssen, mit Folgen<br />
für die Gestaltung interner und externer<br />
Organisationsfragen. Dies aber bedeutet,<br />
dass das Unternehmen nicht nur<br />
durch seine Anlagen, die es verbaut<br />
hat und über die wirtschaftliche Nutzungszeit<br />
betreiben will, sondern auch<br />
infolge der gewählten institutionellen<br />
Architektur in erheblichem Maße Inertia<br />
besitzt, die immer wieder überwunden<br />
werden muss. Die eingeschränkte Flexibilität<br />
begrenzt Wahlfreiheiten, auch<br />
Wachstumspotentiale. Sie hat für den<br />
Standort dann Vorteile, weil damit der<br />
Abwanderungsdrang begrenzt wird.<br />
Tatsächlich ziehen Standorte nicht nur<br />
Unternehmen an. Unternehmen verändern<br />
auch (bewusst) Standorte, erhöhen<br />
deren Qualität und schaffen damit<br />
neue Attraktivitäten, um dort überleben<br />
zu können. Würde jede interne Strukturänderung<br />
sofort in Bezug auf die Standortwahl<br />
wirksam, wäre diese Gestaltung<br />
kaum denkbar. Erst wenn Bedingungen<br />
unerträglich werden, ist Abwanderung<br />
eine glaubhafte Option.<br />
Aus diesem Grund haben sich historisch<br />
entlang von bestimmten Kompetenzen<br />
Industrielandschaften entwickelt,<br />
die, obwohl ursprünglich aus<br />
heutiger Sicht eher „ungeeignet“, inzwischen<br />
eine hohe Ausstrahlungskraft<br />
besitzen. Durch ihre Spillovers sind sie<br />
zu horizontalen Clustern geworden mit<br />
einem hohen Maß an „industrial heritage“.<br />
Gerade im mitteldeutschen Wirtschaftsraum<br />
gelang es, hieran erfolgreich<br />
anzuknüpfen.<br />
Deutschland ist ein V-Land<br />
Wirtschaftsentwicklungen verlaufen<br />
auch deshalb sehr zäh und besitzen<br />
einen langen Atem. Hinzu tritt, dass<br />
auch mentale Einstellungen, Traditionen,<br />
„Lebenswelten“ und regionale<br />
Identitäten bedeutsam sind und die<br />
Menschen an ihnen festhalten wollen;<br />
nicht nur der vorhandene Kapitalstock<br />
oder die natürlichen Bedingungen, also<br />
vor allem Rohstoffverfügbarkeiten im<br />
Sinne einer „klassischen“ Standortbetrachtung<br />
sind also relevant.<br />
Diese Beharrung hat Gutes – so<br />
leicht lassen sich strategisch gut aufgestellte<br />
Volkswirtschaften nicht aus der<br />
Bahn werfen, wenn weiche Faktoren<br />
wie Unternehmergeist, Erfindungsreichtum<br />
(„Tüftler“), Ausbildungsstand der<br />
Arbeitnehmerschaft „stimmen“: Es ist<br />
ein bekanntes Phänomen, dass massive<br />
externe Einschläge, beispielsweise<br />
Kriege oder Wirtschaftskrisen, nach<br />
einiger Zeit durch zeitweise beschleunigtes<br />
Wachstum korrigiert werden.<br />
Oft schließt sich eine Phase verstärkter<br />
Expansion an die Krise an und bringt die<br />
Volkswirtschaft wieder auf ihren langfristigen<br />
Wachstumspfad zurück.<br />
Nicht umsonst hatte die Debatte im<br />
Zuge der gegenwärtigen Wirtschaftskrise<br />
immer zum Inhalt, ob das Potentialwachstum<br />
langfristig reduziert sei<br />
(ein “L“, also ein Absturz, an den sich ein<br />
normales Wachstum anschließt) oder<br />
ob die Wirtschaft nach dem Absturz<br />
zurückfedert und auf dem alten Wachstumspfad<br />
voranschreitet (quasi ein „V“).<br />
Deutschland hatte das Glück, zu den<br />
„VLändern“ zu zählen, viele Peripherieländer<br />
der Eurozone sind eher als<br />
„LLänder“ einzuordnen.<br />
(€)<br />
35 000<br />
30 000<br />
25 000<br />
20 000<br />
15 000<br />
10 000<br />
5 000<br />
0<br />
Quellen: BLUM (2013)<br />
Wirtschaftsentwicklung seit Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
Oft ist die Fähigkeit, nach Abstürzen auf<br />
den alten Wachstumspfad zurückzukehren,<br />
eine Frage kluger Wirtschaftspolitik.<br />
Ein fehlerhafter Ordnungsrahmen<br />
und voluntaristische Systemeingriffe –<br />
Krisenhektik – machen Anpassungsprozesse<br />
schwer bis unmöglich und führen<br />
damit, im Sinne der konstanten Erwartungen,<br />
zu kaum kalkulierbaren Handlungsoptionen<br />
der Wirtschaftssubjekte.<br />
Sehr deutlich wird diese Aussage an der<br />
Entwicklung Deutschlands seit Anfang<br />
des letzten Jahrhunderts, die in der Grafik<br />
unten wiedergegeben ist.<br />
Sie zeigt zunächst die Entwicklung<br />
des Deutschen Reichs bis zum Ende<br />
des Zweiten Weltkriegs und nach dem<br />
Absturz den Aufstieg der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Diese Linie folgt<br />
bis 1990 annähernd einer Exponentialfunktion,<br />
der typischen Wachstumskurve.<br />
Man sieht deutlich, dass die<br />
„Einschläge“ des Ersten Weltkriegs, der<br />
großen Inflation und der Wirtschaftskrise<br />
der 30er Jahre bis 1939 wettgemacht<br />
wurden.<br />
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs<br />
waren annähernd in den 60er Jahren<br />
kompensiert.<br />
Entwicklung des pro-Kopf-Einkommens, 1900-2010<br />
1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010<br />
Reich+West Germany East Germany United Germany<br />
28 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 29
Wirtschaft<br />
Wirtschaftswunder in der DDR<br />
Darunter findet sich die Entwicklung der<br />
DDR und der neuen Länder. Der Absturz<br />
ist tiefer, da nicht nur die Sowjetunion<br />
durch die hohen Reparationen die Wirtschaft<br />
stetig ausblutete; auch das Wirtschaftssystem<br />
tat ein Übriges.<br />
Im Anschluss daran entwickelte<br />
sich ein kleines Wirtschaftswunder in<br />
der DDR, das Wachstumsraten, gerechnet<br />
auf das markwirtschaftliche System,<br />
von ungefähr 70 bis 80 Prozent<br />
des Westens ermöglichte. Durch die<br />
Konfiskationen und die Zentralisierung,<br />
die Erich Honecker ab 1972 durchsetzte,<br />
wurden die letzten Reste der mittelständischen<br />
Struktur zerstört. Deren erhöhte<br />
Produktivität (knapp 50 Prozent über<br />
dem Durchschnitt der übrigen gewerblichen<br />
Wirtschaft) brach zusammen,<br />
die Exporte in die nichtsozialistischen<br />
Länder gingen zurück, die Wirtschaftsleistung<br />
schrumpfte und allein der<br />
sogenannte Straußkredit im Jahr 1982<br />
rettete die DDR vor dem wirtschaftlichen<br />
Zusammenbruch als Folge einer Zahlungsbilanzkrise.<br />
Allerdings verzögerte er tatsächlich<br />
den Niedergang nur um rund 8 Jahre.<br />
Eine Wirtschaft ohne Führungszentralen<br />
Der Aufschwung, der sich danach ergab,<br />
glich aber nur die „schlechten Honecker-Jahre“<br />
aus. Danach vollzog sich<br />
eine Entwicklung, die an die der alten<br />
DDR anknüpfte: Eine Wirtschaft ohne<br />
Führungszentralen, bei einem großen<br />
Teil der Produkte ohne direkte Konsumentenorientierung,<br />
damit im Prinzip<br />
in logis tische Ketten eingebunden, die<br />
oft zentral gesteuert sind, also an zentralverwaltungswirtschaftliche<br />
Strukturen<br />
erinnern. Einerseits machte diese<br />
Vorleistungs- und Investitionsgüterorientierung<br />
die neuen Bundesländer in<br />
der letzten Krise weniger anfällig. Andererseits<br />
enthält diese Ausrichtung ihnen<br />
aber auch die Potentiale der Weltmärk te<br />
vor. Gerade dort ist dies bedeutsam, wo<br />
die Innovationskanäle über die Konsumund<br />
Endkundenorien tierung laufen. Die<br />
Grafik auf Seite 31 zeigt die Zusammenhänge<br />
auf.<br />
Ein interdependentes Problem<br />
Die fehlende Konvergenz zum Westen<br />
ist tatsächlich weniger ein Problem<br />
des flachen Landes, sondern eines der<br />
großen Städte. Nimmt man die großen<br />
Ballungszentren aus der westdeutschen<br />
Nationaleinkommensrechnung heraus,<br />
so sinkt das Pro-Kopf-Einkommen auf<br />
ungefähr 90 Prozent des ursprünglichen<br />
Werts.<br />
Da Berlin als Ballungszentrum in<br />
Bezug auf seine Wirtschaftskraft für<br />
Ostdeutschland kein Magnet ist, stellt<br />
dies den wahren Vergleichspunkt für<br />
die Konvergenz dar. Wenn man in Ostdeutschland<br />
auf dem 75 Prozent-Niveau<br />
angelangt ist, dann muss klar werden,<br />
dass mehr als 90 Prozent unter den<br />
gegebenen Bedingungen nicht zu erreichen<br />
sind. Dies verdeutlicht, dass ohne<br />
die Veränderung der Raumstruktur, insbesondere<br />
der Agglomerationssysteme,<br />
ein weiterer Aufstieg als zum 90 Prozent-Ziel<br />
nicht zu erwarten ist.<br />
Offensichtlich gibt es ein interdependentes<br />
Problem von Regionalstruktur<br />
und Headquarterproblematik.<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
Unterschiede der Umsatzstruktur zwischen ost- und westdeutschen<br />
Industriebetrieben<br />
- Differenz der Anteile in Prozentpunkten -<br />
NBL ohne Berlin; ABL mit Berlin<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 20<strong>05</strong> 2006 2007 2008<br />
Vorleistungsgüter + Energie Investitionsgüterproduzenten Konsumgüterproduzenten<br />
Quellen: Statistisches Bundesamt; BLUM, LUDWIG (2011)<br />
Dynamik der 500 größten Unternehmen<br />
in Deutschland<br />
Tatsächlich ist die Konzentration von<br />
Headquarters, nimmt man die 500 größten<br />
Unternehmen in Deutschland, vor<br />
allen Dingen in Städten besonders groß<br />
oder anders gewendet: Mit der Größe<br />
der Stadt wächst die Headquarter-Neigung<br />
überproportional.<br />
Die beiden Tabellen auf Seite 32<br />
geben die Headquarterdynamik in<br />
Bezug auf die 500 größten Unternehmen<br />
in Deutschland in der Zeit von 2006<br />
bis 2011 auf der Basis der Übersichten der<br />
„Welt“ wieder. Zwei Indikatoren wurden<br />
erstellt: Der erste Indikator stellt einen<br />
Bezug zwischen der Anzahl der Headquarter<br />
und dem Umfang der Bevölkerung<br />
her. Der zweite Indikator bezieht<br />
die Headquartergröße auf die Wirtschaftsleistung<br />
(Umsatz geteilt durch<br />
Pro-Kopf-Einkommen).<br />
Der erste Indikator lässt sich als<br />
relative Standortstärke, der zweite als<br />
relative Umsatzstärke bezeichnen. Die<br />
Angaben sind geordnet nach wachsender<br />
Größe des Indikators im Jahr 2006.<br />
Deutlich wird zunächst, dass es eine<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 31
Wirtschaft<br />
Anzahl Headquarter pro Einwohner<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Standortstärke 2006 - 2011<br />
Anzahl 2006 Anzahl 2011<br />
Jürgen Lenk, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Bibliothekseinrichtung Lenk GmbH: 1990 im Kinderzimmer<br />
des eigenen Wohnhauses gegründet,<br />
ist BiblioLenk heute führend bei Sindermöbeln im<br />
Bibliotheksbau.<br />
(Foto: Boris Löffert)<br />
Reihe von Spitzenreitern gibt. Insbesondere<br />
zählt hierzu Nordrhein-Westfalen<br />
als dominantes Land, bei dem gleichermaßen<br />
eine hohe Standortstärke mit<br />
einer hohen Umsatzstärke verbunden<br />
ist. Diese führende Gruppe umfasst im<br />
Wesentlichen die Länder Baden Württemberg,<br />
Bayern und Nordrhein Westfalen.<br />
Dann existiert eine zweite Gruppe,<br />
bei der eine geringere Standortstärke<br />
mit einer erhöhten Umsatzstärke verbunden<br />
ist. Dies betrifft beispielsweise<br />
Berlin, Rheinland Pfalz und Hessen<br />
sowie die Stadt Hamburg. Schließlich<br />
gibt es eine ganze Reihe von Regionen,<br />
die wenige Headquarter und auch eine<br />
vergleichsweise unterdurchschnittliche<br />
1.000 Euro Umsatz<br />
pro Euro pro-Kopf-BIP<br />
12.000<br />
10.000<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
Umsatzstärke 2006 - 2011<br />
Umsatz 2006 Umsatz 2011<br />
Umsatzstärke haben. Hier sind die ostdeutschen<br />
Länder zu finden, aber auch<br />
viele westdeutsche Länder oder Städte<br />
wie Bremen und das Saarland – beide<br />
klassische Problemregionen in der regionalen<br />
Aufstellung in Deutschland. Deutlich<br />
wird auch, dass das Saarland, das<br />
noch im Jahr 2006 sieben Unternehmen<br />
unter den größten 500 besaß, im Jahr<br />
2011 seine Plätze vollständig räumen<br />
musste. Weiterhin wird deutlich, dass die<br />
starken Länder in den fünf Jahren auch<br />
erhebliche Zuwächse erfahren haben.<br />
Im Fall von Niedersachsen und Rheinland<br />
Pfalz liegen die Werte weit über<br />
der Inflationsrate. Ansonsten ist die Entwicklung<br />
eher schwach.<br />
Gründe des fehlenden Wachstums<br />
Fragt man sich, warum in den neuen<br />
Bundesländern in den vergangenen Jahren<br />
so wenig Unternehmen nachgerückt<br />
sind, so stellt sich die Frage nach der<br />
Wirtschaftsdynamik, die genau das Größenwachstum<br />
befördert.<br />
Der ostdeutsche Wirtschaftsraum<br />
verfügt über rund 20 Prozent der Bevölkerung<br />
von Gesamtdeutschland, müsste<br />
demzufolge 20 Prozent der 500 größten<br />
Unternehmen beheimaten. Dies wären<br />
100 Unternehmen. Tatsächlich sind es<br />
nur 20, und diese finden sich weitgehend<br />
in den kleineren Kategorien, also<br />
am unteren Ende der Verteilungskurve.<br />
Drei Gründe könnten hierfür maßgeblich<br />
sein:<br />
• Ein unzureichendes regionales<br />
Milieu,<br />
• Unvollkommene Finanzmärkte, die<br />
den Typ des ostdeutschen Unternehmens<br />
nicht hinreichend fördern,<br />
• Führungspersonal, das nicht hinreichend<br />
wachstumswillig ist.<br />
Milieufaktoren<br />
In Bezug auf die Milieufaktoren besagen<br />
Untersuchungen zum Ansiedlungsverhalten<br />
internationaler Unternehmen,<br />
dass der ostdeutsche Wirtschaftsstandort<br />
hohe Qualitäten besitzt, gleichermaßen<br />
in Bezug auf die Möglichkeiten,<br />
Innovationsleistungen aus der Region<br />
zu beziehen, wie diese in der Region<br />
zu implantieren und damit auch eine<br />
Interaktion auf hohem Niveau zu leisten.<br />
Diese wechselseitige Befruchtungsfähigkeit<br />
ist ein wesentlicher<br />
Wettbewerbsvorteil und für die internationalen<br />
Unternehmen wichtiger als<br />
die meisten Förderinstrumente, weil<br />
dadurch eine große Nachhaltigkeit<br />
gegeben ist. Kritisch zu hinterfragen ist,<br />
ob das öffentlich geförderte Innovationssystem<br />
die entsprechenden Anreize,<br />
selber in den Unternehmen Forschung<br />
und Entwicklung voranzutreiben, nachhaltig<br />
beschränkt, also Anreize vernichtet.<br />
Gibt es also ein Problem des „Zuviel<br />
des Guten“?<br />
Es könnte sein, dass Größenwachstum<br />
genau deshalb nicht notwendig<br />
ist, weil die erforderliche überkritische<br />
Kapazität des Unternehmens nicht<br />
erreicht werden muss, da die entsprechenden<br />
Infrastrukturen von außen zur<br />
Verfügung gestellt werden. Unternehmen<br />
besäßen ihre Kernkompetenzen<br />
in Bezug auf eine hohe Kleinteiligkeit<br />
und könnten, praktisch mit entsprechender<br />
monopolistischer Macht, in der<br />
Lieferkette eine mehrfache Marginalisierung<br />
aufbauen mit der Folge, dass sie<br />
erhöhte Gewinne abschöpfen könnten,<br />
ohne dass sie unter dem Druck der Integration<br />
litten.<br />
Hierfür sprechen die relativ guten<br />
Rentabilitäten in der ostdeutschen<br />
gewerblichen Wirtschaft, gerade auch<br />
im Vergleich zu Westdeutschland, die<br />
im Folgenden beleuchtet werden.<br />
Blühende Landschaften werden auch durch die guten Rentabilitäten in der ostdeutschen gewerblichen Wirtschaft realisiert<br />
Eigenkapitalausstattung<br />
Empirische Analysen belegen derzeit<br />
keine allgemeine Eigenkapitalschwäche<br />
bei den ostdeutschen mittelständischen<br />
Unternehmen. Ganz im Gegenteil, die<br />
Eigenkapitalausstattung der kapitalintensiv<br />
produzierenden mittelständischen<br />
Industrieunternehmen ist dort<br />
sogar höher als in Westdeutschland. Dieser<br />
grundlegende Befund wird bestätigt<br />
durch die Analyse auf der Ebene der Länder,<br />
die SCHULZ, TITZE und WEINHOLD<br />
(2011) kürzlich – unter Anwendung eines<br />
Datensatzes des Deutschen Sparkassenund<br />
Giroverbandes präsentierten.<br />
In der Tat weisen insbesondere<br />
die Unternehmen des Verarbeitenden<br />
Gewerbes in Thüringen und Sachsen im<br />
Vergleich zum Westen sehr hohe Eigenkapitalquoten<br />
auf. Dies könnte eine<br />
Folge thesaurierter Fördergelder sein.<br />
Vorsichtige Hinweise auf Lücken in der<br />
Eigenkapitalausstattung lassen sich<br />
allenfalls in ausgewählten Branchen des<br />
Verarbeitenden Gewerbes und nur in<br />
bestimmten Regionen finden, beispielsweise<br />
im Maschinenbau des Landes<br />
Sachsen-Anhalt.<br />
Fundamentalrisiken im Osten<br />
Die erhöhte Eigenkapitalquote erlaubt<br />
aber auch eine andere Interpretation:<br />
Es existieren Fundamentalrisiken im<br />
Osten, die – um gegebene, überall in<br />
Deutschland sonst gleiche Bankbedingungen<br />
zu erfüllen – ein erhöhtes<br />
Eigenkapital verlangen. Typische Vermutungen<br />
könnten sein: Diversifikation,<br />
Größe und Marktorientierung, die allesamt<br />
auch mit der verstärkten Vorleistungsorientierung<br />
verbunden sind. Aber<br />
auch personale Faktoren, insbesondere<br />
Unternehmerpersönlichkeiten oder Führungssysteme<br />
könnten eine große Rolle<br />
spielen. Schließlich sind auch die Kernkompetenzen<br />
und ihre Stabilität über<br />
die Zeit ein wesentlicher Gesichtspunkt<br />
des Ratings und damit des Eigenkapitalbedarfs.<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
Baden-Württemberg<br />
Niedersac hsen<br />
Deutsc hland<br />
Brandenburg<br />
Meck lenburg-Vorpom mern<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Thüringen<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 20<strong>05</strong> 2006 2007 2008 2009<br />
Wille zum Wachstum<br />
Die Frage, ob das Wachstum am Unternehmerwillen<br />
scheitert, wird bisher in<br />
der Literatur relativ wenig beleuchtet.<br />
Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von<br />
Unternehmen, die sich in ihrer Nische<br />
gut eingerichtet haben und vieles, auch<br />
unter den Bedingungen des Wachstumsrisikos<br />
und des Risikos, die Kontrolle<br />
über das eigene Unternehmen zu verlieren,<br />
deutet darauf hin, dass „satisfizierende“,<br />
also postmoderne, Unternehmer<br />
möglicherweise einen hohen Anteil in<br />
den neuen Ländern ausmachen. Hierfür<br />
spricht auch, dass viele Gründungen<br />
Kapitalausstattung im mittelständischen Verarbeitenden Gewerbe<br />
(prozentuale Eigenkapitalquoten )<br />
Anzahl der pro Jahr in die<br />
Auswertung eingehenden<br />
Unternehmensbilanzen (Minimum/<br />
Maximum):<br />
• Baden-Württemberg<br />
(3581/4946)<br />
• Brandenburg (150/225)<br />
• Deutschland (16628/26483)<br />
• Mecklenburg-Vorpommern<br />
(106/188)<br />
• Niedersachsen (943/1665)<br />
• Sachsen (511/782)<br />
• Sachsen-Anhalt (163/302)<br />
• Thüringen (341/468)<br />
Quelle: IWH<br />
(Foto: gravitat-OFF/Flickr.com)<br />
32 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 33
Wirtschaft<br />
aus Not infolge des Zusammenbruchs<br />
größerer Unternehmenseinheiten<br />
geschehen sind, damit nicht klassische<br />
Unternehmer sich selbständig gemacht<br />
haben, und so der Absturz in die Arbeitslosigkeit<br />
verhindern werden sollte.<br />
Verlässlichkeit,<br />
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Fehlende Personalarbeit als Wachstumsbremse<br />
Zentral für die Fähigkeit, qualifizierten<br />
Nachwuchs zu gewinnen, ist das so<br />
genannte „Employer Branding“, also<br />
die Fähigkeit des Unternehmens eine<br />
Marke, vor allen Dingen bei der Personalrekrutierung,<br />
darzustellen.<br />
Diese Wahrnehmbarkeit ist eine<br />
Funktion der Unternehmensgröße.<br />
Denn nur oberhalb einer gewissen<br />
Schwelle ist es möglich, die entsprechende<br />
Personal- und Organisationsentwicklung<br />
leistungsstark durchzuführen.<br />
Alternativ kann statt Größe auch Entwicklungsdynamik<br />
gesetzt werden, die<br />
dann dem vorhandenen Personal durch<br />
das Wachstum des Unternehmens stetig<br />
anspruchsvollere Aufgaben zuordnet.<br />
Durch das hohe Qualifizierungsniveau<br />
der DDR-Beschäftigen und den<br />
erheblichen sektoralen Umbau, vor allen<br />
Dingen die massiven Personaleinsparungen<br />
durch Produktivitätsverbesserungen<br />
in der gewerblichen Wirtschaft,<br />
besaßen die neuen Länder über lange<br />
Jahre einen Überschuss an Qualifizierten,<br />
waren also nicht genötigt, eine<br />
engpassorientierte Personalplanung<br />
durchzuführen. Andere Dinge standen<br />
im Zentrum des Managements, vor allen<br />
Dingen das Erobern der Märkte. Insofern<br />
ist ein Aspekt der heute zu Buche<br />
schlägt auch, dass eine fehlende Personalarbeit<br />
als Wachstumsbremse zunehmend<br />
wirken könnte.<br />
Fragestellungen<br />
Offensichtlich existiert eine komplexe<br />
Gemengelage, in der der Unternehmer<br />
im Sinne einer gestaltenden „ultimativen<br />
Ressource“ im Zentrum der<br />
Betrachtung steht und sein Umfeld,<br />
also das Innovationsmilieu und die<br />
Finanzierungsmöglichkeiten, optimal in<br />
seine Handlungsoptionen einbaut.<br />
Es ergeben sich dann eine Reihe von<br />
Fragestellungen an diese(n) Unternehmer:<br />
1. Existiert in den neuen Ländern in<br />
signifikantem Umfang ein „postmoderner“,<br />
„satisfiszierender“ Un -<br />
ter nehmertyp mit gebremstem<br />
Wachstumswillen? Ist dieser Unternehmertyp<br />
Folge der spezifischen<br />
Transformationsbedingungen, die<br />
es erzwangen, sich nach Auflösung<br />
der Betriebe selbständig zu machen,<br />
also seinen eigenen Arbeitsplatz zu<br />
organisieren? Besteht damit ein<br />
erhebliches volks- und regionalwirtschaftliches<br />
Risiko, weil eine<br />
Nachfolge überhaupt nicht vorgesehen<br />
ist?<br />
2. Ist eine gegenüber Westdeutschland<br />
erhöhte „Herr-im-eigenen-<br />
Hause“-Mentalität vorhanden,<br />
die dazu führt, dass wachstumsfördernde<br />
externe Beteiligungen,<br />
die Fremdkontrolle bedingen, von<br />
den Unternehmen kritisch gesehen<br />
werden? Ist dies damit eine Bremse<br />
gleichermaßen für internes und für<br />
externes Wachstum, also Wachstum<br />
durch Zukäufe?<br />
3. Existiert ein ergänzendes personalwirtschaftliches<br />
Problem dadurch,<br />
dass vor allen Dingen in der<br />
gewerblichen Wirtschaft in der DDR<br />
ein hohes und breit aufgestelltes<br />
Ausbildungsniveau existierte, was<br />
infolge der erheblichen Rationalisierungen<br />
– einen Überschuss an<br />
34 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
Qualifizierten bereitstellte. Insofern<br />
war eine präzise Personaleinsatzplanung<br />
und ergänzende Organisationsentwicklung<br />
nicht erforderlich<br />
– man „kümmerte sich um die wichtigeren<br />
Dinge wie Markterschließung“.<br />
Stehen damit Unternehmen<br />
im Wachstumsprozess nunmehr vor<br />
erheblichen personalwirtschaftlichen<br />
„gläsernen Deckeln“?<br />
4. Ist die Forschungs- und Entwicklungsstruktur<br />
ideal für die kleinteilige<br />
Wirtschaft? Existiert also ein<br />
„crowding out“ bezüglich größerer<br />
Einheiten, weil diese voran das<br />
Angebot weniger effizient nutzen<br />
können? Ist insbesondere die Mittelstandsklausel<br />
an einigen Stellen<br />
wachstumsbegrenzend?<br />
Wir fördern Energieeffizienz.<br />
ENERGIE<br />
EFFIZIENZ<br />
LOHNT SICH<br />
5. Stellt sich die bisher immer vermutete<br />
„Kapitalmarktunvollkommenheit“<br />
eher als eine „Kapitalstrukturunvollkommenheit“<br />
dar? Besteht<br />
ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis,<br />
auch in Bezug auf die Fähigkeit „Herr<br />
im eigenen Hause“ zu sein.<br />
Im Rahmen des Headquarterprojekts<br />
werden diese Fragestellungen thematisiert.<br />
Nur durch eine klare Sachverhaltsaufklärung<br />
lassen sich für die verbleibenden<br />
Jahre, in denen den neuen<br />
Ländern noch hinreichende Mittel zur<br />
Wirtschaftsförderung verfügbar sind,<br />
adäquate Wachstumsstrategien aufzubauen.<br />
n<br />
Ulrich Blum<br />
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Über den Autor<br />
n Prof. Ulrich Blum ist Professor für<br />
Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik<br />
n Bis 2011 war er Präsident des<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
(IWH) in Halle (Saale)<br />
n Seit 2004 leitet er den Lehrstuhl<br />
für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung<br />
an der Universität<br />
Halle-Wittenberg<br />
n Blum promovierte 1982 mit<br />
einer Arbeit über "Regionale<br />
Wirkungen von Infrastrukturinvestitionen"
Emerging Economies<br />
Banken in Südamerika, Asien und Afrika sind 2<strong>05</strong>0<br />
weltweit führend und koppeln sich vom Westen ab<br />
Wirtschaft<br />
(Foto: Fabian Voswinkel/pixelio.de )<br />
Um Zugang zu den neuen Märkten zu<br />
bekommen, müssen sich die Banken den<br />
lokalen Bedingungen anpassen<br />
Die Wirtschaftsverflechtungen zwischen<br />
den asiatischen, südamerikanischen<br />
und afrikanischen Emerging<br />
Economies werden immer enger. Vom<br />
rasanten Wachstum der Schwellenländer<br />
in den so genannten SAAAME-Regionen<br />
(Südamerika, Asien, Afrika, Mittlerer<br />
Osten) profitieren die Unternehmen<br />
der westlichen Industriestaaten längst<br />
nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit<br />
– und das spüren auch die bislang<br />
dominierenden westlichen Bankund<br />
Versicherungskonzerne. Gewinner<br />
dieser Entwicklung sind vor allem Institute<br />
aus den Schwellenländern selbst,<br />
wie die Studie „Project Blue: Capitalising<br />
on the rise and interconnectivity of the<br />
emerging markets“ der Wirtschaftsprüfungs-<br />
und Beratungsgesellschaft PwC<br />
aufzeigt.<br />
Die Untersuchung zeigt, dass bereits<br />
heute fünf der zehn weltweit größten<br />
Banken Institute aus den SAAAME-Regionen<br />
sind. Im Jahr 2<strong>05</strong>0 dürften Institute<br />
aus den E7-Staaten (China, Brasilien,<br />
Russ land, Indien, Mexiko, Indonesien<br />
und Türkei) rund 50 Prozent der Aktiva<br />
der globalen Bankenbranche halten - im<br />
Jahr 2009 lag der Anteil der E7-Banken<br />
erst bei rund einem Zehntel der weltweiten<br />
Aktiva. Wenngleich die neuen<br />
Marktführer nach Marktkapitalisierung<br />
bislang noch einen eher regionalen Fußabdruck<br />
aufweisen, ist doch zu erwarten,<br />
dass sie in den kommenden Jahren<br />
– ihren Kunden folgend - expandieren<br />
werden. „Die Wettbewerbsbedingungen<br />
und Marktverhältnisse in der globalen<br />
Finanzbranche werden sich in den kommenden<br />
Jahren radikal verändern. Die<br />
SAAAME-Staaten rücken wirtschaftlich<br />
enger zusammen und wickeln einen<br />
immer größeren Teil ihres Warenhandels<br />
und ihrer Finanztransaktionen untereinander<br />
ab. Banken und anderen Finanz-<br />
marktakteuren aus dem Westen droht<br />
eine Abkopplung von den Wachstumsmärkten“,<br />
kommentiert Rainer Wilken,<br />
Partner und Leiter der Banking & Capital<br />
Markets Consulting Practice bei PwC in<br />
Deutschland.<br />
Banken und Versicherungen aus<br />
den Industriestaaten stellt der Aufstieg<br />
der SAAAME-Staaten vor eine doppelte<br />
Herausforderung: Um vom Wachstum<br />
der Schwellenländer zu profitieren, müssen<br />
sie Zugang zu Kunden und Kapital<br />
vor Ort bekommen. Dies ist vor dem<br />
Hintergrund lokaler Besonderheiten in<br />
Nachfrageverhalten, Regulierung und<br />
Gesellschaft keine einfache Aufgabe.<br />
Gleichzeitig stellt die zunehmende<br />
Bedeutung der SAAAME-Region für<br />
Weltwirtschaft und Welthandel die<br />
bestehenden Geschäftsmodelle und<br />
– orientierungen in Frage: So dürfte es<br />
nur eine Frage der Zeit sein, bis der chinesische<br />
Renminbi (RMB) den US-Dollar<br />
als Leitwährung zumindest in Asien und<br />
Teilen Afrikas verdrängt – der RMB ist<br />
bereits heute die Währung für grenzüberschreitenden<br />
Handel Chinas mit seinen<br />
Nachbarstaaten sowie Grundlage<br />
mehrere bilateraler Währungstauschabkommen<br />
mit internationalen Handelspartnern.<br />
Derzeit stehen westliche Institute<br />
vor dem Problem, dass sie ihre hochspezialisierten<br />
Geschäftsmodelle und<br />
Prozesse nur schwer auf die Märkte in<br />
den Schwellenländern übertragen können<br />
und ihre Organisationen nicht vorbereitet<br />
sind auf die Verschiebung des<br />
Gravitationszentrums ihrer Geschäfte.<br />
Dabei sind die Geschäftschancen allein<br />
durch die sogenannte „demographische<br />
Dividende“ in Ländern wie Indien und<br />
China enorm. Die Finanzinfrastruktur<br />
ist allerdings in vielen SAAAME-Staaten<br />
unterentwickelt, herkömmliche Daten<br />
zur Beurteilung von Kreditrisiken sind<br />
oft nicht verfügbar.<br />
„Westliche Institute werden in der<br />
SAAAME-Region nur erfolgreich sein,<br />
wenn sie ihre Geschäftsmodelle den<br />
lokalen Bedürfnissen anpassen. Kooperationen<br />
mit Finanzdienstleistern vor<br />
Ort dürften daher zum Beispiel weitaus<br />
erfolgversprechender sein als der<br />
Versuch, westliche Geschäftsmodelle<br />
auf die Schwellenländer zu übertragen“,<br />
betont Wilken. n<br />
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5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 37<br />
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Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES<br />
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Die Arbeit im Netzwerk der Besten, im Kreis<br />
der Teilnehmer des Wettbewerbs „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
entwickelt sich zum 5-Sterne-Netzwerken. Der<br />
Begriff OPWERKEN lehnt sich bewusst an die<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung und deren Servicegesellschaft,<br />
die OPS Netzwerk GmbH, an.<br />
OPWERKEN verbindet vier Tätigkeitsbereiche:<br />
Empfehlungsmarketing<br />
Zum Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
kann man sich nicht selbst bewerben,<br />
sondern muss von Dritten nominiert<br />
werden. Da es weder Teilnahme- noch Bearbeitungsgebühren<br />
gibt, kann man sich auch<br />
nicht „einkaufen“. Firmen zum Wettbewerb zu<br />
nominieren, ist daher Empfehlungsmarketing<br />
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Websites des Wettbewerbs präsentieren. Und<br />
man kann auf Tagungen und Veranstaltungen<br />
des Wettbewerbs auftreten, und und und…<br />
Nicht umsonst berichten bereits mehr als 40<br />
Bücher über den Wettbewerb „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“.<br />
Kommunizieren<br />
Man muss miteinander reden, wenn man sich<br />
wirklich kennenlernen und miteinander ins<br />
Geschäft kommen will. Dafür bietet der Wettbewerb<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ mit<br />
seinen Websites, Veranstaltungsformaten und<br />
Medien eine hervorragende Plattform. Natürlich<br />
auch im Web2.0:<br />
Führen und Gestalten<br />
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Juryfragebögen ein Unternehmen als Ganzes<br />
und in seiner Rolle in der Gesellschaft. Bereits<br />
seit Jahren werden die Juryunterlagen daher<br />
als ergänzendes Führungs- und Managementinstrument<br />
benutzt. Das will die Stiftung künftig<br />
noch besser unterstützen. Künftig kann auf<br />
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www.kompetenznetz-mittelstand.de<br />
(Satz und Layout: © OPS Netzwerk GmbH, Foto: © Andres Rodriguez/Fotolia.com)
Collaboration as a Service<br />
Die neue Art der Zusammenarbeit in den Unternehmen<br />
Wirtschaft<br />
Die Vernetzung von Mitarbeitern macht die Arbeit effektiver<br />
(Foto: maxymedia/Flickr.com)<br />
Die Art der Zusammenarbeit zwischen<br />
den Mitarbeitern entscheidet maßgeblich<br />
über den wirtschaftlichen Erfolg<br />
eines Unternehmens. IT-gestützte Prozesse<br />
haben diese in der Vergangenheit<br />
bereits deutlich effizienter gestaltet.<br />
Der nächste logische Schritt ist nun<br />
das Social Business, das die Mitarbeiter<br />
nach dem Vorbild des Social Networkings<br />
künftig noch besser – auch standort- und<br />
abteilungsübergreifend – miteinander<br />
vernetzt sowie neue Tools für eine effizientere<br />
Kollaboration bereitstellt.<br />
E-Mail-Nutzung zur Abbildung von<br />
Geschäftsprozessen ist ineffizient<br />
Gerade in mittelständischen und großen<br />
Unternehmen verbringen Mitarbeiter<br />
sehr viel Zeit mit dem Zusammentragen<br />
von Informationen, der Koordination<br />
untereinander, dem Austausch von<br />
Know-how – aber auch mit der Suche<br />
nach bestimmten Kollegen, deren Expertise<br />
zur Umsetzung von Projekten benötigt<br />
wird. Bisher griffen diese hierzu vor<br />
allem auf die E-Mail zurück. Doch Informationen<br />
in der E-Mail-Umgebung zu<br />
organisieren ist ineffizient, weil keine<br />
ausreichenden Möglichkeiten zur Strukturierung<br />
der Inhalte zur Verfügung stehen.<br />
Auch fehlt die Übersicht, welche<br />
Version eines Dokuments etwa die aktuellste<br />
ist oder bei wem sie sich befindet.<br />
Der komplette Prozess des Arbeitens an<br />
Dokumenten in Teams ist intransparent<br />
und unkoordiniert. In der Regel liegen<br />
nicht einmal Informationen zum jeweils<br />
aktuellen Bearbeitungsstand vor.<br />
Postfächer mutieren zu<br />
Informationsgräbern<br />
Auch haben Mitarbeiter keinen Zugriff<br />
auf Informationen, die in den E-Mail-<br />
Postfächern anderer Mitarbeiter liegen.<br />
Oder aber E-Mails erreichen gar nicht erst<br />
die Kollegen, weil diese gerade im Urlaub<br />
oder krankgeschrieben sind. Die E-Mail-<br />
Postfächer mutieren so zu Informationsgräbern.<br />
Wichtige Projekte und Prozesse<br />
werden ausgebremst, dringende Sachverhalte<br />
bleiben unerledigt liegen. Die<br />
E-Mail mag demnach zwar die Kommunikation<br />
als solche – insbesondere mit<br />
Externen wie Kunden und Geschäftspartnern<br />
– beschleunigen und vereinfachen,<br />
für eine effiziente Koordination im Team<br />
ist sie jedoch eher ungeeignet.<br />
Soziales Netzwerk statt E-Mail<br />
Zumal mit dem Social Business nun eine<br />
echte Alternative für eine reibungslose<br />
Zusammenarbeit in den Unternehmen<br />
zur Verfügung steht. Das Social Business<br />
setzt dabei auf einen Trend, der sich im<br />
Privaten bereits seit langem durchgesetzt<br />
hat: Sich in sozialen Netzwerken<br />
zu vernetzen, Informationen schnell<br />
zu teilen und sich selbstorganisiert zu<br />
Teams zusammenzuschließen. Diese<br />
Funktionen werden nun in die moderne<br />
Arbeitswelt verbracht. So entsteht in<br />
den Unternehmen ein soziales Netzwerk,<br />
das die Zusammenarbeit zwischen den<br />
Mitarbeitern verbessert, indem es den<br />
Zugang zu Informationen und Wissensträgern<br />
effizient sicherstellt.<br />
Wegweisend bei der Umsetzung<br />
sind hierbei kollaborative, webfähige<br />
Lösungen, die als Software-as-a-Service<br />
(SaaS) in kurzer Zeit eingerichtet sind<br />
und via Web-Browser abgerufen werden<br />
können. Sie fördern den Informationsaustausch<br />
zwischen Mitarbeitern unter<br />
Heranziehung der Funktionen sozialer<br />
Netzwerke: Mitarbeiter können sich in<br />
eigenen Communities vernetzen und<br />
in diesen an gemeinsamen Themen<br />
arbeiten. In Blogs teilen sie Ideen und<br />
Erfahrungen miteinander, während Aktivitätsfunktionen<br />
helfen, Teams besser<br />
zu organisieren und kleinere Projekte in<br />
einzelne, planbare Schritte zu strukturieren.<br />
Und für die kollaborative Erstellung<br />
hochwertiger Inhalte bilden Wikis eine<br />
gute Basis.<br />
Mitarbeiter-Profile als<br />
Dreh-und-Angelpunkte<br />
Ähnlich wie bei den herkömmlichen sozialen<br />
Netzwerken verfügt zudem jeder<br />
Mitarbeiter über ein eigenes Profil. Hier<br />
werden unter anderem seine Kompetenzen<br />
verschlagwortet. Anhand dieser<br />
Tags können ihn Kollegen leicht auffinden.<br />
Umgekehrt kann er auch projekt- oder<br />
sachverhaltsabhängig stets die richtigen<br />
Ansprechpartner mit dem erforderlichen<br />
Know-how aus allen Unternehmensbereichen<br />
ermitteln. Das Mitarbeiter-Profil<br />
bietet zugleich auch die Möglichkeit der<br />
direkten Kontaktaufnahme. Darüber<br />
hinaus können diesem weitere, wichtige<br />
Eckdaten, beispielsweise zu Vorgesetzten<br />
entnommen werden. Dies ist vor allem<br />
dann hilfreich, wenn für die Mitarbeit<br />
an einem Projekt deren Genehmigung<br />
einzuholen wäre.<br />
Das Maß aller Dinge der<br />
Zusammenarbeit<br />
Doch im Social Business können so nicht<br />
nur Teams schnell und effektiv selbst<br />
organisiert und angefordert, sondern<br />
auch direkt neue Communities als virtuelle<br />
Projekträume für gemeinsame<br />
Vorhaben angelegt werden. In diesen<br />
können dann Probleme geschildert, diskutiert<br />
und gelöst, aber auch Fragen<br />
gestellt und beantwortet werden. Das<br />
mühselige Hin- und Herschicken sowie<br />
Sammeln von E-Mails, wie dies bisher<br />
in solchen Szenarien an der Tagesordnung<br />
war, entfällt. Obendrein bleiben<br />
alle zusammengetragenen Informationen<br />
für alle Mitarbeiter der Teams in<br />
den Communities stets zentral abrufbar.<br />
Das Social Business wird damit zum Maß<br />
aller Dinge im Bereich der Zusammenarbeit<br />
in erfolgreichen Unternehmen.<br />
Flankiert durch technische Neuerungen<br />
geht mit ihm mehr Agilität, Flexibilität<br />
und Dynamik in den Geschäftsprozessen<br />
einher. Infolgedessen steigen Kundenzufriedenheit<br />
und Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Unternehmens.<br />
Niedrige Einstiegshürden: Dank Cloudund<br />
Modernisierungstechnologien<br />
Die Hürden für den Einstieg in die neue<br />
Art der Zusammenarbeit waren dabei<br />
noch nie so niedrig wie heute. So können<br />
Unternehmen, die für das Social Business<br />
erforderlichen Kollaborationslösungen,<br />
wie beispielsweise IBM Connections, entweder<br />
als Software-as-a-Service einfach<br />
aus der Cloud beziehen oder aber innerhalb<br />
der eigenen Infrastruktur bereitstellen.<br />
Während die Cloud-Variante einen<br />
Start ins Social Business ohne größere<br />
E-Mail-Postfächer mutieren zu Informationsgräbern<br />
Anfangsinvestitionen und zu fest kalkulierbaren<br />
Kosten ermöglicht, können bei<br />
der Bereitstellung innerhalb der eigenen<br />
Infrastruktur vorhandene Geschäftsanwendungen<br />
berücksichtigt und so in die<br />
Kollaborationsprozesse integriert werden.<br />
Die von der GROUP Business Software AG<br />
(GBS) entwickelte Modernisierungstechnologie<br />
überführt hierzu bisher Clientgebundene<br />
IBM Lotus Notes/Domino-<br />
Anwendungen in web- und cloud-fähige<br />
Lösungen. Diese können von den Mitarbeitern<br />
dann fortan per Webbrowser<br />
oder mobil via Smartphone oder Tablet-<br />
PC aufgerufen und genutzt werden. n<br />
Über den Autor<br />
Ingo Erdmann<br />
n Dr. Ingo Erdmann ist Social Business-Experte<br />
und Key Account<br />
Manager bei GROUP Business<br />
Software (GBS)<br />
(Foto: Ingo Erdmann)<br />
(Foto: comedy_nose/Flickr.com)<br />
40 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 41
Werden Sie lieber gekauft oder gehackt?<br />
Wirtschaft<br />
Das klassisches Arbeitsgerät der Profi-Hacker<br />
Gut laufende Unternehmen des deutschen<br />
Mittelstandes stehen auf der Einkaufsliste<br />
von chinesischen Unternehmen<br />
ganz oben. Sei es, um ein lukratives<br />
Finanzinvestment zu tätigen oder sich<br />
ganz legal das gesammelte Know-how<br />
(Foto: A. Dabrowski / TU Wien)<br />
auf offiziellem Wege einzukaufen. Neben<br />
diesem Weg gibt es natürlich noch die<br />
Möglichkeit, interessante Informationen<br />
auf anderen Wegen zu beschaffen. Um<br />
das Opfer eines Hacker-Angriffes zu werden,<br />
muss ein Unternehmen heute nicht<br />
nur in der High-Tech Branche zuhause<br />
sein. Jedes Produkt, das sich gewinnbringend<br />
nachbauen und verkaufen lässt,<br />
steht im Fokus. Klassischer Diebstahl<br />
über Einbruch in Firmengebäude ist hier<br />
vorzufinden, aber immer häufiger auch<br />
gezielte Angriffe über das Internet in die<br />
Unternehmensnetze.<br />
Noch einfacher wird es, wenn<br />
Geschäftsbeziehungen zu ausländischen<br />
Partnern bestehen, da den Angreifern<br />
dann oft Internas bereits bekannt sind<br />
und gezielt für Social Engineering<br />
Angriffe verwendet werden können.<br />
Welche Daten sind geheim?<br />
Damit Sie Ihr Unternehmen wirksam<br />
hiervor schützen können, ist es wichtig<br />
zu wissen, welche Daten geheim sind<br />
und wo diese gespeichert sind. Informationen<br />
aus Forschung und Entwicklung,<br />
Rezepturen, Produktionsverfahren oder<br />
auch die zukünftige Ausrichtung des<br />
Geschäftes müssen geschützt werden.<br />
Aber auf welchen Systemen werden<br />
diese Daten überall gespeichert? Über<br />
welche Prozesse haben welche Mitarbeiter<br />
Zugriff auf diese Daten? Erst<br />
wenn Sie das wissen, können Sie über<br />
einen wirksamen und sinnvollen Schutz<br />
nachdenken. Dies geschieht durch<br />
eine ganze Palette von Maßnahmen.<br />
Die richtige Zusammenstellung der<br />
Maßnahmen, maßgeschneidert auf die<br />
wichtigen Daten erfordern Know-how<br />
und Erfahrung.<br />
Handeln, bevor es zu spät ist!<br />
Bevor ihr Unternehmen gehackt wird<br />
und vertrauliche Informationen in<br />
falsche Hände geraten, sollten Sie Profis<br />
damit beauftragen, einen legalen<br />
Penetrationstest durchzuführen, damit<br />
Sie ihren Sicherheitsstatus kennen und<br />
Schwachstellen im Vorfeld beheben<br />
können. Holen Sie zusätzlich ihre Mitarbeiter<br />
mit ins Boot, denn diese sind die<br />
Träger der Informationen und sollten<br />
diese nicht unachtsam preisgeben. Dies<br />
erreicht man durch Sensibilisierungsmaßnahmen,<br />
bei denen die Brisanz<br />
des Themas dargestellt wird, aber auch<br />
Lösungen aufgezeigt werden, um nicht<br />
Opfer eines Angriffes zu werden. Der<br />
gute Rat dabei ist: "Handeln Sie, bevor<br />
es zu spät ist!" Der gezielte Einsatz von<br />
wenig Kapital ist besser als der Verlust<br />
von viel Kapital, wenn kritische Unternehmensdaten<br />
beim Konkurrenten<br />
gelandet sind.<br />
Udo Adlmanninger<br />
Über den Autor<br />
n Udo Adlmanninger ist zertifizierter<br />
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Kein Taschengeld<br />
(Wikipedia/KMJ CC 3.0)<br />
Webbasierte Pressearbeit<br />
Spezifische Anforderungen werden bislang nur<br />
ungenügend unterstützt<br />
Uwe Pagel, Geschäftsführer<br />
PressFile Europe GmbH.<br />
(Foto: PressFile Europe GmbH)<br />
Wirtschaft<br />
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Als ich neulich erfuhr, dass Bundesanleihen<br />
mit zweijähriger Laufzeit nur noch<br />
eine negative Rendite erbringen, fragte<br />
ich mich, was meine Schwiegermutter,<br />
wohl dazu sagen würde. In ihren letzten<br />
Lebensjahren hatte sie sich nämlich<br />
häufig bei mir darüber beklagt, dass sie<br />
angesichts der niedrigen Zinsen immer<br />
weniger Taschengeld zur Verfügung<br />
habe.<br />
Damals hatte sie immerhin noch<br />
Anleihen mit einem Kupon von vier<br />
Prozent p. a. in ihrem Wertpapierdepot<br />
und konnte sich so zumindest<br />
die eine oder andere Ausgabe leisten,<br />
die sie sich ansonsten nicht gestattet<br />
hätte. Mit dieser Strategie, nicht nur fürs<br />
gesamte Kapital, sondern auch für jede<br />
einzelne Zinszahlung im Geiste ein eigenes<br />
Konto (bekannt unter dem Begriff<br />
mentale Konten) zu eröffnen, stand die<br />
alte Dame für mich stellvertretend für<br />
viele andere Sparer in Deutschland. Egal,<br />
wie gering die Zinseinnahmen sind, sie<br />
werden stets als Gewinn erlebt. Und<br />
diese Gewinne zu verbrauchen, verursacht<br />
selbst bei konservativ eingestellten<br />
Menschen nicht sogleich ein schlechtes<br />
Gewissen. Leider hatte nicht nur meine<br />
Schwiegermutter dabei übersehen, dass<br />
die Inflation, für die der Zins zumindest<br />
teilweise einen Ausgleich darstellen soll,<br />
klammheimlich zu einer Entwertung des<br />
Kapitalkontos führte.<br />
Doch wenn dieses sowieso nie angerührt<br />
wird, kann man auch nicht bemerken,<br />
dass man sich für dasselbe Geld<br />
über die Jahre immer weniger hätte kaufen<br />
können. Heute hätte sich indes für<br />
meine Schwiegermutter die Situation<br />
ganz anders dargestellt. Ihr monatliches<br />
Taschengeld wäre, nachdem die letzte<br />
relativ gut verzinsliche Bundesanleihe<br />
zur Rückzahlung fällig gewesen wäre,<br />
praktisch auf null gesunken.<br />
Anlagenotstand<br />
„Hast du mir nicht gesagt, mein Geld sei<br />
sicher?“ Noch jetzt spüre ich ihren vorwurfsvollen<br />
Blick auf mir ruhen. Und wie<br />
viele andere Sparer wäre sie vermutlich<br />
längst zu dem Schluss kommen, schuld<br />
an allem sei allein der Euro.<br />
Heute würde ich meine Schwiegermutter<br />
gerne in den Arm nehmen und<br />
gemeinsam könnten wir dann überlegen,<br />
wo mehr Zinsen zu holen seien.<br />
Aktien? Die wären gerade in diesem<br />
Jahr viel zu volatil gewesen. Gold? Das<br />
hatte sie schon. Immobilien? Ja, aber der<br />
Ärger mit den Mietern! Dann hätte ich<br />
ihr womöglich erzählt, dass es für die<br />
Anleihe einer Bäckereikette in Frankfurt<br />
7,5 Prozent p. a. gäbe. Aber ich hätte dann<br />
doch lieber den Mund gehalten, denn<br />
Extra-Rendite ohne Risiko gibt es nicht<br />
und ein Unternehmen kann theoretisch<br />
auch nach 100 Jahren Pleite gehen.<br />
Vermutlich hätte ich ihr einen Anlagetipp<br />
gegeben und stattdessen verkündet:<br />
„Wenn Du keine Zinsen bekommst,<br />
musst du auch keine Zinsabschlagsteuer<br />
zahlen!“ Meine Erklärung, dass damit ein<br />
mentales Verlustkonto wegfallen würde,<br />
hätte ihr wahrscheinlich wenig eingeleuchtet.<br />
Aber dem Staat ein Schnippchen<br />
schlagen? Ich bin sicher, für einen<br />
Augenblick hätten wir uns prima und<br />
ohne viele Worte verstanden. ■<br />
44 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
Über den Autor<br />
Joachim Goldberg<br />
■ Joachim Goldberg ist Geschäftsführer<br />
der von ihm mitbegründeten<br />
Cognitrend GmbH<br />
(Foto: Cognitrend GmbH)<br />
Pressearbeit ist eine strategische<br />
Aufgabe. Doch was die Software-<br />
Unterstützung angeht, müssen sich die<br />
Pressestellen in den Unternehmen in<br />
der Regel mit Lösungen begnügen, die<br />
ihren spezifischen Anforderungen kaum<br />
gerecht werden. Ein Grundproblem<br />
jeder Pressestelle ist sicherlich, dass ihre<br />
Größe umgekehrt proportional zu ihrer<br />
strategischen Bedeutung ist. Deswegen<br />
besteht vielfach die Neigung, die<br />
Abläufe mit den zur Verfügung stehenden<br />
IT-Mitteln wie CRM-Systeme oder<br />
gar Microsoft Excel abzudecken.<br />
MUSS-Faktoren guter Pressearbeit<br />
■ Keine Langeweile!<br />
■ Die „Story“ ist wichtig!<br />
■ Keine Werbung!<br />
■ Zuverlässige Datenbasis!<br />
■ Medienbeobachtung (Print, Online,<br />
Social Media)<br />
Ein integriertes Management von<br />
Presseverteilern und -kontakten lässt<br />
sich damit kaum aufsetzen, ganz zu<br />
schweigen von einem umfassenden<br />
Reporting über den gesamten Prozess<br />
der Pressearbeit – angefangen beim<br />
persönlichen Journalistenkontakt, bis<br />
hin zum Clipping-Management, also die<br />
Auswertung und Verwaltung der Veröffentlichungen.<br />
Dabei stehen längst webbasierte<br />
PR-Lösungen wie etwa die PR-Software<br />
PressFile zur Verfügung, mit denen die<br />
Abläufe in der Pressearbeit wesentlich<br />
besser abgebildet werden können. Presseverteiler<br />
differenziert aufbauen, miteinander<br />
mischen und je nach Thema<br />
auch durch weitere Ansprechpartner<br />
ergänzen, ist eine Grundanforderung an<br />
solche Systeme.<br />
Dazu kommt der Versand der Presseinformationen<br />
als personalisierte<br />
Einzel-Mail mit einer echten Absenderadresse.<br />
Jede Aussendung muss zudem<br />
automatisch in der Kontakthistorie<br />
erfasst werden, damit nachvollzogen<br />
werden kann, welche Informationen der<br />
einzelne Journalist wann und von wem<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 45<br />
1<br />
Sportgeräte<br />
2<br />
Stadtmobiliar<br />
3<br />
Bodensysteme<br />
4<br />
Federspielgeräte<br />
erhalten hat. Aber auch die Erfolgskontrolle<br />
und die Verwaltung von Pressebildern<br />
lassen sich so benutzerfreundlich<br />
umsetzen.<br />
Derartige Software-Lösungen sind<br />
durchaus wirtschaftlich. Denn der<br />
Benutzer benötigt lediglich einen Webbrowser.<br />
Einführungs- und Schulungsaufwände<br />
sind minimal und die Kosten<br />
für IT-Infrastruktur und -Administration<br />
entfallen vollständig. Somit gibt es<br />
kaum noch nachvollziehbare Gründe,<br />
warum Unternehmen gerade in diesem<br />
strategischen Bereich noch keine passenden<br />
IT-Werkzeuge einsetzen. ■<br />
Uwe Pagel<br />
Preisträger 2010<br />
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Vertrauen ist der beste Kitt<br />
Zu viele Unternehmen haben in letzter Zeit öffentliches Vertrauen verspielt.<br />
Eine der dringlichsten Aufgaben der nahen Zukunft ist daher die Rückgewinnung<br />
des Mitarbeiter- und Kundenvertrauens.<br />
Wirtschaft<br />
Vertrautheit kann nicht aufgebaut werden, wenn bei jedem Vertriebsbesuch ein neuer Mensch erscheint<br />
Ein trauriger Befund: Vertrauen verdienen,<br />
wenn man die Menschen im Lande<br />
fragt, nur noch Wenige. Ausgenommen<br />
von dieser Einschätzung: das persönliche<br />
Umfeld und die Community-Freunde im<br />
Web. Unternehmen hingegen werden<br />
misstrauisch beäugt. Überall wittern<br />
Verbraucher Betrug. Ein paar böse Buben<br />
haben die ganze Managerzunft in Verruf<br />
gebracht. Das ist fatal, denn Unternehmen<br />
leben vom Vertrauen ihrer Mitarbeiter<br />
und Kunden. „Die Gesellschaft der<br />
Zukunft ist zum Vertrauen verurteilt“,<br />
schreibt der Philosoph Peter Sloterdijk.<br />
Ohne Vertrauen geht gar nichts<br />
Menschen wollen und müssen vertrauen.<br />
Ohne Vertrauen wäre kein einziger<br />
Schritt möglich in dieser Welt. Gerade<br />
in Zeiten lockerer Bindungen und hoher<br />
Komplexität nimmt die Bedeutung von<br />
Vertrauen als Basis tragfähiger Beziehungen<br />
zu. Dort, wo Führungskräfte mit<br />
ihren Mitarbeitern hauptsächlich per<br />
Mail kommunizieren, weil Entfernungen<br />
nur noch virtuell überbrückbar sind, verbindet<br />
sie vor allem Vertrauen. Vertrauen<br />
ist immer dann unabdingbar, wenn<br />
sich Menschen nicht sehen können. Wo<br />
die Zeit nicht reicht oder das Wissen<br />
fehlt, um eine Sache zu durchleuchten,<br />
ist Vertrauen der beste Kitt. Und dort,<br />
wo wir von Fremden auf dem globalen<br />
Marktplatz Internet kaufen, gibt es nur<br />
eine Chance: Vertrauen.<br />
Vertrauen steigert das Tempo, sein<br />
feiger Gegenspieler, die kleinliche Kontrolle,<br />
verlangsamt es. Weniger Administration<br />
bedeutet also mehr Zeit für die<br />
Kunden. Aus diesem Grund sind Bürokratien<br />
und Hierarchien auf verlorenem<br />
Posten. Sie werden den Wettlauf um<br />
die Zukunft verlieren. Vertrauen macht<br />
Unternehmen kreativ, schnell und gut.<br />
Denn für Innovationen und konstruktive<br />
Verbesserungsprozesse braucht es den<br />
Austausch von Wissen. Mitarbeiter teilen<br />
ihr Wissen aber erst dann, wenn sie<br />
einander vertrauen. Deshalb können nur<br />
in Vertrauenskulturen die ganz großen<br />
Würfe gelingen.<br />
Vertrauen ist ein Tauschgeschäft<br />
Vertrauen ist ein Tauschgeschäft, das<br />
mit einem Vertrauensvorschuss beginnt.<br />
Vertrauen wird also geschenkt im ersten<br />
Schritt. Es macht den stark, der diesen<br />
Schritt zu gehen wagt. Denn er hat die<br />
Angst vor der eigenen Verwundbarkeit<br />
besiegt und zeigt damit Selbstvertrauen.<br />
Wer vertraut, wirkt vertrauenswürdig.<br />
Wer hingegen zu Misstrauen neigt,<br />
weckt gleichzeitig Misstrauen bei Anderen.<br />
Diese nehmen sich nun selbst in<br />
Acht.<br />
Wo Vertrauen fehlt, regieren Unsicherheit<br />
und Angst. Vorsicht macht sich<br />
weitläufig breit. Und ein Absicherungswettrüsten<br />
beginnt. In einer Misstrauenskultur<br />
sieht man den Feind um jede<br />
Ecke kommen, wittert überall böse<br />
Machenschaften und ist permanent auf<br />
(Foto: thorinside/Flickr.com)<br />
der Hut. Ein Leben in Dauerstress zu<br />
führen und ständig auf der Lauer liegen<br />
zu müssen ist sicherlich schlimmer, als<br />
gelegentlich enttäuscht zu werden. Wer<br />
also Lebensqualität bei der Arbeit will,<br />
sollte den Sprung ins Vertrauen wagen.<br />
„Wenn wir andere ängstlich überwachen,<br />
überwachen wir uns schließlich selbst,<br />
weil die Mauern, die wir für andere bauen,<br />
uns schließlich selbst umgeben“,<br />
meint Reinhard K. Sprenger in seinem<br />
Buch „Vertrauen führt“. Da ist was dran.<br />
Vertrauen erfordert Mut<br />
Vertrauen schenken ist nicht ohne Risiko<br />
– doch der Nutzen überwiegt. Damit meine<br />
ich natürlich nicht Blauäugigkeit und<br />
blindes Vertrauen. Denn blindes Vertrauen<br />
ist naiv. Dem wachsamen Vertrauen<br />
eine Chance zu geben, das ist klug. Spieltheoretische<br />
Analysen weisen übrigens<br />
nach, dass am erfolgreichsten mit Anderen<br />
zusammenarbeitet, wer zunächst<br />
vertrauensvoll in eine Beziehung investiert<br />
– und sich danach immer so verhält,<br />
wie das Gegenüber. Das bedeutet auch:<br />
Je größer das Vertrauen, desto verbitterter<br />
reagiert, wer sich getäuscht oder<br />
betrogen fühlt.<br />
Vertrauen ist ein zartes Pflänzchen.<br />
Es braucht lange zum Wachsen und ist<br />
in Sekunden zerstört. Es entsteht durch<br />
kleine Schritte der Annäherung und<br />
durch ausbleibende Enttäuschungen. Es<br />
erwächst aus Vertrautheit, aufgebaut<br />
durch Nähe und zwischenmenschliche<br />
Gespräche. In Vertrauen steckt trauen:<br />
Menschen trauen - und sich selber trauen,<br />
neues Terrain zu betreten. Vertrauen<br />
wächst durch Wissen und positive<br />
Erfahrungen. Geheimnisvolles Getue<br />
hingegen, fehlendes Wissen und Verschlossenheit,<br />
versteckte Kontrollen und<br />
Absprachen in Hinterzimmern zerstören<br />
Vertrauen.<br />
Vertrauen ist die Brücke zum Neuland<br />
Vertrauen spart Zeit - und es reduziert<br />
Enttäuschungsgefahr. Gerade in turbulenten<br />
Zeiten leihen wir deshalb denen<br />
unser Ohr, die uns nahe stehen und ihre<br />
praktischen Erfahrungen wohlwollend<br />
mit uns teilen: verlässliche Empfehler.<br />
Empfehlungen sind Vertrauenssache.<br />
„Wenn mein guter Freund mir die Marke<br />
x empfiehlt, kann ich sorglos zugreifen“,<br />
denkt der geneigte Verbraucher<br />
und kauft. Empfehlungsgespräche sind<br />
immer vertrauensvolle Gespräche. Vertrauen<br />
bedeutet, sich auf jemanden –<br />
auch unbesehen - verlassen zu können.<br />
Vertrautheit festigt Vertrauen.<br />
Vertrauen kann sogar Verstehen ersetzen.<br />
Denn Vertrauen ist die Brücke zum<br />
Neuland. Wenn wir das sichere Ufer des<br />
Bekannten verlassen müssen und uns in<br />
die Ungewissheit einer neuen Erfahrung<br />
begeben (also bei jedem Kauf), dann hilft<br />
uns Vertrauen. Insofern unterstützen<br />
uns wohlmeinende Dritte, weil deren<br />
ausgestreckte Hand den Zaudernden<br />
vertrauensvoll führt. Empfehler sind<br />
das Bindeglied zwischen Gewohntem<br />
und Ungewissheit. Sie legen die Trittsteine<br />
und machen den Weg sicher und<br />
frei. Genau deshalb ist empfohlenes<br />
Geschäft auch so einfach zu bekommen.<br />
Eine Vertrauenskultur aufbauen<br />
Der Vertrauensbildungsprozess setzt<br />
sich aus vielen kleinen Mosaiksteinchen<br />
zusammen. Er braucht Fairness, Klarheit,<br />
Transparenz, absolute Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit<br />
und eingehaltene Versprechen.<br />
Ohne Verlässlichkeit kein Vertrauen. So<br />
sollen Werbung und Verkaufsgespräche<br />
zwar inspirieren, aber nicht übertreiben<br />
und den Kunden nie nicht täuschen.<br />
Auch hohe Mitarbeiterfluktuation ist<br />
ein Vertrauenskiller. Denn Vertrautheit<br />
kann nicht aufgebaut werden, wenn bei<br />
jedem Vertriebsbesuch ein neuer Mensch<br />
erscheint - oder wenn sich am Telefon<br />
alle zwei Monate eine neue Stimme meldet.<br />
Internes Vertrauen braucht zwar Leitplanken,<br />
vor allem aber Spielraum zur<br />
individuellen Entfaltung von Eigenverantwortung<br />
und Selbstkontrolle. Mitarbeiter,<br />
die kein Vertrauen erhalten, können<br />
dem Kunden kein Vertrauen vermitteln.<br />
Wer aber als Kunde kein Vertrauen spürt,<br />
wird nicht vertrauensvoll zugreifen und<br />
niemals vertrauensvoll weiterempfehlen.<br />
Misstrauische und enttäuschte Kunden<br />
sind massive Image- und Umsatzzerstörer.<br />
Verdientes Vertrauen - verbunden mit<br />
Begeisterung und Spitzenklasse - erzeugt<br />
schließlich Kundenloyalität und eine<br />
hohe Empfehlungsbereitschaft. Vertrauen<br />
ist der Anfang von Allem. n<br />
(Foto: GABAL Verlag)<br />
Anne M. Schüller<br />
In ihrem Buch „Touchpoints“ erklärt die<br />
Expertin für Empfehlungsmarketing,<br />
Anne M. Schüller, wie Unternehmen mit<br />
ihren Kunden auf Tuchfühlung gehen<br />
können<br />
Seminartipp<br />
n „Zukunftstrend Empfehlungsmarketing“<br />
am 24. 1. 2013 in Frankfurt<br />
Werben Sie noch, oder empfiehlt<br />
man Sie schon? Empfehlungsmarketing<br />
ist das kostengünstigste<br />
Marketing. Wie das gelingt, zeigt<br />
ein praxisnahes Tagesseminar<br />
am 24.01.2013 in Frankfurt am<br />
Main mit Anne M. Schüller,<br />
führende Expertin für das neue<br />
Empfehlungsmarketing. Infos und<br />
Buchung: http://www.semigator.<br />
de/seminare/Empfehlungsmarketing-der-beste-Umsatzbeschleuniger-aller-Zeiten-1338301-0<br />
46 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 47
Die wertvollsten Städte Deutschlands<br />
Die Börsenliga der deutschen Städte zeigt, wo die stärksten Unternehmen sitzen<br />
Wirtschaft<br />
(Foto: ragingwire/Flickr.com)<br />
Demonstration der Stärke: auch durch<br />
Allianz steht München in der Champions<br />
League der wertvollsten Städte ganz<br />
oben<br />
Die mit Abstand „wertvollste“ Stadt<br />
Deutschlands – bezogen auf die Bewertung<br />
der dort ansässigen börsennotierten<br />
Unternehmen – ist München,<br />
wie schon in den Vorjahren. Auf den<br />
Plätzen zwei bis vier folgen Düsseldorf,<br />
Walldorf und Wolfsburg. Das hat die globale<br />
Strategieberatung Simon-Kucher &<br />
Partners in der alljährlichen „Börsenliga“<br />
ermittelt.<br />
München: der ewige Meister<br />
Hierbei werden die Börsenwerte von 110<br />
börsennotierten Unternehmen erhoben<br />
und den jeweiligen Standorten zugeordnet.<br />
Schon seit Jahren führt München<br />
das Feld an. In der bayerischen Metropole<br />
sind mit insgesamt zwölf Firmen<br />
nicht nur die meisten börsennotierten<br />
Unternehmen angesiedelt, sondern der<br />
Börsenwert ist mehr als dreimal so hoch<br />
wie beim zweitplatzierten Düsseldorf.<br />
„Dass es so viele große Unternehmen<br />
in München gibt, ist sicher auch auf die<br />
konsequente Industriepolitik der letzten<br />
Jahrzehnte zurückzuführen.<br />
Außerdem beeinflussen sich Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer wechselseitig:<br />
Wenn eine Region für Mitarbeiter<br />
attraktiv ist, ist sie es auch für große<br />
Unternehmen. Auf München trifft das<br />
zu“, erklärt Dr. Georg Tacke, CEO von<br />
Simon-Kucher.<br />
Frankfurt leidet unter der Finanzkrise<br />
Unter anderem tragen Schwergewichte<br />
wie Allianz, BMW und Siemens zum Ligaerfolg<br />
Münchens bei. In Düsseldorf sind<br />
es E.ON und Klöckner. Walldorf schaffte<br />
es von Rang acht im Jahr 2011 auf aktuell<br />
Rang drei und verdankt dies einem einzigen<br />
Unternehmen: SAP.<br />
Walldorf hat damit Frankfurt aus<br />
den Top drei verdrängt; die Finanzstadt<br />
rutscht auf Rang sieben. Auch Bonn<br />
musste einen Platz einbüßen und muss<br />
sich nun mit Rang fünf begnügen. Erstmals<br />
seit 20<strong>05</strong> gibt es somit Verschiebungen<br />
unter den Top vier.<br />
„Die Frankfurter Finanzunternehmen<br />
leiden mächtig unter der Finanzkrise.<br />
Wenn eine Stadt sich primär auf<br />
eine Branche fokussiert, kann sie schnell<br />
aufsteigen – aber auch schnell zurückfallen“,<br />
so Tacke. Eine langfristige Industriepolitik<br />
und Branchenvielfalt fördern eine<br />
positive strukturelle Entwicklung.<br />
Berlin landet als Hauptstadt nur knapp<br />
in den Top 20, hat aber seit 2011 mit<br />
drei börsennotierten Unternehmen<br />
immerhin zwei dazugewonnen. Die Millionenstadt<br />
Köln liegt sogar abgeschlagen<br />
auf Rang 21. „Größe allein reicht<br />
offensichtlich nicht aus, um bedeutende<br />
Börsenunternehmen anzuziehen“, sagt<br />
Tacke. Die Analyse bestätigt die dezentrale<br />
Wirtschaftsstruktur Deutschlands.<br />
Zwischen Rang zwei und acht liegen die<br />
Börsenwerte alle recht dicht beieinander.<br />
Dadurch profitieren auch zahlreiche<br />
ländliche Regionen in Deutschland von<br />
der gesamten Wirtschaftskraft“, sagt<br />
Tacke. Ein passendes Beispiel dafür sind<br />
Puma und Adidas in Herzogenaurach. Im<br />
Börsenranking schafft es der Ort mit nur<br />
23.000 Einwohnern auf Rang 14. ■<br />
INNOVATIV<br />
FLEXIBEL<br />
INDIVIDUELL<br />
ZUVERLÄSSIG<br />
SANGERHAUSEN<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 35
Wirtschaft<br />
Ein XXL-Fallschirm für Unternehmen<br />
Sicher durch die Turbulenzen der globalen Wirtschaft<br />
Wie geht es mit der globalen Wirtschaft<br />
weiter? „Prognosen sind schwierig,<br />
besonders wenn sie die Zukunft betreffen“,<br />
waren sich schon Karl Valentin und<br />
Winston Churchill einig. Mittelstandsunternehmen<br />
sind deshalb gut beraten,<br />
wenn sie für die nahe Zukunft vorsorgen.<br />
Die folgenden sieben Projekte, von<br />
Krisenstrategiegesprächen, die die Kundenbindung<br />
festigen, über zeitgemäßes<br />
Die häufigsten Lügen überhaupt:<br />
Ich liebe Dich.<br />
Ich rufe Dich an.<br />
Du bekommst Dein<br />
Geld.<br />
Alle tun sie weh, aber eine kann Ihre<br />
Existenz ruinieren. Bürgel-Auskünfte<br />
zeigen Ihnen, wie es um Ihre Kunden<br />
bestellt ist! Spezialisten ziehen Ihre<br />
offenen Forderungen ein; konsequent,<br />
erfolgreich!<br />
BÜRGEL Wirtschaftsinformationen<br />
Vertriebsgesellschaft mbH<br />
– Niederlassung Leipzig –<br />
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Internet: www.buergel-Leipzig.de<br />
Vertriebscontrolling bis hin zum internationalen<br />
Auftritt, können zusammen<br />
einen großen Fallschirm bilden, der das<br />
Unternehmen sicher durch die kommenden<br />
Turbulenzen trägt.<br />
Kundenbindung festigen<br />
Setzen Sie sich – am besten persönlich<br />
– mit sieben Ihrer A-Kunden, fünf<br />
Ihrer B-Kunden und drei Ihrer C-Kunden<br />
PRÄZISIONSWERKZEUGE<br />
UND WERKZEUGMASCHINEN<br />
AUS EINER HAND<br />
wir haben hochwertige Produkte im Vertrieb:<br />
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Rufen Sei uns an, fordern<br />
Sie unseren Katalog oder<br />
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Preisträger<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
zusammen. Führen Sie Krisenstrategiegespräche.<br />
Eruieren Sie, wie Ihre Kunden<br />
auf den Konjunkturverlauf reagieren<br />
und erörtern Sie gemeinsam, was Sie<br />
zusammen auf die Beine stellen könnten,<br />
um auch in harten Zeiten zu den Gewinnern<br />
zu gehören. Als Ergebnis haben<br />
Sie nicht nur 15 einzigartige Gespräche<br />
geführt, die Ihnen neue Ideen für eine<br />
Erweiterung Ihrer Produkte und Dienstleistungen<br />
liefern, Sie haben auch die<br />
Kundenbindung weiter gefestigt.<br />
Wer selbst aktiv Wettkampfsport<br />
treibt, weiß, dass die Mehrzahl der Siege<br />
durch zu viele Eigenfehler verschenkt<br />
wird. Gerade in den zurückliegenden<br />
zwei Jahren hat sich bei vielen Unternehmen<br />
eine gewisse Selbstzufriedenheit<br />
und Nachlässigkeit eingeschlichen,<br />
die es nun rasch auszumerzen gilt. Die<br />
internen Prozesse müssen laufen wie<br />
geschmiert, das Nachfassen der Angebote<br />
und Aufträge, die Terminverfolgung,<br />
die Neukundengewinnung – all das gilt<br />
es jetzt geordnet in neue Bahnen zu lenken.<br />
Aufgeschobene Projekte jetzt umsetzen<br />
Die Strategie, die Konzeptentwicklung,<br />
die Team- und Führungskräfteschulung,<br />
das Einrichten innerbetrieblicher Zirkel,<br />
die Überarbeitung der Online-Aktivitäten<br />
und vieles andere kam in der<br />
letzten Zeit in vielen Unternehmen zu<br />
kurz. Wann, wenn nicht jetzt sollen diese<br />
wichtigen Themen angegangen werden,<br />
um den Anschluss nicht zu verlieren?<br />
Arbeiten Sie jetzt an Ihrer Schokoladenseite.<br />
Das motiviert nicht nur die Mitarbeiter,<br />
das fasziniert auch Ihre Kunden.<br />
Nun ist ein guter Zeitpunkt, das<br />
gesamte Vertriebs-Controlling des<br />
Unternehmens unter die Lupe zu nehmen.<br />
Ist es überhaupt noch zeitgemäß?<br />
52 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
(Foto: Wikimedia/ CC-3.0/Red)<br />
Genügt die aktuelle CRM-Software den<br />
Anforderungen? Können die Beteiligten<br />
richtig damit umgehen? Stimmt die<br />
Balance zwischen Neu- und Stammkundenbesuchen?<br />
Werden die Ergebnisse<br />
zeitnah und tiefgehend ausgewertet?<br />
Erfahrungsgemäß liegt hier bei vielen<br />
Unternehmen ein großes Potenzial, um<br />
noch effizienter zu werden.<br />
Stamm-Märkte neu segmentieren<br />
Um auch in schwierigen Zeiten neue<br />
Kunden zu gewinnen, setzen sich die<br />
Vertriebsmitarbeiter meist an die Kunden,<br />
die schon länger nicht mehr bestellt<br />
haben – mit mäßigem Erfolg, denn<br />
warum sollte der Kunde gerade jetzt wieder<br />
bei Ihnen kaufen? Geschickter ist die<br />
Vorgehensweise, zunächst die Stammmärkte<br />
neu zu segmentieren. Dazu teilen<br />
Sie die Gesamtheit Ihrer Kunden in<br />
verschiedene neue Marktsegmente ein,<br />
z.B. quantitativ nach Branche, Größe,<br />
Regionalität, Alter oder Marktstellung.<br />
Die Einteilung sollte so gewählt werden,<br />
dass in jedem Marktsegment ein paar<br />
relevante Referenzkunden übrig bleiben,<br />
die den potenziellen Neukunden sofort<br />
signalisieren, dass Ihr Unternehmen ein<br />
interessanter Partner zu sein scheint.<br />
International expandieren<br />
Fangen Sie an, international aufzutreten.<br />
Und zwar unabhängig von der Unternehmensgröße.<br />
Um das Geschäft zu<br />
internationalisieren und damit auf eine<br />
breite Basis zu stellen, ist jetzt ein idealer<br />
Zeitpunkt. Und die Unternehmen, die<br />
bereits international agieren, werden<br />
gut daran tun, diesen Kurs konsequent<br />
auszubauen. Bei Eishockeyspielen wird<br />
die gesamte Sturmreihe regelmäßig auf<br />
die Bank geholt. Während die Spieler<br />
neue Kräfte tanken und den Spielverlauf<br />
von der Seite analysieren, arbeitet<br />
das zweite Sturmteam. Nun verfügen<br />
Unternehmen nicht über vergleichbare<br />
Personalressourcen, doch so manche<br />
Rochade wäre jetzt hilfreich. Mitarbeiter<br />
aus der zweiten Reihe können nun nach<br />
vorne und sich bewähren. Sie alle haben<br />
in den letzten zwei Jahren, so sie schon<br />
im Unternehmen waren, gesehen, wie<br />
das Geschäft läuft, und sollten nun ihre<br />
Chance bekommen. Lassen Sie jetzt auch<br />
Ihre „ausgeruhten High-Potentials“ ans<br />
Werk.<br />
Bleiben Sie im Aufwind<br />
Ob Sie nun diese sieben Projekte eins zu<br />
eins umsetzen, sie als Anregungen sehen<br />
Sind Ihre Unternehmensdaten sicher?<br />
• Wissen Sie was Ihre wertvollsten Daten sind?<br />
• Wissen Sie wo diese gespeichert und verwendet werden?<br />
• Wissen Sie sicher wer alles Zugriff auf diese Daten hat?<br />
Die Secaron AG unterstützt Sie bei der Identifikation und beim<br />
wirtschaftlichen Schutz Ihrer kritischen Daten. Dies erreichen wir<br />
durch eine Kombination aus organisatorischen und technischen<br />
Lösungen, die individuell auf Ihr Unternehmen zugeschnitten sind.<br />
Nutzen Sie unser Wissen für Ihre Sicherheit!<br />
Secaron AG • Tel. +49 811 9594 - 0 • www.secaron.de<br />
oder sich einzelne Projekte herausnehmen:<br />
es geht darum, zeitnah zu agieren.<br />
Jetzt daran zu arbeiten, den Fallschirm<br />
zu benutzen, um weiterhin möglichst<br />
lange im Aufwind zu bleiben. Denn so<br />
erhalten Sie die Arbeitsplätze und setzen<br />
den Erfolgskurs Ihres Unternehmens auf<br />
hohem Niveau fort. n<br />
Christian Kalkbrenner<br />
» IT-Sicherheit nach Maß «<br />
Über den Autor<br />
n Christian Kalkbrenner, ist Strategieberater,<br />
Autor mehrerer<br />
Fachbücher und Redner. www.<br />
ub-kalkbrenner.de<br />
Das Buch zum<br />
Beitrag<br />
n Dr. Volker Gallandi ist Rechtsanwalt<br />
für Wirtschaftsstrafrecht<br />
n Christian Kalkbrenner: „High-<br />
Speed-Marketing – In nur 7 Tagen<br />
zu einem durchschlagenden<br />
Marktkonzept“, Göttingen 2009.<br />
Preis: 24,80 Euro.
(Foto: PAV RECYCLATE)<br />
Wirtschaft<br />
Flüsterleise Bahngeleise<br />
Patente made in Germany: erste europäische<br />
Kunststoffschwelle mit EBA-Zulassung<br />
„Du hohle Nuss!“ erhält ab sofort eine völlig<br />
neue Bedeutung, denn wenn es ehemals<br />
ein Urteil fehlender Intelligenz war,<br />
dann ist es jetzt das genaue Gegenteil.<br />
Die ökologisch intelligente Kunststoff-<br />
Variante ZeNaPol geht an den Markt<br />
und genau die hohlen Nüsse, bzw. die<br />
Nussschalen, verleihen ihm seine besonderen<br />
Eigenschaften. Ein geschlossener<br />
Rohstoffkreislauf wird gewährleistet,<br />
denn sonst nicht nutzbare Lebensmittelnebenprodukte<br />
werden verarbeitet. Und<br />
da die Erdöl- und Kunststoffpreise sicher<br />
weiter steigen werden, wird der Einsatz<br />
von Naturfasern in Werkstoffen sogar<br />
ökonomisch immer attraktiver.<br />
Kunststoff aus Nussfaserpolymer<br />
Die Erfindung kommt aus Berlin, genauer<br />
aus dem Hause PAV RECYCLATE. Thermisch<br />
hoch belastbar, nimmt das Nussschalencompound<br />
sehr viel weniger<br />
Feuchtigkeit auf als Holzcomposite. Dank<br />
der Restfette aus der ölreichen Walnuss.<br />
Damit gehören Sorgen um das Quellen<br />
und Schwinden des Materials der Vergangenheit<br />
an. In einem personalisierbaren<br />
Prozess kann der Werkstoff den<br />
individuellen Anforderungen vieler Kunden<br />
angepasst werden. Verstärkt man<br />
Neuweltler Uralaib<br />
Ein Brot wie es früher gebacken wurde. Die traditionelle Herstellungsweise<br />
und das lange Backen machen dieses Brot zu einem geschmacklichen<br />
Hochgenuss. Unsere Bäcker geben dem Neuweltler Uralaib alle Zeit der<br />
Welt, so dass wir sogar auf den Einsatz von Hefe verzichten können.<br />
Durch die schonende, handwerkliche Bearbeitung des Teiges, erreichen wir<br />
ein lockeres und saftiges Teigvolumen. Damit wir eine lange Frischhaltung<br />
erzielen, wird der Neuweltler Uralaib als<br />
Großbrot mit 6 Pfund ausgewogen<br />
und gebacken. Dadurch verlängert<br />
sich die Backzeit auf etwa<br />
das Doppelte. Und wir<br />
schaffen dadurch eine<br />
gut ausgebackene Krume,<br />
welche die Feuchtigkeit<br />
länger im Brot hält.<br />
Bayerische Spezialität -<br />
Versand möglich!<br />
ZeNaPol zum Beispiel mit Glas- oder Kohlefasern,<br />
steigt die Bieg- und Zugfestigkeit<br />
um 50 Prozent. Natürlich ist die Herstellung<br />
energiesparend. Und zahlreiche<br />
Anforderungstests, wie die bei Spielzeug<br />
üblichen Spuck- und Speicheltest wurden<br />
bereits bestanden. Schier unbegrenzt ist<br />
daher der Einsatzbereich.<br />
Die Eisenbahnschwelle der<br />
Zukunft – RPT<br />
Stellen Sie sich vor, ein Zug fährt flüsterleise<br />
über die Bahngleise. Die Schienen<br />
der Gleise liegen auf Bahnschwellen,<br />
die nicht mehr Kunststoffabfälle sind,<br />
sondern Hochleistungs-Bahnschwellen.<br />
Das klingt nach Zukunft, ist aber<br />
bereits Gegenwart: Die erste europäische<br />
Kunststoffschwelle mit EBA-Zulassung.<br />
Es könnte eine revolutionäre Entwicklung<br />
für die Zukunft des Gleisbaus sein.<br />
PAV-Ingenieure, Chemiker und Techniker<br />
haben daher die Technologie und Rezeptur<br />
der Kunststoffschwelle RPT®-Rail<br />
Plas tic Tie gewerblich schützen lassen.<br />
Auch hier liegt ein Bündel von Vorteilen<br />
klar auf der Hand. Nicht nur, dass<br />
die neue Schwelle Körper- und Luftschall<br />
dämpft, sie weist auch eine sehr gute<br />
CO 2 -Bilanz auf, weil RPT® keine nachwachsenden<br />
oder fossilen Rohstoffe<br />
verbraucht und selber zu 100 Prozent<br />
recycelbar ist. Bei einer Lebensdauer von<br />
mehr als 50 Jahren bringt das niedrigere<br />
life-cycle-Kosten als Holz- und Betonschwellen.<br />
Neben mindestens ebenbürtigen<br />
mechanischen Kennwerten gegenüber<br />
Holzschwellen lassen sich RPT®<br />
dennoch wie Holzschwellen verarbeiten<br />
und problemlos ein- und ausbauen.<br />
„Was heute an Produktanforderungen<br />
für moderne Verkehrswege gestellt wird,<br />
Über den Autor<br />
ErholungSport<br />
Tauchen Sie ein in die entspannende<br />
Atmosphäre unseres 3-Sterne Komforthotels<br />
am See, mitten in der idyllischen<br />
Auelandschaft der Magdeburger Börde.<br />
Genießen Sie die Natur bei einem Inselspaziergang<br />
in absoluter Stille und Abgeschiedenheit<br />
vom Alltagsstress.<br />
erfüllt die Railway Plastic Tie-RPT® auch<br />
in Zukunft, denn sie bleibt bei knapper<br />
werdenden Ressourcen unabhängig als<br />
Teil eines geschlossenen Rohstoffkreislaufes<br />
bei besten Betriebseigenschaften,“<br />
so Frank Giesel, Geschäftsführer<br />
des Unternehmens. Interessierte können<br />
über www.pav-recyclate.de Handmuster<br />
anfordern oder sich persönlich von<br />
den Eigenschaften überzeugen - auf der<br />
InnoTrans vom 18. bis 21. September in<br />
Berlin und auf der internationalen Fachmesse<br />
für Kunststoffverarbeitung vom<br />
16. bis 20. Oktober in Friedrichshafen.<br />
Die Nuss ist geknackt. ■<br />
Prof. A. J. Garth<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
Der riesige Schlosspark am altersgrauen Schloss lädt zu besinnlichen<br />
Aufenthalten ein. Das Restaurant Albatros erwartet Sie mit kulinarischen<br />
Genüssen. Ein Golfplatz mit umfangreichem Trainingsareal bietet Ihnen<br />
- neben vielen anderen Angeboten - die Möglichkeit sportlicher Betätigung. Wer es eine Nummer<br />
kleiner mag: Minigolf ist auch vor Ort.<br />
Ein modernes Tagungs- und Seminarzentrum steht Ihnen für die eigene Weiterbildung, Konferenzen<br />
und Seminare zur Verfügung. Das AcamedResort mit seiner einzigartigen Kombination<br />
aus Erholung, Sport und Bildung zieht sowohl Erholungs- und Entspannungs suchende als auch<br />
Businessgäste aus Nah und Fern in seinen Bann.<br />
■ Prof. Arndt Joachim Garth ist Leiter<br />
der Ideenfabrik und Institut<br />
für Marken- und Kommunikations-Psychologie<br />
(Foto: Prof. A. J. Garth)<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 55<br />
Nominiert für<br />
Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES<br />
AcamedResort GmbH<br />
Brumbyer Str. 5 | 06429 Neugattersleben<br />
Telefon: +49 34721 50100 | Telefax: +49 34721 50112<br />
www.acamedresort.de | info@acamedresort.de
Auftakt-Veranstaltung<br />
n Montag, 17.09.<strong>2012</strong>, 13:30-16:30 Uhr, Bildungszentrum der Stadtwerke<br />
Leipzig GmbH<br />
n Information und Überblick zum neuen Bildungsprodukt<br />
Das Weiterbildungsangebot<br />
n Dauer: 5 Module (1 Modul/Monat, 180h)<br />
n Auftaktveranstaltung: September <strong>2012</strong><br />
n Beginn/Ende: Oktober <strong>2012</strong> - Februar 2013<br />
n Schulungsort: Bildungs- und Entwicklungszentrum der Stadtwerke<br />
Leipzig, Bornaische Str. 120, 04279 Leipzig sowie an ausgewählten<br />
Standorten unserer Kooperationspartner<br />
n Durchführung: pro Monat 1 Woche, jeweils<br />
Montag bis Freitag, 9:30 bis ca. 17:30 Uhr<br />
n Ansprechpartner: Stefan Stutzky-Fuchs, Tel.: 0341 121-3678,<br />
E-Mail: stefan.stutzky-fuchs@swl.de; Andre Minker, Tel: 0341 121-6433,<br />
E-Mail: andre.minker@swl.de<br />
Wirtschaft<br />
Zukunftsfähigkeit sichern<br />
durch Energieeffizienz<br />
Im Oktober startet ein Pilotprojekt des Bildungszentrums der<br />
Stadtwerke Leipzig. Noch sind einige Plätze frei!<br />
Weiterbildung im Bildungszentrum der Stadtwerke Leipzig<br />
Mit dem Ausstieg aus der Atompolitik<br />
wurde letztes Jahr gleichzeitig der<br />
beschleunigte Ausbau erneuerbarer<br />
Energien beschlossen. Damit stand die<br />
Energiebranche vor vielen Herausforderungen.<br />
Was passiert zum Beispiel, wenn die<br />
Sonne nicht scheint, oder der Wind nicht<br />
weht? Und wie gelangt der Strom, der<br />
in Windparks an der Nordsee produziert<br />
wird, in den Süden Deutschlands?<br />
Nachdem in der ersten hektischen Phase<br />
der Energiewende viel darüber diskutiert<br />
wurde, zeichnet sich jetzt eine<br />
realistischere Herangehensweise an die<br />
Lösung der Probleme ab.<br />
Dabei kommt den Stadtwerken eine<br />
zentrale Rolle zu. Diese sind naturgemäß<br />
näher an den Menschen ihrer Region<br />
dran. Ein Weiterbildungsangebot der<br />
Stadtwerke Leipzig zielt darauf ab, komplexe,<br />
nachhaltige Energiestrategien<br />
sowie einen neuen Umgang mit Energieund<br />
Umweltressourcen zu vermitteln.<br />
Konkret geht es um die Qualifizierung<br />
von Mitarbeitern solcher Unternehmen,<br />
die in besonderer Weise auf einen sparsamen<br />
Umgang mit Energie bedacht<br />
sein müssen.<br />
„Eine Investition die sich lohnt.“<br />
Alle Experten sind sich darin einig, dass<br />
die von der Bundesregierung eingeläutete<br />
Energiewende inzwischen bei<br />
den Menschen angekommen ist. Doch<br />
neben den normalen Bürgern sind es<br />
auch immer mehr Unternehmen, die mit<br />
großem Interesse die neuesten Entwicklungen<br />
auf dem Energiemarkt verfolgen.<br />
Wer zukunftsfähig sein will, muss sich<br />
auch mit der Frage auseinandersetzen,<br />
wie ein effizienter Umgang mit Energie<br />
aussieht. Energiekosten gehen direkt in<br />
die Preise ein, weshalb ihre Eindämmung<br />
die Position im Wettbewerb mit<br />
bestimmt. Pragmatische Lösungen sind<br />
gefragt.<br />
Den Anforderungen der Energiewende<br />
stellen sich die Stadtwerke Leipzig unter<br />
anderem mit ihrem neuen Bildungsprodukt.<br />
Es führt branchenübergreifende<br />
Kompetenzen im Umgang mit Energiesystemen<br />
zusammen und vermittelt<br />
Kompetenzen beim „managen“ effizienter<br />
Energiesysteme.<br />
Alle wichtigen Handlungsfelder werden<br />
betrachtet. Ihre Beziehungen zu Parametern<br />
wie Strategie, Innovation, Effizienz,<br />
Management und Kultur werden<br />
erarbeitet. National und international<br />
führende Experten aus Wissenschaft,<br />
Politik und Wirtschaft bringen aktuelles<br />
Know-how mit und begleiten die Teilnehmer<br />
bei der Entwicklung eigener<br />
Konzeptionen. Der Pilotkurs startet ab<br />
Oktober in Leipzig.<br />
Nichts wird ohne Kosten-Nutzen-<br />
Transparenz und gerechte Kostenverteilung<br />
funktionieren. Also müssen<br />
vernünftige Anreize geschaffen werden,<br />
die den hochgesteckten Klimaschutzzielen<br />
dienen ohne dabei die Wettbe-<br />
(Foto: Stadtwerke Leipzig GmbH)<br />
werbsfähigkeit kaputt zu regulieren.<br />
Marktteilnehmer, deren traditionelle<br />
Kompetenz Energiedienstleistung war<br />
und ist, stehen als Kooperationspartner<br />
bereit. Gegenwärtig positionieren<br />
sich die Stadtwerke als bewährter<br />
Ansprechpartner für direkte Kommunikation<br />
sowie die Einbeziehung von<br />
Bürgern und Unternehmen. Für die<br />
Zukunft genügt nicht die Kenntnis der<br />
geltenden Gesetze. Stattdessen müssen<br />
Wirkungen der Energiekonzepte<br />
von Unternehmen erschlossen werden.<br />
Um den ökonomischen, ökologischen,<br />
sozialen und gesellschaftspolitischen<br />
Ansprüchen der Energiewende gerecht<br />
zu werden, muss nachhaltiges Wissen<br />
zur eigenen Verantwortung, zur Kommunikation<br />
und zum Handeln aufgebaut<br />
werden. All das sind Kompetenzen,<br />
die die Teilnehmer dieser neuen Bildungsinitiative<br />
auf dem Gebiet des<br />
Energiemanagements erlangen können.<br />
Der neue Bildungsgang kombiniert in<br />
ca. 180 Stunden Präsenzzeiten und Konzept-Aufgaben.<br />
Teilnehmer erfahren, was die Treiber für<br />
die Erschließung neuer Energiequellen<br />
sowie für den Aufbau von Versorgungsstrukturen<br />
und Managementsystemen<br />
sind. Natürlich geht es außerdem<br />
um die Fragen, welche technischen<br />
Lösungen zur Bewältigung der anstehenden<br />
Herausforderungen geeignet<br />
sind, welche neuen Marktsysteme diskutiert<br />
werden und welches Wissen<br />
und welche Organisationsstrukturen<br />
das energieeffiziente Unternehmen von<br />
morgen braucht. n<br />
Zitate<br />
„Den neuen Anforderungen der Energiewende<br />
stellen wir uns tagtäglich. Nun<br />
ganz aktuell mit dem „Manager für effiziente<br />
Energiesysteme“. Hier sprechen<br />
wir besonders verantwortliche Mitarbeiter<br />
jener Unternehmen an, die effizient<br />
mit Energie umgehen müssen und ihre<br />
Unternehmens-konzeptionen auf intelligente/innovative<br />
Ressourcenpolitik ausrichten.<br />
Experten aus Wissenschaft, Politik<br />
und Wirtschaft vermitteln Wissen und<br />
begleiten die TN auch bei der Entwicklung<br />
eigener Konzeptionen. Eine Investition<br />
die sich lohnt.“<br />
Andre Minker,<br />
Bildungsmanager der<br />
Stadtwerke Leipzig<br />
„Mit einer effizienteren Energienutzung<br />
und dem schonenden Umgang mit Ressourcen<br />
werden Energiekosten reduziert<br />
und Wettbewerbsvorteile erzielt. Besonders<br />
aber die Einführung von zertifizierten<br />
Energiemanagementsystemen<br />
(EMS) tragen langfristig zum Unternehmenserfolg<br />
bei, denn sie initiieren einen<br />
kontinuierlichen Verbesserungs- und<br />
damit auch Veränderungsprozess. Wir<br />
freuen uns, dass mit der Qualifizierung<br />
zum „Manager für effiziente Energiesysteme“<br />
der Stadtwerke Leipzig, aktuelles<br />
Wissen und hervorragende Praxisbeispiele<br />
zur Energiewende in Deutschland<br />
in systemische Zusammenhänge<br />
zur Gesellschaft gestellt werden. Eine<br />
Bildungsinitiative, die wir mit unserer<br />
Kompetenz zum Energiemanagement<br />
unterstützen.“<br />
Dr.-Ing. Roland Kopetzky,<br />
ennovatis GmbH<br />
„Als Unternehmer der Immobilien- und<br />
Wohnungswirtschaft sind wir aktuell<br />
angewiesen, effiziente Energiekonzepte<br />
einzuschätzen, um sie realisieren zu können.<br />
Innovative, kompakte Bildungsangebote<br />
wie der „Manager für effiziente<br />
Energiesysteme“ der Stadtwerke Leipzig<br />
sind ein hervorragender „Energiekompass“,<br />
um Lösungen zu erkennen.“<br />
Dr. Ernst Ehinger,<br />
EF-Concept<br />
Energiepolitik war von jeher in der Regelangebotsorientiert,<br />
d.h. sie zielte auf die<br />
sichere und billige Bereitstellung von Primärenergieträgern<br />
(Kohle, Öl, Gas, Uran,<br />
Wasser) oder Endenergie (Elektrizität,<br />
Gas, Treibstoff) ins Energiesystem. Für<br />
die Steuerung und Kontrolle der Nachfrage<br />
der vielen verschiedenen Formen<br />
von Nutzenergie, also die Umwandlung<br />
von Endenergie (in Wärme, Kälte, Licht<br />
etc.), fehlen noch weitgehend effiziente<br />
Instrumente und Strukturen. Gleichzeitig<br />
findet technikbedingt eine Dezentralisierung<br />
des Energiesystems mit vielen<br />
kleinen Akteuren statt. Die politische,<br />
soziale und kulturelle Herausforderung<br />
der Energiewende besteht folglich in<br />
der konsensualen Entwicklung, Umsetzung<br />
und Einrichtung von innovativen<br />
Instrumenten und Institutionen für die<br />
Energienachfrage.<br />
Diese Komplexität auch in neuen Bildungsgängen,<br />
wie dem „Manager für<br />
effiziente Energiesysteme“ abzubilden,<br />
ist ein nötiger Schritt in die richtige<br />
Richtung.<br />
Dr. Lutz Mez,<br />
FFU Berlin<br />
56 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 57
Falschgeld entwickelt sich rückläufig<br />
Die Menge des sich im Umlauf befindlichen Falschgeld nimmt ab<br />
(Foto: eSeL.at/Flickr.com)<br />
Das energieeffiziente<br />
Schallschutzhaus!<br />
Wirtschaft<br />
Die Bundesbank hat im ersten Halbjahr<br />
<strong>2012</strong> rund 19.000 falsche Euro-Banknoten<br />
im Zahlungsverkehr registriert. Die Zahl<br />
der Fälschungen ist damit gegenüber<br />
dem zweiten Halbjahr 2011 um fünf Prozent<br />
gesunken. Rein rechnerisch entfallen<br />
pro Jahr fünf falsche Banknoten auf<br />
10.000 Einwohner. Der durch Falschnoten<br />
verursachte Schaden liegt bei rund 1,1<br />
Millionen Euro. Die rückläufige Entwicklung<br />
des Falschgeldaufkommens hat sich<br />
bereits im vergangenen Jahr mit rund<br />
39.000 falschen Banknoten abgezeichnet,<br />
dem niedrigsten Jahreswert seit der<br />
Einführung des Euro-Bargelds im Jahr<br />
2002. „Dieser positive Trend ist sicherlich<br />
der Arbeit der Strafermittlungs- und<br />
Verfolgungsbehörden und deren Einsatz<br />
gegen die Verteiler des Falschgeldes in<br />
Deutschland zuzuschreiben“, sagte Carl-<br />
Ludwig Thiele, im Vorstand der Deutschen<br />
Bundesbank für Bargeld zuständig.<br />
Falsche Banknoten erkennen<br />
Trotz des aktuellen Rückgangs beim<br />
Falschgeld sollten Banknoten stets<br />
aufmerksam geprüft werden, denn für<br />
Falschgeld gibt es keinen Ersatz. In die<br />
Prüfung sollten mehrere Sicherheitsmerkmale<br />
einbezogen werden, denn<br />
die Sicherheit der Euro-Banknoten liegt<br />
im Zusammenspiel der verschiedenen<br />
Merkmale:<br />
■ Auf der Vorderseite der Banknoten sind<br />
zum Beispiel erhabene Teile des Druckbildes<br />
(Schriftzug „BCE ECB EZB EKT<br />
EKP“ am oberen Rand) zu fühlen<br />
■ Das Wasserzeichen lässt sich im unbedruckten<br />
Bereich in Durchsicht erkennen<br />
■ Die Hologrammelemente verändern<br />
sich beim Kippen der Banknote<br />
■ Auf der Rückseite kann der Perlglanzstreifen<br />
(Stückelungen bis 20 Euro) oder<br />
der Farbwechsel der rechten Wertzahl<br />
(Stückelungen ab 50 Euro) beim Kippen<br />
der Noten geprüft werden<br />
Empfehlenswert ist es, bei der Prüfung<br />
einer verdächtigen Banknote eine zweifelsfrei<br />
echte Banknote zum Vergleich<br />
heranzuziehen, etwa eine Banknote,<br />
die von einem Geldausgabeautomaten<br />
ausgezahlt wurde. Bei der Prüfung von<br />
Banknoten mit Lupen, Prüfstiften oder<br />
UV-Lampen lässt sich nicht immer ein<br />
eindeutiges Prüfergebnis erzielen. Diese<br />
Hilfsmittel sollten deshalb besser in Kombination<br />
mit der Prüfung anderer Sicherheitsmerkmale<br />
genutzt werden.<br />
Weniger Fälschungen bei Münzen<br />
Im ersten Halbjahr <strong>2012</strong> wurden rund<br />
22.000 falsche Münzen im deutschen<br />
Zahlungsverkehr festgestellt. Im zweiten<br />
Halbjahr 2011 lag das Aufkommen<br />
noch bei rund 25.000 falschen Münzen.<br />
Damit entfallen in Deutschland rund fünf<br />
falsche Münzen auf 10.000 Einwohner<br />
pro Jahr.<br />
Münzen auf Echtheit prüfen<br />
Euro-Falschmünzen sind in der Regel nur<br />
bei sehr sorgfältiger Prüfung visuell von<br />
echten Münzen zu unterscheiden. Folgende<br />
Hinweise können die Echtheitsprüfung<br />
von Münzen erleichtern:<br />
n Bei echten Münzen tritt das Münzbild<br />
deutlich abgegrenzt aus dem Münzgrund<br />
hervor. Münzfälschungen wirken<br />
dagegen oft verschwommen und<br />
weisen häufig Unebenheiten auf<br />
n Die Farbtönung weicht in der Regel von<br />
echten Münzen ab<br />
n Die Randprägungen der echten 2 Euro-<br />
Münzen sind gestochen scharf in den<br />
Münzrand eingeprägt. Fälschungen<br />
weisen häufig unvollständige oder<br />
unregelmäßige Randprägungen auf.<br />
n Echte 1 Euro- und 2 Euro-Münzen sind<br />
nur schwach magnetisch und bleiben<br />
zwar am Magneten haften, lassen sich<br />
dann aber auch leicht wieder ablösen.<br />
Fälschungen hingegen werden in<br />
der Regel nicht angezogen oder haften<br />
sehr fest am Magneten.<br />
Falschgeldprävention<br />
Die Bundesbank bietet über ihr Filialnetz<br />
unentgeltliche Schulungen für Kreditwirtschaft,<br />
Einzelhandel und andere Interessierte<br />
an. Die Teilnehmer bekommen<br />
dort auch typische Fälschungen zum<br />
Fühlen, Sehen und Kippen vorgestellt.<br />
Weiterhin können kostenlos Informationsmaterialien<br />
(Broschüren und Poster)<br />
und ein interaktives Lernprogramm<br />
„Falschgeld erkennen“ bei der Bundesbank<br />
bestellt werden. Die Informationsangebote<br />
im Internet der Bundesbank,<br />
bzw. der Europäischen Zentralbank sowie<br />
der deutschen Polizei werden regelmäßig<br />
aktualisiert.<br />
Damit wichtige Hinweise auf Personen,<br />
die Falschgeld in Umlauf bringen,<br />
nicht verloren gehen, rät die Bundesbank<br />
dringend, falsche Banknoten und Münzen<br />
umgehend der Polizei anzuzeigen<br />
und dort abzugeben. n<br />
Das Paket macht den Unterschied:<br />
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Besserer<br />
Schallschutz<br />
Besserer<br />
Brandschutz<br />
Anzahl der von der Bundesbank registrierten falschen Euro-<br />
Banknoten in Deutschland von 2002 bis 2010<br />
Anzahl der falschen Euro-Banknoten<br />
i<br />
80.000,00<br />
70.000,00<br />
60.000,00<br />
50.000,00<br />
40.000,00<br />
30.000,00<br />
20.000,00<br />
10.000,00<br />
0,00<br />
14.000,00<br />
Deutschland, Deutsche Bundesbank<br />
50.2<strong>05</strong>,00<br />
81.000,00<br />
74.000,00<br />
46.000,00<br />
40.000,00 41.000,00<br />
2009 2003 2004 20<strong>05</strong> 2006 2007 2008 2009 2010<br />
52.500,00<br />
59.952,00<br />
Quelle: Deutsche Bank<br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 59<br />
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Segeln mit Nerven aus Glas<br />
Im Rennsport können winzige Details über Sieg oder Niederlage entscheiden.<br />
Eine ausgetüftelte Sensorik hilft jetzt, Grenzen zu überschreiten.<br />
Wirtschaft<br />
Um zu messen, welche Kräfte auf das Segel wirken, haben die Forscher es mit einem Netz aus Glasfasern versehen<br />
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Die Sehnsucht nach immer neuen Rekorden<br />
hat den Bootsbau zu einem Hightech-<br />
Geschäft gemacht. Die Rennyachten, die<br />
heute bei den internationalen Regatten<br />
an den Start gehen, sind auf Höchstgeschwindigkeit<br />
getrimmte Sportgeräte.<br />
Seit Jahrzehnten werden die Boote optimiert,<br />
doch unlängst schien die Grenze<br />
erreicht: Bei der fünften Etappe des<br />
»Volvo Ocean Race« im Frühjahr <strong>2012</strong> von<br />
Neuseeland nach Brasilien erreichte nur<br />
eines von sechs Teams ohne technische<br />
Probleme das Ziel – alle anderen mussten<br />
unterbrechen oder aufgeben. Die<br />
Regatta eskalierte zur Materialschlacht.<br />
Dabei sind die Yachten die besten der<br />
Welt: „Diese Boote sind sehr gut gebaut“,<br />
beteuert Ian Walker, Skipper des Teams<br />
Abu Dhabi Ocean Racing. „Ich glaube nur,<br />
wir nehmen sie zu hart her und sie sind<br />
so steif und so leicht, dass ich glaube,<br />
sie müssen zwangsläufig brechen.“ Wie<br />
also baut man Yachten, die schneller sind<br />
als der Wind und doch so stabil, dass sie<br />
den harten Bedingungen auf hoher See<br />
trotzen können?<br />
Mit Sensorik auf Kurs gebracht<br />
Ein neues Sensorsystem vom Fraunhofer-<br />
Institut für Nachrichtentechnik HHI kann<br />
helfen, Schwachstellen rechtzeitig aufzuspüren<br />
und Segler warnen, wenn die<br />
Belastungsgrenze erreicht ist. Prof. Dr.<br />
Wolfgang Schade und sein Team in der<br />
(Foto: Fraunhofer HHI)<br />
Projektgruppe Faseroptische Sensorsysteme<br />
in Goslar haben Nerven aus Glas<br />
entwickelt, mit denen sich die Kräfte<br />
messen lassen, die auf Rümpfe, Masten<br />
und Segel wirken. Eigentlich wurde die<br />
Technik für das Monitoring von Windkraftanlagen<br />
erarbeitet. Dort sind Rotorblätter<br />
und Kabel hohen Belastungen<br />
ausgesetzt.<br />
„Mit faseroptischen Sensoren können<br />
wir Delaminationen oder auch Risse<br />
in einem frühen Stadium detektieren –<br />
lange bevor Brüche oder Ausfälle auftreten“,<br />
erklärt der Physiker. Das Herzstück<br />
der neuen Technik sind „Faser-Bragg-Gitter“,<br />
mikroskopische Strukturen, die in<br />
definierten Abständen in die Glasfaser<br />
integriert sind, und die den Brechungsindex<br />
verändern.<br />
Licht, das durch die Glasfaser rast,<br />
wird von diesen Gitterpunkten reflektiert.<br />
Die Wellenlänge des reflektierten<br />
Lichts ist abhängig vom Abstand der<br />
mikroskopischen Strukturen: Jede Dehnung<br />
oder Stauchung der Glasfaser verändert<br />
die Wellenlänge. Um das Reflexionsspektrum<br />
schnell und kostengünstig<br />
messen zu können, haben die Forscher<br />
ein Mini-Spektrometer entwickelt.<br />
Durch Analyse des Frequenzspektrums<br />
Signalverstärker<br />
können die Experten Rückschlüsse ziehen<br />
auf die Kräfte, denen die Glasfaser<br />
gerade ausgesetzt ist.<br />
Wind nutzen, schnell sein<br />
Die Idee, die Messtechnik auch auf Segelbooten<br />
einzusetzen, kam Schade während<br />
eines Törns im Herbst 2010: „Beim<br />
Segeln geht es darum, den Wind optimal<br />
zu nutzen und möglichst schnell zu sein,<br />
gleichzeitig muss man aber verhindern,<br />
dass die Belastungsgrenze überschritten<br />
wird.<br />
Faseroptische Sensoren können<br />
dabei helfen, die Kräfte, denen Rumpf,<br />
Mast und Segel ausgesetzt sind, während<br />
der Fahrt in Echtzeit zu bestimmen.“<br />
Dass sich die Sensoren eignen, um<br />
den Segelsport voranzutreiben, konnte<br />
Schade wenige Monate später beweisen.<br />
Auf der Düsseldorfer Bootsmesse<br />
lernte er Jens Nickel kennen, den Chef<br />
der Segelwerkstatt Stade.<br />
In Nickels Werkstatt wurden in<br />
Zusammenarbeit mit dem Tuchhersteller<br />
Dimension Polyant ein Großsegel und<br />
eine Genua mit einem Spinnennetz aus<br />
Glasfasern, das 45 Messpunkte enthielt,<br />
versehen und beim anschließenden Probetörn<br />
vermessen. „Es stellte sich heraus,<br />
dass die Zugspannung im Segelkopf,<br />
ganz oben im Segel, höher war als bisher<br />
angenommen“, so Nickel. „Die Belastung<br />
im Schothorn, dem unteren, hinteren Teil<br />
des Segels und im gesamten Achterlieksbereich,<br />
der das hintere Ende eines<br />
Segels bildet, waren hingegen geringer<br />
als gedacht.“ Die Segelwerkstatt Stade<br />
nutzte die Daten sofort, um die Verarbeitung<br />
ihrer Segel zu optimieren.<br />
Mit App in den Wettkampf<br />
Als nächstes wollen Schade und sein<br />
Team die Messtechnik fit machen für<br />
den Einsatz im Wettkampf. „Wir haben<br />
jetzt Segellatten mit faseroptischen Sensoren<br />
ausgerüstet, die Sportlern künftig<br />
dabei helfen können, den optimalen<br />
Trimm zu finden. Das ist die Segelstellung,<br />
mit der das Boot bei bestimmten<br />
Wind- und Wellenverhältnissen am<br />
schnellsten ist“, so Schade. Die Ergebnisse<br />
der Sensortechnik sollen an Bord<br />
jederzeit und überall abrufbar sein – eine<br />
App, die das Abrufen der Echtzeitdaten<br />
via Smartphone erlaubt, hat Schades<br />
Team bereits entwickelt. Das neue Messsystem<br />
kommt unter dem Markenamen<br />
NextSailSystem demnächst auf den<br />
Markt. n<br />
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Fertigung) gehe es nicht darum, Bits in<br />
einem Rechner zu programmieren, sondern<br />
Atome außerhalb des Computers.<br />
Schon heute können Baupläne für Produkte<br />
heruntergeladen, gekauft oder auf<br />
kommerzielle Art und Weise erworben<br />
werden.<br />
Wirtschaft<br />
Die industrielle Revolution beginnt<br />
Die Autoren, Matthias Horx und Holm Friebe sind sich sicher: Die<br />
„Digitale-Massenkollaboration“ hat bereits begonnen.<br />
So sieht Zukunft aus: ein 3D-Drucker bei der Arbeit<br />
3D-Drucker revolutionieren die Welt.<br />
Kunden werden zu Produzenten. Unternehmen<br />
fungieren nur noch als Ideengeber.<br />
Wunschwelten werden in die<br />
Realität transferiert und die Kreativität<br />
des Einzelnen wird zum Problem für die<br />
Industrie. Utopie oder Realität?<br />
Das Monatsmagazin Trend Update<br />
des Zukunftsinstituts feiert sein einjähriges<br />
Bestehen und geht dieser Frage in<br />
der Jubiläumsausgabe nach. Die Autoren,<br />
Matthias Horx und Holm Friebe,<br />
der Ausgabe August/<strong>2012</strong> mit dem Titel<br />
„Vision: Unikatsgesellschaft“ sind sich<br />
sicher: Die „Digitale-Massenkollaboration“<br />
hat bereits begonnen.<br />
Daten werden zu Objekten<br />
3D-Drucker machen es möglich. Als Kreativwerkzeuge<br />
für Jeden erobern sie<br />
die Märkte von morgen und das kaum<br />
merklich für den Einzelnen. In sogenannten<br />
FabLabs (Fabrikationslaboren) wird<br />
heute schon nahezu alles gefertigt, was<br />
das Herz begehrt – von der Obstschale bis<br />
zum Blutgefäß. Revolutionär ist der Fertigungsprozess:<br />
CAD-Datensätze werden<br />
mithilfe von 3D-Druckern und Laser-Cuttern<br />
in dreidimensionale Gegenstände<br />
umgesetzt. Dafür wird schnell aushärtendes<br />
Material (z. B. Kunststoff) Schicht<br />
für Schicht aufgetragen. Der Ausdruck<br />
– und damit das individuelle Wunschobjekt<br />
– ist innerhalb weniger Stunden<br />
fertig. Das geschieht nicht hinter hohen<br />
Fabrikmauern sondern nach dem Open-<br />
Source-Prinzip. Jeder, der möchte, kann<br />
sich an den Projekten beteiligen, sie<br />
weiterentwickeln oder ganz neue Ideen<br />
vorstellen. So ist „Jeder“ stets in einem<br />
FabLab willkommen. Wichtig ist der Fabber-Community,<br />
dass ihr Wissen allen<br />
Menschen zugänglich gemacht wird.<br />
Angst vor Ideenklau gibt es nicht. Wer<br />
seine Ideen für sich behalten möchte,<br />
hätte einfach zu wenige, sind sich die<br />
Fabber sicher.<br />
Die Fab-Lab Community<br />
Heute gibt es ein internationales Netzwerk<br />
mit ca. 50 Hightech-Werkstätten,<br />
die daran arbeiten, durch eine neue<br />
Generation von Maschinen (3-D Drucker,<br />
Laser-Cutter, Fräsen, Plotter) den<br />
Herstellungsprozess auf den Kopf zu<br />
stellen. Eine der ersten in Deutschland<br />
befindet sich mit der „Dingfabrik“ in<br />
Köln. Trend Update sprach mit Alexander<br />
Speckmann, Maschinenbauingenieur<br />
und wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
an der FH Köln im Labor für Fertigungssysteme.<br />
Er ist einer der Initiatoren und<br />
Gründungsmitglieder von Dingfabrik<br />
Köln e.V., einem der ersten FabLabs in<br />
Deutschland. Er sprach mit Trend Update<br />
über seine Zukunftsvisionen und die Vernetzung<br />
von FabLabs mit der Forschung<br />
und Wirtschaft.<br />
Die Zukunft der Produktion<br />
Als Vorreiter der Entwicklung gilt der<br />
Mathematiker und Physiker Neil Gershenfeld<br />
vom Massachusetts Institute of<br />
Technology (MIT). Bereits 1998 gab er<br />
seine erste Vorlesung zu diesem Thema<br />
mit dem Titel: How to make (almost)<br />
anything. Ziel des Kurses war es, junge<br />
Menschen wieder in ihrer Fantasie anzuregen<br />
und dazu zu befähigen, selbst<br />
Dinge zu produzieren. Gershenfeld ist<br />
sich sicher, dass es neben der Massenproduktion<br />
immer mehr FabLabs geben<br />
wird, die neue Produkte für neue Märk te<br />
herstellen werden. Der große Vorteil<br />
ist, dass selbst kleinste Mengen produziert<br />
werden können und kompliziert<br />
geformte Bauteile kein Problem darstellen<br />
– egal ob Brillenbügel oder Ersatzteil<br />
für Ikea-Mobiliar. Die Kritiker dieser<br />
Entwicklung argwöhnen, dass es sich<br />
um ein unbedeutendes Randphänomen<br />
handelt. Vordenker Gershenfeld führt<br />
dann das Beispiel an, dass auch der PC<br />
lange verkannt und sein revolutionäres<br />
Potenzial nicht erkannt wurde. Bei der<br />
„Personal Fabrication“ (der individuellen<br />
(Foto: devopstom/Flickr.com)<br />
Müllberge sind die Goldgruben der<br />
Zukunft<br />
Welche Berge Müll versetzen kann,<br />
erfährt der Leser im Kapitel „Urban<br />
Mining“. Die Wiederverwertung von<br />
Müll wird zum zentralen Wirtschaftsfaktor<br />
für Städte, Umwelt und den Einzelnen.<br />
Die Abfallwirtschaft entwickelt sich<br />
zur Rohstoffindustrie – zum Big Business<br />
von morgen. Urban Mining, das Gewinnen<br />
von Sekundärressourcen, verändert<br />
bereits heute die Businesslogik von<br />
gestern. Müll ist nicht einfach nur noch<br />
Müll und somit Endprodukt. Vielmehr<br />
wird er Teil neuer Wirtschaftskreisläufe<br />
und veränderter Wertschöpfungsketten.<br />
Das Unternehmen Genan beispielsweise<br />
zerlegt Altreifen in ihre Grundkomponenten<br />
Gummi, Stahl und Textil, um<br />
daraus neue Produkte wie „Road+“ zu<br />
fertigen. Road+ zielt auf eine der innovativsten<br />
Anwendungen des Gummis: die<br />
Modifizierung von Asphalt und Bitumen.<br />
Durch gummimodifizierten Asphalt werden<br />
Straßen leiser, widerstandsfähiger<br />
(weniger Spurrinnen, weniger Risse), ihr<br />
Bau wirtschaftlicher und umweltverträglicher.<br />
Jüngst wurde eine der verkehrsreichsten<br />
Straßen Schottlands, auf der<br />
täglich 35.000 Fahrzeuge fahren, mit<br />
Road+ modifizierten Asphalt ausgelegt. n<br />
<br />
Matthias Horx<br />
Über den Autor<br />
n Matthias Horx ist Trend- und<br />
Zukunftsforscher (www.zukunftsinstitut.de)<br />
n Er gilt als einflussreichster<br />
Trend- und Zukunftsforscher im<br />
deutschsprachigen Raum<br />
(Foto: Klaus Vyhnalek)<br />
(Grafik: Zukunftsinstitut)<br />
(Foto: TrendUpdate/Zukunftsinstitut)<br />
62 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
5/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 63
Grundlohn ist nicht alles<br />
„Wir können nur das verteilen, was wir erwirtschaften“<br />
Wirtschaft<br />
Neben dem Grundlohn erhalten alle Beschäftigten Leistungszulagen, Prämien und viele<br />
soziale Leistungen, erläuterte TMP-Geschäftsführer Bernhard Helbing (re) dem Thüringer<br />
Wirtschaftsminister Matthias Machnig während eines Rundganges.<br />
Gewinne im Unternehmen lassen und<br />
Arbeitnehmer, die begeistert sind – das<br />
seien zwei wichtige Eckpunkte in der Philosophie<br />
von TMP Fenster + Türen, welche<br />
Geschäftsführer Bernhard Helbing<br />
Mitte August vorstellte. Anlass war ein<br />
Besuch von Matthias Machnig, Minister<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Technologie<br />
in Thüringen bei dem Fensterhersteller<br />
in Bad Langensalza. „Gute-Arbeit-Tour“<br />
– unter diesem Motto besuchte Machnig<br />
verschiedene Unternehmen im Norden<br />
des Freistaates.<br />
„Wir können nur das verteilen, was<br />
wir erwirtschaften“, sagte Helbing zu<br />
der Debatte zum Mindestlohn, welche<br />
vom Minister angestoßen wurde und<br />
der hier mindestens 8,50 Euro fordert.<br />
Nur so könne man Fachkräfte halten und<br />
deren Fortgang stoppen, lautete seine<br />
Argumentation. 2011 hätte das Abwanderungssaldo<br />
in Thüringen bei minus<br />
5.000 gelegen. „Das Lohnsystem bei TMP<br />
besteht aus dem Grundlohn, einem Prämienlohnanteil<br />
und einem leistungsbezogenen<br />
Verdienstbestandteil. Letzterer<br />
wird auf der Basis der erwirtschafteten<br />
Rohertragsquote berechnet.“ Bernhard<br />
Helbing ist ein konsequenter Verfechter<br />
64 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
(Foto: Presseagentur Fakt/Michael Schlutter)<br />
von diesem System und kritisiert in diesem<br />
Zusammenhang mit Nachdruck, dass<br />
sich die Gesellschaft Schritt für Schritt<br />
vom Leistungsprinzip verabschiede.<br />
„Gerade im globalen Wettbewerb, in dem<br />
wir uns alle befinden, ist Leistungsbereitschaft<br />
ein wichtiges Kriterium, um auch<br />
in der Zukunft wahre Wertschöpfungsprozesse<br />
in Deutschland zu erhalten.“<br />
Man könne nicht auf der einen Seite<br />
Mindestlöhne fordern und andererseits<br />
gerade im öffentlichen Bereich immer<br />
nur den billigsten Anbieter favorisieren,<br />
so Helbing.<br />
„Lohnzuwächse müssen mit der<br />
Ertragsfähigkeit übereinstimmen und<br />
kaufmännisch verantwortbar sein“, präzisierte<br />
Helbing. Hätte TMP von Anfang<br />
an 50 Cent pro Stunde mehr gezahlt,<br />
wären das in 22 Jahren fünf Millionen<br />
Euro mehr Lohnkosten gewesen. Das<br />
hätte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
auch das Aus bedeuten können. Wichtig<br />
ist dem Geschäftsführer ebenfalls die<br />
Eigenkapitalquote von aus seiner Sicht<br />
beachtlichen 52 Prozent. Das verschaffe<br />
dem Unternehmen Sicherheit – auch<br />
gegenüber den Banken. Helbing betonte<br />
an dieser Stelle, dass TMP bisher alle<br />
erhaltenen Zuschüsse in Form von Körperschafts-<br />
und Gewerbesteuer mit einer<br />
Quote von 150 Prozent zurückgezahlt<br />
habe. „Was ist der Politik wichtiger - Bittsteller<br />
oder Steuerzahler“, lautete hier die<br />
Fragestellung an den Minister.<br />
Unternehmer und Politiker - jeder<br />
solle auf seinem Gebiet die an ihn<br />
gestellten Aufgaben erfüllen. So hafte der<br />
Unternehmer beispielsweise mit seinen<br />
Einlagen und dem zu Buche stehenden<br />
Unternehmensvermögen. In der Politik<br />
gestalte sich das leider etwas anders.<br />
Man kann nicht mit Pauschalforderungen<br />
von der eigentlichen Kernaufgabe der<br />
Politik ablenken, formulierte Helbing mit<br />
einem deutlichen Fingerzeig in Richtung<br />
Verschuldung des Landes- und des Bundeshaushaltes<br />
seine Auffassung.<br />
Die vom Minister ebenfalls kritisierte<br />
ausufernde Leiharbeit mit Billiglöhnen sei<br />
kein Thema bei TMP. Die Quote betrage<br />
hier vier Prozent und die Einsatzdauer<br />
dieser Mitarbeiter liegt bei vier bis sechs<br />
Monaten, um Spitzen in der Saison abzufangen.<br />
Der Lohn dieser Beschäftigten<br />
läge nur geringfügig unter dem der<br />
Stammbelegschaft. Auch brauchte TMP<br />
seit 1994 keine Kurzarbeit mehr beantragen.<br />
Das liege vorrangig an der seit 1993<br />
im Unternehmen eingeführten Jahresarbeitszeitregelung.<br />
Diese trage mit dazu<br />
bei, das in den Frühjahrsmonaten, wo die<br />
Kapazitätsauslastung teilweise nur bei<br />
60 Prozent liege, dennoch 90 Prozent der<br />
Stammbelegschaft gehalten würden.<br />
Selbst mit neuen Auszubildenden<br />
habe man kein Problem, so Helbing. TMP<br />
habe in der Region einen guten Ruf.<br />
Entgegen dem allgemein negativen Trend<br />
hätten sich genügend junge Leute beworben.<br />
Zehn neue Auszubildende, davon<br />
zwei Studenten, werden im August <strong>2012</strong><br />
bei TMP anfangen. Viele soziale Leitungen<br />
wie Sonderurlaub, Arbeitsplatzanpassungen<br />
und Arbeitszeitverlagerungen<br />
sowie Anerkennungen in Form von<br />
Gutscheinen für Kino, Essen oder Tanken<br />
hätten sich herum gesprochen. Dazu<br />
komme, dass TMP als Vorbereitung enge<br />
Kooperationen mit Schulen in der Region<br />
pflege und jährlich 20 Praktikumsplätze<br />
zur Verfügung stelle. Der Geschäftsfüh-<br />
rer selbst unterrichtet auch an Schulen<br />
in Projektwochen das Fach Wirtschaft.<br />
Bernhard Helbing steht persönlich für<br />
flache Hierarchien im Unternehmen. So<br />
werden auftretende Probleme direkt an<br />
die Verantwortlichen weitergegeben und<br />
gelöst. Ein Ergebnis sei beispielsweise,<br />
dass Frauen in der Spätschicht verkürzt<br />
arbeiten und bei Kindern im Haushalt<br />
mehr Urlaub erhalten. Auch sogenannte<br />
Vordenkerteams, in denen Mitarbeiter<br />
aller Bereiche an der Lösung anstehender<br />
Aufgaben mitwirken, haben sich im<br />
Hause TMP etabliert. „Maschinen kann<br />
man kaufen, Menschen muss man gewinnen“,<br />
lautet das Credo des TMP – Führungsteams.<br />
n<br />
Michael Schlutter<br />
Nachdem im vergangenen Jahr die erste Dresdner WEITSICHT hauptsächlich<br />
als Plattform zum Netzwerken für sächsische Unternehmer<br />
diente, sollen in diesem Jahr Seminare, Weiterbildung, multimediale<br />
Trends und geschäftliche Neuheiten im Fokus stehen. Dass die Neukonzeptionierung<br />
der Unternehmermesse auch Anklang bei den klein- und<br />
mittelständischen Firmen findet, zeigt die aktuelle Zahl angemeldeter<br />
Aussteller. „Die zweite Auflage der Dresdner WEITSICHT wird in rund<br />
eineinhalb Monaten, am 18. und 19. Oktober, stattfinden. Bis jetzt<br />
haben 120 Unternehmen ihre Teilnahme bekundet, um ebenfalls von<br />
den Vorzügen der Messe zu profitieren. Wir sind gespannt, wie sehr<br />
wir uns bis zur Veranstaltung noch steigern können. Der Flughafen<br />
Dresden International als Veranstaltungsort hat sich im letzten Jahr als<br />
hervorragende Wahl herausgestellt. Zum einen ist er sehr gut in puncto<br />
Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel erschlossen. Unternehmer<br />
und Besucher können so ohne Hektik und Stress anreisen. Zum anderen<br />
hat ein Flughafen immer etwas mit Weite und Weitblick zu tun. In die<br />
Zukunft schauten im vergangenen Jahr auch viele teilnehmende Unternehmer,<br />
die Vertragsabschlüsse aufgrund neu geknüpfter Kontakte<br />
verbuchen konnten und bis heute zusammenarbeiten", so Dresdner-<br />
WEITSICHT-Initiator Roland Hess.<br />
Man kann nicht mit Pauschalforderungen von der eigentlichen Kernaufgabe der Politik ablenken<br />
Noch 45 Tage bis zur Dresdner WEITSICHT<br />
Unternehmermesse auf Flughafen Dresden<br />
International mit neuem Konzept<br />
Die konzeptionelle Neuorientierung soll aber nicht die einzige Veränderung<br />
bezüglich der zweiten Dresdner WEITSICHT sein. Ab diesem<br />
Jahr wird die Weitsichtlounge eingerichtet, die dann bis zur darauffolgenden<br />
Unternehmermesse 2013 im Flughafen präsent bleiben wird.<br />
Sie dient als Ort für Unternehmer, sich das ganze Jahr über im Gebäude<br />
des Flughafens für Meetings inklusive Verpflegungsservice zu treffen.<br />
„Zeit ist Geld, das wissen wir alle. Um schnell von einem Ort zum<br />
anderen zu gelangen, nutzen Geschäftsreisende oftmals das Flugzeug.<br />
Die Meetings dann direkt im Flughafen abzuhalten, ist eine attraktive<br />
Alternative zu den eigenen Büroräumen.“, so Hess.<br />
Interessierte Unternehmen können sich über die Homepage der Dresdner<br />
WEITSICHT anmelden.<br />
Weitere Infos: www.dresdner-weitsicht.de<br />
Bei Rückfragen: Roland Hess, Telefon 0351 8815810<br />
info@dresdner-weitsicht.de<br />
(Foto: barockschloss/Flickr.com)
Museen für die Zukunft!<br />
Technik die begeistert – in Hessen, genauer in Bad Schwalbach, steht eine<br />
weltweit einzigartige Sammlung<br />
Regional-Special<br />
Woran denken Sie, wenn Sie an Museen<br />
denken? An staubige Dinosaurierskelette?<br />
An alte Gemälde? Oder an Technik,<br />
die vor nicht allzu langer Zeit Hightech<br />
war und uns noch immer nicht<br />
nur Ehrfurcht, sondern auch so manche<br />
brillante Idee lehren kann? So beeindruckend<br />
Dinosaurierskelette sind, so schön<br />
so manches Kunstwerk anzusehen ist –<br />
eines vermochten sie beide nicht: Unsere<br />
Welt in einem Maße zu beeinflussen,<br />
wie es die uns umgebende Technik tut.<br />
Eine schwer fassliche Geschwindigkeit<br />
Brauchen wir darum mehr Technikmuseen?<br />
Ja, unbedingt! Die Bemerkung<br />
George Santanayas: „When experience is<br />
not retained, as among savages, infancy<br />
is perpetual. Those who cannot remember<br />
the past are condemned to repeat<br />
it.“ trifft auf kaum einen Bereich mehr<br />
zu, als den der Technik. Kaum eine Wissensform<br />
ist schwerer von einer Generation<br />
an die nächste weiter zu geben.<br />
Erschwerend kommt die nur schwer<br />
fassliche Geschwindigkeit hinzu, mit der<br />
sich die Technik in allen Bereichen weiter<br />
entwickelt. Während in den schönen<br />
Künsten in Jahrhunderten oder zumindest<br />
Jahrzehnten gedacht wird, sind im<br />
Bereich der Technik bereits Jahrzehnte<br />
oder nur wenige Jahre schiere Ewigkeiten.<br />
(Foto: Bernd Ulmann)<br />
Beeindruckend aber nicht funktional<br />
Mit dieser Geschwindigkeit zum einen,<br />
aber auch mit der nahezu unüberschaubaren<br />
Themenvielfalt, welche technologische<br />
Entwicklungen mit sich bringen,<br />
sind herkömmliche Museumsansätze<br />
oftmals überfordert. Zwar gibt es wunderbare<br />
Technikmuseen, aufgrund<br />
ihres mehr oder weniger öffentlichen<br />
Auftrages und der Notwendigkeit wirtschaftlich<br />
erfolgreich zu sein, sind diese<br />
jedoch meist gezwungen, ein möglichst<br />
breites und publikumswirksames Spektrum<br />
der Technik darzustellen, was zur<br />
Folge hat, dass die Mehrzahl der Exponate<br />
meist im gleichen Zustand wie ein<br />
gut gepflegtes Dinosaurierskelett ist –<br />
beeindruckend anzusehen, aber nicht<br />
mehr funktional. Dies ist jedoch mehr<br />
als nur bedauerlich – wer kennt nicht<br />
den Anblick von Schulklassen, die mehr<br />
oder weniger lustlos durch Ausstellungsräume<br />
laufen und sich bestenfalls über<br />
vage bekannte Maschinen amüsieren?<br />
Der Vorteil privater Museen<br />
Genau das ist jedoch fatal, wird hierüber<br />
doch nicht nur übersehen, welche<br />
Auswirkungen frühere Entwicklungen<br />
auf unsere Zeit hatten, sondern auch<br />
und vor allem, welches Potenzial für<br />
neue Entwicklungen mitunter in ihnen<br />
schlummert! Weiterhin werden heute<br />
oft aus schierer Unkenntnis bezüglich<br />
früherer Entwicklungen aufwändige und<br />
teure Entwicklungswege beschritten, die<br />
sich bereits in der Vergangenheit als so<br />
nicht praktikabel erwiesen haben und<br />
vermeidbar gewesen wären. Wie lässt<br />
sich verhindern, dass das unschätzbar<br />
wertvolle technische Vermächtnis<br />
unserer Vorgänger in Vergessenheit<br />
gerät? Einen wichtigen Teil dieser Aufgabe<br />
haben in den letzten Jahren private<br />
Sammler geschultert, die kleine und<br />
oftmals hochspezialisierte Sammlungen<br />
aufgebaut haben, die oftmals liebe- und<br />
wissenschaftlich durchaus anspruchsvoll<br />
dokumentiert und dargestellt werden.<br />
Im Unterschied zu staatlichen Museen<br />
haben solche privaten Sammler den Vorteil,<br />
sich ganz einer Sache verschreiben<br />
zu können, ohne durch externe Vorgaben,<br />
etc. eingeschränkt zu werden. Wichtig<br />
ist, dass wir als Gesellschaft den Wert<br />
solcher Sammlungen erkennen und aktiv<br />
dafür Sorge tragen, dass Sammlungen<br />
nicht verloren gehen, wenn wir unsere<br />
technologische Zukunft nicht auf's Spiel<br />
setzen wollen.<br />
Ein unersetzliches Werkzeug<br />
Ein kleines Beispiel mag den Wert solcher<br />
Sammlungen demonstrieren: Ein<br />
unersetzliches Werkzeug in Technik und<br />
Naturwissenschaften, war der Analogrechner.<br />
Leider sind derartige Rechner<br />
aus einer Vielzahl durchaus nachvollziehbarer<br />
Gründe fast vollständig in Vergessenheit<br />
geraten und von den heute<br />
dominierenden speicherprogrammierten<br />
Digitalrechnern verdrängt worden. Dennoch<br />
haben Analogrechner, die auf der<br />
Bildung von Modellen beruhen und<br />
damit grundsätzlich anders als unsere<br />
heutigen, abstrakten Computer arbeiten,<br />
einen inhärenten Vorteil: Sie sind extrem<br />
schnell! Zwar nur in wenigen Bereichen<br />
(konkret bei der Lösung von Differentialgleichungen,<br />
wie sie in Technik und<br />
Naturwissenschaft fast stets auftreten),<br />
aber dafür sind sie dort so schnell, dass<br />
mitunter manches Museumsstück auch<br />
einem modernen Digitalrechner Paroli<br />
hinsichtlich Problemlösungsleistung bieten<br />
kann.<br />
Wissensschatz bewahren<br />
Macht man sich nun die Mühe, die<br />
fast vergessenen Grundideen der Analogrechentechnik<br />
mit modernen Mitteln<br />
umzusetzen, lassen sich Rechner<br />
bauen, die heutigen leistungsmäßig bei<br />
bestimmten, technisch/wissenschaftlich<br />
und wirtschaftlich hochinteressanten<br />
Aufgaben, weit überlegen sind.<br />
Weiterhin ist die Leistungsaufnahme<br />
solcher Rechner oft deutlich<br />
geringer als die traditioneller Digitalrechner,<br />
was zu entsprechenden Einsparungen<br />
im Betrieb führen kann. In<br />
den letzten Jahren haben sich einige<br />
(wenige) Enthusiasten dieser Idee angenommen<br />
und begannen, Maschinen auf<br />
dieser Grundlage zu entwickeln, die beispielsweise<br />
in der Finanzmathematik,<br />
Oskar-Patzelt<br />
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aber auch in Forschung und Lehre sowie<br />
für komplexe Simulationen eingesetzt<br />
werden können.<br />
Möglich sind solche Entwicklungen<br />
jedoch nur, wenn der Wissensschatz<br />
unserer Vergangenheit bewahrt und<br />
Interessierten zugänglich gemacht<br />
wird.<br />
Weltweit einzigartig<br />
Falls Sie übrigens neugierig geworden<br />
sind und mehr über die faszinierende<br />
Welt der Analogrechner wissen möchten,<br />
besuchen Sie beispielsweise das<br />
Analogrechnermuseum online (www.<br />
analogmuseum.org) oder persönlich<br />
(nach Voranmeldung).<br />
Hier können Sie Exponate sehen,<br />
die weltweit einzigartig sind und einen<br />
www.colak.eu<br />
» SÄGEWERK IN SARAJEVO<br />
umfassenden Überblick über ein beinahe<br />
vergessenes Kapitel der Technikgeschichte<br />
geben. ■<br />
Über den Autor<br />
Bernd Ulmann<br />
■ Der Informatiker Bernd Ulmann<br />
ist Professor an der Hochschule<br />
für Oekonomie & Management<br />
in Frankfurt am Main. Im Jahr<br />
2000 eröffnete er ein Museum<br />
für Großrechner in Heidenrod-<br />
Kemel und unterhält in Bad<br />
Schwalbach eine weltweit einzigartige<br />
Sammlung von Analogrechneranlagen.<br />
ENSINGER IST SPORT<br />
DIE Calcium-Magnesium-POWER-QUELLE<br />
66 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong>
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Regional-Special<br />
In der hessischen Fachwerklandschaft<br />
Ein Stelldichein internationaler Designer in der Marburger Tapetenfabrik<br />
Mit der Heimat im Herzen die Welt<br />
umfassen: Das Motto des deutschen<br />
Dichters Gorch Fock hat für die Marburger<br />
Tapetenfabrik eine besondere<br />
Bedeutung. Mit seinen Wurzeln in der<br />
hessischen Fachwerklandschaft, abseits<br />
der Großstädte, hat es der Tapetenhersteller<br />
zu internationaler Bedeutung<br />
und einem Namen in der Designerszene<br />
gebracht. Dazu gehören schon seit den<br />
70er Jahren auch Verbindungen zu schillernden<br />
Kreativen, die auf den ersten<br />
Anzeige Kölle-Zoo PT_196 x94_ mm_07_12.pdf 1 20.07.12 15:43<br />
Blick nicht ins beschauliche Ambiente<br />
am Firmensitz in Kirchhain passen<br />
wollen. In der konsequenten Kooperation<br />
mit international erfolgreichen<br />
Künstlern und Designern beweist der<br />
Familienbetrieb jedoch visionäre Kraft<br />
– und oft unternehmerischen Mut zu<br />
ungewöhnlichen Partnerschaften. Die<br />
Kollektion mit dem exzentrischen Designer<br />
und Modemacher Harald Glööckler<br />
ist die jüngste Zusammenarbeit des<br />
grundsoliden Mittelständlers.<br />
In der fünften Generation<br />
Für die Bodenhaftung und dafür, dass<br />
aus der Kooperation eine Erfolgsgeschichte<br />
für zwei wird, sorgt bei der<br />
Marburger Tapetenfabrik der geschäftsführende<br />
Gesellschafter Ullrich Eitel<br />
(64). Der Diplomingenieur übernahm<br />
das Unternehmen vor einem Vierteljahrhundert<br />
von seinem Vater und entwickelte<br />
es in der fünften Generation<br />
zu einer renommierten Marke für innovative<br />
Wandbeläge auf den weltwei-<br />
Ein bleibender Eindruck dank internationaler Designer<br />
ten Märkten. Die sechste Generation<br />
– das Ehepaar Eitel hat zwei Töchter und<br />
einen Sohn – steht bereit, die Erfolgsgeschichte<br />
mit derzeit 400 Mitarbeitern<br />
sowie über 80 Millionen Euro Umsatz<br />
im Inland und auf 80 Exportmärkten<br />
weiterzuführen.<br />
Extrovertierte Ideengeber<br />
Zusammen mit Geschäftsführer Dieter<br />
Buhmann und Chefdesigner Dieter<br />
Langer setzt Ullrich Eitel dabei auf<br />
Kreative wie die vielfach ausgezeichnete<br />
Architektin Zaha Hadid oder<br />
den maßgeblichen Textildesigner Ulf<br />
Moritz, engagiert aber auch extrovertierte<br />
Ideengeber wie den international<br />
erfolgreichen Designer Karim Rashid<br />
und jüngst Harald Glööckler, den Modeprinzen<br />
aus dem Teleshopping. Die Auseinandersetzung<br />
mit den anspruchsvollen<br />
Designern und ihren neuen<br />
Denkansätzen erweist sich für die Marburger<br />
Tapetenfabrik immer wieder als<br />
dynamische Herausforderung.<br />
In vielen Fällen bedeuten neue Designer<br />
neue technische Lösungen, mit<br />
denen die Produktion innovativ auf die<br />
Ideen reagieren muss. Im Streben nach<br />
Neuem werden Maschinen nach den<br />
spezifischen Anforderungen modifiziert,<br />
umgebaut oder entwickelt.<br />
Eine Herzensangelegenheit<br />
Die 1845 gegründete Marburger Tapetenfabrik<br />
ist nicht umsonst als Innovationsführer<br />
in der Branche anerkannt. Die<br />
ständige Entwicklung neuer Dessins,<br />
Materialien und Oberflächen ist eine<br />
ihrer Kernkompetenzen und resultiert<br />
in ca. 4.000 verschiedenen Tapeten, die<br />
in Kirchhain gefertigt werden – von<br />
hochwertigen Vliestapeten bis zu technischen<br />
Wandbelägen.<br />
Nicht nur im Trend liegen, sondern<br />
die Tendenzen im Interior Design stilsicher<br />
anführen: Das gehört zum Credo<br />
des Unternehmens. Auch dazu trägt die<br />
Zusammenarbeit mit namhaften Designern<br />
bei.<br />
Sie ist dem Inhaber der Marburger<br />
Tapetenfabrik unverkennbar eine Herzensangelegenheit.<br />
■<br />
Erika Hellmuth<br />
(Fotos: Marburger Tapetenfabrik)<br />
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wärmt den Körper, nicht aber die Luft. So wird es behaglich am<br />
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Eine Stadt investiert<br />
Die Stadt Pirmasens in der Westpfalz setzt konsequent auf die Qualifizierung<br />
der jüngeren Generationen<br />
Regional-Special<br />
Die Zukunft gehört den Kindern. Vor<br />
dem Hintergrund dieser unumstößlichen<br />
Tatsache zählt es zu den dringlichsten<br />
Obliegenheiten überhaupt, die<br />
heranwachsenden Generationen zu fördern.<br />
Dass man diese Zusammenhänge<br />
erkannt hat, mag an der besonderen<br />
Situation des unweit der deutschfranzösischen<br />
Grenze verorteten Pirmasens<br />
liegen.<br />
Denn sowohl der demografische<br />
Wandel als auch die jahrzehntelange<br />
Monostruktur in der einstigen<br />
„Schuhmetropole“ erfordern zukunftsfähige<br />
Konzepte, will man auch auf lange<br />
Sicht als Wirtschaftsstandort konkurrieren<br />
können.<br />
Die geeigneten Rahmenbedingungen<br />
Zunächst bedarf es der passenden Rahmenbedingungen<br />
für die Entwicklung<br />
des „humanen Kapitals“. In Pirmasens<br />
achtet man daher bereits bei den Freizeitangeboten<br />
neben Spaß auch auf Persönlichkeitsbildung<br />
und pädagogische<br />
Inhalte. Unter der Bezeichnung „Mo<br />
Gugge“ (= Pfälzisch für „Mal schauen“)<br />
wurde ein Internetportal etabliert, mit<br />
meist kostenlosen Freizeitangeboten für<br />
die junge Zielgruppe.<br />
Hier gibt es unter anderem auch<br />
einen Kinderstadtplan, der allerlei Treffpunkte,<br />
Wasserspielplätze, Skater-Treffs,<br />
Bolzplätze und vieles mehr auszeichnet.<br />
Einen festen Platz nehmen gerade auch<br />
multikulturelle Freundschaftsfeste zur<br />
Förderung der Integration ein. Gleichzeitig<br />
wird die Schulsozialarbeit großgeschrieben.<br />
So begleiten Jugendscouts<br />
die Schüler sozusagen vom Kindergarten<br />
weg bis hin in die Berufsschule.<br />
Über die Mitsprache zu Teilhabe und<br />
Gestaltung<br />
Vielfach bewährt hat sich ferner der<br />
Ansatz, mit den Kindern über ihre Wünsche<br />
zu diskutieren. Bestes Beispiel dafür<br />
ist die Spielleitplanung: Schon seit einigen<br />
Jahren werden in der Pirmasenser<br />
Innenstadt Plätze und Areale für Spiel<br />
und Aufenthalt in enger Abstimmung<br />
mit den Kindern geschaffen und ver-<br />
(Fotos: Stadtverwaltung Pirmasens)<br />
bessert. Seit Einführung der Spielleitplanung<br />
ist im Übrigen der Vandalismus<br />
spürbar zurückgegangen – ein äußerst<br />
erfreulicher Aspekt nicht nur in finanzieller,<br />
sondern auch in soziologischer<br />
Hinsicht.<br />
Mitreden können die Heranwachsenden<br />
aber auch bei Dingen, die weit<br />
über die Themen öffentlicher Freizeitgestaltung<br />
hinausgehen. So berät ein<br />
Jugendstadtrat über Angelegenheiten,<br />
die junge Menschen in der Stadt betreffen<br />
und interessieren. Seine beauftragten<br />
Mitglieder haben sogar im Stadtrat<br />
und den Ausschüssen ein Rederecht,<br />
wenn dort über ihre Anträge und Anfragen<br />
beraten wird. Früh übt sich eben,<br />
was ein mündiger und parlamentarisch<br />
aktiver Bürger werden möchte.<br />
Der soziale Lückenschluss<br />
Im Fokus der städtischen Bemühungen<br />
um das Wohl der jüngeren Generation<br />
steht zudem die Chancengleichheit.<br />
Gerade auch Kinder und Jugendliche mit<br />
sozial schwachem Hintergrund sollen<br />
mit gezielten Angeboten erreicht werden.<br />
Auf Initiative des Oberbürgermeisters<br />
Dr. Bernhard Matheis hin wurde<br />
hierfür im Jahr 2008 mit der Bezeichnung<br />
„Pakt für Pirmasens“ ein mittlerweile<br />
vielfach prämiertes Projekt ins<br />
Leben gerufen. Der Pakt bündelt vorhandene<br />
Hilfsangebote von staatlichen,<br />
kirchlichen und ehrenamtlichen Initiativen<br />
und koordiniert sie, damit sie pragmatisch<br />
und punktgenau wirken können.<br />
Dabei liegt das Augenmerk ganz konkret<br />
auf denjenigen, denen der Zugang<br />
zu schulischer Bildung und damit zu<br />
Ausbildung und Beruf durch die direkten<br />
Lebensumstände unmöglich gemacht<br />
wird. Zu den Projekten gehören Themen<br />
wie „Willkommen Neu-Pirmasenser“,<br />
„Eltern erreichen, Eltern befähigen“,<br />
„Soziales, Kirchen, Jugend“, „Packs-Freizeit“,<br />
Praktikumspatenschaften, „LL LL<br />
Lesen Lernen Leben Lernen“, „Interkulturelles<br />
Lernen“, eine Kinderolympiade<br />
sowie „Mutter-Kind-Gruppen“. Alle Projekte<br />
sind in ein transparentes Gesamtsystem<br />
eingebettet, werden aktiv vorangetrieben<br />
und mit finanziellen Mitteln<br />
aus Spenden gefördert. Die eigentlichen<br />
Motoren sind die Menschen dahinter.<br />
Wie so oft hat sich in Pirmasens nämlich<br />
gezeigt, dass die Einwohner immer dann,<br />
wenn sie gefordert sind, ein hohes Maß<br />
an Eigeninitiative an den Tag legen und<br />
Bemerkenswertes leisten.<br />
Interkulturelle Förderung für eine optimale<br />
Integration<br />
Grundsicherung ankommen lassen<br />
Am Beispiel Fußballverein lässt sich der<br />
in Pirmasens praktizierte ganzheitliche<br />
Ansatz beim Bildungs- und Teilhabekonzept<br />
verdeutlichen: So wird nicht nur<br />
der Obolus für die Mitgliedschaft übernommen,<br />
sondern auch hinterfragt und<br />
gewährleistet, dass die Fußballschuhe<br />
angeschafft sowie der Weg zum Training<br />
und zurück abgedeckt und über Rückmeldemechanismen<br />
abgesichert ist. ■<br />
Dunja Maurer<br />
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VOLVO C 70 – ein Stahldach-Cabrio<br />
fern ab der Masse<br />
BMW oder Mercedes muss es nicht immer sein. Die Alternative, vor allem<br />
preisgünstiger, ist das viersitzige Cabrio Volvo C70 D4 Inscription.<br />
Genau an dem Tag, als der Sommer kam, stand der Testwagen bereit.<br />
Kultur | Lifestyle<br />
Von vorn wirkt der neue Volvo wie ein<br />
Maserati.<br />
Der Volvo C70 D4 Inscription besitzt ein<br />
dreiteilig, faltbares Hardtop, was bei seiner<br />
Markteinführung sehr in Mode war.<br />
Das Sondermodell Inscription ist neben<br />
den bequemen Sitzen, die man bei Volvo<br />
inzwischen gewöhnt ist, auch die Armaturentafel<br />
mit Sovereign Hide Softleder<br />
bezogen. Per Knopfdruck haben wir das<br />
Dach geöffnet und den Windschott<br />
montiert. Die Fahrt bei geschlossenen<br />
Scheiben und diesem Schott lässt Luftverwirbelungen<br />
nicht in den Innenraum,<br />
selbst bei höheren Geschwindigkeiten.<br />
Der 177 PS starke Fünfzylinder-Diesel,<br />
der sparsam viel Fahrdynamik zeigt, ist<br />
im Testwagen mit einer sinnvoll schaltenden<br />
Sechsstufenautomatik und einer<br />
sehr direkt anprechenden Lenkung eine<br />
präzise Fahrmaschine. Bei ungestümen<br />
Fahrverhalten zeigt er sich eher wie<br />
ein Sportwagen, auch vom Sound her.<br />
Keinesfalls selbstverständlich sind bei<br />
dieser Art Hardtop-Cabrio dagegen ausgewogene<br />
Proportionen, wie sie Volvo<br />
dank einer Pfeilform realisiert hat. Wir<br />
kennen die Stahldach-Cabrios von Peugeot,<br />
die so aussehen, als wäre die Front<br />
das Heck. Das Dach des Volvo C70 D4<br />
Inscription faltet sich elektrohydraulisch<br />
in den Gepäckraum, der dann jedoch<br />
kräftig von 404 auf 200 Liter schrumpft.<br />
Muss man trotz allem noch etwas verstauen,<br />
so kann mittels eines Knopfes<br />
im Kofferraum das gefaltete Dach nach<br />
oben gefahren werden.<br />
Das Business-Pro-Paket<br />
Gewöhnungsbedürftig ist anfangs das<br />
Navigationssystem. Der Bildschirm, der<br />
sich aus dem Armaturenbrett aufstellt,<br />
ist mit 3 Tasten hinter dem Lenkrad<br />
bedienbar oder man benutzt einfach die<br />
dazu gehörige Fernbedienung und lässt<br />
den Copiloten agieren. Der ist schnell<br />
in das System eingearbeitet und dann<br />
geht es flink an das Routen bestimmen.<br />
Bluetooth fürs Handy, elektrisch verstellbarer<br />
Fahrersitz, Klimatisierung mit<br />
getrennter Abstimmung von Fahrer und<br />
Beifahrer sowie ein ordentlicher Radiosound<br />
machen den Volvo schnell zum<br />
Freund.<br />
Wir cruisen durch das Weserbergland<br />
in Richtung Berlin und begegnen vielen<br />
Cabrios an diesem Tag, aber nur<br />
einen Cabriobruder bekommen wir zu<br />
Gesicht. Wer also Massenware wie 3er<br />
Cabrio, Mercedes E-Klasse scheut und<br />
auf eine individualistische Open-Air-<br />
Fahrmaschine der Premiumklasse setzt,<br />
ist beim Volvo C70 D4 Inscription zu<br />
Hause.<br />
Schmankerl wie Bremsenergierückgewinnung,<br />
Regensensor, Geschwindigkeitsregelanlage,<br />
Schleudertrauma-<br />
Schutzsystem, Einparkhilfe vorn und<br />
hinten, beheizbare, elektrisch einklappbare<br />
Außenspiegel und LED-Tagfahrlicht<br />
machen den Volvo bei 49.000 Euro zum<br />
Meister des Preis-Leistungs-Verhältnisses.<br />
Der Volvo C70 Inscription hat<br />
als exklusives Sondermodell 2.080 Euro<br />
Preisvorteil.<br />
Volvo – die kluge Marke für Sicherheit<br />
und Qualität<br />
Etwas „Erzieher“ spielt der Schwedenstahl<br />
aber auch. Gurtet man sich nicht<br />
an, meldet er zunächst leise tönend<br />
sein Unbehagen, was mit zunehmender<br />
Geschwindigkeit zum nervenden Ton<br />
wird. Volvo ist eben bestimmend. Das<br />
lateinische Wort „volvere" ist die Infinitivform<br />
des Verbs „rollen". Man findet<br />
das Wort beispielsweise auch in der<br />
Bezeichnung einer Handfeuerwaffe mit<br />
rotierender Trommel: Revolver. In der<br />
ersten Person Singular wird das Verb<br />
„volvere" zu „volvo" konjugiert, was also<br />
„ich rolle" heißt.<br />
Die Kernwerte der Marke Volvo: Sicherheit,<br />
Umwelt, Qualität, Design. Bei der<br />
Entwicklung eines Volvo stellt Volvocars<br />
hohe Ansprüche an Präzision und Perfektion<br />
- für Qualität und Langlebigkeit.<br />
Diese zeigt sich vor allem darin, dass<br />
ein Volvo eine durchschnittliche Lebensdauer<br />
von 18 Jahren hat, da ist manch<br />
anderes Fahrzeug längst nicht mehr am<br />
Leben. ■<br />
Prof. A. J. Garth<br />
4/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 65<br />
(Fotos: Prof. And Joachim Garth)
Offizielles Magazin<br />
des Wettbewerbes<br />
„Großer Preis<br />
des Mittelstandes“<br />
www.pt-magazin.de<br />
Temporärer Anlagenotstand<br />
Jürgen Stark warnt vor naivem<br />
Keynesianismus akademischer<br />
Zirkel<br />
Gute Fußarbeit, gute Nerven<br />
Hans Magnus Enzensberger<br />
über das Überleben im Kapitalismus<br />
London reloaded<br />
IKEA verwandelt eine Brache<br />
zur autofreien Stadt „Strand<br />
East“<br />
8. Jahrgang | Ausgabe 4 | <strong>2012</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
Leserbriefe | Impressum<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong><br />
für Wirtschaft und Gesellschaft<br />
Zum P.T. Magazin<br />
„Im Moment die einzige Zeitschrift, die<br />
ich bereits kurz nach dem Erhalt lese.<br />
Nur hier finde ich aktuell die passende<br />
Kombination aus unternehmerischem<br />
Verstand und wirtschaftlicher Vernunft<br />
jenseits der mittlerweile in Deutschland<br />
überall vorherrschenden Sozialromantik,<br />
die Leistungsträger systematisch per<br />
Gesetz enteignen und als einzig gültige<br />
Meinung verbreiten will, gutes Einkommen<br />
bekommen Unternehmer ohne persönlichen<br />
Einsatz geschenkt und es erzielen<br />
nur Menschen, die auf Kosten anderer<br />
leben und diese ausnutzen.“<br />
Gerd A., Eching<br />
Merkeln<br />
Merkeln<br />
Planen und gewinnen. Egal wie das Schicksal würfelt.<br />
Leserbriefe<br />
„Ihr Psychogramm für die Merkel ist m.E.<br />
eine voll gelungene Darstellung des Egos<br />
dieser Frau. Ich finde, Sie haben sehr<br />
gut heraus gearbeitet, dass es ihr immer<br />
nur darauf ankam, sich selbst im täglichen<br />
Machtkampf zu behaupten. Das<br />
ist ihr auch bisher gelungen. Mir reicht<br />
das allerdings nicht aus für die Gesamtbeurteilung<br />
eines Menschen. Maßstab<br />
und wichtiger für mich ist die segensreiche<br />
Nachhaltigkeit eigenen Tuns für die<br />
abhängigen Menschen.“<br />
Claus-Dieter Klügel , Landholfshausen<br />
Die 100-Prozent-Steuer<br />
„Wenn der Staat nicht weiter weiß, greift<br />
er in die Taschen seiner Bürger. Das war<br />
schon immer so. So wurden auch Kriege<br />
finanziert. Das DIW schlägt genau<br />
das jetzt der Bundesregierung vor. ‚Man<br />
könnte das (eine Zwangsabgabe, M.H.)<br />
aber auch mit einer Zwangsanleihe kombinieren,<br />
indem die betroffenen Abgabepflichtigen<br />
Schulden übernehmen<br />
müssen‘, zitiert das Handelsblatt Studienleiter<br />
Stefan Bach. ‚Der Vorteil einer<br />
74 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 5/<strong>2012</strong><br />
Zu Ausgabe: 4/<strong>2012</strong><br />
Merkeln<br />
Planen, und gewinnen.<br />
Egal wie das Schicksal würfelt.<br />
Vermögensabgabe ist, dass die Betroffenen<br />
im Gegensatz zur laufenden Besteuerung<br />
nicht so einfach ausweichen können.<br />
…‘<br />
Wo sind wir hingekommen?“<br />
M.H., Düsseldorf<br />
Die Chinesen kommen<br />
Leser-Telefon: 0341 24061-00 | Leser-Fax: 0341 24061-66<br />
Leserbriefe auch unter www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />
„Der Umbruch von 1991 in Indien ermöglichte<br />
auch dort das schnelle Entstehen<br />
und Wachsen bis dahin noch gar nicht<br />
existierender Firmen, von denen man<br />
mit Fug und Recht behaupten kann,<br />
dass sie ‚Mittelstand‘ sind. Die Firmen<br />
wurden meist von einzelnen Unternehmern<br />
– sehr oft im gestandenen Alter<br />
- gegründet und haben aufgrund der<br />
neu geschaffenen Rahmenbedingungen<br />
die typischen Mittelstandsattribute in<br />
ihrer ‚DANN‘: Exportorientierung, Innovation<br />
und den festen Vorsatz, die Kontrolle<br />
über das Unternehmen in Familienhand<br />
zu behalten.“<br />
Leon Bleiweiss, Dresden<br />
„Ich schau dir über die Schulter,<br />
Großer“<br />
„Wie immer ein schöner Kalkbrenner-<br />
Artikel. Noch ein Beispiel: Diether Dehm<br />
und Dieter Bohlen haben beide Spaß<br />
am Musikmachen. Aber Dehm hat nach<br />
seinem Millionenhit für Klaus Lage noch<br />
viel lieber Politik gemacht. Er wurde einer<br />
von sechs Bundestagsabgeordneten der<br />
Linken aus Niedersachsen. Er wurde aber<br />
weder Fraktionsvorsitzender, noch Parteichef,<br />
oder Minister.<br />
Bohlen hingegen hat nie eine Minute<br />
verschwendet und sein Ziel nie aus den<br />
Augen gelassen und wurde schließlich<br />
der Pop-Titan überhaupt. Man kann Bohlen<br />
auch den Spaß nicht absprechen an<br />
dem, was er tut. Aber vom Spaß allein ist<br />
er sicher nicht zum Gewinner geworden.“<br />
M.K., Leipzig<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong><br />
für Wirtschaft und Gesellschaft<br />
Impressum<br />
ISSN 1860-501x | 8. Jahrgang<br />
Ausgabe 5/<strong>2012</strong><br />
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Melscher Str. 1, 04299 Leipzig,<br />
Tel. 0341 24061 - 00, Fax 0341 24061 - 66,<br />
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Das P.T. Magazin ist das offizi elle Maga zin<br />
des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung, eingetragen<br />
im Stiftungsregister des Re gierungs<br />
be zir kes Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />
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Redaktion:<br />
Dr. Helfried Schmidt (V.i.S.d.P.),<br />
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Erdmann, Arnd Joachim Garth, Michael<br />
Gawlik, Joachim Goldberg, Erika Hellmuth,<br />
Matthias Horx, Christian Kalkbrenner,<br />
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Maurer, Melanie Mörtlbauer Uwe Pagel,<br />
Helfried Schmidt, Dagmar Schulze Heuling,<br />
Michael Schlutter, Anne M. Schüller,<br />
Gunnar Sohn, Petra Tröger, Bernd Ulmann<br />
Korrespondenten:<br />
Bernd Schenke (Berlin),<br />
D-ROLF Becker (Halle)<br />
Satz/Layout:<br />
Frank Heinitz<br />
Cover: DAVIN TAYLOR<br />
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Anzeigen:<br />
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© <strong>2012</strong> OPS Netzwerk GmbH. Nachdruck<br />
nur mit schrift licher Genehmigung des<br />
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