Bergsteiger Hüttenträume (Vorschau)
10 Ran ans Eisen! Die neuesten Klettersteige Oberstdorf: Fotografieren mit Zak D 5.90 € A 6.50 € CH 9.90 sFr I 7.50 € LU 6.50 € F 6.50 € 10 / Oktober Juli 2014 2013 | Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus Hüttenträume Die himmlischsten Wolkenhäuser für den Herbst IM TEST 12 isolierende Westen für Sie & Ihn PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ortlermassiv • Dolomiten • Berner Alpen • Stubaier Alpen Bayerische Schmankerl Genussvoll wandern im Allgäuer Wertachtal + über 60 Touren- tipps Psychologie: Wem vertrauen Sie am Berg? Stubaier Gipfelsturm Goldene Wege auf Habicht & Co. Südtirol Die besten Wanderungen rund um Messners Museen Aostatal Trekkingerlebnis auf der »Tour der Giganten« David Lama Gesäuse Stille Bergpfade vor erhabener Steinkulisse Vom Karakorum zurück in die Heimat
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- Seite 6: BERGBILDER Angeknipst Wie Glühbirn
- Seite 9 und 10: Im Herbst kann der Blick vom Sänti
- Seite 11 und 12: Sagenhafte Alpen Ein Prachtband als
- Seite 13 und 14: Fotos: ofp, Wurzrainer Fünf Fragen
- Seite 15 und 16: Berg-Fundstück Mit den Panoramen a
- Seite 17 und 18: Umwelt und Nachhaltigkeit Foto: Tho
- Seite 19 und 20: Jetzt 3 Ausgaben für nur € 11,90
- Seite 21 und 22: #OUTDOORPASSION WWW.HAGLOFS.COM EXP
- Seite 23 und 24: Sie bieten seit oft mehr als 100 Ja
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- Seite 27 und 28: »Wenn sich die Architektur nicht w
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- Seite 39 und 40: Ein Tag, der bleibt. Ist es nicht d
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- Seite 45 und 46: »Der Hager in Gschnitz und der Vil
- Seite 47 und 48: TOUREN Die schönsten Herbsttouren
- Seite 49 und 50: Der höchste Berg Sloweniens ist au
- Seite 51 und 52: Der erste der sieben Seen auf dem W
10<br />
Ran ans Eisen!<br />
Die neuesten Klettersteige<br />
Oberstdorf: Fotografieren mit Zak<br />
D 5.90 €<br />
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CH 9.90 sFr<br />
I 7.50 €<br />
LU 6.50 €<br />
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10 / Oktober Juli 2014 2013<br />
| Bergwandern | Klettersteige | Alpinismus<br />
<strong>Hüttenträume</strong><br />
Die himmlischsten Wolkenhäuser für den Herbst<br />
IM TEST<br />
12<br />
isolierende<br />
Westen für<br />
Sie & Ihn<br />
PLUS 12 Tourenkarten zum Mitnehmen: Ortlermassiv • Dolomiten • Berner Alpen • Stubaier Alpen<br />
Bayerische<br />
Schmankerl<br />
Genussvoll wandern<br />
im Allgäuer Wertachtal<br />
+ über<br />
60 Touren-<br />
tipps<br />
Psychologie:<br />
Wem vertrauen<br />
Sie am Berg?<br />
Stubaier<br />
Gipfelsturm<br />
Goldene Wege auf<br />
Habicht & Co.<br />
Südtirol<br />
Die besten Wanderungen<br />
rund um Messners Museen<br />
Aostatal<br />
Trekkingerlebnis auf der<br />
»Tour der Giganten«<br />
David Lama<br />
Gesäuse<br />
Stille Bergpfade vor<br />
erhabener Steinkulisse<br />
Vom Karakorum<br />
zurück in die Heimat
2 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14<br />
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EDITORIAL<br />
Hochh(in)aus<br />
am Nebelhorn:<br />
Fotoausstellung<br />
und zugleich<br />
Workshop beim<br />
»Oberstdorfer<br />
Fotogipfel«<br />
Foto: Heinz Zak<br />
Hütten<br />
und Hiebe<br />
Mit Fotograen verhält es sich ähnlich<br />
wie mit Texten. Sind sie gut, fesseln<br />
sie den Leser, beügeln die Phantasie.<br />
Emotion in Bergbilder zu bringen,<br />
ist gar nicht so einfach. Dazu passt ein Satz des <strong>Bergsteiger</strong>s und Meteorologen<br />
Charly Gabl, den er mir als Widmung in sein neues Buch »Bergwetter« geschrieben<br />
hat: »Ein Himmel ohne Wolken ist fad.« Insofern fügte es sich gut,<br />
dass sich beim Gipfelbiwak mit dem Kletterer und Bergfotografen Heinz Zak<br />
als Lehrmeister die Wolken dramatisch türmten und die Himmelsstimmungen<br />
im Minutentakt wechselten. Die Ergebnisse des Workshops können Sie auf den<br />
Seiten 102–105 begutachten. Und sich dabei auch ein paar Fototipps holen.<br />
Für Zaks Schüler (zu denen auch ich gehörte) war es übrigens äußerst angenehm,<br />
dass der Meister den Schlüssel zum Nebelhornhaus dabei hatte. Denn<br />
kurz vor Einbruch der Dunkelheit entlud sich ein Gewitter am Gipfel. Womit<br />
wir beim Titelthema wären: Berghütten. Sie sind auch 200 Jahre nach den<br />
Anfängen des Alpinismus noch Stützpunkt und Refugium für <strong>Bergsteiger</strong>.<br />
Die Ansprüche haben sich aber fundamental verändert. Zum einen erwarten<br />
Bergliebhaber heutzutage, dass Hütten umweltfreundlich betrieben werden.<br />
Zum anderen stellt der Klimawandel gerade die hoch gelegenen Häuser vor<br />
manchmal unlösbare Probleme – beispielsweise die Schwarzensteinhütte in<br />
Südtirol, der das Fundament wegrutscht. Und im Hintergrund tobt der Streit<br />
um moderne Architektur und Hightech versus Tradition. Wir verraten Ihnen<br />
zudem unsere persönlichen Lieblinge unter den Hütten (S. 22–31).<br />
Amicizia-Leitern<br />
Foto: Hauser-Bergführer Alexander Römer<br />
Klettersteige<br />
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Was fremden <strong>Bergsteiger</strong>n wie handfester Zwist vorkommt, ist in Slowenien<br />
eine Art Initiierungsritual. Am Triglav setzt es Peitschenhiebe. Was es damit auf<br />
sich hat, lesen Sie auf den Seiten 48–53. Viel Vergnügen dabei!<br />
Michael Ruhland, Chefredakteur<br />
hauser-exkursionen.de<br />
Hauser Exkursionen int. GmbH,<br />
Spiegelstraße 9, 81241 München
INHALT<br />
22<br />
<strong>Hüttenträume</strong><br />
Klimawandel und Komfortdenken<br />
sind für Hütten eine<br />
Zerreißprobe. Wie viel<br />
Hightech braucht es, und wo<br />
bleibt die Gemütlichkeit?<br />
32<br />
Bayerischer Herbst<br />
Unbekannte Gipfel und schmackhafte<br />
Regionalküche im Wertachtal genießen<br />
TITELTHEMA<br />
22 Das Los der Hütten<br />
Viele Alpenhütten bieten seit Jahr hunderten<br />
verlässlich Schutz. Gelingt ihnen auch der<br />
Spagat zwischen Tradition und Moderne?<br />
BERGSZENE<br />
12 Neues aus der Welt der Berge<br />
12 BERGSZENE Mehr Blockierungen:<br />
DAV gibt jährliche Unfallstatistik heraus<br />
17 UMWELT Mehr Tier-Attacken: Tirol emp-<br />
ehlt »Kuh-Knigge« für Almwanderer<br />
18 MEDIEN Mehr Stoff: Aktuelle Bücher, Filme,<br />
Apps und Webtipps zum Thema Berg<br />
82<br />
Du darfst!<br />
Um Verantwortung<br />
und Gruppendynamik<br />
geht’s in Teil 2<br />
der Psycho-Serie.<br />
AUF TOUR<br />
32 Schwäbische Schmankerl<br />
Herbsttouren in der Heimat des Käses:<br />
Die Allgäuer Alpen sind ein Hochgenuss für<br />
Wanderer – und ihre Gaumen.<br />
36 Kick aus der Natur<br />
Unser Autor Eugen E. Hüsler vermisst den<br />
Kontakt zum Fels – und sinniert über<br />
die Zukunft der Klettersteige. Ein Plädoyer<br />
4 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
44<br />
Stubaier Gipfelsturm<br />
Der Habicht ist ein stolzer 3000er, aber<br />
gar nicht so schwierig zu besteigen.<br />
68<br />
Leises Gesäuse<br />
Im Wanderparadies locken stille<br />
Bergpfade vor erhabener Kulisse<br />
12 TOURENKARTEN ZUM MITNEHMEN<br />
Sorgschrofen<br />
Wertacher Hörnle<br />
Saldurspitze<br />
Grieskogel<br />
Leitner Berg<br />
Rund um den Lohner<br />
Wörner<br />
Hocheppan-Burgenrunde<br />
Düsseldorfer Hütte<br />
Pisciadù-Klettersteig<br />
Via ferrata Cesco Tomaselli<br />
Via ferrata Gianni Costantini<br />
58<br />
92<br />
Westen<br />
testen<br />
Genau richtig<br />
für die Übergangszeit<br />
im<br />
kühlen Herbst:<br />
Wir haben die<br />
neuesten Isolationswesten<br />
getestet.<br />
36<br />
Ran ans Eisen<br />
Quo vadis, Klettersteig?<br />
Über den Kick an den Eisenwegen<br />
Cover: Beim Ramolhaus (Rainer Mirau/LOOK-foto); weitere Fotos: SAC, M. Kostner, M. Pröttel, E. Kren, A. Strauß (2), Archiv Arnold, Hersteller<br />
44 Die Beute des Habichts<br />
Seit jeher ein Sehnsuchtsziel: Nahezu<br />
ohne Schneekontakt gelangt man auf<br />
einen der höchsten Stubaier Gipfel.<br />
48 Pflicht für Patrioten<br />
Der Triglav prangt auf Sloweniens<br />
Wappen und Münzen. Muss man sich<br />
deshalb oben auspeitschen lassen?<br />
54 Mensch, Kunst, Eis<br />
Messners Museen, Teil 1: Tour und<br />
Kultur rund um Juval, Firmian und Sulden<br />
68 Am Rande der Zeit<br />
Im kleinen Johnsbach, im Herzen<br />
Österreichs, liegt ein Wanderparadies,<br />
das wie aus der Zeit gefallen scheint.<br />
Familien-TIPP<br />
72 Durchs Riesenreich<br />
Im Aostatal passiert man Monte Rosa,<br />
Matterhorn und Mont Blanc aus sicherer,<br />
aber ungemein aussichtsreicher Distanz.<br />
106 Serie: Aufs Dach der Alpen<br />
Irgendwann legt jeder Wanderer die<br />
Hände an den Fels. Für den ersten »Zweier«<br />
sollte man allerdings gerüstet sein.<br />
SERVICE<br />
88 Serie: Hersteller im Profil<br />
Zuletzt überraschte Salewa mit einem<br />
neuen Firmenlogo, doch der Wandel bei<br />
den Bozenern greift tiefer.<br />
92 Warm ums Herz<br />
Helferlein im Spätsommer: Neue Isolationswesten<br />
im großen BERGSTEIGER-Test<br />
100 Von den Socken<br />
Funktions-, Stütz-, Woll- oder Komfortsocken?<br />
Wir bringen Ordnung ins Chaos.<br />
EVENT<br />
78 Die Promi-Runde<br />
Peak to Creek: ein alpines Staffelrennen<br />
mit Sportstars von gestern und heute<br />
102 Wolke 7, Blende 8<br />
Mensch und Technik: Heinz Zaks Lehrstunde<br />
beim 2. Oberstdorfer Fotogipfel<br />
112 Klettern mit den Besten<br />
Am Fels mit den Davids: Gewinnen Sie<br />
einen Klettertag mit Lama und MacLeod<br />
114 Die Kunst des<br />
Kletterns: Bernd<br />
Arnold im Porträt<br />
Er ist »Mister Elbsandstein«:<br />
Niemand hat<br />
die Routen in<br />
den Felsen an<br />
der Elbe mehr<br />
geprägt als<br />
Bernd Arnold.<br />
Ein Besuch in<br />
der Wiege des<br />
Freikletterns.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Bergbilder 6<br />
TV-Programm 20<br />
Davids Depeschen 86<br />
Bergpredigt 120<br />
Briefe/Impressum 121<br />
<strong>Vorschau</strong> 122<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 5
BERGBILDER<br />
Angeknipst<br />
Wie Glühbirnen leuchten die Wollgrasbüschel im<br />
Licht der untergehenden Sonne an einem kleinen<br />
Schweizer Bergsee. Nicht mehr lange, dann werden<br />
auch ihre Lichter erlöschen.<br />
Sustenpass, Kanton Bern (Schweiz)<br />
Fotos: Bernd Römmelt<br />
6 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Abgewartet<br />
Drei Anläufe benötigte der Fotograf, um eine<br />
klare Nacht zu erwischen. Sein Zelt steht vor der<br />
unverkennbaren Silhouette des Matterhorns,<br />
darüber wölbt sich ein prächtiger Sternenhimmel.<br />
Riffelsee am Matterhorn, Kanton Wallis (Schweiz)<br />
8 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Im Herbst kann der Blick<br />
vom Säntis weit über hundert<br />
Kilometer reichen.<br />
Wie die Tundra Alaskas:<br />
herbstliche Heidelbeerbüsche<br />
am Gipfel des Hochkeil.
Aufgehoben<br />
Zum Greifen nah schieben sich die Bergketten<br />
ineinander, jede Distanz scheint aufgehoben. Dabei<br />
reicht der Blick vom Säntis bis zur Zimba, die bereits<br />
zum Rätikon im österreichischen Vorarlberg gehört.<br />
Blick vom Säntis (2501 m), Kanton Appenzell (Schweiz)<br />
10 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Sagenhafte Alpen<br />
Ein Prachtband als Ergebnis einer<br />
entbehrungsreichen Suche nach den<br />
winterlichen Sagen der Alpen.<br />
Mehr als zehn Jahre<br />
lang tüftelte Bernd<br />
Römmelt an seinem<br />
Buchprojekt »Sagenhafte<br />
Alpen«. Um die<br />
Alpen so wild und<br />
mystisch wie die Natur<br />
Kanadas oder Alaskas<br />
erscheinen zu lassen, arbeitete Römmelt<br />
nur mit dem besten, dem »wildesten« Licht.<br />
Rare Lichtstimmungen und unerklärliche<br />
Naturphänomene sind auch der Ursprung<br />
vieler uralter Bräuche in den Bergen. Römmelt<br />
hat sich in seinem Bildband intensiv<br />
mit dem Winterbrauchtum in den Alpen<br />
beschäftigt – was gar nicht so einfach war.<br />
Denn viele der Bräuche sind geheim, einige<br />
gar nicht überliefert, andere nden nur<br />
alle vier oder gar fünf Jahre statt. Auf der<br />
Suche nach ihnen entstand eine Mischung<br />
aus wilder Natur und<br />
»vogelwilder« Kultur.<br />
Bernd Römmelt:<br />
»Sagenhafte Alpen«<br />
224 Seiten, Knesebeck<br />
Verlag, München 2014,<br />
39,95 Euro<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 11
<strong>Bergsteiger</strong><br />
10/14 BERGSZENE<br />
Hubschrauber im<br />
Wetterstein:<br />
Allein zum Jubiläumsgrat<br />
zwischen<br />
Zug- und Alpspitze<br />
flog die Bergwacht<br />
2013 30 Mal.<br />
Viele Unfälle sind vermeidbar<br />
DAV PRÄSENTIERT SEINE BERGUNFALLSTATISTIK<br />
Foto: Thomas Ebert<br />
Mehr Unfälle als im Vorjahr verzeichnet der Deutsche Alpenverein<br />
in seiner Bergunfallstatistik 2013, die im August präsentiert wurde.<br />
Erfasst wurden nur die Schadensmeldungen der etwa 1 Mio. DAV-<br />
Mitglieder. Diesen 876 Meldungen stehen allein 8360 Einsätze der Bergwacht<br />
Bayern gegenüber. Als Trend der letzten Jahre konstatiert Florian<br />
Hellberg von der DAV-Sicherheitsforschung eine »Verzehnfachung der<br />
Klettersteignot«. An Klettersteigen wurden 2013 erstmals weniger Stürze<br />
als Blockierungen gemeldet, die fast immer Folge von Überforderung<br />
waren. Auffällig sei laut Hellberg zudem, dass die meisten Not- und Unfälle<br />
während der ersten 25 Tourentage auftreten. Die gesamte Statistik<br />
und weitere Statements nden Sie unter www.bergsteiger.de –te–<br />
Spaß trotz Regen beim Wanderevent: Wer einen<br />
Goldschatz findet, dem ist das Wetter wurscht.<br />
Aus Chile in die<br />
Hohen Tauern<br />
An alles hatten die Organisatoren gedacht:<br />
Kinderprogramm, Streckenposten, Verpfl egungszelte,<br />
riesige Pokale – nur das Wetter ließ sich<br />
nicht planen. Egal, denn für die zwölf Wanderund<br />
Laufevents beim 3. Hohe Tauern Wandermarathon<br />
nahm mancher der 150 Teilnehmer<br />
sogar die Anreise aus Chile in Kauf. Eine Dame<br />
aus Russland versprach gar ihr Wiederkommen<br />
im nächsten Jahr. Dann, so hoffte nicht nur<br />
Organisatorin Renate Hörbiger, bei strahlendem<br />
Sonnenschein.<br />
–te–<br />
Foto: Thomas Ebert<br />
Foto: www.glowacz.de<br />
2013 2012<br />
Unfälle & Notfälle 876 770<br />
Tödliche Unfälle 35 23<br />
Wandern 220 226<br />
Bergsteigen (inkl. Hochtouren, Klettersteige) 98 107<br />
Klettern 130 106<br />
MTB 24 25<br />
Skitourengehen 107 71<br />
Piste, Variante, Langlauf, Snowboard 275 206<br />
Sonstiges / unbekannt 22 29<br />
Zitat des Monats<br />
»Der Reiz, das Risiko auf<br />
ein Minimum zu reduzieren<br />
– darin liegt die wahre Kunst<br />
des Bergsteigens. Man<br />
muss im richtigen Moment die richtigen<br />
Entscheidungen treffen.«<br />
Stefan Glowacz, 49, Kletterer und Abenteurer, bei seinem Vortrag in München<br />
12 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Fotos: ofp, Wurzrainer<br />
Fünf Fragen an …<br />
Toni Wurzrainer<br />
hat den Bau<br />
eines knapp<br />
30 Meter hohen,<br />
begehbaren<br />
Gipfelkreuzes<br />
über dem Pillerseetal<br />
veranlasst.<br />
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… den Jakobskreuz-Initiator<br />
Ein Gebäude in Form eines Gipfelkreuzes – wie kommt man<br />
auf eine solche Idee?<br />
Ich war 2001 auf dem Jakobsweg nach Santiago unterwegs.<br />
Dort angekommen, wollte ich aus Dankbarkeit für dieses schöne<br />
Erlebnis irgendetwas machen. Angeregt von den Gipfelkreuzen<br />
auf unseren Bergen skizzierte ich ein begehbares, vierarmiges Kreuz<br />
in mein Tagebuch, aus dem nun das Jakobskreuz geworden ist.<br />
Muss man zum Jakobskreuz weit pilgern?<br />
Je nachdem, welche Aufstiegsart man wählt: Man kommt mit<br />
dem Sessellift, mit dem Mountainbike oder zu Fuß hoch auf<br />
die 1456 Meter hohe Buchensteinwand. Wer wandert, braucht für<br />
den kürzesten Weg aus dem Tal eine gute Stunde.<br />
Gegner haben das Projekt in der Bauphase als »Monster«<br />
bezeichnet. Konnten Sie sie mit dem Ergebnis nun umstimmen?<br />
Man hört jetzt eigentlich gar nichts Negatives mehr über das<br />
Jakobskreuz. Es fügt sich sehr harmonisch in die Landschaft ein.<br />
Ich denke, die Leute hatten zuvor einfach keine Vorstellung davon,<br />
wie ein 30 Meter hohes Kreuz auf einem Gipfel wirkt.<br />
Was unterscheidet das begehbare Jakobskreuz von dem<br />
alpinen Wettrüsten, wie es andere Gemeinden mit Flying Fox,<br />
Sommerrodelbahnen und ähnlichem betreiben?<br />
Beim Wettrüsten wollen wir nicht mitspielen. Wir sehen das Kreuz<br />
eher als Kraftplatz, als ein Ort der Besinnung und inneren Einkehr.<br />
Im Inneren sollen Lesungen, Seminare, Ausstellungen und Vorträge<br />
stattfi nden. Der Ort ist für Leute gedacht, die Ruhe und Einsamkeit<br />
suchen.<br />
Widerspricht eine Attraktion wie das begehbare Kreuz dieser<br />
Idee der Ruhe und Einsamkeit nicht eher?<br />
Da müssen wir sehr aufpassen. Die Bergbahn hat keine übermäßig<br />
großen Kapazitäten, es gibt auch keine Gastronomie im Kreuz,<br />
obwohl das sicher rentabel wäre. Der Eintritt ins Gipfelkreuz ist auf<br />
100 Personen limitiert. Aber natürlich zählt für uns auch der<br />
wirtschaftliche Aspekt, um damit die Bergbahn samt Arbeitsplätzen<br />
zu erhalten.<br />
Interview: Dagmar Steigenberger<br />
Hohe Berge. Starke Stadt<br />
STADT ERLEBEN. LAND GENIESSEN.<br />
Für die Hauptstadt der Alpen kann man beides einpacken:<br />
High Heels und Wanderschuhe. Denn der pulsierende Lifestyle<br />
der City und die faszinierende Welt der Berge sind hier seit jeher<br />
engste Freunde. Das erlebt man nur in Innsbruck und seinen<br />
Feriendörfern.<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 13<br />
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<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 10/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Notizen<br />
Im Spotlight: Juliane<br />
Wurm räumte vor ausverkauftem<br />
Haus ab<br />
Termine zum Almabtrieb<br />
Im September und Oktober ziehen wieder allerorts<br />
die Viehkarawanen von den Almen in die<br />
Täler. Aufwändig geschmückt<br />
sind sie nur,<br />
wenn alle Tiere den<br />
Sommer auf der Alm<br />
unbeschadet überstanden<br />
haben. Unter<br />
www.bergsteiger.de<br />
gibt’s eine Übersicht<br />
über die Termine zu den<br />
Almabtrieben. –dst–<br />
Pierre Mazeaud wird 85<br />
Er ist das »contraire« zum Kniebundhosen-<br />
Klischee der 60er-Jahre: lässig, Gauloises in<br />
den Mundwinkeln, Sportwagen, Frauenschwarm.<br />
Später dann der elegante Herr im Anzug, Jurist,<br />
Politiker, Präsident des französischen Verfassungsgerichts.<br />
Als <strong>Bergsteiger</strong> eine lebende<br />
Legende: 1959 Erstbegehung an der Westlichen<br />
Zinne, 1961 mit Walter Bonatti am Frêneypfeiler,<br />
1978 Mt. Everest. Am 24. August wurde Mazeaud<br />
85 Jahre alt. Chapeau! –Uli Auffermann–<br />
IMS Bergfestival<br />
Der Kiku. International Mountain Summit hat<br />
zum sechsten Mal seinen Programm-Rucksack<br />
gepackt. Ab dem 16. Oktober stehen unter dem<br />
Jahresthema »Willenskraft« in Brixen/Südtirol<br />
<strong>Bergsteiger</strong>, Kletterer, Ärzte, Wissenschaftler,<br />
Touristiker, insgesamt über 60 Akteure auf der<br />
IMS Bühne. Der Ticketverkauf hat begonnen. –te–<br />
Alpentestival Garmisch<br />
Material testen, Natur erleben, Freunde<br />
treffen: Das 3. AlpenTestival vom 1. bis zum 3.<br />
August lockte mit 750 so viele Besucher wie<br />
noch nie nach Garmisch. Das Zeltdorf musste<br />
gar aufgestockt werden. Mit Alpspitzferrata,<br />
Hausberg-Olympia-Trail, Sonnenaufgangswanderung,<br />
Kräuterwanderung und Flying Fox war<br />
für jeden etwas dabei.<br />
–te–<br />
alpinmesse Innsbruck 2014<br />
Das Programm der alpinmesse 2014 steht:<br />
Simone Moro, ein Freeride Camp, 160 Her- und<br />
Aussteller, der BlocAlpin Bouldercup und 13<br />
Workshops (u.a. ein Tierspurenkurs) kommen<br />
am 15. und 16. November nach Tirol. –te–<br />
Foto: pixelio.de / Kurt<br />
Foto: DAV / Marco Kost; Elias Holzknecht/IFSC<br />
Schon wieder Weltmeister<br />
JULIANE WURM GEWINNT BEI DER BOULDER-WM IN MÜNCHEN<br />
Bis zuletzt war es ein spannendes Kopf-an-Kopf Rennen bei der Boulder-<br />
Weltmeisterschaft 2014 im Münchner Olympiastadion. Vor mehr als 5000<br />
Zuschauern gaben die besten Boulderer der Welt drei Tage lang alles, um den<br />
Weltmeistertitel mit nach Hause nehmen zu dürfen. Am Ende zog Juliane<br />
Wurm vom DAV Wuppertal ganz knapp an ihrer schärfsten Konkurrentin, der<br />
Amerikanerin Alex Puccio vorbei und sicherte sich damit die Spitzenposition.<br />
Zum allerersten Mal geht damit der Weltmeistertitel nach Deutschland.<br />
Weltcup-Gesamtsieger Jan Hojer aus Frankfurt holte sich Bronze hinter dem<br />
Tschechen Adam Ondra und Jernej Kruder aus Slowenien. Die Münchner<br />
Lokalmatadorin Monika Retschy schaffte es um Haaresbreite nicht ins Halbnale,<br />
freute sich aber dennoch über einen siebten Platz.<br />
–vhi–<br />
Das andere Berglexikon<br />
»Was Sie schon immer über die Welt der Berge wissen wollten…«<br />
Ewie Egon<br />
Kennen Sie Egon? Nein? Ist auch besser so. Denn wenn<br />
Sie ihm beim Klettern begegnen, besser, wenn er Sie trifft,<br />
hat der Spaß im Fels ein jähes Ende. Egon steht nämlich in<br />
diesem Zusammenhang für Steinschlag und gilt als unverwechselbares<br />
<strong>Bergsteiger</strong>-Warnsignal. Der Ausruf »Egon!« hatte sich<br />
zu Zeiten der Bergvagabunden à la<br />
Heckmair und Ertl in die Zunftsprache<br />
der Alpinisten eingebürgert. Wenn<br />
es laut »Egon« durch die Wände hallte,<br />
war mit Sicherheit keine männliche<br />
Person, sondern die Warnung,<br />
dass Steine fl iegen, gemeint. Und<br />
dann hoffte man, dass kein »Egon«<br />
die »Egonbirne« (den Kopf) traf.<br />
–Uli Auffermann–<br />
Foto: Archiv Heckmair-Auffermann<br />
14 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Berg-Fundstück<br />
Mit den Panoramen auf<br />
Holzklötzen hat man mitsamt Brett<br />
vorm Kopf eine fabelhafte Aussicht.<br />
Bergsauger Panorama, 60 x 12 x 8 cm, www.bergsauger.de, Preis: 99,99 Euro<br />
TAG DES BERGES<br />
26. Oktober 2014<br />
NEU<br />
Kloster Andechs/Florian Stadl<br />
Foto: AlpNet<br />
Ausgezeichneter Tourismus<br />
5 Finalisten beim Tourismuspreis. 30 Projekte zu digitalen Marketingkampagnen<br />
im Alpentourismus haben sich für den theALPS Award 2014 beworben. Der Preisträger<br />
des Awards, der von AlpNet, dem Verein zur Förderung des Alpentourismus<br />
vergeben wird, wird am 16. September in Arosa bekanntgegeben. Gekürt werden<br />
herausragende touristische Marktleistungen im Alpenraum. Zu den diesjährigen<br />
Finalisten gehören ein Smartphone-basiertes Outdoor-Abenteuer auf der Grande<br />
Traversée des Alpes, der Ferienshop von Davos Klosters, das Hüttenbuchungstool<br />
der Peter-Habeler-Runde im Zillertal, ein Livechat-System für Alpendestinationen und ein digitales<br />
Reisetagebuch für das Val Sugana.<br />
–te–<br />
Vorträge von Stefan Glowacz<br />
und Bruno Baumann!<br />
... Reisevorträge, Beratung zu<br />
Ausrüstung und Bekleidung<br />
sowie allen Berg- und Bikereisen.<br />
KATALOG 2015<br />
Über 100 Top-Reisen weltweit,<br />
Exemplar gleich anfordern.<br />
Foto:Thomas Plettenberg<br />
Bergauf, Film ab!<br />
BERGFILM-FESTIVAL TEGERNSEE UND EUROPEAN OUTDOOR FILM TOUR<br />
Der Blick auf den Tegernsee mit Wallberg und Fockenstein im goldgelben Licht ist längst<br />
nicht alles, was die Region südlich von München im Herbst zu bieten hat. Spektakulär sind<br />
auch die Bilder, die beim 12. Berglm-Festival in Tegernsee von 22. bis 26. Oktober über<br />
die Leinwände der sechs Vorführsäle immern. Etwa 100 Filme aus der ganzen Welt treten<br />
dann zum Wettbewerb um den Großen Preis der Stadt Tegernsee an. Informationen zu<br />
den Filmen und zum Rahmenprogramm mit einer Ausstellung und Wanderungen stehen<br />
unter www.berglm-festival-tegernsee.de. Kurz zuvor, am 11. Oktober, tritt außerdem<br />
die European Outdoor Film Tour zum 14. Mal ihre Reise durch Europa an. Alle Termine zur<br />
Show mit hochkarätigen Kurzlmen aus der Outdoor-Szene unter www.eoft.eu. –dst–<br />
Programm/Tickets/Katalog:<br />
info@top-mountain-tours.de<br />
www.top-mountain-tours.de<br />
Telefon +49 (0)8151 4441914<br />
Premium-Reisen<br />
zu den Bergen der Welt
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 10/14 AKTUELL<br />
BERGSZENE<br />
Bergtag im Seenland<br />
4. TAG DES BERGES IM KLOSTER ANDECHS<br />
Schweizer Skitourenfest<br />
Sicher durch den Winter. Gemeinsam mit dem<br />
Schweizer Bergsportausrüster Mammut veranstaltet<br />
der BERGSTEIGER dieses Jahr ein Skitourencamp<br />
im Schweizer Averstal. Vom 15. bis 18. Januar<br />
2015 wird in drei verschiedenen Stärkeklassen<br />
(gemütlich, fortgeschritten, anspruchsvoll) die<br />
Kunst des Skitourengehens erlernt und vertieft.<br />
Das schneesichere Hochtal in Graubünden<br />
bietet Gipfelziele abseits des Pistenrummels, wie<br />
Wengahorn (2849 m), Piz Surparé (3078 m),<br />
Bödagrat (2952 m), Tscheisch Horn (3019 m).<br />
Für die Sicherheit auf Tour sorgen die Bergführer<br />
der Mammut Alpine School. Mit Technikkursen,<br />
Lawinenkunde und Materialtests werden die<br />
dreieinhalb Tage in Juppa wie im Flug vergehen.<br />
Anmeldung und Infos ab sofort unter<br />
www.alpineschool.mammut.ch oder Tel. 00 49/<br />
(0) 83 34/3 62 03 62 –te–<br />
Foto: Peter Mathis<br />
Im Fünfseenland südlich von München ndet heuer der 4. Tag des Berges<br />
des Bergreisespezialisten Top Mountain Tours statt. Der Florian-Stadl im<br />
Kloster Andechs am Ammersee ist das »Basislager« für die hochkarätigen<br />
Bergausüge: Günter Härter präsentiert »Top-Skitouren weltweit«, Reinhold<br />
Rühl zeigt seinen neuen Film »Manaslu open«. Es folgen Vorträge zu<br />
Besteigungen von Damavand (Iran), Kazbek<br />
(Georgien), Putha Hiunchuli (Nepal), ein Expertentalk<br />
zu Bergausrüstung, Wetterkunde von<br />
Dr. Karl Gabl sowie der neue Vortrag »Himalaya,<br />
Königreiche zwischen Himmel und Erde« von<br />
Bruno Baumann.<br />
Highlight des Bergtages am 26. Oktober ist<br />
Stefan Glowacz’ Vortrag »Auf bruch ins<br />
Abenteuer«. Tickets gibt es ab 15 Euro unter<br />
www.top-mountain-tours.de/tagdesberges –te–<br />
Neues aus Nepal<br />
Erstbesteigung der Thamserku SW-Wand – Straße nach Lukla geplant<br />
Tausende von Nepal-Trekkern haben die Wand schon mit eigenen Augen aus dem<br />
Khumbu-Tal bewundert – nun ist den Russen Alexander Gukov und Alex Lochinsky<br />
mit der Route »Shy Girl« die Erstbesteigung der Südwestwand des Thamserku<br />
(6623 m) über dem Khumbutal gelungen. In Zukunft könnte sich der Andrang<br />
im Tal unter der prominenten Wand noch erhöhen: Das nepalesische Tourismusministerium<br />
erwägt den Bau einer Straße in die Everestregion. Endpunkt soll<br />
Surkhe sein, das etwa zwei Fußstunden von Lukla entfernt liegt. Bisher wird das<br />
Khumbutal fast ausschließlich über den Flughafen Lukla erreicht. –te–<br />
Foto: Top Mountain Tours<br />
+++ OUTDOOR-NEWS +++<br />
+++ Die neue Marke<br />
99percent hat es<br />
sich zum Ziel gesetzt,<br />
maximale Funktion mit<br />
einem Preisniveau zu<br />
verbinden, das für Jedermann<br />
erschwinglich<br />
ist. Trotz bester Materialien,<br />
höchster Verarbeitungsqualität<br />
und Fairwear-zertifi zierter<br />
Produktion soll keine der Jacken mehr<br />
als 200 Euro kosten. Was nur möglich ist,<br />
weil auf eine eigene Vertriebsmannschaft,<br />
den Zwischenhandel sowie auf klassische<br />
Werbung verzichtet wird. Infos unter<br />
www.99-percent.de +++<br />
+++ Ein runder Geburtstag<br />
in diesem Jahr gibt mehreren<br />
Firmen aus der Bergsport-<br />
Branche Anlass zum Feiern: Zu seinem<br />
Zehnten radelte das Team von Maloja<br />
vom gleichnamigen Dorf im Engadin bis<br />
zum Firmensitz im bayerischen Rimsting.<br />
Vaude beging die 40 ganz still, und<br />
Haglöfs präsentiert zum 100. Jubiläum<br />
den neuen Retro-Rucksack N:o 1. +++<br />
+++ Mit Nano-Air bringt Patagonia<br />
zum Herbst ein neues Konzept synthetischer<br />
Isolierung auf den Markt. Die<br />
Materialkombination vereint die Vorzüge<br />
von Fleece, Softshell und Synthetikfüllung<br />
mit einer FullRange-<br />
Isolierung, die nicht<br />
nur außergewöhnlich<br />
warm, sondern<br />
zudem elastisch<br />
und dampfdurchlässig<br />
ist. +++<br />
+++ Der bayerische LVS-Geräte- und<br />
Merino-Spezialist Ortovox ist seit Juli<br />
Mitglied der European Outdoor Group<br />
(EOG). Die im Jahr 2003 gegründete EOG<br />
ist ein Zusammenschluss der wichtigsten<br />
Unternehmen aus dem Bereich der Outdoorindustrie<br />
und tritt als internationale<br />
Vertretung der Branche auf. ++++++<br />
Fotos: Hersteller<br />
16 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Foto: Thomas Ebert; LK Tirol<br />
Kuh-Knigge für Wanderer<br />
TIROL REAGIERT AUF UNFÄLLE MIT TIEREN<br />
Aug‘ in Aug‘: Wer Hektik und<br />
Streichelversuche unterlässt, hat von<br />
Bergkühen nichts zu befürchten.<br />
Erlebnis<br />
Reisen<br />
Weltweit<br />
Natur + Kultur + Abenteuer<br />
Trekking<br />
Bergwandern<br />
<br />
Tiersafaris<br />
<br />
»Die Alm ist kein Streichelzoo« – so lautet eine neue Broschüre der Landwirtschaftskammer<br />
Tirol, herausgegeben in Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch und Holländisch.<br />
Der comicartige Folder wird an den Tiroler Seilbahnbetrieben verteilt und steht auch zum<br />
Download bereit. Die Broschüre informiert über den korrekten Umgang mit Weidevieh im<br />
Gebirge. Erste Regel sei, Distanz zu wahren und auf den Wegen zu bleiben. Wanderer sollten<br />
sich insbesondere von Kälbern fernhalten, um nicht den Schutzinstinkt der Mutterkühe<br />
zu wecken. Hunde gehören an die Leine – außer jedoch, ein Angriff ist unmittelbar absehbar,<br />
da sich der Besitzer sonst mit in Gefahr begibt.<br />
Ende Juli war eine 45-jährige Deutsche im Tiroler Pinnistal tödlich von Kühen verletzt worden,<br />
die zuvor ihren angeleinten Hund attackiert hatten. Am Watzmann wurde ein Wanderer<br />
von einem Steinbock attackiert,<br />
der es ebenfalls auf dessen Hund<br />
abgesehen hatte – der Deutsche<br />
wurde verletzt geborgen. Peter Kapelari,<br />
Leiter der Abteilung Hütten,<br />
beim Österreichischen Alpenverein,<br />
stellte aber klar: »Eine tatsächliche<br />
Trennung von Wanderern und<br />
Weidevieh ist wohl nirgends machbar<br />
und auch nicht sinnvoll – die<br />
Tiere sind ja keine Ungeheuer.« –te–<br />
Umwelt-Ticker<br />
+++ Am 10. August hat sich die Interessensgemeinschaft DIMB<br />
Bayerische Voralpen gegründet. Die IG vertritt die Anliegen<br />
aller Mountainbiker zwischen Walchensee und Tegernsee und<br />
beabsichtigt ein »respektvolles Miteinander« zwischen Wanderern<br />
und Radlern. +++ Nun ist auch juristisch klar, dass es keinen<br />
Baustopp am Sudelfeld geben wird. Die Beschwerde des DAV<br />
gegen den Ausbau des Skigebiets wurde Ende August abgewiesen,<br />
da das »öffentliche Interesse« am Skitourismus überwiege. +++<br />
Das Gemeindenetzwerk Allianz in den Alpen traf sich Ende Juli<br />
zu seiner Fachtagung in Tux im Zillertal. Die rund 300 Mitgliedergemeinden<br />
beschlossen, sich bei Besucherlenkung, energieeffi<br />
zientem Bauen und regionaler Wertschöpfung noch stärker<br />
auszutauschen. +++ Der Verein zum Schutz der Bergwelt e.V.<br />
kritisiert die von der EU geplante Alpenstrategie EUSALP.<br />
Sie diene nicht dem Schutz der Berge, sondern sehe die Alpen<br />
als »Batterie Europas« und sei nur wachstumsorientiert. Bis<br />
15. Oktober können alle EU-Bürger die EUSALP online beurteilen.<br />
<br />
individuell zu über<br />
500 Traumzielen<br />
<br />
<br />
www.at-reisen.de
<strong>Bergsteiger</strong><br />
12/11 AKTUELL<br />
10/14 BERGSZENE<br />
Medien<br />
BergBücher …<br />
Steve House, Scott Johnston<br />
»TRAINING FOR THE NEW ALPINISM«<br />
A Manual for the Climber as Athlete,<br />
464 Seiten, Vorwort von Mark Twight<br />
26 × 19 cm, Broschur, Patagonia Books,<br />
Ventura, Kalifornien 2014,<br />
35,00 US$<br />
Er wolle nicht der beste <strong>Bergsteiger</strong> der Welt werden, sondern<br />
so gut wie möglich, hat Steve House einmal sinngemäß gesagt.<br />
Wer dieses Motiv teilt, ist mit seiner Trainingsbibel für ernsthafte<br />
Alpinisten bestens beraten. Ziele denieren, Schwächen<br />
erkennen, Motivation aufbauen, Fehler minimieren, physisch<br />
wie mental stärker werden (und es bleiben): Training ist mehr als<br />
Knotenkunde und Gehschule, wie nicht nur die speziell für <strong>Bergsteiger</strong><br />
erstellten Übungspläne und Ernährungstabellen beweisen.<br />
Die großen Stärken des bisher nur auf englisch erschienenen<br />
Buches sind aber zweifellos der Einbezug der »mental tness«<br />
und die Gastbeiträge namhafter <strong>Bergsteiger</strong>, allen voran Voytek<br />
Kurtykas »Kunst des Leidens«. Ein Buch aus erster Hand. –te–<br />
Janina und Markus Meier<br />
»40 HÜTTENTOUREN –<br />
ZUGSPITZE UND UMGEBUNG«<br />
aus der Reihe Bruckmanns<br />
Hüttentouren, 168 Seiten, 11,5 ×<br />
17,5 cm, Bruckmann Verlag,<br />
München 2014, 12,99 €<br />
Bestes Essen und eine<br />
phänomenale Aussicht:<br />
Nach diesen Kriterien haben<br />
Janina und Markus Meier<br />
40 Hütten rund um die Zugspitze<br />
ausgewählt, deren<br />
Anstiege nicht allzu schwierig<br />
und meistens gut mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zu<br />
erreichen sind. Zu jeder Hütte<br />
gibt‘s außerdem mindestens<br />
eine Gipfeltour. –dst–<br />
Stephen E. Schmid,<br />
Peter Reichenbach (Hrsg.)<br />
»DIE PHILOSOPHIE DES KLETTERNS«<br />
224 Seiten, Hardcover<br />
mit Lesebändchen,<br />
Mairisch Verlag, Hamburg 2014,<br />
19,90 €<br />
Ist Free-Solo-Klettern moralisch<br />
vertretbar? Wieso klettern<br />
Menschen überhaupt? Und<br />
was bedeutet eigentlich Ethik?<br />
Statt bloßen Antworten liefert<br />
dieses Buch etwas viel Wichtigeres.<br />
Denn genauso wie am<br />
Fels geht es in der Philosophie<br />
nicht um Wahrheiten oder<br />
Gültigkeiten, sondern um:<br />
neue Perspektiven. Lassen Sie<br />
sich die Augen öffnen. –dp–<br />
BergApp …<br />
BergFilm …<br />
BergWeb …<br />
Foto: Renan Ozturk<br />
»BLIPCARD«<br />
Wofür? Für ungeduldige Romantiker. Liefert<br />
analoge Grüße in digitaler Geschwindigkeit<br />
Wie? Foto schießen, Text schreiben, abschicken.<br />
Die Postkarte wird in Deutschland gedruckt und ist<br />
am nächsten Tag beim Empfänger.<br />
Warum? Klar, handgeschrieben ist noch schöner.<br />
Aber bis die Karten aus Nepal zuhause ankommen,<br />
ist man oft selbst schon wieder im Lande.<br />
Wieviel? Für iOS; 0,99 EUR pro Karte –te–<br />
»EL SENDERO LUMINOSO«<br />
Mit perfekter Vorbereitung, höchster<br />
Konzentration und vollstem Vertrauen<br />
in die eigenen Fähigkeiten hat Alex Honnold<br />
im Januar 2014 die Route »El Sendero<br />
Luminoso« in Mexiko in Angriff genommen,<br />
eine 762 Meter hohe Felswand<br />
aus kompaktem Kalk. Der Film läuft<br />
im Rahmen der European Outdoor Film<br />
Tour, die ab 11. Oktober zum 14. Mal<br />
durch Europa tourt: www.eoft.eu –sz–<br />
Von: Renan Ozturk/Camp 4 Collective<br />
Mit: Alex Honnold, Cedar Wright<br />
Aus: USA<br />
www.alpenverein.de/huettensuche<br />
Bergfexe kennen das: Einmal im Jahr<br />
kommen die alpin unbedarften Bekanntschaften<br />
angekrochen. »Wir wollen auf so<br />
eine Hütte in den Bergen.« Bewirtschaftet<br />
soll sie sein. Duschen muss sie haben,<br />
Zimmer sowieso. »Lecker« schmecken soll<br />
es auf der Hütte, die aber (Höhenkrankheit!)<br />
nicht über der Waldgrenze liegen<br />
darf. »Und wir zahlen mit EC-Karte.<br />
Kennste da wat?« Diese Fragen (und mehr)<br />
beantwortet die rundum erneuerte<br />
DAV-Hüttensuche. Und wer keine<br />
Blipcards (siehe links) haben will, lässt<br />
den Haken bei »WLAN« einfach weg. –te–<br />
18 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
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* nur im Inland<br />
** Ab Ausgabe 07/2010<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
Buch »Bergparadiese«<br />
Einzigartiger Prachtbildband<br />
über sämtliche Nationalparks<br />
der Alpen – mit Aufnahmen<br />
von Spitzenfotograf Bernd<br />
Ritschel sowie Texten und<br />
Tourentipps von Eugen E.<br />
Hüsler.<br />
Bruckmann Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
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TV-Programm September / Oktober 2014<br />
13.9. | 12.20 | S: Disc. Channel<br />
Naturwunder der Erde<br />
Grand Canyon<br />
Dauer: 50 Min.<br />
14.9. | 16.15 | BR<br />
Fernweh<br />
Osterinsel<br />
Dauer: 30 Min.<br />
14.9. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
15.9. | 14.00 | 3sat<br />
Fernweh – In den Alpen<br />
Von Berchtesgaden<br />
zum Großglockner<br />
Dauer: 45 Min.<br />
17.9. | 15.15 | HR<br />
Abenteuer Erde<br />
Himalaya<br />
Dauer: 45 Min.<br />
J17.9. | 21.15 | Servus TV<br />
Bergwelten Spezial<br />
Der Grenzgänger –<br />
Reinhold Messner<br />
Dauer: 50 Min.<br />
18.9. | 17.15 | DMAX<br />
Ausgesetzt in der Wildnis<br />
Allein in Fels und Eis<br />
Dauer: 60 Min.<br />
19.9. | 11.30 | N 3<br />
Der Fjord in den Bergen<br />
Ein Jahr am Vilsalpsee<br />
Dauer: 45 Min.<br />
AH<br />
19.9. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
Ötscher – Majestät im Osten<br />
Dauer: 50 Min.<br />
19.9. | 21.15 | Servus TV<br />
Retroalpin<br />
Der leuchtende Berg<br />
Dauer: 50 Min.<br />
22.9. | 14.05 | 3sat<br />
Fernweh – In den Alpen<br />
Von Kärnten über Italien<br />
nach Maribor<br />
Dauer: 45 Min.<br />
23.9. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Europas hoher Norden:<br />
Island – Reich der Vulkane<br />
Dauer: 42 Min.<br />
25.9. | 13.55 | 3sat<br />
Genpool der Alpen –<br />
Alpenzoo Innsbruck<br />
Dokureihe<br />
Dauer: 50 Min.<br />
J25.9. | 15.15 | N 3<br />
Die letzten Bergbauern …<br />
… der Karpaten<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.9. | 14.30 | 3sat<br />
Verborgene Riesen der Meere<br />
Seeberge im<br />
Atlantischen Ozean<br />
Dauer: 45 Min.<br />
26.9. | 19.30 | Arte<br />
Geheimnisse Asiens – AH<br />
Die schönsten Nationalparks<br />
Chinas wilde Berge<br />
Dauer: 43 Min.<br />
26.9. | 20.15 | Servus TV<br />
Bergwelten<br />
7 Tage im September<br />
Dauer: 50 Min.<br />
26.9. | 20.15 | HR<br />
Paradiese – Urlaub in<br />
europäischen Naturparks<br />
Dauer: 45 Min.<br />
27.9. | 12.30 | ORF 2<br />
Reisezeit – Traumhafte Ziele<br />
Piemont<br />
Dauer: 30 Min.<br />
27.9. | 17.00 | SWR<br />
Meine Traumreise<br />
nach Neuseeland<br />
Leben wie die Maori<br />
Dauer: 30 Min.<br />
27.9. | 19.00 | BR<br />
natur exclusiv<br />
Europas wilder Osten:<br />
Der Nationalpark Slitere<br />
in Lettland<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.9. | 7.50 | WDR<br />
Stratmann wandert<br />
Von der Ville ins<br />
Bergische Land<br />
Dauer: 30 Min.<br />
28.9. | 14.15 | Servus TV<br />
Naturparadies<br />
Wildnis Australiens<br />
Dokureihe<br />
Dauer: 28 Min.<br />
28.9. | 15.15 | N24<br />
Amerika – Wildes Land<br />
Berge<br />
Dokureihe<br />
Dauer: 39 Min.<br />
J28.9. | 19.00 | BR<br />
Unter unserem Himmel<br />
In der Hochsteiermark –<br />
vom Erzgebirge ins Gesäuse<br />
Dauer: 45 Min.<br />
28.9. | 21.15 | BR<br />
Bergauf-Bergab<br />
Das Magazin für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Dauer: 30 Min.<br />
29.9. | 14.50 | 3sat<br />
Meine Traumreise auf AH<br />
den Kilimandscharo<br />
Höllentrip durchs Paradies<br />
Dauer: 30 Min.<br />
30.9. | 15.45 | 3sat<br />
Ballontrekking im Allgäu –<br />
Himmel auf Erden<br />
Dauer: 30 Min.<br />
1.10. | 21.00 | alpha<br />
Reisewege Schottland:<br />
In den Lowlands<br />
Reportagereihe<br />
Dauer: 45 Min.<br />
2.10. | 14.50 | 3sat<br />
Die Alpen von oben<br />
Von Salzburg zum Königssee<br />
Dauer: 45 Min.<br />
2.10. | 19.15 | Servus TV<br />
Auf Entdeckungsreise –<br />
durch Europa<br />
Europas Hoher Norden<br />
Westschweden und Vänersee<br />
Dauer: 42 Min.<br />
3.10. | 18.00 | HR<br />
Urwald, Steppe,<br />
Felsenmeer –<br />
Naturschätze in Hessen<br />
Dauer: 90 Min.<br />
3.10. | 18.00 | BR<br />
Gipfeltreffen<br />
Werner Schmidbauer<br />
trifft Claudia Roth<br />
Dauer: 45 Min.<br />
4.10. | 10.05 | Arte<br />
Planet Gletscher<br />
Alpen: Gletscher<br />
unter Aufsicht<br />
Dauer: 43 Min.<br />
4.10. | 14.15 | Phoenix<br />
Auf dem Dach Europas AH<br />
Im Bann der Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.10. | 20.15 | Phoenix<br />
Drama am Gipfel<br />
Dokumentation<br />
Dauer: 45 Min.<br />
5.10. | 23.10 | alpha<br />
Fernweh –<br />
Die Reisereportage<br />
Kilimandscharo – Wilde Tiere,<br />
ein tropischer Regenwald<br />
und ewiges Eis<br />
Dauer: 25 Min.<br />
6.10. | 7.05 | 3sat<br />
„Der Berg schläft nie” –<br />
Naturpark Dobratsch<br />
Reportagereihe<br />
Dauer: 25 Min.<br />
J8.10. | 15.15 | N 3<br />
Reisen in ferne Welten<br />
Kanada – Albertas<br />
schönste Nationalparks<br />
Dauer: 45 Min.<br />
10.10. | 15.35 | 3sat<br />
Australiens Nationalparks<br />
Die australischen Alpen<br />
Dauer: 45 Min.<br />
Das tagesaktuelle<br />
TV-Programm finden Sie<br />
auf bergsteiger.de<br />
20 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
#OUTDOORPASSION<br />
WWW.HAGLOFS.COM<br />
EXPERIENCE WHY<br />
LESS IS MORE<br />
HAGLÖFS L.I.M SERIES
TITELTHEMA<br />
Das Los<br />
der Hütten<br />
Wie viel Hightech braucht es,<br />
und wo bleibt die Gemütlichkeit?<br />
Futuristische Architektur, aber<br />
ausgesprochen familienfreundlich:<br />
die Capanna Corno Gries<br />
(2338 m) in den Tessiner Alpen
Sie bieten seit oft mehr als 100 Jahren<br />
Schutz. Als Stützpunkt ermöglichen sie der<br />
Großzahl der <strong>Bergsteiger</strong> und Wanderer,<br />
die Gipfel der Alpen zu erklimmen. Doch<br />
gerade das größere Umweltbewusstsein und<br />
der Klimawandel stellen die Berghütten<br />
vor gewaltige Herausforderungen. Autorin<br />
Sandra Zistl hat sich auf die Suche nach<br />
den Antworten gemacht.<br />
Monte Rosa Hütte Alarm« steht<br />
im Betreff der Mail. Eine davon<br />
hat der Hüttenwart in<br />
seinem Postfach, eine Michael<br />
Benz, der an der ETH Zürich<br />
am Institut für Dynamische Systeme<br />
und Regelungstechnik arbeitet. Das Gebäudemanagementsystem<br />
der Schutzhütte auf<br />
2883 Metern hat sie verschickt. Maximal 30<br />
mal pro Woche tut es das. Der Grund diesmal:<br />
»BHKW Störung«. Das Blockheizkraftwerk<br />
ist nicht automatisch gestartet. Benz<br />
liest die Mail zu statistischen Zwecken, der<br />
Wirt muss nachsehen, was los ist.<br />
Wenn bei Gottfried Leitgeb oder Anna<br />
Pirpamer die Technik nicht funktioniert,<br />
bekommen sie keine Mail. Die Wirtin des<br />
Brandenburger Hauses (3277 m), der am<br />
höchsten gelegenen DAV-Hütte, und der<br />
Wirt der Rieserfernerhütte des Alpenvereins<br />
Südtirol stellen das bei ihren täglichen<br />
Kontrollgängen fest. »Man muss ein<br />
guter Handwerker sein«, sagt auch Winfried<br />
Studer, der die Neue Prager Hütte bewirtschaftet.<br />
Die drei stehen beispielhaft<br />
für etwa 99 Prozent der Hüttenwirte in<br />
den Alpen. Die Monte-Rosa-Hütte ist die<br />
Ausnahme.<br />
Wie viel Hightech ist auf Berghütten notwendig?<br />
Eine Grundsatzfrage, um die<br />
gerne gestritten wird. Wer hat Recht? Diejenigen,<br />
die sagen, es brauche technische<br />
Neuerungen, um die Natur zu schützen?<br />
Oder jene, die dadurch die Gemütlichkeit<br />
zu Grabe getragen sehen? Und wie viel<br />
Komfort braucht es eigentlich am Berg?<br />
Foto: Schweizer Alpen Club<br />
Exponiert und extrem gefordert<br />
Die auf den ersten Blick gegensätzlichen<br />
Beispiele aus dem Alltag von Hüttenwirten<br />
sind bei genauem Betrachten sehr anschauliche<br />
Beispiele dafür, dass das, was so unterschiedlich<br />
wirkt, im Grunde auf ähnlichen<br />
Technologien basiert. Denn wer Schutzhütten<br />
in den Bergen unterhält, muss sich im<br />
gesamten Alpenraum ähnlichen Herausforderungen<br />
stellen. An exponierten Standorten<br />
soll unter extremen Wetter- und Klimabedingungen<br />
gewährleistet sein, dass<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 23
Links oben: Riesiger Bergkristall: die Neue Monte-Rosa-Hütte Rechts oben: Vom Land Südtirol gekürt: die Neue Schwarzenstein-Hütte<br />
Unten: So ganz neu ist sie nicht mehr, die Neue Prager Hütte. Dafür frisch saniert. Seither ist es im Gastraum dank Kupferrohren angenehm warm.<br />
24 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
»Der Urzweck von Hütten ist ihre<br />
Schutzfunktion. Sie sollen einfache<br />
Gebirgsunterkünfte sein und bleiben.«<br />
Bruno Lüthi, Leiter Hütten-Marketing beim Schweizer Alpen-Club<br />
Fotos: DAV, Helmut Stifter/Angelika Bachmann ,Peter Mathis, OeAV, SAC/Archiv Hüttenalbum, Monika Svetlikova<br />
die Gäste in einer warmen Stube sitzen –<br />
bei Licht, gutem Essen und manchmal sogar<br />
frisch geduscht. Das gilt für die Monte-<br />
Rosa-Hütte ebenso wie für alle anderen.<br />
Die Hütten werden diesen Anforderungen<br />
oft nicht mehr gerecht. Sie waren unter<br />
anderen Vorzeichen errichtet worden: in<br />
Zeiten, in denen man die Sonnen- und<br />
Windenergie noch nicht zu nutzen wusste<br />
und ein Dieselaggregat anwarf, wenn der<br />
Strom aus Wasserkraft nicht ausreichte; in<br />
denen man das Abwasser auch einfach mal<br />
auf den Gletscher ausleitete, ohne damit einen<br />
Skandal in den Medien zu ernten; und<br />
in denen die <strong>Bergsteiger</strong> froh waren, wenn<br />
sie sich nach der Ankunft zwei Handvoll<br />
kaltes Wassers ins Gesicht werfen konnten<br />
und danach im Massenlager einen halben<br />
Meter Schlafplatz fanden.<br />
Wandel im Umweltbewusstsein<br />
Die Einstellung der <strong>Bergsteiger</strong> gegenüber<br />
den Alpen als schützenswertem Naturraum<br />
hat sich gewandelt. Dazu beigetragen hat<br />
auch das Umweltgütesiegel, das DAV, AVS<br />
und OEAV vergeben, und das Ver- und Entsorgung<br />
sowie den Betrieb von Hütten regelt.<br />
Die Wirte spüren die Auswirkungen.<br />
»Das Umweltbewusstsein hat zugenommen«,<br />
beobachten Charly Wehrle und Andy<br />
Kiechle von der Frederic-Simms-Hütte. Die<br />
beiden sind durch ihre vorherige Station bekannt<br />
geworden – die Reintalangerhütte<br />
auf dem Weg zur Zugspitze – und als zwei<br />
der Hauptkritiker der neuen Höllentalangerhütte<br />
(s. Kasten S. 26). »Wir werden oft<br />
nach unserer Energieversorgung gefragt,<br />
auch wo unser Wasser herkommt, wohin<br />
wir unsere Schläuche verlegen müssen und<br />
dergleichen«, erzählen sie. Und: »Die meisten<br />
Besucher haben Verständnis, dass es bei<br />
uns keine Duschen gibt.«<br />
Doch es sind nicht nur die Erwartungen der<br />
Gäste und der Anspruch, den Wirte und<br />
Alpenvereine an sich selbst stellen, ihre<br />
Hütten ressourcenschonend zu betreiben,<br />
die zum Handeln zwingen. Hinzu kommt<br />
die Klimaerwärmung, die dazu führt, dass<br />
auf vielen Hütten neue Lösungen gefunden<br />
werden müssen für die immer gleichen<br />
zentralen Fragen: Wo kommt die notwendige<br />
Energie her? Woher das Trinkwasser?<br />
Wohin mit dem Abwasser? Und wie viel<br />
modernste Technik braucht es dafür?<br />
»Der Urzweck von Hütten ist ihre Schutzfunktion.<br />
Sie sollen einfache Gebirgsunterkünfte<br />
sein und bleiben«, sagt Bruno Lüthi,<br />
Leiter Hütten-Marketing beim Schweizer<br />
Alpen-Club (SAC). Dem Verband, der mit<br />
der Monte-Rosa-Hütte und der Cabane de<br />
Tracuit zwei der modernsten Hütten der<br />
Alpen betreibt. Ähnlich äußern sich auch<br />
seine Kollegen aus Österreich, Südtirol,<br />
Frankreich und Deutschland. »So wenig<br />
wie möglich, so viel wie nötig«, fasst Robert<br />
Kolbitsch, Ressortleiter Hütten, Wege und<br />
Kletteranlagen beim Deutschen Alpenverein,<br />
die Haltung des DAV zusammen. »Wir<br />
setzen auf bewährte Systeme. Der Wirt soll<br />
schließlich für die Gäste da sein und nicht<br />
in erster Linie für die Haustechnik.«<br />
Das Fundament rutscht weg<br />
Der DAV kann sich dieses Bekenntnis zu<br />
»Lowtech« leisten: Das, was Kolbitsch als<br />
bewährt bezeichnet, ist bereits weit von<br />
dem entfernt, wie Hütten ursprünglich<br />
versorgt wurden. Stillstand herrscht in den<br />
Alpen nämlich nur insofern, als keiner der<br />
Andy Kiechle (l.) und Charly Wehrle,<br />
Betreiber der Frederic-Simms-Hütte<br />
Einst waren<br />
auch sie einmal neu:<br />
die Hofpürglhütte (historische<br />
Aufnahme des OeAV) und<br />
die Trifthütte des SAC (1906)<br />
Alpenvereine neue Standorte für Schutzhütten<br />
eröffnet. Abgesehen davon ist aktuell<br />
sehr viel in Bewegung. Es wird saniert,<br />
renoviert und zum Teil sogar neu gebaut –<br />
wenn auch direkt bei den alten Standorten.<br />
Die Gründe sind im Detail so vielfältig<br />
wie die Standortbedingungen der Hütten.<br />
Viele der Bergunterkünfte weisen Mängel<br />
auf. Sei es, weil das Gemäuer schimmelt<br />
oder Brandschutzvorschriften nicht mehr<br />
erfüllt werden, wie beispielsweise bei der<br />
Lamsenjochhütte im Karwendel. Oder sei<br />
es, dass durch zahlreiche Umbauten über<br />
die Jahrzehnte die Statik eines Gebäudes<br />
gefährdet wurde wie bei der Oberlandhütte<br />
in den Kitzbüheler Alpen. Die 118 Jahre<br />
alte Schwarzensteinhütte des Südtiroler<br />
Alpenvereins muss nicht nur neu gebaut,<br />
sondern um etwa 100 Höhenmeter nach<br />
oben verlegt werden. Der Hintergrund ist<br />
fatal: Der Hütte rutscht das Fundament<br />
weg, die Mauern haben bereits Risse.<br />
Klimawandel: Neue Zielgruppen<br />
Die Gründe können aber auch außerhalb<br />
des Gebäudes liegen. »Einige Hütten sind<br />
heute für Alpinisten kaum mehr interessant,<br />
da die Touren drumherum zu gefährlich<br />
geworden sind, seit der Permafrost auftaut«,<br />
berichtet Bruno Lüthi vom SAC. Dort<br />
seien die Besucherzahlen deutlich zurückgegangen.<br />
In der Schweiz mussten sich<br />
viele Unterkünfte zwischen 1500 und<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 25
Wirbel um die »Hölle«<br />
Umstrittener Neubau der Höllentalangerhütte<br />
Lawinenoptimiert: Modell der »Hölle«<br />
»Müssen Hüttenneubauten immer futuristisch<br />
sein?« Die Frage stammt von Charly<br />
Wehrle und Andy Kiechle, Wirte auf der Frederic-Simms-Hütte,<br />
zuvor legendäres Duo der<br />
Reintalangerhütte und ihres Zeichens Hauptkritiker<br />
der Neuen Höllentalangerhütte. Sie sprechen<br />
etlichen <strong>Bergsteiger</strong>n aus dem Herzen:<br />
jener Fraktion, die in den Bergen lieber keine<br />
moderne Architektur sieht und Gemütlichkeit<br />
nur in herkömmlichen Hütten zu fi nden meint.<br />
»Die Hütte wird saugemütlich werden, sie ist ja<br />
aus Holz«, hält Thomas Gesell, Hüttenbetreuer<br />
der Sektion München, dagegen. »Und anders<br />
ausschauen muss sie, wenn sie wieder mindestens<br />
100 Jahre halten soll.« Denn: »Die Hölle<br />
bietet von zwei Seiten Angriffsfl äche für Lawinen:<br />
Staublawinen von der Waxensteinseite,<br />
Nassschneelawinen von der Alpspitzseite. Das<br />
mussten wir in der Planung berücksichtigen.«<br />
Die neue Hütte, die voraussichtlich fünf Millionen<br />
Euro kosten wird, besteht aus drei Etagen<br />
mit fl achem Dach, die treppenförmig in den<br />
Hang integriert sind. Eine Lawine hätte da-<br />
mit wenig Angriffsfl äche. Eröffnet werden soll<br />
sie möglichst noch 2015. Bei den Innenräumen<br />
wird auf die Bedürfnisse der <strong>Bergsteiger</strong><br />
und Wanderer eingegangen: Es gibt Vier- und<br />
Sechs-Bett-Zimmer sowie zwei Matratzenlager<br />
mit je 20 Schlafplätzen. Energetisch wird<br />
die neue Hölle deutlich besser dastehen als<br />
die alte. »Die brauchte in der Sommersaison<br />
15 000 bis 18 000 Liter Diesel, die mit der<br />
Materialseilbahn raufgefahren werden mussten«,<br />
erzählt Gesell. Die Hütte wird künftig<br />
durch ein Wasserkraftwerk mit elektrischer<br />
Energie versorgt, gepuffert durch ein mit<br />
Pfl anzenöl betriebenes Blockheizkraftwerk.<br />
Auch bei der Abwasserentsorgung wird die<br />
neue »Hölle« auf neuestem Stand der Technik<br />
sein: Dank Wirbel-Schwebebett-Verfahren und<br />
mehr Kapazität erbringe die neue Kläranlage<br />
die vierfache Leistung der alten, sagt Gesell.<br />
Kritisiert wurde auch immer wieder die Größe<br />
der Hütte. »Die Schlafplatzkapazitäten werden<br />
nicht erhöht«, betont jedoch Robert Kolbitsch,<br />
Ressortleiter Hütten, Wege und Kletteranlagen<br />
beim DAV. Es gebe ganz klare politische Vorgaben.<br />
»Etwa 60 Prozent gehen allein dafür drauf,<br />
dass wir die Aufl agen für den Innenbereich<br />
erfüllen: Gangbreiten, Räume fürs Personal,<br />
Kühl- und Lagerräume, etc.«, ergänzt Gesell.<br />
Während die neue Hütte heranwächst, ist die<br />
Urzelle der alten, 1893 erbaut, in Lenggries<br />
»untergestellt«. Der DAV würde sie gerne auf<br />
die Münchner Praterinsel stellen, in den Garten<br />
des Alpinen Museums, neben die Biwakschachtel<br />
vom Jubiläumsgrat. Derzeit laufen<br />
die Genehmigungsverfahren für die »Ur-Hölle«.<br />
1912 hat Rudolf Reschreiter<br />
das Neue Brandenburger<br />
Haus gemalt, im Hintergrund<br />
der Kreuzkamm.<br />
2500 Metern nach neuem Publikum umsehen.<br />
Die Alpenvereine setzen deshalb –<br />
auch zum Erschließen neuer Zielgruppen,<br />
– auf unterschiedliche Marketingkonzepte.<br />
Sei es das Gütesiegel »Mit Kindern auf<br />
Hütten« von DAV, AVS und OeAV, Broschüren<br />
für familienfreundliches Wandern,<br />
Mehrtagespauschalen, Kooperationen mit<br />
Tourismusverbänden, Versicherungsunternehmen<br />
oder Jugendherbergen.<br />
Mehr Leute bedeutet aber auch ein Mehr<br />
bei allen heiklen Themen. Sorgen bereitet<br />
den Alpenvereinen die Trinkwasserversorgung.<br />
»Es gibt immer mehr Hütten, wo wir<br />
das Wasser Hunderte Meter hinaufpumpen<br />
müssen«, erzählt Peter Kapelari, Abteilungsleiter<br />
Hütten beim Österreichischen<br />
Alpenverein (OEAV). Bei der Bonn Matreier<br />
Hütte ist das beispielsweise der Fall und<br />
auch bei der Stüdlhütte. Ein Problem, das<br />
den gesamten Alpenraum betrifft und das<br />
noch größer werden wird, wie Robert Kolbitsch<br />
vom DAV prophezeit. Deshalb ist das<br />
zentrale Anliegen aller Hüttenbetreiber,<br />
möglichst wenig zu verbrauchen. Und das<br />
verbrauchte Wasser muss auch gereinigt<br />
werden. 200 000 bis 350 000 Euro koste die<br />
Installation einer zeitgemäßen Abwasserreinigung<br />
einer Inselanlage, sagt Kapelari.<br />
Die alte Höllentalangerhütte (Bild) wurde abgerissen, die »Ur-Hölle« aber erhalten.<br />
Weg vom Dieselaggregat<br />
Es sind vor allem diese Fragen – Energiemix,<br />
Wasserver- und -entsorgung – die die<br />
Alpenvereine zum Handeln zwingen. Ihre<br />
Lösung wird umso knifiger, je höher eine<br />
Hütte liegt und je extremer somit die Be-<br />
26 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
»Wenn sich die Architektur nicht weiterentwickelt<br />
hätte, würden wir noch in Höhlen wohnen.«<br />
Georg Simeoni, Präsident des Südtiroler Alpenvereins<br />
WIE<br />
GEZWICKTE<br />
MACHART<br />
Fotos: DAV/Sektion München, DAV/Sektion Berlin/Reschreiter<br />
dingungen sind. Alle ofziellen Verbände<br />
im Alpenraum setzen bei Sanierung und<br />
Neubau von Hütten auf dieselbe Mischung<br />
für die Energieversorgung: Wasser, Sonne<br />
und Wind, gepuffert durch Batterien und<br />
Blockheizkraftwerke, die bereits bei der<br />
Mehrzahl der Hütten mit Rapsöl betrieben<br />
werden. Diese Mischung ist mittlerweile<br />
Standard. Das Rapsöl muss zwar oft hinaufgeogen<br />
werden, ist aber insgesamt<br />
umweltschonender als seine Vorgänger.<br />
Weg vom Dieselaggregat, hin zu Erneuerbaren<br />
– auf diese Philosophie, die Technologie<br />
betreffend, setzen alle Alpenvereine,<br />
sei es nun in Deutschland, Österreich,<br />
der Schweiz, Südtirol oder Frankreich. Mit<br />
der Ausnahme, dass der Club Alpin Français<br />
noch um eine Sondergenehmigung<br />
kämpft, die es ihm erlaubt, Rapsöl auf<br />
Hütten zu verwenden. Die französische<br />
Gesetzgebung verbietet dessen Einsatz<br />
für feststehende Gebäude. »Es ist absurd«,<br />
sagt Raymond Courtial, Vizepräsident<br />
des FFCAM, »alle haben uns für das tolle<br />
Umwelt-Konzept des Refuge du Goûter<br />
beglückwünscht, das auf fossile Energieträger<br />
verzichtet. Aber jetzt dürfen wir das<br />
Blockheizkraftwerk nicht so nutzen wie<br />
geplant.« Er vermisst den Einsatz auf EU-<br />
Ebene: »Das Engagement der Alpenvereine<br />
für den Erhalt der Berglandschaften und<br />
ihr Verdienst im Umweltschutz, das interessiert<br />
die Volksvertreter nicht die Bohne.«<br />
Sturmlauf gegen »Bunker«<br />
Wer heute saniert oder neu baut, sieht<br />
sich mit einem Potpourri an Auagen konfrontiert.<br />
Das hat auch die Autonome Provinz<br />
Bozen festgestellt, nachdem das Land<br />
Südtirol mit der Weißkugel-, der Schwarzenstein-<br />
und der Edelrauthütte drei alte<br />
Hütten des Alpenvereins übernommen<br />
hatte und diese nun neu bauen lässt. »Anfangs<br />
waren wir recht ehrgeizig«, erzählt<br />
Hans-Peter Santer. Der Geometer leitet den<br />
Neubau der drei Hütten. »Wir wollten die<br />
modernsten, schönsten, tollsten Hütten<br />
mit der energetisch alternativsten Technik<br />
bauen.« Das hat zunächst zu einer hitzigen<br />
Architektur-Diskussion geführt. Die<br />
Lokalzeitungen wurden mit Leserbriefen<br />
überhäuft, auf Facebook entstand 2012<br />
die Gruppe »Erhaltet die Südtiroler Schutzhütten<br />
und Almen«. Von »Bunkern«, die in<br />
den Bergen nichts zu suchen hätten, war da<br />
die Rede. Doch auch die Gegenfraktion<br />
Badile Combi GTX ®<br />
Hanwag fertigt alle Schuhmodelle<br />
konsequent in „gezwickter Machart“<br />
– vermutlich als einziger Hersteller<br />
weltweit.<br />
Die Vorteile des klebegezwickten<br />
Schuhwerks sind eine dauerhafte<br />
Formstabilität, Langlebigkeit sowie<br />
die Möglichkeit einer problemlosen<br />
Wiederbesohlung.<br />
WWW.HANWAG.DE
»Das Engagement der Alpenvereine für den Erhalt der<br />
Berglandschaften, das interessiert die EU nicht die Bohne.«<br />
Raymond Courtial, Vizepräsident des französischen FFCAM<br />
machte mobil, ironisch, unter dem Gruppennamen:<br />
»Erhalten wir unsere Höhlen<br />
– keine Naturverschandelung durch Häuser.«<br />
Die Landesregierung bezog Stellung,<br />
hielt aber an ihren Plänen fest. »Wenn sich<br />
die Architektur nicht weiterentwickelt hätte,<br />
würden wir noch in Höhlen wohnen«,<br />
sagt auch AVS-Präsident Georg Simeoni<br />
zum Thema. Die Diskussion sei sehr emotionsgeladen<br />
gewesen, aber ausgestanden.<br />
Der Bauherr, das Land, baut trotzdem.<br />
Während die Menschen in Südtirol auf die<br />
Barrikaden gingen, passierte in Frankreich<br />
angesichts der Demontage des historischen<br />
Refuge Félix Faure und eines modernen<br />
Neubaus, der im Juni eröffnete wurde:<br />
nichts. Der FFCAM hatte allerdings aus der<br />
Erfahrung einer ähnlichen Debatte gelernt.<br />
Er bietet Teile von Félix Faure zum Verkauf<br />
an: »für Kunstliebhaber«, wie es Vizepräsident<br />
Raymond Courtial formuliert.<br />
Streit um die Monte-Rosa-Hütte<br />
Das äußere Erscheinungsbild, das sich in<br />
allen drei Südtiroler Fällen an der umgebenden<br />
Landschaft orientiert – die Form<br />
der neuen Schwarzensteinhütte beispielsweise<br />
erinnert an die der sie umgebenden<br />
Granitblöcke – ist das Eine. Das Innenleben<br />
das Andere. Mit der Auseinandersetzung<br />
mit den Details sei Ernüchterung eingetreten,<br />
erzählt Hans-Peter Santer. Und<br />
eine neue Einsicht, welche die Alpenvereine<br />
auch schon hatten. »Die Technik und<br />
die modernste Bauweise in Ehren – am<br />
Berg oben ist je einfacher, desto sicherer.«<br />
Auch die Gemeinde Zermatt ist Bauherr einer<br />
Berghütte geworden. Obwohl die Kosten<br />
für die neue Hörnlihütte mit geschätzten<br />
acht Millionen Franken alles bisher<br />
Dagewesene überschreiten, muss sich das<br />
Projekt nicht den Vorwürfen aussetzen,<br />
die fünf Jahre nach Eröffnung noch immer<br />
an der Neuen Monte-Rosa-Hütte haften.<br />
Zuviel Hightech sei das, hört, wer fragt,<br />
allerorten. Der Wart könne das nicht leisten.<br />
Zwischen Gorner, Grenz- und Monte-<br />
Rosa-Gletscher auf 2883 Metern gelegen,<br />
funkelt das fünfstöckige, mit Aluminium<br />
verkleidete Gebäude wie ein Bergkristall in<br />
der Sonne. Die Forschungshütte ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />
von ETH Zürich, SAC<br />
und der Hochschule Luzern (s. BS 10/2013).<br />
»Wir sind jetzt hauptsächlich noch beratend<br />
tätig«, sagt Benz von der ETH Zürich.<br />
»Der Wart braucht uns nicht.« Benz muss<br />
Stabile Technik:<br />
Ein sogenannter<br />
Vertikalläufer …<br />
es wissen, denn er ist<br />
der letzte verbliebene<br />
Monte-Rosa-Beauftragte<br />
an der ETH Zürich. Das<br />
Forschungsprojekt ist<br />
beendet, die Doktorarbeit<br />
geschrieben. Nicht<br />
alles lief von Anfang an wie geplant. Weil<br />
viel mehr Besucher kamen als angenommen,<br />
musste nachgerüstet werden: bei der<br />
Abwasserreinigung und der Photovoltaikanlage.<br />
Die Ziele wurden laut Benz mittlerweile<br />
erreicht: Wenn man die Küche außen<br />
vor lässt, ist die Hütte zu 90 Prozent energieautark.<br />
Rechnet man sie mit hinein, zu<br />
70 Prozent. Benz verteidigt die Hütte gegenüber<br />
dem Vorurteil, »zu hightech« zu<br />
sein, um von einem normalen Hüttenwart<br />
betreut zu werden.»Die Technik ist ähnlich<br />
wie auf anderen Hütten.«<br />
Wer schon früh als Technik-Pionier unterwegs<br />
war, wie etwa der AVS mit der Rie-<br />
Moderne Schutzhütte in den<br />
Walliser Alpen: die Cabane de Tracuit<br />
TIPP<br />
Wir bauen uns eine Hütte<br />
Was ist eine Berghütte? Ein Sammelbegriff<br />
für Herbergen in den Bergen. Die Alpenvereine<br />
haben sich damit beholfen, Kategorien einzuführen.<br />
Denn es bedeutet natürlich etwas<br />
vollkommen anderes, ob ein Gebäude an Verund<br />
Entsorgung angeschlossen ist oder ob es<br />
im Hochgebirge steht. Der italienische Architekt,<br />
Autor und <strong>Bergsteiger</strong> Luca Gibello hat die<br />
Geschichte des Hüttenbaus systematisch analysiert<br />
– von 1750 bis heute; von den Anfängen<br />
des Alpinismus bis zu den einfachen Schutzbauten<br />
der Gipfelstürmer des 19. Jahrhunderts,<br />
von den Observatorien bis zu den Berghotels,<br />
vom Alpinismus und vom Wandern als Breitensport<br />
bis hin zu den jüngsten Bauwerken,<br />
die das Bild der traditionellen Hütte brechen.<br />
Gibello bezieht auch gesellschaftliche und<br />
politische Entwicklungen mit ein. »Hüttenbau im<br />
Hochgebirge« ist ein spannender Streifzug durch<br />
die Geschichte von 190 Hütten und 20 Biwaks<br />
in Italien, Frankreich, der Schweiz, Deutschland,<br />
Österreich und Slowenien. Ein Standardwerk,<br />
das längst nicht nur Architekten begeistern dürfte.<br />
Luca Gibello »Hüttenbau<br />
im Hochgebirge«,<br />
144 Seiten, SAC-Verlag<br />
(mit Unterstützung von<br />
DAV, OeAV, AVS und LAV),<br />
Bern 2014, € 48,00<br />
Fotos: SAC, Bernd Ritschel, DAV, Gottfried Leitgeb<br />
28 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
… wird am Rotwandhaus<br />
als neue<br />
Windanlage getestet.<br />
serfernerhütte, hat heute mit veralteten<br />
Technologien zu kämpfen. Mit Sonne und<br />
Wind hat Gottfried Leitgeb »die ideale Kombi«.<br />
Allerdings ist seine Windanlage keine<br />
jener Generation, wie sie der DAV gerade<br />
am Rotwandhaus testet. Während dort ein<br />
top-aktueller »Vertikalläufer« zum Einsatz<br />
kommt, der weniger wartungsanfällig ist,<br />
ist Leitgeb ganzjährig in Sorge um die Rotorblätter<br />
seiner Anlage. Sogar im Winter<br />
geht er regelmäßig mit den Ski nach oben,<br />
um nachzusehen. Schließlich schickt ihm<br />
die Anlage keine Mails, wenn Schnee und<br />
Eis Unwuchten im Lager verursachen. Die<br />
Anlage muss aber auch im Winter die Akkus<br />
am Leben erhalten. »Nach drei Monaten<br />
wären die am Boden«, sagt Leitgeb.<br />
Gottfried Leitgeb, Rieserfernerhütten-Wirt<br />
Wärme aus der Wand<br />
Angesichts der Komplexität der Energieund<br />
Wasserfrage wirkt eine andere relativ<br />
junge Herausforderung für Hüttenwirte<br />
beinahe banal: Der Wunsch der Gäste nach<br />
mehr Komfort. Alle Alpenvereine gehen<br />
bei Neu- oder Umbauten, die aus anderen<br />
Gründen notwendig sind, darauf ein.<br />
Sie verkleinern die Lager, manche bieten<br />
sogar Doppelzimmer an. Wo sowieso saniert<br />
wird, werden Waschräume nach Geschlechtern<br />
getrennt und Duschen installiert.<br />
Wenn das Wasser knapp ist, herrscht<br />
jedoch Duschverbot.<br />
Beim Essen scheinen nach Recherchen des<br />
BERGSTEIGER die Gäste in der Schweiz am<br />
anspruchsvollsten zu sein. »Drei Gänge –<br />
das ist heute Standard«, sagt Bruno Lüthi.<br />
Auch die klassische Stammkundschaft,<br />
die <strong>Bergsteiger</strong>, erwarteten dies. Wer neu<br />
baut, versucht auch, den Pächtern mehr<br />
Privatsphäre zu verschaffen. Während in<br />
manchen Hütten die Küche der einzige abgeschottete<br />
Raum ist, werden ihnen jetzt<br />
eigene Bereiche eingeplant.<br />
»So ein bisserl Komfort ist schon sehr angenehm«,<br />
gibt Wilfried Studer zu. Der<br />
Bergführer und Schlossermeister aus Vorarlberg<br />
bewirtschaftet mit seiner Familie<br />
die Neue Prager Hütte des DAV. Durch die<br />
Sanierung, die noch nicht ganz abgeschlossen<br />
ist, hat sich einiges verändert. Neben<br />
allen zeitgemäßen Technologien kann er<br />
nun noch mit zwei besonderen Komfortangeboten<br />
locken: einem Schuhtrockner und<br />
einem neuen Raumklima. »Die Gaststuben<br />
sind dieselben. Nur, wo die Leute früher in<br />
Wolldecken gefroren haben, wenn wenig<br />
los war, können sie heute im T-Shirt herumsitzen«,<br />
schwärmt Studer. Der Grund: in<br />
die Wand integrierte Kupferrohre, die den<br />
Raum auf Fuß- und Sitzhöhe beheizen.<br />
Eines eint all die unterschiedlichen Beispiele<br />
aus dem gesamten Alpenraum: Eine<br />
neue Technologie ist immer so lange fein,<br />
wie sie nicht von der nächstbesten abgelöst<br />
wird. Beziehungsweise: Bis sich diese<br />
bewährt hat. Eine Erfahrung, die Gottfried<br />
Leitgeb in den letzten Jahren auf der Rieserfernerhütte<br />
machen durfte. Leitgeb ist<br />
deshalb einer Philosophie treu geblieben,<br />
die älter sein dürfte als das erste Wasserkraftwerk<br />
auf einer Berghütte, und sich<br />
noch immer bewährt hat. Er sagt: »Man<br />
muss Kerzen haben!«<br />
◀<br />
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Unsere Lieblinge<br />
Die BERGSTEIGER-Redaktion präsentiert ihre Hütten-Highlights<br />
Gesäuse<br />
Mödlinger Hütte (1523 m)<br />
Sinnesfreuden<br />
Ein Fest für den Gaumen, ein Ohrenschmaus<br />
und eine Augenweide:<br />
Es gibt fast keinen Sinn, der auf der<br />
Mödlinger Hütte nicht angesprochen<br />
wird. Allein das Frühstücksbuffet ist<br />
so bunt, dass man danach Mühe<br />
hat, sich zur Tour auf den Reichenstein<br />
zu motivieren. Wer es schafft,<br />
genießt feinste IIIer-Kletterei in einem<br />
Gesäuse-Klassiker. Faulenzen vor der<br />
Hütte, hin und wieder begleitet von<br />
Wallis<br />
Mischabeljoch-Biwak (3851 m)<br />
Alpine Raumstation<br />
Die 1995 komplett neu errichtete<br />
Raumstation auf Stelzen fällt in<br />
den Bereich der SAC-Sektion Genf.<br />
Das Matratzenlager bietet Platz für<br />
24 Personen, Matterhornblick und<br />
Luxusinterieur wie auf 2000 Meter<br />
niedrigeren Hütten: Küche mit Holzofen,<br />
Spülbecken, Styroporklobrille.<br />
Lage: In der Scharte zwischen Alphubel<br />
und Täschhorn, Walliser Alpen.<br />
Zustieg: Von der Täschhütte (5 Std.)<br />
über den Gipfel des Alphubel, um<br />
sich für das Täschhorn zu akklimatisieren.<br />
Oder von Ottavan/Täschalp<br />
(4 Std.): Man verlässt den Weg<br />
zur Täschhütte in der obersten Kehre<br />
und steigt auf der Südseite des<br />
Rotbaches hinauf bis zum Weingartengletscher.<br />
Über Moränen und<br />
einen Pass (Punkt 3481 m) ins obere<br />
Becken und problemlos zum Biwak.<br />
Der Zustieg über die Längfl ue aus<br />
dem Saastal führt über zerrissene<br />
Gletscher und ist kaum zu empfehlen.<br />
Touren: Täschhorn (4491 m) über<br />
den Südostgrat (III, 4-6 Std., 640 hm),<br />
bei dem Fels (unten brüchig, im<br />
Gipfelbereich fest) und Firnpassagen<br />
abwechseln. Obacht vor Wächten.<br />
Alphubel (4206 m) über den Nordgrat<br />
(II-III, 1,5 Std., 350 hm, Felsen<br />
im unteren Teil etwas brüchig und oft<br />
vereist, oben Firn.)<br />
Karte: Swisstopo 1:25 000,<br />
Blatt Nr. 1328 »Randa« –te–<br />
Livemusik, hat aber auch was.<br />
Lage: Am lang gezogenen Rücken der<br />
Treffneralm südlich der Gesäuse-<br />
Berge, Mitte Mai bis Ende Oktober,<br />
Tel. 00 43/(0) 36 11/2 65,<br />
www.moedlingerhuette.at<br />
Zustieg: Am schönsten durch die<br />
wilde Klamm der Flitzenschlucht von<br />
Gaishorn aus (2½ Std.), am kürzesten<br />
von der Oberst-Klinke-Hütte<br />
(1 Std.) und ganz klassisch vom Gasthof<br />
Donner in Johnsbach (2 Std.)<br />
Touren: Reichenstein über Normalweg<br />
(Schlüsselstelle Herzmann-<br />
Kupfer-Platte II, sonst I bis I+) oder<br />
über Ostwand und Totenköpfl (III);<br />
Spielkogel (1731 m, einfache Wanderung);<br />
übers Kalblinggatterl zu den<br />
Gipfeln Kalbling (2196 m), Sparafeld<br />
(2247 m) und Riffel (2106 m),<br />
siehe auch Tour auf S. 71 im Heft.<br />
Literatur/Karte: Ernst Kren »Tourenbuch<br />
Gesäuse«, Schall Verlag 2011;<br />
Kompass 1:50 000, WK 206<br />
»Nationalpark Gesäuse« –dst–<br />
Karwendel<br />
Hallerangeralm (1774 m)<br />
Erste Wahl<br />
Zwei Hütten in direkter Nachbarschaft?<br />
Am Halleranger funktioniert’s. Allerdings<br />
liegt die private Alm beneidenswert<br />
schöner als das AV-eigene Haus:<br />
freie Sicht auf die senkrechten Schnitlwände<br />
der Speckkarspitze, dazu der<br />
Blick hinein in die Abstürze des Kleinen<br />
Lafatscher, alles in sattem Grün, das<br />
von Shetlandponys angeknabbert wird.<br />
Wirt Horst Schallhart hat für jeden<br />
Gast den richtigen Spruch parat und<br />
weiß mit jungen Tagesgästen genauso<br />
umzugehen wie mit alten Kletterhasen.<br />
Lage: Am Ende des Hinterautales,<br />
geöffnet Anfang Juni bis Mitte Oktober,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/1 05 59 55<br />
Zustieg: Von Scharnitz durchs Hinterautal<br />
(MTB bis zum Kasten); aus dem<br />
Inntal (Absam) übers Lafatscher Joch<br />
Touren: Speckkarspitze (2621 m)<br />
sowie Kleiner und Großer Lafatscher<br />
Karte: Kompass 1:50 000, Blatt 26<br />
»Karwendelgebirge«<br />
–te–<br />
Dachsteingebirge<br />
Adamekhütte (2196 m)<br />
Zwischen Kalk und Gletscher<br />
Schroffe Kalkzacken und massige<br />
Gipfel knapp unter der 3000er-<br />
Marke umgeben die Adamekhütte.<br />
Nur wenige 100 Meter unterhalb des<br />
Gosaugletschers gelegen, bekommt<br />
das Hüttenambiente einen fast<br />
hochalpinen Anstrich. Und wenn man<br />
das Tourenangebot in seiner Vielfalt<br />
betrachtet – von der einfachen<br />
Gletscherwanderung über Klettersteige<br />
bis zur Extremkletterei –, so bleibt<br />
hier kein Tourenwunsch unerfüllt.<br />
Für Schlechtwettertage gibt es sogar<br />
eine Indoor-Kletterwand.<br />
Lage: Unterhalb des Großen Gosaugletschers<br />
zwischen Schneebergwand<br />
und Schreiberwand, Mitte Mai bis<br />
Ende September; Tel. 00 43/6 64/<br />
5 47 34 81, www.adamek.at<br />
Zustieg: Vom Vorderen Gosausee in<br />
3–4 Std. über den »Gosauer Reitweg«<br />
Touren: Hoher Dachstein (2996 m,<br />
Westgrat-Klettersteig); Hoher Torstein<br />
(2948 m, hochalpin); Hohes Kreuz,<br />
Amon-Klettersteig (K 3/4), Gletscher-<br />
Lehrpfad in Hüttennähe; zahlreiche<br />
Klettertouren zwischen III und VIII<br />
an Schreiberwand, Schneebergwand<br />
und Hohem Kreuz<br />
Literatur/Karte: Willi End »AVF-<br />
Dachsteingebirge alpin«, Bergverlag<br />
Rother, Oberhaching; Schall/Jeckel<br />
»Dachsteingebirge und Gosaukamm«,<br />
Verlag Kurt Schall, Wien;<br />
AV-Karte 1:25 000, Blatt 14<br />
»Dachsteingebirge« –pgk–<br />
30 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Kaisergebirge<br />
Gruttenhütte (1620 m)<br />
Traum-Alp<br />
Die Gruttenhütte hat das Prädikat<br />
»Aussichtsloge ersten Ranges«<br />
verdient. Von der Almkanzel unter der<br />
Ellmauer Halt (2344 m) reicht der<br />
Blick nach Süden über die Kitzbüheler<br />
bis zu den Zillertaler Alpen und<br />
den Hohen Tauern mit Großvenediger<br />
und Großglockner am Horizont. Im<br />
Rücken hat man den höchsten Kaisergipfel,<br />
die Ellmauer Halt mit ihrem<br />
eineinhalb Kilometer langen Ostgrat,<br />
dem legendären Kopftörlgrat.<br />
Lage: Auf einem Geländevorsprung<br />
unter der Ellmauer Halt, Pfi ngsten bis<br />
Mitte Oktober; Tel. 00 43/53 58/<br />
22 42, www.gruttenhuette.at<br />
Zustieg: Von der Wochenbrunneralm<br />
(hierher von Elmau auf Mautstraße)<br />
auf gutem Weg in etwa 1½ Std.<br />
Touren: Ellmauer Halt (2344 m,<br />
teils Klettersteig), Kopftörlgrat (III,<br />
lange klassische Gratkletterei auf die<br />
Ellmauer Halt), Klamml-Klettersteig<br />
(K 3/4), Jubiläumssteig ins Ellmauer<br />
Tor (teils versichert) und Hintere<br />
Goinger Halt (2192 m, mark. Steig),<br />
diverse Kletterrouten an der Südwand<br />
des Leuchsturms (zwischen V und VIII)<br />
Literatur/Karte: Höfl er/Piepenstock<br />
»AVF-Kaisergebirge alpin«, P. Schubert<br />
»AVF-Kaisergebirge extrem«,<br />
beide Bergverlag Rother; AV-Karte<br />
1:25 000, Blatt 8 »Kaisergebirge« –pgk–<br />
Tessiner Alpen<br />
Capanna Borgna (1912 m)<br />
Auf ins Abenteuer<br />
Dass hier hoch über dem Verzasca tal<br />
und unterhalb des Cima dell’ Uomo<br />
(2390 m) <strong>Bergsteiger</strong>n eine kleine,<br />
feine Selbstversorgerhütte (18 Schlafplätze<br />
+ 9 im Nebengebäude) zur<br />
Verfügung steht, ist der »Società<br />
Escursionistica Verzaschese« zu<br />
verdanken. Vor 30 Jahren haben sich<br />
einheimische <strong>Bergsteiger</strong> mit dem<br />
Ziel zusammengetan, einen spektakulären<br />
Höhenweg zu erschließen<br />
– Ausgangspunkt ist die Capanna<br />
Borgna. Auch an diesem abgelegenen<br />
Standort gilt, was für die Schweiz<br />
typisch ist: Die Hütte, obgleich nicht<br />
bewirtschaftet, ist bestens ausgestattet.<br />
Wasser, Bier, Wein und Grundnahrungsmittel<br />
kann man erwerben.<br />
Lage: Auf der Alpe Mognora (Hochtal);<br />
Anfang Juni bis Ende Oktober,<br />
Tel. 00 41/(0)9 17 43 59 27,<br />
it.verzasca.net<br />
Zustieg: Der schönste von Vogorno<br />
(495 m) am Lago di Vogorna aus<br />
führt zunächst durch mediterrane<br />
Landschaft, später durch Haselnuss-<br />
Wälder und wird fast die ganze Zeit<br />
von Bächen mit einladenden Gumpen<br />
begleitet (4-5 Std.); alternativer<br />
Zustieg von Gordola oder Cugnasco<br />
Touren: »Via Alta della Verzasca«,<br />
großartige, herausfordernde 4-5-tägige<br />
Grattour (Schwierigkeitsgrad T5 und<br />
T6), die bis zum Rifugio Barone über<br />
etliche Gipfel geht; Einzelne Gipfeltouren:<br />
Pizzo Vogorno (2442 m) –<br />
Madone (2395 m) – Cima dell’ Uomo<br />
(2390 m) – Madonetto (2063 m)<br />
Literatur/Karten: »La Via Alta della<br />
Verzasca – Die Linie unter dem Blau<br />
des Himmels«, Società Escursionistica<br />
Verzaschese, Bellinzona 2013;<br />
Schweizer Landeskarte 1:25 000,<br />
Blatt 1313 »Bellinzona«; Kompass<br />
1:50 000, Blatt 110 »Valle Maggia,<br />
Val Verzasca«<br />
–mr–<br />
Fotos: Sebastian Schröferl, Michael Ruhland, Ernst Kren, wikipedia, gruttenhuette.at, Imst Tourismus<br />
Lechtaler Alpen<br />
Muttekopfhütte (1934 m)<br />
Fels für alle<br />
Hier stimmt neben der Aussicht auch<br />
das Rahmenprogramm. Neben dem<br />
fantastischen Frühstück gibt’s ein<br />
noch besseres Abendessen (Halbpension<br />
buchen!), dazu Klettergärten,<br />
Klettersteige, alpine Klettereien und<br />
Wanderwege. Allen, die es weniger<br />
felsig möchten, werden Keramik-<br />
Kurse, Songwriting-Workshops oder<br />
das Nepalfest angeboten.<br />
Lage: Oberhalb von Imst in den<br />
Lechtaler Alpen, Anfang Juni bis<br />
Anfang Oktober, Tel. 004/664/<br />
123 69 28, www.muttekopf.at<br />
Zustieg: von der Talstation der Imster<br />
Bergbahnen 2 Std.<br />
Touren: Imster Klettersteig auf den<br />
Maldonkopf (2632 m, C/D), viele<br />
leichtere Mehrsseillängentouren<br />
wie Melzergratkante (V-/17 SL) oder<br />
7x 20 (V-/8SL) an der Hinteren<br />
Platteinspitze<br />
Literatur/Karte: Durner/Gstettner<br />
»Sportklettern – Klettersteige –<br />
Eisklettern der Ferienregionen Imst,<br />
Pitztal, Ötztal«, AM-Berg Verlag;<br />
AV-Karte 1:25 000, Blatt Nr. 3/4<br />
»Lechtaler Alpen – Heiterwand und<br />
Muttekopfgebiet«<br />
–dp–<br />
Mont-Blanc-Massiv<br />
Rifugio Bonatti (2025 m)<br />
Das Haus des Padrone<br />
Auf der einen Seite das Dach der<br />
Alpen, auf der anderen eine Kette<br />
von Grashügeln, die gerade mal halb<br />
so hoch sind wie der Mont Blanc:<br />
Das ist der Platz, an dem 1998 die<br />
Hütte Walter Bonatti eröffnet wurde.<br />
In den Schriften ihres berühmten<br />
Namenspatrons kann man blättern,<br />
während man im gemütlichen Speiseraum<br />
auf die Minestrone wartet<br />
oder draußen auf der Hausbank die<br />
Abendstimmung über den Grandes<br />
Jorasses genießt. Dass die Hütte<br />
modernsten Umweltschutz-Anforderungen<br />
gerecht wird, geht in diesem<br />
Fall ganz sicher nicht auf Kosten der<br />
Gemütlichkeit.<br />
Lage: Auf dem Rücken der Malatrà<br />
südlich des Mont Blanc, Anfang März<br />
bis Ende September, Tel. 00 39/3 35/<br />
68 48 57, www.rifugiobonatti.it<br />
Zugang: Kürzester Weg von Lavachey<br />
(1642 m) im Val Ferret 1 Std.;<br />
Aufstieg von Courmayeur (1224 m)<br />
über den Mont de la Saxe 4 Std.<br />
Touren: Tête d’Entre Deux Sauts<br />
(2729 m); die Hütte ist außerdem<br />
Etappenziel der Tour du Mont Blanc.<br />
Karte: Kompass 1:50 000,<br />
Blatt 85 »Mont Blanc« –dst–<br />
Berchtesgadener Alpen<br />
Blaueishütte (1680 m)<br />
Kuchen am Hochkalter<br />
Berühmt ist die Blaueishütte für ihre<br />
geradezu sagenhaften, weil stets<br />
frisch gebackenen Kuchen. Wer sich<br />
nach einem der großzügig geschnittenen<br />
Stücke tatsächlich noch<br />
aufraffen kann, muss unbedingt die<br />
felsige Umgebung des Hochkaltermassivs<br />
erkunden. Nicht umsonst<br />
dient die Hütte auch als Stützpunkt<br />
für Kletterkurse.<br />
Lage: Oberhalb des Hintersees<br />
im unteren Blaueiskar, Mai bis<br />
Oktober, Tel. 0 86 57/2 71,<br />
www.blaueishuette.de<br />
Zugang: Vom Parkplatz Seeklause<br />
am Hintersee über die Schärtenalm<br />
in etwa 2 Std.<br />
Touren: Hochkalter (2607 m/IIer<br />
Stellen); Blaueisrumrahmung (ausgesetzte,<br />
lange Tour, IVer-Stellen), Viele<br />
kürzere und relativ gut abgesicherte<br />
Routen wie der Klassiker Logic Line<br />
(8SL/IV+) an der Schärtenspitze oder<br />
Asterix (9 SL/VI+) am Kleinkalter.<br />
Literatur/Karte: Kühberger/<br />
Forchthammer »Auswahlführer Best<br />
of Genuss Band 1 – Salzburger- &<br />
Berchtesgadener Land«, Panico Alpinverlag;<br />
AV-Karte 1:25 000, Blatt Nr.<br />
20 »Lattengebirge / Reiteralm« –dp–<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 31
AUF TOUR<br />
Luftig: Am Gipfel des<br />
Sorgschrofen (1635 m)<br />
sollte man seine Schritte<br />
mit Bedacht setzen.<br />
32 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Ideale Herbsttouren im Wertachtal<br />
Schwäbische<br />
Schmankerl<br />
Links und rechts der sprudelnden Wertach gibt es<br />
unbekannte Gipfel und schmackhafte Molkereiprodukte<br />
zu entdecken. Die Region bietet bis zum<br />
Spätherbst überaus lohnende Touren – doppelter<br />
Genuss also. Von Michael Pröttel (Text und Fotos)<br />
Hand aufs Herz: Haben Sie schon<br />
einmal etwas vom Sorgschrofen<br />
oder von der Reuterwanne gehört?<br />
Oder gar Ihre Füße auf<br />
einen der beiden Berge gesetzt?<br />
Sie verneinen? Gut, dann lautet der Auftrag<br />
aus der BERGSTEIGER-Redaktion: Die<br />
beiden Gipfel sollten in Ihrem Tourenbuch<br />
noch in diesem Jahr auftauchen. Sie sind<br />
ideale Herbstziele.<br />
Der Weg ins obere Wertachtal führt am<br />
gleichnamigen Ort vorbei, in dem es lohnt,<br />
seine Gipfelbrotzeit mit frischen Molkereiprodukten<br />
zu bereichern. Schließlich wurde<br />
in der mit 915 Metern Seehöhe höchstgelegenen<br />
Marktgemeinde Deutschlands<br />
vor 140 Jahren der erste Käse der Welt patentiert.<br />
Zugegeben: Die namensgebende,<br />
lackartige Schmiere des »Weißlackers« ist<br />
nicht jedermanns Sache. Im »Molkefässle«<br />
oder in der »Bergbauernsennerei« wird<br />
man aber mit Sicherheit auch eine große<br />
Auswahl an anderen würzigen Bergkäsen<br />
nden. Deren Milch stammt vom »Allgäuer<br />
Braunvieh«, einer Kuhrasse, die sich auf<br />
den Almwiesen entlang der sprudelnden<br />
Wertach gewissermaßen sauwohl fühlt.<br />
Die Grünlandwirtschaft zieht sich teilweise<br />
bis zu den höchsten Kammlagen hinauf<br />
und beschert somit Kühen wie Wanderern<br />
eine tolle Aussicht. Eine solch bezaubernde<br />
grüne Gipfelkuppe ist die wegen ihrer lediglich<br />
1241 Meter Höhe bis in den November<br />
hinein gut machbare Reuterwanne.<br />
Das gilt vor allem dann, wenn man nicht<br />
von der schattigen deutschen Nordseite her<br />
aufsteigt, sondern den sanften Berg von<br />
Süden, das heißt von der österreichischen<br />
Enklave Jungholz aus angeht.<br />
Nach einem waldreichen Start bietet der<br />
freie Gipfelrücken ein Panorama, das vom<br />
lieblichen Allgäuer Alpenvorland über die<br />
Felszacken der Tannheimer Berge und der<br />
dahinter aufragenden Zugspitze bis zu den<br />
unzähligen Allgäuer Alpengipfeln reicht.<br />
Und als Appetitanreger liegt das nächste unbekannte<br />
Gipfelschmankerl direkt vis-à-vis.<br />
Der Gipfel der vier Grenzen<br />
Wer eins und eins zusammen zählen beziehungsweise<br />
die vergleichsweise geringe<br />
Horizontaldistanz zum ordentlichen Höhenunterschied<br />
in Verhältnis setzen kann,<br />
kommt sowohl beim Blick gen Süden als<br />
auch auf die Karte zu dem Ergebnis, dass<br />
es beim Anstieg zum gegenüberliegenden<br />
Sorgschrofen deutlich steiler zur Sache geht.<br />
Und das ist auch gut so. Wenn der Kreislauf<br />
erst einmal in Gang gekommen ist, wird<br />
man die Schlüsselstelle bestimmt nicht<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 33
Sonnenverwöhnt:<br />
Die Grasbuckel<br />
der Reuterwanne<br />
bieten im Herbst<br />
tolle Aussichten.<br />
KOMPAKT<br />
Ins Wertachtal<br />
Anreise: Bus&Bahn: Mit dem Zug nach<br />
Sonthofen und weiter mit Bus 9748 nach<br />
Unterjoch/Obergschwend, bzw. Jungholz.<br />
Auto: A96 bis »Jengen/Kaufbeuren« und<br />
auf der B12 bis »Marktoberdorf West«. Hier<br />
der Beschilderung zur B472 folgen. Dann<br />
rechts und über Leuterschach zur Autobahn<br />
Anschlussstelle »Nesselwang«. Auf der A7<br />
bis »Oy-Mittelberg« und auf der B310 ins<br />
Wertachtal<br />
Fremdenverkehrsamt: Verkehrsverein<br />
Oberjoch, Tel. 00 49/(0)83 24/77 09,<br />
www.oberjoch.info<br />
Beste Jahreszeit: September bis Ende<br />
Oktober<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000,<br />
BY 3 »Allgäuer Voralpen Ost«<br />
Führer: M. Pröttel »Alpen für Anfänger –<br />
Allgäu«, J.Berg Verlag, 2014<br />
Hütten: Buchel-Alpe (1290 m), im Sommer<br />
Di bis So, im Winter Sa und So geöffnet,<br />
www.buchelalpe.de; Alpe Schnitzlertal<br />
(1440 m), Alpe Untere Reuterwanne (1130<br />
m); beide je nach Witterung von Mitte Mai<br />
bis Mitte Oktober geöffnet. Bei allen dreien<br />
keine Übernachtungsmöglichkeit.<br />
verschlafen. Zu dieser mit Drahtseilen entschärften<br />
Felspassage führt – Trittsicherheit<br />
ist Picht – ein steiler Schrofenhang<br />
hinauf. Wer sich gut konzentriert und keine<br />
Steine auf Gleichgesinnte lostritt, wird<br />
zuletzt mit einer kurzen Gratüberschreitung<br />
belohnt, wie sie eindrucksvoller kaum<br />
sein kann.<br />
Der Gipfel selbst stellt übrigens die einzige<br />
Landverbindung von Jungholz mit dem<br />
restlichen Tirol dar. Dadurch besitzt der<br />
Sorgschrofen die geograsche Besonderheit,<br />
dass dort vier Grenzlinien je zweier<br />
deutscher und österreichischer Gemeinden<br />
– Bad Hindelang (D), Pfronten (D),<br />
Jungholz (A) und Schattwald (A) – in einem<br />
»Quasi-Vierländereck« zusammentreffen.<br />
Sowohl vom Panorama als auch von den<br />
Sitzgegebenheiten her ist eine längere Rast<br />
in der »Schattwald-Ecke« zu empfehlen, zu<br />
der von der anderen Talseite auch schon<br />
der Dritte im Bunde, das Wertacher Hörnle,<br />
hinüber lacht.<br />
Nur Heimisches auf der Alpe<br />
Den knapp 1700 Meter hohen Flysch-Berg<br />
einen Geheimtipp zu nennen, wäre eine<br />
glatte Lüge. Die auf dem sauren Sandstein-<br />
Substrat bestens gedeihenden Alpenrosen<br />
ziehen nämlich vor allem im Juni Scharen<br />
von Bergblumenliebhabern an.<br />
An einem klaren Herbsttag kommen wiederum<br />
Wanderer mit Weitblick auf dem<br />
Gipfelrücken voll auf ihre Kosten. Ob man<br />
den idealen Aussichtspfad auch für den<br />
Abstieg wählt oder den tief blau in einer<br />
kraterartigen Mulde gelegenen Hörnlesee<br />
umrundet, ist Geschmackssache. Welchen<br />
Weg man auch wählt – auf der Buchel-<br />
Alpe (1290 m) sollte man einen Stopp<br />
einlegen. Schließlich trägt sie das Qualitätssiegel<br />
»Allgäuer Alpgenuss« des gleichnamigen<br />
Vereins. Dieses bürgt dafür, dass<br />
alle Lebensmittel aus der Region stammen<br />
oder sogar auf der jeweiligen Alpe direkt<br />
hergestellt werden. Brot und Fleisch liefern<br />
Betriebe aus Wertach und Unterjoch. Die<br />
Getränke kommen von Allgäuer Mostereien,<br />
Brauereien und Brennereien.<br />
Frühmorgens und abends, wenn die Gäste<br />
wieder abgestiegen sind, lässt sich Hüttenwirtin<br />
Elke Gehring vom Berg- und Talpanorama<br />
dazu inspirieren, Meditationstexte<br />
zu Papier zu bringen. Darüber hinaus verkauft<br />
sie im Talort Unterjoch leckeren Käse.<br />
Wenn Sie also Ihre Vorräte aus Wertach<br />
schon verdrückt haben, dann könnten<br />
Sie hier für zu<br />
Hause nochmals<br />
nachlegen. ◀<br />
INFO<br />
Käse & Kräuter<br />
im Wertachtal<br />
Käseproben beziehungsweise Sennerei-<br />
Führungen bieten in Wertach die Hofsennerei<br />
s’ Molkefässle (www.allgaeuer-kaesespezialitaeten.de)<br />
sowie die Bergbauernsennerei<br />
Wertach (www.baurestube.de) an.<br />
Wer sich besonders für Kräuter interessiert,<br />
ist wiederum in Jungholz goldrichtig. Im<br />
»einzigen Tiroler Alpenkräuterdorf« gedeihen<br />
50 verschiedene, rein biologische Kräuter.<br />
Von April bis November fi nden unterschiedliche<br />
Veranstaltungen wie »Delikatessen<br />
am Wegesrand«, »Löwenzahnhonig selbst<br />
herstellen« oder »Kräuter-Brotbackkurse«<br />
statt. Informationen unter www.tannheimertal.com/region-orte/jungholz.html<br />
34 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
TOUREN<br />
Herbstschmankerl im Oberallgäu<br />
Darf’s gemütlich oder ein wenig ambitionierter sein?<br />
Wir stellen Ihnen fünf ideale Touren für den Herbst vor.<br />
1 Reuterwanne (1541 m)<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
500 Hm 500 Hm<br />
Charakter: Waldreiche Vorgebirgstour<br />
auf eher breiten Wegen. Zuletzt<br />
traumhafter Anstieg über Wiesenpfade<br />
zum höchsten Punkt<br />
Ausgangspunkt: Jungholz/Gießenschwand<br />
(1047 m)<br />
Route: Jungholz – Obere Alpe Reuterwanne<br />
– Reuterwanne – Obere Alpe<br />
Reuterwanne – Jungholz<br />
2 Sorgschrofen (1635 m)<br />
▶ schwierig 3¾ Std.<br />
850 Hm 850 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Bergtour, die im letzten Teil Trittsicherheit<br />
und beim Gipfelanstieg auch<br />
Schwindelfreiheit erfordert.<br />
Ausgangspunkt: Jungholz/Lift-Parkplatz<br />
(1060 m)<br />
Route: Jungholz – Älple-Alpe –<br />
Sorgschrofen – Älple-<br />
Alpe – Jungholz<br />
Tourenkarte 1<br />
Heftmitte<br />
3 Wertacher Hörnle (1695 m)<br />
▶ leicht 3½ Std.<br />
650 Hm 650 Hm<br />
Charakter: Die Hälfte des Anstiegs<br />
verläuft auf Fahrwegen, was wegen der<br />
sehr abwechslungsreichen Landschaft<br />
keinen Abbruch tut.<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz<br />
nördl. Gasthaus am Buchl (1050 m)<br />
Route: Wanderparkplatz – Buchel-<br />
Alpe – Wertacher<br />
Hörnle – Buchel-Alpe<br />
– Wanderparkplatz<br />
4 Spieser (1651 m)<br />
Premiumlage: der<br />
Hörnlesee beim<br />
Aufstieg zum<br />
Wertacher Hörnle<br />
Tourenkarte 2<br />
Heftmitte<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
700 Hm 700 Hm<br />
Charakter: Äußerst abwechslungsreiche<br />
Tour auf schönen Bergwegen mit<br />
zumeist moderaten Anstiegen. Beim<br />
Abstieg vom Spieser kurz Trittsicherheit<br />
erforderlich<br />
Ausgangspunkt: Großparkplatz<br />
Oberjoch (1145 m)<br />
Route: Oberjoch – Ornach – Spieser<br />
– Klank Hütte – Hirschberg – Oberjoch<br />
5 Um den Grüntensee aufs Elleg<br />
(1064 m)<br />
▶ leicht 4½ Std.<br />
200 Hm 200 Hm<br />
Charakter: Abwechslungsreiche<br />
Runde mit tollem Berg- und Seeblick,<br />
meist auf breiten Wanderwegen.<br />
Am Elleg ist Orientierungsvermögen<br />
hilfreich.<br />
Ausgangspunkt: Kapelle St. Sebastian<br />
östlich von Wertach (888 m)<br />
Route: St. Sebastian – Grüntensee<br />
Südostufer – Ostufer – Faitenoy –<br />
Elleg – Westufer – St. Sebastian<br />
STEFAN MOSER<br />
climbing Couloir<br />
Cortina d’Ampezzo<br />
Bringen Sie Ihre alten Stöcke, egal welcher Marke, zu den teilnehmenden<br />
Händlern und erhalten Sie beim Kauf eines KOMPERDELL Carbon Modells<br />
20,– Euro Tauschprämie.<br />
Ihre retournierten Stöcke werden von uns repariert & für einen guten<br />
Zweck im Rahmen unserer Sherpa Aktion gespendet! Mehr Informationen<br />
zu den teilnehmenden Händlern & den Aktionszeiträumen<br />
finden Sie unter: www.komperdell.com
AUF TOUR<br />
Dolomiten-Klettersteige<br />
Kick aus<br />
der Natur<br />
Was sollen uns Klettersteige eigentlich bieten:<br />
den reinen Adrenalinschub, wie er in neu<br />
eingerichteten Eisenanlagen zu finden ist?<br />
Oder bedeutet Fortschritt in diesem Falle<br />
nicht eher einen Weg zurück zu den Anfängen?<br />
Ein Plädoyer von Eugen E. Hüsler<br />
Fridolin steigt voraus, sein Karabiner<br />
macht klick, klick. Eine Seilschlinge,<br />
um Bauch und Schulter<br />
gelegt und vorne verknotet, dient<br />
ihm als Sicherung, zusammen<br />
mit dem Schraubkarabiner. Die Methode<br />
würde Pit Schubert als anerkanntem Sicherheitsapostel<br />
den Schweiß auf die Stirn<br />
treiben, garantiert. Doch 1974 kennen die<br />
beiden Schweizer, die fernab der Heimat<br />
in der Schiara, am Südsaum der Dolomiten,<br />
unterwegs sind, weder den Pit noch eine<br />
ordentliche Selbstsicherung. Das Land<br />
Wilhelm Tells ist ein weißer Flecken auf<br />
36 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Das Bivacco della Bernardina<br />
am Gusela del Vescovà.<br />
Foto: Manfred Kostner<br />
der Klettersteigkarte, die Führerliteratur<br />
beschränkt sich alpenweit auf einen einzigen<br />
Titel, verfasst von der Südtirolerin<br />
Hilde Frass: »Klettersteige der Dolomiten«.<br />
Das ist kein Zufall, die Dolomiten liegen<br />
sozusagen vor ihrer Haustür, und die »Bleichen<br />
Berge« waren damals das Klettersteig-<br />
Dorado schlechthin. Der älteste mit Baujahr<br />
1903 führt über den Westgrat auf die<br />
Marmolada; der Pößnecker im Sellamassiv<br />
– eine schon legendäre Route – hat ähnlich<br />
viele Sommer und Winter gesehen,<br />
erlebt und überstanden. Klettersteiggehen<br />
war Abenteuer kombiniert mit Landschaftsgenuss,<br />
der Eisenanteil im Fels ein<br />
Mittel zum Zweck. Und heute?<br />
Geschundene Muckis, strapazierte Psyche<br />
Die Wand ist steil, sausteil und gut hundert<br />
Meter hoch. Glatt wie eine Betonmauer,<br />
kein Griff und kein Tritt. Ein Senkblei,<br />
am Abbruch befestigt, würde am Wandfuß<br />
glatt in der Luft baumeln, der beiden Überhänge<br />
wegen. Sogar ein Alexander Huber<br />
dürfte beim Anblick kurz ins Grübeln geraten.<br />
Wir nicht, denn für uns Ferratisten<br />
gibt es hier eine Route, ganz neu, der Einstieg<br />
liegt fünf Minuten von der Liftstation<br />
entfernt. Clap Varmost heißt der Felszahn,<br />
an den eine Gänsehaut-Ferrata genagelt<br />
wurde, Bügel über Bügel, himmelwärts.<br />
Eine frei schwebende Leiter und eine wackelige<br />
Hängebrücke machen den Auftakt,<br />
lassen den Adrenalinspiegel schon mal etwas<br />
ansteigen. Dann geht’s richtig zur Sache,<br />
hat die Wand doch wenige Meter über<br />
dem Einstieg in die Vertikale einen Bauch:<br />
Da muss ich drüber!?<br />
Beim zweiten Anlauf gelingt es mit viel<br />
Einsatz, dann arbeitet man sich in der<br />
Senkrechten nach oben, Meter um Meter.<br />
Das geht trotz all des Eisens ordentlich<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 37
… man sich wie ein mehr oder weniger<br />
begabter Artist an einem Gerüst vorkommt.<br />
»Bergsteigen, auch<br />
am Klettersteig,<br />
ist viel mehr als ein<br />
mit Technik möglich<br />
gemachter Kraftakt<br />
im Steilfels.«<br />
Am Clap Varmost erinnert der Klettersteig eher an einen Hochseilgarten, wobei…<br />
in die Arme, und den Blick in die Tiefe<br />
erspart man sich besser gleich. Eine Diagonale,<br />
die schräg hinaus zum (oberen!)<br />
Ansatzpunkt eines mächtigen Überhangs<br />
führt, bringt etwas Kraft zurück in die geschundenen<br />
Muckis, strapaziert dafür die<br />
Psyche ziemlich heftig. Ein zweiter Überhang<br />
ganz hoch in der Mauer, dann senkrecht<br />
zum Ausstieg: geschafft!<br />
Am Gipfel zittern die Hände nicht mehr,<br />
die Seele hat ihr Gleichgewicht wieder gefunden,<br />
ein bisschen stolz auf unsere Leistung<br />
sind wir auch. Es entspinnt sich ein<br />
typischer Männerdialog.<br />
»Wie war’s denn, Manni?«<br />
»Heftig.«<br />
Ein Schluck aus der Flasche.<br />
»Hm.«<br />
Die Tour hat mich beeindruckt, aber ich<br />
habe so meine Zweifel, ob mir diese moderne<br />
Art des »Bergsteigens« tatsächlich<br />
gefällt, trotz des heftigen Kicks, den sie<br />
vermittelt. Der übermäßige Einsatz von<br />
eisernen Krücken vergrößert die Distanz<br />
zwischen mir und der Natur, die so überdeutlich<br />
zutage tretende Abhängigkeit von<br />
Steighilfen ist irgendwie unangenehm.<br />
Genussroute im Nebel<br />
Das war an der Schiara, ein paar Tage zuvor,<br />
ganz anders gewesen. Ein 2565 Meter<br />
hoher Felsriegel, eine große Tour, eine fantastische<br />
Kulisse – und drei Klettersteige<br />
hintereinander: Zacchi, Berti und Marmol.<br />
Übernachtet haben wir droben am<br />
Grat, gleich neben dem größten Obelisken<br />
des Massivs, der Gusela del Vescovà. Die<br />
schlanke Nadel ist selbst von Belluno aus<br />
mit bloßem Auge zu erkennen. Geologen<br />
bezweifeln allerdings die Stabilität dieser<br />
Sensation, längerfristig zumindest, steht<br />
der Turm doch auf einem porösen Fundament<br />
aus schräg gestellten Felsschichten.<br />
Auch Berge sind halt nicht für alle Ewigkeit<br />
gebaut.<br />
Wir rechnen nicht mit Ewigkeiten, sondern<br />
in Stunden. Knapp drei haben wir<br />
bereits hinter uns, als wir beim Rifugio 7°<br />
Alpini ankommen, geschätzte vier Stunden<br />
sind es bis zu unserem Nachtquartier,<br />
dem Bivacco della Bernardina. Das bleibt<br />
uns noch verborgen, Herbstnebel hängen<br />
in den Felsen – bis es kurz aufreißt.<br />
Da ist sie, die Schiara, und wir müssen<br />
den Kopf ganz ordentlich in den Nacken<br />
legen, um den Gipfel, der hoch über den<br />
Wolken im tief blauen Himmel schwebt,<br />
zu betrachten. Wow!<br />
Fotos: Manfred Kostner (4)<br />
38 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Ein Tag,<br />
der bleibt.<br />
Ist es nicht die Landschaft, auf die es ankommt? Die Aussicht vom Pisciadù-<br />
Klettersteig, der Nummer eins in den Dolomiten, ist jedenfalls jeden Meter wert.<br />
Die Vorstellung dauert keine Minute, dann<br />
schließt sich der Vorhang wieder. Wir packen<br />
unsere Rucksäcke und folgen der<br />
Spur, die erst an einem licht bewaldeten<br />
Hang, dann über Gras und Geröll zum<br />
Wandfuß ansteigt. Der Nebel steigt mit<br />
uns, macht aus mir kurz ein Brockengespenst;<br />
er wabert in der Wand, lässt dann<br />
etwas Blau aufscheinen. Wir gewinnen<br />
zügig an Höhe, die Ferrata Zacchi, mit<br />
Baujahr 1952 die älteste hier, gehört klar<br />
in die Kategorie der Genussrouten. Dann<br />
bleibt das Grau hinter uns, tut sich ein fantastisch<br />
weiter Horizont auf.<br />
Das Traumschiff<br />
Wir genießen die Kletterei in der wärmenden<br />
Nachmittagssonne. Eine letzte, sehr<br />
luftige Querung leitet schließlich ins Schrofengelände<br />
unter der Gusela del Vescovà.<br />
Rechts daneben steht unser »Albergo«, der<br />
Tisch ist zwar noch nicht gedeckt, dafür<br />
bietet uns die Natur ein Amuse Gueule,<br />
das ich nicht einmal gegen ein Diner bei einem<br />
Sterne-TV-Koch tauschen würde: Das<br />
ammende Rot verglüht an der Gusela;<br />
spät in der Nacht taucht der Mond – eben<br />
aufgegangen – den Felszahn vor unserer<br />
Haustür in ein gespenstisch fahles Totenlicht.<br />
Manni schläft, zersägt gelegentlich<br />
ein paar (kleine) Hölzer, ich tu’s ihm<br />
gleich. Das Biwak wird zum Traumschiff<br />
für uns beide. Wir können doch iegen,<br />
bis zum Horizont und darüber hinaus.<br />
Gegen Morgen macht mich der Rücken auf<br />
den eher bescheidenen Komfort unserer<br />
Liegen aufmerksam; ich drehe mich hin<br />
und her, eine bequemere Schlafposition<br />
suchend, gebe aber bald auf und riskiere<br />
einen Blick nach draußen: Nacht.<br />
Mehr noch: stille Nacht. Kein Geräusch<br />
dringt an mein Ohr; vielleicht ist die Welt<br />
zum Stillstand gekommen und es wird nie<br />
wieder Tag? Nebel liegt über den Tälern,<br />
Bellunos Zivilisationslichter sind ausgelöscht.<br />
Das Mondlicht reicht gerade, um<br />
ein paar bizarre Schattenrisse zu zeichnen.<br />
Ich überlass’ mich meinen Gedankenfäden,<br />
bis mich die Kälte ins schützende<br />
Refugium zurücktreibt. Manni ist aufgewacht,<br />
schaut auf die Uhr. Wir knobeln,<br />
wer sich zuerst ins Bad zurückziehen darf<br />
(ha, ha!) und teilen dann ein belegtes Brot.<br />
Der Hunger wird wohl erst später kommen;<br />
da sind wir dann schon oben, am<br />
Gipfel der Schiara, über den die Via Ferrata<br />
Antonio Berti führt. Vor einem traumhaften<br />
Südalpenpanorama.<br />
Bergsteigen, auch am Klettersteig, ist halt<br />
viel mehr als ein mit Technik möglich gemachter<br />
Kraftakt im Steilfels. Es ist Naturerlebnis<br />
und sportliche Leistung, es weckt<br />
Emotionen, macht Freude. Am Clap Varmost<br />
bin ich kein <strong>Bergsteiger</strong>, sondern ein<br />
mehr oder weniger begabter Artist, und<br />
die Wand ist ein simples Gerüst. Das ist zu<br />
wenig, wird weder den Bergen noch meinen<br />
Ambitionen gerecht. Vergesst also die<br />
Akrobaten-Parcours mit all dem Schnickschnack.<br />
Ein richtiger Klettersteig ist kein<br />
Hochseilgarten, sondern ein Erlebnis. Und<br />
was für eines! Zurück zu den Wurzeln! ◀<br />
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Sechs Klettersteig-Klassiker in den Dolomiten<br />
Es gibt Eisenwege in den Südalpen, die ins Tourenbuch jedes ambitionierten Klettersteiggehers gehören.<br />
Das liegt nicht nur an der Routenführung und Kulisse, sondern auch an der Geschichte dieser Touren.<br />
Kurzer Zustieg,<br />
fantastische<br />
Panoramen und<br />
ein finaler Gag:<br />
der Pisciadù<br />
1 Pisciadù-Klettersteig<br />
▶ K3 4 Std.<br />
630 Hm 630 Hm<br />
Charakter: Die Nummer eins unter<br />
den Klettersteigen in den Dolomiten!<br />
Er punktet mit kurzem Zustieg,<br />
fantastischer Kulisse und einem<br />
spannenden Verlauf mit fi nalem<br />
Gag an der mittlerweile legendären<br />
Hängebrücke. Auf der Terrasse der<br />
Pisciadù-Hütte kann man dann auch<br />
gleich auf die Tour anstoßen: salute!<br />
Talort: Kolfuschg (1640 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (1956 m)<br />
an der Ostrampe der Grödner-Joch-<br />
Straße<br />
Gipfel/Hochpunkt: Pisciadù-Hütte<br />
(2585 m)<br />
Zu- und Abstieg: gut markiert, Einstieg<br />
nicht zu verfehlen,<br />
Abstieg alternativ<br />
ins Val de Mesdì<br />
Tourenkarte 10<br />
Heftmitte<br />
2 Via ferrata Cesco Tomaselli<br />
▶ K5 6 Std.<br />
940 Hm 940 Hm<br />
Charakter: Klasse Ferrata in<br />
toller Kulisse mit der berühmten<br />
Schlüsselstelle gleich zum Auftakt.<br />
Auch der Abstieg in die Selleta Fanis<br />
ist gesichert. Nur Drahtseile, keine<br />
künstlichen Tritte und Griffe, deshalb<br />
gute Klettertechnik von Vorteil.<br />
Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)<br />
Ausgangspunkt: Passo Falzárego<br />
(2105 m), alternativ Kleiner Lagazuoi<br />
(2752 m; Seilbahn)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Südliche Fanisspitze<br />
(2980 m)<br />
Zu- und Abstieg: ausreichend<br />
markiert, Orientierung<br />
problemlos<br />
Tourenkarte 11<br />
Heftmitte<br />
3 Via ferrata Bolver-Lugli<br />
▶ K3–4 5,5 Std.<br />
1170 Hm 580 Hm<br />
Charakter: Die schönste Ferrata<br />
in der Pala, sehr lang, dabei nur sparsam<br />
gesichert (wenige Eisenstifte),<br />
der Fels bietet aber fast überall<br />
ausreichend Tritte und Griffe. Große<br />
Kulisse, Vorsicht im Frühsommer<br />
beim Abstieg durch das Valle dei<br />
Cantoni (Altschnee)!<br />
Talort: San Martino di Castrozza<br />
(1470 m)<br />
Ausgangspunkt: Zwischenstation<br />
Colverde (1965 m) der Rosetta-<br />
Seilbahnen<br />
Endpunkt: Rosetta-Seilbahn (2609 m)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Bivacco Fiamme<br />
Gialle (3005 m)<br />
Zu- und Abstieg: markiert, Abstieg<br />
teilweise weglos<br />
4 Via ferrata Giovanni Lipella<br />
▶ K 3–4 7,5 Std.<br />
1200 Hm 1200 Hm<br />
Charakter: Ausgeprägt alpine Tour<br />
in grandioser Kulisse; Zustieg über<br />
einen Alpinistollen aus dem Ersten<br />
Weltkrieg (Lampe!). Zwischenausstieg<br />
bei den Tre Dita (2694 m), zweiter<br />
Abschnitt anspruchsvoller<br />
Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)<br />
Ausgangspunkt: Rifugio Dibona<br />
(2037 m), Zufahrt von der Großen<br />
Dolomitenstraße<br />
Gipfel/Hochpunkt: Tofana di Rozes<br />
(3225 m)<br />
Zu- und Abstieg: markierte Wege<br />
5 Via ferrata Gianni<br />
Costantini<br />
▶ K5–6 10 Std.<br />
1400 Hm 1400 Hm<br />
Charakter: Was das Anforderungsprofi<br />
l betrifft, klar die Nummer eins<br />
in den Dolomiten: extrem lang,<br />
sehr schwierig und viel Felskontakt,<br />
da kaum künstliche Tritte und Griffe.<br />
Ohne Hüttenübernachtung ein echter<br />
Hammer.<br />
Talort: Ágordo (611 m) im Val<br />
Cordévole<br />
Ausgangspunkt: Passo Duràn<br />
(1601 m), Übergang vom Agordino<br />
ins Zoldano<br />
Gipfel/Hochpunkt: Moiazza Sud<br />
(2878 m)<br />
Zu- und Abstieg: ausreichend<br />
markierte<br />
Wege<br />
6 Schiara-Klettersteige<br />
Tourenkarte 12<br />
Heftmitte<br />
▶ K3 12 Std.<br />
1870 Hm 1870 Hm<br />
Charakter: Landschaftlich einmalige<br />
eiserne Runde an der Schiara;<br />
Aufstieg über den Zacchi- und den<br />
Berti-Steig, Abstieg über die Ferrata<br />
Marmol. Übernachtung im Rifugio<br />
7° Alpini, noch schöner im Bivacco<br />
Bernardina an der Gusela del Vescovà<br />
(alle drei Steige K3).<br />
Talort: Belluno (390 m)<br />
Ausgangspunkt: Case Bortot<br />
(694 m), 7 km von Belluno;<br />
Wanderparkplatz<br />
Gipfel/Hochpunkt: Monte Schiara<br />
(2565 m)<br />
Zu- und Abstieg: markierte Wege<br />
40 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
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KLETTERSTEIGE<br />
Die neuen Klettersteige<br />
Eisen am Fels<br />
– ganz frisch geschmiedet!<br />
Es wird immer noch gebaut, vor allem in Österreich, wo der Bedarf an Sportklettersteigen<br />
unerschöpflich zu sein scheint. In der Schweiz und auch in den Französischen<br />
Alpen ist der Boom fürs Erste vorbei. Schade? Oder vielleicht ganz gut, bei mehr als<br />
1000 Eisenwegen alpenweit? Hier einige der jüngsten Eisen-Kreationen:<br />
1 Widaschrofen-Klettersteige<br />
K 5 / K 6–7 | 2 Std. | 100 Hm<br />
Charakter: In die Kategorie »extrem« gehören die beiden brandneuen<br />
Sportklettersteige im Bregenzerwald. Der »Wälder-Klettersteig« (K 5) ist<br />
anhaltend schwierig, der »Abendrot-Klettersteig« noch einen ordentlichen Tick<br />
anspruchsvoller (K 6–7). Ohne gute Technik (Reibung) und viel Kraftausdauer<br />
ist da nichts zu reißen!<br />
Talort: Schnepfau (734 m) im Bregenzerwald<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz östlich von Schnepfau an der Bizauer Straße<br />
Gipfel/Hochpunkt: Widaschrofen (ca. 850 m)<br />
Zu- und Abstieg: markiert, Wege und Forstpisten<br />
2 Galugg-Klettersteig<br />
K 3 | 1½ Std. | 180 Hm<br />
Charakter: Mäßig schwieriger Sportklettersteig in Ortsnähe. Wenig zum<br />
Naturerlebnis trägt die nahe Autobahn bei, geradezu ohrenbetäubend ist<br />
der Krach anfl iegender Rettungshubschrauber. Kurzer Zustieg, im oberen<br />
Wandteil zwei Varianten (beide K 3).<br />
Talort: Zams (767 m) im Oberinntal<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz des Krankenhauses (!) in Zams<br />
Gipfel/Hochpunkt: Galugg (ca. 950 m)<br />
Zu- und Abstieg: markiert, Abstieg teilweise auf Straßen<br />
Viel Natur bietet<br />
der Obergurgler<br />
Klettersteig.<br />
3 Holderli-Seppl-Klettersteig<br />
K 2–3 | 2 Std. | 120 Hm<br />
Charakter: Man muss die brachialen Eingriffe in die Bergnatur im Bereich des<br />
Kaunertaler Gletscherskigebietes (samt Zufahrt) nicht mögen, am Klammklettersteig<br />
darf man sich trotzdem der Hochgebirgswelt nahe fühlen: ein tosender<br />
Wildbach, zwei Hängebrücken und ein paar spannende Steilpassagen, dazu<br />
schöne Aussicht auf den Kaunergrat.<br />
Talort: Feichten (1287 m) im Kaunertal<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Klettergarten Fernergries (1930 m)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Ausstieg zur Gletscherstraße (ca. 2150 m)<br />
Zu- und Abstieg: 5 Min. vom Parkplatz zum Einstieg, Abstieg entlang der<br />
Straße<br />
4 Obergurgler Klettersteig<br />
K 3–4 | 1½ Std. | 120 Hm<br />
Charakter: Originell angelegter Klettersteig mit einigen recht spektakulären<br />
Passagen und drei Seilbrücken, nur mäßig schwierig. Kleine Mutprobe:<br />
die lange Seilbrücke über der rauschenden Gurgler Ache.<br />
Talort: Obergurgl (1907 m) im innersten Ötztal<br />
Ausgangspunkt: Obergurgl<br />
Gipfel/Hochpunkt: Am Beil (2056 m)<br />
Zu- und Abstieg: Zugang zum Einstieg unweit der Zirbenwaldhütte, 20 Min.,<br />
Abstieg markiert<br />
5 Klettersteig Lampskopf<br />
K 2–3 | 6 Std. | 120 Hm<br />
Charakter: Viel (Steil-)Gras, eine wilde Gebirgskulisse und ein paar nette<br />
Klettersteigpassagen bietet diese Direttissima zur Tribulaunhütte (2368 m;<br />
kleiner Abstecher vom Pfl erscher Höhenweg). Im Sommer sehr heiß und<br />
trocken, deshalb ausreichend Getränke mitnehmen! Gesicherte Passagen<br />
unterhalb des Lampskopfs (1995 m) und am Gogelberg<br />
Talort: Innerpfl ersch (St. Anton, 1246 m), Anfahrt von Gossensaß<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz bei Hinterstein (ca. 1360 m)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Gogelberg (2276 m)<br />
Zu- und Abstieg: Zustieg vom Parkplatz markiert, Abstieg über den<br />
Wanderweg Nr. 8<br />
42 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Fotos: Ötztal Tourismus, Alpbachtal Seenland Tourismus<br />
Hochgenuss mit<br />
Tiefblick: am Klettersteig<br />
Reintalersee<br />
6 Klettersteig Reintalersee<br />
K 3 | 2½ Std. | 390 Hm<br />
Charakter: Idylle und Steilfels. Beides bietet der Reintalsee und seine<br />
Umgebung, beides verbindet sich am neuen Klettersteig (Eröffnung Juli 2014)<br />
zu einem schönen Erlebnis. Mäßig schwierige Route (K 3) mit einer knackigen<br />
Variante (K 6).<br />
Talort: Kramsach (520 m) im Inntal<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (570 m) am Reintalersee<br />
Gipfel/Hochpunkt: Bärengrube (ca. 960 m)<br />
Zu- und Abstieg: Markierter Zustieg von der Seeuferstraße, Abstieg über den<br />
bestehenden Wanderweg »Bärengrube« zum Krummsee<br />
9 Klettersteigarena Höhenburg<br />
K 2–3 / K 4 / K 6 | 1 Std. | 100 Hm<br />
Charakter: Viel Technik und eine große, mit zwei (Stau-)Seen prunkende<br />
Kulisse bietet der Ausfl ug hinauf zur Höhenburg. Da passen die Eisenhaken<br />
und Drahtseile an dem Felsbuckel zwischen den beiden Staumauern<br />
irgendwie ganz gut. Und bei den drei Routen ist für jede/n etwas dabei:<br />
kindergeeignet der Limberg-Zwerg (K 2–3), spannend das Mooser-Mandl<br />
(K 4), nur für gewiefte Klettersteigler die Drossen-Hex (Stelle K 6).<br />
Talort: Kaprun (786 m), ab Parkhaus Kesselfall mit Bus und Schrägaufzug<br />
zum Stausee Mooserboden<br />
Ausgangspunkt: Staumauer Mooserboden (2038 m)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Höhenburg (2108 m)<br />
Zu- und Abstieg: Zugang von der Staumauer markiert, Abstieg ebenfalls<br />
7 Klamml-Klettersteig<br />
K 4 | 2¾ Std. | 540 Hm<br />
Charakter: Rund 100 Höhenmeter am Drahtseil, eine Zweiseilbrücke und<br />
anschließend eine längere, senkrechte Felspassage – alles mit zahlreichen<br />
Zuschauern, die auf dem Klammlweg zur Gruttenhütte unterwegs sind.<br />
Zum »Eingewöhnen« gibt’s noch einen kleinen Übungsklettersteig oberhalb<br />
der Gaudeamushütte.<br />
Talort: Ellmau (820 m) am Wilden Kaiser<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Wochenbrunner Alm (1080 m), mautpfl ichtige<br />
Zufahrt von Ellmau<br />
Gipfel/Hochpunkt: Gruttenhütte (1620 m)<br />
Zu- und Abstieg: Zustieg via Gaudeamushütte (1263 m) zur Mündung des<br />
Klamml, Abstieg zur Wochenbrunner Alm<br />
8 Erlebnisgarten Riederklamm<br />
K 2–3 / K 3–4 | 2 Std./1 Std. | 200 Hm<br />
Charakter: Genau richtig für Familien und Einsteiger sind die drei kurzen<br />
Klettersteige in der Klamm bei Gerlos: Riederklamm-Klettersteig (140 m lang,<br />
K 2–3), Weiße-Wand-Klettersteig (60 m, K 3–4)<br />
und Wasserfall-Klettersteig (60 m, K 2–3). Flying Fox nur mit Führer!<br />
Talort: Gerlos (1246 m) an der Straße von Zell am Ziller zum Gerlospass<br />
Ausgangspunkt: Ortsteil Ried<br />
Gipfel/Hochpunkt: Ausstieg Riederklamm-Klettersteig (ca. 1440 m)<br />
Zu- und Abstieg: Zustieg über Weg Nr. 9, Abstieg ebenfalls markiert<br />
10 Klettersteige Beisteinmauer<br />
K 3 bis K 7 | 1½ Std. | 120 Hm<br />
Charakter: Das würde man am Rand der waldreichen Voralpen nicht unbedingt<br />
erwarten: einen fantastischen Klettersteiggarten, gut 100 Meter hoch<br />
mit 10 (!) gesicherten Routen, die sich fast beliebig kombinieren lassen: von<br />
der Trainings-Ferrata bis zum extrem<br />
schwierigen Mammut-Steig (K 7).<br />
Besondere Gags: eine 60-Meter-<br />
Seilbrücke und eine lange Leiter, die<br />
unten schwer überhängt. Also erst<br />
einmal ins Fitnessstudio und ran an<br />
die Gewichte!<br />
Talort: Ternberg (341 m) in den Oberösterreichischen<br />
Voralpen, südlich<br />
von Steyr an der Enns gelegen<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (ca. 460 m)<br />
am Südfuß der Beisteinmauer<br />
Gipfel/Hochpunkt: Beisteinmauer<br />
(632 m)<br />
Zu- und Abstieg: Markierter Zustieg<br />
(5 Min.) vom Parkplatz, Abstieg<br />
über den gesicherten Steig (mehrere<br />
Leitern, K 2)<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 43
AUF TOUR<br />
Die Beute<br />
des Habichts<br />
Herbstgipfel im Stubai<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts galten die Alpengipfel vielen noch als Hort<br />
von Hexen. Der Pfarrer Peter Carl Thurwieser sah das völlig anders.<br />
Für ihn war Bergsteigen Hobby und wissenschaftliche Herausforderung.<br />
Im Herbst 1836 stand er als erster Bergtourist auf dem Habicht.<br />
Die Tour ist heute nicht minder lohnend. Von Andrea Strauß<br />
44 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
»Der Hager in Gschnitz und der<br />
Villerspitz und die Martinswand sind<br />
die heachsten Jöcher im ganzen Land.«<br />
Wer’s glaubt, wird selig. Sagt<br />
der Volksmund, wenn die<br />
Zweifel an einer Geschichte<br />
überwiegen. Ob der Herr im<br />
Frack wirklich geglaubt hat,<br />
dass er auf einen der drei höchsten Gipfel<br />
Tirols steigt? Vom Glauben verstand er etwas,<br />
schon von Berufs wegen. Peter Carl<br />
Thurwieser, geboren am 30. Mai 1789,<br />
war der Sohn eines Müllers aus Kramsach,<br />
in seiner Kindheit und Jugend aber zu<br />
schwächlich, um den Beruf des Vaters zu<br />
erlernen. So schickten die Eltern den Buben<br />
aufs Priesterseminar. Peter Carl wurde Pfarrer,<br />
später Professor am Lyzeum Salzburg<br />
und schließlich Kustos der Universitätskirche,<br />
die heute zum Weltkulturerbe »Historisches<br />
Zentrum der Stadt Salzburg« gehört.<br />
Zu viel Sitzen und Studieren über Büchern,<br />
zu wenig Bewegung, klagt der junge<br />
Mann. In seiner Freizeit geht er daher<br />
zum Bergsteigen, es ist sein liebstes Hobby.<br />
Das braucht er als Ausgleich. Gesund<br />
sei es, ist er überzeugt. Und es macht dem<br />
Würdenträger einen Heidenspaß: Er zündet<br />
auf den Gipfeln selbstgebastelte Ra-<br />
keten. Fun und Action um zwei Jahrhunderte<br />
vorgezogen. Auch wenn Thurwieser<br />
nicht von seinem Hobby spricht, sondern<br />
von Bergfahrten in seiner »Vakanz«. Eine<br />
schöne Herbsttour in den Stubaiern soll es<br />
werden, als er am 1. September 1836 nach<br />
Fulpmes kommt und als ortskundigen<br />
Führer den Feilenhauer Ingenuin Krößbacher<br />
engagiert.<br />
Der erste Bergtourist im Stubai<br />
Jäger, Bauernburschen und Handwerker<br />
sind froh um den kleinen Zusatzverdienst<br />
– Hobbybergsteiger kommen in der ersten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts eher selten ins<br />
Stubaital. So ist Thurwieser sogar der erste<br />
Tourist, der auf dem Hager, dem Habicht,<br />
stehen wird. Bis die Erschließungswelle<br />
der Stubaier Alpen anläuft, vergehen noch<br />
mehr als fünfzig Jahre. Selbst die Schulbuben<br />
aus Thurwiesers Zeit sitzen dann grauhaarig<br />
vor ihrem Austragshäusl.<br />
Weshalb es ausgerechnet der Habicht sein<br />
muss, liegt auf der Hand: Er gilt als der<br />
»heachste im ganzen Land«. Die mächtige<br />
Berggestalt aus dunklem Glimmerschiefer<br />
sticht ins Auge und hebt sich von den<br />
vielen anderen Gipfeln ab. Der Habicht<br />
wirkt besonders imposant. Vier Gletscher<br />
und Firnfelder sind in den Hochkaren des<br />
Bergstocks eingelagert und geben ihm eine<br />
besondere alpine Note.<br />
Auch wenn Thurwieser bereits mit Steigeisen<br />
umzugehen versteht: Die vergletscherte<br />
Nordseite ist nicht sein Ziel. Sie wird erst<br />
1883 erstbegangen werden. Stattdessen<br />
steigen die beiden auf jenem Weg auf, der<br />
auch heute noch sehr beliebt ist bei <strong>Bergsteiger</strong>n.<br />
Durch das Pinnistal geht es zur<br />
Pinnisalm. Nach einer Übernachtung im<br />
Heu steuern sie das Pinnisjoch an, das sie<br />
um acht Uhr morgens erreichen. Almmatten,<br />
dann steile Schrofen erwarten sie auf<br />
den nächsten 900 Höhenmetern. Geschickt<br />
suchen sie den leichtesten Durchstieg, halten<br />
sich an Grasrinnen und gewinnen so an<br />
Höhe, bis sie die Vegetationsgrenze erreichen.<br />
Über »lauter grobes Gestein, da fest,<br />
dort locker« gelangen sie über eine Hangkante<br />
zum Habichtferner. Das Firnfeld<br />
kann heutzutage umgangen werden und<br />
stellt kein wirkliches Hindernis mehr dar.<br />
Nach 3:25 Stunden ist der höchste Punkt<br />
(3277 m) erreicht. Man kann sicher sein,<br />
dass es sich um eine exakte Zeitangabe<br />
handelt, vermerkt Thurwieser doch auf<br />
allen seinen Touren minutengenau, wann<br />
ein Ziel erreicht ist, ja, dokumentiert sogar<br />
die Trinkpause von drei Minuten. Es ist ein<br />
strahlend blauer Herbsttag, die Sicht<br />
Foto: Andreas Strauß (2), Google (2)<br />
Priester, Professor, Alpinist: Peter Carl Thurwieser war<br />
1836 erster »Bergtourist« auf dem Habicht (hist. Stich).<br />
Die Innsbrucker Hütte (2369 m), deren Vorläufer bereits<br />
1884 erbaut wurde, ist ideal für die Habicht-Besteigung.<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 45
Farb-Flash: der Grünausee mit Urfallspitze, Gamsspitzl, Wilder Freiger, rechts des Gletschers der Apere Freiger<br />
ist fantastisch. Der Spaßfaktor ist gewiss<br />
nicht zu kurz gekommen bei dieser ersten<br />
touristischen Besteigung des Habichts.<br />
Später veröffentlicht der Priester und<br />
Wissenschaftler ein Buch über die Tour<br />
gemeinsam mit der Besteigung des Fernerkogels.<br />
Man kann das (über ein Google-Projekt<br />
digitalisierte) Werk mit dem Titel »Die<br />
Ersteigung und Messung des Fernerkogels<br />
und der Habichtspitze im Jahre 1836« heute<br />
im Internet kostenlos downloaden.<br />
KOMPAKT<br />
Stubai im Überblick<br />
Anreise: Mit der Bahn nach Innsbruck und<br />
weiter mit der Stubaitalbahn landschaftlich<br />
sehr schön ins Stubaital. Mit dem Auto von<br />
Norden über Innsbruck ins Stubaital oder<br />
eines der Seitentäler.<br />
Beste Reisezeit: Juni bis Oktober<br />
Karten: AV-Karten 1:25 000, Nr. 31/1<br />
»Stubaier Alpen, Hochstubai« und Nr. 31/2<br />
»Stubaier Alpen, Sellrain«; AV-Karte 1:50 000,<br />
31/5 »Innsbruck/Umgebung«; Kompass-<br />
Karte 1:50 000, Nr. 83 »Stubaier Alpen«<br />
Touristinfo: Tourismusverband Stubai<br />
Tirol, A-6167 Neustift im Stubaital,<br />
Tel. 00 43/(0)5 01 88 10, www.stubai.at<br />
»Meine Absicht bei Bergreisen:<br />
Mich gründlich aufzuheitern<br />
und zu erholen.« Peter Carl Thurwieser<br />
Der Schnabel des Greifvogels<br />
21. Jahrhundert. Rot-weiß-rot leuchten<br />
die Fensterläden an der Innsbrucker Hütte.<br />
Vor der Eingangstür schnüren ein paar<br />
<strong>Bergsteiger</strong> die Schuhe, von drinnen zieht<br />
Kaffeeduft ins Freie. Es ist Anfang September,<br />
ein strahlend blauer Herbsttag. Wer<br />
nicht auf dem Stubaier Höhenweg unterwegs<br />
ist, nutzt die guten Bedingungen für<br />
die Besteigung des Habichts, wie der »Hager«<br />
meist genannt wird. »Höchster Gipfel<br />
im ganzen Land« ist er freilich längst nicht<br />
mehr, selbst in den Stubaier Alpen musste<br />
er im Zeitalter der Bergvermessungen den<br />
Thron an das Zuckerhütl (3507 m) abtreten,<br />
gefolgt von einer ganzen Reihe von<br />
Gipfeln, die die Höhe von 3300 übersteigen.<br />
Dann erst folgt der Habicht mit seinen<br />
3277 Metern.<br />
Von den vier Gletschern und Firnfeldern<br />
ist heute nur noch der Mischbachferner<br />
auf der Nordseite nennenswert. Ein Eiswulst<br />
von gut 50 Grad Steilheit wölbt sich<br />
hier wie der Schnabel eines Greifvogels<br />
vor, wie ein Habichtschnabel eben. Der<br />
Normalweg aber führt aus dem Pinnisjoch<br />
hinauf. Nur ein paar Schritte sind es<br />
aus dem Joch zur stattlichen Innsbrucker<br />
Hütte auf 2369 Metern Höhe. Sie war eine<br />
der ersten, die im Stubai gebaut wurde<br />
(1884), um die Besteigung des Habichts zu<br />
erleichtern. Wer nicht mit Unterstützung<br />
des Lifts von Neustift aus durch das Pinnistal<br />
aufsteigt, kommt aus dem Gschnitztal<br />
und schwitzt über tausend Höhenmeter<br />
auf den steilen südostseitigen Flanken.<br />
Die Dienste des Feilenhauer Krößbacher<br />
zur Wegndung brauchen die drei <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
die kurz vor acht Uhr an der Hütte<br />
auf brechen, nicht mehr. Peter Carl Thurwiesers<br />
Linienführung ist heute als Weg<br />
gut markiert, im Gras ausgetreten und<br />
später in den langen Felspassagen sogar<br />
an einigen Stellen mit Drahtseil versichert.<br />
Trotzdem: Ein »gewandter Steiger« sollte<br />
man noch immer sein, also trittsicher und<br />
schwindelfrei, und so wie bei Thurwieser<br />
werden ab und an »doch die Hände aushelfen«.<br />
Der Theologe, Meteorologe und<br />
Alpinist war übrigens Erstbesteiger einiger<br />
Gipfel in den österreichischen und bayerischen<br />
Alpen, er gilt als der erste »Bergtourist«<br />
auf dem Dachstein und auf der<br />
Watzmann-Südspitze. In der westlichen<br />
Ortlergruppe ist nach ihm die Thurwieserspitze<br />
(3652 m) benannt.<br />
Lohnt die Besteigung des Habichts noch,<br />
obwohl er nicht der höchste Gipfel des Stubai<br />
ist? Ja, auf alle Fälle! Der Weg ist schön,<br />
die Aussicht nicht schlechter als vor 200<br />
Jahren und an einem schönen Herbstwochenende<br />
gibt es kein besseres Programm,<br />
um sich »gründlich aufzuheitern und zu<br />
erholen.«<br />
◀<br />
46 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
TOUREN<br />
Die schönsten Herbsttouren in den Stubaier Bergen<br />
Von einfach bis anspruchsvoll: Wir haben fünf tolle Bergwanderungen zwischen den<br />
Kalkkögeln und dem Wipptal nördlich des Brenners für Sie ausgesucht.<br />
1 Grieskogel (2158 m)<br />
▶ leicht 4–5 Std.<br />
1100 Hm 1100 Hm<br />
Charakter: Gemütliche Wanderung<br />
aus dem Sellrain mit toller Aussicht<br />
auf die Kalkkögel im oberen Teil<br />
Ausgangspunkt: Grinzens im Sellrain,<br />
Parkplatz am Sportplatz (1040 m)<br />
Route: Vom Parkplatz auf einem markierten<br />
Wanderweg durch die Waldfl<br />
anke hinauf bis zur Waldgrenze und<br />
über Wiesen zum Salfains (2000 m).<br />
Nun gerade weiter am Rücken auf<br />
den Grieskogel. Im Abstieg kann man<br />
auch am Schönangerl nach Osten<br />
hinabgehen ins Senderstal<br />
und so zurück nach<br />
Grinzens.<br />
Tourenkarte 4<br />
Heftmitte<br />
2 Großer Trögler (2902 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
1300 Hm 1300 Hm<br />
Charakter: Eisfreier Gipfel gegenüber<br />
von Zuckerhütl, Pfaff und Freiger.<br />
Einer der besten Hüttenberge der<br />
Sulzenauhütte<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Sulzenauhütte<br />
(1590 m) im Unterbergtal<br />
Hütte: Sulzenauhütte (2191 m), DAV,<br />
Anfang Juni – Ende September, 140<br />
Plätze, Tel. 00 43/(0) 52 26/24 32<br />
Route: Vom Parkplatz über den<br />
Grawa-Wasserfall oder direkt auf<br />
dem Hüttenweg zur Sulzenauhütte,<br />
2–2½ Std. Von der Hütte in westlicher<br />
Richtung zu einer nahen Verzweigung,<br />
hier rechts und über Moränengelände<br />
zum Pfaffenlehner. Weiter steil und<br />
teils versichert über den Kleinen<br />
Trögler und über den Nordostgrat auf<br />
den Großen Trögler.<br />
3 Mairspitze (2780 m)<br />
▶ mittel 4–5 Std.<br />
1300 Hm 1300 Hm<br />
Charakter: Aussichtsreiche Tour<br />
auf den Hüttengipfel der Nürnberger<br />
Hütte. Schöne Eingehtour<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Sulzenauhütte<br />
(1590 m) im Unterbergtal<br />
Hütten: Sulzenauhütte (2191 m),<br />
DAV, Anfang Juni – Ende September,<br />
Tel. 00 43/(0)52 26/24 32; Nürnberger<br />
Hütte (2278 m), DAV, Ende<br />
Juni – Anfang Oktober, 136 Plätze,<br />
Tel. 00 43/(0)6 64/4 03 21 88<br />
Route: Vom Parkplatz links zum<br />
Grawa-Wasserfall hinab (beschildert,<br />
Weg 135) und an seiner rechten<br />
Seite steil hinauf zum Hüttenweg.<br />
Über die Sulzenaualm zur Sulzenauhütte,<br />
2–2½ Std. Hier über den<br />
Von der Sulzenauhütte (2191 m) lässt sich der Große Trögler besteigen.<br />
Sulzenaubach und im leichten Auf<br />
und Ab zum Grünausee, links Richtung<br />
Niederl und an einer weiteren<br />
Wegverzweigung links nach Nordosten<br />
ins Schafgrüebl hinauf und in<br />
eine Scharte (2742 m). Zuletzt<br />
über kurze versicherte Stellen nach<br />
Norden zum Gipfelkreuz. Absteigen<br />
kann man auch zur Nürnberger Hütte<br />
und von dort ins Tal.<br />
4 Habicht (3277 m)<br />
▶ schwierig 2 Tage<br />
2000 Hm 2000 Hm<br />
Charakter: Schöner Steig auf imposanten<br />
Dreitausender, als Zweitagetour<br />
über die Innsbrucker Hütte sehr<br />
empfehlenswert<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz beim<br />
Gasthof Feuerstein (1281 m) im<br />
Talschluss des Gschnitztals<br />
Hütte: Innsbrucker Hütte (2369 m),<br />
ÖAV, Mitte Juni – Anfang Oktober geöffnet,<br />
160 Plätze, Tel. 00 43/(0)52 76/<br />
2 95, www.innsbrucker-huette.at<br />
Route: Aus dem Gschnitztal (oder<br />
durch das Pinnistal) auf dem<br />
Hüttenweg zur Innsbrucker Hütte<br />
nahe des Pinnisjochs (Dauer 3 Std.),<br />
über einen Rücken nach Südwesten<br />
zum Einstieg in die Schrofen- und<br />
Felswand. Teils versichert, kurz auch<br />
über ein Altschneefeld hinauf zum<br />
Habichtferner und oberhalb desselben<br />
auf den Gipfelgrat und versichert zum<br />
höchsten Punkt (3 Std.)<br />
5 Leitner Berg (2309 m)<br />
▶ leicht 3–4 Std.<br />
900 Hm 900 Hm<br />
Charakter: Stille Herbstwanderung<br />
zwischen Gschnitztal und Obernbergtal<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Obernberger<br />
See bei Obernberg am Brenner<br />
(1380 m) im Obernbergtal<br />
Route: Vom Parkplatz auf einer<br />
Almstraße über den Waldbauer und<br />
die Kastenalm nach Norden hinauf<br />
Richtung Trunajoch und zum Lichtsee.<br />
Hier nach Nordosten und über einen<br />
weiten Rücken hinauf bis zum Leitner<br />
Berg. Der Abstieg ist auch direkt<br />
hinab über den Lichtsee<br />
nach Obernberg<br />
möglich.<br />
Tourenkarte 5<br />
Heftmitte<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 47
AUF TOUR<br />
Pflicht für<br />
Der Triglav in den Julischen Alpen<br />
Patrioten<br />
Für die Slowenen ist der Triglav<br />
nicht einfach der höchste Gipfel<br />
des Landes. Er ist ihr Nationalsymbol,<br />
verewigt auf der Landesflagge.<br />
Deshalb huldigen ihm<br />
einheimische Wanderer auf eine<br />
für die übrige <strong>Bergsteiger</strong>welt<br />
sehr sonderbare Weise.<br />
Von Dagmar Steigenberger
Der höchste Berg<br />
Sloweniens ist auf<br />
Münzen, Briefmarken<br />
und der Nationalflagge<br />
verewigt.<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger, wikipedia, Länder-Lexikon, colnect.com<br />
Slowenen steigen nicht auf den<br />
Triglav. Sie pilgern. Einem Tausendfüßler<br />
gleich, wälzt sich die<br />
Schlange an diesem strahlenden<br />
Spätsommertag schiebend, wartend<br />
und drängend den seilversicherten<br />
Ostgrat hinauf. Slawisches Geschnatter<br />
und Lachen erfüllt die Luft. Männer in verwaschenen<br />
Jogginghosen und ausgelatschten<br />
Turnschuhen, dazwischen Sportler in<br />
nagelneuer, grellfarbener Ausrüstung und<br />
gestylte Mädchen auf unsicheren Beinen,<br />
notdürftig gesichert mit einer Reepschnur<br />
um die Brust. Alle haben sie nur ein Ziel:<br />
den Aljažev Stolp, das Blechtürmchen, in<br />
dem gerade mal zwei Personen stehend<br />
Platz nden und das den höchsten slowenischen<br />
Gipfel markiert.<br />
Ein paar deutsche und österreichische<br />
<strong>Bergsteiger</strong> erreichen den 2864 Meter hohen<br />
Gipfel staufrei von der anderen Seite.<br />
Der Aufstieg von Westen und Süden<br />
entspricht mehr dem Naturgenuss, dem<br />
Abenteuer, wie es der höchste Berg eines<br />
Landes erwarten lässt. Einsamer ist es dort.<br />
Und anspruchsvoller: Beim Bamberg-Weg<br />
am Nordwestgrat hat man es immerhin<br />
mit einem konditionell fordernden Klettersteig<br />
mit schwindelerregenden Tiefblicken<br />
in die mehr als 1000 Meter hohe<br />
Nordwand zu tun. Vom Wocheiner See im<br />
Süden marschiert man mindestens zwei<br />
Tage lang durch Schluchten, über sonnenüberutete<br />
Almen und vorbei an Seen, die<br />
mal wie dunkle Löcher, mal wie türkisgrüne<br />
Juwelen in der von Dolinen durchzogenen<br />
Landschaft schimmern.<br />
Über den einfachsten und schnellsten Anstieg,<br />
auf dem sich von der Aljažev-Hütte<br />
aus dem Vrata-Tal die bunte Masse hochschiebt,<br />
sind noch mehr als 1800 Höhenmeter<br />
bis zum Gipfel zu bewältigen. Die<br />
meisten schaffen es am ersten Tag bis<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 49
zur Triglavski dom. Die höchstgelegene<br />
Hütte am Triglav ist in der Hochsaison<br />
meist überfüllt. An schönen Sommer-Wochenenden<br />
beginnt der Stau gleich hinter<br />
dem Haus am Einstieg zum Ostgrat, etwa<br />
300 Höhenmeter unter dem Gipfel. Den<br />
ganzen Tag über bis in die Abendstunden<br />
drücken sich die Menschen im Zeitlupentempo<br />
an der schmalen Eisenspur hinauf<br />
und hinunter. Schlechte Laune kommt<br />
trotzdem nicht auf.<br />
Peitschenhiebe aufs Hinterteil<br />
»Als Slowene musst du wenigstens einmal<br />
im Leben auf dem Triglav gestanden<br />
sein«, erklärt eine quirlige Dame in üssigem<br />
Englisch. Sie hat es nach mehreren<br />
Stunden geschafft, sich über den Ostgrat<br />
bis zum höchsten Punkt durchzuarbeiten.<br />
Ihr Funktionsshirt strahlt in nagelneuem<br />
Pink. Für eine längere Unterhaltung hat sie<br />
aber keine Zeit. Der Bergführer winkt sie zu<br />
sich und macht mit ihr, was er schon zuvor<br />
mit einigen anderen aus seiner Gruppe<br />
gemacht hat: Er peitscht sie aus. Dreimal<br />
lässt er das Seil in seiner Hand aufs Hinterteil<br />
schnalzen. Bestrafung für beson-<br />
KOMPAKT<br />
Triglav Nationalpark – Sloweniens einziger<br />
Anreise: Mit dem Zug von<br />
München über Salzburg und<br />
Jesenice bis Bohinjska Bistrica<br />
und per Bus weiter bis zum<br />
Wocheiner See. Mit dem Auto<br />
via Tauernautobahn A10<br />
bis Villach, weiter auf der A2<br />
bis Ausfahrt »Slovenia« und<br />
auf der B83, dann B109 der<br />
Beschilderung nach Slowenien<br />
folgen. Weiter auf der Bundesstraße<br />
bis Wocheiner See.<br />
Fremdenverkehrsamt:<br />
TD Bohinj, Ribcev Laz 48,<br />
SI-4265 Bohinjsko jezero,<br />
Tel. 00 386/4/5 72 60 10,<br />
www.bohinj-info.com<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis<br />
Anfang Oktober<br />
Triglav Nationalpark: Der<br />
einzige Nationalpark Sloweniens<br />
erstreckt sich auf 880<br />
Quadratkilometern – das sind<br />
drei Prozent der Landesfl äche<br />
– rund um das Triglav-Massiv.<br />
Die Landschaft ist geprägt<br />
von Dolinen und Karren, durch<br />
die Seen und Wasserläufe<br />
auch unterirdisch miteinander<br />
verbunden sind. In den Felsen,<br />
Schluchten und Resten von<br />
Urwäldern leben Gämsen,<br />
Steinböcke, Rotwild, Bären<br />
und Luchse sowie Steinadler.<br />
Hütten: Dom Valentina<br />
Stanica. (2332 m), Juli bis<br />
September, 136 Schlafplätze,<br />
Tel. 00 386/51/61 47 72;<br />
Triglavski dom na Kredarici<br />
(2515 m), Ende Mai bis Anfang<br />
Oktober, 160 Schlafplätze,<br />
Tel. 00 386/4/5 31 28 64;<br />
Dom Planika (2401 m), Juli bis<br />
September, 123 Schlafplätze,<br />
Tel. 00 386/50/61 47 73;<br />
Vodnikov dom (1817 m),<br />
Mitte Juni bis Anfang Oktober,<br />
63 Schlafplätze, Tel. 00 386/<br />
51/60 72 11; Zasavska koca<br />
(2071 m), Ende Juni bis Ende<br />
ders widerspenstige Kunden? Die fremden<br />
Wanderer – erkennbar in der Unterzahl<br />
– beäugen verunsichert die Szenerie. Mit<br />
den deutlichen Gebrauchsspuren an ihren<br />
Klettersteigausrüstungen und Steinschlaghelmen<br />
sowie den Bergstiefeln wirken sie<br />
ohnehin wie Fremdkörper in der Masse der<br />
einheimischen Turnschuh-Touristen.<br />
Dann hebt die Geschlagene unter Gejohle<br />
und Beifallklatschen die Arme. Ihr Gesicht<br />
ziert ein glückseliges Lächeln. Also doch<br />
keine Bestrafung. Eher eine Auszeichnung.<br />
Für Slowenen ist die Triglav-Besteigung eine<br />
patriotische Picht. Spätestens seit das<br />
Land 1991 die Unabhängigkeit erreicht<br />
hat, ist der dreigipige Berg Sloweniens<br />
Nationalsymbol. Seine Silhouette prangt<br />
auf dem Wappen der slowenischen Flagge:<br />
drei weiße Zacken vor tiefblauem Sternenhimmel,<br />
darunter schwappen die Wellen<br />
der Adria – an klaren Tagen kann man<br />
das Mittelmeer vom Triglav aus tatsächlich<br />
erkennen. Mit diesem Wappen ist Slowenien<br />
das einzige europäische Land, das sich<br />
einen Berg auf die Fahne gezeichnet hat.<br />
Keinen Adler, keinen Löwen oder sonst ein<br />
kraftvolles, königliches Getier. Einen Berg.<br />
September, 55 Schlafplätze,<br />
Tel. 00 386/50/61 47 81;<br />
Koca na Dolicu (2151 m),<br />
Ende Juni bis Ende September,<br />
144 Schlafplätze,<br />
Tel. 00 386/50/61 47 80;<br />
Koca na Planini pri Jezeru<br />
(1453 m), Mitte Juni bis Ende<br />
September, 86 Schlafplätze,<br />
Tel. 00 386/51/63 27 38;<br />
Koca pri Triglavskih jezerih<br />
(1685 m), Ende Mai bis Anfang<br />
Oktober, 200 Schlafplätze,<br />
Tel. 00 386/51/2 31 26 45.<br />
Auf www.slovenia.info fi ndet<br />
man ausführliche Informationen<br />
zu den Hütten auf Deutsch.<br />
Karten: freytag & berndt<br />
1:50 000, WK 141 »Julische<br />
Alpen«<br />
Literatur: Helmut Lang »Julische<br />
Alpen. 53 ausgewählte<br />
Wanderungen und Bergtouren«,<br />
Rother Wanderführer,<br />
Bergverlag Rother 2010<br />
Slowenien hat<br />
sich als einziges<br />
Land Europas<br />
einen Gipfel ins<br />
Wappen geholt<br />
Ein Steinbock mit goldenen Hörnern<br />
1934 schuf der slowenische Architekt Jože<br />
Plenik die Vorlage für dieses Wappen, als<br />
er die Silhouette des Triglav in den Mantel<br />
der Muttergottes-Figur vor der Pfarrkirche<br />
in Bled im Osten des berühmten Berges<br />
meißelte – als Zeichen für das Land Slowenien<br />
zwischen dem serbischen Kreuz<br />
und dem kroatischen Schachbrettmuster.<br />
Die Legenden, die sich um den Triglav und<br />
seine Macht ranken, sind noch älter. In<br />
einer davon heißt es, der Triglav sei ein<br />
dreiköpger Gott, der auf dem Berg wohne.<br />
Mit einem Haupt beherrsche er den<br />
Himmel, mit dem zweiten die Erde und<br />
mit dem dritten die Unterwelt. Eine Sage<br />
erzählt von Zlatorog, einem weißen Steinbock<br />
mit goldenen Hörnern, der einst die<br />
Herden der magischen Weißen Frauen auf<br />
der Hochebene des Triglav beschützte, als<br />
jene noch vor saftigem Gras und Blumen<br />
strotzte. Als ein Mensch in seiner Goldgier<br />
den Zlatorog töten wollte, verwandelte der<br />
zornige Steinbock das ganze fruchtbare<br />
Hochplateau in die karge Steinödnis, wie<br />
man sie heute dort oben antrifft. Der Frevler<br />
starb, der Steinbock überlebte; unter<br />
anderem als Markenzeichen der slowenischen<br />
Biermarke Laško Pivo.<br />
Zlatorog hat nicht alles verwüstet. Unterhalb<br />
der Planika-Hütte mischt sich das erste,<br />
spärliche Grün zwischen die hellgrauen<br />
Felsen. Noch weiter unten krallen Lärchen<br />
ihre Wurzeln in die steinige Humusschicht.<br />
Blaue Enzianblüten verleihen den<br />
Wiesen ein paar bunte Tupfer. Eine Kuhherde<br />
grast friedlich auf der Almweide. Für<br />
die Tiere sind die letzten Almtage im Jahr<br />
angebrochen; die Halme tragen an die-<br />
Steinbock Zlatorog ist das<br />
Markenzeichen der größten<br />
slowenischen Brauerei.<br />
Fotos: Dagmar Steigenberger (2), Hersteller<br />
50 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Der erste der sieben<br />
Seen auf dem Weg von<br />
der Savica zum Triglav.<br />
An schönen Tagen pilgern<br />
Massen von Slowenen auf<br />
den 2864 Meter hohen Berg.<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 51
LITERRATUR<br />
Julius Kugy –<br />
Pionier der Julischen<br />
Es gibt kaum ein Tal in den Julischen Alpen,<br />
in dem nicht auf irgendeinen Gipfel ein<br />
»Kugyweg« führt. Der Namenspatron dieser<br />
Wege, Julius Kugy, war Schriftsteller und<br />
<strong>Bergsteiger</strong>. Dank des väterlichen Handelsunternehmens<br />
in Triest, das er übernommen<br />
hatte, konnte er sich zu seinen Bergausfl ügen<br />
immer die Begleitung durch einen Bergführer<br />
leisten. Vor allem die Julischen Alpen hatten<br />
es ihm angetan, dort realisierte er Ende des<br />
19. und Anfang des 20. Jahrhunderts viele<br />
Erstbesteigungen und Erstbegehungen. Unter<br />
anderem eröffnete er 1881 den Weg vom<br />
Trentatal durch die steile Westfl anke des<br />
Triglav bis auf den Gipfel – den berühmtesten<br />
unter den Kugywegen in den Juliern. 1895<br />
oder 96 (die Chronisten sind sich nicht<br />
sicher) schaffte er die<br />
erste Winterbesteigung<br />
des Triglav. Seine<br />
Erinnerungen an diese<br />
Abenteuer hat Kugy im<br />
Buch »Aus dem Leben<br />
eines <strong>Bergsteiger</strong>s«<br />
festgehalten, das 1925<br />
erstmals im Bergverlag<br />
Rother erschienen ist.<br />
sem Morgen Mitte September bereits eine<br />
dünne Schicht Raureif. Die Sonne hat das<br />
Gras auf dem einsamen Aussichtsberg Jezerski<br />
Stog schon in – nein, nicht in Gold<br />
– in Stroh verwandelt. Steil geht es auf<br />
seiner Südseite hinunter, hinein in einen<br />
wilden Nadelwald und der Krstenica-Alm<br />
entgegen. Auf der Wiesenschulter haben<br />
knapp ein Dutzend Hütten Platz gefunden,<br />
deren Fassaden ordentlich mit Holztäfelchen<br />
verschindelt sind. Die Fensterläden<br />
sind geschlossen; alles scheint schon<br />
für den Winter vorbereitet. Nur noch ein<br />
paar Verwandte des Bauern genießen die<br />
herbstlichen Sonnenstrahlen auf einer<br />
der Hausbänke. Die Hüterbuben seien mit<br />
dem Vieh längst ins Tal marschiert, geben<br />
sie den Wanderern Auskunft. Aber auch<br />
im Hochsommer herrsche hier nicht mehr<br />
viel landwirtschaftlicher Betrieb – wer<br />
wolle, könne eine Almhütte als einfache<br />
Ferienunterkunft mieten. Hilfsbereit<br />
schreiben sie einen Zettel mit der Telefonnummer<br />
des Besitzers. Das Geschäft mit<br />
den Touristen rentiert sich mittlerweile<br />
mehr als die traditionelle, über Jahrhunderte<br />
praktizierte Almwirtschaft. Darin<br />
gleichen die Julischen Alpen vielen anderen<br />
alpinen Regionen.<br />
Der Ritterschlag für <strong>Bergsteiger</strong><br />
Karel Laznik lebt schon seit langem von<br />
den Wanderern, zumindest im Sommer.<br />
Seit mehreren Jahren bewirtschaftet der<br />
muntere Slowene mit dem grauen Jägerbart<br />
à la Henri VI. gemeinsam mit seiner<br />
Frau die Hütte »Planini pri Jezeru«. Die<br />
Touristen kommen von Stara Fuzina wegen<br />
des kreisrunden Sees herauf, dessen<br />
Wasser so geheimnisvoll dunkel schimmert<br />
und dessen Ränder grüngelbe Algen<br />
säumen. Auf der Hüttenterrasse mit Blick<br />
auf den See und die tiefgrünen Wälder essen<br />
sie Krautsuppe mit Bohnen oder auch<br />
eine Gulaschsuppe – beides die Standardspeisen<br />
auf den slowenischen Hütten, wie<br />
es auf den österreichischen die Spaghetti<br />
mit Bolognese sind.<br />
Die Einheimischen kommen wegen Karel<br />
und seiner Musik. Abends am Kachelofen<br />
greift er zu seinem Akkordeon und spielt<br />
für seine Gäste slowenische Volksmusik-<br />
Klassiker. An den Wänden hängen Fotos<br />
von Vereinen aus dem Tal, die Karel bereits<br />
einen Besuch abgestattet haben. Dazwischen<br />
eine Fotograe von Kindern, wie sie<br />
lachend ein paar Peitschenhiebe vor der<br />
Hütte entgegen nehmen. Da ist sie wieder,<br />
die Szenerie vom Gipfel des Triglav!<br />
Auf unsere neugierigen Fragen hin versucht<br />
sich Karel an einer Erklärung. Er<br />
Slowenische Volksmusik, präsentiert von Hüttenwirt Karel Laznik<br />
Ein Gruß »Berg<br />
Heil!« auf dem<br />
Gipfel? Seltsam,<br />
sagt der slowenische<br />
Hüttenwirt.<br />
deutet mit Händen und Füßen. Seine wenigen<br />
Brocken Englisch reichen für so einen<br />
komplizierten Sachverhalt nicht aus.<br />
Ein freundlicher Gast bietet sich als Übersetzer<br />
an: »Eigentlich ist es ein Ritual für<br />
diejenigen, die das erste Mal den Triglav<br />
bestiegen haben. Die Kindergartenkinder,<br />
die einmal im Jahr die Hütte besuchen,<br />
bekommen dieses Einweihungsritual<br />
aber schon, wenn sie es schaffen, an der<br />
Hauswand hochzuklettern.« Karel macht<br />
in der Stube vor, wie man Hände und Füße<br />
an den groben Steinen setzen muss<br />
– selbstverständlich gesichert von den<br />
Erwachsenen. Das Ritual am Triglav: eine<br />
Art Ritterschlag für slowenische <strong>Bergsteiger</strong><br />
also? Der Gast übersetzt, Karel nickt<br />
freudestrahlend. Dann lässt er fragen, was<br />
denn die Deutschen und Österreicher so<br />
auf ihren höchsten Gipfeln machen würden.<br />
Eine nachdenkliche Pause. »Sie trinken<br />
Gipfelschnaps und grüßen einander<br />
mit ›Berg Heil‹.« Das mit dem Schnaps<br />
gefällt dem Hüttenwirt. Aber dieser Gruß?<br />
Seltsam, sehr seltsam.<br />
◀<br />
Fotos: Rother; Dagmar Steigenberger (2)<br />
52 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Die drei Häupter des<br />
Triglav ragen hinter der<br />
Vodnikov-Hütte auf.<br />
TOUREN<br />
Triglav in vier Tagen<br />
Natürlich können Konditionsstarke den Triglav auch in ein bis zwei Tagen besteigen. Doch so entgehen ihnen die<br />
türkisgrün glitzernden Seen, die urigen Almen und die Dolinen zwischen den lichten Urwaldresten im Nationalpark.<br />
1 Zasavska koca (2071 m)<br />
▶ mittel 6½ Std.<br />
1420 Hm 1420 Hm<br />
Charakter: Das Tal der sieben Seen<br />
wartet mit einer herrlichen Landschaft<br />
auf, vor allem am Ledvica<br />
See. Dafür lohnt sich der anfangs<br />
extrem steile, teils seilversicherte<br />
Aufstieg allemal. Vorsicht: Am Start<br />
nicht den gebührenpfl ichtigen Weg<br />
zum Wasserfall nehmen (Sackgasse),<br />
sondern links davon über den Bach!<br />
Die Zasavska koca ist eine sehr<br />
kleine Hütte, also frühzeitig losmarschieren,<br />
um sich einen bequemen<br />
Schlafplatz zu sichern (Vorreservation<br />
zwecklos). Wer zu spät kommt, muss<br />
auf den harten Tischen in der Stube<br />
übernachten.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz an der<br />
Dom Savica (653 m; gebührenpfl ichtig:<br />
3 Euro pro Tag) westlich des<br />
Wocheiner Sees<br />
Hütten: Dom Savica (653 m), Koca<br />
pri Triglavskih jezerih (1685 m),<br />
Zasavska koca (2071 m)<br />
Route: Dom Savica – Crno jezero<br />
(1294 m) – Koca pri Triglavskih<br />
jezerih – Jezero Ledvica (1800 m) –<br />
Zasavska koca<br />
2 Triglav (2864 m)<br />
▶ mittel 5½ Std.<br />
1060 Hm 1060 Hm<br />
Charakter: Über Schotter, vom Militär<br />
zurückgelassene Felsenwege und<br />
schließlich über einen leichten Klettersteig<br />
(K2) geht es auf den Gipfel des<br />
Triglav. Der Abstieg über den seilversicherten<br />
Ostgrat ist ebenfalls einfach,<br />
kann aber bei großem Andrang dauern.<br />
Eine Übernachtung in der Vodnikov<br />
dom empfi ehlt sich nicht nur wegen<br />
des schönen Blicks auf den abendlich<br />
beleuchteten Triglav, sondern auch<br />
wegen der hübschen Hütte.<br />
Ausgangspunkt: Zasavska koca<br />
(2071 m)<br />
Hütten: Koca na Dolicu (2151 m),<br />
Dom Planika (2401 m), Vodnikov<br />
dom (1817 m)<br />
Route: Zasavska koca – Zeleno<br />
jezero (2000 m) – Hribarice (2350<br />
m) – Koca na Dolicu – Triglav – Dom<br />
Planika – Konjski preval (2020 m) –<br />
Vodnikov dom<br />
3 Jezerski Stog (2040 m)<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
450 Hm 450 Hm<br />
Charakter: In stetem Auf und Ab geht<br />
es durch verwachsene Almlandschaft<br />
– teils durch Nadelwald, teils<br />
über Wiesen und felsige Karren. Die<br />
einzige kleine Herausforderung ist der<br />
beinahe weglose, am Ende sehr steile<br />
Aufstieg vom Sattel auf den Jezerski<br />
Stog, von dem man eine herrliche<br />
Aussicht auf den Triglav hat.<br />
Ausgangspunkt: Vodnikov dom<br />
(1817 m)<br />
Hütte: Koca na Planini pri Jezeru<br />
(1453 m)<br />
Route: Vodnikov dom – Velo Polje<br />
(1680 m) – Jezerski preval (1945 m)<br />
– Jezerski Stog – Alm Krstenica (1640<br />
m) – Alm V Lazu (1540 m) – Koca na<br />
Planini pri Jezeru<br />
4 Pršivec (1761 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
320 Hm 320 Hm<br />
Charakter: Den einfachen Gipfel<br />
mit hervorragender Aussicht über<br />
den Wocheiner See kann man am<br />
Abstieg zur Savica-Schlucht locker<br />
mitnehmen. Wer nach der Steilwand<br />
am Ende der Tour noch genügend<br />
Kraft in den Waden hat, kann vom<br />
Parkplatz aus den Ausfl ug zum Wasserfall<br />
dranhängen (1/2 Std., kostet<br />
allerdings Eintritt). Bei schönem<br />
Wetter empfi ehlt sich ein Bad im<br />
Wocheiner See.<br />
Ausgangspunkt: Koca na Planini pri<br />
Jezeru (1453 m)<br />
Hütte: Dom Savica (653 m)<br />
Route: Koca na Planini pri Jezeru<br />
– Alm Viševnik (1615 m) – Pršivec<br />
– Alm Viševnik – Crno jezero (1294) –<br />
Dom Savica<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 53
AUF TOUR<br />
1<br />
Familien-TIPP<br />
MMM – Messner Mountain Museum // Teil 1: Firmian, Juval, Ortles<br />
Mensch, Kunst, Eis<br />
2<br />
3<br />
54 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Im kommenden Winter wird Reinhold Messners<br />
sechstes Museum am Kronplatz fertig, nach Schloss<br />
Juval, Firmian (Sigmundskron), Ortles (Sulden),<br />
Dolomites (Monte Rite) und Ripa (Schloss Bruneck).<br />
Erster Teil einer Bilanz Von Eugen E. Hüsler<br />
4<br />
5<br />
Ein Mann und sechs Museen. Unmöglich!<br />
»Ein Museum, das aus<br />
sechs Teilen besteht«, korrigiert<br />
Reinhold Messner. Halt so, wie<br />
ein Buch mehrere Kapitel hat<br />
und trotzdem eine Einheit bildet. Gerade<br />
»schreiben« Handwerker am sechsten, letzten<br />
Teil, der im Winter eröffnet wird, oben<br />
am Kronplatz, wo Schnee eindeutig wichtiger<br />
ist als Kultur. Ganz anders in Schloss<br />
Sigmundskron – hier atmet jeder Stein<br />
Geschichte. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts<br />
wird in den Urkunden erstmals ein<br />
befestigter Platz erwähnt, später diente<br />
die Burg Formigar den Bischöfen von<br />
Trient als Stützpunkt. Von dieser alten<br />
Feste sind neben einigen Grundmauern<br />
die Kapellenruine und ein Viereckturm<br />
der unteren Vorburg erhalten. 1473 kaufte<br />
Erzherzog Sigmund »der Münzreiche« die<br />
Burg und ließ sie als Bollwerk gegen die im<br />
Etschtal vordringenden Venezianer großzügig<br />
ausbauen. Weil ihm das Geld ausging,<br />
musste er Sigmundskron allerdings<br />
bald verpfänden. In der Folgezeit verel<br />
die Anlage mehr und mehr, auch einige<br />
Besitzerwechsel änderten nichts daran.<br />
1957 machte Sigmundskron noch einmal<br />
Schlagzeilen: Aus Protest gegen die Nichteinhaltung<br />
der Pariser Verträge (»Los von<br />
Trient!«) durch die italienische Regierung<br />
versammelten sich in der Burg 30 000 Südtiroler,<br />
angeführt vom Landeshauptmann<br />
Silvius Magnago.<br />
Heute ist die ausgedehnte Anlage das Herzstück<br />
von Reinhold Messners Museum. Ein<br />
Platz wie geschaffen für ein Museum, das<br />
erinnern und zum Nachdenken anregen<br />
will. Ob das Konzept dann auch funktioniert,<br />
wisse man – sagt Messner selbst<br />
– erst nach ein paar Jahren. Wenn man<br />
an einem Frühlingstag im Hof des Schlosses<br />
sitzt und sich umschaut, kommen da<br />
kaum Zweifel auf. Besucher aus nah und<br />
fern, jeder und jedem ist der <strong>Bergsteiger</strong><br />
aus dem Villnößtal ein Begriff.<br />
Foto: xxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
1 Sigmundskron steht auf Bozner Porphyr<br />
über dem Etschtal 2 Das erste der Messner<br />
Museen thematisiert die Auseinandersetzung<br />
des Menschen mit den Bergen.<br />
3 Schloss Juval beherbergt vor allem die<br />
Kunstgegenstände, die Reinhold Messner<br />
von seinen Expeditionen mitgebracht hat.<br />
4 Juval ist seit 1983 im Besitz von Messner.<br />
5 Ortles, gebaut von dem Vinschger Architekten<br />
Dr. Arnold Gapp, ist gänzlich unterirdisch<br />
angelegt. Das Glasfenster in der<br />
Decke hat die Form einer Gletscherspalte.<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 55
Freiheit. Vielleicht der Schlüsselbegriff für<br />
einen, der ausziehen sollte in die weite Welt,<br />
auf der Suche nach Herausforderungen<br />
1<br />
2<br />
Wie es denn angefangen hat? »In Juval, da<br />
wohne ich mit meiner Familie. Und irgendwann<br />
stellte sich die Frage: Wohin mit all<br />
den Sachen, die ich aus aller Welt mitgebracht<br />
habe?« So wurde Juval zum Museum,<br />
entstand in Sulden jener Museumsteil,<br />
der ganz dem Eis gewidmet ist – durchaus<br />
passend unter dem höchsten Berg Tirols,<br />
der dem Museum auch seinen Namen gegeben<br />
hat (Ortles). Und schließlich Firmian<br />
(Sigmundskron), gegen zunächst heftigen<br />
Widerstand aus Bozen. Schließlich siegte<br />
die Hartnäckigkeit Messners, aber auch<br />
sein Konzept, das sich als überlegen erwies.<br />
Der Vinschgauer Architekt Werner Tscholl<br />
lieferte die Pläne für das Museum, Messner<br />
brachte über 2000 Exponate ein. Mitgebracht<br />
aus den Bergen der Welt – Raubkunst,<br />
wie in der Sammlung Gurlitt?<br />
»Ich habe für jedes einzelne Stück ein amtliches<br />
Dokument – sonst darf man überhaupt<br />
keine Kunst außer Landes bringen,<br />
nicht einmal in Nepal«, betont Messner.<br />
Doch, so fügt er an, und seine Augen lachen,<br />
wenn das Dokument nicht echt sei,<br />
»wie soll ich das wissen?«<br />
Ein Mann und sein Museum. Die Geschichte<br />
des Reinhold Messner, sie hat hier ihren<br />
Platz gefunden, zwischen all den Ausstellungsstücken,<br />
von denen jedes auch seine<br />
eigene Geschichte hat. Die Welt der Berge<br />
– sie ndet sich in den Bergen Südtirols,<br />
an sechs Plätzen. Und immer, wenn<br />
du durch ein Fenster, über eine Mauer<br />
schaust, stehen da Berge.<br />
Zeit zu gehen. Ein Händedruck, ein Lächeln.<br />
Routiniert, aber sympathisch. ◀<br />
1 Im Museum Ortles in Sulden dreht sich<br />
alles um die Themen Eis, Schnee, Gletscher<br />
und Lawinen. 2 Tibetische Gebetsfahnen<br />
in Sigmundskron/Firmian<br />
Die Wiege in Villnöß<br />
Das Motiv ist schon zigtausend Mal um die<br />
Erde gereist, früher auf belichtetem Zelluloid,<br />
heute digital winzig, es schmückt Kalender<br />
und Bücher, die von Bergen und von<br />
heiler Südtiroler Welt erzählen: ein Kirchlein<br />
mit spitzem Turm, saftige Wiesen und<br />
darüber die Geislerspitzen, in den blauen<br />
Himmel stechend. Ein Bild wie gemalt, und<br />
jedem, der im Alltag an den PC gefesselt ist<br />
und Betontürme um sich hat, muss es wie<br />
die perfekte Gegenwelt erscheinen.<br />
Da wurde Reinhold Messner geboren, als<br />
Sohn eines Lehrers vor sieben Jahrzehnten,<br />
in eine Welt, in der die Kirche mitregierte<br />
und der Horizont ein enger war, nicht nur<br />
der Berge wegen. Hier galten feste Regeln,<br />
hieß es vor allem: gehorchen. Die Gipfel<br />
dagegen, sie versprachen Freiheit.<br />
Freiheit. Vielleicht der Schlüsselbegriff<br />
für einen, der später ausziehen sollte in<br />
die weite Welt, immer auf der Suche nach<br />
neuen Herausforderungen.<br />
Das Erbe einbringen?<br />
Und der als Gipfelstürmer und Weltbereisender<br />
mehr mitbrachte als nur Eindrücke<br />
und Erinnerungen. Der Wanderer hinter<br />
dem Horizont, der Grenzgänger aus Passion,<br />
er kam zurück, um mitten in Südtirol<br />
seinen »15. Achttausender« zu besteigen.<br />
So hat Reinhold Messner sein Museum<br />
genannt, und vielleicht war’s ja sogar der<br />
schwierigste, höchste Gipfel seines Lebens.<br />
INFO<br />
Die Öffnungszeiten<br />
der Museen<br />
▶ Firmian (Sigmundskron, bei Bozen):<br />
Mensch und Berg. Geöffnet vom ersten<br />
Sonntag im März bis zum dritten Sonntag<br />
im November 10–18 Uhr (Einlass bis 17 Uhr);<br />
Do geschlossen. Sonderausstellungen<br />
▶ Juval (Vinschgau): Kunstsammlungen<br />
aus fünf Kontinenten. Geöffnet vom vierten<br />
Sonntag im März bis zum 30. Juni und<br />
vom 1. September bis zum ersten Sonntag<br />
im November 10–16 Uhr; Mi geschlossen<br />
(Führungen). Zugang von Staben (Shuttlebus)<br />
oder von Tschars über den Schnalswaal<br />
▶ Ortles (Sulden): Eis. Geöffnet vom vierten<br />
Sonntag im Mai bis zum zweiten Sonntag<br />
im Oktober und vom zweiten Sonntag im<br />
Dezember bis zum 1. Mai 14–18 Uhr,<br />
Juli/August 13–19 Uhr; Di geschlossen<br />
Fotos: Manfred Kostner (6), Dr. Arnold Gapp (2)<br />
56 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
TOUREN<br />
3 x 3 Touren nach einem Museumsbesuch<br />
Wir haben für Sie schöne Wanderungen in Südtirol ausgesucht, die Sie ideal mit einem Ausflug<br />
zu einem der Messner Mountain Museen verbinden können.<br />
FIRMIAN<br />
1 Überetscher Burgenrunde<br />
▶ leicht 1¾ Std.<br />
250 Hm 250 Hm<br />
Charakter: Hocheppan zählt zu den<br />
schönsten Burgen des Landes; vom<br />
Bergfried der Ruine Boymont genießt<br />
man einen herrlichen Blick über den<br />
Bozner Talkessel bis zu den Dolomiten.<br />
Ein Wanderklassiker für Jung und<br />
Alt, Einkehr in beiden Burgen.<br />
Talort: St. Pauls (394 m), Ortsteil der<br />
Großgemeinde Eppan<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (435 m)<br />
bei Schloss Korb; Zufahrt von St. Pauls<br />
Gipfel/Hochpunkt: Hocheppan<br />
Wegverlauf: Parkplatz – Hocheppan<br />
– Boymont (580 m) – Parkplatz<br />
Markierungen:<br />
12, 14<br />
2 Girlan (434 m)<br />
Tourenkarte 8<br />
Heftmitte<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
240 Hm 240 Hm<br />
Charakter: Von Reinhold Messners<br />
großen Bergen ins Weinparadies des<br />
Überetsch führt dieser ausgedehnte<br />
Spaziergang mit Wendepunkt in<br />
Girlan.<br />
Talort: Frangart (246 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplätze (330 m)<br />
bei Schloss Sigmundskron<br />
Gipfel/Hochpunkt: Marklhof (448 m)<br />
Wegverlauf: Parkplatz – Marklhof –<br />
Girlan – Parkplatz<br />
Markierungen: 1, 2B, 2A, 2<br />
3 Die Eppaner Eislöcher (560 m)<br />
▶ leicht 1¾ Std.<br />
180 Hm 180 Hm<br />
Charakter: Oberhalb von St. Michael<br />
versteckt sich in einer von Bergsturztrümmern<br />
übersäten Mulde ein<br />
besonderes Naturphänomen: die<br />
Eislöcher. Und da ist es sogar mitten<br />
im Sommer empfi ndlich kühl.<br />
Talort: St. Michael (411 m), Zentrum<br />
der Gemeinde Eppan<br />
Ausgangspunkt: St. Michael<br />
Gipfel/Hochpunkt: Eislöcher (560 m)<br />
Wegverlauf: St. Michael – Gleifkapelle<br />
(555 m) – Schloss Moos-Schulthaus<br />
(530 m) – Eislöcher – Stroblhof<br />
(512 m) – Pigeno – St. Michael<br />
Markierungen: 8B, 15, 7A<br />
JUVAL<br />
4 Waalwanderung nach<br />
Schloss Juval (927 m)<br />
▶ leicht 2¾ Std.<br />
330 Hm 330 Hm<br />
Charakter: Der Schnalser Waal ist<br />
der längste im Vinschgau; etwas<br />
tiefer am Hang verläuft der Tarscher<br />
Schnalswaal. Beide lassen sich<br />
zu einer schönen Runde verbinden,<br />
natürlich mit einem Abstecher zum<br />
MMM auf Schloss Juval.<br />
Talort: Tschars (598 m)<br />
Ausgangspunkt: Bahnhalt Tschars<br />
oder Parkplatz am Ortsrand<br />
Gipfel/Hochpunkt: Schloss Juval<br />
Wegverlauf: Tschars – Schnalser<br />
Waal – Sonnenhof (830 m) – Schloss<br />
Juval – Sonnenhof – Stabener<br />
Schnalswaal – Tschars<br />
Markierungen: 1A, 3, 1<br />
5 Rundweg Katharinaberg<br />
▶ leicht 2½ Std.<br />
400 Hm 400 Hm<br />
Charakter: Wenig anstrengende<br />
Wanderrunde über dem untersten<br />
Schnalstal mit Tiefblicken in die<br />
Mündungsklamm des Tals. Mächtiges<br />
Gegenüber: die Trumser Spitze<br />
(2942 m) mit ausladenden Graten.<br />
Talort: Staben (554 m) an der<br />
Vinschgauer Straße<br />
Ausgangspunkt: Katharinaberg<br />
(1245 m)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Wand (1459 m)<br />
Wegverlauf: Katharinaberg – Jausenstation<br />
Kopfron (1445 m) – Wand –<br />
Unter Perfl (1417 m) – Katharinaberg<br />
Markierung: 24, 10A<br />
6 Oberjuval (1316 m)<br />
▶ mittel 4½ Std.<br />
720 Hm 720 Hm<br />
Charakter: Zuerst die Steppenlandschaft<br />
des Vinschgauer Sonnenbergs –<br />
einen ganz besonderen Lebensraum –<br />
kennenlernen und dann Schloss Juval<br />
besuchen. Ideal im Frühling und Herbst<br />
– im Sommer sehr schweißtreibend.<br />
Talort: Tschars (598 m)<br />
Ausgangspunkt: Bahnhalt Tschars<br />
oder Parkplatz am Ortsrand<br />
Gipfel/Hochpunkt: Oberjuval<br />
Wegverlauf: Tschars – Oberschönegg<br />
(1044 m) – Oberjuval – Schloss Juval<br />
(927 m) – Schnalser Waal – Tschars<br />
Markierung: 1A, 1, 3<br />
SULDEN<br />
7 NATURAronda Sulden<br />
▶ mittel 2½ Std.<br />
200 Hm 200 Hm<br />
Charakter: Origineller Erlebnispfad<br />
mit sieben Stationen im Talschluss<br />
von Sulden. Am Wendepunkt 44<br />
Meter lange Hängebrücke, unweit der<br />
Mündung des Rosimtals das Bärenbad<br />
(Wasserfall, Tretbecken). Ideal für<br />
die ganze Familie<br />
Talort: Sulden (1860 m)<br />
Ausgangspunkt: Talstation des<br />
Kanzel-Liftes (1845 m)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Hängebrücke<br />
(ca. 2080 m)<br />
Wegverlauf: Liftstation – links des<br />
Suldenbachs taleinwärts – Weg 2A –<br />
Hängebrücke – Bärenbad – Sulden<br />
Markierung: 7, 2A, 1<br />
8 Düsseldorfer Hütte (2721 m)<br />
▶ mittel 3½ Std.<br />
330 Hm 810 Hm<br />
Charakter: Die Hütte im Zaytal zählt<br />
zu den beliebtesten Wanderzielen<br />
von Sulden; in der näheren Umgebung<br />
verstecken sich zwischen Bergsturztrümmern<br />
zahlreiche kleine Lacken.<br />
Großartig das Berghalbrund mit der<br />
Vertainspitze (3545 m).<br />
Talort: Sulden (1860 m)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation des<br />
Kanzelliftes (2348 m)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Düsseldorfer<br />
Hütte (2721 m)<br />
Wegverlauf: Liftstation – Zaytal<br />
– Düsseldorfer Hütte – Zaytal –<br />
Sulden<br />
Markierung: 12, 5<br />
Tourenkarte 9<br />
Heftmitte<br />
9 Hintergrathütte (2661 m)<br />
▶ mittel 3¼ Std.<br />
350 Hm 820 Hm<br />
Charakter: Der eisigen Hochgebirgswelt<br />
des Ortlers kommt man auf<br />
dieser Höhen- und Hüttenwanderung<br />
ziemlich nahe. Grandios der Blick von<br />
der Hintergrathütte auf den Suldenferner<br />
und die Königsspitze (3851 m).<br />
Und sogar das »End’ der Welt«<br />
ist nicht fern: So heißt der kleine<br />
Gletscher unter dem Ortler-Hintergrat.<br />
Talort: Sulden (1860 m)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation des<br />
Langensteinliftes (2330 m)<br />
Gipfel/Hochpunkt: Hintergrathütte<br />
Wegverlauf: Liftstation – Morosiniweg<br />
– Hintergrathütte – Sulden<br />
Markierung: 3, 2<br />
Gipfelraten im MMM Firmian<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 57
TIPP<br />
12 Tourenkarten zum Mitnehmen<br />
Die besten Touren aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/14<br />
Dolomiten, Berner, Allgäuer, Stubaier,<br />
Ötztaler Alpen, Karwendel<br />
Abtrennen<br />
Falten<br />
Einstecken<br />
2 Wertacher Hörnle, 1 Sorgschrofen, abwechslungsreiche<br />
4 Grieskogel,<br />
7 Wörner, lange,<br />
5 Leitner Berg,<br />
11 Ferrata Tomaselli,<br />
gemütliche Wanderung<br />
auf guten Wegen<br />
Berg-<br />
tour, teils ausgesetzt<br />
leichte Wanderung mit<br />
grandioser Aussicht<br />
markierte Bergtour in<br />
Schrofengelände<br />
stille Wanderung auf<br />
Almstraßen und Wegen<br />
viel begangener,<br />
schwieriger Klettersteig<br />
6 Rund um den Lohner,<br />
3 Saldurspitze,selten 9 Düsseldorfer<br />
8 Hocheppan, leichte 10 Ferrata Pisciadù,<br />
anspruchsvolle,<br />
zweitägige Rundtour<br />
durchgeführte Hochtour,<br />
meist unmarkiert<br />
Hütte, wenig anstrengende<br />
Wanderung<br />
Wanderung, ideal für<br />
Familien mit Kindern<br />
legendärer Klettersteig<br />
mit Hängebrücke<br />
12 Ferrata Costantini,<br />
langer, technisch<br />
schwieriger Klettersteig<br />
GPS-Daten als Download unter www.bergsteiger.de, falls vorhanden<br />
Tourenart<br />
Schwierigkeit<br />
Wandern Klettern Klettersteig Hochtour Skitour<br />
Blau: leicht Rot: mittel Schwarz: schwierig
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Sorgschrofen (1636 m)<br />
1<br />
Mit kleiner Klettereinlage auf großartigen Felskamm<br />
Zunächst ein teils schmaler Bergpfad, dann eine Drahtseil- gesicherte Kletterstelle und zuletzt<br />
ein leicht ausgesetzter Gipfelkamm – auch Alpenrandgipfel können mitunter etwas alpinen Flair<br />
verbreiten.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 32<br />
850 Hm | 3¾ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort/Ausgangs- und Endpunkt: Jungholz/<br />
Lift-Parkplatz (1058 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug nach<br />
Sonthofen und weiter mit Bus 9748 nach Jungholz<br />
Gehzeiten: Jungholz – Älple-Alpe 1 Std. – Sorgschrofen<br />
2 Std. – Älple-Alpe 3 Std. – Jungholz 3¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: September/Oktober<br />
Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000,<br />
BY 3 »Allgäuer Voralpen Ost«; M. Pröttel »Alpen für Anfänger –<br />
Allgäu«, J. Berg Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Infobüro Jungholz,<br />
Tel. 00 43/56 76/81 20,<br />
www.tannheimertal.com/region-orte/jungholz.html<br />
Einkehr: unterwegs keine; nach der Tour zahlreiche Möglichkeiten<br />
in Jungholz<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Abwechslungsreiche Bergtour,<br />
die im letzten Teil Trittsicherheit und zum Schluss auch Schwindelfreiheit<br />
erfordert. Nicht bei Nässe!<br />
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Wertacher Hörnle (1695 m)<br />
2<br />
Über sonnenverwöhnte Südosthänge zu beliebtem<br />
Aussichtsberg<br />
Eine gemütliche Hütte zur Einkehr, ein idyllischer Bergsee und<br />
traumhafte Gipfelblicke – am Wertacher Hörnle bleiben so gut wie<br />
keine <strong>Bergsteiger</strong>wünsche offen. Die Wege sind auch für Kinder<br />
gut zu meistern: also eine typische Familientour.<br />
650 Hm | 3½ Std.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 32<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Unterjoch (1014 m)<br />
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz nördlich des<br />
»Gasthaus am Buchl« (1050 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit dem Zug nach<br />
Sonthofen und weiter mit Bus 9748 nach Unterjoch/<br />
Obergschwend<br />
Gehzeiten: Wanderparkplatz – Buchelalpe 45 Min. – Wertacher<br />
Hörnle 1¼ Std. – Buchelalpe 1 Std. – Wanderparkplatz 30 Min.<br />
Beste Jahreszeit: September und Oktober<br />
Karte/Führer: AV-Karte 1:25 000, BY 3 »Allgäuer Voralpen<br />
Ost«; M. Pröttel »Alpen für Anfänger – Allgäu« J. Berg Verlag<br />
Fremdenverkehrsamt: Verkehrsverein Oberjoch,<br />
Tel. 0 83 24/77 09, www.oberjoch.info<br />
Einkehr: Buchelalpe (1241 m), Montag Ruhetag,<br />
www.buchelalpe.de<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die Hälfte des Anstiegs verläuft<br />
auf Fahrwegen, was wegen der sehr abwechslungsreichen<br />
Landschaft der Tour aber keinen Abbruch tut.<br />
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Saldurspitze (3433 m)<br />
3<br />
Selten begangen, doch empfehlenswert<br />
Im Gegensatz zu Similaun und Weißkugel sind an der Saldurspitze keine Massen von <strong>Bergsteiger</strong>n<br />
unterwegs. Die abwechslungsreiche Überschreitung führt meist weglos und steil über Schotter und<br />
Gletscher. Sie endet in einem wilden Seitental mit mäandernden Bächen und Alpenrosen-Büscheln.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014<br />
1420 Hm | 8 Std.<br />
Hochtouren-Ausrüstung<br />
inkl. Helm, Seil, Steigeisen<br />
Talort: Schnals (1290 m)<br />
Ausgangspunkt: Kurzras (2011 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Zug bis Naturns, Linienbus<br />
von Meran über Naturns bis Kurzras<br />
Gehzeiten: Kurzras – Lazaunhütte 1 Std. – Lazaunferner<br />
– Sattel (3¾ Std.) – Saldurspitze (4½ Std.) – Lagaunferner<br />
– Lagauntal – Kurzras (8 Std.)<br />
Beste Jahreszeit: Juli bis Mitte September<br />
Karte: Kompass 1:25 000, Blatt 051 »Naturns – Latsch –<br />
Schnalstal«; Tabacco 1:25 000, Blatt 04 »Schnalstal«<br />
Führer: Walter Klier »Alpenvereinsführer Ötztaler Alpen«,<br />
Bergverlag Rother, 2005<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusbüro Schnalstal, Karthaus<br />
42, I-39020 Schnalstal, Tel. 00 39/04 73/67 91 48,<br />
www.schnalstal.com, info@schnalstal.it<br />
Einkehr: Lazaunhütte (2427 m), geöffnet Mitte Juni bis Anfang<br />
Oktober, Hotels in Kurzras<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die Tour zur Saldurspitze wird<br />
selten begangen und ist ab der Lazaunhütte nicht mehr markiert.<br />
Der steile Aufschwung über den Lazaunferner verlangt Trittsicherheit<br />
(ideal bei viel Altschnee). Am Grat (I) klettert man durch<br />
steinschlaggefährdetes, äußerst bröckeliges Gelände. Beim<br />
ebenfalls unmarkierten Abstieg ins Lagauntal durch die steilen<br />
Rinnen mit losem Schotter und Altschneeresten ist sehr gute<br />
Orientierung gefragt.
TIPP<br />
Allgäuer Alpen Sorgschrofen (1636 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz folgt man der Straße bis zum<br />
Gebäude der Volksbank und wendet sich dahinter nach<br />
links ab »Beschilderung Sorgschrofen 1¾ Std.«. Eine<br />
steile Teerstraße führt in den Wald hinein und wird später<br />
zu einer Schotterstraße. Dieser folgend erreicht man<br />
wieder fl acher eine große Wiese, wo die Straße endet.<br />
Man geht noch ein Stück geradeaus und wendet sich,<br />
einem weiteren Wegweiser folgend, nach links. Der Wiesenpfad<br />
führt steiler bergan und stößt auf einen Fahrweg.<br />
Diesem folgt man nach rechts, durchquert ein Waldstück<br />
und gelangt auf die Wiesenhänge der Älple-Alpe. An<br />
dieser geht man links vorbei und auf einem Fußweg auf<br />
die Bergstation des obersten Liftes zu. Hat man diesen<br />
unterquert, wendet man sich nach rechts und folgt einem<br />
teils erodierten Bergpfad bergan. Der Pfad erreicht einen<br />
Rücken und wendet sich nach rechts. Bald sind schmale<br />
Abschnitte einer Querung zu meistern, die Trittsicherheit<br />
erfordern. Kurz darauf steht man unter einem steilen<br />
Schrofenhang. Nahezu weglos zieht der Steig in wenig<br />
ausgeprägten Serpentinen bergan.<br />
Schließlich führt der Anstieg zu einer Scharte hinauf. Kurz<br />
bevor man diese erreicht, wendet man sich nach rechts, wo man<br />
ein Stahlseil erkennen kann. Dieses hilft über eine kurze, steilere<br />
Felspassage, die nach rechts zum eigentlichen Gipfelgrat führt.<br />
Zuletzt geht es über den Grat hinüber zum Hauptgipfel, wobei<br />
ganz am Schluss noch einmal eine kleine, mit einem Drahtseil<br />
gesicherte Kletterstelle zu meistern ist.<br />
Abstieg: auf der gleichen Route<br />
Michael Pröttel<br />
Allgäuer Alpen Wertacher Hörnle (1695 m)<br />
Der Sorgschrofen ist ein<br />
kecker kleiner Felsgipfel.<br />
Aufstieg: Am gebührenpfl ichtigen Wander-Parkplatz<br />
wählt man nicht die an dessen Nordwestende beginnende<br />
asphaltierte Almstraße, sondern folgt der Hauptstraße<br />
nach Süden bis zum »Gasthaus am Buchl«. An diesem<br />
geht man links vorbei und wendet sich gleich dahinter<br />
nach rechts von dem Teerweg ab. Über einen Wiesenpfad<br />
geht es zu einem Hof und an diesem nach rechts. Ganz<br />
kurz folgt man einem Fahrweg, den man an einem Wegweiser<br />
nach links gleich wieder verlässt. Ein Wiesenpfad führt<br />
zu einem Waldstück, das durchquert wird, um sogleich<br />
wieder in freiem Gelände anzusteigen. Schließlich wird<br />
der Weg breiter und stößt auf den geteerten Fahrweg, der<br />
zur Buchelalpe führt. Hinter dieser muss man ein längeres<br />
Stück einer Teerstraße entlang bergan folgen. Ab dem<br />
nächsten Waldrand wird die Straße wieder zum Erdweg<br />
und ein Stück lang zum Pfad, bevor man nach einer Lichtung<br />
wieder auf eine quer verlaufende Almstraße stößt.<br />
Dieser folgt man fl ach nach links.<br />
Der Fahrweg erreicht eine große Almwiese. Dort folgt man<br />
dem Wegweiser »Wertacher Hörnle« nach rechts. Es geht<br />
nun etwas steiler bergan, bis man auf einem Wiesen-Plateau<br />
einen weiteren Wegweiser erreicht. Ab hier führt der Anstieg<br />
als schmaler Bergweg nach links, auf einen langgezogenen Kamm<br />
hinauf, dem man nach rechts zum Gipfel folgt.<br />
Abstieg: auf der gleichen Route<br />
Michael Pröttel<br />
Ein kleiner Bergsee sorgt für<br />
zusätzliche Abwechslung.<br />
Foto: Michael Pröttel Foto: Michael Pröttel<br />
TIPP<br />
Ötztaler Alpen Saldurspitze (3433 m)<br />
Aufstieg: Von der Talstation des Lazaunlifts führt der Weg<br />
in weiten Kehren und markiert bis zur Lazaunhütte. Man<br />
kann auch die steilere Direttissima über den Wiesenstreifen<br />
der Piste nehmen, was zwar in die Waden geht, aber erheblich<br />
kürzer ist. Auf der Schulter bei der Lazaunhütte<br />
öffnet sich eine Ebene mit einem Hochmoor, hinter der<br />
steiles Schottergelände in die Moränenkämme des Gletschers<br />
übergeht. Nördlich des Baches folgt man spärlichen<br />
Steinmännchen weglos aufwärts bis zum Moränenkamm,<br />
auf dem man nach rechts/Norden bis in die breite<br />
Rinne unterhalb der Gletscherzunge quert. Ist noch genug<br />
Altschnee vorhanden, lässt sich der nun folgende, unbequeme<br />
Anstieg durch steiles Schottergelände vermeiden.<br />
Am Gletscher muss man sich entscheiden: entweder<br />
rechts etwas sanfter, aber nahe den Steinschlagrinnen<br />
aufwärts, oder links über den steilsten Teil des Gletschers<br />
(bis 45 Grad). Am Joch geht es vom Eis in den äußerst<br />
brüchigen Fels. Der Grat zum Gipfel bietet zwar keine allzu<br />
großen technischen oder Orientierungs-Schwierigkeiten<br />
(I), dafür extreme Steinschlaggefahr. Wer will, kann die<br />
Tour über den Grat noch ein Stück verlängern bis zum<br />
etwas höheren Nachbargipfel der Lagaunspitze (3439 m).<br />
Abstieg: Von der Saldurspitze geht es am Grat wenige Meter<br />
südwestwärts und dann durchs bröckelige, steile Gelände in den<br />
Firn. Vorsicht beim Überwinden der (bei viel Altschnee unsichtbaren)<br />
Randkluft! Bei Nebel beginnen die Orientierungsschwierigkeiten<br />
bereits auf dem nun folgenden breiten und fl achen<br />
Lagaunferner. Auf dem Eis geht es auf der rechten Seite des Gletschers<br />
abwärts bis zur Zunge und weiter über diverse Altschneebzw.<br />
Schotter-Rinnen (immer leicht nach rechts querend) dem<br />
Talboden entgegen. Sobald der steile Schotter von sanften, grünen<br />
Wiesenmatten zwischen dem mäandernden Wasser abgelöst<br />
wird, liegen die größten Schwierigkeiten der Tour hinter einem.<br />
Damit lässt sich der weitere Abstieg zwischen Alpenrosen-Büscheln,<br />
Bacharmen und schließlich durch duftenden Lärchenwald zurück<br />
nach Kurzras unbeschwert genießen. Dagmar Steigenberger<br />
Rauschendes Wasser<br />
begleitet den Aufstieg.<br />
Foto: Joachim Stark
TIPP<br />
Stubaier Alpen Grieskogel (2158 m)<br />
4<br />
Ruhige Wanderung mit Kalkkögelblick<br />
Die Tour auf den Grieskogel führt zunächst auf den bekannteren Salfains, der den nördlichen<br />
Eckpfeiler eines langen Höhenzugs bildet. Dieser Bergkamm zieht sich vom Salfains über den<br />
Grieskogel weiter bis zu Breitschwemmkogel, Angerbergkopf und Schaflegerkogel.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 44<br />
1100 Hm | 5 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Grinzens (945 m) im Sellrain<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz am Sportplatz (1040 m)<br />
in Grinzens<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnverbindung nach<br />
Innsbruck und weiter mit dem Bus durchs Sellrain nach<br />
Grinzens<br />
Gehzeiten: Anstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:50 000, Nr. 31/5 »Innsbruck«;<br />
Kompass-Karte 1:50 000, Nr. 83 »Stubaier Alpen«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Stubai Tirol,<br />
A-6167 Neustift im Stubaital, Tel. 00 43/(0)50 18 81-0,<br />
www.stubai.at<br />
Hütte: keine<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Gemütliche Wanderung aus<br />
dem Sellrain mit toller Aussicht auf die Kalkkögel im oberen Teil.<br />
Technisch ist die Tour nicht schwierig, man bleibt auf Wanderwegen<br />
und Pfaden, und das Gelände ist kupiert. Wem es lediglich<br />
um den einfachsten und schnellsten Weg zum Gipfel geht, kann<br />
auch aus dem Senderstal starten und geht dann überwiegend auf<br />
einer Almstraße. Für die Erweitung bis zum Schafl egerkogel sollte<br />
man trittsicher sein und Orientierungsfähigkeiten mitbringen, da<br />
hier teils nur Steigspuren vorhanden sind.<br />
TIPP<br />
Stubaier Alpen Leitner Berg (2309 m)<br />
5<br />
Aus dem Obernbergtal<br />
Zwischen Gschnitztal und Obernbergtal liegt der sanfte Höhenrücken mit Kastner Berg, Leitner<br />
Berg, Egger Berg und Nösslachjoch. Im Sommer kann man hier wunderbar wandern – abseits jeden<br />
Trubels. Als Blickfang dienen die Tribulaune und natürlich der kleine Lichtsee.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014– Seite 44<br />
900 Hm | 5 Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Obernberg am Brenner (1380 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Obernberger See (1439 m)<br />
im Obernbergtal<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahnverbindung bis<br />
Steinach im Wipptal und weiter mit dem Bus nach<br />
Obernberg<br />
Gehzeiten: Anstieg 3 Std., Abstieg 2 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Juni bis Oktober<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:50 000, Nr. 31/3 »Brenner-<br />
berge«; Kompass-Karte 1:50 000, Nr. 83 »Stubaier Alpen«<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Stubai Tirol,<br />
A-6167 Neustift im Stubaital, Tel. 00 43/(0)50 18 81-0,<br />
www.stubai.at<br />
Hütten: keine<br />
Charakter/Besonderheiten: Die Tour auf den Leitner Berg<br />
ist eine einfache Wanderung, die anfangs auf Almstraßen verläuft<br />
und erst kurz oberhalb der Kastenalm auf einen markierten<br />
Wanderweg führt. Schön sind die Ausblicke über die drei begrenzenden<br />
Täler: Gschnitztal, Wipptal und Obernbergtal sowie auf<br />
die markanten Gipfel der Tribulaune, des Habichts und jenseits<br />
des Wipptals der Zillertaler Berge.<br />
TIPP<br />
Berner Alpen Rund um den Lohner<br />
6<br />
Panoramawege der Extraklasse<br />
Zwischen Kandersteg und Adelboden erhebt sich das mehrgipflige Lohner-Massiv. Eine Rundtour<br />
über Üschene- und Engstligengrat, später quer durch den grimmigen Westabbruch und schließlich<br />
über die Bunderchrinde vermittelt eine Fülle von Eindrücken und Emotionen.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014<br />
2400 Hm | 2 Tage<br />
normale Bergausrüstung<br />
(inklusive Übernachtung)<br />
Talort: Kandersteg (1176 m) im Berner Oberland<br />
Ausgangspunkt: Im Üschenetal, bei P. 1621 hinter<br />
Usser Üschene<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bahn bis Kandersteg,<br />
Postauto bis Eggeschwand; Seilbahn nach Sunnbüel und<br />
Aufstieg zum Üschenegrat möglich<br />
Gehzeiten: 1. Tag Engstligenalp 6 Std.; 2. Tag 6½ Std.<br />
Höhenmeter: 1. Tag 1200 Hm Aufstieg, 870 Hm<br />
Abstieg; 2. Tag 1200 Hm Aufstieg, 1530 Hm Abstieg<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Oktober, wenn schneefrei!<br />
Karten/Literatur: Swisstopo, 1:50 000, Blatt 263 T »Wildstrubel«;<br />
1:25 000, Blätter 1247 »Adelboden« und 1267 »Gemmi«;<br />
Mark Zahel »Panoramawege Schweiz«, Bruckmann Verlag, 2012<br />
Fremdenverkehrsamt: CH-3718 Kandersteg, Tel. 00 41/<br />
(0)33/67 5 80 80<br />
Hütten: Berghaus Bärtschi (1937 m), Tel. 00 41/(0)33/<br />
6 73 13 73; Berghotel Engstligenalp (1952 m), Tel. 00 41/<br />
(0)33/6 73 22 91; Lohnerhütte (2171 m), Tel. 00 41/<br />
(0)33/67 3 04 87 oder 00 41/(0)79/4 31 54 25<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Großzügige zweitägige Wanderrunde,<br />
zumeist auf mittelschweren Bergwegen, im Abschnitt quer<br />
durch die Lohner-Westfl anke aber deutlich anspruchsvollere<br />
alpine Route, die absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit<br />
verlangt und bei Nässe oder Schnee zu meiden ist (ab und zu<br />
gesichert, jedoch längst nicht an allen heiklen Stellen).
TIPP<br />
Stubaier Alpen Grieskogel (2158 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz geht man auf einem markierten<br />
Wanderweg in etlichen Serpentinen durch die Waldfl anke<br />
hinauf. Unterbrochen wird diese Passage durch die Lichtung<br />
mit dem Jagdhaus Nederer Hütte (1633 m). Ab hier<br />
geht man nochmals ca. eine Dreiviertelstunde bis zur<br />
Waldgrenze und gelangt schließlich über Wiesengelände<br />
zum Salfains (2000 m), mit schönem Ausblick auf die<br />
Kalkkögel. (Hierher auch über die Mautstraße ins Senders -<br />
tal und den Aufstieg über eine Almstraße zur Salfainsalm<br />
und zum Salfains.)<br />
Vom Salfains mit seinem schönen See, an dem es rechts<br />
vorbeigeht, hält man sich weiter in südlicher Richtung.<br />
Am Rücken entlang geht es kurz hinab, dann anfangs<br />
mäßig, schließlich etwas steiler hinauf auf den Gipfel des<br />
Grieskogels.<br />
Wer noch weitergehen möchte, kann den Rücken weglos<br />
und auf Steigspuren verfolgen und gelangt leicht steigend<br />
auf den Breitschwemmkogel (2264 m). Von hier ist der<br />
Weiterweg zum Angerbergkopf (2399 m) möglich (zusätzlicher<br />
Zeitbedarf 1½–2 Std.). Der Abstieg erfolgt dann entweder<br />
zwischen Angerbergkopf und Schafl egerkogel nach<br />
Stubaier Alpen Leitner Berg (2309 m)<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz beim Gasthof Waldesruh geht<br />
man auf einer gesperrten Almstraße nach Westen zum<br />
Waldbauer. Hier biegt die Straße nach rechts um und<br />
führt in ein paar großen Serpentinen hinauf zur (unbewirtschafteten)<br />
Kastenalm (1734 m).<br />
Kurz nach den Almgebäuden ändert das Sträßchen die<br />
Richtung nochmals; in westlicher Richtung bleibt man<br />
noch kurz auf der Straße und verlässt sie dann an einer<br />
beschilderten Verzweigung, um auf einem Fußweg nach<br />
rechts abzubiegen. Über Wiesengelände geht es nun<br />
hinauf zum Lichtsee (2101 m), der in einer Senke nahe<br />
des Trunajochs liegt. Dieses bildet den Übergang ins<br />
Gschnitztal, von dem man ebenfalls zum Leitner Berg<br />
aufsteigen kann.<br />
Der Weiterweg ist durch den breiten Rücken vorgegeben,<br />
der vom Lichtsee über den Leitner Berg bis zurm Egger<br />
Berg führt. Oberhalb des Lichtsees hält man sich nach<br />
Nordosten und wandert auf einem Pfad auf diesem<br />
Rücken entlang und an einigen Moortümpeln vorbei bis<br />
zum höchsten Punkt des Leitner Bergs.<br />
Abstieg: Auf dem Anstiegsweg steigt man auch ab.<br />
Westen zum Bergheim Fotsch oder nach dem Schafl egerkogel ins<br />
Kreuzjöchl und nach Osten ins Senderstal und über die Kemater<br />
Alm nach Grinzens.<br />
Abstieg: Im Abstieg geht es vom Grieskogel zurück in den Sattel<br />
zwischen Grieskogel und Salfains und nach Osten hinab ins Senderstal<br />
und so zurück nach Grinzens.<br />
Andrea Strauß<br />
Blick auf die Kalkkögel<br />
Alternativ kann man vom Lichtsee auch direkt nach Süden<br />
absteigen. Anfangs hält man sich dazu nach Südosten, dann<br />
geht es über teils steile (aber unschwierige) Flanken hinab und<br />
durch Hochwald bis ins Wiesengelände über Außertal. Links<br />
des Schmirnerbachs bleibend gelangt man zur Straße durchs<br />
Obernbergtal. Dieser Alternativabstieg ist vor allem für jene interessant,<br />
die mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist sind und<br />
nicht zurück zum Ausgangspunkt müssen. Andrea Strauß<br />
In Obernberg am Brenner startet die Tour.<br />
Foto: Andreas Strauß Foto: Andreas Strauß<br />
TIPP<br />
Berner Alpen Rund um den Lohner<br />
Route: Aus dem Üschene-Talgrund zu einer Alp am<br />
linksseitigen Hang (P. 1730) und auf einem teils lehmigen<br />
Steig über die Schafweiden von Gällenen zum Gratsattel<br />
P. 2165, wo der Zugang von Sunnbüel mündet. Ein paar<br />
Schritte weiter ist ein Abstecher auf das Gällihorn (2284<br />
m) möglich. Der Höhenweg bleibt im Wesentlichen auf der<br />
Westseite des Üschenegrats, tangiert zwischendurch aber<br />
auch die Krete und steigt schließlich deutlicher zur Wyssi<br />
Flue (2472 m) an. Über deren Plateau zum Schwarzgrätli<br />
(2383 m) und einem massig-brüchigen Felsaufbau<br />
nordseitig ausweichen. Es folgen die Passage quer durchs<br />
vordere Tälli mit seinen Grasböden und der Gegenanstieg<br />
auf die Höhe des Engstligengrats. Man überschreitet<br />
die Kuppe P. 2659 und geht unmittelbar am Tschingellochtighorn<br />
südlich vorbei auf den zur Engstligenalp<br />
abstreichenden Ärtelengrat. Im Alpdorf befi nden sich zwei<br />
Unterkünfte.<br />
Am zweiten Tag zunächst vorn um den Ärtelengrat herum<br />
in den Kessel der Hinder Engstligenalp, wo eine »blauweiße«<br />
Route aufgenommen wird. Am grasigen Südhang<br />
des Lusers kräftig empor, dann durch ein Gatter in die<br />
äußerst abschüssige, schuttreiche Lohner-Flanke hinein. Nachdem<br />
die erste Traverse noch einem passablen Pfad folgt, wird die<br />
Trittspur später sehr dürftig. Man bewegt sich mitunter entlang<br />
brüchiger Felsschichten und kreuzt wiederholt Muren und Rinnen.<br />
Durch diverse Hangbuchten steigt die Route bis P. 2367 (Rastbank)<br />
an und schwenkt dort in den wilden Nordhang ein. Im weiteren<br />
Verlauf nicht mehr wie ehemals im großen Bogen auf etwa<br />
gleicher Höhe (vermurt), sondern günstiger weiter vorn und tiefer<br />
durch die Witi Chume queren. Die Markierung ist eindeutig. Mittels<br />
Gegenanstieg gelangt man zur Geländerippe mit der Lohnerhütte<br />
(2171 m). Dahinter wird die Tierchumi ausgegangen, ehe<br />
ein kettengesicherter Felsriegel im Bergab bewältigt wird (schwierigste<br />
Passage). Bei der Gabelung rechts und um die Kante zu<br />
nochmaligen Ketten, die gegen die Bunderalp hinableiten. Man<br />
wendet sich jedoch wieder aufwärts und absolviert auf einem<br />
ordentlichen Bergweg 500 Höhenmeter bis zur Bunderchrinde<br />
(2385 m), dem fi nalen Übergang ins Üschenetal. Auf der Ostseite<br />
anfangs links haltend, dann rechts Richtung Alpschele (2089 m)<br />
und kehrenreich zurück zum Ausgangspunkt im Hochtal.<br />
Mark Zahel<br />
An Sommerwochenenden bewartet: die Lohnerhütte<br />
Foto: Mark Zahel
TIPP<br />
Karwendelgebirge Wörner (2474 m)<br />
7<br />
Knackige Bergtour für Ausdauernde<br />
Der Wörner ist zwischen der Soierngruppe und der Westlichen<br />
Karwendelspitze der beherrschende Berg – ein Gipfel für Wanderer,<br />
die einen gewissen alpinen Kick suchen.<br />
1789 Hm | 9 Std.<br />
normale Wanderausrüstung,<br />
Stöcke empfehlenswert<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014<br />
Talort: Mittenwald (911 m)<br />
Ausgangspunkt: P bei der Dammkarstraße (930 m)<br />
Koordinaten/Ausgangspunkt:<br />
Breite N 47.441395° Länge E 011.274062°<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Mittenwald ist Station<br />
an der Bahnlinie München–Garmisch-Partenkirchen<br />
Entfernung: 16,68 km<br />
Gehzeiten: Aufstieg 5 Std.; Abstieg 4 Std.<br />
Beste Jahreszeit: Sommer und zeitiger Herbst (schneefrei)<br />
Karte: Alpenvereinskarte 1:25 000, Blatt BY 10 »Karwendelgebirge<br />
Nordwest, Soierngruppe«; Topogr. Karte des Bayer. Landesamtes<br />
für Vermessung 1:50 000, Blatt UK50-51 »Karwendel–<br />
Garmisch-Partenkirchen–Murnau–Lenggries«<br />
Informationen: Tourist-Information Mittenwald, D-82481<br />
Mittenwald, Dammkarstr. 3, Tel. 00 49 (0)88 23/3 39 81,<br />
www.alpenwelt-karwendel.de/touristinformation-mittenwald<br />
Einkehr: Hochlandhütte (1623 m)<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Anspruchsvolle Wanderung<br />
(I–II), für die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit zwingende<br />
Voraussetzung sind; desgleichen einwandfreie Kondition und<br />
Ausdauer. Seit die Route zum Gipfel durchgehend markiert ist,<br />
ist die Gefahr, sich in den unübersichtlichen Schrofenhängen<br />
zu verirren, deutlich geringer geworden; leichter ist die Tour<br />
dadurch nicht.<br />
TIPP<br />
Mendelkamm Hocheppan-Burgenrunde<br />
8<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 54<br />
Familienfreundliche Wanderrunde im Überetsch<br />
Das Überetsch gilt als Südtiroler Adelsparadies: überall zwischen den Weinbergen stehen Schlösser<br />
und Burgruinen. Zu den schönsten Burgen zählt Hocheppan mit seinen berühmten Fresken; vom Boymonter<br />
Bergfried genießt man einen herrlichen Blick über den Bozner Talkessel bis zu den Dolomiten.<br />
250 Hm | 1¾ Std.<br />
normale Wanderausrüstung<br />
Talort: St. Pauls (394 m), Ortsteil der Großgemeinde<br />
Eppan<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (435 m) unterhalb von<br />
Schloss Korb; Zufahrt von St. Pauls<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: St. Pauls hat Busverbindung<br />
mit Bozen.<br />
Beste Jahreszeit: Fast das ganze Jahr über möglich,<br />
am schönsten im Frühling und im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 049 »Südtiroler<br />
Weinstraße«. Dumler/Hirtlreiter/Hüsler »Wanderführer Bozen –<br />
Kaltern«, Bergverlag Rother<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverein Eppan,<br />
Rathausplatz 1, I-39057 Eppan, Tel. 00 39/04 71/66 22 06,<br />
www.eppan.com<br />
Einkehr: Jausenstationen Hocheppan, Boymont, Unterhauser<br />
Weinstadl<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Die kleine Runde im Norden<br />
des Überetsch lässt sich bestens mit einem Besuch des Messner<br />
Mountain Museums auf Schloss Sigmundskron verbinden. Steile<br />
Stiege im Graben des Wieserbachs. Ideale Wanderung für Familien;<br />
Kinder haben ihren besonderen Spaß an alten Burgmauern.<br />
TIPP<br />
Ortlermassiv Düsseldorfer Hütte (2721 m)<br />
9<br />
Klassische Hüttenwanderung mit Ortlerblick<br />
Die hochgelegenen Schutzhäuser rund um Sulden sind beliebte Wanderziele, bieten sie doch Aussicht<br />
auf die großen Gipfel des Ortlermassivs. Das gilt besonders für die Düsseldorfer Hütte im<br />
innersten Zaytal. Monumentales Gegenüber und Blickfang par excellence ist der Ortler (3905 m).<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014– Seite 54<br />
330 Hm | 3½ Std.<br />
normale<br />
Bergwanderausrüstung<br />
Talort: Sulden (1861 m)<br />
Ausgangspunkt: Bergstation des Kanzellifts (2348 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Vinschgau –<br />
Sulden<br />
Gehzeiten: Aufstieg 1¾ Std., Abstieg 1¾ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schnee<br />
im Herbst<br />
Karte: Tabacco 1:25 000, Blatt 08 »Ortlergebiet«<br />
Fremdenverkehrsamt: Ferienregion Ortlergebiet,<br />
I-39022 Sulden, Tel. 00 39/04 73/61 30 15,<br />
www.ortlergebiet.it<br />
Einkehr: Düsseldorfer Hütte, bew. Mitte Juni bis Anfang Oktober,<br />
Tel. 00 39/04 73/61 31 15, www.duesseldorferhuette.com<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Grandiose Hochgebirgsbilder<br />
prägen die wenig anstrengende Hüttenwanderung. Besonders<br />
reizvoll: die nähere Umgebung der Düsseldorfer Hütte mit<br />
zahlreichen winzigen Seen zwischen Felsbuckeln und Bergsturztrümmern.
TIPP<br />
Karwendelgebirge Wörner (2474 m)<br />
TIPP<br />
Aufstieg: Vom Parkplatz auf der anfangs asphaltierten<br />
Dammkarstraße bis zum Bankerl hinauf. Dort, bei der<br />
Talstation der Materialseilbahn, links abbiegen und auf<br />
dem Wanderweg im Wald, später durch ein weites Kar unter<br />
dem Predigtstuhl zur Hochlandhütte (dort Übernachtungsmöglichkeit).<br />
Von der Hütte auf schönem Weg nach Nordosten weiter,<br />
anfangs fast eben und nach ein paar Reißen in Kehren zum<br />
Wörnersattel hinauf. Aus dem breiten, aussichtsreichen<br />
Sattel kurz über einen grasigen Kamm nach Süden und<br />
dann wird es ernst. Man kraxelt über griffi gen Fels hinauf<br />
und fi ndet bald wieder ein Weglein, das sich über Geröll<br />
und Schutt nach links zum Grat hinauf wendet. Der weitere<br />
Anstieg führt in eine stark abfallende Flanke unter dem Grat,<br />
wobei man etliche Felshindernisse überwinden muss. Dann<br />
geht es über einen felsigen Rücken hinüber, im Geröll ein<br />
wenig bergab und zu einer steilen Rinne, die man an ihrem<br />
unteren Rand quert. In diesem anspruchsvollen Bereich<br />
fi nden sich rote Pfeile, die von der deutlichen Wegspur links<br />
hinausweisen. Man folgt ihnen und kraxelt beherzt über<br />
einen Felsen hinüber, ehe man sich auf der Südseite der<br />
Mendelkamm Hocheppan-Burgenrunde<br />
Route: Die Wanderung startet bei Schloss Korb, das<br />
allerdings längst Hotel ist, mit vier Sternen und einem<br />
entsprechend zahlungskräftigen Publikum. Auf der fast<br />
eben verlaufenden Straße wandert man oberhalb<br />
von Missian (383 m) in den Graben des Wieserbachs.<br />
Dahinter geht’s bergan, aus der Asphaltunterlage wird<br />
Sand, und nach einer Linkskurve beim Kreideturm<br />
(520 m) peilt man Hocheppan (628 m) an. Mit ihrem<br />
hohen, fünfeckigen Bergfried gilt sie als eine der<br />
schönsten Burgen des Landes, auch als Ruine. Kunsthistorisch<br />
interessant: die romanischen Fresken in der<br />
Kapelle.<br />
Der Weiterweg nach Boymont (580 m) führt erneut über<br />
den Wiesergraben: erst bergab, dann über die steile<br />
Rudi-Treppe hinauf zu einem Querweg. Nach leichtem<br />
Abstieg unter Porphyrfelsen stößt man schließlich auf<br />
das direkt von Schloss Korb heraufkommende schmale<br />
Teersträßchen. Nun rechts hinauf zum Burghügel.<br />
Auffallend ist der regelmäßige Grundriss von Boymont,<br />
ein Rechteck mit Seitenlängen von 45 und 41 Metern,<br />
aber auch das Fehlen eines Burggrabens. Die schönen<br />
Rinne durch steiles Felsengelände hinaufarbeitet. Die Markierungszeichen<br />
bringen uns unter der Gratschneide nach links, queren die<br />
Rinne und leiten in einen breiten Riss hinein, ehe man nach Nordosten<br />
zum Gipfelkreuz ansteigt.<br />
Abstieg: Bis zur Hochlandhütte steigt man entlang der Aufstiegsroute<br />
ab, geht aber von der Hütte nach Westen zur Oberen<br />
Kälberalm und steil durch den Wald zu einem schmalen Sträßchen<br />
hinunter. Auf diesem geht es durch den Kälberalpgraben hinab<br />
und zu einem Wegweiser in Richtung Dammkarhütte. Ihm folgend<br />
links abbiegen und auf einem Steg über den Bach, durch einen<br />
Felsdurchschlupf und nach links zu einer Schlepperspur hinauf.<br />
Dort nach links zur Unteren Kälberalm, von der man auf einem<br />
gemütlichen Waldweg zur Dammkarstraße ansteigt, die zum Ausgangspunkt<br />
zurückführt.<br />
Siegfried Garnweidner<br />
Die Hochlandhütte mit dem Wörner<br />
Triforienfenster stammen aus romanischer Zeit, die Burg dürfte<br />
im 13. Jahrhundert erbaut worden sein; möglicherweise wegen<br />
Erbstreitigkeiten wurde sie 1423 in Brand gesteckt. Vom fünfgeschossigen<br />
Bergfried (Plattform) genießt man einen bezaubernden<br />
Rundblick.<br />
Auf der recht steilen, asphaltierten Zufahrt steigt man ab zum<br />
Sträßchen nach Hocheppan. Rechts zurück zum Parkplatz bei<br />
Schloss Korb.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Blick von der Burg Hocheppan<br />
über das Etschtal und Bozen zum Schlern<br />
Foto: Manfred Kostner Foto: Siegfried Garnweidner<br />
TIPP<br />
Ortlermassiv Düsseldorfer Hütte (2721 m)<br />
Aufstieg: Das Messner Mountain Museum Ortles ist<br />
dem Thema Eis gewidmet, Aussicht auf Firn und Eis bietet<br />
auch die schöne Hüttenwanderung zur Düsseldorfer Hütte.<br />
Blickfang ist dabei das Dreigestirn Ortler – Zebrù – Königsspitze.<br />
Gut die Hälfte des Anstiegs nimmt einem freundlicherweise<br />
der Kanzel-Sessellift (2348 m) ab. Von der<br />
Bergstation führt ein gut ausgebauter Weg fl ach ins Zaytal.<br />
Im Vorblick hat man das Hintere Schöneck (3128 m),<br />
doch der ganz große Berg hier ragt jenseits des Suldentals<br />
in den Himmel: der Ortler (3905 m). An seine Ostabstürze<br />
klammert sich der End’ der Welt-Ferner, als wüsste er um<br />
sein nicht allzu fernes Ende. Er wird umrahmt vom Martlgrat<br />
und dem hohen Hintergrat. Über letzteren verläuft einer<br />
der beliebtesten Ortler-Anstiege. Der Normalweg folgt von<br />
der Payerhütte (3029 m) dem Nordgrat; er ist – auch eine<br />
Folge des Klimawandels – in den letzten Jahren deutlich<br />
anspruchsvoller geworden.<br />
Am Hüttenweg quert man beim Windeggen den Zaybach;<br />
links mündet der direkte Zustieg von Sulden. Nun in einem<br />
weiten Rechtsbogen und in Serpentinen über eine markante<br />
Geländestufe hinauf zur prächtig gelegenen Düsseldorfer<br />
Hütte. Vor sich hat man die eindrucksvolle Gipfelumrahmung<br />
des inneren Zaytals mit der Tschenglser Hochwand (3375 m)<br />
und der Vertainspitze (3545 m) als Eckpfeiler. Ganz in der Nähe<br />
des Refugiums verstecken sich ein paar winzige Seeaugen zwischen<br />
den Fels- und Grasbuckeln. Da kann man besonders schön<br />
die Zeit verträumen – bis einen der Hunger zur Hütte zurücktreibt.<br />
Wie wär’s mit einem Apfelstrudel, mit freier Sicht auf König Ortler?<br />
Abstieg: Zurück zur Verzweigung am Windeggen (2391 m), dann<br />
mit dem Zaybach hinunter in den weiten Talboden von Sulden.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Majestätisch thront der Ortler über Sulden<br />
Foto: Manfred Kostner
TIPP<br />
Dolomiten/Sellamassiv Pisciadù-Klettersteig<br />
10<br />
Nummer eins der Dolomiten-Klettersteige?<br />
Eine Kiesgrube an der Ostrampe der Grödner-Joch-Straße ist total zugeparkt, sogar der Linienbus<br />
hält an der Kehre! Den Grund (zumindest einen winzigen Teil davon) bekommt man auch zu Gesicht:<br />
die berühmte Hängebrücke hoch oben am Exnerturm, finaler Gag des »Pisciadù-Klettersteigs«.<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 36<br />
620 Hm | 4 Std.<br />
K3; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Kolfuschg (1645 m)<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz (1956 m) in einer Schottergrube<br />
an der Ostrampe der Grödner-Joch-Straße;<br />
Anfahrt von Corvara bzw. vom Grödner Tal über den Pass<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie Corvara –<br />
Grödner Joch – Grödner Tal<br />
Gehzeiten: Aufstieg 2¾ Std., Abstieg 1¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Mitte Juni bis zum ersten Schnee<br />
im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 06 »Alta Badia –<br />
Arabba – Marmolada«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner<br />
»Top-Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Tourismusverband Alta Badia,<br />
Col-Alt-Straße 36, I-39033 Corvara, Tel. 00 39/04 71/83 61 76,<br />
www.altabadia.org<br />
Hütte: Pisciadù-Hütte (2587 m), Ende Juni bis Ende September,<br />
Tel. 04 71/83 62 92<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Absoluter Klettersteig-<br />
Klassiker mit ganz kurzem Zustieg, nach oben hin zunehmenden<br />
Anforderungen und fi nalem Gag: der legendären Hängebrücke.<br />
Auch landschaftlich ist die Tour ein Hit: Dolomiten pur! Nach der<br />
Einstiegswand und in der Karmulde unterhalb der Pisciadù-Hütte<br />
kann man auf Bergwege ausqueren.<br />
TIPP<br />
Dolomiten/Fanes Via ferrata Cesco Tomaselli<br />
11<br />
Route mit Klasse im Fanesmassiv<br />
Die »Tomaselli« gehört längst zum »eisernen Inventar« von Cortina d’Ampezzo. Zig Tausende<br />
haben sich schon über die verwegen-luftige Schlüsselstelle gezittert, die fantastische Kulisse am<br />
Faneskamm erlebt und das große Panorama vom Gipfel der Südlichen Fanesspitze (2980 m).<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 36<br />
940 Hm | 6 Std.<br />
K5; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
Talort: Cortina d’Ampezzo (1211 m)<br />
Ausgangspunkt: Passo Falzárego (2105 m); alternativ<br />
Bergstation der Lagazuoi-Seilbahn (2752 m)<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Linienbusse Hochabtei –<br />
Passo Falzárego und Cortina d’Ampezzo – Passo Falzárego<br />
Gehzeiten: Zustieg 1¾ Std., Klettersteig 2 Std., Abstieg<br />
2¼ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis zum ersten Schnee<br />
im Herbst<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 3 »Cortina d’Ampezzo«.<br />
Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-Klettersteige Dolomiten«,<br />
Bruckmann Verlag, München<br />
Fremdenverkehrsamt: Cortina Turismo, Via G. Marconi 15/b,<br />
I-32023 Cortina d’Ampezzo, Tel. 00 39/04 36/86 62 52,<br />
www.cortina.dolomiti.org<br />
Hütte: keine Einkehr unterwegs<br />
Charakter/Schwierigkeiten: Sehr anspruchsvolle, landschaftlich<br />
großartige Route, lediglich mit Drahtseilen gesichert.<br />
Schlüsselstelle gleich am Beginn der Route, auch Abstieg auf<br />
etwa 140 Höhenmetern noch gesichert und ziemlich schwierig<br />
(K 4). An den Wochenenden bei Schönwetter stets viel Betrieb,<br />
weshalb es auch schon mal zu Staus kommen kann. Dadurch<br />
erhöhtes Risiko von Steinschlag durch Voraussteigende!<br />
TIPP<br />
Dolomiten/Moiazza Via ferrata Gianni Costantini<br />
12<br />
Der Super-Klettersteig<br />
La ferrata più difficile, lunga e faticosa delle Dolomiti – Nonplusultra<br />
der Eisenwege. So und ähnlich wurde, wird sie immer noch gepriesen,<br />
die »Via ferrata Costantini«, 1974 eröffnet und seither unbestritten die<br />
Nummer eins unter den gesicherten Dolomitenrouten.<br />
1400 Hm | 10 Std.<br />
K5–6; komplette Klettersteigausrüstung,<br />
Helm<br />
aus <strong>Bergsteiger</strong> 10/2014 – Seite 36<br />
Talort: Ágordo (611 m) im Val Cordévole<br />
Ausgangspunkt: Passo Duràn (1601 m), Straßenübergang<br />
vom Agordino ins Zoldano<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus nur bis Ágordo bzw.<br />
La Valle Agordina<br />
Gehzeiten: Passo Duràn – Rifugio Carestiato 1 Std.,<br />
»Costantini-Ostroute« 4¾ Std., Gipfelabstecher ¾ Std.,<br />
»Costantini-Westroute« 2 Std., Rückweg 1½ Std.<br />
Beste Jahreszeit: Ende Juni bis Anfang Oktober<br />
Karte/Führer: Tabacco 1:25 000, Blatt 025 »Dolomiti di Zoldo,<br />
Cadorine e Agordine«. Eugen E. Hüsler/Manfred Kostner »Top-<br />
Klettersteige Dolomiten«, Bruckmann Verlag München<br />
Fremdenverkehrsamt: Uffi cio Turistico, Via XXVII Aprile 5/A,<br />
I-32021 Ágordo, Tel. 00 39/04 37/52 33 33, www.infodolomiti.it<br />
Hütte: Rif. Carestiato (1834 m), 20. 6. bis Ende Sept., Tel. 00 39/<br />
04 37/6 29 49. Biv. Moiazza (2601 m), Notunterkunft, stets offen<br />
Charakter/Schwierigkeiten: In jeder Beziehung anspruchsvolle<br />
Tour, nur für erfahrene <strong>Bergsteiger</strong>! Neben absoluter<br />
Top-Kondition werden an einigen Stellen auch Armkraft<br />
und gute Technik verlangt. Wegen der Länge der Ferrata ist<br />
der Wetterentwicklung besondere Beachtung zu schenken;<br />
Zwischenabstieg gegebenenfalls von der Forcella delle Masenade.<br />
Er ist allerdings im oberen Moiazzakar nur unzureichend<br />
markiert (Vorsicht bei Nebel).
TIPP<br />
Dolomiten/Sellamassiv Pisciadù-Klettersteig<br />
Pisciadù-Klettersteig: Vom Parkplatz führt ein<br />
deutlicher Steig links zum Felsfuß. Eisenklammern und<br />
Drahtseile helfen über die erste 40-Meter-Stufe auf eine<br />
von mächtigen Bergsturztrümmern übersäte Terrasse,<br />
eine deutliche Spur leitet links mit kleinem Zwischenabstieg<br />
weiter zum eigentlichen Einstieg. Durchlaufende<br />
Drahtseile übernehmen die Führung in dem zunehmend<br />
steileren Felsgelände; wo gute Griffe fehlen, sind einzelne<br />
Eisenstifte gesetzt. Wer bereits hier an seine Grenzen<br />
stößt, kann im Karwinkel unter dem Exnerturm (2586 m)<br />
aussteigen (links Weg zur Pisciadù-Hütte).<br />
Der zweite Abschnitt startet rasant; Drahtseile, Eisenklammern<br />
und eine kurze Leiter sichern den luftig-verwegenen<br />
Gang im Steilfels. Zwei-, dreimal wird man auf kräftigen<br />
Armzug nicht verzichten können. Nach einer kurzen Linksquerung<br />
folgt der fi nale Gag des »Pisciadù«: die berühmte<br />
Hängebrücke im Rücken des Exnerturms, mit Tiefblick auf<br />
die Grödner-Joch-Straße notabene. Eine leichte Felsstufe<br />
noch, dann läuft die Ferrata auf dem mächtigen Sella-<br />
Ringband aus. In weitem Linksbogen spaziert man hinüber<br />
zum Rifugio Pisciadù (2587 m).<br />
Abstieg: Der viel begangene Hüttenweg führt zunächst hinüber<br />
zum Ansatzpunkt des Val Setùs. Mit Drahtseilhilfe steigt man über<br />
leichte Felsstufen ab in den ummauerten Graben, hat dann eine<br />
ordentliche Zickzackspur im Geröll (bis in den Hochsommer oft<br />
Schnee). Man kreuzt den am Felsfuß verlaufenden Querweg, der<br />
das Grödner Joch mit der Mündung des Val de Mesdì verbindet,<br />
und steigt über den felsdurchsetzten Hang ab zum Parkplatz an<br />
der Grödner-Joch-Straße.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Gesichert am Drahtseil, aber dennoch luftig<br />
Foto: Manfred Kostner<br />
TIPP<br />
Dolomiten/Fanes Via ferrata Cesco Tomaselli<br />
Zustieg: Vom Falzáregopass (2105 m) führt ein markierter<br />
Weg, teilweise über Skipisten, hinauf in die Forcella<br />
Travenanzes (2507 m). Rascher, dazu absteigend, kommt<br />
man von der Bergstation der Lagazuoi-Seilbahn (2752<br />
m) in das Joch. Nun auf deutlicher Geröllspur in nördlicher<br />
Richtung fl ach zu einer winzigen Scharte und anschließend<br />
kurz bergan in die Gran Forcela (2652 m).<br />
Via ferrata Tomaselli: Nur wenig oberhalb der schönen<br />
Aussichtsterrasse greift man zum Drahtseil. Es leitet kurz<br />
aufwärts, dann nach links in die – längst legendäre – Querung<br />
unter den Resten alter Holzleitern eines spektakulär<br />
angelegten ehemaligen Kriegssteigs. Manch eine/r würde<br />
sich hier auch ein paar künstliche Tritte wünschen, doch<br />
neben dem fest verankerten Drahtseil hilft nur die richtige<br />
Technik über diese Schlüsselstelle: nicht am Fels kleben,<br />
sondern stemmen, auf Reibung gehen!<br />
Nach dieser Nervenprobe ist Ausdauerkraft gefragt: etwa<br />
sechzig Meter sehr steil, teilweise auch senkrecht aufwärts<br />
zu einem Schuttband. Die »Tomaselli« wendet sich hier<br />
nach links; mit Drahtseilsicherung steigt man diagonal<br />
an gegen das Cengia Veronesi. Nun nicht der Geröllstraße<br />
folgen, sondern gesichert über gestufte Felsen aufwärts und<br />
rechts über ein bequemes Band zu einer Aussichtskanzel mit<br />
packendem Blick zur Tofana di Rozes. An dem Eck startet der<br />
fi nale Anstieg; in dem steilen, zweimal kurz senkrechten bis leicht<br />
überhängenden, aber griffi gen Fels arbeitet man sich nach oben.<br />
Eine 20-Meter-Verschneidung verlangt nochmals vollen Einsatz;<br />
sie mündet auf den Gipfelgrat. Hier stellt sich den Ferratisten<br />
als letztes Hindernis ein plattiger Aufschwung entgegen, dann ist<br />
der Gipfel der Südlichen Fanesspitze (2980 m) gewonnen.<br />
Abstieg: Knapp 200 Klettermeter am Drahtseil bietet auch der<br />
Abstieg in die Selletta Fanis (2840 m). Er verläuft, durchgehend<br />
gesichert, über die Nordostwand und weist drei kurze, senkrechte<br />
Passagen auf, die vollen Einsatz verlangen. Aus der engen Scharte<br />
rutscht man südseitig durch ein steiles Couloir ab bis zum Felsfuß.<br />
Pfadspuren leiten nach rechts mit kurzem Gegenanstieg zurück<br />
in die Gran Forcela. Auf dem Hinweg zurück zum Falzáregopass.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Das Drahtseil leitet steil von Band zu Band.<br />
Foto: Manfred Kostner<br />
TIPP<br />
Dolomiten/Moiazza Via ferrata Gianni Costantini<br />
Zustieg: Vom Passo Duràn führt ein markierter Weg<br />
bergan zu einer Sandpiste, die vom Colle Duràn herüberkommt.<br />
Man folgt ihr durch lichten Wald westwärts, hinüber<br />
und hinauf zum Rifugio Carestiato (1834 m).<br />
Via ferrata Costantini – Ostroute: Von der Hütte über<br />
einen schmalen Latschenpfad zum Einstiegsband. Es<br />
leitet mit einer Unterbrechungsstelle (kleine Brücke) zum<br />
ersten, trittarmen Aufschwung, über den nur ein straff gespanntes<br />
Drahtseil (stemmen!) hilft. Dann geht es weniger<br />
anstrengend an der riesigen, teilweise begrünten und mit<br />
kurzen Felsstufen durchsetzten Schräge unter der Pala del<br />
Belia aufwärts, zuletzt über Geröll zur Schlüsselstelle. Das<br />
in kurzen Abständen verankerte Drahtseil zieht diagonal<br />
an der senkrechten Wandstufe (einige gemeißelte Tritte)<br />
hinauf zu einem Überhang (Klammern). Steil aufwärts zur<br />
Schotterterrasse der Pala del Belia (2295 m), dann durch<br />
eine Schlucht auf ein markantes Geröllband und weiter<br />
zur Cima della Masenade (2737 m). Nun am Grat westwärts<br />
in die wenig ausgeprägte Senke der Forcella delle<br />
Masenade (2650 m). Über eine kurze, aber knackige<br />
Wandstufe zur Geröllschräge unter der Cima Moiazza Sud<br />
und auf die Südostschulter des Gipfels (2784 m).<br />
Gipfelferrata: An Drahtseilen zunächst schräg über eine<br />
senkrechte Wandstufe, dann zwischen bizarren Felszacken hinauf<br />
zum Gerölldach der Moiazza Sud (2878 m). Abstieg nur über die<br />
Ferrata!<br />
Via ferrata Costantini – Westroute: Teilweise extrem luftig<br />
auf dem Engelsband (Cengia Angelini) quer durch die Südwestwand<br />
des Berges, anschließend im Geröll hinab zur Forcella delle<br />
Nevere (2601 m), in der das Bivacco Moiazza steht. Hier ist alternativ<br />
ein Abstieg zum Rifugio Vazzoler (1714 m) möglich. Aus der<br />
Scharte leiten die Drahtseile zunächst kurz aufwärts, dann über<br />
plattige Felsen und Rippen hinunter zum Felsfuß an der Mündung<br />
der Schlucht Van dei Cantôi.<br />
Rückweg: Ein schmaler Weg schlängelt sich zwischen Latschen<br />
weiter abwärts zum quer verlaufenden »Dolomiten-Höhenweg 1«.<br />
Auf ihm wandert man hinüber zum Rifugio Carestiato (1834 m),<br />
wo sich die Runde schließt. Auf dem Hinweg zurück zum Passo<br />
Duràn.<br />
Eugen E. Hüsler<br />
Nicht jedermanns Sache: Quergänge<br />
Fotos: Manfred Kostner
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AUF TOUR<br />
Wanderparadies Gesäuse<br />
Am Rande<br />
der Zeit<br />
Haindlmauer und Himbeerstein<br />
bewachen den<br />
Eingang ins Gesäuse.<br />
68 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Am südlichen Ende des Nationalparks<br />
Gesäuse liegt der kleine Ort Johnsbach.<br />
Im Schatten von Hochtor, Großer Ödstein<br />
und Admonter Reichenstein scheint in<br />
diesem Dorf die Zeit stehen geblieben<br />
zu sein. Für einige <strong>Bergsteiger</strong> ist sie das<br />
nicht nur metaphorisch – sie ruhen in<br />
Johnsbach auf einem der ältesten <strong>Bergsteiger</strong>friedhöfe<br />
der Welt. Von Uli Ertle<br />
Foto: Andreas Hollinger
Das <strong>Bergsteiger</strong>dorf Johnsbach hat vermutlich schon vor 100 Jahren so ausgesehen.<br />
Letzte Sonnenstrahlen am Hochtor<br />
Bürgermeister Ludwig Wolf hat<br />
an diesem Nachmittag nicht<br />
viel Zeit. Er muss die Terrasse<br />
seiner Alm für das Musikfest<br />
fertig machen und die frisch<br />
geschnittenen Bäume aus dem Weg räumen.<br />
Die Daxen müssen verbrannt und<br />
die Stämme geschichtet werden. Aus dem<br />
gewaltigen Findling vor der Hütte soll bis<br />
zum Wochenende noch ein großer Tisch<br />
werden. Außerdem wartet man unten in<br />
seinem Hotel auf ihn. Doch Zeitdruck ist<br />
in der 156-Seelengemeinde ein offenbar<br />
sehr subjektiv interpretierter Begriff, und<br />
so gerät Wolf – auf die hohen Gipfel und<br />
die lange Johnsbacher Geschichte angesprochen<br />
– ins Schwärmen.<br />
Er zeigt auf die Spuren der Murenabgänge<br />
im steilen Südhang hinter seiner Almhütte<br />
INFO<br />
Zwei Nationalparks auf einem Fleck<br />
Nur acht Kilometer Luftlinie trennen die<br />
beiden Nationalparks Gesäuse und Kalkalpen<br />
voneinander. Das ist beachtlich, gibt es doch in<br />
ganz Österreich nur sechs Schutzgebiete dieser<br />
Kategorie. Während die Hügel des einen von<br />
schier endlosem Wald bedeckt sind, prägen im<br />
anderen schroffe Felsen das Landschaftsbild.<br />
Der Nationalpark Gesäuse mit seinen 110<br />
Quadratkilometern ist der jüngste seiner Art in<br />
Österreich und wurde 2002 gegründet. Den beinahe<br />
doppelt so großen Nationalpark Kalkalpen<br />
gibt es bereits fünf Jahre länger. Auf den Wiesen<br />
und erzählt von den Tricks der Alten beim<br />
Transport der Stämme, die für die Erzverarbeitung<br />
im Tal benötigt wurden. Seine Augen<br />
leuchten, er gestikuliert ausladend. »Sie<br />
haben sich damals die Lawinen zunutze gemacht«,<br />
erklärt er. Die Holzknechte hätten<br />
mit der Gewalt der Natur zusammengearbeitet,<br />
statt sich davor zu fürchten. Unweit<br />
seiner Terrasse seien die Bäume dann zum<br />
Stehen gekommen. Ein spezieller Ort sei<br />
das, auf dem seine Hütte vor Jahrhunderten<br />
erbaut worden ist. Und noch heute gehe<br />
von der Stelle eine besondere Energie aus.<br />
der Kalkalpen und an den Ufern der reißenden<br />
Flüsse im Gesäuse blühen büschelweise<br />
seltene Orchideenarten wie der Frauenschuh<br />
oder das Knabenkraut, wähend in den steilen<br />
Flanken von Hochtor und Ödstein Adler und<br />
Steinböcke hausen. Die Kalkalpen werden<br />
inzwischen wieder von Luchsen besiedelt.<br />
Wanderer fi nden in beiden Regionen herrliche<br />
Wege durch die wilde Natur und gemütliche<br />
Hütten zur Einkehr oder auch als Übernachtungsstation<br />
auf den Weitwanderwegen, die<br />
durch die Regionen führen.<br />
Kletteruniversität Johnsbach<br />
Mit seiner Liebe zu der Region im Allgemeinen<br />
und der langgezogenen Ortschaft<br />
unten im Tal im Besonderen ist Wolf nicht<br />
allein. Johnsbach, eines von nur 20 ausgewiesenen<br />
<strong>Bergsteiger</strong>dörfern in Österreich,<br />
hat sich in den letzten 150 Jahren einen<br />
Ruf als Klettermekka erarbeitet – und<br />
erhalten. Nicht umsonst gilt das Gesäuse<br />
als die Kletter-Universität der Berge – und<br />
Johnsbach als sein Zentrum. Bergbegeisterte<br />
aus aller Herren Länder strömten schon<br />
Ende des 19. Jahrhunderts in Scharen in<br />
die Gesäuse-Berge. Mit der Eröffnung der<br />
Kronprinz-Rudolfs-Bahn im Jahre 1872<br />
begann dann die tatsächliche touristische<br />
Eroberung. Um dem Ansturm der <strong>Bergsteiger</strong><br />
gerecht zu werden, mussten an manchen<br />
Tagen sogar Sonderzüge eingeschoben<br />
werden.<br />
Das Dorf hinterm Felsentor<br />
Noch heute ist der Ort bei Kletterern berühmt,<br />
von Massentourismus ist allerdings<br />
wenig zu spüren. Dabei hätte die Region<br />
durchaus das Potenzial dazu: Man betritt<br />
den Ort im wahrsten Sinne des Wortes<br />
durch ein in den Fels gehauenes Tor. Nur<br />
wenige Meter danach weitet sich das Tal<br />
unterhalb der Klettertürme. Vereinzelte<br />
Weiler und Häuser, dazwischen viel Grün<br />
und sanfte Wiesenhänge prägen das Bild.<br />
Das dominierende Gefühl ist das Gefühl<br />
der Ruhe. Ein Ort, in dem die Zeit stehen<br />
geblieben zu sein scheint.<br />
Entschleunigung und Naturgenuss sind<br />
denn auch in der kleinen Gemeinde auf<br />
der Südseite des Nationalparks Gesäuse<br />
Programm: Statt Flying Fox und Rollercoaster<br />
hat Johnsbach Kletterberge und<br />
Routen, an denen sich schon so mancher<br />
Kletterer die Zähne ausgebissen hat.<br />
70 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
TOUREN<br />
Wandern durch wilde Natur<br />
Mal steil, mal sanft, mal Fels, mal Wald: Gesäuse und Kalkalpen bieten Wanderern viel Abwechslung auf engem Raum.<br />
1 Alpstein (1443 m)<br />
3 Großer Pyhrgas (2244 m)<br />
▶ leicht 4 Std.<br />
▶ mittel 7 Std.<br />
800 Hm 11 km<br />
1520 Hm 13 km<br />
Charakter: Gemütliche Wiesenwanderung<br />
über Almen zu den beiden<br />
Aussichtsgipfeln Trämpl und Alpstein.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Jagahäusl<br />
am Bodinggraben (641 m)<br />
Einkehr: Ebenforstalm (1105 m)<br />
Route: Jagahäusl – Schaumbergalm<br />
(1110 m) – Trampl (1424 m) –<br />
Luchsboden – Alpstein – Ebenforstalm<br />
– Bodinggraben – Jagahäusl<br />
2 Spitzmauer (2446 m)<br />
▶ schwierig 8 Std.<br />
1850 Hm 20 km<br />
Charakter: Die alpine und lange Tour<br />
mit kurzem, schönem Klettersteig auf<br />
das »Matterhorn des Toten Gebirges«<br />
lässt sich mit Übernachtung im<br />
Priel-Schutzhaus einfacher meistern.<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Polsterlucke<br />
(612 m) in Hinterstoder<br />
Hütte: Priel-Schutzhaus (1420 m)<br />
Route: Polsterlucke – Brunnhäusl<br />
– Priel-Schutzhaus – Klinserschlucht –<br />
Spitzmauer – Polsterlucke<br />
Charakter: Markanter Aussichtsgipfel<br />
in der Kette der Haller Mauern<br />
zwischen den beiden Nationalparks.<br />
Der Weg durch die Klamm ist lohnenswert,<br />
kann aber auch abgekürzt<br />
werden, indem man am Parkplatz vor<br />
der Bosruckhütte startet (1030 m).<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Dr.-<br />
Vogelgesang-Klamm (725 m), Spital<br />
am Pyhrn<br />
Hütte: Bosruckhütte (1043 m),<br />
Rohrauerhaus (1308 m)<br />
Route: Klamm – Bosruckhütte –<br />
Hiaslalm – Großer Pyhrgas – Hofersteig<br />
– Pyhrgasgatterl/Rohrauerhaus<br />
– Bosruckhütte – Klamm<br />
4 Kalbling (2196 m)<br />
▶ mittel 4 Std.<br />
820 Hm 8 km<br />
Charakter: Rundtour über drei markante<br />
Gipfel im Osten des Nationalparks<br />
Gesäuse; der Abstieg über den<br />
unmarkierten Rosskarsteig verlangt<br />
guten Orientierungssinn.<br />
Ausgangspunkt/Hütte: Oberst-<br />
Klinke-Hütte (1486 m)<br />
Route: Oberst-Klinke-Hütte – Kalbling<br />
(2196 m) – Riffel (2106 m) –<br />
Kreuzkogel (2011 m) – Scheiblegger<br />
Hochalm (1660 m) – Rosskarsteig –<br />
Oberst-Klinke-Hütte<br />
5 Planspitze (2117 m)<br />
▶ schwierig 8½ Std.<br />
1500 Hm 21 km<br />
Charakter: Abenteuerliche Rundtour<br />
über den Peternpfad, bei dem<br />
Schwindelfreiheit, ein wenig<br />
Kletterfertigkeit und Orientierungsvermögen<br />
gefragt sind. Rückweg<br />
von der Kummerbrücke zum Parkplatz<br />
am Haindlkar per Xeismobil,<br />
Tel. 00 43/36 13/41 70 oder 2406<br />
Ausgangspunkt: Parkplatz Haindlkar<br />
(605 m) bei Gstatterboden<br />
Hütten: Haindlkarhütte (1121 m),<br />
Hesshütte (1699 m)<br />
Route: Gstatterboden – Haindlkarhütte<br />
– Peternpfad – Peternscharte –<br />
Planspitze (2117 m) – evtl. Abstecher<br />
zur Hesshütte über Roßkuppe –<br />
Wasserfallweg – Parkplatz Kummer<br />
Fotos: Daniela Kalss, Andreas Hollinger, Dagmar Steigenberger<br />
Für den Österreichischen Alpenverein waren<br />
das genügend Gründe, um Johnsbach<br />
in seine Liste der 20 zertizierten <strong>Bergsteiger</strong>dörfer<br />
aufzunehmen. Durch ihren<br />
sanften und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten<br />
Tourismus setzen diese Dörfer einen<br />
Kontrapunkt zum Eventtourismus mit<br />
einem auf Adrenalinkicks ausgerichteten<br />
Funsport-Angebot.<br />
Ein weiteres Gut hat Johnsbach, das in der<br />
heutigen Zeit selten und extrem kostbar<br />
geworden ist: Zeit. So legt Bürgermeister<br />
Wolf den Gästen auch dringend ans Herz,<br />
sich Zeit zu nehmen für den Besuch im<br />
Tal. »In den Gaststätten trifft man immer<br />
Bekannte oder Kameraden, die man schon<br />
lange nicht mehr gesehen hat und bei der<br />
ausgezeichneten Küche und Betreuung<br />
durch die Gastwirte rennt der Schmäh.«<br />
Der Schmäh ist der einzige, der rennt. Die<br />
anderen bleiben bei Musik und Gesang sitzen,<br />
gerne auch bis tief in die Nacht. ◀<br />
KOMPAKT<br />
Im Herzen<br />
Österreichs<br />
Anreise: Mit der Bahn über Selzthal nach<br />
Admont. Mit dem Auto über die A8 nach<br />
Österreich, weiter auf der A1. Am Autobahnknoten<br />
Voralpenkreuz auf die A9 Richtung<br />
Slowenien/Graz abbiegen, bei der Ausfahrt<br />
Ardning Richtung Admont abfahren, weiter<br />
nach Gstatterboden und Johnsbach.<br />
Informationen: Alpenregion Nationalpark<br />
Gesäuse, Hauptstraße 35, A-8911 Admont,<br />
Tel. 00 43/(0) 36 13/2 11 60 -10<br />
(Alpenregion) oder -20 (Nationalpark),<br />
www.gesaeuse.at, www.nationalpark.co.at;<br />
Nationalpark Kalkalpen, Nationalpark<br />
Zentrum Molln, Nationalpark Allee 1,<br />
A-4591 Molln, Tel. 00 43/(0) 75 84/36 51,<br />
nationalpark@kalkalpen.at, www.kalkalpen.at<br />
Karten: Kompass 1:50 000, WK 206<br />
»Nationalpark Gesäuse«; Freizeitkarte<br />
Alpenregion Nationalpark Gesäuse<br />
Orchideen im<br />
Nationalpark:<br />
ein Frauenschuh<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 71
AUF TOUR<br />
Durchs Höhenwege über dem Aostatal<br />
Riesenreich<br />
Großes Finale auf der<br />
Alta Via Nr. 1: Mont-Blanc-<br />
Massiv und Grandes<br />
Jorasses beim Abstieg<br />
ins Val Ferret.<br />
72 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Die »Tour der Giganten«<br />
folgt den beiden Höhenwegen<br />
Alta Via Nr. 1 und<br />
Nr. 2 und umrundet das<br />
gesamte Aostatal, zu<br />
Füßen prominenter Bergriesen<br />
wie Gran Paradiso,<br />
Monte Rosa, Matterhorn<br />
und Mont Blanc.<br />
Von Franziska Baumann<br />
(Text und Fotos)<br />
Sie laufen Tag und Nacht, gönnen<br />
sich kaum Schlaf. Ein kurzer<br />
Stopp bei einer der Verpegungsstationen,<br />
um eine kleine<br />
Stärkung und vor allem viel Flüssigkeit<br />
zu sich zu nehmen, dann geht es<br />
weiter. Im Laufschritt erklimmen sie Pässe,<br />
durchqueren Täler und Hochebenen, passieren<br />
kleine Bergdörfer. 330 Kilometer<br />
und 24 000 Höhenmeter müssen bewältigt<br />
werden. Die besten werden dazu vier Tage<br />
benötigen.<br />
Am Fuß der Viertausender<br />
Die »Tour des Géants« im Aostatal zählt<br />
zu den härtesten Bergläufen. Jedes Jahr<br />
im September treffen sich rund 500 Teilnehmer<br />
in Courmayeur, am Fuß des Mont<br />
Blanc, um auf der anspruchsvollen Strecke<br />
ihre Grenzen auszutesten. »Einige schlafen<br />
an den Tischen ein, den Kopf auf den<br />
Armen«, erzählt Marina Petitjacques, Hüttenwirtin<br />
des Rifugio Champillon. Wenn<br />
die Läufer zu ihrer Hütte kommen, haben<br />
sie einen Großteil des Weges bereits hinter<br />
sich. Da werden viele von Müdigkeit übermannt.<br />
Tour der Giganten – das trifft auf<br />
die Läufer zu, die bei dem Wettbewerb fast<br />
Übermenschliches leisten, vor allem aber<br />
auch auf die Landschaft.<br />
Die meisten jedoch, die auf diesen Wegen<br />
von Hütte zu Hütte, von Tal zu Tal unterwegs<br />
sind, erkunden die Region im äußersten<br />
Nordwesten Italiens ohne Eile und<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 73
Anstieg zum Col Malatrà<br />
(2928 m), dem höchsten<br />
Punkt der Alta Via Nr. 1<br />
ohne Rekordversuche. Dann bleibt Zeit für<br />
Begegnungen mit den Menschen und Muße,<br />
besondere Stimmungen zu genießen,<br />
Momente wie den Sonnenuntergang auf<br />
dem Rifugio Champillon hoch über dem<br />
Ollomont-Tal, wenn die Schatten über die<br />
Almwiesen hinaufzüngeln und der mächtige<br />
Schneegrat des Grand Combin, ebenfalls<br />
ein Gigant aus Fels und Eis, zu glühen<br />
beginnt. Genügend Zeit auch, um den Geschichten<br />
zuzuhören, die Bergführer Eddi<br />
KOMPAKT<br />
Wie komme ich ins Aostatal?<br />
Anreise: Mit dem Auto führt<br />
die kürzeste Strecke über Luzern<br />
und durch den Gotthard-<br />
Tunnel, alternativ auch Anreise<br />
durch die Schweiz ins Rhonetal<br />
und durch den Großen-St.-<br />
Bernhard-Tunnel oder über den<br />
Brenner, Mailand und Turin ins<br />
Aostatal. Mit der Bahn oder<br />
mit dem Flugzeug nach Turin,<br />
von dort Bahnverbindung zum<br />
Hauptort Aosta. In die Seitentäler<br />
verkehren Busse.<br />
Tourismusinformation:<br />
Tourismusbüro der Region<br />
Aosta, Piazza Porta Praetoria, 3,<br />
I-11100 Aosta,<br />
Tel. 00 39/01 65/23 66 27,<br />
www.lovevda.it<br />
Karten: Kompass-Karte<br />
1:50 000, Nr. 85 »Mont<br />
Blanc«, Nr. 86 »Gran Paradiso<br />
– Valle d’Aosta« und Nr. 87<br />
»Breuil-Cervinia, Zermatt«;<br />
Wanderkarten im Maßstab<br />
1:25 000 gibt es für das<br />
erzählt. Er deutet hinauf zum Bergkamm,<br />
über den die Grenze zur Schweiz verläuft.<br />
Tief eingeschnitten ist dort der Pass Fenêtre<br />
Durand. »Den Weg über den Pass hat man<br />
Sentiero della Speranza, Weg der Hoffnung,<br />
getauft«, erzählt er. Über ihn suchten<br />
während des Zweiten Weltkriegs italienische<br />
Partisanen Zuucht vor deutschen<br />
Truppen. Der prominenteste sei Luigi<br />
Einaudi gewesen, der 1948 italienischer<br />
Staatspräsident wurde.<br />
gesamte Aostatal beim Tourismusbüro<br />
gegen eine Gebühr<br />
von jeweils zwei Euro.<br />
Führer: Johannes Führer<br />
»Aostatal«, Bergverlag Rother;<br />
Infos zu den Höhenwegen unter<br />
www.regione.vda.it/altevie;<br />
außerdem ist beim Tourismusbüro<br />
eine englisch-deutsche<br />
Broschüre über die beiden<br />
Höhenwege Nr. 1 und Nr. 2<br />
sowie über andere Trekkingmöglichkeiten<br />
erhältlich.<br />
Wer es eilig hat, dem wird auch manch<br />
kulinarischer Genuss entgehen. Viele Hütten<br />
kaufen bei Betrieben vor Ort ein und<br />
tischen regionale Spezialitäten auf. In der<br />
Gaststube des Rifugio Champillon duftet<br />
es nach frischer Pasta, nach Polenta mit<br />
Spezzatino (Gulasch) und Carbonata, klein<br />
gehacktem Rindeisch. Als Digestif tränkt<br />
Marina Petitjacques ein Zuckerstück mit<br />
giftgrüner Flüssigkeit – Alkohol mit Minze<br />
und Salbei. Es brennt, als würde man<br />
Feuer schlucken. »Das gibt Energie«, versichert<br />
die Hüttenwirtin.<br />
Von der Weinrebe zum Gletschereis<br />
Die autonome Provinz Aostatal an der Grenze<br />
zu Frankreich und dem Schweizer Kanton<br />
Wallis ist eine Region der Gegensätze.<br />
Wie ein riesiges Amphitheater wird das Tal<br />
von Drei- und Viertausendern eingerahmt.<br />
An die 200 Gletscher trotzen noch der weltweiten<br />
Erwärmung. Das Klima rund um<br />
den Hauptort Aosta ist dagegen trocken<br />
und warm mit reichlich Sonnenstunden –<br />
beste Bedingungen für den Weinanbau. Die<br />
Reben werden bis auf eine Höhe von 1200<br />
Metern kultiviert – so hoch wie kaum irgendwo<br />
anders in Europa.<br />
Auf Höhenwegen erleben Wanderer einige<br />
der berühmtesten Viertausender der West-<br />
74 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Man kann sportlich<br />
laufen oder genussvoll<br />
wandern: Die<br />
Alta Via Nr. 1 ist ein<br />
Höhenweg, bei dem<br />
17 variable Tagesetappen<br />
und insgesamt<br />
14 000 Höhenmeter<br />
unter die<br />
Sohlen genommen<br />
werden.<br />
Das Rifugio Frassati wird<br />
ehrenamtlich von Teams aus<br />
Freiwilligen bewirtschaftet.<br />
alpen aus nächster Nähe und müssen dennoch<br />
kaum überlaufene Hütten und Wege<br />
befürchten. Ein Klassiker ist die Alta Via Nr.<br />
1, der »Höhenweg der Giganten« getauft<br />
wurde. Er startet im Gressoney-Tal am Fuß<br />
des Monte Rosa, einer Region, die von der<br />
Kultur und Architektur der Walser geprägt<br />
ist, und zieht sich über die gesamte Nordseite<br />
des Aostatals. Seitentäler zweigen wie<br />
die Adern eines Blattes vom Haupttal ab<br />
und müssen gequert werden, ein beständiges<br />
Bergauf und Bergab, das die Ausdauer<br />
der Wanderer auf die Probe stellt.<br />
Am Col Champillon über der gleichnamigen<br />
Hütte beginnt das Finale der Alta Via<br />
Nr. 1. Zum ersten Mal taucht die weiße<br />
Firnkrone des Mont Blanc auf, die nun immer<br />
näher rücken wird. Auch von diesem<br />
Pass geht es wieder über 1000 Höhenmeter<br />
bergab in das Gebiet unter dem Großen-<br />
Sankt-Bernhard-Pass. Das Aostatal ist seit<br />
Jahrtausenden Durchgangsstation auf<br />
dem Weg vom Norden der Alpen in den<br />
Süden und umgekehrt. Über den 2472 Meter<br />
hohen Großen Sankt Bernhard zogen<br />
bereits um Christi Geburt die Römer, Pilger<br />
fanden ab dem 11. Jahrhundert in einem<br />
Hospiz auf der Passhöhe eine Herberge<br />
und Napoleon kommandierte eine ganze<br />
Armee über das Gebirge. Mitte Mai des Jahres<br />
1800 überquerte ein Tross von 40 000<br />
Soldaten, 5000 Reitern und 50 Geschützen<br />
den noch verschneiten Pass. Heute bohrt<br />
sich ein knapp sechs Kilometer langer<br />
Tunnel durch den Berg, so dass die Reise<br />
ins benachbarte Wallis nur wenige Minuten<br />
dauert.<br />
Idealisten am Berg<br />
Éternod, Laval, Couchepache – kleine<br />
Dörfer nehmen den Wanderer mit auf eine<br />
Zeitreise. Mit Schieferplatten gedeckte<br />
Dächer glänzen in der Sonne, eine Katze<br />
huscht über das Steinpflaster, der Geruch<br />
von Holzfeuer liegt in der Luft. Ein<br />
schmaler Pfad schlängelt sich durch ein<br />
lang gestrecktes Hochtal zum höchsten<br />
Punkt der Alta Via Nr. 1 hinauf, dem 2928<br />
Meter hohen Col Malatrà. Aus einem farbenfrohen<br />
Blütenteppich zirpt und summt<br />
es vielstimmig. Darüber schneiden die Zacken<br />
dunkelgrauer Granitberge in den<br />
INFO<br />
Agriturismo:<br />
Adressen für Genießer<br />
Im Aostatal lohnt es sich, auf kulinarische<br />
Entdeckungsreise zu gehen. Eine gute<br />
Adresse sind neben den Berghütten landwirtschaftliche<br />
Betriebe mit Restaurant und<br />
oft auch Zimmervermietung, sogenannte<br />
Agriturismo, wo vorwiegend das auf den<br />
Teller kommt, was selbst angebaut wird. Im<br />
Agriturismo »La Vrille« in Verrayes kommen<br />
Weinkenner und Feinschmecker auf ihre<br />
Kosten. »La Vrille« entstand aus dem Traum<br />
von Hervé de Guillaume, der nach seiner<br />
Zeit als Matrose beim Militär sein eigenes<br />
Land bewirtschaften und Wein anbauen<br />
wollte. Gemeinsam mit seiner Frau Luciana<br />
Neyroz begann er 1988, ein leer stehendes<br />
Bauernhaus zu renovieren und Reben<br />
anzupfl anzen. Heute steht das Agriturismo<br />
an den Hängen über dem zentralen<br />
Aostatal zwischen Weinbergen, Obstbäumen<br />
und Gemüsegärten. In Gehegen haben<br />
Kaninchen, Enten, Gänse und Hühner freien<br />
Auslauf. Luciana Neyroz führt in der Küche<br />
das Regiment. Sie kredenzt Fünf-Gänge-<br />
Menüs mit Leckerbissen wie Kürbiscrêpes in<br />
Lauchcreme, Kaninchen in Senfsauce oder<br />
Pfi rsichsorbet mit Beeren in Rotwein und<br />
interpretiert alte valdostanische Rezepte neu<br />
mit allem, was rund um das Haus wächst.<br />
Bei Kochwettbewerben hat sie bereits Preise<br />
gewonnen und auch die Weine von Hervé de<br />
Guillaume wurden mehrfach ausgezeichnet.<br />
(www.lavrille.it, Tel. 00 39/01 66/54 30 18)<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 75
Vis-à-vis von Mont Blanc<br />
und Grandes Jorasses<br />
gischtet der Wildbach<br />
durchs Val Ferret.<br />
Die autonome Provinz<br />
Aostatal an der Grenze<br />
zu Frankreich und<br />
dem Schweizer Kanton<br />
Wallis ist eine Region<br />
der Gegensätze.<br />
Wie ein riesiges Amphitheater<br />
wird das Tal<br />
von Drei- und Viertausendern<br />
eingerahmt.<br />
Himmel. Auf den Almen weidet das Vieh<br />
wie eh und je, wird die Milch zu Käse wie<br />
dem rahmhaltigen Fontina, einer valdostanischen<br />
Spezialität, verarbeitet. Das Rifugio<br />
Frassati unterhalb des Col Malatrà holt<br />
die Wanderer in die Gegenwart zurück.<br />
Mit seiner verschachtelten Architektur<br />
und der grauen Verkleidung erinnert das<br />
2011 eröffnete Berghaus an eine Raumstation.<br />
Seine Form sei dem Bergmassiv<br />
hinter der Hütte nachempfunden, erzählt<br />
Enrico Soleti, der an der Theke die Gäste<br />
bewirtet. An den Wänden des Gastraums<br />
dokumentieren Fotos die Baugeschichte.<br />
Abgebildet sind junge Leute, die auf ihrem<br />
Rücken Zementsäcke und große Kanister<br />
transportieren. Sie haben als Freiwillige<br />
die Hütte in unzähligen unbezahlten Arbeitsstunden<br />
erbaut. Das Rifugio Frassati<br />
steht unter der Leitung der Organisation<br />
Mato Grosso, einer sozialen Vereinigung,<br />
die mit ihren Einnahmen Projekte in Südamerika<br />
unterstützt. Auch Enrico Soleti<br />
arbeitet ehrenamtlich. Teams aus Freiwilligen<br />
bewirtschaften die Hütte jeweils für<br />
eine Woche. »Die Idee ist, seine Zeit für<br />
andere zu schenken.«<br />
Das Rifugio Bonatti bietet herrliche Blicke<br />
auf das Massiv der Aiguille de Leschaux.<br />
Grandioses Finale<br />
Der kleine Felsdurchschlupf des Col Malatrà<br />
ist für die Bergläufer die letzte Herausforderung<br />
auf der »Tour des Géants« und<br />
für Trekker noch einmal ein echtes Highlight.<br />
Mont Blanc und Grandes Jorasses<br />
scheinen beim Abstieg ins Val Ferret zum<br />
Greifen nah. Gletscherspalten grinsen aus<br />
der grauen Felsmasse, ein Gewirr aus Granitzacken<br />
und -türmen formt eine Bastion,<br />
angesichts derer man sich winzig klein<br />
fühlt. Atemberaubende Ausblicke – da<br />
tut es gut, auf der Terrasse des Rifugio Bonatti,<br />
vis-à-vis der Granitkolosse, tief Luft<br />
zu holen, bevor es nach Courmayeur hinunter<br />
geht.<br />
Der zweitgrößte Ort des Aostatals, das italienische<br />
Pendant zu Chamonix, ist wegen<br />
seiner prominenten Bergkulisse und seiner<br />
heilkräftigen Thermalquellen seit langem<br />
ein Anziehungspunkt für Touristen. »Courmayeur<br />
hat zwei Seelen«, sagt Cecilia Malfa<br />
von der Gemeinde. Das Zentrum gibt sich<br />
mondän mit teuren Läden und schicken Restaurants.<br />
Gleich nebenan haben alte Ortsteile<br />
noch Bergdorfcharakter. Alpinismus<br />
hat in Courmayeur Tradition. Die seit 1850<br />
bestehende Bergführervereinigung ist die<br />
zweitälteste nach Chamonix. Bergführer<br />
aus dem Dorf unter dem Mont Blanc bestiegen<br />
gemeinsam mit einem Engländer im<br />
August 1863 den höchsten Gipfel Europas<br />
zum ersten Mal von italienischer Seite. Sie<br />
waren bereits 1899 am Mount Kenia und<br />
1900 in der Arktis unterwegs. Auch 1954<br />
bei der italienischen Expedition auf den K2<br />
nahmen zwei Bergführer aus Courmayeur<br />
teil. Für die Bergläufer ist Courmayeur ein<br />
Ort großer Emotionen. Sie sind am Ziel, die<br />
Strapazen haben ein Ende. Hinter den Weitwanderern<br />
liegt eine Traumtour – und vor<br />
ihnen der nächste Höhenweg im Angesicht<br />
eines Viertausenders: Die Alta Via Nr. 2<br />
führt mitten hinein in den Nationalpark<br />
Gran Paradiso. Ein Grund, ins Tal unter den<br />
Berggiganten zurückzukehren.<br />
◀<br />
76 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
TOUREN<br />
Trekking auf der Alta Via Nr. 1<br />
Die Alta Via Nr. 1 ist ein Klassiker unter<br />
den Höhenwegen. Wegen der beeindruckenden<br />
Kulisse wird diese Weitwanderroute<br />
auch »Höhenweg der Giganten« genannt.<br />
wege sind<br />
abenteuer und<br />
▶ mittel 17 Tage<br />
14000 Hm 96 km<br />
Ausgangsort: Donnas (330 m)<br />
am Eingang des Aostatals<br />
Endpunkt: Courmayeur (1223 m)<br />
im Aostatal<br />
Information: www.regione.vda.<br />
it/altevie<br />
Charakter: Weitwanderweg mit<br />
17 meist gut markierten Tagesetappen<br />
zwischen 2½ und 6 Std.,<br />
eine längere Etappe mit 7½ Std.,<br />
insgesamt 14 000 Hm, unterwegs<br />
zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten,<br />
so dass sich die<br />
Länge der Etappen oft variieren<br />
lässt. Es werden mehrere Talorte<br />
mit Busverbindungen berührt.<br />
Ein beliebter Startpunkt ist auch<br />
Gressoney-St.-Jean (10–12<br />
Etappen bis Courmayeur). Der<br />
Höhenweg verläuft auf guten<br />
Steigen und Wegen, Ausdauer<br />
für die langen An- und Abstiege<br />
sowie Trittsicherheit erforderlich.<br />
Wegverlauf: Donnas – Santa<br />
Margherita (5¼ Std., Aufstieg<br />
1310 Hm, Abstieg 210 Hm,<br />
Übernachtung z. Zt. in Sassa,<br />
30 Min. zusätzl.) – Rif. Coda<br />
(4¾ Std., Aufstieg 1100 Hm,<br />
Abstieg 100 Hm) – Rif. della<br />
Barma (in Bau, Eröffnung noch<br />
nicht absehbar, 3¼ Std., Aufstieg<br />
650 Hm, Abstieg 760 Hm) –<br />
Niel (5¼ Std., Aufstieg 550 Hm,<br />
Abstieg 1140 Hm) – Gressoney-<br />
Saint-Jean (7½ Std., Aufstieg<br />
1120 Hm, Abstieg 1080 Hm) –<br />
Rif. Vieux Crest (5¼ Std., Aufstieg<br />
1470 Hm, Abstieg 810 Hm)<br />
– Rif. Grand Tournalin (4¼ Std.,<br />
Aufstieg 1050 Hm, Abstieg<br />
480 Hm) – Crétaz (3 Std., Aufstieg<br />
280 Hm, Abstieg 1310 Hm)<br />
– Rif. Barmasse (2½ Std.,<br />
Aufstieg 690 Hm, Abstieg 30<br />
Hm) – Rif. Cuney (6 Std., Aufstieg<br />
1020 Hm, Abstieg 700 Hm) –<br />
Bionaz (5 Std., Aufstieg 580 Hm,<br />
Abstieg 1680 Hm) – Rey (5 Std.,<br />
Aufstieg 1030 Hm, Abstieg<br />
1260 Hm) – Rif. Champillon<br />
(2¾ Std., Aufstieg 1040 Hm) –<br />
Saint-Rhémy (4¾ Std., Aufstieg<br />
500 Hm, Abstieg 1340 Hm) –<br />
Rif. Frassati (3¾ Std., Aufstieg<br />
1050 Hm, Abstieg 20 Hm) –<br />
Rif. Walter Bonatti (3 Std., Aufstieg<br />
400 Hm, Abstieg 900 Hm)<br />
– Courmayeur (3¾ Std., Aufstieg<br />
230 Hm, Abstieg 1040 Hm)<br />
oft Anders<br />
ABENTEUER<br />
Wege<br />
ALPEN extrem<br />
DOLOMITEN<br />
Auf dem Höhenweg 1<br />
MILITÄRPISTEN<br />
Wege aus dem Ersten Weltkrieg<br />
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Ausgabe 2/2014<br />
Herbst / Winter<br />
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Das Magazin für Menschen in Bewegung<br />
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ULTRALEICHT Hinterm Haus losfliegen<br />
UM DIE WELT 1956 mit Lloyd Alexander<br />
VERRÜCKT Frankreich–Istanbul im Kanu
EVENT<br />
Ein Zeitpolster für Jan Ullrich:<br />
Martin Schidlowski zieht<br />
an der Engelswand durch<br />
Über Stock und Stein:<br />
Das Ötztal führt auch<br />
Trailrunner an ihre Grenzen.<br />
78 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Die Promi-<br />
Runde<br />
Die Peak to Creek – vom Gipfel zum Bach – Veranstaltung<br />
im Ötztal ist ein Szenetreff der Bergsportpromis.<br />
In wenigen Stunden wird hier demonstriert,<br />
wofür sich normale Bergsportler mehrere Jahre<br />
aufheben. Von Julian Galinski<br />
Foto: Peak to Creek / Ulrich Grill (li.), zooom.at / Markus Berger (re.)<br />
Barbara Bacher hat sich die Kletterschuhe<br />
unter die Jacke gesteckt.<br />
»Die Finger werden schon<br />
irgendwie warm, das Problem<br />
sind die Zehen«, sagt sie. Gerade<br />
einmal drei Grad hat es an diesem Morgen<br />
an der Engelswand im Ötztal. Der Wind<br />
pfeift eisig, immerhin hält er so den Regen<br />
einigermaßen vom Fels fern. Es hat<br />
die ganze Nacht geschüttet, braune Pfützen<br />
liegen im Gras vor der Wand. Aber<br />
Bacher, 31, Europacup-Gesamtsiegerin<br />
von 1998 und 1999, zieht sich die Kapuze<br />
ins Gesicht, tänzelt auf den Fußspitzen<br />
und lacht. Sie und die anderen sind froh,<br />
dass die Bedingungen den fünften Peak to<br />
Creek überhaupt zulassen. Sechs Routen<br />
sind vorbereitet. Sobald die Bergläufer ankommen,<br />
starten die Kletterer. Ein Sprint<br />
am Fels: Rauf, abseilen, an die Rennradfahrer<br />
übergeben.<br />
Am Abend zuvor sitzen die Teilnehmer des<br />
Extremsportrennens durch das gesamte<br />
Ötztal (siehe Infokasten) zum ersten Mal<br />
im Outdoor-Zentrum Area 47 zusammen.<br />
Helden dieser und vergangener Tage:<br />
Frank Wörndl etwa, der Slalom-Weltmeister<br />
von 1987, der mit seiner abgewetzten<br />
Lederjacke aussieht, als käme er gerade<br />
aus einem Indie-Club. Oder Jan Ullrich,<br />
Tour-de-France-Sieger und des Dopings<br />
überführt, mit gemütlichem Bäuchlein,<br />
einem Weißbier auf dem Tisch und schelmischem<br />
Gesicht. »Ruhe«, schreit Rennleiter<br />
Ernst Lorenzi. Im Zelt geht es zu wie<br />
auf einem Schulausug. Keiner ist ruhig,<br />
alle gackern durcheinander. »Es geht darum,<br />
dass sich bekannte Sportler treffen,<br />
einander kennenlernen und Freundschaften<br />
entstehen«, sagt Lorenzi. Das auch,<br />
vornehmlich aber präsentiert die Tourismusregion<br />
Ötztal ihr Programm: Von den<br />
Gipfeln bis ins Tal hinab.<br />
85 Kilometer sind das insgesamt, den Kletterern<br />
gehören davon knapp 30 Meter. Mit<br />
dabei sind Lokalmatador Hansjörg Auer,<br />
der Deutsche Martin Schidlowski, Großbritanniens<br />
Stew Watson sowie die Österreicher<br />
Lukas Ennemoser, Mario Lechner<br />
und Barbara Bacher, aufgeteilt in sechs<br />
Teams. An der Engelswand hat Red Bull<br />
inzwischen einen fahrenden Subwoofer<br />
hingestellt, aus den Boxen wummert eine<br />
Playlist mit allem, was der Mainstream-<br />
Rock der 80er und 90er hergibt. Aber niemand<br />
springt, auch wenn van Halen das<br />
gerne so hätte. Bacher, Lechner und Auer<br />
verstecken sich auf der Ladeäche eines<br />
Kombis, Auer massiert seine Zehen, als ob<br />
er nicht wenige Kilometer von Zuhause<br />
entfernt wäre, sondern schon auf seiner<br />
nächsten Tour im Karakorum.<br />
Die ersten Zuschauer stapfen durch den<br />
Matsch: Immerhin wird die Peak-to-<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 79
Alle in einem Boot: Bei der Schlussdisziplin des Staffelrennens stemmen<br />
sich alle Athleten nochmals gemeinsam gegen die Ötztaler Ache.<br />
Creek-Challenge beim Klettern auch greifbar.<br />
Das ist bei den anderen Disziplinen<br />
schwierig. »Wenn man alles sehen wollen<br />
würde, müsste man ständig mit dem Auto<br />
hin- und herfahren. Was eigentlich schade<br />
ist, weil es ein gewaltiger Wettbewerb ist«,<br />
sagt Schidlowski. »Teilweise wussten auch<br />
wir nicht die Zwischenstände, wer denn<br />
jetzt eigentlich vorne liegt.« Dann allerdings<br />
kommt die Nachricht an: Die Bergläufer<br />
sind gleich da! Schidlowski ist der<br />
erste, der sich die starre Kälte abschüttelt<br />
und seine Route noch einmal im Schnelldurchgang<br />
abspult.<br />
Ulle feiert in der Disko<br />
Sein Teamkollege Helmut Schiessl, derzeit<br />
führend und nass von oben bis unten,<br />
Erste Etappe: Die Skibergsteiger starten<br />
ihr Rennen am Rettenbachferner<br />
erreicht kurz darauf die Engelswand. Skibergsteigen,<br />
Skifahren, Mountainbike und<br />
Berglauf haben die Teams schon hinter<br />
sich gebracht. Es wird hektisch, die Athleten<br />
müssen einander eine Uhr übergeben.<br />
Schidlowski rast zur Wand, wechselt die<br />
Schuhe, bindet sich ein und springt hinauf.<br />
»Das war richtiges Wettkampffeeling«,<br />
sagt er. »Ich habe mir gedacht: Ein bisschen<br />
ein Polster musst du dem Jan Ullrich schon<br />
mit auf dem Weg geben.« Einen guten siebten<br />
Grad klettert er. »Die Anforderungen<br />
waren für uns Kletterer recht ungewohnt:<br />
Du gehst ja nicht in den Klettergarten und<br />
kletterst eine Route, die drei, vier Grade<br />
unter deinem Limit liegt – aber dafür auf<br />
Zeit«, sagt Schidlowski, der beim Fotoshooting<br />
am Tag vor dem Wettbewerb noch<br />
T-Shirt getragen hat. Er weiß: Das Allstar-<br />
Team 3 liegt nur knapp hinter ihnen. Wieder<br />
auf dem Boden angekommen, sprintet<br />
Schidlowski in Kletterschuhen zu seinem<br />
Rennradfahrer. Jan Ullrich reißt ihm die<br />
Uhr vom Handgelenk und schießt über<br />
den Feldweg auf seine Etappe.<br />
Einige Minuten später läuft Markus Kröll<br />
ein. Hansjörg Auer, durch seine Free-Solo-<br />
Begehung der »Weg durch den Fisch« (9-)<br />
in der Marmolada-Südwand berühmt geworden,<br />
eilt durch seine Route. Er springt<br />
die Griffe an wie ein Raubtier und schickt<br />
nach dem Abseilen Tobias Rohregger auf<br />
den Weg. Auf den anstehenden 36 Kilometern<br />
nimmt Rohregger Ullrich und<br />
dem ebenfalls vor ihm liegenden Antonio<br />
Corradini 15 Minuten ab und geht in Führung.<br />
Seine exklusive Taktik: Früh ins Bett<br />
INFO<br />
Kleine Ötztalrunde<br />
Peak to Creek führt über knapp 85 Kilometer<br />
und 7800 Höhenmeter von Sölden<br />
ins Inntal. Die Skibergsteiger beginnen:<br />
Vom Skiweltcup-Stadion aus (2670 Meter)<br />
geht es auf die Schwarze Schneide, dem<br />
höchsten Punkt des Rennens. (3340<br />
Meter). Dort übernehmen die Skifahrer, die<br />
über Seiterjöchl bis zur Mautstelle abfahren<br />
und an die Mountainbiker übergeben, die<br />
über Granstein weiter ins Tal rollen. In Dorf<br />
bei Längenfeld warten die Bergläufer, die<br />
am Stuibenfall Tirols höchsten Wasserfall<br />
passieren und an der Engelswand bei Tumpen<br />
(942 m) auf die Kletterer treffen. Nach<br />
deren Routen geht es auf dem Rennrad<br />
knapp zehn Kilometer bergauf zum Haiminger<br />
Sattele und hinab nach Ötz zu den<br />
Kajakfahrern, die sich durch die Ötztaler<br />
Ache kämpfen. Wiederum in Ötz steigen<br />
dann alle Sportler gemeinsam ins Rafting-<br />
Boot. Ziel ist nach 6,8 Kilometern die Area<br />
47. Das Allstar-Team 1 mit Alex Fasser, Axel<br />
Naglich, Daniel Federspiel, Markus Kröll,<br />
Hansjörg Auer, Thomas Rohregger und Sven<br />
Lämmler (Reihenfolge von Start bis Ziel)<br />
bewältigte die Strecke in 5:05:50 Stunden.<br />
gehen. »Der ist ja schon um zehn schlafen<br />
gegangen, während wir noch in der Disko<br />
waren«, sagt Ullrich.<br />
Nach den Rennradlern werfen sich die Kajakfahrer<br />
in die wilde Ache, die sich bis Ötz<br />
ziemlich giftig wehrt. Die letzte Disziplin<br />
ist Rafting, für alle Teammitglieder zusammen,<br />
weiter auf der Ache bis in die Area<br />
47 im Tal. Am Ende sind es die Allstars 1<br />
mit Hansjörg Auer, die völlig durchnässt<br />
als Erste ins Ziel rudern.<br />
Eine Antrittsgage haben die Teilnehmer<br />
nicht bekommen, insgesamt sind 10 000<br />
Euro Preisgeld ausgeschrieben. »Das Siegerteam<br />
gewinnt besten Südtiroler Wein<br />
und 5000 Euro. Der zweite 3000 Euro,<br />
der dritte 2000 Euro. Sie müssen sich das<br />
Geld aber redlich teilen!«, sagt Rennleiter<br />
Lorenzi. Für die Kletterer geht es auch<br />
darum, dass sie ihre Sponsoren auf den<br />
Hochglanz-Aufnahmen der Veranstaltung<br />
zeigen können. »Tolle Unterkunft, ein bisschen<br />
zusammen weggehen, klettern –<br />
passt«, sagt Martin Schidlowski. Er möchte<br />
2015 auf jeden Fall wieder mitmachen.<br />
Auch wenn die Kletterroute eigentlich zu<br />
einfach, der Fels zu nass und die Ache ganz<br />
fürchterlich kalt war.<br />
◀<br />
Foto: Peak to Creek (2), Ulrich Grill (re.), Markus Berger ( ganz re.)<br />
80 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Peak to Creek-Teilnehmer Hansjörg Auer im Interview<br />
»Ich glaube, dass der Bergsport<br />
wieder schlichter wird«<br />
Peak to Creek ist auch ein Beispiel dafür:<br />
Die Berge werden zur Extremsport-Kulisse,<br />
um der Action willen. Ist das der Weg des<br />
Bergsports in die Zukunft, Herr Auer? Oder<br />
ist es Zeit für eine Besinnung zurück zu<br />
den Wurzeln?<br />
Hansjörg Auer: Ich glaube, dass der Bergsport<br />
in den kommenden Jahren wieder<br />
zur Schlichtheit zurückkehren wird.<br />
Schließlich sind die Abenteuer am coolsten,<br />
die am meisten Fragezeichen haben<br />
– und die gleichzeitig vom Projekt her am<br />
simpelsten sind. Die Menschen gehen wieder<br />
mehr Alpinklettern, und auch nicht<br />
unbedingt nur die Genussrouten. Ich sehe<br />
immer mehr Kletterer in den Dolomiten,<br />
die mit Hammer und Haken unterwegs<br />
sind. Das setzt aber voraus, dass ich mich<br />
ernsthaft mit dem Bergsteigen auseinandergesetzt<br />
habe. Für viele Hobbysportler<br />
ist es zur reinen Fitnessaktivität geworden.<br />
Hier müsste man den Hebel ansetzen: Den<br />
Leuten klar zu machen, dass es eben nicht<br />
nur um Fitness geht. Sondern um Verantwortung,<br />
auch mental bereit zu sein.<br />
Gerade Klettersteige sind zum Trend geworden,<br />
weil die Hürde zum Erlebnis in<br />
den Bergen sehr niedrig ist.<br />
Das hat derart geboomt, dass sie in den<br />
letzten Jahren überall Klettersteige gebaut<br />
haben. Jetzt mag es Trend sein, aber was<br />
ist in 50 Jahren? Dann hängt der Stahlmüll<br />
herum. Verstehen Sie mich nicht falsch.<br />
Klettersteige haben ihre Daseinsberechtigung:<br />
für Menschen, die nicht zum Klettern<br />
kommen, aber die Höhe, die Ausgesetztheit<br />
erleben wollen – wie für meine<br />
Mutter zum Beispiel, die macht das sehr<br />
gerne. Aber es braucht nicht an jeder Felswand<br />
einen Klettersteig.<br />
Ihr großes Sommer-Projekt, zusammen<br />
mit David Lama und Peter Ortner, war die<br />
Masherbrum Nordostwand im Karakorum.<br />
Inwieweit sind Profi-Alpinisten frei, ihre<br />
Projekte selbst auszuwählen – und wieviel<br />
sprechen Sponsoren mit?<br />
Mir hat jedenfalls noch keiner reingeredet.<br />
Natürlich vertreten wir unsere Sponsoren<br />
auf Veranstaltungen und Events, aber die<br />
großen Vorhaben, die wählen wir schon<br />
selbst aus.<br />
Sie sind eine etablierte Größe. Aber kann<br />
es nicht vorkommen, dass Sponsoren junge<br />
Kletterer, die auf das Geld noch mehr angewiesen<br />
sind, zu gefährlichen Projekten<br />
zu überreden versuchen?<br />
Mir sind keine Fälle bekannt, wo jemand<br />
verheizt wurde. Es ist eher so, dass die Jungen<br />
oft zu ambitioniert sind, dass sie zu<br />
früh zu viel wollen, anstatt eine natürliche<br />
Entwicklung zu gehen. Dann wird es<br />
gefährlich: Wenn die Zusammenarbeit<br />
zum Druck ausartet, wenn man für die<br />
Unterstützung eine größtmögliche Gegenleistung<br />
bringen will. Ganz grundsätzlich<br />
bin ich der Meinung, dass Bergsteigen kein<br />
Wettkampf ist. Warum wird ein Piolet d’Or<br />
verliehen, warum ist der Preis so wichtig?<br />
Es gibt keine Gewinner – genauso wie es<br />
keine Verlierer gibt.<br />
Sie selbst sind mit dem Masherbrum nun<br />
selbst ein durchaus großes Risiko eingegangen.<br />
Warum?<br />
Weil mir das Projekt das wert ist, weil ich<br />
hundertprozentig dahinter stehe. Grundsätzlich<br />
bin ich eine Person, die gerne auch<br />
ein Risiko eingeht. Aber auch wenn wir<br />
vermeintlich unvernünftigere Dinge tun,<br />
als jemand, der meinetwegen in der Bank<br />
arbeitet: Das Wichtigste ist, dass wir mit<br />
allen Fingern und Zehen wieder zurückkommen.<br />
◀<br />
Hansjörg Auers<br />
Traum vom<br />
Masherbrum<br />
(7821 m) platzte<br />
im Sommer –<br />
zu viel Schnee,<br />
zu viele Lawinen<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 81
ALPINISMUS<br />
Psychologie-Serie: Berge im Kopf<br />
Ein gemeinsames Ziel<br />
verbindet, sofern jeder<br />
in der Gruppe bereit<br />
ist, verantwortlich dazu<br />
beizutragen.<br />
82 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Teil 2: Verantwortung & Gruppendynamik<br />
Du darfst!<br />
Bergführer tragen nicht nur einen<br />
Rucksack, sondern auch die Hauptverantwortung.<br />
Das bedeutet aber<br />
nicht, dass der Rest der Gruppe völlig<br />
unbedarft hinterher stapfen soll.<br />
Der zweite Teil unserer Psychologie-<br />
Serie beschäftigt sich mit Gruppendynamik<br />
und selbstverantwortlichem<br />
Handeln am Berg. Von Uli Auffermann<br />
Radikal eigenverantwortlich:<br />
Hansjörg Auer im<br />
»Weg durch den Fisch«<br />
Fotos: Archiv Weikert (links), Heiko Wilhelm<br />
Der Atem wird ruhig, und jeder<br />
Muskel im Körper arbeitet auf<br />
Hochtouren. Die folgende Sequenz<br />
fordert eine besonders<br />
feine Fußtechnik, gepaart mit<br />
vollster Entschlossenheit. Den linken Fuß<br />
hoch auf Reibung, Zeige- und Ringnger<br />
verkrallen sich in den kleinen Schlitz weit<br />
oberhalb. Spannung auf bauen – eindrehen<br />
– die linke Hand schnellt weit hinauf.<br />
Erst als ich das gute Loch mit links erreicht<br />
habe, weiß ich, die vermeintliche Schlüsselstelle<br />
gemeistert zu haben. (...) Im oberen<br />
Teil lassen die Schwierigkeiten merklich<br />
nach, und in einer unvorstellbaren<br />
Ekstase laufe ich förmlich die Ausstiegsrisse<br />
hinaus und erreiche exakt um 11:55<br />
Uhr den letzen Stand vom ›Weg durch den<br />
Fisch‹.«<br />
Hansjörg Auers Momentaufnahmen seines<br />
legendären Free-Solos in der Marmolada-<br />
Südwand sind nicht nur Zeugnis einer<br />
klettersportlichen Sternstunde, sondern<br />
vor allem auch ein Sinnbild für Verant-<br />
wortung in reinster Form – der absoluten<br />
Eigenverantwortung. In der glatten Mauer<br />
des »Fisch« war er auf sich allein gestellt,<br />
sein Leben hing einzig von seinem Tun, seinen<br />
Entscheidungen ab. Niemand konnte<br />
ihm beistehen, ihm gar abnehmen, ob die<br />
nächste Bewegung Weiterkommen oder<br />
Untergang bedeutet.<br />
»Grundlage jeder<br />
wahren Verantwortung<br />
(...) bleibt es,<br />
sich darüber klar<br />
zu werden, was das,<br />
was man tut, wirklich<br />
bedeutet.« MAX<br />
STEENBECK (PHYSIKER)<br />
Bewusstsein fürs Risiko<br />
Verantwortung beinhaltet die Fähigkeit,<br />
Risiken und Gefahren richtig einschätzen<br />
zu können. Voraussetzung dafür ist,<br />
dass ein Bewusstsein für die eigenen Möglichkeiten<br />
und Grenzen am Berg entwickelt<br />
wurde. Einerlei nun, ob wir es für<br />
uns allein oder auch für andere tun. Die<br />
Richtschnur für die höchstmögliche Verantwortung<br />
gibt immer noch die Maxime<br />
von Paul Preuß vor: »Das Können ist des<br />
Dürfens Maß.« Auch Pauli Trenkwalder,<br />
Bergführer und Diplom-Psychologe aus<br />
Südtirol (www.mersch-trenkwalder.com)<br />
sagt: »Es geht beim Bergsteigen vor allem<br />
um die fachsportliche Kompetenz.« Auf<br />
dieser Basis der Selbsteinschätzung und<br />
Fähigkeit zur Beurteilung der jeweiligen<br />
Situation fallen Entscheidungen. Warnsignale<br />
wie Unsicherheit oder Angst zeigen,<br />
was geht und was nicht. Alles andere ist<br />
am Berg verantwortungslos. Trenkwalder<br />
erzählt von einem kürzlich beobachteten<br />
Ereignis auf einem Klettersteig: »Zwei<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 83
»Es ist so bequem,<br />
unmündig zu sein.<br />
Habe ich ein Buch,<br />
das für mich Verstand<br />
hat, (...) undsoweiter,<br />
so brauche<br />
ich mich ja nicht<br />
selbst zu bemühen.«<br />
IMMANUEL KANT<br />
Eine Gruppentour ist Gemeinschaftsaufgabe:<br />
Bergführer-Ausbilder Peter Geyer<br />
Klare Verhältnisse: Beim Klettern trägt<br />
jeder für den anderen Verantwortung.<br />
Familien waren, was Ausrüstung, Uhrzeit,<br />
Sicherung der Kinder undsoweiter betraf,<br />
völlig hanebüchen unterwegs. Und weil<br />
sie gar nicht wussten, in welcher möglichen<br />
Gefahr sie sich befanden, machten<br />
sie einen ganz beruhigten Eindruck auf<br />
mich.«<br />
Verantwortung heißt also auch, die entsprechenden<br />
Kenntnisse für die jeweilige<br />
Tour zu haben, ihr psychisch und physisch<br />
gewachsen zu sein. Da hilft es nicht, sich<br />
einer geführten Gruppe anzuschließen in<br />
dem Glauben, die Verantwortung komplett<br />
loszuwerden. Im Gegenteil! Der Bergund<br />
Skiführer Peter Geyer sagt: »Natürlich<br />
hat der Bergführer den größten Part der<br />
Verantwortung, doch jeder Einzelne einer<br />
Gruppe muss nach seinen Möglichkeiten<br />
zur Risikominimierung beitragen, denn<br />
das ist eine Gemeinschaftsaufgabe.«<br />
Leserumfrage: Wem vertraue ich am Berg?<br />
Wem vertraue ich?<br />
Das ist die zentrale<br />
Frage für Wanderer<br />
und <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
wenn sie zu einer<br />
Tour aufbrechen,<br />
bei der es ans<br />
Eingemachte geht.<br />
Hier die Ergebnisse<br />
unserer Umfrage<br />
unter den Lesern<br />
(Mehrfachnennungen<br />
waren möglich):<br />
5 %<br />
23 %<br />
44 %<br />
48 %<br />
65 %<br />
GPS-Gerät/<br />
Karte<br />
Ratschlägen von<br />
Einheimischen<br />
Bergführer<br />
Mir selbst<br />
erfahrenen<br />
Bergkameraden<br />
Geyer ist führender Kopf in der Bergführerausbildung<br />
und im Unfallmanagement, er<br />
gilt als Vorreiter bei der Vermittlung von<br />
Sicherheits- und Risikobewusstsein. Zur<br />
Rolle des Bergführers sagt er: »Man muss<br />
immer wissen, was sich in der Gruppe tut;<br />
eine Mordsgaudi ist eine gute Sache, aber<br />
in bestimmten Situationen ist es wichtig<br />
einzugreifen, damit alle wieder konzentriert<br />
sind.« Bei größeren Gruppen schleiche<br />
sich eben leicht der Gedanke ein:<br />
Wenn etwas passiert, warum soll es gerade<br />
mich treffen?<br />
Gruppenzwang schafft Gefahren<br />
In einer Zweier-Seilschaft – vor allem<br />
beim Klettern – ist die Situation in punkto<br />
Verantwortung am deutlichsten: Beide<br />
Partner sind aufeinander angewiesen,<br />
übernehmen wechselseitig füreinander<br />
Verantwortung und müssen über Weitergehen<br />
oder Umkehren offen kommunizieren.<br />
In einer mehrköpgen Gruppe entsteht<br />
darüber hinaus eine besondere Dynamik,<br />
die sich nicht immer auf den ersten Blick<br />
erschließt und die ein gewisses psychologisches<br />
Gespür verlangt. Gudrun Weikert,<br />
die erste deutsche Frau im Bergführer-Beruf,<br />
Diplom-Sportlehrerin und Dozentin<br />
an der TU München, weiß aus der Praxis<br />
zu berichten: »Die Problematik, dass sich<br />
Leute durch die Gruppe viel mehr zutrauen,<br />
als sie eigentlich möchten, und die<br />
dadurch entstehenden Risiken sind mehr<br />
84 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Fotos: Archiv Geyer, Andreas Strauß, Archiv Weikert<br />
oder weniger Alltag.« Und sie ergänzt: »Die<br />
›Schwächeren‹ wollen meist die Gruppe<br />
nicht aufhalten und muten sich mehr<br />
zu als gewollt, oder sie werden von den<br />
›Stärkeren‹ überstimmt.« Seien mehrere<br />
Leute gemeinsam unterwegs, werde man<br />
abgelenkt, und manch einer verhalte sich<br />
unter Beobachtung durch die Gruppe anders.<br />
»Die Schere geht weit auseinander<br />
zwischen denen, die sich mit der Tour auseinandersetzen,<br />
und denen, die die Bergtour<br />
kaufen wie ein Produkt; besonders bei<br />
TIPP<br />
Leitfaden für<br />
Teamleader<br />
Die Psychologen Oliver König und<br />
Karl Schattenhofer geben mit diesem<br />
kompakten, 125 Seiten zählenden Werk<br />
einen Überblick zu relevanten Konzepten<br />
und Sichtweisen der Gruppendynamik<br />
und deren praktischer Bedeutung. Das<br />
Buch zeigt, wie in<br />
Trainingsgruppen<br />
soziale Kompetenzen en<br />
erworben werden<br />
können, die für das<br />
Steuern und Leiten<br />
von Gruppen und<br />
Teams notwendig<br />
und hilfreich sind.<br />
Carl Auer Verlag<br />
2012<br />
Bergsteigen in der Gruppe kann motivieren,<br />
aber auch unter Druck setzen.<br />
bergsteigerischen ›Aushängeschildern‹ wie<br />
beispielsweise dem Matterhorn«, ist sich<br />
Weikert sicher.<br />
Gemeinsame Ziele verbinden<br />
Unterwegssein in der Gruppe birgt aber<br />
auch die große Chance, die Vorteile dieser<br />
Gemeinschaft optimal zu nutzen. Oftmals<br />
entwickelt sich dadurch ein Teamgeist mit<br />
einem starken Wir-Gefühl, orientiert auf<br />
das gemeinsame Ziel. »Ist der Gast mehr<br />
eingebunden in die Entscheidungsfindung,<br />
fühlt er sich als wichtiger Teil der<br />
Gruppe, und das erhöht sowohl das Gemeinschaftsgefühl<br />
als auch das Erfolgserlebnis,<br />
weil es mit erarbeitet wurde«,<br />
erläutert Geyer.<br />
In die Ausbildung der Bergführer ießt<br />
bereits viel psychologisches Wissen ein.<br />
Doch es ist gut, wenn auch alle anderen,<br />
die gern in die Berge gehen, für das Thema<br />
sensibilisiert werden – vor allem, um gesund<br />
und unversehrt wieder heimzukehren.<br />
Wer Verantwortung übernimmt, sich<br />
einbringt, wird starke Erlebnisse haben<br />
und erfahren, wie schön und bereichernd<br />
es sein kann, sich unterstützend und austauschend<br />
in einer Gruppe die ganze Faszination<br />
der Bergwelt zu erleben. ◀<br />
VORSCHAU: Nehmen Sie an der nächsten Leserumfrage<br />
Mitte September auf www.bergsteiger.de<br />
teil und lesen Sie anschließend in Heft 12/2014,<br />
was Männer und Frauen am Berg unterscheidet.<br />
INFO<br />
Was bedeutet<br />
Verantwortung?<br />
Eine klar umrissene Defi nition für Verantwortung<br />
gibt es wohl nicht. Es geht dabei<br />
um grundlegende Bezüge zwischen dem<br />
Einzelnen und der Gesellschaft, der Natur<br />
und sich selbst. Der Begriff Verantwortung<br />
weist einer Person bestimmte Merkmale<br />
oder Fähigkeiten zu, wie beispielsweise über<br />
Verantwortungsbewusstsein zu verfügen. Er<br />
meint aber zugleich auch einen sozialen Kontext,<br />
eine bestimmte Position oder Rolle, die<br />
sich durch einen großen Handlungsspielraum<br />
mit hohen Anforderungen an das selbständige<br />
Entscheiden und entsprechend hohem<br />
Folgerisiko auszeichnet.<br />
Fragt man, wer wem wofür verantwortlich ist,<br />
so geht es um das sogenannte deskriptive<br />
(beschreibende) Verständnis von Verantwortung.<br />
Bei normativer Verantwortung,<br />
ob die handelnde Person beispielsweise<br />
sozialen Regeln, ethischen Werten, Gesetzen<br />
oder eigenen verinnerlichten Pfl ichten bzw.<br />
Prinzipien folgt, geht es zudem um die<br />
ethisch-moralische Einordnung. So auch<br />
beim Bergsteigen: Verantwortung sich selbst,<br />
dem Partner, einer Gruppe gegenüber, aber<br />
ebenso für die Natur und die Werte des<br />
Alpinismus. Was als verantwortungsvolles<br />
Handeln verstanden wird, defi niert sich durch<br />
die Wertvorstellungen der Gesellschaft, der<br />
Kultur oder einer bestimmten Gruppe.<br />
Das Wort Gruppendynamik prägte der Psychologe<br />
Kurt Lewin 1939. Gruppendynamik<br />
meint bestimmte Muster, die man bei Vorgängen<br />
in einer Gruppe erkennen kann, aber<br />
auch die Methode der Erforschung dieser<br />
Abläufe. Es geht um die Eigenschaften und<br />
Befähigungen der Gruppe als Ganzes wie die<br />
der einzelnen Individuen. In der Gesamtgruppe<br />
läuft nach einem bestimmten Schema<br />
– in sogenannten Phasen – ein Entwicklungsprozess<br />
ab. Dabei werden unter anderem<br />
Ziele, Regeln und Normen defi niert, und es<br />
bilden sich innerhalb der Gruppe beispielsweise<br />
Rollen der einzelnen Mitglieder aus.<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 85
KOLUMNE<br />
Im<br />
falschen<br />
Film<br />
Stefan Glowacz<br />
jagt den Augenblick<br />
am Roraima.<br />
Das geht doch nicht!<br />
DAVIDS DEPESCHEN (8)<br />
Geschichten aus dem Basislager<br />
Ein neuer <strong>Bergsteiger</strong>-Film kommt<br />
in die Kinos. Ich bin gespannt,<br />
weil es natürlich mein Metier<br />
ist und ich es immer wieder aufschlussreich<br />
nde, wie die Filme<br />
gemacht sind, wie sie ankommen. Zudem<br />
habe ich ein Interesse daran, weil es die<br />
Aufnahmen eines befreundeten <strong>Bergsteiger</strong>s<br />
sind. Umso mehr freut es mich zu<br />
hören, dass aus dem breiten Publikum ein<br />
überwiegend gutes Feedback zu vernehmen<br />
ist.<br />
Aus der so genannten »Szene«, dem kleinen<br />
Kreis der eingeeischten <strong>Bergsteiger</strong>,<br />
muss ich jedoch hören:<br />
»Allein der Filmtitel! Kann nichts sein! Viel<br />
zu reißerisch!«<br />
Oder: »Und dann im Vorfeld dauernd der<br />
Name in allen Magazinen, auf allen Kanälen.<br />
Das nervt doch ganz schön!«<br />
Natürlich ist solch ein Film ein Produkt,<br />
das durch einen Titel Aufmerksamkeit erregen<br />
muss und beworben wird. Warum<br />
aber, frage ich mich, freuen wir uns nicht<br />
für den Protagonisten, in diesem Fall Stefan<br />
Glowacz, dass er einen Film wie »Jäger des<br />
Inzwischen sind manche<br />
<strong>Bergsteiger</strong> mehr<br />
damit beschäftigt, die<br />
Leistungen der Kollegen<br />
nach einem Makel zu<br />
untersuchen als selbst<br />
in die Berge zu gehen.<br />
Muss das eigentlich sein?<br />
Von David Göttler<br />
Augenblicks« gemacht hat, der unsere Leidenschaft<br />
für die steilen Berge dieser Welt<br />
auch einem Herrn Schmid aus Bielefeld in<br />
seinem Ohrensessel zu vermitteln weiß?<br />
Hat das wirklich rein fachliche Gründe?<br />
Auch ich selbst musste mich schon mal<br />
wundern, warum es in der Szene nicht<br />
entspannter zugeht. Vor meiner Abreise<br />
zu einer 8000er-Expedition erhielt ich eine<br />
E-Mail von einem anderen Probergsteiger.<br />
Er machte mich auf den Inhalt einer<br />
Pressemitteilung über die bevorstehende<br />
Expedition aufmerksam. Sie war vorab von<br />
der Agentur eines Teammitglieds verfasst<br />
worden. Im Wesentlichen lautete sein Vorwurf,<br />
dass unsere geplante Besteigung als<br />
große Premiere verkauft wurde, was seiner<br />
Meinung nach nicht stimmte. Zugegeben:<br />
Die Pressemitteilung war in der üblichen,<br />
stets leicht reißerischen Marketingsprache<br />
verfasst und daher etwas überzogen formuliert.<br />
Doch hatten weder mein Kollege<br />
und noch viel weniger ich diese Zeilen geschrieben.<br />
Wer ein wenig Einblick in die<br />
Szene hat, weiß, wie so etwas funktioniert.<br />
Irgendwann verwandelte sich mein Ärger<br />
in Mitleid. Denn ich persönlich hätte die<br />
Zeit, eine detaillierte Beschwerde-Mail zu<br />
schreiben, viel eher dazu genutzt, selbst<br />
loszuziehen, um eine Runde laufen oder<br />
klettern zu gehen.<br />
Im Gegensatz zum Ärger hat mich etwas<br />
anderes nicht losgelassen: das unschöne<br />
Gefühl, dass jede Leistung danach untersucht<br />
wird, ob nicht irgendwo ein Makel zu<br />
nden ist. Ich frage mich, warum wir uns<br />
von den Kollegen nicht begeistern lassen<br />
und deren Abenteuer als Ansporn betrachten.<br />
Ist nicht jede positive Publicity für den<br />
Fotos: Klaus Fengler, Lincoln Else / Red Bull Content Pool<br />
86 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Noch so ein Typ mit Helm! David Lama sucht seine Chance im Film »Cerro Torre«.<br />
Bergsport auch gut für all jene, die davon<br />
zu leben versuchen, egal ob Bergführer,<br />
Probergsteiger oder Jackenverkäufer?<br />
Und ist es nicht das Wunderbare des Bergsports,<br />
dass er für jeden einen Spielplatz<br />
bereithält? Dem einem gefällt es, sich an<br />
der Geschwindigkeit von A nach B zu berauschen,<br />
andere suchen die Einsamkeit<br />
eines Berges mit einem möglichst geringen<br />
Einsatz an Hilfsmitteln und wieder anderen<br />
ist es völlig egal, wie sie den Gipfel<br />
erreichen. Und so lange jeder offen und<br />
ehrlich mit der Wahl seiner Mittel umgeht,<br />
sehe ich darin auch kein Problem. Am Ende<br />
können wir noch immer entscheiden,<br />
ob wir dieses oder jenes Abenteuer lesen,<br />
konsumieren, uns dafür begeistern wollen.<br />
Natürlich stellt sich die Frage: Reicht das<br />
bloße Pochen auf Ehrlichkeit und Ehre,<br />
wenn Ruhm und Geld in Aussicht stehen?<br />
Vielleicht sollten wir deshalb gleich ein<br />
Komitee zur Bewertung und Analyse bergsteigerischer<br />
Leistungen gründen. Unter<br />
der Schirmherrschaft eines namhaften<br />
Sponsors ließen sich beispielsweise ganz<br />
einfach Regeln aufstellen, wie viele Tweets<br />
und Posts pro geschafftem Höhenmeter<br />
abzusetzen sind – oder auch nicht. Außerdem<br />
sind die per GPS gesicherten Koordinaten<br />
im Stundenrhythmus auf eine<br />
allgemein zugängliche Webseite (www.<br />
honestmountaineers.com) zu senden. Am<br />
Ende führt eine Oberaufseherin – eine Art<br />
Kreuzung zwischen Sherlock Holmes und<br />
Miss Hawley – eine detaillierte Befragung<br />
mit Lügendetektor durch. Somit könnten<br />
wir am Ende alles in ein Korsett zwängen,<br />
um die Leistungen wirklich zu vergleichen<br />
wie die Zeiten eines Hundert-Meter-Laufes.<br />
Ist es das, was Menschen inspiriert und was<br />
ein Abenteuer ausmacht? Und vor allem:<br />
Ist es das, was wir <strong>Bergsteiger</strong> wollen? ◀<br />
David Göttler, Jahrgang 1978, teilte sein<br />
Zelt an den Steilwänden und Achttausen -<br />
dern dieser Welt unter anderem schon<br />
mit Gerlinde Kaltenbrunner, Stefan<br />
Glowacz und Simone Moro. Der staatlich<br />
geprüfte Berg- und Skiführer sowie<br />
Trainer des DAV-Expedkaders schreibt<br />
exklusiv für den BERGSTEIGER<br />
über seine Erlebnisse auf Expedition.<br />
DAVplus<br />
mehr Service<br />
mehr Angebote<br />
mehr Alpenverein<br />
Ob Kletterjugend oder Seniorenkreis,<br />
Bergwandergruppe oder Skiabteilung,<br />
Klettertreff oder Hochtourengruppe,<br />
Mountainbike- oder Kajakgruppe,<br />
Umwelt- oder Fotoabteilung ...<br />
gemeinsam machen die Berge noch<br />
mehr Spaß!<br />
■ 60 Jugend-, Familien-, Interessengruppen ...<br />
■ Ermäßigungen auf rund 2.000 Alpenvereinshütten<br />
■ 25 eigene Selbstversorgerhütten<br />
■ Top-Beratung in 4 Servicestellen<br />
■ Verleih von Ausrüstung, Büchern & Karten<br />
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■ Versicherungsschutz weltweit<br />
DAVplus.de<br />
Foto: Eisele-Hein<br />
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SERVICE<br />
Hersteller im Profil<br />
Salewa<br />
Voll auf Kante<br />
Firmen-Steckbrief<br />
Gegründet: 1935<br />
Hauptsitz: Bozen, Italien<br />
Produktionsorte: u.a. China, Indonesien,<br />
Vietnam, Italien<br />
Geschäftsführer: Massimo Baratto (CEO)<br />
Mitarbeiter: 550 weltweit<br />
Umsatz: 194 Millionen Euro (2013;<br />
gesamter Konzern Oberalp AG)<br />
Wenn sich eine Firma ein neues Logo gibt,<br />
will sie auch die Unternehmenskultur ändern.<br />
Die Bozener Bergsportmarke Salewa präsentiert<br />
sich fortan technischer, alpinistischer. Eines<br />
soll nach dem Wunsch des Unternehmenschefs<br />
Heiner Oberrauch aber unangetastet bleiben:<br />
die familiäre Atmosphäre im Betrieb.<br />
Von Michael Ruhland<br />
88 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Rotpunkt: die Salewa-<br />
Athleten Roger Schäli<br />
und David Hefti bei der<br />
ersten freien Begehung<br />
der Route »Golden Gate«<br />
im Yosemite Park<br />
Fotos: SALEWA / Frank Kretschmann, SALEWA / Cino Zucchi<br />
Firmensitz mit kantigem<br />
Profil: das Salewa-<br />
Headquarter in Bozen<br />
Wer die Lobby des vor drei Jahren<br />
eröffneten Hauptquartiers<br />
der Firma Salewa in<br />
Bozen betritt, kann es sich<br />
in einer im Halbrund angeordneten,<br />
weißen Couchgarnitur bequem<br />
machen und die Wartezeit mit einem<br />
Imagelm verkürzen. In Überlebensgröße<br />
kommen Führungskräfte, Mitarbeiter und<br />
Kletterer zu Wort. Sie bringen das Besondere<br />
der Bergsportmarke zum Ausdruck,<br />
das, was ein Coach als »Spirit« bezeichnen<br />
würde. So eine Multivisionsshow kann an<br />
einem vorbeiplätschern, doch an einer<br />
Filmsequenz bleibt der Reporter hängen.<br />
Es zeigt den Eigentümer und Präsidenten<br />
der Oberalp AG (unter der Salewa, Dynat,<br />
Silvretta, Pomoca und Wild Country rmieren),<br />
Heiner Oberrauch, beim Gärtnern.<br />
Das Bild, das haften bleibt, wirkt nicht<br />
konstruiert. Es zeigt einen bodenständigen<br />
Mann Mitte 50, den man sich gut als<br />
netten Nachbarn vorstellen kann, mit dem<br />
man gemeinsam über die Schneckenplage<br />
schimpfen und über Apfelsorten diskutieren<br />
kann.<br />
Später, in seinem Büro im sechsten Stock<br />
des Beton-Glas-Kolosses, wird Oberrauch<br />
sagen, dass er sich allmählich »aus dem<br />
operativen Geschäft herausnehmen«<br />
möchte. »Ich bin begeisterter Gärtner<br />
und will einen Hof betreiben, wo ich alles<br />
selbst anbaue. Zweimal pro Woche will ich<br />
dann in einem Restaurant aufkochen.«<br />
INFO<br />
Preisgekrönter Bau<br />
Von der Brenner-Autobahn wirkt das<br />
kantige Gebäude eher abweisend. Steht der<br />
Betrachter vor dem Salewa-Hauptquartier,<br />
übt die polygonale Struktur des Komplexes –<br />
an Felsformationen angelehnt – durchaus<br />
Faszination aus. Es ist das einzige Gebäude<br />
Italiens, das zweimal für die Architekturbiennale<br />
in Venedig nominiert wurde. Es gewann<br />
sowohl den »Investment Award Südtirol« als<br />
auch den zweiten Preis des US-Architektur<br />
Awards 2011. Zudem wurde das Hauptquartier<br />
durch die »KlimaHaus Agentur« mit<br />
dem Zertifi kat »Work&Life« ausgezeichnet.<br />
Architekten: Cino Zucchi & Filippo Pagliani<br />
aus Mailand<br />
Kosten: 30 Millionen Euro, davon 9 Millionen<br />
für den Roboter des Logistikzentrums<br />
Volumen: 170 000 Kubikmeter<br />
Fläche: 18 000 Quadratmeter<br />
Baufirmen: 90 Prozent aus Südtirol<br />
Fotovoltaikanlage: 520 000 Kilowattstunden<br />
im Jahr – mehr, als verbraucht wird<br />
Logistikzentrum: bearbeitet vollautomatisch<br />
30 000 Artikel am Tag<br />
Mitarbeiter im Firmensitz: 180<br />
Integrierte Kletterhalle mit 11 000 Klettergriffen<br />
und 2140 Quadratmetern Kletterfl<br />
äche (Öffnungszeiten: täglich 9–23 Uhr)<br />
Kindertagesstätte: für bis zu 15 Kinder<br />
Geschäft Salewa World: 10–19 Uhr<br />
Denken in Generationen<br />
Dieses Bild des Gärtners sagt mehr aus<br />
über den Mann, als es die nackten Zahlen<br />
eines Unternehmens mit weltweit 550 Mitarbeitern<br />
und einem Umsatz von etwa 200<br />
Millionen Euro (2013) tun können. Heiner<br />
Oberrauch hat Salewa 1990 übernommen<br />
und in den folgenden zwei Jahrzehnten zu<br />
einem weltweit agierenden Konzern entwickelt.<br />
2003 gründet er Salewa France,<br />
ein Jahr später ist Spanien dran, 2007 die<br />
USA, 2008 Polen, 2012 Asien und Tschechien.<br />
Zwischen zehn und 15 Prozent ist<br />
der Bergsportausrüster seither jährlich<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 89
Viel Luft in der Lobby des Firmensitzes<br />
Die hauseigene Kita hat Platz für 15 Kinder.<br />
Heiner Oberrauch hat Salewa groß gemacht.<br />
»Man arbeitet dann gut, wenn man<br />
gerne arbeitet. Das neue Headquarter<br />
war deshalb die beste Investition,<br />
die ich je gemacht habe.« FIRMENCHEF HEINER OBERRAUCH<br />
CEO M. Baratto stellt das neue Logo vor.<br />
gewachsen, und das ohne große Kreditaufnahme.<br />
»Wir versuchen, möglichst autonom<br />
von Banken zu sein«, sagt der Südtiroler<br />
selbstbewusst, dessen Familie schon<br />
im 19. Jahrhundert mit Stoffen handelte.<br />
»Größe ist nie ein Ziel, sondern eher eine<br />
Notwendigkeit«, antwortet Oberrauch auf<br />
die Frage, ob das Wachstum auch Grenzen<br />
habe. Die Oberalp AG mit Salewa als Flaggschiff<br />
sei ein Management-geführtes Familienunternehmen.<br />
Die Familie sehe sich als<br />
Hüter der Marke und der Unternehmenskultur.<br />
»Wir denken in Generationen, nicht<br />
in Börsenzyklen.« Bedient sich da einer der<br />
Schlagworte, die gerade en vogue sind? Mit<br />
dem überstrapazierten Begriff der Nachhaltigkeit<br />
kann Heiner Oberrauch nicht<br />
viel anfangen. »Lieber spreche ich von gesamtunternehmerischer<br />
Verantwortung.«<br />
Er habe sich vorgestellt, erklärt Oberrauch,<br />
mit 70 auf einer Bank vor seinem Hof zu<br />
sitzen und sich rückblickend die Frage zu<br />
stellen: Was war sinnvoll als Unternehmer?<br />
Er habe nicht lange nachdenken müssen:<br />
»Sinnvoll war, dass wir einen Kindergarten<br />
im Unternehmen haben, dass wir auf den<br />
Dächern mehr Strom erzeugen, als wir verbrauchen,<br />
dass wir einen Fitnessraum für<br />
Mitarbeiter haben, dass unsere Küche ein<br />
bewusst regionales Essen anbietet.« Bei der<br />
Planung des neuen Headquarters habe man<br />
sich auch die Frage nach der Anordnung<br />
der Stellplätze gestellt. Ergebnis: »Bei uns<br />
stehen die Fahrräder ganz vorne, nicht die<br />
Autos der Chefs.« Der 56-Jährige glaubt fest<br />
an einen Grundsatz: »Man arbeitet dann<br />
gut, wenn man gerne arbeitet. Das neue Gebäude<br />
war deshalb die beste Investition, die<br />
ich je gemacht habe.« (siehe Kasten S. 89)<br />
Heiner Oberrauch hat sich inzwischen<br />
warm geredet. Die Debatte um schadstofffreie<br />
Textilien bringt ihn in Rage. »Ich ärgere<br />
mich, wie viele Lügen in der Branche<br />
verbreitet werden«, sagt er. Zu 90 Prozent<br />
sei entscheidend, dass man langlebige Produkte<br />
herstelle. Doch viele machten um<br />
die restlichen zehn Prozent einen großen<br />
PR-Rummel. Nachhaltigkeit heißt für den<br />
Oberalp-Präsidenten auch Verzicht. So<br />
habe er sich entschieden, die Raumtemperatur<br />
im Gebäude nicht übers ganze Jahr<br />
hinweg konstant zu halten. »Das hätte<br />
insgesamt 30 Prozent mehr Energie verschlungen«,<br />
rechnet Oberrauch vor. Für<br />
die Mitarbeiter heißt das an den wenigen<br />
sehr heißen oder außergewöhnlich kalten<br />
Tagen: Kleidung anpassen.<br />
Vier Jahre, fünf Designer, 200 Adler<br />
Anpassen ist auch das Stichwort, das der Firmenchef<br />
als Hauptgrund dafür nennt, warum<br />
sich Salewa entschlossen habe, nach<br />
mehr als 30 Jahren ein neues Logo zu entwickeln.<br />
»Die Zeit von Gold und Glamour<br />
ist vorbei. Der <strong>Bergsteiger</strong> will’s ja einfach«,<br />
begründet Oberrauch den Schritt. Der naturalistische<br />
Adler, der mit dem Markenwort<br />
verknüpft ist, ist nun einem abstrahierten<br />
Modell des Greifvogels gewichen. Vier Jahre<br />
lang feilten fünf international tätige Designer<br />
am neuen Logo und präsentierten<br />
insgesamt 200 Adler-Vorschläge. Herausgekommen<br />
ist ein abstraktes, minimalistisches<br />
Motiv, das im Wesentlichen zwei große<br />
Schwingen zeigt. »Der Adler bleibt der<br />
Held der Lüfte, und wir bleiben zu hundert<br />
Prozent eine Bergsportrma«, sagt Oberrauch.<br />
Das Logo selbst sei nur die Spitze des<br />
Eisbergs. »Es geht um eine Kulturänderung:<br />
Foto: SALEWA / Jens Ellensohn (1) / A. Martiradonna (2) / Claudia Ziegler (1), SALEWA<br />
90 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
immer unterwegs<br />
Offen in Richtung Berge: Die Kletterhalle »Salewa Cube« ist Teil des Headquarters.<br />
Wir wollen uns am Markt noch viel technischer<br />
positionieren«, erklärt er. Letztlich<br />
habe man die kantige, eckige Grundstruktur<br />
des Headquarters nun auch im Logo<br />
aufgegriffen. Seit 80 Jahren sei Salewa als<br />
Bergsportmarke in der Vertikalen unterwegs.<br />
»Das wollen wir unterstreichen und<br />
uns aufs Wesentliche konzentrieren.« Deshalb<br />
investiere Salewa Millionenbeträge in<br />
die Entwicklung technischer Hardware wie<br />
etwa in Karabiner, Klettergurte und Helme.<br />
Gemeinsam mit dem Schuhsektor macht<br />
die Hardware etwa 60 Prozent des Umsatzes<br />
aus, 40 Prozent kommen aus dem Textilsektor.<br />
Mit dem neuen Logo frischt Salewa sein<br />
Corporate Design auf. »Das Logo zieht sich<br />
durch alle Produkte und ndet sich im<br />
Schnitt und in den Accessoires wieder«,<br />
erklärt Reiner Gerstner, Marketing-Chef<br />
der Oberalp-Gruppe. Das Zauberwort<br />
heißt »polygonal«, weshalb Salewa sich<br />
auch in die dritte Dimension vorwagt und<br />
auf Kleidungsstücken der Frühjahrs- und<br />
Sommerkollektion Logos in 3-D aufbringt,<br />
von Lasern geschnitten. Insgesamt ist die<br />
Kollektion im Vergleich zu früher deutlich<br />
bunter und jünger gehalten. Das neue Logo<br />
wird ab 2015 auf den neuen Produkten<br />
zu sehen sein. Bis das alte vom Markt verschwunden<br />
ist, vergehen nach Einschätzung<br />
Reiner Gerstners drei bis fünf Jahre.<br />
Schrecksekunde beim Shooting<br />
Um ein Haar hätte der im Mai vor 500 Salewa-Händlern<br />
feierlich zelebrierte Logo-Relaunch<br />
einen herben Dämpfer bekommen.<br />
Die beiden Top-Athleten Roger Schäli und<br />
David Hefti kletterten wenige Tage zuvor<br />
mit dem neu designten Equipment – auch<br />
um spektakuläre Bilder zu liefern – am El<br />
Capitan die Route »Golden Gate« erstmals<br />
»Rotpunkt«, also ohne die Sicherungen zu<br />
belasten. Schäli hätte sich dabei beinahe<br />
ernsthaft verletzt. »Ich el zehn Meter tief<br />
ins Seil, das war ein Schock«, berichtet er.<br />
Vor dem Salewa-Publikum breitete er grinsend<br />
und offensichtlich unversehrt die<br />
Arme aus, und hinter ihm leuchteten die<br />
Schwingen des neuen Logo-Adlers. ◀
KAUFBERATUNG<br />
DIE ZWÖLF TESTMODELLE<br />
IM ÜBERBLICK<br />
BERGHAUS Scafell Down Vest<br />
HAGLÖFS Essens II Down Vest<br />
LA SPORTIVA Climate Primaloft Vest<br />
MAMMUT Broad Peak Vest<br />
MARMOT Variant Vest<br />
MOUNTAIN EQUIPMENT Compressor Vest<br />
NORRÖNA Warm1 Svalbard Vest<br />
OUTDOOR RESEARCH Transcendent Vest<br />
RAB Strata Vest<br />
SIR JOSEPH Eiger II<br />
VAUDE Sesvenna Vest<br />
YETI Solace<br />
STOFF<br />
Das Obermaterial sollte<br />
stark windresistent<br />
und dauerhaft wasserresistent<br />
sein.<br />
TASCHEN<br />
Zwei voluminöse Einschubtaschen<br />
taugen nicht<br />
nur zum Verstauen von kleinen<br />
Gegenständen, sondern<br />
halten auch die<br />
Hände warm.<br />
FÜLLUNG<br />
Daune ist warm und leicht,<br />
Isolationsfaser hält ebenfalls<br />
relativ warm und ist zugleich<br />
robust, Fleecefaser punktet<br />
mit extremer Dampfdurchlässigkeit.<br />
92 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Isolierende Westen<br />
Warm umsHerz<br />
Kühles Herbstwetter lässt <strong>Bergsteiger</strong> tief im<br />
Kleiderschrank wühlen. Für Daunenjacken ist es<br />
noch zu warm. Abhilfe schaffen Westen, die den<br />
Körper dort wärmen, wo er es am nötigsten hat.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Foto: Maygutyak/fotolia.com<br />
Die Sonne scheint vom wolkenlosen<br />
Himmel, der Aufstieg treibt<br />
den Schweiß aus den Poren.<br />
Kurze Pause: Die wärmende<br />
Jacke wandert in den Rucksack.<br />
Weiter geht’s. Erst jetzt macht sich<br />
durch den luftigen Stoff des Shirts der kalte<br />
Herbstwind bemerkbar, der hartnäckig<br />
über den Bergrücken bläst. Erneute Pause,<br />
Kramen im Rucksack. Die Entscheidung<br />
fürs kleinere Übel fällt schwer: Schwitzen<br />
unter der Isolationsschicht oder Frieren im<br />
dünnen Funktionsshirt?<br />
Halt! Es gibt noch eine dritte Möglichkeit:<br />
eine Weste aus dünnem Isolationsmaterial,<br />
die den Torso vor Auskühlung schützt, während<br />
der Schweiß an Schultern und Armen<br />
nahezu ungehindert verdampfen kann.<br />
Die optimale Allroundweste besitzt eine<br />
dünne Isolierung, sodass sie neben<br />
ihrer Funktion als Windschutz zugleich<br />
wärmt, ohne den Körper zu überhitzen.<br />
Die Isolierungen reichen von Daunen<br />
unterschiedlicher Bauschkraft und damit<br />
Wärmeefzienz über diverse künstliche<br />
Isolationsfasern – wie etwa Primaloft und<br />
Polartec Alpha – bis zu dampfdurchlässigen<br />
Woll-Isolierungen (Merino wolle,<br />
Swisswool) und feuchtesaugendem Stretch-<br />
eece für intensive Aktivitäten oder Übergangszeiten.<br />
▶ Gewicht, Volumen und Preis<br />
Der Vorteil liegt nicht nur im Komfort:<br />
Isolierende Westen fallen mit 240 bis 300<br />
Gramm weniger ins Gewicht als Jacken.<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 93
»Die hohe Dampfdurchlässigkeit<br />
von Kunstfaser ist kein Versprechen<br />
mehr, sondern Realität.«<br />
Christian Schneeweiß, Tester<br />
Ultraleichtgewichte wie die Daunenwesten<br />
von Yeti und Haglöfs bringen sogar nur 170<br />
bzw. 180 Gramm auf die Waage. Im Prinzip<br />
lassen sich alle Westen in einer ihrer Taschen<br />
verpacken (Sir Joseph mit wasserresistentem<br />
Packbeutel inklusive Hängeschlaufe);<br />
aber nur wenige Modelle besitzen den<br />
sinnvollen doppelten Zipper für einfachen<br />
Verschluss. Die Packvolumina reichen von<br />
stark komprimierten zirka 1,3 Litern bis zu<br />
lagerungsfähigen 3,5 Litern (Daunenwesten<br />
Mammut bzw. Berghaus). Marken-Isolationswesten<br />
kosten normalerweise um die 130 €,<br />
hochwertige Daunenwesten bis 200 €. Yeti<br />
toppt seine Mitbewerber nicht nur im Gewicht,<br />
sondern auch im Preis: 270 €.<br />
▶ Wärme, Komfort und Dampfdurchlass<br />
Die Daunenwesten punkten mit sehr gutem<br />
bis hervorragendem Wärme-Gewichts-<br />
Verhältnis. Dem gegenüber haben die Westen<br />
mit Kunstfaser-Wattierung den Vorteil,<br />
dass sie auch bei Durchfeuchtung noch<br />
optimal warmhalten. Wer seinen Körper<br />
wärmen und sich gleichzeitig bewegen will,<br />
der sollte zu den neuen Westen mit luftiger<br />
Füllung aus dem neuartigen Polartec<br />
Alpha (Rab) oder aus Wolle greifen – oder<br />
zu kühleren Hybriden. Letztere schützen<br />
an empndlichen Zonen, besonders am<br />
Brustbereich vor der Witterung und leiten<br />
durch feuchtesaugende oder -durchlässige<br />
Stretcheece-Einsätze am Rücken (Marmot)<br />
oder an den Seiten (Vaude) mehr Schweißdampf<br />
ab. Die dünne Weste von Norröna ist<br />
rundherum extrem dampfdurchlässig.<br />
Als zweite Bekleidungsschicht brauchen<br />
Isolations-Westen kein Kuschel-Futter, der<br />
möglichst kinnhohe Kragen aber schon.<br />
Während die Kinnpatte am Front-Reißverschluss<br />
(RV) zum Standard gehört, besit-<br />
▶ Die Westen im Vergleich …<br />
BERGHAUS<br />
Scafell Down Vest<br />
Info: www.berghaus.com<br />
Preis: 200 €<br />
Gewicht: 310 g (Gr. XL)<br />
Isolation: nässeabweisende Hydro Down<br />
Komfort: Die warme Weste mit 600 cuin<br />
90/10er-Daune besitzt Daunenkragen und<br />
verlängerten Rücken.<br />
Schutz: windresistenter RV innen isoliert<br />
abgedeckt, vorn eingehängter Zusatzstoff,<br />
Rumpf-Zug, Ärmel Gummibündchen<br />
Taschen: 2 große Einschubtaschen +<br />
Werttasche, Verpackung in Taschen möglich<br />
(lagerungsfähig, ca. 3,5 l).<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
HAGLÖFS<br />
Essens II Down Vest<br />
Info: www.haglofs.se<br />
Preis: 170,- €<br />
Gewicht: 185 g in XL<br />
Isolation: Gänsedaune Bluesign-zertifi ziert<br />
Komfort: Die weniger warme Daunenweste<br />
mit extremer Bauschkraft (800 cuin, 90/10)<br />
besitzt einen hohen Daunenkragen.<br />
Schutz: Lycra-Bündchen an Saum und<br />
Armansatz ergänzen den klemmfrei hinterlegten<br />
Front-RV.<br />
Taschen: große Einschubtaschen hochgesetzt,<br />
eine für Westenverpackung mit Hängschlaufe/<br />
Clip (lagerungsfähig).<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
LA SPORTIVA<br />
Climate Primaloft Vest<br />
Info: www.lasportiva.com<br />
Preis: 159,95 €<br />
Gewicht: 265 g in L<br />
Isolation: Primaloft One<br />
Komfort: Die weniger warme Isolationsfaserweste<br />
besitzt Trikot-Kragen und innen eine<br />
lagerungsfähige Stautasche mit Schlaufe.<br />
Schutz: Die Weste mit hinterlegtem leichtgängigem<br />
RV und nicht anpassbaren Lycrabündchen<br />
ist winddicht und stark wasserresistent.<br />
Taschen: Einschubtaschen etwas hochgesetzt,<br />
Napoleontasche, innen Wäschefach und<br />
Playerfach mit Kabelausgang.<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
▶ FAZIT: Daunenweste mit Maximalschutz<br />
Die voluminöse Daunenweste ist kaum<br />
spürbar und wegen nässeresistenter Daune<br />
auch bei feuchtem Schneefall oder Nieseln<br />
als Oberschicht tragbar. Zudem bietet sie<br />
super Wetterschutz und leichtgängige RVs.<br />
Weste trägt auf, Zweihand-Einzelzug sehr lang,<br />
Kragen etwas weit. Refl ektoren.<br />
▶ FAZIT: Ultraleichte Daunenweste<br />
Federleichte Daunenweste für gemäßigte<br />
Aktivität oder Übergangszeiten. Wegen<br />
schwacher Imprägnierung nichts für feuchtes<br />
Wetter. Kleiner Refl ektor, kein Doppelzipper<br />
an Stautasche. Komplett Bluesign-zertifi zierte<br />
Weste: umweltfreundlich produziert, Daunen<br />
ethisch korrekt gewonnen.<br />
▶ FAZIT: Wettersicheres Taschenwunder<br />
Die schlank geschnittene Weste ist stark<br />
wasserresistent, wärmt auch bei Durchfeuchtung<br />
noch und trocknet schnell. Sie bietet<br />
auch bei Nieselregen und feuchtem<br />
Schneetreiben vollen Wetterschutz. Angenehmer<br />
Kragen, Außentaschen kleiner. Großer<br />
Refl ektor hinten.<br />
94 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
INFO<br />
Was die Füllung kann<br />
▶ Daunen<br />
Daune von Ente oder Gans bietet nach wie vor das<br />
beste Verhältnis von Wärme zu Gewicht und komprimiertem<br />
Packvolumen, zumal ihre Bauschkraft<br />
(Loft) immens zugenommen hat. Sie bezeichnet<br />
das Volumen einer Unze (28,35 g) Daunen in<br />
cuin (cubic inches). Bei 750 cuin würde sich<br />
diese Daunenmenge bei freier Entfaltung auf 12,3<br />
Liter bauschen. Kein anderes Isolationsmaterial<br />
desselben Gewichts bindet so viel Luft und isoliert<br />
damit so gut. Hochwertige Daune bauscht 600 bis<br />
über 800 cuin auf und besitzt ein Daunen-Feder-<br />
Verhältnis von mindestens 90:10. In Kombination<br />
mit Kammerkonstruktion und Daunenverteilung<br />
ergibt dies die Wärmeleistung einer Daunenweste.<br />
Tendenziell gilt: Je höher die Bauschung, desto<br />
wärmer die Weste.<br />
▶ Isolationsfaser<br />
Künstliche Isolationsfüllungen<br />
bestehen aus Polyester in Form<br />
von Hohlfasern, daunenartigen<br />
Fasern oder heute üblicherweise<br />
einem Vlies aus feinsten Fasern.<br />
Letztere binden im Vergleich zum<br />
Gewicht am meisten Luft, sind sehr robust,<br />
ebenfalls komprimierbar und relativ dünn. Sie<br />
werden hauptsächlich für gering bis mäßig<br />
isolierende Westen eingesetzt, wo sie ihre<br />
Stärken ausspielen können: Absolut gleichmäßige<br />
Isolationsverteilung, kaum Volumen, hohe<br />
Nässeresistenz, gleich bleibende Wärmeleistung<br />
auch bei Durchfeuchtung und günstigerer Preis.<br />
▶ Wattierung<br />
Da die Dampfdurchlässigkeit traditioneller Isolationen<br />
eher gering ist, wurden vor einigen Jahren<br />
Wollfasern und vor kurzem Polyesterfasern in<br />
Wärmeisolation aus der Natur: neben<br />
Daune neuerdings auch Merinowolle<br />
fl eeceartiger Form in den Füllraum zwischen<br />
Obermaterial und Innenfutter gesteckt. Diese<br />
Wattierungen tragen mehr auf als Isolationsfasern,<br />
sind aber dampfdurchlässiger als diese oder<br />
klassische Daunen und somit auch für intensive<br />
Aktivitäten statt nur für Ruhepausen oder gemütliche<br />
Wanderungen einsetzbar. Wollwattierungen<br />
nehmen Feuchtigkeit eher auf, als sie abzuleiten<br />
und sollten daher mit Polyester durchmischt sein.<br />
Fotos: pixelio<br />
TIPP<br />
Allround<br />
MAMMUT<br />
Broad Peak Vest<br />
Info: www.mammut.ch<br />
Preis: 180,- €<br />
Gewicht: 310 g in L<br />
Isolation: Gänsedaune<br />
Komfort: Die warme Daunenweste mit hoher<br />
Bauschkraft (750 cuin, 90/10) und verlängertem<br />
Rücken besitzt einen hohen Kragen.<br />
Schutz: Die Weste ist mit vorn eingehängtem<br />
Zusatzstoff isoliert, hinterlegtem Front-RV<br />
und Gummizügen am Rumpf gut ausgestattet.<br />
Taschen: Einschubtaschen etwas schmal,<br />
darunter eine Stautasche mit Schlaufe (nicht<br />
zur Lagerung!).<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
MARMOT<br />
Variant Vest<br />
Info: www.marmot.com<br />
Preis: 130 € Gewicht: 320 g in XL<br />
Isolation: Thermal r Eco +<br />
Polartec Power Stretch<br />
Komfort: Der Hybrid mit wärmender<br />
Isolationsfaser vorn und stark feuchtesaugendem<br />
Stretchfl eece hinten hat einen hohen<br />
Fleecekragen.<br />
Schutz: Zwar hat die Jacke einen hinterlegten<br />
Front-RV, aber anstatt eines Kordelzugs am<br />
Saum nur Lycra-Abschlüsse.<br />
Taschen: Kuschelige Einschubtaschen und<br />
große Werttasche innen (Verpackung möglich).<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
MOUNTAIN<br />
EQUIPMENT<br />
Compressor Vest<br />
Info: www.mountain-equipment.co.uk<br />
Preis: 119,- € Gewicht: 245 g in XL<br />
Isolation: Primaloft One<br />
Komfort: Die mäßig wärmende Isolationsweste<br />
ist seitlich etwas dünner isoliert, der Kragen<br />
verstellbar.<br />
Schutz: Der winddichte Zwei-Wege-Front-RV ist<br />
hinterlegt, Rumpf und Hals lassen sich perfekt<br />
abdichten.<br />
Taschen: Große Einschubtaschen leicht<br />
hochgesetzt, davon eine Stautasche mit<br />
Schlaufe, plus Napoleontasche<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
▶ FAZIT: Kälteschutz mit Minipackmaß<br />
Die Daunenweste mit gut befüllten Daunenkammern,<br />
Mikro-Abdeckung des Front-RVs<br />
und Frontfutter bietet effi zienten Schutz nicht<br />
nur vor Kälte, sondern auch vor Wind.<br />
Kleinste Packtasche (ca. 1,3 l) mühsam zu<br />
stopfen, refl ektierende Zipper, Fairwear- und<br />
Bluesign-zertifi ziert<br />
▶ FAZIT: Hybridweste für Aktive<br />
Die voluminöse Hybridweste für intensive<br />
Aktivitäten bietet gemäßigten Wetter- und<br />
Kälteschutz auch bei Durchfeuchtung.<br />
An Rücken und Seiten wärmt sie kaum, leitet<br />
dafür aber extrem gut Dampf ab. Dünnerer<br />
Kragen, Rumpfabschluss nicht anpassbar,<br />
kein Aufhänger, gute Refl ektoren.<br />
▶ FAZIT: Aktiv-Weste mit Top-Schutz<br />
Die Isolationsweste eignet sich für Aktivitäten<br />
mit Klettergurt, wärmt auch bei Durchfeuchtung<br />
und trocknet schnell. Sie ist an den Seiten<br />
dampfdurchlässig. Ein perfekter Windschutz<br />
wird durch den Kragen mit Verstellzug, die<br />
doppelten Rumpfzüge und den dichten und<br />
doch leichtgängigen Front-RV erreicht<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 95
KLIMAZONEN<br />
Westen für aktive<br />
Sportarten besitzen oft<br />
neben dem üblichen glatten<br />
Innenfutter aus Nylon besonders<br />
dampfdurchlässige<br />
Zonen<br />
Foto: Maygutyak/fotolia.com<br />
NORRÖNA<br />
Warm1 Svalbard Vest<br />
Info: www.norrona.no Preis: 89,- €<br />
Gewicht: 320 g in L<br />
Isolation: elastisches Polyester-Softshell, innen<br />
aufgeraut<br />
Komfort: Die dehnbare, hinten verlängerte<br />
Weste besitzt einen hohen Trikotkragen und ist<br />
extrem dampfdurchlässig.<br />
Schutz: Die Weste bietet dafür kaum Wärmung<br />
und Wasserabweisung. Sie hat Gummibündchen<br />
an allen Abschlüssen.<br />
Taschen: Kuschelige Einschubtaschen, aus<br />
denen leicht etwas rausfällt, große Napoleontasche<br />
als Stautasche nutzbar.<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
OUTDOOR<br />
RESEARCH<br />
Transcendent Vest<br />
Info: www.outdoorresearch.com<br />
Preis: 145,- € Gewicht: 300 g in XL<br />
Isolation: Daune<br />
Komfort: Die Westenfüllung hat 90/10<br />
Daunen/Feder-Verhältnis und 650 cuin<br />
Bauschkraft, der Kragen ist mit Trikot gefüttert.<br />
Schutz: Mit innen abgedecktem, windresistentem<br />
Front-RV, Einhand-Zügen am Rumpfsaum<br />
und Lycrabündchen an den Armlöchern<br />
Taschen: Kuschelige Einschubtaschen,<br />
davon eine zum Verpacken mit Schlaufe/Clip,<br />
Napoleontasche, große Innenfächer<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
RAB<br />
Strata Vest<br />
Info: www.rab.uk.com<br />
Preis: 129,95 €<br />
Gewicht: 290 g in L<br />
Isolation: Polartec Alpha Fleecefaser<br />
Komfort: Die mäßig wärmende Weste mit<br />
fl eeceartiger Isolation und Meshfutter sowie<br />
Trikotkragen ist extrem dampfdurchlässig.<br />
Schutz: Der hinterlegte resistente Front-RV<br />
wird durch Gummibündchen an den Armlöchern<br />
und Gummizüge am Rumpf ergänzt.<br />
Taschen: Kuschelige Einschubtaschen<br />
plus große Napoleontasche als Packsack<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
▶ FAZIT: Dampfdurchlässigste Weste<br />
Die dünne Drei-Jahreszeiten-Weste für intensive<br />
Aktivitäten ist übers Gesäß verlängert und<br />
sehr kuschelig inkl. schweißabsorbierendem<br />
Kragen. Obwohl extrem dampfdurchlässig und<br />
recht luftig dank der Taschen mit Lüftungsnetz,<br />
hält sie Feuchtigkeit und Wind ab.<br />
▶ FAZIT: Daunenweste mit viel Stauraum<br />
Die voluminöse, sehr dampfdurchlässige<br />
Daunenweste mit Außenstoff aus schnelltrocknendem<br />
Polyester ist weniger warm, als<br />
sie erscheint, und hinten relativ kurz<br />
geschnitten. Die Außentaschen und<br />
Innenfächer bieten viel Stauraum, der weite<br />
Kragen reduziert den Windschutz.<br />
▶ FAZIT: Luftige Weste für Aktive<br />
Die schnelltrocknende Weste für schweißtreibende<br />
Aktivitäten ist die perfekte Kom–<br />
bination von Wetterschutz, Isolation und<br />
Dampfdurchlass. Die Fleecefüllung und das<br />
funktionale Innenfutter sorgen für schnellen<br />
Feuchtigkeitstransport nach außen. Kragen<br />
kuschelig, RV leichtgängig, kleiner Refl ektor.<br />
96 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
zen einige Westen mit Kunstfaserisolation<br />
auschig gebürstetes Trikotfutter; ebenso<br />
die Taschen einiger Modelle.<br />
Die meisten Kunstfaserwesten sind auch<br />
wegen der dünnen Füllung inzwischen<br />
erstaunlich dampfdurchlässig (außer La<br />
Sportiva). Daunenwesten lassen an den<br />
Kältebrücken der Nähte viel Dampf durch:<br />
Vor allem bei hoher Aktivität kann dieser<br />
unfreiwillige Kühlungseffekt durchaus von<br />
Vorteil sein. Dass es aber auch anders geht,<br />
zeigen die Westen von Berghaus und Outdoor<br />
Research mit beabsichtigt hohem Dampfdurchlass<br />
selbst der Daunen. Yeti hingegen<br />
setzt auf nahezu undurchlässigen Stoff.<br />
▶ Taschen und Abschlüsse<br />
Die klassische Weste für Rasten und Hüttenaufenthalte<br />
ist primär eine Komfortbekleidung,<br />
die vor Auskühlung schützen soll.<br />
Da kommen voluminöse Einschubtaschen<br />
für die Hände oder für kälte-empndliche<br />
Geräte, wie sie alle vorgestellten Westen<br />
besitzen, gerade recht. Bei Mammut und La<br />
Sportiva fallen diese etwas kleiner aus. Bei<br />
kletter- und hochtourentauglichen Westen<br />
mit Zwei-Wege-RV sollten die Taschen wegen<br />
des Hüftgurts hochgesetzt sein. Eine innere<br />
Wert- oder äußere Napoleontasche für<br />
Kleinkram oder zum Schutz elektronischer<br />
Geräte ergänzt den Komfort.<br />
Um efzient zu wärmen, benötigt eine<br />
Weste gute Abdichtungen gegen Entweichen<br />
der Wärme oder Eindringen von<br />
Wind. Die Armlöcher sind standardmäßig<br />
mit elastischen Lycra-Bündchen eingefasst.<br />
Da Westen außer bei Nässe normalerweise<br />
als oberste Schicht eingesetzt werden,<br />
sollte der Saum mit zusätzlichen Bekleidungsschichten<br />
ebenso gut abdichten wie<br />
nur über ein Shirt getragen. Gummizüge,<br />
idealerweise innen angebracht, sind hier<br />
sinnvoll. Der Kragen sollte zum Abdichten<br />
am Hals eng anliegen oder verstellbar<br />
TIPP<br />
Welche Weste für<br />
welchen Zweck?<br />
• Der bei Westen neuralgische Kragen sollte<br />
hoch und anliegend am Hals abschließen,<br />
besser aber weitenverstellbar sein.<br />
• Für maximale Federentfaltung sollte man<br />
eine verpackte Daunenweste zwischen<br />
Auspacken und Anziehen kurz aufschütteln.<br />
Nicht in enger Verpackung lagern!<br />
• Isolationsfasern wärmen zwar weniger als<br />
Daunen und sind weniger komprimierbar,<br />
tragen aber bei Verwendung weniger auf,<br />
isolieren auch bei Durchfeuchtung und<br />
trocknen ohne Folgeschäden.<br />
• Westen für (Eis-)Klettern oder (Ski-)Hochtouren<br />
sollten stark dampfdurchlässig sein<br />
sowie Zwei-Wege-Front-RV und hochgesetzte<br />
Einschubtaschen besitzen.<br />
TIPP<br />
Preis/Leistung<br />
TIPP<br />
Preis/Leistung<br />
TIPP<br />
Wärme/Gewicht<br />
SIR JOSEPH<br />
Eiger II<br />
Info: www.xtrym.de Preis: 135,- €<br />
Gewicht: 285 g in L Isolation: Daune<br />
Komfort: Die mittel geschnittene, warme<br />
Daunenweste (90/10, 650 cuin) mit<br />
verlängertem Rücken besitzt einen hohen<br />
Wärmekragen.<br />
Schutz: Resistenter hinterlegter Zweiwege-RV,<br />
Armsäume aus elastischem Trikot und<br />
effi zienteste Rumpf-Gummizüge sorgen für<br />
variablen Schutz.<br />
Taschen: Sehr große, hochgesetzte Einschubtaschen<br />
und eine Werttasche mit Packbeutel<br />
innen<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
VAUDE<br />
Sesvenna Vest<br />
Info: www.vaude.com<br />
Preis: 100,- €<br />
Gewicht: 300 g in XL<br />
Isolation: Primaloft Eco (teils recycled) +<br />
Stretchfl eece<br />
Komfort: Die mäßig warme Hybridweste ist<br />
vorn und hinten isoliert und besitzt seitlich<br />
dampfdurchlässiges Stretchfl eece.<br />
Schutz: Die seitlich etwas winddurchlässige<br />
Weste besitzt einen hinterlegten 2-Wege-Front-<br />
RV, hohen Kragen und elastische Lycra-Säume.<br />
Taschen: Trikot-gefütterte Einschubtaschen und<br />
eine kleine Napoleontasche.<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
YETI<br />
Solace<br />
Info: www.yetiworld.com<br />
Preis: 269,95 €<br />
Gewicht/Paar: 175 g in XL<br />
Isolation: Hochleistungs-Daune<br />
Komfort: Die Weste hat ein Daunen/<br />
Feder-Verhältnis von 95/5 und Bauschkraft von<br />
800+ cuin (strengere europäische Norm).<br />
Schutz: Der hinterlegte Reißverschluss ist<br />
außen dünn abgedeckt. Gummizüge am Rumpf,<br />
Lycrabündchen an den Armlöchern, Daunenkragen<br />
am Hals<br />
Taschen: Große Einschubtaschen, davon eine<br />
Packtasche mit Schlaufe, zwei Innenfächer<br />
WÄRME<br />
WINDRESISTENZ<br />
WASSERRESISTENZ<br />
DAMPFDURCHLASS<br />
▶ FAZIT: Wärmeweste für Touren mit Gurt<br />
Die Daunenweste für (Ski-)Hochtouren oder<br />
Eisklettern besticht mit Details wie innen<br />
angebrachten Rumpfzügen, gurttauglichem<br />
Front-RV und Packbeutel zum Anhängen.<br />
Riesentaschen mit falscher RV-Zugrichtung,<br />
Kragen sehr weit, trägt auf.<br />
▶ FAZIT: Vielseitige Hybridweste<br />
Die vielseitige Hybridweste mit schweißsaugendem<br />
Material an den Seiten eignet sich<br />
wegen ihres hohen Dampfdurchlasses ideal<br />
für intensive Aktivitäten oder Übergangszeiten<br />
sowie Touren mit Gurt. Stoff Bluesign-zertifi -<br />
ziert.<br />
▶ FAZIT: Ultraleichte Wärmeweste<br />
Eine ultraleichte Daunenweste mit unglaublichem<br />
Wärme-/Gewichts-Verhältnis! Der Front-<br />
RV kombiniert eine gute äußere Mikroabdeckung<br />
mit klemmfreier Innenabdeckung, der<br />
Kragen liegt angenehm an. Allerdings lässt die<br />
Weste kaum Dampf durch und ist sehr teuer.<br />
Die Daune wurde ethisch korrekt gewonnen.<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 97
▶ So testet der <strong>Bergsteiger</strong><br />
Die Windresistenz wurde mit einem Fön plus<br />
Durchatmen mit dem Mund geprüft. Es konnte<br />
letztlich nur zwischen praktisch winddicht<br />
und windresistent unterschieden werden, da<br />
die Füllung eine evtl. geringere Winddichte<br />
des Außenmaterials auffi ng. Der Käufer muss<br />
entscheiden, ob ihm hoher Windschutz oder<br />
hoher Dampfdurchlass (v. a. Stretchfl eece)<br />
wichtiger ist.<br />
Die Wasserresistenz wurde mit einer Brause<br />
vor dem ersten Waschen getestet.<br />
Bei den Abschlüssen wurde die Effektivität der<br />
Abdichtung an den Rumpfsäumen und Kragen<br />
in Augenschein genommen.<br />
sein – wie es bei den vorgestellten Modellen<br />
allerdings nur Mountain Equipment<br />
handhabt.<br />
▶ Wind- und Wasserresistenz<br />
Eine Weste für den Outdoor-Gebrauch<br />
sollte zumindest windresistent sein. Die<br />
meisten der vorgestellten Westen schützen<br />
auch bei Sturm – nicht nur wegen dichtem<br />
Stoff, sondern auch wegen der Füllung,<br />
die zusätzlich Wind abhält. Westen,<br />
die für intensive Aktivität oder Übergangszeiten<br />
konstruiert sind, lassen dagegen als<br />
Resultat ihrer hohen Dampfdurchlässigkeit<br />
etwas Wind auch zum Kühlen durch.<br />
Westen sollten zusätzlich so weit wasserabweisend<br />
sein, dass sie bei Schneefall<br />
Bei den Taschen wurden Volumen, Kuscheligkeit<br />
und zusätzliche Verstaumöglichkeiten<br />
sowie evtl. Lüftung oder hochgesetzte Reißverschlüsse<br />
positiv bewertet – fehlender Steg,<br />
falsche RV-Richtung oder hakelige Bedienung<br />
dagegen negativ.<br />
Der Dampfdurchlass wurde grob durch Legen<br />
der Westeninnenseite über einen Becher<br />
50° warmen Wassers geschätzt, über den ein<br />
Spiegel gehalten wurde, dessen Anlaufzeit<br />
gemessen wurde. Mit der überhöhten Temperatur<br />
konnten die Unterschiede, nicht aber<br />
die konkrete Intensität der Verdampfung bei<br />
Körpertemperatur festgestellt werden.<br />
oder Nieseln dicht halten. Bei Regen oder<br />
feuchtem Schneetreiben hilft sowieso nur<br />
ein dichtes Hardshell mit Kapuze. Außer<br />
den Westen für hohe Aktivität sind die<br />
meisten Modelle ziemlich wasserresistent.<br />
Bei Haglöfs fällt die Imprägnierung auch an<br />
den Nähten deutlich ab, vermutlich weil<br />
keine umwelt- und gesundheitsschädlichen<br />
Peruoride verwendet wurden. Die<br />
Essens II Down Vest ist übrigens als einzige<br />
Weste komplett bluesign-zertiziert.<br />
Bei Durchfeuchtung bleibt die Wärmewirkung<br />
von Isolationsfasern weitgehend<br />
erhalten, und sie trocknen relativ schnell<br />
wieder. Daunen dagegen verklumpen dann<br />
und verlieren einen Großteil ihrer phänomenalen<br />
Isolierung. Während die Weste<br />
trocknet – was viel Zeit in Anspruch nehmen<br />
kann –, muss sie immer wieder aufgeschüttelt<br />
werden, um Klumpen zu lösen.<br />
Deswegen lassen einige Markenhersteller<br />
ihre Daunen imprägnieren, so dass diese<br />
auch bei leichter Durchfeuchtung immer<br />
luftig bleiben (Beispiel: Berghaus). ◀<br />
▶ Resümee<br />
Isolationsmaterialien werden permanent<br />
weiterentwickelt: Die Daunen bieten<br />
immer höhere Bauschkraft, die Isolationsfasern<br />
werden effektiver und dampfdurchlässiger.<br />
Beides wird bei gleichbleibender<br />
Wärmeleistung immer leichter. Schließlich<br />
geht es nicht um maximale, sondern um<br />
optimale Wärme, und die sollte nicht zum<br />
Extrem der Überhitzung führen – egal ob im<br />
Winter, während der Übergangszeiten oder<br />
bei intensiveren Aktivitäten. Hybride mit<br />
zonal differenzierter Wärmeleistung oder<br />
Dampfdurchlässigkeit sind ebenso eine<br />
sinnvolle Neuerung wie Westen mit imprägnierter<br />
Daune, der im hochwertigen Bereich<br />
wohl die Zukunft gehört. Seit kurzem gibt<br />
es fl eeceartige Isolations-Materialien aus<br />
Wolle oder Polyester, die weniger dicht und<br />
deutlich dampfableitender sind als die üblichen<br />
Isolations-Vliese. Sie sind bei gleicher<br />
Wärmeleistung kaum teurer als konventionelle<br />
Wärmewesten und werden wohl einen<br />
zunehmenden Anteil der verkauften Modelle<br />
stellen. Die hohe Dampfdurchlässigkeit<br />
aller Arten von Kunstfaserfüllungen ist kein<br />
Versprechen mehr, sondern Realität.<br />
Fotos: Christian Schneeweiß (4)<br />
Zweiwege-RV: Da man den Zweiwege-RV sowohl<br />
oben als auch unten öffnen kann, lässt<br />
sich diese Lüftung nach Wunsch dosieren<br />
und obendrein eine Hüftgurtsicherung problemlos<br />
bedienen (Mountain Equipment).<br />
Das Einsetzen der Zipper ist aber oft fieselig.<br />
Innenzug: Die elastischen Seitzüge am<br />
Rumpfabschluss können sich bei Aktivitäten<br />
aller Art außen verhängen. Stattdessen<br />
ließe sich ein mäßig anpassendes Lycrabündchen<br />
einsetzen – oder der Zug verschwindet<br />
im Innern der Weste (gut bei Sir Joseph).<br />
Taschen: Die seitlichen Einschubtaschen<br />
von Bergwesten sind meist weich gefüttert<br />
und fast durchwegs groß. In diese hier passt<br />
nicht nur problemlos eine Trinkflasche, sondern<br />
auch ein Set großer Überhandschuhe<br />
plus die Hand zum Wärmen (Haglöfs).<br />
98 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Im nächsten Heft: Die neueste<br />
Ausrüstung für den Winter<br />
FASZINIERT DICH.<br />
- Größtes Gletscherskigebiet Österreichs mit 35 Abfahrten<br />
- Schneesicherste Region der Alpen, von Oktober – Juni<br />
- Snowparks und Powder Department<br />
- 4 Skigebiete mit Charakter<br />
- Kinder unter 10 Jahren fahren frei<br />
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- Nur 20 Minuten von Innsbruck<br />
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7 Übernachtungen inkl. Frühstück und<br />
6 Tage Stubaier Super Skipass<br />
ab EUR 439,00<br />
Innovationen am Markt: Wir stellen<br />
Ihnen die neuesten Ausrüstungsgegenstände<br />
der kommenden Saison<br />
für Winterwanderer, Skitourengeher<br />
und Eiskletterer vor.<br />
Foto: Andreas Strauß<br />
Kragen: Der Westenkragen sollte hoch und<br />
anliegend (besser verstellbar) abschließen<br />
sowie am besten kuschelig und schweißabsorbierend<br />
mit gebürstetem Trikot gefüttert<br />
sein (wie dünnes Fleece, aber ohne Pilling;<br />
La Sportiva).<br />
www.stubai.at
SERVICE<br />
Pippi Langstrumpf<br />
am Berg: Merinosocken<br />
sind nicht<br />
so kratzbürstig wie<br />
gewöhnliche Wolle.<br />
Funktionelle Bergstrümpfe<br />
Von den<br />
Socken<br />
Bodymapping-Strickmuster, anatomische Schnitte<br />
und die raffiniertesten Materialkombinationen:<br />
Bergsocken sind eine Wissenschaft für sich.<br />
Wir sagen Ihnen, welche Materialien und Konstruktionen<br />
für welchen Einsatzzweck passen.<br />
Von Christian Schneeweiß<br />
Das Socken-Regal im Sportfachgeschäft<br />
ist voll von Hiking-, Biking-,<br />
Trailrunning-, Trekking- und anderen<br />
Socken. Für jeden Zweck<br />
scheint es das passende Paar zu geben. Doch<br />
was macht den feinen Unterschied aus?<br />
Strümpfe für <strong>Bergsteiger</strong> sollten so gut<br />
polstern, dass Druckstellen vermieden,<br />
Stöße abgefangen und Hohlräume zwischen<br />
Schuh und Fuß ausgefüllt werden.<br />
Bergstrümpfe sollten straff und faltenfrei<br />
sitzen, um Blasen zu vermeiden. Deshalb<br />
gilt die Faustregel, bei Grenzgrößen eher<br />
zum kleineren Paar zu greifen. Aufgrund<br />
der unterschiedlichen Physiognomie von<br />
Männern und Frauen sind die Socken geschlechterspezisch<br />
geformt; einige Hersteller<br />
bieten sogar asymmetrische Socken<br />
für linke und rechte Füße an.<br />
Um eine optimale »Betriebstemperatur« zu<br />
gewährleisten, also an den richtigen Stellen<br />
zu wärmen oder zu kühlen und Dampf<br />
abzuleiten, setzen die meisten Hersteller<br />
auf einen rafnierten Kunstfaser-Materialmix.<br />
Denn Feuchtigkeit ist die Hauptursache<br />
von schmerzhaften Blasen.<br />
Wundermittel Wolle<br />
Den besten Trocknungseffekt am Fuß erzielt<br />
das zu 100 Prozent hydrophobe Polypropylen.<br />
Polyester ist zwar günstiger,<br />
flauschiger und nimmt außerdem viel<br />
Feuchtigkeit auf. Doch wegen seiner Geruchsbildung<br />
ist es nur für Tagestouren<br />
geeignet. Nanopartikel aus Silber schaffen<br />
Abhilfe bei Geruchsbildung, waschen sich<br />
allerdings nach längerem Gebrauch aus.<br />
Relativ exotisch ist kühlende Seide. Das beliebte<br />
Nylon verbindet Robustheit mit relativ<br />
guter Dampfableitung und einer hohen<br />
Dehnbarkeit, sofern es mit Gummifasern<br />
kombiniert ist. Häug wird es bei Wollsocken<br />
verwendet, die den Fuß warm halten<br />
und dank mikrobenabweisender Oberäche<br />
kaum üble Gerüche annehmen.<br />
Die feine Merinowolle hat außerdem den<br />
Vorteil, dass sie nicht kratzt wie herkömmliche<br />
Wollsocken. Dank ihrer Absorptionsfähigkeit<br />
ist Wolle heute Bestandteil der<br />
meisten Bergstrümpfe und wegen ihrer<br />
wärmenden Eigenschaften Hauptbestandteil<br />
von Winterstrümpfen. Auch wer Wanderschuhe<br />
mit wasserdicht-atmungsaktiver<br />
Membran wie Gore-Tex oder gar reine Lederschuhe<br />
trägt, sollte Funktionssocken<br />
mit hohem Wollanteil verwenden.<br />
Komfort oder Funktion?<br />
Grundsätzlich lassen sich Bergsocken in<br />
weiche Komfortmodelle und streng sit-<br />
100 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
INFO<br />
Wann Kompression<br />
sinnvoll ist<br />
Ein Kompressionsstrumpf wirkt am effektivsten<br />
in der Erholungsphase nach der Tour,<br />
wenn die Venen Stoffwechselreste wie Laktat<br />
ohne Muskeldruck abführen. Auf langen<br />
Touren verhindert er Muskelzittern und stützt<br />
den ermüdeten Fuß. Eine leistungssteigernde<br />
Wirkung während der Anstrengung konnte<br />
allerdings lange nicht nachgewiesen werden,<br />
bis 2009 eine Studie herausfand, dass sich<br />
bei gleichmäßigem Unterschenkeldruck eine<br />
Leistungssteigerung von 2–6% ergibt. Die<br />
Erklärung dafür lieferte die verbesserte arterielle<br />
Durchblutung. Älteren <strong>Bergsteiger</strong>n mit<br />
verminderter Beindurchblutung sind daher<br />
komprimierende Strümpfe zu empfehlen.<br />
Hohe Kompressionsstrümpfe<br />
fördern die<br />
Blutzirkulation<br />
in<br />
den Venen.<br />
Fotos: Joachim Stark, Hersteller<br />
zende Funktionsmodelle einteilen. Komfortmodelle<br />
sind speziell vorgeformt und<br />
je nach Fußzone in unterschiedlichen<br />
Strickmustern gehalten. Deshalb braucht<br />
es meist nur im Fersen-Rist-Bereich Gummifasern<br />
(1-2% Anteil), um Verrutschen<br />
zu vermeiden. Von den Zehen über die<br />
Fußsohle bis zur Ferse geplüschte Socken<br />
oder Strümpfe eignen sich besonders gut<br />
für robustere Trekkingschuhe oder harte<br />
Hochtourenstiefel. Sie sind zudem in den<br />
Übergangszeiten oder als dickere Modelle<br />
im Winter die am besten wärmende Option.<br />
Skitourenstrümpfe sollten dagegen<br />
nur am Unterschenkel dick geplüscht sein.<br />
Funktionelle Socken leiten Dampf noch<br />
besser ab, stützen den Knöchel oder sorgen<br />
für Kompression. Gummifasern wie<br />
Elasthan spielen hier eine wichtige Rolle<br />
bei der Vorformung des Fußbereichs<br />
und – im Fall von hohen Modellen wie<br />
Skitouren- oder Laufstrümpfen – bei der<br />
Kompression des Wadenbereichs. Solche<br />
Modelle kühlen den Fuß bei Aktivität und<br />
unterstützen besonders als lange Strümpfe<br />
die Muskulatur, indem sie die Blutzirkulation<br />
in den Venen fördern. Der Gummifaser-Anteil<br />
(5-10%) stabilisiert nicht nur<br />
Knöchel und Mittelfuß, sondern übt auch<br />
Druck aufs Bein aus.<br />
◀<br />
Vier Paare für einen guten Lauf:<br />
CEP<br />
Icebreaker<br />
Outdoor Merino Socks Ski Cushion Over<br />
the Calf<br />
Smartwool<br />
PhD Outdoor Light<br />
Crew<br />
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Trekking Extreme<br />
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Preis: 27,95 €<br />
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Preis: 21,95 €<br />
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Preis: 29,- €<br />
Material: 60 % Nylon,<br />
20 % Wolle, 12 % Elasthan,<br />
8 % Seide<br />
Material: 77% Wolle,<br />
19% Nylon, 4% Elasthan<br />
Material: 68% Wolle,<br />
29% Nylon, 3% Elasthan<br />
Material: 45% Nylon,<br />
38% Polyester, 13%<br />
Propylen, 4% Elasthan<br />
Kompressionsstrümpfe<br />
mit optimaler Funktion,<br />
guter Klimaregulierung,<br />
Polsterung, festem Sitz,<br />
kaum Geruchsbildung;<br />
als Long Socks 49,90 €,<br />
made in Germany<br />
Warme Winterwander- und<br />
Skitourenstrümpfe mit<br />
dehnbarer und weicher<br />
Wolle; Dampf- und<br />
Polsterzonen am fest<br />
umschlossenen Fuß, wärmender<br />
Wadenbereich<br />
Funktionelle Wollsocken<br />
mit straffem Sitz am<br />
Mittelfuß und überm<br />
Knöchel, etwas Druck<br />
am Unterschenkel und<br />
Polsterungen an Ferse<br />
und Zehen bis Ballen<br />
Anliegende dünne<br />
Socken mit extremem<br />
Dampfdurchlass dank<br />
spezieller Kanäle, dünne<br />
Innenseiten; Schutzpolsterung<br />
u. a. an Knöchel<br />
und Zehen
EVENT<br />
Oberstdorfer Fotogipfel<br />
Wolke 7, Blende 8<br />
Was brauchen Bergbilder, damit sie den Betrachter fesseln?<br />
Wie nutzt man Licht optimal? Beim 2. Oberstdorfer Fotogipfel<br />
im Juni 2014 zeigte Extrem-Kletterer und Profi-Fotograf<br />
Heinz Zak bei einem Gipfelbiwak am Nebelhorn, was wichtig ist.<br />
Der BERGSTEIGER war dabei. Von Michael Ruhland<br />
Foto: Uta Philipp<br />
2<br />
Foto: Rainer Strauß<br />
Foto: Heinz Zak<br />
102 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Der Meister in Aktion: Heinz Zak (oben li.,<br />
unten liegend) ist immer nah am Objekt.<br />
Fotos: Uta Philipp (oben), Hans-Joachim Heismann<br />
1<br />
3<br />
Von Heinz Zak lernen, heißt<br />
zunächst einmal: die Scheu<br />
ablegen. Weniger die vor den<br />
technischen Raffinessen moderner<br />
Digitalkameras, deren<br />
Menü-Optionen selbst den Pro bisweilen<br />
überfordern und, wenn man so will, mit<br />
dem Ofenrohr ins Gebirge schauen lassen.<br />
Sondern die vor den Menschen. Der Scharnitzer<br />
Extrem-Kletterer und Bergfotograf<br />
geht mit einer Lockerheit auf Wildfremde<br />
zu, die im Ergebnis das bringt, wovon<br />
Hobbyfotografen oft nur träumen können:<br />
glückliche »Models« mit natürlichen Posen,<br />
die im Ergebnis tolle Porträts liefern<br />
– was bei bezahlten Fotomodellen beileibe<br />
nicht immer der Fall ist.<br />
»Entschuldigen‘S, wir würden von Ihnen<br />
und Ihren Kindern gerne Bilder machen.<br />
Sie kriegen die Fotos auch – verlässlich!«,<br />
spricht Zak eine vierköpge Familie an, die<br />
gerade vom Fellhorngipfel absteigt. »Ist da<br />
ein Haken dabei«, erkundigt sich der Vater<br />
vorsichtig. »Nein, gar nicht! Wir sind ein Fotokurs.<br />
Sie sind so schön bunt angezogen,<br />
ideale Models«, erklärt Zak. Mit seinem Filzhut<br />
mit breiter Krempe, an der eine Ad-<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 103
4<br />
Foto: Stefan Blawath<br />
BILDER UND IHRE<br />
GESCHICHTEN<br />
Foto: Markus Meier<br />
lerfeder steckt, stellt er selbst ein lohnenswertes<br />
Motiv dar. Was sich dann abspielt,<br />
wird zur Regel an diesen zwei Tagen im Juni<br />
beim »Oberstdorfer Fotogipfel«: Die Familie<br />
lässt sich bereitwillig von den Zak-Schülern<br />
ablichten und vom Meister dirigieren. »Jetzt<br />
lehn‘ dich noch mal zur Mama«, sagt Zak<br />
und setzt ein breites Lächeln auf. Der dreijährige<br />
Felix tut, wie ihm befohlen.<br />
Kaum dass die Gruppe alle erdenklichen<br />
Perspektiven und Belichtungen ausprobiert<br />
hat, da ist Heinz Zak schon der nächste<br />
Coup gelungen. Er hat Jennifer Juchheim,<br />
ein echtes »California girl« für sich und<br />
seinen Kurs gewonnen. Jennifer schwingt<br />
ihren Sonnenhut auf der Gipfelbühne des<br />
Fellhorns und lacht dabei so unwiderstehlich,<br />
als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes<br />
gemacht, als vor der Kamera gestanden.<br />
Sie streckt die Arme weit aus, das Hutband<br />
attert im Wind. Es ist eine Pose, die zum<br />
Augenblick passt: Die Welt der Berge ist<br />
schön, gerade gehört sie mir!<br />
Ach ja, es gab auch viele technische Tipps.<br />
Dass man dem Wolkenhimmel mehr Dramatik<br />
verleiht, indem man eine Blende<br />
unterbelichtet. Dass man zur Kontrolle<br />
immer das Histogramm begutachten sollte,<br />
auf dem die Helligkeitswerte aufscheinen.<br />
»Das reißt rechts aus, da hast du keine<br />
Zeichnung mehr drinnen«, bendet Zak<br />
bei einem Teilnehmer, der das Gipfelkreuz<br />
in Szene setzen soll. »Ja, jetzt passt‘s, voll<br />
lässiges Bild«, sagt der Pro später. Spät am<br />
Abend beim Biwak am Nebelhorn verrät er<br />
auch seine Philosophie des Fotograerens.<br />
»Bevor ich die Kamera in der Hand habe,<br />
habe ich das Bild im Kopf.« Voll lässig. ◀<br />
1 Herbeigesehnt: Der Sonnenaufgang<br />
auf dem Gipfel des Nebelhorns<br />
ist eine schöne Belohnung nach der<br />
kurzen Biwak-Nacht.<br />
2 Hoffnungsschimmer: Schafft es<br />
die Sonne oder schafft sie es nicht,<br />
sich hinter den Nebelschleiern durchzukämpfen?<br />
Für die Teilnehmer des<br />
Foto-Workshops ergeben sich tolle<br />
Wolkenstimmungen.<br />
3 Die Welt gehört mir: Wer so natürlich<br />
lacht, kann alles haben und ist<br />
gerade sehr glücklich und zufrieden<br />
– da ist man auch gerne mit dabei,<br />
wenn auch nur mit der Kamera…<br />
4 Oben geht‘s noch weiter: Ein<br />
Gipfelkreuz – hier am Fellhorn – ist<br />
immer ein Zeichen. Die Wolken<br />
bringen Dramatik ins Bild, gerade<br />
weil die Sonne immer mal dahinter<br />
verschwindet.<br />
5 Gratwanderung: Das saftige Grün,<br />
der ausgesetzte Grat vom Fellhorn<br />
zum Schlappoltkopf, die düsteren<br />
Wolken – ein spannender Augenblick,<br />
den der Fotograf gut mit der Kamera<br />
umgesetzt hat.<br />
6 Augenblicke festhalten: Fotografi<br />
eren heißt immer, sich auf den<br />
Augenblick einzulassen, offen sein für<br />
alles, was rundherum passiert. Die<br />
Geschwister Dana (3) und Tom (5)<br />
hatten offensichtlich ihren Gipfelspaß.<br />
Foto: Uta Philipp<br />
104 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Die Gruppe auf zwei Gipfeln: unten am<br />
Fotos: Heinz Zak (2)<br />
Fellhorn, oben beim Nebelhorn-Biwak,<br />
unterstützt von Mountain Equipment<br />
5<br />
6<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 105
AUF TOUR<br />
SERIE:<br />
Von Null aufs Dach der Alpen<br />
Flotter<br />
Zweier<br />
Die Wege auf viele Gipfel führen durch den Fels – weil sie aber nicht immer<br />
abgesichert sind, sollte man sich mit dem Gedanken und der Praxis vertraut<br />
machen, leichte Klettereien frei zu bestehen. Von Moritz Baumstieger<br />
106 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Wenn die Hände aus<br />
den Taschen müssen,<br />
ist der zweite<br />
Grad oft nicht weit.<br />
Geneigte Plattenschüsse<br />
sind das<br />
klassische Zweiergelände<br />
der Kalkalpen.<br />
EINE INITIATIVE VON +<br />
Foto: Archiv Mammut / Bray/Schmid, Mark Zahel<br />
Natürlich steigt jeder am liebsten<br />
gut gesichert. Auf dem Klettersteig<br />
zum Beispiel am Stahlseil<br />
entlang, die Arme des Sets stets<br />
eingehängt. Oder beim Sportklettern,<br />
wenn der Partner das Seil durchs<br />
Sicherungsgerät führt und achtgibt. Doch<br />
nicht immer ist das möglich: Die Wege auf<br />
hochalpine Gipfel erreichen nur selten<br />
den Sicherungsstandard, den der Klettersteig-Boom<br />
in Hütten- oder Bergbahn-<br />
Nähe etabliert hat. Den Komfort der Absicherungen,<br />
der in Kletterhalle oder -garten<br />
herrscht, bieten sie so gut wie nie. Andererseits:<br />
Braucht es Standards, wenn man<br />
den II. Grad sicher beherrscht? Der Zweier<br />
ist die Grenze zwischen Wandern und<br />
Bergsteigen. Wer sie passiert, dem öffnet<br />
sich eine unendliche Tourenvielfalt abseits<br />
der Wege, Massen und Markierungen.<br />
Kurze Wandstücke, ausgesetzte Gipfelgrate,<br />
schroge Stufen – wer ganz nach<br />
oben will, muss ab und zu leichtere Felspassagen,<br />
etwa im Schwierigkeitsgrad II,<br />
wo es noch nicht ganz senkrecht hinauf<br />
geht, auch ohne Sicherung bestehen können.<br />
Denn auf solchen Kraxeltouren fehlt<br />
neben der Infrastruktur auch meist die<br />
Zeit, jeden Kletterabschnitt abzusichern,<br />
wenn man vor Einbruch der Dunkelheit<br />
auf den Gipfel und wieder zurück zur Hütte<br />
oder ins Tal will. Das Beherrschen des<br />
»Zweiergeländes« ist also eine der alpinen<br />
Grundtugenden – und nicht zuletzt auch<br />
am Mont Blanc gefordert.<br />
▶ Drei Tricks für den Zweier<br />
Peter Albert, 45, Mitglied im Vorstand des<br />
Bergführerverbands VDBS und dort unter<br />
anderem in der Ausbildung engagiert,<br />
nennt vor allem drei Punkte, wenn es darum<br />
geht, ungesichert und trotzdem möglichst<br />
sicher zu klettern: Technik, die Kraft<br />
spart, den richtigen Umgang mit der<br />
Teil 1 – Gehschule<br />
Teil 2 – Leichter Klettersteig<br />
Teil 3 – Berglauf<br />
Teil 4 – Erste leichte Hochtour<br />
Teil 5 – Erster »Zweier«<br />
Teil 6 – Ausrüstung<br />
Teil 7 – Ernährung<br />
Teil 8 – Schneeschuhtour<br />
Teil 9 – Erst Halle, dann Fels<br />
Teil 10 – Hochtourentechnik<br />
Teil 11 – Wetterkunde<br />
Teil 12 – Hochtourentaktik<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 107
TRAININGSPLAN<br />
von der Mammut Alpine School<br />
Oft erfordert ein felsiger Gipfelaufbau<br />
Schwindelfreiheit.<br />
1 Auf die Beine kommen I<br />
Ziel: Die Füße belasten, die Arme entlasten<br />
Umsetzung: Um sich gar nicht erst anzugewöhnen,<br />
zu sehr auf die Kraft der Arme zu setzen,<br />
greifen Sie zu einem kleinen Trick: Suchen Sie<br />
sich ein kurzes, nicht allzu steiles Felsstück<br />
und zwei kleine Steinchen. Nehmen Sie in jede<br />
Hand Steinchen und klettern Sie los.<br />
Besonders beachten: Wenn Ihnen eines der<br />
Steinchen runterfällt, benutzen Sie wohl Ihre<br />
Hände zu stark. Zurück auf Start!<br />
2 Auf die Beine kommen II<br />
Ziel: Die Füße belasten – jetzt aber richtig<br />
Umsetzung: Auf Reibung kann man nur mit<br />
Kletterschuhen richtig stehen? Wirklich? Probieren<br />
Sie es im einfachen Fels aus. Suchen<br />
Sie sich zwei sichere Griffe und spielen Sie<br />
mit Ihren Füßen: Mit wie wenig Sohlenfl äche<br />
auf dem Fels halten Sie noch? Wie viel Kraft<br />
brauchen Sie dafür? Lösen Sie sich nun aus<br />
der starren Postition und versuchen Sie kleine<br />
Quergänge. Nutzen Sie auch kleine Tritte,<br />
verschieben Sie Ihren Schwerpunkt bewusst.<br />
Besonders beachten: Merken Sie beim<br />
Reibungstreten einen Unterschied? Mit hängender<br />
Ferse geht es einfacher? Richtig!<br />
3 Von nun an geht’s bergab<br />
Ziel: Sicherheit beim Absteigen gewinnen<br />
Umsetzung: Klettern Sie ein kurzes Felsstück<br />
erst mit dem Gesicht zur Wand ab. Geht, ist<br />
aber schwierig, weil Sie nur wenig sehen?<br />
Probieren Sie es nun seitwärts. Der Wechsel<br />
klappt? Prima, nun probieren Sie es<br />
taloffen! Besonders beachten:<br />
Horchen Sie beim Abklettern in<br />
sich hinein: Sind Sie der Unerschrockene,<br />
Taloffene?<br />
Oder fühlen Sie sich<br />
seitwärts doch<br />
sicherer?<br />
COUPON 5<br />
Steinschlag-Gefahr und ein Bewusstsein<br />
dafür, dass man alles irgendwann wieder<br />
hinunter muss, was man hochgeklettert<br />
ist – was für viele oft schwieriger ist als<br />
der Aufstieg.<br />
Wenn das Gelände steiler und felsiger<br />
wird, wenn aus dem Gehen also Klettern<br />
wird, kommen auch die Hände ins Spiel:<br />
Grundsätzlich sollte man nun – im Gegensatz<br />
zu Zügen beim artistischen, aber<br />
gesicherten Sportklettern – immer über<br />
drei Haltepunkte verfügen (beide Hände<br />
und einen Fuß oder beide Füße sowie eine<br />
Hand). »Wenn man von einem Griff oder<br />
Tritt abrutscht, sind immer noch zwei Kontaktpunkte<br />
zum Fels da«, erklärt Peter Albert,<br />
»ein Sturz wird unwahrscheinlicher.«<br />
Also wird immer nur eine Hand oder ein<br />
Fuß vorgesetzt, während die anderen am<br />
Fels verbleiben – und nie Hände und Füße<br />
gleichzeitig.<br />
▶ Auf Schwerpunktsuche<br />
Wie stets sollten beim Steigen die Beine<br />
die Hauptlast tragen. Weil aber auch deren<br />
Kraft nicht endlos ist, empehlt er,<br />
kleine Schritte zu machen. Die sind kraftsparender,<br />
erfordern aber den Mut, die<br />
Füße auf kleinere Leisten zu setzen und<br />
nicht nur auf große und offensichtliche<br />
Absätze. »Man sollte lernen, den Füßen<br />
zu vertrauen.« Auch mit schweren Bergschuhen<br />
kann man etwa in kleine Dellen<br />
auf Reibung treten oder Risse und Löcher<br />
geschickt nutzen. »Dabei sollte man auf<br />
eine ›tiefe Ferse‹ achten« – wenn das obere<br />
Sprunggelenk etwas mehr als 90 Grad<br />
gebeugt ist, erzeugt man mehr Druck auf<br />
der Fußspitze.<br />
Tritte sucht man am besten nicht zu weit<br />
links und nicht zu weit rechts: »Trete unter<br />
dir!«, fasst Albert zusammen. Wer sich<br />
ständig weit verschiebt, verschleudert<br />
Kraft. Nun mag manchmal ein weiter<br />
entfernter Tritt sicherer erscheinen, doch<br />
Klettern ist im Idealfall ein kontinuierlicher<br />
Bewegungsuss, bei dem der Körperschwerpunkt<br />
lotrecht über den Füßen<br />
bleibt. »Wer sich ständig in gespreizte Stellungen<br />
wuchtet, steht vielleicht bombenstabil<br />
– hat es aber auch schwieriger, wieder<br />
aus dieser Position herauszukommen.«<br />
Im Idealfall ist Klettern<br />
ein Bewegungsfluss.<br />
Der Schwerpunkt<br />
bleibt lotrecht über<br />
den Füßen.<br />
Während man Absturzgefahr durch sicheres<br />
Steigen bannen kann, lässt sich<br />
das Thema Steinschlag weniger beeinussen.<br />
Peter Albert hat jedoch einen überraschend<br />
einfachen Rat: »Früh aufstehen!«<br />
Wer morgens als erster auf dem Weg ist,<br />
vermeidet zumindest die Gefahr, Steine<br />
auf den Kopf zu bekommen, die <strong>Bergsteiger</strong><br />
über ihm ausgelöst haben. Weil man<br />
aber nicht immer gleich gut aus dem Bett<br />
kommt und sich zum Beispiel Gämsen nur<br />
selten an unseren Schlafgewohnheiten<br />
orientieren, sollte man trotzdem im Auge<br />
haben, wer sich wo über einem bendet.<br />
Wenn man hört, dass es kräftig zu rumpeln<br />
beginnt, sollte man einen Reflex<br />
vermeiden: »Nicht den Kopf recken, um<br />
nachzuschauen.« Sondern im Gegenteil<br />
den Körper möglichst nah an die Wand<br />
bringen, um so wenig Trefferäche wie<br />
möglich zu bieten, den Kopf einziehen.<br />
»Und wer keinen Ersatzkopf mit sich führt,<br />
der schützt seinen Schädel am schlauesten<br />
durch einen Helm«, so Albert.<br />
Das große 4000er-Gewinnspiel<br />
Ausschneiden, sammeln und mit<br />
allen 12 Coupons eine Besteigung<br />
des Mont Blanc mit der Mammut<br />
Alpine School gewinnen.
TOUR<br />
Fotos: Mark Zahel, Sebastian Schels, Grafik: Georg Sojer<br />
▶ Die Kunst des Abstiegs<br />
Natürlich sollte man auch selbst darauf<br />
achten, keine Steine ins Tal zu befördern.<br />
Und in brüchigem Gestein gut prüfen, bevor<br />
man Tritte oder Griffe belastet. »Zum<br />
Beispiel kann es sinnvoll sein, kurz mit<br />
der Fußspitze gegen den Tritt zu treten.« Je<br />
dumpfer der Klang, desto höher die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass dort etwas rausbrechen<br />
kann. Tritte, auf denen Schotter liegt,<br />
sollten vermieden werden – besonders<br />
gefährlich sind hier Bänder, die mit losem<br />
Schotter belegt sind. »Auf genau solchen<br />
Bändern quert man aber oft – hier sollte<br />
man sich wirklich Zeit lassen und vorsichtig<br />
sein, vor allem wenn sich unter einem<br />
weitere Personen benden.«<br />
Denn oft lässt es sich nicht vermeiden,<br />
gleichzeitig mit anderen in einem Wandstück<br />
zu klettern, zum Beispiel, wenn man<br />
in einer Gruppe unterwegs ist. »Um auch<br />
dann möglichst hohe Sicherheit zu erreichen,<br />
empehlt es sich, diagonal versetzt<br />
hintereinander her zu steigen, so dass niemand<br />
in der Falllinie des anderen ist«, rät<br />
Albert.<br />
Ist der Gipfel erreicht, heißt es zunächst:<br />
Glückwunsch, Schokolade, ein Schluck<br />
aus der Flasche. Dann aber geht es früher<br />
oder später an den Abstieg, »den würde<br />
ich immer taloffen beginnen«, sagt Albert,<br />
»mit dem Hintern zum Berg und dem Gesicht<br />
zum Tal«. So hat man den besseren<br />
Überblick, wohin die Route gehen soll.<br />
Die Abstiegsfrage im Zweiergelände:<br />
Taloffen oder Gesicht zur Wand?<br />
Wird das zu unsicher, kann man es seitwärts<br />
versuchen – »so hat man immer<br />
noch alles im Blick, kann sich aber schnell<br />
zur Wand drehen, wenn es schwierig<br />
wird«. Denn frontal zur Wand hat man immer<br />
noch besten Stand, nur ist das Blickfeld<br />
eben sehr beengt. »Grundsätzlich gilt<br />
aber: Die Abstiegsart, bei der man sich am<br />
sichersten fühlt, ist die beste« – und Anfänger<br />
fühlen sich meist mit dem Gesicht<br />
zur Wand am wohlsten.<br />
▶ Wie man Blockaden vermeidet<br />
Nicht nur die objektive Sicherheit von<br />
Griffen und Tritten entscheidet darüber,<br />
ob man es erst auf den Gipfel und dann<br />
wieder hinunter schafft, sondern auch das<br />
subjektive Sicherheitsgefühl. Gerade bei<br />
Neulingen, die Situationen und ihr Können<br />
noch nicht so gut einschätzen können,<br />
kann im Anblick schwindelnder Abgründe<br />
plötzlich gar nichts mehr gehen. Dann, rät<br />
Albert, sollte man versuchen, die Angst<br />
durch bewusstes Handeln in den Griff zu<br />
bekommen. Erst einmal ruhig zu atmen,<br />
sich völlig darauf konzentrieren. Dann ist<br />
oft ein fester Rhythmus hilfreich: Gucken<br />
– einatmen – Griff fassen – ausatmen.<br />
Gucken – einatmen – Tritt antreten –<br />
ausatmen. »Und wenn jemand anderes bei<br />
einem bleibt und einen anweist – ›Hier<br />
kannst Du hingreifen! Und guck mal, dort<br />
ist ein bombenguter Tritt‹ – hilft das natürlich<br />
noch viel mehr.«<br />
◀<br />
TOURENTIPP zum Nachgehen<br />
Hoher Gaif (2288 m),<br />
Wetterstein<br />
▶ schwer 5,5 Std.<br />
750 Hm 750 Hm<br />
Charakter: Potenzieller »erster Zweier«<br />
mit Seilbahnanschluss. Klassisches<br />
Kraxelgelände am Ausläufer des<br />
Blassengrats, ausgesetzte Kletterei, aber<br />
griffi ger Fels, Stellen II. Für Wettersteinverhältnisse<br />
recht einsam.<br />
Anfahrt: Von München über A95 und<br />
B2 nach Garmisch, Talstation Osterfelderbahn<br />
/ Kreuzeck.<br />
Ausgangspunkt: Bergstation Osterfelderkopf<br />
(2033 m), Berg- und Talfahrt<br />
25 €, Bergfahrt 17 €. Ticket gilt auch für<br />
Talfahrt mit Kreuzeckbahn.<br />
Verlauf: Vom Osterfelderkopf über den<br />
Nordwandsteig oder vom Kreuzeck über<br />
die Schöngänge (jeweils gesicherte Steige)<br />
ins Oberkar unterhalb der Alpspitze.<br />
Von hier über die grasige Südseite hinab<br />
zum Stuibensee. Direkt am Westufer<br />
entlang zur Kreuzung des Grießkarsteigs,<br />
weiter in Südrichtung auf den Hohen<br />
Gaif zu. Über eine kleine Schuttreiße<br />
linkshaltend auf brauchbaren Spuren<br />
über Schrofengelände empor und zum<br />
Ostgrat, der vom Mauerschartenkopf<br />
herauf zieht. Entlang des Grates nun in<br />
klassischem Zweiergelände zum Gipfel.<br />
Abstieg: Zurück zum Stuibensee und<br />
kurz nördlich davon den Weg 835a entlang<br />
der Bernadeinwände einschlagen.<br />
Über den leichten, aber langen Bernadeinsteig<br />
zum Kreuzeckhaus (1650 m).<br />
Einkehr: Kreuzeckhaus, Mitte Mai bis<br />
Anfang November, Tel. 0 88 21/22 02.<br />
Karte: AV-Karte 1:25 000,<br />
BY8 »Wettersteingebirge, Zugspitze«<br />
Führer: Mark Zahel »Alpine Bergtouren:<br />
Wetterstein und Karwendel«,<br />
Bruckmann 2014<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 109
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10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 111
EVENT<br />
IMS Climbing Day mit Lama und MacLeod<br />
mit den Besten<br />
Klettern<br />
Kehrt aus der<br />
Welt der Achttausender<br />
an den<br />
steilen Fels zurück:<br />
Alleskönner<br />
David Lama<br />
Fotos: visual impact.ch / Rainer Eder (li.)<br />
112 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Ein Wochenende mit David Lama und Dave Mac-<br />
Leod abhängen? Zwei Leserinnen und Leser haben<br />
die Chance, beim »Kiku International Mountain<br />
Summit« mit den beiden Ausnahmekönnern durch<br />
die Südtiroler Felswelt zu turnen: beim »IMS Climbing<br />
Day by GORE-TEX®« vom 18. bis 20. Oktober.<br />
Von Thomas Ebert<br />
David Lama ist kein Mensch, der<br />
gerne still hält. Nicht nur, dass<br />
er mit seinen 24 Jahren bereits<br />
reihenweise Titel, Erstbesteigungen<br />
und Einträge in die Geschichtsbücher<br />
abgeräumt hat. Er gönnt<br />
sich überhaupt wenig Pausen. Im Juli erst<br />
kam er von einer Expedition zur noch<br />
unbestiegenen Nordostwand des Masherbrum<br />
zurück, einem 7821 Meter hohen<br />
Gipfel in Pakistan, dessen avisierte Flanke<br />
Lama als »eine Eiger-Nordwand mit einem<br />
Cerro Torre obendrauf« charakterisierte.<br />
Geglückt ist die Durchsteigung aufgrund<br />
zahlreicher Lawinen zwar nicht. Das hält<br />
Lama aber nicht davon ab, im Sommer ein<br />
paar Projekte im Fels abzuhaken und im<br />
Herbst beim International Mountain Summit<br />
in Brixen mit den Teilnehmern des<br />
»Climbing Day« an den Leisten zu zerren.<br />
David Lama<br />
Sein Coup am Cerro Torre in Patagonien, als<br />
er Anfang 2012 die »Kompressorroute« ohne<br />
künstliche Hilfsmittel durchstieg, gilt schon<br />
jetzt als Meilenstein des Alpinismus. Dabei<br />
ist David noch jung – er wurde am 4. August<br />
1990 als Sohn einer Tirolerin und eines<br />
nepalesischen Sherpas in Innsbruck geboren.<br />
Dave MacLeod<br />
Der waschechte Highlander aus dem schottischen<br />
Letterfi nlay (geb. 17. Juli 1978) zählt<br />
zu den weltbesten Trad-Climbern – jener<br />
Spezies, die beim Sportklettern auf Bohrhaken<br />
verzichtet. Berühmt wurde er 2006<br />
für »Rhapsody« (E11, 7a). Manche seiner<br />
Touren werden live auf BBC übertragen.<br />
Kaum anders verhält es sich mit Dave<br />
Mac-Leod. Der Schotte scheut sich als<br />
waschechter Highlander nicht davor, im<br />
Stile eines Trad-Climbers seine Erstbegehungen<br />
auch noch selbst abzusichern,<br />
etwa im Jahr 2006, als er die berühmte<br />
schottische Sport-Kletterroute »Requiem«<br />
um die Risslinie »Rhapsody« (E11, 7a) erweiterte.<br />
Weil diese sich ohne Bohrhaken<br />
kaum absichern ließ, nahm MacLeod sogar<br />
Runout-Stürze von über 20 Metern<br />
in Kauf (zu bewundern auf youtube). Die<br />
IMS-Teilnehmer sollte das jedoch nicht<br />
verunsichern: Normalerweise ist MacLeod<br />
besonders gut darin, Fehler zu vermeiden.<br />
Er hat sogar ein Werk dazu veröffentlicht:<br />
»9 von 10 Kletterern machen die gleichen<br />
Fehler« lautet der Titel des Buches, das als<br />
Anleitung für die Mehrzahl der Kletterer<br />
gedacht ist, die ohne Coach trainieren.<br />
Den elften Grad werden die beiden Ausnahmekönner<br />
beim »Climbing Day by GO-<br />
RE- TEX®« in Südtirol ohnehin nicht einfordern.<br />
Ausgehend vom Hotel Millander Hof<br />
in Brixen, in dem die Gewinner nächtigen<br />
werden, wird je nach Wetterlage entschieden,<br />
ob im Umkreis von St. Lorenzen im<br />
Pustertal oder im Klettergarten »Morderplotta«<br />
in Kurtasch im Süden Südtirols geklettert<br />
wird. Das untere Ende der Schwierigkeiten<br />
liegt in beiden Gebieten etwa bei<br />
5c, der VI. Grad sollte also greifbar sein. ◀<br />
Jetzt heißt es nur noch: bewerben!<br />
Der BERGSTEIGER zieht aus den Einsendungen<br />
der Kandidat(inn)en, die sich den »Climbing Day«<br />
nicht entgehen lassen wollen, die zwei Glücklichen.<br />
Einsendeschluss ist der 01. Oktober 2014.<br />
Anmeldungen per E-Mail an redaktion@<br />
bergsteiger.de oder per Post an BERGSTEIGER,<br />
Postfach 40 02 09, 80 702 München.<br />
Top-Kletterer und Lehrbuch-<br />
Autor: der Schotte Dave MacLeod<br />
DAS PAKET<br />
CLIMBING DAY<br />
Samstag, 18.10.2014<br />
20-22 Uhr: Teilnahme an der Abenddiskussion<br />
»Wille zur KRAFT zum Willen«.<br />
Der Höhenbergsteiger Mark Inglis,<br />
der Psychologe Georg Fraberger und<br />
der Musiker und Unternehmer Philipp<br />
Burger erzählen, wie eng Wunsch und<br />
Wirklichkeit zusammenrücken können,<br />
wenn der Wille da ist, Ziele zu erreichen.<br />
Sonntag, 19.10.2014<br />
9-16:30 Uhr »IMS Climbing Day by<br />
GORE-TEX®«<br />
Klettertag mit David Lama und Dave<br />
Mac Leod beim Kiku. International<br />
Mountain Summit. Unterstützt wird die<br />
Tour von Hanspeter Eisendle und<br />
seinem Team Rock. Snow & Ice(endle).<br />
18-20 Uhr Teilnahme an Abendveranstaltungen,<br />
z.B. KiKu Photo Award<br />
Montag, 20.10.2014<br />
Vormittag Abreise aus dem Hotel Millander<br />
Hof in Brixen<br />
Der BERGSTEIGER verlost zwei Plätze<br />
für den »IMS Climbing Day by GORE-<br />
TEX®«. Die Teilnehmer müssen lediglich<br />
die Anreise selbst zahlen, alles weitere<br />
ist Bestandteil des Rundum-Sorglos-<br />
Paketes.<br />
Was man draufhaben muss<br />
▪ Selbstständiger Vorstieg<br />
▪ Kenntnisse: mind. Schwierigkeitsgrad<br />
6<br />
▪ Selbstständiges Sichern<br />
▪ Mitzubringen sind: Klettergurt,<br />
Sicherungsgerät, Kletterschuhe<br />
▪ ACHTUNG: eigenverantwortliches<br />
Klettern und Sichern<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 113
PORTRÄT<br />
Bernd Arnold klettert<br />
gerne barfuß und<br />
free solo wie hier an der<br />
Großen Hunskirche.<br />
114 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
<strong>Bergsteiger</strong>-Porträt: Bernd Arnold<br />
Die Kunst<br />
des Kletterns<br />
Wer sich mit Bernd Arnold durch den Sandstein<br />
der Sächsischen Schweiz bewegt, bekommt<br />
den Eindruck vermittelt, die Felsen wären ein<br />
großes Freilichtmuseum. Nach diesem Herbst<br />
möchte die Kletterlegende in Rente gehen.<br />
Von Dominik Prantl<br />
Das Herz in der Hose:<br />
Am Anfang steht die Angst.<br />
Fotos: Archiv Arnold (2)<br />
Manchmal, wenn Bernd Arnold<br />
in seinem ruhigen<br />
Schritt an einen der Sandsteintürme<br />
läuft, die nicht<br />
weniger als die Welt bedeuten,<br />
bleibt er unvermittelt stehen. So<br />
kurz, dass es manche Begleiter gar nicht<br />
merken. Er bückt sich, greift nach einem<br />
Stein, der Stein verschwindet in der Hosentasche.<br />
Wahrscheinlich gibt es durchaus<br />
größere Macken, als Steine in der Sächsischen<br />
Schweiz aufzuklauben. Aber Arnold<br />
schaut wie ein Kletterer, der bei einem Rotpunktversuch<br />
gerade auf den Bohrhaken<br />
tritt, und er sagt, fast entschuldigend: »Ich<br />
habe Steine gern. Ich fasse sie einfach gerne<br />
an.«<br />
Auf dem Schreibtisch, an der Badewanne,<br />
in der Küche; die kleinen Steine liegen<br />
überall in Arnolds Haus, im Grunde<br />
baut sein ganzes Leben auf den Brocken<br />
des Elbsandsteingebirges auf. Von ihm<br />
stammt der Satz: »Jetzt muss man die Türe<br />
hinter sich schließen und rausgehen. Einfach<br />
rausgehen. Und schauen und klettern<br />
und klettern und spüren. Und wissen. Und<br />
wissen, dass man hier genau richtig ist.«<br />
Die Natur als Spielplatz<br />
Der Kletterer Arnold ist nicht ohne das<br />
Elbsandsteingebirge da draußen vor der<br />
Tür zu verstehen. Er nennt es gerne sein<br />
»Schneckenhaus«, weil die Heimat Geborgenheit<br />
bietet, aber in ihrer Begrenztheit<br />
beengend wirken kann. Sedimente, Druck<br />
und Erosion haben unter Mithilfe von viel,<br />
viel Zeit eine Welt aus Türmen, Tafeln und<br />
Tälern entstehen lassen. Wenn tatsächlich<br />
eine höhere Macht Hand bei der Schöpfung<br />
dieser auf merkwürdige Weise so<br />
schroffen wie gleichzeitig lieblichen Landschaft<br />
angelegt hat, so muss diese Macht<br />
im Herzen auch ein bisschen Kletterer gewesen<br />
sein. Es gibt Risse und Kanten und<br />
Verschneidungen und Wände. Je näher<br />
man hingeht an diese Felsen, desto besser<br />
sind die feinen Strukturen zu sehen, wie<br />
sie kein Kletterhallenbauer der Welt, sondern<br />
nur die Natur in den Stein meißelt.<br />
Schon lange bevor die Kletterer das Elbsandsteingebirge<br />
als Spielplatz entdeckten,<br />
zog es die Menschen in ihren Bann.<br />
Im Mittelalter dienten die Felsen als solide<br />
Basis für Burgenwarten, später übertrugen<br />
die Zeichner der Romantik die Land-<br />
schaft auf die Leinwand; Natur wurde<br />
Kunst. Der Bekannteste der romantischen<br />
Stimmungsfänger war der schwermütige<br />
Caspar David Friedrich. Arnold gefällt das<br />
Werk des malernden Naturphilosophen<br />
und Universalgelehrten Karl-Gustav Carus<br />
jedoch besser. »Weil er ein lebensbejahender<br />
Mensch war.« Es ist ein typischer<br />
Arnold-Satz.<br />
Als fünf Turner vor 150 Jahren den Falkenstein<br />
bestiegen, was zuletzt immer wieder<br />
gerne als Geburtsstunde des Kletterns<br />
Vor 150 Jahren<br />
bestiegen fünf Turner<br />
den Falkenstein.<br />
Heute wird das gerne<br />
als Geburtsstunde<br />
des Kletterns verkauft.<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 115
Wo steckt hier die<br />
letzte Sicherung?<br />
Arnold am Basteischluchtturm.<br />
INFO<br />
Der Tradition verpichtet<br />
Bereits im Jahre 1913 veröffentlichte der Jurist<br />
und Kletterer Rudolf Fehrmann die Sächsischen<br />
Kletterregeln. Sie basieren im Wesentlichen auf<br />
der Idee, den Einsatz künstlicher Hilfsmittel am<br />
Fels zu beschränken. Die Regeln wurden bis<br />
heute nur geringfügig verändert und sogar in die<br />
Nationalparkverordnung – ein Großteil der Felsen<br />
liegt auf dem Gebiet des Sächsischen<br />
Nationalparks – aufgenommen. So darf<br />
beispielsweise ausschließlich an frei stehenden<br />
Türmen geklettert werden, ganz im Sinne des<br />
Grundsatzes, dass zu jeder Tour ein Gipfel gehört.<br />
Die Verwendung von Magnesia, Keilen und<br />
Friends ist verboten. Neben – sehr sparsam – im<br />
Fels verankerten Ringen werden Schlingen zum<br />
Anbringen von Sicherungen gelegt. Selbst<br />
erfahrene Kletterer haben wegen der ungewöhnlichen<br />
Sicherungsmethoden Respekt vor den<br />
Sandsteinfelsen an der Elbe. Eine weitere<br />
Besonderheit liegt darin, dass auch heute noch<br />
oft barfuß geklettert wird.<br />
Traditionell verlangt das Klettern in der<br />
Sächsischen Schweiz eine gute Psyche und ist<br />
eher mit alpinem Klettern als reinem Sportklettern<br />
zu vergleichen. »Wenn du woanders eine 6b<br />
kletterst, dann ist die gleich vergessen. Aber hier<br />
bleibt sie dir im Kopf«, meint Bernd Arnold.<br />
Anfänger und Gebietsneulinge sind daher gut<br />
beraten, erst einmal ein bis zwei Schwierigkeitsgrade<br />
unter ihrem Leistungsstand einzusteigen.<br />
Inzwischen mehren sich die Stimmen, die Regeln<br />
zu lockern, ohne dabei zwingend die Traditionen<br />
aufzugeben. Ein Vorschlag lautet, einige für das<br />
Klettern unattraktive Gipfel der Natur zurückzugeben<br />
und dafür bestimmte Felswände für die eher<br />
spaßorientierte und weniger risikofreudige Masse<br />
der Sportkletterer zu erschließen. Auch Arnold<br />
sagt: »Dogmen sind nichts für die Ewigkeit.«<br />
Foto: TVB Sächsiche Schweiz / Frank Richter<br />
im Elbsandsteingebirge verkauft wurde,<br />
erhielten die Felsen eine weitere Bedeutung:<br />
Aus Burgfundament und Künstlermotiv<br />
wurden Abenteuerspielplätze. Für<br />
einen wie Arnold, der über die Wandkante<br />
hinaussieht, lassen sich die verschiedenen<br />
Funktionen nicht so einfach voneinander<br />
trennen. Natur, Kultur und Klettern verschmelzen<br />
bei Arnold. Es kann gut sein,<br />
dass er Journalisten bei einer ersten Begegnung<br />
erst einmal an einen Aussichtspunkt<br />
führt, von dem sich die Sächsische Schweiz<br />
überblicken lässt. Nicht zufällig sind viele<br />
Kletterfotografen der Sächsischen Schweiz<br />
auch gleichzeitig Landschaftsfotografen.<br />
Arnold sagt: »Die Landschaft beeinusst<br />
das Klettererlebnis.«<br />
Wer mit ihm den Falkenstein umrundet<br />
und seinen Erzählungen zuhört, bekommt<br />
den Eindruck, es handele sich hier um ein<br />
Museum. Jede Route gleicht einem Gemälde,<br />
von dem manche beispielhaft für eine<br />
Epoche und den Künstler stehen. Denn<br />
nach den Turnern im Jahre 1864 besuchten<br />
die jeweils Besten ihrer Zeit das kolossale<br />
Hundert-Meter-Massiv. Schuster, Fehrmann,<br />
Strubich, Brandler – alle haben sie<br />
sich in diesem Gesamtkunstwerk als Erstbesteiger<br />
auf einer der inzwischen fast 150<br />
Routen verewigt. Und kein Name taucht<br />
so häug auf wie Bernd Arnold. Er führte<br />
das Klettern in eine neue Dimension, ob<br />
am Falkenstein oder im Elbsandsteingebirge<br />
allgemein, ob nun in »Buntschillernde<br />
Seifenblasen« (IXc) oder »Vakuum« (Xb).<br />
Besuch aus Amerika<br />
Arnold ist inzwischen 67 und der Karl-Gustav<br />
Carus seiner Zunft. Genauso wie das Elbsandsteingebirge<br />
Arnold geprägt hat, einen<br />
schmalen Mann mit kräftigen Händen und<br />
Furchen im Künstlergesicht, hat Arnold<br />
seine Spuren an den Felstürmen hinterlassen.<br />
900 Erstbegehungen werden ihm zugeschrieben,<br />
die meisten davon stammen aus<br />
seiner großen Zeit in den 1970er und 80er<br />
Jahren. Das Online-Lexikon Wikipedia hat<br />
in einem breit angelegten Eintrag zur »Geschichte<br />
des Kletterns in der Sächsischen<br />
Schweiz« der »Ära Bernd Arnold (1966 –<br />
1986)« ein eigenes Kapitel gewidmet.<br />
Wenn Kletterer wie der US-Amerikaner<br />
Henry Barber während der Ära Arnold ins<br />
116 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
Fotos: TVB Sächsiche Schweiz / Frank Exß, Sammlung Joachim Schindler Dresden<br />
Klettern im Elbsandsteingebirge einst (re., 1895) und in der Gegenwart. Ein Abenteuer sind die Felsen geblieben.<br />
Elbsandsteingebirge reisten, das damals in<br />
der DDR lag und wirklich noch ein Abenteuer<br />
war, besuchten sie nicht einfach<br />
nur die Kletterfelsen. Sie besuchten auch<br />
Bernd Arnold. Er wurde zum Zentrum einer<br />
einzigartigen Insel, deren spezieller<br />
Charakter bis heute durch die Sächsischen<br />
Kletterregeln gewahrt wird (siehe Kasten).<br />
Als Wolfgang Güllich Anfang der 80er das<br />
Elbsandsteingebirge besuchte, überraschte<br />
und entsetzte der genialisch veranlagte<br />
Pfälzer mit seiner Leistungsstärke den bis<br />
dato unangefochtenen Platzhirschen. Einer<br />
von Arnolds Weggefährten schrieb einmal:<br />
»Der Meister konnte ungehalten sein, wenn<br />
man seine Kreise störte.« Arnold freundete<br />
sich mit Güllich schließlich ebenso an wie<br />
mit dem 2010 verstorbenen Kurt Albert.<br />
Damals, vor der Wende, arbeitete Arnold<br />
als Buchdrucker, 20 Jahre lang. »Ne schöne<br />
Zeit« sei das damals gewesen. Und da<br />
er nur selten so einfach in die Welt hinaus<br />
durfte, kam die Welt zu ihm. Dabei spielte<br />
auch er durchaus mit dem Gedanken, einmal<br />
wegzulaufen, raus aus dem Elbsandsteingebirge,<br />
das trotz oder gerade wegen<br />
seiner mehr als tausend Türme eine gewisse<br />
Enge ausstrahlt, hinüber in den Westen.<br />
»Aber das hätte mir mein Vater nicht verziehen.«<br />
Er lernte die Welt dennoch kennen,<br />
zuerst den Osten von der Tschechoslowakei<br />
über die UdSSR bis Nordkorea,<br />
dann den Rest, aber vor allem ihre Höhen<br />
und ihre Abgründe. Unzählige Male og<br />
er aus der Wand. Einen 25-Meter-Sturz in<br />
der algerischen Sahara überlebte er mit kaputten<br />
Wirbeln, die noch heute Probleme<br />
bereiten; am Trango Tower im Pakistan el<br />
er 1988 in eine Gletscherspalte. »Da war<br />
ich ziemlich hinüber.« Ein Jahr brauchte<br />
er, um wieder auf die Beine zu kommen.<br />
Laut Wikipedia ging die Ära Arnold 1986<br />
zu Ende. Vielleicht hat er der Ära aber einfach<br />
noch ein paar Facetten hinzugefügt.<br />
Seit der Wende 1990 leitet Arnold zwei<br />
Bergsportläden in seiner Heimatstadt<br />
Hohnstein. Vor allem im Winter, wenn die<br />
Kälte den heimischen Sandstein besetzt,<br />
sucht er die Wärme anderer Kontinente,<br />
besteigt Wände in Mali, Tasmanien, Venezuela.<br />
Allein Patagonien bereiste er 14<br />
Er lernt die Welt<br />
kennen, ihre Höhen<br />
und ihre Abgründe,<br />
von Tasmanien<br />
bis Patagonien.<br />
Weggefährten: Arnold mit Henry Barber (li., 1979) und am Fels mit Günter Lamm.<br />
Als besten Freund bezeichnet er den 2010 verstorbenen Kurt Albert (re.).<br />
Fotos: Archiv Arnold (3)<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 117
Mal. Er hat mehrere Bücher geschrieben,<br />
darunter »Zwischen Schneckenhaus und<br />
Dom«, eine durchaus bemerkenswerte<br />
Liebeserklärung an die Fähigkeit, jenseits<br />
der eigenen Grenzen zu blicken. Zuletzt<br />
hat er für ein Buchprojekt einen Aufsatz<br />
über das »Erleben der Landschaft« verfasst.<br />
Seine Tochter – »mit der kann man in<br />
jede Wand der Welt einsteigen« – ist inzwischen<br />
Mutter, weshalb Arnold mit der<br />
Opa-Rolle fertig werden muss. Menschen,<br />
die sich bei einem seiner Programme kennenlernten,<br />
trifft er heute noch manchmal<br />
an den Felsen – samt deren Kindern. Arnold<br />
ndet: »Die Menschen sind mir bei<br />
meinen Kursen ja viel wichtiger als das<br />
Klettern.« 2008 wurde er zum Ehrenbürger<br />
von Hohnstein ernannt.<br />
Wann ist eine Ära beendet? Nach diesem<br />
Herbst möchte er jedenfalls in Rente gehen,<br />
sofern man dies bei einem Kletterer<br />
sagen kann. Er will in Zukunft während<br />
der warmen Jahreszeit, die er in der Vergangenheit<br />
meist arbeitend in der Heimat<br />
verbrachte, die Felsen der Welt erkunden,<br />
»so lange ich das noch kann«. Im Elbsandsteingebirge<br />
kennt er schon jedes Massiv,<br />
jede Wand, jede Kante.<br />
Er sagt: »Ohne Fortgang keine Sehnsucht<br />
nach Zuhause.«<br />
Er wird auch weiter in dem Haus wohnen,<br />
in dem er geboren wurde. Er wird weiterhin<br />
rausgehen, die Türe hinter sich schließen<br />
und einfach klettern, ganz sicher.<br />
Aber manchmal, wenn er so ruhig auf einem<br />
der Türme sitzt, die nicht weniger als<br />
die Welt bedeuten, macht er den Eindruck,<br />
dass er jetzt gerne wo anders wäre. ◀<br />
Im Winter fühlt sich Arnold in der gesamten<br />
Welt – wie hier in Tasmanien – zuhause.<br />
Fotos: Archiv Arnold (2)<br />
TOUREN<br />
Einstieg in den Elbsandstein<br />
Mehr als 20 000 Kletterrouten gibt es in der Sächsischen Schweiz. Wir haben fünf relativ<br />
einfache Routen in fünf der zehn Klettergebiete rund um die Elbe für Sie ausgesucht.<br />
Kommt mit an den Fels!<br />
wie Pfeilerweg (V) und Ostkante (VI)<br />
probieren.<br />
2 BROSINNADEL<br />
(Gebiet: Affensteine)<br />
Alter Weg (IV) und Ostweg (V)<br />
Die Brosinnadel ist mit einer Wandhöhe<br />
von 30 bis 80 Metern etwas<br />
für Allrounder. Die leichteste Route<br />
ist der alte Weg (3 Seillängen). Wer<br />
es etwas schwieriger will, wählt die<br />
schwer abzusichernde und durchaus<br />
knackige Ostkante (V). Dafür zählt<br />
dieser Weg mit zum Besten, was<br />
das Elbsandsteingebirge in diesem<br />
Schwierigkeitsbereich zu bieten hat.<br />
4 FALKENSTEIN<br />
(Gebiet: Schrammsteine)<br />
Schusterweg (IV)<br />
Der historisch interessante Falkenstein<br />
bietet Routen in allen Schwierigkeitsgraden.<br />
Weil 1864 fünf Turner<br />
über den nach ihnen benannten<br />
Turnerweg (III) zum Gipfel stiegen, gilt<br />
der Falkenstein als die Geburtsstätte<br />
des Kletterns. Am Schusterweg (IV),<br />
der 1892 durch Oscar Schuster<br />
erstbegangen wurde, stehen selbst<br />
an weniger schönen Tagen die Seilschaften<br />
Schlange. Die Rinnen und<br />
Rippen des Weges gelten als Stück<br />
klettersportliche Allgemeinbildung.<br />
5 GROSSE HUNSKIRCHE<br />
(Gebiet der Steine)<br />
Südkante (V)<br />
Die Große Hunskirche ist ein Turm an<br />
der Nordseite des Papststeines und<br />
bietet vor allem Wandklettereien mit<br />
großen Griffen. Zudem lassen sich<br />
viele Routen – für Elbsandsteinverhältnisse<br />
– relativ leicht absichern.<br />
Gerade an der Südseite versprechen<br />
Sanduhren einigermaßen sichere<br />
Verhältnisse. Empfehlenswert ist für<br />
Einsteiger in die Sächsische Schweiz<br />
die Südkante (V), während »Verlorene<br />
Illusion« (VI+) schon weit mehr<br />
Kletterkönnen erfordert.<br />
1 TALWÄCHTER<br />
(Rathener Gebiet)<br />
Schusterweg (III) und<br />
Pfeilerweg (V)<br />
Das Rathener Gebiet strotzt nur so<br />
vor wunderbaren Felsen wie Höllenhund,<br />
Mönchstein, Gansfelsen – oder<br />
Talwächter. Dort kommen vor allem<br />
Kletterer von leichten und mittelschweren<br />
Wegen auf ihre Kosten. Am<br />
einfachsten geht es über den Schusterweg<br />
(III) auf den Gipfel, wobei man<br />
dabei recht abenteuerlich durch das<br />
Massiv von der Ost- auf die Westseite<br />
klettert. Kletterer mit etwas mehr<br />
Erfahrung können sich an Klassikern<br />
3 RAUSCHENSTEIN<br />
(Schmilkaer Gebiet)<br />
Alter Südweg (III) und<br />
Neuberweg (V)<br />
Der Rauschenstein ist als gewaltiger<br />
Brocken einer der besten Aussichtsberge<br />
in der Sächsischen Schweiz.<br />
Gleichzeitig fi ndet dort fast jeder Kletterer<br />
eine passende Route. Einfach<br />
geht es in mehreren Seillängen über<br />
den Alten Südweg (III), wobei einer<br />
kurzen Verschneidung eine Rinne<br />
folgt, in der sich der Kletterer wie in<br />
einer Murmelbahn fühlt. Ein langer<br />
Klassiker mit mehr als 100 Klettermetern<br />
ist der Neuberweg (V).<br />
118 <strong>Bergsteiger</strong> 10⁄14
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KOLUMNE<br />
Helfende Hände<br />
Der Everest hat keinen guten Leumund. Seit dem jüngsten<br />
Unglück im Khumbu-Eisfall noch weniger. Doch die große<br />
Solidarität am Berg gerät dabei völlig in den Hintergrund.<br />
Foto: privat; Illustration: Max Baitinger<br />
Billi Bierling<br />
ist 1967 in Garmisch-Partenkirchen<br />
geboren und aufgewachsen.<br />
Im Himalaya, wo sie seit<br />
2004 lebt, kletterte sie erstmals<br />
im Jahr 1998. Die Höhenbergsteigerin<br />
arbeitet für die Himalaya-<br />
Chronistin Elizabeth Hawley.<br />
Sie schreibt im Wechsel mit Axel<br />
Klemmer, Sandra Zistl und<br />
Eugen E. Hüsler über das aktuelle<br />
Geschehen in den Bergen.<br />
Wir alle haben es verfolgt. Die<br />
Lawine, die am 18. April 2014<br />
am Mount Everest 16 Sherpas<br />
aus dem Leben riss, schockierte<br />
nicht nur die <strong>Bergsteiger</strong>welt. Die Tragödie<br />
war gefundenes Fressen für die Medien,<br />
die Besteigungsethik am höchsten Berg der<br />
Welt in Frage zu stellen. Die herausragenden<br />
Rettungsbemühungen, die ich selbst<br />
am Everest-Basislager miterlebte, bleiben<br />
dabei fast unerwähnt. »Es war unheimlich<br />
anstrengend – körperlich und emotional«,<br />
erzählt mir der neuseeländische<br />
Helikopterpilot Jason Laing, nachdem er<br />
23 Mal in den Khumbu-Eisbruch geogen<br />
war, um mehr als ein Dutzend Menschen<br />
– tot und lebendig – zu bergen. »Das<br />
Teamwork am Berg war beeindruckend«,<br />
bilanziert er. Da gebe ich ihm vollkommen<br />
recht; wie schnell vergisst man die vielen<br />
helfenden Hände, die gemeinsam Verletzte<br />
retten und Tote bergen.<br />
Der Hang zum Negativen<br />
Der Mount Everest gerät immer wieder in<br />
die Schlagzeilen, jedoch unterstreichen<br />
die meisten mit Vorliebe die negativen<br />
Aspekte und ignorieren dabei die positiven<br />
News. Zeitungen und <strong>Bergsteiger</strong>-Zeitschriften<br />
sind voll mit Schlagwörtern, wie<br />
»Tod«, »verweigerte Hilfe«, »Erfrierungen«,<br />
»Ausbeutung der Sherpas«, »Schlägerei am<br />
Everest«, »unerfahrene <strong>Bergsteiger</strong>« oder<br />
»der höchstgelegene Müllberg der Welt«.<br />
Als Journalistin kann ich den Hang zum<br />
Negativen nachvollziehen; als Himalaya-<br />
<strong>Bergsteiger</strong>in habe ich jedoch auch viel<br />
Positives miterlebt.<br />
Lawinen im Khumbu Eisbruch sind nichts<br />
Ungewöhnliches – fast jedes Jahr donnert<br />
ein gewaltiges Stück Eis, das bedrohlich<br />
über dem Gletscher hängt, hinunter.<br />
Im Jahr 2009 kam dabei ein Sherpa ums<br />
Leben; zwei westeuropäische <strong>Bergsteiger</strong><br />
konnten gerettet werden. Schon damals<br />
war ich von den vielen helfenden Händen<br />
beeindruckt. Jeder wollte seinen Teil zur<br />
Rettung beitragen; die Funkgeräte liefen<br />
heiß, und egal, ob man – wie manche indische<br />
Expeditionen – nur kleine Walkie<br />
Talkies mit einer Reichweite von wenigen<br />
Metern besaß oder eine regelrechte Militärausrüstung<br />
hatte: Es wurde koordiniert,<br />
geschaufelt, geschleppt und gerettet.<br />
Das Prinzip des Miteinanders<br />
An jenem Karfreitag ist es nicht anders.<br />
Als die Basislagerbewohner – sei es<br />
Kunde, Bergführer oder Sherpa – um<br />
sechs Uhr morgens die Lawine in den<br />
Khumbu Eisbruch donnern hören, setzt<br />
man alle Hebel in Bewegung, um den<br />
Menschen zu helfen. Jason, der bereits<br />
um 8.45 Uhr mit seinem Helikopter am<br />
Unfallort ankommt, sagt: »Es erinnert<br />
mich fast an die Erstbesteigung von<br />
Edmund Hillary und Sherpa Tenzing<br />
Norgay. Alle halfen zusammen und irgendwie<br />
schafften wir es.«<br />
Sir Edmund hätte ohne Sherpa Tenzing<br />
Norgay sicherlich niemals auf dem höchsten<br />
Punkt der Erde gestanden; es ist jedoch<br />
auch eher unwahrscheinlich, dass Sherpa<br />
Tenzing 1953 ohne die Unterstützung der<br />
britischen Expedition die Welt von dort<br />
oben hätte sehen können.<br />
◀<br />
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BERGSTEIGER unter der Lupe: Leserbrief des Monats<br />
Sehr geehrte Redaktion,<br />
Die neue Möglichkeit für<br />
Abonnenten, auch das ePaper<br />
zu lesen, nde ich klasse. Wäre<br />
es möglich, die Tourenkarten<br />
auch als pdf-Datei zur Verfügung<br />
zu stellen?<br />
Matthias Prell, per eMail<br />
Lieber Herr Prell, die gesammelten<br />
Tourenkarten der letzten sieben<br />
Jahre nden Sie kostenlos als PDF<br />
auf www.bergsteiger.de (links in<br />
der Navigation unter »Premiuminhalte«).<br />
Viel Spaß beim Nachgehen!<br />
Die Redaktion<br />
Fehlerteufel<br />
Die Bilder zur Titelgeschichte<br />
in Heft 07/14<br />
(»Völlig losgelöst«) stammen von<br />
Monika Hippe, nicht Claudia Hippe.<br />
Wer über die Lage der »Locatellihütte«<br />
rätselte: Bekannter ist sie als »Drei-<br />
Zinnen-Hütte«. Im Folgeheft (»Schneller!<br />
Fitter! Höher!«, S. 93) ließen wir<br />
beim Berglauf Kohlenmonoxid entstehen<br />
– Kohlendioxid war natürlich<br />
gemeint. In Heft 09/14 sind gleich<br />
vier Fehler unterlaufen: Der Salewa<br />
MTN Trainer GTX (S. 108) kostet nur<br />
159,99 €, die »Sir Joseph Mera Jacket«<br />
(S. 99) misst verpackt nur 0,66<br />
statt 2 Liter, und die Wanderer auf<br />
S. 78–79 blicken zwar auf den Tegelberg,<br />
stehen aber am Branderschrofen<br />
(1880 m). Die Oso Sandals<br />
von Luna (S.107) kosten nur 125 €<br />
und fi nden sich unter luna-sandals.de.<br />
Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.<br />
Sagen Sie uns Ihre Meinung zum BERGSTEIGER, wir freuen uns über jede Zuschrift!<br />
Je kürzer ein Leserbrief, desto größer die Chance auf Veröffentlichung. Alle Zuschriften bitte an<br />
BERGSTEIGER, Postfach 40 02 09, D-80702 München oder E-Mail: bergsteiger@bruckmann.de<br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die abgedruckten Leserbriefe nicht die Meinung der Redaktion,<br />
sondern die der Unterzeichnenden wiedergeben. Wir behalten uns vor, Briefe vor Abdruck zu kürzen.<br />
10/14 | 81. Jahrgang<br />
Internet: www.bergsteiger.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
BERGSTEIGER<br />
Postfach 40 02 09, 80702 München<br />
Tel. +49 (0) 89.13 06 99.658<br />
Fax +49 (0) 89.13 06 99.690<br />
bergsteiger@bruckmann.de<br />
Chefredakteur Michael Ruhland<br />
Redaktion Thomas Ebert, Petra Gössl-Kubin,<br />
Dominik Prantl, Dagmar Steigenberger<br />
Assistenz Thomas Ebert<br />
Layout Tanja Beyerle, Susanne Bukvic,<br />
Melanie Dietlinger<br />
Kartographie Heidi Schmalfuß, München<br />
Illustrationen Max Baitinger<br />
Aboservice/Leserservice<br />
BERGSTEIGER-Aboservice, Postfach 1280,<br />
82197 Gilching, DEUTSCHLAND<br />
Tel. 01 80-5 32 16 17*<br />
Fax 01 80-5 32 16 20*<br />
(* 14 Cent pro Minute)<br />
leserservice@bergsteiger.de<br />
Anzeigenleitung<br />
Rudolf Gruber, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527,<br />
rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />
Anzeigenverkauf<br />
Peter Schachtl (Bergsport), Tel. +49 (0) 80 64.<br />
90 59 75, medienservice@schachtl.de<br />
Tourismus-Marketing<br />
Angelika Genat, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.550<br />
angelika.genat@verlagshaus.de<br />
Anzeigendisposition<br />
Johanna Eppert, Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />
johanna.eppert@verlagshaus.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 50, ab<br />
1. Januar 2014, www.verlagshaus-media.de<br />
Repro ludwig:media, Zell am See<br />
Druck Stürtz, Würzburg<br />
Fotos: Wikipedia, banknotenews.com, privat<br />
↗<br />
↘<br />
MITARBEITERIN DES MONATS<br />
AUFSTEIGER DES MONATS<br />
ABSTEIGER DES MONATS<br />
Billi Bierling<br />
Sie ist bereits auf vier Achttausendern gestanden: Billi Bierling ist Höhenbergsteigerin<br />
und Journalistin. Die gebürtige Garmischerin, die in Kathmandu lebt,<br />
arbeitet seit zehn Jahren ehrenamtlich für die Everest-Chronistin Liz Hawley.<br />
Von dieser Ausgabe an löst Billi Caroline Fink als Bergpredigt-Kolumnistin ab.<br />
Ein Dankeschön an Caroline für ihre tollen Kolumnen und ein Willkommen für Billi!<br />
Weihnachtsmärchen<br />
Verfrühtes Weihnachtsmärchen: In einer Hirtenhütte brachte die Wirtin der<br />
Filmoor-Standschützenhütte wenig unterhalb ihres Schutzhauses Mitte August<br />
einen Jungen zur Welt. Drei Könige – nein: Ärzte leisteten ihr während der Geburt<br />
in der 25. Schwangerschaftswoche Beistand, da der Hubschrauber sie aufgrund<br />
Schlechtwetters nicht holen konnte. Ochs und Esel waren diesmal nicht dabei.<br />
Kanadische Stilblüten<br />
Die Kanadische Zentralbank hatte bis vor kurem auf Ihrer Webseite erklärt,<br />
dass der Mount Edith Cavell aus den kanadischen Rocky Mountains auf den<br />
Zehn-Dollar-Scheinen abgebildet sein soll. Ein Architekturprofessor aus Edmonton<br />
schaute jedoch genau hin und sah zwar Berge, aber keinen Mount Edith Cavelll.<br />
Die Moral: Berge sind nicht dafür geschaffen, um damit Geld zu machen.<br />
Verlag Bruckmann Verlag GmbH,<br />
Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
www.bruckmann.de<br />
Geschäftsführer Clemens Schüssler<br />
Herstellungsleitung Sandra Kho<br />
Leitung Marketing und Sales Zeitschriften<br />
Andreas Thorey<br />
Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />
Vertrieb/Auslieferung<br />
Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel<br />
MZV, Unterschleißheim<br />
Preise Einzelheft ¤ 5,90 (D), ¤ 6,50 (A),<br />
sfr 9,90 (CH), bei Einzelversand zzgl. Versandkosten;<br />
Jahresabonnement (12 Hefte) ¤ 63,72 (D)<br />
inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Für Studenten mit Bescheinigung ¤ 49,56 inkl.<br />
Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten.<br />
Die Abogebühren werden unter der Gläubiger-<br />
Identifi kationsnummer DE63ZZZ00000314764<br />
des GeraNova Bruckmann Verlagshauses eingezogen.<br />
Der Einzug erfolgt jeweils zum Erscheinungstermin<br />
der Ausgabe, der mit der Vorausgabe<br />
ankündigt wird. Der aktuelle Abopreis ist hier im<br />
Impressum angegeben. Die Mandatsreferenznummer<br />
ist die auf dem Adressetikett eingedruckte<br />
Kundennummer.<br />
ISSN 1435–8905 • 1681<br />
Erscheinen und Bezug BERGSTEIGER erscheint<br />
monatlich. Erhältlich in Deutschland, Österreich<br />
und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />
an gut sortierten Zeitschriftenkiosken, im Fachhandel<br />
sowie direkt beim Verlag.<br />
© 2014 by Bruckmann Verlag GmbH<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts<br />
erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte<br />
Fotos und Manuskripte wird keine Haftung<br />
übernommen. Gerichtstand ist München.<br />
Verantwort lich für den redak tionellen Inhalt<br />
Michael Ruhland, Infanteriestraße 11a,<br />
80797 München.<br />
Verantwort lich für Anzeigen<br />
Rudolf Gruber, Infanteriestraße<br />
11a, 80797 München<br />
10⁄14 <strong>Bergsteiger</strong> 121
VORSCHAU NOVEMBER 2014<br />
Bayerns Kraftorte<br />
Sie leben auf Almen<br />
und im Tal, sie sind<br />
Schafzüchter, Sennerin<br />
und Alpenschamane:<br />
Fünf Bergmenschen<br />
aus Bayern verraten ihre<br />
Lieblingstouren im Herbst.<br />
AUF TOUR<br />
Walliser Fluchten<br />
Über Pässe zogen Menschen seit jeher<br />
vom Wallis in die umliegenden Gebiete<br />
und zurück. Wir präsentieren Ihnen<br />
vier Vorschläge, wie Sie das Wallis auch<br />
heute am Schönsten hinter sich lassen.<br />
&<br />
AUF<br />
REPORTAGE<br />
Wo ist Heidiland?<br />
Erst die Bergbauern machen mit ihrer<br />
Arbeit die Alpen schön – so haben es<br />
bergsteigende Umweltfreunde gelernt.<br />
Aber gilt das noch? Eindrücke von einer<br />
Reise in den komplizierten Alpen-Alltag.<br />
TOUR Schermberg – Geheimtipp im Toten Gebirge<br />
INTERVIEW Alex Honnold – Free Solo durch große Wände<br />
ALPINISMUS Kalymnos – kleines Paradies für Kletterer<br />
Der nächste <strong>Bergsteiger</strong> erscheint am 18. Oktober 2014<br />
SERVICE<br />
Der große Ausrüstungsberater<br />
für den Winter<br />
Der Kälte des<br />
Winters trotzt der<br />
Mensch seit jeher,<br />
indem er sich nach<br />
dem Zwiebelprinzip<br />
in zusätzliche Häute<br />
hüllt. Neben den<br />
ausgeklügelten Isolationsschichten<br />
zählt aber auch das Gewicht der<br />
Ausrüstung und – gerade im Winter<br />
– die Sicherheit auf Touren im<br />
verschneiten Gelände. Lesen Sie im<br />
nächsten Heft, was der Markt<br />
dazu an Innovationen bereithält.<br />
SERIE<br />
Was muss in den Rucksack?<br />
Mit Löchern in den Stiefeln kommt<br />
man am Mont Blanc nicht weit.<br />
Teil 6 der Serie »Von Null auf‘s<br />
Dach der Alpen« zeigt, was man<br />
braucht – und was entbehrlich ist.<br />
Fotos: Andreas Strauß, Campomalo / pixelio.de, Hersteller<br />
Jetzt schon aufs Weiterlesen freuen<br />
und den digitalen BERGSTEIGER entdecken!<br />
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zum Kennenlernen<br />
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um Geduld! * ab Ausgabe 07/2010<br />
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Foto: Andreas Strauß
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124 <strong>Bergsteiger</strong> 06⁄14