trafik a nten zeitung August/2013
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im gespräch<br />
Dieser Prozess ist noch lange<br />
nicht zu Ende – die Entscheidung<br />
im Plenum des Europaparlaments<br />
steht ja noch aus. Und<br />
da besteht noch viel Klärungsbedarf.<br />
So haben zum Beispiel<br />
vier von fünf Ausschüssen dafür<br />
plädiert, es mit 50 Prozent der<br />
Packungsfläche für Warnhinweise<br />
gut sein zu lassen. Ganz allgemein<br />
war noch nie eine Richtlinie<br />
so umstritten wie die TPD:<br />
Es gab noch nie so viel Bürgerbeteiligung<br />
und bislang mehr als<br />
3.000 Änderungsanträge.<br />
Wo sehen Sie als Jurist Hebel,<br />
um eine Abmilderung der<br />
Richtlinie zu bewirken? Oder –<br />
anders gesagt – sind nicht viele<br />
Punkte der gepla<strong>nten</strong> Richtlinie<br />
aufgrund von Widersprüchen<br />
mit Grundrechten und<br />
EU-internen Regelungen leicht<br />
zu bekämpfen?<br />
Dazu möchte ich mich derzeit<br />
ungern äußern, weil einfach zu<br />
viele Punkte offen sind. Viele<br />
vorgeschlagene Regelungen geben<br />
Grund für sehr große Bedenken.<br />
Planen Sie eine engere Zusammenarbeit<br />
mit anderen Big Playern<br />
des Tabakbereichs?<br />
Ein guter Informationsaustausch<br />
findet schon jetzt statt wie beispielsweise<br />
rund um die TPD.<br />
Über industriepolitische Themen<br />
haben wir eigentlich immer<br />
eine gemeinsame Linie und Argumentation<br />
gefunden.<br />
Scheinbar wird die Tabakwirtschaft<br />
von Politikern nicht<br />
als Dialogpartner gesehen,<br />
sondern als jemand, dem ausgerichtet<br />
wird, was Sache ist.<br />
Lässt sich dies ändern?<br />
Der bekennende Wien-Fan Lothert (48): „Ohne Bevormundung lebt es sich besser.“<br />
Generell muss man sagen, dass<br />
JTI ein großes und verantwortungsbewusstes<br />
Unternehmen<br />
mit langer Geschichte ist, das<br />
hohe Steuern zahlt. Wofür aber<br />
scheinbar vielfach das Bewusstsein<br />
fehlt. Das war zu früheren<br />
Zeiten noch ganz anders, als die<br />
Tabakfirmen und ihre Produkte<br />
für das verantwortungsvolle<br />
Handeln sehr wohl geschätzt<br />
wurden. Zu dieser differenzierten<br />
Wahrnehmung müssen<br />
wir zurückfinden. Dafür ist<br />
wichtig, dass Kommunikation<br />
überhaupt einmal stattfindet,<br />
was bei JTI der Fall ist.<br />
JTI macht aber häufig nicht<br />
den Eindruck eines besonders<br />
reaktionsschnellen Kommunikators.<br />
Wir reagieren nicht aus dem<br />
Bauch heraus, sondern überlegen<br />
unsere Schritte sehr gründlich<br />
– siehe Strukturfonds, den<br />
wir in allen Aspekten auf seine<br />
Verfassungsmäßigkeit prüfen,<br />
bevor wir mögliche weitere<br />
Schritte ergreifen. Und natürlich<br />
gibt es interne Abstimmungsprozesse<br />
wie in jedem internationalen<br />
Unternehmen. Es macht ja<br />
auch Sinn zu fragen, wie andere<br />
Länder mit einem Problem umgehen.<br />
Was aber nicht bedeutet,<br />
dass wir in Österreich keinen<br />
Entscheidungsspielraum hätten.<br />
Möchten Sie JTI in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung neu positionieren?<br />
Das ist schwierig – die meisten<br />
Raucher wissen ja nicht einmal,<br />
welches Unternehmen ihre Lieblingsmarke<br />
produziert. Medienarbeit<br />
ist dazu nicht einfach:<br />
Während Zigarettenschmuggel<br />
sehr wohl i<strong>nten</strong>siv in den Medien<br />
thematisiert wird, eignen<br />
sich regulative Themen nicht<br />
für Publikumsmedien. Auch hat<br />
die Mehrheit der Konsume<strong>nten</strong><br />
keine Ahnung, welche Veränderungen<br />
ihnen bei Verpackung,<br />
Formaten und Geschmack ins<br />
Haus stehen. Dazu kommt, dass<br />
die Raucher nicht organisiert<br />
sind. Bei einem Bevölkerungsanteil<br />
von 30 Prozent wären das<br />
Größenordnungen, von denen<br />
jede politische Partei träumt. Tabakgenießer<br />
sind aber schwierig<br />
zu informieren und zu organisieren.<br />
Sattlberger: Von den Trafika<strong>nten</strong><br />
darf man das nicht erwarten<br />
– da dreht sich das Geschäft so<br />
schnell, dass für ausgiebige Gespräche<br />
und Aufklärung einfach<br />
keine Zeit bleibt.<br />
Welche Möglichkeiten bleiben<br />
dann?<br />
Die Österreicher lassen sich nach<br />
eigenen Aussagen nicht gerne<br />
Vorschriften machen. Eine gesellschaftliche<br />
Diskussion über<br />
die Grenzen der Bevormundung<br />
ist also eigentlich überfällig. So<br />
etwas braucht aber seine Zeit –<br />
wir müssen dabei auf Konstanz<br />
und Geduld setzen und einen<br />
seriösen Dialog führen.<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>August</strong>/<strong>2013</strong><br />
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