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Konzept zum bilingualen Unterricht - Tilman-Riemenschneider ...

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<strong>Tilman</strong>-<strong>Riemenschneider</strong>-Gymnasium<br />

Osterode am Harz<br />

<strong>Konzept</strong> <strong>zum</strong> <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> am<br />

<strong>Tilman</strong>-<strong>Riemenschneider</strong>-Gymnasium Osterode am Harz<br />

Stand Nov. 2013


<strong>Tilman</strong>-<strong>Riemenschneider</strong>-Gymnasium<br />

Osterode am Harz<br />

1. Grundlagen des <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong>s<br />

1.1 Begriffsbestimmung<br />

Bilingualer <strong>Unterricht</strong> wird auf europäischer Ebene CLIL (Content and Language Integrated<br />

Learning) genannt und bezeichnet den Sachfachunterricht in der Fremdsprache 1 , z.B.<br />

Geschichtsunterrichts in englischer Sprache.<br />

1.2 Ziele<br />

“[…] giving opportunities to youngsters to practise what they learn whilst they learn” 2<br />

- d.h. kontinuierliche Verbesserung der Kompetenzen im Fach Englisch allein durch die Arbeit<br />

im Sachfachunterricht, ohne dass die Fremdsprache selbst Lerngegenstand im engeren Sinn<br />

ist. 3<br />

„[…] Imagine learning to play a musical instrument such as a piano without being able to<br />

touch the keyboard. Consider learning football without the opportunity to kick a ball yourself.<br />

To learn how to master a musical instrument, or a football, requires that we gain both<br />

knowledge and skill simultaneously. In other words, we learn effectively by experiencing both<br />

learning about the instrument, and having hand-on practice at using the instrument, at the<br />

same time. This is true of music and football as of language.” 4<br />

- d.h. Stärkung des Anwendungsbezuges von Englisch als Verkehrssprache durch Einsatz von<br />

authentischen Texten im <strong>Unterricht</strong> statt künstlich simulierter Situationen in einem Text des<br />

Englischlehrbuches und damit mehr Motivation für Schülerinnen und Schüler durch<br />

<strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong>.<br />

- Erwerb von zukunftsorientierten Qualifikationen: “Die Fähigkeit, Vorträge, Texte und<br />

Materialien zu einer Vielfalt von Themen in einer Fremdsprache verstehen und präsentieren zu<br />

können, wird an Hochschulen von den Studierenden ebenso erwartet wie von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in international agierenden Firmen. Darüber hinaus ist im Kontext<br />

internationalen Zusammenwirkens die Bereitschaft <strong>zum</strong> interkulturell sensiblen Umgang<br />

miteinander von großer Bedeutung.“ 5<br />

1 Vgl. KC Englisch, Schuljahrgänge 5-10, S. 31.<br />

2 CLIL Matrix (=ein Referenzinstrument für CLIL-Lehrende, das zur Reflexion des eigenen CLIL-<strong>Unterricht</strong>s<br />

anhand mehrerer Qualitätsindikatoren anregt und Verbesserungspotenzial identifizieren hilft. Sie wurde im<br />

Rahmen eines Projekts des Europäischen Fremdsprachenzentrums in Graz im Zeitraum 2004-2007 von einer<br />

internationalen Arbeitsgruppe entwickelt und steht auf der Website www.ecml.at/mtp2/CLILmatrix/ zur<br />

Verfügung.<br />

3 Vgl. u.a. die vom KMK in Auftrag gegebene DESI (Deutsch-Englisch Schülerleistungen International, an der<br />

11000 Schüler des 9. Jahrgangs teilgenommen haben: „Schüler in <strong>bilingualen</strong> Klassen haben einen sehr<br />

deutlichen Kompetenzvorsprung in allen Bereichen.“<br />

4 CLIL Matrix.<br />

5 KC Englisch, SekII, S. 32.


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Osterode am Harz<br />

2. Bilingualer <strong>Unterricht</strong> am TRG<br />

2.1 Bilingualer <strong>Unterricht</strong> und Ziele des Schulprogramms<br />

„Wir verfolgen das Ziel, individuelle Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler zu<br />

erkennen, ihre Lernprozesse zu begleiten und zu fördern. Dabei geben wir Raum zur<br />

verantwortungsvollen Entwicklung besonderer Neigungen und Begabungen“ 6<br />

„Wir setzen uns aktiv mit den Anforderungen der Studien-, Berufs- und medialen Arbeitswelt<br />

auseinander, mit dem Ziel, Berufsreife und Ausbildungsfähigkeit zu erhöhen. Hierbei gestalten<br />

wir Lernsituationen, in denen Schlüsselqualifikationen erworben sowie persönliche und<br />

fachliche Kompetenzen entwickelt werden.“ 7<br />

2.2 Organisation des <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong>s am TRG<br />

2.2.1 Wer kann teilnehmen?<br />

Bilingualer <strong>Unterricht</strong> am TRG richtet sich an sprachlich besonders interessierte Schülerinnen<br />

und Schüler. Aufgeschlossenheit gegenüber dem Englischen, aber auch Interesse, Neugierde,<br />

Spaß an den Sachfächern und ein engagiertes Arbeits- und Sozialverhalten sind sinnvolle<br />

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme.<br />

In Klasse 6 soll klassenübergreifend ein Vorbereitungskurs im Rahmen einer<br />

Jahreswochenstunde als AG angeboten werden. 8 Hier können Schülerinnen und Schüler<br />

anhand ausgewählter Themen aus den Fächern Biologie, Erdkunde und Geschichte erste<br />

Einblicke in den <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> gewinnen. Eine Teilnahme an diesem Vorbereitungsunterricht<br />

ist aber nicht Voraussetzung für den Eintritt in die bilinguale Klasse 7. 9<br />

Sollte sich im Einzelfall herausstellen, dass die Wahl des <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong>s nicht die<br />

richtige war, so können Schülerinnen und Schüler aus der <strong>bilingualen</strong> Klasse innerhalb eines<br />

Jahrgangs in eine reguläre Klasse wechseln.<br />

2.2.2 Wie werden Eltern und Schülerinnen und Schüler informiert?<br />

Im Rahmen der Vorstellung der zweiten Fremdsprache im Jahrgang 5 soll das Angebot des<br />

<strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong>s Eltern und Schülerinnen und Schülern dargelegt werden. Hierzu wird<br />

auch ein Faltblatt mit den wichtigsten Informationen ausgegeben.<br />

Am Ende der Klasse 6 steht die Lehrkraft, die den Vorbereitungskurs leitet, für weitere<br />

Beratungsgespräche und Empfehlungen zur Verfügung.<br />

2.2.3 Wie sieht die Organisation dieses <strong>Unterricht</strong>s im Stundenplan aus?<br />

Die Anzahl der Wochenstunden für jedes Fach richtet sich nach der gültigen Stundentafel für<br />

den muttersprachlichen <strong>Unterricht</strong>. In den Jahrgängen 7-10 bekommt der bilinguale <strong>Unterricht</strong><br />

zur Unterstützung eine Zusatzstunde, die halbjährlich auf die <strong>bilingualen</strong> Sachfächer verteilt<br />

wird. Weiterhin sollte während der Aufbauphase in 7, wenn es um Grundlagenbildung geht,<br />

auch der Sportunterricht in englischer Sprache durchgeführt werden.<br />

6 Schulprogramm des TRG.<br />

7 dto.<br />

8 Beginn dieses Vorbereitungskurses im Schuljahr 2014/2015<br />

9 Es gibt Schülerinnen und Schüler, die aus bestimmten Gründen nicht am Vorbereitungskurs teilnehmen<br />

können, aber dennoch für die bilinguale Klasse geeignet sind.


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Die wöchentliche Regelstundenzahl des Englischunterrichts ab Klasse 7 bleibt unverändert.<br />

Wünschenswert, aber natürlich nicht zwingend notwendig wäre es, wenn in den Jahrgängen 7-<br />

8, also in der Aufbauphase, der Sachfachunterricht Biologie, Geschichte oder Erdkunde und<br />

der Englischunterricht in der Hand eines Lehrers liegen, so dass hier mehr zeitlicher<br />

Gestaltungsspielraum, aber auch jederzeit die Möglichkeit besteht, auftauchende sprachliche<br />

Probleme aus dem Sachfachunterricht im Englischunterricht aufzugreifen.<br />

Anmerkung: Es gibt Gymnasien 10 , die in Jahrgang 5 eine zusätzliche Wochenstunde Englisch<br />

für alle anbieten. Dies wird kompensiert durch ohnehin schon erfolgte Kürzungen in anderen<br />

Fächern.<br />

2.2.4 Leidet der Fachunterricht unter der fremdsprachlichen <strong>Unterricht</strong>ung?<br />

Diese Befürchtung wird durch Studien widerlegt:<br />

„Academic results reflecting testing in a wide variety of subjects show that students generally<br />

achieve the same or better results when studying in a second language“ 11<br />

2.2.5 Welche Fächer werden wann unterrichtet? 12<br />

Fach/Klasse 6 7 8 9 10<br />

Geschichte Vorb. X X X X<br />

Erdkunde Vorb.<br />

Biologie Vorb. X X X X<br />

Politik? X X X<br />

Sport 13 X X X X<br />

Eine Weiterführung des Faches Geschichte in der Qualifikationsphase bis hin <strong>zum</strong> Abitur als<br />

P5 wäre wünschenswert, damit in der Mittelstufe Gelerntes bis <strong>zum</strong> Abitur fortgeführt werden<br />

kann und die Teilnahme am <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> auch als Bemerkung auf dem Abiturzeugnis<br />

erscheint. Ein Quereinstieg in den <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> sollte für Schülerinnen und Schüler,<br />

die ein Jahr im englischsprachigen Ausland verbracht haben, möglich sein.<br />

Bei Etablierung des <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong>s Geschichte bis in die Qualifikationsphase ist eine<br />

größere Personaldecke in den Fächern Englisch und Geschichte langfristig notwendig.<br />

Auf keinen Fall sollte ein Nicht-Englischlehrer im <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> eingesetzt werden.<br />

Eine interne Fortbildung zu den Prinzipien des <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong>s, die für alle Fächer<br />

gelten, wird im TRG durch Sr durchgeführt.<br />

2.2.6 Was wird im <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> angeboten?<br />

Die Themen und Inhalte der Sachfächer richten sich nach den für diese Fächer gültigen<br />

Kerncurricula.<br />

10 Vgl. z.B. THG Göttingen.<br />

11 Mehisto, Peeter/Marsh, David/Frigols, Maria J.: Uncovering CLIL,Oxford, Macmillan Publ. Limited 2008.<br />

12 Das Fach Geschichte soll durchgängig von 7-10 angeboten werden, die Fächer Biologie, Politik und Sport<br />

dagegen im Wechsel. Hier ist jeweils zu prüfen, welche Lehrkräfte zur Verfügung stehen,<br />

13 Vorteile des <strong>bilingualen</strong> Sportunterrichts: Es werden keine englischsprachigen Schulbücher benötigt. Die<br />

Sportnote, die sich primär auf motorische Leistungen bezieht, wird durch mangelnde Englischkenntnisse nicht<br />

beeinflusst. Der bilinguale Sportunterricht ist innerhalb der normalen Stundentafel durchführbar.


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Darüber hinaus sollte immer ein Blick auf englischsprachige Länder gerichtet werden, wenn<br />

sich im <strong>Unterricht</strong>, z.B. aus aktuellem Anlass, die Möglichkeit bietet.<br />

Der Vorbereitungskurs in Jahrgangstufe 6 dient neben dem raschen, effizienten Zugewinn an<br />

sprachlichem Ausdrucksvermögen (hierzu gehören auch sprachliche Mittel, die für den<br />

Austausch in Partner- oder Gruppearbeit notwendig sind) und sachfachbezogenem<br />

Wortschatz vor allem auch dazu, den Schülerinnen und Schülern Einblick in die Themen und<br />

spezifischen symbolischen Darstellungsformen der Sachfächer wie z.B. kartographische<br />

Darstellungen, Klimadiagramme, chronologische Übersichten und Querschnittzeichnungen zu<br />

gewähren. Hierbei findet das Methodenkonzept des TRG Berücksichtigung, das<br />

selbstverständlich in den <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> integriert werden muss. Sämtliche Methoden<br />

der Sachfächer, welche das <strong>Konzept</strong> vorgibt, und die dazu gehörenden sprachlichen Mittel<br />

müssen (auch) in englischer Sprache vermittelt werden. Eine Übersetzung der Methodenblätter<br />

ins Englische durch Sr wird angestrebt.<br />

2.2.7 Welches <strong>Unterricht</strong>smaterial wird benutzt?<br />

Die Schulbuchverlage haben inzwischen auf das KC abgestimmte Lehrbücher für den<br />

<strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> herausgegeben. Umfangreiches Material stellt auch der zuständige<br />

Fachberater, Herr StD Dieter Haupt, online zur Verfügung. Eine „Bibliothek“ für die<br />

Lehrkräfte, die bilingual unterrichten, soll in Absprache mit diesen von Sr zusammengestellt<br />

und verwaltet werden 14 . Hierfür müsste ein separates Budget zur Verfügung gestellt werden.<br />

Ob und – wenn ja – welches Lehrbuch/welcher Atlas eingeführt werden soll, bestimmt die<br />

jeweilige Fachgruppe. Schülerinnen und Schüler der <strong>bilingualen</strong> Klasse müssen diese dann<br />

wie alle anderen Lehrbücher entgeltlich ausleihen. Material aus den entsprechenden<br />

englischsprachigen Sachfachbüchern kann den Schülerinnen und Schülern ergänzend zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Den Schülerinnen und Schülern sollten die am TRG eingeführten deutschsprachigen<br />

Sachfachbücher zur Verfügung stehen, um ein eventuelles Nachlesen der im <strong>Unterricht</strong><br />

vermittelten Sachverhalte in deutscher Sprache zu ermöglichen.<br />

Für den Vorbereitungskurs in Jahrgangstufe 6 soll von den Schülerinnen und Schülern ein<br />

Arbeitsheft mit Audio-CD angeschafft, entweder English CLIL – Getting started, Klett Verlag<br />

(Preis 8,95 Euro) oder Going CLIL – Prep Course, Cornelsen Verlag (Preis 8,95 Euro).<br />

Letzteres beschränkt sich lediglich auf die Sachfächer Erdkunde und Geschichte, während das<br />

Arbeitsheft vom Klett Verlag auch Themen zu den Fächern Sport und Biologie aufnimmt. Die<br />

Auswahl trifft die Fachgruppe Englisch. 15<br />

2.2.8 Wie wird benotet?<br />

In Leistungsüberprüfungen wird nur die inhaltliche Leistung und nicht die sprachliche<br />

Leistung bewertet. Wenn durch sprachliche Mängel die inhaltliche Aussage nicht mehr<br />

kommuniziert werden kann, so ist dies nicht als rein sprachliches Problem zu sehen, sondern<br />

führt zu inhaltlichen Abzügen. Bewertet werden in allen Sachfächern mündliche sowie<br />

schriftliche inhaltliche Leistungen nach den in den einzelnen Fachkonferenzen festgelegten<br />

Maßstäben, die auch für die auf Deutsch erteilten Sachfächer gültig sind.<br />

Da der Vorbereitungskurs als AG durchgeführt wird, findet hier keine Leistungsbewertung<br />

statt.<br />

Die Teilnahme am <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> wird auf den Zeugnissen vermerkt<br />

14 Eine Bibliografie für Geschichte zusammengestellt von StD D. Haupt ist beigefügt.<br />

15 Empfehlung der FK Englisch am 29.01.2013: Getting started, Klett Verlag.


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Allgemeine Prinzipien des <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong>s<br />

1. Didaktische Reduktion (oder: weniger ist mehr): Eine Beschränkung auf Wissenskerne<br />

(Prinzipien) und Kernkompetenzen (das Wesentliche) reduziert die vom Schüler inhaltlich<br />

und damit auch sprachlich zu verarbeitende Materialmenge. Dabei sind dennoch die<br />

Vorgaben des Kerncurriculums des Sachfachs im <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> als obligatorische<br />

Basis einzuhalten.<br />

2. Entsprechendes gilt auch für das zu vermittelnde Fachvokabular nach der Faustregel von ca.<br />

20 Fachbegriffen pro thematischer Einheit. Grundsätzlich ist das Fachvokabular sowohl in<br />

der Muttersprache als auch in der Fremdsprache zu vermitteln.<br />

3. Ein begrenzter Wortschatz wird in erster Linie durch eine häufige Umwälzung im <strong>Unterricht</strong><br />

gelernt und nicht durch Vokabeltests. Im Sekundarbereich I können spielerische<br />

<strong>Unterricht</strong>sformen (Kreuzworträtsel, Memory, etc.) diese Umwälzung unterstützen.<br />

4. Die Komplexität sprachlicher Strukturen ist vor dem Hintergrund der von den Schülerinnen<br />

und Schülern bisher erworbenen sprachlichen Kompetenz zu sehen. Besondere sprachliche<br />

Hilfen (im Sinne von Scaffolding 16 ) sind in allen Phasen des <strong>Unterricht</strong>s zu berücksichtigen.<br />

5. Besondere Betonung der Vermittlung von Skills: Sich wiederholende <strong>Unterricht</strong>ssituationen<br />

im Umgang mit bestimmten Skills entlasten sprachlich.<br />

6. Training von sachfachrelevanten Strukturen allgemeiner <strong>Unterricht</strong>skommunikation<br />

(classroom phrases) zur Unterstützung der Schüler-Lehrer-, bzw. Schüler-Schüler-<br />

Kommunikation.<br />

7. Aufgeklärte Einsprachigkeit: Das Ziel ist eine konsequente Einsprachigkeit des <strong>bilingualen</strong><br />

<strong>Unterricht</strong>s. Die Lehrkraft kommuniziert in der Fremdsprache und schafft<br />

<strong>Unterricht</strong>ssituationen, in denen auch die Schüler die Fremdsprache zur Kommunikation<br />

nutzen können. Es gibt jedoch besonders im Anfangsunterricht Situationen, in denen die<br />

Schüler trotz der Hilfestellung durch die Lehrkraft nicht in der Lage sind, einen Beitrag, der<br />

für das Thema wichtig ist und der unbedingt ins <strong>Unterricht</strong>sgespräch eingebracht werden<br />

soll, in der Fremdsprache zu kommunizieren. In diesen Situationen sollte man es den<br />

Schülerinnen und Schülern gestatten, ihre Gedanken in der Muttersprache zu äußern. Dabei<br />

ist jedoch eine Mischung von Fremdsprache und Muttersprache zu vermeiden. Nach einem<br />

klaren Einschnitt wird der <strong>Unterricht</strong> für eine Phase in der Muttersprache fortgeführt und<br />

wenn das Problem geklärt ist, wird nach einem erneuten klaren Einschnitt wieder auf die<br />

Fremdsprache (code switching) umgestellt. Nach einem mehrjährig geführten und curricular<br />

ausgerichteten Sachfachunterricht schließt sich die Schere zwischen inhaltlicher und<br />

16 Vgl. Der Fremdsprachliche <strong>Unterricht</strong> Englisch, Scaffolding im Bilingualen <strong>Unterricht</strong>, Nr. 106, Juli 2010.


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sprachlicher Kompetenz immer mehr, so dass der <strong>Unterricht</strong> konsequent einsprachig geführt<br />

werden kann.<br />

8. Besondere Bedeutung visueller Medien (Bilder, Diagramme, etc.): Über die Bedeutung der<br />

Veranschaulichung hinaus haben visuelle Medien im <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> noch die<br />

Funktion, an die Stelle von Texten zu treten und somit die zu verarbeitende Textmenge zu<br />

reduzieren. Eine Faustregel könnte sein, dass im <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> mit ca. 3x so vielen<br />

Visualisierungshilfen wie im muttersprachlichen <strong>Unterricht</strong> gearbeitet werden sollte.<br />

9. Besondere Schulung der sachfachbezogenen Kommunikation durch eine verstärkte<br />

Einbeziehung von Partner- und Gruppenarbeit, in denen die Schüler den Raum erhalten, ohne<br />

die direkte Kontrolle durch den Fachlehrer fremdsprachlich zu kommunizieren. In diesem<br />

Kontext ist auch projektbezogenes Arbeiten zu sehen.<br />

10. Schaffung von Präsentationssituationen in der Fremdsprache (z.B. weather report, interview)<br />

Somit wird sowohl der Spracherwerb als auch der Kompetenzerwerb gefördert.<br />

11. Betonung der Mündlichkeit gegenüber der Schriftlichkeit.<br />

12. Beachtung, dass bilingualer <strong>Unterricht</strong> in erster Linie Sachfachunterricht ist und kein<br />

Sprachunterricht. Das bedeutet z. B., dass im <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> keine systematische<br />

Vokabeleinführung wie im Fremdsprachenunterricht stattfindet. Als CLIL (Content and<br />

Language Integrated Learning) werden jedoch Sachfachunterricht und Sprachunterricht eng<br />

miteinander verknüpft und profitieren davon.<br />

13. Da die Materialien und Aufgabenstellungen im <strong>bilingualen</strong> <strong>Unterricht</strong> noch stärker aus der<br />

Sicht der Schülerinnen und Schüler heraus gesehen werden müssen als im<br />

muttersprachlichen <strong>Unterricht</strong>, sollten sie daraufhin überprüft werden, dass ihre Bearbeitung<br />

keine besonderen sprachlichen Probleme beinhaltet, sondern sowohl zur Förderung des<br />

Sprach- und des Kompetenzerwerbs dient.<br />

14. In Leistungsüberprüfungen wird nur die inhaltliche Leistung und nicht die sprachliche<br />

Leistung bewertet. Wenn durch sprachliche Mängel die inhaltliche Aussage nicht mehr<br />

kommuniziert werden kann, so ist dies nicht als rein sprachliches Problem zu sehen, sondern<br />

führt zu inhaltlichen Abzügen. Sprachliche Mängel sind jedoch in der Lernkontrolle zu<br />

korrigieren. Die <strong>Konzept</strong>ion von Lernkontrollen muss den sprachlichen Aspekt sowohl bei der<br />

Erstellung der Arbeitsmaterialien als auch bei der Auswahl der Aufgabenformate<br />

berücksichtigen. Eine frühzeitige Vermittlung von Operatoren (command words) erleichtert<br />

das Verständnis der Aufgabenstellung.

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