<strong>Pioniere</strong> <strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong> <strong>Pioniere</strong> <strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong> throposophische Heilpädagogik <strong>in</strong> B<strong>in</strong>genheim. 1994 heiratete er se<strong>in</strong>e pakistanische Frau Shahida, mit der er dann 2001 nach <strong>Pakistan</strong> zog. Matthias Thamm wurde <strong>in</strong> Bremen geboren und g<strong>in</strong>g dort auf die Waldorfschule. Direkt nach dem Abitur 2007 g<strong>in</strong>g er nach <strong>Pakistan</strong>. Dort unterrichtete er 6 Monate lang <strong>in</strong> der Roshni-Schule als Fachlehrer für Englisch, Sport und Musik. Nachmittags leitete er für die Beh<strong>in</strong>derten Aktivitäten jeglicher Art an. Dadurch kam er <strong>in</strong> Kontakt mit den K<strong>in</strong>dern der Bevölkerung und mit armen Familien der Unterschicht. Jetzt ist er Auszubildender <strong>in</strong> der Gesundheits- und Krankenpflege <strong>in</strong> den Regio-Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> und strebt e<strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong>-Studium an. C. P.: Hellmut, du bist der Gründer von Roshni. Wie kam es zu diesem Entschluss? H. Hannesen: Als wir 1994 geheiratet hatten, war dies e<strong>in</strong> bewusster Entschluss zu e<strong>in</strong>er Ost-West-Ehe. Wir hatten sehr bald Pläne, <strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong> e<strong>in</strong> anthroposophisches Projekt zu begründen, weil es e<strong>in</strong> Jugendtraum von Shahida war, <strong>in</strong> ihrer Heimat e<strong>in</strong>mal Hellmut Hannesen und Shahida Perveen- Hannesen e<strong>in</strong>e Schule aufzubauen. Dazu hatte sie schon die Waldorflehrerausbildung <strong>in</strong> Witten-Annen gemacht und e<strong>in</strong>ige Jahre <strong>in</strong> Deutschland gearbeitet. 1998 gründeten wir den Roshni e.V. und bereiteten den Umzug und die Projektgründung <strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong> vor. Auf mehreren Reisen nach <strong>Pakistan</strong> gewannen wir den E<strong>in</strong>druck, dass es am besten sei, mit der Beh<strong>in</strong>derten-Arbeit anzufangen. Im H<strong>in</strong>tergrund stand, dass wir e<strong>in</strong>es Tages auch e<strong>in</strong>e Waldorfschule eröffnen würden. Wir f<strong>in</strong>gen 2001 <strong>in</strong> gemieteten Räumen an. Als wir für die Sozialtherapie neu gebaut hatten, gab uns bei der Gelegenheit der Nachbar e<strong>in</strong> Grundstück und Gebäude, wo wir mit der Schule anfangen konnten. Das war im Jahr 2005. Seit der Zeit ist Roshni partiell e<strong>in</strong>e Lebensgeme<strong>in</strong>schaft geworden und zur anderen Hälfte e<strong>in</strong> Tagesbetrieb. Jetzt wird gerade e<strong>in</strong>e zweite Wohngeme<strong>in</strong>schaft gebaut, mit Hilfe von den „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Ste<strong>in</strong>ers e.V.“ (Verbund für Waldorfpädagogik weltweit, Anm. d. Red.) und dem Bundesm<strong>in</strong>isterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, so dass wir den Lebensgeme<strong>in</strong>schaftsansatz ausweiten und den Tagesbetrieb etwas reduzieren. Wir haben <strong>in</strong> Roshni drei Schwerpunkte: Sozialtherapie, Waldorfschule und organic farm<strong>in</strong>g, also Bio-Landwirtschaft. Die Landwirtschaft entwickelt sich jetzt auch stärker, weil zwei gute Leute <strong>in</strong> dem Bereich tätig s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> Deutscher und e<strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong>er. es ist <strong>in</strong> dem kommerziellen pakistanischen Schulsystem sehr schwierig, e<strong>in</strong>e Waldorf<strong>in</strong>itiative zu starten C. P.: Seid Ihr die erste anthroposophische E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong>? H. Hannesen: Im Pr<strong>in</strong>zip ja. Es gab <strong>in</strong> der Stadt e<strong>in</strong>e zweite K<strong>in</strong>dergarten<strong>in</strong>itiative. Aber die haben nach e<strong>in</strong>iger Zeit die Segel gestrichen, weil es <strong>in</strong> dem kommerziellen pakistanischen Schulsystem sehr schwierig ist, e<strong>in</strong>e Waldorf<strong>in</strong>itiative zu starten. C. P.: Was wird <strong>in</strong> <strong>Pakistan</strong> sonst für beh<strong>in</strong>derte Menschen angeboten? Wie geht man normalerweise mit ihnen um? H. Hannesen: Wir haben <strong>in</strong> Roshni mit Eltern zu tun, die von vornhere<strong>in</strong> sehr bemüht s<strong>in</strong>d, und sie kümmern sich sehr gut um ihre beh<strong>in</strong>derten Angehörigen. Aber sie s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der Bevölkerung. In der Stadt Lahore mit 7 Millionen E<strong>in</strong>wohnern gibt es nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Zahl von E<strong>in</strong>richtungen, und e<strong>in</strong> großer Teil der beh<strong>in</strong>derten Menschen f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung. Beispielsweise gibt es ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Nähe des Wohnorts, und die Eltern kümmern sich nicht um Weiteres; die Beh<strong>in</strong>derten s<strong>in</strong>d dann zuhause oder hängen auf der Straße herum. Aber man kann nicht generell sagen, dass die Beh<strong>in</strong>derten verwahrlost s<strong>in</strong>d. Die Menschen haben e<strong>in</strong>en ausgeprägten Familiens<strong>in</strong>n, und die Großfamilie kümmert sich um ihre Mitglieder; wenn e<strong>in</strong>e Frau verwitwet ist, e<strong>in</strong>er ke<strong>in</strong>e Arbeit hat o.ä., wird für ihn gesorgt. Das ist dort e<strong>in</strong> ungeschriebenes Gesetz. Es wird von staatlicher Seite auch ke<strong>in</strong>e Versorgung gewährleistet, die Menschen s<strong>in</strong>d auf die Familie angewiesen. H<strong>in</strong>weis September 2010 H<strong>in</strong>weis September 2010