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Frohe Ostern! - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern

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64. Jahrgang · April 2012 · Internet: www.barmherzige.de<br />

<strong>Frohe</strong><br />

<strong>Ostern</strong>!


2 misericordia 4/12<br />

Thema: Loslassen<br />

Loslassen, weil Gott es gut mit uns meint 3<br />

Messies: Die Unfähigkeit Sachen wegzuwerfen 4<br />

Erste Erfahrungen im Ruhestand 6<br />

Umzug ins Altenheim 7<br />

Bad Wörishofen: Abriss des Raphaelflügels 8<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>provinz gibt<br />

japanische Werke ab 9<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Regensburg<br />

Brü<strong>der</strong> stiften Pflege-Professur an Hochschule 11<br />

Straubing: Projekttag 12<br />

München: Besuch aus China 12<br />

Weiterbildung Kinaesthetics Peer Tutoren 13<br />

Für den Buben auf unserem österlichen<br />

Titelbild ist <strong>der</strong> Hase natürlich<br />

interessanter als das <strong>Ostern</strong>est.<br />

Werkstättenmesse 14<br />

Goldene Profess von Frater Alfons Höring 15<br />

Missionswoche für Honduras 16<br />

Serie Gesichter des <strong>Orden</strong>s<br />

Generalrat Frater Daniel Alberto Márquez 18<br />

Kirche und Gesellschaft<br />

<strong>Ostern</strong>: Fest des Aufbruchs - Fest des Lebens 20<br />

Brauchtum an <strong>Ostern</strong> 22<br />

Papst-Anekdote 27<br />

Krankenhaus und Gesundheit<br />

Blasenschwäche - das verschwiegene Leiden 24<br />

Burnout-Ambulanz für Ärzte 27<br />

Rätsel mit ZEP 26<br />

Serie Mein Gebet 28<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wir alle kennen die Geschichte,<br />

die uns <strong>der</strong> Evangelist Johannes<br />

erzählt. Da kommt Maria Magdalena<br />

ans Grab und stellt fest, dass<br />

Jesus nicht mehr dort ist. In <strong>der</strong><br />

Meinung, <strong>der</strong> Gärtner habe ihn<br />

weggenommen, wendet sie sich<br />

um und begegnet dem Auferstandenen,<br />

<strong>der</strong> sie mit ihrem Namen<br />

anspricht. Sie will ihn berühren,<br />

aber Jesus sagt zu ihr: „Halte mich<br />

nicht fest.“ Der Tod Jesu hat Maria Magdalena gelehrt, den<br />

Geliebten loszulassen. Er hat ihre Liebe verwandelt und sie<br />

befreit von allem Festhaltenwollen.<br />

Von Geburt an ist das Leben des Menschen davon geprägt<br />

loszulassen. Dies beginnt mit dem Durchtrennen <strong>der</strong> Nabelschnur<br />

und <strong>der</strong> Loslösung vom Organismus <strong>der</strong> Mutter. Das<br />

Kind muss lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. In <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zeit<br />

ist da die stützende und schützende Hand <strong>der</strong> Eltern<br />

und Geschwister. Immer mehr befreit sich <strong>der</strong> junge Mensch<br />

von dieser Hand und für die Eltern kann es ein schmerzlicher<br />

Prozess sein, dem Jugendlichen die Chance zur Selbständigkeit<br />

zu geben. Das Verlassen des Elternhauses ist für junge<br />

Menschen auch oft mit dem Loslassen <strong>der</strong> Heimat verbunden.<br />

Neue Freundschaften und Beziehungen entstehen, was oft<br />

auch einen Ortswechsel nach sich zieht.<br />

Loslösung betrifft auch berufliche Bindungen. Viele Menschen<br />

wechseln heutzutage häufig ihren beruflichen Einsatzort<br />

aufgrund von Versetzung o<strong>der</strong> beruflicher Neuorientierung.<br />

Einen mitunter schmerzhaften Schnitt stellt <strong>der</strong> Eintritt ins<br />

Rentenalter dar und die damit verbundene Ratlosigkeit, wie<br />

es weitergeht. Mit fortschreitendem Alter kommt <strong>der</strong> Abschied<br />

von vielem Liebgewonnenen dazu, das man nicht mehr so<br />

wie in früheren Zeiten leisten kann. Freunde und Bekannte<br />

werden weniger und schließlich muss <strong>der</strong> eigene Lebensraum<br />

gewechselt werden, weil man selbst nicht mehr in <strong>der</strong> Lage ist,<br />

sich zu versorgen. Der Gang in eine Pflegeeinrichtung o<strong>der</strong><br />

ein Seniorenheim wird für viele alte Menschen zum Gang in<br />

die scheinbare „Nutzlosigkeit“.<br />

Viele Zeitgenossen haben es aber frühzeitig gelernt, sich nicht<br />

an Dinge zu klammern und nicht festzuhalten an Liebgewonnenem.<br />

Es ist eine Bereicherung, in unseren Palliativstationen<br />

und Hospizen zu erleben, wie gefasst viele Menschen ihrem<br />

eigenen Tod entgegengehen und damit zum Trost für ihre Angehörigen<br />

und das Betreuungspersonal werden.<br />

<strong>Ostern</strong> bedeutet aufstehen und sich immer wie<strong>der</strong> auf einen<br />

neuen Weg des Loslassens begeben.<br />

Ihr<br />

Frater Eduard Bauer


Thema: Loslassen ·<br />

Loslassen, weil Gott<br />

es gut mit uns meint<br />

„Lass los, lass bitte los“, sage ich zu<br />

meinem Hund, wenn er mal wie<strong>der</strong> auf<br />

dem Feld einen Knochen entdeckt hat<br />

und ihn einfach nicht hergeben will. Und<br />

obwohl er ungern auf so einen Leckerbissen<br />

verzichtet, kann er ihn – nach<br />

einer Zeit – dann doch loslassen, weil<br />

er darauf vertraut, dass ich es gut mit<br />

ihm meine.<br />

Ich nehme mir vor, Dinge loszulassen,<br />

die meinen Alltag zwar angenehm, mein<br />

Leben aber insgesamt nicht glücklicher<br />

machen. Ich versuche sie loszulassen,<br />

weil ich darauf vertraue, dass Gott es<br />

gut mit mir meint, und weil ich glaube,<br />

dass Gott will, dass mein Leben gelingt.<br />

Ich glaube, dass mein Leben und die<br />

Menschen, die mir begegnen, ein Geschenk<br />

sind. Und darum kann ich meine<br />

Vorstellung, alles und jedes selber<br />

bestimmen o<strong>der</strong> machen zu wollen,<br />

loslassen.<br />

Ich glaube, dass Gott mich durch die<br />

Höhen und Tiefen meines Alltags begleitet.<br />

Ich kann also getrost mein Jammern,<br />

dass ich mich mal wie<strong>der</strong> allein<br />

und im Stich gelassen fühle, loslassen.<br />

Ich glaube, die Kraft und die Hilfen zu<br />

bekommen, um Aufgaben, vor die Gott<br />

mich stellt, auch lösen zu können. Ich<br />

kann also ganz gelassen meine Furcht,<br />

dass zu viel von mir verlangt wird o<strong>der</strong><br />

ich mich übernehme, loslassen.<br />

Ich glaube, durch an<strong>der</strong>e Menschen<br />

Gottes Güte zu erleben. Ich will also<br />

meinen Verdacht, die An<strong>der</strong>en gäben<br />

nur vor, es gut mit mir zu meinen, um<br />

in Wirklichkeit nur ihren eigenen Vorteil<br />

zu suchen, loslassen.<br />

Ich glaube, ich darf dort, wo ich lebe<br />

und arbeite, an Gottes Schöpfung mitbauen.<br />

Ich lasse meine bequeme Gewohnheit<br />

los, nur zu hoffen und Gott<br />

zu bitten, dass er dafür sorgt, dass es<br />

menschlicher und gerechter bei uns zugeht.<br />

Stattdessen fange ich im Kleinen<br />

mit großem Gottvertrauen an, selber zu<br />

denken und zu handeln.<br />

Ich glaube, Gott heilt, was uns krank<br />

macht, und fügt zusammen, was zerbricht.<br />

Ich lasse meine Überheblichkeit<br />

los, dass wir alles heilen o<strong>der</strong> reparieren<br />

können. Manches können wir nicht ganz<br />

machen, weil es nie zusammengehörte.<br />

misericordia 4/12 3<br />

Ein Hund vertraut auf seinen Herrn in fast<br />

je<strong>der</strong> Situation. Wie sieht es mit unserem<br />

Vertrauen in Gott aus?<br />

Manches heilen wir nicht, weil das Un-<br />

Heil nicht im Körper, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong><br />

Seele steckt.<br />

Ich glaube, dass das Leben stärker ist<br />

als <strong>der</strong> Tod. Ich lasse meinen Wunsch<br />

los, mich an Verstorbene nur deshalb<br />

zu erinnern, damit sie in Erinnerung<br />

bleiben. Ich will an sie denken, weil<br />

ich glaube, dass sie lebendig sind und<br />

immer leben werden in <strong>der</strong> neuen Welt<br />

Gottes.<br />

„Lass los, lass bitte los“, sagt Jesus<br />

auch zu uns. „Sorgt euch nicht um euer<br />

Leben. (…) Euer Vater weiß, was ihr<br />

braucht.“ (Lk 12,22.30) Wenn wir darauf<br />

vertrauen, dass Gott will, dass unser<br />

Leben gelingt, dann können wir so<br />

vieles loslassen, das unser Leben scheinbar<br />

angenehmer, aber insgesamt nicht<br />

glücklicher macht. Lassen wir also los,<br />

und glauben wir an die <strong>Frohe</strong> Botschaft,<br />

dass Gott es gut mit uns meint.<br />

Peter Jankowetz<br />

Pastoralreferent, Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Gremsdorf<br />

Peter Jankowetz (rechts)<br />

und Erich Metzner


4 misericordia 4/12 · Thema: Loslassen<br />

Messies können nur schwer Entscheidungen treffen. Um nicht das Falsche wegzuwerfen, heben sie alles auf, auch auf die Gefahr hin,<br />

dass ihre Wohnung zur Rumpelkammer wird.<br />

Die Unfähigkeit Sachen wegzuwerfen treibt Messies in die Isolation<br />

Kein Platz mehr zum Leben<br />

Renate Roi<strong>der</strong> (Name geän<strong>der</strong>t) ist sich<br />

sicher: „Spätestens, wenn die Leute vor<br />

meinem Haus stehen, wissen sie, was los<br />

ist.“ Holzkisten, leere Kartons und Blu-<br />

mentöpfe stapeln sich neben <strong>der</strong> Haustür.<br />

Ihr Auto parkt sie grundsätzlich vor<br />

dem Haus, denn die Garage ist vollgestellt<br />

mit alten Möbeln und Holzkisten.<br />

Auf die Frage, warum sie nicht alles in<br />

einen Container wirft o<strong>der</strong> die Sachen<br />

nach und nach zum Wertstoffhof bringt,<br />

antwortet Renate: „Momentan beziehe


ich Hartz IV und habe kein Geld für einen<br />

Container.“ Fragt man weiter, fallen<br />

Schlagworte wie Handlungsblockade,<br />

Stress o<strong>der</strong> das Eingeständnis: „Ich weiß<br />

nicht, wo ich anfangen soll. Es ist alles<br />

voll.“ Renate ist Messie. Vor sechs Jahren<br />

gründete die heute 52-Jährige einen<br />

Gesprächskreis.<br />

Trennung als Auslöser<br />

Schon als Sechsjährige habe sie Dinge<br />

wie alte Fliesen und Schüsseln gesammelt,<br />

die Nachbarn weggeworfen hatten.<br />

„Ein Messie glaubt, ausnahmslos alles<br />

einmal brauchen zu können“, sagt Renate.<br />

Außerdem könnten Messies keine<br />

Entscheidungen treffen, weil sie Fehler<br />

um jeden Preis vermeiden wollen.<br />

Schlimm wurde Renates Sammelwut<br />

nach dem Bruch ihrer letzten Beziehung.<br />

Ihr damaliger Lebensgefährte<br />

habe sie immer wie<strong>der</strong> dazu gezwungen,<br />

eine gewisse Ordnung zu halten –<br />

meistens mit tyrannischen Methoden.<br />

„Der räumte alle Schränke und Regale<br />

aus, und ich musste alles wie<strong>der</strong> einordnen.“<br />

Er selbst beteiligte sich gar nicht<br />

am Haushalt. „Als es aus war, wurde es<br />

ganz heftig. Vielleicht war das auch eine<br />

Trotzreaktion“, erklärt sie ihre darauffolgende<br />

Sammelwut.<br />

Auch Sabine Walter (Name geän<strong>der</strong>t)<br />

kommt regelmäßig zu den Treffen <strong>der</strong><br />

Selbsthilfegruppe. Sie berichtet, dass<br />

sie über unordentliche Ecken in ihrer<br />

Wohnung eine Tagesdecke wirft, wenn<br />

Besuch kommt. Die 64-Jährige lebt mit<br />

ihrem Mann zusammen. Im Gegensatz<br />

zu ihr könne <strong>der</strong> richtig gut wegwerfen.<br />

„Wahrscheinlich schreckt ihn auch meine<br />

Sammelwut ab, so dass er umso mehr<br />

wegschmeißt.“<br />

Vor allem das Gefühl, man könne aus<br />

dem meisten noch etwas machen, hin<strong>der</strong>t<br />

sie daran, etwas wegzuwerfen. „Aus<br />

den abgelegten Hemden meines Mannes<br />

kann ich doch noch schöne Kissen nähen.“<br />

Meistens bleibt es beim Vorsatz<br />

und die Hemden landen auch nach Jahren<br />

noch nicht im Müll. So komisch sich<br />

die Geschichten <strong>der</strong> beiden anhören mögen<br />

– Messies leiden unter ihrem Wahn,<br />

alles sammeln zu müssen.<br />

In <strong>der</strong> Selbsthilfegruppe stellt Renate<br />

immer wie<strong>der</strong> fest, dass oft <strong>der</strong> Verlust<br />

eines geliebten Menschen dazu führt,<br />

dass jemand zum Messie wird. Betroffene<br />

fangen an, obsessiv Gegenständen<br />

um sich zu scharen, weil sie dann das<br />

Gefühl haben, selbst entscheiden zu<br />

können, wann die Sachen aus ihrem<br />

Leben verschwinden. Gleichzeitig biete<br />

das Angesammelte auch eine gewisse<br />

Schutzfunktion vor Grenzüberschreitungen<br />

<strong>der</strong> Mitmenschen. Aber man<br />

bezahle diesen Schutzraum mit Isolation.<br />

„Der Messie schämt sich für seine<br />

Unordnung und will um jeden Preis vermeiden,<br />

dass ein Außenstehen<strong>der</strong> diese<br />

erblickt.“<br />

Obwohl Sabine und Renate eng befreundet<br />

sind, war Sabine noch nie in Renates<br />

Wohnung. „Ich lasse niemanden mehr<br />

hinein“, sagt sie. Vor Jahren habe sie<br />

einmal einer Bekannten erzählt, dass sie<br />

Messie sei. Die wollte ihr beim Aufräumen<br />

helfen. Nach <strong>der</strong> Aktion herrschte<br />

Funkstille. „Nach einem halben Jahr<br />

rief sie mich an und sagte mir, dass sie<br />

so lange gebraucht habe, um die zwei<br />

Bil<strong>der</strong> von mir zu einer Person zusammenzufügen.<br />

Das Bild, das sie vorher<br />

von mir hatte, und das Bild danach.“<br />

Sehnsucht nach Perfektion<br />

Aufräumshows, wie sie in Reality-Soaps<br />

im Fernsehen gezeigt werden, empfindet<br />

Renate als pure Vergewaltigung. Denn<br />

eines eint alle Messies, auch wenn es<br />

für Außenstehende nur schwer zu glauben<br />

ist: Sie sind keine disziplinlosen<br />

Schlamper, son<strong>der</strong>n Perfektionisten.<br />

Diese Sehnsucht nach Perfektion macht<br />

es ihnen meist noch schwerer, ihr Chaos<br />

Thema: Loslassen ·<br />

misericordia 4/12 5<br />

in den Griff zu bekommen. „Denn wenn<br />

sich eine gewisse Unordnung breit gemacht<br />

hat, wollen sie alles auf einmal in<br />

den Griff bekommen, was beim Ausmaß<br />

<strong>der</strong> Unordnung gar nicht mehr möglich<br />

ist“, sagt Professor Dr. Hermann Spießl,<br />

Chefarzt für Psychiatrie, Psychotherapie<br />

und Psychosomatik im Bezirkskrankenhaus<br />

Landshut. Zusätzlich falle es Perfektionisten<br />

sowieso schwer, Wichtiges<br />

von Unwichtigem zu unterscheiden.<br />

Messies sind oft Menschen, die angepasst<br />

sind, nach außen gut funktionieren<br />

und nicht „Nein“ sagen können. Renate<br />

erzählt ein Beispiel: „Als eine Cousine<br />

von mir angerufen hat, sie hätte zehn Säcke<br />

mit alten Klei<strong>der</strong>n, bin ich natürlich<br />

hingefahren. Schließlich hat sie die ja<br />

extra für mich gesammelt.“ Die Sachen<br />

liegen jetzt in einigen ihrer überquellenden<br />

Schränke, während die Kleidung,<br />

die sie täglich benutzt, auf einer Seite<br />

ihres Bettes liegt.<br />

Meistens gelingt es Messies im beruflichen<br />

Bereich durchaus, Ordnung zu<br />

halten. Sabine, die mittlerweile in Rente<br />

ist, arbeitete als Sekretärin in einem<br />

Konstruktionsbüro. „Da war ich pingelig,<br />

habe detaillierte Excel-Listen angefertigt,<br />

damit man alles leichter findet.“<br />

Nach <strong>der</strong> Pensionierung wollte sie zuhause<br />

Zimmer für Zimmer ausräumen.<br />

„Da fiel mir auf, wieviel sich in all den<br />

Jahren angehäuft hatte. “<br />

Die Menschen in <strong>der</strong> Selbsthilfegruppe<br />

stammen aus allen sozialen Schichten<br />

und Berufen. „Da kann ich mich aussprechen,<br />

ohne Angst haben zu müssen,<br />

dass mich jemand auslacht“, sagt<br />

Sabine. Durch die Treffen sei sie nachsichtiger<br />

mit sich selbst geworden. „Ich<br />

setze mich nicht mehr so unter Druck,<br />

dass ich das ganze Haus sofort in den<br />

Griff kriegen muss. “ Dadurch fiele es<br />

ihr leichter, immer mal wie<strong>der</strong> eine Ecke<br />

leerzuräumen. Doch von heute auf morgen<br />

werde niemand vom Messie zum<br />

Wegschmeißer, sagt Renate. „Das bleibt<br />

ein lebenslanger Kampf.“<br />

Alexandra Beck<br />

Landshuter Zeitung<br />

Kontakt zu Messie-Selbshilfegruppen<br />

findet man im Internet unter www.messie-selbsthilfe.de<br />

.


6 misericordia 4/12 · Thema: Loslassen<br />

Erste Erfahrungen<br />

im Ruhestand<br />

Aufbruch<br />

in den<br />

großen<br />

Feierabend<br />

Nach einem erfüllten Berufsleben im<br />

Altenheim St. Augustin in Neuburg bin<br />

ich nun seit Beginn des Jahres 2012 im<br />

Ruhestand.<br />

Gemischte Empfindungen begleiteten<br />

mich bereits ein ganzes Jahr lang. Immer<br />

wie<strong>der</strong> habe ich mir vor Augen gehalten:<br />

Irgendwann wird dieser Zeitpunkt kommen.<br />

Im Frühling 2011 gab ich meine<br />

Entscheidung für das Ausscheiden aus<br />

dem Arbeitsleben bekannt. Die Zeit zur<br />

Vorbereitung einer ordnungsgemäßen<br />

Übergabe wurde immer knapper. Und<br />

je näher <strong>der</strong> Zeitpunkt rückte, desto umfangreicher<br />

wurde das Pensum <strong>der</strong> noch<br />

zu erledigenden Arbeiten. Mein Ziel war<br />

es, meinen bisherigen Wirkungsbereich<br />

reibungslos an meine Nachfolgerin zu<br />

übergeben.<br />

Nun bin ich schon drei Monate „nur<br />

Hausfrau“. Meine Gedanken navigier-<br />

ten mich in den vergangenen Wochen<br />

immer wie<strong>der</strong> nach St. Augustin, in das<br />

Haus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, das für<br />

mich während meiner 40-jährigen Tätigkeit<br />

zur zweiten Heimat geworden ist.<br />

Diese Zeit hat mich geprägt und mit<br />

vielen Menschen verbunden. Die Wertschätzung,<br />

die ich immer wie<strong>der</strong> erfahren<br />

durfte, gaben mir Freude an meiner<br />

Tätigkeit trotz manchem Stress. In einer<br />

solchen Institution arbeiten zu können<br />

war für mich Motivation, mein Bestes<br />

zu geben.<br />

Langsam gewöhne ich mich an das freie<br />

Dasein ohne Druck. Kann den Tag selbst<br />

bestimmen und den Augenblick genießen.<br />

Jetzt kommt die Zeit für die Dinge,<br />

die ich immer wie<strong>der</strong> zurückgestellt<br />

habe und die in all den Jahren vielleicht<br />

zu kurz gekommen sind: Eifrig bekoche<br />

ich meine Familie und pflege das Haus.<br />

Bergwan<strong>der</strong>n ist für mich ein Lebenselixier.<br />

Den Frühling werde ich nutzen,<br />

um viel Zeit in <strong>der</strong> Natur zu verbringen.<br />

Natürlich gehört auch ein Kaffeehausbesuch<br />

dazu!<br />

Erinnerungen sind die Zinsen des Lebens,<br />

heißt es. Ich denke zum Beispiel<br />

gerne an die Zeit in Rom beim Internationalen<br />

Pastoralkongress <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, an dem ich vergangenen<br />

November teilnehmen durfte. Dieses<br />

Welttreffen des <strong>Orden</strong>s war für mich<br />

sehr bewegend und eine große Erfahrung,<br />

die ich nicht missen möchte.<br />

Jetzt, aus einer gewissen Distanz zum<br />

Arbeitsleben, denke ich gerne an diese<br />

Zeit zurück. Für das gute Einvernehmen<br />

und das Vertrauen, das ich in all den Jahren<br />

erfahren durfte, bin ich dankbar.<br />

Angelika Köhler<br />

Zeit für Hobbys:<br />

Bergwan<strong>der</strong>n –<br />

wie hier am Wallberg<br />

– ist für Angelika<br />

Köhler Lebenselixier.


Umzug ins Altenheim<br />

„Mein Zuhause ist<br />

jetzt St. Augustin“<br />

Ludwig Gerl ist 1925 in einem kleinen<br />

Dorf bei Regensburg als zweites von<br />

insgesamt sieben Kin<strong>der</strong>n geboren.<br />

Seine Kindheit verbrachte er auf dem<br />

elterlichen Bauernhof. Als 17-Jähriger<br />

musste er 1943 noch in den Krieg, von<br />

dem er heute noch viel spricht.<br />

Nach dem Krieg besuchte er die Landwirtschaftsschule<br />

in Weltenburg und die<br />

Ackerbauschule in Landshut. Bei einem<br />

Besuch bei seiner Freundin und späteren<br />

Ehefrau in Neuburg an <strong>der</strong> Donau wurde<br />

ihm vom Inhaber <strong>der</strong> Firma Hoffmann<br />

eine Arbeitsstelle als Kaufmännischer<br />

Angestellter angeboten mit den Worten:<br />

„So einen Mann wie Sie könnten wir<br />

hier bei uns gut gebrauchen.“<br />

Kin<strong>der</strong> haben selbst Familie<br />

Geheiratet wurde 1956. Einige Jahre<br />

später bezog die Familie eine Doppelhaushälfte<br />

in Neuburg. Über 32 Jahre<br />

war Ludwig Gerl hier mit seiner Frau,<br />

den beiden Töchtern und seinem Sohn<br />

zu Hause. Mittlerweile haben die Kin<strong>der</strong><br />

alle selbst Familie. Die älteste Tochter<br />

hat es nach Bonn „verschlagen“, <strong>der</strong><br />

Sohn lebt mit seiner Familie in Würzburg.<br />

Nur die jüngere Tochter wohnt im<br />

rund 20 Kilometer nahen Pöttmes.<br />

In den Jahren 2005 und 2007 musste<br />

sich Ludwig Gerl zwei Hüftoperationen<br />

unterziehen, nach denen er das Gehen<br />

erst wie<strong>der</strong> mühsam lernen musste. Im<br />

Mai 2008 verstarb dann seine Frau. Das<br />

Leben im eigenen Haus wurde immer<br />

mehr zur Last. Das große Haus und<br />

den Garten konnte und wollte er nicht<br />

mehr alleine versorgen. Das Angebot <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>, zu ihnen zu ziehen, lehnte <strong>der</strong><br />

Vater dankend ab: „Die Kin<strong>der</strong> haben<br />

ihre eigenen Familien und sind beruflich<br />

und privat fest eingebunden. Ich wäre<br />

ihnen nur eine Last.“ Tagsüber wäre er<br />

ohnehin allein gewesen. Für ihn war<br />

deshalb klar, er würde jetzt in ein Altenheim<br />

ziehen.<br />

Wegen <strong>der</strong> räumlichen Nähe zum Friedhof,<br />

auf dem seine Frau begraben ist,<br />

und weil hier täglich Gottesdienst gefeiert<br />

wird, fiel seine Wahl auf das Alten-<br />

und Pflegeheim St. Augustin <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Neuburg. Mittlerweile<br />

kommt Ludwig Gerl mit seinen<br />

Ludwig Gerl<br />

mit Erinnerungsfotos<br />

in<br />

seinem Zimmer<br />

in St. Augustin<br />

Thema: Loslassen ·<br />

misericordia 4/12 7<br />

Gehhilfen sehr gut zurecht und geht jeden<br />

Tag etwa eine Stunde lang spazieren.<br />

Der Verkauf seines Wohnhauses ist<br />

ihm nicht schwer gefallen. Dass in seinem<br />

neuen Zuhause überdurchschnittlich<br />

viele Frauen wohnen, daran hat er<br />

sich inzwischen auch gewöhnt. Alles in<br />

allem hat er sehr leicht loslassen können<br />

und genießt jetzt die Rundumversorgung<br />

und die neu gewonnene Freiheit. Er fühlt<br />

sich als freier Mensch, lästige und mühsame<br />

Dinge werden ihm abgenommen.<br />

Kontakte knüpfen<br />

statt alleine sein<br />

Natürlich ist es <strong>der</strong> Wunsch fast jedes<br />

Menschen, möglichst lange in den eigenen<br />

vier Wänden bleiben zu können.<br />

Aber es ist oft so, dass diejenigen, die<br />

den Schritt in ein Altenheim rechtzeitig<br />

gehen, die Zeit dort auch noch sehr genießen<br />

können.<br />

Immer wie<strong>der</strong> machen die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter im Altenheim die<br />

Erfahrung, dass Heimbewohner nach einiger<br />

Zeit sagen: „Hätte ich das früher<br />

gewusst, wäre ich schon viel früher gekommen<br />

...“ Gerade für rüstige Bewohner<br />

gibt es viele Angebote zur Tagesgestaltung,<br />

von Gymnastik bis hin zum<br />

gemeinsamen Singen. Statt alleine zu<br />

Hause zu sein kann man in St. Augustin<br />

viele neue Kontakte knüpfen. Gerade<br />

die Dinge, die im Alter immer mehr zur<br />

Last werden – Einkaufen, Getränkekisten<br />

schleppen, Waschen, Bügeln und so<br />

weiter – werden einem abgenommen<br />

Einmal kam eine neue Bewohnerin,<br />

die eher traurig darüber war, dass sie,<br />

bedrängt von ihrer Tochter, nun im Altenheim<br />

einziehen sollte. Sie konnte<br />

sich aufgrund eines Sturzes zu Hause<br />

nicht mehr selbst versorgen. Schon beim<br />

Einzug betonte sie, dass sie nur vorübergehend<br />

zu uns komme und selbstverständlich,<br />

sobald sie sich wie<strong>der</strong> selbst<br />

versorgen könne, zurück nach Hause<br />

ziehen werde. Als es ihr dann besser<br />

ging, verbrachte sie eine Woche probeweise<br />

zu Hause. Nach <strong>der</strong> Rückkehr darauf<br />

angesprochen, wann sie denn jetzt<br />

endgültig wie<strong>der</strong> ausziehe, sagte sie zur<br />

Überraschung aller: „Mein Zuhause ist<br />

in St. Augustin.“<br />

Stephan Zinsmeister


8 misericordia 4/12<br />

· Thema: Loslassen<br />

Nach Abriss des Raphaelflügels entsteht in Bad Wörishofen<br />

das Kneipp- & Gesundheitsresort Sebastianeum<br />

Neubau soll Tradition und<br />

Mo<strong>der</strong>ne vereinen<br />

Im Mai 2012 wird das neue Kneipp- & Gesundheitsresort Sebastianeum <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Bad Wörishofen eröffnet.<br />

Der Neubau des Raphaelflügels wird äußerlich als Kubus konzipiert, innen sind die Wände sanft geschwungen. Die<br />

runden Formen und die warmen Kirschholztöne <strong>der</strong> Möbel werden Ruhe, Entspannung und Weite ausstrahlen. In den neuen<br />

Gästezimmern wird <strong>der</strong> Blick durch eine durchgehende Fensterfront in den Park gelenkt werden. Die Gäste können sich auf<br />

eine lichtdurchflutete Schwimmbad- und Saunalandschaft mit Therapie-, Fitness- und Medizinbereich freuen. Karin Kövi hat<br />

den technischen Leiter <strong>der</strong> Kneipp’schen Stiftungen Klaus Zink danach gefragt, wie schwer ihm das „Loslassen“ des alten<br />

Gebäudes gefallen ist, das abgerissen wurde.<br />

Herr Zink, im November 2011 wurde das Haus Raphael<br />

im Sebastianeum komplett abgerissen; nun steht <strong>der</strong> Rohbau<br />

und es wird fleißig gearbeitet, damit wir im Mai 2012<br />

wie<strong>der</strong> eröffnen können. Wie ging es Ihnen persönlich, als<br />

feststand, dass das Haus Raphael abgerissen wird? Ist es<br />

Ihnen schwer gefallen, das Haus „loszulassen“?<br />

Klaus Zink: Nein, mir ist das Loslassen überhaupt nicht<br />

schwer gefallen, da die bauliche Substanz in einem sehr<br />

schlechten Zustand war. Die Funktionsräume waren im ganzen<br />

Haus verstreut und das Haus Raphael konnte nur über den<br />

Mittelflügel im ersten Stock erreicht werden. Außerdem ist es<br />

ja nicht die erste große Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahme während<br />

meiner 24 Dienstjahre.<br />

Sie kennen bestimmt das Sprichwort „Tradition ist nicht<br />

das Halten <strong>der</strong> Asche, son<strong>der</strong>n das Weitergeben <strong>der</strong> Flamme“<br />

von Thomas Morus. Wie stehen Sie als langjähriger<br />

Mitarbeiter zu <strong>der</strong> Weiterentwicklung des traditionellen<br />

Sebastianeums zum mo<strong>der</strong>nen Kneipp- & Gesundheitsresort?<br />

Klaus Zink: Die Verän<strong>der</strong>ung ist für die Weiterentwicklung<br />

des Sebastianeums sicher unumgänglich. Mir ist es wichtig,<br />

dass die Lehre Kneipps weitergetragen wird und Tradition<br />

und Mo<strong>der</strong>ne vereint werden. Hier braucht es viel Fingerspitzengefühl.<br />

Worauf freuen Sie sich denn am meisten beim neuen Sebastianeum?<br />

Klaus Zink: Ich würde mich sehr freuen, wenn <strong>der</strong> neue Raphaelflügel<br />

ein „Schmuckkästchen“ wird und von unseren Gästen<br />

und Mitarbeitern positiv angenommen wird. Natürlich ist<br />

mir vor allem die Haustechnik sehr wichtig und ich hoffe, dass<br />

ich bei <strong>der</strong> Planung zukunftsweisend dazu beigetragen habe.<br />

Klaus Zink vor <strong>der</strong> Baustelle in Bad Wörishofen


Thema: Loslassen ·<br />

misericordia 4/12 9<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

übergibt japanische Werke<br />

an Koreanische Provinz<br />

Am 6. März wurde in Kobe/Japan offiziell<br />

die Übergabe <strong>der</strong> Werke <strong>der</strong> japanischen<br />

Provinzdelegatur von <strong>der</strong> Bayerischen<br />

an die Koreanische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> vollzogen.<br />

Zu <strong>der</strong> Feier waren Generalprior<br />

Frater Donatus Forkan mit den Generalräten<br />

Frater Rudolf Knopp und Frater<br />

Vincent Kochamkunnel angereist sowie<br />

aus <strong>Bayern</strong> Provinzial Frater Emerich<br />

Steigerwald, die Ex-Provinziale Frater<br />

Bernhard Bin<strong>der</strong> und Frater Donatus<br />

Wiedenmann sowie Ehrenmitglied<br />

Dr. Ernst Graf, aus Korea nahm Provinzial<br />

Frater John Jung mit einer Delegation<br />

teil.<br />

Zur Vorbereitung des Übergangs hatte<br />

seit November 2010 mehrmals eine Arbeitsgruppe<br />

mit Mitglie<strong>der</strong>n aus Japan<br />

und Korea getagt, die von Ex-General<br />

Frater Brian O’Donnell mo<strong>der</strong>iert wurde.<br />

Unter an<strong>der</strong>em einigten sich die<br />

Beteiligten auf ein Aus- und Weiterbildungsprogramm<br />

für die japanischen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

<strong>Orden</strong>s, das darauf abzielt, das Bewusst-<br />

Kirschblüte in Kobe - März 2012<br />

sein für die Werte und den Auftrag des<br />

<strong>Orden</strong>s zu vertiefen.<br />

Dem Dankgottesdienst am 6. März in<br />

Dankgottesdienst


10 misericordia 4/12 · Thema: Loslassen<br />

<strong>der</strong> katholischen Hauptkirche von Kobe<br />

stand <strong>der</strong> Erzbischof von Osaka,<br />

Leo Jun Ikenaga, vor. Insgesamt rund<br />

150 Gäste nahmen daran sowie an dem<br />

anschließenden festlichen Mittagessen<br />

und dem Übergabe-Akt teil. Generalprior<br />

Frater Donatus Forkan sprach von<br />

einem „wahrhaft historischen Tag“. Um<br />

das „kostbare Juwel <strong>der</strong> Hospitalität des<br />

heiligen Johannes von Gott“ für die jeweilige<br />

Ortskirche zu erhalten, sei es<br />

notwendig, so <strong>der</strong> Generalprior weiter,<br />

„offen, flexibel, innovativ und mutig“<br />

nach geeigneten Strukturen zu suchen.<br />

Der bayerische Provinzial Frater Eme-<br />

Mauritius: Französische Provinz übergibt an Indien<br />

Am 11. Februar, dem Fest Unserer Lieben Frau von Lourdes<br />

und Welttag <strong>der</strong> Kranken, hat die Französische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> den Konvent und<br />

das Altenheim in Pamplemousses auf <strong>der</strong> Insel Mauritius<br />

offiziell an die Indische <strong>Orden</strong>sprovinz übergeben. Die<br />

Französische Provinz hatte die Einrichtung 1976 von den<br />

‚Bon Secours‘-Schwestern übernommen. Im Altenheim<br />

werden heute 96 Männer von drei indischen <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n und 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

versorgt. Bei <strong>der</strong> Feier mit 300 Gästen waren auch Generalprior<br />

Frater Donatus Forkan, Generalrat Frater Vincent<br />

Kochamkunnel, die beiden Provinziale aus Frankreich und<br />

Indien und eine Reihe weiterer Brü<strong>der</strong>, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zugegen.<br />

Quelle: News Flash 14 <strong>der</strong> Indischen Provinz<br />

rich Steigerwald ließ in seiner Ansprache<br />

die Geschichte <strong>der</strong> Provinzdelegatur Revue<br />

passieren, die 1951 mit <strong>der</strong> Ankunft<br />

von Frater Bosko Würzburger und Frater<br />

Kupertin E<strong>der</strong>er in Kobe begonnen<br />

hatte. 1962 konnte in Kobe-Suma eine<br />

Einrichtung für 50 psychisch und geistig<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen errichtet werden,<br />

eine zweite Einrichtung für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen folgte 1988 in Kobe-<br />

Kita (Ogo). Schließlich übernahmen die<br />

Brü<strong>der</strong> 1998 die Betriebsträgerschaft für<br />

ein Tageszentrum für Menschen mit geistigen<br />

und körperlichen Behin<strong>der</strong>ungen.<br />

Der erste japanische Mitbru<strong>der</strong>, Frater<br />

Georg Tokuda, wurde 1959 in das Novi-<br />

Gute Stimmung bei <strong>der</strong> Übergabe: (von<br />

links) Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

aus <strong>Bayern</strong>, Generalprior Frater<br />

Donatus Forkan, Provinzial Frater John<br />

Jung aus Korea und <strong>der</strong> japanische Provinzdelegat<br />

Frater Franziskus Oka<br />

ziat aufgenommen, weitere folgten. Die<br />

Konvente und Einrichtungen in Japan<br />

wurden 1989 eine Provinzdelegatur <strong>der</strong><br />

Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz. Mit dem<br />

Tod von Frater Ägidius Lutter 1999 ging<br />

die Ära <strong>der</strong> bayerischen Brü<strong>der</strong> in Japan<br />

zu Ende.<br />

Zusammenfassend stellte Frater Emerich<br />

fest: „Auf fast 61 Jahre zurückblickend,<br />

dürfen wir mit großer Zufriedenheit<br />

das humane und professionelle<br />

Engagement und den Fleiß wie die<br />

Zielstrebigkeit <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter würdigen.<br />

Sie haben eine dem kulturellen und sozialen<br />

Umfeld entsprechende Betreuung<br />

für gesellschaftlich benachteiligte Menschen<br />

aufgebaut, die auch von einem<br />

Freundeskreis unterstützt wird und öffentliches<br />

Ansehen genießt.“ Der bayerische<br />

Provinzial zeigte sich zugleich<br />

überzeugt, dass <strong>der</strong> Zusammenschluss<br />

<strong>der</strong> japanischen Werke mit <strong>der</strong> Koreanischen<br />

Provinz im Sinne einer dynamischen<br />

Weiterentwicklung des <strong>Orden</strong>s<br />

in dieser Region die beste Lösung ist.<br />

Symbolik: Der französiche Provinzial, Frater Alain-Samuel<br />

Jeancler (rechts), übergibt die brennende Kerze an den indischen<br />

Provinzial, Frater Antony Palamattom.<br />

js


Zwei Kooperationsverträge<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz ·<br />

misericordia 4/12 11<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> stiften Pflege-<br />

Professur an <strong>der</strong> Hochschule Regensburg<br />

Mit zwei Verträgen, die die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> am 9. März mit <strong>der</strong> Hochschule<br />

Regensburg (HS.R) unterzeichneten,<br />

reagiert <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> auf den sich<br />

abzeichnenden Fachkräftemangel im<br />

Bereich Pflege.<br />

Ein Vertrag regelt die Kooperation im<br />

Bachelorstudiengang Pflege, den die<br />

HS.R seit dem Wintersemester 2011/12<br />

als duales Studium anbietet. Mit dem<br />

Studiengang, in den die Ausbildung<br />

zur Gesundheits- und Krankenpflege<br />

integriert ist, reagiert die HS.R auf die<br />

zunehmend anspruchsvolleren und komplexeren<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Pflegekräfte.<br />

Berufung bis Sommer 2013<br />

Wie wichtig den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />

dieses Thema ist, kam mit dem zweiten<br />

Vertrag zum Ausdruck, mit dem <strong>der</strong><br />

HS.R eine Professur für das Lehrgebiet<br />

„Pflegewissenschaften“ gestiftet wird.<br />

Der <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

trägt mit <strong>der</strong> vorerst auf fünf Jahre angelegten<br />

Stiftungsprofessur dazu bei,<br />

das Studien- und Forschungsangebot<br />

<strong>der</strong> HS.R um den Bereich <strong>der</strong> Gesundheitswissenschaften<br />

zu erweitern. Die<br />

Professur soll spätestens zum Sommersemester<br />

2013 besetzt werden.<br />

Prior Frater Benedikt Hau und Sabine<br />

Beiser, Geschäftsführerin des<br />

Krankenhauses Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Regensburg, würdigten den neuen<br />

Studiengang als wichtigen Schritt zur<br />

Stärkung <strong>der</strong> Pflegeberufe: „Der Studiengang<br />

ist ein wichtiger Meilenstein für<br />

den Gesundheitsstandort Regensburg.<br />

Die Verzahnung von beruflicher Praxis<br />

und Studium gewährleistet, dass wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse auch in <strong>der</strong><br />

Praxis angewandt werden.“<br />

Und HS.R- Präsident Professor Dr. Josef<br />

Eckstein sagte: „Mit diesem Studiengang<br />

bieten wir ein bislang einzigartiges<br />

Der Regensburger Prior Frater Benedikt Hau und Hochschul-Präsident Prof. Dr. Josef<br />

Eckstein bei <strong>der</strong> Vertragsunterzeichnung gemeinsam mit (hinten von links) den Krankenhaus-Geschäftsführern<br />

Dr. Andreas Kestler und Sabine Beiser sowie Prof. Dr. Johann<br />

Weigert, Dekan <strong>der</strong> Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften<br />

Bildungsangebot im ostbayerischen<br />

Raum. Mit <strong>der</strong> Stiftungsprofessur können<br />

wir das weiter ausbauen und professionalisieren.<br />

Außerdem können wir<br />

damit den Fokus stärker auf den Bereich<br />

Forschung richten.“ Das neunsemestrige<br />

duale Studium schließt mit <strong>der</strong> staatlichen<br />

Anerkennung als Krankenpfleger<br />

und einem Bachelor of Arts ab.<br />

Adäquate Arbeitsstellen<br />

Krankenhaus-Geschäftsführer Dr. Andreas<br />

Kestler stellte den großen Bedarf<br />

an akademischen Pflegekräften bei den<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n heraus und versicherte,<br />

dass es an allen Standorten adäquate<br />

Arbeitsstellen für die künftigen<br />

Absolventinnen und Absolventen gibt.<br />

Der duale Studiengang wird bereits seit<br />

diesem Wintersemester an <strong>der</strong> Fakultät<br />

Angewandte Sozialwissenschaften angeboten.<br />

23 Studierende sind bislang dafür<br />

eingeschrieben, im Wintersemester<br />

2012/13 sollen auch sechs Teilnehmer<br />

von <strong>der</strong> Krankenpflegeschule <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> an den Start gehen.<br />

Christian Schmalzl


12 misericordia 4/12 · Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Projekttag<br />

Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong><br />

in Straubing<br />

Am 6. März fand in Straubing ein Projekttag<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> unter<br />

dem Motto „Das neue Gesicht des <strong>Orden</strong>s“<br />

statt. Die Schülerinnen und Schüler<br />

<strong>der</strong> Berufsfachschule für Krankenpflege<br />

am Klinikum St. Elisabeth und<br />

<strong>der</strong> Johannes-Grande-Fachschule für<br />

Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe<br />

wurden in zwei gemischte<br />

Gruppen aufgeteilt. Treffpunkte<br />

waren das Klinikum St. Elisabeth und<br />

<strong>der</strong> Magnobonus-Markmiller-Saal in<br />

<strong>der</strong> Äußeren Passauer Straße. In <strong>der</strong><br />

Einrichtung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

wurden die Teilnehmer von<br />

Frater Karl Wiench begrüßt, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Durchführung des Projekttages durch<br />

Sabine Scheiblhuber unterstützt wurde.<br />

Zu Beginn wurde ein Film gezeigt, in<br />

dem die Entstehung, Weiterentwicklung<br />

und Ziele <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> erläutert<br />

wurden. Anschließend wurde ein<br />

Arbeitsauftrag in Kleingruppen bearbeitet:<br />

Es sollte ein Bild zum Thema „Das<br />

Bil<strong>der</strong><br />

zum Thema<br />

„Das neue<br />

Gesicht des<br />

<strong>Orden</strong>s“ werden<br />

zusammengefügt.<br />

neue Gesicht des <strong>Orden</strong>s“ gestaltet werden.<br />

Die Kunstwerke wurden dann im<br />

Plenum präsentiert und später gemeinsam<br />

zu einem Gesamtbild zusammengestellt.<br />

Die beiden entstandenen Bil<strong>der</strong><br />

nehmen an einem Wettbewerb teil. Es<br />

warten tolle Preise auf die Schüler.<br />

Michaela Scheubel<br />

und Farina Zaglmann<br />

Chinesische Krankenhausdirektoren in München<br />

Am 7. März besuchte eine chinesische<br />

Delegation das Krankenhaus Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> München, um sich unter an<strong>der</strong>em<br />

über Patientenmanagement und<br />

Behandlungsabläufe zu informieren. Die<br />

Herren, allesamt Direktoren bzw. Chefärzte<br />

von sehr großen Krankenhäusern<br />

in China, kamen aus vier verschiedenen<br />

chinesischen Provinzen, auch aus Peking.<br />

Sie wurden von Verwaltungsdirektor<br />

Michael Pflaum (Bildmitte) begrüßt<br />

und durch die Klinik geführt. Dr. Ning<br />

Wang (ganz rechts im Bild), Assistenzarzt<br />

in <strong>der</strong> chirurgischen Abteilung des<br />

Hauses, leistete wertvolle Hilfe bei <strong>der</strong><br />

Übersetzung <strong>der</strong> vielen technischen und<br />

medizinischen Fragen, die die Delegationsteilnehmer<br />

stellten.<br />

Christine Klein


Weiterbildung Kinaesthetics Peer Tutoren<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz ·<br />

misericordia 4/12 13<br />

Motor für das gemeinsame<br />

Lernen sein<br />

„Motor“ sein für das Entwickeln von<br />

geeigneten Lösungen im Bereich <strong>der</strong><br />

alltäglichen Bewegung – wer kann das?<br />

Peer Tutoren! Sie för<strong>der</strong>n als Multiplikatoren<br />

die Umsetzung <strong>der</strong> Idee von Kinaesthetics<br />

im Alltag in ihren Teams. Vor<br />

kurzem gestalteten die ersten Kinaesthetics<br />

Peer Tutoren ihre Abschlusspräsentation.<br />

Was ist ein Peer Tutor? „Peers“ sind<br />

die Gleichaltrigen, die Kolleginnen und<br />

Kollegen am Arbeitsplatz – jene, die<br />

Kinaesthetics in Pflege und Betreuung<br />

anwenden, aber noch keine Expertinnen<br />

sind. Der „Tutor“ ist einfach ein Lehrer.<br />

Der erste Kinaesthetics-Grundkurs wurde<br />

in <strong>der</strong> Straubinger Einrichtung <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ungen bereits 1997 angeboten.<br />

Geschafft! Die Absolventen freuen sich<br />

über das erreichte Etappenziel.<br />

Seither gab es regelmäßig Grund- und<br />

Aufbaukurse sowie Praxisbegleitungen<br />

vor Ort durch die Kinaestheticstrainerin<br />

Ulrike Wurl. Auch die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Johannes Grande-Schule,<br />

Fachschule für Heilerziehungspflege,<br />

war und ist ein wichtiger Meilenstein<br />

in diesem Prozess, da die Fachschüler<br />

im zweiten Jahr einen Grundkurs absolvieren.<br />

Es war jedoch zu beobachten, dass es<br />

eine große Herausfor<strong>der</strong>ung ist, die<br />

kin aesthetischen Fähigkeiten nach den<br />

Grund- und Aufbaukursen in den Berufsalltag<br />

zu integrieren. Alte Muster, die<br />

jahrelang ausgeübt wurden, verschwinden<br />

eben nicht von heute auf morgen<br />

einfach so aus unserer Alltagsroutine.<br />

Der Zeitpunkt für den nächsten Schritt<br />

war da, wir brauchten in den Teams Kol-<br />

legen, die die Rolle des Motors für das<br />

gemeinsame Lernen mit Kinaesthetics<br />

übernehmen, da <strong>der</strong> Trainer nicht immer<br />

vor Ort sein kann.<br />

In <strong>der</strong> Weiterbildung zum Peer Tutor erhielten<br />

die Teilnehmer aus den verschiedenen<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> und <strong>der</strong> Katholischen<br />

Jugendfürsorge das nötige Rüstzeug<br />

für diese neue Rolle. Sie vertieften ihre<br />

Bewegungs- und Handlungskompetenz<br />

in Bezug auf die sechs Konzepte<br />

<strong>der</strong> Kinaesthetics. Sie können nun ihren<br />

eigenen Lernprozess reflektieren<br />

und gemeinsam mit den Mitarbeitern<br />

in ihren Teams nach dem Grundkurs,<br />

in Zusammenarbeit mit den Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen, Lernprozesse in<br />

Anleitungssituationen gestalten.<br />

Fortsetzung auf Seite 14


14 misericordia 4/12 · Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Gemeinsam in Bewegung sein und miteinan<strong>der</strong><br />

Lernprozesse gestalten ist <strong>der</strong><br />

rote Faden in <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Peer Tutoren.<br />

In <strong>der</strong> letzten Lernphase haben<br />

sich die Peer Tutoren in ihrer Lerngruppe<br />

intensiv unter kinaesthetischen<br />

Gesichtspunkten mit einem Thema aus<br />

ihrem Arbeitsalltag und mit <strong>der</strong> UN-<br />

Konvention Artikel 20 „Persönliche<br />

Mobilität“ beschäftigt. Die Ergebnisse<br />

konnten die Absolventen erfolgreich<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Abschlusspräsentation<br />

vorstellen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> hohen Nachfrage wird im<br />

Herbst 2012 ein neuer Kurs angeboten<br />

(siehe Fortbildungsprogramm <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz 2012, Seite 10<br />

bis 11).<br />

Ulrike Wurl<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> auf Werkstättenmesse<br />

Nistkästen und Insektenhotels<br />

zum Selberbauen<br />

Auf <strong>der</strong> diesjährigen Werkstättenmesse<br />

in Nürnberg vom 8. bis 11. März waren<br />

wie<strong>der</strong> alle Werkstätten für behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />

<strong>Bayern</strong> vertreten. Die Benedikt Menni-<br />

Werkstatt <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Gremsdorf bot dort erstmals neben Nistkästen<br />

für Fle<strong>der</strong>mäuse und Meisen und<br />

Insektenhotels auch Bausätze dafür an,<br />

die in <strong>der</strong> Naturwerkstatt in Gremsdorf<br />

hergestellt werden.<br />

Im Bausatz für die Nistkästen befinden<br />

sich alle nötigen Materialien, die Bastler<br />

Gutes Marketing: Auch aufgrund <strong>der</strong> originellen<br />

Sprüche auf den Verpackungen<br />

(Foto oben) kamen die Produkte aus<br />

Gremsdorf beim Publikum <strong>der</strong> Werkstättenmesse<br />

gut an (Foto rechts).<br />

Endspurt – letzte Vorbereitungen für die Abschlusspräsentation<br />

müssen lediglich einen Hammer und einen<br />

Schraubenzieher mitbringen. Mehr<br />

Kreativität und Eigeninitiative ist bei<br />

den Bausätzen für Insektenhotels gefragt.<br />

Hier finden sich in <strong>der</strong> Anleitung<br />

neben naturkundlichen Informationen<br />

auch Vorschläge für natürliche Füllmaterialien,<br />

die man im Wald und auf<br />

<strong>der</strong> Wiese selbst finden kann. Bei <strong>der</strong><br />

Werkstättenmesse stieß die Neuheit<br />

beim Publikum auf große Begeisterung.<br />

Auch die Workshops zum Bau eines<br />

Wildbienenhauses fanden großen Anklang<br />

bei Jung und Alt. Erhältlich sind<br />

die Bausätze sowohl für Kin<strong>der</strong>gärten<br />

und Schulen als auch für Privatpersonen<br />

im Geschenkeladen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> Gremsdorf.<br />

Die Gremsdorfer planen nun Workshops<br />

für Kin<strong>der</strong>gruppen, in denen Beschäftigte<br />

<strong>der</strong> Werkstätte die Kin<strong>der</strong> beim<br />

Basteln anleiten – eine Initiative, die<br />

für alle Beteiligten wertvolle Erfolgserlebnisse<br />

bringen kann.<br />

Katrin Heinz-Karg


Goldene Profess von Frater Alfons Maria Höring<br />

Missionar mit Herz<br />

Am 17. März feierte Frater Alfons<br />

Maria Höring in Frankfurt sein 50-jähriges<br />

Professjubiläum. Der aus Frankfurt<br />

stammende Barmherzige Bru<strong>der</strong><br />

baute zusammen mit Frater Fortunatus<br />

Thanhäuser, <strong>der</strong> 2005 im Ruf <strong>der</strong> Heiligkeit<br />

verstarb, die spätere Indische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

auf. Nach seiner Rückkehr<br />

nach Deutschland war er lange Jahre in<br />

<strong>der</strong> Ausbildung junger Brü<strong>der</strong> tätig. Zu<br />

dem Fest kamen zahlreiche Brü<strong>der</strong>, indische<br />

Johannes-von-Gott-Schwestern<br />

und Generalrat Frater Vincent Kochamkunnel.<br />

Auch Verwandte von Frater<br />

Alfons feierten das Goldene Professjubiläum<br />

mit. Beim Dankgottesdienst in<br />

<strong>der</strong> Frankfurter Hauskirche erneuerte<br />

<strong>der</strong> Jubilar seine Profess.<br />

Wir dokumentieren einige Gedanken<br />

aus <strong>der</strong> Predigt von Pater Dr. Paul<br />

Chummar:<br />

„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann<br />

trommle nicht Männer zusammen, um<br />

Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben<br />

und die Arbeit einzuteilen, son<strong>der</strong>n<br />

lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten,<br />

endlosen Meer“. Diese Worte von<br />

Antoine de Saint-Exupéry drücken die<br />

Sehnsucht nach <strong>der</strong> Tiefe und <strong>der</strong> Weite<br />

eines missionarischen Lebens aus, die<br />

am Anfang des <strong>Orden</strong>slebens von Frater<br />

Alfons stand. Und die Sehnsucht des<br />

jungen Menschen gewinnt konkrete Gestalt<br />

in <strong>der</strong> ersten Begegnung mit Frater<br />

Fortunatus Thanhäuser, <strong>der</strong> damals hier<br />

in diesem Hause Generaldelegat war.<br />

Sie beide sehen in den kranken und<br />

notleidenden Menschen Jesus. Gemäß<br />

dem Auftrag Jesu an seine Jünger: „…<br />

geht zu allen Völkern“ (Mt 28,19a) finden<br />

wir sie dann in Kattapana, Kerala,<br />

Südindien beim Aufbau eines Urwaldkrankenhauses.<br />

In den Worten von Abba Pambo aus dem<br />

4. Jahrhun<strong>der</strong>t heißt es: „Wenn du ein<br />

Herz hast, kannst du gerettet werden.<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz ·<br />

Der Jubilar (vorne Mitte)<br />

mit seinen Gästen<br />

Wir gratulieren<br />

zum 70. Geburtstag am 5. April<br />

Generalprior Frater Donatus Forkan,<br />

Rom<br />

misericordia 4/12 15<br />

Wenn du dein Herz öffnest, wird dein<br />

Leben gelingen, wirst du zum Segen für<br />

an<strong>der</strong>e.“ 16 Jahre war Frater Alfons <strong>der</strong><br />

wichtigste Mitstreiter von Frater Fortunatus.<br />

Wenn Frater Fortunatus seine<br />

Lebensaufzeichnungen mit dem Titel<br />

versehen hat: „50 glückliche Jahre und<br />

mehr“, hat Frater Alfons wesentlich zu<br />

diesen „glücklichen Jahren“ beigetragen.<br />

Die gemeinsamen Jahre <strong>der</strong> beiden<br />

Missionare wurden ein Segen, weil Frater<br />

Alfons sein Herz für die Menschen<br />

dort in Indien und für seine Aufgaben<br />

im <strong>Orden</strong> geöffnet hat.<br />

Wenn man das sehr bewegte missionarische<br />

Leben von Frater Alfons auf<br />

einen einzigen Punkt bringen will, dann<br />

verdichtet sich alles in einer Weisheitsaussage<br />

des Talmuds: „Der Mensch wird<br />

des Weges geführt, den er mit ganzem<br />

Herzen wählt.“ Frater Alfons hat als<br />

17-Jähriger einen Weg eingeschlagen,<br />

den er mit seinem ganzen Herzen gewählt<br />

hat: ein Leben und Wirken als<br />

Barmherziger Bru<strong>der</strong> vom heiligen Johannes<br />

von Gott.


16 misericordia 4/12 · Missionswoche<br />

Missionswoche 2012 für Honduras<br />

Hilfe für psychisch Kranke<br />

Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> waren bereits<br />

im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t in Honduras tätig.<br />

1662 gründeten sie ein Werk in Comayagua,<br />

das bis 1806 bestehen blieb. Im<br />

Jahr 2000 hat <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> seinen Dienst in<br />

Honduras wie<strong>der</strong> aufgenommen, indem<br />

er zunächst einen kleinen Brü<strong>der</strong>konvent<br />

in <strong>der</strong> Stadt San Pedro Sula installierte.<br />

Die Brü<strong>der</strong> entsprachen damit<br />

einer Bitte des örtlichen Bischofs.<br />

Zwei Brü<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Provinz Mexiko<br />

wurden nach Honduras entsandt, um<br />

eine Studie zur Ermittlung <strong>der</strong> gesundheitlich<br />

und sozial vordringlichsten<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Bevölkerung durchzuführen.<br />

Zeitgleich begannen sie in einer<br />

kleinen Sozialstation zu arbeiten. Nach<br />

Abschluss <strong>der</strong> Studie beschloss <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>,<br />

in San Pedro Sula ein Zentrum für<br />

psychische Gesundheit aufzubauen.<br />

Unterstützung aus Spanien<br />

Zwischen 2005 und 2009 konnte <strong>der</strong> Bau<br />

des Zentrums durchgeführt werden, finanziert<br />

insbeson<strong>der</strong>e mit Unterstützung<br />

spanischer Entwicklungshilfe-Agenturen.<br />

In verschiedenen Bauabschnitten<br />

wurden das Wohnhaus <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>, eine<br />

Beratungsstelle, Ambulanzen, eine Rehabilitationsstation,<br />

ein Gebäude für die<br />

stationäre Pflege, ein Verwaltungstrakt,<br />

ein Wohnheim für Entwicklungshelfer<br />

und eine Caféteria errichtet.<br />

Die honduranische Regierung hatte ursprünglich<br />

die Übernahme <strong>der</strong> Betriebskosten<br />

für die Einrichtung zugesagt.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Wirtschaftskrise konnte<br />

sie ihr Versprechen aber nicht einlösen.<br />

Die politische Situation in Honduras ist<br />

sehr verworren. Der <strong>Orden</strong> hat in den<br />

vergangenen Jahren mit immer wie<strong>der</strong><br />

neuen Gesundheitsministern verhandelt.<br />

400.000 Euro fehlen<br />

Für die beiden kommenden Jahre müssen<br />

zur Deckung <strong>der</strong> Betriebskosten fast<br />

400.000 Euro aufgebracht werden, die<br />

Missionstage in den Einrichtungen<br />

Generalrat Frater Daniel Alberto Màrquez Bocanegra (siehe Seite 18) wird<br />

Ende April bei den Missionstagen in folgenden Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong> über das Projekt in Honduras informieren.<br />

22. April Kneipp’sche Stiftungen Bad Wörishofen<br />

23. April Barmherzige Brü<strong>der</strong> Gremsdorf<br />

25. April Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg<br />

26. April Klinikum St. Elisabeth Straubing<br />

27. - 29. April Barmherzige Brü<strong>der</strong> Straubing (Äußere Passauer<br />

Straße) sowie in Pfarrgemeinden und Schulen<br />

in <strong>der</strong> diesjährigen Missionswoche von<br />

<strong>der</strong> weltweiten Familie des heiligen Johannes<br />

von Gott bereitgestellt werden<br />

sollen. Gleichzeitig wird weiter mit <strong>der</strong><br />

Regierung verhandelt und nach alternativen<br />

Finanzierungsmöglichkeiten<br />

gesucht.<br />

Frater Moisés Martín/js


Das Projekt<br />

Das Gesundheitswesen in Honduras<br />

erlebt zur Zeit in allen Bereichen eine<br />

Krise. Beson<strong>der</strong>s betroffen davon<br />

sind psychisch kranke Menschen, da<br />

es praktisch keine Versorgungsstruktur<br />

für sie gibt. Die Häufigkeit psychischer<br />

Erkrankungen erklärt sich aus <strong>der</strong> Allgemeinsituation<br />

<strong>der</strong> honduranischen Bevölkerung:<br />

Wirtschaftliche Instabilität,<br />

Armut, Gewalt, Kriminalität usw. setzen<br />

den Menschen zu, sodass psychische<br />

Störungen, die professionelle Hilfe<br />

verlangen, an <strong>der</strong> Tagesordnung sind.<br />

Deshalb haben sich die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Überweisungsauftrag an<br />

(Name und Sitz des beauftragten Kreditinstituts) (Bankleitzahl)<br />

Empfänger: Name, Vorname/Firma (max. 27 Stellen)<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> - Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Konto-Nr. des Empfängers<br />

bei (Kreditinstitut)<br />

Betrag: Euro, Cent<br />

Name und Anschrift des Auftraggebers - (nur für Empfänger)<br />

Kontoinhaber: Name, Vorname/Firma, Ort (max. 27 Stellen, keine Straßen- o<strong>der</strong> Postfachangaben)<br />

Konto-Nr. des Kontoinhabers<br />

Bankleitzahl<br />

2 299 550 750 903 00<br />

LIGA Bank eG, Filiale München<br />

Spende für Honduras<br />

Datum Unterschrift<br />

Bitte deutlich schreiben!<br />

Beleg wird maschinell gelesen.<br />

EUR<br />

Eine Patientin<br />

beim Gespräch mit<br />

dem Psychiater<br />

Brü<strong>der</strong> entschlossen, ein gemeindebezogenes<br />

Angebot für psychisch kranke<br />

Menschen in San Pedro Sula aufzubauen,<br />

das die Bereiche Sensibilisierung<br />

und Aufklärung, Lehre und Forschung<br />

mit einschließt. Drei Arbeitsbereiche<br />

lassen sich unterscheiden:<br />

1. Gemeindebezogene Arbeit<br />

• Ausbildung einheimischer Fachkräfte<br />

für gemeindebezogene psychische<br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

• Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Einrichtungen<br />

• Programme in Arbeits- und Betriebs<br />

psychologie (Schulungen, Diagnosen,<br />

psychologische betriebsinterne<br />

Begleitung)<br />

Missionswoche ·<br />

misericordia 4/12 17<br />

• Programme für Kin<strong>der</strong> mit Lernschwierigkeiten<br />

2. Ambulante und<br />

Rehabilitationstätigkeit<br />

• Ambulanzen für Psychiatrie, Psychologie,<br />

Pflege und Sozialarbeit<br />

• Medikamentenstation<br />

3. Stationäre Akutpsychiatrie<br />

• Psychiatrischer Notdienst<br />

• 32-Betten-Abteilung<br />

Von Januar bis Oktober 2011 wurden in<br />

dem Zentrum mehr als 5400 Personen<br />

behandelt, davon waren 57 Prozent<br />

Frauen und 43 Prozent Männer. Die<br />

häufigsten behandelten Krankheiten<br />

sind bipolare Störungen („manisch-depressive“<br />

Erkrankungen / 50 Prozent),<br />

das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom<br />

(ADHS / 20 Prozent), Schizophrenie<br />

(15 Prozent) und Suchtkrankheiten (15<br />

Prozent).<br />

Frater Moisés Martín/js<br />

Ambulanuz-<br />

Gebäude<br />

19<br />

S P E N D E<br />

Beleg/Quittung für den Auftraggeber<br />

Empfänger<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> - Bayerische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Konto-Nr. bei (Kreditinstitut)<br />

2 299 550 LIGA Bank eG<br />

Filiale München<br />

Verwendungszweck EUR<br />

Spende<br />

Auftraggeber/Einzahler<br />

Datum<br />

Konto-Nr. des Auftraggebers


18 misericordia 4/12<br />

· Missionswoche<br />

Serie „Gesichter des <strong>Orden</strong>s“<br />

Frater Daniel Alberto Márquez Bocanegra<br />

Bei den diesjährigen Missionstagen<br />

in <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> wird Frater Daniel<br />

Alberto Márquez Bocanegra ein Projekt<br />

des <strong>Orden</strong>s in Honduras vorstellen.<br />

Frater Daniel ist seit dem Generalkapitel<br />

2006 – wie Frater Rudolf Knopp aus <strong>der</strong><br />

Bayerischen Provinz – als Generalrat in<br />

Rom tätig mit dem Zuständigkeitsbereich<br />

„Information und Kommunikation“<br />

und dem geographischen Schwerpunkt<br />

Lateinamerika.<br />

Der 51-jährige Frater Daniel hat in <strong>der</strong><br />

Generalkurie einen Ruf als „Technikfreak“.<br />

Wenn jemand ein Problem mit<br />

Handy o<strong>der</strong> Laptop hat, verwandelt sich<br />

<strong>der</strong> gebürtige Kolumbianer zum „vierzehnten<br />

Nothelfer“, weiß Generalrat<br />

Frater Rudolf. Frater Daniel macht sich<br />

in <strong>der</strong> Generalkurie gerne als erster mit<br />

Neuentwicklungen wie iPhone o<strong>der</strong> iPad<br />

vertraut; zunächst vielleicht beschmunzelt<br />

gelingt es ihm nicht selten, bei Mitbrü<strong>der</strong>n<br />

und Mitarbeitern schließlich<br />

doch Begeisterung zu wecken. Neben<br />

dieser großen Leidenschaft für Technik,<br />

EDV und neue Kommunikationsmittel<br />

hat Frater Daniel eine Vorliebe für Popmusik<br />

und liest auch gerne, bevorzugt<br />

geschichtliche Werke.<br />

Bestätigung<br />

über Zuwendungen an<br />

juristische Personen<br />

des öffentlichen Rechts<br />

Die Barmherzige Brü<strong>der</strong> Bayerische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />

bestätigt, dass <strong>der</strong> zugewendete<br />

Betrag für steuerbegünstigte satzungsmäßige<br />

soziale Zwecke im<br />

Ausland verwendet wird.<br />

Generalrat Frater Daniel kommt zur Missionswoche<br />

nach <strong>Bayern</strong>.<br />

Geboren wurde <strong>der</strong> Generalrat in <strong>der</strong><br />

kolumbianischen Hauptstadt Bogotá<br />

in einfachen Verhältnissen, <strong>der</strong> Vater<br />

war Busfahrer, die Mutter Hausfrau, er<br />

hat noch einen älteren Bru<strong>der</strong>. Bevor er<br />

mit 21 Jahren 1982 in den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> eintrat, studierte<br />

er mehrere Semester Architektur.<br />

Die Einfache Profess legte er 1984 in<br />

Kolumbien ab, die Feierliche Profess<br />

1991 dann in Mexiko. 1985 war er in<br />

die Provinz Mexiko und Mittelamerika<br />

gewechselt und studierte in Mexiko<br />

Zuwendungsbestätigung<br />

zunächst Philosophie und dann Psychologie,<br />

jeweils mit Abschluss.<br />

Bald nach seiner Feierlichen Profess<br />

übernahm <strong>der</strong> junge Kolumbianer Leitungspositionen<br />

im <strong>Orden</strong> und nacheinan<strong>der</strong><br />

in zwei psychiatrischen Krankenhäusern.<br />

2001 schließlich wurde er<br />

zum Provinzial <strong>der</strong> Provinz Mexiko und<br />

Mittelamerika gewählt, 2004 im Amt<br />

bestätigt. Beim Generalkapitel 2006<br />

wählten ihn seine Mitbrü<strong>der</strong> dann zum<br />

Generalrat.<br />

Frater Daniel betrachtet es als Geschenk,<br />

dass er im <strong>Orden</strong> viele verschiedene<br />

Kulturen kennenlernen kann: die mit<br />

Lateinamerika eng verbundene spanische,<br />

nun in Rom die italienische –<br />

und bald während <strong>der</strong> Missionswoche<br />

auch die bayerische. Natürlich sehnt<br />

er sich manchmal nach <strong>der</strong> Küche Kolumbiens<br />

und Mexikos, aber vielleicht<br />

schmecken ihm ja auch <strong>der</strong> bayerische<br />

Schweinsbrat’n o<strong>der</strong> die fränkischen<br />

Bratwürst’!? Und eine Gaudi wird er<br />

wahrscheinlich auch verstehen, denn<br />

laut Frater Rudolf ist sein Mitbru<strong>der</strong><br />

ein Mensch mit Humor.<br />

Bei Spenden bis 200 Euro dient nebenstehen<strong>der</strong> Beleg zur<br />

Vorlage beim Finanzamt. Bei Spenden über 200 Euro senden<br />

wir Ihnen gerne eine Zuwendungsbestätigung zu. Bitte<br />

vergessen Sie nicht, dafür auf dem Über wei sungs träger Ihre<br />

vollständige Adresse anzugeben. Danke.<br />

js


Honduras und San Pedro Sula<br />

Der Westen des heutigen Honduras war<br />

seit mindestens 1000 v. Chr. von den<br />

Maya besiedelt, doch wie viele an<strong>der</strong>e<br />

Stadtstaaten <strong>der</strong> Maya wurde auch dieser<br />

900 n. Chr. unter geheimnisvollen<br />

Umständen verlassen. Christoph Kolumbus<br />

legte im Jahr 1502 bei Trujillo<br />

im Norden an und nannte das Land in<br />

Anspielung auf die große Tiefe des Wassers<br />

vor <strong>der</strong> Karibikküste Honduras (von<br />

spanisch „hondura“ = Tiefe).<br />

Nach <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagung <strong>der</strong> Aufstände<br />

<strong>der</strong> Einheimischen begannen die<br />

Spanier, Siedlungen entlang <strong>der</strong> Küste<br />

zu gründen. 1540 wurde das heutige<br />

Honduras dem Generalkapitanat von<br />

Guatemala eingeglie<strong>der</strong>t. Honduras erklärte<br />

sich gemeinsam mit dem übrigen<br />

Zentralamerika 1821 von <strong>der</strong> spanischen<br />

Krone als unabhängig, 1839 wurde es<br />

zu einer eigenständigen Republik. Ab<br />

<strong>der</strong> ersten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

wurden durch großzügige Konzessionen<br />

US-Konzerne ins Land gelockt,<br />

die den Bananenanbau und -export<br />

zum wichtigsten Wirtschaftsbereich<br />

des Landes machten. Die Früchte dieser<br />

Entwicklung ernteten vor allem die<br />

US-amerikanischen Konzerne, während<br />

die einheimische Bevölkerung arm und<br />

zu großen Teilen ungebildet blieb.<br />

Um 1980 wurde Honduras zu einem<br />

Brückenkopf <strong>der</strong> antisandinistischen<br />

Contras im unerklärten Krieg <strong>der</strong> USA<br />

gegen Nicaragua und zu einem Verbündeten<br />

<strong>der</strong> Regierungskräfte in El Salvador<br />

im Kampf gegen linksgerichtete<br />

Guerilleros. Nach vielen Militärjuntas<br />

kam in Honduras erst 1982 wie<strong>der</strong> eine<br />

demokratisch gewählte Regierung an<br />

die Macht.<br />

1998 zog <strong>der</strong> Wirbelsturm Mitch fünf<br />

Tage lang über das Land und richtete<br />

verheerende Schäden an. Die Naturkatastrophe<br />

for<strong>der</strong>te 10.000 Menschenleben<br />

und warf die honduransche Wirtschaft<br />

um Jahre zurück. Große Probleme hat<br />

Honduras auch im Umgang mit AIDS,<br />

Drogenabhängigen und psychisch kranken<br />

Menschen. Weitere Problemfel<strong>der</strong><br />

sind Gewalt und Kriminalität, beson<strong>der</strong>s<br />

jugendliche Banden, die ganze Armenviertel<br />

beherrschen.<br />

San Pedro Sula liegt im Nordwesten<br />

des Landes, ca. 40 Kilometer von <strong>der</strong><br />

Karibikküste entfernt, die Gründung<br />

<strong>der</strong> Stadt geht auf das Jahr 1536 zurück.<br />

San Pedro Sula entwickelte sich<br />

sehr langsam, weil die Stadt bis zum<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t immer wie<strong>der</strong> Ziel von<br />

Überfällen und Brandschatzungen von<br />

Piraten war. Die florierende Wirtschaft<br />

in den Bananenplantagen, die Zuwan<strong>der</strong>ung<br />

von ausländischen Firmen und<br />

<strong>der</strong> Bau einer Zugverbindung führten<br />

dann Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu<br />

Alte wie junge Menschen sind in San Pedro<br />

Sula auf die Dienste <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> angewiesen.<br />

Missionswoche ·<br />

misericordia 4/12 19<br />

einem beträchtlichen Wirtschafts- und<br />

Bevölkerungswachstum.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

kam es auch zur Errichtung<br />

von Fabriken, Handwerksbetrieben,<br />

Geschäften usw. Zeitgleich wurde die<br />

Infrastruktur verbessert und Krankenhäuser,<br />

Apotheken, Schulen und Universitäten<br />

gegründet. 1888 zählte die<br />

Stadt 1.714 Einwohner, 60 Jahre später<br />

waren es schon 20.000. Heute sind es<br />

über eine Million – San Pedro Sula ist<br />

damit nach <strong>der</strong> Hauptstadt Tegucigalpa<br />

die zweitgrößte Stadt des Landes.<br />

Frater Moisés Martín/js<br />

Dank des<br />

Generalpriors<br />

Generalprior Frater Donatus Forkan<br />

hat sich in einem Schreiben<br />

vom 8. März an alle Brü<strong>der</strong>,<br />

Mitarbeiter, Gönner und Freunde<br />

für die Unterstützung beim Bau<br />

<strong>der</strong> Alzheimer-Station in Yanji/<br />

China bedankt. Im letzten Jahr<br />

flossen auch die Mittel <strong>der</strong> Missionswoche<br />

<strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz in dieses Projekt.<br />

Wörtlich schreibt Frater<br />

Donatus:<br />

„Alle geplanten Arbeiten konnten<br />

abgeschlossen werden, und<br />

heute werden in dieser Einheit<br />

22 Menschen gepflegt. Weitere<br />

15 Menschen stehen auf <strong>der</strong><br />

Warteliste ... Dank Ihres Einsatzes<br />

und Ihrer Großzügigkeit<br />

wurden insgesamt 415.123,35<br />

Euro gespendet. Sie haben uns<br />

geholfen, trotz aller Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

und Schwierigkeiten, die<br />

Sie sicherlich tagtäglich in Zusammenhängen<br />

bewältigen müssen,<br />

die Ihrem Zuhause sehr viel<br />

näher sind als dieser Ort. Ich bin<br />

Ihnen aus tiefstem Herzen dankbar,<br />

denn Sie ermöglichen es<br />

uns, auch weiterhin den Dienst<br />

<strong>der</strong> Hospitalität gewährleisten zu<br />

können ...“


20 misericordia 4/12 · Kirche und Gesellschaft<br />

Die aufbrechende Natur lässt um <strong>Ostern</strong> herum auch die Herzen vieler Menschen höher schlagen. Der äußere Aufbruch könnte Anlass<br />

sein für einen inneren Aufbruch in ein österliches Leben ...<br />

Dr. Christoph Seidl<br />

<strong>Ostern</strong>: Fest des Aufbruchs<br />

- Fest des Lebens<br />

Wie viele Menschen freuen sich jetzt<br />

über das Frühjahr, die Wärme und die<br />

aufbrechende Natur! Ich begegne zurzeit<br />

Menschen mit einer heiteren Stimmung.<br />

Ihre Gesichter schauen an<strong>der</strong>s<br />

aus als in den Tagen <strong>der</strong> Kälte und des<br />

Schmuddelwetters.<br />

Bei mir hat sich die Freude über das<br />

Ende des Winters schon eine Weile<br />

vorher angebahnt: Ich habe meine<br />

Blumenkästen neu bepflanzt und mir<br />

und den Vorbeigehenden eine Freude<br />

gemacht. Ich hab mir ein paar Sachen<br />

fürs Frühjahr gekauft und mich schon<br />

auf den Tag gefreut, an dem ich sie anziehen<br />

werde. Diese Vorboten erzielten<br />

innerlich bereits eine gute Wirkung, als<br />

es draußen noch eiskalt und ungastlich<br />

war. Aufbruchstimmung! In diese Zeit<br />

fällt unser Osterfest, das höchste Fest<br />

im Kirchenjahr. Auch <strong>Ostern</strong> hat mit<br />

Aufbruch zu tun!<br />

Das jüdische Pessach<br />

Unser christliches Osterfest geht auf ein<br />

altes Fest des Aufbruchs zurück: das jüdische<br />

Pessachfest. Bevor sich die Israeliten<br />

aufmachten, um aus <strong>der</strong> Sklaverei<br />

in Ägypten zu fliehen, feierten sie ein<br />

bescheidenes, kleines Fest. Es war ja<br />

nicht viel Zeit. Verschiedene noch ältere<br />

Traditionen sind in dieses Fest, das in<br />

<strong>der</strong> Bibel im Buch Exodus (Ex 12,1-20)<br />

beschrieben wird, mit eingegangen. So<br />

gab es vorher schon ein Frühlingsfest<br />

<strong>der</strong> Nomaden, die sich freuten über die<br />

neuen üppigen Schätze <strong>der</strong> Natur für ihre<br />

Herden und damit auch für sich selbst.<br />

Sie feierten ein Fest, an dem ausgelassen<br />

getanzt wurde.<br />

Der etwas merkwürdige Brauch, die<br />

Türpfosten mit Tierblut zu bestreichen


(Ex 12,22f.), um die Bewohner des<br />

Hauses o<strong>der</strong> Zeltes vor Bösem zu bewahren,<br />

stammt wohl auch aus alten<br />

Zeiten. Man erhoffte sich durch das<br />

Opferblut Schutz vor Dämonen und<br />

bösen Geistern. Was also vorher schon<br />

als Fest des neuen Lebens bekannt war,<br />

wird jetzt sprichwörtlich zum Fest des<br />

Aufbruchs in die neu gewonnene Freiheit.<br />

Dieser Aufbruch – nach <strong>der</strong> langen<br />

Gefangenschaft hatte ihn kaum mehr<br />

jemand für möglich gehalten – verwandelte<br />

die Menschen damals. Und er<br />

verän<strong>der</strong>t unsere jüdischen Schwestern<br />

und Brü<strong>der</strong> bis heute, wenn sie sich am<br />

Pessachfest an diesen Aufbruch erinnern<br />

und daraus Kraft für ihren Alltag<br />

schöpfen.<br />

Und wir Christen?<br />

Das Neue Testament berichtet, Jesus sei<br />

an einem Pessachfest gestorben – und<br />

auferstanden. Da bricht ein Grab auf (Mt<br />

28,2) – Bild für all das, was mein Leben<br />

bedroht, was wie ein Stein auf meiner<br />

Seele lastet; was mir die Zukunft raubt<br />

und mich am Sinn des Lebens zweifeln<br />

lässt. Was an diesem <strong>Ostern</strong> damals<br />

genau geschehen ist, entzieht sich frei-<br />

Dr. Christoph Seidl ist Seelsorger für Berufe<br />

im Gesundheits- und Sozialwesen in<br />

<strong>der</strong> Diözese Regensburg.<br />

lich messbarer Kontrolle – aber es hat<br />

Menschen nachhaltig so verän<strong>der</strong>t, dass<br />

sie aus Resignation und Verzweiflung<br />

heraus plötzlich den Mut fanden, an den<br />

Ort des Schreckens zurückzukehren und<br />

Jesu Botschaft vom „Leben in Fülle“<br />

(Joh 10,10) weiterzusagen.<br />

<strong>Ostern</strong> bestätigt den alten schönen Satz<br />

aus dem alttestamentlichen Hohenlied:<br />

„Stark wie <strong>der</strong> Tod ist die Liebe!“ (Hld<br />

8,6) <strong>Ostern</strong> bestätigt das Leben und Wirken<br />

Jesu Christi, <strong>der</strong> aus Liebe in diese<br />

Welt gekommen ist, diese Liebe den<br />

Menschen, die ihm begegneten, selbstlos<br />

weiterschenkte und <strong>der</strong> aus Liebe zu<br />

den Menschen auch vor <strong>der</strong> letzten Konsequenz<br />

seines Lebens, vor dem gewaltsamen<br />

Tod, keinen Rückzieher machte.<br />

Diese Liebe feiern wir an <strong>Ostern</strong> und<br />

wir bekennen uns als Christen dazu, dass<br />

<strong>der</strong> Tod nicht das letzte Wort im Leben<br />

hat, son<strong>der</strong>n die Liebe und das Leben!<br />

Die Auferstehung Jesu hat seitdem freilich<br />

nicht das Leid <strong>der</strong> Welt verschwinden<br />

lassen. Im Gegenteil: Es gibt viel<br />

Unerlöstes, globale und persönliche<br />

Katastrophen, und auch ich frage nach<br />

dem Sinn. Aber das Wissen um <strong>Ostern</strong><br />

gibt meinem Leben, das sich oft kalt<br />

und ungastlich anfühlt, doch eine an<strong>der</strong>e<br />

Perspektive. Es lebt sich an<strong>der</strong>s mit<br />

einer Hoffnung, die mich nicht am Unabän<strong>der</strong>lichen<br />

festkleben, son<strong>der</strong>n mich<br />

weiter blicken lässt.<br />

Osterbräuche<br />

feiern das Leben<br />

Die äußeren Zeichen, die uns diese<br />

Osterhoffnung sichtbar machen wol-<br />

Am Osterbrunnen bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n Reichenbach<br />

Kirche und Gesellschaft ·<br />

misericordia 4/12 21<br />

len, erzählen von <strong>der</strong> Fülle des Lebens.<br />

Sehr wichtig sind vielen Christen die<br />

Osterspeisen, die nach den Ostergottesdiensten<br />

gesegnet werden. Nach<br />

<strong>der</strong> langen Fastenzeit sollen sie wie<strong>der</strong><br />

richtig gut schmecken und auch wohl<br />

bekommen!<br />

Die Osterkerze ist das zentrale Symbol<br />

in <strong>der</strong> <strong>Ostern</strong>achtfeier. Christus hat das<br />

Dunkel des Todes und <strong>der</strong> Hoffnungslosigkeit<br />

besiegt, wer zu ihm gehört, für<br />

den brennt in je<strong>der</strong> Dunkelheit ein Licht.<br />

Der üppige Blumenschmuck ist nach<br />

dem langen Winter ein Augenschmaus<br />

und ein beredtes Zeichen für die Kraft<br />

<strong>der</strong> Natur, die den Frost besiegt hat.<br />

Und wer in <strong>der</strong> Oberpfalz, in Franken<br />

und auch in manch an<strong>der</strong>en Gegenden<br />

durch die Ortschaften fährt, <strong>der</strong> sieht in<br />

diesen Tagen festlich geschmückte Osterbrunnen,<br />

aus denen das Wasser des<br />

Lebens geschöpft werden kann. Wenn in<br />

<strong>der</strong> <strong>Ostern</strong>acht getauft wird, dann wird<br />

dieses Wasser ebenso zum Zeichen für<br />

ein Leben, das selbst im Tod kein Ende<br />

findet.<br />

Ein weiterer schöner Brauch ist schließlich<br />

das „risus paschalis“, das Ostergelächter.<br />

In manchen Gottesdiensten<br />

kann man es erleben, dass am Ende ein<br />

(hoffentlich) richtig guter Witz erzählt<br />

wird, <strong>der</strong> dann endgültig die strenge und<br />

ernste Fastenzeit in eine lebendige, fröhliche<br />

Stimmung verwandeln möchte.<br />

(Zum Thema Osterbräuche siehe auch<br />

den Beitrag auf den folgenden Seiten!).<br />

50 Tage wird gefeiert<br />

<strong>Ostern</strong> wird 50 Tage lang gefeiert. An<br />

Pfingsten, dem „fünfzigsten“ (Tag) nach<br />

<strong>Ostern</strong>, endet das Fest, also nach 7 mal 7<br />

Tagen. Kann man solange feiern? In den<br />

Geschäften sind die Osterhasen schnell<br />

verschwunden. Aber <strong>der</strong> Osterglaube<br />

braucht Zeit, bis ihn die Menschen verinnerlichen<br />

können. Wer etwas Schreckliches<br />

erlebt hat, erholt sich nicht von<br />

jetzt auf gleich. Der österliche Glaube,<br />

dass das Leben das letzte Wort behält,<br />

kommt auch nicht von heute auf morgen,<br />

er muss wachsen, vermutlich ein<br />

ganzes Leben lang. Ich wünsche allen,<br />

die <strong>Ostern</strong> feiern, dass in ihnen von neuem<br />

Hoffnung aufbricht!


22 misericordia 4/12<br />

· Kirche und Gesellschaft<br />

Brauchtum an <strong>Ostern</strong><br />

Licht und Eier als Symbole<br />

<strong>der</strong> Auferstehung<br />

Osterfeuer und Osterkerze<br />

Es ist immer wie<strong>der</strong> ein großes Erlebnis,<br />

wenn in <strong>der</strong> kalten, dunklen <strong>Ostern</strong>acht<br />

vor <strong>der</strong> Kirche das Osterfeuer entzündet<br />

wird. Alle, die zu nächtlicher Stunde<br />

zum Osterfeuer gekommen sind, freuen<br />

sich, wenn die Flammen den Scheiterhaufen<br />

erfassen und das Licht die Dunkelheit<br />

erhellt. Nun spricht <strong>der</strong> Priester<br />

den kirchlichen Segen und entzündet mit<br />

einem Holzspan die kunstvoll verzierte<br />

Osterkerze mit <strong>der</strong> Jahreszahl und fünf<br />

roten Nägeln. Das Licht <strong>der</strong> Osterkerze<br />

gibt er an die Gläubigen weiter. Beim<br />

Betreten <strong>der</strong> noch dunklen Kirche ruft<br />

er den Gläubigen den alten Ostergruß<br />

zu: „Lumen Christi. Das Licht Christi!“<br />

Das Osterfeuer und das Osterlicht sind<br />

Zeichen <strong>der</strong> Auferstehung, die sinnlich<br />

wahrnehmbar sind. Sie wollen zeigen:<br />

Christus lebt und stirbt nicht mehr. Alleluja!<br />

Aus Freude über die Auferstehung<br />

nehmen die Gläubigen das Osterlicht in<br />

kleinen Laternen mit nach Hause und<br />

stellen es auf den österlichen Frühstückstisch.<br />

Es soll <strong>der</strong> Mittelpunkt <strong>der</strong> Feier<br />

des Osterfestes in <strong>der</strong> Familie sein. Wer<br />

sich früher das Osterlicht nicht selbst<br />

holen konnte, ließ es sich von Kin<strong>der</strong>n<br />

bringen. Im Chiemgau und im Rupertiwinkel<br />

liefen sie mit einer Laterne von<br />

Haus zu Haus und übergaben mit einem<br />

brennenden Kienspan das geweihte Feuer.<br />

Nun konnte die Bäuerin das seit Karfreitag<br />

erloschene Feuer im Herd neu<br />

entfachen.<br />

Zum Transport des Osterlichtes dienten<br />

den Buben auch getrocknete Baumschwämme,<br />

die sie an einem langen<br />

Eisendraht in die Glut des Osterfeuers<br />

steckten und so entfachten. Dieser alte<br />

Brauch wird im Isarwinkel und im Werdenfelser<br />

Land, zum Beispiel in Eschenlohe,<br />

noch heute gepflegt. Den Kin<strong>der</strong>n<br />

macht es Spaß, mit den brennenden<br />

Baumschwämmen von Haus zu Haus zu<br />

rennen. Bei ihrem Feuerlauf dürfen sie<br />

freilich nicht das Schwingen vergessen,<br />

damit die Glut nicht vorzeitig erlischt.<br />

Für ihren Feuerdienst werden die Lichtbringer<br />

mit Ostereiern beschenkt.<br />

Ostereier<br />

An <strong>Ostern</strong> dreht sich alles um das Ei, das<br />

in <strong>der</strong> Überlieferung vieler Völker eine<br />

wichtige Rolle als Lebensquelle spielt.<br />

Die Christen sahen schon in den ersten<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten im Ei ein Symbol für die<br />

Foto links:<br />

Ostereier sind meist <strong>der</strong> Hauptbestandteil<br />

eines <strong>Ostern</strong>estes.<br />

Foto Seite 23 oben:<br />

Für die Speisenweihe: Korb mit Kerze,<br />

Osterlamm und weiteren Speisen auf einer<br />

Kirchenbank


Auferstehung Christi. Deshalb wurde<br />

ihm auch eine beson<strong>der</strong>e Weihe zuteil.<br />

So lässt sich schon im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

eine eigene benedictio ovorum, also ein<br />

Ritus zur Segnung <strong>der</strong> Eier nachweisen.<br />

Die Weihe för<strong>der</strong>te auch den Eierkonsum,<br />

<strong>der</strong> durch die von <strong>der</strong> Kirche erlassenen<br />

Fast- und Abstinenzgebote in<br />

<strong>der</strong> vorösterlichen Zeit untersagt war.<br />

Durch die Segnung erlangten die in <strong>der</strong><br />

Fastenzeit verbotenen Eier eine beson<strong>der</strong>e<br />

Kraft. So wurde aus dem einfachen<br />

Ei ein Osterei. Zur Unterscheidung von<br />

den gewöhnlichen Eiern wurden die<br />

Ostereier gefärbt, zuerst nur rot, später<br />

kamen auch an<strong>der</strong>e Farben hinzu.<br />

In <strong>der</strong> Barockzeit erlebte die Kennzeichnung<br />

<strong>der</strong> Ostereier noch eine Steigerung:<br />

Zu den Farben kamen Verzierungen<br />

hinzu. Von dem beliebten Brauch<br />

berichtet uns um 1700 ein Pfarrer aus<br />

dem Salzachgau und notiert, dass es üblich<br />

ist, zu <strong>Ostern</strong> die Eier „zu zieren,<br />

zu schmücken, zu stücken, zu färben, zu<br />

vergulden, zu mahlen“.<br />

Bunte Ostereier waren schon immer<br />

auch beliebte Geschenke. So bekamen<br />

die Ratschnbuben, die im Fränkischen<br />

von Gründonnerstag bis zum Karsamstag<br />

mit ihren hölzernen Klappern durchs<br />

Dorf zogen und an Stelle <strong>der</strong> schweigenden<br />

Glocken die Gläubigen zum<br />

Kirchgang riefen, für ihren Dienst Ostereier<br />

geschenkt.<br />

Ostereier ganz ohne Farbe bekamen<br />

in nicht geringen Mengen früher auch<br />

die Pfarrer von den Bäuerinnen bei <strong>der</strong><br />

Abgabe des österlichen Beichtzettels,<br />

<strong>der</strong> ein Dank für die abgenommene Osterbeichte<br />

sein sollte. Der Beichtzettel<br />

stellte für den Pfarrer daneben auch eine<br />

Kontrollmöglichkeit über die pflichtgemäße<br />

Erfüllung <strong>der</strong> jährlichen Beichtpflicht<br />

dar. Seit dem II. Vatikanischen<br />

Konzil gehören die Beichtzettel wie<br />

auch die Eiergaben an die Pfarrherren<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit an.<br />

Speisenweihe<br />

Neben den Ostereiern erhalten am Ostersonntag<br />

auch an<strong>der</strong>e Speisen eine<br />

kirchliche Weihe. Nach altem Brauch<br />

werden sie im Osterkörberl zum mor-<br />

Kirche und Gesellschaft ·<br />

misericordia 4/12 23<br />

gendlichen Gottesdienst in die Kirche<br />

getragen. Darin sind auch etwas Salz<br />

und Kren, Brot und Butter und ein Stück<br />

Geräuchertes. Nicht fehlen dürfen ein<br />

Stück vom Osterfladen und ein Biskuit-<br />

Osterlamm mit dem Auferstehungsfähnchen.<br />

In München gehören dazu als typisches<br />

Ostergebäck auch Striezel und<br />

„Oarmanndl“ - das sind Teigfiguren, in<br />

<strong>der</strong>en Bauch ein rotes Ei steckt.<br />

Traditionsorientierte Bäckereien backen<br />

in den Tagen vor <strong>Ostern</strong> Hefegebäck in<br />

Form von Sonnenrä<strong>der</strong>n, Sonnenbogen,<br />

Eiermandl, Osterbrezeln und Osterbäume<br />

für ihre Kunden. Zum Osterfrühstück<br />

kommen alle geweihten Speisen<br />

auf den Tisch. Ein je<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Familie<br />

soll seinen Anteil am „Gweichten“ und<br />

damit am österlichen Segen haben. Die<br />

große Wertschätzung <strong>der</strong> geweihten<br />

Ostereier zeigte sich früher auch daran,<br />

dass man ihre Schalen nicht einfach<br />

wegwarf: Man verbrannte sie o<strong>der</strong> vergrub<br />

sie im Gemüsegarten und draußen<br />

auf den Fel<strong>der</strong>n, was die Fruchtbarkeit<br />

för<strong>der</strong>n sollte.<br />

Dr. Albert Bichler


24 misericordia 4/12 · Krankenhaus und Gesundheit<br />

Blasenschwäche –<br />

das verschwiegene Leiden<br />

Unkontrollierter Urinverlust beim Heben, Niesen o<strong>der</strong> Lachen – vor allem Frauen leiden oft an Blasenschwäche. Das<br />

ist nicht nur unangenehm, es belastet die Psyche und schränkt die Lebensqualität erheblich ein. In Deutschland leiden<br />

schätzungsweise etwa fünf Millionen Frauen daran. Dabei kann die Harninkontinenz gut therapiert werden. Svenja<br />

Uihlein hat Dr. Andreas Falkert, Oberarzt <strong>der</strong> Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> Regensburg - Klinik St. Hedwig, zum Thema „Blasenschwäche“ befragt.<br />

Es sind nicht nur ältere Frauen, die an einer Blasenschwäche leiden. Auch jüngere sind – etwa nach einer Schwangerschaft – von dem<br />

tabubehafteten Leiden betroffen


„Den unkontrollierten Abgang von Urin<br />

nennen wir Ärzte auch Harninkontinenz“,<br />

so <strong>der</strong> Gynäkologe Dr. Falkert.<br />

Die betroffenen Frauen schränken<br />

häufig ihre Aktivitäten vor Angst und<br />

Scham ein, weil sie befürchten, dass<br />

jemand etwas von ihrer Erkrankung erfährt.<br />

Auch in <strong>der</strong> ärztlichen Praxis wird<br />

dieses Thema oft verschwiegen und erst<br />

bei gezieltem Nachfragen schil<strong>der</strong>n<br />

viele Frauen die typischen Symptome.<br />

„Die Blasenschwäche kann prinzipiell<br />

in allen Altersstufen auftreten“, erklärt<br />

Dr. Falkert, „jedoch nimmt die Häufigkeit<br />

<strong>der</strong> Erkrankung im höheren Lebensalter<br />

zu.“ Nach den Wechseljahren<br />

ist etwa jede dritte Frau in mehr o<strong>der</strong><br />

min<strong>der</strong> starker Ausprägung von <strong>der</strong> Blasenschwäche<br />

betroffen.<br />

Kraftzentrum<br />

Beckenboden<br />

Grund für die Blasenschwäche ist in den<br />

meisten Fällen <strong>der</strong> Beckenboden. „Der<br />

Beckenboden“, so <strong>der</strong> Gynäkologe, „ist<br />

ein komplexes Geflecht aus Bindegewebe<br />

und Muskeln. Er sitzt im unteren<br />

Teil des Beckens und gibt allen inneren<br />

Organen Halt.“ Bei <strong>der</strong> Frau kann <strong>der</strong><br />

Beckenboden durch Schwangerschaften<br />

und Geburten geschwächt werden. Darüber<br />

hinaus können aber auch Übergewicht,<br />

Rauchen, Operationen, schwere<br />

körperliche Belastung o<strong>der</strong> ein generell<br />

schwaches Bindegewebe die Funktion<br />

des Blasenverschlusses negativ beeinflussen.<br />

Bei manchen Frauen führt auch<br />

die hormonelle Umstellung während <strong>der</strong><br />

Wechseljahre zu einer Abschwächung<br />

<strong>der</strong> Beckenbodenmuskulatur.<br />

Verschiedene<br />

Inkontinenzformen<br />

„Es gibt verschiedene Formen <strong>der</strong><br />

Harninkontinenz“, erläutert <strong>der</strong> Arzt.<br />

Die sogenannte Belastungsinkontinenz<br />

gehört dabei zu <strong>der</strong> häufigsten Form.<br />

„Aufgrund <strong>der</strong> schwachen Beckenbodenmuskulatur<br />

kippt die Blase bei körperlicher<br />

Belastung nach unten. Dabei<br />

übersteigt <strong>der</strong> Blaseninnendruck den<br />

Verschlussdruck <strong>der</strong> Harnröhre, so dass<br />

Urin abgeht.“<br />

Es gibt noch weitere Formen <strong>der</strong> Harninkontinenz,<br />

beispielsweise die Drangin-<br />

kontinenz, bei <strong>der</strong> eine Überaktivität<br />

des Blasenmuskels vorliegt, o<strong>der</strong> die<br />

sogenannte Mischinkontinenz, eine<br />

Mischform aus <strong>der</strong> Belastungs- und <strong>der</strong><br />

Dranginkontinenz.<br />

In <strong>der</strong> Sprechstunde<br />

„Der urogynäkologisch versierte Arzt<br />

kann meist kann schon im Gespräch mit<br />

<strong>der</strong> Patientin anhand ihrer geschil<strong>der</strong>ten<br />

Beschwerden die Form <strong>der</strong> Inkontinenz<br />

erkennen“, sagt Oberarzt Dr. Falkert.<br />

„Ich frage meine Patientinnen auch immer<br />

nach einem Fremdkörpergefühl in<br />

<strong>der</strong> Scheide, was häufig auf eine Senkung<br />

<strong>der</strong> Organe im Unterbauch hindeutet.<br />

Senkungszustände gehen häufig<br />

mit Inkontinenzbeschwerden einher und<br />

bedürfen in vielen Fällen einer kombinierten<br />

Behandlung.“ Bei gefüllter<br />

Harnblase wird zudem ein sogenannter<br />

Hustentest durchgeführt. „Geht bei gefüllter<br />

Blase sichtbar Urin ab, spricht<br />

dies für einen fehlerhaften Verschlussmechanismus<br />

<strong>der</strong> Harnröhre.“<br />

Auch überprüft <strong>der</strong> Arzt den Zustand<br />

<strong>der</strong> Beckenbodenmuskulatur. Die Ultraschalluntersuchung<br />

gibt ebenfalls<br />

einen Hinweis auf die Lage <strong>der</strong> Blase<br />

im kleinen Becken und ihr Verhalten<br />

beim Pressen und Husten. Dr. Andreas<br />

Falkert: „Ich empfehle meinen Patientinnen<br />

immer, einen sogenannten Miktionskalen<strong>der</strong><br />

zu führen – Miktion ist<br />

<strong>der</strong> medizinische Fachausdruck für das<br />

Wasserlassen. In den Kalen<strong>der</strong> tragen<br />

die betroffenen Frauen genau ein, wann<br />

und wie viel sie getrunken haben sowie<br />

wie groß ihre Urinportion war und wie<br />

ihre Blasenentleerung vonstatten gegangen<br />

ist.“<br />

Therapie <strong>der</strong> Inkontinenz<br />

Grundsätzlich richtet sich die Therapie<br />

aller Harninkontinenz-Formen<br />

nach dem Beschwerdebild und dem<br />

Therapiewunsch <strong>der</strong> Patientin. Bei<br />

<strong>der</strong> Belastungsinkontinzenz und <strong>der</strong><br />

Misch inkontinenz kann ein konsequent<br />

durchgeführtes Beckenbodentraining<br />

unter physiotherapeutischer Anleitung<br />

gerade bei jüngeren Frauen häufig zu<br />

einer deutlichen Besserung o<strong>der</strong> gar<br />

Heilung führen. Zusätzlich gibt es auch<br />

die Möglichkeit <strong>der</strong> medikamentösen<br />

Unterstützung o<strong>der</strong> bei älteren Frauen<br />

Krankenhaus und Gesundheit ·<br />

misericordia 4/12 25<br />

die lokale Anwendung von Östrogenen<br />

als Zäpfchen o<strong>der</strong> Crème.<br />

„Kann die Belastungsinkontinenz mit<br />

den herkömmlichen Therapiemaßnahmen<br />

nicht zufriedenstellend behandelt<br />

werden“, so <strong>der</strong> Gynäkologe, „ist in <strong>der</strong><br />

Regel eine Operation sinnvoll. Große<br />

Fortschritte konnte die Medizin hier in<br />

den vergangenen zehn Jahren durch die<br />

sogenannte suburethrale Schlingenplastik<br />

erreichen. Diese Operationsform<br />

stellt mittlerweile die bestmögliche<br />

Standardmethode dar. Die Ärzte können<br />

hierbei Heilungsraten von bis zu 90<br />

Prozent erreichen.“<br />

Das in <strong>der</strong> Operation eingelegte Kunststoffband<br />

verhin<strong>der</strong>t das Kippen <strong>der</strong><br />

Harnröhre nach unten und hält somit<br />

den notwenigen Verschlussdruck auch<br />

bei Belastung aufrecht. Aufgrund <strong>der</strong><br />

kurzen Operationsdauer von nur 20 bis<br />

30 Minuten und <strong>der</strong> geringen Komplikationsrate<br />

ist dieser Eingriff selbst bei<br />

sehr alten Patientinnen noch durchführbar.<br />

Therapie von<br />

Senkungszuständen<br />

Bei einer fortgeschrittenen Senkung <strong>der</strong><br />

Organe hilft meist auch nur ein operativer<br />

Eingriff. „Hierbei rafft <strong>der</strong> Arzt<br />

die vor<strong>der</strong>e und hintere Scheidenwand<br />

– falls notwendig mit Entfernung <strong>der</strong><br />

Gebärmutter.<br />

Bei ausgeprägten Senkungszuständen<br />

o<strong>der</strong> auch bei erneutem Auftreten <strong>der</strong><br />

Erkrankung ist seit einigen Jahren auch<br />

das Einbringen eines Kunststoffnetzes<br />

zur Stabilisierung des Beckenbodens<br />

möglich. Sollte eine Operation aus<br />

verschiedenen Gründen nicht möglich<br />

sein, können hier Pessare – also spezielle<br />

Kunststoffeinlagen – zum Einsatz<br />

kommen“, so Dr. Falkert.<br />

„Das frühzeitige Aufsuchen eines spezialisierten<br />

Frauenarztes o<strong>der</strong> Urologen<br />

ist bei je<strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Blasenschwäche<br />

auf alle Fälle zu empfehlen“, betont<br />

Oberarzt Dr. Falkert. Die Regensburger<br />

Klinik St. Hedwig bietet jeden<br />

Mittwoch zwischen 13 und 16 Uhr eine<br />

Inkontinenz-Sprechstunde an (Telefon<br />

0941/369-5204).


26 misericordia 4/12 · Rätsel<br />

Quelle: aid<br />

Rätsel mit<br />

Bitte schicken Sie eine Postkarte mit<br />

dem Lösungswort des unten stehenden<br />

Rätsels und Ihrer Adresse an<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Postfach 20 03 62<br />

80003 München<br />

Zu gewinnen gibt es in diesem Monat<br />

zwei Flaschen Blaufränkisch und<br />

zwei Flaschen Welschriesling aus dem<br />

Weinkeller <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Eisenstadt.<br />

Einsendeschluss ist<br />

<strong>der</strong> 13. April 2012.<br />

Zweite Chance: Bei <strong>der</strong> Jahresziehung<br />

wird unter allen richtigen Einsendungen<br />

des Jahrgangs 2012 ein Gutschein über<br />

200 Euro für einen Einkauf von nützlichen<br />

Dingen für Ihre Küche in einem<br />

Fachgeschäft Ihrer Wahl ausgelost.<br />

Spiralenrätsel<br />

Die Lösung aus dem letzten Heft:<br />

G E R T Z J C V B 1 K C H 4 K E R H L M<br />

H 2 F E T T F K F S O D N I D P U P K<br />

K L E I D M N D J H S B L B M O I C<br />

L<br />

10<br />

W<br />

K 7 M I N E R A L S T O F F E N T<br />

N A O E R B E T Z E E T K R T D B V<br />

M S P E R 6T E T R N D I A P J K 4 K G<br />

I S R U Z R E R M H A G L E R S I H<br />

O 3 E I W E I S S O Y S E O H K Z L C<br />

P R V F K G K L K D W R R J 9 V E O X<br />

S C B G J L I N L R Q K I K I Q J A<br />

D E N E K Y H M Z A S L E L T E O S<br />

F R N W L C G F H T B U N U A R U B<br />

Z 8 Z U C K E R H I E T U L D M S L B<br />

Q P M R U R W E S S E R K R I B E G<br />

W O A 5 A M I N O S A E U R E N H L R<br />

O T H R H D J K T Z M N N S E D F E<br />

Gewonnen hat<br />

Magret Seemann, Lappersdorf.<br />

Wir gratulieren!<br />

Simone Ganzmann, Küchenleiterin <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Gremsdorf, hat die<br />

Monatsgewinnerin gezogen. Sie arbeitet seit dem 1. Januar 2000 in <strong>der</strong> Küche <strong>der</strong><br />

Einrichtung. Seit fünf Jahren leitet sie die Küche, in <strong>der</strong> mittlerweile auch zwei<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung beschäftigt sind. Simone Ganzmann legt großen Wert<br />

auf frische Lebensmittel aus <strong>der</strong> Region, wobei ihr die „Essenswünsche <strong>der</strong> Bewohner<br />

sehr am Herzen liegen“. Die diätetisch geschulte Köchin schaut aber auch<br />

auf eine „rundum gesunde Ernährung“. Dafür bietet die 40-Jährige auch interne<br />

Fortbildungen sowohl für Mitarbeiter als auch für Bewohner und Beschäftigte an.<br />

Seit 15 Jahren ist sie mit ihrem Ehemann Jürgen verheiratet. Simone Ganzmann<br />

gärtelt gerne und ist eine begeisterte Dressurreiterin.<br />

Erraten Sie die folgenden Begriffe aus dem Bereich <strong>der</strong> Ernährung und tragen Sie<br />

diese so in die Rätselspirale ein, dass <strong>der</strong> Endbuchstabe eines Begriffs zugleich <strong>der</strong><br />

Anfangsbuchstabe des nächsten ist (die grauen Kästchen nicht ausfüllen). Richtig zugeordnet<br />

benennen die Buchstaben in den farblich markierten Fel<strong>der</strong>n ein Gemüse.<br />

1-2 Seltene Bezeichnung für „Tomate“<br />

2-3 Zwiebelgemüse<br />

3-4 Sommergetreide<br />

4-5 Pflanze, <strong>der</strong>en Stiele zu Kompott<br />

verarbeitet werden<br />

5-6 An<strong>der</strong>e Bezeichnung für Feldsalat<br />

6-7 Speisefisch<br />

7-8 Blattgemüse<br />

8-9 Gewürzkraut<br />

9-10 Kleine Mehl- o<strong>der</strong> Grießklöße<br />

10-11 Teigware<br />

11-12 Italienischer Rotwein<br />

12-13 Eierspeise<br />

13-14 Sommerliches Beerenobst<br />

14-15 Es ist süß, kalt, koffeinhaltig und<br />

etwas für den Sommer<br />

15-16 Weicher Schnittkäse<br />

16 Branntwein aus Zuckerrohrmelasse<br />

Lösungswort:<br />

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _


Anekdote über Papst Benedikt XVI.<br />

„Wenn Sie so weitermachen …“<br />

Vor kurzem bekam ich einen Anruf:<br />

„Bitte kommen Sie auf Station 1.3, Zimmer<br />

87. Meine Frau wird entlassen und<br />

wir möchten uns bei Ihnen verabschieden.“<br />

Die Patientin bedankte sich für<br />

die täglichen Besuche, ihr Mann deutete<br />

auf den Tisch, wo ein Karton mit Wein<br />

stand. Er zog eine Flasche Wein heraus<br />

und erzählte dazu folgende Geschichte:<br />

Unser Heiliger Vater Benedikt XVI.<br />

kehrte mit seinem Bru<strong>der</strong> Georg bei seinen<br />

Südtirol-Urlauben immer auf dem<br />

‚Plattenhof’ in <strong>der</strong> Nähe von Bozen ein<br />

und die beiden tranken den dort wachsenden<br />

Gewürztraminer. Es entwickelte<br />

sich eine Freundschaft mit dem Besitzer<br />

des ‚Plattenhofs’. Bei seinem letzten Besuch<br />

als Kardinal kam es zu folgendem<br />

Gespräch zwischen Kardinal Ratzinger<br />

und dem Wirt: „Herr Dissertori, wenn<br />

Sie mit Ihrem Betrieb und dem Tourismus<br />

so weitermachen, werden Sie noch<br />

Bürgermeister.“ Der Wirt sagte zu Kardinal<br />

Ratzinger: „Eminenz, wenn Sie so<br />

weitermachen, werden Sie noch Papst.“<br />

Bei <strong>der</strong> nächsten Bürgermeisterwahl<br />

wurde <strong>der</strong> ‚Plattenhof’-Wirt Bürgermeister<br />

und Kardinal Ratzinger bei<br />

Burnout-Ambulanz<br />

für Ärzte in Eisenstadt<br />

Das Krankenhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in Eisenstadt plant für Herbst<br />

2012 die Errichtung einer österreichweit<br />

bisher einmaligen „Burnout Ambulanz<br />

für Ärzte“. „Obwohl Mediziner täglich<br />

mit dem Thema Krankheit und Gesundheit<br />

konfrontiert sind, fällt es gerade ihnen<br />

schwer, auf die eigene Gesundheit<br />

zu achten und entsprechende Maßnahmen<br />

zu setzen“, sagt Primarius Dr. Gerhard<br />

Frühwirth, Vorstand <strong>der</strong> Abteilung<br />

für Sozialpsychiatrie am Eisenstädter<br />

Krankenhaus.<br />

Die Gründung <strong>der</strong> Burnout-Ambulanz<br />

gab Dr. Frühwirth am 25. Februar bei<br />

Pater Johannes von Avila Neuner mit dem<br />

Wein vom Plattenhof<br />

<strong>der</strong> Papstwahl 2005 Papst Benedikt<br />

XVI. Den Südtiroler Gewürztraminer<br />

bekommt <strong>der</strong> Heilige Vater nun jedes<br />

Jahr in den Vatikan geliefert.<br />

Pater Johannes von Avila Neuner<br />

Prior und Seelsorger am Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> München<br />

einer medizinischen Fachtagung zum<br />

Thema Burnout in Eisenstadt mit 160<br />

Teilnehmern bekannt. Bei dem Projekt<br />

kooperiert das Eisenstädter Krankenhaus<br />

mit <strong>der</strong> Ärztekammer Burgenland.<br />

Die „Burnout Ambulanz für Ärzte“ richtet<br />

sich an Ärzte aus dem klinischen und<br />

dem nie<strong>der</strong>gelassenen Bereich. Um die<br />

Mediziner durch die Behandlung und<br />

das Aufsuchen <strong>der</strong> Ambulanz nicht zusätzlich<br />

unter Druck zu setzen, wird auf<br />

Anonymität und Behandlungszeiten außerhalb<br />

<strong>der</strong> regulären Ambulanzzeiten<br />

großer Wert gelegt.<br />

www.barmherzige-brue<strong>der</strong>.at<br />

Kirche und Gesellschaft ·<br />

Impressum<br />

misericordia 4/12 27<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong>®<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Postfach 200362, 80003 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-120<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Kerstin Laumer<br />

kerstin.laumer@barmherzige.de<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Redaktion <strong>der</strong> Hauszeitschriften: Die Misericordia<br />

erscheint zum Teil mit den Hauszeitschriften<br />

unserer Einrichtungen, die für<br />

<strong>der</strong>en Inhalt selbst verantwortlich sind.<br />

Grund-Layout: Astrid Riege - grafica<br />

Fotos:<br />

altrofoto.de (2, 28), Bil<strong>der</strong>box.com (Titel,<br />

4-5, 22, 24), Barbara Eisvogel (12 oben,<br />

13, 14 oben), Fotolia (26 unten), Stefan<br />

Hanke (18 oben), Manfred Hechtbauer<br />

(28 unten), Katrin Heinz-Karg (14 unten),<br />

KNA-Bild (23), Indische Provinz (10 unten),<br />

Peter Jankowetz (3 oben), Christine<br />

Klein (12 unten), Frater Rudolf Knopp (9,<br />

10 oben), Bertram Köhler (6), Karin Kövi<br />

(8), Mexikanische Provinz (16-19), Johannes<br />

Salomon (3 unten, 26 oben), Christian<br />

Schmalzl (11), Johann Singhartinger<br />

(27), Frater Karl Wiench (15), Stephan<br />

Zinsmeister (7), Wikimedia commons/Anita<br />

Martinz (20).<br />

Verlag: Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />

Konto Nr. 3 960 071 831<br />

Bankleitzahl 700 202 70<br />

Druck: Marquardt<br />

Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg<br />

Erscheint zehn Mal jährlich.<br />

Jahresabonnement: 15,00 Euro


28 misericordia 4/12 · Arbeits- und Lebenswelt Heime<br />

Serie: Mein Gebet<br />

Das Beten geht still bei mir<br />

Herrgott ich dank‘ dir recht schön<br />

für das Aufstehn,<br />

ich dank dir recht schön,<br />

dass ich hinausschauen kann<br />

in die Natur,<br />

ich dank dir recht schön,<br />

dass ich Arbeit und Heimat hab‘.<br />

Jeden Morgen begrüßt Manfred Hechtbauer<br />

so den neuen Tag, noch bevor er<br />

aufsteht und sein Tagwerk beginnt. Der<br />

64-jährige lebt im Haus Benedikt bei<br />

den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n Reichenbach,<br />

sein Tagwerk ist die Wäscherei.<br />

Das Gebet hat er für sich allein verfasst,<br />

denn „beten geht still bei mir.“ Er möchte<br />

seinen tiefen Glauben nicht „hinausposaunen,<br />

das ist nicht meine Art.“<br />

Die Begegnung mit Gott findet er nicht<br />

nur in <strong>der</strong> Natur, auf seinen zahlreichen<br />

Spaziergängen rund um Reichenbach.<br />

Manfred Hechtbauer<br />

„Eine kurze Rast auf einem Bankerl<br />

o<strong>der</strong> ein rauschendes Bacherl“ lassen<br />

ihn Gott nahe sein. Der regelmäßige<br />

Gottesdienstbesuch prägt schon immer<br />

sein Leben, beim Singen <strong>der</strong> Kirchenlie<strong>der</strong><br />

wird <strong>der</strong> Glaube für ihn lebendig.<br />

Im Singen ist er übrigens Meister und in<br />

<strong>der</strong> Einrichtung bekannt für seine geistreichen<br />

und humorigen Gstanzeln.<br />

„Es ist mir eine Ehre und Freude, wenn<br />

ich die Lesungen vortragen darf“, strahlt<br />

er zufrieden. Die Zufriedenheit an sich<br />

ist es, die ihn durchs Leben trägt: „Das,<br />

was ich habe, ist mir genug.“ Seine Familie<br />

ist die Wohngruppe, „dort fühl‘ ich<br />

mich wohl.“ Mehr muss es für ihn gar<br />

nicht sein.<br />

Die Höhen und Tiefen des Lebens sind<br />

natürlich auch ihm bekannt, daran verzweifelt<br />

ist er noch nie. Ob das an seinem<br />

Glauben liegt? Vielleicht ist die<br />

Ergänzung seines Morgengebets eine<br />

Antwort darauf:<br />

Heiliger Josef, heilige Maria,<br />

heilige Schutzengel,<br />

ich danke euch, dass ihr mich<br />

gut bewacht habt.<br />

Michaela Matejka<br />

Reichenbach im Frühling

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