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Seite 4 Titelthema <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Zwischenbilanz Jukuba<br />
Ein Jahr nach der Übertragung läuft nicht alles rund<br />
Bei seiner letzten Sitzung<br />
tagte der Monheimer Jugendhilfeausschuss<br />
nicht im<br />
Rathaus, sondern im Baumberger<br />
Jugendklub. Grund<br />
dafür war das einjährige<br />
Jubiläum der Jukuba-Übertragung<br />
von der Stadt an<br />
den SKFM.<br />
Aus Kostengründen hatte<br />
das Jugendamt im vergangenen<br />
Jahr den Jugendklub,<br />
der bis dahin von städtischen<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern geführt wurde,<br />
an einen freien Träger<br />
abgegeben. Dieser Träger,<br />
der „Sozialverband Katholischer<br />
Frauen und Männer“<br />
(SKFM), bekommt seitdem<br />
einen jährlichen Zuschuss in<br />
Höhe von 87.000 €. Für die<br />
Stadt ist das günstiger als<br />
die Betreuung des Jukuba<br />
durch eigene Kräfte.<br />
Seit der Übertragung beschäftigt<br />
der SKFM jedoch<br />
nur noch zwei hauptamtliche<br />
Teilzeitkräfte, drei 400-Euro-<br />
Jobber und drei weitere<br />
Honorarkräfte im Jukuba.<br />
Im Vergleich zur Zahl der<br />
Beschäftigten vor der<br />
Übertragung ist das ein<br />
harter Einschnitt. Früher<br />
teilten sich nämlich fünf<br />
hauptamtliche Kräfte insgesamt<br />
vier Vollzeitstellen.<br />
Die beiden Teilzeitkräfte des<br />
SKFM hingegen kommen<br />
gemeinsam gerade einmal<br />
auf eine Vollzeitstelle.<br />
Diesen Unterschied holen<br />
auch die drei zusätzlich beschäftigten<br />
400-Euro-Jobber<br />
nicht wieder heraus.<br />
Besonders problematisch<br />
wird es für den SKFM, wenn<br />
eine der beiden hauptamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen krank<br />
wird. Die wöchentlich 25<br />
Öffnungsstunden stehen<br />
dann auf der Kippe. Und<br />
auch die Qualität der<br />
Angebote scheint sich verschlechtert<br />
zu haben, denn<br />
neben den normalen Öffnungszeiten<br />
bleibt den<br />
Mitarbeiterinnen einfach zu<br />
wenig Vorbereitungszeit für<br />
Aktionen und Programme.<br />
Das Jugendamt verspricht<br />
jetzt die Probleme durch<br />
eine intensive Fachberatung<br />
lösen zu helfen. Doch auch<br />
sie wird letztlich wohl an die<br />
Frage gelangen, was mit<br />
87.000 € pro Jahr in einer<br />
Jugendeinrichtung überhaupt<br />
leistbar ist.<br />
Daniel Zimmermann
Seite 5 Kommunales <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Foyer und Ensemble<br />
der ATELIERHOF-MONHEIM - ein Ort der Kooperation<br />
In der letzten Sitzung des<br />
Ausschusses für Stadtplanung,<br />
Umwelt und Verkehr<br />
wurden den Anwesenden ein<br />
neues Vorzeigeprojekt vorgestellt,<br />
dass mitten in<br />
Monheim entstehen soll und<br />
direkt auf breite Zustimmung<br />
stieß.<br />
Auf dem Gelände der Krischerstraße<br />
76, dass der<br />
Schukat GmbH & Co. KG gehört,<br />
soll der ATELIERHOF-<br />
MONHEIM gebaut werden.<br />
Weil die vorhandene Bebauung<br />
zu alt, überholt und<br />
daher nicht mehr zeitgemäß<br />
ist wird sie abgerissen werden.<br />
Stattdessen soll dort dann<br />
ein flexibles Gebäude entstehen,<br />
dass den Wünschen<br />
der Nutzer angepasst werden<br />
kann. Sowohl in horizontaler<br />
als auch in vertikaler<br />
Ebene können nach dieser<br />
Planung einzelne Räume<br />
miteinander verbunden werden.<br />
Diese Grundrissgestaltung<br />
soll dazu beitragen die<br />
sehr gute Standortqualität,<br />
die darin besteht, dass das<br />
Grundstück genau zwischen<br />
Wohn- und Gewerbebereichen<br />
liegt, zu revitalisieren.<br />
Besonders attraktiv erscheint<br />
deshalb die Möglichkeit<br />
die 2- bis 3-geschossige<br />
Bebauung, die vornehmlich<br />
für Gewerbe, Dienstleistung<br />
und freie Berufe gedacht ist,<br />
mit einer Wohnnutzung zu<br />
kombinieren.<br />
Die Planung sieht vor, dass<br />
man durch ein städtebauliches<br />
Foyer über einen Weg<br />
zu dem zentralen Ort – ein<br />
durch die verschiedenen Gebäudetypen<br />
formierter Hof –<br />
gelangt. Dieser rückwärtigen<br />
Ensebmlesteil ermöglicht<br />
dann den Zugang zu<br />
den unterschiedlichen Nutzungseinheiten<br />
und bietet<br />
auf Grund öffentlicher<br />
Durchwegung Raum für<br />
Präsentationen und Kommunikation.<br />
Qualitativ hochwertige Materialien<br />
und moderne Ausstattung,<br />
Transparenz und<br />
Flexibilität sollen den ATE-<br />
LIERHOF-MONHEIM zu einem<br />
Ort der Kooperation<br />
werden lassen.<br />
Es darf nun gespannt darauf<br />
gewartet werden, ob die<br />
Resonanz auf dieses Vorhaben<br />
bei der Bürgerbeteiligung<br />
genauso positiv sein<br />
wird, wie im Ausschuss.<br />
Lisa Riedel
Seite 6 Kommunales <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Altstadt erhalten<br />
Neue Satzung soll historische Altstadt schützen<br />
Die Altstadtsatzung kommt.<br />
Es handelt sich hierbei im<br />
Rahmen des Zielkonzeptes<br />
2020 um eine Gestaltungssatzung,<br />
in der festgelegt<br />
wird wie künftig die Gebäude<br />
der Monheimer Altstadt<br />
gebaut bzw. umgebaut werden<br />
dürfen.<br />
Ziel dieser Satzung ist der<br />
Schutz und die Wiedergewinnung<br />
des Erscheinungsbildes<br />
der historischen Monheimer<br />
Altstadt. Insgesamt<br />
besteht die Satzung aus 22<br />
Paragraphen, die sich z. B.<br />
mit den Farben der Fenster<br />
oder den Höhen und Breiten<br />
von Dachgauben beschäftigt.<br />
SPD, Grüne und wir fanden<br />
den von der Verwaltung vorgestellten<br />
Entwurf der Satzung<br />
für zustimmungswürdig.<br />
Die CDU wollte jedoch<br />
noch eigene Änderungsvorschläge<br />
in den Entwurf einbringen.<br />
Somit einigte sich der Ausschuss<br />
zunächst auf Antrag<br />
der CDU alle Paragraphen<br />
einzeln zu beraten und einzeln<br />
abstimmen zu lassen.<br />
Da aber die FDP mal wieder<br />
nicht vertreten war und aus<br />
den Reihen der CDU jemand<br />
gegen die Vorschläge seiner<br />
Partei war, kam es bei etwa<br />
90 % aller Abstimmungen<br />
zu einer Pattsituation. In<br />
diesem Fall ist der Antrag<br />
abgelehnt.<br />
Lediglich zwei Änderungsvorschläge<br />
der CDU wurden<br />
angenommen. So sind die<br />
Fenster nicht weiß sondern<br />
hell zu streichen und die<br />
Dacheindeckungen sind<br />
auch mit glänzenden Farben<br />
durchzuführen. Ebenfalls<br />
wurde während der gesamten<br />
Beratung immer wieder<br />
darauf hingewiesen, dass in<br />
Einzelfällen nach einer genauen<br />
Prüfung auch Ausnahmen<br />
gemacht werden<br />
könnten.<br />
Nach diesem Abstimmungsmarathon,<br />
der fast 45 Minuten<br />
dauerte, wurde die gesamte<br />
Altstadtsatzung mit<br />
einer Enthaltung angenommen<br />
und dem Rat weitergeleitet.<br />
Dort wurde sie ebenfalls<br />
angenommen.<br />
Der Satzung steht also<br />
nichts mehr im Weg.<br />
Daniel Ogermann
Seite 7 Intern <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Ran ans Leder<br />
<strong>PETO</strong> veranstaltet 2. Hallenfußball-Turnier<br />
Am Samstag, den 26. November<br />
<strong>2005</strong>, veranstaltet<br />
<strong>PETO</strong> ab 10.00 Uhr das<br />
zweite <strong>PETO</strong>-Hallenfussball-<br />
Turnier in der Liselotte-<br />
Diem-Sporthalle an der Geschwister-Scholl-Straße<br />
in<br />
Baumberg.<br />
Dazu sind alle herzlich eingeladen,<br />
die Spaß am Spielen<br />
oder Zusehen haben.<br />
Mitmachen können Teams<br />
mit 5-8 Mitspielerinnen und<br />
Mitspielern. Auch gemischte<br />
Teams sind gerne gesehen,<br />
also nutzt eure Möglichkeit<br />
und tretet an.<br />
Mit einem Startgeld von 10,-<br />
EURO pro Team seid ihr<br />
dabei.<br />
Für Getränke und eine kleine<br />
Stärkung wird gesorgt.<br />
Allen Mitspielerinnen und<br />
Mitspielern winken Urkunden,<br />
einige Preise und den<br />
Erst- bis Drittplatzierten<br />
jeweils ein Pokal.<br />
Für die Teilnahme ist eine<br />
Anmeldung bis spätestens 9<br />
Uhr vor Turnierbeginn Voraussetzung.<br />
Solltet ihr noch Fragen zum<br />
Turnier haben, schreibt eine<br />
kurze E-Mail an Lisa<br />
(lisa@peto.de).<br />
Weitere Informationen,<br />
sowie das Anmeldeformular<br />
sind unter<br />
www.peto.de abrufbar.
Seite 8 Komunales <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Lauf, lauf, gib nicht auf!<br />
<strong>PETO</strong> aktiv und erfolgreich beim 2. Rheinbogenlauf<br />
Es sollte ein angenehm<br />
warmer und für die <strong>PETO</strong> erfolgreicher<br />
Tag werden. Sieben<br />
<strong>PETO</strong>-Mitglieder wollten<br />
sich Punkt 15.00 Uhr nachmittags<br />
der Konkurrenz stellen:<br />
Lisa Riedel, Florian Große-Allermann,<br />
Jan-Philipp<br />
Ahl, Daniel Ogermann, Daniel<br />
Zimmermann, Michael<br />
Wirtz und ich.<br />
Durchtrainiert bis zum letzten<br />
Muskel und hochkonzentriert<br />
warten wir auf das<br />
Startsignal. Dann setzen wir<br />
uns in Bewegung. Auf der<br />
Strecke begegnen wir zahlreichen<br />
gutgelaunten Zuschauern<br />
(Streckenposten<br />
mitgerechnet), die uns<br />
anfeuern. Schon nach drei<br />
Kilometern werden mir lang-<br />
sam die Beine schwer, doch<br />
ich kämpfe. Ich möchte ins<br />
Ziel kommen und die „<strong>PETO</strong>-<br />
Ehre“ aufrechterhalten.<br />
Dank einer netten Mitläuferin,<br />
die mich mitzieht, erreiche<br />
ich dann doch noch das<br />
Ziel. Durchgeschwitzt und<br />
kaum noch fähig ein Wort zu<br />
sagen, begegne ich den anderen,<br />
die schon fast ausgeruht<br />
am Ziel stehen. Für<br />
eine reichhaltige Stärkung<br />
vor Ort ist auch gesorgt:<br />
Kuchen und Getränke, die<br />
vor allem von den Läufern<br />
dankend angenommen werden,<br />
stehen zur Auswahl.<br />
Nachdem wir durch die super<br />
Verpflegung wieder zu<br />
Kräften gekommen sind,<br />
machen wir es uns auf einer<br />
angrenzenden Wiesenfläche<br />
bequem.<br />
Anschließend lauschen wir<br />
gebannt der Siegerehrung,<br />
bei der viele Menschen den<br />
Siegern zujubeln.<br />
Die Ergebnisse unserer PE-<br />
TOaner im Überblick:<br />
5km Lauf:<br />
Jan-Philipp - 24:02<br />
Florian - 24:13<br />
Michael - 26:24<br />
Lisa - 28:16<br />
Daniel O. - 29:50<br />
Gina - 30:58<br />
Daniel Z. - 32:53<br />
Gina Schneider<br />
Cocktail-Rezepte<br />
Von Mareike Schmidt/<strong>PETO</strong>-Serie (Teil 19)<br />
Big John<br />
3 cl Scotch Whisky, 2 cl Maracujasirup, 4 cl Orangensaft, 2 cl<br />
Zitronensaft, 2 cl Ananassaft im Shaker gut mischen und in ein Longdrinkglas<br />
mit einigen Eiswürfeln geben.<br />
½ Orangenscheibe, ½ Zitronenscheibe, ¼ Ananasscheibe und 1 Cocktailkirsche<br />
auf einen Spieß stecken und über das Glas legen.<br />
Whisky Cobbler<br />
6 cl Scotch Whisky, 4 Dash Brandy, 4 Dash Triple Sec oder Cointreau<br />
gut shaken und in ein mit Crushed-Ice gefülltes Glas geben.<br />
Mit frischer Minze, 1 Streifen Orangenschale und 1 Stück Ananas verzieren.<br />
Tipp: Wer es lieber etwas weniger stark mag kann auch Triple<br />
Sec Sirup verwenden.
Seite 9 Kommunales <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Kumm los mer fiere ...<br />
Der Streit um die Nutzung der Sandberghalle geht weiter<br />
Kumm loss mer fiere, net<br />
lamentiere, jet Spass un<br />
Freud dat hät noch keinem<br />
Minsch jeschad…<br />
Schon seit vielen Jahren<br />
feiern die Schwalbenjecken<br />
die gut besuchte „schunkelnde<br />
Sandberghalle“.<br />
Bisher haben sie als Gegenleistung<br />
die ein oder andere<br />
Reparatur in der Halle, den<br />
Kabinen etc vorgenommen.<br />
So war es jeher mit der<br />
Stadt abgemacht. Nun ist<br />
eine solche Abmachung aufgrund<br />
des Vertrages zwischen<br />
Stadt und der „PPP<br />
Schulen Monheim am Rhein<br />
GmbH“ nicht mehr möglich,<br />
weil auch nicht mehr nötig.<br />
Also muss man eine andere<br />
Lösung finden.<br />
Fest steht, dass die Stadt<br />
leider aufgrund der desolaten<br />
Haushaltslage keine Geschenke<br />
machen kann. Das<br />
wäre auch eine Ungleichbehandlung<br />
gegenüber anderen<br />
(Karnevals-)Vereinen.<br />
Aber der Vorschlag seitens<br />
der CDU ist wohl mindestens<br />
ebenso unverhältnismäßig.<br />
Sie wollen einen<br />
Nutzungsvertrag aufstellen,<br />
nach dem die Schwalbenjecken<br />
4.000 € an die Stadt<br />
zu zahlen hätte. Des weiteren<br />
stellen sie „spezielle<br />
Prüfungen auf genauste Einhaltungen<br />
der Auflagen“ –<br />
sprich Besucherzahlen,<br />
Fluchtwege, etc. – zur Bedingung.<br />
Die Schwalbenjecken wären<br />
schon bereit, einen Obolus<br />
abzudrücken, aber gleich<br />
4.000 €? Das würde die Finanzierung<br />
der Karnevalsparty<br />
wohl sehr ungewiss<br />
machen. Auch denken wir,<br />
dass eine Gebühr in solch<br />
einer Höhe sicherlich einen<br />
Antrag bei der Sparkassenstiftung<br />
zur Folge hätte, aus<br />
deren (mehr oder minder<br />
großen) Topf sich die Karnevalsfreunde<br />
vom Sandberg<br />
bisher noch nicht bedient<br />
haben. Das würde natürlich<br />
dann auch für andere Vereine<br />
bedeuten, dass<br />
eventuell ihre Anträge abgelehnt<br />
oder nur eingeschränkt<br />
bewilligt werden.<br />
Immerhin herrscht jetzt<br />
schon relative Ebbe im<br />
Sparkassenfond.<br />
Klar, die Kassen sind alle<br />
leer, aber man kann das<br />
ganze wohl auch etwas<br />
übertreiben. Das Mittelmaß<br />
von 2.000 - 2.500 € wäre<br />
wohl eher angebracht.<br />
Und um es noch einmal mit<br />
den Worten einer großen<br />
Kölner Karnevalsband auszudrücken:<br />
Kumm loss mer<br />
fiere, net lamentiere…<br />
Florian Große-Allermann
Seite 10 Kommunales <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Wer die Wahl hat, hat ...<br />
Willkommen im Wahlwunderland!<br />
2003<br />
Der Tag der vermeintlichen<br />
Entscheidung über die Zukunft<br />
Deutschlands war angebrochen,<br />
die Wahl zum<br />
Deutschen Bundestag.<br />
Die Kanzlerfrage stand unbeantwortet<br />
auf weiter Flur.<br />
Sollte etwa Gerd, das kampferprobte<br />
SPD-Schlachtross,<br />
oder Angie, die durch Botulinumtoxin<br />
ewige Lächelnde,<br />
Deutschland samt Volke in<br />
eine neue Zukunft führen?<br />
Doch zuerst musste der<br />
Startschuss zur bundesweiten<br />
Stimmabgabe fallen und<br />
dieser fiktive Schuss knallte<br />
allen Wählern ab 8.00 Uhr<br />
um die Ohren. Dann passiert<br />
erstmal nicht viel. Hier<br />
und dort verirrten sich einige<br />
der 30.766 wahlberechtigten<br />
Monheimerinnen und<br />
Monheimer ins Wahlbüro<br />
und brachten ihre ein bis<br />
acht Kreuze auf den recycelten<br />
Stimmzettel.<br />
Lemminggleich wurde der<br />
Wahlveranstaltungsort im<br />
Laufe des Tages aufgesucht.<br />
Den Stimmzettel in der<br />
Hand flüchteten sie flugs<br />
hinter eine massive Blechwahlkabine,<br />
um nur Sekundenbruchteile<br />
später mit einem<br />
zufriedenen Grinsen<br />
hinter dieser aufzutauchen<br />
und den Stimmzettel in die<br />
versiegelte Wahlurne zu<br />
werfen.<br />
Punkt 18.00 Uhr ist Wahlende.<br />
Das Urnensiegel wurde<br />
gebrochen, ein Schwall aus<br />
Stimmzetteln ergoss sich<br />
auf die aneinander gerückten<br />
Tische. Sorgfältig wurden<br />
alle Stimmzettel ausgezählt.<br />
Das rote Telefon kam<br />
endlich zum Einsatz und die<br />
Zahlen wurden an das Rathaus<br />
übermittelt.<br />
Die ersten Hochrechnungen<br />
überfluteten das Land mit<br />
vorschnellen Prognosen und<br />
wilden Spekulationen. Erst<br />
langsam pendelten sich die<br />
Ergebnisse ein. Mit dem Resultat,<br />
dass keine Partei,<br />
selbst mit bekannten Koalitionspartnern,<br />
eine absolute<br />
Mehrheit hervorbrachte. Alles<br />
war wieder offen. Der<br />
Kanzler wollte Kanzler bleiben<br />
und Frau Merkel bestand<br />
darauf, Kanzlerin zu<br />
werden.<br />
Eine Wahl, keine Entscheidung,<br />
keine Einigung, keine<br />
Zukunft?<br />
Die tollsten Koalitionsmodelle<br />
wurden vorgestellt. Von<br />
Jamaica und Ampel war die<br />
Rede. Doch nach langem hin<br />
und her einigten sich SPD<br />
und CDU auf eine große Koalition,<br />
wie sie Deutschland<br />
zuletzt 1966 erlebt hatte.<br />
Schröder geht und Merkel<br />
kommt. Deutschland hat<br />
jetzt eine Bundeskanzlerin!<br />
Bitte treten Sie nicht in<br />
Kohls Fußstapfen, sie könnten<br />
Tief fallen!<br />
Michael Wirtz
Seite 11 Reportage <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Groß-Ratzia in Köln!<br />
Christian Weiffens Weltjugendtagsfazit<br />
(Anmerkung des Autors:<br />
Falls man es im Folgenden<br />
zwischen den Zeilen nicht<br />
herauslesen kann, zunächst<br />
mal im Ernst: Der Weltjugendtag<br />
war wirklich ein außergewöhnlich<br />
schönes Ereignis,<br />
das eine große (und<br />
genutzte) Chance für den<br />
christlichen Glauben und die<br />
Kirche darstellt. Und jetzt:<br />
Ernst beiseite!)<br />
Manch einer, der – so wie<br />
ich – in der Nachkriegszeit<br />
groß geworden ist (Es war<br />
nicht alles schlecht!), mag<br />
ob der heutigen Nulltarifgesellschaft<br />
mit ihren ominösobskuren<br />
Trends und Strömungen<br />
nur hilflosungläubig<br />
sein Haupt mitsamt dem<br />
lichter werdenden Haupthaar<br />
schütteln. Wenn man<br />
sich mal zu Gemüte führt,<br />
was in diesen Tagen alles als<br />
„in“ bezeichnet wird und<br />
welchen illustren Modeerscheinungen<br />
der gemeine<br />
Pöbel blindlings hinterher<br />
hechelt, kann dem beteiligten<br />
Beobachter nur ein<br />
„Gute Nacht, Marie!“<br />
entfleuchen: Unsere süßen<br />
kleinen Racker, die Kinder,<br />
unsere Zukunft, vergöttern<br />
zweifelhafte Idole, z.B. Sido,<br />
dessen IQ munter in Richtung<br />
Einstelligkeit marschiert;<br />
den bekloppten<br />
(Handy-)Frosch, der schon<br />
rein anatomisch jedem Biologen<br />
die Tränen in die Augen<br />
treibt (Nein, liebe Leser,<br />
Frösche haben kein derart<br />
gut ausgeprägtes primäres<br />
Geschlechtsmerkmal!);<br />
einen verbal Amoklaufenden,<br />
„krawalligen“ Noch-<br />
Kanzler, welcher sich ähnlich<br />
realitätsnah präsentiert, wie<br />
sämtliche Meinungsforschungsinstitute<br />
vor der<br />
Bundestagswahl.<br />
Deutschland, da wird mir<br />
bange ums Herz!<br />
Doch trotz dieser zahlreichen<br />
Verlockungen von der<br />
dunklen Seite der Macht, die<br />
den unbescholtenen Bürger<br />
ins Taumeln bringt, erhebt<br />
sich triumphierend ein neuer<br />
Trendsetter wie weiland der<br />
Phönix aus der Asche: Die<br />
Rede ist von der fortschrittlichsten,<br />
progressivsten,<br />
emanzipiertesten, erfrischendsten<br />
und weltoffensten<br />
Familie der Welt – von<br />
der katholischen Kirche! Die<br />
Menschheit ist dem Beispiel<br />
ihrer Mutter Kirche gefolgt,<br />
hat der Sünde entsagt und<br />
ist aus Sodom und Gomorra<br />
weggezogen.<br />
Im Gegensatz zum deutschen<br />
Volk und dessen Vertretern<br />
waren die im April<br />
nach Rom gerufenen Kardinäle<br />
schnell in der Lage ein<br />
neues Oberhaupt zu wählen.<br />
Zwei Tage abgeschottet bei<br />
Wasser und Brot – schon<br />
stieg weißer Rauch gen rö-
Seite 12 Reportage <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
misches Firmament.<br />
Über diese Art der schnellen<br />
Entscheidungsfindung sollte<br />
man auch mal in unserem<br />
Heimatland nachdenken, der<br />
Deutsche an sich ist eh zu<br />
„calmundesk“ (beleibt).<br />
Nicht beleibt, sondern<br />
beliebt ist dagegen Everybody´s<br />
darling Papst Benedikt<br />
XVI. Der in der Vergangenheit<br />
oftmals als Betonkopf<br />
betitelte Kardinal Ratzinger<br />
hat seine Metamorphose<br />
vom Saulus zum Paulus<br />
(bzw. zum Petrus) in<br />
Rekordzeit durchlaufen. Nun<br />
führt er mit dem frischen<br />
Wind eines 78-Jährigen die<br />
katholische Kirche aus dem<br />
gar finstren Jammertal.<br />
Diese Aufbruchstimmung<br />
war besonders im Dunstkreis<br />
eines bestimmten Ereignisses<br />
haptisch erfahrbar,<br />
und zwar nicht bei der Jahrestagung<br />
des deutschen Bisam-Beutelratten-Zuchtvereins<br />
1978 e.V. in Saalbach-<br />
Hinterglemm, sondern beim<br />
Weltjugendtag in Köln.<br />
Köln wurde zum Schmelztiegel<br />
der Kulturen, wo so<br />
manches zusammenschmolz,<br />
zumal auch Petrus<br />
seine schützende Hand über<br />
das Kölner Areal hielt und<br />
somit sämtlichen Tiefdruckgebieten<br />
zeigte, wo der<br />
Frosch die Locken hat.<br />
Alle waren gekommen um<br />
ihrem neuen Star zu huldigen,<br />
dem sympathischen<br />
Stellvertreter Petri, der die<br />
Massen und Medien wie ein<br />
Dompteur in Schach hielt<br />
und elektrisierte.<br />
Er wurde vom Jungvolk so<br />
frenetisch begrüßt, dass<br />
selbst Robbie Williams vor<br />
Neid erblassen würde.<br />
Und womit? Mit Recht!<br />
Außerdem wurde er mit<br />
Sprechchören wie „Und wir<br />
haben ein Idol Papa<br />
Raaaaatzi…“ gefeiert –<br />
Harald Juhnke wird sich vor<br />
Stolz im Grabe herumgedreht<br />
haben.<br />
Die verlorenen Schäfchen<br />
kamen reumütig zu ihrem<br />
guten Hirten zurück und<br />
gerieten in ekstatische<br />
Rauschzustände, wenn sie in<br />
100 Meter Entfernung einen<br />
winkenden weißen Punkt auf<br />
einem Kaffee-Dampfer erspähten.<br />
Doch bei allem übertrieben<br />
Hype um den ersten deutschen<br />
Papst seit der Zeit, als<br />
das letzte Mal ein Vertreter<br />
der FDP den Ausschuss für<br />
Stadtplanung, Umwelt und<br />
Verkehr von innen gesehen<br />
hat – also seit mehreren<br />
hundert Jahren –, muss<br />
man festhalten, dass sich<br />
der Pontifex wirklich gut gehalten<br />
hat. Damit hat er<br />
nicht nur seine<br />
Verbundenheit zur Jugend<br />
der Welt unter Beweis gestellt,<br />
sondern darüber hinaus<br />
auch noch bewiesen,<br />
dass man auch als Staatsoberhaupt<br />
der Arroganz,<br />
Machtgeilheit und Haartönung<br />
entsagen und dennoch<br />
sympathisch rüberkommen<br />
kann. Eine Eigenschaft, die<br />
zudem auch bei diversen<br />
Bayern in politischen Führungspositionen<br />
nicht<br />
unbedingt serienmäßig ist.<br />
Doch das steht auf einem
Seite 13 Reportage <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
anderen <strong>Blatt</strong> – genug<br />
davon. Ich möchte in diesem<br />
Bericht lieber nicht<br />
politisch werden, schließlich<br />
ist das hier ja keine Parteizeitschrift.<br />
In der Woche des Weltjugendtages<br />
war man im Prinzip<br />
nie allein. Für eigenbrötlerische<br />
Zeitgenossen und<br />
Misanthropen, die am liebsten<br />
in Ruhe dahin vegetieren<br />
wollen ohne in überhöhtem<br />
Maße mit Menschen in<br />
Berührung zu kommen, war<br />
diese Woche vermutlich eine<br />
garstig harte Probe. Denn<br />
egal wohin man sich auch<br />
wandte: Überall kreuchten<br />
und fleuchten schon aufgedrehte<br />
Pilger mit dezent<br />
blauen Rucksäcken durch<br />
die Karpaten. Dabei trat ein<br />
unangenehmer Nebeneffekt<br />
der Pilgerschar zu Tage:<br />
Diese – trotz allem sympathischen<br />
– jugendlichen Tunichtgute<br />
verhielten sich in<br />
etwa so leise wie ein<br />
Düsenjet beim Start oder<br />
wie ein röhrender Haubentaucher-Rüde<br />
auf der Balz.<br />
Da wurden Namen und Parolen<br />
skandiert, so dass jeder<br />
Alt-68er eine Träne im<br />
Knopfloch zu beherbergen<br />
hatte.<br />
Beherbergt werden mussten<br />
natürlich auch die Pilger.<br />
Das geschah entweder in<br />
einladenden Großunterkünften,<br />
die mit der Zeit atmosphärisch<br />
und geruchstechnisch<br />
erhebliche Parallelen<br />
zu einem Elefantenhaus aufwiesen,<br />
oder in Privatquartieren.<br />
Die Ankündigung,<br />
dass die Baumberger Gastfamilien<br />
eine Delegation unserer<br />
polnischen Freunde<br />
zugeteilt bekommen hatten,<br />
sorgte zunächst für steigende<br />
Verkaufszahlen von Vorhängeschlössern<br />
und Selbstschussanlagen,<br />
die Pilger<br />
trugen aber ungefähr soviel<br />
kriminelle Energie in sich,<br />
wie eine gebisslose 98-Jährige<br />
aus dem Seniorenstift in<br />
Frankfurt-Oberursel.<br />
Die jugendlichen Gäste aus<br />
allen Winkeln des Globus<br />
präsentierten sich – entfacht<br />
durch den göttlichen Funken<br />
– wirklich überdurchschnittlich<br />
freundlich, fromm und<br />
herzlich. Außerdem sorgten<br />
sie bei ihren Gastgebern mit<br />
ihrer tiefen Dankbarkeit für<br />
manch wohltuende Erquikkung<br />
des Herzens.<br />
Und da frage ich den<br />
geneigten Leser:<br />
Kann es etwas Schöneres<br />
geben als solch eine Verwöhnkur<br />
für die Seele?<br />
Müssen wir uns denn immer<br />
ans Materielle klammern?<br />
Brauchen wir etwas Großes,<br />
etwas Greifbares?<br />
Brauchen wir den Rheinanleger?<br />
Ich denke: Ja!<br />
Amen<br />
Christian Weiffen
Seite 14 Kinotipp <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Die weiße Massai<br />
Deutsches Drama erobert die Kinos<br />
„Carola, da vorne steht ein<br />
Massai!“ Vielleicht hätte<br />
Stefan seine Freundin Carola<br />
lieber nicht auf diesen<br />
Mann aufmerksam machen<br />
sollen. Dann hätten sie ihr<br />
gemeinsames Leben nach<br />
ihrem Afrikaurlaub zusammen<br />
in der Schweiz weiterleben<br />
können. Doch dafür<br />
war es nun zu spät. Carola<br />
ist fasziniert von diesem<br />
Fremden und beschließt am<br />
Flughafen,<br />
als sie eigentlich<br />
zurückfliegen<br />
soll,<br />
sich auf<br />
die Suche<br />
nach einem<br />
Mann<br />
zu machen,<br />
dessen<br />
Name<br />
das Einzige<br />
ist, was sie<br />
von ihm<br />
weiß. In<br />
einem völlig<br />
fremden<br />
Land<br />
mit einer<br />
völlig<br />
fremden Kultur macht sie<br />
sich nun auf die Suche nach<br />
ihm. Auf ihrem Weg trifft<br />
sie auf Elisabeth, die ähnlich<br />
wie sie aus Liebe zu einem<br />
Mann ihr altes Leben aufgab.<br />
Gemeinsam gelingt es<br />
ihnen Lemalian ausfindig zu<br />
machen und Carola beschließt<br />
in seinem Dorf Barsaloi<br />
mit seinem Volk, den<br />
Massai ihr weiteres Leben zu<br />
führen. Dafür muss sie aller-<br />
dings einige Opfer bringen.<br />
Nicht nur, dass sie ihr altes<br />
Leben, dass eigentlich ziemlich<br />
gut für sie lief, komplett<br />
aufgeben muss. Sie wird vor<br />
lauter neue Herausforderungen<br />
gestellt, von denen<br />
normale Menschen nicht<br />
wissen, dass diese überhaupt<br />
existieren. Sei es, an<br />
genießbares Essen zu gelangen,<br />
dass man sich aus einer<br />
entfernten Stadt holen<br />
muss, wenn man sich nicht<br />
mit über einem Lagerfeuer<br />
gegrilltem Ziegenfleisch zufrieden<br />
geben will, oder aber<br />
alleine eine Frau die gerade<br />
ein Kind gebärt versucht, in<br />
die Stadt zu bringen und<br />
das Auto mitten im Busch<br />
schlapp macht und viele<br />
weitere kulturelle und soziale<br />
Unterschiede einem das<br />
Leben erschweren. Um sich<br />
dabei selbst nicht zu verlie-<br />
ren, eröffnet sie gegen den<br />
Willen Lemalians, der mittlerweile<br />
ihr Mann geworden<br />
ist, einen kleinen Lebensmittelladen.<br />
Doch auch der<br />
macht ihr im Endeffekt nur<br />
noch mehr Probleme, weil<br />
Lemalian alles verschenkt:<br />
“Only friends and neighbours.“<br />
„Lemalian, hier im<br />
Dorf sind alle unsere Freunde<br />
und Nachbarn!“ Es<br />
kommt zu einer Reiberei,<br />
die bald<br />
alltäglich<br />
wird, weil<br />
sie einfach<br />
zu unterschiedlich<br />
sind.<br />
Dennoch<br />
bekommt<br />
Carola eine<br />
Tochter<br />
namens<br />
Sarai von<br />
ihm. Als<br />
Lemalian<br />
allerdings<br />
anfängt<br />
krankhaft<br />
eifersüchtig<br />
zu werden<br />
und<br />
sie beschuldigt einen Anderen<br />
zu haben, beschließt sie<br />
Hals über Kopf mit Sarai<br />
zurück in die Schweiz zu gehen,<br />
wo sie für immer<br />
bleibt.<br />
Der Film beruht auf wahren<br />
Begebenheiten und ist<br />
wahnsinnig emotional und<br />
tiefgründig. Es ist interessant<br />
zu sehen was für Opfer<br />
ein Mensch für die Liebe<br />
bringen kann. Jana Lang
Seite 15 Rätsel <strong>Oktober</strong> <strong>2005</strong><br />
Sudoku<br />
In die Felder des Diagramms sind die Zahlen von 1 bis 9<br />
einzutragen, wobei in jede Zeile, in jeder Spalte sowie in jedem<br />
stark umrandeten 3x3-Feld jede Zahl genau<br />
einmal vorkommt.<br />
Lösung des <strong>PETO</strong>-Sommerrätsels<br />
Kathrin Lützenkirchen gewinnt den Eis-Gutschein<br />
Sage und schreibe 14 Ratefüchse haben die richtige Lösung „IBIZA“ gewusst und eine<br />
E-Mail oder Postkarte geschickt. Die glückliche Gewinnerin heißt Kathrin Lützenkirchen.<br />
Sie freut sich über einen Eis-Gutschein des Eiscafés „Dolumiti“ im Wert von 15,- €.<br />
Herzlichen Glückwunsch!!