Bergsteiger Hüttenträume (Vorschau)

03.10.2014 Aufrufe

10 Ran ans Eisen! Die neuesten Klettersteige Oberstdorf: Fotografieren mit Zak D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € 10 / Oktober Juli 2014 2013 | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus Hüttenträume Die himmlischsten Wolkenhäuser für den Herbst IM TEST 12 isolierende Westen für Sie & Ihn PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ortlermassiv • Dolomiten • Berner Alpen • Stubaier Alpen Bayerische Schmankerl Genussvoll wandern im Allgäuer Wertachtal + über 60 Touren- tipps Psychologie: Wem vertrauen Sie am Berg? Stubaier Gipfelsturm Goldene Wege auf Habicht & Co. Südtirol Die besten Wanderungen rund um Messners Museen Aostatal Trekkingerlebnis auf der »Tour der Giganten« David Lama Gesäuse Stille Bergpfade vor erhabener Steinkulisse Vom Karakorum zurück in die Heimat

10<br />

Ran ans Eisen!<br />

Die neuesten Klettersteige<br />

Oberstdorf: Fotografieren mit Zak<br />

D 5.90 €<br />

A 6.50 €<br />

CH 9.90 sFr<br />

I 7.50 €<br />

LU 6.50 €<br />

F 6.50 €<br />

10 / Oktober Juli 2014 2013<br />

| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />

<strong>Hüttenträume</strong><br />

Die himmlischsten Wolkenhäuser für den Herbst<br />

IM TEST<br />

12<br />

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Sie & Ihn<br />

PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ortlermassiv • Dolomiten • Berner Alpen • Stubaier Alpen<br />

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Genussvoll wandern<br />

im Allgäuer Wertachtal<br />

+ über<br />

60 Touren-<br />

tipps<br />

Psychologie:<br />

Wem vertrauen<br />

Sie am Berg?<br />

Stubaier<br />

Gipfelsturm<br />

Goldene Wege auf<br />

Habicht & Co.<br />

Südtirol<br />

Die besten Wanderungen<br />

rund um Messners Museen<br />

Aostatal<br />

Trekkingerlebnis auf der<br />

»Tour der Giganten«<br />

David Lama<br />

Gesäuse<br />

Stille Bergpfade vor<br />

erhabener Steinkulisse<br />

Vom Karakorum<br />

zurück in die Heimat


2 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14<br />

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EDITORIAL<br />

Hochh(in)aus<br />

am Nebelhorn:<br />

Fotoausstellung<br />

und zugleich<br />

Workshop beim<br />

»Oberstdorfer<br />

Fotogipfel«<br />

Foto: Heinz Zak<br />

Hütten<br />

und Hiebe<br />

Mit Fotograen verhält es sich ähnlich<br />

wie mit Texten. Sind sie gut, fesseln<br />

sie den Leser, beügeln die Phantasie.<br />

Emotion in Bergbilder zu bringen,<br />

ist gar nicht so einfach. Dazu passt ein Satz des <strong>Bergsteiger</strong>s und Meteorologen<br />

Charly Gabl, den er mir als Widmung in sein neues Buch »Bergwetter« geschrieben<br />

hat: »Ein Himmel ohne Wolken ist fad.« Insofern fügte es sich gut,<br />

dass sich beim Gipfelbiwak mit dem Kletterer und Bergfotografen Heinz Zak<br />

als Lehrmeister die Wolken dramatisch türmten und die Himmelsstimmungen<br />

im Minutentakt wechselten. Die Ergebnisse des Workshops können Sie auf den<br />

Seiten 102–105 begutachten. Und sich dabei auch ein paar Fototipps holen.<br />

Für Zaks Schüler (zu denen auch ich gehörte) war es übrigens äußerst angenehm,<br />

dass der Meister den Schlüssel zum Nebelhornhaus dabei hatte. Denn<br />

kurz vor Einbruch der Dunkelheit entlud sich ein Gewitter am Gipfel. Womit<br />

wir beim Titelthema wären: Berghütten. Sie sind auch 200 Jahre nach den<br />

Anfängen des Alpinismus noch Stützpunkt und Refugium für <strong>Bergsteiger</strong>.<br />

Die Ansprüche haben sich aber fundamental verändert. Zum einen erwarten<br />

Bergliebhaber heutzutage, dass Hütten umweltfreundlich betrieben werden.<br />

Zum anderen stellt der Klimawandel gerade die hoch gelegenen Häuser vor<br />

manchmal unlösbare Probleme – beispielsweise die Schwarzensteinhütte in<br />

Südtirol, der das Fundament wegrutscht. Und im Hintergrund tobt der Streit<br />

um moderne Architektur und Hightech versus Tradition. Wir verraten Ihnen<br />

zudem unsere persönlichen Lieblinge unter den Hütten (S. 22–31).<br />

Amicizia-Leitern<br />

Foto: Hauser-Bergführer Alexander Römer<br />

Klettersteige<br />

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Was fremden <strong>Bergsteiger</strong>n wie handfester Zwist vorkommt, ist in Slowenien<br />

eine Art Initiierungsritual. Am Triglav setzt es Peitschenhiebe. Was es damit auf<br />

sich hat, lesen Sie auf den Seiten 48–53. Viel Vergnügen dabei!<br />

Michael Ruhland, Chefredakteur<br />

hauser-exkursionen.de<br />

Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />

Spiegelstraße 9, 81241 München


INHALT<br />

22<br />

<strong>Hüttenträume</strong><br />

Klimawandel und Komfortdenken<br />

sind für Hütten eine<br />

Zerreißprobe. Wie viel<br />

Hightech braucht es, und wo<br />

bleibt die Gemütlichkeit?<br />

32<br />

Bayerischer Herbst<br />

Unbekannte Gipfel und schmackhafte<br />

Regionalküche im Wertachtal genießen<br />

TITELTHEMA<br />

22 Das Los der Hütten<br />

Viele Alpenhütten bieten seit Jahr hunderten<br />

verlässlich Schutz. Gelingt ihnen auch der<br />

Spagat zwischen Tradition und Moderne?<br />

BERGSZENE<br />

12 Neues aus der Welt der Berge<br />

12 BERGSZENE Mehr Blockierungen:<br />

DAV gibt jährliche Unfallstatistik heraus<br />

17 UMWELT Mehr Tier-Attacken: Tirol emp-<br />

ehlt »Kuh-Knigge« für Almwanderer<br />

18 MEDIEN Mehr Stoff: Aktuelle Bücher, Filme,<br />

Apps und Webtipps zum Thema Berg<br />

82<br />

Du darfst!<br />

Um Verantwortung<br />

und Gruppendynamik<br />

geht’s in Teil 2<br />

der Psycho-Serie.<br />

AUF TOUR<br />

32 Schwäbische Schmankerl<br />

Herbsttouren in der Heimat des Käses:<br />

Die Allgäuer Alpen sind ein Hochgenuss für<br />

Wanderer – und ihre Gaumen.<br />

36 Kick aus der Natur<br />

Unser Autor Eugen E. Hüsler vermisst den<br />

Kontakt zum Fels – und sinniert über<br />

die Zukunft der Klettersteige. Ein Plädoyer<br />

4 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


44<br />

Stubaier Gipfelsturm<br />

Der Habicht ist ein stolzer 3000er, aber<br />

gar nicht so schwierig zu besteigen.<br />

68<br />

Leises Gesäuse<br />

Im Wanderparadies locken stille<br />

Bergpfade vor erhabener Kulisse<br />

12 TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />

Sorgschrofen<br />

Wertacher Hörnle<br />

Saldurspitze<br />

Grieskogel<br />

Leitner Berg<br />

Rund um den Lohner<br />

Wörner<br />

Hocheppan-Burgenrunde<br />

Düsseldorfer Hütte<br />

Pisciadù-Klettersteig<br />

Via ferrata Cesco Tomaselli<br />

Via ferrata Gianni Costantini<br />

58<br />

92<br />

Westen<br />

testen<br />

Genau richtig<br />

für die Übergangszeit<br />

im<br />

kühlen Herbst:<br />

Wir haben die<br />

neuesten Isolationswesten<br />

getestet.<br />

36<br />

Ran ans Eisen<br />

Quo vadis, Klettersteig?<br />

Über den Kick an den Eisenwegen<br />

Cover: Beim Ramolhaus (Rainer Mirau/LOOK-foto); weitere Fotos: SAC, M. Kostner, M. Pröttel, E. Kren, A. Strauß (2), Archiv Arnold, Hersteller<br />

44 Die Beute des Habichts<br />

Seit jeher ein Sehnsuchtsziel: Nahezu<br />

ohne Schneekontakt gelangt man auf<br />

einen der höchsten Stubaier Gipfel.<br />

48 Pflicht für Patrioten<br />

Der Triglav prangt auf Sloweniens<br />

Wappen und Münzen. Muss man sich<br />

deshalb oben auspeitschen lassen?<br />

54 Mensch, Kunst, Eis<br />

Messners Museen, Teil 1: Tour und<br />

Kultur rund um Juval, Firmian und Sulden<br />

68 Am Rande der Zeit<br />

Im kleinen Johnsbach, im Herzen<br />

Österreichs, liegt ein Wanderparadies,<br />

das wie aus der Zeit gefallen scheint.<br />

Familien-TIPP<br />

72 Durchs Riesenreich<br />

Im Aostatal passiert man Monte Rosa,<br />

Matterhorn und Mont Blanc aus sicherer,<br />

aber ungemein aussichtsreicher Distanz.<br />

106 Serie: Aufs Dach der Alpen<br />

Irgendwann legt jeder Wanderer die<br />

Hände an den Fels. Für den ersten »Zweier«<br />

sollte man allerdings gerüstet sein.<br />

SERVICE<br />

88 Serie: Hersteller im Profil<br />

Zuletzt überraschte Salewa mit einem<br />

neuen Firmenlogo, doch der Wandel bei<br />

den Bozenern greift tiefer.<br />

92 Warm ums Herz<br />

Helferlein im Spätsommer: Neue Isolationswesten<br />

im großen BERGSTEIGER-Test<br />

100 Von den Socken<br />

Funktions-, Stütz-, Woll- oder Komfortsocken?<br />

Wir bringen Ordnung ins Chaos.<br />

EVENT<br />

78 Die Promi-Runde<br />

Peak to Creek: ein alpines Staffelrennen<br />

mit Sportstars von gestern und heute<br />

102 Wolke 7, Blende 8<br />

Mensch und Technik: Heinz Zaks Lehrstunde<br />

beim 2. Oberstdorfer Fotogipfel<br />

112 Klettern mit den Besten<br />

Am Fels mit den Davids: Gewinnen Sie<br />

einen Klettertag mit Lama und MacLeod<br />

114 Die Kunst des<br />

Kletterns: Bernd<br />

Arnold im Porträt<br />

Er ist »Mister Elbsandstein«:<br />

Niemand hat<br />

die Routen in<br />

den Felsen an<br />

der Elbe mehr<br />

geprägt als<br />

Bernd Arnold.<br />

Ein Besuch in<br />

der Wiege des<br />

Freikletterns.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Bergbilder 6<br />

TV-Programm 20<br />

Davids Depeschen 86<br />

Bergpredigt 120<br />

Briefe/Impressum 121<br />

<strong>Vorschau</strong> 122<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5


BERGBILDER<br />

Angeknipst<br />

Wie Glühbirnen leuchten die Wollgrasbüschel im<br />

Licht der untergehenden Sonne an einem kleinen<br />

Schweizer Bergsee. Nicht mehr lange, dann werden<br />

auch ihre Lichter erlöschen.<br />

Sustenpass, Kanton Bern (Schweiz)<br />

Fotos: Bernd Römmelt<br />

6 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Abgewartet<br />

Drei Anläufe benötigte der Fotograf, um eine<br />

klare Nacht zu erwischen. Sein Zelt steht vor der<br />

unverkennbaren Silhouette des Matterhorns,<br />

darüber wölbt sich ein prächtiger Sternenhimmel.<br />

Riffelsee am Matterhorn, Kanton Wallis (Schweiz)<br />

8 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Im Herbst kann der Blick<br />

vom Säntis weit über hundert<br />

Kilometer reichen.<br />

Wie die Tundra Alaskas:<br />

herbstliche Heidelbeerbüsche<br />

am Gipfel des Hochkeil.


Aufgehoben<br />

Zum Greifen nah schieben sich die Bergketten<br />

ineinander, jede Distanz scheint aufgehoben. Dabei<br />

reicht der Blick vom Säntis bis zur Zimba, die bereits<br />

zum Rätikon im österreichischen Vorarlberg gehört.<br />

Blick vom Säntis (2501 m), Kanton Appenzell (Schweiz)<br />

10 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Sagenhafte Alpen<br />

Ein Prachtband als Ergebnis einer<br />

entbehrungsreichen Suche nach den<br />

winterlichen Sagen der Alpen.<br />

Mehr als zehn Jahre<br />

lang tüftelte Bernd<br />

Römmelt an seinem<br />

Buchprojekt »Sagenhafte<br />

Alpen«. Um die<br />

Alpen so wild und<br />

mystisch wie die Natur<br />

Kanadas oder Alaskas<br />

erscheinen zu lassen, arbeitete Römmelt<br />

nur mit dem besten, dem »wildesten« Licht.<br />

Rare Lichtstimmungen und unerklärliche<br />

Naturphänomene sind auch der Ursprung<br />

vieler uralter Bräuche in den Bergen. Römmelt<br />

hat sich in seinem Bildband intensiv<br />

mit dem Winterbrauchtum in den Alpen<br />

beschäftigt – was gar nicht so einfach war.<br />

Denn viele der Bräuche sind geheim, einige<br />

gar nicht überliefert, andere nden nur<br />

alle vier oder gar fünf Jahre statt. Auf der<br />

Suche nach ihnen entstand eine Mischung<br />

aus wilder Natur und<br />

»vogelwilder« Kultur.<br />

Bernd Römmelt:<br />

»Sagenhafte Alpen«<br />

224 Seiten, Knesebeck<br />

Verlag, München 2014,<br />

39,95 Euro<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 11


<strong>Bergsteiger</strong><br />

10/14 BERGSZENE<br />

Hubschrauber im<br />

Wetterstein:<br />

Allein zum Jubiläumsgrat<br />

zwischen<br />

Zug- und Alpspitze<br />

flog die Bergwacht<br />

2013 30 Mal.<br />

Viele Unfälle sind vermeidbar<br />

DAV PRÄSENTIERT SEINE BERGUNFALLSTATISTIK<br />

Foto: Thomas Ebert<br />

Mehr Unfälle als im Vorjahr verzeichnet der Deutsche Alpenverein<br />

in seiner Bergunfallstatistik 2013, die im August präsentiert wurde.<br />

Erfasst wurden nur die Schadensmeldungen der etwa 1 Mio. DAV-<br />

Mitglieder. Diesen 876 Meldungen stehen allein 8360 Einsätze der Bergwacht<br />

Bayern gegenüber. Als Trend der letzten Jahre konstatiert Florian<br />

Hellberg von der DAV-Sicherheitsforschung eine »Verzehnfachung der<br />

Klettersteignot«. An Klettersteigen wurden 2013 erstmals weniger Stürze<br />

als Blockierungen gemeldet, die fast immer Folge von Überforderung<br />

waren. Auffällig sei laut Hellberg zudem, dass die meisten Not- und Unfälle<br />

während der ersten 25 Tourentage auftreten. Die gesamte Statistik<br />

und weitere Statements nden Sie unter www.bergsteiger.de –te–<br />

Spaß trotz Regen beim Wanderevent: Wer einen<br />

Goldschatz findet, dem ist das Wetter wurscht.<br />

Aus Chile in die<br />

Hohen Tauern<br />

An alles hatten die Organisatoren gedacht:<br />

Kinderprogramm, Streckenposten, Verpfl egungszelte,<br />

riesige Pokale – nur das Wetter ließ sich<br />

nicht planen. Egal, denn für die zwölf Wanderund<br />

Laufevents beim 3. Hohe Tauern Wandermarathon<br />

nahm mancher der 150 Teilnehmer<br />

sogar die Anreise aus Chile in Kauf. Eine Dame<br />

aus Russland versprach gar ihr Wiederkommen<br />

im nächsten Jahr. Dann, so hoffte nicht nur<br />

Organisatorin Renate Hörbiger, bei strahlendem<br />

Sonnenschein.<br />

–te–<br />

Foto: Thomas Ebert<br />

Foto: www.glowacz.de<br />

2013 2012<br />

Unfälle & Notfälle 876 770<br />

Tödliche Unfälle 35 23<br />

Wandern 220 226<br />

Bergsteigen (inkl. Hochtouren, Klettersteige) 98 107<br />

Klettern 130 106<br />

MTB 24 25<br />

Skitourengehen 107 71<br />

Piste, Variante, Langlauf, Snowboard 275 206<br />

Sonstiges / unbekannt 22 29<br />

Zitat des Monats<br />

»Der Reiz, das Risiko auf<br />

ein Minimum zu reduzieren<br />

– darin liegt die wahre Kunst<br />

des Bergsteigens. Man<br />

muss im richtigen Moment die richtigen<br />

Entscheidungen treffen.«<br />

Stefan Glowacz, 49, Kletterer und Abenteurer, bei seinem Vortrag in München<br />

12 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Fotos: ofp, Wurzrainer<br />

Fünf Fragen an …<br />

Toni Wurzrainer<br />

hat den Bau<br />

eines knapp<br />

30 Meter hohen,<br />

begehbaren<br />

Gipfelkreuzes<br />

über dem Pillerseetal<br />

veranlasst.<br />

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… den Jakobskreuz-Initiator<br />

Ein Gebäude in Form eines Gipfelkreuzes – wie kommt man<br />

auf eine solche Idee?<br />

Ich war 2001 auf dem Jakobsweg nach Santiago unterwegs.<br />

Dort angekommen, wollte ich aus Dankbarkeit für dieses schöne<br />

Erlebnis irgendetwas machen. Angeregt von den Gipfelkreuzen<br />

auf unseren Bergen skizzierte ich ein begehbares, vierarmiges Kreuz<br />

in mein Tagebuch, aus dem nun das Jakobskreuz geworden ist.<br />

Muss man zum Jakobskreuz weit pilgern?<br />

Je nachdem, welche Aufstiegsart man wählt: Man kommt mit<br />

dem Sessellift, mit dem Mountainbike oder zu Fuß hoch auf<br />

die 1456 Meter hohe Buchensteinwand. Wer wandert, braucht für<br />

den kürzesten Weg aus dem Tal eine gute Stunde.<br />

Gegner haben das Projekt in der Bauphase als »Monster«<br />

bezeichnet. Konnten Sie sie mit dem Ergebnis nun umstimmen?<br />

Man hört jetzt eigentlich gar nichts Negatives mehr über das<br />

Jakobskreuz. Es fügt sich sehr harmonisch in die Landschaft ein.<br />

Ich denke, die Leute hatten zuvor einfach keine Vorstellung davon,<br />

wie ein 30 Meter hohes Kreuz auf einem Gipfel wirkt.<br />

Was unterscheidet das begehbare Jakobskreuz von dem<br />

alpinen Wettrüsten, wie es andere Gemeinden mit Flying Fox,<br />

Sommerrodelbahnen und ähnlichem betreiben?<br />

Beim Wettrüsten wollen wir nicht mitspielen. Wir sehen das Kreuz<br />

eher als Kraftplatz, als ein Ort der Besinnung und inneren Einkehr.<br />

Im Inneren sollen Lesungen, Seminare, Ausstellungen und Vorträge<br />

stattfi nden. Der Ort ist für Leute gedacht, die Ruhe und Einsamkeit<br />

suchen.<br />

Widerspricht eine Attraktion wie das begehbare Kreuz dieser<br />

Idee der Ruhe und Einsamkeit nicht eher?<br />

Da müssen wir sehr aufpassen. Die Bergbahn hat keine übermäßig<br />

großen Kapazitäten, es gibt auch keine Gastronomie im Kreuz,<br />

obwohl das sicher rentabel wäre. Der Eintritt ins Gipfelkreuz ist auf<br />

100 Personen limitiert. Aber natürlich zählt für uns auch der<br />

wirtschaftliche Aspekt, um damit die Bergbahn samt Arbeitsplätzen<br />

zu erhalten.<br />

Interview: Dagmar Steigenberger<br />

Hohe Berge. Starke Stadt<br />

STADT ERLEBEN. LAND GENIESSEN.<br />

Für die Hauptstadt der Alpen kann man beides einpacken:<br />

High Heels und Wanderschuhe. Denn der pulsierende Lifestyle<br />

der City und die faszinierende Welt der Berge sind hier seit jeher<br />

engste Freunde. Das erlebt man nur in Innsbruck und seinen<br />

Feriendörfern.<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 13<br />

Innsbruck Tourismus: Burggraben 3, 6020 Innsbruck, Austria,<br />

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<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 10/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Notizen<br />

Im Spotlight: Juliane<br />

Wurm räumte vor ausverkauftem<br />

Haus ab<br />

Termine zum Almabtrieb<br />

Im September und Oktober ziehen wieder allerorts<br />

die Viehkarawanen von den Almen in die<br />

Täler. Aufwändig geschmückt<br />

sind sie nur,<br />

wenn alle Tiere den<br />

Sommer auf der Alm<br />

unbeschadet überstanden<br />

haben. Unter<br />

www.bergsteiger.de<br />

gibt’s eine Übersicht<br />

über die Termine zu den<br />

Almabtrieben. –dst–<br />

Pierre Mazeaud wird 85<br />

Er ist das »contraire« zum Kniebundhosen-<br />

Klischee der 60er-Jahre: lässig, Gauloises in<br />

den Mundwinkeln, Sportwagen, Frauenschwarm.<br />

Später dann der elegante Herr im Anzug, Jurist,<br />

Politiker, Präsident des französischen Verfassungsgerichts.<br />

Als <strong>Bergsteiger</strong> eine lebende<br />

Legende: 1959 Erstbegehung an der Westlichen<br />

Zinne, 1961 mit Walter Bonatti am Frêneypfeiler,<br />

1978 Mt. Everest. Am 24. August wurde Mazeaud<br />

85 Jahre alt. Chapeau! –Uli Auffermann–<br />

IMS Bergfestival<br />

Der Kiku. International Mountain Summit hat<br />

zum sechsten Mal seinen Programm-Rucksack<br />

gepackt. Ab dem 16. Oktober stehen unter dem<br />

Jahresthema »Willenskraft« in Brixen/Südtirol<br />

<strong>Bergsteiger</strong>, Kletterer, Ärzte, Wissenschaftler,<br />

Touristiker, insgesamt über 60 Akteure auf der<br />

IMS Bühne. Der Ticketverkauf hat begonnen. –te–<br />

Alpentestival Garmisch<br />

Material testen, Natur erleben, Freunde<br />

treffen: Das 3. AlpenTestival vom 1. bis zum 3.<br />

August lockte mit 750 so viele Besucher wie<br />

noch nie nach Garmisch. Das Zeltdorf musste<br />

gar aufgestockt werden. Mit Alpspitzferrata,<br />

Hausberg-Olympia-Trail, Sonnenaufgangswanderung,<br />

Kräuterwanderung und Flying Fox war<br />

für jeden etwas dabei.<br />

–te–<br />

alpinmesse Innsbruck 2014<br />

Das Programm der alpinmesse 2014 steht:<br />

Simone Moro, ein Freeride Camp, 160 Her- und<br />

Aussteller, der BlocAlpin Bouldercup und 13<br />

Workshops (u.a. ein Tierspurenkurs) kommen<br />

am 15. und 16. November nach Tirol. –te–<br />

Foto: pixelio.de / Kurt<br />

Foto: DAV / Marco Kost; Elias Holzknecht/IFSC<br />

Schon wieder Weltmeister<br />

JULIANE WURM GEWINNT BEI DER BOULDER-WM IN MÜNCHEN<br />

Bis zuletzt war es ein spannendes Kopf-an-Kopf Rennen bei der Boulder-<br />

Weltmeisterschaft 2014 im Münchner Olympiastadion. Vor mehr als 5000<br />

Zuschauern gaben die besten Boulderer der Welt drei Tage lang alles, um den<br />

Weltmeistertitel mit nach Hause nehmen zu dürfen. Am Ende zog Juliane<br />

Wurm vom DAV Wuppertal ganz knapp an ihrer schärfsten Konkurrentin, der<br />

Amerikanerin Alex Puccio vorbei und sicherte sich damit die Spitzenposition.<br />

Zum allerersten Mal geht damit der Weltmeistertitel nach Deutschland.<br />

Weltcup-Gesamtsieger Jan Hojer aus Frankfurt holte sich Bronze hinter dem<br />

Tschechen Adam Ondra und Jernej Kruder aus Slowenien. Die Münchner<br />

Lokalmatadorin Monika Retschy schaffte es um Haaresbreite nicht ins Halbnale,<br />

freute sich aber dennoch über einen siebten Platz.<br />

–vhi–<br />

Das andere Berglexikon<br />

»Was Sie schon immer über die Welt der Berge wissen wollten…«<br />

Ewie Egon<br />

Kennen Sie Egon? Nein? Ist auch besser so. Denn wenn<br />

Sie ihm beim Klettern begegnen, besser, wenn er Sie trifft,<br />

hat der Spaß im Fels ein jähes Ende. Egon steht nämlich in<br />

diesem Zusammenhang für Steinschlag und gilt als unverwechselbares<br />

<strong>Bergsteiger</strong>-Warnsignal. Der Ausruf »Egon!« hatte sich<br />

zu Zeiten der Bergvagabunden à la<br />

Heckmair und Ertl in die Zunftsprache<br />

der Alpinisten eingebürgert. Wenn<br />

es laut »Egon« durch die Wände hallte,<br />

war mit Sicherheit keine männliche<br />

Person, sondern die Warnung,<br />

dass Steine fl iegen, gemeint. Und<br />

dann hoffte man, dass kein »Egon«<br />

die »Egonbirne« (den Kopf) traf.<br />

–Uli Auffermann–<br />

Foto: Archiv Heckmair-Auffermann<br />

14 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Berg-Fundstück<br />

Mit den Panoramen auf<br />

Holzklötzen hat man mitsamt Brett<br />

vorm Kopf eine fabelhafte Aussicht.<br />

Bergsauger Panorama, 60 x 12 x 8 cm, www.bergsauger.de, Preis: 99,99 Euro<br />

TAG DES BERGES<br />

26. Oktober 2014<br />

NEU<br />

Kloster Andechs/Florian Stadl<br />

Foto: AlpNet<br />

Ausgezeichneter Tourismus<br />

5 Finalisten beim Tourismuspreis. 30 Projekte zu digitalen Marketingkampagnen<br />

im Alpentourismus haben sich für den theALPS Award 2014 beworben. Der Preisträger<br />

des Awards, der von AlpNet, dem Verein zur Förderung des Alpentourismus<br />

vergeben wird, wird am 16. September in Arosa bekanntgegeben. Gekürt werden<br />

herausragende touristische Marktleistungen im Alpenraum. Zu den diesjährigen<br />

Finalisten gehören ein Smartphone-basiertes Outdoor-Abenteuer auf der Grande<br />

Traversée des Alpes, der Ferienshop von Davos Klosters, das Hüttenbuchungstool<br />

der Peter-Habeler-Runde im Zillertal, ein Livechat-System für Alpendestinationen und ein digitales<br />

Reisetagebuch für das Val Sugana.<br />

–te–<br />

Vorträge von Stefan Glowacz<br />

und Bruno Baumann!<br />

... Reisevorträge, Beratung zu<br />

Ausrüstung und Bekleidung<br />

sowie allen Berg- und Bikereisen.<br />

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Foto:Thomas Plettenberg<br />

Bergauf, Film ab!<br />

BERGFILM-FESTIVAL TEGERNSEE UND EUROPEAN OUTDOOR FILM TOUR<br />

Der Blick auf den Tegernsee mit Wallberg und Fockenstein im goldgelben Licht ist längst<br />

nicht alles, was die Region südlich von München im Herbst zu bieten hat. Spektakulär sind<br />

auch die Bilder, die beim 12. Berglm-Festival in Tegernsee von 22. bis 26. Oktober über<br />

die Leinwände der sechs Vorführsäle immern. Etwa 100 Filme aus der ganzen Welt treten<br />

dann zum Wettbewerb um den Großen Preis der Stadt Tegernsee an. Informationen zu<br />

den Filmen und zum Rahmenprogramm mit einer Ausstellung und Wanderungen stehen<br />

unter www.berglm-festival-tegernsee.de. Kurz zuvor, am 11. Oktober, tritt außerdem<br />

die European Outdoor Film Tour zum 14. Mal ihre Reise durch Europa an. Alle Termine zur<br />

Show mit hochkarätigen Kurzlmen aus der Outdoor-Szene unter www.eoft.eu. –dst–<br />

Programm/Tickets/Katalog:<br />

info@top-mountain-tours.de<br />

www.top-mountain-tours.de<br />

Telefon +49 (0)8151 4441914<br />

Premium-Reisen<br />

zu den Bergen der Welt


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 10/14 AKTUELL<br />

BERGSZENE<br />

Bergtag im Seenland<br />

4. TAG DES BERGES IM KLOSTER ANDECHS<br />

Schweizer Skitourenfest<br />

Sicher durch den Winter. Gemeinsam mit dem<br />

Schweizer Bergsportausrüster Mammut veranstaltet<br />

der BERGSTEIGER dieses Jahr ein Skitourencamp<br />

im Schweizer Averstal. Vom 15. bis 18. Januar<br />

2015 wird in drei verschiedenen Stärkeklassen<br />

(gemütlich, fortgeschritten, anspruchsvoll) die<br />

Kunst des Skitourengehens erlernt und vertieft.<br />

Das schneesichere Hochtal in Graubünden<br />

bietet Gipfelziele abseits des Pistenrummels, wie<br />

Wengahorn (2849 m), Piz Surparé (3078 m),<br />

Bödagrat (2952 m), Tscheisch Horn (3019 m).<br />

Für die Sicherheit auf Tour sorgen die Bergführer<br />

der Mammut Alpine School. Mit Technikkursen,<br />

Lawinenkunde und Materialtests werden die<br />

dreieinhalb Tage in Juppa wie im Flug vergehen.<br />

Anmeldung und Infos ab sofort unter<br />

www.alpineschool.mammut.ch oder Tel. 00 49/<br />

(0) 83 34/3 62 03 62 –te–<br />

Foto: Peter Mathis<br />

Im Fünfseenland südlich von München ndet heuer der 4. Tag des Berges<br />

des Bergreisespezialisten Top Mountain Tours statt. Der Florian-Stadl im<br />

Kloster Andechs am Ammersee ist das »Basislager« für die hochkarätigen<br />

Bergausüge: Günter Härter präsentiert »Top-Skitouren weltweit«, Reinhold<br />

Rühl zeigt seinen neuen Film »Manaslu open«. Es folgen Vorträge zu<br />

Besteigungen von Damavand (Iran), Kazbek<br />

(Georgien), Putha Hiunchuli (Nepal), ein Expertentalk<br />

zu Bergausrüstung, Wetterkunde von<br />

Dr. Karl Gabl sowie der neue Vortrag »Himalaya,<br />

Königreiche zwischen Himmel und Erde« von<br />

Bruno Baumann.<br />

Highlight des Bergtages am 26. Oktober ist<br />

Stefan Glowacz’ Vortrag »Auf bruch ins<br />

Abenteuer«. Tickets gibt es ab 15 Euro unter<br />

www.top-mountain-tours.de/tagdesberges –te–<br />

Neues aus Nepal<br />

Erstbesteigung der Thamserku SW-Wand – Straße nach Lukla geplant<br />

Tausende von Nepal-Trekkern haben die Wand schon mit eigenen Augen aus dem<br />

Khumbu-Tal bewundert – nun ist den Russen Alexander Gukov und Alex Lochinsky<br />

mit der Route »Shy Girl« die Erstbesteigung der Südwestwand des Thamserku<br />

(6623 m) über dem Khumbutal gelungen. In Zukunft könnte sich der Andrang<br />

im Tal unter der prominenten Wand noch erhöhen: Das nepalesische Tourismusministerium<br />

erwägt den Bau einer Straße in die Everestregion. Endpunkt soll<br />

Surkhe sein, das etwa zwei Fußstunden von Lukla entfernt liegt. Bisher wird das<br />

Khumbutal fast ausschließlich über den Flughafen Lukla erreicht. –te–<br />

Foto: Top Mountain Tours<br />

+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />

+++ Die neue Marke<br />

99percent hat es<br />

sich zum Ziel gesetzt,<br />

maximale Funktion mit<br />

einem Preisniveau zu<br />

verbinden, das für Jedermann<br />

erschwinglich<br />

ist. Trotz bester Materialien,<br />

höchster Verarbeitungsqualität<br />

und Fairwear-zertifi zierter<br />

Produktion soll keine der Jacken mehr<br />

als 200 Euro kosten. Was nur möglich ist,<br />

weil auf eine eigene Vertriebsmannschaft,<br />

den Zwischenhandel sowie auf klassische<br />

Werbung verzichtet wird. Infos unter<br />

www.99-percent.de +++<br />

+++ Ein runder Geburtstag<br />

in diesem Jahr gibt mehreren<br />

Firmen aus der Bergsport-<br />

Branche Anlass zum Feiern: Zu seinem<br />

Zehnten radelte das Team von Maloja<br />

vom gleichnamigen Dorf im Engadin bis<br />

zum Firmensitz im bayerischen Rimsting.<br />

Vaude beging die 40 ganz still, und<br />

Haglöfs präsentiert zum 100. Jubiläum<br />

den neuen Retro-Rucksack N:o 1. +++<br />

+++ Mit Nano-Air bringt Patagonia<br />

zum Herbst ein neues Konzept synthetischer<br />

Isolierung auf den Markt. Die<br />

Materialkombination vereint die Vorzüge<br />

von Fleece, Softshell und Synthetikfüllung<br />

mit einer FullRange-<br />

Isolierung, die nicht<br />

nur außergewöhnlich<br />

warm, sondern<br />

zudem elastisch<br />

und dampfdurchlässig<br />

ist. +++<br />

+++ Der bayerische LVS-Geräte- und<br />

Merino-Spezialist Ortovox ist seit Juli<br />

Mitglied der European Outdoor Group<br />

(EOG). Die im Jahr 2003 gegründete EOG<br />

ist ein Zusammenschluss der wichtigsten<br />

Unternehmen aus dem Bereich der Outdoorindustrie<br />

und tritt als internationale<br />

Vertretung der Branche auf. ++++++<br />

Fotos: Hersteller<br />

16 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Foto: Thomas Ebert; LK Tirol<br />

Kuh-Knigge für Wanderer<br />

TIROL REAGIERT AUF UNFÄLLE MIT TIEREN<br />

Aug‘ in Aug‘: Wer Hektik und<br />

Streichelversuche unterlässt, hat von<br />

Bergkühen nichts zu befürchten.<br />

Erlebnis<br />

Reisen<br />

Weltweit<br />

Natur + Kultur + Abenteuer<br />

Trekking<br />

Bergwandern<br />

<br />

Tiersafaris<br />

<br />

»Die Alm ist kein Streichelzoo« – so lautet eine neue Broschüre der Landwirtschaftskammer<br />

Tirol, herausgegeben in Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch und Holländisch.<br />

Der comicartige Folder wird an den Tiroler Seilbahnbetrieben verteilt und steht auch zum<br />

Download bereit. Die Broschüre informiert über den korrekten Umgang mit Weidevieh im<br />

Gebirge. Erste Regel sei, Distanz zu wahren und auf den Wegen zu bleiben. Wanderer sollten<br />

sich insbesondere von Kälbern fernhalten, um nicht den Schutzinstinkt der Mutterkühe<br />

zu wecken. Hunde gehören an die Leine – außer jedoch, ein Angriff ist unmittelbar absehbar,<br />

da sich der Besitzer sonst mit in Gefahr begibt.<br />

Ende Juli war eine 45-jährige Deutsche im Tiroler Pinnistal tödlich von Kühen verletzt worden,<br />

die zuvor ihren angeleinten Hund attackiert hatten. Am Watzmann wurde ein Wanderer<br />

von einem Steinbock attackiert,<br />

der es ebenfalls auf dessen Hund<br />

abgesehen hatte – der Deutsche<br />

wurde verletzt geborgen. Peter Kapelari,<br />

Leiter der Abteilung Hütten,<br />

beim Österreichischen Alpenverein,<br />

stellte aber klar: »Eine tatsächliche<br />

Trennung von Wanderern und<br />

Weidevieh ist wohl nirgends machbar<br />

und auch nicht sinnvoll – die<br />

Tiere sind ja keine Ungeheuer.« –te–<br />

Umwelt-Ticker<br />

+++ Am 10. August hat sich die Interessensgemeinschaft DIMB<br />

Bayerische Voralpen gegründet. Die IG vertritt die Anliegen<br />

aller Mountainbiker zwischen Walchensee und Tegernsee und<br />

beabsichtigt ein »respektvolles Miteinander« zwischen Wanderern<br />

und Radlern. +++ Nun ist auch juristisch klar, dass es keinen<br />

Baustopp am Sudelfeld geben wird. Die Beschwerde des DAV<br />

gegen den Ausbau des Skigebiets wurde Ende August abgewiesen,<br />

da das »öffentliche Interesse« am Skitourismus überwiege. +++<br />

Das Gemeindenetzwerk Allianz in den Alpen traf sich Ende Juli<br />

zu seiner Fachtagung in Tux im Zillertal. Die rund 300 Mitgliedergemeinden<br />

beschlossen, sich bei Besucherlenkung, energieeffi<br />

zientem Bauen und regionaler Wertschöpfung noch stärker<br />

auszutauschen. +++ Der Verein zum Schutz der Bergwelt e.V.<br />

kritisiert die von der EU geplante Alpenstrategie EUSALP.<br />

Sie diene nicht dem Schutz der Berge, sondern sehe die Alpen<br />

als »Batterie Europas« und sei nur wachstumsorientiert. Bis<br />

15. Oktober können alle EU-Bürger die EUSALP online beurteilen.<br />

<br />

individuell zu über<br />

500 Traumzielen<br />

<br />

<br />

www.at-reisen.de


<strong>Bergsteiger</strong><br />

12/11 AKTUELL<br />

10/14 BERGSZENE<br />

Medien<br />

BergBücher …<br />

Steve House, Scott Johnston<br />

»TRAINING FOR THE NEW ALPINISM«<br />

A Manual for the Climber as Athlete,<br />

464 Seiten, Vorwort von Mark Twight<br />

26 × 19 cm, Broschur, Patagonia Books,<br />

Ventura, Kalifornien 2014,<br />

35,00 US$<br />

Er wolle nicht der beste <strong>Bergsteiger</strong> der Welt werden, sondern<br />

so gut wie möglich, hat Steve House einmal sinngemäß gesagt.<br />

Wer dieses Motiv teilt, ist mit seiner Trainingsbibel für ernsthafte<br />

Alpinisten bestens beraten. Ziele denieren, Schwächen<br />

erkennen, Motivation aufbauen, Fehler minimieren, physisch<br />

wie mental stärker werden (und es bleiben): Training ist mehr als<br />

Knotenkunde und Gehschule, wie nicht nur die speziell für <strong>Bergsteiger</strong><br />

erstellten Übungspläne und Ernährungstabellen beweisen.<br />

Die großen Stärken des bisher nur auf englisch erschienenen<br />

Buches sind aber zweifellos der Einbezug der »mental tness«<br />

und die Gastbeiträge namhafter <strong>Bergsteiger</strong>, allen voran Voytek<br />

Kurtykas »Kunst des Leidens«. Ein Buch aus erster Hand. –te–<br />

Janina und Markus Meier<br />

»40 HÜTTENTOUREN –<br />

ZUGSPITZE UND UMGEBUNG«<br />

aus der Reihe Bruckmanns<br />

Hüttentouren, 168 Seiten, 11,5 ×<br />

17,5 cm, Bruckmann Verlag,<br />

München 2014, 12,99 €<br />

Bestes Essen und eine<br />

phänomenale Aussicht:<br />

Nach diesen Kriterien haben<br />

Janina und Markus Meier<br />

40 Hütten rund um die Zugspitze<br />

ausgewählt, deren<br />

Anstiege nicht allzu schwierig<br />

und meistens gut mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zu<br />

erreichen sind. Zu jeder Hütte<br />

gibt‘s außerdem mindestens<br />

eine Gipfeltour. –dst–<br />

Stephen E. Schmid,<br />

Peter Reichenbach (Hrsg.)<br />

»DIE PHILOSOPHIE DES KLETTERNS«<br />

224 Seiten, Hardcover<br />

mit Lesebändchen,<br />

Mairisch Verlag, Hamburg 2014,<br />

19,90 €<br />

Ist Free-Solo-Klettern moralisch<br />

vertretbar? Wieso klettern<br />

Menschen überhaupt? Und<br />

was bedeutet eigentlich Ethik?<br />

Statt bloßen Antworten liefert<br />

dieses Buch etwas viel Wichtigeres.<br />

Denn genauso wie am<br />

Fels geht es in der Philosophie<br />

nicht um Wahrheiten oder<br />

Gültigkeiten, sondern um:<br />

neue Perspektiven. Lassen Sie<br />

sich die Augen öffnen. –dp–<br />

BergApp …<br />

BergFilm …<br />

BergWeb …<br />

Foto: Renan Ozturk<br />

»BLIPCARD«<br />

Wofür? Für ungeduldige Romantiker. Liefert<br />

analoge Grüße in digitaler Geschwindigkeit<br />

Wie? Foto schießen, Text schreiben, abschicken.<br />

Die Postkarte wird in Deutschland gedruckt und ist<br />

am nächsten Tag beim Empfänger.<br />

Warum? Klar, handgeschrieben ist noch schöner.<br />

Aber bis die Karten aus Nepal zuhause ankommen,<br />

ist man oft selbst schon wieder im Lande.<br />

Wieviel? Für iOS; 0,99 EUR pro Karte –te–<br />

»EL SENDERO LUMINOSO«<br />

Mit perfekter Vorbereitung, höchster<br />

Konzentration und vollstem Vertrauen<br />

in die eigenen Fähigkeiten hat Alex Honnold<br />

im Januar 2014 die Route »El Sendero<br />

Luminoso« in Mexiko in Angriff genommen,<br />

eine 762 Meter hohe Felswand<br />

aus kompaktem Kalk. Der Film läuft<br />

im Rahmen der European Outdoor Film<br />

Tour, die ab 11. Oktober zum 14. Mal<br />

durch Europa tourt: www.eoft.eu –sz–<br />

Von: Renan Ozturk/Camp 4 Collective<br />

Mit: Alex Honnold, Cedar Wright<br />

Aus: USA<br />

www.alpenverein.de/huettensuche<br />

Bergfexe kennen das: Einmal im Jahr<br />

kommen die alpin unbedarften Bekanntschaften<br />

angekrochen. »Wir wollen auf so<br />

eine Hütte in den Bergen.« Bewirtschaftet<br />

soll sie sein. Duschen muss sie haben,<br />

Zimmer sowieso. »Lecker« schmecken soll<br />

es auf der Hütte, die aber (Höhenkrankheit!)<br />

nicht über der Waldgrenze liegen<br />

darf. »Und wir zahlen mit EC-Karte.<br />

Kennste da wat?« Diese Fragen (und mehr)<br />

beantwortet die rundum erneuerte<br />

DAV-Hüttensuche. Und wer keine<br />

Blipcards (siehe links) haben will, lässt<br />

den Haken bei »WLAN« einfach weg. –te–<br />

18 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


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verfügbar; weitere Plattformensind in<br />

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* nur im Inland<br />

** Ab Ausgabe 07/2010<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

Buch »Bergparadiese«<br />

Einzigartiger Prachtbildband<br />

über sämtliche Nationalparks<br />

der Alpen – mit Aufnahmen<br />

von Spitzenfotograf Bernd<br />

Ritschel sowie Texten und<br />

Tourentipps von Eugen E.<br />

Hüsler.<br />

Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

GRATIS !<br />

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TV-Programm September / Oktober 2014<br />

13.9. | 12.20 | S: Disc. Channel<br />

Naturwunder der Erde<br />

Grand Canyon<br />

Dauer: 50 Min.<br />

14.9. | 16.15 | BR<br />

Fernweh<br />

Osterinsel<br />

Dauer: 30 Min.<br />

14.9. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

15.9. | 14.00 | 3sat<br />

Fernweh – In den Alpen<br />

Von Berchtesgaden<br />

zum Großglockner<br />

Dauer: 45 Min.<br />

17.9. | 15.15 | HR<br />

Abenteuer Erde<br />

Himalaya<br />

Dauer: 45 Min.<br />

J17.9. | 21.15 | Servus TV<br />

Bergwelten Spezial<br />

Der Grenzgänger –<br />

Reinhold Messner<br />

Dauer: 50 Min.<br />

18.9. | 17.15 | DMAX<br />

Ausgesetzt in der Wildnis<br />

Allein in Fels und Eis<br />

Dauer: 60 Min.<br />

19.9. | 11.30 | N 3<br />

Der Fjord in den Bergen<br />

Ein Jahr am Vilsalpsee<br />

Dauer: 45 Min.<br />

AH<br />

19.9. | 20.15 | Servus TV<br />

Bergwelten<br />

Ötscher – Majestät im Osten<br />

Dauer: 50 Min.<br />

19.9. | 21.15 | Servus TV<br />

Retroalpin<br />

Der leuchtende Berg<br />

Dauer: 50 Min.<br />

22.9. | 14.05 | 3sat<br />

Fernweh – In den Alpen<br />

Von Kärnten über Italien<br />

nach Maribor<br />

Dauer: 45 Min.<br />

23.9. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Europas hoher Norden:<br />

Island – Reich der Vulkane<br />

Dauer: 42 Min.<br />

25.9. | 13.55 | 3sat<br />

Genpool der Alpen –<br />

Alpenzoo Innsbruck<br />

Dokureihe<br />

Dauer: 50 Min.<br />

J25.9. | 15.15 | N 3<br />

Die letzten Bergbauern …<br />

… der Karpaten<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.9. | 14.30 | 3sat<br />

Verborgene Riesen der Meere<br />

Seeberge im<br />

Atlantischen Ozean<br />

Dauer: 45 Min.<br />

26.9. | 19.30 | Arte<br />

Geheimnisse Asiens – AH<br />

Die schönsten Nationalparks<br />

Chinas wilde Berge<br />

Dauer: 43 Min.<br />

26.9. | 20.15 | Servus TV<br />

Bergwelten<br />

7 Tage im September<br />

Dauer: 50 Min.<br />

26.9. | 20.15 | HR<br />

Paradiese – Urlaub in<br />

europäischen Naturparks<br />

Dauer: 45 Min.<br />

27.9. | 12.30 | ORF 2<br />

Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />

Piemont<br />

Dauer: 30 Min.<br />

27.9. | 17.00 | SWR<br />

Meine Traumreise<br />

nach Neuseeland<br />

Leben wie die Maori<br />

Dauer: 30 Min.<br />

27.9. | 19.00 | BR<br />

natur exclusiv<br />

Europas wilder Osten:<br />

Der Nationalpark Slitere<br />

in Lettland<br />

Dauer: 45 Min.<br />

28.9. | 7.50 | WDR<br />

Stratmann wandert<br />

Von der Ville ins<br />

Bergische Land<br />

Dauer: 30 Min.<br />

28.9. | 14.15 | Servus TV<br />

Naturparadies<br />

Wildnis Australiens<br />

Dokureihe<br />

Dauer: 28 Min.<br />

28.9. | 15.15 | N24<br />

Amerika – Wildes Land<br />

Berge<br />

Dokureihe<br />

Dauer: 39 Min.<br />

J28.9. | 19.00 | BR<br />

Unter unserem Himmel<br />

In der Hochsteiermark –<br />

vom Erzgebirge ins Gesäuse<br />

Dauer: 45 Min.<br />

28.9. | 21.15 | BR<br />

Bergauf-Bergab<br />

Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Dauer: 30 Min.<br />

29.9. | 14.50 | 3sat<br />

Meine Traumreise auf AH<br />

den Kilimandscharo<br />

Höllentrip durchs Paradies<br />

Dauer: 30 Min.<br />

30.9. | 15.45 | 3sat<br />

Ballontrekking im Allgäu –<br />

Himmel auf Erden<br />

Dauer: 30 Min.<br />

1.10. | 21.00 | alpha<br />

Reisewege Schottland:<br />

In den Lowlands<br />

Reportagereihe<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.10. | 14.50 | 3sat<br />

Die Alpen von oben<br />

Von Salzburg zum Königssee<br />

Dauer: 45 Min.<br />

2.10. | 19.15 | Servus TV<br />

Auf Entdeckungsreise –<br />

durch Europa<br />

Europas Hoher Norden<br />

Westschweden und Vänersee<br />

Dauer: 42 Min.<br />

3.10. | 18.00 | HR<br />

Urwald, Steppe,<br />

Felsenmeer –<br />

Naturschätze in Hessen<br />

Dauer: 90 Min.<br />

3.10. | 18.00 | BR<br />

Gipfeltreffen<br />

Werner Schmidbauer<br />

trifft Claudia Roth<br />

Dauer: 45 Min.<br />

4.10. | 10.05 | Arte<br />

Planet Gletscher<br />

Alpen: Gletscher<br />

unter Aufsicht<br />

Dauer: 43 Min.<br />

4.10. | 14.15 | Phoenix<br />

Auf dem Dach Europas AH<br />

Im Bann der Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

5.10. | 20.15 | Phoenix<br />

Drama am Gipfel<br />

Dokumentation<br />

Dauer: 45 Min.<br />

5.10. | 23.10 | alpha<br />

Fernweh –<br />

Die Reisereportage<br />

Kilimandscharo – Wilde Tiere,<br />

ein tropischer Regenwald<br />

und ewiges Eis<br />

Dauer: 25 Min.<br />

6.10. | 7.05 | 3sat<br />

„Der Berg schläft nie” –<br />

Naturpark Dobratsch<br />

Reportagereihe<br />

Dauer: 25 Min.<br />

J8.10. | 15.15 | N 3<br />

Reisen in ferne Welten<br />

Kanada – Albertas<br />

schönste Nationalparks<br />

Dauer: 45 Min.<br />

10.10. | 15.35 | 3sat<br />

Australiens Nationalparks<br />

Die australischen Alpen<br />

Dauer: 45 Min.<br />

Das tagesaktuelle<br />

TV-Programm finden Sie<br />

auf bergsteiger.de<br />

20 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


#OUTDOORPASSION<br />

WWW.HAGLOFS.COM<br />

EXPERIENCE WHY<br />

LESS IS MORE<br />

HAGLÖFS L.I.M SERIES


TITELTHEMA<br />

Das Los<br />

der Hütten<br />

Wie viel Hightech braucht es,<br />

und wo bleibt die Gemütlichkeit?<br />

Futuristische Architektur, aber<br />

ausgesprochen familienfreundlich:<br />

die Capanna Corno Gries<br />

(2338 m) in den Tessiner Alpen


Sie bieten seit oft mehr als 100 Jahren<br />

Schutz. Als Stützpunkt ermöglichen sie der<br />

Großzahl der <strong>Bergsteiger</strong> und Wanderer,<br />

die Gipfel der Alpen zu erklimmen. Doch<br />

gerade das größere Umweltbewusstsein und<br />

der Klimawandel stellen die Berghütten<br />

vor gewaltige Herausforderungen. Autorin<br />

Sandra Zistl hat sich auf die Suche nach<br />

den Antworten gemacht.<br />

Monte Rosa Hütte Alarm« steht<br />

im Betreff der Mail. Eine davon<br />

hat der Hüttenwart in<br />

seinem Postfach, eine Michael<br />

Benz, der an der ETH Zürich<br />

am Institut für Dynamische Systeme<br />

und Regelungstechnik arbeitet. Das Gebäudemanagementsystem<br />

der Schutzhütte auf<br />

2883 Metern hat sie verschickt. Maximal 30<br />

mal pro Woche tut es das. Der Grund diesmal:<br />

»BHKW Störung«. Das Blockheizkraftwerk<br />

ist nicht automatisch gestartet. Benz<br />

liest die Mail zu statistischen Zwecken, der<br />

Wirt muss nachsehen, was los ist.<br />

Wenn bei Gottfried Leitgeb oder Anna<br />

Pirpamer die Technik nicht funktioniert,<br />

bekommen sie keine Mail. Die Wirtin des<br />

Brandenburger Hauses (3277 m), der am<br />

höchsten gelegenen DAV-Hütte, und der<br />

Wirt der Rieserfernerhütte des Alpenvereins<br />

Südtirol stellen das bei ihren täglichen<br />

Kontrollgängen fest. »Man muss ein<br />

guter Handwerker sein«, sagt auch Winfried<br />

Studer, der die Neue Prager Hütte bewirtschaftet.<br />

Die drei stehen beispielhaft<br />

für etwa 99 Prozent der Hüttenwirte in<br />

den Alpen. Die Monte-Rosa-Hütte ist die<br />

Ausnahme.<br />

Wie viel Hightech ist auf Berghütten notwendig?<br />

Eine Grundsatzfrage, um die<br />

gerne gestritten wird. Wer hat Recht? Diejenigen,<br />

die sagen, es brauche technische<br />

Neuerungen, um die Natur zu schützen?<br />

Oder jene, die dadurch die Gemütlichkeit<br />

zu Grabe getragen sehen? Und wie viel<br />

Komfort braucht es eigentlich am Berg?<br />

Foto: Schweizer Alpen Club<br />

Exponiert und extrem gefordert<br />

Die auf den ersten Blick gegensätzlichen<br />

Beispiele aus dem Alltag von Hüttenwirten<br />

sind bei genauem Betrachten sehr anschauliche<br />

Beispiele dafür, dass das, was so unterschiedlich<br />

wirkt, im Grunde auf ähnlichen<br />

Technologien basiert. Denn wer Schutzhütten<br />

in den Bergen unterhält, muss sich im<br />

gesamten Alpenraum ähnlichen Herausforderungen<br />

stellen. An exponierten Standorten<br />

soll unter extremen Wetter- und Klimabedingungen<br />

gewährleistet sein, dass<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23


Links oben: Riesiger Bergkristall: die Neue Monte-Rosa-Hütte Rechts oben: Vom Land Südtirol gekürt: die Neue Schwarzenstein-Hütte<br />

Unten: So ganz neu ist sie nicht mehr, die Neue Prager Hütte. Dafür frisch saniert. Seither ist es im Gastraum dank Kupferrohren angenehm warm.<br />

24 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


»Der Urzweck von Hütten ist ihre<br />

Schutzfunktion. Sie sollen einfache<br />

Gebirgsunterkünfte sein und bleiben.«<br />

Bruno Lüthi, Leiter Hütten-Marketing beim Schweizer Alpen-Club<br />

Fotos: DAV, Helmut Stifter/Angelika Bachmann ,Peter Mathis, OeAV, SAC/Archiv Hüttenalbum, Monika Svetlikova<br />

die Gäste in einer warmen Stube sitzen –<br />

bei Licht, gutem Essen und manchmal sogar<br />

frisch geduscht. Das gilt für die Monte-<br />

Rosa-Hütte ebenso wie für alle anderen.<br />

Die Hütten werden diesen Anforderungen<br />

oft nicht mehr gerecht. Sie waren unter<br />

anderen Vorzeichen errichtet worden: in<br />

Zeiten, in denen man die Sonnen- und<br />

Windenergie noch nicht zu nutzen wusste<br />

und ein Dieselaggregat anwarf, wenn der<br />

Strom aus Wasserkraft nicht ausreichte; in<br />

denen man das Abwasser auch einfach mal<br />

auf den Gletscher ausleitete, ohne damit einen<br />

Skandal in den Medien zu ernten; und<br />

in denen die <strong>Bergsteiger</strong> froh waren, wenn<br />

sie sich nach der Ankunft zwei Handvoll<br />

kaltes Wassers ins Gesicht werfen konnten<br />

und danach im Massenlager einen halben<br />

Meter Schlafplatz fanden.<br />

Wandel im Umweltbewusstsein<br />

Die Einstellung der <strong>Bergsteiger</strong> gegenüber<br />

den Alpen als schützenswertem Naturraum<br />

hat sich gewandelt. Dazu beigetragen hat<br />

auch das Umweltgütesiegel, das DAV, AVS<br />

und OEAV vergeben, und das Ver- und Entsorgung<br />

sowie den Betrieb von Hütten regelt.<br />

Die Wirte spüren die Auswirkungen.<br />

»Das Umweltbewusstsein hat zugenommen«,<br />

beobachten Charly Wehrle und Andy<br />

Kiechle von der Frederic-Simms-Hütte. Die<br />

beiden sind durch ihre vorherige Station bekannt<br />

geworden – die Reintalangerhütte<br />

auf dem Weg zur Zugspitze – und als zwei<br />

der Hauptkritiker der neuen Höllentalangerhütte<br />

(s. Kasten S. 26). »Wir werden oft<br />

nach unserer Energieversorgung gefragt,<br />

auch wo unser Wasser herkommt, wohin<br />

wir unsere Schläuche verlegen müssen und<br />

dergleichen«, erzählen sie. Und: »Die meisten<br />

Besucher haben Verständnis, dass es bei<br />

uns keine Duschen gibt.«<br />

Doch es sind nicht nur die Erwartungen der<br />

Gäste und der Anspruch, den Wirte und<br />

Alpenvereine an sich selbst stellen, ihre<br />

Hütten ressourcenschonend zu betreiben,<br />

die zum Handeln zwingen. Hinzu kommt<br />

die Klimaerwärmung, die dazu führt, dass<br />

auf vielen Hütten neue Lösungen gefunden<br />

werden müssen für die immer gleichen<br />

zentralen Fragen: Wo kommt die notwendige<br />

Energie her? Woher das Trinkwasser?<br />

Wohin mit dem Abwasser? Und wie viel<br />

modernste Technik braucht es dafür?<br />

»Der Urzweck von Hütten ist ihre Schutzfunktion.<br />

Sie sollen einfache Gebirgsunterkünfte<br />

sein und bleiben«, sagt Bruno Lüthi,<br />

Leiter Hütten-Marketing beim Schweizer<br />

Alpen-Club (SAC). Dem Verband, der mit<br />

der Monte-Rosa-Hütte und der Cabane de<br />

Tracuit zwei der modernsten Hütten der<br />

Alpen betreibt. Ähnlich äußern sich auch<br />

seine Kollegen aus Österreich, Südtirol,<br />

Frankreich und Deutschland. »So wenig<br />

wie möglich, so viel wie nötig«, fasst Robert<br />

Kolbitsch, Ressortleiter Hütten, Wege und<br />

Kletteranlagen beim Deutschen Alpenverein,<br />

die Haltung des DAV zusammen. »Wir<br />

setzen auf bewährte Systeme. Der Wirt soll<br />

schließlich für die Gäste da sein und nicht<br />

in erster Linie für die Haustechnik.«<br />

Das Fundament rutscht weg<br />

Der DAV kann sich dieses Bekenntnis zu<br />

»Lowtech« leisten: Das, was Kolbitsch als<br />

bewährt bezeichnet, ist bereits weit von<br />

dem entfernt, wie Hütten ursprünglich<br />

versorgt wurden. Stillstand herrscht in den<br />

Alpen nämlich nur insofern, als keiner der<br />

Andy Kiechle (l.) und Charly Wehrle,<br />

Betreiber der Frederic-Simms-Hütte<br />

Einst waren<br />

auch sie einmal neu:<br />

die Hofpürglhütte (historische<br />

Aufnahme des OeAV) und<br />

die Trifthütte des SAC (1906)<br />

Alpenvereine neue Standorte für Schutzhütten<br />

eröffnet. Abgesehen davon ist aktuell<br />

sehr viel in Bewegung. Es wird saniert,<br />

renoviert und zum Teil sogar neu gebaut –<br />

wenn auch direkt bei den alten Standorten.<br />

Die Gründe sind im Detail so vielfältig<br />

wie die Standortbedingungen der Hütten.<br />

Viele der Bergunterkünfte weisen Mängel<br />

auf. Sei es, weil das Gemäuer schimmelt<br />

oder Brandschutzvorschriften nicht mehr<br />

erfüllt werden, wie beispielsweise bei der<br />

Lamsenjochhütte im Karwendel. Oder sei<br />

es, dass durch zahlreiche Umbauten über<br />

die Jahrzehnte die Statik eines Gebäudes<br />

gefährdet wurde wie bei der Oberlandhütte<br />

in den Kitzbüheler Alpen. Die 118 Jahre<br />

alte Schwarzensteinhütte des Südtiroler<br />

Alpenvereins muss nicht nur neu gebaut,<br />

sondern um etwa 100 Höhenmeter nach<br />

oben verlegt werden. Der Hintergrund ist<br />

fatal: Der Hütte rutscht das Fundament<br />

weg, die Mauern haben bereits Risse.<br />

Klimawandel: Neue Zielgruppen<br />

Die Gründe können aber auch außerhalb<br />

des Gebäudes liegen. »Einige Hütten sind<br />

heute für Alpinisten kaum mehr interessant,<br />

da die Touren drumherum zu gefährlich<br />

geworden sind, seit der Permafrost auftaut«,<br />

berichtet Bruno Lüthi vom SAC. Dort<br />

seien die Besucherzahlen deutlich zurückgegangen.<br />

In der Schweiz mussten sich<br />

viele Unterkünfte zwischen 1500 und<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25


Wirbel um die »Hölle«<br />

Umstrittener Neubau der Höllentalangerhütte<br />

Lawinenoptimiert: Modell der »Hölle«<br />

»Müssen Hüttenneubauten immer futuristisch<br />

sein?« Die Frage stammt von Charly<br />

Wehrle und Andy Kiechle, Wirte auf der Frederic-Simms-Hütte,<br />

zuvor legendäres Duo der<br />

Reintalangerhütte und ihres Zeichens Hauptkritiker<br />

der Neuen Höllentalangerhütte. Sie sprechen<br />

etlichen <strong>Bergsteiger</strong>n aus dem Herzen:<br />

jener Fraktion, die in den Bergen lieber keine<br />

moderne Architektur sieht und Gemütlichkeit<br />

nur in herkömmlichen Hütten zu fi nden meint.<br />

»Die Hütte wird saugemütlich werden, sie ist ja<br />

aus Holz«, hält Thomas Gesell, Hüttenbetreuer<br />

der Sektion München, dagegen. »Und anders<br />

ausschauen muss sie, wenn sie wieder mindestens<br />

100 Jahre halten soll.« Denn: »Die Hölle<br />

bietet von zwei Seiten Angriffsfl äche für Lawinen:<br />

Staublawinen von der Waxensteinseite,<br />

Nassschneelawinen von der Alpspitzseite. Das<br />

mussten wir in der Planung berücksichtigen.«<br />

Die neue Hütte, die voraussichtlich fünf Millionen<br />

Euro kosten wird, besteht aus drei Etagen<br />

mit fl achem Dach, die treppenförmig in den<br />

Hang integriert sind. Eine Lawine hätte da-<br />

mit wenig Angriffsfl äche. Eröffnet werden soll<br />

sie möglichst noch 2015. Bei den Innenräumen<br />

wird auf die Bedürfnisse der <strong>Bergsteiger</strong><br />

und Wanderer eingegangen: Es gibt Vier- und<br />

Sechs-Bett-Zimmer sowie zwei Matratzenlager<br />

mit je 20 Schlafplätzen. Energetisch wird<br />

die neue Hölle deutlich besser dastehen als<br />

die alte. »Die brauchte in der Sommersaison<br />

15 000 bis 18 000 Liter Diesel, die mit der<br />

Materialseilbahn raufgefahren werden mussten«,<br />

erzählt Gesell. Die Hütte wird künftig<br />

durch ein Wasserkraftwerk mit elektrischer<br />

Energie versorgt, gepuffert durch ein mit<br />

Pfl anzenöl betriebenes Blockheizkraftwerk.<br />

Auch bei der Abwasserentsorgung wird die<br />

neue »Hölle« auf neuestem Stand der Technik<br />

sein: Dank Wirbel-Schwebebett-Verfahren und<br />

mehr Kapazität erbringe die neue Kläranlage<br />

die vierfache Leistung der alten, sagt Gesell.<br />

Kritisiert wurde auch immer wieder die Größe<br />

der Hütte. »Die Schlafplatzkapazitäten werden<br />

nicht erhöht«, betont jedoch Robert Kolbitsch,<br />

Ressortleiter Hütten, Wege und Kletteranlagen<br />

beim DAV. Es gebe ganz klare politische Vorgaben.<br />

»Etwa 60 Prozent gehen allein dafür drauf,<br />

dass wir die Aufl agen für den Innenbereich<br />

erfüllen: Gangbreiten, Räume fürs Personal,<br />

Kühl- und Lagerräume, etc.«, ergänzt Gesell.<br />

Während die neue Hütte heranwächst, ist die<br />

Urzelle der alten, 1893 erbaut, in Lenggries<br />

»untergestellt«. Der DAV würde sie gerne auf<br />

die Münchner Praterinsel stellen, in den Garten<br />

des Alpinen Museums, neben die Biwakschachtel<br />

vom Jubiläumsgrat. Derzeit laufen<br />

die Genehmigungsverfahren für die »Ur-Hölle«.<br />

1912 hat Rudolf Reschreiter<br />

das Neue Brandenburger<br />

Haus gemalt, im Hintergrund<br />

der Kreuzkamm.<br />

2500 Metern nach neuem Publikum umsehen.<br />

Die Alpenvereine setzen deshalb –<br />

auch zum Erschließen neuer Zielgruppen,<br />

– auf unterschiedliche Marketingkonzepte.<br />

Sei es das Gütesiegel »Mit Kindern auf<br />

Hütten« von DAV, AVS und OeAV, Broschüren<br />

für familienfreundliches Wandern,<br />

Mehrtagespauschalen, Kooperationen mit<br />

Tourismusverbänden, Versicherungsunternehmen<br />

oder Jugendherbergen.<br />

Mehr Leute bedeutet aber auch ein Mehr<br />

bei allen heiklen Themen. Sorgen bereitet<br />

den Alpenvereinen die Trinkwasserversorgung.<br />

»Es gibt immer mehr Hütten, wo wir<br />

das Wasser Hunderte Meter hinaufpumpen<br />

müssen«, erzählt Peter Kapelari, Abteilungsleiter<br />

Hütten beim Österreichischen<br />

Alpenverein (OEAV). Bei der Bonn Matreier<br />

Hütte ist das beispielsweise der Fall und<br />

auch bei der Stüdlhütte. Ein Problem, das<br />

den gesamten Alpenraum betrifft und das<br />

noch größer werden wird, wie Robert Kolbitsch<br />

vom DAV prophezeit. Deshalb ist das<br />

zentrale Anliegen aller Hüttenbetreiber,<br />

möglichst wenig zu verbrauchen. Und das<br />

verbrauchte Wasser muss auch gereinigt<br />

werden. 200 000 bis 350 000 Euro koste die<br />

Installation einer zeitgemäßen Abwasserreinigung<br />

einer Inselanlage, sagt Kapelari.<br />

Die alte Höllentalangerhütte (Bild) wurde abgerissen, die »Ur-Hölle« aber erhalten.<br />

Weg vom Dieselaggregat<br />

Es sind vor allem diese Fragen – Energiemix,<br />

Wasserver- und -entsorgung – die die<br />

Alpenvereine zum Handeln zwingen. Ihre<br />

Lösung wird umso knifiger, je höher eine<br />

Hütte liegt und je extremer somit die Be-<br />

26 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


»Wenn sich die Architektur nicht weiterentwickelt<br />

hätte, würden wir noch in Höhlen wohnen.«<br />

Georg Simeoni, Präsident des Südtiroler Alpenvereins<br />

WIE<br />

GEZWICKTE<br />

MACHART<br />

Fotos: DAV/Sektion München, DAV/Sektion Berlin/Reschreiter<br />

dingungen sind. Alle ofziellen Verbände<br />

im Alpenraum setzen bei Sanierung und<br />

Neubau von Hütten auf dieselbe Mischung<br />

für die Energieversorgung: Wasser, Sonne<br />

und Wind, gepuffert durch Batterien und<br />

Blockheizkraftwerke, die bereits bei der<br />

Mehrzahl der Hütten mit Rapsöl betrieben<br />

werden. Diese Mischung ist mittlerweile<br />

Standard. Das Rapsöl muss zwar oft hinaufgeogen<br />

werden, ist aber insgesamt<br />

umweltschonender als seine Vorgänger.<br />

Weg vom Dieselaggregat, hin zu Erneuerbaren<br />

– auf diese Philosophie, die Technologie<br />

betreffend, setzen alle Alpenvereine,<br />

sei es nun in Deutschland, Österreich,<br />

der Schweiz, Südtirol oder Frankreich. Mit<br />

der Ausnahme, dass der Club Alpin Français<br />

noch um eine Sondergenehmigung<br />

kämpft, die es ihm erlaubt, Rapsöl auf<br />

Hütten zu verwenden. Die französische<br />

Gesetzgebung verbietet dessen Einsatz<br />

für feststehende Gebäude. »Es ist absurd«,<br />

sagt Raymond Courtial, Vizepräsident<br />

des FFCAM, »alle haben uns für das tolle<br />

Umwelt-Konzept des Refuge du Goûter<br />

beglückwünscht, das auf fossile Energieträger<br />

verzichtet. Aber jetzt dürfen wir das<br />

Blockheizkraftwerk nicht so nutzen wie<br />

geplant.« Er vermisst den Einsatz auf EU-<br />

Ebene: »Das Engagement der Alpenvereine<br />

für den Erhalt der Berglandschaften und<br />

ihr Verdienst im Umweltschutz, das interessiert<br />

die Volksvertreter nicht die Bohne.«<br />

Sturmlauf gegen »Bunker«<br />

Wer heute saniert oder neu baut, sieht<br />

sich mit einem Potpourri an Auagen konfrontiert.<br />

Das hat auch die Autonome Provinz<br />

Bozen festgestellt, nachdem das Land<br />

Südtirol mit der Weißkugel-, der Schwarzenstein-<br />

und der Edelrauthütte drei alte<br />

Hütten des Alpenvereins übernommen<br />

hatte und diese nun neu bauen lässt. »Anfangs<br />

waren wir recht ehrgeizig«, erzählt<br />

Hans-Peter Santer. Der Geometer leitet den<br />

Neubau der drei Hütten. »Wir wollten die<br />

modernsten, schönsten, tollsten Hütten<br />

mit der energetisch alternativsten Technik<br />

bauen.« Das hat zunächst zu einer hitzigen<br />

Architektur-Diskussion geführt. Die<br />

Lokalzeitungen wurden mit Leserbriefen<br />

überhäuft, auf Facebook entstand 2012<br />

die Gruppe »Erhaltet die Südtiroler Schutzhütten<br />

und Almen«. Von »Bunkern«, die in<br />

den Bergen nichts zu suchen hätten, war da<br />

die Rede. Doch auch die Gegenfraktion<br />

Badile Combi GTX ®<br />

Hanwag fertigt alle Schuhmodelle<br />

konsequent in „gezwickter Machart“<br />

– vermutlich als einziger Hersteller<br />

weltweit.<br />

Die Vorteile des klebegezwickten<br />

Schuhwerks sind eine dauerhafte<br />

Formstabilität, Langlebigkeit sowie<br />

die Möglichkeit einer problemlosen<br />

Wiederbesohlung.<br />

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»Das Engagement der Alpenvereine für den Erhalt der<br />

Berglandschaften, das interessiert die EU nicht die Bohne.«<br />

Raymond Courtial, Vizepräsident des französischen FFCAM<br />

machte mobil, ironisch, unter dem Gruppennamen:<br />

»Erhalten wir unsere Höhlen<br />

– keine Naturverschandelung durch Häuser.«<br />

Die Landesregierung bezog Stellung,<br />

hielt aber an ihren Plänen fest. »Wenn sich<br />

die Architektur nicht weiterentwickelt hätte,<br />

würden wir noch in Höhlen wohnen«,<br />

sagt auch AVS-Präsident Georg Simeoni<br />

zum Thema. Die Diskussion sei sehr emotionsgeladen<br />

gewesen, aber ausgestanden.<br />

Der Bauherr, das Land, baut trotzdem.<br />

Während die Menschen in Südtirol auf die<br />

Barrikaden gingen, passierte in Frankreich<br />

angesichts der Demontage des historischen<br />

Refuge Félix Faure und eines modernen<br />

Neubaus, der im Juni eröffnete wurde:<br />

nichts. Der FFCAM hatte allerdings aus der<br />

Erfahrung einer ähnlichen Debatte gelernt.<br />

Er bietet Teile von Félix Faure zum Verkauf<br />

an: »für Kunstliebhaber«, wie es Vizepräsident<br />

Raymond Courtial formuliert.<br />

Streit um die Monte-Rosa-Hütte<br />

Das äußere Erscheinungsbild, das sich in<br />

allen drei Südtiroler Fällen an der umgebenden<br />

Landschaft orientiert – die Form<br />

der neuen Schwarzensteinhütte beispielsweise<br />

erinnert an die der sie umgebenden<br />

Granitblöcke – ist das Eine. Das Innenleben<br />

das Andere. Mit der Auseinandersetzung<br />

mit den Details sei Ernüchterung eingetreten,<br />

erzählt Hans-Peter Santer. Und<br />

eine neue Einsicht, welche die Alpenvereine<br />

auch schon hatten. »Die Technik und<br />

die modernste Bauweise in Ehren – am<br />

Berg oben ist je einfacher, desto sicherer.«<br />

Auch die Gemeinde Zermatt ist Bauherr einer<br />

Berghütte geworden. Obwohl die Kosten<br />

für die neue Hörnlihütte mit geschätzten<br />

acht Millionen Franken alles bisher<br />

Dagewesene überschreiten, muss sich das<br />

Projekt nicht den Vorwürfen aussetzen,<br />

die fünf Jahre nach Eröffnung noch immer<br />

an der Neuen Monte-Rosa-Hütte haften.<br />

Zuviel Hightech sei das, hört, wer fragt,<br />

allerorten. Der Wart könne das nicht leisten.<br />

Zwischen Gorner, Grenz- und Monte-<br />

Rosa-Gletscher auf 2883 Metern gelegen,<br />

funkelt das fünfstöckige, mit Aluminium<br />

verkleidete Gebäude wie ein Bergkristall in<br />

der Sonne. Die Forschungshütte ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />

von ETH Zürich, SAC<br />

und der Hochschule Luzern (s. BS 10/2013).<br />

»Wir sind jetzt hauptsächlich noch beratend<br />

tätig«, sagt Benz von der ETH Zürich.<br />

»Der Wart braucht uns nicht.« Benz muss<br />

Stabile Technik:<br />

Ein sogenannter<br />

Vertikalläufer …<br />

es wissen, denn er ist<br />

der letzte verbliebene<br />

Monte-Rosa-Beauftragte<br />

an der ETH Zürich. Das<br />

Forschungsprojekt ist<br />

beendet, die Doktorarbeit<br />

geschrieben. Nicht<br />

alles lief von Anfang an wie geplant. Weil<br />

viel mehr Besucher kamen als angenommen,<br />

musste nachgerüstet werden: bei der<br />

Abwasserreinigung und der Photovoltaikanlage.<br />

Die Ziele wurden laut Benz mittlerweile<br />

erreicht: Wenn man die Küche außen<br />

vor lässt, ist die Hütte zu 90 Prozent energieautark.<br />

Rechnet man sie mit hinein, zu<br />

70 Prozent. Benz verteidigt die Hütte gegenüber<br />

dem Vorurteil, »zu hightech« zu<br />

sein, um von einem normalen Hüttenwart<br />

betreut zu werden.»Die Technik ist ähnlich<br />

wie auf anderen Hütten.«<br />

Wer schon früh als Technik-Pionier unterwegs<br />

war, wie etwa der AVS mit der Rie-<br />

Moderne Schutzhütte in den<br />

Walliser Alpen: die Cabane de Tracuit<br />

TIPP<br />

Wir bauen uns eine Hütte<br />

Was ist eine Berghütte? Ein Sammelbegriff<br />

für Herbergen in den Bergen. Die Alpenvereine<br />

haben sich damit beholfen, Kategorien einzuführen.<br />

Denn es bedeutet natürlich etwas<br />

vollkommen anderes, ob ein Gebäude an Verund<br />

Entsorgung angeschlossen ist oder ob es<br />

im Hochgebirge steht. Der italienische Architekt,<br />

Autor und <strong>Bergsteiger</strong> Luca Gibello hat die<br />

Geschichte des Hüttenbaus systematisch analysiert<br />

– von 1750 bis heute; von den Anfängen<br />

des Alpinismus bis zu den einfachen Schutzbauten<br />

der Gipfelstürmer des 19. Jahrhunderts,<br />

von den Observatorien bis zu den Berghotels,<br />

vom Alpinismus und vom Wandern als Breitensport<br />

bis hin zu den jüngsten Bauwerken,<br />

die das Bild der traditionellen Hütte brechen.<br />

Gibello bezieht auch gesellschaftliche und<br />

politische Entwicklungen mit ein. »Hüttenbau im<br />

Hochgebirge« ist ein spannender Streifzug durch<br />

die Geschichte von 190 Hütten und 20 Biwaks<br />

in Italien, Frankreich, der Schweiz, Deutschland,<br />

Österreich und Slowenien. Ein Standardwerk,<br />

das längst nicht nur Architekten begeistern dürfte.<br />

Luca Gibello »Hüttenbau<br />

im Hochgebirge«,<br />

144 Seiten, SAC-Verlag<br />

(mit Unterstützung von<br />

DAV, OeAV, AVS und LAV),<br />

Bern 2014, € 48,00<br />

Fotos: SAC, Bernd Ritschel, DAV, Gottfried Leitgeb<br />

28 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


… wird am Rotwandhaus<br />

als neue<br />

Windanlage getestet.<br />

serfernerhütte, hat heute mit veralteten<br />

Technologien zu kämpfen. Mit Sonne und<br />

Wind hat Gottfried Leitgeb »die ideale Kombi«.<br />

Allerdings ist seine Windanlage keine<br />

jener Generation, wie sie der DAV gerade<br />

am Rotwandhaus testet. Während dort ein<br />

top-aktueller »Vertikalläufer« zum Einsatz<br />

kommt, der weniger wartungsanfällig ist,<br />

ist Leitgeb ganzjährig in Sorge um die Rotorblätter<br />

seiner Anlage. Sogar im Winter<br />

geht er regelmäßig mit den Ski nach oben,<br />

um nachzusehen. Schließlich schickt ihm<br />

die Anlage keine Mails, wenn Schnee und<br />

Eis Unwuchten im Lager verursachen. Die<br />

Anlage muss aber auch im Winter die Akkus<br />

am Leben erhalten. »Nach drei Monaten<br />

wären die am Boden«, sagt Leitgeb.<br />

Gottfried Leitgeb, Rieserfernerhütten-Wirt<br />

Wärme aus der Wand<br />

Angesichts der Komplexität der Energieund<br />

Wasserfrage wirkt eine andere relativ<br />

junge Herausforderung für Hüttenwirte<br />

beinahe banal: Der Wunsch der Gäste nach<br />

mehr Komfort. Alle Alpenvereine gehen<br />

bei Neu- oder Umbauten, die aus anderen<br />

Gründen notwendig sind, darauf ein.<br />

Sie verkleinern die Lager, manche bieten<br />

sogar Doppelzimmer an. Wo sowieso saniert<br />

wird, werden Waschräume nach Geschlechtern<br />

getrennt und Duschen installiert.<br />

Wenn das Wasser knapp ist, herrscht<br />

jedoch Duschverbot.<br />

Beim Essen scheinen nach Recherchen des<br />

BERGSTEIGER die Gäste in der Schweiz am<br />

anspruchsvollsten zu sein. »Drei Gänge –<br />

das ist heute Standard«, sagt Bruno Lüthi.<br />

Auch die klassische Stammkundschaft,<br />

die <strong>Bergsteiger</strong>, erwarteten dies. Wer neu<br />

baut, versucht auch, den Pächtern mehr<br />

Privatsphäre zu verschaffen. Während in<br />

manchen Hütten die Küche der einzige abgeschottete<br />

Raum ist, werden ihnen jetzt<br />

eigene Bereiche eingeplant.<br />

»So ein bisserl Komfort ist schon sehr angenehm«,<br />

gibt Wilfried Studer zu. Der<br />

Bergführer und Schlossermeister aus Vorarlberg<br />

bewirtschaftet mit seiner Familie<br />

die Neue Prager Hütte des DAV. Durch die<br />

Sanierung, die noch nicht ganz abgeschlossen<br />

ist, hat sich einiges verändert. Neben<br />

allen zeitgemäßen Technologien kann er<br />

nun noch mit zwei besonderen Komfortangeboten<br />

locken: einem Schuhtrockner und<br />

einem neuen Raumklima. »Die Gaststuben<br />

sind dieselben. Nur, wo die Leute früher in<br />

Wolldecken gefroren haben, wenn wenig<br />

los war, können sie heute im T-Shirt herumsitzen«,<br />

schwärmt Studer. Der Grund: in<br />

die Wand integrierte Kupferrohre, die den<br />

Raum auf Fuß- und Sitzhöhe beheizen.<br />

Eines eint all die unterschiedlichen Beispiele<br />

aus dem gesamten Alpenraum: Eine<br />

neue Technologie ist immer so lange fein,<br />

wie sie nicht von der nächstbesten abgelöst<br />

wird. Beziehungsweise: Bis sich diese<br />

bewährt hat. Eine Erfahrung, die Gottfried<br />

Leitgeb in den letzten Jahren auf der Rieserfernerhütte<br />

machen durfte. Leitgeb ist<br />

deshalb einer Philosophie treu geblieben,<br />

die älter sein dürfte als das erste Wasserkraftwerk<br />

auf einer Berghütte, und sich<br />

noch immer bewährt hat. Er sagt: »Man<br />

muss Kerzen haben!«<br />

◀<br />

WIE LEICHT-<br />

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Badile Combi GTX ®<br />

Extrem leichter, bedingt steigeisenfester<br />

Stiefel für alpine Felstouren<br />

mit kurzen Eispassagen.<br />

Der Badile Combi GTX ® wird über<br />

einen schmalen, kletterspezifischen<br />

Leisten gefertigt und bietet daher<br />

eine besonders präzise Kraftübertragung<br />

im Antritt.<br />

Erhältliche Farben<br />

und weitere Infos<br />

auf unserer Website.<br />

Pistacchio<br />

Rubin<br />

Fuchsia<br />

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UNTERKÜNFTE<br />

Unsere Lieblinge<br />

Die BERGSTEIGER-Redaktion präsentiert ihre Hütten-Highlights<br />

Gesäuse<br />

Mödlinger Hütte (1523 m)<br />

Sinnesfreuden<br />

Ein Fest für den Gaumen, ein Ohrenschmaus<br />

und eine Augenweide:<br />

Es gibt fast keinen Sinn, der auf der<br />

Mödlinger Hütte nicht angesprochen<br />

wird. Allein das Frühstücksbuffet ist<br />

so bunt, dass man danach Mühe<br />

hat, sich zur Tour auf den Reichenstein<br />

zu motivieren. Wer es schafft,<br />

genießt feinste IIIer-Kletterei in einem<br />

Gesäuse-Klassiker. Faulenzen vor der<br />

Hütte, hin und wieder begleitet von<br />

Wallis<br />

Mischabeljoch-Biwak (3851 m)<br />

Alpine Raumstation<br />

Die 1995 komplett neu errichtete<br />

Raumstation auf Stelzen fällt in<br />

den Bereich der SAC-Sektion Genf.<br />

Das Matratzenlager bietet Platz für<br />

24 Personen, Matterhornblick und<br />

Luxusinterieur wie auf 2000 Meter<br />

niedrigeren Hütten: Küche mit Holzofen,<br />

Spülbecken, Styroporklobrille.<br />

Lage: In der Scharte zwischen Alphubel<br />

und Täschhorn, Walliser Alpen.<br />

Zustieg: Von der Täschhütte (5 Std.)<br />

über den Gipfel des Alphubel, um<br />

sich für das Täschhorn zu akklimatisieren.<br />

Oder von Ottavan/Täschalp<br />

(4 Std.): Man verlässt den Weg<br />

zur Täschhütte in der obersten Kehre<br />

und steigt auf der Südseite des<br />

Rotbaches hinauf bis zum Weingartengletscher.<br />

Über Moränen und<br />

einen Pass (Punkt 3481 m) ins obere<br />

Becken und problemlos zum Biwak.<br />

Der Zustieg über die Längfl ue aus<br />

dem Saastal führt über zerrissene<br />

Gletscher und ist kaum zu empfehlen.<br />

Touren: Täschhorn (4491 m) über<br />

den Südostgrat (III, 4-6 Std., 640 hm),<br />

bei dem Fels (unten brüchig, im<br />

Gipfelbereich fest) und Firnpassagen<br />

abwechseln. Obacht vor Wächten.<br />

Alphubel (4206 m) über den Nordgrat<br />

(II-III, 1,5 Std., 350 hm, Felsen<br />

im unteren Teil etwas brüchig und oft<br />

vereist, oben Firn.)<br />

Karte: Swisstopo 1:25 000,<br />

Blatt Nr. 1328 »Randa« –te–<br />

Livemusik, hat aber auch was.<br />

Lage: Am lang gezogenen Rücken der<br />

Treffneralm südlich der Gesäuse-<br />

Berge, Mitte Mai bis Ende Oktober,<br />

Tel. 00 43/(0) 36 11/2 65,<br />

www.moedlingerhuette.at<br />

Zustieg: Am schönsten durch die<br />

wilde Klamm der Flitzenschlucht von<br />

Gaishorn aus (2½ Std.), am kürzesten<br />

von der Oberst-Klinke-Hütte<br />

(1 Std.) und ganz klassisch vom Gasthof<br />

Donner in Johnsbach (2 Std.)<br />

Touren: Reichenstein über Normalweg<br />

(Schlüsselstelle Herzmann-<br />

Kupfer-Platte II, sonst I bis I+) oder<br />

über Ostwand und Totenköpfl (III);<br />

Spielkogel (1731 m, einfache Wanderung);<br />

übers Kalblinggatterl zu den<br />

Gipfeln Kalbling (2196 m), Sparafeld<br />

(2247 m) und Riffel (2106 m),<br />

siehe auch Tour auf S. 71 im Heft.<br />

Literatur/Karte: Ernst Kren »Tourenbuch<br />

Gesäuse«, Schall Verlag 2011;<br />

Kompass 1:50 000, WK 206<br />

»Nationalpark Gesäuse« –dst–<br />

Karwendel<br />

Hallerangeralm (1774 m)<br />

Erste Wahl<br />

Zwei Hütten in direkter Nachbarschaft?<br />

Am Halleranger funktioniert’s. Allerdings<br />

liegt die private Alm beneidenswert<br />

schöner als das AV-eigene Haus:<br />

freie Sicht auf die senkrechten Schnitlwände<br />

der Speckkarspitze, dazu der<br />

Blick hinein in die Abstürze des Kleinen<br />

Lafatscher, alles in sattem Grün, das<br />

von Shetlandponys angeknabbert wird.<br />

Wirt Horst Schallhart hat für jeden<br />

Gast den richtigen Spruch parat und<br />

weiß mit jungen Tagesgästen genauso<br />

umzugehen wie mit alten Kletterhasen.<br />

Lage: Am Ende des Hinterautales,<br />

geöffnet Anfang Juni bis Mitte Oktober,<br />

Tel. 00 43/(0)6 64/1 05 59 55<br />

Zustieg: Von Scharnitz durchs Hinterautal<br />

(MTB bis zum Kasten); aus dem<br />

Inntal (Absam) übers Lafatscher Joch<br />

Touren: Speckkarspitze (2621 m)<br />

sowie Kleiner und Großer Lafatscher<br />

Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 26<br />

»Karwendelgebirge«<br />

–te–<br />

Dachsteingebirge<br />

Adamekhütte (2196 m)<br />

Zwischen Kalk und Gletscher<br />

Schroffe Kalkzacken und massige<br />

Gipfel knapp unter der 3000er-<br />

Marke umgeben die Adamekhütte.<br />

Nur wenige 100 Meter unterhalb des<br />

Gosaugletschers gelegen, bekommt<br />

das Hüttenambiente einen fast<br />

hochalpinen Anstrich. Und wenn man<br />

das Tourenangebot in seiner Vielfalt<br />

betrachtet – von der einfachen<br />

Gletscherwanderung über Klettersteige<br />

bis zur Extremkletterei –, so bleibt<br />

hier kein Tourenwunsch unerfüllt.<br />

Für Schlechtwettertage gibt es sogar<br />

eine Indoor-Kletterwand.<br />

Lage: Unterhalb des Großen Gosaugletschers<br />

zwischen Schneebergwand<br />

und Schreiberwand, Mitte Mai bis<br />

Ende September; Tel. 00 43/6 64/<br />

5 47 34 81, www.adamek.at<br />

Zustieg: Vom Vorderen Gosausee in<br />

3–4 Std. über den »Gosauer Reitweg«<br />

Touren: Hoher Dachstein (2996 m,<br />

Westgrat-Klettersteig); Hoher Torstein<br />

(2948 m, hochalpin); Hohes Kreuz,<br />

Amon-Klettersteig (K 3/4), Gletscher-<br />

Lehrpfad in Hüttennähe; zahlreiche<br />

Klettertouren zwischen III und VIII<br />

an Schreiberwand, Schneebergwand<br />

und Hohem Kreuz<br />

Literatur/Karte: Willi End »AVF-<br />

Dachsteingebirge alpin«, Bergverlag<br />

Rother, Oberhaching; Schall/Jeckel<br />

»Dachsteingebirge und Gosaukamm«,<br />

Verlag Kurt Schall, Wien;<br />

AV-Karte 1:25 000, Blatt 14<br />

»Dachsteingebirge« –pgk–<br />

30 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Kaisergebirge<br />

Gruttenhütte (1620 m)<br />

Traum-Alp<br />

Die Gruttenhütte hat das Prädikat<br />

»Aussichtsloge ersten Ranges«<br />

verdient. Von der Almkanzel unter der<br />

Ellmauer Halt (2344 m) reicht der<br />

Blick nach Süden über die Kitzbüheler<br />

bis zu den Zillertaler Alpen und<br />

den Hohen Tauern mit Großvenediger<br />

und Großglockner am Horizont. Im<br />

Rücken hat man den höchsten Kaisergipfel,<br />

die Ellmauer Halt mit ihrem<br />

eineinhalb Kilometer langen Ostgrat,<br />

dem legendären Kopftörlgrat.<br />

Lage: Auf einem Geländevorsprung<br />

unter der Ellmauer Halt, Pfi ngsten bis<br />

Mitte Oktober; Tel. 00 43/53 58/<br />

22 42, www.gruttenhuette.at<br />

Zustieg: Von der Wochenbrunneralm<br />

(hierher von Elmau auf Mautstraße)<br />

auf gutem Weg in etwa 1½ Std.<br />

Touren: Ellmauer Halt (2344 m,<br />

teils Klettersteig), Kopftörlgrat (III,<br />

lange klassische Gratkletterei auf die<br />

Ellmauer Halt), Klamml-Klettersteig<br />

(K 3/4), Jubiläumssteig ins Ellmauer<br />

Tor (teils versichert) und Hintere<br />

Goinger Halt (2192 m, mark. Steig),<br />

diverse Kletterrouten an der Südwand<br />

des Leuchsturms (zwischen V und VIII)<br />

Literatur/Karte: Höfl er/Piepenstock<br />

»AVF-Kaisergebirge alpin«, P. Schubert<br />

»AVF-Kaisergebirge extrem«,<br />

beide Bergverlag Rother; AV-Karte<br />

1:25 000, Blatt 8 »Kaisergebirge« –pgk–<br />

Tessiner Alpen<br />

Capanna Borgna (1912 m)<br />

Auf ins Abenteuer<br />

Dass hier hoch über dem Verzasca tal<br />

und unterhalb des Cima dell’ Uomo<br />

(2390 m) <strong>Bergsteiger</strong>n eine kleine,<br />

feine Selbstversorgerhütte (18 Schlafplätze<br />

+ 9 im Nebengebäude) zur<br />

Verfügung steht, ist der »Società<br />

Escursionistica Verzaschese« zu<br />

verdanken. Vor 30 Jahren haben sich<br />

einheimische <strong>Bergsteiger</strong> mit dem<br />

Ziel zusammengetan, einen spektakulären<br />

Höhenweg zu erschließen<br />

– Ausgangspunkt ist die Capanna<br />

Borgna. Auch an diesem abgelegenen<br />

Standort gilt, was für die Schweiz<br />

typisch ist: Die Hütte, obgleich nicht<br />

bewirtschaftet, ist bestens ausgestattet.<br />

Wasser, Bier, Wein und Grundnahrungsmittel<br />

kann man erwerben.<br />

Lage: Auf der Alpe Mognora (Hochtal);<br />

Anfang Juni bis Ende Oktober,<br />

Tel. 00 41/(0)9 17 43 59 27,<br />

it.verzasca.net<br />

Zustieg: Der schönste von Vogorno<br />

(495 m) am Lago di Vogorna aus<br />

führt zunächst durch mediterrane<br />

Landschaft, später durch Haselnuss-<br />

Wälder und wird fast die ganze Zeit<br />

von Bächen mit einladenden Gumpen<br />

begleitet (4-5 Std.); alternativer<br />

Zustieg von Gordola oder Cugnasco<br />

Touren: »Via Alta della Verzasca«,<br />

großartige, herausfordernde 4-5-tägige<br />

Grattour (Schwierigkeitsgrad T5 und<br />

T6), die bis zum Rifugio Barone über<br />

etliche Gipfel geht; Einzelne Gipfeltouren:<br />

Pizzo Vogorno (2442 m) –<br />

Madone (2395 m) – Cima dell’ Uomo<br />

(2390 m) – Madonetto (2063 m)<br />

Literatur/Karten: »La Via Alta della<br />

Verzasca – Die Linie unter dem Blau<br />

des Himmels«, Società Escursionistica<br />

Verzaschese, Bellinzona 2013;<br />

Schweizer Landeskarte 1:25 000,<br />

Blatt 1313 »Bellinzona«; Kompass<br />

1:50 000, Blatt 110 »Valle Maggia,<br />

Val Verzasca«<br />

–mr–<br />

Fotos: Sebastian Schröferl, Michael Ruhland, Ernst Kren, wikipedia, gruttenhuette.at, Imst Tourismus<br />

Lechtaler Alpen<br />

Muttekopfhütte (1934 m)<br />

Fels für alle<br />

Hier stimmt neben der Aussicht auch<br />

das Rahmenprogramm. Neben dem<br />

fantastischen Frühstück gibt’s ein<br />

noch besseres Abendessen (Halbpension<br />

buchen!), dazu Klettergärten,<br />

Klettersteige, alpine Klettereien und<br />

Wanderwege. Allen, die es weniger<br />

felsig möchten, werden Keramik-<br />

Kurse, Songwriting-Workshops oder<br />

das Nepalfest angeboten.<br />

Lage: Oberhalb von Imst in den<br />

Lechtaler Alpen, Anfang Juni bis<br />

Anfang Oktober, Tel. 004/664/<br />

123 69 28, www.muttekopf.at<br />

Zustieg: von der Talstation der Imster<br />

Bergbahnen 2 Std.<br />

Touren: Imster Klettersteig auf den<br />

Maldonkopf (2632 m, C/D), viele<br />

leichtere Mehrsseillängentouren<br />

wie Melzergratkante (V-/17 SL) oder<br />

7x 20 (V-/8SL) an der Hinteren<br />

Platteinspitze<br />

Literatur/Karte: Durner/Gstettner<br />

»Sportklettern – Klettersteige –<br />

Eisklettern der Ferienregionen Imst,<br />

Pitztal, Ötztal«, AM-Berg Verlag;<br />

AV-Karte 1:25 000, Blatt Nr. 3/4<br />

»Lechtaler Alpen – Heiterwand und<br />

Muttekopfgebiet«<br />

–dp–<br />

Mont-Blanc-Massiv<br />

Rifugio Bonatti (2025 m)<br />

Das Haus des Padrone<br />

Auf der einen Seite das Dach der<br />

Alpen, auf der anderen eine Kette<br />

von Grashügeln, die gerade mal halb<br />

so hoch sind wie der Mont Blanc:<br />

Das ist der Platz, an dem 1998 die<br />

Hütte Walter Bonatti eröffnet wurde.<br />

In den Schriften ihres berühmten<br />

Namenspatrons kann man blättern,<br />

während man im gemütlichen Speiseraum<br />

auf die Minestrone wartet<br />

oder draußen auf der Hausbank die<br />

Abendstimmung über den Grandes<br />

Jorasses genießt. Dass die Hütte<br />

modernsten Umweltschutz-Anforderungen<br />

gerecht wird, geht in diesem<br />

Fall ganz sicher nicht auf Kosten der<br />

Gemütlichkeit.<br />

Lage: Auf dem Rücken der Malatrà<br />

südlich des Mont Blanc, Anfang März<br />

bis Ende September, Tel. 00 39/3 35/<br />

68 48 57, www.rifugiobonatti.it<br />

Zugang: Kürzester Weg von Lavachey<br />

(1642 m) im Val Ferret 1 Std.;<br />

Aufstieg von Courmayeur (1224 m)<br />

über den Mont de la Saxe 4 Std.<br />

Touren: Tête d’Entre Deux Sauts<br />

(2729 m); die Hütte ist außerdem<br />

Etappenziel der Tour du Mont Blanc.<br />

Karte: Kompass 1:50 000,<br />

Blatt 85 »Mont Blanc« –dst–<br />

Berchtesgadener Alpen<br />

Blaueishütte (1680 m)<br />

Kuchen am Hochkalter<br />

Berühmt ist die Blaueishütte für ihre<br />

geradezu sagenhaften, weil stets<br />

frisch gebackenen Kuchen. Wer sich<br />

nach einem der großzügig geschnittenen<br />

Stücke tatsächlich noch<br />

aufraffen kann, muss unbedingt die<br />

felsige Umgebung des Hochkaltermassivs<br />

erkunden. Nicht umsonst<br />

dient die Hütte auch als Stützpunkt<br />

für Kletterkurse.<br />

Lage: Oberhalb des Hintersees<br />

im unteren Blaueiskar, Mai bis<br />

Oktober, Tel. 0 86 57/2 71,<br />

www.blaueishuette.de<br />

Zugang: Vom Parkplatz Seeklause<br />

am Hintersee über die Schärtenalm<br />

in etwa 2 Std.<br />

Touren: Hochkalter (2607 m/IIer<br />

Stellen); Blaueisrumrahmung (ausgesetzte,<br />

lange Tour, IVer-Stellen), Viele<br />

kürzere und relativ gut abgesicherte<br />

Routen wie der Klassiker Logic Line<br />

(8SL/IV+) an der Schärtenspitze oder<br />

Asterix (9 SL/VI+) am Kleinkalter.<br />

Literatur/Karte: Kühberger/<br />

Forchthammer »Auswahlführer Best<br />

of Genuss Band 1 – Salzburger- &<br />

Berchtesgadener Land«, Panico Alpinverlag;<br />

AV-Karte 1:25 000, Blatt Nr.<br />

20 »Lattengebirge / Reiteralm« –dp–<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31


AUF TOUR<br />

Luftig: Am Gipfel des<br />

Sorgschrofen (1635 m)<br />

sollte man seine Schritte<br />

mit Bedacht setzen.<br />

32 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Ideale Herbsttouren im Wertachtal<br />

Schwäbische<br />

Schmankerl<br />

Links und rechts der sprudelnden Wertach gibt es<br />

unbekannte Gipfel und schmackhafte Molkereiprodukte<br />

zu entdecken. Die Region bietet bis zum<br />

Spätherbst überaus lohnende Touren – doppelter<br />

Genuss also. Von Michael Pröttel (Text und Fotos)<br />

Hand aufs Herz: Haben Sie schon<br />

einmal etwas vom Sorgschrofen<br />

oder von der Reuterwanne gehört?<br />

Oder gar Ihre Füße auf<br />

einen der beiden Berge gesetzt?<br />

Sie verneinen? Gut, dann lautet der Auftrag<br />

aus der BERGSTEIGER-Redaktion: Die<br />

beiden Gipfel sollten in Ihrem Tourenbuch<br />

noch in diesem Jahr auftauchen. Sie sind<br />

ideale Herbstziele.<br />

Der Weg ins obere Wertachtal führt am<br />

gleichnamigen Ort vorbei, in dem es lohnt,<br />

seine Gipfelbrotzeit mit frischen Molkereiprodukten<br />

zu bereichern. Schließlich wurde<br />

in der mit 915 Metern Seehöhe höchstgelegenen<br />

Marktgemeinde Deutschlands<br />

vor 140 Jahren der erste Käse der Welt patentiert.<br />

Zugegeben: Die namensgebende,<br />

lackartige Schmiere des »Weißlackers« ist<br />

nicht jedermanns Sache. Im »Molkefässle«<br />

oder in der »Bergbauernsennerei« wird<br />

man aber mit Sicherheit auch eine große<br />

Auswahl an anderen würzigen Bergkäsen<br />

nden. Deren Milch stammt vom »Allgäuer<br />

Braunvieh«, einer Kuhrasse, die sich auf<br />

den Almwiesen entlang der sprudelnden<br />

Wertach gewissermaßen sauwohl fühlt.<br />

Die Grünlandwirtschaft zieht sich teilweise<br />

bis zu den höchsten Kammlagen hinauf<br />

und beschert somit Kühen wie Wanderern<br />

eine tolle Aussicht. Eine solch bezaubernde<br />

grüne Gipfelkuppe ist die wegen ihrer lediglich<br />

1241 Meter Höhe bis in den November<br />

hinein gut machbare Reuterwanne.<br />

Das gilt vor allem dann, wenn man nicht<br />

von der schattigen deutschen Nordseite her<br />

aufsteigt, sondern den sanften Berg von<br />

Süden, das heißt von der österreichischen<br />

Enklave Jungholz aus angeht.<br />

Nach einem waldreichen Start bietet der<br />

freie Gipfelrücken ein Panorama, das vom<br />

lieblichen Allgäuer Alpenvorland über die<br />

Felszacken der Tannheimer Berge und der<br />

dahinter aufragenden Zugspitze bis zu den<br />

unzähligen Allgäuer Alpengipfeln reicht.<br />

Und als Appetitanreger liegt das nächste unbekannte<br />

Gipfelschmankerl direkt vis-à-vis.<br />

Der Gipfel der vier Grenzen<br />

Wer eins und eins zusammen zählen beziehungsweise<br />

die vergleichsweise geringe<br />

Horizontaldistanz zum ordentlichen Höhenunterschied<br />

in Verhältnis setzen kann,<br />

kommt sowohl beim Blick gen Süden als<br />

auch auf die Karte zu dem Ergebnis, dass<br />

es beim Anstieg zum gegenüberliegenden<br />

Sorgschrofen deutlich steiler zur Sache geht.<br />

Und das ist auch gut so. Wenn der Kreislauf<br />

erst einmal in Gang gekommen ist, wird<br />

man die Schlüsselstelle bestimmt nicht<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 33


Sonnenverwöhnt:<br />

Die Grasbuckel<br />

der Reuterwanne<br />

bieten im Herbst<br />

tolle Aussichten.<br />

KOMPAKT<br />

Ins Wertachtal<br />

Anreise: Bus&Bahn: Mit dem Zug nach<br />

Sonthofen und weiter mit Bus 9748 nach<br />

Unterjoch/Obergschwend, bzw. Jungholz.<br />

Auto: A96 bis »Jengen/Kaufbeuren« und<br />

auf der B12 bis »Marktoberdorf West«. Hier<br />

der Beschilderung zur B472 folgen. Dann<br />

rechts und über Leuterschach zur Autobahn<br />

Anschlussstelle »Nesselwang«. Auf der A7<br />

bis »Oy-Mittelberg« und auf der B310 ins<br />

Wertachtal<br />

Fremdenverkehrsamt: Verkehrsverein<br />

Oberjoch, Tel. 00 49/(0)83 24/77 09,<br />

www.oberjoch.info<br />

Beste Jahreszeit: September bis Ende<br />

Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />

BY 3 »Allgäuer Voralpen Ost«<br />

Führer: M. Pröttel »Alpen für Anfänger –<br />

Allgäu«, J.Berg Verlag, 2014<br />

Hütten: Buchel-Alpe (1290 m), im Sommer<br />

Di bis So, im Winter Sa und So geöffnet,<br />

www.buchelalpe.de; Alpe Schnitzlertal<br />

(1440 m), Alpe Untere Reuterwanne (1130<br />

m); beide je nach Witterung von Mitte Mai<br />

bis Mitte Oktober geöffnet. Bei allen dreien<br />

keine Übernachtungsmöglichkeit.<br />

verschlafen. Zu dieser mit Drahtseilen entschärften<br />

Felspassage führt – Trittsicherheit<br />

ist Picht – ein steiler Schrofenhang<br />

hinauf. Wer sich gut konzentriert und keine<br />

Steine auf Gleichgesinnte lostritt, wird<br />

zuletzt mit einer kurzen Gratüberschreitung<br />

belohnt, wie sie eindrucksvoller kaum<br />

sein kann.<br />

Der Gipfel selbst stellt übrigens die einzige<br />

Landverbindung von Jungholz mit dem<br />

restlichen Tirol dar. Dadurch besitzt der<br />

Sorgschrofen die geograsche Besonderheit,<br />

dass dort vier Grenzlinien je zweier<br />

deutscher und österreichischer Gemeinden<br />

– Bad Hindelang (D), Pfronten (D),<br />

Jungholz (A) und Schattwald (A) – in einem<br />

»Quasi-Vierländereck« zusammentreffen.<br />

Sowohl vom Panorama als auch von den<br />

Sitzgegebenheiten her ist eine längere Rast<br />

in der »Schattwald-Ecke« zu empfehlen, zu<br />

der von der anderen Talseite auch schon<br />

der Dritte im Bunde, das Wertacher Hörnle,<br />

hinüber lacht.<br />

Nur Heimisches auf der Alpe<br />

Den knapp 1700 Meter hohen Flysch-Berg<br />

einen Geheimtipp zu nennen, wäre eine<br />

glatte Lüge. Die auf dem sauren Sandstein-<br />

Substrat bestens gedeihenden Alpenrosen<br />

ziehen nämlich vor allem im Juni Scharen<br />

von Bergblumenliebhabern an.<br />

An einem klaren Herbsttag kommen wiederum<br />

Wanderer mit Weitblick auf dem<br />

Gipfelrücken voll auf ihre Kosten. Ob man<br />

den idealen Aussichtspfad auch für den<br />

Abstieg wählt oder den tief blau in einer<br />

kraterartigen Mulde gelegenen Hörnlesee<br />

umrundet, ist Geschmackssache. Welchen<br />

Weg man auch wählt – auf der Buchel-<br />

Alpe (1290 m) sollte man einen Stopp<br />

einlegen. Schließlich trägt sie das Qualitätssiegel<br />

»Allgäuer Alpgenuss« des gleichnamigen<br />

Vereins. Dieses bürgt dafür, dass<br />

alle Lebensmittel aus der Region stammen<br />

oder sogar auf der jeweiligen Alpe direkt<br />

hergestellt werden. Brot und Fleisch liefern<br />

Betriebe aus Wertach und Unterjoch. Die<br />

Getränke kommen von Allgäuer Mostereien,<br />

Brauereien und Brennereien.<br />

Frühmorgens und abends, wenn die Gäste<br />

wieder abgestiegen sind, lässt sich Hüttenwirtin<br />

Elke Gehring vom Berg- und Talpanorama<br />

dazu inspirieren, Meditationstexte<br />

zu Papier zu bringen. Darüber hinaus verkauft<br />

sie im Talort Unterjoch leckeren Käse.<br />

Wenn Sie also Ihre Vorräte aus Wertach<br />

schon verdrückt haben, dann könnten<br />

Sie hier für zu<br />

Hause nochmals<br />

nachlegen. ◀<br />

INFO<br />

Käse & Kräuter<br />

im Wertachtal<br />

Käseproben beziehungsweise Sennerei-<br />

Führungen bieten in Wertach die Hofsennerei<br />

s’ Molkefässle (www.allgaeuer-kaesespezialitaeten.de)<br />

sowie die Bergbauernsennerei<br />

Wertach (www.baurestube.de) an.<br />

Wer sich besonders für Kräuter interessiert,<br />

ist wiederum in Jungholz goldrichtig. Im<br />

»einzigen Tiroler Alpenkräuterdorf« gedeihen<br />

50 verschiedene, rein biologische Kräuter.<br />

Von April bis November fi nden unterschiedliche<br />

Veranstaltungen wie »Delikatessen<br />

am Wegesrand«, »Löwenzahnhonig selbst<br />

herstellen« oder »Kräuter-Brotbackkurse«<br />

statt. Informationen unter www.tannheimertal.com/region-orte/jungholz.html<br />

34 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


TOUREN<br />

Herbstschmankerl im Oberallgäu<br />

Darf’s gemütlich oder ein wenig ambitionierter sein?<br />

Wir stellen Ihnen fünf ideale Touren für den Herbst vor.<br />

1 Reuterwanne (1541 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

500 Hm 500 Hm<br />

Charakter: Waldreiche Vorgebirgstour<br />

auf eher breiten Wegen. Zuletzt<br />

traumhafter Anstieg über Wiesenpfade<br />

zum höchsten Punkt<br />

Ausgangspunkt: Jungholz/Gießenschwand<br />

(1047 m)<br />

Route: Jungholz – Obere Alpe Reuterwanne<br />

– Reuterwanne – Obere Alpe<br />

Reuterwanne – Jungholz<br />

2 Sorgschrofen (1635 m)<br />

▶ schwierig 3¾ Std.<br />

850 Hm 850 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Bergtour, die im letzten Teil Trittsicherheit<br />

und beim Gipfelanstieg auch<br />

Schwindelfreiheit erfordert.<br />

Ausgangspunkt: Jungholz/Lift-Parkplatz<br />

(1060 m)<br />

Route: Jungholz – Älple-Alpe –<br />

Sorgschrofen – Älple-<br />

Alpe – Jungholz<br />

Tourenkarte 1<br />

Heftmitte<br />

3 Wertacher Hörnle (1695 m)<br />

▶ leicht 3½ Std.<br />

650 Hm 650 Hm<br />

Charakter: Die Hälfte des Anstiegs<br />

verläuft auf Fahrwegen, was wegen der<br />

sehr abwechslungsreichen Landschaft<br />

keinen Abbruch tut.<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />

nördl. Gasthaus am Buchl (1050 m)<br />

Route: Wanderparkplatz – Buchel-<br />

Alpe – Wertacher<br />

Hörnle – Buchel-Alpe<br />

– Wanderparkplatz<br />

4 Spieser (1651 m)<br />

Premiumlage: der<br />

Hörnlesee beim<br />

Aufstieg zum<br />

Wertacher Hörnle<br />

Tourenkarte 2<br />

Heftmitte<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

700 Hm 700 Hm<br />

Charakter: Äußerst abwechslungsreiche<br />

Tour auf schönen Bergwegen mit<br />

zumeist moderaten Anstiegen. Beim<br />

Abstieg vom Spieser kurz Trittsicherheit<br />

erforderlich<br />

Ausgangspunkt: Großparkplatz<br />

Oberjoch (1145 m)<br />

Route: Oberjoch – Ornach – Spieser<br />

– Klank Hütte – Hirschberg – Oberjoch<br />

5 Um den Grüntensee aufs Elleg<br />

(1064 m)<br />

▶ leicht 4½ Std.<br />

200 Hm 200 Hm<br />

Charakter: Abwechslungsreiche<br />

Runde mit tollem Berg- und Seeblick,<br />

meist auf breiten Wanderwegen.<br />

Am Elleg ist Orientierungsvermögen<br />

hilfreich.<br />

Ausgangspunkt: Kapelle St. Sebastian<br />

östlich von Wertach (888 m)<br />

Route: St. Sebastian – Grüntensee<br />

Südostufer – Ostufer – Faitenoy –<br />

Elleg – Westufer – St. Sebastian<br />

STEFAN MOSER<br />

climbing Couloir<br />

Cortina d’Ampezzo<br />

Bringen Sie Ihre alten Stöcke, egal welcher Marke, zu den teilnehmenden<br />

Händlern und erhalten Sie beim Kauf eines KOMPERDELL Carbon Modells<br />

20,– Euro Tauschprämie.<br />

Ihre retournierten Stöcke werden von uns repariert & für einen guten<br />

Zweck im Rahmen unserer Sherpa Aktion gespendet! Mehr Informationen<br />

zu den teilnehmenden Händlern & den Aktionszeiträumen<br />

finden Sie unter: www.komperdell.com


AUF TOUR<br />

Dolomiten-Klettersteige<br />

Kick aus<br />

der Natur<br />

Was sollen uns Klettersteige eigentlich bieten:<br />

den reinen Adrenalinschub, wie er in neu<br />

eingerichteten Eisenanlagen zu finden ist?<br />

Oder bedeutet Fortschritt in diesem Falle<br />

nicht eher einen Weg zurück zu den Anfängen?<br />

Ein Plädoyer von Eugen E. Hüsler<br />

Fridolin steigt voraus, sein Karabiner<br />

macht klick, klick. Eine Seilschlinge,<br />

um Bauch und Schulter<br />

gelegt und vorne verknotet, dient<br />

ihm als Sicherung, zusammen<br />

mit dem Schraubkarabiner. Die Methode<br />

würde Pit Schubert als anerkanntem Sicherheitsapostel<br />

den Schweiß auf die Stirn<br />

treiben, garantiert. Doch 1974 kennen die<br />

beiden Schweizer, die fernab der Heimat<br />

in der Schiara, am Südsaum der Dolomiten,<br />

unterwegs sind, weder den Pit noch eine<br />

ordentliche Selbstsicherung. Das Land<br />

Wilhelm Tells ist ein weißer Flecken auf<br />

36 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Das Bivacco della Bernardina<br />

am Gusela del Vescovà.<br />

Foto: Manfred Kostner<br />

der Klettersteigkarte, die Führerliteratur<br />

beschränkt sich alpenweit auf einen einzigen<br />

Titel, verfasst von der Südtirolerin<br />

Hilde Frass: »Klettersteige der Dolomiten«.<br />

Das ist kein Zufall, die Dolomiten liegen<br />

sozusagen vor ihrer Haustür, und die »Bleichen<br />

Berge« waren damals das Klettersteig-<br />

Dorado schlechthin. Der älteste mit Baujahr<br />

1903 führt über den Westgrat auf die<br />

Marmolada; der Pößnecker im Sellamassiv<br />

– eine schon legendäre Route – hat ähnlich<br />

viele Sommer und Winter gesehen,<br />

erlebt und überstanden. Klettersteiggehen<br />

war Abenteuer kombiniert mit Landschaftsgenuss,<br />

der Eisenanteil im Fels ein<br />

Mittel zum Zweck. Und heute?<br />

Geschundene Muckis, strapazierte Psyche<br />

Die Wand ist steil, sausteil und gut hundert<br />

Meter hoch. Glatt wie eine Betonmauer,<br />

kein Griff und kein Tritt. Ein Senkblei,<br />

am Abbruch befestigt, würde am Wandfuß<br />

glatt in der Luft baumeln, der beiden Überhänge<br />

wegen. Sogar ein Alexander Huber<br />

dürfte beim Anblick kurz ins Grübeln geraten.<br />

Wir nicht, denn für uns Ferratisten<br />

gibt es hier eine Route, ganz neu, der Einstieg<br />

liegt fünf Minuten von der Liftstation<br />

entfernt. Clap Varmost heißt der Felszahn,<br />

an den eine Gänsehaut-Ferrata genagelt<br />

wurde, Bügel über Bügel, himmelwärts.<br />

Eine frei schwebende Leiter und eine wackelige<br />

Hängebrücke machen den Auftakt,<br />

lassen den Adrenalinspiegel schon mal etwas<br />

ansteigen. Dann geht’s richtig zur Sache,<br />

hat die Wand doch wenige Meter über<br />

dem Einstieg in die Vertikale einen Bauch:<br />

Da muss ich drüber!?<br />

Beim zweiten Anlauf gelingt es mit viel<br />

Einsatz, dann arbeitet man sich in der<br />

Senkrechten nach oben, Meter um Meter.<br />

Das geht trotz all des Eisens ordentlich<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37


… man sich wie ein mehr oder weniger<br />

begabter Artist an einem Gerüst vorkommt.<br />

»Bergsteigen, auch<br />

am Klettersteig,<br />

ist viel mehr als ein<br />

mit Technik möglich<br />

gemachter Kraftakt<br />

im Steilfels.«<br />

Am Clap Varmost erinnert der Klettersteig eher an einen Hochseilgarten, wobei…<br />

in die Arme, und den Blick in die Tiefe<br />

erspart man sich besser gleich. Eine Diagonale,<br />

die schräg hinaus zum (oberen!)<br />

Ansatzpunkt eines mächtigen Überhangs<br />

führt, bringt etwas Kraft zurück in die geschundenen<br />

Muckis, strapaziert dafür die<br />

Psyche ziemlich heftig. Ein zweiter Überhang<br />

ganz hoch in der Mauer, dann senkrecht<br />

zum Ausstieg: geschafft!<br />

Am Gipfel zittern die Hände nicht mehr,<br />

die Seele hat ihr Gleichgewicht wieder gefunden,<br />

ein bisschen stolz auf unsere Leistung<br />

sind wir auch. Es entspinnt sich ein<br />

typischer Männerdialog.<br />

»Wie war’s denn, Manni?«<br />

»Heftig.«<br />

Ein Schluck aus der Flasche.<br />

»Hm.«<br />

Die Tour hat mich beeindruckt, aber ich<br />

habe so meine Zweifel, ob mir diese moderne<br />

Art des »Bergsteigens« tatsächlich<br />

gefällt, trotz des heftigen Kicks, den sie<br />

vermittelt. Der übermäßige Einsatz von<br />

eisernen Krücken vergrößert die Distanz<br />

zwischen mir und der Natur, die so überdeutlich<br />

zutage tretende Abhängigkeit von<br />

Steighilfen ist irgendwie unangenehm.<br />

Genussroute im Nebel<br />

Das war an der Schiara, ein paar Tage zuvor,<br />

ganz anders gewesen. Ein 2565 Meter<br />

hoher Felsriegel, eine große Tour, eine fantastische<br />

Kulisse – und drei Klettersteige<br />

hintereinander: Zacchi, Berti und Marmol.<br />

Übernachtet haben wir droben am<br />

Grat, gleich neben dem größten Obelisken<br />

des Massivs, der Gusela del Vescovà. Die<br />

schlanke Nadel ist selbst von Belluno aus<br />

mit bloßem Auge zu erkennen. Geologen<br />

bezweifeln allerdings die Stabilität dieser<br />

Sensation, längerfristig zumindest, steht<br />

der Turm doch auf einem porösen Fundament<br />

aus schräg gestellten Felsschichten.<br />

Auch Berge sind halt nicht für alle Ewigkeit<br />

gebaut.<br />

Wir rechnen nicht mit Ewigkeiten, sondern<br />

in Stunden. Knapp drei haben wir<br />

bereits hinter uns, als wir beim Rifugio 7°<br />

Alpini ankommen, geschätzte vier Stunden<br />

sind es bis zu unserem Nachtquartier,<br />

dem Bivacco della Bernardina. Das bleibt<br />

uns noch verborgen, Herbstnebel hängen<br />

in den Felsen – bis es kurz aufreißt.<br />

Da ist sie, die Schiara, und wir müssen<br />

den Kopf ganz ordentlich in den Nacken<br />

legen, um den Gipfel, der hoch über den<br />

Wolken im tief blauen Himmel schwebt,<br />

zu betrachten. Wow!<br />

Fotos: Manfred Kostner (4)<br />

38 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Ein Tag,<br />

der bleibt.<br />

Ist es nicht die Landschaft, auf die es ankommt? Die Aussicht vom Pisciadù-<br />

Klettersteig, der Nummer eins in den Dolomiten, ist jedenfalls jeden Meter wert.<br />

Die Vorstellung dauert keine Minute, dann<br />

schließt sich der Vorhang wieder. Wir packen<br />

unsere Rucksäcke und folgen der<br />

Spur, die erst an einem licht bewaldeten<br />

Hang, dann über Gras und Geröll zum<br />

Wandfuß ansteigt. Der Nebel steigt mit<br />

uns, macht aus mir kurz ein Brockengespenst;<br />

er wabert in der Wand, lässt dann<br />

etwas Blau aufscheinen. Wir gewinnen<br />

zügig an Höhe, die Ferrata Zacchi, mit<br />

Baujahr 1952 die älteste hier, gehört klar<br />

in die Kategorie der Genussrouten. Dann<br />

bleibt das Grau hinter uns, tut sich ein fantastisch<br />

weiter Horizont auf.<br />

Das Traumschiff<br />

Wir genießen die Kletterei in der wärmenden<br />

Nachmittagssonne. Eine letzte, sehr<br />

luftige Querung leitet schließlich ins Schrofengelände<br />

unter der Gusela del Vescovà.<br />

Rechts daneben steht unser »Albergo«, der<br />

Tisch ist zwar noch nicht gedeckt, dafür<br />

bietet uns die Natur ein Amuse Gueule,<br />

das ich nicht einmal gegen ein Diner bei einem<br />

Sterne-TV-Koch tauschen würde: Das<br />

ammende Rot verglüht an der Gusela;<br />

spät in der Nacht taucht der Mond – eben<br />

aufgegangen – den Felszahn vor unserer<br />

Haustür in ein gespenstisch fahles Totenlicht.<br />

Manni schläft, zersägt gelegentlich<br />

ein paar (kleine) Hölzer, ich tu’s ihm<br />

gleich. Das Biwak wird zum Traumschiff<br />

für uns beide. Wir können doch iegen,<br />

bis zum Horizont und darüber hinaus.<br />

Gegen Morgen macht mich der Rücken auf<br />

den eher bescheidenen Komfort unserer<br />

Liegen aufmerksam; ich drehe mich hin<br />

und her, eine bequemere Schlafposition<br />

suchend, gebe aber bald auf und riskiere<br />

einen Blick nach draußen: Nacht.<br />

Mehr noch: stille Nacht. Kein Geräusch<br />

dringt an mein Ohr; vielleicht ist die Welt<br />

zum Stillstand gekommen und es wird nie<br />

wieder Tag? Nebel liegt über den Tälern,<br />

Bellunos Zivilisationslichter sind ausgelöscht.<br />

Das Mondlicht reicht gerade, um<br />

ein paar bizarre Schattenrisse zu zeichnen.<br />

Ich überlass’ mich meinen Gedankenfäden,<br />

bis mich die Kälte ins schützende<br />

Refugium zurücktreibt. Manni ist aufgewacht,<br />

schaut auf die Uhr. Wir knobeln,<br />

wer sich zuerst ins Bad zurückziehen darf<br />

(ha, ha!) und teilen dann ein belegtes Brot.<br />

Der Hunger wird wohl erst später kommen;<br />

da sind wir dann schon oben, am<br />

Gipfel der Schiara, über den die Via Ferrata<br />

Antonio Berti führt. Vor einem traumhaften<br />

Südalpenpanorama.<br />

Bergsteigen, auch am Klettersteig, ist halt<br />

viel mehr als ein mit Technik möglich gemachter<br />

Kraftakt im Steilfels. Es ist Naturerlebnis<br />

und sportliche Leistung, es weckt<br />

Emotionen, macht Freude. Am Clap Varmost<br />

bin ich kein <strong>Bergsteiger</strong>, sondern ein<br />

mehr oder weniger begabter Artist, und<br />

die Wand ist ein simples Gerüst. Das ist zu<br />

wenig, wird weder den Bergen noch meinen<br />

Ambitionen gerecht. Vergesst also die<br />

Akrobaten-Parcours mit all dem Schnickschnack.<br />

Ein richtiger Klettersteig ist kein<br />

Hochseilgarten, sondern ein Erlebnis. Und<br />

was für eines! Zurück zu den Wurzeln! ◀<br />

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TOUREN<br />

Sechs Klettersteig-Klassiker in den Dolomiten<br />

Es gibt Eisenwege in den Südalpen, die ins Tourenbuch jedes ambitionierten Klettersteiggehers gehören.<br />

Das liegt nicht nur an der Routenführung und Kulisse, sondern auch an der Geschichte dieser Touren.<br />

Kurzer Zustieg,<br />

fantastische<br />

Panoramen und<br />

ein finaler Gag:<br />

der Pisciadù<br />

1 Pisciadù-Klettersteig<br />

▶ K3 4 Std.<br />

630 Hm 630 Hm<br />

Charakter: Die Nummer eins unter<br />

den Klettersteigen in den Dolomiten!<br />

Er punktet mit kurzem Zustieg,<br />

fantastischer Kulisse und einem<br />

spannenden Verlauf mit fi nalem<br />

Gag an der mittlerweile legendären<br />

Hängebrücke. Auf der Terrasse der<br />

Pisciadù-Hütte kann man dann auch<br />

gleich auf die Tour anstoßen: salute!<br />

Talort: Kolfuschg (1640 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (1956 m)<br />

an der Ostrampe der Grödner-Joch-<br />

Straße<br />

Gipfel/Hochpunkt: Pisciadù-Hütte<br />

(2585 m)<br />

Zu- und Abstieg: gut markiert, Einstieg<br />

nicht zu verfehlen,<br />

Abstieg alternativ<br />

ins Val de Mesdì<br />

Tourenkarte 10<br />

Heftmitte<br />

2 Via ferrata Cesco Tomaselli<br />

▶ K5 6 Std.<br />

940 Hm 940 Hm<br />

Charakter: Klasse Ferrata in<br />

toller Kulisse mit der berühmten<br />

Schlüsselstelle gleich zum Auftakt.<br />

Auch der Abstieg in die Selleta Fanis<br />

ist gesichert. Nur Drahtseile, keine<br />

künstlichen Tritte und Griffe, deshalb<br />

gute Klettertechnik von Vorteil.<br />

Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)<br />

Ausgangspunkt: Passo Falzárego<br />

(2105 m), alternativ Kleiner Lagazuoi<br />

(2752 m; Seilbahn)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Südliche Fanisspitze<br />

(2980 m)<br />

Zu- und Abstieg: ausreichend<br />

markiert, Orientierung<br />

problemlos<br />

Tourenkarte 11<br />

Heftmitte<br />

3 Via ferrata Bolver-Lugli<br />

▶ K3–4 5,5 Std.<br />

1170 Hm 580 Hm<br />

Charakter: Die schönste Ferrata<br />

in der Pala, sehr lang, dabei nur sparsam<br />

gesichert (wenige Eisenstifte),<br />

der Fels bietet aber fast überall<br />

ausreichend Tritte und Griffe. Große<br />

Kulisse, Vorsicht im Frühsommer<br />

beim Abstieg durch das Valle dei<br />

Cantoni (Altschnee)!<br />

Talort: San Martino di Castrozza<br />

(1470 m)<br />

Ausgangspunkt: Zwischenstation<br />

Colverde (1965 m) der Rosetta-<br />

Seilbahnen<br />

Endpunkt: Rosetta-Seilbahn (2609 m)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Bivacco Fiamme<br />

Gialle (3005 m)<br />

Zu- und Abstieg: markiert, Abstieg<br />

teilweise weglos<br />

4 Via ferrata Giovanni Lipella<br />

▶ K 3–4 7,5 Std.<br />

1200 Hm 1200 Hm<br />

Charakter: Ausgeprägt alpine Tour<br />

in grandioser Kulisse; Zustieg über<br />

einen Alpinistollen aus dem Ersten<br />

Weltkrieg (Lampe!). Zwischenausstieg<br />

bei den Tre Dita (2694 m), zweiter<br />

Abschnitt anspruchsvoller<br />

Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)<br />

Ausgangspunkt: Rifugio Dibona<br />

(2037 m), Zufahrt von der Großen<br />

Dolomitenstraße<br />

Gipfel/Hochpunkt: Tofana di Rozes<br />

(3225 m)<br />

Zu- und Abstieg: markierte Wege<br />

5 Via ferrata Gianni<br />

Costantini<br />

▶ K5–6 10 Std.<br />

1400 Hm 1400 Hm<br />

Charakter: Was das Anforderungsprofi<br />

l betrifft, klar die Nummer eins<br />

in den Dolomiten: extrem lang,<br />

sehr schwierig und viel Felskontakt,<br />

da kaum künstliche Tritte und Griffe.<br />

Ohne Hüttenübernachtung ein echter<br />

Hammer.<br />

Talort: Ágordo (611 m) im Val<br />

Cordévole<br />

Ausgangspunkt: Passo Duràn<br />

(1601 m), Übergang vom Agordino<br />

ins Zoldano<br />

Gipfel/Hochpunkt: Moiazza Sud<br />

(2878 m)<br />

Zu- und Abstieg: ausreichend<br />

markierte<br />

Wege<br />

6 Schiara-Klettersteige<br />

Tourenkarte 12<br />

Heftmitte<br />

▶ K3 12 Std.<br />

1870 Hm 1870 Hm<br />

Charakter: Landschaftlich einmalige<br />

eiserne Runde an der Schiara;<br />

Aufstieg über den Zacchi- und den<br />

Berti-Steig, Abstieg über die Ferrata<br />

Marmol. Übernachtung im Rifugio<br />

7° Alpini, noch schöner im Bivacco<br />

Bernardina an der Gusela del Vescovà<br />

(alle drei Steige K3).<br />

Talort: Belluno (390 m)<br />

Ausgangspunkt: Case Bortot<br />

(694 m), 7 km von Belluno;<br />

Wanderparkplatz<br />

Gipfel/Hochpunkt: Monte Schiara<br />

(2565 m)<br />

Zu- und Abstieg: markierte Wege<br />

40 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


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KLETTERSTEIGE<br />

Die neuen Klettersteige<br />

Eisen am Fels<br />

– ganz frisch geschmiedet!<br />

Es wird immer noch gebaut, vor allem in Österreich, wo der Bedarf an Sportklettersteigen<br />

unerschöpflich zu sein scheint. In der Schweiz und auch in den Französischen<br />

Alpen ist der Boom fürs Erste vorbei. Schade? Oder vielleicht ganz gut, bei mehr als<br />

1000 Eisenwegen alpenweit? Hier einige der jüngsten Eisen-Kreationen:<br />

1 Widaschrofen-Klettersteige<br />

K 5 / K 6–7 | 2 Std. | 100 Hm<br />

Charakter: In die Kategorie »extrem« gehören die beiden brandneuen<br />

Sportklettersteige im Bregenzerwald. Der »Wälder-Klettersteig« (K 5) ist<br />

anhaltend schwierig, der »Abendrot-Klettersteig« noch einen ordentlichen Tick<br />

anspruchsvoller (K 6–7). Ohne gute Technik (Reibung) und viel Kraftausdauer<br />

ist da nichts zu reißen!<br />

Talort: Schnepfau (734 m) im Bregenzerwald<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz östlich von Schnepfau an der Bizauer Straße<br />

Gipfel/Hochpunkt: Widaschrofen (ca. 850 m)<br />

Zu- und Abstieg: markiert, Wege und Forstpisten<br />

2 Galugg-Klettersteig<br />

K 3 | 1½ Std. | 180 Hm<br />

Charakter: Mäßig schwieriger Sportklettersteig in Ortsnähe. Wenig zum<br />

Naturerlebnis trägt die nahe Autobahn bei, geradezu ohrenbetäubend ist<br />

der Krach anfl iegender Rettungshubschrauber. Kurzer Zustieg, im oberen<br />

Wandteil zwei Varianten (beide K 3).<br />

Talort: Zams (767 m) im Oberinntal<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz des Krankenhauses (!) in Zams<br />

Gipfel/Hochpunkt: Galugg (ca. 950 m)<br />

Zu- und Abstieg: markiert, Abstieg teilweise auf Straßen<br />

Viel Natur bietet<br />

der Obergurgler<br />

Klettersteig.<br />

3 Holderli-Seppl-Klettersteig<br />

K 2–3 | 2 Std. | 120 Hm<br />

Charakter: Man muss die brachialen Eingriffe in die Bergnatur im Bereich des<br />

Kaunertaler Gletscherskigebietes (samt Zufahrt) nicht mögen, am Klammklettersteig<br />

darf man sich trotzdem der Hochgebirgswelt nahe fühlen: ein tosender<br />

Wildbach, zwei Hängebrücken und ein paar spannende Steilpassagen, dazu<br />

schöne Aussicht auf den Kaunergrat.<br />

Talort: Feichten (1287 m) im Kaunertal<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Klettergarten Fernergries (1930 m)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Ausstieg zur Gletscherstraße (ca. 2150 m)<br />

Zu- und Abstieg: 5 Min. vom Parkplatz zum Einstieg, Abstieg entlang der<br />

Straße<br />

4 Obergurgler Klettersteig<br />

K 3–4 | 1½ Std. | 120 Hm<br />

Charakter: Originell angelegter Klettersteig mit einigen recht spektakulären<br />

Passagen und drei Seilbrücken, nur mäßig schwierig. Kleine Mutprobe:<br />

die lange Seilbrücke über der rauschenden Gurgler Ache.<br />

Talort: Obergurgl (1907 m) im innersten Ötztal<br />

Ausgangspunkt: Obergurgl<br />

Gipfel/Hochpunkt: Am Beil (2056 m)<br />

Zu- und Abstieg: Zugang zum Einstieg unweit der Zirbenwaldhütte, 20 Min.,<br />

Abstieg markiert<br />

5 Klettersteig Lampskopf<br />

K 2–3 | 6 Std. | 120 Hm<br />

Charakter: Viel (Steil-)Gras, eine wilde Gebirgskulisse und ein paar nette<br />

Klettersteigpassagen bietet diese Direttissima zur Tribulaunhütte (2368 m;<br />

kleiner Abstecher vom Pfl erscher Höhenweg). Im Sommer sehr heiß und<br />

trocken, deshalb ausreichend Getränke mitnehmen! Gesicherte Passagen<br />

unterhalb des Lampskopfs (1995 m) und am Gogelberg<br />

Talort: Innerpfl ersch (St. Anton, 1246 m), Anfahrt von Gossensaß<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz bei Hinterstein (ca. 1360 m)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Gogelberg (2276 m)<br />

Zu- und Abstieg: Zustieg vom Parkplatz markiert, Abstieg über den<br />

Wanderweg Nr. 8<br />

42 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Fotos: Ötztal Tourismus, Alpbachtal Seenland Tourismus<br />

Hochgenuss mit<br />

Tiefblick: am Klettersteig<br />

Reintalersee<br />

6 Klettersteig Reintalersee<br />

K 3 | 2½ Std. | 390 Hm<br />

Charakter: Idylle und Steilfels. Beides bietet der Reintalsee und seine<br />

Umgebung, beides verbindet sich am neuen Klettersteig (Eröffnung Juli 2014)<br />

zu einem schönen Erlebnis. Mäßig schwierige Route (K 3) mit einer knackigen<br />

Variante (K 6).<br />

Talort: Kramsach (520 m) im Inntal<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (570 m) am Reintalersee<br />

Gipfel/Hochpunkt: Bärengrube (ca. 960 m)<br />

Zu- und Abstieg: Markierter Zustieg von der Seeuferstraße, Abstieg über den<br />

bestehenden Wanderweg »Bärengrube« zum Krummsee<br />

9 Klettersteigarena Höhenburg<br />

K 2–3 / K 4 / K 6 | 1 Std. | 100 Hm<br />

Charakter: Viel Technik und eine große, mit zwei (Stau-)Seen prunkende<br />

Kulisse bietet der Ausfl ug hinauf zur Höhenburg. Da passen die Eisenhaken<br />

und Drahtseile an dem Felsbuckel zwischen den beiden Staumauern<br />

irgendwie ganz gut. Und bei den drei Routen ist für jede/n etwas dabei:<br />

kindergeeignet der Limberg-Zwerg (K 2–3), spannend das Mooser-Mandl<br />

(K 4), nur für gewiefte Klettersteigler die Drossen-Hex (Stelle K 6).<br />

Talort: Kaprun (786 m), ab Parkhaus Kesselfall mit Bus und Schrägaufzug<br />

zum Stausee Mooserboden<br />

Ausgangspunkt: Staumauer Mooserboden (2038 m)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Höhenburg (2108 m)<br />

Zu- und Abstieg: Zugang von der Staumauer markiert, Abstieg ebenfalls<br />

7 Klamml-Klettersteig<br />

K 4 | 2¾ Std. | 540 Hm<br />

Charakter: Rund 100 Höhenmeter am Drahtseil, eine Zweiseilbrücke und<br />

anschließend eine längere, senkrechte Felspassage – alles mit zahlreichen<br />

Zuschauern, die auf dem Klammlweg zur Gruttenhütte unterwegs sind.<br />

Zum »Eingewöhnen« gibt’s noch einen kleinen Übungsklettersteig oberhalb<br />

der Gaudeamushütte.<br />

Talort: Ellmau (820 m) am Wilden Kaiser<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Wochenbrunner Alm (1080 m), mautpfl ichtige<br />

Zufahrt von Ellmau<br />

Gipfel/Hochpunkt: Gruttenhütte (1620 m)<br />

Zu- und Abstieg: Zustieg via Gaudeamushütte (1263 m) zur Mündung des<br />

Klamml, Abstieg zur Wochenbrunner Alm<br />

8 Erlebnisgarten Riederklamm<br />

K 2–3 / K 3–4 | 2 Std./1 Std. | 200 Hm<br />

Charakter: Genau richtig für Familien und Einsteiger sind die drei kurzen<br />

Klettersteige in der Klamm bei Gerlos: Riederklamm-Klettersteig (140 m lang,<br />

K 2–3), Weiße-Wand-Klettersteig (60 m, K 3–4)<br />

und Wasserfall-Klettersteig (60 m, K 2–3). Flying Fox nur mit Führer!<br />

Talort: Gerlos (1246 m) an der Straße von Zell am Ziller zum Gerlospass<br />

Ausgangspunkt: Ortsteil Ried<br />

Gipfel/Hochpunkt: Ausstieg Riederklamm-Klettersteig (ca. 1440 m)<br />

Zu- und Abstieg: Zustieg über Weg Nr. 9, Abstieg ebenfalls markiert<br />

10 Klettersteige Beisteinmauer<br />

K 3 bis K 7 | 1½ Std. | 120 Hm<br />

Charakter: Das würde man am Rand der waldreichen Voralpen nicht unbedingt<br />

erwarten: einen fantastischen Klettersteiggarten, gut 100 Meter hoch<br />

mit 10 (!) gesicherten Routen, die sich fast beliebig kombinieren lassen: von<br />

der Trainings-Ferrata bis zum extrem<br />

schwierigen Mammut-Steig (K 7).<br />

Besondere Gags: eine 60-Meter-<br />

Seilbrücke und eine lange Leiter, die<br />

unten schwer überhängt. Also erst<br />

einmal ins Fitnessstudio und ran an<br />

die Gewichte!<br />

Talort: Ternberg (341 m) in den Oberösterreichischen<br />

Voralpen, südlich<br />

von Steyr an der Enns gelegen<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (ca. 460 m)<br />

am Südfuß der Beisteinmauer<br />

Gipfel/Hochpunkt: Beisteinmauer<br />

(632 m)<br />

Zu- und Abstieg: Markierter Zustieg<br />

(5 Min.) vom Parkplatz, Abstieg<br />

über den gesicherten Steig (mehrere<br />

Leitern, K 2)<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43


AUF TOUR<br />

Die Beute<br />

des Habichts<br />

Herbstgipfel im Stubai<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts galten die Alpengipfel vielen noch als Hort<br />

von Hexen. Der Pfarrer Peter Carl Thurwieser sah das völlig anders.<br />

Für ihn war Bergsteigen Hobby und wissenschaftliche Herausforderung.<br />

Im Herbst 1836 stand er als erster Bergtourist auf dem Habicht.<br />

Die Tour ist heute nicht minder lohnend. Von Andrea Strauß<br />

44 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


»Der Hager in Gschnitz und der<br />

Villerspitz und die Martinswand sind<br />

die heachsten Jöcher im ganzen Land.«<br />

Wer’s glaubt, wird selig. Sagt<br />

der Volksmund, wenn die<br />

Zweifel an einer Geschichte<br />

überwiegen. Ob der Herr im<br />

Frack wirklich geglaubt hat,<br />

dass er auf einen der drei höchsten Gipfel<br />

Tirols steigt? Vom Glauben verstand er etwas,<br />

schon von Berufs wegen. Peter Carl<br />

Thurwieser, geboren am 30. Mai 1789,<br />

war der Sohn eines Müllers aus Kramsach,<br />

in seiner Kindheit und Jugend aber zu<br />

schwächlich, um den Beruf des Vaters zu<br />

erlernen. So schickten die Eltern den Buben<br />

aufs Priesterseminar. Peter Carl wurde Pfarrer,<br />

später Professor am Lyzeum Salzburg<br />

und schließlich Kustos der Universitätskirche,<br />

die heute zum Weltkulturerbe »Historisches<br />

Zentrum der Stadt Salzburg« gehört.<br />

Zu viel Sitzen und Studieren über Büchern,<br />

zu wenig Bewegung, klagt der junge<br />

Mann. In seiner Freizeit geht er daher<br />

zum Bergsteigen, es ist sein liebstes Hobby.<br />

Das braucht er als Ausgleich. Gesund<br />

sei es, ist er überzeugt. Und es macht dem<br />

Würdenträger einen Heidenspaß: Er zündet<br />

auf den Gipfeln selbstgebastelte Ra-<br />

keten. Fun und Action um zwei Jahrhunderte<br />

vorgezogen. Auch wenn Thurwieser<br />

nicht von seinem Hobby spricht, sondern<br />

von Bergfahrten in seiner »Vakanz«. Eine<br />

schöne Herbsttour in den Stubaiern soll es<br />

werden, als er am 1. September 1836 nach<br />

Fulpmes kommt und als ortskundigen<br />

Führer den Feilenhauer Ingenuin Krößbacher<br />

engagiert.<br />

Der erste Bergtourist im Stubai<br />

Jäger, Bauernburschen und Handwerker<br />

sind froh um den kleinen Zusatzverdienst<br />

– Hobbybergsteiger kommen in der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts eher selten ins<br />

Stubaital. So ist Thurwieser sogar der erste<br />

Tourist, der auf dem Hager, dem Habicht,<br />

stehen wird. Bis die Erschließungswelle<br />

der Stubaier Alpen anläuft, vergehen noch<br />

mehr als fünfzig Jahre. Selbst die Schulbuben<br />

aus Thurwiesers Zeit sitzen dann grauhaarig<br />

vor ihrem Austragshäusl.<br />

Weshalb es ausgerechnet der Habicht sein<br />

muss, liegt auf der Hand: Er gilt als der<br />

»heachste im ganzen Land«. Die mächtige<br />

Berggestalt aus dunklem Glimmerschiefer<br />

sticht ins Auge und hebt sich von den<br />

vielen anderen Gipfeln ab. Der Habicht<br />

wirkt besonders imposant. Vier Gletscher<br />

und Firnfelder sind in den Hochkaren des<br />

Bergstocks eingelagert und geben ihm eine<br />

besondere alpine Note.<br />

Auch wenn Thurwieser bereits mit Steigeisen<br />

umzugehen versteht: Die vergletscherte<br />

Nordseite ist nicht sein Ziel. Sie wird erst<br />

1883 erstbegangen werden. Stattdessen<br />

steigen die beiden auf jenem Weg auf, der<br />

auch heute noch sehr beliebt ist bei <strong>Bergsteiger</strong>n.<br />

Durch das Pinnistal geht es zur<br />

Pinnisalm. Nach einer Übernachtung im<br />

Heu steuern sie das Pinnisjoch an, das sie<br />

um acht Uhr morgens erreichen. Almmatten,<br />

dann steile Schrofen erwarten sie auf<br />

den nächsten 900 Höhenmetern. Geschickt<br />

suchen sie den leichtesten Durchstieg, halten<br />

sich an Grasrinnen und gewinnen so an<br />

Höhe, bis sie die Vegetationsgrenze erreichen.<br />

Über »lauter grobes Gestein, da fest,<br />

dort locker« gelangen sie über eine Hangkante<br />

zum Habichtferner. Das Firnfeld<br />

kann heutzutage umgangen werden und<br />

stellt kein wirkliches Hindernis mehr dar.<br />

Nach 3:25 Stunden ist der höchste Punkt<br />

(3277 m) erreicht. Man kann sicher sein,<br />

dass es sich um eine exakte Zeitangabe<br />

handelt, vermerkt Thurwieser doch auf<br />

allen seinen Touren minutengenau, wann<br />

ein Ziel erreicht ist, ja, dokumentiert sogar<br />

die Trinkpause von drei Minuten. Es ist ein<br />

strahlend blauer Herbsttag, die Sicht<br />

Foto: Andreas Strauß (2), Google (2)<br />

Priester, Professor, Alpinist: Peter Carl Thurwieser war<br />

1836 erster »Bergtourist« auf dem Habicht (hist. Stich).<br />

Die Innsbrucker Hütte (2369 m), deren Vorläufer bereits<br />

1884 erbaut wurde, ist ideal für die Habicht-Besteigung.<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 45


Farb-Flash: der Grünausee mit Urfallspitze, Gamsspitzl, Wilder Freiger, rechts des Gletschers der Apere Freiger<br />

ist fantastisch. Der Spaßfaktor ist gewiss<br />

nicht zu kurz gekommen bei dieser ersten<br />

touristischen Besteigung des Habichts.<br />

Später veröffentlicht der Priester und<br />

Wissenschaftler ein Buch über die Tour<br />

gemeinsam mit der Besteigung des Fernerkogels.<br />

Man kann das (über ein Google-Projekt<br />

digitalisierte) Werk mit dem Titel »Die<br />

Ersteigung und Messung des Fernerkogels<br />

und der Habichtspitze im Jahre 1836« heute<br />

im Internet kostenlos downloaden.<br />

KOMPAKT<br />

Stubai im Überblick<br />

Anreise: Mit der Bahn nach Innsbruck und<br />

weiter mit der Stubaitalbahn landschaftlich<br />

sehr schön ins Stubaital. Mit dem Auto von<br />

Norden über Innsbruck ins Stubaital oder<br />

eines der Seitentäler.<br />

Beste Reisezeit: Juni bis Oktober<br />

Karten: AV-Karten 1:25 000, Nr. 31/1<br />

»Stubaier Alpen, Hochstubai« und Nr. 31/2<br />

»Stubaier Alpen, Sellrain«; AV-Karte 1:50 000,<br />

31/5 »Innsbruck/Umgebung«; Kompass-<br />

Karte 1:50 000, Nr. 83 »Stubaier Alpen«<br />

Touristinfo: Tourismusverband Stubai<br />

Tirol, A-6167 Neustift im Stubaital,<br />

Tel. 00 43/(0)5 01 88 10, www.stubai.at<br />

»Meine Absicht bei Bergreisen:<br />

Mich gründlich aufzuheitern<br />

und zu erholen.« Peter Carl Thurwieser<br />

Der Schnabel des Greifvogels<br />

21. Jahrhundert. Rot-weiß-rot leuchten<br />

die Fensterläden an der Innsbrucker Hütte.<br />

Vor der Eingangstür schnüren ein paar<br />

<strong>Bergsteiger</strong> die Schuhe, von drinnen zieht<br />

Kaffeeduft ins Freie. Es ist Anfang September,<br />

ein strahlend blauer Herbsttag. Wer<br />

nicht auf dem Stubaier Höhenweg unterwegs<br />

ist, nutzt die guten Bedingungen für<br />

die Besteigung des Habichts, wie der »Hager«<br />

meist genannt wird. »Höchster Gipfel<br />

im ganzen Land« ist er freilich längst nicht<br />

mehr, selbst in den Stubaier Alpen musste<br />

er im Zeitalter der Bergvermessungen den<br />

Thron an das Zuckerhütl (3507 m) abtreten,<br />

gefolgt von einer ganzen Reihe von<br />

Gipfeln, die die Höhe von 3300 übersteigen.<br />

Dann erst folgt der Habicht mit seinen<br />

3277 Metern.<br />

Von den vier Gletschern und Firnfeldern<br />

ist heute nur noch der Mischbachferner<br />

auf der Nordseite nennenswert. Ein Eiswulst<br />

von gut 50 Grad Steilheit wölbt sich<br />

hier wie der Schnabel eines Greifvogels<br />

vor, wie ein Habichtschnabel eben. Der<br />

Normalweg aber führt aus dem Pinnisjoch<br />

hinauf. Nur ein paar Schritte sind es<br />

aus dem Joch zur stattlichen Innsbrucker<br />

Hütte auf 2369 Metern Höhe. Sie war eine<br />

der ersten, die im Stubai gebaut wurde<br />

(1884), um die Besteigung des Habichts zu<br />

erleichtern. Wer nicht mit Unterstützung<br />

des Lifts von Neustift aus durch das Pinnistal<br />

aufsteigt, kommt aus dem Gschnitztal<br />

und schwitzt über tausend Höhenmeter<br />

auf den steilen südostseitigen Flanken.<br />

Die Dienste des Feilenhauer Krößbacher<br />

zur Wegndung brauchen die drei <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

die kurz vor acht Uhr an der Hütte<br />

auf brechen, nicht mehr. Peter Carl Thurwiesers<br />

Linienführung ist heute als Weg<br />

gut markiert, im Gras ausgetreten und<br />

später in den langen Felspassagen sogar<br />

an einigen Stellen mit Drahtseil versichert.<br />

Trotzdem: Ein »gewandter Steiger« sollte<br />

man noch immer sein, also trittsicher und<br />

schwindelfrei, und so wie bei Thurwieser<br />

werden ab und an »doch die Hände aushelfen«.<br />

Der Theologe, Meteorologe und<br />

Alpinist war übrigens Erstbesteiger einiger<br />

Gipfel in den österreichischen und bayerischen<br />

Alpen, er gilt als der erste »Bergtourist«<br />

auf dem Dachstein und auf der<br />

Watzmann-Südspitze. In der westlichen<br />

Ortlergruppe ist nach ihm die Thurwieserspitze<br />

(3652 m) benannt.<br />

Lohnt die Besteigung des Habichts noch,<br />

obwohl er nicht der höchste Gipfel des Stubai<br />

ist? Ja, auf alle Fälle! Der Weg ist schön,<br />

die Aussicht nicht schlechter als vor 200<br />

Jahren und an einem schönen Herbstwochenende<br />

gibt es kein besseres Programm,<br />

um sich »gründlich aufzuheitern und zu<br />

erholen.«<br />

◀<br />

46 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


TOUREN<br />

Die schönsten Herbsttouren in den Stubaier Bergen<br />

Von einfach bis anspruchsvoll: Wir haben fünf tolle Bergwanderungen zwischen den<br />

Kalkkögeln und dem Wipptal nördlich des Brenners für Sie ausgesucht.<br />

1 Grieskogel (2158 m)<br />

▶ leicht 4–5 Std.<br />

1100 Hm 1100 Hm<br />

Charakter: Gemütliche Wanderung<br />

aus dem Sellrain mit toller Aussicht<br />

auf die Kalkkögel im oberen Teil<br />

Ausgangspunkt: Grinzens im Sellrain,<br />

Parkplatz am Sportplatz (1040 m)<br />

Route: Vom Parkplatz auf einem markierten<br />

Wanderweg durch die Waldfl<br />

anke hinauf bis zur Waldgrenze und<br />

über Wiesen zum Salfains (2000 m).<br />

Nun gerade weiter am Rücken auf<br />

den Grieskogel. Im Abstieg kann man<br />

auch am Schönangerl nach Osten<br />

hinabgehen ins Senderstal<br />

und so zurück nach<br />

Grinzens.<br />

Tourenkarte 4<br />

Heftmitte<br />

2 Großer Trögler (2902 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

1300 Hm 1300 Hm<br />

Charakter: Eisfreier Gipfel gegenüber<br />

von Zuckerhütl, Pfaff und Freiger.<br />

Einer der besten Hüttenberge der<br />

Sulzenauhütte<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Sulzenauhütte<br />

(1590 m) im Unterbergtal<br />

Hütte: Sulzenauhütte (2191 m), DAV,<br />

Anfang Juni – Ende September, 140<br />

Plätze, Tel. 00 43/(0) 52 26/24 32<br />

Route: Vom Parkplatz über den<br />

Grawa-Wasserfall oder direkt auf<br />

dem Hüttenweg zur Sulzenauhütte,<br />

2–2½ Std. Von der Hütte in westlicher<br />

Richtung zu einer nahen Verzweigung,<br />

hier rechts und über Moränengelände<br />

zum Pfaffenlehner. Weiter steil und<br />

teils versichert über den Kleinen<br />

Trögler und über den Nordostgrat auf<br />

den Großen Trögler.<br />

3 Mairspitze (2780 m)<br />

▶ mittel 4–5 Std.<br />

1300 Hm 1300 Hm<br />

Charakter: Aussichtsreiche Tour<br />

auf den Hüttengipfel der Nürnberger<br />

Hütte. Schöne Eingehtour<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Sulzenauhütte<br />

(1590 m) im Unterbergtal<br />

Hütten: Sulzenauhütte (2191 m),<br />

DAV, Anfang Juni – Ende September,<br />

Tel. 00 43/(0)52 26/24 32; Nürnberger<br />

Hütte (2278 m), DAV, Ende<br />

Juni – Anfang Oktober, 136 Plätze,<br />

Tel. 00 43/(0)6 64/4 03 21 88<br />

Route: Vom Parkplatz links zum<br />

Grawa-Wasserfall hinab (beschildert,<br />

Weg 135) und an seiner rechten<br />

Seite steil hinauf zum Hüttenweg.<br />

Über die Sulzenaualm zur Sulzenauhütte,<br />

2–2½ Std. Hier über den<br />

Von der Sulzenauhütte (2191 m) lässt sich der Große Trögler besteigen.<br />

Sulzenaubach und im leichten Auf<br />

und Ab zum Grünausee, links Richtung<br />

Niederl und an einer weiteren<br />

Wegverzweigung links nach Nordosten<br />

ins Schafgrüebl hinauf und in<br />

eine Scharte (2742 m). Zuletzt<br />

über kurze versicherte Stellen nach<br />

Norden zum Gipfelkreuz. Absteigen<br />

kann man auch zur Nürnberger Hütte<br />

und von dort ins Tal.<br />

4 Habicht (3277 m)<br />

▶ schwierig 2 Tage<br />

2000 Hm 2000 Hm<br />

Charakter: Schöner Steig auf imposanten<br />

Dreitausender, als Zweitagetour<br />

über die Innsbrucker Hütte sehr<br />

empfehlenswert<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />

Gasthof Feuerstein (1281 m) im<br />

Talschluss des Gschnitztals<br />

Hütte: Innsbrucker Hütte (2369 m),<br />

ÖAV, Mitte Juni – Anfang Oktober geöffnet,<br />

160 Plätze, Tel. 00 43/(0)52 76/<br />

2 95, www.innsbrucker-huette.at<br />

Route: Aus dem Gschnitztal (oder<br />

durch das Pinnistal) auf dem<br />

Hüttenweg zur Innsbrucker Hütte<br />

nahe des Pinnisjochs (Dauer 3 Std.),<br />

über einen Rücken nach Südwesten<br />

zum Einstieg in die Schrofen- und<br />

Felswand. Teils versichert, kurz auch<br />

über ein Altschneefeld hinauf zum<br />

Habichtferner und oberhalb desselben<br />

auf den Gipfelgrat und versichert zum<br />

höchsten Punkt (3 Std.)<br />

5 Leitner Berg (2309 m)<br />

▶ leicht 3–4 Std.<br />

900 Hm 900 Hm<br />

Charakter: Stille Herbstwanderung<br />

zwischen Gschnitztal und Obernbergtal<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Obernberger<br />

See bei Obernberg am Brenner<br />

(1380 m) im Obernbergtal<br />

Route: Vom Parkplatz auf einer<br />

Almstraße über den Waldbauer und<br />

die Kastenalm nach Norden hinauf<br />

Richtung Trunajoch und zum Lichtsee.<br />

Hier nach Nordosten und über einen<br />

weiten Rücken hinauf bis zum Leitner<br />

Berg. Der Abstieg ist auch direkt<br />

hinab über den Lichtsee<br />

nach Obernberg<br />

möglich.<br />

Tourenkarte 5<br />

Heftmitte<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47


AUF TOUR<br />

Pflicht für<br />

Der Triglav in den Julischen Alpen<br />

Patrioten<br />

Für die Slowenen ist der Triglav<br />

nicht einfach der höchste Gipfel<br />

des Landes. Er ist ihr Nationalsymbol,<br />

verewigt auf der Landesflagge.<br />

Deshalb huldigen ihm<br />

einheimische Wanderer auf eine<br />

für die übrige <strong>Bergsteiger</strong>welt<br />

sehr sonderbare Weise.<br />

Von Dagmar Steigenberger


Der höchste Berg<br />

Sloweniens ist auf<br />

Münzen, Briefmarken<br />

und der Nationalflagge<br />

verewigt.<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger, wikipedia, Länder-Lexikon, colnect.com<br />

Slowenen steigen nicht auf den<br />

Triglav. Sie pilgern. Einem Tausendfüßler<br />

gleich, wälzt sich die<br />

Schlange an diesem strahlenden<br />

Spätsommertag schiebend, wartend<br />

und drängend den seilversicherten<br />

Ostgrat hinauf. Slawisches Geschnatter<br />

und Lachen erfüllt die Luft. Männer in verwaschenen<br />

Jogginghosen und ausgelatschten<br />

Turnschuhen, dazwischen Sportler in<br />

nagelneuer, grellfarbener Ausrüstung und<br />

gestylte Mädchen auf unsicheren Beinen,<br />

notdürftig gesichert mit einer Reepschnur<br />

um die Brust. Alle haben sie nur ein Ziel:<br />

den Aljažev Stolp, das Blechtürmchen, in<br />

dem gerade mal zwei Personen stehend<br />

Platz nden und das den höchsten slowenischen<br />

Gipfel markiert.<br />

Ein paar deutsche und österreichische<br />

<strong>Bergsteiger</strong> erreichen den 2864 Meter hohen<br />

Gipfel staufrei von der anderen Seite.<br />

Der Aufstieg von Westen und Süden<br />

entspricht mehr dem Naturgenuss, dem<br />

Abenteuer, wie es der höchste Berg eines<br />

Landes erwarten lässt. Einsamer ist es dort.<br />

Und anspruchsvoller: Beim Bamberg-Weg<br />

am Nordwestgrat hat man es immerhin<br />

mit einem konditionell fordernden Klettersteig<br />

mit schwindelerregenden Tiefblicken<br />

in die mehr als 1000 Meter hohe<br />

Nordwand zu tun. Vom Wocheiner See im<br />

Süden marschiert man mindestens zwei<br />

Tage lang durch Schluchten, über sonnenüberutete<br />

Almen und vorbei an Seen, die<br />

mal wie dunkle Löcher, mal wie türkisgrüne<br />

Juwelen in der von Dolinen durchzogenen<br />

Landschaft schimmern.<br />

Über den einfachsten und schnellsten Anstieg,<br />

auf dem sich von der Aljažev-Hütte<br />

aus dem Vrata-Tal die bunte Masse hochschiebt,<br />

sind noch mehr als 1800 Höhenmeter<br />

bis zum Gipfel zu bewältigen. Die<br />

meisten schaffen es am ersten Tag bis<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49


zur Triglavski dom. Die höchstgelegene<br />

Hütte am Triglav ist in der Hochsaison<br />

meist überfüllt. An schönen Sommer-Wochenenden<br />

beginnt der Stau gleich hinter<br />

dem Haus am Einstieg zum Ostgrat, etwa<br />

300 Höhenmeter unter dem Gipfel. Den<br />

ganzen Tag über bis in die Abendstunden<br />

drücken sich die Menschen im Zeitlupentempo<br />

an der schmalen Eisenspur hinauf<br />

und hinunter. Schlechte Laune kommt<br />

trotzdem nicht auf.<br />

Peitschenhiebe aufs Hinterteil<br />

»Als Slowene musst du wenigstens einmal<br />

im Leben auf dem Triglav gestanden<br />

sein«, erklärt eine quirlige Dame in üssigem<br />

Englisch. Sie hat es nach mehreren<br />

Stunden geschafft, sich über den Ostgrat<br />

bis zum höchsten Punkt durchzuarbeiten.<br />

Ihr Funktionsshirt strahlt in nagelneuem<br />

Pink. Für eine längere Unterhaltung hat sie<br />

aber keine Zeit. Der Bergführer winkt sie zu<br />

sich und macht mit ihr, was er schon zuvor<br />

mit einigen anderen aus seiner Gruppe<br />

gemacht hat: Er peitscht sie aus. Dreimal<br />

lässt er das Seil in seiner Hand aufs Hinterteil<br />

schnalzen. Bestrafung für beson-<br />

KOMPAKT<br />

Triglav Nationalpark – Sloweniens einziger<br />

Anreise: Mit dem Zug von<br />

München über Salzburg und<br />

Jesenice bis Bohinjska Bistrica<br />

und per Bus weiter bis zum<br />

Wocheiner See. Mit dem Auto<br />

via Tauernautobahn A10<br />

bis Villach, weiter auf der A2<br />

bis Ausfahrt »Slovenia« und<br />

auf der B83, dann B109 der<br />

Beschilderung nach Slowenien<br />

folgen. Weiter auf der Bundesstraße<br />

bis Wocheiner See.<br />

Fremdenverkehrsamt:<br />

TD Bohinj, Ribcev Laz 48,<br />

SI-4265 Bohinjsko jezero,<br />

Tel. 00 386/4/5 72 60 10,<br />

www.bohinj-info.com<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis<br />

Anfang Oktober<br />

Triglav Nationalpark: Der<br />

einzige Nationalpark Sloweniens<br />

erstreckt sich auf 880<br />

Quadratkilometern – das sind<br />

drei Prozent der Landesfl äche<br />

– rund um das Triglav-Massiv.<br />

Die Landschaft ist geprägt<br />

von Dolinen und Karren, durch<br />

die Seen und Wasserläufe<br />

auch unterirdisch miteinander<br />

verbunden sind. In den Felsen,<br />

Schluchten und Resten von<br />

Urwäldern leben Gämsen,<br />

Steinböcke, Rotwild, Bären<br />

und Luchse sowie Steinadler.<br />

Hütten: Dom Valentina<br />

Stanica. (2332 m), Juli bis<br />

September, 136 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 386/51/61 47 72;<br />

Triglavski dom na Kredarici<br />

(2515 m), Ende Mai bis Anfang<br />

Oktober, 160 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 386/4/5 31 28 64;<br />

Dom Planika (2401 m), Juli bis<br />

September, 123 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 386/50/61 47 73;<br />

Vodnikov dom (1817 m),<br />

Mitte Juni bis Anfang Oktober,<br />

63 Schlafplätze, Tel. 00 386/<br />

51/60 72 11; Zasavska koca<br />

(2071 m), Ende Juni bis Ende<br />

ders widerspenstige Kunden? Die fremden<br />

Wanderer – erkennbar in der Unterzahl<br />

– beäugen verunsichert die Szenerie. Mit<br />

den deutlichen Gebrauchsspuren an ihren<br />

Klettersteigausrüstungen und Steinschlaghelmen<br />

sowie den Bergstiefeln wirken sie<br />

ohnehin wie Fremdkörper in der Masse der<br />

einheimischen Turnschuh-Touristen.<br />

Dann hebt die Geschlagene unter Gejohle<br />

und Beifallklatschen die Arme. Ihr Gesicht<br />

ziert ein glückseliges Lächeln. Also doch<br />

keine Bestrafung. Eher eine Auszeichnung.<br />

Für Slowenen ist die Triglav-Besteigung eine<br />

patriotische Picht. Spätestens seit das<br />

Land 1991 die Unabhängigkeit erreicht<br />

hat, ist der dreigipige Berg Sloweniens<br />

Nationalsymbol. Seine Silhouette prangt<br />

auf dem Wappen der slowenischen Flagge:<br />

drei weiße Zacken vor tiefblauem Sternenhimmel,<br />

darunter schwappen die Wellen<br />

der Adria – an klaren Tagen kann man<br />

das Mittelmeer vom Triglav aus tatsächlich<br />

erkennen. Mit diesem Wappen ist Slowenien<br />

das einzige europäische Land, das sich<br />

einen Berg auf die Fahne gezeichnet hat.<br />

Keinen Adler, keinen Löwen oder sonst ein<br />

kraftvolles, königliches Getier. Einen Berg.<br />

September, 55 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 386/50/61 47 81;<br />

Koca na Dolicu (2151 m),<br />

Ende Juni bis Ende September,<br />

144 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 386/50/61 47 80;<br />

Koca na Planini pri Jezeru<br />

(1453 m), Mitte Juni bis Ende<br />

September, 86 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 386/51/63 27 38;<br />

Koca pri Triglavskih jezerih<br />

(1685 m), Ende Mai bis Anfang<br />

Oktober, 200 Schlafplätze,<br />

Tel. 00 386/51/2 31 26 45.<br />

Auf www.slovenia.info fi ndet<br />

man ausführliche Informationen<br />

zu den Hütten auf Deutsch.<br />

Karten: freytag & berndt<br />

1:50 000, WK 141 »Julische<br />

Alpen«<br />

Literatur: Helmut Lang »Julische<br />

Alpen. 53 ausgewählte<br />

Wanderungen und Bergtouren«,<br />

Rother Wanderführer,<br />

Bergverlag Rother 2010<br />

Slowenien hat<br />

sich als einziges<br />

Land Europas<br />

einen Gipfel ins<br />

Wappen geholt<br />

Ein Steinbock mit goldenen Hörnern<br />

1934 schuf der slowenische Architekt Jože<br />

Plenik die Vorlage für dieses Wappen, als<br />

er die Silhouette des Triglav in den Mantel<br />

der Muttergottes-Figur vor der Pfarrkirche<br />

in Bled im Osten des berühmten Berges<br />

meißelte – als Zeichen für das Land Slowenien<br />

zwischen dem serbischen Kreuz<br />

und dem kroatischen Schachbrettmuster.<br />

Die Legenden, die sich um den Triglav und<br />

seine Macht ranken, sind noch älter. In<br />

einer davon heißt es, der Triglav sei ein<br />

dreiköpger Gott, der auf dem Berg wohne.<br />

Mit einem Haupt beherrsche er den<br />

Himmel, mit dem zweiten die Erde und<br />

mit dem dritten die Unterwelt. Eine Sage<br />

erzählt von Zlatorog, einem weißen Steinbock<br />

mit goldenen Hörnern, der einst die<br />

Herden der magischen Weißen Frauen auf<br />

der Hochebene des Triglav beschützte, als<br />

jene noch vor saftigem Gras und Blumen<br />

strotzte. Als ein Mensch in seiner Goldgier<br />

den Zlatorog töten wollte, verwandelte der<br />

zornige Steinbock das ganze fruchtbare<br />

Hochplateau in die karge Steinödnis, wie<br />

man sie heute dort oben antrifft. Der Frevler<br />

starb, der Steinbock überlebte; unter<br />

anderem als Markenzeichen der slowenischen<br />

Biermarke Laško Pivo.<br />

Zlatorog hat nicht alles verwüstet. Unterhalb<br />

der Planika-Hütte mischt sich das erste,<br />

spärliche Grün zwischen die hellgrauen<br />

Felsen. Noch weiter unten krallen Lärchen<br />

ihre Wurzeln in die steinige Humusschicht.<br />

Blaue Enzianblüten verleihen den<br />

Wiesen ein paar bunte Tupfer. Eine Kuhherde<br />

grast friedlich auf der Almweide. Für<br />

die Tiere sind die letzten Almtage im Jahr<br />

angebrochen; die Halme tragen an die-<br />

Steinbock Zlatorog ist das<br />

Markenzeichen der größten<br />

slowenischen Brauerei.<br />

Fotos: Dagmar Steigenberger (2), Hersteller<br />

50 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Der erste der sieben<br />

Seen auf dem Weg von<br />

der Savica zum Triglav.<br />

An schönen Tagen pilgern<br />

Massen von Slowenen auf<br />

den 2864 Meter hohen Berg.<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 51


LITERRATUR<br />

Julius Kugy –<br />

Pionier der Julischen<br />

Es gibt kaum ein Tal in den Julischen Alpen,<br />

in dem nicht auf irgendeinen Gipfel ein<br />

»Kugyweg« führt. Der Namenspatron dieser<br />

Wege, Julius Kugy, war Schriftsteller und<br />

<strong>Bergsteiger</strong>. Dank des väterlichen Handelsunternehmens<br />

in Triest, das er übernommen<br />

hatte, konnte er sich zu seinen Bergausfl ügen<br />

immer die Begleitung durch einen Bergführer<br />

leisten. Vor allem die Julischen Alpen hatten<br />

es ihm angetan, dort realisierte er Ende des<br />

19. und Anfang des 20. Jahrhunderts viele<br />

Erstbesteigungen und Erstbegehungen. Unter<br />

anderem eröffnete er 1881 den Weg vom<br />

Trentatal durch die steile Westfl anke des<br />

Triglav bis auf den Gipfel – den berühmtesten<br />

unter den Kugywegen in den Juliern. 1895<br />

oder 96 (die Chronisten sind sich nicht<br />

sicher) schaffte er die<br />

erste Winterbesteigung<br />

des Triglav. Seine<br />

Erinnerungen an diese<br />

Abenteuer hat Kugy im<br />

Buch »Aus dem Leben<br />

eines <strong>Bergsteiger</strong>s«<br />

festgehalten, das 1925<br />

erstmals im Bergverlag<br />

Rother erschienen ist.<br />

sem Morgen Mitte September bereits eine<br />

dünne Schicht Raureif. Die Sonne hat das<br />

Gras auf dem einsamen Aussichtsberg Jezerski<br />

Stog schon in – nein, nicht in Gold<br />

– in Stroh verwandelt. Steil geht es auf<br />

seiner Südseite hinunter, hinein in einen<br />

wilden Nadelwald und der Krstenica-Alm<br />

entgegen. Auf der Wiesenschulter haben<br />

knapp ein Dutzend Hütten Platz gefunden,<br />

deren Fassaden ordentlich mit Holztäfelchen<br />

verschindelt sind. Die Fensterläden<br />

sind geschlossen; alles scheint schon<br />

für den Winter vorbereitet. Nur noch ein<br />

paar Verwandte des Bauern genießen die<br />

herbstlichen Sonnenstrahlen auf einer<br />

der Hausbänke. Die Hüterbuben seien mit<br />

dem Vieh längst ins Tal marschiert, geben<br />

sie den Wanderern Auskunft. Aber auch<br />

im Hochsommer herrsche hier nicht mehr<br />

viel landwirtschaftlicher Betrieb – wer<br />

wolle, könne eine Almhütte als einfache<br />

Ferienunterkunft mieten. Hilfsbereit<br />

schreiben sie einen Zettel mit der Telefonnummer<br />

des Besitzers. Das Geschäft mit<br />

den Touristen rentiert sich mittlerweile<br />

mehr als die traditionelle, über Jahrhunderte<br />

praktizierte Almwirtschaft. Darin<br />

gleichen die Julischen Alpen vielen anderen<br />

alpinen Regionen.<br />

Der Ritterschlag für <strong>Bergsteiger</strong><br />

Karel Laznik lebt schon seit langem von<br />

den Wanderern, zumindest im Sommer.<br />

Seit mehreren Jahren bewirtschaftet der<br />

muntere Slowene mit dem grauen Jägerbart<br />

à la Henri VI. gemeinsam mit seiner<br />

Frau die Hütte »Planini pri Jezeru«. Die<br />

Touristen kommen von Stara Fuzina wegen<br />

des kreisrunden Sees herauf, dessen<br />

Wasser so geheimnisvoll dunkel schimmert<br />

und dessen Ränder grüngelbe Algen<br />

säumen. Auf der Hüttenterrasse mit Blick<br />

auf den See und die tiefgrünen Wälder essen<br />

sie Krautsuppe mit Bohnen oder auch<br />

eine Gulaschsuppe – beides die Standardspeisen<br />

auf den slowenischen Hütten, wie<br />

es auf den österreichischen die Spaghetti<br />

mit Bolognese sind.<br />

Die Einheimischen kommen wegen Karel<br />

und seiner Musik. Abends am Kachelofen<br />

greift er zu seinem Akkordeon und spielt<br />

für seine Gäste slowenische Volksmusik-<br />

Klassiker. An den Wänden hängen Fotos<br />

von Vereinen aus dem Tal, die Karel bereits<br />

einen Besuch abgestattet haben. Dazwischen<br />

eine Fotograe von Kindern, wie sie<br />

lachend ein paar Peitschenhiebe vor der<br />

Hütte entgegen nehmen. Da ist sie wieder,<br />

die Szenerie vom Gipfel des Triglav!<br />

Auf unsere neugierigen Fragen hin versucht<br />

sich Karel an einer Erklärung. Er<br />

Slowenische Volksmusik, präsentiert von Hüttenwirt Karel Laznik<br />

Ein Gruß »Berg<br />

Heil!« auf dem<br />

Gipfel? Seltsam,<br />

sagt der slowenische<br />

Hüttenwirt.<br />

deutet mit Händen und Füßen. Seine wenigen<br />

Brocken Englisch reichen für so einen<br />

komplizierten Sachverhalt nicht aus.<br />

Ein freundlicher Gast bietet sich als Übersetzer<br />

an: »Eigentlich ist es ein Ritual für<br />

diejenigen, die das erste Mal den Triglav<br />

bestiegen haben. Die Kindergartenkinder,<br />

die einmal im Jahr die Hütte besuchen,<br />

bekommen dieses Einweihungsritual<br />

aber schon, wenn sie es schaffen, an der<br />

Hauswand hochzuklettern.« Karel macht<br />

in der Stube vor, wie man Hände und Füße<br />

an den groben Steinen setzen muss<br />

– selbstverständlich gesichert von den<br />

Erwachsenen. Das Ritual am Triglav: eine<br />

Art Ritterschlag für slowenische <strong>Bergsteiger</strong><br />

also? Der Gast übersetzt, Karel nickt<br />

freudestrahlend. Dann lässt er fragen, was<br />

denn die Deutschen und Österreicher so<br />

auf ihren höchsten Gipfeln machen würden.<br />

Eine nachdenkliche Pause. »Sie trinken<br />

Gipfelschnaps und grüßen einander<br />

mit ›Berg Heil‹.« Das mit dem Schnaps<br />

gefällt dem Hüttenwirt. Aber dieser Gruß?<br />

Seltsam, sehr seltsam.<br />

◀<br />

Fotos: Rother; Dagmar Steigenberger (2)<br />

52 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Die drei Häupter des<br />

Triglav ragen hinter der<br />

Vodnikov-Hütte auf.<br />

TOUREN<br />

Triglav in vier Tagen<br />

Natürlich können Konditionsstarke den Triglav auch in ein bis zwei Tagen besteigen. Doch so entgehen ihnen die<br />

türkisgrün glitzernden Seen, die urigen Almen und die Dolinen zwischen den lichten Urwaldresten im Nationalpark.<br />

1 Zasavska koca (2071 m)<br />

▶ mittel 6½ Std.<br />

1420 Hm 1420 Hm<br />

Charakter: Das Tal der sieben Seen<br />

wartet mit einer herrlichen Landschaft<br />

auf, vor allem am Ledvica<br />

See. Dafür lohnt sich der anfangs<br />

extrem steile, teils seilversicherte<br />

Aufstieg allemal. Vorsicht: Am Start<br />

nicht den gebührenpfl ichtigen Weg<br />

zum Wasserfall nehmen (Sackgasse),<br />

sondern links davon über den Bach!<br />

Die Zasavska koca ist eine sehr<br />

kleine Hütte, also frühzeitig losmarschieren,<br />

um sich einen bequemen<br />

Schlafplatz zu sichern (Vorreservation<br />

zwecklos). Wer zu spät kommt, muss<br />

auf den harten Tischen in der Stube<br />

übernachten.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz an der<br />

Dom Savica (653 m; gebührenpfl ichtig:<br />

3 Euro pro Tag) westlich des<br />

Wocheiner Sees<br />

Hütten: Dom Savica (653 m), Koca<br />

pri Triglavskih jezerih (1685 m),<br />

Zasavska koca (2071 m)<br />

Route: Dom Savica – Crno jezero<br />

(1294 m) – Koca pri Triglavskih<br />

jezerih – Jezero Ledvica (1800 m) –<br />

Zasavska koca<br />

2 Triglav (2864 m)<br />

▶ mittel 5½ Std.<br />

1060 Hm 1060 Hm<br />

Charakter: Über Schotter, vom Militär<br />

zurückgelassene Felsenwege und<br />

schließlich über einen leichten Klettersteig<br />

(K2) geht es auf den Gipfel des<br />

Triglav. Der Abstieg über den seilversicherten<br />

Ostgrat ist ebenfalls einfach,<br />

kann aber bei großem Andrang dauern.<br />

Eine Übernachtung in der Vodnikov<br />

dom empfi ehlt sich nicht nur wegen<br />

des schönen Blicks auf den abendlich<br />

beleuchteten Triglav, sondern auch<br />

wegen der hübschen Hütte.<br />

Ausgangspunkt: Zasavska koca<br />

(2071 m)<br />

Hütten: Koca na Dolicu (2151 m),<br />

Dom Planika (2401 m), Vodnikov<br />

dom (1817 m)<br />

Route: Zasavska koca – Zeleno<br />

jezero (2000 m) – Hribarice (2350<br />

m) – Koca na Dolicu – Triglav – Dom<br />

Planika – Konjski preval (2020 m) –<br />

Vodnikov dom<br />

3 Jezerski Stog (2040 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

450 Hm 450 Hm<br />

Charakter: In stetem Auf und Ab geht<br />

es durch verwachsene Almlandschaft<br />

– teils durch Nadelwald, teils<br />

über Wiesen und felsige Karren. Die<br />

einzige kleine Herausforderung ist der<br />

beinahe weglose, am Ende sehr steile<br />

Aufstieg vom Sattel auf den Jezerski<br />

Stog, von dem man eine herrliche<br />

Aussicht auf den Triglav hat.<br />

Ausgangspunkt: Vodnikov dom<br />

(1817 m)<br />

Hütte: Koca na Planini pri Jezeru<br />

(1453 m)<br />

Route: Vodnikov dom – Velo Polje<br />

(1680 m) – Jezerski preval (1945 m)<br />

– Jezerski Stog – Alm Krstenica (1640<br />

m) – Alm V Lazu (1540 m) – Koca na<br />

Planini pri Jezeru<br />

4 Pršivec (1761 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

320 Hm 320 Hm<br />

Charakter: Den einfachen Gipfel<br />

mit hervorragender Aussicht über<br />

den Wocheiner See kann man am<br />

Abstieg zur Savica-Schlucht locker<br />

mitnehmen. Wer nach der Steilwand<br />

am Ende der Tour noch genügend<br />

Kraft in den Waden hat, kann vom<br />

Parkplatz aus den Ausfl ug zum Wasserfall<br />

dranhängen (1/2 Std., kostet<br />

allerdings Eintritt). Bei schönem<br />

Wetter empfi ehlt sich ein Bad im<br />

Wocheiner See.<br />

Ausgangspunkt: Koca na Planini pri<br />

Jezeru (1453 m)<br />

Hütte: Dom Savica (653 m)<br />

Route: Koca na Planini pri Jezeru<br />

– Alm Viševnik (1615 m) – Pršivec<br />

– Alm Viševnik – Crno jezero (1294) –<br />

Dom Savica<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53


AUF TOUR<br />

1<br />

Familien-TIPP<br />

MMM – Messner Mountain Museum // Teil 1: Firmian, Juval, Ortles<br />

Mensch, Kunst, Eis<br />

2<br />

3<br />

54 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Im kommenden Winter wird Reinhold Messners<br />

sechstes Museum am Kronplatz fertig, nach Schloss<br />

Juval, Firmian (Sigmundskron), Ortles (Sulden),<br />

Dolomites (Monte Rite) und Ripa (Schloss Bruneck).<br />

Erster Teil einer Bilanz Von Eugen E. Hüsler<br />

4<br />

5<br />

Ein Mann und sechs Museen. Unmöglich!<br />

»Ein Museum, das aus<br />

sechs Teilen besteht«, korrigiert<br />

Reinhold Messner. Halt so, wie<br />

ein Buch mehrere Kapitel hat<br />

und trotzdem eine Einheit bildet. Gerade<br />

»schreiben« Handwerker am sechsten, letzten<br />

Teil, der im Winter eröffnet wird, oben<br />

am Kronplatz, wo Schnee eindeutig wichtiger<br />

ist als Kultur. Ganz anders in Schloss<br />

Sigmundskron – hier atmet jeder Stein<br />

Geschichte. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts<br />

wird in den Urkunden erstmals ein<br />

befestigter Platz erwähnt, später diente<br />

die Burg Formigar den Bischöfen von<br />

Trient als Stützpunkt. Von dieser alten<br />

Feste sind neben einigen Grundmauern<br />

die Kapellenruine und ein Viereckturm<br />

der unteren Vorburg erhalten. 1473 kaufte<br />

Erzherzog Sigmund »der Münzreiche« die<br />

Burg und ließ sie als Bollwerk gegen die im<br />

Etschtal vordringenden Venezianer großzügig<br />

ausbauen. Weil ihm das Geld ausging,<br />

musste er Sigmundskron allerdings<br />

bald verpfänden. In der Folgezeit verel<br />

die Anlage mehr und mehr, auch einige<br />

Besitzerwechsel änderten nichts daran.<br />

1957 machte Sigmundskron noch einmal<br />

Schlagzeilen: Aus Protest gegen die Nichteinhaltung<br />

der Pariser Verträge (»Los von<br />

Trient!«) durch die italienische Regierung<br />

versammelten sich in der Burg 30 000 Südtiroler,<br />

angeführt vom Landeshauptmann<br />

Silvius Magnago.<br />

Heute ist die ausgedehnte Anlage das Herzstück<br />

von Reinhold Messners Museum. Ein<br />

Platz wie geschaffen für ein Museum, das<br />

erinnern und zum Nachdenken anregen<br />

will. Ob das Konzept dann auch funktioniert,<br />

wisse man – sagt Messner selbst<br />

– erst nach ein paar Jahren. Wenn man<br />

an einem Frühlingstag im Hof des Schlosses<br />

sitzt und sich umschaut, kommen da<br />

kaum Zweifel auf. Besucher aus nah und<br />

fern, jeder und jedem ist der <strong>Bergsteiger</strong><br />

aus dem Villnößtal ein Begriff.<br />

Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />

1 Sigmundskron steht auf Bozner Porphyr<br />

über dem Etschtal 2 Das erste der Messner<br />

Museen thematisiert die Auseinandersetzung<br />

des Menschen mit den Bergen.<br />

3 Schloss Juval beherbergt vor allem die<br />

Kunstgegenstände, die Reinhold Messner<br />

von seinen Expeditionen mitgebracht hat.<br />

4 Juval ist seit 1983 im Besitz von Messner.<br />

5 Ortles, gebaut von dem Vinschger Architekten<br />

Dr. Arnold Gapp, ist gänzlich unterirdisch<br />

angelegt. Das Glasfenster in der<br />

Decke hat die Form einer Gletscherspalte.<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 55


Freiheit. Vielleicht der Schlüsselbegriff für<br />

einen, der ausziehen sollte in die weite Welt,<br />

auf der Suche nach Herausforderungen<br />

1<br />

2<br />

Wie es denn angefangen hat? »In Juval, da<br />

wohne ich mit meiner Familie. Und irgendwann<br />

stellte sich die Frage: Wohin mit all<br />

den Sachen, die ich aus aller Welt mitgebracht<br />

habe?« So wurde Juval zum Museum,<br />

entstand in Sulden jener Museumsteil,<br />

der ganz dem Eis gewidmet ist – durchaus<br />

passend unter dem höchsten Berg Tirols,<br />

der dem Museum auch seinen Namen gegeben<br />

hat (Ortles). Und schließlich Firmian<br />

(Sigmundskron), gegen zunächst heftigen<br />

Widerstand aus Bozen. Schließlich siegte<br />

die Hartnäckigkeit Messners, aber auch<br />

sein Konzept, das sich als überlegen erwies.<br />

Der Vinschgauer Architekt Werner Tscholl<br />

lieferte die Pläne für das Museum, Messner<br />

brachte über 2000 Exponate ein. Mitgebracht<br />

aus den Bergen der Welt – Raubkunst,<br />

wie in der Sammlung Gurlitt?<br />

»Ich habe für jedes einzelne Stück ein amtliches<br />

Dokument – sonst darf man überhaupt<br />

keine Kunst außer Landes bringen,<br />

nicht einmal in Nepal«, betont Messner.<br />

Doch, so fügt er an, und seine Augen lachen,<br />

wenn das Dokument nicht echt sei,<br />

»wie soll ich das wissen?«<br />

Ein Mann und sein Museum. Die Geschichte<br />

des Reinhold Messner, sie hat hier ihren<br />

Platz gefunden, zwischen all den Ausstellungsstücken,<br />

von denen jedes auch seine<br />

eigene Geschichte hat. Die Welt der Berge<br />

– sie ndet sich in den Bergen Südtirols,<br />

an sechs Plätzen. Und immer, wenn<br />

du durch ein Fenster, über eine Mauer<br />

schaust, stehen da Berge.<br />

Zeit zu gehen. Ein Händedruck, ein Lächeln.<br />

Routiniert, aber sympathisch. ◀<br />

1 Im Museum Ortles in Sulden dreht sich<br />

alles um die Themen Eis, Schnee, Gletscher<br />

und Lawinen. 2 Tibetische Gebetsfahnen<br />

in Sigmundskron/Firmian<br />

Die Wiege in Villnöß<br />

Das Motiv ist schon zigtausend Mal um die<br />

Erde gereist, früher auf belichtetem Zelluloid,<br />

heute digital winzig, es schmückt Kalender<br />

und Bücher, die von Bergen und von<br />

heiler Südtiroler Welt erzählen: ein Kirchlein<br />

mit spitzem Turm, saftige Wiesen und<br />

darüber die Geislerspitzen, in den blauen<br />

Himmel stechend. Ein Bild wie gemalt, und<br />

jedem, der im Alltag an den PC gefesselt ist<br />

und Betontürme um sich hat, muss es wie<br />

die perfekte Gegenwelt erscheinen.<br />

Da wurde Reinhold Messner geboren, als<br />

Sohn eines Lehrers vor sieben Jahrzehnten,<br />

in eine Welt, in der die Kirche mitregierte<br />

und der Horizont ein enger war, nicht nur<br />

der Berge wegen. Hier galten feste Regeln,<br />

hieß es vor allem: gehorchen. Die Gipfel<br />

dagegen, sie versprachen Freiheit.<br />

Freiheit. Vielleicht der Schlüsselbegriff<br />

für einen, der später ausziehen sollte in<br />

die weite Welt, immer auf der Suche nach<br />

neuen Herausforderungen.<br />

Das Erbe einbringen?<br />

Und der als Gipfelstürmer und Weltbereisender<br />

mehr mitbrachte als nur Eindrücke<br />

und Erinnerungen. Der Wanderer hinter<br />

dem Horizont, der Grenzgänger aus Passion,<br />

er kam zurück, um mitten in Südtirol<br />

seinen »15. Achttausender« zu besteigen.<br />

So hat Reinhold Messner sein Museum<br />

genannt, und vielleicht war’s ja sogar der<br />

schwierigste, höchste Gipfel seines Lebens.<br />

INFO<br />

Die Öffnungszeiten<br />

der Museen<br />

▶ Firmian (Sigmundskron, bei Bozen):<br />

Mensch und Berg. Geöffnet vom ersten<br />

Sonntag im März bis zum dritten Sonntag<br />

im November 10–18 Uhr (Einlass bis 17 Uhr);<br />

Do geschlossen. Sonderausstellungen<br />

▶ Juval (Vinschgau): Kunstsammlungen<br />

aus fünf Kontinenten. Geöffnet vom vierten<br />

Sonntag im März bis zum 30. Juni und<br />

vom 1. September bis zum ersten Sonntag<br />

im November 10–16 Uhr; Mi geschlossen<br />

(Führungen). Zugang von Staben (Shuttlebus)<br />

oder von Tschars über den Schnalswaal<br />

▶ Ortles (Sulden): Eis. Geöffnet vom vierten<br />

Sonntag im Mai bis zum zweiten Sonntag<br />

im Oktober und vom zweiten Sonntag im<br />

Dezember bis zum 1. Mai 14–18 Uhr,<br />

Juli/August 13–19 Uhr; Di geschlossen<br />

Fotos: Manfred Kostner (6), Dr. Arnold Gapp (2)<br />

56 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


TOUREN<br />

3 x 3 Touren nach einem Museumsbesuch<br />

Wir haben für Sie schöne Wanderungen in Südtirol ausgesucht, die Sie ideal mit einem Ausflug<br />

zu einem der Messner Mountain Museen verbinden können.<br />

FIRMIAN<br />

1 Überetscher Burgenrunde<br />

▶ leicht 1¾ Std.<br />

250 Hm 250 Hm<br />

Charakter: Hocheppan zählt zu den<br />

schönsten Burgen des Landes; vom<br />

Bergfried der Ruine Boymont genießt<br />

man einen herrlichen Blick über den<br />

Bozner Talkessel bis zu den Dolomiten.<br />

Ein Wanderklassiker für Jung und<br />

Alt, Einkehr in beiden Burgen.<br />

Talort: St. Pauls (394 m), Ortsteil der<br />

Großgemeinde Eppan<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (435 m)<br />

bei Schloss Korb; Zufahrt von St. Pauls<br />

Gipfel/Hochpunkt: Hocheppan<br />

Wegverlauf: Parkplatz – Hocheppan<br />

– Boymont (580 m) – Parkplatz<br />

Markierungen:<br />

12, 14<br />

2 Girlan (434 m)<br />

Tourenkarte 8<br />

Heftmitte<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

240 Hm 240 Hm<br />

Charakter: Von Reinhold Messners<br />

großen Bergen ins Weinparadies des<br />

Überetsch führt dieser ausgedehnte<br />

Spaziergang mit Wendepunkt in<br />

Girlan.<br />

Talort: Frangart (246 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplätze (330 m)<br />

bei Schloss Sigmundskron<br />

Gipfel/Hochpunkt: Marklhof (448 m)<br />

Wegverlauf: Parkplatz – Marklhof –<br />

Girlan – Parkplatz<br />

Markierungen: 1, 2B, 2A, 2<br />

3 Die Eppaner Eislöcher (560 m)<br />

▶ leicht 1¾ Std.<br />

180 Hm 180 Hm<br />

Charakter: Oberhalb von St. Michael<br />

versteckt sich in einer von Bergsturztrümmern<br />

übersäten Mulde ein<br />

besonderes Naturphänomen: die<br />

Eislöcher. Und da ist es sogar mitten<br />

im Sommer empfi ndlich kühl.<br />

Talort: St. Michael (411 m), Zentrum<br />

der Gemeinde Eppan<br />

Ausgangspunkt: St. Michael<br />

Gipfel/Hochpunkt: Eislöcher (560 m)<br />

Wegverlauf: St. Michael – Gleifkapelle<br />

(555 m) – Schloss Moos-Schulthaus<br />

(530 m) – Eislöcher – Stroblhof<br />

(512 m) – Pigeno – St. Michael<br />

Markierungen: 8B, 15, 7A<br />

JUVAL<br />

4 Waalwanderung nach<br />

Schloss Juval (927 m)<br />

▶ leicht 2¾ Std.<br />

330 Hm 330 Hm<br />

Charakter: Der Schnalser Waal ist<br />

der längste im Vinschgau; etwas<br />

tiefer am Hang verläuft der Tarscher<br />

Schnalswaal. Beide lassen sich<br />

zu einer schönen Runde verbinden,<br />

natürlich mit einem Abstecher zum<br />

MMM auf Schloss Juval.<br />

Talort: Tschars (598 m)<br />

Ausgangspunkt: Bahnhalt Tschars<br />

oder Parkplatz am Ortsrand<br />

Gipfel/Hochpunkt: Schloss Juval<br />

Wegverlauf: Tschars – Schnalser<br />

Waal – Sonnenhof (830 m) – Schloss<br />

Juval – Sonnenhof – Stabener<br />

Schnalswaal – Tschars<br />

Markierungen: 1A, 3, 1<br />

5 Rundweg Katharinaberg<br />

▶ leicht 2½ Std.<br />

400 Hm 400 Hm<br />

Charakter: Wenig anstrengende<br />

Wanderrunde über dem untersten<br />

Schnalstal mit Tiefblicken in die<br />

Mündungsklamm des Tals. Mächtiges<br />

Gegenüber: die Trumser Spitze<br />

(2942 m) mit ausladenden Graten.<br />

Talort: Staben (554 m) an der<br />

Vinschgauer Straße<br />

Ausgangspunkt: Katharinaberg<br />

(1245 m)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Wand (1459 m)<br />

Wegverlauf: Katharinaberg – Jausenstation<br />

Kopfron (1445 m) – Wand –<br />

Unter Perfl (1417 m) – Katharinaberg<br />

Markierung: 24, 10A<br />

6 Oberjuval (1316 m)<br />

▶ mittel 4½ Std.<br />

720 Hm 720 Hm<br />

Charakter: Zuerst die Steppenlandschaft<br />

des Vinschgauer Sonnenbergs –<br />

einen ganz besonderen Lebensraum –<br />

kennenlernen und dann Schloss Juval<br />

besuchen. Ideal im Frühling und Herbst<br />

– im Sommer sehr schweißtreibend.<br />

Talort: Tschars (598 m)<br />

Ausgangspunkt: Bahnhalt Tschars<br />

oder Parkplatz am Ortsrand<br />

Gipfel/Hochpunkt: Oberjuval<br />

Wegverlauf: Tschars – Oberschönegg<br />

(1044 m) – Oberjuval – Schloss Juval<br />

(927 m) – Schnalser Waal – Tschars<br />

Markierung: 1A, 1, 3<br />

SULDEN<br />

7 NATURAronda Sulden<br />

▶ mittel 2½ Std.<br />

200 Hm 200 Hm<br />

Charakter: Origineller Erlebnispfad<br />

mit sieben Stationen im Talschluss<br />

von Sulden. Am Wendepunkt 44<br />

Meter lange Hängebrücke, unweit der<br />

Mündung des Rosimtals das Bärenbad<br />

(Wasserfall, Tretbecken). Ideal für<br />

die ganze Familie<br />

Talort: Sulden (1860 m)<br />

Ausgangspunkt: Talstation des<br />

Kanzel-Liftes (1845 m)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Hängebrücke<br />

(ca. 2080 m)<br />

Wegverlauf: Liftstation – links des<br />

Suldenbachs taleinwärts – Weg 2A –<br />

Hängebrücke – Bärenbad – Sulden<br />

Markierung: 7, 2A, 1<br />

8 Düsseldorfer Hütte (2721 m)<br />

▶ mittel 3½ Std.<br />

330 Hm 810 Hm<br />

Charakter: Die Hütte im Zaytal zählt<br />

zu den beliebtesten Wanderzielen<br />

von Sulden; in der näheren Umgebung<br />

verstecken sich zwischen Bergsturztrümmern<br />

zahlreiche kleine Lacken.<br />

Großartig das Berghalbrund mit der<br />

Vertainspitze (3545 m).<br />

Talort: Sulden (1860 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation des<br />

Kanzelliftes (2348 m)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Düsseldorfer<br />

Hütte (2721 m)<br />

Wegverlauf: Liftstation – Zaytal<br />

– Düsseldorfer Hütte – Zaytal –<br />

Sulden<br />

Markierung: 12, 5<br />

Tourenkarte 9<br />

Heftmitte<br />

9 Hintergrathütte (2661 m)<br />

▶ mittel 3¼ Std.<br />

350 Hm 820 Hm<br />

Charakter: Der eisigen Hochgebirgswelt<br />

des Ortlers kommt man auf<br />

dieser Höhen- und Hüttenwanderung<br />

ziemlich nahe. Grandios der Blick von<br />

der Hintergrathütte auf den Suldenferner<br />

und die Königsspitze (3851 m).<br />

Und sogar das »End’ der Welt«<br />

ist nicht fern: So heißt der kleine<br />

Gletscher unter dem Ortler-Hintergrat.<br />

Talort: Sulden (1860 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation des<br />

Langensteinliftes (2330 m)<br />

Gipfel/Hochpunkt: Hintergrathütte<br />

Wegverlauf: Liftstation – Morosiniweg<br />

– Hintergrathütte – Sulden<br />

Markierung: 3, 2<br />

Gipfelraten im MMM Firmian<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 57


TIPP<br />

12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />

Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/14<br />

Dolomiten, Berner, Allgäuer, Stubaier,<br />

Ötztaler Alpen, Karwendel<br />

Abtrennen<br />

Falten<br />

Einstecken<br />

2 Wertacher Hörnle, 1 Sorgschrofen, abwechslungsreiche<br />

4 Grieskogel,<br />

7 Wörner, lange,<br />

5 Leitner Berg,<br />

11 Ferrata Tomaselli,<br />

gemütliche Wanderung<br />

auf guten Wegen<br />

Berg-<br />

tour, teils ausgesetzt<br />

leichte Wanderung mit<br />

grandioser Aussicht<br />

markierte Bergtour in<br />

Schrofengelände<br />

stille Wanderung auf<br />

Almstraßen und Wegen<br />

viel begangener,<br />

schwieriger Klettersteig<br />

6 Rund um den Lohner,<br />

3 Saldurspitze,selten 9 Düsseldorfer<br />

8 Hocheppan, leichte 10 Ferrata Pisciadù,<br />

anspruchsvolle,<br />

zweitägige Rundtour<br />

durchgeführte Hochtour,<br />

meist unmarkiert<br />

Hütte, wenig anstrengende<br />

Wanderung<br />

Wanderung, ideal für<br />

Familien mit Kindern<br />

legendärer Klettersteig<br />

mit Hängebrücke<br />

12 Ferrata Costantini,<br />

langer, technisch<br />

schwieriger Klettersteig<br />

GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />

Tourenart<br />

Schwierigkeit<br />

Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />

Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig


TIPP<br />

Allgäuer Alpen Sorgschrofen (1636 m)<br />

1<br />

Mit kleiner Klettereinlage auf großartigen Felskamm<br />

Zunächst ein teils schmaler Bergpfad, dann eine Drahtseil- gesicherte Kletterstelle und zuletzt<br />

ein leicht ausgesetzter Gipfelkamm – auch Alpenrandgipfel können mitunter etwas alpinen Flair<br />

verbreiten.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 32<br />

850 Hm | 3¾ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort/Ausgangs- und Endpunkt: Jungholz/<br />

Lift-Parkplatz (1058 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug nach<br />

Sonthofen und weiter mit Bus 9748 nach Jungholz<br />

Gehzeiten: Jungholz – Älple-Alpe 1 Std. – Sorgschrofen<br />

2 Std. – Älple-Alpe 3 Std. – Jungholz 3¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: September/Oktober<br />

Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000,<br />

BY 3 »Allgäuer Voralpen Ost«; M. Pröttel »Alpen für Anfänger –<br />

Allgäu«, J. Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Infobüro Jungholz,<br />

Tel. 00 43/56 76/81 20,<br />

www.tannheimertal.com/region-orte/jungholz.html<br />

Einkehr: unterwegs keine; nach der Tour zahlreiche Möglichkeiten<br />

in Jungholz<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Bergtour,<br />

die im letzten Teil Trittsicherheit und zum Schluss auch Schwindelfreiheit<br />

erfordert. Nicht bei Nässe!<br />

TIPP<br />

Allgäuer Alpen Wertacher Hörnle (1695 m)<br />

2<br />

Über sonnenverwöhnte Südosthänge zu beliebtem<br />

Aussichtsberg<br />

Eine gemütliche Hütte zur Einkehr, ein idyllischer Bergsee und<br />

traumhafte Gipfelblicke – am Wertacher Hörnle bleiben so gut wie<br />

keine <strong>Bergsteiger</strong>wünsche offen. Die Wege sind auch für Kinder<br />

gut zu meistern: also eine typische Familientour.<br />

650 Hm | 3½ Std.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 32<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Unterjoch (1014 m)<br />

Ausgangspunkt: Wanderparkplatz nördlich des<br />

»Gasthaus am Buchl« (1050 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug nach<br />

Sonthofen und weiter mit Bus 9748 nach Unterjoch/<br />

Obergschwend<br />

Gehzeiten: Wanderparkplatz – Buchelalpe 45 Min. – Wertacher<br />

Hörnle 1¼ Std. – Buchelalpe 1 Std. – Wanderparkplatz 30 Min.<br />

Beste Jahreszeit: September und Oktober<br />

Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 3 »Allgäuer Voralpen<br />

Ost«; M. Pröttel »Alpen für Anfänger – Allgäu« J. Berg Verlag<br />

Fremdenverkehrsamt: Verkehrsverein Oberjoch,<br />

Tel. 0 83 24/77 09, www.oberjoch.info<br />

Einkehr: Buchelalpe (1241 m), Montag Ruhetag,<br />

www.buchelalpe.de<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die Hälfte des Anstiegs verläuft<br />

auf Fahrwegen, was wegen der sehr abwechslungsreichen<br />

Landschaft der Tour aber keinen Abbruch tut.<br />

TIPP<br />

Ötztaler Alpen Saldurspitze (3433 m)<br />

3<br />

Selten begangen, doch empfehlenswert<br />

Im Gegensatz zu Similaun und Weißkugel sind an der Saldurspitze keine Massen von <strong>Bergsteiger</strong>n<br />

unterwegs. Die abwechslungsreiche Überschreitung führt meist weglos und steil über Schotter und<br />

Gletscher. Sie endet in einem wilden Seitental mit mäandernden Bächen und Alpenrosen-Büscheln.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014<br />

1420 Hm | 8 Std.<br />

Hochtouren-Ausrüstung<br />

inkl. Helm, Seil, Steigeisen<br />

Talort: Schnals (1290 m)<br />

Ausgangspunkt: Kurzras (2011 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Naturns, Linienbus<br />

von Meran über Naturns bis Kurzras<br />

Gehzeiten: Kurzras – Lazaunhütte 1 Std. – Lazaunferner<br />

– Sattel (3¾ Std.) – Saldurspitze (4½ Std.) – Lagaunferner<br />

– Lagauntal – Kurzras (8 Std.)<br />

Beste Jahreszeit: Juli bis Mitte September<br />

Karte: Kompass 1:25 000, Blatt 051 »Naturns – Latsch –<br />

Schnalstal«; Tabacco 1:25 000, Blatt 04 »Schnalstal«<br />

Führer: Walter Klier »Alpenvereinsführer Ötztaler Alpen«,<br />

Bergverlag Rother, 2005<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusbüro Schnalstal, Karthaus<br />

42, I-39020 Schnalstal, Tel. 00 39/04 73/67 91 48,<br />

www.schnalstal.com, info@schnalstal.it<br />

Einkehr: Lazaunhütte (2427 m), geöffnet Mitte Juni bis Anfang<br />

Oktober, Hotels in Kurzras<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die Tour zur Saldurspitze wird<br />

selten begangen und ist ab der Lazaunhütte nicht mehr markiert.<br />

Der steile Aufschwung über den Lazaunferner verlangt Trittsicherheit<br />

(ideal bei viel Altschnee). Am Grat (I) klettert man durch<br />

steinschlaggefährdetes, äußerst bröckeliges Gelände. Beim<br />

ebenfalls unmarkierten Abstieg ins Lagauntal durch die steilen<br />

Rinnen mit losem Schotter und Altschneeresten ist sehr gute<br />

Orientierung gefragt.


TIPP<br />

Allgäuer Alpen Sorgschrofen (1636 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz folgt man der Straße bis zum<br />

Gebäude der Volksbank und wendet sich dahinter nach<br />

links ab »Beschilderung Sorgschrofen 1¾ Std.«. Eine<br />

steile Teerstraße führt in den Wald hinein und wird später<br />

zu einer Schotterstraße. Dieser folgend erreicht man<br />

wieder fl acher eine große Wiese, wo die Straße endet.<br />

Man geht noch ein Stück geradeaus und wendet sich,<br />

einem weiteren Wegweiser folgend, nach links. Der Wiesenpfad<br />

führt steiler bergan und stößt auf einen Fahrweg.<br />

Diesem folgt man nach rechts, durchquert ein Waldstück<br />

und gelangt auf die Wiesenhänge der Älple-Alpe. An<br />

dieser geht man links vorbei und auf einem Fußweg auf<br />

die Bergstation des obersten Liftes zu. Hat man diesen<br />

unterquert, wendet man sich nach rechts und folgt einem<br />

teils erodierten Bergpfad bergan. Der Pfad erreicht einen<br />

Rücken und wendet sich nach rechts. Bald sind schmale<br />

Abschnitte einer Querung zu meistern, die Trittsicherheit<br />

erfordern. Kurz darauf steht man unter einem steilen<br />

Schrofenhang. Nahezu weglos zieht der Steig in wenig<br />

ausgeprägten Serpentinen bergan.<br />

Schließlich führt der Anstieg zu einer Scharte hinauf. Kurz<br />

bevor man diese erreicht, wendet man sich nach rechts, wo man<br />

ein Stahlseil erkennen kann. Dieses hilft über eine kurze, steilere<br />

Felspassage, die nach rechts zum eigentlichen Gipfelgrat führt.<br />

Zuletzt geht es über den Grat hinüber zum Hauptgipfel, wobei<br />

ganz am Schluss noch einmal eine kleine, mit einem Drahtseil<br />

gesicherte Kletterstelle zu meistern ist.<br />

Abstieg: auf der gleichen Route<br />

Michael Pröttel<br />

Allgäuer Alpen Wertacher Hörnle (1695 m)<br />

Der Sorgschrofen ist ein<br />

kecker kleiner Felsgipfel.<br />

Aufstieg: Am gebührenpfl ichtigen Wander-Parkplatz<br />

wählt man nicht die an dessen Nordwestende beginnende<br />

asphaltierte Almstraße, sondern folgt der Hauptstraße<br />

nach Süden bis zum »Gasthaus am Buchl«. An diesem<br />

geht man links vorbei und wendet sich gleich dahinter<br />

nach rechts von dem Teerweg ab. Über einen Wiesenpfad<br />

geht es zu einem Hof und an diesem nach rechts. Ganz<br />

kurz folgt man einem Fahrweg, den man an einem Wegweiser<br />

nach links gleich wieder verlässt. Ein Wiesenpfad führt<br />

zu einem Waldstück, das durchquert wird, um sogleich<br />

wieder in freiem Gelände anzusteigen. Schließlich wird<br />

der Weg breiter und stößt auf den geteerten Fahrweg, der<br />

zur Buchelalpe führt. Hinter dieser muss man ein längeres<br />

Stück einer Teerstraße entlang bergan folgen. Ab dem<br />

nächsten Waldrand wird die Straße wieder zum Erdweg<br />

und ein Stück lang zum Pfad, bevor man nach einer Lichtung<br />

wieder auf eine quer verlaufende Almstraße stößt.<br />

Dieser folgt man fl ach nach links.<br />

Der Fahrweg erreicht eine große Almwiese. Dort folgt man<br />

dem Wegweiser »Wertacher Hörnle« nach rechts. Es geht<br />

nun etwas steiler bergan, bis man auf einem Wiesen-Plateau<br />

einen weiteren Wegweiser erreicht. Ab hier führt der Anstieg<br />

als schmaler Bergweg nach links, auf einen langgezogenen Kamm<br />

hinauf, dem man nach rechts zum Gipfel folgt.<br />

Abstieg: auf der gleichen Route<br />

Michael Pröttel<br />

Ein kleiner Bergsee sorgt für<br />

zusätzliche Abwechslung.<br />

Foto: Michael Pröttel Foto: Michael Pröttel<br />

TIPP<br />

Ötztaler Alpen Saldurspitze (3433 m)<br />

Aufstieg: Von der Talstation des Lazaunlifts führt der Weg<br />

in weiten Kehren und markiert bis zur Lazaunhütte. Man<br />

kann auch die steilere Direttissima über den Wiesenstreifen<br />

der Piste nehmen, was zwar in die Waden geht, aber erheblich<br />

kürzer ist. Auf der Schulter bei der Lazaunhütte<br />

öffnet sich eine Ebene mit einem Hochmoor, hinter der<br />

steiles Schottergelände in die Moränenkämme des Gletschers<br />

übergeht. Nördlich des Baches folgt man spärlichen<br />

Steinmännchen weglos aufwärts bis zum Moränenkamm,<br />

auf dem man nach rechts/Norden bis in die breite<br />

Rinne unterhalb der Gletscherzunge quert. Ist noch genug<br />

Altschnee vorhanden, lässt sich der nun folgende, unbequeme<br />

Anstieg durch steiles Schottergelände vermeiden.<br />

Am Gletscher muss man sich entscheiden: entweder<br />

rechts etwas sanfter, aber nahe den Steinschlagrinnen<br />

aufwärts, oder links über den steilsten Teil des Gletschers<br />

(bis 45 Grad). Am Joch geht es vom Eis in den äußerst<br />

brüchigen Fels. Der Grat zum Gipfel bietet zwar keine allzu<br />

großen technischen oder Orientierungs-Schwierigkeiten<br />

(I), dafür extreme Steinschlaggefahr. Wer will, kann die<br />

Tour über den Grat noch ein Stück verlängern bis zum<br />

etwas höheren Nachbargipfel der Lagaunspitze (3439 m).<br />

Abstieg: Von der Saldurspitze geht es am Grat wenige Meter<br />

südwestwärts und dann durchs bröckelige, steile Gelände in den<br />

Firn. Vorsicht beim Überwinden der (bei viel Altschnee unsichtbaren)<br />

Randkluft! Bei Nebel beginnen die Orientierungsschwierigkeiten<br />

bereits auf dem nun folgenden breiten und fl achen<br />

Lagaunferner. Auf dem Eis geht es auf der rechten Seite des Gletschers<br />

abwärts bis zur Zunge und weiter über diverse Altschneebzw.<br />

Schotter-Rinnen (immer leicht nach rechts querend) dem<br />

Talboden entgegen. Sobald der steile Schotter von sanften, grünen<br />

Wiesenmatten zwischen dem mäandernden Wasser abgelöst<br />

wird, liegen die größten Schwierigkeiten der Tour hinter einem.<br />

Damit lässt sich der weitere Abstieg zwischen Alpenrosen-Büscheln,<br />

Bacharmen und schließlich durch duftenden Lärchenwald zurück<br />

nach Kurzras unbeschwert genießen. Dagmar Steigenberger<br />

Rauschendes Wasser<br />

begleitet den Aufstieg.<br />

Foto: Joachim Stark


TIPP<br />

Stubaier Alpen Grieskogel (2158 m)<br />

4<br />

Ruhige Wanderung mit Kalkkögelblick<br />

Die Tour auf den Grieskogel führt zunächst auf den bekannteren Salfains, der den nördlichen<br />

Eckpfeiler eines langen Höhenzugs bildet. Dieser Bergkamm zieht sich vom Salfains über den<br />

Grieskogel weiter bis zu Breitschwemmkogel, Angerbergkopf und Schaflegerkogel.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 44<br />

1100 Hm | 5 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Grinzens (945 m) im Sellrain<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz am Sportplatz (1040 m)<br />

in Grinzens<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnverbindung nach<br />

Innsbruck und weiter mit dem Bus durchs Sellrain nach<br />

Grinzens<br />

Gehzeiten: Anstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:50 000, Nr. 31/5 »Innsbruck«;<br />

Kompass-Karte 1:50 000, Nr. 83 »Stubaier Alpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Stubai Tirol,<br />

A-6167 Neustift im Stubaital, Tel. 00 43/(0)50 18 81-0,<br />

www.stubai.at<br />

Hütte: keine<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Gemütliche Wanderung aus<br />

dem Sellrain mit toller Aussicht auf die Kalkkögel im oberen Teil.<br />

Technisch ist die Tour nicht schwierig, man bleibt auf Wanderwegen<br />

und Pfaden, und das Gelände ist kupiert. Wem es lediglich<br />

um den einfachsten und schnellsten Weg zum Gipfel geht, kann<br />

auch aus dem Senderstal starten und geht dann überwiegend auf<br />

einer Almstraße. Für die Erweitung bis zum Schafl egerkogel sollte<br />

man trittsicher sein und Orientierungsfähigkeiten mitbringen, da<br />

hier teils nur Steigspuren vorhanden sind.<br />

TIPP<br />

Stubaier Alpen Leitner Berg (2309 m)<br />

5<br />

Aus dem Obernbergtal<br />

Zwischen Gschnitztal und Obernbergtal liegt der sanfte Höhenrücken mit Kastner Berg, Leitner<br />

Berg, Egger Berg und Nösslachjoch. Im Sommer kann man hier wunderbar wandern – abseits jeden<br />

Trubels. Als Blickfang dienen die Tribulaune und natürlich der kleine Lichtsee.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014– Seite 44<br />

900 Hm | 5 Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Obernberg am Brenner (1380 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Obernberger See (1439 m)<br />

im Obernbergtal<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnverbindung bis<br />

Steinach im Wipptal und weiter mit dem Bus nach<br />

Obernberg<br />

Gehzeiten: Anstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:50 000, Nr. 31/3 »Brenner-<br />

berge«; Kompass-Karte 1:50 000, Nr. 83 »Stubaier Alpen«<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Stubai Tirol,<br />

A-6167 Neustift im Stubaital, Tel. 00 43/(0)50 18 81-0,<br />

www.stubai.at<br />

Hütten: keine<br />

Charakter/Besonderheiten: Die Tour auf den Leitner Berg<br />

ist eine einfache Wanderung, die anfangs auf Almstraßen verläuft<br />

und erst kurz oberhalb der Kastenalm auf einen markierten<br />

Wanderweg führt. Schön sind die Ausblicke über die drei begrenzenden<br />

Täler: Gschnitztal, Wipptal und Obernbergtal sowie auf<br />

die markanten Gipfel der Tribulaune, des Habichts und jenseits<br />

des Wipptals der Zillertaler Berge.<br />

TIPP<br />

Berner Alpen Rund um den Lohner<br />

6<br />

Panoramawege der Extraklasse<br />

Zwischen Kandersteg und Adelboden erhebt sich das mehrgipflige Lohner-Massiv. Eine Rundtour<br />

über Üschene- und Engstligengrat, später quer durch den grimmigen Westabbruch und schließlich<br />

über die Bunderchrinde vermittelt eine Fülle von Eindrücken und Emotionen.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014<br />

2400 Hm | 2 Tage<br />

normale Bergausrüstung<br />

(inklusive Übernachtung)<br />

Talort: Kandersteg (1176 m) im Berner Oberland<br />

Ausgangspunkt: Im Üschenetal, bei P. 1621 hinter<br />

Usser Üschene<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Kandersteg,<br />

Postauto bis Eggeschwand; Seilbahn nach Sunnbüel und<br />

Aufstieg zum Üschenegrat möglich<br />

Gehzeiten: 1. Tag Engstligenalp 6 Std.; 2. Tag 6½ Std.<br />

Höhenmeter: 1. Tag 1200 Hm Aufstieg, 870 Hm<br />

Abstieg; 2. Tag 1200 Hm Aufstieg, 1530 Hm Abstieg<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Oktober, wenn schneefrei!<br />

Karten/Literatur: Swisstopo, 1:50 000, Blatt 263 T »Wildstrubel«;<br />

1:25 000, Blätter 1247 »Adelboden« und 1267 »Gemmi«;<br />

Mark Zahel »Panoramawege Schweiz«, Bruckmann Verlag, 2012<br />

Fremdenverkehrsamt: CH-3718 Kandersteg, Tel. 00 41/<br />

(0)33/67 5 80 80<br />

Hütten: Berghaus Bärtschi (1937 m), Tel. 00 41/(0)33/<br />

6 73 13 73; Berghotel Engstligenalp (1952 m), Tel. 00 41/<br />

(0)33/6 73 22 91; Lohnerhütte (2171 m), Tel. 00 41/<br />

(0)33/67 3 04 87 oder 00 41/(0)79/4 31 54 25<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Großzügige zweitägige Wanderrunde,<br />

zumeist auf mittelschweren Bergwegen, im Abschnitt quer<br />

durch die Lohner-Westfl anke aber deutlich anspruchsvollere<br />

alpine Route, die absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />

verlangt und bei Nässe oder Schnee zu meiden ist (ab und zu<br />

gesichert, jedoch längst nicht an allen heiklen Stellen).


TIPP<br />

Stubaier Alpen Grieskogel (2158 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz geht man auf einem markierten<br />

Wanderweg in etlichen Serpentinen durch die Waldfl anke<br />

hinauf. Unterbrochen wird diese Passage durch die Lichtung<br />

mit dem Jagdhaus Nederer Hütte (1633 m). Ab hier<br />

geht man nochmals ca. eine Dreiviertelstunde bis zur<br />

Waldgrenze und gelangt schließlich über Wiesengelände<br />

zum Salfains (2000 m), mit schönem Ausblick auf die<br />

Kalkkögel. (Hierher auch über die Mautstraße ins Senders -<br />

tal und den Aufstieg über eine Almstraße zur Salfainsalm<br />

und zum Salfains.)<br />

Vom Salfains mit seinem schönen See, an dem es rechts<br />

vorbeigeht, hält man sich weiter in südlicher Richtung.<br />

Am Rücken entlang geht es kurz hinab, dann anfangs<br />

mäßig, schließlich etwas steiler hinauf auf den Gipfel des<br />

Grieskogels.<br />

Wer noch weitergehen möchte, kann den Rücken weglos<br />

und auf Steigspuren verfolgen und gelangt leicht steigend<br />

auf den Breitschwemmkogel (2264 m). Von hier ist der<br />

Weiterweg zum Angerbergkopf (2399 m) möglich (zusätzlicher<br />

Zeitbedarf 1½–2 Std.). Der Abstieg erfolgt dann entweder<br />

zwischen Angerbergkopf und Schafl egerkogel nach<br />

Stubaier Alpen Leitner Berg (2309 m)<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz beim Gasthof Waldesruh geht<br />

man auf einer gesperrten Almstraße nach Westen zum<br />

Waldbauer. Hier biegt die Straße nach rechts um und<br />

führt in ein paar großen Serpentinen hinauf zur (unbewirtschafteten)<br />

Kastenalm (1734 m).<br />

Kurz nach den Almgebäuden ändert das Sträßchen die<br />

Richtung nochmals; in westlicher Richtung bleibt man<br />

noch kurz auf der Straße und verlässt sie dann an einer<br />

beschilderten Verzweigung, um auf einem Fußweg nach<br />

rechts abzubiegen. Über Wiesengelände geht es nun<br />

hinauf zum Lichtsee (2101 m), der in einer Senke nahe<br />

des Trunajochs liegt. Dieses bildet den Übergang ins<br />

Gschnitztal, von dem man ebenfalls zum Leitner Berg<br />

aufsteigen kann.<br />

Der Weiterweg ist durch den breiten Rücken vorgegeben,<br />

der vom Lichtsee über den Leitner Berg bis zurm Egger<br />

Berg führt. Oberhalb des Lichtsees hält man sich nach<br />

Nordosten und wandert auf einem Pfad auf diesem<br />

Rücken entlang und an einigen Moortümpeln vorbei bis<br />

zum höchsten Punkt des Leitner Bergs.<br />

Abstieg: Auf dem Anstiegsweg steigt man auch ab.<br />

Westen zum Bergheim Fotsch oder nach dem Schafl egerkogel ins<br />

Kreuzjöchl und nach Osten ins Senderstal und über die Kemater<br />

Alm nach Grinzens.<br />

Abstieg: Im Abstieg geht es vom Grieskogel zurück in den Sattel<br />

zwischen Grieskogel und Salfains und nach Osten hinab ins Senderstal<br />

und so zurück nach Grinzens.<br />

Andrea Strauß<br />

Blick auf die Kalkkögel<br />

Alternativ kann man vom Lichtsee auch direkt nach Süden<br />

absteigen. Anfangs hält man sich dazu nach Südosten, dann<br />

geht es über teils steile (aber unschwierige) Flanken hinab und<br />

durch Hochwald bis ins Wiesengelände über Außertal. Links<br />

des Schmirnerbachs bleibend gelangt man zur Straße durchs<br />

Obernbergtal. Dieser Alternativabstieg ist vor allem für jene interessant,<br />

die mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind und<br />

nicht zurück zum Ausgangspunkt müssen. Andrea Strauß<br />

In Obernberg am Brenner startet die Tour.<br />

Foto: Andreas Strauß Foto: Andreas Strauß<br />

TIPP<br />

Berner Alpen Rund um den Lohner<br />

Route: Aus dem Üschene-Talgrund zu einer Alp am<br />

linksseitigen Hang (P. 1730) und auf einem teils lehmigen<br />

Steig über die Schafweiden von Gällenen zum Gratsattel<br />

P. 2165, wo der Zugang von Sunnbüel mündet. Ein paar<br />

Schritte weiter ist ein Abstecher auf das Gällihorn (2284<br />

m) möglich. Der Höhenweg bleibt im Wesentlichen auf der<br />

Westseite des Üschenegrats, tangiert zwischendurch aber<br />

auch die Krete und steigt schließlich deutlicher zur Wyssi<br />

Flue (2472 m) an. Über deren Plateau zum Schwarzgrätli<br />

(2383 m) und einem massig-brüchigen Felsaufbau<br />

nordseitig ausweichen. Es folgen die Passage quer durchs<br />

vordere Tälli mit seinen Grasböden und der Gegenanstieg<br />

auf die Höhe des Engstligengrats. Man überschreitet<br />

die Kuppe P. 2659 und geht unmittelbar am Tschingellochtighorn<br />

südlich vorbei auf den zur Engstligenalp<br />

abstreichenden Ärtelengrat. Im Alpdorf befi nden sich zwei<br />

Unterkünfte.<br />

Am zweiten Tag zunächst vorn um den Ärtelengrat herum<br />

in den Kessel der Hinder Engstligenalp, wo eine »blauweiße«<br />

Route aufgenommen wird. Am grasigen Südhang<br />

des Lusers kräftig empor, dann durch ein Gatter in die<br />

äußerst abschüssige, schuttreiche Lohner-Flanke hinein. Nachdem<br />

die erste Traverse noch einem passablen Pfad folgt, wird die<br />

Trittspur später sehr dürftig. Man bewegt sich mitunter entlang<br />

brüchiger Felsschichten und kreuzt wiederholt Muren und Rinnen.<br />

Durch diverse Hangbuchten steigt die Route bis P. 2367 (Rastbank)<br />

an und schwenkt dort in den wilden Nordhang ein. Im weiteren<br />

Verlauf nicht mehr wie ehemals im großen Bogen auf etwa<br />

gleicher Höhe (vermurt), sondern günstiger weiter vorn und tiefer<br />

durch die Witi Chume queren. Die Markierung ist eindeutig. Mittels<br />

Gegenanstieg gelangt man zur Geländerippe mit der Lohnerhütte<br />

(2171 m). Dahinter wird die Tierchumi ausgegangen, ehe<br />

ein kettengesicherter Felsriegel im Bergab bewältigt wird (schwierigste<br />

Passage). Bei der Gabelung rechts und um die Kante zu<br />

nochmaligen Ketten, die gegen die Bunderalp hinableiten. Man<br />

wendet sich jedoch wieder aufwärts und absolviert auf einem<br />

ordentlichen Bergweg 500 Höhenmeter bis zur Bunderchrinde<br />

(2385 m), dem fi nalen Übergang ins Üschenetal. Auf der Ostseite<br />

anfangs links haltend, dann rechts Richtung Alpschele (2089 m)<br />

und kehrenreich zurück zum Ausgangspunkt im Hochtal.<br />

Mark Zahel<br />

An Sommerwochenenden bewartet: die Lohnerhütte<br />

Foto: Mark Zahel


TIPP<br />

Karwendelgebirge Wörner (2474 m)<br />

7<br />

Knackige Bergtour für Ausdauernde<br />

Der Wörner ist zwischen der Soierngruppe und der Westlichen<br />

Karwendelspitze der beherrschende Berg – ein Gipfel für Wanderer,<br />

die einen gewissen alpinen Kick suchen.<br />

1789 Hm | 9 Std.<br />

normale Wanderausrüstung,<br />

Stöcke empfehlenswert<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014<br />

Talort: Mittenwald (911 m)<br />

Ausgangspunkt: P bei der Dammkarstraße (930 m)<br />

Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />

Breite N 47.441395° Länge E 011.274062°<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Mittenwald ist Station<br />

an der Bahnlinie München–Garmisch-Partenkirchen<br />

Entfernung: 16,68 km<br />

Gehzeiten: Aufstieg 5 Std.; Abstieg 4 Std.<br />

Beste Jahreszeit: Sommer und zeitiger Herbst (schneefrei)<br />

Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 10 »Karwendelgebirge<br />

Nordwest, Soierngruppe«; Topogr. Karte des Bayer. Landesamtes<br />

für Vermessung 1:50 000, Blatt UK50-51 »Karwendel–<br />

Garmisch-Partenkirchen–Murnau–Lenggries«<br />

Informationen: Tourist-Information Mittenwald, D-82481<br />

Mittenwald, Dammkarstr. 3, Tel. 00 49 (0)88 23/3 39 81,<br />

www.alpenwelt-karwendel.de/touristinformation-mittenwald<br />

Einkehr: Hochlandhütte (1623 m)<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Wanderung<br />

(I–II), für die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit zwingende<br />

Voraussetzung sind; desgleichen einwandfreie Kondition und<br />

Ausdauer. Seit die Route zum Gipfel durchgehend markiert ist,<br />

ist die Gefahr, sich in den unübersichtlichen Schrofenhängen<br />

zu verirren, deutlich geringer geworden; leichter ist die Tour<br />

dadurch nicht.<br />

TIPP<br />

Mendelkamm Hocheppan-Burgenrunde<br />

8<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 54<br />

Familienfreundliche Wanderrunde im Überetsch<br />

Das Überetsch gilt als Südtiroler Adelsparadies: überall zwischen den Weinbergen stehen Schlösser<br />

und Burgruinen. Zu den schönsten Burgen zählt Hocheppan mit seinen berühmten Fresken; vom Boymonter<br />

Bergfried genießt man einen herrlichen Blick über den Bozner Talkessel bis zu den Dolomiten.<br />

250 Hm | 1¾ Std.<br />

normale Wanderausrüstung<br />

Talort: St. Pauls (394 m), Ortsteil der Großgemeinde<br />

Eppan<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (435 m) unterhalb von<br />

Schloss Korb; Zufahrt von St. Pauls<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: St. Pauls hat Busverbindung<br />

mit Bozen.<br />

Beste Jahreszeit: Fast das ganze Jahr über möglich,<br />

am schönsten im Frühling und im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler<br />

Weinstraße«. Dumler/Hirtlreiter/Hüsler »Wanderführer Bozen –<br />

Kaltern«, Bergverlag Rother<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein Eppan,<br />

Rathausplatz 1, I-39057 Eppan, Tel. 00 39/04 71/66 22 06,<br />

www.eppan.com<br />

Einkehr: Jausenstationen Hocheppan, Boymont, Unterhauser<br />

Weinstadl<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Die kleine Runde im Norden<br />

des Überetsch lässt sich bestens mit einem Besuch des Messner<br />

Mountain Museums auf Schloss Sigmundskron verbinden. Steile<br />

Stiege im Graben des Wieserbachs. Ideale Wanderung für Familien;<br />

Kinder haben ihren besonderen Spaß an alten Burgmauern.<br />

TIPP<br />

Ortlermassiv Düsseldorfer Hütte (2721 m)<br />

9<br />

Klassische Hüttenwanderung mit Ortlerblick<br />

Die hochgelegenen Schutzhäuser rund um Sulden sind beliebte Wanderziele, bieten sie doch Aussicht<br />

auf die großen Gipfel des Ortlermassivs. Das gilt besonders für die Düsseldorfer Hütte im<br />

innersten Zaytal. Monumentales Gegenüber und Blickfang par excellence ist der Ortler (3905 m).<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014– Seite 54<br />

330 Hm | 3½ Std.<br />

normale<br />

Bergwanderausrüstung<br />

Talort: Sulden (1861 m)<br />

Ausgangspunkt: Bergstation des Kanzellifts (2348 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Vinschgau –<br />

Sulden<br />

Gehzeiten: Aufstieg 1¾ Std., Abstieg 1¾ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schnee<br />

im Herbst<br />

Karte: Tabacco 1:25 000, Blatt 08 »Ortlergebiet«<br />

Fremdenverkehrsamt: Ferienregion Ortlergebiet,<br />

I-39022 Sulden, Tel. 00 39/04 73/61 30 15,<br />

www.ortlergebiet.it<br />

Einkehr: Düsseldorfer Hütte, bew. Mitte Juni bis Anfang Oktober,<br />

Tel. 00 39/04 73/61 31 15, www.duesseldorferhuette.com<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Grandiose Hochgebirgsbilder<br />

prägen die wenig anstrengende Hüttenwanderung. Besonders<br />

reizvoll: die nähere Umgebung der Düsseldorfer Hütte mit<br />

zahlreichen winzigen Seen zwischen Felsbuckeln und Bergsturztrümmern.


TIPP<br />

Karwendelgebirge Wörner (2474 m)<br />

TIPP<br />

Aufstieg: Vom Parkplatz auf der anfangs asphaltierten<br />

Dammkarstraße bis zum Bankerl hinauf. Dort, bei der<br />

Talstation der Materialseilbahn, links abbiegen und auf<br />

dem Wanderweg im Wald, später durch ein weites Kar unter<br />

dem Predigtstuhl zur Hochlandhütte (dort Übernachtungsmöglichkeit).<br />

Von der Hütte auf schönem Weg nach Nordosten weiter,<br />

anfangs fast eben und nach ein paar Reißen in Kehren zum<br />

Wörnersattel hinauf. Aus dem breiten, aussichtsreichen<br />

Sattel kurz über einen grasigen Kamm nach Süden und<br />

dann wird es ernst. Man kraxelt über griffi gen Fels hinauf<br />

und fi ndet bald wieder ein Weglein, das sich über Geröll<br />

und Schutt nach links zum Grat hinauf wendet. Der weitere<br />

Anstieg führt in eine stark abfallende Flanke unter dem Grat,<br />

wobei man etliche Felshindernisse überwinden muss. Dann<br />

geht es über einen felsigen Rücken hinüber, im Geröll ein<br />

wenig bergab und zu einer steilen Rinne, die man an ihrem<br />

unteren Rand quert. In diesem anspruchsvollen Bereich<br />

fi nden sich rote Pfeile, die von der deutlichen Wegspur links<br />

hinausweisen. Man folgt ihnen und kraxelt beherzt über<br />

einen Felsen hinüber, ehe man sich auf der Südseite der<br />

Mendelkamm Hocheppan-Burgenrunde<br />

Route: Die Wanderung startet bei Schloss Korb, das<br />

allerdings längst Hotel ist, mit vier Sternen und einem<br />

entsprechend zahlungskräftigen Publikum. Auf der fast<br />

eben verlaufenden Straße wandert man oberhalb<br />

von Missian (383 m) in den Graben des Wieserbachs.<br />

Dahinter geht’s bergan, aus der Asphaltunterlage wird<br />

Sand, und nach einer Linkskurve beim Kreideturm<br />

(520 m) peilt man Hocheppan (628 m) an. Mit ihrem<br />

hohen, fünfeckigen Bergfried gilt sie als eine der<br />

schönsten Burgen des Landes, auch als Ruine. Kunsthistorisch<br />

interessant: die romanischen Fresken in der<br />

Kapelle.<br />

Der Weiterweg nach Boymont (580 m) führt erneut über<br />

den Wiesergraben: erst bergab, dann über die steile<br />

Rudi-Treppe hinauf zu einem Querweg. Nach leichtem<br />

Abstieg unter Porphyrfelsen stößt man schließlich auf<br />

das direkt von Schloss Korb heraufkommende schmale<br />

Teersträßchen. Nun rechts hinauf zum Burghügel.<br />

Auffallend ist der regelmäßige Grundriss von Boymont,<br />

ein Rechteck mit Seitenlängen von 45 und 41 Metern,<br />

aber auch das Fehlen eines Burggrabens. Die schönen<br />

Rinne durch steiles Felsengelände hinaufarbeitet. Die Markierungszeichen<br />

bringen uns unter der Gratschneide nach links, queren die<br />

Rinne und leiten in einen breiten Riss hinein, ehe man nach Nordosten<br />

zum Gipfelkreuz ansteigt.<br />

Abstieg: Bis zur Hochlandhütte steigt man entlang der Aufstiegsroute<br />

ab, geht aber von der Hütte nach Westen zur Oberen<br />

Kälberalm und steil durch den Wald zu einem schmalen Sträßchen<br />

hinunter. Auf diesem geht es durch den Kälberalpgraben hinab<br />

und zu einem Wegweiser in Richtung Dammkarhütte. Ihm folgend<br />

links abbiegen und auf einem Steg über den Bach, durch einen<br />

Felsdurchschlupf und nach links zu einer Schlepperspur hinauf.<br />

Dort nach links zur Unteren Kälberalm, von der man auf einem<br />

gemütlichen Waldweg zur Dammkarstraße ansteigt, die zum Ausgangspunkt<br />

zurückführt.<br />

Siegfried Garnweidner<br />

Die Hochlandhütte mit dem Wörner<br />

Triforienfenster stammen aus romanischer Zeit, die Burg dürfte<br />

im 13. Jahrhundert erbaut worden sein; möglicherweise wegen<br />

Erbstreitigkeiten wurde sie 1423 in Brand gesteckt. Vom fünfgeschossigen<br />

Bergfried (Plattform) genießt man einen bezaubernden<br />

Rundblick.<br />

Auf der recht steilen, asphaltierten Zufahrt steigt man ab zum<br />

Sträßchen nach Hocheppan. Rechts zurück zum Parkplatz bei<br />

Schloss Korb.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Blick von der Burg Hocheppan<br />

über das Etschtal und Bozen zum Schlern<br />

Foto: Manfred Kostner Foto: Siegfried Garnweidner<br />

TIPP<br />

Ortlermassiv Düsseldorfer Hütte (2721 m)<br />

Aufstieg: Das Messner Mountain Museum Ortles ist<br />

dem Thema Eis gewidmet, Aussicht auf Firn und Eis bietet<br />

auch die schöne Hüttenwanderung zur Düsseldorfer Hütte.<br />

Blickfang ist dabei das Dreigestirn Ortler – Zebrù – Königsspitze.<br />

Gut die Hälfte des Anstiegs nimmt einem freundlicherweise<br />

der Kanzel-Sessellift (2348 m) ab. Von der<br />

Bergstation führt ein gut ausgebauter Weg fl ach ins Zaytal.<br />

Im Vorblick hat man das Hintere Schöneck (3128 m),<br />

doch der ganz große Berg hier ragt jenseits des Suldentals<br />

in den Himmel: der Ortler (3905 m). An seine Ostabstürze<br />

klammert sich der End’ der Welt-Ferner, als wüsste er um<br />

sein nicht allzu fernes Ende. Er wird umrahmt vom Martlgrat<br />

und dem hohen Hintergrat. Über letzteren verläuft einer<br />

der beliebtesten Ortler-Anstiege. Der Normalweg folgt von<br />

der Payerhütte (3029 m) dem Nordgrat; er ist – auch eine<br />

Folge des Klimawandels – in den letzten Jahren deutlich<br />

anspruchsvoller geworden.<br />

Am Hüttenweg quert man beim Windeggen den Zaybach;<br />

links mündet der direkte Zustieg von Sulden. Nun in einem<br />

weiten Rechtsbogen und in Serpentinen über eine markante<br />

Geländestufe hinauf zur prächtig gelegenen Düsseldorfer<br />

Hütte. Vor sich hat man die eindrucksvolle Gipfelumrahmung<br />

des inneren Zaytals mit der Tschenglser Hochwand (3375 m)<br />

und der Vertainspitze (3545 m) als Eckpfeiler. Ganz in der Nähe<br />

des Refugiums verstecken sich ein paar winzige Seeaugen zwischen<br />

den Fels- und Grasbuckeln. Da kann man besonders schön<br />

die Zeit verträumen – bis einen der Hunger zur Hütte zurücktreibt.<br />

Wie wär’s mit einem Apfelstrudel, mit freier Sicht auf König Ortler?<br />

Abstieg: Zurück zur Verzweigung am Windeggen (2391 m), dann<br />

mit dem Zaybach hinunter in den weiten Talboden von Sulden.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Majestätisch thront der Ortler über Sulden<br />

Foto: Manfred Kostner


TIPP<br />

Dolomiten/Sellamassiv Pisciadù-Klettersteig<br />

10<br />

Nummer eins der Dolomiten-Klettersteige?<br />

Eine Kiesgrube an der Ostrampe der Grödner-Joch-Straße ist total zugeparkt, sogar der Linienbus<br />

hält an der Kehre! Den Grund (zumindest einen winzigen Teil davon) bekommt man auch zu Gesicht:<br />

die berühmte Hängebrücke hoch oben am Exnerturm, finaler Gag des »Pisciadù-Klettersteigs«.<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 36<br />

620 Hm | 4 Std.<br />

K3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Kolfuschg (1645 m)<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz (1956 m) in einer Schottergrube<br />

an der Ostrampe der Grödner-Joch-Straße;<br />

Anfahrt von Corvara bzw. vom Grödner Tal über den Pass<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Corvara –<br />

Grödner Joch – Grödner Tal<br />

Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std., Abstieg 1¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />

im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 06 »Alta Badia –<br />

Arabba – Marmolada«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />

»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Alta Badia,<br />

Col-Alt-Straße 36, I-39033 Corvara, Tel. 00 39/04 71/83 61 76,<br />

www.altabadia.org<br />

Hütte: Pisciadù-Hütte (2587 m), Ende Juni bis Ende September,<br />

Tel. 04 71/83 62 92<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Absoluter Klettersteig-<br />

Klassiker mit ganz kurzem Zustieg, nach oben hin zunehmenden<br />

Anforderungen und fi nalem Gag: der legendären Hängebrücke.<br />

Auch landschaftlich ist die Tour ein Hit: Dolomiten pur! Nach der<br />

Einstiegswand und in der Karmulde unterhalb der Pisciadù-Hütte<br />

kann man auf Bergwege ausqueren.<br />

TIPP<br />

Dolomiten/Fanes Via ferrata Cesco Tomaselli<br />

11<br />

Route mit Klasse im Fanesmassiv<br />

Die »Tomaselli« gehört längst zum »eisernen Inventar« von Cortina d’Ampezzo. Zig Tausende<br />

haben sich schon über die verwegen-luftige Schlüsselstelle gezittert, die fantastische Kulisse am<br />

Faneskamm erlebt und das große Panorama vom Gipfel der Südlichen Fanesspitze (2980 m).<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 36<br />

940 Hm | 6 Std.<br />

K5; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)<br />

Ausgangspunkt: Passo Falzárego (2105 m); alternativ<br />

Bergstation der Lagazuoi-Seilbahn (2752 m)<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbusse Hochabtei –<br />

Passo Falzárego und Cortina d’Ampezzo – Passo Falzárego<br />

Gehzeiten: Zustieg 1¾ Std., Klettersteig 2 Std., Abstieg<br />

2¼ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schnee<br />

im Herbst<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 3 »Cortina d’Ampezzo«.<br />

Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-Klettersteige Dolomiten«,<br />

Bruckmann Verlag, München<br />

Fremdenverkehrsamt: Cortina Turismo, Via G. Marconi 15/b,<br />

I-32023 Cortina d’Ampezzo, Tel. 00 39/04 36/86 62 52,<br />

www.cortina.dolomiti.org<br />

Hütte: keine Einkehr unterwegs<br />

Charakter/Schwierigkeiten: Sehr anspruchsvolle, landschaftlich<br />

großartige Route, lediglich mit Drahtseilen gesichert.<br />

Schlüsselstelle gleich am Beginn der Route, auch Abstieg auf<br />

etwa 140 Höhenmetern noch gesichert und ziemlich schwierig<br />

(K 4). An den Wochenenden bei Schönwetter stets viel Betrieb,<br />

weshalb es auch schon mal zu Staus kommen kann. Dadurch<br />

erhöhtes Risiko von Steinschlag durch Voraussteigende!<br />

TIPP<br />

Dolomiten/Moiazza Via ferrata Gianni Costantini<br />

12<br />

Der Super-Klettersteig<br />

La ferrata più difficile, lunga e faticosa delle Dolomiti – Nonplusultra<br />

der Eisenwege. So und ähnlich wurde, wird sie immer noch gepriesen,<br />

die »Via ferrata Costantini«, 1974 eröffnet und seither unbestritten die<br />

Nummer eins unter den gesicherten Dolomitenrouten.<br />

1400 Hm | 10 Std.<br />

K5–6; komplette Klettersteigausrüstung,<br />

Helm<br />

aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 36<br />

Talort: Ágordo (611 m) im Val Cordévole<br />

Ausgangspunkt: Passo Duràn (1601 m), Straßenübergang<br />

vom Agordino ins Zoldano<br />

Öffentliche Verkehrsmittel: Bus nur bis Ágordo bzw.<br />

La Valle Agordina<br />

Gehzeiten: Passo Duràn – Rifugio Carestiato 1 Std.,<br />

»Costantini-Ostroute« 4¾ Std., Gipfelabstecher ¾ Std.,<br />

»Costantini-Westroute« 2 Std., Rückweg 1½ Std.<br />

Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Anfang Oktober<br />

Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 025 »Dolomiti di Zoldo,<br />

Cadorine e Agordine«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-<br />

Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag München<br />

Fremdenverkehrsamt: Uffi cio Turistico, Via XXVII Aprile 5/A,<br />

I-32021 Ágordo, Tel. 00 39/04 37/52 33 33, www.infodolomiti.it<br />

Hütte: Rif. Carestiato (1834 m), 20. 6. bis Ende Sept., Tel. 00 39/<br />

04 37/6 29 49. Biv. Moiazza (2601 m), Notunterkunft, stets offen<br />

Charakter/Schwierigkeiten: In jeder Beziehung anspruchsvolle<br />

Tour, nur für erfahrene <strong>Bergsteiger</strong>! Neben absoluter<br />

Top-Kondition werden an einigen Stellen auch Armkraft<br />

und gute Technik verlangt. Wegen der Länge der Ferrata ist<br />

der Wetterentwicklung besondere Beachtung zu schenken;<br />

Zwischenabstieg gegebenenfalls von der Forcella delle Masenade.<br />

Er ist allerdings im oberen Moiazzakar nur unzureichend<br />

markiert (Vorsicht bei Nebel).


TIPP<br />

Dolomiten/Sellamassiv Pisciadù-Klettersteig<br />

Pisciadù-Klettersteig: Vom Parkplatz führt ein<br />

deutlicher Steig links zum Felsfuß. Eisenklammern und<br />

Drahtseile helfen über die erste 40-Meter-Stufe auf eine<br />

von mächtigen Bergsturztrümmern übersäte Terrasse,<br />

eine deutliche Spur leitet links mit kleinem Zwischenabstieg<br />

weiter zum eigentlichen Einstieg. Durchlaufende<br />

Drahtseile übernehmen die Führung in dem zunehmend<br />

steileren Felsgelände; wo gute Griffe fehlen, sind einzelne<br />

Eisenstifte gesetzt. Wer bereits hier an seine Grenzen<br />

stößt, kann im Karwinkel unter dem Exnerturm (2586 m)<br />

aussteigen (links Weg zur Pisciadù-Hütte).<br />

Der zweite Abschnitt startet rasant; Drahtseile, Eisenklammern<br />

und eine kurze Leiter sichern den luftig-verwegenen<br />

Gang im Steilfels. Zwei-, dreimal wird man auf kräftigen<br />

Armzug nicht verzichten können. Nach einer kurzen Linksquerung<br />

folgt der fi nale Gag des »Pisciadù«: die berühmte<br />

Hängebrücke im Rücken des Exnerturms, mit Tiefblick auf<br />

die Grödner-Joch-Straße notabene. Eine leichte Felsstufe<br />

noch, dann läuft die Ferrata auf dem mächtigen Sella-<br />

Ringband aus. In weitem Linksbogen spaziert man hinüber<br />

zum Rifugio Pisciadù (2587 m).<br />

Abstieg: Der viel begangene Hüttenweg führt zunächst hinüber<br />

zum Ansatzpunkt des Val Setùs. Mit Drahtseilhilfe steigt man über<br />

leichte Felsstufen ab in den ummauerten Graben, hat dann eine<br />

ordentliche Zickzackspur im Geröll (bis in den Hochsommer oft<br />

Schnee). Man kreuzt den am Felsfuß verlaufenden Querweg, der<br />

das Grödner Joch mit der Mündung des Val de Mesdì verbindet,<br />

und steigt über den felsdurchsetzten Hang ab zum Parkplatz an<br />

der Grödner-Joch-Straße.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Gesichert am Drahtseil, aber dennoch luftig<br />

Foto: Manfred Kostner<br />

TIPP<br />

Dolomiten/Fanes Via ferrata Cesco Tomaselli<br />

Zustieg: Vom Falzáregopass (2105 m) führt ein markierter<br />

Weg, teilweise über Skipisten, hinauf in die Forcella<br />

Travenanzes (2507 m). Rascher, dazu absteigend, kommt<br />

man von der Bergstation der Lagazuoi-Seilbahn (2752<br />

m) in das Joch. Nun auf deutlicher Geröllspur in nördlicher<br />

Richtung fl ach zu einer winzigen Scharte und anschließend<br />

kurz bergan in die Gran Forcela (2652 m).<br />

Via ferrata Tomaselli: Nur wenig oberhalb der schönen<br />

Aussichtsterrasse greift man zum Drahtseil. Es leitet kurz<br />

aufwärts, dann nach links in die – längst legendäre – Querung<br />

unter den Resten alter Holzleitern eines spektakulär<br />

angelegten ehemaligen Kriegssteigs. Manch eine/r würde<br />

sich hier auch ein paar künstliche Tritte wünschen, doch<br />

neben dem fest verankerten Drahtseil hilft nur die richtige<br />

Technik über diese Schlüsselstelle: nicht am Fels kleben,<br />

sondern stemmen, auf Reibung gehen!<br />

Nach dieser Nervenprobe ist Ausdauerkraft gefragt: etwa<br />

sechzig Meter sehr steil, teilweise auch senkrecht aufwärts<br />

zu einem Schuttband. Die »Tomaselli« wendet sich hier<br />

nach links; mit Drahtseilsicherung steigt man diagonal<br />

an gegen das Cengia Veronesi. Nun nicht der Geröllstraße<br />

folgen, sondern gesichert über gestufte Felsen aufwärts und<br />

rechts über ein bequemes Band zu einer Aussichtskanzel mit<br />

packendem Blick zur Tofana di Rozes. An dem Eck startet der<br />

fi nale Anstieg; in dem steilen, zweimal kurz senkrechten bis leicht<br />

überhängenden, aber griffi gen Fels arbeitet man sich nach oben.<br />

Eine 20-Meter-Verschneidung verlangt nochmals vollen Einsatz;<br />

sie mündet auf den Gipfelgrat. Hier stellt sich den Ferratisten<br />

als letztes Hindernis ein plattiger Aufschwung entgegen, dann ist<br />

der Gipfel der Südlichen Fanesspitze (2980 m) gewonnen.<br />

Abstieg: Knapp 200 Klettermeter am Drahtseil bietet auch der<br />

Abstieg in die Selletta Fanis (2840 m). Er verläuft, durchgehend<br />

gesichert, über die Nordostwand und weist drei kurze, senkrechte<br />

Passagen auf, die vollen Einsatz verlangen. Aus der engen Scharte<br />

rutscht man südseitig durch ein steiles Couloir ab bis zum Felsfuß.<br />

Pfadspuren leiten nach rechts mit kurzem Gegenanstieg zurück<br />

in die Gran Forcela. Auf dem Hinweg zurück zum Falzáregopass.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Das Drahtseil leitet steil von Band zu Band.<br />

Foto: Manfred Kostner<br />

TIPP<br />

Dolomiten/Moiazza Via ferrata Gianni Costantini<br />

Zustieg: Vom Passo Duràn führt ein markierter Weg<br />

bergan zu einer Sandpiste, die vom Colle Duràn herüberkommt.<br />

Man folgt ihr durch lichten Wald westwärts, hinüber<br />

und hinauf zum Rifugio Carestiato (1834 m).<br />

Via ferrata Costantini – Ostroute: Von der Hütte über<br />

einen schmalen Latschenpfad zum Einstiegsband. Es<br />

leitet mit einer Unterbrechungsstelle (kleine Brücke) zum<br />

ersten, trittarmen Aufschwung, über den nur ein straff gespanntes<br />

Drahtseil (stemmen!) hilft. Dann geht es weniger<br />

anstrengend an der riesigen, teilweise begrünten und mit<br />

kurzen Felsstufen durchsetzten Schräge unter der Pala del<br />

Belia aufwärts, zuletzt über Geröll zur Schlüsselstelle. Das<br />

in kurzen Abständen verankerte Drahtseil zieht diagonal<br />

an der senkrechten Wandstufe (einige gemeißelte Tritte)<br />

hinauf zu einem Überhang (Klammern). Steil aufwärts zur<br />

Schotterterrasse der Pala del Belia (2295 m), dann durch<br />

eine Schlucht auf ein markantes Geröllband und weiter<br />

zur Cima della Masenade (2737 m). Nun am Grat westwärts<br />

in die wenig ausgeprägte Senke der Forcella delle<br />

Masenade (2650 m). Über eine kurze, aber knackige<br />

Wandstufe zur Geröllschräge unter der Cima Moiazza Sud<br />

und auf die Südostschulter des Gipfels (2784 m).<br />

Gipfelferrata: An Drahtseilen zunächst schräg über eine<br />

senkrechte Wandstufe, dann zwischen bizarren Felszacken hinauf<br />

zum Gerölldach der Moiazza Sud (2878 m). Abstieg nur über die<br />

Ferrata!<br />

Via ferrata Costantini – Westroute: Teilweise extrem luftig<br />

auf dem Engelsband (Cengia Angelini) quer durch die Südwestwand<br />

des Berges, anschließend im Geröll hinab zur Forcella delle<br />

Nevere (2601 m), in der das Bivacco Moiazza steht. Hier ist alternativ<br />

ein Abstieg zum Rifugio Vazzoler (1714 m) möglich. Aus der<br />

Scharte leiten die Drahtseile zunächst kurz aufwärts, dann über<br />

plattige Felsen und Rippen hinunter zum Felsfuß an der Mündung<br />

der Schlucht Van dei Cantôi.<br />

Rückweg: Ein schmaler Weg schlängelt sich zwischen Latschen<br />

weiter abwärts zum quer verlaufenden »Dolomiten-Höhenweg 1«.<br />

Auf ihm wandert man hinüber zum Rifugio Carestiato (1834 m),<br />

wo sich die Runde schließt. Auf dem Hinweg zurück zum Passo<br />

Duràn.<br />

Eugen E. Hüsler<br />

Nicht jedermanns Sache: Quergänge<br />

Fotos: Manfred Kostner


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AUF TOUR<br />

Wanderparadies Gesäuse<br />

Am Rande<br />

der Zeit<br />

Haindlmauer und Himbeerstein<br />

bewachen den<br />

Eingang ins Gesäuse.<br />

68 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Am südlichen Ende des Nationalparks<br />

Gesäuse liegt der kleine Ort Johnsbach.<br />

Im Schatten von Hochtor, Großer Ödstein<br />

und Admonter Reichenstein scheint in<br />

diesem Dorf die Zeit stehen geblieben<br />

zu sein. Für einige <strong>Bergsteiger</strong> ist sie das<br />

nicht nur metaphorisch – sie ruhen in<br />

Johnsbach auf einem der ältesten <strong>Bergsteiger</strong>friedhöfe<br />

der Welt. Von Uli Ertle<br />

Foto: Andreas Hollinger


Das <strong>Bergsteiger</strong>dorf Johnsbach hat vermutlich schon vor 100 Jahren so ausgesehen.<br />

Letzte Sonnenstrahlen am Hochtor<br />

Bürgermeister Ludwig Wolf hat<br />

an diesem Nachmittag nicht<br />

viel Zeit. Er muss die Terrasse<br />

seiner Alm für das Musikfest<br />

fertig machen und die frisch<br />

geschnittenen Bäume aus dem Weg räumen.<br />

Die Daxen müssen verbrannt und<br />

die Stämme geschichtet werden. Aus dem<br />

gewaltigen Findling vor der Hütte soll bis<br />

zum Wochenende noch ein großer Tisch<br />

werden. Außerdem wartet man unten in<br />

seinem Hotel auf ihn. Doch Zeitdruck ist<br />

in der 156-Seelengemeinde ein offenbar<br />

sehr subjektiv interpretierter Begriff, und<br />

so gerät Wolf – auf die hohen Gipfel und<br />

die lange Johnsbacher Geschichte angesprochen<br />

– ins Schwärmen.<br />

Er zeigt auf die Spuren der Murenabgänge<br />

im steilen Südhang hinter seiner Almhütte<br />

INFO<br />

Zwei Nationalparks auf einem Fleck<br />

Nur acht Kilometer Luftlinie trennen die<br />

beiden Nationalparks Gesäuse und Kalkalpen<br />

voneinander. Das ist beachtlich, gibt es doch in<br />

ganz Österreich nur sechs Schutzgebiete dieser<br />

Kategorie. Während die Hügel des einen von<br />

schier endlosem Wald bedeckt sind, prägen im<br />

anderen schroffe Felsen das Landschaftsbild.<br />

Der Nationalpark Gesäuse mit seinen 110<br />

Quadratkilometern ist der jüngste seiner Art in<br />

Österreich und wurde 2002 gegründet. Den beinahe<br />

doppelt so großen Nationalpark Kalkalpen<br />

gibt es bereits fünf Jahre länger. Auf den Wiesen<br />

und erzählt von den Tricks der Alten beim<br />

Transport der Stämme, die für die Erzverarbeitung<br />

im Tal benötigt wurden. Seine Augen<br />

leuchten, er gestikuliert ausladend. »Sie<br />

haben sich damals die Lawinen zunutze gemacht«,<br />

erklärt er. Die Holzknechte hätten<br />

mit der Gewalt der Natur zusammengearbeitet,<br />

statt sich davor zu fürchten. Unweit<br />

seiner Terrasse seien die Bäume dann zum<br />

Stehen gekommen. Ein spezieller Ort sei<br />

das, auf dem seine Hütte vor Jahrhunderten<br />

erbaut worden ist. Und noch heute gehe<br />

von der Stelle eine besondere Energie aus.<br />

der Kalkalpen und an den Ufern der reißenden<br />

Flüsse im Gesäuse blühen büschelweise<br />

seltene Orchideenarten wie der Frauenschuh<br />

oder das Knabenkraut, wähend in den steilen<br />

Flanken von Hochtor und Ödstein Adler und<br />

Steinböcke hausen. Die Kalkalpen werden<br />

inzwischen wieder von Luchsen besiedelt.<br />

Wanderer fi nden in beiden Regionen herrliche<br />

Wege durch die wilde Natur und gemütliche<br />

Hütten zur Einkehr oder auch als Übernachtungsstation<br />

auf den Weitwanderwegen, die<br />

durch die Regionen führen.<br />

Kletteruniversität Johnsbach<br />

Mit seiner Liebe zu der Region im Allgemeinen<br />

und der langgezogenen Ortschaft<br />

unten im Tal im Besonderen ist Wolf nicht<br />

allein. Johnsbach, eines von nur 20 ausgewiesenen<br />

<strong>Bergsteiger</strong>dörfern in Österreich,<br />

hat sich in den letzten 150 Jahren einen<br />

Ruf als Klettermekka erarbeitet – und<br />

erhalten. Nicht umsonst gilt das Gesäuse<br />

als die Kletter-Universität der Berge – und<br />

Johnsbach als sein Zentrum. Bergbegeisterte<br />

aus aller Herren Länder strömten schon<br />

Ende des 19. Jahrhunderts in Scharen in<br />

die Gesäuse-Berge. Mit der Eröffnung der<br />

Kronprinz-Rudolfs-Bahn im Jahre 1872<br />

begann dann die tatsächliche touristische<br />

Eroberung. Um dem Ansturm der <strong>Bergsteiger</strong><br />

gerecht zu werden, mussten an manchen<br />

Tagen sogar Sonderzüge eingeschoben<br />

werden.<br />

Das Dorf hinterm Felsentor<br />

Noch heute ist der Ort bei Kletterern berühmt,<br />

von Massentourismus ist allerdings<br />

wenig zu spüren. Dabei hätte die Region<br />

durchaus das Potenzial dazu: Man betritt<br />

den Ort im wahrsten Sinne des Wortes<br />

durch ein in den Fels gehauenes Tor. Nur<br />

wenige Meter danach weitet sich das Tal<br />

unterhalb der Klettertürme. Vereinzelte<br />

Weiler und Häuser, dazwischen viel Grün<br />

und sanfte Wiesenhänge prägen das Bild.<br />

Das dominierende Gefühl ist das Gefühl<br />

der Ruhe. Ein Ort, in dem die Zeit stehen<br />

geblieben zu sein scheint.<br />

Entschleunigung und Naturgenuss sind<br />

denn auch in der kleinen Gemeinde auf<br />

der Südseite des Nationalparks Gesäuse<br />

Programm: Statt Flying Fox und Rollercoaster<br />

hat Johnsbach Kletterberge und<br />

Routen, an denen sich schon so mancher<br />

Kletterer die Zähne ausgebissen hat.<br />

70 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


TOUREN<br />

Wandern durch wilde Natur<br />

Mal steil, mal sanft, mal Fels, mal Wald: Gesäuse und Kalkalpen bieten Wanderern viel Abwechslung auf engem Raum.<br />

1 Alpstein (1443 m)<br />

3 Großer Pyhrgas (2244 m)<br />

▶ leicht 4 Std.<br />

▶ mittel 7 Std.<br />

800 Hm 11 km<br />

1520 Hm 13 km<br />

Charakter: Gemütliche Wiesenwanderung<br />

über Almen zu den beiden<br />

Aussichtsgipfeln Trämpl und Alpstein.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Jagahäusl<br />

am Bodinggraben (641 m)<br />

Einkehr: Ebenforstalm (1105 m)<br />

Route: Jagahäusl – Schaumbergalm<br />

(1110 m) – Trampl (1424 m) –<br />

Luchsboden – Alpstein – Ebenforstalm<br />

– Bodinggraben – Jagahäusl<br />

2 Spitzmauer (2446 m)<br />

▶ schwierig 8 Std.<br />

1850 Hm 20 km<br />

Charakter: Die alpine und lange Tour<br />

mit kurzem, schönem Klettersteig auf<br />

das »Matterhorn des Toten Gebirges«<br />

lässt sich mit Übernachtung im<br />

Priel-Schutzhaus einfacher meistern.<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Polsterlucke<br />

(612 m) in Hinterstoder<br />

Hütte: Priel-Schutzhaus (1420 m)<br />

Route: Polsterlucke – Brunnhäusl<br />

– Priel-Schutzhaus – Klinserschlucht –<br />

Spitzmauer – Polsterlucke<br />

Charakter: Markanter Aussichtsgipfel<br />

in der Kette der Haller Mauern<br />

zwischen den beiden Nationalparks.<br />

Der Weg durch die Klamm ist lohnenswert,<br />

kann aber auch abgekürzt<br />

werden, indem man am Parkplatz vor<br />

der Bosruckhütte startet (1030 m).<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Dr.-<br />

Vogelgesang-Klamm (725 m), Spital<br />

am Pyhrn<br />

Hütte: Bosruckhütte (1043 m),<br />

Rohrauerhaus (1308 m)<br />

Route: Klamm – Bosruckhütte –<br />

Hiaslalm – Großer Pyhrgas – Hofersteig<br />

– Pyhrgasgatterl/Rohrauerhaus<br />

– Bosruckhütte – Klamm<br />

4 Kalbling (2196 m)<br />

▶ mittel 4 Std.<br />

820 Hm 8 km<br />

Charakter: Rundtour über drei markante<br />

Gipfel im Osten des Nationalparks<br />

Gesäuse; der Abstieg über den<br />

unmarkierten Rosskarsteig verlangt<br />

guten Orientierungssinn.<br />

Ausgangspunkt/Hütte: Oberst-<br />

Klinke-Hütte (1486 m)<br />

Route: Oberst-Klinke-Hütte – Kalbling<br />

(2196 m) – Riffel (2106 m) –<br />

Kreuzkogel (2011 m) – Scheiblegger<br />

Hochalm (1660 m) – Rosskarsteig –<br />

Oberst-Klinke-Hütte<br />

5 Planspitze (2117 m)<br />

▶ schwierig 8½ Std.<br />

1500 Hm 21 km<br />

Charakter: Abenteuerliche Rundtour<br />

über den Peternpfad, bei dem<br />

Schwindelfreiheit, ein wenig<br />

Kletterfertigkeit und Orientierungsvermögen<br />

gefragt sind. Rückweg<br />

von der Kummerbrücke zum Parkplatz<br />

am Haindlkar per Xeismobil,<br />

Tel. 00 43/36 13/41 70 oder 2406<br />

Ausgangspunkt: Parkplatz Haindlkar<br />

(605 m) bei Gstatterboden<br />

Hütten: Haindlkarhütte (1121 m),<br />

Hesshütte (1699 m)<br />

Route: Gstatterboden – Haindlkarhütte<br />

– Peternpfad – Peternscharte –<br />

Planspitze (2117 m) – evtl. Abstecher<br />

zur Hesshütte über Roßkuppe –<br />

Wasserfallweg – Parkplatz Kummer<br />

Fotos: Daniela Kalss, Andreas Hollinger, Dagmar Steigenberger<br />

Für den Österreichischen Alpenverein waren<br />

das genügend Gründe, um Johnsbach<br />

in seine Liste der 20 zertizierten <strong>Bergsteiger</strong>dörfer<br />

aufzunehmen. Durch ihren<br />

sanften und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten<br />

Tourismus setzen diese Dörfer einen<br />

Kontrapunkt zum Eventtourismus mit<br />

einem auf Adrenalinkicks ausgerichteten<br />

Funsport-Angebot.<br />

Ein weiteres Gut hat Johnsbach, das in der<br />

heutigen Zeit selten und extrem kostbar<br />

geworden ist: Zeit. So legt Bürgermeister<br />

Wolf den Gästen auch dringend ans Herz,<br />

sich Zeit zu nehmen für den Besuch im<br />

Tal. »In den Gaststätten trifft man immer<br />

Bekannte oder Kameraden, die man schon<br />

lange nicht mehr gesehen hat und bei der<br />

ausgezeichneten Küche und Betreuung<br />

durch die Gastwirte rennt der Schmäh.«<br />

Der Schmäh ist der einzige, der rennt. Die<br />

anderen bleiben bei Musik und Gesang sitzen,<br />

gerne auch bis tief in die Nacht. ◀<br />

KOMPAKT<br />

Im Herzen<br />

Österreichs<br />

Anreise: Mit der Bahn über Selzthal nach<br />

Admont. Mit dem Auto über die A8 nach<br />

Österreich, weiter auf der A1. Am Autobahnknoten<br />

Voralpenkreuz auf die A9 Richtung<br />

Slowenien/Graz abbiegen, bei der Ausfahrt<br />

Ardning Richtung Admont abfahren, weiter<br />

nach Gstatterboden und Johnsbach.<br />

Informationen: Alpenregion Nationalpark<br />

Gesäuse, Hauptstraße 35, A-8911 Admont,<br />

Tel. 00 43/(0) 36 13/2 11 60 -10<br />

(Alpenregion) oder -20 (Nationalpark),<br />

www.gesaeuse.at, www.nationalpark.co.at;<br />

Nationalpark Kalkalpen, Nationalpark<br />

Zentrum Molln, Nationalpark Allee 1,<br />

A-4591 Molln, Tel. 00 43/(0) 75 84/36 51,<br />

nationalpark@kalkalpen.at, www.kalkalpen.at<br />

Karten: Kompass 1:50 000, WK 206<br />

»Nationalpark Gesäuse«; Freizeitkarte<br />

Alpenregion Nationalpark Gesäuse<br />

Orchideen im<br />

Nationalpark:<br />

ein Frauenschuh<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71


AUF TOUR<br />

Durchs Höhenwege über dem Aostatal<br />

Riesenreich<br />

Großes Finale auf der<br />

Alta Via Nr. 1: Mont-Blanc-<br />

Massiv und Grandes<br />

Jorasses beim Abstieg<br />

ins Val Ferret.<br />

72 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Die »Tour der Giganten«<br />

folgt den beiden Höhenwegen<br />

Alta Via Nr. 1 und<br />

Nr. 2 und umrundet das<br />

gesamte Aostatal, zu<br />

Füßen prominenter Bergriesen<br />

wie Gran Paradiso,<br />

Monte Rosa, Matterhorn<br />

und Mont Blanc.<br />

Von Franziska Baumann<br />

(Text und Fotos)<br />

Sie laufen Tag und Nacht, gönnen<br />

sich kaum Schlaf. Ein kurzer<br />

Stopp bei einer der Verpegungsstationen,<br />

um eine kleine<br />

Stärkung und vor allem viel Flüssigkeit<br />

zu sich zu nehmen, dann geht es<br />

weiter. Im Laufschritt erklimmen sie Pässe,<br />

durchqueren Täler und Hochebenen, passieren<br />

kleine Bergdörfer. 330 Kilometer<br />

und 24 000 Höhenmeter müssen bewältigt<br />

werden. Die besten werden dazu vier Tage<br />

benötigen.<br />

Am Fuß der Viertausender<br />

Die »Tour des Géants« im Aostatal zählt<br />

zu den härtesten Bergläufen. Jedes Jahr<br />

im September treffen sich rund 500 Teilnehmer<br />

in Courmayeur, am Fuß des Mont<br />

Blanc, um auf der anspruchsvollen Strecke<br />

ihre Grenzen auszutesten. »Einige schlafen<br />

an den Tischen ein, den Kopf auf den<br />

Armen«, erzählt Marina Petitjacques, Hüttenwirtin<br />

des Rifugio Champillon. Wenn<br />

die Läufer zu ihrer Hütte kommen, haben<br />

sie einen Großteil des Weges bereits hinter<br />

sich. Da werden viele von Müdigkeit übermannt.<br />

Tour der Giganten – das trifft auf<br />

die Läufer zu, die bei dem Wettbewerb fast<br />

Übermenschliches leisten, vor allem aber<br />

auch auf die Landschaft.<br />

Die meisten jedoch, die auf diesen Wegen<br />

von Hütte zu Hütte, von Tal zu Tal unterwegs<br />

sind, erkunden die Region im äußersten<br />

Nordwesten Italiens ohne Eile und<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73


Anstieg zum Col Malatrà<br />

(2928 m), dem höchsten<br />

Punkt der Alta Via Nr. 1<br />

ohne Rekordversuche. Dann bleibt Zeit für<br />

Begegnungen mit den Menschen und Muße,<br />

besondere Stimmungen zu genießen,<br />

Momente wie den Sonnenuntergang auf<br />

dem Rifugio Champillon hoch über dem<br />

Ollomont-Tal, wenn die Schatten über die<br />

Almwiesen hinaufzüngeln und der mächtige<br />

Schneegrat des Grand Combin, ebenfalls<br />

ein Gigant aus Fels und Eis, zu glühen<br />

beginnt. Genügend Zeit auch, um den Geschichten<br />

zuzuhören, die Bergführer Eddi<br />

KOMPAKT<br />

Wie komme ich ins Aostatal?<br />

Anreise: Mit dem Auto führt<br />

die kürzeste Strecke über Luzern<br />

und durch den Gotthard-<br />

Tunnel, alternativ auch Anreise<br />

durch die Schweiz ins Rhonetal<br />

und durch den Großen-St.-<br />

Bernhard-Tunnel oder über den<br />

Brenner, Mailand und Turin ins<br />

Aostatal. Mit der Bahn oder<br />

mit dem Flugzeug nach Turin,<br />

von dort Bahnverbindung zum<br />

Hauptort Aosta. In die Seitentäler<br />

verkehren Busse.<br />

Tourismusinformation:<br />

Tourismusbüro der Region<br />

Aosta, Piazza Porta Praetoria, 3,<br />

I-11100 Aosta,<br />

Tel. 00 39/01 65/23 66 27,<br />

www.lovevda.it<br />

Karten: Kompass-Karte<br />

1:50 000, Nr. 85 »Mont<br />

Blanc«, Nr. 86 »Gran Paradiso<br />

– Valle d’Aosta« und Nr. 87<br />

»Breuil-Cervinia, Zermatt«;<br />

Wanderkarten im Maßstab<br />

1:25 000 gibt es für das<br />

erzählt. Er deutet hinauf zum Bergkamm,<br />

über den die Grenze zur Schweiz verläuft.<br />

Tief eingeschnitten ist dort der Pass Fenêtre<br />

Durand. »Den Weg über den Pass hat man<br />

Sentiero della Speranza, Weg der Hoffnung,<br />

getauft«, erzählt er. Über ihn suchten<br />

während des Zweiten Weltkriegs italienische<br />

Partisanen Zuucht vor deutschen<br />

Truppen. Der prominenteste sei Luigi<br />

Einaudi gewesen, der 1948 italienischer<br />

Staatspräsident wurde.<br />

gesamte Aostatal beim Tourismusbüro<br />

gegen eine Gebühr<br />

von jeweils zwei Euro.<br />

Führer: Johannes Führer<br />

»Aostatal«, Bergverlag Rother;<br />

Infos zu den Höhenwegen unter<br />

www.regione.vda.it/altevie;<br />

außerdem ist beim Tourismusbüro<br />

eine englisch-deutsche<br />

Broschüre über die beiden<br />

Höhenwege Nr. 1 und Nr. 2<br />

sowie über andere Trekkingmöglichkeiten<br />

erhältlich.<br />

Wer es eilig hat, dem wird auch manch<br />

kulinarischer Genuss entgehen. Viele Hütten<br />

kaufen bei Betrieben vor Ort ein und<br />

tischen regionale Spezialitäten auf. In der<br />

Gaststube des Rifugio Champillon duftet<br />

es nach frischer Pasta, nach Polenta mit<br />

Spezzatino (Gulasch) und Carbonata, klein<br />

gehacktem Rindeisch. Als Digestif tränkt<br />

Marina Petitjacques ein Zuckerstück mit<br />

giftgrüner Flüssigkeit – Alkohol mit Minze<br />

und Salbei. Es brennt, als würde man<br />

Feuer schlucken. »Das gibt Energie«, versichert<br />

die Hüttenwirtin.<br />

Von der Weinrebe zum Gletschereis<br />

Die autonome Provinz Aostatal an der Grenze<br />

zu Frankreich und dem Schweizer Kanton<br />

Wallis ist eine Region der Gegensätze.<br />

Wie ein riesiges Amphitheater wird das Tal<br />

von Drei- und Viertausendern eingerahmt.<br />

An die 200 Gletscher trotzen noch der weltweiten<br />

Erwärmung. Das Klima rund um<br />

den Hauptort Aosta ist dagegen trocken<br />

und warm mit reichlich Sonnenstunden –<br />

beste Bedingungen für den Weinanbau. Die<br />

Reben werden bis auf eine Höhe von 1200<br />

Metern kultiviert – so hoch wie kaum irgendwo<br />

anders in Europa.<br />

Auf Höhenwegen erleben Wanderer einige<br />

der berühmtesten Viertausender der West-<br />

74 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Man kann sportlich<br />

laufen oder genussvoll<br />

wandern: Die<br />

Alta Via Nr. 1 ist ein<br />

Höhenweg, bei dem<br />

17 variable Tagesetappen<br />

und insgesamt<br />

14 000 Höhenmeter<br />

unter die<br />

Sohlen genommen<br />

werden.<br />

Das Rifugio Frassati wird<br />

ehrenamtlich von Teams aus<br />

Freiwilligen bewirtschaftet.<br />

alpen aus nächster Nähe und müssen dennoch<br />

kaum überlaufene Hütten und Wege<br />

befürchten. Ein Klassiker ist die Alta Via Nr.<br />

1, der »Höhenweg der Giganten« getauft<br />

wurde. Er startet im Gressoney-Tal am Fuß<br />

des Monte Rosa, einer Region, die von der<br />

Kultur und Architektur der Walser geprägt<br />

ist, und zieht sich über die gesamte Nordseite<br />

des Aostatals. Seitentäler zweigen wie<br />

die Adern eines Blattes vom Haupttal ab<br />

und müssen gequert werden, ein beständiges<br />

Bergauf und Bergab, das die Ausdauer<br />

der Wanderer auf die Probe stellt.<br />

Am Col Champillon über der gleichnamigen<br />

Hütte beginnt das Finale der Alta Via<br />

Nr. 1. Zum ersten Mal taucht die weiße<br />

Firnkrone des Mont Blanc auf, die nun immer<br />

näher rücken wird. Auch von diesem<br />

Pass geht es wieder über 1000 Höhenmeter<br />

bergab in das Gebiet unter dem Großen-<br />

Sankt-Bernhard-Pass. Das Aostatal ist seit<br />

Jahrtausenden Durchgangsstation auf<br />

dem Weg vom Norden der Alpen in den<br />

Süden und umgekehrt. Über den 2472 Meter<br />

hohen Großen Sankt Bernhard zogen<br />

bereits um Christi Geburt die Römer, Pilger<br />

fanden ab dem 11. Jahrhundert in einem<br />

Hospiz auf der Passhöhe eine Herberge<br />

und Napoleon kommandierte eine ganze<br />

Armee über das Gebirge. Mitte Mai des Jahres<br />

1800 überquerte ein Tross von 40 000<br />

Soldaten, 5000 Reitern und 50 Geschützen<br />

den noch verschneiten Pass. Heute bohrt<br />

sich ein knapp sechs Kilometer langer<br />

Tunnel durch den Berg, so dass die Reise<br />

ins benachbarte Wallis nur wenige Minuten<br />

dauert.<br />

Idealisten am Berg<br />

Éternod, Laval, Couchepache – kleine<br />

Dörfer nehmen den Wanderer mit auf eine<br />

Zeitreise. Mit Schieferplatten gedeckte<br />

Dächer glänzen in der Sonne, eine Katze<br />

huscht über das Steinpflaster, der Geruch<br />

von Holzfeuer liegt in der Luft. Ein<br />

schmaler Pfad schlängelt sich durch ein<br />

lang gestrecktes Hochtal zum höchsten<br />

Punkt der Alta Via Nr. 1 hinauf, dem 2928<br />

Meter hohen Col Malatrà. Aus einem farbenfrohen<br />

Blütenteppich zirpt und summt<br />

es vielstimmig. Darüber schneiden die Zacken<br />

dunkelgrauer Granitberge in den<br />

INFO<br />

Agriturismo:<br />

Adressen für Genießer<br />

Im Aostatal lohnt es sich, auf kulinarische<br />

Entdeckungsreise zu gehen. Eine gute<br />

Adresse sind neben den Berghütten landwirtschaftliche<br />

Betriebe mit Restaurant und<br />

oft auch Zimmervermietung, sogenannte<br />

Agriturismo, wo vorwiegend das auf den<br />

Teller kommt, was selbst angebaut wird. Im<br />

Agriturismo »La Vrille« in Verrayes kommen<br />

Weinkenner und Feinschmecker auf ihre<br />

Kosten. »La Vrille« entstand aus dem Traum<br />

von Hervé de Guillaume, der nach seiner<br />

Zeit als Matrose beim Militär sein eigenes<br />

Land bewirtschaften und Wein anbauen<br />

wollte. Gemeinsam mit seiner Frau Luciana<br />

Neyroz begann er 1988, ein leer stehendes<br />

Bauernhaus zu renovieren und Reben<br />

anzupfl anzen. Heute steht das Agriturismo<br />

an den Hängen über dem zentralen<br />

Aostatal zwischen Weinbergen, Obstbäumen<br />

und Gemüsegärten. In Gehegen haben<br />

Kaninchen, Enten, Gänse und Hühner freien<br />

Auslauf. Luciana Neyroz führt in der Küche<br />

das Regiment. Sie kredenzt Fünf-Gänge-<br />

Menüs mit Leckerbissen wie Kürbiscrêpes in<br />

Lauchcreme, Kaninchen in Senfsauce oder<br />

Pfi rsichsorbet mit Beeren in Rotwein und<br />

interpretiert alte valdostanische Rezepte neu<br />

mit allem, was rund um das Haus wächst.<br />

Bei Kochwettbewerben hat sie bereits Preise<br />

gewonnen und auch die Weine von Hervé de<br />

Guillaume wurden mehrfach ausgezeichnet.<br />

(www.lavrille.it, Tel. 00 39/01 66/54 30 18)<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75


Vis-à-vis von Mont Blanc<br />

und Grandes Jorasses<br />

gischtet der Wildbach<br />

durchs Val Ferret.<br />

Die autonome Provinz<br />

Aostatal an der Grenze<br />

zu Frankreich und<br />

dem Schweizer Kanton<br />

Wallis ist eine Region<br />

der Gegensätze.<br />

Wie ein riesiges Amphitheater<br />

wird das Tal<br />

von Drei- und Viertausendern<br />

eingerahmt.<br />

Himmel. Auf den Almen weidet das Vieh<br />

wie eh und je, wird die Milch zu Käse wie<br />

dem rahmhaltigen Fontina, einer valdostanischen<br />

Spezialität, verarbeitet. Das Rifugio<br />

Frassati unterhalb des Col Malatrà holt<br />

die Wanderer in die Gegenwart zurück.<br />

Mit seiner verschachtelten Architektur<br />

und der grauen Verkleidung erinnert das<br />

2011 eröffnete Berghaus an eine Raumstation.<br />

Seine Form sei dem Bergmassiv<br />

hinter der Hütte nachempfunden, erzählt<br />

Enrico Soleti, der an der Theke die Gäste<br />

bewirtet. An den Wänden des Gastraums<br />

dokumentieren Fotos die Baugeschichte.<br />

Abgebildet sind junge Leute, die auf ihrem<br />

Rücken Zementsäcke und große Kanister<br />

transportieren. Sie haben als Freiwillige<br />

die Hütte in unzähligen unbezahlten Arbeitsstunden<br />

erbaut. Das Rifugio Frassati<br />

steht unter der Leitung der Organisation<br />

Mato Grosso, einer sozialen Vereinigung,<br />

die mit ihren Einnahmen Projekte in Südamerika<br />

unterstützt. Auch Enrico Soleti<br />

arbeitet ehrenamtlich. Teams aus Freiwilligen<br />

bewirtschaften die Hütte jeweils für<br />

eine Woche. »Die Idee ist, seine Zeit für<br />

andere zu schenken.«<br />

Das Rifugio Bonatti bietet herrliche Blicke<br />

auf das Massiv der Aiguille de Leschaux.<br />

Grandioses Finale<br />

Der kleine Felsdurchschlupf des Col Malatrà<br />

ist für die Bergläufer die letzte Herausforderung<br />

auf der »Tour des Géants« und<br />

für Trekker noch einmal ein echtes Highlight.<br />

Mont Blanc und Grandes Jorasses<br />

scheinen beim Abstieg ins Val Ferret zum<br />

Greifen nah. Gletscherspalten grinsen aus<br />

der grauen Felsmasse, ein Gewirr aus Granitzacken<br />

und -türmen formt eine Bastion,<br />

angesichts derer man sich winzig klein<br />

fühlt. Atemberaubende Ausblicke – da<br />

tut es gut, auf der Terrasse des Rifugio Bonatti,<br />

vis-à-vis der Granitkolosse, tief Luft<br />

zu holen, bevor es nach Courmayeur hinunter<br />

geht.<br />

Der zweitgrößte Ort des Aostatals, das italienische<br />

Pendant zu Chamonix, ist wegen<br />

seiner prominenten Bergkulisse und seiner<br />

heilkräftigen Thermalquellen seit langem<br />

ein Anziehungspunkt für Touristen. »Courmayeur<br />

hat zwei Seelen«, sagt Cecilia Malfa<br />

von der Gemeinde. Das Zentrum gibt sich<br />

mondän mit teuren Läden und schicken Restaurants.<br />

Gleich nebenan haben alte Ortsteile<br />

noch Bergdorfcharakter. Alpinismus<br />

hat in Courmayeur Tradition. Die seit 1850<br />

bestehende Bergführervereinigung ist die<br />

zweitälteste nach Chamonix. Bergführer<br />

aus dem Dorf unter dem Mont Blanc bestiegen<br />

gemeinsam mit einem Engländer im<br />

August 1863 den höchsten Gipfel Europas<br />

zum ersten Mal von italienischer Seite. Sie<br />

waren bereits 1899 am Mount Kenia und<br />

1900 in der Arktis unterwegs. Auch 1954<br />

bei der italienischen Expedition auf den K2<br />

nahmen zwei Bergführer aus Courmayeur<br />

teil. Für die Bergläufer ist Courmayeur ein<br />

Ort großer Emotionen. Sie sind am Ziel, die<br />

Strapazen haben ein Ende. Hinter den Weitwanderern<br />

liegt eine Traumtour – und vor<br />

ihnen der nächste Höhenweg im Angesicht<br />

eines Viertausenders: Die Alta Via Nr. 2<br />

führt mitten hinein in den Nationalpark<br />

Gran Paradiso. Ein Grund, ins Tal unter den<br />

Berggiganten zurückzukehren.<br />

◀<br />

76 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


TOUREN<br />

Trekking auf der Alta Via Nr. 1<br />

Die Alta Via Nr. 1 ist ein Klassiker unter<br />

den Höhenwegen. Wegen der beeindruckenden<br />

Kulisse wird diese Weitwanderroute<br />

auch »Höhenweg der Giganten« genannt.<br />

wege sind<br />

abenteuer und<br />

▶ mittel 17 Tage<br />

14000 Hm 96 km<br />

Ausgangsort: Donnas (330 m)<br />

am Eingang des Aostatals<br />

Endpunkt: Courmayeur (1223 m)<br />

im Aostatal<br />

Information: www.regione.vda.<br />

it/altevie<br />

Charakter: Weitwanderweg mit<br />

17 meist gut markierten Tagesetappen<br />

zwischen 2½ und 6 Std.,<br />

eine längere Etappe mit 7½ Std.,<br />

insgesamt 14 000 Hm, unterwegs<br />

zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten,<br />

so dass sich die<br />

Länge der Etappen oft variieren<br />

lässt. Es werden mehrere Talorte<br />

mit Busverbindungen berührt.<br />

Ein beliebter Startpunkt ist auch<br />

Gressoney-St.-Jean (10–12<br />

Etappen bis Courmayeur). Der<br />

Höhenweg verläuft auf guten<br />

Steigen und Wegen, Ausdauer<br />

für die langen An- und Abstiege<br />

sowie Trittsicherheit erforderlich.<br />

Wegverlauf: Donnas – Santa<br />

Margherita (5¼ Std., Aufstieg<br />

1310 Hm, Abstieg 210 Hm,<br />

Übernachtung z. Zt. in Sassa,<br />

30 Min. zusätzl.) – Rif. Coda<br />

(4¾ Std., Aufstieg 1100 Hm,<br />

Abstieg 100 Hm) – Rif. della<br />

Barma (in Bau, Eröffnung noch<br />

nicht absehbar, 3¼ Std., Aufstieg<br />

650 Hm, Abstieg 760 Hm) –<br />

Niel (5¼ Std., Aufstieg 550 Hm,<br />

Abstieg 1140 Hm) – Gressoney-<br />

Saint-Jean (7½ Std., Aufstieg<br />

1120 Hm, Abstieg 1080 Hm) –<br />

Rif. Vieux Crest (5¼ Std., Aufstieg<br />

1470 Hm, Abstieg 810 Hm)<br />

– Rif. Grand Tournalin (4¼ Std.,<br />

Aufstieg 1050 Hm, Abstieg<br />

480 Hm) – Crétaz (3 Std., Aufstieg<br />

280 Hm, Abstieg 1310 Hm)<br />

– Rif. Barmasse (2½ Std.,<br />

Aufstieg 690 Hm, Abstieg 30<br />

Hm) – Rif. Cuney (6 Std., Aufstieg<br />

1020 Hm, Abstieg 700 Hm) –<br />

Bionaz (5 Std., Aufstieg 580 Hm,<br />

Abstieg 1680 Hm) – Rey (5 Std.,<br />

Aufstieg 1030 Hm, Abstieg<br />

1260 Hm) – Rif. Champillon<br />

(2¾ Std., Aufstieg 1040 Hm) –<br />

Saint-Rhémy (4¾ Std., Aufstieg<br />

500 Hm, Abstieg 1340 Hm) –<br />

Rif. Frassati (3¾ Std., Aufstieg<br />

1050 Hm, Abstieg 20 Hm) –<br />

Rif. Walter Bonatti (3 Std., Aufstieg<br />

400 Hm, Abstieg 900 Hm)<br />

– Courmayeur (3¾ Std., Aufstieg<br />

230 Hm, Abstieg 1040 Hm)<br />

oft Anders<br />

ABENTEUER<br />

Wege<br />

ALPEN extrem<br />

DOLOMITEN<br />

Auf dem Höhenweg 1<br />

MILITÄRPISTEN<br />

Wege aus dem Ersten Weltkrieg<br />

NATUR KULTUR HISTORIE ERLEBEN<br />

Ausgabe 2/2014<br />

Herbst / Winter<br />

D 7,50 € · A 7,80 € · CHF 14,50<br />

BeNeLux 8,00 € · Italien 8,20 €<br />

Abenteuer WEGE 2/2014 IRON CURTAIN TRAIL PFALZ & VOGESEN ALPEN ANTARKTIS<br />

KORSIKA<br />

Canyoning & Flusswandern<br />

NORDSEE<br />

Küstentour Emden–Skagen<br />

ABENTEUER<br />

DAS Magazin für<br />

menschen In Bewegung<br />

Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />

NECKARSTEIG Zu Fuß und per Bike<br />

ULTRALEICHT Hinterm Haus losfliegen<br />

UM DIE WELT 1956 mit Lloyd Alexander<br />

VERRÜCKT Frankreich–Istanbul im Kanu


EVENT<br />

Ein Zeitpolster für Jan Ullrich:<br />

Martin Schidlowski zieht<br />

an der Engelswand durch<br />

Über Stock und Stein:<br />

Das Ötztal führt auch<br />

Trailrunner an ihre Grenzen.<br />

78 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Die Promi-<br />

Runde<br />

Die Peak to Creek – vom Gipfel zum Bach – Veranstaltung<br />

im Ötztal ist ein Szenetreff der Bergsportpromis.<br />

In wenigen Stunden wird hier demonstriert,<br />

wofür sich normale Bergsportler mehrere Jahre<br />

aufheben. Von Julian Galinski<br />

Foto: Peak to Creek / Ulrich Grill (li.), zooom.at / Markus Berger (re.)<br />

Barbara Bacher hat sich die Kletterschuhe<br />

unter die Jacke gesteckt.<br />

»Die Finger werden schon<br />

irgendwie warm, das Problem<br />

sind die Zehen«, sagt sie. Gerade<br />

einmal drei Grad hat es an diesem Morgen<br />

an der Engelswand im Ötztal. Der Wind<br />

pfeift eisig, immerhin hält er so den Regen<br />

einigermaßen vom Fels fern. Es hat<br />

die ganze Nacht geschüttet, braune Pfützen<br />

liegen im Gras vor der Wand. Aber<br />

Bacher, 31, Europacup-Gesamtsiegerin<br />

von 1998 und 1999, zieht sich die Kapuze<br />

ins Gesicht, tänzelt auf den Fußspitzen<br />

und lacht. Sie und die anderen sind froh,<br />

dass die Bedingungen den fünften Peak to<br />

Creek überhaupt zulassen. Sechs Routen<br />

sind vorbereitet. Sobald die Bergläufer ankommen,<br />

starten die Kletterer. Ein Sprint<br />

am Fels: Rauf, abseilen, an die Rennradfahrer<br />

übergeben.<br />

Am Abend zuvor sitzen die Teilnehmer des<br />

Extremsportrennens durch das gesamte<br />

Ötztal (siehe Infokasten) zum ersten Mal<br />

im Outdoor-Zentrum Area 47 zusammen.<br />

Helden dieser und vergangener Tage:<br />

Frank Wörndl etwa, der Slalom-Weltmeister<br />

von 1987, der mit seiner abgewetzten<br />

Lederjacke aussieht, als käme er gerade<br />

aus einem Indie-Club. Oder Jan Ullrich,<br />

Tour-de-France-Sieger und des Dopings<br />

überführt, mit gemütlichem Bäuchlein,<br />

einem Weißbier auf dem Tisch und schelmischem<br />

Gesicht. »Ruhe«, schreit Rennleiter<br />

Ernst Lorenzi. Im Zelt geht es zu wie<br />

auf einem Schulausug. Keiner ist ruhig,<br />

alle gackern durcheinander. »Es geht darum,<br />

dass sich bekannte Sportler treffen,<br />

einander kennenlernen und Freundschaften<br />

entstehen«, sagt Lorenzi. Das auch,<br />

vornehmlich aber präsentiert die Tourismusregion<br />

Ötztal ihr Programm: Von den<br />

Gipfeln bis ins Tal hinab.<br />

85 Kilometer sind das insgesamt, den Kletterern<br />

gehören davon knapp 30 Meter. Mit<br />

dabei sind Lokalmatador Hansjörg Auer,<br />

der Deutsche Martin Schidlowski, Großbritanniens<br />

Stew Watson sowie die Österreicher<br />

Lukas Ennemoser, Mario Lechner<br />

und Barbara Bacher, aufgeteilt in sechs<br />

Teams. An der Engelswand hat Red Bull<br />

inzwischen einen fahrenden Subwoofer<br />

hingestellt, aus den Boxen wummert eine<br />

Playlist mit allem, was der Mainstream-<br />

Rock der 80er und 90er hergibt. Aber niemand<br />

springt, auch wenn van Halen das<br />

gerne so hätte. Bacher, Lechner und Auer<br />

verstecken sich auf der Ladeäche eines<br />

Kombis, Auer massiert seine Zehen, als ob<br />

er nicht wenige Kilometer von Zuhause<br />

entfernt wäre, sondern schon auf seiner<br />

nächsten Tour im Karakorum.<br />

Die ersten Zuschauer stapfen durch den<br />

Matsch: Immerhin wird die Peak-to-<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79


Alle in einem Boot: Bei der Schlussdisziplin des Staffelrennens stemmen<br />

sich alle Athleten nochmals gemeinsam gegen die Ötztaler Ache.<br />

Creek-Challenge beim Klettern auch greifbar.<br />

Das ist bei den anderen Disziplinen<br />

schwierig. »Wenn man alles sehen wollen<br />

würde, müsste man ständig mit dem Auto<br />

hin- und herfahren. Was eigentlich schade<br />

ist, weil es ein gewaltiger Wettbewerb ist«,<br />

sagt Schidlowski. »Teilweise wussten auch<br />

wir nicht die Zwischenstände, wer denn<br />

jetzt eigentlich vorne liegt.« Dann allerdings<br />

kommt die Nachricht an: Die Bergläufer<br />

sind gleich da! Schidlowski ist der<br />

erste, der sich die starre Kälte abschüttelt<br />

und seine Route noch einmal im Schnelldurchgang<br />

abspult.<br />

Ulle feiert in der Disko<br />

Sein Teamkollege Helmut Schiessl, derzeit<br />

führend und nass von oben bis unten,<br />

Erste Etappe: Die Skibergsteiger starten<br />

ihr Rennen am Rettenbachferner<br />

erreicht kurz darauf die Engelswand. Skibergsteigen,<br />

Skifahren, Mountainbike und<br />

Berglauf haben die Teams schon hinter<br />

sich gebracht. Es wird hektisch, die Athleten<br />

müssen einander eine Uhr übergeben.<br />

Schidlowski rast zur Wand, wechselt die<br />

Schuhe, bindet sich ein und springt hinauf.<br />

»Das war richtiges Wettkampffeeling«,<br />

sagt er. »Ich habe mir gedacht: Ein bisschen<br />

ein Polster musst du dem Jan Ullrich schon<br />

mit auf dem Weg geben.« Einen guten siebten<br />

Grad klettert er. »Die Anforderungen<br />

waren für uns Kletterer recht ungewohnt:<br />

Du gehst ja nicht in den Klettergarten und<br />

kletterst eine Route, die drei, vier Grade<br />

unter deinem Limit liegt – aber dafür auf<br />

Zeit«, sagt Schidlowski, der beim Fotoshooting<br />

am Tag vor dem Wettbewerb noch<br />

T-Shirt getragen hat. Er weiß: Das Allstar-<br />

Team 3 liegt nur knapp hinter ihnen. Wieder<br />

auf dem Boden angekommen, sprintet<br />

Schidlowski in Kletterschuhen zu seinem<br />

Rennradfahrer. Jan Ullrich reißt ihm die<br />

Uhr vom Handgelenk und schießt über<br />

den Feldweg auf seine Etappe.<br />

Einige Minuten später läuft Markus Kröll<br />

ein. Hansjörg Auer, durch seine Free-Solo-<br />

Begehung der »Weg durch den Fisch« (9-)<br />

in der Marmolada-Südwand berühmt geworden,<br />

eilt durch seine Route. Er springt<br />

die Griffe an wie ein Raubtier und schickt<br />

nach dem Abseilen Tobias Rohregger auf<br />

den Weg. Auf den anstehenden 36 Kilometern<br />

nimmt Rohregger Ullrich und<br />

dem ebenfalls vor ihm liegenden Antonio<br />

Corradini 15 Minuten ab und geht in Führung.<br />

Seine exklusive Taktik: Früh ins Bett<br />

INFO<br />

Kleine Ötztalrunde<br />

Peak to Creek führt über knapp 85 Kilometer<br />

und 7800 Höhenmeter von Sölden<br />

ins Inntal. Die Skibergsteiger beginnen:<br />

Vom Skiweltcup-Stadion aus (2670 Meter)<br />

geht es auf die Schwarze Schneide, dem<br />

höchsten Punkt des Rennens. (3340<br />

Meter). Dort übernehmen die Skifahrer, die<br />

über Seiterjöchl bis zur Mautstelle abfahren<br />

und an die Mountainbiker übergeben, die<br />

über Granstein weiter ins Tal rollen. In Dorf<br />

bei Längenfeld warten die Bergläufer, die<br />

am Stuibenfall Tirols höchsten Wasserfall<br />

passieren und an der Engelswand bei Tumpen<br />

(942 m) auf die Kletterer treffen. Nach<br />

deren Routen geht es auf dem Rennrad<br />

knapp zehn Kilometer bergauf zum Haiminger<br />

Sattele und hinab nach Ötz zu den<br />

Kajakfahrern, die sich durch die Ötztaler<br />

Ache kämpfen. Wiederum in Ötz steigen<br />

dann alle Sportler gemeinsam ins Rafting-<br />

Boot. Ziel ist nach 6,8 Kilometern die Area<br />

47. Das Allstar-Team 1 mit Alex Fasser, Axel<br />

Naglich, Daniel Federspiel, Markus Kröll,<br />

Hansjörg Auer, Thomas Rohregger und Sven<br />

Lämmler (Reihenfolge von Start bis Ziel)<br />

bewältigte die Strecke in 5:05:50 Stunden.<br />

gehen. »Der ist ja schon um zehn schlafen<br />

gegangen, während wir noch in der Disko<br />

waren«, sagt Ullrich.<br />

Nach den Rennradlern werfen sich die Kajakfahrer<br />

in die wilde Ache, die sich bis Ötz<br />

ziemlich giftig wehrt. Die letzte Disziplin<br />

ist Rafting, für alle Teammitglieder zusammen,<br />

weiter auf der Ache bis in die Area<br />

47 im Tal. Am Ende sind es die Allstars 1<br />

mit Hansjörg Auer, die völlig durchnässt<br />

als Erste ins Ziel rudern.<br />

Eine Antrittsgage haben die Teilnehmer<br />

nicht bekommen, insgesamt sind 10 000<br />

Euro Preisgeld ausgeschrieben. »Das Siegerteam<br />

gewinnt besten Südtiroler Wein<br />

und 5000 Euro. Der zweite 3000 Euro,<br />

der dritte 2000 Euro. Sie müssen sich das<br />

Geld aber redlich teilen!«, sagt Rennleiter<br />

Lorenzi. Für die Kletterer geht es auch<br />

darum, dass sie ihre Sponsoren auf den<br />

Hochglanz-Aufnahmen der Veranstaltung<br />

zeigen können. »Tolle Unterkunft, ein bisschen<br />

zusammen weggehen, klettern –<br />

passt«, sagt Martin Schidlowski. Er möchte<br />

2015 auf jeden Fall wieder mitmachen.<br />

Auch wenn die Kletterroute eigentlich zu<br />

einfach, der Fels zu nass und die Ache ganz<br />

fürchterlich kalt war.<br />

◀<br />

Foto: Peak to Creek (2), Ulrich Grill (re.), Markus Berger ( ganz re.)<br />

80 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Peak to Creek-Teilnehmer Hansjörg Auer im Interview<br />

»Ich glaube, dass der Bergsport<br />

wieder schlichter wird«<br />

Peak to Creek ist auch ein Beispiel dafür:<br />

Die Berge werden zur Extremsport-Kulisse,<br />

um der Action willen. Ist das der Weg des<br />

Bergsports in die Zukunft, Herr Auer? Oder<br />

ist es Zeit für eine Besinnung zurück zu<br />

den Wurzeln?<br />

Hansjörg Auer: Ich glaube, dass der Bergsport<br />

in den kommenden Jahren wieder<br />

zur Schlichtheit zurückkehren wird.<br />

Schließlich sind die Abenteuer am coolsten,<br />

die am meisten Fragezeichen haben<br />

– und die gleichzeitig vom Projekt her am<br />

simpelsten sind. Die Menschen gehen wieder<br />

mehr Alpinklettern, und auch nicht<br />

unbedingt nur die Genussrouten. Ich sehe<br />

immer mehr Kletterer in den Dolomiten,<br />

die mit Hammer und Haken unterwegs<br />

sind. Das setzt aber voraus, dass ich mich<br />

ernsthaft mit dem Bergsteigen auseinandergesetzt<br />

habe. Für viele Hobbysportler<br />

ist es zur reinen Fitnessaktivität geworden.<br />

Hier müsste man den Hebel ansetzen: Den<br />

Leuten klar zu machen, dass es eben nicht<br />

nur um Fitness geht. Sondern um Verantwortung,<br />

auch mental bereit zu sein.<br />

Gerade Klettersteige sind zum Trend geworden,<br />

weil die Hürde zum Erlebnis in<br />

den Bergen sehr niedrig ist.<br />

Das hat derart geboomt, dass sie in den<br />

letzten Jahren überall Klettersteige gebaut<br />

haben. Jetzt mag es Trend sein, aber was<br />

ist in 50 Jahren? Dann hängt der Stahlmüll<br />

herum. Verstehen Sie mich nicht falsch.<br />

Klettersteige haben ihre Daseinsberechtigung:<br />

für Menschen, die nicht zum Klettern<br />

kommen, aber die Höhe, die Ausgesetztheit<br />

erleben wollen – wie für meine<br />

Mutter zum Beispiel, die macht das sehr<br />

gerne. Aber es braucht nicht an jeder Felswand<br />

einen Klettersteig.<br />

Ihr großes Sommer-Projekt, zusammen<br />

mit David Lama und Peter Ortner, war die<br />

Masherbrum Nordostwand im Karakorum.<br />

Inwieweit sind Profi-Alpinisten frei, ihre<br />

Projekte selbst auszuwählen – und wieviel<br />

sprechen Sponsoren mit?<br />

Mir hat jedenfalls noch keiner reingeredet.<br />

Natürlich vertreten wir unsere Sponsoren<br />

auf Veranstaltungen und Events, aber die<br />

großen Vorhaben, die wählen wir schon<br />

selbst aus.<br />

Sie sind eine etablierte Größe. Aber kann<br />

es nicht vorkommen, dass Sponsoren junge<br />

Kletterer, die auf das Geld noch mehr angewiesen<br />

sind, zu gefährlichen Projekten<br />

zu überreden versuchen?<br />

Mir sind keine Fälle bekannt, wo jemand<br />

verheizt wurde. Es ist eher so, dass die Jungen<br />

oft zu ambitioniert sind, dass sie zu<br />

früh zu viel wollen, anstatt eine natürliche<br />

Entwicklung zu gehen. Dann wird es<br />

gefährlich: Wenn die Zusammenarbeit<br />

zum Druck ausartet, wenn man für die<br />

Unterstützung eine größtmögliche Gegenleistung<br />

bringen will. Ganz grundsätzlich<br />

bin ich der Meinung, dass Bergsteigen kein<br />

Wettkampf ist. Warum wird ein Piolet d’Or<br />

verliehen, warum ist der Preis so wichtig?<br />

Es gibt keine Gewinner – genauso wie es<br />

keine Verlierer gibt.<br />

Sie selbst sind mit dem Masherbrum nun<br />

selbst ein durchaus großes Risiko eingegangen.<br />

Warum?<br />

Weil mir das Projekt das wert ist, weil ich<br />

hundertprozentig dahinter stehe. Grundsätzlich<br />

bin ich eine Person, die gerne auch<br />

ein Risiko eingeht. Aber auch wenn wir<br />

vermeintlich unvernünftigere Dinge tun,<br />

als jemand, der meinetwegen in der Bank<br />

arbeitet: Das Wichtigste ist, dass wir mit<br />

allen Fingern und Zehen wieder zurückkommen.<br />

◀<br />

Hansjörg Auers<br />

Traum vom<br />

Masherbrum<br />

(7821 m) platzte<br />

im Sommer –<br />

zu viel Schnee,<br />

zu viele Lawinen<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81


ALPINISMUS<br />

Psychologie-Serie: Berge im Kopf<br />

Ein gemeinsames Ziel<br />

verbindet, sofern jeder<br />

in der Gruppe bereit<br />

ist, verantwortlich dazu<br />

beizutragen.<br />

82 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Teil 2: Verantwortung & Gruppendynamik<br />

Du darfst!<br />

Bergführer tragen nicht nur einen<br />

Rucksack, sondern auch die Hauptverantwortung.<br />

Das bedeutet aber<br />

nicht, dass der Rest der Gruppe völlig<br />

unbedarft hinterher stapfen soll.<br />

Der zweite Teil unserer Psychologie-<br />

Serie beschäftigt sich mit Gruppendynamik<br />

und selbstverantwortlichem<br />

Handeln am Berg. Von Uli Auffermann<br />

Radikal eigenverantwortlich:<br />

Hansjörg Auer im<br />

»Weg durch den Fisch«<br />

Fotos: Archiv Weikert (links), Heiko Wilhelm<br />

Der Atem wird ruhig, und jeder<br />

Muskel im Körper arbeitet auf<br />

Hochtouren. Die folgende Sequenz<br />

fordert eine besonders<br />

feine Fußtechnik, gepaart mit<br />

vollster Entschlossenheit. Den linken Fuß<br />

hoch auf Reibung, Zeige- und Ringnger<br />

verkrallen sich in den kleinen Schlitz weit<br />

oberhalb. Spannung auf bauen – eindrehen<br />

– die linke Hand schnellt weit hinauf.<br />

Erst als ich das gute Loch mit links erreicht<br />

habe, weiß ich, die vermeintliche Schlüsselstelle<br />

gemeistert zu haben. (...) Im oberen<br />

Teil lassen die Schwierigkeiten merklich<br />

nach, und in einer unvorstellbaren<br />

Ekstase laufe ich förmlich die Ausstiegsrisse<br />

hinaus und erreiche exakt um 11:55<br />

Uhr den letzen Stand vom ›Weg durch den<br />

Fisch‹.«<br />

Hansjörg Auers Momentaufnahmen seines<br />

legendären Free-Solos in der Marmolada-<br />

Südwand sind nicht nur Zeugnis einer<br />

klettersportlichen Sternstunde, sondern<br />

vor allem auch ein Sinnbild für Verant-<br />

wortung in reinster Form – der absoluten<br />

Eigenverantwortung. In der glatten Mauer<br />

des »Fisch« war er auf sich allein gestellt,<br />

sein Leben hing einzig von seinem Tun, seinen<br />

Entscheidungen ab. Niemand konnte<br />

ihm beistehen, ihm gar abnehmen, ob die<br />

nächste Bewegung Weiterkommen oder<br />

Untergang bedeutet.<br />

»Grundlage jeder<br />

wahren Verantwortung<br />

(...) bleibt es,<br />

sich darüber klar<br />

zu werden, was das,<br />

was man tut, wirklich<br />

bedeutet.« MAX<br />

STEENBECK (PHYSIKER)<br />

Bewusstsein fürs Risiko<br />

Verantwortung beinhaltet die Fähigkeit,<br />

Risiken und Gefahren richtig einschätzen<br />

zu können. Voraussetzung dafür ist,<br />

dass ein Bewusstsein für die eigenen Möglichkeiten<br />

und Grenzen am Berg entwickelt<br />

wurde. Einerlei nun, ob wir es für<br />

uns allein oder auch für andere tun. Die<br />

Richtschnur für die höchstmögliche Verantwortung<br />

gibt immer noch die Maxime<br />

von Paul Preuß vor: »Das Können ist des<br />

Dürfens Maß.« Auch Pauli Trenkwalder,<br />

Bergführer und Diplom-Psychologe aus<br />

Südtirol (www.mersch-trenkwalder.com)<br />

sagt: »Es geht beim Bergsteigen vor allem<br />

um die fachsportliche Kompetenz.« Auf<br />

dieser Basis der Selbsteinschätzung und<br />

Fähigkeit zur Beurteilung der jeweiligen<br />

Situation fallen Entscheidungen. Warnsignale<br />

wie Unsicherheit oder Angst zeigen,<br />

was geht und was nicht. Alles andere ist<br />

am Berg verantwortungslos. Trenkwalder<br />

erzählt von einem kürzlich beobachteten<br />

Ereignis auf einem Klettersteig: »Zwei<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83


»Es ist so bequem,<br />

unmündig zu sein.<br />

Habe ich ein Buch,<br />

das für mich Verstand<br />

hat, (...) undsoweiter,<br />

so brauche<br />

ich mich ja nicht<br />

selbst zu bemühen.«<br />

IMMANUEL KANT<br />

Eine Gruppentour ist Gemeinschaftsaufgabe:<br />

Bergführer-Ausbilder Peter Geyer<br />

Klare Verhältnisse: Beim Klettern trägt<br />

jeder für den anderen Verantwortung.<br />

Familien waren, was Ausrüstung, Uhrzeit,<br />

Sicherung der Kinder undsoweiter betraf,<br />

völlig hanebüchen unterwegs. Und weil<br />

sie gar nicht wussten, in welcher möglichen<br />

Gefahr sie sich befanden, machten<br />

sie einen ganz beruhigten Eindruck auf<br />

mich.«<br />

Verantwortung heißt also auch, die entsprechenden<br />

Kenntnisse für die jeweilige<br />

Tour zu haben, ihr psychisch und physisch<br />

gewachsen zu sein. Da hilft es nicht, sich<br />

einer geführten Gruppe anzuschließen in<br />

dem Glauben, die Verantwortung komplett<br />

loszuwerden. Im Gegenteil! Der Bergund<br />

Skiführer Peter Geyer sagt: »Natürlich<br />

hat der Bergführer den größten Part der<br />

Verantwortung, doch jeder Einzelne einer<br />

Gruppe muss nach seinen Möglichkeiten<br />

zur Risikominimierung beitragen, denn<br />

das ist eine Gemeinschaftsaufgabe.«<br />

Leserumfrage: Wem vertraue ich am Berg?<br />

Wem vertraue ich?<br />

Das ist die zentrale<br />

Frage für Wanderer<br />

und <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

wenn sie zu einer<br />

Tour aufbrechen,<br />

bei der es ans<br />

Eingemachte geht.<br />

Hier die Ergebnisse<br />

unserer Umfrage<br />

unter den Lesern<br />

(Mehrfachnennungen<br />

waren möglich):<br />

5 %<br />

23 %<br />

44 %<br />

48 %<br />

65 %<br />

GPS-Gerät/<br />

Karte<br />

Ratschlägen von<br />

Einheimischen<br />

Bergführer<br />

Mir selbst<br />

erfahrenen<br />

Bergkameraden<br />

Geyer ist führender Kopf in der Bergführerausbildung<br />

und im Unfallmanagement, er<br />

gilt als Vorreiter bei der Vermittlung von<br />

Sicherheits- und Risikobewusstsein. Zur<br />

Rolle des Bergführers sagt er: »Man muss<br />

immer wissen, was sich in der Gruppe tut;<br />

eine Mordsgaudi ist eine gute Sache, aber<br />

in bestimmten Situationen ist es wichtig<br />

einzugreifen, damit alle wieder konzentriert<br />

sind.« Bei größeren Gruppen schleiche<br />

sich eben leicht der Gedanke ein:<br />

Wenn etwas passiert, warum soll es gerade<br />

mich treffen?<br />

Gruppenzwang schafft Gefahren<br />

In einer Zweier-Seilschaft – vor allem<br />

beim Klettern – ist die Situation in punkto<br />

Verantwortung am deutlichsten: Beide<br />

Partner sind aufeinander angewiesen,<br />

übernehmen wechselseitig füreinander<br />

Verantwortung und müssen über Weitergehen<br />

oder Umkehren offen kommunizieren.<br />

In einer mehrköpgen Gruppe entsteht<br />

darüber hinaus eine besondere Dynamik,<br />

die sich nicht immer auf den ersten Blick<br />

erschließt und die ein gewisses psychologisches<br />

Gespür verlangt. Gudrun Weikert,<br />

die erste deutsche Frau im Bergführer-Beruf,<br />

Diplom-Sportlehrerin und Dozentin<br />

an der TU München, weiß aus der Praxis<br />

zu berichten: »Die Problematik, dass sich<br />

Leute durch die Gruppe viel mehr zutrauen,<br />

als sie eigentlich möchten, und die<br />

dadurch entstehenden Risiken sind mehr<br />

84 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Fotos: Archiv Geyer, Andreas Strauß, Archiv Weikert<br />

oder weniger Alltag.« Und sie ergänzt: »Die<br />

›Schwächeren‹ wollen meist die Gruppe<br />

nicht aufhalten und muten sich mehr<br />

zu als gewollt, oder sie werden von den<br />

›Stärkeren‹ überstimmt.« Seien mehrere<br />

Leute gemeinsam unterwegs, werde man<br />

abgelenkt, und manch einer verhalte sich<br />

unter Beobachtung durch die Gruppe anders.<br />

»Die Schere geht weit auseinander<br />

zwischen denen, die sich mit der Tour auseinandersetzen,<br />

und denen, die die Bergtour<br />

kaufen wie ein Produkt; besonders bei<br />

TIPP<br />

Leitfaden für<br />

Teamleader<br />

Die Psychologen Oliver König und<br />

Karl Schattenhofer geben mit diesem<br />

kompakten, 125 Seiten zählenden Werk<br />

einen Überblick zu relevanten Konzepten<br />

und Sichtweisen der Gruppendynamik<br />

und deren praktischer Bedeutung. Das<br />

Buch zeigt, wie in<br />

Trainingsgruppen<br />

soziale Kompetenzen en<br />

erworben werden<br />

können, die für das<br />

Steuern und Leiten<br />

von Gruppen und<br />

Teams notwendig<br />

und hilfreich sind.<br />

Carl Auer Verlag<br />

2012<br />

Bergsteigen in der Gruppe kann motivieren,<br />

aber auch unter Druck setzen.<br />

bergsteigerischen ›Aushängeschildern‹ wie<br />

beispielsweise dem Matterhorn«, ist sich<br />

Weikert sicher.<br />

Gemeinsame Ziele verbinden<br />

Unterwegssein in der Gruppe birgt aber<br />

auch die große Chance, die Vorteile dieser<br />

Gemeinschaft optimal zu nutzen. Oftmals<br />

entwickelt sich dadurch ein Teamgeist mit<br />

einem starken Wir-Gefühl, orientiert auf<br />

das gemeinsame Ziel. »Ist der Gast mehr<br />

eingebunden in die Entscheidungsfindung,<br />

fühlt er sich als wichtiger Teil der<br />

Gruppe, und das erhöht sowohl das Gemeinschaftsgefühl<br />

als auch das Erfolgserlebnis,<br />

weil es mit erarbeitet wurde«,<br />

erläutert Geyer.<br />

In die Ausbildung der Bergführer ießt<br />

bereits viel psychologisches Wissen ein.<br />

Doch es ist gut, wenn auch alle anderen,<br />

die gern in die Berge gehen, für das Thema<br />

sensibilisiert werden – vor allem, um gesund<br />

und unversehrt wieder heimzukehren.<br />

Wer Verantwortung übernimmt, sich<br />

einbringt, wird starke Erlebnisse haben<br />

und erfahren, wie schön und bereichernd<br />

es sein kann, sich unterstützend und austauschend<br />

in einer Gruppe die ganze Faszination<br />

der Bergwelt zu erleben. ◀<br />

VORSCHAU: Nehmen Sie an der nächsten Leserumfrage<br />

Mitte September auf www.bergsteiger.de<br />

teil und lesen Sie anschließend in Heft 12/2014,<br />

was Männer und Frauen am Berg unterscheidet.<br />

INFO<br />

Was bedeutet<br />

Verantwortung?<br />

Eine klar umrissene Defi nition für Verantwortung<br />

gibt es wohl nicht. Es geht dabei<br />

um grundlegende Bezüge zwischen dem<br />

Einzelnen und der Gesellschaft, der Natur<br />

und sich selbst. Der Begriff Verantwortung<br />

weist einer Person bestimmte Merkmale<br />

oder Fähigkeiten zu, wie beispielsweise über<br />

Verantwortungsbewusstsein zu verfügen. Er<br />

meint aber zugleich auch einen sozialen Kontext,<br />

eine bestimmte Position oder Rolle, die<br />

sich durch einen großen Handlungsspielraum<br />

mit hohen Anforderungen an das selbständige<br />

Entscheiden und entsprechend hohem<br />

Folgerisiko auszeichnet.<br />

Fragt man, wer wem wofür verantwortlich ist,<br />

so geht es um das sogenannte deskriptive<br />

(beschreibende) Verständnis von Verantwortung.<br />

Bei normativer Verantwortung,<br />

ob die handelnde Person beispielsweise<br />

sozialen Regeln, ethischen Werten, Gesetzen<br />

oder eigenen verinnerlichten Pfl ichten bzw.<br />

Prinzipien folgt, geht es zudem um die<br />

ethisch-moralische Einordnung. So auch<br />

beim Bergsteigen: Verantwortung sich selbst,<br />

dem Partner, einer Gruppe gegenüber, aber<br />

ebenso für die Natur und die Werte des<br />

Alpinismus. Was als verantwortungsvolles<br />

Handeln verstanden wird, defi niert sich durch<br />

die Wertvorstellungen der Gesellschaft, der<br />

Kultur oder einer bestimmten Gruppe.<br />

Das Wort Gruppendynamik prägte der Psychologe<br />

Kurt Lewin 1939. Gruppendynamik<br />

meint bestimmte Muster, die man bei Vorgängen<br />

in einer Gruppe erkennen kann, aber<br />

auch die Methode der Erforschung dieser<br />

Abläufe. Es geht um die Eigenschaften und<br />

Befähigungen der Gruppe als Ganzes wie die<br />

der einzelnen Individuen. In der Gesamtgruppe<br />

läuft nach einem bestimmten Schema<br />

– in sogenannten Phasen – ein Entwicklungsprozess<br />

ab. Dabei werden unter anderem<br />

Ziele, Regeln und Normen defi niert, und es<br />

bilden sich innerhalb der Gruppe beispielsweise<br />

Rollen der einzelnen Mitglieder aus.<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85


KOLUMNE<br />

Im<br />

falschen<br />

Film<br />

Stefan Glowacz<br />

jagt den Augenblick<br />

am Roraima.<br />

Das geht doch nicht!<br />

DAVIDS DEPESCHEN (8)<br />

Geschichten aus dem Basislager<br />

Ein neuer <strong>Bergsteiger</strong>-Film kommt<br />

in die Kinos. Ich bin gespannt,<br />

weil es natürlich mein Metier<br />

ist und ich es immer wieder aufschlussreich<br />

nde, wie die Filme<br />

gemacht sind, wie sie ankommen. Zudem<br />

habe ich ein Interesse daran, weil es die<br />

Aufnahmen eines befreundeten <strong>Bergsteiger</strong>s<br />

sind. Umso mehr freut es mich zu<br />

hören, dass aus dem breiten Publikum ein<br />

überwiegend gutes Feedback zu vernehmen<br />

ist.<br />

Aus der so genannten »Szene«, dem kleinen<br />

Kreis der eingeeischten <strong>Bergsteiger</strong>,<br />

muss ich jedoch hören:<br />

»Allein der Filmtitel! Kann nichts sein! Viel<br />

zu reißerisch!«<br />

Oder: »Und dann im Vorfeld dauernd der<br />

Name in allen Magazinen, auf allen Kanälen.<br />

Das nervt doch ganz schön!«<br />

Natürlich ist solch ein Film ein Produkt,<br />

das durch einen Titel Aufmerksamkeit erregen<br />

muss und beworben wird. Warum<br />

aber, frage ich mich, freuen wir uns nicht<br />

für den Protagonisten, in diesem Fall Stefan<br />

Glowacz, dass er einen Film wie »Jäger des<br />

Inzwischen sind manche<br />

<strong>Bergsteiger</strong> mehr<br />

damit beschäftigt, die<br />

Leistungen der Kollegen<br />

nach einem Makel zu<br />

untersuchen als selbst<br />

in die Berge zu gehen.<br />

Muss das eigentlich sein?<br />

Von David Göttler<br />

Augenblicks« gemacht hat, der unsere Leidenschaft<br />

für die steilen Berge dieser Welt<br />

auch einem Herrn Schmid aus Bielefeld in<br />

seinem Ohrensessel zu vermitteln weiß?<br />

Hat das wirklich rein fachliche Gründe?<br />

Auch ich selbst musste mich schon mal<br />

wundern, warum es in der Szene nicht<br />

entspannter zugeht. Vor meiner Abreise<br />

zu einer 8000er-Expedition erhielt ich eine<br />

E-Mail von einem anderen Probergsteiger.<br />

Er machte mich auf den Inhalt einer<br />

Pressemitteilung über die bevorstehende<br />

Expedition aufmerksam. Sie war vorab von<br />

der Agentur eines Teammitglieds verfasst<br />

worden. Im Wesentlichen lautete sein Vorwurf,<br />

dass unsere geplante Besteigung als<br />

große Premiere verkauft wurde, was seiner<br />

Meinung nach nicht stimmte. Zugegeben:<br />

Die Pressemitteilung war in der üblichen,<br />

stets leicht reißerischen Marketingsprache<br />

verfasst und daher etwas überzogen formuliert.<br />

Doch hatten weder mein Kollege<br />

und noch viel weniger ich diese Zeilen geschrieben.<br />

Wer ein wenig Einblick in die<br />

Szene hat, weiß, wie so etwas funktioniert.<br />

Irgendwann verwandelte sich mein Ärger<br />

in Mitleid. Denn ich persönlich hätte die<br />

Zeit, eine detaillierte Beschwerde-Mail zu<br />

schreiben, viel eher dazu genutzt, selbst<br />

loszuziehen, um eine Runde laufen oder<br />

klettern zu gehen.<br />

Im Gegensatz zum Ärger hat mich etwas<br />

anderes nicht losgelassen: das unschöne<br />

Gefühl, dass jede Leistung danach untersucht<br />

wird, ob nicht irgendwo ein Makel zu<br />

nden ist. Ich frage mich, warum wir uns<br />

von den Kollegen nicht begeistern lassen<br />

und deren Abenteuer als Ansporn betrachten.<br />

Ist nicht jede positive Publicity für den<br />

Fotos: Klaus Fengler, Lincoln Else / Red Bull Content Pool<br />

86 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Noch so ein Typ mit Helm! David Lama sucht seine Chance im Film »Cerro Torre«.<br />

Bergsport auch gut für all jene, die davon<br />

zu leben versuchen, egal ob Bergführer,<br />

Probergsteiger oder Jackenverkäufer?<br />

Und ist es nicht das Wunderbare des Bergsports,<br />

dass er für jeden einen Spielplatz<br />

bereithält? Dem einem gefällt es, sich an<br />

der Geschwindigkeit von A nach B zu berauschen,<br />

andere suchen die Einsamkeit<br />

eines Berges mit einem möglichst geringen<br />

Einsatz an Hilfsmitteln und wieder anderen<br />

ist es völlig egal, wie sie den Gipfel<br />

erreichen. Und so lange jeder offen und<br />

ehrlich mit der Wahl seiner Mittel umgeht,<br />

sehe ich darin auch kein Problem. Am Ende<br />

können wir noch immer entscheiden,<br />

ob wir dieses oder jenes Abenteuer lesen,<br />

konsumieren, uns dafür begeistern wollen.<br />

Natürlich stellt sich die Frage: Reicht das<br />

bloße Pochen auf Ehrlichkeit und Ehre,<br />

wenn Ruhm und Geld in Aussicht stehen?<br />

Vielleicht sollten wir deshalb gleich ein<br />

Komitee zur Bewertung und Analyse bergsteigerischer<br />

Leistungen gründen. Unter<br />

der Schirmherrschaft eines namhaften<br />

Sponsors ließen sich beispielsweise ganz<br />

einfach Regeln aufstellen, wie viele Tweets<br />

und Posts pro geschafftem Höhenmeter<br />

abzusetzen sind – oder auch nicht. Außerdem<br />

sind die per GPS gesicherten Koordinaten<br />

im Stundenrhythmus auf eine<br />

allgemein zugängliche Webseite (www.<br />

honestmountaineers.com) zu senden. Am<br />

Ende führt eine Oberaufseherin – eine Art<br />

Kreuzung zwischen Sherlock Holmes und<br />

Miss Hawley – eine detaillierte Befragung<br />

mit Lügendetektor durch. Somit könnten<br />

wir am Ende alles in ein Korsett zwängen,<br />

um die Leistungen wirklich zu vergleichen<br />

wie die Zeiten eines Hundert-Meter-Laufes.<br />

Ist es das, was Menschen inspiriert und was<br />

ein Abenteuer ausmacht? Und vor allem:<br />

Ist es das, was wir <strong>Bergsteiger</strong> wollen? ◀<br />

David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />

Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />

dern dieser Welt unter anderem schon<br />

mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />

Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />

geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />

Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />

exklusiv für den BERGSTEIGER<br />

über seine Erlebnisse auf Expedition.<br />

DAVplus<br />

mehr Service<br />

mehr Angebote<br />

mehr Alpenverein<br />

Ob Kletterjugend oder Seniorenkreis,<br />

Bergwandergruppe oder Skiabteilung,<br />

Klettertreff oder Hochtourengruppe,<br />

Mountainbike- oder Kajakgruppe,<br />

Umwelt- oder Fotoabteilung ...<br />

gemeinsam machen die Berge noch<br />

mehr Spaß!<br />

■ 60 Jugend-, Familien-, Interessengruppen ...<br />

■ Ermäßigungen auf rund 2.000 Alpenvereinshütten<br />

■ 25 eigene Selbstversorgerhütten<br />

■ Top-Beratung in 4 Servicestellen<br />

■ Verleih von Ausrüstung, Büchern & Karten<br />

■ 3.500 Kurse & Touren<br />

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Foto: Eisele-Hein<br />

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SERVICE<br />

Hersteller im Profil<br />

Salewa<br />

Voll auf Kante<br />

Firmen-Steckbrief<br />

Gegründet: 1935<br />

Hauptsitz: Bozen, Italien<br />

Produktionsorte: u.a. China, Indonesien,<br />

Vietnam, Italien<br />

Geschäftsführer: Massimo Baratto (CEO)<br />

Mitarbeiter: 550 weltweit<br />

Umsatz: 194 Millionen Euro (2013;<br />

gesamter Konzern Oberalp AG)<br />

Wenn sich eine Firma ein neues Logo gibt,<br />

will sie auch die Unternehmenskultur ändern.<br />

Die Bozener Bergsportmarke Salewa präsentiert<br />

sich fortan technischer, alpinistischer. Eines<br />

soll nach dem Wunsch des Unternehmenschefs<br />

Heiner Oberrauch aber unangetastet bleiben:<br />

die familiäre Atmosphäre im Betrieb.<br />

Von Michael Ruhland<br />

88 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Rotpunkt: die Salewa-<br />

Athleten Roger Schäli<br />

und David Hefti bei der<br />

ersten freien Begehung<br />

der Route »Golden Gate«<br />

im Yosemite Park<br />

Fotos: SALEWA / Frank Kretschmann, SALEWA / Cino Zucchi<br />

Firmensitz mit kantigem<br />

Profil: das Salewa-<br />

Headquarter in Bozen<br />

Wer die Lobby des vor drei Jahren<br />

eröffneten Hauptquartiers<br />

der Firma Salewa in<br />

Bozen betritt, kann es sich<br />

in einer im Halbrund angeordneten,<br />

weißen Couchgarnitur bequem<br />

machen und die Wartezeit mit einem<br />

Imagelm verkürzen. In Überlebensgröße<br />

kommen Führungskräfte, Mitarbeiter und<br />

Kletterer zu Wort. Sie bringen das Besondere<br />

der Bergsportmarke zum Ausdruck,<br />

das, was ein Coach als »Spirit« bezeichnen<br />

würde. So eine Multivisionsshow kann an<br />

einem vorbeiplätschern, doch an einer<br />

Filmsequenz bleibt der Reporter hängen.<br />

Es zeigt den Eigentümer und Präsidenten<br />

der Oberalp AG (unter der Salewa, Dynat,<br />

Silvretta, Pomoca und Wild Country rmieren),<br />

Heiner Oberrauch, beim Gärtnern.<br />

Das Bild, das haften bleibt, wirkt nicht<br />

konstruiert. Es zeigt einen bodenständigen<br />

Mann Mitte 50, den man sich gut als<br />

netten Nachbarn vorstellen kann, mit dem<br />

man gemeinsam über die Schneckenplage<br />

schimpfen und über Apfelsorten diskutieren<br />

kann.<br />

Später, in seinem Büro im sechsten Stock<br />

des Beton-Glas-Kolosses, wird Oberrauch<br />

sagen, dass er sich allmählich »aus dem<br />

operativen Geschäft herausnehmen«<br />

möchte. »Ich bin begeisterter Gärtner<br />

und will einen Hof betreiben, wo ich alles<br />

selbst anbaue. Zweimal pro Woche will ich<br />

dann in einem Restaurant aufkochen.«<br />

INFO<br />

Preisgekrönter Bau<br />

Von der Brenner-Autobahn wirkt das<br />

kantige Gebäude eher abweisend. Steht der<br />

Betrachter vor dem Salewa-Hauptquartier,<br />

übt die polygonale Struktur des Komplexes –<br />

an Felsformationen angelehnt – durchaus<br />

Faszination aus. Es ist das einzige Gebäude<br />

Italiens, das zweimal für die Architekturbiennale<br />

in Venedig nominiert wurde. Es gewann<br />

sowohl den »Investment Award Südtirol« als<br />

auch den zweiten Preis des US-Architektur<br />

Awards 2011. Zudem wurde das Hauptquartier<br />

durch die »KlimaHaus Agentur« mit<br />

dem Zertifi kat »Work&Life« ausgezeichnet.<br />

Architekten: Cino Zucchi & Filippo Pagliani<br />

aus Mailand<br />

Kosten: 30 Millionen Euro, davon 9 Millionen<br />

für den Roboter des Logistikzentrums<br />

Volumen: 170 000 Kubikmeter<br />

Fläche: 18 000 Quadratmeter<br />

Baufirmen: 90 Prozent aus Südtirol<br />

Fotovoltaikanlage: 520 000 Kilowattstunden<br />

im Jahr – mehr, als verbraucht wird<br />

Logistikzentrum: bearbeitet vollautomatisch<br />

30 000 Artikel am Tag<br />

Mitarbeiter im Firmensitz: 180<br />

Integrierte Kletterhalle mit 11 000 Klettergriffen<br />

und 2140 Quadratmetern Kletterfl<br />

äche (Öffnungszeiten: täglich 9–23 Uhr)<br />

Kindertagesstätte: für bis zu 15 Kinder<br />

Geschäft Salewa World: 10–19 Uhr<br />

Denken in Generationen<br />

Dieses Bild des Gärtners sagt mehr aus<br />

über den Mann, als es die nackten Zahlen<br />

eines Unternehmens mit weltweit 550 Mitarbeitern<br />

und einem Umsatz von etwa 200<br />

Millionen Euro (2013) tun können. Heiner<br />

Oberrauch hat Salewa 1990 übernommen<br />

und in den folgenden zwei Jahrzehnten zu<br />

einem weltweit agierenden Konzern entwickelt.<br />

2003 gründet er Salewa France,<br />

ein Jahr später ist Spanien dran, 2007 die<br />

USA, 2008 Polen, 2012 Asien und Tschechien.<br />

Zwischen zehn und 15 Prozent ist<br />

der Bergsportausrüster seither jährlich<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89


Viel Luft in der Lobby des Firmensitzes<br />

Die hauseigene Kita hat Platz für 15 Kinder.<br />

Heiner Oberrauch hat Salewa groß gemacht.<br />

»Man arbeitet dann gut, wenn man<br />

gerne arbeitet. Das neue Headquarter<br />

war deshalb die beste Investition,<br />

die ich je gemacht habe.« FIRMENCHEF HEINER OBERRAUCH<br />

CEO M. Baratto stellt das neue Logo vor.<br />

gewachsen, und das ohne große Kreditaufnahme.<br />

»Wir versuchen, möglichst autonom<br />

von Banken zu sein«, sagt der Südtiroler<br />

selbstbewusst, dessen Familie schon<br />

im 19. Jahrhundert mit Stoffen handelte.<br />

»Größe ist nie ein Ziel, sondern eher eine<br />

Notwendigkeit«, antwortet Oberrauch auf<br />

die Frage, ob das Wachstum auch Grenzen<br />

habe. Die Oberalp AG mit Salewa als Flaggschiff<br />

sei ein Management-geführtes Familienunternehmen.<br />

Die Familie sehe sich als<br />

Hüter der Marke und der Unternehmenskultur.<br />

»Wir denken in Generationen, nicht<br />

in Börsenzyklen.« Bedient sich da einer der<br />

Schlagworte, die gerade en vogue sind? Mit<br />

dem überstrapazierten Begriff der Nachhaltigkeit<br />

kann Heiner Oberrauch nicht<br />

viel anfangen. »Lieber spreche ich von gesamtunternehmerischer<br />

Verantwortung.«<br />

Er habe sich vorgestellt, erklärt Oberrauch,<br />

mit 70 auf einer Bank vor seinem Hof zu<br />

sitzen und sich rückblickend die Frage zu<br />

stellen: Was war sinnvoll als Unternehmer?<br />

Er habe nicht lange nachdenken müssen:<br />

»Sinnvoll war, dass wir einen Kindergarten<br />

im Unternehmen haben, dass wir auf den<br />

Dächern mehr Strom erzeugen, als wir verbrauchen,<br />

dass wir einen Fitnessraum für<br />

Mitarbeiter haben, dass unsere Küche ein<br />

bewusst regionales Essen anbietet.« Bei der<br />

Planung des neuen Headquarters habe man<br />

sich auch die Frage nach der Anordnung<br />

der Stellplätze gestellt. Ergebnis: »Bei uns<br />

stehen die Fahrräder ganz vorne, nicht die<br />

Autos der Chefs.« Der 56-Jährige glaubt fest<br />

an einen Grundsatz: »Man arbeitet dann<br />

gut, wenn man gerne arbeitet. Das neue Gebäude<br />

war deshalb die beste Investition, die<br />

ich je gemacht habe.« (siehe Kasten S. 89)<br />

Heiner Oberrauch hat sich inzwischen<br />

warm geredet. Die Debatte um schadstofffreie<br />

Textilien bringt ihn in Rage. »Ich ärgere<br />

mich, wie viele Lügen in der Branche<br />

verbreitet werden«, sagt er. Zu 90 Prozent<br />

sei entscheidend, dass man langlebige Produkte<br />

herstelle. Doch viele machten um<br />

die restlichen zehn Prozent einen großen<br />

PR-Rummel. Nachhaltigkeit heißt für den<br />

Oberalp-Präsidenten auch Verzicht. So<br />

habe er sich entschieden, die Raumtemperatur<br />

im Gebäude nicht übers ganze Jahr<br />

hinweg konstant zu halten. »Das hätte<br />

insgesamt 30 Prozent mehr Energie verschlungen«,<br />

rechnet Oberrauch vor. Für<br />

die Mitarbeiter heißt das an den wenigen<br />

sehr heißen oder außergewöhnlich kalten<br />

Tagen: Kleidung anpassen.<br />

Vier Jahre, fünf Designer, 200 Adler<br />

Anpassen ist auch das Stichwort, das der Firmenchef<br />

als Hauptgrund dafür nennt, warum<br />

sich Salewa entschlossen habe, nach<br />

mehr als 30 Jahren ein neues Logo zu entwickeln.<br />

»Die Zeit von Gold und Glamour<br />

ist vorbei. Der <strong>Bergsteiger</strong> will’s ja einfach«,<br />

begründet Oberrauch den Schritt. Der naturalistische<br />

Adler, der mit dem Markenwort<br />

verknüpft ist, ist nun einem abstrahierten<br />

Modell des Greifvogels gewichen. Vier Jahre<br />

lang feilten fünf international tätige Designer<br />

am neuen Logo und präsentierten<br />

insgesamt 200 Adler-Vorschläge. Herausgekommen<br />

ist ein abstraktes, minimalistisches<br />

Motiv, das im Wesentlichen zwei große<br />

Schwingen zeigt. »Der Adler bleibt der<br />

Held der Lüfte, und wir bleiben zu hundert<br />

Prozent eine Bergsportrma«, sagt Oberrauch.<br />

Das Logo selbst sei nur die Spitze des<br />

Eisbergs. »Es geht um eine Kulturänderung:<br />

Foto: SALEWA / Jens Ellensohn (1) / A. Martiradonna (2) / Claudia Ziegler (1), SALEWA<br />

90 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


immer unterwegs<br />

Offen in Richtung Berge: Die Kletterhalle »Salewa Cube« ist Teil des Headquarters.<br />

Wir wollen uns am Markt noch viel technischer<br />

positionieren«, erklärt er. Letztlich<br />

habe man die kantige, eckige Grundstruktur<br />

des Headquarters nun auch im Logo<br />

aufgegriffen. Seit 80 Jahren sei Salewa als<br />

Bergsportmarke in der Vertikalen unterwegs.<br />

»Das wollen wir unterstreichen und<br />

uns aufs Wesentliche konzentrieren.« Deshalb<br />

investiere Salewa Millionenbeträge in<br />

die Entwicklung technischer Hardware wie<br />

etwa in Karabiner, Klettergurte und Helme.<br />

Gemeinsam mit dem Schuhsektor macht<br />

die Hardware etwa 60 Prozent des Umsatzes<br />

aus, 40 Prozent kommen aus dem Textilsektor.<br />

Mit dem neuen Logo frischt Salewa sein<br />

Corporate Design auf. »Das Logo zieht sich<br />

durch alle Produkte und ndet sich im<br />

Schnitt und in den Accessoires wieder«,<br />

erklärt Reiner Gerstner, Marketing-Chef<br />

der Oberalp-Gruppe. Das Zauberwort<br />

heißt »polygonal«, weshalb Salewa sich<br />

auch in die dritte Dimension vorwagt und<br />

auf Kleidungsstücken der Frühjahrs- und<br />

Sommerkollektion Logos in 3-D aufbringt,<br />

von Lasern geschnitten. Insgesamt ist die<br />

Kollektion im Vergleich zu früher deutlich<br />

bunter und jünger gehalten. Das neue Logo<br />

wird ab 2015 auf den neuen Produkten<br />

zu sehen sein. Bis das alte vom Markt verschwunden<br />

ist, vergehen nach Einschätzung<br />

Reiner Gerstners drei bis fünf Jahre.<br />

Schrecksekunde beim Shooting<br />

Um ein Haar hätte der im Mai vor 500 Salewa-Händlern<br />

feierlich zelebrierte Logo-Relaunch<br />

einen herben Dämpfer bekommen.<br />

Die beiden Top-Athleten Roger Schäli und<br />

David Hefti kletterten wenige Tage zuvor<br />

mit dem neu designten Equipment – auch<br />

um spektakuläre Bilder zu liefern – am El<br />

Capitan die Route »Golden Gate« erstmals<br />

»Rotpunkt«, also ohne die Sicherungen zu<br />

belasten. Schäli hätte sich dabei beinahe<br />

ernsthaft verletzt. »Ich el zehn Meter tief<br />

ins Seil, das war ein Schock«, berichtet er.<br />

Vor dem Salewa-Publikum breitete er grinsend<br />

und offensichtlich unversehrt die<br />

Arme aus, und hinter ihm leuchteten die<br />

Schwingen des neuen Logo-Adlers. ◀


KAUFBERATUNG<br />

DIE ZWÖLF TESTMODELLE<br />

IM ÜBERBLICK<br />

BERGHAUS Scafell Down Vest<br />

HAGLÖFS Essens II Down Vest<br />

LA SPORTIVA Climate Primaloft Vest<br />

MAMMUT Broad Peak Vest<br />

MARMOT Variant Vest<br />

MOUNTAIN EQUIPMENT Compressor Vest<br />

NORRÖNA Warm1 Svalbard Vest<br />

OUTDOOR RESEARCH Transcendent Vest<br />

RAB Strata Vest<br />

SIR JOSEPH Eiger II<br />

VAUDE Sesvenna Vest<br />

YETI Solace<br />

STOFF<br />

Das Obermaterial sollte<br />

stark windresistent<br />

und dauerhaft wasserresistent<br />

sein.<br />

TASCHEN<br />

Zwei voluminöse Einschubtaschen<br />

taugen nicht<br />

nur zum Verstauen von kleinen<br />

Gegenständen, sondern<br />

halten auch die<br />

Hände warm.<br />

FÜLLUNG<br />

Daune ist warm und leicht,<br />

Isolationsfaser hält ebenfalls<br />

relativ warm und ist zugleich<br />

robust, Fleecefaser punktet<br />

mit extremer Dampfdurchlässigkeit.<br />

92 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Isolierende Westen<br />

Warm umsHerz<br />

Kühles Herbstwetter lässt <strong>Bergsteiger</strong> tief im<br />

Kleiderschrank wühlen. Für Daunenjacken ist es<br />

noch zu warm. Abhilfe schaffen Westen, die den<br />

Körper dort wärmen, wo er es am nötigsten hat.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Foto: Maygutyak/fotolia.com<br />

Die Sonne scheint vom wolkenlosen<br />

Himmel, der Aufstieg treibt<br />

den Schweiß aus den Poren.<br />

Kurze Pause: Die wärmende<br />

Jacke wandert in den Rucksack.<br />

Weiter geht’s. Erst jetzt macht sich<br />

durch den luftigen Stoff des Shirts der kalte<br />

Herbstwind bemerkbar, der hartnäckig<br />

über den Bergrücken bläst. Erneute Pause,<br />

Kramen im Rucksack. Die Entscheidung<br />

fürs kleinere Übel fällt schwer: Schwitzen<br />

unter der Isolationsschicht oder Frieren im<br />

dünnen Funktionsshirt?<br />

Halt! Es gibt noch eine dritte Möglichkeit:<br />

eine Weste aus dünnem Isolationsmaterial,<br />

die den Torso vor Auskühlung schützt, während<br />

der Schweiß an Schultern und Armen<br />

nahezu ungehindert verdampfen kann.<br />

Die optimale Allroundweste besitzt eine<br />

dünne Isolierung, sodass sie neben<br />

ihrer Funktion als Windschutz zugleich<br />

wärmt, ohne den Körper zu überhitzen.<br />

Die Isolierungen reichen von Daunen<br />

unterschiedlicher Bauschkraft und damit<br />

Wärmeefzienz über diverse künstliche<br />

Isolationsfasern – wie etwa Primaloft und<br />

Polartec Alpha – bis zu dampfdurchlässigen<br />

Woll-Isolierungen (Merino wolle,<br />

Swisswool) und feuchtesaugendem Stretch-<br />

eece für intensive Aktivitäten oder Übergangszeiten.<br />

▶ Gewicht, Volumen und Preis<br />

Der Vorteil liegt nicht nur im Komfort:<br />

Isolierende Westen fallen mit 240 bis 300<br />

Gramm weniger ins Gewicht als Jacken.<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93


»Die hohe Dampfdurchlässigkeit<br />

von Kunstfaser ist kein Versprechen<br />

mehr, sondern Realität.«<br />

Christian Schneeweiß, Tester<br />

Ultraleichtgewichte wie die Daunenwesten<br />

von Yeti und Haglöfs bringen sogar nur 170<br />

bzw. 180 Gramm auf die Waage. Im Prinzip<br />

lassen sich alle Westen in einer ihrer Taschen<br />

verpacken (Sir Joseph mit wasserresistentem<br />

Packbeutel inklusive Hängeschlaufe);<br />

aber nur wenige Modelle besitzen den<br />

sinnvollen doppelten Zipper für einfachen<br />

Verschluss. Die Packvolumina reichen von<br />

stark komprimierten zirka 1,3 Litern bis zu<br />

lagerungsfähigen 3,5 Litern (Daunenwesten<br />

Mammut bzw. Berghaus). Marken-Isolationswesten<br />

kosten normalerweise um die 130 €,<br />

hochwertige Daunenwesten bis 200 €. Yeti<br />

toppt seine Mitbewerber nicht nur im Gewicht,<br />

sondern auch im Preis: 270 €.<br />

▶ Wärme, Komfort und Dampfdurchlass<br />

Die Daunenwesten punkten mit sehr gutem<br />

bis hervorragendem Wärme-Gewichts-<br />

Verhältnis. Dem gegenüber haben die Westen<br />

mit Kunstfaser-Wattierung den Vorteil,<br />

dass sie auch bei Durchfeuchtung noch<br />

optimal warmhalten. Wer seinen Körper<br />

wärmen und sich gleichzeitig bewegen will,<br />

der sollte zu den neuen Westen mit luftiger<br />

Füllung aus dem neuartigen Polartec<br />

Alpha (Rab) oder aus Wolle greifen – oder<br />

zu kühleren Hybriden. Letztere schützen<br />

an empndlichen Zonen, besonders am<br />

Brustbereich vor der Witterung und leiten<br />

durch feuchtesaugende oder -durchlässige<br />

Stretcheece-Einsätze am Rücken (Marmot)<br />

oder an den Seiten (Vaude) mehr Schweißdampf<br />

ab. Die dünne Weste von Norröna ist<br />

rundherum extrem dampfdurchlässig.<br />

Als zweite Bekleidungsschicht brauchen<br />

Isolations-Westen kein Kuschel-Futter, der<br />

möglichst kinnhohe Kragen aber schon.<br />

Während die Kinnpatte am Front-Reißverschluss<br />

(RV) zum Standard gehört, besit-<br />

▶ Die Westen im Vergleich …<br />

BERGHAUS<br />

Scafell Down Vest<br />

Info: www.berghaus.com<br />

Preis: 200 €<br />

Gewicht: 310 g (Gr. XL)<br />

Isolation: nässeabweisende Hydro Down<br />

Komfort: Die warme Weste mit 600 cuin<br />

90/10er-Daune besitzt Daunenkragen und<br />

verlängerten Rücken.<br />

Schutz: windresistenter RV innen isoliert<br />

abgedeckt, vorn eingehängter Zusatzstoff,<br />

Rumpf-Zug, Ärmel Gummibündchen<br />

Taschen: 2 große Einschubtaschen +<br />

Werttasche, Verpackung in Taschen möglich<br />

(lagerungsfähig, ca. 3,5 l).<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

HAGLÖFS<br />

Essens II Down Vest<br />

Info: www.haglofs.se<br />

Preis: 170,- €<br />

Gewicht: 185 g in XL<br />

Isolation: Gänsedaune Bluesign-zertifi ziert<br />

Komfort: Die weniger warme Daunenweste<br />

mit extremer Bauschkraft (800 cuin, 90/10)<br />

besitzt einen hohen Daunenkragen.<br />

Schutz: Lycra-Bündchen an Saum und<br />

Armansatz ergänzen den klemmfrei hinterlegten<br />

Front-RV.<br />

Taschen: große Einschubtaschen hochgesetzt,<br />

eine für Westenverpackung mit Hängschlaufe/<br />

Clip (lagerungsfähig).<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

LA SPORTIVA<br />

Climate Primaloft Vest<br />

Info: www.lasportiva.com<br />

Preis: 159,95 €<br />

Gewicht: 265 g in L<br />

Isolation: Primaloft One<br />

Komfort: Die weniger warme Isolationsfaserweste<br />

besitzt Trikot-Kragen und innen eine<br />

lagerungsfähige Stautasche mit Schlaufe.<br />

Schutz: Die Weste mit hinterlegtem leichtgängigem<br />

RV und nicht anpassbaren Lycrabündchen<br />

ist winddicht und stark wasserresistent.<br />

Taschen: Einschubtaschen etwas hochgesetzt,<br />

Napoleontasche, innen Wäschefach und<br />

Playerfach mit Kabelausgang.<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Daunenweste mit Maximalschutz<br />

Die voluminöse Daunenweste ist kaum<br />

spürbar und wegen nässeresistenter Daune<br />

auch bei feuchtem Schneefall oder Nieseln<br />

als Oberschicht tragbar. Zudem bietet sie<br />

super Wetterschutz und leichtgängige RVs.<br />

Weste trägt auf, Zweihand-Einzelzug sehr lang,<br />

Kragen etwas weit. Refl ektoren.<br />

▶ FAZIT: Ultraleichte Daunenweste<br />

Federleichte Daunenweste für gemäßigte<br />

Aktivität oder Übergangszeiten. Wegen<br />

schwacher Imprägnierung nichts für feuchtes<br />

Wetter. Kleiner Refl ektor, kein Doppelzipper<br />

an Stautasche. Komplett Bluesign-zertifi zierte<br />

Weste: umweltfreundlich produziert, Daunen<br />

ethisch korrekt gewonnen.<br />

▶ FAZIT: Wettersicheres Taschenwunder<br />

Die schlank geschnittene Weste ist stark<br />

wasserresistent, wärmt auch bei Durchfeuchtung<br />

noch und trocknet schnell. Sie bietet<br />

auch bei Nieselregen und feuchtem<br />

Schneetreiben vollen Wetterschutz. Angenehmer<br />

Kragen, Außentaschen kleiner. Großer<br />

Refl ektor hinten.<br />

94 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


INFO<br />

Was die Füllung kann<br />

▶ Daunen<br />

Daune von Ente oder Gans bietet nach wie vor das<br />

beste Verhältnis von Wärme zu Gewicht und komprimiertem<br />

Packvolumen, zumal ihre Bauschkraft<br />

(Loft) immens zugenommen hat. Sie bezeichnet<br />

das Volumen einer Unze (28,35 g) Daunen in<br />

cuin (cubic inches). Bei 750 cuin würde sich<br />

diese Daunenmenge bei freier Entfaltung auf 12,3<br />

Liter bauschen. Kein anderes Isolationsmaterial<br />

desselben Gewichts bindet so viel Luft und isoliert<br />

damit so gut. Hochwertige Daune bauscht 600 bis<br />

über 800 cuin auf und besitzt ein Daunen-Feder-<br />

Verhältnis von mindestens 90:10. In Kombination<br />

mit Kammerkonstruktion und Daunenverteilung<br />

ergibt dies die Wärmeleistung einer Daunenweste.<br />

Tendenziell gilt: Je höher die Bauschung, desto<br />

wärmer die Weste.<br />

▶ Isolationsfaser<br />

Künstliche Isolationsfüllungen<br />

bestehen aus Polyester in Form<br />

von Hohlfasern, daunenartigen<br />

Fasern oder heute üblicherweise<br />

einem Vlies aus feinsten Fasern.<br />

Letztere binden im Vergleich zum<br />

Gewicht am meisten Luft, sind sehr robust,<br />

ebenfalls komprimierbar und relativ dünn. Sie<br />

werden hauptsächlich für gering bis mäßig<br />

isolierende Westen eingesetzt, wo sie ihre<br />

Stärken ausspielen können: Absolut gleichmäßige<br />

Isolationsverteilung, kaum Volumen, hohe<br />

Nässeresistenz, gleich bleibende Wärmeleistung<br />

auch bei Durchfeuchtung und günstigerer Preis.<br />

▶ Wattierung<br />

Da die Dampfdurchlässigkeit traditioneller Isolationen<br />

eher gering ist, wurden vor einigen Jahren<br />

Wollfasern und vor kurzem Polyesterfasern in<br />

Wärmeisolation aus der Natur: neben<br />

Daune neuerdings auch Merinowolle<br />

fl eeceartiger Form in den Füllraum zwischen<br />

Obermaterial und Innenfutter gesteckt. Diese<br />

Wattierungen tragen mehr auf als Isolationsfasern,<br />

sind aber dampfdurchlässiger als diese oder<br />

klassische Daunen und somit auch für intensive<br />

Aktivitäten statt nur für Ruhepausen oder gemütliche<br />

Wanderungen einsetzbar. Wollwattierungen<br />

nehmen Feuchtigkeit eher auf, als sie abzuleiten<br />

und sollten daher mit Polyester durchmischt sein.<br />

Fotos: pixelio<br />

TIPP<br />

Allround<br />

MAMMUT<br />

Broad Peak Vest<br />

Info: www.mammut.ch<br />

Preis: 180,- €<br />

Gewicht: 310 g in L<br />

Isolation: Gänsedaune<br />

Komfort: Die warme Daunenweste mit hoher<br />

Bauschkraft (750 cuin, 90/10) und verlängertem<br />

Rücken besitzt einen hohen Kragen.<br />

Schutz: Die Weste ist mit vorn eingehängtem<br />

Zusatzstoff isoliert, hinterlegtem Front-RV<br />

und Gummizügen am Rumpf gut ausgestattet.<br />

Taschen: Einschubtaschen etwas schmal,<br />

darunter eine Stautasche mit Schlaufe (nicht<br />

zur Lagerung!).<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

MARMOT<br />

Variant Vest<br />

Info: www.marmot.com<br />

Preis: 130 € Gewicht: 320 g in XL<br />

Isolation: Thermal r Eco +<br />

Polartec Power Stretch<br />

Komfort: Der Hybrid mit wärmender<br />

Isolationsfaser vorn und stark feuchtesaugendem<br />

Stretchfl eece hinten hat einen hohen<br />

Fleecekragen.<br />

Schutz: Zwar hat die Jacke einen hinterlegten<br />

Front-RV, aber anstatt eines Kordelzugs am<br />

Saum nur Lycra-Abschlüsse.<br />

Taschen: Kuschelige Einschubtaschen und<br />

große Werttasche innen (Verpackung möglich).<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

MOUNTAIN<br />

EQUIPMENT<br />

Compressor Vest<br />

Info: www.mountain-equipment.co.uk<br />

Preis: 119,- € Gewicht: 245 g in XL<br />

Isolation: Primaloft One<br />

Komfort: Die mäßig wärmende Isolationsweste<br />

ist seitlich etwas dünner isoliert, der Kragen<br />

verstellbar.<br />

Schutz: Der winddichte Zwei-Wege-Front-RV ist<br />

hinterlegt, Rumpf und Hals lassen sich perfekt<br />

abdichten.<br />

Taschen: Große Einschubtaschen leicht<br />

hochgesetzt, davon eine Stautasche mit<br />

Schlaufe, plus Napoleontasche<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Kälteschutz mit Minipackmaß<br />

Die Daunenweste mit gut befüllten Daunenkammern,<br />

Mikro-Abdeckung des Front-RVs<br />

und Frontfutter bietet effi zienten Schutz nicht<br />

nur vor Kälte, sondern auch vor Wind.<br />

Kleinste Packtasche (ca. 1,3 l) mühsam zu<br />

stopfen, refl ektierende Zipper, Fairwear- und<br />

Bluesign-zertifi ziert<br />

▶ FAZIT: Hybridweste für Aktive<br />

Die voluminöse Hybridweste für intensive<br />

Aktivitäten bietet gemäßigten Wetter- und<br />

Kälteschutz auch bei Durchfeuchtung.<br />

An Rücken und Seiten wärmt sie kaum, leitet<br />

dafür aber extrem gut Dampf ab. Dünnerer<br />

Kragen, Rumpfabschluss nicht anpassbar,<br />

kein Aufhänger, gute Refl ektoren.<br />

▶ FAZIT: Aktiv-Weste mit Top-Schutz<br />

Die Isolationsweste eignet sich für Aktivitäten<br />

mit Klettergurt, wärmt auch bei Durchfeuchtung<br />

und trocknet schnell. Sie ist an den Seiten<br />

dampfdurchlässig. Ein perfekter Windschutz<br />

wird durch den Kragen mit Verstellzug, die<br />

doppelten Rumpfzüge und den dichten und<br />

doch leichtgängigen Front-RV erreicht<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95


KLIMAZONEN<br />

Westen für aktive<br />

Sportarten besitzen oft<br />

neben dem üblichen glatten<br />

Innenfutter aus Nylon besonders<br />

dampfdurchlässige<br />

Zonen<br />

Foto: Maygutyak/fotolia.com<br />

NORRÖNA<br />

Warm1 Svalbard Vest<br />

Info: www.norrona.no Preis: 89,- €<br />

Gewicht: 320 g in L<br />

Isolation: elastisches Polyester-Softshell, innen<br />

aufgeraut<br />

Komfort: Die dehnbare, hinten verlängerte<br />

Weste besitzt einen hohen Trikotkragen und ist<br />

extrem dampfdurchlässig.<br />

Schutz: Die Weste bietet dafür kaum Wärmung<br />

und Wasserabweisung. Sie hat Gummibündchen<br />

an allen Abschlüssen.<br />

Taschen: Kuschelige Einschubtaschen, aus<br />

denen leicht etwas rausfällt, große Napoleontasche<br />

als Stautasche nutzbar.<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

OUTDOOR<br />

RESEARCH<br />

Transcendent Vest<br />

Info: www.outdoorresearch.com<br />

Preis: 145,- € Gewicht: 300 g in XL<br />

Isolation: Daune<br />

Komfort: Die Westenfüllung hat 90/10<br />

Daunen/Feder-Verhältnis und 650 cuin<br />

Bauschkraft, der Kragen ist mit Trikot gefüttert.<br />

Schutz: Mit innen abgedecktem, windresistentem<br />

Front-RV, Einhand-Zügen am Rumpfsaum<br />

und Lycrabündchen an den Armlöchern<br />

Taschen: Kuschelige Einschubtaschen,<br />

davon eine zum Verpacken mit Schlaufe/Clip,<br />

Napoleontasche, große Innenfächer<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

RAB<br />

Strata Vest<br />

Info: www.rab.uk.com<br />

Preis: 129,95 €<br />

Gewicht: 290 g in L<br />

Isolation: Polartec Alpha Fleecefaser<br />

Komfort: Die mäßig wärmende Weste mit<br />

fl eeceartiger Isolation und Meshfutter sowie<br />

Trikotkragen ist extrem dampfdurchlässig.<br />

Schutz: Der hinterlegte resistente Front-RV<br />

wird durch Gummibündchen an den Armlöchern<br />

und Gummizüge am Rumpf ergänzt.<br />

Taschen: Kuschelige Einschubtaschen<br />

plus große Napoleontasche als Packsack<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Dampfdurchlässigste Weste<br />

Die dünne Drei-Jahreszeiten-Weste für intensive<br />

Aktivitäten ist übers Gesäß verlängert und<br />

sehr kuschelig inkl. schweißabsorbierendem<br />

Kragen. Obwohl extrem dampfdurchlässig und<br />

recht luftig dank der Taschen mit Lüftungsnetz,<br />

hält sie Feuchtigkeit und Wind ab.<br />

▶ FAZIT: Daunenweste mit viel Stauraum<br />

Die voluminöse, sehr dampfdurchlässige<br />

Daunenweste mit Außenstoff aus schnelltrocknendem<br />

Polyester ist weniger warm, als<br />

sie erscheint, und hinten relativ kurz<br />

geschnitten. Die Außentaschen und<br />

Innenfächer bieten viel Stauraum, der weite<br />

Kragen reduziert den Windschutz.<br />

▶ FAZIT: Luftige Weste für Aktive<br />

Die schnelltrocknende Weste für schweißtreibende<br />

Aktivitäten ist die perfekte Kom–<br />

bination von Wetterschutz, Isolation und<br />

Dampfdurchlass. Die Fleecefüllung und das<br />

funktionale Innenfutter sorgen für schnellen<br />

Feuchtigkeitstransport nach außen. Kragen<br />

kuschelig, RV leichtgängig, kleiner Refl ektor.<br />

96 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


zen einige Westen mit Kunstfaserisolation<br />

auschig gebürstetes Trikotfutter; ebenso<br />

die Taschen einiger Modelle.<br />

Die meisten Kunstfaserwesten sind auch<br />

wegen der dünnen Füllung inzwischen<br />

erstaunlich dampfdurchlässig (außer La<br />

Sportiva). Daunenwesten lassen an den<br />

Kältebrücken der Nähte viel Dampf durch:<br />

Vor allem bei hoher Aktivität kann dieser<br />

unfreiwillige Kühlungseffekt durchaus von<br />

Vorteil sein. Dass es aber auch anders geht,<br />

zeigen die Westen von Berghaus und Outdoor<br />

Research mit beabsichtigt hohem Dampfdurchlass<br />

selbst der Daunen. Yeti hingegen<br />

setzt auf nahezu undurchlässigen Stoff.<br />

▶ Taschen und Abschlüsse<br />

Die klassische Weste für Rasten und Hüttenaufenthalte<br />

ist primär eine Komfortbekleidung,<br />

die vor Auskühlung schützen soll.<br />

Da kommen voluminöse Einschubtaschen<br />

für die Hände oder für kälte-empndliche<br />

Geräte, wie sie alle vorgestellten Westen<br />

besitzen, gerade recht. Bei Mammut und La<br />

Sportiva fallen diese etwas kleiner aus. Bei<br />

kletter- und hochtourentauglichen Westen<br />

mit Zwei-Wege-RV sollten die Taschen wegen<br />

des Hüftgurts hochgesetzt sein. Eine innere<br />

Wert- oder äußere Napoleontasche für<br />

Kleinkram oder zum Schutz elektronischer<br />

Geräte ergänzt den Komfort.<br />

Um efzient zu wärmen, benötigt eine<br />

Weste gute Abdichtungen gegen Entweichen<br />

der Wärme oder Eindringen von<br />

Wind. Die Armlöcher sind standardmäßig<br />

mit elastischen Lycra-Bündchen eingefasst.<br />

Da Westen außer bei Nässe normalerweise<br />

als oberste Schicht eingesetzt werden,<br />

sollte der Saum mit zusätzlichen Bekleidungsschichten<br />

ebenso gut abdichten wie<br />

nur über ein Shirt getragen. Gummizüge,<br />

idealerweise innen angebracht, sind hier<br />

sinnvoll. Der Kragen sollte zum Abdichten<br />

am Hals eng anliegen oder verstellbar<br />

TIPP<br />

Welche Weste für<br />

welchen Zweck?<br />

• Der bei Westen neuralgische Kragen sollte<br />

hoch und anliegend am Hals abschließen,<br />

besser aber weitenverstellbar sein.<br />

• Für maximale Federentfaltung sollte man<br />

eine verpackte Daunenweste zwischen<br />

Auspacken und Anziehen kurz aufschütteln.<br />

Nicht in enger Verpackung lagern!<br />

• Isolationsfasern wärmen zwar weniger als<br />

Daunen und sind weniger komprimierbar,<br />

tragen aber bei Verwendung weniger auf,<br />

isolieren auch bei Durchfeuchtung und<br />

trocknen ohne Folgeschäden.<br />

• Westen für (Eis-)Klettern oder (Ski-)Hochtouren<br />

sollten stark dampfdurchlässig sein<br />

sowie Zwei-Wege-Front-RV und hochgesetzte<br />

Einschubtaschen besitzen.<br />

TIPP<br />

Preis/Leistung<br />

TIPP<br />

Preis/Leistung<br />

TIPP<br />

Wärme/Gewicht<br />

SIR JOSEPH<br />

Eiger II<br />

Info: www.xtrym.de Preis: 135,- €<br />

Gewicht: 285 g in L Isolation: Daune<br />

Komfort: Die mittel geschnittene, warme<br />

Daunenweste (90/10, 650 cuin) mit<br />

verlängertem Rücken besitzt einen hohen<br />

Wärmekragen.<br />

Schutz: Resistenter hinterlegter Zweiwege-RV,<br />

Armsäume aus elastischem Trikot und<br />

effi zienteste Rumpf-Gummizüge sorgen für<br />

variablen Schutz.<br />

Taschen: Sehr große, hochgesetzte Einschubtaschen<br />

und eine Werttasche mit Packbeutel<br />

innen<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

VAUDE<br />

Sesvenna Vest<br />

Info: www.vaude.com<br />

Preis: 100,- €<br />

Gewicht: 300 g in XL<br />

Isolation: Primaloft Eco (teils recycled) +<br />

Stretchfl eece<br />

Komfort: Die mäßig warme Hybridweste ist<br />

vorn und hinten isoliert und besitzt seitlich<br />

dampfdurchlässiges Stretchfl eece.<br />

Schutz: Die seitlich etwas winddurchlässige<br />

Weste besitzt einen hinterlegten 2-Wege-Front-<br />

RV, hohen Kragen und elastische Lycra-Säume.<br />

Taschen: Trikot-gefütterte Einschubtaschen und<br />

eine kleine Napoleontasche.<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

YETI<br />

Solace<br />

Info: www.yetiworld.com<br />

Preis: 269,95 €<br />

Gewicht/Paar: 175 g in XL<br />

Isolation: Hochleistungs-Daune<br />

Komfort: Die Weste hat ein Daunen/<br />

Feder-Verhältnis von 95/5 und Bauschkraft von<br />

800+ cuin (strengere europäische Norm).<br />

Schutz: Der hinterlegte Reißverschluss ist<br />

außen dünn abgedeckt. Gummizüge am Rumpf,<br />

Lycrabündchen an den Armlöchern, Daunenkragen<br />

am Hals<br />

Taschen: Große Einschubtaschen, davon eine<br />

Packtasche mit Schlaufe, zwei Innenfächer<br />

WÄRME<br />

WINDRESISTENZ<br />

WASSERRESISTENZ<br />

DAMPFDURCHLASS<br />

▶ FAZIT: Wärmeweste für Touren mit Gurt<br />

Die Daunenweste für (Ski-)Hochtouren oder<br />

Eisklettern besticht mit Details wie innen<br />

angebrachten Rumpfzügen, gurttauglichem<br />

Front-RV und Packbeutel zum Anhängen.<br />

Riesentaschen mit falscher RV-Zugrichtung,<br />

Kragen sehr weit, trägt auf.<br />

▶ FAZIT: Vielseitige Hybridweste<br />

Die vielseitige Hybridweste mit schweißsaugendem<br />

Material an den Seiten eignet sich<br />

wegen ihres hohen Dampfdurchlasses ideal<br />

für intensive Aktivitäten oder Übergangszeiten<br />

sowie Touren mit Gurt. Stoff Bluesign-zertifi -<br />

ziert.<br />

▶ FAZIT: Ultraleichte Wärmeweste<br />

Eine ultraleichte Daunenweste mit unglaublichem<br />

Wärme-/Gewichts-Verhältnis! Der Front-<br />

RV kombiniert eine gute äußere Mikroabdeckung<br />

mit klemmfreier Innenabdeckung, der<br />

Kragen liegt angenehm an. Allerdings lässt die<br />

Weste kaum Dampf durch und ist sehr teuer.<br />

Die Daune wurde ethisch korrekt gewonnen.<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97


▶ So testet der <strong>Bergsteiger</strong><br />

Die Windresistenz wurde mit einem Fön plus<br />

Durchatmen mit dem Mund geprüft. Es konnte<br />

letztlich nur zwischen praktisch winddicht<br />

und windresistent unterschieden werden, da<br />

die Füllung eine evtl. geringere Winddichte<br />

des Außenmaterials auffi ng. Der Käufer muss<br />

entscheiden, ob ihm hoher Windschutz oder<br />

hoher Dampfdurchlass (v. a. Stretchfl eece)<br />

wichtiger ist.<br />

Die Wasserresistenz wurde mit einer Brause<br />

vor dem ersten Waschen getestet.<br />

Bei den Abschlüssen wurde die Effektivität der<br />

Abdichtung an den Rumpfsäumen und Kragen<br />

in Augenschein genommen.<br />

sein – wie es bei den vorgestellten Modellen<br />

allerdings nur Mountain Equipment<br />

handhabt.<br />

▶ Wind- und Wasserresistenz<br />

Eine Weste für den Outdoor-Gebrauch<br />

sollte zumindest windresistent sein. Die<br />

meisten der vorgestellten Westen schützen<br />

auch bei Sturm – nicht nur wegen dichtem<br />

Stoff, sondern auch wegen der Füllung,<br />

die zusätzlich Wind abhält. Westen,<br />

die für intensive Aktivität oder Übergangszeiten<br />

konstruiert sind, lassen dagegen als<br />

Resultat ihrer hohen Dampfdurchlässigkeit<br />

etwas Wind auch zum Kühlen durch.<br />

Westen sollten zusätzlich so weit wasserabweisend<br />

sein, dass sie bei Schneefall<br />

Bei den Taschen wurden Volumen, Kuscheligkeit<br />

und zusätzliche Verstaumöglichkeiten<br />

sowie evtl. Lüftung oder hochgesetzte Reißverschlüsse<br />

positiv bewertet – fehlender Steg,<br />

falsche RV-Richtung oder hakelige Bedienung<br />

dagegen negativ.<br />

Der Dampfdurchlass wurde grob durch Legen<br />

der Westeninnenseite über einen Becher<br />

50° warmen Wassers geschätzt, über den ein<br />

Spiegel gehalten wurde, dessen Anlaufzeit<br />

gemessen wurde. Mit der überhöhten Temperatur<br />

konnten die Unterschiede, nicht aber<br />

die konkrete Intensität der Verdampfung bei<br />

Körpertemperatur festgestellt werden.<br />

oder Nieseln dicht halten. Bei Regen oder<br />

feuchtem Schneetreiben hilft sowieso nur<br />

ein dichtes Hardshell mit Kapuze. Außer<br />

den Westen für hohe Aktivität sind die<br />

meisten Modelle ziemlich wasserresistent.<br />

Bei Haglöfs fällt die Imprägnierung auch an<br />

den Nähten deutlich ab, vermutlich weil<br />

keine umwelt- und gesundheitsschädlichen<br />

Peruoride verwendet wurden. Die<br />

Essens II Down Vest ist übrigens als einzige<br />

Weste komplett bluesign-zertiziert.<br />

Bei Durchfeuchtung bleibt die Wärmewirkung<br />

von Isolationsfasern weitgehend<br />

erhalten, und sie trocknen relativ schnell<br />

wieder. Daunen dagegen verklumpen dann<br />

und verlieren einen Großteil ihrer phänomenalen<br />

Isolierung. Während die Weste<br />

trocknet – was viel Zeit in Anspruch nehmen<br />

kann –, muss sie immer wieder aufgeschüttelt<br />

werden, um Klumpen zu lösen.<br />

Deswegen lassen einige Markenhersteller<br />

ihre Daunen imprägnieren, so dass diese<br />

auch bei leichter Durchfeuchtung immer<br />

luftig bleiben (Beispiel: Berghaus). ◀<br />

▶ Resümee<br />

Isolationsmaterialien werden permanent<br />

weiterentwickelt: Die Daunen bieten<br />

immer höhere Bauschkraft, die Isolationsfasern<br />

werden effektiver und dampfdurchlässiger.<br />

Beides wird bei gleichbleibender<br />

Wärmeleistung immer leichter. Schließlich<br />

geht es nicht um maximale, sondern um<br />

optimale Wärme, und die sollte nicht zum<br />

Extrem der Überhitzung führen – egal ob im<br />

Winter, während der Übergangszeiten oder<br />

bei intensiveren Aktivitäten. Hybride mit<br />

zonal differenzierter Wärmeleistung oder<br />

Dampfdurchlässigkeit sind ebenso eine<br />

sinnvolle Neuerung wie Westen mit imprägnierter<br />

Daune, der im hochwertigen Bereich<br />

wohl die Zukunft gehört. Seit kurzem gibt<br />

es fl eeceartige Isolations-Materialien aus<br />

Wolle oder Polyester, die weniger dicht und<br />

deutlich dampfableitender sind als die üblichen<br />

Isolations-Vliese. Sie sind bei gleicher<br />

Wärmeleistung kaum teurer als konventionelle<br />

Wärmewesten und werden wohl einen<br />

zunehmenden Anteil der verkauften Modelle<br />

stellen. Die hohe Dampfdurchlässigkeit<br />

aller Arten von Kunstfaserfüllungen ist kein<br />

Versprechen mehr, sondern Realität.<br />

Fotos: Christian Schneeweiß (4)<br />

Zweiwege-RV: Da man den Zweiwege-RV sowohl<br />

oben als auch unten öffnen kann, lässt<br />

sich diese Lüftung nach Wunsch dosieren<br />

und obendrein eine Hüftgurtsicherung problemlos<br />

bedienen (Mountain Equipment).<br />

Das Einsetzen der Zipper ist aber oft fieselig.<br />

Innenzug: Die elastischen Seitzüge am<br />

Rumpfabschluss können sich bei Aktivitäten<br />

aller Art außen verhängen. Stattdessen<br />

ließe sich ein mäßig anpassendes Lycrabündchen<br />

einsetzen – oder der Zug verschwindet<br />

im Innern der Weste (gut bei Sir Joseph).<br />

Taschen: Die seitlichen Einschubtaschen<br />

von Bergwesten sind meist weich gefüttert<br />

und fast durchwegs groß. In diese hier passt<br />

nicht nur problemlos eine Trinkflasche, sondern<br />

auch ein Set großer Überhandschuhe<br />

plus die Hand zum Wärmen (Haglöfs).<br />

98 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Im nächsten Heft: Die neueste<br />

Ausrüstung für den Winter<br />

FASZINIERT DICH.<br />

- Größtes Gletscherskigebiet Österreichs mit 35 Abfahrten<br />

- Schneesicherste Region der Alpen, von Oktober – Juni<br />

- Snowparks und Powder Department<br />

- 4 Skigebiete mit Charakter<br />

- Kinder unter 10 Jahren fahren frei<br />

- Grösste Rodelarena Tirols<br />

- Nur 20 Minuten von Innsbruck<br />

STUBAI PACKAGE<br />

7 Übernachtungen inkl. Frühstück und<br />

6 Tage Stubaier Super Skipass<br />

ab EUR 439,00<br />

Innovationen am Markt: Wir stellen<br />

Ihnen die neuesten Ausrüstungsgegenstände<br />

der kommenden Saison<br />

für Winterwanderer, Skitourengeher<br />

und Eiskletterer vor.<br />

Foto: Andreas Strauß<br />

Kragen: Der Westenkragen sollte hoch und<br />

anliegend (besser verstellbar) abschließen<br />

sowie am besten kuschelig und schweißabsorbierend<br />

mit gebürstetem Trikot gefüttert<br />

sein (wie dünnes Fleece, aber ohne Pilling;<br />

La Sportiva).<br />

www.stubai.at


SERVICE<br />

Pippi Langstrumpf<br />

am Berg: Merinosocken<br />

sind nicht<br />

so kratzbürstig wie<br />

gewöhnliche Wolle.<br />

Funktionelle Bergstrümpfe<br />

Von den<br />

Socken<br />

Bodymapping-Strickmuster, anatomische Schnitte<br />

und die raffiniertesten Materialkombinationen:<br />

Bergsocken sind eine Wissenschaft für sich.<br />

Wir sagen Ihnen, welche Materialien und Konstruktionen<br />

für welchen Einsatzzweck passen.<br />

Von Christian Schneeweiß<br />

Das Socken-Regal im Sportfachgeschäft<br />

ist voll von Hiking-, Biking-,<br />

Trailrunning-, Trekking- und anderen<br />

Socken. Für jeden Zweck<br />

scheint es das passende Paar zu geben. Doch<br />

was macht den feinen Unterschied aus?<br />

Strümpfe für <strong>Bergsteiger</strong> sollten so gut<br />

polstern, dass Druckstellen vermieden,<br />

Stöße abgefangen und Hohlräume zwischen<br />

Schuh und Fuß ausgefüllt werden.<br />

Bergstrümpfe sollten straff und faltenfrei<br />

sitzen, um Blasen zu vermeiden. Deshalb<br />

gilt die Faustregel, bei Grenzgrößen eher<br />

zum kleineren Paar zu greifen. Aufgrund<br />

der unterschiedlichen Physiognomie von<br />

Männern und Frauen sind die Socken geschlechterspezisch<br />

geformt; einige Hersteller<br />

bieten sogar asymmetrische Socken<br />

für linke und rechte Füße an.<br />

Um eine optimale »Betriebstemperatur« zu<br />

gewährleisten, also an den richtigen Stellen<br />

zu wärmen oder zu kühlen und Dampf<br />

abzuleiten, setzen die meisten Hersteller<br />

auf einen rafnierten Kunstfaser-Materialmix.<br />

Denn Feuchtigkeit ist die Hauptursache<br />

von schmerzhaften Blasen.<br />

Wundermittel Wolle<br />

Den besten Trocknungseffekt am Fuß erzielt<br />

das zu 100 Prozent hydrophobe Polypropylen.<br />

Polyester ist zwar günstiger,<br />

flauschiger und nimmt außerdem viel<br />

Feuchtigkeit auf. Doch wegen seiner Geruchsbildung<br />

ist es nur für Tagestouren<br />

geeignet. Nanopartikel aus Silber schaffen<br />

Abhilfe bei Geruchsbildung, waschen sich<br />

allerdings nach längerem Gebrauch aus.<br />

Relativ exotisch ist kühlende Seide. Das beliebte<br />

Nylon verbindet Robustheit mit relativ<br />

guter Dampfableitung und einer hohen<br />

Dehnbarkeit, sofern es mit Gummifasern<br />

kombiniert ist. Häug wird es bei Wollsocken<br />

verwendet, die den Fuß warm halten<br />

und dank mikrobenabweisender Oberäche<br />

kaum üble Gerüche annehmen.<br />

Die feine Merinowolle hat außerdem den<br />

Vorteil, dass sie nicht kratzt wie herkömmliche<br />

Wollsocken. Dank ihrer Absorptionsfähigkeit<br />

ist Wolle heute Bestandteil der<br />

meisten Bergstrümpfe und wegen ihrer<br />

wärmenden Eigenschaften Hauptbestandteil<br />

von Winterstrümpfen. Auch wer Wanderschuhe<br />

mit wasserdicht-atmungsaktiver<br />

Membran wie Gore-Tex oder gar reine Lederschuhe<br />

trägt, sollte Funktionssocken<br />

mit hohem Wollanteil verwenden.<br />

Komfort oder Funktion?<br />

Grundsätzlich lassen sich Bergsocken in<br />

weiche Komfortmodelle und streng sit-<br />

100 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


INFO<br />

Wann Kompression<br />

sinnvoll ist<br />

Ein Kompressionsstrumpf wirkt am effektivsten<br />

in der Erholungsphase nach der Tour,<br />

wenn die Venen Stoffwechselreste wie Laktat<br />

ohne Muskeldruck abführen. Auf langen<br />

Touren verhindert er Muskelzittern und stützt<br />

den ermüdeten Fuß. Eine leistungssteigernde<br />

Wirkung während der Anstrengung konnte<br />

allerdings lange nicht nachgewiesen werden,<br />

bis 2009 eine Studie herausfand, dass sich<br />

bei gleichmäßigem Unterschenkeldruck eine<br />

Leistungssteigerung von 2–6% ergibt. Die<br />

Erklärung dafür lieferte die verbesserte arterielle<br />

Durchblutung. Älteren <strong>Bergsteiger</strong>n mit<br />

verminderter Beindurchblutung sind daher<br />

komprimierende Strümpfe zu empfehlen.<br />

Hohe Kompressionsstrümpfe<br />

fördern die<br />

Blutzirkulation<br />

in<br />

den Venen.<br />

Fotos: Joachim Stark, Hersteller<br />

zende Funktionsmodelle einteilen. Komfortmodelle<br />

sind speziell vorgeformt und<br />

je nach Fußzone in unterschiedlichen<br />

Strickmustern gehalten. Deshalb braucht<br />

es meist nur im Fersen-Rist-Bereich Gummifasern<br />

(1-2% Anteil), um Verrutschen<br />

zu vermeiden. Von den Zehen über die<br />

Fußsohle bis zur Ferse geplüschte Socken<br />

oder Strümpfe eignen sich besonders gut<br />

für robustere Trekkingschuhe oder harte<br />

Hochtourenstiefel. Sie sind zudem in den<br />

Übergangszeiten oder als dickere Modelle<br />

im Winter die am besten wärmende Option.<br />

Skitourenstrümpfe sollten dagegen<br />

nur am Unterschenkel dick geplüscht sein.<br />

Funktionelle Socken leiten Dampf noch<br />

besser ab, stützen den Knöchel oder sorgen<br />

für Kompression. Gummifasern wie<br />

Elasthan spielen hier eine wichtige Rolle<br />

bei der Vorformung des Fußbereichs<br />

und – im Fall von hohen Modellen wie<br />

Skitouren- oder Laufstrümpfen – bei der<br />

Kompression des Wadenbereichs. Solche<br />

Modelle kühlen den Fuß bei Aktivität und<br />

unterstützen besonders als lange Strümpfe<br />

die Muskulatur, indem sie die Blutzirkulation<br />

in den Venen fördern. Der Gummifaser-Anteil<br />

(5-10%) stabilisiert nicht nur<br />

Knöchel und Mittelfuß, sondern übt auch<br />

Druck aufs Bein aus.<br />

◀<br />

Vier Paare für einen guten Lauf:<br />

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Icebreaker<br />

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the Calf<br />

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Innenseiten; Schutzpolsterung<br />

u. a. an Knöchel<br />

und Zehen


EVENT<br />

Oberstdorfer Fotogipfel<br />

Wolke 7, Blende 8<br />

Was brauchen Bergbilder, damit sie den Betrachter fesseln?<br />

Wie nutzt man Licht optimal? Beim 2. Oberstdorfer Fotogipfel<br />

im Juni 2014 zeigte Extrem-Kletterer und Profi-Fotograf<br />

Heinz Zak bei einem Gipfelbiwak am Nebelhorn, was wichtig ist.<br />

Der BERGSTEIGER war dabei. Von Michael Ruhland<br />

Foto: Uta Philipp<br />

2<br />

Foto: Rainer Strauß<br />

Foto: Heinz Zak<br />

102 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Der Meister in Aktion: Heinz Zak (oben li.,<br />

unten liegend) ist immer nah am Objekt.<br />

Fotos: Uta Philipp (oben), Hans-Joachim Heismann<br />

1<br />

3<br />

Von Heinz Zak lernen, heißt<br />

zunächst einmal: die Scheu<br />

ablegen. Weniger die vor den<br />

technischen Raffinessen moderner<br />

Digitalkameras, deren<br />

Menü-Optionen selbst den Pro bisweilen<br />

überfordern und, wenn man so will, mit<br />

dem Ofenrohr ins Gebirge schauen lassen.<br />

Sondern die vor den Menschen. Der Scharnitzer<br />

Extrem-Kletterer und Bergfotograf<br />

geht mit einer Lockerheit auf Wildfremde<br />

zu, die im Ergebnis das bringt, wovon<br />

Hobbyfotografen oft nur träumen können:<br />

glückliche »Models« mit natürlichen Posen,<br />

die im Ergebnis tolle Porträts liefern<br />

– was bei bezahlten Fotomodellen beileibe<br />

nicht immer der Fall ist.<br />

»Entschuldigen‘S, wir würden von Ihnen<br />

und Ihren Kindern gerne Bilder machen.<br />

Sie kriegen die Fotos auch – verlässlich!«,<br />

spricht Zak eine vierköpge Familie an, die<br />

gerade vom Fellhorngipfel absteigt. »Ist da<br />

ein Haken dabei«, erkundigt sich der Vater<br />

vorsichtig. »Nein, gar nicht! Wir sind ein Fotokurs.<br />

Sie sind so schön bunt angezogen,<br />

ideale Models«, erklärt Zak. Mit seinem Filzhut<br />

mit breiter Krempe, an der eine Ad-<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103


4<br />

Foto: Stefan Blawath<br />

BILDER UND IHRE<br />

GESCHICHTEN<br />

Foto: Markus Meier<br />

lerfeder steckt, stellt er selbst ein lohnenswertes<br />

Motiv dar. Was sich dann abspielt,<br />

wird zur Regel an diesen zwei Tagen im Juni<br />

beim »Oberstdorfer Fotogipfel«: Die Familie<br />

lässt sich bereitwillig von den Zak-Schülern<br />

ablichten und vom Meister dirigieren. »Jetzt<br />

lehn‘ dich noch mal zur Mama«, sagt Zak<br />

und setzt ein breites Lächeln auf. Der dreijährige<br />

Felix tut, wie ihm befohlen.<br />

Kaum dass die Gruppe alle erdenklichen<br />

Perspektiven und Belichtungen ausprobiert<br />

hat, da ist Heinz Zak schon der nächste<br />

Coup gelungen. Er hat Jennifer Juchheim,<br />

ein echtes »California girl« für sich und<br />

seinen Kurs gewonnen. Jennifer schwingt<br />

ihren Sonnenhut auf der Gipfelbühne des<br />

Fellhorns und lacht dabei so unwiderstehlich,<br />

als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes<br />

gemacht, als vor der Kamera gestanden.<br />

Sie streckt die Arme weit aus, das Hutband<br />

attert im Wind. Es ist eine Pose, die zum<br />

Augenblick passt: Die Welt der Berge ist<br />

schön, gerade gehört sie mir!<br />

Ach ja, es gab auch viele technische Tipps.<br />

Dass man dem Wolkenhimmel mehr Dramatik<br />

verleiht, indem man eine Blende<br />

unterbelichtet. Dass man zur Kontrolle<br />

immer das Histogramm begutachten sollte,<br />

auf dem die Helligkeitswerte aufscheinen.<br />

»Das reißt rechts aus, da hast du keine<br />

Zeichnung mehr drinnen«, bendet Zak<br />

bei einem Teilnehmer, der das Gipfelkreuz<br />

in Szene setzen soll. »Ja, jetzt passt‘s, voll<br />

lässiges Bild«, sagt der Pro später. Spät am<br />

Abend beim Biwak am Nebelhorn verrät er<br />

auch seine Philosophie des Fotograerens.<br />

»Bevor ich die Kamera in der Hand habe,<br />

habe ich das Bild im Kopf.« Voll lässig. ◀<br />

1 Herbeigesehnt: Der Sonnenaufgang<br />

auf dem Gipfel des Nebelhorns<br />

ist eine schöne Belohnung nach der<br />

kurzen Biwak-Nacht.<br />

2 Hoffnungsschimmer: Schafft es<br />

die Sonne oder schafft sie es nicht,<br />

sich hinter den Nebelschleiern durchzukämpfen?<br />

Für die Teilnehmer des<br />

Foto-Workshops ergeben sich tolle<br />

Wolkenstimmungen.<br />

3 Die Welt gehört mir: Wer so natürlich<br />

lacht, kann alles haben und ist<br />

gerade sehr glücklich und zufrieden<br />

– da ist man auch gerne mit dabei,<br />

wenn auch nur mit der Kamera…<br />

4 Oben geht‘s noch weiter: Ein<br />

Gipfelkreuz – hier am Fellhorn – ist<br />

immer ein Zeichen. Die Wolken<br />

bringen Dramatik ins Bild, gerade<br />

weil die Sonne immer mal dahinter<br />

verschwindet.<br />

5 Gratwanderung: Das saftige Grün,<br />

der ausgesetzte Grat vom Fellhorn<br />

zum Schlappoltkopf, die düsteren<br />

Wolken – ein spannender Augenblick,<br />

den der Fotograf gut mit der Kamera<br />

umgesetzt hat.<br />

6 Augenblicke festhalten: Fotografi<br />

eren heißt immer, sich auf den<br />

Augenblick einzulassen, offen sein für<br />

alles, was rundherum passiert. Die<br />

Geschwister Dana (3) und Tom (5)<br />

hatten offensichtlich ihren Gipfelspaß.<br />

Foto: Uta Philipp<br />

104 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Die Gruppe auf zwei Gipfeln: unten am<br />

Fotos: Heinz Zak (2)<br />

Fellhorn, oben beim Nebelhorn-Biwak,<br />

unterstützt von Mountain Equipment<br />

5<br />

6<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 105


AUF TOUR<br />

SERIE:<br />

Von Null aufs Dach der Alpen<br />

Flotter<br />

Zweier<br />

Die Wege auf viele Gipfel führen durch den Fels – weil sie aber nicht immer<br />

abgesichert sind, sollte man sich mit dem Gedanken und der Praxis vertraut<br />

machen, leichte Klettereien frei zu bestehen. Von Moritz Baumstieger<br />

106 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Wenn die Hände aus<br />

den Taschen müssen,<br />

ist der zweite<br />

Grad oft nicht weit.<br />

Geneigte Plattenschüsse<br />

sind das<br />

klassische Zweiergelände<br />

der Kalkalpen.<br />

EINE INITIATIVE VON +<br />

Foto: Archiv Mammut / Bray/Schmid, Mark Zahel<br />

Natürlich steigt jeder am liebsten<br />

gut gesichert. Auf dem Klettersteig<br />

zum Beispiel am Stahlseil<br />

entlang, die Arme des Sets stets<br />

eingehängt. Oder beim Sportklettern,<br />

wenn der Partner das Seil durchs<br />

Sicherungsgerät führt und achtgibt. Doch<br />

nicht immer ist das möglich: Die Wege auf<br />

hochalpine Gipfel erreichen nur selten<br />

den Sicherungsstandard, den der Klettersteig-Boom<br />

in Hütten- oder Bergbahn-<br />

Nähe etabliert hat. Den Komfort der Absicherungen,<br />

der in Kletterhalle oder -garten<br />

herrscht, bieten sie so gut wie nie. Andererseits:<br />

Braucht es Standards, wenn man<br />

den II. Grad sicher beherrscht? Der Zweier<br />

ist die Grenze zwischen Wandern und<br />

Bergsteigen. Wer sie passiert, dem öffnet<br />

sich eine unendliche Tourenvielfalt abseits<br />

der Wege, Massen und Markierungen.<br />

Kurze Wandstücke, ausgesetzte Gipfelgrate,<br />

schroge Stufen – wer ganz nach<br />

oben will, muss ab und zu leichtere Felspassagen,<br />

etwa im Schwierigkeitsgrad II,<br />

wo es noch nicht ganz senkrecht hinauf<br />

geht, auch ohne Sicherung bestehen können.<br />

Denn auf solchen Kraxeltouren fehlt<br />

neben der Infrastruktur auch meist die<br />

Zeit, jeden Kletterabschnitt abzusichern,<br />

wenn man vor Einbruch der Dunkelheit<br />

auf den Gipfel und wieder zurück zur Hütte<br />

oder ins Tal will. Das Beherrschen des<br />

»Zweiergeländes« ist also eine der alpinen<br />

Grundtugenden – und nicht zuletzt auch<br />

am Mont Blanc gefordert.<br />

▶ Drei Tricks für den Zweier<br />

Peter Albert, 45, Mitglied im Vorstand des<br />

Bergführerverbands VDBS und dort unter<br />

anderem in der Ausbildung engagiert,<br />

nennt vor allem drei Punkte, wenn es darum<br />

geht, ungesichert und trotzdem möglichst<br />

sicher zu klettern: Technik, die Kraft<br />

spart, den richtigen Umgang mit der<br />

Teil 1 – Gehschule<br />

Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />

Teil 3 – Berglauf<br />

Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />

Teil 5 – Erster »Zweier«<br />

Teil 6 – Ausrüstung<br />

Teil 7 – Ernährung<br />

Teil 8 – Schneeschuhtour<br />

Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />

Teil 10 – Hochtourentechnik<br />

Teil 11 – Wetterkunde<br />

Teil 12 – Hochtourentaktik<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 107


TRAININGSPLAN<br />

von der Mammut Alpine School<br />

Oft erfordert ein felsiger Gipfelaufbau<br />

Schwindelfreiheit.<br />

1 Auf die Beine kommen I<br />

Ziel: Die Füße belasten, die Arme entlasten<br />

Umsetzung: Um sich gar nicht erst anzugewöhnen,<br />

zu sehr auf die Kraft der Arme zu setzen,<br />

greifen Sie zu einem kleinen Trick: Suchen Sie<br />

sich ein kurzes, nicht allzu steiles Felsstück<br />

und zwei kleine Steinchen. Nehmen Sie in jede<br />

Hand Steinchen und klettern Sie los.<br />

Besonders beachten: Wenn Ihnen eines der<br />

Steinchen runterfällt, benutzen Sie wohl Ihre<br />

Hände zu stark. Zurück auf Start!<br />

2 Auf die Beine kommen II<br />

Ziel: Die Füße belasten – jetzt aber richtig<br />

Umsetzung: Auf Reibung kann man nur mit<br />

Kletterschuhen richtig stehen? Wirklich? Probieren<br />

Sie es im einfachen Fels aus. Suchen<br />

Sie sich zwei sichere Griffe und spielen Sie<br />

mit Ihren Füßen: Mit wie wenig Sohlenfl äche<br />

auf dem Fels halten Sie noch? Wie viel Kraft<br />

brauchen Sie dafür? Lösen Sie sich nun aus<br />

der starren Postition und versuchen Sie kleine<br />

Quergänge. Nutzen Sie auch kleine Tritte,<br />

verschieben Sie Ihren Schwerpunkt bewusst.<br />

Besonders beachten: Merken Sie beim<br />

Reibungstreten einen Unterschied? Mit hängender<br />

Ferse geht es einfacher? Richtig!<br />

3 Von nun an geht’s bergab<br />

Ziel: Sicherheit beim Absteigen gewinnen<br />

Umsetzung: Klettern Sie ein kurzes Felsstück<br />

erst mit dem Gesicht zur Wand ab. Geht, ist<br />

aber schwierig, weil Sie nur wenig sehen?<br />

Probieren Sie es nun seitwärts. Der Wechsel<br />

klappt? Prima, nun probieren Sie es<br />

taloffen! Besonders beachten:<br />

Horchen Sie beim Abklettern in<br />

sich hinein: Sind Sie der Unerschrockene,<br />

Taloffene?<br />

Oder fühlen Sie sich<br />

seitwärts doch<br />

sicherer?<br />

COUPON 5<br />

Steinschlag-Gefahr und ein Bewusstsein<br />

dafür, dass man alles irgendwann wieder<br />

hinunter muss, was man hochgeklettert<br />

ist – was für viele oft schwieriger ist als<br />

der Aufstieg.<br />

Wenn das Gelände steiler und felsiger<br />

wird, wenn aus dem Gehen also Klettern<br />

wird, kommen auch die Hände ins Spiel:<br />

Grundsätzlich sollte man nun – im Gegensatz<br />

zu Zügen beim artistischen, aber<br />

gesicherten Sportklettern – immer über<br />

drei Haltepunkte verfügen (beide Hände<br />

und einen Fuß oder beide Füße sowie eine<br />

Hand). »Wenn man von einem Griff oder<br />

Tritt abrutscht, sind immer noch zwei Kontaktpunkte<br />

zum Fels da«, erklärt Peter Albert,<br />

»ein Sturz wird unwahrscheinlicher.«<br />

Also wird immer nur eine Hand oder ein<br />

Fuß vorgesetzt, während die anderen am<br />

Fels verbleiben – und nie Hände und Füße<br />

gleichzeitig.<br />

▶ Auf Schwerpunktsuche<br />

Wie stets sollten beim Steigen die Beine<br />

die Hauptlast tragen. Weil aber auch deren<br />

Kraft nicht endlos ist, empehlt er,<br />

kleine Schritte zu machen. Die sind kraftsparender,<br />

erfordern aber den Mut, die<br />

Füße auf kleinere Leisten zu setzen und<br />

nicht nur auf große und offensichtliche<br />

Absätze. »Man sollte lernen, den Füßen<br />

zu vertrauen.« Auch mit schweren Bergschuhen<br />

kann man etwa in kleine Dellen<br />

auf Reibung treten oder Risse und Löcher<br />

geschickt nutzen. »Dabei sollte man auf<br />

eine ›tiefe Ferse‹ achten« – wenn das obere<br />

Sprunggelenk etwas mehr als 90 Grad<br />

gebeugt ist, erzeugt man mehr Druck auf<br />

der Fußspitze.<br />

Tritte sucht man am besten nicht zu weit<br />

links und nicht zu weit rechts: »Trete unter<br />

dir!«, fasst Albert zusammen. Wer sich<br />

ständig weit verschiebt, verschleudert<br />

Kraft. Nun mag manchmal ein weiter<br />

entfernter Tritt sicherer erscheinen, doch<br />

Klettern ist im Idealfall ein kontinuierlicher<br />

Bewegungsuss, bei dem der Körperschwerpunkt<br />

lotrecht über den Füßen<br />

bleibt. »Wer sich ständig in gespreizte Stellungen<br />

wuchtet, steht vielleicht bombenstabil<br />

– hat es aber auch schwieriger, wieder<br />

aus dieser Position herauszukommen.«<br />

Im Idealfall ist Klettern<br />

ein Bewegungsfluss.<br />

Der Schwerpunkt<br />

bleibt lotrecht über<br />

den Füßen.<br />

Während man Absturzgefahr durch sicheres<br />

Steigen bannen kann, lässt sich<br />

das Thema Steinschlag weniger beeinussen.<br />

Peter Albert hat jedoch einen überraschend<br />

einfachen Rat: »Früh aufstehen!«<br />

Wer morgens als erster auf dem Weg ist,<br />

vermeidet zumindest die Gefahr, Steine<br />

auf den Kopf zu bekommen, die <strong>Bergsteiger</strong><br />

über ihm ausgelöst haben. Weil man<br />

aber nicht immer gleich gut aus dem Bett<br />

kommt und sich zum Beispiel Gämsen nur<br />

selten an unseren Schlafgewohnheiten<br />

orientieren, sollte man trotzdem im Auge<br />

haben, wer sich wo über einem bendet.<br />

Wenn man hört, dass es kräftig zu rumpeln<br />

beginnt, sollte man einen Reflex<br />

vermeiden: »Nicht den Kopf recken, um<br />

nachzuschauen.« Sondern im Gegenteil<br />

den Körper möglichst nah an die Wand<br />

bringen, um so wenig Trefferäche wie<br />

möglich zu bieten, den Kopf einziehen.<br />

»Und wer keinen Ersatzkopf mit sich führt,<br />

der schützt seinen Schädel am schlauesten<br />

durch einen Helm«, so Albert.<br />

Das große 4000er-Gewinnspiel<br />

Ausschneiden, sammeln und mit<br />

allen 12 Coupons eine Besteigung<br />

des Mont Blanc mit der Mammut<br />

Alpine School gewinnen.


TOUR<br />

Fotos: Mark Zahel, Sebastian Schels, Grafik: Georg Sojer<br />

▶ Die Kunst des Abstiegs<br />

Natürlich sollte man auch selbst darauf<br />

achten, keine Steine ins Tal zu befördern.<br />

Und in brüchigem Gestein gut prüfen, bevor<br />

man Tritte oder Griffe belastet. »Zum<br />

Beispiel kann es sinnvoll sein, kurz mit<br />

der Fußspitze gegen den Tritt zu treten.« Je<br />

dumpfer der Klang, desto höher die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass dort etwas rausbrechen<br />

kann. Tritte, auf denen Schotter liegt,<br />

sollten vermieden werden – besonders<br />

gefährlich sind hier Bänder, die mit losem<br />

Schotter belegt sind. »Auf genau solchen<br />

Bändern quert man aber oft – hier sollte<br />

man sich wirklich Zeit lassen und vorsichtig<br />

sein, vor allem wenn sich unter einem<br />

weitere Personen benden.«<br />

Denn oft lässt es sich nicht vermeiden,<br />

gleichzeitig mit anderen in einem Wandstück<br />

zu klettern, zum Beispiel, wenn man<br />

in einer Gruppe unterwegs ist. »Um auch<br />

dann möglichst hohe Sicherheit zu erreichen,<br />

empehlt es sich, diagonal versetzt<br />

hintereinander her zu steigen, so dass niemand<br />

in der Falllinie des anderen ist«, rät<br />

Albert.<br />

Ist der Gipfel erreicht, heißt es zunächst:<br />

Glückwunsch, Schokolade, ein Schluck<br />

aus der Flasche. Dann aber geht es früher<br />

oder später an den Abstieg, »den würde<br />

ich immer taloffen beginnen«, sagt Albert,<br />

»mit dem Hintern zum Berg und dem Gesicht<br />

zum Tal«. So hat man den besseren<br />

Überblick, wohin die Route gehen soll.<br />

Die Abstiegsfrage im Zweiergelände:<br />

Taloffen oder Gesicht zur Wand?<br />

Wird das zu unsicher, kann man es seitwärts<br />

versuchen – »so hat man immer<br />

noch alles im Blick, kann sich aber schnell<br />

zur Wand drehen, wenn es schwierig<br />

wird«. Denn frontal zur Wand hat man immer<br />

noch besten Stand, nur ist das Blickfeld<br />

eben sehr beengt. »Grundsätzlich gilt<br />

aber: Die Abstiegsart, bei der man sich am<br />

sichersten fühlt, ist die beste« – und Anfänger<br />

fühlen sich meist mit dem Gesicht<br />

zur Wand am wohlsten.<br />

▶ Wie man Blockaden vermeidet<br />

Nicht nur die objektive Sicherheit von<br />

Griffen und Tritten entscheidet darüber,<br />

ob man es erst auf den Gipfel und dann<br />

wieder hinunter schafft, sondern auch das<br />

subjektive Sicherheitsgefühl. Gerade bei<br />

Neulingen, die Situationen und ihr Können<br />

noch nicht so gut einschätzen können,<br />

kann im Anblick schwindelnder Abgründe<br />

plötzlich gar nichts mehr gehen. Dann, rät<br />

Albert, sollte man versuchen, die Angst<br />

durch bewusstes Handeln in den Griff zu<br />

bekommen. Erst einmal ruhig zu atmen,<br />

sich völlig darauf konzentrieren. Dann ist<br />

oft ein fester Rhythmus hilfreich: Gucken<br />

– einatmen – Griff fassen – ausatmen.<br />

Gucken – einatmen – Tritt antreten –<br />

ausatmen. »Und wenn jemand anderes bei<br />

einem bleibt und einen anweist – ›Hier<br />

kannst Du hingreifen! Und guck mal, dort<br />

ist ein bombenguter Tritt‹ – hilft das natürlich<br />

noch viel mehr.«<br />

◀<br />

TOURENTIPP zum Nachgehen<br />

Hoher Gaif (2288 m),<br />

Wetterstein<br />

▶ schwer 5,5 Std.<br />

750 Hm 750 Hm<br />

Charakter: Potenzieller »erster Zweier«<br />

mit Seilbahnanschluss. Klassisches<br />

Kraxelgelände am Ausläufer des<br />

Blassengrats, ausgesetzte Kletterei, aber<br />

griffi ger Fels, Stellen II. Für Wettersteinverhältnisse<br />

recht einsam.<br />

Anfahrt: Von München über A95 und<br />

B2 nach Garmisch, Talstation Osterfelderbahn<br />

/ Kreuzeck.<br />

Ausgangspunkt: Bergstation Osterfelderkopf<br />

(2033 m), Berg- und Talfahrt<br />

25 €, Bergfahrt 17 €. Ticket gilt auch für<br />

Talfahrt mit Kreuzeckbahn.<br />

Verlauf: Vom Osterfelderkopf über den<br />

Nordwandsteig oder vom Kreuzeck über<br />

die Schöngänge (jeweils gesicherte Steige)<br />

ins Oberkar unterhalb der Alpspitze.<br />

Von hier über die grasige Südseite hinab<br />

zum Stuibensee. Direkt am Westufer<br />

entlang zur Kreuzung des Grießkarsteigs,<br />

weiter in Südrichtung auf den Hohen<br />

Gaif zu. Über eine kleine Schuttreiße<br />

linkshaltend auf brauchbaren Spuren<br />

über Schrofengelände empor und zum<br />

Ostgrat, der vom Mauerschartenkopf<br />

herauf zieht. Entlang des Grates nun in<br />

klassischem Zweiergelände zum Gipfel.<br />

Abstieg: Zurück zum Stuibensee und<br />

kurz nördlich davon den Weg 835a entlang<br />

der Bernadeinwände einschlagen.<br />

Über den leichten, aber langen Bernadeinsteig<br />

zum Kreuzeckhaus (1650 m).<br />

Einkehr: Kreuzeckhaus, Mitte Mai bis<br />

Anfang November, Tel. 0 88 21/22 02.<br />

Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />

BY8 »Wettersteingebirge, Zugspitze«<br />

Führer: Mark Zahel »Alpine Bergtouren:<br />

Wetterstein und Karwendel«,<br />

Bruckmann 2014<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 109


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Wilhelminenhofstraße<br />

88<br />

12459 Berlin<br />

Postleitzahlengebiet 2<br />

Nordwind & Wetterfest<br />

Rosenberg 22<br />

24220 Flintbek<br />

Postleitzahlgebiet 4<br />

Trekking & Bike<br />

Alte Bahnhofstraße<br />

130–132<br />

44892 Bochum<br />

Albatros<br />

Hindenburgstraße 57<br />

45127 Essen<br />

Postleitzahlgebiet 5<br />

Grimm's Outdoor<br />

Grete-Schiekedanz-<br />

Straße 14<br />

55545 Bad<br />

Kreuznach-Planig<br />

Feinbier unterwegs<br />

Sandstraße 22<br />

57072 Siegen<br />

Postleitzahlgebiet 6<br />

Backpacker Store<br />

Kurfürsten-Anlage 62<br />

69115 Heidelberg<br />

Postleitzahlgebiet 7<br />

Kollektiv-Sports<br />

Leuschnerstraße 14<br />

70174 Stuttgart<br />

Fred Mack e.K.<br />

–Dein Ausrüster–<br />

Happenbacher Str. 90<br />

74199 Untergruppenbach<br />

Herzog GmbH & Co KG<br />

Max-Eyth-Str. 8<br />

74366 Kirchheim<br />

Eiselin Sport<br />

Basler Straße 126<br />

79540 Lörrach<br />

Postleitzahlgebiet 8<br />

Hapfelmeier GmbH<br />

Krumpper Straße 12<br />

82362 Weilheim<br />

Montagne<br />

Sport & Laufen<br />

Salinplatz/<br />

Bahnhofstraße 9<br />

83022 Rosenheim<br />

Intersport Kaiser<br />

GmbH<br />

Am Mühlbach 6<br />

83209 Prien<br />

am Chiemsee<br />

Sporthaus im Achental<br />

Eichelreuth 7<br />

83224 Grassau<br />

Ski & Sport Treff<br />

Kardinal-Faulhaber-<br />

Platz 4<br />

83313 Siegsdorf<br />

Riap Sport – Sporthaus<br />

Forstamt Straße 6 b<br />

83435 Bad Reichenhall<br />

Bergsporthütte<br />

Augsburg<br />

Pfl adergasse 1<br />

86150 Augsburg<br />

Alpinsportzentrale<br />

Landsberg GbR<br />

Vorderer Anger 239<br />

86899 Landsberg<br />

Storer Handels GmbH<br />

Karlsstraße 28<br />

89129 Langenau<br />

Postleitzahlgebiet 9<br />

Der Ausrüster GmbH<br />

Ludwigstraße 7<br />

93086 Wörth/Donau<br />

Der Ausrüster<br />

Oberer-Thor-Platz 10<br />

94315 Straubing<br />

Intersport<br />

Strohhammer<br />

Straubinger Straße 21<br />

94405 Landau<br />

Bergauf<br />

Bürgerstraße 1<br />

95028 Hof<br />

IM INTERNET<br />

HOCH1 Klettershop<br />

hoch1-klettershop.de<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 111


EVENT<br />

IMS Climbing Day mit Lama und MacLeod<br />

mit den Besten<br />

Klettern<br />

Kehrt aus der<br />

Welt der Achttausender<br />

an den<br />

steilen Fels zurück:<br />

Alleskönner<br />

David Lama<br />

Fotos: visual impact.ch / Rainer Eder (li.)<br />

112 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Ein Wochenende mit David Lama und Dave Mac-<br />

Leod abhängen? Zwei Leserinnen und Leser haben<br />

die Chance, beim »Kiku International Mountain<br />

Summit« mit den beiden Ausnahmekönnern durch<br />

die Südtiroler Felswelt zu turnen: beim »IMS Climbing<br />

Day by GORE-TEX®« vom 18. bis 20. Oktober.<br />

Von Thomas Ebert<br />

David Lama ist kein Mensch, der<br />

gerne still hält. Nicht nur, dass<br />

er mit seinen 24 Jahren bereits<br />

reihenweise Titel, Erstbesteigungen<br />

und Einträge in die Geschichtsbücher<br />

abgeräumt hat. Er gönnt<br />

sich überhaupt wenig Pausen. Im Juli erst<br />

kam er von einer Expedition zur noch<br />

unbestiegenen Nordostwand des Masherbrum<br />

zurück, einem 7821 Meter hohen<br />

Gipfel in Pakistan, dessen avisierte Flanke<br />

Lama als »eine Eiger-Nordwand mit einem<br />

Cerro Torre obendrauf« charakterisierte.<br />

Geglückt ist die Durchsteigung aufgrund<br />

zahlreicher Lawinen zwar nicht. Das hält<br />

Lama aber nicht davon ab, im Sommer ein<br />

paar Projekte im Fels abzuhaken und im<br />

Herbst beim International Mountain Summit<br />

in Brixen mit den Teilnehmern des<br />

»Climbing Day« an den Leisten zu zerren.<br />

David Lama<br />

Sein Coup am Cerro Torre in Patagonien, als<br />

er Anfang 2012 die »Kompressorroute« ohne<br />

künstliche Hilfsmittel durchstieg, gilt schon<br />

jetzt als Meilenstein des Alpinismus. Dabei<br />

ist David noch jung – er wurde am 4. August<br />

1990 als Sohn einer Tirolerin und eines<br />

nepalesischen Sherpas in Innsbruck geboren.<br />

Dave MacLeod<br />

Der waschechte Highlander aus dem schottischen<br />

Letterfi nlay (geb. 17. Juli 1978) zählt<br />

zu den weltbesten Trad-Climbern – jener<br />

Spezies, die beim Sportklettern auf Bohrhaken<br />

verzichtet. Berühmt wurde er 2006<br />

für »Rhapsody« (E11, 7a). Manche seiner<br />

Touren werden live auf BBC übertragen.<br />

Kaum anders verhält es sich mit Dave<br />

Mac-Leod. Der Schotte scheut sich als<br />

waschechter Highlander nicht davor, im<br />

Stile eines Trad-Climbers seine Erstbegehungen<br />

auch noch selbst abzusichern,<br />

etwa im Jahr 2006, als er die berühmte<br />

schottische Sport-Kletterroute »Requiem«<br />

um die Risslinie »Rhapsody« (E11, 7a) erweiterte.<br />

Weil diese sich ohne Bohrhaken<br />

kaum absichern ließ, nahm MacLeod sogar<br />

Runout-Stürze von über 20 Metern<br />

in Kauf (zu bewundern auf youtube). Die<br />

IMS-Teilnehmer sollte das jedoch nicht<br />

verunsichern: Normalerweise ist MacLeod<br />

besonders gut darin, Fehler zu vermeiden.<br />

Er hat sogar ein Werk dazu veröffentlicht:<br />

»9 von 10 Kletterern machen die gleichen<br />

Fehler« lautet der Titel des Buches, das als<br />

Anleitung für die Mehrzahl der Kletterer<br />

gedacht ist, die ohne Coach trainieren.<br />

Den elften Grad werden die beiden Ausnahmekönner<br />

beim »Climbing Day by GO-<br />

RE- TEX®« in Südtirol ohnehin nicht einfordern.<br />

Ausgehend vom Hotel Millander Hof<br />

in Brixen, in dem die Gewinner nächtigen<br />

werden, wird je nach Wetterlage entschieden,<br />

ob im Umkreis von St. Lorenzen im<br />

Pustertal oder im Klettergarten »Morderplotta«<br />

in Kurtasch im Süden Südtirols geklettert<br />

wird. Das untere Ende der Schwierigkeiten<br />

liegt in beiden Gebieten etwa bei<br />

5c, der VI. Grad sollte also greifbar sein. ◀<br />

Jetzt heißt es nur noch: bewerben!<br />

Der BERGSTEIGER zieht aus den Einsendungen<br />

der Kandidat(inn)en, die sich den »Climbing Day«<br />

nicht entgehen lassen wollen, die zwei Glücklichen.<br />

Einsendeschluss ist der 01. Oktober 2014.<br />

Anmeldungen per E-Mail an redaktion@<br />

bergsteiger.de oder per Post an BERGSTEIGER,<br />

Postfach 40 02 09, 80 702 München.<br />

Top-Kletterer und Lehrbuch-<br />

Autor: der Schotte Dave MacLeod<br />

DAS PAKET<br />

CLIMBING DAY<br />

Samstag, 18.10.2014<br />

20-22 Uhr: Teilnahme an der Abenddiskussion<br />

»Wille zur KRAFT zum Willen«.<br />

Der Höhenbergsteiger Mark Inglis,<br />

der Psychologe Georg Fraberger und<br />

der Musiker und Unternehmer Philipp<br />

Burger erzählen, wie eng Wunsch und<br />

Wirklichkeit zusammenrücken können,<br />

wenn der Wille da ist, Ziele zu erreichen.<br />

Sonntag, 19.10.2014<br />

9-16:30 Uhr »IMS Climbing Day by<br />

GORE-TEX®«<br />

Klettertag mit David Lama und Dave<br />

Mac Leod beim Kiku. International<br />

Mountain Summit. Unterstützt wird die<br />

Tour von Hanspeter Eisendle und<br />

seinem Team Rock. Snow & Ice(endle).<br />

18-20 Uhr Teilnahme an Abendveranstaltungen,<br />

z.B. KiKu Photo Award<br />

Montag, 20.10.2014<br />

Vormittag Abreise aus dem Hotel Millander<br />

Hof in Brixen<br />

Der BERGSTEIGER verlost zwei Plätze<br />

für den »IMS Climbing Day by GORE-<br />

TEX®«. Die Teilnehmer müssen lediglich<br />

die Anreise selbst zahlen, alles weitere<br />

ist Bestandteil des Rundum-Sorglos-<br />

Paketes.<br />

Was man draufhaben muss<br />

▪ Selbstständiger Vorstieg<br />

▪ Kenntnisse: mind. Schwierigkeitsgrad<br />

6<br />

▪ Selbstständiges Sichern<br />

▪ Mitzubringen sind: Klettergurt,<br />

Sicherungsgerät, Kletterschuhe<br />

▪ ACHTUNG: eigenverantwortliches<br />

Klettern und Sichern<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 113


PORTRÄT<br />

Bernd Arnold klettert<br />

gerne barfuß und<br />

free solo wie hier an der<br />

Großen Hunskirche.<br />

114 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


<strong>Bergsteiger</strong>-Porträt: Bernd Arnold<br />

Die Kunst<br />

des Kletterns<br />

Wer sich mit Bernd Arnold durch den Sandstein<br />

der Sächsischen Schweiz bewegt, bekommt<br />

den Eindruck vermittelt, die Felsen wären ein<br />

großes Freilichtmuseum. Nach diesem Herbst<br />

möchte die Kletterlegende in Rente gehen.<br />

Von Dominik Prantl<br />

Das Herz in der Hose:<br />

Am Anfang steht die Angst.<br />

Fotos: Archiv Arnold (2)<br />

Manchmal, wenn Bernd Arnold<br />

in seinem ruhigen<br />

Schritt an einen der Sandsteintürme<br />

läuft, die nicht<br />

weniger als die Welt bedeuten,<br />

bleibt er unvermittelt stehen. So<br />

kurz, dass es manche Begleiter gar nicht<br />

merken. Er bückt sich, greift nach einem<br />

Stein, der Stein verschwindet in der Hosentasche.<br />

Wahrscheinlich gibt es durchaus<br />

größere Macken, als Steine in der Sächsischen<br />

Schweiz aufzuklauben. Aber Arnold<br />

schaut wie ein Kletterer, der bei einem Rotpunktversuch<br />

gerade auf den Bohrhaken<br />

tritt, und er sagt, fast entschuldigend: »Ich<br />

habe Steine gern. Ich fasse sie einfach gerne<br />

an.«<br />

Auf dem Schreibtisch, an der Badewanne,<br />

in der Küche; die kleinen Steine liegen<br />

überall in Arnolds Haus, im Grunde<br />

baut sein ganzes Leben auf den Brocken<br />

des Elbsandsteingebirges auf. Von ihm<br />

stammt der Satz: »Jetzt muss man die Türe<br />

hinter sich schließen und rausgehen. Einfach<br />

rausgehen. Und schauen und klettern<br />

und klettern und spüren. Und wissen. Und<br />

wissen, dass man hier genau richtig ist.«<br />

Die Natur als Spielplatz<br />

Der Kletterer Arnold ist nicht ohne das<br />

Elbsandsteingebirge da draußen vor der<br />

Tür zu verstehen. Er nennt es gerne sein<br />

»Schneckenhaus«, weil die Heimat Geborgenheit<br />

bietet, aber in ihrer Begrenztheit<br />

beengend wirken kann. Sedimente, Druck<br />

und Erosion haben unter Mithilfe von viel,<br />

viel Zeit eine Welt aus Türmen, Tafeln und<br />

Tälern entstehen lassen. Wenn tatsächlich<br />

eine höhere Macht Hand bei der Schöpfung<br />

dieser auf merkwürdige Weise so<br />

schroffen wie gleichzeitig lieblichen Landschaft<br />

angelegt hat, so muss diese Macht<br />

im Herzen auch ein bisschen Kletterer gewesen<br />

sein. Es gibt Risse und Kanten und<br />

Verschneidungen und Wände. Je näher<br />

man hingeht an diese Felsen, desto besser<br />

sind die feinen Strukturen zu sehen, wie<br />

sie kein Kletterhallenbauer der Welt, sondern<br />

nur die Natur in den Stein meißelt.<br />

Schon lange bevor die Kletterer das Elbsandsteingebirge<br />

als Spielplatz entdeckten,<br />

zog es die Menschen in ihren Bann.<br />

Im Mittelalter dienten die Felsen als solide<br />

Basis für Burgenwarten, später übertrugen<br />

die Zeichner der Romantik die Land-<br />

schaft auf die Leinwand; Natur wurde<br />

Kunst. Der Bekannteste der romantischen<br />

Stimmungsfänger war der schwermütige<br />

Caspar David Friedrich. Arnold gefällt das<br />

Werk des malernden Naturphilosophen<br />

und Universalgelehrten Karl-Gustav Carus<br />

jedoch besser. »Weil er ein lebensbejahender<br />

Mensch war.« Es ist ein typischer<br />

Arnold-Satz.<br />

Als fünf Turner vor 150 Jahren den Falkenstein<br />

bestiegen, was zuletzt immer wieder<br />

gerne als Geburtsstunde des Kletterns<br />

Vor 150 Jahren<br />

bestiegen fünf Turner<br />

den Falkenstein.<br />

Heute wird das gerne<br />

als Geburtsstunde<br />

des Kletterns verkauft.<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 115


Wo steckt hier die<br />

letzte Sicherung?<br />

Arnold am Basteischluchtturm.<br />

INFO<br />

Der Tradition verpichtet<br />

Bereits im Jahre 1913 veröffentlichte der Jurist<br />

und Kletterer Rudolf Fehrmann die Sächsischen<br />

Kletterregeln. Sie basieren im Wesentlichen auf<br />

der Idee, den Einsatz künstlicher Hilfsmittel am<br />

Fels zu beschränken. Die Regeln wurden bis<br />

heute nur geringfügig verändert und sogar in die<br />

Nationalparkverordnung – ein Großteil der Felsen<br />

liegt auf dem Gebiet des Sächsischen<br />

Nationalparks – aufgenommen. So darf<br />

beispielsweise ausschließlich an frei stehenden<br />

Türmen geklettert werden, ganz im Sinne des<br />

Grundsatzes, dass zu jeder Tour ein Gipfel gehört.<br />

Die Verwendung von Magnesia, Keilen und<br />

Friends ist verboten. Neben – sehr sparsam – im<br />

Fels verankerten Ringen werden Schlingen zum<br />

Anbringen von Sicherungen gelegt. Selbst<br />

erfahrene Kletterer haben wegen der ungewöhnlichen<br />

Sicherungsmethoden Respekt vor den<br />

Sandsteinfelsen an der Elbe. Eine weitere<br />

Besonderheit liegt darin, dass auch heute noch<br />

oft barfuß geklettert wird.<br />

Traditionell verlangt das Klettern in der<br />

Sächsischen Schweiz eine gute Psyche und ist<br />

eher mit alpinem Klettern als reinem Sportklettern<br />

zu vergleichen. »Wenn du woanders eine 6b<br />

kletterst, dann ist die gleich vergessen. Aber hier<br />

bleibt sie dir im Kopf«, meint Bernd Arnold.<br />

Anfänger und Gebietsneulinge sind daher gut<br />

beraten, erst einmal ein bis zwei Schwierigkeitsgrade<br />

unter ihrem Leistungsstand einzusteigen.<br />

Inzwischen mehren sich die Stimmen, die Regeln<br />

zu lockern, ohne dabei zwingend die Traditionen<br />

aufzugeben. Ein Vorschlag lautet, einige für das<br />

Klettern unattraktive Gipfel der Natur zurückzugeben<br />

und dafür bestimmte Felswände für die eher<br />

spaßorientierte und weniger risikofreudige Masse<br />

der Sportkletterer zu erschließen. Auch Arnold<br />

sagt: »Dogmen sind nichts für die Ewigkeit.«<br />

Foto: TVB Sächsiche Schweiz / Frank Richter<br />

im Elbsandsteingebirge verkauft wurde,<br />

erhielten die Felsen eine weitere Bedeutung:<br />

Aus Burgfundament und Künstlermotiv<br />

wurden Abenteuerspielplätze. Für<br />

einen wie Arnold, der über die Wandkante<br />

hinaussieht, lassen sich die verschiedenen<br />

Funktionen nicht so einfach voneinander<br />

trennen. Natur, Kultur und Klettern verschmelzen<br />

bei Arnold. Es kann gut sein,<br />

dass er Journalisten bei einer ersten Begegnung<br />

erst einmal an einen Aussichtspunkt<br />

führt, von dem sich die Sächsische Schweiz<br />

überblicken lässt. Nicht zufällig sind viele<br />

Kletterfotografen der Sächsischen Schweiz<br />

auch gleichzeitig Landschaftsfotografen.<br />

Arnold sagt: »Die Landschaft beeinusst<br />

das Klettererlebnis.«<br />

Wer mit ihm den Falkenstein umrundet<br />

und seinen Erzählungen zuhört, bekommt<br />

den Eindruck, es handele sich hier um ein<br />

Museum. Jede Route gleicht einem Gemälde,<br />

von dem manche beispielhaft für eine<br />

Epoche und den Künstler stehen. Denn<br />

nach den Turnern im Jahre 1864 besuchten<br />

die jeweils Besten ihrer Zeit das kolossale<br />

Hundert-Meter-Massiv. Schuster, Fehrmann,<br />

Strubich, Brandler – alle haben sie<br />

sich in diesem Gesamtkunstwerk als Erstbesteiger<br />

auf einer der inzwischen fast 150<br />

Routen verewigt. Und kein Name taucht<br />

so häug auf wie Bernd Arnold. Er führte<br />

das Klettern in eine neue Dimension, ob<br />

am Falkenstein oder im Elbsandsteingebirge<br />

allgemein, ob nun in »Buntschillernde<br />

Seifenblasen« (IXc) oder »Vakuum« (Xb).<br />

Besuch aus Amerika<br />

Arnold ist inzwischen 67 und der Karl-Gustav<br />

Carus seiner Zunft. Genauso wie das Elbsandsteingebirge<br />

Arnold geprägt hat, einen<br />

schmalen Mann mit kräftigen Händen und<br />

Furchen im Künstlergesicht, hat Arnold<br />

seine Spuren an den Felstürmen hinterlassen.<br />

900 Erstbegehungen werden ihm zugeschrieben,<br />

die meisten davon stammen aus<br />

seiner großen Zeit in den 1970er und 80er<br />

Jahren. Das Online-Lexikon Wikipedia hat<br />

in einem breit angelegten Eintrag zur »Geschichte<br />

des Kletterns in der Sächsischen<br />

Schweiz« der »Ära Bernd Arnold (1966 –<br />

1986)« ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />

Wenn Kletterer wie der US-Amerikaner<br />

Henry Barber während der Ära Arnold ins<br />

116 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Fotos: TVB Sächsiche Schweiz / Frank Exß, Sammlung Joachim Schindler Dresden<br />

Klettern im Elbsandsteingebirge einst (re., 1895) und in der Gegenwart. Ein Abenteuer sind die Felsen geblieben.<br />

Elbsandsteingebirge reisten, das damals in<br />

der DDR lag und wirklich noch ein Abenteuer<br />

war, besuchten sie nicht einfach<br />

nur die Kletterfelsen. Sie besuchten auch<br />

Bernd Arnold. Er wurde zum Zentrum einer<br />

einzigartigen Insel, deren spezieller<br />

Charakter bis heute durch die Sächsischen<br />

Kletterregeln gewahrt wird (siehe Kasten).<br />

Als Wolfgang Güllich Anfang der 80er das<br />

Elbsandsteingebirge besuchte, überraschte<br />

und entsetzte der genialisch veranlagte<br />

Pfälzer mit seiner Leistungsstärke den bis<br />

dato unangefochtenen Platzhirschen. Einer<br />

von Arnolds Weggefährten schrieb einmal:<br />

»Der Meister konnte ungehalten sein, wenn<br />

man seine Kreise störte.« Arnold freundete<br />

sich mit Güllich schließlich ebenso an wie<br />

mit dem 2010 verstorbenen Kurt Albert.<br />

Damals, vor der Wende, arbeitete Arnold<br />

als Buchdrucker, 20 Jahre lang. »Ne schöne<br />

Zeit« sei das damals gewesen. Und da<br />

er nur selten so einfach in die Welt hinaus<br />

durfte, kam die Welt zu ihm. Dabei spielte<br />

auch er durchaus mit dem Gedanken, einmal<br />

wegzulaufen, raus aus dem Elbsandsteingebirge,<br />

das trotz oder gerade wegen<br />

seiner mehr als tausend Türme eine gewisse<br />

Enge ausstrahlt, hinüber in den Westen.<br />

»Aber das hätte mir mein Vater nicht verziehen.«<br />

Er lernte die Welt dennoch kennen,<br />

zuerst den Osten von der Tschechoslowakei<br />

über die UdSSR bis Nordkorea,<br />

dann den Rest, aber vor allem ihre Höhen<br />

und ihre Abgründe. Unzählige Male og<br />

er aus der Wand. Einen 25-Meter-Sturz in<br />

der algerischen Sahara überlebte er mit kaputten<br />

Wirbeln, die noch heute Probleme<br />

bereiten; am Trango Tower im Pakistan el<br />

er 1988 in eine Gletscherspalte. »Da war<br />

ich ziemlich hinüber.« Ein Jahr brauchte<br />

er, um wieder auf die Beine zu kommen.<br />

Laut Wikipedia ging die Ära Arnold 1986<br />

zu Ende. Vielleicht hat er der Ära aber einfach<br />

noch ein paar Facetten hinzugefügt.<br />

Seit der Wende 1990 leitet Arnold zwei<br />

Bergsportläden in seiner Heimatstadt<br />

Hohnstein. Vor allem im Winter, wenn die<br />

Kälte den heimischen Sandstein besetzt,<br />

sucht er die Wärme anderer Kontinente,<br />

besteigt Wände in Mali, Tasmanien, Venezuela.<br />

Allein Patagonien bereiste er 14<br />

Er lernt die Welt<br />

kennen, ihre Höhen<br />

und ihre Abgründe,<br />

von Tasmanien<br />

bis Patagonien.<br />

Weggefährten: Arnold mit Henry Barber (li., 1979) und am Fels mit Günter Lamm.<br />

Als besten Freund bezeichnet er den 2010 verstorbenen Kurt Albert (re.).<br />

Fotos: Archiv Arnold (3)<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 117


Mal. Er hat mehrere Bücher geschrieben,<br />

darunter »Zwischen Schneckenhaus und<br />

Dom«, eine durchaus bemerkenswerte<br />

Liebeserklärung an die Fähigkeit, jenseits<br />

der eigenen Grenzen zu blicken. Zuletzt<br />

hat er für ein Buchprojekt einen Aufsatz<br />

über das »Erleben der Landschaft« verfasst.<br />

Seine Tochter – »mit der kann man in<br />

jede Wand der Welt einsteigen« – ist inzwischen<br />

Mutter, weshalb Arnold mit der<br />

Opa-Rolle fertig werden muss. Menschen,<br />

die sich bei einem seiner Programme kennenlernten,<br />

trifft er heute noch manchmal<br />

an den Felsen – samt deren Kindern. Arnold<br />

ndet: »Die Menschen sind mir bei<br />

meinen Kursen ja viel wichtiger als das<br />

Klettern.« 2008 wurde er zum Ehrenbürger<br />

von Hohnstein ernannt.<br />

Wann ist eine Ära beendet? Nach diesem<br />

Herbst möchte er jedenfalls in Rente gehen,<br />

sofern man dies bei einem Kletterer<br />

sagen kann. Er will in Zukunft während<br />

der warmen Jahreszeit, die er in der Vergangenheit<br />

meist arbeitend in der Heimat<br />

verbrachte, die Felsen der Welt erkunden,<br />

»so lange ich das noch kann«. Im Elbsandsteingebirge<br />

kennt er schon jedes Massiv,<br />

jede Wand, jede Kante.<br />

Er sagt: »Ohne Fortgang keine Sehnsucht<br />

nach Zuhause.«<br />

Er wird auch weiter in dem Haus wohnen,<br />

in dem er geboren wurde. Er wird weiterhin<br />

rausgehen, die Türe hinter sich schließen<br />

und einfach klettern, ganz sicher.<br />

Aber manchmal, wenn er so ruhig auf einem<br />

der Türme sitzt, die nicht weniger als<br />

die Welt bedeuten, macht er den Eindruck,<br />

dass er jetzt gerne wo anders wäre. ◀<br />

Im Winter fühlt sich Arnold in der gesamten<br />

Welt – wie hier in Tasmanien – zuhause.<br />

Fotos: Archiv Arnold (2)<br />

TOUREN<br />

Einstieg in den Elbsandstein<br />

Mehr als 20 000 Kletterrouten gibt es in der Sächsischen Schweiz. Wir haben fünf relativ<br />

einfache Routen in fünf der zehn Klettergebiete rund um die Elbe für Sie ausgesucht.<br />

Kommt mit an den Fels!<br />

wie Pfeilerweg (V) und Ostkante (VI)<br />

probieren.<br />

2 BROSINNADEL<br />

(Gebiet: Affensteine)<br />

Alter Weg (IV) und Ostweg (V)<br />

Die Brosinnadel ist mit einer Wandhöhe<br />

von 30 bis 80 Metern etwas<br />

für Allrounder. Die leichteste Route<br />

ist der alte Weg (3 Seillängen). Wer<br />

es etwas schwieriger will, wählt die<br />

schwer abzusichernde und durchaus<br />

knackige Ostkante (V). Dafür zählt<br />

dieser Weg mit zum Besten, was<br />

das Elbsandsteingebirge in diesem<br />

Schwierigkeitsbereich zu bieten hat.<br />

4 FALKENSTEIN<br />

(Gebiet: Schrammsteine)<br />

Schusterweg (IV)<br />

Der historisch interessante Falkenstein<br />

bietet Routen in allen Schwierigkeitsgraden.<br />

Weil 1864 fünf Turner<br />

über den nach ihnen benannten<br />

Turnerweg (III) zum Gipfel stiegen, gilt<br />

der Falkenstein als die Geburtsstätte<br />

des Kletterns. Am Schusterweg (IV),<br />

der 1892 durch Oscar Schuster<br />

erstbegangen wurde, stehen selbst<br />

an weniger schönen Tagen die Seilschaften<br />

Schlange. Die Rinnen und<br />

Rippen des Weges gelten als Stück<br />

klettersportliche Allgemeinbildung.<br />

5 GROSSE HUNSKIRCHE<br />

(Gebiet der Steine)<br />

Südkante (V)<br />

Die Große Hunskirche ist ein Turm an<br />

der Nordseite des Papststeines und<br />

bietet vor allem Wandklettereien mit<br />

großen Griffen. Zudem lassen sich<br />

viele Routen – für Elbsandsteinverhältnisse<br />

– relativ leicht absichern.<br />

Gerade an der Südseite versprechen<br />

Sanduhren einigermaßen sichere<br />

Verhältnisse. Empfehlenswert ist für<br />

Einsteiger in die Sächsische Schweiz<br />

die Südkante (V), während »Verlorene<br />

Illusion« (VI+) schon weit mehr<br />

Kletterkönnen erfordert.<br />

1 TALWÄCHTER<br />

(Rathener Gebiet)<br />

Schusterweg (III) und<br />

Pfeilerweg (V)<br />

Das Rathener Gebiet strotzt nur so<br />

vor wunderbaren Felsen wie Höllenhund,<br />

Mönchstein, Gansfelsen – oder<br />

Talwächter. Dort kommen vor allem<br />

Kletterer von leichten und mittelschweren<br />

Wegen auf ihre Kosten. Am<br />

einfachsten geht es über den Schusterweg<br />

(III) auf den Gipfel, wobei man<br />

dabei recht abenteuerlich durch das<br />

Massiv von der Ost- auf die Westseite<br />

klettert. Kletterer mit etwas mehr<br />

Erfahrung können sich an Klassikern<br />

3 RAUSCHENSTEIN<br />

(Schmilkaer Gebiet)<br />

Alter Südweg (III) und<br />

Neuberweg (V)<br />

Der Rauschenstein ist als gewaltiger<br />

Brocken einer der besten Aussichtsberge<br />

in der Sächsischen Schweiz.<br />

Gleichzeitig fi ndet dort fast jeder Kletterer<br />

eine passende Route. Einfach<br />

geht es in mehreren Seillängen über<br />

den Alten Südweg (III), wobei einer<br />

kurzen Verschneidung eine Rinne<br />

folgt, in der sich der Kletterer wie in<br />

einer Murmelbahn fühlt. Ein langer<br />

Klassiker mit mehr als 100 Klettermetern<br />

ist der Neuberweg (V).<br />

118 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14


Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Ein aussichtsreiches Jahr.<br />

Ein Kalender der Zeitschrift<br />

Zweiwöchiges Kalendarium<br />

mit 27 Motiven und den<br />

schönsten Touren auf den<br />

Kalenderblattrückseiten<br />

<strong>Bergsteiger</strong> Kalender 2015<br />

Das gesamte Spektrum des Alpinismus<br />

in einem faszinierenden Kalender mit den<br />

leuchtenden Farben des Sommers und<br />

dem glitzernden Weiß des Winters – wunderschöne,<br />

beeindruckende Aufnahmen<br />

von Bernd Ritschel und Xandi Kreuzeder.<br />

27 Blätter / 25,5 x 36,5 cm<br />

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Ein Kalender der Zeitschrift<br />

XXL-Format<br />

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Wandkalender »Alpen 2015«<br />

Die Alpen sind groß, stark und schön. Lassen Sie sich einladen zu<br />

einem optischen Ausflug in die gewaltigen Gebirgskulissen des<br />

gesamten Alpenraums.<br />

13 Blätter / 60,0 x 48,0 cm<br />

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KOLUMNE<br />

Helfende Hände<br />

Der Everest hat keinen guten Leumund. Seit dem jüngsten<br />

Unglück im Khumbu-Eisfall noch weniger. Doch die große<br />

Solidarität am Berg gerät dabei völlig in den Hintergrund.<br />

Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />

Billi Bierling<br />

ist 1967 in Garmisch-Partenkirchen<br />

geboren und aufgewachsen.<br />

Im Himalaya, wo sie seit<br />

2004 lebt, kletterte sie erstmals<br />

im Jahr 1998. Die Höhenbergsteigerin<br />

arbeitet für die Himalaya-<br />

Chronistin Elizabeth Hawley.<br />

Sie schreibt im Wechsel mit Axel<br />

Klemmer, Sandra Zistl und<br />

Eugen E. Hüsler über das aktuelle<br />

Geschehen in den Bergen.<br />

Wir alle haben es verfolgt. Die<br />

Lawine, die am 18. April 2014<br />

am Mount Everest 16 Sherpas<br />

aus dem Leben riss, schockierte<br />

nicht nur die <strong>Bergsteiger</strong>welt. Die Tragödie<br />

war gefundenes Fressen für die Medien,<br />

die Besteigungsethik am höchsten Berg der<br />

Welt in Frage zu stellen. Die herausragenden<br />

Rettungsbemühungen, die ich selbst<br />

am Everest-Basislager miterlebte, bleiben<br />

dabei fast unerwähnt. »Es war unheimlich<br />

anstrengend – körperlich und emotional«,<br />

erzählt mir der neuseeländische<br />

Helikopterpilot Jason Laing, nachdem er<br />

23 Mal in den Khumbu-Eisbruch geogen<br />

war, um mehr als ein Dutzend Menschen<br />

– tot und lebendig – zu bergen. »Das<br />

Teamwork am Berg war beeindruckend«,<br />

bilanziert er. Da gebe ich ihm vollkommen<br />

recht; wie schnell vergisst man die vielen<br />

helfenden Hände, die gemeinsam Verletzte<br />

retten und Tote bergen.<br />

Der Hang zum Negativen<br />

Der Mount Everest gerät immer wieder in<br />

die Schlagzeilen, jedoch unterstreichen<br />

die meisten mit Vorliebe die negativen<br />

Aspekte und ignorieren dabei die positiven<br />

News. Zeitungen und <strong>Bergsteiger</strong>-Zeitschriften<br />

sind voll mit Schlagwörtern, wie<br />

»Tod«, »verweigerte Hilfe«, »Erfrierungen«,<br />

»Ausbeutung der Sherpas«, »Schlägerei am<br />

Everest«, »unerfahrene <strong>Bergsteiger</strong>« oder<br />

»der höchstgelegene Müllberg der Welt«.<br />

Als Journalistin kann ich den Hang zum<br />

Negativen nachvollziehen; als Himalaya-<br />

<strong>Bergsteiger</strong>in habe ich jedoch auch viel<br />

Positives miterlebt.<br />

Lawinen im Khumbu Eisbruch sind nichts<br />

Ungewöhnliches – fast jedes Jahr donnert<br />

ein gewaltiges Stück Eis, das bedrohlich<br />

über dem Gletscher hängt, hinunter.<br />

Im Jahr 2009 kam dabei ein Sherpa ums<br />

Leben; zwei westeuropäische <strong>Bergsteiger</strong><br />

konnten gerettet werden. Schon damals<br />

war ich von den vielen helfenden Händen<br />

beeindruckt. Jeder wollte seinen Teil zur<br />

Rettung beitragen; die Funkgeräte liefen<br />

heiß, und egal, ob man – wie manche indische<br />

Expeditionen – nur kleine Walkie<br />

Talkies mit einer Reichweite von wenigen<br />

Metern besaß oder eine regelrechte Militärausrüstung<br />

hatte: Es wurde koordiniert,<br />

geschaufelt, geschleppt und gerettet.<br />

Das Prinzip des Miteinanders<br />

An jenem Karfreitag ist es nicht anders.<br />

Als die Basislagerbewohner – sei es<br />

Kunde, Bergführer oder Sherpa – um<br />

sechs Uhr morgens die Lawine in den<br />

Khumbu Eisbruch donnern hören, setzt<br />

man alle Hebel in Bewegung, um den<br />

Menschen zu helfen. Jason, der bereits<br />

um 8.45 Uhr mit seinem Helikopter am<br />

Unfallort ankommt, sagt: »Es erinnert<br />

mich fast an die Erstbesteigung von<br />

Edmund Hillary und Sherpa Tenzing<br />

Norgay. Alle halfen zusammen und irgendwie<br />

schafften wir es.«<br />

Sir Edmund hätte ohne Sherpa Tenzing<br />

Norgay sicherlich niemals auf dem höchsten<br />

Punkt der Erde gestanden; es ist jedoch<br />

auch eher unwahrscheinlich, dass Sherpa<br />

Tenzing 1953 ohne die Unterstützung der<br />

britischen Expedition die Welt von dort<br />

oben hätte sehen können.<br />

◀<br />

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Wem vertrauen<br />

Sie am Berg?<br />

Stubaier<br />

Gipfelsturm<br />

Goldene Wege auf<br />

Habicht & Co.<br />

Oberstdorf: Fotografieren mit Zak<br />

<strong>Hüttenträume</strong><br />

Die himmlischsten Wolkenhäuser für den Herbst<br />

Südtirol<br />

Die besten Wanderungen<br />

rund um Messners Museen<br />

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Vom Karakorum<br />

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BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />

Sehr geehrte Redaktion,<br />

Die neue Möglichkeit für<br />

Abonnenten, auch das ePaper<br />

zu lesen, nde ich klasse. Wäre<br />

es möglich, die Tourenkarten<br />

auch als pdf-Datei zur Verfügung<br />

zu stellen?<br />

Matthias Prell, per eMail<br />

Lieber Herr Prell, die gesammelten<br />

Tourenkarten der letzten sieben<br />

Jahre nden Sie kostenlos als PDF<br />

auf www.bergsteiger.de (links in<br />

der Navigation unter »Premiuminhalte«).<br />

Viel Spaß beim Nachgehen!<br />

Die Redaktion<br />

Fehlerteufel<br />

Die Bilder zur Titelgeschichte<br />

in Heft 07/14<br />

(»Völlig losgelöst«) stammen von<br />

Monika Hippe, nicht Claudia Hippe.<br />

Wer über die Lage der »Locatellihütte«<br />

rätselte: Bekannter ist sie als »Drei-<br />

Zinnen-Hütte«. Im Folgeheft (»Schneller!<br />

Fitter! Höher!«, S. 93) ließen wir<br />

beim Berglauf Kohlenmonoxid entstehen<br />

– Kohlendioxid war natürlich<br />

gemeint. In Heft 09/14 sind gleich<br />

vier Fehler unterlaufen: Der Salewa<br />

MTN Trainer GTX (S. 108) kostet nur<br />

159,99 €, die »Sir Joseph Mera Jacket«<br />

(S. 99) misst verpackt nur 0,66<br />

statt 2 Liter, und die Wanderer auf<br />

S. 78–79 blicken zwar auf den Tegelberg,<br />

stehen aber am Branderschrofen<br />

(1880 m). Die Oso Sandals<br />

von Luna (S.107) kosten nur 125 €<br />

und fi nden sich unter luna-sandals.de.<br />

Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />

Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />

BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />

sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />

10/14 | 81. Jahrgang<br />

Internet: www.bergsteiger.de<br />

Redaktionsanschrift<br />

BERGSTEIGER<br />

Postfach 40 02 09, 80702 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />

bergsteiger@bruckmann.de<br />

Chefredakteur Michael Ruhland<br />

Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />

Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />

Assistenz Thomas Ebert<br />

Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic,<br />

Melanie Dietlinger<br />

Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />

Illustrationen Max Baitinger<br />

Aboservice/Leserservice<br />

BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />

82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />

Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />

Fax 01 80-5 32 16 20*<br />

(* 14 Cent pro Minute)<br />

leserservice@bergsteiger.de<br />

Anzeigenleitung<br />

Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anzeigenverkauf<br />

Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />

90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />

Tourismus-Marketing<br />

Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />

angelika.genat@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition<br />

Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />

1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />

Repro ludwig:media, Zell am See<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Fotos: Wikipedia, banknotenews.com, privat<br />

↗<br />

↘<br />

MITARBEITERIN DES MONATS<br />

AUFSTEIGER DES MONATS<br />

ABSTEIGER DES MONATS<br />

Billi Bierling<br />

Sie ist bereits auf vier Achttausendern gestanden: Billi Bierling ist Höhenbergsteigerin<br />

und Journalistin. Die gebürtige Garmischerin, die in Kathmandu lebt,<br />

arbeitet seit zehn Jahren ehrenamtlich für die Everest-Chronistin Liz Hawley.<br />

Von dieser Ausgabe an löst Billi Caroline Fink als Bergpredigt-Kolumnistin ab.<br />

Ein Dankeschön an Caroline für ihre tollen Kolumnen und ein Willkommen für Billi!<br />

Weihnachtsmärchen<br />

Verfrühtes Weihnachtsmärchen: In einer Hirtenhütte brachte die Wirtin der<br />

Filmoor-Standschützenhütte wenig unterhalb ihres Schutzhauses Mitte August<br />

einen Jungen zur Welt. Drei Könige – nein: Ärzte leisteten ihr während der Geburt<br />

in der 25. Schwangerschaftswoche Beistand, da der Hubschrauber sie aufgrund<br />

Schlechtwetters nicht holen konnte. Ochs und Esel waren diesmal nicht dabei.<br />

Kanadische Stilblüten<br />

Die Kanadische Zentralbank hatte bis vor kurem auf Ihrer Webseite erklärt,<br />

dass der Mount Edith Cavell aus den kanadischen Rocky Mountains auf den<br />

Zehn-Dollar-Scheinen abgebildet sein soll. Ein Architekturprofessor aus Edmonton<br />

schaute jedoch genau hin und sah zwar Berge, aber keinen Mount Edith Cavelll.<br />

Die Moral: Berge sind nicht dafür geschaffen, um damit Geld zu machen.<br />

Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.bruckmann.de<br />

Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />

Herstellungsleitung Sandra Kho<br />

Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />

Andreas Thorey<br />

Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />

sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />

Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />

inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56 inkl.<br />

Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />

Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />

Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />

des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />

Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />

der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />

ankündigt wird. Der aktuelle Abopreis ist hier im<br />

Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />

ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />

Kundennummer.<br />

ISSN 1435–8905 • 1681<br />

Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />

monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />

und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />

sowie direkt beim Verlag.<br />

© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />

erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />

übernommen. Gerichtstand ist München.<br />

Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />

Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />

80797 München.<br />

Verantwort lich für Anzeigen<br />

Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />

11a, 80797 München<br />

10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 121


VORSCHAU NOVEMBER 2014<br />

Bayerns Kraftorte<br />

Sie leben auf Almen<br />

und im Tal, sie sind<br />

Schafzüchter, Sennerin<br />

und Alpenschamane:<br />

Fünf Bergmenschen<br />

aus Bayern verraten ihre<br />

Lieblingstouren im Herbst.<br />

AUF TOUR<br />

Walliser Fluchten<br />

Über Pässe zogen Menschen seit jeher<br />

vom Wallis in die umliegenden Gebiete<br />

und zurück. Wir präsentieren Ihnen<br />

vier Vorschläge, wie Sie das Wallis auch<br />

heute am Schönsten hinter sich lassen.<br />

&<br />

AUF<br />

REPORTAGE<br />

Wo ist Heidiland?<br />

Erst die Bergbauern machen mit ihrer<br />

Arbeit die Alpen schön – so haben es<br />

bergsteigende Umweltfreunde gelernt.<br />

Aber gilt das noch? Eindrücke von einer<br />

Reise in den komplizierten Alpen-Alltag.<br />

TOUR Schermberg – Geheimtipp im Toten Gebirge<br />

INTERVIEW Alex Honnold – Free Solo durch große Wände<br />

ALPINISMUS Kalymnos – kleines Paradies für Kletterer<br />

Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> erscheint am 18. Oktober 2014<br />

SERVICE<br />

Der große Ausrüstungsberater<br />

für den Winter<br />

Der Kälte des<br />

Winters trotzt der<br />

Mensch seit jeher,<br />

indem er sich nach<br />

dem Zwiebelprinzip<br />

in zusätzliche Häute<br />

hüllt. Neben den<br />

ausgeklügelten Isolationsschichten<br />

zählt aber auch das Gewicht der<br />

Ausrüstung und – gerade im Winter<br />

– die Sicherheit auf Touren im<br />

verschneiten Gelände. Lesen Sie im<br />

nächsten Heft, was der Markt<br />

dazu an Innovationen bereithält.<br />

SERIE<br />

Was muss in den Rucksack?<br />

Mit Löchern in den Stiefeln kommt<br />

man am Mont Blanc nicht weit.<br />

Teil 6 der Serie »Von Null auf‘s<br />

Dach der Alpen« zeigt, was man<br />

braucht – und was entbehrlich ist.<br />

Fotos: Andreas Strauß, Campomalo / pixelio.de, Hersteller<br />

Jetzt schon aufs Weiterlesen freuen<br />

und den digitalen BERGSTEIGER entdecken!<br />

NEU: ePaper gratis<br />

zum Kennenlernen<br />

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Foto: Andreas Strauß


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Je spektakulärer der Plan, desto wichtiger die Qualität der Ausrüstung. 28 Top-Alpinisten wurden eingeladen,<br />

am Ago del Torrone das Equipment live zu prüfen. Fazit: Qualität und Funktionalität top. Selbst unter härtesten<br />

Bedingungen vereint das umfangreiche alpine Angebot von Mammut Sicherheit und maximalen Komfort.<br />

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