STRASSENBAHN MAGAZIN Steil hinauf (Vorschau)
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11/2014 | Nov. € 8,50
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Betriebe
Fahrzeuge
Geschichte
InnoTrans 2014: Das sind
die neuen Straßenbahnen
Achtung
Gefälle!
Die steilsten
Straßenbahnstrecken
von Neunkirchen
bis Lissabon
Bis zu 149 ‰ Steigung
Herausforderung für Technik und Fahrzeuge
8 Betriebe,
157 Wagen
Eingestellt vor 25 Jahren:
Die Linie 305 Bochum – Herne
Maximumwagen zwischen
Danzig und Merseburg
Die Straßenbahn in Sarajevo:
Von Schmal- zu Normalspur
Ein Jahr mit Tram,
Bim & Drämmli.
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Zweiwöchiger Wandkalender
»Straßenbahn 2015«
Bitte einsteigen: Stimmungsvolle Motive
aus der ganzen Welt der Straßenbahnen
begleiten Sie durchs Tram-Jahr. Von altgedienten
Klassikern wie dem Düwag-
Triebwagen in Düsseldorf, Reko-Triebwagen
in Halberstadt, P-Wagen in München und
Tatras in Berlin und Strausberg bis hin zu
den topmodernen Trams wie Citadis und
Combino bietet dieser Kalender spannende
Szenen aus dem Straßenbahn-Alltag.
Der zweiwöchige Kalender bietet insgesamt
26 Farbaufnahmen.
36,5 x 25,5 cm
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sFr. 26,90 € 17,99
ISBN 978-3-86245-788-5
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Einsteigen, bitte …
Zeitlos schön?
Stimmen Sie ab
Endlich war es wieder so weit: Ende
September lud die Fachmesse „InnoTrans“
zur großen internationalen
Leistungsschau der Schienenfahrzeughersteller
nach Berlin ein.
Aufgrund eines eingerissenen Bandes am
Sprunggelenk war ich allerdings gezwungen,
während aller Öffnungstage im Büro
am Schreibtisch zu bleiben. Doch zahlreiche
Leser und Mitarbeiter des STRASSEN-
BAHN MAGAZIN versorgten mich mit
weit über 100 Aufnahmen vom Gelände
am Funkturm. Dafür möchte ich mich
heute ganz herzlich bedanken.
Wie alle Besucher der diesjährigen Inno-
Trans war ich von der Vielfalt und Menge
der dort ausgestellten Stadt- und Straßenbahnwagen
begeistert. Neben vertrauten
Konstruktionen zum Beispiel aus meinem
Heimatland Sachsen von Bombardier
Transportation oder HeiterBlick musterte
ich interessiert vor allem auch die Fotos der
Wagen von in Deutschland bisher eher un-
Was halten Sie von einem phantasievolleren Design und Verzierungen
bei Stadt- und Straßenbahnwagen?
• Sehr viel – die Zeit der „kantigen Klötze“ ohne Gesicht und Wärme
sollte vorbei sein. Dadurch steigert sich der Reisekomfort.
• Das klingt ja schön und gut, treibt aber nur die Herstellungs- und
damit auch Beschaffungskosten der Wagen unnötig in die Höhe.
• Vorsicht! Ein Design unterliegt m. E. dem Zeitgeist. Neutral gehaltene
Wagen sind auch noch nach drei Jahrzehnten akzeptabel …
Stimmen Sie online ab: www.strassenbahn-magazin.de
bekannten Herstellern. An den Aufnahmen
des „Artic“ von Transtech blieben meine
Augen besonders lange haften, ohne dass
ich am Anfang wusste weshalb.
In der folgenden Stunde war es meine
Aufgabe, für kommende Beiträge eingereichte
Werkaufnahmen vor teils weit über
100 Jahren gebauter Straßenbahnwagen zu
sichten. Fasziniert betrachtete ich dabei die
damals innen wie außen verarbeiteten Edelhölzer
mit ihrer wunderbaren Maserung.
Im nächsten Augenblick war ich in Gedanken
wieder bei der InnoTrans: Das war mir
beim „Artic“ so in die Augen gestochen:
sein zeitlos schönes Holzimitat!
Nun ist Schönheit bekanntermaßen immer
ein subjektives Empfinden – und Design
ist nicht alles, auf was es bei einem
Straßenbahnwagen ankommt. Selbstredend
stehen seine technische Ausgereiftheit und
Tauglichkeit an erster Stelle. Doch gerade
diese Eigenschaften sollten ja zu den
Grundvoraussetzungen eines Markteintrittes
gehören … – weshalb neben der ebenfalls
elementaren Frage nach dem Preis eines
Fahrzeuges das Design durchaus eine
Rolle spielt. Das bestätigt mir
auch die Begeisterung der Inno-
Trans-Besucher für die Gestaltung
des Himmels in Vosslohs
Tramlink für die Rostocker
Straßenbahn AG. Aber wie denken
Sie, lieber Leser, über die
Wertigkeit des Designs eines
Straßenbahnwagens?
Das Design des auf
der InnoTrans vor -
gestellten „Artic“
der finnischen
Firma Transtech
sorgte in Berlin für
Gesprächs stoff. Am
20. Oktober fährt er
in Würzburg Probe
SEBASTIAN SCHRADER
André
Marks
Verantwortlicher
Redakteur
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
3
Inhalt
TITEL
Steil hinauf – Superlative in Deutschland und darüber hinaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Betriebe
TITEL
Steil, steiler am steilsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Die steilsten Straßenbahnen im Adhäsionsbetrieb – Die Frage
stellt sich immer und immer wieder: Welche deutsche Strecke im Adhäsionsbetrieb
war die steilste – welche ist es heute? In der Literatur kursieren
dazu viele widersprüchliche Angaben. Schaut man ins Ausland, wird es
noch interessanter …
Über Höhen und Tiefen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
120 Jahre Straßenbahn in Zwickau – Auch der Betrieb im westsächsischen
Zwickau feierte im diesem Jahr ein rundes Jubiläum: Seit dem 6.
Mai 1894 ist die Straßenbahn in der Stadt unterwegs, die sich schon kurz
danach zu einem Zentrum des Automobilbaus entwickelte …
Zurück in die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Besançon wieder mit Straßenbahn – Nach 62 Jahren schienenfreier
Zeit rollen seit dem 30. August im Osten Frankreichs wieder Straßenbah-
STRASSENBAHN im Modell
Alte Wikingteile, neues Gleisdreieck . . . . 76
Michael Bachmann hat seine kombinierte Eisenbahn-/Tramanlage im
Maßstab 1:120 ausgebaut und ein neues Gleisdreieck geschaffen
nen durch die Innenstadt von Besançon, dem Verwaltungssitz des Départements
Doubs. Aber welche Besonderheiten weist das neue Netz auf?
TITEL
Einzigartige Betriebs geschichte . . . . . . . . . . . . 38
Die Straßenbahn in Sarajevo (Teil 1) – Ihre Anfänge lagen in einer
1885 eröffneten Pferdebahn – als vierte Stadt in der k. k. Monarchie erhielt
Sarajevo zehn Jahre danach eine elektrische Straßenbahn, ebenfalls mit
760 Millimeter Spurweite. Aber wieso kamen später PCC-Wagen dorthin?
Regio-Tram statt Zahnradbahn . . . . . . . . . . . . . 44
Projekt Durchmesserlinie Trogen – St. Gallen – Appenzell – In
der Ostschweiz entsteht bald eine etwa 30 Kilometer lange Regio-Tram. Sie
wird sowohl historisches Straßenbahntrassee als auch klassische Eisenbahnstrecken
nutzen. Aber was ist genau für dieses Vorhaben geplant?
Titelmotiv
Am 12. Mai 1963 fuhr
der Neunkirchner Tw 1
in den 11,1-Prozent-
Abschnitt der Hüttenbergstraße
ein
WILHELM ECKERT,
SLG. WOLFGANG MEIER
4 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Besancon: Zurück im Straßenbahnzeitalter 36 St. Gallen: Neues Regio-Tram-Konzept 44
InnoTrans: Alle Neuheiten auf einen Blick 48 Mannheim: Rückkehr des Tw 455 58
Fahrzeuge
RUBRIKEN
„Einsteigen, bitte ...“ . . . . . . 3
Bild des Monats . . . . . . . . . . 6
Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Nächster Halt . . . . . . . . . . . . 29
TITEL
Laufsteg für Flirts & Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Die InnoTrans-Neuheiten 2014 – Ende August fand auf dem Messegelände
in Berlin die Leistungsschau der Schienenfahrzeughersteller statt ....
Als es auf die Größe ankam . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Maximumwagen in Mitteldeutschland und im alten Ostdeutschland
– Auch in Städten wie Breslau, Danzig, Magdeburg und Schwerin sammelten
die Betriebe vor ca. einem Jahrhundert ihre Erfahrungen mit den ungewöhnlichen
Vierachsern. Die Fahrzeuge bewährten sich unterschiedlich …
TITEL
Ein Mannheimer kommt heim . . . . . . . . . . . . . . 58
Die Rettung eines GT6 Typ Mannheim – Kurz vor Weihnachten 2013
kehrte ein Düwag-GT6 vom Typ Mannheim aus Helsinki in die kurpfälzische
Metropole zurück. Aber welche Vorgeschichte hat der Tw 455?
Einst & Jetzt . . . . . . . . . . . . . 62
Forum, Impressum . . . . . . . . 80
Vorschau . . . . . . . . . . . . . . . 82
Das besondere Bild. . . . . . . . 83
Geschichte
TITEL
Als die Zeit stillstand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Die letzten Jahre von Bochums Linie 305 – Bis zum 2. September
1989 verkehrte zwischen der Bochumer Innenstadt und Herne die Straßenbahnlinie
305. Am gleichen Tag nahm vor 25 Jahren die U35 ihren Betrieb
auf. Zuvor war die Linie 305 eine Hochburg für klassische Düwag-GT6 …
Nie wieder Krieg! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Der Zweite Weltkrieg in Aachen
vor 70 Jahren – In Vorbereitung einer
Veröffentlichung fiel Reiner Bimmermann
eine Aufnahme vom Geschehen
vor den Toren der Stadt Aachen
vor fast auf den Tag genau sieben Jahrzehnten
in die Hände. Doch was hat es
damit auf sich?
Goldene Zeit für Beiwagenfreunde . . . . . . . 70
Die Nürnberger Straßenbahn vor 20 Jahren – Im März 1994 besuchte
ein Oldenburger Nahverkehrsfreund im Rahmen seiner Bayernreise auch
die Frankenmetropole. Hier galt sein Hauptinteresse den unverwechsel -
baren Vier- und Sechsachsern. Aber er beobachtete auch andere Dinge …
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
5
Bild des Monats
Bild des Monats
Verstärkung aus Halle an der Saale in Brandenburg
an der Havel: Die an ihrem neuen Dienstort von den
Verkehrsbetrieben am 23. August offiziell in Betrieb
genommenen Triebwagen 104 (ex HAVAG-Tw 500)
und 105 (ex HAVAG-Tw 501) sind nun regulär vor
allem auf der Linie 1 im Einsatz. So hielt Bodo Schulz
am 28. August den Tw 104 neben dem markanten
Steintor aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
im Bild fest. Auf der linken Bildseite ragt hingegen
der Turm der St. Katharinenkirche nach oben.
6
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Bild des Monats
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014 7
Meldungen aus Deutschland,
aus der Industrie und aus aller Welt
Visualisierung der künftigen Station Kirchplatz an der Wehrhahn-Linie. Die Inbetriebnahme 2015 bringt viele Veränderungen
GRAFIK: STADT DÜSSELDORF
Düsseldorf: Kritikpunkte an Linienreform
Im Schatten der Wehrhahn-Linie
Im Oktober 2015 eröffnet die
Rheinbahn die rund 800 Millionen
Euro teure und 3,4 Kilometer unterirdisch
verlaufende „Wehrhahn-Linie“.
Damit gehen umfassende Änderungen
im Liniennetz einher: Schon 2012
beschloss der Stadtrat, ein neues Linienkonzept
mit den folgenden wesentlichen
Änderungen umzusetzen:
Aus den Linien 703 und 712 werden
die U72 und U73, wobei die U73
künftig bis zur Universität fährt. Eine
neue Linie U71 führt von Benrath
über das Zooviertel nach Mörsenbroich
und Rath, eine Erweiterung
zum ISS-Dome ist vorgesehen. Diese
drei Linien nutzen als „Niederflur-U-
Bahn“ den neuen Tunnel. Auch andere,
teils langjährige Linienbeziehungen
sind betroffen: So unterbricht die
Rheinbahn ihre traditionelle Ringlinie
706 ab Oktober 2015, ebenso soll die
bisherige Linie 708 zugunsten der
U71 im nördlichen Abschnitt sowie
der Linie 707 auf dem Streckenast
nach Hamm entfallen. Der kurze Abschnitt
Birkenstraße – Uhlandstraße
verliert den Straßenbahnverkehr komplett.
Alle Änderungen beschloss der
Stadtrat bereits in der ersten Fortschreibung
des Nahverkehrsplans im
April 2012.
Neue Planspiele
nach Kommunalwahl
In einigen Stadtteilen regt sich dagegen
Widerstand, insbesondere weil
durch die Kommunalwahlen im
Mai/Juni 2014 neue politische Mehrheitsverhältnisse
entstanden. Der
neue SPD-Oberbürgermeister Thomas
Geisel möchte Vorrang für den Nahverkehr
sowie Taktverdichtungen. Der
vornehme Stadtteil Düsseltal mit dem
Zooviertel zwischen Brehmplatz und
Grafenberger Allee ist bislang durch
die 708 gut an den Hauptbahnhof angebunden.
Wenn hier statt der 708 die
neue U71 zum Wehrhahn-Tunnel fährt,
ist die Direktverbindung zum Bahnhof
passé. Schon früh positionierte sich
die Bezirksvertretung gegen diesen
Plan, seit den Koalitionsverhandlungen
ist Bewegung in der Sache. Ein
neuer Vorschlag sieht vor, die 708
nicht nur zu erhalten, sondern bis zur
im Bau befindlichen Fachhochschule
in Derendorf zu verlängern. Möglich
scheint alternativ eine Busverbindung
anstelle der 708.
Wie es weitergeht, ist offener als
zuvor: Während weite Teile der Politik
nun für ein zumindest vorübergehenden
Erhalt der Linie sind, appelliert die
Rheinbahn an die Entscheider, beim
2012 beschlossenen Plan zu bleiben,
der komplett durchgerechnet sei. Aus
dem Stadtbezirk 7 – zu dem unter anderem
Gerresheim und Grafenberg
zählen – regt sich Widerstand gegen
den geplanten Entfall der Verstärkerlinie
713, die den wichtigen Umsteigeknoten
Gerresheim Krankenhaus mit
der Altstadt verbindet. Zwar soll als Ersatz
künftig statt bisher nur jede zweite
Bahn jeder Wagen der Linie 709
8
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Deutschland
Ohne Zukunft: Die Verstärkerlinie 713 – hier an der Heinrich-Heine-Allee –
ist für 2015 zur Einstellung vorgesehen MICHAEL BEITELSMANN (2)
Soll eingestellt werden: Die Linie 708, hier an der Haltestelle Birkenstraße,
entfällt mit Eröffnung des Wehrhahntunnels
nach Gerresheim Krankenhaus fahren,
die 709 verläuft aber am eigentlichen
Stadtzentrum vorbei.
Weiter Straßenbahnen
in der Altstadt?
Im Zuge der Wehrhahn-Linie ist auch
die Verlagerung der Linien 706 und 715
aus der Achse zwischen Jan-Wellem-
Platz und Bilk Bahnhof auf die parallel
verlaufende Berliner Allee vorgesehen.
Schließlich möchten die Verkehrsplaner
vermeiden, dass über dem neuen Tunnel
überhaupt Straßenbahnlinien verlaufen.
Diese Maßnahme stößt nun auf
große Kritik von Politikern aus dem
Stadtbezirk Eller, die sich – ebenso wie
die Gerresheimer – um ihre bewährte
Verbindung zur Altstadt gebracht sehen.
Da aber die Stadt Düsseldorf wohl
kaum einen teuren Tunnel baut und
gleichzeitig auf dem gleichen Abschnitt
oberirdischen Bahnverkehr zulässt, be-
stehen wenig Chancen auf die Verwirklichung
dieser Forderungen. Zumal mit
der bestehenden U75 die Altstadt weiterhin
umsteigefrei erreichbar ist. Dennoch
bleibt festzuhalten, dass die Nahverkehrsanbindung
der Altstadt auch
nach der U-Bahn-Eröffnung nicht optimal
ist. Für die Verkehrspolitiker gibt es
noch viel Arbeit, um intelligente Vorschläge
für einen akzeptablen Oberflächenverkehr
auszuarbeiten, die die Förderfähigkeit
der U-Bahn-Bauten nicht
beeinträchtigen.
Die Strecke zum ISS-Dome
Schon zur Eröffnung der neuen Großhalle
„ISS-Dome“ im Düsseldorfer
Norden 2006 sollte die Verlängerung
der Straßenbahnlinie 701 über den
Endpunkt Rath S-Bahnhof hinaus bis
zum ISS-Dome fertiggestellt sein, damit
beispielsweise die Besucher der
Eishockeyspiele und Konzerte per
Bahn an- und abreisen können. Im
Mittelstreifen der großzügig ausgebauten
Theodorstraße ist genügend
Platz für die Trasse, auch eine Wendeschleife
ist längst vorgesehen. Aber an
der Verbindung zwischen jetziger Endstelle
und der Kreuzung Theodorstraße/Am
Gatherhof sorgen ungeklärte
Grundstücksgeschäfte im Trassenverlauf
für Bauverzug. Zwischenzeitlich
bezweifelten Beobachter sogar die
Ernsthaftigkeit der städtischen Bemühungen
in dieser Frage. Der bisherige
Rheinbahn-Aufsichtsratschef Andreas
Hartnigk stellte nun aber, wenn alles
gut laufe, noch für 2015 den Baubeginn
der Trasse in Aussicht.
Braunschweig
Nachtverkehr wird
testweise eingeführt
MBE
Der Verwaltungsausschuss der Stadt
Braunschweig hat am 23. September
die Einführung eines Nachtverkehrs in
den Nächten von Freitag zu Samstag
und von Samstag zu Sonntag beschlossen.
Ein durchgängiger Stundentakt
schließt die derzeit vorhandenen Lücken
in diesen Nächten, bislang bestand
in der Nacht Freitag/Samstag um
ein Uhr der letzte Anschluss am Rathaus
und Samstag/Sonntag um zwei
Uhr. Das neue Nachtangebot soll im
Dezember starten. Nach vorliegenden
Schätzungen kostet die Angebotsausweitung
rund 280.000 Euro pro Jahr,
die Politiker haben dem für zunächst
ein Jahr zugestimmt und erwarten im
zweiten Halbjahr 2015 eine Einschätzung
über den Nutzen des Projekts.
Bereits nach 1990 gab es ein Nacht -
liniennetz mit eigenen Linien, dieses
entfiel jedoch nach 2000 als Sparmaßnahme.
Durch den erfolgten Oberbürgermeisterwechsel
von CDU auf SPD
und der Umwandlung der Braunschweiger
Verkehrs-AG zur Braunschweiger
Verkehrs-GmbH am 28. Juli 2014 hat die
Politik über die Stadt mehr Einfluss auf
die Geschicke des Unternehmens.
Bremen
25 Jahre Freunde der
Bremer Straßenbahn
JWG
Im Jahr 1989 gründeten Interessierte
den Verein „Freunde der Bremer Straßenbahn
e.V.“ (FdBS) mit dem Ziel, historische
Fahrzeuge zu erhalten, aufzuarbeiten
und einzusetzen sowie die
Geschichte des Nahverkehrs in der Hansestadt
zu erforschen. Das stellte sich
als günstiger Zeitpunkt heraus, denn
bereits kurz darauf stand die Ausmuste-
Bremen
Nach Ausscheiden des Technischen
Direktors der BSAG, Wilfried
Eisenberg, zum 1. August beschloss
der Aufsichtsrat im September
die Neuordnung des Vorstands.
Danach wird die Stelle
gestrichen und ihr Aufgabenbereich
verteilt. So übernimmt Hajo
Müller, der kaufmännische Vorstand
mit den bisherigen Geschäftsfeldern
Finanzen, Marketing
und Vertrieb die Funktion des Vorstandssprechers
sowie die Bereiche
Fahrzeuge, Unternehmensentwicklung
und Öffentlichkeitsarbeit;
der Arbeitsdirektor Michael Hünig
erhält den Sektor Infrastruktur, Betrieb
und Planung.
AMA
Bad Schandau
Am 2. September stürzte am
frühen Morgen ein etwa 50 Tonnen
schwerer Gesteinsbrocken
zwischen der Haltestelle Pflanzengarten
und dem Depot auf
die Kirnitzschtalstraße. Infolge
der Beräumung der Schadstelle
sowie notwendiger weiterer
Sprengungen zur Sicherung des
lockeren Felshangs fuhr die Kirnitzschtalbahn
in Folge nur eingeschränkt
zwischen Depot und
Lichtenhainer Wasserfall. Den
durchgehenden Straßenbahnverkehr
wollte der Betreiber
OVPS abhängig vom Stand der
Sicherung des Felsens Anfang
Oktober wieder aufnehmen. MSP
Krefeld
Die ersten Krefelder Flexity
Outlook C (FOC) der zweiten
Serie von Bombardier sind im
September nach mehr als dreimonatiger
Erprobungsphase erstmals
in den Fahrgasteinsatz gelangt.
Die Anlieferung des ersten
Wagens erfolgte am 23. Mai. Die
Wagen mit den Nummern 660
bis 671 fertigt Bombardier Austria
in Wien, die Fahrwerke stammen
aus dem Werk in Siegen. Sie
unterscheiden sich nur in Details
von der ersten Serie (Tw 601 bis
619). Nach und nach verdrängen
sie nun die noch verbliebenen
Düwag-M8C, von denen künftig
noch etwa sechs Fahrzeuge als
Reserve dienen sollen. MBE
rz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet kurz gemeldet
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
9
Aktuell
Mönchengladbach: Nach 46 Jahren kehrte der ex Tw 26 am 8. September aus
Aachen wieder zurück. Hier ist seine Aufarbeitung geplant STEPHAN VÖLKER
Bochum: Weit fortgeschritten zeigte sich der Bau eines eigenen Bahnkörpers
an der Wattenscheider Straße am 6. September MICHAEL BEITELSMANN
rung der letzten Großraumzüge an, die
nicht auf den Schrott gingen, sondern in
die Obhut des Vereins gelangten.
In Zusammenarbeit mit der BSAG
begannen die Vereinsmitglieder historische
Fahrzeuge aufzuarbeiten und
fanden im Sebaldsbrücker Depot eine
Bleibe. Hier befindet sich heute das
Museum „Das Depot“, in dem eine
beachtliche Flotte regelmäßig auf
Rundfahrt- und Themenlinien eingesetzter
Fahrzeuge stationiert ist.
Am 13. und 14. September beging
der Verein sein 25-jähriges Bestehen
mit einem umfangreichen Programm,
zu dem neben anderen Attraktionen
Fahrten mit historischen Straßenbahnen
zwischen Sebaldsbrück und dem
Weserwehr, Modellbahnausstellungen
und Gastomnibusse gehörten. AMA
Mönchengladbach
Letzter Tw nach 46
Jahren zurückgekehrt
In den frühen Morgenstunden des
8. September begann auf dem Bus-Betriebshof
der Aachener Straßenbahn
und Energieversorgungs-AG (ASEAG)
die Verladung des historischen Triebwagens
1016, ehemals Tw 26 in Mönchengladbach.
Sein neues Übergangsquartier
ist eine frühere Fabrikhalle in
Mönchengladbach-Lürrip. Damit kehrte
nach 46 Jahren ein Stück Mönchengladbacher
Stadtgeschichte in die Heimat
zurück, bildete die Straßenbahn
doch 72 Jahre lang das Rückgrat des
Nahverkehrs in Mönchengladbach und
Rheydt.
Für die Aufarbeitung und die künftige
Nutzung des Fahrzeugs existiert
bereits ein Konzept. Die vorab in Aachen
durchgeführte Bestandsaufnahme
kam zu dem Ergebnis, dass sich
die Substanz des Wagenkastens dank
guter Pflege seitens der ASEAG in einem
erfreulich guten und absolut erhaltungswürdigen
Zustand befindet.
Ein Aufarbeitungsplan schlüsselt auf,
welche Arbeiten in welchem ungefähren
Umfang erforderlich sind. Abschließend
soll das Fahrzeug wieder
seine Mönchengladbacher Lackierung
in Creme mit blauen Zierstreifen erhalten.
Das spätere Nutzungskonzept
sieht eine Aufstellung unter einem Regenschutzdach
auf der Außenfläche
des neuen Hugo Junkers Hangar am
Flughafen Düsseldorf-Mönchengladbach
vor. Der Innenraum des Fahrzeugs
soll zur Hälfte den Original-Zustand
zeigen, die andere Hälfte steht
künftig als Veranstaltungsraum für Tagungen
oder kleinere Dinner-Events
zur Verfügung. Alle Interessenten sind
eingeladen, das Projekt zu unterstützen.
Weitere Informationen gibt es dazu
unter www.Tw26.de. AL/MSP
Bochum
Neue Trasse
der Linie 302
Die Neutrassierung der Linie 302
zwischen Bochum-Hamme und Bochum-Wattenscheid
schreitet voran.
Der komplizierte Neubau des Autobahnkreuzes
Bochum-West an der A
40 erfordert den vollständigen Neubau
der Gleislage entlang der Wattenscheider
Straße. Nachdem im Vorjahr bereits
die Straßenbahnbrücke über die Autobahn
in Betrieb ging und der Abriss der
alten Brücke im Zuge der Wattenscheider
Straße erfolgte, bindet die Bogestra
als letzten Schritt ein kurzes Stück
neue Trasse zwischen der Bahnüberführung
am Thyssen-Krupp-Werksbahnhof
und dem früheren Abzweig
zum Donezk-Ring an ihr Netz an.
Im Sommer verzögerten die Verfüllarbeiten
eines alten Bergbauschachtes
die Arbeiten, inzwischen ist der rund
150 Meter tiefe ehemalige Zechenschacht
im Bereich der Wattenscheider
Straße mit Spezialbeton verfüllt. Dadurch
verschob sich das Verschwenken
der Trasse um rund einen Monat. Künftig
steht der Linie 302 an dieser stauträchtigen
Stelle ein vollständig eigener
Gleiskörper zur Verfügung. MBE
Dresden
Letzter Abschnitt
der Linie 2 erneuert
Nach sechsmonatigen Bauarbeiten
fahren seit 27. September wieder Straßenbahnen
auf der Pennricher Straße.
Damit ist der vor 20 Jahren als „Pilotprojekt
Linie 2“ begonnene stadt-
Bremen: Anlässlich des 25. Jubiläums der „Freunde der Bremer Straßenbahn e.V.“ (FdBS) fand am 13. September im Depot Sebaldsbrück diese Parade
statt. Zu sehen sind unter anderem der in Aufarbeitung befindliche Tw 3530 und der aus Norrköping heimgekehrte Tw 801
JENS WINNIG
10
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Deutschland
Hannover
TW2000 auf Linie 10
Vom 31. August bis einschließlich 10. September
sperrte die üstra in Hannover die oberirdische
Innenstadt-Stadtbahnstrecke der Linien 10 und 17
über Steintor und Hauptbahnhof zum Aegidientorplatz.
Hintergrund für diese Sperrung ist die überfällige
Grunderneuerung mit Aufweitung des Gleismittenabstandes
in der Kurt-Schumacher-Straße.
Die von Ahlem kommende Linie 10 fuhr in dieser
Zeit – wie bei größeren Störungen, dem Marathon
und im Nachtsternverkehr üblich – über die Tunnelstrecke
A bis zur Kehranlage Hauptbahnhof. Die
normalerweise dort kehrende Linie 8 fuhr, wie sonst
nur in der Frühspitze üblich, mit einem zusätzlichen
Zug verlängert um drei Haltestellen bis zur Kehranlage
Dragonerstraße. Die Linie 17 (Wallensteinstraße
– Aegidientorplatz) hatte die üstra ab Goetheplatz
auf die Relation zum Betriebshof Glocksee
verkürzt.
Erstmals kamen in diesen Wochen auf der Linie
10 auch Stadtbahnwagen TW2000/2500 zum Einsatz,
da die dem entgegenstehenden Zwangspunkte
durch die Sperrung entfielen. Das war offenbar
auch als kleines „Bonbon“ für die Fahrgäste gedacht,
da beim TW2000 die vier Schiebetritte etwas
leichter zu überwinden sind als die drei Stufen der
TW6000 – Hochbahnsteige sind auf dem Ahlemer
Streckenast noch in der Minderheit. Höhere Verspätungsanfälligkeit
infolge starker Streckenbelegung
zeigten indes, dass die Verlegung der Linie 10 in
den A-Tunnel – wie von einigen Gegnern der oberir-
Hannover: Umgeleitete Linie 17 und TW2000 auf der Linie 10 an der Haltestelle Glocksee am
4. September. Links im Hintergrund die Stadtbahn-Hauptwerkstatt ACHIM UHLENHUT
dischen Innenstadtstrecke gefordert – keine Dauerlösung
ist.
üstra für weitere 22,5 Jahre
Nahverkehrsdienstleister in Hannover
Die Region Hannover plant, die üstra für weitere 22,5
Jahre zu beauftragen, den Stadtbahnverkehr und zum
Teil auch den Busverkehr im Gebiet des Großraumverkehrs
Hannover (GVH) zu betreiben. Der Auftrag
soll ab dem 25. September 2015 gelten. Voraussetzung
ist ein entsprechender Beschluss der Regionsversammlung.
Die Sicherheit, dass keine Bewerbung
eines Konkurrenten dazwischenkommen kann, gibt
es seit Ende August. Im März 2014 hatte die Regionsversammlung
beschlossen, dass die Region im EU-
Amtsblatt bekannt gibt, dass eine Neuvergabe an die
üstra geplant sei. Diese Möglichkeit haben kommunale
Aufgabenträger, wenn sie Verkehrsleistungen direkt
an ein Tochterunternehmen vergeben wollen. Innerhalb
einer Frist von drei Monaten können
Mitbewerber ihrerseits Interesse anmelden und damit
einen Genehmigungswettbewerb auslösen. Im Fall
der üstra ist dies jedoch nicht geschehen – Konkurrenz
war nicht in Sicht. Damit ist klar, dass die Region
einen öffentlichen Dienstleistungsauftrag an die üstra
vergeben kann. Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz
betont die Vorteile der langen Laufzeit des Vertrags:
„Der Dienstleistungsauftrag bietet der üstra Planungssicherheit
und macht den Weg frei für größere
Investitionen.“
ACU/PM
bahnähnliche Streckenausbau von
Gorbitz über Cotta, das Stadtzentrum
und Gruna bis Prohlis – dem dama -
ligen Endpunkt der Linie 2 – vollendet.
Die Modernisierung des unter Dresd -
nern schlicht als „Schanze“ bekannten
Verkehrsknotens Pennricher/Rudolf-
Renner-Straße kostete rund 10,3 Milli -
onen Euro. Davon trugen die Dresdner
Verkehrsbetriebe AG (DVB) 7,4 Millionen
Euro. Der Freistaat Sachsen förderte
die Maßnahme.
Zuvor zeigten sich die Gleisanlage
sowie der gepflasterte Straßenbelag
stark verschlissen, die Entwässerungskanäle
wiesen teilweise ein Alter von
über 100 Jahren auf.
Nun sind auf 650 Metern entlang
der Pennricher Straße neue Verkehrsanlagen
einschließlich der barriere-
Berlin: Auf der Linie 12 kommen seit 26. August neben den GT6 wieder Tatras
zum Einsatz, da die BVG nun erneut Mehrleistungen auf diversen Strecken
erbringt. Die Angebotsausweitungen betreffen auch die Linie 12, hier
gibt es nun werktags anstatt eines 15- einen 10-Minuten-Takt. Diese Leistungen
fahren mit modernisierten Tatra KT4D statt mit GT6 SEBASTIAN SCHRADER
Gotha: Am Wochenende 20./21. September feierte die Thüringerwaldbahn
und Straßenbahn Gotha GmbH (TWSB) das 120. Jubiläum der städtischen
Straßenbahn und 85. Jubiläum der Überlandstrecken. Aus diesem
Anlass war der Zwickauer historische Tw 7 zu Gast, hier bei einer Begegnung
mit einer Ferkeltaxe bei Friedrichroda
JENS GIESSELER
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014 11
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Plauen: Anlässlich des 120. Jubiläums der Straßenbahn in der Vogtlandstadt fand am 13. September ein Fahrzeugkorso
vom Oberen Bahnhof über die Bahnhofstraße zum Tunnel und weiter nach Neundorf statt. Daran nahmen
die historischen Tw 21, 51, 78 und 79 inklusive Beiwagen 28 teil. Den „neuzeitlichen“ Teil bildeten KT4DM
Nr. 216, NGT6 Nr. 302, der Schienenschleifwagen 0202 (KT4D) und der als Winterdiensttriebwagen mit Schneepflugvorrichtung
versehene KT4D Nr. 0235. Im Bild nehmen die Tw 21, 51, und 78 auf der oberen Bahnhofstraße
Aufstellung vor der Kulisse des markanten Bärensteinturms
RONNY DAUER
freien Haltestellen „Burgkstraße“
und „Pennricher Straße“ entstanden,
wobei sich letztgenannte in stadtauswärtiger
Richtung neu hinter der
Kreuzung befindet. Der Gleismittenabstand
ist jetzt für den Einsatz künftig
breiterer Wagen bemessen. Besonderheit
der am Schnittpunkt der
beiden Strecken liegenden Gleiskonstruktion
– bestehend aus einer Vierfachkreuzung
mit zweigleisigem Abzweig
– ist der Niveauunterschied
von rund einem Meter, der durch die
Topografie der Straßenkreuzung bedingt
ist.
Die Schienen bogen die Spezialisten
der Verkehrsbetriebe daher nicht nur
wie üblich in der Waagerechten, sondern
gleich in zwei Ebenen. Aufgrund
eng angrenzender Bebauung entsprechen
die Fahrspuren und Gleisanlagen
dem bisherigen Verlauf. Die Arbeiten
auf dem 210 Meter umfassenden Teilstück
der Rudolf-Renner-Straße dauern
voraussichtlich noch bis zum Advent,
so dass anstelle der Linie 12 hier
noch mehrere Wochen Ersatzbusse
fahren.
MSP
Stuttgart
Linienverkehr vor der
SSB-Hauptverwaltung
Zwischen dem 9. August und dem
14. September fanden auf der Stadtbahnstrecke
zwischen Möhringen und
Stuttgart: Behelfs-Hochbahnsteige gab es am SSB-Zentrum in Möhringen
während der Umleitung der U3 über der Betriebsstrecke PHILIPP KRAMMER
Vaihingen Gleisbauarbeiten statt. Durch
die Nutzung der Zufahrtsgleise zum
SSB-Zentrum in Möhringen konnte die
Baustelle allerdings umfahren werden,
so dass die SSB keinen Ersatzverkehr mit
Bussen einzurichten brauchte und eine
etwa 900 Meter lange Betriebsstrecke
fünf Wochen lang dem Linienverkehr
diente. Die SSB richtete direkt von ihrer
Hauptverwaltung provisorische Seitenhochbahnsteige
ein. Dadurch konnte
selbst der im gesperrten Abschnitt liegende
Halt SSB-Zentrum – wenn auch
in versetzter Lage – weiterhin angefahren
werden. Da die Zufahrtsgleise zum
großen Teil eingleisig sind und damit nur
eine begrenzte Durchlassfähigkeit besitzen,
konnten die Linien U8 und U12
während der Bauzeit nicht die Umleitungsstrecke
befahren und endeten bereits
in Möhringen. Auf der Umleitungsstrecke
zwischen Möhringen und
Vaihingen verkehrte nur die Linie U3.
Auch wenn sich die Fahrzeit aufgrund
der nur langsam befahrbaren Gleise um
sechs Minuten verlängerte, so freuten
sich zahlreiche Mitarbeiter der SSB über
einen etwa 300 Meter kürzeren Weg zu
ihrem Arbeitsplatz.
PKR
Industrie
Bombardier/Vossloh Kiepe
16 weitere Flexity Swift
für Manchester
Bombardier Transportation hat mit
seinem Konsortialpartner Vossloh Kiepe
eine Option zur Lieferung von 16
zusätzlichen Bombardier Flexity Swift-
Stadtbahnen für das Metrolink-System
von Transport for Greater Manchester
(TfGM) unterzeichnet. Diese Option ist
Bestandteil eines 2007 geschlossenen
Vertrags und hat einen Wert von etwa
34 Millionen Britischen Pfund, umgerechnet
43 Millionen Euro.
Die für Manchester vorgesehenen
Fahrzeuge sind 28,4 Meter lang und
2,65 Meter breit, sie bieten jeweils 200
Fahrgästen Platz. Breite Doppeltüren
ermöglichen den raschen Fahrgastwechsel,
Mehrzweckbereiche bieten
Platz für Kinderwagen und Rollstühle.
Die neuen Fahrzeuge tragen zur
Entspannung der Verkehrssituation im
Großraum Manchester bei. Seit der Inbetriebnahme
der ersten Fahrzeuge
vor fast drei Jahren erfreuen sich die
Flexity Swift sowohl bei den Fahrgästen
als auch beim Personal großer Beliebtheit.
Der Fahrzeugbestand der
Flotte von TfGM erhöht sich mit diesem
Auftrag auf 120 Stück, das Netz
startete 1992 mit zunächst lediglich
26 Stadtbahnwagen.
Wagen des Typs Flexity von Bombardier
Transportation werden in Städten
auf der ganzen Welt betrieben.
Insgesamt sind mittlerweile über
3.500 von Bombardier gelieferte Straßen-
und Stadtbahnen in Städten in
Europa, Australien und Nordamerika
im Einsatz oder bestellt. PM/MSP
Bombardier Transportation
Erster Flexity Basel
ausgeliefert
In der Nacht auf den 4. September
traf der erste 100-Prozent-Niederflur-
Gelenkwagen „Flexity Basel“ in Basel
ein. Es handelt sich dabei um das erste
von insgesamt 61 Fahrzeugen für die
Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), von
denen 44 Stück als siebenteilige, 43,3
Meter lange und 17 als fünfteilige,
12
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Deutschland · Industrie · Weltweit
31,8 Meter lange Version ausgeführt
sind. Der Bombardier-Flexity setzte
sich in dem vor einigen Jahren durchgeführten
Evaluationsverfahren deutlich
gegen den Tango von Stadler und
den Combino von Siemens durch.
Hergestellt werden die Fahrzeuge
am Bombardier-Standort Bautzen. Der
Transport ins 800 Kilometer entfernte
Basel erfolgt auf der Straße, wobei die
Wagen nicht getrennt werden. Der
nun als erster fertiggestellte Be 6/8 Nr.
5001 weist sieben Wagenteile auf.
Während den in den kommenden Wochen
folgenden Test-, Abnahme- und
Fahrschulfahrten trägt er wie auch der
im Herbst folgende Be 6/8 5002 ein an
die sogenannten „Erlkönige“ im Automobilbereich
erinnerndes, tarnendes
Außendesign. Erst anlässlich der Übergabe
in den Fahrgasteinsatz zeigen
sich die Wagen in der klassischen Basler
Tramfarbe Grün.
Die Lieferung der weiteren Fahrzeuge
beginnt im Sommer 2015 und dauert
voraussichtlich bis Ende 2017.
Dann wird der bisher noch abwechslungsreiche
Basler Wagenpark von
den Typen Flexity und Combino (Baujahre
2001/02) dominiert. DOM
Škoda
50 Obusse
nach Sofia geliefert
Škoda Electric hat im September
den letzten der 50 vom Verkehrsbetrieb
der bulgarischen Hauptstadt
Sofia bestellten niederflurigen Gelenk-
Obusse des Typs Škoda 27Tr ausgeliefert.
Die Wagen sind 18 Meter lang
und im typischen blau-gelb des Verkehrsbetriebes
lackiert. Der Auftrag
zur Lieferung neuer Obusse für Sofia
Bombardier Transportation: Am 4. September traf in Basel der erste „Flexity Basel“ am BVB-Depot Wiesenplatz
ein. Der Wagen wird in Zukunft als Be 6/8 Nr. 5001 zum Einsatz kommen
DOMINIK MADÖRIN
perlativen auf: Es handelt sich um die
kleinste französische Stadt mit einer
Straßenbahn – und zugleich um den
kleinsten Betrieb an sich. Die einzige
Linie hat eine Länge von 2,5 Kilometern
und verbindet den Bahnhof mit
dem südöstlich gelegenen Le Charrel-
Viertel, dabei bedient sie sieben Haltestellen.
Der Linienbetrieb auf der 100
Millionen Euro teuren Rumpflinie startete
am 1. September. Praktisch zeitgleich
befragte die Stadtverwaltung
Experten, was mit den geplanten Verlängerungen
geschehen soll. Denn
nach einem Machtwechsel im Rathaus
von Aubagne im März 2014 ist nichts
mehr wie vorher: 2009 hatten die damaligen
Stadtväter beschlossen, 13 Kilometer
Straßenbahn in drei Abschnitten
zu bauen. Jetzt ist die Linie T
fertig, der zweite Abschnitt vom Bahngelang
dank finanzieller Unterstützung
des Bestellers durch das EU-Förderprogramm
„Regionale Entwicklung
2007–2013“. Die Fahrzeuge verfügen
über ein Dieselhilfsaggregat, mithilfe
dessen sie auch kurze Strecken außerhalb
der Reichweite von Oberleitungen
zurücklegen können. Sowohl
Fahrgäste als auch Fahrer kommen in
den Genuss einer leistungsstarken Klimaanlage.
Die aktuelle Lieferung ist
nicht die erste in die bulgarische
Hauptstadt: Seit 2010 sind bereits 30
Fahrzeuge vom Typ 26Tr bei den dortigen
Verkehrsbetrieben im Einsatz. Neben
Sofia liefert Škoda Electric derzeit
insgesamt 100 Obusse in weitere bulgarische
Städte wie Pleven, Stara Zagora,
Varna und Burgas.
Škoda Electric ist derzeit der größte
europäische Hersteller von Obussen.
Um alle eingegangenen Bestellungen
bedienen zu können, produziert Škoda
derzeit rund 30 Trolleybusse pro Monat.
Außerdem investiert Škoda rund
200 Millionen Kronen – mehr als sieben
Millionen Euro – jährlich in die
Entwicklung neuer Produkte. Es entstehen
hier Fahrzeuge für die Zukunft
des Nahverkehrs, wie der Elektrobus
Škoda Perun (Pure Electric RUNner)
oder den Hybridbus Škoda H12.PM/MSP
Ausland
Frankreich: Aubagne
Linie T wartet
auf Anschlüsse
Das bei Marseille gelegene Aubagne
mit seinen 104.000 Einwohnern
wartet seit 1. September mit zwei Su-
Siemens
Großauftrag aus San Francisco
Siemens: Wie im SM 9/2014 auf
den Seiten 12/13 berichtet, baut der
Schienenfahrzeughersteller im Auftrag
der Stadtverkehrsbehörde von
San Francisco 175 Stadtbahnwagen
im Wert von 648 Millionen Dollar.
Wie Siemens mitteilt, ist das einer
der größten Einzelaufträge, die jemals
ein Besteller aus dem Nahverkehrsbereich
in den USA vergab. Die
ersten Fahrzeuge wird das Siemens-
werk Sacramento Ende 2016 liefern.
Teil des Vertrags ist eine Option über
weitere 85 Wagen. Alle 260 Fahrzeuge
basieren auf dem Gelenktriebwagen
vom Typ S200. Bisherige Computersimulationen
zeigen einen zweiteiligen
Gelenktriebwagen mit drei Drehgestellen,
der doppeltraktionstauglich ist und
insgesamt hell und großzügig wirkt.
Siemens produziert diese Hochflurwagen
auch für Calgary (Kanada). FBT
Siemens: Für 648 Millionen Dollar liefert der Schienenfahrzeughersteller
auf dem S200 basierende Gelenktriebwagen nach San Francisco SIEMENS
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
13
Aktuell
Isle of Man: Douglas
Pferdebahn pausiert bis ins Jahr 2016
Am 14. September endete auf der
Isle of Man die Fahrsaison bei der
Pferdestraßenbahn in Douglas. Diese
im Eigentum der Stadt befindliche
und kommunal betriebene Bahn war
seit ihrer Eröffnung im Jahr 1876 mit
Ausnahme des Zweiten Weltkriegs
ständig im Einsatz, allerdings seit
1927 nur noch im Sommer. Zum Saisonende
2014 fand ein Tag der offenen
Tür statt, anlässlich dessen selten
genutzte Fahrzeuge wie der
Wagen 12, der Oberdeckwagen 18
und der „königliche“ Wagen 44 zum
Einsatz kamen. Mit den zwei letztgenannten
fand eine Parallelfahrt
hof in das östliche Le Paluds und das
westliche La Penne-Viertel sind hingegen
„auf Eis gelegt“.
Auf dem betriebenen Abschnitt
kommen acht Citadis Compact-Züge
mit 24 Metern Länge zum Einsatz. Sie
sind vom Künstler Hervé Di Rosa und
dem Alstom Design & Styling department
dekoriert. Bis zum Jahr 2017 besteht
eine Option auf zehn weitere
Züge, das Depot ist für 20 Züge ausgelegt.
Derweil träumen Straßenbahn-
Kritiker von einer BHNS-Busverbindung
nach Le Paluds, andere wollen
Phase vier der Ursprungs-Pläne vorziehen
und eine 13 Kilometer lange alte
statt. Bei der letzten Fahrt übernahm
der Bürgermeister zeitweise selbst die
Zügel. Dieser Tag bedeutete nämlich
nicht nur das Ende der Saison, sondern
auch das Ende des Pferdebahnbetriebs
in der bisherigen Form. Die
Abteilung für Infrastruktur der Inselregierung
hat bekanntgegeben, dass die
bereits seit 2010 diskutierte Umgestaltung
der Promenade nun begonnen
wird. Somit ist 2015 kein Pferdebahnbetrieb
möglich. Er soll im Jahr
2016 wieder aufgenommen werden.
Die bisherige zweigleisige Strecke in
Mittellage der Promenade wird ersetzt
durch eine eingleisige Strecke an der
Eisenbahn-Trasse in Richtung Marseille
reaktivieren. Eine politische Errungenschaft
der früheren Stadtequipe
hat den Machtwechsel indes überlebt:
Wie seit 2009 bei allen Nahverkehrsbussen
in Aubagne und Umgebung ist
auch die Straßenbahnnutzung kostenlos.
VLC
Schweiz: Basel
Zweigleisiger Ausbau
der BLT-Linie 10
Die Baselland Transport AG (BLT)
schloss am 7. September den Ausbau
des Abschnitts Ettingen – Bättwil der
Anlässlich des Saisonausklangs
fand auf der Pferdebahn
in Douglas dieser
"Parallelbetrieb" statt
DAVID LLOYD-JONES
östlichen, also der dem See zugewandten
Straßenseite. Ausweichstellen
ermöglichen die Beibehaltung
des bisherigen Fahrplanes, der zwei
Fahrzeugumläufe vorsieht. Die Endstelle
am Fährterminal wird von der
Straßenmitte auf den jetzigen „Bottleneck“-Parkplatz
verlegt, wo auch
eine Wartehalle geplant ist. Die Endstelle
Derby Castle soll dagegen an
der jetzigen Stelle direkt neben dem
Endpunkt der Manx Electric Railway
verbleiben, was eine Querung der
Straße durch die Bahn bedeutet. Mit
dieser Umgestaltung beabsichtigt
die Stadtverwaltung eine höhere Verkehrssicherheit,
besonders für die an
den Haltestellen ein- und aussteigenden
Fahrgäste. Unabhängig davon
prüft sie, ob die bisherigen, für den
heutigen Betrieb überdimensionierten
Pferdeställe verkauft und die Wagenhalle
an der Endstelle Derby
Castle so umgebaut werden kann,
dass sie auch den Pferden als Unterkunft
dient.
NOK
Linie 10 ab. Während der Bauarbeiten
verkehrten seit dem 2. Juni auf der
Strecke Ettingen – Rodersdorf Ersatzbusse.
Gleichzeitig mit dem Ausbau auf
Doppelspur erneuerte die BLT auch die
Bahnsicherungsanlage und die Fahrleitung.
Doppelspurig ausgebaut hat
sie die Streckenabschnitte von Ettingen
bis Sonnenrain sowie von Witterswil
bis Bättwil auf einer Gesamtlänge
von 2,42 Kilometern. Gleichzeitig
wechselte das Unternehmen das bestehende
Gleis aus. Optimiert haben
die Planer die Trassierung, so dass die
Tramzüge auf den Neubauabschnitten
zukünftig leiser und mit gleichmäßigerer
Geschwindigkeit fahren können.
Da es bei der Finanzierung des ursprünglich
schon früher geplanten
Doppelspurausbaus Verzögerungen
gab, startete 2011 der 7,5-Minuten-
Takt zunächst nur bis Ettingen. Bis
Flüh gilt seither ganztags ein 15-Minuten-Takt,
was gegenüber dem frü-
Basel: Auf der Strecke der Linie 10
ist künftig dichterer Takt dank zweigleisigem
Ausbau möglich. Am 3.
September unternahm ein „Tango“
hier Probefahrten DOMINIK MADÖRIN
heren 10-Minuten-Takt während der
Hauptverkehrszeiten eine Verschlechterung
des Angebotes bedeutet. Der
7,5-Minuten-Takt während den
Hauptverkehrszeiten am Morgen und
am Abend bis Flüh für die BLT nun mit
dem regulären Fahrplanwechsel am
14. Dezember ein. DOM
Polen: Lodz
GT8-Bestand
wächst weiter
Die Verkehrsbetriebe MPK im zentralpolnischen
Lodz nahmen Anfang
September zwei aus dem finnischen
Helsinki übernommene GT8 mit Niederflurmittelteil
in Betrieb. Die Fahrzeuge
mit den Wagennummern 1512
(ex 163) und 1519 (ex 165) tragen
weiterhin ihren beige-grünen Lack aus
Helsinki. Beide stammen ursprünglich
aus Deutschland: Ab 1962 beziehungsweise
1964 standen sie in
Mannheim und Ludwigshafen als GT6
im Einsatz, erhielten Anfang der
1990er-Jahre ein Niederflurmittelteil
und daraus resultierend die neue Bezeichnung
GT8, 2008 gelangten sie
schließlich nach Helsinki. Nachdem die
dortigen Variobahnen zuverlässiger
geworden sind, gab es in Helsinki keine
Verwendung mehr für die Gebrauchtwagen.
Noch in diesem Jahr
wird Lodz zwei weitere ehemalige
Mannheimer GT8 aus Helsinki übernehmen.
Änderungen gibt es bei den
sechs im Jahr 2007 direkt aus Mannheim
gekauften GT8: Sie haben ihr altes
Farbkleid verloren und sind seit
kurzem in den rot-gelben Hausfarben
der MPK unterwegs.
CLÜ
USA: Detroit
Bau einer Stadtbahn
jetzt genehmigt
Die Stadtverwaltung von Detroit
genehmigte den Bau einer Stadtbahnstrecke
in der einstigen US-amerikanischen
Autostadt. Geplant ist dort die
Errichtung einen 5,3 Kilometer langen
Strecke entlang der Woodward Avenue
mit der Linienbezeichnung M-1 Rail.
Am 28. Juli begannen die Arbeiten an
dem gemeinnützigen Projekt mit der
Sperrung der Woodward Avenue, ab
2016 sollen dort die ersten Züge verkehren.
Die Strecke erhält zwölf Stationen
und verbindet ein Geschäftsviertel
am Amtrak Bahnhof mit der Innenstadt,
wo Übergang zum Detroit Peoplemover
besteht. Diese automatische
Bahn durchfährt die Innenstadt in einer
fast fünf Kilometer langen Schleife.
14
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Weltweit
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Detroit hatte bereits zwischen 1863
und 1956 eine städtische Straßenbahn
mit einem Streckennetz von mehr als
300 Kilometer Länge. JEP
Kanada: Toronto
Niederflurwagen
erstmals in Betrieb
Am 31. August begann im größten
Straßenbahnbetrieb des amerikanischen
Kontinents das Niederflur-Zeitalter.
Die Toronto Transit Commission
(TTC) setzt zunächst zwei Wagen des
Bombardier-Typs „Flexity Toronto“ auf
der Linie 510 ein, deren Strecke in
Nord-Süd-Richtung durch die Spadina
Avenue verläuft. Die 1997 eröffnete
Strecke verfügt großteils über einen eigenen
Gleiskörper und an allen Haltestellen
sind Inseln für einen barrierefreien
Fahrgastwechsel vorhanden.
An den ersten Betriebstagen schickte
die TTC zahlreiche Promotion-Teams, die
in den Haltestellen und Fahrzeugen auf
die neuen Gegebenheiten aufmerksam
machten. So ist nunmehr der Zustieg bei
allen Türen möglich und für den Fahrscheinverkauf
stehen Automaten zur
Verfügung. Bisher war der Zustieg nur
bei der vorderen Türe gestattet und dem
Fahrer oblag die Kontrolle und der Verkauf
der Fahrkarten. Die Niederflurwagen
sind auch für die Mitnahme von
Fahrrädern geeignet. Die TTC bestellte
2009 beim heimischen Unternehmen
Bombardier Transportation in Thunder
Bay 204 Exemplare des Typs „Flexity Toronto“
mit einer Länge von 30,2 Metern
und einer Breite von 2,54 Metern. Die
Wagen sind speziell auf die Bedürfnisse
des TTC-Netzes zugeschnitten und unter
anderem für das Befahren von extrem
engen Bogenradien von weniger als 15
Metern und Einzungenweichen geeignet.
Derzeit erfolgt der Betrieb noch mit
dem hier üblichen Stangenstromabnehmer
System Sprague, die TTC ertüchtigt
aber schrittweise die Fahrleitungsanlagen
für den Einsatz von Pantographen.
Mitte September standen vier Niederflur-Fahrzeuge
zur Verfügung, im Linienverkehr
fuhren aber stets nur die Wagen
4400 und 4403.
Mit den bis 2019 auszuliefernden
Niederflurwagen erneuert die TTC ihren
gesamten Fuhrpark, der zur Zeit
aus 195 Standard-Vierachsern (Typ
CLRV – Canadian Light Rail Vehicle)
und 52 sechsachsigen Gelenktriebwagen
(Typ ALRV – Articulated Light Rail
Vehicle) der Baujahre 1977–89 besteht.
Mit diesen Fahrzeugen betreibt
die TTC elf Straßenbahnlinien auf einem
75 Kilometer langen Streckennetz.
Die Linien 501, 504 bis 506 und 509
bis 512 verkehren in dichten Intervallen
von drei bis sieben Minuten und an
Werktagen gibt es zusätzlich die Verstärkerlinien
502, 503 und 508. WK
Lodz: Der kürzlich aus
Helsinki übernommene
GT8 1519 zeigt
sich am 6. September
an der Kreuzung Zachodnia/Legionów
CHRISTIAN LÜCKER
Toronto: Befristet ist
der Einsatz der
„Flexity Toronto“ mit
modifiziertem Stangenstromabnehmer
System Sprague,
denn die Oberleitung
wird zusammen mit
dem Wagenpark
erneuert. Das Bild
entstand am 8. September
in der
Spadina Avenue
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STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014 15
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Betriebe
Steil, steiler, am
Die steilsten Straßenbahnen im Adhäsionsbetrieb Die Frage stellt sich immer und immer
wieder: Welche deutsche Strecke im Adhäsionsbetrieb war die steilste – welche ist es heute? In
der Literatur kursieren dazu viele widersprüchliche Zahlen. Im Ausland wird es noch interessanter
16 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Steilste Strecken
Straßenbahnen verkehren üblicherweise
im Adhäsionsbetrieb, der dann
vorliegt, wenn die Wagen ohne jegliche
weiteren Hilfsmittel oder -antriebe
nach dem Prinzip der Schienenhaftung
Eisen (Räder) auf Eisen (Schiene) ihre
Fortbewegung ausschließlich durch die Haftung
der Räder schaffen. Die Physik setzt
den zu bewältigenden Steigungen recht enge
Grenzen. Die Adhäsion (oder Haftkraft) bei
Schienenverkehrsmitteln ist sehr gering, was
seine großen Vorteile bei der Fortbewegung
hat, wenn verhältnismäßig wenig Energie
für die Fortbewegung aufgebracht werden
muss. Nachteilig ist diese geringe Haftkraft
allerdings bei geneigten Strecken. Besonders
arg wird es dann, wenn diese noch dazu in
Bögen liegen.
Nicht nur das Befahren der Steigungen bedeutet
stets besondere Herausforderungen,
auch das Abwärtsfahren und das notwendige
Bremsmanöver sind problematisch. Die
Gefahr, dass ein Fahrzeug, insbesondere bei
ungünstigen Verhältnissen, zum Beispiel bei
nassen, eisigen oder verschmutzten Gleisen,
nach Blockieren der Räder beim Bremsen ins
Gleiten kommen und wie ein Schlitten bergab
rutscht, ist groß. Die Firma Siemens &
Halske stellte bereits um das Jahr 1892 Untersuchungen
in diversen Straßenbahnbetrieben
an und fand heraus, dass bei einer
Maximalsteigung von 11,2 Prozent das Maximum
des sicheren, beherrschbaren Befahrens
erreicht sei.
steilsten
Sonderlösungen aus der Anfangszeit
Wo Pferdebahnen, selbst mit doppelter Bespannung,
einst scheiterten, eröffnete der
elektrische Antrieb völlig neue Möglichkeiten.
Nicht selten konnten steile Strecken
lediglich mit Solotriebwagen befahren
werden, weil der Betrieb mit Beiwagen
zu einer Gewichts- und Kräfteverteilung
geführt hätte, die einen sicheren Betrieb
nicht zugelassen hätte. Außerdem waren
die Bremssysteme jener Zeit noch nicht
sehr ausgereift und in ihrer Leistungsfähigkeit
limitiert.
Wegen der begrenzten Möglichkeiten,
Steigungen zu überwinden, kamen in der
Anfangszeit des elektrischen Betriebes in
den Städten häufig Sonderlösungen zum
Einsatz. So waren Kabelstraßenbahnen –
insbesondere in den USA, in Australien und
Neuseeland – einst recht verbreitet; letzte ihrer
Art sind noch heute als Cable Cars im
kalifornischen San Francisco auf drei von
einem einst sehr großen Netz übriggebliebenen
Linien zu bewundern. Sie haben trotz
Jetzt muss der Tw 1 der Neunkircher Straßenbahn
AG gleich zeigen, was er kann! Er fährt
am 12. Mai 1963 in den 11,1-Prozent-Abschnitt
der Hüttenbergstraße ein
WILHELM ECKERT, SLG. WOLFGANG MEIER
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
17
Betriebe
des stets mit konstanter Geschwindigkeit in
einem Schlitzkanal bewegten Umlaufseils
die Möglichkeit, flexibel zu sein, in dem die
Wagen durch die Fahrer („grip man“) aus
dem Umlaufseil mechanisch aus- und wieder
eingeklinkt werden können. Letzte Beispiele
starrer Systeme ohne jegliche Flexibilität
sind die Great Orme Tramway im
walisischen Llandudno und die drei Standseilbahnen
Lavra, Glória und Bica in der
portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die
zwar überwiegend im öffentlichen Straßenraum
verkehren, aber von ihrer Art her eigentlich
klassische Standseilbahnen mit fest
verankerten, paarweise angeordneten Wagen
sind.
schen Adriastadt Triest. Hier wird auf der
Linie Piazza Oberdan – Opicina auf dem
Steilabschnitt Piazza Scorcola – Vetta Scorcola
ein Standseilbahnantrieb in Form von
Seilbahntraktorwagen, die die Straßenbahnwagen
die Steigung von bis zu 26 Prozent
hinaufdrücken, angewendet. In Sydney
existierte eine derartige Situation sogar
längs einer asphaltierten Straße. Auf der
Strecke zur Balmain ferry am Sydney Harbour
betrug die Steigung zwölf Prozent und
aus Sicherheitsgründen wurde den Straßenbahnwagen
ein Seilbahntraktorwagen vorgesetzt.
Ab und an entstanden in Europa und auf
anderen Kontinenten außerdem auch Zahnradstraßenbahnen,
von denen nur noch wenige
in Betrieb sind. Typische Beispiele hierfür
sind die Linie 10 in Stuttgart vom
Marienplatz nach Degerloch (liebevoll Zacke
genannt) mit einer Steigung von 17,3
Prozent im Zuge der Alten Weinsteige und
Am offenen Seil und auf Zahnstangen
Zu den Sonderkonstruktionen gehören
auch die Trams mit offenem Standseilbahnantrieb.
Diese etwas eigenwillig anmutende
Form existiert noch heute in der italienidie
Linie Principe – Granarolo im italienischen
Genua.
Wenden wir uns nun den steilsten Adhäsionsstrecken
zu. Es sei erwähnt, dass verschiedene
Quellen sich teils widersprechende
Angaben enthalten bzw. Interpretationen
zulassen und dass in diesem Artikel zusätzlich
einige markante Strecken mit Besonderheiten
ohne Anspruch auf Vollständigkeit
erwähnt sind.
Deutschland
Die Topografie einiger deutscher Städte
stellte die Planer öffentlicher Nahverkehrsmittel
vor große Herausforderungen
und bedingte die Anlage steiler Straßenbahnstrecken.
Bekannt ist Remscheid mit
dem bis zu 10,8 Prozent geneigten Abschnitt
in der Alten Bismarckstraße. Aber
die Remscheider Straßenbahn betrieb einst
auch andere steile Strecken. Die Nachbarsysteme
in Solingen und Wuppertal mit ih-
18 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Steilste Strecken
ren Strecken ins Bergische Land verfügten
über mehr als acht prozentige Neigungsbzw.
Gefälleabschnitte. Bereits im Jahr
1920 stellte die 1895 eröffnete Straßenbahn
im thüringischen Altenburg den Betrieb
wieder ein, deren Strecke durch die
Burgstraße eine Steigung von 10,5 Prozent
kennzeichnete.
Das Meterspurnetz in Stuttgart wies – bedingt
durch die Kessellage der Stadt – mit seinen
vielen bogen- und steigungsreichen Strecken
auch Kandidaten für Steigungsrekorde
auf, ohne diese jedoch wirklich zu erreichen.
Die einstigen Strecken zur Doggenburg und
zum Killesberg, über den Botnanger Sattel
(bis zu 8,0 Prozent) hinweg und durch Gablenberg
hindurch, die Strecken zum Bopser
und vor allem jene 1972 stillgelegte in der
Werfmershalde mit einer Steigung von 8,9
Prozent waren Herausforderungen im alltäglichen
Betrieb. Mehrere Linien konnten
wegen der Steigungen nur in der Kombina-
Augsburg: Der „Maximumwagen“ Nr. 116 kommt aus der 8,2-Prozent-Steigung des Schmiedbergs.
Zum Beispiel in Remscheid, Altenburg und Neunkirchen ging es noch steiler zu!
Steigung und Steilheit (Gradient)
Die Steilheit ist der Höhenunterschied zweier
Punkte in einer bestimmten horizontalen Entfernung.
Sie wird üblicherweise als Bruchzahl, Prozentzahl
oder Promillezahl oder auch als Winkel
in Grad angegeben.
Mathematisch betrachtet ist die Steigung ein
Maß für die Steilheit einer Geraden (bzw. einer Kurve).
Haben zwei Punkte im kartesischen Koordinatensystem
die Koordinaten (x1/y1) und (x2/y2), so
hat die Gerade, die die beiden Punkte verbindet, die
Steigung m = Δy/Δx =(y2-y1)/(x2-x1).
Bei der Betrachtung der Steigung als Bruch
steht im Zähler die Höhendifferenz H, im Nenner
die dazu zurückzulegende horizontale Distanz D.
Nimmt beispielsweise pro 100 Meter in horizontaler
Richtung zurückgelegter Distanz D die Höhe
H um fünf Meter zu, so beträgt die Steigung 5:100
= 0,5:10 = 0,05 = 5 Prozent = 50 Promille. Die
entsprechende Steigung als Winkel α erhält man, in
dem der Arcustangens bemüht wird: α = arctan H/D,
was im gewählten Beispiel etwa 2,85° ergibt.
Gradienten bei der Eisenbahn wurden einst als
Verhältniszahl (mathematischer Bruch) angegeben,
also zum Beispiel 1:90, was bedeutet, dass
die Strecke auf 90 Meter Länge um einen Meter
ansteigt. Ebene Strecken wurden mit 1 : ∞ (1 : unendlich)
gekennzeichnet. Heute ist die Angabe in
Promille gebräuchlich.
BEKUS
Die Burgstraße in Altenburg hatte es in sich, wie diese Darstellung zeigt. Die von der 1920
eingestellten Straßenbahn bewältigte Steigung betrug 10,5 Prozent SLG. SIGURD HILKENBACH (2)
Am Augsburger Perlachberg ist es
„ganz schön abschüssig“. Am 18. Juli
1978 tastet sich der fünfachsige Tw 522
vorsichtig das 10,6-Prozent-Gefälle
bergab. „Sonderwagen“ hießen zu jener
Zeit die Einsetzer im Berufsverkehr
BERNHARD KUSSMAGK
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
19
Betriebe
Blick in die Neunkircher Hüttenbergstraße auf einen 1970 von der
Scheib talwärts fahrenden Esslinger GT4. Diese Wagen waren besonders
stark motorisiert und gebremst GÜNTHER WIEDORN, SLG. WOLFGANG MEIER
Die Strecke in der Mainzer Gaustraße ist inzwischen zweigleisig ausgebaut.
Das Foto vom 11. April 1982 zeigt die lange Zeit typische Gleisverschlingung.
Hier beträgt die Steigung 9,55 Prozent BERNHARD KUSSMAGK
tion aus Trieb- und einem Beiwagen gefahren
werden, obwohl die Stuttgarter Straßenbahnen
gern Zweiachser-Dreiwagenzüge einsetzten.
Die 350 ab 1959 von der Maschinenfabrik
Esslingen gelieferten GT4 waren
besonders stark motorisiert und selbst in
Steigungen sprintfreudig. Sie ersetzten nach
und nach die Zweiachser, konnten aber wegen
enger Bogenradien nicht auf allen Linien
eingesetzt werden. Daher bedient die Stuttgarter
Straßenbahn einige Strecken bis zur
Stilllegung mit den aus Zweiachsern entstandenen
Gelenkwagen des Typs DoT 4.
Heute befindet sich der mit 8,5 Prozent
steilste Abschnitt Stuttgarts in der Alexanderstraße,
der nach der 2005 begonnenen
Umspurung in Normalspur verläuft und seitdem
zu den steilsten normalspurigen Strecken
in ganz Europa gehört. Ihn befährt seit
Dezember 2007 die Stadtbahnlinie U15.
Die einst von Kassel ausgehende schmalspurige
Herkulesbahn, eine 1966 stillgelegte
Überlandstraßenbahn, wies als größte
Steigung acht Prozent auf. Dieser Maximalwert
ist auch von der bereits 1922 stillgelegten
Straßenbahn in Bamberg überliefert. Die
eingestellte Straßenbahn in Völklingen erklomm
knapp die 8-Prozent-Marke. In
Deutschland unüberboten ist jedoch die Steigung
der Neunkircher Straßenbahn, die in
der Hüttenbergstraße eine Steigung von 11,2
Prozent – nach anderen Quellen 11,1 Prozent
– befuhr. 1978 kam ihr Ende, nachdem
jahrelang diskutiert wurde, ob eine Umstellung
auf Busbetrieb verkehrstechnisch überhaupt
vertretbar wäre, weil im Winter das
Gefrieren der Wasserdämpfe aus den nahen
Kühltürmen eines großen Hüttenwerkes regelmäßig
für gefährliches Glatteis auf der
Straße sorgte. Die Strecke wurde zuletzt mit
GT4 der Maschinenfabrik Esslingen mit Allachsantrieb
befahren, die als einzige ihrer
Art regelspurig waren.
Neben der bereits erwähnten regelspurigen
Stuttgarter Stadtbahn gibt es auch heute
noch einige sehr steile meterspurige Strecken
in Deutschland. In der Bahnhofstraße
in Plauen im Vogtland beträgt die Steigung
maximal 7,7 Prozent. Wegen der schwierigen
topographischen Verhältnisse verkehrten
bis November 1960 lediglich Solotriebwagen,
bis die Verkehrsbetriebe erstmals
mit den Gothawagen den Beiwagenverkehr
aufnahmen, um der gestiegenen Fahrgastzahl
Rechnung tragen zu können.
Nicht ganz so spektakulär wie die Aufnahme
auf der Seite gegenüber wirkt diese Aufnahme
vom Tw 4 der Remscheider Straßenbahn
SLG. SIGURD HILKENBACH
20 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Steilste Strecken
Auch die Ulmer Straßenbahn befährt
Höchststeigungen von bis zu 7,7 Prozent. In
der Heuchelhofstraße in Würzburg gibt es
eine sehr lange Rampe mit bis zu 9,1 Prozent.
Besonders steil geht es auch in Mainz
zu, denn in der engen Gaustraße steigt die
Straßenbahnstrecke zwischen Schillerplatz
und Gautor mit bis zu 9,55 Prozent an. Diese
Strecke ist seit der Stilllegung der Neunkircher
Straßenbahn am 10. Juni 1978 die
steilste in beiden Fahrtrichtungen befahrene
in Deutschland. Bis zum Umbau im Jahr
2004 war sie ein betriebliches Nadelöhr
und verfügte über eine Gleisverschlingung,
seit dem 30. August 2004 ist sie nun zweigleisig
ausgeführt. Bergab geht es woanders
jedoch noch steiler zu, denn das Gefälle am
Perlachberg im bayrischen Augsburg hat
10,637 Prozent. Das bergwärts führende
Gleis zwei Parallelstraßen weiter im
Schmiedberg hat eine Steigung von 8,255
Prozent, es ist teilweise in einem engen Bogen
trassiert, was eine besondere Herausforderung
beim Befahren darstellt.
Fazit: Die steilsten in Deutschland
Ab Eröffnung der normalspurigen Linie
„von der Scheib“ nach Wiebelskirchen am
10. September 1907 befand sich steilste im
Adhäsionsbetrieb befahrene Straßenbahnstrecke
Deutschlands in Neunkirchen. Diesen
Superlativ erfüllte sie mit 11,1 bzw. 11,2
Prozent bis zu ihrer Stilllegung am 10. Juni
1978. Seitdem trägt die meterspurige Straßenbahn
in Augsburg diesen Titel, allerdings
wird der knapp 10,1-Prozent-Abschnitt
am Perlachberg lediglich im Gefälle
befahren. Betrachten wir ansteigende Strecken,
dann ging der Titel der steilsten deutschen
Straßenbahn 1978 an die meterspurige
Straßenbahn in Mainz über, wo die
Wagen regulär 9,55 Prozent hinauf bzw. hinab
fahren.
Die heute steilste normalspurige Strecke
innerhalb Deutschlands entstand im Dezember
2007 durch Umspurung von Meterauf
Normalspur in Stuttgart. Ihre Neigung
beträgt 8,5 Prozent.
Spanien
Die 1936 stillgelegte Straßenbahn von Madrid
nach Leganés betrieb eine Strecke mit
bis zu 12 Prozent Steigung. Noch heute in
Betrieb ist die Tranvia blau in Barcelona,
deren uralte Zweiachser auf ihrem Weg von
der Metrostation Avenida Tibidabo zum
Funicular de Tibidabo bis zu acht Prozent
Neigung zu bewerkstelligen haben.
Erwähnenswert beim Betrachten der heutigen
spanischen Straßenbahnen ist die 2007
eröffnete Straßenbahn in Santa Cruz de Tenerife
auf Teneriffa, der größten der Kanarischen
Inseln. Auf einer Steigungsstrecke von
knapp elf Kilometern Länge überwindet die
Straßenbahn eine Höhendifferenz von 540
Kommentiert: Remscheid oder Neunkirchen?
Unter historischen Fotos der Remscheider Straßenbahn
aus der Bismarckstraße prangt stolz die
Unterschrift: „Steilste Straßenbahn Deutschlands“.
Auch Dieter Höltge schrieb 1996 im Band
5 der Reihe „Straßen- und Stadtbahnen in
Deutschland“ auf Seite 176 zur Remscheider Bismarckstraße
exakt diesen Wortlaut „steilste Straßenbahnstrecke
in Deutschland“. Im STRASSEN-
BAHN MAGAZIN 7/13 titelte der Beitrag über die
Neunkircher Straßenbahn hingegen „Deutschlands
Steilste!“ Wieso gibt es immer und immer
wieder solche Widersprüche?
Eine Antwort liegt im Hinweis auf den Zeitpunkt,
zu welchem der Superlativ zutraf. Denn nachdem
sowohl die Remscheider als auch die Neunkircher
Straßenbahn beide schon viele Jahrzehnte der Vergangenheit
angehören, verschwindet das Wissen
um die Betriebszeit beider Betriebe im Bewusstsein
von uns Straßenbahnfreunden. Oder wer weiß aus
dem Kopf, dass die Eröffnungsdaten beider Betriebe
immerhin 14 Jahre auseinander lagen?
Das ist die Lösung – denn die Remscheider
Straßenbahn durfte sich mit ihren 10,5 Prozent
sehr wohl von 1893 bis 1907 damit rühmen, über
Deutschlands steilsten Straßenbahnabschnitt zu
verfügen. Doch mit Inbetriebnahme der Stammstrecke
der Neunkircher Straßenbahn mit seinem
11,1-Prozent-Gefälle musste sie diesen Titel eigentlich
an die Gemeinde Neunkirchen, die nach
dem Ersten Weltkrieg zum Saargebiet gehörte
und in Folge des Zweiten Weltkrieges ein Bestandteil
des Saarlandes wurde, abgeben.
Aber wie so oft bleiben einmal verbreitete Rekorde
länger im Gedächtnis der Menschen vor Ort
als neue Rekorde in deren Köpfen ankommen. Ob
zum Beispiel nach dem Anschluss Österreichs an
Für den letzten Betriebstag gedruckter Sonderfahrschein
der Neunkircher Straßenbahn AG
SLG. KLAUS OEHLERT SCHELLBERG
Dieses Bild aus Remscheid mit dem Tw 3
ist recht bekannt, es dokumentiert eindrucksvoll
die Leistungsfähigkeit der elektrischen
Straßenbahn der frühen Jahre
SLG. SIGURD HILKENBACH
das Deutsche Reich im Frühjahr 1938 korrekter Weise
bis zum Kriegsende 1945 stets auch auf die Pöstlingbergbahn
mit ihrer 11,2-Prozent-Steigung hingewiesen
worden ist …?
Doch egal wie steil der Abschnitt einer Straßenbahn
war, es spielte zwar für die ausführende Baufirma
und die Betriebsleitung eine Rolle – aber ein
Austausch über solche Grenzwerte war gerade im
Kaiserreich und den folgenden Jahrzehnten eher
selten. Schneller, höher, weiter – ja, das war damals
sehr wohl interessant – aber die Neigung einer
Straßenbahn? Wo stand dieser Wert überhaupt?
Natürlich in jedem Vermessungsprotokoll – aber
wer hatte Zugriff auf solche Dokumente? Der Tageszeitungsjournalist
aus Remscheid oder Neunkirchen?
Nein, der war darauf angewiesen, dass
ihm die Beschäftigten der Straßenbahnbetriebe die
richtige Auskunft gaben. Wie schwer das bis heute
verschiedenen Mitarbeitern fällt, dass erfuhr
Bernhard Kußmagk, als er von der Pressestelle der
Augsburger Stadtwerke den exakten Werk der Steigung
am Perlachberg erfragte. Ein Mitarbeiter
nannte ihm einen stolzen Wert von knapp 20 Prozent
… Dank des Sachverstandes des Straßenbahnkenners
aus Berlin wird diese frei erfundene
Zahl natürlich nie veröffentlicht – aber wie hätte
eine Redakteurin einer Tageszeitung reagiert? Die
Zahl wäre wohl vermutlich ins Blatt gekommen
und vom nächsten womöglich schneller als gedacht
abgeschrieben worden ... Doch ich möchte
hier keinerlei Kollegenschelte betreiben – denn
auch die Neunkircher Straßenbahn AG nahm es mit
Zahlen nicht so genau. Für den letzten Betriebstag
1978 verkaufte sie Fahrscheine mit dem Aufdruck
„11,5 Prozent Steigung“ … Ergo: Drum prüfe gut,
wer etwas auf oder abschreibt … ANDRÉ MARKS
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
21
Betriebe
Das Gefälle in der Stuttgarter Alexanderstraße beträgt 8,5 Prozent. Am 19. April 2007 war
noch eine GT4-Doppeltraktion unterwegs, die flott die Straße hinab fuhr BERNHARD KUSSMAGK (3)
Am 17. April 1999 schleicht der zweiachsige Tw 5 der
Tranvia Blau in Barcelona die Avenida del Tibidabo vorsichtig
bergab. Das Gefälle beträgt hier acht Prozent
Im österreichischen Gmunden erklimmen
die Wagen bis zu zehn Prozent Steigung,
wie ein Blick am 9. April 1998 in die Alois-
Kaltenbruner-Straße absolut glaubwürdig
verdeutlicht
Metern und weist an mehreren Stellen eine
Steigung von 8,5 Prozent auf. Sie ist der Anwärter
für den weltweit ersten Platz „Überwindung
des größten Höhenunterschiedes
einer städtischen Straßenbahnlinie“.
Noch anzumerken ist, dass es im andalusischen
Granada von 1907 bis 1944 eine
Zahnradstraßenbahnlinie gab, die nur einen
Kilometer lang war und das Zentrum mit
der weltberühmten Alhambra verband.
Russland
In der Stadt Smolensk gibt es eine Steilstrecke,
die nach verschiedenen Angaben zwischen
elf und zwölf Prozent Steigung aufweist.
Vor dem Befahren des Gefälles
werden die Bremsen jedes Mal durch ein
spezielles Prozedere vom Personal überprüft.
Die 1973 eröffnete Probestrecke der Waggonfabrik
in Ust-Kataw im mittleren Ural,
die einige Zehntausende von Straßenbahn-
22 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Steilste Strecken
wagen für die Sowjetunion baute, hat eine
Steigung von 11,2 Prozent. Auf dieser Strecke
gab es jahrzehntelang auch öffentlichen
Fahrgastverkehr, der jedoch 1997 endete.
Belgien
Insbesondere im Überlandstraßenbahnnetz
von Charleroi gab es viele steigungsreiche
Strecken, die seit Jahrzehnten stillgelegt sind.
Auch in Liège und in Verviers gab es sehr steile
Strecken. Und selbst in der Hauptstadt
Brüssel gibt es einige steile Strecken, insbesondere
die Linie 92 erklimmt westlich der Place
de Saint-Job bis heute eine enorme Steigung.
Österreich
Die 2,3 Kilometer lange Gmundener Straßenbahn
im Salzkammergut ist aufgrund ihrer
Länge bzw. Kürze sowie des fünf Triebwagen
umfassenden Wagenparks eine der
kleinsten Trams der Welt, aber sie ist auch
gleichzeitig auf einem längeren Abschnitt
sehr steil, beträgt doch der Gradient in der
Alois-Kaltenbruner-Straße exakt zehn Prozent.
70 Kilometer von Gmunden entfernt
geht es im oberösterreichischen Linz allerdings
deutlich steiler zu, denn hier verkehrt
die Pöstlingbergbahn auf drei Abschnitten
mit 11,2 Prozent Steigung. Nach ihrer Umspurung
von 1.000 auf 900 mm in den Jahren
2008/09 integrierten sie die Linzer Linien
am 29. Mai 2009 als Linie 50 ins
städtische Straßenbahnnetz und verlängerte
sie bis in die Innenstadt zum Hauptplatz. Bei
dieser Umspurung entstand durch die an einigen
Stellen leicht veränderte Trassierung
eine noch größere Steigung als zuvor, denn
der Einsatz der neuen Gelenkwagen erforderte
die Abflachung der Kuppen und Wannen.
Gern wird die Pöstlingbergbahn mit
dem Titel „steilste Adhäsionsbahn Europas“
präsentiert, denn es wird –zu Recht – darauf
verwiesen, dass andere Bahnen zwar steiler
wären, aber die Pöstlingbergbahn kilometerlang
eine starke Steigung aufweist, die im
Durchschnitt 10,5 Prozent beträgt. Nur an
den Ausweichstellen ist die Steigung mit drei
bis 3,9 Prozent deutlich moderater.
Frankreich
Von den zahlreichen Trambetrieben bzw.
straßenbahnähnlich betriebenen Überlandbahnen
in Frankreich gab es auf der mit einer
Zahnstange ausgerüsteten Straßenbahn
in Laon den steilsten Adhäsionsbetrieb: Mit
1.000 Millimeter Spurweite verband sie auf
1,5 Kilometer Länge von 1899 bis 1971 den
Bahnhof mit der Innenstadt von Laon – und
bewältigte dabei bergwärts stets im Haftreibungsbetrieb
fahrend eine maximale Steigung
von 13 Prozent. Die Zahnstange diente
dann bei Talfahrten als Betriebsbremse.
Ohne Zahnstangen ging es bei der regel-
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
23
Betriebe
Steile im Adhäsionsbetrieb befahrene Straßenbahnstrecken im
Kontinent Land Stadt Steigung in %
Afrika Algerien Constantine 8,0
Amerika Brasilien Campos do Jordão – Pindamonhangaba 10,5
USA Pittsburgh (derzeit nur Betriebsstrecke) 9,15
Europa Deutschland Augsburg 10,637*
Deutschland Mainz 9,55
Deutschland Stuttgart (Stadtbahn) 8,5
Deutschland Ulm 7,7
Deutschland Würzburg 9,1
Frankreich Brest 8,6
Großbritannien Sheffield 10,0
Österreich Gmunden 10,0
Österreich Linz 11,2
Portugal Lisboa (Lissabon) 14,9
Russland Smolensk 11,0 bis 12,0 **
Schweiz Zürich 7,7
Spanien Barcelona 8,0
Spanien Santa Cruz de Tenerife 8,5
Tschechien Liberec 9,7
* Die Strecke am Perlachberg in Augsburg wird nur talwärts befahren, es handelt sich also um eine
Gefällestrecke. Alle anderen erwähnten Strecken werden sowohl berg- als auch talwärts befahren
** Die Angaben schwanken in der Literatur
spurige Straßenbahn in Le Havre. Auf der
1912 eröffneten und 2,45 Kilometer langen
Linie 1/8 vom Staatsbahnhof durch die Rue
Clovis über Cimetière Sainte-Marie bis zum
Stadtpark Hallates erreichte der steilste Abschnitt
eine Steigung von 11,6 Prozent. Diese
Strecke wurde im April 1942 letztmalig
vollständig befahren, im selben Monat
richtete die Deutsche Wehrmacht in
einem Straßenbahntunnel ein Munitionsdepot
ein. Nach dem Zweiten
Weltkrieg ersetzten in der zu 72 Prozent
zerstörten Stadt neue Obusse die
Straßenbahn.
In Lyon gab es bis 1957 ein großes Straßenbahnnetz
sowie einige lange Überlandstrecken
jeweils mit 1.000 und mit 1.435
Millimeter Spurweite. Im Stadtnetz erreichte
die äußerst bogenreiche Linie 6 vom Plateau
de la Croix Rousse zur Place Du Pont mit elf
Prozent das stärkste Gefälle. Diese insgesamt
5,5 Kilometer lange eingleisige Strecke diente
– wie in Augsburg – allerdings nur Talfahrten,
bergwärts war ein Gleis durch eine
andere Straße verlegt, dieses wies eine maximale
Steigung von neun Prozent auf.
Den nächsten Platz belegte einst Marseille,
wo die 1.430-millimetrige Straßenbahn
bis 1944 unter anderem eine 10,1-
Prozent-Rampe erklomm. Berücksichtigt
man auch elektrische Kleinbahnen mit straßenbahnähnlichem
Betrieb, dann gehört als
nächstes die zwischen 1899 und 1933 betriebene
Ausflugsstrecke von Türkheim
zum Wallfahrtsort Drei Ähren (Trois Épis)
im Elsass angeführt. Ihre größte Steigung
betrug 9,8 Prozent.
Die meterspurige Straßenbahn von Nizza
war auch für die Linie von Monte Carlo
nach Monaco zuständig, die eine maximale
Neigung von 9,3 Prozent überwand. Die
In Linz ist es am 16. März 2008 an der Ausweiche
Schableder der Pöstlingbergbahn ablesbar:
Die Haltestelle hat eine Steigung von
3,9 Prozent, die Strecke steigt anschließend
mit 10,5 Prozent an
BERNHARD KUSSMAGK
1932 stillgelegte Straßenbahn in Lourdes
hatte eine Steigung von bis zu 9,2 Prozent
zu bewältigen, während die Straßenbahn in
Rouen einige steile Linien betrieb, die maximal
9,0 Prozent Steigung erreichten.
Der heutige Rekordhalter Frankreichs befindet
sich an der Atlantikküste. Die im Jahr
2012 eröffnete Tram in Brest befährt mehrere
steile Rampen, die größte Steigung befindet
sich in der Rue Saint Exupéry. Dort
erklimmen die Wagen vom Typ Citadis 302
immerhin 8,6 Prozent.
Tschechische Republik
In der tschechischen Hauptstadt Prag geht
es vom Zentrum an der Moldau aus an vielen
Stellen die Berghänge hinauf. Dabei bewältigen
die Prager Wagen auf einigen Linien
starke Steigungen, 8,2 Prozent sind es
zum Beispiel längs der Straße Trojská. Im
nordböhmischen Reichenberg (Liberec) hat
die „tramvaj“ sogar 9,7 Prozent zu erklimmen.
Dieses steilste Stück der Straßenbahn
befindet sich zwischen Botanická (Zoo) und
Lidové Sady (Volksgarten). An der Haltestelle
Riegrova muss der talwärts fahrende
Zug anhalten (Zwangshaltestelle). Die Steigung
in Richtung Horní Hanychov (Oberhanichen)
verläuft mit etwa 8,4 Prozent relativ
konstant, talwärts fahrende Bahnen
müssen aber an der Maladoubská einen
Zwangshalt einlegen.
Die einst steilste Straßenbahn in Böhmen
und Mähren gab es in Gablonz (Jablonec
nad Nisou). Deren steilstes Streckenstück
befand sich mit 10,85 Prozent Neigung
westlich vom Rathaus der Stadt am Markt.
Dieser Abschnitt war von 1904 bis 1965 in
Betrieb. Die Aussiger Straßenbahn besaß
an der Strecke nach Buckau (Bukov)
und Tellnitz (Telnice) eine maximale
Neigung von 6,35 Prozent, bei Arbesau
(Varvažov) aber eine maximale Neigung
von 9,35 Prozent im Trassenverlauf.
Portugal
Die Straßenbahnen in Coimbra, Porto sowie
in der Hauptstadt Lissabon verfügten
einst über mehrere überdurchschnittlich
steile Streckenabschnitte. Während Coimbra
seinen Straßenbahnbetrieb 1980 aufgab
und Porto ihn in einem jahrzehntelangen
Schrumpfungsprozess in einen musealen Betrieb
überführte, überlebten immerhin fünf
Linien des einst großen Netzes in Lissabon.
Einige der steilen Strecken sind teilweise
Nachfolger ehemaliger Kabelstraßenbahnlinien.
Mehrere der von den Linien 12, 18
und 25 befahrenen Streckenabschnitte haben
weit über zehn Prozent Steigung. Auf
der bekannten Linie 28 gibt es diverse sehr
steile Abschnitte, wobei der in der Calçada
Nova de São Francisco als die steilste Straßenbahnstrecke
der Welt gilt. Auf dem etwa
130 Meter langen und gekrümmten Ab-
24 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Steilste Strecken
Die steilste Straßenbahnstrecke im heutigen Frankreich befindet sich in Brest in der Rue Saint Exupéry. Hier geht es 8,6 Prozent hinauf bzw. hinab.
Am 3. September 2013 hat gerade ein Citadis 302 die Haltestelle Mac Orlan verlassen
BERNHARD KUSSMAGK
Die steilsten in der Schweiz
1964 fuhr die letzte Straßenbahn in Lausanne, sie
hatte an einigen Stellen des Netzes Steigungen
bis 11,2 Prozent zu erklimmen und war damit
Spitze in der Schweiz. Das umfangreiche Straßenbahnnetz
wurde durch das größte Obusnetz
des Landes abgelöst, das ebenfalls starke Steigungen
aufweist.
Die 1965 stillgelegte Straßenbahn in Fribourg
hatte hingegen „nur“ eine Maximalsteigung von
10,1 Prozent zu bewältigen und Luganos letzte Straßenbahn,
die bereits 1959 fuhr, hatte bis 9,3 Prozent
starke Steigungen. Immerhin 8,7 Prozent erklomm
die 1960 eingestellte Straßenbahn in Spiez.
Einige durchaus steile Strecken werden nach wie
vor in Zürich bedient. Zum Albisgüetli geht es auf einer
Strecke von 400 Metern Länge mit 7,7 Prozent
bergauf, die Strecke zum Zoo neigt sich bis zu 7,5
Prozent und 7,3 Prozent sind es in der Leonhard-
strasse. Andere Abschnitte mit beachtlichen Steigungen
von 9,6 Prozent und 10,9 Prozent sind dagegen
seit langem eingestellt. Das 1930 stillgelegte
637 Meter lange Doldertram (ohne Verbindung
zum Zürcher Straßenbahnnetz) kraxelte auf einer
9,8-prozentigen Rampe bergan. Als Besonderheit
verfügte der einzige Wagen über eine automatische
Geschwindigkeitsüberwachung, die bei zu schneller
Talfahrt die Notbremsung einleitete. BEKUS
Zürich: Diese
BBC-Werksaufnahme
zeigt dem
einzigen Wagen
des Doldertrams
vor dem Dolder
Grand Hotel in
Zürich
SLG. RICHARD GERBIG
Die Straßenbahn
im schweizerischen
Fribourg (Freiburg)
hatte Strecken -
abschnitte bis zu
10,1 Prozent zu
bewältigen
SLG. BERNHARD KUSSMAGK
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
25
Betriebe
Fast genauso steil wie die Calçada Nova de São
Francisco ist die Calçada de Santo André in Lissabon,
hier an der Ecke Calçada da Graça am 24. April 1984,
wo die Linie 12 einen Sattelpunkt erreicht
26 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Steilste Strecken
Lissabon: Der zweiachsige Tw 573 erklimmt am 6. Februar 2008 die steilste Straßenbahnstrecke der Welt, denn er ist auf der Linie 28 auf der
bogenreichen Calçada Nova de São Francisco in der portugiesischen Hauptstadt unterwegs BERNHARD KUSSMAGK (3)
schnitt entlang dieser Straße beträgt die
Durchschnittssteigung 13 Prozent, das Ganze
kulminiert am oberen Ende, dort beträgt
die Steigung – gemäß Mitteilung der Verkehrsbetriebe
Carris – in einem engen S-Bogen
unfassbare 14,9 Prozent: Weltrekord!
Portos Straßenbahnen erklimmen wegen
der Stilllegung diverser Streckenabschnitte
derzeit „nur noch“ maximal sieben Prozent
Steigung.
Großbritannien
In Sheffield (South Yorkshire) geht es überall
bergauf und bergab, denn die Stadt liegt in
einem sehr hügeligen Terrain. Die 1994 eröffnete
Straßenbahn („Supertram“) erreicht an
der steilsten Stelle eine Neigung von zehn Prozent.
Noch steiler ging es einst in Halifax (West
Yorkshire) zu. Die 1939 eingestellte Tram befuhr
dort eine 10,4-prozentige Rampe.
Auch die Linie 18 in Lissabon weist sehr viele steile Abschnitte auf, ein längerer befindet sich
in der Calçada da Ajuda, hier aufgenommen am 26. April 1989 mit Tw 275
Steigungsstrecken
auf anderen Kontinenten
Im nordafrikanischen Algerien befährt die
im Jahr 2013 eröffnete Straßenbahn in
Constantine fast ausschließlich Steigungsbzw.
Gefälleabschnitte. Die größte Neigung
beträgt dabei acht Prozent.
In Südafrika erklommen die Triebwagen
auf der bis 1930 betriebenen Straßenbahnstrecke
Kapstadt – Camps Bay bis zu 11,1
Prozent.
In Brasilien gibt es die landschaftlich reizvolle
Überlandstraßenbahnstrecke von
Campos do Jordão nach Pindamonhangaba.
Sie führt längere Zeit über starke Steigungen,
an einer Stelle soll der Gradient
10,5 Prozent erreichen. Die Strecke überwindet
eine beachtliche Höhendifferenz von
etwa 1.050 Metern. Sie ist der Anwärter für
den weltweit ersten Platz „Überwindung
des größten Höhenunterschiedes einer
Überlandstraßenbahnlinie“. Auf dem – mit
1924 von MAN gebauten Vierachsern befahrenen
– innerstädtischen Abschnitt von
Campos do Jordão nach Emílio Ribas sind
hingegen kaum Steigungen zu bewältigen.
Steile Trams in den USA
Bereits 1888 baute Frank Julian Sprague in
der Stadt Richmond das erste zusammenhängende
Straßenbahnnetz mit Oberlei-
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
27
Betriebe
Die Straßenbahn auf der spanischen Insel Teneriffa hat eine enorme Höhendifferenz zu überwinden. Auf der Avenida de Angel Romero in Santa
Cruz de Tenerife an der Brauerei erklimmt Tw 20 am 29. November 2008 die Steigung BERNHARD KUSSMAGK (2)
tungsbetrieb der Vereinigten Staaten. Die
Besonderheit waren die hügeligen Strecken
mit Steigungen bis zu zehn Prozent, deren
anstandslose Bewältigung viele Menschen
und Ingenieure rasch überzeugte, sich im
Land herumsprach und den Siegeslauf der
elektrischen Straßenbahn in den USA protegierte.
In den Vereinigten Staaten gab es in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große
Anzahl an Straßenbahnbetrieben sowie
sehr viele Überlandstraßenbahnen, darunter
mehrere mit starken Steigungen. Hervorstechend
waren die Betriebe in Lawrence
(Kansas) mit 14,0 Prozent, Akron (Ohio)
mit 13,5 Prozent, Scranton (Pennsylvania)
mit 13,0 Prozent sowie Pittsburgh (Pennsylvania)
mit seinen vielen steigungsreichen
Strecken bis 12,2 Prozent, erreicht auf der
1966 eingestellten Linie 21 („Fineview“) in
der Henderson Street zwischen Federal
Street und Boyle Street.
In Gleadless Town End ist die Steigung
der Sheffielder Tram gut erkennbar. Am
23. September 1997 ist Tw 06 soeben an
der Haltestelle angekommen
Die derzeit steilste Strecke in den USA
befindet sich noch immer in Pittsburgh,
wird aber gegenwärtig regulär nicht befahren.
Es handelt sich um die teilweise
9,15 Prozent steile Linie 52, die aufgrund
von Sparmaßnahmen seit März 2011 eingestellt
ist. Sie wird jedoch für Umleitungsfahrten
in betriebsfähigem Zustand
erhalten und vermutlich eines Tages wieder
im Regelbetrieb befahren werden.
BERNHARD KUSSMAGK
Danksagung und Anregung
Mein Dank für ihre Unterstützung bei der Recherche
für diesen Beitrag geht an Peter Sohns
in Hannover, der diverse Daten zur Verfügung
stellte, sowie an Richard Gerbig in Zürich, der
sein Wissen insbesondere zu den Schweizer
Straßenbahnen weitergab. Weiterhin danke ich
Georges Muller aus Straßburg, Peter Wöhl von
den Stadtwerken Augsburg, Helge Mai aus Dresden
sowie mehreren Mitarbeitern der Verkehrsbetriebe
in Gera, Mainz, Würzburg und Lissabon
u.v.a.m. für ihre Auskünfte.
Als Ergänzung zu dieser Darstellung über die
steilsten Straßenbahnen im Adhäsionsbetrieb
sei auf den Beitrag „Zahn um Zahn“ im STRA -
SSENBAHN MAGAZIN 4/2010 (Seiten 64ff) hingewiesen,
der ausführlich über Zahnradstraßenbahnen
berichtet.
BEKUS
28 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Nächster Halt: …
Glatte Betongebäude und moderne Glasfassaden prägen im Augsburger Stadtteil Lechhausen die Haltestelle „Schlößle“ der Linie 1. Aber wieso
nennen die Einheimischen und die Stadtwerke Augsburg diesen Punkt dann trotzdem so ...?
WINFRIED WOLFF
Nächster Halt:
Schlößle
Am früheren Marktplatz des bevölkerungsreichsten
Augsburger Stadtteils befindet sich
die Haltestelle „Lechhausen Schlößle“ der Straßenbahnlinie
1. Dorthin hatte die Nürnberger
Firma Schuckert & Co. im Jahr 1898 die Strecke
von der Alten Schmiede – auf Höhe der
heutigen Station Lechhausen Brücke – verlängert,
ehe die Städtische Straßenbahn Augsburg
das Streckenende 1927 zur Stätzlinger Straße
verschob. Inzwischen befindet sich dieses am
Neuen Ostfriedhof, für einen Weiterbau zum
Bahnhof Hochzoll liegen umstrittene Planungen
vor.
Die heute in Straßenmitte gelegenen, mit Wetterschutz,
Fahrkartenautomat und Abfahrtszeitanzeigen
ausgestatteten Bahnsteige der
Halte stelle sind auf die in Augsburg knapp 42
Meter langen Combinos ausgelegt und werden
von Stadt- und Regionalbussen mitgenutzt. Für
die im 5-Minuten-Takt hier von der Neuburger
in die Blücherstraße abbiegenden Linienwagen
besteht eine Ampelvorrangschaltung. Aber ein
„Schlösschen“ sucht man im Umfeld der Haltestelle
indes vergebens! Der Name leitet sich
von einem um 1685 in diesem Bereich errichteten
Zollgebäude ab – war Augsburg doch bis
1806 als freie Reichsstadt eine Grenzstation zu
Bayern! Im Laufe der Jahrhunderte wurde das
Zollgebäude mit Erkern und Türmchen ausgeschmückt
und von der Bevölkerung daher liebevoll
als „Schlößle“ bezeichnet.
Allerdings brach man 1969 das zu diesem Zeitpunkt
verwahrloste Gebäude ab und ersetzte
es durch einen an dieser Stelle gestalterisch völlig
deplazierten fünfstöckigen Sichtbeton-
Zweckbau mit Geschäftsräumen und Parkdecks.
Der wenig später ebenfalls erfolgte
Abbruch der gegenüberliegenden Gastwirtschaft
„Sonne“ beraubte den Platz dann endgültig
seiner historischen Identität. Er behielt
jedoch den Namen „Schlößle“ bis heute in alter
Rechtschreibung. Ob es von dieser Haltestelle
zum seit langem diskutierten Bau einer Zweigstrecke
in den Nachbarstadtteil Hammerschmiede
kommen wird, ist übrigens unverändert
ungewiss.
WINFRIED WOLFF
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
29
Betriebe
Über Höhen
und Tiefen
120 Jahre Straßenbahn in
Zwickau Auch der
Betrieb im westsächsischen
Zwickau feierte im diesem
Jahr ein rundes Jubiläum:
Seit dem 6. Mai 1894 ist die
Straßenbahn in der Stadt
unterwegs, die sich schon
kurz danach zu einem
Zentrum des Automobilbaus
entwickelte …
Aufgrund der Steigung in der Bahnhofstraße
kam in Zwickau der Bau
einer Pferdebahn nicht zustande.
Die Stadtverwaltung war gezwungen,
das Vorhaben 1890 zu den Akten zu
legen. Anfang des Jahres 1892 suchte das
Konsortium aus den Firmen Schuckert &
Co. aus Nürnberg und Leo Arnoldi aus
Mainz beim Rat der Stadt um die Erlaubnis
zum Bau einer elektrischen Straßenbahn
und eines Elektrizitätswerkes. Letzteres sollte
gleichzeitig zur Versorgung der Bevölkerung
mit elektrischem Licht dienen. Diese
Angebote stießen in Zwickau auf Zustimmung
– und so unterzeichneten der Oberbürgermeister
und das Konsortium im Dezember
1892 einen diesbezüglichen Vertrag.
Nach der Einigung auf die Linienführung
in der Innenstadt begann im Oktober 1893
der Gleisbau vom Zwickauer Bahnhof zum
Hauptmarkt. Als Spurweite wählte das
Konsortium 1.000 Millimeter. Im April
1894 fanden Versuchsfahrten mit den ersten
beiden von MAN gelieferten zweiachsigen
Triebwagen statt.
Die ersten Betriebsjahre
Die Eröffnung des ersten Abschnittes vom
Bahnhof bis in die Innenstadt fand am 6. Mai
1894 statt. Ab dem 19. Juli pendelte die
Straßenbahn eingleisig auf etwa vier Kilometer
Länge bis in den Stadtteil Schedewitz.
Für den Betrieb standen anfänglich elf
Triebwagen mit 16 Sitz- und elf Stehplätzen
zu Verfügung. Die Fahrzeuge waren 6.200
Millimeter lang, maximal 1.850 Millimeter
breit und ihr Achsabstand betrug 1.570
Millimeter. Für ihre nächtliche Unterstel-
30 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Zwickau
Die ersten Triebwagen der Zwickauer Straßenbahn lieferte die Firma MAN nach Sachsen, hier
Tw 1 in den ersten Betriebsjahren auf der Schneeberger Straße
SLG. SIGURD HILKENBACH
Fahrzeugbeschaffungen der Anfangsjahre
Betriebs-Nr. Anzahl Baujahr Hersteller Bemerkungen
Triebwagen
1–11 11 1894 MAN, Nürnberg elektr. Teil Schuckert
15–19 5 1897/98 MAN, Nürnberg elektr. Teil Schuckert
20–25 6 1900 Gothaer Waggonfabrik AG elektr. Teil Schuckert
32–38 7 1900 MAN, Nürnberg elektr. Teil Schuckert
40–42 3 1910 MAN, Nürnberg elektr. Teil SSW
43–45 3 1911 MAN, Nürnberg elektr. Teil SSW
Beiwagen
6–11 6 1894 MAN, Nürnberg bis 1911/25 Tw 6–11
13, 14 2 1897 Bothmann & Glück, Gotha
15–19 5 1897/98 MAN, Nürnberg bis 1925 Tw 15–19
21 1 1900 Gothaer Waggonfabrik AG bis 1926 Tw 21
26–28 3 1900 Sächsische Waggonfabrik Werdau
29–31 3 1900 Sächsische Waggonfabrik Werdau Sommerwagen
Aus der Gewandhausstraße kommend erreichen
am 10. Juni 2014 zwei KT4D den Zwickauer
Hauptmarkt, den das im Jahr 1525 gebaute
Gewandhaus dominiert, rechts das
Rathaus ANDRÉ MARKS; DER FAHRSCHEIN STAMMT AUS
DER SAMMLUNG VON SIGURD HILKENBACH
lung und Unterhaltung hatte das Konsortium
1894 ein Depot auf dem Gelände des
Elektrizitätswerkes in der Stiftstraße errichten
lassen. Es verfügte anfangs über fünf
Gleise sowie eine Schmiede und Tischlerei.
Im ersten Betriebsjahr beförderte die
Zwickauer Straßenbahn 1,27 Millionen
Fahrgäste. Zum 1. Januar 1895 übernahm
die Zwickauer Elektrizitätswerk- und Straßenbahn-AG
die Betriebsführung der Straßenbahn.
Diese mit ZESAG abgekürzte Gesellschaft
erweiterte in den folgenden Jahren
das Netz kontinuierlich. Dazu eröffnete sie
am 16. Oktober 1897 die Linie Bosestraße –
Marienthal – Lindenhof, verlängerte die Linie
von Schedewitz am 3. April 1900 zunächst
bis Cainsdorf und am 2. Juni 1900
bis in die Stadt Wilkau, eröffnete am 29.
November 1900 die Linie Bosestraße – Pölbitz
und nahm schließlich am 7. Oktober
1904 die Verlängerung der Marienthaler Linie
vom Lindenhof bis zum Gasthof Marienthal
in Betrieb.
Zur Bewältigung des dadurch gestiegenen
Verkehrs beschaffte die ZESAG zwischen
1897 und 1900 bei verschiedenen Herstellern
neue Fahrzeuge, darunter auch zwei
1897 von Bothmann & Glück in Gotha gebaute
Beiwagen sowie drei Sommerwagen –
siehe Tabelle. Der Fahrzeugpark umfasste
danach 29 Trieb- und acht Beiwagen. Für
dessen Unterhaltung entstand 1900 in Neubockwa
ein mit einer Zugangsschiebebühne
ausgestattetes Straßenbahndepot, das die
ZESAG zehn Jahre später erweiterte. Im
Jahr 1902 begann der zweigleisige Ausbau
des Straßenbahnnetzes, schwerpunktmäßig
im Stadtgebiet. Zum 1. Januar 1914 übernahm
die Stadt Zwickau das Elektrizitätswerk
und den Straßenbahnbetrieb in eigene
Hand. In diesem Jahr beförderte die Straßenbahn
4,68 Millionen Fahrgäste.
Die Zwischenkriegs- und
zweite Kriegszeit
Nach den beschwerlichen Kriegs- und Nachkriegsjahren
begann die Stadt Zwickau in
den 1920er-Jahren wieder in das Straßenbahnetz
zu investieren. So setzte sie ab 1921
den zweigleisigen Ausbau fort. Im gleichen
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
31
Betriebe
Jahr fasste sie die Linien nach Pölbitz und
Marienthal zusammen und verlängerte diese
Strecke später von Marienthal um 1,8 Kilometer
bis zum Krankenstift (Heinrich-
Braun-Krankenhaus) nach Westen. Dieser
Abschnitt ging am 6. November 1924 in Betrieb.
Von der Ende 1919 eingestellten Freiberger
Straßenbahn
übernahm
der Zwickauer
Betrieb
1921/22 sieben
1902/03 von Herbrand
in Köln gebaute
Triebwagen mit AEG-
Motoren. 1926 beschaffte
die Stadt Zwickau dann zehn
neue Triebwagen von der
Sächsischen Waggonfabrik in Werdau und
zehn aus heimischer Produktion von der
Zwickauer Fahrzeugfabrik vormals Schumann
AG. Die elektrische Ausrüstung für
diese Fahrzeuge steuerte das Sachsenwerk
aus Niedersedlitz bei, weshalb sie die Personale
„Sachsenwerktriebwagen“ nannten.
Bei den sechs 1928 von der Christoph &
Unmack AG in Niesky und den 14 in
Zwickau 1928/29 nachgebauten Niederflurtiefbodenbeiwagen
handelte es sich um
die modernsten ihrer Zeit – siehe Kasten.
Bereits im August 1926 hatte zuvor die
Linienbezeichnung mit Ziffern die bisherige
Kennzeichnung mittels Farben abgelöst.
Den damaligen Verlauf der vier Linien gibt
der andere Kasten wieder. Außerdem entstand
zwischen 1926 und 1928 eine neue
Wagenhalle an der Schlachthofstraße. Nach
Inbetriebnahme
der dortigen
Werkstatt zog die
Straßenbahn aus
dem Depot an der
Stiftstraße alle Wagen
ab – es diente ab 1928
zur Reparatur von
Omnibussen, die seit
1926 das städtische
Nahverkehrsangebot in
Zwickau ergänzen.
Zum 1. Januar 1929 erfolgte
abermals ein Rechtsträgerwechsel.
Die Straßenbahn war nun in die
Energie- und Verkehrs-Aktiengesellschaft
Westsachsen – kurz EVAWE –
integriert, die Stadtverwaltung hielt allerdings
die Hälfte der Aktien. In diesem Jahr fuhren
Liniengrafik von 1894 bis zum Stand Anfang der
1980er-Jahre. Gestrichelte Linien waren 1981
bereits eingestellt
GRAFIK: KLAUS REICHENBACH
9,14 Millionen Fahrgäste mit der Zwickauer
Straßenbahn. Die EVAWA setzte den zweigleisigen
Ausbau des Netzes fort, verlängerte
aber auch verschiedene Ausweichen. Im Zusammenhang
mit dem Bau des neuen Hauptbahnhofes
entstand eine Gleisschleife, die am
17. Dezember 1936 in Betrieb ging. Ab 1. Dezember
1938 verkehrten in Zwickau auch O-
Busse.
Während der Kriegsjahre fuhr die Zwickauer
Straßenbahn auf Verschleiß. Die Linien
1 und 2 stellte die EVAWE 1943 ein, um
auf den Linien 3 und 4 einen dichteren Takt
zu ermöglichen. Im 50. Betriebsjahr beförderte
die Straßenbahn dennoch 17,5 Millionen
Fahrgäste – so viele wie niemals
zuvor. Nach der Bombardierung
Zwickaus stellte die EVAWA Mitte
April 1945 den Betrieb auf den
verbliebenen beiden Linien ein.
Die Nachkriegsjahre
Bereits vor der bedingungslosen Kapitulation
der Deutschen Wehrmacht nahm die
Zwickauer Straßenbahn am 4. Mai 1945
auf Befehl der damals amerikanischen
Besatzungsmacht den Betrieb auf den Linie
3 und 4 wieder auf. Doch es begann
eine Zeit der Provisorien. Nur nach
und nach konnte der Straßenbahnbetrieb
mit dem vorhandenen Material
wieder in Gang gebracht werden. Nach
einem Zwischenschritt übernahm per 1.
Januar 1951 der VEB (K) Verkehrsbetriebe
der Stadt Zwickau die Betriebsführung der
Ein Dreiwagen-Zug bedientam 12. Juni 1987 die Haltestelle Neumarkt/Bosestraße. Neben den zweiachsigen
Gothawagen unterschiedlichen Typs gab es in Zwickau auch Rekowagen NORBERT KUSCHINSKI
Technische Daten der 20
Niederflurtiefboden beiwagen
der Bauart Niesky
Länge über Kupplung:..............10.900 mm
Länge über Stirnbleche: ............10.000 mm
Länge über Rammbohle: ...........10.200 mm
größte Breite: .......................2.090 mm
Höhe SO bis Oberkante Dach:........3.195 mm
durchgehende Wagenfußbodenhöhe:...500 mm
Breite Mitteleinstiegstür: ............1.530 mm
Achsstand: .........................3.600 mm
Platzangebot:
.........30 Sitzplätze (quer) und 17 Stehplätze
Lieferungen:
1928 .....................Tw 101 bis 106 –
Christoph & Unmack AG Niesky
1928...........Tw 107 bis 113 – Zwickauer
Fahrzeugfabrik, vorm. Schumann AG
1929...........Tw 114 bis 120 – Zwickauer
Fahrzeugfabrik, vorm. Schumann AG
32 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Zwickau
Blick vom Georgenplatz in den Peotenweg in den 1920er-Jahren. Die „Sachsenwerktriebwagen“
haben niederflurige Beiwagen vom Typ Niesky im Schlepp SLG. SIGURD HILKENBACH
Straßenbahn und des städtischen Bus- und
Obusverkehrs.
Die Straßenbahn war in dieser Zeit der
Hauptverkehrsträger in der Bergbaustadt.
Im Laufe der nachfolgenden Jahre erfolgten
zahlreiche Rekonstruktionen und Erweiterungen.
Hierzu zählte die Errichtung von
Wendeschleifen an der Paulusstraße, am
Heinrich-Braun-Krankenhaus sowie in Pölbitz
einschließlich Verlängerung. Auch der
Neubau von Gleichrichterunterwerken ist
hier zu erwähnen.
Ab 1951 trafen so genannten LOWA-Wagen
in Zwickau ein (Typen ET50/W200 und
W252a, ET54 sowie EB50/W200). Außerdem
übernahmen die Verkehrsbetriebe gebrauchte
Fahrzeuge aus Cottbus, von der BVG Ost sowie
von der 1960 stillgelegten Straßenbahn
Hohenstein-Ernstthal – Oelsnitz (Erzgeb). Ab
1959 kamen neuartige zweiachsige Gotha-
Trieb- und -Beiwagen zum Einsatz. In den
Jahren danach folgten Gotha-Gebrauchtfahrzeuge
einschließlich Nachfolgetypen, die
schwerpunktmäßig von den Verkehrsbetrieben
Halle sowie Plauen kamen. Außerdem gelangten
mehrere so genannten Rekowagen
(Typen TE70/1 und BE70/1) nach Zwickau.
Die 1970er-Jahre:
ein schwieriges Jahrzehnt
In den Jahren 1966/67 stellten die Verkehrsbetriebe
den Schaffnerbetrieb ein, danach
gab es in den Wagen Zahlboxen und
später Druckentwerter (Starenkästen). In
den 1980er-Jahren ersetzten sie mechanische
Lochentwerter (heute sind die Wagen
mit elektronischen Druckentwertern der
zweiten Generation ausgestattet).
Linienverlauf ab August 1926
Linie 1 (ex weiße Linie) Zwickau Hbf – Hauptmarkt – Schedewitz (Stadtgrenze) 3,56 km
Linie 2 (ex rote Linie) Pölbitz (Neue Welt) – Poetenweg – Marienthal (Paulusstraße) 5,13 km
Linie 3 (ex grüne Linie) Zwickau Hbf – Hauptmarkt – Schedewitz – Wilkau 7,24 km
Linie 4 (ex blaue Linie) Pölbitz (Neue Welt) – Poetenweg – Neues Krankenstift 7,00 km
In den 1970er-Jahren erlebte der Straßenbahnbetrieb
einen Niedergang. Es blieb
nur die Linie 4 (Pölbitz – Krankenhaus) in
Betrieb, die Linie 3 (Zwickau Hbf – Hauptmarkt
– Wilkau-Haßlau) wurde 1975 in
zwei Etappen eingestellt. Der Zustand der
Gleisanlage ließ einen sicheren Betrieb nicht
mehr zu, eine Omnibuslinie übernahm die
Anlässlich des Jubiläums „120 Jahre Zwickauer Straßenbahn“ war am 14. Juni 2014 auch die
aus dem Tw 7 II und Bw 17 II gebildete historische Straßenbahngarnitur im Einsatz UWE MÖCKEL
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
33
Betriebe
Bis zur Haltestelle Zentrum fahren seit 1999 nicht nur meterspurigen Straßenbahnwagen, sondern auch RegioSprinter der regelspurigen Vogtlandbahn.
Vor der hier am 30. November 2008 fotografierten Haltestelle liegt dazu ein Dreischienengleis
JENS PERBANDT
Der von der Firma IFTEC gebaute Schneepflug 201 und der als Schienenschleifwagen 200 genutzte
KT4D dienen der SVZ als Sonderfahrzeuge, hier am 14. Juni 2014 im Depot UWE MÖCKEL
Aufgaben der Straßenbahn. Fast wäre auch
der restliche Zwickauer Straßenbahnbetrieb
eingestellt worden. Die Beschaffung von
Kraftomnibussen war in dieser Zeit einfacher
als einen Straßenbahnbetrieb zu betreiben.
Mangels Ersatzteilen endete zudem
offiziell am 31. August 1977 der Obusbetrieb
in Zwickau. Danach bedienten Kraftomnibusse
die Linie in den Stadtteil Weißenborn.
Anfang der 1980er-Jahre begann
auch in Zwickau ein Umdenken zu Gunsten
der Straßenbahn als optimales schienengebundenes
Personennahverkehrsmittel für
Städte in Zwickaus Größe. Der Verkehrsbetrieb
wurde am 1. Februar 1982 dem VE
Verkehrskombinat Karl-Marx-Stadt zugeordnet
und nun als VEB Städtischer Nahverkehr
Zwickau bezeichnet. Die Folge war
auch die Einführung eines neuen Betriebsnummernsystems
für alle Fahrzeuge.
Am Rande Zwickaus entstand das große
Wohngebiet Eckersbacher Höhe, welches
durch eine 3,5 Kilometer lange Straßenbahnstrecke
erschlossen werden sollte – was
aber letztendlich bis 1992 dauern sollte.
Vorher reaktivierte der VEB Städtischer
Nahverkehr am 2. Januar 1989 den Abschnitt
zum Zwickauer Hauptbahnhof als
neue Linie 1 Pölbitz – Hbf (diese bestand bis
zur Inbetriebnahme der Eckersbacher Linie
im September 1992).
Am 29. Juni 1987 traf von der Plauener
Straßenbahn ein erster Kurzgelenkwagen
des Tatra-Typs KT4D für Probefahrten in
Zwickau ein. Das Fahrzeug bewährte sich,
woraufhin ČKD zwischen dem Jahreswechsel
1987/88 und Mai 1988 insgesamt 27
solche Wagen lieferte. Diese Anzahl lag
deutlich über dem Zwickauer Bedarf, woraufhin
das Kombinat 1989 zehn Stück
nach Plauen verfügte. Doch 1990 trafen
dann nochmals fünf Kurzgelenkwagen fabrikneu
in Zwickau ein.
Die 1990er-Jahre
Die politische Wende brachte auch einen
abermaligen Rechtsträgerwechsel mit sich.
Im April 1990 löste sich der VEB Städtischer
Nahverkehr Zwickau aus dem Verkehrskombinat
Karl-Marx-Stadt. Seit Juli
1991 wird er als Städtische Verkehrsbetriebe
Zwickau GmbH (SVZ) geführt.
Diese nahmen am 19. September 1992 die
neue Linie 1 vom Neumarkt zum Stadtteil
Eckersbach in Betrieb. 1993/94 trafen zwölf
34 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Zwickau
von MAN gebaute Niederflurwagen vom
Typ GT6NF-M in Zwickau ein und verdrängten
nach anfänglichen Problemen
rasch die noch vorhandenen Zweiachser.
Der letzte traditionelle Gotha-Straßenbahnzug
verkehrte in Rahmen einer Abschiedsfahrt
am 28. Oktober 1995. Mehr
als 35 Jahre hatten solche Fahrzeuge das
Bild der Zwickauer Straßenbahn geprägt.
Alle 23 vorhandenen KT4D unterzogen die
SVZ zwischen 1992 und 1996 hingegen einer
Modernisierung, ab 2001 erhielten sie
Choppersteuerungen (BA Alsthom TV Progress).
Von diesen Kurzgelenktriebwagen
ist bisher ein Exemplar verschrottet worden
(Tw 327, ex Plauen, in diesem Jahr) – der
Tw 935 steht aktuell zur vollständigen Zerlegung
bereit.
Zwischenzeitlich ließen die SVZ ab 1991
das Betriebsgelände an der Schlachthofstraße
in einen reinen Straßenbahnbetriebshof
umgestalten. Die eigentliche Rekonstruktion
des Hofes war im Juni 1998 abgeschlossen.
Seitdem ist das Unternehmen auch für
den Einsatz und die Instandsetzung der neuen
Stadtbahnwagengeneration ausgestattet.
Nach etwa neun Jahren Bauzeit erfolgte im
Juli 1995 zudem die Fertigstellung und Inbetriebnahme
eines großzügigen Kraftomnibusbetriebshofes
in der Zwickauer Bürgerschachtstraße.
Gemäß des „Zwickauer Modells“ nutzen
seit 28. Mai 1999 die meterspurige Straßenbahn
und die regelspurige Vogtlandbahn
zwischen den Haltestellen Zentrum
und Zwickau Stadthalle im Stadtteil Schedewitz
ein 1,5 Kilometer langes Dreischienengleis.
Seitdem kommen RegioSprinter
bis an den Rand des Zwickauer Zentrums.
Wenige Monate danach eröffneten die SVZ
am 1. Oktober 1999 für die Linie 3 (Eckersbach
– Stadthalle) ab der Haltestelle Neumarkt
einen Neubauabschnitt durch die Innenstadt.
Die Entwicklung
im neuen Jahrtausend
Seine heutige Ausdehnung erreichte das
Zwickauer Straßenbahnnetz mit der Inbetriebnahme
des Abschnittes Stadthalle –
Neuplanitz der Linie 3 am 11. Dezember
Verwendete Quellen
• Münch/Langele: „75 Jahre Zwickauer
Straßenbahn“, VEB Verkehrsbetriebe der
Stadt Zwickau, Zwickau 1969
• Straßenbahnarchiv, Band 3, Verlag Transpress,
Berlin 1984
• Festschrift „100 Jahre Straßenbahnbetrieb
in Zwickau“, Städtische Verkehrsbetriebe
Zwickau GmbH, Zwickau 1994
• private Sammlung Peter Kalbe
Das Liniennetz 2014
Linie 3 Eckersbach – Neumarkt – Hauptmarkt – Stadthalle – Neuplanitz 10,6 km
Linie 4 Pölbitz – Neumarkt – Georgenplatz – Marienthal – Städtisches Klinikum 8,2 km
Linie 5 Städtisches Klinikum – Marienthal – Georgenplatz – Zwickau Hbf o.A.
Linie 7 Pölbitz – Neumarkt – Georgenplatz – Zwickau Hauptbahnhof 4,8 km
Aktueller Liniennetzplan der SVZ GRAFIK: ROBERT SCHWANDL (AUS SCHWANDL’S TRAM ATLAS DEUTSCHLAND 2012)
2005. Andere Projekte aus der Nachwendezeit
sind bisher nicht zur Ausführung gekommen.
Dazu zählen eine immer wieder
diskutierte Strecke nach Oberplanitz sowie
eine Linie zum VW-Werk nach Mosel.
Per 13. Dezember 2009 trat eine Liniennetzänderung
in Kraft. Diese umfasste die
Einstellung der bisherigen Linie 1 von
Eckersbach zum Hauptbahnhof und die
Einführung der Linie 5 zwischen Hauptbahnhof
und Städtischem Klinikum sowie
der Linie 7 zwischen Pölbitz und Hauptbahnhof.
Aktuell umfasst das Zwickauer Liniennetz
61 Haltestellen; die Linien 3 und 4 verkehren
täglich und die Linien 5 und 7 montags
bis freitags von 6 bis 18 Uhr.
Für den Betrieb stehen die zwölf Niederflurwagen
901 bis 912 vom Typ GT6NF-M
sowie 21 modernisierte Kurzgelenkwagen
vom Typ KT4D (Tw 928 bis 934 und 936 bis
949) zur Verfügung. Bei Tw 935 hat die Zerlegung
begonnen. Mit den übrigen 21 Straßenbahnwagen
und 26 Bussen befördern die
SVZ täglich etwa 32.000 Fahrgäste.
Als Sonderfahrzeuge sind der aus einem
Plauener KT4D entstandene Schienenschleifwagen
200 und ein von der Firma IF-
TEC gebauter Schneepflug vorhanden. Der
historische Wagenpark setzt sich aus dem
bis 1968 in Plauen eingesetzten Tw 7 II und
aus dem ursprünglich an die Eßlinger Städtische
Straßenbahn gelieferten Bw 17 II (beide
Baujahr 1912) sowie aus dem Tw 92 und
dem Bw 133 (beide Gotha 1960, Typen
„T59“ bzw. „B59“) zusammen. Ihr 120.
Jubiläum feierten die SVZ am 14. Juni
2014 gemeinsam mit dem Verein „Freunde
des Nahverkehrs Zwickau e.V.“ mit einem
Tag der offenen Tür im Straßenbahnbetriebshof
an der Schlachthofstraße.
PETER KALBE/ANDRÉ MARKS
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
35
Betriebe
Zurück in die Zukunft
Besançon wieder mit Straßenbahn Nach 62 Jahren schienenfreier Zeit rollen seit dem 30. August
im Osten Frankreichs wieder Straßenbahnen durch die Innenstadt von Besançon, dem Verwaltungssitz
des Départements Doubs. Aber welche Besonderheiten weist das neue Netz auf?
Besançon ist der Hauptort der Region
Franche-Comté und hat gut
115.000 Einwohner, im Ballungsraum
leben etwa 245.000 Menschen.
Die malerische Altstadt liegt in einer
Schlaufe des Doubs, der teilweise im tiefen
Einschnitt fließt. Die Stadt wird als grünste
des Landes bezeichnet, die Lebensqualität
ist besonders hoch. Die gewaltigen Befes -
tigungen, die auf den französischen Festungsbaumeister
Vauban zurückgehen, sind
seit 2008 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt.
Durch die Straßen von Besançon
verkehrte bereits ab dem 21. März 1897
eine Tram. Doch dem Trend der damaligen
Zeit folgend, endete ihr Betrieb am 24. Dezember
1952.
Die Ausgangssituation
für den Neubau
In den vergangenen Jahrzehnten bestand
der ÖPNV von Besançon neben einer
Standseilbahn ausschließlich aus einem
Bussystem, das in seiner Leistungsfähigkeit
ausgereizt war. Deshalb suchte die Stadtverwaltung
nach einer Möglichkeit, einen
deutlich besseren Service anzubieten und
den Autoverkehr zu reduzieren, um die Lebensqualität
in Besançon weiter zu steigern.
Ein Konzept von 2005 sah den Bau
von zwei Obuslinien mit separaten Trassen
vor. Dadurch sollten die Reisegeschwindigkeit
erhöht und der Komfort verbessert
werden. Man rechnete mit 25.000 bis
30.000 Fahrgästen täglich. Bekannt war
aber, dass ein entsprechendes Tramsystem
40.000 bis 50.000 Fahrgäste pro Tag anziehen
würden.
Nach einer längeren Erörterungsphase
entschieden sich die Stadtväter für eine Straßenbahn
mit zwei Linien. Das Projekt wurde
im Juni 2008 mit einem Investitionsvolumen
von 228 Millionen Euro (plus/minus
fünf Prozent) geplant. Während der 2011
gestarteten Bauphase kamen letztendlich jeweils
drei Prozent hinzu, so dass bis 2015
mit einer Summe von 256 Millionen Euro
gerechnet wird.
Ursprünglich sollte die für derartige Vorhaben
in Frankreich notwendige „Déclaration
d’utilité publique“ (Gemeinnützigkeitserklärung)
im Frühjahr 2010 unterzeichnet
werden, um die Tram im Frühjahr 2014 eröffnen
zu können. Da das Kulturministerium
allerdings wegen der Oberleitung in der
Altstadt ästhetische Bedenken äußerte, wurden
die Planungen unterbrochen. Die Alternative
wäre ein APS-Unterleitungssystem
gewesen, was aber zu teuer erschien. So gab
es Modifizierungen im Trassenverlauf, die
Tram sollte nun nicht mehr unmittelbar
durch das Zentrum der Altstadt, sondern lediglich
am Rand entlang geführt werden.
Schließlich legte man Ende 2009 den neuen
Streckenverlauf fest. Die Planungen
konnten im Januar 2011 abgeschlossen
werden und am 15. Juni 2011 unterschrieb
der Präfekt des Département Doubs die
„Déclaration“.
36 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Frankreich: Besançon
LINKS Im Zentrum
passiert die Tram
enge Straßen mit
alten Bürgerhäusern
und prächtigen
Jugendstilfassaden,
am Rand ist sie in
Neubauvierteln mit
viel Grün wie hier
an der Haltestelle
CHRU Minjoz
unterwegs
RECHTS Die Altstadt
von Besançon liegt
in der Schleife des
Doubs und wird
nicht von der Tram
direkt durchquert,
sondern nur am
Rand durch die Haltestellen
Chamars,
Révolution und République
bedient
GRAFIK: ROBERT SCHWANDL
Schon zuvor hatte im März 2011 der Bau
des Tramsystems begonnen. Bis zum Herbst
2013 waren alle Gleisanlagen verlegt und
gleichzeitig der Umbau der von den Trams
zu durchfahrenden Straßenzüge abgeschlossen.
Dort hatte die Stadtverwaltung
viel Grün pflanzen und den Individualverkehr
viele Verkehrsflächen an die Straßenbahn
abtreten lassen.
Die Eröffnung der Straßenbahn
Am 30. August 2014 eröffnete der Bürgermeister
mit einem Festakt auf der Place de la
Révolution um 10.45 Uhr die Tram. Das gesamte
Wochenende lang durften alle Interessierten
jede Bus- und Tramlinie kostenlos
benutzen, an vielen Haltestellen gab es Animationen
und den Abend des 30. August beschloss
ein großes Feuerwerk über dem
Doubs. Die 13,6 Kilometer lange Linie T1
von Hauts du Chazal nach Chalezeule verläuft
in West-Nordost-Richtung und bedient
29 Haltestellen. Zwischen den benachbarten
Haltestellen Croix de Palente
und Lilas gibt es einen eingleisigen Abschnitt.
Verstärkt wird die T1 im westlichen
Abschnitt durch die Linie T2, die an der
Haltestelle Parc Micaud die Strecke der T1
verlässt und zum Gare (Bahnhof) Viotte abzweigt,
wobei sie auf der 900 Meter langen
Strecke zwei Haltestellen bedient.
Der Betrieb
Beide Linien werden im Berufsverkehr im
10-Minuten-Takt, sonst im 12-Minuten-
Takt, betrieben. Die spanische Firma CAF
lieferte für 34,4 Millionen Euro 19 niederflurige
Urbos 3, die 23 Meter lang und 2,4
Am Ende der Eröffnungsrede des Bürgermeisters auf der Place de la Révolution fliegt unter t osendem
Beifall der Bevölkerung Konfetti durch die Luft BEIDE FOTOS VOM 30. AUGUST 2014: BERNHARD KUSSMAGK
Meter breit sind. 132 Fahrgäste können
mitfahren, für 38 von ihnen gibt es Sitzplätze.
Die recht kurzen Fahrzeuge können
im Bedarfsfall auf fünf Segmente verlängert
werden. Die Haltestellen sind bereits in entsprechender
Länge errichtet worden.
Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 70
km/h erreichen die Urbos 3 eine Reisegeschwindigkeit
von 20 km/h. Es gibt fünf
P+R-Plätze mit insgesamt 630 Stellplätzen,
eine Erweiterung auf 1.030 ist vorgesehen –
außerdem ist eine südwestliche Streckenverlängerung
geplant. Mittelfristig soll eine dritte
Linie ab 2025 Chalezeule mit dem Technologiepark
westlich des Hauptbahnhofs
Viotte verbinden. BERNHARD KUSSMAGK
Daten & Fakten:
Straßenbahn Besançon
Eröffnung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30.08.2014
Betreiber: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Transdev
Name des Verkehrsbetriebes: . . . . . . . . . . Ginko
Spurweite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.435 mm
Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14,5 km
Anzahl Linien:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Anzahl Haltestellen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Depots: . . . . . . . . . . . . . . . 1 in Hauts du Chazal
Anzahl Fahrzeuge: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Typ: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Urbos 3
Hersteller: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CAF
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
37
Betriebe
Von 1885 bis 1960 wies sie eine
Spurweite von 760 Millimeter auf – die
Straßenbahn in Sarajevo. Der hier in den
1950er-Jahren fotografierte Tw 65 I war
1930 in eigener Werkstatt aus dem
1909 vermutlich in Graz gebauten Bw 2
entstanden. Der Triebwagen blieb bis
1960 im Einsatz, zuletzt als Nr. 69
SLG. JAN ČIHÁK
38 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Sarajevo
Einzigartige
Betriebs geschichte
Die Straßenbahn in Sarajevo (Teil 1) Ihre Anfänge lagen in einer 1885 eröffneten Pferdebahn –
als vierte Stadt in der k. k. Monarchie erhielt Sarajevo zehn Jahre danach eine elektrische Straßenbahn,
ebenfalls mit 760 Millimeter Spurweite. Aber wieso kamen später PCC-Wagen dorthin?
Sarajevo, die Hauptstadt Bosniens und
Herzegowina mit fast 370.000 Einwohnern,
die im Jahr 1461 an Stelle
einer uralten Siedlung von den Türken
gegründet wurde, gehört zu den interessantesten
Städten Europas. Ihre turbulente
und bewegte Geschichte, eine atemberaubende
Gebirgslandschaft, in der diese Stadt
liegt, sowie die kulturelle und architektonische
Vielfältigkeit finden kaum Vergleich.
Am 5. Oktober 1882 erreichte der erste
Dampfzug die Stadt Sarajevo, wobei die
meisten Eisenbahnlinien in Bosnien in der
„bosnischen Spurweite“ von 760 Millimetern
entstanden. Die Ursache dafür war wirtschaftlicher
sowie geographischer Natur,
denn für dieses relativ dünn besiedelte Land
mit vielen Gebirgszügen und tiefen Tälern
stellten schmalspurige Eisenbahnstrecken die
kostengünstigste Lösung dar. Der Bahnhof
Sarajevo der k. k. Bosnabahn befand sich im
heutigen Stadtteil Dolac Malta, nördlich der
Straßenbahnhaltestelle „Socijalno“.
Der Bau der Pferdestraßenbahn
Zwei Jahre später beschloss die Stadtverwaltung,
eine „Pferdebahn“ zu errichten,
die sowohl dem Güterverkehr als auch dem
Personenverkehr zwischen dem Bahnhof
und der Innenstadt dienen sollte. Die gesamte
Gleislänge inklusive zahlreicher Rangiergleisen,
Gütergleisen und Ausweichen
erreichte 3,435 Kilometer, die Spurweite betrug
760 Millimeter. Die ab Oktober 1884
gebaute Strecke verlief vom Bahnhof der k.
k. Bosnabahn, wo ein einfacher Umstieg
von den Dampfzügen möglich war, zum
Marienhof (heute Marijin) und weiter am
Militärkrankenhaus vorbei durch die Ćemaluša-Straße
(heute Maršala Tita-Straße)
bis in die Ferhadija-Straße und zum Stadtbahnhof
am heutigen Platz „Trg Oslobodenja
– Alija Izetbegović“. Für den Verkehr
beschaffte die Stadtverwaltung von der
Waggonfabrik Weitzer in Graz vier zweiachsige
Personenwagen mit je 14 Sitzplätzen
und zwei Wagenklassen. Die auch für
den Betrieb der Pferdestraßenbahn zuständige
Direktion der k. k. Bosnabahn ließ die
Strecke so errichten, dass sie auch für den
Einsatz mit schweren Dampflokomotiven
bis ins Stadtzentrum geeignet war.
Die feierliche Eröffnung der Pferdestraßenbahn
fand am 1. Januar 1885 statt. Bereits
kurze Zeit später nutzten sie täglich
ungefähr 300 Fahrgäste. Die Wagen waren
von 5 bis etwa 23 Uhr anfangs im Stundentakt,
ab 1892 noch häufiger unterwegs.
Aufgrund der grünen Lackierung der Zweiachser
erhielt die Bahn bald den Spitznamen
„grüner Drache“. Den ebenso mit Pferden
geführten Güterverkehr nahm die Bosnabahn
am 1. Februar 1885 auf. Anlässlich
der Betriebseröffnung entstand sogar eine
Musikkomposition – die schnelle Polka
„Sarajevski tramvaj“ (Sarajevoer Straßenbahn)
erfreute sich angeblich einer großen
Beliebtheit.
Die elektrische Straßenbahn
In der ersten Hälfte der 1890er-Jahre beschlossen
die k. und k. Behörden die Elektrifizierung
der Straßenbahn in Sarajevo.
Als vierte Stadt in der Donaumonarchie
nahm sie am 1. Mai 1895 den elektrischen
Betrieb auf, betrieben unverändert von den
k. k. Bosnabahnen. Die Betriebsspannung
betrug 300 V Gleichstrom und die Oberleitung
speiste ein zuvor fertiggestelltes Kohlenkraftwerk
in der Hiseta-Straße, das außerdem
auch den Strom für die öffentliche
Beleuchtung und später auch für Haushalte
und Privatfirmen lieferte. Die fünf von
der Firma Weitzer in Graz gebauten und mit
elektrischen Ausrüstungen von Siemens &
Halske versehenen Triebwagen befuhren
zunächst eine neu errichtete Strecke vom
Vor dem Bahnhof der k. k. Bosnabahn wartet die Pferdebahn. Wie die elektrische Straßenbahn
war sie von der Bosnabahndirektion betrieben worden
SLG. ALFRED MOSER
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
39
Betriebe
Der 1895 von der Grazer Wagen- und Waggonfabrik
Weitzer (mechanischer Teil) und
Siemens & Halske Wien (elektrischer Teil)
gebaute Tw 14 auf der Kai-Linie
SIEMENS CORPORATE ARCHIVES, SLG. WOLFGANG-D. RICHTER (2)
Marienhof am Kai des Flusses Miljacka entlang
bis zur Lateiner Brücke. Sie verkehrten
täglich von 6 bis 22:20 Uhr im 20-Minuten-
Takt. Außer dem Kraftwerk war 1895 auch
ein neuer Betriebshof entstanden, er befand
sich auf dem Eisenbahngelände in unmittelbarer
Nähe des Bahnhofes der k. k. Bosnabahn
am westlichen Stadtrand.
Am 1. Juni des gleichen Jahres war auch die
Elektrifizierung der restlichen Strecke vom
Bahnhof der Eisenbahn zum Stadtbahnhof
abgeschlossen, womit der Pferdebahnbetrieb
endete. Die erste elektrische Güterlokomotive
nahm die Staatsbahnverwaltung am 1. September
1895 in Betrieb, sie war von Siemens
& Halske, Wien geliefert worden. Dabei handelte
es sich zugleich um die erste schmalspurige
elektrische Lokomotive im Stadtverkehr
in Österreich-Ungarn. Später kamen noch
zwei weitere Lokomotiven hinzu.
Vermutlich bereits im ersten Betriebsjahr
ersetzten auf den Straßenbahnwagen neue
Bügelstromabnehmer die ursprünglich vorhandenen
Stangenstromabnehmer.
Im Jahre 1896 reisten durchschnittlich
2.440 Fahrgäste mit der Straßenbahn, die
im Mittelmaß außerdem 19 Güterwagen
pro Tag beförderte – mit steigender Tendenz.
Am 1. Dezember 1897 nahmen die
Behörden die von der Lateiner Brücke zum
damaligen Rathaus (Vijećnica) verlängerte
Kailinie in Betrieb, am 1. April 1898 kam
die neue Strecke von der Landesbank zur
Nordseite der katholischen Kathedrale hinzu.
Im Jahre 1899 verdichtete die Straßenbahn
den Takt auf 15 Minuten, ihren Betrieb
stellten 37 Angestellte sicher, wovon
zwölf als Triebwagenführer und zwölf als
Schaffner arbeiteten.
1956 betriebene Straßenbahnlinien
(760 mm Spurweite)
Linie 1:
Linie 2:
Linie 3:
Baščaršija – Neuer Bahnhof
Baščaršija – Alter Bahnhof
Vije ’cnica – Dolac Malta
Im Jahre 1909 verfügte der Straßenbahnbetrieb
über 16 Triebwagen, acht Beiwagen
und drei elektrische Güterlokomotiven. Sie
fuhren auf eingleisigen Strecken mit Ausweichen
im 15-Minuten-Takt, von den Personalen
an den Ausweichen übergebene farbige
Signalstäbe verhinderten Zusammenstöße.
Der Erste Weltkrieg suchte Bosnien und
Herzegowina schwer heim. Aufgrund der
Vernachlässigungen von Fahrzeugen und
Gleisanlagen waren ab 1917 Betriebseinschränkungen
unumgänglich, was zu beträchtlichen
Verkehrsproblemen führte.
Nach dem Ende der Donaumonarchie
Nach dem Ende der Donaumonarchie erklärte
sich der neu gegründete Staat der
Slowenen, Kroaten und Serben zum
Rechts- und Eigentumsnachfolger der k. k.
Bosnabahnen. In der Praxis dürften die Beschäftigten
der Straßenbahn auf Kosten
der Stadtverwaltung gearbeitet haben. Ab
1922 befand sich die Straßenbahn im Eigentum
der Städtischen Sparkasse von Sa-
40 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Sarajevo
Sowohl den Triebwagen 15 als auch die Ellok 1 für
den Güterverkehr auf der Straßenbahn Sarajevo stellten die
k. k. Bosnabahnen 1895 in Dienst. Bei der Ellok handelte es sich um
die erste schmalspurige elektrische Lokomotive im Stadtverkehr in der Donaumonarchie
rajevo. Unter deren Leitung wurde sie in
den 1920er- und 1930er-Jahren erneuert
und erweitert, außerdem wuchs der Wagenpark
und es gab einen 12-Minuten-,
bzw. in den späteren Jahren sogar einen
6-Minuten-Takt.
Im Jahr 1923 ging zunächst die neue
Strecke Rathaus (Vijećnica) – Altmarkt
(Baščaršija) – Katholische Katedrale in Betrieb,
wobei der Abschnitt Vijećnica –
Baščaršija nur für Betriebsfahrten diente.
Die globale wirtschaftliche Krise Ende der
1920er-Jahre hatte auch auf den Straßenbahnbetrieb
von Sarajevo harte Auswirkungen,
denn angeblich sanken die Fahrgastzahlen
zeitweise so stark, dass an
manchen Tagen nur ein oder gar kein Fahrgast
befördert wurde. 1926 nahm die Straßenbahn
die knapp einen Kilometer lange
Neubaustrecke vom Stadtteil Dolac Malta
nach Čengić Vila in Betrieb. Schon zehn Jahre
später legte sie diesen eingleisigen Abschnitt
jedoch still. Dafür entstand 1936 ein
neuer Betriebshof im Stadtzentrum (heute
Kotromaníća-Straße gegenüber dem Parlamentsgebäude).
Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg standen
für den Personenverkehr 14 Trieb- und
zwölf Beiwagen zur Verfügung. Auf der
Kailinie bestand ein 12-Minuten-Takt, auf
der Linie Baščaršija – Bahnhof fuhr die
Tram alle sechs Minuten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Straßenbahnverkehr
erneut stark vernachlässigt
und verschlissen. Nach 1945 endete der Güterverkehr.
Während der sozialistischen Zeit
Nach dem Krieg wurden Bosnien und Herzegowina
Teil des sozialistischen Jugoslawiens
unter der Führung der kommunistischen
Partei und des Partisanenanführers
Josip Broz Tito. Bald darauf begann eine in
der Region nie dagewesene Entwicklung
und Industrialisierung, die mit einem
sprunghaften Bevölkerungszuwachs verbunden
war. Hatte Sarajevo vor dem Zweiten
Weltkrieg etwa 60.000 Einwohner, so
erhöhte sich die Einwohnerzahl in den
1950er-Jahren bereits auf 200.000.
Im Jahre 1953 übernahm die Straßenbahn
den Wagenpark der stillgelegten 760-mm-
Kleinbahn Piran – Portorož (heute Slowenien).
Über die 1956 betriebenen Linien informiert
der Kasten auf dieser Doppelseite. Für deren
Betrieb standen 22 Trieb- und 22 Beiwagen
zur Verfügung, sie fuhren alle fünf bis acht Minuten
teilweise als Dreiwagenzügen.
Doch die schmalspurige Straßenbahn mit
ihren kleinen, teilweise über 50 Jahre alten
und langsamen Fahrzeugen hielt mit den
Bedürfnissen des Massenverkehrs nicht
Schritt. Daher plante die Stadtverwaltung
anfangs eine Art normalspurige S-Bahn, die
den Vorort Ilidža mit dem Stadtteil Dolac
Malta verbinden sollte, wo ein Anschluss an
die bestehende schmalspurige Straßenbahn
vorgesehen war.
Auf der S-Bahn sollten die Neubaufahrzeuge
aus jugoslawischer Produktion zum
Einsatz kommen. Doch völlig unerwartet
bestand dann die Möglichkeit, eine große
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
41
Betriebe
Die Haltestelle Baščaršija mit der Moschee im Hintergrund gehört zu den beliebtesten Fotomotiven in Sarajevo. Hier entstand am 13. Juli 1976
diese Aufnahme des 1967 gebauten Tw 121 vom Typ T3YU R. STEVENS, SLG. RICHARD GERBIG (3)
Netz der 760-millimetrigen Straßenbahn von
Sarajevo in seiner größten Ausdehnung nach
Einweihung des neuen Bahnhofs 1947 – 1960
GRAFIK: HARALD SÜSS
Anzahl gebrauchter PCC-Wagen aus Washington
D. C. zu einem eher symbolischen
Preis zu erwerben. Diese Gelegenheit ließ
sich die Stadtverwaltung von Sarajevo nicht
entgehen.
Die Umspurung und
Wiederinbetriebnahme
Sie beschloss, den gesamten Straßenbahnverkehr
der Stadt auf Normalspur umzustellen
und bis nach Ilidža zu verlängern.
Dazu begannen 1958 die Vorbereitungen
und Bauarbeiten – die Betriebsspannung
sollte 600 Volt betragen und den Strom das
Wasserkraftwerk in Jablanica liefern. Aus
den USA trafen in mehreren Lieferungen
letztendlich knapp 80 Wagen ein, wovon
die Straßenbahn Sarajevo allerdings nur 71
Wagen als Tw 1 bis 71 in Betrieb nahm, die
übrigen Fahrzeuge dienten als Ersatzteilspender.
Am 9. Oktober 1960 fand der feierliche
Abschied mit der schmalspurigen
Straßenbahn statt, an dem über 50.000 Bewohner
Sarajevos teilgenommen haben sollen.
Wenige Stunden nach der Betriebseinstellung
begannen mit hohem Zeitdruck die Arbeiten
zur Umspurung sämtlicher bisherigen
Straßenbahnstrecken. Dabei wurde die Streckenführung
vereinfacht – die zweigleisige
Strecke nach Baščaršija mitsamt der Wen-
Anfang der 1960er-Jahre befahrene
Linien (1.435 mm Spurweite)
Linie 1: Baščaršija – Neuer Bahnhof (sechs Kurse)
Linie 2: Baščaršija – Čengić Vila (15 Kurse)
Linie 3: Baščaršija – Ilidža (24 Kurse)
deschleife wurde aufgelassen und stattdessen
entstand der eingleisige Innenstadtring
Skenderija – Vijećnica – Baščaršija – Skenderija,
der bis heute unverändert gegen Uhrzeigersinn
befahren wird. Bereits am
28. November 1960 fand die feierliche Eröffnung
des normalspurigen Straßenbahn-
42 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Sarajevo
Literaturtipp
Auf den in Usti nad Labem (Aussig) in der Tschechischen
Republik lebenden Autor dieses Beitrages,
Jan Čihák, wurde das STRASSENBAHN MA-
GAZIN aufmerksam, als im vorigen Jahr das
maßgeblich von ihm verfasste Buch „Sarajevo
Straßenbahn und Trolleybus“ im österreichischen
Verlag „bahnmedien.at“ erschien. Diese im SM
2/2014 auf Seite 79 vorgestellte Monographie
bildete die Grundlage für die hier aktuell vorgestellten
Texte. Das Buch ist unverändert beim Verlag
in Wien wie auch bei Händlern in Deutschland
erhältlich – weitere Informationen dazu
unter anderen auf www.bahnmedien.at AM
betriebes statt, am darauffolgenden „Tag
der Republik“, den 29. November, begann
der regelmäßige Linienverkehr auf der Linie
1 Baščaršija – Neuer Bahnhof (heutiger
Bahnhof in Sarajevo) mit sechs Kursen und
auf Linie 2 Baščaršija –Čengić Vila mit neun
Kursen. Aufgrund verschiedener Kinderkrankheiten
nahm die Straßenbahn den
durchgehenden Verkehr bis nach Ilidža jedoch
erst im Februar 1961 auf.
In den folgenden Jahren gewann die neue
Straßenbahn an Zuverlässigkeit und auch
an Beliebtheit, die Fahrgastzahlen wuchsen
weiter. Gefahren wurde mit bis zu 70 km/h
auf einer freizügig angelegten Schnellbahnstrecke
nach Ilidža, der Gesamttakt betrug
in den HVZ sogar imposante ein bis zwei
Minuten. Ausländische Besucher beschrieben
die Auslastung der Fahrzeuge als „rappelvoll“.
Um die Kapazität der Fahrzeuge zu erhöhen,
baute der Straßenbahnbetrieb im
Jahr 1964 versuchsweise aus zwei PCC-Wagen
einen ersten Gelenkwagen. Der dabei
entstandene sechsachsige Tw 100 bewährte
sich bei den Testfahrten gut, woraufhin
die eigenen Werkstätten der Straßenbahn
auf diese Weise in den nächsten Jahren
acht weitere Gelenkwagen (Tw 101 bis
108) herstellten.
Die Fahrzeugvielfalt steigt
Nach dem Bau der ersten Wendeschleife (in
Skenderija) erweiterte sich das Liniennetz
1965 um die Linie 6 Ilidža – Skenderija.
Zwei Jahre danach eröffnete die Straßenbahn
im Stadtteil Alipašin most einen neuen
Betriebshof. Damit entspannte sich die
seit 1960 kritische Lage, stand für den Regelspurbetrieb
doch sieben Jahre lang lediglich
der Betriebshof der ehemaligen schmalspurigen
Straßenbahn zur Verfügung.
Dieser bot lediglich für zwölf PCC-Wagen
Platz, die benachbarte Werkstatt konnte
maximal zwei bis drei weitere Wagen aufnehmen
– alle übrigen Fahrzeuge standen
bis 1967 nachts direkt auf den Straßen.
Im Herbst 1967 trafen bei der Straßenbahn
Beim Tw 108 handelt es sich um einen von neun in den eigenen Werkstätten der Straßenbahn
Sarajevo gebauten Gelenkwagen aus jeweils zwei PCC-Wagen, hier am 13. Juli 1976 in Ilidža
Zu den von der Straßenbahn Sarajevo gebraucht aus Washington D. C. übernommenen amerikanischen
PCC- Wagen gehört der Tw 39. Am 13. Juli 1976 stand er in Nova Stanica
Sarajevo die ersten fabrikneuen Regelspurfahrzeuge
ein – zwei vierachsige Tatrawagen
vom Typ T3YU. In den nächsten zwei Jahren
lieferte ČKD Tatra weitere 18 Wagen des gleichen
Typs (Tw 120 bis 139), die – genau wie
die PCC-Wagen – auf den ersten Blick durch
ihren Stromabnehmer am Heckteil auffielen.
Bei der Inbetriebnahme der PCC- Wagen in Sarajevo
wurden die Stangenstromabnehmer
durch strapazierfähigere Pantographen ersetzt,
die auf die gleiche Stelle, also am Heckteil,
montiert wurden. Dadurch konnten aufwändige
Änderungen in der Verkabelung vermieden
werden. Aus verkehrstechnischen Gründen
wurden auch die tschechoslowakischen
Straßenbahnwagen mit Pantographen am
Heckteil bestellt.
JAN ČIHÁK
Teil 2 stellt die weitere Entwicklung der
Straßenbahn in Sarajevo bis heute vor.
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
43
Betriebe
Regio-Tram statt
Zahnradbahn
Projekt Durchmesserlinie Trogen – St. Gallen – Appenzell In der Ostschweiz entsteht
bald eine etwa 30 Kilometer lange Regio-Tram. Sie wird sowohl historisches Straßenbahntrassee
als auch klassische Eisenbahnstrecken nutzen. Aber was ist genau für dieses Vorhaben geplant?
Noch pendelt die elektrisch betriebene
meterspurige Trogenerbahn
zwischen Trogen und St. Gallen
und fährt dabei auf einem Reststück
der am 30. September 1957 endgültig
eingestellten Straßenbahn St. Gallen durch
die Innenstadt des Hauptortes des ostschweizerischen
Kantons zum Bahnhof St.
Gallen. Derzeit endet die Trogenerbahn also
neben den Zügen aus Appenzell, die aus der
Gegenrichtung kommen. Bis Ende des Jahres
2017 sollen jedoch beide Bahnen miteinander
verknüpft sein, womit auch für die
Fahrgäste aus dem Appenzellerland eine
umsteigefreie Verbindung in die Innenstadt
St. Gallens entsteht.
Hintergründe und Konzept
Steigende Mobilitätsbedürfnisse und Kapazitätsengpässe
in den Hauptverkehrszeiten
führten bei den Appenzeller Bahnen (AB)
zur Überlegung, nicht mehr punktuelle Einzelmaßnahmen,
sondern mit dem Konzept
einer Durchmesserlinie kundenfreundliche
Transportketten und effiziente Betriebsformen
zu forcieren. Das Konzept besteht aus
dem Zusammenschluss ihrer beiden heute
getrennt betriebenen Meterspur-Linien, die
125-jährige Gaiserbahn (St. Gallen – Teufen
– Bühler – Gais – Appenzell) und die Trogenerbahn
(St. Gallen – Speicher – Trogen).
Mit der Durchmesserlinie können die AB
die zwingend notwendige Modernisierung
des Rollmaterials und der Infrastruktur optimal
umsetzen und somit die Voraussetzungen
für eine spürbare Angebotsverbes-
Derzeit enden die Züge aus dem
Appenzellerland und aus Trogen
in St. Gallen am Nebenbahnhof
ROBERT SCHREMPF
44 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
AB-Bahnhof St.Gallen
Umbau zum
Durchgangsbahnhof
Güterbahnhof
Kreuzungs- und
Haltestelle
St.Gallen
Güterbahnhof
Lustmühle
Verlängerung der
Kreuzungsstelle
Schülerhaus
Verlängerung der Haltestelle
und Wendemöglichkeit
Spisertor
Riethüsli
Lustmühle
Schülerhaus
Birnbäumen
Ruckhalde
Neubaustrecke mit
Tunnel Ruckhalde
und Haltestelle
Riethüsli
Schützengarten
Verlängerung der
Haltestelle
Schützengarten
Speicher
Trogen
Schweiz: St. Gallen
Teufen
Skizze des geplanten Verlaufes der Durchmesserlinie
Trogen – St. Gallen – Appenzell und geplante
Baumaßnahmen GRAFIK: APPENZELLER BAHNEN
serung schaffen. Dazu gehören ein Viertelstundentakt
zwischen Trogen und Teufen,
Eilzüge von Appenzell nach St. Gallen, die
Reduktion der Reisezeiten sowie umsteigefreie
Fahrten ins Stadtzentrum. Eine Marktanalyse
der ETH Zürich prognostizierte auf
diese Weise eine Zunahme der Fahrgastzahlen
um rund 50 Prozent.
Bislang haben die beiden Bahnen bis auf
die Spurweite wenig Gemeinsames. Neben
dem Ersatz des Zahnradstreckenabschnitts
auf der Strecke nach Appenzell vor der Haltestelle
Riethüsli durch den Bau des Ruckhalde-Tunnels
müssen die Wagenbreite, das
Rad-Schiene-System und die Fahrdrahtspannung
vereinheitlicht werden. Derzeit
fahren die Züge nach Appenzell mit 1.500
Volt Gleichstrom, die Triebwagen der Trogenerbahn
in St. Gallen aufgrund der teils
parallel verlaufenden Obusfahrleitung mit
600 Volt und außerhalb der Stadt mit 1.000
Volt. Die Spannung im letzteren Streckenabschnitt
wird auf 1.500 Volt erhöht. Zur
Gewährleistung der durchgehenden Befahrbarkeit
der Gleisanlagen setzen die AB
künftig Radprofile nach dem Karlsruher
Modell ein und passen die Weichen an.
Fahrplanplanung und
Infrastrukturausbau
Für den geplanten Viertelstundentakt sind
die Voraussetzungen auf der Strecke St. Gallen
– Trogen bereits erfüllt. Zwischen St.
Gallen und Gais sind neue Kreuzungsstellen
zu errichten oder bestehende zu verlängern
(siehe Skizze). Das bedeutendste Teilprojekt
stellt der Bau eines 705 Meter langen Tunnels
mit 80 Promille Maximalsteigung dar,
welcher die 940 Meter lange Zahnradstrecke
in der St. Galler Ruckhalde ersetzt. Mit
dem Wegfall der Zahnradstrecke können
die AB kostengünstigeres,
neues Rollmaterial (Regio-
Trams) beschaffen. Fahrzeuge ohne
Zahnrad sind leichter und benötigen weniger
Unterhalt. Die größten wirtschaftlichen
Einsparungen werden aber durch den Wegfall
von Standzeiten am Bahnhof St. Gallen
erreicht. Dank dem guten Kosten-Nutzenverhältnis
beteiligt sich der Bund mit rund
45 Prozent der Investitionskosten,
die insgesamt 90
Millionen Schweizer
Franken betragen.
Die verbleibenden
Kosten tragen
die Appenzell
Kantone
Appenzell Ausserrhoden,
Appenzell Innerrhoden
und St. Gallen.
Neues Fahrzeugkonzept
Stadler Rail liefert bis 2017 sieben Niederflurtrams
des Typs „Tango“. Damit setzen
die AB auf bewährte Technik, Fahrzeuge
gleichen Typs beschaffen auch die Basel-
Bühler
landtransport BLT (38 Wagen) und
den Genfer Verkehrsbetrieben TPG
(32 Wagen). Die
Gais
sechsteiligen Zweirichtungs-Triebwagen
(Typ ABe 8/12)
werden eine Länge von 50
Meter und eine Breite von
2,40 Metern aufweisen. Das
Platzangebot umfasst 133 Sitzplätze
in der 2. Klasse und zwölf Sitzplätze
in der 1. Klasse. Die jeweils vier
Türen pro Wagenseite befinden sich
im Niederflurbereich. Aufgrund den
längeren Überlandstrecken und dem
hohen touristischen Potential lassen
die AB das Interieur ihrer Tango-
Trams mit Komfortelementen einer Eisenbahn
und mit luftgefederten Drehgestellen
ausstatten. Als weitere
Ausstattungsmerkmale sind Klapptritte zur
Spaltüberbrückung beim Einstieg, eine vollständige
Klimatisierung, moderne Fahrgastinformation
oder großzügige Multifunktionsabteile
zu nennen. Aus
Platzgründen verzichten die AB auf den Ein-
Das endgültige Design der neuen Tangos ABe
8/12 für die Appenzeller Bahnen (AB) wird im
Projektverlauf noch festgelegt RAFIK: STADLER RAIL
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
45
Betriebe
Seit Stilllegung der Straßenbahn führen die Verkehrsbetriebe St. Gallen den ÖPNV in der
Kantonshauptstadt St. Gallen mit Obussen durch
PHILIPP KRAMMER
St. Gallen und die Straßenbahn
Das heute rund 74.000 Einwohner zählende Agglomerationszentrum
St. Gallen verfügte ab 1897
über eine elektrische Straßenbahn; Linie für Linie
stellten die Verkehrsbetriebe der Stadt St. Gallen
ihren Betrieb ab 1950 auf Oberleitungsbusse um.
Von der Straßenbahn blieb letztendlich der Abschnitt
Brühltor – Bahnhof, den die Trogenerbahn
seit 1903 befährt. Doch in den vergangenen Jahren
verstärkten sich die Verkehrsprobleme, weshalb
die Stadt St. Gallen die Machbarkeit der Wiedereinführung
einer Straßenbahn prüfen ließ.
Zwischenzeitlich bewältigten die Verkehrsbetriebe
St. Gallen (VBSG) das hohe Fahrgastaufkommen
mit dem Einsatz von Doppelgelenk-Obusse. ROS
bau einer Toilette und errichten stattdessen
stationäre WC-Anlagen an den Haltestellen.
Option für weitere fünf Tango
Aus allen untersuchten Fahrplanszenarien
mit dem Planungshorizont 2030 hat sich gezeigt,
dass mit zwölf Triebwagen inklusive
Reserve die Nachfrage abgedeckt werden
kann. Die anderen fünf Kompositionen
werden voraussichtlich aus den 2004 bis
2008 von Stadler gelieferten Niederflur-
Triebzügen der Trogenerbahn (Be 4/8 Nr.
31 bis 35) gebildet, die um einen vierten
Wagenteil verlängert werden sollen. Zurzeit
prüfen die AB noch einen Verkauf dieser
Triebzüge, dann könnten die AB für eine
einheitliche Flotte die Bestellung auf zwölf
Tango-Trams erhöhen. Interesse zeigen die
Neuenburger Verkehrsbetriebe „transN“
(Transports Publics Neuchâtelois SA), die
damit ihre Tram 2000 – Kompositionen der
einzig verbliebenen Tramlinie 215 (Place
Pury – Boudry) günstig durch Niederflurwagen
ersetzen könnten.
Hauptwerkstatt für
Durchmesserlinie in Herisau
Die Appenzeller Bahnen und die Schweizerische
Südostbahn AG arbeiten künftig
bei der Rollmaterial-Instandhaltung eng
zusammen. Die beiden Bahnen errichten
bis Ende 2016 in Kooperation eine neue
Werkstätte am Standort Herisau. Die AB
betreiben zurzeit Werkstätten in Herisau,
Speicher, Gais und Heiden. Künftig soll die
Fahrzeuginstandhaltung in Herisau erfolgen,
für den Tages- und Wochenunterhalt
der Triebwagen der DML bleibt die Werkstätte
in Speicher erhalten.
Im Herbst 2017 soll die neue Regio-Tram
in der Agglomeration St. Gallen nach dreijähriger
Bauzeit den Betrieb aufnehmen.
Erste Bauarbeiten haben in diesem Jahr mit
dem Voreinschnitt des Ruckhaldetunnels
begonnen.
ROBERT SCHREMPF
Noch fahren solche Zahnradbahn-Kompositionen
auf der zukünftigen Regio-Tram-Strecke
durch die Ortschaft Teufen nach Appenzell,
Ende 2017 werden diese durch die
Tango-Trams abgelöst
ROBERT SCHREMPF
46 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Schweiz: St. Gallen
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Der Triebwagen
Be 4/8 Nr. 34 der Trogenerbahn
passiert in
St. Gallen die Haltestelle
Marktplatz,
künftig erreichen auch
die Fahrgäste aus dem
Appenzellerland ohne
Umsteigen das
Stadtzentrum
ROBERT SCHREMPF
Der geplante Ruckhaldetunnel
in St.
Gallen wird den bisherigen
Zahnstangenabschnitt
der Appenzeller
Bahnen
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Die Trogenerbahn
Die Trogenerbahn – amtlich mit TB abgekürzt – ist
eine ehemalige Bahngesellschaft, die eine elektrische
meterspurige Eisenbahn vom Bahnhof St. Gallen
über Speicher nach Trogen – wo sich auch der
Unternehmenssitz befand – sowie ein Elektrizitätswerk
betrieb. Gegründet wurde die Gesellschaft
am 26. Juli 1900 als „Strassenbahn St. Gallen–
Speicher–Trogen“, letztendlich führte sie den Betrieb
jedoch wie bei einer Eisenbahn und in der
Rechtsform einer AG. Eigentümer der Trogenerbahn
AG waren der Bund (Mehrheitseigner mit 37,2 Prozent),
die Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden,
die durchfahrenen Gemeinden St. Gallen,
Speicher und Trogen sowie private Investoren.
Per Fusionsvertrag vom 4. Mai 2006 verschmolz sie
gemeinsam mit der Rorschach-Heiden-Bergbahn
und der Bergbahn Rheineck-Walzenhausen in das
Unternehmen Appenzeller Bahnen (AB). Von den
AB wird der Abschnitt St. Gallen – Trogen unverändert
als Trogenerbahn bezeichnet. ROS/AM
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STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
www.strassenbahn-magazin.de/ 47
epaper
Fahrzeuge
Laufsteg für Flirts
Die Stadler Rail Group präsentierte den von Stadler Minsk in Weißrussland
gebauten breitspurigen „Metelica“ SEBASTIAN SCHRADER (4)
Die ukrainische Firma Electron und die Trans Tec Vetschau GmbH
zeigten den in Lemberg für St. Petersburg gebauten „Omnitram“
48 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
InnoTrans 2014
& Co.
Stelldichein moderner Trams auf der InnoTrans
2014: Links der „Tramino“ von Solaris, in der Mitte
der finnische „Artic“ und rechts der „Fokstrot“
von PESA aus Polen
Die koreanische Firma Woojin Industrial Systems stellte ihre Anwendungen für Einschienenbahnen
vor, während Bombardier im Freigelände die Einschienenbahn für Riad 1:1 zeigte
Die InnoTrans-Neuheiten
2014 Ende August fand auf
dem Messegelände am Funkturm
in Berlin die Leistungsschau
der Hersteller von Schienenfahrzeugen
statt. Dabei
überraschte nicht nur die Anzahl,
sondern auch die Vielfalt
der vorgestellten Wagen …
Die inzwischen zehnte Fachmesse
für Schienverkehrsmittel „Inno-
Trans“ in Berlin brach alle Rekorde:
Vom 23. bis zum 26. August
präsentierten sich 2.758 Aussteller aus 55
Ländern mit 145 Fahrzeugen auf dem Gelände
am Funkturm. Insgesamt 138.872
Fachbesucher aus über 100 Ländern besichtigten
die Leitmesse, weitere 15.000 Eisenbahn-
und Nahverkehrsfreunde nutzten
die beiden anschließenden Publikumstage
für einen Besuch der 102.843 Quadratmeter
großen Ausstellungsfläche. Gegenüber
der InnoTrans 2012 war das ein Ausstellerund
Besucherplus von etwa zehn Prozent.
Zugenommen haben aber auch der Zuspruch
ausländischer Besucher, die genutzte
Ausstellungsfläche sowie die Anzahl der
vorgestellten Weltneuheiten.
Mit 17 kompletten Straßenbahnwagen,
zwei U-Bahnzügen sowie einer Monorailbahn
war der Anteil an spurgeführten Fahrzeugen
für den ÖPNV ebenfalls höher als
vor zwei Jahren. Damals präsentierten die
Hersteller auf der InnoTrans zwölf Trams
und einen Metrozug – einen Überblick über
alle in diesem Jahr ausgestellten Trams bietet
die Tabelle in diesem Beitrag.
Der „Ausländeranteil“
in Berlin wächst …
Bemerkenswert hoch war die große Anzahl
an im Ausland gefertigten Fahrzeugen bzw.
von bisher in Deutschland bisher nicht präsenten
Typen. So zeigten zum Beispiel gleich
zwei türkische Unternehmen ihre aktuellen
Entwicklungen. Die finnische Firma Transtech
stellte einen für den Verkehrsbetrieb
der Stadt Helsinki gefertigten Gelenkwagen
vom Typ „Artic“ vor. Besonders auffällig
war dessen dezentes Design mit einem
Holzimitat als Zierleisten. Das Unternehmen
gab inzwischen bekannt, dass der Wagen
am 20. Oktober bei der Würzburger
Straßenbahn in Deutschland im Einsatz erlebt
werden kann.
Der von Vossloh Espana ausgestellte
Tramlink der Rostocker Straßenbahn AG
(RSAG-Typ 6N2) überraschte die Messebesucher
vor allem mit seiner Innenraumge-
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
49
Fahrzeuge
BFG International zeigte ein Alstom-Kopfmudul für die neue Tram in Avignon (links). Rechts daneben der für Bursa bestimmte „Silkworm“
des türkischen Herstellers Durmazlar. Unter ein „ForCity Classic“ von Skoda für Konya in der Türkei
staltung – sowohl der geräumigen und fahrpersonal-
wie fahrgastfreundlichen Einrichtung
wie auch Deckenbeklebung, die einen
Ostseehimmel wiedergibt. Die Techniker
begutachteten den Akkupack, der als Energiesammler
gedacht ist, um ggf. stromlose
Abschnitte (wie etwa Parkanlagen) zu überbrücken.
Den im ukrainischen Lemberg für die
Straßenbahn im russischen St. Petersburg
montierten dreiteiligen Gelenktriebwagen
vom Typ „Omnitram“ mit Komponenten
und Ingeneering aus Fetschau und Dessau
untersuchten viele Besucher interessiert auf
seine Verarbeitungsqualität und technischen
Lösungen als Einrichtungswagen.
Das bereits erwähnte Einschienenfahrzeug
von Bombardier Transportation sorgte erwartungsgemäß
ebenfalls für viel Aufmerksamkeit.
Der vorgestellte Wagen vom Typ
Innovia Monorail 300 ist für fahrerlosen Betrieb
und enge Bogenradien ausgelegt. Neben
dieser Technologie stellte der kanadische
Konzern auch sein Primove-System vor, bei
welchem der Betriebsstrom nicht von einer
Oberleitung, sondern von unter der Fahrbahn
verlegten Induktionsschlaufen aufgenommen
wird. War ursprünglich geplant,
diese Entwicklung im großen Umfang für
Straßenbahnen mit ihrem geringen Rollwiderstand
nutzbar zu machen, so stellte Bombardier
auf der diesjährigen InnoTrans zwei
mit derartiger Technik ausgestattete E-Busse
für aktuell in Deutschland laufende Projekte
vor. Der Hersteller betonte dabei vor
allem die Möglichkeit zur Hochleistungs-
Stromaufladung an günstigen Punkten entlang
von Busstrecken als Vorteil.
Außerdem präsentierte Bombardier natürlich
auch einen klassischen Straßenbahnwagen
– einen Flexity 2 für den flämischen
Verkehrsbetreiber De Lijn. Insgesamt 48 dieser
geräumigen Niederflurfahrzeuge werden
bald das Stadtbild von Gent und Antwerpen
prägen. Wagen dieses Typs beziehen außerdem
gerade die Gold Coast in Australien
und das britische Blackpool. Nicht nur die
bayerischen Besucher begutachteten den von
Siemens für die Münchner U-Bahn gebauten
U2-Zug und dessen Avenio.
Platz für alle Spurweiten
und Sonderfahrzeuge
Die Stadler Rail Group präsentierte in Berlin
den Prototyp eines dreiteiligen Gelenktriebwagens
für 1.524 Millimeter Spurweite
mit 100 Prozent Niederfluranteil für den
GUS-Markt. Das Fahrzeug mit dem Markennamen
„Metelica“, was übersetzt
Schneesturm oder Blizzard heißt, hat das
neu gegründete weißrussische Tochterunternehmen
Stadler Minsk entwickelt. Die
Wagen können als Ein- oder Zweirichtungsfahrzeuge
bestellt werden.
Innenraum des von Skoda Transportation für die türkische Stadt Konya
gebauten ForCity Classic
FRANK HEILMANN
Abladen des „Jazz Duo“ von PESA für die polnische Hauptstadt Warschau.
Dort führt der Verkehrsbetrieb die Wagen als Typ 128N
50
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
InnoTrans 2014
Die Leipziger Firma HeiterBlick stellte einen für die üstra in Hannover gebauten TW3000 vor, rechts des Hochflurwagens zeigte Alstom einen
niederflurigen Citadis Compact für die südfranzösische Stadt Aubagne SEBASTIAN SCHRADER (5)
Neben den Herstellern von fertigen Zügen
bzw. Gelenktriebwagen waren auch
wieder Produzenten von Einzelkomponenten
und Sonderfahrzeugen auf der Inno-
Trans vertreten. Darunter befanden sich
Zweiwege-Lkw zum Beispiel für die Rheinbahn,
aber auch ein Zweiwegefahrzeug zur
Schieneninspektion von Eurailscout. Vossloh
Rail Services präsentierte sein Hochgeschwindigkeitsschleifgerät
„HSG City“, das
als Anhänger für Stadtverkehre konzipiert
ist und bei der Rheinbahn seit kurzem im
Einsatz steht.
ANDRÉ MARKS
In der Rubrik „Fahrzeuge“ werden im
STRAS SENBAHN MAGAZIN in den
nächsten Ausgaben schrittweise die interessantesten
InnoTrans-Stadt- und Straßenbahn-Neuheiten
ausführlich vorgestellt.
Freuen Sie sich auf Zeichnungen, Hintergrundinfos
sowie – falls die Wagen schon
im Einsatz stehen – auf Einsatzbilder der
neuen Fahrzeuge bei ihren jeweiligen Eigentümern.
Zur InnoTrans 2014 ausgestellte Straßenbahnfahrzeuge sowie U-Bahnwagen und Sonderfahrzeuge
Firma Fahrzeug für Stadt Bemerkung
Alstom Citadis Compact Aubagne Niederflurgelenktriebwagen
AnsaldoBreda Metrowagen Kopenhagen 3-Wagenzug für fahrerlosen Betrieb
Bombardier Transportation Flexity 2 Gent (Belgien) klassischer Niederflurwagen für de Lijn, Belgien
Innovia 300 Riad Einschienenbahn für King Abdullah Financial District
(Solaris Urbino 18 elecctric Braunschweig Bus mit Primove-Technik)
(Hess Swiss Primove Mannheim Bus mit Primove-Technik)
Durmazlar (Türkei) LRV-Stadtbahnwagen Bursa (Türkei) Prototyp auf B-Wagen-Basis mit Siemens-Technik
Silkworm Bursa (Türkei) niederfluriger Zweirichtungsgelenktriebwagen
HeiterBlick Leipzig TW3000 Hannover Hochflurwagen, Tw 3018 der üstra
Istanbul Ulasim (Türkei) Hochflur-Triebwagen (bisher ohne) geeignet für Straßenbahn- und U-Bahnstrecken
PESA Jazz Duo Warschau Typ 128N, niederfluriger Zweirichtungsgelenktriebwagen
Fokstrot Moskau Lizenzfertigung aus Russland
Siemens Avenio München Niederflurwagen Nr. 2806 der MVG
C2 München U-Bahnzug der MVG
(Inspiro Metro Kuala Lumpur, Malaysia 1 : 1-Modell Triebkopf)
Skoda Transportation ForCity Classic Konya (Türkei) –
Solaris Tramino Braunschweig –
Stadler Metelica Minsk Lizenzproduktion in Weißrussland
(IK Berlin Berlin 1 : 20-Modell U-Bahnwagen)
(Flirt Lodz ebenfalls nur Modell!)
Trans Tec/Electron Omnitram St. Petersburg produziert in Lviv (Lemberg)
Transtech Oy, Helsinki Artic Helsinki Tw 402 der HKL
Vossloh Espana CityLink NET 2012 Karlsruhe Tw 329 der VBK
TramLink 6N2 Rostock Tw 608 der RSAG, in Zusammenarbeit mit Kiepe
Vossloh Kiepe B-Wagen Bonn modernisierter B-Wagen Nr. 7463 der SWB
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
51
Fahrzeuge
Als es auf die
Größe ankam
In der Bauform mit Mitteleinstieg
waren die fünf im Jahre 1925
gelieferten Danziger Triebwagen
einzigartig. Man beachte auch die
getrennten Ein- und Ausstiege
FRIEDRICH GRÜNWALD, BILDARCHIV VDVA
Maximumwagen in Mitteldeutschland und im alten Ostdeutschland Auch in Städten wie
Breslau, Danzig, Magdeburg und Schwerin sammelten die Betriebe vor etwa einem Jahrhundert ihre
Erfahrungen mit den ungewöhnlichen Vierachsern. Die Fahrzeuge bewährten sich unterschiedlich …
Schon in den Anfangsjahren des elektrischen
Straßenbahnbetriebes gab es
nicht nur in Deutschland zahlreiche
Versuche, die Beförderungskapazität
durch größere Fahrzeuge zu erhöhen. Sie
zielten in erster Linie auf eine Verlängerung
des Wagenkastens, denn in der Breite und
Höhe setzten das Lichtraumprofil und die
Fahrleitungshöhe feste Grenzen. Doch die
anfangs üblichen zweiachsigen Untergestelle
waren nicht unbegrenzt verlängerbar – vor
allem aufgrund des Ausschlages in Bögen
und des Fahrverhaltens. Abhilfe versprach
man sich von Drehgestellwagen.
Dazu entwickelte John A. Brill in den
USA 1890 eine besondere Bauart in Form
des Maximum-Traktion-Gestells, bei dem
der angetriebene Radsatz mit großem
Durchmesser und ein mitlaufender Radsatz
mit deutlich kleinerem Durchmesser in einem
drehzapfenlosen Gestell vereinigt waren
– siehe SM 6/2012, Seiten 44/45.
Diese Bauform übernahmen auch europäische
Hersteller. Für deutsche Betriebe
entstanden zwischen 1897 und 1919 insgesamt
1.684 solche später „Maximum-Triebwagen“
genannte Fahrzeuge – davon allein
726 für Betriebe in Berlin und 550 für München
– siehe Literaturhinweis. Die übrigen
408 Wagen bezogen mehr als zwei Dutzend
deutsche Betriebe in 24 anderen Städten
zwischen Freiburg im Breisgau und Danzig.
Dieser Beitrag stellt die Lieferung der Fahrzeuge
und ihren Einsatz in den einst ostdeutschen
und in den mitteldeutschen Städten
in alphabetischer Reihenfolge vor,
ausgenommen Berlin, Leipzig und Kattowitz.
Lieferungen nach Breslau
Die aus der 1876 eröffneten Pferdebahn
hervorgegangene Breslauer Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft
(B.S.E.G) stellte ihre Linien
1900/01 auf elektrischen Betrieb um.
Eine zweite Gesellschaft, die Elektrische
Straßenbahn Breslau (E.S.B.), eröffnete sofort
Strecken im elektrischen Betrieb. 1902
kam mit der von der Stadt betriebenen Städtischen
Straßenbahn Breslau (S.S.B.) ein
drittes Unternehmen hinzu. 1911 (B.S.E.G)
bzw. 1924 (E.S.B.) wurden die Betriebe unter
dem Dach der S.S.B. zu einem einheitlichen
Unternehmen vereinigt.
Für ihre auf elektrischen Betrieb umgerüsteten
Linien beschaffte die B.S.E.G. in
den Jahren 1900/01 insgesamt 150 Triebwagen,
darunter waren 50 von Falkenried
gebaute Maximumwagen (Nr. 301 bis 350).
Die Eisenwerke Gustav Trelenberg in Breslau
lieferten die Drehgestelle. Mit ihrem
achtfenstrigen Wagenkasten und offenen
Plattformen ähnelten sie den zur gleichen
Zeit in Berlin zum Einsatz gebrachten Vierachsern.
Zu Beginn der 1930er-Jahre erfolgte
ein Umbau auf geschlossene Plattformen
mit Schleppdach, während der
52 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Deutsche Maximumwagen
Kriegszeit die Umstellung von Stange auf
Bügelbetrieb.
Nach Wiederaufnahme des Betriebes unter
polnischer Verwaltung nach Kriegsende
1945 kam ein Teil der Maximumtrieb -
wagen zunächst nach Warschau, ein Teil
kehrte von dort aber zu Beginn der 1950er-
Jahre wieder nach Schlesien zurück. Die
Fahrzeuge standen bis etwa Ende der
1950er-Jahre im Einsatz, danach gingen sie
in den Schrott.
Danzig
Für die Einführung des elektrischen Betriebes
1895 übernahm die Allgemeine Lokalund
Straßenbahngesellschaft Berlin das private
Pferdebahnunternehmen. 1899 entstand
die Danziger Elektrische Straßenbahn,
ab 1903 alleiniger Betreiber des
elektrischen Normalspurnetzes. 1901 lieferte
Herbrand in Köln-Ehrenfeld eine erste
Serie vierachsiger Maximumtriebwagen
nach Danzig, denen 1903/04 noch vier weitere
folgten. Zumindest die erste Serie von
22 Triebwagen (Nr. 104 bis 125) hatte einen
fünffenstrigen Wagenkasten und Laternendach.
Ebenfalls um Maximumwagen handelte
es sich bei den 1903/04 von Herbrand gelieferten
fünf Fahrzeugen Nr. 231 sowie 140
bis 143. Über ihr Aussehen liegen keine weiteren
Informationen vor.
Für die sieben in den Jahren 1908 bis
1912 beschafften Maximumvierachser Nr.
151 bis 157 wird Kummer in Niedersedlitz
bei Dresden als Erbauer genannt, dahinter
dürften aber eher die von Kummer gegründeten
Nordischen Elektrizitäts- und Stahlwerke
gestanden haben. Auch diese Wagen
hatten einen Kasten mit fünf großen Seitenfenstern
und Laternendach.
Von den sechs im Jahre 1914 in Falkenried
gebauten Wagen Nr. 233 bis 238 sind
keine Detailunterlagen bekannt, bei den
fünf im Jahre 1925 in der Danziger Waggonfabrik
entstandenen Triebwagen Nr. 240
bis 244 handelte es sich um Maximumwagen
mit Mitteleinstieg. Sie hatten ein sehr
stark abgesenktes Mittelteil mit getrennten
Ein- und Ausstiegen und zu beiden Seiten
hin Fahrgasträume mit je drei Seitenfenstern
und ein Tonnendach. Etwa 1930 erhielten
die Triebwagen aus der Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg geschlossene Plattformen.
Der deutsche Fahrzeugpark blieb – sofern
er den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte
– bis in die 1960er-Jahre im Einsatz, die
älteren Maximumwagen schieden aber
schon sehr früh aus dem Bestand aus.
Überlandbahn Halle – Merseburg
Als Grundausstattung für die Überlandbahn
Halle – Merseburg lieferte die Waggonfabrik
Lindner in Ammendorf im Jahre 1902
zwölf vierachsige Triebwagen mit Maxim-
Nach einem Umbau in den 1930er-Jahren besaßen die in Hamburg für Breslau gefertigten Maximumwagen
geschlossene Plattformen und ein bis zu den Wagenenden verlängertes Schleppdach
Danzig: Seitenansicht eines Maximumwagens der ersten Lieferung von 22 Wagen 1901 auf einer
Fabrikaufnahme der Kölner Waggonfabrik Herbrand SLG. P. H. PRASUHN, ARCHIV AXEL REUTHER (2)
Überlandbahn Halle – Merseburg: In den 1950er-Jahren waren die Maximumwagen auch mit LOWA-
Beiwagen unterwegs. Der in Merseburg fotografierte Tw 602 trug 1902 die Nr. 9 SLG. LUDGER KENNING
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
53
Fahrzeuge
umgestellen und sechs zweiachsige Beiwagen.
Die 10,80 Meter langen Triebwagen
Nr. 1 bis 12 besaßen einen fünffenstrigen
Wagenkasten mit jeweils einem kleinen
Fenster zu den Plattformen hin und drei
großen Fenstern dazwischen. Es gab 30
Sitzplätze. Für jede Fahrtrichtung besaßen
sie einen Stangenstromabnehmer. Sie waren
mit zwei Motoren zu je 38,5 Kilowatt ausgestattet
– die gesamte elektrische Ausrüstung
stammte von der AEG. Unter dem
neuen Eigentümer ab 1919, der Merseburger
Überlandbahnen AG (MÜBAG), erfolgte
ein Umbau von fünf Einheiten in Beiwagen,
was bei solchen eine äußerst selten
anzutreffende Bauform darstellte. Die letzten
Triebwagen standen, sofern sie nicht in
Arbeitsfahrzeuge umgebaut wurden, bis in
die 1960er-Jahre im Einsatz.
Köslin
Die seit 1911 im pommerschen Köslin verkehrende
innerstädtische Straßenbahn erhielt
zwei Jahre später durch Umbau der
Dampfkleinbahn nach Großmöllen für
elektrischen Betrieb auch eine 14,5 Kilometer
lange Überlandstrecke. Die Strandbahn
genannte Linie lebte in erster Linie vom Saisongeschäft
mit Badegästen, weshalb die
Anschaffung von Fahrzeugen mit hohem
Fassungsvermögen sinnvoll erschien. Die
Waggonfabrik Wismar lieferte 1913 vier
Trieb- und vier Beiwagen vierachsiger Bauart.
Die 12,84 Meter langen Fahrzeuge mit
einem siebenfenstrigen Wagenkasten waren
im Wesentlichen bauartgleich, unterschieden
sich aber in der Untergestellbauart,
denn die Triebwagen Nr. 15 bis 18 verfügten
über Maximum-Gestelle und die Beiwagen
liefen auf gleichrädrigen Untergestellen.
Mit zwei Mal 44 Kilowatt waren die
Triebwagen stark genug, in der Hochsaison
auch mehrere Beiwagen auf der flachen
Strecke zu ziehen.
Die mit Zweiachsern bediente Stadtbahn
stellte nach 25-jähriger Betriebszeit 1937
den Betrieb ein, ein Jahr später folgte nach
der Saison 1938 auch die Strandbahn. Die
Maximum-Triebwagen fanden darauf hin
im oberschlesischen Kattowitz eine neue
Heimat.
Magdeburg
In ihrer ursprünglichen Bauform nur eine
relativ kurze Einsatzzeit war den 20 Maximum-Triebwagen
beschieden, welche die
Waggonfabrik Falkenried 1899 an die Magdeburger
Straßenbahn lieferte. Die Tw 101
bis 120 waren dem Berliner Modellwagen
Nr. 1000 der Großen Berliner Straßenbahn-
Gesellschaft nachkonstruiert und besaßen
offene Plattformen und im Fahrgastraum
fünf gleichgroße Seitenfenster sowie Längsbänke
für 28 Fahrgäste. Da die Union Elektricitäts-Gesellschaft
(UEG) mit Sitz in
Berlin über die Hamburger Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft
(SEG) direkt an deren
Magdeburg: An der Endstelle Sudenburg haben sich um 1900 das Personal und Passanten vor dem
1899 in Hamburg gebauten Maximum-Triebwagen 102 fotografieren lassen SLG. WILLI BAUMGARTEN
„Unternehmenssparte“ Waggonfabrik Falkenried
beteiligt war, rüstete entsprechend
die UEG die in Hamburg angefertigten
Waggons elektrisch aus – dazu erhielten sie
je zwei Motoren vom Typ General Electric-
Motore G.E. 52 mit 21 Kilowatt Leistung.
Zum Einsatz kamen die Fahrzeuge in
Magdeburg teils auch mit den von der Herrenkrug-Dampfbahn
stammenden vierachsigen
Beiwagen sowie mit für den elektrischen
Betrieb angepassten ehemaligen
Pferdebahnwagen, darunter auch offenen
Sommerwagen. Da die Triebwagen als entgleisungsfreudig
galten, bot sie der Betrieb
1908 der Leipziger Außenbahn AG an.
(Über die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen,
abgekürzt mit Gesfürel, gehörte
diese zur AEG, in der die UEG 1904
aufgegangen war.) Eine Abgabe der Fahrzeuge
nach Leipzig kam jedoch nicht zustande.
Im Jahr 1919 setzte die Waggonfabrik
Dessau einen verunfallten Wagen auf
ein zweiachsiges Untergestell mit einem
Radstand von drei Metern. Die Ergebnisse
dieses Umbaus befriedigten offenbar, denn
im Jahre 1925 ließ die Magdeburger Straßenbahn
auch die übrigen 19 Wagen in
Zweiachser umbauen. Dabei erhielten sie
Bisher erschienene Beiträge
von Axel Reuther:
• SM 6/2012 „Große Wagen zu kleinen Preisen“,
Berlins Maximum-Drehgestell-Wagen
(Teil 1)
• SM 7/2012 „Noch lange offen“, Der Berliner
Maximumwagen, Teil 2
• SM 1/2013 „Auf großem Rad durch Bayerns
Herz“, Münchens Maximum-Drehgestell-Triebwagen
(Teils 1)
• SM 2/2013 „Schluss mit Olympia“, Münchens
Maximum-Drehgestell-Tw nach 1945
54 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Deutsche Maximumwagen
LINKS In einem Katalog
für ihre Erzeugnisse
warb die
Waggon fabrik Wismar
auch mit den
für Köslin im Jahre
1913 gebauten Maximumwagen
WERKFOTO WAGGONFABRIK
WISMAR, SLG. AXEL REUTHER
UNTEN Magdeburg:
Auf Linie 2 fährt der
1928 zum Zweiachser
umgebaute
Tw 48 III ehemalige
Maximum-Trieb -
wagen 1963 mit
zwei LOWA-Bei wagen
als „Zz“-Zug. Der
Wagenkasten des
1899 in Hamburg
gebauten Trieb -
wagens war 1953
in Werdau
erneuert worden
WOLFGANG SCHREINER/
SAMMLUNG IGNAH
Lieferungen von Maximumwagen nach Ost- und Mitteldeutschland (ohne Berlin)
Stadt Spurweite Zahl Baujahr Hersteller 1. Betriebs- Bemerkungen
in mm mech. Teil elektr. Teil nummern
Breslau 1.435 50 1901 Falkenried/Tr. o. A. 301–350
Danzig 1.435 22 1901 Herbrand o. A. 104–125
1 1903 Herbrand o. A. 231
4 1904 Herbrand o. A. 140–143
2 1908 Ku./Falkenried o. A. 151–152
5 1912 Ku./Falkenried o. A. 153–157
6 1914 Falkenried o. A. 233–238
5 1925 Danziger WF o. A. 240–244 mit Mitteleinstieg
Summe 45
Halle – Merseburg 1.000 12 1902 G. Lindner AG AEG 1–12
Köslin 1.435 4 1913 WF Wismar AEG 15–18 1938 nach
Kattowitz
Leipzig 1.458 10 1909 Nordw. Bremen AEG 101–110 Typ 24
10 1909 Falkenried AEG 111–120 Typ 24
Summe 20
Magdeburg 1.435 20 1899 Falkenried/BSI UEG 101–120 Typ 2, 1925 Umbau
in 2x-Tw
Schwerin 1.435 2 1911 WF Wismar B 24–25
Strausberg 1.435 3 1920 WF Wismar B 1–3
1 1925 SWF Werdau B 9
Summe 4
Gesamtsumme 157
Hersteller/Ausrüster*:
AEG/A* = Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin; B* = Bergmann Elektrizitätsgesellschaft Berlin; BSI = Bergische Stahl-Industrie-
Gesellschaft Remscheid; Ku = Kummer, Niedersedlitz bei Dresden; Tr = Eisenwerke Gustav Trelenberg, Breslau
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
55
Fahrzeuge
In einem Herstellerkatalog
ist einer der
beiden Schweriner
Maximumtriebwagen
mit einer Seitenansicht
zu finden
WERKFOTO WAGGONFABRIK
WISMAR, SLG. AXEL REUTHER
gleichzeitig geschlossene Plattformen. Mit
dem zweiachsigen Fahrwerk kamen die letzten
Wagen bis 1967 zum Einsatz, eine Umstellung
auf Zahlboxbetrieb und eine 24-V-
Kleinspannungsanlage unterblieb.
Schwerin
Im Jahre 1911 beschaffte auch die Städtische
Straßenbahn Schwerin zu Versuchszwecken
zwei vierachsige Triebwagen mit
Maximumgestellen (Nr. 24 und 25). Es sollten
bis zur Lieferung der Tatra-Wagen die
einzigen Vierachser in Schwerin bleiben,
was Rückschlüsse auf die Zufriedenheit mit
der Bauart zulässt. Hersteller der Wagen
war die Waggonfabrik Wismar, die elektrische
Ausrüstung lieferte Bergmann in Berlin.
Der Fahrgastraum der 10,60 Meter langen
Fahrzeuge besaß fünf mit breiten Stegen
getrennte Fenster und bot 30 Sitzplätze. Gebremst
wurde mit Druckluft. Zunächst mit
zwei Lyrabügeln ausgestattet, erhielten die
Wagen später einen mittig aufgesetzten
Scherenstromabnehmer. Im Jahr 1940 gelangten
die unbeliebten Wagen im Rahmen
des Hilfsprogramms für oberschlesische Betriebe
nach Kattowitz.
Strausberg
Im Jahre 1920 wurde die bei Berlin gelegene
Strausberger Eisenbahn elektrifiziert und
1921 auf einen straßenbahnähnlichen Betrieb
umgestellt. Für den elektrischen Betrieb
lieferte die Waggonfabrik Wismar drei
Trieb- und vier Beiwagen. Ein Jahr später
folgte als Besonderheit ein zweiachsiger
Postbeiwagen. Die Triebwagen Nr. M1 bis
M3 waren mit Maximum-Gestellen ausgestattet,
was zum Zeitpunkt der Anschaffung
für ein neues Fahrzeug selten war. Es kostete
jedenfalls einige Mühen, die Bergische
Stahlindustrie überhaupt noch einmal zum
Bau derartiger Untergestelle zu bewegen.
Die elektrische Ausrüstung der 12,50 Meter
langen Triebwagen lieferten die Bergmann
Elektrizitätswerke in Berlin. Die beiden Mo-
toren hatten jeweils 37 Kilowatt Leistung.
Im Jahr 1925 stockte die Strausberger Eisenbahn
ihren Fahrzeugpark um einen
Trieb- und zwei Beiwagen auf. Erbauer war
nunmehr die Sächsische Waggonfabrik in
Werdau. Der als Tw 9 eingereihte Triebwagen
besaß ebenfalls Maximum-Untergestelle.
Einer der Triebwagen der Erstlieferung
erhielt später stärkere 60-Kilowatt-Motoren.
Er blieb bis in die 1980er-Jahre erhalten,
da er eigentlich als historisches Fahrzeug
vorgesehen war – doch 1988 erfolgte
sein Abbruch. Die beiden anderen Triebwagen
schieden 1958 und 1971 nach einem
Unfall bzw. Brand aus, den Wagen von
1925 ließ das Unternehmen 1968 verschrotten.
AXEL REUTHER
In das Kapitel zu den Magdeburger Wagen
sind umfangreiche Hinweise von Ralf Kozica
eingearbeitet, wofür ihm die Redaktion dankt.
Fortsetzungen zu den nach Leipzig und Westdeutschland
gelieferten Wagen folgen.
Strausberg: Der 1920 in Wismar gebaute Tw 3 der Strausberger Eisenbahn war im Juni 1970 am
Depot mit zwei Beiwagen abgestellt. Ein Jahr später schied er aus WOLFGANG SCHREINER, SLG. DVN BERLIN
Literaturtipps
• Bufe, S.: Straßenbahnen in Schlesien,
Egglham 1992
• Bufe, S.: Straßenbahnen in West- und Ostpreußen,
Stuttgart 1985
• Drewelow, K. H., Krüger, W.: Straßenbahnen
in Pommern, Egglham o.J.
• Groppa, K.: Einst 2PS heute Tatrazug – zur
Geschichte der Schweriner Straßenbahn,
Schwerin 1988
• Günther, K.: Magdeburger Straßenbahnen,
Aachen 1999
• Köhler, I.: Strausberger Eisenbahn. Von
Dampfzügen, Bullen ..., Berlin 1993
• Koffmann, J. L.: Das Maximum-Drehgestell,
in: STRASSENBAHN MAGAZIN 13, 8/1974
• Koffmann, J. L.: John A. Brills Maximum
Traction Drehgestell, in: Der Stadtverkehr,
Heft 10/1978
56 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Die spannendsten
Seiten der Bahn
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Die
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Fahrzeuge
Ein Mannheimer
kommt heim
Am 17. Dezember 2013 kehrte der in Helsinki als Tw 154 geführte ex
Mannheimer Tw 455 an seinen ursprünglichen Einsatzort zurück. Die Abladung
erfolgte im Mannheimer Betriebshof Möhlstraße YANNICK SCHÄFFNER
Die Rettung eines GT6 Typ Mannheim Kurz vor Weihnachten 2013 kehrte ein Düwag-GT6
vom Typ Mannheim aus Helsinki in die kurpfälzische Metropole zurück. Aber welche Vorgeschichte
hat der Tw 455 und was hat die IG Nahverkehr Rhein-Neckar e.V. (IGN) mit ihm vor?
In den Jahren 1958 bis 1967 modernisierte
die Mannheimer Straßenbahn, die
bis zur Betriebstrennung 1965 als „Verkehrsbetriebe
Mannheim-Ludwigshafen“,
danach als „Stadtwerke Mannheim –
Verkehrsbetriebe“ firmierte, ihren Fuhrpark
grundlegend. Das Unternehmen beschaffte
in dieser Zeit die deutschlandweit größte
Stückzahl klassischer Düwag-Gelenkwagen.
Es baute mit den 139 Sechsachsern einen
Wagenpark auf, der weitgehend typenrein
und auf dem Stand der Zeit war. Ab 1967
zählten neben den Düwag-Gelenkwagen
nur noch wenige Trieb- und Beiwagen des
Verbandstyps zum Betriebsbestand. Sie waren
aufgrund fehlender Wendeschleifen
bzw. durch die Tunnelbaustelle auf dem
Luisenring bedingten Umsetzendstellen
noch unverzichtbar. Da deren Ablösung allerdings
bereits absehbar war und zudem
die Eröffnung der stadtbahnartig trassierten
Neubaustrecke in die Trabantenstadt Vogelstang
anstand, orderten die Verkehrsbetriebe
Mannheim Ende der 1960er-Jahre
neue Fahrzeuge …
Entwicklung eines modernen
Straßenbahnwagens
Noch 1967 hatte die Düwag 15 Gelenkwagen
des Standardtyps nach Mannheim geliefert.
Es waren die ersten der nordbadischen
Großstadt, die bereits ab Werk für
schaffnerlosen Betrieb ausgelegt waren. Entgegen
dem Streben nach einem möglichst
einheitlichen Fuhrpark bewiesen die Verkehrsbetriebe
Mannheim danach Mut und
entwickelten in Zusammenarbeit mit der
Düwag einen modernen Straßenbahnwagen,
der weitestgehend den Empfehlungen
des Verbandes Öffentlicher Verkehrsbetriebe
(VÖV) entsprach, wie es Düwag-Direktor
Werner Brand 1970 in einem Fachmagazin
beschreibt.
Dieses fortan als „Typ Mannheim“ bezeichnete
Fahrzeug stellte eine Überarbeitung
des klassischen Sechsachsers dar. Die Verkehrsbetriebe
Mannheim orderten insgesamt
20 Wagen dieses Typs und reihten die zwischen
1969 und 1971 aus Düsseldorf eintreffenden
Fahrzeuge mit den Betriebsnummern
451 bis 470 in den Mannheimer
Bestand ein. Ihren ersten öffentlichen Auftritt
hatten die bis dahin gelieferten Triebwagen
bei Einweihung der bereits erwähnten Vogelstang-Strecke
im Dezember 1969. Bis die
Fahrgäste des planmäßigen Linienverkehrs in
den Genuss der neuartigen Sechsachser kamen,
sollten noch einige Monate vergehen.
Die ersten Einsätze im regulären Liniendienst
fanden im April 1970 statt.
Optisch fiel der „Typ Mannheim“ durch
die geänderte Frontpartie und die größeren
Fenster auf. Diese wurden bis zur Regenrinne
hinaufgezogen, um auch stehenden Fahrgästen
einen guten Ausblick zu gewährleisten.
Die Türverglasung hatte die Düwag
ebenfalls erweitert, um aussteigenden Fahrgästen
eine bessere Sicht zu ermöglichen.
Der Innenraum hob sich insofern von dem
58 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Düwag-Typ Mannheim
seiner Vorgänger ab, als dass die Sitze in Abteilform
angeordnet waren. Um die Reinigung
zu erleichtern, waren die Sitzbänke an
den Haltestangen an der Decke befestigt.
Das eigentliche Novum war allerdings die
Klimatisierung der Fahrzeuge: Während der
1970 auf der Verkehrsausstellung „Schiene
und Straße“ gezeigte Tw 460 bereits von
Anfang an über eine Klimaanlage verfügte,
waren die restlichen Wagen nur auf deren
späteren Einbau vorbereitet. Dieser erfolgte
anlässlich der Bundesgartenschau 1975.
Im Laufe der Zeit veränderten sich die
Wagen nur geringfügig. Während der Innenraum
keine wesentlichen Veränderungen
erfuhr, ersetzten in den 1980er-Jahren
zwei auseinander liegende Schweinwerfer
die zuvor für diese Fahrzeuge typische Anordnung
der Frontbeleuchtung in Form
eines Zwillingsscheinwerfers. In den
1980er-Jahren rüstete die Mannheimer
Verkehrsgesellschaft (MVG) außerdem ein
Kurzwegregistrier gerät (KWR) sowie die
Geräte für die Induktive Meldeübertragung
(IMU) und die Induktive Zugsicherung
(Indusi) nach. Nachträgliche in die
Türen eingebaute Lichtschranken ersetzten
die Trittstufenkontakte, die besonders
im Winter durch Schmelzwasser und
Streusalz an den Schuhen der Fahrgäste
Türstörungen herbeiführten.
Dass aus gleichem Grund die Trittkästen
an den Türen sehr rostanfällig sind, erkannte
die Düwag bereits bei der Entwicklung
des Fahrzeuges und führte diese deshalb von
Anfang an aus Glasfaserverstärktem Kunststoff
(GfK) aus.
Zwischen 1969 und 1971 trafen die 20 Gelenkwagen vom Typ Mannheim per Eisenbahn in Mannheim
ein, hier die Abladung des Tw 456 im Betriebshof Möhlstraße WERNER RABE, SLG. YANNICK SCHÄFFNER
Übersichtsplan der Düwag-Triebwagen vom Typ Mannheim. Der sechsachsige Gelenkwagen
misst über Puffer knapp 20 Meter
SLG. YANNICK SCHÄFFNER
Sechsachser-Einsatzgebiet
schrumpft durch Netzreform
Das Betriebskonzept der Verkehrsbetriebe
sah ab den 1960er-Jahren vor, kleine Fahrzeugeinheiten
in dichten Taktabständen einzusetzen.
Dies war auch nötig, denn ein
Sechsachser konnte nicht die gleiche Anzahl
von Fahrgästen aufnehmen wie Zwei- oder
Dreiwagenzüge aus Zweiachsern.
Doch zeigte sich schon Ende der 1980er-
Jahre, dass dies wirtschaftlich für einen
Straßenbahnbetrieb nicht mehr vertretbar
war. Das Defizit der MVG war auf circa
100 Millionen Mark jährlich angewachsen.
Also setzte die MVG auf längere Fahrzeugeinheiten,
wofür sie 1991/92 alte Sechsachser
um ein niederfluriges Mittelteil ergänzte.
In den Jahren 1994/95 beschaffte
Mannheim 50 je 30 Meter lange Niederflurwagen,
die den größten Teil der Sechsachser
ersetzen sollten.
Das alte Linienkonzept mit mehreren Linien
im 15-Minuten-Takt je Ast wich 1995
einem neuen Liniennetz, das je Streckenast
nur noch eine Linie im 10-Minuten-Takt
vorsah. Hierfür wiesen die verbliebenen
Sechsachser ein zu geringes Fassungsvermögen
auf, was ihr Einsatzfeld stark einschränkte.
Einsatzende und Ausverkauf
Neben zahlreichen Sechsachsern des Standardtyps
verkaufte die MVG in den Jahren
1994 bis 1996 acht der 20 Wagen vom Typ
Mannheim. Dabei gelangten drei Fahrzeuge
ins sächsische Görlitz und fünf in die kroatische
Hauptstadt Zagreb. Neben einigen
Verstärkerfahrten waren die in Mannheim
gebliebenen zwölf Wagen vor allem auf der
Linie 2 (Feudenheim – Neckarstadt West)
anzutreffen. Ab 2002 eintreffende Rhein-Neckar-Variobahnen
verdrängten die „Mannheimer“
nach und nach. Als die MVV Verkehr
AG am 15. Juni 2003 das 125. Jubiläum
der Mannheimer Straßenbahn feierte,
waren auf der Linie 2 noch einmal ausschließlich
Sechsachser des Typs Mannheim
unterwegs. Sie trugen ein Transparent, dass
es sich um den letzten Einsatztag der sechsachsigen
Fahrzeuge in Mannheim handele.
Während fünf Triebwagen schon seit 2002
im aufgegebenen Betriebshof Luzenberg standen
und 2005 in den Schrott gingen, blieb Tw
451 vorerst als Fahrschulwagen erhalten. Die
Tw 453 bis 457 sowie 470 lagerte die Verkehrsgesellschaft
nach kurzer Abstellzeit im
stillgelegten Ludwigshafener Betriebshof
Luitpoldhafen nach Edingen hinter die OEG-
Wagenhalle aus. Im Jahr 2005 verkaufte die
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
59
Fahrzeuge
Daten & Fakten: Tw 455
Hersteller: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Düwag
Baujahr: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1969
Typ: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GT6 „Mannheim“
Länge Wagenkasten: . . . . . . . . . . . . 19.095 mm
Breite:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.200 mm
Einsatz in Mannheim als Tw 355:. . . 1969 bis 2003
Einsatz in Helsinki als Tw 154: . . . 2005 bis 2013
Rückkehr nach Mannheim:. . . . . . . . 17.12.2013
Am 14. September 1984 begegnete Tw 455 an der Moltkestraße dem Tw 374 des GT6-Standardtyps.
Tw 455 verfügte damals noch über die Düwag-Raute
RALPH DISSINGER
Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) die Tw
451, 453, 455, 456 und 457 nach Helsinki,
wo der Verkehrsbetrieb in der finnischen
Hauptstadt aufgrund mittelfristiger Fahrzeugengpässe
aufgrund der mangelnden Wintertauglichkeit
der dortigen Variobahnen auf
der Suche nach robusteren Fahrzeugen war.
Die beiden übrigen „Mannheimer“, die Tw
454 und 470, gingen 2004/05 in Edingen den
Weg des alten Eisens. Somit war in Mannheim
kein einziger Vertreter des Typs Mannheim
mehr vorhanden. Bei der Verkehrsgesellschaft
Görlitz (VGG) schieden die drei
Wagen vom Typ Mannheim schon nach wenigen
Jahren aus dem Linieneinsatz aus. Den
ehemaligen Tw 465 ließ die Gesellschaft im
Jahr 2000 zum Partywagen „Hopfenexpress“
umbauen, die beiden anderen Wagen hingegen
2003 verschrotten. Die fünf nach Zagreb gelangten
Fahrzeuge erhielten dort eine Neugestaltung
des Innenraums und fahren heute teilweise
im ostkroatischen Osijek.
Ein „Mannheimer“
soll zurückkommen
Vier der fünf nach Helsinki verkauften Wagen
ließ der Verkehrsbetrieb der Stadt Helsinki
(HKL) nur geringfügig umbauen und
setzte sie als Tw 151 bis 154 ein (der Tw
451 diente als Ersatzteilspender). Als sich
deren Einsatzende 2012 abzeichnete, erkannten
die Mitglieder der Interessengemeinschaft
Nahverkehr Rhein-Neckar e.V.
(IGN) die Möglichkeit, ein solches Fahrzeug
als Museumswagen zu sichern. Daraufhin
trat der Verein mit dem HKL in Kontakt.
Der Verkehrsbetrieb erklärte sich bereit, das
Vorhaben zu unterstützen und einen Wagen
kostenlos abzugeben.
Nachdem die Rhein-Neckar-Verkehr
GmbH (RNV), die seit 2005 den Betrieb der
Straßenbahnen in Mannheim, Ludwigshafen
und Heidelberg sowie auf den Überlandbahnen
OEG und RHB abwickelt, ihre
Zustimmung gegeben hatte, begann die Suche
nach einer Spedition, die in der Lage
war, einen Gelenktriebwagen von Helsinki
nach Mannheim zu transportieren. Im Sommer
2013 begann der Verein mit der Einholung
von Angeboten. Sie bewegten sich jeweils
im Bereich von 20.000 Euro. Da die
Mittel der Straßenbahnfreunde derzeit
durch die Restaurierung des Heidelberger
Tw 44 (Baujahr 1925) beim Geraer Ver-
kehrsbetrieb gebunden sind, versuchten einige
Mitglieder den nötigen Betrag privat
aufzubringen. Auf Spenden außerhalb des
Vereins konnte nur in sehr geringem Maße
zurückgegriffen werden.
Eine glückliche Fügung war es, als der
HKL vorschlug, die Leerfahrt eines finnischen
Tiefladers nach Deutschland für die
Überführung zu nutzen. Da einige HKL-
Fahrzeuge aus den 1980er-Jahren in Halberstadt
eine Komplettsanierung erhalten,
bot die Geschäftsleitung in Helsinki dem
deutschen Verein an, dass er lediglich den
Umweg des Lkw über Mannheim zur Abholung
eines überarbeiteten Wagens aus
Halberstadt zahlen müsse. Darauf gingen
die Straßenbahnfreunde ein. Ein Mitglied
der IGN reiste daraufhin nach Helsinki, um
den zur Abgabe auserkorenen Tw 154 (ex
MVG-Tw 455, Baujahr 1969) zu besichtigen
und die Details abzusprechen. Die übrigen
„Mannheimer“ ließ der HKL bis Ende
2013 zerlegen.
Ein vorgezogenes
Weihnachtsgeschenk
Am Abend des 17. Dezember 2013 traf der
Tw 154 auf einem finnischen Tieflader im
Mannheimer Betriebshof Möhlstraße ein,
von wo aus er bis 2003 im Linienverkehr
eingesetzt worden war. Für die Mitglieder
der IGN war das eine Art „vorgezogenes
Weihnachtsgeschenk“. Tags darauf gleisten
Mitarbeiter der RNV-Schwerpunktwerkstatt
In Ludwigshafen montierten Mitglieder der IG Nahverkehr Rhein-Neckar
e.V. (IGN) im Januar dieses Jahr einen noch vorhandenen Scherenstromabnehmer
auf dem Tw 455 YANNICK SCHÄFFNER (2)
Der Tw 455 nach seiner Rückkehr am 17. Dezember 2013 in Mannheim:
Die Finnen haben neben einigen Ersatzteilen auch mehrere Dachaufbauten
im Inneren des Wagens nach Deutschland gebracht
60
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Düwag-Typ Mannheim
Erinnerung an Einsatz in Finnland: Am 11. Dezember 2009 entstand diese Aufnahme des in Helsinki als Tw 154 geführten ex Mannheimer
Tw 455 an der Haltestelle Hakaniemi. Insgesamt gab es fünf Wagen vom Typ Mannheim in Helsinki
RALPH DISSINGER
den Sechsachser wieder auf. Zur Freude des
Vereins hatten die HKL-Mitarbeiter im Innenraum
des Wagens noch einige Teile des in
Helsinki verbliebenen Tw 153 (ex MVG
457) mitgeliefert. Denn insbesondere spezielle
Bauteile für die Klimaanlage oder die
gewölbten Heckscheiben sind nur schwer zu
beschaffen.
Vom Betriebshof Möhlstraße gelangte
das Fahrzeuge anschließend in den Ludwigshafener
Betriebshof Rheingönheim,
wo ihm die RNV als Nachfolgeunternehmen
der Mannheimer Verkehrsgesellschaft
einen geschützter Platz in der Wagenhalle
zur Verfügung gestellt hat. Dort montierten
die Mitglieder der IGN im Januar dieses
Jahres einen noch vorhandenen Scherenstromabnehmer
(in Finnland waren die
Wagen mit Einholmstromabnehmern unterwegs).
Seitdem die Vereinsmitglieder einen
für 600 Volt Spannung ausgelegten
finnischen Umformer gegen einen für die
im RNV-Netz gebräuchlichen 750 Volt geeigneten
getauscht haben, kann sich der
Tw 455 wieder aus eigener Kraft bewegen.
Angestrebt ist nun eine betriebsfähige Aufarbeitung
gemäß BOStrab im jetzigen äußerlichen
Zustand. Langfristig ist hingegen
vorgesehen, das Fahrzeug wieder in seinen
Mannheimer Urzustand zurückzuversetzen.
Hierzu sind die Mitglieder der IGN
jedoch auf Spenden und Helfer ange -
wiesen.
YANNICK SCHÄFFNER
Kontodaten für Spenden
Zur Aufarbeitung des letzten Mannheimer Gelenkwagens
vom Typ „Mannheim“ in Mannheim
nehmen die Mitglieder der IGN Rhein-Neckar e.V.
gern Spenden entgegen. Die Bankdaten lauten:
Kontoinhaber: . . . . . . . . . IGN Rhein-Neckar e.V.
Kontonummer: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33217811
BLZ: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670 505 05
Bank: . . . . . . . . . . Sparkasse Rhein Neckar Nord
Stichwort: . . . . . . . Aufarbeitung Typ Mannheim
Da die IGN als gemeinnützig anerkannt ist, sind
Spenden steuerlich absetzbar. Weitere Informationen
gibt es unter www.ign-ev.de
Der von der RNV heute als Fahrschulwagen genutzte ex RHB-Überlandsechsachser 1018 schleppte
am 18. Dezember 2013 den am Vortag nach Mannheim heimgekehrten Tw 455 zu seinem
aktu ellen Stellplatz nach Ludwigshafen, hier an der Haltestelle Rheinstraße YANNICK SCHÄFFNER
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
61
Geschichte
Einst
&Jetzt
Seit der feierlichen Eröffnung am 22. Januar 1898
rollen elektrische Straßenbahnen durch Frankfurt an
der Oder und seit jeher befand sich an der Bachgasse
im Stadtzentrum der Betriebshof, der mit der Ausdehnung
des Netzes und dem zunehmenden Wagenpark
nach und nach vergrößert wurde. Neben einigen
Streckenstilllegungen und Neutrassierungen
kam es insbesondere in den 1980er-Jahren zu mehreren
Streckenverlängerungen, außerdem begann der
Bau eines zweiten Betriebshofs in Neuberesinchen,
von dem der VEB Kombinat Kraftverkehr Stamm -
betrieb Frankfurt (Oder) eine Wendeschleife und
erste Abstellgleise 1988 einweihte.
So stand in der Bachgasse am 17. Juni 1988 der Hof
voll mit diversen Reko- und Gotha-Zweiachsern;
aber auch die ersten KT4D-Gelenkwagen sind zu
sehen. Zwischen 1987 und 1990 trafen insgesamt
34 dieser Tatrawagen in Frankfurt ein.
Die 1990er-Jahre brachten erhebliche Veränderungen,
auch für die Straßenbahn, da der sprunghaft
zunehmende Autoverkehr und die Schließung großer
Unternehmen die ÖPNV-Verkehrsströme deutlich
drosselten und weniger Fahrzeuge benötigt wurden.
So räumte die 1990 gegründete Stadtverkehrsgesellschaft
mbH Frankfurt (Oder) nach Fertigstellung
des Depots in Neuberesinchen das alte an der Bachgasse
im Juni 1999. Es steht heute weitgehend leer
und beherbergt nur noch in einem Teil die Museumswerkstatt
für Technik und Verkehr, vor der am
18. Mai 2012 gerade der vorbildlich restaurierte
Gotha-Zweiwagenzug Tw 49 + Bw 113 auf seine
Abfahrt wartete.
TEXT UND FOTOS: BERNHARD KUSSMAGK
62
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Einst & Jetzt
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
63
Geschichte
Als die Zeit
stillstand
Die letzten Jahre von Bochums
Linie 305 Bis zum 2. September
1989 verkehrte zwischen der Bochumer
Innenstadt und Herne die Straßenbahnlinie
305. Am gleichen Tag nahm vor
25 Jahren die U35 ihren Betrieb auf.
Zuvor war die Linie 305 eine Hochburg
für klassische Düwag-GT6 …
Am 2. September jährte sich zum 25.
Mal die Umstellung der Straßenbahnlinie
305 zwischen Bochum und
Herne auf die Linie U35. Aus diesem
Anlass gab es 1989 verschiedene Feierlichkeiten
in Herne und auf der Strecke verkehrten
mehrere geschmückte Sonderwagen – danach
endete die bewegte Geschichte dieser Linie:
Etwa ab 1870 wuchsen die Städte an
Rhein und Ruhr stark und unstrukturiert.
Das ursprüngliche Abbaugebiet an der
Ruhr war weitgehend ausgekohlt, so dass
die Unternehmen neue Zechen weiter nördlich
bis zur Lippe hin eröffneten, in ihrem
Gefolge die Schwerindustrie und zahlreiche
Werkssiedlungen. So entstanden neben den
stark wachsenden Städten punktförmig
neue Industriezentren und Wohnviertel in
ansonsten ländlich geprägter Landschaft.
Das neue Verkehrsmittel Straßenbahn ermöglichte
die Erschließung von Stadt und
Land, es setzte ein beispielloser Boom ein,
neue Strecken wurden schnell und günstig
gebaut. Ziel der Kerngemeinden war es vorrangig,
möglichst viele der aufstrebenden
Umlandgemeinden an sich zu binden. So
entstanden zahlreiche kleine und größere,
teilweise kurzlebige Straßenbahnbetriebe,
die im Ergebnis des rasch einsetzenden Konzentrationsprozesses
als Bogestra und Vestische
Straßenbahnen umfangreiche Netze
betrieben. Nachdem in Dortmund und
Duisburg seit 1881 Pferdebahnen verkehrten,
nahm im August 1893 in Essen
die erste elektrische Straßenbahn des
Ruhrgebietes den Verkehr auf. Am 1.
März 1894 fuhr die „Elektrische“ durch
Dortmund.
Dritte elektrisch betriebene
Straßenbahn im „Pott“!
Als dritter elektrischer Straßenbahnbetrieb
entstand im gleichen Jahr die meterspurige
Verbindung Bochum – Herne, welche
64 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Bochums Linie 305
Eine typische Szene für die Linie 305: Nicht ländlich,
aber auch nicht besonders großstädtisch
prägen die ineinander übergehenden Vorstädte
von Bochum und Herne das Bild.
Tw 29 trug am 28. Juni 1989 auf der Herner
Straße seine ursprüngliche Lackierung
die Firma Siemens & Halske am 23. November
1894 eröffnete und von Anfang an
elektrisch betrieb.
Mitte Januar 1896 übernahm die neu gegründete
Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn
(Bogestra) die Verwaltung der
6,88 Kilometer langen Linie. Am 1. Januar
1908 gliederte die Bogestra die Strecke in
ihr stark anwachsendes Liniennetz voll-
Eingleisig verlief die Umleiterstrecke durch die
Herner Schulstraße und über den Platz an der
Kreuzkirche, den Tw 24 überquerte, bevor er in
die Bochumer Straße wechseln konnte
FOTOS, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN: CHRISTIAN WENGER
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
65
Geschichte
Mit Vollwerbung für den Getränkehersteller „Schlör“
war der Tw 288 am 15. September 1982 nach Recklinghausen
unterwegs. 1989 sah es hier unverändert
aus – die Zeit stand still
WOLFGANG MEIER
ständig ein. Nach Verkehrsrückgängen
durch den Ersten Weltkrieg setzte der
Boom Anfang der 1920er-Jahre wieder ein.
In dieser Zeit erweiterte die Bogestra das
Netz und baute wichtigsten Strecken aus.
Nach Einführung von Liniennummern bekam
die Strecke Herne – Bochum – Hattingen
die 8 im Bochumer Netz. Die Linie 8a
von Herne zum Bochumer Hauptbahnhof
befuhr in der Bochumer Innenstadt einen
Alternativabschnitt.
Die Nachkriegsentwicklung
Ab 1950 gab es zwischen den beiden Städten
Bochum und Herne wieder einen Gemeinschaftsverkehr
mit den Vestischen Straßenbahnen.
Einen solchen hatte es bereits
von Ende der 1920er-Jahre bis 1939 gegeben.
Die 32,9 Kilometer lange Linie 8 Recklinghausen
– Herne – Bochum – Linden –
Hattingen – Blankenstein war in dieser Zeit
die längste im Ruhrgebiet. Die Linie 18 verstärkte
zwischen Recklinghausen und Linden
auf einen 10-Minuten-Takt und endete
in Dahlhausen. In den 1950er-Jahren reagierten
die Stadtplaner auf die geänderten
66 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Bochums Linie 305
Unweit des Bergbaumuseums unterquerte
die Linie 305 auf der Herner
Straße die Güterumgehung Bochum
Nord. Der Tw 291 trug am 5. Juli 1989
eine auffällige Werbebeklebung für
einen Tabakhersteller
Wenige Meter vor Erreichen der Wendestelle am Herner Bahnhof verlässt der Triebwagen 8 am
12. Juni 1989 die damals befahrene Umleiterstrecke in der Vinckestraße
Verkehrsbedingungen. Sie ordneten im Zusammenhang
mit dem Neubau des Bochumer
Hauptbahnhofs etwa 800 Meter östlich
des kriegszerstörten Vorgängerbaus das innerstädtische
Straßenbahn- und Straßennetz
neu. Die Bogestra baute dazu die zentralen
Linien aus, weniger frequentierte Tangentiallinien
stellte sie auf Busbetrieb um. Die Linie
Bochum – Herne verlief nun weitgehend
in Mittellage einer vierspurigen Straße.
Doch die Zukunft der Straßenbahn sollte in
Bochum im Tunnel liegen. Zwischen 1979
und 2006 verschwanden alle Straßenbahnstrecken
in der Bochumer Innenstadt unter
der Erde.
Die U35 soll die Linie 8
bzw. Linie (30)5 ablösen
Von den großflächigen Plänen zur Umstellung
auf einen normalspurigen U-Bahnbzw.
Stadtbahnbetrieb blieb nur die U35
zwischen Herne und Bochum-Hustadt.
Baubeginn der weitgehend parallel zur Linie
8 verlaufenden Trasse war Ende 1973 und
brachte dieser in den Folgejahren zahlreiche
Behinderungen. In Herne leitete die Boge-
Stationsnamen der Linien 305 (Ende 70er) und U35 (heute)
GRAFIKEN: SLG. W. MEIER (LINKS)/R. SCHWANDL
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
67
Geschichte
Am 28. Juni 1989 begegneten sich der mit Vollwerbung versehene Düwag-Sechsachser Nr. 281 und der klassisch lackierte Triebwagen 292 an der
Halte stelle Grummer Straße in Bochum Riemke. In der Nähe befindet sich heute das Depot der Fahrzeuge für die U35
stra die Straßenbahn eingleisig mit Ausweiche
durch die Schulstraße und Vinckestraße.
Dieses Provisorium blieb bis zur Umstellung
auf die Stadtbahn. Mit Eröffnung
des ersten Bochumer Tunnelabschnittes im
Mai 1979 tauschte die Bogestra verschiedene
Linienäste. Der Verlauf dieses Tunnels
sah eine Verknüpfung der Linien nach Hattingen
und Gerthe vor, auf dieser Verbindung
verblieb das Liniensignal 8. Seitdem
verkehrte eine Linie 5 (ab 1. Januar 1980 im
VRR als Linie 305 bezeichnet) von Recklinghausen
über Herne und Bochum Hauptbahnhof
über die neugebaute Verbindung
durch die Universitätsstraße nach Hustadt.
Am 4. Oktober 1982 endete der Straßenbahnbetrieb
bei der Vestischen, die Bogestra
nahm daraufhin die Linie 305 im Norden
bis zum Herner Hauptbahnhof zurück.
Nach Fertigstellung der Tunnelabschnitte
Ein Einzelstück blieb
der als einziges älte -
res Fahrzeug rot/weiß
lackierte Triebwagen
290, hier beim Über -
queren einer längst
abgebauten Anschlussbahn
auf der
Stadtgrenze Herne –
Bochum
Ende der 1980er-Jahre präsentierte sich die
Linie 305 wie vor Arbeitsbeginn – wie die
die Aufnahmen dieses Beitrages aus dieser
Zeit beweisen. Nur die noch geschlossenen
Tunneleingänge an den zukünftigen Haltestellen
der U35 ließen vor dem 2. September
1989 die Zukunft erahnen.
Nach der Umstellung auf die U35, die
zwischen Bochum und Herne komplett unterirdisch
verläuft, ließ die Bogestra zuerst
nur die Oberleitungen der eingestellten Linie
305 entfernen. Der Rückbau der Gleise ist
abschnittsweise bis heute noch nicht erfolgt.
Mit der Inbetriebnahme der U35 verkürzte
sich übrigens die Fahrzeit zwischen
Bochum und Herne gegenüber der Linie
305 von 30 auf 14 Minuten. Im Jahr 1993
nahm die Bogestra die Verlängerung der regelspurigen
U35 vom Bochumer Hauptbahnhof
nach Hustadt in Betrieb – die in
den 1960er-Jahren geplanten Erweiterungen
nach Recklinghausen und Witten blieben
hingegen ohne Umsetzung …
CHRISTIAN WENGER
Der Fahrzeugeinsatz
Die Bogestra beschaffte von 1957 bis 1969 insgesamt 91 GT6 in Zweirichtungsausführung.
Diese trafen in Serien ein: Tw 261 bis 298 von 1957 bis
1959, die Tw 1 bis 32 in den Jahren 1961/62 sowie die Tw 33 bis 53 von
1967 bis 1969. Die Wagen der dritten Bauserie ließ die Bogestra in den
1980er-Jahren für den Betrieb im 1984 eröffneten Gelsenkirchener Tunnel
stärker motorisieren. Auf der Linie 305 prägten die älteren, cremefarbenen
GT6 mit grünen Zierstreifen das Bild – ergänzt durch einige Werbewagen.
68 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Aachen
SLG. REINER BIMMERMANN
Nie wieder Krieg!
Der Zweite Weltkrieg in Aachen vor 70 Jahren In Vorbereitung einer Veröffentlichung
fiel Reiner Bimmermann eine Aufnahme vom Geschehen vor den Toren der Stadt Aachen vor
fast auf den Tag genau sieben Jahrzehnten in die Hände. Doch was hat es damit auf sich?
Aachen im Oktober 1944: Nach den
schweren Luftangriffen der Alliierten
auf die alte deutsche Kaiserstadt
im Vorjahr war die Straßenbahnverwaltung
dazu übergegangen, alle
Fahrzeuge nach Betriebsschluss aus dem
Aachener Talkessel herauszufahren und auf
den acht ins Umland führenden Außenstrecken
abzustellen. Dazu gab es einen genauen
Aufstellplan mit in alle Richtungen verkehrenden
Personalwagen, die die Fahrer
und Schaffner zu ihren Zügen brachten
bzw. abholten.
Auf der Linie 17 nach Altenberg fanden die
im September 1944 auf deutschen Boden eingerückten
amerikanischen Soldaten den
abgestellten Bw 507 der Aachener Straßenbahn
in der Ausweiche Bildchen. Als Propaganda
für die amerikanische Soldatenzeitung
„Stars and Stripes“ beschrieben sie den Zweiachser
mit den Parolen „Aachen Express“,
„Heil Heel“ (im Amerikanischen für „Hallo
Schurke!“) sowie einem Spruch, der übersetzt
„Einwegfahrt – nur nach Berlin“ heißt. In Anlehnung
an die deutschen „Wunderwaffen“
V1 bis V3 trugen die „GIs“ außerdem die Bezeichnung
V13 auf. Danach beluden die Soldaten
den Beiwagen mit Munition und
Sprengstoff, wobei oben abgebildete Propagandaaufnahme
entstand. Anschließend zog
oder schob ein Jeep oder Lkw den Beiwagen
auf dem Bahnkörper etwa einen Kilometer
durch den Aachener Wald bergauf bis zum
Brechpunkt der Strecke an der Waldschenke.
Von dort ließen die Soldaten das Fahrzeug die
fast neun Prozent steile Gefällstrecke in den
Aachener Talkessel hinunterrollen. In der am
Fuß der Steigung gelegenen Ausweiche
Grundhaus explodierte der Wagen und
brannte aus.
Fakt ist, dass das ausgebrannte Gerippe
nach 1945 dort spielenden Jungs als „Abenteuerspielplatz“
diente. Ein noch lebender,
1933 geborener Zeitzeuge bestätigte mir die
Geschichte.
Das Foto des beladenen Beiwagens erschien
am 19. Oktober 1944 in der amerikanischen
Soldatenzeitung „Stars and Stripes“
und ging rund um die Welt. Sogar in
australischen Blättern war der Aachener Beiwagen
im Zusammenhang mit der Einnahme
Aachens als erste deutsche Großstadt zu
sehen. Zwei Tage später war der Zweite
Weltkrieg in Aachen zu Ende. Am 21. Oktober
1944 kapitulieren die letzten deutschen
Soldaten in der total zerstörten alten
Kaiserstadt. REINER BIMMERMANN
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
69
Geschichte
Goldene Zeit für
Beiwagenfreunde
Die Nürnberger Straßenbahn vor 20 Jahren Im März 1994 besuchte ein Oldenburger Nahverkehrsfreund
im Rahmen seiner Bayernreise auch die Frankenmetropole. Hier galt sein Hauptinteresse
den unverwechselbaren Vier- und Sechsachsern. Aber er beobachtete auch andere Dinge …
Im Jahre 1994 kündigten sich bei allen
bayerischen Straßenbahnbetrieben
durchgreifende Änderungen an: Niederflurwagen
waren bestellt, Prototypen
in Augsburg und München bereits unterwegs,
so dass die Betriebe ihr gewohntes
Gesicht verlieren würden. Unter diesen Vorzeichen
beschloss der Oldenburger Straßenbahnfreund
Stefan Hinder sein „Projekt
Bayerntram“: Innerhalb einer sechstägigen
Rundreise besuchte er im März 1994 die
vier bayerischen Straßenbahnbetrieben
Augsburg, München, Nürnberg und Würzburg.
Nachdem der Norddeutsche in den
vergangenen drei Heften die Situation vor
20 Jahren in Würzburg, Augsburg und
München vorstellte, folgen hier nun seine
Eindrücke aus Nürnberg.
Alle ex N6S als Achtachser unterwegs
Nach drei Nächten hieß es am Freitag, dem
25. März 1994, vom Hotelzimmer „mit
Fünfachser-Blick“ in Stadtbergen, Augsburgs
westlicher Nachbarstadt, Abschied zu
nehmen. Am frühen Nachmittag erreichte
ich Nürnberg, die letzte Station meiner
Rundreise. Wie üblich, stellte ich das Auto
an einer Straßenbahn-Endstelle ab – in diesem
Fall war das die Endstation Südfriedhof
der Linie 8. Mit ihr ging es zunächst stadteinwärts,
um das Gepäck in das im Zentrum
gelegene Hotel zu bringen. Den restlichen
Nachmittag verbrachte ich am
70 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Nürnberg
Mehrere Züge warten am 25. März 1994 in der damaligen Wendeschleife Luitpoldhain. Heute sind
die Endstellen Luitpoldhain und Dutzendteich durch eine Neubaustrecke verbunden
Im Verlauf der damaligen Linie 8 passierte
die Straßenbahn 1994 vom Südfriedhof
kommend zunächst eine Eisenbahnunterführung,
um anschließend auf einer
langen eingleisigen Brücke die weit -
läufigen Anlagen des Nürnberger Rangierbahnhofes
zu überqueren. Im Bild
erklimmt der sechsachsige Tw 312 mit
seinem Beiwagen am 26. März 1994
gerade die Brückenrampe
ALLE FOTOS: STEFAN HINDER
Liniennetz Nürnberg 1994
3 Tiergarten – Ziegelstein
4 Dutzendteich – Thon
6 Westfriedhof – Gibitzenhof
7 Hbf – Bayernstraße
8 Südfriedhof/Worzelsdorfer Straße – Erlenstegen
9 Luitpoldhain – Thon
Knotenpunkt Hauptbahnhof und mit der
Bereisung der Streckenäste nach Dutzendteich,
Luitpoldhain und zur Bayernstraße.
In vielen Punkten ähnelte die Situation
in Nürnberg derjenigen in München:
Längst war die Straßenbahn nicht mehr
Während seines zweitägigen Besuches im März 1994 beobachtete Stefan Hinder an beiden Tagen
in der Schleife Christuskirche jeweils eine aus einem vierachsigen Trieb- und einem Beiwagen
gebildete Garnitur in Bereitschaft. Am 26. März stand dort der Tw 237 mit einem Bw
Hauptträger des ÖPNV, sondern hatte diese
Rolle an U- und S-Bahn abgetreten.
Lange Zeit war ihre Zukunft auch hier unsicher
gewesen. Inzwischen hatte man sich
allerdings zu ihrem Erhalt und Ausbau
bekannt und als äußerlich erkennbares
Zeichen hierfür das Niederflur-Zeitalter
eingeläutet: Die zwölf neuesten Straßenbahnwagen
361 bis 372 – ursprünglich
Stadtbahnwagen vom Typ N6S aus dem
Jahre 1977 – waren in den beiden Vorjahren
mit Niederflur-Mittelteilen zu Achtachsern
erweitert worden. Ihr Haupteinsatzgebiet
war die Linie 6, vereinzelt sah
man sie auch auf der Linie 8. Des Weiteren
waren 14 komplett neue Niederflurwagen
des MAN/AEG-Typs fest bestellt.
Gefälliges Äußeres der Wagen
Dennoch machte die Nürnberger Straßenbahn
einen – nun ja, noch nicht wirklich veralteten,
aber doch schon etwas angestaubten
Eindruck. Das Rückgrat des Wagenparks
bildeten die 56 von MAN in Düwag-Lizenz
gebauten Einrichtungs-Sechsachser, die
durchschnittlich 30 Jahre alt waren (Baujahre
1962 bis 1966). Noch älter waren die
14 noch vorhandenen vierachsigen Groß-
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
71
Geschichte
Ein eigenartiges Konstrukt war die Linie 7, die in ihrem Endabschnitt den 1938 angelegten
Straßenbahntunnel befuhr. Im Bild verlässt Tw 212 II am 25. März 1994 den Tunnel und fährt
in die weitläufige, aber kaum noch genutzte Schleife Bayernstraße ein
raumtriebwagen aus den Jahren 1958 bis
1960. Fast alle Züge waren mit vierachsigen
Beiwagen behängt.
All diesen Wagen gemeinsam war ein typisches,
nur in Nürnberg zu findendes und recht
gefälliges Äußeres, dessen Gestaltung sich zu
dem Ende der 1930er-Jahre projektierten Einheitsstraßenbahnwagen
zurückverfolgen lässt.
Die Nürnberger Straßenbahn hatte damals
eine größere Anzahl Zweiachser als Vorläufer
dieses Typs beschafft (Tw 901 bis 930). Nach
dem Zweiten Weltkrieg legte MAN diese Wagentype
als Einrichtungswagen in modernisierter
und etwas modifizierter Form wieder
auf (Tw 101 bis 125 der 1952 bis 1954), und
diese Wagen standen wiederum äußerlich Pate
für die späteren Großraum- und Gelenkwagen.
Diese boten ansonsten viel vom vertrauten
Düwag-Fahrgefühl, denn die Falttüren
stammten von Düwag, die Drehgestelle mit
Tandemantrieb und die Gelenkkonstruktion
Wagenpark Nürnberg 3/1994 (nur betriebsfähige Wagen des Personenverkehrs)
Tw-Nr. Bauart Hersteller Baujahre Bemerkungen Anzahl
212/13/35/37–39, 4x ER-Tw MAN 1958–60 Tw 212 in Zweitbesetzung 14
241/42/49/50/55, 259/61/68
301–330 6x ER-Gel-Tw MAN 1962/63 Einfachfalttüren vorne; Tw 311 und 328 unfallbeschädigt abgestellt 30
331–356 6x ER-Gel-Tw MAN 1964/66 Doppelfalttüren vorne; Tw 340 und 356 unfallbeschädigt abgestellt 26
361–372 8x ZR-Gel-Tw MAN/Düwag 1977 Typ N8SNf, ex N6S; 1992/93 mit Niederflur-Mittelteil nachgerüstet 12
Gesamt (Triebwagen) 82
Bw-Nr. Bauart Hersteller Baujahre Bemerkungen
1531/33/34/36–42, 1550/52-54/56, 4x ER-Bw MAN 1959–66 – 66
1558–92/95/96, 1598–1601
Gesamt (Trieb- und Beiwagen) 148
Im Hinblick auf starken Berufsverkehr war die Haltestelle Trafowerk an der Strecke zum Südfriedhof dreigleisig angelegt. Am 26. März 1994 hielt
Stefan Hinder hier den sechsachsigen Triebwagen 321 mit einem Beiwagen auf der Linie 8 im Bild fest
72 STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
Nürnberg
ebenfalls. Auffällig bei den Sechsachsern war
die dreiflügelige Falttür im Heck.
Schwerpunkt Vierachser
Mein Hauptaugenmerk galt allerdings den
Vierachsern, denn ihr Ersatz in Gestalt der
erwähnten 14 Niederflurzüge war bereits bestellt.
Ihr Einsatzgebiet war recht gestreut;
am Freitag sah ich drei Züge (Tw + Bw) auf
der Linie 8, je einen auf den Linien 4 sowie
9, und ein weiterer Zug stand in Bereitschaft
in der Schleife Christuskirche. Die sicherste
Bank, um Großraumwagen zu erwischen –
allerdings ohne Beiwagen –, war jedoch die
kurze Linie 7. Diese war erst kurz zuvor als
Rest der stillgelegten Linie 13 gebildet worden
und fuhr zwischen Hauptbahnhof und
Bayernstraße. Ihr Endstück war geschichts -
trächtig, denn zwischen Allersberger Straße
und Bayernstraße befuhr sie die erste deutsche
Unterpflasterstraßenbahnstrecke aus
dem Jahre 1938. Die Nationalsozialisten
hatten damals ihren Bau wegen des temporär
hohen Verkehrsaufkommens (Reichsparteitage
…) durchgesetzt. Von hohem Verkehrsaufkommen
konnte allerdings 1994
keine Rede mehr sein – zwei solofahrende
Großraumwagen genügten zur Bedienung
der Linie 7, und die weitläufige, menschenleere
und offenbar langsam verfallende Endstation
wirkte bizarr und bedrückend.
Sonnenschein am letzten Tag
Der letzte Tag meiner Rundreise brachte –
entgegen der Vorhersage – recht viel Sonnenschein.
Trotz des Samstags waren einige
Großraumzüge im Einsatz: zwei auf der Linie
8 und einer auf der Linie 9. Außerdem sah
ich erneut eine Garnitur in Bereitschaft an der
Christuskirche. Zunächst stand eine ausführliche
Bereisung der Linie 8 zum Südfriedhof
auf meinem Programm. Besonders interessant
fand ich die Strecke im Bereich des
Nürnberger Rangierbahnhofes: Die Straßenbahn
unterquerte – vom Südfriedhof kommend
– zunächst eine Eisenbahnstrecke, um
dann eingleisig die weitläufige Brücke über
den Rangierbahnhof zu erklimmen.
Eigenartig wirkte auf mich der Plärrer,
früher ein sehr belebter Verkehrsknoten, im
Jahre 1994 nur noch von ganzen zwei Straßenbahnlinien
bedient. Auf der anschließenden
Umrundung der Nürnberger Burg
erwischte ich auch den Tw 701 (MAN
1913) auf der historischen Burgringlinie,
die damals schon an Wochenenden unter
der Liniennummer 5 verkehrte. Den Abschluss
bildete die Linie 3 zum Tiergarten
mit seiner idyllischen Wendeschleife und
der eingleisig im Richtungsbetrieb befahre-
In Mögeldorf fuhr die damalige Linie 3 zum Tiergarten eingleisig im Richtungsbetrieb. Hier ist
der sechsachsige Tw 332 mit einem Beiwagen stadteinwärts unterwegs
Der Tw 333 fährt mit einem Beiwagen durch
die idyllische Endschleife Tiergarten der dama -
ligen Linie 3. Die Wagen mit und ohne Ganzreklame
hielten sich 1994 in etwa die Waage
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
73
Geschichte
Mit blaugoldener Ganzreklame, aber immerhin regionaltypisch
für Nürnberger Lebkuchen, präsentiert sich der vierachsige Tw 259
mit einem Beiwagen am Morgen des 26. März 1994 auf der Linie 8 an
der Endstelle Südfriedhof/Worzelsdorfer Straße
Und 20 Jahre danach?
In Nürnberg ist das 1994 linienmäßig befahrene
Straßenbahnnetz in den vergangenen 20 Jahren
geschrumpft: von 39,5 auf knapp 34 Kilometer,
die von fünf Straßenbahnlinien befahren werden.
Den kurzen Neubaustrecken von Luitpoldhain
nach Dutzendteich und vom Hauptbahnhof zum
Aufseßplatz stehen die Stilllegung der Strecke
nach Ziegelstein (wegen Erweiterung des U-Bahnnetzes)
und die Verkürzung der Strecke zur Bayernstraße
bis zur Tristanstraße (wegen Baumängeln
am alten Straßenbahntunnel) gegenüber.
Auch die Nordumrundung der Burg vom Friedrich-Ebert-Platz
zum Rathenauplatz wird nicht mehr
linienmäßig, sondern nur noch von der Oldtimer-
Linie 15 befahren. Immerhin scheint der Bau der
lange geplanten Verlängerung von Thon nach Buch
nunmehr unmittelbar bevorzustehen.
Den Wagenpark hat die VAG Nürnberg in den
vergangenen zwei Jahrzehnten komplett erneuert
– auch die mit Niederflurmittelteil nachgerüsteten
Tw 361 bis 372 fahren nicht mehr. Der
Straßenbahn-Fuhrpark umfasst drei verschiedene
Typen von Niederflurwagen. In Summe stehen
48 Triebwagen zur Verfügung – das ist eine
bemerkenswert niedrige Zahl für eine 500.000-
Einwohner-Stadt.
nen Ortsdurchfahrt Mögeldorf. Danach
ging es heim nach Oldenburg.
Heute präsentieren sich alle vier bayerischen
Betriebe in völlig anderem Gewand.
Keinen von ihnen habe ich seit diesen Tagen
im Frühjahr 1994 wieder besucht. Geblieben
sind unwiederbringliche Eindrücke,
zahlreiche Fotos – und die Freude darüber,
auch die unverwechselbaren Nürnberger
Vier- und Sechsachser gerade noch rechtzeitig
erlebt zu haben. STEFAN HINDER
Den Plärrer, früher ein sehr belebter Verkehrsknoten
im Straßenbahnnetz, fuhren
1994 nur noch von zwei Linien an. Hier begegnen
sich die mit Niederflurmittelteil ausgestatten
M6-Tw 361 und 370 auf der Linie 6
74
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Hier endet die kurze Stichstrecke,
die vom Rundkurs abzweigt. Für die
Fahrgäste der Straßenbahn ist ein
Übergang auf die Eisenbahn möglich
Auf dem Streckenabschnitt zum großen Straßenbahnhof treffen wir auf
einen dreiteiligen Dresdner Gelenkzug, der im Eigenbau entstanden ist
Hier sind wir auf dem neu entstandenen Anlagenteil. Ein Linienzug verlässt
das Gleisdreieck, ein Solotriebwagen wartet noch auf Fahrgäste
Anlagenba
Der dreiteilige Gelenkzug fährt in Richtung Stadt. Seit dem Bau des
Gleisdreiecks lassen sich abwechslungsreiche Betriebsabläufe gestalten
Tatütata, die Feuerwehr ist da ... Bus und Tram lassen den Einsatzfahrzeugen
die Vorfahrt. Von einem Balkon aus wird das genau beobachtet
Alte Wikingteile auf
neuem Gleisdreieck
Eine Eisenbahn mit ganz viel Tram n Matthias Bachmann aus Dresden baut die meisten
Straßenbahnteile für seine TT-Anlage selbst. Alte Standmodelle sind dafür oft der Rohstoff
Die Anlage von Matthias
Bachmann aus Dresden ist
keine reine Straßenbahnanlage,
großen Raum nehmen
auch Eisenbahnstrecken und -bauten
ein. „50 Prozent Tram sind aber garantiert“
schrieb Hobbyfreund Bachmann
im SM 7/09, als er seine TTm-
Anlage zum erstenmal vorstellte. Inzwischen
sind fünf Jahre vergangen.
Wie er nachfolgend berichtet, hat er
die Zeit nicht nur zur Anlagenvergrößerung
genutzt.
„Seit Anfang 2014 habe ich für die
Anlage ein eigenes Zimmer zur Verfügung,
sodass sie endlich dauerhaft
komplett aufgebaut werden konnte.
Meine 1:120-Tramanlage ist U-förmig
und besteht aus sechs Teilen.
Gefahren wird auf 9-Millimeter-Gleis
– teilweise im Straßenplanum, aber
auch auf Überlandstrecken mit eingeschotterten
Schienen.
Ein neuer Anlagenteil
Der Schwerpunkt meiner Anlage
ist ein Rundkurs mit einem kleinen
zweigleisigem Straßenbahnhof, der
Umfahrung des Bahnbetriebswerkes,
der Brücke mit Ausweichstelle und
einer kleine Stadt. Von diesem Rundkurs
geht eine Stichstrecke ab. Eine
In der Altstadt dient eine Blockumfahrung zum Wenden der Linienzüge.
Der Arbeitswagen bringt einen Wagen mit Bremssand zu den Endstellen
Vorm Straßenbahnhof gibt es eine Gleisschleife mit Haltestelle für ausrückende
oder endende Züge. Der Drei-Wagen-Zug ist ohne echtes Vorbild
An der Haltestelle Wasastraße wartet ein Arbeitswagen. Bachmann baute
ihn aus alten Wikingteilen und den Fahrwerken von H0e-Diesellokmotiven
strassenbahn magazin 11|2014 77
aßenbahn im Modell
Gleich durchfährt der Arbeitswagen mit seiner Bremssandfuhre das Stadttor. Die Reichsbahn bringt einen Waggon per Straßenroller zum Empfänger
weitere Strecke führt zum großen
Straßenbahnhof. Dieser befindet sich
auf einer eigenen Platte. In den letzten
Jahren ist ein neuer Anlagenteil
mit einem Gleisdreieck entstanden.
Hier habe ich die Gleise teilweise
in Sand verlegt. Der Bau des neuen
Anlagenteils ermöglicht mir jetzt
dank des Gleisdreiecks deutlich interessantere
Betriebabläufe. Gefahren
wird im Analogbetrieb. Meine
Oberleitung dient nicht zur Stromabnahme,
aber trotzdem lege ich Wert
darauf, dass alle Triebwagen mit angelegtem
Stomabnehmer fahren. Um
eine sichere Stromabnahme auch auf
Weichen zu haben, sind einige Beiwagen
mit Radschleifern und stromführenden
Kupplungen versehen.
Ohne Eigenbau geht‘s nicht
Das Angebot an Fertigmodellen in TTm
ist bekanntlich nicht sehr groß, deshalb
ist Eigenbau für mich zwingend
notwendig. Auch bei der Oberleitung
Vorbei am Forsthaus und der Werkstatt fährt der dreiteilige Triebwagen
durch die Bergstraße. Nach wenigen Metern erreicht er die Altstadt
kam ich nur mit Eigenkonstruktionen
zu dem gewünschten Ergebnis. Beim
Bau der Straßenbahnfahrzeuge verwende
ich vorwiegend alte Trammodelle
von Wiking für die Aufbauten.
Als Antriebseinheiten sind die H0e-
Nach dem Verlassen der Haltestelle Wasastraße führen die Straßenbahngleise
um den Ringlokschuppen der Eisenbahn herum. Gleich wird
der Betriebsmittelpunkt Gittersee erreicht. In dem kleinen Depot können
Fahrer oder auch ganze Tramzüge gewechselt werden. Die Namen
der Haltstellen auf der Bachmann-Anlage sind in Dresden und Umgebung
vorhanden, entsprechen aber im Aussehen nicht dem Vorbild
Diesellok von Roco und verschiedene
Spur-N-Lokomotiven gut geeignet.
Zusätzlich verbaue ich Plasteplatten
unterschiedlicher Stärken und Profile
von Evergreen. Meine Modelle
sind natürlich keine 100-prozentigen
Nachbauten von Orginalfahrzeugen.
Sie sind alle in Anlehnung an Dresdner
Fahrzeuge und auch einigen der Thüringerwaldbahn
sowie der Leipziger
Verkehrsbetriebe entstanden.
Dresdner MAN-Triebwagen
Eines meiner ungewöhnlichsten Eigenbau-Fahrzeuge
ist der dreiteilige
Gelenkzug, den es früher in Dresden
mal beim Vorbild gab. Die beiden
einachsigen Endteile stützen sich auf
dem zweiachsigen Mittelteil ab.
In den letzten Jahren habe ich mehrere
Tramfahrzeuge gebaut, darunter
auch den Arbeitswagen zum Bremssandtransport,
der auf einigen Bildern
zu sehen ist. Aus Wikingteilen
entstand auch ein Fahrzeug, das an
Im Depot warten ein Mitteleinstiegswagen und ein Zweiwagenzug auf
nächste Einsätze. Für Oberleitungsarbeiten gibt es zwei Fahrzeuge
78 strassenbahn magazin 11|2014
Anlagenba
Nach der Begegnung mit einem Linienzug fährt ein Gütertriebwagen durch die Altstadt zum großen Straßenbahndepot M. BACHMANN (13)
den Dresdner MAN-Triebwagen erinnert.
Einen großen Gütertriebwagen
mit Bw für den Materialtransport habe
ich aus Teilen von Güterwaggons
aus dem TT-Modellbahnangebot gefertigt.“
MATTHIAS BACHMANN/JOG
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strassenbahn magazin 11|2014 79
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Ergänzungen zum Titelbild SM 10/2014
Eine Gratis-DVD für das Jubiläumsheft 300 – das sorgte für
reichlich Hektik bei der Produktion. Damit die auf der Titelseite aufgeklebte
DVD gut mit dem Titelbild korrespondiert, entschied sich
die Redaktion in München kurzerhand, kein aktuelles Motiv vom
„Tramathon“ aus Nordrhein-Westfalen zu verwenden, sondern
Zu „Eine echte Straßenbahn!“
(SM 10/2014)
Hintergründe zu
Neutrassierungen
In diesem auf Seite 33 abgedruckten
Kommentar zur Eröffnung der Straßenbahn
nach Falkenberg wirft André Marks
die Frage auf, ob es verboten sei, Neu-
Auch Elloks Teil der
Straßenbahn La Paz
Aufgrund eines Missverständnisses
ist im SM 10/2014 unter dem
Beitrag „Höher hinauf fuhr keine“
über die Straßenbahn in La Paz versehentlich
Michael Russel als Textautor
angegeben. Doch dieser Text
stammt aus der Feder von Jörg Zimmer.
Dieser fotografierte im Juli
1968 auch die beiden Güterelloks
der als Tram betriebenen Strecke
von El Alto nach La Paz. Sein Sohn
Michael Zimmer entdeckte sie
knapp 40 Jahre später im Mai 2006
im Depot von La Paz abgestellt. AM
baustrecken im Straßenraum anzulegen.
Um diese Frage kurz zu beantworten:
Nein, es ist nicht verboten. Ob aber solche
Strecken neu gebaut werden, hängt
davon ab, wer sie bezahlt.
Für gewöhnlich werden Neubaustrecken
sofern das Investitionsvolumen (anbei
bemerkt: Investitionen sind keine Kosten!)
größer ist als 50 Millionen Euro über
eine im Beitrag über Stuttgarts Reihe 300 nicht platzierte Aufnahme
des Tw 381 zu verwenden. Damit gelangte jedoch versehentlich
ein Fahrzeug auf die Titelseite, welches offiziell nicht zur
Reihe 300 zählte. Leser wie Gottfried Bauer und Dieter Schlipf
erklärte, dass die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) vielmehr
Anfang der 1960er-Jahre zuvor innerhalb der Reihe 400 geführte
Zweiachser für deren letzte Betriebsmonate mit den bisher unbesetzten
380er Betriebsnummern versah. Hintergrund für diese
Aktion war, dass die SSB weitere von der Maschinenfabrik Esslingen
werksneu eintreffende GT4 mit den Betriebsnummern ab
400 in Zweitbesetzung belegen wollten/belegt haben.
Damit nicht Wagen in Erst- und Zweitbelegung einer Betriebsnummer
zeitgleich unterwegs waren, erhielten die noch im Betriebsbestand
befindlichen zweiachsigen „400er“ eine 380er
Nummer. Äußerlich waren die Umbauwagen aus den alten Reihen
300 und 400 für den Laien kaum zu unterscheiden, so dass
die Münchner Redaktion nichtsahnend die Aufnahme vom Tw
381 (ex Tw 429) am 21. Juli 1961 in der Unteren Königstraße auf
den Titel nahmen … Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.
Die Fotografie von Wilhelm Eckert stammt aus der Sammlung
von Wolfgang Meier.
SM
das 2019 zusammen mit den Entflechtungsmitteln
auslaufende GVFG-Bundesprogramm
zu 50 Prozent gefördert. Diese
Mittel werden nur auf Neubauten gewährt,
welche auf eigenen Bahnkörpern
trassiert sind (vgl. §2(2) GVFG).
Weitere Anteile kommen vom jeweiligen
Bundesland. Die Länder erhalten vom
Bund Entflechtungsmittel, die sie nach Belieben
in den Neubau bzw. Ersatz von
Verkehrsinfrastruktur oder Fahrzeugen investieren
können. Ob Strecken im Straßenraum
gefördert werden, legt jedes Bundesland
individuell fest. Hessen macht dies
beispielsweise, wie die Verlängerung in
Darmstadt-Arheilgen zeigt. Baden-Württemberg
hingegen schließt eine Förderung
in seinem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz
aus. Ein Restanteil von
zehn bis 30 Prozent des Investitionsvolumens
muss die jeweilige Gemeinde selbst
stemmen.
Das heißt natürlich nicht, dass eine
Strecke mit straßenbündigen Abschnitten
generell nicht gefördert werden kann, bei
Beantragung der Zuwendungsmittel muss
jedoch der straßenbündige Anteil herausgerechnet
werden. Er wird dann nicht
gefördert. Beim derzeitigen Bau der Stadtbahn
Nord in Mannheim wird beispielsweise
ein etwa 500 Meter langer Streckenabschnitt
im Straßenraum trassiert.
Diesen muss die Stadt zwar komplett zahlen,
dafür bietet er im Vergleich zur
ursprünglichen Planung aus den 1970er-
Jah ren eine bedeutend bessere Erschließung
des Wohngebiets. Im Umkehrschluss
zeigt diese Regelung aber auch, dass man
zugunsten einer Förderung eine weniger
attraktive Tangentiallösung hätte wählen
können. Es werden in einem solchen Fall
klar falsche Anreize gesetzt, die in anderen
Fällen bereits nicht zur optimalen Lösung
geführt haben. Im Sinne eines attraktiven
und möglichst günstigen Nahverkehrs sollte
es aber im Interesse des Zuwendungsgebers
sein, diese Regelung fallen zu lassen.
Ein neues GVFG – sofern es denn
kommt – wäre dazu die richtige Gelegenheit.
Yannick Schäffner, Mannheim
Zu „Straßenbahngeschichte
abgeschoben?“ (SM 10/2014)
Depotstandort Kassel
Beim Kürzen meines Textes über die
historischen Fahrzeuge der Kasseler Straßenbahnen
ist der Redaktion ein Fehler
unterlaufen. So befindet sich die neue Halle
des Technikmuseums nicht wie auf Seite
10 veröffentlicht an der Ihringshäuser Straße
(von dort stammen die Schienen, wie
80
STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
auf Seite 9 berichtet), sondern an der Wolfhager
Straße, wo bis 1971 die Tramlinie 7
nach Rothenditmold fuhr. Die eingleisige
Strecke lag in der Bundesstraße 251 am
südlichen Straßenrand, so dass die Wagen
stadtauswärts dem Individualverkehr entgegen
fuhren. 1971 ersetzten in diesem
Bereich die Buslinien 18 und 19 die Tram,
woran sich bis heute nichts geändert hat.
Im Verkehrsentwicklungsplan 2030 ist
aber wieder ein Schienenverkehr nach Rothenditmold
und weiter bis Harleshausen
(dorthin verkehren derzeit fünf Buslinien)
vorgesehen. Falls es dazu wirklich kommt,
dann hätte ein Schienenanschluss des
Technikmuseums eine Chance.
Übrigens: Wie ich kürzlich erfuhr, sei
eine Wiederinbetriebnahme der Oldtimer
denkbar. Robert Petzold, Kaufungen
Zu „Darmstädter Beiwagen“
(SM 9/2014)
Fehlerteufel in Tabelle
Vielen Dank für das hervorragende
Heft. Ich habe aber drei Korrekturen zum
Beitrag „Mitläufer durchaus gewollt“. So
hätten in der Übersicht auf S. 48 für die
SB6-Beiwagen die Betriebsnummern 181
bis 202 angegeben werden müssen –
nicht 171 bis 202. Außerdem fuhren die
Beiwagen der Typen SB7 und SB8 nie hinter
ST13-Triebwagen, da diese erst 1998
geliefert worden sind. Die Aufnahme auf
Seite 49 oben zeigt hinter dem Triebwagen
zwei Beiwagen des Typs SB3 (Nummern
132 bis 143), erkennbar an Dach und
Nummer. Thomas Kern, Dinkelsbühl
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STRASSENBAHN MAGAZIN 11 | 2014
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11./12. Oktober, Bremen: Modellbahntage
im Straßenbahnmuseum „Das Depot“
in Sebaldsbrück von jeweils 11 bis
17 Uhr. Vorführung von Modellstraßenbahn-
u. Modellbahnanlagen sowie
Rundfahrten mit historischen Straßenbahnen.
Eintritt: Erwachsene 3 Euro, Kinder
1,50 Euro. Weitere Informationen unter:
www.fdbs.net
18. Oktober, Halle (Saale): Die Hallesche
Straßenbahnfreunde e.V. laden von
11 bis 17 Uhr ins Historische Straßenbahndepot
auf die Seebener Straße 191 ein
18. Oktober, München: Lange Nacht
der Museen, das MVG-Museum in der
Ständlerstraße 20 ist von 19 bis 1 Uhr
morgens geöffnet
19. Oktober, Bochum: „MuseumsExpress“
Bochum Hbf – Bf Dahlhausen (S);
fünf Abfahrten in Bochum zwischen
11.02 und 17.02 Uhr sowie von Dahlhausen
zwischen 11.51 und 17.51 Uhr
19. Oktober, Sehnde-Wehmingen:
„Straßenbahn selber fahren“ beim Hannoverschen
Straßenbahn-Museum e. V.
Unter kundiger Anleitung geht es in historischen
Straßenbahnwagen über den
HSM-Rundkurs, Preis pro Runde 18 Euro
(Voranmeldung empfohlen) – siehe
www.tram-museum.de
26. Oktober, Sehnde-Wehmingen:
Herbststimmung im Straßenbahn-Museum,
geöffnet 11 bis 19 Uhr, ab 17 Uhr Laternenumzug,
siehe www.tram-museum.de
1./2. November, Dresden: Herbstöffnungstage
des Dresdner Straßenbahnmuseums
an der Trachenberger Straße
von 10 bis 17 Uhr, parallel Rundfahrten
mit historischen Wagen
1./2. November, Nürnberg: Öffnungstag
im Historischen Straßenbahndepot
St. Peter von 10 bis 17.30 Uhr (17 Uhr
letzter Einlass), während der Öffnungszeiten
fährt die historische Burgringlinie
15 entlang der Nürnberger Altstadt
2., 9., 16., 23. und 30. November,
Stuttgart: Besuchstage der Straßenbahnwelt
von 10 bis 17 Uhr. Neue Sonderausstellung
„Fahren an der Heimatfront
– Straßenbahn im Krieg“ (bis Mai
2015). Historischer Fahrbetrieb mit der
Straßenbahn-Oldtimerlinie 21 und der
Oldtimer-Buslinie 23E. Am 30. November
ist auf der Linie 21 der Nikolaus zu Gast.
Informationen unter www.shb-ev.info
9. und 23. November, München: das
MVG-Museum in der Ständlerstraße 20
ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet
6. Dezember, Dresden: stündlich Führungen
von 10 bis 17 Uhr durch das
Dresdner Straßenbahnmuseum an der
Trachenberger Straße (letzte Führung 16
Uhr) für 3,– Euro pro Person
6. und 20. Dezember, Halle (Saale):
Die Hallesche Straßenbahnfreunde e.V.
laden zu Adventsfahrten mit HTw ein
6./7. Dezember, Nürnberg: Öffnungstag
im Historischen Straßenbahndepot
St. Peter von 10 bis 17.30 Uhr (17 Uhr
letzter Einlass), während der Öffnungszeiten
fährt die historische Burgringlinie
15 entlang der Nürnberger Altstadt
Buchhandlung, 1090 Wien, Liechtensteinstr.
17 · Buchhandlung Morawa,
1140 Wien, Hackinger Str. 52 · Buchhandlung
J. Heyn, 9020 Klagenfurt,
Kramergasse 2-4
Belgien
Musée du Transport Urbain Bruxellois,
1090 Brüssel, Boulevard de Smet de
Naeyer 423/1
Tschechien
Rezek Pragomodel, 110 00 Praha 1
Klimentska 32
Dänemark
Peter Andersens Forlag, 2640 Hede -
husene, Brandvaenget 60
Spanien
Librimport, 8027 Barcelona, Ciudad
de Elche 5
Großbritannien
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4 Borderside
Niederlande
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Nummer 301 • 11/2014 • November • 45. Jahrgang
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STRASSENBAHN MAGAZIN 10| 2014
81
STRASSENBAHN MAGAZIN 8 | 2014
Vorschau
STRASSENBAHN MAGAZIN 12/2014
erscheint am 14. November
BERNHARD KUSSMAGK
Erinnerungen an
den Mauerfall
1989 mit Berlins
Linie M10 heute
Die Linie M10 schmiegt sich in ihrem halbkreisförmigen
Verlauf an die Berliner Innenstadt
an und hält die zahlreichen aus dem Zentrum
herausführenden Straßenbahnlinien wie
eine Klammer zusammen. Die Endstellen der
M10 befanden sich einst unmittelbar an der
Berliner Mauer. Der Beitrag erinnert zugleich
an den Fall des Eisernen Vorhangs in Berlin
und dessen Folgen für die Straßenbahn …
Weitere Themen der kommenden Ausgabe
WOLFGANG MEIER
Die Straßenbahn
in Reutlingen
Sie wurde vor 40 Jahren eingestellt – die Reutlinger
Straßenbahn. Der Beitrag erinnert an die letzten Betriebsmonate
der „Elektrischen“ am Fuße der
Schwäbischen Alb und deren interessanten Fahrzeugpark.
Dazu geben Augenzeugen ihre Eindrücke
von damals wieder.
Tatra-Ende in Rostock
Seit 30. Juli kommen in Rostock die Tramlink von
Vossloh im regulären Liniendienst zum Einsatz. Damit
endet in der Hansestadt nun in diesen Wochen der
Einsatz der letzten Tatras vom Typ T6A2M – ein Beitrag
über den „letzten Sommer“ dieser Sechsachser
in Nähe der deutschen Ostseeküste, aber auch über
deren Beiwagen. Denn der letzte 4NBWE verließ die
Hansestadt Rostock am 5. Oktober dieses Jahres …
Neubaustreckenabschnitt
in Essen geht in Betrieb
Am 19. Oktober eröffnet die Essener Verkehrs AG
(EVAG) im Westviertel und in Holsterhausen den
BOMBARDIER TRANSPORTATION
1,3 Kilometer langen Neubauabschnitt der Linie 109
am Krupp-Gürtel. Ab dem folgenden Tag kommen
voraussichtlich die neuen Niederflurwagen vom Typ
NF2 im regulären Liniendienst zum Einsatz. Der Beitrag
widmet sich sowohl der Neubaustrecke als auch
dem aktuellen Fahrzeugeinsatz in Essen.
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Von Ende September bis Anfang Oktober findet auf
dem „Wasen“ im 1905 nach Stuttgart eingemeindeten
Bad Cannstatt jährlich das Cannstatter Volksfest
statt. Erstmals wurde es am 28. September 1818
gefeiert – in den vergangenen knapp 200 Jahren verlängerten
die Organisatoren die Dauer dieser oft auch als „Cannstatter
Wasen“ bekannten Veranstaltung auf inzwischen 17 Tage.
In den 1960er-Jahren gab es in Stuttgart noch vier große
Brauereien, die sich mit einem eigenen Festzelt auf dem Wasen
am Volksfest beteiligten. Als Werbung für den Besuch ihres
Zeltes schickte „Schwaben-Bräu“ u.a. am Samstag, dem 4. Oktober
1969, den Tw 864 über das Stuttgarter Netz. Wo immer
der Zweiachser hielt, verteilte die Brauerei an den Haltestellen
Freibier! Eine Mitfahrt in dem Wagen war nicht gestattet
– er war mit Bierdosen und -fässern beladen.
Der markante Turm des Stuttgarter Hauptbahnhofes ist bis
heute erhalten und bleibt es auch, aber der Anbau rechts davon
fiel inzwischen dem Projekt „Stuttgart 21“ zum Opfer. Geschichte
ist außerdem natürlich die oberirdische Gleisführung. Längst
ist der Schienenpersonennahverkehr in diesem Bereich in einen
Tunnel verdrängt. Beim Tw 864 handelt es sich um einen so genannten
„Gartenschauwagen“. Die Stuttgarter Straßenbahnen
AG hatte anlässlich der Reichsgartenschau 1939 insgesamt 24
zweiachsige Stahltriebwagen beschafft. Alle 17 nach dem Krieg
noch verwendbaren Fahrzeuge ließen die SSB ab Mitte der 1950er-
Jahre modernisieren, aber schon Anfang der 1970er-Jahre verschrotten;
erhalten blieben nur der Tw 851 als betriebsfähiger
Museumswagen sowie der Tw 859. Er wird zur Zeit in Gera in
seinen Ursprungszustand zurückversetzt.
TEXT: ANDRÉ MARKS; FOTO: DIETER SCHLIPF
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