Management und EDV - Trillium
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MANAGEMENT<br />
Laboratorien der Kliniken Oberallgäu<br />
Überregionale Laborstrukturen<br />
Die Gründung regionaler Netzwerke<br />
mit niedergelassenen Ärzten bietet<br />
Krankenhauslaboratorien völlig neue<br />
Möglichkeiten einer bedarfsgerechten<br />
Neuausrichtung. Die Kliniken Oberallgäu<br />
gGmbH haben eine Partnerschaft<br />
mit drei Klinikstandorten etabliert <strong>und</strong><br />
eine Laborgemeinschaft integriert. Die<br />
ersten Erfahrungen sind sehr positiv.<br />
„Nach mehreren Anläufen, die Laboratorien<br />
unserer Oberallgäuer Klinik-Standorte<br />
Immenstadt, Sonthofen<br />
<strong>und</strong> Oberstdorf enger zu vernetzen,<br />
vorhandene Synergiepotenziale auszuschöpfen<br />
<strong>und</strong> zugleich die Labore für<br />
Partnerinstitutionen zu öffnen, haben<br />
wir neue Wege eines professionellen<br />
Labor-<strong>Management</strong>s eingeschlagen“, so<br />
Geschäftsführer Andreas Ruland. „Die<br />
Firma Lab’Partners aus Augsburg entwickelte<br />
ein Partnerschafts-Konzept der<br />
Modernisierung, internen Vernetzung<br />
<strong>und</strong> Öffnung für externe Zuweiser, das<br />
sowohl in seiner Philosophie als auch in<br />
Struktur <strong>und</strong> Realisierungsmöglichkeit<br />
unseren Vorstellungen entsprach.“ Der<br />
Projektplan beinhaltete drei Phasen.<br />
Phasen der Strukturierung<br />
Nach der gemeinsamen Entwicklung<br />
eines detaillierten Bedarfsplans wurden in<br />
einer ersten Projektphase die Laboratorien<br />
mit den für die Neustrukturierung notwendigen<br />
Analysengeräten ausgestattet <strong>und</strong><br />
durch einheitliche IT-Strukturen vernetzt.<br />
Die Einrichtung eines Zentral-labors erfolgte<br />
in Immenstadt; in Sonthofen <strong>und</strong><br />
Oberstdorf wurde eine schnelle STAT-<br />
Analytik installiert (STAT = short Turn<br />
aro<strong>und</strong> Time, s.u.). Gleichzeitig wurden<br />
die internen Anforderungsprozesse auf<br />
ärztlicher Seite an die neue Situation<br />
angepasst. Diese Prozesse werden von<br />
Lab’Partners regelmäßig durch ein zeitnahes<br />
<strong>EDV</strong>-gestütztes Controlling anhand<br />
von ziel- <strong>und</strong> erlös- (DRG- <strong>und</strong> ICD-) orientierten<br />
Benchmarks überprüft <strong>und</strong> bei<br />
Bedarf neu ausgerichtet. Als Forum für<br />
die aktive Mitarbeit <strong>und</strong> Einbindung aller<br />
Beteiligten in die Erneuerungsprozesse<br />
wurde eine Laborkommission, bestehend<br />
aus den Chefärzten der Kliniken,<br />
Geschäftsführung <strong>und</strong> Laborleitung,<br />
ins Leben gerufen, die alle anstehenden<br />
Aufgaben <strong>und</strong> Projekte diskutiert <strong>und</strong> beschließt.<br />
Inhaltlich wird sie ebenfalls von<br />
Lab’Partners begleitet <strong>und</strong> organisiert.<br />
„Mit der Laborgemeinschaft im<br />
Krankenhaus haben wir uns einen<br />
erheblichen Wettbewerbsvorteil im<br />
Raum Oberallgäu geschaffen.“<br />
Andreas Ruland, Geschäftsführer der<br />
Kliniken Oberallgäu.<br />
Nach ausführlichen Schulungen<br />
während einer ersten Testphase<br />
begann man mit der Integration<br />
externer Partner - regionale niedergelassene<br />
Arztpraxen <strong>und</strong> Kliniken<br />
im Landkreis - mit dem Ziel,<br />
mittelfristig die Profitabilität <strong>und</strong><br />
Außenwirkung des Kliniklabors zu<br />
steigern: externe Partner <strong>und</strong> Zuweiser<br />
haben nun die Möglichkeit,<br />
die technischen <strong>und</strong> personellen<br />
Ressourcen in der Klinik unmittelbar<br />
für sich zu nutzen <strong>und</strong> so von einer<br />
schnelleren, hochwertigen <strong>und</strong><br />
kostengünstigen Laborversorgung<br />
in direkter Nähe zu profitieren. Dabei<br />
werden die Routinelaborproben von<br />
Arztpraxen des Landkreises Oberallgäu im<br />
Labor der Klinik Immenstadt analysiert.<br />
Die rechtliche Basis dafür schuf die Gründung<br />
einer regionalen Laborgemeinschaft<br />
für niedergelassene Ärzte. Diese wird in<br />
den nächsten Wochen durch eine Gemeinschaft<br />
im Teilgebiet Labor (Teilgemeinschaftspraxis)<br />
ergänzt. Auch hierfür hat<br />
Lab’Partners das Konzept erarbeitet <strong>und</strong><br />
es den niedergelassenen Ärzten der Region<br />
vorgestellt (www.labpartners.de).<br />
Ruland bringt den wechselseitigen Nutzen<br />
des neuen Kooperationsmodells auf<br />
den Punkt: „Von diesem Gesamtkonzept<br />
profitieren sowohl die niedergelassenen<br />
Ärzte durch schnellere <strong>und</strong> ortsnahe Verfügbarkeit<br />
von Laborwerten wie auch<br />
das Kliniklabor durch eine höhere Auslastung<br />
der Laborautomaten, was nicht<br />
zuletzt der Sicherung der Arbeitsplätze<br />
im Labor dient.“<br />
Weitere ausschlaggebende Gründe für<br />
niedergelassene Ärzte, sich der Ärztlichen<br />
Laborgemeinschaft Oberallgäu anzuschließen,<br />
sind neben der Verkürzung der Durchlaufzeiten<br />
(TAT = Turn aro<strong>und</strong> Time) der<br />
ausgeprägte individuelle Servicegedanke<br />
wie auch ein deutliches Plus an diagnostischen<br />
Informationen durch die Anbindung<br />
an die Labor-Datenbank der Klinik. So haben<br />
die niedergelassenen Ärzte Zugang zu<br />
einer kompletten Labordatenhistorie der<br />
Patienten. Gleichermaßen kommt auch<br />
den Klinikärzten die Verzahnung der Daten<br />
<strong>und</strong> Prozesse zu Gute. Der regelmäßige<br />
kollegiale <strong>und</strong> fachliche Austausch im<br />
Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen<br />
wird von den stationär <strong>und</strong> ambulant tätigen<br />
ärztlichen Kollegen aktiv <strong>und</strong> sehr gut<br />
angenommen.<br />
Ausblick<br />
„In nächster Zukunft steht eine noch<br />
weitergehende Verzahnung mit der niedergelassenen<br />
Ärzteschaft im Landkreis<br />
Oberallgäu an“, erzählt Ruland. „Dieses<br />
gelebte Kooperationsmodell von ambulanten<br />
<strong>und</strong> stationären Dienstleistern festigt<br />
mittel- <strong>und</strong> langfristig die Marktposition<br />
unserer Kliniken im regionalen Wettbewerb.<br />
Klinikleitung <strong>und</strong> Laborleitung sind<br />
überzeugt, dass dieses Konzept die richtige<br />
Antwort auf die Herausforderungen<br />
der veränderten Rahmenbedingungen im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen ist!“<br />
os<br />
Kontakt:<br />
Andreas Ruland<br />
Geschäftsführer<br />
Kliniken Oberallgäu gGmbH<br />
a-ruland@kliniken-oa.de<br />
www.kliniken-oa.de<br />
<strong>Trillium</strong>-Report 2006 4(1):11<br />
11
MANAGEMENT<br />
Krankenhaus 2006<br />
Licht <strong>und</strong> Schatten<br />
Die Veränderung der Krankenhauslandschaft<br />
geht auch 2006 weiter:<br />
Unprofitable Kliniken verschwinden<br />
von der Landkarte, Universitäten<br />
privatisieren ihre Filetstücke <strong>und</strong> die<br />
Grenzen zum niedergelassenen Sektor<br />
weichen auf.<br />
Deutsche Krankenhäuser blicken 2006<br />
mit unterschiedlichen Gefühlen in die<br />
Zukunft. Da gibt es auf der einen Seite<br />
Klinikketten, die wachsen <strong>und</strong> wachsen,<br />
<strong>und</strong> auf der anderen die Schar grauer Mäuse,<br />
die von Übernahme oder Schließung<br />
bedroht sind. Laut Deutschem Krankenhausinstitut<br />
schreibt jede dritte der gut<br />
Überraschende Statistiken<br />
2.100 Kliniken Verluste, nach Analysen<br />
von McKinsey ist jede vierte bis fünfte in<br />
existenziellen Schwierigkeiten.<br />
Der Krankenhaus Rating Report 2006<br />
(www.admed.com) hält r<strong>und</strong> 200 Krankenhäuser<br />
für nicht mehr sanierenswert.<br />
Sie erwirtschafteten 2005 einen Verlust<br />
von 1,6 Milliarden Euro zu Lasten ihrer<br />
Träger, meist Städte <strong>und</strong> Kommunen, <strong>und</strong><br />
werden wohl - so der Report - von der<br />
Krankenhauslandkarte verschwinden.<br />
Auffällig sei ein völlig neues Ost-West-<br />
Gefälle des Wohlstands: Am schwierigsten<br />
ist die Lage in den Ballungszentren des<br />
Ruhr- <strong>und</strong> Rhein-Main- Gebiets, während<br />
sich die Wohlhabenden eher im Osten<br />
Dass die Bettenzahlen an deutschen Krankenhäusern in der letzten Dekade um etwa 10%<br />
sanken <strong>und</strong> die Fallzahlen im selben Zeitraum um über 8% stiegen, gehört zum statistischen<br />
Gr<strong>und</strong>wissen der Ges<strong>und</strong>heitsökonomen. Man sollte folgerichtig erwarten, dass die Bettenauslastung<br />
zugenommen hätte, doch das Gegenteil ist der Fall: 1988 blieb jedes sechste, 2004<br />
bereits jedes vierte Bett leer (rechtes Bild).<br />
Was auf den ersten Blick überrascht, wird bei näherer Betrachtung schnell plausibel: Die Verweildauer<br />
ging im betrachteten Zeitraum stärker zurück als die Bettenzahl. Dieser Trend dürfte<br />
sich in der DRG-Ära sogar noch verstärken <strong>und</strong> ist im Prinzip auch zu begrüßen.<br />
Wer aber im DRG-System erfolgreich sein will, darf bei aller Fokussierung auf die Verweildauer<br />
die Auslastung nicht aus den Augen verlieren: Entweder müssen die Bettenzahlen schneller<br />
abgebaut oder mehr Patienten aufgenommen werden.<br />
18<br />
16<br />
14<br />
Mio.<br />
12<br />
10<br />
Fallzahlen (Mio.)<br />
Betten (*1.ooo)<br />
1988 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
600<br />
580<br />
560<br />
540<br />
520<br />
500<br />
Anzahl/Prozent<br />
Noch eine zweite Überraschung: Beobachter gingen fest davon aus, dass sich der Trend zur<br />
Steigerung der Fallzahlen im DRG-System durch Fallsplitting weiter verstärken würde, doch<br />
auch das traf nicht zu. Im Einführungsjahr 2004 wurden weniger Patienten stationär behandelt<br />
als 2003 (links). Sind die Deutschen durch die DRGs gesünder geworden? Wohl kaum.<br />
Vielleicht handelt es sich nur um eine „statistische Delle“ im steigenden Trend, vielleicht um<br />
eine Folge schärferer Kontrollen auf Fehlbelegung oder Zunahme ambulanter Operationen. So<br />
viel ist jedenfalls sicher: Fallsplitting zur Casemix-Aufbesserung spielte 2004 in Deutschland<br />
offenbar keine wesentliche Rolle.<br />
Die Teilung eines Falles in mehrere abrechenbare DRGs ist ebenso wenig zulässig wie die<br />
früher durchaus übliche künstliche Verlängerung der Verweildauer. Warten wir die Statistiken<br />
der nächsten Jahre ab: Wenn es zur „w<strong>und</strong>erbaren Fallvermehrung“ kommen sollte, darf uns<br />
das nicht überraschen.<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Bettenauslastung<br />
Verweildauer<br />
1988 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
11<br />
10<br />
9<br />
Tage<br />
8<br />
7<br />
versammeln, wo nach der Wende kräftig<br />
investiert wurde. Auch in ländlichen Gegenden,<br />
in denen der Wettbewerbsdruck<br />
geringer ist, fällt die Bilanz günstiger aus<br />
als in der Stadt.<br />
Private Universitätskliniken<br />
Derweilen schreitet die Bildung von Klinikketten<br />
voran. Nachdem die Rhön AG<br />
im Dezember 2005 den Zuschlag für das<br />
Universitätsklinikum Gießen-Marburg<br />
bekam, wollen andere Landesregierungen<br />
dem hessischen Modell folgen. Konkrete<br />
Pläne zur Privatisierung von Universitätskliniken<br />
soll es in Schleswig-Holstein<br />
geben, wo der Verkauf der bereits fusionierten<br />
Einrichtungen in Kiel <strong>und</strong> Lübeck<br />
geprüft wird. Auch Baden-Württemberg<br />
überlegt eine Privatisierung des Universitätsklinikums<br />
Mannheim; taktisch werde<br />
man wohl aber die Landtagswahl abwarten,<br />
meint die Financial Times.<br />
Für die Wachstumsstrategie eines<br />
privaten Krankenhausbetreibers ist ein<br />
Universitätsklinikum fast immer ein<br />
attraktiver Baustein. Die Kette gewinnt<br />
durch den Zugang zur Hochleistungsmedizin<br />
eine gute Ausgangsposition für<br />
frisches Geld vom Kapitalmarkt, kann<br />
komplette Ausbildungsgänge etablieren<br />
<strong>und</strong> interne Karrieremöglichkeiten für<br />
Spitzenkräfte schaffen.<br />
Ärzte im Streik<br />
Von großen Karrieren ist das Gros der<br />
Krankenhausärzte jedoch weit entfernt.<br />
Das Jahr 2005 war denn auch durch<br />
ein Novum der deutschen Nachkriegsgeschichte<br />
gekennzeichnet: Tausende<br />
gingen auf die Straße <strong>und</strong> fanden dafür<br />
in der Bevölkerung wie auch in der Presse<br />
Verständnis. Sie protestierten gegen<br />
ungezählte <strong>und</strong> unbezahlte Überst<strong>und</strong>en<br />
– allein an der Berliner Charité angeblich<br />
85.000 pro Monat - sowie ausufernde<br />
Bürokratisierung, die für die eigentliche<br />
ärztliche Arbeit am Patienten kaum mehr<br />
Raum lässt.<br />
2006 dürften sich die Fronten weiter<br />
verhärten. Bei einer b<strong>und</strong>esweiten Urabstimmung<br />
sprachen sich 98,4 % der vom<br />
Marburger B<strong>und</strong> vertretenen Klinikärzte<br />
für Streiks aus <strong>und</strong> machten Mitte<br />
März auch wirklich ernst: Von Freiburg bis<br />
Marburg legten sie an zehn Kliniken die<br />
Arbeit nieder <strong>und</strong> verursachten dadurch<br />
12<br />
12<br />
<strong>Trillium</strong>-Report 2006 4(1):12
MANAGEMENT<br />
pro Tag über eine Millionen Euro an Einnahmeausfällen,<br />
um die Arbeitgeber zum<br />
Einlenken zu bewegen.<br />
Immerhin hat etwa die Hälfte der deutschen<br />
Krankenhäuser damit begonnen,<br />
die EU-Arbeitszeit-Richtlinie 93/04 in<br />
nationales Recht umzusetzen. Das Helios-Klinikum<br />
Schwerin führte als eines der<br />
ersten eine Morgenschicht mit 8,5 Vollst<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> eine Nachmittagsschicht mit<br />
anschließendem Bereitschaftsdienst ein.<br />
An den Wochenenden wird richtlinienkonform<br />
bei besserer Bezahlung 24 Std.<br />
gearbeitet. Auf die 20 neuen Arztstellen<br />
gab es laut Pressemitteilung der Klinik<br />
reichlich Bewerber.<br />
DRG-Alltag<br />
Der Wechsel von aufwandsorientierten<br />
Pflegesätzen zu diagnosebasierten<br />
allpauschalen ist zwei Jahre nach der<br />
Einführung weitgehend abgeschlossen.<br />
1.750 Akutkrankenhäuser rechneten 2005<br />
nach DRGs ab, nur 80 waren laut B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerium<br />
noch in der<br />
Umstellung. Insgesamt ging es um über<br />
15 Millionen Fälle mit einem Umsatz von<br />
45 Milliarden Euro. Damit steht Deutschland<br />
neben den USA führend da. Das Beispiel<br />
dürfte Schule machen: Nachbarländer<br />
wie die Schweiz erwägen bereits, den<br />
deutschen Ansatz zu kopieren.<br />
Allerdings betreibt man wohl nirgendwo<br />
sonst einen so hohen Dokumentationsaufwand.<br />
Die Zahl der Basis-DRGs stieg<br />
seit 2003 um fast 30%, das komplizierte<br />
Regelwerk hat ganze Heerscharen von<br />
Medizin-Controllern <strong>und</strong> DRG-Informatikern<br />
auf den Plan gerufen, die<br />
mitunter besser bezahlt werden als die<br />
behandelnden Kliniker.<br />
Die Krankenkassen nutzen das Argument<br />
mangelnder Kodierqualität,<br />
um Zahlungen zu verhindern oder<br />
zumindest zu verzögern. Obwohl BSG-<br />
Urteile die Position der Krankenhäuser<br />
deutlich stärken, wird weiterhin zu selten<br />
fristgerecht gezahlt. Pauschale Zurückweisungen<br />
erschwerender Diagnosen<br />
<strong>und</strong> MDK-Prüfungen auf Fehlbelegung<br />
nach §275 SGB/§17c KHGV sind an der<br />
Tagesordnung.<br />
Ein Knackpunkt werden zunehmend<br />
die gesetzlichen Mindestfallzahlen pro<br />
Krankenhaus für Fälle, bei denen die<br />
Qualität des Behandlungsergebnisses<br />
in besonderem Maße von der Menge<br />
der erbrachten Leistung abhängig ist.<br />
Wer diese Zahlen nicht erreicht, riskiert<br />
den Verlust der Abrechnungserlaubnis für<br />
die entsprechende Indikation.<br />
Damit verfügen die Krankenkassen<br />
<strong>und</strong> Landeskrankenhausplanungen über<br />
ein Instrument, mit dem sie die Schließung<br />
einzelner Abteilungen oder ganzer<br />
Krankenhäuser beschleunigen können.<br />
Aus ökonomischer Sicht ist positiv zu<br />
werten, dass die Mindestfallzahlen die<br />
Auslastung einer Abteilung verbessern,<br />
so dass eher hinreichende Deckungsbeiträge<br />
erwirtschaftet werden.<br />
Regionale Versorgung<br />
Wie aber erreicht ein Krankenhaus die<br />
notwendigen Fallzahlen? Nicht zwingend,<br />
indem es - wie gelegentlich praktiziert -<br />
mit integrierten Versorgungsangeboten im<br />
Revier der Niedergelassenen wildern geht.<br />
Dies kann leicht zu Blockadehaltung der<br />
Zuweiser mit verheerenden Folgen führen,<br />
denn niedergelassene Ärzte sind in der<br />
Regel die Quelle für meist über 70 % der<br />
Patienten.<br />
Die neuen Vertragsformen der integrierten<br />
Versorgung erlauben stattdessen eine<br />
gezielte Bindung Niedergelassener an ein<br />
Krankenhaus über legale außerbudgetäre<br />
Kooperationsangebote. Immer mehr<br />
Krankenhäuser gründen mit Niedergelassenen<br />
gemeinsam Medizinische Versorgungszentren,<br />
die hausärztlich orientiert<br />
sind, <strong>und</strong> senken so ihre Abhängigkeit von<br />
den fachärztlichen Zuweisern.<br />
Der Weg zum voll integrierten Anbieter<br />
akutmedizinischer Leistungen wird durch<br />
den Gesetzgeber hoffentlich weiter geebnet,<br />
wenn dieser die Eckpunkte von<br />
Ende Januar in die Tat umsetzt. Dann<br />
werden auch Krankenhausärzte legal in<br />
Medizinischen Versorgungszentren oder<br />
niedergelassenen Arztpraxen tätig werden.<br />
Patienten können dann, gutes Prozessmanagement<br />
vorausgesetzt, geradlinig durch<br />
vollständig aufeinander abgestimmte<br />
Versorgungsstrukturen geleitet werden.<br />
Diese erfordern effektives, IT-gestütztes<br />
Prozessmanagement mit einheitlichen Patientenakten<br />
<strong>und</strong> sektorenübergreifenden<br />
Behandlungspfaden.<br />
Damit gerät auch die interne Aufteilung<br />
der Krankenhausleitung in die drei Säulen<br />
Ärzteschaft, Pflege <strong>und</strong> Verwaltung ins<br />
Wanken - eine Bedrohung für alle, die<br />
sich nach den „guten alten Zeiten“ sehnen,<br />
aber eine attraktive Herausforderung für<br />
diejenigen, die das Jahr 2006 als Chance<br />
für neue, fach- <strong>und</strong> sektorenübergreifende<br />
Tätigkeitsfelder <strong>und</strong> Berufsbilder<br />
verstehen.<br />
gvl, ck, gh<br />
Kommentar<br />
Zeitenwende<br />
Die Metapher vom Halbgott in Weiß ist ein<br />
Auslaufmodell geworden. Spätestens seit<br />
den Streiks <strong>und</strong> Demonstrationen im letzten<br />
November ist klar: Hier findet keine „göttliche<br />
Kommödie“ statt, sondern ein ziemlich verzweifelter<br />
Arbeitskampf, wie man ihn bisher eher<br />
von Kohlekumpels kannte. Bis es zu einem<br />
so schwer wiegenden Wandel des ärztlichen<br />
Selbstverständnisses kommen konnte, muss<br />
wohl einiges passiert sein.<br />
Prof. Rolf Wienau, Medizinhistoriker an der vom<br />
Streik betroffenen Berliner Charité sagte am 30.<br />
November im Deutschlandradio, die romantische<br />
Welt des Haus- oder Chefarztes, wie man<br />
sie aus den Fernsehserien kenne, gebe es seit<br />
mindestens 30 Jahren nicht mehr. „Das ist ein<br />
knochenharter Job vom jüngsten Assistenten<br />
bis zum Chef hinauf.“<br />
In der Tat zeichnete sich Ende der 60er-Jahre<br />
eine tief greifende Wende ab: Nicht die Übernahme<br />
der elterlichen Praxis, sondern das<br />
Einserabitur wurde zum Kriterium für die Wahl<br />
des Heilberufs. Gesellschaftliches Ansehen<br />
<strong>und</strong> überdurchschnittliches Einkommen wurden<br />
zu - genau genommen - berufsfremden<br />
Motivationen, daneben auch Verfolgung von<br />
z.B. wissenschaftlichen <strong>und</strong> technischen Interessen,<br />
die der Medizin als „Life Science“ zu<br />
Glanz verhalfen, aber die Krankenversorgung<br />
zum Aschenputtel machten.<br />
In den 70er-Jahren entdeckte die Politik die<br />
Halbgötter in Weiß als Wahlkampfthema. Das<br />
Bild des in Herzklappenskandale verstrickten<br />
<strong>und</strong> ansonsten Golf spielenden Chefarztes<br />
wurde gern bemüht, wenn es darum ging, den<br />
Wählern zu erklären, woher das Geld für neue<br />
Autobahnen kommen sollte.<br />
Doch diese Ära geht nun ihrem Ende entgegen:<br />
Die Wähler bringen streikenden jungen Ärzten offenbar<br />
mehr Verständnis entgegen als Politikern,<br />
die alte Feindbilder zitieren. Genauso daneben<br />
liegen Börsenanalysten der Krankenhausszene<br />
wie z.B. HPS Research, die tönen, 2006 müsse<br />
die Politik eine Wahl treffen „entweder für den<br />
Patienten oder für die streikende Meute der Ärzte“<br />
(www.hpsresearch.de). Patienten sind eben<br />
auch Wähler <strong>und</strong> damit nicht nur „K<strong>und</strong>en“ der<br />
Ärzte, sondern auch der Politik.<br />
Es wird noch einige Jahre dauern, bis sich<br />
diese Erkenntnis in beiden Lagern durchsetzt,<br />
wobei die Ärzteschaft ihre Lektion schneller<br />
zu lernen scheint: Nachdem mit Medizin kein<br />
großes Geld mehr zu verdienen ist, erlebt das<br />
romantische, alte Arztbild eine Renaissance.<br />
Nun ist es an der Politik, für<br />
diese Romantiker auch wieder<br />
akzeptable Arbeitsbedingungen<br />
zu schaffen.<br />
Georg Hoffmann<br />
Zeitzeuge<br />
(Medizinstudium 1967-1973)<br />
13<br />
<strong>Trillium</strong>-Report 2006 4(1):13<br />
13
MANAGEMENT<br />
Unit-Dose<br />
Der PickRing<br />
aus dem PillPick<br />
Der Prozess auf einen Blick<br />
High-Tech hält nun auch Einzug in<br />
die Apotheke. „Ich persönlich bin für<br />
das Projekt dankbar“, sagte Staatssekretär<br />
Dr. Klaus Theo Schröder<br />
bei einem Interview anlässlich der<br />
Einweihung des ersten krankenhausübergreifenden<br />
Unit-Dose-Systems im<br />
Zentrum für Klinische Pharmazie in<br />
Bottrop. Das Projekt kombiniere<br />
innovative Ideen, Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>und</strong> Qualität in der Arzneimittelversorgung.<br />
Das Investitionsvolumen dieses städteübergreifenden<br />
Projekts betrug 2,3 Mio. €.<br />
Die beteiligten Krankenhäuser konnten<br />
ihre Arzneimittelkosten um ca. 15 Prozent<br />
senken <strong>und</strong> ein weitgehend fehlerfreies<br />
Arzneimittelmanagement auf dem neuesten<br />
Stand der Technik einführen.<br />
Der Begriff Unit-Dose steht für die<br />
patientenorientierte Versorgung mit<br />
Arzneimitteln in einzeln verpackten <strong>und</strong><br />
barcodierten Dosen. Eine spezialisierte<br />
Verordnungssoftware, die u.a. ein Expertensystem<br />
zur Detektion von Arzneimittelunverträglichkeiten<br />
enthält, unterstützt<br />
den Arzt bereits am Patientenbett bei der<br />
Erstellung der optimalen Medikation.<br />
Diese Software steuert auch den Gesamtprozess:<br />
Die Daten gehen ohne<br />
Medienbrüche an die Steuerungs- <strong>und</strong><br />
Kommissioniersysteme des Unit-Dose-<br />
Systems, den PillPick ® in der Apotheke.<br />
Dort werden die patientenbezogenen<br />
Tagesdosen vollautomatisch zusammengestellt<br />
<strong>und</strong> auf dem so genannten Pick-<br />
Ring ausgegeben. Das arbeitsaufwändige<br />
<strong>und</strong> fehlerträchtige Verteilen durch den<br />
Nachtdienst auf Station gehört damit der<br />
Vergangenheit an. Die Verteilung <strong>und</strong><br />
Verabreichung der barcodierten Tütchen<br />
erfolgt mit Scanner-Gegencheck<br />
am Krankenbett: So wird sichergestellt<br />
<strong>und</strong> dokumentiert, dass jedes einzelne<br />
Medikament den Patienten erreicht, für<br />
den es vorgesehen war. Verwechslungen<br />
<strong>und</strong> „unerklärliches Verschwinden“ von<br />
Medikamenten sind praktisch ausgeschlossen.<br />
Verbindet man klinische Informationen,<br />
wie z.B. die ICD-Kodes der Erkrankungen<br />
mit den Arzneimitteldaten, lassen sich die<br />
in USA <strong>und</strong> anderen Ländern schon lange<br />
üblichen „drug utilization reviews“ ohne<br />
manuelle Datenerfassung durchführen.<br />
Schließlich können die Unit-Dose<br />
Tütchen, die nicht verbraucht werden,<br />
jederzeit vollautomatisch wieder eingelagert<br />
werden (sog. PickReturn); bislang<br />
werden sie verworfen.<br />
mw<br />
Für Fragen zur Technologie:<br />
Stefan Grosch<br />
Swisslog Telelift GmbH<br />
Tel. 089/8 00 01-417<br />
stefan.grosch@swisslog.com<br />
<strong>EDV</strong>–gestützte Verordnung <strong>und</strong> automatische<br />
Wechselwirkungskontrolle mit portablem PC.<br />
PillPick ®<br />
Automatische Kommissionierung <strong>und</strong> Zusammenstellung<br />
der PickRings in der Apotheke.<br />
Die patientenbezogene Medikation erfolgt<br />
verwechslungssicher zum richtigen Zeitpunkt.<br />
Wie bestimmt man die Wirtschaftlichkeit?<br />
Die Einführung eines Unit-Dose-Systems (UDS)<br />
ist ein umfangreiches Investitionsvorhaben, das<br />
nicht nur technische Innovationen <strong>und</strong> erhebliche<br />
Investitionen, sondern auch gr<strong>und</strong>legende Veränderungen<br />
in den Kernprozessen des Krankenhauses<br />
mit sich bringt. Kein noch so erfahrener<br />
Krankenhausmanager kann die komplexen Zusammenhänge<br />
im Kopf überblicken – hier sind<br />
vielmehr umfassende Computersimulationen erforderlich,<br />
um profitable Szenarien zu erkennen<br />
<strong>und</strong> unwirtschaftliche zu vermeiden.<br />
Wir haben ein IT-Werkzeug entwickelt, das<br />
eine Visualisierung der Prozesse <strong>und</strong> Dokumentation<br />
der Personalkosten vorher <strong>und</strong><br />
nachher, Erhebung der Arzneimittelkosten<br />
inklusive „Schw<strong>und</strong>“ <strong>und</strong> Verwerfen nicht<br />
verbrauchter Arzneimittel sowie Kalkulation<br />
von Investitions- sowie Betriebskosten des<br />
Systems ermöglicht. Dennoch sind nicht<br />
alle Ergebnisse 100% vorhersagbar, so dass<br />
immer auch noch ein Schuss menschlicher<br />
Expertise benötigt wird. Wenn aber alles korrekt<br />
berechnet <strong>und</strong> bedacht wurde, so kann<br />
durchaus die nebenstehende Amortisationskurve<br />
realisiert werden.<br />
Achim Maerz<br />
Rambøll <strong>Management</strong><br />
GmbH, München<br />
Tel. 089/97 88 04-12<br />
Mobil 0163/328 66 54<br />
achim.maerz@r-m.com<br />
Mögliche Amortisation eines UDS. Der<br />
Break-even wird im zweiten Jahr erreicht,<br />
insgesamt beträgt der Profit mehr als<br />
2,5 Mio. € gegenüber dem bisherigen<br />
Verfahren der manuellen Arzneimittelversorgung.<br />
14<br />
<strong>Trillium</strong>-Report 2006 4(1):14
<strong>EDV</strong><br />
GWI/Agfa: ORBIS ®<br />
NICE – Eine neue Bedienphilosophie<br />
NICE hat neue Funktionen, wie das gleichzeitige Öffnen <strong>und</strong> Bearbeiten mehrerer Patientenakten<br />
<strong>und</strong> die Gestaltung flexibler Workflows durch Einbinden des ORBIS ® COOL Workflowers.<br />
NICE ist die Philosophie der direkten,<br />
gezielten, aufgabenzentrierten <strong>und</strong> workflowgesteuerten<br />
Informationsverarbeitung<br />
für Beschäftigte im Krankenhaus.<br />
Die neu gestaltete Benutzerumgebung für<br />
die Umsetzung von NICE schafft eine vertraute<br />
Umgebung über alle Funktionalitäten<br />
hinaus. Der Anwender findet sich<br />
<strong>und</strong> die spezifischen Arbeitsabläufe der<br />
medizinischen Versorgung in der neuen<br />
Oberfläche wieder.<br />
Klassische Standardsoftware ist nicht<br />
immer „nett“ zum Benutzer. Zahlenkolonnen<br />
<strong>und</strong> über Parameter anpassbare Tabellen<br />
mögen bei finanzwirtschaftlichen <strong>und</strong><br />
administrativen Applikationen durchaus<br />
Vorteile bieten, aber bei medizinischen<br />
Anwendungen sind die Anforderungen<br />
an die Bedienbarkeit weit höher. Ärzte<br />
<strong>und</strong> Pfleger lassen sich nicht gern in<br />
das enge Korsett einer Lösung von der<br />
Stange zwängen. Ein Workflow-<strong>Management</strong>-System<br />
muss daher variabel sein<br />
<strong>und</strong> den Erwartungen eines erfahrenen<br />
Benutzers ebenso gerecht werden wie<br />
einen einfachen Einstieg für Anfänger<br />
ermöglichen. Die Oberfläche auf Basis<br />
der Bedienphilosophie NICE erleichtert<br />
die Arbeit u. a. für diejenigen Anwender,<br />
die sich bei der Behandlung von Patienten<br />
einen Arbeitsplatz teilen. Dabei hatten die<br />
Entwickler die tägliche Nutzung durch<br />
unterschiedliche Personen <strong>und</strong> Bereiche<br />
mit vielfältigen Anforderungen an eine<br />
Applikation im Auge. Das grafische Design<br />
kommt weitgehend ohne 3-D-Effekte<br />
<strong>und</strong> „Schattenspiele“ aus. Es folgt keinem<br />
aktuellen Zeitgeist, sondern ordnet sich<br />
den aufgabenspezifischen Anforderungen<br />
unter. Flexibilität auf der einen<br />
Seite erleichtert die Ausrichtung einer<br />
Applikation auf bestimmte Anforderungen,<br />
während Standardisierung auf der<br />
anderen Seite ein leichtes Erlernen <strong>und</strong><br />
Verstehen der Benutzeroberfläche <strong>und</strong><br />
eine zügigere Entwicklung ermöglicht.<br />
So verkürzt die Integration von NICE in<br />
die COOL-Entwicklungsumgebung die<br />
Entwicklungsdauer von ORBIS ® -Applikationen<br />
erheblich <strong>und</strong> stellt gleichzeitig<br />
das Einhalten von allgemeinen Regeln <strong>und</strong><br />
Prinzipien sicher. COOL steht dabei für<br />
Component Oriented ORBIS ® Layer.<br />
Bei der Umsetzung von NICE in der<br />
Benutzeroberfläche stand die Leichtigkeit<br />
der Bedienerführung im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Typographie <strong>und</strong> Layout bieten<br />
mehr Klarheit im hierarchischen Aufbau<br />
<strong>und</strong> fördern das einfache Auffinden von<br />
Aufgaben. Visuelle Hinweise leiten den<br />
Benutzer, damit er auf neue <strong>und</strong> kritische<br />
Informationen reagieren <strong>und</strong> seine Aktionen<br />
passend <strong>und</strong> unmissverständlich dem<br />
System mitteilen kann. ORBIS ® ist heute<br />
in r<strong>und</strong> 650 Kliniken im Routinebetrieb;<br />
r<strong>und</strong> 400.000 Anwender arbeiten täglich<br />
mit der Software.<br />
Martin Giel<br />
GWI AG , 53227 Bonn<br />
Tel: +49 (02 28) 26 68- 0 00<br />
Martin.Giel@gwi-ag.com<br />
www.gwi-ag.com<br />
Steckbrief<br />
ORBIS ® stellt die wohl umfangreichste vollintegrierte<br />
Applikationslandschaft im europäischen<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen zur Verfügung. Sie wird vorwiegend<br />
im stationären Bereich eingesetzt <strong>und</strong><br />
umfasst etwa 30 Prozent betriebswirtschaftliche<br />
<strong>und</strong> administrative Funktionen sowie 70 Prozent<br />
pflegerische <strong>und</strong> medizinische Applikationen.<br />
Ein NICE Guide beschreibt das standardisierte<br />
Grafik User Interface von ORBIS ® . In die Entwicklung<br />
sind die neuesten ergonomischen<br />
Erkenntnisse sowie konstruktive K<strong>und</strong>enanregungen<br />
eingeflossen. So sind nur die jeweils<br />
notwendigen Elemente funktional <strong>und</strong> grafisch<br />
dargestellt.<br />
In der formularbasierten Eingabemaske einer<br />
Schnellaufnahme in der Ambulanz werden durch<br />
das hinterlegte Regelwerk z.B. weniger Textfelder<br />
angezeigt als in der normalen Patientenaufnahme,<br />
bei der weitaus mehr Daten für die Klinik<br />
erfasst werden müssen.<br />
Die Bedienungselemente, Begriffe <strong>und</strong> Bezeichnungen<br />
sind einheitlich verwendet, Icons wurden<br />
neu <strong>und</strong> ansprechend gestaltet. Gleiche Funktionen<br />
<strong>und</strong> Informationen befinden sich immer an<br />
der gleichen Bildschirmposition. Ob im Stationsarbeitplatz,<br />
im Arztbrief, bei der Diagnosenverschlüsselung<br />
oder in der OP-Dokumentation - die<br />
Position innerhalb des Programms ist jederzeit<br />
klar ersichtlich. Erfahrungen, die der Anwender in<br />
einem Bereich von ORBIS ® gemacht hat, lassen<br />
sich unter der neuen Bedienphilosophie NICE<br />
auf andere Bereiche übertragen.<br />
Auf der Basis von NICE wurde ein sehr<br />
ruhiges grafisches Design entwickelt. Die<br />
Benutzeroberfläche ist Platz sparend <strong>und</strong><br />
stellt die angezeigten Informationen übersichtlich<br />
dar.<br />
<strong>Trillium</strong>-Report 2006 4(1):15<br />
15
<strong>EDV</strong><br />
Swisslab Anwendertreffen 2006<br />
LIS <strong>und</strong> LAS – eine neue Partnerschaft<br />
Moderne Automationssysteme führen<br />
zu technischen <strong>und</strong> organisatorischen<br />
Verschiebungen im Bereich der Labor-<br />
<strong>EDV</strong>. Beim 17. Swisslab-Anwendertreffen<br />
wurde klar, dass die Herausforderungen<br />
nur partnerschaftlich zu<br />
lösen sind.<br />
Laborautomationssysteme (LAS) kamen<br />
Ende der 1980er-Jahre in Japan <strong>und</strong><br />
mit einem zeitlichen Verzug von fünf bzw.<br />
zehn Jahren auch in den USA <strong>und</strong> Europa<br />
auf den Markt. Mit der weltweit ersten<br />
Installation an der Universität Regensburg<br />
hielten Laborautomationssysteme (LAS)<br />
ab 1999 auch in Deutschland Einzug <strong>und</strong><br />
sind inzwischen aus modernen Laboratorien<br />
nicht mehr wegzudenken. Am 7.<br />
März 2006 stellten vier renommierte LAS-<br />
Anbieter (Bayer, Beckman-Coulter, Dade-<br />
Behring <strong>und</strong> Roche) in München beim 17.<br />
Swisslab-Anwendertreffen ihre Systeme<br />
vor <strong>und</strong> diskutierten mit 120 Anwendern<br />
Dem Laborinformationssystem (LIS) kommt<br />
eine wichtige Vermittlerrolle zwischen dem<br />
Krankenhausinformationssystem (KIS)<br />
<strong>und</strong> den Laborautomationssystemen (LAS)<br />
verschiedener Hersteller zu. KC = klinische<br />
Chemie, IC = Immunchemie, H = Hämatologie,<br />
K = Koagulation, U = Urindiagnostik.<br />
die Herausforderungen, die sich für die<br />
Laborinformationssysteme (LIS) von<br />
morgen ergeben.<br />
Im Gegensatz zu den früher üblichen<br />
„Stand-alone-Geräten“ ermöglicht die<br />
Automation ganzer Arbeitsplätze mit<br />
Geräteclustern die durchgehende <strong>EDV</strong>-<br />
Steuerung von der Testanforderung bis<br />
zur Bef<strong>und</strong>mitteilung <strong>und</strong> senkt so die<br />
Durchlaufzeiten für einen kompletten<br />
Laborstatus von Tagen auf St<strong>und</strong>en. Im<br />
DRG-Krankenhaus ist dieser Aspekt<br />
neben Personaleinsparungen <strong>und</strong> Qualitätsverbesserung<br />
das Hauptargument für<br />
die nicht unerhebliche Investion.<br />
Für die LIS-Hersteller ergeben sich<br />
durch die meist umfangreiche interne<br />
LAS-Software neue Anforderungen bezüglich<br />
der Schnittstellen <strong>und</strong> Verschiebungen<br />
der Verantwortlichkeiten. Zu<br />
klären ist beispielsweise, welche Seite<br />
für die technische Validierung oder die<br />
Überwachung des Probenflusses (sample<br />
tracking) zuständig ist. Es bestand Einigkeit<br />
darüber, dass der Labor-<strong>EDV</strong> hier vor<br />
allem dann eine Vermittlerrolle zukommt,<br />
wenn Automationssysteme verschiedener<br />
Hersteller installiert sind.<br />
Swisslab Automationssystem<br />
Arnd Kreutzträger, Gründer der Frey<br />
Computersysteme GmbH, betonte, Automatisierung<br />
dürfe nicht mit Mechanisierung<br />
gleichgesetzt werden; gefordert<br />
sei auch die Automation des Datenflusses.<br />
Während LAS-Anbieter aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e in den LIS-Markt vorstoßen,<br />
gehe seine Firma den umgekehrten Weg:<br />
Im Rahmen eines Eureka Projektes wird<br />
das Swisslab-System in Kooperation<br />
mit Colenta (Österreich) um Hard- <strong>und</strong><br />
120 Teilnehmer diskutierten in München über<br />
Herausforderungen der Laborautomation an<br />
die Labor-<strong>EDV</strong> von morgen.<br />
Software-Komponenten erweitert, die<br />
der Verbesserung des gesamten Arbeitsablaufs<br />
dienen sollen.<br />
Die erste Komponente wird ein robotischer<br />
Probenspeicher für über 15.000<br />
Proben sein. Zur eindeutigen Identifikation<br />
aller beteiligten Komponenten wird<br />
die RFID-Technologie eingesetzt. Ein<br />
patentiertes Transportverfahren, das auf<br />
extrem reibungsarmer Schwebetechnik<br />
basiert, soll dieses Probenarchiv mit<br />
Analyzer-Clustern sowie prä- <strong>und</strong> postanalytischen<br />
Komponenten verbinden.<br />
Die zugehörige Software stellt sicher,<br />
dass der Probenfluss systemübergreifend<br />
komplett überwacht werden kann.<br />
Im Anschluss an das Hauptthema<br />
„LIS <strong>und</strong> LAS“ berichteten Anwender<br />
<strong>und</strong> Entwickler über Labor-<strong>EDV</strong> für die<br />
Pathologie, Einbindung von Office-Software<br />
in die Labor-<strong>EDV</strong>, Unterstützung der<br />
Kosten- <strong>und</strong> Leistungsrechnung in der Mikrobiologie<br />
sowie regionale Versorgung<br />
von Laboratorien im Verb<strong>und</strong> mehrerer<br />
Krankenhäuser. Ein Bericht darüber folgt<br />
in der nächsten Ausgabe.<br />
sb, gh<br />
Watchdog-Boom<br />
SYSMEX DRG-Watchdog Integration<br />
Mit Tausenden von Online-Zugriffen<br />
<strong>und</strong> über 100 Downloads pro Monat ist<br />
die Internet-Software DRG Watchdog<br />
(www.trillium.de) eines der bekanntesten<br />
DRG-Tools in Deutschland. Unerwartete<br />
Unterstützung erhielt sie durch einen Beitrag<br />
im Wissenschaftsteil der Welt am 3.<br />
März („Bitte nur lukrative Diagnosen“): Die Zahl der<br />
Downloads schnellte auf höhere Werte als beim<br />
Softwareupdate von 2005 auf 2006 - eine höchst<br />
willkommene PR-Aktion für die Labordiagnostik im<br />
Zeitalter diagnosebasierter Fallpauschalen.<br />
gh<br />
Im Kreiskrankenhaus<br />
Crailsheim<br />
wurde im<br />
Januar die vom<br />
VDGH e.V. initiierte<br />
Software<br />
DRG-Watchdog in<br />
das Sysmex Laborinformationssystem Multi-<br />
Lab ® WIN sowie in den MultiLab ® WEBviewer<br />
für die Stationskommunikation integriert. Seit<br />
dem 2. März läuft das System mit dem aktuellen<br />
Update für das Jahr 2006. Der DRG-Watchdog<br />
kann von beliebig vielen Arbeitsplätzen im<br />
Krankenhaus über einen Browser problemlos<br />
aufgerufen werden.<br />
Im Dialog mit Klinikern <strong>und</strong> Controlling werden<br />
derzeit sinnvolle Einsatzgebiete für die automatische<br />
Verarbeitung von Haupt- <strong>und</strong> Nebendiagnosen<br />
sowie Prozeduren im Dienste einer<br />
wirtschaftlichen <strong>und</strong> effizienten Labordiagnostik<br />
erarbeitet. Ein ausführlicher Erfahrungsbericht<br />
folgt in der nächsten Ausgabe.<br />
Rückfragen an:<br />
Matthias Guhl, Sysmex Europe GmbH<br />
Telefon: 040/52726-0<br />
16<br />
<strong>Trillium</strong>-Report 2006 4(1):16