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März 2011 - easypictures.ch

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CHRIS CONZ<br />

IM GESPRÄCH MIT DEM ZÜRCHER OBERLÄNDER BOOGIE WOOGIE-<br />

PIANISTEN, DER KÜRZLICH SEINE ZWEITE CD VERÖFFENTLICHTE<br />

------------------<br />

Die 88 s<strong>ch</strong>warzen und weissen Tasten<br />

am Piano, über die Paul McCartney den<br />

Song «Ebony and Ivory» verfasste, sind gewissermassen<br />

das zweite Zuhause des Ustermer<br />

Musikers Chris Conz. Er fühlt si<strong>ch</strong><br />

geborgen dort, wo es in Paul McCartneys<br />

Song-Refrain heisst: «Ebenholz und Elfenbein,<br />

leben zusammen in perfekter Harmonie,<br />

Seite an Seite auf meiner Klaviatur. Oh<br />

Herr, warum ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> wir?» Wenn der Ustermer<br />

wie ein gedopter Jongleur über die<br />

Piano-Tasten fegt wird ruhig sitzenbleiben<br />

zur «vergeigten» Prüfung, denn der Takt<br />

geht vom Kopf direkt in die Beine. So was<br />

nennt man Boogie Woogie. So ri<strong>ch</strong>tig mainstreamtaugli<strong>ch</strong><br />

jedo<strong>ch</strong> ist die Musik von<br />

Chris Conz wohl ni<strong>ch</strong>t, denn seine grosse<br />

Liebe ist Boogie Woogie der 1930er Jahre.<br />

E<strong>ch</strong>t, unverkrampft, ohne grosses Brimborium<br />

wird der Boogie Woogie serviert, irgendwie<br />

aber weit weg vom derzeitigen Musikges<strong>ch</strong>mack<br />

der breiten Masse. Aber all<br />

jene, die si<strong>ch</strong> gerne in Hinterzimmer versetzen<br />

lassen, wo der Blues zäh dur<strong>ch</strong> die<br />

rau<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>wängerte Luft s<strong>ch</strong>neidet wie ein<br />

Rasiermesser dur<strong>ch</strong> einen Fünftagebart,<br />

fühlen si<strong>ch</strong> bei ¬«drivin‘ the boogie» des<br />

Chris Conz Trios angekommen. Wir haben<br />

uns mit dem Ustermer Ausnahmetalent unterhalten<br />

und verlosen drei signierte CDs.<br />

ZR_Was gefällt Ihnen eigentli<strong>ch</strong> am<br />

Boogie-Stil der 1930er-Jahre, der so<br />

ganz und gar ni<strong>ch</strong>t mit dem heute vorherrs<strong>ch</strong>enden<br />

Musikges<strong>ch</strong>mack kompatibel<br />

ist?<br />

«Groove» und «Drive» sind bei diesem Musikstil<br />

einmalig. Damals waren die Pianisten<br />

no<strong>ch</strong> mit Dampflokomotiven unterwegs.<br />

Dieser «Drive» wurde dann von den Loks auf<br />

die Tasten übertragen. Boogie-Woogie ist<br />

eine Musik, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auf Improvisation<br />

beruht und somit ist jedes Konzert wieder<br />

anders.<br />

ZR_Bei Ihrem neusten Werk kommen<br />

mehr bluesige Töne rüber und das<br />

1930er-Jahre-Feeling ist unüberhörbar.<br />

Wer soll damit angespro<strong>ch</strong>en werden?<br />

Mein Ziel ist es natürli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>st viele Leute<br />

anzuspre<strong>ch</strong>en, vor allem au<strong>ch</strong> die Leute,<br />

die diese Musikri<strong>ch</strong>tung no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t kennen.<br />

I<strong>ch</strong> erlebe es immer wieder, dass an Auftritten<br />

in Restaurants oder Bars junge Leute er-<br />

«Wie im Sport<br />

kann man si<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> beim<br />

Klavier spielen<br />

verletzen»<br />

------------------<br />

Zur Person<br />

Name Chris Conz<br />

Alter 25<br />

Beruf Musiker<br />

Zivilstand Ledig<br />

Wohnort Uster<br />

Sternzei<strong>ch</strong>en Waage<br />

Das stört mi<strong>ch</strong> unehrli<strong>ch</strong>e Leute<br />

Das freut mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>önes Wetter<br />

Das höre i<strong>ch</strong> zurzeit Louis Prima<br />

Das kommt ni<strong>ch</strong>t an meine Ohren<br />

Synthetis<strong>ch</strong>e Musik<br />

Das wäre i<strong>ch</strong> geworden, wenn i<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t das wäre, was i<strong>ch</strong> heute bin<br />

Ko<strong>ch</strong><br />

Mein Lebensmotto Wer sagt «I<strong>ch</strong> kann<br />

ni<strong>ch</strong>t!» setzt si<strong>ch</strong> Grenzen!<br />

Eigene Homepage: www.<strong>ch</strong>risconz.<strong>ch</strong><br />

Interview<br />

staunt sind, dass man mit einem Klavier au<strong>ch</strong><br />

«fetzige» Musik spielen kann.<br />

ZR_Sauber aufgenommen und musikalis<strong>ch</strong><br />

tadellos interpretiert dürfte «drivin‘<br />

the boogie» trotzdem kaum eine goldene<br />

CD einfahren. Gibt es überhaupt einen<br />

Absatzmarkt für diese Musikri<strong>ch</strong>tung?<br />

Die meisten CDs werden an den Konzerten<br />

oder auf meiner Website verkauft. Mit den<br />

CDs wird man ohne Frage ni<strong>ch</strong>t rei<strong>ch</strong> – zumindest<br />

in diesem Genre ni<strong>ch</strong>t.<br />

ZR_Also ist sie sozusagen «Just for Fun»<br />

aufgenommen worden?<br />

I<strong>ch</strong> sehe eine CD als eine musikalis<strong>ch</strong>e Visitenkarte.<br />

Für die Fans und natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> für<br />

mi<strong>ch</strong> ist es sehr interessant zu sehen, wie<br />

man si<strong>ch</strong> entwickelt und der eigene Stil neue<br />

Formen annimmt.<br />

ZR_Apropos CD: Wieso produzieren Sie<br />

überhaupt no<strong>ch</strong> CDs? Wäre es ni<strong>ch</strong>t hipper,<br />

sie glei<strong>ch</strong> aufs Internet bei iTunes<br />

oder ähnli<strong>ch</strong>en Shops zu verkaufen?<br />

Ma<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> - unsere CDs sind selbstverständli<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> im iTunes und auf Amazon erhältli<strong>ch</strong>.<br />

ZR_Gut zu wissen! Aber wieso gibt es<br />

denn überhaupt no<strong>ch</strong> eine CD? Die kostet<br />

Fr. 30.-. Wäre es ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> für Sie billiger,<br />

allein auf iTunes (Fr. 14.-) zu setzen?<br />

Wie gesagt werden die meisten Tonträger an<br />

Konzerten verkauft. Im iTunes werden bei<br />

weitem ni<strong>ch</strong>t so viele CDs gekauft wie an einem<br />

Auftritt. Da die meisten Boogie Woogie-<br />

Fans au<strong>ch</strong> Nostalgie-Fans sind, haben sie lieber<br />

eine «Platte» in der Hand als eine<br />

MP3-Datei auf der Harddisk.<br />

ZR_Sie s<strong>ch</strong>einen trotz Ihrer jungen Jahre<br />

ein Nostalgie-Fan zu sein. Hören Sie denn<br />

au<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>mal etwas moderne Musik?<br />

Zeitraffer | <strong>März</strong> <strong>2011</strong> | 9 |

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